Genealogische Datenbank
 Bohrer

von Bayern, Odilo

männlich um 700 - 748  (48 Jahre)


Generationen:      Standard    |    Kompakt    |    Vertikal    |    Nur Text    |    Registerformat    |    Tabellen    |    PDF

Generation: 1

  1. 1.  von Bayern, Odilo wurde geboren um 700; gestorben am 18 Jan 748; wurde beigesetzt in Osterhofen [94486],Deggendorf,Bayern,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 736-748, Bayern,Deutschland; Herzog von Bayern

    Notizen:

    Odilo Herzog von Bayern (736-748)
    um 715-18.1.748 Begraben: Kloster Gengenbach

    Sohn des Alemannen-Herzogs Gotfrid und einer AGILOLFINGERIN
    Sepp hält ihn für einen Sohn Hukberts, Riezler für einen Sohn Tassilos II.
    Spindler: Während für Odilo eine Abkunft sowohl von Hucbert als auch von Tassilo II. vermutet, von keinem aber bewiesen worden ist.

    Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 1351

    Odilo, bayerischer Herzog seit 736 + 748 Begraben: Kloster Gengenbach
    offensichtlich Sohn des Alamannen-Herzogs Gottfried aus der alemannischen Linie der AGILOLFINGER
    oo Hiltrud, Tochter Karl Martells und Schwester Pippins III. und Karlmanns
    Sohn:
    Tassilo III.

    Vieles spricht dafür, dass Odilo zunächst ein alemannischen Teilherzogtum innehatte, bevor er 736 das Herzogtum Bayern erhielt. Trotz einer schwierigen Situation in den ersten Herzogsjahren gelang es ihm, schon 739 im Verein mit Bonifatius die kanonischen Bischofssitze Regensburg, Passau, Freising und Salzburg einzurichten und damit eine Kirchenorganisation zu schaffen, die bis heute gültig ist. Ob diese Bischofsorganisation der Hauptgrund für die Opposition in Bayern wurde, die Odilo veranlaßte, an den Hof Karl Martells und dessen Gemahlin Swanahild, einer Verwandten Odilos, zu fliehen, ist nicht mehr feststellbar. Während der Flucht vermählte er sich mit Hiltrud. Noch zu Lebzeiten Karl Martells (+ 741) konnte Odilo nach Bayern zurückkehren, gründete unmittelbar darauf das Kloster Niederaltaich in Verbindung mit dem Kloster Reichenau und ließ im Zusammenwirken mit Bonifatius das Kloster Eichstätt durch Willibald gründen. 742/43 spitzte sich bereits der Konflikt mit Pippin und Karlmann zu, genährt aus der Heirat mit Hiltrud, aus der karolingischen Sukzessionskrise durch die Ansprüche Grifos ud durch die kirchlichen Aktivitäten des Bonifatius in Franken. 743 wurde Odilo mit seinen Verbündeten von Pippin angegriffen und besiegt. Odilo erhielt nur noch Bayern südlich der Donau, während die Gebiete nördlich der Donau fränkisch wurden. Mit der Niederlage Odilos wurde auch sein bayerischer Sonderweg in Kirchenfragen beendet. Der Hausmeier setzte in Salzburg mit Virgil einen Abt und Bischof karolingischen Vertrauens ein. Trotz innen- und außenpolitischer Schwierigkeiten der 40-er Jahre vermochte Odilo, die slavischen Karantanen unter seine Botmäßigkeit zu bringen, die Karantanenmission zu beginnen und neben Niederaltaich und Mondsee noch eine Reihe weiterer Klöster zu gründen.

    Literatur:
    J. Jarnut, Stud. über Hzg. O. (736-748), MIÖG 85,1977,273-284 - H. Wolfram, Die Geburt Mitteleuropas,1987,8f.,125f., 128ff. - W. Störmer, Die bayer. Hzg.skirche (Der hl. Willibald - Kl.bf. oder Bm.sgründer?, hg. H. Dickerhof u.a., 1990), 115-142 - J. Jahn, Ducatus Baiuvariorum (Monogr. zur Gesch. des MA 35, 1991), 221-259

    Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 558

    Odilo (Oatilo, Uatiolo), Herzog von Bayern
    + 748 Begraben: Osterhofen

    Vater: Gottfried, alemannischer Herzog (+ 709)
    oo Hiltrud, Tochter Karl Martells

    Aus der alemannischen Linie der AGILOLFINGER.
    Eingesetzt von den fränkischen Hausmeiern, trat Odilo um 713/37 die Nachfolge Herzog Hucberts an.
    Zunächst frankenfreundliche Politik.
    Allmähliche Lösung aus der karolingischen Befehlsgewalt.
    739 Veranlassung der kanonischen Ordnung der Landeskirche durch Bonifatius.
    740/41 Aufenthalt am karolingischen Hof.
    Feldzug gegen Karlmann und Pippin führte 743 zur Niederlage am Lech.
    744 von den Hausmeiern wieder als Herzog im flächenmäßig verkleinerten Bayern bestätigt.
    Bemühungen um die Organisation der bayerischen Landeskirche; Klosterstiftungen, unter anderem Niederaltaich.

    Literatur:
    ADB 24; BWB 2; LThK 7; J. Jarnut, Stud. Üb. Hzg. O. (736-748), in: MIÖG 85, 1977.

    Schieffer Rudolf: Seite 49, "Die Karolinger"

    Nach dem Tode Herzog Hukberts fiel die Führung des Herzogtums an Odilo, der ebenfalls als naher Verwandter Swanahilds bezeugt ist und überdies mit guten Gründen als Sproß einer Verbindung der alemannischen Herzogsfamilie mit den AGILOLFINGERN angesehen wird. Er förderte die römisch-christliche Organisation einer herzoglichen Landeskirche in Verbindung mit Bonifatius, um ein Gegengewicht gegen die Franken und seinen unbotmäßigen Adel zu bekommen. Swanahilds Verwandter, Herzog Odilo, hielt sich, anscheinend verdrängt von bayerischen Großen, 740/41 in der Francia auf und knüpfte damals seine Beziehung zu Karls Tochter Hiltrud an, aus der ihr Sohn Tassilo III. - mit gut bezeugtem Geburtsjahr 741 - hervorging, übrigens ein Skandal, der noch zu LUDWIGS DES FROMMEN Zeiten in peinlicher Erinnerung war. Nach Karl Martells Tod eilte Hiltrud nach Bayern und heiratete nun den Vater ihres kleinen Sohnes gegen den Willen ihrer Brüder. Er bekämpfte die Eroberungspolitik der beiden fränkischen Hausmeier, die ihn 743 am Lech besiegten, aber nach Gebietsabtretungen in seiner Stellung beließen. Er unterwarf die Karantanier, wurde von der Kirche gestützt, gründete das Kloster Nieder-Altaich und initiierte die "Lex Baiuvariorum"

    Spindler Max: Seite 163, "Handbuch der bayerischen Geschichte"

