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 Bohrer

von Polen, Boleslaw I.

von Polen, Boleslaw I.

männlich 967 - 1025  (58 Jahre)

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  • Name von Polen, Boleslaw 
    Suffix I. 
    Spitzname der Tapfere 
    Geburt 967  [1
    Geschlecht männlich 
    Titel/Amt/Status 1003-1004  Böhmen,Tschechische Republik Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [1
    Herzog von Böhmen 
    Titel/Amt/Status 992-1025  Polen Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [1
    Herzog von Polen 
    Tod 17 Jun 1025  [1
    Beerdigung Posen [60-010],Großpolen,Polen Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [1
    • Dom
    Personen-Kennung I1126  Mittelalter
    Zuletzt bearbeitet am 1 Jan 2016 

    Familie 1 von Meißen, N. 
    Eheschließung 983/984  [1
    Kinder 
     1. von Polen, N.
    Familien-Kennung F458  Familienblatt  |  Familientafel
    Zuletzt bearbeitet am 1 Jan 2016 

    Familie 2 von Ungarn, Judith,   geb. um 970/975   gest. nach 987 (Alter 13 Jahre) 
    Eheschließung 986/987  [2
    Kinder 
     1. von Polen, Bezprym,   geb. 987/990   gest. 1032 (Alter 42 Jahre)
    Familien-Kennung F459  Familienblatt  |  Familientafel
    Zuletzt bearbeitet am 1 Jan 2016 

    Familie 3 Emnildis,   geb. um 970/975   gest. 1017 (Alter 42 Jahre) 
    Eheschließung 987 
    Kinder 
     1. von Polen, N.,   geb. 988
     2. von Polen, Mieszko II.,   geb. 990   gest. Mai 1034 (Alter 44 Jahre)
     3. von Polen, Mathilde,   geb. um 995   gest. nach 1018 (Alter 24 Jahre)
     4. von Polen, Regilindis,   geb. um 989   gest. nach 1014 (Alter 26 Jahre)
     5. von Polen, Otto,   geb. um 1000   gest. 1033 (Alter 33 Jahre)
    Familien-Kennung F460  Familienblatt  |  Familientafel
    Zuletzt bearbeitet am 1 Jan 2016 

    Familie 4 von Meißen, Oda,   geb. um 995   gest. nach 1025 (Alter 31 Jahre) 
    Eheschließung 3 Feb 1018  [1
    Kinder 
     1. von Polen, Mathilde,   geb. 1018/1019   gest. nach 1036 (Alter 18 Jahre)
    Familien-Kennung F456  Familienblatt  |  Familientafel
    Zuletzt bearbeitet am 1 Jan 2016 

  • Ereignis-Karte
    Link zu Google MapsTitel/Amt/Status - Herzog von Böhmen - 1003-1004 - Böhmen,Tschechische Republik Link zu Google Earth
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    Pin-Bedeutungen  : Adresse       : Ortsteil       : Ort       : Region       : (Bundes-)Staat/-Land       : Land       : Nicht festgelegt

  • Fotos
    Bolesław I
    Bolesław I
    auf der Gnesener Bronzetür - Ausschnitt

  • Notizen 
    • Bolesław abgebildet auf der Gnesener Bronzetür mit Königskrone, 12. Jahrhundert

      Bolek

      [3]
    • Boleslaw I. der Tapfere

      Herzog von Polen (992-1025)
      Herzog von Böhmen (1003-1004)
      967-17.6.1025 Begraben: Posen, Dom

      Sohn des Herzogs Mieszko I. von Polen aus dem Hause der PIASTEN aus seiner 2. Ehe mit der Dubrawka von Böhmen, Tochter von Herzog Boleslav I.

      Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 359

      Boleslaw I. Chrobry, König von Polen
      * 965/67, + 17. Juni 1025 Begraben: Posen, Dom
      Eltern:
      Mieszko I., Fürst von Gnesen (+ 25. Mai 992), und die PREMYSLIDIN Dobrawa (Dabrowka, Dubrovka; + 997), Tochter Boleslavs I. von Böhmen

      Alleinherrscher nach dem Tod des Vaters; Krönung 1025

      1. oo um 983/84
      Tochter des Markgrafen Rikdag von Meißen
      2. oo um 985/86
      Tochter eines ungarischen (arpadischen) Fürsten
      3. oo Emnilda (Emnildis), Tochter des „senior“ Dobromir
      4. oo 3. Febr. 1018
      Oda, Tochter des Markgrafen Ekkehard I. von Meißen (+ nach 1025)

      Kinder:
      von 1.:
      Tochter (* um 984), oo Fürst von Pommern; Sohn (* 985), Mönch in Italien
      von 2.:
      Bezprym (* 986, + nach 1032), Fürst von Polen 1031
      von 3.:
      Tochter (* 988), Äbtissin 1017,
      Regelindis (* 989, + nach 1014),
      oo 1002 Markgraf Hermann von Meißen
      Mieszko II. Lambert (* 990, + 10. Mai 1034), König von Polen 1025,
      oo Richeza (+ 21. März 1063), Tochter des Pfalzgrafen Ezzo und der Schwester Kaiser OTTOS III.,
      Mathilde; Tochter (* um 995, + nach 1018),
      oo 1009/12 Svjatopolk von Kiev
      Otto (* vor 1000, + 1033)
      von 4.:
      Mathilde (* 1018/19, + nach 1036), oo 18. Mai 1035 mit Otto von Schweinfurt

