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 Bohrer

von der Provence, Richlinde

von der Provence, Richlinde

weiblich um 850 - 929  (79 Jahre)

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Generation: 1

  1. 1.  von der Provence, Richlindevon der Provence, Richlinde wurde geboren um 850; gestorben am 22 Mrz 929.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Frankreich; Königin von Frankreich
    • Titel/Amt/Status: römische Kaiserin

    Notizen:

    Richilde
    Königin von Frankreich
    römische Kaiserin
    1.8. um 850-22.3.929 (910/14 Schwager)

    Tochter des Grafen Buin von Metz aus dem Hause der BOSONIDEN und der Richardis von Arles, Tochter von Graf Boso

    Werner Karl Ferdinand: Seite 454, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    IV. Generation 43-46
    Für die übrigen Kinder aus der Ehe KARLS mit Richildis läßt sich größere Genauigkeit erzielen. Brandenburg IV, 43-45 kennt nur drei Söhne Richildes, die Zwillinge Pippin und Drogo und den 876 X 10 geborenen, vor Ostern 877 verstorbenen Sohn Karl (vgl. Ann. Bert. zu diesen Jahren). Von einem der Zwillinge unterstellt er, er sei 875 gestorben. Er meint damit die Todesnachricht für einen Sohn Richildes zu 875 III 22/23, übersieht aber, daß die diesbezügliche Nachricht sich auf die Fehlgeburt (aborsu) eines einzelnen Sohnes bezieht, also keinesfalls auf einen der beiden Zwillinge: Ann. Bert. 875, ed. Grat 197, Richildis ... noctu ante quartam feriam Paschae (Nacht vom 22. auf 23. März) aborsu filium peperit qui baptizatus mox obiit. Das Kind hatte zwar noch eine (Not-)Taufe erhalten, aber sein Name wird uns nicht überliefert.
    Was endlich die Zwillinge angeht, so besagt ihr Epitaph MG Poet. lat. 3, 677f., daß sie starben vor der Vollendung ihres ersten Lebensjahres. Ausgehend von der Brandenburg noch unbekannten Tatsache, daß Rothild das (älteste Kind aus der Ehe KARLS mit Richildis ist, läßt sich die Folge der Kinder in den wenigen Jahren bis KARLS DES KAHLEN Tod recht genau rekonstruieren: Ende 869/Anfang 870 begann die Verbindung KARLS mit Richilde, etwa 871 wurde Rothild geboren, 872/73 die Zwillinge Drogo und Pippin, die binnen Jahresfrist, 873/74, starben; im März 875 wurde der Sohn unbekannten Namens geboren, der alsbald starb, und im Oktober 876 jener Karl, der 877 starb.

    Treffer Gerd: Seite 50-52, "Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert)"
    Richhilde - die Streitbare
    * um 845, + 2. Juni 910

    Zweite Gemahlin KARLS II. DES KAHLEN (* 823, König 843-877; Kaiser 875) Heirat: 22. November 870

