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 Bohrer

von der Wetterau, Udo I.

männlich 900 - 949  (49 Jahre)


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Generation: 1

  1. 1.  von der Wetterau, Udo I. wurde geboren in 895/900; gestorben am 12 Dez 949; wurde beigesetzt in Wetzlar [35576],Lahn-Dill-Kreis,Hessen,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Graf der Wetterau

    Notizen:

    Udo I.
    Graf der Wetterau
    895/900-12.12.949 Begraben: Stift Wetzlar
    Sohn des Herzogs Gebhard II. der Jüngere von Lothringen aus dem Hause der KONRADINER und der EZZONIN Ida

    Entgegen den neuen Forschungsergebnissen von Johannes Fried und Professor Wolf habe ich [Karl-Heinz Schreiber, Genealogie-Mittelalter.de] mich entschlossen, die KONRADINER-Genealogie nach dem bisherigen Forschungsstand beizubehalten, wobei ich mich vor allem auf die Arbeit von Josef Heinzelmann beziehe, die mir dieser dankenderweise zur Verfügung gestellt hat. Die OTTONEN-Verwandtschaft Herzog Hermanns II. von Schwaben über Richlint, Tochter oder Enkelin OTTOS I., als Voraussetzung für seinen Thronanspruch von 1002 ist ebenso abzulehnen wie die Existenz einer Tochter oder Enkelin OTTOS DES GROSSEN namens Richlint.

    Lexikon des Mittelalters: Band VIII Seite 1178

    Udo I., Graf, Herzog im Elsaß
    * vor 900, + November 949 Begraben: Stift Wetzlar
    Sohn des KONRADINERS Gebhard (+ 910)

    Vettern:
    König KONRAD I. (+ 918)
    Herzog Eberhard von Franken (+ 939)
    Burghard (+ ?)
    Herzog Hermann I. von Schwaben (+ 949)

    oo Gräfin von Vermandois

    Söhne:
    Gebhard (+ 938)
    Konrad, Herzog von Schwaben (+ 997)
    Udo (+ 982)
    Heribert

    Tochter:
    Judith, Gräfin von Stade

    Udo wurde von den Königen KONRAD I. und HEINRICH I. gefördert mit Rechten in der Wetterau, Königssondergau und im Oberrheingau. Ein Turmburgbau in Wiesbaden ist wahrscheinlich. Späteres Wirken im Elsaß ist nicht genau festlegbar. Udo war Sachwalter seiner Sippe auch im Blick auf das Erzstift Mainz. Während der durch König OTTOS I. straffe Politik ausgelösten Reichswirren trat Herzog Eberhard von Franken ins Lager der Königsgegner über, die Vettern Udo und Hermann blieben auf seiten des Herrschers. Die königstreuen KONRADINER kämpften am Oberrhein, dann bei Andernach, wo Eberhard und Herzog Giselbert von Lothringen am 2. Oktober 939 den Tod fanden; nach Thietmar von Merseburg soll Udo selbst Eberhard erschlagen haben (MGH SRG [in us. schol.], II, 34). OTTO I. übertrug Udo Lehen und Grafenrechte. Im nächsten Jahrzehnt blieben Udo und Eberhards Sohn Konrad Kurzbold im Lahngau zuverlässige Stützen der Königspolitik, nicht mehr revidiert werden konnte das Erlöschen des konradinischen Herzogtums am Mittelrhein.

    Literatur:
    JDG H I., 51,196; JDG O I. 73,90ff.,117,151,175f. - H. Büttner, Gesch. des Elsaß, I, 1939 [neu hg. T. Endemann, 1991], 155ff. - E. E. Stengel, und Hermann, Die Hzg.e vom Elsaß, 1951 [Abh. und Unters.en zur hess. Gesch., 1960, 441-479] - W.-A. Kropat, Reich, Adel und Kirche in der Wetterau von der Karolinger- bis zur Stauferzeit, 1964, 41-48; 190 Anm. 21, 200 - L. Falck, Mainz im frühen und hohen MA, 1972, 56ff., 72f - O. Renkhoff, Wiesbaden im MA, 1980, 47ff., 54f.

    Barth Rüdiger E.: Seite 179, "Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert"

    Otto
    + 949
    Sohn Gebhards (+ 910), Graf in der Wetterau

    D LK 35, S. 150 v. 3.8.904
    Lac. Nr. 63, v. 3.8.904
    D K I Nr.17, v. 12.3.913, Nr. 8, v. 1.7.912, Nr. 13. v. 28.11.918
    in pago Loganacgouue (Lahngau) in comitatu Ottonis fratis nostris;
    in pago Logenehe in comitatu Ottonisgermani nostri;
    in comitatu Ottonis et Eberharti in pagis duispurch et keldaggouue;
    Mitglied der fränkischen KONRADINER-Sippe;
    s.a. Isenburg I, Tafel 4.
    Udo und sein Vetter Konrad Kurzbold besiegten am 2.10.939 bei Andernach die Herzöge Giselbert von Lothringen und Eberhard von Franken. Er beerbte 948 seinen Cousin Graf Konrad Kurzbold, war eine wichtige Stütze der OTTONEN und gründete das Kloster Naumburg in der Wetterau. 939 erbte er die Allodien des herzoglichen Cousins Eberhard, bekam aber nicht das Herzogtum.

    Köpke Rudolf/Dümmler Ernst: Seite 73,91-92,117,175, "Kaiser Otto I"

    Bei dem Strauß um Belecke (Gefangennahme des Königsbruders Heinrich) fiel Gebhard, Udos Sohn, ein Neffe des Herzogs Hermann von Schwaben, wodurch letzterer, gleichfalls schon schwankend, zum Heile für OTTO zu um so festerer Anhänglichkeit an die königliche Sache vermocht ward. Ebenso natürlich Graf Udo von der Wetterau und vom Rheingau selbst, und beider Vetter Graf Konrad vom Nieder-Lahngau, genannt Kurzbold, dem wir schon im vorhergehenden Jahre in dem Rate des Königs begegnen.
    Bei Andernach hatten die beiden Herzoge den Rhein überschritten, zunächst wohl um die Gaue ihrer Gegner, Konrads und Udos, den Nieder-Lahngau, Rheingau und die Wetterau, zu verwüsten, doch sollen sie sogar den frevelhaften Plan gehegt haben, den König selbst gefangen zu nehmen. Mit einer kleinen Schar zogen die Grafen Udo und Konrad, Eberhards Vettern, den Spuren der Plünderer nach. Von einem Priester erfuhren sie, dass die Herzoge das Heer mit der reichen Beute bereits über den Rhein gesandt hätten, sie selbst aber nähmen im Kreise weniger Begleiter noch diesseits des Stromes ein Mahl ein. Udo und Konrad eilten in fliegender Hast dem bezeichneten Orte zu und fanden ihre Feinde, wie eine spätere Sage will, bei dem Brettspiele. Nach hartnäckigem Kampfe erlag Eberhard dem Schwerte, von vielen Wunden durchbohrt, sein Gefolge wurde teils niedergehauen, teils gefangengenommen. Giselbert warf sich mit seinen Begleitern in einen Kahn, der unter der allzu schweren Last der Fliehenden umschlug und sie alle in die Fluten versenkte. Nach einer anderen Erzählung stürzte sich Giselbert mit seinem Rosse in den Strom und ertrank fortgerissen von dem Strudel der Wellen.
    Nach dem Osterfest (18. April 941) ließ der König mit dem Rate Hermanns von Schwaben und der fränkischen Grafen Udo und Konrads des Roten, die damals am höchsten in seinem Vertrauen standen, die Schuldigen zur Haft bringen.
    Einen schmerzlichen Verlust, der sich dem Konrads anschloß, brachte ihm dasselbe durch den Tod des Grafen Udo von der Wetterau, seines Freundes, eines der Männer, deren ausharrender Treue er vornehmlich den schwer errungenen Sieg des Jahres 939 zu verdanken hatte. Einen besonderen Beweis seiner Gunst gewährte ihm der König durch die Erlaubnis, seine Lehen und Grafschaften unter seine Söhne zu teilen, als ob es erbliche Eigengüter gewesen wären.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 47-49, Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987 47-49,65,152

    Konrad von Schwaben ist nun offensichtlich - wie ich vor wenigen Jahren in einer kleinen Untersuchung zur KONRADINER-Genealogie erhärten konnte [E. Hlawitschka, Kuno und Richlind Seite 36-49: Anhang - Die Stammtafel der KONRADINER und ihre Quellenbasis. Dort auch die Filiationsnachweise für die anderen in der umseitigen Tafel angeführten Vorfahren Hermanns II.; nachzutragen hierzu ist ein Hinweis auf MG Libri memoriales I: Liber mem. von Remiremont Seite 4 (= fol. 3 v nr. 18), wo über einer Rasur auf der "Königsseite" dieses Gedenkbuches der im 1. Jahrzehnt des 10. Jahrhunderts geschriebene Eintrag steht: Gebardi duci, Hidda, Riquinus, Cristianus ... Auf Seite 37 (= fol. 18r) dieses Buches findet man zudem von der gleichen Hand, die Seite 29 (= fol. 14v) zum 22. Juni (910) den Tod des Herzogs Gebhard eintrug, zum 19. November den Eintrag migravit Idda comitissa.
    Offensichtlich war demnach Herzog Gebhard mit einer Hidda/Ida vermählt. Dies würde auch gut erklären, daß Gebhards Sohn Herzog Hermann I. von Schwaben seine Tochter Ida (= Gemahlin von OTTOS I. Sohn Liudolf) nannte, ja, daß auch Gebhards Enkel Herzog Konrad von Schwaben seiner Tochter den Namen Ita gab (vgl. dazu unten Seite 99ff.) - In den Bänden 61,62,63 des Braunschweigischen Jahrbuchs (1980, 1981, 1982) möchte H. Dobbertin den 949 verstorbenen Grafen Udo I. von der Wetterau nicht als Vater des Herzogs Konrad von Schwaben gelten lassen, sondern einen für das Jahr 940 (in MG D O I,23) bezeugten Ufgaugrafen Gebhard oder noch eher Udos I. Sohn Gebhard (gefallen 938 vor Belecke) als Herzog Konrads Vater ansehen. Doch kann er hierfür keine schlüssige Beweisführung bieten, so daß sich eine eingehende Auseinandersetzung mit dieser Ansicht erübrigt. Wenn es Dobbertin, Wolf und andere als unglaubhaft erscheint, daß der 938 vor Belecke gefallene Sohn Graf Udos I. namens Gebhard und der erst 997 verstorbene Herzog Konrad von Schwaben Brüder waren - wenn also der Abstand von 59 Jahren zwischen den Todesdaten von zwei Brüdern als bedenkenerregend erscheint und den Anlaß zur Suche nach anderen Lösungen in der Anordnung der KONRADINER-Genealogie abgeben soll, so sei doch noch einmal darauf verwiesen, daß Gebhard als Jüngling im Kampf fiel (sein Vater überlebte ihn um 11 Jahre) und Herzog Konrad 997 als sehr alter Mann starb (sein jüngster Sohn Herzog Hermann II. hatte 1002 schon wieder verheiratete Töchter, seine Tochter Ita um 1000 schon rechtsmündige Söhne). So etwas ist durchaus nicht unmöglich; zum Beispiel verstarb FRIEDRICH BARBAROSSAS Mutter Judith ca. 1030, ihr Bruder Welf VI. dagegen erst 61 Jahre später, nämlich 1191.] - der Sohn des 949 verstorbenen Grafen Udo I. von der Wetterau gewesen, der mit einer uns nicht namentlich überlieferten Tochter des Grafen Heribert I. von Vermandois verheiratet war. Und Udo I. von der Wetterau wiederum war der Sohn des 910 gegen die Ungarn gefallenen Herzogs Gebhard von Lothringen, der offenbar eine Hidda/Ida zur Frau hatte.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 46 Anm. 4, "Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert."

    Zum 1016 verstorbenen Gevehardus, Heriberti comitis filius, nepos meus vgl. lib. VII c. 49 (Seite 458); zu Conradus Suevorum ductor egreius ac eiusdem frater Heribertus comes lib. IV c. 60 (Seite 200), zu Heribert comitis folio Ottone vgl. lib. V c. 24 (Seite 249); in lib. V c. 35 (Seite 260) wird Gerberga als Schwester Ottos von Hammerstein und im Kapitel vorher (Seite 258) als Gemahlin des Markgrafen Heinrich von Schweinfurt genannt (R. Holtzmann hält indes in einer Fußnote seiner Edition die Identifizierung des hier genannten Otto mit Otto von Hammerstein für fraglich); zu Udo II. als matris meae avunculus vgl. lib. III c. 20 (Seite 124) und zu Herzog Hermann II. von Schwaben, den matris meae avunculis filius, lib. V c. 22 (Seite 247); Herzog Hermann II. war nach den Einsiedler Annalen (MG SS III Seite 144) ein Sohn seines Amtsvorgängers Konrad von Schwaben, der oben schon einmal als Bruder Heriberts angeführt worden ist. Das Filiationsverhältnis Gebhards zu Udo I. ist bezeugt von Widukind von Corvey, Sachsengeschichte lib. II c. 11, ed. Lohmann-Hirsch, MG SS rer. Germ. (1935) Seite 75: Interfectus est atem (938) ibi GevehardusUdonis filius, fratris Herimanni ducis; indessen ist die Filiation von Udo I. zu Konrad, Udo II., Heribert und Judith nicht ausdrücklich überliefert. Bekannt ist immerhin, daß Udo I. - wie der Contin. Reginonis ad 949, ed. F. Kurze, MG SS rer. Germ. Seite 164 bezeugt - bei seinem Tode permissu regis, quicquid beneficii aut prefecturarum habuit, quasi heredidatem inter filios divisit, daß er also mehrere Söhne hatte. Wenn nun Konrad und Heribert in Udos I. rheinfränkischem Bereich nachfolgen, sieht, so darf man sie doch wohl als jene filii Udos ansprechen. Außerdem dürfte die Ausbreitung des Namens Udo bei den Grafen von Stade nach der Ehe Heinrichs I. von Stade und Judiths für Judiths Herleitung von Udo I. von der Wetterau und dem Rheingau sprechen. Eine letzte Sicherung erhält die Voranstellung Udos I. letztlich noch durch die erst auf den nächsten Seiten zu besprechende genealogische Notiz aus dem Zusammenhang des Hammersteinischen Eheprozesses.
    Gegen dieses System hat jüngst K. Schmid, Probleme um den "Grafen Kuno von Öhningen", in Dorf und Stift Öhningen, hg. von H. Berner (1966) Seite 87f., geweisse Bedenken angemeldet. Er weist darauf hin, daß Udos I.bezeugter Sohn Gebhard bereits 938 im Kampfe fiel, er also schon kurz vor 920 geboren sein dürfte, während Konrad, der als sein Bruder anzzusetzen ist, doch erst 982 Herzog von Schwaben geworden ist und 997 starb. Nach den gleichen Beobachtungen hatte schon E. Kimpen, Zur Königsgenealogie der Karolinger- bis zur Stauferzeit, in: ZGO NF 64 (1955) Seite 65, vorgeschlagen, Udo II. als den Vater Heriberts und Herzog Konrads von Schwaben anzusehen. Eine solche Erwägung scheitert aber an Thietmars oben zitierten Angabe über Udo II. als matris meae avunculus - er müßte matris meaeavus genannt worden sein, wenn man nicht auch Judith mit Udo II. eine Generation über Konrad und Heribert stellen will - bzw., wenn man Judith als Schwester Udos II. auffaßt, daran, daß Herzog Hermann II. von Schwaben bei Thietmar als matris meae avunculi filius - nicht nepos! - erscheint.
    Die angeführten chronologischen Erwägungen machen indessen die obige Zusammenfügung der Einzelteile nicht unmöglich; und deshalb haben sich jüngst sowohl K. F. Werner, Die Nachkommen Karls des Großen, in: Karl der Große IV (1967) Seite 463, als auch H. Jakobs, Der Adel in der Klostererform von St. Blasien (1968) Seite 176ff., weiter zur Herkömmlichen Anordnung bekannt. Man hat für die im Stemma genannten Personen etwa folgende Lebensdaten anzunehmen, wobei ich mich an die von K. F. Werner aus den weiteren Zusammenhängen gewonnenen Daten anlehne:

    Udo I. * ca. 895/900 (beim Tode des Vaters 910 nach Contin. Regin. ad 910 noch puer), + 949
    Gebhard * ca. 918/20, + 938
    Konrad von Schwaben * ca. 920/25, + 997
    Udo II. * ca. 925/30, + 982
    Heribert * ca. 930, + 992
    Judith * 925, + wohl vor 973
    Heinrich I. von Stade * 925/30, + wohl 975/76
    Hermann II.von Schwaben * 945/50, + 1003
    Gerberga * 970
    Heinrich von Schweinfurt * ca. 970, + 1017
    Gebhard * ca. 970, + 1016
    Otto von Hammerstein * ca. 975, + ca. 1036
    Siegfried von Walbeck * ca. 950/55, oo 972/73, + 991
    Kunigunde + 955, + 997
    Thietmar von Merseburg + 975, +1018

    Die Frage, ob Hermann II. von Schwaben ein Sohn Herzog Konrads von Schwaben (Beleg siehe oben) oder Udos II. war - dieses meint der erst in der Mitte des 12. Jahrhunderts tätige Annalista Saxo ad 1002 (MG SS VI Seite 650): Erat hic Herimannus filius Udonis ducis, qui aput Calabriam cum multis occubuit -, darf wohl im Sinne der zeitgenössischen und ortsnäheren Ann. Einsidlenses ad 997 beantwortet werden. Gestützt wird die Aussage der Einsiedler Annalen indessen noch durch einen Reichenauer Gedenkeintrag; zu diesem und seiner Interpretation vgl. H. Schwarmaier, Reichenauer Gedenkeinträge aus der Zeit König Konrads II., in: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 22 (1963) Seite 18ff.

    Holtzmann Robert: Seite 117,123,130, "Geschichte der sächsischen Kaiserzeit"

    Aber es ging nicht alles so, wie die Empörer wollten. Es war dem Herzog Eberhard von Franken gelungen, auch ein jüngeres Mitglied seines Hauses auf seine Seite zu ziehen, Gebhard, einen Sohn des rheinfränkischen Grafen Udo (der ein Bruder Hermanns von Schwaben und mithin ein Vetter Eberhards war). Dieser Gebhard ist im Kampf um Belecke gefallen, und das schien den anderen KONRADINERN, Hermann, Udound ihrem Vetter Konrad Kurzbold, ein Gottesgericht, so daß sie um so fester auf der Seite des Königs aushielten.
    Gegen die Feinde schickte der König den treuen Herzog Hermann mit schwäbischen Truppen nach Norden, und zwei Grafen dieses Hauses, Hermanns Bruder Udo und sein Vetter Konrad Kurzbold, Vettern auch des Franken-Herzogs, haben am 2. Oktober 939 den entscheidenden Sieg am Rhein, gegenüber von Andernach, davon getragen. Eberhard und Giselbert waren bereits über den Strom gekommen, ihr Heer war am Beutemachen, ein großer Teil der Truppen schaffte den Raub auf das andere Ufer, da wurden die Herzöge von den beiden Grafen überrascht und völlig geschlagen. Eberhard ist im Kampf gefallen, Giselbert auf der Flucht im Rhein ertrunken.
    Von Kamerich aus rückte OTTO im August 946 in Frankreich ein, mit einem starken Heer, bei dem sich auch der König Konrad von Burgund wieder befand, ferner Hermann von Schwaben mit seinem Bruder Udo, die Erzbischöfe von Mainz und Trier und andere weltliche und geistliche Fürsten.

    Schwager, Helmut: Seite 135,158, "Graf Heribert II. von Soissons"

    König Rudolf, verbündet mit Graf Marcus von Dormois und Graf Warin Eisenarm von Castric, griff Reimser Kirchengüter an, wobei es zu argen Plünderungen kam; andererseits schlossen der geschädigte Graf Boso, Herzog Giselbert von Lothringen - wobei hier kaum die Tatsache, daß Heriberts II. Schwester N.N. mit dem KONRADINER Graf Udo I. von der Wetterau (+ 949), also einem Todfeind der REGINARE, verheiratet gewesen ist, ausschlaggebend gewesen sein dürfte.
    Aus der Verweigerung der Rückgabe von Saint-Quentin an den HERIBERTINER erfolgte im Sommer 935 der Hilferuf Graf Heriberts II. an König HEINRICH I. und die Eroberung von Saint-Quentin durch ein ostfränkisch-deutsches Hifsheer, worunter sich unter anderem Heriberts II. konradinischer Schwager Graf Udo I. von der Wetterau (+ 949) und dessen Bruder Herzog Hermann I. von Schwaben (+ 949) befanden.

    Fried, Johannes: Seite 87, "Prolepsis oder Tod? Methodische und andere Bemerkungen zur Konradiner-Genealogie im 10. und frühen 11. Jahrhundert"

    Udos I. Nachkommenschaft sei durch die Brüdertrias Udo III., Heribert und Konrad, den Herzog von Schwaben, als seine Söhne gekennzeichnet. Daß sie Brüder waren, bezeugt Thietmar von Merseburg, der Enkel ihrer Schwester Judith. Doch die Vaterschaft des 949 gestorbenen Wetterau- und Rheingau-Grafen ist nur gelehrte Deduktion, die keine Quelle expliziert.
    Die These stützt sich auf drei Überlegungen:
    Erstens nannte der Continuator Regionis zum Jahr 949 aus Anlaß der Todesmeldung pauschal auch "die Söhne" des Grafen Udo I., also hatte er solche, auch wenn sie namentlich nicht genannt sind. Die Stelle ist für die weitere Argumentation zu wichtig, als daß hier auf ihren Wortlaut verzichtet werden dürfte: Udo comes obitt, qui permissu regis, quicquid beneficii aut praefecturam habuit, quasi hereditatem inter filios divisit.
    Zweitens folgten auf Udo ein Konrad in der Rheingaugrafschaft und ein Heribert im Kinziggau, einem Teil der Wetterau, nach, also die Söhne dem Vater.
    Drittens sei derselbe Udo nach Flodoard mit einer Tochter des westfränkischen Grafen Heribert I. von Vermandois verheiratet gewesen, was zwanglos den Namen eines gleichnamigen Sohnes erkläre und folglich Heribert gemeinsam mit seinem Brüdern Udo und Konrad zu Söhnen Udos I. von der Wetterau mache.
    Vier Einwande gegen den traditionellen KONRADINER-"Stammbaum" sind zu registrieren:
    1) Es gibt keine einzige Quelle, die diese Verwandtschaft auch nur für einen einzigen der drei postulierten Udo-Söhne Udo III., Heribert und Konrad explizit bestätigen könnte. Zwar kennen wir einen Udo filius Udonis comitis, doch er soll gerade nicht des Wetterau- und Rheingaugrafen Sohn sein, vielmehr dem eberhardinischen Ast der KONRADINER angehören. Auch ist ein "Cuno filius Cunonis" bekannt, der also, Identität vorausgesetzt, einen Konrad als Vater der erwähnten Brüdertrias anzunehmen nahelegen könnte; doch auch jener Konrad-Sohn soll nach der gängigen KONRADINER-Genealogie der eberhardinischen, nicht der gebhardinschen Linie des Adelshauses entstammen. Dann begegnet im Jahr 950 ein Cuonradus filius Gebehardi comitis im Jahreseintrag des Continuator Regionis; aber diese Filiation schien schon gar nichts mit dem Rheingau- und Wetterau-Grafen Udo und jenen drei Brüdern zu tun zu haben. Schließlich tritt in einem annähernd gleichzeitigen Essener oder Werdener Nekrolog ein Oudo Vdonis comitis filius entgegen, der nicht mit dem eben genannten Udo-Sohn identisch sein kann, vielmehr in einem Zug mit dem im Jahr 966 gestorbenen Lahngaugrafen Eberhard in das Nekrolog eingetragen wurde, also wohl ein KONRADINER und im selben Jahr wie dieser gestorben sein dürfte; im übrigen scheint er Mönch gewesen zu sein. Seine Einbindung in den KONRADINER-Stammbaum ist nur hypothetisch möglich. Er könnte nach der traditionellen These ein Enkel Udos I. von der Wetterau, aber auch der Sohn eines in den Jahren 964/66 hervortretenden Grafen Udo II. sein, also je nachdem sowohl der gebhardinischen als auch der eberhardinischen Linie engehören. Zweifellos war er noch jung und unbedeutend, als er starb. Mehr Filiationsangaben aus dem KONRADINER-Haus der fraglichen Epoche zwischen 940 und 990 liegen nicht vor. Doch eigentümlich: Sie müßten alle oder nahezu alle der eberhardinischen Linie zugewiesen werden.
    2.) Der Continuator Regionis erwähnt zum Jahr 950 und damit unmittelbar nach dem auffälligen Bericht über den Rheingau- und Wetterau-Grafen Udo den Tod des Bischofs Rodhard von Straßburg, dem Udo filius Udonis comitis im Amt folgte, der dann im Jahr 965 starb. Die alte These will, um den 949 ins Grab gesunkenen Grafen Udo I. als Vater des 982 gefallenen Udo III. in Anspruch nehmen zu können, ohne dem Wetterauer zwei Söhne desselben Namens zuweisen zu müssen, die Identität des 949 verstorbenen mit dem zu 950 als Vater des Bischofs genannten Grafen Udo verwerfen, obwohl der Continuator zuvor keinen weiteren Grafen Udo erwähnt hatte.
    So pocht der Graf Udo des Jahres 950 unablässig auf den Nachweis der Vaterschaft des Grafen Udo von 949 und spricht ihm vorderhand die Kinder Judith, Konrad, Heribert und Udo als untergeschoben ab. Solange dieser Nachweis nicht erbracht ist, hat Udo I. also keinen Anspruch auf eine so illustre Nachkommenschaft.
    3.) Um den 982 vorzeitig im Kampf gefallenen Udo III. als Sohn des Rheingau-Grafen retten zu können, wurde als Vater des Straßburger Bischofs ein weiterer Graf Udo II. in Anspruch genommen, den die Continuator Reginonis zwar erst zu 964-966 einführt, der aber schon Jahrzehnte früher Vater geworden sein könnte. Zweifellos ist diese Möglichkeit als solche prinzipiell anzuerkennen, doch ist sie wiederum nicht das Nächstliegende und tatsächlich ganz ungewiß. Denn dieser Graf Udo II., dessen Zugehörigkeit zur KONRADINER-Familie übrigens nicht völlig gesichert ist, wird im Jahre 966 als Rebell zur Emigration gezwungen; er starb irgendwann und irgendwo in der Verbannung.
    4.) Schließlich fordert die alte These die Anerkennung eines irritierenden genealogischen Postulats, das abermals die von ihr konstruierte Generationenfolge mit dem Signum großer Unwahrscheinlichkeit (nicht absoluter Unmöglichkeit) belegt: Des Wetterau-Grafen Udo I. durch Widukind von Corvey unzweifelhaft bezeugter Sohn Gebhard fiel im Kampf im Jahre 938, sein durch die Darstellungsweise des Continuator Regionis nahegelegter Sohn Udo, der Straßburger Bischof, starb 965. Beide Daten passen gut zu einer um 915 anzusetzenden Ehe des Grafen mit einer VERMANDOIS. Die drei dem Wetterau-Grafen thesenhaft als Söhne zugesprochenen Brüder Udo III., Heribert und Konrad, der alemannische Herzog, starben indessen in den Jahren 982, 992 und 997, ihre Schwester Judith etwas vor 974, alle zusammen demnach deutlich eine Generation später als die in den Quellen genanten Udo-Söhne.
    Stehen wir vor einem echten Dilemma? Oder dürfen wir das Nächstliegende - daß nämlich der genannte Bischof Udo von Straßburg des Wetterau-Grafen Udo I. Sohn war und jene drei Brüder Udo III., Heribert und Konrad einen anderen Vater zugewiesen werden müssen.
    Demnach bliebe allein die Aussage des Regino-Constinuators zum Jahr 949, wonach der damals gestorbene Graf Udo I. vom König das Recht erhalten habe, seine Reichslehen zu verteilen quasi hereditatem inter filios. Sehe ich recht, wurde er mit einer Ausnahme durchweg verstanden als Berechtigung Udos, die Lehen "gleich seinem Erbe unter seine vorhandenen Söhne" zu verteilen.
    Nach Donald C. Jackman erhielt Udo I. das Recht, seine Lehen zu verteilen "gleichsam wie das Erbe unter Söhne". Der Ausdruck ist insgesamt als adverbiale Bestimmung zu betrachten. Dann ist gerade nicht gesagt, daß Udo entsprechend erbberechtigte Söhne besaß. Ja, diese Übersetzung zieht geradezu die Notwendigkeit nach sich, dem Grafen Udo I. zum Zeitpunkt der Privilegierung solche Söhne überhaupt abzusprechen. Nach dem Tod seines im Jahr 938 gefallenen wohl älteren Sohnes Gebhard und neben dem seit langem zum Kleriker bestimmten, wahrscheinlich schon mit höheren Weihen versehenen und im folgenden Jahr 950 zum Bischof erhobenen jüngeren Sohn Udo hätte der Rheingau- und Wetterau-Graf demnach, trifft die Jackmansche Übersetzung zu, im Jahr 949 keinen lebenden männlichen Leibeserben besessen, der ihm in einem weltlichen Herrschaftsamt hätte nachfolgen können.

    Heinzelmann Josef: "Quasi hereditatem inter filios"

    Ebrechtliche Fragen bestimmen auch die Diskussion über die Herkunft Herzog Konrads. Er und seine aus Thietmars Chronik erschlossenen Geschwister (Udo (II), Graf Heribert und Jutta, die Stammmutter der Stader und Großmutter Thietmars) hielt man bisher für Söhne Udos (I). Jackman rangiert sie in einen ganz anderen KONRADINER-Zweig, mit einem negativen und einem positiven Argument.
    Ersteres ist Jackmans Interpretation der Stelle des Regino-Continuators, Udo comes obiit, qui permissu regis, quicquid beneficii aut praefecturarum habuit, quasi hereditatem inter filios divisit. Er versteht diesen Satz so, dass 949 Graf Udo (I) vom König erlaubt bekommen habe, seine Lehen und Ämter unter Verwandte wie Erbbesitz unter Söhne zu verteilen, nicht „unter seine Söhne“. Udo hätte nur zwei ihn überlebende Söhne gehabt: Udo, der 950 Bischof von Straßburg werden sollte und bis 965 lebte, und Otto von Grabfeld, der als sein Sohn durch die sogenannte Notiz von St. Omer (auf die wir gleich zu sprechen kommen) ebenso belegt sei wie die Abstammung Konrads von Schwaben von Udos Cousin Gebhard.
    Dabei kann man unangenehme Fragen nicht unterdrücken. Warum sollte Udos 938 gefallener Sohn Gebhard (von dem wir zufällig wissen) nicht schon Kinder gezeugt haben? Und hatte Udo vielleicht noch weitere Kinder, die bloß in den Quellen nicht auftauchen, weil sie vor dem Vater gestorben oder Frauen waren? Hätte der Sohn Udo Kleriker werden dürfen, wenn er der Stammhalter war? Er wurde Bischof von Straßburg, gerade ein Jahr nach der kaiserlich genehmigten Teilung quasi hereditatem… Ein Zufall? Bloß aufgrund der Notiz im Hammersteiner Prozess mit Jackman Graf Otto im Grabfeld als überlebenden Sohn Udos einzusetzen, ist auf jeden Fall gegen den gesunden Menschenverstand, da dieser dann doch wohl Alleinerbe gewesen wäre. Hätte Udo ihn (gar mit Zustimmung OTTOS!) enterbt, hätte der Continuator Reginonis das ganz anders formuliert. Schließlich: Wenn Udo (I.) keine lebenden Nachkommen hatte, hätte er dann nicht eher seinen ihm noch im selben Jahr in den Tod folgenden Bruder Hermann I., Herzog von Schwaben (mit)bedacht, statt Konrad, den - nach Jackman einzigen - Sohn seines Vetters Gebhard?
    Jackmans Auslegung der Stelle in der Continuatio erscheint mir überzeugend, wenn man mit Settipani/Poly und Johannes Fried die Konsequenz zieht, Udo seien „zum Zeitpunkt der Privilegierung“, seine Lehen und Vogteien wie Erbbesitz unter Söhne zu verteilen, „solche Söhne überhaupt abzusprechen“. Ich ziehe gegen Jackman und Wolf die weitere Konsequenz: Der 910 verwaist als puer genannte, also kaum nach 900 geborene Udoverteilte seine Ämter und Lehen am Ende seines Lebens nicht unter entfernte Verwandte, sondern unter Enkel und evtl. Schwiegersöhne.
    Mit den vier Geschwistern sind gewiss nicht alle Erben aufgezählt. Dass aber diese vier nicht von dessen Vetter Gebhard sondern von Udo abstammen (freilich nicht unbedingt wie in traditioneller Auffassung als seine Kinder, sondern, was auch ihre Lebens-, genauer ihre Todesdaten zu bestätigen scheinen, eher als Enkel über einen unbekannten Sohn oder eine Tochter), verraten schon ihre Namen. Jackman muss wegen der VERMANDOIS-Namen Heribert und Kunigunde dem Grafen Gebhard vom Ufgau eine hypothetische Frau Adela aus diesem Geschlecht geben, wohingegen eine Tochter Heriberts I. von Vermandois (wohl namens Kunigunde) als Gemahlin Udos zuverlässig belegt ist. Auch die Namen Hermann, Ita und Udo passen besser oder nur zu Nachkommen Udos. Mit erstaunlicher Präpotenz verdreht Jackman bei den Stadern auch das Vorkommen von Udo, weil er die Abstammung von Udo (I) leugnet: „The name Udo can be observed entering the house of Stade as the sole onomastic heritage from the Konradiner. Apparently this occurred in a rather unusual way: … for the names Judith and Liuthar both include an –ud- component.“
    Schließlich wird in Jackmans Hypothese die Heirat des Wetterau-Grafen Heribert mit Irmintrud, Tochter Meingauds und Enkelin des Maienfeldgrafen Eberhard (II) zu einer Nahehe 3 : 3, denn Heriberts Großvater wäre der Bruder dieses Eberhard. Jackman sieht in der Nahehe ausdrücklich kein Problem, und übersieht - wie bisher auch seine Kritiker - dabei die Folgerung für Otto von Hammerstein: Wenn HEINRICH II. Otto vernichten wollte, wie zuletzt Johannes Fried unterstrich, hätte er ihn leicht als illegitimen Sprössling einer unerlaubbaren Nahehe um sein Erbe bringen können.
    Welches Argument bringt Jackman vor, um diese Erben Udos zu Nachkommen seines Vetters Gebhard zu machen? Es ist eigentlich ein einziges: das rätselhafte Schema consanguinitatis für Otto von Hammerstein und seine Frau Irmingard/Imiza. Eine der dort vorkommenden Filiationsfolgen lautet: Gebehard genuit Cunonem… Cuno genuit Cunonem. Man hat viel gerätselt, was diese mit dem Gegenstand des Eheprozesses nicht zusammenhängende Notiz eigentlich soll.
    Fried bietet die Erklärung, die sich wohl am weitesten vom gesunden Menschenverstand entfernt, weswegen es sich anbietet, sie als Maßstab zu nehmen. „Eine nach der günstigsten Zählweise kanonisch gewöhnlich noch zulässige Ehe im Verhältnis 4 : 4 hätte für Braut und Bräutigam jeweils 30 Aszendenten, deren Geschwister und ihrer aller Nachkommen auflisten müssen, um die Verwandtschaft der beiden Ehegatten ausschließen zu können. Wer besaß eine Übersicht über die Gesamtheit dieser 60+x Personen und die Stelle oder die Stellen, an denen sie sich unzulässig überschnitten? Wer betrieb Ahnenforschung in diesem Stil? …“
    In einer Gesellschaft, die von Geblütsdenken und Erbanspruch beherrscht war wie der mittelalterliche Adel, wo jeder als Herrschaftswissen nicht nur (schon wegen möglicher Erbschaften, Protektion und Einladung zu Familienfeiern) die eigenen aktuellen Verwandtschaftsverhältnisse, sondern auch bis zu einem großen Grade die der wichtigsten Konkurrenten und Verbündeten kannte, war man nicht so blöde, bei der Erforschung einer Blutsverwandtschaft nach Friedschem Rezept vorzugehen. Der Normalfall war sowieso, dass man seine Cousins und Cousinen 3. Grades (um nichts anderes geht es) kannte. Aber Fried meint: „Angesichts solcher Verhältnisse ist evident, dass manch eine Adelsehe eingegangen wurde, ohne eine tatsächlich bestehende, eheverhindernde Verwandtschaft zu bemerken.“ Dabei hätten Brautleute und ihre Eltern es leicht gehabt, Konsanguinität festzustellen: Sie hätten nur die jeweilige Ahnentafel bis zur Ururgroßelterngeneration (das sind inklusive der normalerweise noch lebenden Eltern, der Großeltern und Urgroßeltern tatsächlich 30 Menschen) vergleichen müssen. Warum sollten sie nicht diesen einfachen Weg gegangen sein, in einer Zeit, wo man sehr wohl über Familienverhältnisse und Erbgänge bescheid wusste und genealogisch dachte?
    Fried verwechselt auch Ahnen- mit Verwandtschaftstafeln. Am gravierendsten ist aber sein Missverständnis der Arbores consanguinitatis. Sie „boten die Abstammungslinien in Gestalt eines ,Baumes‘, in dessen Mitte die fragliche Person, ego oder ipse, ihren Platz hatte…“ Er hat sich seine eigene Abbildung 1 nicht genauer angesehen, denn darin fehlt gerade das Feld für den Probanden (Ego), weil jedes Feld einen Verwandtschaftsgrad bedeuten soll, und Ego mit sich selbst natürlich nicht „verwandt“ ist. Gravierender ist es, dass Fried dieses System des Baumes nicht versteht. Alle mit den korrekten lateinischen Bezeichnungen ausgefüllten Felder zeigen verbotene Verwandtschaft, je weiter weg desto entfernter. Bei den Nachfahren gibt es jeweils nur zwei Felder nebeneinander: filius und filia, nepos und neptis usw. Ähnliches gilt für die Aszendenten: pater und mater, avus und avia usw. Bei den Seitenverwandten wird hier die Sache wegen der genauen lateinischen Verwandtschaftsbezeichnungen schwieriger, neben dem pater steht patruus/amita, neben der mater steht avunculus/matertera. Deren Abkömmlinge schließen sich waagerecht an. (Täten sie es senkrecht nach unten, sähe das einer Nachfahren-, bzw. Verwandtschaftstafel ähnlich, senkrecht nach oben, einer Ahnentafel.) Dementsprechend stehen auf der Vaterseite etwa patruelis/amitina oder (zwei Kästchen höher, eines nach links) propatrui/proamitae nepotes, auf der Mutterseite symmetrisch dazu: consobrinus/consobrina und proavunculi/promaterterae nepotes. Es entsteht eine Figur mit der Silhouette eines Baums, eine hohe Abstraktion für Kirchenrechtler. Man kann die Felder entlang hickeln wie beim Kinderspiel „Himmel und Hölle“ und kommt beim letzten Sprung zum Ehepartner hoffentlich aus dem höllischen Inzestgebiet in den Himmel erlaubter Ehe. (Bei den frühsten Varianten sind jedem Feld noch die genauen Gradzahlen mit eingeschrieben.) Dass der Proband zahlreiche Kinder haben konnte (sie sind alle filius oder filia, da gibt es keine Seitenverwandten) und bestimmt auch einen Großvater mütterlicherseits hatte, brauchte eine solche Arbor consanguinitatis nicht wiederzugeben, denn die Verwandtschaftsbezeichnungen waren zu finden: Auch die Brüder der Enkel sind Enkel, beide Großväter hießen avus. Eine Arbor consanguinitatis würde, wenn sie mit konkreten Personen ausgefüllt wäre, geradezu platzen, weil in jedem Kästchen mehrere Namen stünden. Und je weiter die Kästchen oberhalb vom (evtl. zu denkenden) Ego entfernt stehen, desto voller wären sie mit Personen, die untereinander garnicht verwandt sind.
    Ein derartiges Schema konnte in einem Streitfall wie dem Hammerstein-Prozess kaum helfen, weil es nicht die jeweils real existierende Verwandtschaft wiedergab, sondern in seiner Abstraktion nur Konsanguinitätsränge. Fried hält trotzdem – ich vereinfache zulässig – die Arbores für eine Art Ab-Fragebogenformular für Inzest-Inquisition. Fried hätte sehen müssen, dass sie dafür nicht geeignet waren. In der Abbildung (auf die er sich beruft, die er sich aber nicht näher angeschaut zu haben scheint) variieren einige Bezeichnungen und sind einige der äußeren Felder noch frei. Viele der Abweichungen dieses „Typs 5C“ (Bezeichnung Schadts ) vom „Ideal“ kann man nur als Fehler bezeichnen: Patruus magnus und Propatruus werden zu Propatruus magnus, Atavunculi filii und Atmaterterae filii stehen nicht in einem Feld, Abnepos und Atnepos sind vertauscht, auf den Trinepos folgt Trinepotis nepos… Die Fehler waren beim mechanischen Abschreiben weitergeschleppt worden und hatten sich immer mehr kumuliert. Das Ergebnis war blanke theologische Theorie, die sich nie in der Praxis bewähren musste.
    Ein Rätsel bleibt die Notiz von Saint-Omer. Wozu und wieso sind da zuerst drei Filiationslinien dargestellt, zwei davon als Schema consanguinitatis, das nicht zu einem Brautpaar führt, also schon gar nicht zu dem inkriminierten Ehepaar, dessen Schema mit Item ex alia parte angeschlossen wird? Sie führen alle über Männer zu Männern, bieten aber weder die agnatische Linie des Bräutigams (für ihn ist gerade der Vater angegeben), noch vollständig seine agnatische Verwandtschaft. Fried meint nun, diese Linien seien Relikte einer Prüfung in seinem Sinne. „Dass die ihnen zugeordneten Namen aufgeschrieben wurden und die Notiz erhalten blieb, ist ein einzigartiger Glücksumstand. Er gestattet den Einblick in die Prüfungspraxis inkriminierter Ehen bei unterstellter, aber noch nicht verifizierter Verwandtschaft. Sie bestand in der Aktualisierung beider Seiten des Verwandtschaftsschemas für den Einzelfall.“ Kurz und gut, Fried meint, wir hätten hier so etwas wie das Regest einer Stasi-Akte, genauer einer Kirchensicherheits-Akte. Vernünftige Menschen wären jedenfalls nicht so umständlich vorgegangen, und selbst die überwachungssüchtigsten Mönche und Bischöfe hätten gewusst, dass nicht nur reine Männer- oder Frauenlinien zu prüfen sind, sondern die viel zahlreicheren Mischlinien.
    Wann wurde überhaupt geprüft? Auf bloßen Verdacht hin? Auf Geheiß des missgünstigen Kaisers, wie Fried meint? Hatten Mönche Geheimarchive mit Personenstandsakten? Die Betroffenen und ihre Familien wussten doch nach Fried so gut wie nichts von ihren Vorfahren?
    Ich schaue nicht lange nach einschlägiger Literatur. Ich setze voraus, dass solche Eheprozesse zumindest in der Beweisaufnahme mündlich waren. Es gab also ein Verfahren wie später die Aufschwörung bei Aufnahme in ein Domkapitel: Angesehene Männer aus der Verwandtschaft (oder der Nicht-Verwandtschaft) mussten unter Eid erklären, wer die 4 ersten Ahnengenerationen von Bräutigam und/oder Braut waren. Vielleicht gab es differierende Aussagen wegen durch frühen Tod nicht erinnerter Zwischengenerationen oder bei Kettenehen. Eine gefundene und bestätigte Verwandtschaft dann als Deszendenzlinien von dem gefundenen gemeinsamem Vorfahren(paar) darzustellen, war kein Problem für den notierenden Geistlichen. So stand denn in der Notiz von St. Omer: Godefridus et Gerbirhc nepos et neptis. Godefridus genuit Irmingardam. Gerbirhc genuit Imizam. Imiza genuit Ottonem. Daraus ging der Grad der Verwandtschaft deutlich hervor, wenn man, eben nicht im Wortsinn der Arbores!, nepos et neptis als Cousin und Cousine 1. Grades versteht, die weder patrueles noch consobrini sind.
    Zur Sicherheit konnte der Inquisitor sein Schema in einer Arbor consanguinitatis abzählen. Ich glaube nicht, dass er es tat, jedenfalls zeigt die Aufzeichnung von St. Omer keine Spur davon. Sonst hätte es im zweiten Teil etwa geheißen: „Arbor Ottonis: Mater Imiza –Avia Gerbirhc – (Proavia/Proavus X) – (Proavunculus oder Promatertera Y) – Proavunculi (oder Promaterte-rae) filius Godefridus – Proavunculi (…) neptis Irmingarda; oder umgekehrt (ich kürze ab) „Arbor Irmingardis: Pater – … … – Propatruelis (…) i magni (sive amitae magnae) filia Gerbirhc – Propatruelis (…) neptis Imiza – Propatruelis (…) pronepos Otto“, und hätte mit dieser Methode nach Lehrbuch genauso festgestellt, dass die Ehe innerhalb der verbotenen Grade war, weil jedes Kästchen einem kanonischen Verwandtschaftsschritt entsprach. Genau genommen hätte schon genügt: „Ottoni non licet nuptias inire cum Irmingarda, nepte propratruelis proavunculi (sive promaterteraeproamitae) sui (suae) quia eius in gradu sexto est consanguinea.“
    Nach Jackman wäre die Ahnenschaft bis in die 5. Ahnengeneration geprüft worden, Fried meint „Die Agnaten-Genealogie reicht sechs Generationen zurück.“ Zumindest letzteres wäre überflüssig gewesen, denn die auf den Arbores der Vollständigkeit halber theoretisch verbotene Verwandtschaft 6 : 1 ist biologisch kaum möglich.
    Was sollen aber die ersten Filiationslinien der Aufzeichnung aus St. Omer? Ich kann mir nur vorstellen, dass sie den Zeugen galten, die die Ahnentafeln „aufschwuren“, um deren Zusammenhang mit dem Ehemann klarzulegen, also ihre Sachkenntnis oder Unvoreingenommenheit. . Solange wir den Zweck nicht genau erkennen, können wir auch nicht sagen, um wen es geht, und wenn wir das nicht wissen, dürfen wir diese unklare Quelle nicht auswerten. Aller Wahrscheinlichkeit nach (auch wenn es nicht um Zeugen ginge) müssten die Probanden doch Zeitgenossen des Prozesses sein, also Mitte der 1020er Jahre gelebt haben. Die bisherigen Deutungen bleiben immer im 10. Jahrhundert, ein Gestochere im Dunkel früherer Generationen.
    Wäre die Aufzeichnung aber eine Art Stammtafelgerüst der KONRADINER, müsste man sie als lückenhaft und problematisch bezeichnen, könnte jedenfalls darauf keine glaubhaften Hypothesen aufbauen. Das zeigt sich schon an den ganz verschiedenen Ansätzen, wie man in der Aufzeichnung den unverbunden auftauchenden Heribert in den Zusammenhang stellt. Dass ein paar Namenfolgen in den rudimentären Stammtafeln, die man von den KONRADINERN erstellen kann, als Filiationslinien erscheinen, besagt angesichts der Namenvererbung wenig. Einen Gebehard mit Sohn Cuno und Enkel Cuno kann es in jeder Generation ein- oder zweimal gegeben haben. Warum soll nicht der 938 bei der Belagerung von Belecke gefallene gleichnamige Sohn Udos (I) gemeint sein? Mit dem ersten Cuno wären wir bei einem der möglichen „heredes quasi filii“ und dem ersten oder zweiten Glied der Filiationskette (nach Jackman) Konrad vom Elsaß - Konrad von Schwaben - Konrad Graf von Ortenau, ob mit oder ohne den ungesicherten Elsässer. Diese Lösung erscheint mir sehr viel plausibler als die Konstruktion Jackmans, der die Reihe in den Erberhardinischen Ast der KONRADINER-Agnaten versetzt. Jackman wie ich müssen freilich einräumen, dass Udo, der nepos des Gebehard (sie sind filii duorum fratrum) in der Luft hängt. Als Udos (I) Vater Gebhard 910 gegen die Ungarn fiel, hinterließ er nach dem Continuator Reginonis nur zwei Söhne, eben Udo und Hermann. Hermann aber hatte keinen Sohn. Der 938 gefallene Gebehard kann Brüder und Schwestern gehabt haben, aber keinen patruelis Udo. Der Gebhard Jackmans hat zwar einen patruelis Udo, nämlich Udo (I), aber der hat keinen ihn überlebenden Sohn Otto (Graf im Grabfeld), weil das, wie wir sahen, mit der Verteilung quasi hereditatem nicht zu vereinbaren ist.
    Diese Diskussion ist freilich überflüssig, denn meine wie Jackmans und jede bisherige Lösung entspricht nicht der Forderung, dass die Probanden, also Otto und Konrad, um 1020 gelebt haben sollen. Außerdem: Wenn wir Fried glauben, dass der Adel sich seiner Ururgroßeltern nicht erinnern konnte, dürfen wir auch einer Verwandtschaftsdarstellung nicht vertrauen, die sechs Generationen zurückgeht, selbst wenn sie von schriftkundigen Mönchen aufgezeichnet wurde. Wir sollten uns in unserem Wissensdurst nicht an diesen Strohhalm klammern, um aus ihm in dieser quellenlosen Zeit die blasse Limonade vergifteter Erkenntnis zu saugen.

    915 oo Kunigunde von Vermandois, Tochter des Grafen Heribert I.
    Kinder:
    - Gebhard III. ca 918/20- 938 vor Belecke
    - Konrad Herzog von Schwaben ca 925/30-20.8.997
    - Udo II. Graf der Wetterau ca 920/25-14.7.982
    - Heribert Graf Kinzinggau ca 930- 992
    - Judith ca. 925-16.10.973
    959 oo Heinrich I. Graf von Stade -9.5.975/76
    - Hugo Graf im Einrichgau

    Kinder: Nach Jackmann/Fried
    - Gebhard - 938
    - Udo (Otto) Bischof von Straßburg - 965
    - Otto Graf von Grabfeld

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 85 - Beumann, Helmut: Die Ottonen, Verlag W. Kohlhammer, 1991 Seite 60 - Büttner, Heinrich: Geschichte des Elsaß I. Politische Geschichte des Landes von der Landnahmezeit bis zum Tode Ottos III. und Ausgewählte Beiträge zur Geschichte des Elsaß im Früh- und Hochmittelalter, Jan Thrbecke Verlag Sigmaringen 1991 - Fried, Johannes: Prolepsis oder Tod? Methodische und andere Bemerkungen zur Konradiner-Genealogie im 10. und frühen 11. Jahrhundert - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 66 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 46,49-51,65 - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987 Seite 47-49,65,152 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 117,123,130,170 - Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 Seite 73,91-92,117,175 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 224 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 135,158, 252,284,326 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stutggart 1981 Seite 119,145 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 110,115 - Wolf Armin: Wer war Kuno von Öhningen? Überlegungen zum Herzogtum Konrads von Schwaben (+ 997) und zur Königswahl vom Jahre 1002. in Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters Band 36 1980, Seite 25-83 -

    Begraben:
    Stift Wetzlar

    Udo heiratete von Vermandois, Kunigunde in 915. Kunigunde (Tochter von von Vermandois, Heribert I. und von Meaux, Adele) wurde geboren um 890; gestorben nach 943. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 2. im Einrichgau, Hugo  Graphische Anzeige der Nachkommen
    2. 3. von der Wetterau, Gebhard III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 918/920; gestorben in 938 in Belecke [59581],Soest,Nordrhein-Westfalen,Deutschland.
    3. 4. von der Wetterau, Udo II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 920/925; gestorben am 14 Jul 982 in Cotrone [88900],Kalabrien,Italien.
    4. 5. von Schwaben, Konrad  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 915/920; gestorben am 20 Aug 997.
    5. 6. von Rheinfranken, Judith  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 925; gestorben vor 973.
    6. 7. von der Wetterau, Heribert  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 925; gestorben in 992.


Generation: 2

  1. 2.  im Einrichgau, Hugo Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Udo1)

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 977, Einrichgau,Rheinland-Pfalz,Deutschland; Graf im Einrichgau bezeugt 977

    Notizen:

    Hugo Graf im Einrichgau bezeugt 977
    Sohn des Grafen Udo I. von der Wetterau aus dem Hause der KONRADINER und einer namentlich unbekannten Gräfin von Vermandois, Tochter von Graf Heribert I.

    oo Tietwindis, Tochter eines comes Alemanniae und der Imma
    Kinder:
    - Heribert Erzbischof von Köln (999-1021) um 965-16.3.1021
    - Heinrich I. Bischof von Würzburg (995-1018) -14.11.1018
    - Tochter

    Familie/Ehepartner: Tietwindis. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 8. von Köln, Heribert  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 965; gestorben am 16 Mrz 1021; wurde beigesetzt in Köln-Deutz [50679],Köln,Nordrhein-Westfalen,Deutschland.
    2. 9. von Würzburg, Heinrich I.  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben am 14 Nov 1018.

  2. 3.  von der Wetterau, Gebhard III. Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Udo1) wurde geboren um 918/920; gestorben in 938 in Belecke [59581],Soest,Nordrhein-Westfalen,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Lahngau,Deutschland; Graf im Lahngau

    Notizen:

    Gebhard III. Graf im Lahngau
    ca 918/20- 938 gefallen vor Belecke
    Ältester Sohn des Grafen Udo I. von der Wetterau aus dem Hause der KONRADINER und einer namentlich unbekannten Gräfin von Vermandois, Tochter von Graf Heribert I.
    (Nach Jackmann/Fried hieß die Mutter Adela von Vermandois)

    Brandenburg Erich: Tafel 3, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VII. Generation 8.
    Gebhard
    * ca. 920, + 938
    Anmerkungen: Seite 121VII. 8. Gebhard
    Todesjahr Widukind 2, 11. Da er im Kampf fiel, muß er damals erwachsen gewesen sein. [VII 10]

    Werner Karl Ferdinand: Seite 463, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 10
    Das Geburtsjahr Gebhards darf mit Rücksicht auf die Lebensdaten seiner Mutter etwas früher vermutet werden. (Brandenburg "c 920").
    Gebhard III. fiel bei der Empörung Thankmars gegen OTTO I. im Kampf um Belecke gegen die Aufständischen.

    Beumann, Helmut: Seite 59 , "Die Ottonen"

    Thankmar brachte jetzt die Burg Belecke bei Warstein (Arnsberger Wald) in seine Hand und lieferte seinen dort verschanzten Halbbruder Heinrich als Gefangenen an Eberhard aus. Bei diesem Kampf kam der KONRADINER Gebhard ums Leben, der Brudersohn Herzog Hermanns von Schwaben, der daraufhin an die Seite des Königs trat. Das konradinische Lager war hinfort gespalten.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 46,47, "Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert"

    Gegen dieses System hat jüngst K. Schmid; Probleme um den "Grafen Kuno von Öhningen", in: Dorf und Stift Öhningen, hg. von H. Berner (1966) Seite 87f., gewisse Bedenken angemeldet. Er weist darauf hin, daß Udos I. bezeugter Sohn Gebhard bereits 938 im Kampfe fiel, er also schon kurz vor 920 geboren sein dürfte, während Konrad, der als sein Bruder anzusetzen ist, doch erst 982 Herzog von Schwaben geworden ist und 997 starb.

    Holtzmann Robert: Seite 117, "Geschichte der sächsischen Kaiserzeit"

    Aber es ging nicht alles so, wie die Empörer wollten. Es war dem Herzog Eberhard von Franken gelungen, auch ein jüngeres Mitglied seines Hauses auf seine Seite zu ziehen, Gebhard, einen Sohn des rheinfränkischen Grafen Udo (der ein Bruder Hermanns von Schwaben und mithin ein Vetter Eberhards war). Dieser Gebhard ist im Kampf um Belecke gefallen, und das schien den anderen KONRADINERN, Hermann, Udo und ihrem Vetter Konrad Kurzbold, ein Gottesgericht, so daß sie um so fester auf der Seite des Königs aushielten.

    Widukind von Corvey: Seite 119, "Die Sachsengeschichte"

    Es verband sich aber auch Thankmar mit Eberhard, brachte eine starke Mannschaft zusammen und belagerte mit ihr den Stützpunkt Belecke, in dem sich der jüngere Heinrich befand; und nachdem er die Burg seinen Kriegsgefährten zur Plünderung übergeben hatte, zog er ab und führte Heinrich wie einen gemeinen Knecht mit sich fort. Dort aber wurde Gebhard, der Sohn Udos, des Bruders von Herzog Hermann, getötet; wegen seines Todes haben sich nach Gottes Ratschluß die führenden Männer unter den Franken entzweit.

    Literatur:
    Beumann, Helmut: Die Ottonen, Verlag W. Kohlhammer, 1991 Seite 59 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969 Seite 46 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 117 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 463 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stutggart 1981 Seite 119 -

    Gestorben:
    gefallen vor Belecke


  3. 4.  von der Wetterau, Udo II. Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Udo1) wurde geboren um 920/925; gestorben am 14 Jul 982 in Cotrone [88900],Kalabrien,Italien.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Rheinfranken,Deutschland; Herzog in Rheinfranken
    • Titel/Amt/Status: 949-982, Wetterau,Hessen,Deutschland; Graf der Wetterau

    Notizen:

    Udo II.
    Graf der Wetterau (949-982)
    Herzog in Rheinfranken
    ca 920/25-14.7.982 gefallen Cotrone

    Sohn des Grafen Udo I. von der Wetterau aus dem Hause der KONRADINER und einer namentlich unbekannten Gräfin von Vermandois, Tochter von Graf Heribert I.
    Neffe des Herzogs Hermann I. von Schwaben
    (Nach Jackman/Fried als Udo III. Herzog von Elsaß Sohn des Herzogs Konrad I. von Elsaß und der Judith/Jutta von Öhningen)
    Josef Heinzelmann macht wahrscheinlich, daß die drei Brüder Konrad, Heribert und Udo und ihre Schwester Judith nicht unbedingt Söhne bzw. Tochter des Grafen Udo I. von der Wetterau sein müssen, sondern dessen Enkel oder Schwiegersöhne gewesen sein könnten

    Althoff Gerd: Seite 407, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    G 88, Lü: 14.7. Vdo + 982 Graf von Rheinfranken

    Zum Eintrag vgl. G 87.
    Der KONRADINER Udo war der Bruder Judiths (G 140), der Gemahlin Heinrichs von Stade. Mit der Stader Grafenfamilie waren die BILLUNGER verwandtschaftlich verbunden und politisch verbündet; vgl. G 45.
    Udo fiel in der Schlacht bei Cotrone; vgl. BMi Nr. 874b; allg. siehe auch FW H 5 mit weiteren Literaturhinweisen.

    Brandenburg Erich: Tafel 3, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VII. Generation 10.
    Udo der Jüngere, Graf in der Wetterau 949
    * ca. 920, + 982 15. VII.
    Anmerkungen: Seite 121, VII. 10. Udo
    Thietmar 2, 20 [VII 12]

    Werner Karl Ferdinand: Seite 463, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 12
    Zu Udo vgl. E. E. Stengel, Abhandlungen und Untersuchungen zur hessischen Geschichte 444.
    Den Todestag gibt Brandenburg irrig mit 982 VII 15 an, was in 982 VII 13 zu korrigieren ist.

    Udo II. hatte von seinem Vater die Grafschaft in der Wetterau geerbt und übte außerdem noch Grafenrechte im Moselgebiet aus, nämlich im Maienfeld und im Trechirgau. Wahrscheinlich ist er auch mit jenem fränkischen Udo zu identifizieren, der 9664 in einer militärischen Stellung in Oberitalien erscheint und 966 wegen Hochverrats von OTTO I.in die Verbannung geschickt wurde. Völlig gesichert ist aber, daß er in der Schlacht bei Cotrone gegen die Araber fiel. Bei dieser Gelegenheit erhält er einige Male den Titel "dux", allerdings ohne Zusatz. Es ist möglich, daß diese Bezeichnung eine militärische Führerstellung ausdrückt.

    Holtzmann Robert: Seite 170,269 , "Geschichte der sächsischen Kaiserzeit"

    Nur in Franken ist ein wirklicher Herzog, das heißt eine Gewalt, unter der Grafen standen, auch jetzt nicht mehr bestellt worden. Das Deutsche Reich war ein Teil des alten Frankenreiches, hieß gleich dem französsichen zumeist noch einfach regnunum Francorum, Reich der Franken, und das Gebiet des fränkischen Stammmes galt als das eigentliche Königsland, wo es keiner herzoglichen Gewalt bedurfte. Wenn später der KONRADINER Udo II., Graf in der Wetterau, der Sohn des gleichnamigen Siegers von Andernach, den herzoglichen Titel trägt und die Nachkommen Konrads des Roten, deren Grafschaften im Wormsfeld und Speyergau lagen, als "Herzöge von Worms" erscheinen, in Mainfranken der Bischof von Würzburg sich Herzog nennt, so sind das nur Titel für Großgrafen und hohe Herren, die keine andere Grafen unter sich hatten.
    Mit dem Fanatismus des Moslem überfielen die Araber nun das ungeschützte Heer der Deutschen und bereiteten ihm eine furchtbare Niederlage. Fast die ganze deutsche Mannschaft wurde vernichtet, unter den Gefallenen befanden sich Bischof Heinrich von Augsburg, Herzog Udo II. von Rheinfranken, Markgraf Gunther von Merseburg, Graf Dedi von Wettin, von den Italienern Landulf von Capua und ein anderer Sohn des Eisenkopfes.

    Eickhoff, Ekkehard: Seite 73, "Theophanu und der König"

    Tausende von christlichen Kriegern mit ihren Anführern wurden erschlagen. Darunter waren Bischof Heinrich von Augsburg, der rheinfränkische Herzog Udo, Richer, der Träger der heiligen Lanze, und jener Graf Konrad, der wenige Stunden zuvor seinen reichen Besitz dem heiligen Gregor von Gorze gestiftet hatte: insgesamt 19 Fürsten und Grafen.

    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 57,59,98,407 G 88 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 149 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996 Seite 73,84 - Fried, Johannes: Prolepsis oder Tod? Methodische und andere Bemerkungen zur Konradindiner-Genealogie im 10. und frühen 11. Jahrhundert - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 46-49,54 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 170,269,274 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 55 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 463 -

    Gestorben:
    gefallen


  4. 5.  von Schwaben, Konrad Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Udo1) wurde geboren um 915/920; gestorben am 20 Aug 997.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Wetterau,Hessen,Deutschland; Graf der Wetterau
    • Titel/Amt/Status: 949-997, Rheingau,Hessen,Deutschland; Graf im Rheingau
    • Titel/Amt/Status: 982-997, Schwaben,Deutschland; Herzog von Schwaben

    Notizen:

    Konrad Herzog von Schwaben (982-997)
    Graf der Wetterau
    Graf im Rheingau (949-997)
    915/20-20.8.997

    Jüngerer Sohn des Grafen Udo I. von der Wetterau aus dem Hause der KONRADINER und einer namentlich unbekannten Gräfin von Vermandois, Tochter von Graf Heribert I.
    Neffe des Herzogs Hermann I. von Schwaben
    Nach Jackman/Fried Konrad II. von Öhningen, Herzog von Schwaben, Sohn des Herzogs Konrad I. von Elsaß und der Judith/Jutta von Öhningen
    Josef Heinzelmann macht wahrscheinlich, daß die drei Brüder Konrad, Heribert und Udo und ihre Schwester Judith nicht unbedingt Söhne des Grafen Udo I. von der Wetterau sein müssen, sondern dessen Enkel oder Schwiegersöhne gewesen sein könnten

    Brandenburg Erich: Tafel 3, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VII. Generation
    9.
    Konrad, Graf um Rheingau 949, Herzog von Schwaben 982
    * ca. 920, + 997 20. VIII.
    Anmerkungen: Seite 121
    VII. 9. Konrad

    Wenck, Hessische Landesgeschichte 1, 200 [VII 11]

    Ergänzungen (Wolf):
    Seite 6:
    VII 9 Konrad Herzog von Schwaben, * ca. 940 (nicht 920) war (nach Armin Wolf, Wer war Kuno von Öhningen? in: Deutsches Archiv 36, 1980, 25-85; inzwischen weithin akzeptiert, auch von Eduard Hlawitschka, Untersuchungen 1987 vertreten) identisch mit Kuno von Öhningen, der nach der Genealogia Welforum cap. 4 und der Historia Welforum cap. 6 zahlreiche Kinder und weitere Nachkommen hatte (WELFEN, Rheinfelden, Zähringen, Diessen-Andechs).
    VIII 13 hatte also noch Geschwister (vgl. Wolf 1980 Seite 28).
    Strittig ist die Gemahlin Konrads von Öhningen-Schwaben. Nach Wolf war es die in der Genealogia Welforum und Historia Welforum als Gemahlin Kunos (von Öhningen) genannte "filia Ottonis Magni imperatoris" (Richlint), die eine Tochter Ludolfs, also nicht Tochter, sondern Enkelin OTTOS DES GROSSEN war (filia = Nachkommin, vom Stamme OTTOS, vgl. Söhne Abrahams).
    Für Richlint jetzt auch Donald C. Jackman und Johannes Fried (siehe Stammtafel der Konradiner Seite 92). Hlawitschka hält an der erstmals 1906 bei von Dungern auftretenden Annahme fest, Herzog Konrad von Schwaben sei mit Jutta/Judith verheiratet gewesen. Hlawitschka sieht in ihr eine Tochter Adalberts von Marchtal. Zu dem Streit zusammenfassend: Armin Wolf: Quasi hereditatem inter filios, Zur Kontroverse über das Königswahlrecht im Jahre 1002 und die Genealogie der Konradiner, in: Zeitschrift für Rechtsgeschichte, Germanische Abteilung 112, 1995, 64-157.
    Für Wolf waren die Eltern Konrads von Öhningen/Schwaben unbekannt, sein Vater war jedenfalls nicht der von Brandenburg genannte Udo von der Wetterau.
    Nach Jackman und Fried war der Vater der 982 verstorbene Konrad (Herzog vom Elsaß).
    VII. 9-11 sind demnach an anderer Stelle einzuordnen. An ihrer Stelle ist als Sohn Udos von der Wetterau neben Gebhard (+ 938), Udo, Bischof von Straßburg 950, + 965 (Continuatio Reginonis Seite 164 und 176) einzutragen.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 463, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation
    11
    Vermutungen zur Gattin Konrads und dem Datum seiner Ehe (963/64) bei Decker-Hauff, Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 15 (1955) 267f.
    Konrad war schon seit 948 Graf im Lobdengau, Rheingau und der Wingarteiba. Bei der Verteilung der Ämter und Lehen im konradinischen Einflußbereich hatte Konrad nach dem Tode seines Vaters 949 neben dem Rheingau auch den südlichsten bzw. südöstlichsten, Regenbach am nächsten liegenden, Bereich übernommen, während seine Brüder Heribert und Udo als dux andere Herrschaftsschwerpunkte innehatten. Er war eine treue Stütze der OTTONEN, zog 982/83 auch mit nach Italien und folgte seinem Verwandten Otto als Herzog von Schwaben.
    Für seine starke Stellung in Franken spricht auch seine Bezeichnung als "dux Francorum" durch die Quedlinburger Annalen zu 984. Er nannte sich als erster "Herzog von Alemannien und Elsaß", unterstützte im deutschen Thronkrieg 983-985 neben Erzbischof Willigis von Mainz OTTO III. am aktivsten gegen Heinrich II. den Zänker von Bayern. Konrad spielte in diesen Auseinandersetzungen eine wichtige Rolle, versuchte neben König Konrad von Burgund zu vermitteln und hat durch seine Entscheidung für OTTO und die Kaiserinnen die schnelle Festigung dieser Regierung erst möglich gemacht. Auf dem Hoftag zu Ostern 986 diente er dem königlichen Kind als Kämmerer. Obwohl die inzwischen wieder mächtig gewordenen POPPONEN, die alten Rivalen seines Hauses in Franken, auch auf Seiten des Königshauses standen, blieb das gute Einvernehmen der KONRADINER mit OTTO III. auch weiter bestehen. Immer wieder war Konrad am Königshof bezeugt, eine Reihe von Urkunden nannten ihn als Intervenienten, 990 nannte ihn OTTO "noster fidelissimus Alemannorum dux Chuonradus". Er sicherte die herzogliche Macht und kaiserliche Autorität im Land. Konrad hatte als Herzog offenbar nicht die enge Verbindung zu einer schwäbischen Adelsfamilie und deren Besitz, wohl aber eigenen Familienbesitz in angrenzenden Gebieten im Norden und Westen. Herzog Konrad war eine mächtige und wichtige Stütze der Vormundschaftsregierung und des jungen Königs. Der Preis für seine Loyalität war der territoriale Ausbau der Herzogsmacht ins Elsaß und damit eine gewisse Veränderung in der Art des Herzogtums, denn der Besitz im Elsaß war nicht mehr herzogliche Amtsgewalt im älteren Sinne, sondern Belehnung. Gegen die zu mächtig gewordenen POPPONEN und KONRADINER förderte OTTO III. später das Bistum Würzburg. Am 20. August 997 starb Konrad eines plötzlichen Todes und sein Sohn Hermann folgte ihm als Herzog von Schwaben nach.
    Konrad konnte von der neueren Forschung als "Kuno von Öhningen" identifiziert werden.

    Heine Alexander (Hg.): Seite 24,25,39, "Geschichte der Welfen"

    Genealogie der Welfen

    4. Rudolf nahm eine Gemahlin aus dem Hause ÖHNINGEN [Öhningen bei Radolfszell. Itas Gemahl war nicht der Bruder des heiligen Konrad, sondern dessen Neffe.] namens Ita, deren Vater der sehr edle Graf Kuno war, die Mutter aber eine Tochter des Kaiser OTTO DES GROSSEN. Dieser Kuno zeugte vier Söhne, Egebert, den Markgrafen von Stade, Leopald, Liutold und Kuno, und vier Töchter, deren eine sich unserem Rudolf, die andere mit einem von Rheinfelden, einem Ahnherrn der ZÄHRINGER, die dritte mit dem König der Rugier und die vierte mit dem Grafen von Andechs vermählte. Rudolf zeugte mit seiner Gemahlin Heinrich, welcher bei Lana auf der Jagd von einem Stein zerschmettert wurde, und Welf, den ersten dieses Namens.
    6. Mit derselben Ita erzeugte Rudolf auch Richarda, welche das Kloster Ebersberg gründete, da sie von einem der reichsten Grafen Baierns seine Söhne empfing.

    Geschichte der Welfen

    6. Rudolf, der Bruder des Vorigen, nahm eine Gemahlin namens Ita aus dem Hause ÖHNINGEN [Die Verwandtschaft der Ita ist der Genealogie der Welfen entnommen. Diese Angaben sind teilweise falsch, OTTO hatte keine Tochter Richlint, es gab keinen Grafen Eggebert von Stade, ein Graf Kuno von Öhningen ist unbekannt, Diessen und Andechs werden gleichberechtigt genannt.], deren Vater der sehr edle Graf Kuno, die Mutter aber eine Tochter des Kaisers OTTOS DES GROSSEN namens Richlint war. Dieser Kuno zeugte vier Söhne, Eggebert, Kuno, Liutold und Leopalt. Der erste von ihnen, nämlich Eggebert, hatte die Mark gegen die Dänen an der Grenze Sachsens, Stade genannt, und zeugte Söhne und Töchter, welche sich in verschiedene Länder zerstreut haben. Derselbe Kuno hatte auch vier Töchter, deren eine unseren Rudolf, eine andere einen von Rheinfelden, Ahnherrn der ZÄHRINGER, eine dritte den König der Rugier und eine vierte den Grafen von Dießen heiratete. Der genannte Rudolf erzeugte mit Ita zwei Söhne, Heinrich und Welf, und eine Tochter Richgarda [In Wirklichkeit hieß diese Tochter Richlindis.].

    Thietmar von Merseburg: Seite 118,122,176, "Chronik"

    Der Herzog aber gewann alle bairischen Bischöfe und einige Grafen für sich; dann zog er im Vertrauen auf diese Bundesgenossen nach Franken und lagerte sich zu Verhandlungen mit den Fürsten jener Gegend auf den Wiesen für Bürstadt. Willigis, der damalige Leiter der Mainzer Kirche, Herzog Konrad [von Schwaben, KONRADINER, 983-997. Vater: II, 34. Bruder: Udo vgl. VII, 20 Anmerkung 82.] und die übrigen Großen fanden sich ein.
    Das nächste Osterfest feierte der König in Quedlinburg [4.4.986: Herzog Heinrich von Baiern, Herzog Konrad von Schwaben, Herzog Heinrich von Kärnten, Herzog Bernhard von Sachsen]; hierbei dienten vier Herzöge: Heinrich als Truchseß, Konrad als Kämmerer, Heinrich der Jüngere als Schenk, Bernhard als Marschall.
    In dieser Zeit starben zu unserer Trauer der treffliche Herzog Konrad von Schwaben [20.8.997], sein Bruder Graf Herbert sowie der wackere Markgraf Hodo eines plötzlichen Todes.

    Stälin Paul Friedrich: Seite 190, "Geschichte Württembergs"

    Als Nachfolger für Schwaben, von welchem Bayern nunmehr wieder getrennt ward, ernannte Kaiser OTTO II. Konrad (982-997), den Sohn des Grafen Udo in der Wetterau und einer Gräfin von Vermandois, einen Brudersohn von
    Herzog Hermann I. von Schwaben, dessen Enkel Herzog Otto I. gewesen war. Konrad blieb auch in seinem Stammlande Franken sehr einflußreich und besaß wohl von der väterlichen Erbschaft her die eine oder andere Grafschaft in dieser Provinz. Von der Tätigkeit dieses Herzogs, welcher wie sein Nachfolger neben dem Titel dux Alamanniae auch noch den Namen eines dux Alsaciorum führte, teilen uns die dürftigen Geschichtsschreiber dieser Zeit nur sehr wenig mit. Alsbald nach OTTOS II. Tode (7. Dezember 983) erhielt er Gelegenheit, seine Treue gegen dessen Sohn und Nachfolger, den jungen OTTO III., zu erproben. An ihm und dem einflußreichen Erzbischof Willigis von Mainz scheiterten die Verführungsversuche des nach der Krone lüsternen Heinrich von Bayern auf dem Tage zu Bisenstätt (heutzutage Bürstadt zwischen Worms und Heppenheim) im Jahr 984, und so sah sich Heinrich hierdurch besonders genötigt, seine Absichten auf das Königtum aufzugeben. Bei OTTO versah Konrad zu Quedlinburg am Osterfeste des Jahres 985 das Amt des Kämmerers, und der König erschien selbst zur Zeit seiner Regierung einige Male in Schwaben, so insbesondere den 14. November 994 auf dem Hohentwiel. Im Jahr 996 war er unter anderen auch von Schwaben und Franken begleitet, als er in Italien seinen Neffen Bruno, den Sohn Ottos, des Grafen im Kraichgau und Herzogs von Kärnten, als ersten deutschen Papst einsetzte. Im folgenden Jahre, den 20. August, starb Herzog Konrad eines jähen Todes.

    Weinfurter, Stefan (Hg.): Band I, Seite 226, "Die Salier und das Reich"

    Doch deren Herzogsherrschaft in Schwaben beruhte wesentlich auf konradinischer Grundlage und bewegte sich in konradinischen Bahnen, und als in der zweiten Generation mit den kinderlioosen Herzog Otto im Jahre 982 endete, wurde das Herzogtum gegen bayerisch-liudolfingische Ansprüche wiederum an einen KONRADINER gegeben: an Hermanns Neffen Konrad (Herzog 982/83-997). Um eine herausragende adelige Stellung in Schwaben behaupten zu können, wurde deshalb in der Folgezeit die Verwandtschaft mit Herzog Konrad bedeutsamer als liudolfingische Abkunft. Denn in den Händen Konrads und seines Sohnes Herzog Hermanns II. (996/97-1003) scheint ganz beträchtlicher Besitz zusammengekommen zu sein. Einerseits dürfte dank der Ehe Herzog Hermanns I. mit Reginlinde, der Witwe des HUNFRIDINGERS Burchard II., über deren Schwiegersohn Liudolf und dessen Sohn Otto die Verfügungsgewalt über erhebliche Teile des Familiengutes der alten "hunfridingischen" Herzogssippe - von dem "der dem karolingischen Fiskus entstammenden Besitz wohl nicht klar geschieden wurde" - an Herzog Konrad und Herzog Hermann II. gelangt sein; daß Konrad seine Herzogsherrschaft in Schwaben durchzusetzen vermochte, bedeutet doch wohl, daß er sich der Machtbasis Herzogs Ottos zumindest teilweise versichern konnte. Konrad und Hermann II. verfügten andererseits über alaholfingischen und burgundisch-schwäbischen, das heißt wiederum hunfridingischen Besitz - Konrad von seiner alaholfingischen Gattin Judith, Hermann von seiner burgundischen Gattin Gerberga, die den Namen ihrer Großmutter, einer Schwester Kaiser OTTOS DES GROSSEN, trug, aber ebenfalls eine Großnichte Herzog Burchards II. war. Weil Hermann II. 1002 das Königtum HEINRICHS II. zu verhindern suchte und dabei scheiterte, konnte HEINRICH die konradinische Stellung im Oberrheinraum - im Elsaß und Breisgau - schwächen, wo er Gegenkräfte förderte, doch er tat dies keineswegs im übrigen Schwaben. Nach Hermanns II. und seines über das Knabenalter kaum hinausgelangten Sohnes (Hermann III., 1003-1012) Tod erbten die Töchter, von denen er "hinreichend viele" hatte: Mathilde, Gisela und Beatrix.

    Althoff Gerd: Seite 149,161,168, "Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat"

    Und in der Tat kam OTTO im Mai nach Verona zu einem Hoftag, auf dem eine Reihe wichtiger personeller Entscheidungen fielen. Schwaben erhielt Konrad aus dem Geschlecht der KONRADINER, ein Bruder des Cotrone gefallenen Grafen Udo. Wie so häufig erfahren wir kein Wort darüber, welche Kräftegruppen sich für die beiden Herzöge eingesetzt haben.
    Dabei aber ließ man es nicht bewenden. Vielmehr feierte man das nächste Osterfest (986) in Quedlinburg, und damit vielleicht nicht zufällig an dem Ort, an dem sich Heinrich zwei Jahre zuvor öffentlich als König hatte feiern lassen. Hier griff man zu einem Ritual, das schon bei der Aachener Königserhebung OTTOS DES GROSSEN 936 oder derjenigen OTTOS II. 961 benutzt worden war. Thietmar erwähnt es als einziges Detail der Feier: "hier dienten vier Herzöge: Heinrich (der Zänker) als Truchseß, Konrad als Kämmerer, Heinrich der Jüngere als Mundschenk, Bernhard als Marschall" (IV, 9). Dieser Dienst der Herzöge bei der Festfeier symbolisierte ihre Dienstbereitschaft gegenüber dem jungen König und damit versprachen sie dieses Verhalten auch für die Zukunft.
    Doch auch in dieser zugespitzten Lage entschloß man sich noch einmal, durch Vermittler einen Ausgleich zu versuchen. Hierzu sollten neben den Hauptbetroffenen, Ludwig V., seiner Mutter Hemma und Erzbischof Adalbero, die Kaiserin Adelheid als Mutter Hemmas und damit Großmutter Ludwigs, sowie Herzog Hugo Capet und Herzog Konrad von Schwaben zusammenkommen.

    Althoff, Gerd: Seite 47,61, "Otto III."

    Nach Heinrichs Mißerfolgen in Sachsen und Erfolgen in Bayern hing nun von der Entscheidung der fränkischen Großen sehr viel ab. Als herausragende Vertreter dieser fränkischen Fürsten, die sich mit Heinrich in Bürstadt bei Worms zu Verhandlungen trafen, werden von Thietmar Erzbischof Willigis von Mainz und der Schwaben-Herzog Konrad, der ein Franke war, genannt. Die Verhandlungen erbrachten ein eindeutiges, für Heinrich jedoch keineswegs erfreuliches Ergebnis: Die fränkischen Großen waren unter keinen Umständen bereit, von der Thronfolge OTTOS III. Abstand zu nehmen.
    Auch zum Jahre 987 erfahren wir wieder von Initiativen, mit denen Fürstinnen den Frieden zwischen den verfeindeten Parteien herbeiführen wollten. Wieder war es Herzogin Beatrix, auf deren Initiative sich Kaiserin Adelheid, Herzog Konrad von Schwaben, König Ludwig, Königin Hemma und Herzog Hugo Capet treffen sollten, um üer den Frieden zu verhandeln.

    Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan (Hrsg.): Seite 271,279,286,289, "Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung "Otto der Große, Magdeburg und Europa"

    In die Zeit nach Theophanus Tod und vor OTTOS III. Volljährigkeit fallen erstmalige Interventionen für ihre eigene Klostergründung Selz im Elsaß [Stets Adelheid, ggf. genannte Mitinterveninten): DD O III. 77 (Äbtissin Mathilde von Quedlinburg), 78,79,86 (Erzbischof Willigis von Mainz und die Bischöfe Hildibald von Worms und Notger von Lüttich), 87a ud b sowie 88 (Mitintervenienten wie in 86), 130 (Erzbischof Willigis von Mainz, Bischof Hildibald von Worms, die Herzöge Heinrich der Zänker, Konrad von Schwaben und Otto von Kärnten), 137 und 160; ferner die Fälschung D O III. 159.] und für Sophia, ihre Enkelin.
    Die anderen drei Fälle aus den Jahren 992-994 zeigen den Zänker zusammen mit einer größeren Zahl von Mitintervenienten für nichtbayerische Empfänger, davon zwei mit Herzog Konrad von Schwaben, der gerne als sein großer Rivale gezeichnet wird; in diesen Jahr sind aber generell viele Mitintervenentionen der anderen Herzöge zu verzeichnen [Herzog Konrad von Schwaben ist 992-996 ebenfalls dreimal als Mitintervenient belegt, vgl. DD O III. 83,130 und 231.].
    Die Initiative für Adelheids Erscheinen ging von einer Gruppe geistlicher und weltlicher Großer aus - heißt es doch in den Quedlinburger Annalen ausdrücklich, daß die Anhänger OTTOS III. Boten nach Pavia zu Adelheid schickten, um ihr Erscheinen und um ihren Rat - consilium - baten, wenn sie für die Königsherrschaft und ihren Enkel Sorge trage - si quid de regno ac nepote curaret. Dieselbe Quelle bemerkt auch, daß Adelheid nicht etwa allein, sondern zusammen mit ihrer Tochter Mathilde, der Äbtissin von Quedlinburg, mit ihrem Bruder, König Konrad von Burgund, mit Herzog Konrad von Schwaben sowie mit - leider ungenannten - Großen aus Italien, Gallia, Schwaben, Franken und Lothringen im Norden erschien.
    Mitinterventionen können sich aus persönlichen Beziehungen zur Herrscherin erklären, sie könen aber auch den Anspruch der Großen auf Mitwirkung an der Herrschaft gemäß ihrem Rang und ihrer Stellung widerspiegeln. Dieser Anspruch auf Teilhabe konnte offenbar auch Rivalen in ihrem Handeln zusammenführen, wie etwa die Herzöge Heinrich den Zänker und Konrad von Schwaben in einer gemeinsamen Intervention zugunsten des Klosters Einsiedeln.

    Eickhoff, Ekkehard: Seite 84,104,109,112,114,134,222,224,308,407,416,426,451, "Theophanu und der König"

    Auf der Veroneser Versammlung wurde mit Schwaben Konrad, der Bruder des in Cotrone gefallenen Grafen Udo aus dem rheinfränkischen Hause der KONRADINER, belehnt, die um Limburg, Weilburg und Wetzlar reiche Güter besaßen.
    Als die Könige Lothar und Ludwig mit großem bewaffneten Aufgebot in Breisach erschienen, stießen sie dort auf Herzog Konrad von Schwaben, der Theophanu und OTTO III. treu ergeben war. Die Könige mußten unverrichteter Dinge zurück.
    Die beiden Parteien trafen sich Mitte Mai 984 bei Bürstadt, dem Königshof am Rande des Lorscher Waldes. Dort traf Heinrich der Zänker auf Erzbischof Willigis, Herzog Konrad von Schwaben und den fränkischen Hochadel mit deren Gefolge. In den Verhandlungen, die nun in vetrtraulichem Kreis geführt werden mußten, konnte der hochbegabte Empörer seine ganze Berdesamkeit spielen lassen, um die Fürsten auf seine Seite zu bringen. Das Verhältnis der Kräfte wendete sich nun so eindeutig gegen Heinrich, daß er sich in eine gewaltlose Regelung fügte.
    Von Mainz reisten die Kaiserinnen weiter nach Rara in Thüringen; unterwegs schlossen sich ihnen Herzog Konrad von Schwaben und eine steigenden Zahl von fürstlichen Anhängern mit ihrem Gefolge an.
    Die mächtigen Vermittler der Friedenentscheidung, König Konrad von Burgund, Herzog Konrad von Schwaben und die italienischen Fürsten, kehrten in ihre Reiche zurück.
    Denn unter den hochadligen Familien waren es vier, die trotz ihrer verwandtschaftlichen Verbindungen mit den anderen großen Geschlechtern diesen an Macht und Ansehen weit überlegen waren. Schließlich gehörten neben LIUDOLFINGERN, SALIERN und LUITPOLDINGERN die an der Lahn begüterten KONRADINER, wiederholt mit dem Herzogtum Schwaben belehnt, in diese Gruppe. Sie hatten mit KONRAD I. den ersten nicht-karolingischen König im Reich gestellt und waren mehrfach mit den SALIERN versippt.
    Unter den hohen Besuchern, die in der Karwoche in Quedlinburg eintrafen, waren alle Häupter der alten ostfränkischen "Reiche", der regna, erschienen: Die Herzöge Heinrich von Bayern und Heinrich der Jüngere, Hezilo genannt, von Kärnten, Konrad von Schwaben und Bernhard von Sachsen. Dabei wurde die Herrschaft des Königs mit Hilfe der Fürsten vorgeführt wie einst nach der Krönung OTTOS DES GROSSEN: Herzog Heinrich von Bayern diente dem Königskinde als Truchseß, Konrad von Schwaben als Kämmerer, Heinrich von Kärnten als Mundschenk und Bernhard von Sachsen als Marschall.
    Während dieser Ereignisse waren Theophanu und ihr Hof im Westen. Im neuen Jahr gingen sie nach Andernach, wo die Erzbischöfe Willigis von Mainz und Giselher von Magdeburg, Herzog Konrad von Schwaben, Herzog Dietrich von Ober-Lothringen und der junge Bischof Adalbero von Verdun zu einem glanzvollen Hoftag erschienen.
    Emma wurde zum Hof ihres Sohnes zurückgerufen und Adalbero zur Mitwirkung an einem Versöhnungstreffen bestimmt, das der König mit seiner Mutter und Großmutter, Königin Emma und Kaiserin Adelheid, Herzog Hugo Capet und Herzog Konrad von Schwaben Ende Mai 987 in Montfaucon abhalten wollte. Als all das noch in der Schwebe war, starb König Ludwig nach einem Jagdunfall am 21. Mai in Senlis.
    Im Januar 992 steht die Kaiserin mit dem König im Mittelpunkt eines Hoftages in Frankfurt, zu dem Fürsten und Bischöfe aus dem Süden erscheinen, auch Konrad von Schwaben und Heinrich von Bayern.
    Ist der Hof in Sachsen und Thüringen, so gehören Giselher von Magdeburg, der BILLUNGER Herzog Bernhard und Ekkehard von Meißen zu den häufigsten Gästen der königlichen Beratung. Im Westen sind Bischof Notger von Lüttich und OTTOS Vetter, der SALIER Herzog Otto vom Wormsgau, und Herzog Konrad von Schwaben regelmäßig beim König
    Am 19. Mai 992 trafen Adelheid und der König mit den Königen Hugo Capet und Robert in dem Grenzort Neuville an der Maas zusammen. Willigis, Hildibald, Herzog Konrad von Schwaben und Hermann, der rheinische Pfalzgraf, waren im königlichen Gefolge zugegen.
    So eilte OTTO III. nach Hadwigs Tod mit Erzkapellan und Kanzler von Ingelheim über Badenweiler zum Hohentwiel, um die schwäbischen Erbschaftsfragen zu klären. Er nahm die Wünsche von Bischof Gebhard von Konstanz gnädig entgegen, indem er ihm eine Schenkung der Verstorbenen an das von Gebhard gegründete Kloster in Petershausen bestätigte. Schon in Badenweiler war Konrad von Schwaben zur Stelle, auf dem Hohentwiel traf der König auf Herzog Heinrich II. (den Zänker), dessen Sohn Heinrich und andere Große. Jedenfalls setzte OTTO den Anspruch auf einen umfassenden Teil des Erbes durch.

    Schmid, Karl: Seite 173, "Probleme um den "Grafen Kuno von Öhningen"

    Daß Herzog Konrad von Schwaben der Sohn Udos (+ 949), des Bruders Herzog Hermann I. von Schwaben, gewesen sei, steht keineswegs so sicher fest, wie die Forschung annimmt. Ist schon die Filiation nicht ausdrücklich bezeugt, so entstehen starke Zweifel, wenn man bedenkt, daß Udos Sohn Gebhard bereits 938 im Kampfe fiel, während sein anderer Sohn Konrad erst 982 Herzog von Schwaben geworden und 997 gestorben sein soll. Schon die Fragwürdigkeit dieser Filiation bringt den altbekannten "KONRADINER-Stammbaum" ins Wanken. Dazu vgl. Kimpen (wie Anmerkung 1) Seite 65.

    Heinzelmann Josef: "Spanheimer–Späne Schachwappen und Konradinererbe"

    Ist Dux Cuno de Beckilnheim Herzog Konrad von Schwaben?

    Herzog Konrad von Schwaben gilt namhaften Historikern als wahrscheinlich identisch mit einem erst 1128 genannten Herzog Kuno von Böckelheim. Herzog Konrad von Schwaben aber gilt noch mehr Historikern für eine Person mit dem viel diskutierten „Kuno von Öhningen“. Die Öhningen-Diskussion stellen wir als zunächst ferner liegend zurück. Umso interessanter ist die Frage, ob, bzw. welcher Herzog Konrad (auch Herzog Konrad von Kärnten, ein SALIER, wurde ins Spiel gebracht) mit dem Dux Cuno gleichgesetzt werden darf. Für die Regionalgeschichte stellt sich die Frage natürlich umgekehrt: Wer war Dux Cuno?
    Dass Kuno und Konrad derselbe Namen sind, bezweifelt niemand. Schon Fabricius hat die Identifikation mit dem Schwaben-Herzog vorgezogen, allerdings auch den SALIER Herzog Konrad I. von Kärnten, † 1011, für möglich gehalten, ebenso Irmgard Dietrich. Konrad von Kärnten war aber erst nach dem Tode seines Vaters Otto († 1004 November 4) Herzog und - was schwerer wiegt - nachweislich (in höchstwahrscheinlich einziger Ehe) seit mindestens 1002 mit Mathilde, der Enkelin eben des Herzogs Konrad von Schwaben, vermählt. Hlawitschkas Argument, dass der SALIER in keinem Moment seines nicht allzu langen Lebens Herzog und gleichzeitig Gatte einer Jutta war, ist zwar richtig, zählt aber wenig für eine Beurkundung fast anderthalb Jahrhunderte später, wo man halt wusste, dass der Mann am Ende Herzog gewesen war. Auch dass „KONRADINER“ des 9. und 10. Jahrhunderts im Nahegebiet vereinzelt als Besitzer zu belegen sind, zählt nicht sehr als Argument (der SALIER könnte Böckelheim von seinem Schwiegerurgroßvater geerbt haben); wenig zählt auch, dass man frühen SALIER-Besitz hier überhaupt nicht belegen kann. Dagegen haben wir für den Herzog von Schwaben eine originale zeitgenössische Beurkundung, die zeitlich und örtlich nahe liegt: Als Kaiser OTTO III. 996 November 6 dem selben Willigis den Binger Wald schenkte, tat er dies cum consensu Conradi ducis ceterorumque quam plurimorum fidelium nostrorum. Die Zustimmung Konrads (und es kann sich hier nur um den Herzog von Schwaben handeln ) hatte irgendwelche rechtliche Gründe, er war wohl Besitzer benachbarter Güter, vielleicht mit Nutzungsrechten oder als Miteigentümer. Es ist nicht verboten, hier an den späteren reichen Besitz der Richardis-Verwandtschaft gerade um Bingen zu denken.

