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 Bohrer

von Franken, Karlmann

männlich um 830 - 880  (50 Jahre)


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Generation: 1

  1. 1.  von Franken, Karlmann wurde geboren um 830; gestorben am 22 Sep 880 in Altötting [84503],Altötting,Bayern,Deutschland; wurde beigesetzt in Altötting [84503],Altötting,Bayern,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 877-879, Italien; König von Italien
    • Titel/Amt/Status: 876-880, Ostfrankenreich; Ostfränkischer König

    Notizen:

    Neue Deutsche Biographie - Karlmann

    ostfränkischer König, * circa 830, † 22.9. (kaum 22. 3.) 880 wohl (Alt)-Ötting, ⚰ (Alt)-Ötting.

    K., erstmals 842 und 847 erwähnt, erhielt 856 die Leitung der bayerischen marca orientalis im Donauraum. Er war dann in mancherlei Kämpfe verwickelt, deren Hintergrund, Zusammenhang und Verlauf im einzelnen nicht immer klar sind, bei denen aber sein Streben nach einem größeren und selbständigen Herrschaftsanteil deutlich zutage tritt. Dabei stand er seit 858 im Bunde mit dem Mährerherzog Rastislaw, ging 861 zum offenen Aufstand gegen den Vater über (der im gleichen Jahre K.s Schwiegervater Ernst absetzte) und beanspruchte (oder besetzte?) das bayerische Ostland bis zum Inn. Eine 862 in Regensburg zustande gekommene Aussöhnung war nicht von Dauer. 863 zog Ludwig gegen den Sohn zu Felde und nahm ihn in Haft, doch entwich K. 864 wieder in seine östlichen Marken. Ohne neuen Kampf führte Ludwig einen Ausgleich herbei, indem er K. 865 wieder als Markgrafen einsetzte und eine Erbteilung verfügte: das ostfränkische Kernland Bayern mit den vorgelagerten Marken und der Hoheit über die Slawenvölker wurde K. zugesprochen; Rhein- und Mainfranken, Thüringen und Sachsen sollten an Ludwig den Jüngeren, Alemannien mit Churrätien an Karl III. fallen. K.s Einvernehmen mit dem Vater hatte seither Bestand, während zu 866, 871 und 873 Auflehnungen seiner Brüder berichtet werden, die Erbteilung aber im März 872 zu Forchheim erneuert wurde.

    Unterdes gingen unter Beteiligung K.s, aber unter der Leitung Ludwigs des Deutschen, die Kämpfe mit Mähren weiter, ohne nachhaltigen Erfolg und sogar mit schweren Rückschlägen, bis der Sturz Rastislaws durch seinen Neffen Swatopluk-Zwentibold 870 einen völligen Umschwung auslöste. In dieser Phase freundschaftlicher Beziehungen zu Mähren wurde Swatopluk der Taufpate von K.s Enkel Zwentibold. Schon 871 aber wich das gute Einvernehmen neuem Kampf, dessen Ausbruch K. verschuldet haben soll, indem er Swatopluk unter dem Verdacht des Verrates gefangensetzte, aber wieder freilassen mußte. Nachdem das bayerische Heer sowohl 871 wie 872 geschlagen worden und K. 873 wiederum in Bedrängnis geraten war, ging Ludwig der Deutsche nach einer Beratung mit K. und Ludwig dem Jüngeren 874 in Forchheim einen Frieden ein, der dem Mährerfürsten unter nomineller Reichshoheit die faktische Unabhängigkeit zugestand. Die ostfränkische Politik hatte damit die Pflöcke zurückgesteckt, aber Bayern und seine Ostmark gewannen Ruhe an der Slawenfront.

    Nicht nur die militärischen Fehlschläge, auch andere politische Erwägungen dürften den ostfränkischen König zu defensiver Zurückhaltung an der Ostgrenze bestimmt haben. Ludwig der Deutsche hatte seinen westfränkischen Bruder Karl den Kahlen 870 gezwungen, ihm aus dem Erbe Lothars II. die Länder zwischen Rhein und Maas zu überlassen. Seitdem aber stellte die doppelte Nachfolge des söhnelosen Ludwig II. – im italischen Teilreich und im Kaisertum – das drängendste Problem dar. Ludwig der Deutsche traf sich 872 in Trient mit der Kaiserin Angilberga, 874 bei Verona mit dem Kaiser Ludwig selber und erwirkte eine Designation seines Sohnes K. zum Nachfolger im Königreich Italien und damit zum Anwärter auf die Kaiserwürde. Karl der Kahle dagegen hatte Verbindung mit dem Papst aufgenommen und wurde nach dem Tode Ludwigs II. (12.8.875) von Johann VIII. zur Kaiserkrönung nach Rom geladen. K. überschritt die Alpen, ließ sich aber|von Karl durch einen – angeblich betrügerischen – Waffenstillstand zum Abzug bestimmen. Karl empfing an Weihnachten 875 in Rom die Kaiserkrone und wurde im Februar 876 zu Pavia als Herrscher im regnum Italiae anerkannt. Als Ludwig der Deutsche, der zu einem Heereszug gegen Westfranken rüstete, am 28.8.876 gestorben war, rückte Karl auch in dem Ostteil Lotharingiens ein, aber Ludwig der Jüngere warf ihn am 8.10.876 bei Andernach zurück.

    Die drei Söhne Ludwigs traten als Könige die Nachfolge in Ostfranken an. Auf einer Zusammenkunft im Nördlinger Ries bestätigten sie durch einen in deutscher Sprache aufgezeichneten Eid (nicht erhalten) im November 876 die schon vom Vater verfügte Teilung. K. behielt Bayern mitsamt „Pannonien und Kärnten“ und der – freilich kaum mehr als fiktiven – Hoheit über Böhmen und Mähren. Er ließ sich (nicht im Titel, sondern) in der Datierung seiner beiden ersten auf uns gekommenen Urkunden (3.11.876; 24.2.877) als rex Bawariorum, im übrigen, wie die Karolinger überhaupt, einfach als rex bezeichnen. Er übergab die Verwaltung der Mark Kärnten seinem (nicht vollbürtigen) Sohn Arnulf und bestellte den ranghöchsten Kleriker seines Reichsteils, den Erzbischof Theotmar von Salzburg, zum Erzkapellan, auf dessen Namen teils der cancellarius Baldo, teils der notarius Madalwin vom 28.6.877 bis zum 11.8.879 die Urkunden beglaubigte. Es sind 28 Diplome im Text erhalten, 11 weitere als Deperdita feststellbar.

    Das wichtigste Ereignis in K.s Regierung ist die 2. Heerfahrt nach Italien, die er mit bayerischen und slawischen (wohl karantanischen) Truppen etwa im Spätsommer 877 antrat. Karl der Kahle, der mit Johann VIII. in Pavia weilte, um seinerseits in Italien einzugreifen, sah sich zu eiligem Rückzug gezwungen und starb am 6.10.877; damit war das westfränkische Kaisertum bereits erloschen. Mit einer Huldigung in Pavia trat K. die Herrschaft in Italien, an, urkundete vom 16.10.-22.11.877 an verschiedenen oberitalischen Plätzen und übermittelte dem Papst seine Absicht, zur Kaiserkrönung nach Rom zu ziehen. Er wurde jedoch von schwerer Krankheit befallen und kehrte eilig zurück; am 3.12.877 war er wieder in Ötting. Mit seinen Brüdern einigte er sich dahin, daß er auf einen Anteil am östlichen Lotharingien verzichtete, aber den Anspruch auf „Italien, Tuscien und Campanien“ sich allein vorbehielt. Er urkundete von den bayerischen Pfalzen, vor allem Ötting, aus auch weiterhin für italische Empfänger und blieb in Italien als regierender König anerkannt, auf den auch Johann VIII. noch lange seine Hoffnungen setzte, doch war er zu keiner Aktion mehr imstande, so daß der von mittelitalischen Fürsten und Sarazenen bedrängte Papst sich ebenso verzweifelt wie erfolglos um westfränkische Hilfe, dann um die Wahl eines anderen italischen Königs bemühte.

    Im Winter 878/79 wurde K. durch einen Schlaganfall vollends regierungsunfähig. Ludwig der Jüngere fand sich an seinem Krankenlager ein und ließ sich, um Arnulf auszuschließen, von den bayerischen Großen die Nachfolge zusichern. Im weiteren Verlauf des Jahres 879, sicherlich aber erst nach seiner letzten Urkunde vom 11.8.879, die für ein italisches Kloster erging, trat K. seinem Bruder Karl III., mit dem der Papst nach dem Fehlschlag seiner westfränkischen Pläne inzwischen Verbindung aufgenommen hatte, die Anrechte auf Italien ab.

    Als K.s Todestag wird in einer Urkunde seines Sohnes Arnulf (D. 64 vom 15.11.889) der 22. 9. erwähnt, was richtig sein muß, obgleich eine so gute Quelle wie die Annales Fuldenses den 22. 3. nennt, was möglicherweise auf eine voreilige oder mißverstandene Nachricht über den hoffnungslos Erkrankten zurückzuführen ist. Trotz des unglücklichen Ausgangs ist K. eine in doppelter Hinsicht historisch bemerkenswerte Gestalt: er ist aus der Geschichte Bayerns und der Vorgeschichte Österreichs nicht wegzudenken, und er hat eine Vorentscheidung darüber herbeigeführt, daß die Fortführung der karolingischen Italien- und Kaiserpolitik der ostfränkischen, nicht der westfränkischen Linie zufiel.

    Literatur
    Regg. Imp. I; MGH DD. Karol. Germ. I, (1934) XXXV-XLI, 285-330; mehrere Briefe Johanns VIII. an K. in: MG Epp. VII, 1928; E. Dümmler, Gesch. d. Ostfränk. Reiches, 3 Bde., 21887/88; P. Kehr, Die Kanzleien K.s und Ludwigs d. J., 1933; J. Fleckenstein, Die Hofkapelle d. dt. Könige I, 1959, S. 186 f.; K. Reindel und F. Prinz, in: M. Spindler (Hrsg.), Hdb. d. Bayer. Gesch. I, 1967, S. 195-202, 283-85 (Literatur) - siehe auch Literatur zu, zum, zur Karl d. Gr. u. Karolinger.



    Gestorben:
    Hof Oetting

    Familie/Ehepartner: N.. N. (Tochter von Ernst I. und Irmgard) gestorben in 879. [Familienblatt] [Familientafel]

    Familie/Ehepartner: Luitswinda. Luitswinda wurde geboren um 835; gestorben vor 9 Mrz 891. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 2. von Kärnten, Arnulf  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 850; gestorben in 899 in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland; wurde beigesetzt in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland.


Generation: 2

  1. 2.  von Kärnten, Arnulfvon Kärnten, Arnulf Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Karlmann1) wurde geboren um 850; gestorben in 899 in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland; wurde beigesetzt in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: seit 22 Feb 896; römischer Kaiser
    • Titel/Amt/Status: 894-899, Italien; König von Italien
    • Titel/Amt/Status: 880-899, Kärnten,Österreich; Markgraf von Kärnten
    • Titel/Amt/Status: 887-899, Ostfrankenreich; Ostfränkischer König

    Notizen:

    Spätmittelalterliches Porträt Kaiser Arnulfs aus einer Handschrift des 1387 abgeschlossenen Liber Augustalis des Benvenuto de Rambaldis

    spätmittelalterliches Porträt Kaiser Arnolfs



    ARNULF
    Ostfränkischer König(887-899)
    römischer Kaiser seit 22.2.896
    König von Italien (894-899)
    Markgraf von Kärnten (880-899)
    um 850-29.11.oder 8.12.899 Regensburg Begraben: Regensburg, St. Emmeram

    Illegitimer Sohn des Ostfränkischen Königs Karlmann und der Luitswinda, einer Schwester des nordgauischen Grafen Ernst; Enkel von König Ludwig II. dem Deutschen

    Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 1013, ARNULF "VON KÄRNTEN", ostfränkischer König

    um 850-8.12.899
    Außerehelicher Sohn König Karlmann und der Liutwind, offenbar einer LUITPOLDINGERIN.
    Er war mit Uta (Oda) verheiratet..

    Söhne:
    Ludwig das Kind
    Zwentibold
    Ratold

    Wie sein Vater Karlmann ist auch ARNULF durch die politische und militärische "Schule" als Befehlshaber in den südöstlichen Marken gegangen. Nach der Enthebung unsicherer Grenzgrafen in Karantanien setzte König Karlmann nach 876 seinen außerehelichen Sohn ARNULF dort als Amtsträger ein. ARNULF konnte rasch seinen Machtbereich zumindest auf Unterpannonien ausdehnen; seine Versuche, auch die Grenzgrafschaften im (nördlichen) Donauraum unter Kontrolle zu bringen, scheiterte dagegen. ARNULF versuchte nicht, nach dem Tode seines Vaters (880) zur Macht zu kommen. Er lernte früh, politisch abzuwarten. 882 befehligte er den bayerischen Heerbann gegen die Normannen. Anschließend baute er sich mit Hilfe mächtiger Parteigänger im Südosten eine offenbar unabhängige Stellung aus. 885 schloß er eigenmächtig Frieden mit den Mährern.
    Als der kranke Kaiser KARL III. politisch immer schwächer wurde, griff ARNULF rasch zu, verband sich 887 mit dem abgesetzten Erzkanzler Liutward zum Sturze KARLS. Entscheidend war aber die Mehrheit der Großen des ostfränkischen Reiches, die auf den Reichsversammlungen von Tribur und Frankfurt vom Kaiser abfielen und zu ARNULF, dem illegitimen, aber doch letzten aktiven KAROLINGER, überliefen, der mit einem bayerischen und slavischen Heeresaufgebot gegen KARLeilte. In Forchheim erfolgte dann die förmliche Wahl und Huldigung durch die Großen.
    ARNULF hat sich kurz nach seinem "Staatsstreich" und seiner Wahl nach seinem Kernland Bayern zurückgezogen, offensichtlich, um seine Herrschaft von dieser alten Machtbasis aus zu festigen. Von dieser Situation her erklärt sich, dass er nicht sofort Huldigungsgebote an alle Teile des fränkischen Gesamtreichs sandte, dass er nicht eingriff bei der Entstehung von Kleinkönigreichen außerhalb seines ostfränkischen Reichsteils und dass er 888 die von den westfränkischen Bischöfen und Großen angebotene Königswahl ablehnte, ja sogar noch 890 die päpstliche Einladung nach Italien. 888 machte er aber bereits seine Oberherrschaft in Lotharingien und Oberitalien geltend. Die neuen Herrscher (mit Ausnahme WIDOS VON SPOLETO) suchten freilich bei ihm die Anerkennung ihrer Herrschaft, so dass ARNULF seine Oberhoheit in lehnsrechtlicher Form durchsetzen konnte.
    ARNULF, der sich im Osten eine fast königliche Stellung aufgebaut hatte, lernte in der großen WILHEMINER-Fehde wohl zum ersten Male die politische Taktik des vorsichtigen und geschickten Verhaltens gegenüber den mächtigen Großen. In seiner bayerischen Königslandschaft wählte er vor allem zwei - offenbar mit ihm verwandte - Personen zu seinen Favoriten: Luitpold und Sigihard. Deren Familien konnten in der Folgezeit Bayerns Geschichte entscheidend prägen. Vor allem Luitpold rückte jeweils in die wichtigen Positionen abgesetzter, weil konspirierender Grenzgrafen ein. In ähnlicher Weise favorisierte ARNULF in O-Franken die KONRADINER und schwächte die BABENBERGER. Trotz der realistischen und sehr dynamischen Politik ARNULFS kam den Großen des Reiches auf den Reichsversammlungen entscheidende Bedeutung zu, vor allem in der Nachfolgefrage des Königsamts. Das zeigt sich schon bei seiner Wahl, aber noch mehr bei der seines Nachfolgers. Als ARNULFS Gattin Uta ihm noch keinen Thronfolger geboren hatte, legte der König 889 der Reichsversammlung in Forchheim die Bitte vor, seine beiden außerehelichen Söhne Zwentibold und Ratold als seine Nachfolger anzuerkennen. Erst nach langem Ringen ließen sich die Großen auf einen Kompromiß ein. Gerade hier und bei der Apanagierung von ARNULFS Söhnen wird deutlich, dass die Großen ihren Mitregierungsanspruch in voller Stärke zum Ausdruck bringen konnten und geradezu korporativ dem König gleichberechtigt gegenübertraten. Am Ende der Regierung ARNULFS hatte die Reichsversammlung sogar die Möglichkeit, über Mitglieder der königlichen Familie Recht zu sprechen, wie der Prozeß gegen die Königin Uta 899 beweist.
    ARNULF konnte sich seit der Synode von Frankfurt 888 stark auf die Bischofskirche stützen. Die Synode von Tribur von 895 betonte besonders die sakrale Stellung des Königs. Freilich widersetzten sich die bayerischen Bischöfe, als ARNULF seinem Kanzler und ehemaligen Bischof von Neutra, Wiching, auf den Passauer Bischofsstuhl setzte.
    Allein ein Drittel der Urkunden ARNULFS wurden in Regensburg ausgestellt, wo sich ARNULF eine neue Pfalz erbauen ließ und mindestens vier Reichsversammlungen abhielt. Zahlreiche Herrschaftsaufenthalte ARNULFS sind hier bezeugt (jährlich, darunter vier Winteraufenthalte und fünf Osterfeste). In dieser Wahl des Kernlandes spiegelt sich nicht nur seine eigene Vergangenheit, sondern auch die Betonung der Tradition Ludwigs des Deutschen und die Priorität der SO-Politik, aber auch das feine Gespür ARNULFS für politische Realitäten.
    Neben den machtpolitischen Gegebenheiten im Innern seines Reiches hatte ARNULF vor allem mit schon "traditionellen" äußeren Gegnern und Gefahren zu rechnen: Normannen und Slaven. Bereits 891 siegte er glänzend über die eindringenden Normannen bei Löwen an der Dyle (heute Belgien). Durch seine ganze Regierungszeit zieht eine sehr stark aktive Ostpolitik, besonders gegen das erstarkte Großmährische Reich Svatopluks. Erst nach Svatopluks Tod 894 erkannten dessen Söhne die Oberhoheit ARNULFS wieder an. Auch die Böhmen, Sorben und Abodriten akzeptierten seine Oberherrschaft.
    Als die Ungarngefahr drohte, verlieh ARNULF dem slavischen dux Brazlav die Anwartschaft auf Unterpannonien, um eine solide Grenzwacht gegen den neuen Feind zu schaffen, dem er 892 wohl noch verkannt hatte; denn beim Feldzug gegen Svatopluk hatte er selbst die Ungarn zu Hilfe gerufen, die mit ihm gegen den Mährer kämpften.
    Dem durch Adelskämpfe und Normanneneinfälle geschüttelten Westen suchte ARNULF durch Praktiken, die schon sein Vater und Großvater im Südosten angewandt hatten, zu festigen. Nach Beseitigung des lothringischen Großen, Graf Megingaud (+ 892), erhielt ARNULFS Sohn Zwentibold dessen Lehen und Ämter; 895 konnte Zwentibold schließlich - nach anfänglichen Widerstand der Großen - zum König von Lotharingien gekrönt werden, was einer neuen Reichsteilung nahekam. Zwentibold fügte sich freilich letztlich der Autorität seines Vaters.
    Erst 894 folgte ARNULF dem Hilferuf des von Kaiser WIDO bedrängten Papstes nach Italien, der ihm die italienische Königskrone einbrachte. Erst 896 konnte ARNULF in einem zweiten Zug Rom erobern und die Kaiserkrone erlangen. Während der Verfolgung der WIDONEN schwer erkrankt, mußte er auf seine universalen Ziele verzichten und nach Bayern zurückkehren, wo er sich nicht mehr erholte.
    ARNULFS Regierungszeit ist geprägt durch den Zerfall des fränkischen Gesamtreiches und die Entstehung eines kräftigen ostfränkischen Sonderbewußtseins, das schließlich zur Entstehung des deutschen Reiches führte.

    Quellen und Literatur:
    K. Reindel, Die bayer. Luitpoldinger 893-989, 1953, s. v. - Dümmler III - G. Tellenbach, Kgtm. und Stämme in der Werdezeit des dt. Reichs, 1939 - H. Appelt, A. v. Kärnten und das Karolingerreich (Kärnten in europ. Schau, 1960) - Die Entstehung des dt. Reiches, hg. H. Kämpf (WdF I, 1963) [Beitr. V. E. Klebel, W. Schlesinger, G. Tellenbach, M. Linzel] - H. Keller, Zum Sturz Karls III., DA 22, 1968 - E. Hlawitschka, Lotharingien und das Reich an der Schwelle der dt. Geschichte, 1968 - P. Schmid, Regensburg, Stadt der Kg.e und die bayer. Hzg.e im MA, 1977.

    Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 27

    ARNULF VON KÄRNTEN, ostfränkischer König, Kaiser
    * vor 850, + 8.12.899 Regensburg Begraben: Regensburg, St. Emmeram

    Vater:
    König Karlmann (+ 880)
    Mutter:
    Luitswind (+ vor 891)

    1. oo unbekannt
    2. oo Ellinrat
    3. oo Uta

    Erhielt von seinem Vater 876 die Markgrafschaft Kärnten und Pannonien.
    887 König.
    Sieg über die Normannen bei Löwen (891).
    Kampf gegen Swatopluk von Mähren (+ 894)
    896 in Rom zum Kaiser gekrönt.
    Otto von Freising schrieb: Von allen Städten seines Reiches liebte ARNULF am meisten Regensburg, die Hauptstadt Bayerns“. 59 von insgesamt 176 Urkunden stellte ARNULF in Regensburg aus. Eine Schenkungen für das Kloster St. Emmeram.

    Literatur:
    NDB 1; BWB 1; LThK 1; S. Rösch, Caroli Magni Progenies, 1977; G. Tellenbach, Z. Gesch. Kaiser Arnulfs in: HZ 165, 1942
    Nach dem Tode seines Vaters fiel ARNULF das Herzogtum Kärnten zu. Auf dem Reichstag zu Tribur im Jahre 887 zwang der ostfränkische Adel den unfähigen KARL III. zur Abdankung und erhob ARNULF VON KÄRNTEN zum König. ARNULF versuchte, eine Oberhoheit über die anderen Reichsteile auszuüben und karolingische Reichspolitik zu treiben. Im Jahre 888 wurde er von Odo, König des westfränkischen Reiches, König Rudolf I. von Hochburgund und König BERENGAR I. VON ITALIEN als oberster Lehnsherr anerkannt. Im Oktober 891 besiegte ARNULF bei Löwen an der Dyle die Normannen, die seitdem nicht mehr ins ostfränkische Reich einfielen. Den Herzog Swatopluk von Mähren, der sich weigerte, dem König die Kaiser KARL III. geleistete Huldigung zu erneuern, vermochte er nicht zu unterwerfen. Im Jahre 894 unternahm ARNULF seinen ersten Zug nach Italien, als dessen König er anerkannt wurde. ARNULF folgte einem Hilfeersuchen des Papstes Formosus, der 892/93 gezwungen wurde, WIDO VON SPOLETO und seinen Sohn LAMBERT zum Kaiser zu krönen. Auf seinem zweiten Italienzug im Jahre 896 wurde ARNULF von Papst Formosus zum Kaiser gekrönt. Es gelang ihm jedoch nicht, LAMBERT zu überwinden und sich in Italien durchzusetzen. 897 ließ ARNULF die ostfränkischen Großen seinem Sohn Ludwig den Treueid leisten, um die Erbfolge zu sichern. Wenig später erlitt er einen Schlaganfall, der ihn für den Rest seines Lebens regierungsunfähig machte. Nach seiner Rückkehr aus Italien hielt er sich meist in Bayern auf.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 456, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    V. Generation 20

    Zu den Konkubinen ARNULFS "VON KÄRNTEN" vgl. Dümmler 3, 480.
    Daten und Identifizierung ergeben sich aus dem, was wir über ARNULFS uneheliche Kinder wissen: Auf die Mutter Zwentibolds und die Mutter Ratolds folgte die Mutter Ellinrata gleichen Namens. Ist ARNULFS Tochter identisch mit der Tochter, die vor 893 von Graf Engelschalk entführt wurde, dann liegt ihr Geburtsdatum bei etwa 870/75.
    Erst sehr viel später ging ARNULF eine legitime Verbindung mit der KONRADINERIN Oda ein. Wir haben Anlaß anzunehmen, daß dies kurz vor einer Erhebung zum König Ende 888 geschah, und die mächtige Partei der KONRADINER in Franken und Lothringen für den Prätendenten aus Baiern gewinnen half.
    In den Urkunden ihres Sohnes Ludwig (MG Die Urkk. d. dt.Karol. 4, ed. Th. Schieffer) begegnet Oda mehrfach, DD 12,26, 28, jedoch nicht als Intervenientin, sondern nur als erwähnte Vorbesitzerin wertvollen Besitzes (so der Königshöfe Brixen, Velden und Föhring), den Ludwig vergabt. Keine dieser Erwähnungen, die letzte 903 XI 30, spricht von ihr als einer Toten. Im Juni 899 hatte sich Oda gegen die Anklage des Ehebruchs verteidigen müssen, Dümmler 3, 462. Da sie nicht beim Sohn weilt, darf man annehmen, daß sie sich in ihre fränkische Heimat zurückgezogen hat. (Brandenburg gibt als Todesdatum "nach 899 VI" an).

    Hartmann Wilfried: Seite 81-89, „Kaiser Arnulf von Kärnten (887-899)“ in Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern, Hg. Karl Rudolf Schnith

    Die Absetzung des kranken und regierungsunfähigen KARLS III. durch eine Gruppe einflußreicher Adeliger des ostfränkischen Reiches bedeutete keine endgültige Absage an den karolingischen Reichsgedanken, denn sonst hätten die Verschwörer nicht erneut einen KAROLINGER zum König erhoben. Da von den Söhnen Ludwigs des Deutschen keiner einen legitimen Nachkommen hinterlassen hatte (der Sohn Ludwigs des Jüngeren war im Alter von zwei Jahren einem Unfall zum Opfer gefallen), griff man auf den ältesten illegitimen Sproß eines der Ludwigs-Söhne zurück, und das war ARNULF, der Sohn Karlmanns. Sein Vater hatte ihn bei seinem Aufstieg zum Königtum zum Präfekten der östlichen Grenzmarken erhoben; in die Geschichte ist er als ARNULF "VON KÄRNTEN" eingegangen. Im Südosten lag auch die Machtbasis ARNULFS, der bereits auf dem Feldzug gegen die Normannen im Jahr 882 als Anführer des bayerischen Aufgebots erscheint und 884/85 gegenüber dem Mähren-Fürst Zwentibold-Swatopluk eine eigenständige Politik treiben kann, die von den Intentionen Kaiser KARLS III.deutlich abweicht. Sein Herrschaftszentrum blieb auch nach seiner Wahl zum König Bayern; vor allem Regensburg war seine bevorzugte Residenz, die Pfalzen Ötting und Ranshofen, wo sich schon sein Vater Karlmann und sein Großvater Ludwig der Deutsche als bayerische Könige gern aufgehalten hatten, wurden auch von ihm häufig besucht. Der zweite Schwerpunkt seiner Herrschaft aber war Frankfurt, das auch schon unter Ludwig dem Deutschen und Ludwig dem Jüngeren der wichtigste Aufenthaltsort im eigentlichen Kern des ostfränkischen Reiches, im Gebiet um den Mittelrhein und den unteren Main gewesen war. Dazu kommen als weitere wichtige Pfalzen in dieser Region Tribur, Ingelheim und Worms, ebenfalls aus den Zeiten der Vorgänger bekannte Aufenthaltsorte.
    Diese beiden Schwerpunkte seiner Herrschaft hat ARNULF nur selten für längere Zeit verlassen; immerhin machte er im Jahr 899 einen Versuch, durch einen Zug nach Sachsen in diesem sonst von seinen Vorgängern vernachlässigten Gebiet die königlichen Herrschaftsansprüche zur Geltung zu bringen. Und aus den Urkunden ARNULFS geht hervor, dass auch Empfänger aus Schwaben und Lotharingien daran interessiert waren, ihre Privilegien und Besitztümer durch den König bestätigt zu erhalten, obwohl er diese Regionen nicht persönlich aufgesucht hat.
    Bei der Erhebung ARNULFS zum König im November 887 waren die lotharingischen Großen zwar beteiligt gewesen, aber die Herrschaft über Lotharingien konnte erst durch zwei Kriegszüge in den Jahren 891 und 893 durchgesetzt werden. Anscheinend hatte eine mächtige Adelsgruppe in diesem Gebiet beabsichtigt, einen anderen KAROLINGER zu ihrem König zu erheben. Auf der Synode von Metz im Jahr 893 erscheint ARNULF dann als der Herrscher, für den die Kirche Lotharingiens betet; damit war die Unterwerfung dieses Gebiets äußerlich abgeschlossen. Synoden spielten auch sonst für die Sicherung der Herrschaft ARNULFS eine zentrale Rolle: Gleich am Beginn seiner Regierung hat Erzbischof Liutbert von Mainz versucht, auf einer Mainzer Synode seine angeschlagene Position (er war noch 887 zum wichtigsten Ratgeber KARLS III. avanciert und hatte bei der Absetzung dieses Kaisers beiseite gestanden) zu verbessern. Die Beschlüsse dieses Konzils, das nach 20 Jahren zum erstenmal wieder einen beträchtlichen Teil des ostfränkischen Episkopats versammelte, enthielten Bestimmungen, durch die der König geschützt und ermahnt werden sollte. Sie zogen Kanones westgotischer Konzilien heran, um den König durch Androhung kirchlicher Strafen vor Anschlägen zu schützen, und sie zitierten Texte Isidors von Sevilla, um dem König die Pflichten eines christlichen Königs vor Augen zu führen. Ob es Liutbert von Mainz gelungen ist, auch bei ARNULF eine einflußreiche Stellung zu erhalten, wird nicht deutlich; er ist bereits 889 verstorben (am 17.2.). Das Amt des Erzkapellans, das er unter Ludwig dem Deutschen, Ludwig dem Jüngeren und zuletzt auch unter KARL III. innehatte, wurde weder ihm noch seinem Nachfolger auf dem Mainzer Stuhl übertragen; ARNULF hatte es an den bayerischen Metropoliten, Erzbischof Theotmar von Salzburg, übergeben.
    Einen Höhepunkt königlicher Macht stellte die Synode und Reichsversammlung von Tribur im Jahr 895 dar, auf der nebeneinander die weltlichen Großen und die Bischöfe tagten. Dabei versuchten die Bischöfe, die hoch-karolingischen Traditionen wiederzubeleben und ein gemeinsames Vorgehen weltlicher und kirchlicher Amtsträger gegen Verbrecher zu erreichen. Die Zerrüttung der Verhältnisse zeigt sich darin, dass - wie schon in Metz 893 - wichtige Kanones erlassen werden mußten, um den tätlichen Angriffen von Laien auf Kleriker zu wehren, die damals anscheinend stärker als in früheren Jahren bedroht oder gar erschlagen wurden, wenn sie versuchten, die kirchlichen Vorschriften auf dem Gebiet des Eherechts durchzusetzen.
    Zweifellos strebte ARNULF ein gutes Einvernehmen mit der Kirche an, aber man darf deshalb in ihm keinen Herrscher sehen, der sich in erster Linie auf die Kirche stützte. Dagegen spricht bereits, dass er auf eine Salbung verzichtete. Weiterhin können als Helfer des Königs sowohl geistliche als auch weltliche Große namhaft gemacht werden. In den einzelnen Regionen des Reichs war die Situation allerdings unterschiedlich: In Schwaben waren es vor allem geistliche Amtsträger, die ARNULF stützten, so Abt Hatto von Reichenau und Bischof Salomo III. von Konstanz, während die weltlichen Großen anscheinend den Tagen KARLS III. nachtrauerten, in denen Alemannien im Zentrum des Reichs gestanden hatte. So erklärt sich wohl auch, dass der Aufstandsversuch von KARLS III. Friedelsohn Bernhard von einigen Adeligen in Rätien und in Alemannien unterstützt wurde. Anders war die Lage in Sachsen und in Franken, wo die wichtigsten Familien, die KONRADINER in Franken und die LIUDOLFINGER in Sachsen, an die Zeiten Ludwigs des Jüngeren anknüpfend ein enges Verhältnis zum König suchten, um in ihren Regionen möglichst freie Hand zu haben. Diese Politik war bei den LIUDOLFINGERN erfolgreicher als bei den KONRADINERN, denn Sachsen lag an der Peripherie des Reiches, Franken aber bildete seinen Schwerpunkt.
    Gewisse Schwierigkeiten hatte ARNULF anscheinend auch in seinem bayerischen Kerngebiet, wie sich in der Affäre des Markgrafen Engelschalk von Pannonien zeigte. Als dieser nämlich zur Steigerung seiner Machtposition eine uneheliche Tochter ARNULFS entführte, mußte er zuerst nach Mähren flüchten, ehe er sich mit ARNULF aussöhnen konnte. Seine bayerischen Standesgenossen waren aber nicht bereit, eine Sonderstellung Engelschalks zu dulden. Sie hielten daher 893 ohne Wissen des Königs in der königlichen Pfalz zu Regensburg eine Gerichtsversammlung ab, auf der Engelschalk verurteilt und geblendet wurde. Zwei Jahre später kam es zu einer noch gefährlicheren Situation, weil sich der mächtige Markgraf Engildeo, der auch Graf im Nordgau war, mit Hildegard, der Tochter Ludwigs des Jüngeren, verband. Die genaueren Hintergründe und Vorgänge werden zwar aus den Quellen nicht deutlich, wir wissen nur, dass Engildeo seine Grafschaften verlor und auch Hildegard - zumindest vorläufig - ihre Erbschaft entzogen wurde.
    Schon kurz nach Erlangung der ostfränkischen Königswürde erhielt ARNULF auch die Möglichkeit, weitere Teile des Frankenreichs seiner Oberhoheit zu unterwerfen. In W-Franken war nach dem Tode KARLS III. im Januar 888 mit dem Grafen Odo von Paris ein Nicht-KAROLINGER König geworden; Karl, der nachgeborene Sohn des 879 verstorbenen Ludwigs des Stammlers, kam als Herrscher (noch) nicht in Frage. Auf dem Reichstag von Frankfurt, den ARNULF im Sommer 888 einberufen hatte, erschienen auch westfränkische Große, unter Führung des Erzbischofs Fulco von Reims, und forderten ARNULF auf, die westfränkische Krone anzunehmen. ARNULF ließ sich darauf jedoch nicht ein, sondern schloß ein Abkommen mit König Odo, der durch einen Sieg über die Normannen seine Stellung gefestigt hatte. Odo nahm die formale Oberhoheit des Ostfrankenkönigs hin und ließ sich am 13.11.888 noch einmal in Reims krönen mit einer Krone, die ihm ARNULF übersandt hatte. Die Erfahrung KARLS III. hatten ARNULF wohl zu der Einsicht veranlaßt, dass das großfränkische Reich durch einen einzelnen Herrscher in einer Zeit schwerer äußerer Bedrohungen nicht zu regieren war.
    Daher anerkannte ARNULF auch das Königtum des WELFEN Rudolf in Hochburgund. Und als ihm 888 in Italien der dort zum König erhobene BERENGAR VON FRIAUL entgegentrat, begnügte sich ARNULF vorläufig ebenfalls mit der Anerkennung einer Oberhoheit. 890 wurde in Valence LUDWIG VON DER PROVENCE, den einst KARL III. zu seinem Nachfolger erkoren hatte, zum König der Provence erhoben; die Gegenwart von Abgesandten König ARNULFS bezeugt, dass dieser auch hier eine Oberherrschaft beanspruchte.
    Wie die Vorgänger Ludwig der Jüngere und KARL III. stand auch ARNULF vor der schwierigen Aufgabe, den Kampf gegen die Normannen zu führen, der nicht siegreich abgeschlossen werden konnte, weil die Franken keine Flotte besaßen und sich die Normannen daher auch im Fall einer Niederlage in ihre Stützpunkte in Dänemark oder England zurückziehen konnten. Ein Kriegszug der Ostfranken im Juni 891 endete mit einer schweren Niederlage gegen die Normannen; die Anführer des ostfränkischen Heeres, Erzbischof Sunderold von Mainz und ein Graf Arnulf, fanden dabei den Tod. Im Herbst 891 mußte König ARNULF persönlich ins Feld ziehen; dazu wurden die Franken und die Alemannen aufgeboten. Die Alemannen sollen, wie es heißt, "unter dem Vorwand der Krankheit", umgekehrt sein, die Franken marschierten weiter. Mitte Oktober kam es an der Dyle bei Löwen zur Schlacht; die Franken stiegen zur Überraschung der Normannen unter Führung des Königs vom Pferd und griffen die Befestigungen zu Fuß an. Der Sieg war vollständig; zwei normannische Anführer, Gottfried und Siegfried, waren gefallen und eine große Anzahl von Feldzeichen konnten erobert werden. Noch nach Jahrhunderten wurde dieser Sieg in Löwen festlich begangen (allerdings fälschlicherweise am 1.9.). Dieser Sieg bedeutete zwar noch nicht das Ende der normannischen Angriffe auf dem Festland; Anfang 892 brach noch einmal eine normannische Schar bis zum Kloster Prüm in der Eifel durch, wo die Mönche und die unabhängigen Bauern erschlagen wurden, soweit sie nicht in die Wälder geflohen waren. Mit diesem Streifzug waren aber die Invasionen der Normannen auf dem Festland beendet; sie wandten sich jetzt endgültig den Britischen Inseln zu.
    Bereits im Jahr 890 hatte sich der Papst an ARNULF gewandt und ihn dazu aufgefordert, nach Rom zu kommen, wo er ihn zum Kaiser krönen werde. ARNULF hatte damals abgelehnt, weil er in seinem Reich dringende Aufgaben zu bewältigen habe. Anfang 894 hielt ARNULF die Zeit für gekommen, auch Italien seiner Herrschaft zu unterwerfen. Er führte ein starkes Heer in die Lombardei, eroberte Bergamo und ließ zur Abschreckung für die regionalen Machthaber den dortigen Grafen Ambrosius vor dem Stadttor an einem Baum aufhängen. Auf seinem weiteren Zug durch Oberitalien stellte sich ihm niemand mehr entgegen. Zwei Jahre später unternahm ARNULF einen weiteren Italienzug, um in Rom die Kaiserkrone zu holen. Dies erwies sich als schwieriges Unternehmen, denn Papst Formosus hatte bereits den Herzog Wido von Spoleto und dessen Sohn LAMBERT zu Kaisern gekrönt. Weil er aber mit deren Politik nicht zufrieden war, suchte er jetzt einen mächtigen Verbündeten im ostfränkischen König. Um Ende Februar 896 zum Kaiser gekrönt zu werden, mußte ARNULF sich den Zugang zu St. Peter mit Waffengewalt erkämpfen, so wie dies in späteren Jahrhunderten immer wieder deutsche Könige tun mußten, die erst gegen den heftigen Widerstand des lokalen Adels und der Römer zur Stätte der Kaiserkrönung vordringen konnten. Noch auf dem Italienzug erlitt ARNULF einen ersten Anfall seiner Krankheit; er kehrte also - wie knapp 20 Jahre zuvor sein Vater Karlmann - als kranker Mann aus Italien zurück. Dort hatte er seinen kleinen illegitimen Sohn Ratold zurückgelassen, der aber nur kurze Zeit als Platzhalter fungieren konnte.
    Noch vor seinem Italienzug hatte ARNULF seinen älteren Sohn Zwentibold, den ihm wohl 870/71 eine Konkubine geboren hatte, zum König von Lotharingien gemacht (895). Dies war ihm erst im zweiten Anlauf gelungen; im Jahr zuvor waren die lotharingischen Großen noch nicht bereit gewesen, Zwentibolds Königtum zu akzeptieren. Um das Selbständigkeitsstreben der Lotharingier zu befriedigen, durfte Zwentibold eine eigene Kanzlei für sein Reich einrichten. Es gelang ihm aber während seiner ganzen Regierung nur begrenzt, sich gegen bestimmte Teile des Adels zu behaupten.
    Nachdem Zwentibold in Lotharingien etabliert war, gelang es ARNULF auch, auf einer Reichsversammlung des Jahres 897 die Nachfolge seines ehelichen Sohnes Ludwig in O-Franken durchzusetzen.
    In seinen letzten Jahren war ARNULF nur noch beschränkt regierungsfähig. Seine Krankheit verschlimmerte sich, und im Juni 899 erfolgte ein schwerer Schlaganfall, nach dem der Kaiser völlig gelähmt und kaum mehr instande war, sein Amt zu führen. Im Juli 899 konnte er in Regensburg noch einmal eine Reichsversammlung abhalten, zu größeren Unternehmungen war er aber nicht mehr fähig.
    Wie schwach ARNULF geworden war, zeigt sich darin, dass er nicht einmal mehr die Bischöfe seines Stammlandes Bayern in der Hand hatte. Sie versagten sich nämlich 899 seinem Wunsch, seinen langjährigen Kanzler, den Alemannen Wiching, der zum Bischof von Neitra in Mähren geweiht worden war, als Bischof von Passau zu akzeptieren. Sie hatten zwar hier das Kirchenrecht eindeutig auf ihrer Seite, aber dass sie sich auf dieses unwidersprochen berufen konnten, beweist ARNULFS Machtlosigkeit.
    Die Geschichtsschreiber des 10. Jahrhunderts bewerten die Regierung ARNULFS mit Zurückhaltung, zuweilen sogar mit Haß; so gibt ihm Liutprand von Cremona die Schuld dafür, dass die Ungarn seit 900 so große Verwüstungen im ostfränkischen Reich und in Italien anrichteten. Nun hatte ARNULF tatsächlich die Ungarn als Bundesgenossen gegen die Mährer herbeigerufen, mit denen schon sein Großvater und sein Vater gekämpft hatten. ARNULF hatte versucht, sich mit dem Mährer-Fürsten Swatopluk-Zwentibold zu arrangieren; daher hatte er seinem Sohn den Namen Zwentibold gegeben. Die Gegensätze zwischen ARNULF und dem Mährer verschärften sich, weil ARNULF die Oberhoheit des fränkischen Reiches durchsetzen wollte. Bei seinem Kriegszug im Jahr 892 kämpften Ungarn als Bundesgenossen mit. Für den Zug von 893 wurde die Bundesgenossenschaft der Bulgaren gewonnen; ARNULF versuchte also, das Großmährische Reich, das neben dem heutigen Mähren und der Slowakei auch große Teile Pannoniens umfaßte, von zwei Seiten anzugreifen. Besiegen konnte er aber dieses Reich nicht; es erlag erst dem Ansturm der Ungarn.
    Bei Widukind von Corvey steht zu lesen, dass ARNULF den Ungarn, die KARL DER GROSSE hinter einem großen Wall eingeschlossen hatte, den Weg ins Reich freigegeben habe, indem er diesen Wall niedergerissen habe. Die Ungarn hätten wahrscheinlich auch ohne das Bündnis mit ARNULF ihren Weg nach Westen gefunden; dass das Reich diesen Raubzügen so hilflos ausgeliefert war, hing damit zusammen, dass ARNULFS Nachfolger als König ein unmündiges Kind war.
    Wenigstens in seiner Hauptstadt Regensburg, wo ARNULF ja auch seine letzte Ruhestätte fand, blieb sein Gedächtnis lebendig; noch im Spätmittelalter fanden an seinem Todestag Armenspeisungen im Kloster St. Emmeram statt.