    KARL geht schon auf die Fünfzig zu. Seine erste Frau Irmintrud ist am 6. Oktober 869 gestorben. Am 22. November 870 heiratet er Richilde, Tochter des Grafen der Ardennen, und über ihre Mutter Richeut d'Arles eine Südländerin. Sie ist 25. Sie wird nicht nur diesen König, sondern auch den nächsten, ihren Stiefsohn Ludwig überleben. Schon einmal hatte ein zweite Frau die Thronfolge durcheinandergewirbelt - KARL DER KAHLE selbst war der Anlaß dafür gewesen. KARL mag die Gefühle seines älteeste Sohnes aus erster Ehe, Ludwig, wohl nachempfunden haben, als er diese junge Frau wählt. Um es vorweg zu nehmen: Richhilde wird fünf Kinder haben: zwei Mädchen, drei Jungen. Sie werden alle früh sterben. In die Thronfolge wird sie nicht durch eigene Kinder, sondern durch eigenes Handeln eingreifen.
    875 stirbt Ludwig der Deutsche - König von Italien und Kaiser -, Richhildes Schwager [Ludwig der Deutsche war zwar der Schwager Richildes, aber nie Kaiser. Hier liegt eine Verwechslung mit dem 875 verstorbenen Kaiser LUDWIG II., Sohn von Kaiseser LOTHAR I., vor.]. KARLS politischer und militärischer Ehrgeiz erhält dadurch plötzlichen Auftrieb. Sein Ziel ist die Herrschaft über das fränkische Gesamtreich. Er besetzt die Provence, zieht nach Rom. Papst Johannes VIII. salbt und krönt ihn am Weihnachtstag 875. KARL DER KAHLE ist nun ein neuer KARL DER GROSSE - auch wenn der Kaisertitel ein wenig illusorisch erscheint. Er versucht in der Folge das O-Reich zu erobern, wird aber am 8. Oktober 876 am Rhein von den Söhnen seines Bruuders Ludwigs des Deutschen geschlagen [Richtig ist: Er wurde nur von Ludwig III. dem Jüngeren besiegt.]. Für seine Kriegszüge braucht er die Hilfe einflußreicher Gutsherren. Einerseits möchte er sie gerne kleinhalten, weiß, daß sies ein Reich zzu jeder Zeit in blutige Bürgerkriege stürzen können. Andererseits braucht er sie. Diese Situation mündet 877 in das Kapitular von Quierzy; der Kaiser erkennt offiziell das entstehende Lehensystem, die Erblichkeit der Lehen an. Für lange Zeit ist damit die Königsmacht begrenzt.Im selben Jahr sieht Kaiserin Richilde ihren Mann wieder in den Krieg ziehen, diesmal gegen die Sarazenen, die die päpstlichen Staaten bedrohen - getreu der Mission als Beschützer des Papstes, die sich sein Großvvater KARL DER GROSSE gesetzt hatte. Während der Abwesenheit ihres Gemahls wird die Königin zur Leitfigur einer der zwei Parteien, die um die Macht am Hofe kämpfen. Auf der einen Seite die Freunde ihres Stiefsohnes Ludwig, die ungeduldig "mit den Hufen scharren". Auf der anderen die Partei der Königin, die diesem unruhigen, glanzlosen, stammelnden, angekränkelten Thronfolger feindsam gegenübersteht. Ludwig ist eine turbulente Persönlichkeit. Er ist häßlich. Er liebt seine Stiefmutter nicht - und sie empfindet nicht anders.
    Dennoch: Ludwig ist so umtriebig, so bedrohlich, daß der Kaiser sich veranlaßt sieht, eilig Italien zu verlassen, um in seinem Reich nach dem Rechten zu sehen [Dem Autor ist dabei sicher entgangen, daß sich KARL DER KAHLE, von seinen eigenen Vasasallen im Stich gelassen, ebenso wie der Papst vor König Karlmann von Bayern, der mit einem riesigen Heer in Italien erschienen war, auf der Flucht befand.]. Als er den Mont-Cenis quert, befällt ihn die Ruhr. Er stirbt am 6. Oktober 877 in eineer Bauernhütte in den Alpen zu Aurieux. Richhilde ist nach knapp siebenjähriger Ehe Witwe. Man sieht auf sie: Was wird die Kaiserin tun? Wird sie ihren Stiefsohn Ludwig im Kampf um die Krone unterstützen? Richhilde bleibt in ihrem Lager. Sie kann nicht einfach zu Ludwigs Leuten übergehen. Außerdem träumt sie insgeheim davon, iherem Bruder, Herzog Boso, zum Thron ihres verstorbenen Mannes zu verhelfen. Sie merkt abe rasch, daß die - mit Ludwig - Unzufriedenen ihr nur geschmeichelt haben, um sie von diesem zu trennen. Sie fürchtet, durch eine offene Parteinahme ihren Bruder in Gefahr zu bringen. So schließt sie sich ihrem Stiefsohn an und zögert nicht, KARLS Testament zu veröffentlichen, in dem Ludwig als Thronerbe bestimmt istt. Um dieser Enthüllung Gewicht zu veriehen, übergibt sie Ludwig feierlich das Schwert KARLS DES GROSSEN, die Krone, das Zepter, den königlichen Mantel ... Die Geste der Kaiserin-Witwe ist ausschlaggebend. Ludwig II., Ludwig der Stammler, wird im Dezember 877 in Compiegne vom Reimser Erzbischof gesalbt. Im Jahr darauf wird er von Papst Johannes VIII. persönlich gekrönt, der seine Hilfe gegen die Sarazenen benötigt und erwartet.
    Richhilde hat Ludwig unterstützt, ihm auf den Thron geholfen. Sie darf, glaubt sie, in dankbarerer Gegenleistung seine Unterstützung erwarten. Ihre Hoffnungen stürzen ein: am 12. April 879 stirbt Ludwig. Die Intrigen im Hause der Franken nehmemen zu. Im Oktober gelingt es Richildes Bruder Boson, sich zum König der Provence wählen zu lassen, von den Auseinandersetzungen zwischen dem König der Sachsen und Ludwigs Nachfolgern - Ludwig und Karlmann - profitierend. Richhilde hat bei Bosonns Wahl natürlich mitgeholfen. Kann man der immer weiter vom Thron rückenden Kaiserin-Witwe diesen Familiensinn verdenken? Andererseits berufen sich die anderen Herzöge im Reich auf diesen Präzedenzfall, um auch für sich Autonomie zu fordern. Und so ist durch die Kaiserin die von Kaiser KARL DEM GROSSEN gewünschte Einheit des mächtigen Territoriums in Frage gestellt. bei Hofe ist Richhilde umstritten. Die Kaiserin-Witwe zieht sich zu ihrem Bruder in die Provence zurück. Hier im S hat sie über ihre Mutter ihre Wurzeln. 30 Jahre lang lebt sie dort in Zurückgezogenheit. Sie stirbt am 2. Juni 910 mit fast 65 Jahren.