    Jutta und Dux Cuno

    Bisher übersehen wurde, dass die Urkunde, in der dux Cuno de Beckilnheim et uxor eius Jutta belegt sind, für das Kloster Disibodenberg ausgestellt und ausdrücklich von Megenh(art) de Spanh(eim) bezeugt ist und auch seine, bzw. seiner Mutter Schenkung beim Klostereintritt der domne Jutte darin aufgeführt wird, müssen wir die Nachricht im Lichte der Spanheimischen Familien- und Besitz-Vorgeschichte sehen. Der Passus lautet: Eodem tempore (also zur Zeit von Erzbischof Willigis 975–1011) dux Cuno de Beckilnheim et uxor eius Jutta diviciis, potencia et nobilitate precipui ob remedium animarum suarum et pro recordacione filie sue Ude iam ididem(!?) defuncte instinctu et rogatu eiusdem venerabilis archiepiscopi duos agros viginti iugera secundum veram et firmam estimacionem hominum continentes salice terre et duos mansos a colonis possessos in villa Boys (Boos) sancto Dysibodo in proprietatem contradiderunt. Diese Schenkung war keineswegs so umfänglich, dass man ihrer weit über ein Jahrhundert später und noch dazu derart ausführlich und hervorhebend gedenken musste; der Besitz scheint auch nicht gefährdet gewesen zu sein und es gab sicher vor der Neugründung des Disibodenbergs noch manche andere Schenkung ähnlichen Ausmaßes, die von Erzbischof Adalbert nicht bestätigt wurde. Alles deutet darauf hin, dass dieser Passus der Urkunde, ähnlich wie der über die neue Schenkung Nuwenkirchen der Spanheimer anlässlich der Gelübde Juttas, von dieser inspiriert wurde, die sich in der Nachfolge der Uda sah. Uda (Oda ist ein bei den KONRADINERN nicht unerwarteter Name) war also auf dem Disibodenberg in irgendeiner Weise, zur Erziehung, eventuell bei einem verwandten Kleriker, oder auch nur zufällig, etwa zu einer Wallfahrt, und ibidem defuncta. (Oder bezieht sich das ibidem auf Böckelheim? ) Der Wiederkehr des Namens Jutta (und desjenigen ihrer Lehrerin Uda) wurde 1128 gewiss Bedeutung beigelegt. Jutta von Spanheim leitete wohl ihren Namen von der Herzogsgattin Jutta her, wenn auch derzeit nur ihre Schwägerin als Nachkomme bestätigt werden kann. Für die von mir vermutete Abstammungslinie dürfte der Name Jutta als Fingerzeig dienen.
    Ohne jeden Beweis wird im Handbuch der historischen Stätten selbst in der letzten Auflage der dux Cunode Beckilnheim mit dem Kärntner Herzog Konrad identifiziert. Im Lexikon des Mittelalters wird der Kärntner Herzog („wohl“) nur einschränkend genannt, was Wolf gleich als völlige Identifikation aufführt. Wolf geht ausführlich auf die Urkunde ein, weil diese von denen als Beweis für ihre Auffassung angesehen wird, die den dux Cuno de Beckilnheim mit dem Schwaben-Herzog Konrad gleichsetzen, und nicht glauben wollen, dass dieser mit der OTTONIN Richlind verheiratet war.
    Für Wolf spricht gegen die Identität des dux Cuno mit Herzog Konrad von Schwaben, dass in der Urkunde von 1128 „außer der Tochter Uda keine weiteren Kinder des Herzogspaares von Böckelheim genannt werden, weder Hermann noch andere bekannte Kinder Konrads von Schwaben“. Er verlangt, dass in der Urkunde auch die lebenden Kinder vom durch die Schenkung erwirkten Seelenheil teilhaben sollten und daher genannt werden müssten. Der Unsinn dieser Forderung erweist sich aus der Folgerung, „dass das Paar Kuno und Jutta zum Zeitpunkt der Stiftung keine weiteren Kinder hatte, jedenfalls keine, die noch zum elterlichen Haushalt gehörten“. Der Nachsatz macht die ganze Überlegung hinfällig, die sonst dazu führt, dass Wolf Herzog Konrad von Kärnten eine zumindest halbwüchsige Tochter ohne weitere Kinder aus erster Ehe zuschreiben muss, aber auch, dass die von Jackman vorgeschlagene Identifikation mit einem Herzog Konrad vom Elsaß genauso unmöglich wäre, denn der soll ja der Vater Konrads von Schwaben (und dreier weiterer Kinder) sein, die also auch genannt sein müssten. Ich muss hoffentlich niemandem Beispiele dafür anführen, dass Eltern für ein einzelnes verstorbenes Kind eine Memorial-Stiftung einrichteten und nur sich selber miteinbezogen. In einem „Hauskloster“ hätten sie vermutlich auch die eigenen Eltern und weitere Kinder in die Fürbitten einschließen lassen, das war hier nicht der Fall. Wenn über diese Schenkung freilich eine förmliche Urkunde ausgestellt worden war, konnten darin die Kinder des dux Cuno durchaus genannt sein, nämlich als zustimmende Zeugen. Mindestens 13 Jahrzehnte später genügte die Bestätigung durch den örtlichen Erben, nämlich Meinhard im Namen seiner Gattin.
    Schließlich müssen wir auch eine ungefähre Zeitstellung für die so viel später bezeugte Schenkung finden: Es wird allgemein angenommen, dass Erzbischof Willigis den Disibodenberg als Kanonikerstift zu Beginn seiner Amtszeit einrichtete, also bald nach 975. Es bedurfte aber wohl einer gewissen Anlaufzeit, und wenn Uda nicht völlig zufällig dort starb, oder wenn sie in Böckelheim starb und auf dem Disibodenberg begraben wurde, kommen wir in die beiden letzten Jahrzehnte des Jahrtausends. Eine Grenze wäre der Tod ihres Vaters 997. Wann die Mutter Jutta starb, ist nicht feststellbar. Hlawitschka meint, ihr gelte der Eintrag einer domna Juditta in Einsiedeln zum November. Das mag sein, ist sogar wahrscheinlich, hilft uns aber nicht weiter, nicht einmal chronologisch.
    Die Bezeichnung Kunos nach Böckelheim in der Urkunde von 1128 könnte mit Ansprüchen oder Mitbesitz Meinhards zu tun haben. 1222 bezeugt eine Randnotiz des Caesarius von Heisterbach zum Prümer Urbar, dass der Graf von Spanheim auf Burg Böckelheim seinen Sitz hat und den nahelegenen Prümer Besitz in Weinsheim zu Lehen trägt. 1235 hat Graf Simon von Spanheim von seinen Gütern in Waldböckelheim dem Speyerer Domkapitel Zins zu zahlen. Beim Verkauf an Erzbischof, Dompropst und –kapitel von Mainz, gibt 1278 der Bischof von Speyer seine Zustimmung, wohl als Lehensherr. Dass die Speyerer Rechte von den salischen Kaisern stammen, ist so sicher wie der genaue Zeitpunkt hierfür unsicher ist. Man könnte sich eine Art Paragium vorstellen: Die Erben des dux Cuno teilten - nach der Ausschaltung des Usurpators Gottfried von Lothringen - so, dass der SALIER die Lehnsherrschaft (die er dann Speyer schenkte) und ein Spanheimer oder Nellenburger Vorfahr das Lehen erhielt. Damit bleibt leider offen, wer 1105/6 direkter und indirekter Herr der Burg war, als Kaiser HEINRICH IV. von seinem Sohn dort gefangen gehalten wurde, doch zuerst wird man an Adalbert von Mörsberg denken.
    Darf man aus der Meldung auf ein Kanonissenstift schließen?

    … oder ein Herzog Konrad vom Elsaß?

    Ich gestehe, bei den vorangehenden Überlegungen Jackmans Vorschlag weitgehend beiseitegelassen zu haben, Herzog Konrad von Schwaben sei der Sohn eines Herzogs Konrad vom Elsass, der 982 starb und den er mit einem bekannten KONRADINER, dem bisher nur als Ortenaugraf und Sohn Gebhards, aber nicht als Herzog belegten Konrad identifiziert. In verwirrender Rabulistik nimmt Jackman den dux Cuno de Beckilnheim als Beweis dafür, dass dieser Konrad Herzog vom Elsaß war, um den nachweislich mit einer Jutta vermählten dux Cuno nicht mit dem Herzog Konrad von Schwaben gleichsetzen zu müssen, dem („Graf Kuno von Öhningen“) der Welfenchronist eine Ehe mit der als Tochter OTTOSI. bezeichneten Richlind nachsagt, die von Wolf als Enkelin OTTOS I. postuliert wird, um den angeblichen Thronbewerber von 1002, Herzog Hermann II., den Sohn Konrads, als LUDOLFINGER-Erben bezeichnen zu können.
    Alle meine Argumente in Beziehung auf die Spanheimer gelten zwar auch, wenn man die Abstammung eine Generation weiter zurück verlegt. Ich habe nur einen Einwand: Wenn der dux Cuno de Beckilnheim schon 982 gestorben ist, erschiene mir seine Schenkung zu früh. Sie erfordert eine Reihe von mehr oder weniger Zeit erfordernden Voraussetzungen, die mit dem Amtsantritt Willigis’ (975) und der vielleicht auf 977 (oder gar noch später) zu datierenden Gründung des Stifts Disibodenberg zusammenhängen. Dass Konrad von Schwaben eine Schwester namens Jutta hatte, könnte natürlich dafür sprechen, dass auch ihre Mutter so hieß. Der Name ist aber schon seit dem ersten mit einer Jutta verheirateten Udo im „Haus“ der KONRADINER heimisch. Ich kann Jackmans Hypothese vorerst nur als extrem unwahrscheinlich ablehnen.
    Weil ich noch ein überraschendes, bisher übersehenes Argument aus der Regional- und Reichsgeschichte in der Hinterhand habe, mache ich mir den Spaß, in die Debatte um Kuno von Öhningen einzusteigen, die sich zu einem amüsanten Historikerstreit ausgewachsen hat, der mit harten Bandagen und mancherlei Finten ausgetragen wird. Dabei werde ich mir und den Lesern die Mühe machen, Jackmans Erfindung des Elsässer-Herzogs zu widerlegen. Eigentlich sollte er sich die Mühe machen, Beweise aufzutischen oder wenigstens Wahrscheinlichkeiten.

    .… oder Chuono nobilissimus comes de Oningen?

    Die Ermittlungen um den Grafen Kuno von Öhningen und seine Nachkommen gehen von der mehr als fragwürdigen, weil in vielen Punkten nachweislich falschen welfischen Überlieferung aus. In der Genealogia Welforum wird von Rudolf („von Altdorf“) berichtet, er sei mit einer Ita von Öhningen verheiratet gewesen, „deren Vater war der sehr edle Graf Kuno, ihre Mutter war aber eine Tochter Kaiser OTTOS DES GROSSEN“ (in der späteren Historia Welforum wird zugesetzt: „namens Richlint“). „Dieser Kuno zeugte vier Söhne, Egebert, Markgraf von Stade, Leopald, Liutold, Kuno, und vier Töchter, von denen eine unseren Rudolf, die zweite einen von Rheinfelden, die dritte einen König der Russen und die vierte einen Grafen von Andechs“ (Historia: „Diessen“) „heiratete“.
    Unter den acht genannten Kindern Kunos fehlt Konrads von Schwaben Nachfolger und Sohn HermannII., der eine besonders illustre Nachfahrenschaft hatte. Das allein diskreditiert schon die ganze Meldung. Von den genannten Kindern hat Ekbert sicher, Leopald höchstwahrscheinlich gar nicht existiert, auch bei den Töchtern ergibt sich Interpolationsbedarf. Dass ein Herzog in einer postumen Quelle nobilissimus comes genannt wird, kann man nicht damit erklären, dass er zu Beginn seiner Ämterlaufbahn Graf war. Eine chronikalische Nachricht ergeht im Nachhinein und hält sich mithin an die letzte, höchste Ehre des Vorfahren. Bewerten wir die Quelle: Von den 16 behaupteten Tatsachen (comes, Kuno, Öhningen, Richlint, filia OTTONIS MAGNI, Ita, Ruodolf, Egebertus marchio de Stadin, Leopaldus, Chuono, alia filia, tertia, quarta, quidam de Rinvelden, rex Rugorum,comes de Andhese/Diezon) sind drei nachweislich falsch (comes, Egebertus marchio de Stadin, Leopaldus), alle anderen sind – außer natürlich den Namen Rudolfs und seiner Frau Ita, aber nicht ihrer Filiation – mehr oder meist weniger wahrscheinlich, was selbst Wolf und Jackman zu Konjekturen zwingt. Nachweislich richtig, 100 % wahrscheinlich, also sicher, ist keine einzige.
    Darum muss man nicht nur den Namen und die Angabe „Kaisertochter“ für die Frau dieses Kuno mit Vorsicht behandeln. Wolf muss sie in „Kaiserenkelin“ uminterpretieren, was ja schon zeigt, wie unzuverlässig die Quelle ist. Selbst wenn in der ganzen Meldung ein „echter Kern“ nachgewiesen wurde, wird aus dem Sämling kein sortenechter fruchtbarer, tragender Baum erwachsen können. Man mag den Grafen Kuno von Öhningen als einen Reflex des Herzogs Konrad akzeptieren. Das Bild ist aber derart verzerrt, dass man daraus auf keine Wirklichkeit zurückschließen darf. Ich lasse hier unerörtert, dass in beiden Welfen-Chroniken sehr viele andere Fehler oder Erfindungen nachgewiesen wurden, was das Vertrauen in die Nachricht zu Kuno von Öhningen nicht gerade stärkt. Wolf aber behauptet: „In der Historia Welforum heißt nun die Gemahlin Kunos von Öhningen Richlint. Hier liegt also ein Quellentext (!!) vor. Es gibt aber auf der anderen Seite keinen einzigen Quellenbeleg, dass Kuno von Öhningen oder Konrad von Schwaben mit einer Judith verheiratet gewesen sei.“
    Letzteres stimmt wörtlich. Nicht mit einer Judith, sondern mit einer Jutta war der Herzog verheiratet. Die Quelle dafür ist unverdächtig, weil es sich eben nicht um die tendenziöse Verherrlichung eines Hauses handelt. Auch die Domna Juditta in der Einsiedler Überlieferung passt als Indiz für eine schwäbische Herzogin dieses Namens gut, ohne letzte Sicherheit zu geben. Versuchen wir trotzdem, die Kaisertochter oder -enkelin Richlint zu retten. Jede Hypothese, die nicht von vornherein unmöglich ist, muss man durchspielen.

    Erste Möglichkeit:
    Falls es den Vater Konrad vom Elsass gegeben hat, könnte dieser der Kuno von Öhningen sein. Dann wäre sogar der Markgraf von Stade (freilich als Schwiegersohn) zu erklären. Denn Herzog Konrads von Schwaben nachweisliche Schwester Jutta (also eine mögliche Tochter dieses möglichen Konrads vom Elsass) war mit dem Stammvater der Stader, Heinrich, verheiratet. Meiner Meinung passt sogar Ita besser in diese Generation, da ihr Mann Rudolf ein Altersgenosse Konrads von Schwaben sein dürfte. Dabei könnte man auch die Nachricht von der Kaisertochter tel quel nehmen. So verschieben sich die Filiationen um eine Generation, was besitz-genealogisch keine Schwierigkeit darstellt, wohl aber chronologisch zu überprüfen wäre. Mir ist das die Mühe nicht wert, vor allem nicht in unserem Zusammenhang.

    Zweite Möglichkeit:
    Konrad von Schwaben hatte zwei Frauen. Wolf schließt das aus unter Berufung auf eine freilich überzeugende Fußnote.

    Dritte Möglichkeit:
    Jutta war die Kaisertochter.

    Vierte Möglichkeit:
    werden wir wieder ernst.
    Der Reichenauer Memorial-Eintrag
    Denn zu allererst muss man eine Reichenauer Memorialüberlieferung mitheranziehen, deren Interpretation zwischen Wolf und Hlawitschka besonders umstritten ist. Sie lautet:

    Cuonradus comes
    Liutoldus laicus
    Cuonradus laic.
    Herimannus
    Ita Iudita
    Richlint Ruo-
    dolf Vuelf Hein-
    rich Heinrich

    Unter der Voraussetzung, dass Konrad von Schwaben den Eintrag eröffnet, liegt der Zeitpunkt vor 983, da er noch Graf genannt wird. Wäre „Konrad vom Elsass“ gemeint, müssten wir noch etwas weiter zurückgehen. Dass die zwei von der Welfenchronik erfabelten Söhne fehlen, wundert nicht, wohl aber an welcher Stelle und wie Herzog Hermann erscheint. Im Vergleich zu Liutold und Konrad (beide als laici bezeichnet) müsste er, weil ohne Bezeichnung, noch ein Kind und eigentlich zum geistlichen Stand bestimmt sein. Wer aber waren die nach ihm aufgeführten Frauen? Voraussetzen darf man, dass sie dem familiären Rang nach eingetragen wurden, etwaige Verstorbene natürlich zuerst. Wenn Itaalso eine Tochter des Cuonradus comes sein soll, war sie zum Zeitpunkt des Eintrags schon tot. Nur dann kann Iudita (so Hlawitschka) und/oder Richlint (so Wolf) seine Gattin sein. Am logischsten erscheint mir: Ita war die noch lebende Schwiegermutter, Iudita die Gemahlin Konrads und Mutter der Kinder, Richlint die Tochter, mit der Ruodolf verheiratet war, sie steht ja auch direkt vor ihm.
    Uff! Das hieße doch, Iudita/Jutta war eine Kaiserenkelin und tatsächlich Gattin Konrads, die Frau Rudolfs hieß Richlint. Eine charmante Wendung. Aber chronologisch geht das nicht. Die Tochter des 957 gestorbenen Herzogs Liudolf, der 947/8 Ida, die 986 Mai 17 verstorbene Tochter Herzog Hermanns I., geheiratet hatte, kann nicht schon 982 (spätester Termin für den Gedenkeintrag) zwar mehrere Enkel gehabt haben, aber noch nicht jene Kinder, die aus der Welfenchronik im Eintrag noch fehlen. Außerdem ist Ita als Gemahlin Rudolfs gut belegt.
    Wolf würde folgende Variation vorschlagen: Ita ist Konrads Schwiegermutter, Iuditas eine Mutter, Richlint seine Frau. Nur fehlt dann die Gattin Rudolfs.
    Noch besser gefiele Wolf und Jackman wohl folgende Möglichkeit: Nach dem Grafen Konrad sein Schwiegervater Liutoldus, weil er als Herzog abgesetzt worden war, nur mit der Bezeichnung laicus. Dann sein Vater Cuonradus, dann sein Sohn Hermann, dann Schwiegermutter und Mutter und Gattin. Aber wieder fehlt dann die Gattin Rudolfs!
    Wenn aber Rudolf der eigentliche Mittelpunkt des Eintrags wäre – zu einem Zeitpunkt, wo er selber noch nicht Graf ist!! – könnte man Ita für seine Frau, Iudita für seine Schwiegermutter (also doch die Frau des Cuonradus comes) halten und Richlint für eine Schwester oder – unerklärlicherweise vor den Söhnen – für seine wohlbelegte Tochter, die die Historia Welforum fälschlich Richgarda nennt (Richarda in der Genealogia). Es ist gut möglich, dass wegen dieser Namensverwechslung vom „Welfen-Historiker“ das unverstandene Richlint zur Schwiegermutter Rudolfs, das heißt zur Frau Kunos von Öhningen gemacht wurde.
    Lassen wir diese Deutungsversuche, es gibt noch mehr; aber keine Interpretation deckt sich mit der Welfen-Überlieferung und den Interpretationen von Wolf und Jackman oder auch Hlawitschka. An einer Harmonisierung der Historia Welforum mit dem Reichenauer Eintrag kann man sich nur verheben. Ich habe nämlich den Eindruck, dass die Verfasser der Genealogia und der Historia Welforum diesen Eintrag gekannt und hier den „Grafen“ Konrad und den Namen Richlint und vielleicht auch die Söhne Liutold und Konrad her haben. Sie fanden, eventuell von den Reichenauer Mönchen darauf hingewiesen, „ihre“ Welfen Rudolf, Ita usw. in dem Eintrag und reimten sich das übrige zusammen. Genau so kannten sie die Chronik Thietmars und den Continuator Reginonis (mit der Erzählung von dem Kuno, der Geschlechtsverkehr mit einer Kaiser-Verwandten gehabt haben wollte) sowie die Schluchsee-Schenkung, wo sie den Stader Markgrafen Eggebert usw. fanden. Nach eigener Aussage arbeiteten sie ja summa diligentia investigantes ac multum in diversis chronicis et historiis sive antiquis privilegiis quaerendo laborantes. Dass ihnen diplomatisches Rüstzeug und eine reichhaltige historisch-genealogische Sekundärliteratur und eine sichere chronologische Stütze fehlten, darauf muss man gefasst sein; man darf auch nicht erwarten, dass sie nur richtige Nachrichten fanden und sie nur richtig auswerteten. Alles mehr oder weniger zufällig Zusammengetragene verwurstelten sie in zwei Stufen mit Familienerinnerungen zu einem halb erfundenen, halb wahren Verhau, aus dem man nichts, aber auch garnichts zur Grundlage einer wissenschaftlichen These machen darf. Wenn wir – vielleicht nicht einmal alle – Quellen entdecken, aus denen sie kritiklos rezipierten, dürfen wir diese nicht als bestätigende Parallel-Überlieferung ansehen, sondern müssen mit komparatistischem Blick untersuchen, wie sie missverstanden, umgedeutet, vermanscht und weitergesponnen wurden. Genealogia und Historia Welforum sind Literatur. Genausowenig wie sie darf man in künftigen Jahrhunderten Wolfs, seiner Parteigänger und seiner Kontrahenten Texte als Quelle nehmen, ausgenommen für bestimmte Mentalitäten der Geschichtswissenschaft Ende des 20. Jahrhunderts.
    Mithin gibt keine der bisherigen Quellenauslegungen und -konjekturen die Genealogie des Herzogs Konradvon Schwaben (und seines wahrscheinlich gar nicht existenten Vaters Konrad vom Elsaß) korrekt wieder, schon deshalb, weil die Quellen so vage sind, dass aus ihnen tragfähige Annahmen nicht hervorgehen können. So wie ich die hinreißend widersprüchlichen Deutungen anzweifle, kann man natürlich auch meine Zweifel bezweifeln.
    Ich schlage mich nicht auf die Seite der Parodisten, wenn ich nochmals eine Denkmöglichkeit anfüge. Der letzte Name der Reichenauer Memorialnotiz, angeblich eine Dublette, könnte nämlich Konrads von Schwaben Schwager Heinrich von Stade bezeichnen, denn man muss wohl Vuelf Heinrich für die beiden Enkel Welf und Heinrich ansehen. Dann dürfte aber auch Iudita Heinrichs von Stade Gattin meinen und dann wäre Richlint mit größter Wahrscheinlichkeit eine weitere Schwester oder eine Tochter Konrads. Oder doch die Gattin Konrads? Der Eintrag: Graf Konrad, drei Brüder oder Söhne, zwei Schwestern, eine dritte Schwester oder Tochter oder seine Frau, Schwager 1 (kaum Schwiegersohn) mit zwei Söhnen, Schwager 2, ergäbe eine gewisse Kohärenz. Sicher haben die Mönche auf der Reichenau wie alle ihre Zeitgenossen sich wenig um Systematik in unserem Sinne geschert, aber Alter und Rang waren ihnen wichtig. Genauso sinnvoll wäre der Eintrag, wenn man ihn auf Jackmans Herzog Konrad vom Elsaß bezieht: So oder so müssten wir in den Personen nur die lebenden Vertreter zweier Generationen sehen. Aber so oder so oder so oder so fehlen einige der doch als zum Zeitpunkt der Eintragung lebend zu vermutenden Familienmitglieder, darunter die wohl erst später im Naheland verstorbene Uda. Kurz, der Reichenauer Eintrag ist im Gegensatz zur Historia Welforum eine Primärquelle, leider eine fast unmöglich korrekt auszuwertende.

    Herzinach und Braubach

    Die Identität des dux Cuno de Beckilnheim mit Kuno von Öhningen und dem Grafen Konrad des Memorialeintrags wäre bestärkt, wenn man des letzteren hypothetischen Sohn Liutold mit dem gleichnamigen Vater der Adelheid von Achalm gleichsetzen darf, wofür er freilich ein wenig früh geboren wäre. Denn laut der Zwiefalter Chronik ging die optima curtis iuxta Renum Herzinach nomine (der wertvolle Hof Hirzenach am Rhein) an Adelheids Enkel Burchart (Bischof von Utrecht) und Otto (von Lechsgemünd), die Söhne ihrer Tochter Mahthildis de Horeburc. Diese doch leicht zugängliche Stelle entging bis heute sämtlichen Regionalhistorikern. Die spätere Besitzgeschichte gehört nicht hierher, wohl aber die Vorgeschichte. Ursprünglich war es wohl ein Bestandteil des Fiscus Boppard, in und an dem es erheblichen konradinischen Besitz gab. Aus der Zwiefalter Nachricht quibus ex materna dote … in hereditatem devenisset geht hervor, dass Hirzenach ein Teil der Mitgift oder des Erbguts der Mahthildis war. Auf ihre Schwester Willibirg, Gattin des Grafen Werner III. von Grüningen/Hessen-gau († 1066) kamen große Besitzungen rechts des Mittelrheins (u. a. halb Braubach), die dann über die BILSTEINER und GISONEN an die LUDOWINGER gelangten. Auch dieser Erbgang hat wahrscheinlich seinen Ausgang von Liutold, dem möglichen Sohn von Graf/Herzog Konrad, genommen.
    Werner III. könnte aber einen Teil seiner rheinischen Besitzungen auch über seine agnatische oder kognatische Verbindung zu den Nellenburgern ererbt haben. Wie Werner I. († 1040 August 22) an den zweifellos ihm nahe verwandten Eppo von Nellenburg (und damit dessen Frau) anzuschließen ist, ob als Schwiegersohn oder, so Eckhardt, als Sohn, braucht uns hier nicht zu kümmern. So oder so hat er über Eppos Frau Hadewig (wenn meine Hypothese zutrifft) eine Erblinie zum dux Cuno de Beckilnheim. Jackman hält ihn allerdings für Eppos jüngeren Bruder, sodass er Schwager, aber nicht Erbe Hadewigs wäre. Die Besitzungen um Kreuznach, Pfaffen-Schwabenheim und Dill gingen freilich nicht an ihn, sondern an seinen Bruder oder Schwager Eberhard den Seligen, von dem sie weiter an die Spanheimer gelangten. Die Heirat Werners III. mit Willibirg wäre - vorausgesetzt, Hadewig war eine Tochter Hermanns II. und Luitold dessen Bruder - 5 : 4 zum gemeinsamen Vorfahren, dem Herzog Konrad = dux Cuno de Beckilnheim = Kuno von Öhningen, also kanonisch unverfänglich.

    Noch mehr Anmerkungen zur Öhningen-Debatte und zu den Konradinern

    Grundsätzlich ist diese Diskussion um „Kuno von Öhningen“ und seine ottonische Gattin meiner Ansicht entschieden: „Wenn man schon um jeden Preis einen ,geblütsrechtlichen‘ Anspruch Hermanns“ (II., Herzog von Schwaben) „postulieren will, dann läge es wohl doch näher, die unbestreitbare, allgemein bekannte ottonisch-karolingische Deszendenz von dessen Gemahlin Gerberga ins Feld zu führen (Anm: Unter ihren Ahnen bis zur vierten Generation befinden sich neun (!) Könige, darunter drei KAROLINGER…).“
    „Erbrecht“ war überhaupt so eine Sache. Selbst bei persönlichem Eigentum (Allodien) ist der Erbgang für bestimmte Epochen und Rechtsgebiete nicht vorhersagbar: Erbten nur die Söhne, und zu gleichen Teilen? Die Töchter nur ersatzweise? Was war mit Kindern vorverstorbener Söhne? usw. usw. Bei Lehen ist der Erbgang noch schwieriger zu verstehen, denn der Lehnsherr hatte ja ein Interesse, einen handlungsfähigen Amtsinhaber zu bekommen. Dafür gab es sehr verschiedene Wege. Ganz ähnlich beschreibt Wolf die Erbansprüche der Thronkandidaten von 1002, eine andere Materie, allerdings mit dem gleichen Prinzip der Auswahl dritter Seite unter den Prätendenten. Eine eindeutige Rechtslage hätte zu einem bestimmten Bewerber geführt. Die Frage wurde – ohne Wolf zu fragen – auf dem Machtwege gelöst: Wenn es in der Macht des verstorbenen Kaisers gelegen hatte, seinen Nachfolger zu designieren, setzte er ihn durch. Wenn einer der Kandidaten den Thron machtvoll usurpierte wie HEINRICH II., setzte er sich durch. Wenn die Wahlversammlung der Fürsten einen ihnen möglichst genehmen Herrscher aussuchte (Idealisten mögen sagen: einen möglichst geeigneten), setzten sie den auf den Thron. Von Vorteil war für den Aspiranten in jedem Fall verwandtschaftliche Nähe, ja zu wem? Zum gerade verstorbenen Herrscher? Zu OTTO DEM GROSSEN? Zu KARL DEM GROSSEN Großen? Zu den einflussreichsten Wählern? War nicht manchmal die Abstammung vom bisherigen Herrschergeschlecht geradezu kontraproduktiv? Man denke an die im 10. Jahrhundert geradezu verpönten KAROLINGER oder später LOTHAR VON SUPPLINBURG?

    Quasi hereditatem inter filios

    Ebrechtliche Fragen bestimmen auch die Diskussion über die Herkunft Herzog Konrads. Er und seine aus Thietmars Chronik erschlossenen Geschwister (Udo (II), Graf Heribert und Jutta, die Stammmutter der Stader und Großmutter Thietmars) hielt man bisher für Söhne Udos (I). Jackman rangiert sie in einen ganz anderen KONRADINER-Zweig, mit einem negativen und einem positiven Argument.
    Ersteres ist Jackmans Interpretation der Stelle des Regino-Continuators, Udo comes obiit, qui permissu regis, quicquid beneficii aut praefecturarum habuit, quasi hereditatem inter filios divisit. Er versteht diesen Satz so, dass 949 Graf Udo (I) vom König erlaubt bekommen habe, seine Lehen und Ämter unter Verwandte wie Erbbesitz unter Söhne zu verteilen, nicht „unter seine Söhne“. Udo hätte nur zwei ihn überlebende Söhne gehabt: Udo, der 950 Bischof von Straßburg werden sollte und bis 965 lebte, und Ottovon Grabfeld, der als sein Sohn durch die sogenannte Notiz von St. Omer (auf die wir gleich zu sprechen kommen) ebenso belegt sei wie die Abstammung Konrads von Schwaben von Udos Cousin Gebhard.
    Dabei kann man unangenehme Fragen nicht unterdrücken. Warum sollte Udos 938 gefallener Sohn Gebhard (von dem wir zufällig wissen) nicht schon Kinder gezeugt haben? Und hatte Udo vielleicht noch weitere Kinder, die bloß in den Quellen nicht auftauchen, weil sie vor dem Vater gestorben oder Frauen waren? Hätte der Sohn Udo Kleriker werden dürfen, wenn er der Stammhalter war? Er wurde Bischof von Straßburg, gerade ein Jahr nach der kaiserlich genehmigten Teilung quasi hereditatem… Ein Zufall? Bloß aufgrund der Notiz im Hammersteiner Prozess mit Jackman Graf Otto im Grabfeld als überlebenden Sohn Udos einzusetzen, ist auf jeden Fall gegen den gesunden Menschenverstand, da dieser dann doch wohl Alleinerbe gewesen wäre. Hätte Udo ihn (gar mit Zustimmung OTTOS!) enterbt, hätte der Continuator Reginonis das ganz anders formuliert. Schließlich: Wenn Udo (I.) keine lebenden Nachkommen hatte, hätte er dann nicht eher seinen ihm noch im selben Jahr in den Tod folgenden Bruder Hermann I., Herzog von Schwaben (mit)bedacht, statt Konrad, den – nach Jackman einzigen – Sohn seines Vetters Gebhard?
    Jackmans Auslegung der Stelle in der Continuatio erscheint mir überzeugend, wenn man mit Settipani/Poly und Johannes Fried die Konsequenz zieht, Udo seien „zum Zeitpunkt der Privilegierung“, seine Lehen und Vogteien wie Erbbesitz unter Söhne zu verteilen, „solche Söhne überhaupt abzusprechen“. Ich ziehe gegen Jackman und Wolf die weitere Konsequenz: Der 910 verwaist als puer genannte, also kaum nach 900 geborene Udo verteilte seine Ämter und Lehen am Ende seines Lebens nicht unter entfernte Verwandte, sondern unter Enkel und eventuell Schwiegersöhne.
    Mit den vier Geschwistern sind gewiss nicht alle Erben aufgezählt. Dass aber diese vier nicht von dessen Vetter Gebhard sondern von Udo abstammen (freilich nicht unbedingt wie in traditioneller Auffassung als seine Kinder, sondern, was auch ihre Lebens-, genauer ihre Todesdaten zu bestätigen scheinen, eher als Enkel über einen unbekannten Sohn oder eine Tochter ), verraten schon ihre Namen. Jackman muss wegen der Vermandois-Namen Heribert und Kunigunde dem Grafen Gebhard vom Ufgau eine hypothetische Frau Adela aus diesem Geschlecht geben, wohingegen eine Tochter Heriberts I. von Vermandois (wohl namens Kunigunde) als Gemahlin Udos zuverlässig belegt ist. Auch die Namen Hermann, Ita und Udo passen besser oder nur zu Nachkommen Udos. Mit erstaunlicher Präpotenz verdreht Jackman bei den Stadern auch das Vorkommen von Udo, weil er die Abstammung von Udo (I) leugnet: „The name Udo can be observed entering the house of Stade as the sole onomastic heritage from the Konradiner. Apparently this occurred in a rather unusual way: … for the names Judith and Liuthar both include an –ud- component.“
    Schließlich wird in Jackmans Hypothese die Heirat des Wetterau-Grafen Heribert mit Irmintrud, Tochter Meingauds und Enkelin des Maienfeldgrafen Eberhard (II) zu einer Nahehe 3 : 3, denn Heriberts Großvater wäre der Bruder dieses Eberhard. Jackman sieht in der Nahehe ausdrücklich kein Problem, und übersieht – wie bisher auch seine Kritiker – dabei die Folgerung für Otto von Hammerstein: Wenn HEINRICH II. Otto vernichten wollte, wie zuletzt Johannes Fried unterstrich, hätte er ihn leicht als illegitimen Sprössling einer unerlaubbaren Nahehe um sein Erbe bringen können.

    Ergänzung:
    Prof. Dr. Wilhelm Störmer machte mich [Josef Heinzelmann ] aufmerksam auf eine nobilis matrona Ota, die von einem Grafen Chono und einem Herimannus um ihr Gut Burgbernheim mit Burg, Forst und zugehörigen Dörfern beraubt worden sei, die es an das Bistum Würzburg vertauscht hatten. Sie erhält 1000 Januar 1 von OTTO III. ihr Recht, aber das Gut bleibt bei Würzburg (gewiss wurde sie mit dem Tauschobjekt entschädigt). Störmer meint mit gutem Grund, dass die bisher nicht weiter untersuchten drei Personen wohl eng mit einander verwandt waren und „Namen der mächtigen KONRADINER-Sippe tragen“.
    Brieflich weist er mich auch auf eine Frau Yrmengard hin, die von HEINRICH II. die ihm von Graf Konrad (wohl dem vorigen und Graf im Rangau) übertragenen Güter Herzogen-Aurach und Langenzenn auch nach dem Tode des Kaisers noch als Leibgeding besaß. Nach ihrem Tode sollten die Güter an die Bamberger Kirche fallen, der sie schon bei der Auftragung zubestimmt worden waren. Guttenberg denkt bei diesem Grafen Chunrad an einen Grafen im Rangau und den Bruder Chuno des Bischofs Eberhard von Bamberg.

    oo Judith von Marchtal, Tochter des Grafen Adalbert

    Nach Jackman/Fried
    oo Richlind (OTTONIN)
    -
    Kinder:
    - Liutold Graf von Mömpelgard
    - Konrad Graf -24.11.994
    - Hermann II. 945/50-4.5.1003
    - Ita von Öhningen -16.10.
    oo Rudolf II. Graf von Altdorf (WELFE) -10.3.
    - Uda - jung

    Literatur:
    Adelheid Kaiserin und Heilige 931 bis 999 Info Verlag Karlsruhe 1999 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 149,161,168 - Althoff, Gerd: Otto III., Primus Verlag, Darmstadt 1997, Seite 47, 52,61 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 122,128,131 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Seite 6,121 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 175,178,184-187,189-191,226,241/Band III Seite 490 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 71,73,84,104,109,112,114,134,222,224,308,407,416,426,451 - Faußner, Hans Constantin: Kuno von Öhningen und seine Sippe in ottonisch-salischer Zeit - Fried, Johannes: Prolepsis oder Tod? Methodische und andere Bemerkungen zur Konradiner-Genealogie im 10. und frühen 11. Jahrhundert - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 279,292,314,334,341 - Görich Knut: Otto III. Romanus Saxonicus et Italicus. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995 Seite 146,150 - Heine Alexander (Hg.): Geschichte der Welfen. Phaidon Verlag GmbH Essen Seite 24,25,39 - Heinzelmann Josef: Spanheimer–Späne Schachwappen und Konradinererbe - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969 Seite 46-48,65,144 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 7-9,47,50-55,58-61,63,65-68, 71,73,78,99-108,110-112, 115-120,122-126,128,130,142-144,147-153,155-158,166-178 - Hlawitschka, Eduard: Wer waren Kuno und Richlind von Öhningen? Kritische Überlegungen zu einem neuen Identifizierungsvorschlag. in: Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins 128 1980 Seite 1-49 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 274,284,286,288,328 - Kienast, Walther: Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland (9. bis 12. Jahrhundert), R. Oldenbourg Verlag München-Wien 1968 - Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 - Maurer, Helmut: Der Herzog von Schwaben. Grundlagen, Wirkungen und Wesen seiner Herrschaft in ottonischer, salischer und staufischer Zeit, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1978 - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998 Seite 90,92,449 - Schmid, Karl: Probleme um den "Grafen Kuno von Öhningen" in Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983 Seite 127-179,211,246 - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan (Hrsg.): Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung "Otto der Große, Magdeburg und Europa" Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001 Seite 271,272,279,286,289 - Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg.): Otto III. – Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 302 A,369 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 55,95 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 115 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 149,153 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 118,122,176,216 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 463 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 110,115, 286 - Wolf, Arnim: Wer war Kuno von Öhningen? Überlegungen zum Herzogtums Konrads von Schwaben (+ 997) und zur Königswahl vom Jahre 1002. Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters Band 365,1980, Seite 25-83 -

    Familie/Ehepartner: von Marchtal, Judith. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 10. von Mömpelgard, Liutold  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben vor 1044.
    2. 11. von Schwaben, Konrad  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben am 24 Nov 994.
    3. 12. von Schwaben, Hermann II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 945/950; gestorben am 4 Mai 1003.
    4. 13. von Öhningen, Ita  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben nach 1000; wurde beigesetzt in Altomünster [85250],Dachau,Bayern,Deutschland.
    5. 14. von Schwaben, Uda  Graphische Anzeige der Nachkommen

  5. 6.  von Rheinfranken, Judith Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Udo1) wurde geboren um 925; gestorben vor 973.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Gräfin von Stade

    Notizen:

    Judith von Rheinfranken Gräfin von Stade
    ca 925-16.10. vor 973

    Tochter des Grafen Udo I. von der Wetterau aus dem Hause der KONRADINER und einer namentlich unbekannten Tochter des Grafen Heribert I. von Vermandois
    Nach Jackman/Fried Tochter des Herzogs Konrad I. von Elsaß und der Judith/Jutta von Öhningen
    Josef Heinzelmann macht wahrscheinlich, daß die drei Brüder Konrad, Heribert und Udo und ihre Schwester Judith nicht unbedingt Söhne bzw. Tochter des Grafen Udo I. von der Wetterau sein müssen, sondern dessen Enkel oder Schwiegersöhne gewesen sein könnten

    Althoff Gerd: Seite 418, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    G 140
    Lü: 16.10 Juditha com + vor 973 Gemahlin Heinrichs I. von Stade

    Judith erscheint wie zahlreiche andere Angehörige der mit den BILLUNGERN verwandten Stader Grafenfamilie im Lüneburger Necrolog, vgl. dazu Kommentar G 45.
    Sie stammte aus der Familie der KONRADINER; auch ihr Bruder Udo (G 88) begegnet im Lüneburger Necrolog.
    Allgemein zu ihr und ihrem Todesdatum vgl. Hucke, Die Grafen von Stade, S.14.

    Me: 16.10. Iuthitta com

    Der Eintrag in Merseburg gehört nicht der Ergänzungsschicht an. Judith war die Großmutter Thietmars von Merseburg (vgl. Holtzmann, Thietmar-Ausgabe, Einleitung S. XII: Lippelt, Thietmar von Merseburg, S. 48); zu den Verwandten Thietmars im Merseburger Necrolog s. oben S. 235.

    Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 6, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VII. 12. JUDITH
    * ..., + 973 16. X.

    Gemahl:
    HEINRICH Graf von Stade + 976 9. V.

    Anmerkungen: Seite 121
    VII. 12. Judith

    Thietmar 2,42; 3,20. Wolters, Grafen von Stade, Stad. Arch. N.F. 1 [VII 15]

    Werner Karl Ferdinand: Seite 463, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 14
    Zu Judith, ihrem Gatten Heinrich "von Stade" und ihren Nachkommen vgl. Richard G. Hucke, Die Grafen von Stade 900-1144. Genealogie, politische Stellung, Comitat und Allodialbesitz der sächsischen Udonen, Stade 1956, 9ff.
    Graf Heinrich I. "der Kahle", Sohn des in der Schlacht bei Lenzen 929 IX 4 gefallenen Grafen Luder, heiratete in erster Ehe die Udo-Tochter Judith, in zweiter Ehe eine Hiltigard, von der er nur eine gleichnamige Tochter hatte; alle andern Kinder siehe VIII, 21-26) gingen aus der ersten Ehe hervor. Das Todesjahr Heinrichs gibt Brandenburg mit 976 an; Hucke erwähnt zwar Argumente Wedekinds für dieses Jahr, datiert jedoch selbst vorsichtig "um 975/76" und nennt als letzte sichere Erwähnung Thietmar III, 6 zu 974. Den Todestag gibt Brandenburg mit V 9, was auf der Ausgabe des Nekrologs von St. Michael in Lüneburg beruht, während Hucke V 10, das im Chronicon monasterii Rosenfeldensis sue Hassefeldensis gegebene Datum, vorzieht. Wir lassen die Frage offen.
    Den Todestag Judiths gibt Brandenburg schon richtig mit X 16, nach dem Merseburger Nekrolog; Thietmar II, 42, nennt für seine avia Iutitta das Datum X 26. Als Todesjahr nennt Brandenburg 973, doch wissen wir nichts anderes, als daß Judith 973 bei der Ordination ihrer Tochter Hathui im Kloster Heeslingen im Unterschied zu ihrem Gemahl nicht anwesend war, also offenbar vor 973 starb (Hucke 14).
    Zur Bedeutung, die das Einströmen fränkisch-karolingischen Geblüts in den sächsischen Adel durch die Verbindung Judiths mit Heinrich hatte vgl. Hucke 14f: Helmhold kennzeichnet Erzbischof Hartwig von Bremen geradezu als Angehörigen des alten UDONEN-Stammes (de antiqua Udonum prosapia), ... Es ist möglich, fast alle Träger des Namens "Udo", die in den Quellen des 10.-13. Jahrhunderts als Angehörige der sächsischen Dynastengeschlechter auftreten, als Nachfahren des Rheinfranken Udo von der Wetterau und seiner TochterJudith einzuordnen." Nicht weniger bemerkenswert ist, daß sich unter den Nachkommen (vgl. Stammtafel A, bei Hucke nach Seite 236) bei den Männern keine KAROLINGER-Namen finden, wohl bei den Frauen: Kunigund (Tochter Judiths) sowie Ermengard/Irmgard und Bertha, Enkelinnen Judiths.
    Es darf daran erinnert werden, daß "Graf von Stade" (so Brandenburg) die übliche Bezeichnung des Hauses ist, die jedoch erst im 11. Jahrhundert in den Quellen, erst im 12. Jahrhundert urkundlich begegnet (Hucke 9 und Anmerkung 29). Graf Heinrich I., der seit 959 als Graf im Heilangau und Gau Mosidi urkundlich belegt ist, erbaute vor 969, wohl an Stelle eines fränkischen Königshofes, in Harsefeld (Kreis Stade, südlich von Stade) ein festes Haus. Erst im frühen 11. Jahrhundert dürfte Stade als Hauptsitz der Grafen an die Stelle von Harsefeld getreten sein und gab dann den Namen, vgl. Weise, in: Handbuch der Historischen Stätten Deutschlands, Band 2: Niedersachsen und Bremen ²1960, 176 und 373.

    Thiele Andreas: Tafel 9, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte" Band I, Teilband 1 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser I

    JUDITH + 973
    oo HEINRICH I. Graf von Stade
    + 976

    Thietmar von Merseburg: Seite 80, "Chronik"

    Meine Großmutter Judith ruht in der Kirche, die ihre Tochter später mühsam in Stein errichten ließ, was eine Seltenheit in diesem Lande ist. Sie verstarb am 26. Oktober [189 Tochter des KONRADINERS Udo (vgl. II, 35 und Stammtafel), Gemahlin Heinrichs des Älteren, Jahr unbekannt. Necr. Mers.: 16. Oktober].

    Hucke Richard: Seite 14, "Die Grafen von Stade"

    Judith, die erste Frau Heinrichs des Kahlen, war eine KONRADINERIN, gebürtig aus Rheinfranken. Sie gebar ihrem Gatten drei Töchter, die sowohl das Dyptichon als auch der sächsische Annalist nennt Judiths Todestag ist der 16. Oktober, das Todesjahr wird vor 973 anzusetzen sein. Bei der Ordination ihrer Tochter Hathui im Kloster Heeslingen war nämlich nur ihr Vater zugegen, wie Thietmar ausdrücklich berichtet.Judiths Vater war Graf Udo (im Rheingau und in der Wetterau, + 949), den Thietmar als "amicus regis" bezeichnet, der Bruder Hermanns I. von Schwaben, Vetter König KONRADS I. Udos Name erscheint erstmalig in N-Deutschland beim zweiten Sohn der Judith, dem man die Namen der Großväter gab (Luder-Udo). Später nannte man das ganze Stader Geschlecht nach ihm "UDONEN". Helmhold kennzeichnet Erzbischof Hartwig von Magdeburg geradezu als Angehörigen des alten UDONEN-Stammes (de antiqua Udonum prosapia) und Hartwigs gleichnamiger Onkel und Magdeburger Amtsgenosse wird, obwohl er selbst kein STADER ist, als "Udo" bezeichnet. Es ist möglich, fast alle Träger des Namens "Udo" , die in den Quellen des 10.-13. Jahrhunderts als Angehörige sächsischer Dynastengeschlechter auftreten, als Nachfahren des Rheinfranken Udo von der Wetterau und seiner Tochter Juditheinzuordnen.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 49,152, "Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands"

    Hat doch der Großvater Thietmars von Merseburg (mütterlicherseits), Graf Heinrich von Stade (+ nach 974), den Thietmar selbst als consanguineus Kaiser OTTOS DES GROSSEN bezeichnete, Judith, eine Tochter des KONRADINERS Udo I. von der Wetterau und seiner Gemahlin N.N., die ihrerseits eine Tochter Heriberts I. von Vermandois war, heiraten können.
    Zumal ja Luder-Udos I. Großmutter Judith eine KONRADINERIN war und den Herzog Konrad von Schwaben zum Bruder hatte.

    Heinzelmann Josef: "Spanheimer–Späne. Schachwappen und Konradinererbe"

    Ich schlage mich nicht auf die Seite der Parodisten, wenn ich nochmals eine Denkmöglichkeit anfüge. Der letzte Name der Reichenauer Memorialnotiz, angeblich eine Dublette, könnte nämlich Konrads von Schwaben Schwager Heinrich von Stade bezeichnen, denn man muss wohl Vuelf Heinrich für die beiden Enkel Welf und Heinrich ansehen. Dann dürfte aber auch Iudita Heinrichs von Stade Gattin meinen und dann wäre Richlint mit größter Wahrscheinlichkeit eine weitere Schwester oder eine Tochter Konrads. Oder doch die Gattin Konrads?

    Quasi hereditatem inter filios

    Mit den vier Geschwistern sind gewiss nicht alle Erben aufgezählt. Dass aber diese vier nicht von dessen Vetter Gebhard sondern von Udo abstammen (freilich nicht unbedingt wie in traditioneller Auffassung als seine Kinder, sondern, was auch ihre Lebens-, genauer ihre Todesdaten zu bestätigen scheinen, eher als Enkel über einen unbekannten Sohn oder eine Tochter), verraten schon ihre Namen. Jackman muss wegen der VERMANDOIS-Namen Heribert und Kunigunde dem Grafen Gebhard vom Ufgau eine hypothetische Frau Adela aus diesem Geschlecht geben, wohingegen eine Tochter Heriberts I. von Vermandois (wohl namens Kunigunde) als Gemahlin Udos zuverlässig belegt ist. Auch die Namen Hermann, Ita und Udo passen besser oder nur zu Nachkommen Udos. Mit erstaunlicher Präpotenz verdreht Jackman bei den STADERN auch das Vorkommen von Udo, weil er die Abstammung von Udo (I) leugnet: „The name Udo can be observed entering the house of Stade as the sole onomastic heritage from the Konradiner. Apparently this occurred in a rather unusual way: … for the names Judith and Liuthar both include an –ud- component.“

    959 oo 1. Heinrich I. der Kahle Graf von Stade -10.5.975/76

    Kinder:
    - Heinrich II. der Gute - 2.10.1016
    - Lothar-Udo I. - 23.6.994
    - Siegfried II. - 6.1.1037
    - Gerburg (Gertrud) - um 1000, Mutter des Bischofs Dietrich von Münster (1011-3.1.1022)
    oo Brun Graf von Arneburg -27.11.978
    - Hathui Äbtissin von Heeslingen 973 958-
    - Kunigunde -13.7.997
    oo Siegfried Graf von Walbeck -15.3.991

    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 57,235,418 G 140 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 3 Seite 6 - Chronik des Albert von Stade - Glocker, Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik, Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 357 - Heinzelmann, Josef: Spanheimer-Späne. Schachwappen und Konradinererbe, in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 25 (1999), Seite 7­68 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969 Seite 46 - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987 Seite 49,152 - Hucke, Richard: Die Grafen von Stade 990-1144, Stade 1956 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 9 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1992 Seite 80 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 463 -

    Gestorben:
    16.10.

    Judith heiratete von Stade, Heinrich I. in 959. Heinrich gestorben in 975/976. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 15. von Stade, Heinrich II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 946; gestorben am 2 Okt 1016; wurde beigesetzt in Harsefeld [21698],Stade,Niedersachsen,Deutschland.
    2. 16. von Stade, Lothar-Udo I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 950; gestorben am 23 Jun 994 in Stade [21680],Stade,Niedersachsen,Deutschland.
    3. 17. von Stade, Siegfried II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 965; gestorben am 6 Jan 1037.
    4. 18. von Stade, Gerburg  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben um 1000.
    5. 19. von Stade, Hathui  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 958.
    6. 20. von Stade, Cunigunde  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 958; gestorben am 13 Jul 997 in Bebertal [39343],Börde,Sachsen-Anhalt,Deutschland.

  6. 7.  von der Wetterau, Heribert Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Udo1) wurde geboren um 925; gestorben in 992.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Kinziggau,Hessen,Deutschland; Graf im Kinziggau

    Notizen:

    Heribert Graf im Kinziggau
    925-992

    4. Sohn des Grafen Udos I. von der Wetterau aus dem Hause der KONRADINER und einer namentlich unbekannten Gräfin von Vermandois, Tochter von Graf Heribert I.
    Neffe des Herzogs Hermann I. von Schwaben
    Nach Jackman/Fried Sohn des Herzogs Konrad I. von Elsaß und der Judith/Jutta von Öhningen
    Josef Heinzelmann macht wahrscheinlich, daß die drei Brüder Konrad, Heribert und Udo und ihre Schwester Judith nicht unbedingt Söhne des Grafen Udo I. von der Wetterau sein müssen, sondern dessen Enkel oder Schwiegersöhne gewesen sein könnten

    Brandenburg Erich: Tafel 3, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VII. Generation 11.
    Heribert, Graf im Kinziggau 949
    * ca. 925, + 992
    Gemahlin: Irmtrud, Tochter des Grafen Megingoz

    Anmerkungen: Seite 121
    VII. 11. Heribert

    Thietmar 4,60
    Gemahlin: Irmtrud siehe Schenk zum Schweinsberg, Genealogische Studien 5 [VII 13]

    Werner Karl Ferdinand: Seite 463, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 13
    Zum Amtsgebiet Graf Heriberts vgl. H. Philippi, Territorialgeschichte der Grafschaft Büdingen, 1954, 27ff.
    Zur Familie von Ermentrud/Imiza, der Gattin Heriberts, vgl. Renn 107ff.
    Heribert folgte 949, wurde Graf von Gleiberg, das er gründete, und Graf im Kinziggau. Er erschien als treue Stütze der OTTONEN, zog 982/83 mit nach S-Italien und machte die Schlacht bei Cotrone mit, wo der Bruder fiel. Er war mächtig in Hessen.

    Weinfurter, Stefan: Seite 194,199, "Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten"

    Friedrich, einer der Brüder Kunigundes, hatte sich mit einer Tochter Heriberts von der Wetterau (+ 992) vermählt, der wiederum zu den führenden Mitgliedern des KONRADINER-Hauses zählte.
    Ähnliches gilt für die mächtige rhein- und mainfränkische Adelsfamilie der KONRADINER. In weiblicher Linie gehörte ihr Erzbischof Heribert von Köln an. Die Führung im KONRADINER-Clan aber hatte, bis zu seinem Tod 992, vor allem bei Heribert gelegen, dem Grafen im hessischen Kinziggau, im Engersgau und in der Wetterau. Von seinen Söhnen starb der eine, Gebhard, 1016. Der andere war Otto, der nach dem Tod seines Bruders alle Besitzungen und Grafschaften dieser Linie in seiner Hand vereinte.

    oo Irmentrud (Imiza), Tochter des Grafen Megingoz und der Gerberga
    Kinder:
    - Gerberga ca. 960/65- um 1036
    vor 1003 oo Heinrich I. Markgraf von Schweinfurt ca 975-18.9.1017
    - Gebhard Graf ca 965/70-8.11.1016
    - Otto Graf von Hammerstein 975-5.6.1036
    - Irmtrud Erbin von Gleiberg
    985/90 oo Friedrich I. Graf von Luxemburg-Salm ca 965- 1019

    Literatur:
    Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 313,333 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 46,49-51,53,70 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 194,199 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 463 -

    Familie/Ehepartner: von Geldern, Irmentrud. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 21. von der Wetterau, Irmintrud  Graphische Anzeige der Nachkommen
    2. 22. Gebhard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 965/970; gestorben am 8 Nov 1016.
    3. 23. von Hammerstein, Otto  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 975; gestorben am 5 Jun 1036.


Generation: 3

  1. 8.  von Köln, Heribert Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Hugo2, 1.Udo1) wurde geboren um 965; gestorben am 16 Mrz 1021; wurde beigesetzt in Köln-Deutz [50679],Köln,Nordrhein-Westfalen,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Beruf: 999-1021, Köln [50667],Köln,Nordrhein-Westfalen,Deutschland; Erzbischof von Köln (999-1021)

    Notizen:

    Rathausturm Köln Statue des Bischofs Heribert von Köln.
    Bildhauer:Friedrich Lindenthal.

    Rathausturm Köln - Heribert (detail)

    Genealogie-Mittelalter.de, Karl-Heinz Schreiber - Heribert

    Erzbischof von Köln (999-1021)
    um 965-16.3.1021
    Begraben: Kloster Deutz; heute Pfarrkirche St. Heribert/Köln-Deutz
    Sohn des Grafen Hugo im Einrichgau aus dem Hause der KONRADINER und der Thietswindis, Tochter von N.N.

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Seite 2155

    Heribert, Erzbischof von Köln 999-1021
    * um 970, + 16. März 1021
    Begraben: Kloster Deutz; heute Pfarrkirche St. Heribert/Köln-Deutz

    Über seinen Vater Hugo, wahrscheinlich Graf im mittelrheinischen Einrichgau, entstammte Heribert dem gebhardinisch-wetterauischen Zweig der KONRADINER, der durch Graf Udo mit den HERIBERTINERN von Vermandois verwandt war. Nach seiner Ausbildung an der Wormser Domschule und im Kloster Gorze wurde Heribert durch seinen Förderer, den Wormser Bischof und Kanzler Hildibald, zum Propst von dessen Kirche und zum Mitglied der königlichen Kapelle berufen. Früh mit OTTO III. befreundet, erhob dieser ihn 994 zum Kanzler für Italien und bot ihm das Bistum Würzburg an, das 995 Heriberts Bruder Heinrich übernahm. Auf dem ersten Italienzug in der engeren Umgebung des Kaisers, war er in der Folge einer seiner wichtigsten Helfer bei der Verwirklichung der "Restitutio rei publicae" und "Renovatio Imperii Romanorum", vor allem in Ravenna. Die Vereinigung der deutschen und italienischen Kanzlerwürde 998 in seiner Person zeigt OTTOS Wertschätzung des Vertrauten (Archi-Logotheta) und symbolisierte die Idee eines die Regina überwölbenden, unter christlich-karolingischen Vorzeichen erneuerten Imperium Romanum. Heriberts Versuch, 1002 seinem Verwandten Hermann von Schwaben die Nachfolge im Königtum zu sichern, führte zur Entfernung vom Hof unter HEINRICH II., der ihn nur fallweise zu Reichsgeschäften heranzog. Wohl erst nach Intervention der mit dem Kaiser verwandten EZZONEN ist Heribert zum Bischof gewählt worden. Stärken seines Pontifikats lagen in der Verwaltung und Organisation, besonders in der Armenfürsorge. Den Idealen monastischer Reform von Gorze-St. Maximin war Heribert verbunden; die von ihm 1002/03 gegründete Abtei Deutz vertraute er mit Folpert einen Exponenten der Bewegung an.

    Quellen und Literatur:
    H. Müller, H., Kanzler Ottos III. und Ebf. v. Köln, 1977 - Ders., H. v. Köln (um 970-1021), Rhein. Lebensbilder 8, 1980, 7-20 - Ser. episcoporum ... V/I, cur. St. Weinfurter-O. Engels, 1982, 22f. - Reg. Pontificum Romanorum, GP VII/I, auct. Th. Schieffer, 1986, 5111f., 243 - M. L. Arduini, Rupert v. Deutz (1076-1129) und der 'Status christianitatis` seiner Zeit ..., 1987, 204-244 [Vgl. StM 20,1979, 87-138].
    Heribert war Kaplan OTTOS III. und Kanzler für Italien. Im Herbst 998 erhielt er den Titel eines Logotheten (eigentlich Redestzer). Am 9.7.999 wurde er von Kaiser OTTO III. als Erzbischof von Köln eingesetzt. Nach dem Tode OTTOS III. hatte er die heilige Lanze bereits vorausgesandt, bevor es bei Polling zu der folgenschweren Begegnung des Leichenzuges mit Heinrich von Bayern kam. Er wurde von HEINRICH gefangengenommen und zur Herausgabe der Reichsinsignien gezwungen. Als vertrauter Ratgeber OTTOS III. unterstützte er 1002 wirkungsvoll die Kandidatur Hermanns II. von Schwaben und widersetzte sich der Wahl Heinrichs von Bayern zum deutschen König. Er huldigte später HEINRICH II., stand aber in einem gespannten Verhältnis zu ihm.
    Heribert war der Freund und bewährte Ratgeber Kaiser OTTOS III. Er weilte mit diesem in Italien und wurde im kaiserlichen Hoflager vor Benevent zum Erzbischof von Köln erhoben. Er wurde am 9. Juli in Benevent von Kaiser und Papst mit seiner neuen Würde bekleidet, konnte aber erst zu Wintersbeginn nach Deutschland zurückkehren, um die Leitung des Erzbistums zu übernehmen. Sein Amt als Kanzler des Kaisers für Deutschland und Italien behielt er trotz seiner neuen Stellung bei. Er weilte beim Tode Kaiser OTTOS III. in Italien und begleitete den Leichenzug nach Deutschland. Da er die von Heinrich von Bayern drohenden Gefahren vorausgesehen hatte, schickte er vor allem die wichtigste Insignie des Reiches, den Mauritiusspeer, die sacra lancea, in aller Heimlichkeit voraus. In Polding, einem Hof des Bischofs von Augsburg, zwang der Bayern-Herzog Heribert zur Herausgabe von Krone, Schwert und der Königsgewänder und setzte ihn in Haft, da er die heilige Lanze nicht erhalten konnte. Heribert wurde erst aus der Haft entlassen, als sein Bruder, Bischof Heinrich von Würzburg, für die Auslieferung der Lanze Bürgschaft geleistet hatte und empfing Ende März den Leichenzug in Köln.

    Trillmich Werner: "Kaiser Konrad II. und seine Zeit"

    In der Reichspolitik spielte der aus der Wormser Schule hervorgegangene Erzbischof Heribert (999-1021) eine führende Rolle. Den Mainzer weit überflügend, stieg er unter OTTO III. zum Kanzler und Archilogotheta für das gesamte Reich auf. Als Gegner der Königswahl HEINRICHS II. allerdings büßte er diese überragende Stellung 1002 wieder ein. Vergeblich hatte er versucht, dem Pfalzgrafen Ezzo die Reichsinsignien zuzuspielen, um den Pfalzgrafen auf diese Weise als Thronanwärter zu nominieren oder ihm zumindest für die bevorstehende Wahl eine ausschlaggebende Stellung zu verschaffen.

    Eickhoff Ekkehard: "Otto III."

    Als OTTO III. 11 oder 12 Jahre alt war, kam ein weiterer überragender Geistlicher in seine Umgebung: Heribert, ein junger Kleriker aus rheinfränkischem Adel, wurde damals von seinem Amt als Dompropst in Worms an den Hof berufen. Er war in der Wormser Domschule und im Kloster Gorze geschult worden. Jetzt sollte er dem Kanzler Hildibald, seinem Wormser Bischof, und Erzbischof Willigis in der Hofkapelle zur Hand gehen. Hier ist Heribert, der ja dem jungen König altersmäßig weit näher stand als dessen Lehrer, dem König bald zum engsten Vertrauten geworden.

    Görich Knut: Seite 134-139,178,180, "Otto III."

    Bei Erreichen der Selbständigkeit OTTOS III. kam es zur Entfernung der Kaiserin Adelheid, die die Gegnerschaft einiger iuvenes in OTTOS Umkreis auf sich gezogen hatte . Der etwa 25-jährige Heribert, Schüler Hildebolds von Worms, wurde seit September 994 unter die vornehmsten Berater aufgenommen. Nach dem Tod Hildebolds im August 998 wurde die Stellung Heriberts durch Zusammenlegung der deutschen und italienischen Kanzlei weiter gestärkt. Im September 996 ist erstmals der Kapellan Leo, der spätere Bischof von Vercelli, nachweisbar, der ebenso wie der seit Frühjahr 997 zur Hofkapelle zählende Gerbert von Aurillac ein enger Berater des Kaisers war; Gerbert, Leo und Heribert waren "die dominierende Trias innerhalb des neuen Freundes- und Beraterkreises, dessen Mitglieder der junge König selbst erwählt hatte."
    Erzbischof Heribert von Köln traf kurz nach dem 11. Januar 1002 beim Kaiser in Paterno ein. Die Anführer der eingetroffenen Heeresabteilungen standen denn auch alle in besonderer Nähe zum Kaiser. Fast alle waren vor ihrer Erhebung zum Bischof Mitglied der Hofkapelle gewesen. Heribert, den OTTO III. schon 992 doctor meus et capellanus mihi nannte, wurde zu Beginn der selbständigen Regierung OTTOS zum Kanzler für Italien erhoben; 998 übernahm er nach dem Tod des deutschen Kanzlers Hildebold von Worms auch dessen Amt in Personalunion und wurde im Sommer zusätzlich noch Erzbischof von Köln. Heribert war der zuverlässigste und gleichzeitig mächtigste Vertraute des Kaisers im deutschen Episkopat. Zum Nachfolger des Würzburger Bischofs Bernward wurde 995 Heriberts Bruder Heinrich erhoben, nachdem OTTO zunächst Heribert selbst für das Amt vorgesehen, dieser sich jedoch für Heinrich eingesetzt hatte. Im Laufe des 2. Italienzuges wurde der Kanzler Heribert noch im Lager von Benevent zum neuen Erzbischof von Köln geweiht.
    Heribert von Köln und die Bischöfe von Konstanz, Worms und Würzburg sowie Abt Erkanbald von Fulda unterstützten den Kaiser innerhalb weniger Jahre mehrfach im Süden. Dieser besonderen Belastung entsprach auch eine besondere Förderung durch den König: Heribert erhielt das Kastell Deutz und umfangreiche Güter zum Zweck der Klostergründung. Die mächtigsten Vasallen wie Heribert von Köln waren zweifellos zu bedeutend umfangreicherer Unterstützung fähig und hatten zum Italienzug 100 Panzerreiter zu stellen.

    Finckenstein Finck von: Seite 100, "Bischof und Reich"

    Für den mittleren und südlichen Teil des Reiches bemerkenswert sind hier auch die Beziehungen jener von H. Müller ohne genaue geneaologische Einordnung den fränkischen KONRADINERN zugerechnete clarissima Wormaciensium progenies, der Erzbischof Heribert von Köln und sein Bruder Bischof Heinrich von Würzburg angehörten. Neffen dieser beiden Bischöfe, vielleicht über deren Schwester, waren die beiden Brüder und Bischöfe von Eichstätt Heribert und Gezemann. Die Mutter Heriberts von Köln, Tietwindis, war Tochter eines namentlich unbekannten comes Alemanniae, dessen Frau Imma von einem comes Reginboldus abstammte, dessen Name in der Familie Bischof Ulrichs von Augsburg begegnet. Ohne etwa die schon chronologisch sehr unwahrscheinliche Identifizierung dieses Reginbold mit dem 955 auf dem Lechfeld gefallenen gleichnamigen Neffen des Augsburger Bischofs zu erwägen, könnte gleichwohl durchaus verwandtschaftliche Verbindungen zwischen diesen Familien bestanden haben. Sollte sich aber Müllers ansprechende These von der konradinischen Herkunft Heriberts von Köln weiter erhärten lassen, so bezeugte sie eindringlich die Machtstellung dieser Familie in der Zeit OTTOS III. und HEINRICHS II. im Reich durch die obengenannten Bischöfe in Lothringen, Franken und Bayern in ihrem hier betrachteten Zweig und den schwäbischen Dukat ihrer agnatischen Verwandten Konrad und Hermann.

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 172,188,203,205,226 - Althoff, Gerd: Otto III., Primus Verlag, Darmstadt 1997, Seite 36-205 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 137,155-159,165,173 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band II Seite 5/Band III Seite 83,87,102,145,373-375,377,379,521,531 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 161-519 - Görich Knut: Otto III. Romanus Saxonicus et Italicus. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995 Seite 134-139, 142-145,178,180,183,219,234,269 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 323,333,341,361,365,367,370,374,410,424,431,440-444,480 - Schulze Hans K. Schulze: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 268,276,292,298,301 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 164-168,214,250,262, 278,366,386,406,414,468 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 38,50,52,56,74,76,89,112,117,120,161,199,231,241,255, 264 -



    Neue Deutsche Biographie - Heribert

    heilig, Erzbischof von Köln (seit 999), † 21.3.1021, ⚰ Abtei Deutz.
    H. empfing seine Ausbildung am Dom zu Worms, trat dann in das Kloster Gorze ein, wurde aber noch vor der Profeßleistung zurückgerufen und zum Dompropst von Worms bestellt. Mit Kaiser Otto III., der ihn 994 zum Kanzler für Italien, 998 zum Kanzler für Deutschland ernannte, verband ihn ein enges Vertrauensverhältnis. Er lehnte 995/96 das ihm angebotene Bistum Würzburg ab, das darauf sein jüngerer Bruder Heinrich erhielt. 999 wurde er zum Erzbischof von Köln gewählt. Anfang 1002 brachte er die Leiche Ottos III. aus Italien nach Aachen, mußte aber die Reichsinsignien an Herzog Heinrich von Bayern, den späteren Kaiser Heinrich II., ausliefern. Er selbst scheint 1002 für die Wahl Herzog Hermanns von Schwaben zum König eingetreten zu sein. Sein Verhältnis zu Heinrich II. entbehrte nicht der Spannungen, doch begleitete er den König 1004 nach Italien, vermittelte zwischen ihm und seinem Bruder Heinrich von Würzburg, als dieser sich gegen die geplante Einrichtung des Bistums Bamberg sperrte, und söhnte 1017 die opponierenden Luxemburger mit dem Herrscher aus. Er gewährte dem Graf Balderich und seiner berüchtigten Gemahlin Adela Rückhalt in ihren Kämpfen am Niederrhein gegen den Graf Wichmann und konnte ihr Erbe für die Kirche sichern. Zusammen mit Otto III. hatte er, der lebenslang die asketischen Neigungen, die ihn in seiner Jugend ins Kloster geführt hatten, beibehielt, die Gründung eines Klosters beabsichtigt, das er nach dem Tod des Kaisers zu Deutz errichtete. Die von ihm geplante Ausgestaltung der Kirche S. Aposteln in Köln zu einem Stift mußte er seinem Nachfolger überlassen. Seine Lebensbeschreibung, die die Heiligsprechung vorbereiten sollte, schrieb um 1050 der Lütticher Mönch Lantbert. Die Kanonisation H.s soll nach der zweifelhaften Überlieferung auf einen Papst Gregor zurückgehen (Gregor VI. oder Gregor VII.).



    Begraben:
    Kloster Deutz; heute Pfarrkirche St. Heribert/Köln-Deutz


  2. 9.  von Würzburg, Heinrich I. Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Hugo2, 1.Udo1) gestorben am 14 Nov 1018.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Beruf: 995-1018, Würzburg [97070],Würzburg (Stadt),Bayern,Deutschland; Bischof von Würzburg

    Notizen:

    Heinrich I. Bischof von Würzburg (995-1018)
    -14.11.1018
    Sohn des Grafen Hugo im Einrichgau aus dem Hause der KONRADINER und der Tietswindis, Tochter von NN ; Bruder des Erzbischofs Heribert von Köln

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Seite 2087

    Heinrich I., Bischof von Würzburg
    + 14. November 1018
    Aus edelfreien rheinfränkischen Geschlecht, das neuerdings mit den KONRADINERN identifiziert wird.

    Bruder:
    Erzbischof Heribert von Köln

    Neffen:
    Heribert und Gezemann, Bischöfe von Eichstätt

    Wohl von König OTTO III. ernannt, begleitete er diesen auf seinem Zug nach Rom, wo er vielleicht am 24. Mai 996 zum Bischof geweiht wurde. Nach OTTOS III. Tod wirkte er für die Wahl HEINRICHS II. zum König. Das gute Verhältnis zwischen beiden wurde getrübt durch die Gründung des Bistums Bamberg 1007. Nach Beilegung des Konfliktes nahm Heinrich I. an HEINRICHS Romzug (1013/14) und Kaiserkrönung teil. Durch reiche Schenkungen erhielt der Bischof von ihm nicht nur Grund und Boden, sondern auch wichtige Hoheitsrechte, mit denen er die Fundamente für das Würzburger Territorium legte. In der Stadt Würzburg, deren Ummauerung ihm zugeschrieben wird, gründete er die Kollegiatstifte Haug (um 1000) und St. Stephan (um 1024; später Abtei). Die eigenkirchlichen Rechte über die Klöster innerhalb des Bistums, in denen er die Gorzer Reform förderte, festigte er mit Hilfe kaiserlicher Bestätigungen. Heinrich I. gilt als einer der bedeutendsten Würzburger Bischöfe.

    Literatur:
    NDB VIII, 404f. - P. Schöffel, Herbipolis Sacra, 1948 - A. Wendehorst, Das Bm. Würzburg I (GS NF I), 1962, 74-88 - H. Müller, Heribert, Kanzler Ottos III. ..., 197, 41-97 - W. Schich, Würzburg im MA, 1977
    Heinrich I. und sein Vorgänger Bernward (990-995) entwickelten in der wachsenden Rivalität zum fränkischen Hochadel auch eine eigene dynamische Politik, die den Besitz aller Männerklöster in der Diözese zum Ziel hatte, wodurch die Gegensätze zum fränkischen Hochadel weiter verschärft wurden. Obwohl ein treuer Anhänger der Politik OTTOS III. setzte er 1002 von vornherein auf Heinrich von Bayern, dem er sich schon vor der förmlichen Wahl anschloss. Auch an HEINRICHS Zug gegen Hermann II. von Schwaben durch Franken und Schwaben nahm er wahrscheinlich teil. Die Haltung des Würzburgers speiste sich vor allem aus dem Gegensatz zum KONRADINER-Herzog Hermann, den mächtigen Rivalen im Westteil seiner Diözese. Mit der "Rückgabe" der 6 noch nicht in Bischofshand befindlichen Männerklöster war bedeutender Machtzuwachs für den Bischof verbunden. Manches spricht dafür, dass die Erwerbung der Klöster schon im Sinne einer ansetzenden Territorialpolitik zu verstehen ist. Bischof Heinrich, der als erster schon im Jahr 1000 fränkische Grafschaften übertragen bekam, kann als Schöpfer des Würzburger Territoriums gelten; er hatte als erster Bischof eine fast herzogliche Gewalt in Franken etabliert. Obwohl er ein treuer Anhänger HEINRICHS II. war, stellte er sich 1007 der Gründung des Bistums Bamberg entgegen.

    Görich Knut: Seite 134-136

    "Otto III."
    Zum Nachfolger des Würzburger Bischofs Bernward wurde 995 Heriberts Bruder Heinrich erhoben, nachdem OTTO III. zunächst Heribert selbst für das Amt vorgesehen, dieser sich jedoch für Heinrich eingesetzt hatte. Heribert von Köln und die Bischöfe von Konstanz, Worms und Würzburg sowie Abt Erkanbald von Fulda unterstützten den Kaiser innerhalb weniger Jahre mehrfach im Süden. Dieser besonderen Belastung entsprach auch eine besondere Förderung: Heinrich von Würzburg erhielt umfangreiche Schenkungen, darunter die Grafschaften Waldsassen und Rangau. Auf dem Januar-Konzil 999 in Rom waren von den deutschen Bischöfen nur Lambert von Konstanz und der von OTTO III. hochgeschätzte Bischof Heinrich I. von Würzburg anwesend.
    Heinrich von Würzburg, vor seiner Erhebung zum Bischof Mitglied der Hofkapelle, gehörte zu den Bischöfen, die mit ihrem Aufgebot in Anmarsch waren und sich in der Nähe von Lucca befanden, als sie dort kurz nach dem 24. Januar 1002 die Nachricht vom Tod OTTOS III. erhielten.

    Finckenstein von Finck: Seite 154-156, "Bischof und Reich"

    Von wünschenswerter Durchschaubarkeit ist dann aber die Herkunft von Bischof Heinrich I. (995/96-1018), den die Vita Erzbischof Heriberts von Köln des italienischen Kanzlers OTTOS II. als dessen Bruder ausweist. Vater dieses Brüderpaares war Hugo in dicta urbe Germaniae (Worms) multo celebris nomine, wahrscheinlich also ein Franke. Die Mutter Tietswindis stammte alto Alemanniae... a sanguine. Ein Bruder der Bischöfe war Gezemannus, wahrscheinlich Graf im Werngau, ein weiterer der marchio Reginmarus und Neffen vielleicht die als cognati Heriberts genannten Bischöfe Heribert und Gezemann von Eichstätt.
    Über den Werdegang Bischof Heinrichs ist nichts bekannt, immerhin möglich, daß er wie sein Bruder Heribert im lothringischen Kloster Gorze und bei Bischof Hildebald von Worms seine Ausbildung erhielt. Wahrscheinlich ist auch seine Zugehörigkeit zur Hofkapelle, da schon eine Urkunde vom September 996, also zu Beginn seiner Amtszeit, von seinem frequens et devotum servitium für den König spricht.
    Der Vita Heriberts zufolge soll der König für das durch den Tod Bernwards vakant gewordene Bistum zunächst seinen italienischen Kanzler Heribert als Bischof ausersehen haben. Dieser habe jedoch abgelehnt und die Wahl auf seinen jüngeren Bruder Heinrich gelenkt.
    Bischof Heinrich I., den Wendehorst sicher zurecht zu den bedeutendsten mittelalterlichen Bischöfen Würzburgs rechnet, hat in der Reichspolitik OTTOS III. und HEINRICHS II. eine sehr wesentliche Rolle gespielt, ist also nicht durch Verwandtschaft, sondern durch Königsdienst ein Mann größter Königsnähe gewesen. Nach Ausweis der Quellen hat der Bischof mehrfach, sowohl in Deutschland als auch in Italien, mehrere Monate in der Umgebung OTTOS III. geweilt, weshalb er zusammen mit seinem Bruder Heribert zu den Anhängern der Reichs- und Rompolitik gerechnet wird.
    Auch zu HEINRICH II. ist der Bischof, im Gegensatz zu Heribert, sogleich in nahe Beziehung getreten, die wahrscheinlich schon aus dessen Zeit als Herzog von Bayern herrührte, da Heinrich für den Kaplan des Herzogs Tagino, den späteren Erzbischof von Magdeburg interveniert und umgekehrt der Bayern-Herzog dreimal zugunsten des Würzburger Bischofs interveniert hatte. Dieses Vertrauensverhältnis des Bischofs zu HEINRICH II. erfuhr dann eine Trübung durch die Gründung Bambergs 1007, die zunächst zwar Würzburger Interessen nur auf geistlichem Gebiet berührte, der Ausdehnung des Bistums nach Osten jedoch für immer ein Ende setzte und für Bischof Heinrich mit der persönlichen Enttäuschung in seiner von HEINRICH II. zunächst genährten Erwartung auf Erhebung zum Erzbischof und Metropoliten Bambergs verbunden war. Erst nach längeren Vermittlungsbemühungen Heriberts von Köln und des Halberstädter Bischofs Arnold gelang eine Versöhnung zwischen König und Bischof, die dann bis zum Tode des letzteren am 14. November 1018 Bestand hatte. Den inneren Ausbau und der wirtschaftlichen Stärkung des Bistums sind diese Beziehungen seines Bischofs sehr zugute gekommen. Das Bistum Würzburg erhielt in dieser Zeit reiche Schenkungen nicht nur an Landbesitz, sondern auch an Grafschaften und Wildbannverleihungen. Außer diesen Beziehungen zur Reichsspitze lassen sich aber auch persönliche und freundschaftliche Kontakte Heinrichs I. zu den Bischöfen Arnold von Halberstadt, Burchard von Worms und Meingaud von Eichstätt und den Erzbischöfen Willigis von Mainz, Tagino von Magdeburg und seinem Bruder Heribert von Köln nachweisen. Hiervon spricht ausdrücklich ein Vermittlungsbrief Arnolds von Halberstadt anlässlich der Auseinandersetzungen um die Gründung Bambergs. Bischof Heinrichs besonderes Verhältnis zu Megingaud von Eichstätt schildert anektodenhaft der Anonymus Haserensis.
    Diese Beziehung zu den bedeutendsten Mitgliedern des Reichsepiskopats in sämtlichen Stammesprovinzen außer Schwaben und zum König, die Herkunft, sowie die Teilnahme an der Reichspolitik im Reichsdienst charakterisieren Heinrich von Würzburg als sowohl typischen wie auch hervorragenden Reichsbischof dieser Zeit, dessen Interventionen auf seine einflussreiche Stellung am Hofe, wie auf jeweils persönlich enge Beziehungen zu den Empfängern schließen lassen. Sein Tod beraubte das Reich sicher einer jener columnae, deren Verlust sein Amtsbruder Thietmar in den letzten Sätzen seiner Chronik als Unglücksfall für HEINRICH II. 1018 beklagt: Namque cooperatores maxima parte, pro dolor cecidere...

    Literatur:
    Görich Knut: Otto III. Romanus Saxonicus et Italicus. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995 Seite 96,134,136-138,142-145,159,166, 170 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 323,336,353,361, 366,370,409-411,420 - Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg.): Otto III. – Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 12,13A,119 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 292,298,321 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 166,232,274,276, 278,382,424 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 38,68, 85,161,165,190,235,255-258,261 -

    Neue Deutsche Biographie - Heinrich I.

    Bischof von Würzburg (seit 995 oder 996), † 14.11.1018 wohl in Würzburg.

    Wie sein Bruder Heribert gehörte H. zu den Anhängern und Verantwortlichen der Reichs- und Rompolitik Ottos III., wirkte aber nach dessen Tod für die Wahl Heinrichs II., von dem er zahlreiche Gnadenerweise erhielt. Im eigenen Interesse nahm er an dessen Kampf gegen den mit dem Polenherzog Boleslaw Chrobry verbündeten Markgrafen Heinrich von Schweinfurt teil, den gefährlichsten Nachbarn des Bistums. Eine schwere Trübung des Verhältnisses zwischen Bischof und König Heinrich brachte für einige Zeit die Gründung des Bistums Bamberg. Spätestens Anfang 1007 in des Königs Pläne eingeweiht, trat H. auf der Mainzer Pfingstsynode 1007 den Radenzgau und den nordöstlichen Teil des Volkfeldes mit Bamberg an den König ab und erhielt dafür 150 Hufen in Meiningen und Umgebung, dazu in einem Geheimvertrag die Zusicherung der erzbischöflichen Würde und der Unterstellung des neuen Bistums. Da die Ende Juni erfolgte päpstliche Bestätigung Bambergs der – vom König dem Papste wohl gar nicht unterbreiteten – Rangerhöhung Würzburgs überhaupt nicht gedachte, verweigerte H., um seine Hoffnungen betrogen, die Vollziehung des Tauschvertrages und ließ sich auf der Frankfurter Novembersynode durch seinen Kaplan vertreten. Trotz Einspruchs desselben gelang es dem König, die Zustimmung der 35 anwesenden Bischöfe zur Gründung Bambergs zu erhalten. H. zog sich grollend zurück und wich allen Bemühungen des Königs um Aussöhnung aus. Schließlich gelang Heribert die Beilegung des Konfliktes; am 7.5.1008 beurkundeten König und Bischof den zugunsten Würzburgs modifizierten Tauschvertrag. 1013/14 nahm H. am Romzuge Heinrichs II. und an dessen Kaiserkrönung teil. – Die Existenz des Bistums Bamberg enthob Würzburg der Kolonisation und Mission im Osten. So zum Rückzug gezwungen, widmete H. alle Kräfte dem inneren Ausbau des Restgebietes. Durch kaiserliche Schenkungen erhielt er nicht nur Grund und Boden, sondern in Grafschaften und Wildbännen auch wichtige Hoheitsrechte und legte so den Grund für das Würzburger Territorium. – In der Stadt Würzburg, deren erste Ummauerung auf ihn zurückzugehen scheint, gründete er die Kollegiatstifte Haug (um 1000) und Sankt Stephan (um 1012, später Benediktinerabtei). Die eigenkirchlichen Rechte über die Klöster des Bistums, in denen er die Gorzer Reform förderte, festigte er mit Hilfe kaiserlicher Bestätigungen. – Gleich hoch geschätzt von Otto III. wie von Heinrich II., befreundet mit vielen|Bischöfen seiner Zeit und verdient um Stadt, Bistum und Land, ist H. eine der bedeutendsten Persönlichkeiten unter den mittelalterlichen Bischöfen von Würzburg.


  3. 10.  von Mömpelgard, Liutold Graphische Anzeige der Nachkommen (5.Konrad2, 1.Udo1) gestorben vor 1044.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Mömpelgard (Grafschaft),Frankreich; Graf von Mömpelgard

    Notizen:

    Liutold Graf von Mömpelgard

    Ältester Sohn des Herzogs Konrad von Schwaben aus dem Hause der KONRADINER und der Judith von Marchtal, Tochter von Graf Adalbert
    (Nach Jackman/Fried Liutold (+ ca. 1020), Sohn des Konrad II. von Öhningen Herzog von Schwaben und der OTTONIN Richlind, Tochter von Herzog Liudolf von Schwaben )

    Glocker Winfrid: Seite 334, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VII. 107 Liutold, "Graf von Mömpelgard"
    oo Willibirg von Wülflingen

    Die Nachkommen Judiths und ihres Gemahls, Herzog Konrads von Schwaben, (Kuno von Öhningen), sind durch einen Gedenkbucheintrag Konrads im Reichenauer Verbrüderungsbuch pag. 135 A 4-5/B 1-2 bezeugt; zum Nachweis, daß es sich bei den Öhningern um Nachkommen des Liudolf dux (+ 866) handelt, vgl. Hlawitschka, Untersuchungen Kap. II b, der den "Liutold comes"dieses Eintrags mit dem aus der Zwiefaltener Überlieferung bekannten Liutold von Mömpelgard gleichsetzt; zu den Belegstellen für Liutold als Sohn Kunos vgl. Kimpen, Königsgenealogie Seite 83 (der hier freilich Kuno von Öhningen mit Herzog Konrad dem Roten von Lothringen gleichsetzt!), und Hlawitschka, Untersuchungen Kap. II b.

    Schmid, Karl: Seite 134, "Probleme um den "Grafen Kuno von Öhningen"

    c) Liutold
    Die Namen Liutold und Kuno, die Söhne Kunos von Öhningen getragen haben sollen, weisen auf die Stifter des Klosters Zwiefalten, die Grafen Kuno und Liutold, hin. Auf diese Namensparallele ist man längs aufmerksam geworden. Aus Ortliebs Chronik von Zwiefalten geht hervor, daß wenigstens der Name Liutolds aus der mütterlichen Familie der Klosterstifter stammte, denn ihre Mutter Adelheid von Wülfingen war die Tochter des Grafen Liutold (Liutho) von Mömpelgard und der Willebirg von Wülfingen [Die Zwiefalter Chronik Ortliebs und Bertholds, hrsg. von E. König und K.O. Müller, = Schwäbische Chroniken der Stauferzeit 2 (1941) Seite 12. Ebd. Seite 290 wird Liutho (Liutold) mit Ludwig IV. von Mömpelgard gleichgesetzt.]. Und da die Lebenszeit dieses Mömpelgarder Liutold ins endende 10. und beginnende 11. Jahrhundert fällt, hat man in ihm einen Sohn Kunos von Öhningen gesehen. Paul Kläui jedoch stellte neuerdings fest, "daß es in dieser Zeit keinen Grafen Lütold von Mömpelgard gab, ja, daß eine Grafschaft Mömpelgard noch gar nicht bestand. Der Zwiefaltener Chronist hat also offensichtlich aus der Anschauung seiner Zeit heraus interpretiert. Ohne die Öhninger These in Erwägung zu ziehen, begründete Kläui die Auffassung, der Burgunder Alberich von Macon sei der Vater Liutolds von Mömpelgardgewesen.

    Hlawitschka Eduard: Seite 99-104, "Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“

    Von diesen drei Söhnen ist ja doch Hermann durch die Annales Einsiedlenses eindeutig als Herzog Konrads Sohn gesichert! Liutoldus laicus und Cuonradus laic. könnten durchaus zwei (ältere?) Brüder Hermanns gewesen sein. Dafür gibt es Anhaltspunkte.
    Wir wissen von einem Berengarius filius Liutoldi comitis de Alamannia, der 1027 in den Tagen von KONRADS II. Kaiserkrönung in Rom den Tod fand. KONRAD II. habe ihn, quoniam sibi dilectus et familiaris fuerat, direkt neben dem Grab Kaiser OTTOS II. beisetzen lassen. Diese engen Beziehungen einer familiaritas des jungen Berengar zum Kaiser sind sofort verständlich, wenn sein Vater, Graf Liutold, als Sohn Herzog Konrads von Schwaben betrachtet wird: er war dann der Vetter von Kaiser KONRADS II. Gemahlin Gisela!
    Auch die Einbeziehung des Grafen Liuto(ld) und seiner Frau Willebirg, beide als "von Mömpelgard bzw. von Wülfingen" (im Thurgau) überliefert, in unsere Untersuchung ist hier angebracht. Wurde doch beider Sohn Hunfried, der uns als kaiserlicher Kanzler und Erzbischof von Ravenna tradiert ist, auch als familiaris Kaiser HEINRICHS III. bezeichnet; und soll doch Liuto(ld)s und Willibirgs Enkel Liutold von Achalm, der zusammen mit seinem Bruder Kuno 1089 das Kloster Zwiefalten gründeten, den Herzog Welf IV. zum Nachfolger in der Vogtei über seine Stiftung Zwiefalten vorgeschlagen, ja ihm sogar weite Besitzungen geschenkt haben.

    Anmerkung Karl-Heinz Schreiber, Genealogie-Mittelalter.de
    Die Lebensdaten von Jackman/Fried für Liutold (+ ca. 1020) können nicht zutreffen, da dieser Liutold wie sein Bruder Konrad vor Hermann im Reichenauer Memorialeintrag genannt wird, also vermutlich älter als Hermann war. Wäre Liutold aus welchen Gründen auch immer nicht seinem Vater Konrad als Herzog von Schwaben gefolgt, so wäre er aber automisch der Vormund für seinen Neffen Hermann III. gewesen.

    oo Willibirg von Wülfingen, Tochter des Grafen Ulrich von Ebersberg

    Kinder:
    - Berengar -27.3.1027
    - Hunfrid Erzbischof von Ravenna (1046-1051) -23.8.1051
    - Otto - vor 1044
    - Adelheid - nach 1052 (+ 29.8.1165 Isenburg)
    oo Rudolf Graf von Achalm -24.11.(24.9. Isenburg)

    Literatur:
    Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite VII,107 Seite 334,350 -
    Heine Alexander (Hg.): Geschichte der Welfen. Phaidon Verlag GmbH Essen Seite 24,25,39 -
    Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um 'Kuno von Öhningen', Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 99-104,106,111,167-169,172 -
    Hlawitschka, Eduard: Wer waren Kuno und Richlind von Öhningen? Kritische Überlegungen zu einem neuen Identifizierungsvorschlag. In: Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins 128 1980 Seite 1-49 -
    Schmid, Karl: Probleme um den "Grafen Kuno von Öhningen" in Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983 Seite 127, 134,159 -

    Name:
    Lüto

    Familie/Ehepartner: von Wülflingen, Willibirg. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 24. von Mömpelgard, Berengar  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben in Mrz 1027 in Rom [00100],Latium,Italien.
    2. 25. von Mömpelgard, Hunfried  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben am 23 Aug 1051.
    3. 26. von Mömpelgard, Otto  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben vor 1044.
    4. 27. von Wülflingen, Adelheid  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 990/995; gestorben am 29 Aug 1065; wurde beigesetzt in Strasbourg [67000],Bas-Rhin,Elsass,Frankreich.

