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Die Entstehung des Röderhofs



Angaben zur Quelle

  • Kurztitel Die Entstehung des Röderhofs 
    Autor Franz-Josef Müller 
    Veröffentlicht durch 850 Jahre Leimen, Ortsgemeinde Leimen, 2001, Seite 60-64 
    Quellen-Kennung S1021 
    Text Die Entstehung des Röderhofs
    Der Röderhof wurde während der Amtszeit des Amtmanns Martin August Leger (1711-1746) auf bis dahin unbewohntem Waldgebiet angelegt. Amtmann Leger hat sich in seiner 35-jährigen Amtszeit um die Wiederbesiedlung des in den Kriegen des 17. Jahrhunderts entvölkerten Amtes Gräfenstein große Verdienste erworben.
    Auf seine Initiative gehen u.a. die Gründung von Petersberg (1714), des Wieslauterhofs (1718), des Hesselsbergerhofs (1721) und des Birkwieserhofs (1726) zurück.
    Der ursprüngliche Name des Hofguts war "in den Rödern". Noch in einem Aktenstück aus dem Jahre 1744 finden wir diese Bezeichnung. Der Name bezieht sich auf das neugerodete Land zwischen Leimen und dem Hesselsbergerhof.
    Die erste urkundliche Erwähnung des Röderhofs erfolgte am 3. März 1724 im Gerichtsbuch des Amtes Gräfenstein. An diesem Tag verkaufte Hans Georg Reyß den vierten Teil an dem "Röderer Hof" für 20 Gulden an Hans Heinrich Umla. Wir wissen nicht, wann Hans Georg Reyß mit der Urbarmachung des Röderhofs begonnen hatte. Ebensowenig ist uns bekannt, aus welchen Gründen er seinen Teil des
    Hofguts wieder verkaufte. Sein Name taucht in den Akten und Kirchenbüchern des Amtes Gräfenstein nie mehr auf. Ein Aktenvermerk vom 18. Nov. 1726 enthält den Hinweis, dass sich im Röderer Hof "2 Mann reformierter Religion befinden, welche wohl zu excludieren sein werden". Die badische Herrschaft legte offenbar Wert darauf, dass ausschließlich katholische Erbbeständer die herrschaftlichen Hofgüter bewirtschafteten. Im Jahre 1727 wurde der Röderhof sogar von 4 Hofleuten bewohnt. Es handelte sich dabei um Georg Rehr, Conrad Rosental sowie Matthias und Heinrich Umla, Die beiden erstgenannten haben das Hofgut offenbar sehr bald wieder verlassen. Wir hören jedenfalls nie wieder von ihnen.

    Von Hans Heinrich Umla wissen wir, dass er aus Winnweiler stammte, und in erster Ehe mit Anna Katharina Hochreiter verheiratet war. Hans Heinrich Umla gehörte der reformierten Religion an. Die Schreibweise seines Familiennamens variierte stark. Am 11. Januar 1729 beispielsweise ist er als Taufpate in Clausen mit dem Namen "Umblager" eingetragen. Im Jahre 1755 vererbte Hans Heinrich Umla seinen Hofteil an seinen Sohn Jakob, der mit Maria Anna Bischof verheiratet war. Hans Heinrich Umla starb noch im gleichen Jahr, sein Sohn Jakob im Jahre 1780. Dessen Hofanteil übernahm nun die Witwe Anna Maria Bischof. Am 28. August 1780 verkaufte diese ihren Hofanteil für 2000 Gulden an den Fürstlich-Leiningischen Oberförster Konrad Becker zu Hochstetten.
    Die übrigen drei Viertel des Hofguts gehörten Matthias Umla, dem Bruder von Hans Heinrich Umla. Matthias Umla (1690-1770) hatte am 26. August 1712 in Winnweiler die Juliana Meyer aus Dannenfels geheiratet. Es ist uns nicht bekannt, wann und aus welchen Gründen er Winnweiler verlassen hat, um auf dem Röderhof eine neue Existenz zu suchen. Sicher aber ist, dass seine Tätigkeit auf dem
    Hofgut von Erfolg gekrönt war. Im Jahre 1727 umfasste der „Röderer Hof" insgesamt bereits 70 Morgen Ackerland, 7 Morgen "ungebutzte" und 12 Morgen "gebutzte" Wiesen. Im Jahre 1744 bewirtschaftete Matthias Umla zusammen mit seinem Bruder bereits 141 Morgen Ackerland und 17 Morgen Wiesen. Dafür mussten sie der Herrschaft insgesamt 700 Gulden Erblehenszins und zusätzlich einen jährlichen Zins von 94 Gulden entrichten.
    Im Jahre 1746 überließ Matthias Umla "Alters und daher blöden Leibes Constitution halber" seine drei Viertel des Hofguts je zur Hälfte seinem noch in Winnweiler geborenen Sohn Michael Umla und seinem aus Krickenbach stammenden Schwiegersohn Christoph Pulver, der mit Anna Maria Umla verheiratet war. Am 14. Mai 1745 bereits hatte er von der Herrschaft 212 Stamm Bauholz erbeten, um für seinen Tochtermann eine neue Wohnung errichten zu können. Aus diesem Anlass wandte er sich in seinem Schreiben unmittelbar an Markgraf Ludwig Georg:
    "Durchleuchtigster Markgraf. Gnädigster Landesfürst und Herr!
    Euer Hochfürstlichen Durchlaucht erlauben gnädigst, höchstdemselben in submission vorzutragen, welchergestalten ich untertänigst gehorsamst supplicant Alters und daher entstehender blöden Leibs Constitution halber gesinnet bin, nicht nur meinen Tochtermann zu mir zu nehmen, sondern auch für denselben eine neue Wohnung, wozu ich 212 Stämme Bauholz vonnöten habe. erbauen zu lassen. Wenn nun durchleuchtigster Markgraf, Gnädigster Landesfürst und Herr, im Verfolg des ohnlängst gnädigst mir erteilten Erbbestandsbriefes jederzeit das zur Erbauung neuer und Ausbesserung alter Gebäude benötigte Bauholz gleich den Untertanen in hiesigen Waldungen unentgeltlich zu ...
    Untertänigst gehorsamster Matthias Umla, Erbbeständer des Röder Hofs in der Herrschaft Gräfenstein. 14. Mai 1745".
    Am 19. Januar 1746 wandte sich Matthias Umla erneut an den Markgrafen, um einen Erbbestandbrief für seinen Sohn Michael und seinen Schwiegersohn Christoph Pulver ausgestellt zu bekommen:
    "Wenn Euer Hochfürstlichen Durchleucht mir untertänigst gehorsamste Supplicanten Berichts vom Jahr... drei quart von dem sogenannten Röderer Hof gnädigst in Erbbestand gegeben, ist aber dermalen Alters und daher entstehenden blöden Leibes Constitution halber, solchem und meinem übrigen Hauswesen nicht mehr gebührend vorstehen kann, mithin gemüßiget bin, mein sämtliches Vermögen deren Kindern zu cedieren, und zu übergeben, dann gelangt an Euer Hochfürstlichen Durchleucht mein untertäniges fußfälligstes Flehen und Bitten, höchstdieselbe gnädigst geruhen möchten. möchten ermelten Ursachen willen den Erbbestand von gedachten drei Quart des Röderer Hofes unter denen vorigen Conditionibus auf meinen Sohn und Tochtermann Michael Umla und Christoph Pulfer confirmieren und bestätigen zu lassen".
    Am 5. Februar 1746 ließ ihm Markgraf Ludwig Georg mitteilen, dass seinem Antrag stattgegeben werde.