    Der Nachfolger des um 736 verstorbenen Hucbert war Odilo, dessen Verwandtschaftsverhältnis zu seinem Vorgänger ungeklärt ist. Zöllner hat nachzuweisen versucht, dass Odilo ein Sohn Herzogs Gottfrieds von Alemannien und damit ein Bruder des alemannischen Herzogs Lantfrid gewesen sei. Die von Eckhardt darüber hinaus angeführte Vermutung, Gottfried sei mit einer Tochter Herzog Theodos verheiratet gewesen, wird von Störmer abgelehnt, der jedoch noch weitere Gründe für diese alemannisch-bayerische Versippung beizubringen versucht. Es sind freilich gegen diese genealogischen Beziehungen auch Einwände erhoben worden. Odilo erscheint im Salzburger Verbrüderungsbuch in der Deszendenz der übrigen agilolfingischen Herzöge. Wie bei Hucbert wird seine Einsetzung durch den fränkischen Hausmeier zwar immer wieder behauptet, aber sie ist nicht zu beweisen. Sie ist auch wenig wahrscheinlich; alle Anzeichen deuten darauf hin, dass Odilovom Anfang seiner Regierung an völlig selbständig herrschte. Ein Beweis dafür ist die Tatsache, dass er die Organisation der bayerischen Kirche, die schon Herzog Theodo im Zeichen der Unabhängigkeit in Angriff genommen hatte, durch direkten Kontakt mit dem römischen Sendboten Bonifatius vollendete. Dass Bayern ein unabhängiges Reich bildete, ist auch daraus zu erkennen, dass Karl Martell bei der im Jahre 741 vorgenommene Teilung seines Reiches nicht darüber verfügen konnte, im Gegensatz zu Alemannien und Thüringen.
    Bis zum Tode Karl Martells blieb Bayern unbehelligt, und erst unter der Regierung seiner beiden Söhne Pippin und Karlmann kam es zu erneuten kriegerischen, durch dynastische Verwicklungen ausgelösten Auseinandersetzungen, die wir nicht mehr bis ins Letzte erkennen können. Auf Swanahilts Rat hat sich Hiltrud, die Tochter Karl Martells aus seiner 1. Ehe, nach dem Tod ihres Vaters (22.10.741) zu Herzog Odilo von Bayern begeben und sich gegen den Willen und Rat ihrer Brüder mit ihm vermählt . Ob ein Zusammenhang zwischen dem Aufstand Grifos und dem Kampf Odilos von Bayern mit Karlmann und Pippin bestand, ist nicht mehr zu entscheiden. Möglich wäre es immerhin, dass der Bayern-Herzog zugunsten seiner Verwandten interveniert hat. Auf jeden Fall wurde Odilo zum Zentrum einer sich über das ganze Abendland erstreckenden Opposition gegen die imperialistische Politik der beiden Hausmeier. Als Karlmann und Pippin im Jahre 743 gegen ihn heranzogen, befanden sich in Odilos Heer sächsische, alemannische und slawische Truppen, der Herzog Hunold von Aquitanien war mit ihm im Bündnis und bei Odilo befand sich ein päpstlicher Gesandter, Sergius, der die Franken von einem Angriff auf Bayern abzuhalten suchte. Diese eindeutige päpstliche Stellungnahme für Bayern ist erstaunlich und in der Literatur auch entsprechend gewürdigt worden. Vielleicht hängt sie zusammen mit dem vergeblichen päpstlichen Versuchen, bei den Franken Unterstützung gegen die ihn bedrängenden Langobarden zu finden, vielleicht aber griff der Papst hier fern aller politischen Rücksichtnahme und Zweckmäßigkeit als die "höchste moralische Autorität in der Völkergemeinschaft des Corpus Christianum" ein, die durch den zupackenden Imperialismus der Franken gefährdet schien.
    Schließlich scheint Odilo seinen Kampf auch im Namen der Legitimität geführt zu haben, wozu er sich um so mehr befugt halten durfte, als die karolingischen Hausmeier wenigstens nominell immer noch keine selbständigen Herrscher waren. Mit einem ähnlichen Argument hatte eine Generation früher bereits Herzog Gottfried von Alemannien seinen Kampf gegen Pippin den Mittleren gerechtfertigt, und ein in diese Richtung deutender Zusatz ist anscheinend auch zur Zeit Odilosin die Lex Baiuvariorum aufgenommen worden. Wie ernst die KAROLINGER ein solches Argument nahmen, sieht man daraus, dass sie noch vor Beginn ihres Feldzuges gegen Odilo von Bayern im Frühjahr 743 mit Childebert III. noch einmal einen MEROWINGER-König einsetzten, obwohl der Thron bereits seit 732 vakant war. Die militärische Entscheidung fiel jedoch gegen Bayern aus; nachdem sich die beiden Heere 15 Tage lang am Lech gegenübergestanden hatten, überschritten die Franken den Fluß an einer unerwarteten Stelle und fielen dem bayerischen Heer in die Seite und in den Rücken. Den Schlachtort sucht man bei Apfeldorf in der Nähe von Epfach, die Schlacht selbst endete mit einer völligen Niederlage des bayerischen Heerbannes, die Sieger durchstreiften 52 Tage lang plündernd das Land. Herzog Odilo zog sich hinter den Inn zurück. Der Bericht der Brever Notitiae, er sei in die Hand des Siegers gefallen, dürfte nicht den Tatsachen entsprechen. Der Friede, der zustande kam, glich nicht entfernt dem Strafgericht, das die Alemannen nach einem neuen Aufstand 746 bei Canstatt über sich ergehen lassen mußten. Die schonende Behandlung Bayerns hatte Odilo wohl auch seiner Verwandtschaft mit den KAROLINGERN zu verdanken, seine Gemahlin Hiltrud war ja die Schwester der Hausmeier.

    Störmer Wilhelm: Seite 23-28, "Adelsgruppen"

    Auch Odilo, der Bruder der beiden alemannischen duces Landfried und Theutbald, besaß vor der Übernahme seines bayerischen Dukats im alemannischen Raum allem Anschein nach eine größere Herrschaft, und zwar im Gebiet von Pfungen bei Winterthur. Hier errichtete der heilige Pirmin anfänglich sein Kloster, bevor es auf die Reichenau verlegte. Im Gebiet um Pfungen trägt noch ein Berg mit einer bereits vorgeschichtlichen, dann mittelalterlichen Befestigung den Namen Odilos: der Uetliberg. Dass freilich Odilo auf dieser Burg "residierte", wie Josef Siegwart annimmt, wird man in dieser Form nicht übernehmen können.
    Nach der freilich recht späten Überlieferung des Gallus Öhem empfing Watilon ( = Odilo), der Sohn Herzog Gottfrieds, den heiligen Pirmin im oben genannten Pfungen, also unmittelbar beim Uetliberg, und gab ihm dort den Grundbesitz für den Klosterbau. Nach 709, dem Tod Herzog Gottfrieds, soll Pirmin Pfungen verlassen haben und schließlich die Insel Reichenau als Klosterplatz auserwählt haben. Sprandel betont, dass die Söhne Gottfrieds weitgehend das Schicksal des Klosters bestimmten. Selbst wenn sie nicht immer der Abtei Reichenau freundlich gesinnt waren, so wird ein enger Kontakt Odilos zu diesem Kloster doch deutlich in der Tatsache, dass seine bayerische Klostergründung Niederaltaich das Reichenauer Patrozinium St. Mauritius, ja sogar die ersten Mönche aus der Reichenau erhielt.
    Erich Zöllner hat gezeigt, dass Odilonoch mit einem weiteren alemannischen Kloster in Verbindung steht: Gengenbach an der Kinzig im westlichen Schwarzwald. Einer jüngeren Überlieferung zufolge war Herzog Odilo nicht nur an der Gründung dieses Klosters beteiligt, er soll auch dort begraben sein.
    Wir kehren noch einmal zu den Anfängen Odilos in Bayern zurück: Noch zu Karl Martells Zeiten wurde OdiloNachfolger Hugiberts auf dem bayerischen Herzogsstuhl, offensichtlich unter dem Einfluß Swanahilds, die in den Einhardsannalen zu 741 als neptis Odilosbezeichnet wird. Unter Swanahilds Einfluß stand schließlich auch ihre Stieftochter Hiltrud, Schwester Pippins, die auf den Rat Swanahilds gegen den Willen ihrer Brüder Herzog Odilo heiratete, doch offensichtlich ebenfalls aus politischen Gründen. Odilo ist denn auch nach dem Tode Karl Martells zusammen mit seinem Verwandten, dem Alemannen-Herzog, und mit Swidker, dem Inhaber der regio Eichstätt, der Verteidiger des Swanahild-Erben Grifo gegen Pippin und Karlmann. Durch den Einfluß Swanahilds kam mit Odilo offensichtlich eine schwäbische Linie der AGILOLFINGER auf den bayerischen Herzogsstuhl. Auffallend ist, dass damit die beiden den Ostalpen vorgelagerten Stämme praktisch in die Hand einer Familie kommen. Das kann nicht vom Interesse des fränkischen Gesamtreiches her erklärt werden, sondern nur aus dynastischen Interessen, hinter denen Swanahild steckte.

