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 Bohrer

von Franken, Ludwig II.

von Franken, Ludwig II.

männlich 806 - 876  (70 Jahre)

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Generation: 1

  1. 1.  von Franken, Ludwig II.von Franken, Ludwig II. wurde geboren in 805/806 in Aquitanien,Frankreich; gestorben am 28 Aug 876 in Frankfurt am Main [60311],Hessen,Deutschland; wurde beigesetzt in Lorsch Kloster [64653],Bergstraße,Hessen,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 840-876, Ostfrankenreich; Ostfränkischer König

    Notizen:

    Ludwig der Deutsche mit Bischöfen, seine Söhne Karlmann, Ludwig der Jüngere und Karl der Dicke. Darstellung aus der Grandes Chroniques de France.

    3 sons of Louis the German



    Ludwig II. der Deutsche
    Ostfränkischer König (840-876)
    804-28.8.876 Frankfurt Begraben: Kloster Lorsch

    3. Sohn des Kaisers LUDWIG I. DER FROMME aus seiner 2. Ehe mit der Irmingard

    Lexikon de Mittelalters: Band V Spalte 2172

    Ludwig II. der Deutsche, ostfränkischer König
    * um 805, + 28. August 876 Frankfurt/Main Begraben: Kloster Lorsch
    3. Sohn Kaiser LUDWIGS DES FROMMEN

    Verbrachte seine Jugend am Hofe des Vaters. In der Ordinatio imperii wurde 817 dem noch Minderjährigen als Teilkönig Bayern zugesprochen, freilich unter der Oberhoheit des Vaters. Um auf diese Aufgabe vorbereitete zu werden, erhielt er 817/18 einen bayerischen paedagogus namens Egilolf. Nachdem er 824 an einem Bretonenfeldzug teilgenommen hatte, wurde er 826 nach Bayern entsandt. Kaum saß Ludwig der Deutsche in Regensburg, griffen 826/27 im O die Bulgaren Pannonien an, um hier eigene politische Strukturen aufzubauen. Hinter dem anfänglichen Schweigen über die Tätigkeit Ludwigs wird man wohl intensive, weitgehend konfliktlose Aufbauarbeit im bayerischen Raum und im Vorland der östlichen slavischen Herrschafstbildungen sehen dürfen. Besonders in den östlichen Grenzzonen scheint er sehr entschieden durchgegriffen zu haben. Nachdem KARL DER GROSSE und LUDWIG DER FROMME den bayerischen O durch kaiserliche Missi verwaltet hatten, setzte Ludwig II. der Deutsche rasch Grafen ein, die zunächst weitgehend aus Main- und Rheinfranken stammten, während der alemannische Einfluß im Verwaltungsbereich zurückging. Maßgebliche politische Amtsträger Ludwigs in Bayern war bis ca. 860 Graf Ernst. Ein wichtiges Aufbauelement im O waren für Ludwig den Deutschen die Kirchen (Bistümer und Abteien), die Grundherrschaften vor allem in der Donauzone, dem Aufmarschgebiet der Heere, erhielten. Auch die Slavenmissionierung durch bayerische Kirchen scheint Ludwig der Deutsche sehr geschickt delegiert zu haben.
    Die Vermählung Ludwigs mit Hemma, der jüngeren Schwester der zweiten Gemahlin seines Vaters, sollte auf das Sohn-Vater-Verhältnis offenbar stabilisierend wirken, war auch sicherlich als Bevorzugung gedacht. In der Tat nahm Ludwig der Deutsche an den Auseinandersetzungen seiner Brüder mit dem Vater wegen der Ausstattung KARLS DES KAHLEN mit einem westlichen Herrschaftsteil bis 831 kaum teil. Die neue Erbteilung LUDWIGS DES FROMMEN von 831 sah demnach für Ludwig den Deutschen in Umrissen bereits das spätere ostfränkische Reich als Herrschaftsraum vor. Als Ludwig aber 832 Schwaben besetzte und bis zum Rhein vordrang, mußte er sich bald dem Vater unterwerfen. Die Maßregelungen der Söhne führten zur Reichskrise von 833, dem Aufstand der drei ältesten Söhne gegen den Vater und zu dessen Sturz. Daraufhin vereinbarten die siegreichen Brüder eine Dreiteilung des Reiches; Ludwig der Deutsche erhielt zu Bayern, Schwaben, Elsaß, Rhein- und O-Franken und wohl auch Thüringen und Sachsen. Seither urkundete Ludwig der Deutsche als selbständiger rex ohne Bezugnahme auf den Kaiser. 834 trug Ludwig II. zur Restitution des inhaftierten Kaisers bei, doch kam es 838 zum erneuten Zerwürfnis, als LUDWIG DER FROMME seinem jüngsten Sohn KARL DEN KAHLEN seinen westlichen Herrschaftsbereich endgültig zuwies, dagegen Ludwig dem Deutschen alle außerbayeriaschen Regionen absprach.
    Obgleich anch dem Tode des Vaters (20. Juni 840) auch LOTHAR I., Nachfolger LUDWIGS DES FROMMEN, seinem Bruder Ludwig dem Deutschen nur Bayern zugestand, konnte sich dieser dennoch von O-Franken, Thüringen und Sachsen huldigen lassen. Er warf den von LOTHAR unterstützten sächsischen Stellinga-Bund nieder und verbündete sich mit KARL DEM KAHLEN. Nach dem gemeinsamen Sieg bei Fontenay (25. Juni 841) über LOTHAR bekräftigten beide ihren Bund durch die Straßburger Eide (14. Februar 842). Nachdem LOTHAR seine Pläne aufgegeben hatte, kam 843 der Vertrag von Verdun zustande, der Ludwig II. den Deutschen die fränkischen Geboiete östlich der Aare-Rhein-Linie (mit Ausnahme der Ausbuchtung am Mittelrhein und Frieslands) zusprach. Zwar wurde künftig in verschiedenen Treffen die brüderliche fraternitas beschworen und ein leidlicher Friede erhalten, doch blieben Mißtrauen und Spannungen. Seit dem Vertrag von Verdun konnte Ludwig der Deutsche die zugesprochenen Regionen zum O-Fränkischen Reich verbinden. Die W-Grenze dieses Reiches wurde 870 durch den Vertrag von Meerssen bis zur Maas-Mosel-Linie vorgeschoben. Im O bildeten Elbeaale, Bäöhmer. und Wienerwald, im S Kärnten und weitgehend der Alpenhauptkamm, im N die Elbmündung die Grenze der Francia orientalis Ludwigs. Ab 875 entbrannte ein neuer erbitterter Kampf zwischen Ludwig dem Deutschen und KARL DEM KAHLEN um das italienische Erbe LOTHARS bzw. LUDWIGS II., der beim Tode Ludwigs des Deutschen noch nicht entschieden war.
    Ludwig II. der Deutsche hat zunächst in Bayern, dann im ganzen O-Frankenreich stabilisierend gewirkt - nicht zuletzt auch durch seine lange Regierungszeit. Hier blieb - im Gegensatz zum W-Frankenreich - die ältere karolingische Struktur auch mit Hilfe der Reichskirche weitgehend erhalten. Königsgericht, Hofkapelle, Kanzlei und Kirchenregiment hat der erste ostfränkische König in seinem Teilreich tatkräftig zuur Geltung gebracht. Schon früh wurden Bischof Baturich von Regensburg (+ 848) sein Erzkappelan, Abt Grimoald von Weißenburg Kanzler, seit 840/54 Abt Ratleik von Seligenstadt, als Grimoald oberster Hofkappelan geworden war. Wichtige ihm nahestehende Geistliche erhob zu Bischöfen: 842 Abt Gozbald von Niederaltaich zum Bischof von Würzburg, 855 den Bayern Arn zu dessen Nachfolger, 847 den gelehrten Fuldaer Abt Hrabanus Maurus zum Erzbischof von Mainz.
    Die Adelsherrschaft verstärkte sich zwar in seinem O-Reich, besonders in Sachsen und in den bayerischen Marken, blieb jedoch in die Königsherrschaft eingebunden. Konflikte mit dem Markgrafen im bayerischen O, zunächst im Rahmen des Reichseinheitsproblems entstanden, standen aber später vorwiegedn im Zusammenhang mit den Herausforderungen des Großmährischen Reiches. 846 übertrug Ludwig der Deutsche dem Mährer Rastislav die Herrschaft, der sich aber zum erbitterten Gegner Ludwigs des Deutschen entwickelte und eine eigene unabhängige mährische Kirche zu errichten suchte, sich dabei an Rom und Bytzanz wandte. Durch den kirchlichen Gegensatz verschärfte sich der politische Konflikt. Innermährische Auseinandersetzungen mit Rastislavs Neffen Svatopluk besserten besserten nur zwischenzeitlich die Situation. Um die eigenen Wege der östlichen Markgrafen zu bremsen, setzte Ludwig der Deutsche 856 seinen Sohn Karlmann in der bayerischen Ostmark ein, der aber ebenfalls 862 gegen den Vater rebellierte. Bei allen Schwieirgkeiten und Rückschlägen in den gefährdeten Kontaktzonen mit den Slaven hat Ludwig der Deutsche doch insgesamt eine zielstrebige Politik durchgesetzt. Ludwig II. der Deutsche hat neben Frankfurt vor allem Regensburg zur zentralen Pfalz ausgebaut, die beide politische und kulturelle Zentren seiner Herrschaft wurden.

    Literatur:
    NDB XV, 318-323 - Dümmler ²I, II - P. Kehr, Die Kanzlei L.s d. D., 1932 - J. Fleckenstein, Die Hofkapelle der dt. Kg.e, I, 1959 - M. Mitterauer, Karol. Mgf.en im SO, 1963 (AÖG 123) - K. Reindel, Bayern im Karolingerreich (Karl d. Große, I, 1965) 220-246 - W. Schlesinger, Die Auflösung des Karlsreiches, ebd., 820-858 - G. Eiten, Das Unterkgtm. im Reiche der Merovinger und Karolinger, 1970 - W. Eggert, Das ostfrk.-dt. Reich in der Auffassung seiner Zeitgenossen, 1973 - K. Brunner, Oppositionelle Gruppen im Karolingerreich, 1979, 141-148 -

    Althoff Gerd: Seite 369, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    K 32 Me: 28.8. Ludouuichus imp(erator) + 876 Ludwig der Deutsche

    (Es.) Der Titel ist falsch, da Ludwig der Deutsche nie Kaiser war. Die Identifizierung ist jedoch trotzdem eindeutig. Die KAROLINGER-Könige im Merseburger Necrolog wurden beim Beginn des ottonischen Gedenkens aus älteren Vorlagen ünernommen; siehe dazu wie bei K 22
    Vgl. allgemein Biographisches Wörterbuch 2, Spalte 1711ff; FW K 16.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 447, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    III. Generation 14
    Zu Ludwigs Unterkönigtum in Baiern Eiten 114f. Der Prinz hat schon vor seinem eigentlichen Herrschaftsantritt in Baiern geweilt, vgl. das Gedicht, das Eb Adalramn von Salzburg an ihn richtete (MG Poet. lat. 2,647; Accipe, summe puer, parvum, Hludowici, libellum) und das Auftreten eines paedagogus Ludwigs in bairischen Urkunden.

    Rappmann Roland/Zettler Alfons: Seite 432, "Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter"

    LUDWIG DER DEUTSCHE
    + 28.8.876
    Necr. B 28.8. "Ludouuicus rex", König des Ostfränkischen Reiches 833-876

    Literatur:
    ADB 19 Seite 417ff.; Dümmler, Geschichte des Ostfränkischen Reiches; BM² 1338b-1519b; Werner, Nachkommen Seite 447 Nr. 14 und Tafel III/14; Die Klostergemeinschaft von Fulda 2,1 Seite 314 K 16; Biographisches Wörterbuch 2 Spalte 1712f.; Althoff, Adels- und Königsfamilien K 32. Zum Todestag: Dümmler, ebd. 2 Seite 412 Anmerkung 1; BM² 1519 b.

    Der Sohn Kaiser LUDWIGS DES FROMMEN war mit der WELFIN Hemma vermählt; diese wiederum war die Schwester seiner Stiefmutter Judith. Obwohl Aufenthalte Ludwigs auf der Reichanua nicht bekannt sind, scheint die Insel unter ihm noch engere Kontakte zum Königshof gehabt zu haben. Beispielsweise reiste Abt Walahfrid im Sommer 849 im Auftrag des Königs als Vermittler in den Bruderkriegen zu KARL DEM KAHLEN, dessen Erzieher er gewesen war; zur Reise siehe Dümmler I Seite 347 und Beyerle, Von der Gr+ündung Seite 106 sowie oben Seite 297. Außerdem stieg im Jahre 870 der ehemalige Reichenauer Mönch Erzbischof Liutbert von Mainz zum Erzkappelan Ludwigs auf; vgl. Fleckenstein, Die Hofkapelle 1 Seite 176 und oben Seite 404.
    Im übrigen hat sich erstaunlicherweise nur eine einzige Urkunde des Königs für das Kloster erhalten: D LdD 81; vgl. dazu BM² 1424, Brandi, Urkundenfälschungen Seite 4 Nr. 20 bzw. Seite 115 Nrn. 20-22 ud Beyerle, Von der Gründung Seite 110. Auch Ludwig der Deutsche wird im Reichenauer Verbrüderungsbuch p. 98 A1 unter den Mitgliedern der Königsfamilie genannt. Zu zwei weiteren Nennungen in den Gedenkbüchern von St. Gallen und Pfäfers vgl. Schmid, Zur historischen Bestimmung Seite 504ff.

    Das Leben Ludwigs des Deutschen war wie das seiner Brüder durch die heikle Erbfolgefrage bestimmt. 826 wurde Ludwig als Unterkönig in Bayern und den östlichen Gebieten eingesetzt und baute hier seine Position beträchtlich aus. Als 829 LUDWIG I. die "Ordinatio imperii" umstieß, empörten sich seine drei ältesten Söhne und zwangen ihn auf dem "Lügenfeld" zu Kolmar zur Abdankung. Da Ludwig undPippin I. die Übermacht ihres Bruders LOTHAR I. fürchteten, erzwangen sie 834 die Wiedereinsetzung ihres Vaters. Bei der Reichsteilung 839 erhielt Ludwig nur Bayern, empörte sich und wurde unterworfen. Nach dem Tode ihres Vaters empörten sich Ludwig undKARLgegen den die volle Kaisergewalt fordernden LOTHAR I. In der Schlacht bei Fontenay (südwestlich von Auxerre) besiegten am 25.6.841 Ludwig und KARL das Heer ihres Bruders entscheidend. Im Vertrag von Verdun (August 843) erhielt Ludwig II. die ostrheinischen Gebiete außer Friesland, dazu die Bistümer Mainz, Speyer und Worms. 844 zerschlug Ludwig den Stammesverband der Obotriten und teilte das Land unter die Stammesfürsten auf. 846 gelang es Ludwig, an Stelle des heidnischen Fürsten Mojmir, der das mährische Reich bis in die Slowakei ausdehnte, den christlichen Dynasten Rastislaw einzusetzen. 856 und 858 wurde Ludwig von unzufriedenen Großen des W-Fränkischen Reiches ins Land gerufen. Er besiegte am 12.11.858 bei Brienne das Heer seines Bruders, mußte aber in der Folgezeit die Flucht ergreifen. Im Vertrag von Meersen (8.-9.8.870) erzwang Ludwig II. nach dem Tode seines Neffen Lothars II. die Teilung Lothringens, das KARL DER KAHLE besetzt hielt. Ludwig erhielt den östlichen Teil Lothringens mit Aachen, Köln, Trier, Metz und einen Teil Frieslands. Im Frieden von Forchheim (874) mußte Ludwig dem Herrscher des Großmährischen Reiches, Svatopluk, eine selbständige Politik zugestehen. Gegen die Besetzung Italiens und die Kaiserkrönung KARLS DES KAHLENnach dem Tode LUDWIGS II. konnte Ludwig der Deutsche nur protestieren.

    Hartmann Wilfried: Seite 60-70, „Ludwig der Deutsche (840-876)“ in Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern, Hg. Karl Rudolf Schnith

    Merkwürdigerweise hat jener König, in dessen Regierungszeit die vielleicht entscheidende Weichenstellung hin zum späteren Deutschen Reich des Mittelalters fällt, noch nie eine monographische Darstellung erhalten, und auch seiner Persönlichkeit gewidmete Aufsätze sind nur sehr selten. Dieser Tatbestand steht im Kontrast zu des fast hymnischen Beurteilung Ludwigs des Deutschen in der Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts. Auch die Historiographen des 9. Jahrhunderts haben Ludwig den Deutschen - anders als seinen Vater und Großvater - nicht mit einer Vita bedacht; einzig Regino von Prüm hat in seiner Chronik ein knappes Porträt geliefert. Während seiner langen Regierungszeit - von seiner Königserhebung 826 bis zu seinem Tod sind es genau 50 Jahre - vollzogen sich entscheidende Veränderungen in der politischen und gesellschaftlichen Struktur des Frankenreichs. Für das historische Urteil über Ludwig ist es entscheidend, wie man seinen Beitrag zu diesen Veränderungen bewertet. Ludwigs Ausgangslage war nicht günstig, denn er hatte von seinem Vater nur das periphere Bayern als Unterkönigreich erhalten, weil er der jüngste Sohn aus der ersten Ehe LUDWIGS DES FROMMEN war. Das Wirken in diesem Gebiet hatte jedoch den Vorzug, dass Ludwig hier eine eigenständige Politik betreiben konnte, die bei entsprechendem Erfolg durchaus nicht ohne Aussichten war: Nach O und SO besaß das Frankenreich hier eine offene Grenze; hier bestand die Möglichkeit weiterer Expansion des Reiches mit dem Vorteil, die Gefolgsleute mit Land und Beute zu belohnen; eine Möglichkeit, die LOTHAR und Pippin, die an den Grenzen ihrer Gebiete mit den gefährlichen Normannen und Sarazenen zu tun hatten, nicht in demselben Ausmaß besaßen.
    Während der ersten neun Jahre seiner Regierung in Bayern dürfte Ludwig noch keine selbständige Politik betrieben haben. Erst als er mit 20 Jahren (826) zum König erhoben wurde und durch seine Heirat mit der WELFIN Hemma zu einem wichtigen Adelsgeschlecht in engere Beziehungen trat, wurde er aktiver. Seine Ehe brachte ihn auch im Personengeflecht des Kaiserhofes in eine Schlüsselposition, denn Hemmawar die Schwester der Kaiserin Judith. Ludwig hat sich in der Zeit des ersten Aufstands gegen seinen Vater (830) sehr zurückgehalten, und auch nach der Absetzung LUDWIGS DES FROMMEN (833) hat er sich bald wireder auf dessen Seite gestellt. Erst als 839 mit einer neuen Reichsteilung dem jüngeren Stiefbruder und Neffen KARL DEM KAHLEN ein weit in ostfränkisches Gebiet hineinreichendes Teilreich zugesichert wurde, das die Reichsteilung von 831 zuungunsten von Ludwig korrigierte, griff er zu den Waffen. Die Folge war, dass Ludwig alle Gebiete außer Bayern abgesprochen wurden und der alte Kaiser den Plan faßte, sein Reich nur zwischen LOTHAR und KARL DEM KAHLEN aufzuteilen.
    Nach dem Tode LUDWIGS DES FROMMEN kam es dann wegen der ungeschickten Politik LOTHARS zu einem Bündnis zwischen Ludwig und KARL DEM KAHLEN (Frühjahr 841), nachdem Ludwig schon im Herbst 840 in O-Franken, Alemannien, Sachsen und Thüringen als König anerkannt worden war. LOTHAR hatte seinerseits versucht, im Reich seines Bruders Ludwig Fuß zu fassen, indem er sich mit den sächsischen Freien und Halbfreien verband, die unter dem Namen der "Stellinge" gegen den Adel kämpften. Obwohl LOTHAR mit diesem Bündnis in die Tradition seines Vaters und Großvaters eintrat, die ebenfalls die armen Freien unterstützt hatten, brachten ihm diese Koalition keinen Vorteil; vielmehr erhielt Ludwig der Deutsche noch zusätzliche Hilfe vom sächsischen Adel, der die Revolte der Stellinge niederschlagen konnte.
    Am 25.6.841 besiegten Ludwig und KARLdas Heer LOTHARS bei Fontenoy in der Nähe von Auxerre; alle Quellen heben hervor, dass diese Schlacht sehr viele Opfer gefördert hätte; ungefähr 50 Jahre später schreibt Regino von Prüm, die schweren Verluste dieser Schlacht hätten die Verteidigungsfähigkeit des Reichs auf Dauer beeinträchtigt, denn von da an seien die Franken nicht mehr imstande gewesen, offensiv gegen äußere Gegner vorzugehen.
    Vor einem neuen Waffengang bekräftigten Ludwig und KARL ihr Bündnis vor den Kriegern, indem jeder der beiden Herrscher den Bund in der Sprache des Heeres seines Bruders beschwor (Straßburger Eide); der Wortlaut dieser Texte in romanischer und althochdeutscher Sprache ist beim Historiker Nithard überliefert.
    Zu weiteren Kämpfen zwischen den Brüdern kam es aber nicht mehr; seit Juni 842 erarbeitete vielmehr eine Kommission einen Teilungsplan für das Reich, der im August 843 in Verdun gebilligt wurde (Vertrag von Verdun). Ludwig erhielt jetzt Bayern, Schwaben, Franken, Thüringen und Sachsen, wobei die Rheingrenze im Bereich von Mainz, Worms und Speyer zugunsten Ludwigs und am Niederrhein zugunsten LOTHARS überschritten wurde; Ludwig sollte einen Anteil am karolingischen Haus- und Reichsgut im Mittelrheingebiet erhalten, das nicht nur wegen des dort wachsenden Weins begehrt war, sondern das Ludwig mit den nötigen Machtmitteln für sein Königtum ausstatten sollte. Der Vertrag von Verdun beabsichtigte noch keine endgültige Aufteilung des fränkischen Reiches; dass er eine solche einleitete, konnte man 843 noch nicht absehen. Für den größeren Teil des Reiches war eine gemeinsame Herrschaft vorgesehen; zu diesem Zweck wurden mehrere Treffen der Brüder durchgeführt. Alle drei Brüder kamen 844 in Diedenhofen und 847 und 851 in Meersen zusammen; bis 850 gab es mehrere Zweiertreffen zwischen LOTHAR I. und Ludwig; danach fanden sich LOTHAR und KARL DER KAHLE zusammen. Wenn auch diese Zusammenkünfte nur selten zu einem Miteinander führten (das 847 geplante gemeinsame Unternehmen gegen den Dänen-König Horic kam nicht zustande), so gab es doch keine bewaffneten Auseinandersetzungen mehr. Das änderte sich aber, als LOTHAR I. 855 sein Amt niederlegte und wenig später im Kloster Prüm in der Eifel starb.
    Obwohl das Kaisertum seit 850 auf LOTHARS Sohn LUDWIG II. übergegangen war, fühlte sich Ludwig der Deutsche anscheinend nach 855 als Senior des karolingischen Hauses und versuchte seinen Halbbruder KARL auszumanövrieren. Bereits 854 hatte es Kontakte zwischen Ludwig dem Deutschen und der Opposition gegen KARL DEN KAHLEN gegeben. Ludwig hatte damals auf Bitten einer aquitanischen Adelsgruppe seinen Sohn Ludwig (den Jüngeren) in den SW von KARLS Reich geschickt. Erfolge konnten die O-Franken aber nicht erringen, denn die Aquitanier wandten sich Pippin II., dem Sohn des 838 verstorbenen Pippin von Aquitanien, zu, der aus der Klosterhaft hatte entkommen können. Ludwig der Deutsche suchte den Kontakt zu PippinsSöhnen und erhob 856 den Bruder Pippins II., Karl, zum Erzbischof von Mainz und damit zum Leiter der ostfränkischen Kirche.
    Vielleicht war es Karl von Mainz, der Ludwig den Rat gab, der Einladung einer westfränkischen Adelsgruppe nachzukommen und im August 858 ins Reich KARLS DES KAHLEN einzufallen. Am Ende dieses Jahres erschien Ludwig als Sieger; er stellte im Dezember 858 Urkunden aus, in denen er das erste Jahr seiner Herrschaft im W-Reich zählte. Es kam aber anders, und Ludwig mußte im Januar 959 den Rückzug antreten, denn die Bischöfe des W-Frankenreichs hielten unter Führung Hinkmars von Reims zu dem bereits besiegten und verdrängten KARL.
    Vielleicht haben diese bösen Erfahrungen mit seinem Bruder KARL DEN KAHLEN zehn Jahre später veranlaßt, nach dem Tod des Neffen Lothar II., der ohne legitime Erben gestorben war, seinerseits im Alleingang zu versuchen, einen wesentlichen Teil des Erbes LOTHARS I. zu gewinnen und sich in Metz zum König von Lotharingien krönen zu lassen (869)
    Auch als es darum ging, das italeinische Reich und die Kaiserkrone als Erbe LUDWIGS II. zu sichern (+ August 875), war KARL DER KAHLE schneller als sein ostfränkischer Bruder: am 25.12.875 wurde er - und nicht der älteste Sohn Ludwigs des Deutschen, Karlmann - zum Kaiser gekrönt. Aus dem Erbe LOTHARS I. konnte Ludwig für sich und seine Söhne immerhin die Hälfte des Reiches Lothars II. gewinnen (Vertrag von Meersen 870).
    Wenn auch Ludwig der Deutsche darin gescheitert ist, eine Art Oberherrschaft im Frankenreich zu erringen, so hat doch beachtliche Erfolge im N und O seines Teilreichs erzielt. Im Jahr 845 führten die dänischen Normannen Kriegszüge gegen die Elbmündung und gegen das Seinegebiet durch. Die Hammaburg, der noch recht bescheidene Stützpunkt der fränkischen Händler und der Kirche an der Grenze zu den Abodriten, wurde von den Normannen eingeäschert. Weil aber normannische Krieger eine Seuche in ihre Heimat einschleppten, die sie von einem Zug vor Paris mitgebracht hatten, konnte Ludwigs Abgesandter, Graf Cobbo, von den geschwächten Normannen erreichen, dass die christlichen Gefangenen freigelassen wurden und dass die Dänen für ihren Kriegszug eine Entschädigung zahlten. Im Herbst 845 erschienen normannische Gesandte in Paderborn; sie waren zu einem Friedensschluß bereit. Dieser Friede bewahrte das O-Fränkische Reich für viele Jahrzehnte vor weiteren Normannenzügen. Sie konzentrierten sich in der Folgezeit vor allem auf die Küsten des W-Frankenreichs, wo es allerdings auch mehr zu holen gab: vor allem goldene Gefäße aus den Kirchen und Klöstern sowie Tribute, zu deren Zahlung KARL DER KAHLE sich bereitfand.
    Im SO des Reiches hatten sich während der innerfränkischen Kämpfe von 830 bis 845 wichtige Veränderungen vollzogen: Die Mährer hatten dort ein Reich errichtet, mit dem Ludwig der Deutsche und seine Söhne bis zum Ende des Jahrhunderts zu tun haben sollten. 846 unternahm Ludwig einen ersten Kriegszug gegen die Mährer; ein neuer Feldzug fast zehn Jahre später (855) hätte beinahe mit einer Katastrophe geendet; nur mit knapper Not konnte der König sein Leben retten. Sein Sohn Karlmann versuchte aus diesen Fehlschlägen die Konsequenzen zu ziehen und erreichte 858 ein Einvernehmen mit den Mährern. Es waren wohl die bayerischen Adeligen, die Ludwig den Deutschen bestimmten, erneut die Unterwerfung des Mährischen Reichs zu versuchen. Ein Feldzug im Jahr 864 brachte zwar keinen großen Sieg, aber doch den Erfolg, dass die Mährer die fränkische Oberhoheit anerkennen und zur Bekräftigung ihres Treueids Geiseln stellen mußten.
    Der Mährer-Fürst Rastislaw betrieb aber weiterhin eine selbständige Politik, indem er die Missionsinteressen der Bistümer Passau und Salzburg ignorierte und eine päpstliche Genehmigung für die Missionstätigkeit der aus dem Oströmischen Reich stammenden Missionare Konstantin-Kyrill und Methodius erlangte. Gegen diese Unabhängigkeitsbestrebungen richtete sich ein neur Angriff der Franken, der diesmal von Ludwigs Söhnen Karlmann und KARL geleitet wurde (869). Die beiden Brüder erreichten, dass ihnen Fürst Rastislaw ausgeliefert wurde; wie einem Reichsangehörigen wurde ihm durch ein Gericht aus Franken, Bayern und Slawen der Prozeß wegen Hochverrats gemacht; das Urteil lautete auf Tod. König Ludwig milderte die Strafe in Blendung ab.
    Mit Rastislaw Nachfolger Zwentibold/Swatopluk (870-894) herrschte nur kurzes Einvernehmen; in dieser Zeit wurde der Mährerfürst der Taufpate von ARNULFS Sohn Zwentibold. Die völlige Einbeziehung des Mährischen Reiches in das O-Frankenreich gelang trotz neuen Feldzügen nicht; Zwentibold mußte sich jedoch wenigstens dazu verstehen, einen Alemannen als Bischof seines politischen Zentrums Neutra anzunehmen. Nach dem Tod Ludwigs des Deutschen, Karlmanns und Ludwigs des Jüngeren das heißt seit ca. 880/82, erreichte das Mährische Reich seine größte Ausdehnung: 884 vereinbarten Zwentibold und KARL III. westlich des Wienerwalds eine Abgrenzung ihrer Sphären. 885 konnte Mähren seinen Einfluß nach N bis zur Weichsel ausdehnen, 890 verzichtete ARNULF zugunsten Zwentibolds auf seine Oberhoheit über Böhmen.
    Die Kämpfe gegen das mächtige Mährerreich gaben den Machtträgern im O des Reiches Ludwigs des Deutschen eine gewisse Handlungsfreiheit, die zu heftigen Spannungen mit dem König führte, in die auch Ludwigs Söhne einbezogen wurden. 854 mußte Ludwig den seit 833 amtierenden Präfekten an der O-Grenze, Ratbod, absetzen; noch vor 860 kam es auch zu Problemen mit dem Grafen Rihheri von Pannonien. Ludwigs ältester Sohn Karlmann, der seit 856 im östlichen Grenzraum königliche Funktionen ausübte, hatte ein Arrangement mit dem regionalen Adel getroffen, das ihm eine vom König unabhängige Stellung einbrachte. Äußerer Ausdruck des Bündnisses zwischem dem bayerischen Adel und Karlmann ware seine Ehe mit einer Tochter des Grafen Ernst, der Grenzgraf im bayerischen Nordgau war.
    Der Adel am Hof Ludwigs des Deutschen hat den König anscheinend vor der Gefahr gewarnt, die von seinem Sohn drohen konnte; daher wurde Karlmann 863 wegen Hochverrats angeklagt; zu einer Verurteilung kam es jedoch nicht. Vielmehr entschloß sich Ludwig 865 dazu, eine Art Testament zu machen, in dem er seinen drei Söhnen Reichsteile zuwies, die sie nach seinem Tod besitzen sollten.
    Ludwig der Jüngere verfolgte jedoch weiterhin eigene Ziele und versuchte, Kontakte zu westfränkischen Adelsgruppen aufzunehmen. So müssen wir nämlich Nachrichten deuten, dass er sich mit einer Tochter des im Westen mächtigen Adalhard verloben wollte; nur der heftige Widerstand des Vaters veranlaßte den jüngeren Ludwig, diese Absicht fallen zu lassen. 869 heiratete er dann Liutgard, die Tochter des mächtigen sächsischen Grafen Liudolf. Damit hatte sich auch Ludwig der Jüngere - wie bereits früher Karlmann und KARL (dieser hatte 862 die Tochter des elsässischen Grafen Erchanger geheiratet) - mit einer Frau verbunden, die aus einer der wichtigsten Adelsfamilien jener Region stammmte, die sein künftiges Reich bilden sollte.
    Die Spannungen und Konflikte zwischen Ludwig dem Deutschen und seinen Söhnen sind Ausdruck eines für die Zeit typischen Dilemmas: Der König konnte nicht überall persönlich anwesend sein, daher wurden eigene Herrschaften für die Söhne eingerichtet, die sich besonders um die schwierigen Grenzprovinzen kümmern sollten. Um sich dort durchsetzen zu können, mußten sie sich mit den in jenen Regionen mächtigen Adelsfamilien arrangieren, was nicht immer mit der Politik des Königs in Einklang zu bringen war. Die Söhne wurden so mehrfach zum Aushängeschild einer "legitimistischen" Opposition gegen den Vater, so wie es die Söhne LUDWIGS DES FROMMEN in den Jahren nach 829/30 gewesen waren.
    An die Beweglichkeit und Allgegenwart eines Königs wurden im 9. Jahrhundert hohe Anforderungen gestellt. Das zeigt beispielhaft der Bericht der Fuldaer Annalen zum Jahr 852: Zu Jahresbeginn war der König (in Mainz) zusammen mit den Fürsten und Grafen mit Staatsangelegenheiten und mit der Schlichtung von Streitfällen beschäftigt; nachdem er dann Gesandtschaften der Bulgaren und Slawen angehört hatte, reiste er nach Bayern, um einige Anordnungen zu treffen; dann fuhr er zum Rhein und dort zu Schiff nach Köln. Hier hatte er mit einigen Edlen seines Bruders LOTHAR eine Unterredung und zog dann nach Sachsen, um dort Recht zu sprechen. Un Minden an der Weser hielt er einen allgemeinen Gerichtstag und zog dann nach Thüringen, wo er auf einem Tag in Erfurt Anordnungen erließ. Von hier reiste er weiter und feierte Weihnachten in Regensburg.
    Regensburg war überhaupt neben Frankfurt der häufigste Aufenthaltsort Ludwigs des Deutschen; man kann in diesen beiden Städten geradezu Residenzen des ostfränkischen Königs sehen. Auch in späteren Jahren konnte sich Ludwig aber nicht damit begnügen, wie Vater und Großvater vornehmlich von einer Residenz aus zu regieren: Als es darum ging, einen Anteil vom Erbe seines 869 verstorbenen Neffen Lothar II. zu erhalten, unternahm Ludwig, der damals schon über 60 Jahre alt war, einen Ritt nach Meersen, obwohl er erst kurz davor im ca. 100 km entfernten Flamersheim (bei Euskirchen) einen schweren Unfall hatte. Der König hatte dort eine Rippenquetschung erlitten, als der morsch gewordene Söller zusammenbrach. Regino berichtet, die Begleiter Ludwigs hätten gehört, wie die gebrochenen Rippen beim Reiten aneinanderrieben, dennoch habe niemand einen Laut der Klage von Ludwig vernommen.
    Obwohl aus dem O-Frankenreich keine Kapitularien überliefert sind, wie es sie von KARL DEM GROSSEN, seinem Sohn LUDWIG DEM FROMMEN und seinem Enkel KARL DEM KAHLEN in größerer Anzahl gibt, scheint auch Ludwig der Deutsche solche Anordnungen erlassen zu haben. Vielleicht wurden sie aber nur selten schriftlich festgehalten, da die Grafen und die anderen königlichen Amtsträger sowieso nicht lesen und schreiben konnten. Die weniger entwickelte Schriftlichkeit des O-Frankenreichs zeigt sich auch darin, dass die Zahl der Urkunden Ludwigs deutlich geringer ist als die KARLS DES KAHLEN (172 echte Urkunden Ludwigs gegen 461 seines westfränkischen Halbbruders).
    Im Vergleich zum W-Frankenreich und zu Italien war das O-Frankenreich kulturell fast ein Entwicklungsland, aber Ludwig versuchte seinen Teil dazu beizutragen, das geistige Leben in seinem Reich zu fördern. Mit Hrabanus Maurus, der ihm zeitweise fernstand, suchte er persönlichen Kontakt, ehe er ihn 847 zum Erzbischof von Mainz erhob. Hrabanus widmete dem König mehrere seiner Schriften und sandte ihm ein Exemplar seiner Enzyklopädie zu, um das Ludwig gebeten hatte. Kontakt sucht Ludwig auch mit dem Gelehrten Reimser Erzbischof Hinkmar, der eine theologische Anfrage des ostfränkischen Königs mit einer kleinen Schrift beantwortete.
    Besonders Interesse hatte Ludwig der Deutsche anscheinend an der Verschriftlichung der Volkssprache. Um 864 richtete der Abt Otfrid von Weißenburg einen Brief an seinen König, in dem er die Hoffnung äußerte, dass Ludwig in seinem Reich anordnen werde, sein in fränkischer Schrift geschriebenes Evangeliarbuch solle überall gelesen werden. Möglicherweise hatte bereits früher ein sächsischer Autor sein Bibelgedicht vom Heiland Ludwig dem Deutschen gewidmet. Und auch in Fulda war mit der althochdeutschen Übertragung der Evangelienharmonie des Tatian der Versuch gemacht worden, zentrale Texte des christlichen Glaubens in die Volkssprache zu übertragen. Dass Ludwig der Deutsche und seine Umgebung an diesen Bemühungen Anteil nahmen, zeigt sich auch darin, dass das Endzeitgedicht des Muspilli in einer Handschrift überliefert ist, die sich im Besitz Ludwigs befand. Weil die eintragende Hand nicht sehr geübt erscheint, hat man sogar vermutet, dass der König selbst den Text geschrieben habe.
    Wenn auch eine große königliche Bibliothek, wie sie KARL DER GROSSE und LUDWIG DER FROMME besaßen und wie sie von KARL DEM KAHLEN ebenfalls belegt ist, bei Ludwig dem Deutschen nicht nachzuweisen ist, so können doch noch heute einige Handschriften namhaft gemacht werden, die im Besitz des ostfränkischen Königs gewesen sind. Und von seinem langjährigren Erzkapellan, Abt Grimald von St. Gallen, wissen wir, dass er eine Büchersammlung besaß. Es gehört daher nicht nur zur Topik des Herrscherlobs, wenn Regino von Prüm im Nachruf auf Ludwig davon spricht, dass der König in den weltlichen und geistlichen Wissenschaften unterrichtet war. Regino erwähnt hier auch, dassLudwigäußerst vorsichtig gewesen sei und dass er die Gabe gehabt habe, die Menschen nach ihrer Brauchbarkeit einzuschätzen. Seiner Persönlichkeit kommen wir vielleicht noch etwas näher, wenn wir beobachten, dass er - anders als die meisten seiner Vorfahren und Nachkommen - ein sehr inniges Verhältnis zu seiner Frau besaß; man könnte vermuten, dass seine Trauer um den Tod seiner Frau den eigenen Tod beschleunigt hat.
    Die Spannungen mit seinen Söhnen, vor allem mit dem ältesten, Karlmann, gehen wenigstens zum Teil auf die Einflüsterungen der Gattin Hemma zurück, deren Liebling anscheinend der Zweitgeborene, Ludwig (der Jüngere), war. Gegen dessen Bevorzugung lehnte sich Karlmann mehrfach auf, und er scheute sich dabei auch nicht, mit den Mährern zu paktieren (wie das auch sein Bruder Ludwig gelegentlich tat). Dass es dennoch nicht zu einem endgültigen Bruch kam, ist wieder ein Ausdruck der Vorsicht Ludwigs des Deutschen, der es verstand, im rechten Moment seinerseits nachzugeben. Spannungen innerhalb der Familie waren ja bei den KAROLINGERN nichts Neues; Ludwig selbst hatte in seiner Jugend davon genug mitbekommen, und in der Familie seines Halbbruders spielten sich gleich mehrere Familientragödien ab: Ein Sohn namens Karlmann wurde nach einem Aufstandsversuch geblendet; er starb im ostfränkischen Exil. Eine Tochter hatte sich von ihrem Liebhaber entführen lassen; nur mit Mühe gelang es dem Papst, eine Versöhnung zwischen Vater und Tochter herbeizuführen. Ludwigs Beiname Germmanicus, "der Deutsche", ist zeitgenössisch: in den westfränkischen Annalen von St. Bertin wird er so genannt, denn Germania war die karolinger-zeitliche Bezeichnung für das Gebiet östlich des Rheins. Zuweilen wird Ludwig auch der Beiname Pius beigelegt; damit nahm man nicht nur ein bereits in der Antike übliches Herrscherepitheton wieder auf, sondern bezog sich auf die Züge von tiefer Frömmigkeit, die man bei Ludwig finden kann. So hat er sich gegen Ende seines Lebens nach einer schweren Krankheit dazu entschlossen, seinen persönlichen Schatz an ihm nahestehende Klöster und Kirchen zu verteilen. Und Notker von St. Gallen rühmt bei Ludwig die Neigung zum Gebet und die Bereitschaft zum Fasten sowie weitere Äußerungen der Frömmigkeit, wie die, dass er in Regensburg an den Bittagen von der Königspfalz bis zum Kloster St. Emmeran barfuß hinter dem Kreuz hergegangen sei.
    Über die äußere Erscheinung Ludwigs wissen wir nicht sehr viel; das Lob Notkers von St. Gallen, er sei ein Mann von stattlichem Wuchs und von schöner Gestalt gewesen, ist zu allgemein; höchstens die Erwähnung seiner hellen und männlichen Stimme und seiner eindrucksvollen Augen dürfte auf eigenem Erleben des Geschichtsschreibers beruhen. Nur ein einziges zeitgenössisches Bild ist auf uns gekommen, während wir von seinem Stiefbruder KARL ein ganzes Dutzend besitzen. Das Fehlen von Münzbildern, wie wir sie für die älteren karolingischen Herrscher besitzen, belegt die noch geringe wirtschaftliche Entwicklung des ostfränkischen Reiches.
    Glücklicherweise gibt uns Regino in seiner Chronik eine kurze Charakteristik des Königs, die einige Züge seiner Persönlichkeit erkennen läßt. Dabei wird besonders die kriegerische Grundhaltung dieses Königs deutlich, der nach Regino die Härte des Eisens mehr geliebt hat als den Glanz des Goldes. Es fehlte Ludwig auch nicht der Sinn für archaische Kraftdemonstrationen. So weiß Notker von St. Gallen zu erzählen, dass er mit bloßen Händen ein stählernes Schwert von der Spitze bis zum Griff verbogen habe, um einer normannischen Gesandtschaft Respekt vor der Kraft der O-Franken einzuflößen. Regino hebt dann vor allem die Menschenkenntnis Ludwigs hervor, die ihn für Bestechung unempfänglich gemacht habe; bei der Auswahl der weltlichen Amtsträger Ergebenheit und aufrichtige Treue den Ausschlag gegeben.

