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 Bohrer

Itta

weiblich 592 - 652  (60 Jahre)


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Generation: 1

  1. 1.  Itta wurde geboren in 592; gestorben in 652 in Nivelles [1400],Wallonien,Belgien.

    Notizen:

    Itta (Iduberga) = Ida
    592 - 652 Kloster Nivelles

    Hlawitschka Eduard: Seite 73, "Die Vorfahren Karls des Großen"

    3. Ita/Iduberga
    Lebensdaten ergeben sich aus der Vita S. Geretrudis, vgl. B. Krusch in MG. SS. rer. Merov. 2, Seite 447ff.

    Schieffer Rudolf: Seite 18-20, „Die Karolinger“

    Pippins Witwe Itta (Iduberga), aus nicht näher bestimmbarem Adelsgeschlecht, tritt erst nach Pippins Tod deutlicher in den Quellen in Erscheinung, und zwar als Klostergründerin. Nach Art mancher vornehmer Damen der Zeit schuf sie sich gemeinsam mit ihrer jüngeren Tochter Gertrud einen geistlichen Alterssitz in Nivelles am Kohlenwald (südlich von Brüssel) und stattete ihn reich aus. Bei der Einrichtung des Nonnenkonvents beriet sie der aus Aquitanien stammende Missionsbischof Amandus, der (ganz ähnlich wie Arnulfs Gefährte Romarich) enge Beziehungen zum columbanischen, also irofränkischen Mönchtum hatte. Wenig später rief Itta sogar noch ein zweites Kloster weiter südlich in Fosses (bei Namur) ins Leben, das ausschließlich von Iren besiedelt wurde. Hier wie vor allem in Nivelles, wo sie 650 starb und beigesetzt wurde, wird die Gründung von dem Wunsch bestimmt gewesen sein, einen Ort beständigen Gebets für sich und ihre Angehörigen zu gewinnen, dazu ein allseits respektierliches Zentrum pippinidischer Macht und Größe, womöglich auch ein Refugium in Tagen des Unglücks. Wie sehr ein solches Kloster in den Rahmen adliger Familienherrschaft eingebettet war, ist schon daran abzulesen, dass Gertrud der Mutter nahtlos in der Leitung von Nivelles nachfolgte - sie sollte eine im Mittelalter weithin verehrte Heilige werden - und dass auch nach ihrem Tode (659?) die Würde der Äbtissin gleichsam im Erbgang auf Gertruds Nichte Wulfetrud, die Tochter ihres Bruders Grimoald, überging.

    Ewig Eugen: Seite 145, "Die Merowinger und das Frankenreich"

    Missiionsbischof Amandus hatte dem jungen König Sigibert die Taufe gespendet, beriet zu dieser Zeit aber auch Grimoalds Mutter Iduberga (Itta) bei der Gründung einer pippinischen Hausabtei zu Nivelles im Kohlenwald, das heißt im Grenzgebiet zwischen Auster und Neuster und zwischen Diözesen Maastricht und Cambrai. 651 gründete Iduberga mit ihrem Sohn Grimoald für den irischen Abt Foillan und seine Mönche die von dem neustroburgundsichen Hausmeier Erchinioald ausgewiesen worden waren, die Abtei Fosses westlich von Namur, an der Straße von Nivelles nach Dinant. Iduberga ließ für Nivelles Reliquien und Bücher aus Rom und von jenseits des Meeres kommen und fand dort 652 ihre letzte Ruhe. Die Abtei blieb wie Jouarre ein Familienkloster; auf Idubergas Tochter Gertrud (+ 659) folgte als Äbtissin ihre Nichte Wulfetrud, ein Tochter Grimoalds (+ 669).





    oo Pippin I. (der Ältere) von Landen - 639

    Kinder:

    - Grimoald
    - Begga - 693
    oo Ansegisel, Sohn Arnulfs von Metz
    - Gertrud Äbtissin von Nivelles 626-17.3.659



    Literatur:
    Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 76 - Ewig Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1988, Seite 145,182 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 130 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 30,35 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 18-20 - Werner Matthias: Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1982, Seite 39,74,317 -

    Name:
    Ida, Iduberga

    Gestorben:
    Kloster Nivelles

    Familie/Ehepartner: Pippin I. Pippin wurde geboren um 580; gestorben in 639/640. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 2. Begga  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 615/620; gestorben in 692/693; wurde beigesetzt in Andenne [5300],Wallonien,Belgien.
    2. 3. Grimoald I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 620; gestorben in 662 in Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich.
    3. 4. von Nivelles, Gertrud  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 626; gestorben am 17 Mrz 659.


Generation: 2

  1. 2.  Begga Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Itta1) wurde geboren um 615/620; gestorben in 692/693; wurde beigesetzt in Andenne [5300],Wallonien,Belgien.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Andenne [5300],Wallonien,Belgien; Gründerin von Andenne

    Notizen:

    Begga Gründerin von Andenne
    um 615/20 † 17.12.692/93 Begraben: Andenne an der Maas
    Tochter des Hausmeiers Pippin I. der Ältere aus dem Hause der PIPPINIDEN und der Itta

    Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 1798

    Begga, hl. (Fest: 17. Dez.; translatio: 7. Juli
    † 693 Begraben: Andenne an der Maas

    In den um 700 entstandenen "Virtutes S. Geretrudis" wird sie als Geretrudis Schwester und damit als Tochter des Hausmeiers Pippins des Älteren und der Itta/Iduberga bezeugt, dann um 805 in den "Annales Mettenses priores" als Mutter Pippins des Mittleren genannt, der dort zugleich als Sohn Ansegisels erscheint. Danach Nennung in vielen späteren Annalen, Chroniken und Viten. Begga gründete 691/92 nach Ansegisels Tod das Kloster Andenne, das sie mit Nonnen aus Nivelles, woher auch das Kirchengerät stammte, einrichtete. Ihre liturgische Verehrung ist vor dem 11./12. Jahrhundert nicht nachweisbar. - Die jüngst aufgetauchte Ansicht, sie sei vor Ansegisel mit dem dux Adalgisel vermählt gewesen, ist abzulehnen. Eine Legende stellt die schon seit dem 15. Jahrhundert oft geäußerte Meinung dar, Begga sei als Stifterin des Beginenwesens anzusehen.

    Quellen und Literatur:
    MGH SRM 2, 469 - MGH SRG, Ann. Mett. Pr., ed. B. v. Simson, 1905,2f. - MGH DD H IV, 470b (*) - Vita S. Beggae, AASSBelgii 5, 70-125 [11./12.Jh., hist. wertlos] - DGHGE II, 1559-1564; VII, 441-448 - Vies des Saints 12, 504f. -

    Hlawitschka Eduard: Seite 74, "Die Vorfahren Karls des Großen"

    8. Begga

    Als Schwester Geretruds und damit als Tochter Pippins des Älteren und Ittas bereits bezeugt in den um 700 entstandenen Virtutes S. Geretrudis c. 10, MG. SS. rer. Merov. 2, Seite 469, dann um 805 in den Ann. Mett. prioir., hrsg. von B. v. Simon Seite 2; ebd. auch als Mutter Pippins des Mittleren genannt, welcher dort, Seite 1, als filius Ansegisili gekennzeichnet wird.
    Hiernach eine lange Reihe von Annalen, Chroniken und Viten; vgl. H. E. Bonnel, Die Anfänge des karolingischen Hauses (wie in Nr. 1), Seite 69f. und 150, dessen Kritik an der Vita S. Geretrudis und an den Ann. Mett. prior. freilich längst als unberechtigt erkannt und zurückgewiesen worden.

    Konecny Silvia: Seite 47,49,51, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Begga wurde erst nach ihrer Heirat durch den Mißerfolg Grimoalds I. zur Alleinerbin des Besitzes im östlichen Belgien.
    Die Ehe Ansegisels mit Begga brachte zwar die Vereinigung von zwei Komplexen des karolingischen Eigengutes, bei der Eheschließung stand jedoch die Befestigung eines Bündnisses von zwei Männern im Vordergrund, die schon einige Jahrzehnte hindurch eine gemeinsame Politrik betrieben hatten. Zur Alleinerbein wurde Begga erst lange nach ihrer Heirat im Zusammenhang mit dem mißglückten Versuch ihres Bruders Grimoald I. sich der Herrschaft zu bemächtigen. Nimmt man mit Bonell die Heirat Ansegisels und Beggas etwa um 630 an, dann könnte diese einen Versuch dargestellt haben, das Bündnis beider Sippen neu zu beleben, um mit vereinten Kräften wieder politischen Einfluß zu gewinnen. Tatsächlich regierte Ansegiselbereits 632 gemeinsam mit Bischof Chunibert vormundschaftlich für König Sigibert in Austrien.

    Ewig Eugen: Seite 163,183, "Die Merowinger und das Frankenreich"

    Der pippinidische Mannesstamm war mit Grimoald und seinem Sohn Childebertus adoptivus 662 erloschen. Das Erbe des Geschlechts fiel über Grimoalds Schwester Begga, die um 635 mit Ansegisel, dem zweiten Sohn Arnulfs von Metz, vermählt worden war, an die ARNULFINGER.
    Das pippinische Hausgut ging nach dem Untergang Grimoalds 662 auf Ansegisel und Begga, die Eltern Pippins II., über.

    Riche Pierre: Seite 30,50, "Die Karolinger. Eine Familie formt Europa."

    Diese Verbindung wurde in der Folgezeit durch die Heirat von Arnulfs Sohn Ansegisel mit der Tochter Pippins, Begga, noch besonders verstärkt.
    Auf den Ländereien von Pippins Mutter Begga wurde das Kloster Andenne gegründet; in Lobbes bei Lüttich setzte Pippin Altbischof Ursmar († 713) ein, dessen Nachfolger Ermino wurde.

    Schieffer Rudolf: Seite 17,22, "Die Karolinger"

    Auch die Verheiratung seiner Tochter Begga mit Arnulfs Sohn Ansegisel, die in jene Zeit fallen muß und die beiden Familien der ARNULFINGER und der PIPPINIDEN dauerhaft miteinander verband, spricht gegen die Vorstellung, der Hausmeier könnte den Kampf um die Macht bereits verloren gegeben haben.
    Da auch Bischof Chlodulf von Metz, der andere Sohn Arnulfs, bald nach 670 gestorben sein dürfte und anscheinend von seinem Sohn Aunulf nicht lange überlebt wurde, verblieben aus Arnulfs und Pippins Geschlecht allein Begga, die Witwe Ansegisels, und ihr Sohn, der um 640/50 geborene Pippin der Mittlere.
    Wie es den beiden gelungen ist, sich während der kritischen 660-er und 670-er Jahre ihrer zahlreichen Widersacher zu erwehren, Besitzungen und bewaffnete Anhängerschaft trotz aller Einbußen als entscheidendes politisches Kapital im Kern zu behaupten und obendrein die Erinnerung an machtvolle Taten der Vorväter an der Spitze der Austrier wach zu halten, ist nirgends überliefert. Bezeichnenderweise ließ Begga nach dem Tode ihres Gemahls mehrere Jahrzehnte verstreichen, bevor sie um 691 (das heißt erst nach dem Sieg ihres Sohnes) die für eine hochadlige Matrone geradezu standesgemäße Klostergründung in Andenne an der Mass vornahm, die ihr in späterer Zeit den Rang einer Heiligen eintrug.





    um 635 oo Ansegisel Domesticus um 610 † vor 679

    Kinder:

    - Pippin II. 635 oder 640/50 † 16.12.714




    Literatur:
    Boshof Egon: Die Salier. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 94 - Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899 - Ewig Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1988, Seite 163,181,183 - Herm, Gerhard: Karl der Große. ECON Verlag GmbH, Düsseldorf, Wien, New York 1987, Seite 43 - Jarnut Jörg: Agilolfingerstudien. Anton Hiersemann Stuttgart 1986, Seite 127 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Nack Emil: Germanien. Ländern und Völker der Germanen. Gondrom Verlag GmbH & Co. KG, Bindlach 1977, Seite 269 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 257 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 30,35,50 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 17,22 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 3 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 4 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 363 - Werner Matthias: Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1982, Seite 195,204,254 - Wies Ernst W.: Karl der Große. Kaiser und Heiliger. Bechtle Verlag Esslingen 1986, Seite 28 -

    Gestorben:
    17.12.

    Begga heiratete Ansegisel um 635. Ansegisel (Sohn von von Metz, Arnulf der Heilige) wurde geboren um 610; gestorben in 657/679. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 5. Pippin II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 635/650; gestorben am 16 Dez 714 in Jupille-sur-Meuse [4020],Wallonien,Belgien; wurde beigesetzt in Chèvremont [90340],Territoire de Belfort,Franche-Comté,Frankreich.

  2. 3.  Grimoald I. Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Itta1) wurde geboren um 620; gestorben in 662 in Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Austrasien; Austrasischer Hausmeier

    Notizen:

    Grimoald I. der Ältere Austrasischer Hausmeier seit 639
    um 620 † 662 Paris
    Sohn des fränkischen Edlen Pippin I. der Ältere und der Itta

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 1717

    Grimoald I. der Ältere, fränkischer Hausmeier
    * um 620, † um 662
    Sohn Pippins I. des Älteren und der Iduberga

    Schwester:
    Gertrud von Nivelles

    Nach dem Tode des Vaters gelang Grimoald I. die Übernahme des Hausmeieramtes im austrasischen Reichsteil. Der minderjährige König Sigibert III. stand unter Grimoalds Kuratel und adoptierte dessen Sohn, der vermutlich erst bei dieser Gelegenheit den Namen Childebert (III.) annahm. Den wohl erst nach diesem "Staatsstreich" geborenen Sohn Sigiberts, Dagobert II., ließ Grimoald nach Irland ins Exil bringen. Der unter anderem als 'maior domus', 'vir illuster', 'dux' bezeichnete Grimoald fand Bundesgenossen in Bischof Kunibert von Köln und im Alamannen-Herzog Leuthari. Am Ende geriet er in die Hände der neustrischen Dynastie, die ihn wegen der Exilierung Dagoberts hinrichten ließ.

    Liteartur:
    NDB VII, 93 - I. Heidrich, Titular und Urkk. der arnulfing. Hausmeier, ADipl 11/12, 1965/66 - K. A. Eckhardt, Studia Merovingica, 1975 - E. Hlawitschka, Studien zur Genealogie und Gesch. der Merowinger, RhVjbll 43, 1979 - E. Ewig, Die Merowinger und das Frankenreich, 1988 -

    Hlawitschka Eduard: Seite 74, "Die Vorfahren Karls des Großen"

    10. Grimoald I.

    Als Sohn Pippins des Älterern bezeugt in Fredegarii Chron. c. 85, MG. SS. rer. Merov. 2, Seite 164; Lib. Hist.Franc. c. 43, ebd., Seite 315f.; weitere Quellen BM² 2r-4a.
    Zur Datierung seines Staatsstreichversuchs neuerdings L. Dupraz, Le royaume des Francs et l'ascension politique des maires du palais au declin du VI sicle, Fribourg/Schw. 1948, Seite 109ff, 284ff.
    Grimoald setzte 661/62 König Dagobert II. ab und erhob seinen eigenen Sohn Childebert zum König von Austrasien. Der neustrische Adel ließ daraufhin Grimoald hinrichten, weil dieser mit seinem Staatsstreich die Angliederung Austrasiens an Neustrien verhindert hatte.