    741 oo Hiltrud, Tochter Karl Martells um 715 - 754
    Kinder:
    - Tassilo III. 741-11.12. nach 794

    Literatur:
    Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998 Seite 12-20,24-26,33,41,81 - Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986 Seite 185 - Geuenich, Dieter: Geschichte der Alemannen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1997, Seite 107,160 - Jarnut Jörg: Agilolfingerstudien. Anton Hiersemann Stuttgart 1986 Seite 82,118 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 63, 74,83 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 43,49,51,53,57 - Spindler Max: Handbuch der bayerischen Geschichte Erster Band Das alte Bayern das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts. C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München Seite 160-164 - Störmer Wilhelm: Zu Herkunft und Wirkungskreis der merowingerzeitlichen 'mainfränkischen' Herzöge in Festschrift für Eduard Hlawitschka zum 65. Geburtstag. Verlag Michael Lassleben Kallmünz Opf. 1993 Seite 23-28 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 386,388 - Wies Ernst W.: Karl der Große. Kaiser und Heiliger. Bechtle Verlag Esslingen 1986 Seite 34,137 -

    Neue Deutsche Biographie Odilo (auch Oatilo, Uatilo)

    bayerischer Herzog, * wohl vor 700, † 18.1.748, ⚰ Osterhofen (Niederbayern).

    Nach dem Tod Hzg. Hugberts wurde O. mit Unterstützung Karl Martells, der mit O.s Nichte Swanahild verheiratet war, 736 dessen Nachfolger. Vermutlich war er zuvor Herzog in einem Teil Alemanniens gewesen. 739 wirkte O. eng mit dem päpstl. Legaten Bonifatius zusammen, als dieser die bayer. Kirche in die vier Diözesen Salzburg, Regensburg, Freising und Passau einteilte und drei neue Bischöfe weihte. Möglicherweise war diese Maßnahme ein Anlaß für einen gegen O. gerichteten Aufstand, der ihn 740/41 zwang, für einige Monate bei Karl Martells Sohn Pippin im Frankenreich Zuflucht zu suchen. Damals kam es zu einer Verbindung zwischen ihm und Chiltrud, der der 741 geborene Tassilo entstammte. Gegen den Willen ihrer Brüder Karlmann und Pippin heiratete O. nach dem Tod Karl Martells (22.10.741) wahrscheinlich noch 741 die Mutter seines Sohnes. Die Auseinandersetzungen um die Nachfolge des verstorbenen Hausmeiers hatten O. seinen Schwagern entfremdet, da er dabei wohl Grifo, den Sohn Swanahilds, unterstützte. 743 besiegten ihn seine Schwager am Lech, obwohl er päpstl., alemann., sächs. und aquitan. Unterstützung erhielt. Ein 744 mit Karlmann abgeschlossener Friedensvertrag stärkte seine Position wieder, wenn er damals vielleicht auch den bayer. Nordgau an die Franken abtreten mußte. In seinem Dukat gründete O. eine Reihe von z. T. bedeutenden Klöstern wie Niederaltaich und Mondsee. Durch einen Sieg über die Awaren konnte er 742 die von diesen bedrängten slaw. Karantanen von sich abhängig machen und dabei die Grundlagen für ihre Christianisierung legen. Trotz einiger schwerer Rückschläge gelang es O. in seiner zwölfjährigen Regentschaft, sein zuvor durch jahrzehntelange schwere innere Auseinandersetzungen erschüttertes Herzogtum zu konsolidieren und so die Voraussetzungen für die glanzvolle, erst 788 durch das Eingreifen Karls d. Gr. beendete Herrschaft seines Sohnes Tassilo zu schaffen.



    Name:
    auch Oatilo, Uatilo

    Begraben:
    oder im Kloster Gengenbach?

    Odilo heiratete Hiltrud um 741. Hiltrud (Tochter von Karl Martell und Chrotrud) wurde geboren um 715; gestorben in 754. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 2. von Bayern, Tassilo III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 742; gestorben nach 794; wurde beigesetzt in Lorsch Kloster [64653],Bergstraße,Hessen,Deutschland.


Generation: 2

  1. 2.  von Bayern, Tassilo III. Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Odilo1) wurde geboren um 742; gestorben nach 794; wurde beigesetzt in Lorsch Kloster [64653],Bergstraße,Hessen,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 748-788, Bayern,Deutschland; Herzog von Bayern

    Notizen:

    Tassilokelch

    Kelch, der um 780 von dem bayerischen Herzog Tassilo und seiner Gemahlin Luitpirga gestiftet wurde, möglicherweise anlässlich der Gründung Kremsmünsters 777. Der Kelch selbst wird in der Schatzkammer des Stiftes aufbewahrt.


    HTML tutorial


    Tassilo III. Herzog von Bayern (748-788)
    741-11.12. nach 794 Kloster Lorsch
    Einziger Sohn des Herzogs Odilo von Bayern und der Hiltrud, Tochter von Karl Martell

    Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 485

    Tassilo III., letzter bayerischer Herzog aus der Zeit der AGILOLFINGER
    * 741, + nach 794
    oo ca.765 Liutbirc, Tochter des Langobarden-Königs Desiderius

    Sohn: Theodo

    Nach dem Tode seines Vaters Odilo 748 übernahm der minderjährige Tassilo III. die Herrschaft, freilich unter der Vormundschaft seiner Mutter Hiltrud (+ 754; Tochter Karl Martells). Sein Erscheinen auf dem Maifeld in Compiegne 757 war nach den Reichsannalen verbunden mit dem Vasalleneid gegenüber König Pippin. In heutiger Sicht wurde er lediglich aus der Vormundschaft Pippins in die Mündigkeit entlassen. 757 zeigte sich erstmals ein herzogliches Gefolge. Die Reichsannalen berichten zum Jahre 763 vom harisliz Tassilos beim Zug König Pippins gegen die Aquitanier. Dieser Bericht wird heute (Becher) als Fälschung angesehen, doch könnte bei allen Ungereimtheiten der Quellen ein Konfliktfall Tassilosvorliegen.
    Als König Pippin 768 starb, stand Tassilo III. bereits auf dem Höhepunkt seiner Macht. Außenpolitisch kam ihm der Konflikt der Pippin-Nachfolger KARL und Karlmann 768-771 zugute. Innenpolitisch wirkte Tassilo III. besonders auf den Synoden in Aschheim (756?), Dingolfing (768/70 oder 776/77?) und Neuching (771), schuf die herzoglichen Klöster Mattsee (zwischen 777 und 783/84) und Kremsmünster (777), wirkte aber auch bei der Errichtung von Adelsklöstern im Sinne der Errichtung einer eigenen Herzogskirche mit. 772 gelang es ihm, die Karantanen endgültig zu unterwerfen und einen neuen Herzog für den so wichtigen SO-Alpenraum einzusetzen. Auch Tassilos Klostergründungen Innichen (769) und Kremsmünster sind deutliche Zeugnisse für diese aktive Ostpolitik. Seit den 60-er Jahren läßt sich eine S-Orientierung Tassilos fassen. 768/69 bricht Tassilo III. nach Italien auf, verbündet sich nicht nur mit Desiderius, sondern auch mit dem Papst. Zu Pfingsten 772 wurde Tassilos Sohn Theodo in Rom von Papst Hadrian I. getauft und gesalbt. Die neuen karolingisch-römischen Machtkonstellationen nach dem Tod König Karlmanns (771) führten jedoch zum Zusammenbruch des Langobardenreiches (774) und isolierten den Bayern-Herzog völlig.
    Der Nieder- und Untergang Tassilos vollzog sich erst zwischen 781 und 788, vorbereitet und inszeniert von Tassilos Vetter KARL DER GROSSE, wobei Tassilos Bündnis mit Rom zerbrach. Als KARL ihn 787 auf den Reichstag zu Worms entbieten ließ, verweigerte sich Tassilo III. Bald darauf marschierten fränkische Heeressäulen gegen Tassilo, der sich nur noch unterwerfen konnte, den Vasalleneid leisten udn sich von KARL mit dem Herzogtum Bayern belehnen lassen mußte.
    788 lud KARL Tassilo III. auf die Reichsversammlung zu Ingelheim, der er nicht ehr entkommen konnte. Er wurde der Eidbrüchigkeit und der Konspiration mit den Avaren angeklagt. KARL wandelte die Todesstrafe in Klosterhaft für die ganze Familie Tassilos um, Bayern wurde eingezogen. Rechtsverbindlich mußte Tassilo 794 noch einmal auf der Synode von Frankfurt abdanken und auf alle Rechte für seine ganze Familie verzichten.

