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 Bohrer

von Lothringen-Verdun, Liutgard

weiblich 915 - 960  (45 Jahre)


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Generation: 1

  1. 1.  von Lothringen-Verdun, Liutgard wurde geboren in 915; gestorben am 8 Apr 960.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Metz [57000],Moselle,Lothringen,Frankreich; Gräfin von Metz

    Notizen:

    Liutgard Gräfin von Metz
    915 † 8.4.960
    Tochter des Pfalzgrafen Wigerich von Lothringen und der Kunigunde, Enkelin von König Ludwig II. dem Stammler von Frankreich

    Thiele, Andreas: Tafel 109, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

    EBERHARD * um 912, † um 940 (im Exil)
    933/34 Titular-König von Italien: verjagt; 937 durch den Vater Herzog von Bayern gegen das Lehnsrecht und 938 von OTTO DEM GROSSEN verjagt.
    oo 935 LIUTGARD VON LOTHRINGEN-VERDUN
    Tochter Pfalzgraf Wigerichs (ihre 2. Ehe: oo Graf Adalbert I. im Metzgau, Lothringen II)

    Hlawitschka, Eduard: Seite 74,107,109,123-125,130, "Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert"

    X [13 Die Vita Johanns von Gorze (MG SS IV Seite 347) c. 36 nennt uns einen Schwager des Grafen Adalbert namens Lantbert, der sogar als Ratgeber des Bischofs Adalbero von Metz bezeichnet wird, mit dem Graf Adalbert selbst aber schlecht stand: Cognatus ipse (sc. Adalbert) iam dicti Lantberti - nam eius sororem habebat - idemque inter se quibusdam animositatibus dissidebant. Aus dieser Stelle geht freilich nicht hervor, ob Graf Adalbert eine Schwester Lantberts oder Lantbert eine Schwester Adalberts zur Gemahlin hatte. Doch werden wir noch weiter unten Seite 115) sehen, daß Graf Adalbert mit Liutgard, einer Tochter des Pfalzgrafen Wigerich und seiner Gemahlin Kunigunde, verheiratet gewesen ist, unter deren Brüdern sich kein Lantbert findet. Somit bleibt nur die von uns angezeigte Lösungsmöglichkeit, daß Lantbert eine Schwester des Grafen Adalbert zur Frau hatte.]
    Es muß sich hier um die väterliche Linie handeln, da der Vater von Brunos Mutter - Heilwig - ja Ludwig hieß, über dessen Vater wiederum freilich alle unsere Quellen schweigen, wie auch über dessen Gemahlin [115 Die vorgeschlagene Lösung krankt aber auch besonders daran, daß in einem solchen Falle Leos IX. Eltern Hugo und Heilwig in einer verbotenen Naheehe 6. Grades römischer Zählung (3:3 kanonischer Zählung) gelebt haben müßten. Unseren weiteren Forschungen schon vorausgreifend sei bemerkt, daß ja Hugo durch seinen Vater Hugo raucus und dessen Mutter Liutgard ein Uurenkel des Pfalzgrafen Wigerich und seiner Frau Kunigunde war und daß Heilwig ihrerseits, falls ihre Mutter (Ida) eine Tochter Herzog Friedrichs I. gewesen wäre, ebenfalls eine Urenklein Wigerichs und Kunigundes gewesen sein müßte, da doch Herzog Friedrich I. genugsam als Sohn Wigerichs und Kunigundes bezeugt ist. Deshalb ist auch dieser Vorschlag zurückzuweisen.] uns nicht das geringste überliefert ist.
    Über die Gemahlin des Hugo raucus, der in Erfüllung des väterlichen Willens die Abtei Altdorf gründete, wird nichts überliefert. Eberhards Gemahlin hingegen muß jene Frau Liutgardis gewesen sein, die am 8. April 960 der Trierer St. Maximins-Abtei ihr im Methingau gelegenes Eigengut Mamer, das ihr von ihren Eltern Wigerich und Kunigunde hereditario iure zugefallen war, für das Seelenheil ihrer genannten Eltern und ihrer Gemahle Albert und Eberhard sowie ihrer Söhne wie auch für die Tilgung der eigenen Sündenschulden überließ [122 C. Wampach, Urkunden- und Quellenbuch I Seite 218f. nr. 168. H. Beyer, Mittelrheinisches Urkundenbuch I Seite 266 nr. 206.]. In dem genannten Albert hat man schon wiederholt den 944 erschlagenen Grafen Adalbert von Metz erblickt [123 So zum Beispiel E. Krüger, Der Ursprung des Hauses Lothringen-Habsburg (1890) Seite13f.; G. Ch. Crollius, Westricher Abhandlungen (Zweibrücken 1771).]; und diese Meinung hat auch alle Wahrscheinlichkeit für sich. Daß der als zweiter Gemahl Liutgards genannte Eberhard in aller Bestimmtheit der Vater des Hugo raucus gewesen sein muß, obgleich L. Vanderkindere [124 L. Vanderkindere, La formation territoriale II Seite 351,360.] unter anderem ihn für den 938 aus der Geschichte verschwindenden Herzog Eberhard von Bayern erachten haben, läßt sich deutlich machen.
    Das System von Vanderkindere hat auf den ersten Blick einen Vorzug. Kann man mit ihm doch die in den Gesta episcoporum Virdunensium mitgeteilte bayerische Abkunft des Bischofs Wigfried von Verdun [174 MG SS IV Seite 46: Post cuius (sc. Berengarii) excessum extitit domnus Wicfredus episcopus de Bavariorum partibus, vir teutonicus.] gut erklären. Allerdings muß dabei die in der Liutgard-Urkunde gegebene Reihenfolge ihrer Gemahle umgestellt werden, will man den Eberhard jener Urkunde nicht mit dem Grafen des elsässischen Nordgaues, sondern mit dem 938 aus der Geschichte verschwindenden Herzog Eberhard von Bayern identifizieren [175 L. Vanderkindere argumentiert, daß Eberhard nicht der Graf des elsässischen Nordgaues gewesen sein könne, weil jener erst nach 967 verstorben sei, Liutgard in ihrer Urkunde von 960 aber bereits als verstorben betrauere. Daß zu einer solchen Argumentation der Urkundenpassus über die im Gedächtnis zu berücksichtigenden Personen überspitzt interpretiert werden muß und daß folglich die gesamte Argumentation hinfällig ist, hat schon H. Renn, Das erste Luxemburger Grafenhaus Seite 454ff., dargetan.]. Auch läßt sich das Auftauchen des Namens Wigfried in einer solchen Anordnung nur schwer erklären. Die vier hier übergangenen Brüder in der Generation vor Liuthard von Longwy müßten - will man sie als Geschwister oder als Gemahl und Schwäger der hier angenommenen und mit X bezeichneten Tochter Adalberts von Metz und Liutgards einsetzen - dann außerdem Stiefbrüder Wigfrieds von Verdun oder dessen Schwäger gewesen sein.
    Damit können Laroses Darlegungen keine weitere Bachtung verdienen [193 Larose widmet sich außer dem hier dargelegten Problemkern noch einer Reihe weiterer genealogischer Fragen, - so etwa der Herleitung Liutgards, der Gemahlin Adalberts von Metz und weiter Ehefrau Eberhards vom elsässischen Nordgau, über ihren ca. 916 verstorbenen Vater Pfalzgraf Wigerich von dem etwa 910 verstorbenen Chaumontois-Grafen Hugo I., wie auch die Identifizierung und genealogischen Einordnung Ludwigs, des mütterlichen Großvaters Papst Leos IX. Aber auch hierbei und bei der Rückführung der Chaumontois-Grafen auf die Nachkommen Pippins des Mittleren kann ihm nicht gefolgt werden, was hier freilich nicht zu begründen ist. Zur Bestimmung Ludwigs, des Großvaters Leos IX., vgl. oben Seite 105 Anm. 114.].

    1. oo Adalbert I. Graf von Metz † 944 erschlagen
    um 945
    2. oo Eberhard Graf von Egisheim † 18.2.967

    Kinder:
    1. Ehe
    - Matfried II.
    2. Ehe
    - Hugo III. raucus um 945 †

    Literatur:
    Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 58,70,74,107,109,111,115-121,123-125,130,136,138, 140,146,151,179 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 109 - Wegener, Wilhelm Dr. jur.: Genealogische Tafeln zur mitteleuropäischen Geschichte, Heinz Reise-Verlag Göttingen 1962-1969 Seite 73 -

    [!?] nach Wegener Gattin von Eberhard Herzog von Bayern [Liutpoldinger]

    Wegener Dr. Wilhelm: Seite 73, GENEALOGISCHE TAFELN ZUR MITTELEUROPÄISCHEN GESCHICHTE

    6. EBERHARD
    (*c 911/12 s. 5). F. u. eV.
    933/34 s. 2;
    935 22/7 der Vater überträgt ihm die Nachfolge in Bayern Reindel n 87
    938 Papst Leo VII. an Herzog Eberhard: Eberhardo duci Bawariorum Reindel n 92
    938 König OTTO I. zieht zweimal gegen die aufständischen LIUTPOLDINGER und schickt schließlich Herzog Eberhard in die Verbannung Reindel n 93, dort ist Eberhard bald gestorben.

    Gemahlin:
    Liutgard, Tochter Wigerichs und der Kunigunde von Verdun.

    Diese Verbindung ist wie folgt zu erschließen. Liutgard schenkte 960 St. Maximin in Trier Besitz als Seelgerät für ihre Eltern, ihre beiden Ehegatten Albert und Eberhard und ihre Kinder (H. Beyer, Mittelrhein. UB 1, 266 n 206). Albert ist der Graf Adalbert von Metz † 944 (L. Vanderkindere, La formation territoriale des principautes belges 1902, 2, 350).
    Eberhard kann nicht der erst 967 verstorbene Graf Eberhard IV. des elsässischen Nordgaus sein, weil er 960 schon tot war. Für die Beweisführung kommt ferner Bischof Wigfrid von Verdun (960-984) in Betracht. Dieser schließt 973 mit seinen Schwester-Söhnen (sobrini nepotes) Liuthard und Richwin von Longwy einen Tauschvertrag. Liuthard muss ein Abkömmling der Liutgard durch eine ihrer Töchter aus der Ehe mit Adalbert sein, während eine zweite Tochter aus dieser Ehe mit Eberhard vom Nordgau verheiratet gewesen sein muss. Denn einerseits erscheint Liuthard als Vetter (nepos) von Kaiser KONRAD II. (SS 23, 782), der selbst durch seine Mutter Adelheid von dem genannten Eberhard abstammte, andrerseits ging das Erbe der Grafen von Longwy an Adalbert, Enkel Eberhards, über. Beides ist nur durch die gemeinsame Abkunft der zwei Familien von Liutgard und Adalbert erklärlich. Bischof Wigfrid muss aber der Bruder der an Eberhard vom Nordgau und Liuthard von Longwy vermählten Töchter der Liutgarde gewesen sein. Doch kann er nur als ihr Halbbruder gelten, weil von Wigfrid berichtet wird, er sei ein Deutscher aus Bayern gewesen (S 4, 46). Er muss also aus der Ehe der Liutgard mit Eberhard gestammt haben, kann aber nur ein Bayer gewesen sein, wenn Eberhard selbst ein Bayer war. So kommt man auf den flüchtigen Bayern-Herzog Eberhard als (ersten) Gatten der Liutgard. Da der zweite Gatte schon 944 starb und aus der zweiten Ehe zwei Töchter bekannt sind, wird Eberhard c 940 gestorben sein. Seine Ehe mit Liutgard dürfte c 935 geschlossen worden sein.



    fmg MEDIEVAL LANDS - ALSACE. EBERHARD [IV]