    Fleckenstein Josef: Seite 110, "Über die Herkunft der Welfen und ihre Anfänge in Süddeutschland" in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen und frühdeutschen Adels

    Richilde, Gemahlin KARLS DES KAHLEN, eine Tochter Bivins, des Laienabts von Gorze und Schwester Bosos von Vienne verfügte über Besitzungen um Verdun, im Calmenzgau wie im Gau Charpeigne.

    Konecny Silvia: Seite 136-138, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Durch seine zweite Gattin Richilde verband sich KARL DER KAHLE 869 jenem Geschlecht, das seit dem "Ehestreit" Lothars II. im westfränkischen Reich an Bedeutung gewonnen hatte. Richilde war eine Verwandte Theutbergas, der verstorbenen Gattin Lothars II.Verglichen mit der Ehe KARLS mit Ermentrud, die 865 zu einer versöhnlichen Haltung im "Ehestreit" geraten hatte, bedeutete die Verbindung mit Richilde eindeutig eine Herausforderung LUDWIGS II., der nach Lothars Tod der letzte Exponent der karolingischen Linie im Mittelreich war. Der Zeitpunkt für diese Politik war gut gewählt, denn 869 befand LUDWIG II. sich in kriegerischen Auseinandersetzungen mit Benevent. KARL DER KAHLE entschied sich schrittweise zu einer imperialen Polittik, bei der die BOSONIDEN Hilfestellung leisten sollten und dementsprechend auch selbst an macht gewannen. Die Bindung KARLS an Richilde erfolgte parallel zum Aufstieg der BOSONIDEN und durchlief verschiedene rechtliche Stadien. Im Jahre 869 nahm KARL DER KAHLE Richilde zunächst zur Konkubine. Wenn dies auch mit Ungeduld betrieben und einer annalistischen Erwähnung für wert befunden wurde, so handelte er sich doch zunächst um die Äußerung einer "Willkür" des Herrschers, die an die spätäten Konkubinate KARLS DES GROSSEN erinnerte. Schon im folgenden Jahr wandelte KARL DER KAHLE seine Verbindung mit Richilde allerdings in eine Vollehe um. Eine Krönungszeremonie unterblieb bei diesem Anlaß jedoch allem Anschein nach, und KARL DER KAHLE stellte sich formalrechtlich nun selbst auf jenen Standpunkt, den er in den Eheangelegenheiten Lothars II. bestritten hatte. Er behauptete die Rechtmäßigkeit seiner Ehe mit Richilde auf Grund von Dotation und Verlobung, die 870 geschahen.
    In den folgenden Jahren nahm der politische Einfluß Richildes in außerordentlichem Maße zu. Die Stellung KARLS als Kaiser teilte Richilde schließlich mit ihrem Gatten, und zwar sowohl im Titel als auch in der Teilhaberschaft an den Herrschaftsinnsignien. In den letzten Jahren seiner Herrschaft scheint KARL DER KAHLE überdies stark auf einen Sohn von Richilde gehofft zu haben. Von einem solchen erwartete der Kaiser wohl eine positive Wirkung auf die Einheit seines Reiches, die immer mehehr bedroht war. Schließlich kam es, da ein Sohn Richildes nicht am Leben blieb, zu einem unzureichenden Ersatz der Bekräftigung des Bündnisses zwischen dem westfränkischen König und den BOSONIDEN. Richilde überbrachte zwar ihrem Stiefsohn Ludwig dem Stammler die Herrschaftsinsignien ihres verstorbenen Gatten und designierte ihn so zum Nachfolger. Die BOSONIDEN betrieben aber im folgenden eine recht eigenständige Politik, die sich auch gegen die Interessen Ludwigs des Stammlers richtete.
    An der Ehe KARLS DES KAHLEN und Richildes ist vor allem auch die Form des Eheschlusses bemerkenswert. Im "Ehestreit" Lothars II. und bei der Krönung seiner Tochter Judith hatte KARL DER KAHLE sich auf den Standpunkt gestellt, die Krönung sei das vorzügliche Kriterium einer königlichen Vollehe. Nach dem Ableben des Kaisers fand dieser Rechtsstandpunkt seinen Niederschlag, als der Kröungsordo für die Königin 877 die endgültige Fassung erhielt. So darf KARLS Ehe mit Richilde, deren Rechthtmäßigkeit sich 870 auf Dotation und Verlobung begründete, zwar als eine Handlung betrachtet werden, die den zunehmenden Forderungen der BOSONIDEN entsprach, nicht jedoch als eine völlige Abkehr des Herrschers von seiner Freiheit in der Wahl der Eheform. Erst bei dessen Kaiserkrönung war Richilde mitbeteiligt, was wohl der Bedeutung bei der Erlangung des Kaisertums entsprach.