    Literatur:
    Spindler I,1981 I²,166-176 - H. Wolfram, Das Fsm. T.s III. (Mitt. der Ges. für Salzburger LK 108,1968),157-179 - L. Kolmer, Zur Kommendation und Absetzung T.s III., ZBLG 43,1980,291-327 - Die Bajuwaren, hg. H. Dannheimer-H. Dopsch, 1988,130-166, 305-326 - W. Störmer, Die bayer. Hzg.skirche (Der hl. Willibald -Kl.bf. oder Bm.sgründer?, hg. H. Dickerhof u.a., 1990), 115-142 - J. Jahn, Ducatus Baiuvarium, 1991 - M. Becher, Eid und Herrschaft (VuF Sonderbd. 39, 1993)) - H. Wolfram, Salzburg, Bayern, Österreich, 1995, 337-378.

    Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 771, Tassilo III., bayer. Herzog, 8. Jh.

    * um 742, + 11.12. nach 794 Lorsch
    Vater: Herzog Odilo (+ 748)
    Mutter: Hiltrud
    oo um 763 Liutburc

    748 Einsetzung als Herzog in Bayern.
    Seit 757 selbständige Regierung.
    Wollte sich von der Herrschaft des Franken-Königs freimachen.
    Gründete zahlreiche Klöster wie Kremsmünster, Innichen, Mattsee, Wessobrunn, Münchsmünster, Weltenburg, Chammünster, Chiemsee und Gars als Herbergs- und Pflegestationen.
    772 Niederschlagung der Karantanererhebung.
    781 Erneuerung seines Lehsneides im Worms, wofür er vermutlich die Königshöfe Lauterhofen/Oberpfalz und Ingelheim zurückerhielt.
    788 Abdankung in Ingelheim.
    Begnadigt und geblendet, nahm er in St. Goar die Tonsur.
    Zunächst in das Kloster Jumieges, dann nach Lorsch verbracht.
    794 erschien er noch einmal auf dem Hoftag in Frankfurt, um seinem Fürstentum zu entsagen.

    Literatur:
    ADB 37; BWB 3; E. Zöllner, Der bairische Adel und die Gründung von Innichen, in: MIÖG 68, 1960; W. Störmer, Adelsgruppen im früh- und hochma. Bayern, 1972.

    Tassilo III. folgte seinem Vater als Herzog von Bayern unter der Vormundschaft der Mutter und seines Onkels Pippin und regierte seit 757 allein. Er leistete 757 Pippin dem Kleinen den Vasallenseid und zog mit ihm gegen die Langobarden und Aquitanien. Später löste er sich von Pippin und wendete sich nach alter bayerischer Tradition den Langobarden zu. Er förderte die bayrische Ostsiedlung und Mission unter den Slawen, gründete zahlreiche Kirchen und Klöster, unter anderem Kremsmünster uund Innichen, und wurde von der Kirche gestützt. Er rebellierte mehrmals gegen seinen Cousin KARL DEN GROSSEN und unterwarf sich immer wieder, zuletzt 787 in Augsburg. Er unterstützte die Karantanen bei der Abwehr der Awaren und unterwarf sie 772 nach einem Sieg seiner Herrschaft. Er verbündete sich zuletzt sogar mit den Awaren, die aber auf dem Ybbsfelde - etwa zwischen Persenbeug, Pöchlarn und Amstetten - von einem im wesentlichen bayerischen Aufgebot unter Führung der beiden königlilichen Missi Grahaman und Audaccrus aufs Haupt geschlagen, da KARL ihm die Langobardenstütze genommen hatte. 788 wurde er in Ingelheim wegen "Heeresverlassung" (Tassilo hatte 763 Pippin auf seinem aquitanischen Feldzug in Stich gelassen) zum Tode verurteilt, dann von KARL DEM GROSSEN begnadigt und mit seinem Sohn, den Mitregenten Theodo III., ins Kloster nach Jumieges gesteckt. Mit der Eingliederung Bayerns in das Frankenreich wurde das letzte ältere Stammesherzogtum beseitigt. 794 wurde der gefangene und abgesetzte Tassilo III. in Frankfurt gezwungen, endgültig auf das Herzogtum zu verzichten.

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    Zur Familie gehörte als Neffe des Königs eigentlich auch Tassilo III., der Erbe des agilolfingischen Herzogtums Bayern. Für ihn führte zunächst seine Mutter, Pippins Schwester Hiltrud, bis zu ihrem Tod (754) die Vormundschaft, die dann auf den König selbst übergegangen zu sein scheint mit der Folge, dass Tassilo ihn beim zweiten Zug gegen die Langobarden 756 nach Italien begleitete. 757 wurde der junge Herzog, 16-jährig, für mündig erklärt und leistete in Compiegne Pippin sowie ausdrücklich auch dessen Söhnen KARL und Karlmann, seinen Vettern also, einen Treueid, der erst später zu einer förmlichen Lehnsbindung umgedeutet worden sein dürfte. Dass die damit übernommene Herrschaft in Bayern aus fränkischer Sicht gewissen Einschränkungen unterlag, geht schon aus der Beteiligung einer Reihe von Großen des Stammes an der Vereidigung hervor, die gewissermaßen für das Wohlverhalten Tassilos bürgen sollten, durch ihre unmittelbare Beziehung zum Frankenkönig die Autorität des Herzogs im Lande aber auch fühlbar schwächten. Den eingeräumten Spielraum suchte Tassilo anscheinend zu mehren, indem er sich nach einigen Jahren (763) der Heerfolge des Onkels entzog und gemäß den Reichsannalen "nach Bayern ging und das Angesicht des genannten Königs nie wieder sehen wollte"; damals oder wenig später vermählte er sich mit der Tochter des Langobarden-Königs Desiderius, offenbar um eine Allianz der letzten von den KAROLINGERN halbwegs unabhängigen Mächte beiderseits der Alpen zu schmieden.
    Die resolute Beseitigung der Autonomie Benevents war zudem geeignet, die Isolation Tassilos weiter zu steigern, der nach der kurzlebigen Aussöhnung mit seinem Vetter KARL (770) und dem Achtungserfolg der Taufe seines Sohnes Theodo durch den Papst (772) bereits den Zusammenbruch des Langobardenreiches an seiner Südflanke tatenlos hatte mit ansehen müssen und 781 von Hadrian I. auf Betreiben KARLS zur Bekräftigung seines früheren Treueids gegenüber den KAROLINGERN gemahnt worden war. Sechs Jahre nach diesem Schwur nahm der besorgte Bayern-Herzog nun seinerseits den Rombesuch KARLS zum Anlaß, um die Vermittlung des Papstes anzurufen, doch Hadrian schlug sich diesmal noch deutlicher auf die Seite des Franken-Königs, indem er Tassssilomit dem Anathem drohte, falls er sich nicht den Eiden gemäß verhalte. Das leitete unmittelbar in die offene Konfrontation über, denn als der Herzog bei KARLS Rückkehr einer Vorladung nach Worms nicht folgte, marschierten dessen Heere noch im Spätsommer 787 von drei Seiten gegen Bayern auf und machten jeden Widerstand sinnlos, zumal die KAROLINGER auch dort längst große Teile des Adels und der hohen Geistlichkeit auf ihre Seite gezogen hatten. Tassilo ergab sich auf dem Lechfeld (bei Augsburg), leistete einen klar bezeugten Vasalleneid und nahm seinen Dukat von KARL zu Lehen; überdies stellte er wie Arichis von Benevent 13 Geiseln, darunter seinen Sohn Theodo.
    Doch war auch damit das doppelte Drama noch nicht zu Ende. Angeblich von seiner unversöhnlichen langobardischen Gattin Liutbirg aufgestachelt, erging sich Tassilo in despektierlichen Reden gegen KARL und suchte verzweifelt den Rückhalt, den sein beneventanischer Schwager an den Byzantinern hatte, im Bündnis mit seinen östlichen Nachbarn, den heidnischen Awaren im mittleren Donauraum, zu gewinnen, beschleunigte aber wohl nur das Verhängnis, das auf ihm lastete. Es fiel KARL leicht, ihn im Juni 788 nach Ingelheim zu zitieren, dort seinen Anklägern, den (in den Augen der Reichsannalen) "getreuen Bayern", gegenüberzustellen und ihn schließlich durch ein Gericht aus Franken, Bayern, Langobarden und Sachsen zum Tode verurteilen zu lassen, formal nicht wegen seiner jüngsten Eigenmächtigkeiten, sondern mit der offenbar juristisch brauchbaren Begründung, er habe 25 Jahre zuvor gegenüber König Pippin in Aquitanien Fahnenflucht ("harisliz" in der erstmals so bezeichneten theodisca lingua, der gemeinsamen Sprache des fränkischen Heeres) begangen. KARL übernahm die Rolle, für seinen Vetter die gnädige Umwandlung der Strafe in dauernden Klosterhaft zu erbitten, dehnte dies dann aber auf die gesamte Familie, die Herzogogin sowie ihre beiden Söhne und beiden Töchter, aus, womit die AGILOLFINGER endgültig der generationenalten Rivalität der ARNULFINGER erlegen waren. Sechs Jahre später mußte der Mönch Tassilo noch einmal vor der Reichsversammlung in Frankfurt in aller Form den Herrschaftsverzicht seines Geschlechts erklären.