    EBERHARD [IV] (-[18 Dec 972/973]). The Vita Sancti Deicoli names "primogenitus Heberardus, secundus Hugo, tercio Guntramnus" as the three sons of Hugo. Graf im Nordgau 959/67. "Otto…rex" granted property "Luterhaa" which he received from "filiis Hugonis Heberhardo et Hugone" to Kloster Alanesberg by charter dated 6 Apr 959. "Otto…imperator augustus" confirmed donations of property "de locis Ozenheim, Tetingen…in pago Moiinegouwe in comitatu Eberhardi comitis" by "nobis nepos et equivocus noster Otto dux Sweuorum" to "sancti Petri Ascaffaburg" by charter dated 29 Aug 975, although it is not known whether this refers to the same Graf Eberhard. m ---. The identity of Eberhard´s wife is not known with certainty. She has been identified as Liutgarde, widow of Adalbert Graf [von Metz], daughter of WIGERICH [III] Graf im Bidgau & his wife Cunegondis ---. The only basis for this hypothesis is the charter dated 8 Apr 960 under which "Liutgardis" donated property "in comitatu Nithegowe cui Godefridus comes preesse", which she inherited from "parentibus meis Wigerico et Cunegunda", to St Maximin at Trier "pro remedio…parentum meorum, seniorum quoque meorum Alberti et Everhardi vel filiorum meorum". Eberhard [IV] Graf im Nordgau appears to have been the only contemporary Count Eberhard who could be identified as Liutgarde´s second husband. The hypothesis is accepted by Poull and Europäische Stammtafeln. Rösch is more cautious, referring to Liutgarde's second husband as "Eberhard" without citing his origin. Wegener assumes that the wording of the 960 charter means that "Alberti et Everhardi" were Liutgard's successive husbands and that both were deceased at the date of the charter, although this is not necessarily the only interpretation of the text. He argues that Liutgarde's second husband could not therefore have been Eberhard [IV] Graf im Nordgau, who died in [972/73], and suggests that he was Eberhard Duke of Bavaria [Liutpoldinger]. However, as the last reference to Duke Eberhard is in 938, this would mean that he was Luitgarde's first husband, which appears unlikely if the order of the names of her two husbands in the charter was chronological. The Chronicle of Alberic de Trois-Fontaines provides some interesting corroboration for Liutgarde's marriage to Graf Eberhard [IV] by recording "comes Hugo de Daburg, pater sancti Leonis pape" as "consobrinus" of "imperator Conradus". If the origin of Liutgarde's two husbands were as shown here, Hugo [IX] Graf von Egisheim would have been second cousin once removed of Emperor Konrad, the emperor being the great-grandson of Liutgarde by her supposed first marriage, while Hugo would have been her grandson by her second marriage. Eberhard [IV] & his wife had one child:
    a) HUGO [VII] "Raucus" ([after 945]-before 986). The Notitiæ Altorfenses names "Eberhardus comes…filius eius Hugo, qui erat aliquantulum raucus", specifying that he founded the monastery of Altorff where his father was buried. Graf im Nordgau 951/973.

    Liutgard heiratete von Egisheim, Eberhard III. um 945. Eberhard (Sohn von Hugo I. und Hildegard) gestorben am 18 Feb 967. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 2. von Nordgau, Hugo raucus III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 945; gestorben in 974/986.

    Familie/Ehepartner: von Metz, Adalbert I.. Adalbert (Sohn von von Metz, Matfried I, und Lantsind) gestorben in 944. [Familienblatt] [Familientafel]



Generation: 2

  1. 2.  von Nordgau, Hugo raucus III. Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Liutgard1) wurde geboren um 945; gestorben in 974/986.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Nordgau,Elsass,Frankreich; Graf im elsässigen Nordgau

    Notizen:

    Hugo III. raucus Graf im elsässigen Nordgau
    um 945 + nach 974/vor 986
    Einziger Sohn des Grafen Eberhard III. von Egisheim und der Liutgard, Tochter von Pfalzgraf Wigerich

    Glocker Winfrid: Seite 312, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik."
    VI. 65. NNw oo Hugo raucus 951-973/c. 985 Graf im elsässischen Nordgau

    Die elsässischen Grafen von Dagsburg-Egisheim erscheinen wiederholt als "propinqui" Kaiser KONRADS II. So wird Bischof Brun von Toul, der als Papst Leo IX. (1049-1054) fünf Jahre lang die Kirche regierte, öfter als Verwandter KONRADS II. bezeugt; vgl. die bei Hlawitschka, Anfänge Seite 103, Anm. 103, zusammengestellten Belege. Wie derselbe, ebenda Seite 145f., wahrscheinlich gemacht hat, wurde die Verwandtschaft der Grafen von Dagsburg-Egisheim über die unbekannte Gemahlin des Großvaters Leos IX., die Gemahlin des elsässischen Nordgau-Grafen Hugo raucus, vermittelt. Vgl. zu den väterlichen Vorfahren Leos IX. Vollmer, Etichonen Seite 181.

    Hugo raucus ist 951- ca. 985 als Graf im elsässischen Nordgau bezeugt.

    Vollmer Franz: Seite 181, "Die Etichonen. Ein Beitrag zur Frage der Kontinuität früher Adelsfamilien. in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen und frühdeutschen Adels"

    Eberhards Sohn Hugo III "raucus" ist 951-973 als Graf des elsässischen Nordgaus nachweisbar [951 und 956 liegt Straßburg in Hugos Grafschaftsbezirk, 968 sind Hochfelden, Morschweiler, Schweighausen, Sermersheim und Selz in seinem comitatus.]. Hier vollendet er auch die von seinem Vater begonnene Stiftung des Familienklosters Altdorf. Vielleicht greift Hugos Tätigkeit auch nach Westen ins oberlothringische Gebiet über.
    Von Hugo raucus kennen wir mindestens drei Söhne, Eberhard, Gerhard und Hugo.

    oo NN.Tochter des Grafen Gerhard, Attavus Kaiser HEINRICHS III.

    Kinder:

    - Hugo IV. 970 † 1047
    - Eberhard IV. Graf im elsäßischen Nordgau
    - Matfrid
    - Gerhard

    Literatur:
    Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 186 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 312 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 104,107-109,111-118,120-124,126,128-130,136-138,146,148-151 - Legl Frank: Studien zur Geschichte der Grafen von Dagsburg-Egisheim. Veröffentlichungen der Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung Band 31 Kommissionsverlag: SDV Saarbrücker Druckerei und Verlag GmbH, Saarbrücken 1998 - Vollmer Franz: Die Etichonen. Ein Beitrag zur Frage der Kontinuität früher Adelsfamilien. in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen und frühdeutschen Adels Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1957, Seite 181 -

    Familie/Ehepartner: N.. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 3. von Nordgau, Eberhard IV.  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben nach 1016.
    2. 4. von Nordgau-Egisheim, Matfried  Graphische Anzeige der Nachkommen
    3. 5. von Nordgau-Egisheim, Gerhard  Graphische Anzeige der Nachkommen
    4. 6. von Dagsburg-Egisheim, Hugo IV.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 970; gestorben nach 1047.


Generation: 3

  1. 3.  von Nordgau, Eberhard IV. Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Hugo2, 1.Liutgard1) gestorben nach 1016.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 986/1016, Nordgau,Elsass,Frankreich; Graf im elsäßischen Nordgau

    Notizen:

    Eberhard IV. Graf im elsäßischen Nordgau bezeugt 986-1016
    + nach 1016
    Sohn des Grafen Hugo III. raucus und einer namentlich unbekannten Tochter von Graf Gerhard, Attavus Kaiser HEINRICHS III.

    Glocker Winfrid: Seite 332, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik."

    VII. 95. EBERHARD
    986-1016 als Graf im elsässischen Nordgau bezeugt
    oo Bertha

    Graf Eberhard ist als Sohn des Hugo raucus in einer Bestätigungsurkunde FRIEDRICH BARBAROSSAS von 1150 I 30 (DF I. 46) bezeugt; vgl. dazu Hlawitschka, Anfänge Seite 111f. Die Belege für Eberhards Stellung as Graf sind bei Vollmer, Etichonen Seite 181 Anm. 324, zusammengestellt.

    Vollmer Franz: Seite 181, "Die Etichonen. Ein Beitrag zur Frage der Kontinuität früher Adelsfamilien."

    Zuerst übernimmt Eberhard die Stellung des Nordgau-Grafen; wir finden ihn von 986-1016 in dieser Stellung. Aber auch im Süden verficht er Ansprüche seines Hauses. So stößt er als Usurpator des Klosters Lure/Lüders 1016 mit König HEINRICH II. zusammen, der ihm die Abtei wieder abnimmt, wie einst OTTO I. hier gegen die Ansprüche von Hugos Großvater Eberhard und dessen Bruder Hugo durchgegriffen hatte.
    Von Kindern Eberhards wissen wir nichts, vielmehr tritt nach ihm sein Bruder Hugo IV. in alle seine Rechte ein.

    Legl Frank: Seite 40-41, "Studien zur Geschichte der Grafen von Dagsburg-Egisheim."

    Eberhard IV.
    Graf Eberhard IV. ist uns urkundlich gut bezeugt und begegnet uns in Diplomen OTTOS III., so am 25. Oktober 986 für Peterlingen, wo Eberhard als Graf im elsässischen Nordgau erwähnt wird [210 DO III 27, Seite 426f.: ... Hittinheim dicta in comitatu Eberhardi comitis iacet (Zitat, ebda., Seite 427).], ferner in einem Deperditum, das, vor den 12. Juni 991 zu datieren ist [211 Siehe BÖHMER-UHLIRZ, Nr. 1035.], am 4. Januar 992 [212 DO III 79a, Seite 485-488: ... qui dicitur Selsa iuxta fluumen quod vocatur Matra in comitatu Eberhardi comitis situm (Zitat Seite 486); vgl. auch DO III 79b; siehe BÖHMER-UHLIRZ, Nr. 1046.], am 11. März 992 [213 DO III 86, Seite 495f.:... quoddam predium Samaresheim dictum, in pago Alsaciae vo[c]ato ac comitaiu Eberhardi comitis situm; siehe BÖHMER-UHLIRZ, Nr. 1052.], am 26. Dezember 994 [214 DO III 159a und b, Seite 570ff.: ... in pago Alsazie ac comitatu Eberhardi comitis incenta (Zitat Seite 572); siehe BÖHMER-UHLIRZ, Nr. 1129.], am 11. Juni 1000 [215 DO III 371, Seite 798f.: ... in comitatu Eberhardi comitis, et in pago Helisaze (Zitat Seite 799); siehe BÖHMER-UHLIRZ, Nr. 1378. - Ein weiterer angeblicher Beleg für Eberhard in einem Diplom OTTOS III. vom 13. Januar 994 fällt wegeg, da DO III 230, in dem ein fidelis noster Everhardus nomine genannt wird, eine Fälschung ist; siehe dazu BÖHMER-UHLIRZ Nr. 1470.], ebenfalls in mehreren Urkunden HEINRICHS II., in einem Diplom vom l. Juli 1004 [216 DH II 79, Seite 99f.: ... in pago Alsatia in comitatu Eberhardi in ipsa villa monssterii quod dicitur Antilaha; siehe BÖHMER-GRAFF, Nr. 1574.] und in zwei Diplomen vom Jahr 1016, zum einen in einem für das Kloster Schuttern ohne Tages- und Monatsangabe [217 DH II 348a, Seite 443-447: ... sex mansos in villa que dicitur Blabodesheim in comitatu Eberhardi in pago Alsatia cum omnibus suis pertinentiis (Zitat Seite 445f.): siehe BÖHMER-GRAFF, Nr, 1881. DH II 348b ist eine Fälschung (siehe BÖHMER-GRAFF, Nr. 1882).] und zum anderen schließlich noch in einem Diplom vom 17. Oktober 1016 als Intervettient für das Marienstift in Prüm [218 DH II 358, Seite 461f.: Cuius peticioni ceterorumque nostrorum fidelium sibi comprecantium, hoc est ... comitumque ... Eberhahardi (Zitat Seite 462); siehe BÖHMER-GRAFF, Nr. 1895. - In DH II 353, Seite 451f., in dem auch ein Graf Eberhard genannt wird, ist auch Graf Eberhard IV. gemeint, wie man aus dem Wortlaut der Urkunde schließen kann (vgl. BÖHMER-GRAFF, Nr. 1888). Siehe oben, Seite 185.].
    Wir erfahren aus einem Deperditum OTTOS III., das zwischen 999 und Ende 1000 anzusiedeln ist [219 Siehe BÖHMER-UHLIRZ, Nr. 1322. Das angeblich am 20. Mai 999 in Mainz ausgestellte Diplom OTTOS III., in dem dieser dem Grafen Eberhard die Errichtung von Markt und Münze in Altdorf gestattet (DO III 325, Seite 753f.), ist eine Fälschung aus dem Zeitraum vom Ende des 12. bis zum Anfang des 13. Jahrhunderts (siehe dazu die Vorbemerkung zu DO III 325 und BÖHMER-UHLIRZ, Nr. 1459). Daß FRIEDRICH I. bei seiner Bestätigung der Verleihung dieser Rechte an Altdorf, welche durch OTTO III. an den Grafen Eberhard gegeben worden waren (siehe dazu die folgende Anm.), jedoch das echte Diplom OTTOS III. vorgelegen hat, hat P. F KEHR, Die Urkunden Otto IIII., Innsbruck 1890, Seite 300-304, erwiesen.], dessen Wortlaut wir aber aus der Urkunde von FRIEDRICH I. für Altdorf kennen, die dieser am 30. Januar 1153 in Colmar für das Kloster Altdorf ausgestellt hat, daß OTTO III. dem Grafen Ebererhard Markt, Münze, Schenke und Zoll in Altdorf geschenkt hatte [220 DF I 46, Seite 76f.; Siehe BÖHMER-UHLIRZ, Nr. 1322. König FRIEDRICH I. bestätigt dem Abt von Altdorf die Verleihung von Markt, Münze, Schenke und Zoll, die OTTO III. dem Grafeen Eberhard geschenkt hat. Am Rande sei vermerkt, daß ein Nachkomme Eberhards, nämlich Graf Hugo VIII. von Dagsburg, in seiner Funktion als Vogt des Klosters Altdorf Zeuge in dieser Urkunde FRIEDRICHS I. ist. Bestätigung der Urkunde FRIEDRICHS I. durch FRIEDRICH II. vom 5. Oktober 1219, abgedruckt bei A. HESSEL, Elsässische Urkunden des 13. Jahrhunderts, in: ZGO 66 (NF 27), 1912, Nr. 2, Seite 340f.].
    Als Gemahlin Eberhards IV. ist uns eine Frau unbekannter Herkunft namens Berta bekannt, die als Witwe ein einst von Guntram der Altdorfer Kirche gestiftetes Gut bei Dorlisheim dieser Abtei wieder entzogen und der Straßburger Marienkirche übertraragen hat [221 Notitiae Altorfenses, MGH SS XV,2, Seite 994: Rursum ipsam partem ecclesie huic abstulit Bertha comitissa, uxor Eberhardi, et donavit ad altare sancte Marie Straßburg cum appendiciis decimarum, quas Guntramus memoratus huic cenobio attribuit, quia presuli Vernhero renuente ei negante istud templum ab ipso Deo consecrari, quod homines hic anathematizati sepulti requiescerent; RegBfeStr. I, Nr. 245, Seite 268.].


