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Plektrudis

Plektrudis

weiblich um 650 - 725  (75 Jahre)

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  • Name , Plektrudis 
    Geburt um 650  [1
    Geschlecht weiblich 
    Tod 725  [1
    Beerdigung Köln [50667],Köln,Nordrhein-Westfalen,Deutschland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [1
    • St. Maria im Kapitol
    Personen-Kennung I578  Mittelalter
    Zuletzt bearbeitet am 8 Jan 2016 

    Vater Hugobert   gest. 697 
    Mutter von Oeren, Irmina   gest. 704/710 
    Familien-Kennung F233  Familienblatt  |  Familientafel

    Familie Pippin II.,   geb. 635/650   gest. 16 Dez 714, Jupille-sur-Meuse [4020],Wallonien,Belgien Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 64 Jahre) 
    Eheschließung um 670  [2
    Kinder 
     1. Drogo,   geb. um 670   gest. 708 (Alter 38 Jahre)
     2. Grimoald II,,   geb. um 680   gest. Apr 714, Lüttich [4000],Lüttich,Wallonien,Belgien Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 34 Jahre)
    Familien-Kennung F234  Familienblatt  |  Familientafel
    Zuletzt bearbeitet am 8 Jan 2016 

  • Ereignis-Karte
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  • Fotos
    Plektrud
    Plektrud

  • Notizen 
    • Plektrudis
      um 650 - 725 Begraben: St. Maria im Kapitol (Köln)
      Tochter des Grafen Hugobert und der Irmina

      Lexikon des Mittelalters: Band VII Spalte 19

      Plektrud, fränkische Adlige
      + p. 717 Begraben: St. Maria im Kapitol
      oo Pippin der Mittlere

      Plektrud stammte aus vornehmster austrasischer Familie, höchstwahrscheinlich Tochter der Äbtissin Irmina von Oeren und des Seneschalls Hugobert und Schwester der Äbtissin Adela von Pfalzel (Hlawitschka gegen Werner). Nach der Heirat (um 670) mit Pippin dem Mittleren begegnet sie als Mitausstellerin aller Urkunden des Hausmeiers. Nach dessen Tod 714 versuchte sie energisch, die Rechte ihrer Enkel gegen ihren Stiefsohn Karl (Martell) zu wahren, den sie in Köln gefangensetzte. 716 von den Neustriern zusammen mit den Friesen bedroht, mußte sie die Schätze aushändigen; der entkommene Karl konnte sie 717 zur förmlichen Anerkennung seiner Rechte zwingen. In dem von ihr gegründeten Stift St. Maria im Kapitol (Köln) fand sie ihr Grab.

      Quellen:
      MGH DD Merov. - Cont. Fredeg. 5-10; Liber hist. Fr. 48-53 (MGH SRM II) - Ann. Mettenses priores (MGH SRG 10) -

      Literatur:
      H. Bonnell, Die Anfänge des karol. Hauses, 1866 - I. Heidirch, Titul. und Urkk. der arnulf. Hausmeier, ADipl 11/12, 1965/66, 71-279 - S. Konecny, Die Frauen des karol. Kg.hauses, 1976 - I. Haselbach, Aufstieg und Herrschaft der Kar. in der Darstellung der sog. Ann. Mett. pr., 1970 - M. Werner, Adelsfamilien im Umkreis der fr. Karolinger, 1983 [dazu E. Hlawitschka, RhVjbll 49, 1985, 1-61] - R. A. Gerberding, The Rise of the Carol. and the Liber hist. Francorum, 1987 - I. Heidrich, Von P. zu Hildegard ... RhVjbll 52, 1988, 1-15. -