    Spindler Max: Seite 166, "Handbuch der bayerischen Geschichte"

    Die Herrschaft des letzten AGILOLFINGERS, Tassilos III., begann ganz im Zeichen der Abhängigkeit von den Franken. Wahrscheinlich 741 geboren, hat er im Jahre 748 seines Vaters Odilo unter der Hoheit seines Onkels, des fränkischen Hausmeiers Pippin, und der Vormundschaft seiner Mutter Hiltrud seine Herrschaft angetreten, die allerdings gleich zu Beginn durch die Rebellion Grifos unterbrochen wurde. Wieweit schon damals eine lehnsrechtliche Bindung geschaffen wurde, ist nicht sicher. Nach dem Tod seiner Mutter im Jahre 754 scheint Pippin selbst die Vormundschaft innegehabt zu haben. Im Jahr 756 nahm Tassilo an Pippins Feldzug gegen die Langobarden teil, und im folgenden Jahr 757 leistete der jetzt 16-jährige Tassilo in Compiegnne Pippin und seinen beiden Söhnen den vasallitischen Lehenseid, der aber in seiner streng juristischen Bedeutung auch wieder angezweifelt wurde. Diese Lehensbindung sollte hinfort die Grundlage der Beziehungen zwischen Franken und Bayern werden, und wie sehr man dabei auch an die Zukunft dachte, zeigt die Tatsache, dass der junge Tassilo seinen Eid nicht nur Pippin, sondern auch dessen beiden Söhnen KARL und Karlmann leisten mußte, und dass in Compiegne auch eine Anzahl bayerischer Adliger in die fränkische Vasallität eintrat. Andererseits war Tassilo in Compiegne für mündig erklärt worden, und das bedeutete, dass sein Onkel die vormundschaftliche Regierung niederlegte und Tassilo im Innern seines Herzogtums frei schalten konnte. Eine Abhängigkeit vom Frankenreich bestand nur auf dem Gebiet der Außenpolitik, sie gründete auf der Treueverpflichtung des Lehsnmannes, der den Interessen des Lehsnherrn nicht zuwiderhandeln durfte, und daraus ergab sich auch die Verpflichtung des Herzogs, dass er dem Frankenherrscher bei dessen Kriegen Heeresfolge leisten mußte. Ausdrücklich überliefert ist diese Heeresfolge allerdings erst für den vierten Kriegszug gegen Aquitanien, den Pippin im Jahre 763 antrat. Tassilo erschien zwar noch auf dem Hoftag, doch hier kam es zum Bruch: er schützte Krankheit vor und kehrte mit seinen Truppen heim, mit dem zornigen Schwur, seinen Oheim nie wiedersehen zu wollen. Das war zweifellos eine einseitige Lösung des Lehensverhälttnisses, über deren Anlaß und letzte Gründe man allerdings keine Klarheit gewinnt. Auf jeden Fall war es nicht der unüberlegte Trotz eines jungen Mannes und keine spontane Handlung. Die Tat war geplant und berechnet, die fränkischen Reichsannalen sprechen von trügerischen Machenschaften. Vielleicht stand Tassilo im Einverständnis mit Herzog Waifar von Aquitanien, dem alten Bundesgenossen seines Vaters; zumindest hat er nicht dazu beitragen wollen, "seinen Bundesgenossen im Westen zu vernichten". Auf dem Wormser Reichstag des Jahres 764 verhandelte man über Tassilo, kam jedoch zu keinem Ergebnis; ein Kriegszug gegen ihn, wie ihn Pippin gegen Odilo unternommen hatte, unterblieb. Tassilo scheint eine militärische Intervention befürchtet zu haben, er wandte sich um Unterstützung an die beiden Mächte, die dafür allein in Frage kamen, an das Papsttum und die Langobarden. Tassilo suchte seine Beziehungen zum südlichen Nachbarn durch seine Heirat mit Liutbirc, der Tochter des Langobarden-Königs Desiderius, zu stärken. Liutburc ist als Gemahlin Tassilos natürlich vielfach bezeugt, wenn auch die Tatsache der Hochzeit nirgends erwähnt ist, so dass die Datierung nicht ganz sicher ist. Man nimmt allgemein an, dass er bei dieser Gelegenheit Gebiete in Südtirol zurückerhielt, die Bayern anläßlich der Auseinandersetzung zwischen Grimoald und Hucbert an die Langobarden verloren hatte. Im Endergebnis war jedenfalls die fränkische Politik gegenüber Bayern trotz aller Kriegszüge und Verschwägerungen seit 725 gescheitert, denn es war Pippin nicht mehr gelungen, das Land in irgendeiner Weise für die Franken zurückzugewinnen.
    Das Herausstreben aus dem Verband des fränkischen Reiches und der Bruch der Lehenseide finden ihre Erklärung und Rechtfertigung darin, dass Bayern mit dem W und N kaum verbunden war, dass vielmehr seine politischen, wirtschaftlichen, kulturelleen und zum Teil auch seine kirchlich-missionarischen Interessen und seine geschichtlichen Aufgaben im S und O lagen. Hier gelang Herzog Tassilo auch noch eine wesentliche Erweiterung seines Herrschaftsbereiches. Nach der Darstellung der Conversisio hätten die Bayern nach ihrem Sieg über die Awaren die Karantanen "der Herrschaft der Könige" unterworfen. Ein heidnischer Aufstand der Karantanen konnte erst 772 von Herzog Tassilo niedergeworfen werden. Tassilo ist es offenbar auch gelungen, auf dem Höhepunkt seiner Auseinandersetzung mit KARL DEM GROSSEN mit den Awaren ein Bündnis zu schließen.
    Tassilos Unabhängigkeit wurde in allen diesen Jahren nicht gestört, und auch als KARL DER GROSSE sich die Alleinherrschaft erkämpft hatte, stellte er das bayerische Problem vorläufig zurück und begann 772 mit der Lösung der sächsischen Frage. Auf die bayerischen Verhältnisse wirkte mehr die geschäftige Tätigkeit der Mutter KARLS, Bertrada, ein. Ihr Ziel war eine fränkisch-langobardische Versöhnung, und dafür scheint sie auch die bayerische Unterstützung gewonnen zu haben; vielleicht vermittelte der gebürtige Bayer Abt Sturm von Fulda hier den Ausgleich im Jahr 769. Im gleichen Jahr reiste Tassilo zu seinem Schwiegervater Desiderius nach Italien, und wenig später nahm auch Bertrada auf ihrer Reise ins Langobardenreich ihren Weg über Bayern. Wegen seiner Verwandtschaft mit Desiderius war Tassilo zu einer solchen Vermittlung besonders geeignet, und die 770 zustande gekommene Heirat KARLS mit einer Tochter des Desiderius, die KARL und Tassilo zu Schwägern machte, hatte sicher das Ziel, durch diesen fränkisch-bayerisch-langobardischen Dreibund einen dauerhaften Frieden herzustellen. Tassilo steht in diesen Jahren zweifellos auf einem Höhepunkt seiner Macht, der sich auch in seinen Karantanensieg dokumentiert. DaDas zeigt ferner die Taufe und Salbung seines Sohnes durch den Papst in Rom, sowie die erstmalige Führung des Herzogtitels, der sich eng an Pippins Königstitel anschloß. Vielleicht 770, sicher 772 sind Synoden bekannt, deren Protokolle Tassilo a an der Spitze einer bayerischen Landeskirche zeigen, und in die Jahre 769 bzw. 777 fällt die Gründung von Innichen und Kremsmünster. Schließlich wird man darauf hinweisen können, dass der wohl 767 begonnene Bau der Rupertikirche in Salzburg, mit den gleichen Ausmaßen wie St. Denis, 774 mit der Weihe vollendet wurde und damit die "Metropolitankirche der bayerischen Kirchenprovinz und (oder) agilolfingische Königskirche", die "Krönungskirche" der AGILOLFINGER, vielleicht für die Königskrönung Tassilos bestimmt, geschaffen war. Bereits das Jahr 771 leitete eine allmähliche Änderung der Verhältnisse ein: nach dem Tode seines Bruders brachte KARL unter Zurücksetzung der Gemahlin und der Kinder Karlmanns dessen Erbe an sich; zugleich verstieß er seine langobardische Gemahlin, die ebenso wie die Familie Karlmanns an den Hof des Desiderius flüchtete, der jetzt zu einem Sammelpunkt aller Gegner des Franken-Königs wurde. Von Bayern und Tassilo hören wir in diesem Zusammenhang nichts; er unterließ es, seinen Schwiegervater in den Kämpfen der Jahre 773/74 zu unterstützen, die zum Zusammenbruch des Langobardenreiches führten. Die Gründe sind dafür nicht bekannt, und sein Verhalten bleibt um so unerklärlicher, als ihn der Ausfall der Langobarden ja seines einzigen Bundesgenossen beraubte. Möglich wäre natürlich auch, dass Tassilo durch die von Abt Sturm vermittelten Abmachungen irgendwie gebunden war.