      Die Ehe Mieszkos I. mit Dobrawa war das Ergebnis eines von Markgraf Gero 963/964 herbeigeführten Interessenausgleichs zwischen dem Reich und den konkurrierenden slavischen Mächten; sie besiegelte das Bündnis zwischen Böhmen und Polen, band den Piasten-Staat an das Reich (Tribut) und leitete die Taufe Mieszkos I. und seines Landes (966) ein. Dobrawa gab ihrem Sohn den Namen ihres Bruders (Thietmar IV, 56), der zum beliebtesten Namen in der Piasten-Dynastiewurde. Die feierliche Haarschur des Knaben nutzte der Vater, um mit der Übersendung der Locken Boleslaws symbolisch unter die Obhut des Papstes zu stellen, vermutlich damals, als er auf Befehl Kaiser Ottos I. Boleslaw als Geisel nach Deutschland schickte (Ostern 973); wo und wie lange Boleslaw sich dort aufhielt, ist nicht bekannt. Nach dem Tode der Mutter (977), als die Spannungen zum Prager Hof zunahmen und das Verhältnis zum Reich und zu den sächsischen Grafenfamilien sich komplizierte, mit deren mächtigsten, den Markgrafen von Haldensleben, Mieszko sich durch seine Ehe mit Oda verband, als die Unterwerfung Pommerns zum Abschluß kam (vor 980) und Kiev die Czerwiner Burgen 981 annektierte, wuchs Boleslaw zu einer unentbehrlichen Stütze des Vaters heran, dessen politische Vorstellungen und Ziele ihn entscheidend prägten.
      Die drei Ehen, die Boleslaw zwischen 983 und 987 schloß, dienten der Absicherung piastischer Interessen, wofür - außer den Arpaden - vor allem das Bündnis mit den jeweiligen Herren von Meißen erforderlich war (983 mit Markgraf Rikdag; 987 mit Markgraf Ekkehard I.). Die bislang umstrittene Frage nach der Herkunft der dritten Gemahlin Boleslaws und das rätselhafte nahe Verwandtschaftsverhältnis zwischen Piasten und Ekkehardinern lassen sich einleuchtend und widerspruchsfrei klären, wenn man die Herrschaft des »senior Dobromir« nicht in Kleinpolen (Lowmianski) oder Pommern, sondern im Elbslavengebiet (Zakrzewski, Widajewicz, Grabski), genauer im östlichen Vorfeld der Mark Meißen (Lausitz und Milsener Land), sucht (Ludat). Das Bündnis das 987 Piasten und Ekkehardinerzur Wahrung ihrer Interessen hier durch eine Doppelhochzeit (Boleslaw mit Emnilda und ihre Schwester mit Graf Gunzelin, dem Bruder Markgraf Ekkehards) besiegelten, war zugleich gegen Böhmens Ansprüche gerichtet. Diese zielbewußte Politik einer engen Zusammenarbeit mit dem Reich im Markengebiet zwischen Elbe und Oder im Kampf gegen die heidnischen Lutizen, wo Mieszko wohl auch die Aufgabe des 985 abgesetzten Markgrafen der Nordmark, Dietrichs von Haldensleben, übernommen hatte (986 Lehnseid; Necr. Fuld.: 992: »Miseco marchio obiit«), brachte ihm schließlich mit der Abtrennung Schlesiens und des Krakauer Landes (990/991) von Böhmen die seit langem angestrebte Arrondierung des Piasten-Staates bis zum Kamm der Sudeten und Karpaten ein.
      Als Mieszko 992 starb, setzte Boleslaw als Senior diese erfolgreich erprobte Politik nahtlos fort: Der Versuch Odas, den Anspruch ihrer Söhne gegen Boleslaws Alleinherrschaft mit Kiever Hilfe durchzusetzen, mißlang und endete mit der Vertreibung aller ihrer Anhänger (1033 wurde bei der Teilung Polens der Erbanspruch berücksichtigt). Weder dieses Problem noch die Gegensätze zwischen Piasten-Hof und Reichsregierung in der Frage der künftigen Kirchenorganisation (990/991) Dagome-iudex-Dokument mit der Unterstellung der