      Große Frauen der Weltgeschichte: Seite 376

      Plektrudis
      um 650 - 725
      Im südlichen Seitenschiff der Kirche St. Maria im Capitol zu Köln steht noch heute der merowingische Sandsteinsarkophag, in dem in der 1. Hälfte des 8. Jahrhunderts Plektrudis, die Gattin des Hausmeiers Pippins des Mittleren von Heristal, beigesetzt war. Ein zweiter, späterer Sarkophag im nördlichen Seitenschiff der Kirche bewahrte ebenfalls einige Jahrhunderte lang die Gebeine der Fürstin, seitdem aber sind sie verschollen. Die noch erhaltene Grabplatte mit dem schönen romanischen Bildnis ist erst um 1180 entstanden, also über 450 Jahre nach dem Tode der Plektrudis, über die wir in der um 1217 verfaßten "Königschronik lesen: "Pippin hatte eine hochadelige und überaus kluge Frau mit Namen Plektrudis. Sie baute in Köln auf dem Capitol eine bedeutsame Kirche zu Ehren der Gottesmutter und gründete dort zum Dienste Gottes und der Heiligen Jungfrau ein Damenstift, das sie mit reichen Liegenschaften und Einkünften ausstattete..." Pippin trennte sich von ihr, um mit seiner zweiten. Gemahlin Alpaide zusammenleben zu können, die ihm einen Sohn schenkte. Man berichtete ihm, es sei "ein Karrl", was in der deutschen Sprache einen Knaben mit kräftigen Gliedern bedeutet. So wurde Pippins Sohn einfach "der Karrl" oder "Der Kerl" genannt und damit im Zeichen der "volkstümlichen oder deutschen Sprache die karolingische Dynastie begründet". Dieser "Karrl" erhielt später den Beinamen "Martell" - der Hammer; er vertrug sich schlecht mit seiner Stiefmutter Plektrudis, die ihn eine zeitlang gefangenhalten ließ. Später gelang es ihm, durch seine Siege bei Tours und Poitiers das Abendland vor dem Ansturm des Islam zu retten. Als er im Jahre 717 in Köln eindrang, mußte Plektrudis auf alle Herrschaftsansprüche verzichten. Sie starb in der Stille des von ihr gegründeten Klosters.

      Hlawitschka Eduard: Seite 73, "Die Vorfahren Karls des Großen

      17 Plektrud

      Pippinus, filius Ansigisli quondam, necnon et illustris matrona mea Plectrudis, filia Hugoberti quondam; so öfter in Urkunden Pippins des Mittleren; C. Wampach, Echternach 1,2, Nr. 14, 15,24, Seite 39ff.
      Zu ihrer genealogischen Einordnung Ders., Echternach 1, 1, Seite 130-135, sowie E. Hlawitschka, Zur landschaftlichen Herkunft (wie in Nr. 4), Seite 8-10. - Seit dem 12./13. Jahrhundert kursiert in der Diözese Köln die Nachricht, eine gewisse Notburgis habe im Kölner Kloster St. Maria gelebt und sei Plektruds Nichte gewesen; vgl. Vlies des Saints 10, Paris 1952, Seite 1006. Zumal auch noch die klösterlichen Anfänge von St. Maria im Kapitol umstritten sind (ältester Beleg aus dem 10. Jahrhundert), dürfte hier kaum ein echter Kern zu vermuten sein.

      Schieffer Rudolf: „Die Karolinger“

      Plektrud, Tochter Hugoberts, entstammte einer vornehmen austrischen Familie und heiratete um 670 Pippin den Mittleren.Ihre Mutter wäre Irmina gewesen, die als Witwe Äbtissin des Nonnenklosters Oeren bei Trier und Stifterin des Mönchsklosters Echternach an der Sauer wurde und außer Plektrud eine weitere Tochter namens Adela hatte, die Gründerin und erste Äbtissin des Klosters Pfalzel bei Trier. Zusammen mit einigen weiteren Verwandten, die auf diesem Wege erschlossen werden können, zeichnet sich hier das Bild eines hochbedeutenden Adelsgeschlechts ab, dessen Macht sich von der mittleren Mosel über die Eifel bis an den Niederrhein nördlich von Köln erstreckte und in dieser Weiträumigkeit den ARNULFINGER/ PIPPINIDEN kaum nachstand.