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    Dass Grimoald sogleich den Anspruch auf die eben erst zurückgewonnene austrische Machtstellung seines Vaters erheben und schließlich auch durchsetzen konnte, zeigt deutlich den Sog des dynastischen Denkens, in den das Hausmeieramt inzwischen geraten war. Zwar hatte Grimoald 641 zunächst noch als dux und gemeinsam mit dem seit den 630-er Jahren führenden dux Adalgisel einen Feldzug des halbwüchsigen Königs Sigibert gegen den Thüringer-Herzog (dux) Radulf zu bestehen, an dessen Seite der AGILOLFINGER Fara, Sohn des früher umgebrachten Chrodoald, fiel, ohne dass Radulf unter die Botmäßigkeit der Austrier gebracht werden konnte, doch als dann 642/43 Grimoalds schärfster Konkurrent am austrischen Hof, der "übermütige und ehrgeizige" Königserzieher Otto, durch den Alemannen-Herzog Leuthar getötet worden war, gab es kein Hindernis mehr: Der Sohn Pippins wurde "Hausmeier im Palast Sigiberts und im ganzen Reich der Austrier". Drei Urkunden der folgenden Jahre, wiederum Klostergründungen, betreffend, geben Aufschluß über die seitherige Kräfteverteilung, 646/47 wurde die Güterausstattung von Cugnon am Südrand der Ardennen von Sigibert III. "auf den Rat der Bischöfe von Köln, Trier und Metz sowie der Großen Grimoald, Bobo und Adalgisel" vorgenommen, und ebenso standen Kunibert von Köln und der Hausmeier Grimoald 648/50 bei der Verlagerung dieser Neugründungen an ihren endgültigen Standort Stablo-Malmedy (in den nördlichen Ardennen) an der Spitze einer urkundlichen Zeugenliste von fünf Bischöfen und neun weltlichen Großen, unter denen wir auch Grimoalds Schwager Ansegisel und dessen Bruder Chlodulf, also die Söhne Arnulfs von Metz, als königliche domestici wiederfinden. Noch etwas später sprach dann ein erneutes Schenkungsprivileg Sigiberts offen von Stablo-Malmedy als einer Stiftung, die Grimoald "aus eigenem Antrieb" auf ihm überlassenen Königsland vorgenommen habe. Es ging also im Grunde um ein weiteres pippinidisches Hauskloster, das Grimoald überdies durch die Übertragung an den Abt Remaklus aus Solignac (bei Limoges) an das irofränkischen Mönchtum Innergalliens anzuschließen suchte. Wie sehr seine Kirchenpolitik zugleich die Familieninteressen im Auge hatte, zeigt sich auch daran, dass 647/48 der Aquitanier Amandus, mit Pippins Witwe Itta durch die Gründung von Nivelles verbunden, als Landfremder zum Diözesan-Bischof in Maastricht gemacht werden konnte und dass um 654/55 der domesticus Chlodulf den einstigen bischöflichen Stuhl seines Vaters Arnulf in der austrischen Residenzstadt Metz bestieg.
    Offensichtlich verstand es Grimoald, die Regierung Austriens ganz mit eigener Hand zu führen, selbst nachdem König Sigibert III. um 645 das Mündigkeitsalter von 15 Jahren erreicht hatte. Dieser Zustand scheint den Hausmeier allmählich zu dem kühnen Plan beflügelt zu haben, seiner Familie auch in aller Form die königliche Würde zu verschaffen. Dabei dachte er keineswegs daran, das Geschlecht der MEROWINGER vom fränkischen Thron zu stoßen, den es bereits seit Chlodwigs Zeiten inzwischen in 6. Generation exklusiv innehatte, sondern er wollte die herrschende Dynastie ganz friedlich beerben. Da das Unterfangen Jahre später in einem Fiasko geendet ist, hat die karolingische Quellenüberlieferung einen dichten Schleier des Geheimnisses darüber ausgebreitet und mitunter glatt bestritten, dass Grimoald der Ältere überhaupt einen Sohn gehabt hat. Tatsächlich kennen wir nicht einmal seinen eigentlichen Namen, denn der Königsname Childebert, unter dem er in fränkischen Herrscherlisten des 8./9. Jahrhunderts begegnet, ist ihm zweifellos erst in dem Augenblick beigelegt worden, da er sich als vollgültiger MEROWINGER ausweisen sollte. Ob dem eine regelrechte Adoption durch Sigibert III. zu Grunde lag, wie ein sehr später Chronist wissen will, ist ungewiß, doch dürfte feststehen, dass der Sohn des Hausmeiers, sobald Sigibert gestorben war (nach neuerer Auffassung bereits 651, nicht 656), mit einem so begründeten Anspruch auf dessen Nachfolge hervorgetreten ist. Dabei konnte er wohl auf die Furcht vieler Austrier bauen, nach Sigiberts Ende wieder von Neustrien aus regiert zu werden, wo dessen jüngerer Bruder Chlodwig II., mit der früheren Sklavin Balthild verheiratet, immerhin drei kleine Söhne hatte.
    In seinem ehrgeizigen Kalkül ließ sich der Hausmeier Grimoald selbst dadurch nicht beirren, dass Sigibert III. einen, wenn auch unmündigen, ehelichen Sohn hinterließ, der den Namen seines Großvaters Dagobert erhalten hatte. Gemäß einer kurz vor dem Tod des austrischen Königs getroffenen Absprache "ließ er den kleinen Dagobert scheren und schickte ihn mit Bischof Dido (Desiderius) von Poitiers auf eine weite Reise nach Irland in ein dortiges Kloster, um den eigenen Sohn zum König zu machen". Das "Buch der Frankengeschichte" eines unbekannten Neustriers wohl aus der Gegend um Soissons aus dem Jahre 727, das mit diesen Worten als einzige Quelle über den "Staatsstreich" berichtet, fügt sogleich an, die Franken seien darüber sehr entrüstet gewesen, hätten Grimoald in einen Hinterhalt gelockt, ihn ergriffen und dem König Chlodwig II. († 657) zur Aburteilung übergeben; in Paris sei er dann eingekerkert und zur Strafe für den Frevel an seinem Herrn grausam getötet worden. Die Hinrichtung Grimoalds durch seine neustrischen Widersacher steht damit fest, doch ist aus einer einzigen, zufällig überkommenen Urkunde, die eine Datierung nach dem "6. Jahr des Königs Childebert" aufweist, der Schluß zu ziehen, dass der adoptierte "MEROWINGER" und mit ihm sein leiblicher Vater der Hausmeier und wahre Machthaber Grimoald, zuvor jahrelang Anerkennung gefunden haben müssen. Da von einem gewaltsamen Ende Childeberts III. nichts verlautet, mag er 656/57 eines natürlichen Todes gestorben sein und erst dadurch Grimoald in eine unhaltbare Lage gebracht haben, die es den Gegnern leicht machte, ihn alsbald zu vernichten.
    Der Sturz war tief. Mit dem Hausmeier Grimoald dem Älteren und dem adoptierten Childebert erlosch bereits in der zweiten bzw. dritten Generation der Mannesstamm der PIPPINIDEN. Erst 662 schickte Chlothar III. seinen jüngeren Bruder Childerich II. als neuen Teil-König nach Neustrien, wo inzwischen die mit Grimoald verfeindeten Adelskreise den Ton angaben. An der Seite von Sigiberts Witwe Chimnechild wurde der dux Wulfoald mit Rückhalt an den Neustriern zur bestimmenden Figur dieser Jahre; auf seine Wirksamkeit dürfte es sich beziehen, wenn die Klosterüberlieferung von Nivelles zu vermelden weiß, "Könige, Königinnen und selbst Bischöfe" hätten die Äbtissin Wulfetrud († 669), Grimoalds Tochter, "aus Haß gegen ihren Vater von ihrem Amt durch Überredung und schließlich mit Gewalt entfernen wollen". Auch bei der Bischofswahl in Maastricht kam um 670 mit dem einheimischen Lambert offenbar ein Gegner der PIPPINIDEN zum Zuge, und die Doppelabtei Stablo-Malmedy mußte gar 669/70 eine Königsurkunde entgegennehmen, in der Grimoalds Gründungsinitiative völlig außer acht gelassen und die Ausstattung mit Waldungen in den Ardennen ausdrücklich vermindert wurde. Maßgeblich beteiligt war dabei ein dux Gundoin, der wahrscheinlich gleichzusetzen ist mit jenem Gundwin, der einige Zeit nach 657 Grimoalds Schwager, den domesticus Ansegisel, erschlug. Da auch Bischof Chlodulf von Metz, der andere Sohn Arnulfs, bald nach 670 gestorben sein dürfte und anscheinend von seinem Sohn Aunulf nicht lange überlebt wurde, verblieben aus Arnulfs und Pippins Geschlecht allein Begga, die Witwe Ansegisels, und ihr Sohn, der um 640/50 geborene Pippin der Mittlere.

    Ewig Eugen: „Die Merowinger“

    Gegen die Erhebung des von Sigibert adoptierten Grimoald-Sohnes zum König erhob sich anscheinend kein Widerstand.
    Die Regierungszeit des Childebertus adoptivus (656-662) ist in tiefes Dunkel gehüllt, das bisher nicht aufgehellt werden konnte. Thüringen war der austrasischen Zentralgewalt schon unter Sigibert III. entglitten. Ob die Auflösung in den rechtsrheinischen Ländern weiter fortschritt, ist unbekannt. Äußere Gefahren bestanden an der Ost-Grenze nicht mehr oder noch nicht. Das große Slawenreich Samos, das wohl von der mittleren Elbe bis nach Kärnten gereicht hatte, löste sich um 660 auf. Die an Theiß und Donau wieder erstarkenden Awaren haben jedoch erst in der Folgezeit die "schwächste und schmalste Stelle" des Samo-Reichs im heutigen Nieder-Österreich durchstoßen und damit die bayrische Grenze an der Enns erreicht.
    Es scheint, dass Grimoald, der eigentliche Regent des austrasischen Reichs in diesen Jahren, zu den rechtsrheinischen Herzögen einigermaßen ausgewogene Beziehungen unterhielt. Gefährlicher war für die PIPPINIDEN jedenfalls die Opposition in Auster selbst, das heißt in den fränkischen Kernlanden des Reichs. Sie kann in der Regierungszeit des Grimoald-Sohnes nicht erloschen sein und dürfte auch Beziehungen zur neustroburgundischen Regierung aufgenommen haben, die sich jedoch erst auswirkten, als Childebertus adoptivus 662 eines - anscheinend natürlichen - Todes starb. Durch den vorzeitigen Tod des Sohnes verlor Grimoald die legale Grundlage seiner Macht. Er sah sich nun selbst gezwungen, Verbindungen mit dem neustroburgundischen Hof aufzunehmen. Dabei geriet er in einen Hinterhalt, wurde in Paris gefangengenommen und hingerichtet.

    Konecny Silvia: Seite 45,51, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Die Überlieferung folgt der Linie der erfolgreichen Vertreter dieses Geschlechts. Hingegen weiß man etwa nichts von der Frau Grimoalds I. und Mutter Childeberts, was für die Beurteilung des "Staatsstreichs" Grimoalds besonders wichtig wäre.

    Schneider Reinhard: Seite 151-153, „Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter“

    Der Blick wird zunächst auf das austrasische Reich gelenkt, wo König Sigibert III. am 1.2.656 verstarb. Da er jahrelang kinderlos gewesen und eine Sohnesfolge in seinem und dem Interesse anderer lag, war Sigibert auf den Vorschlag seines Hausmeiers, des PIPPINIDEN Grimoald, bereitwillig eingegangen, dessen Sohn zu adoptieren [474 Zu dem von der Forschung immer wieder heftig diskutierten Problem des Grimoaldschen Staatsstreich gibt es eine Fülle von älteren und jüngeren Arbeiten, über die J. Fischer, Der Hausmeier Ebroin (1954) 17ff, einen sehr guten Überblick vermittelt. Außerdem muß auf die bereits genannte Studie von E. Ewig (1965) verwiesen werden. In beiden Forschungsberichten werden auch die Probleme der Überlieferung gründlich diskutiert. Hier sollen im folgenden nur diejenigen Belege und Studien zusätzlich herangezogen werden, die im Rahmen der vorliegenden engeren Thematik besonders interessieren.]. Der adoptierte Grimoald-Sohn erhielt den MEROWINER-Namen Childebert, wodurch ebenfalls die dem Kinde zugedachte Herrschaftsrolle ihren Ausdruck fand [475 In seiner scharfsinnigen und hypothesenreichen Untersuchung der merowingischen Königsliste des Diptychon Barberini aus der zweiten Hälfte des 7. Jh. hat H. Thomas (Die Namensliste des Diptychon Barberini und der Sturz des Hausmeiers Grimoald, DA 25 [1969] 17-63) Seite 40, die interessante These vertreten, Grimoald habe seinen Sohn mit Childebert "nicht einen beliebigen merowingischen Herrschernamen (verliehen), sondern den eines Königs, dem die Adoption den Besitz eines der fränkischen Teilreiche eingebracht hatte". Bewußt sei also der 577 von Guntram in Pompierre adoptierte Childebert zum namengebenden Ahn Childerts (III.) geworden. Zur Adoption Childeberts II. vgl. oben Seite 111f; 118f.]. Für Sigibert und besonders Grimoald komplizierte sich die derart geregelte austrasische Nachfolgefrage, als Sigibert doch noch ein eigener Sohn (Dagobert II.) geboren wurde, der natürlich vor Childebert Herrschaftsansprüche geltend machen konnte. Sigibert soll auch nach Angaben der im 11. Jahrhundert von Sigebert von Gembloux geschriebenen Vita Sigeberti Childebert nur als Erben (haeredem) eingesetzt haben, si ipsum contingeret sine liberis obire. Nach Dagoberts Geburt aber habe der König seine frühere testamentarische Verfügung widerrufen ( priori testamento ad rritum redacto) und den eigenen Sohn seinem Hausmeier Grimoald zur Erziehung übergeben, ut eius potentia contar omnes tutrus sublimaretur in Austrasiorum regno. Diese Nachrichten decken sich zum Teil mit solchen der Herigeri gesta episcoporum Leodiensium, deren Abfassungszeit zwischen 972 und 980 angesetzt wird. Danach sah der sterbende König in seinem Hausmeier mit Recht den für die Nachfolgeentscheidung maßgeblichen Mann, dem er seinen Sohn anvertraute und den er vielleicht durch einen Treueid zusätzlich band. Trotz dieser Nachrichten bleibt eine Skepsis, ob Erbansprüche einen zum Zweck der Herrschaftsnachfolgeregelung Adoptierten so eindeutig widerrufen werden konnte, zumal wenn die merowingische Namengebung den Adoptierten auch als MEROWINGER auswies. Zusätzlich kann verwiesen werden auf das Beispiel König Guntrams, der im Jahre 577 gelobt hatte, seinen Adoptiv-Sohn Childebert auch im Falle, daß er "noch Söhne bekommen sollte", "doch gleich wie einen von ihnen (zu) halten. Da auch die sehr zuverlässige Vita Bonitu Childebert den Adoptierten und Dagobert II. gemeinsam als Söhne Sigiberts III. anspricht, die zur Zeit der Erhebung Childerichs II. (in Austrasien 662) bereits tot waren, ergibt sich als ziemlich sicher, daß Grimoalds Sohn neben Dagobert II. Erbansprüche auf das nach Sigiberts Tod verwaiste Ost-Reich rechtens geltend machen konnte. Dadurch fällt auf Grimoalds sogenannten Staatsstreich ein etwas anderes Licht. Gleichzeitig läßt sich die ca. sechs Jahre währenden Königsherrschaft Childeberts des Adoptierten in ihrer relativ langen Dauer bis zu Grimoalds Sturz natürlich ebenfalls besser erklären
    Für die Situation nach Sigiberts III. Tod ist der im Jahre 727 geschriebene Liber historiae Francorum die Hauptquelle, deren Angaben zugrunde gelegt werden müssen, obwohl entscheidende chronologische Ansätze nicht haltbar sind: Gleich nach des Königs Tod ließ Grimoald dessen filius parvolum nomine Daygobertum zum Mönch scheren und durch Bischof Dido von Poitiers in ein fern gelegenes Kloster nach Irland bringen, während er seinen eigenen Sohn; Sigiberts Adoptiv-Sohn Childebert, in die Königsherrschaft einsetzte. "Darüber" waren die Großen des neustrischen Nachbarreiches empört, möglicherweise weil ihre eigenen weltlichen Einigungsbestrebungen durchkreuzt worden waren. Sie schritten zu politischen Gegenmaßnahmen. Dabei gelang es im Bündnis mit einer austasischen Opposition, Grimoald gefangen zu nehmen und angeblich zu Chlodwig II. nach Paris zu schaffen, wo der Hausmeier hingerichtet wurde. Aus verschiedenen Gründen schwankt nun die Datierung seiner Entmachtung zwischen 656/57 (Liber hist. Franc.) mit Chlodwigs II. Tod zwischen dem 11. September und dem 16. November 657 als terminus ante und dem durch die jüngste Forschung glaubhafter gemachten Ansatz auf das Jahr 661. Entscheidender für letzteren gegen den Liber historiae Francorum ist letztlich, daß es schwer fällt zu glauben, daß sich der Grimoald-Sohn Childebert nach dem Fall des mächtigen Vaters noch bis 661 in der austrasischen Königsherrschaft behauptet hatte.





    oo N.N.

    Kinder:

    - Childebert (III.) adoptivus † 656/57
    - Wulfetrud Äbtissin von Nivelles (659-669) † 23.11.669


    Literatur:
    Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899 - Dahn Felix: Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt 1977, Seite 438,452, 453 - Deutsche Geschichte Band 1 Von den Anfängen bis zur Ausbildung des Feudalismus Mitte des 11. Jahrhunderts. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1982, Seite 261,264 - Ewig Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1988, Seite 143-146,156,158,162,180,181-185 - Geuenich Diter: Geschichte der Alemannen. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1997, Seite 99,159 - Hlawitschka, Eduard: Adoptionen im mittelalterlichen Königshaus, in: Schulz Knut: Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Mittelalters, Festschrift für Herbert Helbig zum 65. Geburtstag, Köln Seite 1-32 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 34 - Jarnut Jörg: Agilolfingerstudien. Anton Hiersemann Stuttgart 1986, Seite 76,109,127 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 51 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 36-42, 50 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 19-23, 26,58 - Schneider Reinhard: Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter. Anton Hiersemann Stuttgart 1972, Seite 151,170,162 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 353,356,359 - Werner Matthias: Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1982, Seite 30,136,145 - Wies Ernst W.: Karl der Große. Kaiser und Heiliger. Bechtle Verlag Esslingen 1986, Seite 38 -

    Neue Deutsche Biographie - Grimoald

    fränkischer Hausmeier, * zwischen 615/25, † wahrscheinlich 662 Paris.

    Nach dem Tode seines Vaters verband sich G. mit dessen altem Freund Bischof Chunibert von Köln und dem Alemannenherzog Leutharius. Er ließ seinen Gegenspieler Otto, den Erzieher König Sigiberts, umbringen und erlangte so das Hausmeieramt. Da Sigibert III. noch minderjährig war, wurde G. Regent des austrasischen Teilreiches. Die Briefe des Bischofs Desiderius von Cahors zeigen ihn im Kreis seiner Verwandten als nahezu souveränen Herrscher. Er war dem irischen Mönchtum wohlgesinnt und begünstigte die Klöster Nivelles, Stablo-Malmédy und Fosses. König Sigiberts Ehe blieb lange ohne männlichen Nachkommen, so daß ihn G. zur Adoption seines eigenen Sohnes bewegen konnte. Jedoch wurde dem König danach ein Sohn, Dagobert (II.), geboren. Nach Sigiberts Tod (656) duldete G. wohl zunächst den jungen Dagobert als König, schickte ihn dann aber mehr oder minder gewaltsam nach Irland und erhob seinen eigenen Sohn auf den Merowingerthron. Wohl 662 wurden G. und Childebert mit Hilfe der Neustrier gestürzt, unter Mißhandlungen nach Paris gebracht, in den Kerker geworfen und getötet. Der „Staatsstreich“ G.s ist der erste Versuch des später als karolingisch bezeichneten Hauses, die oberste Gewalt nicht nur effektiv, sondern nominell auszuüben. Das Scheitern dieses Versuches verdrängte die Familie für etwa 20 Jahre, bis sie mit G.s Neffen, Pippin dem Mittleren, wieder den ersten Platz im östlichen Reichsteil, dann im Gesamtreich erhielt. Im einzelnen sind die Quellen über den „Staatsstreich“ so widersprüchlich, daß man zu allgemein befriedigender Lösung nicht gelangt.