  4. 11.  von Schwaben, Konrad Graphische Anzeige der Nachkommen (5.Konrad2, 1.Udo1) gestorben am 24 Nov 994.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Schwaben,Deutschland; Graf

    Notizen:

    Konrad Graf Wohltäter des Klosters Einsiedeln
    + 24.11.994 ermordet
    2. Sohn des Herzogs Konrad von Schwaben aus dem Hause der KONRADINER und der Judith von Marchtal, Tochter von Graf Adalbert
    Nach Jackman/Fried Konrad III. Graf von Ortenau (+ um/nach 1004) als Sohn Konrads II. von Öhningen, Herzog von Schwaben und der OTTONIN Richlind, Tochter von Herzog Liudolf von Schwaben

    Glocker Winfrid: Seite 334, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VII. 108 Konrad, + 994 XI 24 , Graf, Wohltäter des Klosters Einsiedeln
    oo Liutgard

    Vgl. zur Identifikation des "Cuonradus laicus" aus dem Reichenauer Gedenkbucheintrag Kunos von Öhningen mit dem 994 ermordeten Graf Konrad Hlawitschka, Untersuchungen Kap. II b bei Anm. 94-99.
    Die Belege für diesen Graf Konrad hat Keller, Einsiedeln Seite 76 mit Anm. 188 gesammelt. Die Vermutungen bezüglich der Verwandtschaft von Liutgard, der Gemahlin Graf Konrads, mit Bischof Gebhard II. von Konstanz, wie sie Zotz, Breisgau S. 217 angestellt hat, sind mit unserer Identifikation jedoch nicht mehr zu vereinbaren.

    Fried, Johannes: Seite 106-107,"Prolepsis oder Tod? Methodische und andere Bemerkungen zur Konradiner-Genealogie im 10. und frühen 11. Jahrhundert"

    Im Ufgau und Ortenau erscheinen zwischen 961 und 1004 kontinuierlich Grafen des Namens Konrad, denen ein Gebhard vorausging, vgl. die Übersicht bei Hlawitschka,Thronwechsel (wie Anmerkung 28), Seite 209f Anmerkung 201.
    Da nach der hier vorgeschlagenen Genealogie sich die Folge Gebhard III. - Konrad I. - Konrad II. - Konrad III. ergibt, besteht keine Schwierigkeit, diese Grafen mit den fraglichen KONRADINERN in Verbindung zu bringen. Konrad III. als Sohn Konradds II. ist durch den "Kuno von Öhningen"-Eintrag im Reichenauer Verbrüderungsbuch und durch die Welfenquellen des 12. Jahrhunderts gesichert (Das Verbrüderungsbuch der Abtei Reichenau, hrsg. von J. Autenrieth, D. Geuenich und K. Schmid, MGH Libri mem. NS 1, 1979, Tafel 135, dazu Schmid, Probeme, wie Anmerkung 53).
    Im Jahr 994 starb ein Graf Konrad, der wiederholt für den urkundlich bezeugten Grafen des Ufgau gehalten wurde [Vgl. Keller (wie Anmerkung 103), Seite 76f., 162 mit Anmerkung 89], derselbe aber nicht sein kann, wenn die vorgeschlagene Interpretation der Hammersteiner Genealogie zutreffen sollte. Die Nachricht wird den gleichzeitigen Annalen von Einsiedeln verdankt; an ihr zweifeln besteht also kein Anlaß. War aber der 994 gestorbene Graf ein KONRADINER? Zweifel an seiner Identität mit Konrad vom Ufgau wurden schon früher geltend gemacht [Vgl. Zotz (wie Anmerkung 45), Seite 118; Hlawitschka, Untersuchungen (wie Anmerkung 48),. Seite 107 mit Anmerkung 99.], doch wird er weiterhin für einen Verwandten der KONRADINER gehalten [ [Jackman (wie Anmerkung 28), Seite 174 mit Anmerkung 18.]. Indes, er war mit einer Liutgart verheiratet, sein Bruder hieß Bernhard, ein weiterer Verwandter eorundem stirpis Amazo, was nicht an KONRADINER denken läßt; auch der Besitz, den er oder seine Gemahlin schenkte, verweist kaum auf das fränkische Adelsgeschlecht. So wurden eine andere Familie und andere Grafschaften ins Auge gefaßt, etwa die ETICHONEN und die Grafschaften im Umkreis des Bosensees. Ich lasse die Frage hier auf sich beruhen. Eine Notwendigkeit besteht jedenfalls nicht, den 994 erschlagenen Grafen Konrad mit den im Ufgau regierenden KONRADINERN in Verbindung zu bringen.
    Hlawitschka hat ferner gegen Jackmans Hauptthese OTTOS II. Aufgebotsschreiben geltend gemacht, dessen Datierung nach wie vor umstritten ist. Danach hatte Heribert, wohl der Vater Ottos von Hammerstein, mit seinen Panzerreitern zu erscheinen, dazu auch "der Sohn seines Bruders", der zwar mit Namen ungenannt bleibt, doch der älteste Sohn Konrads II. sein sollte, der 981/82 das kampffähige Alter erreicht haben dürfte, mithin, je nach Alter, Hermann, der künftige Herzog von Schwaben, Liutold oder Kuno, der spätere Graf in Ortenau und Ufgau. Nach Nennung eines weiteren Heerpflichtigen wurde auch Cono filius Cononis aufgeboten, der für Jackman mit dem im Jahre 983 eingesetzten Herzog Konrad von Schwaben identisch ist. Er wäre demnaach Heriberts Bruder und zweimal im Aufgebotsschreiben genannt: einmal als Vater eines Sohnes und ein zweites Mal als Konrads Sohn. Hlawitschka hält das für unmöglich. Die Identitätsfrage ist zwingend nicht zu entscheiden. Doch gesetzt, es handle sich tatsächlich um den KONRADINER, warum sollte er denn im Aufgebotsschreiben nicht zweimal genannt sein können? Die Einberufungsliste ist ja geographisch, nicht nach Adelsgeschlechtern geordnet. Gründe für die doppelte Nennung, die ja nur auuf eine mehrfache militärische Gestellungspflicht der KONRADINER für räumlich auseinanderliegende Lehen hinausliefe, ließen sich leicht finden. Heribert hatte wie sein Neffe als Führer rheinfränkischer Truppen zu erscheinen; der Konrad-Sohn stand an der Spitze vielleicht elsässisch-alemannischer oder ufgauisch-ortenauischer Verbände. War der künftige Herzog Konrad (= Konrad II.) der Sohn eines Konrad (= Konrad I.), war dieser ältere Konrad zugleich mit einem Mann identisch, der nach Thietmars freilich nicht unproblematischer Darstellung im gerichtlichen Zweikampf die rechte Hand eingebüßt haben soll und um 981 über 60 Jahre alt gewesen sein muß; er könnte auch krank gewesen sein, starb er doch im folgenden Jahr. Wie auch immer, es ist nicht auszuschließen, daß dieser Konrad nicht oder nur eingeschränkt kriegstauglich war, als das Aufgebotsschreiben erging. Möglicherweise vertrat ihn im Jahr 981 sein Sohn, Cono filius Cononis. Doch war derselbe auch selbst verpflichtet, weshalb er seinen Sohn zu schicken hatte. Schließlich hatte der Herzog Konrad nicht nur einen Sohn Hermann, sondern auch einen weiteren, der seinen eigenen Namen trug: Konrad; er wurde als Nachfolger seines Vaters Graf im Ufgau. Er könnte, gerade auch wenn mit Konrads I. 982 bereits erfolgtem Tod zu rechnen wäre, ebenfalls unter Cono filius Cononis zu verstehen sein. OTTOS II. Augebotsschreiben bietet also keinerlei Anlaß, die vorgeschlagene Rekonstruktion des KONRADINER-Stammbaums in Zweifel zu ziehen, auch wenn nicht jede Einzeheit zu klären ist.

    Hlawitschka Eduard: Seite 106-108, "Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands."

    Prüft man die Möglichkeit, ob auch ein Cuonradus laicus als Sohn Herzog Konrads von Schwaben ebenfalls in den Quellen bezeugt sein könnte, so stößt man in der bekannten Aufgebotsliste des Jahres 981, mit der Kaiser OTTO II. von Italien her Verstärkungen aus Deutschland für seine bevorstehende Auseinandersetzung mit den Sarazenen in S-Italien anforderte, auf einen Cono filius Cononis, der mit 40 Panzerreitern zu erscheinen hatte. Er bietet sich dür eine Identifizierung mit dem Cuonradus laicus des Reichenauer Gedenkeintrags und Sohn des Cuonradus comes (= Kuno von Öhningen/Konrad von Schwaben) geradezu an. Chronologische Schwierigkeiten bestehen wohl nicht. Indessen könnte es sich bei diesem Aufgebotenen auch um eine andere Person, nämlich eventuell um jenen Cuno handeln, den eine Notiz aus dem Hammersteiner Eheprozeß (1018-1027) vom Jahere 1023 als Sohn eines Cuno und Enkel eines Gebhard zu erkenenn gibt.
    Ob eventuell der Cuonradus laic. des Reichenauer Gedenkeintrages der mit einer gewissen Liutgard vermählte und 994 getötete Graf Konrad war, der sich als Wohltäter von Einsiedeln hervortat und (durch Reichenauer Verbrüderungseinträge erkennbare) Beziehungen zu Bischof Gebhard II. von Konstanz und seinen Angehörigen hatte? Diese Beziehungen Konrads (+ 994) und seiner Frau Liutgard hat schon Hagen Keller 1964 festgestellt [H. Keller, Kloster Einsiedeln Seite 107ff. Freilich soll dieser Graf Konrad nach einer Einsiedler Traditionsnotiz, die späten Komilationscharakter aufweist (vgl. H. Keller, a.a.O. Seite 163 Anmerkung 89 und Seite 157 Anmerkung 25), einen Bruder Bernhard gehabt haben. Jedoch ist es durchaus möglich, daß sich bei der Bearbeitung dieser Traditionsnotizen um 1330 hier ein Versehen - wie andere auch (vgl. H. Keller, a.a.O. Seite 68 Anmerkung 133) - einschlich. Sollte der Kompilator etwa frater für fratuelis oder filius fratris gesetzt haben? Daß derartige Fehler vorkamen, dazu 2 Beispiele: Im Essener Nekrolog findet man zum 12.IV. Ludolphus rex, während das Merseburger Nekrolog zum benachbarten 14.IV. Liudulfus infans aufweist. G. Althoff, Unerkannte Zeugnisse Seite 401 Anmerkung 9, zog hinsichtlich des unbekannten Ludulphus rex in der nur abschriftlich erhaltenen Essener Überlieferung schon den Schluß: "Man könnte etwa an ein ursprüngliches filius regis oder Ähnliches denken". Im Lüneburger Nekrolog wurde unter dem 3.III. obiit Hilligard regina vermerkt, und dasselbe geschah im Nekrolog von St. Maximin in Trier (G. Althoff, Adels- und Königsfamilien Seite 68), während das Aschaffenburger Nekrolog zum gleichen Tag Hildegardis abbatissa regis filia obiit enthält (MIÖG 35, 1914, Seite 274) und damit eindeutig die Identität dieser regina mit König Ludwigs des Jüngeren Tochter Hildegard, also einer regis filia, sichert. Diese und weitere Beispiele könnten also für ein Versehen in der Kennzeichnung Bernhards sprechhen, aber eine etwas anders geartete Beziehung Bernhards zu Graf Konrad (+ 994) durchaus offenlassen. Immerhin ist Bernhard nicht in dem offenbar von Konrads Gemahlin Liutgard veranlaßten und unten abgedruckten Gedenkeintrag mitgenannt, aber doch wieder durch andere Einträge (vgl. H. Keller, a.aO. Seite 77f.) in der Nähe eines Konrad zu finden! - Auf die engen Beziehungen des in Einsiedeln bezeugten und 994 ums Leben gekommenen Konrad zu Bischof Gebhard II. von Konstanz und zu "Kuno vovon Öhningen" hat schon Th. Zotz, Der Breisgau Seite 215ff., hingewiesen. Freilich meinte er, in diesem Konrad den Grafen "Kuno von Öhningen" vermuten zu dürfen.], wenngleich er meinte - was freilich bloße Vermutung und unhaltbar ist - daß dieser Konrad der Graf des Ufgaus und der Ortenau gewesen sei [H. Keller, Kloster Einsiedeln Seite 76: "Sieht man die Grafenlisten dieser Zeit durch, so kann es sich nur um den Grafen der Ortenau und des Ufgaus handeln". - Nun geben indessen die Grafenbezeugungen in der Ortenau und im Ufgau beim 24. November 994 keine Unterbrechung in der Nennung des Namens Konrad/Cuno zu erkennnen, wie es der Tod dieses Mannes nahelegt, was Keller (Seite 76 Anmerkung 188) damit erklären möchte, daß eben ein gleichnamiger Sohn auf den erschlagenen Vater dort nachfolgte. Merkwürdig ist dabei nur, daß in dem nur einen knappen Monat nach der Ermordung des Grafen Konrad (14.XI.994) ausgestellten Diplom OTTOS III. nr. 158 vom 22.XII.994 die Formel genauso in pago Mordenouua in comitatu Cuononis comitisheißt, ohne daß auf einen Grafenwechsel (etwa Cuononis comitis iunoris) angespielt wird, wie nur wenige Tage vor der Ermordung in D O III, 153 vom 11.XI.994: in comitatu Cononis comitis. Gegen d die Identifizierung mit einem Ortenau- und Ufgaugrafen spricht indessen besonders die Lage des Schenkgutes des am 24.XI.994 getöteten Grafen Konrad. Es lag in Aquaregia (= Ägeri, südlich des Zürichsees) und in Wangen (= Wangen, ebenfalls südlicch des Zürichsees), das seines Verwandten Bernhard befand sich in Wittenheim (= Wittenheim bei Mühlhausen im S-Elsaß), was keinen Bezug zur Ortenau erkennen läßt, indessen in die gleichen Gegenden verweist, in denen wir - mit Wülfingen, Embrach, Mömpelgard - auch den vorher besprochenen Liutold antrafen.]. Diese Beziehungen zur Verwandtengruppe um Bischof Gebhard II. von Konstanz sind vielmehr erklärbar, wenn man den 994 getöteten Konrad als Sohn des Schwaben-Herzogs ansieht und dazzu unsere oben Seite 69-74 vorgelegte Verwandtschaftsrekonstruktion anerkennt. Eine solche Akzeptierung mag umso leichter fallen, als ein weiterer Reichenauer Gedenkeintrag aus der Umgebung Liutgards, der Gemahlin des 994 getöteten Grafen Konrad, in welchem außer Liutkart und ihrem Gemahl Cuonrath auch Cunzili und Cuntzo (= Kurzformen für Kuno/Konrad) und Judintha (= Name von Herzog Konrads Gemahlin) genannt werden, gleiches Namensgut aufweist wie eine mehrere Jahrzehnte ältere Reichenauer Gedenkliste aus der Wendilgart-Udalrich-Familie.

    Schmid, Karl: Seite 134,173, "Probleme um den "Grafen Kuno von Öhningen"

    d) Kuno
    Ein mächtiger Mann namens Kuno, der Sohn eines Kuno, wird in der Aufgebotsliste von 981 oder 983 genannt. Freiherr Schenk zu Schweinsberg hat ihn mit dem etwa gleichzeitig bezeugten Ufgaugrafen identifiziert, ihn für einen Sohn Kunos von Öhningen und wie seinen Vater für einen "KONRADINER" gehalten. Seine Tochter soll nach Schenks Vermutung mit einem Grafen von Calw vermählt gewesen sein. Ernst Klebel sieht als Söhne dieses Kuno den Bischof Eberhard von Bamberg und dessen 1017 genannten Bruder Kuno an.
    Adlige namens Konrad (Kuno):
    - Der Ufgaugraf (oder die Ufgaugrafen?) Konrad (im Jahre 987, D O III 39), Kuno (im Jahre 965, D O II 162) folgte(n) auf den Ufgaugrafen Gebhard (im Jahre 940, D O I 23).
    - Kuno, der Sohn eines Kuno, wird in der Aufgebotsliste von 981 oder 983 erwähnt;
    siehe Anmerkung 33.
    - Graf Konrad, der mit Einsiedeln in Beziehung stand und 994 getötet wurde, war der Gemahl einer Liutgard und hatte einen Bruder namns Bernhard; vgl. Keller (wie Anmerkung 153) Seitze 76f. und Seite 162 mit Anmerkung 89.

    Eigene Anmerkung: (Karl-Heinz Schreiber,Genealogie-Mittelalter.de)

    Die Lebensdaten von Jackman/Fried für Konrad III. (+ um/nach 1004) können nicht zutreffen, da dieser Konrad wie sein Bruder Liutold vor Hermann im Reichenauer Memorialeintrag genannt wird, also vermutlich älter als Hermann war. Wäre Konrad aus welchen Gründen auch immer nicht seinem Vater Konrad als Herzog von Schwaben gefolgt, so wäre er aber automatisch der Vormund für seinen Neffen Hermann III. gewesen.

    oo Liutgard

    Literatur:
    Fried, Johannes: Prolepsis oder Tod? Methodische und andere Bemerkungen zur Konradiner-Genealogie im 10. und frühen 11. Jahrhundert Seite 106-107 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 VII,108 Seite 334 - Heine Alexander (Hg.): Geschichte der Welfen. Phaidon Verlag GmbH Essen Seite 24,25,39 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um 'Kuno von Öhningen', Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 99-104,106-108,111,158,167, 169,172 - Schmid, Karl: Probleme um den "Grafen Kuno von Öhningen" in Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983 Seite 127,134,159,173 - Wolf Armin: Wer war Kuno von Öhningen? Überlegungen zum Herzogtum Konrads von Schwaben (+ 997) und zur Königswahl vom Jahre 1002. in Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters Band 36, 1980 Seite 25-83 -

    Gestorben:
    ermordet

    Familie/Ehepartner: Liutgard. [Familienblatt] [Familientafel]


  5. 12.  von Schwaben, Hermann II. Graphische Anzeige der Nachkommen (5.Konrad2, 1.Udo1) wurde geboren in 945/950; gestorben am 4 Mai 1003.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 997-1003, Schwaben,Deutschland; Herzog von Schwaben

    Notizen:

    Hermann II.
    Herzog von Schwaben (997-1003)
    945/50-4.5.1003
    3. Sohn des Herzogs Konrad von Schwaben aus dem Hause der KONRADINER und der Judith von Marchtal, Tochter von Graf Adalbert
    Großneffe des Herzogs Hermann I. von Schwaben
    Nach Jackman/Fried Sohn des Herzogs Konrad II. von Schwaben und der OTTONIN Richlint, Tochter von Herzog Liudolf von Schwaben
    Herzog Hermann II. war nach den Einsiedler Annalen (MG SS III Seite 144) ein Sohn seines Amtsvorgängers Konrad von Schwaben

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Seite 2161

    Hermann II., Herzog von Schwaben und Elsaß
    + 4. Mai 1003
    Aus der Familie der KONRADINER. Wohl Sohn Herzog Konrads (+ 997) und der Judith/Jutta (?), Großneffe von Hermann I.
    oo Gerberga, Tochter König Konrads von Burgund

    Hermann II. war nach OTTOS III. Tod zunächst aussichtsreichster Thronbewerber, da ihn die Mehrheit der bei OTTOS Beisetzung versammelten Fürsten unterstützte, wurde aber durch Herzog Heinrich von Bayern (HEINRICH II.), mit Unterstützung des Erzbischofs Willigis von Mainz, verdrängt (Juni 1002). Hermann II. erkannte den Erfolg seines überlegenen Konkurrenten zunächst nicht an, so daß es zu kriegerischen Auseinandersetzungen (unter anderem in Straßburg) kam. Angesichts eines drohenden Feldzuges HEINRICHS II. gegen Schwaben unterwarf er sich jedoch am 1. Oktober 1002 zu Bruchsal. Als er wenige Monate später starb, übernahm HEINRICH II. für Hermanns Sohn und Nachfolger Hermann III. (1003-1012).

    Literatur:
    ADB XII, 153-155 - NDB VIII 641f.

    Neue Deutsche Biographie: Band 8, Hermann II., Herzog von Schwaben

    + 4.5.1003
    Großneffe des Herzogs Hermann I. von Schwaben (+ 949, s. NDB VIII)

    Vater:
    nach herrschender Meinung Herzog Konrad von Schwaben (+ 997)
    Mutter:
    Judith/Jutta
    oo Gerberga, Tochter des Königs Konrad von Burgund

    1 Sohn und 3 Töchter
    Herzog Hermann III. von Schwaben (seit 1003, + 1012),
    Mathilde
    [1. oo Herzog Konrad I. von Kärnten, + 1011,
    2. oo Herzog Friedrich II. von Ober-Lothringen, + 1033, s. NDB V],
    Beatrix
    (oo Adalbero von Eppenstein, + 1039, Herzog von Kärnten s. NDB I),
    Kaiserin Gisela (+ 1043, s NDB VI.).

    Wie sein Vorgänger Konrad führte auch Hermann den Titel eines Herzogs im Elsaß. Er gehörte nicht zur engeren Umgebung Kaiser OTTOS III., nahm aber an dessen zweitem Italienzug teil (997/99). Nach OTTOS Tod war Hermann von der Mehrzahl der zur Beisetzung des Kaisers (April 1002) in Aachen versammelten Großen unterstützt, zunächst aussichtsreichster Bewerber um die Nachfolge. Nachdem der Bayern-Herzog Heinrich, Drohung und Widerstand Hermanns mit List überspielend, zu Mainz zum König gewählt und gekrönt worden war (Juni 1002), suchte er durch einen Feldzug nach Schwaben die Huldigung des Herzogs zu erzwingen, der sich ihm indessen am 1. Oktober zu Bruchsal aus freien Stücken unterwarf. Als Hermann wenige Monate später starb, übernahm König HEINRICH für den noch unmündigen Sohn und Nachfolger Hermann III., seinem Vetter, die Leitung des Herzogtums. Seitdem zeichnet sich ein Rückgang der Bedeutung Schwabens im Reich ab.

    Literatur: (auch zu Hermann I.)
    ADB XII; R. Köpke u. E. Dümmler, Kaiser Otto d. Große, 1876; Jbb. d. Dt. Gesch., Otto II. u. Otto III., Heinrich II.; K. Weller, Gesch. d. schwäbischen Stammes b. z. Untergang d. Staufer, 1944, S. 161 ff., E.E. Stengel, Udo u. Hermann, die Herzoge vom Elsaß, das Rätsel d. ältesten Wetzlarer Gesch., in: Hess. Jb. f. Landesgesch. 1, 1951, S. 42 ff.; G. Tellenbach, Vom karoling. Reichsadel z. dt. Reichsfürstenstand, 1956, S. 208; H. Werle, Titelhzgt. u. Herzogsherrschaft in: ZSRGG 73, 1956, S. 230 FF.; M. Hellmann, Der dt. Südwesten in d. Reichspol. d. Ottonen, in Zs. f. Württ. Landesgesch. 18, 1959, S. 193 ff.; H. Keller, Kloster Einsiedeln im ottonischen Schwaben, = Forsch. z. oberrhein. Landesgesch. 13, 1964; H. Büttner, Heinrichs I. Südwest- u. Westpol., 1964, S. 43 ff:; K. Schmid, Pobleme um d. "Gf. Kuno von Öhningen", in: Dorf u. Stift Öhningen, 1966, S. 87 ff.; W. Kienast, Der Herzogstitel in Frankreich u. Dtld (9.-12. Jh.), 1968.

    Hlawitschka Eduard: Seite 48 Anmerkung 145

    "Untersuchungen zu den Thronwechseln des 11. Jahrhunderts"
    Bei der genealogischen Problemsicherung zeigt sich zunächst, daß Hermann der Sohn seines Amtsvorgängers Herzog Konrad von Schwaben (983-997) war [Diese Filiation ist durch die Einsiedler Annales Heremi ad 997, MG SS III Seite 144 gesichert: Chuonradus dux obiit. Herimannus filius eius inducatum successit. Die Nachricht des späten Annalista Saxo ad 1002 (MG SS VI Seite 650), daß Hermann der Sohn des 982 in Apulien gefallenen dux Udo II. gewesen sei, ist nicht stichhaltig. Der Annalista Saxo hat, um seine Angabe machen zu können, lediglich zwei andere Nachrichten seiner eigenen Quellen, der Chronik Thietmars von Merseburg falsch kombiniert! Vgl. dazu E. Hlawitschka, Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen Seite 48 Anmerkung 4. Auch erscheint Hermann II. im MG D O III, 213 vom 12. Juni 996, also noch zu Lebzeiten Herzog Konrads, bereits als dux, was eigentlich nur dann verständlich ist, wenn er als Konrads Sohn auch als dessen bereits feststehender Nachfolger galt.].

    Brandenburg Erich: Tafel 3, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VIII. Generation 13.
    Hermann II., " ..., Herzog von Schwaben 997
    + 1003 4. V.
    Gemahlin: ca. 988 Gerberge, Tochter König Konrads von Burgund (siehe VIII 60)

    Anmerkungen: Seite 125
    VII. 13. Hermann II.

    Seine Geburtszeit ist ganz ungewiß, siehe Brandenburg, Probleme um die Kaiserin Gisela 6f., wo auch Begründungen der übrigen Daten. Es ist ungewiß, ob er ein Sohn Hermanns I. oder seines Bruders Udo war [VIII 16]

    Korrekturen (Jackman):
    Jackman bringt gegenüber Brandenburg und Werner, der selbst wesentliche Korrekturen zu Brandenburg anmerkt, eine grundlegend andere Stammesfolge der KONRADINER, die nachfolgend kurz skizziert und zur Diskussion gestellt werden soll.
    Jackman leitete die KONRADINER von Graf Udo von Orleans (+ 834) und seiner Gemahlin Ingeltrud von Paris ab.
    Von ihren drei Kindern wurde Wilhelm 866 hingerichtet, Irmintrud, die Gattin des Königs KARLS II. und Graf Gebhard (im Lahngau, + nach 879) der Vater von Udo.
    Udo (+ nach 879) hat aus seiner Ehe mit der WELFIN Judith vier Söhne:
    Konrad den Älteren, den Vater des späteren Königs KONRAD I., Graf Eberhard, Bischof Rudolf und Gebhard, Herzog von Lothringen.
    Der Ehe Graf Eberhards mit Wiltrud, Tochter des Walaho, entstammen vier Kinder:
    Konrad "Kurzbold", Gebhard, Graf im Ufgau (+ ca. 948), Eberhard II., Graf im Maienfeld, und eine Tochter, die den Wormsgaugrafen Wernher (SALIER) heiratet.
    Udo I., Graf im Rheingau, und Hermann I., Herzog von Schwaben, sind die Kinder Gebhards, Herzog von Lothringen (+ 910), aus dessen Ehe mit der EZZONIN Ita.
    Für Udo I. ist die Verbindung zum Hause VERMANDOIS bekannt. Die bei Brandenburg und Werner nicht namentlich genannte Tochter Heriberts I., Graf von Vermandois, hieß wahrscheinlich Kunigunde.
    Jackman postuliert noch eine zweite Verbindung zum Haus VERMANDOIS: Für Gebhard, Graf im Ufgau (+ ca. 948), den Sohn Eberhards I., nimmt er eine weitere - bisher unbekannte Tochter Heriberts I. - Adela von Vermandois als Gattin an.
    Dieser Ehe entstammt Konrad I., Herzog im Elsaß, der Judith von Öhningen zur Frau hatte. Diesen sind die Kinder Judith (oo Heinrich Graf von Stade), Udo II., Herzog im Elsaß, Konrad II., Herzog von Schwaben, der als "Konrad von Öhningen" identifiziert wird, und Heribert, Graf im Kinziggau, zuzuordnen.
    Heriberts Sohn ist Otto von Hammerstein.
    Von Konrad II. "von Öhningen" stammen unter anderem die Kinder: Ita, Judith, Kunigunde, Hermann II., Herzog von Schwaben, und Konrad III., Graf in der Ortenau.
    Aus der Ehe Konrads III. mit Beatrix von Lothringen stammt auch Kuno von Rheinfelden, der Vater des späteren Königs RUDOLF, womit dieser als KONRADINER und KARLS-Nachkomme erwiesen ist.
    Für Udo I., Graf im Rheingau (+ 949) lassen sich als Kinder nur Gebhard (+ 938), Otto I., Graf im Grabfeld, und Bischof Udo nachweisen. Zu den späteren Nachkommen Ottos I. gehören Hermann von Kastl (+ 1056) und Gebhard von Sulzbach.

    Bemerkung (Rösch): Gerberge von Burgund, siehe VIII 61
    Ergänzung (Werner): Oda, + früh [VIII 17]
    Ergänzung (Wolf): J. Fried: "Prolepsis oder Tod", in Papstgeschichte und Landesgeschichte, Festschrift für Hermann Jakobs zum 65.Geburtstag, Böhlau Verlag, Köln 1995, bestätigt im wesentlichen die von Jackman aufgestellte Stammesfolge der KONRADINER. Der von Jackman vorgenommene agnatische Anschluß von Rheinfelden an die KONRADINER wird von J. Fried nicht übernommen.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 476, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VIII. Generation 16-17

    Es ist unverständlich, wenn Brandenburg in seiner Anmerkung zu Brandenburg VIII, 13 bemerkt, es sei ungewiß, ob Hermann II. von Schwaben ein Sohn Hermanns I. (ganz abwegig. Dessen Tochter und Erbin hatte Liudolf, der Sohn OTTOS I., geheiratet) oder seines Bruders Udo war. Die Brüder Hermann I. und Udo liegen eine genaue Generation früher, und Udos Ehe mit einer Heribert-Tochter führt ja erst in die karolingische Abkunft seiner Söhne Gebhard, Konrad (Herzog von Schwaben),Udo und Heribert herbei. Wenn Brandenburg sagen wollte, es sei ungewiß, von welchem dieser Brüder Hermann II. abstamme (und diese Ungewißheit trifft zu), so hat er dies nicht in der Tafel zum Ausdruck gebracht, wo Hermann II. als Sohn Herzog Konrads von Schwaben (982-997) eingetragen ist. Hermann war zwar Nachfolger Konrads in Schwaben, aber nicht sein Sohn, sondern sein Neffe (Uhlirz 251). -
    Hermanns II. früh verstorbene Schwester Oda (vgl. Decker-Hauff, ZWLG 15, 1955, 267f. fehlt bei Brandenburg.

    Glocker Winfrid: Seite Seite 334, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VII. 109 Hermann II., 997 Herzog von Schwaben, 1002/03 Thronprätendent gegen HEINRICH II.
    + 1003 V 4
    oo c 988 Gerberga, Tochter König Konrads von Burgund, Witwe Graf Hermanns von Werl
    + 1019 (eventuell 1018) am VII 7.

    Die Angaben zu Herzog Hermann II. von Schwaben sind bei Werner VIII, 16 ermittelt, zu Gerberga vgl. oben VI, 22.
    Einige Gedanken zum Thronwechsel 1002
    Hermann II. Herzog von Schwaben
    945/50-4.5.1003

    Nach Prof. Armin Wolf und Johannes Fried war der Herzog Hermann von Schwaben ein Enkel Herzog Liudolfs von Schwaben und Urenkel OTTOS I., seine Mutter Richlint wäre gleichzeitig die Cousine Kaiser OTTOS II.
    Aus mir unverständlichen Gründen wird für Hermann von Schwaben unbedingt OTTONEN-Verwandtschaft nachzuweisen versucht. Aufgrund des Ansehen seines Vaters Konrad, seinen verwandtschaftlichen Beziehungen, seiner eigenen Machtpositionen und seiner nahen Beziehungen zum Hof OTTOS III. muß Hermann als einer der drei bedeutenden Thronkandidaten des Jahres 1002 gelten. Die Ehe mit der ottonen- und karolinger-blütigen Gerberga von Burgund, einer Nichte der Kaiserin Adelheid, ersetzt die zum Teil konstruierten Versuche der OTTONEN-Verwandtschaft Hermanns. Man sollte in diesem Zusammenhang nicht den Einfluß der Kaiserin Adelheid unterschätzen, die fast 50 Jahre lang Einfluß auf die Politik der Reichsregierung nahm. Den Gemahl ihrer Nichte wird sie sicher gefördert haben, denn sie zeigte oft einen beinahe schon übertriebenen Familiensinn.
    Hermann unterhielt verwandtschaftliche Beziehungen zu den Grafen von Stade und Walbeck, zu den Königen von Burgund, zu Markgraf Heinrich im Nordgau und über seine Gemahlin sogar zu Heinrich von Bayern. Erzbischof Heribert von Köln und Bischof Heinrich von Würzburg gehörten ebenfalls dem Hause der KONRADINER an. Viele Große des Reiches schienen den Herzog Hermann II. von Schwaben zu bevorzugen, wie die Quellen immer wieder erkennen lassen. Ihn hätten sie geschätzt, weil er die Eigenschaft der Milde besessen habe.
    Ob diese Eigenschaft der Milde unbedingt positiv zu sehen ist, möchte ich doch bezweifeln. Vermutlich war Hermann das, was man heute ein "Weichei" nennen würde. Vielleicht war sogar Gerberga die treibende Kraft war [Die Töchter Mathilde und Gisela waren außergewöhnlich tatkräftige, politisch engagierte und ehrgeizige Frauen, ihr Vater dagegen, wenn wir Thietmar glauben wollen, ein zurückhaltender und milder Mann. Könnten dann die Töchter den politischen Ehrgeiz von ihrer Mutter geerbt haben?]. Sein fast schon passiv zu nennendes Verhalten in den Thronkämpfen war erschreckend. Auch wenn ihn die beim Begräbnis OTTOS III. anwesenden Fürsten die Zusicherung zur Wahl gegeben hatten, so wartete er auf die Ansetzung eines Wahltages, den es dann nie gab. Er griff erst in die Kämpfe ein, als sich schon alles gegen ihn entscheiden hatte.

    Ich würde zusammenfassend sagen, daß Hermann ein Mann von weichem Charakter war, der sich auf die Zusage seiner Standesgenossen verließ und anscheinend erwartete, daß ihn diese zum Königsthron verhelfen würden. Vielleicht fühlte er sich aufgrund seines Ansehens und seiner Beliebtheit des Thrones zu sicher. Auch von Hermann von Schwaben sind mir große Erfolge bei der selbständigen Durchführung von Reichsaufgaben nicht bekannt.

    (...)

    Wenn wir Richlint als Tochter Liudolfs von Schwaben anerkennen wollten, dann wäre Mathilde von Schwaben mit Konrad I. von Kärnten in einer Nahehe 4 : 3 verheiratet gewesen.

    Thietmar von Merseburg: Seite 170,196,204,206,214,216,222,252, "Chronik"

    Die Mehrzahl der Großen, die dem Leichenbegräbnis beiwohnten, versicherten Herzog Hermann ihres Beistandes zum Erwerb und zur Sicherung der Königswürde; denn Heinrich, so behaupteten sie fälschlich, sei hierzu aus vielerlei Gründen ungeeignet.
    Der gottesfürchtige und demütige Herzog Herrmann von Schwaben und Elsaß [Herrmann II., KONRADINER, Kandidat Erzbischof Heriberts von Köln, vgl. IV, 54.] griff gegen Heinrich zu den Waffen, verleitet von vielen, denen seine Milde zusagte. Dagegen wartete der kluge, kriegserfahrene Herzog Dietrich von Lothringen ruhig ab, für wen sich der größere und bessere Teil des Volkes entscheiden würde.
    Heinrich kam zu Anfang des Monats Juni mit den Großen der Baiern und O-Franken nach Worms, um dort über den Rhein zu setzen und in Mainz die Königsweihe zu empfangen. Das suchte Herzog Hermann zu verhindern und verschloß ihnen jeden Zugang, wobei ihm der hochgehende Rhein zustatten kam. Herzog Heinrich aber beriet sich mit den Seinen hierüber, wandte sich dann scheinbar nach Baiern zurück, als glaubte er nicht mehr an den Übergang, und begab sich nach Lorsch, der Ruhestätte des hl. Nazarius. Dann zog er schnell auf Mainz und setzte unbehelligt über den Rhein, Hier wurde er am 6. Juni von allen ihm Ergebenen zum Könige gewählt und von Willigis nach Empfang der Königssalbung gekrönt.
    Der König nahm alle in seine Dienste, woher sie immer kamen, überschritt als neuer König nochmals den Hochwasser führenden Rhein und versuchte durch das ihm ergebene O-Franken in Schwaben einzufallen, um den aufsässigen Hermann durch Verwüstung seines Landes zur Aufgabe seiner Pläne zu bewegen. Doch der Herzog wollte sich keineswegs beugen, als er von der Plünderung seines Landes erfuhr; leider erhob er sich vielmehr gegen seinen Herrn und König und griff zusammen mit seinem Schwiegersohne Konrad mit Waffengewalt Argentia oder Straßburg an, den Vorort seines Herzogtums; denn Wizelin, der Bischof diese Stadt, hatte gewagt, ihm entgegenzutreten; man erstieg die Mauern und ließ den Besiegten nichts. Ein verruchter Haufe der Schwaben drang hemmungslos während des gierigen Plünderns ohne Wissen des Herzogs sogar in die Domkirche der hl. Gottesmutter, raubte den gesamten Schatz und steckte zur Krönung seiner Schandtat das Haus des Herrn in Brand. Wäre ihnen wirklich Heil zu eigen gewesen, sie hätten im Schreken über ihr Unglück beim ersten Einsteigen niemals weiterzugehen gewagt. Während nämlich die Ritter des Bischofs auf Veranlassung Reinwards nur unzuverlässig Widerstand leisteten, fiel ein großer Haufe beim Einbruch durch eigenen Lanzen und endete als Strafe Gottes sein Leben elendiglich. Herrmann war ganz untröstlich darüber, doch weil ihre große Zahl die Schuldigen schützte, zog er ab, ohne die Tat zu strafen.
    Von da wollte er wieder nach Franken ziehen und die bevorstehende kalte Winterzeit dort verbringen, um bei Frühlingsanbruch Herzog Herrmann, seinen letzten Gegner diesseits der Alpen, mit Heeresmacht zum Nachgeben zu veranlassen. Doch der war in tiefer Sorge vor der in Straßburg verwirkten Strafe Gottes und außerstande, sich länger gegen das um seinetwillen notleidende Volk durchzusetzen, und erbat durch vertrauenswürdige Vermittler für sich und seine Parteigänger des Königs Gande.
    Danach erschien, wie gesagt, Herzog Hermann, der Sohn des Oheims meiner Mutter [Sohn des Herzogs Konrad von Schwaben, vgl. Stammtafel. - Er mußte seine Rechte an der Frauenabtei St. Stephan abtreten.], in frommer Reue am 1. Oktober in Bruchsal demütig vor dem Könige. Er erlangte seine barmherzige Gnade; man einigte sich wegen des Lehens und seiner berechtigten Wünsche; nur der Straßburger Schaden blieb ausgenommen: Er mußte ihn auf Befehl und Entschluß des Königs aus seinem Allod vergüten und das Stift in der Stadt wiederherstellen; damit wurde er sein treuer Lehnsmann und Freund.
    In Frankfurt leistete auch Herzog Herrmann dem König in Ergebenheit Dienste und fand bei ihm die seinem Range gebührende freundliche Behandlung. Als der König von hier schied, wandte er sich in den Moselgau und zog dann nach Diedenhofen [15.1.1003]; hier fand ein allgemeiner Hoftag mit den Einheimischen statt. Während sich aber der König dort voller Wohlwollen bemühte, allen irgendwie Bedrängten Rechtsschutz zu gewähren, suchten Herrmann und Dietrich [Herzog Herrmann von Schwaben, Herzog Dietrich von Ober-Lothringen. Vorgehen des Königs gegen den KONRADINER (vgl. Anmerkung 83, Übergabe von St- Stephan-Straßburg an den Bischof fand hier statt.] das zu hintertreiben; waren sie doch nur dem Namen, nicht ihrem Verhalten nach Herzöge; doch umsonst; gar bald sollten sie sich dem Hort der Gerechtigkeit verdientermaßen unterliegen sehen. Der König ließ nämlich des Herzogs Burg Morsberg [Marimont bei Bensdorf (Lothringen.] niederreißen, weil es die Not des Volkes verlangte.
    Dann zog er schnell in die Heimat zurück und betrat schwäbischen Boden, um zu ordnen und zu bestätigen, denn seit kurzem war das Land der Obhut Herzog Herrmanns beraubt und unterstand seinem noch unmündigen, gleichnamigen Sohne [Hermann II., + 4. Mai 1003. - Herrmann III. 1003-1012]

    Hilsch, Peter: Seite 52-81, "Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela"

    Hermann II. war Mitregent des Vaters und könnte das Kloster Regenbach als Herrschaftsstützpunkt, Repräsentationsbau, Stätte religiöser Absicherung, vielleicht als Grablege und als vorgeschobenen Posten gegen die Würzbürger Bischofskirche angelegt haben. Er wurde 997 Nachfolger seines Vaters in Schwaben-Rätien-Elsaß. Er war kein junger Mann mehr und politisch von erheblichem Gewicht, wahrscheinlich ein Vertrauter des jungen Kaisers. Er zog zeitweise mit OTTO III. nach Italien und begleitete ihn auch auf seinem zweiten Romzug. Er bezeugte 998 eine Urkunde, mit der der Kaiser einem Grafen Berthold das Marktrecht in Villingen verlieh. Beim dritten und letzten Romzug war er offenbar nicht dabei. Hermann war verheiratet mit Gerberga von Burgund, der Tochter des burgundischen Königs Konrad. Diese war eine Urenkelin der Herzogin Regilinde und eine Enkelin der schwäbischen Herzogs-Tochter Bertha, die den burgundischen König Rudolf geheiratet hatte. Diese familiäre Beziehung zur ältesten schwäbischen Herzogsfamilie war sicher für Hermanns Stellung in Schwaben nicht unwichtig. Von größerer Bedeutung aber war, daß Gerbergas Mutter Mathilde eine Enkelin HEINRICHS I. und seiner Frau Mathilde war, die Tochter ihrer Tochter Gerberga, die mit dem französischen König Ludwig IV., einem KAROLINGER, verheiratet gewesen war. Hermann gehörte also über seine Frau Gerberga zur sächsischen Königsfamilie, und seine Ernennung zum Herzog von Schwaben bedeutete auch eine Anerkennung dieses herausragenden Ranges durch den Kaiser. Hermann erstrebte nach dessen Tod 1002 als Kandidat des Erzbischofs Heriberts von Köln die Nachfolge gegen Herzog Otto von Kärnten und Herzog Heinrich IV. von Bayern. Bei der Leichenfeier OTTOS III. am 5. April 1002 hatte der größte Teil der anwesenden Großen ihn anerkannt, ihm Schutz und Beistand versprochen, Heinrich dagegen für ungeeignet zum Herrschen erklärt. Es ist bis jetzt lebhaft umstritten, worauf Hermann seine Kandidatur letztlich gründete, wobei offen bleiben muß, ob vielleicht Gerberga die treibende Kraft war [Die Töchter Mathilde und Gisela waren außergewöhnlich tatkräftige, politisch engagierte und ehrgeizige Frauen, ihr Vater dagegen, wenn wir Thietmar glauben wollen, ein zurückhaltender und milder Mann. Könnten dann die Töchter den politischen Ehrgeiz von ihrer Mutter geerbt haben?]. Zwar wird Hermann von seinem Verwandten Thietmar von Merseburg als ein gottesfürchtiger und demütiger Mann geschildert, der gerade wegen seiner Milde von vielen zum Widerstand gegen den nach des Chronisten Meinung rechtmäßigen Kandidaten verführt worden sei, doch kann es ihm an "königlichen" Anspruch und Selbstbewußtsein kaum gefehlt haben. Da Otto von Kärnten, dessen Sohn Konrad mit Hermanns Tochter Mathilde vermählt war, verzichtete, stiegen Hermanns Chancen, weil Ottos Parteigänger in ihm den geeigneten Kandidaten sahen. Trotz weitreichender Familienverbindungen scheitere er letztlich am Durchsetzungswillen Heinrichs, obwohl er die Unterstützung vieler Fürsten und Bischöfe hatte, die ihn bei OTTOS Beisetzung im April 1002 in Aachen zum Nachfolger designiert hatten. Heinrich kam ihm zuvor und ließ sich im Juli vor allem durch geistliche Fürsten wählen und von Erzbischof Willigis von Mainz krönen. Hermann besaß zunächst einen beachtlichen Anhang und bei seinem ersten Kriegszug stand auch ein Teil der Franken auf seiner Seite. Mehrere militärische Aktionen und Plünderungszüge wurden von beiden Seiten durchgeführt, mehrmals zog auch Heinrichs Heer durch Franken, das von Thietmar nun als königstreu geschildert wurde, und durch Schwaben und verwüstete Hermanns Besitzungen. Im Herzogtum selber kam es zu Unruhen, weil der Bischof von Straßburg und Bischof Heinrich von Würzburg auf Heinrichs Seite standen und sich von einer Schwächung des Herzogs eine Verbesserung der eigenen Stellung versprachen. Nach hartnäckigem Widerstand unterlag Hermann und mußte sich am 1.10.1002 demütig in Bruchsal vor HEINRICH unterwerfen. Bis auf einen von ihm zu zahlenden Schadensersatz für Übergriffe seiner Leute in Straßburg blieb er besitzmäßig offenbar ungeschoren und wurde in Schwaben als Herzog bestätigt. Die durchaus glaubwürdigen Miracula S. Verenae berichteten, dass dem Schwaben-Herzog Hermann zunächst mehrere Töchter geboren worden waren und er erst nach einer Wallfahrt zur heiligen Verena in Zurzach einen männlichen Leibeserben, den späteren Hermann III., erhielt. Im Zusammenhang mit der Beerdigung ihres Sohnes Berthold haben Hermann und Gerberga in Marchtal ein weltliches Chorherrenstift eingerichtet und aus Hermanns mütterlichem Erbe bepfründet.

    Keller Hagen: Seite 135-137, "Schwäbische Herzöge als Thronbewerber: Hermann II. (1002), Rudolf von Rheinfelden (1077), Friedrich von Staufen (1125). Zur Entwicklung von Reichsidee und Fürstenverantwortung, Wahlverständnis und Wahlverfahren im 11. und 12. Jahrhundert"
    in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 131. Band


    Gegenüber der energischen, zupackend-überrumpelnden Art, in der Heinrich vorging, erscheint das Verhalten Herzog Hermanns von Schwaben als das eines Zauderers, der wirklich aktiv erst wurde, als es im Grunde schon zu spät war - als Heinrich vollendete Tatsachen geschaffen hatte. Doch war dies kaum eine Frage des Charakters. Wie sich gleich zeigen wird, konnte Hermann nicht so vorgehen wie Heinrich, wenn er nicht das Prinzip negieren wollte, durch das er wohl erst Chancen auf den Königsthron erhielt: dass die Großen in einer einheitlichen, gemeinsamen Wahlhandlung über den künftigen Lenker des Reiches zu entscheiden hatten. Wie sich den ausführlichen Berichten Thietmars von Merseburg, der auf Heinrichs Seite stand, entnehmen läßt, erstrebte die überwiegende Mehrheit der Großen, die die Leiche OTTOS III. nach Aachen geleiteten, eine gemeinsame Königswahl, über deren Termin und Ort man wohl erst beraten wollte. Sie weigerten sich trotz des starken Drucks, den Heinrich beim Durchzug durch Bayern auf sie ausübte, fast geschlossen, sich vor der allgemeinen Wahl in irgendeine Richtung festzulegen: Sie versprachen, sich der Entscheidung zu unterwerfen, die dann die maior vel melior pars populi, das heißt der größere und angesehenere Teil der Versammlung, treffen würde. Bei der Beisetzung OTTOS III., die am 5. April, am Ostersonntag, in Aachen stattfand, versprach der Großteil der Anwesenden, Hermann von Schwaben zur Königswahl zu verhelfen. Noch immer ging diese Gruppe davon aus, daß es zu einem gemeinsamen Wahlakt kommen würde, bei der der Kandidat der Mehrheit von allen angenommen werden sollte.
    Wie Thietmar angibt, war Hermann von Schwaben von vielen zur Kandidatur aufgefordert worden; er hatte sich also sicher nicht offen in diese Rolle gedrängt. Allem Anschein nach wurde diese Haltung von einem Teil der Großen geschätzt. Bei kirchlichen Wahlen galt nichts als verwerflicher, sich nach Ämtern zu drängen und selbst den Anspruch auf höhere Würden zu erheben. Die Demut und Gottesfurcht, die ihn - im Gegensatz zu Heinrichs handstreichartigem Vorgehen - die Wahlentscheidung abwarten ließ, wird hier in die Nähe von Furchtsamkeit und mangelnder Strenge gerückt. Umgekehrt sollen eben die, die Hermann als König wollten, Heinrich die Ideoneität zum Königsamt abgesprochen haben. Hatte er sich durch den energisch verfochtenen Anspruch auf das Königtum, durch sein gewaltsames Vorgehen, bei dem er zeitweilig sogar den Erzbischof von Köln als Geisel gefangensetzte, in den Augen derer disqualifiziert, die eine echte und reguläre Wahlentscheidung anstrebten?
    Die bei der Leichenfeier in Aachen ins Auge gefaßte Wahlversammlung kam nicht zustande. Wir wissen nicht, ob sie nie anberaumt wurde oder ob Heinrich am 7. Juni durch die handstreichartig inszenierte Wahl und Krönung in Mainz anderen Plänen zuvorgekommen ist. Doch wurde Hermann von Schwaben gerade in dieser Phase auch militärisch aktiv. Zunächst versuchte er, Heinrich den Rheinübergang zu verlegen und somit - falls er überhaupt damit rechnete und nicht andere Gründe hinter Heinrichs Erscheinen bei Worms vermutete - zu verhindern, dass Heinrich vollendete Tatsachen schaffen konnte. Nachdem Heinrich gekrönt worden war, begann Hermann den offenen Kampf: Dies war jetzt noch die einzige Möglichkeit, zu demonstrieren, daß er Wahl und Krönung Heinrichs nicht als rechtmäßig und verbindlich ansah, das heißt die letzte Möglichkeit, die eigene Kandidatur aufrecht zu erhalten und dem eigenen Anhang die Möglichkeit zu geben, sich zum Widerstand zusammenzuschließen. Vor allem versuchte Hermann mit Gewalt, in seinem Herrschaftsbereich eine geschlossene Stellungnahme - aus der der Bischof von Straßburg wie schon vorher der von Augsburg ausgeschert war - aufrecht zu erhalten. Im Herbst 1002 war die Aussichtslosigkeit seines Kampfes klar: er unterwarf sich, nachdem Heinrich auch Lothringen gewonnen hatte, in Bruchsal.

    Stälin Paul Friedrich: Seite 191, "Geschichte Württembergs"

    Auf Konrad folgte in der Herzogswürde Hermann II. (997-1003) nach einer Nachricht sein Sohn, nach einer anderen sein Neffe, Sohn seines Bruders Udo, der im Jahr 982 in Calabrien gefallen war. Vermählt war er mit Gerberga, Tochter König Konrads von Burgund, einer Stiefschwester von Gisela, der Mutter des späteren Kaisers HEINRICH II. und Witwe eines Grafen Hermann von Werla. Bei OTTOS zweiter Romfahrt erscheint er im März 999 zu Rom in seiner Umgebung, wie der Kaiser anderseits bei seinem letzten Zug nach Italien den 11. Juni 1000 die schwäbische Pfalz Hohentwiel berührte.
    Nachdem OTTO jenseits der Alpen im Jahr 1002 seinen Tod gefunden und mit ihm die männliche Nachkommenschaft OTTOS I. erloschen war, trat unter anderen Bewerbern um die Königskrone auch Herzog Hermann auf. Sonst als mächtiger, reicher und kluger, dabei aber demütiger und milder Mann geschildert, scheint er hier mehr fremder Eingebung gefolgt zu sein. Bei dem Leichenbegräbnis OTTOS in Aachen (den 5. April 1002) wußte er von den meisten anwesenden Großen des Reiches die Zusage ihrer Mitwirkung für seine Pläne zu erreichen und es mögen zu seinen Anhängern namentlich der Erzbischof Heribert von Köln, sodann Gottfried, wahrscheinlich Graf der Ardennen und spätere Herzog von Nieder-Lothringen, Erzbischof Gisiler von Magdeburg, der sächsische Graf Brun, sehr wahrscheinlich damals schon sein Schwiegersohn, gehört haben. Allein im Juni 1002 wurde zu Mainz vornehmlich auf Betreiben des Mainzer Erzbischofs Willigis der nächste Blutsverwandte des verstorbenen Kaisers (Eigener Einwurf: Nach meiner Meinung ist dies nicht richtig, da Otto von Worms und die Kinder des Pfalzgrafen Ezzo näher mit OTTO III. verwandt waren), der Bayern-Herzog von der jüngeren sächsischen Linie, durch fränkische, bayerische und oberlothringische Große zum König gewählt. Es war Herzog Hermann von Schwaben den Monat zuvor nicht gelungen, Heinrich den Rheinübergang zu verwehren, indem ihn der letztere durch einen verstellten Rückzug überlistet hatte, und auch mit einem Vorschlag, das Reich zu teilen, fand er keinen Anklang. Erbittert fiel er nunmehr im Bunde mit seinem Schwiegersohn Konrad, dem Sohne Herzog Ottos von Kärnten, über die erste Stadt seines Herzogtums Straßburg her, weil dieselbe zu ihrem königlich gesinnten Bischof hielt, und ließ sie ausplündern. Auch die Kathedralkirche wurde ausgeraubt und eingeäschert, eine Untat, welche keineswegs sicher mit Hermanns Wissen geschah, diesem jedoch von den mönchischen Schriftstellern seiner Zeit schwer angerechnet wird.
    König HEINRICH seinerseits war durch O-Franken und das nördliche Schwaben zum Bodensee gezogen, woselbst er sich am 24. Juni und den folgenden Tagen auf der Insel Reichenau aufhielt. Es kam ihm hier das Gerücht zu, Hermann wolle den Streit in offenem Kampfe entscheiden, allein schon am 29. des Monats erhielt er die Nachricht, der Herzog wolle und könne bei seinem Vorsatze nicht beharren. Sofort wandte er sich über Sontheim an der Brenz nach Franken, indem er unterwegs die Höfe Hermanns verwüstete. Dessen Leute führten noch einige glückliche Unternehmungen gegen HEINRICHS Anhänger, die Bischöfe von Straßburg, sowie seinen Schwager, dem Grafen Gerhard im Elsaß, aus und entrissen den beiden ersteren namentlich durch List die Feste Breisach. Allein da der Herzog den König in allen anderen Landschaften nach einander anerkannt sah, entschloß er sich, ehe der bereits für das kommende Frühjahr gegen ihn geplante Feldzug zur Ausführung kam, zur Nachgiebigkeit. Als HEINRICH sich gerade in Bruchsal aufhielt, eilte er zu ihm, bat ihn hier am 1. Oktober demütig um Verzeihung und erhielt dieselbe, wie berichtet wird, auch wirklich durch Vermittlung der Königin und der Fürsten. Von nun an blieb er dem König ergeben, fand sich einige Male am Hoflager ein und hatte sich auch der königlichen Gunst wiederholt zu erfreuen. Doch starb er bereits den 3. oder 4. Mai 1003.
    Herzog Hermann II. hinterließ außer seinem gleichnamigen Sohne und Nachfolger drei Töchter, welche vielfach in die Geschichte ihrer Tage verflochten sind. Wahrscheinlich die älteste von ihnen, die schöne, kluge und geschäftsgewandte, wissenschaftlich gebildete, aber auch stolze Gisela, heiratete noch jung in erster Ehe, welcher ein Sohn Liudolf entsproß, den sächsischen Grafen Bruno (von Braunschweig) einen nahen Verwandten des Kaiserhauses. Früh verwitwet reichte sie - ohne Zweifel um das Jahr 1007 - ihre Hand dem ritterlichen Ernst von der Ostmark, der durch sie das Herzogtum Schwaben gewann. Zuletzt - wohl spätestens gegen Ende des Jahres 1016 - wurde sie die Gemahlin des SALIERS, in der Folge Kaiser KONRAD II. Einigen freilich nicht ganz zuverlässigen Nachrichten zufolge hätte sie Konrad entführt, jedenfalls aber verstieß der Bund gegen die kirchlichen Eheverbote wegen zu naher Verwandtschaft [KONRAD sowohl als Gisela stammten von König HEINRICH I. ab, jener in 4., diese in 3. Generation (Richtig ist 5. und 4.)]. Die zweite Tochter Mathilde vermählte sich zuerst mit Konrad, einem Oheim Kaiser KONRADS, Sohn und Nachfolger Herzog Ottos von Kärnten, nach seinem Tode mit Herzog Friedrich II. von Ober-Lothringen. Die dritte Tochter, deren Namen wohl eher Beatrixals Brigitte gewesen, war ohne Zweifel die Gemahlin Adalberos aus dem Stamme der EPPENSTEINER Grafen im Mürzthal, Nachfolger von Konrad im Herzogtum Kärnten [Unrichtig ist die Annahme einer vierten Tochter Gerberga, welche an den Markgrafen Heinrich vom Nordgau verheiratet und Mutter des späteren schwäbischen Herzogs Otto III. gewesen sein soll, sowie nicht genügend zu begründen die zweier weiterer Töchter Hadwig, Gemahlin des Grafen Eppo von Nellenburg und Mutter Eberhards des Seligen von Nellenburg, und Richware, erste Gemahlin Berchtolds von Zähringen, Herzog von Kärnten.].

    Frommer Hansjörg:, "Spindel Kreuz und Krone"

    Gisela Gemahlin Konrads II.

    Die Bruchsaler Unterwerfung von 1002
    Am 1. Oktober 1002 mußte Herzog Hermann II. von Schwaben sich in Bruchsal vor dem neuen König HEINRICH II. demütigen und unterwerfen und wurde dafür erneut mit seinem Herzogtum belehnt. Damit fand ein unruhiges und bewegtes Jahr seinen Abschluß, das für diesen Herzog Hermann ganz andere Perspektiven gehabt hatte. Im Januar war OTTO III. in der Nähe von Rom gestorben, ohne direkten Erben, und auch ohne jemanden als Nachfolger "designiert" zu haben. Die deutschen Könige waren immer in einem Wahlakt erhoben worden, aber die letzten drei Wahlen waren nicht "frei" gewesen, weil der Sohn jeweils zu Lebzeiten des Vaters gewählt und gekrönt wurde. Jetzt konnten die Fürsten entweder auf die weitere Verwandtschaft des sächsischen Hauses zurückgehen oder den wählen, den sie für den geeignetsten hielten. Ein Enkel OTTOS DES GROSSEN über seine Tochter Liutgard war der etwa 950 geborene Herzog Otto von Kärnten, der sich aber zu alt fühlte. Ein Ur-Enkel HEINRICHS I. war der 30-jährige Herzog Heinrich von Bayern, der Sohn Heinrichs des Zänkers, der gern König geworden wäre. OTTO III. hatte verfügt, daß er in Aachen beigesetzt werden wollte. So brachte seine Begleitung unter der Führung des Erzbischofs Heribert von Köln den toten Kaiser über die Alpen. Heinrich schloß sich dem Leichenzug als "nächster Angehöriger" an, aber Heribert gab ihm deutlich zu verstehen, dass er nicht der sei, den die Mehrheit als König haben wolle. In Augsburg wurden die Eingeweide OTTOS III. beigesetzt. Bei der Gelegenheit gelang es HEINRICH, die Reichsinsignien, die mit dem toten Herrscher zusammen transportiert wurden, in seine Gewalt zu bringen. Trotzdem verständigte sich bei der Beisetzung OTTOS III. am 5. April in Aachen die Mehrheit der anwesenden Fürsten darauf, im Herbst den Herzog Hermann II. von Schwaben zum neuen König zu wählen.
    Hermann stammte aus einer fränkischen Adelsfamilie, die immer in großer Treue zu den OTTONEN gehalten hatte. Sein Vater Udo gehörte zu den Opfern der Sarazenen-Schlacht von Cotrone 982, und sein Onkel Konrad war von OTTO II. als zuverlässiger Gefolgsmann 983 zum Herzog von Schwaben erhoben worden. Ihm folgte Hermann 997 nach. Leider wissen wir nichts über seine Vorgeschichte. Er dürfte um die Jahrtausendwende etwa 40 Jahre alt gewesen sein. Er gehörte zur engsten Umgebung OTTOS III. und begleitete ihn auf dessen zweitem Romzug 998 bis 999. Einer seiner Gefolgsleute, der ZÄHRINGER Birchtilo oder Berthold, der sich bei der Mißhandlung eines Gegen-Papstes besonders hervorgetan hatte, erhielt 999 "auf Bitten des vortrefflichen Herzogs Hermann" von OTTO III. das Markt-, Münz- und Zollrecht in Villingen. Vor seinem letzten Romzug traf sich der Kaiser im Juni 1000 auf dem Hohentwiel mit dem Herzog. Einen offiziellen Vertreter für Deutschland bestimmte er nicht, aber da seine Tante Mathilde gestorben und Erzbischof Willigis von Mainz in Ungnade gefallen war, dürfte Hermann von Schwaben als Verantwortlicher zurückgeblieben sein. So war es verständlich, dass vor allem die Fürsten um OTTO III. ihn als neuen König sehen wollten. Hermanns Familie war zwar vornehm, aber zu den höchsten Kreisen gehörte er vor allem durch seine Frau Gerberga. Sie war eine Tochter des Königs Konrad von Burgund und damit eine Nichte der Kaiserin Adelheid. Ihre Mutter Mathilde war die Tochter der französischen Königin Gerberga, die wiederum eine Tochter HEINRICHS I. war. Gerberga von Schwaben war also von allerhöchster Abstammung, burgundisch, französisch-karolingisch und sächsisch. Ihr Vater Konrad hatte aus einer ersten Ehe eine Tochter Gisela, die 972 den bayerischen Herzog Heinrich den Zänker geheiratet hatte, also die Mutter von Herzog Hermanns Gegenkandidaten. Aus der zweiten nach 960 geschlossenen Ehe mit Mathilde gab es vier Kinder, Rudolf, Bertha, Gerberga und Mathilde. Damit dürfte unsere Gerberga vor 970 geboren sein. Dann könnte sie um 985 mit Hermann verheiratet worden sein, und er wäre bei der Eheschließung 25 Jahre alt gewesen. Genauere Daten gibt es leider nicht. Die Heirat von Hermann und Gerberga war aber sicher ein politischer Akt, damit wurden Hermann und sein Onkel Konrad, der Herzog von Schwaben, für ihre Treue zu OTTO III. und gegen Heinrich den Zänker belohnt. Die Ehe wurde wohl von der Kaiserin Adelheid vermittelt, und mit dieser Erhöhung Hermanns war dann auch schon die Zusage auf die Nachfolge im Herzogtum Schwaben verbunden. Während Hermann in Aachen an der Beisetzung OTTOS III. teilnahm, sammelte Heinrich Anhänger. Mitte April sprachen sich die Sachsen für ihn aus. Auch in Bayern und Mainfranken hatte er Anhänger, ebenso im Westen, weil seine Frau Kunigunde eine LUXEMBURGERIN war. Aber vor allem stützten ihn die meisten Bischöfe, angeführt von Willigis von Mainz. Hermann blockierte den Rheinübergang bei Worms, um Heinrich den Weg abzuschneiden, aber dieser nahm einen Umweg über Lorsch, erreichte Mainz und wurde am gleichen Tag gewählt und von Willigis gekrönt. Die Kroninsignien hatte er ja bereits. Bisher hatten die Bischöfe nicht mitgewählt, jetzt gaben sie den Ausschlag für Heinrich. Hermann wollte diese Entscheidung erst nicht akzeptieren, aber nachdem Heinrich sich über den Sommer geschickt verstärkt hatte, resignierte er schließlich, und es kam zur Unterwerfung von Bruchsal, einer abgesprochenen Inszenierung, in der auf die Erniedrigung die Wiederbelehnung folgte, aber für den Herzog von Schwaben, der sich schon als König gesehen hatte, doch eine sehr demütigende Erfahrung. Über diese Bruchsaler Unterwerfung gibt es keinen genauen Bericht. Wir wissen also nicht, ob sie im Freien oder im Saal, im größeren oder kleineren Rahmen stattfand. Aber sie war ein öffentlicher Akt mit Zuschauern und Zeugen, und es ist durchaus denkbar, daß auch die Familie Herzog Hermanns daran teilgenommen hat oder sogar teilnehmen mußte. Hermann und Gerberga hatten drei Töchter und einen spätgeborenen Sohn. Die älteste Tochter, Mathilde, war damals schon mit Konrad, dem Sohn Ottos von Kärnten verheiratet, die zweite Tochter Gisela 12 Jahre alt, die dritte Beatrix (manchmal auch Brigitta) etwas jünger, und der Sohn Hermann vielleicht erst drei Jahre.

    Weinfurter, Stefan: Seite 37,50-53,63,76,165, "Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten."

    Mit dem bayerischen Herzog konkurrierten alle anderen Herzöge. Es war wie ein Ausscheidungskampf unter ihnen, zwischen Herzog Heinrich IV. von Bayern (995-1002), Herzog Hermann II. von Schwaben (997-1003), Herzog Dietrich von Ober-Lothringen (978-1027/32), Herzog Bernhard I. von Sachsen (973-1011) und dem SALIER Otto von Worms (+ 1004), der Herzog der Franken genannt wurde und zeitweilig auch Herzog von Kärnten (985-989 und 1002-1004) war. Dazu kam der Markgraf Ekkehard von Meißen (985-1002) und schließlich ist noch der lothringische Pfalzgraf Erenfried (Ezzo) (996-1034) zu nennen. Er, der mit Mathilde, der Schwester Kaiser OTTOS III. verheiratet war, hatte im Raum um Aachen und Köln eine Macht- und Rangstellung ausgebildet, die der eines Herzogs entsprach. Vielleicht muß man auch noch den sächsischen Grafen Bruno hinzurechnen.
    Die Mehrheit der Fürsten im Reich, angeführt vom Kölner Erzbischof Heribert, erstrebten eine gemeinsame Königswahl durch die Großen des Reiches, wie es bei Thietmar heißt. Und viele von ihnen schienen den Herzog Hermann II. von Schwaben zu bevorzugen, wie die Quellen immer wieder erkennen lassen. Ihn hätten sie geschätzt, weil er die Eigenschaftder Milde besessen habe - ganz im Gegensatz zu HEINRICH II., so wird man ergänzen müssen.
    Aber noch gab Ekkehard nicht auf. Seine Hoffnung setzte er in ein Treffen mit Herzog Hermann II. von Schwaben, den vor allem die westlichen Fürsten unterstützten, und anderen Großen des Reiches in Duisburg.
    Geradezu verzweifelt hatte sein hartnäckigster Gegenspieler um die Königswürde, Herzog Hermann II. von Schwaben, versucht, ihm den Weg zum Krönungsort zu versperren. Ohne Erfolg, denn Heinrich wandte eine List an, tat so, als würde er umkehren, drehte dann erneut um und setzte bei Worms, wo sein Verbündeter Bischof Burchard saß, in Eile über den Rhein. Es war ein Überrumpelungsmanöver, und es führte zu Ziel.
    Wer konnte auch hoffen, gegen den Gesalbten des Herrn erfolgreich Widerstand zu leisten? Auch Herzog Hermann II. von Schwaben, der anfangs die Großen des Reiches, die KONRADINER, die SALIER und die EZZONEN, auf seiner Seite wußte, stand plötzlich allein. Er war der letzte, "der die Ratschläge der Verständigen nicht nutzen wollte" und dagegen den Rat (unbedachter) junger Männer befolgt habe, so daß es im Juni zu einigen Geplänkel mit ihm kam. Dabei wurde die Bischofsstadt Straßburg von den Schwaben verwüstet und geplündert, weil der dortige Bischof Werner sich gegen seinen eigenen Herzog gestellt hatte.
    Am 1. Oktober 1002 endlich unterwarf sich auch Herzog Hermann II. von Schwaben in Bruchsal dem neuen König. Dies geschah, wie üblich, mit dem ganzen, öffentlich inszenierten und vorher abgesprochenen Unterwerfungsritual, das darauf ausgerichtet war, die neue Rangordnung im Reich demonstrativ und öffentlich zur Schau zu stellen. "Mit nackten Füßen und mit Hilfe glaubhafter Vermittler erschien er vor dem König, bat um Vergebung für die bösen Taten, bat um Gnade, um durch königliche Gabe seine Güter weiterhin zu besitzen, und beugte, um dies zu erreichen, die Knie bis auf den Boden". Den Schaden, den er dem Bischof Werner von Straßburg (1001-1028) zugefügt hatte, mußte er teuer bezahlen. Das Frauenkloster St. Stephan in Straßburg, ein Mittelpunkt herzoglicher Präsenz in der Stadt, ging an den Bischof über. Daraufhin erlangte er die Gnade des Königs, behielt im übrigen seine Macht und Funktion und wurde, wie es heißt, HEINRICHS "Gefolgsmann und Freund": Auch er hatte sich der
    neuen Machtverteilung gebeugt.
    Der Herzog von Schwaben, Hermann II. (997-1003), der den neuen König den härtesten Widerstand entgegengesetzt hatte, gehörte dem mächtigen Haus der KONRADINER an. Sein hoher Rang wird daran ersichtlich, daß er mit einer Frau aus königlichem Hause vermählt war, mit Gerberga (+ 1019), der Tochter König Konrads von Burgund (937-993). Eine seiner Töchter war Mathilde, die Gemahlin des SALIERS Konrad, Herzogs von Kärnten (1004-1011). Eine andere hieß Gisela und wurde die Faru KONRADS II., des ersten salischen Kaisers (1024-1039): Ein Netz vornehmster und einflußreichster Verbindungen zeichnet sich ab. In Schwaben selbst führten freilich der frühe Tod Hermanns II. am 5. April 1003 und der Übergang der Herzogswürde auf dessen minderjährigen Sohn Hermann III. (1003-1012) zu einer deutlichen Krise der Herzogsgewalt.
    HEINRICH II. war jetzt unangefochten König, und zwar, wie es in der genannten Urkunde heißt, "im Reich ohne irgendeine Teilung". Gab es in Diedenhofen etwa nochmals Diskussionen darüber, ob nicht doch auch der Herzog von Schwaben eine quasikönigsgleiche Stellung erhalten solle? In den Annalen von Sankt Gallen ist überliefert, der "Herzog von Alemannien und Elsaß", also Hermann II., habe versucht, "das Reich vielleicht zu teilen und anteilig zu beanspruchen".
    Auf der Synode von Diedenhofen verwies HEINRICH II. auf die angebliche Nahehe des SALIERS Konrad von Worms, der mit Mathilde, einer Tochter Herzog Hermanns II. von Schwaben, verheiratet war. Konrad war ebenfalls in Diedenhofen anwesend, und das Vorgehen des Königs war ein harter Affront gegen ihn. Die meisten Bischöfe hielten sich noch zurück, ja sie waren geradezu konsterniert von den Attacken des Königs. Nur der Metzer Bischof Adalbero II., so hören wir, habe die Ansicht HEINRICHS II. verteidigt und nachzuweisen versucht, daß Konrad nicht nur in einer Nahehe 4. Grades, sondern sogar 2. Grades verheiratet sei.

    Weinfurter, Stefan (Hg.): Band I Seite 226-230, "Die Salier und das Reich"

    Doch deren Herzogsherrschaft in Schwaben beruhte wesentlich auf konradinischer Grundlage und bewegte sich in konradinischen Bahnen, und als in der zweiten Generation mit den kinderliosen Herzog Otto im Jahre 982 endete, wurde das Herzogtum gegen bayerisch-liudolfingische Ansprüche wiederum an einen KONRADINER gegeben: an Hermanns Neffen Konrad (Herzog 982/83-997). Um eine herausragende adelige Stellung in Schwaben behaupten zu können, wurde deshalb in der Folgezeit die Verwandtschaft mit Herzog Konrad bedeutsamer als liudolfingische Abkunft. Denn in den Händen Konrads und seines Sohnes Herzog Hermanns II. (996/97-1003) scheint ganz beträchtlicher Besitz zusammengekommen zu sein. Einerseits dürfte dank der Ehe Herzog Hermanns I. mit Reginlinde, der Witwe des HUNFRIDINGERS Burchard II., über deren Schwiegersohn Liudolf und dessen Sohn Otto die Verfügungsgewalt über erhebliche Teile des Familiengutes der alten "hunfridingischen" Herzogssippe - von dem "der dem karolingischen Fiskus entstammenden Besitz wohl nicht klar geschieden wurde" - an Herzog Konrad und Herzog Hermann II. gelangt sein; daß Konrad seine Herzoggsherrschaft in Schwaben durchzusetzen vermochte, bedeutet doch wohl, daß er sich der Machtbasis Herzogs Ottos zumindest teilweise versichern konnte. Konrad und Hermann II. verfügten andererseits über alaholfingischen und burgundisch-schwäbischen, das heißt wiederum hunfridingischen Besitz - Konrad von seiner alaholfingischen Gattin Judith, Hermann von seiner burgundischen Gattin Gerberga, die den Namen ihrer Großmutter, einer Schwester Kaiser OTTOS DES GROSSEN, trug, aber ebenfalls eine Großnichte Herzog Burchards II. war. Weil Hermann II. 1002 das Königtum HEINRICHS II. zu verhindern suchte und dabei scheiterte, konnte HEINRICH die konradinische Stellung im Oberrheinraum - im Elsaß und Breisgau - schwächen, wo er Gegenkräfte förderte, doch er tat dies keineswegs im übrigen Schwaben. Nach Hermanns II. und seines über das Knabenalter kaum hinausgelangten Sohnes (Hermann III., 1003-1012) Tod erbten die Töchter, von denen er "hinreichend viele" hatte: Mathilde, Gisela und Beatrix.
    Die ältere dieser konradinisch-salischen Verbindungen ist die vor 1002 geschlossene Ehe der Mathilde mit Konrad, dem Sohn des Otto "von Worms" und damit einem Enkel Konrads des Roten und der Liutgard, einer Tochter OTTOS DES GROSSEN. Durch diese Ehe war jene Koalition zwischen Otto "von Worms", seinem Sohn Konrad und dessen Schwiegervater Hermann II. zustandegekommen, die mittelrheinisch-fränkische und schwäbische Machtpositionen zusammenschloß und die nach der Ermordung Ekkehards von Meißen 1002 das Hauptproblem des Herrscherwechsels von OTTO III. zu HEINRICH II. Auch dem von HEINRICH in den Vordergrund gerückten geblütsrechtlichen Anspruch auf die Nachfolge OTTOS III. entsprechend war sie von Bedeutung - weshalb HEINRICH, ein Urenkel HEINRICHS I., zunächst Otto "von Worms", gleichfalls einen Urenkel HEINRICHS I., bewog, zu seinen Gunsten auf die Thronkandidatur zu verzichten [Nach meiner Meinung schließt sich der Autor bisher üblichen Denkweisen an. Entscheidend für die Nachfolge nach Geblütsrecht war nicht die Verwandtschaft zu König HEINRICH I., sondern zum letzten König, OTTO III. Neben Herzog Heinrich IV. von Bayern lebten 1002 allein noch sieben Urenkel König HEINRICHS I. Herzog Otto Heinrich von Burgund war sogar ein Enkel König HEINRICHS I. Nach Geblütsrecht waren aber vor allem die Enkel Kaiser OTTOS II. und gleichzeitigen Neffen des letzten Herrschers zu berücksichtigen, nämlich die EZZONEN Liudolf, Hermann und Otto, der spätere Herzog von Schwaben. Otto "von Worms" wurde von Heinrich von Bayern die Krone angeboten, weil er als Enkel OTTOS I. näher mit dem letzten Herrscher OTTO III. verwandt war. Die ebenfalls genannten Thronkandidaten Brun von Braunschweig und Ekkehard von Meißen hatten kaum geblütsrechtliche Ansprüche. Hermanns Anspruch bezog sich nach meiner Meinung auf das Ansehen seiner Familie und die karolingisch-liudolfingische Abkunft seiner Gemahlin Gerberga.]. Doch war es dann der KONRADINER Hermann, den die Mehrzahl der Großen bei der Leichenfeier für OTTO III. als den aus vielerlei Gründen geeigneteren benannt hatten, und sein mit ihm verbündeter "salischer" Schwiegersohn Konrad, die beide nach dem Verzicht Ottos den Waffengang glaubten wagen zu könen, und eine conditio sine qua non ihres Wagnisses muß es doch gewesen sein, daß ihnen, ihren Anhängern und ebenfalls den sich abwartend Verhaltenden die Macht Hermanns und Konrads in Rheinfranken und Schwaben als Ausgangsbasis eines konradinischen Königtums geeignet erschien. Die Macht beruhte auf einem großen Besitz, der nicht nur durch OTTONEN-Verwandtschaft, sondern auf vielfältigeren, oben angedeuteten Wegen in ihren Händen zusammen gekommen war, und mittels dessen Plünderung - anstatt in einer Feldschlacht der Heere oder in einem Zweikampf der Prätendenten - ihr Widerstand gebrochen wurde [S. Hirsch, Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II., 3 Bände,, Berlin 1862-1875, hier Band 1, Seite 228f.].
    Als sich Hermann und Konrad am 1. Oktober 1002 im Königshof Bruchsal dem inzwischen weithin als König anerkannten Gegner unterwarfen, mußten nicht nur diese beiden, sondern mußte auch Otto "von Worms", dieser freilich gegen Entschädigung Einbußen hinnehmen. König HEINRICH verpflichtete Hermann zur Wiedergutmachung des dem Straßburger Bischofs angetanen Schaden aus seinem Allod und zur Schenkung der Frauenabtei St. Stephan an die Bischofskirche. Thietmar bezeichnet Straßburg als caput ducatus sui (sc. Hermanni), und eben diese Rolle Straßburgs als konradinischer Herzogs-"Hauptstadt" beendete König HEINRICH nun zugunsten des Straßburger Bischofs.


    988 oo 2. Gerberga von Burgund, Tochter des Königs Konrad, 965/66-7.7.1018/19
    (1. oo Hermann I. Graf von Werl - um 985/88)

    Kinder:

    - Mathilde ca 988-29.7.1031/32
    1003 1. oo Konrad I. Herzog von Kärnten, um 975-12.12.1011
    1014 2. oo Friedrich II. Herzog von Lothringen -13.5.1026/27
    nach 1026/27 3. oo Esiko Graf von Ballenstedt, - um 1059/60

    - Gisela 13.11.989-15.2.1043
    vor 1002 1. oo Bruno Graf von Braunschweig, ca 975/80- ca 1010 ermordet
    um 1010 2. oo Ernst I. Herzog von Schwaben, 970-31.5.1015
    1016 3. oo KONRAD II. 12.7.990-4.6.1039

    - Berthold Anfang 992- Anfang 993
    - Beatrix ca 990/1000-12.5. nach 1025
    1019 oo Adalbero I. Herzog von Kärnten um 980-28.11.1039

    - Hermann III. ca 994/vor 1.995-1.4.1012 oder 991/92 (Hlawitschka)

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 202-207 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 157-159,163 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 23-26,29,67 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Seite 7,125 - Büttner, Heinrich: Schwaben und Schweiz im frühen und hohen Mittelalter, Gesammelte Aufsätze von Heinrich Büttner 1972, Vorträge und Forschungen Band XV, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen - Büttner, Heinrich: Geschichte des Elsaß. Politische Geschichte des Landes von der Landnahmezeit bis zum Tode Ottos III. und Ausgewählte Beiträge zur Geschichte des Elsaß im Früh- und Hochmittelalter, Jan Thrbecke Verlag Sigmaringen 1991 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 154,189,222,226-230,232,240,248/Band II Seite 162,510-512/ Band III Seite 154,308,489,492,497 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 67 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 25,27,31 - Fried, Johannes: Prolepsis oder Tod? Methodische und andere Bemerkungen zur Konradiner-Genealogie im 10. und frühen 11. Jahrhundert - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 VII,109 Seite 109,214,223,227,229,292,300, 322,334,341 - Hilsch, Peter: Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela, in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 42 1983 Seite 52-81- Hirsch, Siegfried: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II. 1. und 2. Band, Verlag von Duncker & Humblot Berlin 1864 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 46-48,65,104,148 - Hlawitschka, Eduard: Die Thronkandidaturen von 1002 und 1024. Gründeten sie im Verwandtenanspruch oder in Vorstellungen von freier Wahl?, in Reich und Kirche vor dem Investiturstreit von Karl Schmid (Hrsg.) Seite 49-65, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1985 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln des 11. Jahrhunderts, Seite 7-9,13-16,20,24,43,45-60,65,67,73-76,78,82,85,100,102-104,108, 110-112,116,119,124-128,130,136-138,140,148, 151-153,155,158,166,169-171,175-178 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 328,366-372, 375,381,403,418,446 - Keller, Hagen: Schwäbische Herzöge als Thronbewerber: Hermann II. (1002), Rudolf von Rheinfelden (1077), Friedrich von Staufen 1125). Zur Entwicklung von Reichsidee und Fürstenverantwortung, Wahlverständnis und Wahlverfahren im 11. und 12. Jahrhundert, in Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins Band 131 1983 - Kienast, Walther: Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland (9. bis 12. Jahrhundert), R. Oldenbourg Verlag München-Wien 1968 - Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 - Lechner Karl: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar 1992, Seite 55,66,145 - Maurer Heinz: Der Herzog von Schwaben - Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 346,410,412 - Rappmann Roland/ Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998 Seite 425,428 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 90 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 76,91,95,98,101,105 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 114,298-300,302, 331,342 - Schwarzmaier Hansmartin: Von Speyer nach Rom. Wegstationen und Lebensspuren der Salier. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992, Seite 17,35,48,50,52,56 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 170,174, 196,204,206,214,216, 222, 234,252 - Uhlirz, Karl: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Otto II. und Otto III. 1. und 2. Band. Verlag Duncker & Humblot Berlin 1967 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 37,50-53,63,69,76,80,165,177,194,202,220 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf - Wolf Armin: Wer war Kuno von Öhningen? Überlegungen zum Herzogtum Konrads von Schwaben (+ 997) und zur Königswahl vom Jahre 1002. in Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters Band 36, 1980, Seite 25-83 - Zimmermann, Harald: Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1976 - Zotz Thomas: Der Breisgau und das alemannische Herzogtum -

    Hermann heiratete von Burgund, Gerberga in 988. Gerberga (Tochter von von Burgund, Konrad und von Frankreich, Mathilde) wurde geboren in 965/966; gestorben am 7 Jul 1018/1019. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 28. von Schwaben, Mathilde  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 988; gestorben in 1031/1032; wurde beigesetzt in Worms [67547],Worms,Rheinland-Pfalz,Deutschland.
    2. 29. von Schwaben, Gisela  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 13 Nov 989; gestorben am 15 Feb 1043 in Goslar [38640],Goslar,Niedersachsen,Deutschland; wurde beigesetzt in Speyer [67346],Speyer,Rheinland-Pfalz,Deutschland.
    3. 30. von Schwaben, Beatrix  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 990/1000; gestorben nach 1035.
    4. 31. von Schwaben, Berthold  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 992; gestorben in 993.
    5. 32. von Schwaben, Hermann III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 994; gestorben am 1 Apr 1012.

  6. 13.  von Öhningen, Ita Graphische Anzeige der Nachkommen (5.Konrad2, 1.Udo1) gestorben nach 1000; wurde beigesetzt in Altomünster [85250],Dachau,Bayern,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Weingarten [88250],Ravensburg,Baden-Württemberg,Deutschland; Gräfin von Altdorf

    Notizen:

    Ita von Öhningen Gräfin von Altdorf
    + 16.10. nach 1000 Begraben: Altomünster

    Tochter des Herzogs Konrad von Schwaben aus dem Hause der KONRADINER und der Judith von Marchtal, Tochter von Graf Adalbert
    Nach Jackman/Fried Tochter des Herzogs Konrad II. von Öhningen, Herzog von Schwaben und der OTTONIN Richlind, Tochter von Herzog Liudolf von Schwaben

    Heine Alexander (Hg.): Seite 24,25,39, "Geschichte der Welfen", Genealogie der Welfen

    4. Rudolf nahm eine Gemahlin aus dem Hause ÖHNINGEN [Öhningen bei Radolfszell. Itas Gemahl war nicht der Bruder des heiligen Konrad, sondern dessen Neffe.] namens Ita, deren Vater der sehr edle Graf Kuno war, die Mutter aber eine Tochter des Kaiser OTTO DES GROSSEN. Dieser Kuno zeugte vier Söhne, Egebert, den Markgrafen von Stade, Leopald, Liutold und Kuno, und vier Töchter, deren eine sich unserem Rudolf, die andere mit einem von Rheinfelden, einem Ahnherrn der ZÄHRINGER, die dritte mit dem König der Rugier und die vierte mit dem Grafen von Andechs vermählte. Rudolf zeugte mit seiner Gemahlin Heinrich, welcher bei Lana auf der Jagd von einem Stein zerschmettert wurde, und Welf, den ersten dieses Namens.
    6. Mit derselben Ita erzeugte Rudolf auch Richarda, welche das Kloster Ebersberg gründete, da sie von einem der reichsten Grafen Baierns seine Söhne empfing.

    Geschichte der Welfen

    6. Rudolf, der Bruder des Vorigen, nahm eine Gemahlin namens Ita aus dem Hause ÖHNINGEN [Die Verwandtschaft der Ita ist der Genealogie der Welfen entnommen. Diese Angaben sind teilweise falsch, OTTO hatte keine Tochter Richlint, es gab keinen Grrafen Eggebert von Stade, ein Graf Kuno von Öhningen ist unbekannt, Diessen und Andechs werden gleichberechtigt genannt.], deren Vater der sehr edle Graf Kuno, die Mutter aber eine Tochter des Kaisers OTTOS DES GROSSEN namens Richlint war. Dieser Kuno zeugte vier Söhne, Eggebert, Kuno, Liutold und Leopalt. Der erste von ihnen, nämlich Eggebert, hatte die Mark gegen die Dänen an der Grenze Sachsens, Stade genannt, und zeugte Söhne und Töchter, welche sich in verschiedene Länder zerstreueut haben. Derselbe Kuno hatte auch vier Töchter, deren eine unseren Rudolf, eine andere einen von Rheinfelden, Ahnherrn der ZÄHRINGER, eine dritte den König der Rugier und eine vierte den Grafen von Dießen heiratete. Der genannte Rudolf erzeugte mit Ita zwei Söhne, Heinrich und Welf, und eine Tochter Richgarda [In Wirklichkeit hieß diese Tochter Richlindis.].

    Schneidmüller Bernd: Seite 115,116,127 ,"Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung."

    Rudolf gelang eine vorteilhafte Ehe mit Ita von Öhningen, deren genealogische Zuordnung seit langem die Phantasie der Mittelalterforschung strapaziert. Genealogia und Historia Welforum melden nämlich ihre Herkunft aus einer Ehe Kunos von Öhningen mit Richlind, einer Tochter Kaiser OTTOS DES GROSSEN.
    Zwar schrieb die spätere Überlieferung Heinrich "mit dem goldenen Pflug/Wagen" die Fixierung auf den Herrschaftsmittelpunkt Ravensburg und die Begründung des Klosters Altdorf zu. Doch zum Kristallisationspunkt des Hauses, zum "festen Wohnsitz", wurde das Ensemble von Burg und Kloster erst seit dem ausgehenden 10. Jahrhundert. Seit Rudolf, dem Gatten der Ita von Öhningen, fanden die WELFEN über Generationen ihr Graf in Altdorf/Weingarten
    In Altomünster wurde ein karolingerzeitliches Institut im frühen 11. Jahrhundert zu neuem Leben erweckt. Die Neugründung am ererbten Ort, über die Otloh von St. Emmeram in seiner Vita s. Altonis berichtet, nahmen Welf II., seine später in Altomünster bestattete Mutter Ita und seine Gemahlin Irmentrud/Imiza vor.

    Schmid, Karl: Seite 134, "Probleme um den "Grafen Kuno von Öhningen"

    e) Ita, die Gemahlin des WELFEN Rudolf

    Daß Rudolf der Gemahl einer Ita gewesen ist, wie die "Welfengenealogie" und die "Welfengeschichte" berichten, wird durch andere Quellenzeugnisse bestätigt [Necrol. Weingartense zum 16. Oktober, MG. Necrol. Germ. I Seite 229: Ita com. uxor Ruodolfi comitis ...; vgl. Notae Necrol. Einsiedlenses, ebd. Seite 363 und Quellenwerk zur Entstehung der Schweiz. Eidgenossenschaft II, 3 (1951) Seite 369; Wirtemb. Urkundenbuch IV (1883) Anhang Seite VI, siehe Anmerkung 105.]. Fraglich erscheint aber die zeitliche Einordnung dieses WELFEN. Da Welf II. im Jahre 1030 gestorben ist, dürfte die Lebenszeit seines Vaters, des Grafen Rudolf, ins endende 10. Jahrhundert zu setzen sein. Dann aber kann die Behauptung der welfischen Überlieferung, Rudolf sei der Bruder des Konstanzer Bischofs Konrad (934-975) gewesen, kaum zutreffen. Aus Zeitgründen ist die Forschung daher längst übereingekommen, in Rudolf, dem Bruder Bischof Konrads, und in Rudolf, dem Gemahl der Ita und Vater Welfs II., nicht ein- und dieselbe Person, sondern Vater und Sohn zu sehen. So groß erschien der Generationenunterschied, daß manche Forscher zwischen diese beiden welfischen Rudolfe des 10. Jahrhunderts sogar noch ein weiteres Zwischengleid einschieben wollten.