Civitas Schinesghe [Gnesen] unter den Apostolischen Stuhl gegen die Magdeburger Metropolitanansprüche [Magdeburg] auf alle Gebiete östlich der Oder; 995 Meißener Bistumsplan, der Teile Schlesiens und Böhmens zu einer eigenen Diözese vereinen sollte), noch gelegentlich Schwankungen der Reichspolitik, die um Erhaltung des Gleichgewichts zwischen Böhmen und Polen bemüht war, konnten Boleslaws Verhältnis zum Reich beeinträchtigen. Seit dem Sommer 995 nahm Boleslaw auch persönlich an der Seite König Ottos III. den Kampf gegen die Lutizen und Abodriten wieder auf, zusammen mit Sobeslav, dem Haupt der Opposition in Böhmen, der so dem Blutbad unter den Slavnikiden in Libice (29. September 995) entging.
      Dieses Ereignis machte alle Vermittlungsversuche zwischen Piasten und Premysliden (wie zum Beispiel Meißener Bistumsplan Dezember 995) hinfällig. Die Einsicht, die Probleme an der Ostgrenze mit herkömmlichen Mitteln nicht mehr lösen zu können, bestärkte Otto III. in der Aufnahme des Renovatio-Konzepts (996/997): Nach byzantinischem Modell sollte das östliche Vorfeld des Reiches durch Bande geistlicher und leiblicher Verwandtschaft mit fremden Dynastien gesichert werden; anstelle einer kirchenpolitischen Ausweitung des Reiches (»Germania«) sollte der Osten des Imperium Romanum durch ein selbständiges Glied, die »Sclavinia (Slavania)«, repräsentiert sein, eine Lösung, die den Wünschen Boleslaws voll entsprach. Das Martyrium des Prager Bischofs Adalbert im Lande der Prußen (23. April 997) beschleunigte die Realisierung dieses Konzepts: Boleslaw ließ den Leib Adalberts bergen und in Gnesen feierlich beisetzen; das Band zwischen Kaiser Otto und Boleslaw festigte der gemeinsame Eifer, die Verehrung des neuen Martyrers und seine Heiligsprechung (999) zu betreiben. Nach sorgfältigen Vorbereitungen, an denen Boleslaws Unterhändler in Rom mit dem Bruder Adalberts, Radim-Gaudentius (2. Dez. 999 archiepiscopus Sancti Adalberti), an der Spitze beteiligt waren, erfuhr die Politik Boleslaws mit der Wallfahrt, die Kaiser Otto im Einvernehmen mit dem Papst als servus Jesu Christi zum Grab Adalberts Ende 999 von Italien aus antrat, ihren größten Triumph: Boleslaw empfing den Kaiser und sein Gefolge am Bober bei Eulau und geleitete ihn nach Gnesen, wo während der Feierlichkeiten im März 1000 mit der Errichtung des Erzbistums Gnesen unter Leitung Radims, mit den Suffraganen in Krakau, Breslau und Kolberg, zugleich die Eingliederung der Sclavinia (Polonia seit Anfang des 11. Jh.) in das Imperium vollzogen wurde: Boleslaw als amicus und socius, als cooperator des Kaisers, erhielt von diesem in der Verfügungsgewalt über die eigenen und die künftig in den Missionsgebieten noch entstehenden Bistümer kaiserliche Rechte (als Patricius?) zugewiesen und als Herrschaftszeichen und Symbol für die Aufgabe als defensor ecclesiae eine Nachbildung der hl. Lanze überreicht, wofür Boleslaw dem Kaiser ein Armreliquiar des hl. Adalbert schenkte. Mit der Taufe von Boleslaws jüngstem Sohn auf den Namen des Kaisers und der Absprache über die Ehe seines Sohnes Mieszko Lambert mit Richeza, der Nichte des Kaisers, wurde die Piasten-Dynastie in die »Familie der Könige« aufgenommen. Wohl auch nach byzanzinischem Vorbild setzte der Kaiser ein imperiale diadema »in amicicie foedus« (Gall I, 6) Boleslaw aufs Haupt. Als Rangerhöhung vom tributarius zum dominus wertete Thietmar von Merseburg den Akt von Gnesen. Boleslaw gab dem Kaiser das Geleit bis Aachen, wo er gewiß Zeuge der Öffnung des Grabes Karls des Großen war (Ademar von Chabannes: Schenkung des Thrones Karls des Großen an Boleslaw; vgl. Renovatio). Der Tod Kaiser Ottos III. (24. Jan. 1002), der Thronstreit und die Ermordung des Markgrafen Ekkehard von Meißen (30. April 1002) erschütterten auch die Grundfesten der piastischen Politik.