      Werner Matthias: Seite 30,241-243,247-256, "Adelsfamilien"

      Die Familie Plektruds, die "HUGOBERT-IRMINA-Sippe", deren Einflußbereich sich vom Elsaß und Seillegau über das Trierer Gebiet bis in die Gegenden nördlich von Köln erstreckte, hatte ihre führende Stellung bereits vor dem Herrschaftsantritt Pippins II.von 679/80 inne, das heißt zu einer Zeit, als die Position der ARNULFINGER-PIPPINIDEN selbst durch den Sturz des Grimoald von 662 noch stark geschwächt war. Auf diesem Hintergrund dieser Beobachtungen gewinnt die Zuweisung von Pippins II. Gemahlin zur Verwandtschaft der Irmina von Oeren erhöhtes Gewicht. Pippins Heirat mit Plektrudist vor 668/70 anzusetzen .
      Die Angaben über die Erbteilung zwischen Regentrud und Plektrud in Budberg und Beslanc wurden erstmals von Halbedel in der Weise interpretiert, daß Regentrud und Plektrud als die beiden Anteilberechtigten zugleich auch Geschwister gewesen seien. Wie bereits vor ihm Goerz hielt auch Halbedel Plektrud, die er somit als weitere Schwester Adelas ansah, für personengleich mit der Gemahlin Pippins II. Diesen Ergebnissen schloß sich Wampach an, der zuvor schon unter Hinweis auf die Gemengelage von Gütern Pippins II., Irminas und Adelas im Trierer Gebiet eine Verwandtschaft dieser Personen untereinander vermutet hatte. Die erstmals von ihm fundierter vorgetragene These, Adela von Pfalzel und Pippins II. Gemahlin Plektrud seien mit "größter Wahrscheinlichkeit" Töchter Irminas von Oeren und deren Gemahl Hugobert gewesen, wurden von dem Großteil der Forschung übernommen.
      Noch weniger ist den Quellen in der Frage der Besitzungen Plektrudszu entnehmen. Bis auf eine unwesentliche Ausnahme tätigte Plektrud sämtliche ihrer bekannten Besitzgeschäfte gemeinsam mit Pippin II. In den betreffenden Urkunden ist nicht vermerkt, aus wessen Besitzmasse die jeweiligen Güter stammten. Die erzählenden Quellen lassen für Plektrud engere Verbindungen in das Kölner Gebiet erkennen, denen möglicherweise auch weiter zurückreichende Besitzbeziehungen entsprachen. So residierte Plektrud nach dem Tod Pippins II. in Köln und gründete hier nach später, aber glaubwürdiger Überlieferung die Kirche St. Marien im Kapitol.

      Konecny Silvia: Seite 47,51,59, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