    Anläßlich eines Besuches in Rom im Jahre 781 gewann KARL den Papst zu einem gemeinsamen Vorgehen gegen den Bayern und beraubte Tassilo damit seines letzten außerbayerischen Rückhalts. Eine gemeinsame Gesandtschaft von Papst Hadrian I. und König KARL erinnerte Tassiloan die Einhaltung der in Compiegne geschworenen Eide. Gegen die Verbürgung freien Geleits stellte Tassilo sich daraufhin im gleichen Jahre 781 in Worms ein, erneuerte seinen Lehenseid und stellte 12 Geiseln. Wahrscheinlich geschah es damals auch, dass er von KARL die 725/28 von Bayern abgetrennten Höfe Ingolstadt und Lauterhofen auf dem Nordgau zurückerhielt. Doch war das nicht nur ein Geschenk im Zeichen der wieder erneuerten Freundschaft, sondern bedeutete, dass er zu der bisher rein persönlichen Bindung, die Tassilo durch die vasallitische Kommendation eingegangen war, jetzt auch noch eine dingliche Bindung trat.
    Die 782 erneuerten Beziehungen zwischen den beiden Herrschern wurden abermals getrübt, vielleicht auf Grund kriegerischer Verwicklungen, die sich im Jahre 784 an der bayerisch-langobardischen Grenze ereigneten. Tassilo muß in diesen Jahren die Überzeugung gewonnen haben, dass KARL zu einem entscheidenden Schlag gegen ihn ausholte, denn er bat im Jahre 787 den Papst um Vermittlung zwischen ihm und dem Franken-König. Das blieb ohne Erfolg; vielmehr erinnerte der Papst ihn anläßlich der Heerfahrt KARLS gegen Tassilos Schwager Arichis von Benevent unter Androhung des Bannes an die Einhaltung seiner Eide, hielt allerdings vielleicht auch KARL von einem Angriff auf Bayern ab, zugleich lud ihn der König nach Worms vor. Als Tassilo sich hier nicht einfand, unternahm KARL, mit drei getrennten Heeresgruppen operierend, einen Feldzug gegen Bayern. Doch ehe es überhaupt zur Schlacht kam, mußte Tassilo kapitulieren, da sein Adel ihm die Gefolgschaft versagte, die vasallitische Bindung an den Frankenkönig also offenbar für höher erachtete als die landrechtliche an den Bayernherzog. Tassilo mußte daraufhin erneut die Lehenshoheit des fränkischen Königs anerkennen, diesmal aber in noch bindenderer Form als früher: er übergab mit der symbolischen Überreichung eines Szepters Land und Herrschaft dem König und erhielt beides als Lehen zurück. Darüber hinaus mußte er wiederum zwölf Geiseln stellen und als 13. seinen Sohn Theodo. Jetzt war die dingliche Bindung des Herzogs über die Güterkomplexe Ingolstadt und Lauterhofen hinaus auf das ganze Land ausgedehnt und Bayern war ein Lehen des fränkischen Königs. Vielleicht ist zu diesem Zeitpunkt auch die Bestimmung in die Lex Baiwariorum eingefügt worden, die strenge Sanktionen gegen den dem König ungehorsamen Herzog vorsieht. Auch der ganze bayerische Adel ist damals dem Franken eidlich verpflichtet worden.
    Das geschickte Vorgehen des Königs, das den bayerischen Herzog schließlich in ein ganzes Netz von Bindungen verstrickt und zudem von seinem eigenen Adel isoliert hatte, führte schließlich zum vollen Erfolg. Als Tassilo im Jahre 788 in Erfüllung seiner Vasallenpflichten auf einem Hoftag in Ingelheim erschien, wurde er unter der von den Bayern erhobenen Anklage verhaftet, er habe ein Bündnis mit den Awaren geschlossen, er gehe gegen die königlichen Vasallen in Bayern vor, habe auch seine eigenen Leute angewiesen, dem Franken-König nur unter Vorbehalt die Treue zu schwören. Nach der fränkischen Berichterstattung wurde Tassilo aller dieser Vergehen auch überführt, doch reichte das zu einer Verurteilung offensichtlich nicht auss. So griff man auf das 25 Jahre zurückliegende Verbrechen des "harisliz", der eigenmächtigen Entfernung vom Heer auf dem aquitanischen Feldzug, zurück und fällt daraufhin ein Todesurteil. Dadurch wurde es möglich, nicht nur Tassilo, sondern auch die im bayerischen Gesetzbuch verankerten rechtlichen Ansprüche der AGILOLFINGER auf die Herrschaft in Bayern zu treffen. Offensichtlich waren in Ingelheim auch TassilosGemahlin Liutpurc, seine Söhne Theodo und Theodebert und seine Töchter Rotrud und Cotani anwesend. Durch einen bedeutsamen Fund Bischoffs können wir aus zeitgenössischen Briefen noch neue Einblicke in die Zeit des Untergangs eines selbständigen bayerischen Herzogtums gewinnen. Ein Brief berichtet von Verhandlungen, die ein Priester Liudprand und ein weiterer ungenannter bayerischer Priester am fränkischen Königshof geführt haben, und enthält schließlich den Befehl an die Herzogstochter Cotani, sich an den Königshof zu begeben. Zwei weitere Briefe von einem Geistlichen Promo und vermutlich von Fater, dem Abt von Kremsmünster und Kaplan Tassilos, bestätigen die annalistischen Notizen, dass mit Tassilo auch mehrere seiner bayerischen Anhänger verurteilt worden sind. War ein Todesurteil über Tassilo gefällt, kam es auf dessen Vollstreckung nicht mehr an und Tassilo konnte vom König zu Klosterhaft "begnadigt" werden. In St. Goar erhielt er die Tonsur, später kam er nach Jumieges, noch später nach Lorsch. Doch auch jetzt war noch kein Abschluß erreicht. Sechs Jahre später, 794, wurde Tassilo auf einer Reichsversammlung in Frankfurt vorgeführt, und hier "verzichtete er auf jeden Rechtsanspruch und auf allen Eigenbesitz, soweit er ihm oder seinen Söhnen und Töchtern im Herzogtum rechtmäßig zugestanden war". Über die Hintergründe dieses erneuten Verzichts können wir nur Vermutungen anstellen, etwa, ob ein Zusammenhang mit der zwei Jahre zuvor erfolgten Empörung des Königssohnes Pippin bestand. In Lorsch ist Tassilo am 11. Dezember eines unbekannten Jahres gestorben. Auch seine Frau und seine Kinder kamen hinter Klostermauern, bekannt ist nur der Aufenthalt des ältesten Sohnes Theodo in St. Maximin in Trier und seiner Töchter Cotani in Chelles und Rotrud in Soissons.