    Riche, Pierre: Seite 241,245,250, "Die Karolinger. Eine Familie formt Europa."

    Genau am Tage der Kaiserkrönung in Rom hatte Ludwig der Deutsche Quartier in Attigny bezogen. Dank der Bemühungen Hinkmars und er Königin Richildis wurde er aber von den Großen wenig freundlich aufgenommen und zur Rückkher in sein Teilreich genötigt.
    KARL verließ das Königreich in Begleitung seiner Gemahlin, in Vercelli wurde er vom Papst empfangen. Man erfuhr aber, daß Karlmann über den Brenner heranzog, um den Kaiser den Weg abzuschneiden. KARL zog sich über den Po nach Süden zurück, ließ Richildis zur Kaiserin krönen und wartete ungeduldig auf die Ankunft von Verstärkungen aus W-Franken.
    Die Vermittlungsbemühungen Hinkmars und der Kaiserin-Witwe Richildis, die den jungen König seine Herrscherinsignien überbrachte, ermöglichten am 8. Dezember 877 die feierliche Krönung in Compiegne.

    Schieffer, Rudolf: Seite 163,168, "Die Karolinger"

    Im Vollgefühl des Erfolges feierte er Anfang 870 in Aachen die Hochzeit mit seiner zweiten Gattin Richilde, einer Nichte Theutbergas und Hukberts, die an die Stelle der 869 gestorbenen Irmintrud trat und deren Bruder Boso von nun an bei KARL eine wesentliche Rolle spielen sollte.
    Dazu kam die Abneigung der Kaiserin Richilde, die nach zwei im Säuglingsalter verstorbenen Söhnen weiterhin KARL einen Erben und damit eine dynastische Alternative zu Ludwig hoffte schenken zu können.

    Dümmler, Ernst: Band II Seite 36,39,44,48,53-55,69,670, Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865