    Heinzelmann Josef, "Spanheimer-Späne Schachwappen und Konradinererbe"

    Unter der Voraussetzung, dass Konrad von Schwaben den Eintrag eröffnet, liegt der Zeitpunkt vor 983, da er noch Graf genannt wird. Wäre 'Konrad vom Elsass' gemeint, müssten wir noch etwas weiter zurückgehen. Dass die zwei von der Welfenchronik erfabelten Söhne fehlen, wundert nicht, wohl aber an welcher Stelle und wie Herzog Hermann erscheint. Im Vergleich zu Liutold und Konrad (beide als laici bezeichnet) müsste er, weil ohne Bezeichnung, noch ein Kind und eigentlich zum geistlichen Stand bestimmt sein. Wer aber waren die nach ihm aufgeführten Frauen? Voraussetzen darf man, dass sie dem familiären Rang nach eingetragen wurden, etwaige Verstorbene natürlich zuerst. Wenn Ita also eine Tochter des Cuonradus comes sein soll, war sie zum Zeitpunkt des Eintrags schon tot. Nur dann kann Iudita (so Hlawitschka) und/oder Richlint (so Wolf) seine Gattin sein. Am logischsten erscheint mir: Ita war die noch lebende Schwiegermutter, Iudita die Gemahlin Konrads und Mutter der Kinder, Richlint die Tochter, mit der Ruodolf verheiratet war, sie steht ja auch direkt vor ihm.
    Uff! Das hieße doch, Iudita/Jutta war eine Kaiserenkelin und tatsächlich Gattin Konrads, die Frau Rudolfs hieß Richlint. Eine charmante Wendung. Aber chronologisch geht das nicht. Die Tochter des 957 gestorbenen Herzogs Liudolf, der 947/48 Ida, die 986 Mai 17 verstorbene Tochter Herzog Hermanns I., geheiratet hatte, kann nicht schon 982 (spätester Termin für den Gedenkeintrag) zwar mehrere Enkel gehabt haben, aber noch nicht jene Kinder, die aus der Welfenchronik im Eintrag noch fehlen. Außerdem ist Ita als Gemahlin Rudolfs gut belegt.
    Wolf würde folgende Variation vorschlagen: Ita ist Konrads Schwiegermutter, Iudita seine Mutter, Richlint seine Frau. Nur fehlt dann die Gattin Rudolfs.
    Noch besser gefiele Wolf und Jackman wohl folgende Möglichkeit: Nach dem Grafen Konrad sein Schwiegervater Liutoldus, weil er als Herzog abgesetzt worden war, nur mit der Bezeichnung laicus. Dann sein Vater Cuonradus, dann sein Sohn Hermann, dann Schwiegermutter und Mutter und Gattin. Aber wieder fehlt dann die Gattin Rudolfs!
    Wenn aber Rudolf der eigentliche Mittelpunkt des Eintrags wäre -zu einem Zeitpunkt, wo er selber noch nicht Graf ist!! - könnte man Ita für seine Frau, Iudita für seine Schwiegermutter (also doch die Frau des Cuonradus comes) halten und Richlint für eine Schwester oder - unerklärlicherweise vor den Söhnen - für seine wohlbelegte Tochter, die die Historia Welforum fälschlich Richgarda nennt (Richarda in der Genealogia). Es ist gut möglich, dass wegen dieser Namensverwechslung vom 'Welfen-Historiker' das unverstandene Richlint zur Schwiegermutter Rudolfs, das heißt zur Frau Kunos von Öhningen gemacht wurde.
    Lassen wir diese Deutungsversuche, es gibt noch mehr; aber keine Interpretation deckt sich mit der Welfen-Überlieferung und den Interpretationen von Wolf und Jackman oder auch Hlawitschka. An einer Harmonisierung der Historia Welforum mit dem Reichenauer Eintrag kann man sich nur verheben. Ich habe nämlich den Eindruck, dass die Verfasser der Genealogia und der Historia Welforum diesen Eintrag gekannt und hier den 'Grafen' Konrad und den Namen Richlint und vielleicht auch die Söhne Liutold und Konrad her haben. Sie fanden, eventuell von den Reichenauer Mönchen darauf hingewiesen, 'ihre' WELFEN Rudolf, Ita usw. in dem Eintrag und reimten sich das übrige zusammen. Genau so kannten sie die Chronik Thietmars und den Continuator Reginonis (mit der Erzählung von dem Kuno, der Geschlechtsverkehr mit einer Kaiser-Verwandten gehabt haben wollte) sowie die Schluchsee-Schenkung, wo sie den Stader Markgrafen Eggebert usw. fanden. Nach eigener Aussage arbeiteten sie ja summa diligentia investigantes ac multum in diversis chronicis et historiis sive antiquis privilegiis quaerendo laborantes. Dass ihnen diplomatisches Rüstzeug und eine reichhaltige historisch-genealogische Sekundärliteratur und eine sichere chronologische Stütze fehlten, darauf muss man gefasst sein; man darf auch nicht erwarten, dass sie nur richtige Nachrichten fanden und sie nur richtig auswerteten. Alles mehr oder weniger zufällig Zusammengetragene verwurstelten sie in zwei Stufen mit Famililienerinnerungen zu einem halb erfundenen, halb wahren Verhau, aus dem man nichts, aber auch garnichts zur Grundlage einer wissenschaftlichen These machen darf. Wenn wir - vielleicht nicht einmal alle - Quellen entdecken, aus denen sie kritiklos rezipierten, dürfen wir diese nicht als bestätigende Parallel-Überlieferung ansehen, sondern müssen mit komparatistischem Blick untersuchen, wie sie missverstanden, umgedeutet, vermanscht und weitergesponnen wurden. Genealogia und Historia Welforum sind Literatur. Genausowenig wie sie darf man in künftigen Jahrhunderten Wolfs, seiner Parteigänger und seiner Kontrahenten Texte als Quelle nehmen, ausgenommen für bestimmte Mentalitäten der Geschichtswissenschaft Ende des 20. Jahrhunderts.
    Ich schlage mich nicht auf die Seite der Parodisten, wenn ich nochmals eine Denkmöglichkeit anfüge. Der letzte Name der Reichenauer Memorialnotiz, angeblich eine Dublette, könnte nämlich Konrads von Schwaben Schwager Heinrich von Stade bezeichnen, denn man muss wohl Vuelf Heinrich für die beiden Enkel Welf und Heinrich ansehen. Dann dürfte aber auch Iudita Heinrichs von Stade Gattin meinen und dann wäre Richlint mit größter Wahrscheinlichkeit eine weitere Schwester oder eine Tochter Konrads. Oder doch die Gattin Konrads? Der Eintrag: Graf Konrad, drei Brüder oder Söhne, zwei Schwestern, eine dritte Schwester oder Tochter oder seine Frau, Schwager 1 (kaum Schwiegersohn) mit zwei Söhnen, Schwager 2, ergäbe eine gewisse Kohärenz. Sicher haben die Mönche auf der Reichenau wie alle ihre Zeitgenossen sich wenig um Systematik in unserem Sinne geschert, aber Alter und Rang waren ihnen wichtig. Genauso sinnvoll wäre der Eintrag, wenn man ihn auf Jackmans Herzog Konrad vom ElElsaß bezieht: So oder so müssten wir in den Personen nur die lebenden Vertreter zweier Generationen sehen. Aber so oder so oder so oder so fehlen einige der doch als zum Zeitpunkt der Eintragung lebend zu vermutenden Familienmitglieder, darunter die wohl erst später im Naheland verstorbene Uda. Kurz, der Reichenauer Eintrag ist im Gegensatz zur Historia Welforum eine Primärquelle, leider eine fast unmöglich korrekt auszuwertende.


    Literatur:
    Heine Alexander (Hg.): Geschichte der Welfen. Phaidon Verlag GmbH Essen Seite 24,25,39 - Heinzelmann Josef: Spanheimer-Späne Schachwappen und Konradinererbe - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um 'Kuno von Öhningen', Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 48,58,67,99-102,104,111,123,151,155,158,167-169,171 - Schmid, Karl: Probleme um den "Grafen Kuno von Öhningen" in Gebetsgedenken uns adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983 Seite 128,134,148,159,163, 167 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 30,115,116,119,127 - Wolf Armin: Wer war Kuno von Öhningen? Überlegungen zum Herzogtum Konrads von Schwaben (+ 997) und zur Königswahl vom Jahre 1002. in Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters Band 36, Seite 25-83 1980 -

    Gestorben:
    16.10.

    Familie/Ehepartner: von Altdorf, Rudolf II.. Rudolf gestorben um 0990; wurde beigesetzt in Weingarten [88250],Ravensburg,Baden-Württemberg,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 33. im Sualafeld, Kuno I,  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben nach 1020.
    2. 34. von Altdorf, Welf II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 0960/0970; gestorben am 10 Mrz 1030; wurde beigesetzt in Weingarten [88250],Ravensburg,Baden-Württemberg,Deutschland.
    3. 35. von Altdorf, Eberhard I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 0975; gestorben am 13 Aug 1040; wurde beigesetzt in Bamberg [96047],Bamberg,Bayern,Deutschland.
    4. 36. von Altdorf, Heinrich  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 0980; gestorben um 1000 in Lana [39011],Trentino-Südtirol,Italien.
    5. 37. von Altdorf, Richlinde  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 0980; gestorben am 12 Jun 1045 in Persenbeug [3680],Niederösterreich,Österreich; wurde beigesetzt in Ebersberg [85560],Ebersberg,Bayern,Deutschland.

  7. 14.  von Schwaben, Uda Graphische Anzeige der Nachkommen (5.Konrad2, 1.Udo1)

    Notizen:

    Name:
    Oda

    Gestorben:
    jung


  8. 15.  von Stade, Heinrich II. Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Judith2, 1.Udo1) wurde geboren in 946; gestorben am 2 Okt 1016; wurde beigesetzt in Harsefeld [21698],Stade,Niedersachsen,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 976-1016, Stade [21680],Stade,Niedersachsen,Deutschland; Graf von Stade

    Notizen:

    Heinrich II. der Gute
    Graf von Stade (976-1016)
    946-2.10.1016 Begraben: Harsefeld
    Ältester Sohn des Grafen Heinrich I. der Kahle von Stade aus seiner 1. Ehe mit der Judith von Rheinfranken, Tochter von Graf Udo von Wetterau

    Althoff Gerd: Seite 416, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    G 131 Lü:
    2.10. Heinricus com + 1016 Graf von Stade

    Heinrich, mit dem schon zeitgenössischen Beinamen 'der Gute', erscheint wie zahlreiche andere Mitglieder der Stader Grafenfamilie, die mit den BILLUNGERN verwandt und verbunden war, im Lüneburger Necrolog; vgl. dazu den Kommentar G 45.
    Me: 1.10. Heinricus com
    1.10. Heinricus com et servus Christi

    Heinrich von Stade, der Verwandte Thietmars von Merseburg (vgl. Holtzmann, Thietmar-Ausgabe, Einleitung S. XIII; Lippelt, Thietmar von Merseburg, S. 48) wurde zweimal ins Merseburger Necrolog eingetragen. Der zweite Eintrag gehört der Ergänzungsschicht an.
    Zu dem Problem der Doppeleinschreibung s. S. 154 f.
    Angesichts des Beinamens 'der Gute' und der Bezeichnung servus Christi ist hinzuweisen auf die Nachricht des Annalista Saxo (a. 1016, S. 670), dass das Grab Heinrichs und seiner Gemahlin häufig besucht worden sei, ubi mira quedam dicuntur visa.
    Allg. zu Heinrich, seinen Kontakten zum Königtum und zu seinem Todesdatum, vgl. Hucke, Die Grafen von Stade, S. 15 f.

    Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 6, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VIII. 18. HEINRICH II., Graf von Stade
    * ca. 945, + 1016 2. X.
    Gemahlin:
    vor 994
    ADELA

    Anmerkungen: Seite 126
    VIII. 18. Heinrich II.
    Thietmar 4,16 und 7,33. [VIII 21]

    Thiele Andreas: Tafel 216, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte", Band I, Teilband 1 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser I

    HEINRICH II. "DER GUTE" + 1016

    Heinrich II. der Gute erwarb das Münzrecht und zog 993 mit den Brüdern Siegfried und Lothar-Udo nach Brandenburg und 994 gegen die normannischen Seeräuber. Gemeinsam mit den sächsischen Großen aus den benachbarten Gebieten nahmen sie am 23. Juni 994 den Kampf mit dem zahlenmäßig überlegenen Feind auf. Trotz ihrer Tapferkeit wurden sie überwunden, ihre Mannschaften vernichtet, sie selbst getötet oder gefangengenommen. Als einem von ihnen, dem Grafen Siegfried von Stade, die Flucht gelang, wurden die in der Gefangenschaft Zurückgebliebenen grausam verstümmelt und in diesem Zustand erst nach längerer Zeit, als man mit vieler Mühe das verlangte hohe Lösegeld mit Hilfe des Königs aufgebracht hatte, den Ihren zurückgegeben. Er stiftete um 1010 die Abtei Harsefeld, führte viele Fehden, besonders gegen den bischöflichen Neffen Dietrich von Münster, die Erzbischöfe von Bremen und auch gegen die EKKEHARDINER in Meißen. Er war oft Zeuge in Urkunden. Er ist vielleicht auch der 997 in Pöhlde auftretende Graf, der hier Geschäfte des 994 gefallenen Bruders Lothar-Udo führte, und Vormund seiner Neffen Udo und Heinrich von Katlenburg war. 1003 intervenierte er zusammen mit Bernhard I. Billung in einer Kaiserurkunde zu Allstedt.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 477, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    21-26
    Zu den Angehörigen des Hauses der "Grafen von Stade" ist zunächst auf ein Mißverständnis von Brandenburg aufmerksam zu machen (Hinweis meines Assistenten, Herrn Atsma): Brandenburg hat Thietmar IV, 25 so aufgefaßt, als sei die dort genannte Adela/Ethela Gattin Heinrichs II. von Stade. Diese Tochter des Grafen Gero war aber Gattin des Grafen Siegfried von Stade. Damit nicht genug, bringt Brandenburg die gleiche Adela, mit demselben Terminus ante der Eheschließung "vor 994" zu Siegfried noch einmal! Im übrigen habe ich die Daten im Anschluß an das Buch von Richard G. Hucke, Die Grafen von Stade 944-1144, Stade 1956, in folgenden Punkten berichtigt:
    Durch das berichtigte Todesdatum von Heinrichs II. Vater Heinrich (siehe oben Anmerkung VII, 14) ergibt sich c 975/76 als Zeitpunkt des Regierungsantritts Heinrichs II. Seine bei Brandenburg nicht erwähnte Frau hieß Mechthild, stammte aus Schwaben und starb an einem X 19 (Hucke 16).
    Das Ehedatum seiner Schwester Kunigund ist gegenüber "c 970" bei Brandenburg zu präzisieren auf 972 Ende (Hucke 24, der als Geburtsjahr dieser Mutter Thietmars von Merseburg c 959/60 annimmt, während Brandenburg an c 950 gedacht hatte). Kunigunds Gemahl, Graf Siegfried von Walbeck, starb 991 III 15, nicht 990 III 15, wie Brandenburg angibt (Hucke 25). -
    Siegfried folgte seinem 1016 verstorbenen Bruder, Heinrich II., durch die 1017 erfolgte kaiserliche Verleihung (Hucke 16) in der Grafschaft zwischen Niederelbe und Niederweser, die, wie wir schon oben Anmerkung VII, 14 erwähnten, nach dem späteren dauernden Sitz der Grafen "Grafschaft Stade" genannt wird.
    Nicht in dieser Grafschaft war, im Gegensatz zur Angabe Brandenburgs VIII, 19, Udo, der zweitälteste der Brüder, Graf. Von ihm stammen die späteren Grafen von Catlenburg ab (Hucke 16-20).
    Siegfried, den Brandenburg unnötig "Siegfried II." nennt, starb 1037, aber nicht am 1. Mai, wie Brandenburg angibt, sondern am 6. Januar (Hucke 21, Anmerkung 119, wo Lappenbergs Angabe MG SS 16, 379 berichtigt wird, der Brandenburg offenbar gefolgt war). Für seine Gattin Adela gibt Hucke 21, Anmerkung 120 den bei Brandenburg fehlenden Todestag V 1.
    Zu streichen ist endlich die von Brandenburg VIII, 24, wenn auch mit Fragezeichen, aufgeführte Hildegard, Gattin Herzog Bernhards von Sachsen. Sie ist die Tochter ihrer gleichnamigen Mutter, der zweiten Gemahlin Heinrichs I. "von Stade" (Hucke 15,26), hat also mit der karolingischen Abkunft, die dem Grafenhause ja durch Heinrichs erste Gattin Judith zugeführt wurde, nichts zu tun.

    Thietmar von Merseburg: Seite 134,138-142,404,414, Chronik"

    Im 3. Jahre nach dem Weihnachtsfest gerieten meine Oheime in die Gefangenschaft von Seeräubern, wie man im Folgenden findet.
    Ich erwähnte schon, daß meine drei Oheime Heinrich, Udo und Siegfried samt Adalger und vielen anderen am 23. Juni [994. Wikingereinfall. Grafen von Stade, Brüder von Thietmars Mutter Kunigunde, vgl. IV, 19. Vgl. Ann. Hild. 994; Adam von Bremen II, 31f.; Necr. Mers.: VIII. Kal. Iul.] zu Schiff gegen Seeräuber auszogen, die in ihrem Gebiet heerten; Udo fiel im Kampfe; Heinrich aber mit seinem Bruder Siegfried und Graf Adalger mußten sich unglücklicherweise besiegt gefangengeben und wurden von den verruchten Kerlen mitgenommen. Schnell verbreitete sich die Kunde von diesem Mißgeschick unter den Christgläubigen. Der in der Nähe weilende Herzog Bernhard entsandte sofort Unterhändler, die ihnen eine Loskaufsumme in Aussicht stellten und eine Möglichkeit zu Besprechungen über friedlichen Ausgleich erbitten sollten. Darauf eingehend verlangten sie Friedenszusicherungen und eine unerhörte Summe. Wieviel dazu zunächst der Königs aufbrachte, wie reichlich dann aber auch alle Christen unseres Landes in Erfüllung ihrer menschlichen Pflicht bereitwilligst beitrugen, verag ich nicht zu schildern. Meine Mutter gab, schmerzlichst erschüttert, für die Befreiung ihrer Brüder alles, was sie besaß oder irgendwie aufbringen konnte.
    Als die verfluchte Räuberbande nun den größten Teil des gesammelten Geldes - ein gewaltiges Gewicht! - erhalten hatte, nahm sie für Heinrich seinen einzigen Sohn Siegfried, ferner Gerwand und Wolfram, für Aadalger aber dessen Oheim Dietrich und Olaf, den Sohn seiner Tante, und entließen ihre Gefangenen, um die Aufbringung des Rests der ihnen zugesagten Summe zu beschleunigen; nur Siegfried hielten sie fest. Da er keinen Sohn hatte, bat er meine Mutter, ihm mit einem ihrer Söhne zu helfen.
    Doch gerade an diesem Tage entrann Siegfried mit Gottes Hilfe trotz seiner schweren Wunden folgendermaßen der strengen Bewachung seiner Feinde. Nur mit Mühe konnte der Graf entrinnen; am sicheren Ufer fand er, wie zuvor verabredet, bereitgehaltene Pferde, und schleunigst ging es nach seiner Burg Harsefeld [an der Lühe südlich Stade], wo sein Bruder Heinrich und seine Gemahlin Adela [Gemahlin Siegfrieds, nach Ann. Saxo Tochter des Grafen Gero vom Nordthüringengau (III,9).] sich aufhielten, ohne mit einer solchen Freude zu rechnen. Die feindlichen Verfolger aber drangen in die nahe dem Ufer liegende Burg Stade und suchten ihn voller Eifer an den verborgensten Orten. Als sie ihn nicht fanden, raubten sie den Frauen gewaltsam die Ohrringe und kehrten dann mißmutig um. In ihrer Wut warfen sie am nächsten Tage den Priester, meinen Vetter und alle übrigen Geiseln mit abgeschnittenen Nasen, Ohren und Händen in den Strom. Dann machten sie sich davon.
    Auch den darauf folgenden unersetzlichen Verlust darf ich nicht übergehen. Graf Heinrich, mein vor Christus und in dieser Welt sehr angesehner Oheim, entrichtete am 2. Oktober [1016. Graf von Stade. - Necr. Mers.: 1. Oktober] unserer Doppelnatur seinem Zoll; wegen seiner Rechtschaffenheit bis ins Alter und seines seligen Endes darf man ihn glücklich preisen.
    In dieser Woche kamen unsere Großen in Goslar auf Befehl des Caesars in Goslar zusammen; hier wurde damals meinem Oheim Siegfried die Grafschaft seines Bruders Heinrich verliehen [+ Oktober 1016 (VII, 46); Grafschaft Stade].

    975/76 oo Mechthild (aus Schwaben) - 19.10.

    Kinder:
    - Siegfried um 977-26.10.994

    Literatur:
    Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 282 - Althoff, Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Wilhelm Fink Verlag München 1984 Seite 57,145,153, 416 G 131 - Annalen von Quedlinburg ad a. 1016 - Annalista Saxo: Reichschronik Seite 28,38,44,70 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 3 Seite 6 - Chronik des Albert von Stade - Eickhoff, Ekkehard: Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 440-442 - Hucke, Richard: Die Grafen von Stade 990-1144, Stade 1956 - Lippelt, Helmut: Thietmar von Merseburg, Böhlau Verlag Köln 1973 Seite 48 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 216 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 134,138-142,404,414 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 477 -


  9. 16.  von Stade, Lothar-Udo I. Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Judith2, 1.Udo1) wurde geboren in 950; gestorben am 23 Jun 994 in Stade [21680],Stade,Niedersachsen,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Stade [21680],Stade,Niedersachsen,Deutschland; Graf von Stade

    Notizen:

    Lothar-Udo I.
    Graf von Stade
    950-23.6.994 gefallen bei Stade
    2. Sohn des Grafen Heinrich I. der Kahle von Stade aus seiner 1.Ehe mit der Judith von Rheinfranken, Tochter von Graf Udo von der Wetterau

    Althoff Gerd: Seite 402, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    G 68 Lü: 23.6. Vdo com + 994 Graf von Stade

    Luder-Udo, der Sohn Heinrichs I. aus dem Stader Grafenhaus fiel 994 im Kampf gegen die Seeräuber. Zu den zahlreichen Einträgen der Mitglieder des mit den BILLUNGERN verwandten Stader Grafenhauses ins Lüneburger Necrolog vgl. Kommentar G 45.

    Me: 23.6. Udo

    Der Eintrag in Merseburg gehört der Ergänzungsschicht an. Obgleich Udo dort keinen Titel trägt, liegt auf Grund des Todestages die Annahme nahe, dass auch in Merseburg der Stader Graf gemeint ist, zumal sein Vater Heinrich (G 45) als consanguineus OTTOS I. bezeichnet wird.
    Zu Udo und seinem Todesdatum Hucke, Die Grafen von Stade, S. 16 f. und FW G 35.

    Lothar-Udo war Mitregent seiner Brüder Heinrich II. und Siegfried II. und zog mit anderen sächsischen Grafen auf Befehl der Kaiserin Theophanu Mieszko I. von Polen gegen Boleslav I. von Böhmen zu Hilfe. Er nahm 993 mit seinen Brüdern am Feldzug gegen Brandenburg teil, zog 994 gegen die verheerend einfallenden Normannen-(Askomanen) und fiel bei Stade gegen sie.

    oo N.N.
    Kinder:
    - Udo Graf von Katlenburg - nach 1040
    - Heinrich Graf von Katlenburg

    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 57,250,402 G 68 - Annalen von Hildesheim ad a. 994 - Annalen von Quedlinburg ad a. 994 - Chronik des Albert von Stade - Hucke, Richard: Die Grafen von Stade 990-1144, Stade 1956 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 220 -

    Gestorben:
    gefallen bei Stade


  10. 17.  von Stade, Siegfried II. Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Judith2, 1.Udo1) wurde geboren in 965; gestorben am 6 Jan 1037.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 1016-1037, Stade [21680],Stade,Niedersachsen,Deutschland; Graf von Stade

    Notizen:

    Siegfried II.
    Graf von Stade (1016-1037)
    965-6.1.1037
    3. Sohn des Grafen Heinrich I. der Kahle von Stade aus dem Hause der UDONEN aus seiner 1. Ehe mit der Judith von Rheinfranken, Tochter von Graf Udo von der Wetterau

    Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 6, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VIII. 23. SIEGFRIED II., Graf von Stade 1017
    * ca. 965, + 1037 1. V.
    Gemahlin:
    vor 994
    ADELE, Tochter des Grafen Gero von Alsleben

    Anmerkungen: Seite 126
    VIII. 23. Siegfried
    scheint den Altersverhältnissen nach das jüngste Kind gewesen zu sein, siehe Thietmar 4, 9 (990, wo er zum ersten Male vorkommt), 4, 16. [VIII 26]

    Thiele Andreas: Tafel 216, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte", Band I, Teilband 1 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser I

    SIEGFRIED II. + 1037

    Graf im Schwaben- und Nordthüringgau, Vogt zu Alsleben und folgte 1016 seinem Bruder Heinrich II. dem Guten als Graf von Stade. Er war 980 in Rom und wurde ab 1002 oft vermittelnd und als Zeuge genannt. Er ging mit den BILLUNGERN in der Ablehnung der kirchenfreundlichen, kaiserlichen Politik konform, bekriegte den bischöflichen Neffen Dietrich von Münster, führte Raubzüge gegen Bistümer und Klöster durch und war daher auch zeitweise gebannt. Er floh 994 unbesonnen aus normannischer Gefangenschaft und verursachte damit die Verstümmelung seines Neffen Siegfried.

    oo ADELE (ETHELA) VON ALSLEBEN Tochter und Erbin des Grafen Gero im Nordthüringengau und Schwabengau

    Werner Karl Ferdinand: Seite 477, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    21-26
    Zu den Angehörigen des Hauses der "Grafen von Stade" ist zunächst auf ein Mißverständnis von Brandenburg aufmerksam zu machen (Hinweis meines Assistenten, Herrn Atsma): Brandenburg hat Thietmar IV, 25 so aufgefaßt, als sei die dort genannte Adela/Ethela Gattin Heinrichs II. von Stade. Diese Tochter des Grafen Gero war aber Gattin des Grafen Siegfried von Stade. Damit nicht genug, bringt Brandenburg die gleiche Adela, mit demselben Terminus ante der Eheschließung "vor 994" zu Siegfried noch einmal! Im übrigen habe ich die Daten im Anschluß an das Buch von Richard G. Hucke, Die Grafen von Stade 944-1144, Stade 1956, in folgenden Punkten berichtigt:
    Durch das berichtigte Todesdatum von Heinrichs II. Vater Heinrich (siehe oben Anmerkung VII, 14) ergibt sich c 975/76 als Zeitpunkt des Regierungsantritts Heinrichs II. Seine bei Brandenburg nicht erwähnte Frau hieß Mechthild, stammte aus Schwaben und starb an einem X 19 (Hucke 16).
    Das Ehedatum seiner Schwester Kunigund ist gegenüber "c 970" bei Brandenburg zu präzisieren auf 972 Ende (Hucke 24, der als Geburtsjahr dieser Mutter Thietmars von Merseburg c 959/60 annimmt, während Brandenburg an c 950 gedacht hatte). Kunigunds Gemahl, Graf Siegfried von Walbeck, starb 991 III 15, nicht 990 III 15, wie Brandenburg angibt (Hucke 25). -
    Siegfried folgte seinem 1016 verstorbenen Bruder, Heinrich II., durch die 1017 erfolgte kaiserliche Verleihung (Hucke 16) in der Grafschaft zwischen Niederelbe und Niederweser, die, wie wir schon oben Anmerkung VII, 14 erwähnten, nach dem späteren dauernden Sitz der Grafen "Grafschaft Stade" genannt wird.
    Nicht in dieser Grafschaft war, im Gegensatz zur Angabe Brandenburgs VIII, 19, Udo, der zweitälteste der Brüder, Graf. Von ihm stammen die späteren Grafen von Catlenburg ab (Hucke 16-20).
    Siegfried, den Brandenburg unnötig "Siegfried II." nennt, starb 1037, aber nicht am 1. Mai, wie Brandenburg angibt, sondern am 6. Januar (Hucke 21, Anmerkung 119, wo Lappenbergs Angabe MG SS 16, 379 berichtigt wird, der Brandenburg offenbar gefolgt war). Für seine Gattin Adela gibt Hucke 21, Anmerkung 120 den bei Brandenburg fehlenden Todestag V 1.
    Zu streichen ist endlich die von Brandenburg VIII, 24, wenn auch mit Fragezeichen, aufgeführte Hildegard, Gattin Herzog Bernhards von Sachsen. Sie ist die Tochter ihrer gleichnamigen Mutter, der zweiten Gemahlin Heinrichs I. "von Stade" (Hucke 15,26), hat also mit der karolingischen Abkunft, die dem Grafenhause ja durch Heinrichs erste Gattin Judith zugeführt wurde, nichts zu tun.

    Thietmar von Merseburg: Seite 134,138-142,404,414, "Chronik"

    Im dritten Jahre nach dem Weihnachtsfest gerieten meine Oheime in die Gefangenschaft von Seeräubern, wie man im Folgenden findet.
    Ich erwähnte schon, daß meine drei Oheime Heinrich, Udo und Siegfried samt Adalger und vielen anderen am 23. Juni [107 994. Wikingereinfall. Grafen von Stade, Brüder von Thietmars Mutter Kunigunde, vgl. IV, 19. Vgl. Ann. Hild. 994; Adam von Bremen II, 31f.; Necr. Mers.: VIII. Kal. Iul.] zu Schiff gegen Seeräuber auszogen, die in ihrem Gebiet heerten; Udo fiel im Kampfe; Heinrich aber mit seinem Bruder Siegfried und Graf Adalger mußten sich unglücklicherweise besiegt gefangengeben und wurden von den verruchten Kerlen mitgenommen. Schnell verbreitete sich die Kunde von diesem Mißgeschick unter den Christgläubigen. Der in der Nähe weilende Herzog Bernhard entsandte sofort Unterhändler, die ihnen eine Loskaufsumme in Aussicht stellten und eine Möglichkeit zu Besprechungen über friedlichen Ausgleich erbitten sollten. Darauf eingehend verlangten sie Friedenszusicherungen und eine unerhörte Summe. Wieviel dazu zunächst der Königs aufbrachte, wie reichlich dann aber auch alle Christen unseres Landes in Erfüllung ihrer menschlichen Pflicht bereitwilligst beitrugen, verag ich nicht zu schildern. Meine Mutter gab, schmerzlichst erschüttert, für die Befreiung ihrer Brüder alles, was sie besaß oder irgendwie aufbringen konnte.
    Als die verfluchte Räuberbande nun den größten Teil des gesammelten Geldes - ein gewaltiges Gewicht! - erhalten hatte, nahm sie für Heinrich seinen einzigen Sohn Siegfried, ferner Gerwand und Wolfram, für Aadalger aber dessen Oheim Dietrich und Olaf, den Sohn seiner Tante, und entließen ihre Gefangenen, um die Aufbringung des Rests der ihnen zugesagten Summe zu beschleunigen; nur Siegfried hielten sie fest. Da er keinen Sohn hatte, bat er meine Mutter, ihm mit einem ihrer Söhne zu helfen.
    Doch gerade an diesem Tage entrann Siegfried mit Gottes Hilfe trotz seiner schweren Wunden folgendermaßen der strengen Bewachung seiner Feinde. Nur mit Mühe konnte der Graf entrinnen; am sicheren Ufer fand er, wie zuvor verabredet, bereitgehaltene Pferde, und schleunigst ging es nach seiner Burg Harsefeld [an der Lühe südlich Stade], wo sein Bruder Heinrich und seine Gemahlin Adela [112 Gemahlin Siegfrieds, nach Ann. Saxo Tochter des Grafen Gero vom Nordthüringengau (III, 9).] sich aufhielten, ohne mit einer solchen Freude zu rechnen. Die feindlichen Verfolger aber drangen in die nahe dem Ufer liegende Burg Stade und suchten ihn voller Eifer an den verborgensten Orten. Als sie ihn nicht fanden, raubten sie den Frauen gewaltsam die Ohrringe und kehrten dann mißmutig um. In ihrer Wut warfen sie am nächsten Tage den Priester, meinen Vetter und alle übrigen Geiseln mit abgeschnittenen Nasen, Ohren und Händen in den Strom. Dann machten sie sich davon.
    Auch den darauf folgenden unersetztlichen Verlust darf ich nicht übergehen. Graf Heinrich, mein vor Christus und in dieser Welt sehr angesehner Oheim, entrichtete am 2. Oktober [1641016. Graf von Stade. - Necr. Mers.: 1. Oktober] unserer Doppelnatur seinem Zoll; wegen seiner Rechtschaffenheit bis ins Alter und seines seligen Endes darf man ihn glücklich preisen.
    In dieser Woche kamen unsere Großen in Goslar auf Befehl des Caesars in Goslar zusammen; hier wurde damals meinem Oheim Siegfried die Grafschaft seines Bruders Heinrich verliehen [199 + Oktober 1016 (VII, 46); Grafschaft Stade].

    Lampert von Hersfeld: Seite 36, "Annales/Annalen"

    Die Söhne des Grafen Heinrich [von Stade], Heinrich, Udo und Siegfried, kämpften mit Seeräubern; einer von diesen wurde getötet, zwei wurden gefangengenommen.

    oo Adela von Alsleben, Tochter des Grafen Gero, - 1.5.

    Kinder:
    - Lothar-Udo I. Markgraf der Nordmark nach 994-7.11.1057
    - Irmgard Äbtissin von Alsleben
    - Bertha Äbtissin von Alsleben - 8.12.

    Literatur:
    Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 266,268 - Annalen von Hildesheim ad a. 994 - Annalista Saxo: Reichschronik - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 3 Seite 6,126 - Chronik des Albert von Stade - Eickhoff Ekkehard: Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt. Klett-Cotta Stuttgart 1996 Seite 440,476 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 307 - Hucke, Richard: Die Grafen von Stade 990-1144, Stade 1956 - Lampert von Hersfeld: Annales/Annalen Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 2000 Seite 36 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 216 - Thietmar von Merseburg: Chronik Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1992 Seite 134,138-142,404,414 -


  11. 18.  von Stade, Gerburg Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Judith2, 1.Udo1) gestorben um 1000.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Arneburg [39596],Stendal,Sachsen-Anhalt,Deutschland; Gräfin von Arneburg

    Notizen:

    Gerburg von Stade
    Gräfin von Arneburg
    - um 1000
    Älteste Tochter des Grafen Heinrich I. der Kahle von Stade aus seiner 1. Ehe mit der Judith von Rheinfranken, Tochter von Graf Udo von der Wetterau

    Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 6, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VIII. 21. GERBERGE
    * ..., + ...

    Gemahl:
    ca 980
    Dietrich, Herr von Querfurt
    Anmerkungen: Seite 126
    VIII. 21. Gerberge

    E. G. Wolters in Stader Arch. N. F. 1,2.
    Daß Gerberge in zweiter Ehe mit dem Grafen Bruno von Braunschweig vermählt gewesen sei, ist eine Vermutung, die in den Quellen keine Begründung findet und völlig abzulehnen ist. [VIII 24]

    Thiele Andreas: Tafel 216, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte", Band I, Teilband 1 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser I

    GERTRUD
    + um 1000
    oo N.N. (= eventuell Dietrich von Querfurt)

    Hucke Richard: "Die Grafen von Stade"

    Als älteste Tochter aus der Ehe Heinrichs des Kahlen mit Judith nennt das Dyptichon eine Gerburg. Ihr Sohn war Bischof Dietrich von Münster (1011-1022) den Thietmar den "Sohn seiner Mutterschwester" nennt. Thiedrichs Vater wird nicht genannt. Es ist möglich, dass Thiedrich von väterlicher Seite her im Westfälischen begütert gewesen ist und dass die Kämpfe des Bischofs von Münster mit Graf Hermann und dessen Sohn Heinrich, von denen uns Thietmar erzählt, Familien- und Erbangelegenheiten.
    Die Hypothesen Holsteins, der Gerberga mit Dietrich von Querfurt verheiraten möchte und Uslar-Gleichen, der Brun von Braunschweig zu ihrem Gemahl erklärt, haben einer Nachprüfung nicht standgehalten. Gerburgs Gemahl kann nicht mehr ermittelt werden.

    oo Brun Graf von Arneburg - 27.11.978

    Kinder:
    - Dietrich Bischof von Münster (1011-23.1.1022) - 23.1.1022

    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 3 Seite 6,126 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 356 - Hucke, Richard: Die Grafen von Stade 990-1144, Stade 1956 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 - Thietmar von Merseburg: Chronik Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1992 Seite 406,466 Tafel 216


  12. 19.  von Stade, Hathui Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Judith2, 1.Udo1) wurde geboren in 958.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: ab 973, Heeslingen [27404],Rotenburg (Wümme),Niedersachsen,Deutschland; Äbtissin zu Heeslingen

    Notizen:

    Hathui von Stade
    Äbtissin zu Heeslingen ab 973
    958-
    2. Tochter des Grafen Heinrich I. der Kahle von Stade aus dem Hause der UDONEN aus seiner 1. Ehe mit der Judith von Rheinfranken, Tochter von Graf Udo von der Wetterau

    Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 6, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VIII. 22. HEDWIG, Äbtissin zu Heeslingen 973
    * 961, + ...
    Anmerkungen: Seite 126
    VIII. 22. Hedwig
    Äbtissin des Klosters Heeslingen 973, Thietmar 2, 42 [VIII 25]

    Thiele Andreas: Tafel 216, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte", Band I, Teilband 1 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser I

    HADWIG
    * um 958, + (?)
    Sie wird 973 erwähnt anläßlich der Erhebung zur Äbtissin zu Heeslingen durch ihren Patenonkel Kaiser OTTO DEN GROSSEN gegen erzbischöflichen Willen.

    Hucke, Richard: "Die Grafen von Stade 990-1144"

    Die zweite Tochter Heinrichs des Kahlen, Hathui, ein Patenkind OTTOS DES GROSSEN, wurde 973 auf Betreiben ihres Vaters, den der Kaiser unterstützte, zur Äbtissin des Klosters Heeslingen gewählt. Der Widerstand des Erzbischofs Adaldag von Bremen gegen diese Wahl entsprang im wesentlichen politischen Motiven, und die Jugend der Hathui, wird nur ein Vorwand gewesen sein. Der Zorn des Kirchenfürsten wuchs noch, als der Kaiser schon fünf Tage nach der Einführung der Hathui starb und die junge Äbtissin, der die Vogtwahl jetzt zustand, vermutlich ihren Vater, Heinrich den Kahlen, zum Vogt erwählt haben wird. - Das Todesdatum der Äbtissin ist unbekannt. Hathui errichtete in Heeslingen eine Kirche aus Findlingen, in der ihre Mutter Judith später beigesetzt wurde. Thietmar erwähnt den Mangel an (geeigenten) Bausteinen. Da der junge Geistliche 994 in Harsefeld war und auch einmal auf seiner eigenen Besitzung in Heeslingen weilte, wird er den Bau selbst gesehen haben. Die Frage, ob die heute in Heeslingen stehende eindrucksvolle Feldsteinkirche der gleiche Bau ist, welcher von den Stader Grafen am Ende des 10. Jahrhunderts begonnen wurde, ist endgültig nur durch eine genauere baugeschichtliche Untersuchung zu klären. Das Kloster wurde 1141 nach Zeven verlegt.

    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 3 Seite 6,126 - Hucke, Richard: Die Grafen von Stade 990-1144, Stade 1956 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 216 - Thietmar von Merseburg: Chronik Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1992 Seite 80 -


  13. 20.  von Stade, Cunigunde Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Judith2, 1.Udo1) wurde geboren um 958; gestorben am 13 Jul 997 in Bebertal [39343],Börde,Sachsen-Anhalt,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Walbeck [39356],Börde,Sachsen-Anhalt,Deutschland; Gräfin von Walbeck

    Notizen:

    Cunigunde von Stade
    Gräfin von Walbeck
    um 958-13.7.997 Burg Germersleben
    Tochter des Grafen Heinrich I. der Kahle von Stade aus dem Hause der UDONEN aus seiner 1. Ehe mit der Judith von Rheinfranken, Tochter von Graf Udo von der Wetterau

    Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 6, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VIII. 20. KUNIGUNDE
    * ca. 950, + 997 13. VII.
    Gemahl:
    ca 970
    SIEGFRIED, Graf von Walbeck + 990 15. III.

    Anmerkungen: Seite 126
    VIII. 20. Kunigunde

    Thietmar 4, 11 Todeszeit 4, 26 [VIII 23]

    Thiele Andreas: Tafel 216, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte", Band I, Teilband 1 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser I

    KUNIGUNDE + 997
    oo SIEGFRIED I. Graf von Walbeck + 991

    Werner Karl Ferdinand: Seite 477, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    21-26
    Zu den Angehörigen des Hauses der "Grafen von Stade" ist zunächst auf ein Mißverständnis von Brandenburg aufmerksam zu machen (Hinweis meines Assistenten, Herrn Atsma): Brandenburg hat Thietmar IV, 25 so aufgefaßt, als sei die dort genannte Adela/Ethela Gattin Heinrichs II. von Stade. Diese Tochter des Grafen Gero war aber Gattin des Grafen Siegfried von Stade. Damit nicht genug, bringt Brandenburg die gleiche Adela, mit demselben Terminus ante der Eheschließung "vor 994" zu Siegfried noch einmal! Im übrigen habe ich die Daten im Anschluß an das Buch von Richard G. Hucke, Die Grafen von Stade 944-1144, Stade 1956, in folgenden Punkten berichtigt:
    Durch das berichtigte Todesdatum von Heinrichs II. Vater Heinrich (siehe oben Anmerkung VII, 14) ergibt sich c 975/76 als Zeitpunkt des Regierungsantritts Heinrichs II. Seine bei Brandenburg nicht erwähnte Frau hieß Mechthild, stammte aus Schwaben und starb an einem X 19 (Hucke 16).
    Das Ehedatum seiner Schwester Kunigund ist gegenüber "c 970" bei Brandenburg zu präzisieren auf 972 Ende (Hucke 24, der als Geburtsjahr dieser Mutter Thietmars von Merseburg c 959/60 annimmt, während Brandenburg an c 950 gedacht hatte). Kunigunds Gemahl, Graf Siegfried von Walbeck, starb 991 III 15, nicht 990 III 15, wie Brandenburg angibt (Hucke 25). -
    Siegfried folgte seinem 1016 verstorbenen Bruder, Heinrich II., durch die 1017 erfolgte kaiserliche Verleihung (Hucke 16) in der Grafschaft zwischen Niederelbe und Niederweser, die, wie wir schon oben Anmerkung VII, 14 erwähnten, nach dem späteren dauernden Sitz der Grafen "Grafschaft Stade" genannt wird.
    Nicht in dieser Grafschaft war, im Gegensatz zur Angabe Brandenburgs VIII, 19, Udo, der zweitälteste der Brüder, Graf. Von ihm stammen die späteren Grafen von Catlenburg ab (Hucke 16-20).
    Siegfried, den Brandenburg unnötig "Siegfried II." nennt, starb 1037, aber nicht am 1. Mai, wie Brandenburg angibt, sondern am 6. Januar (Hucke 21, Anmerkung 119, wo Lappenbergs Angabe MG SS 16, 379 berichtigt wird, der Brandenburg offenbar gefolgt war). Für seine Gattin Adela gibt Hucke 21, Anmerkung 120 den bei Brandenburg fehlenden Todestag V 1.
    Zu streichen ist endlich die von Brandenburg VIII, 24, wenn auch mit Fragezeichen, aufgeführte Hildegard, Gattin Herzog Bernhards von Sachsen. Sie ist die Tochter ihrer gleichnamigen Mutter, der zweiten Gemahlin Heinrichs I. "von Stade" (Hucke 15,26), hat also mit der karolingischen Abkunft, die dem Grafenhause ja durch Heinrichs erste Gattin Judith zugeführt wurde, nichts zu tun.

    Hucke, Richard: "Die Grafen von Stade 990-1144"

    Der berühmteste Sohn aus Cunigundes Ehe mit dem Grafen Siegfried von Walbeck, der Geschichtsschreiber Thietmar, wurde als ihr dritte Sohn am 25. Juli 975 geboren. Cunigunde heiratete erst Ende des Jahres 972. Da sie nach dem sonst zuverlässigen Dyptichon als jüngere Schwester der Äbtissin Hathui erscheint, ist es ausgeschlossen, dass Thietmars Angabe über das Alter der Äbtissin, die nach ihm im Jahre 973 kaum 12 Jahre alt gewesen sein soll, stimmt. Wäre Hathui wirklich so jung gewesen, hätte ihre noch jüngere Schwester Cunigunde bereits im Alter von 11 Jahren ihren ersten Sohn geboren. Es ist daher anzunehmen, dass sowohl Cunigunde, als auch Hathui im Jahre 973 etwa 14-15 Jahre alt waren.
    Thietmars Mutter starb am 13. Juli 997. Der Großvater Siegfrieds, Luder, fiel zusammen mit seinem Stader Namensvetter 929 bei Lenzen. Luders Sohn Lothar beteiligte sich 941/42 am Aufstand gegen OTTO DES GROSSEN, erlangte aber wieder die Gunst des Kaisers. Er ist der Gründer des Stiftes Walbeck.
    Aus Cunigundes Ehe mit Siegfried gingen fünf Söhne hervor:
    Heinrich folgte seinem Vater in der Grafschaft, Friedrich wird vom sächsischen Annalisten als Burggraf von Magdeburg bezeichnet, obwohl Thietmar selbst seinen Bruder niemals als solchen erwähnt. Aber vielleicht hat Friedrich das Amt erst nach dem Tode des Bischofs erhalten. In diesem Zusammenhang sei eine wenig beachtete Sache vermerkt, die das Verhältnis der WALBECKER zum Magdeburger Kloster Berge erläutert. Auf Betreiben Siegfrieds, der dort von 1009-1022 Abt war, stifteten Thietmar, Heinrich und Friedrich drei Hufen und wurden in die Brüderschaft des Klosters aufgenommen. Als dritter Sohn Cunigundes folgt Thietmar, der 1009 von König HEINRICH II. zum Bischof des wiedererrichteten Bistums Merseburg ernannt wurde. Er starb 1018. Sein jüngerer Bruder Siegfried, Abt im Kloster Berge, wurde 1022 Nachfolger seines Vetters auf dem Bischofsstuhl von Münster (+ 1032). Der fünfte Sohn endlich, Bruno, war von 1034-21. August 1049 Bischof von Verden. Bruno bekämpfte mit seinem Onkel, Graf Siegfried von Stade, und dessen Sohn Luder-Udo, den Bremer Erzbischof Bezelin Aldebrand, einen der schärfsten Gegner des STADER Grafenhauses.
    Als sechtes Kind aus der Ehe Cunigundes mit Siegfried von Walbeck nennt der Sächsische Annalist einmal eine Oda. An einer anderen Stelle zählt er wie die Magdeburger Annalen, nur die fünf Söhne auf. Aus weiteren Erwägungen geht hervor, dass diese Oda und ihr Vater Siegfried wesentlich später gelebt haben müssen. Siegfried starb 991, demnach könnte Oda noch 992 geboren sein. Aber andererseits soll sie die Mutter Gebhards von Heinsberg sein, der frühestens 1108 [Albert 1144 p 326 gibt zwar an, dass Irmgard erst nach dem Tode ihres Sohnes Heinrich von Stade, das heißt nach 1128, wieder heiratet. Dagegen wendete Bollnow p 20 mit Recht ein, dass Irmgard, wenn wir Heinrichs Geburt 1102 ansetzen, bei der Geburt ihrer Tochter Ude/Oda, die dann erst um 1130 geboren wurde, bereits 45-50 Jahre alt gewesen sei. Gänzlich unmöglich wäre dann auch, dass Irmgards Sohn aus ihrer 2. Ehe (mit Gerhard) bereits als 7/8-jähriger 1137 auf LOTHARS Italienzug in Bari fiel. Wir setzen deshalb Irmgards zweite Ehe um 1108 an.] die Witwe des 1106 verstorbenen Markgrafen Luder-Udo III. von Stade, Irmgard heiratet, während ein anderer Sohn Odas, namens Goswin von Heinsberg, als Vater des berühmten Philipp von Heinsberg Erzbischof von Köln (1167-1191) bekannt ist [Oda wird als Großmutter des Kölners genannt in den Regesten der Erzbischöfe von Köln, 952 zu 1170 ed. Kipping; vgl. Lacomblet I 436]. Oda kann deshalb erst um 1100 gelebt haben und ihr Vater muß ein jüngerer Siegfried von Walbeck sein [Wie erwähnt, spricht der A S zu 1032 und 1049 von einer Judith als Frau Siegfrieds I. Vielleicht heißt die Frau des jüngeren Siegfried so.].
    Wahrscheinlich ist es der in einer Urkunde von 1087 auftretenden Graf Siegfried. Wie dieser verwandtschaftlich mit seinem Namensvetter zusammenhängt, konnte noch nicht sicher geklärt werden. Vermutlich war er ein Enkel des älteren Siegfried, das heißt, ein Sohn Heinrichs. Starke stellt einen großem Teil des Walbecker Eigengutes bei ihm fest.

    Nach dem Tode ihrer Schwiegermutter Mathilde setzte die Erbauseinandersetzung ein, da Lothar und Siegfrieds Söhne zu gleichen Teilen erbten. Lothar versuchte, Kunigunde um das Erbe zu bringen. Es bedurfte des kaiserlichen Eingreifens, um sie wieder in ihren rechtmäßigen Besitz zu setzen.

    Thietmar von Merseburg: Seite 132,140,154, "Chronik"

    Außer seiner Gattin Kunigunde [von Stade, Thietmars Mutter. Vgl. Stammtafel] beweinte ihn seine in vorbildlicher Rechtschaffenheit ehrwürdige Mutter Mathilde, die ihm bald nachfolgen sollte. Ja, sie erwartete nun, all ihres Trostes beraubt, in tiefer Trauer ihren letzten Tag und ging am 3. Dezember des gleichen Jahres gläubig ein zu Christus, im Jahre 996 der Fleischwerdung des Herrn. Mein Oheim Liuthar [später Markgraf der sächsischen Nordmark, Bruder Siegfrieds von Walbeck, vgk. III, 9.] aber, unser Miterbe zu gleichen teilen, erneuerte meiner Mutter den alten Schmerz und fügte ihr viel Leid zu; obwohl sie von ihrer Mutter seiner starken Hut anvertraut war, suchte er sie doch aller Besitzungen Siegfrieds zu berauben. Aber wozu sich dabei aufhalten? Des Kaisers Hilfe gab ihr alles zurück.
    Meine Mutter gab, schmerzlichst erschüttert, für die Befreiung ihrer Brüder alles, was sie besaß oder irgendwie aufbringen konnte. Da Siegfried keinen Sohn hatte, bat mer meine Mutter, ihm mit einem ihrer Söhne zu helfen. In der Absicht, diese dringende Bitte zu erfüllen, schickte sie sogleich einen Boten zu Abt Rikdag, um mit dessen Erlaubnis meinen Bruder Siegfried zu holen.
    Neun Tage nach diesem blutigen Überfall starb meine Mutter Kunigunde am 13. Juli in der Burg Germersleben [11 Zage später! - bei Markt-Alvensleben].

    972 oo Siegfried Graf von Walbeck - 15.3.991
    Kinder:
    - Heinrich Graf von Walbeck 973-25.11.
    - Friedrich Burgraf von Magdeburg 974- nach 1012
    - Thietmar Bischof von Merseburg (1009-1018) 25.7.975-1.12.1018
    - Siegfried Bischof von Münster (1022-1032) - 27.11.1032
    - Brun II. Bischof von Verden (1034-1049) - 20.8.1049

    Literatur:
    Annalen von Magdeburg ad a. 968 - Annalista Saxo: Reichschronik Seite 38 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 3 Seite 6 - Eickhoff Ekkehard: Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt. Klett-Cotta Stuttgart 1996 Seite 440 - Hucke, Richard: Die Grafen von Stade 990-1144, Stade 1956 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 216 - Thietmar von Merseburg: Chronik Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1992 Seite 108,132,140,154,216,292,390,448 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 477 -

    Gestorben:
    Burg Germersleben

    Cunigunde heiratete von Walbeck, Siegfried in 972. Siegfried (Sohn von von Walbeck, Lothar II. und von Arneburg, Mathilde) wurde geboren in 945/950; gestorben am 15 Mrz 991 in Walbeck [39356],Börde,Sachsen-Anhalt,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 38. von Walbeck, Heinrich  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 973; gestorben in 1002.
    2. 39. von Walbeck, Friedrich  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 974; gestorben nach 1012.
    3. 40. von Merseburg, Thietmar  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 25 Jul 975 in Walbeck [39356],Börde,Sachsen-Anhalt,Deutschland; gestorben am 1 Dez 1018 in Merseburg [06217],Saalekreis,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Merseburg [06217],Saalekreis,Sachsen-Anhalt,Deutschland.
    4. 41. von Walbeck, Siegfried  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben am 27 Nov 1032.
    5. 42. von Verden, Brun II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 980; gestorben am 20 Aug 1049.

  14. 21.  von der Wetterau, Irmintrud Graphische Anzeige der Nachkommen (7.Heribert2, 1.Udo1)

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Luxemburg; Gräfin von Luxemburg

    Notizen:

    Irmintrud von der Wetterau
    Gräfin von Luxemburg
    Tochter des Grafen Heribert von der Wetterau aus dem Hause der KONRADINER und der Irmintrud, Tochter von Graf Megingoz

    Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 6, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VIII. 16. N. (Tochter)
    Gemahl:
    vor 995
    Friedrich, Graf von Luxemburg (siehe VIII 45) + 1019
    Anmerkungen: Seite 125
    VIII. 16. Tochter.
    Vermählung zu erschließen aus dem Alter der Tochter (siehe IX 22). [VIII 20]

    Werner Karl Ferdinand: Seite 476, Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)

    VIII. Generation 18-20

    Zu den Söhnen Heriberts vgl. auch Renn 114f., u. ö.
    Zu Gebhard kann dem Todesjahr 1016 (Druckfehler "1916" auf der Tafel Brandenburg VIII, 14, in der Neuauflage 1964 berichtigt) der Todestag XI 8 aus dem Merseburger Nekrolog hinzugefügt werden, vgl. W. Trillmich in seiner Ausgabe der Chronik Thietmars, 1957, 407, Anmerkung 174 ("Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte").
    Zu Otto "von Hammerstein", berühmt durch den Streit um seine Ehe mit der ihm naheverwandten Ermengard/Irmgard (die bei Brandenburg IX, 87 zu Unrecht unter den wahrscheinlichen Nachkommen steht), ist gegenüber Brandenburg nachzutragen, daß Otto 1035 als Graf in der Wetterau nachweisbar ist, vgl. Gensicke, Landesgeschichte des Westerwaldes 1958, 49 (Hinweis meines Assistenten Hartmut Atsma)
    Zur Ehe einer Tochter Heriberts mit Friedrich von Lützelburg siehe Renn 44ff.
    Mit Fragezeichen bringt Brandenburg VIII, 17 eine Tochter Gerberga, deren Nachkommen aus der Ehe mit Heinrich, Markgraf von Schweinfurt, bei Brandenburg unter den wahrscheinlichen Nachkommen Karls des Großen erscheinen (Brandenburg IX, 74-76; X, 91-106, Seite 65, vgl. ferner Seite 72 bis 77). Zu dieser Nachkommenschaft Heinrichs von Schweinfurt, des Gegners Kaiser HEINRICHS II., und seiner namentlich beglaubigten Gattin Gerberga (Thietmar V, 34) gehören unter anderem die Herzöge von Sachsen, die Herzöge von Böhmen und Mähren, die Herzöge und Könige von Polen. Die Hypothese, der Brandenburg sich, wenn auch mit dem erwähnten Vorbehalt, angeschlossen hat, beruht auf der Identifizierung eines bei Thietmar V, 35 genannten Bruders der Gerberga, Gattin Heinrichs von Schweinfurt, mit Namen Otto, mit Otto "von Hammerstein". Das Namensgut der Nachkommenschaft, von Brandenburg zur Klärung der Frage nicht herangezogen, ist außerordentlich aufschlußreich. Auf der einen Seite scheint es die Hypothese zu bestätigen, auf der anderen Seite führt es zu anderen Annahmen. Neben eindeutig konradinischen Namen (Hermann, Ida, Otto und Konrad) und KAROLINGER-Frauennamen (Judith, Gisela), vor allem aber dem HERIBERTINER-Frauennamen Beatrix, Namengut also, das sämtlich genau der von Brandenburg vermuteten Abkunft entspräche - begegnet der eindeutig bestimmbare Name Alberada, der auf eine andere Verbindung der Namengruppe Otto-Gerberga mit HERIBERTINERN hinweist! Denn Gerberga, die Schwester OTTOS DES GROSSEN, heiratete in erster Ehe Giselbert von Lothringen, dessen Mutter Alberada hieß. Eine von Gerbergas Töchtern hieß wiederum Alberada, eine andere Gerberga, und diese letztere heiratete den HERIBERTINER Albert von Vermandois. Aus einer Verbindung dieses Hauses mit KONRADINERN müßte das Geschwisterpaar Otto-Gerberga, Schwager und Gattin also Heinrichs von Schweinfurt, hervorgegangen sein. An der Abkunft aus dem Kreise der fränkischen Hochadelsfamilien, die zur karolingischen Deszendenz in weiblicher (und im Falle des Hauses der HERIBERTINER in männlicher) Linie gehören, kann kein Zweifel bestehen. Da uns die Aszendenz von Otto und Gerberga im einzelnen unbekannt ist, führe ich sie am Ende der 8. Generation auf.
    Irmintrud war die Erbin von Gleiberg.

    Trillmich Werner: "Kaiser Konrad II. und seine Zeit"

    Friedrichs Gemahlin erbte von ihrer Mutter aus dem Hause BRABANT die Vogtei von St. Truiden. Ihr Sohn Friedrich errichtete zwischen Eupen und Lüttich 1064 die Burg Limburg.

    Renn, Heinz: Seite 106,114, "Das erste Luxemburger Grafenhaus"

    Den Namen von Friedrichs Gemahlin kennen wir nicht. Depoin glaubt sie Gisela nennen zu dürfen. Doch das Vorkommen einer Gräfin Geila im Nekrolog von Echternach allein rechtfertigt diese Annahme nicht. Wichtiger als den Namen zu kennen, ist zu wissen, aus welchem Geschlecht die Ahnfrau der späteren Grafen von Luxemburg stammt. Ihre Vorfahren mütterlicherseits teilt uns die Klosterschwester Berta, die Schwester des Abtes Wolfhelm von Brauweiler, mit, in der von ihr um 1057 verfaßten Lebensbeschreibung der Äbtissin Adelheid von Vilich (das gegenüber von Bonn am rechten Rheinufer liegt). Die Schreiberin fußt auf Mitteilungen der Engilrada, Adelheids Kammerfrau, und auf den Nachrichten von Klosterschwestern, welche Adelheid, die ungefähr 40 Jahre vor der Abfassung der Vita aus dem Leben geschieden ist, wohl noch gekannt haben.
    Der Vater Ottos von Hammerstein, der Graf Heribert von der Wetterau, stammt nämlich aus rheinfränkischem Geschlecht und hat zahlreiche Besitzungen an der Lahn. Den Gleiberg konnte also seine Tochter, die Gemahlin des LUXEMBURGERS, als väterlichen Erbbesitz mitbringen. Wir haben sogar einen urkundlichen Beleg dafür, daß Friedrichs Gemahlin aus dem salischen Geschlecht herstammt; ihre Tochter Imiza wird ausdrücklich bezeichnet als "de gente Salica". Auch die Namen Imiza, Hermann und Gisela, die wir jetzt in der luxemburgischen Familie vorfinden, weisen auf das konradinische Geschlecht hin. Heribert stammt mütterlicherseits in direkter Linie von KARL DEM GROSSEN ab. So sind die Nachkommen Friedrichs vom Moselgau nicht nur väterlicherseits, sondern auch durch ihre Mutter aus Gleiberg Nachkommen des großen KAROLINGERS.
    Wir sehen also, daß die Gräfin von Luxemburg durch ihre Mutter Irmintrud und durch ihren Vater Heribert im dritten bzw. zweiten und dritten Grade mit Kaiser KONRAD und seiner Gemahlin Gisela blutsverwandt ist.
    Graf Friedrich muß seine Gattin bereits um 985-990 heimgeführt haben; denn ihre Tochter Otgiva hat einen Sohn, der bereits 1028 in Paris die Hochzeit feiert mit Adelheid, der Tochter Roberts II. von Frankreich und seiner dritten Gemahlin Konstanze.



    985/90 oo Friedrich Graf von Luxemburg 965 - 1019

    Kinder:

    - Heinrich II. Graf von Luxemburg ca 1005-14.10.1047
    - Friedrich II. Herzog von Nieder-Lothringen ca 1005-18.5.1065
    - Adalbero III. Bischof von Metz (1047-1072) ca 1010-13.11.1072
    - Giselbert Graf von Luxemburg ca 1005-14.8.1056/59
    - Otgiva ca. 995-21.2.1030
    ca 1015 oo Balduin IV. Graf von Flandern 980-30.5.1035
    - Dietrich Graf von Luxemburg 1036 und 1045 erwähnt, ca 1015-
    - Hermann I. Graf von Gleiberg ca 1015- nach 1075
    - Irmtrud (Imiza) ca 990-2.3. nach 1055
    1005 oo Welf II. Graf von Altdorf 960/70-10.3.1030
    - Oda Äbtissin von Luneville
    - Gisela - 21.5. nach 1058
    oo Rudolf von Gent Herr zu Alost - vor 1056


    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 3, Seite 6,125 - Renn, Heinz: Das erste Luxemburger Grafenhaus Seite 106,114 - Trillmich Werner: Kaiser Konrad II. und seine Zeit. Europa Union Verlag Bonn 1991 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 476 -

    Irmintrud heiratete von Luxemburg, Friedrich I. in 985/990. Friedrich (Sohn von von Luxemburg, Siegfried I. und Hadwig) wurde geboren in 965; gestorben in 1019. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 43. von Luxemburg, Oda  Graphische Anzeige der Nachkommen
    2. 44. von Luxemburg, Gisela  Graphische Anzeige der Nachkommen
    3. 45. von Luxemburg, Otgiva  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 995; gestorben am 21 Feb 1030.
    4. 46. von Luxemburg, Giselbert  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 997; gestorben in 1056/1059.
    5. 47. von Gleiberg, Hermann I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 997; gestorben um 1062.
    6. 48. von Luxemburg, Heinrich II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1005; gestorben am 14 Okt 1047; wurde beigesetzt in Trier [54290],Trier,Rheinland-Pfalz,Deutschland.
    7. 49. von Lothringen, Friedrich II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 1005; gestorben in 1065; wurde beigesetzt in Stablo [4970],Wallonien,Belgien.
    8. 50. von Luxemburg, Adalbero III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 1010; gestorben am 13 Nov 1072.
    9. 51. von Luxemburg, Dietrich  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1015; gestorben nach 1045.

  15. 22.  Gebhard Graphische Anzeige der Nachkommen (7.Heribert2, 1.Udo1) wurde geboren um 965/970; gestorben am 8 Nov 1016.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Kinziggau,Hessen,Deutschland; Graf im Kinziggau

    Notizen:

    Gebhard Graf im Kinziggau
    ca 965/70-8.11.1016

    Ältester Sohn des Grafen Heribert im Kinziggau und der Irmentrud, Tochter von Graf Megingoz; Bruder des Grafen Otto von Hammerstein

    Brandenburg Erich: Tafel 3, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VIII. Generation 14.
    Gebhard, Graf 997 + 1016
    Anmerkungen: Seite 125
    VIII. 14. Gebhard
    Abkunft und Todesjahr Thietmar 7, 34. [VIII 18]
    Ergänzung (Wolf): Gebhard, + 1016 XI. 8.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 476, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VIII. Generation 18-20

    Zu den Söhnen Heriberts vgl. auch Renn 114f., u. ö.
    Zu Gebhard kann dem Todesjahr 1016 (Druckfehler "1916" auf der Tafel Brandenburg VIII, 14, in der Neuauflage 1964 berichtigt) der Todestag XI 8 aus dem Merseburger Nekrolog hinzugefügt werden, vgl. W. Trillmich in seiner Ausgabe der Chronik Thietmars, 1957, 407, Anmerkung 174 ("Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte").
    Zu Otto "von Hammerstein", berühmt durch den Streit um seine Ehe mit der ihm naheverwandten Ermengard/Irmgard (die bei Brandenburg IX, 87 zu Unrecht unter den wahrscheinlichen Nachkommen steht), ist gegenüber Brandenburg nachzutragen, daß Otto 1035 als Graf in der Wetterau nachweisbar ist, vgl. Gensicke, Landesgeschichte des Westerwaldes 1958, 49 (Hinweis meines Assistenten Hartmut Atsma)
    Zur Ehe einer Tochter Heriberts mit Friedrich von Lützelburg siehe Renn 44ff.
    Mit Fragezeichen bringt Brandenburg VIII, 17 eine Tochter Gerberga, deren Nachkommen aus der Ehe mit Heinrich, Markgraf von Schweinfurt, bei Brandenburg unter den wahrscheinlichen Nachkommen Karls des Großen erscheinen (Brandenburg IX, 74-76; X, 91-106, Seite 65, vgl. ferner Seite 72 bis 77). Zu dieser Nachkommenschaft Heinrichs von Schweinfurt, des Gegners Kaiser HEINRICHS II., und seiner namentlich beglaubigten Gattin Gerberga (Thietmar V, 34) gehören unter anderem die Herzöge von Sachsen, die Herzöge von Böhmen und Mähren, die Herzöge und Könige von Polen. Die Hypothese, der Brandenburg sich, wenn auch mit dem erwähnten Vorbehalt, angeschlossen hat, beruht auf der Identifizierung eines bei Thietmar V, 35 genannten Bruders der Gerberga, Gattin Heinrichs von Schweinfurt, mit Namen Otto, mit Otto "von Hammerstein".
    Das Namensgut der Nachkommenschaft, von Brandenburg zur Klärung der Frage nicht herangezogen, ist außerordentlich aufschlußreich. Auf der einen Seite scheint es die Hypothese zu bestätigen, auf der anderen Seite führt es zu anderen Annahmen. Neben eindeutig konradinischen Namen (Hermann, Ida, Otto und Konrad) und KAROLINGER-Frauennamen (Judith, Gisela), vor allem aber dem HERIBERTINER-Frauennamen Beatrix, Namengut also, das sämtlich genau der von Brandenburg vermuteten Abkunft entspräche - begegnet der eindeutig bestimmbare Name Alberada, der auf eine andere Verbindung der Namengruppe Otto-Gerberga mit HERIBERTINERN hinweist! Denn Gerberga, die Schwester OTTOS DES GROSSEN, heiratete in erster Ehe Giselbert von Lothringen, dessen Mutter Alberada hieß. Eine von Gerbergas Töchtern hieß wiederum Alberada, eine andere Gerberga, und diese letztere heiratete den HERIBERTINER Albert von Vermandois. Aus einer Verbindung dieses Hauses mit KONRADINERN müßte das Geschwisterpaar Otto-Gerberga, Schwager und Gattin also Heinrichs von Schweinfurt, hervorgegangen sein. An der Abkunft aus dem Kreise der fränkischen Hochadelsfamilien, die zur karolingischen Deszendenz in weiblicher (und im Falle des Hauses der HERIBERTINER in männlicher) Linie gehören, kann kein Zweifel bestehen. Da uns die Aszendenz von Otto und Gerberga im einzelnen unbekannt ist, führe ich sie am Ende der 8. Generation auf.

    Althoff Gerd: Seite 422, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    G 156 Me: 8.11. Geueherdus com + 1016 KONRADINER

    (Es.) Thietmar von Merseburg VII, 49 berichtet vom Tod des Grafen im Gefolge HEINRICHS II. und von seinem persönlichen Vertrauensverhältnis zum Kaiser. Gebhard stammt aus der konradinischen Familie und war der Bruder Ottos von Hammerstein; vgl. BG Nr. 1895a.

    Glocker Winfrid: Seite 333, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VII. Generation 101
    Gebhard, Graf
    * 970, + 1016 XI 8

    Vgl. Werner VIII, 18 und Hlawitschka, Anfänge Seite 46 Anmerkung 4.
    Bischof Thietmar von Merseburg berichtet vom Tod des Grafen im Gefolge HEINRICHS II. und von seinem persönlichen Vertrauensverhältnis zum Kaiser.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 46 Anm. 4,48,49, "Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert."

    Zum 1016 verstorbenen Gevehardus, Heriberti comitis filius, nepos meus vgl. lib. VII c. 49 (Seite 458); zu Conradus Suevorum ductor egreius ac eiusdem frater Heribertus comes lib. IV c. 60 (Seite 200), zu Heribert comitis folio Ottone vgl. lib. V c. 24 (Seite 249); in lib. V c. 35 (Seite 260) wird Gerberga als Schwester Ottos von Hammerstein und im Kapitel vorher (Seite 258) als Gemahlin des Markgrafen Heinrich von Schweinfurt genannt (R. Holtzmann hält indes in einer Fußnote seiner Edition die Identifizierung des hier genannten Otto mit Otto von Hammerstein für fraglich); zu Udo II. als matris meae avunculus vgl. lib. III c. 20 (Seite 124) und zu Herzog Hermann II. von Schwaben, den matris meae avunculis filius, lib. V c. 22 (Seite 247); Herzog Hermann II. war nach den Einsiedler Annalen (MG SS III Seite 144) ein Sohn seines Amtsvorgängers Konrad von Schwaben, der oben schon einmal als Bruder Heribertsangeführt worden ist.
    Das Filiationsverhältnis Gebhards zu Udo I. ist bezeugt von Widukind von Corvey, Sachsengeschichte lib. II c. 11, ed. Lohmann-Hirsch, MG SS rer. Germ. (1935) Seite 75: Interfectus est atem (938) ibi Gevehardus Udonis filius, fratris Herimanni ducis; indessen ist die Filiation von Udo I. zu Konrad, Udo II., Heribert und Judith nicht ausdrücklich überliefert. Bekannt ist immerhin, daß Udo I. - wie der Contin. Reginonis ad 949, ed. F. Kurze, MG SS rer. Germ. Seite 164 bezeugt - bei seinem Tode permissu regis, quicquid beneficii aut prefecturarum habuit, quasi heredidatem inter filios divisit, daß er also mehrere Söhne hatte. Wenn nun Konrad und Heribert in Udos I. rheinfränkischem Bereich nachfolgen, sieht, so darf man sie doch wohl als jene filii Udos ansprechen. Außerdem dürfte die Ausbreitung des Namens Udo bei den Grafen von Stade nach der Ehe Heinrichs I. von Stade und Judiths für Judiths Herleitung von Udo I. von der Wetterau und dem Rheingau sprechen. Eine letzte Sicherung erhält die Voranstellung Udos I. letztlich noch durch die erst auf den nächsten Seiten zu besprechende genealogische Notiz aus dem Zusammenhang des Hammersteinischen Eheprozesses.
    Gegen dieses System hat jüngst K. Schmid, Probleme um den "Grafen Kuno von Öhningen", in Dorf und Stift Öhningen, hg. von H. Berner (1966) Seite 87f., gewisse Bedenken angemeldet. Er weist darauf hin, daß Udos I. bezeugter Sohn Gebhard bereits 938 im Kampfe fiel, er also schon kurz vor 920 geboren sein dürfte, während Konrad, der als sein Bruder anzusetzen ist, doch erst 982 Herzog von Schwaben geworden ist und 997 starb. Nach den gleichen Beobachtungen hatte schon E. Kimpen, Zur Königsgenealogie der Karolinger- bis zur Stauferzeit, in: ZGO NF 64 (1955) Seite 65, vorgeschlagen, Udo II. als den Vater Heriberts und Herzog Konrads von Schwaben anzusehen. Eine solche Erwägung scheitert aber an Thietmars oben zitierten Angabe über Udo II. als matris meae avunculus - er müßte matris meae avus genannt worden sein, wenn man nicht auch Judith mit Udo II. eine Generation über Konrad und Heribert stellen will - bzw., wenn man Judith als Schwester Udos II. auffaßt, daran, daß Herzog Hermann II. von Schwaben bei Thietmar als matris meae avunculi filius - nicht nepos! - erscheint.
    Die angeführten chronologischen Erwägungen machen indessen die obige Zusammenfügung der Einzelteile nicht unmöglich; und deshalb haben sich jüngst sowohl K. F. Werner, Die Nachkommen Karls des Großen, in: Karl der Große IV (1967) Seite 463, als auch H. Jakobs, Der Adel in der Klosterreform von St. Blasien (1968) Seite 176ff., weiter zur herkömmlichen Anordnung bekannt. Man hat für die im Stemma genannten Personen etwa folgende Lebensdaten anzunehmen, wobei ich mich an die von K. F. Werner aus den weiteren Zusammenhängen gewonnenen Daten anlehne:
    Udo I. * ca. 895/900 (beim Tode des Vaters 910 nach Contin. Regin. ad 910 noch puer), + 949
    Gebhard * ca. 918/20, + 938
    Konrad von Schwaben * ca. 920/25, + 997
    Udo II. * ca. 925/30, + 982
    Heribert * ca. 930, + 992
    Judith * 925, + wohl vor 973
    Heinrich I. von Stade * 925/30, + wohl 975/76
    Hermann II.von Schwaben * 945/50, + 1003
    Gerberga * 970
    Heinrich von Schweinfurt * ca. 970, + 1017
    Gebhard * ca. 970, + 1016
    Otto von Hammerstein * ca. 975, + ca. 1036
    Siegfried von Walbeck * ca. 950/55, oo 972/73, + 991
    Kunigunde + 955, + 997
    Thietmar von Merseburg + 975, +1018
    Die Frage, ob Hermann II. von Schwaben ein Sohn Herzog Konrads von Schwaben (Beleg siehe oben) oder Udos II. war - dieses meint der erst in der Mitte des 12. Jahrhunderts tätige Annalista Saxo ad 1002 (MG SS VI Seite 650): Erat hic Herimannus filius Udonis ducis, qui aput Calabriam cum multis occubuit -, darf wohl im Sinne der zeitgenössischen und ortsnäheren Ann. Einsidlenses ad 997 beantwortet werden. Gestützt wird die Aussage der Einsiedler Annalen indessen noch durch einen Reichenauer Gedenkeintrag; zu diesem und seiner Interpretation vgl. H. Schwarmaier, Reichenauer Gedenkeinträge aus der Zeit König Konrads II., in: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 22 (1963) Seite 18ff.
    Nachdem der Wetteraugraf und Bruder Ottos von Hammerstein, Gebhard, Anfang 1016 verstorben war, trat Otto von Hammerstein am 18. Mai 1016 bei einer Schenkung HEINRICHS II. als Graf der Wetterau auf. Am 8. Mai 1017 sehen wir aber Bruning in der gleichen Gegend als Graf.

    Thietmar von Merseburg: Seite 406, "Chronik"

    Währenddessen verließ der Kaiser Burgund; sobald er vom Verlauf der ganzen Angelegenheit erfuhr, trat er schleunigst zu Schiff die Reise dorthin an. Auf dieser Fahrt verstarb mein Vetter Gebhard, Graf Heriberts Sohn [Vgl. IV, 60, Bruder Ottos von Hammerstein - Necr. Mers.: 8. November], der bei des Königs Majestät damals viel galt und sich durch große Rechtschaffenheit auszeichnete; er ließ den Kaiser und alle seine Landsleute in großer Trauer zurück.

    Weinfurter, Stefan: Seite 199, "Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten."

    Ähnliches gilt für die mächtige rhein- und mainfränkische Adelsfamilie der KONRADINER. In weiblicher Linie gehörte ihr Erzbischof Heribert von Köln an, der große Gegner HEINRICHS II., mit dem er sich erst zu Ende seines Lebens 1021 aussöhnte. Eine Kernzone konradinischer Interessen bildete das Herzogtum von Schwaben: Auch über den Tod des jungen Herzogs Hermann III. (1012), des letzten männlichen Vertreters der schwäbischen Linie, hinaus blieb dort die Gegnerschaft zu HEINRICH II. bestehen. Die Führung im KONRADINER-Clan aber hatte, bis zu seinem Tod 992, vor allem bei Heribert gelegen, dem Grafen im hessischen Kinziggau, im Engersgau und in der Wetterau. Von seinen Söhnen starb der eine Gebhard, 1016. Über ihn berichtet Thietmar, er habe bei der "Majestät des Königs" großes Ansehen genossen. Der andere war Otto, der nach dem Tod seines Bruders alle Besitzungen und Grafschaften dieser Linie in seiner Hand vereinigte.



    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Wilhelm Fink Verlag München 1984 Seite 422 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Seite 7,125 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 VII,101Seite 333 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 46,48 - Thietmar von Merseburg: Chronik Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1992 Seite 406 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 199 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf


  16. 23.  von Hammerstein, Otto Graphische Anzeige der Nachkommen (7.Heribert2, 1.Udo1) wurde geboren in 975; gestorben am 5 Jun 1036.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Lahngau,Deutschland; Graf im Nieder-Lahngau
    • Titel/Amt/Status: Krofdorf-Gleiberg [35435],Gießen,Hessen,Deutschland; Graf von Gleiberg
    • Titel/Amt/Status: Hammerstein [56598],Neuwied,Rheinland-Pfalz,Deutschland; Graf von Hammerstein

    Notizen:

    Otto von Hammerstein
    Graf im Nieder-Lahngau
    Graf von Gleiberg
    Graf von Hammerstein
    975-5.6.1036

    Sohn des Grafen Heribert von der Wetterau aus dem Hause der KONRADINER und der Irmintrud, Tochter von Megingoz; Vetter des Herzogs Hermann II. von Schwaben

    Brandenburg Erich: Tafel 3, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VIII. Generation 15.
    Otto, genannt von Hammerstein, Graf
    * ca. 975, + wohl 1036 5. VI.
    Gemahlin: Irmgard, Tochter des Grafen Gottfried von Verdun (siehe IX 85), geschieden 1018
    + 1042

    Anmerkungen: Seite 125 VIII. 15. Otto von Hammerstein
    siehe Schenk zu Schweinsberg, Genealogische Studien zur Reichsgeschichte 1 f. + wohl 1036 5. VI. Breßlau, Konrad II. 2, 225. Keßler, Eheprozeß 5f.
    Irmgard, + Ende 1042,
    Breßlau 2, 226 und Forschungen zur Deutschen Geschichte 11, 401, geschieden 1018, siehe Hirsch, Heinrich II. 3, 73, aber trotz der kirchlichen Verbote nicht getrennt. [VIII 19]

    Berichtigung (Rösch): Irmgard von Verdun, siehe IX 87.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 476, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VIII. Generation 18-20

    Zu den Söhnen Heriberts vgl. auch Renn 114f., u. ö.
    Zu Gebhard kann dem Todesjahr 1016 (Druckfehler "1916" auf der Tafel Brandenburg VIII, 14, in der Neuauflage 1964 berichtigt) der Todestag XI 8 aus dem Merseburger Nekrolog hinzugefügt werden, vgl. W. Trillmich in seiner Ausgabe der Chronik Thietmars, 1957, 407, Anmerkung 174 ("Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte").
    Zu Otto "von Hammerstein", berühmt durch den Streit um seine Ehe mit der ihm naheverwandten Ermengard/Irmgard (die bei Brandenburg IX, 87 zu Unrecht unter den wahrscheinlichen Nachkommen steht), ist gegenüber Brandenburg nachzutragen, daß Otto 1035 als Graf in der Wetterau nachweisbar ist, vgl. Gensicke, Landesgeschichte des Westerwaldes 1958, 49 (Hinweis meines Assistenten Hartmut Atsma)
    Zur Ehe einer Tochter Heriberts mit Friedrich von Lützelburg siehe Renn 44ff.
    Mit Fragezeichen bringt Brandenburg VIII, 17 eine Tochter Gerberga, deren Nachkommen aus der Ehe mit Heinrich, Markgraf von Schweinfurt, bei Brandenburg unter den wahrscheinlichen Nachkommen Karls des Großen erscheinen (Brandenburg IX, 74-76; X, 91-106, Seite 65, vgl. ferner Seite 72 bis 77). Zu dieser Nachkommenschaft Heinrichs von Schweinfurt, des Gegners Kaiser HEINRICHS II., und seiner namentlich beglaubigten Gattin Gerberga (Thietmar V, 34) gehören unter anderem die Herzöge von Sachsen, die Herzöge von Böhmen und Mähren, die Herzöge und Könige von Polen. Die Hypothese, der Brandenburg sich, wenn auch mit dem erwähnten Vorbehalt, angeschlossen hat, beruht auf der Identifizierung eines bei Thietmar V, 35 genannten Bruders der Gerberga, Gattin Heinrichs von Schweinfurt, mit Namen Otto, mit Otto "von Hammerstein". Das Namensgut der Nachkommenschaft, von Brandenburg zur Klärung der Frage nicht herangezogen, ist außerordentlich aufschlußreich. Auf der einen Seite scheint es die Hypothese zu bestätigen, auf der anderen Seite führt es zu anderen Annahmen. Neben eindeutig konradinischen Namen (Hermann, Ida, Otto und Konrad) und KAROLINGER-Frauennamen (Judith, Gisela), vor allem aber dem HERIBERTINER-Frauennamen Beatrix, Namengut also, das sämtlich genau der von Brandenburg vermuteten Abkunft entspräche - begegnet der eindeutig bestimmbare Name Alberada, der auf eine andere Verbindung der Namengruppe Otto-Gerberga mit HERIBERTINERN hinweist! Denn Gerberga, die Schwester OTTOS DES GROSSEN, heiratete in 1. Ehe Giselbert von Lothringen, dessen Mutter Alberada hieß. Eine von Gerbergas Töchtern hieß wiederum Alberada, eine andere Gerberga, und diese letztere heiratete den HERIBERTINER Albert voon Vermandois. Aus einer Verbindung dieses Hauses mit KONRADINERN müßte das Geschwisterpaar Otto-Gerberga, Schwager und Gattin also Heinrichs von Schweinfurt, hervorgegangen sein. An der Abkunft aus dem Kreise der fränkischen Hochadelsfamilien, die zur karolingischen Deszendenz in weiblicher (und im Falle des Hauses der HERIBERTINER in männlicher) Linie gehören, kann kein Zweifel bestehen. Da uns die Aszendenz von Otto und Gerberga im einzelnen unbekannt ist, führe ich sie am Ende der 8. Generation auf.

    Glocker Winfrid: Seite 333, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VII. 102 Otto ("von Hammerstein") 1035 Graf in der Wetterau
    * c 975, + wahrscheinlich 1036 VI 5
    oo Irmgard, Tochter Gottfrieds von Verdun
    + 1042
    Ehe 1018 wegen zu naher Verwandtschaft geschieden.
    Vgl. Werner VIII, 19 und Hlawitschka, Anfänge Seite 46 Anmerkung 4

    Verwandtschaft Irmingards - Otto

    Otto war zuerst treue Stütze der OTTONEN und zog 1002 mit dem Herzog Otto von Kärnten nach Italien. Er wurde nach der auf dem rechten Rheinufer unterhalb von Neuwied gelegenen Burg Hammerstein benannt. Er und seine Gemahlin sahen sich wiederholten Versuchen der Geistlichkeit und HEINRICHS II. ausgesetzt, ihre Ehe wegen zu naher Verwandtschaft zu trennen. Am 26.12.1020 wurde die Burg Hammerstein nach dreimonatiger Belagerung gegen freien Abzug der Besatzung übergeben und zerstört. Die Feindschaft HEINRICHS II. dürfte auch in der Thronkandidatur Hermanns II. von Schwaben (Ottos Cousin) und der Feindschaft zu Heinrich von Schweinfurt (Ottos Schwager) begründet liegen. Ihr Verwandter KONRAD II. beschützte später das Paar.

    Hermann Klaus-Jürgen: Seite 75-78 "Das Tuskulanerpapsttum"
    Ausgelöst wurde diese Machtprobe zwischen dem trotzigen Erzbischof Aribo von Mainz und dem nicht minder unbeugsamen Papst durch den Hammersteiner Eheskandal, der allerdings schon Jahre anlag, ohne zu einem befriedigenden Ende geführt worden zu sein, Graf Otto von Hammerstein und seine Frau Irmingard waren nahe verwandt, weshalb die Ehe nach kanonischem Recht ungültig war. Otto hatte sich dennoch in all den Jahren der Zuneigung König HEINRICHS erfreuen können, obwohl die negative Einstellung des Herrschers zur Verwandtenehe sittsam bekannt war. Allerdings scheint der Mainzer Metropolit Erkembald beim König darauf gedrängt zu haben, die Ehe ausfzulösen. "Continue vocaciones" an den Grafen und seine Frau zum Erscheinen vor dem eerzbischöflichen Gericht fruchteten nichts, da beide Ehegatten "coeco furibundus amore" es vorzogen, die Einladungen zu ignorieren. Daraufhin fand Erzbischof Erkembald von Mainz im Laufe des Jahres 1017/18 beim Kaiser Gehör, denn dieser entschied die leidige Angelegenheit auf einer 1018 in Nymwegen tagenden Synode zuungunsten der Hammersteiner "ob inobedienciam" wurden Otto und Irmingard wegen ungebührlichen blutschänderischen Zusammenlebens von der Synode exkommuniziert und ihre Helfer zur Rechenschaft vor ihren Erzbischof zitiert. Otto sah sich nun von königlicher wie von kirchlicher Seite gedrängt, entweder auf sein geliebtes Eheweib zu verzichten oder entsprechende Strafmaßnahmen hinzunehmen. Auf dem nach Pfingsten 1018 in Bürgel bei Offenbach am Main abgehaltenen Fürstentag erschien der comes bußfertig und verzichtet im Beisein des Kaisers und des Erzbischofs Erkembald auf seine Frau. Sei es, dass die treuliebende Ehefrau ihrem Mann bei seiner Rückkehr wegen solch schnöden Verhaltens Vorhaltungen machte, sei es, dass der Graf in seiner Liebe zu Irmingard von selbst seinen Entschluß bereute, Otto sah jedenfalls in einer gewaltsamen Beseitigung des ihn in seinem Eheglück störenden Erzbischofs eine reelle Chance, auch sein Eheproblem elegant zu lösen. Doch die Häscher des Rheingrafen verfehlten bei einem Überfall die Person des Erzbischofs um wenige Minuten; nur das Gefolge geriet in die Hände Ottos und wurde auf seiner Burg eingekerkert, wohl in der Absicht, mit einem Tauschhandel eine schweigende Duldung der Ehe zu erreichen. Durch den Deutschlandbesuch Benedikts VIII. im Jahre 1020 mit anderen Aufgaben beschäftigt, versuchte HEINRICH, den Ehestreit trotz des Gewaltaktes des Hammersteiners auf gütlichem Weg beizulegen. Als aber weder Freunde des Ehepaares noch ein persönlicher Vermittlungsversuch des Kaisers die Hammersteiner zum Nachgeben zwingen konnten, beschloß eine Reichsversammlung, das renitente Paar mit dem Anathem zu belegen. - Otto zog sich daraufhin auf seine Burg Hammerstein am Rhein zurück und zeigte an, dass er für seine Liebe gewillt war, Rebell gegen Kaiser und Kirche zu werden. HEINRICH, der solch trotziges Verharren nicht ungeahndet lassen konnte, beantwortete diese Tat des Hammersteiners mit Einschließung der Burg. Weihnachten 1020 sah Otto sich wegen Aushungerung zur Kapitulation gezwungen und erhielt vom Kaiser freien Abzug.
    Es scheint, als ob dem Kaiser wie dem Erzbischof die Einziehung des hammersteinischen Vermögens als ausreichende Strafe genügte, denn keine Quelle berichtet von einer neuerlichen Verdammung oder Trennung der beiden Eheleute, die in den nächsten Jahren wegen ihrer Liebe ein unstetes Wanderleben auf sich nehmen mußten. Mitte des Jahres 1023 aber war der Widerstand Ottos gebrochen. Auf einer von Erzbischof Aribo, dem Nachfolger Erkembalds, nach Mainz einberufenen Provinzialsynode willigte der Graf in die Auflösung seiner Ehe ein und erhielt dafür die eingezogenen Güter zurück. Seine Frau Irmingard hingegen nahm die Unterwerfung nicht an; sie beschloß, nach Rom zu gehen und dort die Entscheidung des Papstes anzurufen.
    Der Ehestreit mit dem Hammersteiner drohte nun zu einer Prestigefrage für Aribo zu werden, denn wenn Benedikt VIII. für die Rechtmäßigkeit der Ehe votierte, war der Erzbischof bloßgestellt, und die Entscheidungen der voraufgegangenen Synoden waren mit einem Schlag nichtig. So beschloß der Metropolit, der drohenden päpstlichen Entscheidung zuvorzukommen, indem er seinen Beschluß von einer Synode bekräftigen ließ, um so eine mögliche Intervention Benedikts VIII. im vorhinein zu vereiteln. Doch schien dies das unklügste zu sein, was der Erzbischof unternehmen konnte. Aus seiner persönlichen Bekanntschaft mit dem Papst mußte er wissen, dass der Tuskulaner nicht vergebens einen jahrelangen Kampf in S-Italien für die Belange der römischen Kirche geführt hatte, um sich jetzt von einem Metropoliten und seiner Provinzialsynode Entscheidungen diktieren zu lassen. Falls Benedikt zunächst noch unschlüssig gewesen sein sollte, welche Wahl zu treffen sei, so zwangen ihn die Seligenstädter Synodialbeschlüsse vom 12. August 1023 geradezu auf die Seite Irmingards, denn hier bestritt man dem Papsttum expressis verbis das Recht, Streitfälle in letzter Instanz entscheiden zu können.
    Der Papst reagierte auf diese Entschlüsse prompt und hart. Wohl auch vom Kölner Erzbischof Pilgrim, der zu dieser Zeit in Rom weilte, über die Pläne Aribos in einem für den Mainzer nicht günstigen Licht informiert, sandte Benedikt eine Legation nach Deutschland, die Näheres in Erfahrung bringen sollte. Das Ergebnis dieser Untersuchung scheint zuungunsten des Mainzers ausgefallen zu sein, denn eine weitere Delegation überbrachte dem Metropoliten das Urteil des Papstes, der dem Erzbischof das Pallium entzog. Diese Entscheidung traf schwer. Aribo selbst schrieb an die Kaiserin Kunigunde - mit ihrer Intervention bei HEINRICH suchte er sich wohl Rückendeckung zu verschaffen - die Legaten hätten ihn mit "Ängstlichkeit" erfüllt, sein Gewissen aber sei ruhig. Dennoch bemühte sich der aufgescheuchte Erzbischof eiligst, die Entscheidung des Papstes rückgängig zu machen. Auf einer im Frühjahr 1024 in Höchst tagenden Synode suchte er seine Suffraganbischöfe auf eine geschlossene Linie gegen das päpstliche Urteil einzuschwören, was ihm auch gelang, weil unter den Anwesenden viele waren, die ihre Weihe dem Metropoliten verdankten. Der Antwortbrief, den die Synode wohl im Sinne Aribos formulierte, erreichte Benedikt VIII. allerdings nicht mehr, da dieser bereits im April 1024 verstorben war. Möglicherweise erstrebte man eine Revision des Urteils durch seinen Nachfolger Johannes XIX. Das Antwortschreiben ist auch deshalb interessant, weil es aufzeigt, welche Folgen der Entzug des Palliums mit sich brachte.
    Johannes XIX. hat diesen Brief nie beantwortet, wie er auch, vorsichtiger als sein Amtsvorgänger, sich hütete, dort offen Stellung zu beziehen, wo Reichsinteressen im Spiel waren. Doch keine Entscheidung ist auch eine Entscheidung! Während der gganzen Amtszeit hat der Papst kein Privileg für Aribo ausgestellt. Dieser Balanceakt in der Schwebe veranlaßte den palliumslosen Metropoliten wohl auch dazu, auf der Frankfurter Nationalsynode des Jahres 1027 die Hammersteinische Eheaffäre erneut vorzubringen. Als KONRAD II. das Verfahren kurzerhand niederschlug , war Aribos "harter und stolzer Sinn" gebrochen. Um die Opposition in den eigenen Reihen zu brechen, mußte Aribo sich 1031 zu einem spektakulären Schritt, zum Bußgang nach Rom, aufraffen. Wenn die Verhandlungen um Rückgabe des Palliums mit Johannes XIX. positiv verlaufen sein sollten - was wenig wahrscheinlich ist - nützten sie Aribo nicht mehr, da er auf der Rückreise von Rom in Como vom Tod überrascht wurde.

    Hlawitschka Eduard: Seite 45, "Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen" 1969

    Bezeichnet werden Otto und Irmingard nach der am rechten Rheinufer, unterhalb von Neuwied gelegenen Burg Hammerstein, die dem Grafen Otto zusammen mit einer Grafschaft in der Wetterau von seinem Vater überkommen war. Was ihm all sein Ungemach, die Verdammung auf verschiedenen Synoden, den kirchlichen Bannspruch und die Belagerung, ja sogar die Zerstörung seiner Burg Hammerstein einbrachte, die er nach dreimonatiger Belagerung zu Jahresende 1020 gegen die Gewährung freien Abzuges aufgeben mußte, war seine Ehe mit der Gräfin Irmingard, einer entfernten Blutsverwandten, und die Weigerung der beiden Gatten, diese Ehe aufzulösen. Thietmar von Merseburg schreibt in seinem Chronicon, dass am 16. März 1018 eine große Synode in Nijmwegen stattfand.
    Es zeigt sich aber auch, dass Otto von Hammerstein der mächtigen Familie der sogenannten KONRADINER angehörte, denen HEINRICH II. seit der gegen ihn gerichteten Thronkandidatur Herzog Hermanns II. von Schwaben im Jahre 1002 mit höchstem Mißtraueen gegenüberstand. Und HEINRICHS hartnäckige Haltung gegenüber dem Hammersteiner Ehepaar dürfte wohl letzten Endes auf jener nur mit Mühe überwundenen Gegnerschaft , die nach dem frühen Tode Kaiser OTTOS III. aufgebrochen war, beruhen. Ans offene Tageslicht kamen diese Spannungen freilich erst 1016/17 .