    Schieffer Rudolf:, "Die Karolinger"

    Die 817 erlassene Ordinatio imperii stellte dem noch heranwachsenden Ludwig das zuvor LOTHAR zugeteilte Bayern samt den slawischen Grenzgebieten in Aussicht. Beim Aufstand 830 ließ er sich durch das Versprechen eines größeren Erbteils auf die Seite seines Vaters ziehen, der damit seine Herrschaft wiederherstellen konnte. Obwohl ihre Reiche vergrößert wurden, fühlten sich Ludwig und sein Bruder Pippin durch die Bevorzung des StiefbrudersKARL ins Abseits gedrängt. Als der Kaiser einen Feldzug nach Aquitanien vorbereitete, wurde ihm ein Aufstand Ludwigs gemeldet, der sich von Bayern aus offenbar Teile von KARLS Erbe aneignen wollte. Sein Vater rückte gegen Ludwig vor und dieser ließ ihn nach seiner Unterwerfung im Mai 832 bei Augsburg glimpflich davonkommen. Er unterstützte gemeinsam mit seinem Bruder Pippin den Bruder LOTHAR I. bei der Absetzung des Kaisers LUDWIG auf dem "Lügenfeld" zu Colmar, forderte aber, da er bei einem weiteren Umsturz kaum etwas aufs Spiel zu setzen brauchte, schon um die Jahrewende 833/34 eine würdigere Behandlung des alten Kaisers und verhalf diesem erneut bei der Restaurierung seiner Macht. Als der Kaiser Ende 837 seinen Sohn KARL mit weiten Gebieten ausstattete, verärgerte er nicht nur LOTHAR, sondern auch Ludwig, der sich von Bayewrn aus mit dem kaiserlichen Bruder zu einer Besprechung in der Nähe von Trient traf und dadurch das Mißtrauen des Vaters auf sich lenkte. Nach einem vergeblichen Versuch, sich zu rechtfertigen, wurden ihm im Sommer 838 alle rechtsrheinischen Länder bis auf Bayern wieder entzogen. Nach dem Tode Pippins (13.12.838) unternahm Kaiser LUDWIG einen Zug über den Rhein bis zum Bodensee, um dem jüngeren Ludwig seine Macht zu demonstrieren. Anschließend teilte er Ende Mai 839 auf einer Reichsversammlung in Worms das Frankenreich, bei der Ludwig nur das "Pflichtteil" Bayern erhielt. Er wurde im Frühjahr 840 von seinem Vater aus Thüringen verjagt, der anschließend ein gemeinsames Vorgehen mit LOTHAR I. gegen ihn plante, aber durch den Tod daran gehindert wurde.
    Tatsächlich konnte Ludwig auf weit festeren Grund bauen als etwa sein Halbbruder KARL im W, hatte er doch schon 817 eine erste Anwartschaft auf Bayern empfangen, etwa 826 dort auch zu regieren begonnen und sein bald vergrößrtes rechtsrheinisches Erbteil in den stürmischen Jahren seit 830 gegen alle brüderlichen Anfeindungen zäh behauptet, was ohne einen verläßlichen Anhang unter den Großen im Lande kaum gelungen wäre.
    Bayern mit dem Zentrum Regensburg blieb zeitlebens seine wichtigste Machtbasis, wo ihm jahrzehntelang ein bevorzugter Graf namens Ernst, nach den Worten der Fuldaer Annalen "Heerführer jener Gegenden und unter des Königs Freunden der erste", den Rücken freihielt. Daneben trat das in Verdun erhandelte Rhein/Main-Gebiet in den Vordergrund, wo Ludwig im häufig besuchten Frankfurt vor 852 das Salvator-Stift einrichtete. Schwaben und zumal Sachsen und Thüringen sahen ihn seltener, doch galt auch hier seine Königsautorität uneingeschränkt, nachdem der von LOTHAR I. zeitweilig geförderte "Stellinga"-Aufgstand vom sächsischen Adel unterdrückt worden war. Eng wußte Ludwig auch mit der stammesübergreifenden Kirche zusammenzuwirken: Auf den seit 833 amtierenden Erzkapellan, den Bischof Baturich von Regensburg, ließ er 848 den Abt Grimald von St. Gallen und Weißenburg folgen, dem er als seinem wichtigsten Berater auf die Dauer auch die Kanzleileitung anvertraute. In Hildesheim nahm er 845 den vertriebenen Ebo von Reims (+ 851) als Bischof auf, und 847 erhob er den gelehrten Fuldaer Abt Hrabanus Maurus (+ 856) zum Erzbischof von Mainz, der dort "durch persönliche Initiative" (W. Hartmann) alsbald eine rege Synodaltätigkeit mit dem Höhepunkt einer Versammlung fast des gesamten ostfränkischen Episkopats im Oktober 852 entfaltete. An seinen Außengrenzen hatte Ludwigs Teilreich 845 den verheerenden dänischen Überfall auf Hamburg hinzunehmen, der eine Verlegung des erzbischöflichen Sitzes nach Bremen erforderlich machte, doch gelang es noch im selben Herbst in Paderborn, durch einen Friedensschluß mit den Dänen die akute Gefahr für geraume Zeit von Sachsen abzuwenden.
    Die sichtliche Erfolgsbilanz der ostfränkischen KAROLINGER im 1. Jahrzehnt nach Verdun verfehlte nicht ihren Eindruck auf unzufriedene Kreise in anderen Teilreichen und trug so indirekt zu der ersten schweren Erschütterung der vertraglichen Ordnung bei, die von Aquitanien ausging. Dort hatte man sich auch nach Pippins Gefangennahme (852) keineswegs überall mit der Herrschaft KARLS DES KAHLENabgefunden, zumal der westfränkische König 853 durch die Hinrichtung des Grafen Gauzbert von Maine, eines RORGONIDEN, neuen Unmut weckte. Das Bedürfnis nach Gegenwehr brach sich nicht einfach in einer Adelsrevolte Bahn, sondern spitzte sich auf den Versuch zu, den als ungerecht empfundenen Herrscher, der seinen göttlichen Auftrag verfehlt zu haben schien, durch einen anderen KAROLINGER zu ersetzen, der ein besseres Regiment zu führen ver-sprach. Das Thronrecht des Gesamthauses blieb also unbestritten, doch sollte die interne Machtverteilung verändert werden, so wie schon während der Bruderkriege ab 830 das politisch-militärische Gewicht der rivalisierenden Könige wesentlich von den Optionen der jeweiligen Großen bestimmt worden war. Bei ihrer "Einladung" konnten die Aquitanier nicht auf LOTHAR I., dem einstigen Verbündeten Pippins II., rechnen, denn der Kaiser war längst zum Verteidiger der Teilungsordnung von 843 geworden und eben im Herbst 852 noch gemeinsam mit KARLgegen die Normannen an der unteren Seine gezogen (ohne größeren Erfolg); vielmehr wandten sie sich an Ludwig den Deutschen mit der Bitte, entweder selbst oder durch einen seiner Söhne die Regierung in ihrem aquitanischen Regnum zu übernehmen. Der König konnte der Verlockung zum Eingreifern nicht widerstehen, ordnete aber, selber durch Verwickluingen an der mährischen Grenze gebunden, den knapp 20-jährigen Ludwig den Jüngeren ab, der Anfang 854 mit bewaffneter Macht bis in die Gegend von Limoges vorstieß. KARL DER KAHLE wich einer direkten Konfrontation aus, rief die Vermittlung Kaiser LOTHARS an und beklagte sich beim Papst über den flagranten Bruch der Friedenseide; entscheidend wurde schließlich, dass Pippin II., vielleicht mit KARLS stillschweigender Duldung, aus seiner Haft in Soissons entkam und nach Aquitanien eilte, wo er den stärkeren Anhang als Ludwigmobilisierte und den ostfränkischen Vetter im Herbst 854 zum eiligen Rückzug nötigen konnte.
    Im Herbst 858 von einer unzufriedenen westfränkischen Adelsgruppe um Robert den Tapferen von Anjou als König ins W-Frankenreich gerufen, mußte er 860 im Frieden von Koblenz 860 endgültig verzichten. Ludwig der Deutsche wünschte nach dem Tod LUDWIGS II. eine Art Hausvertrag über das südliche Regnum und traf sich 872 mit der Kaiserin Angilbergain Trient sowie 874, als man anscheinend schon mit LUDWIGS baldigem Ende rechnete, mit diesem selber bei Verona, um für seinen ältesten Sohn Karlmann eine Designation zum Erben zu erreichen. Es ist unklar, wieviel Verbindlichkeit die eine wie die andere Abrede erlangt hatte, als Kaiser LUDWIG II. am 12.8.875 in der Gegend von Brescia tatsächlich starb und damit auf beiden Seiten das Bestreben weckte, rasch Fakten zu setzen. Während sich KARL DER KAHLE in Italien gegen Karlmann und KARL III., Ludwigs Söhne, durchsetzte, zeigte der ostfränkische König seine Verärgerung, indem er auf diese Nachrichten hin von Metz aus zusammen mit seinem Sohn Ludwig dem Jüngeren militärisch in W-Franken einfiel, um gewissermaßen nach dem Muster von 858 KARL die Vasallen im eigenen Lande zu entziehen und ihm wie 869/ 70 einen Anteil am einseitig erzielten Raumgewinn abzunötigen. Der Vorstoß, der dazu führte, dass Ludwig das Weihnachtsfest 875 in KARLS Pfalz Attigny feiern konnte, wurde zeitweilig begünstigt durch eine nach Hinkmars Zeugnis in W-Franken verbreitete Mißstimmung darüber, dass KARLum römisch-italienischer Ambitionen willen sein angestammtes, innen und außen bedrohtes Regnum im Stich gelassen habe, worin zugleich ein beredter Ausdruck für das Schwinden eines gesamtfränkischen Horizonts zu erkennen ist. Gleichwohl trat Ludwig der Deutsche bald nach der Jahreswende den Rückzug an, wohl weil er einsah, mit seinen Manövern dem Bruder nicht in den Arm fallen zu können.
    Zwar forderten nach der Rückkehr seines Bruders aus Italien seine Beauftragten in Ponthion drohend einen Erbteil am Erbe LUDWIGS II., doch trat dies binnen kurzem in den Hinterfrund, da der ostfränkische König am 28.8.876 in Frankfurt starb. Er folgte etwa 70-jährig seiner im Januar verschiedenen Gattin, der WELFIN Hemma, und wurde im nahen Kloster Lorsch beigesetzt. Das Teilreich, das er sich in seiner Jugend erkämpft und dann Jahrzehnte hindurch innerhalb der Familie behauptet hatte, so dass daraus der Keim des späteren Deutschland werden konnte, hinterließ er im Augenblick des Todes in einer durchaus prekären Lage. Sich der neuen großfränkischen Politik KARLS DES KAHLEN zu erwehren, fiel nun seinen drei in der Vergangenheit wenig einigen Söhnen zu.

    827 oo Hemma, Tochter des Grafen Welf um 808 - 31.1.876 Regensburg

    Kinder:
    - Ludwig III. der Jüngere 835-20.1.882
    - Hildegard Äbtissin von Schwarzbach und Zürich 828-23.12.856
    - Ermengard Äbtissin von Buchau und Chiemsee (857-866) - 16.7.866
    - Gisla
    - Bertha Äbtissin von Schwarzbach und Zürich (856-877) - 26.3.877
    - Karlmann 830-29.9.880
    - KARL III. DER DICKE 839-13.1.888

    Literatur:
    Althoff, Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 136,189,369 K 32 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 11,20 - Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten, Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 61-66,70,89,94,149,166,217,224,252,256, 317 - Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986, Seite 12,18,23-25,30,38,42,52-54,60,62,76,79,95,99,106,108,128,143,160-163, 166-168,171,175,181,189,200,206, 224,227,246,257-261,273,275,289 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. 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Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1991, Band I, Seite 145,170344; Band II, Seite 113,187, 366,368,468,530; Band III; Seite 194,486 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 349,421,425, 428-433,439-442,445 - Wies Ernst W.: Otto der Große. Kämpfer und Beter. Bechtle Verlag Esslingen 1989, Seite 24,27,41 -



    Neue Deutsche Biographie - Ludwig der Deutsche
    ostfränkischer König, * circa 805/806 wohl in Aquitanien, † 28.8.876 Frankfurt/Main, ⚰ Lorsch.

    Daß L. seine Jugend am Hofe des Vaters verbrachte, bis 814 also in Aquitanien, und eine dem Kaisersohn angemessene Erziehung genoß, ist aufgrund seiner später bekundeten theologischen und biblischen Interessen nicht zu bezweifeln, doch fehlt es außer der beiläufigen Erwähnung eines (sonst unbekannten) paedagogus Egilolf (zu 818/19) an gesicherten Nachrichten. L. wurde 817 mit der Aachener Ordinatio imperii zum König über Bayern (d. h. Altbayern von der Donau bis über die Alpen) mit den vorgelagerten Slawenländern bestellt, jedoch unter einer Oberhoheit des Vaters, die beim Erbfall auf den ältesten Bruder, Kaiser Lothar I., übergehen sollte. L. nahm 824 an einem Bretonenfeldzug teil und wurde 826 nach Bayern entsandt, wo man seither mitunter nach seinen Jahren die Urkunden datierte, aber außer einer offenbar erfolglosen Heerfahrt gegen die Bulgaren (828) verlautet vorerst nichts über eine eigene Regierung L.s. An den Unruhen, die sich 829 anbahnten (Ausstattung des vierten Kaisersohnes Karl des Kahlen mit einem Herrschaftsanteil, Reformsynoden) und 830 zur zeitweiligen Entmachtung Ludwigs des Frommen führten, hatte L. wenig aktiven Anteil. Er soll im Gegenteil eine formelle Absetzung des Vaters verhindert haben und ließ sich zusammen mit seinem Bruder Pippin sehr bald für den alten Kaiser gewinnen, der seinerseits mit Zugeständnissen nicht geizte. Erstmals am 6.10.830 urkundete L. selbständig, und fortan für sein Teilreich ausschließlich, als rex Baioariorum, stellte jedoch in der Datierung die Kaiserjahre des Vaters den (von 826 an gezählten) Jahren des eigenen regnum voran; als sein Hofkaplan und Kanzleileiter begegnet in den 11 erhaltenen Diplomen der Jahre 830-833 der Abt Gauzbald von (Nieder-) Alteich. Wahrscheinlich Anfang 831 verkündete Ludwig d. Fr. auf einer Aachener Reichsversammlung eine neue Erbteilung, die – in Anlehnung an Karls d. Gr. Divisio von 806 – als L.s (künftigen) Anteil auch Thüringen, Ripuarien und Sachsen bis zur Küste vorsah, also schon in Umrissen das spätere Ostfränk. Reich konzipierte.

    Die gleichzeitige, sehr großzügig geplante und der Ordinatio von 817 vollends zuwiderlaufende Begünstigung des jungen Karl löste indes – mitsamt anderen, für uns undeutlich bleibenden persönlichen Spannungen – neue Wirren aus, zu denen L. selber im Frühjahr 832 den Anstoß gab. Er besetzte Schwaben und drang bis zum Rhein vor, mußte aber zurückweichen und sich in Augsburg dem Vater unterwerfen. Dieser Konflikt und eine bald darauf folgende Maßregelung Pippins bildeten das Vorspiel zu der großen Reichskrise von 833, dem gemeinsamen Aufstand Lothars I., Pippins und L.s gegen den Kaiserhof und dem Sturz Ludwigs d. Fr.. Die Sieger vereinbarten eine Dreiteilung des Reiches. L. erhielt zu Bayern nunmehr Schwaben mit dem Elsaß, Rheinfranken, anscheinend auch Thüringen und Sachsen. Er bestellte den Bischof →Bathurich von Regensburg (817–48) zum Erzkaplan, den Abt Grimald von Weißenburg zum summus cancellarius (bis 837 in 13 Diplomen bezeugt) und urkundete fortan, erstmals am 19.10.833, als selbständig regierender rex, ohne Attribut und ohne Bezugnahme auf den Kaiser, mit neu einsetzender Zählung des regnum in orientali Francia.

    An der kirchlich zelebrierten Entthronung Ludwigs d. Fr. in Compiègne und Soissons (Herbst 833) nahm L. jedoch nicht teil. Er verwandte sich vielmehr für den von Lothar in Haft gehaltenen Vater und trug 834 zu dessen neuerlicher Restitution bei. Nach Ausweis der Urkunden behielt er weiterhin die Regierung mindestens auch in Schwaben, Elsaß und Mainfranken, mit Duldung durch den Kaiser, der freilich auch selber noch für Kirchen dieser Länder urkundete. Das stets labile Einvernehmen der nächsten Jahre wich aber einem neuen Zerwürfnis, das in offene Auflehnung überging, als Ludwig d. Fr. 838 seinem nunmehr volljährigen und zum König erhobenen Sohne Karl einen neustrischen Herrschaftsbereich zuwies, L. dagegen alle außerbayerischen Länder absprach, und vollends, als der alte Kaiser nach dem Tode Pippins I. (Ende 838) ohne Rücksicht auf seinen Enkel Pippin II Aquitanien an Karl gab (und 839 gar eine Teilung des Gesamtreiches – wiederum außer Bayern – nur zwischen Lothar I. und Karl d. K. verfügte. Der Kampf war unausgetragen, als Ludwig d. Fr. am 20.6.840 starb.

    Der zum Nachfolger designierte Lothar I. beschwor eine völlige Umkehr der Fronten herauf, da er, aus Italien heranrückend, die vollen Kaiserrechte aus der – ja nicht formell aufgehobenen – Ordinatio von 817 beanspruchte und die einstigen Verfechter der Reichseinheit für sich gewann. L. wurde damit an die Seite seines bisherigen Feindes Karl gedrängt. Er ging zunächst einen Waffenstillstand mit Lothar ein, nutzte aber die Atempause, um sich von Ostfranken, Alemannen, Sachsen und Thüringern huldigen zu lassen und urkundete im Dez. 840 für Corvey. Mit dem gleichfalls bedrängten Karl d. K. schloß er im Frühjahr 841 ein Bündnis. Lothar I., dem sich Pippin II angeschlossen hatte, unterlag am 25.6.841 in der blutigen Bruderschlacht von Fontenoy bei Auxerre, die von den tief bedrückten Zeitgenossen als ein Gottesurteil für das Teilungsrecht gegen die Idee der Reichseinheit gedeutet wurde. Lothar griff zu verzweifelten Entlastungshilfen durch Kontakte mit dem innersächs. Aufstand der „Stellinga“ und mit den Normannen, die sich in Friesland festzusetzen begannen. L. und Karl aber bekräftigten ihren Bund durch die Straßburger Eide vom 14.2.842, deren beim Chronisten Nithard überlieferter volkssprachlicher Wortlaut als ältestes Denkmal französischer und eines der ältesten deutscher Sprache berühmt ist, freilich einer voreiligen politisch-nationalen Interpretation entzogen bleiben muß. Lothar gab nun endgültig auf, zumal die Großen aller Reichsländer zum Frieden drängten – denn mindestens seit der Regierung Ludwigs d. Fr. dürfen die grundlegenden politischen Entscheidungen nicht mehr kurzerhand, wie es nach den Quellentexten scheinen könnte, als autonome (oder gar souveräne) patrimoniale Hoheitsakte verstanden werden. Die drei Brüder trafen sich im Juni 842 bei Mâcon und vereinbarten einen langen Waffenstillstand zur Vorbereitung einer Dreiteilung von außen nach innen, d. h. auf der Basis von Italien, Bayern und Aquitanien als Reichsteilen Lothars I., L.s und Karls d. K.. Im Aug. 843 kam so der Vertrag von Verdun zustande, der, abgesehen von Friesland, die Länder östlich der Rhein-Aare-Linie, jedoch mit einer – wohl wirtschaftlich und strategisch bedingten – westlichen Ausbuchtung am Mittelrhein, also Bayern, Schwaben, Franken, Thüringen, Sachsen, L. zusprach.

    Der Vertrag von Verdun sollte nur Zuständigkeitsbereiche innerhalb des regnum Francorum abgrenzen, das der Idee nach als Einheit fortbestand, jetzt freilich unter einer dynastischen Samtherrschaft, die dem Kaiser nur noch einen Ehrenvorrang beließ. Als endgültig und unabänderlich wurde diese Ordnung noch keineswegs empfunden: Ob ein föderativer Zusammenhalt sich behaupten, ob eine andere Aufgliederung sich einspielen oder ob im Gegenteil die Reichsteile sich zu Teilreichen verselbständigen würden – das war noch lange eine offene Frage. Die drei Brüder trafen sich 844 in Diedenhofen, 847 und 851 in Meerssen zu feierlichen, aber wenig wirksamen Beschlüssen und Mahnungen über gemeinsames Handeln im Geiste beschworener fraternitas. In wiederholten Zweiertreffen – so L.s mit Lothar I. 846, 847, 848, 850, 854, mit Karl 846, 849 – gingen Mißtrauen und Ausgleichsbemühungen ineinander über. Trotz wechselnder Spannungen hielt ein Jahrzehnt lang ein leidlicher Friede vor, aber mit der gegenseitigen Hilfe war es nicht weit her, jeder blieb auf sich selbst gestellt.

    Das Ostreich L.s, der seine Herrscherjahre weiterhin von 833 an zählte, stand in der wirtschaftlichen Entwicklung hinter Italien und dem Westen eher zurück, hatte ihnen aber eine stärkere innere und äußere Stabilität voraus. Die Länder und Stämme der Bayern, Schwaben, Rhein- und Mainfranken, Thüringer und Sachsen waren bei allem Eigenbewußtsein stärker ins Reich integriert als etwa die Aquitanier im Westen. Von einer Kapitulariengesetzgebung verlautet im Osten zwar nichts mehr, aber die Feudalisierung der Ämter und die Emanzipation des hohen Adels wie des hohen Klerus waren hier noch nicht zu einer ernstlichen Gefahr für die Königsautorität geworden. L. erhob 842 seinen früheren Hofkaplan Gauzbald zum Bischof von Würzburg († 855), 845/47 den als Erzbischof von Reims gestürzten Ebbo zum Bischof von Hildesheim († 851), 847 den gelehrten →Hrabanus Maurus zum Erzbischof von Mainz († 856). Dieser hielt 847 in seiner Metropole auf königliches Geheiß eine Reichssynode. Weitere Versammlungen und Hoftage folgten u. a. 848 und 852 in Mainz, 852 in Minden, 854 in Ulm, 861 und 870 in Regensburg, 865 in Frankfurt, 868 in Worms, 872 in Forchheim, 873 bei Worms und in Metz, 874 in Tribur. Uns sind im ganzen 172 in der Substanz echte Urkunden L.s überkommen, dazu 15 später fingierte Texte, die Zahl der erschließbaren Deperdita dürfte sich um 20 bewegen. Die Kanzlei stand von Ende 840 bis zum Sommer 854 unter der Leitung des Abtes Ratleik von Seligenstadt. Der frühere Kanzleivorsteher Grimald, seit 841 Abt von St. Gallen, der unterdes, wohl nicht allzu lange nach dem Tode Bathurichs von Regensburg (848), oberster Hofkaplan geworden war, vereinigte von 854/56 an diese Würde mit der Leitung der Kanzlei. Beide Ämter gingen 870 an EB →Liutbert von Mainz (863–89) über, dessen Nachfolger sie seit dem 10. Jh. dann als archicancellarii dauernd behalten haben. Normgebend für die deutsche Königskanzlei wurde auch der von 859 an und noch über L.s Tod hinaus tätige Kanzleinotar Hebarhard, auf den die vereinfachte, aber klare diplomatische Minuskel und die allmähliche Einbürgerung des Titels cancellarius für den leitenden Notar zurückgehen. Daß L.s Königshof in einer mit Karl d. Gr. oder auch mit seinem Bruder Karl d. K. vergleichbaren Weise ein Zentrum geistigen Lebens gewesen wäre, ist nicht direkt erkennbar, aber wir wissen von mancherlei Kontakten L.s, vor allem mit →Hrabanus Maurus (ohne daß jedoch von einer persönlichen Beteiligung L.s an dem theologischen Konflikt um den sächs. Mönch Gottschalk die Rede sein könnte), gelegentlich auch mit Hinkmar von Reims, mit dem Bischof →Altfrid von Hildesheim (851–74). Auch L. sind Dichtungen und kostbare Codices gewidmet worden, als berühmtestes Werk in den 860er Jahren die althochdeutsche Evangelienharmonie Otfrids von Weißenburg. Ob auch der um einige Jahrzehnte ältere Heliand zum Kreis um L. gehört, ist jedoch unsicher; dagegen stammt die Aufzeichnung des Muspilli aus seiner persönlichen Umgebung.

    Ein von dem Dänenkönig Horik über See ausgesandtes Heer führte 845 einen schweren Schlag gegen Hamburg, was die Verlegung des von Ludwig d. Fr. gegründeten Missionserzbistums nach Bremen zur Folge hatte. Aber noch im selben Jahr schloß Horik Frieden, womit zu L.s Zeiten die Bedrohung aus dem Norden im wesentlichen beendet war, im Unterschied zur anhaltenden Normannennot des Westreiches. Das stete Problem des Ostreiches war dagegen die Berührung mit den Slawen auf der weiten Strecke von der Ostsee bis zu den Alpen. L. war hier mit seinen Söhnen und Grafen auf die Behauptung und den Ausbau des schon bestehenden Systems von Grenzen, Marken und Tributärstaaten bedacht. An der Elbe-Saale-Linie kam es schon 844 und noch öfter (bis 874) zu Kämpfen, wiederholt unter L.s persönlicher Führung, doch blieb es in die sem Raum durchweg bei bloßer Grenzsicherung. Die Slawenprobleme verquickten sich alsbald sehr (auf eine für uns nicht immer klar durchschaubare Weise) mit Fragen der inneren politischen Ordnung.

    L. urkundete auch für Kirchen des hess.-thür. Raumes, er begegnet 845 in Paderborn, 852 in Herford, Minden und Erfurt, doch galt sein aktives Interesse im ganzen nicht so sehr dem Norden. Hier formte sich am frühesten eine neue Mittelgewalt. Der gelegentlich als dux orientalium Saxonum bezeichnete Ostfale Liudolf gewann, eben durch die Grenzhut, eine Vormachtstellung, die nach seinem Tode (866) auf seinen Sohn Brun († 880) überging. L. dagegen nahm in den Pfalzen Regensburg (wo er das heute noch bestehende Stift der Alten Kapelle errichtete) und Frankfurt (wo er das Salvatorstift gründete) mit Vorzug Residenz. Zentrum seines Reiches blieb das alte Kernland Bayern, wo schon früh der dux Ernst eine stellvertretende Regierung führte, während der Grenzraum gegen Böhmen und Mähren seit spätestens 833 von Mgf. Ratbod befehligt wurde. Die hier vorgelagerten Slawenländer waren, wenn auch erst in ungleichem Maße, politisch angegliedert und in der Christianisierung begriffen. L. ließ 845 in Regensburg 14 böhm. duces taufen und setzte 846 in Mähren den Christen Rastislaw als Vasallenherzog ein. Eine ähnliche Position fiel in der Ebene um den Plattensee dem gleichfalls schon christlichen Slawenfürsten Pribina zu, während Kärnten bereits zum bayer.-ostfränk. Binnenlande zählte. Zur Verankerung seines weitläufigen Herrschafts gefüges im bayer., sächs. und alemann. Adel verfolgte L. eine in der Karolingerdynastie. bis dahin kaum übliche Heiratspolitik, deren genaue Daten freilich nicht feststehen: Sein ältester Sohn Karlmann ehelichte (vor 861) eine (nicht namentlich bekannte) Tochter des Bayernherzogs Ernst, Karl III. 862 Richgard, eine Tochter des elsäss. Grafen Erchanger, Ludwig der Jüngere – freilich erst gegen Ende von L.s Regierung – jenes Sachsen Liudolf Tochter Liutgart.

    Soweit wir wissen, blieben der Norden und der Südwesten in der Tat ruhig, aber im Südosten bewährten sich die getroffenen Regelungen keineswegs. Innere Machtkämpfe überwucherten den Grenzkampf. Mgf. Ratbod machte 854 mit den Mährern gemeinsame Sache, auch Karlmann, der 856 die Ostmark übernahm, verbündete sich 858 mit Rastislaw, duldete (oder betrieb gar?) den Sturz Pribinas durch dessen Sohn Kocel (861) und begann 861 einen hartnäckigen Kampf gegen den Vater um einen größeren Herrschaftsanteil. L. enthob im gleichen Jahr 861 den dux Ernst des Amtes, vermochte sich aber erst 863/64 – im Bunde mit den Bulgaren – gegen Karlmann und Rastislaw durchzuset zen. – Um diese Zeit begann in Mähren die Mission der griech. Slawenapostel Kyrillos und Methodios; daß L. persönlich in die daraus entstehenden langwierigen Konflikte mit der bayer. Kirche eingegriffen hätte, ist jedoch nicht erkennbar. – Um die innere Lage zu stabilisieren, verfügte L. 865 auf der Frankfurter Reichsversammlung eine an Stammesländern und Fiskalgut orientierte Hausordnung und Erbteilung: Bayern mit den Slawenmarken sollte an Karlmann, Schwaben mit Churrätien an Karl III., „Francien“, Thüringen und Sachsen an Ludwig d. J. fallen, zu begrenzter eigener Verwaltung, aber ohne eigene Königstitel, unter fortdauernder Herrschaft L.s. Es kam darüber zu Auflehnungen (des jüngeren Ludwig 866, Ludwigs und Karls 871 und 873), die aber jedesmal (872 in Forchheim durch eine Bestätigung der Teilung) beigelegt wurden. Die Kämpfe mit Rastislaw gingen unterdes weiter, nicht eben erfolgreich, endeten jedoch in jähem Umschwung: Rastislaw wurde 870 von seinem Neffen Swatopluk gestürzt, an L. ausgeliefert und als treuloser Vasall geblendet. Aber die Kämpfe mit Mähren flammten wieder auf und verliefen 871/72 für das Reich von neuem so unglücklich, daß L. sich schließlich 874 bereitfand, im Frieden von Forchheim die selbständige Herrschaft Swatopluks (auch im Kirchenwesen) unter bloß nomineller Reichshoheit hinzunehmen. Er hatte damit zwar die Pflöcke sehr zurückgesteckt, aber die einzige unruhige Zone seines Reiches war vorerst befriedet.

    Der Südosten war mittlerweile freilich längst zum Nebenschauplatz geworden, denn das gesamtfränkisch verflochtene Ordnungsgefüge des Vertrages von Verdun und der fraternitas war vom Westen her ins Wanken geraten. Karl d. K. mußte sich der Normannen und nicht minder der unbotmäßigen Aquitanier erwehren, auch nachdem er den Neffen Pippin II. hatte in Haft nehmen können (852). Mißgestimmte aquitan. Große gingen 853 nicht den mit Karl verbündeten Kaiser Lothar I., sondern L. um Hilfe an. Nicht L. selber, aber in seinem Auftrag sein Sohn Ludwig d. J. drang 854 bis in die Gegend von Limoges vor, mußte jedoch, von Karl bedrängt, alsbald wieder abziehen. Die Eintracht in der Brüdergemeine war erstmals offen zerbrochen, zumal dann 855 mit dem Tode Lothars I. und der Teilung des Mittelreiches – Italien an den Kaiser Ludwig II, der Nordteil an Lothar II., Provence und Burgund an den jüngsten, als Epileptiker nicht ernstlich regierungsfähigen Bruder Karl – der letzte Abglanz ausgleichender Kaisergewalt im Gesamtreich schwand.

    L., nunmehr der Senior des Karolingerhauses und mit Karl d. K. offen verfeindet, erhob 856 Pippins II. jüngeren Bruder Karl|zum Nachfolger des →Hrabanus Maurus auf dem Mainzer Erzstuhl († 863). Unterdes griff im Westreich die Mißstimmung von Aquitanien auf die Francia und Burgund über, und wieder richteten sich die Blicke auf L. Bei dem Konflikt, der sich hier zuspitzte, war gewiß naiver Machtwille im Spiel, keineswegs aber schon ein „nationaler“ Gegensatz. Im Rechtsdenken der Zeit handelte es sich um einen Appell einer zum Widerstande entschlossenen Adelsgruppe an den stärksten Repräsentanten der Dynastie und seine Verantwortung für das Gesamtreich. Politisch war es ein Versuch, das Teilungswerk von Verdun umzustürzen und in einer Personalunion wieder ein Großreich erstehen zu lassen. 856 wich L. der Aufforderung der Gegner Karls noch aus, aber einem Bündnis Karls d. K. mit Lothar II. begegnete er 857 in Trient durch ein Treffen mit dem Kaiser Ludwig II., und auf ein erneutes Ansuchen hin drang er im Aug. 858 von Worms aus tief nach Westfranken ein. Bei Brienne an der Aube hätte sich am 12.11. beinahe die Kolmarer Katastrophe Ludwigs d. Fr. von 833 wiederholt: Von „den Seinen“ verlassen, entzog sich Karl dem Kampf durch die Flucht nach Burgund. L. übernahm die Herrschaft, urkundete am 7.12.858 in der Pfalz Attigny, wo er sich mit Lothar II. traf, nach seinem 1. Jahr in occidentali Francia, vergab Grafschaften und Güter und entbot die westfränk. Bischöfe zu sich. Aber der Episkopat versagte sich ihm. EB Hinkmar von Reims hielt L. in einem feierlichen Mahnschreiben den Griff nach dem Reich des Bruders als schweres Unrecht vor – die Loyalität dieser Bischofsgeneration galt schon mehr dem Teilkönig als dem Gesamtreich, die Verselbständigung der Teilreiche schritt voran. Als dann auch im weltlichen Adel unter Führung der Welfen ein rascher Umschwung einsetzte, mußte L. schon am 15.1.859 einen eiligen Rückzug antreten; sein Griff nach Westfranken war fehlgeschlagen.

    Unter der Führung Hinkmars und gefördert von Lothar II. bemühten sich die Bischöfe des West- und des Mittelreiches um einen Ausgleich. Nach langwierigen Verhandlungen – Synoden in Metz und in Savonnières bei Toul, Begegnung L.s mit Karl und Lothar II. auf einer Rheininsel bei Andernach 859 – kam im Juni 860 der Friede von Koblenz zustande, der, von L. und Karl wie 842 in beiden Sprachen beeidet (aber nicht im Text überliefert), auf die Meerssener Verlautbarung von 851 zurückgriff. Von Karl erwirkte L. eine Amnestie für die westfränk. Großen, die sich ihm angeschlossen hatten - es war ein Konflikt um die noch rein persönlich verstandene Herren- und Vasallentreue, ohne jeden Bezug zu „nationaler“ Gesinnungsloyalität. Die ohnehin prekäre fraternitas lebte aber nicht wieder auf, der Dualismus von West- und Ostfranken war sanktioniert. Einen Zugriff Karls d. K. auf das provenzal.-burgund. Reich des jüngsten Neffen Karl wehrten L. und Lothar II. 861 durch eine diplomatische Intervention ab; nach dieses Karls Tod (863) teilten sich die Brüder Ludwig II. und Lothar II. in seine Länder.

    Eine offene, immer brisanter werdende Frage aber war die Zukunft des zweigeteilten Mittelreiches, wo mit keiner dynastischen Kontinuität zu rechnen war, da Ludwig II. überhaupt keinen, Lothar II. keinen vollbürtigen Sohn hatte. Lothars hartnäckiiges Bemühen, statt der kinderlosen Ehe mit Theutberga seine Verbindung mit Waldrada, von der er den Sohn Hugo hatte, zu legitimieren, zog ein Jahrzehnt lang weite Kreise. Weltliches und geistliches Gericht, die Päpste Nikolaus I. und Hadrian II. und erst recht die anderen Frankenkönige wurden damit befaßt. L., Lothar und Karl trafen sich im Nov. 862 in Savonnières, aber das politische Interesse an der alleinigen Rechtsgültigkeit von Lothars kinderloser Ehe bestimmte immer mehr das Verhalten L.s und Karls. Sie nahmen 863 erneut Kontakt auf; sie trafen sich 865 in Tusey bei Toul und in Köln; in Metz einigten sie sich 867 grundsätzlich auf eine künftige Teilung „der Reiche ihrer Neffen“, was freilich einer freundschaftlichen Begegnung L.s mit Lothar im Sommer 867 in Frankfurt nicht entgegenstand. Aber als Lothar II. am 8.8.869 starb und L. krank in Regensburg lag, nutzte Karl die Gunst der Stunde, setzte sich über die Teilungsabsprache hinweg und nahm mit einer feierlichen Krönung in der Karolingerstadt Metz (9.9.) das regnum Lotharii in Besitz. Vor L.s Drohung zurückweichend, fand er sich dann doch zu einer Teilung bereit, die im Aug. 870 in der Pfalz Meerssen detailliert – ungefähr entlang der Maaslinie – vereinbart wurde, so daß z. B. Köln (wo L. alsbald die Erhebung des EB Willibert durchsetzte), Aachen, Metz und Straßburg an die Francia orientalis fielen. Nördlich der Alpen bestand seitdem also nur noch eine Zweiteilung des Gesamtreiches.

    Das beherrschende Problem der nächsten Jahre war die doppelte Nachfolge des söhnelosen Ludwig II. im regnum Italiae und im Kaisertum. Der Ost- und der Westkönig beschritten dabei verschiedene Wege. L. traf|sich 872 in Trient mit der Kaiserin Angilberga, 874 bei Verona mit Ludwig II. selber und erwirkte, im Geiste der Samtherrschaft, die innerdynastische Designation seines ältesten Sohnes Karlmann (von Bayern) als Nachfolger im italischen Teilreich. Karl d. K. dagegen ließ sich von den Päpsten Hadrian II. († 872) und Johann VIII. die Nachfolge in der Kaiserwürde zusagen. Nach dem Tode des Kaisers (12.8.875) griff er wieder rasch zu. Er eilte nach Italien, wußte den aus Bayern heranrückenden Karlmann durch einen Waffenstillstand zu überspielen, empfing am Weihnachtstage 875 von Johann VIII. die Kaiserkrone und ließ sich im Febr. 876 in Pavia zum protector und defensor, faktisch also zum König, ausrufen. Alsbald trat im Sommer 876 eine glanzvolle westfränk. Reichsversammlung in Ponthion den Entscheidungen von Rom und Pavia bei. Hier erschienen jedoch auch Gesandte L.s, der, Protest erhob, seinen Anteil am Erbe Ludwigs II. forderte und zu militärischer Aktion ansetzte. In diesem Augenblick aber starb L. und hinterließ sein Ostfränk. Reich einer neuen Brüdergemeine, die sich mit einer im ersten Anlauf sehr erfolgreichen neuen großfränk. Reichs- und Kaiserpolitik des Westkönigs konfrontiert sah.

    L.s geschichtlicher Platz und Rang – in der Mitte zwischen Karl d. Gr. und Otto d. Gr. – ist erst dadurch fixiert worden, daß seine Söhne diese Großreichs- und Kaiserpolitik der westlichen Linie abwehrten und daß die von ihm verfügte Teilung des Ostreiches sich nach wenigen Jahren von selber wieder aufhob. Damit blieben die german. Länder nördlich der Alpen und östlich der Maas beieinander. Sie hatten sich durch L.s lange Regierung an eine gewisse Gemeinsamkeit gewöhnt, in einem Zeitalter, das zudem im Gebrauch des auf die Sprache bezogenen Wortes theodiscus und in schon vielfältigen, nicht selten sogar literarischen volkssprachigen Aufzeichnungen ein gegen Romanen und Slawen abgehobenes Eigenbewußtsein entwickelte. Eine politische Note eignet alledem jedoch noch keineswegs, nach Spuren eines die gesamtfränk. Kategorien sprengenden spezifisch ostfränk.-deutschen Staatsbewußtseins hat man vergeblich geforscht. Wenn L. von den westfränk. Zeitgenossen antikisierend als rex Germaniae (Germanorum) und in der eingebürgerten Fachsprache der Historiker als „L. der Deutsche, Louis le Germanique, Lodovico il Germanico, Louis the German“ bezeichnet wird, so kann dies gewiß zu argen Fehldeutungen verleiten, es behält aber in abstufend-differenzierender Rückschau seine Berechtigung, denn im Werdegang des deutschen Reiches und Volkes nimmt L. in der Tat einen wichtigen Platz ein.



    Siehe auch:
    Wikipedia Ludwig der Deutsche



    Geburt:
    wohl in Aquitanien

    Ludwig heiratete Hemma in 827. Hemma (Tochter von Welf und Heilwiga) wurde geboren um 808; gestorben am 31 Jan 876 in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland; wurde beigesetzt in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 2. von Chiemsee, Ermengard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 831 in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland; gestorben am 16 Jul 866 in Frauenchiemsee (Kloster),Bayern,Deutschland.
    2. 3. von Franken, Gisela  Graphische Anzeige der Nachkommen
    3. 4. von Franken, Bertha  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 833/839; gestorben am 26 Mrz 877 in Zürich [8000],Zürich,Schweiz.
    4. 5. von Franken, Hildegard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 828; gestorben in 856/859.
    5. 6. von Franken, Karlmann  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 830; gestorben am 22 Sep 880 in Altötting [84503],Altötting,Bayern,Deutschland; wurde beigesetzt in Altötting [84503],Altötting,Bayern,Deutschland.
    6. 7. von Franken, Ludwig III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 835 in Bayern,Deutschland; gestorben am 20 Jan 882 in Frankfurt am Main [60311],Hessen,Deutschland; wurde beigesetzt in Lorsch Kloster [64653],Bergstraße,Hessen,Deutschland.
    7. 8. von Franken, Karl III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 839; gestorben am 13 Jan 888 in Neudingen [78166],Schwarzwald-Baar-Kreis,Baden-Württemberg,Deutschland; wurde beigesetzt in Reichenau [78479],Konstanz,Baden-Württemberg,Deutschland.


Generation: 2

  1. 2.  von Chiemsee, Ermengard Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Ludwig1) wurde geboren um 831 in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland; gestorben am 16 Jul 866 in Frauenchiemsee (Kloster),Bayern,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Bad Buchau [88422],Biberach,Baden-Württemberg,Deutschland
    • Titel/Amt/Status: 857-866, Frauenchiemsee (Kloster),Bayern,Deutschland; Äbtissin von Buchau und Chiemsee

    Notizen:

    Ermengard Äbtissin von Buchau und Chiemsee (857-866)
    -16.7.866
    2. Tochter des Königs Ludwig II. der Deutsche von O-Franken und der WELFIN Hemma, Tochter von Graf Welf

    Borgolte Michael: Seite 273, "Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie."

    In Grafschaft Utos in pago Bara lag Heidenhofen (Schwarzwald-Baar-Kreis), in dem Ludwig der Deutsche 857 auf Bitten seiner Tochter Irmingart mit Abt Folkwin von Reichenau zwei Hufen gegen vier Zinslaute in Saulgau eintauschte.

    Literatur:
    Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986, Seite 273 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 123 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 69 -

    Neue Deutsche Biographie - Irmengard von Chiemsee

    Benediktinerin, * um 831 Regensburg, † 17.7.866 Frauenchiemsee.

    Die zweite Tochter des damaligen Regenten von Bayern wuchs in Regensburg auf und wurde wie ihre Schwestern frühzeitig für das Klosterleben bestimmt. Die einzige Urkunde, die den Namen I.s nennt, vom 28.4.857 (Württ. UB I 149 f.), berichtet von einem Tausch zwischen dem Abt der Reichenau und I. als der Vertreterin des Klosters Buchau am Federsee, das der König „seiner geliebten Tochter I. geschenkt hat“. I. darf wie ihre Schwestern Hildegard in Zürich und Berta in Schwarzach als Vorsteherin (Äbtissin) des königl. Klosters angesehen werden. In einem unbekannten Jahr kam sie in das Tassilokloster Chiemsee. Ihre Stellung als Äbtissin ist zwar erst in einer späteren, verunechteten Urkunde bezeugt, aber höchst wahrscheinlich. Ihr wäre dann die Einführung der benediktinischen Regel und vielleicht auch die bauliche Wiederherstellung der Abtei zuzuschreiben, auch wenn der zeitliche Ansatz der seit 1960 in der Kirche wie in der Torhalle aufgedeckten Fresken nicht gesichert ist. I. wird bereits um 1000 als Selige verehrt (Erhebung durch Abt Gerhard v. Seeon 1004). Der eigentliche Seligsprechungsprozeß wurde erst 1922 aufgenommen und fand 1928 mit der Anerkennung ihrer Verehrung durch Pius XI. seinen Abschluß.

    Literatur
    J. Schlecht, in: Hist.pol. Bll. 168, 1921, S. 125-48, 212-31; A. Zimmermann, Kalendarium Benedictinum II, 1934; H. Tüchle, Lebensraum u. Lebenskreis d. sel. I, 1966; I. Schuster, Die sel. I. v. Chiemsee, 1966; V. Milojčič, Bericht üb. d. Ausgrabungen in Frauenchiemsee, 2 Bde., 1966.



    Name:
    Irmengard

    Gestorben:
    17.7. NDB


  2. 3.  von Franken, Gisela Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Ludwig1)

    Notizen:

    Gisela
    Tochter des Franken-Königs Ludwig II. der Deutsche und der WELFIN Hemma, Tochter von Graf Welf

    Werner Karl Ferdinand: Seite 451, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    IV. Generation 20

    Die Vermutung von Brandenburg, Gisla sei "+ wohl jung", stützt sich nur darauf, daß von ihr keine Nachrichten über die Leitung von Abteien, wie für ihre Schwestern, vorliegen. Ebensogut kann Gisla jedoch vermählt gewesen sein. Um ein Beispiel möglicher Nachkommenschaft jener karolingischen Prinzessinnen, von denen wir nur den Namen kennen, zu geben, sei auf die KAROLINGER-Namen in der Nachkommenschaft des bairischen LUITPOLDINGERS Luitpold verwiesen: (Vgl. die Übersicht bei K. Reindel, Die bayerischen Luitpoldinger 893-989, 1953, p. VIII) Luitpolds Sohn heißt Arnulf; von den Kindern dieses bairischen Herzogs tragen Arnulf, Ludwig (!) und Judith Namen karolingischer Prinzen und Prinzessinnen; in der folgenden Generation begegnet der Name Gisla. Diese Namengebung war ohne karolingischen Abkunft keinesfalls möglich! Hat Kunigund, so wird man sich fragen dürfen, die Schwester der in Alemannien tätigen Grafen Erchanger und Berthold und Gattin Luitpolds, die bis dahin im Hause nicht vorkommenden KAROLINGER-Namen eingebracht? (Sie wurde bekanntlich nach Luitpolds Tod Gemahlin KONRADS I., des späteren Königs. Die Namen Judith und Gisla weisen auf die seit der Verbindung mit den WELFEN im KAROLINGER-Hause üblichen Frauennamen hin. Die Gattin Ludwigs des Deutschen, Hemma, Schwester der Kaiserin Judith, war eine WELFIN und nannte wie Judith eine ihrer Töchter Gisla. Die drei Namen Judith, Ludwig und Gisla könnten durchaus einen Hinweis auf die Herkunft der Luitpold-Gattin Kunigunde darstellen. War sie KAROLINGERIN durch die Mutter (die hier diskutierte Gisla oder eine andere Prinzessin), dann waren auch Erchanger und Berthold karolingischer Abkunft durch die Mutter, ein bemerkenswertes Faktum. Unsere Annahme scheitert nicht an dem Umstand, daß König ARNULF in seinem D 138 (ed. Kehr, Urkk. d. dt. Karol., Bd. 3) Luitpold im Jahre 895 nepos noster nennt, denn die hier angedeutete Vetternschaft bezieht sich nicht etwa auf karolingische Abkunft Luitpolds, sondern auf seine Verwandtschaft mit der Mutter König ARNULFS, Liutswind.