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    Mit dem Sturz und Tod Kaiser KARLS III. brach 887/88 der bis auf Karl Martell zurückgehende Mannesstamm unehelich geborener KAROLINGER ab. Die Herrschaft des Geschlechts wäre wohl vollkommen erloschen, wenn nicht ein illegitimer Deszendent der ostfränkischen Linie, ARNULF, bis dahin Markgraf in Kärnten, durch seine Rebellion aktiv diese Wendung herbeigeführt hätte. Da er seine politischen Ziele jedoch entsprechend dem Kreis seiner Frankfurter "Wähler", auf das Regnum seines Großvaters Ludwigs des Deutschen, also auf O-Franken (samt Lotharingien), einschränkte, gab er zugleich den Weg frei zur Auflösung des großfränkischen Reichsverbandes, der von der Dynastie aufgebaut und bis zuletzt von ihr ausschließlich regiert worden war.
    Das Hervortreten neuer Könige hatte sich unter KARL III. schon länger angebahnt und konnte daher im Winter 887/88 ziemlich rasch vonstatten gehen. Der Regensburger Fortsetzer der Fuldaer Annalen, der noch herablassend von den "vielen Kleinkönigen (reguli) in Europa" spricht, nennt als ersten BERENGAR VON FRIAUL, den Enkel LUDWIGS DES FROMMEN, der sich im Januar 888 in Pavia zum König des italienischen Regnums krönen ließ, und gleich danach den WELFEN Rudolf, der den Dukat um den Genfer See beherrschte, aber bei seiner Königserhebung in Saint-Maurice d'Agaune die Erneuerung des Lothar-Reiches ins Auge faßte. In W-Franken nutzte der ROBERTINER seine überlegene Machtstellung von der Seine bis zur Loire wie auch seinen frischen Kriegsruhm als Verteidiger von Paris, um Ende Februar oder Anfang März in Compiegne die Krone zu nehmen, wohl nur wenige Tage bevor in Langres Markgraf Wido II. von Spoleto, eingedenk der alten Verbindungen seines Geschlechts zum Westen, desgleichen tat. Allerdings räumte er vor Odo schnell das Feld und verfolgte seine Ambitionen in Italien weiter, während im aquitanischen Süden Graf Ramnulf von Poitiers, nach dem Tode des Bernhard Plantapilosa (885/86) der Mächtigste weit und breit, zeitweilig ebenfalls seine Verselbständigung als König betrieb, sich dann aber doch Odo unterwarf (+ 890); an seinem Hof hütete er im übrigen den 8-jährigen Karl, Ludwigs des Stammlers postumen Sohn, der vorerst freilich von keiner Seite ins Spiel gebracht wurde.
    König ARNULF VON O-FRANKEN, der KAROLINGER, ließ dies alles unbeteiligt geschehen. Erst im Juni 888 empfing er in Frankfurt eine Gruppe westfränkischer Gegner Odos unter dem Erzbischof Fulco von Reims, die zunächst WIDO angehangen hatten und nun ihm die Herrschaft bei ihnen antrugen. ARNULF ging nicht darauf ein und erkannte vielmehr Odo an, auf den ja auch KARL III. im Westen vertraut hatte. Der ROBERTINER fand sich gestärkt durch einen eben errungenen Normannensieg in Worms zur Huldigung ein und erhielt bald darauf von ARNULF eine Krone, mit der er, nunmehr in Reims, abermals gekrönt wurde, was seine inneren Widersacher einstweilen zum Schweigen brachte. Anders verhielt sich ARNULF gegenüber Rudolf, dessen Ehrgeiz auf Lotharingien, ausgedrückt in einer Königskrönung während des Sommers in Toul, er nicht hinzunehmen gewillt war. Durch einen Aufmarsch im Elsaß nötigte er den WELFEN zum Rückzug und zum Erscheinen im Oktober in Regensburg, wo er ihm die Königsherrschaft allein für den westlichen Alpenraum zugestand. In Italien setzte ARNULF, wiederum wie KARL III., auf BERENGAR, zu dem er Ende 888 bei der Begegnung in Trient persönliche Beziehungen aufnahm, ohne indes verhindern zu können, dass BERENGAR bald schon eine schwere Niederlage gegen den aus W-Franken zurückgekehrten WIDO erlitt und im Kampf um das Regnum südlich der Alpen fürs erste das Nachsehen hatte. Alles in allem zeigt ARNULFS Umgang mit Odo, Rudolf und BERENGAR, dass der KAROLINGER eine gewisse Oberhoheit in Anspruch nahm, die sich schon aus dem relativen Übergewicht seiner ostfränkisch-lotharingischen Position ergab, aber, wohl unter dem Eindruck des Scheiterns KARLS III., keine großfränkische Restaurationspolitik betrieb. W-Franken und Italien scheint der "schon als eigene traditionsbehaftete und geschichtsfähige Einheiten" (E. Hlawitschka) respektiert zu haben, doch fand er sich nur mühsam mit Rudolfs (hoch-)burgundischer Reichsbildung ab. Um deren Expansion vorzubeugen, förderte er sogar die Wiederaufrichtung des (nieder-)burgundisch-provenzalischen Königtums der BOSONIDEN durch den jungen LUDWIG, den Adoptivsohn KARLS III., der 890 in Valence unter Berufung auf eine von KARL verliehene regia dignitas und auf ARNULFS Einverständnis erhoben und gesalbt wurde.
    Innerhalb O-Frankens fehlte es nicht an geschichtsbewußten Stimmen, die in dem Namen des etwa 40-jährigen, nicht zur Herrschaft geborenen Königs den heiligen Arnulf von Metzwiedererkannten und von ihm wie von dem einstigen Stammvater der KAROLINGER den Beginn einer neuen Blüte erhofften. ARNULF, als König anscheinend erst seit kurzem mit Oda aus dem in der Lahngegend verwurzelten Geschlecht der KONRADINER vermählt, konnte indes lediglich zwei Söhne aus früheren, kirchlich nicht anerkannten Verbindungen vorweisen, den gerade erwachsenen Zwentibold und einen noch ganz kleinen Ratbod, deren Erbrecht ihm die ostfränkischen Großen 889 in Forchheim unter der Voraussetzung zusicherten, dass ihm kein legitimer Sprößling von Oda beschieden sein würde. Vermutlich gegen diesen Beschluß entfachte Bernhard, der außereheliche Sohn KARLS III., 890/91 in Schwaben und Churrätien einen Aufstand, bei dessen Niederschlagung er getötet wurde. Nachwirkungen der Konfrontation mit dem kaiserlichen Oheim sind auch sonst in der inneren Politik ARNULFS zu spüren, der das Zentrum der Macht wieder nach Bayern verlegte und anstelle Liutberts von Mainz (+ 889) auf den Erzkapellan seines Vaters Karlmann, den Erzbischof Theotmar von Salzburg zurückgriff. 892 sorgte er für den Sturz des von KARL III. geförderten BABENBERGERS Poppo in der Sorbenmark und ließ dafür die konradinischen Verwandten seiner Gattin, Graf Konrad den Älteren sowie dessen Bruder Rudolf als Bischof von Würzburg, in Mainfranken und Thüringen zu vorherrschendem Einfluß gelangen, ähnlich wie er 895 den in Bayern seit langem dominierenden Grafen Engildeo, der mit Hildegard, einer Tochter Ludwigs des Jüngeren, im Bunde stand, durch Liutpold ersetzte, vermutlich einen eigenen Verwandten über seine Mutter Liutswind. Zusätzliche Autorität gewann ARNULF durch glückliche Entwicklungen an den äußeren Grenzen, denn nach einem vielbeachteten Sieg über die Normannen am Fluß Dyle bei Löwen (891) kam ihm zugute, dass sich diese Feinde bald endgültig von seinem Teilreich abkehrten, und im SO erlebte er 894 den Tod des bis zuletzt erfolglos kämpfenden Swatopluk, womit ein rascher, durch das von Osten neuerdings hervorbrechende Reitervolk der Ungarn noch beschleunigter Machtverfall des Mährerreiches einsetzte. Als die Königin Oda im Herbst 893 einen Sohn zur Welt brachte, der den Namen des Urgroßvaters LUDWIG erhielt, schien die Konsolidierung der KAROLINGER-Herrschaft im reduzierten Rahmen O-Franken-Lotharingiens vollends gelungen. Dringlicher waren dem ostfränkischen Herrscher die Beinträchtigungen seiner Hegemonie, die von König Rudolf und den WIDONEN ausgingen, und die Chancen für den eigenen Nachwuchs, die aus der Bekämpfung erwachsen konnten. Jedenfalls ging der lästige WELFE in Hochburgund fühlbar gestärkt durch die Erfolge WIDOS, der nach der Abdrängung BERENGARS in den Raum von Verona bis Friaul als Herr über den größten Teil Italiens auch den widerstrebenden Papst Stephan V. (885-891) dazu gebracht hatte, ihn als ersten Nicht-KAROLINGER am 21.2.891 zum Kaiser zu krönen, und mit der Erhebung seines heranwachsenden Sohnes LAMBERT zum Mitkönig (Mai 891) und sogar dessen Kaiserkrönung durch Stephans Nachfolger Formosus (891-896) im April 892 in Ravenna die langfristige dynastische Sicherung seiner (ganz "fränkisch" gedachten) Herrschaft erreicht zu haben schien. Dagegen war ARNULF bereit, seine anfängliche Selbstbescheidenheit aufzugeben, wozu ihn auch Hilfsgesuche des Papstes und BERENGARS ermunterten. 893 schickte er Zwentibold, seinen Ältesten vor, der bis Pavia zog, aber nicht viel gegen WIDO ausrichtete; Anfang 894 folgte er selbst, nahm in einer "Entscheidungsschlacht" (J. Jarnut) die Stadt Bergamo ein und verschaffte sich in ganz Oberitalien Geltung (in unklarem Verhältnis zu den Rechten König BERENGARS), brach dann aber die weitere Verfolgung WIDOS ab und kehrte auf dem Umweg einer Strafexpedition durch Rudolfs burgundisches Kernland heim.
    Gegen den schwer zu packenden WELFEN waren ein erneuter Feldzug Zwentibolds und eine Zusammenkunft ARNULFS mit LUDWIG von der Provence im Sommer 894 gerichtet, zu einem guten Teil aber auch ARNULFS Plan, den Erstgeborenen, der seit der Geburt Ludwigs des Kindes seine Thronfolgerecht in O-Franken eingebüßt hatte, mit einem gesonderten Regnum auszustatten, das außer dem eigentlichen Lotharingien auch Burgund umfassen sollte. Nachdem die Großen dies, bemerkenswerterweise, 894 in Worms noch abgelehnt hatten, setzte sich ARNULF im Mai 895 an gleicher Stätte durch und ließ Zwentibold in Gegenwart Odos von West-Franken zum König in Burgundia et omni Hlotharico regno salben und krönen. Erst danach wandte er sich wieder Italien zu, wo inzwischen Kaiser WIDO verstorben war und seit Ende 894 dessen Witwe Ageltrude mit dem jungen Kaiser LAMBERT das Regiment führte. Anders als noch 894 pochte ARNULF diesmal auf Herrscherrechte auch südlich der Alpen, was ihn schnell mit BERENGAR entzweite, und drang im Winter 895/96 bis Rom vor, wo er sich den Einzug gegen Ageltrude erkämpfen mußte. Papst Formosus verlieh ihm am 15./22.2.896 ohne Rücksicht auf den geflohenen LAMBERT die Kaiserkrone und erwartete von ihm weiteres Einschreiten gegen das widonische Spoleto, aber da holte ARNULF das Verhängnis der Spät-KAROLINGER ein: Er erlitt wie sein Vater Karlmann einen Schlaganfall mit schweren Lähmungen, der eine sofortige Rückkehr nach Bayern gebot und bereits 897 eine Ausdehnung des Treueids der ostfränkischen Großen auch auf den 4-jährigen Sohn Ludwigratsam machte. In Mailand ließ ARNULF seinen außerehelichen Sohn Ratold zurück, dem er eine künftige Rolle in Italien zugedacht haben mag, doch war das karolingische Zeitalter in der Geschichte dieses Landes unwiederbringlich zu Ende. Kaiser LAMBERT (+ 898) und BERENGAR teilten sich noch 896 vertraglich die Herrschaft.

    Decker-Hauff Hansmartin: Seite 347, "Die Ottonen und Schwaben"

    Wenn ARNULF den jungen WELFEN Heinrich dadurch an sich band, dass er ihm eine seiner Töchter zur Frau gab, dann dürfen wir in den reichen bayerischen Lehen eher eine Form der Ausstattung anläßlich der Heirat mit Atha sehen. Heiratsfähige Töchter aber hatte ARNULF damals nur aus seiner seit etwa 870/75 andauernden ungesetzlichen Verbindung mit Ellenratha, während aus der kurz vor 888 geschlossenen Ehe mit der sehr jungen Oda noch keine erwachsenen Töchter vorhanden, vielleicht überhaupt noch keine Kinder geboren waren.
    Atha, Heinrichs Gattin und ARNULFS mögliche Tochter, trägt einen Namen, der nur in der Kurzform erhalten ist. Die Vollform ist nicht überliefert; man hat sie später in Weingarten latinisiert und zu Beata ergänzt. Dass dies ausgeschlossen ist, hat schon Krieg erwiesen. Sollte die Kurzform Atha auf irgendeine Weise mit Ellinratha zusammengehören, dem Namen, den sowohl ARNULFS Gefährtin als auch eine Tochter aus dieser Verbindung trugen? Oder ist am Ende Atha "von Hohenwarth" überhaupt identisch mit ARNULFS bereits bekannter Tochter Ellinrata?
    Diese nicht vollblütige KAROLINGERIN verlor ihren Gatten, den zwielichtigen Markgrafen Engilschalk von der Ostmark, gerade in den Jahren, in denen wir Heinrich mit dem goldenen Wagen erstmals am Kaiserhof vermuten dürfen. Ellinratha hatte sich seinerseits von Engilschalk entführen lassen, dann aber eine Aussöhnung zwischen ihrem Gatten und ihrem Vater erreicht. Engilschalk wurde von den vielen Feinden, denen er sich durch seinen Übermut verhaßt gemacht hatte, verfolgt und mitten in der Regensburger KAROLINGER-Pfalz ergriffen, geblendet und getötet. ARNULFS Rolle ist dabei bis heute dunkel. Engilschalks Untergang fällt ins Frühjahr 893, so dass die Heirat Heinrichs mit Atha-Ellinratha etwa ab Ende 893/Anfang 894 stattgefunden haben könnte. 914 hat Ellinratha noch gelebt, denn sie wird in einer Urkunde ihrer Mutter, der matrona Ellinratha, erwähnt.

    Konecny Silvia: Seite 143, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Das Eheverhalten der letzten KAROLINGER ähnelte in zunehmendem Maße jenem des Adels. Dies wird im W insbesondere durch das Auftreten von Einheiraten karolingischer Könige in den Machtbereich fürstlicher Witwen deutlich. Auch exterritoriale Heiraten zeigen, daß ein universaler Herrschaftsanspruch nur noch in geringem Maße bestand und die letzten Exponenten des karolingischen Geschlechtes durchaus als Herrscher kleinräumiger Bereiche handelten, die mit gleichwertigen Partnern Bündnispolitik betrieben. Daher bildeten exterritoriale Heiraten eine erstrebenswerte Alternative zu Eheverbindungen mit dem fränkischen Adel, für den die Ehe mit dem Königshaus in keiner Weise mehr einen einseitigen Gunstbeweis bedeutete.
    Die Ehen ARNULFS waren vor allem eine Bündnispolitik mit dem fränkischen Adel. Sie wurden weitgehend durch die Auseinandersetzungen dieses Adels untereinander bestimmt, die ARNULF zu seinem Vorteil zu nützen suchte. Jedenfalls scheint er mehrere Verbindungen eingegangen zu sein, worauf unter anderem Schenkungsurkunden hindeuten, die als eine Versorgung von Ehepartnerinnen aufgefaßt werden könnten. In einigen dieser Fälle handelte es sich vermutlich um Verbindungen von geringerer Bedeutung. Von solchen unterschieden sich jedoch mit ziemlicher Sicherheit die Ehen ARNULFS, denen Ratold und Zwentiboldentstammten, denn diese wurden 889 für eine Herrschaftsnachfolge in Betracht gezogen Die Bezeichnung der Mütter Ratolds und Zwentibolds als Konkubinen bezog sich gewiß nicht auf den sozialen Status der Frauen, sondern wollte wohl nur die Verbindung ARNULFS mit diesen von der legitien Ehe mit Uota unterscheiden. So drückte der 889 gebrauchte Konkubinenbegriff vor allem ein kurzfristiges Doninieren der konradinischen Gruppe aus, der Uota entstammte. Eine Vorrangstellung der KONRADINER hing wog mit der Ausweitung von ARNULFS Macht nach dem W zusammen. Aber auch gegenüber Uota bestand wiederholt eine starke Opposition. Deshalb ist es nicht sicher, ob Uota durchweg als legitime Ehefrau galt.
    Eine erste Ehe ging ARNULF vermutlich noch zu Lebzeiten Karlmanns ein, jedoch möglicherweise ohne ausdrückliche Zustimmung seines Vaters. Dieser ersten Verbindung entstammte Zwentibold. Nach dem Tod Karlmanns mag sie zunächst durchaus als Vollehe gegolten haben. An dem ältesten Sohn ARNULFS vertrat der gleichnamige Mährer-Fürst Zwentibold Patenstelle, was darauf hindeuten könnte, daß die erste Gattin ARNULFS einem Geschlecht entstammte, das im Grenzbereich tätig war und Kontakte zu den Mährern hatte. Ob zwei weitere Nachkommen ARNULFS, Ellinratund Ratold, ebenfalls aus dieser ersten Ehe des Herrschers entstammten, und dessen erste Gattin daher in jener älteren Ellinrat zu sehen ist, die eine Urkunde als Mutter der gleichnamigen ARNULFS-Tochter bezeugt, kann nicht eindeutig entschieden werden. Möglicherweise trifft auch jene Quellennachricht zu, die Zwentibold und Ratold verschiedenen Müttern zuschreibt. Somit bleibt es unklar, ob ARNULFS erste Ehe wegen seiner Verbindung mit Uota gelöst wurde, oder ob dies schon wegen einer Ehe mit der Mutter des Ratold geschah. letzten Endes wäre - ob nun neben der Verbindung mit Uotanur jene Ellinrat oder mehrere bestanden - auch Polygamie denkbar, zumindest in dem Sinne, daß einzelne Verbindungen der politischen Situation entsprechend vernachlässigt und später wieder aufgenommen wurden. Damit wäre eine Variante der Polygamie gegeben, die einer politisch mächtigen und annähernd gleichwertigen Gruppierung des Adels rechnung trug.
    ARNULF heiratete Uota um 888. In diesem Jahr einigte er sich nämlich mit dem Adel über die Herrschaftsnachfolge Zwentibolds und Ratolds, sofern die "legitime" Gattin Uota, keinen Sohn gebären würde. Eine Regelung dieser Art bedeutete gewiß einen Kompromiß, auch wenn Uota "legitme" Gattin und später sogar Königin genannt wurde. Bezeichnenderweise erfolgte jedoch keine Krönung Uotas, obwohl ARNULF wie KARL III. Anspruch auf die Gesamtherrschaft über das Frankenreich erhob, ja nicht einmal eine Dotation Uotasist überliefert. Auf dem Italienzug des Jahres 896 aber begleitete Ratold den Kaiser, nicht etwa Uota und deren Sohn Ludwig. Möglicherweise war ARNULF die müterliche Sippe Ratolds im lombardischen Grenzgebiet nützlicher als die KONRADINER. Auch Zwentibold erhielt trotz der Geburt Ludwigs des Kindes die Königswürde im Jahre 895 zugesprochen. Zusätzlich festigte 897 die Ehe mit einer LIUTPOLDINGERIN (Richtig ist: LIUDOLFINGERIN) die Stellung des ältesten ARNULF-Sohnes, zu der der Vater seine Zustimmung gab. Während des Siechtums ARNULFS war Uota besonders starken Anfechtungen ausgesetzt, 899 wurde ihr Ehebruch vorgeworfen. Vermutlich gelang es Uota nach dem Tod ARNULFS nicht, vormundschaftlich für ihren unmündigen Sohn zu regieren. Daß Ludwig das Kind dennoch die Königswürde innehatte, war kaum ausschließlich Verdienst der Mutter. Der unmündige König wurde vor allem vonn den ehemaligen Ratgebern ARNULFS vorgeschoben.