      Der Eheschluß zwischen Pippin II. und Plektrud ist schwer zu datieren, da weder das Geburtsdatum des älteren Sohnes aus dieser Verbindung bekannt ist, noch Plektrud vor 691, als ihre Söhne schon erwachsen waren, in Erscheinung getreten ist. Aus dem Jahre 691 stammt die erste einer Reihe von Schenkungsurkunden, in denen Pippin II. gemeinsam gemeinsam mit Plektrud urkundet. Plektrud wurde seit 706 als die Tochter eines bereits verstorbenen Hugobert bezeichnet, ausdrücklich verwies Pippin einmal darauf, daß es sich bei einer Schenkung um Besitz handelte, der ihm und Plektrud gemeinsam gehörte. Ob die Häufung der Schenkungen aus dem Besitz Plektruds zwischen 691 und 714 ein Zufall in der Überlieferung ist, oder mit dem Eintreten eines Erbfalles zusammenhängt, muß dahingestellt bleiben. Ein unerwarteter Erbfall könnte Plektruds Position als Ehefrau neuerlich gestärkt haben. Ursprünglich scheint die Verbindung Pippins II. mit ihr durchaus keine glänzende Partie gewesen zu sein. Immerhin war Plektrud nach Hlawitschka nur eine von fünf Töchtern Hugoberts und Irminas, unter denen der Besitz wohl geteilt werden sollte. Bedenkt man den Zeitpunkt der Heirat, dann erscheint eine erstrangige Verbindung ja auch geradezu undenkbar. Nach dem mißglückten "Staatsstreich"Grimoalds hatten die KAROLINGER wohl einen Tiefpunkt ihrer Bedeutung erreicht. Die Ehe mit Plektrud könnte einen ersten Impuls zu einem neuerlichen Aufstieg der KAROLINGER gegeben haben. Der Höhepunkt von Pippins II. Machtentfaltung, der mit dem Jahre 687 anzusetzen ist, fällt jedoch mit der Geburt seines Sohnes aus zweiter Ehe, Karl Martell, zusammen. Daraus könnte geschlossen werden, daß Pippins eigentlicher Aufstieg von seiner Ehe mit Alpais begleitet war. Tatsächlich hatte ja Plektrud auch, als sie nach Pippins Tod für ihren Enkel Theudoald Herrschaftsansprüche erhob, keine Hausmacht hinter sich, wie etwa Karl Martell, den anscheinend seine Parteigänger aus dem Gefängnis befreiten. Plektrud dürfte sich nur auf jene Machtmittel gestützt haben, über die sie auf Grund ihrer unmittelbaren Nähe zur Hofhaltung Pippins II. verfügte, vor allem auf den Königsschatz.
      Anders und problematischer verlief hingegen der Versuch Plektruds, stellvertretend für ihren Enkel Theudoald zu regieren. Sie scheint sich nur auf die Machtmittel gestützt zuhaben, zu denen sie als Gattin Pippins II. Zugang hatte, also vor allem auf den Hof und den Schatz Pippins. Damit stand Plektrud im Gefolge der Versuche merowingischer Königswitwen, die vormundschaftlich für ihre Söhne und Enkel regiert hatten. Die Vormundschaft Plektruds über Theudoald muß im Zusammenhang mit dem Einfluß Ansfleds, der Witwe Warattos, über Hugo, den gemeinsamen Enkel beider Frauen, gesehen werden. Gemäß der Vita Bischof Hugos bestimmte Ansfled den Enkel zu der geistlichen Laufbahn. Bei Pippins II. Tod war als Frage der Nachfolge ungeordnet. Die Söhne, die aus seiner Ehe mit Plektrud entstammten, waren vor dem Vater verstorben. Beide hatten Söhne hinterlassen, die - ihr Eintrittsrecht gegenüber Karl Martell vorausgesetzt - in gleicher Weise erbberechtigt gewesen wären. Eine Konzentration der Herrschaftsrechte auf Theudoald war, zumal auch keine Wahl des Adels seinen Anspruch favorisierte, alleinige Entscheidung Plektruds. Sie verteidigte gegenüber Karl Martell weder Theudoalds Eintrittsrecht noch das Recht des "legitimen" Sohnes gegenüber dem "illegitimen", sondern erhob Anspruch auf die ungeteilte Herrschaft. Damit schaltete sie nicht nur Karl Martell, sondern auch die Söhne Drogos aus, die weder vom Standpunkt des Eintrittsrechtes noch mit dem Argument "illegitimer" Geburt übergangen werden konnten.
      Während Plektruds Auseinandersetzung um die Macht mit Karl Martell recht genau überliefert ist, tritt ihre Beziehung zu Ansfled und den Nachkommen Drogos in den Hintergrund. Und doch muß Plektruds Haltung gegenüber Neustrien für ihr Scheitern ausschlaggebend gewesen sein. Gerade weil Plektrud auf eine zumindest zu Beginn seines Aufstieges von Pippin II. recht sorgfältig betriebene Ausgleichspolitik mit Neustrien völlig verzichten zu können glaubte, beraubte sie sich nach allen Seiten hin jedes Rückhalts. Sie glaubte wohl, ohne Bündnispolitik und damit auch ohne die nötigen Zugeständnisse an Verbündete auszukommen und überschätzte so ihre Position. Welche Kompromisse mit Neustrien Plektrud vermeiden wollte, muß offen bleiben. Vielleicht hatten die Nachkommen Drogos zu wenig Bedeutung, um als Partner eines Bündnisses zu interessieren. Allerdings spricht dagegen die Tatsache, daß Karl Martell seine Neffen in Haft nehmen ließ. Ansfled und die Nachkommen Drogos könnten der Gruppe um den neustrischen Hausmeier Raganfred und dem MEROWINGER Chilperich II. nahegestanden sein, die Plektrud stark bedrängte und erst von Karl Martell besiegt wurde. Vielleicht vermied Plektrud die Annäherung an ihre neustrischen Enkel, weil diese keinen Vorwand für eine vormundschaftliche Regierung geboten hätten, ja möglicherweise selbst die Vormundschaft über Theudoald ergreifen wollten. Letzten Endes bleibt auch die Frage offen, ob Plektrud aus Mangel an politischem Einschätzungsvermögen scheiterte, und deshalb zum Herrschen unfähig war, wie die Annales Mettenses urteilen, oder ob sie ihre Entscheidung bewußt traf und damit eine konsequente Politik verfolgte.