    769 oo Liutberga, Tochter des Langobardenkönigs Desiderius
    + um 793

    Kinder:
    - Theodo III. um 770- nach 793
    - Theudebert 772- nach 793
    - Cotani Sie kam 788 ins Kloster Chelles, wo einst auch Swanahild im Exil war.
    - Rotrud Sie wurde 788 in Laon zur Nonne gezwungen.
    - Guntharius Er kam bei einer Jagd in Kremsmünster um.

    Literatur:
    Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998 Seite 10,42,56,59,239 - Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986 Seite 125,196 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984 Seite 41,45,118,155,220 - Herm, Gerhard: Karl der Große. ECON Verlag GmbH, Düsseldorf, Wien, New York 1987 Seite 11,74,79,82,128,193-208,217,221 - Jarnut Jörg: Agilolfingerstudien. Anton Hiersemann Stuttgart 1986 Seite 28,78,114,118 - Kalckhoff Andreas: Karl der Große. Profile eines Herrschers. R. Piper GmbH & Co. KG, München 1987 Seite 38,49-52,65-66.69,109,209,252 - Menghin Wilfried: Die Langobarden. Archäologie und Geschichte Konrad Theiß Verlag Stuttgart Seite 200 - Riche Pierre: Die Karolingeger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 84,99,113,122,130,139,161,166,380 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 49,51,57,65,72,83-86 - Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 33, 287,297 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 23,25,28 - Spindler Max: Handbuch der bayerischen Geschichte Erster Band Das alte Bayern. Das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts. C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München Seite 166-176 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 363,389 - Wies Ernst W.: Karl der Große. Kaiser und Heiliger. Bechtle Verlag Esslingen 1986 Seite 34,57, 61,71,75,138-148,194 -



    Allgemeine Deutsche Biographie - Tassilo III.

    Tassilo III. (nach älterer, unrichtiger Zählung II.), geboren ca. 742 als Sohn des Baiernherzogs Oatilo und der fränkischen Hiltrud, Schwester des Hausmaiers Pipin, der letzte Agilolfingerherzog Baierns 749—788. Nach dem Tode Oatilo's hatte Grifo, der ehrgeizige Sohn Karl Martell's von der bairischen Swanehild, Hiltrudens und des unmündigen Tassilo sich bemächtigt und eine unabhängige Herrschaft in Baiern zu begründen versucht. Pipin überwältigte ihn (749) und gab T. unter Obhut seiner Mutter das Herzogthum zurück, doch nur als fränkisches Lehen. In der französischen Heldendichtung, im Charlemagne des Girart von Amiens, leben diese Ereignisse in sagenhafter Entstellung fort; die Rollen sind dort vertauscht, Cassile-Tassilo zum Verräther und Usurpator, Naimes-Grifo, der wackere Held, zum legitimen Landesherrn umgestempelt. Nach Hiltrudens Tode (754) übernahm Pipin, nunmehr König der Franken, allein die Oberleitung. Mit seinen Baiern nahm der vierzehnjährige T. 756 an dem fränkischen Feldzuge gegen den Langobardenkönig Aistulf und der Eroberung Pavian's theil. Mündig geworden, gelobte er das Jahr darauf auf dem Reichstage zu Compiègne Pipin und seinen Söhnen Vasallentreue. Aber seine Herrschaft schien ihm nicht in Pipin's Gnade, sondern in seinem Geburtsrecht begründet, und er benützte die erste Gelegenheit, das aufgenöthigte Joch abzuschütteln. Zum vierten aquitanischen Feldzuge (763) hatte er wie vorher in anderen Kriegen die Baiern dem fränkischen Heere zugeführt; plötzlich aber verließ er, wir wissen nicht, wodurch gereizt, das königliche Feldlager mit dem zornigen Schwur, daß er seinen Oheim nie wieder sehen wolle. Achtzehn Jahre lang regierte er nun völlig selbständig, suchte jedoch bald mit den Franken wieder ein gutes Einvernehmen anzubahnen. Die Vermittlung des Papstes Paul I., die er zu diesem Zwecke anrief, ward zwar durch den Langobardenkönig Desiderius, dem die Spaltung zwischen Baiern und Franken willkommen war, vereitelt. Dann aber vermittelte Abt Sturm von Fulda Freundschaft zwischen T. und Pipin's Sohne Karl. Dieselbe bestand mehrere Jahre und fand eine Stütze in der Verschwägerung der beiden Fürsten. Wie Karl reichte T. einer Tochter des Königs Desiderius seine Hand: seine Vermählung mit der stolzen Langobardin Liutbirg muß zwischen 765 und 769 angesetzt werden. Vielleicht bei diesem Anlaß erhielt Baiern seine südlichen Alpengaue Norithal und Vinstgau zurück, die unter Grimoald an die Langobarden verloren worden waren. 772 gelang es T., auch das von den Slaven besetzte Kärnten zurückzuerobern, wo nun mit frischer Kraft die unterbrochene Christianistrung wieder aufgenommen ward. In diesem Siege über die heidnischen Slaven und der damit verbundenen Ausbreitung des Christenthums, in Colonisationen und Klostergründungen liegen Tassilo's Herrscherverdienste. Mit den Fortschritten nach außen hielt unter ihm die Erstarkung der Kirche im Innern gleichen Schritt. Laut urkundlicher Zeugnisse sind die Klöster Innichen (769) und Kremsmünster (777) seine Gründungen, nach der Tradition auch Mattsee, das Manns- und das Frauenkloster auf den Inseln im Chiemsee und Wessobrunn, dessen Entstehung an ein Jagdabenteuer des Herzogs geknüpft wird. Unter seiner Regierung und zum Theil Mitwirkung entstanden ferner die Klöster Scharnitz, Schäftlarn, Schliers, wahrscheinlich auch Gars und St. Castulus in Moosburg. Von ihm|einberufen, tagten die bairischen Kirchensynoden zu Aschheim, Dingolfing, Neuching, deren Beschlüsse den Bund zwischen Staat und Kirche befestigten.