    Er schickte neue Anerbieten an KARL, die dieser, der auf die Nachricht von Ludwigs Rheinübergange stromaufwärts vielleicht bis Sinzig zog und seine schwangere Gemahlin nach Hestal schickte, anscheinend günstiger aufnahm als die frühere Botschaft. Die Niederlage des Feindes (8. Oktober 876) war so vollständig wie möglich, das ganze Heer aufgelöst. Als Flüchtling langte der Kaiser in Lüttich an, wo der Bischof Franko und der Abt Hilduin zu ihm kamen und ihm die tröstliche Nachricht brachten, daß seine Gemahlin Richilde, die er unter ihrer Hut nach Herstal geschickt hatte, von dort fliehend auf dem Wege von einem Knäblein genesen sei.
    Ludwigs Erbrecht aber drohte noch immer Gefahr, sobald die Kaiserin Richilde, wie ihr Gatte sehnlichst wünschte, wiederum eines Knaben genas, dessen Bevorzugung vor dem ungeliebten älteren, mit einem körperlichen Gebrechen behafteten Sohne sich mit Sicherheit voraussehen ließ. Für diesen Fall wurde die Teilung ausdrücklich vorbehalten.
    Noch mehrere Wochen nach dem Schlusse des Reichstages von Quierzy verlebte der Kaiser in seinem alten Reiche mit den Vorbereitungen zum italienischen Feldzuge beschäftigt, deren wichtigse darin bestand, Geld auf jede Weise zusammen zu scharren. Im Juni finden wir ihn in Compiegne und Soissons, im Juli in Ponthiou und Langres, am 11. August befindet er sich bereits in Bisanz, auf der Straße nach Italien. Ihn begleitete seine Gemahlin Richilde und ein wohl nicht sehr zahlreiches Gefolge, da ein großer Teil der Vasallen erst später zu ihm stoßen sollte; um so größere Schätze an Gold, Silber und anderen Kostbarkeiten nebst vielen Rossen führte er mit sich.
    So gingen den Kaiser und Papst, da sie sich in Pavia nicht mehr ganz sicher fühlen mochten, zunächst über den Po nach Tortona zurück, wo Richilde von Johann VIII. zur Kaiserin gekrönt wurde [Nur Hinkmar berichtet ausführlicher von diesem Rückzuge, der Aufenthalt in Tortona scheint ein paar Tage gedauert zu haben.].
    Während Johann bitter enttäuscht die Straße nach Rom einschlug, folgte der Kaiser gänzlich entmutigt seiner Gemahlin nach, die mit den Schätzen gleich nach ihrer Krönung, nach St. Jean de Maurienne am Fuße der Alpen schon vorausgeeilt war.
    In einem Weiler im Tale des Arc mußte Halt gemacht werden, dorthin wurde schleunig Richilde entboten, um den letzten Willen ihres Gemahls in Empfang zu nehmen, der sie verpflichtete, ihrem Stiefsohn Ludwig die Reichsinsignien und das Reich zu übergeben. In ihren Armen verschied KARL, elf Tage nachdem er jene Arznei eingenommen am 6. Oktober, von den Wänden einer elenden Hütte umgeben.
    Richilde, in allen ihren Besitzungen bestätigt, überbrachte Ludwig dem Stammler seines Vaters letzten Willen und die Kroninsignien.
    Neben Frauen wie Engeltrud und Waldrada, die durch frechen Ehebruch den Völkern ein Ärgernis gaben, stehen andere von zweifelhaftem Rufe wie Judith und Richilde, die sich vorzugsweise von den Eingebungen der Herrschsucht leiten lassen [Die Kaiserin Richilde, die im Jahre 910 noch am Leben war (siehe ihre Urkunde Hist. de Metz IV, 52) erregte als Witwe durch ihren Wandel Anstoß.].


    12.10.869 oo 2. KARL II. DER KAHLE Westfränkischer König 13.6.823-6.10.877

    Kind
    - Rothild 871-22.5.928/29
    890 oo Rotger Graf von Maine - 31.10.900

    Literatur:
    Black-Veldtrup, Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien, Böhlau Verlag Köln 1995, Seite 103,136 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865, Band II Seite 36,39,44,48,8,53-55,69,670 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 23,41,171 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 27,226,244 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischchen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 136-138 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 240,245,250,392 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 163,168,171 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 58 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994, Seite 39,70 Anm. 336 -

    Geburt:
    1.8.

    Richlinde heiratete von Franken, Karl II. am 12 Okt 869. Karl (Sohn von von Franken, Ludwig I. und Judith) wurde geboren am 13 Jun 823 in Frankfurt am Main [60311],Hessen,Deutschland; gestorben am 6 Okt 877 in Avrieux [73500],Savoie,Rhône-Alpes,Frankreich; wurde beigesetzt in Nantua [01130],Ain,Rhône-Alpes,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 2. von Franken, Rothild  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 871; gestorben in 928/929.