      670/75 oo Pippin II. der Mittlere 635 oder 640/50-16.12.714


      Kinder:
      - Grimoald II. - April 714
      - Drogo Herzog der Champagne - 708



      Literatur:
      Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899 - Dahn Felix: Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt 1977, Seite 460,464,465 - Deutsche Geschichte Band 1 Von den Anfängen bis zur Ausbildung des Feudalismus Mitte des 11. Jahrhunderts. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1982, Seite 282 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 57 - Ewig Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1988, Seite 184,192,201 - Herm, Gerhard: Karl der Große. ECON Verlag GmbH, Düsseldorf, Wien, New York 1987, Seite 45 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 17 - Hlawitschka, Eduard: Zu den Grundlagen des Aufstiegs der Karolinger. Beschäftigung mit zwei Büchern von Matthias Werner. in: Stirps Regia. Forschungen zum Königtum und Führungsschichten im frühen Mittelalter. Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris, Seite 43-105 - Kalckhoff Andreas: Karl der Große. Profile eines Herrschers. R. Piper GmbH & Co. KG, München 1987, Seite 100 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 50,59 - Nack Emil: Germanien. Ländern und Völker der Germanen. Gondrom Verlag GmbH & Co. KG, Bindlach 1977, Seite 263,270 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 44 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 23,31-33,35-38,40 - Schneider Reinhard: Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter. Anton Hiersemann Stuttgart 1972, Seite 179 - Werner Matthias: Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1982 Seite 15,27-31,36,60,62,70,72,74-77,89,99,107,111,119, 121-123,126,128,131,133,137,165,167,169,172-176,186,193,197,213,221,226,229,234,236,239,241-243,247-256,258,261-263, 265-270,274-282,285,289,291-294,322,324,326 - Wies Ernst W.: Karl der Große. Kaiser und Heiliger. Bechtle Verlag Esslingen 1986, Seite 30 - [1]
    • Joachim Oepen, Plektrud, im Portal Rheinische Geschichte