    ? oo Berchthold Pfalzgraf in Schwaben

    ? Kinder:

    - Kunigunde um 882-7.2.915?
    1. oo Liutpold Markgraf von Bayern - 4.7.907
    911 2. oo KONRAD I. König des Deutschen Reiches 882-23.12.918
    - Berchthold II. - 21.1.917
    - Erchanger - 21.1.917


  3. 4.  von Franken, Bertha Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Ludwig1) wurde geboren in 833/839; gestorben am 26 Mrz 877 in Zürich [8000],Zürich,Schweiz.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 853-877, Münsterschwarzach [97359],Kitzingen,Bayern,Deutschland; Äbtissin von Münsterschwarzach
    • Titel/Amt/Status: 856-877, Zürich [8000],Zürich,Schweiz; Äbtissin von Zürich

    Notizen:

    Bertha
    Äbtissin von Schwarzach (853-877)
    Äbtissin von Zürich (856-877)
    -26.3.877
    Tochter des Königs Ludwig II. der Deutsche von O-Franken und der WELFIN Hemma, Tochter von Graf Welf

    Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Seite 90, "Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000"

    Aber auch Ludwigs des Deutschen Tochter Hildegard, seit 853 gleichzeitig Äbtissin des Frauenklosters in Zürich, hatte das Kloster inne, nach ihren Tod König Ludwigs weitere Tochter Bertha. Erst nach Berthas Tod 877 konnte der Würzburger Bischof das Nonnenkloster Schwarzach einziehen.

    Borgolte Michael: Seite 25,99, "Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie."

    Ohne daß wir seine Funktion genau erfassen könnten, scheint Adalbert II. im Jahr 877 bei einem Rechtsgeschäft des Felix- und Regula-Klosters von Zürich beteiligt gewesen zu sein (UB Zürich I Nr 131). In Cham am Zuger See schenkte die Königs-Tochter Berta, die Äbtissin des Klosters, ad presentiam Adalberti comitis der monastischen Gemeinschaft Besitzungen im Elsaß, die sie von Lothar II. erhalten hatte (dazu Borgolte, Die Geschichte der Grafengewalt im Elsaß 33f.).
    Vom 27. Juni 889 datiert eine Züricher "Privaturkunde", die hier abschließend erörtert werden muß. Die von Ludwig dem Deutschen gegründete Frauenabtei SS. Felix und Regula, der zunächst die Königstöchter Hildegart und Berta und dann Richgard, die Tochter des elsässischen Grafen Ercangar und Gemahlin KARLS III., vorgestanden hatten, wurde nach dieser Quelle zum gegebenen Zeitpunkt von Eberhart comes cum advocatu suo Adalberto geleitet.

    Mühlbacher Engelbert: Band II Seite 299, "Deutsche Geschichte unter den Karolingern"

    Im Frühjahr 869 brach Lothar nach Italien auf. Kurz vorher schenkte er noch Waldradas Bitte einer Tochter des deutschen Königs, Bertha, Äbtissin von St. Felix und Regula in Zürich, Güter im Elsaß, "damit sie die Festigung der Freundschaft zwischen ihm und ihren Eltern eifrig fördere."

    Literatur:
    Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 90 - Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986, Seite 25,99 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 216 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 674,863 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion, Band II Seite 299 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 69 -

    Wikipedia - Bertha (Fraumünster)

    Bertha (* zwischen 833 und 839; † 26. März 877 in Zürich) war die jüngste von vier Töchtern Ludwigs des Deutschen und die zweite Äbtissin des Klosters Fraumünster. Sie war eine Urenkelin Kaiser Karls des Grossen und Enkelin Ludwigs des Frommen.

    Berta, Hildegard und der Hirsch mit dem leuchtenden Geweih, Fresko von Paul Bodmer im Kreuzgang des Fraumünsters.
    Leben und Wirken[Bearbeiten]
    Berthas Schwester Hildegard war von 841 bis ins Jahr 853 Äbtissin im Kloster Münsterschwarzach am Main. Aus dem Jahr 853 berichtet eine Legende, dass sie mit Bertha die Burg Baldern auf dem Albis bewohnt hätte, damit sich die beiden dort in Abgeschiedenheit von der Welt ganz Gott widmen könnten. Als sie an einem Tag nach Zürich gewandert seien, um dort in der Kapelle der Heiligen Felix und Regula zu beten, sei ihnen im Wald ein Hirsch mit leuchtendem Geweih begegnet und habe ihnen eine Stelle gezeigt, an der eine Kirche errichtet werden sollte. Ihr Vater Ludwig der Deutsche habe diesen göttlichen Auftrag befolgt. Historisch gesichert ist lediglich, dass er am 21. Juli 853 ein Kloster, das bereits an dieser Stelle existierte, unter dem Namen Fraumünster neu gründete und Hildegard zur Äbtissin machte. Bertha wurde daraufhin Äbtissin in Münsterschwarzach.
    856 oder 859 starb Hildegard, woraufhin Bertha zur Abtei Fraumünster überwechselte und dort das Amt der Äbtissin bekleidete. In ihre Amtszeit fiel die Fertigstellung der Abteikirche, die zwischen 871 und 876 von Bischof Gebhard I. von Konstanz eingeweiht wurde.
    In einer Urkunde vom 10. Februar 878 bestätigte Karl III., dass seine Schwester Bertha Äbtissin des Klosters Säckingen sei und seine Gemahlin Richardis ihr nachfolgen sollte.[1][2]
    1272 wurden Hildegard und Bertha im südlichen Querschiff des Fraumünsters neu bestattet.


  4. 5.  von Franken, Hildegard Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Ludwig1) wurde geboren in 828; gestorben in 856/859.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Münsterschwarzach [97359],Kitzingen,Bayern,Deutschland; Äbtissin von Münsterschwarzach
    • Titel/Amt/Status: Zürich [8000],Zürich,Schweiz; Äbtissin von Zürich

    Notizen:

    Hildegard Äbtissin von Schwarzach und Zürich
    828-23.12.856
    Tochter des Königs Ludwig II. der Deutsche von O-Franken und der WELFIN Hemma, Tochter von Graf Welf

    Werner Karl Ferdinand: Seite 451, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    IV. Generation 19-23

    Die Folge der Kinder Ludwigs des Deutschen nach der Ältesten, Hildegard, deren Geburtsjahr durch ihr Epitaph überliefert ist, und nach Karlmann war gegenüber Brandenburg, der zuerst die weiteren Söhne, dann die Töchter bringt, umzustellen. Schon Dümmler 2, 4526 Anm. 1 hat auf die Reihenfolge der Töchter im Verbrüderungsbuch aus St. Gallen (ed. Piper, MG Libr. confr. 2,11, col. 12) hingewiesen, die, nach Hildegard, lautet: Irmingart, Gisla; Berta. Ermengard und Gisla habe ich in dem gegebenen Spielraum zwischen Karlmann und Ludwig dem Jüngeren eingesetzt, die jüngste, Bertha, aber jedenfalls noch vor KARL III., dem wohl jüngsten Kinde Ludwigs des Deutschen.

    Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Seite 90, "Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000"

    Aber auch Ludwigs des Deutschen Tochter Hildegard, seit 853 gleichzeitig Äbtissin des Frauenklosters in Zürich, hatte das Kloster inne, nach ihren Tod König Ludwigs weitere Tochter Bertha. Erst nach Berthas Tod 877 konnte der Würzburger Bischof das Nonnenkloster Schwarzach einziehen.

    Borgolte Michael: Seite 99, "Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie."

    Vom 27. Juni 889 datiert eine Züricher "Privaturkunde", die hier abschließend erörtert werden muß. Die von Ludwig dem Deutschen gegründete Frauenabtei SS. Felix und Regula, der zunächst die Königstöchter Hildegart und Berta und dann Richgard, die Tochter des elsässischen Grafen Ercangar und Gemahlin KARLS III., vorgestanden hatten, wurde nach dieser Quelle zum gegebenen Zeitpunkt von Eberhart comes cum advocatu suo Adalberto geleitet.

    Literatur:
    Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986, Seite 99 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 123,216 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 863 - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 37,367,425,501- Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 69 -

    Wikipedia - Hildegard (Tochter Ludwigs des Deutschen)

    Hildegard (* 828; † 23. Dezember 856 oder 859) war eine Tochter des karolingischen Ostfrankenkönigs Ludwig der Deutsche und seiner Frau Hemma.
    Hildegard wurde ein Jahr nach der Heirat ihres Vaters mit der Grafentochter Hemma als sein erstes Kind geboren. Nach 844 wurde sie Äbtissin des Klosters Münsterschwarzach, das 780 als Eigenkloster des karolingischen Herrscherhauses gegründet worden war.

    Am 21. Juli 853 gründete Ludwig der Deutsche das Kloster Fraumünster in Zürich, das Hildegard als Äbtissin übernahm; Nachfolgerin in Münsterschwarzach wurde ihre jüngere Schwester Bertha. Von der Gründung des neuen Klosters berichtet eine Legende, dass die beiden Schwestern die Burg Baldern auf dem Albis bezogen hätten, um dort ein zurückgezogenes, gottgefälliges Leben zu führen. Bei einer ihrer Wanderungen nach Zürich, wo sie in der Felix und Regula geweihten Kapelle beten wollten, habe die beiden ein Hirsch mit leuchtendem Geweih den Weg durch den Wald geführt und ihnen schließlich eine Stelle gezeigt, an der sie eine Kirche errichten sollten. Ludwig der Deutsche sei dieser göttlichen Aufforderung gefolgt.
    Historisch gesichert ist lediglich, dass er ein an dieser Stelle bereits bestehendes Kloster neu gründete, ihm bei dieser Gelegenheit beträchtlichen Landbesitz sowie das Recht zu einer eigenen Gerichtsbarkeit verlieh und es an Hildegard überschrieb.
    Als Äbtissin von Fraumünster verstarb Hildegard am 23. Dezember 856 (nach anderen Angaben 859); auch hier folgte ihr Bertha nach.

    Literatur
    Gerhard Hartmann, Karl Schnith (Hrsg.): Die Kaiser. 1200 Jahre Europäische Geschichte. Marixverlag, Wiesbaden 2006, ISBN 3-86539-074-9, S. 70.
    Peter Vogelsanger: Zürich und sein Fraumünster. Eine elfhundertjährige Geschichte (853–1956). NZZ Libro, Zürich 1994, ISBN 3-85823-515-6.

    Gestorben:
    23.12.


  5. 6.  von Franken, Karlmann Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Ludwig1) wurde geboren um 830; gestorben am 22 Sep 880 in Altötting [84503],Altötting,Bayern,Deutschland; wurde beigesetzt in Altötting [84503],Altötting,Bayern,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 877-879, Italien; König von Italien
    • Titel/Amt/Status: 876-880, Ostfrankenreich; Ostfränkischer König

    Notizen:

    Neue Deutsche Biographie - Karlmann

    ostfränkischer König, * circa 830, † 22.9. (kaum 22. 3.) 880 wohl (Alt)-Ötting, ⚰ (Alt)-Ötting.

    K., erstmals 842 und 847 erwähnt, erhielt 856 die Leitung der bayerischen marca orientalis im Donauraum. Er war dann in mancherlei Kämpfe verwickelt, deren Hintergrund, Zusammenhang und Verlauf im einzelnen nicht immer klar sind, bei denen aber sein Streben nach einem größeren und selbständigen Herrschaftsanteil deutlich zutage tritt. Dabei stand er seit 858 im Bunde mit dem Mährerherzog Rastislaw, ging 861 zum offenen Aufstand gegen den Vater über (der im gleichen Jahre K.s Schwiegervater Ernst absetzte) und beanspruchte (oder besetzte?) das bayerische Ostland bis zum Inn. Eine 862 in Regensburg zustande gekommene Aussöhnung war nicht von Dauer. 863 zog Ludwig gegen den Sohn zu Felde und nahm ihn in Haft, doch entwich K. 864 wieder in seine östlichen Marken. Ohne neuen Kampf führte Ludwig einen Ausgleich herbei, indem er K. 865 wieder als Markgrafen einsetzte und eine Erbteilung verfügte: das ostfränkische Kernland Bayern mit den vorgelagerten Marken und der Hoheit über die Slawenvölker wurde K. zugesprochen; Rhein- und Mainfranken, Thüringen und Sachsen sollten an Ludwig den Jüngeren, Alemannien mit Churrätien an Karl III. fallen. K.s Einvernehmen mit dem Vater hatte seither Bestand, während zu 866, 871 und 873 Auflehnungen seiner Brüder berichtet werden, die Erbteilung aber im März 872 zu Forchheim erneuert wurde.

    Unterdes gingen unter Beteiligung K.s, aber unter der Leitung Ludwigs des Deutschen, die Kämpfe mit Mähren weiter, ohne nachhaltigen Erfolg und sogar mit schweren Rückschlägen, bis der Sturz Rastislaws durch seinen Neffen Swatopluk-Zwentibold 870 einen völligen Umschwung auslöste. In dieser Phase freundschaftlicher Beziehungen zu Mähren wurde Swatopluk der Taufpate von K.s Enkel Zwentibold. Schon 871 aber wich das gute Einvernehmen neuem Kampf, dessen Ausbruch K. verschuldet haben soll, indem er Swatopluk unter dem Verdacht des Verrates gefangensetzte, aber wieder freilassen mußte. Nachdem das bayerische Heer sowohl 871 wie 872 geschlagen worden und K. 873 wiederum in Bedrängnis geraten war, ging Ludwig der Deutsche nach einer Beratung mit K. und Ludwig dem Jüngeren 874 in Forchheim einen Frieden ein, der dem Mährerfürsten unter nomineller Reichshoheit die faktische Unabhängigkeit zugestand. Die ostfränkische Politik hatte damit die Pflöcke zurückgesteckt, aber Bayern und seine Ostmark gewannen Ruhe an der Slawenfront.

    Nicht nur die militärischen Fehlschläge, auch andere politische Erwägungen dürften den ostfränkischen König zu defensiver Zurückhaltung an der Ostgrenze bestimmt haben. Ludwig der Deutsche hatte seinen westfränkischen Bruder Karl den Kahlen 870 gezwungen, ihm aus dem Erbe Lothars II. die Länder zwischen Rhein und Maas zu überlassen. Seitdem aber stellte die doppelte Nachfolge des söhnelosen Ludwig II. – im italischen Teilreich und im Kaisertum – das drängendste Problem dar. Ludwig der Deutsche traf sich 872 in Trient mit der Kaiserin Angilberga, 874 bei Verona mit dem Kaiser Ludwig selber und erwirkte eine Designation seines Sohnes K. zum Nachfolger im Königreich Italien und damit zum Anwärter auf die Kaiserwürde. Karl der Kahle dagegen hatte Verbindung mit dem Papst aufgenommen und wurde nach dem Tode Ludwigs II. (12.8.875) von Johann VIII. zur Kaiserkrönung nach Rom geladen. K. überschritt die Alpen, ließ sich aber|von Karl durch einen – angeblich betrügerischen – Waffenstillstand zum Abzug bestimmen. Karl empfing an Weihnachten 875 in Rom die Kaiserkrone und wurde im Februar 876 zu Pavia als Herrscher im regnum Italiae anerkannt. Als Ludwig der Deutsche, der zu einem Heereszug gegen Westfranken rüstete, am 28.8.876 gestorben war, rückte Karl auch in dem Ostteil Lotharingiens ein, aber Ludwig der Jüngere warf ihn am 8.10.876 bei Andernach zurück.

    Die drei Söhne Ludwigs traten als Könige die Nachfolge in Ostfranken an. Auf einer Zusammenkunft im Nördlinger Ries bestätigten sie durch einen in deutscher Sprache aufgezeichneten Eid (nicht erhalten) im November 876 die schon vom Vater verfügte Teilung. K. behielt Bayern mitsamt „Pannonien und Kärnten“ und der – freilich kaum mehr als fiktiven – Hoheit über Böhmen und Mähren. Er ließ sich (nicht im Titel, sondern) in der Datierung seiner beiden ersten auf uns gekommenen Urkunden (3.11.876; 24.2.877) als rex Bawariorum, im übrigen, wie die Karolinger überhaupt, einfach als rex bezeichnen. Er übergab die Verwaltung der Mark Kärnten seinem (nicht vollbürtigen) Sohn Arnulf und bestellte den ranghöchsten Kleriker seines Reichsteils, den Erzbischof Theotmar von Salzburg, zum Erzkapellan, auf dessen Namen teils der cancellarius Baldo, teils der notarius Madalwin vom 28.6.877 bis zum 11.8.879 die Urkunden beglaubigte. Es sind 28 Diplome im Text erhalten, 11 weitere als Deperdita feststellbar.

    Das wichtigste Ereignis in K.s Regierung ist die 2. Heerfahrt nach Italien, die er mit bayerischen und slawischen (wohl karantanischen) Truppen etwa im Spätsommer 877 antrat. Karl der Kahle, der mit Johann VIII. in Pavia weilte, um seinerseits in Italien einzugreifen, sah sich zu eiligem Rückzug gezwungen und starb am 6.10.877; damit war das westfränkische Kaisertum bereits erloschen. Mit einer Huldigung in Pavia trat K. die Herrschaft in Italien, an, urkundete vom 16.10.-22.11.877 an verschiedenen oberitalischen Plätzen und übermittelte dem Papst seine Absicht, zur Kaiserkrönung nach Rom zu ziehen. Er wurde jedoch von schwerer Krankheit befallen und kehrte eilig zurück; am 3.12.877 war er wieder in Ötting. Mit seinen Brüdern einigte er sich dahin, daß er auf einen Anteil am östlichen Lotharingien verzichtete, aber den Anspruch auf „Italien, Tuscien und Campanien“ sich allein vorbehielt. Er urkundete von den bayerischen Pfalzen, vor allem Ötting, aus auch weiterhin für italische Empfänger und blieb in Italien als regierender König anerkannt, auf den auch Johann VIII. noch lange seine Hoffnungen setzte, doch war er zu keiner Aktion mehr imstande, so daß der von mittelitalischen Fürsten und Sarazenen bedrängte Papst sich ebenso verzweifelt wie erfolglos um westfränkische Hilfe, dann um die Wahl eines anderen italischen Königs bemühte.

    Im Winter 878/79 wurde K. durch einen Schlaganfall vollends regierungsunfähig. Ludwig der Jüngere fand sich an seinem Krankenlager ein und ließ sich, um Arnulf auszuschließen, von den bayerischen Großen die Nachfolge zusichern. Im weiteren Verlauf des Jahres 879, sicherlich aber erst nach seiner letzten Urkunde vom 11.8.879, die für ein italisches Kloster erging, trat K. seinem Bruder Karl III., mit dem der Papst nach dem Fehlschlag seiner westfränkischen Pläne inzwischen Verbindung aufgenommen hatte, die Anrechte auf Italien ab.

    Als K.s Todestag wird in einer Urkunde seines Sohnes Arnulf (D. 64 vom 15.11.889) der 22. 9. erwähnt, was richtig sein muß, obgleich eine so gute Quelle wie die Annales Fuldenses den 22. 3. nennt, was möglicherweise auf eine voreilige oder mißverstandene Nachricht über den hoffnungslos Erkrankten zurückzuführen ist. Trotz des unglücklichen Ausgangs ist K. eine in doppelter Hinsicht historisch bemerkenswerte Gestalt: er ist aus der Geschichte Bayerns und der Vorgeschichte Österreichs nicht wegzudenken, und er hat eine Vorentscheidung darüber herbeigeführt, daß die Fortführung der karolingischen Italien- und Kaiserpolitik der ostfränkischen, nicht der westfränkischen Linie zufiel.

    Literatur
    Regg. Imp. I; MGH DD. Karol. Germ. I, (1934) XXXV-XLI, 285-330; mehrere Briefe Johanns VIII. an K. in: MG Epp. VII, 1928; E. Dümmler, Gesch. d. Ostfränk. Reiches, 3 Bde., 21887/88; P. Kehr, Die Kanzleien K.s und Ludwigs d. J., 1933; J. Fleckenstein, Die Hofkapelle d. dt. Könige I, 1959, S. 186 f.; K. Reindel und F. Prinz, in: M. Spindler (Hrsg.), Hdb. d. Bayer. Gesch. I, 1967, S. 195-202, 283-85 (Literatur) - siehe auch Literatur zu, zum, zur Karl d. Gr. u. Karolinger.



    Gestorben:
    Hof Oetting

    Familie/Ehepartner: N.. N. (Tochter von Ernst I. und Irmgard) gestorben in 879. [Familienblatt] [Familientafel]

    Familie/Ehepartner: Luitswinda. Luitswinda wurde geboren um 835; gestorben vor 9 Mrz 891. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 9. von Kärnten, Arnulf  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 850; gestorben in 899 in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland; wurde beigesetzt in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland.

  6. 7.  von Franken, Ludwig III. Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Ludwig1) wurde geboren um 835 in Bayern,Deutschland; gestorben am 20 Jan 882 in Frankfurt am Main [60311],Hessen,Deutschland; wurde beigesetzt in Lorsch Kloster [64653],Bergstraße,Hessen,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 876-882, Ostfrankenreich; Ostfränkischer König

    Notizen:

    Ludwig III. der Jüngere Ostfränkischer König (876-882)
    um 835-20.1.882 Frankfurt Begraben: Lorsch

    2. Sohn des Ostfränkischen Königs Ludwig II. der Deutsche und der WELFIN Hemma, Tochter von Graf Welf

    Lexikon de Mittelalters: Band V Spalte 2174, Ludwig III. der Jüngere, ostfränkischer König

    + 20. Januar 882 Frankfurt/Main Begraben: Lorsch
    Sohn König Ludwigs des Deutschen und Hemmas
    oo Liutgard (LIUDOLFINGERIN)

    Vom Vater wurde Ludwig der Jüngere mit militärischen Operationen in W-Franken (854 Einladung des westfränkischen Adels, Vormarsch bis in den Raum Limoges) und an der Slavengrenze betraut und bei einer 865 vorgenommenen und 872 bestätigten Teilung des ostfränkischen Reiches unter Karlmann, KARL III. und Ludwig III. den Jüngeren mit der ostfränkischen Francia, Sachsen und Thüringen bedacht, trotz zeitweiser Aufstände 866, 871 und 873 gegen den Vater. Den Expansionsversuch KARLS DES KAHLEN nach Lotharingien nach Ludwigs des Deutschen Tod stoppte Ludwig der Jüngere am 8. Oktober 876 in der Schlacht bei Andernach. Ludwig III. der Jüngere und KARL III. profitierten von der Krankheit des ältesten Bruders Karlmann, der 878 seinen Anteil an Lotharingien aufgab und 879 Ludwig Bayern überließ. Nach seinem Eingreifen in westfränkische Nachfolgestreitigkeiten nach dem Tod Ludwigs des Stammlers, befördert von der Einladung westfränkischer Adliger um Gauzlin, erlangte Ludwig der Jüngere in den Verträgen von Verdun und Ribemont (879/80) das westliche Lotharingien; damit war, unter Rückgriff auf den Teilungsvertrag von Verdun 843, die künftige Grenze zwischen O- und W-Franken bestimmt. Während Ludwigs Herrschaft in Lotharingien durch Ansprüche Hugos gefährdet blieb, gelang ihn in O-Franken durch Bindungen zu führenden Adelsfamilien die Akzentuierung einer stärkeren königlichen Herrschaft, seit 881 durch zunehmende Krankheit freilich bedroht. Die seit 879 erneuerten Normanneneinfälle vermochte Ludwig III. der Jüngere nur zu Teil aufzuhalten: So gelang ihm in Thimeon (bei Charleroi) ein partieller Erfolg, und im gleichen Jahr vertrieb er die Normannen aus der königlichen Pfalz Nijmegen. Da Ludwig III. der Jüngere ohne Erben starb, kam es 882 zu einer Wiedervereinigung des ostfränkischen Reiches unter KARL III.

    Quellen:
    MGH DD Karol. dt. I -

    Literatur:
    HEG I, 608f., 616-620 - NDB XV, 328f. - P. Kehr, Die Kanzleien Karlmanns und L.s, 1933 - J. Fried, Kg. L. in seiner Zeit, Gesch.sbll. Krs. Bergstraße 16, 1983, 5-26 - C. Brühl, Dtl.-Frankreich. Die Geburt zweier Völker. 1990 -

    Werner Karl Ferdinand: Seite 451, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    IV. Generation 21

    Ludwig III. war nicht "König von Sachsen" (so Brandenburg), sondern in den von uns aufgeführten regna.
    Vgl. zum Einzelnen Eiten 160ff. und Dümmler. Für das Geburtsjahr (Brandenburg "etwa 830") darf man angesichts der ersten urkundlichen Erwähnung Ludwigs 847, der unehelichen Verbindung etwa 860 (der Sohn aus ihr, Hugo, fällt 880) und der späten Verlobung 865 eher an einen größeren Abstand vom älteren Bruder Karlmann denken. Brandenburg gibt das Datum von Liutgards Tod irrig mit 885 I 25 an. Es lautete 885 XI 30, vgl. Dümmler 3, 167.

    Rappmann Roland/Zettler Alfons: Seite 432, "Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter"

    LUDWIG DER JÜNGERE
    + 20.1. (?) 882

    Necr. B 20.1. "Ludouuicus rex", König im Ostfränkischen Reich 876-882

    Literatur:
    ADB 19 Seite 446ff.; BM² 1547-1576a; Werner, Nachkommen Seite 451 Nrn. 19, 21, 23 und Tafel Nr. IV/21; Biographisches Wörterbuch 2 Spalte 1714; Die Klostergemeinschaft von Fulda 2,1 Seite 314 K 17, Zum Todestag: Dümmler, Geschichte des Ostfränkischen Reiches 2 Seite 164 Anmerkung 1; BM² 1576a.

    Ludwig, Sohn König Ludwigs des Deutschen und dessen Gemahlin Hemma, war der Bruder König Karlmanns und Kaiser KARLS III. Seinen Herrschaftsschwerpunkt hatte er im nordwestlichen Teil des ostfränkischen Reiches. Sein Name gelangte wahrscheinlich mit den beiden genannten Brüdern und zwei weiteren Personen in das Reichenauer Verbrüderungsbuch, p.98A 1: "Charlomannus, Karolus, Hludouuicus, Gozpreth, Pernoldus". Ob er mit dem ebenfalls auf p. 98A 1 genannten "Hludouuicus iunior" gemeint ist, muß vorerst noch unklar bleiben.
    Ebenfalls im Unklaren liegt sein Todestag: Die Mehrzahl der Quellen gibt zwar den 20.1., andere jedoch den 21.1. oder gar den 20.8. oder 20.12. an.
    Ludwig fiel 854 in Aquitanien ein und empörte sich 865 und 871 gegen seinen Vater. Beim Tode desselben (876) wurde ihm O-Franken, Thüringen und Sachsen übertragen. Am 8.10.876 besiegte Ludwig III. KARL II. DEN KAHLEN bei Andernach, der die östliche Hälfte Lothringens zurückzuerobern versuchte. Nach dem Tode seines Bruders Karlmann (+ 22.3. 880) erbte Ludwig Bayern und erreichte nach erfolgreichen kriegerischen Aktionen im Vertrag von Ribmont (880) die Eingliederung des westlichen Teils von Lothringen in seinen Herrschaftsbereich.

    Hartmann Wilfried: Seite 74-76, „Ludwig III. der Jüngere“ in Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern, Hg. Karl Rudolf Schnith

    Ludwig der Jüngere war wahrscheinlich der bedeutendste unter den Söhnen Ludwigs des Deutschen, wenn wir auch ein Programm seiner Regierung und einen Plan seiner Absichten nur undeutlich erkennen können, weil ihn nur wenige Jahre als selbständiger Herrscher vergönnt waren. Dass er sich als eigentlicher Nachfolger seines Vaters verstand, können wir daraus ersehen, dass er den Erzkapellan und wichtigsten Berater Ludwigs des Deutschen, Erzbischof Liutbert von Mainz, übernahm. Auch die überstürzte Bestattung des verstorbenen Königs im Kloster Lorsch (zu dem Ludwig der Deutsche keine sonderlich enge Beziehung besessen hatte, das aber im Machtbereich Ludwigs des Jüngeren gelegen war) zeigt, dass Ludwig der Jüngere von Anfang an versuchte, einen Vorsprung gegenüber seinen Brüdern zu gewinnen.
    Ludwigs Machtstellung war aber gleich am Beginn seiner Regierung schwer bedroht, denn sein Onkel KARL DER KAHLE machte den Versuch, sich nach dem Tod Ludwigs des Deutschen unter Übergehung der Rechte von dessen Söhnen einen Teil des Reichs seines verstorbenen Bruders einzuverleiben. Es ging dabei in erster Linie um jene Hälfte von Lotharingien, die er 870 im Vertrag von Meersen Ludwig dem Deutschen hatte überlassen müssen; vielleicht wollte KARL DER KAHLE aber noch mehr, nämlich eine wirkliche Oberherrschaft über das ganze Frankenreich, die ihm aufgrund seines Kaisertitels zuzustehen schien. Für diesen weitergehenden Plan spricht eine Urkunde, die KARL in Köln ausstellte und in der er sich als Nachfolger seines Bruders ausgab.
    Ludwig der Jüngere versuchte einen Kampf zu vermeiden; und als sein Onkel Verhandlungen ablehnte, war er bestrebt, sein Recht vor seinem Heer durch ein Gottesurteil abzusichern: Vielleicht ist dieses vorsichtige Verhalten ein Beleg dafür, dass sich Ludwig der Treue seines Heeres nicht ganz sicher war. Er ließ jedenfalls je zehn seiner Leute dem Gottesurteil des heißen und kalten Wassers sowie des glühenden Eisens unterwerfen - mit positivem Erfolg, wie der Geschichtsschreiber betont. Damit waren die Krieger an seine gute und durch Gott legitimierte Sache gebunden.
    Die Schlacht bei Andernach (am 8.10.876), die Ludwig der Jüngere für sich entscheiden konnte, hat er mit einer merkwürdigen Taktik gewonnen: Er ließ seine Krieger weiße Gewänder anziehen; damit unterschieden sie sich von den Gegnern, wirkten aber wie ein Heer von Toten. Ein kleines und taktisch gut geführtes Heer, das auch noch den Vorteil der psychologischen Vorbereitung ausnützte, hat einen Sieg über ein größeres, aber zusammengewürfeltes Gefolgschaftsheer davongetragen. Die Schlacht bei Andernach war sicher keine nationale Auseinandersetzung zwischen Deutschen und Franzosen; der Sieg Ludwigs des Jüngeren war darin begründet, dass er - anders als sein Onkel - eine enge Beziehung zu seinen Kriegern hatte herstellen können.
    Nach dem Sieg über den westfränkischen Onkel versammelten sich die drei Söhne Ludwigs des Deutschen im Nördlinger Ries (November 876), um die bereits 865 und 872 festgelegte Aufteilung des Reiches noch einmal zu bestätigen und von ihren jeweiligen Gefolgsleuten durch Eide in der Volkssprache bekräftigen zu lassen. Auch hier zeigt es sich, dass die Könige nicht allein regieren konnten, sondern auf die Zustimmung ihrer Großen angewiesen waren.
    Am Ende des folgenden Jahres trafen sich die drei Brüder abermals; diesmal ging es um die Aufteilung des ostfränkischen Anteils an Lotharingien. Dieses wurde zwischen Ludwig dem Jüngeren und KARL III. aufgeteilt, nachdem Karlmann auf einen Anteil verzichtet hatte. Um das weitere Schicksal dieses Landes ging es auch im September 878, als sich Ludwig und sein Bruder KARL III. in Modern im Elsaß trafen.
    Auch im weiteren Verlauf von Ludwigs Regierung fallen die Versuche auf, die Beziehungen innerhalb des fränkischen Reiches durch Verträge zu regeln. Anfang November 878 schloß er mit seinem gleichnamigen westfränkischen Cousin Ludwig dem Stammler ein Freundschaftsabkommen (in Fouron bei Lüttich), in dem beide Herrscher sich verpflichteten, die Nachfolge ihrer jeweiligen Söhnen in ihren Reichen anzuerkennen. Sie verzichteten also darauf, unter Übergehung der Ansprüche der unmittelbaren Nachkommen des Cousins nach dessen Tod das Reich ihrerseits zu beanspruchen. Als Ludwig der Stammler bereits wenig später (am 10.4.879) starb, forderte aber eine Partei in W-Franken Ludwig den Jüngeren auf, die Nachfolge zu übernehmen. Ludwig drang bis Verdun vor, zog aber ab, als ihm die W-Hälfte Lotharingiens abgetreten wurde. Dieser Zugewinn wurde im Februar 880 in einem Vertrag bestätigt, den Ludwig und seine westfränkischen Vettern in Ribemont bei St. Quentin schlossen. Mit dem Vertrag von Ribemont hatte das ostfränkische Reich jene Grenze erreicht, die es im wesentlichen bis ins 14. Jahrhundert beibehalten sollte.
    Im Innern versuchte Ludwig der Jüngere, eher durch einen Ausgleich der Interessen zwischen Königtum und Adel als durch Konfrontation mit den mächtigen Familien zu regieren. Dass er sich darin von seinem Vater unterschied, kann recht gut an seinen engen Beziehungen zur Familie seiner Frau, den mächtigen LIUDOLFINGERN aus Sachsen, beobachtet werden. Diese Familie hatte unter Ludwig dem Deutschen dem Königtum ferngestanden; dieser König hatte überhaupt kaum Aktivitäten im sächsischen Raum entwickelt. Allerdings ist auch Ludwig der Jüngere nach dem Ausweis seiner Urkunden nie für längere Zeit über das mittelrheinische Kerngebiet seiner Herrschaft hinausgekommen; Sachsen oder die slawischen Grenzgebiete hat er nie aufgesucht. Nur Ende 879, als er das Reich seines älteren Bruders Karlmann seiner Herrschaft unterwarf, und noch einmal 881 ist er für kurze Zeit in der bayerischen Hauptstadt Regensburg nachweisbar. Bayern bleibt aber für Ludwig ein Randgebiet, in dem neben seinem Neffen ARNULF VON KÄRNTEN einige Adelsfamilien ihre Machtstellungen ausbauen konnten.
    Die wichtigste Aufgabe Ludwigs des Jüngeren war aber der Kampf gegen die Normannen, die - wahrscheinlich durch den Tod Ludwigs des Deutschen und KARLS DES KAHLEN veranlaßt - seit dem Sommer 879 ihre Angriffe gegen die Küsten des fränkischen Reiches intensivierten, aber auch gelegentlich weit ins Binnenland vorstießen. Im Februar 880 konnte Ludwig zwar einen Sieg gegen ein normannisches Heer erringen (bei Thimeon im Hennegau), aber hier fiel sein Friedelsohn Hugo nach hartem Kampf. Und im selben Monat erlitt ein sächsisches Heer unter dem Schwager des Königs aus liudolfingischen Haus, Brun, eine schwere Niederlage bei Hamburg; Brun selbst und zahlreiche andere sächsische Adelige fanden den Tod. Ehe es zu einem weiteren Kampf gegen die Normannen kam, ist Ludwig der Jüngere im Januar 882 gestorben. Einzelne militärische Erfolge gegen die Normannen konnten in jenen Jahren sowieso keinen Durchbruch erzielen und neue Einfälle auf Dauer verhindern. Denn auch nach dem im althochdeutschen Ludwigslied besungenen Sieg des westfränkischen Ludwigs III. (des Sohnes Ludwigs des Stammlers) in der Schlacht bei Saucourt (am 3.8.881) ließen die normannischen Angriffe nicht merklich nach.
    Wie bei seinem Bruder Karlmann fällt es auch bei Ludwig dem Jüngeren schwer, ein Gesamturteil über Persönlichkeit und Regierungsleistung zu fällen. In Reginos Chronik fehlt eine Charakteristik Ludwigs. Hinkmar von Reims hat in seinen Annalen sehr negativ über ihn geurteilt, indem er ihn einen rex inutilis, einen unfähigen König, nennt. Hinkmar hatte wohl nicht vergessen, dass Ludwig 879 versucht hatte, gegen den Vertrag von Fouron in W-Franken Gebietsgewinne zu erzielen, anstatt gegen die Normannen zu kämpfen.

    Konecny Silvia: Seite 140, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Mit größerer Sicherheit lassen sich zwei Eheverbindungen Ludwigs des Jüngeren feststellen, die beide zu Lebzeiten Ludwigs des Deutschen eingegangen wurden. Gerade hier zeigt es sich besonders deutlich, daß oppositionelle Adelsgruppen durch Eheverbindungen Einfluß auf einen Königssohn zu gewinnen suchten. Im Jahre 880 starb ein ansonsten nicht näher bekannter Konkubinennsohn Ludwigs des Jüngeren, der vermutlich etwa 860 geboren wurde. Die Verbindung mit dessen Mutter könnte wegen einer geplanten Ehe mit einer Tochter des Adalhard aufgelöst worden sein. Doch wäre es möglich, daß jener Konkubinensohn Ludwigs des Jüngeren aus einer Verbindung mit der Tochter des Adalhard entstammte, wovon man vielleicht fälschlich nur als Verlobung weiß. Jedenfalls hätte diese Bindung spätestens 865 anläßlich der Aussöhnung zwischen Ludwig dem Deutschen und seinem Sohn ein Ende gefunden. Vermutlich 869 ging Ludwig der Jüngere eine Vetrbindung mit Liutgard, der Tochter des sächsischen Grafen Liudolf, ein. Auch diese Ehe förderte wohl die Opposition Ludwigs des Jüngeren gegenüber dem Vater, was sich in einer Empörung des Jahres 871 ausdrückte. Dementsprechend ist auch keine Dotation Liutgards überliefert. Die Ehe mit der LIUDOLFINGERIN war politisch von höchster Bedeutung. Nach dem Tod Ludwigs des Deutschen bestimmte Liutgard ihren Gatten zu außerordentlich ehrgeizigen Plänen. Sie förderte die Beziehungen Ludwigs des Jüngeren zu der Gauzlin-Partei im westfränkischen Reich, was auf Verbindungen ihrer Sippe zum westfränkischen Adel hindeutet. Liutgard war jedenfalls die einzige Gattin eines ostfränkischen KAROLINGERS dieser Generation, die politische Aktivitäten entwickelte. Auch diese Ehe ging allem Anschein nach formlos in eine Vollehe über, was durch die rasche Abfolge der Ereignisse zwischen 875 und 881 gefördert worden sein mag. In diesem Zeitraum starben einschließlich Ludwig dem Jüngeren immerhin sechs karolingische Könige. Liutgards Stellung als Königin wurde von keiner Stelle bestritten, wozu nach dem Tod des einzigen Sohnes dieser Königin auch wenig Anlaß bestand.


    876/77 oo 1. Liutgard, Tochter des Herzogs Liudolf 840/50-30.11.885


    Kinder:

    - Ludwig um 877- November 879 Regensburg
    - Hildegard 878/81- nach 895

    Illegitim

    - Hugo 855/60- Febr. 880 gefallen


    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 13,19,25 - Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986, Seite 161,163 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 124 - Borgolte Michael: Karl III. und Neudingen. Zum Problem der Nachflgeregelung Ludwigs des Deutschen. Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins - Brühl Carlrichard: Die Geburt zweier Völker. Deutsche und Franzosen Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln - Deutsche Geschichte Band 1 Von den Anfängen bis zur Ausbildung des Feudalismus Mitte des 11. Jahrhunderts. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1982, Seite 355,358 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches, Gustav Lübbe Verlag Bergisch Gladbach 1994, Seite 108,114,223,312,356 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 61-64,68,69,71,73,106 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 328,364,368,407, 475,529,560,566,576,592-594,716,755,768,773,775,791-793,810,812,822,828,849,862; Band II Seite 34-38,61-64,68,70-72,81,95-99, 107,110,113,118-122,131-138,141,144,148,156,159,168-170 - Eickhoff Ekkehard: Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt. Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 138,288,437 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 59 - Fried, Johannes: König Ludwig der Jüngere in seiner Zeit, in: Geschichtsblätter für den Kreis Bergstraße 16 (1983) S. 5-26 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989, Seite 254,257,260,268 - Hlawitschka, Eduard: Adoptionen im mittelalterlichen Königshaus, in: Schulz Knut: Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Mittelalters, Festschrift für Herbert Helbig zum 65. Geburtstag, Köln Seite 1-32 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seite 64,159,161,165,171 - Hlawitschka, Eduard: Die Widonen im Dukat von Spoleto, in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris, Seite 155-227 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 14,20-22,28,37,51,56,71,89,92,156,188,221,223,229-233,235-237,239 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971, Seite 16,36-38,40,45 - Hlawitschka, Eduard: Vom Frankenreich zur Formierung der europäischen Staaten- und Völkergemeinschaft 840-1046, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1986 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 140 - Mitterauer Michael: Karolingische Markgrafen im Südosten. Archiv für österreichische Geschichte Band 123. Hermann Böhlaus Nachf./Graz-Wien-Köln 1963, Seite 126,129,132,163,165,170,176,189,236 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 167,171,421,426,430-433 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 225,227,243,251- Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 139,150,156,165,167,172-175,177-179,182, 185,190 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 63,67,69,71,73-77,80,83, 93,95,97,113 - Schulze, Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 75,127,136,138 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 440,442,444 -

    Neue Deutsche Biographie - Ludwig der Jüngere

    ostfränkischer König, * circa 835 wohl in Bayern, † 20.1.882 Frankfurt/Main, ⚰ Lorsch.

    L., über dessen Kindheit und Erziehung nichts bekannt ist, wird 847 erstmals erwähnt. Im Auftrage des Vaters führte er 848 eine Heerfahrt gegen die Böhmen und 854 das (mißglückte) Unternehmen nach Westfranken. In der Folgezeit – 857, 858, 862, 864 – taucht sein Name einige Male in der Umgebung des Vaters und bei Kämpfen mit Elbslawen auf, gegen die er auch 867 und 869 zu Felde zog. Bei der Erbteilung von 865 wurden ihm (Rhein- und Main-) Franken, Thüringen und Sachsen zugesprochen. Gegen den Vater, der anscheinend zu einer Bevorzugung des ältesten Sohnes Karlmann neigte, lehnte L. sich mehrmals auf; 866 und, gemeinsam mit dem jüngeren Bruder Karl, 871 und 873. Diese Konflikte, deren Hintergründe und Zusammenhänge für uns undeutlich bleiben, wurden stets wieder beigelegt; eine Forchheimer Reichsversammlung bestätigte 872 die Teilung, und sowohl 874 wie 875 begegnet L. von neuem in der Umgebung des Vaters. Ludwig d. Dt. starb am 28.8.876, als er sich zum Kampf mit seinem Bruder Karl d. Kahlen um das Erbe des Kaisers Ludwig II. anschickte. Karl, über Westfranken hinaus schon im Besitz der Kaiserwürde (seit 875), des regnum Italiae (seit 876) und der Westhälfte des regnum Lotharii (seit 870), sah die Gelegenheit gekommen, durch den Griff nach den linksrheinischen Ländern seine Vormachtstellung auszubauen. Er drang über Aachen bis Köln vor. Aber L. schlug ihn entscheidend am 8.10.876 bei Andernach und behauptete damit die Osthälfte des regnum Lotharii. Da Karl im nächsten Jahre vor L.s Bruder Karlmann auch aus Italien weichen mußte und auf dem Rückzug am 6.10.877 starb, hatten die Söhne Ludwigs d. Dt. die gesamtfränk. Hegemonial- und Kaiserpolitik der westlichen Karolingerlinie abgewehrt.

    Im Nördlinger Ries hatten sich unterdes die drei Brüder im Nov. 876 getroffen. Sie sanktionierten dort die bereits 865 und 872 festgelegte Teilung durch schriftlich fixierte Eide (theutonica lingua, Wortlaut jedoch nicht überliefert). Ende 877 einigten sie sich, nach einem Verzicht Karlmanns, auch auf eine (nicht näher bekannte) Teilung ihrer pars regni Lotharii nur zwischen L. und Karl III. L. residierte mit Vorzug in Frankfurt, wo er im Jan. 877 und im Mai 878 Reichsversammlungen hielt. Er übernahm Kanzlei (und Siegel) seines Vaters mit dem cancellarius Wolfher (der 880 wohl Bischof von Minden wurde; dann Arnolf) unter der nominellen Leitung des EB Liutbert von Mainz als archicappellanus. Es sind 24 Diplome L.s erhalten (dazu 4 spätere Fälschungen auf seinen Namen), bis 880 nach den Jahren in orientali Francia, zusätzlich aber auch nach den Inkarnationsjahren datiert. Zu den ersten Empfängern gehörte das Frauenstift Gandersheim, das ihm von seinen liudolfing. Schwägern Brun und Otto übereignet worden war. L. wußte überhaupt, und offenbar erfolgreicher als sein Vater, gute Kontakte zu führenden Hochadelsfamilien wie Babenbergern, Konradinern und selbst nach Westfranken hin zu pflegen, wodurch sich für ihn sogar Ansätze zu eigener großfränk. Politik ergaben.

    L. traf sich im Sept. 878 im nordelsäss. Modern mit seinem Bruder Karl III., wahrscheinlich zur Abgrenzung ihrer lotharing. Anteile, und schloß am 1./2.11.878 in Fouron (bei Lüttich) mit seinem westfränk. Vetter Ludwig d. Stammler ein Freundschaftsabkommen, in das auch die beiderseitige Anerkennung der Sohnesfolge einbezogen wurde. Als aber der Stammler schon am 10.4.879 starb, kam es im Westreich um die Nachfolge – beider Söhne oder des älteren, Ludwig III., allein – zu einem Machtkampf rivalisierender Adelsparteien. Eine Gruppe mit dem bisherigen Kanzler und Abt (von Saint-Denis) Gauzlin und dem welf. Grafen Konrad von Paris an der Spitze wandte sich – ähnlich den Vorgängen von 854, 856 und 858 unter Karl d. K.. – dem Ostfranken L. zu. Es waren Aktionen noch innerhalb des Gesamtreiches, bei denen noch keinem der Partner „nationale“ Impulse im neuzeitlichen Sinne unterstellt werden dürfen. L. rückte bis Verdun vor, ließ sich dort aber im Mai 879 von den Gegnern Gauzlins gegen die Abtretung der – in Meerssen 870 Karl d. Kahlen zuerkannten – Westhälfte Lotharingiens zum Abzug bewegen. Ein erneuter Griff L.s nach dem Westreich führte im Febr. 880 in Ribemont (bei Saint-Quentin) zu einer Begegnung mit den jungen Westkönigen und zu einem Vertrag, der L. im Besitz des ganzen regnum Lotharii bestätigte und den Weg zur Teilung des Westreichs ebnete (Amiens, März 880).