      In der Kandidatur Heinrichs von Bayern mußte Boleslaw die Gefahr eines Wiederauflebens traditioneller bayerisch-böhmicher Kooperation (Heinrich der Zänker) sehen, die den Besitz Schlesiens und des Krakauer Landes sowie der Rechte im Markengebiet in Frage stellen konnte: Im Einvernehmen mit den Ekkehardinern, das durch die Ehe seiner Tochter Regelindis mit Graf Hermann, dem ältesten Sohn des ermordeten Ekkehard, erneut bekräftigt wurde, besetzte Boleslaw im Mai 1002 rasch und ohne Widerstand die Lausitz, die Markgraf Gero II. unterstand, und das Milsener Land, die er auf dem Hoftag von Merseburg (25. Juli 1002), wo er König Heinrich II. huldigte, zu Lehen erhielt, aber auf Meißen verzichten mußte, das der König Ekkehards Bruder, Markgraf Gunzelin, zusprach. Das Mißtrauen zwischen Boleslaw und dem König verstärkten die Vorgänge in Böhmen: Herzog Boleslav III. war in Adelskämpfen vertrieben und durch Vladivoj ersetzt worden, der Ende 1002 König Heinrich huldigte, aber kurz darauf starb; als Jaromír eingesetzt wurde, vertrieb Boleslav III. seinen Bruder mit polnischer Hilfe, mußte aber erneut am Piasten-Hof Schutz suchen, wo Boleslaw ihn blenden ließ und danach selbst die Herrschaft in Böhmen übernahm. Der König forderte die Huldigung (ut ius antiquum poscit), die Boleslaw verweigerte, vielleicht weil er Böhmen als Bestandteil der Sclavinia ansah und auf die Fürstenopposition im Reich setzte. Der König beantwortete diese Herausforderung durch das Bündnis mit dem Erzfeind des Reiches, den heidnischen Lutizen, was die Abkehr vom Konzept Ottos III. bedeutete: Anstelle der gemeinsamen Bekämpfung der Heiden entbrannte ein fast 15 Jahre dauernder Krieg zwischen Boleslaw und Heinrich II.; für Boleslaw galten die Abmachungen von Gnesen, und er trat für seine Aufgabe und Teilhabe am christlichen Universalreich ein; der König berief sich auf die Konzeption Ottos des Großen und kämpfte für die Revision des Akts von Gnesen (Aufhebung der eigenen Kirchenorganisation zugunsten der Magdeburger Ansprüche sowie der Sonderstellung Boleslaws). Die Hoffnungen Boleslaws auf Erfolge der Gegner König Heinrichs erfüllten sich nicht: Bereits 1004 wurde Boleslaw aus Böhmen (Mähren blieb piastisch) vertrieben, wobei Sobieslav, der Bruder Adalberts, ums Leben kam; Jaromír wurde vom König wieder eingesetzt. Im Herbst mußte Boleslaw auch das belagerte Bautzen aufgeben und aus dem Markengebiet weichen. Ein Feldzug (Spätsommer 1005) zwang Boleslaw zum Frieden, den der Magdeburger Erzbischof Tagino in Auftrag des Königs in Posen abschloß und in dem Boleslaw wahrscheinlich seine Ansprüche auf Böhmen und das Markengebiet preisgab. Damals, vor 1007, verlor Boleslaw auch die Herrschaft über Pommern.