      Plektrud (gestorben nach 717), Kirchengründerin

      Plektrud war die Ehefrau des fränkischen Hausmeiers Pippin des Mittleren (Regierungszeit 679-714) sowie die Gründerin der Kölner Kirche St. Maria im Kapitol.
      Plektrud entstammte einer vornehmen austrasischen Familie des Eifel-Mosel-Raums. Als Eltern werden die heilige Irmina, Äbtissin des Klosters Oeren bei Trier und Stifterin der Abtei Echternach, sowie der Seneschall und Pfalzgraf Hugobert (gestorben um 697) angenommen, als Schwestern unter anderem Bertrada, Gründerin des Klosters Prüm, und Adela, Gründerin und Äbtissin des Klosters Pfalzel bei Trier. Während diese Familienrekonstruktion in der Forschung nicht unwidersprochen blieb, herrscht Einvernehmen, dass Plektrud um 670 den späteren fränkischen Hausmeier Pippin den Mittleren heiratete. Diese Heirat war eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Stellung des Hausmeiers im Merowingerreich und damit auch für den endgültigen Aufstieg der Karolinger. Die Güter Plektruds und ihrer Familie erstreckten sich von der mittleren Mosel über die Eifel bis an den linken Niederrhein und rundeten damit den bisherigen Besitz der Pippiniden an Maas und oberer Mosel ab. Diese Besitztümer „konnten Pippins d. M. politisches Agieren selbstverständlich erleichtern" (Eduard Hlawitschka).
      In allen bekannten Urkunden ihres Ehemanns tritt Plektrud als Mitausstellerin auf. Aus dieser Tatsache ist ihre besitzrechtliche Stellung ablesbar, zugleich auch ihre Bedeutung bereits vor dem Tode Pippins. Zwischen 687 und 714 gründeten und begünstigten die Eheleute gemeinsam eine Reihe von Kirchen und Klöstern vor allem im Gebiet zwischen Rhein, Maas und Mosel, wobei auch Besitz aus dem Vermögen von Plektrud vergeben wurde. Unter anderem ermöglichten Pippin und Plektrud dem heiligen Suitbert die Gründung des Kloster Kaiserswerth (um 695), förderten die Abtei Echternach, an deren Gründung der heilige Willibrord (um 658-739) beteiligt war, und stellten sie unter ihren Schutz (706). Willbrord übertrugen sie auch das von ihnen gegründete Kloster Susteren bei Roermond (714).nach obenDie letzten Lebensjahre Pippins waren überschattet von erfolglosen Versuchen einer Nachfolgeregelung, denn die beiden Söhne Drogo (um 670-708) und Grimoald (um 680-714) waren bereits vor ihm verstorben. Den aus einem Konkubinatsverhältnis stammenden Sohn Karl Martell (688/689-741) versuchte Plektrud von der Nachfolge auszuschließen. Folgerichtig ließ sie nach dem Tode Pippins am 16.12.714 Karl verhaften und half ihre beiden Enkel Arnulf (um 695-723) als „dux" für Austrasien und den noch unmündigen Theudoald (wohl 708-nach 715) als Hausmeier an die Macht zu bringen. Plektrud behielt sich die oberste Autorität vor und richtete ihre Residenz in Köln ein. In Neustrien regte sich Widerstand, so dass es am 26.9.715 im Wald von Compiègne zu einer Schlacht kam, bei der Theudoald nur knapp die Flucht gelang. Zudem gerieten der merowingische König Dagobert III. (Regierungszeit 711-715/716) beziehungsweise Chilperich II. (Regierungszeit 715/716-721) unter den Einfluss der Neustrier. Als dann auch noch Karl Martell aus der Haft entkommen konnte und sowohl gegen die Neustrier als auch gegen Plektrud vorging, entstand im Frankenreich eine äußerst instabile Lage. Zudem befand sich die von Pippin „begründete gesamtfänkische Suprematie der Familie in eine[r] existenzbedrohende[n] Krise" (Rudolf Schieffer).
      716 rückten die Neustrier unter Chilperich und ihrem im Vorjahr gewählten Hausmeier Raganfrid (gestorben 731) nach Köln vor, wo sie Plektrud zur Herausgabe eines beträchtlichen Schatzes, womöglich des merowingischen Staatsschatzes zwangen. Auf dem Rückweg wurden sie von Karl angegriffen und erlitten eine Niederlage; auch die Schlacht bei Vinchy am 21.3.717 konnte Karl für sich entscheiden. Anschließend wandte er sich nach Köln, wo Plektrud ihm die restlichen Schätze Pippins aushändigen und Karls Herrschaftsanspruch anerkennen musste. Während Karl Martell in den folgenden Jahren seine Gegner endgültig niederwerfen konnte, geriet Plektrud vollkommen aus dem Blick der Quellen.
      Es gilt jedoch als sicher, dass Plektrud in Köln die Kirche St. Maria im Kapitol gründete, die sich an genau gleicher Stelle wie der den drei kapitolinischen Gottheiten Jupiter, Juno und Minerva geweihte Tempel aus römischer Zeit erhebt. Möglicherweise handelte es sich hierbei um merowingisches Königsgut, in dessen Besitz die fränkischen Hausmeier gelangt waren. Der Gründungsstatus der Kirche ist völlig unklar. Erst im 10. Jahrhundert bestand an St. Maria im Kapitol ein Benediktinerinnenkloster, welches sich im Verlauf des 12./13. Jahrhunderts zum adeligen Damenstift umwandelte. Bis zur Säkularisation 1802 war St. Maria im Kapitol nach Essen das größte Kanonissenstift im Erzbistum Köln und nach dem Dom und St. Gereon das reichste Stift in der Stadt Köln. Die Gründung der Kirche durch Plektrud wird erst seit Mitte des 12. Jahrhunderts in der örtlichen Tradition fassbar: Zwei um 1150/1160 sowie um 1300 entstandene Reliefplatten sowie urkundliche Zeugnisse belegen ihr Grab innerhalb der Kirche. In einem um 1300 angelegten Memorienbuch sowie in mehreren erzählenden Quellen wird Plektrud als Gründerin von St. Maria im Kapitol erwähnt. Eine Erhebung der Gebeine oder gar eine Kanonisation ist ihr nie zuteil geworden. Das Sterbedatum von Plektrud ist unbekannt; unterschiedliche Überlegungen der Forschung setzen es von bald nach 717 bis 726 an.
      In den zeitgenössischen Quellen wird Plektrud je nach Tendenz einerseits als „grausam", „von weiblicher Verschlagenheit" und für die Regierung des Frankenreiches als ungeeigent geschildert („Annales Mettenses priores"), andererseits aber als „edle und ungemein kluge Ehefrau" Pippins („Fredegarii Continuator") und als „höchst weise" bezeichnet („Liber historiae Francorum").
      Seit 1990 erinnert eine Statue Plektruds (Bildhauer: Thomas Torkler) am Kölner Rathausturm an die Klostergründerin.
      nach obenQuellen
      Annales Mettenses priores (MGH SS rer. Germ. in us. schol. X), bearb, von Bernhard von Simson, Hannover 1905.
      Chronicarum quae dicuntur Fredegarii Scholastici libri IV. cum Continuationibus (MGH SS rer. Merov. II, S.1-194), bearb. von Bruno Krusch, Hannover 1888.
      Liber Historiae Francorum (MGH SS rer. Merov. II, S.215-329), bearb. von Bruno Krusch, Hannover 1888.