    Im Gesamtreich war 879 auch sonst manches in Bewegung gekommen. Der ob schwerer Krankheit regierungsunfähige Karlmann († 22.9.880) trat L. die Herrschaft in Bayern, dem jüngsten Bruder Karl die Ansprüche auf Italien und das Kaisertum ab. L. nahm, unter Ausschluß des auf Kärnten beschränkten Arnulf und mit Zustimmung der Großen, was rechtlich als eine „Wahl“ zu verstehen ist, Bayern in Besitz und urkundete seither, erstmals am 22.11.879 in Regensburg, auch für bayer. Empfänger; aus der Datierung verschwindet dann bald die Bezugnahme auf die orientalis Francia. Dagegen war das eben für L. gewonnene einstige Mittelreich keineswegs befriedet. Im Nordteil nahm Lothars II. Sohn Hugo 879 den Kampf um eine eigene Herrschaft auf, im Süden ließ sich der (dem Karolingerhause nur verschwägerte) Graf Boso von Vienne gar zum provenzal.-burgund. König ausrufen (15.10.879). Aber nicht nur dieser Usurpatoren mußten sich die Karolingerkönige erwehren. Im Sommer 879 begann mit der Landung der im „Großen Heer“ organisierten dän. Normannen an der flandrischen Küste die über drei Jahrzehnte hin nicht mehr abreißende Bedrängnis der küstennahen Reichsländer. Bei Thiméon (im Hennegau) erfocht L. 880 einen nur halben Abwehrsieg (bei dem sein Friedelsohn Hugo fiel), während sein Schwager Brun am 2.2.880 bei Hamburg in unglücklichem Kampf gegen ein anderes Dänenheer den Tod fand – eine militärische und zugleich politische Katastrophe, mit der die sächs.-fränk. Dänenmark verlorenging. In neuem Kampf erreichte L. Ende 880 den Abzug der Normannen aus der – von ihnen jedoch niedergebrannten – Pfalz Nimwegen. Eine ohne persönliche Beteiligung des bereits erkrankten L. im Juni 880 zu Gondreville (bei Toul) vereinbarte gemeinsame Aktion west- und ostfränkischer Verbände in Lotharingien hatte insofern Erfolg, als L. Anfang 881 die Unterwerfung Hugos entgegennehmen konnte. Aber dieser Friede war nicht von Dauer, und auch die Kämpfe mit Boso zogen sich ohne Entscheidung hin.

    Nachdem er sich in Gondreville mit dem Westkönig Ludwig III. getroffen und am 5.6.881 in Frankfurt geurkundet hatte (für Paderborn), verbrachte L. den Sommer in seinem neuen regnum Bayern, durch Krankheit immer mehr zur Untätigkeit gezwungen. An den schweren Normannenkämpfen dieses Jahres hatte er keinen Anteil mehr. Den im zeitgenössischen althochdeutschen Ludwigslied besungenen Sieg von Saucourt (bei Abbeville, 3.8.881) erfocht nicht er, sondern der Westfranke Ludwig III. L. selber kehrte Ende 881 nach Frankfurt zurück und urkundete dort noch am 17., 18. und 19.1.882.

    Da sein gleichnamiger legitimer Sohn 879 als kleines Kind tödlich verunglückt war, hinterließ L. keinen Erben. Das wieder zusammenwachsende Ostfränk. Reich fiel seinem Bruder Karl III. zu. L.s Herrschaft bezeichnet, trotz ihrer kurzen Dauer und abseits aller bewußten Intentionen, eine bedeutende Wegemarke im Wandel vom Ostfränkischen zum Deutschen Reich: durch die Abwehr Karls d. K. (876) und durch die Gewinnung der Schelde-Maas-Saône-Linie (879/80), die auf Jahrhunderte die Westgrenze des mittelalterlichen Reiches geblieben ist.

    Literatur
    ADB 19, S. 446; Regg. Imp. I; Ann. Bertiniani, Fuldenses, Vedastini, Regino (s. bei Ludwig d. Deutsch); MGH DD Karol. Germ. I, 1934; MG Capit. II S. 168 ff. (Vertrag von Fouron); MG Epist. VII (Briefe d. Papstes Johann VIII. an Ludwig); MG Formulae S. 412, Nr. 27 (Brief Ludwigs an Ludwig d. Stammler in d. Formelsammlung Notkers von Sankt Gallen, nicht unbedingt fingiert); - Dümmler, Parisot, Eiten, Fleckenstein, Werner, Löwe § 45 f., Schieffer § 76 f. (s. bei Ludwig d. Deutsch); W. Vogel, Die Normannen u. d. Fränk. Reich, 1906, S. 260-85; P. Kehr, Die Kanzleien Karlmanns u. L.s d. J., 1933; J. Prinz, Der Feldzug Karls d. K. an d. Rhein im Sept. 876, in: DA 33, 1977; K. F. Werner, Gauzlin v. St. Denis u. d. westfränk. Reichsteilung v. Amiens (März 880), ebd. 35, 1979; J. Fried, Kg. L. d. J. in s. Zeit, in: Gesch.bll. f. d. Kreis Bergstraße 16, 1983 (Gesamtbild, Literatur).

    Geburt:
    wohl in Bayern

    Ludwig heiratete von Sachsen, Liutgard um 876. Liutgard (Tochter von von Sachsen, Liudolf und Oda) wurde geboren in 840/850; gestorben in Nov 885 in Aschaffenburg [63739],Aschaffenburg (Stadt),Bayern,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 10. von Franken, Ludwig  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 877; gestorben in 879.
    2. 11. von Franken, Hildegard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 878/881; gestorben in 895/932.

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 12. von Franken, Hugo  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 855/860; gestorben in Feb 880 in Charleroi [6000],Wallonien,Belgien; wurde beigesetzt in Lorsch Kloster [64653],Bergstraße,Hessen,Deutschland.

  7. 8.  von Franken, Karl III.von Franken, Karl III. Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Ludwig1) wurde geboren in 839; gestorben am 13 Jan 888 in Neudingen [78166],Schwarzwald-Baar-Kreis,Baden-Württemberg,Deutschland; wurde beigesetzt in Reichenau [78479],Konstanz,Baden-Württemberg,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 12 Feb 881; römischer Kaiser
    • Titel/Amt/Status: 879-887, Italien; König von Italien
    • Titel/Amt/Status: 876-887, Ostfrankenreich; Ostfränkischer König

    Notizen:

    KARL III. DER DICKE
    Ostfränkischer König (876-887)
    König von Italien (879-887)
    römischer Kaiser seit 12.2.881
    839-13.1.888 Neudingen/Donau Begraben: Reichenau
    3. Sohn des Ostfränkischen Königs Ludwig II. der Deutsche und der WELFIN Hemma, Tochter von Graf Welf
    Urenkel von Kaiser KARL I. DEM GROSSEN

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 966

    KARL III. DER DICKE, Kaiser, fränkischer König
    * 839, + 13. Januar 888 Neudingen (Donau) Begraben: Reichenau

    In der 856 und 872 verfügten und nach Ludwigs des Deutschen Tod 876 beschworenen Teilung des ostfränkischen Reichs erhielt KARL DER DICKE zunächst Alemannien und Churrätien, profitierte aber von der politischen Expansion seiner Brüder Karlmann und Ludwig(der Jüngere) und ihrem frühen Tod. Nach Ausstattung seines illegitimen Sohnes ARNULF (VON KÄRNTEN) im östlichen Bayern trat Karlmann 877 die Herrschaft in Italien an, und Ludwig nutzte die Sukzessiionskrise im westfränkischen Reich 879 zum Erwerb des westlichen Lothringen im Vertrag von Ribemont (880). Nach dem Tod der Brüder 880 und 882 fielen ihre regna KARL DEM DICKEN zu, dem bereits am 12. Februar 881 die Erneuerung des Kaisertums geglückt war. Trotz vielfältiger Anstrengungen war er aber nicht zum effektiven Schutz des Papsttums in der Lage, das sich zunehmend der karolingischen Familie enfremdete.
    Nach dem erbenlosen Tod der beiden westfränkischen Könige Ludwig III. und Karlmann 882 und 884, die KARL DER DICKE zur Sicherung ihrer umstrittenen Legitimität nach dem Tod ihres Vaters Ludwigs II. des Stammlers 879 adoptiert hatte, lud der westfränkische Adel unter Umgehung des erst fünfjährigen Postumus Karl III. den Einfältigen KARL DEN DICKEN 885 als Herrscher nach W-Franken ein. Sieht man von dem niemals ganz beseitigten Königtum Bosos von Vienne (879-887) ab, war damit das fränkische Großreich erneut in einer Hand vereinigt. Freilich erwies sich die strukturelle Schwäche von KARLS Herrschaft angesichts massiver Normannenbedrohung seit 879, der KARL DER DICKE durch Tributzahlungen und zeitweise Anerkennung des getauften Normannen Gottfried in Friesland zu begegnen suchte. Zwar nahm er damit die im 10. Jh. erfolgreichen Praktiken seiner Nachfolger vorweg, aber die Zeitgenossen empfanden das Versagen des christlichen Herrschers angesichts heidnischer Bedrohung, während gleichzeitig regionale Potentaten wie Graf Odo von Paris erfolgreich die Normannenabwehr organisierten. Zu dieser Umformierung politischer Legitimation durch Ideoneität trat die fehlende Kraft zur Integration des Großreichs. In ihrer vorwiegend alemannischen Prägung konnte die Hofkapelle, der der einflußreiche Bischof Liutward von Vercelli vorstand, nicht mehr die unterschiedlichen Reichsteile repräsentieren, und die königlichen Urkunden mit ihren gesonderten Datierungen nach Kaiserjahren und denen der Herrschaft in O-Franken (Francia), W-Franken (Gallia) und Italien offenbarten diese Summierung sich langsam festigender Teilreiche.
    Geprägt durch zunehmenden körperlichen Verfall, suchte KARL DER DICKE seine Nachfolge vor allem gegen seinen illegitimen Neffen ARNULF zu sichern. Aber sowohl die mit päpstlicher Hilfe geplante Durchsetzung von KARLS illegitimen Sohn Bernhard 885 als auch die Adoption LUDWIGS, Sohn Bosos von Vienne und der Tochter Kaiser LUDWIGS II., aus der lotharingischen KAROLINGER-Linie 887 mißlangen. Der Sturz Liutwards von Vercelli, sein Parteiwechsel zu ARNULF und die zunehmende Umorientierung der ostfränkischen Aristokratie seit Juni 887 markieren das langsame Ende KARLS, von dem die Quellen ein widersprüchliches Bild geben: Ein gescheiterter Hoftag in Tribur wie ein Zug nach Frankfurt im November 887 zeigten dem Kaiser seine Chancenlosigkeit. Mit Duldung des zum König gewählten ARNULF verbrachte KARL DER DICKE seine letzten Wochen in Alemannien. Sein Ende dokumentiert das Scheitern des fränkischen Großreichs, in dessen regna sich Adelsgruppen ihre Könige "de suis visceribus" (Regino von Prüm) erwählten.

    Quellen und Literatur:
    MGH DD Karol. dt. II - HEG I, 618-621 - NDB XI, 181-184 - W. Vogel, Die Normannen und as Frk. Reich, 1906, 206ff. - P. Kehr, Die Kanzlei K.s, 1936 - J. Fleckenstein, Die Hofkapelle der dt. Kg.e, I, 1959, 189-198 - H. Keller, Zum Sturz K.s, DA 22, 1966, 333-384 - E. Hlawitschka, Lotharingien und das Reich an der Schwelle der dt. Gesch.,1968, 26ff. - M. Borgolte, K. und Neudingen, ZGO 125, 1977, 21-55 - E. Hlawitschka, Nachfolgeprojekte aus der Spätzeit K.s, DA 34, 1978, 19-50 -
    Beim Tode seines Vaters 876 erhielt er Alemannien und Raetien als Erbe. Auf seinem ersten Italienzug 879 wurde er zum König der Langobarden gekrönt. Nach dem Tode seiner Brüder Karlmann (880) und Ludwig III. (882) übernahm er deren Gebiete und wurde damit Herrscher des gesamten ostfränkischen Reiches. Er schloß die Wikinger in Elsloo (Friesland) ein und erkaufte trotz günstiger militärischer Lage ihren Abzug, ohne künftige Einfälle verhindern zu können. Nach dem Tode der westfränkischen Könige Ludwig III. (882) und Karlmann (884), Enkel KARLS DES KAHLEN, bot der Adel KARL die westfränkische Krone an. Damit vereinigte KARL III. das Reich KARLS DES GROSSEN (außer Nieder-Burgund) noch einmal. Der Zerfall des Frankenreiches, bedingt durch dessen uneinheitliche Struktur, konnte aber nicht rückgängig gemacht werden. KARL besaß jedoch auch nicht die erforderliche Begabung, um ein so großes Reich zu regieren und er vermochte den inneren und äußeren Funktionen staatlicher Herrschaft nicht gerecht zu werden. Er unternahm ergebnislose Feldzüge nach Böhmen und Italien, während die Normannen die Maas, die Schelde und die Seine hinauffuhren. Der Kaiser erkaufte sogar mit Geld ihren Abzug aus der Pariser Gegend, was ihm die völlige Verachtung seiner Untertanen einbrachte und was schließlich dazu führte, dass man allgemein von ihm abfiel. Auf dem Reichstag zu Tribur (November 887) wurde der unfähige KARL zur Abdankung gezwungen und ARNULF VON KÄRNTEN zum ostfränkischen König erhoben. Der Kaiser starb im folgenden Jahr an seinem Zufluchtsort, dem Kloster Reichenau.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 451, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    IV. Generation 23

    KARL III. wurde nicht 884 Kaiser, sondern 881 II 12. Auf diesem Versehen von Brandenburg ist darum zu insistieren, weil er zusammenfassend bemerkt "Herrscher des fränkischen Gesamtreiches, Kaiser 884". Die Inbesitznahme aller regna (das W-Reich erst 885) hat aber mit dem Erwerb der Kaiserwürde, deren Bedeutung inzwischen auf Italien und Rom beschränkt war, nichts zu tun.
    KARLS Absetzung durch die ostfränkischen Großen galt, was häufig nicht beachtet wird, nur für diese, nicht zum Beispiel für die W-Franken, deren Thron erst mit KARLS Tod vakant wird. Wichtig sind die Bemerkungen von E. Ewig (wie oben, Anm. zu IV,5), wonach erst die Absicht KARLS, LUDWIG III., den Sohn Bosos von Vienne und Enkel Kaiser LUDWIGS II., zum Nachfolger im Gesamtreich zu machen (diese Absicht darf als gesichert gelten), den Aufstand ARNULFS auslöste.
    Wir wissen sicher, daß KARLS Ehe mit Richardis kinderlos war - denn sonst hätte die Kaiserin 887 nicht erklären können (ganz unabhängig von der Richtigkeit dieser Angabe), ihre Ehe sei nie vollzogen worden (so schon Regino von Prüm, vgl. Dümmler 3,284). Da muß es überraschen, daß Brandenburg dem Kaiser einen ehelichen Sohn Karlmann, mit dem Vermerk "+ 876" zuschreibt (Brandenburg V,14). Er beruft sich dabei auf Dümmler 3,292, Anm. 3, von dem die Ann. Alaman. 876 zitiert werden ... Karolomannus filius Karoli (und andere) obierunt. Aber Dümmler bemerkt dazu im Obertext, es müsse dahingestellt bleiben, ob KARL III. außer Bernhard noch einen anderen unehelichen Sohn, Karlmann, gehabt habe. Doch können wir diesen vermeintlichen KAROLINGER ganz streichen. Dümmler hat nämlich denselben Beleg schon einmal 2,359, Anm. 1 verwendet (und verweist auch, was Brandenburg hätte beachten sollen, auf diesen Umstand), um den Tod von KARLS DES KAHLEN Sohn Karlmann zu datieren, der noch Anfang 876 gelebt habe, wie aus einer Urkunde Papst Johannes VIII. für Karlmanns Abtei S.-Medard de Soissons hervorgehe. Im Gegensatz zu Dümmlers unentschiedener Haltung in Bd. 3 seines Werkes müssen wir betonen, daß die Annalen ohne jeden Zweifel den Sohn KARLS DES KAHLEN gemeint haben. Für sie war "Karolomannus filius KAROLI" eine eindeutige Definition, denn es gab sonst keinen KARL, der einen Sohn dieses Namens hatte. Der westfränkische Karlmann ist auch tatsächlich 876 gestorben, denn kaum war sein Vater, KARL DER KAHLE, der ihn blenden ließ, Ende 877 gestorben und hatte sein Bruder Ludwig der Stammler, nach anfänglichen Schwierigkeiten, die Regierung anzutreten, da stiftete dieser am 8. Februar 878 ein Seelgedächtnis für Karlmann in dessen Kirche S.-Medard (HF 9,416f.; dort irrig zu 879 datiert). Zum Todesdatum der Richardis äußert sich Brandenburg nicht. Tag und Monat sind überliefert: IX 18, vgl. Dümmler 3,285. Die ebd. für den Terminus post des Todesjahres herangezogenen sogenannten Andlauer Statuten "von 892 oder 893" kommen nicht in Betracht, da sie eine Fälschung des 11. Jahrhunderts sind. Verfälscht, aber doch im Kern echt, wie der Herausgeber gezeigt hat, ist ein Diplom Ludwigs des Kindes von 906/09 für Andlau, ed. Th. Schieffer, MG, Die Urkk. d. dt. Karolinger 4, 1963, 200-203, nr. 68 (vgl. dort 202 zu den Andlauer Statuten und 200, Z. 25f. zum Datum). Hier wird Richardis als verstorben genannt und die Nachfolge der Ruuddrudis in der Leitung von Andlau geregelt. Erneute Bestätigung ist das Diplom Karls des Einfältigen von 912 II 3 (Lauer nr. 125), das, wie Schieffer ebd. gegen den Herausgeber Lauer zeigt, keine Fälschung ist, sondern nur interpoliert wurde.

    Rappmann Roland/Zettler Alfons: Seite 430, "Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter"

    KARL (III.) DER DICKE + 13.1.888

    necr. B 13.1. "Karolus imp.", König im Ostfränkischen Reich 876-887, in Italien 879-888, im W-Fränkischen Reich 885-888, Kaiser 881-888

    Literatur:
    Dümmler, Geschichte des Ostfränkischen Reiches 3; ADB 15 Seite 157-163; BM² 1576b-1765d; Kehr, Die Kanzlei Karls III.; Werner, Nachkommen Seite 451 f. Nrn. 19-23, 23 und Tafel IV/23; NDB II Seite 181-184; Biograph. Wörterbuch 2 Spalte 1397; Die Klostergemeinschaft von Fulda 2,1 Seite 315 K 24; Maurer, Sagen um Karl III.; Borgolte, Grafen Seite 160ff.; Schmid, Brüderschaften; Lexikon des Mittelalters 5 Spalte 968f. Zum Todestag: Dümmler, ebd. 3 Seite 289 Anm. 2; BM² 1765d.

    KARL, Sohn König Ludwigs des Deutschen und dessen Gemahlin Hemma, war der Bruder der Könige Karlmann und Ludwig der Jüngere und mit Richkart verheiratet. Von 859 bis 874 war er Rektor im Breisgau und im W der Bertoldsbaar; 864 erhielt er bei der Erbteilung Alemannien zugesprochen. Unter den KAROLINGERN war KARL III. sicherlich derjenige Herrscher, der Alemannien und dem Kloster Reichenau am engsten verbunden war; zu KARLS Verhältnis zu Alemannien vgl. zuletzt Borgolte, Karl III. und Neudingen Seite 20f. und die dort genannte Literatur. Beispielweise ging das bedeutende Brüderpaar Liutward und Chadolt, ersterer Bischof von Vercelli und Erzkapellan KARLS III., letzterer Bischof von Novara und Kapellan KARLS III., aus dem Reichenauer Konvent bzw. aus der Reichenauer Klosterschule hervor. Und Fleckenstein, Die Hofkapelle I Seite 190 geht sogar so weit, daß er behauptete, Liutward sei "die Schlüsselfigur der Kapelle KARLS III. wie seiner Herrschaft überhaupt" gewesen. Der Herrscher weilte am 13.1. 878 und am 22.4.884 auf der Bodenseeinsel, außerdem sind noch mehrere Urkunden des Kaisers für das Kloster erhalten; vgl. BM² 1583 bzw. 1681, Dümmler Seite 223 mit Anmerkung 4 und Beyerle, Von der Gründung Seite 112f., zu den Urkunden siehe Brandi, Urkundenfälschungen Seite 115f. KARL und seine Familie wurden in allen drei Gedenkbüchern der Bodenseeklöster mit Gedenkeinträgen bedacht worin nicht nur sein intensives Verhältnis zu Alemannien, sondern auch zur Reichenau deutlich wird; vgl. das Verbrüderungsbuch der Abtei Reichenau p. 98 A1, das St. Galler Gedenkbuch p. 3D = Libri confrat. col. 12 und den Liber viventium Fabariensis p. 27 B 1-3 und p. 41A. Unsicher muß bleiben, ob die drei am Ende eines Eintrags im Liber memorialis von Remiremont unter anderem mit KARL III., den Bischöfen Liutwart und Chadolt genannten Personen mit Reichenauer Mönchen identisch sind und sich im Gefolge des KAROLINGERS aufgehalten haben, wie Beyerle, Von der Gründung Seite 112/1 behauptet; vgl. Liber memorialis von Remiremont 1 Seite 15 Nr. 2, 2 fol. 9r und dazu Tellenbach, Liturgische Gedenkbücher Seitze 396ff., Borgolte, Karl III. und Neudingen Seite 22 Anmerkung 9 und Seite 51f. Anmerkung 159, Hoffmann, Zur Geschichte Ottos des Großen Seite 45f. Anmerkung 8 und Becher, Das königliche Frauenkloster Seite 371f.
    Zu beachten ist dabei ein Paralleleintrag im Liber viventium Fabariensis 1 p. 27B 1-3. nach seinem Tod in Neudingen wurde KARL im Reichenauer Münster neben dem 799 verstorbenen Grafen Gerold beigesetzt. An seinem Todestag wurde jedes Jahr ein eigenes Hochamt gehalten; vgl. Brandi, Urkundenfälschungen Seite 26 bzw. Seite 121 Nr. 88 und neuerdings Zettler, Die frühen Klosterbauten Seite 105ff. KARLS Tod wurde in einigen Necrologien zum 12.1., in den meisten aber zum 13.1. vermerkt.

    Konecny Silvia: Seite 140, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    KARL III. ging ebenfalls zu Lebzeiten Ludwigs des Deutschen zwei Ehen ein. Einer dieser Verbindungen entstammte ein Sohn, den die Quellen "ex concubina natus" nennen, während die zweite allgemein anerkannte Ehe kinderlos blieb. Die erste Ehe schloß KARL III. vermutlich 862 mit einer Tochter des Erchanger, in der wohl die Mutter Bernhards, des einzigen Sohnes KARLS III., zu sehen ist. Als Datum des Eheschlusses fügt 862 sich zeitlich sehr gut zu einer ersten Phase der Opposition der Söhne gegen Ludwig den Deutschen, was deren Eheschlüsse bewirkt haben dürfte. Erchanger gehörte zu einem fränkischen Adelsgeschlecht, das vermutlich im "Ehestreit" Lothars II. eine beträchtliche Rolle spielte. Wahrscheinlich hing die militärische Hilfe, die Ludwig der Deutsche seinem Neffen Lothar 862 leistete, mit der Ehe KARLS III. zusammen. Dieser brauchte, wie die Quelle eigens betont, wegen seiner Heirat dem Vater keine Gefolgschaft für militärische Aktionen im Mittelreich zu leisten. Allgemein sieht man allerdings in der als Richgardis bekannten und kinderlosen Ehefrau KARLS III. die Tochter des Erchanger und hält Bernhard für den Sohn einer unbekannten Konkubine. Gegen diese Hypothese sprechen jedoch mehrere Indizien. Erstens war Bernhard ein häufiger ETICHONEN-Namen, zweitens gab Richgardis 887 die Dauer ihrer Ehe mit etwas mehr als 10 Jahren an, und drittens stimmt auch in ihrer Dotationsurkunde die Angabe der Indikation nicht mit dem Jahresdatum 862 überein. Richgardis nahm KARL III. vermutlich erst 873 zur Frau. Er scheint damit dem Wunsch seines Vaters nachgekommen zu sein, die Vollziehung der Ehe lehnte er jedoch mit diplomatischem Geschick ab. Er legte nämlich zwar 873 auf Wunsch seines Vaters einen Treueid ab, entschloß sich jedoch - wie allerdings nur die westfränkische Historiographie nicht ohne Schadenfreude zu berichten weiß - zu einem Keuschheitsgelübde. Damit blieb die Ehe, die der Vater veranlaßt hatte, wohl unvollzogen. Dies wird 887 durch eine Aussage der Richgardis in ihrem Eheprozeß ebenso bestätigt, wie durch deren Kinderlosigkeit. Im Jahre 881 versuchte KARL III. zunächst, seine ohnehin schwache Position nicht noch durch eine Eheaffaire zu verschlechtern, die von den politischen Gegnern zweifellos aufgegriffen worden wäre. So wurde Richgardis zur Kaiserin gekrönt, obwohl KARL III. die Verbindung mit ihr ursprünglich abgelehnt hatte. Die Ehe blieb jedoch auch nach 881 kinderlos und 887 unternahm KARL III. alle Anstrengungen, seine Ehe mit Richgardis zu lösen, vermutlich um seinen Sohn Bernhard zu legitimieren. In diesem Zusammenhang ist vielleicht auch jene sogenannte Dotationsurkunde der Richgardis zu beurteilen, die möglicherweise erst 873 ausgestellt wurde und neben der Vordatierung auch andere Spuren der Überarbeitung aufweist, die auf die Legitimierung eines etwa 862 geborenen Nachkommen KARLS III. abgezielt haben könnten. KARL III. war jedoch nicht mächtig genug, einen Anspruch Bernhards durchzusetzen.

    862 oo Richardis, Tochter des Grafen Erchanger -18.9.906/09 Andlau

    Kinder:
    Illegitim
    - Bernhard ca 876- 891/92

    Literatur:
    Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 123,132,195 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 17-19,23,67,69 - Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986, Seite 12,23,27,54,66,79,99,103,106-108,138,151,160-164,171,177,181,200, 227,231,257,263 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit.Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 73,76, 82,103,113,119,123-125,128,143,157,159-161,196,203,204,206,209,214,215,217,235,237,255 - Borgolte Michael: Karl III. und Neudingen. Zum Problem der Nachfolgeregelung Ludwigs des Deutschen, Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins Band 125 (1977) Seite 21-55 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 551/Band II Seite 219/ Band III Seite 480 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch Gladbach 1987, Seite 420 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 61,62,64,71,74,77-79,81,83-87, 106,114 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 475,560,716,754-756,768,773,775, 791-793, 812,821,825; Band II Seite 49, 61-63,71,82,91,100,103-105,107-114,128,144,146,160,175-189,198,201-210,215-223,225-229, 235-239,242,244-251,254,260,264,268-296, 319 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 16f - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. 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Die größte Zeitfälschung der Geschichte. ECON Verlag GmbH, Düsseldorf und München 1996, Seite 366,390 - Jaeckel, Gerhard: Die deutschen Kaiser. Die Lebensgeschichten sämtlicher Monarchen von Karl dem Großen bis Wilhelm II., Weltbild Verlag Augsburg, Seite 37-38 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 141 - Mitterauer Michael: Karolingische Markgrafen im Südosten. Archiv für österreichische Geschichte Band 123. Hermann Böhlaus Nachf./Graz-Wien-Köln 1963,Seite 144,165,166,180, 181,189,248 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. 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Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1991, Band I, Seite 551; Band II, Seite 219; Band III, Seite 480 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 444,446 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stutggart 1981, Seite 53,73 - Wies Ernst W.: Karl der Große. Kaiser und Heiliger. Bechtle Verlag Esslingen 1986, Seite 284,304 -

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    Unklar ist, inwieweit Karlmann, der am 22.9.880 wohl in Ötting die Augen schloß, noch selber dazu beigetragen hat, dass sein weithin nominell gebliebenes italienisches Königtum auf seinen jüngsten Bruder, den schwäbisch-elsässischen Teilherrscher KARL III., überging. Der historische Aufstieg dieses KAROLINGERS begann damit, dass ihn Papst Johannes VIII., enttäuscht in seinen Erwartungen eines westfränkischen Eingreifens, im Frühjahr 879 nach Italien einlud und Karlmann im August anscheinend letztmalig für ein italienisches Kloster urkundete. Von niemandem angefochten, überquerte KARL III. im Oktober die Alpen, fand in Pavia die Anerkennung der dort erschienenen Magnaten und zog weiter nach Ravenna, wo er vom Papst Anfang 880 eine Salbung zum König von Italien empfing und seinen Erzkanzler Liutward als neuen Bischof von Vercelli durchsetzte. Er hätte nach dem Wunsch Johannes VIII. den Weg gleich bis Rom verlängern und mit der Kaiserwürde die seit dem Tod LUDWIGS II. verwaiste Rolle eines Schutzherrn der römischen Kirche und Mittelitaliens übernehmen sollen, wollte sich aber vor weiteren Schritten zunächst innerhalb der Familie absprechen und kehrte daher in die Francia zurück, wo sich sein Bruder Ludwig der Jüngere soeben im Vertrag von Ribemont die W-Hälfte Lotharingiens gesichert hatte. Nicht mit ihm, von dem im Sommer 880 erstmals auch eine Erkrankung gemeldet wird, sondern mit den westfränkischen Neffen traf er sich im Juni zu einem Frankentag in Gondreville, von dem dann die gemeinsame Attacke gegen die Usurpatoren Hugound Boso ausging. Erst nach dem Abbruch der Belagerung von Vienne ließ er sich von Johannes bewegen, erneut nach Italien zu kommen, und nahm nun aus seiner Hand am 12.2.881 in Rom die Kaiserkrone entgegen. Nach dem Tode seines Bruders Ludwig der Jüngere kehrte er aus Italien zurück und empfing zunächst in Bayern, dann im Mai in Worms die Huldigung als nunmehr alleiniger Herr des mit Lotharingien und Italien vereinigten O-Frankenreiches. Unter dem Eindruck der jüngsten Normanneneinfälle strömte ihm ziemlich rasch eine große Streitmacht aus Franken, Bayern, Schwaben, Thüringern, Sachsen und anderen zum Kampf gegen die Normannen zu, die im Juli deren Hauptstützpunkt Asselt einzuschließen vermochte. Von der erwarteten Erstürmung sah der Kaiser jedoch bald ab und gewährte den Feinden freien Abzug und neue Zahlungen gegen die Zusicherung ihres Anführers Gottfried, sich taufen zu lassen, eine Lehnsherrschaft in Friesland zu übernehmen und durch Heirat mit Lothars II. Tochter Gisela (aus der nicht anerkannten Ehe mit Waldrada) in die karolingische Familie einzutreten. Das Verhalten KARLS III. entsprach wohl der Überlegung, durch Respektierung der faktischen Machtlage in Lotharingien, in die auch Giselas Bruder Hugo durch Überlassung der Einkünfte des Bistums Metz einbezogen wurde, eine notdürftige Befriedung herbei führen zu können, doch wurde dies, wie das entrüstete Echo in den zeitgenössischen Quellen zeigt, von dem maßgeblichen Kreisen kaum verstanden und eher als schmähliche Schwäche ausgelegt, die der Autorität des Kaisers Abbruch tat.
    Da man nach dem Tode des westfränkischen König Karlmanns, Karl, den Sohn Ludwigs des Stammlers von Adelheid nicht berücksichtigte, blieb allein der gerade in der Lombardei weilende KARL III. übrig, dem eine Gesandtschaft unter Graf Theoderich von Vermandois die Einladung zur Herrschaftsübernahme unterbreitete. Der Kaiser erschien im Juni 885 in Ponthion und nahm die Huldigung der bisherigen Untertanen Karlmanns entgegen. Innerhalb von nur 6 Jahren war ihm ohne sonderliche Mühe, als bloße Konsequenz dynastischen Erbrechts, die Vereinigung sämtlicher Reichsteile in seiner Hand gelungen.
    Am Willen, der gewaltigen Aufgabe Herr zu werden, hat es KARL III., der zwischen 879 und 886 zwölfmal die Alpen überquerte, nicht fehlen lassen. Die akutesten Sorgen bereiteten weiter die Normannen, die nach ihren Beutegewinnen in W-Franken 884 den Schwerpunkt wieder mehr östlich, in die Gegend von Löwen, verlagert hatten. Die Verbindung der Gruppe um Gottfried mit dem lothringischen Prätendenten Hugo war bereits vor KARLS III. Rückkehr zerschlagen worden. Gegen ein vermeintlich gefährliches Komplott beider Schwäger rückte nämlich Graf Heinrich vom Grabfeldgau, Stammvater der BABENBERGER und bewährter Heerführer schon Ludwigs des Jüngeren, im Mai 885 an den Niederrhein und ließ Gottfried mit vielen der Seinen während vorgetäuschter Verhandlungen umbringen, nachdem man zuvor seine Gattin Gisela, die Tochter Lothars II., in Sicherheit gebracht hatte (+ 907 als Äbtissin von Nivelles und Fosses); wenig später wurde auch Hugo, ihr Bruder, in Gondreville in einen Hinterhalt gelockt, überwältigt und geblendet, um seine Tage als Mönch im Kloster Prüm zu beschließen (+ nach 895). Der lotharingische Mannesstamm war damit ausgeschaltet, aber die Bedrohung durch die Normannen keineswegs überwunden, wenn auch deren Herrschaft in Friesland zusammenbrach. Als neues Ziel erkor ein großer Teil von ihnen den Seineraum und zumal die Stadt Paris, die seit Ende November 885 fast ein Jahr lang umzingelt wurde. Dass sie allen Angriffen standhielt, lag wesentlich an der Tatkraft des während der Belagerung gestorbenen Bischofs Gauzlin wie auch besonders des Pariser Grafen Odo, dessen unerschrockener Kampfesmut an seinen Vater Robert den Tapferen gemahnte. KARL III. dagegen wich monatelang der Konfrontation aus, erschien erst nach einem Italienzug im Oktober 886 vor Paris, wo der mit einer ostfränkischen Truppe vorausgeschickte BABENBERGER Graf Heinrich inzwischen gefallen war, und erreichte den Abzug der Feinde wie zuvor in Asselt nur durch eine Vereinbarung, die ihnen neue Lösegelder zusicherte und Burgund zur Überwinterung, de facto zur Plünderung freigab, - gemäß zeitgenössischem Kommentar ein "wahrhaft allzu erbärmlicher Ratschluß".
    Gerade weil KARL III. kaum noch imstande war, alle drängenden Probleme des ihm zugefallenen Großreiches selber resolut anzupacken, und weil er anders als seine Vorgänger auch keine Familienmitglieder mehr hatte, denen er Teile seiner Verantwortung delegieren konnte (abgesehen vom Neffen ARNULF, zu dem er Distanz hielt), verdient Aufmerksamkeit, auf wen sich der Kaiser bei seiner unverhofften Alleinherrschaft stützte und welche historischen Folgen das hatte. In seiner näheren Umgebung war der anfängliche Erzkapellan, Bischof Witgar von Augsburg, noch während des auf Schwaben begrenzten Regiments von Liutward überspielt worden, einem aus der Reichenau hervorgegangenen Kanzleinotar, dem seine Gegner später niedere Herkunft vorwarfen; er erscheint seit 878 bereits als Erzkanzler und war seither von überragendem Einfluß auf KARL, der ihn 880 mit dem Bistum Vercelli und nach dem Gewinn ganz O-Frankens 882 möglicherweise auch anstelle Liutberts von Mainz mit der Würde des Erzkapellans ausstattete. Gleich ihm waren es weiter "Alemannen, denen er vornehmlich die Führung seiner Herrschaft anvertraut hatte", wie ein rückblickender Annalist kritisch und durchaus konform mit dem Eindruck moderner Forschung vermerkte, wonach KARLS Hofkapelle trotz aller Ausweitung seiner Macht "weitgehend den Charakter der landschaftlich gebundenen Teilkapelle" beibehielt (J. Fleckenstein). Dieser räumlichen Isolierung in der Spitze steht die Bereitschaft des Kaisers gegenüber, ganze Reichsteile der Dominanz einzelner regionaler Machthaber zu überantworten. So verstärkte er in Italien das Gewicht BERENGARS VON FRIAUL, indem er ihn mit Strafmaßnahmen gegen den Rivalen WIDO II. von Spoleto beauftragte, und in W-Franken verhalf er dem ROBERTINER Odo zum weiteren Durchbruch, als er ihm zur Grafschaft Paris 886 nach dem Tode Hugos des Abtes auch noch dessen hinterlassene Hoheitsrechte in Neustrien und an der Loire hinzugab. In die Herrschaftsbildung des burgundisch-provenzalischen Raums griff er als Kaiser gar nicht erst ein, aber auch innerhalb O-Frankens hat er die Konsolidierung der liudolfingischen Macht in Sachsen durch Otto (den Erlauchten), den Bruder des gegen die Wikinger gefallenen Brun, zumindest nicht behindert, und das obgleich dieser Schwager Ludwigs des Jüngeren durch die Heirat mit einer Tochter des BABENBERGERS Heinrich bereits weitere Kreise zu ziehen begonnen hatte. Heinrichs Bruder Poppo festigte indessen seine Vorrangstellung in der thüringischen Mark gegen die Sorben.
    Um allen diesen selbstbewußten Gebietern, die zunehmend Fiskalgut und königliche Amtsträger in ihren Bann zogen, künftig überhaupt noch einen gemeinsamen Herrn überordnen zu können, bedurfte es dringend der einvernehmlichen Vorsorge für die Nachfolge des Kaisers, dessen Hoffnung auf einen legitimen Thronerben, einen "kleinen Ludwig oder Karl", wie ihn Notker von St. Gallen unbeirrbar kommen sah, vergeblich geblieben war. Nach dem Tod des westfränkischen Adoptivsohnes Karlmann hatte KARL 885 einen Versuch gemacht, seinen noch heranwachsenden außerehelichen Sohn Bernhard (von einer namentlich nicht bekannten Mutter) zum Erben einzusetzen, war aber am Einspruch von Bischöfen und mehr noch an der bedenklichen Tatsache gescheitert, dass der zur Sanktionierung des heiklen Beschlusses eingeladene Papst Hadrian III. (884-885) auf der Hinreise einen jähen Tod starb. Das Problem gewann neue Dringlichkeit, als der Kaiser im Winter 886/87 schwer erkrankte, so dass er, das Schicksal seiner Brüder vor Augen, durch einen Aderlaß während der Fastenzeit Linderung suchte. Um die allgemeine Besorgnis zu dämpfen, schien sich ihm ein unerwarteter Weg zu eröffnen, da der soeben verstorbene Boso von Vienne einen kleinen Sohn namens LUDWIG hinterlassen hatte, der als Enkel Kaiser LUDWIGS II. ein unanfechtbarer KAROLINGER in weiblicher Linie war. Ungeachtet des vergangenen Streits mit seinem Vater, lud ihn KARL mit der Mutter Irmingard zu sich und ihn nahm Ende Mai 887 in Kirchen (bei Lörrach) an Sohnes statt an, im Beisein Odos von Paris und womöglich auch BERENGARS VON FRIAUL, der kurz zuvor am Hof nachzuweisen ist. Die Entscheidung für einen vielleicht gerade Sechsjährigen war indes nichts als ein ungewisser Wechsel auf eine ferne Zukunft und brüskierte offen den erwachsenen und handlungsfähigen, wenngleich illegitimen Neffen ARNULF VON KÄRNTEN, der unter den ostfränkischen Großen längst viele Anhänger hatte. In der verbreiteten Mißstimmung kam es zu Geschehnissen, die "durch und durch rätselhaft und unheimlich" (G. Tellenbach) erscheinen. Noch in Kirchen ließ sich der Kaiser nötigen, seinen bis dahin allmächtigen Erzkanzler Liutward von Vercelli vom Hof zu verweisen und durch Erzbischof Liutbert von Mainz zu ersetzen, laut Reginos Chronik unter der Beschuldigung des Ehebruchs mit der Kaiserin Richgard. Während sich Liutward angeblich zu ARNULF begab (in dessen Umgebung er allerdings nie bezeugt ist), soll sich Richgard mit der Beteuerung gerechtfertigt haben, in 25 Ehejahren unberührt geblieben zu sein, trennte sich von ihrem kranken Gemahl und zog sich in das von ihr gegründete Kloster Andlau zurück. Dass dies geschah, um KARL eine neue Ehe und doch noch Nachwuchs zu ermöglichen, ist bloß eine vage Vermutung.
    Seine Autorität scheint seither heillos erschüttert gewesen zu sein. Als KARL III. im November zu einer ostfränkischen Reichsversammlung in Tribur erschien, erfuhr er, dass ARNULF mit bewaffneter Macht herannahe, offenbar um die Anerkennung seiner Ansprüche zu erzwingen. Der Kaiser wich noch ins nahe Frankfurt aus, bot dort aber ein solches Bild der Hinfälligkeit, dass sich auch seine bisherigen Getreuen binnen weniger Tage dem eingetroffenen Herausforderer zuwandten. Vom 17.11. datiert KARLS letzte, vom 27.11. ARNULFS erste Herrscherurkunde. Der von allen verlassene und somit gestürzte Kaiser bat sich einige Königshöfe in Schwaben aus und ist sehr bald auf einem von ihnen, in Neudingen an der oberen Donau, am 13.1.888 seinem Leiden erlegen. Auf der Reichenau trug man ihn zu Grabe.



    Neue Deutsche Biographie - Karl III.

    ostfränkischer König und Kaiser, * 839, † 13.1.888 Neudingen/Donau, ⚰ Reichenau, Mittelzell.

    Ludwigs des Deutschen jüngster Sohn K. wird von 857 an zuweilen – im ganzen siebenmal – als Mitunterfertiger von Königsurkunden genannt, die sich auf Alemannien beziehen, und begegnet 865 erstmals im Gefolge seines Vaters. In der Erbteilung vom gleichen Jahre sprach ihm Ludwig Alemannien mit Churrätien zu, während Bayern mit den vorgelagerten Marken und der Hoheit über die Slawenländer an Karlmann, Thüringen und Sachsen an Ludwig den Jüngeren fallen sollten. Wie seine Brüder übte K. seitdem offenbar eine gewisse Verwaltung seines künftigen Reichsteils aus, doch bleiben die Nachrichten spärlich, zusammenhanglos und unklar. K. war 869 an einem Heereszug gegen den Mährerfürsten Rastislaw beteiligt, lehnte sich aber 871 zusammen mit seinem Bruder Ludwig gegen den Vater auf, der angeblich Karlmann bevorzugte. Obgleich im März 872 zu Forchheim der Streit durch eine neue und genauere Fassung der Erbteilung beigelegt wurde, ist wieder von einer Verschwörung der Brüder K. und Ludwig die Rede, die am 26.1.873 in Frankfurt aufgedeckt worden sei, aber eine rasche Aussöhnung im Gefolge hatte, denn schon am 9.4.873 richtete Ludwig der Deutsche ein Mandat an K., und sowohl 873 wie 874 betraute er ihn mit politischen Missionen. Als nach dem Tode Kaiser Ludwigs II. (12.8.875) die offene Rivalität zwischen Ost- und Westfranken um die Nachfolge ausbrach, wurde K. von seinem Vater nach Italien (in den Mailänder Raum) entsandt, um den Zugriff Karls des Kahlen abzuwehren, aber das Unternehmen schlug völlig fehl und endete mit K. eiligem Abzug nach Bayern.

    Nach dem Tode Ludwigs des Deutschen (28.8.876) traten die 3 Söhne als Könige die Nachfolge in Ostfranken an. Auf einer Zusammenkunft im Nördlinger Ries bestätigten sie durch einen in deutscher Sprache aufgezeichneten (nicht erhaltenen) Eid im November 876 die schon vom Vater verfügte Teilung. K., in dessen Reichsteil es keinen Metropoliten gab, bestellte zunächst den Bischof Witgar von Augsburg zum Erzkapellan, doch stieg allmählich der aus der Reichenauer Schule stammende Kanzleinotar Liutward zum Leiter des Urkundenwesens als archicancellarius auf; er wurde Anfang 880 Bischof von Vercelli, erscheint seit 883 selber als Erzkapellan und war die bei weitem einflußreichste Persönlichkeit am Hofe K., der auch nach der Ausweitung seiner Herrschaft Alemannen in seinem Dienste bevorzugte. Unter seinen Kanzlisten und Kapellänen begegnen die in Sankt Gallen erzogenen Brüder Waldo und Salomon, später Bischöfe von Freising und von Konstanz. Es sind 172 Diplome K. im Text erhalten, etwa 30 weitere als Deperdita ermittelt.