    oo Bertha

    Kinder:

    - Matfrid + vor 18.11.1049
    - Gerhard + vor 18.11.1049 oo Cuniza
    - Adalbero Kanoniker in Toul + nach 1049

    Literatur:
    Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 332 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 111,113-116,120,122,128,130,137,138,146 - Legl Frank: Studien zur Geschichte der Grafen von Dagsburg-Egisheim. Veröffentlichungen der Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung Band 31 Kommissionsverlag: SDV Saarbrücker Druckerei und Verlag GmbH, Saarbrücken 1998 - Vollmer Franz: Die Etichonen. Ein Beitrag zur Frage der Kontinuität früher Adelsfamilien. in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen und frühdeutschen Adels Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1957, Seite 137-184 -

    Familie/Ehepartner: Bertha. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 7. von Nordgau, Matfrid  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben vor 18 Nov 1049.
    2. 8. von Nordgau, Gerhard  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben vor 18 Nov 1049.
    3. 9. von Nordgau, Adalbero  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben nach 1049.

  2. 4.  von Nordgau-Egisheim, Matfried Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Hugo2, 1.Liutgard1)

  3. 5.  von Nordgau-Egisheim, Gerhard Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Hugo2, 1.Liutgard1)

  4. 6.  von Dagsburg-Egisheim, Hugo IV. Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Hugo2, 1.Liutgard1) wurde geboren um 970; gestorben nach 1047.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Nordgau,Elsass,Frankreich; Graf im elsässischen Nordgau

    Notizen:

    Hugo IV. Graf im elsässischen Nordgau
    ca. 970 + nach 1047 [ 1049 (Trillmich]

    Sohn des Grafen Hugo III. raucus und einer Tochter von Graf Gerhard, Attavus Kaiser HEINRICHS III., Vater von Papst Leo IX.

    Glocker Winfrid: Seite 332,"Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik."

    VII. 98. Hugo, * c 970, + n (1047) Graf im elsässischen Nordgau c 995
    oo Heilwig, Erbin von Dagsburg-Egisheim (angeblich Tochter des Grafen Ludwig von Dagsburg-Egisheim)

    Hugo, der Vater Papst Leos IX., ist in einer Urkunde dieses Papstes für das Cyakriuskloster Altdorf (JL. 4206, gedruckt bei Schoepflin, Alsatia diplomatica Band 1, Nr. 208) als Sohn des Hugo raucus bezeugt. Aus dieser Urkunde wie aus "Wiberts" V Vita Leonis I c. 1, S. 128, kennen wir auch Heilwig, die Gemahlin Hugos. Die Belege für die Stellung Hugos als Graf sind bei Vollmer, Etichonen Seite 181, zusammengestellt; vergleiche ebenda Seite 181 Anm. 326 zur letzten Bezeugung Hugos c 1047. Im übrigen vgl. zu den Familienzusammenhängen Papst Leos IX. Hlawitschka, Anfänge Seite 121 ff.

    Vollmer Franz: Seite 181,"Die Etichonen. Ein Beitrag zur Frage der Kontinuität früher Adelsfamilien. in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen und frühdeutschen Adels"

    Von diesem comes Hugo, der Heilwig/Heilwida, die angebliche Grafen-Tochter und Erbin von Dagsburg, heiratet, stammen die Grafen von Dagsburg-Egisheim, möglicherweise auch Hildegard, die Stammutter der Grafen von Mousson, Bar, Mömpelgard und Lützelburg, ab. Der berühmteste Sohn des Paares, das auch als Klosterstifter in der elsässischen Kirchengeschichte weiterlebt, ist aber zweifellos Bruno, der 1049 Papst Leo IX. wird.
    Als Schwester Brunos/Leos IX. hat man die Hildegardis comitissa erschlossen, die nach Ober-Lothringen-Hoch-Burgund einheiratet und dort die Stammutter der Grafen von Montbeliard-Pfirt-Lützelburg-Bar wird.
    Hugo und Heilwig haben aber auch zwei Söhne Hugo und Gerhard, die beide bedeutende Nachkommenschaft einleiten.
    Namengebende Stammburg für beide Familienzweige ist nun die oberelsässische Burg Egisheim, wo jeder Familienzweig eigene Türme und damit Besitzanteile behält. Nähe zur Reformbewegung und Opposition gegen die salischen Herrscher kennzeichnen im 11. Jahrhundert diese im Elsaß übermächtige Grafensippe.

    Erkens Franz-Reiner: Seite 77,"Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers."

    Zunächst zog Herzog Ernst II. nämlich gegen den elsäßischen Grafen Hugo von Egisheim, einen nahen Verwandten von König KONRADS Mutter, dessen Sohn Brun, der spätere Reform-Papst Leo IX. (1049-1054), erst im Frühjahr von dem salischen Herrscher zum Bischof von Toul erhoben worden war. Nachdem der Elsaß verwüstet und einige EGISHEIMER Burgen gebrochen, also ein treuer Parteigänger des Stiefvaters zumindest zeitzweise ausgeschaltet war, wandte sich Ernst seinen eigentlichen Ziel zu und fiel in das Königreich Burgund ein.

    Legl Frank: Seite 41-43,"Studien zur Geschichte der Grafen von Dagsburg-Egisheim."
    Hugo IV. und Heilwig von Dagsburg


    Derjenige Sohn des Hugo raucus, der die Hauptlinie des Geschlechts weiterführte, ist Hugo IV., den wir aus der Vita S. Leonis als Vater des späteren Papstes Leo IX. kennen [222 Leonis IX vita, lib. 1, cap. 1, Seite 128.]. Er führte den Hauptstrang des Geschlechts in agnatischer Linie fort. Daß Hugo raucus der Vater Hugos IV. war, wird uns ebenfalls durch die Vita Leos IX. bestätigt, denn wir erfahren daraus, daß Leos Groß- und Ur-Groß-Eltern die Abteien Hesse und Altdorf gestiftet haben [223 Ebda., lib. 1, cap. 1, Seite 129. ], Da uns die Stifter von Altdorf bekannt sind, es handelt sich um Eberhard III. und seinen Sohn Hugo raucus, zudem Leos Großvater mütterlicherseits Ludwig von Dagsburg war [224 Siehe unten, Seite 43-46.], muß folglich Hugo IV. ein Sohn des Hugo raucus gewesen sein [225 Vgl. HLAWITSCHKA, Anfänge, Seite 104ff.; zur Stiftung von Altdorf siehe oben, Seite 24f. mit Anm. 119 und unten im II. Teil das Kap. 'Die Stiftung des Klosters Altdorf'. ].
    Auch die Ehe Hugos IV. ist durch die Touler Vita Leos IX. dokumentiert. Er war mit einer gewissen Hedwig verheiratet [226 Leonis IX vita, lib. 1, cap. 1, Seite 128f.], die die Tochter eines Grafen Ludwig war, der in späteren Quellen nach Dagsburg genannt wird [227 Chronicon Mediani-monasterii authore Joanne de Bayon, ed. CALMET, Histoire de Lorraine, 3. Band, 2. Aufl., lib. II, ex cap. 43, Seite 215. Zitat siehe unten Seite 44 mit Anm. 237. Die Chronik des Jean de Bayon ist unter dem Titel 'Historia Mediani in Vosago monasterii' ebenfalls abgedruckt bei H. BELHOMME, Historia Mediani in monte Vosago monasterii ordinis Sancti Benedicti ex congregatione Sanctorum Vitoni et Hidulfi, Argentorati (Straßburg) 1724, Seite 228-300. Zitiert wird im folgenden nach der Ausgabe von Calmet.], und über den im folgenden Kapitel genauer gehandelt werden soll. Die Ehe Hugos IV. mit der Erbin von Dagsburg war eines der wichtigsten Ereignisse in der Geschichte der EGISHEIMER Grafen-Famamilie, da im Laufe der nächsten Jahrhunderte gerade in der Hauptlinie der Familie der Name Dagsburg durchgesetzt hat. Während die Egisheinter Linie, die ab den letzten Dekaden des 11. Jahrhunderts einen Nebenzweig des Geschlechtes bildete, schon in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts ihr Ende fand, bestand die Dagsburger Linie bis ins erste Viertel des 13. Jahrhunderts. Auch nach dem Erlöschen der Familie mit Gertrud, der Tochter Alberts II., im Jahre 1225, blieb der Name in der Benennung der Grafschaft Dagsburg weiter erhalten.