    888 oo KONRADINERIN Oda um 873- 903

    Kinder:

    - Ludwig IV. 893-24.9.911
    - Glismut - 26.4.924
    oo Konrad der Ältere von Fritzlar ca 855-27.2.906

    Illegitim

    - Zwentibold 870/71-13.8.900
    - Ratold Ahnherr der Grafen von Meran 889-

    von Ellinrat - 24.5.nach 914

    - Ellinrat - 24.5.nach 914
    oo Engelschalk II. Markgraf der Ostmark - Frühjahr 893

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 14,22 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 23 Anm. 49,41 Anm. 4, 96,168 - Bauer Dieter R./Histand Rudolf/ Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 55,71,300 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 18-21,24,42,44,63,68 - Borgolte Michael: Karl III. und Neudingen. Zum Problem der Nachflgeregelung Ludwigs des Deutschen. Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins - Boshof Egon: Die Salier. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 7,156 - Deutsche Geschichte Band 1 Von den Anfängen bis zur Ausbildung des Feudalismus Mitte des 11. Jahrhunderts. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1982, Seite 358,359,360,361,362,363,400,416 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I, Seite 142,144,147, 510,551/Band II Seite 114,127,188,469/ Band III Seite 12,480,486, 499 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches, Gustav Lübbe Verlag Bergisch Gladbach 1994, Seite 111,120,122,152,156, 180,193,205,268,356,392,394 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 70,85,87,88,94,95,98-100,104-109,111, 113 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865, Band II Seite 65,98,120,141,199,203,227-229,245-247,284,288,299,378,419,471,478, 479,678-680 - Eberhard Winfried: Westmitteleuropa Ostmitteleuropa. Vergleiche und Beziehungen. Festschrift für Ferdinand Seibt zum 65. Geburtstag. R. Oldenbourg Verlag München 1992 Seite 275, 285-289 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 18-20,23,60 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller, Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996, Seite 13,15,18-21, 26 - Eickhoff Ekkehard: Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt. Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 352,486,488 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C. H. Beck München 1994, Seite 59 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 18,69,87 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 30,81,265 - Gregorovius Ferdinand: Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter. dtv-Bibliothek 1978 Band I Seite 564,567,568, 569,575 - Hartmann, Wilfried: Kaiser Arnulf von Kärnten (887-899), in Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern, Hg. Karl Rudolf Schnith, Seite 81-89 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seite 59,68,154,163 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 3-248 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971, Seite 17-22,38-40,46-49, 51-53,55,60,63-66,72,79,125,137,254,280,494 - Hlawitschka, Eduard: Vom Frankenreich zur Formierung der europäischen Staaten- und Völkergemeinschaft 840-1046, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1986 - Illig Heribert: Das erfundene Mittelalter. Die größte Zeitfälschung der Geschichte. ECON Verlag GmbH, Düsseldorf und München 1996, Seite 77,390 - Jaeckel, Gerhard: Die deutschen Kaiser. Die Lebensgeschichten sämtlicher Monarchen von Karl dem Großen bis Wilhelm II., Weltbild Verlag Augsburg, Seite 38-40 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 143-145 - Mitterauer Michael: Karolingische Markgrafen im Südosten. Archiv für österreichische Geschichte Band 123. Hermann BöhlausNachf./Graz -Wien - Köln 1963, Seite 145, 152,153,166-168,180,181,183,187,189,190,206,212,217,218,220,223, 236,237,242,245,248,249,251 - Mitteis Heinrich: Der Staat des hohen Mittelalters. Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar 1974, Seite 94 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Pohl, Walter: Die Welt der Babenberger. Schleier, Kreuz und Schwert, hg. von Brigitta Vacha, Verlag Styria, Seite 43,78,92 - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 140,181,271,300,414, 423,426,431,441,465,470,480,483,514,516 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 257,260,263,267-271,279,291,395,408 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 156,167,177,179,182,184,186-196,225 - Schieffer Rudolf: Karl III. und Arnolf. in Festschrift für Eduard Hlawitschka zum 65. Geburtstag. Verlag Michael Lassleben Kallmünz Opf. 1993 - Schmid Alois: Das Bild des Bayernherzogs Arnulf (907-937) in der deutschen Geschichtsschreibung von seinen Zeitgenossen bis zu Wilhelm von Giesebrecht. Verlag Michael Lassleben Kallmünz 1976, Seite 24,34,53,58,59,60,65,68,71,78,81,89, 115,116,154,167,194,231 - Schmid Karl: Reich und Kirche vor dem Investiturstreit. Gerd Tellenabch zum 80. Geburtstag. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1985, Seite 4,7,11-14 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 72-76,78-81,99,117 - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan: Otto III. Heinrich II. Eine Wende? Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 72,241A,395 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 64,76,79,81-89,91,95,104,106,117,172 - Schulze Hans K: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 121,136 - Weinfurter Stefan: Die Salier und das Reich Band 1-3. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1991 Band I Seite 142,144,147, 510,551/Band II Seite 114,127,188,469;Band III Seite 12,480,486,499 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 45,78 - Werner Matthias: Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1982, Seite 279,285 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 447,475 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stutggart 1981, Seite 19,53,57,73 - Wies Ernst W.: Otto der Große. Kämpfer und Beter. Bechtle Verlag Esslingen 1989 Seite 28,121 -



    Neue Deutsche Biographie - Arnulf

    ostfränkischer König, Kaiser, * wohl vor 850, † 8.12.899 Regensburg (dort auch begraben).

    Nach der Teilung des ostfränkischen Reiches 876 übergab König Karlmann, dem mit Bayern auch die südöstlichen Marken zugefallen waren, seinem einzigen, illegitimen Sohn A. Kärnten und Pannonien. Beim Tode des Vaters, der 878 auch Italien hinzugewonnen hatte, erlangte er die Nachfolge nicht, die ihm Karlmann wenigstens in Bayern zugedacht zu haben scheint. Hier verdrängte ihn sein Oheim Ludwig (der Jüngere), Italien fiel dem anderen Oheim Karl III. zu. Widerstand leistete A. nicht, und so wurden ihm die Marken belassen, auch als Karl III. alleiniger Herr des ostfränkischen (882) und schließlich des fränkischen Gesamtreiches (885) wurde. Hier hat A. sich eine ansehnliche Machtstellung geschaffen, die sich auch auf die slavische Bevölkerung stützen konnte. Er wurde Prätendent einer Bewegung des ostfränkischen Adels, die auf Entthronung des infolge Krankheit untüchtigen Karl III. zielte. Das Maß seines Anteils bei dessen Absetzung ist umstritten. Ende November 887 durch Wahl der Großen zum König erhoben, machte er keine Anstalten, seine Herrschaft auch auf den Westen des Reiches auszudehnen, sondern ließ es widerspruchslos geschahen, daß hier ein Zerfall in Kleinkönigreiche eintrat. Die ihm 888 von einem Teil der westfränkischen Bischöfe und Adligen angebotene Königswahl lehnte er ab. Nur Lothringen suchte er mit Erfolg für das Ostreich zu sichern (888), und auch in Oberitalien, das er wohl als Erbe des Vaters betrachtete, machte er eine Oberherrschaft geltend (888). Doch behielt Italien eine Sonderstellung unter eigenem König, und auch Lothringen sah sich A. genötigt, diese Sonderstellung einzuräumen: Hier wurde 895 sein illegitimer Sohn Zwentibold zum Unterkönig mit sehr selbständiger Gewalt erhoben und gesalbt, nachdem 894 der gleiche Versuch am Widerstand der lothringischen Großen gescheitert war. Die Frage, ob im Verhalten A.s eine Tendenz auf Isolierung des östlichen Reichsteils, des späteren Deutschen Reichs zu erkennen ist, ist umstritten, dürfte aber zu bejahen sein. Der großfränkische Einheitsgedanke wirkte insofern nach, als alle Kleinkönige nach und nach seine formale Oberherrschaft anerkannten, doch geschah dies im Grunde ohne sein Zutun.

    Die Kernstellung von A.s Herrschaft blieb stets Bayern, wo Regensburg eine Art Reichshauptstadt war; daneben traten Frankfurt und Forchheim hervor. Er war ein tatkräftiger Herrscher, der eine aktive Ostpolitik trieb, in unaufhörlicher Auseinandersetzung mit dem großmährischen Reiche des Svatopluk und seiner Söhne. Fäden spannten sich zu den Bulgaren und bis nach Byzanz. Zum ersten Male treten die Ungarn in den deutschen Gesichtskreis. Abotriten, Sorben und vor allem Böhmen erkannten A.s Oberherrschaft an. Die Normannen schlug er nach anfänglicher Niederlage an der Dyle entscheidend (891); seit 892 sind sie nicht mehr ins ostfränkische Reich eingefallen. Im Inneren hatte er mit dem Widerstand des Adels, der ihn erhoben hatte, zu kämpfen. Es gelang ihm nicht, die Nachfolge seiner illegitimen Söhne Zwentibold und Ratold durchzusetzen (891), die eine Reichsteilung erfordert hätte. Erst 893 wurde ein legitimer Thronerbe Ludwig (das Kind) geboren, dessen Nachfolge keine Schwierigkeiten machte (Treueid 897). A. hat sich in zunehmendem Maße auf die Bischöfe gestützt (Hatto von Mainz, Salomo von Konstanz, Waldo von Freising, vor allem Wiching von Neitra). Deutlich erkennen läßt dies die glänzende Synode von Tribur (895) im Vergleich mit der Synode von Mainz (888); damals war der Kirche noch längst nicht eine so bevorzugte Stellung eingeräumt. Diese (freilich bestrittene) Kirchenpolitik A.s, die als Vorspiel zur Kirchenpolitik Ottos des Großen angesehen worden ist, bereitete die spätere Herrschaft der Bischöfe im ostfränkischen Reiche vor (Synode von Hohenaltheim 916).

    Vermutlich ist auch seine spätere Italienpolitik, die im Einvernehmen mit dem Papsttum betrieben wurde, von den Bischöfen beeinflußt worden, vor allem von Wiching, der der Vertrauensmann Roms im Missionsgebiet des Method in Mähren gewesen war. Noch 890 lehnte A. das Hilfegesuch Stephans V. ab, das über Svatopluk wohl durch Vermittlung Wichings an ihn gerichtet worden war. 893/94 aber leistete er einem ebensolchen des Papstes Formosus Folge; Wiching wurde damals sein Kanzler. Der Zug blieb erfolglos; der anfangs erhobene Anspruch auf unmittelbare Beherrschung des italienischen Königreichs wurde zunächst wieder aufgegeben. Aber ein zweiter Zug 895 führte zur Erstürmung Roms und zur Kaiserkrönung durch Formosus. Den Plan einer Hinwendung zu universalen Zielen läßt die Rückaufschrift einer Bleibulle aus dieser Zeit erkennen: Renovatio regni Francorum. Aber er wurde nicht weiter verfolgt; schwere Erkrankung (paralysis) A.s machte das Errungene zunichte. Er mußte nach Deutschland zurückkehren, wo er den Rest seiner Regierung als ein gebrochener Mann, jedoch nicht untätig, vorzugsweise in Bayern verbrachte. – A.s Persönlichkeit ist bei aller Tatkraft gekennzeichnet durch die vorsichtige Zurückhaltung, die er in der Verfolgung politischer Ziele übte. Ansprüche erhob er nur insoweit, als er sie realisieren konnte. Seine Regierungszeit ist für die Herauslösung des späteren deutschen Reiches aus dem fränkischen Gesamtreich entscheidend geworden. Eine Quelle des 11. Jahrhunderts drückt dies so aus: „Hier wurde die Teilung vollzogen zwischen den deutschen (teutonici) und den romanischen (latini) Franken“ (MG SS III, S. 214).

    Literatur
    ADB I; E. Dümmler, Gesch. d. ostfränk. Reiches III, 21888; E. Mühlbacher, Dt. Gesch. unter d. Karolingern, 1896, S. 619-42; S. Riezler, Gesch. Baierns I/1, 21927, S. 404-16; A. Jaksch, Gesch. Kärntens bis 1338, Bd. 1, 1928, S. 104-15; J. Schur, Königtum u. Kirche im ostfränk. Reiche v. Tode Ludwigs d. Dt. bis Konrad I., 1931, S. 44 ff.; G. Tellenbach, Königtum u. Stämme in d. Werdezeit d. dt. Reichs, = Qu. u. Stud. z. Verfassungsgesch. d. dt. Reiches in MA u. Neuzeit VII/4, 1939, S. 31 ff.; ders., Zur Gesch. Kaiser A.s, in: HZ 165, 1942, S. 229-45; ders., Wann ist d. dt. Reich entstanden?, in: DA 6, 1943, S. 23 ff.; H. Zatschek, Wie das erste Reich d. Deutschen entstand, = Qu. u. F aus d. Gebiet d. Gesch., hrsg. v. d. hist. Komm. d. dt. Ges. d. Wiss. u. Künste Prag 16, Prag 1940, S. 219-51; W. Schlesinger, Kaiser A. u. d. Entstehung d. dt. Staates u. Volkes, in: HZ 163, 1941, S. 457-70; ders., Die Anfänge d. dt. Königswahl, in: ZSRG 66, 1948, S. 391 ff.; M. Lintzel, Die Anfänge d. dt. Reiches, 1942, S. 72-91; ders., Zur Stellung d. ostfränk. Aristokratie beim Sturze Karls III. u. der Entstehung d. Stammesherzogtümer, in: HZ 166, 1942, S. 457-72; H. Mitteis, Die Krise d. dt. Königswahlrechts, 1950, S. 29 ff.; LThK.



    Gestorben:
    29.11.oder 8.12.899

    Arnulf heiratete Oda in 888. Oda (Tochter von im Lahngau, Berengar) wurde geboren um 873; gestorben in 903; wurde beigesetzt in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 3. Ludwig IV.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 893 in Altötting [84503],Altötting,Bayern,Deutschland; gestorben in Sep 911 in Frankfurt am Main [60311],Hessen,Deutschland; wurde beigesetzt in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland.
    2. 4. Glismut  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 865; gestorben am 26 Apr 924.

    Arnulf heiratete Ellinrat in 870/875. Ellinrat gestorben nach 914. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 5. Ellinrat  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 875; gestorben nach 914.

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 6. von Lothringen, Zwentibold  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 870/871; gestorben am 13 Aug 900; wurde beigesetzt in Echt-Susteren [6100],Limburg,Niederlande.
    2. 7. Ratold  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 889.


Generation: 3

  1. 3.  Ludwig IV. Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Arnulf2, 1.Karlmann1) wurde geboren in 893 in Altötting [84503],Altötting,Bayern,Deutschland; gestorben in Sep 911 in Frankfurt am Main [60311],Hessen,Deutschland; wurde beigesetzt in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 900-911, Ostfrankenreich; Ostfränkischer König

    Notizen:

    Ludwig IV. Ostfränkischer König (900-911)
    Herbst 893 (Alt-)Oetting - 20./24.9.911 Frankfurt Begraben: St. Emmeram, Regensburg

    Einziger Sohn des Kaisers ARNULF von Kärnten und der KONRADINERIN Oda

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 2172

    Ludwig IV. das Kind, ostfränkischer König
    * wohl Sept./Okt. 893 Alt-Ötting, + 20. oder 24. September 911 Frankfurt Begraben: Regensburg, St. Emmeram

    Der einzige Sohn Kaiser ARNULFS von Kärnten aus gültiger Ehe wurde am 4. Februar 900 zu Forchheim zum König erhoben. Seine Krönung ist die erste gesicherte Königskrönung der ostfränkisch-deutschen Geschichte. Im März 900 nahm er die Huldigung der lothringischen Großen entgegen. Trotz seines kindlichen Alters blieb Ludwig das Kind der Mittelpunkt des staatlichen Lebens. In seinem Namen wurden die Reichsversammlungen von 901 (Regensburg), 903 (Forchheim) und 906 (Tribur) durchgeführt. Der Schwerpunkt seiner Herrschaft lag eindeutig in den südlichen Stammesherzogtümern, zunächst in Bayern, später in Franken. Eine eigenständige Regierung vermochte das stets kränkelnde Kind aber nicht zu verwirklichen. Die Herrschaft ging auf Adel und Episkopat über. Entscheidende Berater waren Erzbischof Hatto von Mainz und Bischof Salomo von Konstanz. Die Schwäche der Zentralgewalt begünstigte das Wiedererstarken der früheren Mittelgewalten der Herzogtümer, die sich als "jüngere" Stammesherzogtümer erneut als Kräfte des Verfassungslebens verfestigten. Dazu trug auch die äußere Bedrohung durch die Ungarn bei, zu deren Abwehr das Königtum außer der Niederlage auf dem Lechfeld 910 keinen nennenswerten Beitrag leistete. Mit dem glücklosen Ludwig IV. dem Kind erlosch die ostfränkische Linie der KAROLINGER.

    Literatur:
    ADB XIX, 451-455 - NDB XV, 329-331 - G. Tadde, Lex der dt. Gesch., 1977, 744 - Dümmler² III - P. Kehr, Die Kanzlei L.s d. K.es, 1940 - H.-W. Goetz, Dux und ducatus, 1977 - H. Beumann, Die Einheit des ostfrk. Reichs und der Ks.gedanke bei der Kg.serhebung L.s d. K.es (Adipl 23, 1977) 142-163 [Lit.] -

    Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 494

    Ludwig IV., das Kind, ostfränkischer König
    * Herbst 893 Oettingen + 24.9.911 Regensburg Begraben: St. Emmeram, Regensburg

    900 in der Pfalz Forchheim zum König im O-Frankenreich gewählt, kurz darauf zum König von Lothringen.
    Die Regierung führten für ihn Hatto I., Erzbischof von Mainz und andere Bischöfe.
    In dieser Zeit konnte sich das jüngere Stammesherzogtum durchsetzen.
    Lothringen sagte sich nun vom Reich los und schloß sich 911 dem W-Frankenreich an.
    Hielt sich oft in Regensburg auf, wo er 12 von 72 Urkunden ausstellte.

    Literatur:
    ADB 19; BWB 2; S. Rösch, Caroli Magni Progenies, 1977; W. Giesebrecht, Gesch. d. dt. Kaiserzeit 1, 1888.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 460, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VI. Generation 25

    Zu Ludwig IV. jetzt grundlegend Schieffer (wie oben Anm. VI, 22) 75ff. Ludwigs Regierungsantritt in O-Franken läßt sich danach genau auf 900 II 4, der in Lothringen (wie Schieffer eindrucksvoll zeigt, ist er staatsrechtlich vom ersteren klar zu trennen) auf den März des Jahre 900.

    Rappmann Roland/Zettler Alfons: Seite 433, "Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter"

    LUDWIG DAS KIND
    + 24.9.(?)911

    Necr. B 24.9. "Ludouuicus rex", König des Ostfränkischen Reiches 900-911

    Literatur:
    ADB 19 Seite 451ff.; BM² 1983d-2070b; Dümmler, Geschichte des Ostfränkischen Reiches 3 Seite 495ff.; Werner, Nachkommen Seite 460 Nr. 25 und Tafel VI/25; Die Klostergemeinschaft von Fulda 2,1 Seite 324 K 18; Biographisches Wörterbuch 2 Spalte 1715. Zum Todestag: Dümmler, ebd. 3; Seite 559 Anmerkung 3; BM² 2070b.

    Das Verhältnis Ludwigs, Sohn Kaiser ARNULFS von Kärnten, zum Kloster Reichenau, ist entscheidens durch den Reichenauer Abt und Mainzer Erzbischofs Hatto bestimmt worden. Hatto, der bereits unter ARNULF großen Einfluß auf dessen Regierungsangelegenheiten hatte und sogar Taufpate Ludwigs des Kindes war, übernahm nach dem Regierungsantritt des jungen Königs im Jahr 900 faktisch die Regierungsgeschäfte. Aus der kurzen Regierungszeit Ludwigs sind uns zwei Urkunden des Königs für das Inselkloster erhalten, in denen er unter anderem Immunität und freie Abtswahl bestätigte; vgl. D LdK 69; BM² 2059; Brandi, Urkundenfälschungen Seite 6 bzw. Seite 118 Nr. 48; vgl. auch ebd. Seite 6 bzw. Seite 117 Nr. 47 und Beyerle, Von der Gründung Seite 112/6. Über den Todestag Ludwigs gibt es verschiedene Angaben in den Necrologien, die teilweise aber auf Verwechslungen mit König Ludwig dem Jüngeren beruhen. Die in BM² 2070b versuchte paläographische Handklassifizierung des Reichenauer Necrologs hat sich als unzutreffend herausgestellt.