    Soweit erkennbar, verbrachte K. die Jahre 877 und 878 meist in Schwaben, doch traf er sich im September 878 im nordelsässischen Modern mit seinem Bruder Ludwig, wahrscheinlich um die Teilung Lotharingiens zu regeln. Nicht K., sondern Karlmann hatte 877 den westfränkischen Karl den Kahlen zum Abzug aus Italien gezwungen, aber durch schwere Erkrankung war er regierungsunfähig geworden. Der den Übergriffen mittelitalischer Fürsten und der Sarazenengefahr ausgesetzte Papst Johann VIII., der vergeblich auf westfränkische Hilfe gehofft hatte, wandte sich seit dem Frühjahr 879 mehrmals an K., bot ihm die Kaiserkrone an und beschwor ihn, in Italien einzugreifen. Sein Drängen hatte zur Folge, daß Karlmann sich im August 879 bereitfand, den Herrschaftsanspruch auf Italien an K. abzutreten. Dieser erschien Ende Oktober in der Lombardei und nahm Anfang 880 in Ravenna die Huldigung der Großen und die päpstliche Salbung zum König von Italien entgegen. Zur Enttäuschung Johanns VIII. kehrte er jedoch im Mai 880 nach Ostfranken zurück, wo sein Bruder Ludwig inzwischen Bayern und das westliche Lotharingien an sich gebracht hatte. K. traf sich in Gondreville mit seinen westfränkischen Neffen (Söhnen Ludwigs d. Stammlers) Karlmann und Ludwig III. (Juni 880) und beteiligte sich am Kampf gegen den Usurpator Boso von Vienne, der 879 ein niederburgundisch-provenzalisches Königtum errichtet hatte. Unablässig vom Papst gedrängt, zog K. im November 880 wieder nach Italien und empfing am 12.2.881 in Rom die Kaiserkrone. Er blieb lange im Lande, stellte Urkunden aus, saß zu Gericht, hielt im Februar 882 mit dem Papst eine Reichsversammlung in Ravenna, aber einen wirksamen Schutz Roms brachte auch er nicht zustande.

    Unterdes war am 20.1.882 Ludwig der Jüngere gestorben. K. kehrte im Frühjahr zurück und nahm zuerst in Bayern, dann im Mai auf einer Wormser Reichsversammlung – offenbar ohne Widerstände – die Huldigung als alleiniger König von Ostfranken entgegen. Damit aber war ihm auch die Aufgabe des Wikingerkampfes zugefallen. Mit einem stattlichen Heeresaufgebot zog er im Sommer 882 vor das normannische Hauptquartier in Ascloha (wahrscheinlicher Asselt als Elsloo, beide bei Maastricht), ließ sich aber, wie es seit Jahrzehnten schon oft geschehen war, auf eine Abmachung ein, durch die er den Abzug der Normannen erkaufte; einen ihrer Anführer namens Gottfried setzte er in Friesland ein, wo im übrigen schon seit Jahrzehnten eine Normannenherrschaft bestand. Gottfried trat in den fränkischen Reichs- und Lehnsverband ein, nahm die Taufe und vermählte sich mit Gisela, der (nicht als vollbürtig geltenden) Tochter Lothars II. Indem K. auch mit ihrem Bruder Hugo ein Einvernehmen herstellte, hatte er eine gewisse Konsolidierung der Maas- und Mosellande erzielt. – Einen großen Teil des Jahres 883 verbrachte K. abermals in Italien. Er traf sich in Nonantola mit dem neuen Papst Marinus I. und sprach Sanktionen gegen Herzog Wido von Spoleto aus. Auf der Rückkehr hielt er sich vom 4.-6.12.883 in Sankt Gallen auf, wo er dem Dichter Notker die Anregung zur Aufzeichnung der anekdotenhaften Gesta Karoli Magni gab. Ohne Anteil K. wurde 884 bei Duisburg erfolgreich gegen die Normannen gekämpft, wurde die bayerische Ostmark dagegen durch innere und äußere Wirren erschüttert. Auf einer Zusammenkunft mit Swatopluk von Mähren schloß K. im Herbst 884 einen Frieden, der zwar mit einer formellen Huldigung des Mährerfürsten verbunden war, im übrigen aber die Reichsautorität kaum gefestigt haben dürfte. Ende 884 war der Kaiser wieder in Italien. Am 7.1.885 nahm er den im Vorjahr gemaßregelten Spoletiner wieder in Gnaden auf, was gleichfalls einer politisch-militärischen Beruhigung des Landes, kaum aber der kaiserlichen Autorität zugute kam.

    In Westfranken war unterdes am 5.8.882 Ludwig III., am 12.12.884 Karlmann gestorben. Da ihr Halbbruder, der fünfjährige Karl (III., „der Einfältige“), als nicht vollbürtig galt und das Königtum somit vakant war, entschlossen sich die Großen des unter der Normannenplage leidenden Westreichs, zwar erst nach einigen Monaten, aber anscheinend ohne Widerstand, K. auch als ihren König anzuerkennen. Von der Lombardei aus, wo ihn die formelle Einladung (ut veniat in Franciam) etwa im April 885 erreichte, begab sich K. ins westliche Lotharingien und nahm in Gondreville längeren Aufenthalt. Aber in eben diesem Reichslande hatte sich durch einen gemeinsamen Aufstand Hugos und seines normannischen Schwagers Gottfried eine neue Gefahr zusammengebraut, deren man sich nur noch durch heimtückische Gewalttat zu erwehren wußte: mit Wissen und Willen des Kaisers wurde Gottfried bei einer Verhandlung erschlagen, Hugo nach Gondreville gelockt, gefangengesetzt und geblendet (circa Mai 885). Damit waren sowohl die 40jährige Normannenherrschaft in Friesland wie die Karolingerlinie des einstigen Mittelreiches erloschen. K. nahm im Juni 885 in der Pfalz Ponthion die Huldigung der westfränkischen Großen entgegen. Abgesehen von der inzwischen sehr geschrumpften und nicht als legitim geltenden, freilich auch nicht beseitigten Herrschaft Bosos in Niederburgund war somit 885 das fränkisch-karolingische Gesamtreich wieder unter einem Kaiser vereinigt. Aber es war keine Rückkehr zu den politischen Konzeptionen Karls des Großen oder Ludwigs des Frommen, es war nur eine dynastische Zufalls- und Notlösung. Nicht regelmäßig, aber in wiederholten Fällen unterschied die Urkundendatierung K. seither nach Kaiser- und Königsjahren in Ostfranken, Italien und Westfranken – ein Anzeichen dafür, daß das wiedervereinigte Großreich nur noch eine Summe von Teilreichen war.

    Wenn es aber gelang, diese Gesamtheit an die nächste Generation weiterzugeben? Die dynastische Frage der Nachfolge konnte eben in dieser Situation eine unabsehbare Bedeutung gewinnen. Es gab keinen unbestritten legitimen, aber 3 unechte Sprossen des karolingischen Mannesstammes: den eben genannten westfränkischen Karl (III.), K. eigenen, gleichfalls noch sehr jungen Sohn Bernhard und seinen etwa 35jährigen Neffen Arnulf, den Sohn Karlmanns und Markgrafen in Kärnten. Diesem aber, der allein regierungsfähig war, wollte K. den Weg verlegen und stattdessen seinem Sohn Bernhard die Nachfolge sichern. Das freilich war – nach allem, was in Lotharingien und Westfranken vorausgegangen war, und angesichts strenger gewordener Grundsätze des Eherechtes – ein schwieriges Unterfangen. Im Sommer 885 nach Ostfranken zurückgekehrt, hielt K. daher eine Beratung in Frankfurt und gedachte sein Vorhaben mit Hilfe der päpstlichen Autorität durchzusetzen. Von K. eingeladen, trat Hadrian III. (seit 884) die Reise zum Kaiserhof an, wurde aber noch in Italien vom Tode ereilt (circa September 885); damit hatte sich K. Plan zerschlagen. Ohne sein Befragen wurde in Rom der Papst Stephan V. erhoben; erzürnt entsandte K. seinen Berater Liutward nach Rom, um den Gewählten abzusetzen, ließ sich aber durch den Nachweis ordnungsgemäßer Erhebung und Weihe beruhigen. Auch der neue Papst mahnte den Kaiser an seine Schutzpflicht, aber sein Zutrauen war so sehr gesunken, daß er bald auch mit den Griechen und mit Spoleto Verbindung aufnahm.

    Im gleichen Herbst 885 stieß ein großes Normannenheer die Seine aufwärts vor und begann im November mit der Belagerung der Inselstadt Paris, die von Graf Odo und Bischof Gauzlin mühsam verteidigt wurde. K. entsandte Anfang 886 ein ostfränkisches Aufgebot zum Schutz von Paris, begab sich indes selber nochmals über die Alpen, freilich wiederum nicht nach Rom, wohin er nur von neuem Liutward ausschickte. Ende März hielt er eine Reichsversammlung in Pavia, mußte aber bald zurückkehren, da die Normannennot einen neuen Höhepunkt erreicht hatte. In Paris war Bischof Gauzlin gestorben, das ostfränkische Entsatzheer hatte nichts ausgerichtet. K. holte zu einer großen Aktion aus und erschien im Herbst 886 mit einem starken Aufgebot vor Paris, wagte aber wieder keinen Kampf, sondern erkaufte die Aufhebung der Belagerung und gab den Normannen den Durchzug nach Burgund frei.

    Während des Winters 886/87, den er im Elsaß verbrachte, wurde K., längst kränkelnd, vollends von dem schweren Siechtum der ostfränkischen Spätkarolinger befallen. Die Frage seiner Regierungsunfähigkeit und der Nachfolge drängte zur Entscheidung. Nachdem inzwischen mit dem Tode Bosos (11.1.887) dessen usurpiertes Königtum erloschen war, fiel die Wahl K. – der zur Ausschließung Arnulfs entschlossen blieb – auf Bosos Sohn Ludwig, der durch seine Mutter Irmingard ein Enkel Kaiser Ludwigs II., freilich kaum älter als 4 Jahre war. Ihn lud K. nach Kirchen (bei Lörrach) zu sich und adoptierte ihn als Sohn und König (Mai 887). Aber die Mißstimmung der ostfränkischen Großen brach sich Bahn. Gleichfalls in Kirchen zwangen sie den Kaiser im Juni, seinen Erzkanzler Liutward von Vercelli zu entlassen und statt seiner EB Liutbert von Mainz zu bestellen. Liutward aber wandte sich zu Arnulf nach Bayern, während die Kaiserin Richardis sich von ihrem hoffnungslos erkrankten Gemahl trennte und in ihr Kloster Andlau eintrat. Die Einberufung einer ostfränkischen Reichsversammlung nach Tribur löste die Katastrophe K. aus. Vor Arnulf, der mit einem bayerisch-slawischen Aufgebot heranrückte, wich K. nach Frankfurt aus. Die versammelten Großen sagten sich von dem offenkundig regierungsunfähigen Kaiser los und riefen Arnulf zu ihrem König aus. K. fügte sich kampflos. Aus Frankfurt ist vom 17.11.887 seine letzte, vom 27.11.887 Arnulfs erste Urkunde datiert. Die Frage, wie die anderen Teilreiche auf diesen Umschwung in Ostfranken reagieren würden, stellte sich nicht, da K. bereits kaum 2 Monate später starb.

    Schon den Zeitgenossen erschien K. (dessen Beiname Crassus, „der Dicke“, erst seit dem 12. Jahrhundert vereinzelt begegnet und jedes historischen Wertes entbehrt) als alles andere denn eine starke Persönlichkeit. Ob dieses Urteil gerecht ist, steht dahin, denn der schon früh gesundheitlich labile Herrscher sah sich schrittweise vor geradezu übermenschliche Aufgaben gestellt. In einer Zeit, als die Teilreiche sich bereits in ein gewisses Eigenbewußtsein eingelebt hatten, erwies sich das karolingische Legitimitätsprinzip immer noch als so stark, daß ein Erbfolgezufall die verspätete nominelle Zusammenfassung eines Großreiches zustande kommen ließ, dessen zentrale Regierung und Verteidigung schlechthin unmöglich geworden waren. Diese inneren und äußeren Gegebenheiten trafen dann mit dem Abreißen der legitimen dynastischen Kontinuität zusammen, so daß der Sturz K. die endgültige Auflösung des fränkisch-karolingischen Großreiches zur Folge hatte und insofern einen Wendepunkt der europäischen Geschichte bedeutet. Dagegen ist es nicht übertrieben, in K. eine Schlüsselgestalt für die Entstehungsgeschichte des Deutschen Reiches zu sehen, denn der Erbfolgezufall, der ihm bis 882 die Königsgewalt in ganz Ostfranken zuspielte, kam früh genug, um ein Auseinanderleben der 3 ostfränkischen Reichsteile zu verhindern.

    Karl heiratete Richgard in Aug 862. Richgard (Tochter von Erchanger) wurde geboren um 840; gestorben in 906/909 in Andlau [67140],Bas-Rhin,Elsass,Frankreich; wurde beigesetzt in Andlau [67140],Bas-Rhin,Elsass,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 13. von Franken, Bernhard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 876; gestorben in 891/892.


Generation: 3

  1. 9.  von Kärnten, Arnulfvon Kärnten, Arnulf Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Karlmann2, 1.Ludwig1) wurde geboren um 850; gestorben in 899 in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland; wurde beigesetzt in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: seit 22 Feb 896; römischer Kaiser
    • Titel/Amt/Status: 894-899, Italien; König von Italien
    • Titel/Amt/Status: 880-899, Kärnten,Österreich; Markgraf von Kärnten
    • Titel/Amt/Status: 887-899, Ostfrankenreich; Ostfränkischer König

    Notizen:

    Spätmittelalterliches Porträt Kaiser Arnulfs aus einer Handschrift des 1387 abgeschlossenen Liber Augustalis des Benvenuto de Rambaldis

    spätmittelalterliches Porträt Kaiser Arnolfs



    ARNULF
    Ostfränkischer König(887-899)
    römischer Kaiser seit 22.2.896
    König von Italien (894-899)
    Markgraf von Kärnten (880-899)
    um 850-29.11.oder 8.12.899 Regensburg Begraben: Regensburg, St. Emmeram

    Illegitimer Sohn des Ostfränkischen Königs Karlmann und der Luitswinda, einer Schwester des nordgauischen Grafen Ernst; Enkel von König Ludwig II. dem Deutschen

    Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 1013, ARNULF "VON KÄRNTEN", ostfränkischer König

    um 850-8.12.899
    Außerehelicher Sohn König Karlmann und der Liutwind, offenbar einer LUITPOLDINGERIN.
    Er war mit Uta (Oda) verheiratet..

    Söhne:
    Ludwig das Kind
    Zwentibold
    Ratold

    Wie sein Vater Karlmann ist auch ARNULF durch die politische und militärische "Schule" als Befehlshaber in den südöstlichen Marken gegangen. Nach der Enthebung unsicherer Grenzgrafen in Karantanien setzte König Karlmann nach 876 seinen außerehelichen Sohn ARNULF dort als Amtsträger ein. ARNULF konnte rasch seinen Machtbereich zumindest auf Unterpannonien ausdehnen; seine Versuche, auch die Grenzgrafschaften im (nördlichen) Donauraum unter Kontrolle zu bringen, scheiterte dagegen. ARNULF versuchte nicht, nach dem Tode seines Vaters (880) zur Macht zu kommen. Er lernte früh, politisch abzuwarten. 882 befehligte er den bayerischen Heerbann gegen die Normannen. Anschließend baute er sich mit Hilfe mächtiger Parteigänger im Südosten eine offenbar unabhängige Stellung aus. 885 schloß er eigenmächtig Frieden mit den Mährern.
    Als der kranke Kaiser KARL III. politisch immer schwächer wurde, griff ARNULF rasch zu, verband sich 887 mit dem abgesetzten Erzkanzler Liutward zum Sturze KARLS. Entscheidend war aber die Mehrheit der Großen des ostfränkischen Reiches, die auf den Reichsversammlungen von Tribur und Frankfurt vom Kaiser abfielen und zu ARNULF, dem illegitimen, aber doch letzten aktiven KAROLINGER, überliefen, der mit einem bayerischen und slavischen Heeresaufgebot gegen KARLeilte. In Forchheim erfolgte dann die förmliche Wahl und Huldigung durch die Großen.
    ARNULF hat sich kurz nach seinem "Staatsstreich" und seiner Wahl nach seinem Kernland Bayern zurückgezogen, offensichtlich, um seine Herrschaft von dieser alten Machtbasis aus zu festigen. Von dieser Situation her erklärt sich, dass er nicht sofort Huldigungsgebote an alle Teile des fränkischen Gesamtreichs sandte, dass er nicht eingriff bei der Entstehung von Kleinkönigreichen außerhalb seines ostfränkischen Reichsteils und dass er 888 die von den westfränkischen Bischöfen und Großen angebotene Königswahl ablehnte, ja sogar noch 890 die päpstliche Einladung nach Italien. 888 machte er aber bereits seine Oberherrschaft in Lotharingien und Oberitalien geltend. Die neuen Herrscher (mit Ausnahme WIDOS VON SPOLETO) suchten freilich bei ihm die Anerkennung ihrer Herrschaft, so dass ARNULF seine Oberhoheit in lehnsrechtlicher Form durchsetzen konnte.
    ARNULF, der sich im Osten eine fast königliche Stellung aufgebaut hatte, lernte in der großen WILHEMINER-Fehde wohl zum ersten Male die politische Taktik des vorsichtigen und geschickten Verhaltens gegenüber den mächtigen Großen. In seiner bayerischen Königslandschaft wählte er vor allem zwei - offenbar mit ihm verwandte - Personen zu seinen Favoriten: Luitpold und Sigihard. Deren Familien konnten in der Folgezeit Bayerns Geschichte entscheidend prägen. Vor allem Luitpold rückte jeweils in die wichtigen Positionen abgesetzter, weil konspirierender Grenzgrafen ein. In ähnlicher Weise favorisierte ARNULF in O-Franken die KONRADINER und schwächte die BABENBERGER. Trotz der realistischen und sehr dynamischen Politik ARNULFS kam den Großen des Reiches auf den Reichsversammlungen entscheidende Bedeutung zu, vor allem in der Nachfolgefrage des Königsamts. Das zeigt sich schon bei seiner Wahl, aber noch mehr bei der seines Nachfolgers. Als ARNULFS Gattin Uta ihm noch keinen Thronfolger geboren hatte, legte der König 889 der Reichsversammlung in Forchheim die Bitte vor, seine beiden außerehelichen Söhne Zwentibold und Ratold als seine Nachfolger anzuerkennen. Erst nach langem Ringen ließen sich die Großen auf einen Kompromiß ein. Gerade hier und bei der Apanagierung von ARNULFS Söhnen wird deutlich, dass die Großen ihren Mitregierungsanspruch in voller Stärke zum Ausdruck bringen konnten und geradezu korporativ dem König gleichberechtigt gegenübertraten. Am Ende der Regierung ARNULFS hatte die Reichsversammlung sogar die Möglichkeit, über Mitglieder der königlichen Familie Recht zu sprechen, wie der Prozeß gegen die Königin Uta 899 beweist.
    ARNULF konnte sich seit der Synode von Frankfurt 888 stark auf die Bischofskirche stützen. Die Synode von Tribur von 895 betonte besonders die sakrale Stellung des Königs. Freilich widersetzten sich die bayerischen Bischöfe, als ARNULF seinem Kanzler und ehemaligen Bischof von Neutra, Wiching, auf den Passauer Bischofsstuhl setzte.
    Allein ein Drittel der Urkunden ARNULFS wurden in Regensburg ausgestellt, wo sich ARNULF eine neue Pfalz erbauen ließ und mindestens vier Reichsversammlungen abhielt. Zahlreiche Herrschaftsaufenthalte ARNULFS sind hier bezeugt (jährlich, darunter vier Winteraufenthalte und fünf Osterfeste). In dieser Wahl des Kernlandes spiegelt sich nicht nur seine eigene Vergangenheit, sondern auch die Betonung der Tradition Ludwigs des Deutschen und die Priorität der SO-Politik, aber auch das feine Gespür ARNULFS für politische Realitäten.
    Neben den machtpolitischen Gegebenheiten im Innern seines Reiches hatte ARNULF vor allem mit schon "traditionellen" äußeren Gegnern und Gefahren zu rechnen: Normannen und Slaven. Bereits 891 siegte er glänzend über die eindringenden Normannen bei Löwen an der Dyle (heute Belgien). Durch seine ganze Regierungszeit zieht eine sehr stark aktive Ostpolitik, besonders gegen das erstarkte Großmährische Reich Svatopluks. Erst nach Svatopluks Tod 894 erkannten dessen Söhne die Oberhoheit ARNULFS wieder an. Auch die Böhmen, Sorben und Abodriten akzeptierten seine Oberherrschaft.
    Als die Ungarngefahr drohte, verlieh ARNULF dem slavischen dux Brazlav die Anwartschaft auf Unterpannonien, um eine solide Grenzwacht gegen den neuen Feind zu schaffen, dem er 892 wohl noch verkannt hatte; denn beim Feldzug gegen Svatopluk hatte er selbst die Ungarn zu Hilfe gerufen, die mit ihm gegen den Mährer kämpften.
    Dem durch Adelskämpfe und Normanneneinfälle geschüttelten Westen suchte ARNULF durch Praktiken, die schon sein Vater und Großvater im Südosten angewandt hatten, zu festigen. Nach Beseitigung des lothringischen Großen, Graf Megingaud (+ 892), erhielt ARNULFS Sohn Zwentibold dessen Lehen und Ämter; 895 konnte Zwentibold schließlich - nach anfänglichen Widerstand der Großen - zum König von Lotharingien gekrönt werden, was einer neuen Reichsteilung nahekam. Zwentibold fügte sich freilich letztlich der Autorität seines Vaters.
    Erst 894 folgte ARNULF dem Hilferuf des von Kaiser WIDO bedrängten Papstes nach Italien, der ihm die italienische Königskrone einbrachte. Erst 896 konnte ARNULF in einem zweiten Zug Rom erobern und die Kaiserkrone erlangen. Während der Verfolgung der WIDONEN schwer erkrankt, mußte er auf seine universalen Ziele verzichten und nach Bayern zurückkehren, wo er sich nicht mehr erholte.
    ARNULFS Regierungszeit ist geprägt durch den Zerfall des fränkischen Gesamtreiches und die Entstehung eines kräftigen ostfränkischen Sonderbewußtseins, das schließlich zur Entstehung des deutschen Reiches führte.

    Quellen und Literatur:
    K. Reindel, Die bayer. Luitpoldinger 893-989, 1953, s. v. - Dümmler III - G. Tellenbach, Kgtm. und Stämme in der Werdezeit des dt. Reichs, 1939 - H. Appelt, A. v. Kärnten und das Karolingerreich (Kärnten in europ. Schau, 1960) - Die Entstehung des dt. Reiches, hg. H. Kämpf (WdF I, 1963) [Beitr. V. E. Klebel, W. Schlesinger, G. Tellenbach, M. Linzel] - H. Keller, Zum Sturz Karls III., DA 22, 1968 - E. Hlawitschka, Lotharingien und das Reich an der Schwelle der dt. Geschichte, 1968 - P. Schmid, Regensburg, Stadt der Kg.e und die bayer. Hzg.e im MA, 1977.

    Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 27

    ARNULF VON KÄRNTEN, ostfränkischer König, Kaiser
    * vor 850, + 8.12.899 Regensburg Begraben: Regensburg, St. Emmeram

    Vater:
    König Karlmann (+ 880)
    Mutter:
    Luitswind (+ vor 891)

    1. oo unbekannt
    2. oo Ellinrat
    3. oo Uta

    Erhielt von seinem Vater 876 die Markgrafschaft Kärnten und Pannonien.
    887 König.
    Sieg über die Normannen bei Löwen (891).
    Kampf gegen Swatopluk von Mähren (+ 894)
    896 in Rom zum Kaiser gekrönt.
    Otto von Freising schrieb: Von allen Städten seines Reiches liebte ARNULF am meisten Regensburg, die Hauptstadt Bayerns“. 59 von insgesamt 176 Urkunden stellte ARNULF in Regensburg aus. Eine Schenkungen für das Kloster St. Emmeram.

    Literatur:
    NDB 1; BWB 1; LThK 1; S. Rösch, Caroli Magni Progenies, 1977; G. Tellenbach, Z. Gesch. Kaiser Arnulfs in: HZ 165, 1942
    Nach dem Tode seines Vaters fiel ARNULF das Herzogtum Kärnten zu. Auf dem Reichstag zu Tribur im Jahre 887 zwang der ostfränkische Adel den unfähigen KARL III. zur Abdankung und erhob ARNULF VON KÄRNTEN zum König. ARNULF versuchte, eine Oberhoheit über die anderen Reichsteile auszuüben und karolingische Reichspolitik zu treiben. Im Jahre 888 wurde er von Odo, König des westfränkischen Reiches, König Rudolf I. von Hochburgund und König BERENGAR I. VON ITALIEN als oberster Lehnsherr anerkannt. Im Oktober 891 besiegte ARNULF bei Löwen an der Dyle die Normannen, die seitdem nicht mehr ins ostfränkische Reich einfielen. Den Herzog Swatopluk von Mähren, der sich weigerte, dem König die Kaiser KARL III. geleistete Huldigung zu erneuern, vermochte er nicht zu unterwerfen. Im Jahre 894 unternahm ARNULF seinen ersten Zug nach Italien, als dessen König er anerkannt wurde. ARNULF folgte einem Hilfeersuchen des Papstes Formosus, der 892/93 gezwungen wurde, WIDO VON SPOLETO und seinen Sohn LAMBERT zum Kaiser zu krönen. Auf seinem zweiten Italienzug im Jahre 896 wurde ARNULF von Papst Formosus zum Kaiser gekrönt. Es gelang ihm jedoch nicht, LAMBERT zu überwinden und sich in Italien durchzusetzen. 897 ließ ARNULF die ostfränkischen Großen seinem Sohn Ludwig den Treueid leisten, um die Erbfolge zu sichern. Wenig später erlitt er einen Schlaganfall, der ihn für den Rest seines Lebens regierungsunfähig machte. Nach seiner Rückkehr aus Italien hielt er sich meist in Bayern auf.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 456, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    V. Generation 20

    Zu den Konkubinen ARNULFS "VON KÄRNTEN" vgl. Dümmler 3, 480.
    Daten und Identifizierung ergeben sich aus dem, was wir über ARNULFS uneheliche Kinder wissen: Auf die Mutter Zwentibolds und die Mutter Ratolds folgte die Mutter Ellinrata gleichen Namens. Ist ARNULFS Tochter identisch mit der Tochter, die vor 893 von Graf Engelschalk entführt wurde, dann liegt ihr Geburtsdatum bei etwa 870/75.
    Erst sehr viel später ging ARNULF eine legitime Verbindung mit der KONRADINERIN Oda ein. Wir haben Anlaß anzunehmen, daß dies kurz vor einer Erhebung zum König Ende 888 geschah, und die mächtige Partei der KONRADINER in Franken und Lothringen für den Prätendenten aus Baiern gewinnen half.
    In den Urkunden ihres Sohnes Ludwig (MG Die Urkk. d. dt.Karol. 4, ed. Th. Schieffer) begegnet Oda mehrfach, DD 12,26, 28, jedoch nicht als Intervenientin, sondern nur als erwähnte Vorbesitzerin wertvollen Besitzes (so der Königshöfe Brixen, Velden und Föhring), den Ludwig vergabt. Keine dieser Erwähnungen, die letzte 903 XI 30, spricht von ihr als einer Toten. Im Juni 899 hatte sich Oda gegen die Anklage des Ehebruchs verteidigen müssen, Dümmler 3, 462. Da sie nicht beim Sohn weilt, darf man annehmen, daß sie sich in ihre fränkische Heimat zurückgezogen hat. (Brandenburg gibt als Todesdatum "nach 899 VI" an).

    Hartmann Wilfried: Seite 81-89, „Kaiser Arnulf von Kärnten (887-899)“ in Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern, Hg. Karl Rudolf Schnith

    Die Absetzung des kranken und regierungsunfähigen KARLS III. durch eine Gruppe einflußreicher Adeliger des ostfränkischen Reiches bedeutete keine endgültige Absage an den karolingischen Reichsgedanken, denn sonst hätten die Verschwörer nicht erneut einen KAROLINGER zum König erhoben. Da von den Söhnen Ludwigs des Deutschen keiner einen legitimen Nachkommen hinterlassen hatte (der Sohn Ludwigs des Jüngeren war im Alter von zwei Jahren einem Unfall zum Opfer gefallen), griff man auf den ältesten illegitimen Sproß eines der Ludwigs-Söhne zurück, und das war ARNULF, der Sohn Karlmanns. Sein Vater hatte ihn bei seinem Aufstieg zum Königtum zum Präfekten der östlichen Grenzmarken erhoben; in die Geschichte ist er als ARNULF "VON KÄRNTEN" eingegangen. Im Südosten lag auch die Machtbasis ARNULFS, der bereits auf dem Feldzug gegen die Normannen im Jahr 882 als Anführer des bayerischen Aufgebots erscheint und 884/85 gegenüber dem Mähren-Fürst Zwentibold-Swatopluk eine eigenständige Politik treiben kann, die von den Intentionen Kaiser KARLS III.deutlich abweicht. Sein Herrschaftszentrum blieb auch nach seiner Wahl zum König Bayern; vor allem Regensburg war seine bevorzugte Residenz, die Pfalzen Ötting und Ranshofen, wo sich schon sein Vater Karlmann und sein Großvater Ludwig der Deutsche als bayerische Könige gern aufgehalten hatten, wurden auch von ihm häufig besucht. Der zweite Schwerpunkt seiner Herrschaft aber war Frankfurt, das auch schon unter Ludwig dem Deutschen und Ludwig dem Jüngeren der wichtigste Aufenthaltsort im eigentlichen Kern des ostfränkischen Reiches, im Gebiet um den Mittelrhein und den unteren Main gewesen war. Dazu kommen als weitere wichtige Pfalzen in dieser Region Tribur, Ingelheim und Worms, ebenfalls aus den Zeiten der Vorgänger bekannte Aufenthaltsorte.
    Diese beiden Schwerpunkte seiner Herrschaft hat ARNULF nur selten für längere Zeit verlassen; immerhin machte er im Jahr 899 einen Versuch, durch einen Zug nach Sachsen in diesem sonst von seinen Vorgängern vernachlässigten Gebiet die königlichen Herrschaftsansprüche zur Geltung zu bringen. Und aus den Urkunden ARNULFS geht hervor, dass auch Empfänger aus Schwaben und Lotharingien daran interessiert waren, ihre Privilegien und Besitztümer durch den König bestätigt zu erhalten, obwohl er diese Regionen nicht persönlich aufgesucht hat.
    Bei der Erhebung ARNULFS zum König im November 887 waren die lotharingischen Großen zwar beteiligt gewesen, aber die Herrschaft über Lotharingien konnte erst durch zwei Kriegszüge in den Jahren 891 und 893 durchgesetzt werden. Anscheinend hatte eine mächtige Adelsgruppe in diesem Gebiet beabsichtigt, einen anderen KAROLINGER zu ihrem König zu erheben. Auf der Synode von Metz im Jahr 893 erscheint ARNULF dann als der Herrscher, für den die Kirche Lotharingiens betet; damit war die Unterwerfung dieses Gebiets äußerlich abgeschlossen. Synoden spielten auch sonst für die Sicherung der Herrschaft ARNULFS eine zentrale Rolle: Gleich am Beginn seiner Regierung hat Erzbischof Liutbert von Mainz versucht, auf einer Mainzer Synode seine angeschlagene Position (er war noch 887 zum wichtigsten Ratgeber KARLS III. avanciert und hatte bei der Absetzung dieses Kaisers beiseite gestanden) zu verbessern. Die Beschlüsse dieses Konzils, das nach 20 Jahren zum erstenmal wieder einen beträchtlichen Teil des ostfränkischen Episkopats versammelte, enthielten Bestimmungen, durch die der König geschützt und ermahnt werden sollte. Sie zogen Kanones westgotischer Konzilien heran, um den König durch Androhung kirchlicher Strafen vor Anschlägen zu schützen, und sie zitierten Texte Isidors von Sevilla, um dem König die Pflichten eines christlichen Königs vor Augen zu führen. Ob es Liutbert von Mainz gelungen ist, auch bei ARNULF eine einflußreiche Stellung zu erhalten, wird nicht deutlich; er ist bereits 889 verstorben (am 17.2.). Das Amt des Erzkapellans, das er unter Ludwig dem Deutschen, Ludwig dem Jüngeren und zuletzt auch unter KARL III. innehatte, wurde weder ihm noch seinem Nachfolger auf dem Mainzer Stuhl übertragen; ARNULF hatte es an den bayerischen Metropoliten, Erzbischof Theotmar von Salzburg, übergeben.
    Einen Höhepunkt königlicher Macht stellte die Synode und Reichsversammlung von Tribur im Jahr 895 dar, auf der nebeneinander die weltlichen Großen und die Bischöfe tagten. Dabei versuchten die Bischöfe, die hoch-karolingischen Traditionen wiederzubeleben und ein gemeinsames Vorgehen weltlicher und kirchlicher Amtsträger gegen Verbrecher zu erreichen. Die Zerrüttung der Verhältnisse zeigt sich darin, dass - wie schon in Metz 893 - wichtige Kanones erlassen werden mußten, um den tätlichen Angriffen von Laien auf Kleriker zu wehren, die damals anscheinend stärker als in früheren Jahren bedroht oder gar erschlagen wurden, wenn sie versuchten, die kirchlichen Vorschriften auf dem Gebiet des Eherechts durchzusetzen.
    Zweifellos strebte ARNULF ein gutes Einvernehmen mit der Kirche an, aber man darf deshalb in ihm keinen Herrscher sehen, der sich in erster Linie auf die Kirche stützte. Dagegen spricht bereits, dass er auf eine Salbung verzichtete. Weiterhin können als Helfer des Königs sowohl geistliche als auch weltliche Große namhaft gemacht werden. In den einzelnen Regionen des Reichs war die Situation allerdings unterschiedlich: In Schwaben waren es vor allem geistliche Amtsträger, die ARNULF stützten, so Abt Hatto von Reichenau und Bischof Salomo III. von Konstanz, während die weltlichen Großen anscheinend den Tagen KARLS III. nachtrauerten, in denen Alemannien im Zentrum des Reichs gestanden hatte. So erklärt sich wohl auch, dass der Aufstandsversuch von KARLS III. Friedelsohn Bernhard von einigen Adeligen in Rätien und in Alemannien unterstützt wurde. Anders war die Lage in Sachsen und in Franken, wo die wichtigsten Familien, die KONRADINER in Franken und die LIUDOLFINGER in Sachsen, an die Zeiten Ludwigs des Jüngeren anknüpfend ein enges Verhältnis zum König suchten, um in ihren Regionen möglichst freie Hand zu haben. Diese Politik war bei den LIUDOLFINGERN erfolgreicher als bei den KONRADINERN, denn Sachsen lag an der Peripherie des Reiches, Franken aber bildete seinen Schwerpunkt.
    Gewisse Schwierigkeiten hatte ARNULF anscheinend auch in seinem bayerischen Kerngebiet, wie sich in der Affäre des Markgrafen Engelschalk von Pannonien zeigte. Als dieser nämlich zur Steigerung seiner Machtposition eine uneheliche Tochter ARNULFS entführte, mußte er zuerst nach Mähren flüchten, ehe er sich mit ARNULF aussöhnen konnte. Seine bayerischen Standesgenossen waren aber nicht bereit, eine Sonderstellung Engelschalks zu dulden. Sie hielten daher 893 ohne Wissen des Königs in der königlichen Pfalz zu Regensburg eine Gerichtsversammlung ab, auf der Engelschalk verurteilt und geblendet wurde. Zwei Jahre später kam es zu einer noch gefährlicheren Situation, weil sich der mächtige Markgraf Engildeo, der auch Graf im Nordgau war, mit Hildegard, der Tochter Ludwigs des Jüngeren, verband. Die genaueren Hintergründe und Vorgänge werden zwar aus den Quellen nicht deutlich, wir wissen nur, dass Engildeo seine Grafschaften verlor und auch Hildegard - zumindest vorläufig - ihre Erbschaft entzogen wurde.
    Schon kurz nach Erlangung der ostfränkischen Königswürde erhielt ARNULF auch die Möglichkeit, weitere Teile des Frankenreichs seiner Oberhoheit zu unterwerfen. In W-Franken war nach dem Tode KARLS III. im Januar 888 mit dem Grafen Odo von Paris ein Nicht-KAROLINGER König geworden; Karl, der nachgeborene Sohn des 879 verstorbenen Ludwigs des Stammlers, kam als Herrscher (noch) nicht in Frage. Auf dem Reichstag von Frankfurt, den ARNULF im Sommer 888 einberufen hatte, erschienen auch westfränkische Große, unter Führung des Erzbischofs Fulco von Reims, und forderten ARNULF auf, die westfränkische Krone anzunehmen. ARNULF ließ sich darauf jedoch nicht ein, sondern schloß ein Abkommen mit König Odo, der durch einen Sieg über die Normannen seine Stellung gefestigt hatte. Odo nahm die formale Oberhoheit des Ostfrankenkönigs hin und ließ sich am 13.11.888 noch einmal in Reims krönen mit einer Krone, die ihm ARNULF übersandt hatte. Die Erfahrung KARLS III. hatten ARNULF wohl zu der Einsicht veranlaßt, dass das großfränkische Reich durch einen einzelnen Herrscher in einer Zeit schwerer äußerer Bedrohungen nicht zu regieren war.
    Daher anerkannte ARNULF auch das Königtum des WELFEN Rudolf in Hochburgund. Und als ihm 888 in Italien der dort zum König erhobene BERENGAR VON FRIAUL entgegentrat, begnügte sich ARNULF vorläufig ebenfalls mit der Anerkennung einer Oberhoheit. 890 wurde in Valence LUDWIG VON DER PROVENCE, den einst KARL III. zu seinem Nachfolger erkoren hatte, zum König der Provence erhoben; die Gegenwart von Abgesandten König ARNULFS bezeugt, dass dieser auch hier eine Oberherrschaft beanspruchte.
    Wie die Vorgänger Ludwig der Jüngere und KARL III. stand auch ARNULF vor der schwierigen Aufgabe, den Kampf gegen die Normannen zu führen, der nicht siegreich abgeschlossen werden konnte, weil die Franken keine Flotte besaßen und sich die Normannen daher auch im Fall einer Niederlage in ihre Stützpunkte in Dänemark oder England zurückziehen konnten. Ein Kriegszug der Ostfranken im Juni 891 endete mit einer schweren Niederlage gegen die Normannen; die Anführer des ostfränkischen Heeres, Erzbischof Sunderold von Mainz und ein Graf Arnulf, fanden dabei den Tod. Im Herbst 891 mußte König ARNULF persönlich ins Feld ziehen; dazu wurden die Franken und die Alemannen aufgeboten. Die Alemannen sollen, wie es heißt, "unter dem Vorwand der Krankheit", umgekehrt sein, die Franken marschierten weiter. Mitte Oktober kam es an der Dyle bei Löwen zur Schlacht; die Franken stiegen zur Überraschung der Normannen unter Führung des Königs vom Pferd und griffen die Befestigungen zu Fuß an. Der Sieg war vollständig; zwei normannische Anführer, Gottfried und Siegfried, waren gefallen und eine große Anzahl von Feldzeichen konnten erobert werden. Noch nach Jahrhunderten wurde dieser Sieg in Löwen festlich begangen (allerdings fälschlicherweise am 1.9.). Dieser Sieg bedeutete zwar noch nicht das Ende der normannischen Angriffe auf dem Festland; Anfang 892 brach noch einmal eine normannische Schar bis zum Kloster Prüm in der Eifel durch, wo die Mönche und die unabhängigen Bauern erschlagen wurden, soweit sie nicht in die Wälder geflohen waren. Mit diesem Streifzug waren aber die Invasionen der Normannen auf dem Festland beendet; sie wandten sich jetzt endgültig den Britischen Inseln zu.
    Bereits im Jahr 890 hatte sich der Papst an ARNULF gewandt und ihn dazu aufgefordert, nach Rom zu kommen, wo er ihn zum Kaiser krönen werde. ARNULF hatte damals abgelehnt, weil er in seinem Reich dringende Aufgaben zu bewältigen habe. Anfang 894 hielt ARNULF die Zeit für gekommen, auch Italien seiner Herrschaft zu unterwerfen. Er führte ein starkes Heer in die Lombardei, eroberte Bergamo und ließ zur Abschreckung für die regionalen Machthaber den dortigen Grafen Ambrosius vor dem Stadttor an einem Baum aufhängen. Auf seinem weiteren Zug durch Oberitalien stellte sich ihm niemand mehr entgegen. Zwei Jahre später unternahm ARNULF einen weiteren Italienzug, um in Rom die Kaiserkrone zu holen. Dies erwies sich als schwieriges Unternehmen, denn Papst Formosus hatte bereits den Herzog Wido von Spoleto und dessen Sohn LAMBERT zu Kaisern gekrönt. Weil er aber mit deren Politik nicht zufrieden war, suchte er jetzt einen mächtigen Verbündeten im ostfränkischen König. Um Ende Februar 896 zum Kaiser gekrönt zu werden, mußte ARNULF sich den Zugang zu St. Peter mit Waffengewalt erkämpfen, so wie dies in späteren Jahrhunderten immer wieder deutsche Könige tun mußten, die erst gegen den heftigen Widerstand des lokalen Adels und der Römer zur Stätte der Kaiserkrönung vordringen konnten. Noch auf dem Italienzug erlitt ARNULF einen ersten Anfall seiner Krankheit; er kehrte also - wie knapp 20 Jahre zuvor sein Vater Karlmann - als kranker Mann aus Italien zurück. Dort hatte er seinen kleinen illegitimen Sohn Ratold zurückgelassen, der aber nur kurze Zeit als Platzhalter fungieren konnte.
    Noch vor seinem Italienzug hatte ARNULF seinen älteren Sohn Zwentibold, den ihm wohl 870/71 eine Konkubine geboren hatte, zum König von Lotharingien gemacht (895). Dies war ihm erst im zweiten Anlauf gelungen; im Jahr zuvor waren die lotharingischen Großen noch nicht bereit gewesen, Zwentibolds Königtum zu akzeptieren. Um das Selbständigkeitsstreben der Lotharingier zu befriedigen, durfte Zwentibold eine eigene Kanzlei für sein Reich einrichten. Es gelang ihm aber während seiner ganzen Regierung nur begrenzt, sich gegen bestimmte Teile des Adels zu behaupten.
    Nachdem Zwentibold in Lotharingien etabliert war, gelang es ARNULF auch, auf einer Reichsversammlung des Jahres 897 die Nachfolge seines ehelichen Sohnes Ludwig in O-Franken durchzusetzen.
    In seinen letzten Jahren war ARNULF nur noch beschränkt regierungsfähig. Seine Krankheit verschlimmerte sich, und im Juni 899 erfolgte ein schwerer Schlaganfall, nach dem der Kaiser völlig gelähmt und kaum mehr instande war, sein Amt zu führen. Im Juli 899 konnte er in Regensburg noch einmal eine Reichsversammlung abhalten, zu größeren Unternehmungen war er aber nicht mehr fähig.
    Wie schwach ARNULF geworden war, zeigt sich darin, dass er nicht einmal mehr die Bischöfe seines Stammlandes Bayern in der Hand hatte. Sie versagten sich nämlich 899 seinem Wunsch, seinen langjährigen Kanzler, den Alemannen Wiching, der zum Bischof von Neitra in Mähren geweiht worden war, als Bischof von Passau zu akzeptieren. Sie hatten zwar hier das Kirchenrecht eindeutig auf ihrer Seite, aber dass sie sich auf dieses unwidersprochen berufen konnten, beweist ARNULFS Machtlosigkeit.
    Die Geschichtsschreiber des 10. Jahrhunderts bewerten die Regierung ARNULFS mit Zurückhaltung, zuweilen sogar mit Haß; so gibt ihm Liutprand von Cremona die Schuld dafür, dass die Ungarn seit 900 so große Verwüstungen im ostfränkischen Reich und in Italien anrichteten. Nun hatte ARNULF tatsächlich die Ungarn als Bundesgenossen gegen die Mährer herbeigerufen, mit denen schon sein Großvater und sein Vater gekämpft hatten. ARNULF hatte versucht, sich mit dem Mährer-Fürsten Swatopluk-Zwentibold zu arrangieren; daher hatte er seinem Sohn den Namen Zwentibold gegeben. Die Gegensätze zwischen ARNULF und dem Mährer verschärften sich, weil ARNULF die Oberhoheit des fränkischen Reiches durchsetzen wollte. Bei seinem Kriegszug im Jahr 892 kämpften Ungarn als Bundesgenossen mit. Für den Zug von 893 wurde die Bundesgenossenschaft der Bulgaren gewonnen; ARNULF versuchte also, das Großmährische Reich, das neben dem heutigen Mähren und der Slowakei auch große Teile Pannoniens umfaßte, von zwei Seiten anzugreifen. Besiegen konnte er aber dieses Reich nicht; es erlag erst dem Ansturm der Ungarn.
    Bei Widukind von Corvey steht zu lesen, dass ARNULF den Ungarn, die KARL DER GROSSE hinter einem großen Wall eingeschlossen hatte, den Weg ins Reich freigegeben habe, indem er diesen Wall niedergerissen habe. Die Ungarn hätten wahrscheinlich auch ohne das Bündnis mit ARNULF ihren Weg nach Westen gefunden; dass das Reich diesen Raubzügen so hilflos ausgeliefert war, hing damit zusammen, dass ARNULFS Nachfolger als König ein unmündiges Kind war.
    Wenigstens in seiner Hauptstadt Regensburg, wo ARNULF ja auch seine letzte Ruhestätte fand, blieb sein Gedächtnis lebendig; noch im Spätmittelalter fanden an seinem Todestag Armenspeisungen im Kloster St. Emmeram statt.