    Literatur
    ADB IX; B. Krusch, Der „Staatsstreich“ d. fränk. Hausmeiers G. I., in: Zeumers Hist. Aufsätze, 1910, S. 411-38; F. Himly, Les plus anciennes chartes et les origines de l'abbaye de Wissembourg, in: Bibl. de l'Ecole des Charles 100, Paris 1939, S. 282-94; L. Dupraz, Contribution à l'histoire du regnum Francorum pendant le 3e quart du VIIe siècle, 1948; E. Ewig, Die fränk. Teilreiche im 7. Jh., in: Trierer Zs. 22, 1953, S. 85-144, bes. 120 ff.

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 6. Childebert III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 640/645; gestorben um 662.
    2. 7. Wulfetrud  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben am 23 Nov 669.

  3. 4.  von Nivelles, Gertrud Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Itta1) wurde geboren um 626; gestorben am 17 Mrz 659.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 647-659, Nivelles [1400],Wallonien,Belgien; Äbtissin von Nivelles

    Notizen:

    Ökumenischen Heiligenlexikon - Gertrud von Nivelles

    auch: von Karlburg

    Äbtissin in Nivelles
    * 625/626 in Landen (?) in Belgien
    † 17. März 659 (oder 653) in Nivelles in Belgien

    Gertrud war eine Tochter von Pippin dem Älteren und Itta von Nivelles, ihr Bruder war Bavo von Gent, ihre Schwester Begga. Sie wurde, als ihre Mutter 652 starb, Äbtissin des von dieser gegründeten Klosters in Nivelles. Sie bemühte sich vor allem um die Bildung der weiblichen Jugend, ließ sich Bücher aus Rom kommen, war eine hervorragende Kennerin der Bibel. Unter ihrer Leitung und mit Förderung durch ihren Bruder, Hausmeier Grimoald, wurde Nivelles zum wichtigsten Hauskloster der Pippiniden. Sie unterhielt enge Verbindungen zum Mönchtum der Prägung durch Kolumban den Jüngeren, zu Chlodulf von Metz und Modesta von Trier.

    Gertrud wuchs in der ihr zuteil gewordenen Verehrung dank der Förderung durch die Karolinger weit über ihre Mutter Itta hinaus, Nivelles war ein viel besuchter Wallfahrtsort. Bischof Arno brachte Gertruds Verehrung nach Salzburg mit. Im Maingebiet wird sie als Gertrud von Karlburg verehrt, weil sie sich dort des öfteren aufhielt. Auch in Waldzell - einem Orsteil von Steinfeld in Unterfranken - werden seit 2008 Reliquien bewahrt.

    Mehrfach wird Gertrud mit einer Spindel dargestellt - Symbol für den Lebensfaden und mythisches Erbe der germanischen Nornen, der griechischen Moiren oder der römischen Parzen - allesamt Schicksalsgöttinnen, die den Lebensfaden der Menschen spinnen, ihn zumessen und am Ende abschneiden. Der Faden am Spinnrocken wird dabei von den Mäusen abgebissen, was sie als Herrin des Todes klassifiziert in der Tradition der alten Göttinnen Freya, Perchta oder Holla und ähnlich der ägyptischen Isis.

    Gertruds außerordentlicher Eifer für die Betreuung von Kranken, Witwen, Pilgern und Gefangenen ließ sie zur besonderen Patronin von Spitälern werden, die im Mittelalter allenthalben ihren Namen tragen. Ihr Gebet vertrieb nach der Legende eine Mäuse- und Rattenplage und rettete damit die Ernte in der Gegend; auch Mäuse, die sie beim andächtigen Spinnen störten, vertrieb sie demnach. Im 14./15. Jahrhundert wurde sie in Norddeutschland und Skandinavien zu einer der beliebtesten Heiligen.

    "Gertrudenminne" trank man beim Abschiednehmen oder nach einer Versöhnung. Gertrudenwasser helfe gegen Mäuse und andere Schädlinge auf den Äckern, Gertrudenzettel werden zu deren Vertreibung in Mäuselöcher gesteckt. Am Gertraudentag wird traditionell die Saison für die Arbeit im Garten eröffnet.

    Attribute: mit Mäusen, Katze
    Patronin von (Bochum-)Wattenscheid; der Krankenhäuser; der Armen, Witwen, Pilger und Gefangenen, Herbergen und Reisenden, Gärtner, der Feld- und Gartenfrüchte; gegen Ratten- und Mäuseplagen, gegen Fieber

    Bauernregeln: Sonniger Gertudentag / Freud dem Bauern bringen mag.
    Ist's an St. Gertrud sonnig, / dann wird's dem Gärtner wonnig.
    Gertraude nützt dem Gärtner fein, / wenn sie kommt mit Sonnenschein.
    Gertraud / den Garten baut.
    Friert es an St. Gertrud, / der Winter noch 14 Tag' nicht ruht.
    Sieht St. Gertrud Eis, / wird das ganze Jahr nicht heiß.
    An St. Gertrud ist es gut, / wenn in die Erd' man Bohnen tut.
    Willst du dicke Bohnen essen, / darfst du Gertrud nicht vergessen.
    Gertrud mit der Maus / treibt die Spinnerinnen raus. - am 17. März beginnt die Feldarbeit wieder, die Winterarbeit im Haus hat ein Ende.

    Gedenktag katholisch: 17. März
    gebotener Gedenktag im Bistum Breda
    nicht gebotener Gedenktag im deutschen Sprachgebiet
    Übertragung der Gebeine: 10. Februar
    Name bedeutet: die Speerstarke (althochdt.)


    Name:
    auch Gertraud, Gertraudt, Gertrude und Geretrudis



Generation: 3

  1. 5.  Pippin II. Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Begga2, 1.Itta1) wurde geboren in 635/650; gestorben am 16 Dez 714 in Jupille-sur-Meuse [4020],Wallonien,Belgien; wurde beigesetzt in Chèvremont [90340],Territoire de Belfort,Franche-Comté,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: ab 688/689, Neustrien,Frankreich; Hausmeier von Neustrien
    • Titel/Amt/Status: seit 680, Austrasien; dux (Herzog) von Austrasien
    • Titel/Amt/Status: seit 688, Burgund,Frankreich; Hausmeier von Burgund

    Notizen:

    Neue Deutsche Biographie - Pippin d. Mittlere

    fränkischer Hausmeier, * um 640/50, † 16.12.714 Jupille/Maas, ⚰ Chèvremont (?).

    P. ging aus der bedeutsamen Verbindung von Arnulfingern und Pippiniden hervor, wuchs aber in einer Krisenzeit auf, als nach dem Sturz seines Oheims Grimoald (662) die Gegner der Familie in Austrasien die Oberhand hatten und sein Vater Ansegisel von einem gewissen Gundewin erschlagen wurde. Wesentlich für P.s Aufstieg scheint die um 670 anzusetzende Eheschließung mit Plektrud aus einem vermögenden Geschlecht des Eifel-Mosel-Raums gewesen zu sein, die zeitlebens an seiner Seite eine herausgehobene Stellung einnahm. Jedenfalls vermochte P. durch Blutrache an Gundewin seinem Hause neuen Respekt zu verschaffen und stand seit 675 zusammen mit dem dux Martin an der Spitze des austras. Widerstandes gegen den neustr. Hausmeier Ebroin. Aus einem verlorenen Gefecht unweit von Laon, bei dem Martin umkam, rettete er sich 679 nur durch Flucht, doch kam ihm zustatten, daß wenig später (680) auch Ebroin der Bluttat eines Neustriers anheim fiel. Der neue Hausmeier Waratto erkannte P.s Vormacht in Austrasien (ohne förmliches Amt) an, wurde aber 681/83 von seinem aggressiveren Sohn Gislemar verdrängt, der P. eine weitere Niederlage beibrachte, kurz darauf jedoch starb. Waratto setzte die versöhnliche Linie bis zu seinem Tod (686) fort, und erst danach gewann P. das Übergewicht, weil der Nachfolger Berchar, Warattos Schwiegersohn, mächtige Gegner im neustr. Adel hatte, die sich P. zuwandten.|So gelang ihm 687 bei Tertry an der Somme der epochemachende Sieg über Berchar und dessen Kg. Theuderich III., der im Bewußtsein der späteren Karolinger den Beginn der Vorherrschaft ihrer Familie im gesamten Frankenreich bezeichnete.

    Die unmittelbare Folge bestand darin, daß P. den machtlosen merowing. König in seine Gewalt brachte, aber dem bezwungenen Berchar das Amt des Hausmeiers beließ. Erst als dieser Ende 688 einem Anschlag zum Opfer gefallen war, verschaffte er sich auch förmlich den höchsten Rang nach dem König und verheiratete seinen Sohn Drogo mit Berchars Tochter Adaltrud, was die Verbindung mit einer mächtigen Adelssippe an der unteren Seine einbrachte. Selbst zog er es jedoch vor, sein Regiment vom heimischen Austrasien her zu führen, ohne dort das frühere Sonderkönigtum wiedererstehen zu lassen. Kennzeichnend für seine innere Politik wurde ein Geflecht persönlicher Bindungen, das vor allem den eigenen austras. Parteigängern dazu verhalf, weiträumig Machtpositionen aufzubauen, und zugleich die Führungsschichten Neustriens und Burgunds zu durchdringen versuchte. Dazu diente auch die Dezentralisierung der Familienherrschaft, sobald dazu die personellen Voraussetzungen bestanden. P.s ältester, nach Neustrien verheirateter Sohn Drogo, der schon um 690 als dux in der Champagne aufgetreten war, wird nach 697 als dux der Burgunder bezeugt, während der jüngere Grimoald um dieselbe Zeit sogar das Hausmeieramt des Vaters übernahm und nach Neustrien ging, wo er den unmittelbaren Zugang der anderen Großen zu den Merowingern weiter einengte. P. konnte sich daher nach 700 darauf beschränken, in der ganz informellen Stellung eines princeps Francorum seine persönliche Autorität einzusetzen, was den dynastischen Anspruch einschloß, die Macht unter seinen Nachkommen aufzuteilen.

    Auf P. geht auch das Bestreben der Karolinger zurück, ihre neu fundierte Zentralgewalt über den engeren Bereich der Francia hinaus bis an die äußeren Grenzen des Merowingerreiches auszudehnen, also sich die Machthaber der nicht-fränk, regna gleichfalls botmäßig zu machen, womit P. allerdings nur begrenzten Erfolg hatte. Weithin unbehelligt blieb das aquitan. Herzogtum im Süden Galliens, während P. rechtsrheinisch mehrere Feldzüge nach Alemannien (709–12) unternahm, Bayern jedoch noch verschonte. In Hessen, Thüringen und Mainfranken begnügte man sich mit dem anscheinend kampflosen Vordringen fränk. Siedlung unter dem Schutz regionaler Befehlshaber. Sachsen lag außerhalb von P.s Reichweite, aber alle Energie richtete er gegen die Friesen, die unter ihrem Hzg. Radbod über Rhein und Maas hinweg nach Süden vorgedrungen waren. P. bezwang sie in zwei Kriegszügen 690 und 695 und förderte gleichzeitig die Mission des Angelsachsen →Willibrord (658–739) in ihrem Gebiet, was nach 700 zur Einrichtung eines neuen Bischofssitzes in Utrecht und zur Heirat des Hausmeiers Grimoald mit einer Tochter Radbods führte. Als rückwärtige Stütze des Friesenmissionars diente die von Plektruds Familie getragene Klostergründung in Echternach (um 698), die P. gemeinsam mit seiner Gattin Willibrord unter Loyalitätsvorbehalt übertrug.

    Nach dem frühen Tod des Sohnes Drogo (708) setzte P. seine Hoffnungen auf Grimoald und hielt auch nach dessen Ermordung (April 714) in seinen letzten Monaten am Erbvorrang von Plektruds Deszendenz fest, indem er Grimoalds jugendlichen Sohn Theudoald zum Hausmeier aufrücken ließ. Das war gegen den eigenen, einer Nebenehe entstammenden Sohn →Karl Martell gerichtet und begründete einen dynastischen Zwiespalt, der bald nach P.s Tod die von ihm begründete gesamtfränk. Suprematie der Familie in eine existenzbedrohende Krise stürzen sollte.

    Quellen
    Qu Fünf echte, vier gefälschte Urkk. sowie 20 Deperdita P.s in Edition v. I. Heidrich (Univ. Bonn) seit 1998 im Internet.

    Literatur
    ADB 26; E. Hlawitschka, Die Vorfahren Karls d. Gr., in: W. Braunfels (Hg.), Karl d. Gr., Lebenswerk u. Nachleben I, 1965, S. 51-82; M. Werner, Der Lütticher Raum in frühkaroling. Zeit, 1980; R. Schieffer, Die Karolinger, 1992, 21997, S. 22-33; 1. Heidrich, Die Urkk. P.s u. Karl Martells, in: J. Jarnut u. a. (Hg.), Karl Martell in seiner Zeit, 1994, S. 23-33; B. Kasten, Königssöhne u. Königsherrschaft, 1997; Lex. MA; LThK.

    Geburt:
    635 oder 640/50

    Pippin heiratete Plektrudis um 670. Plektrudis (Tochter von Hugobert und von Oeren, Irmina) wurde geboren um 650; gestorben in 725; wurde beigesetzt in Köln [50667],Köln,Nordrhein-Westfalen,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 8. Drogo  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 670; gestorben in 708; wurde beigesetzt in Metz [57000],Moselle,Lothringen,Frankreich.
    2. 9. Grimoald II,  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 680; gestorben in Apr 714 in Lüttich [4000],Lüttich,Wallonien,Belgien; wurde beigesetzt in Lüttich [4000],Lüttich,Wallonien,Belgien.

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 10. Childebrand  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 700; gestorben nach 751.

    Familie/Ehepartner: Chalpaida. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 11. Karl Martell  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 688; gestorben in Okt 741 in Quierzy [02300],Aisne,Picardie,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich.

  2. 6.  Childebert III. Graphische Anzeige der Nachkommen (3.Grimoald2, 1.Itta1) wurde geboren um 640/645; gestorben um 662.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 657-662, Fränkisches Reich; Franken-König

    Notizen:

    Childebert III. der Adoptierte Franken-König (657-662)
    um 640/45 † 662
    Einziger Sohn des austrasischen Hausmeiers Grimoald I. aus dem Hause der PIPPINIDEN

    Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 1817

    Childebert (III.)
    † ca. 662
    Sohn des Hausmeiers Grimoald

    Der sogenannte „Staatsstreich“ Grimoalds gehört zu den meistdikutierten Problemen des quellenarmen 7. Jh.; durch Auswertung neu erschlossener Quellen ist der Verlauf inzwischen einigermaßen gesichert. Der pippinidische Hausmeier Grimoald I. bewog König Sigibert III. (633-656), seinen Sohn zu adoptieren, der den MEROWINGER-Namen Childebert erhielt, offenbar in Erinnerung an den ebenfalls (von seinem Onkel Gunthram) adoptierten Childebert II. (575-596; Thomas). Die Geburt eines eigenen Sohnes Sigiberts (Dagobert II.) stellte zunächst Grimoalds Hoffnungen in Frage. Aber nach dem Tod Sigiberts (1. Februar 656) ließ er seinen Sohn Childebert zum König erheben; der Prinz Dagobert wurde von Bischof Desiderius von Poitiers nach Irland in ein Kloster verbracht. Childebert, der in Königskatalogen der KAROLINGER-Zeit als "Hildebertus adoptivus" erscheint, hat wohl sechs Jahre den austrasischen Thron innegehabt; spätestens 662 ist der gestorben. Noch im selben Jahr büßte Grimoald seinen "Staatsstreich" mit der Hinrichtung.

    Quellen:
    Liber hist. Fr. 43 (MGH SRM II) - Königskataloge (MGH SRM VII)

    Literatur:
    J. Fischer, Der Hausmeier Ebroin, 1954 (27ff. Forschungsber.) - E. Ewig, Noch einmal zum Staatsstreich Grimoalds (Fschr. J. Spoerl, 1965, 454-457 [Ders., Spätantikes und frk. Gallien I, 1976, 573-577]) - H. Thomas, Die Namenliste des Diptychon Barberini un der Sturz des Hausmeiers Grimoald, DA 25, 1969, 17-63 - E. Hlawitschka, Adoptionen im ma. Königshaus (Fschr. H. Helbig, 1976), 16-19. -

    Hlawitschka Eduard: Seite 73, "Die Vorfahren Karls des Großen

    19 Childebertus

    Grimoaldus filium eius (sc. Sigiberti regis) parvolum nomine Daygobertus totundit ... filium suum in regno constituens; Lib. Hist. Franc. c. 43, MG. SS. rer. Merov. 2, Seite 316.
    Der Name des Grimoald-Sohnes ergibt sich aus den fränkischen Königskatalogen; vgl. B.Krusch, Zur Chronologie der merowingischen Könige (Forschungen zur Deutschen Geschichte 22, 1882), Seite 473, Ders., Der Staatsstreich des fränkischen Hausmeiers Grimoald I. (Festschrift K. Zeumer, Weimar 1910), Seite 411-438, K. Glöckner, Eine Weißenburger Urkunde und Hildebert, der erste karolingische König (Elsaß-Lothringsches Jahrbuch 20, 1942), Seite 1-9, L. Dupraz (wie in Nr. 10).