    Ludwig IV. war erst 6 Jahre alt, als er die Nachfolge seines Vaters antrat. Der ostfränkische Episkopat und weltliche Große erhoben ihn am 4.2.900 in Forchheim zum König. Die Regentschaft übernahm Erzbischof Hatto von Mainz und Bischof Salomo III. von Konstanz. Unter seiner Herrschaft erstarkten die im Abwehrkampf gegen die Ungarn mächtig gewordenen Stammesherzogtümer weiter.

    Mit Ludwig IV. starb die ostfränkische Linie der KAROLINGER aus.

    Jaeckel, Gerhard: Seite 40, "Die deutschen Kaiser. Die Lebensgeschichten sämtlicher Monarchen von Karl dem Großen bis Wilhelm II."

    LUDWIG IV. DAS KIND 899-911

    Vor seinem Tode hatte Kaiser ARNULF die geistlichen und weltlichen Großen auf seinen 893 in Altötting geborenen einzigen ehelichen Sohn von der Kaiserin Ota vereidigt. Zur Regentschaft bestimmte er Erzbischof Hatto von Mainz und Bischof Salomo von Konstanz, zum Erzieher den Bischof Albero von Würzburg. Weltlicher Vormund wurde Konrad von Hessen und Niederlahnstein, ein Verwandter Otas und wiederum mit deren Tochter Glismut, also einer Schwester des jungen Ludwig verheiratet. Am 4. Februar 900 wurde Ludwig das Kind in Forchheim feierlich gekrönt, gesalbt und mit einem Königsmantel bekleidet.
    Neben diesen mächtigen und ehrgeizigen Regenten spielte Ludwig nur als Symbol für die Einheit des O-Fränkischen Reiches eine Rolle. Und um diese Einheit war es schlecht bestellt. Schon seit den Bruderkämpfen der Söhne LUDWIGS DES FROMMEN war das karolingische Herrschaftsprinzip, nach dem Königslehen mit dem Erlöschen des damit verbundenen Amtes oder dem Tod des Lehensträgers an den König und das Reich zurückfielen, immer mehr aufgeweicht worden. Lehen wurden erblich und gingen in das Eigentum der Grafen über, aus Lehnsgrafen wurden feudale, dem Monarchen nur noch durch Treueid verpflichtete Grundherren. Die mächtigsten und vornehmsten Grafen schwangen sich zu Herzögen auf und die alten, von KARL DEM GROSSEN abgeschafften Stammesherzogtümer erstanden wieder, zuerst Sachsen und Thüringen. Gegen diese Entwicklung stemmtem sich dei Bischöfe, die für den Besitz der Kirchen und Klöster fürchteten. Ein geistlicher Chronist spricht von "Ludwig, unter dem alle Güter friedlos wurden". Ihrerseits benutzten die geistlichen Regenten Hatto von Mainz und Salomo von Konstanz ihre Stellung, um ihrer Verwandtschaft große erbliche Besitztümer auf Kosten des Reichsgutes zu verschaffen.
    Während an der SO-Grenze des Reichs die Ungarn zu einer gefährlichen Bedrohung wurden, führten Ludwigs Verwandte, die KONRADINER, vier Jahre lang eine blutige Privatfehde mit den am oberen Main begüterten POPPONEN, deren Stammburg auf dem Babemberg lag, dem späteren Domberg in Bamberg. Die "Babenberger Fehde" wurde erst 906 durch königliches Heeresaufgebot zugunsten der KONRADINER entschieden, der POPPONE Graf Adalbert hingerichtet.
    Im gleichen Jahr streiften die Ungarn bis nach Sachsen, ein Jahr darauf fiel Markgraf Luitpold von Kärnten im Kampf gegen die Eindringlinge, 909 drangen sie bis nach Schwaben vor. Die Abwehr blieb den betroffenen Stämmen überlassen, deren Große dadurch noch mächtiger und selbstbewußter wurden. Erst 910 kam endlich ein Reichsaufgebot zustande, das mit dem 17-jährigen König Ludwig IV. an der Spitze den Ungarn entgegentrat. Auf dem Lechfeld bei Augsburg wurde er vernichtend geschlagen.
    Nach dieser Schlacht gibt es nur noch wenige Nachrichten über den König. Im Oktober 910 erscheint sein Name auf einer Forchheimer Urkunde, im Juli 911 zum letztenmal auf einem Frankfurter Dokument. Er starb im Alter von nur 18 Jahren am 20. August 911 "siechen Körpers und einer frühzeitigen Auflösung erliegend" an unbekanntem Ort. In St. Emmeram bei Regensburg soll er angeblich neben seinem Vater Kaiser ARNULF beigesetzt worden sein. Er war als ostfränkischer König nach Ludwig III. dem Jüngeren, dem zweiten Sohn Ludwigs des Deutschen, der vierte dieses Namens, wurde jedoch nicht zum Kaiser gekrönt, so daß später Kaiser LUDWIG DER BAYER ebenfalls als LUDWIG IV. bezeichnet wurde
    [Richtig ist, daß LUDWIG DER BAYER als vierter seines Namens Römischer Kaiser wurde nach LUDWIG I. DEM FROMMEN, LUDWIG II. (+ 875) und LUDWIG III. DEM BLINDEN von Burgund.].

    Hartmann Wilfried: Seite 90-94, „König Ludwig IV. das Kind“ in Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern, Hg. Karl Rudolf Schnith

    Die erstaunliche Tatsache, dass der erst gut 6-jährige Sohn ARNULFS knapp zwei Monate nach dem Tode seines Vaters einmütig zum König der O-Franken erhoben wurde, zeigt, dass die Regionen dieses Reiches in den Jahrzehnten seit 843 ein hohes Maß an Zusammengehörigkeitsgefühle entwickelt hatten. Die Schwäche des minderjährigen Königs sollte behoben werden durch seine Krönung, die wahrscheinlich Erzbischof Hatto von Mainz durchführte. Es war dies die erste Krönung eines ostfränkischen Königs; während Krönungen im W-Frankenreich und auch in Lotharingien bereits früher vorgenommen worden waren, um schwache Herrscher zu stützen.
    Der junge König konnte die Regierungsgeschäfte anfangs natürlich nicht selbständig führen, auch wenn diese Fiktion aufrechterhalten wurde; so hat Ludwig eigenhändig mit seiner Kinderhand den Vollzugsstrich in das Königsmonogramm der in seinem Namen ausgestellten Urkunden eingetragen. Die wirkliche Regierung lag in den Händen eines Regentschaftsrats; für eine vormundschaftliche Regierung besaß das Frühmittelalter keine anerkannten Rechtsregeln. Wenn keine ostfränkische Adelsgruppe daran dachte, einen auswärtigen KAROLINGER (etwa den W-Franken Karl den Einfältigen oder den Burgunder LUDWIG) einzuladen, die Herrschaft im O-Reich anzunehmen, so ist auch das ein Ausdruck des inzwischen gewachsenen Eigenbewußtseins dieses Reiches. Das Zusammengehörigkeitsgefühl der ostfränkischen Stämme manifestiert sich auch darin, dass sich eine ganze Reihe von wichtigen Repräsentanten der Regionen am Hof Ludwigs einfand, um als Intervenienten seiner Urkunden und als Ratgeber an der Regierung des Landes mitzuwirken. In erster Linie sind hier neben Hatto von Mainz die Brüder Salomo III. von Konstanz und Waldo von Freising zu nennen; aber auch weltliche Große aus Franken, Bayern und Sachsen waren am Hof anzutreffen, so dass man sagen konnte, "sogar der unmündige und ohnmächtige König" habe sich "noch als Klammer der Großen in Nord und Süd" erwiesen (J. Fleckenstein).
    Der Hof scheint sich bis 907 bevorzugt in Bayern, besonders in Regensburg, der wichtigen Residenz Ludwigs des Deutschen und ARNULFS, aufgehalten zu haben. Dann - sporadisch bereits seit 905, dauernd seit 907 - tritt das Rhein-Main-Gebiet in den Vordergrund, wo Frankfurt, Tribur und Ingelheim als Aufenthaltsorte bezeugt sind. Einige Male ist der König auch in der Pfalz Bodman in Alemannien nachweisbar; hier war er in der Nähe von Bischof Salomo III. von Konstanz (890-919), der seit 909 die Kanzlei leitete.
    Das Maingebiet war in den Jahren bis 906 der Schauplatz heftiger Kämpfe, die von den mächtigen ostfränkischen Adelsfamilien der BABENBERGER und der KONRADINER vielleicht geführt wurden, um sich einen möglichst günstigen Ausgangspunkt für die Zeit nach Ludwig zu schaffen. Die BABENBERGER hatten unter Ludwig dem Jüngeren und KARL III. ihren wichtigsten Repräsentanten in Graf Heinrich, dessen kriegerische Tüchtigkeit sich in mehreren Schlachten gegen die Normannen bewährt hatte. Nachdem er im Sommer 886 vor Paris gefallen war, versuchten seine Söhne Adalbert, Adalhard und Heinrich II. die Position der Familie auszubauen. Ihre Hauptgegner waren die KONRADINER, die unter ARNULF zahlreiche Vorteile erreichen konnten, weil ARNULFS Frau Oda aus dieser Familie kam. Nach ARNULFS Tod kam es zu Kämpfen, in deren Verlauf Heinrich II. fiel und Adalhard gefangengenommen wurde. Nachdem der KONRADINER Eberhard an seinen Wunden verstorben war, ließen die KONRADINER den gefangenen Adalhard enthaupten (902/03). Ein Urteil von Großen aus Franken, Schwaben, Bayern, Thüringen und Sachsen übertrug den Besitz der toten babenbergischen Brüder an den König, der ihn an den konradinischen Bischof Rudolf von Würzburg weitergab.
    Nachdem 906 Graf Konrad der Ältere in einer Schlacht gegen Adalbert gefallen war, konnte Adalbert auf einem neuen Kriegszug durch eine List gefangengenommen werden. Ein Adelsgericht verurteilte ihn zum Tode; das Urteil wurde auch auf Betreiben Konrads des Jüngeren, des späteren Königs KONRAD I., vollstreckt. Dieser hatte sich mit seinem Vorgehen den Weg zum Königtum erkämpft; die BABENBERGER waren jetzt trotz ihrer Verwandtschaft mit den KAROLINGERN und den sächsischen LIUDOLFINGERN ausgeschaltet.
    Die zentrifugalen Tendenzen, die sich immer stärker bemerkbar machten, wurden durch die äußere Bedrohung verstärkt, die ein rasches Handeln der Machthaber an den Grenzen des Reiches erforderte. Die größte Bedrohung ging von den Ungarn aus, die seit dem Jahr 900 immer wieder den deutschen SO verwüsteten. Nachdem sie 905/06 den alten Gegner des O-Fränkischen Reiches, das Großmährische Reich, zerschlagen hatten, drangen sie 906 bis nach Sachsen vor. Markgraf Liutpold von Bayern versuchte im kommenden Jahr, durch einen Präventivschlag die Ungarn zu treffen, nachdem die Bayern schon 903 ein gemeinsames Gastmahl mit den Ungarn zu einem Massaker an diesen ausgenützt hatten. Der Feldzug, den Liutpold nach O führte, endete bei Preßburg mit einer verheerenden Niederlage; nicht nur der Markgraf selbst, sondern auch eine ganze Reihe von geistlichen und weltlichen Großen Bayerns, darunter Erzbischof Theotmar von Salzburg, fielen im Kampf. Merkwürdigerweise bedeutete aber diese Niederlage nicht das Ende der Machtstellung der LIUTPOLDINGER in Bayern; vielmehr scheint Liutpolds Sohn Arnulf von Anfang an eine vom Königtum unabhängigere Stellung angestrebt und erreicht zu haben. Vielleicht gab es kurz nach 907 bereits Abmachungen der Bayern mit den Ungarn, die in den folgenden Jahren 909 und 910 vor allem Schwaben heimsuchten. Im Sommer 910 versuchte der junge König selbst, sich den Ungarn auf dem Lechfeld entgegenzustellen; er erlitt eine schwere Niederlage, die sein Königtum aufs äußerste gefährdete.
    Ein Jahr später ist der kränkelnde junge Mann gestorben. Die Tatsache, dass keine zeitgenössische Quelle den Sterbeort und die Grabstätte Ludwigs des Kindes verzeichnet, muß als Hinweis darauf gelten, dass er sich nicht in das Bewußtsein seiner Nachwelt eingeprägt hat.
    In St. Emmeram in Regensburg, wo er nach einer zuerst im 12. Jahrhundert greifbaren Tradition beigesetzt sein soll, ist sein Todestag völlig falsch überliefert (nämlich der 21.1., der Tag, an dem Ludwig der Jüngere starb). Dies ist ein ziemlich starkes Argument dagegen, dass Ludwig das Kind in St. Emmeram begraben ist, denn das Mittelalter pflegte sich den Tag des Todes genau zu merken, da dieses Datum als Geburtstag zum ewigen Leben als das wichtigste Datum im Leben eines Menschen angesehen wurde.

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    In O-Franken war 899/900 nach dem Tode Kaiser ARNULFS eine Situation eingetreten, die man seit den späten MEROWINGERN nicht mehr gekannt hatte. Der junge König Ludwig war ein anfangs 6-jähriges Kind, offenbar von Natur kränklich und zu eigenständigem Handeln nicht imstande, auch wenn das hergebrachte Zeremoniell der Reichsversammlungen und Urkundenausstellung dies überspielte. Macht und Verantwortung mußten auf Jahre an die geistlichen und weltlichen Großen übergehen, die durchweg im Königtum weiterhin ihren legitimierenden Rückhalt sahen, aber von dort nicht länger in ihren Positionskämpfen gehemmt wurden, sondern eher versucht waren, die Königsautorität als Waffe gegeneinander zu machen. Sie fühlten sich im übrigen zur Bündelung und Anspannung aller verfügbaren Kräfte unter ihrer Führung vielfach auch dadurch herausgefordert, dass kurz nach dem Verschwinden der Normannengefahr die neue, unberechenbare Bedrohung durch die Ungarn über O-Franken hereinbrach, die fraglos einen tatkräftigeren König überfordert hätte. Auf den Spuren der Hunnen und der Awaren, mit denen sie in den lateinischen Quellen gern identifiziert werden, waren diese berittenen Nomaden aus dem Wolgaraum in die Donau/Theiß-Ebene des alten Pannonien vorgestoßen und machten sich von dort aus bald durch rasche, nach W gerichtete Beutezüge über weite Entfernungen bemerkbar. 899/900 fielen sie in großer Zahl plündernd in Oberitalien ein, nachdem König BERENGARS Abwehr in Friaul gescheitert war. Aber auch Bayern mit Karantanien und der Ostmark wurden seitdem von ihnen heimgesucht, das innerlich geschwächte Mährerreich wurde 906 zerschlagen. Hatte noch ARNULF 892 eine ungarische Reiterschar gegen Swatopluk zu Hilfe genommen, so standen 902 Bayern und Mährer in gemeinsamen Kampf gegen die Heiden.
    Bestimmend an Ludwigs Königshof blieben jene Kreise, die bereits in ARNULFS Gunst gestanden hatten. Unter den Vertretern des Episkopats tritt weniger der wieder amtierende Erzkapellan Theotmar von Salzburg als der von ARNULF eingesetzte Mainzer Erzbischof Hatto hervor, der in einem Schreiben nach Rom über den Thronwechsel von 900 berichtete, offenbar noch in der trügerischen Hoffnung, einen "ostfränkischen Anspruch auf die Kaiserwürde" (H. Beumann) retten zu können. Zur informellen Regentschaft ist gewiß auch Bischof Adalbero von Augsburg zu zählen, der als "Erzieher" des Königs genannt wird, sowie Bischof Salomon III. von Konstanz, seit 909 mit dem zuvor vakant gebliebenen Titel des Kanzlers. Im Kreise der großen Familien gaben nun erst recht die unter ARNULF aufgestiegenen KONRADINER den Ton an, die sich in Hessen, aber nicht in Thüringen gegen die sächsischen LIUDOLFINGER behaupteten und in Mainfranken seit 902 im Namen des Königs eine blutige Fehde mit den BABENBERGERN ausfochten; dass Graf Konrad der Ältere dabei 906 den Tod fand, zog alsbald die Gefangennahme und Hinrichtung des letzten BABENBERGERS Adalbert nach sich, womit der Weg frei war für den jüngeren KONRAD, den nachmaligen König, der fortan als dux in Rhein- und Mainfranken waltete. Einen weiteren Zugewinn hatte sein Haus schon etwa 902 zu verzeichnen gehabt, als Konrad des Älteren Bruder Gebhard zum Statthalter in Lotharingien mit der urkundlichen Bezeichnung als dux regni quod a multis Hlotharii dicitur eingesetzt worden war, neben dem freilich auch der einheimische Graf Reginar seine Position wahrte. Als "königsnaher" Magnat hat ferner Liutpold in Bayern zu gelten, der angesichts der bedrohten Grenzen zu vermehrten Machtmitteln und erhöhten Befugnissen gelangte und 903 als dux Boemanorum von der Königskanzlei tituliert wurde. Immerhin mehrfach am Hof bezeugt, freilich ohne Kennzeichnung als dux, ist der LIUDOLFINGER Otto der Erlauchte, der im angestammten Sachsen 906 einen ersten Einfall der Ungarn hinnehmen mußte, und schließlich fehlen in Ludwigs Umgebung auch nicht der thüringische Markgraf Burchard (908 mit dux-Titel) sowie ein weiterer Burchard, der als Markgraf in Rätien den ersten Rang bei den Alemannen beanspruchte, aber 911 der Wut seiner Gegner zum Opfer fiel. Die historische Forschung erkennt in diesen Männern die Repräsentanten der heraufziehenden nach-karolingischen Mittelgewalten, die in allmählicher Annäherung an ältere Stammes- und Rechtsgebiete als Herzogtümer zum tragenden Grund des OTTONEN-Reiches wurden. Eben in der Zeit des ostfränkischen Kinderkönigtums nehmen sie einen entscheidenden Entwicklungsfortschritt.
    Zum äußeren Wendepunkt der Regierungszeit Ludwigs des Kindes wurde der Sommer 907, als der Versuch offensiver Ungarnabwehr an der Donau scheiterte und ein stattliches bayerisches Aufgebot am 4.7. vor Preßburg eine verheerende Niederlage erlitt; Liutpold als Anführer kam ebenso ums Leben wie der Erzkapellan Theotmar von Salzburg und zwei weitere Bischöfe neben vielen anderen Großen. Das bayerische Ostland, einst von KARL DEM GROSSEN den Awaren abgerungen, war nach diesen Einbußen nicht mehr zu halten, und Bayern selbst geriet in eine exponierte Position, deren Stabilisierung nach dem Willen der Überlebenden Liutpolds Sohn Arnulf zufiel. Während er sich bald schon als dux Baioariorum et etiam adiacentium regionum nannte, ist Ludwigs Königshof seither nicht mehr im väterlichen Kernland Bayern nachzuweisen, sondern hielt sich im konradinischen Franken sowie in Schwaben auf. Ein ähnlich vernichtender Schlag durch die Ungarn traf übers Jahr Thüringen, wo der Markgraf Burchard wie auch Bischof Rudolf von Würzburg, der KONRADINER, bei der Abwehr fielen und fortan die sächsischen LIUDOLFINGER ihre Macht ausweiten konnten. 909 und abermals 910 suchten die Ungarn, Bayern durchquerend, mit Raub und Brand Alemannien heim, und dort am Lech geschah es zum einzigen Mal, dass ihnen König Ludwig selbst an der Spitze eines Heeres aus Schwaben, Franken und Bayern entgegentrat. Er wurde genauso geschlagen wie andere vor ihm und verlor auf dem Schlachtfeld wiederum einen wichtigen Helfer: den KONRADINER Gebhard, dux in Lotharingien. Da die erneute Besetzung seines Amtes von auswärts nicht zustande kam, rückte Reginar, der Enkel LOTHARS I. und Graf im Maasgau, bis Mitte 911 (wieder) in die Rolle des anerkannt führenden Magnaten im alten Lothar-Reich ein. Man sieht, wie mit dem Schwinden der Kraft von König und Hof zur Verteidigung nach außen ein Verfall ihrer personellen und integrierenden Wirksamkeit nach innen einherging.