Generation: 2

  1. 2.  von Franken, Rothild Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Richlinde1) wurde geboren in 871; gestorben in 928/929.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Chelles [77500],Seine-et-Marne,Île-de-France,Frankreich; Äbtissin von Chelles
    • Titel/Amt/Status: Maine,Pays de la Loire,Frankreich; Gräfin von Maine

    Notizen:

    Rothild
    Gräfin von Maine
    Äbtissin von Chelles
    871-22.5.928/29
    Einzige Tochter des Kaisers KARL II. DER KAHLE aus seiner 2. Ehe mit der Richilde, Tochter von Graf Buin

    Werner Karl Ferdinand: Seite 454, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"
    IV. Generation 42


    Die Lebensdaten der Rothild (verbunden mit dem Nachweis, daß es sich bei ihr um eine Tochter KARLS DES KAHLEN aus seiner zweiten Ehe mit Richildis handelt sowie um die "Stamm-Mutter" der späteren Grafen von Maine) behandelt Exkurs 1.
    V. Generation 39-40
    Zu diesen Kindern der Rothild, Tochter KARLS DES KAHLEN, vgl. Exkurs 1 und Werner; Unters. 279-283 ("Zur Geschichte der Grafen von Maine im 10. Jahrhundert").

    Rothild war bis 922 Äbtissin von Chelles und wurde von Karl III., ihrem Neffen abgesetzt, was die Rebellion der ROBERTINER bewirkte (Schwiegmutter Hugos des Großen).
    Karls Entschluß von 922, seiner eigenen Tante Rothild, einer Tochter Kaiser KARLS DES KAHLEN, die ehrwürdige karolingische Abtei Chelles wegzunehmen, um sie Hagano zu übertragen, kann nicht allein aus der bloßen Absicht zur Förderung des Vertrauten erklärt werden. Rothilds Tochter Judith war nämlich mit Hugo Magnus verheiratet, so dass Rothilds Verlust zum Verlust gegen die ROBERTINER wurde.

    Konecny Silvia: Seite 151, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Nur Ermengard, die Tochter LUDWIGS II., und Rothild, eine Tochter KARLS DES KAHLEN, sind sowohl als Äbtissinnen als auch als Ehefrauen fränkischer Großer bezeugt. Ermengard wurde von LUDWIG II. zur Nachfolgerin Angilbergas im Besitz der Abtei in Brescia bestimmt. 879 wurde neben Angilberga erstmals auch Ermengard als Äbtissin bezeichnet. Wann Rothild ihre Abtei erhielt, ist ungewiß. Vermutlich hat noch KARL DER KAHLE selbst die Abtei seiner Tochter übertragen.Ermengardwie Rothild heirateten erst nach dem Tode ihrer Väter, die Wahl der Gatten traf in beiden Fällen vermütlich die mütterliche Verwandtschaft. Die Äbtissinnenwürde dieser KAROLINGERINNEN könnte darauf hindeuten, daß ihre Ehen den Typus der sogenannten Erbtochterehe repräsentieren. Der umfangreiche Besitz an Abteien könnte die unabhängige Stellung dieser KAROLINGERINNEN als Ehefrauen sichergestellt haben. Im Fall Ermengard kann von einer Erbtochterehe auch insofern gesprochen werden, als die Kaisertochter für ihren Söhn auch Erbansprüche auf die Herrschaftsnachfolge nach LUDWIG II. erhob.

    Schwager, Helmut: Seite 70,132,133,235,246, "Graf Heribert II. von Soissons"

