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 Bohrer

von Ringelheim, Friderun

weiblich - 971


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  • Name von Ringelheim, Friderun 
    Geschlecht weiblich 
    Tod 12 Jan 971  [1, 2
    Personen-Kennung I1054  Mittelalter
    Zuletzt bearbeitet am 24 Dez 2015 

    Vater von Ringelheim, Dietrich,   geb. 872   gest. 916 (Alter 44 Jahre) 
    Mutter Reginhild,   geb. 860   gest. nach 931/932 (Alter 73 Jahre) 
    Familien-Kennung F433  Familienblatt  |  Familientafel

  • Notizen 
    • Friderun von Ringelheim
      -12.1.971
      Tochter des westfälischen Grafen Dietrich von Ringelheim und der Reinhild, Tochter des Normannen Gottfrieds; Schwester der Königin Mathilde

      Hlawitschka Eduard: "Kontroverses aus dem Umfeld von König Heinrichs I. Gemahlin Mathilde"

      K. A. Eckhardt hat 1963 - wie einleitend erwähnt - die bald auch von anderen Historikern übernommene These aufgestellt und zu beweisen unternommen, dass Bischof Bovo von Chalons-sur-Marne (ca. 915/16-947) ein Bruder von HEINRICHS I. Gemahlin Mathilde war. Zu diesem Ergebnis kam er auf nicht uninteressante Weise. Indem wir Eckhardts Beweisgang darlegen, überprüfen wir ihn zugleich auf seine Stichhaltigkeit.
      Bischof Bovo war, wie uns zwei Diplome Karls des Einfältigen zeigen, ein Bruder von Karls am 10. Februar 917 verstorbener Gemahlin Frederuna; andererseits hatte auch HEINRICHS I. Gemahlin Mathilde eine Schwester, Friderun/Frederuna. Wie Flodoard von Reims in seinen Annalen zum Jahr 956 mitteilt, hatte Bovo zudem einen clericus Transrhenensis Berengar als nepos, der seinerseits 956 zum Bischof von Cambrai erhoben wurde und - nach der Gesta episcoporum Cameracensium - wiederum ex nobili parentale Germaniae hervorgegangen ist sowie Ottonis imperatoris proxime consanguineus war. Eckhardt zog aus diesen Gegebenheiten den Schluß: "Wenn ein Neffe des Bischofs Bovo von Chalons und also auch von dessen Schwester, der Königin Frederuna von Frankreich, gleichzeitig mit OTTO I. nächstverwandt war, dann bleibt genealogisch schlechterdings keine andere Möglichkeit, als dass OTTOS I. Mutter Mathilde eine Schwester des Bischofs Bovo und der Königin Frederuna war, (Frederuna also mit Mathildes Schwester Friderun zu identifizieren ist), und dass ein Elternteil des "aus edlem deutschen Geschlecht" stammenden Bischof Berengar ebenfalls zu diesem Geschwisterkreis gehörte. Wahrscheinlich war Berengar, gleich dem Bischof Dietrich von Metz, ein Sohn des Grafen Eberhard und der Amalrada, Mathildens Schwester".
      Ist nun dieser Beweisgang "schlüssig"? Viel hängt schon davon ab, ob der um 1050 schreibende Autor der Bischofsgeschichte von Cambrai mit seiner Angabe zur Königsverwandtschaft Bischof Berengars verläßlich ist, was wir nicht kontrollieren können, und ob auch die nepos-Bezeichnung Flodoards, die das Verwandtschaftsverhältnis Berengars gegenüber Bovo von Chalons angibt, tatsächlich "Neffe" - und nicht etwa nur (entfernter) "Verwandter" - meint. Im letzteren Falle schwindet bereits die Strigenz. Problematischer wirkt die Konstruktion jedoch dadurch, dass man unterschiedliche Todestage für Karls des Einfältigen Gemahlin Frederuna und Mathildes Schwester Friderun, die ja doch ein und dieselbe Person sein sollen, feststellt. Die eine verstarb am 10. Februar (des Jahres 917), die andere an einem 10. Januar. Eckhardt, der diese Divergenz sah, erklärte dies als ein Versehen des Zusammenstellers oder Abschreibers des Trierer Nekrologs oder Diptychons, aus dem uns der Todestag der Mathilden-Schwester bekannt ist. Das wäre akzeptabel, wenn da nicht auch noch ein Unterschied im Todesjahr bestünde. Die vier nur leicht voneinander abweichenden Überlieferungen der Fuldaer Totenannalen verzeichnen nämlich zum Jahre 971 als zweiten (und einmal als ersten) Jahreseintrag eine Fridarun, die dreimal als comitissa und einmal als ancilla Christi gekennzeichnet worden ist und einmal sogar das präzisierende Datum II. id. Jan (12. Januar) erhielt. Da die Todestagangaben in den verschiedenen Nekrologien häufig um 1-2 Tage differenzieren, hat man seit langem schon in der am 12.1.971 verstorbenen Gräfin Friderundie im Trierer Nekrolog oder Diptychon zum 10.1. eingeschriebene gleichnamige Schwester der Königin Mathilde erkannt. Letzte Zweifel an dieser Identifizierung und an der damit implizierten Unmöglichkeit einer Gleichsetzung der (demnach 971 verstorbenen) Mathilden-Schwester mit der 917 verstorbenen französischen Königin Frederuna beseitigen indessen zwei Reichenauer und St. Galler Gedenkeinträge aus dem Frühherbst 929, auf die K. Schmid 1960 erstmals aufmerksam gemacht hat und die uns die Verwandtschaft König HEINRICHS I. und Mathildes am Vorabend der Verheiratung ihres Sohnes OTTO I. mit der englischen Prinzessin Edgith aufweisen:

      Cod. sangall. col. 265:
      Heinrich, Mathilt, Otto, Heinrich, Prun, Kerbrich, Aduui, Kysilbert, Thieterich, Reginhilt, Otoo,
      Amalrat, Perechtheid, Fridirun, Pia omnesque debitores eius.

      Cod. aug. col. 247b:
      Heinricus rex, Mahthild regina, Otto rex, Heinricus, Prun, Kisilpert, Kerprig, Hadauui, Sigifrid,
      Kotechind, Ekkihart, Dancmar, Sigipert, Meginuuarch, Egino, Ekkihart, Prun, Theo to, Uuitolt,
      Kozmar, Uuipert, Kerlind, Liuza, Theotirih, Uuitechind, Reginhilt, Perehtheid, Pia, Friderun,
      Amalrat, Sigipert, Ekkipert, Piso, Ello - et omnes debitores eorum.

      Eine Interpretation dieser Namen im einzelnen braucht hier - da sie (was die Hauptteile anbetrifft) schon 1960 von Karl Schmid geleistet wurde und (was vor allem den Mittelteil der zweiten Liste angeht) erst vor kurzem von mir ergänzt werden konnte - nicht mehr wiederholt zu werden. Die engere Königsfamilie HEINRICHS I. (mit Gemahlin, drei Söhnen, zwei Töchtern und einem Schwiegersohn) und die eingangs schon vorgestellte nahe Verwandtschaft Mathildes sind auch so erkennbar. Wichtig ist hier lediglich, dass diese beiden Einträge, die die 929 lebende Königsverwandtschaft umschreiben, jeweils Friderun neben ihren Schwestern Pia, Amalrat, (Perechtheid) und Königin Mathilde aufzeigen, so dass deren Gleichsetzung mit der schon 917 verstorbenen französischen Königin Frederuna ausgeschlossen ist. Diese Namenreihen nennen auch keinen Bovo episcopus, was gleichfalls gegen die Gleichsetzung der Mathilde-Schwester Friderun mit der gleichnamigen französischen Königin Frederuna spricht. Hinzu kommt, dass auch ein in Trier überliefertes Memorienblatt, das an seinem Anfang die Namen Otdo, Athalheit, Otto, Mahtild, Uualdburg, Fritharun nennt und aus dem Anfang des 11. Jahrhunderts zu stammen scheint, freilich in den ersten Zeilen eine Vorlage aus der Spätzeit OTTOS DES GROSSEN wiederholen dürfte, gleich am Beginn neben dem Kaiser OTTO I. und seiner zweiten Gemahlin Adelheid die Kinder dieser Ehe, OTTO II. und Mathilde (Äbtissin von Quedlinburg), und - nach einer nicht identifizierbaren Person - mit Fritharun OTTOS DES GROSSEN Tante, die Schwester seiner Mutter Mathilde, nennen dürfte.
      Somit ist auch diese auf den ersten Blick recht imponierende Kombination bruchstückhafter Nachrichten nicht mehr tragfähig. Hatte doch Eckhardt gemeint, das Aufdecken dieser "Versippung durch Heimführung zweier Schwestern" könne vor allem den persönlichen Hilferuf Karls des Einfältigen, als er 923 im Westreich in die Gewalt Graf Heriberts II. von Vermandois gefallen war, an HEINRICH I. erklären. Das wird man fallenlassen müssen und dafür eher auf die 921 auf einem Rheinschiff bei Bonn abgeschlossene amicitia verweisen, die ja auch zu gegenseitiger Achtung, wenn nicht sogar tätiger Hilfe verpflichtete. Diese Hilfe ist damals bekanntlich nicht verwirklicht worden, hatte doch HEINRICH seinerseits schon eine neue amicitia mit Karls Gegner, König Robert von Westfranken/Frankreich (922-923), geschlossen, die das alte Versprechen gewiß in den Hintergrund gedrängt hatte.
      Aber wie dem auch sei: zu einer weiteren Klärung der Fragen um Königin Mathildes Schwester Friderun/Frederuna trägt dies alles wenig bei - desgleichen nicht der letzte mögliche Hinweis, dass nämlich die französische Königin Frederuna und ihr Bruder Bovo Verwandte des in der Spätphase König Karls des Einfältigen wichtig gewordenen und bei vielen verhaßten lotharingischen Grafen Hagano gewesen zu sein scheinen und auch einen nepos Ernust hatten -, so dass wir diesen Komplex hier abschließen können.

      Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Seite 580, "Kaiser Otto der Große"

      Die Mutter, OTTOS matertera, war also Mathildes Schwester, welche von den drei bekannten, ist mit Sicherheit nicht zu sagen. Zwei davon sind zu Trier, wo der Bruder Robert Erzbischof war, in einem Nekrologium erhalten (Brower Ann. Trev. i, 470, Leibnitii ann. iomp. II, 240): 4 Id. Ian. Friderun soro Mahthild reginae [vgl. Necrol. Fuld. Mai 971: Fridarum comitissa et ancilla Christi II Id. Ianuar.] und 8 Kal. Iun. Bia soro reginae Mathildis [ebenso Necr. Merseburg.]. Der dritten Amalrada, verheiratet mit dem Grafen Eberhard im Hamalande, Mutter Theoderichs von Metz, erwähnt Siegebert, Vita Deoderici c. 1 (SS. IV, 464). Ältere und neuere Forscher haben sich für Friderun entschieden: Leibnitz (Ann. i. II 527), Eccard (Orig. Guelf. IV, 5619, Schaukegl (Spicileg. Seite 46), ihnen sind Wersede (Bemerkungen über einige Urkunden Seite 72), von Leutsch (Markgraf Gero Seite 115 Anmerkung 196), wie es scheint auch Wedekind [und endlich Wilmans, Kaiserurkunden der Provinz Westfalen Seite 424] gefolgt; für Bia dagegen G. W. von Raumer (Charten und Stammtafeln zu den Reg. N II), Lappenberg (SS. III Seite 927), von Heinemann (Markgraf Gero Stammtafel). Die erste Annahme ist insofern die wahrscheinlichere, als OTTO nach Ann. Saxo 967 nach dem Tode des jüngeren Wichmann dessen verfallenes Erbe dem Kloster Kemnade an der Weser überwies. Am 2. November 1004 bestätigte HEINRICH II. die Schenkung, welche die Äbtissin Frederuna und ihre Schwester Imma demselben Kloster mit ihrem gesamten Erbe gemacht hatten (Erhard Reg. hist. Westfal. I, 60, St. 1395). Es waren billungische Familiengüter, die großenteils in den Grafschaften Herzog Bernhards lagen. Das Kloster war eine Wichmannsche Familienstiftung, die genannten Frauen waren, wie auch Eccard (Orig. Guelf. IV, 564), Gebhardi (Histor. genealog. Abhandlungen I, Seite 261) Wedekind Noten II 63 [Wilmans] meinen wahrscheinlich Töchter des älteren Wichmann, da es in der Urkunde heißt: construxerunt quoddam monasterium .. Keminaten und dies schon 967 erwähnt wird: die Töchter des jüngeren Wichmann (wofür Schaukegl sie hält) müßten damals noch Kinder sein. Der Name Frideruna war also in dieser Linie üblich und das entscheidet gegen Bia. Gegen Raumer und Lappenberg, welche die Frau Brunos von Arneburg (Thietmar III c. 6), desselben Namens Friderun (genannt in der Bulle Benedicts VIII. Jaffe 2923, Raumer Reg. hist. Brandenb. 279), mit der Schwester der Königin identifizieren, hebt Hirsch mit Recht den Todestag dieser im Necrol. Merseburg. 3 Kal. Dec. hervor.
      Die Vermutung, daß Friderun, die Schwester der Mathilde, zweimal verheiratet gewesen, hat ferner manches gegen sich. Da der ältere Wichmann 944 starb, kann Ekbert kein Sohn einer zweiten Ehe gewesen sein, denn bei Widukind III c. 18, 19 erscheint er bereits neun Jahre nachher handelnd vor Mainz.


      Literatur:
      Hlawitschka, Eduard: Kontroverses aus dem Umfeld von König Heinrichs I. Gemahlin Mathilde, in Festschrift für Alfons Becker, Sigmaringen 1987 - Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 Seite 580 - [2]

  • Quellen 
    1. [S3] Karl-Heinz Schreiber, Genealogie-Mittelalter.de, .

    2. [S3] Karl-Heinz Schreiber, Genealogie-Mittelalter.de, .