    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 15,22-25,29,46 - Althoff Gerd: Otto III. Primus Verlag Darmstadt 1997, Seite 133 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 15,18,19,26,28,33-37,39,60,78 Anm.190 - Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 54,75,132 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite11,19-21,27, 44,89,127 - Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986, Seite 29-31,34, 57,147,171,204,268 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 77,133,181,203,206,211 - Deutsche Geschichte Band 1 Von den Anfängen bis zur Ausbildung des Feudalismus Mitte des 11. Jahrhunderts. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1982, Seite 262-364,372,374-376 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 362, 400,456,493-558,681 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 113,119,120 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 21,24 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989, Seite 29,43,254,257 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seite 76,154 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 92,103,114,121, 156,170,180-182,185-199,201,210,214,235,239,241 - Hlawitschka, Eduard: Vom Frankenreich zur Formierung der europäischen Staaten- und Völkergemeinschaft 840-1046, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1986 - Hlawitschka, Eduard: Vom Frankenreich zur Formierung der europäischen Staaten- und Völkergemeinschaft 840-1046, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1986 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971, Seite 18, 29,38-43,46-48,51,59,70,280 - Jaeckel, Gerhard: Die deutschen Kaiser. Die Lebensgeschichten sämtlicher Monarchen von Karl dem Großen bis Wilhelm II., Weltbild Verlag Augsburg, Seite 40 - Mitterauer Michael: Karolingische Markgrafen im Südosten. Archiv für österreichische Geschichte Band 123. Hermann Böhlaus Nachf./Graz-Wien-Köln 1963, Seite 191,194,206,236,242 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 181,300,390,407,423,433,443 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 292 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 190-192,194-198,200,227 - Schmid Alois: Das Bild des Bayernherzogs Arnulf (907-937) in der deutschen Geschichtsschreibung von seinen Zeitgenossen bis zu Wilhelm von Giesebrecht. Verlag Michael Lassleben Kallmünz 1976, Seite 20,26,44,68,84,87,98,102,103, 108,109,161,186,191,194,195,198,207,216,221,231,236 - Schulze, Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 116-119,131,1476,198 - Weinfurter Stefan: Die Salier und das Reich Band 1-3. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1991, Band I, Seite 222,375; Band II, Seite 49; Band III, Seite 10,486 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 463,477,479 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co.,Stuttgart 1981, Seite 19,53,61 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 29,33,41 -

    Neue Deutsche Biographie - Ludwig das Kind

    ostfränkischer König, * (wohl Sept./Oktober) 893 (Alt-)Ötting, † (wohl 24.9.) 911 (Frankfurt?), ⚰ wohl Regensburg, Sankt Emmeram.

    L. war Arnulfs einziger Sohn aus vollgültiger Ehe. Als seine Taufpaten sind EB →Hatto I. von Mainz (891–913) und der Bischof Adalbero von →Augsburg (887–909) bezeugt, Adalbero auch als Erzieher. Arnulf, der seinen Friedelsohn Zwentibold 895 zum König in|Lothringen eingesetzt hatte, ließ 897, einer freilich späten Nachricht zufolge, wohl im Mai auf der Wormser Reichsversammlung, sich selber und L. „von allen“ einen Treueid leisten. Der Sechsjährige wurde gemäß diesem Willen des Vaters zwei Monate nach dessen Tod am 4.2.900 in Forchheim zum König ausgerufen und gekrönt. Es ist in der ostfränk.-deutschen Geschichte die erste gesicherte, freilich nur summarische Nachricht von einer Krönung. Die Vermutung liegt nahe, daß EB Hatto als Coronator waltete, der damit die Kontinuität des aus Rhein- und Mainfranken, Schwaben, Bayern, Thüringen und Sachsen bestehenden Ostreiches sichern wollte. Jedenfalls war er es, der über diesen Thronwechsel alsbald dem Papst (Johann IX. oder Benedikt IV.) berichtete (GP IV 71 n. 54), anscheinend in der Absicht, dem Sohn Arnulfs auch den Weg zur Kaiserwürde offenzuhalten.

    Fast gleichzeitig brach in Lothringen ein Aufstand gegen Zwentibold aus. L. wurde ins Land gerufen, nahm im März 900 zu Diedenhofen die Huldigung der lothring. Großen entgegen, begab sich im April nach Aachen und erschien im selben Jahr nochmals im Westen, wo der Tod Zwentibolds (13.8.900) den Wirren ein Ende setzte. Somit war, ohne ernstliche Krise, das Ostfränk. Reich wieder in dem Umfang vereinigt, der seit 879 bestandenhatte.

    Daß der König ein Kind war, wurde im einfachen Rechtsdenken der Zeit schlichtweg ignoriert. Eine Regentschaft im rechtlichen Sinne gab es nicht, L. galt als selber regierend, die Reichsversammlungen – Regensburg 901, Forchheim 903, Tribur 906 – galten als von ihm einberufen und geleitet. Person und Hof selbst dieses schwachen Königs stellten immer noch den Angelpunkt der politischen Ordnung dar. Die Urkunden wurden auf seinen Namen ausgestellt und von ihm selber mit dem Vollziehungsstrich versehen. Es sind 78 in der Substanz echte (freilich nicht immer im Text vollständige) Diplome erhalten (dazu 7 spätere Fälschungen und 10 mit hinreichender Sicherheit erschließbare Deperdita). Die Empfänger verteilen sich auf alle Länder von Bayern bis Sachsen und Lothringen, freilich ungleichmäßig, mit besonderen (aber vielleicht nur zufälligen) Schwerpunkten bei Eichstätt und St. Gallen. Die Kanzlei Arnulfs unter der nominellen Aufsicht des Salzburger Erzbischofs als des archicappellanus (Theotmar, † 907, dann Pilgrim) blieb weiter tätig, von Anfang 909 an geleitet von dem Bischof Salomon III. von Konstanz (890–919) als cancellarius. Die Diplome für lothring. Empfänger wurden dagegen, wie in Zwentibolds Jahren, weiterhin auf den Namen des EB Ratbod von Trier als des archicancellarius beglaubigt und meist auch in dessen – ebenfalls fortbestehender – Trierer Sonderkanzlei ausgefertigt. Lothringen behielt im übrigen auch politisch eine Sonderstellung. L. nahm nach 900 nur noch dreimal – 902, 906, 908 – jeweils sehr kurzen Aufenthalt in diesem Lande (Metz, Aachen), dessen Große allem Anscheine nach auch ihrerseits nicht an den ostfränkischen Reichsversammlungen teilnahmen. Der Königshof residierte im übrigen nur im Süden, bis 907 besonders in Bayern (Regensburg), dann mit Vorzug in Franken (Frankfurt, Tribur, Ingelheim, Forchheim).

    Von eigener Regierungstätigkeit, an der sich biographische Züge ablesen ließen, kann bei dem jungen, offenbar stets kränkelnden L. keine Rede sein. Den Bischöfen Hatto, Adalbero und Salomon wuchs eine Autorität zu, die einer faktischen Regentschaft oft nahekam, aber neben ihnen und weiteren Bischöfen begegnen am Hofe L.s – nach Ausweis der Urkunden nicht selten in großer Zahl – auch weltliche Große, so daß im ganzen eher von einem Adelsregiment als von einer Regentschaft gesprochen werden muß. Zu dieser Schwäche der Zentralregierung kam eine neue, sprunghaft ansteigende Bedrohung von außen. Die Ungarn suchten seit 899/900 Italien heim, worin wohl auch ein Grund dafür zu sehen ist, daß Kaiserpläne L.s, wenn sie bestanden, vollends unrealisierbar wurden; statt seiner wurde Anfang 901 Ludwig von Niederburgund von Benedikt IV. gekrönt. Die Ungarn beunruhigten seit 900 auch den bayer.-slaw. Südosten. Die Zerschlagung des Großmähr. Reiches (905/06) öffnete ihnen den Weg in die Reichsländer; 906 erschienen ihre berittenen Pfeilschützen erstmals in Sachsen.

    Das Machtvakuum im Innern und die zu rascher militärischer Reaktion zwingende äu-ßere Gefährdung förderten in steter Wechselwirkung den längst (und allenthalben im Frankenreich) im Gang befindlichen Aufstieg landschaftlicher Mittelgewalten, in denen sich die Herzogtümer des deutschen Mittelalters anbahnten. Der Aufstieg der schon von Arnulf geförderten rheinfränk. Konradiner schritt unter L. voran. Sie setzten sich in Hessen durch und standen in Mainfranken den Popponen-Babenbergern gegenüber. In Lothringen wurde der Konradiner Gebhard als Amtsherzog eingesetzt, doch behauptete hier auch der Henne- und Haspengaugraf Reginar|eine starke Stellung. Mit den Babenbergern aber trugen die Konradiner, gestützt auf die Reichsgewalt, von 902 an eine blutige Fehde aus, die 906 zum Tode des älteren Konrad (bei Fritzlar) führte, dann jedoch in Theres am Main mit der Gefangennahme und Hinrichtung des letzten Babenbergers Adalbert endete. Seitdem nahm der jüngere Konrad (L.s Nachfolger als König) in Rhein- und Mainfranken die Vormachtstellung eines dux ein. Am Widerstande innerschwäb. Gegner, aber ohne erkennbare Beteiligung des Königshofes, scheiterte 911 mit dem gewaltsamen Ende des hunfriding. Mgf. Burchard und seines Bruders Adalbert der erste Ansatz zu einer schwäb. Herzogsmacht. In steter Fühlung mit dem Hofe L.s stand dagegen der gleichfalls schon bei Arnulf sehr angesehene bayer. Magnat Liutpold, der mehrere Grenzgrafschaften befehligte und sogar als dux Boemannorum bezeichnet wird. Sein Versuch, der Ungarngefahr offensiv zu begegnen, endete am 5.7.907 bei Preßburg mit einer Katastrophe des bayer. Heerbanns; Liutpold selber und der Erzkaplan Theotmar von Salzburg waren unter den Toten; die karoling. Ostmark an der Donau, für die eben noch (903/06) die Raffelstettener Zollordnung erlassen worden war, brach zusammen. Im gefährdeten Bayern aber festigte und verselbständigte sich eben jetzt die Herzogsgewalt: Mit dem Willen des Stammesadels und sichtlich ohne Beziehung zum Hofe L.s (der seitdem nicht mehr mit Sicherheit in Bayern nachweisbar ist) folgte Liutpolds Sohn Arnulf als faktisch autonomer Herzog. Im Ungarnkampfe fiel am 3.8.908 auch der noch von Arnulf eingesetzte und dem Hofe L.s verbundene thür. Mgf. Burchard. Thüringen kam in den Einflußbereich der Liudolfinger – Ottos und seines Sohnes Heinrich – deren Vorrang in Sachsen längst gefestigt und vom König anerkannt war.

    Die Ungarnwelle erreichte nach diesen Schlägen einen ersten Höhepunkt. Sie ergoß sich 909 nach Schwaben. Trotz eines Abwehrsieges des Hzg. Arnulf an der Rott stießen ihre Raubscharen im nächsten Jahre durch Bayern vor. Wohl im Sommer (12.6.?, 9.8.?) 910 trat ihnen der König an der Spitze eines schwäb.-fränk.-bayer. Heerbanns auf dem Lechfeld bei Augsburg entgegen, aber diese einzige größere eigene Tat L.s führte zu einer neuen schweren Niederlage, bei der mit dem Tode des Konradiners Gebhard das lothring. Amtsherzogtum endete. Offenbar erkannte der Königshof die führende Stellung Reginars jetzt auch formell an: Er konnte am 1.6.911 als comes et missus dominicus urkunden.

    Nach einer glücklosen Regierung erlosch mit L. die ostfränk. Linie der karoling. Dynastie. Die politische Zukunft und damit der Zusammenhalt des Reiches war offen, aber im Jahrzehnt L.s waren wesentliche Vorentscheidungen für die politische Struktur des mittelalterlichen Deutschland gefallen. – Wenige Wochen nach L.s Tod erhoben die ostfränk. Großen den Hzg. Konrad zum König, während sich die Lothringer dem Westreich Karls III. anschlossen.

    Literatur
    ADB 19; Regg. Imp. I; Chronik d. Abtes Regino v. Prüm (-906) mit Continuatio [Adalbert], hrsg. v. F. Kurze, = MGH SS rer. Germ., 1890, auch (ohne Continuatio) mit Übersetzung in: R. Rau (Hrsg.), Qu. z. karoling. Reichsgesch. III, 1960; MGH DD Karol. Germ. IV; Capit. II 249-252 (Zollordnung), dazu Löwe Anm. 16 u. Schieffer § 6 Anm. 14 (Literatur); MGH Poetae IV 298-306 (Klagelied Salomons von Konstanz über d. Zustand d. Reiches). - Dümmler III, Parisot, Werner, Löwe § 47, Schieffer § 80 a (s. bei Ludwig d. Deutsch); P. Kehr, Die Kanzlei L.s d. K., 1940; Th. Schieffer, Die lothring. Kanzlei um 900, in: DA 14, 1958; E. Hlawitschka, Lotharingien u. d. Reich an d. Schwelle d. dt. Gesch., 1968, S. 185-94; H. Beumann, Die Einheit d. ostfränk. Reichs u. d. Kaisergedanke bei d. Königserhebung L.s d. K., in: Archiv f. Diplomatik 23, 1977 (Literatur). Die erst seit d. 11. Jahrhundert belegte, aber unwidersprochen gebliebene Nachricht zum Regensburger Grab Ludwigs wird von A. Schmid in: DA 32, 1976, S. 351-58 bezweifelt, kaum zu Recht. - Zu den Anfängen d. Herzogtümer kontrovers: H. Stingl, Die Entstehung d. dt. Stammesherzogtümer am Anfang d. 10. Jh., 1974. u. H. W. Goetz, „Dux“ u. „ducatus“, 1977; zu beiden K. Reindel, in: DA 35, 1979, S. 288-90.



    Geburt:
    Herbst

    Gestorben:
    20./24.9.911

    Begraben:
    St. Emmeram


  2. 4.  Glismut Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Arnulf2, 1.Karlmann1) wurde geboren um 865; gestorben am 26 Apr 924.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Lahngau,Deutschland; Gräfin im Lahngau

    Notizen:

    Glismut Gräfin im Lahngau
    um 865-26.4.924
    Tochter des Kaisers ARNULF VON KÄRNTEN und der KONRADINERIN Oda

    Dümmler Ernst: Band II Seite 538,572,579, "Geschichte des Ostfränkischen Reiches"

    Die Leiche des gefallenen Konrad wurde von seiner Witwe Glismuoda und seinen Söhnen KONRAD und Eberhard aufgehoben und in der Feste Weilburg bestattet.
    Gegen den 10. November 911 wurde demnach KONRAD, der Sohn Konrads und Glismoudas [Am 1. Juli 912 machte KONRAD dem Kloster Fulda eine Schenkung per intercessionem venerandae ac dilectae gentricis nostrae Glismodae, desgleichen nennt er sie in einer Stiftung für Fulda (Boehmer acta Conr. p. 13, 38). Sie überlebte ihren Sohn und starb erst 26. April 924 siehe Necrol. Fuld. Mai. 924 (Boehmer fontes III, 156): Glismout cometissa VI Kal. Mai. Ganz unbegründeter Weise hat man, wie neuerdings noch Häuser (Geschichte der rheinischen Pfalz I, 27) und Leo (Vorlesung über deutsche Geschichte I, 588) Glismuoda zu einer unehelichen Tochter ARNOLFS machen wollen: eine Ansicht, die schon von Kremer (Orig. Nassiocae I, 65) hinlänglich widerlegt worden ist. Ebenso grundlos ist bei späteren Chronisten die Bezeichnung des älteren Konrad als eines Bruders Ludwigs.], zu Forchehim zum Franken-König gekrönt und gesalbt, wahrscheinlich durch die Hand Hattos, des alten Gönners seines Hauses.
    Im dritten Gnadenbrief endlich übergab er im Sommer 912 auf die Bitte seiner geliebten Mutter Glismuoda dem heiligen Bonifacius sein Erbgut zu Trebra an der Inn, wofür jene auf Lebenszeit mehrere Klostergüter im Lahngau zum Genuß erhielt.


    oo Konrad der Ältere von Fritzlar ca 855-27.2.906


    Kinder:

    - KONRAD I. um 881-23.12.918
    - Eberhard Herzog von Franken um 885-2.10.939
    - Udo III. Graf im Ober-Lahngau - um 918
    - Tochter
    oo Werner Graf im Worms- und Nahegau


    Literatur:
    Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 119 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 103 -

    Familie/Ehepartner: im Lahngau, Konrad. Konrad (Sohn von im Lahngau, Udo und N.) wurde geboren um 855; gestorben am 27 Feb 906 in Fritzlar [34560],Schwalm-Eder-Kreis,Hessen,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]


  3. 5.  Ellinrat Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Arnulf2, 1.Karlmann1) wurde geboren um 875; gestorben nach 914.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Ostmark,Österreich; Markgräfin der Ostmark

    Notizen:

    Ellinrat Markgräfin der Ostmark
    um 875 -24.5.nach 914
    Illegitime Tochter des Kaisers ARNULF VON KÄRNTEN und der Konkubine Ellinrat

    Werner Karl Ferdinand: Seite 460, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VI. Generation 23

    Wenn die zu 914 V 24, BM² 2090 erwähnte Ellinrath nicht identisch ist mit der Tochter ARNULFS, die Engelschalk, Sohn Engelschalks I. (zu diesem Hause jetzt M. Mitterauer, Karolingische Markgrafen im Südosten, Wien 1963, 178ff.), entführte, dann ist hier eine weitere uneheliche Tochter ARNULFS einzusetzen.
    Um seine Machtposition zu steigern, entführte der zwielichtige Markgraf Engilschalk 893 die uneheliche Tochter König ARNULFS. Er musste zuerst zu den Mährern fliehen, ehe er sich mit ARNULF durch Vermittlung Ellinratas aussöhnen konnte. Seine bayerischen Standesgenossen waren aber nicht bereit, eine Sonderstellung Engilschalks zu dulden. Er wurde von den vielen Feinden, denen er sich durch seinen Übermut verhasst gemacht hatte, verfolgt und mitten in der KAROLINGER-Pfalz Regensburg ergriffen, geblendet und getötet.

    Konecny Silvia: Seite 154, "Die Frauen des karolingischen Königshauses"

    Etwas anders verlief zwei Generationen später die Entführung einer Tochter ARNULFS durch Engilschalk, einen Sohn des Markgrafen Wilhelm. Der Entführer floh diesmal nicht in ein anderes fränkisches Teilreich, sondern suchte Unterstützung bei den Mährern, also bei einem "ausländischen" Fürsten. ARNULF söhnte sich bald mit Engilschalk aus und machte den Schwiegersohn zum Markgrafen im Osten. Im Grunde fand ARNULF sich damit wohl mit einer Lage ab, die zu ändern er doch nicht ausreichend Macht besaß. Überdies konnte ARNULF so die Verbindung Engilschalks zu dem Mährer-König Zwentibold nützen. Als dadurch aber ein Aufstand fränkischer Adeliger im Grenzbereich, den der Mährer-König unterstützte, nicht verhindert werden konnte, eilte Engilschalk - vermutlich in freundschaftlicher Absicht - zu ARNULF nach Regensburg. Dort versuchte eine andere Gruppe Adeliger, die dem Schweigersohn des Kaisers wohl schlecht gesinnt war, die unsichere Lage zu nützen und sich des Günstlings des Kaisers zu entledigen. Engilschalk wurde des Hochverats bezichtigt und geblendet. Die Ehe- und Bündnispolitik ARNULFS wurde in deisem Fall also von inneren Zwistigkeiten des Adels zunichte gemacht.


    oo Engelschalk II. Markgraf der Ostmark - Frühjahr 893


    Literatur:
    Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 478 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 154 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 85,89 -

    Familie/Ehepartner: Engilschalk II.. Engilschalk gestorben in 893 in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]


  4. 6.  von Lothringen, Zwentiboldvon Lothringen, Zwentibold Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Arnulf2, 1.Karlmann1) wurde geboren in 870/871; gestorben am 13 Aug 900; wurde beigesetzt in Echt-Susteren [6100],Limburg,Niederlande.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 895-900, Lothringen,Frankreich; König von Lothringen

    Notizen:

    Zwentibold
    König von Lotharingen (895-900)
    870/71-13.8.900 gefallen an der unteren Maas Begraben: Kloster Susteren
    Illegitimer Sohn des Kaisers ARNULF VON KÄRNTEN aus dem Hause der KAROLINGER von der Konkubine Ellinrat

    Lexikon des Mittelalters: Band IX Spalte 726

    Zwentibold, König von Lotharingien 895-900
    * ca. 871, + 13. August 900 gefallen im Maasgau Begraben: Kloster Susteren

    Illegitimer Sohn Kaiser ARNULFS und einer unbekannten Konkubine

    oo Oda (LIUDOLFINGERIN), Tochter Ottos des Erlauchten

    Der in der karolingischen Familie einmalige Name stammt vom Taufpaten Svatopluk, Fürst des Großmährischen Reiches. Vom Vater wurde Zwentibold (mit seinem ebenfalls illegitimen Halbbruder Ratold) zunächst für die Nachfolge im Reich vorgesehen (Mai 889 Hoftag in Forchheim) und mit militärischen Kommandos in Oberitalien (893) und Burgund (894) betraut. Nachdem ARNULF 893 ein legitimer Sohn, Ludwig IV., geboren worden war, setzte er gegen anfängliche adlige Widerstände (894) auf einem Wormser Hoftag im Mai 895 die Königswahl seines Erstgeborenen Zwentibold in Lotharingien durch; Hoffnungen auf die Einbeziehung Burgunds (Annales Fuldenses 895: König "in Burgundia et omni Hlotharico regno") erfüllten sich nicht. Zwentibolds selbständige Herrschaft, getragen von einer eigenen Hofkapelle unter Erzbischof Hermann I. von Köln und einer neugebildeten Kanzlei unter Erzbischof Radbod von Trier, suchte in Aufnahme der Traditionen des 869 untergegangenen lotharingischen Mittelreichs (Annales Vedastini 895: "regnum quondam Hlotharii") die Integration des dortigen Grafenadels in ein karolingisches Königtum zu befestigen. Anfängliche Erfolge 895/96 wichen dem Verlust politischer Konsensfähigkeit. Zwentibolds Scheitern hatte mehrere Ursachen:
    Seit ARNULFS schwerer Erkrankung (896/97) fehlte der Rückhalt des Vaters; wechselvolle Verwicklungen in den Auseinandersetzungen zwischen Odo und Karl III. 'dem Einfältigen' um die westfränkische Königsherrschaft (Feldzug Zwentibolds ins W-Fränkische Reich 895; wiederholte Flucht Karls nach Lotharingien 895 und 896; dort Treffen mit ARNULFS Gegnern um Kaiser LAMBERT in Remiremont) gingen seit 897 mit zunehmenden Spannungen mit Erzbischof Radbod von Trier und führenden Grafen Lotharingiens einher (898 Abfall Graf Reginars zum westfränkischen König Karl III. und erfolgloser Vorstoß Karls nach Aachen und Nimwegen. Nach ARNULFS Tod (8. Dezember 899) riefen führende Adlige seinen legitimen Nachfolger im O-Fränkischen Reich, Ludwig das Kind, nach Lotharingien (Huldigungen im März 900 in Diedenhofen). Von all seinen Bischöfen und Grafen verlassen, fand Zwentibold im Sommer 900 gegen die Grafen Gerhard, Matfrid und Stephan den Schlachtentod. Die Memoria an den letzten autonomen Herrscher Lotharingiens brachte seine kultische Verehrung als Königsheiligen hervor.