    Trillmich Werner: Seite 140, "Kaiser Konrad II. und seine Zeit"

    Nach der Befriedung Lothringens untersuchte eine vom Kaiser geleitete Synode zu Nymwegen die Ehe des konradinischen Wetteraugrafen Otto von Hammerstein , der über Ländereien am Mittelrhein, in Hessen und Mainfranken verfügte. Vermählt war er mit Irmingard, einer Schwester Herzog Gottfrieds. Ihre Verbindung bestand zwar seit Jahren unangefochten, galt aber strengen Kanonisten wegen allzu enger Verwandtschaft als fragwürdig. HEINRICH II. ließ die seinen Gegnern nahestehenden Eheleute exkommunizieren, weil sie mehrfach gerichtliche Vorladungen mißachtet hatten. Der Episkopat erhielt Weisung, alle ihre Freunde und Vasallen zur Verantwortung zu ziehen, die diese Entscheidung mißachten sollten. Daraufhin erkannte der Graf im Juni auf einem Fürstentag zu Bürgel bei Offenbach am Main die Nichtigkeit seiner Ehe an, doch nahm das gemaßregelte Paar sein gemeinsames Leben bald wieder auf, ohne dass der Kaiser dagegen einschritt. Wenige Monate nach Ostern 1020 versuchte Otto von Hammerstein, Erkanbald von Mainz in seiner Gewalt zu bringen, doch der Erzbischof entkam. Da es dem Kaiser nicht gelang, durch Verhandlungen einen Ausgleich herbeizuführen, ließ er Otto, der auf die Hilfe des Kölner Erzbischofs vertraute, erneut bannen und nahm während des Herbstes persönlich an der Belagerung von Hammerstein teil. Nach drei Monaten ergaben sich die Gräflichen am 26.12.1020 gegen das Zugeständnis freien Abzugs. Die Burg wurde zerstört, Otto und Irmgard des Landes verwiesen. Ein großer Teil ihrer fränkischen Besitzungen scheint an das Bistum Bamberg gefallen zu sein. Nach Erkanbalds Tode nahm der neue Erzbischof Aribo (1021-1031) den Eheprozeß des Paares wieder auf, so dass Otto 1023 auf einer Provinzialsynode zu Mainz gegen Rückgabe konfiszierter Ländereien in die Scheidung einwilligte. Um jede Anfechtung dieses Ergebnisses unmöglich zu machen, bestimmte am 12.8.1023 eine weitere Synode zu Seligenstadt, Berufungen an die Instanz des Papstes seien erst nach erfolgter Buße und nur mit Einwilligung des Erzbischofs zulässig. Irmgard aber reiste trotzdem nach Rom. Dort erreichte sie, dass Benedikt VIII. ihren Fall durch eine Legation untersuchen ließ und Aribo wegen anmaßender Beeinträchtigung päpstlicher Rechte das Pallium entzog. Natürlich verlangte der empörte Erzbischof die sofortige Zurücknahme der kurialen Maßregelung und ein Strafverfahren gegen Irmingard wegen rechtswidrigen Verhaltens, doch des Papstes und bald darauf des Kaisers Tod machten weitere Verhandlungen unmöglich.

    Weinfurter, Stefan: Seite 102,118,190,199,202-204,"Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten"

    Aribo kämpfte damals mit allen Mitteln gegen die Ehe des Grafen Otto von Hammerstein, die seiner Meinung nach eine unzulässige Nahehe war. Irmingard, die Gemahlin Ottos, hatte sich ihrerseits nach Rom an Papst Benedikt VIII. gewandt und um eine Entscheidung zu ihren Gunsten angesucht, was Aribo wiederum als Verletzung seiner Amtskompetenz ansah.
    Aribos unerbittliches Vorgehen gegen die angebliche Nahehe des Grafen Otto von Hammerstein, auch dies in völligem Einvernehmen mit HEINRICH II., wird uns noch beschäftigen.
    Aber den beteiligten Fürsten war nicht wohl bei diesen Ereignissen. Sie versuchten, die Schäden in Grenzen zu halten und immer wieder zwischen den Parteien zu vermitteln. Unter ihnen befand sich der mächtige KONRADINER Otto von Hammerstein, Bruder Gerbergas, der Gemahlin Heinrichs von Schweinfurt. Auf seinen Rat hin übergab Bukko, der Bruder des Schweinfurters, dem König die Burg Creußen und erlangte dafür den freien Abzug Gerbergas, ihrer Kinder undd er ganzen Burgbesatzung. Das wird man als großen Erfolg der fürstlichen Vermittlung werten dürfen.
    Ähnliches gilt für die mächtige rhein- und mainfränkische Adelsfamilie der KONRADINER. In weiblicher Linie gehörte ihr Erzbischof Heribert von Köln an, der große Gegner HEINRICHS II. Eine Kernzone konradinischer Interessen bildete das Herzogtuum Schwaben. Auch über den Tod des jungen Herzogs Hermann III. (1012), des letzten männlichen Vertreters der schwäbischen Linie, hinaus blieb dort die Gegnerschaft zu HEINRICH II. bestehen. Die Führung im KONRADINER-Clan aber hatte, bis zu seinem Tod 992, vor allem bei Heribert gelegen, dem Grafen im hessischen Kinziggau, im Engersgau und in der Wetterau. Von seinen Söhnen starb der eine, Gebhard, 1016. Der andere war Otto, der nach dem Tod seines Bruders alle Besitzungen und Grafschaften dieser Linie in seiner Hand vereinte. Dazu kam noch die Ausstattung seiner Gemahlin in der Gegend von Herzogenaurach, Langenzenn und Fürth im östlichen Franken. Damit stieg Otto zu einem der mächtigsten Adelsherrn dieser zeit auf. Sein Hauptsitz befand sich auf der Burg Hammerstein, etwas südlich von Andernach am rechten Rheinufer gelegen. Sie war eine der gewaltigen neuen Höhenburgen, die sich der Adel damals zu errichten begann, ganz entsprechend den Burgen Heinrichs von Schweinfurt.
    Otto von Hammerstein, seit 1016 der letzte erwachsene KONRADINER in männlicher Linie, war verheiratet mit Irmingard. Sie war eine Tochter des Grafen Gottfried von Verdun und Schwester Herzog Gottfrieds von Nieder-Lothringen und verwandt mit der Kaiserin Kunigunde [Der Vater der Kaiserin Kunigunde, Siegfried von Luxemburg und Gozlin, der Großvater Irmingards, waren Brüder.]. Diese Ehe des Hammersteiners nun wurde über ein Jahrzehnt lang Gegenstand eines erbittert ausgetragenen Konflikts. 1016/17 begann HEINRICH II., die Rechtmäßigkeit der Ehe zwischen Otto und Irmingard anfechten zu lassen. Der Vorwurf lautete: verbotene Verwandtenehe. Nachdem das Paar mehrere Vorladungen auf Synoden ausgeschlagen hatte, führte die Synode in Nimwegen am 16. März 1018 in Anwesenheit HEINRICHS II. eine Entscheidung herbei: Otto und Irmingard, die schon lange in unrechtmäßiger Verbindung gelebt hatten, wurden wegen Nichtachtung wiederholter Ladungen exkommuniziert.
    Man darf diese sogenannte Hammersteiner Fehde nicht isolieren, auch wenn der weitere Verlauf dieses Konflikts sich sehr ungewöhnlich entwickelte. Die Verurteilung durch die Synode von Nimwegen am 16. März 1018 führte zunächst dazu, daß Otto im Mai 1018 auf einem Hoftag in Bürgel am Main nördlich von Offenbach vor HEINRICH II. und Erzbischof Erkanbald von Mainz erschien, um Dispens und Gande zu erbitten. Aber durch drei Eideszeugen wurde die Nahehe bestätigt und ihre Unrechtmäßigkeit bekräftigt. Otto unterwarf sich dem Urteil und stellte die Trennung in Aussicht. In Wirklichkeit kümmerte sich das Paar nicht darum und lebte weiter zusammen. Es kam zu erneuten Mahnungen und Drohungen durch den Mainzer Erzbischof. Da begann sich Otto von Hammerstein gegen den ständigen Störenfried zu wehren, fiel in Mainzer Gebiet ein und versuchte, den Erzbischof selbst auf einer Rheinfahrt zu überfallen und gefangenzunehmen. Damit freilich hatte er sich des offenen Friedensbruchs schuldig gemacht und das Eingreifen des Kaisers provoziert. Im September 1020 rückte diese mit seinem Heer an die Burg Hammerstein, in der sich Otto und Irmingard verschanzt hatten. Nach drei Monaten waren die beiden mit ihren Leuten ausgehungert. Am Weihnachtstag 1020 mußten sie die Burg öffnen. Diese wurde daraufhin geschleift und als Reichsgut eingezogen. Wohin sich das Ehepaar begab, wissen wir nicht.
    1023 nahm Aribo von Mainz das Verfahren gegen Otto und Irmingard wieder auf und zitierte sie nach Mainz auf eine Provinzialsynode. Beide erschienen dort, und Otto unterwarf sich erneut dem Spruch der Synode. Öffentlich entsagte er seiner Gattin.
    Der neue König jedoch, der SALIER KONRAD II. sah überhaupt keine Veranlassung gegen Nahehen vorzugehen. Damit hätte er seine eigenen Ehe mit Gisela gefährdet. Außerdem stand Otto von Hammerstein im Lager seiner Anhänger. Als Aribo 1027 auf einem Hoftag in Frankfurt das Verfahren noch einmal aufnehmen wollte, wurde er daher von KONRAD II. scharf und für immer zurückgewiesen. Irmingard und Otto konnten ihre Ehe endlich ungestört weiterführen.


    oo Ermengard (Irmingard) von Verdun, Tochter des Grafen Gottfried, um 975- 1042

    Kinder:

    - Udo - 1034

    Nach Jackman/Fried

    - Mathilde
    oo Liudolf


    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 224 - Boshof Egon: Die Salier und das Reich, Verlag W. Kohlhammer Suttgart 1987 Seite 38 - Bresslau Harry: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II., Verlag von Duncker & Humblot Berlin Band II Seite 225,226 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 98,239 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 28,50,62 - Fried, Johannes: Prolepsis oder Tod? Methodische und andere Bemerkungen zur Konradiner-Genealogie im 10. und frühen 11. Jahrhundert - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 VII,102 Seite 311,313,333 - Hirsch, Siegfried: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II., Verlag von Duncker & Humblot Berlin 1864 Band III Seite 73 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 15,45-51,53,58,62-64,69,70,73,119,125,127,138,146,179 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 381,446-449 - Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg.): Otto III.- Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 92,365,374,381 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 96-98,100,104 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 177 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 102,118,165,190,199,202-204 - Thietmar von Merseburg: Chronik Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1992 Seite 218,446,460 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 476 -

    Allgemeine Deutsche Biographie: Otto (Graf im Engersgau)

    Hammerstein: Otto Graf v. H., war der Sohn des Grafen Heribert von der Wetterau († um 997) und gehörte dem konradinischen Hause an; Brüder seines Vaters waren der Herzog Konrad von Alemannien und der 982 in der Schlacht gegen die Saracenen gefallene Udo. Der junge Otto begegnet uns zuerst im J. 1002, wo er von Heinrich II. unter dem Herzog von Kärnthen gegen Arduin nach Italien gesandt wurde, ein Zug, der Anfangs 1003 mit der Niederlage in der Ebene von Fabrica endete. Später vermählte er sich mit der Irmgard, der Tochter eines Fürsten Gottfried (vielleicht aus dem Hause der Ardennergrafen); es ist nicht unmöglich, daß er erst durch diese Ehe in den Besitz der Burg Hammerstein (gegenüber Andernach am rechten Rheinufer), nach der er genannt wird, gelangt ist. Irmgard war mütterlicherseits und zwar noch innerhalb der verbotenen Grade seine Verwandte; es ist bekannt, wie sehr Kaiser Heinrich II. dergleichen kirchlich unzulässige Verbindungen mißbilligte; H. verlor dadurch seine Gunst. Nachdem wiederholte Ladungen vor das geistliche oder kaiserliche Gericht unbeachtet geblieben waren, wurde auf dem Nymweger Tage von 1018 die Excommunication über das Paar ausgesprochen. In Folge dessen stellte sich noch in demselben Jahr, als Heinrich nach Pfingsten zu Bürgel bei Offenbach Hof hielt, H. daselbst und unterwarf sich dem Kaiser; in Gegenwart des Erzbischofs Erkanbald von Mainz und auf den Eid von drei Zeugen wurde die Ehe für nichtig erklärt. Indessen die Liebe Otto’s zu seiner Gemahlin war mächtiger als seine Scheu vor des Kaisers Ungnade und der Kirche Zorn; ungeachtet seiner Unterwerfung zu Bürgel vereinigte er sich bald wieder mit Irmgard. Erzbischof Erkanbald konnte diesen hartnäckigen Ungehorsam nicht ungestraft lassen; von neuem richtete er Ermahnungen und Drohungen an H., erzielte aber damit nur die Wirkung, daß der Graf von glühendem Haß gegen den Priester erfüllt wurde, der seinem Glück in den Weg trat. Er befehdete den Erzbischof und verwüstete das mainzische Gebiet: dann unternahm er sogar einen Handstreich gegen die Person des Erzbischof, dem er auf einer Rheinfahrt auflauerte. Das Fahrzeug, das Erkanbald trug, entkam zwar, aber seine Begleiter, die auf anderen Nachen folgten, geriethen in Gefangenschaft und wurden auf Burg H. schmählich mißhandelt. Der Kaiser durfte diesen schnöden Friedensbruch natürlich nicht ruhig ertragen. Auf den Rath der Großen forderte er H. durch Boten, durch seine Freunde, durch ein Schreiben zur Unterwerfung auf; als H. hartnäckig blieb, verfiel er wiederum in Kirchenbann und Reichsacht. Im September 1020 zog Heinrich selbst mit Heeresmacht gegen seine Burg. Drei Monate hielt sich die uneinnehmbare Veste; erst als die Lebensmittel zu Ende gingen, übergab H. am 26. December die Burg; ihm selbst und seiner Gemahlin scheint freier Abzug gestattet worden zu sein; aber Kirchenbann und Reichsacht wurden nicht gelöst; unstät und flüchtig schweifte das Paar umher. Indessen auch so konnte ihre Verbindung nicht geduldet werden; auf einem Concil zu Mainz (Juni 1028) vor Aribo, Erkanbald’s Nachfolger, wurden sie abermals zur Verantwortung gezogen. Wie einst zu Bürgel, so beugte sich auch diesmal [490] H. dem Zorn des Kaisers und den Ermahnungen der Bischöfe; er entsagte von Neuem seiner Gattin. Irmgard aber blieb trotzigeren Sinnes; sie pilgerte nach Rom, um bei dem Papst Berufung gegen das Urtheil der Mainzer Synode einzulegen: daß sie bei Benedict VIII. günstige Aufnahme fand, war die Veranlassung eines schweren Conflictes zwischen dem Papst und dem Erzbischof von Mainz. Günstiger gestaltete sich das Geschick des Paares erst unter Konrad II., der ja selbst mit seiner Ehe den Satzungen der Kirche trotzte. Vielleicht auf Grund einer päpstlichen Dispensation lebten sie unangefochten mit einander; den einzigen Versuch, den Aribo auf dem Frankfurter Concil von 1027 machte, das Verfahren gegen sie zu erneuern, verhinderte der Kaiser. H. begegnet mehrfach in der Umgebung Konrads, von dem er ein Lehen aus Hersfelder Kirchengut empfing und als Gaugraf der Wetterau; Irmgard stand sogar, wie es scheint, in näheren Beziehungen zum Kaiser. H. starb wahrscheinlich 1036; sein, wie es scheint, einziger Sohn Udo war ihm schon 1034 im Tode vorangegangen. Irmgard muß ihn überlebt haben und wird erst kurz vor dem Januar 1043 gestorben sein.
    Hirsch, Jahrb. des d. Reichs unter Heinrich II., Bd. III, her. v. Breßlau; Breßlau, Jahrb. des d. Reichs unter Konrad II.

    Familie/Ehepartner: von Verdun, Irmgard. Irmgard (Tochter von von Verdun, Gottfried I. und Billung, Mathilde) wurde geboren um 975; gestorben in 1042. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 52. von Hammerstein, Udo  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben in 1034.


Generation: 4

  1. 24.  von Mömpelgard, Berengar Graphische Anzeige der Nachkommen (10.Liutold3, 5.Konrad2, 1.Udo1) gestorben in Mrz 1027 in Rom [00100],Latium,Italien.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Schwaben,Deutschland; Graf

    Notizen:

    Berengar
    Graf in Schwaben
    -27.3.1027 erschlagen Rom
    Ältester Sohn des Grafen Luitold von Mömpelgard und der Willibirg von Wülfingen
    Enkel des Herzogs Konrad von Schwaben und Cousin der Kaiserin Gisela

    Glocker Winfrid: VIII, 169; Seite 349, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    Berengar + 1027 III 27 oder an einem der folgenden Tage
    "filius Liutoldi comitis de Alamannia"

    Wie schon Bresslau, Jahrbücher Konrads II. Band 1 Seite 146, vermutet, war der junge Berengar, der in den Tagen der Kaiserkrönung KONRADS II. bei Tumulten in Rom ums Leben kam, wohl ein Sohn Liutolds von Mömpelgard; vgl. dazu Hlawitschka, Untersuchungen Kap II. bei Anm. 84.

    Erkens Franz-Reiner: Seite 209, "Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers."

    Denn: KONRAD war ein umsichtiger Heerführer, der seine Truppen keinen unnötigen Gefahren aussetzte, der - wie Weihnachten 1037 in Parma - auch in kritischen Situationen einen kühlen Kopf bewahrte, der - wie 1026 in Ravenna oder auf den Zügen gegen die Slawen - zu persönlichem Einsatz bereit war, der sich gelegentlich um verletzte Kämpfer wie um jenen Krieger, der 1026 in dem blutigen Handgemenge mit den aufständischen Ravennaten einen Fuß verloren hatte, selbst kümmerte und sie belohnte und der schließlich tapfere, im Gefecht gefallene Streiter seiner Sache besonders zu ehren verstand wie den jungen kriegerischen Grafensohn Berengar aus Schwaben, der 1027 bei römischen Straßenkämpfen ums Leben kam und auf des SALIERS Geheiß hin im Atrium des Petersdomes nahe bei dem Grab des Kaisers OTTO II. bestattet wurde.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 103,167-169, "Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands"

    Wir wissen zum Beispiel von einem Berengarius filius Liutoldi comitis de Alamannia, der 1027 in den Tagen von KONRADS II. Kaiserkrönung in Rom den Tod fand und der vom kaiserlichen Kaplan Wipo als iuvenis ... multum nobilis charakterisiert wirdd. KONRAD II. habe ihn, quoniam sibi dilectus et familiaris fuerat, direkt neben dem Graf Kaiser OTTOS II. beisetzen lassen. Diese engen Beziehungen einer familiaritas des jungen Berengar zum Kaiser sind sofort verständlich, wenn sein Vater, Graf Liutold, als Sohn Herzog Konrads von Schwaben betrachtet wird: er war dann der Vetter von Kaiser KONRADS II. Gemahlin Gisela.
    Oder darf man annehmen, daß Ita eine Tochter (oder Enkelin) des 1027 ums Leben gekommenen Berengarius filius Liutoldi comitis de Alamannia war und über den im gleichen Reichenauer Gedenkeintrag als Sohn Konrads und Judiths erkennbaren Liutoldus laicus Erbanteile Kunos/Herzog Konrads von Schwaben besaß? Der Nellenburger beziehungsweise Schaffhauser Besitz nördlich von Chur, der neben solchem der Grafen von Achalm lag, könnte so gut als ein über Berengar auf Ita überkommener Teil des ursprünglich dem Grafen Liutold zugefallenen Erbe seines Vaters Herzog Konrad gewesen sein.

    Literatur:
    Bresslau, Harry, Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II. Band 1, Seite 146 - Erkens Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1998 Seite 209 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 349 - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987 Seite 103,167-169-

    Gestorben:
    Regesta Imperii - Konrad II. - RI III,1 n. 73e
    1027 (nach März 20), Rom
    Aus geringfügigem Anlaß kommt es in den Ostertagen zu schweren Zwischenfällen zwischen Römern und Deutschen. Der Streit um eine Rinderhaut führt zu einem Handgemenge, das viele Tote fordert, unter denen Berengar, der Sohn des Grafen Liutold, besonders erwähnt wird. Konrad läßt Berengar, der ihm sehr nahestand, neben dem Grabe Kaiser Ottos II. beisetzen. Am folgenden Tage erscheinen die an jenem Tumult beteiligten Römer barfuß vor dem Kaiser, die Freien mit entblößten Schwertern, die Unfreien mit Stricken um den Hals, gleichsam bereit, die Todesstrafe zu empfangen, und leisten so Genugtuung.


  2. 25.  von Mömpelgard, Hunfried Graphische Anzeige der Nachkommen (10.Liutold3, 5.Konrad2, 1.Udo1) gestorben am 23 Aug 1051.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Genannt: Embrach [8424],Zürich,Schweiz; Verfügt in Embrach über ein Kloster, Höfe (villulae) und weitere Güter.
    • Titel/Amt/Status: vor 1045, Strasbourg [67000],Bas-Rhin,Elsass,Frankreich; Domherr
    • Titel/Amt/Status: 1045; Kanzler Heinrichs III. für Italien
    • Titel/Amt/Status: 1046-1051, Ravenna [48100],Emilia-Romagna,Italien; Erzbischof von Ravenna

    Notizen:

    Karl-Heinz Schreiber, Genealogie-Mittelalter.de

    Hunfrid
    - 23.8.1051
    Erzbischof von Ravenna (1046-1051)
    Kanzler König HEINRICHS III.
    2. Sohn des Grafen Luitold von Mömpelgard und der Willibirg von Wülfingen, Enkel des Herzogs Konrad von Schwaben

    Glocker Winfried: Seite 349 VIII 170, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    Hunfried + 1051 VIII 23

    Die Belege für die Filiation Erzbischof Hunfrids, eines der engsten Vertrauten HEINRICHS III., hat Kläui, Verwandtschaft Seite 284, zusammengestellt (Kläuis These zur Herkunft von Hunfrids Vater Luitold von Mömpelgard sind freilich abzulehnen, wie Hlawitschka, Untersuchungen, eindringlich dargetan hat): es handelt sich bei diesen Zeugnissen um eine Urkunde Hunfrids für das Straßburger Domstift von 1044 sowie eine Bestätigungsurkunde dieses Domstifts von 1052, aus der wir auch von Hunfrids beiden Geschwistern Otto und Adelheid erfahren.

    Kläui Paul: Seite 284-287, "Die Verwandtschaft des Kanzlers Hunfried mit Heinrich III."
    in: Zeitschrift für württ. Landesgeschichte 15 1956
    Hunfried wurde im Jahre 1045 Kanzler HEINRICHS III. für Italien, also zur Zeit, als dieser seinen ersten Romzug vorbereitete. In Italien angekommen, ernannte ihn HEINRICH anstelle des abgesetzten Wideger zum Erzbischof von Ravenna. Am Weihnachtsstag 1046 empfing er, unmittelbar nach der Kaiserkrönung, von Papst Clemens II. die Weihe, gleichzeitig mit Bischof Wido von Piacenza. Wenige Jahre später, 1050, entzweite er sich mit Papst Leo IX., der ihm im Amte suspendierte. Auf der Synode zu Augsburg, im Februar 1051, erteilte ihm der Papst Absolution. Doch wenige Monate darauf, am 23. August, starb er, wie der Papst dem im Herzen nicht Gedemütigten vorausgesagt haben soll. Das Gerücht sah im plötzlichen Tod die Folge von Vergiftung [E. Steindorff, Jahrbücher Heinrichs III., Bd. I. S. 317f und Bd. 2 S. 130 u.138].
    Bevor Hunfried Kanzler wurde, war er Domherr in Straßburg. Als solcher hat er dem Domstift das Kloster Ambrach (Kt. Zürich), in einem Seitental des unteren Tößlaufs gelegen, übertragen. Im Jahre 1044 fügte er Schenkungen daselbst und im Elsaß hinzu. Dabei bezeichnete er sich als von nicht geringer Herkunft und nennt seine Eltern: Lütoldund Willebirg, sowie einen verstorbenen Bruder Otto. Etwas später erfahren wir, dass er eine Schwester Adelheid hatte. Weiteren Aufschluß geben die Zwiefaltener Chroniken, denn Adelheid war mit Graf Rudolf von Achalm, "comitis Liuthonis ac Willibirgae de Mumpilgart seu de Wulvelingen", Bertold bezeichnet Adelheid als "de castello Wulvelingen" und die Annalen Hunfried als von Mömpelgard.
    Die Burg Wülflingen bei Winterthur ist durch Adelheid an das Haus ACHALM gekommen und wurde Sitz ihres Sohnes Cuno, der mit seinem Bruder Lütold das nahegelegene Buch am Irchel ans Kloster Zwiefalten übertrug. Auch das von Hunfried tradierte Embrach lag keine zwei Stunden entfernt. Es war mütterliches Erbe, denn die Einsiedler Quellen nennen die Mutter Willebirg von Embrach. Doch dieser Güterkomplex um Wülfingen und die bisher unbekannte Herkunft der Willebirg aus dem Geschlecht der bayrischen Grafen von Ebersberg hat uns hier nicht zu interessieren.
    Wer Hunfrieds Vater Lütold von Mömpelgard war, wurde nie untersucht. Steindorff nennt ihn kurzerhand einen "alemannischen Grafensohn" und die Herausgeber der Schwäbischen Chroniken setzen ihn mit Ludwig IV. von Mömpelgard gleich. Geht man der Nennung auf den Grund, so zeigt sich zum ersten, dass es in dieser Zeit keinen Grafen Lütold von Mömpelgard gab, ja, dass eine Grafschaft Mömpelgard noch gar nicht bestand. Der Zwiefaltener Chronist hat also offensichtlich aus der Anschauung seiner Zeit heraus interpretiert. Mömpelgard gehörte 1044 dem Grafen Ludwig von Mousson. Es scheint, dass Ludwig die Burg Mömpelgard erst kurz zuvor nebst Pfirt und Altkirch im Elsaß von HEINRICH III. erhalten hatte, der damit die Stellung gegen den Grafen von Burgund sichern wollte. Ludwig erfüllte seine Hoffnungen, da es ihm nach dem Bericht Hermanns von Reichenau, im genannten Jahr gelang, sich des Ansturms Graf Rainalds von Burgund gegen die Burg Mömpelgard zu erwehren. Trotz des Besitzes von Mömpelgard nennt sich Ludwig bis zu seinem Tod um 1070 nie Graf von Mömpelgard.
    Als seine Herrschaften unter die Erben geteilt wurde, übernahm der Sohn Dietrich die drei genannten Orte. Seine Gattin war Ermentrud, Tochter Graf Wilhelms von Burgund und Enkelin des Gegners seines Vaters, Graf Rainalds. Der Chronist Albrich vovon Trois-Fontaines berichtet hierzu, dass Dietrich durch die Gattin Graf von Mömpelgard geworden sei. Dem scheint zunächst die Tatsache zu widersprechen, dass Dietrich die Burg Mömpelgard bereits besaß. Andererseits aber muß doch auffallen, dass erst von diesem Zeitpunkt an Mömpelgard als Grafschaft erscheint. Man wird daher mit Grosididier de Matons annehmen müssen, dass Ermentrud ausgedehnte Güter in unmittelbarer Umgebung von Mömpelgard zugebracht hat. Aber die Ausdrucksweise des Chronisten wie die Tatsache, dass erst von diesem Zeitpunkt an eine festgefügte Grafschaft mit dem Mittelpunkt Mömpelgard besteht, läßt doch auf etwas mehr als nur das Zubringen von Gütern zu denen ja Mömpelgard selbst nicht gehörte, schließen. EErmentrud hat zweifellos Grafschaftsrechte über diese Gegend, und zwar auch über Mömpelgard selbst, besessen. Dann aber stellt sich die Frage, ob nicht in ihrer Familie die Grafen von Mömpelgard zu suchen sind, mit anderen Worten, ob Graf Lütold, der bei den Grafen von Mousson-Montbeliard nicht unterzubringen ist. Unter den väterlichen Vorfahren, den Grafen von Burgund, ist kein Lütold vorhanden, dagegen auf der Mutterseite.
    Ermentruds Großmutter gleichen Namens, Tochter des Grafen Rainald von Reims und Roucy, Gattin Graf Wilhelm Ottos von Burgund (+ 1026), war in 1. Ehe mit Graf Alberich II. von Macon verheiratet, der gegen 982 gestorben ist. Er war der Sohn aus der 1. Ehe Leotalds (= Lütold), der die Grafschaft Macon geerbt hatte und in Burgund zu mächtiger Stellung aufgestiegen war.
    Alberich II. und Ermengard hatten zwei Söhne, Alberich und Leotald. Beide erscheinen 971 in Urkunden Alberichs und Ermentruds, allerdings ohne ausdrücklich als Söhne bezeichnet zu sein. Da sonst über sie nichts bekannt und schon 986 Graf Otto Wilhelm, der 2. Gatte der Ermentrude, als Graf von Macon nachweisbar ist, nahm man einen frühen Tod der beiden an.
    Das ist nun offenbar nicht zutreffend, mindestens bezüglich Leotald. In ihm haben wir den gesuchten Lütold von Mömpelgard zu sehen. Zeitliche Schwierigkeiten geben sich für eine solche Identifizierung nicht. Der 971 noch unmündige Leotald dürfte in den 960er Jahren geboren worden sein. Da Lütolds Sohn Otto 1044 schon tot und Erzbischof Hunfried 1051 gestorben ist, so ergeben sich für die Kinder Lütolds Geburtsdaten, die - auch unter Berücksichtigung der Achalmer Enkel - ins letzte Jahrzehnt des 10. Jahrhunderts fallen.
    Für die Richtigkeit dieser Identifizierung lassen sich auch von der Besitzgeschichte her Anhaltspunkte gewinnen. In der Urkunde von 1044 beklagt sich Hunfried, dass seine Verwandten ihm das väterliche Erbe entrissen und ihn auf jede Weise zu enterben gesucht hätten. Das wird man so auslegen müssen, dass sein Vater, der urkundlich nie auftritt, jung gestorben ist und die Verwandten das Erbe vormundschaftlich verwalteten und nicht mehr herausgeben wollten. Als Vormund kommt der erst 1026 verstorbene 2. Gatte Ermentruds ohne weiteres in Frage. Er hat ja auch nach dem Tode des 1. Gatten Ermentruds die Grafschaft Macon übernommen, und es liegt nahe, anzunehmen, dass dies zunächst auch nur vormundschaftlich für den unmündigen Lütold aus Ermentruds 1. Ehe geschehen war. Dasselbe wird auch mit den Grafenrechten in Mömpelgard der Fall gewesen sein. Allerdings sagt Hunfried, dass er durch Gerichtsurteil schließlich doch sein Gut erhalten habe. Doch bezieht sich diese Aussage offensichtlich nicht auf die Grafschaft Mömpelgard, sondern nur auf die elsässichen Besitzungen. Die Unsicherheit des Besitzes mag ihn, nachdem er ihn seinen Verwandten wieder entwunden hatte, veranlaßt haben, die Güter an die Kirche Straßburg zu übertragen. Genannt werden die Höfe in Sulznmatt und Wolfganzen. Die Familie hat aber noch weitere Besitzungen im Oberelsaß gehabt. So dürfte Ebersheim über Adelheid von Wülfingen an die Achalm gelangt sein. Vor allem aber ist der Besitz im Albrechtstal, der späteren Herrschaft Weilertal, aufschlußreich. Nach diesen benannte sich ein Vasall der Familie, der 1044 als Zeuge auftritt. Danach hieß die Gegend aber nicht Albrechtstal, sondern Alberichestal.
    Der Name ist also nicht auf einen Albrecht, sondern einen Alberich zurückzuführen. Dass der namengebende Herr somit Leotalds Vater Alberich II. oder dessen Großvater Alberich I. (genannt bis 943) von Macon gewesen ist, ist sehr naheliegend. Der Name darf daher gewiß als Bestätigung dafür herangezogen werden, dass Leotald und Lütold ein und dieselbe Person sind. Übrigens war das Weilertal nordwestlich von Schlettstadt eine wichtige Verbindung zwischen Elsaß und Lothringen.
    Ist Lütold von Mömpelgard der Sohn Alberichs und Ermentruds, ist er der Stiefbruder der Agnes von Burgund, Tochter Graf Wilhelm Otto, der Mutter der Kaiserin Agnes. Diese und Kanzler Hunfried sind somit Kinder von Stiefgeschwistern.
    Wenn HEINRICH III. seinen Kanzler daher 1045 einen "familiaris" nannte, dann meinte er zweifellos das Verwandtschaftsverhältnis und nicht nur die Zugehörigkeit zum Hof.
    In dieser Sicht fällt auf die Tatsache, dass Hunfried am Weihnachtstag 1046 die päpstliche Weihe unmittelbar nach der Kaiserkrönung erhielt, eine besonderes Licht. Nicht nur er war ein Vetter der Kaiserin, auch der gleichzeitig mit ihm geweihte Bischof von Piacenza war ihr Verwandter. Sie schenkte nach Hermann von Reichenau, bald darauf in Hunfrieds Sprengel Ravenna einer Tochter das Leben. Hier traf Anfang April 1047 HEINRICH wieder mit ihr zusammen, und Hunfried trat als 2. Zeuge im Königsgericht in der Pfalz von Ravenna auf.
    Die Bezeichnung "von Mömpelgard" bedeutet wohl mehr als nur einen Hinweis darauf, dass die Grafenrechte in Mömpelgard aus seiner Familie stammten, sondern sie will darauf anspielen, dass Lütold gegenüber den Verwandten den Rechtsanspruch darauf aufrechterhalten hat, wie dies auch Hunfried hinsichtlich seines Erbes getan hat.
    Durch die Verwandtschaft Mömpelgard - Kaiserin Agnes ist auch eine verwandtschaftliche Beziehung der Grafen von Achalm als Söhnen Adelheids gegeben. Mit ihr mag es in Zusammenhang stehen, dass Kaiser HEINRICH III. im Jahre 1055 seinen Oheim, den rebellierenden Bischof Gebhard von Regensburg, dem Cuno von Achalm zur Verwahrung in seiner Burg Wülfingen übergab.

    Nach der Meinung von Karl-Heinz Schreiber (Genealogie-Mittelalter.de), hat der Autor Paul Kläui mit einem falschen Ansatz gearbeitet. Wie Hlawitschka nachgewiesen hat, war Liutold von Mömpelgard der älteste Sohn des Herzogs Konrad von Schwaben (Kuno von Öhningen). Konrads Enkelin war die spätere Kaiserin Gisela. Hunfried war also mit HEINRICH III. und nicht mit der Kaiserin Agnes verwandt, denn er war der Cousin der Kaiserin Gisela.

    Allgemeine Deutsche Biographie: Hunfried

    Hunfried: Erzbischof von Ravenna, 1046 – † am 24. August 1051; – war ein Sohn des Grafen Liutold von Mömpelgard und der Freiin Willibirg von Wülflingen (unweit Winterthur, Kts. Zürich), die ihrem Gemahl die Herrschaft dieses Namens zubrachte. Die Familie muß Heinrich III. besonders ergeben gewesen sein. Als 1044 der Aufstand in Lothringen und Burgund gegen Heinrich losbrach, wurde Liutold’s Bruder, Graf Ludwig, in seiner Feste Mömpelgard von Graf Reginold von Hochburgund, einem der Häupter des Aufstandes belagert, schlug aber diesen so entscheidend, daß Reginold sich dem Könige Ende Januar 1045 in Solothurn ergab. Um diese Zeit war die Gräfin Willibirg bereits Wittwe. Ihr Sohn H., Domherr zu Straßburg, übergab 1044 an den Bischof Wilhelm von Straßburg zu Handen der bischöflichen Kirche sein väterliches Erbgut Embrach (nicht weit von Wülflingen), nachdem er es im Landgerichte des Thurgau-Grafen Bertold (von Zähringen?) gegen seine nächsten Blutsverwandten, seine Schwester Adelheid, Gemahlin des Grafen Rudolf von Achalm und deren Kinder behauptet hatte. Für seine Mutter Willibirg und sich selbst behielt H. lebenslängliche Nutznießung vor. Das in Embrach bestehende Chorherrenstift, bei dieser Schenkung ausgenommen, schenkten er und seine Schwester gemeinsam, nebst dem Dorfe Sasbach im Breisgau an die Kirche Straßburg. H. theilte die Gunst, in welcher sein Oheim und wol auch sein Vater bei König Heinrich gestanden; er trat in Heinrichs Kanzlei und wurde des Königs Kanzler für Italien, in welcher Stellung er seit mindestens dem 12. Juli 1045 erscheint. Des Königs Begleiter nach Italien, im Herbste 1046, wurde H. von demselben im December 1046 zum Erzbischofe von Ravenna (an Stelle des im Mai 1046 wegen Simonie entsetzten Widger) ernannt und am Weihnachtstage 1046 von Papst Clemens II. (Suidger von Bamberg) unmittelbar nach der Kaiserkrönung Heinrichs, geweiht. Die Wahl des deutschen Landsmannes zum Erzbischof hatte ohne Zweifel den vollen Beifall des neuen Papstes, und wie er demselben die Auszeichnung dieser Weihe unmittelbar nach des Kaisers Krönung erwies, so wurde unter seinem Einflusse dem neuen Erzbischofe H. auch sofort ein neuer Erfolg zu Theil, auf den derselbe nicht geringen Werth legen mußte. Am ersten Tag der Synode, die der Papst anfangs Januar 1047 in Rom abhielt, erneuerte sich durch Anspruch des Erzbischofs von Mailand [413] der Streit um den Vorrang, der zwischen den drei großen Metropoliten Italiens, den Erzbischöfen von Mailand und Ravenna und dem Patriarchen von Aquileja, seit langer Zeit bestand und schon am Krönungstage Kaiser Konrads II. (26. März 1027) zu ärgerlichen Auftritten geführt hatte, damals aber unter dem Einflusse des mächtigen Erzbischofs Aribert zu Gunsten von Mailand „auf ewige Zeiten“ entschieden worden war. Papst Clemens leitete nun ein förmliches Rechtsverfahren über die Frage ein und bekräftigte das zu Gunsten von Ravenna ausfallende Erkenntniß der Synode durch eine Bulle, welche H. und allen Amtsnachfolgern desselben das Recht verlieh, als dem Range nach Erste unter den Metropoliten dem Papste bei Anwesenheit des Kaisers zunächst zur Linken, ist der Kaiser aber nicht anwesend, zur rechten Seite des Papstes, am Platze des Kaisers, zu sitzen. Das Erkenntniß hatte neben der gesammten Geistlichkeit von Rom auch der anwesende deutsche Bischof Poppo von Brixen befürwortet. Nur natürlich erscheint es nach diesen Vorgängen, daß H. während der Regierungszeit Papst Clemens II. († 9. Octbr. 1047) und auch als diesem Bischof Poppo als Papst Damasus II. (17. Juli – † 9. Aug. 1048) auf dem päpstlichen Stuhle folgte, in ungetrübtem Genusse seiner Stellung blieb. Als aber Kaiser Heinrich den Bischof von Toul zum Papste erhob und dieser am 12. Februar 1049 unter dem Namen Leo IX. geweiht, nicht nur die Angelegenheiten der Kirchenreform, sondern auch die Wiederherstellung des Ansehens und der Rechte des päpstlichen Stuhles, die unter den vergangenen Wirren mannigfach gelitten hatten, kräftig in die Hand und fast vergessene Ansprüche Rom auf das Exarchat wieder aufnahm, trat 1050 Zwiespalt zwischen ihm und Erzbischof H. ein. Auf der Synode zu Vercelli, im September 1050, kam es zu Auftritten zwischen Beiden, in Folge deren H. mit Kirchenstrafe belegt und in seinem Amte suspendirt wurde. Als der Papst hierauf nach Deutschland ging und anfangs Februar 1051 mit dem Kaiser in Augsburg zusammenkam, wurde Erzbischof H. dahin beschieden. Auf Befehl des Kaisers mußte H. hier, angesichts der versammelten Bischöfe, dem Papst fußfällig Abbitte leisten, benahm sich aber dabei so höhnisch, indem er mit spottenden Zügen sich wieder erhob, daß Papst Leo, der ihn der göttlichen Gnade nach dem Maße seiner aufrichtigen Buße versichert hatte, wehklagend ausgerufen haben soll: O wehe, dieser Unselige ist todt! Bald nach seiner Rückkehr nach Ravenna aber oder noch während der Reise dahin erkrankte wirklich der Erzbischof und als er am 24. August 1051 starb, schrieben die Einen sein unerwartetes Ende dem von ihm in Augsburg bezeigten Frevelmuth, Andere einer Vergiftung zu.



    Paul Kläui, Hochmittelalterliche Adelsherrschaften im Zürichgau
    2. Hunfrieds väterliche Ahnen


    a) Erzbischof Hunfried und sein Erbe
    Der Straßburger Domherr Hunfried wurde im Jahre nach der Schenkung an Straßburg, 1045, Kanzler Heinrichs III. für Italien, also zur Zeit, da dieser seinen ersten Romzug vorbereitete. In Italien angekommen, ernannte ihn Heinrich anstelle des abgesetzten Wideger zum Erzbischof von Ravenna.
    Am Weihnachtstag 1046 empfing er, unmittelbar nach der Kaiserkrönung,
    von Papst Clemens II. die Weihe, gleichzeitig mit Bischof Wido von Piacenza. Wenige Jahre später, 1050, entzweite er sich mit Papst Leo IX., der ihn im Amte suspendierte. Auf der Synode zu Augsburg, im Februar 1051, erteilte ihm der Papst Absolution. Doch wenige Monate darauf, am 23. August, starb er, wie der Papst dem im Herzen nicht Gedemütigten vorausgesagt haben soll. Das Gerücht sah im plötzlichen Tod die Folge von Vergiftung.
    Dieser Aufstieg zu höchsten Ämtern gründete sich auf die hohe Herkunft (dei gratia non infimis ortus natalibus). Es ist daher zum vornherein anzunehmen, daß sein väterliches Erbe stattlich gewesen sein muß.
    Die Schenkungsurkunde umschreibt es nun allerdings nicht näher und sie drückt sich auch über das Schenkungsgut nicht klar aus. Eine genauere Betrachtung zeigt aber doch, daß wir zweierlei zu unterscheiden haben; väterliches Erbgut und anderen Besitz, für dessen Tradierung die Zustimmung der Mutter notwendig war, und der also von ihrer Seite stammte. Die mütterliche Zustimmung bezieht sich auf Güter und Leute in Embrach, die den Hauptgegenstand der Urkunde bilden. Den Beweis dafür bildet die Tatsache, daß Hunfried das zweifellos von ihm gestiftete Kloster Embrach schon früher an Straßburg gegeben hatte, also offenbar in einem Zeitpunkt, da der Streit um das väterliche Erbe noch gar nicht beendet und er noch nicht darüber verfügen konnte.

    In Embrach hat also Hunfried über ein Kloster, Höfe (villulae) und weitere Güter verfügt. Daß diese umfangreich gewesen sein müssen, ergibt sich aus der Tatsache, daß die Bewohner der Güter in drei Stände geschieden waren: Königszinser, Zinsleute und Eigenleute, und demnach zahlreich gewesen sein dürften.
    Das väterliche Erbe bestand in den Gütern im Elsaß. Es sind aber offenbar nur Streubesitzungen, die Hunfried dem Domstift zur Abrundung seiner Bischofshöfe übertragen hat. Sulzmatt gehörte zur Mundat Rufach, welche ältestes Ausstattungsgut des Bistums war. In Wolxheim, wo ebenfalls altes bischöfliches Gut lag, scheint der Besitz Hunfrieds größer gewesen zu sein, denn er behielt einiges, nämlich die Kirche und 50 Hüben für sich. Er gab seine Besitzungen daselbst zur Ausstattung der dortigen bischöflichen Höfe und wohl in erster Linie, um sie damit dem Zugriff seiner begehrlichen Verwandten zu entziehen. Hunfried und seine Mutter Willebirg ließen sich die Schenkungen zur Nutznießung gegen geringen Zins übertragen, aber offen sichtlich nicht nur diese, sondern die ganzen, durch die Schenkung abgerundeten Bischofshöfe in Sulzmatt und Wolxheim. Die Nutznießung des Ganzen sollte auf Lebenszeit Hunfrieds dauern, im Falle aber, daß die Mutter ihn überlebte, verblieb ihr nur der Hof Sulzmatt bis zu ihrem Tode.
    Für weiteren Elsässer Besitz geben die Zeugen Ato und Reinher von Alberichestal an einen Hinweis ; er ist sicher so zu deuten, daß Hunfried auch im Albrechtstal, dem späteren Weilertal, Besitzungen hatte. Darauf wird noch zurückzukommen sein. Väterlicher Besitz war sodann das am Ausgang des Weilertales liegende Ebersheim und Horburg bei Kolmar.
    Als nun nach dem unerwarteten Tode Hunfrieds am 23. August 1051 das Domstift die Nutznießungsgüter übernehmen wollte, zeigten sich Schwierigkeiten. Hunfrieds Schwester Adelheid und ihre Söhne erhoben Anspruch auf Embrach. Das Domstift konnte sich dessen nicht ganz erwehren und sah sich gezwungen, im Mai 1052 ihnen vertraglich etwas von Hunfrieds Schenkungen zu überlassen. Der Zwiefalter Chronist Bertold behauptet zwar, Adelheid hätte mit ihrem Bruder Hunfried die Propstei Embrach an die Kirche Straßburg gegeben, wo zwei ihrer früh verstorbenen
    Söhne ruhten. Doch bezieht sich dies entweder auf die erste Schenkung und nicht auf die 1044 zugefügten Güter, oder der nachträgliche Verzicht wurde zur Ehre des Hauses so umgedeutet.
    Mit Adelheid und ihren Söhnen aus der Ehe mit Graf Rudolf von Achalm sind auch die Verwandten genannt, die schon vor dem Tode der Mutter Willebirg auf die väterlichen Erbgüter im Elsaß Anspruch erhoben hatten.
    Offenbar war sich Adelheid bei der Erbteilung gegenüber dem geistlichen Bruder benachteiligt vorgekommen. Nun wollte sie sich nach dessen Tode am mütterlichen Erbe schadlos halten. Sie hatte, wie wir sehen werden, in der weiteren Umgebung von Embrach ihren Erbteil erhalten, aber sie suchte ihn durch Anfechtung der an Straßburg gemachten Schenkungen zu erweitern. Obwohl nicht ausdrücklich gesagt wird, was ihr das Domstift überließ, muß man annehmen, daß ihr Güter in dieser Gegend, wo sie den Anspruch geltend machte, abgetreten wurden (vgl. S. 14). Sie sprach nämlich anderseits den Verzicht auf das väterliche Erbe aus, das heißt zweifellos auf die früher im Elsaß angesprochenen Güter, soweit sie an Straßburg übergegangen waren Der Besitz in Ebersheim dagegen war ihr unbestritten zugefallen.


  3. 26.  von Mömpelgard, Otto Graphische Anzeige der Nachkommen (10.Liutold3, 5.Konrad2, 1.Udo1) gestorben vor 1044.

  4. 27.  von Wülflingen, Adelheid Graphische Anzeige der Nachkommen (10.Liutold3, 5.Konrad2, 1.Udo1) wurde geboren um 990/995; gestorben am 29 Aug 1065; wurde beigesetzt in Strasbourg [67000],Bas-Rhin,Elsass,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Achalm (Burg),Reutlingen,Baden-Württemberg,Deutschland; Gräfin von Achalm

    Notizen:

    Adelheid von Wülfingen Gräfin von Achalm
    um 990/95 † 29.8.1065 Begraben: Strassburg Münster

    Einzige Tochter des Grafen Liutold von Mömpelgard († vor 1044) aus dem Hause der KONRADINER und der Willibirg von Wülfingen, Tochter von Graf Ulrich von Ebersberg; Schwester von Graf Berengar in Schwaben († 27.3.1027 erschlagen), Erzbischof Hunfrid von Ravenna († 23.8.1051) und Otto von Mömpelgard († vor 1044), Nichte von Graf Konrad im Ufgau († 24.11.994 ermordet), Herzog
    Hermann II. von Schwaben († 4.5.1003) und Gräfin Ita von Altdorf († 16.10. nach 1000), Enkelin von Herzog Konrad von Schwaben († 20.8.997), Cousine der Römischen Kaiserin Gisela von Schwaben († 15.2.1043)

    Schwennicke, Detlef: Tafel 77 A, "Europäische Stammtafeln. Stammtafeln zur Geschichte der Europäischen Staaten. Neue Folge Band XII, Schwaben"

    RUDOLF
    † 24.IX.Begraben: Dettingen, dann Zwiefalten
    GRAF VON ACHALM
    oo ADELHEID VON WÜLFINGEN † 29.VIII. (1065) Begraben: Strassburg Münster
    Tochter von Lütold von Mömpelgard und Willibirg von Wülfingen

    Glocker Winfrid: Seite 350, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik."

    VIII. 172) ADELHEID † nach 1052
    oo RUDOLF VON ACHALM † IX 24.

    Zur Filiation vgl. oben VIII, 170. Die übrigen Belege zu Adelheid und ihrem Gemahl sind bei Kläui, Adelsherrschften (Stammtafel) zusammengestellt.

    Meyer von Knonau, Gerold: Band I Seite 486, "Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich IV. und Heinrich V."

    Höchstens mag in einer innerhalb des ablaufenden Jahres getroffenen königlichen Entscheidung eine Einwirkung des Grafen Wernher hervorgetreten sein, nämlich bei der neuen Besetzung des durch Bischof Hezilos Tod, schon am 12. oder 13. Januar, erledigten bischöflichen Stuhles zu Straßburg. Wahrscheinlich war Wernher der Gemahl einer Schwäbin, der Willibirg aus dem gräflichen Hause von ACHALM, und so empfahl er dem Könige seinen Schwager, den jüngsten Bruder seiner Gemahlin, Wernher, für das offen gewordene Bistum [178 Lambert, a. 1065: Heceloni Argentorati episcopo paulo ante defuncto successor substitutus est Wernheri, propinquus Wernheri comitis (168); Annal. Argentin. ebenso: Hezil Argentinensis episcopus obiit, cui successit Wernharius secundus (SS. XVII, 88). Nach dem Todtenkalender des Straßburger Domstiftes (Böhmer, Fontes rer. German. III., XV. n. 1) starb Hezil episcopus schon II. Id. Januar, dagegen nach nekrologischen Eintragungen in einen Kirchenkalender von Kloster Honau:
    Idib. Jan. (Hezel episcopus obiit: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, IV, 251). Über den Nachfolger Wernher spricht Ortliebi de fundatione mionast. Zwivildens. Lib. I., c. 1: Nomina filiorum (sc. des Grafen Rudolf von Achalm und der Adelheid, geborenen Gräfin von Mömpelgard-Wülfingen) fuerunt ista:
    Cuono primogenitus (Graf von Wülfingen), secundus Liutoldus (Graf von Achalm), ... septimus Wernherus, postae Strazburgensis episcopus. Horum sorores fuerunt Willibirc ... (SS. X, 71 und 72). Es ist nun ganz wahrscheinlich, daß diese Willibirg die Gemahlin des zu Ingelheim getöteten Grafen Wernher war; denn der Sohn der ACHALMERIN Willibirg, Wernher, der von Ortlieb, c. 5, so genannte Wernherus comes de Grouningin (Neckargröningen, wirttemb. O. A. Ludwigsburg), filius sororis eius (sc. Liutoldi), noch deutlicher in c. 7 als filiuis Willibergae sororis erwähnt (I. c. 74,76), war sowohl in Schwaben, als auch in Hessen begütert (vgl. Schenk zu Schweinsberg, Das Wernerische Grafen-Haus im Neckargau, Hessengau, Lahngau und zu Worms, im Correspondentenblatt des Gesammtvereins der deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine, XXIII. - 1875 -, 49-52,85 und 86, sowie P. Fr. Stälin, Geschichte Württenbegrs, I 371 n. 1, wo aber dieser Wernher von Gröningen "Enkel des im Jahre 1046 genannten Grafen Wernher vom Neckargau" heißt, was nach der in n. 177 vorgebrachten Kombination unmöglich wäre, wie es denn überhaupt zweifelhaft ist, ob schon Willibirgs Vermählung nach Hessen eine Verbindung des Wernherischen Hauses mit Schwaben bestand). Vgl. über Bischof Wernher Riezler, Geschichte des fürstlichen Hauses Fürstenberg, 22 und 23.].

    Hlawitschka Eduard: Seite 103-105, "Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschland"

    Auch die Einbeziehung des Grafen Liuto(ld) und seiner Frau Willebirg, beide als "von Mömpelgard beziehungsweise von Wülfingen" (im Thurgau) überliefert [86 Die Zwiefalter Chronikern Ortliebs und Bertholds (= Schwäbische Chroniken der Stauferzeit 2), ed. E. KÖNIG - K.O. MÜLLER, 1941, seite 12ff.], in unsere Untersuchung ist hier angebracht. Wurde doch beider Sohn Hunfried, der uns als kaiserlicher Kanzler und Erzbischof von Ravenna tradiert ist, auch als familiaris Kaiser HEINRICHS III. bezeichnet [87 MG D H III, 145.]; und soll doch Liuto(ld)s und Willebirgs Enkel Liutold von Achalm, der zusammen mit seinem Bruder Kuno 1089 das Kloster Zwiefalen gründete, den Herzog Welf IV. zum Nachfolger in der Vogtei über seine Stiftung Zwiefalten vorgeschlagen, ja ihm sogar - wie uns der WELFEN-Historiograph und sein Ausschreiber Burchard von Ursberg berichten - weite Besitzungen geschenkt haben (ipso donante), was auf engere Bindung der ACHALMER zu den WELFEN schließen läßt, die sich wiederum über eine Identifizierung Liuto(ld)s "von Mömpelgard" [89 Die Herleitung Liutolds"von Mömpelgard" aus dem Grafen-Haus von MACON, die P. Kläui, Die Verwandtschaft des Kanzlers Hunfried mit Heinrich III., in: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 15, 1956, Seite 284ff., auch DERS., Hochmittelalterliche Adelsherrschaften im Zürichgau, Zürich 1960, Seite 7ff., versuchte, ist abzulehnen. Vgl. dazu auch H. KELLER, Kloster Einsiedeln Seite 125 Anmerkung 212, und besonders Th. ZOTZ, Der Breisgau Seite 211ff.] mit dem diesen Namen tragenden Sohn Konrads von Schwaben = Kuno von Öhningen leicht erklären; denn letzterer hatte doch seine Tochter Ita an den WELFEN Rudolf verheiratet. Die Wiederkehr der Namen Liutold und Kuno bei den ACHALMERN sollte dabei nicht übersehen werden [90 Ortliebs Zwiefalter Chronik Seite 12 besagt, daß nobilissimi comitis Liuthonis ac Willibirgae de Mumpilgart seu de Wulvelingin Tochter Adelheid, die eine Schwester des Erzbischofs Hunfried von Ravenna war, ihrem Gemahl Graf Rudolf von Achalm septem filii et tras filae gebar:
    Cuono primogenitus, secundus Liotoldus, tertius Egino, quartus Roudolfus, quintus Hunfridus, sextus Beringerus, septimus Wernherus postea Strazburgensis episcopus. Horum sorores fuerunt Willibirc, Mahtild atque Beatrix. Von diesen Kindern sind Hunfried und Berengar schon als parvuli verstorben (Seite 38,154) und zunächst in Dettingen, später in Zwiefalten begraben worden. Aus einer Urkunde Erzbischof Hunfrieds von 1044 kennt man auch noch einen Bruder Hunfrieds und Adelheids namens Otto (vgl. dazu P. KLÄUI, Hochmittelalterliche Adelsherrschaften Seite 3ff.). Betrachtet man das von Graf Rudolf von Achalm und seiner Frau Adelheid an die Kinder vergebene Namengut, so fallen - außer den Namen Kuno und Liutold, die (entsprechend unserer Rekonstruktion) von Adelheids Großvater und Vater übernommen scheinen - die Namen der jung verstorbenen Berengar und Hunfried auf. Ist der Knabe Hunfried offenbar nach Adelheids Bruder, das heißt nach seinem berühmten Onkel und königlichen Kanzler Erzbischof Hunfried von Ravenna benannt worden, so könnte der früh verstorbene Berengar seinen Namen nach dem 1027 gefallenen Berengarius filius Liutoldi comitis de Alamannia (vgl. bei Anmerkung 84) erhalten haben, der - wenn Liutold von Mömpelgard und Wülfingen mit dem Liutoldus comes de Alamannia identisch war - ebenso ein Bruder Adelheids war! Die Namen Rudolf und Egino wiederholen schließlich die Namen des Adelheid-Gemahls und dessen Bruder Egino. Die Namen der Töchter spiegeln sodann denjenigen von Adelheids Mutter und offenbar die Namen von zwei Cousinen Adelheids wider: Mathilde und Beatrix hießen doch zwei der drei Töchter Herzog Hermanns II. von Schwaben.]. Daß die Namen Liutold und Berengar gerade in jener Rheinauer Gründer-Familie geläufig waren, die letztlich Herzog Konrad = "Kuno von Öhningen" beerbt hat, sollte man wohl desgleichen beachten [91 Vgl. oben Seite 61 und besonders K. Schmid, Königtum, Adel und Klöster Seite 265-268 u. ö.; desgleichen M. Borgolte, Die Grafen Alemanniens, Skizzen Liutold und Berengar.].

    Schmid Karl: Seite 209-210, "Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge."

    Denn in der Besitzgeschichte spiegelt sich die Familiengeschichte am konkretesten wider.
    Beginnen wir mit einem Beispiel:
    Die Zwiefaltener Chroniken Ortliebs und Bertholds [56 Die Zwiefalter Chroniken Ortliebs und Bertholds, hrsg. von E. König und K. O. Müller, Schwäbische Chroniken der Stauferzeit 2 (1941) passim.] (verfaßt etwa um 1140) berichten ausführlich von den Gründern und der Gründungsgeschichte des Klosters. Kuno und Liutolt, die Söhne des Grafen Rudolf von Achalm und dessen Gattin Adelheid von Wülfingen/Mömpelgard, hatten sich entschlossen, mit Hilfe des Abtes Wilhelm von Hirsau (1089) in Zwiefalten eine Mönchsgemeinschaft ins Leben zu rufen und diese reich mit Gütern auszustatten. Die beiden Grafen waren beiderseits der Schwäbischen Alb, im Thurgau (Burg Wülfingen mit Pertinenzien), in Unterwalden, in Currätien und im Elsaß begütert. Dazu beerbeten sie ihre Brüder, die der Chronik zufolge auf beiden Seiten des Rheins über Besitzungen verfügten, wobei ihnen reicher Besitz ihres Bruders Bischof Werner von Straßburg zufiel. Die Söhne ihrer Schwester Mathilde von Horburg, die unter anderem den wertvollen Hof Hirzenach bei Boppard am Rhein erhalten hatte, bekamen nach Kunos Tod von Liutolt dazu noch die Burg Wülfingen. Bei der Dotation des Klosters Zweifalten aber war vor allem Graf Werner von Grüningen, der Sohn ihrer Schwester Willibirg, abzufinden, da er nach dem Erbrecht einen größeren Anspruch auf die Nachfolge in ihrem Besitz geltend machen konnte als die übrigen Verwandten, wie die Chronik ausdrücklich sagt. Nachdem der GRÜNINGER durch Eid auf das Kloster Verzicht geleistet hatte, übergaben die beiden Grafen ihrem Neffen viele Besitzungen, darunter die Burg Achalm selbst [57 Vgl. dagegen die Historia Welforum c. 13, ed. E. König, Schwäbische Chroniken der Stauferzeit I (1938) Seite 20 und das von der Hist. Welf. abhängige Burchardi praepositi Urspergensis Chronicon, ed. Holder-Egger und v. Simson (1916) Seite 11.]. Aus dieser Besitzverteilung innerhalb der Familie Rudolfs von Achalm und Adelheids von Wülfingen, der Schwester Erzbischof Hunfrieds von Ravenna, geht hervor, daß Söhne und Töchter am Erbe der Eltern teilhatten. Bemerkenswert ist, wie viel den Klostergründern daran gelegen war, alle Ansprüche ihres Schwestersohnes auf das Kloster aus der Welt zu schaffen. Dies läßt erkennen, daß es sich um ein Eigenkloster gehandelt hat, das dann in den Schutz des Hl. Stuhls gestellt wurde. Außerdem nimmt der mütterliche Erbteil im Thurgau mit der Burg Wülfingen (magnis claruit divitiis ex materna heredidate) insofern eine besondere Stellung ein, als der primogenitus Kuno ihn erbte, auf der mütterlichen Burg wohnte und starb und sich nach Wülfingen - auch in der Schaffhausener Tradition - Chono comes de Wolvilingis nannte, während der jüngere Bruder zunächst offenbar auf der Achalm hauste. Die Familie ist im Mannesstamm ausgestorben. Ein großer Teil ihrer Besitzungen wurde zur Grundlegung und Ausstattung des Klosters Zwiefalten verwendet, ein anderer - darunter die namengebenden Burgen - gerieten in die Hände der cognatisch verwandten Linien Horburg und Grüningen. Die thurgauische Burg Wülfingen also gelangte von der Linie Mömpelgard in diejenige von Achalm und schließlich in die Linie Horburg.
    Auch von einem ungeteilten Besitz der ACHALMER Brüder in Ebersheim (Elsaß) ist die Rede. Diese Form der Besitzweitergabe schin im Mittelalter öfters vorgekommen zu sein.
    Die Klostergründer von Zwiefalten gehörten zum "Grafen-Geschlecht" von ACHALM. Genealogisch betrachtet beginnt mit dem Erbauer der Burg Achalm, Graf Rudolf, der das von seinem früh verstorbenen Bruder Egino begonnene Befestigungswerk vollendet hat, kein neues Geschlecht. Dann aber im historischen Sinne? Wenn wir diese Frage bejahen, müssen wir uns darauf berufen, daß die Erbauer der Burg Achalm etwas Neues geschaffen haben: einen namengebenden Sitz. Doch ist es nicht merkrwürdig, daß die Errichtung einer Burg, eines festen Wohnsitzes also, den Beginn eines Geschlechtes darstellen soll? Und wie verhält es sich mit Chono comes de Wolvilingis (Wülfingen), der sich nach der von der Mutter ererbten Burg im Thurgau nannte? War er deshalb ein WÜLFINGER oder ein ACHALMER? Man sieht, die Rechnung geht so nicht auf.

    oo Rudolf Graf von Achalm † 24.9. nach 1039

    Kinder:
    - Kuno Graf von Wülfingen † 16.10.1092
    - Liutold Graf von Achalm † 18.8.1098
    - Egino Graf von Achalm † 14.11.1077
    oo Sophie
    - Rudolf
    - Hunfried † jung
    - Berenger † jung
    - Werner Bischof von Straßburg (1079) † 14.11.1079
    - Willebirg von Achalm † nach 1053
    oo Werner III. Graf von Gröningen † 24.2.1065
    - Mechthild von Horburg † 30.9.1092/94
    oo Kuno Graf von Lechsgemünd † 1092/94
    - Beatrix Äbtissin von Essen (1065-1077) † 2.5.1077

    Literatur:
    Bertholds Fortsetzung der Chronik Hermanns von Reichenau. Leipzig Verlag der Dyk'schen Buchhandlung - Bühler, Heinz: Adel, Klöster und Burgherren im alten Herzogtum Schwaben. Gesammelte Aufsätze. Anton H. Konrad Verlag 1997 Seite 350,358,744/45,750,752/53, 775,793,795,797-801,805,812-815,816/17,894/95,916,919,922,1000,1003,1008/09,1012,1031,1032,1056,1121-1125,1126/27,1151, 1157,1160-1163,1165,1168-1172,1174,1184 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 350 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 104,118,169 - Keller Hagen: Kloster Einsiedeln im ottonischen Schwaben. Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1964 Seite 125 - Meyer von Knonau, Gerold: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich IV. und Heinrich V., Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1890 Seite 486/Band IV 350/Band V 38 - Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983 Seite 209-210 - Schmid, Karl: Königtum, Adel und Klöster zwischen Bodensee und Schwarzwald (8.-12. Jahrhundert) Seite 175 - Schwennicke, Detlef: Europäische Stammtafeln. Stammtafeln zur Geschichte der Europäischen Staaten. Neue Folge Band XII, Schwaben, Verlag von J.A. Stargardt Marburg 1984 Tafel 77 A - Steindorff, Ernst: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich III. 1. und 2. Band, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963 - Zotz, Thomas: Der Breisgau und das alemannische Herzogtum (Vorträge und Forschungen, Sonderband 15), Sigmaringen 1974 Seite 211 -

    Begraben:
    Münster

    Familie/Ehepartner: von Achalm, Rudolf. Rudolf (Sohn von N.) gestorben nach 1039; wurde beigesetzt nach 1039 in Zwiefalten [88529],Reutlingen,Baden-Württemberg,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 53. von Wülfingen, Kuno  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1025/1030; gestorben am 16 Okt 1092 in Wülflingen [8408],Zürich,Schweiz; wurde beigesetzt in Zwiefalten [88529],Reutlingen,Baden-Württemberg,Deutschland.
    2. 54. von Achalm, Liutold  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1030; gestorben am 18 Aug 1098 in Zwiefalten [88529],Reutlingen,Baden-Württemberg,Deutschland; wurde beigesetzt in Zwiefalten [88529],Reutlingen,Baden-Württemberg,Deutschland.
    3. 55. von Achalm, Egino  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1030; gestorben am 14 Nov 1077; wurde beigesetzt in Strasbourg [67000],Bas-Rhin,Elsass,Frankreich.
    4. 56. von Achalm, Rudolf  Graphische Anzeige der Nachkommen
    5. 57. von Achalm, Hunfried  Graphische Anzeige der Nachkommen
    6. 58. von Achalm, Berenger  Graphische Anzeige der Nachkommen
    7. 59. von Achalm, Willebirg  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1025; gestorben nach 1053.
    8. 60. von Horburg, Mechthild  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1030; gestorben in 1092/1094.
    9. 61. von Achalm, Werner II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1030/1035; gestorben am 14 Nov 1079 in Pforzheim [75172],Pforzheim,Baden-Württemberg,Deutschland; wurde beigesetzt in Strasbourg [67000],Bas-Rhin,Elsass,Frankreich.
    10. 62. von Achalm, Beatrix  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1030; gestorben nach 1077.

  5. 28.  von Schwaben, Mathildevon Schwaben, Mathilde Graphische Anzeige der Nachkommen (12.Hermann3, 5.Konrad2, 1.Udo1) wurde geboren in 988; gestorben in 1031/1032; wurde beigesetzt in Worms [67547],Worms,Rheinland-Pfalz,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Ballenstedt [06493],Harz,Sachsen-Anhalt,Deutschland; Gräfin von Ballenstedt
    • Titel/Amt/Status: Kärnten,Österreich; Herzogin von Kärnten
    • Titel/Amt/Status: Oberlothringen; Herzogin von Oberlothringen

    Notizen:

    Darstellung Mieszkos II. und Mathildes von Schwaben auf dem Widmungsbild des Liber de divinis officiis; St. Gallen erstes Viertel 11. Jahrhundert. Düsseldorf, Universitäts- und Landesbibliothek, Ms.C 91, (verschollen), fol. 3r

    Darstellung Mieszkos und Mathildes von Schwaben



    Mathilde von Schwaben

    Herzogin von Kärnten
    Gräfin von Ballenstedt
    Herzogin von Ober-Lothringen
    ca 988-29.7.1031/32 Begraben in kostbarsten byzantinischen Gewändern in Worms

    Älteste Tochter und Miterbin des Herzogs Hermann II. von Schwaben aus dem Hause der KONRADINER und der Gerberga von Burgund, Tochter von König Konrad
    Mütterlicherseits Cousine von Kaiser HEINRICH II. und Nichte von König Rudolf von Burgund

    Brandenburg Erich: Tafel 3, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    IX. Generation 16.
    Mathilde
    * ca. 989, + nach 1030, vor 1033
    Gemahl:
    a) ca. 1004 Konrad Herzog von Kärnten + 1011 12. XII.
    b) Friedrich II. Herzog von Ober-Lothringen + 1026/27 (siehe IX 88)

    Anmerkungen: Seite 129
    IX. 16. Mathilde

    siehe Brandenburg, Probleme um die Kaiserin Gisela 29f.; Bollnow, Grafen von Werl 29ff.
    Ich habe a.a.O. ausgeführt, daß die Identität der Mathilde, Gemahlin der beiden oben genannten Gatten, und der Mathilde, Schwester der Kaiserin Gisela, nicht völlig außer Zwiefel stehe, und daß die erstere Mathilde auch die Tochter einer anderen Tochter König Konrads von Burgund (etwa der gleichnamigen Mathilde VIII 69) sein könne. Wahrscheinlicher ist aber doch die Identität, und ich halte daher die Beifügung eines Fragezeichens nicht für erforderlich, zumal da auch in dem zweiten möglichen Falle die Kinder der Mathilde zu den Nachkommen KARLS DES GROSSEN (dann bei den Kindern von VIII 69) gehören würden.

    Ergänzungen (Wolf): Mathilde, + 1031/32 VII,

    Gemahl c) 1026/27 Esico von Ballenstedt (nach Paul Leidinger, Die Grafen von Werl, 1965), Stammvater der ASKANIER, vgl. Brandenburg Seite 76, Nr. X 112.

    Glocker Winfrid: Seite 322,350, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VII. 37; VIII. 173 Mathilde
    * c 988, + 1031/32 im VII

    c 1002 1. oo Konrad I. Herzog von Kärnten + 1011 XII 12
    c 1034 2. oo Friedrich II. seit 1019 Herzog von Ober-Lothringen + 1026/27 am V 13
    c 1026/27 3. oo Eisiko, Graf von Ballenstedt, Graf im Schwabengau und im Gau Serimunt - 1059/60

    Älteste Tochter des Herzogs Hermann II. von Schwaben und der Gerberga von Burgund, Tochter von König Konrad

    Mathilde ist als Tochter der Gerberga in Constantins Vita Adalberonis c. 17, SS IV 664 - Bericht über die Diedenhofener Synode 1003, bei der König HEINRICH II. Vorwürfe gegen Herzog Konrad I. von Kärnten und Mathilde, die in einer Verwandtenehe lebten, erhob -, sowie durch den Brief Abt Siegfrieds von Gorze an Abt Poppo von Stablo betreffs der Heirat Kaiser HEINRICHS III. mit Agnes von Poitou (gedruckt bei Giesebrecht, Kaiserzeit Band 2, Seite 714-718) und in der Stammtafel des Codex Steinfeldensis (gedruckt: SS III 215) bezeugt.
    Mathilde stammte, wie aus der Nachricht Thietmars V c. 12, S. 234, hervorgeht, wo Mathildes Ehemann Herzog Konrad als Schwiegersohn Herzog Hermanns II. bezeichnet ist, aus der Ehe Gerbergas mit dem schwäbischen Herzog; dies ist auch in einem Widmungsbrief bezeugt, den Mathildein den Anfangsjahren der Regierungszeit König KONRADS II. an den polnischen König Mieszko richtete (gedruckt bei Giesebrecht, Kaiserzeit Band 2, Seite 699; vgl. dazu Bresslau, Jahrbücher Konrad II. Bd. 1, S. 247 ff., und Leidinger, Untersuchungen S. 59).
    Die altersmäßige Einreihung Mathildesals älteste Tochter der Gerberga und Herzog Hermanns II. von Schwaben ergibt sich mit Leidinger, Untersuchungen S. 51, Anm. 70, aus ihrer Stellung in der Stammtafel des Codex Steinfeldensis. Die ungefähre Geburtszeit ist aus derjenigen von Mathildesältestem Sohn Konrad dem Jüngeren (* c 1003) erschlossen. Die ungefähre Todeszeit hat Leidinger, Untersuchungen S. 54, ermittelt.
    Aus der Anklage König HEINRICHS auf der Diedenhofener Synode wissen wir auch von der Existenz der ersten Ehe Mathildes; vgl. dazu Hirsch Band 1, Seite 243-247.
    Über die zweite Vermählung unterrichtet uns Wipo in den Gesta Chuonradi c. 19, S. 39; vgl. dazu Bresslau, Jahrbücher Konrad II. Band 2, Seite 72 f. (der freilich noch von einem irrigen Sterbezeitpunkt für Herzog Friedrich II. von Ober-Lothringen ausgeht; vgl. VII, 55).
    Die 3. Heirat mit Eisiko von Ballenstedt hat uns der Annalista Saxo a. 1026 und a. 1030, SS VI 676 und 678, überliefert; wie Leidinger, Untersuchungen Seite 55 ff., gezeigt hat, ist die beim Annalista als Gattin Eisikos genannte Mathildemit der Witwe Herzog Friedrichs II. von Ober-Lothringen des gleichen Namens zu identifizieren.


    Ihre erste Ehe wurde 1003 auf einer Versammlung in Diedenhofen von König HEINRICH II. als unkanonische Nahehe gebranntmarkt, obwohl die Ehegatten nur im 8. Verwandtschaftsgrad (4 : 4) miteinander verwandt waren. Mathildeverheiratete sich nach dem Tode ihres ersten Gemahls mit Herzog Friedrich II. von Ober-Lothringen erneut und ist mit diesem in einem großen Gedenkeintrag, dessen Zusage mit einer ansehnlichen Besitzgabe verbunden gewesen sein könnte, im Reichenauer Liber memorialis anzutreffen. Eventuell hatte sie bei dieser Gelegenheit ihren Erbanspruch am Schluchseegebiet an die Reichenau vermacht. Mathilde hatte 1025/26 König Mieszko von Polen ein kostbares liturgisches Buch übersandt mit einem wirklich bemerkenswerten Widmungsschreiben. Sie, die Schwester der Kaiserin Gisela, pries darin geradezu überschwenglich die Würde des Polen-Königs, seine Verdienste, seine Tugenden, seine Gerechtigkeit und Fürsorge für die Armen, nannte ihn Kämpfer Christi auf Erden und "den unbesiegbaren König, dem die Bestimmungen des allmächtigen Gottes das königliche Diadem verliehen habe", und sie wünschte ihm "glücklichen Triumph über alle Feinde". Dieser Brief an den Gegner KONRADS II.und - vom salischen Herrscher aus gesehen - an den Feind der "Reichsrechte" stellte gut vor Augen, daß sich die Opposition im Innern des Reiches in einer ähnlichen Lage befand wie der Polen-König und daß man daher zusammenfand. Mieszko erschien als der "gerechte König". Die Herrschaftsweise und den Autoritätsstil KONRADS II. empfand man demzufolge als "ungerecht". Mathildes Äußerungen muß man hoch bewerten, denn sie war in diesen Jahren als Mutter des jüngeren Konrad und als Gemahlin Herzog Friedrichs II. von Ober-Lothringen das Verbindungsglied in der Opposition und spielte zweifellos eine ganz zentrale Rolle, wie ein Gedenkbucheintrag dieser Gruppe im Kloster Reichenau aus dieser Zeit erkennen läßt.
    Mathilde selbst war zum letzten Mal am 29. März 1030 (Osterhoftag) am Königshof in Ingelheim bezeugt.

    Weinfurter, Stefan (Hg.): Band I, Seite 226,230,232,239-244,248/Band II Seite 200, "Die Salier und das Reich"

    Nach Hermann II. und seines über das Knabenalter kaum hinausgelangten Sohnes (Herzog Hermann III., 1003-1012) Tod erbten die Töchter, von denen er "hinreichend viele" hatte: Mathilde, Gisela und Beatrix [G. Wunder, Beiträge zur Genealogie schwäbischer Herzogshäuser, in: Zeitschrift für Württembergische LG 31, 1972, Seite 1-15, sieht Beatrix nicht als eine Tochter Herzog Hermanns II. an. Dies akzeptiert als Prämisse seiner Einordnung der Hildegard "von Schlettstadt" H. Bühler, Wie gelangten die Grafen von Tübingen zum schwäbischen Pfalzgrafenamt?, in: Zeitschrift für Württembergische LG 40, 1981 Seite 188-220, hier Seite 199. Zur Kritik P. Hilsch, Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela, in: Zeitschrift für Württembergische LG 42, 1983, Seite 52-82, Seite 58 Anmerkung 15; Hlawitschka, Untersuchungen (wie Anmerkung 28), Seite 51, Anmerkung 154.].
    Die Unruhen in Schwaben, deren HEINRICH II. 1004 in Zürich Herr zu werden suchte, dürften mit der Neubestimmung von Königs- und Herzogsherrschaft zusammenhängen. Indiesem Kontext waren die Ehen der Schwestern Hermanns III., Cousinen HEINRICHS II., von großer politischer Bedeutung, da sie ihren Gatten konradinischen Besitz und damit Teile der bisherigen materiellen Grundlage der Herzogsherrschaft vermittelten. HEINRICH II. hat darum bestimmte, für die Herzogsherrschaft in Schwaben bedeutsame Ehen der - je mehrfach verheirateten - Mathilde und Gisela anzufechten versucht, wenngleich beidemale ohne Erfolg: die "salischen" Ehen der beiden Schwestern.
    Die ältere dieser konradinisch-salischen Verbindungen ist die vor 1002 geschlossen Ehe derMathilde mit Konrad, dem Sohn Ottos "von Worms" und damit einem Enkel Konrads des Roten und der Liutgart, einer Tochter OTTOS DES GROSSEN. Durch diese Ehe war jene Koalition zwischen Otto "von Worms", seinem Sohn Konrad und dessen Schwiegervater Hermann II. zustandegekommen, die mittelrheinisch-fränkische und schwäbische Machtposition zusammenschloß und die nach der Ermordung Ekkehards von Meißen 1002 das Hauptproblem des Herrscherwechsels von OTTO III. zu HEINRICH II. darstellte.
    HEINRICH hat vielmehr noch - auf der Synode von Diedenhofen im Januar 1003, wo doch Thietmar zufolge seitr der Unterwerfung zu Bruchsal eitel Friede geherrscht haben soll - versucht, die Ehe Konrads mit Mathildeals Verwandtenehe zweiten Grades anzufechten und damit überhaupt die ihm äußerst unliebsame konradinisch-salische Verbindung, diesen Schritt eines "SALIERS" ins konradinische Schwaben, rückgängig zu machen.
    Da die Machtgrundlage Konrads des Jüngeren sich aus väterlicherseits ererbtem ("salischem") und aus dem von seiner Mutter Mathildeererbten (konradinischen) Besitz zusammengesetzt haben muß und die Preisgabe Bruchsals das väterliche Erbe schmälerte, steht zu vermuten, daß nunmehr von Mathildeherrührende, auf Herzog Hermann II. zurückgehende Besitz relativ an Bedeutung gewann. Entsprechend der mit dem schwäbischen Herzogsamt verbundenen Verlagerung des Machtschwerpunktes der KONRADINER vom Rhein-, Main- und Moselraum nach Süden und Südwesten dürfte auch das Erbe der Mathilde eher inn Richtung Schwaben oder in Schwaben selbst als in den ursprünglichen Schwerpunktregionen zu suchen sein. Doch bestimmte, auf das Erbe Mathildeszurückgehende Besitzungen werden nirgends als solche genannt.
    Welche Vorgänge im einzelnen sich hinter der Herauslösung Beinsteins und Beutelsbachs verbergen, ist nicht zu entscheiden. Es ist zum Beispiel denkbar, daß Beinstein und Beutelsbach - im Unterschied zu Waiblingen - zur Ausstattung der Töchter Herzog Hermenns II. gehört haben, Beinstein zum Gut der Gisela und Beutelsbach zu dem der Mathilde, und dadurch an HEINRICH IV. bzw. an Konrad von Beutelsbach gelangt wären.
    Noch plausibler dürfte eine andere Herleitung des Grötzinger Restitutionsgutes von 1075 sein. Adalberts von Calw Gemahlin Wieldrud war eine Enkelin der Mathilde aus deren zweiter Ehe mit Herzog Friedrich II. von Ober-Lothringen. Aus dieser Ehe wurden unter anderem zwei Töchter, Sophia und Beatrix, geboren; nach dem Tod ihrer Eltern - Friedrich II. starb 1026/27, Mathilde 1031/32, sie wurde bei ihrem ersten Mann in Worms bestattet - und nach dem Tod auch ihres älteren Bruders Friedrich III. (+ 1033) wurden Sophia und Beatrix von der Kaiserin Gisela, also der Schwester ihrer Mutter, adoptiert.
    Die stirps Suevigenarum zielt offenbar auf die Abkunft von der schwäbischen Gemahlin des "SALIERS" Konrad (+ 1011), von Mathilde also, der Tochter Herzog Hermanns II. und der Gerberga. Auf ihr Erbe gingen möglicherweise, vielleicht auch die namengebenden Besitzungen des Konrad von Beutelsbach bzw. von Würzburg zurück.
    Die besondere Bedeutung des Doms bestand in seiner Funktion als Grablege der SALIER. Die frühen, noch nicht königlichen SALIER, Herzog Konrad der Rote, seine Schwiegertochter Judith (nicht jedoch sein Sohn Otto), seine Enkel Heinrich und Konrad, Konrads Frau Mathilde und Heinrichs Tochter Judith (Schwester Kaiser KONRADS II.), haben ihre Gräber im Wormser Dom gefunden.