    Christoph Pulver starb bereits im Jahre 1759. Seinen Hofteil übernahm am 5. Mai 1762 sein Schwiegersohn Georg Franz Matheis aus Leimen. Im Jahre 1772 geriet Georg Franz Matheis in finanzielle Schwierigkeiten, weshalb er am 14. Jan. 1772 darum bat, seinen Hofanteil verpfänden zu dürfen:
    "Franz Georg Matheis von Leimen, welcher einen Teil des herrschaftlichen Röderhofs gegen jährlichen Zins von 36 Gulden, 6 Kreuzer erblehensweise besitzt, bittet untertänigst, ihm gnädigst zu verstatten. gegen Verpfändung dieses erblehentlichen Hofanteils ein Capital von 250 Gulden aufnehmen zu dürfen”.

    Matthias Umla starb am 9. Januar 1770 in Fischbach bei Dahn.

    Michael Umla verebte seinen Hofteil im Jahre 1766 an seinen Sohn Georg Franz (1740-1803). Dieser erbaute im Jahre 1787 aus 50 Eichenstämmen ein neues Hofhaus, welches er auch als Gastwirtschaft nutzte.
    Im ältesten erhaltenen Lageplan des Amtes Gräfenstein vom 1. Juli 1777 sind auf dem Röderhof insgesamt acht Gebäude eingezeichnet, wovon drei als Wohngebäude genutzt wurden.
    Der Sohn von Georg Franz Umla, Anton Umla (1770-1840), erbaute im Jahr 1833 das heute noch erhaltene, älteste Gebäude des Röderhofs. In der noch erhaltenen "Bauholzanforderung" von 1833/1834 ist festgehalten, dass für dieses Haus insgesamt 2021 Bauhölzer (Balken, Sparren etc.) benötigt wurden.

    Im Katasterplan der Gemeinde Leimen von 1844 sind auf dem Röderhof sieben Gebäude eingezeichnet, welche von folgenden Familien bewohnt wurden:
    Plan-Nr. 2229: Georg Anton Umla, Sohn von Anton
    Plan-Nr. 2254: Nikolaus Anstett, Sohn von Nikolaus
    Plan-Nr. 2255: Nikolaus Umla, Sohn von Anton
    Plan-Nr: 2257: ?
    Plan-Nr: 2266: Nikolaus Umla, Sohn von Anton (Dieses Haus wird auch Hirtenhaus bezeichnet)
    Plan-Nr. 2270: Georg Anton Germann, Sohn von Franz Germann
    Plan-Nr. 2271: Franz Matheis
    Das Haus Plan-Nr. 2264 wurde im Jahre 1867 von Johannes Matheis neu erbaut.
    Der Urenkel des oben genannten Georg Anton Umla (1805-1890), Willi Umla (* 1925) hat seinen Anteil des Röderhofs in achter Generation bis in hohe Alter bewirtschaftet.
    Am 23. August 1850 zählte der Röderhof 40 Einwohner.

    Im Gegensatz zu allen anderen Erbbestandshöfen des ehemaligen Amtes Gräfenstein, welche in ihrer Entwicklung stagnierten oder gar aufgelassen wurden, hat sich der Röderhof im 19. und 20. Jahrhundert zu einem blühenden Ortsteil der Muttergemeinde Leimen entwickelt.
     
    Verknüpft mit (10) Bischoff, Maria Anna
    Matheis, Georg Franz
    Pulver, Christoph
    Umla, Anna Maria
    Umla, Hans Heinrich
    Umla, Jacob
    Umla, Mathias
    Familie: Umla, Mathias / Meyer, Anna Juliana
    Familie: Umla, Hans Heinrich / Hochreiter, Anna Catharina
    Familie: Matheis, Georg Franz / Pulver, Anna Juliana