    Wenn wir einer Nachricht des im 14. Jahrhundert schreibenden Jean de Bayon Glauben schenken dürfen, ist Hugo IV. - ebenso wie seine Gemahlin - im Jahre 1038 beim Tod seines Sohnes Gerhard noch am Leben gewesen, denn Jean de Bayon berichtet, daß der in einer Fehde mit Reginbald von Rappoltstein gefallene Gerhard von seinen Eltern betrauert wurde [228 Siehe dazu das Zitat in der folgenden Anm..]. Wir haben keine Kenntnis davon, welcher Quelle Jean de Bayon diese Mitteilung entnommen hat, es dürfte sich aber bei seiner Vorlage um eine Quelle chronikalischer Art gehandelt haben. Die Aussage über die Trauer der Eltern müßte wohl schon in der Vorlage enthalten gewesen sein. Allerdings fällt bei näherer Betrachtung der gesamten Passage acrem luctum tam parentibus & fratri, quam cunctae provinciae & ipsi Augusto reliquit [229 Chronicon Medlani-monasterii authore Joanne de Bayon, lib. II, cap. 48, col. 220: Hinc Gerardus Comes Ekenisheim castri, frater scilicet jam dicti EEpiscopi Brunonis, dum contra Reginbaldum de Castello, quod ab ejus nomine Reginbaldi Petra dicitur, qui Alemanniam tunc & saepius populabatur, cum paucis profectus, orto gravi conflictu insigniter bellans occisus est: acrem luctum tam parentibuus & fratri, quam cunctae provincia & ipsi Augusto reliquit; auch auszugsweise abgedruckt in: K. ALBRECHT, Rappoltsteinisches Urkundenbuch, 759-1500. Quellen zur Geschichte der ehemaligen Herrschaft Rappoltstein im Elsaß, 1. Band 759-1363, Colmar i. Elsaß 1891, Nr. 6, Seite 4.] auf, daß sie nach einem rhetorischen Aufbau konstruiert ist. Von der ganz natürlichen Trauer der Eltern um ihren toten Sohn führt der Weg über die Trauer der Brüder hin zu der schon erstaunlicher anmutenden Trauer einer gesamten Provinz - bei der es sich in dem vorliegenden Fall um das Elsaß handeln dürfte - ja der gesamte Vorgang erfährt durch die Trauer des Kaisers um Gerhard noch eine zusätzliche Steigerung. Der Tote wird dadurch in seiner politischhen Bedeutung enorm herausgehoben. Ob sich daraus ein für uns verwertbarer Terminus post quem für den Tod Hugos IV. ergibt, scheint nach dieser Betrachtung doch zumindest fragwürdig. Es muß also hinter der Angabe des Jean de Bayon doch ein großes Fragezeichen stehenbleiben [230 Jedoch wird dadurch das von dem im 14. Jahrhundert schreibenden Chronisten behauptete Faktum, daß der Tod Gerhards sich tatsächlich 1038 während der Fehde mit dem RAPPOLTSTEINER ereignete, nicht in Zweifel gezogen. Es sollte mit der 'Trauersequenz' lediglich die Bedeutung Gerhards verdeutlicht werden. Zu Gerhard III. siehe unten, Seite 48f.]. Im Jahre 1049 sind Hugo IV. und seine Gemahlin jedenfalls sicher schon verstorben, wie uns die Bulle ihres Sohnnes Leo IX. für ihre eigene Stiftung Heiligkreuz bei Woffenheim beweist [231 Bulle Leos IX. vom 18. November 1049, abgedruckt bei SCHÖPFLIN, Alsatia diplomatica, l. Band, Nr. 207, Seite 163f.: Ecclesiam patris mei Hugonis & matris mea Heilwigdis, amborumque fratrurn meorum Gerardi & Hugonis videlicet jam defunctorum, meique memor adhuc viventis, & apostolica sede licet indignissime tamen sedentis, ab eisdem meis parentibus fundatam & suo studio dedicatam, mihique jure hereditario deleggatam, praeditus legalis successionis jure nostrae apostolicae sedi substituo (Zitat, ebda, Seite 163.], in der das Ehepaar auch begraben ist [232 L. VIELLARD, Documents et memoire pour servir a 1'histoire du territoire de Betfort, Besancon 1884, Nr. 97, Seite 147-150: Quisquis ergo hanc eeclesiam [= Heiligkreuz], ubi domnus noster praedictus [= Hugo IV.] seipsum et uxorem suam sepelivit (Zitat, ebda., Seite 148); zur Identifizierung des domnus noster siehe auch HLAWITSCHKA, Grundlagen, Seite 59 mit Anm. 87.].

    Vor dem Hintergrund des Todeszeitpunkts von Hugo IV. ist auch die Frage zu behandeln, ob es sich bei dem Grafen Hugo, der im Jahre 1027 Kaiser KONRAD II. gegen dessen aufständischen Stief-Sohn, Herzog Ernst von Schwaben, uutcrstütz.t hatte [2333 Siehe dazu unten Seite 200 ff.], um Hugo IV. oder schon um dessen gleichnamigen Sohn Hugo V. gehandelt hat. Falls Hugo IV. zu diesem Zeitpunkt noch gelebt hat, wird er jedenfalls schon relativ alt gewesen sein, vielleicht um die 60 Jahre, eher noch älter, da seine Söhne damals alle schon politisch handlungsfähig gewesen sind, wie sich unschwer an dem im Jahre 1002 geborenen Bruno ablesen läßt. Bruno war für den geistlichen Stand bestimmt [234 Siehe dazu unten Seite 46ff. und Seite 2 203.], also ein dritt-, viert- oder fünftgeborener oder möglicherweise noch weiter hinten rangierender Sohn. Er führte schließlich im Jahre 1026, als vierundzwanzigjähriger Touler Domkanoniker, das Aufgebot seines Bistums beim Italienzug KONRADS II. an [235 Siehe dazu unten Seite 263.].
    Gerhard III. und Hugo V. waren sicher älter als Bruno, vielleicht an die Dreißig und somit politisch natürlich voll handlungsfähig. Berücksichtigt man zudem noch die Zweifel an der Nachricht des Jean de Bayon, Hugo IV. sei 1038 noch am Leben gewesen, so kann man davon ausgehen, daß der im Jahre 1027 von Herzog Ernst von Schwaben bedrängte DAGSBURGER Graf namens Hugo der Sohn Hugos IV. gewesen ist.


    995 oo Heilwig von Dagsburg-Egisheim, Tochter des Grafen Ludwig

    Kinder:

    - Bruno Bischof von Toul = Leo IX. 21.6.1002 † 19.4.1054
    - Hugo V. Graf von Dagsburg † vor 18.11.1049
    - Gerhard III. Graf von Egisheim † 1038
    - Tochter
    oo Adalbert Graf von Calw
    - Hildegard
    Stammutter der Grafen von Montbeliard-Pfirt-Lützelburg-Bar


    Literatur:

    Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band II Seite 423 - Erkens Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1998 Seite 77 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 332 - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987 Seite 145-147,164 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 103,105,107,111-116,118,120,122-124,126,128,130, 135-137,146,148-150 - Legl Frank: Studien zur Geschichte der Grafen von Dagsburg-Egisheim. Veröffentlichungen der Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung Band 31 Kommissionsverlag: SDV Saarbrücker Druckerei und Verlag GmbH, Saarbrücken 1998 - Vollmer Franz: Die Etichonen. Ein Beitrag zur Frage der Kontinuität früher Adelsfamilien. in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen und frühdeutschen Adels Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1957, Seite 181 -

    Gestorben:
    1049 (Trillmich)

    Hugo heiratete von Dagsburg-Egisheim, Heilwig um 995. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 10. von Egisheim, Adelheid  Graphische Anzeige der Nachkommen
    2. 11. von Egisheim, Hildegard  Graphische Anzeige der Nachkommen
    3. 12. von Dagsburg, Hugo V.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1000; gestorben vor 18 Nov 1049.
    4. 13. von Egisheim, Gerhard III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren vor 1000; gestorben in 1038.
    5. 14. von Egisheim-Dagsburg, Bruno  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 21 Jun 1002 in Eguisheim [68420],Haut-Rhin,Elsass,Frankreich; gestorben am 19 Apr 1054 in Rom [00100],Latium,Italien.


Generation: 4

  1. 7.  von Nordgau, Matfrid Graphische Anzeige der Nachkommen (3.Eberhard3, 2.Hugo2, 1.Liutgard1) gestorben vor 18 Nov 1049.

  2. 8.  von Nordgau, Gerhard Graphische Anzeige der Nachkommen (3.Eberhard3, 2.Hugo2, 1.Liutgard1) gestorben vor 18 Nov 1049.

    Familie/Ehepartner: Cuniza. [Familienblatt] [Familientafel]


  3. 9.  von Nordgau, Adalbero Graphische Anzeige der Nachkommen (3.Eberhard3, 2.Hugo2, 1.Liutgard1) gestorben nach 1049.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Toul [54200],Meurthe-et-Moselle,Lothringen,Frankreich; Kanoniker in Toul


  4. 10.  von Egisheim, Adelheid Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Hugo3, 2.Hugo2, 1.Liutgard1)

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Eguisheim [68420],Haut-Rhin,Elsass,Frankreich; Erbgräfin von Egisheim
    • Titel/Amt/Status: Ufgau,Baden-Württemberg,Deutschland; Gräfin im Ufgau

    Notizen:

    Adelheid von Egisheim
    Gräfin im Ufgau
    um 1000/05 † um 1040

    Tochter des Grafen Hugo IV. von Egishheim († nach 1048) und der Heilwig von Dagsburg-Egisheim, Tochter von Graf Ludwig Schwester von Papst Leo IX.(† 19.4.1054), Graf Hugo V. von Dagsburg († vor 18.11.1049), Graf Gerhard III. von Egisheim († vor 18.11.1049), Gräfin Hildegard von Montbeliard-Pfirt
    Enkelin von Graf Hugo III. raucus im elsässischen Nordgau († nach 974/vor 986) und der N.N.,
    entfernte Verwandte vom Römischen Kaiser HEINRICH III. († 5.10.1056)

    Glocker Winfrid: Seite 347, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VIII. 154. N.N.w.
    oo N.N.m. (ADALBERT?), Vater Adalberts von Calw

    Die Mutter Graf Adalberts von Calw ist beim Annalista Saxo a. 1048, SS VI 687f., bezeugt, zu N.N.m. vgl. Kurze, Adalbert Seite 243.

    Schwennecke Detlev: Tafel 30, "Europäische Stammtafeln. Neue Folge Band XII"

    ADALBERT I.
    † 1046/49

    GRAF im UFGAU
    1012 zu GERAU und BESSUNGEN
    1015 VOGT von LORSCH

    oo ADELHEID Tochter von Hugo VI. Graf von Egisheim

    Bühler Heinz: Seite 722,890, "Adel, Klöster und Burgherren im alten Herzogtum Schwaben"

    Das Bild wäre unvollständig, würden wir nicht auch den Zweig des alemannischen Herzogs-Hauses weiterverfolgen, dem die ERLAFRIEDE angehörten. Dieser Zweig müßte von einem Bruder oder einer Schwester des Herzogs Nebi (720-724) ausgehen. Zwar läßt sich keine Filiationsreihe von den bekannten Gliedern des 8. und 9. Jahrhunderts zu den Rechtsnachfolgern erstellen. Doch werden Erlafried der Jüngere, der Gründer der Aureliuszelle in Hirsau 830, und sein Sohn Bischof Noting als "parentes" des Grafen Adalbert II. von Calw bezeichnet, der 1059 mit der Wiederherstellung des verfallenen und entfremdeten Aurelius-Klosters begann.
    "Parentes" meint die Vorfahren allgemein, und zwar hier wohl in cognatischem Sinn. Adalbert II., Sohn Adalberts I. (1037) und einer Schwester Papst Leos IX. namens Adelheid, hatte seinen Siztz in Sindelfingen. Dem Kloster restituierte er nicht nur den meisten Besitz der früheren Aureliuszelle, sondern mehrte ihn durch Güter an Weil der Stadt (15 Huben), Bladen, Ottenbronn,, Döffingen, Feuerbach, Botnang und anderen Orten. Er war auch in Merklingen begüttert.
    Zu den Nachkommen der Herzogs-Sippe, speziell des Zweiges der ERLAFRIEDE, gehören gewiß auch die Nagold-Grafen, die in den älteren Generationen den Namen Anshelm bevorzugten und sich seit 1078/81 nach ihrem Sitz Tübingen benannten. Als Grafen sind sie die Rechtsnachfolger der GEROLDE und mindestens seit 966, wenn nicht schon 911, nachweisbar. Karl Schmid hat anhand von Verbrüderungseinträgen nachgewiesen, daß sie einerseits mit den ERLAFRIEDEN, andererseits mit den Grafen von Calw verbunden sind (Adalbert-Anshelm-Sippe).
    Die Familie Gottfrieds von Spitzenberg war unter anderem in Reimlingen im Ries begütert, in dessen Nachbarschaft auch die GUNDELFINGER Besitz hatten. Daher dürfte Gottfried von Spitzenberg den jüngeren Gottfried von Gundelfingen gekannt haben. Wahrscheinlich war er sogar mit den GUNDELFINGERN verwandt. Sein Name Gottfried weist darauf hin. Er war ins Haus SPITZENBERG durch die Mutter des Bischofs Gottfried, Adelheid, gebracht worden, die mit Rudolf von Spitzenberg-Sigmaringen (ca. 1133-1147) vermählt war. Sie stammte vermutlich aus dem Hause CALW (vielleicht als Tochter Graf Adalberts III. von Calw, † 1094?), in welchem der Name Adelheid zurückgeht auf Adelheid von Egisheim, die Gemahlin Graf Adalberts I. von Calw (1037-1046). Auch die verschiedenen Trägerinnen des Namens Adelheid im Hause GUNDELFINGEN verdankten ihren Namen letztlich jener Adelheid von Egisheim. So spricht einiges dafür, daß die Häuser GUNDELFINGEN und SPITZENBERG über das Haus CALW verwandt waren.


    oo Adalbert I. Graf im Ufgau † 1046/49

    Kinder:
    - Adalbert II. Graf von Calw um 1025/30 † 22.9.1099


    Literatur:
    Annalista Saxo Seite 66 - Bühler Heinz: Adel, Klöster und Burgherren im alten Herzogtum Schwaben Anton H. Konrad Verlag 1997 Seite 722,890,894/695 - Schwennicke, Detlef: Europäische Stammtafeln. Stammtafeln zur Geschichte der Europäischen Staaten. Neue Folge Band XII, Schwaben Tafel 30 -

    Familie/Ehepartner: von Calw, Adalbert I.. Adalbert gestorben in 1046/1049. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 15. von Calw, Adalbert II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1025/1030; gestorben am 22 Sep 1099 in Hirsau [75365],Calw,Baden-Württemberg,Deutschland.