    Quellen:
    MGH SS Karol. dt. 4 - Böhmer-Mühlbacher, RI 1, 1908 [Nachdr. 1966]

    Literatur:
    Dümmler III - Th. Schieffer, Die lothring. Kanzlei um 900, DA 14, 1958, 16-148 - H. Beumann, Kg. Z.s Kurswechsel im Jahre 898, RhVjbll 31, 1966/67, 17-41 - E. Hlawitschka, Lotharingien und das Reich an der Schwelle der dt. Gesch., 1968, 114ff. - Ders., Stirps regia, 1988 - R. Schieffer, Die Karolinger, 1992, 190-194.

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 1, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VI. 16c. ZWENTIBOLD, König von Lothringen 895 V, bis 900
    * ca. 870, + 900 13. VIII.
    Gemahlin:
    Oda, Tochter eines Grafen Otto

    Anmerkungen: Seite 118
    VI. 16. Zwentibold
    Mühlbach 1955 c,d; cf.Parisot, Roy de Lo 515f., 1983 c.
    Gemahlin: Oda, 897 nach 27. III., ib. 1968 c; sie war nach Regino 897, S. S. 1, 607, Tochter eines Grafen Otto (daß damit Herzog Otto von Sachsen gemeint sein soll, erscheint mir höchst unwahrscheinlich) und heiratete nach 900 den Grafen Gerhard, Regino 900, S. S. 1, 609. [VI 22]

    Ergänzung (Werner):
    Gemahlin: 879 Oda, Tochter Herzog Ottos von Sachsen, + 2. VII. nach 952

    Werner Karl Ferdinand: Seite 458, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VI. 22.

    Zu Zwentibold jetzt grundlegend MG Die Urkunden d. dt.Karolinger 4, Die Urkunden Zwentibolds und Ludwigs des Kindes, bearb. v. Th. Schieffer, Berlin 1963, dort 3-15 Einleitung zu Zwentibold; vgl. ferner Schieffer, Deutsches Archiv 14 (1958), 23.
    Das Jahr der Eheschließung mit Oda, von Brandenburg in der Annahme B VI, 16 richtig gegeben, ist in der Tafel aus 897 zu "879" verdruckt. Brandenburg nennt die Gattin "Ota, Tochter eines Grafen Otto". Es besteht jedoch kein Zweifel daran, daß es sich um die Tochter Herzog Ottos von Sachsen und damit um die Schwester König HEINRICHS I. handelt (vgl. Schieffer 4). Ebenso sicher ist auf sie zu beziehen der Eintrag im Hildesheimer Nekrolog VI Non. Iul Oda regina soror nostra, den schon Dümmler 3,455, Anm. 2 zitiert. Oda starb also am 2. Juli, und zwar nach 952, denn im D 159 OTTOS I von 952XII 30 wird sie erwähnt als nostra amitia mulier. Deo nobisque devota nomine Uota, die ihm Besitz in Deventer, der zweifelllos auf Zwentibold zurückging, übereignete (zit. schon bei Dümmler, a.a.O., die Identifizierung zuerst durch Ottenthal). Ob man aus der gegenüber dem eben erwähnten Original nur kopialen Überlieferung des D 216 von 960 VIII 28 schließen darf, daß Oda auch damals noch lebte, scheint mir zweifelhaft. Sie wird zwar nicht ausdrücklich als verstorben genannt, aber von dem Besitz in Deventer heißt es quae nobis Uda nostra nepta (so hier allgemein für Verwandte) legitime hereditando permisit, es ist also möglich, daß OTTO, dem der Hof zu Deventer 952 von seiner noch lebenden Tante übereignet worden war (wie üblich unter Vorbehalt des Nießbrauchs) und des ihn alsbald an St. Moritz in Magdeburg weitergeschenkt hatte, ihn jetzt, nach dem Tode der Oda (hereditando) unmittelbar in die Hand bekam und darum die Schenkung erneut vollzog. Das Datum von Odas Hochzeit mit Zwentibold läßt sich nach Dümmlers Angaben a.a.O. auf zwischen Ostern (III 27) und VI 13 des Jahres 897 begrenzen. Die Ehe wurde vielleicht auf der Wormser Reichsversammlung im Mai 897 geschlossen, vgl. DD Zwentibolds, Schieffer 4 und 42. - Oda hat noch im Todesjahr Zwentibolds den lothringischen Grafen Gerhard, Bruder Matfreds, einen der Feinde ihres erschlagenen Gatten, geheiratet, vgl. Renn 33.

    Schwennicke Detlev: Tafel 5, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    ZWENTIBOLD
    * 870/71, + 13. VIII 900
    V 895 König von LOTHRINGEN

    oo 27. III/13.VI 897 ODA VON SACHSEN + 2. VII nach 952
    Tochter von Herzog Otto dem Erlauchten (LIUDOLFINGER)

    (oo II 900 Gerhard Graf (MATFRIDE) gefallen 22. VI 910)

    Schnith Karl Rudolf: Seite 89, "Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern."

    DIE NACHKOMMEN KAISER ARNULFS VON KÄRNTEN

    1. ZWENTIBOLD (von der 1. Konkubine)
    * 870/71
    + 13.8.900 in der unteren oder mittleren Maasgegend (in einem Gefecht) Grabstätte: Kloster Süsteren

    Den seltenen Namen erhielt er von seinem Taufpaten, dem Mährer-Fürsten Swatopluk (eingedeutscht in Zwentibold)

    oo 27.3./13.6.897 ODA, Tochter Ottos von Sachsen (+ 2.7. nach 952)

    Kinder:
    Benedicta und Caecilia, Äbtissin von Süsteren (?)

    Mai 889: als Thronfolger vorgesehen
    Mai 895: König von Lotharingien

    Zwentibold erhielt den seltenen Namen von seinem Taufpaten, dem Mährer-Fürsten Swatopluk (eingedeutscht in Zwentibold). Nach der Beseitigung des lothringischen Großen, Graf Megingaud (+ 892), erhielt er dessen Lehen und Ämter. Er wurde 895 nach dem gescheiterten Versuch des Vorjahres von seinem Vater als Unter-König in Lothringen eingesetzt und ihm gelang es nicht, die einheimischen Großen, die seit Jahren nach eigenem Ermessen schalteten, für sich zu gewinnen. Schon Ende 896 kam es zwischen dem König und einigen einflußreichen Grafen zu einem Konflikt und er entzog vier der mächtigsten Grafen seines Reiches ihre Lehen und Ämter. Dies waren Stephan, einst ein Gefährte des KAROLINGER-Bastards Hugo, die Brüder Gerhard und Matfrid, in dem Bliesgau und Mosellande begütert, die sich zugleich mit jenem zwei Jahre früher, eine schimpfliche Bestrafung wegen Landfriedensbruches zugezogen hatten, und endlich Odaker, vielleicht Graf vom Ardennengau. Alle Besitzungen, die sie als Lehen besaßen, wurden ihnen abgesprochen und der König zog mit einem Heer nach Trier, wahrscheinlich um jeden etwaigen Widerstand der abgesetzten Grafen sogleich niederzuschlagen. Dieses vorschnelle und gewaltsame Verfahren mißbilligte sein Vater und er bewog den heftigen und jähzornigen Sohn, die drei Grafen Stephan, Matfrid und Gerhard unter Zurückgabe ihrer Lehen zu Gnaden wieder aufzunehmen. Verhängnisvoller war es für Zwentibold, dass er sich zwei Jahre später auch mit Reginar, dem mächtigsten lothringischen Großen überwarf. Den in Lothringen eingefallen KönigKarl den Einfältigen konnte er 898 abwehren, da die Vasallen aus Unlust auf einen Kampf verzichteten. Er traf sich im Jahre 899 im Kloster St. Goar am Rhein mit verschiedenen deutschen Großen und unternahm anschließend einem zweiten Feldzug gegen die Empörer und versuchte Durfos mit aller Macht zu erobern, was aber erneut mißlang. In seinem Unmut über dieses seinem Ansehen so nachteilige Mißlingen befahl er den Bischöfen, über die Empörer den Bann zu verhängen, was diese ablehnten, so dass jeder in seine Heimat zurückkehrte. Wenn Zwentibold auch im November desselben Jahres nach einem freilich vergeblichen Zug gegen die Normannen antrat, die sich an der Oise festgesetzt hatten und bald darauf mit Karl dem Einfältigen einen förmlichen Frieden schloß, so war doch seit der letzten Belagerung von Durfos seine Stellung völlig haltlos und sein Sturz unvermeidlich geworden. Der Wendepunkt von Zwentibolds Geschick lag aber darin, dass, nachdem er sich aus den mächtigsten der weltlichen Großen erbitterte Feinde geschaffen hatte, er sich zuletzt auch mit den Bischöfen überwarf und somit jede Stütze im Land verlor. Nach dem Tode Kaiser ARNULFS huldigten die lothringischen Großen dessen Sohn Ludwig als Oberherrn. Zwentibold, der seiner Herrschaft nicht entsagen wollte, fiel kurz darauf in einer Schlacht gegen die aufständischen Lothringer.



    27.3./13.6.897 oo 1. Oda von Sachsen, Tochter des Herzogs Otto, 875/80-2.7.nach 952
    (900 2. oo Gerhard (MATFRIEDE) Graf von Metz 870-22.6.910)


    Kinder:

    - Cäcilia Äbtissin von Süsteren - 17.8.
    - Benedikta Äbtissin von Süsteren - 17.8.


    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 22 - Annalen von Fulda - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 16,21,23,29,34,37,57,64,84 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 19-21,23-25,35,54 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 215,218 - Borgolte Michael: Karl III. und Neudingen. Zum Problem der Nachflgeregelung Ludwigs des Deutschen. Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 1 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch Gladbach 1987, Seite 111,356 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 81,88,95,104,106,107,109-114 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 243,330,359, 372,387,407-410,433,454,464-471,478,498-501,503 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996, Seite 20,27,30 - Eickhoff Ekkehard: Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt. Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 288 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989, Seite 30,265,276 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 59-61,64,70,154 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 6-211 - Hlawitschka Eduard: Stirps Regia. Forschungen zum Königtum und Führungsschichten im frühen Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze. Festgabe zu seinem 60. Geburtstag. Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris Seite 94-571 - Hlawitschka Eduard: Studien zur Äbtissinnenreihe von Remiremont. Buchdruckerei und Verlag Karl Funk, Saarbrücken 1963, Seite 49 - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 26,40,94 - Hlawitschka, Eduard: Vom Frankenreich zur Formierung der europäischen Staaten- und Völkergemeinschaft 840-1046, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1986 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971, Seite 43,50,74 - Mohr Walter: Geschichte des Herzogtums Lothringen. Verlag "Die Mitte" Saarbrücken 1974 Seite 10-13 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion Seite Seite 434,442-444,452 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 434-637 - Renn, Heinz: Das erste Luxemburger Grafenhaus (963-1136) (Rheinisches Archiv 39), Bonn 1941 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 269,292 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 157,190,192-194,201 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern.Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 64,86,89,95,106,111,113 - Schulze, Hans: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 119,121,127,136 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 5 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 7- Weinfurter Stefan: Die Salier und das Reich. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1991, Band I, Seite 375/Band III, Seite 486 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 476 - Werner Matthias: Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1982, Seite 284-286 -

    Allgemeine Deutsche Biographie - Zwentibold, König von Lothringen

    Zwentibold, König von Lothringen 895—900. — Z., der älteste Sohn Arnolf's, des späteren Königs, damaligen Herzogs von Kärnten, wurde ihm von einer Kebsfrau geboren, deren Name unbekannt ist, und empfing seinen eigenen ungewöhnlichen Namen, auch Zwentepulch geschrieben, von dem Herzog Suatopluk von Mähren, der bei seiner Taufe Gevatter stand. Hieraus ergibt sich, daß er 870/71 geboren wurde, weil nur damals kurze Zeit Freundschaft der ostfränkischen Karolinger mit Suatopluk bestand.

    Als Arnolf trotz seiner eigenen unehelichen Herkunft im November 887 durch eine unblutige Umwälzung auf den Thron seines Oheims Karl's III. gelangt war, ließ er bereits im Mai 889 auf dem Reichstage zu Forchheim seinen Söhnen Zwentibold und Ratolf die Nachfolge eidlich zusichern, jedoch geschah dies nur unter dem Vorbehalt, wenn er von seiner Gemahlin Ota keinen ehelichen Sohn mehr gewänne. Sobald ihm im Herbst 893 Ludwig (das Kind) geboren wurde, verschwand daher für die Bastarde diese Aussicht. Nachdem inzwischen der mächtige lothringische Graf Megingaud am 28. August 892 ermordet worden war, übertrug Arnolf dessen Lehen z. Th. auf seinen Sohn Z. Im J. 893 schickte er diesen mit alemannischen Streitkräften nach Italien zur Unterstützung für den König Berengar I. gegen Wido und ließ ihn an einer erfolglosen Belagerung von Pavia theilnehmen, ebenso 894 mit nicht günstigerem Erfolge gleichfalls mit Alemannen gegen den König Rudolf von Hochburgund, der ihm in seinen Bergen unzugänglich blieb.

    Da die Thronfolge Zwentibold's durch die Geburt des kleinen Halbbruders vereitelt war, so bemühte sich der zärtliche Vater ihn durch ein besonderes Königreich sicher zu stellen und zu entschädigen, er ersah dazu Lothringen, welches am spätesten mit den übrigen deutschen Stämmen verbunden, am leichtesten wieder abgelöst werden zu können schien. Der erste Versuch, den er im Juni 894 zu Worms in dieser Richtung unternahm, scheiterte jedoch an dem Widerspruch der lothringischen Großen und erst ein Jahr später im Mai 895 ebenfalls zu Worms wurde diese Erhebung durchgesetzt. In Gegenwart des Königs Odo, den Arnolf für das westfränkische Reich anerkannte, ging unter allgemeiner Zustimmung die Einsetzung vor sich über Lothringen und Burgund in dem Umfange, in welchem (bis 869) Lothar II. darüber geboten hatte, zweifelhaft bleibt nur das Verhältniß Frieslands. Eine Krönung, wie sie sonst bei den ostfränkischen Karolingern nicht üblich war, besiegelte den feierlichen Act, der etwa zwischen den 25. und 30. Mai fällt. Der Erzbischof Ratbod von Trier bekleidete die Würde des Erzkanzlers. Von einer Oberhoheit des ostfränkischen Reiches über das lothringische ist keine Rede, Arnolf griff nur kraft väterlichen Ansehens öfter in die Angelegenheiten des Sohnes ein.

    Einen Versuch in selbständiger Politik machte dieser, von dem Triebe zur Vergrößerung seines Reiches geleitet, gleich darauf, indem er sich von Karl dem Einfältigen, dem andern von seinem Vater aufgegebenen französischen Thronbewerber durch Versprechungen gewinnen ließ und demselben alsbald mit einem großen Heere bei der Belagerung des festen Laon zu Hülfe kam. Indem er aber hier mehrere von Karl's Vasallen ganz auf seine Seite zog, den Grafen Balduin II. von Flandern, dessen Bruder, den Grafen Rodulf, und Reginar, wurde er diesem so verdächtig, daß man ihm sogar einen Anschlag auf Karl's Leben zutraute und so zog dieser es vor, lieber seinem Gegner Odo eine Theilung des Reiches anzubieten, als sich länger einem so zweifelhaften Bundesgenossen anzuvertrauen. Inzwischen hatte Z. nach Abschluß eines Waffenstillstandes mit dem Bischof Dido Laon schon verlassen; die Annäherung eines feindlichen Heeres Odo's scheuchte ihn vollends zurück. Etwas später im J. 896 nahm dennoch Karl, als sogar sein ältester Anhänger, der Erzbischof Fulko von Reims sich seinem Gegner zugewandt hatte, abermals seine Zuflucht zu Z., der wahrscheinlich aus diesem Anlaß die lothringischen Güter der Reimser Kirche überfiel und vertheilte.

    Im Spätherbst 896 überwarf sich Z. mit einigen der bis dahin mächtigsten Großen seines Reiches, mit den Grafen Stephan, Odakar, Gerhard und Matfrid, von denen die letzteren beiden Brüder waren. Ihrer aller Lehen wurden eingezogen. Man hat es hiemit in Zusammenhang gebracht, daß der Erzbischof Ratbod, der sich vorher der größten Gunst erfreut hatte, im Novbr. 896 seines Erzkanzleramtes enthoben wurde, welches zunächst bis 898 Erzbischof Heriman von Köln übernahm, doch bleibt dies eine unbegründete Vermuthung. Zu Anfang des Jahres 897 zog der junge König mit einem Heere nach Trier und vertheilte die eingezogenen Lehen an andre seiner Anhänger, für sich aber behielt er das Kloster Oeren und St. Peter in Metz. Gleich darauf freite er nach dem von ihm eingeholten Rathe seines Vaters um Oda, die Tochter des|Grafen Otto, wahrscheinlich des mächtigen Liudolfingers, die er nach Ostern heirathete.

    Schwerlich war sein Vater mit dem raschen Vorgehen Zwentibold's gegen jene Grafen einverstanden: unter seiner Vermittlung söhnte er sich vielmehr auf einer Reichsversammlung im Mai zu Worms mit Stephan, Gerhard, Matfrid und dessen Sohne wieder aus, und gab ihnen ihre Lehen zurück. Odakar aber blieb nach wie vor feindlich. Auf den ersten nur theilweise beigelegten Zwist Zwentibold's mit seinen Großen folgte bald ein zweiter und schlimmerer: im Februar 898 überwarf er sich mit dem Grafen Reginhar, von späteren Schriftstellern Langhals genannt, der bis dahin sein vertrautester und einziger Rathgeber gewesen war. Er zog nicht nur seine Lehen, zu denen die Abtei Echternach gehörte, sondern sogar auch seine Erbgüter ein und befahl, daß er innerhalb vierzehn Tagen sein Reich verlassen solle. Die nachfolgende Zurückgabe der Mastrichter Servatiusabtei (S. Servaes) an Trier steht hiemit im Zusammenhange, nachdem Reginhar dieselbe zwei Jahre zuvor zum Nießbrauch erpreßt hatte.

    Der Bruch mit einem so mächtigen, zugleich entschlossenen und verschlagenen, Manne wie Reginhar, der vermuthlich durch seine Mutter ein Enkel Lothar's I. war und sicherlich großen Anhang im Lande hatte, sollte sich bald genug an dem übel berathenen Könige rächen. Zunächst gelang es Z. nicht ihn unschädlich zu machen, als jener sich mit dem abgesetzten Grafen Odakar und andern Anhängern sowie mit seiner Familie in die Feste Durfos oder Durofostum (von zweifelhafter Lage) geworfen hatte, die durch die sie umgebenden Sümpfe der Maas unzugänglich war. Vergeblich wurde sie daher von dem Könige belagert. Aber die Empörer gewannen auch noch einen Bundesgenossen an dem jungen, seit dem Tode Odo's († am 1. Januar 898) im Westreiche allein herrschenden Könige Karl, der auf ihr Betreiben durch einen feindlichen Einfall im Sommer 898 den völlig überraschten Z. in die Flucht schlug und ohne Gegenwehr bis Achen und Nimwegen vordrang. Erst Bischof Franko von Lüttich, dem Dodilo von Cambrai folgte, gab ihm durch seinen Anschluß und seine Mannen einige Kraft des Widerstandes zurück und noch mehr der Adel aus der Gegend von Flörchingen (bei Diedenhofen), der sich um ihn schaarte. So rückte er Karl, der bis nach Prüm gekommen war, Anfang October muthig entgegen, ein Waffenstillstand aber oder ein vorläufiger Friede hemmte im Angesicht der Heere weitere Kämpfe und Karl kehrte ohne Erfolg in sein Reich zurück. Ein Zug gegen die Normannen, die wieder bis zur Maas schweiften, im Spätherbst, blieb fruchtlos.