    Meyer von Knonau, Gerold: Seite 149-159, "Die Heiraten der burgundischen Mathilde, Tochter König Konrads von Burgund, und der schwäbischen Mathilde, Enkelin derselben"

    In den Memoires et documents publies par la societe d'histoire et d'archeologie de Geneve, Tome XVI, livraison 2 (1867), ist p. 201ff. eine Abhandlung genealogischen Inhaltes von Ed. Secretan publiziert, betitelt Notice sur l'origine de gerold comte de Geneve. Der Verfasser dieser mit ebenso viel Scharfsinn und Beelsenheit kombinierten, als in anziehender Weise verfaßten Arbeit sucht in derselben folgende genealogische Verhältnisse zu beweisen.
    Des 993 verstorbenen Königs Konrad von Burgund Tochter Mathilde - mit dem Verfasser nennen wir sie, um sie von ihrer gleichnamigen Mutter, der westfränkischen Prinzessin, und ihrer ebenfalls gleichnamigen Schwestertochter, der Mathilde von Schwaben, zu unterscheiden, Mathilde II., die Nichte aber Mathilde III.- hat in erster Ehe den 1011 verstorbenen Konrad, Herzog von Kärnten, oder Conrad von Worms, wie er hier genannt wird, den Vatersbruder des späteren Kaisers KONRAD II., den Vater des Mitthronbewerbers von 1024, in zweiter Friedrich II., Herzog von Ober-Lothringen, gestorben 1033, zum Gemahle gehabt: durch sie also war das burgundische mit dem fränkischen Königshause verschwägert. Ihre Nichte Mathilde III.dagegen, die Tochter des 1003 verstorbenen Herzogs Hermann II. von Schwaben und der burgundischen Prinzessin Gerberga, war mit Hugo III., einem Grafen von Egisheim, vermählt. Eine Tochter aus der Ehe der Mathilde II. mit Herzog Konrad, also eine Schwester des jüngeren Konrads, eine Base Kaiser KONRADS II., ist Bertha, die mit Eberhard von Egisheim vermählt war. Dieser beiden Sohn ist Gerold.
    Über diejenigen Teile dieser Erörterung, in denen der Verfasser die Mathilde II. an die Stelle der Mathilde III. setzt [Daß nicht die burgundische, sondern die schwäbische Mathilde bis dahin als Gemahlin Konrads und Friedrichs betrachtet wurde, so zum Beispiel Voigtels Stammtafeln ed. Cohn Nr. 19,28, und Gisebrecht, Geschichte der deutschen Kaiserzeit 2. Band 3. Auflage p. 219,221.], soll an diesem Orte gehandelt werden.
    Es ist zu diesem Behufe notwendig, dem Verfasser auf dem Gang seiner Untersuchung über diesen Punkt zu folgen. In Cap. IV: Qui epoussa Conrad de Worms? (p. 223 ff.) führt er dieselbe, nachdem er in den vorhergehenden Abschnitten, nach Voraussendung einer kurzen Einleitung, erst dem Hause BURGUND von Konrad an überhaupt, dann von Mathilde II. speziell, hernach von den Saliens de Franconie et de Souabe geredet, durch: insbesondere kann er sich mit dem Gedanken nicht befreunden, daß die Mathdilde II., eine burgundische Prinzessin, welche nach dem Brief des Raynaldus comes Portinensis an den dux Aquitanorum G. (Flod. ann., Mon. SS. III, p. 407) muß vermählt gewesen sein, un seigneur inconnu de la Transjurane habe zum Gemahl haben können, und ist der Ansicht, Gisela, die Tochter Herzog Hermanns und Schwester der Mathilde III., könne nicht mit einem Bruno, Grafen von Braunschweig in 1. Ehe verbunden gewesen sein: daß dieses letztere jedoch wirklich der Fall war, hat Excurs V, C. der Jahrbücher Heinrichs II. von Hirsch, Band I, p. 464 ff., gezeigt.
    In Cap. IV. nun geht der Verfasser der folgenden Substraten aus. - In erster Linie wird die Stelle der von Konstantin, Abt des Schottenklosters St. Symphorian zu Metz, um 1015 verfaßten Lebensgeschichte des 1005 verstorbenen Bischofs Adalbero II. von Metz aufgeführt, in der von der Beteiligung Adalberos an der 1003 gehaltenen Synode von Thionville, speziell von seiner Erklärung gegen die kanonisch unerlaubte Ehe Konrads, des Sohnes des Herzogs Otto von Kärnten, mit Mathilde von Schwaben die Rede ist (M. SS. IV, p. 663 ff.). Adalbero sprach in dieser Versammlung in Bezug auf Konrad und Mathilde: Domnus Otto dux, pater istius venerabilis Conradi ducis consedentis, natus ex filia est magni OTTONIS, cujus soror Girbergia dedit filiam suam Conrado Burgundionum regi. Ex Conradi autem filia nata est domina Mathildis, hujus Conradi assidentis uxor.
    Es ist also Konrad der Urenkel OTTOS I., Mathilde die Urenkelin der Gerberga, und die Gereiztheit des Herzogs von Ober-Lothringen gegen den Bischof, der von einem secundus locus sprach, während, selbst wenn man nach kanonischer Rechnungsweise OTTO I. und Gerberga, nicht HEINRICH I. als Ausgangspunkt der Zählung gelten läßt, nur vom 3. Grade die Rede sein konnte, höchst natürlich. In ganz unzulässiger Weise, trotz der klaren Worte des Textes: ex Conradi filia nata est Mathildis, nimmt hier der Verfasser zugunsten seiner Hypothese an, hinsichtlich der Mathilde habe Adalbero die Wahrheit ausgesprochen: Gerbergas Enkelin, Mathilde II., sei Konrads Gemahlin gewesen [Vgl. hierzu Hirsch, Jahrbücher Heinrichs II. Band I, p. 246 n.2].
    Als zweites Zeugnis für Mathilde II. als Gemahlin Konrads von Worms - und dieses als das noch zumeist Brauchbare wäre wohl besser in den Vordergrund gerückt worden - betont der Verfasser die Stelle Thietmars, lib. V, cap. 7 (SS. III, p. 794), wo es heißt, Herzog Hermann II. von Schwaben habe 1002 den Bischof von Straßburg bekriegt, Straßburg belagert, erobert und verwüstet, und zwar cum Conrado suimet gero, wie der Dresdener Codex 1. schreibt. Lappenberg - nicht Pertz, wie p. 227 gesagt wird - setzte hierfür genero in den Text, dafür haltend, Konrad sei der Gemahl der schwäbischen Mathilde III. Bekanntlich ist dieser Codex unter der Aufsicht Thietmars selbst angelegt, von ihm mit eigener Hand korrigiert worden, so daß, was der nicht eimal direkt aus demselben abgeleiteten Brüsseler Codex 2, aus dem 15. Jahrhundert, oder der Annalista Saxo (M. SS. VI, p. 649) bringen, ganz hinter den Angaben jener ersten Handschrift zurücktritt. Wenn also Codex 2 und der Annalist hier germano haben, so ist darauf bei weitem nicht jenes Gewicht zu legen, das der Verfasser dieser Variante beimißt.
    Dann fährt derseklbe p. 228 folgendermaßen fort: La question serait certainement decidee en faveur de la version, qui fait de Conrad de beau-frere (germanus) de Hermann, par consequent le mari de Mathilde II., si Wipop, auteur de la vie l'empereur CONRAD II., ne venait a son tour retablir l'equilibre dans le sens oppose. Presque contemporain aussi, le precepteur de Henri III. etait en mesure d'etre bien informe, c'est donclui qui a fait autorite. Wipo sagt nämlich in der Vita Chuonradi c. 2 (SS. XI, p. 258) ausdrücklich von KONRADS II. jüngerem Vetter und Mitbewerber: Junioris Chunonis mater Mathilda de filia Chuonradi regis Burgundiae nata fuit. Die Versuche des Verfassers, die Autorität dieser Angebe zu erschüttern, dieselbe als einen Irrtum des Wipo hinzustellen, sind denn auch gering. Die Bestimmthiet der Worte ist auch ihm allzu groß.
    Wir sehen, zwei Zeugnisse unterstützen die Hypothese nicht, und ein drittes spricht von vornherein streng dagegen: la question ne peut etre resolue quem recourant aux probabilites (p. 229). Und so tritt denn der Verfasser im Folgenden auf eine Prüfung der chronologischen Daten, der Altersverhältnisse der einzelnen Personen ein, welche allerdings beim ersten Blicke, in äußerst gewandter und bestechender Kombinationsweise, wie diese Beweise vorgebracht sind, für seine Vermutung zu sprechen scheinen. - In folgenden Stücken liegen seine hauptsächlichen Einwendungen gegen die Annahme, Mathilde III. sei Konrads von Worms und Friedrichs von Ober-Lothringen Gemahlin gewesen:
    1. der jüngere Konrad hätte in diesem Falle nicht schon 1019 gegen Herzog Adalbero von Kärnten kämpfen, 1024 nicht als Mitbewerber auftreten können: er wäre noch allzu jung zu beiden gewesen
    2. was die drei Töchter Hermanns II. von Schwaben und der Gerberga, Gisela, KONRADS II. nachherige Gemahlin, Beatrix, diejeneige des Eppensteiners Adalbero, Herzogs von Kärnten, und unsere Mathilde III. betreffe, so sei es höchst auffallend, daß Gisela durch Eintritt in ihre dritte, mit KONRAD II. geschlossene Ehe die Nichte dieser ihrer zuletzt genannten Schwester geworden wäre
    3. der Umstand, daß 996 ein Bruder Konrads von Worms, Bruno, unter dem Namen Gregor V. Papst wird, in Verbindung gesetzt mit der Erwägung, daß meist jüngere Söhne den geistlichen Stand ergriffen, lasse den Altersunterschied zwischen Konrad von Worms und Mathilde III.als sehr groß erscheinen
    4. da Gisela, die Gemahlin Heinrichs des Zänkers und Mutter Kaiser HEINRICHS II. eine Mutterschwester der Mathilde III. war, ihre Tochter Gisela aber erst 1006 mit Stephan von Ungarn sich vermählt habe, so stimme das abermals nicht zu einer Ehe Mathildens III. mit Konrad von Worms [Hier irrt der Verfasser bedeutend. Gisela ist von Geisa noch vor dessen 995 erfolgtem Tode zur Gemahlin seines Sohnes Waic (als Christ Stephan) ausersehen worden und hat wohl kurz nach Geisas Tod sich vermählt; siehe Büdinger, Oesterreich, Geschichte I, p. 397.]. Schließlich, von p. 235 an, wird zu zeigen versucht, inwiefern Mathilde II. besser in diese Verhältnisse hinein passen würde.
    Diesen Ausführungen gegenüber muß an dieser Stelle der Beweis geführt werden, daß sich mit der durch die Quellen bezeugten Ehe der schwäbischen Mathilde III. mit Konrad und Friedrich die anderen, besonders die chronologischen Verhältnisse vereinigen lassen.
    König Konrad von Burgund hat in zweiter Ehe - der Name der ersten Gemahlin, deren Tochter die baierische Herzogin Gisela war, ist nicht bekannt - eine westfränkische KAROLINGERIN, Mathilde, Tochter König Ludwigs IV. und der Gerberga, einer Schwester OTTOS DES GROSSEN, gehabt. Da Gisela, die Tochter erster Ehe, ihren Sohn den späteren Kaiser HEINRICH II., schon 973 gebar, so muß Konrad sich um oder nach 950 zum ersten Male vermählt haben. Setzt man mit Hirsch den Abschluß der zweiten Ehe gegen Ende der 50-er Jahre des 10. Jh. und faßt man die Worte der Miracula s. Verenae, daß König Konrad von seiner rechtmäßigen Gemahlin anfangs keine Kinder hatte, dann aber zuerst einen Sohn erhielt, einerseits, andrerseits den Umstand in das Auge, daß Konrads Tochter zweiter Ehe, Bertha, als ihr Gemahl, Graf Odo, 995 starb, Kinder von demselben hatte, so wird man annehmen dürfen, daß Gerberga, welche nach der Stammtafel des Steynvelter Codex (SS. III, p. 215) das dritte Kind der Mathilde, jünger als Bertha war, etwa Mitte der 60-er Jahre geboren worden ist.
    Gerberga hat also schon in den 80-er Jahren ihrem Gemahl Hermann, der 997 Herzog von Schwaben wurde und erst 1003 starb, Kinder schenken können, und dieses anzunehmen ist man auch durchaus gezwungen, da ihre Tochter Gisela schon 1007 oder 1008 in zweiter Ehe einen Sohn zur Welt bringt, nachdem ihr erster Gemahl, Bruno von Braunschweig, um 1006 gestorben. Unter den anderen Töchtern aus dieser Ehe hat nun Mathilde III. hier besondere Wichtigkeit.
    Secretan sagt p. 230: Placons la naissance deMathilde III. en 983, on arrivera a peine, en supposant Conrad le jeune ne un an apes le mariage de sa mere, a pouvoir le considferer comne etant ne en 1003, a l'epoque meme ou l'empereur HENRI II. voulait attaquer le mariagne de ses parents a la diete de Thionville, und gibt so selbst die Möglichkeit davon zu, da Mathilde III. Konrads Gemahlin gewesen sei. Mathilde, Hermanns und GerbergasTochter, kann ganz gut zur Zeit der Synode von Thionville, im Januar 1003, Konrads Frau gewesen sein. Nehmen wir das von Secretan angeführte Jahre als das ihrer Geburt an [Daß die Töchter in Hermanns und Gerbergas Ehe die ältesten Kinder waren, der Sohn, der nachherige Herzog Hermann III. bedeutend später geboren wurde, bezeugen außer den Stellen welche aussagen, derselbe sei 1012 in noch sehr jugendlichem Alter gestorben (Stälin, Wirtemberg Geschichte I, p. 473 n.3).], so wurde sie Witwe im 28. Lebensjahre und vermählte sich hierauf nochmals mit Herzog Friedrich von Lothringen, der noch einige Kinder von ihr empfing [Ein Sohn starb früh; dagegen überlebten zwei Töchter den 1033 gestorbenen Vater: Beatrix und Sophie, jene später die Mutter der großen Gräfin Mathilde. Friedrich von Lothringen scheint seine Frau Mathilde überlebt zu haben, denn nach seinem Tode kamen seine Töchter an den kaiserlichen Hof. Die Stelle des Chr. s. Michaelos in pago Virdunensi c. 32 (SS. IV, p. 84), welche hiervon erzählt, enthält übrigens auch einen entscheidenden Protest gegen die Vertauschung der Mathilde III. mit Mathilde II.; es ist da von den duae puellulae Sophia et Beatrix die Rede, welche nutrien´bnantur in aula regis (KONRADS II.); nam conjunx imperatoris (Gisela), amita earum, eas sibi adoptaverat in filias.]. Würden wir dagegen die burgundische Mathilde der schwäbischen substituieren, so wäre 1011 von Konrad eine Witwe im Alter von mindestens 40 Jahren zurückgelassen worden.
    Indessen ist auch das Altersverhältnis zwischen Mathilde III. und ihrem ersten Gemahl ins Auge zu fassen, und da ergibt sich allerdings eine nicht kleine Altersdifferenz, welche hervorzuheben der Verfasser auch nicht versäumt. (p. 233).
    Otto, der Sohn des gewesenen Herzogs Konrad von Lothringen, der 955 auf dem Lechfeld gefallen war, durch seine Mutter Liudgard ein Enkel OTTOS DES GROSSEN, ist der Vater des Konrad von Worms, welcher ihm 1004 als Herzog von Kärnten folgte, gewesen Ein anderer und wohl der älteste Sohn, Heinrich, der Vater des nachherigen Kaiser KONRADS II., scheint früh, vor dem Vater, gestorben zu sein. Ein dritter ist Brun, der durch OTTO III. 996 zum Papst gemacht wurde und bis 999 als Gregor V. regierte, der erste Deutsche auf dem päpstlichen Throne. Secretan nun macht mit vollem recht darauf aufmerksam, daß meist die jüngeren Söhne zum geistlichen Stand bestimmt wurden, und daß, mag Brun bei seiner Erhebung auch noch so jung gewesen zu sein, er doch ein gewisses Alter haben mußte: Bruno ne pouvait gueres avoir moins de 30 ans, eine wohl zu hoch gegriffene Zahl. Und überdies kann Heinrich, als Bruno zum geistlichen Stand bestimmt wurde, noch gelebt haben, so daß man nicht gezwungen ist, Konrads Geburt vor derjenigen Brunos anzusetzenm, wie der Verfasser tut, indem er um 964 Konrad geboren sein läßt: dergestalt allerdings wäre Konrad ungefähr 20 Jahre älter, als Mathilde III. gewesen, beinahe 40 Jahre, falls nicht eine frühere kinderlose oder nur mit kurzlebigen Kindern gesegnete Ehe angenommen wird, unvermählt geblieben. Wenn nun auch dieses anzunehmen, wie bemerkt, nicht nötig ist, ein Altersunterschied von mindestens 10 Jahren war zwischen Konrad und Mathilde III. immerhin vorhanden.
    Konrad der Jüngere, der Sprößling dieser Ehe, mag also um 1003 zur Welt gekommen sein, vielleicht auch schon etwas früher; doch ist wohl hierbei nicht ganz außer Beachtung zu lassen, daß HEINRICH II. 1003 zu Thionville nur von der Existenz der ihm verhaßten Ehe, nicht schon von derjenigen eines Kindes aus derselben redete. Ein puer war 1012 nach Hermanns von Reichenau Ausdruck der filius Cuonradus, dem nach des Vaters Tode HEINRICH II. das von demselben innegehabte Herzogtum Kärnten nicht zuwies; als adolescens wird er durch denselben bezeichnet, als er 1019 gegen Adalbero mit seinem Vetter, Konrad den Älteren, die Waffen ergriff. Und als HEINRICH II. gestorben war, als es sich darum handelte, einen der beidenm Konrade mit der Reichsführung zu betrauen, würde der jüngere nach dieser Berechnung nicht viel über 20 Jahre gezählt haben, währen dem älteren durch Giesebrecht ein Alter von etwa 40 Jahren zugeschrieben wird.
    Auch gegen diesen ziemlich bedeutenden Altersunterschied zwischen den beiden gleichnamigen Vettern wendet Secretan p. 232 nicht mit Unrecht ein, er vertrage sich schecht mit les relations en quelque sorte fraternelles, mit denen man die Beziehungen der Konrade zueinander zu verbinden gewohnt sei. Allein was diese innigen Bande angeht, so ist die Waffengenossenschaft von 1019 jedenfalls ebenso sehr durch "die gemeinschaftlichen Interessen" als durch die "Freundschaft" zu erklären, und hat andererseits Steindorff erst kürzlich gewiß mit Recht betont, daß die Reden bei Wipo bei Anlaß des Wahlaktes ohne Zweifel erfunden sind, in denen der ältere Konrad seinem Vetter unter anderem omnium cognatorum meorum dilectissimus nennt. Gerade der bedeutende Altersunterschied der beiden läßt vielmehr eher klar werden, daß der jüngere Konrad, trotz der Partei, die für seine Erhebung war, sich von seinem älteren an Erfahrung ihm überlegenen Vetter einschüchtern und gewinnen ließ. Auch die Notiz der Annalen von Hildesheim, Konrad sei inmatura morte 1039, nur kurz nach KONRAD II. gestorben, paßt wohl zu einem Alter von etwa 36 Jahren.
    So ist denn auch nach den chronologischen Verhältnissen die schwäbische Mathilde an der bisher ihr angewiesenen Stelle in den genealogischen Tafeln ohne Frage zu behalten, und es ist die Angabe, Konrad der Jüngere sei ihr Sohn, nicht nur impossible dans toute la rigeur du mot, sondern auch nicht trespeu problable (p. 238) [Folgende zwei Momente sprechen auch noch gegen Secretans Hypothese. Einmal ist in der schon mehrfach erwähnten Steynverlter Stammtafel die angegebene, weil in den Augen des Schreibers wichtigere Mathildis Mathilde III., nicht Mathilde II. - Als zweites ist anzuführen, daß Konrad der Jüngere, wäre seine Mutter Mathilde II. gewesen, ein Neffe König Rudolfs von Burgund gewesen wäre, also dem Erblasser von 1032 noch näher gestanden hätte als KONRAD II. nach dessen Vermählung mit Gisela (in Wirklichkeit, als Sohn der Mathilde III. ist er ein Großneffe Rudolfs): als Söhne von Schwestern Rudolfs wären 1032 Graf Odo von der Champagne und er die nächsten Erben gewesen. Allerdings nun hat Konrad der Jüngere, der sich bald nach KONRADS Erhebung mit demselben entzweit hatte, 1025 offen mit dessen Stiefsohn, Ernst II. von Schwaben, dem Großneffen König Rudolfs, dem es hauptsächlich um die Ansprüche auf Burgund zu tun war, gemeinschaftliche Sache gemacht, und als 1027 Ernst sich von neuem erhob, war Konrad "dem Kaiser weder treu, noch auch sehr schädlich", sondern "hielt sich einstweilen im Hintergrund", mußte aber dafür, nachdem Ernst sich unterworfen, gleichfalls hart büßen: während jedoch besonders 1027 Ernsts Absichten auf Burgund deutlich genug hervortraten, war Konrad 1025 wohl zumeist durch seine engen Beziehungen zu seinem Stiefvater, Friedrich, und durch denselben zu den lothringischen Dingen in die Reihen der Verschwörer gezogen worden, und hielt er sich 1027, noch mehr nach Rudolfs Absterben, als Odo, Gerold von Genf, der Erzbischof Burkhard III. von Lyon die Ansprüche KONRADS II. auf Burgund mit Waffengewalt bekämpften, von den burgundischen Angelegenheiten, so weit wir erkennen können, ferne. Das läßt sich begreifen, wenn er der Großneffe Rudolfs war; der Neffe desselben hätte wohl energischer seine Anrechte geltend gemacht.].
    Eine der Haupteinwendungen des Verfassers gegen die Mathilde III. als Gemahlin Konrads und Friedrichs lag darin, daß es nicht denkbar war, daß der Name des Gemahls einer Tochter des Königs Konrad von Burgund unbekannt geblieben sei, während die Schwestern derselben die glänzendsten Heiraten gemacht haben, eine Herzogin von Bayern, Mutter eines deutschen Kaisers, die zweite Herzogin von Schwaben, die dritte erst Gemahlin eines Rivalen Hugo Capets, dann vorübergehend Königin von Frankreich geworden sei. Daß Mathilde von Burgund vermählt war, zeigt der Brief des Grafen Raynaldus, wonach sie eine Tochter Bertha, diese einen Sohn, Geraldus Genevensis, hatte. Den Namen des Gemahls freilich wissen wir nicht, und das kann bei den zerrütteten inneren Verhältnissen des burgundischen Reiches uns nicht überraschen. Wie dieselben keine Blüte der Künste des Friedens, also auch keine historiographische Tätigkeit zum Gedeihen kommen ließen, so kann auch der Vater der Bertha schon frühe in einer der zahlreichen inneren Fehden umgekommen sein. Dieses Schweigen der Quellen kann am wenigsten etwas zu besagen im Stande sein.
    Mit der Haltlosigkeit der Hypothese, die bis dahin besprochen wurde, fällt selbstverständlich auch dahin, was in Cap. VII von der Vermählung der schwäbischen Mathilde mit einem Grafen Hugo III. von Egisheim, Vetter des Eberhard III., Grafen von Nordgau, Gemahl der Bertha (von Worms, wie sie irrig benannt ist), aufgestellt ist. Dagegen ist jedenfalls der in dem Briefe genannte Urenkel des Burgundischen Königs Konrad, Geraldus Genevensis, der von Wipo im Leben KONRADS c. 32 zum Jahre 1034 erwähnte Geroldus princeps regionis illius und wohl auch der Gerolt Burgundio des Hermann von Reichenau zu 1045: jener unterwirft sich zu Genf, zugleich mit dem Erzbischof von Lyon, KONRAD II., dieser ergibt zu sich zu Solothurn HEINRICH III. Auch das Alter Gerolds stimmt zum Briefe: Graf Gerold von Genf ist gleich dem jüngeren Konrad ein Urenkel des burgundischen Konrad.
    Den Namen des Gemahls der Bertha dagegen, des Schwiegersohnes der burgundischen Mathilde, liefert uns eben die schon oben berührte Stelle des Wibert. Die Nichte des letzten burgundischen Königs Rudolf (neptis Rodulfi regis Jurensis), Bertha - denn hier ist es wohl gestattet, den Brief Raynalds mit Wiberts Bericht zu verbinden - ist die Gemahlin des Gerhard, eines Sohnes des Grafen Hugo von Egisheim, und Gerhards und Berthas Sohn ist Graf Gerold von Genf. Daß dieser gegen KONRAD II. und HEINRICH III. als Großneffe König Rudolfs und als burgundischer Großer mehrmals zu den Waffen griff, ist natürlich.

    Hirsch Siegfried: Band 1 Seite 243-247, "Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II."

    Zu Diedenhofen, einer Pfalz an der Mosel, zwischen Metz und Trier, hielt er mit den Eingesessenen der Provinz einen Landtag. Hier nun erhob sich HEINRICH, und schalt die Prälaten mit strenger Rede, daß sie nicht tapferer das geistliche Schwert handhabten, um die untauglichen Glieder aus der Gemeinschaft der Guten auszustoßen. Alle staunten ob der heftigen Worte und wußten sie nicht zu deuten. Da löste der König ihre Zweifel mit folgenden Worten: Unter Vielem, was in den Sprengeln meines Reiches zu verbessern ist, steht es oben an, daß die nächsten Verwandten zur Ehe miteinander schreiten, ja, daß selbst die im dritten Grade Blutsverwandten ehelicher Verbindung nicht entsagen und so die Kette, welche die heiligen Bestimmungen der Kanones bis zum siebenten Geschlecht unversehrt zu erhalten befehlen, ruchloser denn Juden und Heiden schon in ihren ersten Gliedern zu zerreißen sich nicht scheuen.
    Wiederum herrschte langes Stillschweigen unter den Bischöfen. Die einen wußten gar nicht, was der König meine; die anderen hielt Neigung für die angefeindete Person oder Furcht vor derselben zurück. Der König aber, in den Wissenschaften wohl erfahren, wußte sich Mäßigung zu gebieten, und hielt es für ehrenvoller, mit Sprüchen und Beispielen aus der heiligen Schrift auf die Betroffenen einzudringen. Seht, sprach er endlich, der Herzog Konrad von Austrasien, uns durch Blutsbande, allen Edlen Deutschlands durch Verschwägerung verbunden, hat eine ihm so nahe verwandte Frau zur Gattin erwählt, daß, wie ich fürchte, nicht nur ihn, sondern das gesamte Vaterland alsbald die Strafe Gottes dafür treffen wird.
    Jetzt erhob sich Adalbero, ein Kirchenfürst aus jenem Hause, das seit langer Zeit mit den sächsischen Kaisern in enger Verbindung war. Er erklärte, die Verwandtschaft des Herzogs Konrad, des Sohnes Ottos von Kärnten - denn kein anderer war gemeint - und seiner Gemahlin Mathilde, Tochter des Herzogs Herimann von Schwaben, man muß sagen mit mönchischem Eifer, so, daß sie als Verwandte des zweiten Grades erschienen.
    Natürlich erregte diese Deduktion Unwillen und Streit in der Versammlung. Herzog Theoderich von Ober-Lothringen, der den Zorn der Welt nicht scheute, trat offen seinem Bruder bei [Persönlicher Einwurf: Pikanterweise heiratete später Theoderichs (Dietrichs) Sohn Friedrich II. Herzog von Ober-Lothringen die wegen ihrer Nahehe gescholtene Mathilde von Schwaben, mit der er als Urenkel der Hadwig, Schwester OTTOS DES GROSSEN, genau so nahe verwandt war, wie Konrad von Kärnten als Urenkel OTTOS DES GROSSEN.]. Von den weltlichen Großen scheinen viele, von den Geistlichen nur wenige seinem Beispiel gefolgt zu sein. Rücksichten für den Herzog bestimmtem gerade die Ansicht der Letzteren. Den ausgebrochenen Hader konnte auch der König nicht beilegen; im Unfrieden, mit bitterem Groll schied man.

    Bresslau, Harry: Band 1 Seite 247, "Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II."

    Von sächsischer, also feindlicher Seite wird Mieszko sorgfältige Pflege der christlichen Institutionen nachgerühmt; und sehr merkwürdig ist ein auf uns gekommenes Schreiben, das die Herzogin Mathilde von Ober-Lothringen, die Mutter des jüngeren Konrad und Gemahlin des Herzogs Friedrich, eben in diesen Jahren an ihn gerichtet hat. Aus der Bibliothek des Klosters Neu-Celle bei Frankfurt an der Oder ist ein liturgisches Buch in die der Hedwigskirche zu Berlin übergegangen, welches die Herzogin dem Polen-Fürsten als Geschenk übersandt hat, und welchem ein ziemlich umfangreicher Widmungsbrief an ihn vorangeht. Mit geradezu überschwenglichen Lobeserhebungen preist sie darin Mieszko, der in allen Zungen dem Dienst des Höchsten Verehrung spenden lasse, der mehr Kirchen erbaut habe, als irgendeiner seiner Vorgänger, der durch seine Tugenden, seinen sittlichen Lebenswandel, seine Gerechtigkeit seine Fürsorge für die Witwen und Waisen, für die Armen und die Elenden allgemeine Anerkennung erworben habe

    Weinfurter, Stefan: Seite 165, "Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten."

    Auf der Synode von Diedenhofen verwies HEINRICH II. auf die angebliche Nahehe des SALIERS Konrad von Worms, der mit Mathilde, einer Tochter Herzog Hermanns II. von Schwaben, verheiratet war. Konrad war ebenfalls in Diedenhofen anwesend, und das Vorgehen des Königs war ein harscher Affront gegen ihn. Die meisten Bischöfe hielten sich noch zurück, ja sie waren geradezu konsterniert von den Attacken des Königs. Nur der Metzer Bischof Adalbero II., so hören wir, habe die Ansicht HEINRICHS II. verteidigt und nachzuweisen versucht, daß Konrad nicht nur in einer Nahehe vierten Grades, sondern sogar zweiten Grades verheiratet sei. Diese Versammlung ging in ziemlichen Unfrieden auseinander.

    Erkens, Franz-Reiner: Seite 26,37,78, "Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers."

    Sein Sohn Konrad, verheiratet mit Mathilde, der Tochter Hermanns II. von Schwaben, hat im übrigen eine andere Entscheidung getroffen und die Kandidatur seines Schwiegervaters unterstützt. Die Verschwägerung mit der KONRADINER-Sippe hat diesen Schritt sicherlich gefördert.
    Die Lothringer aber standen in Opposition und sprachen sich offenbar für den anderen, den jüngeren Konrad aus: Friedrich II. von Ober-Lothringen, der schon zu Lebzeiten seines Vaters Dietrich (+ 1027) den Herzogstitel führte und 1024 wohl auch die Politik im Herzogtum mitbestimmte, hatte die verwitwete Mutter des jüngeren Konrad geheiratet und unterstützte die Kandidatur seines Stiefsohnes.
    Konrad der Jüngere, dessen Mutter, die Gemahlin des oberlothringischen Herzogs Friedrich, Kontakte mit dem im Gegensatz zum Reich stehenden polnischen König Mieszko II. pflegte, hielt sich deutlich zurück, und Herzog Friedrich, dessen Vater Dietrich am 2. Januar 1027 starb, bewahrte trotz aller persönlicher Distanz zum salischen König Ruhe.

    Boshof, Egon: Seite 24,26, "Die Salier"

    Ottos Sohn Konrad hat sich nämlich dem Schritt des Vaters nicht angeschlossen, sondern für Hermann von Schwaben Partei ergriffen. Die verwandtschaftliche Bindung - Konrad war mit Hermanns Tochter Mathilde verheiratet, hat diese Entscheidung sicherlich mitbestimmt.
    Auf einer mit einem Hoftag verbundenen Synode in Diedenhofen kam es 1003 zu einem aufsehenerregenden Zusammenstoß, als HEINRICH Konrads Ehe mit Mathilde von Schwaben als unkanonisch brandmarkte und - wenn man der Quelle, der Biographie des Bischofs Adalbero II. von Metz, trauen darf - aus deiser anfechtbaren Verbindung nicht nur für Konrad selbst, sondern für das ganze Vaterland die Gefahr göttlicher Strafe erwachsen sah. Allerdings konnte der Bischof Adalbero nur durch eine rabulistische Argumentation die Behauptung zu enger Verwandtschaft der beiden Ehegatten aufrechterhalten, indem er Bruder und Schwester in der Zählung der Grade nicht berücksichtigen wollte. Tatsächlich ergibt aber die Rückführung beider Linien bis zum gemeinsamen Vorfahren, HEINRICH I., - bei Konrad über Otto von Kärnten, Liudgard und OTTO DEN GROSSEN, bei Mathilde über Hermanns II. Gemahlin Gerberga, deren Mutter Mathilde und die Großmutter Gerberga, OTTOS DES GROSSEN Schwester, - ein zulässiges Verwandtschaftsverhältnis des achten Grades.

    Weinfurter Stefan: Seite 49, "Herrschaft und Reich der Salier. Grundlinien einer Umbruchszeit."

    Diesem König Mieszko von Polen hatte noch 1025/26 Mathilde, die Mutter Konrads des Jüngeren, ein kostbares liturgisches Buch übersandt mit einem wirklich bemerkenswerten Widmungsschreiben. Sie, die Schwester der Kaiserin Gisela, preist darin geradezu überschwenglich die Würde des Polen-Königs, seine Verdienste, seine Tugenden, seine Gerechtigkeit und Fürsorge für die Armen, nennt ihn Kämpfer Christi auf Eerden und "den unbesiegbaren König, dem die Bestimmung des allmächtigen Gottes das königliche Diadem verliehen habe", und sie wünscht ihm"glücklichen Triumph über alle Feinde". Dieser Brief an den Gegner KONRADS II. und - vom salischen Herrscher aus gesehen - an den Feind der "Reichsrechte" stellt gut vor Augen, daß sich die Opposition im Inneren des Reiches in einer ähnlichen Lage befand wie der Polen-König und daß man sich daher zusammenfand. Mieszko erscheint als der "gerechte König". Die Herrschaftsweise und den Autoritätsstil KONRADS II. empfand man demzufolge als "ungerecht". Mathildes Äußerungen muß man hoch bewerten, denn sie war in diesen Jahren als Mutter des jüngeren Konrad und als Gemahlin Herzog Friedrichs II. von Ober-Lothringen das Verbindungsglied in der Opposition und spielte zweifellos eine ganz zentrale Rolle, wie ein Gedenkbucheintrag dieser Gruppe im Kloster Reichenau aus dieser Zeit erkennen läßt (Hansmartin Schwarzmaier).

    Goez Elke: Seite 11,38, "Beatrix von Canossa und Tuszien. Eine Untersuchung zur Geschichte des 11. Jahrhunderts."

    Spärlich sind die Nachrichten über Beatrix bis zu ihrer ersten Eheschließung. 1012 oder kurz danach hatte ihr Vater, Herzog Friedrich II. von Ober-Lothringen, die KONRADINERIN Mathilde geheiratet, die älteste Tochter Herzog Hermanns II. von Schwaben und Witwe Herzog Konrads von Kärnten. Diese ist letztmals 1030 bezeugt, als sie während des Osterfestes am Königshof in Ingelheim weilte [Vgl. Ekkehardi Casus s. Galli, Seite 142; Bresslau I, Seite 286f.; Reg. b. Zur komplizierten Familiengeschichte der Konradiner vgl. Wunder, Beiträge, Seite 1-15; Mertens, Rhein, Seite 227ff.; Hlawitschka, Thronwechsel, Seite 149-248.]
    Weit abseits vom alten Herrschaftszentrum Herzog Friedrichs II. von Ober-Lothringen lagen ferner Titinesheim und Lutera. Es könnte sich also hierbei möglicherweise um konradinisches Erbe aus dem Nachlaß von Beatricens Mutter Mathildegehandelt haben. Titinesheim ist mit Deidesheim an der Weinstraße zu identifizieren. Bei Lutera handelt es sich offenbar um Lauterburg.

    Schnith Karl: Seite 95-97,100-103,110-112, "Frauen des Mittelalters in Lebensbildern."

    Nach römischer Zählweise waren Konrad und Mathilde, die jeweils in der vierten Generation von HEINRICH I. abstammten, im achten Grad verwandt. HEINRICH II. sprach bei seiner Anklage auf der Synode von Diedenhofen von Ehen zwischen Verwandten dritten Grades: als solche konnte man die Verbindung von Konrad und Mathilde werten, wenn man mit der germanischen Zählung die gemeinsamen Stammeltern und deren Kinder ausklammerte. Diese Zählweise ist zeitgenössisch im Dekret Bischof Burchards von Worms belegt. Bischof Adalbero von Metz aber bezeichnete die von ihm konkret dargelegte Verwandtschaft mit eben diesem Argument überraschenderweise als eine zweiten Grades. Darauf reagierte Konrad sehr empört; er war damit keineswegs allein, so daß die Versammelten im Unfrieden schieden. Vielleicht versuchte Adalbero, auf eine Verwandtschaft zweiten Grades im Sinne von 2 : 2 zu kommen, weil zuweilen erst bei einer Verwandtschaft im vierten oder fünften römischen Grad eine Trennung schon Verheirateter gefordert wurde. Auch wenn man, wie Hoffmann fordert, nicht von vornherein bezweifelt, daß es HEINRICH II. wirklich um die Durchsetzung des Kirchenrechts ging, so legt doch die Verschärfung durch Adalbero nahe, daß hier der Versuch gemacht wurde, das Kirchenrecht politisch einzusetzen. Später hören wir nichts mehr von Angriffen auf diese Ehe von Giselas Schwester, genausowenig wie auf ihre zweite Ehe im gleichen Verwandtschaftsverhältnis.
    Das 1019 sichtbare Einvernehmen zwischen den beiden Konraden hat allerdings nur bis zur Wahl Konrads des Älteren zum König gedauert. Seitdem dürften sich auch die Schwestern Gisela und Mathilde zeitweise nicht mehr so gewogen gewesen sein.
    Verwandt mit KONRAD sowie mit Gisela war Bruno, ein Sohn aus der bereits mehrfach erwähnten ersten Ehe von Giselas Schwester Mathilde. Offenbar im Hinblick darauf, daß er als künftiger Bischof von Würzburg vorgesehen war, schenkte Gisela der Würzburger Bischofskirche ihren Anteil an ihrem bereits oben erwähnten, in seiner ursprünglichen Funktion nicht mehr benötigtem Erbgut Regenbach, dessen anderen Teil Bruno wohl über seine Mutter Mathilde geerbt hatte.
    Wir erinnern uns, daß ihre Schwester Mathilde, die Mutter Konrads des Jüngeren, in zweiter Ehe mit Friedrich von Ober-Lothringen verheiratet war, der die Wahl Konrads des Älteren deshalb nicht mitgetragen hatte. Dem Streit Konrads des Jüngeren mit dem König folgte eine gegen den König gerichtete Verschwörung zwischen Konrad dem Jüngeren, seinem Stiefvater Friedrich von Ober-Lothringen, Graf Welf und Herzog Ernst II. von Schwaben, dem Sohn Giselas aus zweiter Ehe. Angesichts der Verschwörung scheinen die beiden Schwestern Gisela und Mathilde zusammen mit Abt Bern von der Reichenau einen Vermittlungsversuch unternommen zu haben. Ob die Kontrahenten zusammenkamen, ist unsicher, aber jede der beiden Parteien fand sich auf der Reichenau ein, wie uns durch zwei entsprechende Gedenkbucheinträge wohl vom Sommer 1025 überliefert ist. Allerdings führte diese Initiative offenbar zu keiner Einigung. Die Gegner KONRADS II. nahmen sogar Verbindung nach Polen auf. Das zeigt ein Widmungsschreiben aus der 2. Hälfte des Jahres 1025, mit dem MathildeKönig Mieszko ein kostbares liturgisches Buch übersandte: der polnische Gegner KONRADS II. wird von ihr als gerechter König bezeichnet, dem sie glücklichen Triumph über seine Feinde wünsche. Eine Reaktion auf diese Kontaktaufnahme ist allerdings nicht bekannt.
    Da Konrads Mutter Mathilde zum Beispiel 1030 in der Umgebung Giselas nachweisbar ist - sie besuchte, wie Ekkehard von St. Gallen berichtet, in Ingelheim das österliche Hochamt zusammen mit Gisela und KONRAD - könnten die beiden Schwestern durchaus ausgleichend gewirkt haben.

    Hilsch, Peter: Seite 57, "Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela"

    Eines scheint kaum zweifelhaft: daß Giselas Schenkung bereits auf den am Königshof für Würzburg vorgesehenen Bischof Bruno, ihren Verwandten, zielte und ihr Zeitpunkt mag auf diesen im Sommer 1033 am Hof erfolgten Entschluß zurückgehen. Aber noch ein anderes familiäres Ereignis war dafür entscheidend: am 18. oder 20. Mai 1033, zweieinhalb Monate vor Ausstellung unserer Urkunde, war der einzige Sohn Mathildes aus ihrer zweiten Ehe mit Herzog Friedrich II. von Ober-Lothringen (+ 1026/27), Herzog Friedrich III., kinderlos gestorben. Mathilde selbst kann zu diesem Zeitpunkt ebenfalls nicht mehr gelebt haben; denn Kaiserin Gisela adoptierte nun, 1033, die einzigen hinterbliebenen Kinder aus dieser Ehe ihrer Schwester und ließ sie am Königshof erziehen. Dieser bemerkenswerte Vorgang, die einzige uns bekannte "Frauenadoption" im Königshaus, bezeugt uns wiederum das große Interesse Giselasan den Kindern Mathildes [Chronik des Klosters St. Mihiel/Maas, Kap. 32, MGH SS 4, Seite 84: exceptis duabus puellulis Sophia et Beatrice, quae nutriebantur in aula regis, nam coniunx imperatoris, amita earum, was sibi adoptaverat in filias. Dazu Breßlau Jbb. Band 2, Seite 72 Anmerkung 4. Über diese Adoption im Königshaus Eduard Hlawitschka: Wer waren 'Kuno und Richlind von Öhningen? Kritische Überlegungen zu einem neuen Identifizierungsvorschlag. In: ZGO 128 (1980) Anmerkung 115, Seite 24f. Mathilde selbst ist zum letzten Mal 1030 am Königshof bezeugt; siehe zu den betreffenden genealogischen Fragen Leidinger Seite 51-58, 65f. ].
    Nach dem Tode seiner Mutter (vermutlich Juli 1031 oder 1032) und jetzt seines Stiefbruders muß Brun (neben Konrad der einzige überlebende Sohn aus den beiden ersten Ehen der Mathilde) ihr Erbe angetreten haben, soweit es nicht über seinen nun adoptierten Stiefschwestern an Gisela gekommen war. Nun liegt es nahe, anzunehmen, daß Mathildeebensowie ihre Schwester Giselaeinen Teil jener immunitzas um Regenbach geerbt hatte.




    Heinzelmann Josef, "Der Name Sophia als genealogisches Indiz und Problem"

    Sophia von Lothringen/Mousson

    Eine Sophia, die ihrem Manne Ludwig von Mousson-Bar-Mömpelgard die Hälfte der Allode des Herzogs Friedrich II. von (Ober-)Lothringen zubrachte, ist nach der Tochter und der Enkelin Theophanus die zeitlich nächste Namensträgerin. Auch sie hat den damals besonders auffälligen Namen unter ihrer Nachkommenschaft verbreitet. Wenn es eine Leitnamensitte gab, muss sie auch hier – in der Crême de la crême des damaligen Reichsadels - gegolten haben. Hat sie aber gegolten, drängt sich eine überraschende Erklärung auf, die ich hier vorstellen will, wobei ich sie gegen den Vorwurf des Zirkelschlusses abzusichern suche.
    Kein Forscher hat bisher erklärt oder auch nur zu erklären versucht, woher Sophia ihren Namen hat. Niemand hat vermutet, sie könne eine Theophanu-Nachkommin sein. Alle Forscher haben bisher angenommen, dass sie eine Schwester des als Kind verstorbenen Herzogs Friedrich III. und der Beatrix von Tuszien und eine Tochter Friedrichs II. und der Mathilde von Schwaben war. Suchen wir dort nach einer Herleitung des Namens.

    Exkurs: Hermann II. und seine angebliche Ottonen-Verwandtschaft

    Da wir bei Friedrichs II. durchaus bekannten Eltern und Großeltern keinen Anhaltspunkt und keine Sophie in der Verwandtschaft finden, müsste Sophie ihren Namen nicht von Vater-, sondern von Mutterseite haben. Als ihre Mutter gilt Mathilde, die in erster Ehe mit dem Herzog Konrad von Kärnten, dem SALIER, in dritter Ehe mit Graf Esiko von Ballenstedt (einem ASKANIER) verheiratet war.
    Mathilde war als Tochter Herzog Hermanns II. von Schwaben und der Gerberga von Burgund (Witwe von Graf Hermann von Werl) etwa 988/990 geboren worden, war 1002 schon mit dem SALIER Konrad, Herzog von Kärnten, († 1011 Dezember 12) verheiratet, hatte mit ihm die Kinder Konrad (der jüngere Thronkandidat von 1024) und Bruno (1034 Bischof von Würzburg, † 1045 Mai 27). In zweiter Ehe heiratete sie (laut Poull erst etwa 1016) Herzog Friedrich II. von (Ober)-Lothringen, der 1026 Mai 18 (noch vor seinem Vater, der mit ihm die Regierung teilte), starb. Recht eindeutig ist jedenfalls die Meldung Wipos, Fridericus dux Liutharingorum, vitricus praedicti Chuononis, imperatori inimicando morte propria praeventus est. Dieser Ehe sollen Friedrich III., Sophie und Beatrix entsprossen sein.
    Erwähnen wir kurz, dass Mathildes Vater, Herzog Hermann II. von Schwaben, ein in seiner Zeit sehr mächtiger Fürst war, der gegen HEINRICH II. um die Nachfolge OTTOS III. kandidiert haben soll. Er steht heute im Mittelpunkt eines erbitterten Historikerstreits, da einzelne Forscher eine fragwürdige Meldung der unzuverlässigen Welfen-Chroniken zum Anlass genealogischer Spekulationen nahmen: Ein Graf Kuno von Öhningen habe Richlind, eine Tochter Kaiser OTTOS I., zur Frau gehabt. Mit Kuno dürfte Hermanns Vater Herzog Konrad gemeint sein, Richlind wird von den Parteigängern dieser Meinung meistens als Enkelin OTTOS I. uminterpretiert. Grundsätzlich ist diese Diskussion um Hermanns II. Thron-Erbrecht meiner Ansicht entschieden: “Wenn man schon um jeden Preis einen ,geblütsrechtlichen‘ Anspruch Hermanns” (II., Herzog von Schwaben) “postulieren will, dann läge es wohl doch näher, die unbestreitbare, allgemein bekannte ottonisch-karolingische Deszendenz von dessen Gemahlin Gerberga ins Feld zu führen (Anmerkung: Unter ihren Ahnen bis zur vierten Generation befinden sich neun (!) Könige, darunter drei KAROLINGER…).” Zu Herzog Konrad von Schwaben konnte ich aus dem Blickwinkel der Spanheimer-Forschung sehr viel deutlicher machen, dass er mit dem dux Kuno de Beckilnheim, der mit einer Jutta verheiratet war, identisch ist, was die behauptete Ehe mit einer OTTONIN Richlind so gut wie unmöglich macht.
    Dass Hermanns II. und der Gerberga Tochter Mathilde einer Tochter den Namen Sophia aus der Nachkommenschaft Theophanus vermittelte, ist auch aus anderen Gründen auszuschließen. Mathildes erster Mann, der SALIER Konrad, war ein Urenkel Kaiser OTTOS DES GROSSEN. Sie kann also nicht eine Enkelin Theophanus und OTTOS II. gewesen sein. Konrads und ihre Ehe wäre auf der Synode in Diedenhofen/Thionville noch heftiger angegriffen worden, als sie es wegen des genau belegten siebenten kanonischen (achten römischen) Grades 1003 wurde. “Herzog Otto, der Vater des unter uns sitzenden ehrenwerten Herzogs Konrad, war der Sohn einer Tochter des großen OTTO, welch letzteres Schwester Gerberga ihre Tochter dem König der Burgunder Konrad gab. Konrads Tochter gebar aber Mathilde, eben des hier unter uns weilenden Konrads Frau.” Grafisch dargestellt und um die selbstverständlichen Namen ergänzt:

    ? Ks .Otto I. ?[Liutgard ? Hz. Otto ? Hz. Konrad
    ? ? 8 ? [v. Kärnten] ? [v. Kärnten]
    ? ? Konrad d. Rote] ? ?
    ? 8
    ? Gerberga ? [Mathilde ? [Gerberga ?
    ? [8 Ludwig IV ? 8 Konrad II. ? 8 ? Mathilde
    ? Kg. Frkr.] ? Kg. v. Burg] ? Hz. Hermann II.] ?

    Die durch diesen gewiss zwischen Bischof Adalbero und König HEINRICH II. abgesprochenen Angriff ausgelöste Empörung richtete sich nicht gegen die unbestreitbare Darstellung gemeinsamer Abstammung von König HEINRICH I., sondern nur gegen die Anwendung einer neuen kanonischen Zählung, die zwischen Geschwistern nur einen Schritt berechnete (quia frater sororque in supputatione non admittitur), nicht zwei (je einer zum gemeinsamen Elternteil) wie im römischen Recht und auch in unserem Verständnis. Diese Verschärfung der kanonischen Regeln konnte auf Dauer nicht durchgesetzt werden, bzw. wurde bald durch exzessive Dispensationen umgangen.
    Hier wird auch deutlich, weshalb diese Vorschriften so oft missverstanden wurden: HEINRICH II. spricht vom Frevel von Ehen tertii loci consanguinitatis, da doch nach den heiligen Bestimmungen des Kanons solche ad septimam usque generationem untersagt seien. Generatio ist hier im klassischen lateinischen Sinn als “Zeugung, Geburt” zu verstehen, nicht als Abstand zum gemeinsamen Ahnherrn (das ist der locus consanguinitatis). Die Inzest-Verbote sind ja sowieso keine Glaubensinhalte. Im Neuen Testament findet sich nichts dergleichen, und im Alten (auch weiterhin im Judentum) waren Heiraten z. B. zwischen Onkel und Nichte erlaubt. Sie entstammen dem römischen Recht und sind mithin ein weiterer Beweis für die Rechtskontinuität zwischen dem spätrömischen Reich und dem Mittelalter, die Aufgabe der Bischöfe war. Sie dienten zur Friedenswahrung (wie jede Exogamie) und Verhinderung von Machtkonzentrationen, darum wurden die zumindest bei Theodosius zu findenden Verbote in exzessiver Weise immer mehr ausgedehnt. Darin hat man auch kirchliche “Erbschleicherei” (je weniger legitime Erben, desto mehr fiel an die “tote Hand”) gesehen.
    Als Enkelin OTTOS II. wäre Mathilde im fünften “kanonischen” Verwandtschaftsgrad mit Konrad verwandt gewesen. Natürlich könnte Jackman auch hier behaupten, dass Bischof Adalbero diese nahe Verwandtschaft “geheimgehalten” hätte. Ich bin mir sicher, eine solche Geheimhaltung einer nahen Verwandtschaft mit den OTTONEN, auf die sich der doch im ganzen Reich bekannte Thronfolgeanspruch Herzog Hermanns gegründet haben soll, konnte damals vor den Großen des Reichs nicht unentlarvt durchgehen, sondern nur bei verrannten Historikern unserer Tage.
    So bleibt für Phantasten die Möglichkeit offen, dass Mathilde “eins” nach kurzer zweiter Ehe starb und Herzog Friedrich II. eine zweite Gattin genommen hat, die auch Mathilde hieß und auch eine Tochter Hermanns II. war, aber aus einer anderen Ehe mit einer Theophanu-blütigen Frau stammte.
    Leidingers gründliche Untersuchung über Mathildes Mutter und ihre Familie erster Ehe genügt, um Gerbergas Lebensdaten zu klären. Sie ist im Jahre 1000 zum letzten Mal erwähnt, erstaunlicher Weise als matrona, obwohl sie doch verheiratet war und die letzten Kinder noch unmündig waren. Hermann II. hätte vielleicht in den letzten Jahren seines Lebens (1000–1004) eine zweite Gattin nehmen können. Aber welche Theophanu-Tochter oder -Enkelin wäre infragegekommen? Keine belegbare, keine denkbare sogar. Und warum hätte kein Chronist eine so vornehme Verbindung erwähnt? Wo wäre die Witwe abgeblieben? Außerdem wird eine Meldung über Hermanns Tod ausdrücklich von der Bemerkung begleitet, dass er von Gerberga drei Töchter und einen Sohn seines Namens hinterließ. Von einer zweiten Ehe und einer Tochter daraus ist keine Rede.
    Entscheidend ist bereits ein einziges Argument: Herzog Friedrich hätte eine Halbschwester seiner ersten Gemahlin nicht heiraten dürfen. Das war nach kanonischem Recht damals ausgeschlossen. Vollends zunichte gemacht wird dieses hypothetische Hirngespinst durch den Reichenauer Gedenkbucheintrag von 1025, von dem gleich zu reden sein wird.
    Hätten wir ein paar Quellen weniger, ließe sich trefflich kombinieren und die Diskussion über Erbrecht oder Wahlrecht für die Bestimmung des Thronnachfolgers um weitere Hypothesen bereichern. Insgesamt ist die Spekulation gescheitert, doch gibt es noch einen Spalt, durch den man einen Fuß in die Tür der Hypothese bekommen kann. Denn die Richtung, in der wir Theophanu von Sophie aus suchten, war falsch.

    Sophia als Tochter Herzog Friedrichs III.

    Adolf Hofmeister hat erstmals die Abfolge der letzten Herzöge aus dem ersten oberlothringischen Hause klargestellt. Ich diskutiere die Ergebnisse nicht lang, sie sind unabweisbar, sind von Parisse, Poull und anderen selbstverständlich übernommen worden; doch sind die dort angeführten Nachrichten der Chronisten noch konkreter.
    Wenn die Chronik von Saint-Mihiel im Zusammenhang mit langjährigen Restitutionsbemühungen des Abtes Nanther, direkt nach den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Graf Eudes/Odo (von Blois und der Champagne) und KONRAD II. berichtet: …cunctis morbo absumptis duce Tiedrico, filio ejus, et filio filii, exceptis duabus puellulis Sophya et Beatrice, quae nutriebantur in aula regis, nam conjunx imperatoris, amita earum, eas sibi adob(!)ta-verat in filias… muss dieses im Ablativus absolutus als Vergangenheit erzählte Wegsterben fast einer ganzen Drei-Generationen-Familie, das, wie wir wissen, 1026 mit dem Tod Friedrichs II. begann, eindeutig im Jahr 1033, vermutlich im Mai, geendet haben, da Friedrich III., der “Sohn des Sohnes”, erst jetzt starb. Puellula gilt für diesen Zeitpunkt. Das Wort kann nicht für 14-jährige, also deutlich ehemündige Mädchen verwendet werden, was die Forschung bisher übersehen hat. Wenn laut der sehr zuverlässigen Chronik eines Augenzeugen dann später der Abt seine Bitte an den Kaiser über die beiden Erbinnen richtet, heißt es puellas adiit; sie sind inzwischen schon etwas älter.
    Bei Sigebert de Gembloux wird die Situation anders, aber in selbem Sinne geschildert. Dabei muss es sich wieder um 1033 (Sigebert, der mehrere Angaben ein Jahr zu spät datiert, meldet es unter 1034) und Friedrich III. handeln: Friderico Mosellanorum duce mortus, quia mares filios non habebat… “Nach dem Tode Herzog Friedrichs, der keine männlichen Kinder hatte…”, also hinterließ er wohl (mindestens) eine Tochter. Sein Vater Friedrich II. kann nicht gemeint sein, denn der war 1026 gestorben und hinterließ mindestens einen Sohn, eben Friedrich III. Die beiden Friedriche sind leicht zu verwechseln, auch bei der Interpretation eines Textes wie Constat me Beatrice lege vivente Saliga, filia bonae Memoriae Federighi qui fuit Dux … Nach diesem Text kann Beatrix ebenso Tochter Friedrichs II. wie III. sein. Aber kann sie, kann Sophia, überhaupt Friedrichs III. Tochter sein?
    Für ihre Geburtsjahre gibt es jedenfalls ein post quem, das Poull übersieht, denn Beatrice (Beatrix) und Sophie erscheinen nicht im Gedenkbucheintrag Mathildes auf der Reichenau, den Schwarzmaier überzeugend auf 1025 datiert. Selbst für den Laien sind die paläograph(o-lo-g)ischen Zusammenhänge dieser Namengruppe evident. Hier nun die Reihenfolge:
    CVONRADVS DVX ? HEREMANNVS DVX ? GERBIRCH ? MATHILTH ? FRIDERICH DVX ? CuonradvS DVX ? BRVN ? FRIDERICH ? RVUODOLF ? ADALHEID.
    Die beiden (oder drei) ersten Personen sind verstorben. Dabei ist der erste Name von besonderer Bedeutung, auch für die Bestimmung der übrigen. Bis jetzt dachten Schwarzmaier, Hlawitschka, Zotz, Jackman und Wolf bei CVONRADVS DVX nur an den Herzog Konrad von Schwaben, wohl weil er der Vater der zweiten genannten Person war. Weil sonst kein anderer Großelternteil Mathildes genannt wird und ausgerechnet ihr ältester Sohn, Konrad “der jüngere”, der Thronprätendent, in diesem Eintrag fehlen würde, glaube ich, dass hier Mathildes erster Mann, Konrad, Herzog von Kärnten gemeint war. Natürlich ist das zweite dux für Konrad den Jüngeren, der 1011 der Herzogswürde privatus wurde und erst Jahre später im Amt seines Vaters eingesetzt werden sollte, angemaßt. Allerdings nennt ihn auch Wipo cap. 21 dux Chuono, für einen Termin, da Konrad das Herzogtum Kärnten noch nicht innehatte. Außerdem steht dieser CuonradvS DVX genau an der Stelle, wo von der Logik des Eintrags der jüngere Konrad stehen muss.
    Gemeint sind also: Die Herzöge Konrad (von Kärnten, † 1011) und Hermann (II. von Schwaben), Gerberga (von Burgund, Hermanns Frau oder Witwe), dann kommen Mathilde selber, Herzog Friedrich II. von Ober-Lothringen, Konrad von Kärnten als Aspirant auf das Herzogtum, Brun, der spätere Bischof von Würzburg, Friedrich, später als Herzog “III.”, ein noch nicht identifizierter Rudolf, schließlich eine Adelheid. Alles bezieht sich auf Mathilde: Erster Gatte (†) – Vater (†) – Mutter (wohl auch †) - sie selber - ihr derzeitiger Gatte – ihr ältester Sohn – ihr zweiter Sohn – ihr dritter Sohn (der erste aus zweiter Ehe) - ein vierter Sohn? - die Schwägerin oder eine Tochter oder gar eine Schwiegertochter.
    Das ist ein derart genaues “Familienfoto” Mathildes, dass wir daraus ableiten können, es habe 1025, zum wahrscheinlichen Zeitpunkt des Eintrags, keine weiteren lebenden Kinder Mathildes und Friedrichs II. gegeben. Wenn Rudolf (und evtl. Adelheid) zu diesen gehören sollte, wäre auch er ein Sohn Friedrichs II., wenig später (vor 1033) gestorben und sein Name hätte an seine Abstammung vom burgundischen Königshaus erinnert.
    Mir scheint, nebenbei gesagt, dass der langjährige Dissens der schwäbischen und oberlothringischen Herzogsfamilie mit HEINRICH II. und KONRAD II. eher um das burgundische Erbe als um die deutsche Krone ging. Wenn Hermann II. laut den Annales Sangallenses maiores zum Jahr 1002 daran dachte, mit HEINRICH II. das Reich zu teilen, wollte er wohl schon die Nachfolge in Burgund garantiert haben… Dass Eudes/Odo von Blois und der Champagne im “burgundischen Erbfolgekrieg” gerade Lothringen so verheerte, hat auch damit zu tun.
    Doch kommen wir wieder zur Genealogie. Ermitteln wir ein genaueres Geburtsdatum der beiden lothringischen Erbinnen als das durch den Gedenkeintrag und den Tod Friedrichs III. ermittelte “zwischen 1025 und 1033”. Wenn Poull die beiden ausdrücklich als Schwestern bezeichnet, gibt er hierfür keine Quelle an. Man mag eine indirekte in Bernoldi Chronicon A. 1092 finden, wo (nicht in allen Handschriften) Domna Sophia (“von Mousson”) bezeichnet wird als quae erat matertera comitissae Mathildis, quae cum domino suo Welfone duce in Italia contra scismaticos multum laboravit. Matertera wird indessen nicht immer im strengsten Sinne (Schwester der Mutter) gebraucht, häufig steht der Begriff auch für die matertera magna der Arbores consanguinitatis. Dass er – nicht nur von Bernold – in Umkehrung zu nepos/neptis auch für eine ältere Verwandte über die Mutterlinie gebraucht wurde, lässt sich annehmen, vor allem wenn man die komplizierten Verhältnisse 60 Jahre später nicht mehr genau kannte. Auch wenn der Sohn Sophias in Italien als Fredericus comes, nepos Beatricis ducissae, filius Lodovici comitis bezeichnet wird, muss man das nepos nicht als “Neffe ersten Grades” einengen, und Beatrix und Sophia zu Schwestern machen.

    Ein Seitenblick auf Beatrice

    Beatrice/Beatrix, laut Poull die jüngere der beiden, wurde 1037 mit Bonifacio di Canossa verlobt, und begab sich im Juni dieses Jahres nach Italien, die Hochzeit wurde in “Marego” gefeiert. Bonifacio de Canossa ist etwa 985 geboren, er stirbt 1052. Zwei Kinder Beatrices - Federico und Beatrice - sterben jung, das dritte, die berühmte Markgräfin Mathilde von Canossa, ist 1046 geboren. Beatrices zweite Ehe mit Gottfried dem Bärtigen war kanonisch unproblematisch (4:4 oder 4:5 nach römischer Zählung): Gottfried ? Gozelo (1033 Herzog O’Lothringen) ? Gottfried (Gf. Verdun) ? Gozlin (Gf. Verdun) ? Wigerich ? Friedrich I. ? Dietrich ? Friedrich II. [?Friedrich III.] ? Beatrice.
    Wenn Beatrice 1037 ehemündig war, muss sie spätestens 1026 geboren worden sein. Wenn die Ehe aber erst später rechtskräftig, also vollzogen wurde, kann man auch ihr Geburtsdatum entsprechend später datieren. Aber arg gequält ist das schon. Auch kann man die drei Namen ihrer Kinder von der lothringischen Familie ohne Zwischenglied ableiten. Ihr eigner Name ist aus der Vorfahrenschaft erklärbar, obwohl andere Namen nähergelegen hätten. Gerberga, Richlint waren ihre Großmütter, Giselaihre Tante. Vermutlich gab es ältere Schwestern mit diesen Namen, die früh gestorben waren. Beatrice hieß aber die robertinische Stamm- und Erbmutter des oberlothringischen Hauses, Tochter von Hugo dem Großen und Gattin von Friedrich I., also Urgroßmutter der jungen Beatrice. Übrigens ist der Name Beatrix/Beatrice selber rätselhaft, denn die Annahme, er sei ein Diminutiv von Bertais (Berta, Bertrada), der auch Settipani anhängt, erscheint mir keineswegs sicher. Soweit ich sehe, sind alle Namensträgerinnen von einer einzigen abzuleiten, der Tochter Heriberts I. von Vermandois und einer unbekannten Mutter. Sie wurde Gattin des späteren Königs Robert und Großmutter der nach Lothringen verheirateten Beatrice. Es gibt übrigens eine – freilich rein zufällige – Übereinstimmung zwischen dieser und ihrer berühmteren Urenkelin, der “canusinischen” Beatrice: Auch sie führte nach dem Tod des Gatten (Herzog Friedrich I. starb 978 Mai 18) bis zu ihrem Tode (September 23 nach 987) allein und erfolgreich die Herrschaft.
    In den Zwischengenerationen sind Trägerinnen des Namens nicht belegt, aber doch zu vermuten. Trotzdem spricht diese Namengebung eher dafür, dass nur zwei und nicht drei Generationen zwischen den beiden Beatricen liegen. Es fällt schwer zu glauben, dass Beatrice von Tuszien nicht ein spätes Kind Mathildes und Friedrichs II. war. Außerdem hätte Friedrich III. einer ersten oder zweiten Tochter mit höchster Wahrscheinlichkeit den Namen Mathilde gegeben, vor allem wenn, wie ich glaube, nicht nur die väterliche Großmutter so hieß.
    Im Besitz und der Hinterlassenschaft Mathildes von Canossa finden sich Komplexe in der heutigen Pfalz (Stetten, Lutera, Quellen der (Wies?)Lauter, Deidesheim), die sich mit größter Wahrscheinlichkeit auf ihre Großmutter Mathilde und weiter zurück auf konradinischen Ursprung zurückführen lassen, da er weder über ihren Mann (Bonifacio) noch über die oberlothringischen Herzöge noch über ihre Urgroßmutter Gerberga von Burgund herzuleiten ist. Einzige Alternative ist die väterliche Großmutter Richilde, die Tochter des Grafen Folmar, eine Familie, die später nachweislich Besitz in der heutigen Pfalz besaß. Gerade diese Linie, die auf den BOSONIDEN Bivin führen dürfte, ist noch wenig erforscht.

    Endlich: Sophia

    Sophia tritt erst “vers 1040”, drei Jahre nach Beatrice, die Erbschaft an und in die Ehe. Ihr zweiter Sohn soll etwa 1045 geboren sein. Demnach wäre sie jünger als Beatrice. Trotzdem wird sie in der Chronik von St. Mihiel vor Beatrice genannt. Vielleicht geschah dies nur, weil zu ihrem Erbe die Vogtei der Abtei gehörte. Wir müssen aber annehmen, dass die Erbschaft erst nach der Abfassung der Chronik geteilt wurde, weshalb diese Begründung wenig verfängt.
    Eher aber wurde Sophia zuerst genannt, weil sie eine (erste und einzige) Tochter Friedrichs III. war. Als Tochter des letzten regierenden Herzogs war sie jünger, aber im Erbanspruch ranghöher als Beatrice, ihre kaum ältere Tante, die wie sie noch als Säugling oder Kleinkind den Vater und wohl auch die Mutter verloren hatte.
    Gegen die Annahme einer späten Geburt spricht nur scheinbar die Meldung von ihrem Todesalter in Bernoldi Chronicon zum Jahr 1093: Nobilissima comitissa Sophia, vidua Ludowici comitis, mater piae memoriae Beatricis ducis et Friderici marchionis, in senectute bona. Dieses gute Alter wird nämlich durch eine biblische Ergänzung näher definiert: cum iam multos filiorum filios videret, diem clausit extremum. Eine Menge Kindeskinder gesehen zu haben, bedeutet schon ein “gutes” Alter. Dazu musste sie nicht 75 Jahre alt geworden sein.
    Die Vorausetzung, dass Friedrich III. geheiratet haben muss, um sie in der Ehe mindestens zu zeugen, ist gegeben. Wenn er (spätestens 1032!) die Regierung angetreten hat (wie Urkunden bezeugen), wird er auch geheiratet haben. Er war ja der letzte Spross seines Hauses und sollte rasch für einen Erben sorgen. Da es aber überhaupt keine Belege für einen Herzog von Ober-Lothringen zwischen 1027 und 1032 zu geben scheint, kann er schon früher (herrschafts- und ehe-)mündig geworden sein. Warum Poull die Heirat seiner Eltern erst auf “sans doute vers 1016” datiert und befindet, Friedrich III. “semble avoir vu le jour vers 1017”, begründet er nicht. Selbst wenn Mathildes Ehen nicht so rasch aufeinanderfolgten wie die ihrer Schwester Gisela, könnte sie nach dem Tod des ersten Mannes Ende 1011 schon Ende 1012 zum zweiten Mal geheiratet und im nächsten Jahr den ersten Sohn bekommen haben. Friedrich II. konnte dazu jedenfalls alt genug sein, seine Eltern waren belegtermaßen spätestens 992 verheiratet. Friedrich III. hätte also schon relativ bald nach dem Tod des Großvaters – sagen wir 1029 und mit 16 Jahren – dessen Nachfolge übernehmen und eine Ehe schließen können. Aber mit wem? Dieser ihrer Mutter hätte Sophie ihren Namen zu verdanken.

    Wer war Sophias Mutter?

    Der junge Friedrich III. heiratete gewiss unter Anleitung seiner Mutter, die ja wohl immer hinter der Fronde gegen KONRAD II. steckte und in eben jener Zeit den König Mieszko (II.) von Polen auszeichnete, einen wichtigen Gegner KONRADS. Zuletzt hat Mathilde noch Esiko von Ballenstedt - einen Verbündeten Mieszkos - geheiratet und ihm einen Adalbert und eine Adelheid geboren. 1030 feiert sie freilich das Osterfest am kaiserlichen Hofe in Ingelheim, sie starb im Juni, vor 1033, also 1030…1032.
    Ein ganz ungewöhnliches Indiz habe ich mir nämlich aufgespart: Mathildes Verbindung zu König Mieszko. Im Kloster Neuzelle bei Frankfurt an der Oder wurde eine Handschrift von des Pseudo-Alkuin Liber de divinis officiis (von 1026/27) aufbewahrt. Bevor sie 1857 in Berlin verschollen ging, wurde Blatt 3v in einer Farbtafel festgehalten. Sie zeigt die durchaus noch junge Dedikantin (weist der Schleier auf Witwenstand?) und den Empfänger, mit der Beischrift in Hexametern oder einem Distichon: Hunc librum regi Mahthiltdonat Misegoni/quam genuit clarus Suevorum dux Herimannus. (Mechthild macht dieses Buch zum Geschenk dem König Mieszko, sie, des berühmten Hermann, des Schwaben-Herzoges, Tochter.) Diese Schenkung weist meiner Meinung auf eine enge – bestehende oder geplante – familiäre Bindung hin. Mahthilt/Mathilde bezeichnet sich ausdrücklich als Tochter Hermanns II. Warum sie nicht ihre ebenso herzoglichen Männer nennt, von denen der zweite zur mutmaßlichen Schenkungszeit vielleicht noch lebte oder wahrscheinlicher gerade gestorben war, bleibt mir unklar; ebenso, warum sie sich nicht auf ihren ältesten Sohn Konrad bezieht, der doch wohl gemeinsame Sache mit Mieszko machte. Dass dieser auf dem Dedikationsbild als König dargestellt ist, entspricht der Widmung, wo der Titel bedeutsam vorangestellt ist. Natürlich können auch die Zwänge des Metrums das verursacht haben. Am plausibelsten ist das alles, wenn Mathilde mit Mieszko eine Verschwägerung anbahnen wollte.
    Was lag für Mathilde damals näher, als ihren Sohn zweiter Ehe mit einer nahen Verwandten Mieskos zu vermählen? Mieszko war (wohl seit 1013) mit der EZZONIN Richeza verheiratet und von 1025 bis zu seinem Tod 1034 Mai 10 König von Polen (ab 1032 aus Polen vertrieben). Sein späterer Nachfolger Kazimierz I. war 1016 Juli 25 geboren. Möglicherweise hatte Mieszko eine etwas ältere oder nur wenig jüngere Tochter (wir haben keinen Beleg dafür!), die im genau richtigen Heiratsalter für Friedrich III. gewesen wäre. Wenn es sie nicht gab, gibt es eine Alternative: Eine Schwägerin Mieszkos… Mutter Sophias wäre dann nicht eine Enkelin, sondern eine Tochter des Pfalzgrafen Ezzo; es kann durchaus eine von denen sein, die in der hagiographischen Chronik von Brauweiler als im geistlichen Stand verstorben bezeichnet werden; am ehesten die vermutlich jüngste, Sophie, die 1025/1026 mit ihrer Schwester Ida und drei weiteren Mädchen aus dem Stift Gandersheim, wo sie zur Erziehung bei ihrer gleichnamigen Tante war, nach Mainz ins (St. Marien-)Kloster Altmünster geflüchtet war, nach kurzzeitiger Rückkehr nochmals “entführt” wurde und die zwischen 1031 und 1038 gestorben sein muss, bestimmt nicht als Äbtissin, weder in Mainz, wie die Brauweiler Überlieferung will, noch anderswo. Die Brunwilarensis monasterii fundatorum actus sind keinesfalls so zuverlässig, wie sie von den Erforschern der EZZONEN gerne angesehen werden, zumindest sind sie nicht vollständig. So werden z. B. zwei Töchter der Königin Richeza nicht erwähnt, die eine selber Königin (von Ungarn), die andere Großfürstin. Die geistlichen Bezüge stehen – zuweilen sogar entgegen den Tatsachen – im Vordergrund. Dabei entstanden die actus ca. 1070, also kaum ein Menschenalter nach unseren Begebnissen. Der Autor sagt, er könne die Genealogie Ezzos antiquitate temporum et maiorum neglectu nicht referieren. Zeitlicher Abstand und Vernachlässigung durch die Vorgänger - überzeugend klingt das nicht. Insgesamt gehört eine gründliche Untersuchung über die sogenannten EZZONEN und HEZELINIDEN zu den großen Desiderata der Mittelalter-Genealogie.
    Meine genealogische Rekonstruktion erklärt mithin mehr als nur den Namen der Sophie, später “von Mousson”. Eine eher kirchengeschichtliche Implikation besteht in dem Objekt, das Mathildedem Polen-König schenkte: Der Inhalt (der unter dem Namen Pseudo-Alkuin bekannte Liber de divinis officiis) hat ja eine besondere Bedeutung in der Mainzer Liturgie. Gerade der gekürzte und veränderte zweite Teil des Traktats beeinflusste das in der Mitte des 10. Jahrhunderts in Mainz entstandene Pontificale Romano-Germanicum entscheidend. Ob Erzbischof Aribo, der ja mit Kaiserin Gisela wahrhaftig nicht zum Besten stand, besondere Beziehungen zu ihrer Schwester Mathilde hatte? Zu der EZZONEN-Tochter Sophie hatte er gewiss welche. Denn wie des Bischofs Godehard von Hildesheim parteiischer Biograph Wolfher berichtet, war in dem Kloster, wo Aribo diese mit ihrer Schwester Ida und drei anderen Mädchen aus Gandersheim “unterbrachte”, seine Schwester Äbtissin. Ob dies das Mainzer Altmünsterkloster und Wigburg war, oder Göss und Kunigunde, lasse ich dahingestellt. Nach der Beilegung des Streits kehrten die Mädchen nach Gandersheim zurück, um bald darauf wieder zu entfliehen und schließlich im Kloster bei Aribos Schwester Nonne zu werden. Erst Aribos Nachfolger Bardo stellte in Nörten zwei der fünf jungen Damen wieder der Gandersheimer Äbtissin Sophia zurück. Die junge Sophia war inzwischen verstorben (quae prima earum erat Mogonciae defunctae), die beiden anderen durfte Bardo “auf demütiges Bitten hin” zurückbehalten. Nach Gandersheim zurück kam jedenfalls Ida, die dann dort später als Äbtissin belegt ist. Immerhin könnte Ida auch als Witwe zurückgekehrt sein. Um die Hypothesen vollzumachen: Unter den drei anderen Mädchen könnte auch eine Tochter Mieszkos gewesen sein…
    Der Zeitpunkt für die Rückgabe durch Bardo (und damit ein terminus ad quem für den Tod der jungen Sophia) kann nicht genau bestimmt werden. Er lag “frühestens zu Weihnachten 1031”. 1031 Juni 29 war Bardo zum Erzbischof geweiht worden, Weihnachten 1031 verbrachte er nachweislich bei KONRAD II. und Gisela in der Pfalz Goslar. Spätester, sehr unwahrscheinlicher Termin dürfte der Tod Godehards 1038 sein, der Ida noch zur Äbtissin weihte. Ein halbwegs lückenloses Itinerar Bardos lässt sich nicht erstellen; darum liegt es nahe, den Vorfall ganz allgemein in seine ersten Amtsjahre zu datieren.
    Ob und wann genau die jungen Frauen das ewige Gelübde abgelegt haben, was natürlich eine spätere, aber nicht eine vorhergehende Heirat ausschließt, scheint mir genau so auslegbar wie die Begriffe amita (für beide Mädchen, Sophia und Beatrice, zur Kaiserin Gisela) statt matertera (bzw. matertera magna) und avus (Herzog Dietrich zu Sophie). Dies mit “Groß”tante und “Ur”großvater zu übersetzen, ist erlaubt, nicht einmal ungewöhnlich; die vage Generationendefinition ist im Falle der “Tante” geradezu zwingend, wenn Beatrix Nichte, Sophia aber Großnichte gewesen wäre.

    Finale

    Auch dass keine Quelle von der sehr kurzen Ehe Friedrichs III. berichtet, macht sie nicht unmöglich, nicht einmal unwahrscheinlich. Dass wir von seiner Gattin nichts erfahren, ist nicht ungewöhnlich. Wenn sie nicht schon vor ihrem Mann gestorben war, könnte sie als Witwe ins Kloster gegangen sein. Wahrscheinlicher ist aber ihr Tod (vielleicht bei der Geburt der jungen Sophia), sonst hätte sie wohl einen zweiten Mann genommen, um die Herrschaft in Lothringen und die Sorge für die Hinterbliebenen zu übernehmen. Falls es sich um die EZZONIN Sophia und nicht eine Tochter Mieszkos handelt, erübrigt sich diese Überlegung, da sie bei Bardos Ausgleich mit Bischof Godehard und der Äbtissin Sophia von Gandersheim nachweislich bereits tot war. Wenn die spätere Erbin Sophia schon bei der Geburt die Mutter verlor, liegt es besonders nahe, dass sie deren Namen bekam. An und für sich hätte ja der Name Mathilde am nächsten gelegen. So hießen die beiden Großmütter (eventuell ging es mütterlicherseits um die Urgroßmutter, aber die war eine Kaisertochter). Selbst wenn Friedrichs III. Gattin eine Tochter Mieszkos war, hieß diese also wohl auch Sophia. Oder wollte man mit der Namengebung die gestrenge (Ur-)großtante in Gandersheim besänftigen?
    Der Tod Friedrichs III., aber auch seiner Mutter und wohl auch seiner jungen Frau, bald auch König Mieszkos, beendeten alle Ambitionen. (Es ist schon auffällig, wieviele Konkurrenten HEINRICHS II. und KONRADS II. vor oder bald nach deren Thronbesteigung aus dem Leben schieden.) Kaiserin Gisela nahm die beiden sehr kleinen Mädchen und Erbinnen Beatrice und Sophie an ihren Hof; gewiss als deren nächste Verwandte, aber auch, um später einmal treue Gefolgsleute mit einer so reichen und ehrenvollen Partie auszuzeichnen. Die Fürsorge für die verwaisten (Groß)-Nichten war zugleich eine Art Geiselnahme.
    “Hier zeichnete sich eine großräumige antisalisch-ezzonische Oppositionsbewegung ab…” urteilt Helmuth Kluger über Vorgänge in den 50-er Jahren, als der Bayern-Herzog Kuno (ein Neffe der Königin Richeza) sich gegen HEINRICH III. empörte und schließlich nach Ungarn zu seiner Kusine fliehen musste, einer Tochter Richezas und Mieszkos II., die vermutlich Ryksa hieß.
    Ob sich die Beziehungen zwischen Mathilde und dem kaiserlichen Paar in Mathildesletzten Lebensjahren verbessert haben, lasse ich dahingestellt. 1030 feierte sie jedenfalls in Ingelheim bei Schwester und Schwager Ostern und als KONRAD II. 1034 Januar 30 den Wormser Dom beschenkte, damit dort eine Messe für die dort bestatteten Angehörigen des salischen Hauses gelesen werde, geschah dies auch für Mathildeund ihren verstorbenen ersten Mann, Herzog Konrad von Kärnten. Man hat die Sarkophage beider im Wormser Dom, der Grablege der vorköniglichen SALIER, bestimmen zu können geglaubt. Man darf annehmen, dass Mathilde nicht weit von Worms starb, vielleicht in Mainz, jedenfalls nicht in Ballenstedt oder Lothringen. Schwarzmaier, der doch den Reichenauer Eintrag von 1025 so überzeugend als ein Dokument der Entzweiung interpretiert hat, hat inzwischen stillschweigend diese Ansicht geändert: “…es besteht auch kein Grund, aus heutiger Sicht einen Dissens in das so kompakte Familiengefüge der SALIER um die Jahrtausendwende hineinzutragen.” Vielleicht akzeptierte KONRAD II., insbesondere nach den Erfahrungen mit OTTO III. und HEINRICH II., seinen Neffen Konrad den Jüngeren jetzt als potentiellen Thronfolger für den Fall, dass sein einziger, für Krankheiten anfälliger Sohn HEINRICH (als König und Kaiser der Dritte) wegen Tod oder Aufstand ausfiele. Dabei bedang er sich vielleicht aus, dass Konrad noch immer nicht heiraten dürfe. Dessen mutmaßliche Ehelosigkeit ist ja wahrhaftig ein genealogisches und historisches Problem.
    Um abschließend meine eigenen Ergebnisse zu werten: Ich halte es für unumstößlich, dass Sophie die Tochter Friedrichs III. und nicht des II. war. Dass ihre Mutter eine Tochter oder Enkelin Ezzos und der Theophanu-Tochter Mathilde war, ist in hohem Grade wahrscheinlich, aber keinesfalls völlig sicher. Freilich ist der Name Sophia im deutschen Sprachraum unter der Voraussetzung der Leitnamensitte kaum anders erklärbar, wenn man nicht für die Mutter eine Herkunft aus Frankreich oder Italien oder gar Byzanz annehmen will. Während es für Beatrice und ihre Tochter intensive Untersuchungen auch zur Besitzgeschichte gibt, ist dies für Sophia noch zu leisten. Vielleicht ergäben sich Anhaltspunkte in Richtung auch ezzonischen Vorbesitzes (freilich dürfte er nicht viel größer als eine standesgemäße Mitgift gewesen sein).
    Hätten wir weniger Nachrichten über Sophias Familie, wäre es natürlich leichter, das genealogische Netz so oder anders zu knüpfen. Darum habe ich meine anfänglichen irrwegigen Mutmaßungen so ausführlich dargelegt und selber widerlegt. Man sieht, wie vorsichtig man sein muss.
    Ich habe auch die anderen Sophien des 11. Jahrhunderts daraufhin untersucht, ob sich an ihnen die Namensvererbung nachweisen lässt. Mir sind eine Menge Ungereimtheiten in den bisherigen Auffassungen begegnet. Aber wirkliche Lösungen fand ich bisher in keinem dieser Fälle. Ohne mich in eine Sophiasophie verlieren zu wollen, werde ich in einem zweiten Teil gleichwohl auch diese Damen Revue passieren lassen.

    um 1002 1. oo Konrad I. Herzog von Kärnten um 975-12.12.1011
    um 1014 2. oo Friedrich II. Herzog von Ober-Lothringen -13.5.1026/27
    um 1026/27 3. oo Esiko Graf von Ballenstedt - um 1059/60

    Kinder:
    1. Ehe
    - Konrad II. der Jüngere Herzog von Kärnten um 1003-20.7.1039
    - Bruno Bischof von Würzburg (1034-1045) um 1004-27.5.1045
    - Tochter
    oo Hezelin Graf im Bonngau (Bruder Ezzos) - nach 1033
    - Wolfram ?

    2. Ehe
    - Friedrich III. -18./20.5.1033
    - Sophia ca 1020/25- 1092
    vor 1034 oo Ludwig Graf von Mömpelgard - nach 1070
    - Beatrix ca 1020/25-18.4.1076
    1036/40 1. oo Bonifaz Markgraf von Tuszien-Canossa -6.5.1052
    1054 2. oo 2. Gottfried II. der Bärtige Herzog von Nieder-Lothringen -21.12.1069

    3. Ehe
    - Adalbert ca 1030- um 1080
    oo 1. Adelheid von Weimar-Orlamünde, Tochter des Grafen Otto, -28.3.1100
    - Adelheid ca 1030-
    oo Thiemo Edler von Schraplau

    Literatur:
    Bollnow, Hermann: Die Grafen von Werl. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte des 10. bis 12. Jahrhunderts. Dissertation Stettin 1930 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 24,26,29,66 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Seite 6,129 - Bresslau, Harry: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II., Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1879 Band 1 Seite 247 ff./Band 2 Seite 72 f.- Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 66,226, 230,232,239-244,248/Band II Seite 200 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 26,36,37, 78,160 - Goez Elke: Beatrix von Canossa und Tuszien. Eine Untersuchung zur Geschichte des 11. Jahrhunderts, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995, Seite 10,11,38,195 - Golinello, Paolo: Mathilde und der Gang nach Canossa, Artemis und Winkler Düsseldorf 1998, Seite 73 - Heinzelmann Josef: Der Name Sophia als genealogisches Indiz und Problem - Hilsch, Peter: Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela, in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 42 1983 Seite 52-81 - Hirsch Siegfried: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II. Band 1, Seite 243-247 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 63,84,104,152 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 51,68,104, 137,158,169 - Hlawitschka, Eduard: Wer waren Kuno und Richlind von Öhningen? Kritische Überlegungen zu einem neuen Identifizierungsvorschlag. In: Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins 128 1980 Seite 1-49 - Lechner Karl: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar 1992, Seite 66,70 - Ludat, Herbert: An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa, Böhlau Verlag Weimar Köln Wien 1995, Seite 89,500 - Meyer von Knonau, Gerold: Die Heiraten der burgundischen Mathilde, Tochter König Konrads von Burgund, und der schwäbischen Mathilde, Enkelin derselben, in: Forschung zur deutschen Geschichte Band 8, 1968, Seite 149-159 - Partenheimer Lutz: Albrecht der Bär. Gründer der Mark Brandenburg und des Fürstentums Anhalt. Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2001 Seite 21,207 - Pohl Walter: Die Welt der Babenberger. Schleier, Kreuz und Schwert, hg. von Brigitta Vacha, Verlag Styria, Seite 83,94 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 90 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 91,95-97,100-103,105,110-112,115,154,156 - Schwarzmaier Hansmartin: Von Speyer nach Rom. Wegstationen und Lebensspuren der Salier. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992, Seite 17,45,47,51,56 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 165,202 - Weinfurter Stefan: Herrschaft und Reich der Salier. Grundlinien einer Umbruchszeit. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992, Seite 13, 17,47,49 -



    Neue Deutsche Biographie - Mathilde von Schwaben

    Herzogin von Kärnten und Oberlothringen, * 988/89, † 29.7.1032.

    Mathilde gehörte – nicht zuletzt durch ihre Abstammung mütterlicherseits von Ottonen, westfränk. Karolingern und burgund. Königen – wie ihre jüngere Schwester Gisela, die spätere Kaiserin, zu den dynastisch wichtigsten und politisch maßgeblichen Frauen im Reich des frühen 11. Jh. Herkunft und Ehen führten sie jedoch zumeist in Opposition zu den jeweiligen Herrschern. Noch vor der Thronkandidatur ihres Vaters, des Konradiners Hermann II. von Schwaben (1002), war M. mit einem Sohn des salischen Hzg. Otto von Kärnten verheiratet worden; der Schwiegersohn des Schwabenherzogs unterstützte dessen Ambitionen und half bei der Eroberung Straßburgs. Die gefährliche Verbindung wurde vom gerade zum König gewählten Heinrich II. auf der Synode von Diedenhofen (Januar 1003) als unerlaubte Verwandtenehe heftig angegriffen. Nach Tumulten kam es aber nicht zu einer förmlichen Klage auf Ehetrennung, zumal der von Bischof →Adalbero II. von Metz erhobene Vorwurf einer Blutsverwandtschaft der Ehepartner in 3./2. Grade überzogen war; zum gemeinsamen Vorfahren Heinrich I. ließen sich vier Generationen zurückrechnen. Abt Siegfried von Gorze spielte in seinen Mahnschreiben über verbotene Ehen (1043/46) auf den von otton. und burgund. Königinnen weitergegebenen Namen M. an. Die erste Ehe M.s wurde erst durch den Tod Konrads gelöst, der, zuvor schon als „Herzog der Austrasier“ (Rheinfranken) bezeichnet, nach 1004 das Kärntner Herzogsamt seines Vaters übernommen hatte; der zu dieser Zeit noch unmündige Sohn Konrad wurde 1012 bei der Vergabe Kärntens übergangen. M. heiratete sehr bald ein zweites Mal, den moselländischen Adeligen Friedrich aus dem Hause Bar, der 1019 als (Mit-) Herzog von Oberlothringen (neben seinem Vater Dietrich I.) bezeugt ist.

    Der politische Konnex zu den Saliern verstärkte sich, als M.s Schwester Gisela sich 1016 in anfechtbarer 3. Ehe mit dem gleichnamigen Neffen Konrads I. von Kärnten verband. M.s Schwager half ihrem Sohn Konrad (aus 1. Ehe) bei dem erfolglosen Versuch, Kärnten für sich zu gewinnen (Schlacht von Ulm 1019). Die salisch-lothring. Koalition zerbrach 1024 bei der Königserhebung des älteren Konrad, der sich gegen seinen jüngeren Vetter durchsetzte, angeblich mit dessen Einverständnis. M. verließ wegen Hintansetzung ihres Sohnes mit der lothring. Partei den Wahlort Kamba und verharrte im Widerstand. Ostern 1025 kam es zum Zerwürfnis zwischen dem König und Konrad dem Jüngeren, wohl wegen nicht eingehaltener Wahlversprechen (Rückgabe Kärntens?). Ein vermittelndes Treffen mit dem Königspaar könnte im Frühsommer 1025 auf der Reichenau arrangiert worden sein, freilich ohne Erfolg: Friedrich II. von Oberlothringen und|Konrad der Jüngere schlugen sich im Sommer 1025 auf die Seite der Aufständischen. M. selbst dürfte hieran aktiven Anteil gehabt haben. Ihr herzoglicher Ehemann soll bis zu seinem frühen Tode (Mai 1027) ein unversöhnlicher Gegner Konrads II. geblieben sein. In derselben Zeit schenkte M. dem 1025 erhobenen König Mieszko II. von Polen einen „Liber officiorum“ (Ordo Romanus); vorangestellt sind ein Dedikationsbild mit Stifterin und ein persönlich gehaltenes Widmungsschreiben. Hierin werden dem – von Konrad II. nicht als König anerkannten – Polenherrscher alle Attribute des Königtums zugebilligt und das Altslawische des methodian. Ritus als Kirchensprache ausdrücklich bestätigt. M. bezeichnete sich selbst als „Tochter des berühmten Schwabenherzogs Hermann“. Die Überreichung des Codex wird neuerdings als Akt der Opposition gegenüber dem salischen König interpretiert.

    Ob M. nach 1027 noch eine dritte Ehe – mit Gf. Esiko von Ballenstedt – einging und somit Stammutter der Askanier wurde, hängt von der Glaubwürdigkeit des „Annalista Saxo“ (um 1144/52) ab, dessen genealogische Notizen in diesem Punkte nicht stimmig sind. Um 1030 ist M. als Stifterin von S. Evre/Toul bezeugt. Auf dem Hoftag Ostern 1030 zu Ingelheim ist ihr gutes Einvernehmen mit dem Kaiserpaar überliefert. Nach dem Tode M.s (Juli 1032) und ihres jugendlichen Sohnes, Hzg. Friedrichs III. von Oberlothringen (Mai 1033), wurden ihre verwaisten Töchter Beatrix und Sophie von der kaiserlichen Tante Gisela adoptiert und erzogen. Konrad II. gedachte in einer Wormser Memorialstiftung (Januar 1034) für seine Vorfahren und Familie auch seines Onkels Konrad I. von Kärnten und dessen Gemahlin M. in besonderem Maße.

    Literatur
    Quelle(n): Wipo, Gesta Chuonradi II. imp., ed. H. Bresslau, MGH SS rer. Germ., 31915, c. 2, S. 15 ff.; Constantin, Vita Adalberonis II. Mettensis ep., ed. G. H. Pertz, MGH SS 4, 1841, c. 16 ff., S. 663 f.; Hermann v. Reichenau, Chronicon, ed. G. H. Pertz, MGH SS 5, 1844, a. 997, 1012, 1019, 1024, 1034, S. 118 ff.; Ekkehard IV., Casus s. Galli, bearb. v. H. F. Haefele, 1980, c. 66, S. 140 ff.; Brief M.s an Kg. Mieszko II. v. Polen, ed. A. Bielowski, Monumenta Poloniae Historica I, 1864, S. 323 f. (nebst Umzeichnung d. Dedikationsbildes), jetzt Kürbis (1989, s. L, S. 337 f.); Verbrüderungsbuch d. Abtei Reichenau, p. 158, ed. J. Autenrieth, D. Geuenich, K. Schmid, MGH Libri memoriales et Necrologia NS 1, 1979; A. Calmet, Hist. ecclésiastique et civile de Lorraine II, 21747, Preuves, S. 260 (Urk. S. Evre/Toul, um 1030); D Ko II Nr. 204 (1034); Brief Siegfrieds v. Gorze an Poppo v. Stablo (1043), b. W. Giesebrecht, Gesch. d. dt. Kaiserzeit II, 51885, S. 714 ff.; Stemma Ottonum, MGH SS 3, 1839, S. 215, SS 6, 1844, S. 32; Jahrzeitbuch Einsiedeln, b. H. Keller, Kloster Einsiedeln im otton. Schwaben, 1964, S. 161 (29.7.: soror imperatricis Gislae); Necr. Merseburg, ed. G. Althoff, J. Wollasch, MGH Libri memoriales et Necrologia NS 2, 1983 (29.7.); Necr. Johannisberg/Fulda, ed. K. Schmid, Die Klostergemeinschaft v. Fulda im früheren MA I, 1978, S. 255 (29.7.: nobilis matrona); Fuldaer Totenannalen a. 1032, ebd. S. 356; Chronicon s. Michaelis in pago Virdunensi, ed. G. Waitz. MGH SS 4, 1841, c. 32, S. 84. – Nicht ident. mit M. v. Werl, b. Annalista Saxo, ed. G. Waitz. MGH SS 6, 1844, a. 1026, 1130, S. 676, 767 (anders Leidinger, Glocker, s. u.). – Darstellung(en): S. Hirsch, Jbb. Heinrichs II, 1, 1862, S. 243 ff.: H. Bresslau, Jbb. Konrads II., 1, 1879, S. 4, 10 ff., 94, 202 ff., 286, 460 ff.; 2, 1884, S. 72 f., 190 f., 404; E. Brandenburg, Probleme um d. Kaiserin Gisela, in: Berr. üb. d. Verhh. d. Sächs. Ak. d. Wiss. Leipzig, Phil.-Hist. Kl. 80, 4, 1928, S. 29 ff.; A. Hofmeister, in: MIÖG 38, 1920, S. 504 ff.; H. Bollnow, Die Grafen v. Werl, 1930, S. 29 ff.; H. Schreibmüller, Die Ahnen Kaiser Konrads II. u. Bischof Brunos v. Würzburg, in: Würzburger Diözesangesch.bll. 14/15, 1952/53, S. 173-233; A. Wendehorst, Das Bistum Würzburg, Bd. 1.1962, S. 93 f.; P. Leidinger, Unterss. z. Gesch. d. Grafen v. Werl, 1965, S. 51 ff.; H. Schwarzmaier, Reichenauer Gedenkbucheinträge aus d. Anfangszeit d. Regierung Kg. Konrads II., in: Zs. f. Württ. Landesgesch. 22, 1963, S. 19-28; M. Parisse, La noblesse lorraine, XIe-XIIIe siècle, 1976, S. 841 f.; E. Hlawitschka, Wer waren Kuno u. Richlind v. Öhningen?, in: ZGORh 128, 1980, S. 1-50; ders., Unterss. zu d. Thronwechseln d. ersten Hälfte d. 11. Jh. u. z. Adelsgesch. Süddtld.s. 1987, S. 51 ff., 137 ff.; J. Pietrusiński, Epistola Mathildis Suevae, in: Studia Zródłoznawcze 26, 1981, S. 53-72; F. Mütherich, ebd. S. 73-78; B. Kürbis, Studia nad Kodeksem Matyldy, ebd. 27, 1983, S. 97-112; dies., Die Epistola Mathildis Suevae an Mieszko II. in neuer Sicht, Ein Forschungsber., in: Frühma. Stud. 23, 1989, S. 318-43; W. Glocker, Die Verwandten d. Ottonen u. ihre Bedeutung in d. Pol., 1989, S. 321 ff., 339 f.

    Gestorben:
    29.7.

    Mathilde heiratete von Kärnten, Konrad I. um 1002. Konrad wurde geboren um 975; gestorben am 12 Dez 1011; wurde beigesetzt in Worms [67547],Worms,Rheinland-Pfalz,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 63. von Kärnten, Konrad II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1003; gestorben am 20 Jul 1039.
    2. 64. von Kärnten, Bruno  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1004; gestorben am 27 Mai 1045 in Persenbeug [3680],Niederösterreich,Österreich; wurde beigesetzt in Würzburg [97070],Würzburg (Stadt),Bayern,Deutschland.
    3. 65. von Kärnten, N.  Graphische Anzeige der Nachkommen

    Mathilde heiratete von Oberlothringen, Friedrich II. um 1014. Friedrich wurde geboren um 995; gestorben in 1026/1027. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 66. von Oberlothringen, Friedrich III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1012; gestorben in Mai 1033.
    2. 67. von Oberlothringen, Sophie  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1020/1025; gestorben in 1093.
    3. 68. von Lothringen, Beatrix  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1020/1025; gestorben am 18 Apr 1076 in Pisa [56121],Pisa,Toskana,Italien.

    Mathilde heiratete von Ballenstedt, Esiko um 1026/1027. Esiko wurde geboren um 990/1000; gestorben um 1059/1060. [Familienblatt] [Familientafel]


  6. 29.  von Schwaben, Giselavon Schwaben, Gisela Graphische Anzeige der Nachkommen (12.Hermann3, 5.Konrad2, 1.Udo1) wurde geboren am 13 Nov 989; gestorben am 15 Feb 1043 in Goslar [38640],Goslar,Niedersachsen,Deutschland; wurde beigesetzt in Speyer [67346],Speyer,Rheinland-Pfalz,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Deutschland; Deutsche Königin
    • Titel/Amt/Status: Schwaben,Deutschland; Herzogin von Schwaben
    • Titel/Amt/Status: Römische Kaiserin

    Notizen:

    Neue Deutsche Biographie - Gisela

    Kaiserin, * um 990, † 15.2.1043 Goslar, ⚰ Speyer, Dom.

    Gisela, die sich mütterlicherseits karolingischer Abstammung rühmte, soll nach Angabe der Bleitafel, die bei der Öffnung der Kaisergräber im Dom zu Speyer 1900 unter ihrem Haupt aufgefunden wurde, am 11.11.999 geboren sein. Da sich dieses Datum jedoch unmöglich mit der Chronologie ihrer Eheschließungen vereinen läßt, muß es auf einem Irrtum beruhen. G. trat zum erstenmal hervor, als sie nach dem Tode ihres 2. Gatten bei Kaiser Heinrich II. die Belehnung ihres minderjährigen Sohnes Ernst mit dem Herzogtum Schwaben erwirkte. Vormundschaft und Verwaltung des Herzogtums wurden ihr jedoch nach ihrer (durch Entführung eingegangenen?) Eheschließung mit dem Salier Konrad, der mit ihr in kanonisch-rechtlich unerlaubtem Grade verwandt war (beide waren Deszendenten Heinrichs I., Konrad in fünfter, G. in vierter Generation) und zu Heinrich II. in gespannten Beziehungen stand, vom Kaiser wieder entzogen und dem EB Poppo von Trier, einem Vaterbruder des Knaben, anvertraut. Nach der Wahl Konrads zum deutschen König weigerte sich EB Aribo von Mainz, G. gemeinsam mit ihrem Gemahl zu krönen (8.9.1024), vermutlich weil er ihre Ehe wegen des Verwandtschaftsgrades als ungültig betrachtete. Doch nahm EB Pilgrim von Köln, der anfangs mit der lothringischen Opposition gegen Konrad in Verbindung gestanden hatte, nun aber zu den Anhängern des neuen Herrschers überging, bereits am 21.9. auf Bitten der Fürsten die feierliche Handlung vor. Seither konnten die Erzbischöfe von Köln ihren Anspruch auf das Recht der Krönung der deutschen Könige durchsetzen. Ostern 1027 vollzog Papst Johannes XIX. an dem Herrscherpaar die Kaiserkrönung. G. zählt zweifellos zu den bedeutenderen Persönlichkeiten unter den deutschen Kaiserinnen des Hochmittelalters. Eine stattliche Erscheinung, durch Freigebigkeit, Klugheit und Gewandtheit in der Führung der Geschäfte ausgezeichnet, religiös tiefer empfindend und feiner gebildet als Konrad II., übte sie auf dessen Regierung, wie Wipo betont, erheblichen Einfluß. Es ist mehr als eine formelhafte Wendung, wenn sie in vielen seiner Diplome als Intervenientin auftritt. An der Besetzung von Bistümern und Reichsabteien nahm sie maßgebenden Anteil, doch fiel ihre Gunst, wie die Erhebung Bardos zum Erzbischof von Mainz zeigt, nicht immer dem Würdigsten zu. Mehrmals wußte|sie ihren Gatten zur Milde gegenüber ihrem aufständischen Sohn Ernst von Schwaben zu stimmen, bis sie sich endlich 1030 von dem Jüngling lossagte. Als Schwestertochter des letzten Burgunderkönigs Rudolf III. vermittelte sie zwischen diesem und Konrad II.; auf der Zusammenkunft zu Muttenz bei Basel im August 1027 erreichte sie, daß ihr Oheim ihren Gatten zu seinem Nachfolger bestimmte. So kam Burgund an das Reich. 1032 brachte G. einen Ausgleich zwischen Konrad II. und Herzog Mesko von Polen zustande. Im Verlaufe des 2. Italienzuges Konrads II. besuchte sie die Gräber der Apostel, während der Kaiser Rom fernblieb. Gemeinsam mit ihrem Sohn Heinrich III. ließ sie sich in die Verbrüderung des Klosters Sankt Gallen aufnehmen, und von Notkers Psalmenübersetzung ließ sie eine Abschrift anfertigen. Der Erziehung Heinrichs III. schenkte sie offenbar ganz besondere Aufmerksamkeit. Obwohl wir also annehmen dürfen, daß sie auf die geistige und religiöse Entwicklung ihres Sohnes bestimmend einzuwirken vermochte, geriet sie mit diesem bald nach seinem Regierungsantritt aus unbekannten Gründen in einen Konflikt, der vermutlich gegen Ende 1041 beigelegt wurde, ohne daß damit ihr einstiger Einfluß wiederhergestellt worden wäre.

    Literatur
    ADB IX; Jbb. d. dt. Gesch., Konrad II.; dass., Heinr. III.; Regg. Imperii III, 1, 1951; E. Brandenburg, Probleme um d. Kaiserin G., in: Verhh. d. sächs. Ak. d. Wiss., Phil.-hist. Kl. 80, 4, 1928; N. Bischoff, Über d. Chronol. d. Kaiserin G. u. üb. d. Verweigerung ihrer Krönung durch Aribo v. Mainz, in: MIÖG 58, 1950; H. J. Rieckenberg, Das Geburtsdatum d. Kaiserin G., in: DA 9, 1952; Th. Vogelsang, Die Frau als Herrscherin im hohen MA, Stud. z. „consors regni“ Formel, 1954.



    Begraben:
    Dom zu Speyer

    Gisela heiratete von Braunschweig, Brun um 1002. Brun wurde geboren um 975/980; gestorben um 1010. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 69. von Braunschweig, Liudolf  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1003; gestorben am 23 Apr 1038.
    2. 70. von Braunschweig, N  Graphische Anzeige der Nachkommen
    3. 71. von Braunschweig, Gisela  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1005.