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    Mit dem Sturz und Tod Kaiser KARLS III. brach 887/88 der bis auf Karl Martell zurückgehende Mannesstamm unehelich geborener KAROLINGER ab. Die Herrschaft des Geschlechts wäre wohl vollkommen erloschen, wenn nicht ein illegitimer Deszendent der ostfränkischen Linie, ARNULF, bis dahin Markgraf in Kärnten, durch seine Rebellion aktiv diese Wendung herbeigeführt hätte. Da er seine politischen Ziele jedoch entsprechend dem Kreis seiner Frankfurter "Wähler", auf das Regnum seines Großvaters Ludwigs des Deutschen, also auf O-Franken (samt Lotharingien), einschränkte, gab er zugleich den Weg frei zur Auflösung des großfränkischen Reichsverbandes, der von der Dynastie aufgebaut und bis zuletzt von ihr ausschließlich regiert worden war.
    Das Hervortreten neuer Könige hatte sich unter KARL III. schon länger angebahnt und konnte daher im Winter 887/88 ziemlich rasch vonstatten gehen. Der Regensburger Fortsetzer der Fuldaer Annalen, der noch herablassend von den "vielen Kleinkönigen (reguli) in Europa" spricht, nennt als ersten BERENGAR VON FRIAUL, den Enkel LUDWIGS DES FROMMEN, der sich im Januar 888 in Pavia zum König des italienischen Regnums krönen ließ, und gleich danach den WELFEN Rudolf, der den Dukat um den Genfer See beherrschte, aber bei seiner Königserhebung in Saint-Maurice d'Agaune die Erneuerung des Lothar-Reiches ins Auge faßte. In W-Franken nutzte der ROBERTINER seine überlegene Machtstellung von der Seine bis zur Loire wie auch seinen frischen Kriegsruhm als Verteidiger von Paris, um Ende Februar oder Anfang März in Compiegne die Krone zu nehmen, wohl nur wenige Tage bevor in Langres Markgraf Wido II. von Spoleto, eingedenk der alten Verbindungen seines Geschlechts zum Westen, desgleichen tat. Allerdings räumte er vor Odo schnell das Feld und verfolgte seine Ambitionen in Italien weiter, während im aquitanischen Süden Graf Ramnulf von Poitiers, nach dem Tode des Bernhard Plantapilosa (885/86) der Mächtigste weit und breit, zeitweilig ebenfalls seine Verselbständigung als König betrieb, sich dann aber doch Odo unterwarf (+ 890); an seinem Hof hütete er im übrigen den 8-jährigen Karl, Ludwigs des Stammlers postumen Sohn, der vorerst freilich von keiner Seite ins Spiel gebracht wurde.
    König ARNULF VON O-FRANKEN, der KAROLINGER, ließ dies alles unbeteiligt geschehen. Erst im Juni 888 empfing er in Frankfurt eine Gruppe westfränkischer Gegner Odos unter dem Erzbischof Fulco von Reims, die zunächst WIDO angehangen hatten und nun ihm die Herrschaft bei ihnen antrugen. ARNULF ging nicht darauf ein und erkannte vielmehr Odo an, auf den ja auch KARL III. im Westen vertraut hatte. Der ROBERTINER fand sich gestärkt durch einen eben errungenen Normannensieg in Worms zur Huldigung ein und erhielt bald darauf von ARNULF eine Krone, mit der er, nunmehr in Reims, abermals gekrönt wurde, was seine inneren Widersacher einstweilen zum Schweigen brachte. Anders verhielt sich ARNULF gegenüber Rudolf, dessen Ehrgeiz auf Lotharingien, ausgedrückt in einer Königskrönung während des Sommers in Toul, er nicht hinzunehmen gewillt war. Durch einen Aufmarsch im Elsaß nötigte er den WELFEN zum Rückzug und zum Erscheinen im Oktober in Regensburg, wo er ihm die Königsherrschaft allein für den westlichen Alpenraum zugestand. In Italien setzte ARNULF, wiederum wie KARL III., auf BERENGAR, zu dem er Ende 888 bei der Begegnung in Trient persönliche Beziehungen aufnahm, ohne indes verhindern zu können, dass BERENGAR bald schon eine schwere Niederlage gegen den aus W-Franken zurückgekehrten WIDO erlitt und im Kampf um das Regnum südlich der Alpen fürs erste das Nachsehen hatte. Alles in allem zeigt ARNULFS Umgang mit Odo, Rudolf und BERENGAR, dass der KAROLINGER eine gewisse Oberhoheit in Anspruch nahm, die sich schon aus dem relativen Übergewicht seiner ostfränkisch-lotharingischen Position ergab, aber, wohl unter dem Eindruck des Scheiterns KARLS III., keine großfränkische Restaurationspolitik betrieb. W-Franken und Italien scheint der "schon als eigene traditionsbehaftete und geschichtsfähige Einheiten" (E. Hlawitschka) respektiert zu haben, doch fand er sich nur mühsam mit Rudolfs (hoch-)burgundischer Reichsbildung ab. Um deren Expansion vorzubeugen, förderte er sogar die Wiederaufrichtung des (nieder-)burgundisch-provenzalischen Königtums der BOSONIDEN durch den jungen LUDWIG, den Adoptivsohn KARLS III., der 890 in Valence unter Berufung auf eine von KARL verliehene regia dignitas und auf ARNULFS Einverständnis erhoben und gesalbt wurde.
    Innerhalb O-Frankens fehlte es nicht an geschichtsbewußten Stimmen, die in dem Namen des etwa 40-jährigen, nicht zur Herrschaft geborenen Königs den heiligen Arnulf von Metzwiedererkannten und von ihm wie von dem einstigen Stammvater der KAROLINGER den Beginn einer neuen Blüte erhofften. ARNULF, als König anscheinend erst seit kurzem mit Oda aus dem in der Lahngegend verwurzelten Geschlecht der KONRADINER vermählt, konnte indes lediglich zwei Söhne aus früheren, kirchlich nicht anerkannten Verbindungen vorweisen, den gerade erwachsenen Zwentibold und einen noch ganz kleinen Ratbod, deren Erbrecht ihm die ostfränkischen Großen 889 in Forchheim unter der Voraussetzung zusicherten, dass ihm kein legitimer Sprößling von Oda beschieden sein würde. Vermutlich gegen diesen Beschluß entfachte Bernhard, der außereheliche Sohn KARLS III., 890/91 in Schwaben und Churrätien einen Aufstand, bei dessen Niederschlagung er getötet wurde. Nachwirkungen der Konfrontation mit dem kaiserlichen Oheim sind auch sonst in der inneren Politik ARNULFS zu spüren, der das Zentrum der Macht wieder nach Bayern verlegte und anstelle Liutberts von Mainz (+ 889) auf den Erzkapellan seines Vaters Karlmann, den Erzbischof Theotmar von Salzburg zurückgriff. 892 sorgte er für den Sturz des von KARL III. geförderten BABENBERGERS Poppo in der Sorbenmark und ließ dafür die konradinischen Verwandten seiner Gattin, Graf Konrad den Älteren sowie dessen Bruder Rudolf als Bischof von Würzburg, in Mainfranken und Thüringen zu vorherrschendem Einfluß gelangen, ähnlich wie er 895 den in Bayern seit langem dominierenden Grafen Engildeo, der mit Hildegard, einer Tochter Ludwigs des Jüngeren, im Bunde stand, durch Liutpold ersetzte, vermutlich einen eigenen Verwandten über seine Mutter Liutswind. Zusätzliche Autorität gewann ARNULF durch glückliche Entwicklungen an den äußeren Grenzen, denn nach einem vielbeachteten Sieg über die Normannen am Fluß Dyle bei Löwen (891) kam ihm zugute, dass sich diese Feinde bald endgültig von seinem Teilreich abkehrten, und im SO erlebte er 894 den Tod des bis zuletzt erfolglos kämpfenden Swatopluk, womit ein rascher, durch das von Osten neuerdings hervorbrechende Reitervolk der Ungarn noch beschleunigter Machtverfall des Mährerreiches einsetzte. Als die Königin Oda im Herbst 893 einen Sohn zur Welt brachte, der den Namen des Urgroßvaters LUDWIG erhielt, schien die Konsolidierung der KAROLINGER-Herrschaft im reduzierten Rahmen O-Franken-Lotharingiens vollends gelungen. Dringlicher waren dem ostfränkischen Herrscher die Beinträchtigungen seiner Hegemonie, die von König Rudolf und den WIDONEN ausgingen, und die Chancen für den eigenen Nachwuchs, die aus der Bekämpfung erwachsen konnten. Jedenfalls ging der lästige WELFE in Hochburgund fühlbar gestärkt durch die Erfolge WIDOS, der nach der Abdrängung BERENGARS in den Raum von Verona bis Friaul als Herr über den größten Teil Italiens auch den widerstrebenden Papst Stephan V. (885-891) dazu gebracht hatte, ihn als ersten Nicht-KAROLINGER am 21.2.891 zum Kaiser zu krönen, und mit der Erhebung seines heranwachsenden Sohnes LAMBERT zum Mitkönig (Mai 891) und sogar dessen Kaiserkrönung durch Stephans Nachfolger Formosus (891-896) im April 892 in Ravenna die langfristige dynastische Sicherung seiner (ganz "fränkisch" gedachten) Herrschaft erreicht zu haben schien. Dagegen war ARNULF bereit, seine anfängliche Selbstbescheidenheit aufzugeben, wozu ihn auch Hilfsgesuche des Papstes und BERENGARS ermunterten. 893 schickte er Zwentibold, seinen Ältesten vor, der bis Pavia zog, aber nicht viel gegen WIDO ausrichtete; Anfang 894 folgte er selbst, nahm in einer "Entscheidungsschlacht" (J. Jarnut) die Stadt Bergamo ein und verschaffte sich in ganz Oberitalien Geltung (in unklarem Verhältnis zu den Rechten König BERENGARS), brach dann aber die weitere Verfolgung WIDOS ab und kehrte auf dem Umweg einer Strafexpedition durch Rudolfs burgundisches Kernland heim.
    Gegen den schwer zu packenden WELFEN waren ein erneuter Feldzug Zwentibolds und eine Zusammenkunft ARNULFS mit LUDWIG von der Provence im Sommer 894 gerichtet, zu einem guten Teil aber auch ARNULFS Plan, den Erstgeborenen, der seit der Geburt Ludwigs des Kindes seine Thronfolgerecht in O-Franken eingebüßt hatte, mit einem gesonderten Regnum auszustatten, das außer dem eigentlichen Lotharingien auch Burgund umfassen sollte. Nachdem die Großen dies, bemerkenswerterweise, 894 in Worms noch abgelehnt hatten, setzte sich ARNULF im Mai 895 an gleicher Stätte durch und ließ Zwentibold in Gegenwart Odos von West-Franken zum König in Burgundia et omni Hlotharico regno salben und krönen. Erst danach wandte er sich wieder Italien zu, wo inzwischen Kaiser WIDO verstorben war und seit Ende 894 dessen Witwe Ageltrude mit dem jungen Kaiser LAMBERT das Regiment führte. Anders als noch 894 pochte ARNULF diesmal auf Herrscherrechte auch südlich der Alpen, was ihn schnell mit BERENGAR entzweite, und drang im Winter 895/96 bis Rom vor, wo er sich den Einzug gegen Ageltrude erkämpfen mußte. Papst Formosus verlieh ihm am 15./22.2.896 ohne Rücksicht auf den geflohenen LAMBERT die Kaiserkrone und erwartete von ihm weiteres Einschreiten gegen das widonische Spoleto, aber da holte ARNULF das Verhängnis der Spät-KAROLINGER ein: Er erlitt wie sein Vater Karlmann einen Schlaganfall mit schweren Lähmungen, der eine sofortige Rückkehr nach Bayern gebot und bereits 897 eine Ausdehnung des Treueids der ostfränkischen Großen auch auf den 4-jährigen Sohn Ludwigratsam machte. In Mailand ließ ARNULF seinen außerehelichen Sohn Ratold zurück, dem er eine künftige Rolle in Italien zugedacht haben mag, doch war das karolingische Zeitalter in der Geschichte dieses Landes unwiederbringlich zu Ende. Kaiser LAMBERT (+ 898) und BERENGAR teilten sich noch 896 vertraglich die Herrschaft.

    Decker-Hauff Hansmartin: Seite 347, "Die Ottonen und Schwaben"

    Wenn ARNULF den jungen WELFEN Heinrich dadurch an sich band, dass er ihm eine seiner Töchter zur Frau gab, dann dürfen wir in den reichen bayerischen Lehen eher eine Form der Ausstattung anläßlich der Heirat mit Atha sehen. Heiratsfähige Töchter aber hatte ARNULF damals nur aus seiner seit etwa 870/75 andauernden ungesetzlichen Verbindung mit Ellenratha, während aus der kurz vor 888 geschlossenen Ehe mit der sehr jungen Oda noch keine erwachsenen Töchter vorhanden, vielleicht überhaupt noch keine Kinder geboren waren.
    Atha, Heinrichs Gattin und ARNULFS mögliche Tochter, trägt einen Namen, der nur in der Kurzform erhalten ist. Die Vollform ist nicht überliefert; man hat sie später in Weingarten latinisiert und zu Beata ergänzt. Dass dies ausgeschlossen ist, hat schon Krieg erwiesen. Sollte die Kurzform Atha auf irgendeine Weise mit Ellinratha zusammengehören, dem Namen, den sowohl ARNULFS Gefährtin als auch eine Tochter aus dieser Verbindung trugen? Oder ist am Ende Atha "von Hohenwarth" überhaupt identisch mit ARNULFS bereits bekannter Tochter Ellinrata?
    Diese nicht vollblütige KAROLINGERIN verlor ihren Gatten, den zwielichtigen Markgrafen Engilschalk von der Ostmark, gerade in den Jahren, in denen wir Heinrich mit dem goldenen Wagen erstmals am Kaiserhof vermuten dürfen. Ellinratha hatte sich seinerseits von Engilschalk entführen lassen, dann aber eine Aussöhnung zwischen ihrem Gatten und ihrem Vater erreicht. Engilschalk wurde von den vielen Feinden, denen er sich durch seinen Übermut verhaßt gemacht hatte, verfolgt und mitten in der Regensburger KAROLINGER-Pfalz ergriffen, geblendet und getötet. ARNULFS Rolle ist dabei bis heute dunkel. Engilschalks Untergang fällt ins Frühjahr 893, so dass die Heirat Heinrichs mit Atha-Ellinratha etwa ab Ende 893/Anfang 894 stattgefunden haben könnte. 914 hat Ellinratha noch gelebt, denn sie wird in einer Urkunde ihrer Mutter, der matrona Ellinratha, erwähnt.

    Konecny Silvia: Seite 143, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Das Eheverhalten der letzten KAROLINGER ähnelte in zunehmendem Maße jenem des Adels. Dies wird im W insbesondere durch das Auftreten von Einheiraten karolingischer Könige in den Machtbereich fürstlicher Witwen deutlich. Auch exterritoriale Heiraten zeigen, daß ein universaler Herrschaftsanspruch nur noch in geringem Maße bestand und die letzten Exponenten des karolingischen Geschlechtes durchaus als Herrscher kleinräumiger Bereiche handelten, die mit gleichwertigen Partnern Bündnispolitik betrieben. Daher bildeten exterritoriale Heiraten eine erstrebenswerte Alternative zu Eheverbindungen mit dem fränkischen Adel, für den die Ehe mit dem Königshaus in keiner Weise mehr einen einseitigen Gunstbeweis bedeutete.
    Die Ehen ARNULFS waren vor allem eine Bündnispolitik mit dem fränkischen Adel. Sie wurden weitgehend durch die Auseinandersetzungen dieses Adels untereinander bestimmt, die ARNULF zu seinem Vorteil zu nützen suchte. Jedenfalls scheint er mehrere Verbindungen eingegangen zu sein, worauf unter anderem Schenkungsurkunden hindeuten, die als eine Versorgung von Ehepartnerinnen aufgefaßt werden könnten. In einigen dieser Fälle handelte es sich vermutlich um Verbindungen von geringerer Bedeutung. Von solchen unterschieden sich jedoch mit ziemlicher Sicherheit die Ehen ARNULFS, denen Ratold und Zwentiboldentstammten, denn diese wurden 889 für eine Herrschaftsnachfolge in Betracht gezogen Die Bezeichnung der Mütter Ratolds und Zwentibolds als Konkubinen bezog sich gewiß nicht auf den sozialen Status der Frauen, sondern wollte wohl nur die Verbindung ARNULFS mit diesen von der legitien Ehe mit Uota unterscheiden. So drückte der 889 gebrauchte Konkubinenbegriff vor allem ein kurzfristiges Doninieren der konradinischen Gruppe aus, der Uota entstammte. Eine Vorrangstellung der KONRADINER hing wog mit der Ausweitung von ARNULFS Macht nach dem W zusammen. Aber auch gegenüber Uota bestand wiederholt eine starke Opposition. Deshalb ist es nicht sicher, ob Uota durchweg als legitime Ehefrau galt.
    Eine erste Ehe ging ARNULF vermutlich noch zu Lebzeiten Karlmanns ein, jedoch möglicherweise ohne ausdrückliche Zustimmung seines Vaters. Dieser ersten Verbindung entstammte Zwentibold. Nach dem Tod Karlmanns mag sie zunächst durchaus als Vollehe gegolten haben. An dem ältesten Sohn ARNULFS vertrat der gleichnamige Mährer-Fürst Zwentibold Patenstelle, was darauf hindeuten könnte, daß die erste Gattin ARNULFS einem Geschlecht entstammte, das im Grenzbereich tätig war und Kontakte zu den Mährern hatte. Ob zwei weitere Nachkommen ARNULFS, Ellinratund Ratold, ebenfalls aus dieser ersten Ehe des Herrschers entstammten, und dessen erste Gattin daher in jener älteren Ellinrat zu sehen ist, die eine Urkunde als Mutter der gleichnamigen ARNULFS-Tochter bezeugt, kann nicht eindeutig entschieden werden. Möglicherweise trifft auch jene Quellennachricht zu, die Zwentibold und Ratold verschiedenen Müttern zuschreibt. Somit bleibt es unklar, ob ARNULFS erste Ehe wegen seiner Verbindung mit Uota gelöst wurde, oder ob dies schon wegen einer Ehe mit der Mutter des Ratold geschah. letzten Endes wäre - ob nun neben der Verbindung mit Uotanur jene Ellinrat oder mehrere bestanden - auch Polygamie denkbar, zumindest in dem Sinne, daß einzelne Verbindungen der politischen Situation entsprechend vernachlässigt und später wieder aufgenommen wurden. Damit wäre eine Variante der Polygamie gegeben, die einer politisch mächtigen und annähernd gleichwertigen Gruppierung des Adels rechnung trug.
    ARNULF heiratete Uota um 888. In diesem Jahr einigte er sich nämlich mit dem Adel über die Herrschaftsnachfolge Zwentibolds und Ratolds, sofern die "legitime" Gattin Uota, keinen Sohn gebären würde. Eine Regelung dieser Art bedeutete gewiß einen Kompromiß, auch wenn Uota "legitme" Gattin und später sogar Königin genannt wurde. Bezeichnenderweise erfolgte jedoch keine Krönung Uotas, obwohl ARNULF wie KARL III. Anspruch auf die Gesamtherrschaft über das Frankenreich erhob, ja nicht einmal eine Dotation Uotasist überliefert. Auf dem Italienzug des Jahres 896 aber begleitete Ratold den Kaiser, nicht etwa Uota und deren Sohn Ludwig. Möglicherweise war ARNULF die müterliche Sippe Ratolds im lombardischen Grenzgebiet nützlicher als die KONRADINER. Auch Zwentibold erhielt trotz der Geburt Ludwigs des Kindes die Königswürde im Jahre 895 zugesprochen. Zusätzlich festigte 897 die Ehe mit einer LIUTPOLDINGERIN (Richtig ist: LIUDOLFINGERIN) die Stellung des ältesten ARNULF-Sohnes, zu der der Vater seine Zustimmung gab. Während des Siechtums ARNULFS war Uota besonders starken Anfechtungen ausgesetzt, 899 wurde ihr Ehebruch vorgeworfen. Vermutlich gelang es Uota nach dem Tod ARNULFS nicht, vormundschaftlich für ihren unmündigen Sohn zu regieren. Daß Ludwig das Kind dennoch die Königswürde innehatte, war kaum ausschließlich Verdienst der Mutter. Der unmündige König wurde vor allem vonn den ehemaligen Ratgebern ARNULFS vorgeschoben.


    888 oo KONRADINERIN Oda um 873- 903

    Kinder:

    - Ludwig IV. 893-24.9.911
    - Glismut - 26.4.924
    oo Konrad der Ältere von Fritzlar ca 855-27.2.906

    Illegitim

    - Zwentibold 870/71-13.8.900
    - Ratold Ahnherr der Grafen von Meran 889-

    von Ellinrat - 24.5.nach 914

    - Ellinrat - 24.5.nach 914
    oo Engelschalk II. Markgraf der Ostmark - Frühjahr 893

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 14,22 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 23 Anm. 49,41 Anm. 4, 96,168 - Bauer Dieter R./Histand Rudolf/ Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 55,71,300 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 18-21,24,42,44,63,68 - Borgolte Michael: Karl III. und Neudingen. Zum Problem der Nachflgeregelung Ludwigs des Deutschen. Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins - Boshof Egon: Die Salier. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 7,156 - Deutsche Geschichte Band 1 Von den Anfängen bis zur Ausbildung des Feudalismus Mitte des 11. Jahrhunderts. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1982, Seite 358,359,360,361,362,363,400,416 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I, Seite 142,144,147, 510,551/Band II Seite 114,127,188,469/ Band III Seite 12,480,486, 499 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches, Gustav Lübbe Verlag Bergisch Gladbach 1994, Seite 111,120,122,152,156, 180,193,205,268,356,392,394 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 70,85,87,88,94,95,98-100,104-109,111, 113 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865, Band II Seite 65,98,120,141,199,203,227-229,245-247,284,288,299,378,419,471,478, 479,678-680 - Eberhard Winfried: Westmitteleuropa Ostmitteleuropa. Vergleiche und Beziehungen. Festschrift für Ferdinand Seibt zum 65. Geburtstag. R. Oldenbourg Verlag München 1992 Seite 275, 285-289 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. 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Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1991 Band I Seite 142,144,147, 510,551/Band II Seite 114,127,188,469;Band III Seite 12,480,486,499 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 45,78 - Werner Matthias: Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1982, Seite 279,285 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 447,475 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stutggart 1981, Seite 19,53,57,73 - Wies Ernst W.: Otto der Große. Kämpfer und Beter. Bechtle Verlag Esslingen 1989 Seite 28,121 -



    Neue Deutsche Biographie - Arnulf

    ostfränkischer König, Kaiser, * wohl vor 850, † 8.12.899 Regensburg (dort auch begraben).

    Nach der Teilung des ostfränkischen Reiches 876 übergab König Karlmann, dem mit Bayern auch die südöstlichen Marken zugefallen waren, seinem einzigen, illegitimen Sohn A. Kärnten und Pannonien. Beim Tode des Vaters, der 878 auch Italien hinzugewonnen hatte, erlangte er die Nachfolge nicht, die ihm Karlmann wenigstens in Bayern zugedacht zu haben scheint. Hier verdrängte ihn sein Oheim Ludwig (der Jüngere), Italien fiel dem anderen Oheim Karl III. zu. Widerstand leistete A. nicht, und so wurden ihm die Marken belassen, auch als Karl III. alleiniger Herr des ostfränkischen (882) und schließlich des fränkischen Gesamtreiches (885) wurde. Hier hat A. sich eine ansehnliche Machtstellung geschaffen, die sich auch auf die slavische Bevölkerung stützen konnte. Er wurde Prätendent einer Bewegung des ostfränkischen Adels, die auf Entthronung des infolge Krankheit untüchtigen Karl III. zielte. Das Maß seines Anteils bei dessen Absetzung ist umstritten. Ende November 887 durch Wahl der Großen zum König erhoben, machte er keine Anstalten, seine Herrschaft auch auf den Westen des Reiches auszudehnen, sondern ließ es widerspruchslos geschahen, daß hier ein Zerfall in Kleinkönigreiche eintrat. Die ihm 888 von einem Teil der westfränkischen Bischöfe und Adligen angebotene Königswahl lehnte er ab. Nur Lothringen suchte er mit Erfolg für das Ostreich zu sichern (888), und auch in Oberitalien, das er wohl als Erbe des Vaters betrachtete, machte er eine Oberherrschaft geltend (888). Doch behielt Italien eine Sonderstellung unter eigenem König, und auch Lothringen sah sich A. genötigt, diese Sonderstellung einzuräumen: Hier wurde 895 sein illegitimer Sohn Zwentibold zum Unterkönig mit sehr selbständiger Gewalt erhoben und gesalbt, nachdem 894 der gleiche Versuch am Widerstand der lothringischen Großen gescheitert war. Die Frage, ob im Verhalten A.s eine Tendenz auf Isolierung des östlichen Reichsteils, des späteren Deutschen Reichs zu erkennen ist, ist umstritten, dürfte aber zu bejahen sein. Der großfränkische Einheitsgedanke wirkte insofern nach, als alle Kleinkönige nach und nach seine formale Oberherrschaft anerkannten, doch geschah dies im Grunde ohne sein Zutun.

    Die Kernstellung von A.s Herrschaft blieb stets Bayern, wo Regensburg eine Art Reichshauptstadt war; daneben traten Frankfurt und Forchheim hervor. Er war ein tatkräftiger Herrscher, der eine aktive Ostpolitik trieb, in unaufhörlicher Auseinandersetzung mit dem großmährischen Reiche des Svatopluk und seiner Söhne. Fäden spannten sich zu den Bulgaren und bis nach Byzanz. Zum ersten Male treten die Ungarn in den deutschen Gesichtskreis. Abotriten, Sorben und vor allem Böhmen erkannten A.s Oberherrschaft an. Die Normannen schlug er nach anfänglicher Niederlage an der Dyle entscheidend (891); seit 892 sind sie nicht mehr ins ostfränkische Reich eingefallen. Im Inneren hatte er mit dem Widerstand des Adels, der ihn erhoben hatte, zu kämpfen. Es gelang ihm nicht, die Nachfolge seiner illegitimen Söhne Zwentibold und Ratold durchzusetzen (891), die eine Reichsteilung erfordert hätte. Erst 893 wurde ein legitimer Thronerbe Ludwig (das Kind) geboren, dessen Nachfolge keine Schwierigkeiten machte (Treueid 897). A. hat sich in zunehmendem Maße auf die Bischöfe gestützt (Hatto von Mainz, Salomo von Konstanz, Waldo von Freising, vor allem Wiching von Neitra). Deutlich erkennen läßt dies die glänzende Synode von Tribur (895) im Vergleich mit der Synode von Mainz (888); damals war der Kirche noch längst nicht eine so bevorzugte Stellung eingeräumt. Diese (freilich bestrittene) Kirchenpolitik A.s, die als Vorspiel zur Kirchenpolitik Ottos des Großen angesehen worden ist, bereitete die spätere Herrschaft der Bischöfe im ostfränkischen Reiche vor (Synode von Hohenaltheim 916).

    Vermutlich ist auch seine spätere Italienpolitik, die im Einvernehmen mit dem Papsttum betrieben wurde, von den Bischöfen beeinflußt worden, vor allem von Wiching, der der Vertrauensmann Roms im Missionsgebiet des Method in Mähren gewesen war. Noch 890 lehnte A. das Hilfegesuch Stephans V. ab, das über Svatopluk wohl durch Vermittlung Wichings an ihn gerichtet worden war. 893/94 aber leistete er einem ebensolchen des Papstes Formosus Folge; Wiching wurde damals sein Kanzler. Der Zug blieb erfolglos; der anfangs erhobene Anspruch auf unmittelbare Beherrschung des italienischen Königreichs wurde zunächst wieder aufgegeben. Aber ein zweiter Zug 895 führte zur Erstürmung Roms und zur Kaiserkrönung durch Formosus. Den Plan einer Hinwendung zu universalen Zielen läßt die Rückaufschrift einer Bleibulle aus dieser Zeit erkennen: Renovatio regni Francorum. Aber er wurde nicht weiter verfolgt; schwere Erkrankung (paralysis) A.s machte das Errungene zunichte. Er mußte nach Deutschland zurückkehren, wo er den Rest seiner Regierung als ein gebrochener Mann, jedoch nicht untätig, vorzugsweise in Bayern verbrachte. – A.s Persönlichkeit ist bei aller Tatkraft gekennzeichnet durch die vorsichtige Zurückhaltung, die er in der Verfolgung politischer Ziele übte. Ansprüche erhob er nur insoweit, als er sie realisieren konnte. Seine Regierungszeit ist für die Herauslösung des späteren deutschen Reiches aus dem fränkischen Gesamtreich entscheidend geworden. Eine Quelle des 11. Jahrhunderts drückt dies so aus: „Hier wurde die Teilung vollzogen zwischen den deutschen (teutonici) und den romanischen (latini) Franken“ (MG SS III, S. 214).

    Literatur
    ADB I; E. Dümmler, Gesch. d. ostfränk. Reiches III, 21888; E. Mühlbacher, Dt. Gesch. unter d. Karolingern, 1896, S. 619-42; S. Riezler, Gesch. Baierns I/1, 21927, S. 404-16; A. Jaksch, Gesch. Kärntens bis 1338, Bd. 1, 1928, S. 104-15; J. Schur, Königtum u. Kirche im ostfränk. Reiche v. Tode Ludwigs d. Dt. bis Konrad I., 1931, S. 44 ff.; G. Tellenbach, Königtum u. Stämme in d. Werdezeit d. dt. Reichs, = Qu. u. Stud. z. Verfassungsgesch. d. dt. Reiches in MA u. Neuzeit VII/4, 1939, S. 31 ff.; ders., Zur Gesch. Kaiser A.s, in: HZ 165, 1942, S. 229-45; ders., Wann ist d. dt. Reich entstanden?, in: DA 6, 1943, S. 23 ff.; H. Zatschek, Wie das erste Reich d. Deutschen entstand, = Qu. u. F aus d. Gebiet d. Gesch., hrsg. v. d. hist. Komm. d. dt. Ges. d. Wiss. u. Künste Prag 16, Prag 1940, S. 219-51; W. Schlesinger, Kaiser A. u. d. Entstehung d. dt. Staates u. Volkes, in: HZ 163, 1941, S. 457-70; ders., Die Anfänge d. dt. Königswahl, in: ZSRG 66, 1948, S. 391 ff.; M. Lintzel, Die Anfänge d. dt. Reiches, 1942, S. 72-91; ders., Zur Stellung d. ostfränk. Aristokratie beim Sturze Karls III. u. der Entstehung d. Stammesherzogtümer, in: HZ 166, 1942, S. 457-72; H. Mitteis, Die Krise d. dt. Königswahlrechts, 1950, S. 29 ff.; LThK.



    Gestorben:
    29.11.oder 8.12.899

    Arnulf heiratete Oda in 888. Oda (Tochter von im Lahngau, Berengar) wurde geboren um 873; gestorben in 903; wurde beigesetzt in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 14. Ludwig IV.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 893 in Altötting [84503],Altötting,Bayern,Deutschland; gestorben in Sep 911 in Frankfurt am Main [60311],Hessen,Deutschland; wurde beigesetzt in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland.
    2. 15. Glismut  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 865; gestorben am 26 Apr 924.

    Arnulf heiratete Ellinrat in 870/875. Ellinrat gestorben nach 914. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 16. Ellinrat  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 875; gestorben nach 914.

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 17. von Lothringen, Zwentibold  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 870/871; gestorben am 13 Aug 900; wurde beigesetzt in Echt-Susteren [6100],Limburg,Niederlande.
    2. 18. Ratold  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 889.

  2. 10.  von Franken, Ludwig Graphische Anzeige der Nachkommen (7.Ludwig2, 1.Ludwig1) wurde geboren in 877; gestorben in 879.

  3. 11.  von Franken, Hildegard Graphische Anzeige der Nachkommen (7.Ludwig2, 1.Ludwig1) wurde geboren in 878/881; gestorben in 895/932.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Frauenchiemsee (Kloster),Bayern,Deutschland; Nonne im Kloster Frauenchiemsee

    Notizen:

    Hildegard
    878/81-3.3. nach 895/vor 931/32
    Tochter des ostfränkischen Königs Ludwig III. der Jüngere und der Liutgard von Sachsen, Tochter von Herzog Liudolf


    Althoff Gerd: Seite 363, "Adels- und Königsfamilien Im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    K 5
    Lü: 3.3. Hilligard reg. Tochter Ludwigs des Jüngeren

    Es handelt sich um die Tochter Ludwigs des Jüngeren und der LIUDOLFIONGERIN Liudgard, die zum gleichen Tag auch in das Necrolog von Aschaffenburg eingetragen wurde (Hildegardis abb[atissa] regis filia obiit) und sich auch in der Abschrift eines ottonischen Familiennecrologs im Verbrüderungsbuch von St. Gallen aus dem Jahre 931/32 findet; vgl. Althoff, Unerkannte Zeugnisse vom Totengedenken der Liudolfinger; S. 401.
    Der Titel regina gibt sich also entweder als verderbte Form eines ursprünglichen regis filia o. ä. zu erkennen oder er spiegelt die Vorstellung, daß alle Mitglieder der Königsfamilie "königsmäßig" seien; vgl. dazu die Angaben in K 4.
    Hildegard spielte eine nicht unbedeutende politische Rolle in der Regierungszeit ARNULFS VON KÄRNTEN, an dessen Erhebung sie beteiligt gewesen sein soll; vgl. Dümmler, Geschichte des Ostfränkischen Reiches 3, S. 301 und 393f.
    Ihr Todesjahr ist unbekannt, liegt auf Grund der St. Galler Necrologabschrift jedoch vor 931/ 32.
    Der Eintrag Hildegards steht in Zusammenhang mit einer ganzen Reihe von Personen aus dem Verwandtenkreis der Königin Mathilde im Lüneburger Necrolog.
    Zu der Auswertung dieser Nennungen im Hinblick auf die Frühgeschichte des billungischen Geschlechts siehe oben S. 68

    Glocker Winfrid: Seite 268, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    III, 8 Hildegard
    * c 875/80, + III 3 nach 895, vor 931/32

    895 wegen Verschwörung ins Kloster Chiemsee verbannt und Besitz konfisziert, dann (vor 899) teilweise restituiert.

    Hildegard ist als Tochter König Ludwigs des Jüngeren bei Regino a. 894, Seite 142, und in der Regensburger Fortsetzung der Fuldaer Annalen a. 895, Seite 125, bezeugt.
    Die Abstammung Hildegards von Liutgard kann durch kein Quellenzeugnis belegt werden, ist aber äußerst wahrscheinlich, da der Todestag Hildegards in die Gandersheimer Memorialüberlieferung aufgenommen wurde, die uns über die Nekrologliste im St. Gallener Verbrüderungsbuch zugänglich ist; vgl. Althoff, Zeugnisse Seite 401 (Nr. 15 mit Anm. 6).
    Der Todestag Hildegards ist uns aus dem (späten) Aschaffenburger Nekrolog bekannt; vgl. Hofmeister, Überlieferung Seite 274, und Büttner, Mainlande Seite 202f.

    Hlawitschka Eduard: Seite 56 Anm. 95, "Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte"

    Übrigens ist auch durchaus nicht erweisbar, daß mit dem Regierungsantritt ARNULFS größere Umschichtungen im Adel Hand in Hand gingen, was nahe läge, hätte ein bisheriger (niederer) Stammesadel einen älteren Hochadel verdrängt. Weder auf den Bischofsstühlen, noch in den Grafschaften gibt es mit dem Regierungsbeginn ARNULFS auffallende Änderungen. Daß in Tribur-Frankfurt die bisher in den Rechtsgeschäften mittätige hohen Adelsgruppe versammelt war und zu entscheiden hatte, sieht man wohl auch an der einzigen Person, von der man etwas über einen Anteil am Sturze KARLS III. weiß: es war Hildigard (Tochter König Ludwigs des Jüngeren) ..., cuius maxime molimine deiscto Karolo (ARNULFUS) rex factus fuerat (Herimann. Aug. Chron. ad 895, MG SS V Seite 119). Pro merito bone fidelitatis et servitutis gab ARNULF auch am 9. Februar 888 cuidam neptis nostrae Hiltigardae vasallo nomine Uuigant Güter in der Buchonia (MG DD Arnulf Seite 22f. nr 14).

    Reindel Kurt: Seite 1-5, "Die bayerischen Luitpoldinger von 893-989"

    893-895

    Graf Luitpold besucht mit Hildegard, der Tochter König Ludwigs des Jüngeren, die Reliquien der heiligen Walburg im Frauenkloster Monheim nördlich Donauwörth
    Die erste Erwähnung in den Quellen zeigt den Grafen Luitpold bei einer frommen Handlung. Zusammen mit Hildegard, der Tochter König Ludwigs des Jüngeren besucht er das Frauenkloster Monheim. Zu seiner Freude werden ein Stummer und ein Lahmer geheilt. Die Zeit des Besuches im Kloster muß zwischen 893 und 895 liegen, zwischen der Übertragung eines Teiles der Reliquien der heiligen Walburg aus Eichstätt nach Monheim und der Verweisung Hildegards ins Kloster Frauenchiemsee. Gegen die Annahme von Hormayr's ³, der Besuch sei erst nach ihrer Entlassung aus der haft erfolgt, spricht die Entstehungszeit des Werkes. Wolfhard von Herriden (+ 902) schrieb auf Grund der Übertragung der Reliquien ein Werk über die Wunder der heiligen Walburg. In II 6 heißt es: Anno igitur preterito, quo famis acerrimae tabes indediae squalore languentes multos tam in urbibus quam in vicis protraxit ad necem. Diese Hungersnot erwähnen die Ann. Fuldense und die Ann. Alemannici zu 895. Ist das Werk also demnach 896 entstanden, so ist bei dem Besuch Hildegards und Luitpolds, der quodam tempore stattgefunden habe, wohl eher in die Zeit von 893-895 zu denken als an 896. Dies wäre ein Beweis dafür, daß Luitpold, der hier zudem venerabilis heißt, schon eine Grafschaft besaß, ehe er Engildeo im Jahre 895 ablöste. Die hauptsächlichj aus dieser Stelle abgeleitete Vermutung, daß Engildeo und Hildegard Gatten und Luitpold ihr Sohn gewesen sei, wurde bereits von Dümmler überzeugend widerlegt.

    895

    Vor dem 5. Mai 895 erfolgte die Absetzung des Grafen Engildeo, an dessen Stelle Luitpold berufen wurde. In seinen Sturz wurde auch Hildegard, die Tochter König Ludwigs des Jüngeren verwickelt
    Die Absetzung des Markgrafen Engildeo, in dessen Prozeß auch die bereits erwähnte Hildegard verwickelt wurde, war für Luitpold der Beginn seines Aufstiegs. Diese drei Personen müssen in einem merkwürdigen, nicht klar erkennbaren Verhältnis zueiannder gestanden haben. Engildeo, der mächtigste Mann in Bayern nach dem König und Hildegard, die maßgeblichen Anteil an der Erhebung ARNULFS hatte, werden auch in einer Urkunde vom 5. Mai 895 gemeinsam erwähnt. Andererseits scheint auch Luitpold Hildegard gut gekannt zu haben, wie ihr Besuch in Monheim beweist. Trotz ihrer Verdienste um den König wurden Engildeo und Hildegard gestürzt. Hildegard, die von Aventin mit ihrer Mutter Liutgard verwechselt wird, wurde in das Kloster Frauencjiemsee verbannt, später aber wieder begnadigt. Sie erhielt sogar den größten Teil ihrer Güter zurück.

    Althoff Gerd: Seite 97, "Unerforschte Quellen aus quellenarmer Zeit. Necrologabschriften aus Sachsen im Reichenauer Verbrüderungsbuch" in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 131 Band

    Hildegard war durch ihre Mutter Liutgard mit der Familie HEINRICHS I. verwandt. Sie begegnet in mehreren Memorialquellen, so in der Necrologabschrift aus Gandersheim, ferner im Lüneburger Necrolog, in einem Trierer und einem Aschaffenburger Necrolog.

    Mühlbacher Engelbert: Seite 426, "Deutsche Geschichte unter den Karolingern"

    Ebenso rasch wurde ein anderer Putsch niedergeschlagen, den seine Base Hildegard, die Tochter Ludwigs III., und der mächtigste Mann Bayerns, Engildeo, Graf in der böhmischen Mark, im Nord- unf Donaugau und zu Regensburg, anzuzetteln versuchten (895). Wir kennen den Anlaß dieser Verschwörung nicht, wir erfahren nur aus einer Urkunde, daß das Eigengut Hildegards und die Lehen Engildeos wegen hochverräterischer Umtriebe im offenen Gericht " nach Rat und Urteil der Franken, Bayern, Sachsen und Alemannen" als verfallen erklärt und eingezogen wurden. Hildegard ward in das Kloster Frauenwörth in Chiemsee verwiesen, aber bald wieder begnadigt.


    Literatur:
    Althoff, Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 68,138,225,363 K 5 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 106 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 166,301,392 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 III,8 Seite 268 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 56 - Mitterauer Michael: Karolingische Markgrafen im Südosten. Archiv für österreichische Geschichte Band 123. Hermann Böhlaus Nachf./Graz-Wien-Köln 1963, Seite 170,236 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Reindel, Kurt: Die bayerischen Luitpoldinger von 893-989, 1953, Seite 1-5 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 190 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 80,85 -

    Gestorben:
    3.3. nach 895/vor 931/32


  4. 12.  von Franken, Hugo Graphische Anzeige der Nachkommen (7.Ludwig2, 1.Ludwig1) wurde geboren in 855/860; gestorben in Feb 880 in Charleroi [6000],Wallonien,Belgien; wurde beigesetzt in Lorsch Kloster [64653],Bergstraße,Hessen,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Ostfrankenreich; Ostfränkischer Prinz

    Notizen:

    Hugo Ostfränkischer Prinz
    855/60- Febr. 880 gefallen bei Thimeon Begraben: Kloster Lorsch

    Illegitimer Sohn des ostfränkischen Königs Ludwig III. der Jüngere

    Werner Karl Ferdinand: Seite 456, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    V. Generation 21-23

    Die Reihenfolge der Kinder Ludwigs III., des Jüngeren, war nach ihren annähernden Geburtsjahren zu ordnen. Hugos Geburtsdatum dürfte bei etwa 855/60 liegen, nicht um 850 (Brandenburg), wie sich aus dem etwas späteren Ansatz für die Geburt des Vaters (IV, 21) ergibt. Eine Eheverbindung der Hildegard mit dem Grafen Engildeo, von Brandenburg mit Fragezeichen vermerkt, ist nicht bezeugt.

    Hlawitschka Eduard: Seite 232, "Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte"

    Er selbst erklärte sich damals bereit, im Falle des Todes Ludwigs des Jüngeren für die Thronrechte des gleichnamigen Sohnes desselben einzutreten. Da aber Ludwigs des Jüngeren Friedelsohn Hugo hierbei nicht berührt wird, hob Ludwig der Stammler für sich also auf zwei nacheinander bestehende gültige Rechtsehen ab.

    Schnith Karl Rudolf: Seite 76,78,80, "Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern".

    Im Februar 880 konnte Ludwig zwar einen Sieg gegen ein normannisches Heer erringen (bei Thimeon im Hennegau), aber hier fiel sein Friedelsohn Hugo nach hartem Kampf.

    Mühlbacher Engelbert: Band II Seite 375, Deutsche Geschichte unter den Karolingern"

    Bei Thuin an der Sambre stößt man auf die Normannen. Sie wollen gerade beutebeladen zu ihren Schiffen zurückkehren. Die deutschen Truppen werfen sich auf dieselben. Ein wütender Kampf entspinnt sich. Der größte Teil der Normannen - wie man erzählte, 5.000 Mann - wird niedergehauen, der Rest flüchtet nach Thuin und verschanzt sich hier. Hugo, ein außerehelicher Sohn des deutschen Königs, ein schöner und tapferer Jüngling, fällt, unvorsichtig vordringend, schwer verwundet in dei Hände der Feinde. Sein Vater wähnt ihn noch retten zu können, er will ihn um jeden Preis retten. Er läßt die Verfolgung einstellen, er beginnt um die Auslieferung seines Sohnes zu unterhandeln. Doch dieser hatte schon sein Leben ausgehaucht.


    Literatur:
    Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 68 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 135,166 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 232 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 179 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 76,78,80 -

    Gestorben:
    gefallen bei Thimeon (bei Charleroi)


  5. 13.  von Franken, Bernhard Graphische Anzeige der Nachkommen (8.Karl2, 1.Ludwig1) wurde geboren um 876; gestorben in 891/892.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Ostfrankenreich; Ostfränkischer Prinz

    Notizen:

    Bernhard Ostfränkischer Prinz
    ca 876- 891/92 erschlagen
    Illegitimer Sohn des Kaisers KARL III. DER DICKE

    Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 1983

    Bernhard
    * ca. 876, + 891/92
    Außerehelicher Sohn Kaiser KARLS III.