      Boleslaws Verhandlungen (Lutizenbund, Wollin) und Intrigen am Prager Hof (Udalrich suchte bei Boleslaw Schutz vor seinem Bruder Jaromír) verleiteten den König, Boleslaw erneut den Krieg (1007-13) zu erklären: Boleslaw, darauf vorbereitet und gerüstet, besetzte die verlorenen Marken und führte Raubzüge bis in die Nähe von Magdeburg, während König Heinrich II., in jahrelange Streitigkeiten im Reich verstrickt, sich auch der Diplomatie Boleslaws nicht gewachsen zeigte: Vom Piasten-Hof aus forderte Brun von Querfurt (1007/08) den König auf, den schändlichen Krieg im Bunde mit den Heiden sofort zu beenden und sich mit Boleslaw, den er als Ideal des christlichen Herrschers mit Konstantin und Karl verglich, der Mission zu widmen. Boleslaws Einfluß auf die Heveller und Lutizen sowie den Prager Hof (Udalrich löste 1012 Jaromír ab) und seine engen Beziehungen zur sächsischen Aristokratie und König Heinrichs Gegnern im Reich (Pfalzgraf Ezzo) nährten die Abneigung gegen den Krieg und ließen keine erfolgreiche Offensive (1010 Vorstoß bis Glogau) mehr zu. Gunzelins Verbannung (1009-17) bedeutete keinen Rückschlag für die Politik Boleslaws, da Hermann, Boleslaws Schwiegersohn, die Nachfolge in Meißen antrat. Der für den Spätsommer 1012 vom König angesetzte Feldzug unterblieb nach Absprachen mit Erzbischof Walthard von Magdeburg und den sächsischen Großen; ebenso aber auch der erwartete Vorstoß Boleslaws über die Elbe: König Heinrich verhandelte mit den Lutizen und beendete plötzlich den erbitterten Streit mit Ezzo, gab die Mathildischen Erbgüter heraus und beschenkte Ezzo mit Kaiserswerth, Duisburg und Saalfeld, offenbar um ihn für seine Verdienste bei den Vermittlungs- und Friedensverhandlungen mit Boleslaw zu belohnen. Der Friede wurde Pfingsten 1013 in Merseburg gefeiert und mit der Hochzeit der Tochter Ezzos, Richeza, mit Boleslaws designiertem Nachfolger Mieszko besiegelt. Boleslaw huldigte dem König für die Belehnung mit der Lausitz und dem Milsener Land. Der Friede war jedoch nur von kurzer Dauer: Der Feldzug Boleslaws im Sommer 1013, den er - auch mit deutschen Kontingenten - zur Befreiung seines Schwiegersohnes Svjatopolk (Fürst von Turov) gegen Kiev unternahm, blieb erfolglos; eine Teilnahme am Romzug des Königs verweigerte er; die Forderung Heinrichs, sich vor ihm zu rechtfertigen, beantwortete er mit der Aufkündigung der Lehenspflicht. Den (3.) Krieg (1015-18) eröffnete Heinrich II. (seit 1014 Kaiser) mit Lutizen und Böhmen verbündet, erlitt aber am Bober eine schwere Niederlage, die das Heer zur Umkehr zwang, während Boleslaws Sohn Mieszko vor Meißen zog, es aber nicht erobern konnte. Die Aufgaben Kaiser Heinrichs im Westen, Burgund und Italien und die Interessen Boleslaws in Kiev (nach Vladimirs Tod 1015) machten beide verhandlungsbereit. Boleslaws Beharren, nur auf dem Boden der umstrittenen Marken zu verhandeln, weckte erneut des Kaisers Mißtrauen; er verbündete sich mit Jaroslav von Kiev und Stephan von Ungarn, deren Feldzüge jedoch keine Entlastung brachten, und griff mit lutizischen und böhmischen Kontingenten Glogau und Nimptsch vergeblich an, während Boleslaw von Breslau aus das Kriegsgeschehen verfolgte. Die Unlust der sächsischer Großen, der drohende Aufstand der Abodriten und die Gefahren in Italien zwangen Kaiser Heinrich zu einem raschen Frieden, der am 30. Januar 1018 in Bautzen abgeschlossen und durch die 4. Ehe Boleslaws mit Oda, der jüngsten Tochter Markgraf Ekkehards, die ihm sein eigener Sohn Otto nach Zützen zuführte, besiegelt