    Durch Gesandte Arnolf's, der die Vermittlung übernahm, und Karl's wurde 899 zu St. Goar der Friede des letzteren endgültig abgeschlossen, doch sollte diese Zusammenkunft für den Lothringerkönig von verhängnißvoller Bedeutung werden, weil die Gesandten, Bischof Aschirich von Paris und Graf Odakar einerseits, Erzbischof Hatto von Mainz und die fränkischen Grafen Konrad und Gebehard andrerseits, hinter seinem Rücken Verabredungen trafen, die seinen späteren Sturz vorbereiteten. Es folgte eine nochmalige vergebliche Belagerung der Feste Durofostum: die Forderung Zwentibold's an die Bischöfe, seine Gegner mit dem Kirchenbanne zu belegen, wurde zurückgewiesen und veranlaßte ihn zu Drohungen und Schimpfreden: gegen den Erzbischof Ratbod soll er sich sogar thätlich durch einen Stockhieb auf den Kopf vergangen haben.

    Die Frucht war jedenfalls reif, durch die Entzweiung mit der früher anhänglichen Geistlichkeit wurde dem schwachen Königthum der letzte Halt entzogen, auch starb nach langem Siechthum Zwentibold's einzige Zuflucht in der Noth, der Kaiser Arnolf, am 8. December 899. So zeitigte das Jahr 900 einen allgemeinen Abfall, wobei vorzüglich die weltlichen Großen die Waffen gegen Z. ergriffen, indem sie ihm vorwarfen, daß er die Vornehmen unterdrückt und mit Weibern und Leuten niederer Herkunft die Reichsgeschäfte geführt habe. Nachdem inzwischen sein Halbbruder Ludwig am 4. Februar 900 zum König erhoben worden war, fiel diesem alles zu und huldigte ihm, als er, von den Lothringern herbeigerufen, im März zu Diedenhofen erschien und hernach auch Achen besuchte. Nach seinem Abzuge setzte Z. den hoffnungsvollen Kampf mit zusammengerafften Mannschaften unter Verwüstungen und Brandschatzungen noch eine Zeitlang fort, bis er in einem Treffen an der Maas am 13. August gegen die Grafen Stephan, Gerhard und Matfrid erschlagen wurde. Seine Ruhestätte fand er in dem zu Prüm gehörigen Nonnenkloster Süsteren, dem seine Töchter Cäcilia und Benedicta nach einander als Aebtissinnen vorstanden. Seine Wittwe Oda betrauerte ihn so wenig, daß sie sich noch in demselben Jahre mit dem Grafen Gerhard, seinem siegreichen Widersacher, vermählte.

    An Muth und Thatkraft hatte es dem jungen Könige vielleicht nicht gefehlt, aber Unbesonnenheit, Mangel an Selbstbeherrschung und leidenschaftliche Aufwallungen verdarben alles und beraubten ihn zuletzt jeder Stütze. So blieb es ihm versagt, seine eigene Herrschaft, geschweige denn eine Dynastie, zu begründen. Unruhe und Verwirrung sowie eine zunehmende Schwächung der königlichen Gewalt durch eine zügellose und gewaltthätige Aristokratie war das einzige Ergebniß dieser letzten Wiederherstellung eines selbständigen Königreichs Lothringen. Der zuverlässigste Geschichtschreiber, der uns über die Regierung Zwentibold's berichtet, Abt Regino von Prüm (seit 892), einer der hervorragendsten Geister dieser trüben Zeit, wurde selbst ein Opfer der inneren Wirren, welche sein Vaterland damals zerrissen. Die Grafen Gerhard und Matfrid verdrängten ihn 899 gewaltsam aus seinem Kloster, um dasselbe ihrem Bruder Richar zu übertragen.

    Literatur
    Die Geschichte Lothringens unter den Karolingern ist im Zusammenhange von mir behandelt im 3. Bande (2. Aufl.) meiner Geschichte des Ostfränkischen Reiches, Leipzig 1888, noch eingehender und in kritischem Geiste neuerdings von Robert Parisot: Le royaume de Lorraine sous les Carolingiens (843—923), Paris 1899. Für die Urkunden und als Uebersicht der Quellen: Mühlbacher, Die Regesten des Kaiserreichs unter den Karolingern (= Böhmer, Regesta imperii I), Innsbruck 1889 (2. Aufl. bevorstehend), endlich Mor. Müller, Die Kanzlei Zwentibolds, Königs von Lothringen, Bonn 1892.



    Gestorben:
    gefallen an der unteren Maas

    Begraben:
    Kloster Susteren

    Zwentibold heiratete von Sachsen, Oda in 897. Oda (Tochter von von Sachsen, Otto und von Babenberg, Hadwig) wurde geboren in 875/880; gestorben nach 952. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 8. Cäcilia  Graphische Anzeige der Nachkommen
    2. 9. Benedikta  Graphische Anzeige der Nachkommen

  5. 7.  Ratold Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Arnulf2, 1.Karlmann1) wurde geboren in 889.

    Notizen:

    Ratold Ahnherr der Grafen von Meran
    889-
    Illegitimer Sohn des Kaisers ARNULF VON KÄRNTEN

    Werner Karl Ferdinand: Seite 460, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VI. Generation 24

    Zu Ratold gibt Brandenburg nur den Beleg zu 896. Aber schon 889 (Ann. Fuld.) schwören die fidelis König ARNULFS Treue für seine Söhne Zwentibold und Ratold für den Fall, daß er kein legitimes Kind haben werde.
    Ratold wurde 896 von seinem Vater als Unterkönig in Italien zurückgelassen.

    Konecny Silvia: Seite 143, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    In diesem Jahr einigte er sich nämlich mit dem Adel über die Herrschaftsnachfolge Zwentibolds und Ratolds, sofern die "legitime" Gattin Uota, keinen Sohn gebären würde. Eine Regelung dieser Art bedeutete gewiß einen Kompromiß, auch wenn Uota "legitme" Gattin und später sogar Königin genannt wurde. Bezeichnenderweise erfolgte jedoch keine Krönung Uotas, obwohl ARNULF wie KARL III. Anspruch auf die Gesamtherrschaft über das Frankenreich erhob, ja nicht einmal eine Dotation Uotas ist überliefert. Auf dem Italienzug des Jahres 896 aber begleitete Ratold den Kaiser, nicht etwa Uota und deren Sohn Ludwig. Möglicherweise war ARNULF die mütterliche Sippe Ratolds im lombardischen Grenzgebiet nützlicher als die KONRADINER. Auch Zwentibold erhielt trotz der Geburt Ludwigs des Kindes die Königswürde im Jahre 895 zugesprochen.

    Dümmler Ernst: Band II Seite 330,422,478, "Geschichte des Ostfränkischen Reiches"

    Der Antrag ARNOLFS ging dahin, daß die Franken sich eidlich verpflichten sollten, anch seinem Tode seinen beiden von Kebsweibern geborenen Söhnen Zwentibold und Ratolf die Erbfolge im Reiche zuzugestehen.
    In großer Eile wurde dieser Weg zurückgelegt, so daß der Kaiser schon im Mai 896 durch das Tal von Trient die Heimat wiedergewann. Die einzige Maßregel, die er vorher noch zur Sicherung Italiens treffen konnte, bestand darin, daß er seinen jüngeren unehelichen Sohn, den kleinen Ratolf in Mailand zurückließ und ihn der Treue des Volkes anvertraute. LAMBERTS Annäherung bewog Ratolf, den Sohn des Kaisers, seinem Vater auf dem nächsten Wege über den Komersee eilends nachzufolgen [Ann. Fuld. 896 Ratolf war vorher ad fidem Italicae gentis Mediolanium dimisso.].


    Literatur:
    Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865, Band II Seite 330,422,478 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976 Seite 143 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 86,89 -



Generation: 4

  1. 8.  Cäcilia Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Zwentibold3, 2.Arnulf2, 1.Karlmann1)

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Echt-Susteren [6100],Limburg,Niederlande; Äbtissin von Susteren

    Notizen:

    Cäcilie Äbtissin von Süsteren
    -17.8.
    Tochter des Königs Zwentibold von Lothringen und der Oda von Sachsen, Tochter von Herzog Otto

    Werner Karl Ferdinand: Seite 464, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 45-46

    Über die beiden Töchter Zwentibolds weiß man, soviel ich sehe, nichts anderes als was zwischen 1247 und 1251 (vgl. A. Molinier, Soucres de 'hist. de Frande 2, 1902, 155) Gilles d'Orval in seinen Gesta episcoporum Leodiensium, MG SS 25, 50 schrieb: Zwentibold sei in Süsteren beigesetzt worden, unsd ebenso seine beiden Töchter, nachdem sie, von einer Amalberga ausgebildet, successive post magistram suam praefuerant. Dümmler 3, 502f. (jeweils Anm. 2), der diese Belege zitiert, auf denen auch Brandenburg fußt, bemerkt im Anschluß an die Bollandisten (AA SS Aug. III, 138), daß in Süsteren der Kult des zum Heiligen gewordenen Zwentibold floriere, ebenso der seiner Töchter - ein Zahn Zwentibolds diene vor allem als Mittel gegen Zahnschmerzen. Es handelt sich hier um einen späten Kult, bei Gilles d'Orval um einen späteren Gewährsmann. Sollte dies schon bedenklich stimmen, so macht stutzig die Angabe des Chronisten, Benedicta und Caecilia seien, wenn auch in verschiedenen Jahren, am gleichen Tage, nämlich XVI Kal. Septembris, gestorben bzw. beigesetzt worden. An diesem Tage, so sagt er ausdrücklich ... earundem festivitas celebratur. Dies scheint so ziemlich alles gewesen zu sein, was man von ihnen wußte, wie wenig es ist, wird aber erst deutlich, wenn man sich erinnert, daß Zwentibold seinerseits XV Kal. Sept., wie eine Echternacher und eine Trierer Tradition übereinstimmend berichten, gestorben ist (bzw. beigesetzt wurde), vgl. Dümmler 3, 502, Anm. 2. Die Differenz von einem Tage besagt nichts - ganz offenkundig handelt es sich in Süsteren um eine späte Tradition, die den Todestag (der Tag darauf, in Echternach notiert, könnte der der Beisetzung sein, ausdrücklich heißt es dort ... sepultus est) Zwentiboldsz um Anlaß nimmt, seinen Kult und den seiner Töchter zu begehen, und allen drei Familienmitgliedern den gleichen Todestag in verschiedenen Jahren gibt. Nicht weniger bedenklich sieht die urkundliche Basis aus. Zwar gibt es ein D Zweintibolds für Süsteren, und der Herausgeber Schieffer verweist auch auf dieses D 2, wenn er Seite 4 von Zwentibolds (angeblicher, dürfen wir wohl schon sagen) Beisetzung in Süsteren spricht. Aber gerade hier ist nichts zu sehen von dem, das wir als Indizien für eine Hausabtei und Grablege eines Königs und seiner Familie deuten können. Kaiser ARNULF, ZwentiboldsVater, hatte Süsteren einem Priester hoher Begabung (eximiarum arcium) namens Siginand geschenkt, dann aber auf dessen Wunsch die Abtei an Prüm geschenkt, an das sie nach Siginands Tod definitiv heimfallen sollte. Das bestätigte Zwentibold. Im D 84 König KARLS III., einem Placitum im Herstal 916 I 19, begegnet uns Süsteren wieder: Mit Gewalt war dem Siginand sein Besitz von potentiores entrissen worden, udn dadurch auch nicht die Übergabe an Prüm vollzogen worden, das jetzt, in diesem Placitum , die Übereignung erhält. Weder sachlich noch zeitlich (keine 16 Jahre sind seit Zwentibolds Tod vergangen) ist hier viel Platz für die Äbtissinnen der beiden Zwentibold-Töchter. Bedarf es noch eines Hinweises, daß die Namen der beiden Töchter, Benedicta und Caecilia, für die jedes zeitgenössische Zeugnis fehlt, an der Wende vom 9. zum 10. Jahrhundert ebenso ungewöhnlich sind wie späterer Zeit vertraut, und daß man Heiligen mit Vorsicht gegenübertreten muß, die nicht einmal einen eigenen Gedenktag haben? Um so bemerkenswerter scheint mir der Satz Dümmlers in der erwähnten Anmerkung: "Ich weiß nicht woher Resch (ann. Sabionens. II, 285 n. 624) die Nachricht hat: in monasterio Epternacensi sepultus est a. 900 hac cum memoria: XV Kal. Sept. Zendebolt rex piae memoriae, womit das Necrol. S. Maximini (Jahrb. der Altertumsfreunde im Rheinl. LVII, 115): XV Kal. (Sept.) Zondebolt rex pie mem., übereinstimmt." Auch wenn wir den Beleg des Geschichtsschreibers von Säben nicht verifizieren können, so bietet er doch das richtige Datum des Beisetzung Zwentibolds, und diese erscheint uns in Echternach wahrscheinlicher als in Süsteren, zu dem sich keine zwingende zeitgenössische Beziehung herstellen läßt. - Wir lassen die Namen der Zwentibold-Töchter, selbst mit einem Fragezeichen versehen, nur mit großen Bedenken auf der Tafel stehen - denn, wenn wir der einzigen Tradition, die von ihnen berichtet, folgen, dann müßten wir konsequenterweise auch den fragwürdigen Todestag der beiden verzeichnen.

    Glocker Winfrid: Seite 275, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    IV, 9 Caecilia, Äbtissin des Stiftes Süsteren
    + VIII 17

    Hlawitschka Eduard: Seite 61, "Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert."

    Aus Uotas dreijähriger Ehe mit König Zwentibold sind bekanntlich zwei Töchter hervorgegangen: Benedicta und Caecilia; sie kamen in das Kloster Süsteren und wurden später dort beide Äbtissinnen. Die kurze Zeitspanne von Uotas erster Ehe und die Tatsache, daß beide Zwentibold-Töchter ins Kloster geschickt wurden, spricht nun aber dafür, daß die Gozlin-Gemahlin Uda erst aus der zweiten Ehe Uotas mit Graf Gerhard hervorging [Die Einweisung der beiden gesicherten Zwentibold-Töchter ins Kloster - und nicht etwa nur einer - bezweckte offenbar die Ausscheidung des gesamten Zwentibold-Nachkommenschaft aus dem aktiven Leben. Wenn Uda nicht ins Kloster kam, dürfte sie also auch keine Zwentibold-Tochter gewesen sein.].


    Literatur:
    Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 501 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 IV, 9 Seite 275 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seite 61 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 89,95 -

    Gestorben:
    17.8.


  2. 9.  Benedikta Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Zwentibold3, 2.Arnulf2, 1.Karlmann1)

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Echt-Susteren [6100],Limburg,Niederlande; Äbtissin von Susteren

    Notizen:

    Benedikta Äbtissin von Süsteren
    -17.8.
    Tochter des Königs Zwentibold von Lothringen und der Oda von Sachsen, Tochter von Herzog Otto

    Werner Karl Ferdinand: Seite 464, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 45-46

    Über die beiden Töchter Zwentibolds weiß man, soviel ich sehe, nichts anderes als was zwischen 1247 und 1251 (vgl. A. Molinier, Soucres de 'hist. de Frande 2, 1902, 155) Gilles d'Orval in seinen Gesta episcoporum Leodiensium, MG SS 25, 50 schrieb: Zwentibold sei in Süsteren beigesetzt worden, unsd ebenso seine beiden Töchter, nachdem sie, von einer Amalberga ausgebildet, successive post magistram suam praefuerant. Dümmler 3, 502f. (jeweils Anm. 2), der diese Belege zitiert, auf denen auch Brandenburg fußt, bemerkt im Anschluß an die Bollandisten (AA SS Aug. III, 138), daß in Süsteren der Kult des zum Heiligen gewordenen Zwentibold floriere, ebenso der seiner Töchter - ein Zahn Zwentibolds diene vor allem als Mittel gegen Zahnschmerzen. Es handelt sich hier um einen späten Kult, bei Gilles d'Orval um einen späteren Gewährsmann. Sollte dies schon bedenklich stimmen, so macht stutzig die Angabe des Chronisten, Benedicta und Caecilia seien, wenn auch in verschiedenen Jahren, am gleichen Tage, nämlich XVI Kal. Septembris, gestorben bzw. beigesetzt worden. An diesem Tage, so sagt er ausdrücklich ... earundem festivitas celebratur. Dies scheint so ziemlich alles gewesen zu sein, was man von ihnen wußte, wie wenig es ist, wird aber erst deutlich, wenn man sich erinnert, daß Zwentibold seinerseits XV Kal. Sept., wie eine Echternacher und eine Trierer Tradition übereinstimmend berichten, gestorben ist (bzw. beigesetzt wurde), vgl. Dümmler 3, 502, Anm. 2. Die Differenz von einem Tage besagt nichts - ganz offenkundig handelt es sich in Süsteren um eine späte Tradition, die den Todestag (der Tag darauf, in Echternach notiert, könnte der der Beisetzung sein, ausdrücklich heißt es dort ... sepultus est) Zwentibolds zum Anlaß nimmt, seinen Kult und den seiner Töchter zu begehen, und allen drei Familienmitgliedern den gleichen Todestag in verschiedenen Jahren gibt. Nicht weniger bedenklich sieht die urkundliche Basis aus. Zwar gibt es ein D Zwentibolds für Süsteren, und der Herausgeber Schieffer verweist auch auf dieses D 2, wenn er Seite 4 von Zwentibolds (angeblicher, dürfen wir wohl schon sagen) Beisetzung in Süsteren spricht. Aber gerade hier ist nichts zu sehen von dem, das wir als Indizien für eine Hausabtei und Grablege eines Königs und seiner Familie deuten können. Kaiser ARNULF, Zwentibolds Vater, hatte Süsteren einem Priester hoher Begabung (eximiarum arcium) namens Siginand geschenkt, dann aber auf dessen Wunsch die Abtei an Prüm geschenkt, an das sie nach Siginands Tod definitiv heimfallen sollte. Das bestätigte Zwentibold. Im D 84 König KARLS III., einem Placitum im Herstal 916 I 19, begegnet uns Süsteren wieder: Mit Gewalt war dem Siginand sein Besitz von potentiores entrissen worden, und dadurch auch nicht die Übergabe an Prüm vollzogen worden, das jetzt, in diesem Placitum, die Übereignung erhält. Weder sachlich noch zeitlich (keine 16 Jahre sind seit Zwentibolds Tod vergangen) ist hier viel Platz für die Äbtissinnen der beiden Zwentibold-Töchter. Bedarf es noch eines Hinweises, daß die Namen der beiden Töchter, Benedicta und Caecilia, für die jedes zeitgenössische Zeugnis fehlt, an der Wende vom 9. zum 10. Jahrhundert ebenso ungewöhnlich sind wie späterer Zeit vertraut, und daß man Heiligen mit Vorsicht gegenübertreten muß, die nicht einmal einen eigenen Gedenktag haben? Um so bemerkenswerter scheint mir der Satz Dümmlers in der erwähnten Anmerkung: "Ich weiß nicht woher Resch (Ann. Sabionens. II, 285 n. 624) die Nachricht hat: in monasterio Epternacensi sepultus est a. 900 hac cum memoria: XV Kal. Sept. Zendebolt rex piae memoriae, womit das Necrol. S. Maximini (Jahrb. der Altertumsfreunde im Rheinl. LVII, 115): XV Kal. (Sept.) Zondebolt rex pie mem., übereinstimmt." Auch wenn wir den Beleg des Geschichtsschreibers von Säben nicht verifizieren können, so bietet er doch das richtige Datum des Beisetzung Zwentibolds, und diese erscheint uns in Echternach wahrscheinlicher als in Süsteren, zu dem sich keine zwingende zeitgenössische Beziehung herstellen läßt. - Wir lassen die Namen der Zwentibold-Töchter, selbst mit einem Fragezeichen versehen, nur mit großen Bedenken auf der Tafel stehen - denn, wenn wir der einzigen Tradition, die von ihnen berichtet, folgen, dann müßten wir konsequenterweise auch den fragwürdigen Todestag der beiden verzeichnen.

    Glocker Winfrid: Seite 275, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    IV. 8 Benedicta, Äbtissin des Stiftes Süsteren
    + VIII 17

    Hlawitschka Eduard: Seite 61, "Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert."

    Aus Uotas dreijähriger Ehe mit König Zwentibold sind bekanntlich zwei Töchter hervorgegangen: Benedicta und Caecilia; sie kamen in das Kloster Süsteren und wurden später dort beide Äbtissinnen. Die kurze Zeitspanne von Uotas erster Ehe und die Tatsache, daß beide Zwentibold-Töchter ins Kloster geschickt wurden, spricht nun aber dafür, daß die Gozlin-Gemahlin Uda erst aus der zweiten Ehe Uotas mit Graf Gerhard hervorging.


    Literatur:
    Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 IV, 8 Seite 275 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seite 61 -

    Gestorben:
    17.8.