    Schneider Reinhard: Seite 151, „Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter“

    Der Blick wird zunächst auf das austrasische Reich gelenkt, wo König Sigibert III. am 1.2.656 verstarb. Da er jahrelang kinderlos gewesen und eine Sohnesfolge in seinem und dem Interesse anderer lag, war Sigibert auf den Vorschlag seines Hausmeiers, des PIPPINIDEN Grimoald, bereitwillig eingegangen, dessen Sohn zu adoptieren [474 Zu dem von der Forschung immer wieder heftig diskutierten Problem des Grimoaldschen Staatsstreich gibt es eine Fülle von älteren und jüngeren Arbeiten, über die J. Fischer, Der Hausmeier Ebroin (1954) 17ff, einen sehr guten Überblick vermittelt. Außerdem muß auf die bereits genannte Studie von E. Ewig (1965) verwiesen werden. In beiden Forschungsberichten werden auch die Probleme der Überlieferung gründlich diskutiert. Hier sollen im folgenden nur diejenigen Belege und Studien zusätzlich herangezogen werden, die im Rahmen der vorliegenden engeren Thematik besonders interessieren.]. Der adoptierte Grimoald-Sohn erhielt den MEROWINGER-Namen Childebert, wodurch ebenfalls die dem Kinde zugedachte Herrschaftsrolle ihren Ausdruck fand [475 In seiner scharfsinnigen und hypothesenreichen Untersuchung der merowingischen Königsliste des Diptychon Barberini aus der zweiten Hälfte des 7. Jh. hat H. Thomas (Die Namensliste des Diptychon Barberini und der Sturz des Hausmeiers Grimoald, DA 25 [1969] 17-63) Seite 40, die interessante These vertreten, Grimoald habe seinen Sohn mit Childebert "nicht einen beliebigen merowingischen Herrschernamen (verliehen), sondern den eines Königs, dem die Adoption den Besitz eines der fränkischen Teilreiche eingebracht hatte". Bewußt sei also der 577 von Guntram im Pompierre adoptierte Childebert zum namengebenden Ahn Childerts (III.) geworden. Zur Adoption Childeberts II. vgl. oben Seite 111f; 118f.]. Für Sigibert und besonders Grimoald komplizierte sich die derart geregelte austrasische Nachfolgefrage, als Sigibert doch noch ein eigener Sohn (Dagobert II.) geboren wurde, der natürlich vor Childebert Herrschaftsansprüche geltend machen konnte. Sigibert soll auch nach Angaben der im 11. Jahrhundert von Sigebert von Gembloux geschriebenen Vita Sigeberti Childebert nur als Erben (haeredem) eingesetzt haben, si ipsum contingeret sine liberis obire. Nach Dagoberts Geburt aber habe der König seine frühere testamentarische Verfügung widerrufen ( priori testamento ad rritum redacto) und den eigenen Sohn seinem Hausmeier Grimoald zur Erziehung übergeben, ut eius potentia contar omnes tutrus sublimaretur in Austrasiorum regno. Diese Nachrrichten decken sich zum Teil mit solchen der Herigeri gesta episcoporum Leodiensium, deren Abfassungszeit zwischen 972 und 980 angesetzt wird. Danach sah der sterbende König in seinem Hausmeier mit Recht den für die Nachfolgeentscheidung maßgeblichen Mann, dem er seinen Sohn anvertraute und den er vielleicht durch einen Treueid zusätzlich band. Trotz dieser Nachrichten bleibt eine Skepsis, ob Erbansprüche einen zum Zweck der Herrschaftsnachfolgeregelung Adoptierten so eindeutig widerrufen werden konnte, zumal wenn die merowingische Namengebung den Adoptierten auch als MEROWINGER auswies. Zusätzlich kann verwiesen werden auf das Beispiel König Guntrams, der im Jahre 577 gelobt hatte, seinen Adoptiv-Sohn Childebert auch im Falle, daß er "noch Söhne bekommen sollte", "doch gleich wie einen von ihnen (zu) halten. Da auch die sehr zuverlässige Vita Bonitu Childebert den Adoptierten und Dagobert II. gemeinsam als Söhne Sigiberts III. anspricht, die zur Zeit der Erhebung Childerichs II. (in Austrasien 662) bereits tot waren, ergibt sich als ziemlich sicher, daß Grimoalds Sohn neben Dagobert II. Erbansprüche auf das nach Sigiberts Tod verwaiste Ost-Reich rechtens geltend machen konnte. Dadurch fällt auf Grimoalds sogenannten Staatsstreich ein etwas anderes Licht. Gleichzeitig läßt sich die ca. sechs Jahre währenden Königsherrschaft Childeberts des Adoptierten in ihrer relativ langen Dauer bis zu Grimoalds Sturz natürlich ebenfalls besser erklären

    Ewig Eugen: Seite 145-146, "Die Merowinger und das Frankenreich"

    Die um 646 oder bald danach geschlossene Ehe Sigiberts III. blieb offenbar mehrere Jahre hindurch kinderlos. Es ist nicht ausgeschlossen, daß die Gesundheit des Königs zu Befürchtungen Anlaß gab und man mit dem Eintritt des Erbfalls an den jüngeren Bruder Chlodwig rechnen mußte, der ganz unter dem Einfluß seines Hausmeiers Erchinoald stand. Wie immer dem gewesen sein mag: Grimoald erreichte, daß Sigibert III. seinen Sohn unter dem MEROWINGER-Namen Childebert zum Erben adoptierte.
    Gegen die Erhebung des von Sigibert adoptiereten Grimoald-Sohnes zum König erhob sich anscheinend kein Widerstand.
    Die Regierungszeit des Childebertus adoptivus (656-662) ist in tiefes Dunkel gehüllt, das bisher nicht aufgehellt werden konnte. Es scheint, daß Grimoald, der eigentliche Regent des austrasischen Reichs in diesen Jahren, zu den rechtsrheinischen Herzögen einigermaßen ausgewogene Beziehungen unterhielt. Gefährlicher war für die PIPPINIDEN jedenfalls die Opposition in Auster selbst, das heißt in den fränkischen Kernlanden des Reichs. Sie kann in der Regierungszeit des Grimoald-Sohnes nicht erloschen sein und dürfte auch Beziehungen zur neustroburgundischen Regierung aufgenommen haben, die sich jedoch erst auswirkten, als Childebertus adoptivus 662 eines - anscheinend natürlichen - Todes starb. Durch den vorzeitigen Tod des Sohnes verlor Grimoald die legale Grundlage seiner Macht. Er sah sich nun selbst gezwungen, Verbindung mit dem neustroburgundischen Hof aufzunhemen. Dabei geriet er in einen Hinterhalt, wurde in Paris gefangengesetzt und hingerichtet.

    Schieffer Rudolf: Seite 20, "Die Karolinger"

    Offensichtlich verstand es Grimoald, die Regierung Austriens ganz mit eigener Hand zu führen, selbst nachdem König Sigibert III. um 645 das Mündigkeitsalter von 15 Jahren erreicht hatte. Dieser Zustand scheint den Hausmeier allmählich zu dem kühnen Plan beflügelt zu haben, seiner Familie auch in aller Form die königliche Würde zu verschaffen. Dabei dachte er keineswegs daran, das Geschlecht der MEROWINGER vom fränkischen Thron zu stoßen, den es seit Chlodwigs Zeiten inzwischen in 6. Generatiom exklusiv innehatte, sondern er wollte die herrschende Dynastie ganz friedlich beerben. Da das Unterfangen Jahre später in einem Fiasko geendet ist, hat die karolinger-zeitliche Quellenüberlieferung einen dichten Schleier des Geheimnisses darüber gebreitet und mitunter glatt bestritten, daß Grimoald der Ältere überhaupt einen Sohn gehabt hat. Tatsächlich kennen wir nicht einmal seinen eigentlichen Namen, denn der Königsname Childebert, unter dem er in den fränkischen Herrscherlisten des 8/9. Jahrhunderts begegnet, ist ihm zweifellos erst in dem Augenblick beigelegt worden, da er sich als vollblütiger MEROWINGER ausweisen sollte. Ob dem eine regelrechte Adoption durch Sigibert III. zu Grunde lag, wie ein sehr später Chronist wissen will, ist ungewiß, doch dürfte feststehen, daß der Sohn des Hausmeiers, sobald Sigibert gestorben war (nach neuerer Auffassung bereits 651, nicht 656), mit einem so begründeten Anspruch auf dessen Nachfolge hervorgetreten ist. Dabei konnte er wohl auf die Furcht vieler Austrier bauen, nach Sigiberts Ende wieder von Neustrien aus regiert zu werden, wo dessen jüngerer Bruder Chlodwig II. immerhin drei kleine Söhne hatte.
    In seinem ehrgeizigen Kalkül ließ sich der Hausmeier Grimoald selbst dadurch nicht beirren daß Sigibert III. einen, wenn auch unmündigen, ehelichen Sohn hinterließ, der den Namen seines Großvaters Dagobert erhalten hatte. Gemäß einer kurz vor dem Tod des austrischen Königs getroffenen Absprache "ließ er den kleinen Dagobert scheren und schickte ihn mit Bischof Dido (Desiderius) von Poitiers auf eine weite Reise nach Irland, um den eigenen Sohn zum König zu machen". Das "Buch der Frankengeschichte" eines unbekannten Neustriers wohl aus der Gegend um Soissons aus dem Jahre 727, das mit den Worten als einzige Quelle über den "Staatsstreich" berichtet, fügt sogleich an, die Franken seien darüber sehr entrüstet gewesen, hätten Grimoald in einen Hinterhalt gelockt, ihn ergriffen und dem König Chlodwig (II., † 657) zur Aburteilung übergeben; in Paris sei er dann eingekerkert und zur Strafe für de Frevel an seinem Herrn grausam getötet worden. Die Hinrichtung Grimoalds durch seine neustrischen Widersacher steht damit fest, doch aus einer einzigen, zufällig überkommenen Urkunde, die eine Datierung nach dem "6. Jahr des Königs Childebert" aufweist, der Schluß zu ziehen, daß der adoptierte "MEROWINGER" und mit ihm sein leiblicher Vater, der Hausmeier und wahre Machthaber Grimoald, zuvor jahrelang Anerkennung in Auster gefunden haben müssen. Da von einem gewaltsamen Ende Childeberts (III.) nichts verlautet, mag er 656/57 eines natürlichen Todes gestorben sein und erst dadurch Grimoald in eine unhaltbare Lage gebracht haben, die es den Gegnern leicht machte, ihn alsbald zu vernichten.


    Literatur:
    Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899 - Deutsche Geschichte Band 1 Von den Anfängen bis zur Ausbildung des Feudalismus Mitte des 11. Jahrhunderts. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1982, Seite 261 - Ewig Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1988, Seite 145,156,163,181,202 - Herm, Gerhard: Karl der Große. ECON Verlag GmbH, Düsseldorf, Wien, New York 1987, Seite 45 - Hlawitschka, Eduard: Adoptionen im mittelalterlichen Königshaus, in: Schulz Knut: Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Mittelalters, Festschrift für Herbert Helbig zum 65. Geburtstag, Köln Seite 1-32 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 34 - Nack Emil: Germanien. Ländern und Völker der Germanen. Gondrom Verlag GmbH & Co. KG, Bindlach 1977, Seite 255 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 39,43 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 20 - Schneider Reinhard: Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter. Anton Hiersemann Stuttgart 1972, Seite 151,162 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 356 -


  3. 7.  Wulfetrud Graphische Anzeige der Nachkommen (3.Grimoald2, 1.Itta1) gestorben am 23 Nov 669.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 659-669, Nivelles [1400],Wallonien,Belgien; Äbtissin von Nivelles

    Notizen:

    Wulfetrud Äbtissin von Nivelles (659-669)
    † 23.11.669
    Tochter des austrasischen Hausmeiers Grimoald I.

    Hlawitschka Eduard: Seite 73, "Die Vorfahren Karls des Großen

    20 Vulfetrude

    Sie wird in der Vita S. Geretrudis als neptis Geretrudis c. 6, MG SS rer. Merov. 2, Seite 459f., als neptis Geretrudis ausgewiesen. Da dort zugleich vom odium paternum der Könige und Königinnen gegen sie die Rede ist, womit auf den Staatsstreich Grimoalds angespielt wird, kann sie nur eine Tochter Grimoalds I. gewesen sein.

    Literatur:
    Ewig Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1988, Seite 145,163 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 19,22 - Werner Matthias: Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1982, Seite 39,122 -



Generation: 4

  1. 8.  Drogo Graphische Anzeige der Nachkommen (5.Pippin3, 2.Begga2, 1.Itta1) wurde geboren um 670; gestorben in 708; wurde beigesetzt in Metz [57000],Moselle,Lothringen,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Champagne,Champagne-Ardenne,Frankreich; Herzog der Champagne

    Notizen:

    Drogo Herzog der Champagne
    um 670 † 708 Begraben: Metz, St. Aposteln (basilica beati Arnulfi conf.)

    Ältester Sohn des Hausmeiers Pippin II. der Mittlere aus dem Hause der ARNULFINGER und der Plektrudis, Tochter von Seneschall Hugobert

    Lexikon des Mittelalters: Band III Spalte 1404

    Drogo, dux der Champagne
    * vor 680, † 708 Begraben: Metz, St. Aposteln (basilica beati Arnulfi conf.)
    Aus der Familie der ARNULFINGER.

    Drogo ist der ältere von zwei Söhnen aus Pippins II. erster Ehe mit Plektrud. Jüngerer Bruder Drogos ist Grimoald II.; Stiefbrüder sind Karl Martell und Childebrand.
    Nach 688 wurde Drogo mit Anstrud, der Witwe des neustroburgundischen maiordomus Berchar, verheiratet. Als Söhne Drogos werden Hugo, der nachmalige Bischof von Rouen († 730), der als dux bezeichnete Arnulf, ferner Pippin und Godefrid überliefert. In der Nachfolge sind sie ohne Bedeutung. Nach den Metzer Annalen war Drogo vermutlich 697 dux der Burg (Metz). Nach 695 erhielt Drogo den Dukat der Champagne (Fred. cont. 6). Solche Ereignisse erhellen vor allem die politischen Überlegungen Pippins II., der eine Verbindung zwischen Austrasien und Neustroburgund herstellte. Der vorzeitige Tod Drogos gefährdete das pippinidische Erbe in Gestalt eines fränkischen Gesamtregnums.

    Literatur:
    E. Hlawitschka, Die Vorfahren Karls d. Gr. (Braunfels, KdG I, 1965), bes. 61-64,80 - E. Ewig, Spätantikes und frk. Gallien, 1976, I (Francia Beih. 3.I), bes. 227-230,295 -

    Schwennicke Detlev: Tafel 3, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    DROGO
    † 708 Begraben: Metz St. Arnulf
    dux der Champagne, dann der Burgunder
    oo nach 688 ANSTRUDIS
    Tochter von Waratto Hausmeier in Neustrien und Ansfled; Witwe von Berchar Hausmeier von Neustrien

    Hlawitschka Eduard: Seite 78, "Die Vorfahren Karls des Großen"

    28 Drogo

    Älteste Belege zur Filiation bei Nr. 16, dazu Urkunde Pippins des Mittleren und Plektruds für Echternach vom 2. März 714; C. Wampach, Echternach 1, 2, Nr. 24, Seite 59: filio nostro Grimoaldo et filiis vel filiis Drogonis, nepotibus nostris. -
    Zu seiner Ehe vgl. Belege bei Nr. 15. Weitere Quellen BM ² 21c-22d.
    Drogo wurde wohl anläßlich seiner Eheschließung zum Herzog der Champagne erhoben. Pippin II. hatte seine Söhne von Plektrudis schon zu Lebzeiten an seiner Herrschaft teilnehmen lassen und Drogo mit dem Dukat in Frankoburgund ausgestattet, während sein Bruder Grimoald in Neustrien folgen sollte. Der bereits 708 gestorbene Drogo wurde in der Apostelbasilika von Metz bei seinem Ahnherrn Arnulf beigesetzt. Sein ältester Sohn Arnulf erscheint nach Pippins Tod mit dem Titel dux. Ob er dem Vater im frankoburgundischen Großdukat folgte, ist ungewiß.

    Dahn Felix: Seite 460,461, "Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte Europas."

    Pippin war vermählt mit Plektrudis, die aus edlem Geschlecht und "sehr klug" war, von ihr hatte er zwei Söhne, Drogo - der die vielbestrittene Champagne als Herzogtum erhielt, offenbar um dieses Gebiet vor neuen Schwankungen der Landschaft zu hüten -, und einen jüngeren, Grimoald.
    So hielt Pippin, selbst wohl meist in Austrasien weilend und dort die Oststämme wieder heranzwingend, durch seine beiden Söhne Neustrien-Burgund und die Champagne in Zucht, bis Drogo (708) starb.

    Ewig Eugen: Seite 186,189,200, "Die Merowinger und das Frankenreich"

    Mit der Familie Warattos verband sich Pippin durch die Heirat seines Sohnes Drogo mit Ansfleds Enkelin Adaltrud, einer Tochter Berchars. Drogo wurde wohl bei dieser Gelegenheit zum Herzog der Champagne erhoben.
    Vor 701, wahrscheinlich 697, nahm Pippin eine Gewaltenteilung vor, die ihn entlastete und zugleich der intensiveren Erfassung des einstigen neustroburgundischen Teilreichs diente. Er legte das Amt des Hausmeiers nieder, behielt aber die Leitung des Gesamtreichs bei. Den ältesten Sohn Drogo erhob er zum dux Burgundiorum. Es handelte sich nicht um einen Landschaftsdukat, sondern um die Statthalterschaft in der frankoburgundischen Königsprovinz. Denn zu Drogos Sprengel gehörten Sens (offenbar mit Auxerre) und Lyon (wohl die gesamte Provinz mit Langres-Dijon, Autun, Chalon und Macon).
    Indessen starb Drogo schon 708. Er wurde in der Apostelbasilika von Metz bei seinem Ahnherrn Arnulf beigesetzt. Drogos ältester Sohn, der den Namen des Metzer Ahnherrn führte, erscheint nach Pippins Tod mit dem Titel dux. Ob er dem Vater im frankoburgundischen Großdukat folgte, ist jedoch ungewiß.