    Gisela heiratete von Schwaben, Ernst I. um 1010. Ernst wurde geboren in 970; gestorben am 31 Mai 1015; wurde beigesetzt in Würzburg [97070],Würzburg (Stadt),Bayern,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 72. von Schwaben, Ernst II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1010; gestorben am 17 Aug 1030 in Schramberg [78144],Rottweil,Baden-Württemberg,Deutschland; wurde beigesetzt in Konstanz [78462],Konstanz,Baden-Württemberg,Deutschland.
    2. 73. von Schwaben, Hermann IV.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 1015; gestorben am 28 Jul 1038; wurde beigesetzt in Trient [38121],Trient,Trentino-Südtirol,Italien.

    Gisela heiratete Konrad II. in 1016. Konrad (Sohn von von Speyer, Heinrich und von Metz, Adelheid) wurde geboren um 990; gestorben am 4 Jun 1039 in Utrecht [3500],Utrecht,Niederlande; wurde beigesetzt in Speyer [67346],Speyer,Rheinland-Pfalz,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 74. Heinrich III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 28 Okt 1017; gestorben am 5 Okt 1056 in Elbingerode [38875],Harz,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Speyer [67346],Speyer,Rheinland-Pfalz,Deutschland.
    2. 75. Beatrix  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1030; gestorben um 1035.
    3. 76. Mathilde  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 1027; gestorben in Jan 1034; wurde beigesetzt in Worms [67547],Worms,Rheinland-Pfalz,Deutschland.

  7. 30.  von Schwaben, Beatrix Graphische Anzeige der Nachkommen (12.Hermann3, 5.Konrad2, 1.Udo1) wurde geboren um 990/1000; gestorben nach 1035.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Kärnten,Österreich; Herzogin von Kärnten

    Notizen:

    Beatrix von Schwaben
    Herzogin von Kärnten
    ca 990/1000-23.2. nach 1035

    3. und jüngste Tochter des Herzogs Hermann II. von Schwaben und der Gerberga von Burgund, Tochter von König Konrad
    Mütterlicherseits Cousine von Kaiser HEINRICH II. und Nichte König Rudolfs von Burgund

    Brandenburg Erich: Tafel 3, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    IX. 17. BEATRIX
    * ..., + nach 1025 12. V.
    Gemahl: Adalbero von Eppenstein, Herzog von Kärnten, abgesetzt 1035 + 1039 28. XI.

    Anmerkungen: Seite 129
    IX. 17. Beatrix

    siehe Brandenburg, a.a.O. 32; Bollnow, a.a.O. 31f.
    Die Annahme, daß die zweifellos vorhandene zweite Schwester der Gisela Beatrix geheißen habe und an Adalbero von Eppenstein vermählt gewesen sei, beruht nur auf Kombinationen, die von mit a.a.O. näher angegeben sind, ist aber, da quellenmäßig nicht unmittelbar gesichert, nur als wahrscheinlich zu betrachten sind (sic). Die Nachkommen sind daher in Teil II behandelt. Wahrscheinlich war sie älter als Gisela.

    Glocker Winfrid: Seite 323, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    IV. 40 BEATRIX
    * c 990/1000, + n 1025 am II 23
    oo Adalbero I. Herzog von Kärnten (seit 1012) + 1039 XI 28

    Aus der Chronik Hermanns von Reichenau a. 997, SS V 118, wissen wir, dass Herzog Hermann II. und seine Gemahlin einen Sohn und drei Töchter hatten - der früh verstorbene Sohn Berchthold ist dabei der Aufmerksamkeit des Chronisten entgangen. Da das Kärntener Geschlecht der EPPENSTEINER konsequent als Verwandte der salischen Kaiser bezeichnet wird (die Nachweise sind bei Hirsch Band 2, Seite 312, und bei Bollnow, Werl Seite 31 f., zusammengestellt), wird gemeinhin die aus Hermann von Reichenau bekannte dritte Tochter Herzog Hermanns II. (da er ja Vater der Kaiserin Gisela ist, von der die späteren SALIER abstammen) mit der als Gemahlin Herzog Adalberos I. von Kärnten bekannten Beatrix- so in einem Eintrag im Bamberger Domnekrolog zum II 23 bezeugt; weitere Belege bei Klaar, Eppensteiner Nr. 21 - identifiziert.
    Die von Wunder, Genealogie S. 1-7, vorgetragenen Zweifel an dieser Identifikation, die sich vor allem auf das Fehlen einer Tradition des Namens Beatrixstützen, konnte Hilsch, Regenbach S. 58, Anm. 15, mit dem Hinweis auf die Urgroßmutter der Kaiserin Gisela, die eine Tochter Graf Heriberts von Vermandois gewesen ist, entkräften.

    Hilsch, Peter: Seite 58, "Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela"

    Die Schwestern Gisela und Mathilde waren nicht die einzigen gewesen, die als Erben in Frage kamen. Beim Tode ihres Vaters (1003) lebte noch ihr Bruder Hermann, der als Herzog Hermann III. von Schwaben allerdings schon 1012 ohne Erben gestorben war, sowie eine dritte Schwester. Diese gilt nach der bisherigen Meinung, die in jüngster Zeit, allerdings nicht überzeugend, bestritten wird [Nach Gerd Wunder: Beiträge zur Genealogie schwäbischer Herzogshäuser, in: ZWLG 31 (1972) Seite 1-7 paßte der Name Beatrix nicht in "das schwäbische Herzogshaus". Er möchte auf Grund dieses bei den KAPETINGERN üblichen, von der Familie der Grafen von Vermandois herstammenden Namen der Kärntner Herzogin auf eine lothringische Herkunft schließen, schafft damit jedoch neue Probleme: Wie wären dann die EPPENSTEINER Herzöge von Kärnten mit dem Königshaus verwandt (HEINRICH III. ist nach Hermann von Reichenau MGH SS 5, Seite 133 consobrinus von Adalbero, dem Sohn der Kärntner Beatrix)? Wieso spielt sich die militärische Auseinandersetzung von 1019 (siehe auch oben), die nach Wunder um das Kärntner Herzogtum geführt worden sein soll, gerade bei Ulm ab? Wieso nannte die Kaiserin Gisela selbst eine ihrer Töchter Beatrix? Und schließlich, dies dürfte das wesentlichste Gegenargument sein, läßt sich der Name Beatrix in Giselas Familie ebensogut auf ihre eigenen Vorfahren zurückführen: nach der einigermaßen gesicherten KONRADINER-Genealogie (Karl Ferdinand Werner: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1001, in: Karl der Große, hg von Wolfgang Braunfels und Percy Ernst Schramm, Band IV (1967) Seite 403-441, Genealogische Tafel VI, 5 und Hlawitschka Seite 36-49) war die Ehefrau des Urgroßvaters Giselas, des Grafen Udo I. von der Wetterau, eine Tochter des Grafen Heribert von Vermandois! Zieht man dies alles in Betracht, so scheint die alte These, die zum Beispiel schon von Christoph F. von Stälin: Württembergische Geschichte Band 1 (1841) Seite 471 vertreten wurde, nach wie vor die plausiblere zu sein (Stälin nennt die dritte Schwester allerdings nicht Beatrix, sondern Brigitta).], als identische mit Beatrix, der Ehefrau des Kärntner Herzogs Adalbero; sie lebte zum Zeitpunkt der Regenbacher Schenkung sicher noch [Beim Sturz ihres Mannes, des Herzogs Adalbero, 1035 ist sie noch am Leben. Breßlau, Jbb. Band 2, Seite 130-141.]. Setzen wir diese Identifikation als richtig voraus, so hatte Beatrix inzwischen ihr mögliches Erbteil an Regenbach wohl längst an ihrer beiden Schwestern verloren.
    Daß damals (Schlacht bei Ulm 1019) Beatrix ihr elterliches Erbgut in Franken und Schwaben verlor, würde durch eine spätere Wiedergutmachung noch wahrscheinlicher. Nach seiner Regierungsübernahme schenkte KONRAD II. nach Intervention Giselas im Jahre 1025 100 Königshufen in der Steiermark einer "matrona Beatrix", die man ebenfalls mit der Schwester Giselas und Gemahlin Adalberos identifiziert hat.

    Hlawitschka Eduard: Seite 51,57,104,124, 138,169, "Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“

    Schon mehrfach ist es aufgefallen, daß Hermann II. und seine Gemahlin Gerberga nicht nur einen gleichnamigen, 1012 noch im Jünglingsalter verstorbenen Sohn (Hermann III.) und drei Töchter (Mathilde, Gisela und Beatrix) hatten [Der Versuch von G. Wunder, Beiträge Seite 1-7, Beatrix, die Gemahlin des eppensteinischen Herzogs Adalbero von Kärnten, nicht als Tochter Hermanns II. zu betrachten, sondern sie aus dem oberlothringischen Herzogshaus herzuleiten, überzeugt nicht. Nach der von ihm vorgeschlagenen Sicht müßten zum Beispiel Verwandtschaften über 5-7 Generationen hinweg geblieben sein, um die bezeugte consanguinitas zwischen Markward von Eppenstein und Kaiser HEINRICH IV. zu erklären, was an die Grenze der früheren Verwandtschaftskentnisse heranreicht; vor allem aber könnte Bischof Adalbero von Bamberg nicht, wie es bezeugt ist, ein Vetter (consobrinus) Kaiser HEINRICHS III., sondern nur der Vetter HEINRICHS III. gewesen sein. Vgl. hierzu auch schon die Ablehnung bei P. Hilsch, Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela, in: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 42, 1983, Seite 58 Anmerkung 15.], sondern daß ihnen auch ein Sohn namens Berthold geboren worden war.
    Dass Beatrix ihrem Gemahl und dadurch auch ihren Nachkommen Anteilansprüche am Erbe Herzog Hermanns II. von Schwaben, ihres Vaters, einbrachte, erkennt man besonders an der Geschichte des zum Marchtaler Erbkomplex Hermanns II. gehörenden Ortes Daugendorf, westlich von Bussen, Kreis Saulgau, der sich später im Besitz ihres Enkels Heinrich von Kärnten befand. Die EPPENSTEINER hatten zur Durchsetzung ihrer Ansprüche 1019 sogar die bewaffnete Auseinandersetzung nicht gescheut, in der sie aber bei Ulm unterlagen. Im Jahre 1025 schenkte ihr ihr Schwager KONRAD II. auf Intervention ihrer Schwester Gisela 100 Königshufen in der Steiermark als Wiedergutmachung für ihr verlorenes elterliches Erbgut in Franken und Schwaben.
    Über eine namentlich unbekannte Tochter der Beatrix verfügten der Graf Otto und sein Sohn Friedrich von Dießen/Andechs über einen Anteil am Erbe Kunos von Öhningen, den sie 1071/77 wie alle Erben des Schluchssegebietes an das Kloster St. Blasien schenkten.

    Klaar, Karl-Engelhard: Seite 22,27, "Die Herrschaft der Eppensteiner in Kärnten"

    Nr. 21 Markgraf und Herzog Adalbero

    c) Wie u.a. durch einen Eintrag in einem Bamberger Domnekrolog (Reg. Bambg. 1 nr. 263: Beatrix mater Adalberonis episcopi Babenbbergensis obiit zu Februar 23 in Verbindung mit einer Schenkungsnotiz für Kloster Geisenfeld (Nr. 41) gesichert ist, war Adalbero mit einer Beatrix vermählt, und zwar wohl bereits 1019 (Nr. 30). Nach Tangls von ihm selbst (Eppenstein 3, 290) zurückgenommenen Versuch, sie mit der gleichnamigen Tochter Kaiser KONRADS II. zu identifizieren, sieht man in ihr heute allgemein vielmehr dessen Schwägerin, also die Schwester der Kaiserin Gisela und eine der drei Töchter Herzog Hermanns II. von Schwaben und der Gerberga von Burgund; dazu hauptsächlich Brandenburg, Kaiserin Gisela 29f., sowie Tyroller a.a.O. - Ein Registervermerk des 14. Jh., wonach Brigida comitissa mater Marquardi comitis av(i)a Wolrici patriarche Gut in Mernico (bei Cormons) an Rosazzo geschenkt hat (Jaksch, Rosazzo, 237 nr. 1 = Reg. Görz 1 nr. 152) hat gelegentlich Verwechslungen und die sonst nicht zu stützende Annahme einer weiteren Ehe Adalberos veranlaßt; könnte man derselben Quelle chronologisch trauen, so hätte Beatrix 1070 noch gelebt, aber in der Seelgerätschaft der Adalbero-Söhne (Nr. 41) wird sie nicht genannt.

    Nr. 32 Mai 12, Bamberg

    cuidam matronae Beatrici schenkt König KONRAD II. auf Bitten der Königin Gisela und des Erzbischofs Aribo von Mainz centum mansos nostrae proprietatis samt Zugehör in comitatu Dvrgouuues in loco Auelniz sitos.

    Boshof, Egon: Seite 26,29,41, "Die Salier"

    Zudem stand Adalbero seit langem in guten Beziehungen zu HEINRICH II., der den neuen Herzog daher als einen zuverlässigen Gefolgsmann und eine Stütze der königlichen Macht betrachten konnte. Daß der EPPENSTEINETR darüber hinaus mit seinem salischen Vorgänger auch verschwägert war - seine Gemahlin Beatrixwar eine Tochter Hermanns II. von Schwaben und Schwester der Mathilde -, dürfte demgegenüber kaum ins Gewicht gefallen sein.
    Hier dürfte es sich um Auseinandersetzungen um das Allodialerbe Herzog Hermanns II. von Schwaben gehandelt haben, auf das die drei Kontrahenten nach dem Tode Hermanns III. (1012) Ansprüche erheben konnten: Konrad der Ältere und Adalbero als Ehegatten der Töchter Hermanns II., Gisela und Beatrix, und Konrad der Jüngere als Sohn der Mathilde.
    Da der König in diesen Tagen auch einer Beatrix, offenbar der Gemahlin Adalberos, eine große Landschenkung machte, wird man für die Anfänge seiner Regierungszeit trotz der nur wenige Jahre zurückliegenden Auseinandersetzung mit dem EPPENSTEINER um das Allodialerbe des Schwiegervaters vielleicht noch nicht mit Mißtrauen KONRADS gegenüber Adalbero oder mit Gegensätzen zwischen König und Herzog rechnen dürfen.

    Weinfurter, Stefan (Hg.): Band I, Seite 226,230,232, "Die Salier und das Reich"

    Nach Hermann II. und seines über das Knabenalter kaum hinausgelangten Sohnes (Herzog Hermann III., 1003-1012) Tod erbten die Töchter, von denen er "hinreichend viele" hatte: Mathilde, Gisela und Beatrix [G. Wunder, Beiträge zur Genealogie schwäbischer Herzogshäuser, in: Zeitschrift für Württembergische LG 31, 1972, Seite 1-15, sieht Beatrix nicht als eine Tochter Herzog Hermanns II. an. Dies akzeptiert als Prämisse seiner Einordnung der Hildegard "von Schlettstadt" H. Bühler, Wie gelangten die Grafen von Tübingen zum schwäbischen Pfalzgrafenamt?, in: Zeitschrift für Württembergische LG 40, 1981 Seite 188-220, hier Seite 199. Zur Kritik P. Hilsch, Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela, in: Zeitschrift für Württembergische LG 42, 1983, Seite 52-82, Seite 58 Anmerkung 15; Hlawitschka, Untersuchungen (wie Anmerkung 28), Seite 51, Anmerkung 154.].
    Die Unruhen in Schwaben, deren HEINRICH II. 1004 in Zürich Herr zu werden suchte, dürften mit der Neubestimmung von Königs- und Herzogsherrschaft zusammenhängen. In diesem Kontext waren die Ehen der Schwestern Hermanns III., Cousinen HEINRICHS II., von großer politischer Bedeutung, da sie ihren Gatten konradinischen Besitz und damit Teile der bisherigen materiellen Grundlage der Herzogsherrschaft vermittelten. HEINRICH II. hat darum bestimmte, für die Herzogsherrschaft in Schwaben bedeutsame Ehen der - je mehrfach verheirateten - Mathilde und Gisela anzufechten versucht, wenngleich beidemale ohne Erfolg: die "salischen" Ehen der beiden Schwestern.
    Doch HEINRICH düpierte die "salische" Familie und gab das Herzogtum an den Kärntner Markgrafen Adalbero, den Mann der KONRADINERIN Beatrix, der Mutterschwester des übergangenen Kindes (Konrad der Jüngere).
    Den Beweis dafür liefert die Nachricht Hermanns des Lahmen zum Jahr 1019: Konrad der Jüngere, inzwischen ein adolescens, habe mit Hilfe seines Vetters Konrads des Älteren, Adalbero, den Herzog von Kärnten, in einer Schlacht bei Ulm besiegt und in die Flucht geschlagen. Die Vermutung, in dieser Schlacht des Sohnes der Mathilde und des Gatten der Gisela gegen den Gatten der Beatrix seien Auseinandersetzungen um das Erbe dieser drei Schwestern, der Töchter Herzog Hermanns II. und der Gerberga, gewaltsam ausgetragen worden, ist sehr wahrscheinlich und zudem neuerdings mit dem Hinweise gestützt worden, daß der Zeitpunkt der Auseinandersetzungen durch den Tod der Gerberga bestimmt sein dürfte.
    Denn in signifikanten Zusammenhang - der Schenkung Regenbachs 1033 aus Giselas Besitz an die Kirche von Würzburg - tritt zwar Konrad der Jüngere als Spitzenzeuge auf, jedoch nicht Beatrix oder Adalbero von Kärnten.
    Besitzgeschichtliche Rekonstruktionsversuche der Art, wie sie über die Herkunft salischer und staufischer Güter im nördlichen Schwaben, im angrenzenden Franken und im Elsaß angestellt worden sind, können sogar anscheinend mühelos von der Prämisse ausgehen, Adalberos Gattin Beatrix sei gar nicht unter die Töchter Hermanns II. und der Gerberga zu zählen. Indes dürften nach wie vor die Tatsache, daß der Enkel Adalberos, Herzog Heinrich von Kärnten, das praedium bei Daugendorf an der Donau bei Riedlingen bzw. Grüningen besessen hat, das Kaiser HEINRICH IV. teilweise an St. Gallen schenkte, am besten als Erbe der Beatrix zu erklären sein und damit als Teil des um den Bussen und um Marchtal ausgedehnten Besitzes Herzog Hermanns II. und der Gerberga [Damit scheinen sich auch die Grenzen des militärischen Erfolges anzudeuten, den die beiden Konrade 1019 bei Ulm über Adalbero errungen haben: Aus dem oberschwäbischen Erbe ist Beatrix nicht verdrängt worden. Freilich hat sich Konrad der Ältere, als er König geworden war, der Beatrix in auffälliger Weise angenommen; er hat sie 1025 für den 1019 erlittenen Verlust ihrer Rechte mit Gütern in Kärnten reichlich entschädigt und 1035 hat er bei der möglicherweise mit dem Teilentzug von Eigengütern verbundenen Absetzung Adalberos seine Verwandte Beatrix ausdrücklich ausgenommen; vgl. Klaar, Die Herrschaft der Eppensteiner (wie Anmerkung 75), Seite 27f., Nr. 32, Seite 96, Anmerkung 94; Bresslau, Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II. (wie Anmerkung 67), Band 1, Seite 62; Band 2 Seite 139. Wenn man aus den 1093 erkennbaren Besitzverhältnissen auf die Kräfteverhältnisse des Jahres 1019 zurückschließt und behauptet, daß der Arm der beiden Vettern 1019 nicht bis Oberschwaben reichte und deshalb auch keine zeitweilige, doch später, etwa 1025, wieder revidierte Störung der Besitzverhältnisse stattgefunden haben könne, muß man umgekehrt den analogen Rückschluß konzedieren, daß auch Adalbero 1019 nicht in der Lage gewesen sei, die - ebenfalls aus den späteren Besitzverhältnissen zu erschließenden - Rechte der Gisela an mehreren Marchtaler Pfründen zu stören.].

    Erkens, Franz-Reiner: Seite 28,63, "Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers."

    Nachdem nämlich am 12. Dezember dieses Jahres Konrad aus dem Leben geschieden war, überging HEINRICH II. nun die SALIER und vertraute einem Einheimischen, dem Markgrafen Adalbero von Eppenstein, der allerdings mit Beatrix, der Schwester von Konrads Witwe wie auch von der späteren Kaiserin Gisela, vermählt war, die Verwaltung des Landes an der SO-Grenze des Reiches an.
    Doch der EPPENSTEINER, verheiratet mit Beatrix, der Schwester der Königin Gisela, brauchte sich keine Sorgen zu machen, KONRAD wollte die bestehenden Verhältnisse nicht ändern. Zwar scheint er durch umfangreiche Landschenkungen andere Adlige aus dem Südosten begünstigt zu haben und damit ein Gegengewicht gegen den EPPENSTEINER geschaffen zu haben, doch dienten seine Maßnahmen offenkundig auch dem Landesausbau und der Grenzsicherung. Sie dürfen daher nicht ausschließlich als Spitze gegen Adalbero gesehen werden, zumal wenn jene nicht näher bezeichnete Beatrix, die am 12. Mai 1025 vom König eine umfangreiche Landschenkung in der Gegend von Aflenz erhielt, die Gemahlin des Herzogs gewesen sein sollte [wie nicht zu Unrecht vermutet wird].

    23.2.1019 oo Adalbero I. Herzog von Kärnten um 980-28.11.1039

    Kinder:

    - Markward III. Herzog von Kärnten ca 1020-16.6.1076
    - Adalbero Bischof von Bamberg (1053-1057) - 14.2.1057
    - Willibirg - 21./25.1.
    oo Ottokar I. Markgraf der Kärntner Mark - 29.3.1075
    - Tochter
    oo Kuno II. Welf Graf im Sualagau
    oder
    oo Otto I. Graf von Dießen bezeugt 1018-1062 - 17.1.


    Literatur:
    Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 26,29,41,66 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Seite 7,129 - Bresslau, Harry, Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II. Band 1, Seite 62; Band 2 Seite 130-141- Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I, Seite 226,230,232 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 28,36,63,160 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 323 - Hilsch, Peter: Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela, in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 42 1983 Seite 52-81- Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 51,57,104,124, 138,169 - Klaar, Karl-Engelhard: Die Herrschaft der Eppensteiner in Kärnten, Klagenfurt 1966 Seite 22,27,33,56,86,130 - Pohl Walter: Die Welt der Babenberger. Schleier, Kreuz und Schwert, hg. von Brigitta Vacha, Verlag Styria, Seite 83,93 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 176 - Uitz, Erika/Pätzold, Barbara/Beyreuther, Gerald: Herrscherinnen und Nonnen. Frauengestalten von der Ottonenzeit bis zu den Staufern, Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1990 Seite 110,123 - Wunder Gerd: Beiträge zur Genealogie schwäbischer Herzogshäuser. In Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 31, 1972 Seite 1-15 -

    Heinzelmann, Josef, "Zur Abstammung der Beatrix, Gattin Adalberos, Herzogs von Kärnten"

    Durch indirekte Quellen ist das Ehepaar Adalbero von Kärnten und Beatrix als solches belegt. Adalbero, zunächst Markgraf, gehört zu den sogenannten „EPPENSTEINERN“ (Vgl. Tafel 1) [Die Bezeichnung ist anachronistisch, sie begegnet erstmals nach dem Aussterben der Familie. Zu ihr gibt es eine methodisch vorzügliche Arbeit: Karl-Engelhardt Klaar, Die Herrschaft der Eppensteiner in Kärnten (Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie 61), 1966. Vorausgestellt sind Regesten mit wertvollen Quellen- und Literaturangaben und eigenen Kommentaren zu den einzelnen Zeugnissen, auf die ich im folgenden Bezug nehme, wenn Klaar nicht nach Seitenzahlen, sondern nach Nummern zitiert wird.].
    Bisher hielt man diese Beatrix für eine Tochter des Herzogs Hermann II, denn von diesem weiß man, dass er drei Töchter hatte, von denen aber nur zwei, Mathilde und Gisela, belegt sind. Mit drei Argumenten wird diese Annahme begründet:

    Erstens dass Beatrix ihrem Mann Adalbero den Anspruch auf das Herzogtum Kärnten in die Ehe gebracht hätte.
    Zweitens dass ein Sohn der Beatrix, Bischof Adalbero von Bamberg, vom selben Hermann dem Lahmen, der uns über die tresque filias Hermanns II. informiert, consobrinus Kaiser HEINRICHS III. genannt wird.
    Drittens (was eher eine Folgerung ist) verweist man darauf, dass es bei einer 1019 bei Ulm ausgetragenen Schlacht zwischen dem SALIER Konrad dem Jüngeren, unterstützt von seinem Cousin Konrad dem Älteren (dem späteren König) und Herzog Adalbero um das Erbe von Herzog Hermann II. gegangen sein könnte.
    Eine bessere Erklärung für diese Auseinandersetzung bringe ich später. Das zweite Argument ist richtig, bei der angenommenen Filiation wäre hier consobrinus sogar im damals engsten Wortsinn angewendet, was aber nicht dazu zwingt, Beatrix als Schwester von Kaiserin Gisela anzusehen [Ich teile die Vorbehalte, nicht aber die Lösungsvorschläge von Gerd Wunder, Beiträge zur Genealogie schwäbischer Herzogshäuser, 1. Herzogin Beatrix von Kärnten, in: ZWürttLG 31 (1972), S. 1 ff.) - Peter Hilsch, Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela, ZWürttLG 42 (1983), S. 52ff., hier S. 58, bringt neben haltlosen Gegenargumenten die berechtigte Frage: Wie wären dann die EPPENSTEINER mit den SALIERN verwandt? Ich beantworte sie im Folgenden. - Klaar, Eppensteiner…, Nr. 21 referiert zurückhaltend „…sieht man in ihr heute allgemein … die Schwester der Kaiserin Gisela und eine der drei Töchter Herzog Hermanns II. …“ Später geht er vorbehaltlos von dieser Einreihung aus, so z. B. S. 86.].
    Das erste Argument aber ist hinfällig. Auf keinen Fall dürfte Adalbero von Eppenstein, weil er Schwippschwager des 1011 verstorbenen SALIERS Konrad I. gewesen wäre, dessen Herzogtum Kärnten bekommen haben, unter Umgehung von Konrads minderjährigem Sohn (nach dem Tode seines Vaters des Herzogtums privatus [Herim. Aug. chron. ad a. 1012, ed. Pertz, 119, ed. Buchner S. 658; ebd. zu 1030 (S. 121, bzw. 664) die Parallelstelle, dass Herzog Ernst von Schwaben ducatu privatur. Während Ernst sich Ernsthaftes hatte zuschulden kommen lassen, kann man sich dies bei dem unmündigen Konrad d. J. nicht vorstellen, die Gemeinsamkeit der Stellen liegt darin, dass das Folgerecht negiert wurde. Vgl. auch: Bertolfum quoque de Zaringin ducatu Carantinorum privavit et Liutoldo Genuensi dedit (Casus monasterii Petrishussensis, 2 31, ed. Abel-Weiland, MG SS 20, hier S. 645.; Klaar, Eppensteiner…, Nr. 56.] ) und auch nicht als dessen Vormund, unter Umgehung auch von Konrad „dem Älteren“, dem Brudersohn von Konrad I.
    Jackman behauptet, dass er das Amt wegen seiner Verwandtschaft mit dem Kaiserhaus, also mit HEINRICHII. und Kunigunde, bekommen hätte. Bei der von ihm mitgetragenen Filiation stünde der Mann einer Cousine HEINRICH II. gewiss nicht näher als Konrad der Jüngere, der Sohn von deren Schwester.
    Zu Kaiser KONRAD II. war Adalbero als Schwager der Kaiserin Gisela gewiss nicht näher verwandt als KONRAD II., denn der war Cousin des Kaisers und Cousin der Kaiserin. Wie kann man so ein Argument vorbringen!? Dagegen ist für Adalbero selber Verwandtschaft mit HEINRICH II. durchaus möglich, ja wahrscheinlich [So erscheint er in der ersten Liste der „Klosterbesitzdiebe“ von Tegernsee, was nach Hans Constantin Faußner, Die Frühzeit der Babenberger in Bayern und Herkunft der Wittelsbacher. Ein Kapitel bayerisch-österreichischer Geschichte aus rechtshistorischer Sicht (Studien zur Rechts-, Wirtschafts und Kultur-geschichte 15), 1990, S. 23ff. heißt, dass er (wie HEINRICH II.) von Herzog Arnulf abstammt. Hierzu auch Klaar, Eppensteiner…, Nr. 29. Die genaue Filiationslinie ist umstritten, was an der Tatsache nichts ändert.]. Schließlich hat sich dieser noch als Herzog zweimal für umfangreiche Schenkungen OTTOS III. an Adalbero verwendet [MG D O III, Nr. 355 und Nr. 370. Vgl. Klaar, Eppensteiner…, Nr. 21f.].
    Jackman umging früher jede Diskussion: „…source evidence is sufficiently clear that for brevity’s sake a demonstration is here dispensed with.“ [Konradiner, S. 134, Anm. 220] Ich möchte wissen, welche evidente Quelle eine Beatrix als Tochter Hermanns II., bzw. Adalbero als dessen Schwiegersohn belegt. Die Behauptung lässt sich auf 1841 datieren, den ersten Band von Christoph F. von Stälins Württembergischer Geschichte.
    Alle Indizien, die consobrinus-Frage [Jackman hat recht, man darf die engste, wenn auch damals als etymologisch richtig aufgefasste Bedeutung von consobrinus, nicht immer anwenden.], die Enkelnamen Heinrich und Liutold [Jackman betont Namenvererbung in Liutolt und dem jüngsten Sohn Markwarts, Hermann. Tyroller benützt den Namen Liutolt, um eine Filiation für Markwarts Frau Liutbirg zu erschließen. Heinrich ist als drittältester Sohn ein gewichtigerer Leitnamenträger als Hermann.], das Folgerecht im Herzogtum Kärnten, deuten in dieselbe Richtung: Adalberos ihm dieses Folgerecht vermittelnde Frau Beatrix war eine Tochter oder Enkelin Herzog Ottos „von Worms“ und nicht Schwägerin, sondern Schwester (oder Nichte) Herzog Konrads I. Da eine Zeitstellung für die Heirat von Adalbero und Beatrix nur in „wohl vor 1019“ genannt werden kann, kann Adalbero mit Amtsantritt, also um 1000, oder auch als bereits mindestens 30-jähriger, also wohl Witwer, kurz vor 1011 oder gar - mit kaiserlicher Protektion - danach geheiratet haben, also im Zusammenhang der Herzogsernennung. Im ersten Fall wäre seine Braut eine Tochter Ottos, im zweiten eine Tochter von Ottos Sohn Heinrich, also Schwester des späteren Kaisers KONRAD II. So oder so würden sich die engen Beziehungen zwischen SALIERN und EPPENSTEINERN erklären lassen. Auch in den nächsten Generationen werden EPPENSTEINER als Verwandte salischer Herrscher bezeichnet [Klaar, Eppensteiner…, Nr. 50 Lampert von Hersfeld spricht von Markwart als propinquus (HEINRICHS IV.) bei einem Gerücht über dessen Einsetzung (1072/73) als Herzog. - Nr. 75 (1093 Mai 12) HEINRICHS IV. Bezeichnung des Patriarchen Ulrich als dilectissimi consanguinei nostri. - Nr. 90 (1114 01 17) HEINRICHS V. Bezeichnung Heinrici ducis Karinthie dilectissimi nepotis nostri…].
    Dass dies noch 1114 geschah, lässt vermuten, dass die Verwandtschaft eine Generation näher liegt, dass Herzog Adalbero also in Beatrix eine Tochter des SALIERS Heinrich geheiratet hat. Darauf weist auch der bevorzugte Namen Heinrich hin.
    Ob Beatrix nun Tochter oder Enkelin Ottos von Worms war, so oder so wird deutlich, warum ihr Sohn Markwart in Kärnten ein St. Lambrecht geweihtes Kloster gründete, wie es einst Herzog Otto nicht nur in der Diözese Speyer tat, sondern auch in Kärnten. Markward und sein Sohn, Herzog Heinrich knüpften offensichtlich daran an. „Die Rückschau auf die Vorgeschichte der vom Grafen Markwart begonnenen Gründung zeigt, wie wichtig ihm und seiner Familie das Festhalten an der von dem SALIER Herzog Otto in Kärnten eingeführten Verehrung des hl. Lambert sein musste. Ein Familienkloster schlechthin… hätte sich leichter einrichten lassen. Hier ging es zugleich um den Anspruch, in der Tradition des salischen Herzogtums in Kärnten zu stehen, welche, verbunden mit der alten Machtstellung der EPPENSTEINER, die Grundlage ihrer Herzogsherrschaft abgeben sollte [Klaar, Eppensteiner…, S. 128ff.] .“
    Dass 1004 beim Tode Herzog Ottos „von Worms“ als Herzog von Kärnten nicht Konrad d. Ä. folgte, folgt aus dem nach salischem Recht nicht praktizierbaren Eintrittsrecht vaterloser Enkel bei Vorhandensein eines Sohnes, nicht aus seiner Unmündigkeit, deren Ende sowieso gerade eingetreten war oder in wenigen Wochen abgelaufen wäre [T. Schmidt, Kaiser Konrads II. Jugend und Familie, in: Geschichtsschreibung und geistiges Leben im Mittelalter. Festschrift für Heinz Löwe zum 65. Geburtstag, hrsg. von K. Hauck und H. Mordek, 1978, S. 312–324, betont auch, dass Konrad nicht Erbe Ottos von Worms war wegen des fehlenden Eintrittsrechts (dem ein Testament oder eine Designation à la Udo vom Rheingau abgeholfen hätte, wie ich in unserem Zusammenhang ergänzen möchte).]. Sein Vater Heinrich, als ältester Sohn der natürlich erste Erbe, war gestorben, daher trat der zweite Sohn Ottos, eben Konrad I., an seine Stelle und wurde Herzog [Vgl. Stefan Weinfurter, Herrschaftslegitimation und Königsautorität im Wandel, in: Stefan Weinfurter (Hrsg.), Die Salier und das Reich, 1, 1992, hier S. 63f. ]. Nach dessen Tod 1011 mag Konrad der Ältere gegen die Nachfolge seines unmündigen Cousins, des jüngeren Konrad, interveniert haben, was HEINRICH II. bei seinen Vorbehalten gegen die beiden (die schon damals seine potentiellen Thronfolger waren) den Vorwand gab, als scheinbaren Kompromiss den angeheirateten Onkel beider zu ernennen, der ihm deshalb wohl auch besonders verbunden blieb [Wenn Adalbero nicht selber verwandtschaftliche Beziehungen zu HEINRICH II. hatte, was uns hier Gottseidank nicht interessieren muss.].
    Darauf deutet auch, dass Konrad der Ältere, der ja auch bei der Königswahl 1024 das agnatische „Haus“ hochhielt, in der Schlacht bei Ulm 1019 auf der Seite Konrads d. J. stand. Dabei gilt diese Schlacht immer als ein Kampf um schwäbisches Erbe. Doch „aus dem oberschwäbischen Erbe ist Beatrix nicht verdrängt [Dieter Mertens, Vom Rhein zur Rems, in: Die Salier und das Reich 1: Salier, Adel und Reichsverfassung, hrsg. Stefan Weinfurter u. Mitarbeit v. H. Kluger, 1992, hier S. 226, 230 und 232. Dort auch: „Besitzgeschichtliche Rekonstruktionsversuche… können sogar anscheinend mühelos von der Prämisse ausgehen, Adalberos Gattin Beatrix sei gar nicht unter die Töchter Hermanns II. und der Gerberga zu zählen.“ Andere Indizien für die Filiation wurden bisher nicht behauptet…].“ Wenn Gisela 1033 einen Teil von Regenbach an Würzburg schenkt, steht zwar der Sohn ihrer verstorbenen Schwester Mathilde, Konrad d. J., Zeuge, nicht aber der Mann der noch lebenden Beatrix, ihrer angeblichen Schwester. Und wenn Konrad der Ältere als König 1035 veteris existente causa odii [Ein Wormser (!) Kleriker an seinen Wormser Bischof Azecho, der selber in genealogischer Nähe zu den SALIERN gestanden haben dürfte (Die ältere Wormser Briefsammlung (ed. Walther Bulst), (MG, Die Briefe der deutschen Kaiserzeit, 3), 1949, S. 49ff., Nr. 27.) ] Adalbero als Herzog absetzt, kann dieser alte Groll am einfachsten mit der Vergabe des Herzogtums 1011 erklärt werden und wäre 1019 zum ersten Male manifest geworden [Herwig Wolfram, Konrad II.: 990–1039; Kaiser dreier Reiche, 2000, S. 102 ff., aber auch 78, 80, 84, 91f. Ob man die Stelle nun als Fortbestehen oder als (Wieder-)„Hervortreten der Ursache alten Hasses“ auslegt (hierzu Klaar, Eppensteiner…, S. 91f.), man darf nicht nur bis 1019 zurückgehen, als der Hass (für uns zum ersten mal) hervortrat, sondern zur eigentlichen Ursache, die in den Geschehnissen von 1011 zu Suchen ist.]. (Es ist dies in einem Brief an den Wormser Bischof festgehalten, der sich natürlich mit den Zwisten im SALIER-Haus bestens auskennt.) Gleichwohl sind die EPPENSTEINER fast durchgehend und fast unbedingt Anhänger des Königshauses.
    Jackman erregt meinen Zweifel schon mit der allen Erfahrungen widersprechenden Behauptung, dass Adalberos Frau ihren Namen Beatrix von einer angeheirateten Tante bekommen habe. Den Namen kann freilich auch ich nicht stringent ableiten [Ich glaube nicht, wie Christian Settipani an mehreren Stellen meint, dass es sich um eine hypokoristische Form von Bertrada handelt.]. Da Kaiser HEINRICH III. eine Schwester und eine (die erste!) Tochter Beatrix hatte, habe ich immerhin eine mögliche Herleitung anzubieten. Diese jüngeren Beatrices können ihren Namen entweder von seiten der Mutter Gisela oder des Vaters Konrad (der Ältere, später König und Kaiser) hergeleitet haben. Man kann in den beiden ungeklärten Fällen nicht den anderen für den einen als Beweis heranziehen. Wir kennen Giselas Verwandtschaft besser als die KONRADS, und finden auch dort den Namen einmal, bei der (Groß?-)Nichte Giselas, Beatrice („von Canossa“). Die aber trug ihren Namen nicht nach einer Vorfahrin ihrer (Groß-)Mutter Mathilde, sondern nach ihrer oberlothringischen Urgroßmutter Beatrix, einer französischen Königs-Tochter.
    [Persönlicher Einwurf: Beatrix war die Tochter von Herzog Hugo von Franzien und der Hadwig von Sachsen, Tochter König HEINRICHS I. Auch die Mutter des Herzogs Hugo von Franzien trug den Namen Beatrix. Vermutlich entstammte sie dem Hause der HERIBERTINER. Weiet konnte ich den Namen Beatrix nicht zurückverfolgen.].
    Es besteht also kein Grund, den Namen als einen Leitnamen der konradinischen Herzogsfamilie von Schwaben anzusehen, in der er generationenlang nicht belegt ist. Er kann besser (wenn auch nicht zweifelsfrei) den SALIERN zugeordnet werden, zu denen er entweder durch Herzog Ottos Frau Jutta, die genealogisch noch immer ein leerer Schatten ist, gebracht wurde, oder durch die aus Lothringen stammende Adelheid, wenn diese die Mutter war [Vgl. Eduard Hlawitschka, Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11 Jahrhundert (VKommSaarlLdesG-Volksforschg 4), 1969.].
    Ob Beatrix „von Kärnten“ überhaupt die erste Frau Adalberos war, ist nicht bewiesen, der Zeitpunkt der Heirat ist bekanntlich unbekannt. Ihr Namen wird anscheinend nicht weitergegeben. Die Schenkung von 1025 Mai 12 betrifft möglicherweise nicht sie. Die Bezeichnung matrona wird im Allgemeinen nur Witwen gegeben. Es ist jedenfalls auffällig, dass eine Frau ohne Nennung ihres Mannes eine so große Schenkung (100 Königshufen) erhält. Wenn sie eine Tante des Königs/Kaisers war, versteht man das, und auch, dass sie selber 1035 bei der Absetzung Adalberos nicht mitbestraft wurde [Für diesen mehrfach vorgebrachten Umstand fand ich nirgends einen Beleg.]. Selbst die enge Verbindung zwischen Herzog und Kaiser-Sohn, die KONRAD II. so in Rage brachte, gewänne glaubhafte Kontur, wenn es sich um einen angeheirateten Großonkel handelte, wie überhaupt die ganzen Peripetien zwischen „SALIERN“ und „EPPENSTEINERN“ Farbe annähmen, wenn es sich um innerfamiliäre Auseinandersetzungen handeln sollte. Selbst die einmal behauptete Thronkandidatur Liutolts bekäme dann Sinn [(1090) …defunctus est Liudolfus dux Carentinorum, cum et ipse appeteret regnum contra imperatorem Henrichum (Liber de unitate ecclesiae conservanda, c. 35, ed. Schwenkenbecher, MG SS rer. Germ. 39, S. 115 bzw. 263; Klaar, Eppensteiner…, Nr. 66b.) Lutolds Bruder Heinrich ist erst ab 1093 und nach Abtretung umfangreicher Güter und Ämter (Daugendorf, Vogtei Aquileja, Mark Krain). Dazwischen verwaltete nach Klaar HEINRICH IV. das Herzogtum selber, vielleicht war sein Misstrauen gegenüber den Kärntner Verwandten gerechtfertigt.].
    Über die Abfolge und Verwandtschaft der Herzöge von Kärnten s. Tafel 1. Zwischen 1047 und 1055 fehlt mangels Verwandtschafts-Beweis der 10., Welf, dann folgt der HEZELINIDE Konrad und dessen Schwiegersohn Berthold v. Zähringen. Dieses Konrads Mutter wurde von Hlawitschka als Schwester Kaiser KONRADS II. wahrscheinlich gemacht [Eduard Hlawitschka, Die „Verwandtenehe“ des Gegenkönigs Hermann von Salm und seiner Frau Sophie. Ein Beitrag zu den Familienbeziehungen der rheinischen Ezzonen/Hezeliniden und des Grafenhauses von Formbach/Vornbach, in: Bayern. Vom Stamm zum Staat. FS f. Andreas Kraus z. 80. Geburtstag, hrsg. v. Konrad Ackermann et alii, 1, 2002, S. 19–51.].
    Bleibt die Frage nach dem schwäbischen Erbe. Bekannt ist nur eines im Landkreis Saulgau. Daugendorf (Touwondorf) war von dux Heinricus de Carinthia filius domini Marquardi in die Hand des Kaisers gegeben worden, und dieser vergab daraus 1093 Mai 12 [MG D H IV Nr. 431; Klaar, Eppensteiner…, Nr. 75.] 30 Mansen an das Kloster St. Gallen (wo Heinrichs Bruder Ulrich Abt war). Diese Besitztransaktion ist typisch für Reichslehen, die von ihren Inhabern an kirchliche Institute gegeben werden [Hans Constantin Faußner, Die Verfügungsgewalt des deutschen Königs über weltliches Reichsgut im Hochmittelalter, in: DA 29, S. 345–449.]. Dass es sich um ein Allod, gar ein von Herzog Hermann II. ererbtes, handelt, ist daher mehr als unwahrscheinlich. Schon angesichts der widersprüchlichen Deutungen und Erklärungen sollte man auf diesem Flugsand keine genealogischen Kartenhäuser erbauen.
    Meine Behauptung, Beatrix von Kärnten stamme aus dem salischen Hause, bleibt ohne endgültigen Beweis wie die bisherige Ansicht, aber sie ist sehr viel plausibler. Natürlich muss, wenn man sie nicht als eine der drei Töchter des Schwaben-Herzogs ansieht, deswegen noch nicht Hadewig von Nellenburg an ihre Stelle rücken, wie ich an anderm Ort vorgeschlagen habe vorgeschlagen habe [Spanheimer-Späne. Schachwappen und Konradinererbe, in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 25 (1999), S. 7–68.]; die dritte Tochter kann auch relativ bald nach dem Vater gestorben sein, ob verheiratet oder nicht.
    Zum Abschluss: Einige Eppensteinische Seitenverwandte, die höchstwahrscheinlich auch von Adalbero und Beatrix abstammen, lassen sich aus den Quellen ohne genauen Anschluss eruieren. Dagegen müssen wir alle Töchter, mit denen Tyroller seine EPPENSTEINER-Tafel auffüllt, und einen Ulrich, Bruder Adalberos, streichen. So haben wir nicht eine einzige Nachkommin der Beatrix, nur Söhne und Enkel, die Quellen ergeben mithin ein recht einseitiges Bild.
    Heinricus de Houerdorf (Heinrich von Hofendorf, Lks. Rottenburg a. d. Laaber) steht als erster nichtfürstlicher Intervenient in der Schenkungsurkunde für Daugendorf, ist also offensichtlich ein Erbberechtigter. 1096 steht sein Sohn (Covnrat filius Heinrici de Houators) an prominenter Stelle bei der Gründung von St. Lambrecht Zeuge.
    Heinrich könnte gemeint sein in einem Eintrag ins St. Galler Gedenkbuch, wohl aus der Zeit von Abt Ulrich (1077–1121): Marchwart, Liutpirch, Marchwart, Liutolt, Heinrihc, Hereman, Hereman, Heinrihc, Friderihc, Ruodpret. [Spanheimer-Späne. Schachwappen und Konradinererbe, in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 25 (1999), S. 7–68. Liber confraternitatum sancti Galli, ed. Piper, MG Libri confratern., Sp. 219. Klaar, Eppensteiner…, Nr. 40c.] Man erkennt unschwer die Eltern und vier der fünf Brüder der letzten Generation (es fehlt der einschreibende Abt, für dessen Memoria längst gesorgt war und nichts geopfert werden musste). Die letzten vier Namen stehen gewiss für nahe Verwandte. In Heinrich kann man den von Hofendorf erkennen. Anschließen könnte man ihn als einen jüngeren Bruder(ssohn) Marchwarts, in dessen Generation sonst Namensgut der Mutter nicht erscheint (weder salisches, noch schwäbisch-konradinisches). Heinrich von Hofendorf kann man nicht als einen Sohn des noch vor dem Vater verstorbenen Markward ansehen, denn der könnte 1096 nicht schon einen zeugnisfähigen Sohn gehabt haben.
    Ob Friedrich der (wie es sonst scheint, früh verstorbene) Bruderssohn von Herzog Adalbero ist, muss ich gleichfalls offenlassen [Zu ihm Klaar, Eppensteiner…, Nr. 47.].
    Das Erscheinen eines zweiten Hermann, der wohl so ähnlich wie Heinrich einzureihen ist, gibt natürlich auch diesem Namen eponymisches Gewicht. Es könnte sich vielleicht um einen Bruder der Liutbirg handeln, wenn man den Namen erst mit ihr in die Familie kommen lassen will. Ich glaube übrigens nicht, dass sie aus dem bayerisch-kärntnischen Raum kommt, und schon gar nicht ist sie eine Tochter der „WILHELME und LIUTOLDE“, wie Tyroller will, um den Namen ihres Sohnes zu erklären.

    Tafel 1: (Siehe Grafik)



    Gestorben:
    23.2.

    Beatrix heiratete von Eppenstein, Adalbero in 1019. Adalbero wurde geboren um 980; gestorben in Nov 1039; wurde beigesetzt in Geisenfeld [85290],Pfaffenhofen an der Ilm,Bayern,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]


  8. 31.  von Schwaben, Berthold Graphische Anzeige der Nachkommen (12.Hermann3, 5.Konrad2, 1.Udo1) wurde geboren in 992; gestorben in 993.

    Notizen:

    Geburt:
    Anfang 992

    Gestorben:
    Anfang 993


  9. 32.  von Schwaben, Hermann III. Graphische Anzeige der Nachkommen (12.Hermann3, 5.Konrad2, 1.Udo1) wurde geboren um 994; gestorben am 1 Apr 1012.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 1003-1012, Schwaben,Deutschland; Herzog von Schwaben

    Notizen:

    Hermann III.
    Herzog von Schwaben (1003-1012)
    ca 994/vor 1.995-1.4.1012
    (991/92 Hlawitschka)
    2. Sohn des Herzogs Hermann II. von Schwaben aus dem Hause der KONRADINER und der Gerberga von Burgund, Tochter von König Konrad

    Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 7, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    IX. 20. HERMANN III., Herzog von Schwaben 1003
    * nach 1000,vor 1002, + 1012 1. IV.

    Anmerkungen: Seite 130
    IX. 20. Hermann III.

    siehe Bollnow,a.a.O. Seite 29

    Althoff Gerd: Seite 386, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    H 8 Me: 1.4. Herimannus dux + 1012 Hermann III., Herzog von Schwaben

    (Es.) Hermann III., der Sohn Hermanns II. von Schwaben (siehe dazu H 5) und der Gerberga (H22), der Tochter Konrads von Burgund (K 38) starb 1012, ohne volljährig geworden zu sein.
    Vgl. Hirsch, Jbb. Heinrichs II. 1, S. 272 und 343; FW H 17 mit weiteren Hinweisen.

    Glocker Winfrid: Seite 324, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VII. 41. HERMANN III.
    * c 994, v 995 I, + 1012 IV 1
    1003 Herzog von Schwaben

    Den Filiationsbeleg für Herzog Hermann III. von Schwaben bringen die Annales sangallenses maiores a. 1002, SS I 81, die Miraculae S. Verenae c. 21, S. 61, und die Chronik Hermanns von Reichenau a. 1004, SS V 118.
    Die Geburtszeit ist nach Hlawitschka, Untersuchungen Kap. III d mit Anm. 103, auf vor Januar 995 anzusetzen.

    Schwennicke Detlev: Tafel 9, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1,"

    HERMANN III.
    * vor X. 995, + 1.IV.1012
    1003 HERZOG von SCHWABEN

    Durch Hermann von Reichenau wissen wir von drei Töchtern und einem Sohn Hermanns II. Wenn dem Herzog seine Gemahlin zunächst filias satis geboren hatte, er jedoch filios non habebat, weswegen er schließlich zur Wallfahrt um den Sohn, der ihm dann auch geboren wurde, Zuflucht nahm, dann werden die Töchter gewiß vor dem Sohn Hermann III. zur Welt gekommen sein. Und da es - was bislang nicht beachtet wurde - einen Anhaltspunkt gibt, nach dem Hermann III. bereits im Januar 1007 bereits als rechtsfähig galt, er also spätestens im Januar 992 geboren wurde. Freilich ist nicht völlig auszuschließen, ja sogar wahrscheinlich, dass Hermann III. angesichts der seit 1003 vakanten Herzogsposition nach dem älteren und außerhalb Alemanniens wohl noch länger gültigen Usus schon mit dem vollendeten 12. Lebensjahr mündig erklärt wurde. Dann aber war Hermann III. wohl spätestens im Januar 995 geboren worden. Dazu stimmt, dass Hermann III. beim Tode seines Vaters am 4. Mai 1003 noch ein parvulus war, zu 1004 als adhuc puerulus bezeugt wird und, als er am 1. April 1012 starb, ein puer bzw. adolescentulus war wie auch größtenteils einfach nur dux bezeichnet wurde. Für den unmündigen Hermann III. führte sein Vetter, König HEINRICH II., die Regentschaft.

    Stälin Paul Friedrich: Seite 194, "Geschichte Württembergs"

    Nach Hermanns II. Tode übergab König HEINRICH das Herzogtum wohl besonders mit Rücksicht auf seine verwandtschaftlichen Beziehungen an dessen noch im Kindesalter stehenden Sohn Hermann III. (1003-1012). Allein derselbe starb noch in jugendlichem Alter und unvermählt im April 1012 als der letzte Herzog aus jenem fränkischen Hause, welches seit den Tagen König HEINRICHS I. unter mannigfachen Wechselfällen das schwäbische Herzogtum meistens innegehabt hatte. Seine Schwestern beerbten ihn. Während er an der Spitze Schwabens gestanden, war König HEINRICH II. im März 1004 mit einem Gefolge von Schwaben, Franken und Lothringen durch O-Schwaben nach Italien gezogen und hatte sich allda die lombardische Krone aufgesetzt; auch hatte er im Sommer des Jahres zu Zürich einen allgemeinen Landfrieden für Schwaben beschwören lassen, - die erst, hinsichtlich ihrer Bedeutung freilich bestrittene Nachricht dieser Art.

    Weinfurter, Stefan (Hg.): Band I Seite 226,258/Band II Seite 510, "Die Salier und das Reich"

    Nach Hermanns II. und seines über das Knabenalter kaum hinausgelangten Sohnes (Herzog Hermann III., 1003-1012) Tod erbten die Töchter, von denen er "hinreichend viele" hatte: Mathilde, Gisela und Beatrix.
    Die Vormundschaft über den Herimannus puer, den unmündigen Herzog Hermann III., hatte König HEINRICH II. 1003 zumindest faktisch selbst übernommen [Vgl. Thietmar, Chronicon VI, 9 (wie Anmerkung 36), Seite 284 bzw. 252: (HEINRICH II.) Alemanniae fines, nuper a ducis Herimanni solatioprivatos filioque eius et equivoco adhuc puerlo deditos, ad regendum et confirmandum invadit. - Zotz, Der Breisgau (wie Anmerkung 17), Seite 175: Gerberga sei Vormünderin geworden, mit Verweis auf Ch. F. Stälin, Wirttembergische Geschichte, Band 1, Stuttgart/Tübingen 1841, Seite 471f., wo solches aber nicht gesagt und daher nicht belegt wird.] - Hermann III. war sein Vetter, denn beide waren Enkel König Konrads von Burgund, beider Mütter waren Halbschwestern. Diese Vormundschaft markiert den grundlegenden Wandel, der, vorbereitet durch OTTO III., nun im Verhältnis des Königtums zur Herzogsgewalt in Schwaben Platz griff. An die Stelle der Selbständigkeit trat die mittelbare oder unnmittelbare Kontrolle oder gar Ausübung der schwäbischen Herzogsgewalt durch das Königtum selbst. War im 10. Jahrhundert das alemannische Herzogtum "Erbe des Königtums in einem karolingischen regnum" geworden, so strebte nun das Königtum danach, das Erbe des schwäbischen Herzogtums anzutreten. Umso wichtiger und politisch brisanter wurde der Erbgang des konradinischen Familiengutes, das, wie schon angedeutet, in dem knappen Jahrhundert der Selbständigkeit der Herzogsgewalt mit dem "Herzogsgut", dem ehemaligen Fiskus, verschmolzen worden, freilich auch in viele Erbgänge eingeflossen war. Die Unruhen in Schwaben, deren HEINRICH II. 1004 in Zürich Herr zu werden suchte, dürften mit der Neubestimmung von Königs- und Herzogsherrschaft zusammenhängen. In diesem Kontext waren die Ehen der Schwestern Hermanns III., Cousinen HEINRICHS II., von großer politischer Bedeutung, da sie ihren Gatten konradinischen Besitz und damit Teile der bisherigen materiellen Grundlage der Herzogsherrschaft vermittelten.
    Die königliche Verfügungsgewalt nahm oft allerdings erneut auf ein gewisses Erbrecht Rücksicht: 973 erhielt Otto, der Sohn Liudolfs von Schwaben, paternum ducatum (Seite 116), 995 folgten Heinrich in Bayern, 1004 Hermann in Schwaben jeweils ihrem gleichnamigen Vater nach, letzterer, obwohl er noch ein Knabe war; Hermann von Reichenau kritisierte das Minderjährigkeitsregiment keineswegs, sondern nennt Hermann omni populo acceptabilis. 1012 folgte Ersnts seinem Schwager Hermann, dem Bruder seiner Gemahlin.
    Die Niederlage des schwäbischen Herzogs Hermann II. im Kampf um die deutsche Königskrone nutzte HEINRICH II. zu einer tiefgreifenden Umgestaltung der verfassungsrechtlichen Stellung und wirtschaftlichen Machtbasis des Herzogs von Schwaben. Eine von mehreren besonders einschneidenden Maßnahmen, die das Beziehungsgefüge zwischen König und schwäbischen Reichsklöstern erneuerten und die Herzogsgewalt ausschalteten, war die Verlegung des mit Reichsgut gegründeten Herzogskloster auf dem Hohentwiel nach dem geographisch günstiger gelegenen Stein, am Ausfluß des Rheins aus dem Bodensee, im Jahre 1004/05, das HEINRICH II. 1007 an Bamberg übertrug.

    Weinfurter, Stefan: Seite 63,199, "Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten"

    In Schwaben selbst führten freilich der frühe Tod Hermanns II. am 5. April 1003 und der Übergang der Herzogswürde auf dessen minderjährigen Sohn Hermann III. (1003-1012) zu einer deutlichen Krise der Herzogsgewalt. Weitgehend ohne Gegenwehr konnte der neue König die herzoglichen Machtgrundlagen verkleinern und herzogliche Mittelpunkte (Hohentwiel, Breisach, Zürich) in Schwaben an sich ziehen. Statt der Münzprägung des Herzogs setzte die des Königs ein, wie in Zürich. Im Elsaß, wo sich mit Straßburg der Mittelpunkt der konradinischen Herzogsherrschaft etabliert hatte, übertrug HEINRICH II. die Grafschaftsgewalt einem Verwandten, dem Grafen Gerhard.
    Ähnliches gilt für die mächtige rhein- und mainfränkische Adelsfamilie der KONRADINER. In weiblicher Linie gehörte ihr Erzbischof Heribert von Köln an, der große Gegner HEINRICHS II. Eine Kernzone konradinischer Interessen bildete das Herzogtum von Schwaben. Auch über den Tod des jungen Herzogs Hermann III. (1012), des letzten männlichen Vertreters der schwäbischen Linie, hinaus blieb dort die Gegnerschaft zu HEINRICH II. bestehen.

    Literatur:

    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 377 H 8 - Bollnow, Hermann: Die Grafen von Werl. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte des 10. bis 12. Jahrhunderts. Dissertation Stettin 1930 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 28,67 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 3 Seite 7,130 - Bühler, Heinz: Adel, Klöster und Burgherren im alten Herzogtum Schwaben. Gesammelte Aufsätze. Anton H. Konrad Verlag 1997 Seite 704,752/53,903 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 226,230,258/Band II Seite 510 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 32,36 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 324, 350 - Hermann von Reichenau: Chronicon. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 654,656,658 - Hirsch, Siegfried: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II., Verlag von Duncker & Humblot Berlin 1864 Band I Seite 272,343- Hlawitschka, Eduard: Konradiner-Genealogie, unstatthafte Verwandtenehen und spätottonisch-frühsalische Thronbesetzungspraxis. Ein Rückblick auf 25 Jahre Forschungsdisput. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2003 Seite 17,23,175 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 51,137-139, 169 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 403,418 - Keller Hagen: Kloster Einsiedeln im ottonischen Schwaben. Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1964 Seite 69,122,150,153,158,161 - Lechner Karl: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar 1992, Seite 55,321 A 35 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 90 - Stälin, Paul Friedrich: Geschichte Württembergs, Gotha 1882 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 91,95,98,101,106 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 175 -
    Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 9 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 10 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 252,328,368 - Weller, Karl: Geschichte des schwäbischen Stammes bis zum Untergang der Staufer. München und Berlin 1944 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1999, Seite 63,199 - Wolf Armin: Zur Königswahl Heinrichs II. im Jahre 1002. Verwandtschaftliche Bedingungen des Königswahlrechts. in: Genealogisches Jahrbuch Band 42 Verlag Degener & Co. Neustadt a.d.Aisch 2002, Seite 44 - Wolfram, Herwig: Konrad II. 990-1039. Kaiser dreier Reiche. C.H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München 2000 Seite 42,49,51- Zettler, Alfons: Geschichte des Herzogtums Schwaben. Verlag W. Kohlhammer GmbH Stuttgart 2003 Seite 156,161-163 - Zotz, Thomas: Der Breisgau und das alemannische Herzogtum (Vorträge und Forschungen, Sonderband 15), Sigmaringen 1974 -

    Geburt:
    ca 994/vor 1.995

    Gestorben:
    (991/92 Hlawitschka)


  10. 33.  im Sualafeld, Kuno I, Graphische Anzeige der Nachkommen (13.Ita3, 5.Konrad2, 1.Udo1) gestorben nach 1020.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Sualafeldgau,Bayern,Deutschland; Graf im Sualafeld

    Notizen:

    Eltern wahrscheinlich.

    Kuno I. Graf im Sualafeld - nach 1020
    Jüngster Sohn des Grafen Rudolf II. von Altdorf und der Ita von Schwaben, Tochter von Herzog Konrad I.

    Thiele, Andreas: Tafel 29, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

    KUNO I. + nach 1020
    Graf im Sualafeld

    GENEALOGISCHE TAFELN ZUR MITTELEUROPÄISCHEN GESCHICHTE, Wegener Dr. Wilhelm: Seite 205

    F. siehe Vorbemerkung b, c; eV.
    (unsicher) 1000 1/1 Quedlinburg Kaiser OTTO III. nimmt sich der edlen Matrone Uta an, die im Besitz des Gutes (Burg-)Bernheim (AG Windsheim) von dem Grafen Chuono geschädigt worden ist DD 3, 781 f n 352
    1017 Chuno schließt mit seinem Bruder Eberhard, dem 1. Bamberger Bischof, einen Gütertausch von Guttenberg, Bamb. Reg. 64 ff n 134
    IV. 1020 (Bamberg) Kaiser HEINRICH II. schließt mit dem Papst Benedikt VIII. einen Vertrag, Zeugen Herzog Gottfried, Herzog Bernhard, Herzog Dietrich, Welpho comes, Cuno comes u.a.m. DD 3, 542 ff n 427; von Guttenberg n 157.

    Vorbemerkung
    a.)
    Ausgangspunkt für die Ergänzungen ist eine Bemerkung der Notae sancti Emmerami zum Tode des Bischofs Konrad IV. von Regensburg (+ 9/4 1226) der aus dem Hause LECHSGEMÜND (siehe dort n 22) stammte: hic de antiqua rosapia Cwelforum natus (SS 17, 575).
    Die älteren WELFEN sind bekanntlich mit Welf III. (+ 13/11.1055 als Herzog von Kärnten, unvermählt) erloschen; durch sein Schwester Kuniza, die mit Azzo von Este verheiratet war, kam das welfische Erbe samt dem Geschlechtsnamen an beider Sohn Welf IV. (I.), der Herzog von Bayern und Stammvater der jüngeren WELFEN wurde. Welf III. war Sohn Welfs II. (+ 1030), von dem als Geschwister überliefert sind der in ganz jungen Jahren c 1000 verstorbene Heinrich, der keine Nachkommen hatte, und die mit Adalbero II. von Ebersberg vermählte Richlind, die 1045 wenige Monate nach dem Tode des Gatten kinderlos starb. Heinrich, Welf II. und Richlind waren die Kinder des Grafen Rudolf II. von Altdorf. Wenn die Nachricht von der Herkunft des Bischofs Konrad IV. richtig sein soll - es handelt sich dabei offenbar um eine alte, echte Familienüberlieferung - dann müßten sich die LECHSGEMÜNDER noch vor 1055 von den älteren WELFEN abgezweigt haben. Aber der eben dargestellte Stammbaumabriß läßt keine derartige Abzweigung erkennen. Andererseits geht der Stammbaum der LECHSGEMÜNDER in seinen Anfängen auf die LIUTPOLDINGER zurück; ihr Stammvater, der Pegnitzgraf Heinrich I. (Liutpoldinger n 31), der gemeinsame Ahnherr der LECHSGEMÜNDER und WITTELSBACHER, war ein Sohn Heinrichs von Schweinfurt (+ 1017). Die St. Emmeraner Nachricht steht also im Widerspruch zur geschichtlichen Wirklichkeit. Aber nur scheinbar. Denn wenn sie auch auf dem Mannesstamm der LECHSGEMÜNDER nicht zutrifft, so läßt sich die Herkunft dieses Geschlechts mütterlicherseits von den älteren WELFEN einleuchtend ableiten.
    b.)
    Kuno von Lechsgemünd, der nähere Stammvater dieser Familie (siehe Liutpoldinger n 31), trug einen in ihr neuen Namen;er muß von seiner Mutter, der unbekannten Gattin des Pegnitzgrafen Heinrich I., hergekommen sein; ihr Vater hat allem Anschein nach Kuno geheißen. Nun spielt der Name Kuno auch bei den älteren WELFEN eine wichtige Rolle. In der Historia Welforum (cap. 6, ed E. König 12), die freilich erst in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts aufgezeichnet wurde, aber für diese ganz bedeutsame Nachricht Glaubwürdigkeit beanspruchen kann, heißt es von dem Grafen Rudolf II. von Altdorf: Roudofus accepit uxorem de Oningen (Öhningen beim Bodensee), Itham nomine, cuius pater Chuono nobilissimus comes, mater vero eius filia Ottonis MMagni imperatoris fuit Richlint nomine. Also Abkunft aus königlichem Geblüt ist der Inhalt der Nachricht. Wie Rudolfs Schwiegermutter Richlint ihren Namen an eine Tochter von ihm weitergegeben hat, so könnte Rudolf auch den seines Schwiegervaters Kuno einem jüngeren Sohn beigelegt haben, nur dass die Historia Welforum von ihm nichts weiß. Doch wenn die alte Lechsgemünder Überlieferung von der Herkunft des Geschlechtes aus dem älteren WELFEN-Stamm nicht inhaltlos gewesen sein soll, muß er gelebt haben.
    c.)
    Und er hat tatsächlich gelebt. Im Jahre 1020 schließt Kaiser HEINRICH II. zu Bamberg mit dem eben anwesenden Papst Benedikt VIII. einen Vertrag über Fulda und Bamberg. In der Reihe der Zeugen folgen auf die Herzoge Gottfried, Bernhard und Dietrich die Grafen Welf und Kuno unmittelbar hintereinander (siehe 2). Der hier genannte Welf ist Welf II. (+ 1030) der hinter ihm stehende Graf Kuno kann sehr leicht sein Bruder gewesen sein. Einige Jahre vorher, 1017; schließt ein Kuno mit seinem Bruder Eberhard, dem 1. Bischof von Bamberg, einen Gütertausch ab (siehe 2). Eberhard war sehr vornehmer Abkunft, er war ein Verwandter HEINRICHS II. (siehe 1). War er der Bruder des Grafen Kuno (des Ältern), so wird die Verwandtschaft sofort durchschaubar; denn der Kaiser war der Urenkel König HEINRICHS I., der WELFE Kuno dessen Urenkel. Soviel ist auf jeden Fall klar: es sprechen ganz gewichtige Gründe dafür, dass hier der Ausgangspunkt der mütterlichen Ahnen Kunos von Lechsgemünd ist. Unsicher bleibt, ob ein im Jahre 1000 urkundlich in O-Franken vorkommender Graf Kuno (siehe 2) hierher zu beziehen ist. - Dieser WELFE Kuno (der Ältere) war vielleicht schon Graf im Sualafeld. Wenn ja, müßte er nach dem Grafen Werinhar, der f für 1007 beglaubigt ist (DD 3, 158 n 131), die Grafschaft übernommen haben. Der jüngere Kuno ist erst für 1044 und 1053 als Graf in diesem Sprengel bezeugt. Soviel kann mit Sicherheit gesagt werden: wenn man Anfang des 13. Jahrhunderts im Hause LECHSGEMÜND der Meinung war, man stamme von den alten WELFEN ab, so war dafür der Umstand maßgebend, dass die große Hausgrafschaft im Sualafeld nicht wie die inzwischen verlorenen Grafschaften an der Pegnitz und an der unteren Naab auf die SCHWEINFURTER, sondern auf die älteren WELFEN zurückging.

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 77. im Sualafeld, Kuno II.  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben um 1053.
    2. 78. im Sualafeld, N.  Graphische Anzeige der Nachkommen
    3. 79. im Sualafeld, N.  Graphische Anzeige der Nachkommen

  11. 34.  von Altdorf, Welf II. Graphische Anzeige der Nachkommen (13.Ita3, 5.Konrad2, 1.Udo1) wurde geboren um 0960/0970; gestorben am 10 Mrz 1030; wurde beigesetzt in Weingarten [88250],Ravensburg,Baden-Württemberg,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Graf im Lechrain, im Inn- und Norital
    • Titel/Amt/Status: Weingarten [88250],Ravensburg,Baden-Württemberg,Deutschland; Graf von Altdorf

    Notizen:

    Welf II. Graf von Altdorf
    Graf im Lechrain, im Inn- und Norital
    960/70-10.3.1030 Begraben: Kloster Weingarten
    Jüngerer Sohn des Grafen Rudolf II. von Altdorf aus dem Hause der WELFEN und der Ita von Schwaben, Tochter von Herzog Konrad I.

    Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 2143, Welf II., Graf in Schwaben

    + 10. März 1030 Begraben: Kloster Weingarten
    Eröffnete die wechselvolle Geschichte der WELFEN im 11. Jahrhundert.

    oo Imiza (Irmentrud), Tochter des Grafen Friedrich von Luxemburg und Nichte der Kaiserin Kunigunde

    Durch seine Heirat gewann Welf II. die Gunst Kaiser HEINRICHS II.; ihr verdankte er den Erwerb des für den Weg nach Italien strategisch wichtigen Fiskus Mehring am Lech. Gegenüber St. Gallen pflegte Welf II. die mit Eisenzins aus Füssen geleistete Sühneleistung der Familie wegen des dem heiligen Otmar zugefügten Unrechts. Im Jahre 1020 bekriegte er zusammen mit Bischof Werner von Straßburg siegreich die Burgunder, und die Probleme um das Erbe des burgundischen Reiches ließen ihn auch mmit Herzog Ernst II. von Schwaben ab 1025 gegen König KONRAD II. rebellieren. 1026 zusätzlich in Fehden gegen die seinen Herrschaftsräumen benachbarten Bischöfe von Augsburg und Freising verwickelt, unterwarf er sich, des Hochverrats beschuldigt, in Ulm 1027 KONRAD II., der ihm zuvor die für den Brennerübergang zentrale Grafschaft im Inn- und Eisacktal aberkannt hatte. Welf II., von Wipo als reich begütert und waffenstark gerühmt, starb im Frühjahr 1030 wohl in der Gefangenschaft.

    Glocker Winfrid: Seite 350, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VIII, 179 WELF II., Graf von Altdorf, Graf im Lechrain, im Inn- und Norital (bis 1027)
    * ..., + 1030 III 10

    oo c 1005 Irmtrud (Imiza), Tochter Graf Friedrichs von Luxemburg
    + 1055 am VIII 2.

    Vgl. Sepp, Stammbaum Tab. I (N. 37)

    Schwennicke Detlev: Tafel 17, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    WELF II.+ 10.III.1030 Begraben: Altdorf
    Graf von ALTDORF
    Graf im NORI- und INNTAL
    oo IMIZA + nach 2.VIII.1055 Begraben: Altomünster
    Tochter von Friedrich Graf im Moselgau (WIGERICHE)

    Thiele, Andreas: Tafel 29, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

    WELF II. + 1030

    Welf II. folgte seinem Vater und war auch Graf im Lechrain, Ober-Inntal und Norital. Er baute Ravensburg als neues Stammschloß auf und stand oft gegen Brun I. Bischof von Augsburg, den Bruder von Kaiser HEINRICH II., wegen Kompetenzen und Besitzrechten. Als einer der mächtigeren oberdeutschen Dynasten unterstützte er 1025 Ernst II. von Schwaben und die Lothringer gegen dessen Stiefvater KONRAD II. Gemeinsam mit Konrad dem Jüngeren erhob er sich erneut, als der König nach Italien zog und der zu ihrer Unterwerfung entsandte Ernst II. sich ihnen anschloß. Nach KONRADS Rückkehr aus Italien unterwarfen sie sich dem Kaiser bedingungslos. Dem WELFEN, dem schon vorher die Grafschaft im Eisack- und Inntal abgesprochen worden war, wurde nun darüber hinaus verurteilt, den Bischöfen von Augsburg und Freising Entschädigung für die bei den gegen sie geführten Plünderungszügen angerichteten Verwüstungen zu leisten.

    oo IRMINTRUD VON LUXEMBURG
    + nach 1057

    Tochter des Grafen Friedrich I. und Nichte der Kaiserin Kunigunde (Ehefrau Kaiser HEINRICHS II.); sie sicherte 1055 energisch handelnd dem Enkel das deutsche Erbe

    Ekkehard IV.: Seite 54
    "St. Galler Klostergeschichten." Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band X
    21. Der König aber überließ jene verhaßte Burg - Ursache so großen Übels - dem heiligen Otmar zur Zerstörung. Und in jenem Jahr, solange er lebte, schickte er, wie ein Sohn jener Mörder [54 Warin und Ruthard], für den gleichsam eigenhändigen Frerevel gegen Otmar einen persönlichen Kopfzins in Wachs an sein Grab. Dies tat nun später auch Rudolf, der Vater des Grafen Welfhard, da er ja von derselben Sippschaft war, in einem Zins von Stahl aus dem Bergwerk bei Füssen. Aber auch seine Söhne Welfhard und Heinrich taten während einigen Jahren desgleichen, bis Heinrich, gegen den Willen seines Bruders, die Abgabe unterließ, aus Scham, er möchte als zinspflichtiger Mann erscheinen. Es geschah aber, daß am Vortag von St. Otmar beide Be Brüder einen Steinbock jagten; dabei gerieten sie auf die Spitze eines ganz schmalen Felsens, und wie sie sich erschöpft niedergelassen hatten, löste sich plötzlich der Stein, worauf Heinrich saß, und der befähigte Jüngling stürzte - o Schmerz! - zutiefst ins Tal und kam um sein Leben [55 Sein Tod fällt noch vor das Jahr 1000. ]. Kaum vermochte die beraubte Mutter bei Sinnen zu bleiben. Nun wollen wir schreiben, was wir selbst erlebt haben. Noch war die Trauerzeit nicht beendet, als die Mutter mit dem einzigen Sohn und der einzigen Tochter zu Füßen des Heiligen kam mit Geschenken und dem schuldig gebliebenen Stahl; was durch Verweigerung des Zinses gesündigt worden war, dafür taten die drei [56 Gräfin Ita mit ihren Kindern Welf und Richardis.] Buße für sich und den Toten.

    Jordan Karl: Seite 4, "Heinrich der Löwe"

    Was Heinrich mit dem goldenen Wagen begonnen hatte, wurde rund 100 Jahre später durch einen seiner Nachfahren, Welf II., fortgeführt. Er vermählte sich mit Imiza (Irmentrud) aus dem luxemburgischen Grafengeschlecht, das auch in Bayern begütert war. Durch diese Ehe konnte Welf den Besitzstand seines Hauses im Gebiet östlich des Lechs vermehren. Er erhielt auch die Grafschaft beiderseits des Brenners; doch wurde sie ihm später von KONRAD II. wieder entzogen, als er sich am Aufstand Herzog Ernsts von Schwaben gegen den Kaiser beteiligte. Im Oberinntal, im Vintschgau und Unterengadin besaßen damals die WELFEN auch Eigengut. Es bildete neben den Besitzungen im Bodensee-Gebiet und im schwäbisch-bayerischen Grenzraum den dritten Güterkomplex der WELFEN. Zur Mitgift Imizas gehörten auch Güter in der Lombardei, wohl im Gebiet von Este, mit denen die WELFEN erstmals in Oberitalien Fuß faßten. In den schwäbischen Stammlanden erbaute Welf unweit von Altdorf die Ravensburg, die zum Hauptsitz des Geschlechts wurde und die in der Folgezeit häufig dessen Herkunft bezeichnete.

    Weinfurter, Stefan: Seite 107, "Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten"

    Schließlich muß noch ein besonders wichtiger Königshof am Lech, nämlich Mering, der Ausstattung Kunigundes zugerechnet werden. In der Historia Welforum, einer welfischen Hausgeschichte, wird berichtet, Graf Welf II. habe Imiza, eine Nichte Kunigundes, zur Frau genommen. Diese Ehe dürfte im Zusammenhang mit der Aussöhnung zwischen HEINRICH II. und den Grafen von Luxemburg 1017 zustandegekommen sein. "Durch sie", also durch die Nichte der Kaiserin, so überlieferte der Autor der WELFEN-Geschichte, "haben wir das vorher königliche Dorf Mering zu Eigen". Mering war ein Ort von großer Bedeutung. Er lag auf der östlichen Hochterasse des Lechs im Süden von Augsburg und unmittelbar an einer alten Römerstraße. Diese führte in der einen Richtung nach Salzburg, in der anderen über Mittenwald zum Brennerpaß. Es ist sehr wahrscheinlich, daß Imiza diesen Besitzschwerpunkt von Kunigunde erhalten hat. Zumindest muß man von einer engen Beziehung zwischen Nichte und Tante ausgehen, und es ist bezeichnend, daß Imiza ihrer Tochter den Namen Kuniza, die Kurzform von Kunigunde, gegeben hat. Alle diese Vorgänge und Verbindungen lassen erkennen, daß über Kunigunde und ihre Familie ein Netz von Freunden und Vertrauten in Bayern aufgebaut wurde. Auch die WELFEN waren in dieses Verwandtengeflecht eingebunden. Als Welfs II. Schwester Richlind mit dem Grafen Adalbero II. von Ebersberg verheiratet wurde, schlossen sich zwei führende Familien Bayerns zusammen.
    Wie sehr HEINRICH II. auf Welf II. baute, zeigt die Übertragung der Grafschafte im Inn- und Eisacktal an ihn. Das bedeutete, daß die Kontrolle über einen wichtigen Teil der Brennerroute in die Hand des WELFEN gelegt wurde. Hinzu kamen umfangreiche Besitzungen in "Elisina" in der Lombardei, von denen in der Historia Welforum berichtet wird. Auch diese Übertragung muß aus Königsgut stammen. Der WELFE, der bereits Eigengüter im Vintschgau besaß, wurde Herr über die wichtigste Straße über die Alpen mit Stützpunkten im Norden und Süden. Stets blieb er für HEINRICH II. ein loyaler Helfer. Kunigunde aber war es, die in diesem Netz personaler Bindungen die Fäden in der Hand hielt.

    Erkens, Franz-Reiner: Seite 69,77,78, "Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers."

    Die Zusammenhänge und der zeitliche Verlauf der Ereignisse bleiben weitgehend im Dunkeln. Sicher ist nur, daß in der Mitte des Jahres 1025 die verschiedenen Oppositionsgruppen gegen KONRAD zusammenfanden: die Herzöge Ernst von Schwaben, Friedrich von Ober-Lothringen und Konrad der Jüngere, zu denen sich noch der schwäbische Graf Welf II. gesellte. Welfs Haltung wurde vielleicht schon im Sommer 1025 durch den später sichtbar werdenden Gegensatz zu Bischof Bruno von Augsburg, dem Bruder des verstorbenen Kaisers und einem der engen Vertrauten des SALIERS, bestimmt. Bald erwies sich die königliche Entscheidung als ein Fehler. Ernst glättete nämlich nicht die Wogen, sondern peitschte sie weiter auf. Welf II., KONRADS noch unbezwungener Widersacher, hatte offenbar die Abwesenheit des Königs genutzt, um seine Interessen zu fördern, und war dabei mit dem Regenten Bruno von Augsburg in eine kriegerische Auseinandersetzung geraten, in deren Verlauf er sogar die Bischofsstadt am Lech einnehmen und plündern können. Selbst der Konflikt zwischen Welf II. und Bruno von Augsburg scheint abgeflaut zu sein, denn der Bischof konnte zusammen mit dem ihm anvertrauten Thronfolger nach Rom ziehen und an KONRADS Kaiserkrönung teilnehmen.
    Schon am 7. Juni 1027 bereits auf bayerischem Boden hat KONRAD die Grafschaft im Eisack- und Inntal, ehemaliger Besitz des WELFEN, der diesem also zuvor entzogen worden war, an die Brixener Kirche übertragen. In der ersten Julihälfte erfolgte dann in Augsburg eine Beratung über den schwäbischen Aufstand, der sich in der zweiten Monatshälfte ein Hoftag in Ulm anschloß, auf dem es zur Unterwerfung von Ernst, Welf und vieler ihrer Anhänger kam. Während der WELFE für seine Handlungen Schadenersatz leisten mußte und vorübergehend gefangengesetzt wurde, verlor des Königs Stiefsohn sein Herzogtum.

    um 1005 oo Irmengard (Imiza) von Luxemburg, Tochter des Grafen Friedrich
    um 1000-21.8. nach 1055

    Kinder:
    - Welf III. Herzog von Kärnten um 1007-13.11.1055
    - Kunigunde (Chuniza)
    um 1005/10-31.3. um 1050
    um 1035 oo Albert Azzo II. Markgraf von Este um 997- 1097

    nach W. Wegener:
    - Konrad -27.8.1031

    Literatur:
    Althoff Gerd: Spielregeln der Politik im Mittelalter. Kommunikation in Frieden und Fehde. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1997 Seite 39 - Ay, Karl-Ludwig/Maier, Lorenz/Jahn Joachim: Die Welfen. Landesgeschichtliche Aspekte ihrer Herrschaft. Universitätsverlag Konstanz GmbH 1998 Seite 10,13,25,71-78,94 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 44,52,58,60,79 - Bresslau, Harry: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II. 3 Bände Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1879 - Bühler, Heinz: Adel, Klöster und Burgherren im alten Herzogtum Schwaben. Gesammelte Aufsätze. Anton H. Konrad Verlag 1997 Seite 805,816/17,1008/09,1056,1126/27,1155 - DIE SALIER UND DAS REICH. Gesellschaftlicher und ideengeschichtlicher Wandel im Reich der Salier. (Hg.) Stefan Weinfurter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1991 Band I Seite 494,526,530,539/Band II Seite 253,259/Band III Seite 309 - Ekkehard IV.: St. Galler Klostergeschichten. Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band X Seite 54 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 69,77, 138,140 - Fleckenstein Josef: Über die Herkunft der Welfen und ihre Anfänge in Süddeutschland. in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen und frühdeutschen Adels Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1957, Seite 78,136 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 348,350 - Hechberger Werner: Staufer und Welfen 1125-1190. Zur Verwendung von Theorien in der Geschichtswissenschaft Böhlau Verlag-Köln-Weimar Wien 1996 Seite 118,177,189 - Heine Alexander (Hg.): Geschichte der Welfen. Phaidon Verlag GmbH Essen Seite 26,39-42 - Hermann von Reichenau: Chronicon. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 662, 664,670,684 - Hlawitschka, Eduard: Konradiner-Genealogie, unstatthafte Verwandtenehen und spätottonisch-frühsalische Thronbesetzungspraxis. Ein Rückblick auf 25 Jahre Forschungsdisput. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2003 Seite 1,16,22,35,80-85,87,90,105,108,113,144,189 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 59,100,158,168,171 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 436 - Jehl, Rainer: Welf VI., Wissenschaftliches Kolloquium zum 800. Todesjahr vom 5. bis 8. Oktober 1991 im Schwäbischen Bildungszentrum Irse, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995, Seite 17,75,110,111,119 - Keller Hagen: Kloster Einsiedeln im ottonischen Schwaben. Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1964 Seite 68,125,160,162 - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998 Seite 449,488 -
    Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983 Seite 135 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 23,30,119,120,121-123,127,128, 140,141 - SCHWABEN UND ITALIEN IM HOCHMITTELALTER. Vorträge und Forschungen Band LII Jan Thorbecke Verlag Stuttgart 2001 Seite 106 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 17 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 29 - Trillmich Werner: Kaiser Konrad II. und seine Zeit. Europa Union Verlag Bonn 1991 Seite 247 - Twellenkamp, Markus: Das Haus der Luxemburger, in Die Salier und das Reich, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992 Band I Seite 475-503 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 107,194,245 - Weinfurter Stefan: Herrschaft und Reich der Salier. Grundlinien einer Umbruchszeit. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992 Seite 50 - Wipos Leben Konrads II. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 574 - Wolf Armin: Zur Königswahl Heinrichs II. im Jahre 1002. Verwandtschaftliche Bedingungen des Königswahlrechts. in: Genealogisches Jahrbuch Band 42 Verlag Degener & Co. Neustadt a.d.Aisch 2002, Seite 47,51,54,59 -
    Wolfram Herwig: Kaiser Konrad II. Kaiser dreier Reiche. Verlag C.H. Beck München 2000 Seite 91, 95,98,132,145,318 - Zettler, Alfons: Geschichte des Herzogtums Schwaben. Verlag W. Kohlhammer GmbH Stuttgart 2003 Seite 165-166 -

    Begraben:
    Kloster

    Welf heiratete von Luxemburg, Irmtrud um 1005. Irmtrud (Tochter von von Luxemburg, Friedrich I.) wurde geboren um 1000; gestorben nach 1056; wurde beigesetzt in Altomünster [85250],Dachau,Bayern,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]


  12. 35.  von Altdorf, Eberhard I. Graphische Anzeige der Nachkommen (13.Ita3, 5.Konrad2, 1.Udo1) wurde geboren um 0975; gestorben am 13 Aug 1040; wurde beigesetzt in Bamberg [96047],Bamberg,Bayern,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Beruf: 1007-1040, Bamberg [96047],Bamberg,Bayern,Deutschland; Bischof von Bamberg

    Notizen:

    Eltern wahrscheinlich

    Eberhard I. Bischof von Bamberg (1007-1040)
    um 975-13.8.1040 Begraben: Bamberg, Dom
    Jüngerer Sohn des Grafen Rudolf II. von Altdorf aus dem Hause der WELFEN und der Ita von Schwaben, Tochter von Herzog Konrad I.

    Lexikon des Mittelalters: Band III Spalte 1519

    Eberhard I., 1. Bischof von Bamberg seit 1007
    + 13. August 1040 Begraben: Bamberg, Dom

    Wahrscheinlich entstammte er dem fränkischen Geschlecht der Grafen von Abenberg und er war möglicherweise verwandt mit Kaiser HEINRICH II. Dieser ernannte ihn zu seinem Kanzler für Deutschland und Italien (seit Mai bis August 1006 nachweisbar) und am 1. November 1007, dem Tag der Gründung des Bistums Bamberg, zu dessen 1. Bischof. Als solcher blieb er zunächst Kanzler HEINRICHS II., in dessen Umgebung er häufig, auch als Intervenient begegnet, und wird 1013-1024 Erzkanzler für Italien. Unter KONRAD II., der ihn in diesem Amt durch Erzbischof Aribo von Mainz ablöste, ging sein Einfluß zurück, und er widmete sich, nachdem er in Bamberg bereits das Kanonikerstift St. Stephan (1007/09) und das Kloster Michelsberg (1015) gegründet hatte, der Organisation des jüngeren Bistums. In den durch die Hammersteiner Eheangelegenheit ausgelösten kirchenpolitischen Streitigkeiten zwischen der Kurie und Erzbischof Aribo von Mainz gehörte er zu den entschiedenen Anhängern des letzteren, während er im Gandersheimer Kirchenstreit auf seiten Bischof Godehards von Hildesheim stand.

    Quellen:
    E. Frhr. v. Guttenberg, Die Reg. der Bf.e und des Domkapitels v. Bamberg, 1963, 12-98, Nr. 21-217.

    Literatur:
    DHGE XIV, 1285-1287 - NDB IV, 226 - E. Frhr. v. Guttenberg, Das Bm. Bamberg I (GS II, I, 1, 1937 [Neudr. 1963] - Ders.-A. Wendnehorst, Das Bm. Bamberg 2 (GS II, I, 2, 1966).

    GENEALOGISCHE TAFELN ZUR MITTELEUROPÄISCHEN GESCHICHTE, Wegener Dr. Wilhelm: Seite 206

    1. EBERHARD, 1. Bischof von Bamberg (1007-1040), F. siehe 2 zu 1017;
    ferner 1009 29/10 Straßburg König HEINRICH II. schenkt St. Stephan in Bamberg den Ort Ering und bestimmt, dass sein Verwandter (nepos noster) Eberhard, Bischof von Bamberg, darüber frei verfügen könne DD 3, 244 n 208; von Guttenberg, Bamb. Reg. 91; + 3/8 1040 von Guttenberg n 216.

    Vorbemerkung:
    a.)
    Ausgangspunkt für die Ergänzungen ist eine Bemerkung der Notae sancti Emmerami zum Tode des Bischofs Konrad IV. von Regensburg (+ 9/4 1226) der aus dem Hause LECHSGEMÜND (siehe dort n 22) stammte: hic de antiqua prosapia Cwelforum natus (SS 177, 575). Die älteren WELFEN sind bekanntlich mit Welf III. (+ 13/11.1055 als Herzog von Kärnten, unvermählt) erloschen; durch sein Schwester Kuniza, die mit Azzo von Este verheiratet war, kam das welfische Erbe samt dem Geschlechtsnamen an beider Sohn Welf IV. (I.), der Herzog von Bayern und Stammvater der jüngeren WELFEN wurde.
    Welf III. war Sohn Welfs II. (+ 1030), von dem als Geschwister überliefert sind der in ganz jungen Jahren c 1000 verstorbene Heinrich, der keine Nachkommen hatte, und die mit Adalbero II. von Ebersberg vermählte Richlind, die 1045 wenige Monate nach dem Tode des Gatten kinderlos starb. Heinrich, Welf II. und Richlind waren die Kinder des Grafen Rudolf II. von Altdorf. Wenn die Nachricht von der Herkunft des Bischofs Konrad IV. richtig sein soll - es handelt sich dabei offenbar um eine alte, echte Familienüberlieferung - dann müßten sich die LECHSGEMÜNDER noch vor 1055 von den älteren WELFEN abgezweigt haben. Aber der eben dargestellte Stammbaumabriß läßt keine derartige Abzweigung erkennen. Andererseits geht der Stammbaum d der LECHSGEMÜNDER in seinen Anfängen auf die LIUTPOLDINGER zurück; ihr Stammvater, der Pegnitzgraf Heinrich I. (Liutpoldinger n 31), der gemeinsame Ahnherr der LECHSGEMÜNDER und WITTELSBACHER, war ein Sohn Heinrichs von Schweinfurt (+ 1017). Die St. Emmeraner Nachricht steht also im Widerspruch zur geschichtlichen Wirklichkeit. Aber nur scheinbar. Denn wenn sie auch auf dem Mannesstamm der LECHSGEMÜNDER nicht zutrifft, so läßt sich die Herkunft dieses Geschlechts mütterlicherseits von den älteren WELFEN einleuchtend ableiten.
    b.)
    Kuno von Lechsgemünd, der nähere Stammvater dieser Familie (siehe Liutpoldinger n 31), trug einen in ihr neuen Namen; er muß von seiner Mutter, der unbekannten Gattin des Pegnitzgrafen Heinrich I., hergekommen sein; ihr Vater hat allem Anschein nach Kuno geheißen. Nun spielt der Name Kuno auch bei den älteren WELFEN eine wichtige Rolle. In der Historia Welforum (cap. 6, ed E. König 12), die freilich erst in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts aufgezeichnet wurde, aber für diese ganz bedeutsame Nachricht Glaubwürdigkeit beanspruchen kann, heißt es von dem Grafen Rudolf II. von Altdorf: Roudolfus accepit uxorem de Oningen (Öhningen beim Bodensee), Itham nomine, cuius pater Chuono nobilissimus comes, mater vero eius filia Ottonis Magni imperatoris fuit Richlint nomine. Also Abkunft aus königlichem Geblüt ist der Inhalt der Nachricht. Wie Rudolfs Schwiegermutter Richlint ihren Namen an eine Tochter von ihm weitergegeben hat, so könnte Rudolf auch den seines Schwiegervaters Kuno einem jüngeren Sohn beigelegt haben, nur dass die Historia Welforum von ihm nichts weiß. Doch wenn die alte Lechsgemünder Überlieferung von der Herkunft des Geschlechtes aus dem älteren WELFEN-Stamm nicht inhaltlos gewesen sein soll, muß er gelebt haben.
    c.)
    Und er hat tatsächlich gelebt. Im Jahre 1020 schließt Kaiser HEINRICH II. zu Bamberg mit dem eben anwesenden Papst Benedikt VIII. einen Vertrag über Fulda und Bamberg. In der Reihe der Zeugen folgen auf die Herzoge Gottfried, Bernhard und Dietrich die Grafen Welf und Kuno unmittelbar hintereinander (siehe 2).
    Der hier genannte Welf ist Welf II. (+ 1030) der hinter ihm stehende Graf Kuno kann sehr leicht sein Bruder gewesen sein. Einige Jahre vorher, 1017; schließt ein Kuno mit seinem Bruder Eberhard, dem 1. Bischof von Bamberg, einen Gütertausch ab (siehe 2).
    Eberhard war sehr vornehmer Abkunft, er war ein Verwandter HEINRICHS II. (siehe 1). War er der Bruder des Grafen Kuno (des Älteren), so wird die Verwandtschaft sofort durchschaubar; denn der Kaiser war der Urenkel König HEINRICHS I., der WELFE Kuno dessen Urenkel. Soviel ist auf jeden Fall klar: es sprechen ganz gewichtige Gründe dafür, dass hier der Ausgangspunkt der mütterlichen Ahnen Kunos von Lechsgemünd ist. Unsicher bleibt, ob ein im Jahre 1000 urkundlich in O-Franken vorkommender Graf Kuno (siehe 2) hierher zu beziehen ist. - Dieser WELFE Kuno (der Ältere) war vielleicht schon Graf im Sualafeld. Wenn ja, müßte er nach dem Grafen Werinhar, der für 1007 beglaubigt ist (DD 3, 158 n 131), die Grafschaft übernommen haben. Der jüngere Kuno ist erst für 1044 und 1053 als Graf in diesem Sprengel bezeugt. Soviel kann mit Sicherheit gesagt werden: wenn man Anfang des 13. Jahrhunderts im Hause LECHSGEMÜND der Meinung war, man stamme von den alten WELFEN ab, so war dafür der Umstand maßgebend, dass die große Hausgrafschaft im Sualafeld nicht wie die inzwischen verlorenen Grafschaften an der Pegnitz und an der unteren Naab auf die SCHWEINFURTER, sondern auf die älteren WELFEN zurückging.