    Die Konfiskation des karolingischen Hausklosters Chelles bei Paris durch den westfränkischen König nach dem 21. April 922 (= Ostern), der die Abtei seiner Tante Rothilde (+ 928), der Schwiegermutter des ROBERTINERS Graf Hugo (+ 956) [Rothilde (+ 928) war die Tochter Kaiser KARLS DES KAHLEN (+ 877) und der Kaiserin Richilde (+ 910/14) sowie Gattin Graf Rotgers I. von Maine (+ vor 900), von dem sie die Tochter NN. (+ vor 926) hatte, welche Graf Hugo der Große ehelichte; genauer zu Rothilde: Konecny, Frauen, 151/153; Werner, Nachkommen, in: KdGr 4, Tafel (IV, 42) und 422-428 (Exkurs I) sowie Stammtafel 10 dieser Arbeit], nahm und sie an Graf Hagano übergab, löste erneut einen verheerenden Aufstand aus.
    Dabei war es um den Besitz der 928 verstorbenen KAROLINGERIN Rothilde [Das genaue Todesdatum Rothildes, der 22. Mai, ist aus den Obituaires de Saint-Germein-des-Pres, de Saint-Denis et d'Argenteuil, in: Obituaires de la province de Sens 1, ed. M Molinier, XX, 254,312 und 345 zu entnehmen, weswegen Kalckstein, Capetinger, 179 mit dem 22. März 929 falsch liegt! Lauer, Robert, 58 geht ebenso fälschlich vom 22. Mai des Jahres 925 aus, denn nach Flodoard, Ann., a 929, 43 ist die KAROLINGERIIN Rothilde erst kürzlich verstorben: ... nuper defunctae ..., was auf das Jahr 928 hinweisen würde und worauf auch meiner Meinung nach die Anfang 929 ausbrechenden militärischen Auseinandersetzungen um ihr Erbe hindeuten! Zu den Problemen um die KAROLINGERIN Rothilde (+ 928) siehe jedoch genauer den Exkurs I in: Werner, Nachkommen, in: KdGr 4, 422-428! Außerdem: Voigt, Klosterpolitik, 133 mit Anm. 2; Marlot, Reims 2 715; Colliette, Vermandois 1, 442; Kienast, Frankreich 1, 55; Ducange, Amiens, 84; Werner, Origines, 458; Werner, Westfranken, 743; Lemaire, Saint-Quentin, 279.], Äbtissin des Klosters Chelles, Tante König Karls III. und Schwiegermutter Markgraf Hugos, gegangen.
    Doch muß es in dieser Zeit zu heftigeren Streitigkeiten zwischen Graf Heribert II. und seinem robertinischen Schwiegervater gekommen sein, denn als kurz nach Ostern (= 21. April) 922 König Karl III. seiner Tante Rothilde (+ 928), der Schwiegermumutter des ROBERTINERS Graf Hugo der Große, das karolingische Hauskloster Chelles wegnahm, wahrscheinlich um die ROBERTINER zu disziplinieren, und diese, dies als "casus belli" betrachtend, daraufhin einen westfränkischen Fürstentag nach Fimes an der Vesle beriefen, der auch prompt den Sturz Graf Hagnos, dann die Absetzung des westfränkischen Königs beschloß, war Graf Heribert II. erstaunlicherweise nicht zugegen.
    Denn Anfang 929 entbrannte der Streit um den Besitz der bereits im Jahre 928 verstorbenen KAROLINGERIN Rothilde, der Tante Karls III. und ehemaligen Schwiegermutter Markgraf Hugos von Neustrien, die das alte und reiche Kloster Chelles als Äbtisssin besessen hatte. Bevor nun der ROBERTINER die Erbschaft antreten konnte, besetzte jedoch Graf Boso (+ 935) in geheimen Übereinkommen mit seinem Bruder König Rudolf Chelles und seine Domänen. In den aufflackernden Streit mischte sich jetzt auch Graf Heribert II. ein, und bald kam es zu heftigen Kämpfen. Schließlich erobert Markgraf Hugo das karolingische Hauskloster im April 929, während sich sein Schwager Graf Heribert II. sich an Bosos Hauptfestung Vitry-en-Perthois schadlos hielt.

    890 1. oo Rotger I.Graf von Maine -31.10.900
    2. oo Hugo Graf von Bourges

    Kinder:
    1. Ehe
    - Judith + vor 926
    914 oo 1. Hugo der Große Herzog von Franzien 895-16./17.6.9576
    - Hugo I. Graf von Maine 890/95- 939/955

    2. Ehe
    - Richilde
    oo Theobald der Ältere Graf von Tours-Chartes - 940

    Literatur:
    Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 22 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie v vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 151,152 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 203 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994, Seite 9,70,132,133,235,246,281,407 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf, Seite 422-428, 454 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 482 -

    Rothild heiratete von Maine, Rotger I. in 890. Rotger gestorben am 31 Okt 900. [Familienblatt] [Familientafel]

    Rothild heiratete von Bourges, Hugo nach 900. [Familienblatt] [Familientafel]