    Dahn Felix: Seite 513, "Die Franken"

    Als im Jahre 714 Pippin in Jobii-villa (Juppile, bei Lüttich), von heftigen Fieber ergriffen, krank lag: - er war etwa 80 Jahre - und sein tüchtiger, allgemein beliebeter Sohn Grimoald zu ihm reiste, wurde dieser in der Basilika des heiligen Märtyrers Landbert (Lambert) zu Lüttich ermordet von einem Heiden Rangar.
    Das war ein harter Schlag: vor sechs Jahren war der andere Sohn, Drogo [2 Wir haben von Drogo nur eine echte Urkunde Pertz Dipl. Karol. Nr. 7; Pardessus II. Nr. 502, falsch ist seine angebliche Schenkung des Gutes Floriacum (Fleury) im Wabergau und dem comitatus Scarponensis, der Charpaigne Diözese Toul, an die Apostelkirche zu Metz als Gegenleistung für eine Begräbnisstätte neben den Älteren und Brüdern, vom 27. Juni 706, da er etwa 12 Jahre alt gewesen wäre! Pertz, Karol spuria Nr. 6; ebenso falsch die seines Bruders Hugo, Nr. 7 ebenda, und der erdichteten Brüder Godfrid (Nr. 8) und Pippin, Pardessus II, 469, 493; in jener schenkt er, sich nur "dux" nennend, ohne Beisatz eines ductatus, zum Heile seiner Seele per cartulam testamenti dem Sankt Peter- und Pauls-Kloster zu Echternach an dem Flusse Surus (der Sauer, das unter Bischof Willebrord steht, seinen ihm mach Gesetzen (das heißt nach Erbrecht) zustehenden Anteil an dem Hofe Bolla; hier findet sich die Androhung (außer dem Unwirksamkeit solcher Klage) der Exkommunikation (von den genannten Aposteln) und einer Wette von zwei Pfund Gold und drei Pfund Silber an den Fiskus für jeden seiner Erben oder sonstigen Gegner, der dies anfechten würde. Öffentlich verhandelt zu Bittburg, castrum Bedense, im ersten Jahr Königs Chilperich, also wohl 716.], gestorben. Drogo hatte mehrere eheliche Söhne von Adaltrud hinterlassen: der älteste, Arnulf, war bei dem Tode Pippins immerhin schon 20 Jahre alt: also waffenreif und nach fränkischem Recht volljährig. Der nächste, Hugo, zählte etwa 18 Jahre: weshalb Pippin, übersprang er doch einmal den nächsten Grad, den Sohn Karl, diese ehelichen und älteren Enkel hinter Theudoald zurückstellte, ist uns unerfindlich. Hugo, der fähigste unter den Enkeln Pippins, war allerdings früh von seiner Großmutter Ansfled für geistliches Leben gewonnen, aber kurz vor Pippins Tod erst Geistlicher geworden.

    Riche Pierre: Seite 43,45, "Die Karolinger. Eine Familie formt Europa."

    So verheiratete Pippin II. seinen Sohn Drogo mit Adeltrud, der Tochter des Hausmeiers Waratto und Witwe Berchars.
    Um 700 ersetzte Pippin den neustrischen Hausmeier Norbert durch seinen eigenen Sohn Grimoald II., so daß Vater und Sohn über beide Hausmeierämter im Reich verfügten. Den nördlichen Teil von Burgund gab Pippin seinen älteren Sohn Drogo, der den Titel eines dux der Champagne erhielt oder, nach anderer Quelle, den eines dux der Burgunder. Als Drogo im Jahr 708 starb, übernahm sein Bruder Grimoald einen Teil dieser Ämter.

    Schieffer Rudolf: Seite 27,32, "Die Karolinger"

    Erst als Berchar Ende 688 einen Anschlag seiner Schwiegermutter Ansfled zum Opfer gefallen war, verschaffte sich Pippin auch förmlich den höchsten Rang nach dem König und verheiratete seinen Sohn Drogo mit Berchars Tochter Adaltrud, der Enkelin Ansfleds.
    708 verlor Pippin seinen ältesten Sohn Drogo, den dux der Burgunder, der sein Grab in Metz - als erster der Familie - beim heiligen "Spitzenahn" Arnulf fand. Er hinterließ vier Söhne, doch galt offenbar kein Erstgeburtsrecht, denn statt der Enkel trat nun um so deutlicher Pippins jüngerer Sohn Grimoald in den Vordergrund, den der Vater ja früher schon durch die Überlassung des Hausmeieramtes bevorzugt hatte.





    689 oo 2. Anstrud, Witwe des Hausmeiers Berchar

    oder

    oo Adaltrud, Tochter Berchars



    Kinder:

    - Arnulf dux um 695 † 723
    - Hugo Bischof von Rouen † 730
    - Pippin 715
    - Gottfried 715



    Literatur:
    Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899 Seite 513 - Dahn Felix: Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt 1977, Seite 460, 461,462,464 - Ewig Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1988, Seite 182,186,189,200 - Hartmann Martina: Aufbruch ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger. Primus Verlag 2003 Seite 84 - Herm, Gerhard: Karl der Große. ECON Verlag GmbH, Düsseldorf, Wien, New York 1987 Seite 45 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 50 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 301,302 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 43,45,51 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 27,32,36,38 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 3 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 359,364,385 - Werner Matthias: Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1982, Seite 135,246,248,250,263,275-278 -

    Begraben:
    St. Aposteln (basilica beati Arnulfi conf.)

    Drogo heiratete Anstrud in 689. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 12. Pippin  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben nach 715.
    2. 13. Gottfried  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben nach 715.
    3. 14. von Rouen, Hugo  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 690/695; gestorben am 8 Apr 730 in Jumieges [76480],Seine-Maritime,Normandie,Frankreich; wurde beigesetzt in Jumieges [76480],Seine-Maritime,Normandie,Frankreich.
    4. 15. Arnulf  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 695; gestorben in 723.

  2. 9.  Grimoald II, Graphische Anzeige der Nachkommen (5.Pippin3, 2.Begga2, 1.Itta1) wurde geboren um 680; gestorben in Apr 714 in Lüttich [4000],Lüttich,Wallonien,Belgien; wurde beigesetzt in Lüttich [4000],Lüttich,Wallonien,Belgien.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Neustrien,Frankreich; Hausmeier in Neustrien

    Notizen:

    Grimoald II. Hausmeier in Neustrien
    um 680 † April 714 erschlagen Lüttich Begraben: Lüttich
    Jüngerer Sohn des fränkischen Hausmeiers Pippin der Mittlere aus dem Hause der ARNULFINGER und der Plektrudis, Tochter von Graf Hugobert

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 1717

    Grimoald II., Maiordomus in Neustrien nach 697 und vor 701 bis 714
    * vermutlich nach 680, † April 714 Begraben: Lüttich

    Jüngster Sohn aus Pippins II. Ehe mit Plektrud (älterer Bruder Drogo, Halbgeschwister sind Childebrand und Karl Martell)

    oo um 711/12 Theutsind, Tochter des dux der Friesen, Radbod, der dadurch an das neue pippinidischeHerrschaftszentrum Austrien gebunden werden sollte. Die Ehe blieb kinderlos.

    Der ihm 708 von einer Konkubine geborene Sohn Theudoald († 741) wurde von Pippin II. 714 noch unmündig als maiordomus bestimmt. Über Grimoalds 14-jährige Wirksamkeit in seinem politischen Spitzenamt liegen kaum Quellen vor. Mit der Übernahme des Maiordomats gingen die wichtigsten neustrischen Königspfalzen als Herrschaftssitze an den im Raum Paris residierenden Grimoald. Nach Drogos Tod (708) blieb Grimoald der eigentliche Nachfolger Pippins II. Auf dem Weg zum in der Pfalz Jupille bei Lüttich schwer erkrankten Vater - wohl wegen der Einweisung in die Nachfolge - wurde Grimoald II. in der Lütticher Lambert-Basilika vom Friesen Rantgar erschlagen. Mit Grimoalds unerwartetem Tod war die karolingische Nachfolgeregelung gefährdet und die karolingische Vorherrschaft im Franken-Reich nach dem Tod Pippins II. (16. Dezember 714) in Frage gestellt.

    Literatur:
    E. Hlawitschka, Die Vorfahren Karld d. Gr. (Braunfels, KdG I, 1965), 60-62, 78 - E. Ewig, Spätantikes und frk. Gallien, I, 1976, (Francia Beih. 3.I.), 228-301 - J. Semmler, Zur pippinid.-karol. Sukzessionskrise 714-723, DA 33, 1977, 1-5 - M. Werner, Der Lütticher Raum in frühkarol. Zeit, 1980, 306-308,451-452. -

    Schwennicke Detlev: Tafel 3, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    GRIMOALD
    † erschlagen St. Lambert zu Lüttich IV. 714
    um 700 Hausmeier in Neustrien und Burgund
    oo THEUDESINDA
    Tochter von Radbod Fürst der Friesen

    Hlawitschka Eduard: Seite 78, "Die Vorfahren Karls des Großen"

    29 Grimoald II. - Theutsinda - Theudoald

    Belegstellen zu Filiation bei Nr. 16. und 28. Zu seiner Ehe vgl. Lib. Hist. Franc. c. 50, MG. SS. rer. Merov. 2, Seite 324: Habebat Grimoaldus uxorem in matrimomium nomine Theudesinam, filaim Radbodis ducis gentilis, danach Contin. Fredegarii c. 7, ebd., Seite 172 f.
    Seinen Sohn Theudoald hatte er freilich von einer Konkubine. Lib. Hist. Franc. c. 49, ebd., Seite 324: Grimoaldus quippe genuit filium ex concubina Theudoaldus nomine, danach Contin. Fredegarii c. 6, ebd. Seite 172. - Die Wendung des Lib. Hist. Franc. c. 51, ebd., Seite 325, daß Plektrud nach Pippins des Mittleren Tode cumnepotibus suis vel regecuncta gubernatorat, berechtigt nicht, neben Theudoald noch weitere Grimoald-Söhne zu vermuten, da unter den nepotes auch Drogos Söhne verstanden werden können. Auch die in Nr.28. zitierte Urkunde für Echternach, in der von filiis Grimoalds die Rede ist, kann nicht zwingend sein, da an dieser Stelle eine Bestimmung für die Zukunft getroffen wird und damit auch noch zu erwartende Söhne Grimoalds gemeint sein können; vgl. Th. Breysig, Jahrbücher (wie in Nr. 18), Seite 4.
    Grimoald übernahm um 697 das Hausmeieramt seines Vaters und ging nach Neustrien. Er galt allgemein als dessen Nachfolger und wurde kurz vor dem Tode seines Vaters, als er zu einem Besuch des bereits erkrankten Vaters in die maasländische Heimat gereist war, von einen Heiden, dem Friesen Rantgar, in der Lambertuskirche zu Lüttich erschlagen. Seine Nachfolge sollte unter Umgehung von Drogos Sohn Arnulf sein unehelicher, noch im Knabenalter stehender Sohn Theudoald unter der Regentschaft seiner Großmutter Plektrudis antreten, die jedoch in der Folgezeit scheiterte.

    Dahn Felix: Seite 513, "Die Franken"

    Als im Jahre 714 Pippin in Jobii-villa (Juppile, bei Lüttich), von heftigen Fieber ergriffen, krank lag: - er war etwa 80 Jahre - und sein tüchtiger, allgemein beliebter Sohn Grimoald zu ihm reiste, wurde dieser in der Basilika des heiligen Märtyrers Landbert (Lambert) zu Lüttich ermordet von einem Heiden Rangar.
    Das war ein harter Schlag: vor sechs Jahren war der andere Sohn, Drogo, gestorben.

    Dahn Felix: Seite 461,462, "Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte Europas."

    Als Chlodovech schon nach vier Jahren starb, folgte sein Bruder Childibert III. 695-711, und da bald darauf, 695, Nordbert, der Bewacher Neustriens für Pippin starb, übertrug dieser das wichtige Amt keinem Geringeren als seinem jüngeren Sohn Grimoald, dessen Bescheidenheit, Gerechtigkeit, Milde, Güte, Freundlichkeit, Wortfertigkeit und Almosenspende gerühmt werden. Aber später erst, nicht gleich, wurde Grimoald "Majordomus von Neustrien". Am 14. März 697 ist noch Pippin Majordomus von Neuster, erst am 25. Februar 702 erscheint Grimoald als solcher. So hielt Pippin, selbst wohl meist in Austrasien weilend und dort die Oststämme wieder heranzwingend, durch seine beiden Söhne Neustrien-Burgund und die Champagne in Zucht, bis Drogo (708) starb.
    Als im Jahre 714 Pippin in Jobii-villa (Juppille, bei Lüttich), von heftigem Fieber ergriffen lag - er war etwa 80 Jahre - und sein tüchtiger, allgemein beliebter Sohn Grimoald zu ihm reiste, wurde dieser in der Basilika des heiligen Märtyrers Landbert zu Lüttich von dem Heiden Rangar ermordet.

    Ewig Eugen: Seite 189,200, "Die Merowinger und das Frankenreich"

    Vor 701, wahrscheinlich 697, nahm Pippin eine Gewaltenteilung vor, die ihn entlastete und zugleich der intensiveren Erfassung des einstigen neustroburgundischen Teilreichs diente. Der zweite Sohn Grimoald übernahm das Hausmeieramt mit Kompetenzen, die sich Neustrien beschränkt waren.
    Auflösungserscheinungen mögen sich auch in Frankoburgund schon angekündigt haben. Noch war jedoch die neustrische Francia mit dem König fest in Grimoalds Hand. Der schwerste Schlag traf die arnulfingische Herrschaft, als Grimoald, der zu einem Besuch des bereits erkrankten Vaters in die maasländische Heimat gereist war, im April 714 in der Lambertuskirche zu Lüttich von dem heidnischen Friesen Rantgar ermordet wurde. Der Entschluß Pippins, Drogos Sohn Arnulf zu übergehen und Theudoald, den noch im Knabenalter stehenden Sohn Grimoalds als Nachfolger im Hausmeieramt zu erheben, ist wohl auf den Einfluß der Gattin Plektrud zurückzuführen.

    Riche Pierre: Seite 45,47, "Die Karolinger. Eine Familie formt Europa."

    Um 700 ersetzte Pippin den neustrischen Hausmeier Norbert durch seinen eigenen Sohn Grimoald II., so daß Vater und Sohn über die beiden Hausmeierämter im Reich verfügten. Als Drogo im Jahre 708 starb, übernahm sein Bruder Grimoald einen Teil dieser Ämter.
    Immerhin war Radbod damit einverstanden, daß seine Tochter getauft und mit Pippins Sohn Grimoald vermählt wurde.

    Schieffer Rudolf: Seite 28,30,32-34, "Die Karolinger"

    Pippins ältester, nach Neustrien verheirateter Sohn Drogo, der schon um 690 als dux in der Champagne aufgetreten war, wird nach 697 in den Quellen als dux der Burgunder bezeugt, während der jüngere Grimoald um dieselbe Zeit sogar das Hausmeieramt des Vaters übernahm und nach Nestrien ging.
    Hier brachte Pippin in zwei Kriegszügen 690 und 695 seine Übermacht zur Geltung und erreichte nach der Einnahme von Utrecht einen Modus vivendi, der mit der Zeit dazu führte, daß der Hausmeier Grimoald der Jüngere Radbods Tochter Theudesinde heiratete, also die Aufnahme der friesischen Führung in die pippinidische Familie anbahnte.
    Drogo hinterließ vier Söhne, doch galt offenbar kein Erstgeburtsrecht, denn statt der Enkel trat nun um so deutlicher Pippins jüngerer Sohn Grimoald in den Vordergrund, den der Vater ja früher schon durch die Überlassung des Hausmeieramtes bevorzugt hatte.
    Den denkbar schwersten Schlag mußte es daher gerade für Plektrud bedeuten, daß ihr aus Neustrien herbeigerufener Sohn Grimoald, in dem wohl jeder seit langem den Nachfolger Pippins sah, im folgenden Monat in Lüttich von einem Heiden, wohl einem Friesen, erschlagen wurde.






    oo Theutsind, Tochter des Friesen-Königs Radbod


    Kinder:

    Illegitim
    - Theodebald (Theudoald) Hausmeier † 715 oder 741


    Literatur:
    Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899 Seite 513 - Dahn Felix: Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt 1977, Seite 461,462, 464 - Ewig Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1988, Seite 189,200 - Hartmann Martina: Aufbruch ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger. Primus Verlag 2003 Seite 94 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 17 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 301,302,307 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 45,47,51,93 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 28,30,32-34,37 - Schneider Reinhard: Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter. Anton Hiersemann Stuttgart 1972, Seite 215 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 3 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 4 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 364 - Werner Matthias: Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1982, Seite 190,193,225,234,250, 265,276-278 -

    Gestorben:
    erschlagen

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 16. Theudoald  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 708; gestorben nach 715/741.

    Grimoald heiratete Theutsind um 711/712. [Familienblatt] [Familientafel]


  3. 10.  Childebrand Graphische Anzeige der Nachkommen (5.Pippin3, 2.Begga2, 1.Itta1) wurde geboren um 700; gestorben nach 751.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Burgund,Frankreich; Graf in Burgund

    Notizen:

    Childebrand Graf in Burgund
    um 700 † nach 751
    Sohn des austrasischen Hausmeiers Pippins II. des Mittleren aus dem Hause der ARNULFINGER von einer namentlich unbekannten Mutter (Konkubine)

    Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 1817

    Childebrand, Graf in Burgund
    † nach 751

    Die bis 751 reichende zweite Fortsetzung der sog. Fredegar-Chronik wurde nach dem ausdrücklichen Zeugnis von Childebrand, dem germanus Karl Martells und avunculus König Pippins, betreut ("schribere procuravit"). Er entstammte offenbar keiner der beiden Ehen Pippins des Mittleren (rechtmäßige Ehe mit Plektrud, Friedelehe mit Chalpaida), sondern einem Konkubinat (anders Levillain: ein Sohn Chalpaidas aus früherer Ehe). Childebrand hatte Besitz im Gau von Melun; seine gräflichen Positionen lagen in Burgund. Karl Martell setzte Childebrand als Heerführer in den Kämpfen gegen die Sarazenen in der Provence ein (737/38, Belagerung von Avignon); 739/40 kämpfte Childebrand zusammen mit seinem Neffen Pippin dem Jüngeren in Burgund. In den Berichten über diese Feldzüge wird er als dux bezeichnet, wobei die schillernde Bedeutung dieses Titels zu bedenken ist: die Nennung als "inluster vir Childebrandus comes" im abschließenden Satz der zweiten Fredegar-Fortsetzung bietet zweifellos die offizielle Titular. - Childebrands Sohn Nibelung veranlaßte die Abfassung der dritten Fredegar-Fortsetzung. Auch war er Graf, vermutlich in Burgund; seinen Name spielt eine zentrale Rolle in der Diskussion um die "historischen Nibelungen" (Chaume, Levillain).