    Nach Unterwerfung der Sachsen blieben die Baiern der einzige deutsche Stamm, der dem Weltreiche Karl's des Großen noch nicht eingefügt war. Daß dieses Verhältniß auf die Dauer bestehen würde, war um so unwahrscheinlicher, seit Karl durch die Zertrümmerung des Langobardenreiches T. seines Rückhaltes beraubt und seit er in dem Papste einen ergebenen Bundesgenossen gefunden hatte. Das Gewicht dieser Factoren machte sich sofort geltend, als Karl und Papst Hadrian 781 durch eine gemeinsame Gesandtschaft den Herzog an seine vergessene Lehenspflicht mahnten: noch im selben Jahre erschien T. in Worms, erneuerte die alten Eide und stellte Geiseln. Doch er hatte zu lange fürstliche Selbständigkeit genoffen, um sich in die Vasallenrolle zu finden. Wir wissen zwar nicht, ob ihn eine Schuld traf, wenn es 784 bei Bozen an der bairischen Südgrenze zu einem Kampfe zwischen Baiern und Franken kam. Aber der Auflehnung seines Schwagers Arichis von Benevent gegen Karl scheint er nicht ganz fremd geblieben zu sein, wenn er demselben auch gegen Karl's Angriff (787) keine Hülfe leistete. Als Karl von diesem Feldzuge heimkehrte, traf er in Rom bairische Gesandte, die Papst Hadrian zur Wiederherstellung eines guten Verhältnisses zwischen Karl und T. gewinnen sollten. Da dieselben jedoch keine bindenden Verpflichtungen für ihren Herrn übernehmen wollten, drohte der Papst T. den Bann, wenn er die den Franken geschworenen Eide nicht beachten wolle. Auf einer Reichsversammlung zu Worms ward beschlossen, T. zu Persönlicher Stellung aufzufordern, und da er keine Folge leistete, setzten sich von drei Seiten, von Süden, Norden und Westen ungeheuere fränkische Heere zum Entscheidungskampfe gegen Baiern in Bewegung. Noch vor der kriegerischen Uebermacht aber erwies sich T. die Gegnerschaft der Kirche als gefährlich. Schon vor Jahren hatte der Herzog dem Bischof Arbeo von Freising, "weil derselbe dem Könige Karl und den Franken getreuer war, als ihm selbst", Besitzungen entzogen. Mit der Heiligkeit geschworener Eide verfocht jetzt die Kirche zugleich die Sache der geschichtlichen Nothwendigkeit. Ihr Einfluß, die Wirkung des vom Papste gedrohten Bannes und die fränkische Partei unter dem bairischen Adel waren schon zu mächtig, als daß das Loos der Waffen nöthig gewesen wäre, und ein allgemeiner Abfall des Volkes beraubte T. aller Mittel zum Widerstand. Am 3. October 787 stellte er sich auf dem Lechfelde vor Karl, um zum dritten Male die fränkische Oberhoheit anzuerkennen. Unter den Geiseln, die er stellte, war sein Sohn Theodo, den er schon 777 zum Mitregenten erhoben hatte. Ueberdies mußte nun das ganze bairische Volk den Franken Treue geloben. Von Liutbirg, seinem bösen Dämon, aufgestachelt, scheint dann T. nochmals seinem Eide untreu geworden zu sein. Er soll Lehensmannen des fränkischen Königs, die in Baiern saßen, nach dem Leben gestrebt, seine Unterthanen zum Treubruch ermuntert, ja den Erbfeind, die heidnischen Avaren, um Beistand angegangen haben. Doch erschien er Ende Juni oder Anfang Juli 788 auf der Reichsversammlung zu Ingelheim, sei es, daß seine Pläne noch nicht gereift waren, oder daß er den König in Sicherheit gewiegt glaubte. Festgenommen und wehrlos gemacht, mußte er seine eigenen Unterthanen gegen sich als Ankläger auftreten sehen, mußte ohnmächtig dulden, daß eine fränkische Gesandtschaft in Baiern seine Gemahlin und Kinder verhaftete. Wie es scheint, ließ sich aber für die neuen Beschuldigungen doch kein sicherer Beweis erbringen, da die Reichsversammlung in willkürlichem Verfahren auf den 763 begangenen Harisliz (Desertion) zurückgriff. Wegen dieses Verbrechens ward T. nach fränkischem Gesetz zum Tode verurtheilt. Karl milderte das Urtheil auf Verbannung in ein Kloster und ließ ihn am 6. Juli zu St. Goar als Mönch einkleiden,|ein Aufenthalt, den der Unglückliche bald mit dem Kloster Jumièges unterhalb Rouen und später mit Lorsch bei Worms vertauschte. Seine Familie ward auseinander gerissen und in verschiedene Klöster gesteckt. Nach sechs Jahren ward der Herzog nochmals vor die Reichsversammlung in Frankfurt geführt, um einen scheinbar freiwilligen Verzicht auf die bairische Herrschaft zu erklären. Von seinem Tode ist nur der Tag (11. December), nicht das Jahr überliefert. Die Sage hat sich seines Endes bemächtigt. Sie läßt ihn in blutiger Schlacht unterliegen, zeigt ihn in Lorsch als blinden Greis, geblendet auf Befehl des grausamen Siegers, von Engeln zum Altar geleitet. In Zügen, welche die ganze bairische Geschichte durchziehen und ihr die charakteristische Färbung geben, dem ununterbrochenen Aufeinanderwirken von Kirche und Staat und dem immer lebendigen Gegensatze zwischen Stammesgefühl und Reichseinheit ist dieser letzte Agilolfingerfürst, der haltlos zwischen erzwungener Pflicht und natürlicher Neigung schwankt, bis er zuletzt, vom eigenen Volke verlassen, mit dem Makel des Eidbrüchigen und dem Verdacht des Landesverraths befleckt, unrühmlichem Untergange verfällt, eine typische Erscheinung.



    Gestorben:
    11.12.

    Familie/Ehepartner: Liutberga. Liutberga (Tochter von Desiderius und Ansa) wurde geboren um 745/750; gestorben um 793. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 3. von Bayern, Theodo III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 770; gestorben nach 793.
    2. 4. von Bayern, Theudebert  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 772; gestorben nach 793.
    3. 5. von Bayern, Cotani  Graphische Anzeige der Nachkommen
    4. 6. von Bayern, Rotrud  Graphische Anzeige der Nachkommen
    5. 7. von Bayern, Guntharius  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben in Kremsmünster [4550],Oberösterreich,Österreich.


Generation: 3

  1. 3.  von Bayern, Theodo III. Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Tassilo2, 1.Odilo1) wurde geboren um 770; gestorben nach 793.

  2. 4.  von Bayern, Theudebert Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Tassilo2, 1.Odilo1) wurde geboren in 772; gestorben nach 793.

  3. 5.  von Bayern, Cotani Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Tassilo2, 1.Odilo1)

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Wohnort: 788, Chelles [77500],Seine-et-Marne,Île-de-France,Frankreich; Sie kam 788 ins Kloster Chelles, wo einst auch Swanahild im Exil war.


  4. 6.  von Bayern, Rotrud Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Tassilo2, 1.Odilo1)

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Beruf: 788, Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich; Sie wurde 788 in Laon zur Nonne gezwungen


  5. 7.  von Bayern, Guntharius Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Tassilo2, 1.Odilo1) gestorben in Kremsmünster [4550],Oberösterreich,Österreich.

    Notizen:

    Gestorben:
    Er kam bei einer Jagd in Kremsmünster um.