    In der Regelung der karolingischen Thronfolge hatte Bernhard von vornherein einen schweren Stand gegenüber seinem gleichfalls unehelich geborenen Vetter ARNULF VON KÄRNTEN. So scheiterte 885 ein Plan des Kaisers, Bernhard mit päpstlicher Hilfe Anerkennung als Thronfolger zu verschaffen. Nach dem Sturz KARLS III. und der Erhebung ARNULFS zum ostfränkischen König 887 hat Bernhard seine Ansprüche nicht aufgegeben. Vermutlich wegen der Nachfolgeregelung für ARNULF Söhne empörte sich Bernhard zusammen mit Abt Bernhard von St. Gallen und Graf Ulrich von Linz- und Argengau gegen den König. 890 konnte er sich durch Flucht aus Rätien (zu WIDO VON ITALIEN?) der Verfolgung entziehen, doch gelang ein Jahr später ARNULF die Niederwerfung des Aufstands; Bernhard wurde von Markgraf Rudolf von Rätien getötet.

    Literatur:
    Dümmler² - W. Sicker, Das Thronfolgerecht der unehelichen Karolinger, ZRGGermAbt 24, 1903, 110-147 - H. Keller, Zum Sturz Karls III., DA 22, 1966 - E. Hlawitschka, Lotharingien und das Reich an der Schwelle der dt. Gesch. (MGH Schr. 21), 1968 - M. Borgolte, Karl III. und Neudingen, ZGO 125, 1977 - E. Hlawitschka, Nachfolgeprojekte aus der Spätzeit Ks. Karls III., DA 34, 1978 -

    Werner Karl Ferdinand: Seite 456, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    V. Generation 24

    Bernhard ist der einzige (uneheliche) Sohn Kaiser KARLS III. Brandenburg hat B. V,14 einen ehelichen Sohn Karlmann eingefügt, der nie existierte, vgl. dazu unsere Anmerkung zu IV,23.
    Sein Vater beabsichtigte ihn mit Hilfe des Papstes legitimieren zu lassen. Obwohl Bernhard damals noch recht jung war, scheiterte der Plan daran, dass Papst Hadrian III. im September 885 noch auf der Reise ins Frankenreich starb.

    Schieffer Rudolf: Seite 179,185,190, "Die Karolinger "

    Statt ihrer präsentierte sich die Zukunft der Dynastie in Gestalt mehrerer Bastarde, von denen eine reibungslose Thronfolge kaum zu erwarten war: ARNOLF VON KÄRNTEN, dem Friedelsohn des verstorbenen Karlmann, Bernhard, einem Illegitimus des Kaisers selbst, sowie Karl, dem kleinen postumen Stiefbruder der westfränkischen Könige, um ganz zu schweigen von dem "Aufrührer" Hugo, der den lotharischen Mannesstamm fortsetzte.
    Nach dem Tod des westfränkischen Adoptivsohns Karlmann hatte KARL III. 885 einen Versuch gemacht, seinen noch heranwachsenden außerehelichen Sohn Bernhard (von einer namentlich nicht bekannten Mutter) zum Erben einzusetzen, war aber am Einspruch von Bischöfen und mehr noch an der bedenklichen Tatsache gescheitert, daß der zur Sanktionierung des heiklen Beschlusses eingeladene Papst Hadrian III. (884-885) auf der Hinreise eines jähen Todes starb.
    ARNOLF, als König anscheinend erst seit kurzem mit Oda aus dem in der Lahngegend verwurzelten Geschlecht der KONRADINER vermählt, konnte indes lediglich zwei Söhne aus früheren, kirchlich nicht anerkannten Verbindungen vorweisen, den gerade erwachsenen Zwentibold und einen noch ganz kleinen Ratold, deren Erbrecht ihm die ostfränkischen Großen 889 in Forchheim unter der Voraussetzung zusicherten, daß ihm kein legitimer Sprößling von Oda beschieden sein würde. Vermutlich gegen diesen Beschluß entfachte Bernhard, der außereheliche Sohn KARLS III., 890/81 in Schwaben und Churrätien einen Aufstand, bei dessen Niederschlagung er getötet wurde.

    Stälin Paul Friedrich: Seite 124, "Geschichte Württembergs"

    Ohne Zweifel um sich den Besitz Schwabens zu verschaffen, erhob sich gegen den neuen Herrscher im Jahre 890 in der Bodenseegegend ein natürlicher Sohn des verstorbenen Kaisers, Bernhard, welcher wohl die von seinem Vater angewiesenen Güter in Schwaben geerbt hatte. Er trat in Verbindung mit dem Linz- und Argengaugrafen Ulrich und dem Abte Bernhard von St. Gallen, mußte jedoch fliehen und wurde im Winter 891 auf 892 von Markgraf Rudolf von Rätien aus dem Wege geräumt, während Abt Bernhard seine Abtei und Ulrich einen Teil seiner Eigengüter in Schwaben und im Elsaß verlor.

    Hlawitschka Eduard: Seite 27-30,99,107, "Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte"

    KARL selbst hatte nur einen illegitimen Sohn, Bernhard, den ihm eine Konkubine niederer Herkunft geboren hatte [Zu Bernhards Abstammung vgl. Regino, Chron. ad 887, MG SS rer. Germ. Seite 128: ex pellice; Ann. Fuldens. ad 885 Seite 103: ex concubina. - Wenn E. Brandenburg, Die Nachkommen Karls d. Gr. (1935) Tafel 1, (V, 14a), KARL III. noch einen Sohn Karlmann zuweist, den ihm sogar Richgardis geboren haben soll und der freilich schon 876 verstorben sei, so verträgt sich dies in keiner Weise mit der Tatsache, daß Richgardis sich 887 erbot, ihre Jungfräulichkeit zu erweisen ( Regino, Chron. ad. 887 Seite 127). Vgl. auch den bis 881 nicht in Erfüllung gegangenen Wunsch Notkers des Stammlers nach ehelicher Nachkommenschaft des Kaisers; siehe unten Anm. 9. Mit dem 876 verstorbenen Karlomannus filius KAROLI der Ann. Alamannici ist vielmehr KARLS DES KAHLEN Sohn Karlmann gemeint; vgl. schon E. Dümmler, Gesch. d. ostfränk. Reiches II. Seite 359 Anm 1.]. Diesen gedachte er im Spätsommer oder Herbst 885 als haeredem regni post se constituere; et hoc, quia per se pose fieri dubitavit, per pontificem Romanum quasi apostolica auctoritate perficere disposuit. Aber dieser Plan schlug nach ausgiebigen am Hof abgehaltenen Beratungen, bei denen sich harter Widerstand von seiten der Bischöfe erhob [Die Ann. Fuld. sagen: Voluit (imperator) enim, ut fama vulgabat, quosdam episcopos inrationabilter deponere et Bernhartum filium suum es concubina heredem regni post se constituere. Die Zusammenhänge liegen hier offen auf der Hand. Warum sollte KARL wohl auch sonst an die Absetzung mehrerer Bischöfe zugleich denken? W. Schlesinger; Die Anfänge d. dt. Königswahl Seite 391 Anm. 45 (bzw. Wege I Seite 326 Anm. 45), bezweifelt dies, - meiens Erachtens zu Unrecht.], fehl: Der Papst, dem eine ähnliche legitimierende Rolle zugedacht war wie beim Thron- und Dynastiewechsel von 751 und der offenbar den im W-Reich seit KARL DEM KAHLEN spürbarer in den Vordergrund getretenen Krönungs- und Weihebrauch auch im Osten einführen sollte, starb auf dem Wege nach Frankfurt bzw. Mainz, wo dieser Akt stattfinden sollte.
    Jedoch in KARL III. hatte ARNULF einen mißgünstigen Onkel beschieden, der von vornherein seinen eigenen Sohn Bernhard als Nachfolger zu sehen gewünscht hatte und der ARNULF deswegen auch stets in seiner Wirksamkeit zu beschränken gewesen war.
    Bedenklich gegen diese Verbesserung muß vor allem stimmen, daß gerade im Sommer 890 Bernhard, der Sohn Kaiser KARLS III., von Rätien aus seinen Aufstandsversuch unternahm, wo er 891 schließlich auch erschlagen wurde; vgl. unten Seite 108. Eine Absendung des Churer Bischofs nach Valence, auch wenn dieser nicht mit Bernhard sympathisiert haben sollte - was gar nicht einmal feststeht -, konnte sich wohl ARNULF in deiser Situation kaum leisten.
    Das Scheitern dieser burgundisch-provencalischen Pläne muß für ARNULF um so bedauerlicher gewesen sein, als er schon im Sommer 890 im eigenen südwestlichen Herrschaftsgebiet, in Alemannien, einen Aufstand niederzuwerfen hatte, nämlich eine Erhebung Bernhards, des unehelichen Sohnes KARLS III. [BM² nr. 1847a; E. Dümmler, Gesch. d. ostfränk. Reiches III² Seite 341f. - Nach B. Berthold, Die Kirchenpolitik der deutschen Könige von Arnulf v. Kärnten bis zu Heinrich I. (Diss. Masch. Halle 1944) Seite 11ff., habe dieser Aufstand des Jahres 890 in Schwaben ARNULF bewogen, sich gegen den weltlichen Adel mehr und mehr auf die Kirche zu stützen, was schließlich - besonders für die Jahre 893 bis 895 - zu einem ganz engen Bündnis ARNULFS mit der Geistlichkeit (gegen den weltlichen Adel) geführt habe. Was man von einer solchen Ansicht zu halten hat, ist bereits von G. Tellenbach, Zur Geschichte Kaiser Arnulfs, in: HZ 165 (1942) Seite 239ff. (= Wege d. Forschung I Seite 145ff.), gegen J. Schur, Königtum und Kirche im ostfränkischen Reich vom Tode Ludwigs d. D. bis Konrad I. (1931) Seite 44f., dessen Thesen B. Berthold im wesentlichen zu rechtfertigen sucht, dargelegt worden. Ihre Argumente sind gegenüber G. Tellenbach jedenfalls nicht durchschlagend]. Alemannien blieb dadurch ein für seine Herrschaft unsicheres Land, zumal Bernhard zu entfliehen vermochte. Im Septenmber 891 konnte schließlich der aufständische Bernhard, der vielleicht eine Zeitlang bei Rudolf von Hochburgund oder auch bei WIDO VON ITALIEN Zuflucht gefunden hatte [Beachtlich ist immerhin, daß die Ann. Alamann. ad. 890, MG SS I Seite 52, in dunkler Kürze melden: Berenhart filius KAROLI vix de Retia evasit und daß der spätmittelalterliche Kompilator Gobelinus Person (1358-1421), dem heute verlorene Quellen zur Verfügung gestanden haben müssen, schreib: Postqiam ARNULFUS electus erat in regem, Bernhardus filius KAROLI GROSSI fugit in Italien ad WITTONEM, cui pars Italie commissa fuerat. Vgl. hierzu K. A. Kehr, Ein verschollenes karolingisches Annalenwerk, in: NA 28 (1903) Seite 330f.], vom Grafen Rudolf von Rätien aus dem Wege geräumt werden.

    Schieffer Rudolf: Seite 138,142, "Karl III. und Arnolf" in: Festschrift für Eduard Hlawitschka zum 65. Geburtstag

    Als sich diese Hoffnungen durch den Tod der jungen Könige (882/84) zerschlagen hatten und neben KARL überhaupt kein ehelich geborener Anwärter aus der stirps regia übrig zu sein schien, richteten sich die Pläne des Kaisers 885 zeitweilig auf den eigenen, illegitimen Sohn Bernhard, der im Vergleich mit ARNOLF jedoch den empfindlichen Mangel hatte, noch nicht erwachsen und überdies von einer namenlosen Mutter eindeutig während der Ehe KARLS mit Richgard zur Welt gebracht worden zu sein. So mag ein Teil der Widerstände, an denen das Vorhaben bald scheiterte, bereits in diesen Defiziten seinen Grund gehabt haben.
    Sein illegitimer Sohn Bernhard, der schon 885 als Nachfolgekandidat überspielt worden war, stand 890 im Mittelpunkt eines in den Zielen unklaren Aufstandes, zu dem sich geistliche und weltliche Große in Schwaben gegen ARNOLF verbanden. Mit Namen genannt sind Abt Bernhard von St. Gallen, der sein Amt vor Jahren vom alten Kaiser persönlich empfangen hatte und es nun als Rebell gegen den Nachfolger einbüßte, ferner ein Priester Isanrich, der enteignet wurde, sowie Udalrich, als Inhaber mehrerer alemannischer Grafschaften und Sohn eines nepos Ludwigs des Deutschen einer der Mächtigsten im Lande.
    Zu denen, die aus der Entwicklung Gewinn zogen, gehörte, soweit wir sehen, auch der rätische dux Rudolf, der den unglücklichen Prätendenten Bernhard gewiß mit Billigung ARNOLFS umbrachte,als er im Winter 891/92 nach zeitweiliger Flucht wieder im Alpenraum auftauchte. Rudolf entstammte dem WELFEN-Hause.

    Literatur:
    Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986, Seite 226,263,265 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 196,205,256 - Borgolte Michael: Karl III. und Neudingen. Zum Problem der Nachflgeregelung Ludwigs des Deutschen. Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 245-247,289,293,341-343 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 27-30,33,38,40, 53,68,99, 107,123,209 - Hlawitschka, Eduard: Nachfolgeprojekte aus der Spätzeit Kaiser Karls III., in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka, Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris, Seite 123-155 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 426,483 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 179,185,190 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 72,117 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 78,80,84 -

    Gestorben:
    erschlagen



Generation: 4

  1. 14.  Ludwig IV. Graphische Anzeige der Nachkommen (9.Arnulf3, 6.Karlmann2, 1.Ludwig1) wurde geboren in 893 in Altötting [84503],Altötting,Bayern,Deutschland; gestorben in Sep 911 in Frankfurt am Main [60311],Hessen,Deutschland; wurde beigesetzt in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 900-911, Ostfrankenreich; Ostfränkischer König

    Notizen:

    Ludwig IV. Ostfränkischer König (900-911)
    Herbst 893 (Alt-)Oetting - 20./24.9.911 Frankfurt Begraben: St. Emmeram, Regensburg

    Einziger Sohn des Kaisers ARNULF von Kärnten und der KONRADINERIN Oda

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 2172

    Ludwig IV. das Kind, ostfränkischer König
    * wohl Sept./Okt. 893 Alt-Ötting, + 20. oder 24. September 911 Frankfurt Begraben: Regensburg, St. Emmeram

    Der einzige Sohn Kaiser ARNULFS von Kärnten aus gültiger Ehe wurde am 4. Februar 900 zu Forchheim zum König erhoben. Seine Krönung ist die erste gesicherte Königskrönung der ostfränkisch-deutschen Geschichte. Im März 900 nahm er die Huldigung der lothringischen Großen entgegen. Trotz seines kindlichen Alters blieb Ludwig das Kind der Mittelpunkt des staatlichen Lebens. In seinem Namen wurden die Reichsversammlungen von 901 (Regensburg), 903 (Forchheim) und 906 (Tribur) durchgeführt. Der Schwerpunkt seiner Herrschaft lag eindeutig in den südlichen Stammesherzogtümern, zunächst in Bayern, später in Franken. Eine eigenständige Regierung vermochte das stets kränkelnde Kind aber nicht zu verwirklichen. Die Herrschaft ging auf Adel und Episkopat über. Entscheidende Berater waren Erzbischof Hatto von Mainz und Bischof Salomo von Konstanz. Die Schwäche der Zentralgewalt begünstigte das Wiedererstarken der früheren Mittelgewalten der Herzogtümer, die sich als "jüngere" Stammesherzogtümer erneut als Kräfte des Verfassungslebens verfestigten. Dazu trug auch die äußere Bedrohung durch die Ungarn bei, zu deren Abwehr das Königtum außer der Niederlage auf dem Lechfeld 910 keinen nennenswerten Beitrag leistete. Mit dem glücklosen Ludwig IV. dem Kind erlosch die ostfränkische Linie der KAROLINGER.

    Literatur:
    ADB XIX, 451-455 - NDB XV, 329-331 - G. Tadde, Lex der dt. Gesch., 1977, 744 - Dümmler² III - P. Kehr, Die Kanzlei L.s d. K.es, 1940 - H.-W. Goetz, Dux und ducatus, 1977 - H. Beumann, Die Einheit des ostfrk. Reichs und der Ks.gedanke bei der Kg.serhebung L.s d. K.es (Adipl 23, 1977) 142-163 [Lit.] -

    Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 494

    Ludwig IV., das Kind, ostfränkischer König
    * Herbst 893 Oettingen + 24.9.911 Regensburg Begraben: St. Emmeram, Regensburg

    900 in der Pfalz Forchheim zum König im O-Frankenreich gewählt, kurz darauf zum König von Lothringen.
    Die Regierung führten für ihn Hatto I., Erzbischof von Mainz und andere Bischöfe.
    In dieser Zeit konnte sich das jüngere Stammesherzogtum durchsetzen.
    Lothringen sagte sich nun vom Reich los und schloß sich 911 dem W-Frankenreich an.
    Hielt sich oft in Regensburg auf, wo er 12 von 72 Urkunden ausstellte.

    Literatur:
    ADB 19; BWB 2; S. Rösch, Caroli Magni Progenies, 1977; W. Giesebrecht, Gesch. d. dt. Kaiserzeit 1, 1888.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 460, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VI. Generation 25

    Zu Ludwig IV. jetzt grundlegend Schieffer (wie oben Anm. VI, 22) 75ff. Ludwigs Regierungsantritt in O-Franken läßt sich danach genau auf 900 II 4, der in Lothringen (wie Schieffer eindrucksvoll zeigt, ist er staatsrechtlich vom ersteren klar zu trennen) auf den März des Jahre 900.

    Rappmann Roland/Zettler Alfons: Seite 433, "Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter"

    LUDWIG DAS KIND
    + 24.9.(?)911

    Necr. B 24.9. "Ludouuicus rex", König des Ostfränkischen Reiches 900-911

    Literatur:
    ADB 19 Seite 451ff.; BM² 1983d-2070b; Dümmler, Geschichte des Ostfränkischen Reiches 3 Seite 495ff.; Werner, Nachkommen Seite 460 Nr. 25 und Tafel VI/25; Die Klostergemeinschaft von Fulda 2,1 Seite 324 K 18; Biographisches Wörterbuch 2 Spalte 1715. Zum Todestag: Dümmler, ebd. 3; Seite 559 Anmerkung 3; BM² 2070b.

    Das Verhältnis Ludwigs, Sohn Kaiser ARNULFS von Kärnten, zum Kloster Reichenau, ist entscheidens durch den Reichenauer Abt und Mainzer Erzbischofs Hatto bestimmt worden. Hatto, der bereits unter ARNULF großen Einfluß auf dessen Regierungsangelegenheiten hatte und sogar Taufpate Ludwigs des Kindes war, übernahm nach dem Regierungsantritt des jungen Königs im Jahr 900 faktisch die Regierungsgeschäfte. Aus der kurzen Regierungszeit Ludwigs sind uns zwei Urkunden des Königs für das Inselkloster erhalten, in denen er unter anderem Immunität und freie Abtswahl bestätigte; vgl. D LdK 69; BM² 2059; Brandi, Urkundenfälschungen Seite 6 bzw. Seite 118 Nr. 48; vgl. auch ebd. Seite 6 bzw. Seite 117 Nr. 47 und Beyerle, Von der Gründung Seite 112/6. Über den Todestag Ludwigs gibt es verschiedene Angaben in den Necrologien, die teilweise aber auf Verwechslungen mit König Ludwig dem Jüngeren beruhen. Die in BM² 2070b versuchte paläographische Handklassifizierung des Reichenauer Necrologs hat sich als unzutreffend herausgestellt.

    Ludwig IV. war erst 6 Jahre alt, als er die Nachfolge seines Vaters antrat. Der ostfränkische Episkopat und weltliche Große erhoben ihn am 4.2.900 in Forchheim zum König. Die Regentschaft übernahm Erzbischof Hatto von Mainz und Bischof Salomo III. von Konstanz. Unter seiner Herrschaft erstarkten die im Abwehrkampf gegen die Ungarn mächtig gewordenen Stammesherzogtümer weiter.

    Mit Ludwig IV. starb die ostfränkische Linie der KAROLINGER aus.

    Jaeckel, Gerhard: Seite 40, "Die deutschen Kaiser. Die Lebensgeschichten sämtlicher Monarchen von Karl dem Großen bis Wilhelm II."

    LUDWIG IV. DAS KIND 899-911

    Vor seinem Tode hatte Kaiser ARNULF die geistlichen und weltlichen Großen auf seinen 893 in Altötting geborenen einzigen ehelichen Sohn von der Kaiserin Ota vereidigt. Zur Regentschaft bestimmte er Erzbischof Hatto von Mainz und Bischof Salomo von Konstanz, zum Erzieher den Bischof Albero von Würzburg. Weltlicher Vormund wurde Konrad von Hessen und Niederlahnstein, ein Verwandter Otas und wiederum mit deren Tochter Glismut, also einer Schwester des jungen Ludwig verheiratet. Am 4. Februar 900 wurde Ludwig das Kind in Forchheim feierlich gekrönt, gesalbt und mit einem Königsmantel bekleidet.
    Neben diesen mächtigen und ehrgeizigen Regenten spielte Ludwig nur als Symbol für die Einheit des O-Fränkischen Reiches eine Rolle. Und um diese Einheit war es schlecht bestellt. Schon seit den Bruderkämpfen der Söhne LUDWIGS DES FROMMEN war das karolingische Herrschaftsprinzip, nach dem Königslehen mit dem Erlöschen des damit verbundenen Amtes oder dem Tod des Lehensträgers an den König und das Reich zurückfielen, immer mehr aufgeweicht worden. Lehen wurden erblich und gingen in das Eigentum der Grafen über, aus Lehnsgrafen wurden feudale, dem Monarchen nur noch durch Treueid verpflichtete Grundherren. Die mächtigsten und vornehmsten Grafen schwangen sich zu Herzögen auf und die alten, von KARL DEM GROSSEN abgeschafften Stammesherzogtümer erstanden wieder, zuerst Sachsen und Thüringen. Gegen diese Entwicklung stemmtem sich dei Bischöfe, die für den Besitz der Kirchen und Klöster fürchteten. Ein geistlicher Chronist spricht von "Ludwig, unter dem alle Güter friedlos wurden". Ihrerseits benutzten die geistlichen Regenten Hatto von Mainz und Salomo von Konstanz ihre Stellung, um ihrer Verwandtschaft große erbliche Besitztümer auf Kosten des Reichsgutes zu verschaffen.
    Während an der SO-Grenze des Reichs die Ungarn zu einer gefährlichen Bedrohung wurden, führten Ludwigs Verwandte, die KONRADINER, vier Jahre lang eine blutige Privatfehde mit den am oberen Main begüterten POPPONEN, deren Stammburg auf dem Babemberg lag, dem späteren Domberg in Bamberg. Die "Babenberger Fehde" wurde erst 906 durch königliches Heeresaufgebot zugunsten der KONRADINER entschieden, der POPPONE Graf Adalbert hingerichtet.
    Im gleichen Jahr streiften die Ungarn bis nach Sachsen, ein Jahr darauf fiel Markgraf Luitpold von Kärnten im Kampf gegen die Eindringlinge, 909 drangen sie bis nach Schwaben vor. Die Abwehr blieb den betroffenen Stämmen überlassen, deren Große dadurch noch mächtiger und selbstbewußter wurden. Erst 910 kam endlich ein Reichsaufgebot zustande, das mit dem 17-jährigen König Ludwig IV. an der Spitze den Ungarn entgegentrat. Auf dem Lechfeld bei Augsburg wurde er vernichtend geschlagen.
    Nach dieser Schlacht gibt es nur noch wenige Nachrichten über den König. Im Oktober 910 erscheint sein Name auf einer Forchheimer Urkunde, im Juli 911 zum letztenmal auf einem Frankfurter Dokument. Er starb im Alter von nur 18 Jahren am 20. August 911 "siechen Körpers und einer frühzeitigen Auflösung erliegend" an unbekanntem Ort. In St. Emmeram bei Regensburg soll er angeblich neben seinem Vater Kaiser ARNULF beigesetzt worden sein. Er war als ostfränkischer König nach Ludwig III. dem Jüngeren, dem zweiten Sohn Ludwigs des Deutschen, der vierte dieses Namens, wurde jedoch nicht zum Kaiser gekrönt, so daß später Kaiser LUDWIG DER BAYER ebenfalls als LUDWIG IV. bezeichnet wurde
    [Richtig ist, daß LUDWIG DER BAYER als vierter seines Namens Römischer Kaiser wurde nach LUDWIG I. DEM FROMMEN, LUDWIG II. (+ 875) und LUDWIG III. DEM BLINDEN von Burgund.].

    Hartmann Wilfried: Seite 90-94, „König Ludwig IV. das Kind“ in Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern, Hg. Karl Rudolf Schnith

    Die erstaunliche Tatsache, dass der erst gut 6-jährige Sohn ARNULFS knapp zwei Monate nach dem Tode seines Vaters einmütig zum König der O-Franken erhoben wurde, zeigt, dass die Regionen dieses Reiches in den Jahrzehnten seit 843 ein hohes Maß an Zusammengehörigkeitsgefühle entwickelt hatten. Die Schwäche des minderjährigen Königs sollte behoben werden durch seine Krönung, die wahrscheinlich Erzbischof Hatto von Mainz durchführte. Es war dies die erste Krönung eines ostfränkischen Königs; während Krönungen im W-Frankenreich und auch in Lotharingien bereits früher vorgenommen worden waren, um schwache Herrscher zu stützen.
    Der junge König konnte die Regierungsgeschäfte anfangs natürlich nicht selbständig führen, auch wenn diese Fiktion aufrechterhalten wurde; so hat Ludwig eigenhändig mit seiner Kinderhand den Vollzugsstrich in das Königsmonogramm der in seinem Namen ausgestellten Urkunden eingetragen. Die wirkliche Regierung lag in den Händen eines Regentschaftsrats; für eine vormundschaftliche Regierung besaß das Frühmittelalter keine anerkannten Rechtsregeln. Wenn keine ostfränkische Adelsgruppe daran dachte, einen auswärtigen KAROLINGER (etwa den W-Franken Karl den Einfältigen oder den Burgunder LUDWIG) einzuladen, die Herrschaft im O-Reich anzunehmen, so ist auch das ein Ausdruck des inzwischen gewachsenen Eigenbewußtseins dieses Reiches. Das Zusammengehörigkeitsgefühl der ostfränkischen Stämme manifestiert sich auch darin, dass sich eine ganze Reihe von wichtigen Repräsentanten der Regionen am Hof Ludwigs einfand, um als Intervenienten seiner Urkunden und als Ratgeber an der Regierung des Landes mitzuwirken. In erster Linie sind hier neben Hatto von Mainz die Brüder Salomo III. von Konstanz und Waldo von Freising zu nennen; aber auch weltliche Große aus Franken, Bayern und Sachsen waren am Hof anzutreffen, so dass man sagen konnte, "sogar der unmündige und ohnmächtige König" habe sich "noch als Klammer der Großen in Nord und Süd" erwiesen (J. Fleckenstein).
    Der Hof scheint sich bis 907 bevorzugt in Bayern, besonders in Regensburg, der wichtigen Residenz Ludwigs des Deutschen und ARNULFS, aufgehalten zu haben. Dann - sporadisch bereits seit 905, dauernd seit 907 - tritt das Rhein-Main-Gebiet in den Vordergrund, wo Frankfurt, Tribur und Ingelheim als Aufenthaltsorte bezeugt sind. Einige Male ist der König auch in der Pfalz Bodman in Alemannien nachweisbar; hier war er in der Nähe von Bischof Salomo III. von Konstanz (890-919), der seit 909 die Kanzlei leitete.
    Das Maingebiet war in den Jahren bis 906 der Schauplatz heftiger Kämpfe, die von den mächtigen ostfränkischen Adelsfamilien der BABENBERGER und der KONRADINER vielleicht geführt wurden, um sich einen möglichst günstigen Ausgangspunkt für die Zeit nach Ludwig zu schaffen. Die BABENBERGER hatten unter Ludwig dem Jüngeren und KARL III. ihren wichtigsten Repräsentanten in Graf Heinrich, dessen kriegerische Tüchtigkeit sich in mehreren Schlachten gegen die Normannen bewährt hatte. Nachdem er im Sommer 886 vor Paris gefallen war, versuchten seine Söhne Adalbert, Adalhard und Heinrich II. die Position der Familie auszubauen. Ihre Hauptgegner waren die KONRADINER, die unter ARNULF zahlreiche Vorteile erreichen konnten, weil ARNULFS Frau Oda aus dieser Familie kam. Nach ARNULFS Tod kam es zu Kämpfen, in deren Verlauf Heinrich II. fiel und Adalhard gefangengenommen wurde. Nachdem der KONRADINER Eberhard an seinen Wunden verstorben war, ließen die KONRADINER den gefangenen Adalhard enthaupten (902/03). Ein Urteil von Großen aus Franken, Schwaben, Bayern, Thüringen und Sachsen übertrug den Besitz der toten babenbergischen Brüder an den König, der ihn an den konradinischen Bischof Rudolf von Würzburg weitergab.
    Nachdem 906 Graf Konrad der Ältere in einer Schlacht gegen Adalbert gefallen war, konnte Adalbert auf einem neuen Kriegszug durch eine List gefangengenommen werden. Ein Adelsgericht verurteilte ihn zum Tode; das Urteil wurde auch auf Betreiben Konrads des Jüngeren, des späteren Königs KONRAD I., vollstreckt. Dieser hatte sich mit seinem Vorgehen den Weg zum Königtum erkämpft; die BABENBERGER waren jetzt trotz ihrer Verwandtschaft mit den KAROLINGERN und den sächsischen LIUDOLFINGERN ausgeschaltet.
    Die zentrifugalen Tendenzen, die sich immer stärker bemerkbar machten, wurden durch die äußere Bedrohung verstärkt, die ein rasches Handeln der Machthaber an den Grenzen des Reiches erforderte. Die größte Bedrohung ging von den Ungarn aus, die seit dem Jahr 900 immer wieder den deutschen SO verwüsteten. Nachdem sie 905/06 den alten Gegner des O-Fränkischen Reiches, das Großmährische Reich, zerschlagen hatten, drangen sie 906 bis nach Sachsen vor. Markgraf Liutpold von Bayern versuchte im kommenden Jahr, durch einen Präventivschlag die Ungarn zu treffen, nachdem die Bayern schon 903 ein gemeinsames Gastmahl mit den Ungarn zu einem Massaker an diesen ausgenützt hatten. Der Feldzug, den Liutpold nach O führte, endete bei Preßburg mit einer verheerenden Niederlage; nicht nur der Markgraf selbst, sondern auch eine ganze Reihe von geistlichen und weltlichen Großen Bayerns, darunter Erzbischof Theotmar von Salzburg, fielen im Kampf. Merkwürdigerweise bedeutete aber diese Niederlage nicht das Ende der Machtstellung der LIUTPOLDINGER in Bayern; vielmehr scheint Liutpolds Sohn Arnulf von Anfang an eine vom Königtum unabhängigere Stellung angestrebt und erreicht zu haben. Vielleicht gab es kurz nach 907 bereits Abmachungen der Bayern mit den Ungarn, die in den folgenden Jahren 909 und 910 vor allem Schwaben heimsuchten. Im Sommer 910 versuchte der junge König selbst, sich den Ungarn auf dem Lechfeld entgegenzustellen; er erlitt eine schwere Niederlage, die sein Königtum aufs äußerste gefährdete.
    Ein Jahr später ist der kränkelnde junge Mann gestorben. Die Tatsache, dass keine zeitgenössische Quelle den Sterbeort und die Grabstätte Ludwigs des Kindes verzeichnet, muß als Hinweis darauf gelten, dass er sich nicht in das Bewußtsein seiner Nachwelt eingeprägt hat.
    In St. Emmeram in Regensburg, wo er nach einer zuerst im 12. Jahrhundert greifbaren Tradition beigesetzt sein soll, ist sein Todestag völlig falsch überliefert (nämlich der 21.1., der Tag, an dem Ludwig der Jüngere starb). Dies ist ein ziemlich starkes Argument dagegen, dass Ludwig das Kind in St. Emmeram begraben ist, denn das Mittelalter pflegte sich den Tag des Todes genau zu merken, da dieses Datum als Geburtstag zum ewigen Leben als das wichtigste Datum im Leben eines Menschen angesehen wurde.

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    In O-Franken war 899/900 nach dem Tode Kaiser ARNULFS eine Situation eingetreten, die man seit den späten MEROWINGERN nicht mehr gekannt hatte. Der junge König Ludwig war ein anfangs 6-jähriges Kind, offenbar von Natur kränklich und zu eigenständigem Handeln nicht imstande, auch wenn das hergebrachte Zeremoniell der Reichsversammlungen und Urkundenausstellung dies überspielte. Macht und Verantwortung mußten auf Jahre an die geistlichen und weltlichen Großen übergehen, die durchweg im Königtum weiterhin ihren legitimierenden Rückhalt sahen, aber von dort nicht länger in ihren Positionskämpfen gehemmt wurden, sondern eher versucht waren, die Königsautorität als Waffe gegeneinander zu machen. Sie fühlten sich im übrigen zur Bündelung und Anspannung aller verfügbaren Kräfte unter ihrer Führung vielfach auch dadurch herausgefordert, dass kurz nach dem Verschwinden der Normannengefahr die neue, unberechenbare Bedrohung durch die Ungarn über O-Franken hereinbrach, die fraglos einen tatkräftigeren König überfordert hätte. Auf den Spuren der Hunnen und der Awaren, mit denen sie in den lateinischen Quellen gern identifiziert werden, waren diese berittenen Nomaden aus dem Wolgaraum in die Donau/Theiß-Ebene des alten Pannonien vorgestoßen und machten sich von dort aus bald durch rasche, nach W gerichtete Beutezüge über weite Entfernungen bemerkbar. 899/900 fielen sie in großer Zahl plündernd in Oberitalien ein, nachdem König BERENGARS Abwehr in Friaul gescheitert war. Aber auch Bayern mit Karantanien und der Ostmark wurden seitdem von ihnen heimgesucht, das innerlich geschwächte Mährerreich wurde 906 zerschlagen. Hatte noch ARNULF 892 eine ungarische Reiterschar gegen Swatopluk zu Hilfe genommen, so standen 902 Bayern und Mährer in gemeinsamen Kampf gegen die Heiden.
    Bestimmend an Ludwigs Königshof blieben jene Kreise, die bereits in ARNULFS Gunst gestanden hatten. Unter den Vertretern des Episkopats tritt weniger der wieder amtierende Erzkapellan Theotmar von Salzburg als der von ARNULF eingesetzte Mainzer Erzbischof Hatto hervor, der in einem Schreiben nach Rom über den Thronwechsel von 900 berichtete, offenbar noch in der trügerischen Hoffnung, einen "ostfränkischen Anspruch auf die Kaiserwürde" (H. Beumann) retten zu können. Zur informellen Regentschaft ist gewiß auch Bischof Adalbero von Augsburg zu zählen, der als "Erzieher" des Königs genannt wird, sowie Bischof Salomon III. von Konstanz, seit 909 mit dem zuvor vakant gebliebenen Titel des Kanzlers. Im Kreise der großen Familien gaben nun erst recht die unter ARNULF aufgestiegenen KONRADINER den Ton an, die sich in Hessen, aber nicht in Thüringen gegen die sächsischen LIUDOLFINGER behaupteten und in Mainfranken seit 902 im Namen des Königs eine blutige Fehde mit den BABENBERGERN ausfochten; dass Graf Konrad der Ältere dabei 906 den Tod fand, zog alsbald die Gefangennahme und Hinrichtung des letzten BABENBERGERS Adalbert nach sich, womit der Weg frei war für den jüngeren KONRAD, den nachmaligen König, der fortan als dux in Rhein- und Mainfranken waltete. Einen weiteren Zugewinn hatte sein Haus schon etwa 902 zu verzeichnen gehabt, als Konrad des Älteren Bruder Gebhard zum Statthalter in Lotharingien mit der urkundlichen Bezeichnung als dux regni quod a multis Hlotharii dicitur eingesetzt worden war, neben dem freilich auch der einheimische Graf Reginar seine Position wahrte. Als "königsnaher" Magnat hat ferner Liutpold in Bayern zu gelten, der angesichts der bedrohten Grenzen zu vermehrten Machtmitteln und erhöhten Befugnissen gelangte und 903 als dux Boemanorum von der Königskanzlei tituliert wurde. Immerhin mehrfach am Hof bezeugt, freilich ohne Kennzeichnung als dux, ist der LIUDOLFINGER Otto der Erlauchte, der im angestammten Sachsen 906 einen ersten Einfall der Ungarn hinnehmen mußte, und schließlich fehlen in Ludwigs Umgebung auch nicht der thüringische Markgraf Burchard (908 mit dux-Titel) sowie ein weiterer Burchard, der als Markgraf in Rätien den ersten Rang bei den Alemannen beanspruchte, aber 911 der Wut seiner Gegner zum Opfer fiel. Die historische Forschung erkennt in diesen Männern die Repräsentanten der heraufziehenden nach-karolingischen Mittelgewalten, die in allmählicher Annäherung an ältere Stammes- und Rechtsgebiete als Herzogtümer zum tragenden Grund des OTTONEN-Reiches wurden. Eben in der Zeit des ostfränkischen Kinderkönigtums nehmen sie einen entscheidenden Entwicklungsfortschritt.
    Zum äußeren Wendepunkt der Regierungszeit Ludwigs des Kindes wurde der Sommer 907, als der Versuch offensiver Ungarnabwehr an der Donau scheiterte und ein stattliches bayerisches Aufgebot am 4.7. vor Preßburg eine verheerende Niederlage erlitt; Liutpold als Anführer kam ebenso ums Leben wie der Erzkapellan Theotmar von Salzburg und zwei weitere Bischöfe neben vielen anderen Großen. Das bayerische Ostland, einst von KARL DEM GROSSEN den Awaren abgerungen, war nach diesen Einbußen nicht mehr zu halten, und Bayern selbst geriet in eine exponierte Position, deren Stabilisierung nach dem Willen der Überlebenden Liutpolds Sohn Arnulf zufiel. Während er sich bald schon als dux Baioariorum et etiam adiacentium regionum nannte, ist Ludwigs Königshof seither nicht mehr im väterlichen Kernland Bayern nachzuweisen, sondern hielt sich im konradinischen Franken sowie in Schwaben auf. Ein ähnlich vernichtender Schlag durch die Ungarn traf übers Jahr Thüringen, wo der Markgraf Burchard wie auch Bischof Rudolf von Würzburg, der KONRADINER, bei der Abwehr fielen und fortan die sächsischen LIUDOLFINGER ihre Macht ausweiten konnten. 909 und abermals 910 suchten die Ungarn, Bayern durchquerend, mit Raub und Brand Alemannien heim, und dort am Lech geschah es zum einzigen Mal, dass ihnen König Ludwig selbst an der Spitze eines Heeres aus Schwaben, Franken und Bayern entgegentrat. Er wurde genauso geschlagen wie andere vor ihm und verlor auf dem Schlachtfeld wiederum einen wichtigen Helfer: den KONRADINER Gebhard, dux in Lotharingien. Da die erneute Besetzung seines Amtes von auswärts nicht zustande kam, rückte Reginar, der Enkel LOTHARS I. und Graf im Maasgau, bis Mitte 911 (wieder) in die Rolle des anerkannt führenden Magnaten im alten Lothar-Reich ein. Man sieht, wie mit dem Schwinden der Kraft von König und Hof zur Verteidigung nach außen ein Verfall ihrer personellen und integrierenden Wirksamkeit nach innen einherging.


    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 15,22-25,29,46 - Althoff Gerd: Otto III. Primus Verlag Darmstadt 1997, Seite 133 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 15,18,19,26,28,33-37,39,60,78 Anm.190 - Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 54,75,132 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite11,19-21,27, 44,89,127 - Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986, Seite 29-31,34, 57,147,171,204,268 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 77,133,181,203,206,211 - Deutsche Geschichte Band 1 Von den Anfängen bis zur Ausbildung des Feudalismus Mitte des 11. Jahrhunderts. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1982, Seite 262-364,372,374-376 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 362, 400,456,493-558,681 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 113,119,120 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 21,24 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989, Seite 29,43,254,257 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seite 76,154 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 92,103,114,121, 156,170,180-182,185-199,201,210,214,235,239,241 - Hlawitschka, Eduard: Vom Frankenreich zur Formierung der europäischen Staaten- und Völkergemeinschaft 840-1046, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1986 - Hlawitschka, Eduard: Vom Frankenreich zur Formierung der europäischen Staaten- und Völkergemeinschaft 840-1046, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1986 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971, Seite 18, 29,38-43,46-48,51,59,70,280 - Jaeckel, Gerhard: Die deutschen Kaiser. Die Lebensgeschichten sämtlicher Monarchen von Karl dem Großen bis Wilhelm II., Weltbild Verlag Augsburg, Seite 40 - Mitterauer Michael: Karolingische Markgrafen im Südosten. Archiv für österreichische Geschichte Band 123. Hermann Böhlaus Nachf./Graz-Wien-Köln 1963, Seite 191,194,206,236,242 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 181,300,390,407,423,433,443 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 292 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 190-192,194-198,200,227 - Schmid Alois: Das Bild des Bayernherzogs Arnulf (907-937) in der deutschen Geschichtsschreibung von seinen Zeitgenossen bis zu Wilhelm von Giesebrecht. Verlag Michael Lassleben Kallmünz 1976, Seite 20,26,44,68,84,87,98,102,103, 108,109,161,186,191,194,195,198,207,216,221,231,236 - Schulze, Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 116-119,131,1476,198 - Weinfurter Stefan: Die Salier und das Reich Band 1-3. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1991, Band I, Seite 222,375; Band II, Seite 49; Band III, Seite 10,486 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 463,477,479 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co.,Stuttgart 1981, Seite 19,53,61 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 29,33,41 -

    Neue Deutsche Biographie - Ludwig das Kind

    ostfränkischer König, * (wohl Sept./Oktober) 893 (Alt-)Ötting, † (wohl 24.9.) 911 (Frankfurt?), ⚰ wohl Regensburg, Sankt Emmeram.

    L. war Arnulfs einziger Sohn aus vollgültiger Ehe. Als seine Taufpaten sind EB →Hatto I. von Mainz (891–913) und der Bischof Adalbero von →Augsburg (887–909) bezeugt, Adalbero auch als Erzieher. Arnulf, der seinen Friedelsohn Zwentibold 895 zum König in|Lothringen eingesetzt hatte, ließ 897, einer freilich späten Nachricht zufolge, wohl im Mai auf der Wormser Reichsversammlung, sich selber und L. „von allen“ einen Treueid leisten. Der Sechsjährige wurde gemäß diesem Willen des Vaters zwei Monate nach dessen Tod am 4.2.900 in Forchheim zum König ausgerufen und gekrönt. Es ist in der ostfränk.-deutschen Geschichte die erste gesicherte, freilich nur summarische Nachricht von einer Krönung. Die Vermutung liegt nahe, daß EB Hatto als Coronator waltete, der damit die Kontinuität des aus Rhein- und Mainfranken, Schwaben, Bayern, Thüringen und Sachsen bestehenden Ostreiches sichern wollte. Jedenfalls war er es, der über diesen Thronwechsel alsbald dem Papst (Johann IX. oder Benedikt IV.) berichtete (GP IV 71 n. 54), anscheinend in der Absicht, dem Sohn Arnulfs auch den Weg zur Kaiserwürde offenzuhalten.

    Fast gleichzeitig brach in Lothringen ein Aufstand gegen Zwentibold aus. L. wurde ins Land gerufen, nahm im März 900 zu Diedenhofen die Huldigung der lothring. Großen entgegen, begab sich im April nach Aachen und erschien im selben Jahr nochmals im Westen, wo der Tod Zwentibolds (13.8.900) den Wirren ein Ende setzte. Somit war, ohne ernstliche Krise, das Ostfränk. Reich wieder in dem Umfang vereinigt, der seit 879 bestandenhatte.

    Daß der König ein Kind war, wurde im einfachen Rechtsdenken der Zeit schlichtweg ignoriert. Eine Regentschaft im rechtlichen Sinne gab es nicht, L. galt als selber regierend, die Reichsversammlungen – Regensburg 901, Forchheim 903, Tribur 906 – galten als von ihm einberufen und geleitet. Person und Hof selbst dieses schwachen Königs stellten immer noch den Angelpunkt der politischen Ordnung dar. Die Urkunden wurden auf seinen Namen ausgestellt und von ihm selber mit dem Vollziehungsstrich versehen. Es sind 78 in der Substanz echte (freilich nicht immer im Text vollständige) Diplome erhalten (dazu 7 spätere Fälschungen und 10 mit hinreichender Sicherheit erschließbare Deperdita). Die Empfänger verteilen sich auf alle Länder von Bayern bis Sachsen und Lothringen, freilich ungleichmäßig, mit besonderen (aber vielleicht nur zufälligen) Schwerpunkten bei Eichstätt und St. Gallen. Die Kanzlei Arnulfs unter der nominellen Aufsicht des Salzburger Erzbischofs als des archicappellanus (Theotmar, † 907, dann Pilgrim) blieb weiter tätig, von Anfang 909 an geleitet von dem Bischof Salomon III. von Konstanz (890–919) als cancellarius. Die Diplome für lothring. Empfänger wurden dagegen, wie in Zwentibolds Jahren, weiterhin auf den Namen des EB Ratbod von Trier als des archicancellarius beglaubigt und meist auch in dessen – ebenfalls fortbestehender – Trierer Sonderkanzlei ausgefertigt. Lothringen behielt im übrigen auch politisch eine Sonderstellung. L. nahm nach 900 nur noch dreimal – 902, 906, 908 – jeweils sehr kurzen Aufenthalt in diesem Lande (Metz, Aachen), dessen Große allem Anscheine nach auch ihrerseits nicht an den ostfränkischen Reichsversammlungen teilnahmen. Der Königshof residierte im übrigen nur im Süden, bis 907 besonders in Bayern (Regensburg), dann mit Vorzug in Franken (Frankfurt, Tribur, Ingelheim, Forchheim).