    Quellen:
    J. Tardif, Monuments hist. nr. 92 - Cont. Fredeg. 20-21,24,34 (MGH SRM II) -

    Literatur:
    M. Chaume, Les origines du duche de Bourgogne I, 1925 - L. Levellain, les Nibelungen hist., AM 49, 1937, 338ff. - Wattenbach-Levison-Löwe II, 161f. - E. Hlawitschka, Die Vorfahren Karls d. Gr. (Braunfels, KdG I), 78. -

    Schwennicke Detlev: Tafel 3, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    CHILDEBRAND
    † nach 751
    Graf in Burgund, der continuator Fredegarii

    Hlawitschka Eduard: Seite 78, "Die Vorfahren Karls des Großen"

    30 Childebrand

    In der von ihm selbst betreuten zweiten Continuatio der sogenannten Fredegarchronik nennt er sich zweimal germanus Karl Martells (c.20 und c. 21, MG. SS. rer. Merov. 2, Seite 177f) und einmal (c. 24, Seite 179) avunculus (König) Pippins. Sein Sohn Nibelung nannte ihn, als er das väterliche Werk weiterführte, gleichfalls avunculus König Pippins (c. 34, Seite 182). Wollte man mit "klassischem Maß" messen, widersprechen diese Bezeichnungen einander. Faßt man jene beiden Bezeichnungen in damals üblicher Weise als "Bruder" und "Onkel" auf, ohne den ihnen im klassischen Sinne innewohnenden Gehalt von Vollbruder bzw. Onkel von Mutterseite Beachtung zu zollen, so darf man Childebrand doch als "Bruder" Karl Martells ansehen. Daß er dabei weder aus Pippins des Mittleren rechtmäßiger Ehe mit Plektrud noch aus Pippins Friedelehe mit Chalpaida stammte, wird man wohl aus der Art, mit der Childebrand selbst in der Continuatio Fredegarii jene beiden Ehen Pippins und die Nachkommen aus ihnen umreißt (vgl. oben bei Nr. 16), schließen dürfen. Wenn man jedoch in jener Continuatio das Wort germanus in der Bedeutung von "Bruder lediglich durch denselben Vater" verwendet findet (vgl. Th. Breysig, Jahrbücher [wie in Nr. 18], Seite 7 Anmerkung 4), kann Childebrand nur der Sohn einer Konkubine Pippins des Mittleren sein. Dem entspricht, daß er weder von Pippin dem Mittleren selbst nach dem Tode Drogos und Grimoalds II. (Nr. 22 und 29) zur Nachfolge in der Herrschaft ausersehen worden ist, noch daß er von Karl Martell schließlich - was nahegelegen hätte, wenn er dessen Vollbruder gewesen wäre - einen Anteil an der Herrschaft forderte - Von L. Levillain, Les Nibelungen historques I (Annales du Midi 49, 1937), Seite 338ff., ist die Ansicht vertreten, Childebrand sei ein Sohn Chalpaidas aus früherer Ehe und von ihr in die Friedelehe Pippins des Mittleren mitgebracht worden. Dem dürfte jedoch der Gebrauch des Wortes germanus in der Continuatio Fredegarii widersprechen.
    Childebrand hatte Besitz in der Gegend von Melun, führte ein regionales Kommando in Burgund und war mit dem Grafentitel ausgestattet. Er setzte gemeinsam mit seinem Sohn Nibelung die Chronik des Fredegar fort.

    Riche Pierre: Seite 51,66,71,89, "Die Karolinger. Eine Familie formt Europa."

    Pippin der Mittlere hatte jedoch noch zwei weitere Söhne, Childebrand und Karl, die aus der Verbindung mit seiner Friedelfrau (Konkubine) Chalpaida stammten. Beide wurden zwar vom Vater bei der Nachfolgeregelung für das Hausmeieramt übergangen, aber nicht, weil sie als illegitim gegolten hätten: Bei den Adelsfamilien germanischer Abstammung war die Mehrehe verbreitet, ein Zustand, an dem sich noch auf längere Sicht nichts ändern sollte. Bezeichnenderweise war es Grimoalds Bastard-Sohn, der sechsjährige Theudoald, den Pippin bei den Großen als neuen Hausmeier durchsetzte.
    Unterstützt von seinem Halbbruder Childebrand und mehreren Herzögen und Grafen, unternahm Karl eine Reihe von Feldzügen in Süd-Frankreich und forderte die Langobarden auf, den Arabern in den Rücken zu fallen.
    Unter der Aufsicht von Karl Martells Halbbruder Childebrand wurde als Fortsetzung des sogenannten Fredegar eine Chronik mit offiziösem Charakter verfaßt, die nach Wilhelm Levison "zu einer Familienchronik des karolingischen Hauses" wurde. In der Umgebung Karl Martells und seines Halbbruders entstand auch die Legende von der trojanischen Abstammung des Frankenvolkes.
    Die karolingische Propaganda wurde in Saint-Denis und am Hof selbst besorgt. Pippins Onkel Childebrand und später dessen Sohn Nibelung waren mit der offiziösen Fortsetzung des sogenanten Fredegar beauftragt. Sie erinnerten an die Leistungen, die Pippins Vorfahren vollbracht hatten.

    Schieffer Rudolf: Seite 33,35,40,46, "Die Karolinger"

    Plektruds präzise Formulierung, daß künftige Äbte die Treue zu "uns und unserem Sohn Grimoald und dessen Söhnen und den Söhnen Drogos, unseren Enkeln" wahren sollten, wirkt wie die Vorahnung künftiger Konflikte, war sie doch sichtlich von der Sorge bestimmt, daß nach dem erwarteten Tod Pippins auch Söhne aus anderen Verbindungen ihre Ansprüche erheben könnten, nämlich vor allem Karl (Martell), der Sohn seiner Nebenfrau Chalpaida, weniger wohl Childebrand, den eine namentlich nicht bekannte Mutter geboren hatte.
    Der Glanz der Sieghaftigkeit, der ihn bald umgab, überstrahlte die dynastisch besser begründeten Rechte seines Stiefneffen aus der Nachkommenschaft der vornehmen Plektrud, die mit ihrem Erbteil einst Pippin ganz wesentlich emporgeholfen zu haben scheint; allerdings dürfte auch ihre Nebenbuhlerin Chalpaida, Karls Mutter, die mit Pippin gemäß germanischem Herkommen in der weniger verbindlichen Form der Friedelehe verbunden war, von beachtlicher (freilich nicht näher bestimmbarer) Abkunft gewesen sein, was sich allein schon daraus ergibt, daß uns ihr Name überhaupt bekannt ist, im Unterschied zu der jener Konkubine Pippins, deren Sohn Childebrand denn auch nur gedämpften politischen Ehrgeiz an den Tag legte.
    Während unter den Abkömmlingen der Stiefmutter Plektrud einzig der erwähnte Hugo († 730) als Inhaber bedeutender neustrischer Bistümer und Abteien zu einer führenden Stellung kam, war Karls illegitimer Halbbruder Childebrand, der über Besitz in der Gegend von Melun verfügte, bloß mit einem regionalen Kommando in Burgund und dem Grafentitel ausgestattet. Er hat sich einen Namen dadurch genmacht, daß er später eine Fortschreibung des sog. Fredegar zu "einer Familienchronik des karolingischen Hauses" (W. Levison) für die Jahre 736 bis 751 veranlaßte und darin mit seinem Sohne Nibelung auch noch einen Nachfolger für die Zeit bis 768 fand.
    Neben der Hilfe seines Halbbruders Childebrand, der zeitweilig allein das Kommando führte, war dem Hausmeier vor allem eine Allianz mit dem Langobarden-König Liutprand von Nutzen, denn dessen bloßes Erscheinen in der Provence soll die Mauren bereits zum Rückzug bewogen haben.





    oo N.N.

    Kinder:

    - Eccard
    - Nibelung





    Literatur:
    Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 14,19 - Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899 - Hartmann Martina: Aufbruch ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger. Primus Verlag 2003 Seite 21 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Nack Emil: Germanien. Ländern und Völker der Germanen. Gondrom Verlag GmbH & Co. KG, Bindlach 1977, Seite 273 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 302 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 51,66,71,89 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 33,35,40,46,49 - Schneider Reinhard: Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter. Anton Hiersemann Stuttgart 1972, Seite 175 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 13 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 - Werner Matthias: Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1982, Seite 302 -

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 17. Eccard  Graphische Anzeige der Nachkommen
    2. 18. Nibelung  Graphische Anzeige der Nachkommen

  4. 11.  Karl MartellKarl Martell Graphische Anzeige der Nachkommen (5.Pippin3, 2.Begga2, 1.Itta1) wurde geboren um 688; gestorben in Okt 741 in Quierzy [02300],Aisne,Picardie,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Fränkisches Reich; Fränkischer Hausmeier

    Notizen:

    Karl Martell ("der Hammer") Fränkischer Hausmeier
    um 688-15. oder 22.10.741 Pfalz Quierzy Begraben: St. Denis

    Illegitimer Sohn des fränkischen Hausmeiers Pippin der Mittlere und der Chalpaida

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 954, Karl Martell, fränkischer Hausmeier

    * ca. 688/89, + 22. Oktober 741 Quierzy Begraben: St. Denis

    Pippin II. der Mittlere, dessen als Nachfolger vorgesehener Sohn Grimoald II. im April 714 ermordet worden war, bestimmte kurz vor seinem Tod (16. Dezember 714) dessen Sohn Theudoald zum Hausmeier und schloß seinen Sohn aus einer Friedelehe mit Chalpaida, Karl Martell von der Nachfolge aus; seine Witwe Plektrud setzte Karl in Köln gefangen. Er entkam und errang in zähem Kampf gegen Plektrud und die Neustrier unter ihrem Hausmeier Raganfrid (Siege bei Ambleve 716 und Vinchy 717) zunächst die Herrschaft in Austrasien, dem er mit Chlothar IV. (717-720) einen eigenen König gab. Die inwischen mit Eudo, Herzog von Aquitanien, verbündeten Neustrier schlug er bei Soissons 718 (nicht 719; vgl. Semmler) und erlangte schließllich die Anerkennung als gesamtfränkischer Hausmeier, zumal er nach Chlothars IV. Tod den neustrischen König Chilperich II. anerkannte; nach dessen Tod 721 setzte er den nur den Namen nach bekannten Theuderich IV. (+ 737) ein.
    Jahr für Jahr zog er nun ins Feld, um die fränkische Reichsgewalt zu sichern und auszuweiten: gegen die Sachsen, die Friesen (Herrschaft über W-Friesland gesichert), die Aquitanier (720 Friede mit Eudo), die Thüringer (Herzogtum erloschen), die Alamannen (um 740 Ende des elsässischen Herzogtums), die Bayern, nach Burgund und in die Provence. Die schwersten und langwierigsten Kämpfe galten der 'gens perfida' der Sarazenen: ihren Vorstoß von Spanien her stoppte er im Oktober 732 mit dem (später oft überschätzten) Sieg bei poitiers und drängte sie in zahlreichen Kämpfen (737 Siege bei Avignon und an der Berre südlich Narbonne) aus S-Gallien heraus; lediglich Septimanien blieb in ihrer Hand, während Burgund und die Provence nun in die fränkische Grafschaftsverfassung einbezogen wurden.
    Zur Finanzierung der zahlreichen Feldzüge griff Karl Martell auf Kirchengut zurück, das er seinen Vasallen als Leihe zuteilte: diese in der Forschung oft unzutreffend als "Säkularisationen" bezeichneten Maßnahmen haben in den Quellen seit Hinkmar von Reims das Bild Karls als "Kirchenräuber" verdunkelt; daß sie nicht antiklerikaler Haltung entsprangen, zeigt Karls Förderung der Missionare und Klostergründer Willibrord (Utrecht, Echternach); Pirmin (Reichenau, Murbach) und Bonifatius (Schutzbrief 723). Auf das Hilfegesuch des von den Langobarden bedrängten Papstes Gregor III., der ihn mit dem römischen 'Konsulat' (gemeint wohl Patriziat) auszeichnete, reagierte er allerdings ausweichend: er war doch selbst im Sarazenenkampf von den Langobarden militärisch unterstützut worden und hatte seinen jüngeren Sohn Pippin von König Liutprand adoptieren lassen.
    Der erste 'KAROLINGER' Karl urkundete korrekt als 'maior domus' unter den merowingischen Schattenkönigen, regierte aber praktisch das Frankenreich ("rexitque populum Francorum ann, 27", Cont. Fredeg. 8) und ließ seit 737 sogar den Thron unbesetzt, ohne selbst nach der Königswürde zu greifen. Die Chronisten bezeichnen ihn als 'dux' und 'princeps', die Päpste zuweilen als 'patricius'und 'subregulus'. Wie ein König teilte er vor seinem Tod das Reich unter seine Söhne aus erster Ehe (mit Chrotrud), Karlmann (Austrasien mit Alemannien und Thüringen) und Pippin dem Jüngeren (Neustrien mit Burgund und der Provence), während Grifo, der Sohn aus seiner zweiten Ehe mit der AGILOLFINGERIN Swanahild, im Reichsinneren ausgestattet werden sollte (was zu ständigewn Spannungen unter den Brüdern führte).
    Der 'egregius bellator' Karl wird seit dem 9. Jh. mit dem Beinamen 'der Hammer' ('Tudes', 'Tudites', 'Martellus') ausgezeichnet, lebt aber andererseits (seit Hinkmar) als der im Jenseits verdammte Kirchenräuber fort.

    Quellen:
    MGH DD Merov. - Liber hist. Fr. 51-53 (MGH SRM II) - Cont. Fredeg. 8-24 (MGH SRM II) - Isidori cont. Hispana (MGH AA XI) - Ann. Mettenses priores (MGH SRG 10) -

    Literatur:
    NDB XI, 156f. - Th. Breysig, Jbb. des frk. Reiches 714-741, 1869 - H. L. Mikoletzky, K.M. und Grifo (Fschr. der arnulf. Hausmeier, ADipl 11/12, 1965/66, 71-279 - U. Nonn, Das Bild K M.s in den lat. Q. vornehml. des 8. und 9. Jh., FMASt 4, 1970, 70-137 - E. Hlawitschka, K. M., das Röm. Konsulat und der Röm. Senat (Fschr. E. Ennen, 1972), 74-90 - U. Nonn, Vom maior domus zum rex. Die Auffassun von K. M.s Stellung im Spiegel der Titular, RhVjbll 37, 1973, 107-116 - J. Semmler, Die pippinid.-karol. Sukzessionskrise 714-723, DA 33, 1977, 1-36 - J. Jarnut, Untersuchungen zur Herkunft Swanhilds, der Gattin K.M.s, ZBLG 40, 1977, 245-249 - U. Nonn, Die Schlacht bei Poitiers ... (Beitr. zur Gesch. des Regnum Francorum, hg. R. Schieffer, 1990), 37-56. -

    Hlawitschka Eduard: Seite 78, "Die Vorfahren Karls des Großen"

    31 Karl Martell

    Belege zur Filiation bei Nr. 16. In den Ann. Mett. prior., hrsg. von B. v. Simon, Seite 19 und 20, wird Plektrud, Pippins des Mittleren Gemahlin, überdies Karls noverca genannt. - Zu der ihm wiederholt zugeschriebenen Tochter Aldana vgl. bei Nr. 26. - Seine Urkunden MG. DD. Merow., Seite 97 bis 102, weiteres BM² 301-43a.
    Anfangs versuchte Plektrudis, Witwe Pippins, die Gewalt in der Hand zu behalten. Karl griff bei der Belehnung von Vasallen, die er zur Durchführung seiner zahlreichen Eroberungszüge benötigte, auf das Kirchengut zurück. Es gelang ihm, die Einheit des Frankenreiches zu sichern. Karl schlug bei Ambleve und Vincy (12.3.717) die opponierenden Großen aus Neustrien und führte nun auch hier die Herrschaft als Hausmeier. Nach dem Tode des Herzogs Radbod (719) festigte Karl die vorübergehend verloren gegangene fränkische Herrschaft in W-Friesland. Durch zwei Feldzüge (725-728) brachte Karl das Herzogtum Bayern in lose Abhängigkeit vom Frankenreich. Am 7.10.732 schlug er zwischen Tours und Poitiers die Araber. Das von den Arabern am meisten bedrohte Burgund, Aquitanien und die Provence wurden fester ins fränkische Reich eingegliedert. Nach dem Tod des MEROWINGER-Königs Theuderich IV. gelang es ihm, die Nachfolge eines neuen Königs zu verhindern. Karl verfügte souverän über die Hausmeierwürde. Vor seinem Tode teilte er das fränkische Reich unter seine Söhne Karlmann (Osten) und Pippin den Kleinen (Westen).