      Literatur
      Nonn, Ulrich, Plektrud, in: Lexikon des Mittelalters, Band 7, München/Zürich 1995, Sp. 19.
      Oepen, Joachim, Plektrud in Köln: Die Stadt im Machtkampf der Karolinger, in: Rosen, Wolfgang/Wirtler, Lars (Hg.), Quellen zur Geschichte der Stadt Köln 1. Antike und Mittelalter. Von den Anfängen bis 1396/97, Köln 1999, S. 72–80.
      Sauser, Ekkart, „Plektrudis", in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon 21 (2003), Sp. 1182-1183.
      Werner, Matthias, Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger. Die Verwandtschaft Irminas von Oeren und Adelas von Pfalzel. Personengeschichtliche Untersuchungen zur frühmittelalterlichen Führungsschicht im Maas-Mosel-Gebiet, Sigmaringen 1982.

      Online
      Die digitalen Monumenta Germaniae Historica (dmgh) [Für eine Recherche innerhalb der dmgh siehe die jeweiligen Angaben unter der Rubrik Quellen].
      Schieffer, Rudolf, „Plektrud", in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 527-528.
      St. Maria im Kapitol (Informationen über die Baugeschichte von St. Maria im Kapitol auf der Website des Fördervereins Romanische Kirchen Köln e.V.).

      Joachim Oepen (Köln), 13.3.2013

      [3]
    • Romanische Grabplatte der Plektrudis, St. Maria im Kapitol. Köln, 3. Viertel des 12. Jahrhunderts

      Erstes-Relief-der-Plectrudis-1160-Maria-im-Kapitol-Köln
      [4]


  • Quellen 
    1. [S3] Karl-Heinz Schreiber, Genealogie-Mittelalter.de, .

    2. [S7] Wikipedia, abgerufen am 8 Jan 2016, Pippin der Mittlere.

    3. [S43] Portal Rheinische Geschichte, Joachim Oepen, Plektrud , abgerufen am 5.1.2016.

    4. [S7] Wikipedia, Plektrudis.