  5. 11.  von Egisheim, Hildegard Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Hugo3, 2.Hugo2, 1.Liutgard1)

    Notizen:

    Hildegard von Egisheim
    Tochter des Grafen Hugo IV. von Egisheim und der Heilwig von Dagsburg-Egisheim, Tochter von Grafen Ludwig

    Hildegard war die Stammutter der Grafen von Montbeliard-Pfirt-Lützelburg-Bar.

    Glocker Winfrid: Seite 347, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik."
    VIII. (?) 153. HILDEGARD
    (Stamm-Mutter der Grafen von Montbeliard-Pfirt-Lützelburg-Bar)
    oo NNm.

    Hildegard ist nicht ausdrücklich als eine Tochter Graf Hugos und dessen Gemahlin Heilwig bezeugt, doch läßt sich diese Filiation durch verschiedene Argumente wahrscheinlich machen; vgl. dazu Vollmer, Etichonen Seite 182 Anm. 328.

    Literatur:
    Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 347 - Legl Frank: Studien zur Geschichte der Grafen von Dagsburg-Egisheim. Veröffentlichungen der Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung Band 31 Kommissionsverlag: SDV Saarbrücker Druckerei und Verlag GmbH, Saarbrücken 1998 Seite 51-55 -

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 16. von Sundgau-Pfirt, Ludwig  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1005; gestorben in 1067/1076.

  6. 12.  von Dagsburg, Hugo V. Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Hugo3, 2.Hugo2, 1.Liutgard1) wurde geboren um 1000; gestorben vor 18 Nov 1049.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Graf von Dagsburg
    • Titel/Amt/Status: um 1010; Graf von Egisheim

    Notizen:

    Hugo V. Graf von Dagsburg
    um 1000 + vor 18.11.1049 (1048 Trillmich)
    Sohn des Grafen Hugo IV. im elsäßischen Nordgau und der Heilwigis von Dagsburg-Egisheim, Tochter von Graf Ludwig; Bruder des Papstes Leo IX.

    Glocker Winfrid: Seite 347, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik."
    VIII. 151. Hugo + vor 1049 XI 18 oo NN

    Dieser beiden Brüder Leos IX. ist in der Urkunde dieses Papstes von 1049 XI 18 (JL. 4201; gedruckt bei Schöpflin, Alsatia diplomatica Band 1, Nr. 207) gedacht; des weiteren sind sie auch in der Vita Leonis IX I c. 10, Seite 140, udn II c. 2, Seite 151, bezeugt.

    Als Parteigänger KONRADS II. wurden seine Besitzungen durch den aufständischen Ernst II. von Schwaben verwüstet.

    Weller Tobias: Seite 13, "Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert."

    Die Gemahlin Friedrichs von Büren entstammte allem Anschein nach der elsässischen Grafen-Familie DAGSBURG-EGISHEIM und war eine Tochter aus der Ehe des 1038 gewaltsam zu Tode gekommenen Gerhard III. mit Bertha, einer Nichte König Rudolfs III. vovon Burgund († 1032) [13 Siehe auch LEGL, DagsburgEgisheim 48f., 58f. - Demgegenüber hat man für Hildegard früher zuweilen eine Herkunft aus dem Grafen-Haus MOUSSON-MÖMPELGRAD angenommen (vgl. zum Beispiel DECKER-HAUFF, Haus, No. 14, 344; ENGELS, Staufer 9; auch noch OPLL, Friedrich Barbarossa 19). Hansmartin SCHWARZMAIER (LMA-Artikel wie Anm. 7) gibt hinsichtlich der Herkunft beide Identifikationsvarianten an, ohne eine Entscheidung zu treffen. Gegen die These von der MÖMPELGARDER Herkunft Hildegards vgl. HLAWITSCHKA, Grundlagen 82-88.]. Denach war Hildegard eine Nichte Graf Hugos V. von Dagsburg († vor 1049) und Bischof Brunos von Toul († 1054), der 1049 unter dem Pontifikatsnamen Leo IX. die cathedra Petri bestieg.

    Legl Frank: Seite 49-50, "Studien zur Geschichte der Grafen von Dagsburg-Egisheim."

    Hugo V .
    Auch Gerhards Bruder Hugo V. ist - wie oben schon erwähnt - im Jahre 1049 bereits nicht mehr am Leben [264 Siehe oben Anm. 256.]. Weitere Nachrichten über diesen Sohn von Hugo IV. enthält die Bulle seines Bruders Leo IX. für das Familienkloster Hesse, dem Gerberga, die Nichte Leos IX., als Äbtissin vorstand [265 Druck in: CALMET, Histoire de Lorraine, 2. Band, 2. Auflage, preuves, col. 287ff.: ... per eam Serbergae Abbatissa nepti nostra (Zitat, ebda., col. 287). Das Privilegs Leos IX. für Hesse wird von PARISSE, La noblesse Lorraine, Seite 129, als verfälscht angesehen, was jedoch für die genealogischen Überlegungen nicht ins Gewicht fällt. Siehe unten im Kap. 'Besitzungen' die Art. 'Inglange/lnglingen' und 'Sarrebourg/Saaarburg'.]. So werden unter den Wohltätern der Abtei auch Graf Hugo, seine Frau Mathilde und deren Sohn Heinrich genannt, die Besitzungen an die Abtei tradierten [266 Ebda., preuves, col. 289: Ecclesia Igolingen, cum conductu & villa ex toto, datata per manus Mathildis dilecta uxoris fratris nostri Hugonis pradicti, & filii ejus Henrici.]. Möglicherweise war die Äbtissiu Gerberga ebenfalls ein Kind aus dieser Ehe [267 Siehe dazu unten, Seite 57.]. Über die Familie, welcher Hugos Gemahliin Mathilde entstammte, lassen sich keinerlei Aussagen treffen [268 PARISSE, Noblesse et chevalerie, Seite 89, vermutet als Herkunft der Mathilde „de Eename'", was aber völlig unbelegt geblieben ist.]. Hugo V. wurde in Hesse bestattet, wie in der Bulle Leos IX. für diese Abtei zu lesen ist [269 Druck in: CALMET, Histoire de Lorraine, 2. Band, 2. Auflage, preuves, col. 288: Tegit enim martyr ... fratrem nostrum Hlugonem.].

    oo Mathilde
    Kinder:
    Heinrich Graf im Elsaß + 1063
    Albrecht I. Graf von Dagsburg + 1098

    Literatur:
    Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band III Seite 157,159,177 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 347 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 104,106-108,111,113,116, 122,128,138,146,150 - Legl Frank: Studien zur Geschichte der Grafen von Dagsburg-Egisheim. Veröffentlichungen der Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung Band 31 Kommissionsverlag: SDV Saarbrücker Druckerei und Verlag GmbH, Saarbrücken 1998 - Weller Tobias: Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert. Rheinisches Archiv. Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2004 Seite 13

    Gestorben:
    1048 Trillmich

    Familie/Ehepartner: Mathilde. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 17. von Dagsburg, Heinrich  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben am 28 Jun 1063.
    2. 18. von Dagsburg, Albrecht I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in um 1050/1060; gestorben in um 1098.

  7. 13.  von Egisheim, Gerhard III. Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Hugo3, 2.Hugo2, 1.Liutgard1) wurde geboren vor 1000; gestorben in 1038.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Eguisheim [68420],Haut-Rhin,Elsass,Frankreich; Graf von Egisheim

    Notizen:

    Gerhard III. Graf von Egisheim
    vor 1000 + 1038
    Sohn des Grafen Hugo IV. von Egisheim und der Heilwigis von Dagsburg, Tochter von ; Bruder des Papstes Leo IX.

    Glocker Winfrid: Seite 347, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik."
    VIII. 150. GERHARD + vor 1049 XI 18
    oo BERTHA, Mutter Gerolds von Genf

    Dieser beiden Brüder Leos IX. ist in der Urkunde dieses Papstes von 1049 XI 18 (JL. 4201; gedruckt bei Schöpflin, Alsatia diplomatica Band 1, Nr. 207) gedacht; des weiteren sind sie auch in der VitaLeonis IX I c. 10, Seite 140, udn II c. 2, Seite 151, bezeugt. Zu Gerhards Gemahlin Bertha vgl. oben VII, 47.

    Leos IX. Bruder Gerhard soll nach der allerdings nicht immer zuverlässigen späten Chronik von Moyenmoutier des Johann von Bayon c. 48 (Calmet, Hist. de Lorraine 1. Aufl. II Pr. S. LXVIII) bereits in den 30-er Jahren des 11. Jh. den Tod gefunden haben.

    Weller Tobias: Seite 13, "Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert."

    Die Gemahlin Friedrichs von Büren entstammte allem Anschein nach der elsässischen Grafen-Familie DAGSBURG-EGISHEIM und war eine Tochter aus der Ehe des 1038 gewaltsam zu Tode gekommenen Gerhard III. mit Bertha, einer Nichte König Rudolfs III. vovon Burgund († 1032) [13 Siehe auch LEGL, DagsburgEgisheim 48f., 58f. - Demgegenüber hat man für Hildegard früher zuweilen eine Herkunft aus dem Grafen-Haus MOUSSON-MÖMPELGRAD angenommen (vgl. zum Beispiel DECKER-HAUFF, Haus, No. 14, 344; ENGELS, Staufer 9; auch noch OPLL, Friedrich Barbarossa 19). Hansmartin SCHWARZMAIER (LMA-Artikel wie Anm. 7) gibt hinsichtlich der Herkunft beide Identifikationsvarianten an, ohne eine Entscheidung zu treffen. Gegen die These von der MÖMPELGARDER Herkunft Hildegards vgl. HLAWITSCHKA, Grundlagen 82-88.]. Denach war Hildegard eine Nichte Graf Hugos V. von Dagsburg († vor 1049) und Bischof Brunos von Toul († 1054), der 1049 unter dem Pontifikatsnamen Leo IX. die cathedra Petri bestieg.

    Legl Frank: Seite 48-49, "Studien zur Geschichte der Grafen von Dagsburg-Egisheim."

    Gerhard III.