    Schnith Karl: "Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern"

    Karl Martell war während seiner gesamten Herrschaft ein sehr kriegerischer Fürst; lediglich zum Jahr 740 - also kurz vor seinem Tod - berichten die Annalen davon, dass es ausnahmsweise keinen Kriegszug gegeben habe. Die schwersten Kämpfe hatte Karl in Aquitanien und in den Gebieten östlich des Rheins zu bestehen; in Aquitanien mußte er nicht nur die vorstoßenden Sarazenen zurückschlagen, sondern auch versuchen, die seit längerer Zeit dem Zugriff der Franken sich entziehenden Aquitanier wieder zu unterwerfen; ein endgültiger Sieg ist hier von Karl nicht erreicht worden.
    Die Beziehungen zur Kirche waren - anders als es die kritischen Stimmen seit Ende des 9. Jahrhunderts vermuten lassen - nicht gespannt, sondern zeitweise sogar sehr eng. Bonifatius hat sich weder beim Papst noch bei anderen Briefpartnern darüber beklagt, dass der Hausmeier seine Missions- und Organisationspläne behindert hätte. Es ist wohl kaum ein hemmendes Einwirken Karl Martells zurückzuführen, dass es Bonifatius bis 741 nicht gelungen ist, die für Hessen und Thüringen geplanten Bistümer zu errichten.
    In die Zeit Karl Martells fallen die ersten eindeutigen Versuche des Papsttums, die Franken als Bündnispartner gegen die im 8. Jahrhundert erneut expandierenden Langobarden zu gewinnen, nachdem die Beziehungen zum Kaisertum in Konstantinopel seit der Unterstützung der Bilderfeinde durch den Kaiser gespannt waren. Karl Martell hat allerdings das Hilfsgesuch des Papstes Gregor III. im Jahre 739 nicht zum Anlaß genommen, in Italien auf der Seite des Papstes einzugreifen. Karl lehnte ein Eingreifen gegen die Langobarden ab, weil sie ihn gegen die Sarazenen so nachhaltig unterstützt hatten.
    Gegen Ende seines Lebens wurde die königsgleiche Stellung Karl Martells von den Zeitgenossen durchaus gewürdigt; einige Annalen sprechen 741 davon, dass der König gestorben sei. Und die unter der Aufsicht eines KAROLINGERS redigierte Fortsetzung der Chronik des sogenannten Fredegar läßt Karl als das Abbild des Josua erscheinen, der wie Karl Martell zwar ebenfalls nicht den Titel, aber doch die Macht eines Königs besessen hatte und der vor allem als kriegerischer Schöpfer des Reiches Israel hervorgetreten war.
    Als Karl Martell am 22.10.741 starb, hatte er das Frankenreich wie ein König unter seine beiden Söhne Karlmann und Pippin aufgeteilt. Diese waren beim Tode ihres Vaters ungefähr 30 (Karlmann) und 27 (Pippin) Jahre alt. Karlmann als der ältere erhielt Austrasien, dazu Alemannien und Thüringen; Pippin wurden Neustrien, Burgund und die Provence übergeben, aber auch er hat anscheinend einen gewissen Anteil am in Austrasien gelegenen Hausgut erhalten. Kurz vor seinem Tod hatte Karl Martell noch sein Testament geändert, um auch seinen Sohn Grifo (aus einer zweiten Ehe) mit einem Reichsteil zu bedenken. Noch 741 scheint es zu Auseinandersetzungen zwischen den Brüdern gekommen zu sein, wobei Karlmann und Pippin die Initiative zum Kampf gegen ihren Stiefbruder Grifo ergriffen.

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    Dass Karl, der vor 714 in keiner für uns erkennbaren Weise hervorgetreten war, aus anfänglicher Defensive heraus letztlich der Sieger wurde, erinnert an den Aufstieg seines Vaters Pippin, der gleichfalls die austrischen Kräfte im entscheidenden Augenblick zu bündeln verstanden hatte, und spricht zugleich für Karls Entschlußkraft und Führungsstärke, die sich auch später zeigen sollten und ihm seit den ausgehenden 9. Jahrhundert den Beinamen Martell ("der Hammer") eingetragen haben. Der Glanz der Sieghaftigkeit, der ihn bald umstrahlte, überstrahlte die dynastisch besser begründeten Rechte seines Stiefneffen aus der Nachkommenschaft der vornehmen Plektrud, die mit ihrem Erbteil einst Pippin ganz wesentlich emporgeholfen zu haben scheint; allerdings dürfte auch ihre Nebenbuhlerin Chalpaida, Karls Mutter, die mit Pippin gemäß germanischer Herkommen in der weniger verbindlichen Form der Friedelehe verbunden war, von beachtlicher (freilich nicht näher bestimmbarer) Abkunft gewesen sein, was sich allein schon daraus ergibt, dass uns ihr Name überhaupt bekannt ist, im Unterschied zu jener Konkubine Pippins, deren Sohn Childebranddenn auch nur gedämpften politischen Ehrgeiz an den Tag legte. Trotz solcher Abstufungen wäre der Erfolg Karl Martells gewiß nicht ohne das persönliche Merkmal zupackender Energie eingetreten, das ihn in den Augen der Zeitgenossen zur Herrschaft befähigte. Dadurch erst vermochte er der Geschichte seiner Familie eine neue Richtung zu geben, und dies drückt sich sinnfällig darin aus, dass der zuvor nirgends belegte, also traditionslose Name zum Leitnamen unter seinen Deszendenten wurde, die wir daher KAROLINGER nennen.
    Für den Umbruch ist bezeichnend, dass Plektrud, die zu Lebzeiten ihres Gatten in den Quellen mit rühmenden Superlativen geschmückt wurde, nun als Witwe sogleich die Züge der bösen Stiefmutter annimmt, die Karl ränkevoll um das väterliche Erbe zu bringen versuchte. Tatsächlich lagen um die Jahreswende 714/15 die Machtmittel und die politische Initiative zunächst bei ihr. Sie ließ den Stiefsohn in Gewahrsam nehmen und leitete unter Berufung auf Pippins letzten Willen eine Herrschaftsordnung in die Wege, nach der ihr Enkel Theudeoald als Hausmeier König Dagoberts III. vorwiegend in Neustrien und sein Vetter Arnulf, einer der Söhne Drogos, mit dem Titel eines dux in Austrien fungieren sollten, ihr selbst aber von Köln aus, wo sie sich niederließ, die höchste Autorität verblieb: "Plektrud lenkte nun alles mit ihren Enkeln und dem König in heimlicher Regentschaft", schreibt das "Buch der Frankengeschichte" dieses Konzept, bei dem Plektrud daran gedacht haben mag, dass ihr verstorbener Gatte gleichfalls viele Jahre lang ohne förmliches Amt die Fäden in der Hand behalten hatte. Tatsächlich brachte sie aber eben nicht dieselben Voraussetzungen für ein solches discretum regimen mit wie der kampferprobte Pippin, weshalb es den neustrischen Gegnern der Dynastie offenbar leicht fiel, unter Hinweis auf die unangebrachte Zügelführung einer Frau zum Sturm zu blasen. Die alten Gräben wurden wieder aufgerissen und schon binnen Jahresfrist kam es am 26.9.715 bei Compiegne zu einem blutigen Zusammenstoß, bei dem Theudoald den kürzeren zog und die Neustrier erstmals seit Tertry (687) die Oberhand in der Francia gewannen. Sie bemächtigten sich des Königs Dagobert und brachten ihn dazu, einen der Ihren, den nördlich von Paris begüterten Raganfrid, zum Hausmeier zu machen an Stelle des geflohenen Theudoald, der bald nach seiner Niederlage umgekommen zu sein scheint. Da Dagobert III. im Winter 715/16 starb, kamen Raganfrid und sein Anhang rasch in die Lage, ganz nach dem Vorbild Pippinseinen weiteren MEROWINGER als nominellen König bestimmen zu können. Sie entschieden sich für einen früher in den Klerus abgeschobenen Sohn Childerichs II., der sich fortan Chilperich II. nannte, und den zu neuem Selbstbewußtsein erstarkten Neustriern für das bevorstehende Ringen um Auster den legitimierenden Rückhalt bot. Wie schlecht die Sache der PIPPINIDEN mittlerweile stand, wurde deutlich, als Raganfrids Leute nicht mehr zu hindern waren, plündernd in die Ardennen und bis zur Maas vorzustoßen, also nach der angestammten Machtbasis ihrer Gegner zu greifen. Im Zusammenspiel mit den Friesen unter Radbod (dem Schwiegervater des ermordeten Grimoald), die rheinaufwärts heranrückten, wurde im Frühjahr 716 sogar Köln das Ziel ihres Angriffs, wo der bedrängten Plektrud schließlich nichts übrig blieb, als Chilperich und seinem Hausmeier ansehnliche Schätze auszuhändigen.
    Erst dieses offenkundige Scheitern der Witwe Pippins schuf die historische Situation, in der Karl Martells Aufstieg möglich wurde. Der damals 25 bis 30 Jahre alte Sohn Chalpaidas hatte sich der Haft seiner Stiefmutter entwinden können und sah nun seine Chance darin, statt ihrer als wirksamer Retter der austrischen Suprematie und damit als der wahre politische Erbe seiner Vorfahren aufzutreten. Den Zustrom von Anhängern, die er zur Durchsetzung seines Machtanspruchs brauchte, konnte er nun in Gang setzen, wenn er im bewaffneten Kampf Zutrauen zu seiner Schlagkraft weckte. So trat er zunächst den Friesen entgegen und ließ sich auch durch eine empfindliche Niederlage, die ihn zur Flucht zwang, nicht entmutigen. Vielmehr setzte er kurzentschlossen den abrückenden Neustriern nach und konnte ihnen bei Ambleve in den Ardennen eine erste Schlappe beibringen. Der Erfolg war durchaus begrenzt und bestand wohl nur darin, dem weiteren Zerfall der pippinidischen Klientel Einhalt geboten und auf die eigene Entschlossenheit aufmerksam gemacht zu haben. In der doppelten Rebellion gegen die neustrische Reichsregierung wie auch gegen die bisher tonangebende austrische Führungsgruppe um Plektrud verharrend, sammelte Karl Martell indes weitere Kräfte hinter sich und war übers Jahr imstande, Chilperich II. und Raganfrid am 21.3.717 bei Vinchy im Cambresis siegreich aus dem Felde zu schlagen. Erst nachdem er in dieser Weise den Austriern insgesamt wieder Geltung verschafft hatte, wandte er sich gegen Köln und erzwang von der Stiefmutter die förmliche Anerkennung seiner Rechte. Plektrud gab ihre politischen Ambitionen auf und ging in den folgenden Jahren als Stifterin des Kölner Konvents von St. Maria im Kapitol in die Geschichte ein, während Karls Position an der Spitze der Austrier niemand mehr anzufechten wagte. Mit der Einsetzung eines eigenen merowingischen Königs namens Chlothar IV. erhob er offen den Anspruch auf Gleichrangigkeit mit seinem Gegenspieler Raganfrid, der sich seinerseits mit Eudo, dem dux von Aquitanien, verbündete. Die Entscheidung fiel, als Karl - wohl schon im Frühjahr oder Sommer 718 vor den Mauern von Soissons aus der Defensive heraus den Durchbruch nach Paris und weiter bis zur Loire erkämpfen konnte. Eudo unterwarf sich und lieferte den mitgeführten neustrischen König Chilperich II. samt dessen Schätzen dem Sieger aus. Da Chlothar IV. rasch gestorben war, bot sich die Lösung an, dass Karl den überlebenden MEROWINGER unter seine Kuratel nahm, von ihm das Hausmeieramt empfing (ab 720 bezeugt) und damit auch formal den Rivalen Raganfrid verdrängte, der indes eine lokale Herrschaft im Anjou bis zu seinem Tode (731) behauptete.
    Die "größte Verwirrung im Volk der Franken", als welche die Metzer Annalen die "pippinidisch-karolingische Sukzessionskrise" (J. Semmler) nach 714 bezeichnen, war mehr als nur ein vorübergehender Rückschlag im stetigen Machtzuwachs der Dynastie. Es wird in den kargen Quellen eigens hervorgehoben, dass es die Gefolgsleute (leudes) Pippins, Grimoaldsund Theudoalds gewesen waren, die zunächst bei Compiegne den Neustriern unterlagen, dass aber Karl Martell sich dann ein neues Heer "aus tüchtigen und vornehmen Männern" schuf, um seine Stiefmutter auszuschalten und die Vorherrschaft der Austrier bei Ambleve, Vinchy und vor Soissons wiederherzustellen. Die Umschichtung im überschaubaren Kreis der Herrschaftsträger läßt sich veranschaulichen an der Gestalt Bischof Rigoberts von Reims, der als einstiger Taufpate Karls ganz gewiß zu den Vertrauten Pippins des Mittleren gehört hatte, 718 jedoch in der entscheidenden Phase des Machtkampfs eine zwielichtige Haltung einnahm und daher vom siegreichen Hausmeier seines Amtes enthoben wurde; an seine Stelle trat Bischof Liutwin von Trier, offenbar ein zuverlässiger Parteigänger Karls, der fortan beide Kirchen und dazu vielleicht noch die von Laon verwaltete und diese kirchenrechtlich unzulässige Personalunion auch noch auf Jahrzehnte seinem Sohn Milo vererben durfte. Erst recht zu den Verlierern zählt der dux Arnulf, Drogos Sohn, der 715/15 im Bunde mit Plektruds anderem Enkel Theudoald Karl Martellzur Seite zu schieben versucht hatte und 723 zusammen mit einem ungenannten Bruder in der Haft des Stiefonkels umkam, wohingegen ein weiterer Bruder namens Hugo, zwischen 713 und 715 zum Priester geweiht, rechtzeitig die Fronten gewechselt hatte und nach 719 als Verwalter der Bistümer Paris, Rouen, Bayeux, Lisieux und Avranches sowie die Abteien Saint-Denis, Saint-Wandrille und Jumieges zu einer Hauptstütze der karolingischen Dominanz in Neustrien wurde. In seiner Nachbarschaft fungierte dort der dux Robert, der seinen Stammsitz im (heutigen belgischen) Henne- und Hasbengau, also in Auster, hatte und durch wiederholte Anwesenheit bei Gerichtsverhandlungen des Hausmeiers als dessen besonderer Vertrauensmann zu erkennen ist. Auch die urkundwissenschaftliche Forschung hat festgestellt, dass Karl "nach seinem Sieg über Chilperich und Raganfrid nicht mehr an die alte Hofämtertradition anknüpfte" (I. Heidrich) und sich allmählich eine neuartige "Kanzlei" aufbaute.
    Im Besitz der seit 718/19 gesicherten Macht über die Francia verhielt sich Karl Martell in mancher Hinsicht anders als sein Vater Pippin in den Jahren nach Tertry. Vor allem weist sein Regiment eine viel stärker persönliche Prägung auf, was schon daran sichtbar wird, dass er sich Amt und Titel eines Hausmeiers auch innerhalb seiner Familie zeitlebens allein vorbehielt. Seine Gattin Chrodtrud aus nicht näher bekanntem Adel tritt in keiner seiner Urkunden und in keiner erzählenden Quelle als mithandelnd in Erscheinung und wird überhaupt nur anläßlich ihres Todes (725) in verschiedenen Annalen vermerkt; sie hat an Karls Seite gewiß keine mit Plektrud vergleichbare Rolle gespielt. Von ihren Söhnen Karlmann und Pippin (dem Jüngeren), die sie neben einer Tochter Hiltrud gebar, findet sich lediglich der ältere 723 einmal mit seinem Handzeichen in einer Urkunde des Vaters (und ist damit wohl damals als erwachsen bezeugt), doch blieb er ebenso wie Pippin vor dem Tode Karls ohne jede offizielle Funktion. Während unter den Abkömmlingen der Stiefmutter Plektrud einzig der erwähnte Hugo (+ 730) als Inhaber bedeutender neustrischer Bistümer und Abteien zu einer führenden Stellung kam, war Karls illegitimer Halbbruder Childebrand, der über Besitz in der Gegend von Melun verfügte, bloß mit einem regionalen Kommando in Burgund und dem Grafentitel ausgestattet. Er hat sich eher einen Namen dadurch gemacht, dass er später eine Fortschreibung des sogenannten Fredegar zu "einer Familienchronik des karolingischen Hauses" (W. Levison) für die Jahre 736 bis 751 veranlaßt und darin mit seinem Sohne Nibelung auch noch einen Nachfolger für die Zeit bis 768 fand. Erst recht im Hintergrund standen drei weitere Söhne Karls namens Bernhard, Hieronymus und Remedius (Remigius), die er von einer Nebenfrau mit dem vermutlichen Namen Ruodhaid hatte. Alle Fäden liefen, so scheint es, mehr als 20 Jahre lang bei dem Hausmeier zusammen, der allerdings insofern der politischen Tradition seines Hauses treu blieb, als er die bloße Institution des Königtums auch weiterhin nicht antastete.
    Ein folgenschwerer Unterschied zu Pippin lag ferner darin, dass sich Karl Martell keineswegs mit dem Gewinn der Vorherrschaft in der Francia begnügte, sondern sogleich daran ging, seine Macht nach allen Richtungen hin zu erweitern, bis an die äußeren Grenzen des MEROWINGER-Reiches und womöglich noch darüber hinaus. Diese Expansionspolitik ergab sich mit einer gewissen Zwangsläufigkeit aus den Erfahrungen der Sukzessionskrise nach 714, in die von der Peripherie her Friesen, Sachsen und Aquitanier gegen Karl und seine Austrier eingegriffen hatten. Offenkundig war zudem geworden, dass die auf Distanz zu den Hausmeiern bedachten rechtsrheinischen Herzöge leicht versucht waren, sich mit innerfränkischen Rivalen der KAROLINGER zu verbünden oder ihnen zumindest Rückhalt und Zuflucht zu gewähren.
    Wer sich die vielfältigen Kämpfe Karl Martells vor Augen hält, deren Regelmäßigkeit in damaligen Klosterannalen schon dazu führte, dass eigens vermerkt wurde, wenn in einem Jahr kein Feldzug stattfand, wird es nicht schwer haben, dem Urteil beizupflichten, seine Herrschaft sei eine "eiserne Zeit" für das regnum Francorum gewesen (E. Ewig). In der Tat scheint an ihm nichts so sehr hervorzustechen wie die unbeugsame Zähigkeit, mit der er zunächst den eigenen Aufstieg gegen alle Widerstände ertrotzte und dann die Vormacht seines Hauses in der Francia sicherte, um schließlich weit über den Aktionsradius seines Vaters Pippin hinaus bis an die Grenzen des MEROWINGER-Reiches alle Machthaber zur Anerkennung seiner Überlegenheit zwang. Dabei blieb er sich offenbar stets bewußt, wieviel er der austrischen Klientel zu verdanken hatte, auf der seine Erfolge gründeten; er ließ sie regelmäßig am Gewinn teilhaben, der in nutzbaren Rechten und Besitzungen, in weltlichen und geistlichen Ämtern bestand, und gab ihren Interessen - aller naiven Gottesfurcht zum Trotz - notfalls auch den Vorrang vor kirchlichen Belangen und Reformwünschen.
    In seinen Briefen von 739/40 titulierte der Papst Karl Martell als "Vizekönig" (subregulus) und spielte damit wohl auf das staatsrechtliche Novum an, dass der Hausmeier seit dem Tode Theuderichs IV. (737) ohne einen König im Hintergrund fungierte. Dabei kann Karl selbst am allerwenigsten zweifelhaft gewesen sein, dass er längst über sämtliche königliche Vorrechte verfügte und an faktischer Macht alle MEROWINGER übertraf, die es seit 200 Jahren gegeben hatte. Auch seine zunehmende Vorliebe für die klassischen Königspfalzen im Oise-Tal und die gewiß frühzeitig getroffene Entscheidung, die letzte Ruhe nicht mehr im austrischen Metz oder auf dem Chevremont, sondern in der traditionsreichen Königsabtei Saint-Denis vor Paris finden zu wollen (wo zuletzt Chlodwig II. 657 bestattet worden war), spiegeln sein gesteigertes monarchisches Selbstgefühl, doch bleibt uns verborgen, wie er sich die Zukunft dieses persönlichen "Prinzipats" dachte. Die vereinzelte Nachricht, dass er seinen zweiten Sohn Pippin um 737 zum befreundeten (und kinderlosen) Langobarden-König Liutprand nach Italien schickte, der ihn nach der Sitte seines Volkes durch eigenhändiges Scheren des Haupthaares adoptierte, mag darauf hindeuten, dass er mit diesem nunmehrigen "Königssohn" Besonderes vorhatte. Andererseits ist durch Childebrands Fredegar-Fortsetzung und die Metzer Annalen einhellig überliefert, dass der seit 739 kränkliche Hausmeier "nach dem Rat der Großen", vermutlich also auf der im März üblichen Heeresversammlung spätestens von 741, das Reich für die Zeit nach seinem Tod derart aufteilte, dass sein ältester Sohn Karlmann Austrien, Alemannien und Thüringen (ohne Bayern) und der nächste Bruder Pippin Neustrien, Burgund und Provence (ohne Aquitanien) beherrschen sollte. Dieser Erbregelung zugunsten der erwachsenen Söhne Chrodtruds stehen Beobachtungen gegenüber, wonach gegen Ende von Karls Lebenszeit in seiner Umgebung eher eine "bayerische Partei" um seine zweite Gattin Swanahild dominierte. Ihr Verwandter, Herzog Odilo, hielt sich, anscheinend verdrängt von bayerischen Großen, 740/41 in der Francia auf und knüpfte damals seine Beziehungen zu Karls Tochter Hiltrud an, aus der ihr Sohn Tassilo III. - mit gut bezeugtem Geburtsjahr 741 - hervorging, übrigens ein Skandal, der noch zu LUDWIGS DES FROMMEN Zeiten in peinlicher Erinnerung war. Von daher gewinnt auch das widerwillige Eingeständnis der Metzer Annalen zusätzliches Gewicht, dem jungen Grifo aus Karls Ehe mit Swanahild sei nachträglich auf Betreiben seiner Mutter, "eines ruchlosen Weibes", vom Vater ein Erbteil in Neuster, Auster und Burgund, also inmitten des Reiches, zuerkannt worden. Dies steht womöglich für noch weitergehende Zusagen, denn Swanahild und ihr Sohn, nicht aber Karlmann und Pippin wurden fünf Wochen vor Karls Tod in dessen letzter Urkunde als Zustimmende erwähnt, standen also bis zum Ende mit ihm in sichtlichem Einvernehmen. Als der Hausmeier am 15. oder 22.10.741 in der Pfalz Quierzy dahinschied, hatte er zwar seiner Familie insgesamt die Oberhand gesichert, aber wie sein Vater keine wirklich haltbaren Verfügungen über die künftige Machtverteilung getroffen.