wurde. Diese Ehe bekräftigte die traditionelle Freundschaft zwischen beiden Dynastien (seit 987) und bestätigte Boleslaw im freien Besitz von Lausitz und Milsener Land. Die Stellung Boleslaws glich der beim Akt von Gnesen im Jahre 1000: Der Kaiser verband sich mit Boleslaw, der, von deutschen und ungarischen Truppen begleitet, nicht nur Jaroslav aus Kiev vertrieb und Svjatopolk dort wieder einsetzte, sondern zugleich damit eine - allerdings erfolglose - Aktion des westlichen Imperiums gegen Byzanz ausführte (Thietmar VIII, 33), mit dem damals Kaiser Heinrich in Italien kämpfte. Der Rückgewinn der Czerwiner Burgen (1019) wurde kurz darauf (vor 1022) durch den Verlust Mährens an die Premysliden ausgeglichen. Das Verhältnis Boleslaws zum Kaiser blieb offenbar ungetrübt; seine Bemühungen um den Erwerb der Krone in Rom schlugen jedoch trotz des Peterspfennigs fehl. Erst nach Heinrichs II. Tod wagte Boleslaw sich in Gnesen (vermutlich zu Ostern 1025) krönen zu lassen, ein Akt, der die Einheit und Unteilbarkeit des Piasten-Staates und seinen Rang als Glied des Imperiums dokumentieren sollte, der aber im Reich bereits auf Widerspruch stieß.
      Boleslaw, dessen Beiname Chrobry (Chabri = animosus 'tapfer mutig') erst spät, im 13. Jh., belegt ist, haben schon die Zeitgenossen den Ehrennamen Magnus verliehen (die ältesten polnischen Annalen zu 1025: »Bolezlaus Magnus obiit«; die Krak. Kap. Annalen: »Primus Bolezlaus Magnus rex obiit«; der Verfasser der »Povest'« zu 1030: »Umre Boleslavz Velikyj v Ljasechz«), den auch Gallus Anonymus (neben: Gloriosus) und die aus dem 14. Jh. überlieferte Grabschrift (auf verlorenen Quellen aus dem Anfang des 12. Jh. fußend) verwenden. Auf Münzen die ungewöhnl. Aufschrift: »Dux Bolizlaus inclitus«. - Die feindselige Einstellung Thietmars und sein negatives Urteil über Boleslaw haben ebenso wie die ein Jahrhundert später in der Chronik des Gallus sich wiederfindende Tradition am Piasten-Hof, die Boleslaw bereits heroisiert, bis in die moderne Geschichtsforschung hinein nationalgefärbten Interpretationen auf polnicher wie auf deutscher Seite Vorschub geleistet. Allein die Heiratspolitik des Piasten-Hofes mit den deutschen Adelsfamilien bis zum Königshaus läßt nachdrücklich davor warnen, Boleslaws Kriege mit Heinrich II. mit einem nationalen Vorzeichen zu versehen. Als Repräsentant einer gesamtslavischen Großmachtidee und Vorkämpfer gegen die Deutschen (Poln. Millenium!) ist Boleslaw gänzlich ungeeignet. Die Motive und Antriebe der Politik Boleslaws, den Brun von Querfurt als Ideal des christlichen Herrschers beschreibt und den Adam von Bremen als rex christianissimus rühmt, dessen Grabschrift ihn als athleta Christi feiert und seine Krone vom Kaisertum Ottos III. herleitet, der Kirchen und Klöster bauen ließ, die Bekehrung und Unterwerfung der slavischen und baltischen Nachbarvölker sich zum Ziel gesetzt hatte und der seinem Enkel Kasimir den bezeichnenden Namen Karolus gab, sind letztlich nur aus der Faszination zu begreifen, die der Begegnung mit der chr. Universalkultur des Ottonischen Zeitalters entsprang: Sein Streben nach Gleichrangigkeit und Gleichwertigkeit, nach Anschluß an den westlichen Kulturkreis war die eigtliche Triebfeder, wofür das Renovatio-Konzept sich ihm in geradezu idealer Weise als Rahmen seines politischen Handelns anbot. Polen, Piasten.