    Vom Leben Gerhards III. ist uns kaum etwas überliefert. Wir wissen lediglich, daß er ein Bruder Leos IX. war, und daß er schon im Jahre 1038 verstarb, wenn man dem im frühen 14. Jahrhundert schreibenden Jean de Bayon glauben darf [257 Eine kritische Edition der Chronik des Jean de Bayon war von der Kommission zur Herausgabe lothringischer Geschichtsquellen schon zu Anfang des 20. Jhdts. projektiert, gelangte jedoch nie zur Ausführung (siehe dazu RegBfeStr. I, Nr. 340, Seite 291).], welelcher aber für seine Chronik höchstwahrscheinlich auf Material aus dem 11. Jahrhundert zurückgegriffen hat [258 So Th. BILER und B. METZ, Anfänge der Adelsburg im Elsaß in ottonischer, salischer und frühstaufischer Zeit, in: H. W. BÖHME [Hrsg.]: Burgen der Salierzeit, 2. Teil: In den südlichen Landschaften des Reiches, Sigmaringen, 2. Aufl. 1991, Seite 281, Anm. 5.]. Gerhard wurde laut den Angaben von Jean de Rayon im Verlauf einer Fehde mit Reginbald von Rappoltstein von diesem erschlagen [259 Chronicon Mediani-monasterii authore Joanne de Bayon, lib. Il, cap. 48, Seite 220; siehe das Zitat oben in Anm. 229.].
    Wir können jedoch ein weiteres, wichtiges Faktum zu Gerhard III. nennen. Er war, wie wir aus der Touler Vita Leos IX. wissen, mit einer Nichte König Rudolfs III. von Hoch-Burgund verheiratet [260 Leonis IX vita, lib. 1, cap. 10, Seite 140: ... nepte Rodulfi regis Iurensis, coniuge sui germani, nomine Gerardi, strenuissimi atque elegantissimi militis.]. Unter Heranziehung eines genealogischen Zusatzes zu den Annalen Flodoards, in dem berichtet wird, daß Mathilde, eine Tochter König Konrads von Burgund - also eine Schwester Rudolfs III. - eine Tochter namens Berta hatte, diese wiederum die Mutter des Grafen Gerold von Genf war [261 Les Annalen de Flodoard, ed. Ph. LAUER, Paris 1905, Seite 159: ... de Mathilde [Gemahlin König KoKonrads] processit Rodulfus rex et Mathildis, soror ejus, ... de Mathilde filia Mathildae, Berta.... de Berta Geraldus Genevensis.], konnte Eduard Hlawitschka beweisen, daß diese Berta die in der Vita Leos IX. angesprochene Gemahlin Gerhards III. gewesen sein muß [262 HLAWITSCHKA, Grundlagen, Seite 41f.].
    Von dem Ehepaar Gerhard und Berta kann man zwei Kinder sicher nachweisen, zum einen den Grafen Gerold von Genf und zum anderen Hildegard, welche den STAUFER Friedrich von Büren geheiratet hat. Es muß jedoch noch ein weiterer Sohn Gerhards III. existiert haben, über den allerdings Quellennachweise fehlen, der aber auf Grund einiger Indizien erschlossen werden kann [263 Zu den Nachkommen Gerhards III. und Bertas siehe unten, Seite 58ff.].

    oo Bertha (von Genf, Tochter des Grafen Robert)
    Kinder:
    Gerold Graf von Genf +1061/80
    Hildegard

    Literatur:
    Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 347 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 79,104,107,111,116,122,128,138,146,152 - Legl Frank: Studien zur Geschichte der Grafen von Dagsburg-Egisheim. Veröffentlichungen der Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung Band 31 Kommissionsverlag: SDV Saarbrücker Druckerei und Verlag GmbH, Saarbrücken 1998 Seite 48-49 - Weller Tobias: Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert. Rheinisches Archiv. Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2004 Seite13 - Wolf Armin: Ein Kampf um Genf: Das Geblütrsrecht König Rudolfs von Rheinfelden, Herzog von Schwaben, in: Festschrift für Clausdieter Schott zum 65. Geburtstag, Bern 2001, Seite 64-74 -

    Gestorben:
    vor 18.11.1049 (1042) 1038 (Trillmich)

    Familie/Ehepartner: von Genf, Bertha. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 19. von Genf, Gerold  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben in 1061/1080.

  8. 14.  von Egisheim-Dagsburg, Brunovon Egisheim-Dagsburg, Bruno Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Hugo3, 2.Hugo2, 1.Liutgard1) wurde geboren am 21 Jun 1002 in Eguisheim [68420],Haut-Rhin,Elsass,Frankreich; gestorben am 19 Apr 1054 in Rom [00100],Latium,Italien.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 1026-1051, Toul [54200],Meurthe-et-Moselle,Lothringen,Frankreich; Bischof von Toul
    • Titel/Amt/Status: 1049/1054, Rom [00100],Latium,Italien; Papst

    Notizen:

    Leo IX. Papst (12.II.1049-19.IV.1054)
    Bischof von Toul (1026-1051)
    21.VI.1002 Egisheim - 19.IV.1054 Rom

    Sohn des Grafen Hugo IV. von Egisheim und der Heilwig von Dagsburg-Egisheim, Tochter von Graf Ludwig
    eigentlich Bruno, Graf von Egisheim-Dagsburg

    Leo IX. war mit Kaiser HEINRICH III. verwandt. Sein Großvater väterlicherseits, Hugo III., Graf von Nordgau-Egisheim, und die Großmutter des Kaisers, Adelheid, Frau Heinrichs von Franken, waren Geschwister.

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 1880

    Leo IX., Papst seit 12. Februar 1049 + 19. April 1054 Rom, eigentlich Bruno

    Der 1002 als Sohn des elsässischen Grafen Hugo von Dagsburg-Egisheim, eines Vetters der Mutter Kaiser KONRADS II., geborene Bruno wurde in Toul zum Kleriker erzogen. KONRAD übernahm ihn in seine Hofkapelle und verlieh ihm 1026 auf dem Italienzug das Bistum Toul (Weihe 1027). Als Bischof sorgte Bruno besonders für die Klöster St-Evre, St-Mansuy und Moyenmoutier, in denen er die cluniazensische Reformrichtung des Abtes Wilhelm von Volpiano durch dessen Schüler Widrich ausbreiten ließ. Politisch unterstützte er die salischen Kaiser, indem er an der Südwestgrenze auch militärisch gegen Graf Odo von Champagne einschritt (1037) und im Streit um Burgund (1033) sowie erneut beim lothringische Aufstand Herzog Gottfrieds III. des Bärtigen (1048) Zusammenkünfte des Kaisers mit König Heinrich I. von Frankreich vermittelte, um einem französischen Eingreifen vorzubeugen.
    Im Dezember 1048 bestimmte ihn Kaiser HEINRICH III. in Worms für den Stuhl Petri. Bruno machte die Annahme von einer kanonischen Wahl durch Klerus und Volk Roms abhängig, die im Februar 1049 erfolgte, und legte sich, wohl nach Leo I., den Namen Leo IX. zu, behielt aber das Bistum Toul bis 1051 bei. Die Isolierung seiner deutschen Vorgänger Clemens II. und Damasus II. in Rom suchte er daher zu überwinden, dass er bedeutende Helfer aus seiner lothringischen Heimat wie Friedrich (Stephan IX.), Humbert (von Silva Candida) und Hugo Candidus mitbrachte sowie Hildebrand (Gregor VII.) nach Rom zurückführte. Sie bildeten den Kern des neu formierten Kardinalkollegs, das durch Leo IX. zu einem Gremium mit gesamtkirchlicher Verantwortung wurde. Leos IX. vornehmlichen Reformziele waren die Überwindung von Simonie und Klerikerehe, ein gewissenhafteres Verständnis von kanonischer Wahl und (mittelbar) einer wirksamere Autorität des Apostolischen Stuhls. Er erneuerte und intensivierte das päpstliche Urkundenwesen; richtungsweisend wurden seine Klosterprivilegien, die Schutz und Apellationsrechte gewährten, ohne die Befugnisse von Eigentümern und Vögten als solche zu schmälern. Überhaupt ist eine prinzipielle Wendung gegen die traditionellen Laienrechte in der Kirche bei Leo IX. nicht zu beobachten, wie zumal das enge Zusammenwirken mit HEINRICH III. zeigt, dessen Gegner Gottfried den Bärtigen er bereitwillig bannte. Neuartig war sein Regierungsstil: Leo IX. übernahm nicht nur in Rom, in Unter- und Oberitalien, sondern auf drei ausgedehnten Reisen (1049,1050/51,1052) auch in Frankreich und Deutschland persönlich die Leitung von Reformsynoden und machte dort durch Strafmmaßnahmen seine universale Amtsgewalt in ungekannter Weise fühlbar. Beim dritten Besuch begleitete er Kaiser HEINRICH III. auf seinem Kriegszug nach Südosten und vermittelte einen Frieden mit Ungarn. Folgenreich wirkte sich das wachsende römische Selbstbewußtsein gegenüber Byzanz aus, mit dem Leo IX. eigentlich eine Bündnis gegen das Vordringen der Normannen in S-Italien suchte, doch erwuchs aus dem Konflikt des Patriarchen Michael Kerullarios mit Kardinal Humbert, den Leo IX. an den Bosporus entsandt hatte, drei Monate nach Leos IX. Tod das Schisma, das die Entfremdung zwischen Ost und West endgültig verfestigte. Schon zuvor waren die Normannen Leo IX. zum Verhängnis geworden, als er ohne die Hilfe des Kaisers gegen sie zu Felde zog und am 18. Juni 1053 die Niederlage von Civitate erlitt. Nach 8-monatiger Gefangenschaft in Benevent kam er nach Rom zurück, starb aber kurz darauf. Leo IX., der sogleich als Heiliger verehrt und von einem Touler Kleriker (nicht Humbert) durch eine noch zu seinen Lebzeiten begonnene Vita gewürdigt wurde, war der historisch bedeutendste der deutschen Päpste und hat weniger in seinen Zielen als in der Art ihrer Durchsetzung den Aufstieg des hochmittelalterlichen Papsttums eingeleitet.

    Quellen:
    Jaffe I, 529-549; II, 709f., 749 - LP II, 275f.; III, 133 - Watterich I, 127-170 [dazu: H.-G. Krause, Über den Verf. der Vita L.nis IX papae, DA 32, 1976, 49-85] - U.-R. Blumenthal, Ein neuer Text für das Reimser Konzil L.s (1049?), DA 32, 1976, 23-48

    Literatur:
    JDG H III., 1-2, 1874-1881 - NDB XIV, 238f. - TRE XX, 742-744 - E. Hlawitschka, Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen, 1969, 102-153 [zur Herkunft] - J. Laudage, Priesterbild und Reformpapsttum im 11. Jh., 1984, bes. 156ff. [dazu AK 68, 1986, 479ff.] - G. Tellenbach, die w. Kirche vom 10. bis zum frühen 12. Jh. (Die Kirche in ihrer Gesch. II, Lfg. F 1, 1988), 124ff., 154ff. - J. Dahlhaus, Aufkommen und Bedeutung der Rota in den Urkunden des Papstes L., AHP 27, 1989, 7-84.

    Glocker Winfrid: Seite 347 "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VIII, 152. BRUNO * 1002 VI 21, + 1054 IV 19

    1026 Bischof von Toul
    1048 XII (Reichstag zu Worms), 1049 II 2 (Akklimation) Papst mit dem Namen Leo IX.

    Papst Leo IX. ist wiederholt als ein Verwandter Kaiser KONRADS II. bezeichnet; die Belege hierfür sind zusammen mit den übrigen Quellen-Nachweisen bei Hlawitschka, Anfänge S. 102-116, zusammengestellt.

    Althoff Gerd: Seite 290, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    P1 Lü: 19.4. Leo papa + 1054 Leo IX.
    Leo, mit dem Taufnamen Brun, stammte aus dem Geschlecht der Grafen von Egisheim und war mit den SALIERN verwandt. Nach seiner Erhebung (1026) zum Bischof von Toul bewahrte er sich als enger Vertrauter und Unterhändler KONRADS II. und HEINRICHS III.
    Leo ist daher wohl dem Kreis der Reichsbischöfe aus der frühen SALIER-Zeit zuzurechnen, die als Vertraute der SALIER ins Lüneburger Necrolog aufgenommen wurden und die verbesserten Beziehungen der BILLUNGER zum Königtum - vor allem in der Regierunsgzeit KONRADS II. - nachweisen; vgl. dazu ausführlich Seite 123f.
    Allgemein zu Leo IX. siehe LThK 6, Sp. 949f.; Biogr. Wörterbuch 2, Sp. 1616f. sowie FW P 7 mit weiteren Hinweisen.
    Leo IX.begann den Kampf gegen Priesterehe und schuf das Kardinalskollegium als Regierungsbehörde der Kirche. Unter ihm kam es 1054 zur endgültigen Trennung der griechisch-orthodoxen von der römisch-katholischen Kirche. Am 18.6.1053 wurde das päpstliche Heer bei Civitate vernichtet undLeo IX. von den siegreichen Normannen gefangengenommen.