    1. oo Chrotrud um 690 - 725

    2. oo Swanahild um 710- nach 741


    Kinder:

    1. Ehe
    - Pippin III. der Kleine 714-24.9.768
    - Karlmann um 707-17.8.754
    - Chiltrudis (Hiltrud) um 715 - 754
    oo Odilo Herzog von Bayern um 715 - 748

    2. Ehe
    - Grifo um 726 - 753

    Illegitim von Nebenfrau Ruodhaid
    - Bernhard vor 732- 787
    - Hieronymus
    - Remigius Bischof von Rouen (755-771) - 771

    - ? Aldana
    oo Theoderich Graf von Autun




    Literatur:
    Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 3-22,24,26,39,41,79,89,255 - Biographien zur Weltgeschichte. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1989, Seite 282 - Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986, Seite 69,184 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit.Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 25,34,41,43-47,77,199,246 - Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899 - Dahn Felix: Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt 1977, Seite 437,460,462,464,479 - Deutsche Geschichte Band 1 Von den Anfängen bis zur Ausbildung des Feudalismus Mitte des 11. Jahrhunderts. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1982, Seite 282-284,286,287,290-292 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch Gladbach 1987, Seite 222 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 20,60 - Eickhoff Ekkehard: Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt. Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 181,262 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 47,56 - Epperlein Siegfried: Karl der Große. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1974, Seite 10,20,46,85,140,151 - Erbe Michael: Belgien, Niederlande, Luxemburg. Geschichte des niederländischen Raumes. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1993, Seite 31,33 - Ewig Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1988, Seite 186,194,200,205 - Geuenich, Dieter: Geschichte der Alemannen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1997, Seite 105-107,159 - Herm, Gerhard: Karl der Große. ECON Verlag GmbH, Düsseldorf, Wien, New York 1987, Seite 12,46-54, 57,59,66,69,72,104,115,132,144,217,317,322 - Hlawitschka, Eduard: Karl Martell, das Römische Konsulat und der Römische Senat. Zur Interpretation von Fredegarii continuatio cap. 22, in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka, Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris, Seite 105-123 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 17,130 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971, Seite 36,159 - Illig Heribert: Das erfundene Mittelalter. Die größte Zeitfälschung der Geschichte. ECON Verlag GmbH, Düsseldorf und München 1996, Seite 104,114,360,366,389 - Jarnut Jörg: Agilolfingerstudien. Anton Hiersemann Stuttgart 1986, Seite 22,121,124,127 - Kalckhoff Andreas: Karl der Große. Profile eines Herrschers. R. Piper GmbH & Co. KG, München 1987, Seite 33-34,36-37,41,45,49,58,66,99-100,107,152,187,246 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Nack Emil: Germanien. Ländern und Völker der Germanen. Gondrom Verlag GmbH & Co. KG, Bindlach 1977, Seite 211,214,264,269,277,283,297 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 45,52-73,77,88,92,108,111,210,347 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 32,34-51,53-55,60,64,66,69,74,81,89,139,187,227 - Schmid Alois: Das Bild des Bayernherzogs Arnulf (907-937) in der deutschen Geschichtsschreibung von seinen Zeitgenossen bis zu Wilhelm von Giesebrecht. Verlag Michael Lassleben Kallmünz 1976, Seite 20,41,179 - Schneider Reinhard: Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter. Anton Hiersemann Stuttgart 1972, Seite 175,179,183,185,241 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 13-16,27,36 - Weinfurter Stefan: Die Salier und das Reich Band 1- 3. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1991, Band I, Seite 403 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 72,363-370,372,385-388,402,453 - Werner Matthias: Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1982, Seite 15-327 - Wies Ernst W.: Karl der Große. Kaiser und Heiliger. Bechtle Verlag Esslingen 1986, Seite 29,30-34,37,45,49,52,58,70,76,78,89,95,137,158,191,238,268 -

    Vor seinem Tod teilt Karl Martell das Reich zwischen seinen Söhnen Karlmann und Pippin auf.
    Buchmalerei in einer Handschrift der Grandes Chroniques de France, Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. fr. 2615, fol. 72

    Charles Martel divise le royaume entre Pépin et Carloman



    Karl Martell auf dem Sterbebett.
    Chroniques de France ou de St Denis (1332–1350), London, British Library, Royal MS 16 G VI, fol. 119v

    Charles Martel bad



    Neue Deutsche Biographie - Karl Martell

    fränkischer Hausmeier, * circa 688/89 (?), † 22.10.741 Quierzy, ⚰ Saint Denis.

    K.s Vater hatte seit 687 von der austrischen Basis aus einen formal mit dem Amt des maior domus (Hausmeier) verbundenen Prinzipat errichtet, der das Königtum der Merowingerdynastie nominell bestehen ließ, aber in faktisch eigener Herrschaft die austrisch-neustrische Francia zusammenfaßte und bereits in germanische Randgebiete (Friesland, Mainland-Thüringen, Alemannien) ausgriff. Bei Pippins Tode (18.12.714) stand jedoch kein regierungsfähiger Nachfolger bereit, da er seine legitimen Söhne aus der Ehe mit Plektrud überlebt und den Friedelsohn K. von der Nachfolge ausgeschlossen hatte. Plektrud setzte K. gefangen und wollte mit ihren noch unmündigen Enkeln und dem König Dagobert III. († 715/16) die Regierung des Gesamtreiches fortsetzen. Aber ein Aufstand der Neustrier, die alsbald den König Chilperich II. († 721) erhoben, sowie schwere Angriffe der Friesen und Sachsen brachten das politische Werk Pippins dem Zusammenbruch nahe. Die Überwindung dieser Krise und die Sicherung des fränkischen Gesamtreiches, wiederum vom germanischen Austrien aus, ist die historische Leistung K.s.

    K. befreite sich aus der Haft, sammelte austr. Anhänger, schlug die Neustrier (716 u. 717) und brachte bis 717 die Herrschaft in Austrien an sich, wo er einen eigenen König, Chlothar IV. (717–20), aufstellte. 719 erreichte er durch einen entscheidenden Sieg bei Soissons die Unterwerfung der mit dem Aquitanierhzg. Eudo verbündeten Neustrier und erleichterte den Frieden, indem er nach dem Tode Chlothars IV. den König Chilperich II. anerkannte; als dieser 721 starb, ließ er Theuderich IV. († 737) als nominellen König folgen. Damit war die von Pippin geschaffene Ordnung wiederhergestellt. K. regierte als Hausmeier dieser Könige, wird aber von den Chronisten als dux und princeps, von den Päpsten gelegentlich als patricius und subregulus bezeichnet.

    Auch die ausweitende Sicherung und Festigung der fränkischen Reichsgewalt kam wieder in Gang. K. zog 718 gegen die Sachsen zu Felde, richtete 719 die Herrschaft über Westfriesland wieder auf und schloß 720 Frieden mit Eudo von Aquitanien. Das nächste Jahrzehnt stand im Zeichen des schon von Pippin begonnenen Kampfes mit den germanischen Herzogsgewalten. Nachdem K. schon vor 720 das thüringische Herzogtum hatte zu Ende gehen lassen und 722/24 erneute Heerfahrten gegen die Sachsen unternommen hatte, zog er 725 durch Alemannien nach Bayern; bei der Rückkehr führte er die Herzogin Pilitrud und ihre Nichte Swanahild mit. Obgleich K. 728 abermals in Bayern erschien, kam es noch nicht zu nachhaltiger Bindung an das Reich, geschweige denn zur Beseitigung des agilolfing. Herzogtums. Härter griff K. in Alemannien zu, wo er nach abermaliger militärischer Intervention und dem Tode des Herzogs Lantfrid (730) keine Herzogsgewalt mehr gelten ließ, aber nicht verhindern konnte, daß Lantfrids Bruder Theutbald sich weiterhin behauptete, während im Elsaß um 740 das Herzogtum erlosch. – Der sowohl kirchlichen wie politischen Gewinnung Alemanniens und des Elsaß diente die Förderung, die K. dem Klostergründer Pirmin (Reichenau, Murbach) angedeihen ließ. Sicherlich nicht ohne politische Erwägungen hatte er bereits 723 dem in Hessen und Thüringen wirkenden Bonifatius einen Schutzbrief im Königsstil ausgestellt, aber es blieb ein eher distanzierter Schutz; bei der Reorganisation der bayerischen Kirche durch Bonifatius (739) ist kein Kontakt mit der fränkischen Reichsgewalt erkennbar. Stärkeren Rückhalt erfuhr zwelfellos der Friesenmissionar Willibrord von Utrecht, doch ist darüber im einzelnen fast nichts bekannt. K. unterwarf 733/34 auch das nördliche Friesland, beseitigte hier gleichfalls das Herzogtum und erweiterte Willibrords Missionsfeld. Erwartungen politischer und kirchlicher Expansion verbanden sich 738 auch mit einem großen Unternehmen K.s gegen die Sachsen, doch scheint es über Anfangserfolge und Grenzsicherung nicht hinausgeführt zu haben.

    Seit 731 war im übrigen Südgallien zu K.s wichtigstem Aktionsfeld geworden. Eudo von Aquitanien sperrte sich gegen die fränkisch Hoheit (Strafzüge K.s 731), mußte aber K.s Hilfe suchen, als 732 ein arabisch Heer von Spanien aus über Bordeaux und Poitiers vordrang. K. brachte durch die Abwehrschlacht zwischen Poitiers und Tours (Oktober 732) die islamisch Expansion in Westeuropa zum Stehen und behielt seitdem in Gallien die Initiative. Seine Aktionen richteten sich seit 733 im Ringen mit Arabern und einheimischen Magnaten nach Südosten. In harten, bis 739 fast Jahr für Jahr ausgetragenen Kämpfen, teils unter seiner eigenen, teils unter seines Bruders Childebrand Führung – 738 mit einem langobardischen Hilfskorpszwang K. Burgund und die Provence politisch und administrativ in den Reichsverband, während Septimanien mit Narbonne noch unter arabischer Herrschaft verblieb. Nach dem Tode Eudos rückte er 735 erneut in Aquitanien ein, ließ aber das Herzogtum unter Eudos Sohn Hunoald bestehen, nahm jedoch dessen Treueid entgegen (736).

    Bei den inneren und äußeren Kämpfen bedurfte K. einer schlagkräftigen berittenen Truppe, einer zuverlässigen Anhängerschaft im – vor allem austr. – Grundbesitz- und Schwertadel, die er teilweise bereits in der Rechtsform der Vasallität an sich band. Zu ihrer Ausstattung griff er auch auf kirchliche Güter und Ämter zurück, indem er geistliches Eigentum nach Leiherecht seinen Vasallen zuteilte, ja Bistümer und Klöster als politisch-wirtschaftliche Macht- und Besitzobjekte seinen Gegnern entzog, um sie an seine Anhänger zu vergeben. Solche Praktiken waren nicht grundsätzlich neu und lassen sich nicht eigentlich als „Säkularisationen“ kennzeichnen, aber sie gingen sichtlich über die bisher bekannten Ausmaße weit hinaus und trugen sehr zur organisatorischen und geistigen Zerrüttung der fränkischen Kirche bei. Ob mangelnde Einsicht oder politische Vorsicht K. von energischen Reformeingriffen abhielt, steht dahin. Die großenteils vertretene Annahme, er habe unmittelbar vor seinem Tode, im Herbst 741, dem EB Bonifatius in einem kirchenpolitischen Kurswechsel die Errichtung der Bistümer Würzburg, Büraburg und Erfurt ermöglicht, beruht auf bloßer Rückrechnung aus späteren Zeugnissen und widerspricht ebensosehr jeder Wahrscheinlichkeit wie die alternative Unterstellung, Bonifatius habe einen solchen Schritt eigenmächtig gewagt. Einem Ansuchen des von dem Langobardenkönig Liutprand bedrängten Papstes Gregor III. wich K. 739/40 aus; er hatte selber langobardische Militärhilfe entgegengenommen und seinen jüngeren Sohn Pippin von Liutprand adoptieren, das heißt zum Königssohn erheben lassen.

    K. regierte seit 737 ohne König und verfügte vor seinem Tode eine Reichsteilung nach Königsart, indem er dem älteren Sohn Karlmann Austrien mit Alemannien und Thüringen, Pippin dem Jüngeren Neustrien mit Burgund und der Provence zusprach; Grifo sollte im Reichsinnern ausgestattet werden; Bayern und Aquitanien blieben außerhalb dieser Teilung. K., der seinen Namen in die „karolingische“ Dynastie einbrachte, hat durch die endgültige Festigung des alten Frankenreichs und des neuen Prinzipats seinem Sohn (Pippin des Jüngeren) und seinem Enkel (Karl der Große) in entscheidender Weise einen Weg geebnet, der schließlich sowohl in die deutsche wie in die französische Geschichte geführt hat. Der Nachwelt wurde sein geschichtliches Bild freilich zwiespältig: die bewundernden Beinamen Tudes, Tudites, Martellus, aber auch die Verdammung des Kirchenräubers begegnen seit dem späteren 9. Jahrhundert in schroffem Widerspruch zueinander.

    Literatur
    Regg. Imp. I, dazu Heidrich, s. L, S. 240-42, 271-73; Jbb. d. Fränk. Reiches 714-41, K. M., 1869; Reinh. Schneider, Königswahl u. Königserhebung im FrühMA, 1972, S. 176-83 (zu d. Merowingerkönigen d. Zeit Karls); - Zur Titulatur: I. Heidrich, Titulatur u. Urkk. d. karoling. Hausmeier, in: Archiv f. Diplomatik 11/12, 1965/66, S. 71 ff., passim; U. Nonn, in: Rhein. Vj.bll. 37, 1973, S. 107-16; zu Beinamen u. Gesch.bild: U. Nonn, in: Frühma. Stud. 4, 1970, S. 70-137. - siehe auch Literatur zu, zum, zur Karl d. Gr. u. Karolinger.



    Grab Karl Martells in St. Denis

    Grab Karl Martells in St. Denis


    Name:
    ("der Hammer")

    Gestorben:
    15. oder 22.10.741 Pfalz Quierzy

    Familie/Ehepartner: Chrotrud. Chrotrud wurde geboren um 690; gestorben in 725. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 19. Karlmann  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 707; gestorben am 17 Aug 754 in Vienne [38200],Isère,Rhône-Alpes,Frankreich; wurde beigesetzt in Cassino [03043],Frosinone,Latium,Italien.
    2. 20. Pippin III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 714 in Jupille-sur-Meuse [4020],Wallonien,Belgien; gestorben am 24 Sep 768 in Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich.
    3. 21. Hiltrud  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 715; gestorben in 754.

    Familie/Ehepartner: von Bayern, Swanahild. Swanahild (Tochter von von Bayern, Tassilo II. und Imma) wurde geboren um 710; gestorben nach 741. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 22. Grifo  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 726; gestorben in 753 in Saint-Jean-de-Maurienne [73300],Savoie,Rhône-Alpes,Frankreich.

    Karl heiratete Ruodhaid um 688. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 23. Hieronymus  Graphische Anzeige der Nachkommen
    2. 24. Bernhard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren vor 732; gestorben in 787.

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 25. von Rouen, Remigius  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 725; gestorben in 771.