      H. Ludat

      Althoff Gerd: Seite 379 H 17, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen."

      H 17 Lü: 17.6. Bozislaus dux + 1025 Boleslaw Chrobry

      Zu Boleslaw, dem Gegenspieler der Ostpolitik HEINRICHS II. und den daraus resultierenden Polenkriegen, zu seiner Verwandtschaft mit der Familie der EKKEHARDINER und seinem dadurch begründeten Verwandtschaftsverhältnissen zu den BILLUNGERN, siehe Ludat, An Elbe und Oder, Seite 18f. und Seite 67f.; Wenskus, Studien Seite 186ff. Zur fraternitas, die Boleslaw mit dem Magdeburger Domkapitel verband; vgl. Claude, Magdeburg Seite 249ff. Die Bedeutung des Eintrags ins Lüneburger Necrolog für die Erhellung der Haltung des sächsischen Adels zur Ostpolitik HEINRICHS II. ist in einem eigenen Kapitel diskutiert, vgl. oben Seite 104ff. Belege für das Todesdatum Boleslaws bringt Bresslau, Jbb. Konrads II. 1, Seite 98.

      Thiele, Andreas: Tafel 333, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa"

      BOLESLAW I. "DER TAPFERE"
      * um 967, + 1025

      Nach dem Tode seines Vaters vertrieb er insgesamt drei Halbbrüder, huldigte 996 Kaiser OTTO III., förderte die Mission des Heiligen Adalbert, rächte dessen Ermordung in Preußen brutal, bestattete dessen Gebeine in Gnesen, gründete dort im Beisein des Kaisers, der ihn als gleichrangig anerkannte, 1000 das nationale Erzbistum Gnesen und die Bistümer Kolberg, Krakau und Breslau, führte 1002-1018 barbarische Plünderungskriege gegen Kaiser HEINRICH II., besetzte zeitweise Böhmen, Meißen und Mähren und behauptete im Frieden von Bautzen (1018) die Lausitzen und das Milzener Land als Reichslehen. Er eroberte Kleinpolen-Krakau, Pomerellen-Danzig, Schlesien, Tscherwenien (Raum Bug-San) und 1015-1019 sogar Kiew. Er schuf ein erstes kurzlebiges polnisches Großreich, das nur von seiner wilden, kraftvollen Persönlichkeit zusammengehalten wurde. Er brach blutig die letzten patriarchalischen Widerstände, schuf die Kastellanverfassung und krönte sich 1025 selbst zum König.
      Er war einer der bedeutendsten Herrscher Polens aus der Dynastie der PIASTEN und von den Polen stark legendenhaft verklärt.

      1. oo N (HEMNILDE?) VON MEISSEN geschieden 985, Tochter des Markgrafen Rikdag
      2. oo JUDITH VON UNGARN, 987 geschieden, Tochter des Fürsten Geisa
      3. oo HEMINILDE + 1017, Tochter des Elbsorbenhäuptlings Dobromir
      4. oo ODA VON MEISSEN + 1025, Tochter des Markgrafen Ekkehard I.

      Ludat Herbert: Seite 47, "An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa"

      Bemerkenswert bleibt die persönliche Teilnahme des PREMYSLIDEN-Fürsten im Kampf gegen die Lutizen, deren Bundesgenossenschaft er offensichtlich zugunsten anderer Interessen preisgegeben hatte, während der PIASTEN-Herrscher Boleslaw, der Sohn Mieszkos, der am 25. Mai gestorben war und sein Reich geteilt hatte, sich wegen eines drohenden Krieges an seinen Ostgrenzen entschuldigt hatte. Wenn sich aber in den beiden folgenden Jahren die Polen nicht an den Kriegen um Brandenburg beteiligt haben, so läßt diese Tatsache wohl den Schluß zu, dass Boleslaw mit Errichtung seiner Alleinherrschaft, die mit der Vertreibung seiner Stiefmutter Oda und ihrer Söhne endete, vorübergehend kein sonderliches Interesse verspürt haben mochte, sich für die Rechte ihrer Familie, speziell ihrer Schwester Mathilda und deren Gemahls Pribislav, in Brandenburg zu engagieren.




      -985 1. oo Emnildis von Meißen, Tochter des Markgrafen Rikdag

      986-987 2. oo Judith von Ungarn, Tochter des Großfürsten Geisa

      987 3. oo Emnildis, Tochter des Elbsorbenhäuptling Dobremir, um 970- 1017

      3.2.1018 4. oo Oda von Meißen, Tochter des Markgrafen Ekkehard I., um 995- nach 1025





      Kinder:

      1. Ehe
      - Tochter
      oo Fürst von Pommern-Danzig

      2. Ehe
      - Otto Bezprym 968- 1032 ermordet

      3. Ehe
      - Otto um 1000 - 1033 ermordet
      - Mieszko II. Lambert 990-10./11.5.1034
      - Regilindis 989-21.3. nach 1014
      1002 oo Hermann II. Markgraf von Meißen um 980-1.11.1038
      - Tochter
      oo Swjatopolk I. Großfürst von Kiew 980 - 1019

      4. Ehe
      - Mathilde um 1018- nach 1035
      1035 oo Otto I. Markgraf von Schweinfurt um 995-28.9.1057




      Literatur:
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      [1]

  • Quellen 
    1. [S3] Karl-Heinz Schreiber, Genealogie-Mittelalter.de, .

    2. [S3] Karl-Heinz Schreiber, Genealogie-Mittelalter.de, .

    3. [S7] Wikipedia, Bolesław I. (Polen).