    Kühner Hans: Seite 135, "Lexikon der Päpste"

    Die Wahl des Bischofs von Toul, das ihm Kaiser KONRAD II. gegeben hatte, erfolgte auf einer Synode der deutschen Bischöfe in Worms; jedoch auf Weisung HEINRICHS III., mit dem Leo IX. verwandt war; sein Großvater väterlicherseits, Hugo III., Graf von Nordgau-Egisheim, und die Großmutter des Kaisers, Adelheid, Frau Heinrichs von Franken - der seinerseits ein Bruder Gregors V. war - waren Geschwister. Den Gewählten empfahlen drei entscheidende Tatsachen: er war leidenschaftlicher Vorkämpfer der Reform, ein zuverlässiger Verwandter und ein reichstreuer Hierarch, eine der farbigsten Persönlichkeiten des Papsttums. Er nahm die Wahl erst an, als er sicher war, dass auch die letzte Einzelheit kanonischer Rechtmäßigkeit gewahrt und die Einstimmigkeit bewiesen war. Er betrat Rom betend und barfuß, gefolgt von Hildebrand, der sich ihm nach dem Tode Gregors VI. angeschlossen hatte und der von nun an ersten Berater von fünf Päpsten wurde, bis er selbst den Thron bestieg.
    Als der Papst auf seiner ersten Synode die Absetzung aller simonistisch gewählten und geweihten Geistlichen, sowie aller im Konkubinat lebenden Priester forderte, zeigte sich, dass in Rom kein Gottesdienst mehr hätte stattfinden können, wären alle Maßnahmen durchgeführt worden. Doch im gleichen Maße bestand das Problem der rechtmäßig verheirateten Priester. Nachdem Benedikt VIII. bereits Priesterkinder, also die wehrlosesten Opfer der Zwangslage der Zölibatsgesetze, zu Gesetzlosen und "Sklaven der Kirche" erklärt hatte, erweitere Leo IX., persönlich eine gütige, liebenswürdige Gestalt, diesen Barbarismus dahingehend, dass er auch Ehefrauen von Priestern ebenso wie Konkubinen zu Sklavinnen der Kirche erklärte, was der Kirche Roms billige Arbeitskräfte sicherte. Der Kirchenlehrer Petrus Damiani, mit Hildebrand wichtigster Berater des Papstes, überreichte Leo IX. sein Liber Gomorrhianus, sein Gomorrhabuch, über die allgemeinen Zustände in den Lebensbereichen der Priester.
    Kein Papst ist soviel gereist, um auf Synoden in Italien, Deutschland und Frankreich der Reform von Cluny Geltung zu verschaffen, zu predigen, den Primat wieder zu festigen, das Papsttum als Idee zu verlebendigen und der Kirche ihre Universalität wiederzugeben. Seine Mitarbeiter suchte er sich im Strahlungsbereich von Cluny, darunter den späteren Papst Stephan IX. Das Kardinalskollegium bildete er zum eigentlichen Senat der Kirche um.
    Vom Kaiser zum Reichsvikar von Benevent ernannt, zog der Papst in den Krieg gegen die Normannen, die ihn und seine zusammengewürfelten Haufen in der Schlacht von Civita-al-Mare am Monte Gargano schlugen und ihn gefangen nahmen. Der Sieg der Normannen gilt als Beginn ihrer Staatsgründung. Sie anerkannten den Papst sogar als ihren Lehensherrn. Geschichtlich ist dieser mißlungene Feldzug insofern von verhängnisvollster Bedeutung geworden, als der Papst ihn zum "heiligen Krieg" erklärte und damit das Unheil der Kreuzzugsjahrhunderte einleitete. Seine Krieger wurden zu Märtyrern und Heiligen stilisiert. Ein Beispiel war gegeben, das schon bald zum konsequenten Mißbrauch des Begriffes "heilig" im Zusammenhang mit dem Krieg berechtigen sollte. Petrus Damiani hat den Papst dafür auf das schärfste getadelt und sich dagegen gewandt, dass "zum Schimpf der Kirche durch Kriegsgewalt entschieden werden" soll. 40 Jahre nach dem Tode des Papstes waren die Kreuzzüge geboren, um mit wechselnden Namen und Zielen die folgenden 850 Jahre zu überdauern.
    Zur rechtlichen Definition des Patrimonium Petri und des Primates berief der Papst sich ausgiebig auf die preudoisidorischen Fälschungen und die Behauptungen der Donatio Constantini.
    In der Zeit des Pontifikates fiel die endgültige, auch formelle Trennung von der Kirche von Byzanz. Alle in fünfdreiviertel Jahrhundert wechselnd stark sich manifestierenden Gegensätze endeten im völligen Bruch. Die beiden letzten Gegner und Protagonisten der Tragödie symbolisierten zwei Welten: Kardinal Humbert von Silva-Candida, Mönch von Cluny, Geschichtsphilosoph, Rechtstheoretiker der Reform und größter Wortführer eines von aller Simonie gereinigten Primates, doch auch der rücksichtsloseste und diplomatischste Verhandlungspartner, war der Wortführer Roms; Patriarch Michael Kerularios, der bedeutendste Patriarch von Konstantinopel nach Photios, vertrat den Ost-Primat mit gleicher Schroffheit wie Kardinal Humbert den Westprimat. Als offizielles Datum der Trennung gilt der Tag, an welchem der Kardinal die Bannbulle des Papstes gegen den Patriarchen auf dem Altar der Hagia Sophia niederlegte. An diesem Tag war der Papst bereits gestorben. Erst die Begegnung Pauls VI. mit dem Patriarchen Athenagoras I. und die formelle Aufhebung des Bannfluches am Ende des 2. vatikanischen Konzils ist zum Beginn einer neuen Begegnung von Ost und West geworden.

    Schreiber Hermann: Seite 101, "Geschichte der Päpste"

    Bruno Graf von Egisheim war zweisprachig aufgewachsen, da seine Mutter, eine Gräfin Dabo, als Lothringerin Französisch sprach. Von seiner ersten Verwendung in Toul in das Gefolge des Kaisers gerufen, hatte Brun als junger Kleriker Feldzüge mitgemacht und an der Seite seines Herrn gefochten, ehe der Tod des Bischofs von Toul den erst 24-jährigen an die Spitze dieser Diözese brachte. Mehr als zwei Jahrzehnte wirkte Bruno dort im Sinn der Reform, aber auch des Kaisers, der ihm, dem tüchtigen jungen Verwandten, gern größere Aufgaben anvertraut hätte, und der Augenblick kam, als in der schnellen Aufeinanderfolge römischer und deutscher Päpste alle Versuche, in Rom Ordnung zu schaffen, gescheitert waren.
    Bruno, Bischof von Toul, wählte sehr bewußt den Papstnamen Leo. Er hatte, als er Rom noch als Bischof zum ersten Mal betrat, nicht nur eine auffallend starke Leibgarde bei sich gehabt, sondern es auch vermieden, sich bei dem gerade amtierenden Papst vorzustellen - für einen Bischof immerhin ungewöhnlich.

    Mittermaier Karl: Seite 97-116, "Die deutschen Päpste"

    Die Eltern gaben Bruno als 5-jähriges Kind in die Schule des Bischofs Bertold, der ihn, ganz seiner mönchsfreundlichen Überzeugung folgend, zu einem großen Freund des klösterlichen Lebens erzog. Bertold war es stets ein Anliegen, den klösterlichen Status, das Leben der Brüder, ihr Ansehen und ihre Arbeit zu fördern. In diesem Sinne bezog der junge Brunoüberzeugt Partei für die Anliegen seines Erziehers.
    Bruno war 24 Jahre, als er das Bistum Toul von KONRAD II. erhielt. Er befehligte die bischöflichen Truppen auf dem italienischen Feldzug, dabei bewies er eigene Fähigkeiten für die Kriegsführung, von der er auch als Papst nie ganz ablassen konnte.
    Obwohl Kaiser HEINRICH III. seine deutschen Truppen zurückbeorderte, wagte Leo IX. 1053 die offene Herausforderung im Kampf mit den Normannen. Mit Hilfe der süditalienischen Griechen und seinem Aufgebot eröffnete er den Feldzug, mit dem er, gleich den späteren Kreuzzugsunternehmen, der römischen Kirche und ihrer Christenheit große Gebiete zurückerobern wollte. Er marschierte mit den Truppen über Monte Cassino, S. Germano und Benevent nach Civitate. Hier im Schloß verschanzte sich der Papst, während die Normannen vorpreschten. Dann trieben die aufgebrachten Stadtbürger Leound seine Kardinäle aus der Stadt. Hier, westlich des Monte Gargano, erlitt der Papst am 18. Juni 1053 eine vernichtende Niederlage gegen die Normannen und gelangte selbst in feindliche beneventanische Gefangenschaft. Stimmen des Verrats wurden laut, aber ausschlaggebend war gewesen, dass die Ritter, die Leo in Deutschland anwerben konnte, schlecht gerüstet und wenig kriegstüchtig waren, dass Leo mit den Seinen schon rein zahlenmäßig und mangels Erfahrung einem viel stärkeren Gegner gegenüberstand.
    Was sich in den nächsten Monaten abspielte, ist historisch nicht einwandfrei gesichert, auch weiß man wenig, von der Behandlung des Papstes, wenn auch vermutet wird, sie sei nicht unwürdig gewesen. Acht Monate wurde er festgehalten, dann kehrte er im März todkrank nach Rom zurück, wo er wenige Wochen danach, seelisch völlig gebrochen, am 19. April 1054 starb.

    Literatur:
    Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 362,364,366,368 - Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 123,290 P 1 - Goez Elke: Beatrix von Canossa und Tuszien. Eine Untersuchung zur Geschichte des 11. Jahrhunderts, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995 Seite 18,19,22,23,24,40,42,67,88,90,123,125-127,131,140,146-151,165,171,199,202 - Goez, Werner: Lebensbilder aus dem Mittelalter. Die Zeit der Ottonen Salier und Staufer. Primus Verlag Darmstadt 1998, Seite 150-167 - Golinello, Paolo: Mathilde und der Gang nach Canossa, Artemis und Winkler Düsseldorf 1998 Seite 96-98,103,113,118,120,123,161,169,204,210 - Hermann von Reichenau: Chronicon. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 690,692,700,702-706 - Hlawitschka Eduard: Stirps Regia. Forschungen zum Königtum und Führungsschichten im frühen Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze. Festgabe zu seinem 60. Geburtstag. Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris Seite 398,528 - SCHWABEN UND ITALIEN IM HOCHMITTELALTER. Vorträge und Forschungen Band LII Jan Thorbecke Verlag Stuttgart 2001 Seite 55,75,121,130,258 -

    Wikipedia - Leo IX

    Leo IX., ursprünglich Bruno von Egisheim-Dagsburg (* 21. Juni 1002; † 19. April 1054 in Rom), war ein Papst deutscher Abstammung, der vom 12. Februar 1049 bis zum 19. April 1054 amtierte.