    Von eigener Regierungstätigkeit, an der sich biographische Züge ablesen ließen, kann bei dem jungen, offenbar stets kränkelnden L. keine Rede sein. Den Bischöfen Hatto, Adalbero und Salomon wuchs eine Autorität zu, die einer faktischen Regentschaft oft nahekam, aber neben ihnen und weiteren Bischöfen begegnen am Hofe L.s – nach Ausweis der Urkunden nicht selten in großer Zahl – auch weltliche Große, so daß im ganzen eher von einem Adelsregiment als von einer Regentschaft gesprochen werden muß. Zu dieser Schwäche der Zentralregierung kam eine neue, sprunghaft ansteigende Bedrohung von außen. Die Ungarn suchten seit 899/900 Italien heim, worin wohl auch ein Grund dafür zu sehen ist, daß Kaiserpläne L.s, wenn sie bestanden, vollends unrealisierbar wurden; statt seiner wurde Anfang 901 Ludwig von Niederburgund von Benedikt IV. gekrönt. Die Ungarn beunruhigten seit 900 auch den bayer.-slaw. Südosten. Die Zerschlagung des Großmähr. Reiches (905/06) öffnete ihnen den Weg in die Reichsländer; 906 erschienen ihre berittenen Pfeilschützen erstmals in Sachsen.

    Das Machtvakuum im Innern und die zu rascher militärischer Reaktion zwingende äu-ßere Gefährdung förderten in steter Wechselwirkung den längst (und allenthalben im Frankenreich) im Gang befindlichen Aufstieg landschaftlicher Mittelgewalten, in denen sich die Herzogtümer des deutschen Mittelalters anbahnten. Der Aufstieg der schon von Arnulf geförderten rheinfränk. Konradiner schritt unter L. voran. Sie setzten sich in Hessen durch und standen in Mainfranken den Popponen-Babenbergern gegenüber. In Lothringen wurde der Konradiner Gebhard als Amtsherzog eingesetzt, doch behauptete hier auch der Henne- und Haspengaugraf Reginar|eine starke Stellung. Mit den Babenbergern aber trugen die Konradiner, gestützt auf die Reichsgewalt, von 902 an eine blutige Fehde aus, die 906 zum Tode des älteren Konrad (bei Fritzlar) führte, dann jedoch in Theres am Main mit der Gefangennahme und Hinrichtung des letzten Babenbergers Adalbert endete. Seitdem nahm der jüngere Konrad (L.s Nachfolger als König) in Rhein- und Mainfranken die Vormachtstellung eines dux ein. Am Widerstande innerschwäb. Gegner, aber ohne erkennbare Beteiligung des Königshofes, scheiterte 911 mit dem gewaltsamen Ende des hunfriding. Mgf. Burchard und seines Bruders Adalbert der erste Ansatz zu einer schwäb. Herzogsmacht. In steter Fühlung mit dem Hofe L.s stand dagegen der gleichfalls schon bei Arnulf sehr angesehene bayer. Magnat Liutpold, der mehrere Grenzgrafschaften befehligte und sogar als dux Boemannorum bezeichnet wird. Sein Versuch, der Ungarngefahr offensiv zu begegnen, endete am 5.7.907 bei Preßburg mit einer Katastrophe des bayer. Heerbanns; Liutpold selber und der Erzkaplan Theotmar von Salzburg waren unter den Toten; die karoling. Ostmark an der Donau, für die eben noch (903/06) die Raffelstettener Zollordnung erlassen worden war, brach zusammen. Im gefährdeten Bayern aber festigte und verselbständigte sich eben jetzt die Herzogsgewalt: Mit dem Willen des Stammesadels und sichtlich ohne Beziehung zum Hofe L.s (der seitdem nicht mehr mit Sicherheit in Bayern nachweisbar ist) folgte Liutpolds Sohn Arnulf als faktisch autonomer Herzog. Im Ungarnkampfe fiel am 3.8.908 auch der noch von Arnulf eingesetzte und dem Hofe L.s verbundene thür. Mgf. Burchard. Thüringen kam in den Einflußbereich der Liudolfinger – Ottos und seines Sohnes Heinrich – deren Vorrang in Sachsen längst gefestigt und vom König anerkannt war.

    Die Ungarnwelle erreichte nach diesen Schlägen einen ersten Höhepunkt. Sie ergoß sich 909 nach Schwaben. Trotz eines Abwehrsieges des Hzg. Arnulf an der Rott stießen ihre Raubscharen im nächsten Jahre durch Bayern vor. Wohl im Sommer (12.6.?, 9.8.?) 910 trat ihnen der König an der Spitze eines schwäb.-fränk.-bayer. Heerbanns auf dem Lechfeld bei Augsburg entgegen, aber diese einzige größere eigene Tat L.s führte zu einer neuen schweren Niederlage, bei der mit dem Tode des Konradiners Gebhard das lothring. Amtsherzogtum endete. Offenbar erkannte der Königshof die führende Stellung Reginars jetzt auch formell an: Er konnte am 1.6.911 als comes et missus dominicus urkunden.

    Nach einer glücklosen Regierung erlosch mit L. die ostfränk. Linie der karoling. Dynastie. Die politische Zukunft und damit der Zusammenhalt des Reiches war offen, aber im Jahrzehnt L.s waren wesentliche Vorentscheidungen für die politische Struktur des mittelalterlichen Deutschland gefallen. – Wenige Wochen nach L.s Tod erhoben die ostfränk. Großen den Hzg. Konrad zum König, während sich die Lothringer dem Westreich Karls III. anschlossen.

    Literatur
    ADB 19; Regg. Imp. I; Chronik d. Abtes Regino v. Prüm (-906) mit Continuatio [Adalbert], hrsg. v. F. Kurze, = MGH SS rer. Germ., 1890, auch (ohne Continuatio) mit Übersetzung in: R. Rau (Hrsg.), Qu. z. karoling. Reichsgesch. III, 1960; MGH DD Karol. Germ. IV; Capit. II 249-252 (Zollordnung), dazu Löwe Anm. 16 u. Schieffer § 6 Anm. 14 (Literatur); MGH Poetae IV 298-306 (Klagelied Salomons von Konstanz über d. Zustand d. Reiches). - Dümmler III, Parisot, Werner, Löwe § 47, Schieffer § 80 a (s. bei Ludwig d. Deutsch); P. Kehr, Die Kanzlei L.s d. K., 1940; Th. Schieffer, Die lothring. Kanzlei um 900, in: DA 14, 1958; E. Hlawitschka, Lotharingien u. d. Reich an d. Schwelle d. dt. Gesch., 1968, S. 185-94; H. Beumann, Die Einheit d. ostfränk. Reichs u. d. Kaisergedanke bei d. Königserhebung L.s d. K., in: Archiv f. Diplomatik 23, 1977 (Literatur). Die erst seit d. 11. Jahrhundert belegte, aber unwidersprochen gebliebene Nachricht zum Regensburger Grab Ludwigs wird von A. Schmid in: DA 32, 1976, S. 351-58 bezweifelt, kaum zu Recht. - Zu den Anfängen d. Herzogtümer kontrovers: H. Stingl, Die Entstehung d. dt. Stammesherzogtümer am Anfang d. 10. Jh., 1974. u. H. W. Goetz, „Dux“ u. „ducatus“, 1977; zu beiden K. Reindel, in: DA 35, 1979, S. 288-90.



    Geburt:
    Herbst

    Gestorben:
    20./24.9.911

    Begraben:
    St. Emmeram


  2. 15.  Glismut Graphische Anzeige der Nachkommen (9.Arnulf3, 6.Karlmann2, 1.Ludwig1) wurde geboren um 865; gestorben am 26 Apr 924.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Lahngau,Deutschland; Gräfin im Lahngau

    Notizen:

    Glismut Gräfin im Lahngau
    um 865-26.4.924
    Tochter des Kaisers ARNULF VON KÄRNTEN und der KONRADINERIN Oda

    Dümmler Ernst: Band II Seite 538,572,579, "Geschichte des Ostfränkischen Reiches"

    Die Leiche des gefallenen Konrad wurde von seiner Witwe Glismuoda und seinen Söhnen KONRAD und Eberhard aufgehoben und in der Feste Weilburg bestattet.
    Gegen den 10. November 911 wurde demnach KONRAD, der Sohn Konrads und Glismoudas [Am 1. Juli 912 machte KONRAD dem Kloster Fulda eine Schenkung per intercessionem venerandae ac dilectae gentricis nostrae Glismodae, desgleichen nennt er sie in einer Stiftung für Fulda (Boehmer acta Conr. p. 13, 38). Sie überlebte ihren Sohn und starb erst 26. April 924 siehe Necrol. Fuld. Mai. 924 (Boehmer fontes III, 156): Glismout cometissa VI Kal. Mai. Ganz unbegründeter Weise hat man, wie neuerdings noch Häuser (Geschichte der rheinischen Pfalz I, 27) und Leo (Vorlesung über deutsche Geschichte I, 588) Glismuoda zu einer unehelichen Tochter ARNOLFS machen wollen: eine Ansicht, die schon von Kremer (Orig. Nassiocae I, 65) hinlänglich widerlegt worden ist. Ebenso grundlos ist bei späteren Chronisten die Bezeichnung des älteren Konrad als eines Bruders Ludwigs.], zu Forchehim zum Franken-König gekrönt und gesalbt, wahrscheinlich durch die Hand Hattos, des alten Gönners seines Hauses.
    Im dritten Gnadenbrief endlich übergab er im Sommer 912 auf die Bitte seiner geliebten Mutter Glismuoda dem heiligen Bonifacius sein Erbgut zu Trebra an der Inn, wofür jene auf Lebenszeit mehrere Klostergüter im Lahngau zum Genuß erhielt.


    oo Konrad der Ältere von Fritzlar ca 855-27.2.906


    Kinder:

    - KONRAD I. um 881-23.12.918
    - Eberhard Herzog von Franken um 885-2.10.939
    - Udo III. Graf im Ober-Lahngau - um 918
    - Tochter
    oo Werner Graf im Worms- und Nahegau


    Literatur:
    Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 119 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 103 -

    Familie/Ehepartner: im Lahngau, Konrad. Konrad (Sohn von im Lahngau, Udo und N.) wurde geboren um 855; gestorben am 27 Feb 906 in Fritzlar [34560],Schwalm-Eder-Kreis,Hessen,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]


  3. 16.  Ellinrat Graphische Anzeige der Nachkommen (9.Arnulf3, 6.Karlmann2, 1.Ludwig1) wurde geboren um 875; gestorben nach 914.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Ostmark,Österreich; Markgräfin der Ostmark

    Notizen:

    Ellinrat Markgräfin der Ostmark
    um 875 -24.5.nach 914
    Illegitime Tochter des Kaisers ARNULF VON KÄRNTEN und der Konkubine Ellinrat

    Werner Karl Ferdinand: Seite 460, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VI. Generation 23

    Wenn die zu 914 V 24, BM² 2090 erwähnte Ellinrath nicht identisch ist mit der Tochter ARNULFS, die Engelschalk, Sohn Engelschalks I. (zu diesem Hause jetzt M. Mitterauer, Karolingische Markgrafen im Südosten, Wien 1963, 178ff.), entführte, dann ist hier eine weitere uneheliche Tochter ARNULFS einzusetzen.
    Um seine Machtposition zu steigern, entführte der zwielichtige Markgraf Engilschalk 893 die uneheliche Tochter König ARNULFS. Er musste zuerst zu den Mährern fliehen, ehe er sich mit ARNULF durch Vermittlung Ellinratas aussöhnen konnte. Seine bayerischen Standesgenossen waren aber nicht bereit, eine Sonderstellung Engilschalks zu dulden. Er wurde von den vielen Feinden, denen er sich durch seinen Übermut verhasst gemacht hatte, verfolgt und mitten in der KAROLINGER-Pfalz Regensburg ergriffen, geblendet und getötet.

    Konecny Silvia: Seite 154, "Die Frauen des karolingischen Königshauses"

    Etwas anders verlief zwei Generationen später die Entführung einer Tochter ARNULFS durch Engilschalk, einen Sohn des Markgrafen Wilhelm. Der Entführer floh diesmal nicht in ein anderes fränkisches Teilreich, sondern suchte Unterstützung bei den Mährern, also bei einem "ausländischen" Fürsten. ARNULF söhnte sich bald mit Engilschalk aus und machte den Schwiegersohn zum Markgrafen im Osten. Im Grunde fand ARNULF sich damit wohl mit einer Lage ab, die zu ändern er doch nicht ausreichend Macht besaß. Überdies konnte ARNULF so die Verbindung Engilschalks zu dem Mährer-König Zwentibold nützen. Als dadurch aber ein Aufstand fränkischer Adeliger im Grenzbereich, den der Mährer-König unterstützte, nicht verhindert werden konnte, eilte Engilschalk - vermutlich in freundschaftlicher Absicht - zu ARNULF nach Regensburg. Dort versuchte eine andere Gruppe Adeliger, die dem Schweigersohn des Kaisers wohl schlecht gesinnt war, die unsichere Lage zu nützen und sich des Günstlings des Kaisers zu entledigen. Engilschalk wurde des Hochverats bezichtigt und geblendet. Die Ehe- und Bündnispolitik ARNULFS wurde in deisem Fall also von inneren Zwistigkeiten des Adels zunichte gemacht.


    oo Engelschalk II. Markgraf der Ostmark - Frühjahr 893


    Literatur:
    Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 478 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 154 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 85,89 -

    Familie/Ehepartner: Engilschalk II.. Engilschalk gestorben in 893 in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]


  4. 17.  von Lothringen, Zwentiboldvon Lothringen, Zwentibold Graphische Anzeige der Nachkommen (9.Arnulf3, 6.Karlmann2, 1.Ludwig1) wurde geboren in 870/871; gestorben am 13 Aug 900; wurde beigesetzt in Echt-Susteren [6100],Limburg,Niederlande.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 895-900, Lothringen,Frankreich; König von Lothringen

    Notizen:

    Zwentibold
    König von Lotharingen (895-900)
    870/71-13.8.900 gefallen an der unteren Maas Begraben: Kloster Susteren
    Illegitimer Sohn des Kaisers ARNULF VON KÄRNTEN aus dem Hause der KAROLINGER von der Konkubine Ellinrat

    Lexikon des Mittelalters: Band IX Spalte 726

    Zwentibold, König von Lotharingien 895-900
    * ca. 871, + 13. August 900 gefallen im Maasgau Begraben: Kloster Susteren

    Illegitimer Sohn Kaiser ARNULFS und einer unbekannten Konkubine

    oo Oda (LIUDOLFINGERIN), Tochter Ottos des Erlauchten

    Der in der karolingischen Familie einmalige Name stammt vom Taufpaten Svatopluk, Fürst des Großmährischen Reiches. Vom Vater wurde Zwentibold (mit seinem ebenfalls illegitimen Halbbruder Ratold) zunächst für die Nachfolge im Reich vorgesehen (Mai 889 Hoftag in Forchheim) und mit militärischen Kommandos in Oberitalien (893) und Burgund (894) betraut. Nachdem ARNULF 893 ein legitimer Sohn, Ludwig IV., geboren worden war, setzte er gegen anfängliche adlige Widerstände (894) auf einem Wormser Hoftag im Mai 895 die Königswahl seines Erstgeborenen Zwentibold in Lotharingien durch; Hoffnungen auf die Einbeziehung Burgunds (Annales Fuldenses 895: König "in Burgundia et omni Hlotharico regno") erfüllten sich nicht. Zwentibolds selbständige Herrschaft, getragen von einer eigenen Hofkapelle unter Erzbischof Hermann I. von Köln und einer neugebildeten Kanzlei unter Erzbischof Radbod von Trier, suchte in Aufnahme der Traditionen des 869 untergegangenen lotharingischen Mittelreichs (Annales Vedastini 895: "regnum quondam Hlotharii") die Integration des dortigen Grafenadels in ein karolingisches Königtum zu befestigen. Anfängliche Erfolge 895/96 wichen dem Verlust politischer Konsensfähigkeit. Zwentibolds Scheitern hatte mehrere Ursachen:
    Seit ARNULFS schwerer Erkrankung (896/97) fehlte der Rückhalt des Vaters; wechselvolle Verwicklungen in den Auseinandersetzungen zwischen Odo und Karl III. 'dem Einfältigen' um die westfränkische Königsherrschaft (Feldzug Zwentibolds ins W-Fränkische Reich 895; wiederholte Flucht Karls nach Lotharingien 895 und 896; dort Treffen mit ARNULFS Gegnern um Kaiser LAMBERT in Remiremont) gingen seit 897 mit zunehmenden Spannungen mit Erzbischof Radbod von Trier und führenden Grafen Lotharingiens einher (898 Abfall Graf Reginars zum westfränkischen König Karl III. und erfolgloser Vorstoß Karls nach Aachen und Nimwegen. Nach ARNULFS Tod (8. Dezember 899) riefen führende Adlige seinen legitimen Nachfolger im O-Fränkischen Reich, Ludwig das Kind, nach Lotharingien (Huldigungen im März 900 in Diedenhofen). Von all seinen Bischöfen und Grafen verlassen, fand Zwentibold im Sommer 900 gegen die Grafen Gerhard, Matfrid und Stephan den Schlachtentod. Die Memoria an den letzten autonomen Herrscher Lotharingiens brachte seine kultische Verehrung als Königsheiligen hervor.

    Quellen:
    MGH SS Karol. dt. 4 - Böhmer-Mühlbacher, RI 1, 1908 [Nachdr. 1966]

    Literatur:
    Dümmler III - Th. Schieffer, Die lothring. Kanzlei um 900, DA 14, 1958, 16-148 - H. Beumann, Kg. Z.s Kurswechsel im Jahre 898, RhVjbll 31, 1966/67, 17-41 - E. Hlawitschka, Lotharingien und das Reich an der Schwelle der dt. Gesch., 1968, 114ff. - Ders., Stirps regia, 1988 - R. Schieffer, Die Karolinger, 1992, 190-194.

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 1, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VI. 16c. ZWENTIBOLD, König von Lothringen 895 V, bis 900
    * ca. 870, + 900 13. VIII.
    Gemahlin:
    Oda, Tochter eines Grafen Otto

    Anmerkungen: Seite 118
    VI. 16. Zwentibold
    Mühlbach 1955 c,d; cf.Parisot, Roy de Lo 515f., 1983 c.
    Gemahlin: Oda, 897 nach 27. III., ib. 1968 c; sie war nach Regino 897, S. S. 1, 607, Tochter eines Grafen Otto (daß damit Herzog Otto von Sachsen gemeint sein soll, erscheint mir höchst unwahrscheinlich) und heiratete nach 900 den Grafen Gerhard, Regino 900, S. S. 1, 609. [VI 22]

    Ergänzung (Werner):
    Gemahlin: 879 Oda, Tochter Herzog Ottos von Sachsen, + 2. VII. nach 952

    Werner Karl Ferdinand: Seite 458, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VI. 22.

    Zu Zwentibold jetzt grundlegend MG Die Urkunden d. dt.Karolinger 4, Die Urkunden Zwentibolds und Ludwigs des Kindes, bearb. v. Th. Schieffer, Berlin 1963, dort 3-15 Einleitung zu Zwentibold; vgl. ferner Schieffer, Deutsches Archiv 14 (1958), 23.
    Das Jahr der Eheschließung mit Oda, von Brandenburg in der Annahme B VI, 16 richtig gegeben, ist in der Tafel aus 897 zu "879" verdruckt. Brandenburg nennt die Gattin "Ota, Tochter eines Grafen Otto". Es besteht jedoch kein Zweifel daran, daß es sich um die Tochter Herzog Ottos von Sachsen und damit um die Schwester König HEINRICHS I. handelt (vgl. Schieffer 4). Ebenso sicher ist auf sie zu beziehen der Eintrag im Hildesheimer Nekrolog VI Non. Iul Oda regina soror nostra, den schon Dümmler 3,455, Anm. 2 zitiert. Oda starb also am 2. Juli, und zwar nach 952, denn im D 159 OTTOS I von 952XII 30 wird sie erwähnt als nostra amitia mulier. Deo nobisque devota nomine Uota, die ihm Besitz in Deventer, der zweifelllos auf Zwentibold zurückging, übereignete (zit. schon bei Dümmler, a.a.O., die Identifizierung zuerst durch Ottenthal). Ob man aus der gegenüber dem eben erwähnten Original nur kopialen Überlieferung des D 216 von 960 VIII 28 schließen darf, daß Oda auch damals noch lebte, scheint mir zweifelhaft. Sie wird zwar nicht ausdrücklich als verstorben genannt, aber von dem Besitz in Deventer heißt es quae nobis Uda nostra nepta (so hier allgemein für Verwandte) legitime hereditando permisit, es ist also möglich, daß OTTO, dem der Hof zu Deventer 952 von seiner noch lebenden Tante übereignet worden war (wie üblich unter Vorbehalt des Nießbrauchs) und des ihn alsbald an St. Moritz in Magdeburg weitergeschenkt hatte, ihn jetzt, nach dem Tode der Oda (hereditando) unmittelbar in die Hand bekam und darum die Schenkung erneut vollzog. Das Datum von Odas Hochzeit mit Zwentibold läßt sich nach Dümmlers Angaben a.a.O. auf zwischen Ostern (III 27) und VI 13 des Jahres 897 begrenzen. Die Ehe wurde vielleicht auf der Wormser Reichsversammlung im Mai 897 geschlossen, vgl. DD Zwentibolds, Schieffer 4 und 42. - Oda hat noch im Todesjahr Zwentibolds den lothringischen Grafen Gerhard, Bruder Matfreds, einen der Feinde ihres erschlagenen Gatten, geheiratet, vgl. Renn 33.

    Schwennicke Detlev: Tafel 5, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    ZWENTIBOLD
    * 870/71, + 13. VIII 900
    V 895 König von LOTHRINGEN

    oo 27. III/13.VI 897 ODA VON SACHSEN + 2. VII nach 952
    Tochter von Herzog Otto dem Erlauchten (LIUDOLFINGER)

    (oo II 900 Gerhard Graf (MATFRIDE) gefallen 22. VI 910)

    Schnith Karl Rudolf: Seite 89, "Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern."

    DIE NACHKOMMEN KAISER ARNULFS VON KÄRNTEN

    1. ZWENTIBOLD (von der 1. Konkubine)
    * 870/71
    + 13.8.900 in der unteren oder mittleren Maasgegend (in einem Gefecht) Grabstätte: Kloster Süsteren

    Den seltenen Namen erhielt er von seinem Taufpaten, dem Mährer-Fürsten Swatopluk (eingedeutscht in Zwentibold)

    oo 27.3./13.6.897 ODA, Tochter Ottos von Sachsen (+ 2.7. nach 952)

    Kinder:
    Benedicta und Caecilia, Äbtissin von Süsteren (?)

    Mai 889: als Thronfolger vorgesehen
    Mai 895: König von Lotharingien

    Zwentibold erhielt den seltenen Namen von seinem Taufpaten, dem Mährer-Fürsten Swatopluk (eingedeutscht in Zwentibold). Nach der Beseitigung des lothringischen Großen, Graf Megingaud (+ 892), erhielt er dessen Lehen und Ämter. Er wurde 895 nach dem gescheiterten Versuch des Vorjahres von seinem Vater als Unter-König in Lothringen eingesetzt und ihm gelang es nicht, die einheimischen Großen, die seit Jahren nach eigenem Ermessen schalteten, für sich zu gewinnen. Schon Ende 896 kam es zwischen dem König und einigen einflußreichen Grafen zu einem Konflikt und er entzog vier der mächtigsten Grafen seines Reiches ihre Lehen und Ämter. Dies waren Stephan, einst ein Gefährte des KAROLINGER-Bastards Hugo, die Brüder Gerhard und Matfrid, in dem Bliesgau und Mosellande begütert, die sich zugleich mit jenem zwei Jahre früher, eine schimpfliche Bestrafung wegen Landfriedensbruches zugezogen hatten, und endlich Odaker, vielleicht Graf vom Ardennengau. Alle Besitzungen, die sie als Lehen besaßen, wurden ihnen abgesprochen und der König zog mit einem Heer nach Trier, wahrscheinlich um jeden etwaigen Widerstand der abgesetzten Grafen sogleich niederzuschlagen. Dieses vorschnelle und gewaltsame Verfahren mißbilligte sein Vater und er bewog den heftigen und jähzornigen Sohn, die drei Grafen Stephan, Matfrid und Gerhard unter Zurückgabe ihrer Lehen zu Gnaden wieder aufzunehmen. Verhängnisvoller war es für Zwentibold, dass er sich zwei Jahre später auch mit Reginar, dem mächtigsten lothringischen Großen überwarf. Den in Lothringen eingefallen KönigKarl den Einfältigen konnte er 898 abwehren, da die Vasallen aus Unlust auf einen Kampf verzichteten. Er traf sich im Jahre 899 im Kloster St. Goar am Rhein mit verschiedenen deutschen Großen und unternahm anschließend einem zweiten Feldzug gegen die Empörer und versuchte Durfos mit aller Macht zu erobern, was aber erneut mißlang. In seinem Unmut über dieses seinem Ansehen so nachteilige Mißlingen befahl er den Bischöfen, über die Empörer den Bann zu verhängen, was diese ablehnten, so dass jeder in seine Heimat zurückkehrte. Wenn Zwentibold auch im November desselben Jahres nach einem freilich vergeblichen Zug gegen die Normannen antrat, die sich an der Oise festgesetzt hatten und bald darauf mit Karl dem Einfältigen einen förmlichen Frieden schloß, so war doch seit der letzten Belagerung von Durfos seine Stellung völlig haltlos und sein Sturz unvermeidlich geworden. Der Wendepunkt von Zwentibolds Geschick lag aber darin, dass, nachdem er sich aus den mächtigsten der weltlichen Großen erbitterte Feinde geschaffen hatte, er sich zuletzt auch mit den Bischöfen überwarf und somit jede Stütze im Land verlor. Nach dem Tode Kaiser ARNULFS huldigten die lothringischen Großen dessen Sohn Ludwig als Oberherrn. Zwentibold, der seiner Herrschaft nicht entsagen wollte, fiel kurz darauf in einer Schlacht gegen die aufständischen Lothringer.



    27.3./13.6.897 oo 1. Oda von Sachsen, Tochter des Herzogs Otto, 875/80-2.7.nach 952
    (900 2. oo Gerhard (MATFRIEDE) Graf von Metz 870-22.6.910)


    Kinder:

    - Cäcilia Äbtissin von Süsteren - 17.8.
    - Benedikta Äbtissin von Süsteren - 17.8.


    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 22 - Annalen von Fulda - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 16,21,23,29,34,37,57,64,84 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 19-21,23-25,35,54 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 215,218 - Borgolte Michael: Karl III. und Neudingen. Zum Problem der Nachflgeregelung Ludwigs des Deutschen. Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 1 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch Gladbach 1987, Seite 111,356 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 81,88,95,104,106,107,109-114 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 243,330,359, 372,387,407-410,433,454,464-471,478,498-501,503 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996, Seite 20,27,30 - Eickhoff Ekkehard: Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt. Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 288 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989, Seite 30,265,276 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 59-61,64,70,154 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 6-211 - Hlawitschka Eduard: Stirps Regia. Forschungen zum Königtum und Führungsschichten im frühen Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze. Festgabe zu seinem 60. Geburtstag. Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris Seite 94-571 - Hlawitschka Eduard: Studien zur Äbtissinnenreihe von Remiremont. Buchdruckerei und Verlag Karl Funk, Saarbrücken 1963, Seite 49 - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 26,40,94 - Hlawitschka, Eduard: Vom Frankenreich zur Formierung der europäischen Staaten- und Völkergemeinschaft 840-1046, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1986 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971, Seite 43,50,74 - Mohr Walter: Geschichte des Herzogtums Lothringen. Verlag "Die Mitte" Saarbrücken 1974 Seite 10-13 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion Seite Seite 434,442-444,452 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 434-637 - Renn, Heinz: Das erste Luxemburger Grafenhaus (963-1136) (Rheinisches Archiv 39), Bonn 1941 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 269,292 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 157,190,192-194,201 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern.Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 64,86,89,95,106,111,113 - Schulze, Hans: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 119,121,127,136 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 5 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 7- Weinfurter Stefan: Die Salier und das Reich. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1991, Band I, Seite 375/Band III, Seite 486 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 476 - Werner Matthias: Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1982, Seite 284-286 -

    Allgemeine Deutsche Biographie - Zwentibold, König von Lothringen

    Zwentibold, König von Lothringen 895—900. — Z., der älteste Sohn Arnolf's, des späteren Königs, damaligen Herzogs von Kärnten, wurde ihm von einer Kebsfrau geboren, deren Name unbekannt ist, und empfing seinen eigenen ungewöhnlichen Namen, auch Zwentepulch geschrieben, von dem Herzog Suatopluk von Mähren, der bei seiner Taufe Gevatter stand. Hieraus ergibt sich, daß er 870/71 geboren wurde, weil nur damals kurze Zeit Freundschaft der ostfränkischen Karolinger mit Suatopluk bestand.

    Als Arnolf trotz seiner eigenen unehelichen Herkunft im November 887 durch eine unblutige Umwälzung auf den Thron seines Oheims Karl's III. gelangt war, ließ er bereits im Mai 889 auf dem Reichstage zu Forchheim seinen Söhnen Zwentibold und Ratolf die Nachfolge eidlich zusichern, jedoch geschah dies nur unter dem Vorbehalt, wenn er von seiner Gemahlin Ota keinen ehelichen Sohn mehr gewänne. Sobald ihm im Herbst 893 Ludwig (das Kind) geboren wurde, verschwand daher für die Bastarde diese Aussicht. Nachdem inzwischen der mächtige lothringische Graf Megingaud am 28. August 892 ermordet worden war, übertrug Arnolf dessen Lehen z. Th. auf seinen Sohn Z. Im J. 893 schickte er diesen mit alemannischen Streitkräften nach Italien zur Unterstützung für den König Berengar I. gegen Wido und ließ ihn an einer erfolglosen Belagerung von Pavia theilnehmen, ebenso 894 mit nicht günstigerem Erfolge gleichfalls mit Alemannen gegen den König Rudolf von Hochburgund, der ihm in seinen Bergen unzugänglich blieb.

    Da die Thronfolge Zwentibold's durch die Geburt des kleinen Halbbruders vereitelt war, so bemühte sich der zärtliche Vater ihn durch ein besonderes Königreich sicher zu stellen und zu entschädigen, er ersah dazu Lothringen, welches am spätesten mit den übrigen deutschen Stämmen verbunden, am leichtesten wieder abgelöst werden zu können schien. Der erste Versuch, den er im Juni 894 zu Worms in dieser Richtung unternahm, scheiterte jedoch an dem Widerspruch der lothringischen Großen und erst ein Jahr später im Mai 895 ebenfalls zu Worms wurde diese Erhebung durchgesetzt. In Gegenwart des Königs Odo, den Arnolf für das westfränkische Reich anerkannte, ging unter allgemeiner Zustimmung die Einsetzung vor sich über Lothringen und Burgund in dem Umfange, in welchem (bis 869) Lothar II. darüber geboten hatte, zweifelhaft bleibt nur das Verhältniß Frieslands. Eine Krönung, wie sie sonst bei den ostfränkischen Karolingern nicht üblich war, besiegelte den feierlichen Act, der etwa zwischen den 25. und 30. Mai fällt. Der Erzbischof Ratbod von Trier bekleidete die Würde des Erzkanzlers. Von einer Oberhoheit des ostfränkischen Reiches über das lothringische ist keine Rede, Arnolf griff nur kraft väterlichen Ansehens öfter in die Angelegenheiten des Sohnes ein.

    Einen Versuch in selbständiger Politik machte dieser, von dem Triebe zur Vergrößerung seines Reiches geleitet, gleich darauf, indem er sich von Karl dem Einfältigen, dem andern von seinem Vater aufgegebenen französischen Thronbewerber durch Versprechungen gewinnen ließ und demselben alsbald mit einem großen Heere bei der Belagerung des festen Laon zu Hülfe kam. Indem er aber hier mehrere von Karl's Vasallen ganz auf seine Seite zog, den Grafen Balduin II. von Flandern, dessen Bruder, den Grafen Rodulf, und Reginar, wurde er diesem so verdächtig, daß man ihm sogar einen Anschlag auf Karl's Leben zutraute und so zog dieser es vor, lieber seinem Gegner Odo eine Theilung des Reiches anzubieten, als sich länger einem so zweifelhaften Bundesgenossen anzuvertrauen. Inzwischen hatte Z. nach Abschluß eines Waffenstillstandes mit dem Bischof Dido Laon schon verlassen; die Annäherung eines feindlichen Heeres Odo's scheuchte ihn vollends zurück. Etwas später im J. 896 nahm dennoch Karl, als sogar sein ältester Anhänger, der Erzbischof Fulko von Reims sich seinem Gegner zugewandt hatte, abermals seine Zuflucht zu Z., der wahrscheinlich aus diesem Anlaß die lothringischen Güter der Reimser Kirche überfiel und vertheilte.

    Im Spätherbst 896 überwarf sich Z. mit einigen der bis dahin mächtigsten Großen seines Reiches, mit den Grafen Stephan, Odakar, Gerhard und Matfrid, von denen die letzteren beiden Brüder waren. Ihrer aller Lehen wurden eingezogen. Man hat es hiemit in Zusammenhang gebracht, daß der Erzbischof Ratbod, der sich vorher der größten Gunst erfreut hatte, im Novbr. 896 seines Erzkanzleramtes enthoben wurde, welches zunächst bis 898 Erzbischof Heriman von Köln übernahm, doch bleibt dies eine unbegründete Vermuthung. Zu Anfang des Jahres 897 zog der junge König mit einem Heere nach Trier und vertheilte die eingezogenen Lehen an andre seiner Anhänger, für sich aber behielt er das Kloster Oeren und St. Peter in Metz. Gleich darauf freite er nach dem von ihm eingeholten Rathe seines Vaters um Oda, die Tochter des|Grafen Otto, wahrscheinlich des mächtigen Liudolfingers, die er nach Ostern heirathete.

    Schwerlich war sein Vater mit dem raschen Vorgehen Zwentibold's gegen jene Grafen einverstanden: unter seiner Vermittlung söhnte er sich vielmehr auf einer Reichsversammlung im Mai zu Worms mit Stephan, Gerhard, Matfrid und dessen Sohne wieder aus, und gab ihnen ihre Lehen zurück. Odakar aber blieb nach wie vor feindlich. Auf den ersten nur theilweise beigelegten Zwist Zwentibold's mit seinen Großen folgte bald ein zweiter und schlimmerer: im Februar 898 überwarf er sich mit dem Grafen Reginhar, von späteren Schriftstellern Langhals genannt, der bis dahin sein vertrautester und einziger Rathgeber gewesen war. Er zog nicht nur seine Lehen, zu denen die Abtei Echternach gehörte, sondern sogar auch seine Erbgüter ein und befahl, daß er innerhalb vierzehn Tagen sein Reich verlassen solle. Die nachfolgende Zurückgabe der Mastrichter Servatiusabtei (S. Servaes) an Trier steht hiemit im Zusammenhange, nachdem Reginhar dieselbe zwei Jahre zuvor zum Nießbrauch erpreßt hatte.

    Der Bruch mit einem so mächtigen, zugleich entschlossenen und verschlagenen, Manne wie Reginhar, der vermuthlich durch seine Mutter ein Enkel Lothar's I. war und sicherlich großen Anhang im Lande hatte, sollte sich bald genug an dem übel berathenen Könige rächen. Zunächst gelang es Z. nicht ihn unschädlich zu machen, als jener sich mit dem abgesetzten Grafen Odakar und andern Anhängern sowie mit seiner Familie in die Feste Durfos oder Durofostum (von zweifelhafter Lage) geworfen hatte, die durch die sie umgebenden Sümpfe der Maas unzugänglich war. Vergeblich wurde sie daher von dem Könige belagert. Aber die Empörer gewannen auch noch einen Bundesgenossen an dem jungen, seit dem Tode Odo's († am 1. Januar 898) im Westreiche allein herrschenden Könige Karl, der auf ihr Betreiben durch einen feindlichen Einfall im Sommer 898 den völlig überraschten Z. in die Flucht schlug und ohne Gegenwehr bis Achen und Nimwegen vordrang. Erst Bischof Franko von Lüttich, dem Dodilo von Cambrai folgte, gab ihm durch seinen Anschluß und seine Mannen einige Kraft des Widerstandes zurück und noch mehr der Adel aus der Gegend von Flörchingen (bei Diedenhofen), der sich um ihn schaarte. So rückte er Karl, der bis nach Prüm gekommen war, Anfang October muthig entgegen, ein Waffenstillstand aber oder ein vorläufiger Friede hemmte im Angesicht der Heere weitere Kämpfe und Karl kehrte ohne Erfolg in sein Reich zurück. Ein Zug gegen die Normannen, die wieder bis zur Maas schweiften, im Spätherbst, blieb fruchtlos.

    Durch Gesandte Arnolf's, der die Vermittlung übernahm, und Karl's wurde 899 zu St. Goar der Friede des letzteren endgültig abgeschlossen, doch sollte diese Zusammenkunft für den Lothringerkönig von verhängnißvoller Bedeutung werden, weil die Gesandten, Bischof Aschirich von Paris und Graf Odakar einerseits, Erzbischof Hatto von Mainz und die fränkischen Grafen Konrad und Gebehard andrerseits, hinter seinem Rücken Verabredungen trafen, die seinen späteren Sturz vorbereiteten. Es folgte eine nochmalige vergebliche Belagerung der Feste Durofostum: die Forderung Zwentibold's an die Bischöfe, seine Gegner mit dem Kirchenbanne zu belegen, wurde zurückgewiesen und veranlaßte ihn zu Drohungen und Schimpfreden: gegen den Erzbischof Ratbod soll er sich sogar thätlich durch einen Stockhieb auf den Kopf vergangen haben.

    Die Frucht war jedenfalls reif, durch die Entzweiung mit der früher anhänglichen Geistlichkeit wurde dem schwachen Königthum der letzte Halt entzogen, auch starb nach langem Siechthum Zwentibold's einzige Zuflucht in der Noth, der Kaiser Arnolf, am 8. December 899. So zeitigte das Jahr 900 einen allgemeinen Abfall, wobei vorzüglich die weltlichen Großen die Waffen gegen Z. ergriffen, indem sie ihm vorwarfen, daß er die Vornehmen unterdrückt und mit Weibern und Leuten niederer Herkunft die Reichsgeschäfte geführt habe. Nachdem inzwischen sein Halbbruder Ludwig am 4. Februar 900 zum König erhoben worden war, fiel diesem alles zu und huldigte ihm, als er, von den Lothringern herbeigerufen, im März zu Diedenhofen erschien und hernach auch Achen besuchte. Nach seinem Abzuge setzte Z. den hoffnungsvollen Kampf mit zusammengerafften Mannschaften unter Verwüstungen und Brandschatzungen noch eine Zeitlang fort, bis er in einem Treffen an der Maas am 13. August gegen die Grafen Stephan, Gerhard und Matfrid erschlagen wurde. Seine Ruhestätte fand er in dem zu Prüm gehörigen Nonnenkloster Süsteren, dem seine Töchter Cäcilia und Benedicta nach einander als Aebtissinnen vorstanden. Seine Wittwe Oda betrauerte ihn so wenig, daß sie sich noch in demselben Jahre mit dem Grafen Gerhard, seinem siegreichen Widersacher, vermählte.

    An Muth und Thatkraft hatte es dem jungen Könige vielleicht nicht gefehlt, aber Unbesonnenheit, Mangel an Selbstbeherrschung und leidenschaftliche Aufwallungen verdarben alles und beraubten ihn zuletzt jeder Stütze. So blieb es ihm versagt, seine eigene Herrschaft, geschweige denn eine Dynastie, zu begründen. Unruhe und Verwirrung sowie eine zunehmende Schwächung der königlichen Gewalt durch eine zügellose und gewaltthätige Aristokratie war das einzige Ergebniß dieser letzten Wiederherstellung eines selbständigen Königreichs Lothringen. Der zuverlässigste Geschichtschreiber, der uns über die Regierung Zwentibold's berichtet, Abt Regino von Prüm (seit 892), einer der hervorragendsten Geister dieser trüben Zeit, wurde selbst ein Opfer der inneren Wirren, welche sein Vaterland damals zerrissen. Die Grafen Gerhard und Matfrid verdrängten ihn 899 gewaltsam aus seinem Kloster, um dasselbe ihrem Bruder Richar zu übertragen.

    Literatur
    Die Geschichte Lothringens unter den Karolingern ist im Zusammenhange von mir behandelt im 3. Bande (2. Aufl.) meiner Geschichte des Ostfränkischen Reiches, Leipzig 1888, noch eingehender und in kritischem Geiste neuerdings von Robert Parisot: Le royaume de Lorraine sous les Carolingiens (843—923), Paris 1899. Für die Urkunden und als Uebersicht der Quellen: Mühlbacher, Die Regesten des Kaiserreichs unter den Karolingern (= Böhmer, Regesta imperii I), Innsbruck 1889 (2. Aufl. bevorstehend), endlich Mor. Müller, Die Kanzlei Zwentibolds, Königs von Lothringen, Bonn 1892.



    Gestorben:
    gefallen an der unteren Maas

    Begraben:
    Kloster Susteren

    Zwentibold heiratete von Sachsen, Oda in 897. Oda (Tochter von von Sachsen, Otto und von Babenberg, Hadwig) wurde geboren in 875/880; gestorben nach 952. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 19. Cäcilia  Graphische Anzeige der Nachkommen
    2. 20. Benedikta  Graphische Anzeige der Nachkommen

  5. 18.  Ratold Graphische Anzeige der Nachkommen (9.Arnulf3, 6.Karlmann2, 1.Ludwig1) wurde geboren in 889.

    Notizen:

    Ratold Ahnherr der Grafen von Meran
    889-
    Illegitimer Sohn des Kaisers ARNULF VON KÄRNTEN

    Werner Karl Ferdinand: Seite 460, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VI. Generation 24

    Zu Ratold gibt Brandenburg nur den Beleg zu 896. Aber schon 889 (Ann. Fuld.) schwören die fidelis König ARNULFS Treue für seine Söhne Zwentibold und Ratold für den Fall, daß er kein legitimes Kind haben werde.
    Ratold wurde 896 von seinem Vater als Unterkönig in Italien zurückgelassen.

    Konecny Silvia: Seite 143, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    In diesem Jahr einigte er sich nämlich mit dem Adel über die Herrschaftsnachfolge Zwentibolds und Ratolds, sofern die "legitime" Gattin Uota, keinen Sohn gebären würde. Eine Regelung dieser Art bedeutete gewiß einen Kompromiß, auch wenn Uota "legitme" Gattin und später sogar Königin genannt wurde. Bezeichnenderweise erfolgte jedoch keine Krönung Uotas, obwohl ARNULF wie KARL III. Anspruch auf die Gesamtherrschaft über das Frankenreich erhob, ja nicht einmal eine Dotation Uotas ist überliefert. Auf dem Italienzug des Jahres 896 aber begleitete Ratold den Kaiser, nicht etwa Uota und deren Sohn Ludwig. Möglicherweise war ARNULF die mütterliche Sippe Ratolds im lombardischen Grenzgebiet nützlicher als die KONRADINER. Auch Zwentibold erhielt trotz der Geburt Ludwigs des Kindes die Königswürde im Jahre 895 zugesprochen.

    Dümmler Ernst: Band II Seite 330,422,478, "Geschichte des Ostfränkischen Reiches"

    Der Antrag ARNOLFS ging dahin, daß die Franken sich eidlich verpflichten sollten, anch seinem Tode seinen beiden von Kebsweibern geborenen Söhnen Zwentibold und Ratolf die Erbfolge im Reiche zuzugestehen.
    In großer Eile wurde dieser Weg zurückgelegt, so daß der Kaiser schon im Mai 896 durch das Tal von Trient die Heimat wiedergewann. Die einzige Maßregel, die er vorher noch zur Sicherung Italiens treffen konnte, bestand darin, daß er seinen jüngeren unehelichen Sohn, den kleinen Ratolf in Mailand zurückließ und ihn der Treue des Volkes anvertraute. LAMBERTS Annäherung bewog Ratolf, den Sohn des Kaisers, seinem Vater auf dem nächsten Wege über den Komersee eilends nachzufolgen [Ann. Fuld. 896 Ratolf war vorher ad fidem Italicae gentis Mediolanium dimisso.].


    Literatur:
    Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865, Band II Seite 330,422,478 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976 Seite 143 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 86,89 -