    Familie
    Leo IX. kam nach der Überlieferung in der mittleren der Drei Exen im Elsass, der Wahlenburg, zur Welt. Er war ein Sohn des oberelsässischen Grafen Hugo VI., Graf im Nordgau und von Egisheim, sowie dessen Frau Heilwig, die von der älteren Dagsburg in Lothringen stammte. Bruno war ein Vetter 2. Grades des salischen Kaisers Heinrich III.; sein Großvater väterlicherseits, Graf Hugo IV., war ein Bruder der Adelheid von Metz, Frau Heinrichs von Speyer und Großmutter des Kaisers.
    Priester und Bischof
    Unter der Obhut des Bischofs Berthold von Toul genoss Bruno eine Ausbildung zum Priester und wurde danach in die Kanzlei des Kaisers Konrad II. berufen. 1026, im Alter von nur 24 Jahren, wurde er zum Bischof von Toul geweiht.
    Pontifikat
    Nach dem Tode des Papstes Damasus II. war Bruno 1049 – laut seiner Vita gegen seinen Willen – der Wunschkandidat Kaiser Heinrichs III. für die Nachfolge im Pontifikat. Einer römischen Delegation gegenüber, die zur Regelung der Nachfolgefrage nach Norden gekommen war, benannte der Kaiser bei einem Hoftag in Worms Bruno als seinen Kandidaten. Angeblich nur unter der Bedingung, kanonisch, also durch das Volk und den Klerus von Rom, gewählt zu werden, erklärte sich Bruno zur Kandidatur bereit. Als ihn das römische Volk dann tatsächlich durch Akklamation bestätigte, wurde er als Leo IX. zum Papst erhoben.
    Leo trat als eifriger Reformer in Erscheinung, der entschlossen Laieninvestitur und Simonie bekämpfte und wohl auch gegen das Problem der als Nikolaitismus bekannten Priesterehe eintrat. Er reorganisierte die kirchlichen Verwaltungsstrukturen, und es gelang ihm, den Einfluss der italienischen Kleriker zu mindern, die unter dem Einfluss des zum überwiegenden Teil reformfeindlich eingestellten stadtrömischen Adels gestanden hatten. Er begann, das bisher auf rein liturgische Funktionen konzentrierte Kardinalskollegium zu einem bedeutsamen Stützpfeiler päpstlicher Politik umzuformen. Auch die bereits unter seinen Vorgängern rege Synodaltätigkeit intensivierte er weiter.
    Durch Reisen über Italien hinaus, insbesondere in Reichsteile nördlich der Alpen, aber auch vereinzelt in angrenzende französische und ungarische Gebiete war Leo in Regionen präsent, die bisher fernab vom unmittelbaren Einfluss Roms lagen. Dieses „Reisepapsttum“ ermöglichte es Leo in Analogie zur mobilen Herrschaftspraxis der römisch-deutschen Könige, seine Macht und die Position des Papsttums vor Ort zu festigen. Die Anwesenheit Leos bei Kirchweihen und Synoden, seine Predigten oder sein Zug durch die Lande selbst machten aus der fernen und eher abstrakten Figur des Papstes eine konkret erfahrbare und relevante Größe. Seine Vita schildert ihn als Mann des Volkes; einer Anekdote zufolge legte er auf einer seiner Reisen z. B. einen aussätzigen Bettler in sein eigenes Bett.
    Auf dem 2. Konzil von Reims (1049) wurde dem römischen Pontifex unter anderem das exklusive Recht zugesprochen, sich als universalis ecclesiae primas et apostolicus (lat. für Oberhaupt und Beauftragter der Gesamtkirche) bezeichnen zu dürfen, womit auch dem neu gewachsenen Selbstbewusstsein des lateinischen Westens gegenüber dem byzantinischen Osten Ausdruck verliehen wurde. Vor allem erneuerte das Reimser Konzil aber auch – wie die bereits vorangegangenen und noch folgenden Synoden – das Simonieverbot. Seither spielten die Kanzlei des Papstes und der Kurie eine sehr wichtige Rolle in der europäischen Rechtsgeschichte.
    Nachdem ihm der Kaiser die bereits zugesagte Unterstützung wohl auf Betreiben Bischofs Gebhard von Eichstätt versagt hatte, verfolgte Leo Pläne, mit einem eigenen Heer und der Unterstützung Ostroms die Normannen aus Süditalien zu vertreiben. Diese waren einst von den lombardischen Fürstentümern zum Kampf gegen die Sarazenen nach Süditalien geholt worden. Mittlerweile waren sie aber selbst zu einer Bedrohung für die etablierten Mächte geworden, weshalb sich einige lombardische Städte bereits dem Schutz des Papstes unterstellt hatten.
    Auf Veranlassung des byzantinischen Kaisers Konstantin IX. Monomachos (1042–1055), der an einem Bündnis gegen die Normannen interessiert war, kam es zwischen dem Patriarchen Michael Kerullarios und den römischen Kardinälen Humbert von Silva Candida und Friedrich von Lothringen zu Verhandlungen über die Wiederherstellung der kirchlichen Einheit. Das Abkommen scheiterte an der Unnachgiebigkeit der Verhandlungspartner in liturgischen und dogmatischen Punkten.
    Daraufhin exkommunizierte Kardinallegat Humbert im Namen Leos 1054 die Anhänger der Orthodoxen Kirche durch Niederlegung einer Bannbulle auf dem Altar der Hagia Sophia in Byzanz, was auf lange Sicht die Spaltung der christlichen Kirche bewirkte. Von der endgültigen Lossagung der Orthodoxen von der Römischen Kirche erfuhr Leo zu Lebzeiten allerdings nicht mehr. Denn nach einer Niederlage seines Heeres gegen die normannischen Truppen in der Schlacht von Civitate (Apulien) am 18. Juni 1053 geriet Leo in Gefangenschaft. Er wurde neun Monate lang in Benevento festgehalten.[1] Schwerkrank freigelassen, starb er – möglicherweise an Malaria – am 19. April 1054 in Rom.
    Bedeutung
    Leo IX. gilt als der bedeutendste mittelalterliche Papst deutscher Abstammung und wurde später heiliggesprochen. Reliquien von ihm befinden sich unter anderen im Petersdom zu Rom, in den elsässischen Gemeinden Eguisheim und Bouxwiller sowie in der St.-Leo-Kapelle von Dabo (Lothringen).
    Leo IX. ist Patron der Musiker und Organisten. Im Regionalkalender für das deutsche Sprachgebiet führt die Katholische Kirche den 19. April als nicht gebotenen Gedenktag.

    Literatur
    Georg Gresser: Die Synoden und Konzilien zur Zeit des Reformpapsttums in Deutschland und Italien von Leo IX. bis Calixt II. 1049–1123. Paderborn 2006.
    Rudolf Schieffer: Leo IX.. In: Lexikon des Mittelalters. Band 5, 1991, Sp. 1880–1881.
    Rudolf Schieffer: Leo IX.. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 14, Duncker & Humblot, Berlin 1985, ISBN 3-428-00195-8, S. 238 f. (Digitalisat).
    Theodor Lindner: Leo IX.. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 18, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 282–287.
    Ekkart Sauser: Leo IX.. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 4, Bautz, Herzberg 1992, ISBN 3-88309-038-7, Sp. 1443–1448.



    Ökumenisches Heiligenlexikon - Leo IX.

    Leo IX.
    Taufname: Bruno
    Papst
    * 21. Juni 1002 in Egisheim, heute Eguisheim im Elsass in Frankreich
    † 19. April 1054 in Rom

    Bruno war der Sohn des einflussreichen elsässischen Grafen Hugo von Egisheim, einem Verwandten des deutschen Königshauses, und der Gräfin Hedwig von Dagsburg - dem heutigen Dabo bei Saverne -, einer Nachfahrin Karls „des Großen”. In Toul wurde er von Bischof Berthold an der Domschule erzogen, wurde dort Priester und Kanoniker am Dom, dann als Hofkaplan in die Kanzlei des deutschen Kaisers Konrad II., berufen. 1026 leitete er den Feldzug von Toul gegen die Lombardei. Auf Wunsch des Kleriker übernahm er noch im selben Jahr das Bischofsamt in Toul, 1027 wurde er vom Trierer Erzbischof Poppo von Babenberg geweiht, wobei ihn der König von den damals üblichen Geldzahlungen aus Anlass der Verleihung der weltlichen Bischofsrechte befreite.

    Schon am Hof des Kaisers hatte Bruno den Investiturstreit miterlebt. Als Bischof wurde er ein entschiedener Verfechter der Reformen von Cluny; so förderte er deren Einführung in den Klöstern St-Evre in Toul, Moyenmoutier und Remiremont. Er verteidigte die Selbständigkeit seines Bistums gegenüber dem Erzbistum Trier und stärkte sein Bistum nach innen durch viele Visitationen. Er leitete zahlreiche Synoden und hielt sich dabei immer an die Partei des Kaisers.

    Im Auftrag des salischen Kaisers Konrad II. verhandelte Bruno erfolgreich mit König Heinrich I. von Frankreich und sicherte 1033 Konrad die Herrschaft über Burgund; dass Konrad dadurch einen erfolgreichen Feldzug gegen Graf Odo II. von Blois führte, half Bruno, denn jener hatte öfters sein Bistum bedroht. 1048 vermittelte Bruno auch beim Aufstand des Herzogs Gottfried III. des Bärtigen von Lothringen gegen Kaiser Heinrich III. und verhinderte damit die Ausbreitung des Einflusses des französischen Königs Heinrich I.

    1048 starb nach nur ganz kurzer Regierungszeit Papst Damasus II. Auf Wunsch von Kaiser Heinrich III., der Fürsten und der Bischöfe sollte nun Bruno Papst werden; Heinrich ernannte ihn auf dem Reichstag in Worms. Die Vertreter aus Rom hatten den Erzbischof Halinard von Lyon bevorzug, den aber der Kaiser ablehnte und der dann selbst auf die Kandidatur verzichtete. Bruno knüpfte dann seine Zusage zur Amtsübernahme an die Zustimmung durch das Volk und die Kleriker von Rom. Nach seinem Amtsantritt als Leo IX. Ende Februar 1049 - bis 1051 behielt er gleichzeitig das Amt des Bischofs von Toul - führte er die seitherige Kirchenpolitik weiter, trat gegen die Priesterehe und für den Zölibat ein, bekämpfte Simonie und die Laieninvestitur. Er organisierte die päpstliche Verwaltung neu, berief zahlreiche Reformer nach Rom - so Humbert von Silva Candida, Friedrich von Lothringen, den späteren Papst Stephan IX., oder Hildebrand, den späteren Papst Gregor VII., Abt Hugo von Remiremont und Petrus Damiani. Damit minderte Leo den Einfluss des römischen Klerus.

    Leo hielt eine Vielzahl von Versammlungen und Synoden ab, so - wohl jedes Jahr nach Ostern - im Lateran, dazu in Pavia, 1049 in Reims und Mainz, in Salerno, Siponto - dem heutigen Stadtteil von Manfredonia -, 1050 in Vercelli mit dem Urteil gegen Berengar von Tours und 1053 in Mantua.

    Leo leitete die später nach Papst Gregor VII. benannte gregorianische Reform der Kirche ein und war der Begründer des Kardinalskollegiums in seiner bis heute praktizierten Form; die Verwaltung des Bistums Rom wurde damit zur Kurie der Weltkirche. Auf langen Visitationsreisen durch ganz Europa, für die er zwei Dritel seiner Amtszeit aufwandte, restaurierte er Klöster und stattete sie mit Privilegien aus, weihte viele Kirchen - so auch in 1051 Augsburg und Regensburg; 1049 besuchte Leo seinen Neffen Graf Adalbert in Calw und motivierte ihn zur Wiedererrichtung des verfallenen Klosters in Hirsau im Schwarzwald. Dem Erzbischof von Köln überreichte er das Pallium, das Metropolitankreuz und den Titel eines Kanzlers des Vatikan sowie das Recht der freien Bischofswahl für Köln. Als Förderer des Ordenslebens gewährte Leo mehr als 160 Klöstern besondere Privilegien; so wurde die Verbindung zwischen der reformierten Kurie und den Klöstern geschaffen, die später im Investiturstreit große Bedeutung gewinnen sollte. Leo stärkte den unmittelbaren Einfluss des Papsttums auf von Rom ferne Gemeinden. Er wollte beim Volk präsent sein; eine Legende erzählt, wie er einen aussätzigen Bettler in sein eigenes Bett legte. Die Aufnahme des Allerseelenfestes in den Festkalender geht auf Leo zurück.

    Leo blieb auch als Papst ein treuer Gefolgsmann von Kaiser Heinrich III. 1053 zog er gegen die Normannen in Süditalien und deren angeblich drohenden Angriff auf Rom in den militärischem Kampf, unterwarf Benevent, musste aber bei Civitate - dem heutigen San Paolo di Civitate bei Foggia - eine Niederlage hinnehmen, auch weil das versprochene Reichsheer durch Kanzler Gebhard von Eichstätt - den späteren Papst Viktor III. - zurückgehalten wurde. Leo wurde in ehrenhafte Gefangenschaft genommen und nach Benevent gebracht.

    Aus Benevent sandte Leo auf Veranlassung des byzantinischen Kaisers Konstantin IX. Monomachos, der an einem Bündnis gegen die Normannen interessiert war, seine Kardinäle Humbert von Silva Candida und Friedrich von Lothringen nach Konstantinopel, um Auswege im langen Dogmenstreit zwischen West- und Ostkirche zu suchen. Die Verhandlungen scheiterten an der Unnachgiebigkeit in liturgischen und dogmatischen Fragen. Daraufhin exkommunizierte Humbert im Namen Leos die Anhänger der Orthodoxen Kirchen durch Niederlegung einer Bannbulle auf dem Altar der Hagia Sophia, woraufhin sich die Orthodoxe Kirche endgültig von der Römischen Kirche lossagte. Unterdessen war Leo freigelassen worden und nach Rom zurückgekehrt; dort starb er sechs Wochen später, erschöpft und ausgelaugt, nachdem er sich ans Grab des Petrus hatte tragen lassen, um dort seine letzten Stunden zu verbringen; die Rückkehr seiner Gesandten aus Byzanz und die vollzogene Kirchenspaltung erlebte er nicht mehr.

    Leo IX. wurde in der Peterskirche in Rom bestattet. Er war der bedeutendste der fünf deutschen Päpste der Jahre 1046 bis 1058. Reliquien liegen auch in Eguisheim, Buchsweiler / Bouxwiller im Département Haut-Rhin und in einer 1828 zu Ehren Leos errichteten Kapelle neben der Dagsburg beim heutigen Dabo nahe Saverne




    Spiegel Artikel 31.07.2012 Feingeist mit Machtdrang