    Neue Deutsche Biographie

    Eberhard I.
    Bischof von Bamberg (seit 1007), † 13.8.1040, Dom zu Bamberg.
    Leben
    E., vielleicht Neffe Kaiser Heinrichs II., aus der Familie der Grafen von Abenberg, wurde am 1.11.1007 zum Bischof des am gleichen Tage von Heinrich II. gegründeten Bistums Bamberg ernannt und geweiht. Er war mindestens seit 1006 Kanzler des Königs, übernahm 1008/09 die Leitung der italienischen Abteilung der Reichskanzlei und im Februar 1013 das Erzkanzleramt für Italien, das er bis zum Tod des Kaisers bekleidete und demzufolge er auch als Bischof häufiger in der Umgebung des Kaisers und als Intervenient in den Urkunden Heinrichs II. auftritt. Aribo von Mainz unterstützte er in dem Streit um die Gräfin Irmgard von Hammerstein, stand jedoch in der Gandersheimer Frage auf der Seite des Bischofs von Hildesheim. Den Besitz des Bistums und der bambergischen Klöster suchte er zu mehren, aber auch die Rekompensationsansprüche des durch die Gründung Bambergs in seinen Rechten geschmälerten Bischofs von Würzburg zu befriedigen. E. begann, das kirchlich noch nicht erfaßte Regnitzland in seinen Sprengel einzubeziehen, gründete 1007/09 das Stift Sankt Stephan und 1015 das Kloster Michelsberg. Seine Kanzlerstellung mußte er unter Konrad II., obwohl er wahrscheinlich dessen Wahl unterstützt hatte, an Aribo von Mainz abtreten, vielleicht um eine drohende Beschneidung des Bamberger Besitzes durch Konrad II. abzuwenden. Doch wurde das Verhältnis zu diesem Herrscher kaum ernsthaft getrübt, verschiedene Interventionen, Aufenthalte am Hof und kaiserliche Schenkungen an Bamberg legen das nahe.

    ADB:Eberhard I. (Bischof von Bamberg)

    Eberhard I., Bischof von Bamberg (1007–1040). Ueber seine Herkunft und anfänglichen Lebensschicksale besitzen wir keine Nachrichten; nur soviel steht urkundlich fest, daß er ein naher Verwandter Kaiser Heinrichs II. war, an dessen Hofe er dann auch eine der beliebtesten und einflußreichsten Personen gewesen ist. Als ein Zeichen dieses Vertrauens erscheint schon seine Stellung als Kanzler in der deutschen und gleichzeitig in der italienischen Kanzlei, in ersterer vom 28. Mai 1006 bis 1. Juli 1008, in der letzteren vom 31. Aug. 1006 bis 14. Mai 1012; vor allem aber seine Erhebung zum ersten Leiter jener berühmten Schöpfung Heinrichs II., zum ersten Bischof von Bamberg. Am 1. Novbr. 1007, als der König vor einer großen Synode zu Frankfurt a/M. durch 28 Schenkungsacte seiner Gründung eine so treffliche territoriale Unterlage in allen Gauen Deutschlands gab, erfolgte zugleich die Ernennung Eberhards, der noch am nämlichen Tage durch den Erzbischof Willigis von Mainz die Weihe empfing. Sind uns auch nur wenige Nachrichten über seine Amtswaltung erhalten, so steht doch fest, daß er den Bamberger Stuhl, dessen fernerem Bestand anfangs von so mancher Seite her Gefahr drohte, nicht nur vollkommen befestigt, sondern auch in mehrfacher Hinsicht weiter bereichert seinem Nachfolger hinterließ; und zwar ist dieses günstige Ergebniß gewiß zu einem guten Theil das Verdienst Eberhards, dessen Charakter und geistige Begabung Wipo, der Biograph Konrads II., rühmend hervorhebt. So lange Heinrich II. lebte, nahm, schon dank der Fortdauer der innigen Beziehungen zwischen ihm und E., alles den günstigsten Verlauf. Häufig erscheint E. am kaiserlichen Hofe; und seine Erhebung zum italienischen Erzkanzler (vom Febr. 1013 an) ist der sprechende Beweis für das Ansehen, das er genoß. In Folge dessen wurden vor allem die [535] durch die Rechtsansprüche der benachbarten Bisthümer Würzburg und Eichstädt noch obwaltenden Schwierigkeiten zu einem für die neue Stellung[1] günstigen Abschluß gebracht. In weitgehender Weise bekundete der Kaiser auch ferner seine Freigebigkeit; und mit Befriedigung konnte E. wahrnehmen, wie durch mehrere glänzende Festversammlungen in Bambergs Mauern der Bestand seiner Kirche gewissermaßen die feierliche Sanction erhielt; so am 6. Mai 1012 bei der Einweihung der Kathedrale; besonders aber im April 1020, als Papst Benedict VIII. im Beisein des Kaisers unter Entfaltung der höchsten Pracht die St. Stephanskirche weihte, worauf dann im folgenden Jahre dieser Papst durch eine Bulle das Bisthum wiederholt in seinen besonderen Schutz nahm; endlich auch bei Gelegenheit der Einweihung des St. Michaelsklosters am 2. Novbr. 1021. Und trotz der eigenthümlichen Lage, in die Bamberg durch seine unmittelbare Stellung unter den römischen Stuhl zu dem Mainzer Metropoliten gerieth, dessen Rechte indeß keineswegs ganz befestigt waren, behauptete E. doch auch nach dieser Richtung hin ein gutes Einvernehmen; ja wir finden ihn sogar anwesend auf jenen zwei Provinzialsynoden zu Seligenstadt 1023 und zu Höchst 1024, wo unter dem Vorsitze Aribo’s von Mainz auf eine Einschränkung der päpstlichen Gewalt hinzielende Beschlüsse gefaßt wurden. – Der Tod Kaiser Heinrichs II. scheint dann allerdings Gefahren für Bamberg herbeigeführt zu haben. Wol suchte E. durch eifrige Unterstützung der Wahl Konrads II. die königliche Gunst auch fernerhin seinem Bisthum zu erhalten. Allein Bischof Bruno von Augsburg, der Bruder Heinrichs II. (s. d. A.), soll aus Mißgunst über die glückliche Schöpfung des Bruders und im Einverständniß mit Konrads Gemahlin, Gisela, die Zerstörung des Bisthums geplant haben und zuletzt nur durch die eindringlichen Ermahnungen Eberhards, sowie durch ein Traumgesicht davon abgehalten worden sein. Verdient auch diese in einigen Quellen sich findende Erzählung kaum Glauben, so scheint eben doch der Fortbestand des Bisthums einen Augenblick bedroht gewesen zu sein; den gerade damals, 1024, erfolgenden Uebergang des italienischen Erzkanzleramtes auf Aribo von Mainz darf man wol als ein von E. dargebrachtes Opfer ansehen. Indessen auch diese Gefahr ward glücklich überwunden; und als am 21. April 1034 Konrad II. dem Besitzstande Bambergs die weitestgehende Bestätigung zu Theil werden ließ, konnte das Bisthum für vollkommen gesichert gelten. Erwähnung verdient endlich noch die Anwesenheit Eberhards auf dem großen Nationalconcil zu Frankfurt a/M. im September 1027, wo unter dem Vorsitz des Kaisers in dem Gandersheimer Streite Beschluß gefaßt wurde; und was die innere Regierungsthätigkeit Eberhards anlangt, die durch ihn vollführte Gründung eines Hospitals für Arme und Pilgrime zu Bamberg. Endlich wurde ihm am Abend seines Lebens noch die Genugthuung zu Theil, daß auch Heinrich III. am 10. Juli 1039 die Immunität für die Besitzungen der Bamberger Kirche bestätigte und zwar diesmal mit unbedingtem Ausschluß der gräflichen Gerichtsbarkeit. Ein Jahr später, am 13. August 1040, beschloß E. seine Tage nach einer 33jährigen für Bamberg segens- und folgenreichen, weil grundlegenden Regierung. In seiner Kathedrale an der Seite seines kaiserlichen Wohlthäters fand er die letzte Ruhestätte.

    Begraben:
    Dom


  13. 36.  von Altdorf, Heinrich Graphische Anzeige der Nachkommen (13.Ita3, 5.Konrad2, 1.Udo1) wurde geboren um 0980; gestorben um 1000 in Lana [39011],Trentino-Südtirol,Italien.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Weingarten [88250],Ravensburg,Baden-Württemberg,Deutschland; Graf von Altdorf

    Notizen:

    Heinrich Graf von Altdorf
    um 980-15.8. um 1000 bei Lana/Tirol
    Ältester Sohn des Grafen Rudolf II. von Altdorf aus dem Hause der WELFEN und der Ita von Schwaben, Tochter von Herzog Konrad I.

    Glocker Winfrid: Seite 350, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VIII, 178 HEINRICH, Graf von Altdorf
    * ..., + c 1000 am IX 15.
    Vgl. Sepp, Stammbaum Tab. I (N. 36)

    Thiele, Andreas: Tafel 29, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

    HEINRICH + um 1000 jung bei Jagdunfall

    Heine Alexander (Hg.): Seite 39,40, "Geschichte der Welfen."
    4. Kapitel Genealogie der Welfen

    Rudolf zeugte mit seiner Gemahlin Heinrich, welcher bei Lana auf der Jagd von einem Stein zerschmettert wurde, und Welf, den ersten dieses Namens.

    6. Kapitel Geschichte der Welfen
    Der genannte Rudolf erzeugte mit Ita zwei Söhne, Heinrich und Welf, und eine Tochter Richgarda.
    7. Kapitel Geschichte der Welfen
    Dies ist jener Heinrich, welcher in seiner Jugend bei dem Dorfe Lana im Vintschgau auf der Jagd, von einem Stein getroffen, den Tod fand.

    Ekkehard IV.: Seite 54, "St. Galler Klostergeschichten." Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band X

    21. Der König aber überließ jene verhaßte Burg - Ursache so großen Übels - dem heiligen Otmar zur Zerstörung. Und in jenem Jahr, solange er lebte, schickte er, wie ein Sohn jener Mörder [54 Warin und Ruthard], für den gleichsam eigenhändigen Frevel gegen Otmar einen persönlichen Kopfzins in Wachs an sein Grab. Dies tat nun später auch Rudolf, der Vater des Grafen Welfhard, da er ja von derselben Sippschaft war, in einem Zins von Stahl aus dem Bergwerk bei Füssen. Aber auch seine Söhne Welfhard und Heinrich taten während einigen Jahren desgleichen, bis Heinrich, gegen den Willen seines Bruders, die Abgabe unterließ, aus Scham, er möchte als zinspflichtiger Mann erscheinen. Es geschah aber, daß am Vortag von St. Otmar beide Be Brüder einen Steinbock jagten; dabei gerieten sie auf die Spitze eines ganz schmalen Felsens, und wie sie sich erschöpft niedergelassen hatten, löste sich plötzlich der Stein, worauf Heinrich saß, und der befähigte Jüngling stürzte - o Schmerz! - zutiefst ins Tal und kam um sein Leben [55 Sein Tod fällt noch vor das Jahr 1000. ]. Kaum vermochte die beraubte Mutter bei Sinnen zu bleiben. Nun wollen wir schreiben, was wir selbst erlebt haben. Noch war die Trauerzeit nicht beendet, als die Mutter mit dem einzigen Sohn und der einzigen Tochter zu Füßen des Heiligen kam mit Geschenken und dem schuldig gebliebenen Stahl; was durch Verweigerung des Zinses gesündigt worden war, dafür taten die drei [56 Gräfin Ita mit ihren Kindern Welf und Richardis.] Buße für sich und den Toten.

    Schneidmüller Bernd: Seite 119, "Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung."

    Das wurde dem Chronisten zum Anlaß für die Erwähnung einer vergleichbaren Zinszahlung des WELFEN Rudolf. Auch er war - wie der KONRADINER - Nachfahre der Otmar-Verfolger Warin und Ruthard: "Und in jdem Jahr, solange er [König KONRAD] lebte, schickte er - wie ein Sohn jener Mörder - für den gleichsam eigenhändigen Frevel gegen Otmar einen persönlichen Kopfzins in Wachs an sein Grab. Dies tat nun später auch Rudolf, der Vater des Grafen Welfhard, da er von derselben Sippschaft war, in einem Zins von Stahl aus dem Bergwerk von Füssen. Aber auch seine Söhne Welfhard und Heinrich taten während einiger Jahre desgleichen, bis Heinrich gegen den Willen seines Bruders die Abgabe unterließ, aus Scham, er möchte als zinspflichtiger Mann erscheinen. Es geschah aber, daß er am Vortag von St. Otmar beide Brüder einen Steinbock jagten. Dabei gerieten sie auf die Spitze eines ganz schmalen Felsens. Wie sie sich erschöpft niedergelassen hatten, löste sich plötzlich der Stein, worauf Heinrich saß, und der befähigte Jüngling stürzte - o Schmerz! - zutiefst ins Tal und kam ums Leben. Kaum vermochte die beraubte Mutter bei Sinnen zu bleiben. Nun wollen wir schreiben, was wir selbst erlebt haben. Noch war die Trauerzeit nicht beendet, als die Mutter mit dem einzigen Sohn und der einzigen Tochter zu Füßen des Heiligen kam und mit Geschenken und dem schuldig gebliebenen Stahl. Was durch Verweigerung des Zinses gesündigt worden war, dafür taten die drei Buße für sich und den Toten." Aus der welfischen Überlieferung wissen wir, daß der tödliche Unfall bei Lana (nahe Meran) stattfand. Ekehards Augenzeugenbericht gilt als die früheste Meldung über die Abfolge zweier süddeutscher WELFEN-Generationen. Doch die Geschichte vom Jagdunfall überliefert mehr, nämlich die Orientierung welfischen Stiftungshandelns am königlichen Verhalten KONRADS I., die gleiche Herkunft (prosapia) von KONRADINERN und WELFEN, Bezüge zum Kloster St. Gallen, endlich einen frühen welfischen Besitzhorizont nördlich und südlich des Alpenkamms in Füssen und in S-Tirol.

    Hlawitschka Eduard: Seite 59,100, "Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“

    Wie im Kapitel II. ausführlicher zu behandeln ist, wurden ja "Kuno von Öhningen" und seine Angehörigen - unter ihnen "Kunos" Tochter Ita und ihr Gemahl Rudolf und beider Kinder Heinrich und Welf(hard) - zu nicht ganz sicher bestimmbare Zeit vor 999 (wohl ca. 980) in das Reichenauer Gedenkbuch eingetragen und sind dazu anderweitig historisch gesichert; ja durch die Historia Welforum c. 6/7, ed. E. König Seite 12, und durch Ekkehard von St. Gallen, Casus S. Galli c. 21, ed. H.F. Haefelle Seite 54, wird uns überliefert, daß der eben genannte Welf(hard) und sein Bruder Heinrich - wie ihr Vater Rudolf - als Erwachsene einen Eisenzins an das Kloster St. Gallen entrichteten, daß dann aber Heinrich diese Zahlung einstellte und dafür - als Strafe Gottes - bei einer Jagd in Lana/Südtirol tödlich verunglückte, was um das Jahr 1000, wenn nicht sogar schon vorher (im letzteren Sinne H.F. Haefele Seite 54 Anmerkung 55 in Verbindung mit Seite 6) geschehen ist.
    In diesem Reichenauer Eintrag hat Schmid zuznächst - in der Mitte der auf zwei Kolumnen verteilten Namen - den starken WELFEN-Block erkannt: Ita ... Richlint, Ruodolf, Vuelf, Heinrich. Diese Namen sind - wenn man Personenidentifizierungen in Erwägung zieht - unmittelbar mit dem durch die WELFEN-Quellen bekannten WELFEN Rudolf, mit seiner Frau Ita und den Kindern dieser beiden - nämlich der Tochter Richlint und den Söhnen Welf(hard) und Heinrich - gleichzusetzen.

    Literatur:
    Ay, Karl-Ludwig/Maier, Lorenz/Jahn Joachim: Die Welfen. Landesgeschichtliche Aspekte ihrer Herrschaft. Universitätsverlag Konstanz GmbH 1998 Seite 43,54 - Ekkehard IV.: St. Galler Klostergeschichten. Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band X Seite 54 -
    Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 350 - Heine Alexander (Hg.): Geschichte der Welfen. Phaidon Verlag GmbH Essen Seite 39,40 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 59,100,169 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 30, 119,122 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 -

    Gestorben:
    bei Lana/Tirol


  14. 37.  von Altdorf, Richlinde Graphische Anzeige der Nachkommen (13.Ita3, 5.Konrad2, 1.Udo1) wurde geboren um 0980; gestorben am 12 Jun 1045 in Persenbeug [3680],Niederösterreich,Österreich; wurde beigesetzt in Ebersberg [85560],Ebersberg,Bayern,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Ebersberg [85560],Ebersberg,Bayern,Deutschland; Gräfin von Ebersberg

    Notizen:

    Richlind von Altdorf Gräfin von Ebersberg
    um 980 † 12.6.1045 Burg Persenbeug
    Begraben: Ebersberg

    Einzige Tochter des Grafen Rudolf II. von Altdorf aus dem Hause der WELFEN und der Ita von Schwaben, Tochter von Herzog Konrad

    Glocker Winfrid: Seite 350, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VIII, 180 RICHLINDE * ..., † 1045 VI 12
    oo AADALBERO, Graf von Ebersberg † 1045 III 27.

    Vgl. Sepp, Stammbaum Tab. I (N. 38)

    Thiele, Andreas: Tafel 29, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

    RICHARDIS † 1045
    oo ADALBERO II. GRAF VON EBERSBERG UND AN DER SEMPT

    Schwennicke Detlev: Tafel 17, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    RICHLIND
    † Burg Persenbeug 12.VI.1045 Begraben: Ebersberg
    oo ADALBERT Graf von Ebersberg (SIGHARDINGER) † 27.III.1045

    Heine Alexander (Hg.): Seite 25,40, "Geschichte der Welfen"
    6. Kapitel Genealogie der Welfen


    Mit derselben Ita erzeugte Rudolf auch Richarda, welche das Kloster Ebersberg gründete, da sie von einem der reichsten Grafen Baierns seine Söhne empfing: Sie stiftete auch Geisenfeld und Kühbach; zu Ebersberg aber liegt sie begraben.

    7. Kapitel Geschichte der Welfen

    Richgarda nahm einer der mächtigeren Grafen Baierns [Graf Adalbero II. von Ebersberg] zur Gemahlin; weil der aber keinen Erben von ihr hatte, gründete er von seinen Gütern drei Abteien, prächtige, wie man sieht. Diese sind: Ebersberg, Kühbach und Geisenfeld [Nur Kühbach wurde von Adalbero gegründet. Ebersberg hat er nur neu aufgebaut. Geisenfeld wurde von seinem Bruder Eberhard gegründet.]. Überdies schenkte er noch Welf, dem Bruder seiner Gemahlin, die Güter Utting und Sielenbach mit allem Dazugehörigen. Richgarda selbst liegt zu Ebersberg begraben.

    Ekkehard IV.: Seite 54, "St. Galler Klostergeschichten." Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band X

    21. Der König aber überließ jene verhaßte Burg - Ursache so großen Übels - dem heiligen Otmar zur Zerstörung. Und in jenem Jahr, solange er lebte, schickte er, wie ein Sohn jener Mörder [54 Warin und Ruthard], für den gleichsam eigenhändigen Frevel gegen Otmar einen persönlichen Kopfzins in Wachs an sein Grab. Dies tat nun später auch Rudolf, der Vater des Grafen Welfhard, da er ja von derselben Sippschaft war, in einem Zins von Stahl aus dem Bergwerk bei Füssen. Aber auch seine Söhne Welfhard und Heinrich taten während einigen Jahren desgleichen, bis Heinrich, gegen den Willen seines Bruders, die Abgabe unterließ, aus Scham, er möchte als zinspflichtiger Mann erscheinen. Es geschah aber, daß am Vortag von St. Otmar beide Brüder einen Steinbock jagten; dabei gerieten sie auf die Spitze eines ganz schmalen Felsens, und wie sie sich erschöpft niedergelassen hatten, löste sich plötzlich der Stein, worauf Heinrich saß, und der befähigte Jüngling stürzte - o Schmerz! - zutiefst ins Tal und kam um sein Leben [55 Sein Tod fällt noch vor das Jahr 1000. ]. Kaum vermochte die beraubte Mutter bei Sinnen zu bleiben. Nun wollen wir schreiben, was wir selbst erlebt haben. Noch war die Trauerzeit nicht beendet, als die Mutter mit dem einzigen Sohn und der einzigen Tochter zu Füßen des Heiligen kam mit Geschenken und dem schuldig gebliebenen Stahl; was durch Verweigerung des Zinses gesündigt worden war, dafür taten die drei [56 Gräfin Ita mit ihren Kindern Welf und Richardis.] Buße für sich und den Toten.

    Störmer Wilhelm: Band I Seite 530,539, "Bayern und der bayerische Herzog im 11. Jahrhundert", in: Die Salier und das Reich

    Imizas Schwägerin, Welfs Schwester Richlind, war die Gemahlin des letzten EBERSBERGER Grafen Adalbero II., mit dem das vielleicht mächtigste bayerische Adelsgeschlecht jener Zeit 1045 ausstarb.
    Der Besitz dieses mächtigen Geschlechtes, zu dem offensichtlich eine Reihe beachtlicher Reichslehen gehörte, konnte beim Tode des letzten EBERSBERGERS Adalbero 1045 zu einem Testfall für die Entscheidungsmöglichkeiten des Königs in Bayern werden. Nach Aussage der Ebersberger Chronik starb Adalbero II. von Ebersberg in seiner Burg Persenbeug an der Donau; vor seinem Tode hatte er gemeinsam mit seiner Frau die Grafschaft Persenbeug dem hl. Sebastian, das heißt dem Kloster Ebersberg gestiftet. Der übrige Besitz fiel offensichtlich an seine Gemahlin Richlind, ein WELFIN, die weitergehende Pläne zu realisieren versuchte. Nicht alle Familienmitglieder waren damit einverstanden; Markgraf Ulrich von Krain, ein Enkel von Adalberos Schwester Willibirg, widersetzte sich laut Ebersberger Chronik der Entscheidung Richlinds, Kaiser HEINRICH III. auf die Burg Persenbeug zu rufen, da sie, Richlind, beneficia comitatumque Adalperonis (Ebersberg oder Persenbeug oder beide?) an den dux Welfhard (Welf III., Herzog von Kärnten), den Sohn ihres Bruders Welf II., übertragen wollte. Wir gehen wohl nicht fehl, wenn wir annehmen, daß Ulrich von Krain sowohl gegen die erhebliche Stärkung der WELFEN zuungunsten der EBERSBERGER Nachkommen in weiblicher Linie als auch gegen die Einmischung des Kaisers in dieser Erbsache war. In der Sicht des Schreibers (Abt Williran von Ebersberg) zeigten sich die bösen Folgen unmittelbar: als der Kaiser in diese Besitzübertragung an den WELFEN einwilligte und ihm mit dem Stab des Ebersberger Abtes die Lehen übertrug, stürzte der Söller ein, auf dem die feierliche Besitzübertragung stattfand. Der Kaiser und Welf kamen zwar mit dem Leben davon, doch Richlind, Abt Altmann von Ebersberg und Bischof Bruno von Würzburg, ein SALIER, kamen ums Leben.

    Schneidmüller Bernd: Seite 123,124, "Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung."

    Welfs Schwester Richlind (in der Hausüberlieferung: Richgard/Richarda) hatte Graf Adalbero II. von Ebersberg geheiratet, einen der mächtigsten bayerischen Großen jener Zeit.
    1045 war der Eberberger Graf Adalbero II. söhnelos gestorben. Seine welfische Gattin Richlind suchte ihren Neffen Welf III. als Haupterben einzusetzen. Widerstand ging vom Markgrafen Ulrich von Krain aus, einem Enkel von Adalberos II. Schwester. Also benötigte Richlind Zustimmung und Unterstützung König HEINRICHS III. Über die Gestaltungsspielräume von Witwe und König unterrichtet neben den Niederaltaicher Annalen die interessierte Klosterchronik aus St. Sebastian/Ebersberg. In Persenbeug an der Donau (zwischen Linz und Krems) fanden im Mai 1045 die Verhandlungen zwischen Gräfin und König statt. Hier schlug das antiwelfische Schicksal zu. Der König hatte der Erberegelung bereits zugestimmt und die Lehen samt der Grafschaft Adalberos mit dem Stab des Ebersberger Abtes Altmann an Welf übertragen. Da löste sich am Speisezimmer eine tragende Holzsäule. Die ganze Gesellschaft stürzte in ein darunter befindliches Badezimmer. Der König lag mit leichter Verwundung zuunterst. Dagegen wurden Bischof Bruno von Würzburg, Gräfin Richlind und Abt Altmann schwer getroffen. Mit zerschmetterten Gliedern brachte man sie zwar noch aus den Trümmern, aber wenige Tage später erlagen die drei ihren Verletzungen. Der weitere welfische Ausgriff auf eine der bedeutendsten bayerischen Grafschaften wurde durch dieses Unglück verhindert.

    Weinfurter, Stefan: Seite 107, "Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten"

    Als Welfs II. Schwester Richlind mit dem Grafen Adalbero II. von Ebersberg verheiratet wurde, schlossen sich zwei führende Familien Bayerns zusammen.

    Keller Hagen: Seite 155,160, "Kloster Einsiedeln im ottonischen Schwaben."

    DAS "JAHRZEITBUCH" DES LIBER HEREMI

    Mein Vorgehen beim Vergleich mit anderen Nekrologien sei an einigen Beispielen erläutert. Eine Rihkart wurde zum 23.IV. im 11. Jh. in das Salzburger Nekrolog geschrieben. Ich habe sie mit Richgard von Ebersberg identifiziert, da zum 12.III. auch ihr Gemahl Ulrich (mit dem Titel comes) aufgeführt ist. Ähnlich wird eine Rihlint des Benediktbeurer Totenbuchs durch ihren Gemahl Adalbero als Richlind (Richenza) von Ebersberg ausgewiesen; hier kommt erleichternd hinzu, daß Rihlint und Adalbero zu den wenigen Namen der alten Schicht gehören.

    Junius
    12. VI. D. Richenza coniux comitis Adelberonis de Bavaria [58 Richlind/Richenza († 1045), Gemahlin Adalberos von Ebersberg, Schwester Welfs II. JB III (Ulrich, Adalbero), X. Ebersberg, Benediktbeuren, Freising: 12. VI. Seeon: 8. VI.]

    Klaar, Karl-Engelhard: Seite 37,54,98, "Die Herrschaft der Eppensteiner in Kärnten"

    Nr. 43 [ca. 1040]
    Marhwart de Viehtpah fungiert als 1. bzw. 3. Zeuge in zwei Schenkungen des Grafen Adalbero und seiner Gattin Richlind an das von
    ihnen begründete Kloster Ebersberg.

    D: Trad. Ebersbg. nm. 36 (a) und 37 (b).
    Datierung in die Gründungszeit von Kloster Ebersberg nach Hundt. Zum inneren Zusammenhange der ebersbergischen Klostergründungen
    (Kühbach, Geisenfeld, Ebersberg) vgl. Appe1t, Göß, 13 ff. - Der Bezug des Zeugen auf den Sohn Herzog Adalberos von Kärnten wird
    nahegelegt vom Beinamen (vgl. Nrn. 2, 83) und den allgemein engen eppensteinisch-ebersbergischen Familienbeziehungen; der Schenker
    war demnach ein Onkel 2. Grades des Zeugen. Einer der weiteren Zeugen, Magonus de Frichindorf, erscheint auch in Nr. 41 a. - Vgl.
    Tyro11er, Genealogie, 67 f. nr. 23 und 11 f. nr. 10, sowie Riedler, Oberviehbach, 307, und unten 97.


    Nr. 71 [ca. 1085-1090]

    quidam nobilis prosapie Herrant nomine gibt der Brixener Domkirche unter Bischof Altwin auf dessen Bitte talia bona, qualia domnus
    Heinricus frater ducis Liutoldi loco Tulis monte et in convallibus, agris et pascuis, cultis et incultis, quesitis et inquirendis, mancipiis
    omnibusque pertinentiis, Bauzano autem vineis aliisque pluribus locis potenter habuit et possedit prefatoque Herrando potenter delegavit
    ac contradidit. Dies wird bezeugt durch Rotperto, Ottone, item Ottone, Dietmaro, Theoderico, Odalscalcho, Heimone, Altone,
    Aribone, Scuribrando, Snelhardone.
    D: Trad. Brixen nr. 364. - R: MdC 3 nr. 468, UB. Tirol 1/I nr. 108, Reg. Görz 1 nr. 147.
    Tulis: Tüls b. Brixen/Tirol; Bauzan: Bozen/Tirol. - Die vorliegende Traditionsnotiz gehört zeitlich und sachlich zu einigen weiteren
    Besitzübereignungen an Brixen aus eppensteinischen Händen: Nrn. 63 a-c, 72, wo Herrant und die beiden Otto gleichfalls erscheinen. -
    Der Besitz in der Bozener Gegend könnte auf frühere EBERSBERGER Mitgift zurückgehen; vgl. Trad. Ebersbg. nr. 35 = UB. Tirol 1/I nr.
    60 (vor 1045 März 27; Adalbero von Ebersberg testiert seiner Gemahlin Richlind verschiedene genannte Güter, worunter solche in
    Pozana.) Der Name des als Salmann auftretenden Edlen Herrant erscheint auch sonst wiederholt in der Umgebung der EPPENSTEINER;
    siehe Nr. 76. - Vgl. unten 113.

    Die dortige politische Entwicklung sei hier kurz skizziert. - Das Herzogtum wurde erst 1047 von HEINRICH III. wieder ausgetan, und zwar an Welf (III.), comitem Suevigenam, Welf dudum comitis filium [7 Herim. Aug. chron. ad a. 1047, ed. Pertz, 127, ed. Buchner, 684. Quellenübersicht: MdC 3 nr. 268. - Zur Herkunftsbezeichnung siehe F1eckenstein, Welfen, bes. 74 f. Er war der erste WELFE, dem es gelang, eines der deutschen Herzogtümer zu erwerben.], welcher ein Neffe der Richlind in Nr. 43 war und nach deren und ihres Gatten Tode das Kloster Ebersberg beschenkte [8 Tyro1ler, Genealogie, 68 nr. 23. - Trad. Ebersbg. in II. 47-48. ]. Die Gründer von Ebersberg haben Herzog Welf sicher näher gestanden als die Söhne Herzog Adalberos, denen er über jene gleichfalls - entfernter - verwandt war. Zwar verlautet nichts davon, daß HEINRICH III. „voll Mißtrauen" davon abgesehen habe, dem Markwart das Herzogtum zu geben [9 So Jaksch, Kärnten 1, 187.], doch dürfte er hinsichtlich der Ansprüche Markwarts auf die Stellung, die einst der SALIER Herzog Otto in Kärnten aufgebaut hatte, mittlerweile anderen Sinnes geworden sein, als sein Handeln bei Adalberos Absetzung im Jahre 1035 hatte erkennen lassen [10 Nr. 38/II. Zu Herzog Otto vgl. oben 84 u. unten 127 f.]. Von Welfs Tätigkeit als Herzog zeugt eine Gerichtsurkunde aus Vicenza [11MdC 3 nr. 303, 1050 Mai 26. Siehe weiterhin ebd, nr. 311. ], aber nahm er an dem Ungarn-Feldzug des Jahres 1051 führenden Anteil. Vier Jahre später beteiligte er sich an maßgebender Stelle am Versuch des abgesetzten Baiern-Herzogs Konrad, die Krone zu erlangen [12 MdC 3 nr. 312.], und, dies bereuend, wie es heißt, starb er noch 1055 [13 MdC 3 nr. 313.].
    Unterdessen hatte die Kärntner Mark seit Herzog Adalberos Absetzung Arnold inne [14 Nr. 38/II; siehe auch schon oben 88. - Zum folgenden Pirchegger, Steiermark 1, 131 ff., Einzelbelege bei Trotter, Lambach, oder Joerg, Hl. Adalbero. 241 ff.], die Personalunion mit Kärnten war also gelöst. Ihm folgte noch zu seinen Lebzeiten sein Sohn Gottfried, Ungarnsieger von 1042, im Amte. Dieser erlag im Jahre 1050 persönlichen Gegnern [15 Ann. Altah. maior. ad a. 1050, ed. Oefe1e, 45: Tum marchio Gotefridus ab iniquis circumventus, innocens misere occiditur; demnach kann es sich nicht etwa um Ungarn gehandelt haben.], doch sprechen gegen die Erwägung, er könnte ein Opfer eppensteinischer Rache geworden sein [16 Pirchegger, Steiermark 1, 134.], die weiteren Beziehungen der letzteren Familie zu HEINRICH III. Damit erlosch die Familie der LAMBACHER Grafen (bis auf den hl. Bischof Adalbero von Würzburg). Die Mark erhielt Otakar, aus traungauischer Grafen-Familie [17 Zuerst belegt 1056: D H III. nr. 367. Ob Markgraf Arnold das Jahr 1050 noch längere Zeit überlebt hat, wie Pirchegger als selbstverständlich annimmt, ist fraglich; vgl. Joerg, Hl. Adalbero, 244.]; er war mit einer Willibirg, sehr wahrscheinlich Tochter Herzog Adalberos (Nr. 21d), vermählt.

    oo Adalbero II. Graf von Ebersberg x um 980 † 27.3.1045

    Quellen:
    Ekkehard IV.: St. Galler Klostergeschichten. Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band X Seite 54 - Heine Alexander (Hg.): Geschichte der Welfen. Phaidon Verlag GmbH Essen Seite 25,40 -


    Literatur:
    Ay, Karl-Ludwig/Maier, Lorenz/Jahn Joachim: Die Welfen. Landesgeschichtliche Aspekte ihrer Herrschaft. Universitätsverlag Konstanz GmbH 1998 Seite 13,76,95 - DIE SALIER UND DAS REICH. Gesellschaftlicher und ideengeschichtlicher Wandel im Reich der Salier. (Hg.) Stefan Weinfurter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1991 Band I Seite 530,539 - Faußner, Hans Constantin: Zur Frühzeit der Babenberger in Bayern und Herkunft der Wittelsbacher, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990 Seite 20-21,71,74 - Flohrschütz Günther: Der Adel des ebersbergischen Raumes im Hochmittelalter. C.H. Beck'sche Verlagsbuchhhandlung München 1989 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 350 - Hlawitschka, Eduard: Konradiner-Genealogie, unstatthafte Verwandtenehen und spätottonisch-frühsalische Thronbesetzungspraxis. Ein Rückblick auf 25 Jahre Forschungsdisput. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2003 Seite 1,30,36,84,189,196 - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987 Seite 100,109,169 - Keller Hagen: Kloster Einsiedeln im ottonischen Schwaben. Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1964 Seite 67,124,155,160 - Klaar, Karl-Engelhard: Die Herrschaft der Eppensteiner in Kärnten, Verlag des Geschichtsvereines für Kärnten Klagenfurt 1966 Seite 37,54,98 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 30,119,123,124,129 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 17 - Steindorff, Ernst: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich III. 1. und 2. Band, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963 - Störmer Wilhelm: Bayern und der bayerische Herzog im 11. Jahrhundert, in: Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I, Seite 530,539 - Störmer, Wilhelm: Die Welfen in der Reichspolitik des 11. Jahrhunderts. in: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 104, 1996, Seite 252-265 - Störmer, Wilhelm: Die süddeutschen Welfen unter besonderer Berücksichtigung ihrer Herrschaftspolitik. in: Ay, Karl-Ludwig/Maier, Lorenz/Jahn Joachim: Die Welfen. Landesgeschichtliche Aspekte ihrer Herrschaft. Universitätsverlag Konstanz GmbH 1998 Seite 76,95 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 29 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 107 - Weller Tobias: Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert. Rheinisches Archiv. Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2004 Seite 228-229,312 - Wolf Armin: Zur Königswahl Heinrichs II. im Jahre 1002. Verwandtschaftliche Bedingungen des Königswahlrechts. in: Genealogisches Jahrbuch Band 42 Verlag Degener & Co. Neustadt a. d. Aisch 2002, Seite 47,54 -

    Gestorben:
    Burg Persenbeug

    Familie/Ehepartner: von Ebersberg, Adalbero II.. Adalbero (Sohn von von Ebersberg, Ulrich I. und von Viehbach, Richgardis) wurde geboren um 0980; gestorben am 27 Mrz 1045 in Persenbeug [3680],Niederösterreich,Österreich. [Familienblatt] [Familientafel]


  15. 38.  von Walbeck, Heinrich Graphische Anzeige der Nachkommen (20.Cunigunde3, 6.Judith2, 1.Udo1) wurde geboren in 973; gestorben in 1002.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Walbeck [39356],Börde,Sachsen-Anhalt,Deutschland; Graf von Walbeck

    Notizen:

    Heinrich
    Graf von Walbeck
    973-25.11.1002/nach 1014
    Ältester Sohn des Grafen Siegfried von Walbeck und der Kunigunde von Stade, Tochter von Graf Heinrich I. der Kahle

    Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 7, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    IX. 34. HEINRICH, Graf von Walbeck
    * ..., + nach 1014
    Anmerkungen: Seite 130
    IX. 34. Heinrich
    Thietmar 4, 26; zuletzt 1014 ib. 7,6, siehe Hirsch 1, 324

    Thiele Andreas: Tafel 219, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte", Band I, Teilband 1 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser I

    HEINRICH + 1002 gefallen
    Gegner des Onkels

    Schölkopf, Ruth: "Die sächsischen Grafen 919-1024"

    Heinrich übernahm den Magdeburger Annalen zufolge die Grafschaft seines Vaters, die vermutlich im Nordthüringgau lag. 998 unterstützte er zusammen mit seinem Bruder Friedrich den Vetter Werner bei der Entführung Liutgards von Meißen aus dem Stift in Quedlinburg nach Walbeck. 1004 beteiligte er sich am Feldzug HEINRICHS II. nach Böhmen. Am zweiten abenteuerlichen Unternehmen seines Vetters Werner nahm er nicht teil, denn er wurde 1014 beauftragt, das Strafverfahren gegen Werner einzuleiten, der sich auf dem Reichstag zu Allstedt verantworten sollte. Auf Bitten seines Bruders Thietmar und mit Einwilligung seines Bruders Friedrich vermachte er sein Gut zu Thundersleben der Merseburger Kirche.

    Thietmar von Merseburg: Seite 156,258,360, "Chronik"

    998
    Nun fand in Derenburg [998] ein Landtag der Äbtissin Mathilde [von Quedlinburg. 997 während OTTOS III. Romzug Regentin (matricia). E.E. Stengel, Die Grabschrift der ersten Äbtissin von Quedlinburg. Dt. Archiv 3 (1939).] mit allen Großen statt. Währenddessen erstieg Werner mit meinen Brüdern Heinrich, Friedrich [Heinrich, Graf von Walbeck; Friedrich, später Burggraf von Magdeburg] und anderen trefflichen Rittern die Burg - ich glaube, nicht auf Rat seines Vaters, sondern aus Liebe zu dem Mädchen und aus Furcht vor offenkundigem Schimpf -, entführte seine Braut trotz ihres Widerstrebens und Klagens gewaltsam und erreichte mit den Seinen froh und wohlbehalten Walbeck.
    1004
    Mein Bruder, Graf Heinrich, dessen Vasall er war, mußte die Leiche Hemuzos mit Geld lösen und brachte ihn heim.
    1014
    Zur Durchführung dieses Beschlusses wurde gleich mein Bruder, Graf Heinrich, abgesandt und die Aufforderung erlassen, man solle sich zu Allstedt zur öffentlichen Verhandlung einfinden. Er war schon unterwegs, als die Grafen zurückkehrten und dem Caesar das Geschehene meldeten.

    Hirsch, Siegfried: Band 1 Seite 294,324, "Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II."

    1004
    Später, aber noch während Thietmars Regierung, verlieh Graf Heinrich, dessen Bruder, mit Bestimmung des anderen Bruders Friedrich (Burggrafen von Magdeburg) ein Gut Tundersleben der Kirche.
    Unter unsäglichen Schwierigkeiten, welche die Schlechtigkeit der Wege veranlaßte, gelangte man wahrscheinlich schon zu Ende des September vor Budissin (Bautzen) an. Die Stadt hatte polnische Besatzung und mußte belagert werden. Hemuza, ein tapferer Vasall des Grafen Heinrich von Walbeck, hatte die Feinde bis unter die Mauer verfolgt; da zerschmetterte ihm ein Mühlstein das durch den Helm verwahrte Haupt; die barbarischen Feinde zogen den Leichnam höhnend in die Stadt; aber der Lehnsherr des Gefallenen löste ihn aus und brachte ihn in die Heimat zurück [Das: Hemuko laic. et occius zum 24. April des Necrol. Luneb. (Wedekind, Noten III, 30) bezieht sich nicht auf ihn. - Ist jener Hemuzo derselbde, den wir 981 beim Erzbischof Athalbert finden (Thietm. III, 8)?].

    Literatur:
    Annalen von Magdeburg ad a. 968 - Annalista Saxo: Reichschronik Seite 38,51 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 3 Seite 7 - Hirsch, Siegfried: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II., Verlag von Duncker & Humblot Berlin 1864 Band 1 Seite 294,324 - Schölkopf, Ruth: Die sächsischen Grafen 919-1024, Göttingen 1957 Studien und Vorarbeiten zum Historischen Atlas Niedersachsens - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 219 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 156,258,292,360 -

    Gestorben:
    25.11.1002 ? nach 1014 ?


  16. 39.  von Walbeck, Friedrich Graphische Anzeige der Nachkommen (20.Cunigunde3, 6.Judith2, 1.Udo1) wurde geboren in 974; gestorben nach 1012.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Magdeburg [39104],Magdeburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland; Burggraf von Magdeburg
    • Titel/Amt/Status: Walbeck [39356],Börde,Sachsen-Anhalt,Deutschland; Graf von Walbeck

    Notizen:

    Friedrich
    Graf von Walbeck
    Burggraf von Magdeburg
    974- nach 1012
    2. Sohn des Grafen Siegfried von Walbeck und der Kunigunde von Stade, Tochter von Graf Heinrich I. der Kahle

    Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 7, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    IX. 33. FRIEDRICH, Burggraf von Magdeburg
    * ..., + nach 1012
    Gemahlin:
    TIETBERGA

    Anmerkungen: Seite 130
    IX. 33. Friedrich

    Ann. Saxo 998, S. S. 6, 643. Er muß nach Thietmar 1,7 noch 1012 gelebt haben.

    Gemahlin:
    Tietberga, Ann. Saxo 1049, S. S. 6, 688;
    sie war danach wiedervermählt mit einem hessischen Edlen, siehe Hirsch 1, 294.

    Thiele Andreas: Tafel 219, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte", Band I, Teilband 1 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser I

    FRIEDRICH + nach 1012

    Graf von Walbeck, Burggraf von Magdeburg
    Mitmörder Dedis I. von Merseburg, daher abgesetzt zusammen mit seinem Cousin

    Schölkopf, Ruth: "Die sächsischen Grafen 919-1024"

    Friedrich unterstützte seinen Vetter Werner bei dessen Unternehmungen und wurde wegen seiner Beteiligung an der Ermordung Dedis I. von Wettin mit dem Cousin abgesetzt.

    Hirsch, Siegfried: Band 1 Seite 294, "Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II."

    1004
    Später, aber noch während Thietmars Regierung, verlieh Graf Heinrich, dessen Bruder, mit Bestimmung des anderen Bruders Friedrich (Burggrafen von Magdeburg) ein Gut Tundersleben der Kirche.

    oo 1. Thietberga
    (2. oo hessischer Edler unbekannten Namens)

    Kinder:
    1. Ehe
    - Konrad Burggraf von Magdeburg
    2. Ehe
    - Meinfried Burggraf von Magdeburg - 1080

    Literatur:
    Annalen von Magdeburg ad a. 968 - Annalista Saxo: Reichschronik Seite 38,51,67 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 3 Seite 7 - Brüsch, Tania: Die Brunonen, ihre Grafschaften und die sächsische Geschichte. Herrschaftsbildung und Adelsbewußtsein im 11. Jahrhundert. Matthiesen Verlag Husum 2000 Seite 182 - Hirsch, Siegfried: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II., Verlag von Duncker & Humblot Berlin 1864 Band 1 Seite 294 - Schölkopf, Ruth: Die sächsischen Grafen 919-1024, Göttingen 1957 Studien und Vorarbeiten zum Historischen Atlas Niedersachsens - Thietmar von Merseburg: Chronik Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1992 Seite 18,156,158,292,298 -


  17. 40.  von Merseburg, Thietmarvon Merseburg, Thietmar Graphische Anzeige der Nachkommen (20.Cunigunde3, 6.Judith2, 1.Udo1) wurde geboren am 25 Jul 975 in Walbeck [39356],Börde,Sachsen-Anhalt,Deutschland; gestorben am 1 Dez 1018 in Merseburg [06217],Saalekreis,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Merseburg [06217],Saalekreis,Sachsen-Anhalt,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Chronist
    • Titel/Amt/Status: Walbeck [39356],Börde,Sachsen-Anhalt,Deutschland; Propst von Walbeck
    • Titel/Amt/Status: 1009-1018, Merseburg [06217],Saalekreis,Sachsen-Anhalt,Deutschland; Bischof von Merseburg

    Notizen:

    Thietmar von Walbeck
    Bischof von Merseburg (1009-1018)
    25.7.975 Walbeck a.d. Aller - 1.12.1018 Merseburg Begraben: Merseburg Dom
    3. Sohn des Grafen Siegfried von Walbeck und der Kunigunde von Stade, Tochter von Graf Heinrich I. der Kahle

    Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 694

    Thietmar, Bischof von Merseburg seit 1009 und Geschichtsschreiber
    * 25. Juli 975, + 1. Dezember 1018 Begraben: Merseburg

    [1] LEBEN

    Thietmar entstammte der Familie der Grafen von Walbeck als dritter Sohn Graf Siegfrieds (+ 991) und seiner Gemahlin Kunigunde. Er war verwandt mit STADER Grafen, den BILLUNGERN, den EKKEHARDINERN, verfügte aber auch außerhalb Sachsen über einflußreiche Verwandte wie die KONRADINER oder die Markgrafen von Schweinfurt. Das Wissen um seine Herkunft und hochadlige Verwandtschaft hat sich in Thietmars Chronik vielfach niedergeschlagen. Seine erste Erziehung erhielt Thietmar, der für die geistliche Laufbahn vorgesehen wurden bei seiner Großtante Emnild im ottonischen Familienstift Quedlinburg. Im Jahre 990 wurde er ins Magdeburger Domstift aufgenommen; aus diesem Anlaß stiftete sein Vater den Magdeburger Kanonikern ein zweitägiges convivium. Der Verbundenheit gegenüber Magdeburg gab er in seiner Chronik später vielfach Ausdruck, nicht zuletzt durch zahlreiche Memorien verstorbener confratres. Durch die Vermittlung des Magdeburger Erzbischof Tagino bei HEINRICH II. erreichte Thietmar 1009 die Promotion auf den Merseburger Bischofssitz, obgleich er kein Mitglied der königlichen Hofkapelle gewesen war. Thietmars Wirken als Bischof war geprägt von den Problemen um die Wiederherstellung des Bistums Merseburg, dem nach seiner Meinung weiterhin Besitzungen vorenthalten wurden, sowie von überaus häufigen Aufenthalten des Königshofes in Merseburg. Thietmar gehörte zu den Sachsen, die HEINRICH II. gegen Boleslaw Chrobry nachdrücklich unterstützten, von Vorbehalten wegen seines Bündnisses mit den Lutizen abgesehen.

    [2] WERK

    Thietmars Chronik stellt als historische Quelle wohl einen Glücksfall dar, ist als literarische Leistung aber alles andere als unumstritten. Geschrieben für die Nachfolger im Bischofsamt, bietet sie einmal eine detaillierte und parteiische Geschichte der Einrichtung, Aufhebung und Wiedererrichtung des Bistums Merseburg. In dieser Hinsicht ist sie pragmatische Geschichtsschreibung, die Argumente gegen zukünftige Angriffe auf Status und Besitz des Merseburgs bereitstellt. Zugleich ist sie aber auch Zeugnis für Thietmars Geschichtsauffassung, die das Geschehen um die Einrichtung und Aufhebung eines Bistums als Einwirken Gottes begreift, so etwa die Niederlage von Cotrone (982, Capo Colonne) und den Slavenaufstand (983) als Folgen der "Sünde" der Zerstörung des Bistums Merseburg (981). Für die Reichsgeschichte seit den 80-er Jahren des 10. Jh. liefert die Chronik wertvolle Informationen, für die Zeit HEINRICHS II. gewinnt sie geradezu den Charakter einer Leitüberlieferung. Trotz einer deutlichen Affinität namentlich zur Politik HEINRICHS II. bewahrt Thietmar sich genügend Unabhängigkeit, um auch andere Meinungen zu Wort kommen zu lassen. Dies ist nicht zuletzt dadurch begründet, dass seine Urteile seiner Amtsstellung, seiner adligen Herkunft und seinen religiösen Auffassungen verpflichtet sind. Kaum ein Geschichtsschreiber seiner Zeit läßt unmittelbaren Einblick in die Gedankenwelt und Mentalität eines hochadligen Klerikers zu als dieser sächsische Grafensohn, der nach eigener Aussage klein, unansehnlich und im Gesicht entstellt war. Zwar ist seine Religiösität geprägt von Angst vor Strafe und Verdammnis, vom Glauben an Vorzeichen, Visionen und Erscheinungen, doch ist auffällig, wie durchgehend er religiösen und kanonischen Verhaltensmustern Priorität zubilligt, auch und gerade wenn sie mit adligen oder politischen Vostellungshorizonten in Konflikt geraten. Immer wieder unterbricht er seinen Erzählfluß, um seine Verpflichtung zum Gedenken an verstorbene Verwandte, Freunde oder confratres auch in der Geschichtsschreibung zu erfüllen. Die Angst um sein Seelenheil ist allgegenwärtig und wird nur durch die Gewißheit gemildert, durch fromme Werke Sünden ausgleichen zu können, indem er anderen Gebetshilfe leistet. Zahlreiche exempla dieser Thematik lassen erkennen, wie Thietmar seine diesbezügliche Seelsorge betrieben haben wird. Erhalten hat sich der Codex, dem Thietmar seine Verpflichtungen zum Gebetsgedenken anvertraute. Zur Teigiturinitiale trug er wohl eigenhändig eine Gebetsbitte für sich ein: "Sacerdos Dei, reminiscere Thietmari fratris tui peccatoris et indigni". In das Necrolog dieses Codex ließ Thietmar auch mehrere 100 Namen einschreiben, die wohl HEINRICH II. aus Quedlinburg nach Merseburg transferieren ließ.

    Editionen:
    Die Chronik des Bf.s Th. v. M. und ihre Korveier Überarbeitung, hg. R. Holtzmann (MGH SRG NS 9, 1955) - Faks.-Ausg.: Die Dresdner Hs. der Chronik des Bf.s Th. v. M., hg. L. Schmidt, 1905 - Die Totenbücher v. Merseburg, Magdeburg und Lüneburg, hg. G. Althoff-J. Wollasch (MGH LM NS 2, 1983).

    Literatur:
    R. Holtzmann, Über die Chronik Th.s v. M., NA 50, 1935, 159-209 - H. Lippelt, Th. v. M. (Mitteldt. Forsch.en 772, 1973) - G. Althoff, Adels- und Kgs.familien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung (Münstersche MA-Schrr. 47, 1984) - E. Karpf, Von Widukinds Sachsengesch. bis zu Th.s Chronicon (Sett. cent. it. 32, Bd. 2, 1986), 547-580 - K. Görich, Otto III. Romanus Saxonicus et Italicus, 1993, 62-86 - H. Hoffmann, Mönchskg. und rex idiota. Studien zur Kirchenpolitik Heinrichs II. und Konrads II. (MGH Studien und Texte 8, 1993), 151-176 - Herrschaftsrepräsentation im otton. Sachsen, hg. G. Althoff-E. Schubert (VuF [im Dr.]) [Beitr. von G. Althoff, E.-D. Hehl].

    Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 7, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    IX. 35. THIETMAR, Propsst in Walbeck 1002, Bischof von Merseburg 1009
    * 975 25. VII., + 1018 1. XII.

    Anmerkungen: Seite 130
    IX. 35. Thietmar
    siehe F. Kurze, Einleit. z. s. Ausgabe Thietmars S. IX.

    Althoff Gerd: Seite 336, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    B 174 Lü:
    1.12. Tithmarus eps + 1018 Merseburg
    Me: 1.12. Thietmarius Merseburg(ensis) eps
    Me: 24.4. ordinatio Thietmaari praesulis

    Thietmar war als Angehöriger des WALBECKER Grafenhauses wie seine ebenfalls ins Lüneburger Necrolog eingetragenen Brüder Siegfried von Münster (B 171) und Brun von Verden (B 104) mit den BILLUNGERN verwandt; vgl. Schölkopf, Die sächsischen Grafen, S. 81; Lippelt, Thietmar von Merseburg, S. 48.
    Im Zusammenhang der Ostpolitik erwies sich Thietmar als entschiedener Anhänger HEINRICHS II. und als Gegner der sächsischen Opposition gegen die Polenkriege, der auch die BILLUNGER angehörten; s. oben S. 105 ff.
    Beide Einträge ins Merseburger Necrolog gehören nicht der Ergänzungsschicht an.
    Wellmer, Persönliches Memento, S. 61 ff. hat das gesamte Necrolog als ein Zeugnis des persönlichen Gedenkens des Merseburger Bischofs interpretiert. Diese Interpretation ist jedoch nur für die Einträge zu halten, die nicht zur Ergänzungsschicht gehören: s. dazu oben S. 228 ff.
    Zur Rolle Thietmars bei der Übertragung der ottonischen Gedenktradition von Quedlinburg nach Merseburg, s. oben S. 193.
    Zu Thietmars Werdegang und zu seiner historiographischen und politischen Bedeutung vgl. Lippelt, Thietmar von Merseburg, mit der älteren Literatur sowie neuerdings Goez, Gestalten des Hochmittelalters, S. 70 ff.

    Thiele Andreas: Tafel 219, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte", Band I, Teilband 1 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser I

    THIETMAR "VON MERSEBURG"
    * 975, + 1018

    1002 Probst von Walbeck, steht mit den Brüdern jahrelang gegen den Onkel, der ihnen das erbe vorenthält; 1009 Bischof von Merseburg, muß für das wiedererrichtete Bistum mit seinem Vermögen bürgen und steht besonders gegen die Erzbischöfe von Magdeburg und die Bischöfe von Naumburg, aus deren Bistümern Merseburg wieder herausgenommen wurde; wichtige Stütze Kaiser HEINRICHS II. in den Kriegen gegen Polen; bedeutender Gelehrter und berühmter und wichtigster Chronist der gesamten OTTONEN-Zeit, ist mit großer Detailfülle unersetzlich.

    Thietmar wurde in den Domstiften von Quedlinburg und Magdeburg erzogen und dort mit Brun von Querfurt bekannt. 1002 in Allstedt zum Priester geweiht, wurde er Probst zu Walbeck und erhielt am 20.4.1009 von König HEINRICH II. das 981 aufgegebene, 1004 wiederhergestellte Bistum Merseburg. Er mußte für das wieder errichtete Bistum mit seinem Vermögen bürgen und stand besonders gegen die Erzbischöfe von Magdeburg und Bischöfe von Naumburg, aus deren Bistümern Merseburg wieder herausgenommen wurde. Er war eine wichtige Stütze Kaiser HEINRICHS II. in den Kriegen gegen Polen. In seiner zwischen 1012 und 1018 verfaßten Chronik behandelte Thietmar die Zeit von HEINRICH I. bis 1018 vor allem auf Grund eigener Erlebnisse sowie der mündlichen Tradition, wobei ihm die weitreichenden Verbindungen seiner Familie nützten, und der schriftlichen Überlieferung. Thietmar, der die slawische Sprache verstand und als Haupt eines auch slawische Gebiete umfassenden Bistums vielfachen Kontakt mit Slawen hatte, schilderte mehrfach Bräuche und die Bekämpfung namentlich der Elbslawen durch deutsche Feudalherren. Die mit Stolz auf das sächsische Herrscherhaus geschriebene Chronik, deren Inhalt im wesentlichen als gesichert gilt und besonders für die Zeit OTTOS III. und HEINRICHS II. ergiebig ist, befruchtete die nachfolgende mittelalterliche Geschichtsschreibung in Sachsen in hohem Maße.

    Finckenstein Fink von: Seite 123-125, "Bischof und Reich"

    Die Vorgänge um die Erhebung von Wigberts Nachfolger kennen wir aus dessen eigenem Bericht. Danach haben, als der Tod Wigberts absehbar wurde, Beratungen wegen dessen Nachfolge zwischen HEINRICH II. und Erzbischof Tagino von Magdeburg stattgefunden. Taginos Vorschlag, Thietmar zu ernennen, fand zunächst die Zustimmung des Königs. Als Wigbert dann aber drei Monate nach dieser Besprechung starb, hatte HEINRICH II. die Absicht, Ethelgero cuidam bene merito das Bistum zu übertragen. Leider verlautet über diesen Gegenkandidaten in den Quellen sonst nichts, so dass eine Beurteilung der Gründe für diese Meinungsänderung des Königs, die Thietmarinstinctu quorundam zuschreibt, nicht möglich ist. Auf die energische Intervention Taginos hin entschied sich der König dann schließlich doch für Thietmar und beschied diesen zu sich nach Augsburg. Dort hat sich der Kandidat zunächst auf Befragung hin grundsätzlich mit einer "Unterstützung der Merseburger Kirche aus seinem Erbgut" einverstanden erklären müssen. Erst dann erfolgte, am 19. April 1009, in Gegenwart des Königs seine Wahl und Investitur, nach welcher er wenige Tage später, am 24. April, in Neuburg an der Donau von Erzbischof Tagino unter Assistenz von vier weiteren Bischöfen geweiht wurde.
    Thietmar (1009-1018), Sohn des Grafen Siegfried von Walbeck und der Kunigunde aus dem Hause der Grafen von Stade, gehörte abstammungsmäßig der höchsten Adelsschicht des Reiches an, deren "mehrstämmige" verwandtschaftliche Beziehungen in ihrer Bedeutung für das Zusammenwachsen des Reiches am Beispiel Thietmars schon behandelt worden sind. Dem Rang von Thietmars eigener Familie entsprach es dann auch, dass außer ihm noch zwei seiner Brüder Bischöfe wurden, Siegfried von Münster und Brun von Verden. Einer seiner Vettern wurde königlicher Kapellan und italienischer Kanzler HEINRICHS II.
    Am 25. Juli 975 geboren und von Bischof Hildeward von Hildesheim getauft, der ihn später auch firmte, erhielt Thietmar seine Ausbildung zunächst in Quedlinburg, den, seit 990, im Magdeburger Domstift, wo Brun von Querfurt, der spätere Preußenmissionar und Bischof sein Mitschüler wurde, der ihm auch verwandtschaftlich verbunden war. Im Jahre 1002 erwarb er mit Zustimmung aller Miterben die Propstei des Familienstiftes Walbeck, an dem er seit dem Tode seines Vaters erblich beteiligt war. Seine Priesterweihe erhielt Thietmar 1004 in Allstedt durch Erzbischof Tagino in Gegenwart HEINRICHS II., der dem Geweihten eine wertvolle Kasel schenkte. Hier werden schon die Beziehungen zu Tagino sichtbar, die dann 1009 bei Thietmars Promotion eine Rolle gespielt haben. Da in Thietmars eigenem Bericht von nahen persönlichen Beziehungen zu HEINRICH II. nirgends die Rede ist, wäre seine Erhebung allein dem Einfluß Taginos beim König zuzuschreiben. Diese Feststellung ist indessen bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass der Erzbischof den von ihm geförderten Thietmar gegen einen anderen Kandidaten durchsetzte, der dem König mindestens zeitweise geeigneter erschienen sein muß, obwohl Thietmar niemals Mitglied der Hofkapelle war und auch den von HEINRICH II. geförderten kirchlichen Reformkreisen ferngestanden hat. So ist die Ernennung Thietmars angesichts der Bedeutung, die Merseburg als Stützpunkt der Ostpolitik des Königs hatte - HEINRICH II. hat 26 Mal dort geweilt - gewiß ein erstaunliches Faktum.
    Folgt man Thietmars eigener Darstellung, so habe er die Ostpolitik seines Königs, an der er als Bischof von Merseburg natürlich auch aktiv teilzunehmen hatte, kritisch gegenüber gestanden. Das Maß seines Einflußes auf den König wird man daraus allein doch nicht folgern dürfen. Fünfzehn Aufenthalte des Königs in Merseburg während Thietmars Amtszeit, während eines solchen fand sogar 1013 eine Festkrönung HEINRICHS II. anläßlich der Huldigung durch Herzog Boleslaw von Polen statt, aber auch die gelegentliche Anwesenheit der Königin in Merseburg in Vertretung ihres Gemahls und Besuche des Kanzlers Gunther, dazu sechs nachweisbare Zusammenkünfte Thietmars mit dem König außerhalb Merseburgs, sprechen für einen engen Kontakt des Bischofs zum Hof, der sich für ThietmarsBistum auch in Landschenkungen und in Stiftungen von wertvollem Meßgerät für die Kirchen des Bistums auszahlte. Letzteres werden wir als sichtbares Zeichen seines Ansehens am Hofe werten dürfen. Mindestens also hat sein Rat beim König Gewicht gehabt. Obwohl häufig auf Reisen ist Thietmarselten außerhalb Sachsens anzutreffen, sicher nur auf der Synode im Mai 1012 in Bamberg und vielleicht auch auf einer solchen im November desselben Jahres in Koblenz. Gleichwohl zeigt sich der Bischof über alle kirchenpolitischen Vorgänge wohl informiert. Dabei hat er sich, bei aller Hochschätzung seines Königs, in kirchlichen Fragen seinen eigenen konservativen Standpunkt bewahrt: etwa in der Ablehnung der von HEINRICH II. geförderten Klosterreform und dem energischen Eintreten auch gegen den König für das Privileg der freien Bischofswahl anläßlich der Wahlen in Magdeburg 1012.
    Seine Aufgabe als Bischof von Merseburg hat er vor allem in der Wiederherstellung der Diözese in ihrem einstigen Umfang vor der Suppression und in deren innerem, besonders wirtschaftlichen Ausbau gesehen. Viermal begegnet der Bischof in Königsurkunden als Petent für sein Bistum, nur in einer Urkunde interveniert er in fremder Sache. Doch wird man dieser Intervention für Meinwerk von Paderborn nicht allzu große Bedeutung beimessen dürfen, da sie in Magdeburg gemeinsam mit 12 weiteren Bischöfen erfolgte. Fragen der Politik und die Verwaltung seines Bistums sind ihm wichtiger gewesen als sein geistlich missionarischer Aufgabenkreis, dem er in seiner Chronik nur wenig Raum gegeben hat. Er starb am 1. Dezember 1018 und wurde im Merseburger Dom, dessen Bau er 1015 noch in Auftrag gegeben hatte, beigesetzt.

    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 112,115,143, 145,148,154,166,187,193,195,228,239,244,336 B 174 - Annalen von Magdeburg ad a. 968 - Annalista Saxo: Reichschronik Seite 38,51 - Finckenstein, Albrecht Graf Finck von: Bischof und Reich. Untersuchungen zum Integrationsprozeß des ottonisch-frühsalischen Reiches (919-1056), Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1989 Seite 123-125 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 9,11,14,17,21,46,50,95,171, 179,200,211,223,233,239,259,263, 270 - Goez, Werner: Lebensbilder aus dem Mittelalter. Die Zeit der Ottonen Salier und Staufer. Primus Verlag Darmstadt 1998, Seite 106-120 - Görich Knut: Otto III. Romanus Saxonicus et Italicus, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995, Seite 62-86 - Lippelt, Helmut: Thietmar von Merseburg, Böhlau Verlag Köln 1973 - Hirsch, Siegfried: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II. 1. und 2. Band, Verlag von Duncker & Humblot Berlin 1864 - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan: Otto III. Heinrich II. Eine Wende? Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997 - Schölkopf, Ruth: Die sächsischen Grafen 919-1024, Göttingen 1957 Studien und Vorarbeiten zum Historischen Atlas Niedersachsens - Thietmar von Merseburg: Chronik Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1992 -

    Allgemeine Deutsche Biographie - Thietmar.

    Thietmar, von 1009—1018 Bischof von Merseburg, hat uns eine sehr werthvolle Chronik hinterlassen. Geboren am 25. Juli 975 stammte er aus sehr vornehmer Familie der Grafen von Walbeck und von mütterlicher Seite der Grafen von Stade, verwandt mit den angesehensten Fürstenhäusern und selbst mit den Ottonen. Er war aber unansehnlich von Gestalt und wurde als Kind durch einen Bruch des Nasenknorpels entstellt. Eine weitere Entstellung durch eine auf der linken Seite des Gesichts ausgebrochene Fistel mag erst später eingetreten sein, aber schon als Kind scheint er als ungeeignet zum Kriegsmann betrachtet zu sein und wurde zum geistlichen Stande bestimmt. Den ersten Unterricht genoß er von seiner Muhme Emnilde im Stift Quedlinburg, dann wurde er 988 Ricdag, dem Abt des Johannesstifts in Magdeburg anvertraut. Ihm hier eine Stelle zu verschaffen gelang aber nicht, doch wurde er am 1. November|991 in die Brüderschaft des Domcapitels zu Magdeburg aufgenommen. Endlich gelang es ihm 1002 durch Abtretung eines Landgutes an seinen Oheim die Propstei des von seinem Großvater gestifteten Klosters Walbeck an der Aller zu erhalten. Dagegen lehnte er die Zusage, aus seinem Vermögen das Stiftsgut von Merseburg zu vermehren, ab, und erhielt 1009 die bischöfliche Würde ohne Bedingung. Sich selbst und seinem Charakter gibt er in seiner Chronik ein sehr schlechtes Zeugniß, aber eben die Demuth dieses Bekenntnisses läßt vermuthen, daß er, wenn auch nicht frei von Schwächen, doch von redlichem Streben beseelt war, und zu diesem Schlusse führt auch die in seiner Chronik überall hervortretende Gesinnung. Leider fehlt es ganz an Aeußerungen von Zeitgenossen über ihn. Er starb am 1. December 1018.

    Von den politischen Begebenheiten wurde er vielfach unmittelbar berührt; schon 994 sollte er den noch einmal wieder siegreich vordringenden Normannen als Geisel übergeben werden, und später waren es die Verhältnisse zu den wendischen und polnischen Nachbarn, welche ihn und seine Verwandten oft gefährdeten; er selbst mußte mit seinen Lehnsmannen den Kaiser in den Krieg begleiten. Schon 1004 ist er von Heinrich II. bei seiner Priesterweihe beschenkt worden, und seitdem war er häufig am Hofe und empfing auch den Kaiser als Wirth in Merseburg, so daß es ihm nicht an Gelegenheit fehlte, auch von entfernteren Vorgängen Kunde zu erhalten.

    Das Bisthum Merseburg war durch Giseler's Ehrgeiz zerstört und erst 1004 wieder hergestellt worden; diese Vorgänge waren es zunächst, welche Th. veranlaßten, im J. 1012 sein Geschichtswerk zu beginnen. Allein bald erweiterte sich sein Gesichtskreis, er schrieb eine Reichsgeschichte von Heinrich I. an, und verwandte dazu als der erste gelehrte Geschichtschreiber das Werk Widukind's, dann auch die später ihm bekannt gewordenen Quedlinburger und wohl auch Halberstädter Jahrbücher, auch nekrologische und andere Nachrichten nebst mündlichen Berichten. Zugleich verzeichnete er bis nahe an seinen Tod die Begebenheiten seiner Zeit, wie sie ihm zu Ohren kamen oder er sie selbst mit durchlebte. Für Otto III. und Heinrich II., den er sehr verehrte, ist er unsere wichtigste Quelle. Im Vordergrunde steht natürlich, was ihn und sein Bisthum am nächsten berührte, vorzüglich die Kriege mit Wenden und Polen, aber ausgeschlossen ist nichts. Er berichtet von sich selbst und seiner Sippschaft, von Träumen und Wundern, von dem erbaulichen Ende frommer Personen. Die Darstellung einheitlich zu gestalten vermochte er nicht, nur im allgemeinen tritt die wehmüthige Erinnerung an die Glanzzeit Heinrich's I. und Otto's I. lebhaft hervor, und der Kummer über die arge Verschlechterung der Zeiten, den Verfall des Reichs und die Verwilderung der Sitten. Seine Wahrheitsliebe ist unbezweifelt, und gerade durch die Fülle einzelner, an sich unbedeutender Mittheilungen gewährt er, wie früher Gregor von Tours, einen unschätzbaren Spiegel seiner Zeit. Lebhafte Vaterlandsliebe und uneigennützige redliche Gesinnung sind unverkennbare Vorzüge seines Werkes; die Ausdrucksweise ist ziemlich unbeholfen.

    Sein uns, wenn auch nicht vollständig, erhaltenes Autograph zeigt noch deutlich die Art, wie er gearbeitet hat, mit der Zeitgeschichte beginnend, dann rückgreifend auf die Anfänge, und unaufhörlich bessernd und nachtragend; in sorgfältigster Weise hat auf Durchforschung derselben Fr. Kurze seine Ausgabe begründet, neben welcher die früher beste von Lappenberg veraltet ist.

    Literatur
    Thietmari Chronicon ed. Fr. Kurze. Hann. 1889. — Uebers. Geschichtschr. d. deut. Vorzeit XI, 1, 2. A. 1879 von Strebitzki; mit Verbesserungen und neuem Vorwort von Wattenbach 1892. — Wattenbach, D. Geschichtsqu. (6. A.)|I, 355—360. — W. Gundlach, Heldenlieder der deutschen Kaiserzeit I (1894), 114—156, mit versch. Einwendungen gegen Annahmen von Kurze.



    Sächsische Biografie Thietmar (Dietmar, Dithmar) von Walbeck

    Bischof von Merseburg, Propst von Walbeck, Chronist
    * 25.7.[975/76] Walbeck bei Oebisfelde-Weferlingen
    † 1.12.1018 Merseburg (?) Merseburg, Dom

    Vater: Siegfried, Graf von Walbeck († 991)
    Mutter: Kunigunde, geb. Gräfin von Stade († 997)
    Geschwister: Willigis, Propst des Klosters Walbeck (Halbbruder); Heinrich, Graf von Walbeck; Friedrich, Burggraf von Magdeburg; Siegfried († 1032), Abt des Klosters Berge bei Magdeburg, Bischof von Münster; Brun († 1049), Abt des Klosters in Nienburg und des Klosters Berge bei Magdeburg, Bischof von Verden; Oda, Gräfin von Falkenburg

    Thietmar war ein bedeutender Merseburger Bischof, der stets bemüht war, das ihm anvertraute Bistum bestmöglich auszustatten und zu sichern. Dies war umso wichtiger, da das Bistum zwar zusammen mit dem Erzbistum Magdeburg und den Bistümern Meißen und Zeitz 968 auf Betreiben Ottos I. gegründet, aber bereits 981 unter dessen Sohn Otto II. aufgehoben und erst 1004 wiedergegründet worden war. Bekannt ist T. heute vorwiegend dank seiner schriftlichen Hinterlassenschaft. Seine Chronik, mit der er 1012 begonnen hatte, ist neben Widukinds „Sachsengeschichte“ (bis 973) eine der wichtigsten Geschichtsquellen für die Zeit der Ottonen. – T. stand zu vielen Adelsfamilien seiner Zeit (z.B. den Ekkehardinern, den Billungern, den Liudolfingern und den Konradinern) in verwandtschaftlichen Beziehungen, wobei er sich sogar auf die Karolinger hätte zurückführen können - was er allerdings nirgends erwähnt. Die Forschung hatte in neuerer Zeit aufgrund der Angaben in seiner Chronik 975 als sein Geburtsjahr angegeben. Dem widerspricht inzwischen Carsten Hess mit überzeugenden Argumenten und favorisiert stattdessen 976. Taufe und Firmung empfing T. von Bischof Hildeward von Halberstadt. Nach dem Wunsch seiner Eltern sollte T. eine geistliche Laufbahn einschlagen. Von seiner Großtante Emnilde erhielt er im Quedlinburger Nonnenkloster die Erstausbildung und wurde 987 ins Kloster Berge bei Magdeburg geschickt. Wegen der besseren Aussicht auf eine Pfründe vertraute sein Vater ihn schließlich am 1.11.990 der Magdeburger Dombruderschaft an. Im Sommer 994 gerieten drei Onkel mütterlicherseits - Heinrich, Udo und Siegfried - in die Gefangenschaft von Seeräubern. Da Siegfried keinen eigenen Sohn als Geisel stellen konnte, bat er seine Schwester Kunigunde, ihm einen Neffen zu schicken. Nachdem Abt Rikdag vom Kloster Berge die Auslieferung von T.s Bruder Siegfried, der dort Mönch war, verhinderte, wurde T. von dem Magdeburger Domschulleiter Ekkehard freigestellt. Seinem Onkel gelang allerdings die Flucht und so konnte T. nach Magdeburg zurückkehren, während die anderen Geiseln von den Seeräubern umgebracht wurden. – In seiner Chronik klagt sich T. an, dass er am 7.5.1002 durch Simonie (Ämterkauf im geistlichen Bereich) Propst des von seinem Großvater Liuthar gestifteten Familienstifts in Walbeck geworden war, da er nach dem Tod seiner Mutter seinen Onkel Liuthar, dem das Recht der Verleihung der Propstei oblag, mit Gebiet entschädigen musste. Als T.s Schwägerin gestorben war, gab er den eindringlichen Bitten seines Bruders (Heinrich?) nach und bestattete sie in Walbeck, obwohl an der entsprechenden Stelle bereits der einstige Abt Willigis sein Grab hatte. In dieser Grabschädigung sah T. die Ursache einer späteren Erkrankung, weshalb er 1003 nach Köln pilgerte. Am 21.12.1004 nahm Erzbischof Tagino von Magdeburg in Allstedt T.s Priesterweihe vor. König Heinrich II. war zugegen und schenkte T. anlässlich dieses Ereignisses eine Kasel. Als Bischof Wigbert von Merseburg im Sterben lag, empfahl Erzbischof Tagino dem König an Weihnachten 1008 T. als dessen Nachfolger. Da Heinrich II. sich diesem Vorschlag anschloss, wurde T. über die Entscheidung von seinem Cousin Dietrich, der zu der Zeit wahrscheinlich Kaplan Taginos war, unterrichtet. Nach Wigberts Tod am 22./24.3.1009 hatte T., der sich zu dieser Zeit auf seinem Hof in Rottmersleben aufhielt, in Augsburg zu erscheinen. Am 24.4. wurde er durch den Magdeburger Erzbischof in Assistenz von Bischof Hildeward von Zeitz und vier weiteren Bischöfen in Neuburg/Donau gesalbt, ohne dass er vor seinem Episkopat der königlichen Hofkapelle angehört hatte. Von Heinrich II. nach Merseburg geschickt, erfolgte dort am 21.5. T.s Inthronisation durch Bischof Erich von Havelberg. Anschließend reiste er über Magdeburg nach Walbeck und übergab die Propstei seinem Halbbruder Willigis. Später nahm T. noch in Walbeck Beerdigungen von Verwandten vor - z.B. 1012 die der Markgräfin Liudgard und zwei Jahre später ihres Gemahls Markgraf Werner. – Als Bischof von Merseburg war T. bemüht, den Fortbestand des erst 1004 wiedererrichteten Bistums zu sichern, wobei er von Heinrich II. unterstützt wurde. Nach dem Tod Taginos am 9.6.1012 verpflichtete T. dessen Nachfolger Erzbischof Walthard zur Unterstützung der Merseburger Kirche und zur Rückerstattung von weiteren Gebieten. Allerdings starb Walthard bereits am 12.8.1012. Obwohl der vom Magdeburger Domkapitel gewählte Dietrich, ein Cousin T.s, die Würde nicht erhielt, versuchte T. stets, Vorteile für Merseburg zu erwirken. Vermutlich 1015 konnte T. von Erzbischof Gero von Magdeburg die Pfarrsprengel von Schkeuditz, Taucha bei Leipzig, Püchen, Wurzen und Raßnitz entgegennehmen, aber noch nicht die ebenfalls erbetenen von Eilenburg, Pouch, Düben, Löbnitz und Zöckeritz. Bezüglich der Rückgabe der bei der Aufhebung 981 verlorenen Gebiete an Merseburg unternahm T. viele Anstrengungen. Er scheute anscheinend auch nicht vor Urkundenfälschungen zurück, wobei es sich in seinen Augen eher um eine Verschriftlichung von geglaubtem Recht handelte. Neben Ländereien erhielt die Merseburger Kirche durch ihn auch weitere Bücher, Reliquien etc. Dies alles soll T. nach eigener Aussage in dem von ihm geschriebenen Martyrologium verzeichnet haben. Einige Geschenke Heinrichs II., von denen es laut T. keine Urkunden gab, listete er auch in seiner Chronik auf. Das wieder an Bedeutung gewinnende Merseburg wurde zu einem wichtigen Stützpunkt Heinrichs II. bei dessen Auseinandersetzungen mit Bolesław Chrobry, wobei T. in seiner Chronik eindeutig Position gegen den Polenherzog bezieht. 1015 erfolgte durch ihn die Grundsteinlegung für einen neuen Dom, dessen Fertigstellung und Weihe durch Bischof Bruno von Merseburg am 1.10.1021 er jedoch nicht mehr erlebte. T.s Grabplatte befindet sich heute noch im Merseburger Dom. Die Inschrift ist dagegen nicht mehr lesbar. Sie soll gelautet haben: „Wer je das Rechte erstrebt / in Wissen, Handeln und Lehre, / den lehrt es das Leben des T.: / sein Fühlen, sein Schreiben, sein Tun“ (Goez, S. 112). – Die meisten Informationen über T. wissen wir aus seiner schriftlichen Hinterlassenschaft. Die seinem Bruder Siegfried gewidmete und an seine Nachfolger im Bischofsamt gerichtete Chronik begann T. 1012 und setzte sie bis kurz vor seinem Tod fort. Neben der Reichsgeschichte unter den liudolfingischen Herrschern war für T. v.a. die wechselvolle Geschichte des Bistums Merseburg von Bedeutung. Gleichzeitig enthält sie viele Informationen über seine Familie sowie über seine Person und sein Leben. Sich selbst beschreibt T. sehr kritisch und geht sowohl auf körperliche wie auf charakterliche Schwächen ein. – Für die frühere Zeit der Ottonen benutzte T. verschiedene schriftliche Quellen, während er die Geschehnisse der späteren Jahre vermehrt aus eigenen Erfahrungen beschrieb, da er sich oft in der Umgebung Heinrichs II. aufhielt. Obwohl T. auch Legenden wiedergab, war er um Glaubwürdigkeit und eine gewisse Objektivität bemüht. Seine Chronik liegt heute in mehreren Handschriften vor. In der Dresdner Handschrift nahm T. selbst noch Notizen und Korrekturen vor. Auch einige Ergänzungen, die nur durch eine Corveyer Überarbeitung des 12. Jahrhunderts, die sich heute in Brüssel befindet, bekannt sind, gehen wahrscheinlich auf T. zurück. – Dass für T. das Totengedenken sehr wichtig war, zeigt sich nicht nur in den entsprechenden Nachrichten seiner Chronik, sondern auch im Merseburger Nekrolog. Denn zu seiner Zeit wurde das liudolfingische Familiengedenken von Quedlinburg nach Merseburg transferiert. In dem mit dem Kalendar zusammengebundenen Sakramentar schrieb wohl T. um die bekannte T(e igitur)-Initiale „Priester Gottes, gedenke deines Mitbruders T., einem Sünder und Unwürdigen“. Bereits vor 1009 (und wahrscheinlich nach 1002, d.h. als Walbecker Propst) hatte er ein aus Distichen bestehendes Gedicht auf die Grablege seiner Eltern und seiner Großmutter Mathilde geschrieben. Das in der Chronik genannte Martyrologium T.s ist nicht erhalten.

    Quellen: Chronica episcoporum ecclesiae Merseburgensis, hrsg. von R. Wilmans (MGH SS 10), Hannover 1852, S. 157-212; Urkundenbuch des Hochstifts Merseburg I, hrsg. von P. Kehr, Halle 1899; Die Totenbücher von Merseburg, Magdeburg und Lüneburg, hrsg. von G. Althoff/J. Wollasch, Hannover 1983.

    Werke: Verse auf die Grablege von T.s Vorfahren in der Stiftskirche zu Walbeck, in: H. Meibom, Walbeckische Chronica, Helmstedt 1619, S. 24f.; Chronicon [Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Mscr.Dresd.R.147; Die Dresdner Handschrift der Chronik des Bischofs T. von Merseburg, mit Unterstützung der Königlich Sächsischen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, der König-Johann-Stiftung und der Zentraldirektion der Monumenta Germaniae Historica in Faksimile, hrsg. von L. Schmidt, Dresden 1905 (online: http://www.mgh-bibliothek.de/digilib/thietmar.html); Chronicon, hrsg. von R. Holtzmann (MGH SS rer. Germ. N.S. 9), Berlin 1935; Chronik, hrsg. von W. Trillmich, Darmstadt 92011 (Übersetzung)].

    Literatur: F. Kurze, Abfassungszeit und Entstehungsweise der Chronik T.s, in: Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde 14/1889, S. 59-86; ders., Bischof T. von Merseburg und seine Chronik (Neujahrsblätter 14), Halle/Saale 1890; L. Schmidt, Zur Geschichte der Dresdner Thietmarhandschrift, in: NASG 16/1895, S. 129-131; R. Holtzmann, Über die Chronik T.s von Merseburg, in: Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde 50/1935, S. 159-209; A. Schneider, Studien zu T. von Merseburg, Diss. Halle/Saale 1954; N. Fickermann, T. von Merseburg in der lateinischen Sprachtradition, in: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands 6/1957, S. 21-76; A. Schneider, T. von Merseburg über kirchliche, politische und ständische Fragen seiner Zeit, in: Archiv für Kulturgeschichte 44/1962, S. 34-71; H. Lippelt, T. von Merseburg, Köln/Wien 1973; H. Hoffmann, Mönchskönig und rex idiota, Hannover 1993, S. 151-176; L. E. von Padberg, Geschichtsschreibung und kulturelles Gedächtnis, in: Zeitschrift für Kirchengeschichte 105/1994, S. 156-173; D. Warner, T. of Merseburg on Rituals of Kingship, in: Viator 26/1995, S. 53-76; M. Brömel, T. von Merseburg, in: Auf den Spuren der Ottonen, Bd. 2, Halle/Saale 2000, S. 131-139; K. Heise/H. Kunde/H. Wittmann (Hg.), Zwischen Kathedrale und Welt, Katalog, Petersberg 2004; D. Fraesdorff, Der barbarische Norden, Berlin 2005; H. Kunde u.a. (Hg.), Zwischen Kathedrale und Welt, Aufsätze, Petersberg 2005; C. Hess, T. von Merseburg, Magisterarbeit Westfälische Wilhelms-Universität Münster 2006 [MS]; S. Rossignol, Die Spukgeschichten T.s von Merseburg, in: Concilium medii aevi 9/2006, S. 47-76; U. Erdmann, Als Quelle ein Glücksfall, in: R. Holtzmann (Hg.), Die Chronik des T. von Merseburg, Halle/Saale 2007, S. 243-253; R. Meens, Kirchliche Buße und Konfliktbewältigung, in: Frühmittelalterliche Studien 41/2007, S. 317-330; K. Schulmeyer-Ahl, Der Anfang vom Ende der Ottonen, Darmstadt 2010. – ADB 38, S. 26-28; BBKL 11, Sp. 1212f.; DBA I, II, III; DBE 10, S. 10; B. Wachinger (Hg.), Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, Bd. 9, Berlin/New York ²1995, Sp. 795-801; W. Goez, Lebensbilder aus dem Mittelalter, Darmstadt ²1998, S. 106-117; Lexikon des Mittelalters, Bd. 8, Stuttgart/Weimar 1998, Sp. 694-696.

    Portrait: Relief am Stadtbrunnen, K. Donst, 2006, Metallguss, Tangermünde.

    Ulrike Siewert 30.8.2011



    Thietmar von Merseburg

    Neuzeitliche Darstellung des Bischofs Thietmar von Merseburg auf dem Stadtbrunnen in Tangermünde

    Neuzeitliche Darstellung des Bischofs Thietmar von Merseburg auf dem Stadtbrunnen in Tangermünde



    Chronicon Thietmari Merseburgensis



    Begraben:
    Dom


  18. 41.  von Walbeck, Siegfried Graphische Anzeige der Nachkommen (20.Cunigunde3, 6.Judith2, 1.Udo1) gestorben am 27 Nov 1032.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 1009-1022, Magdeburg [39104],Magdeburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland; Abt im Kloster Berge bei Magdeburg
    • Titel/Amt/Status: 1022-1032, Münster [48143],Nordrhein-Westfalen,Deutschland; Bischof von Münster

    Notizen:

    Siegfried von Walbeck
    Bischof von Münster (1022-1032)
    Abt im Kloster Berge bei Magdeburg (1009-1022)
    -27.11.1032
    Jüngerer Sohn des Grafen Siegfried von Walbeck und der Kunigunde von Stade, Tochter von Graf Heinrich I. der Kahle

    Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 7, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    IX. 36. SIEGFRIED, Abt im Kloster Berge bei Magdeburg 1009, Bischof von Münster 1022
    * ..., + 1032 27. XI.
    Anmerkungen: Seite 130
    IX. 36. Siegfried
    Abt vor 1012, Thietmar 6,41 und 44. Bischof von Münster 1022. Todeszeit Breßlau 2, 11.

    Althoff Gerd: Seite 336, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"
    B 171 Lü:
    27.11. Sigifridus eps + 1032 Münster

    Siegfried entstammte dem WALBECKER Grafenhaus und war ein Bruder Thietmars von Merseburg (B 174) und Bruns II. von Verden (B 104).
    Über ihre Mutter Kunigunde (G 84) waren die Bischöfe mit den BILLUNGERN verwandt. Siegfriedwar vor seiner Erhebung im Kloster Berge bei Magdeburg erzogen worden und hatte dort 1009-1022 die Abtswürde innegehabt; vgl. Schölkopf, Die sächsischen Grafen, S. 80 f.; Lippelt, Thietmar von Merseburg, S. 58.
    Zum Todesdatum: Bresslau, Jbb. Konrads II. 2, S. 11 mit Anm. 2.

    Thiele Andreas: Tafel 219, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte", Band I, Teilband 1 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser I

    SIEGFRIED + 1032

    Wird ebenfalls Geistlicher, 1009 Abt in Magdeburg, 1022 als Nachfolger seines Vetters Dietrich (Haus STADE) Bischof von Münster; er steht gegen Werl.

    Literatur:
    Althoff, Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Wilhelm Fink Verlag München 1984 Seite 336 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 3 Seite 7 - Bresslau, Harry: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II. 3 Bände Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1879 Band 2 Seite 11 Anm. 2 - Lippelt, Helmut: Thietmar von Merseburg, Böhlau Verlag Köln 1973 Seite 48 - Schölkopf, Ruth: Die sächsischen Grafen 919-1024, Göttingen 1957 Studien und Vorarbeiten zum Historischen Atlas Niedersachsens Seite 80 - Thietmar von Merseburg: Chronik Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1992 Seite 2,140,308,316,392,418,420 -


  19. 42.  von Verden, Brun II. Graphische Anzeige der Nachkommen (20.Cunigunde3, 6.Judith2, 1.Udo1) wurde geboren um 980; gestorben am 20 Aug 1049.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 1034-1049, Verden (Aller) [27283],Verden,Niedersachsen,Deutschland; Bischof von Verden (1034-1049)

    Notizen:

    Brun II. von Walbeck
    Bischof von Verden (1034-1049)
    um 980-20.8.1049
    5. und jüngster Sohn des Grafen Siegfried von Walbeck und der Kunigunde von Stade, Tochter von Graf Heinrich I. der Kahle; Bruder der Bischöfe Thietmar von Merseburg und Siegfried von Münster

    Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 7, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    IX. 37. Bruno, Abt zu Nienburg, dann in Magdeburg 1025, Bischof von Verden 1034
    * ..., + 1049
    Anmerkungen: Seite 130
    IX. 37. Bruno
    war nach Thietmar 4, 47 in Corvey erzogen, + 1049, Ann. Saxo 1032 und 1049, S. S. 6, 679 und 688.

    Althoff Gerd: Seite 317, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"
    B 104
    Lü: 19.8. Brun ep ?+ 1049 Verden
    Me: 19.8. Brun eps
    Me: 21.8. Brun eps et mart.

    Im Lüneburger Necrolog stammt der Eintrag nach Wedekind erst von einer Hand des 14. Jahrhunderts.
    Im Merseburger gehören beide Einträge der Ergänzungsschicht an. Nach dem Ausweis zweier spät überlieferter Verdener Quellen verstarb Brun II. von Verden am 21.8.1049; vgl. Wichmann, Untersuchungen zur älteren Geschichte des Bistums Verden (Fortsetzung) Seite 2.
    Er kann nicht mit den Einträgen ins Merseburger Necrolog gleichgesetzt werden, da die Ergänzungsschicht bereits 1017 eingeschrieben wurde; siehe dazu oben Seite 153 f.
    Dagegen gibt der Lüneburger Eintrag aller Wahrscheinlichkeit nach den Verdener Bischof wieder, da auch alle anderen Verdener Bischöfe des 11. Jahrhunderts in diesem Necrolog erscheinen. Wer die beiden Bischöfe namens Brun - falls es sich überhaupt um zwei verschiedene handeln sollte - sind, die im Merseburger Necrolog begegnen, kann nicht entschieden werden.
    Brun von Querfurt, an den man angesichts der Bezeichnung martyr am ehesten denken würde, erlitt sein Martyrium wohl am 9. März; vgl. Biogr. Wörterbuch 1, Spalte 369 f.; NDB 2, Seite 674 f.
    Brun I. von Verden verstarb entweder am 14.2. oder 26.4. im Jahre 976, Thietmar von Merseburg (III, 6; S. 104 mit Anm. 3) vermehrt die Unsicherheit dadurch, dass er die Todestage der Bischöfe Brun von Querfurt und Brun I. von Verden verwechselt. Hinzuweisen ist auch noch auf den Eintrag am 21. August ins Necrolog von Weißenburg: Brun eps. bei dem es sich wohl ebenfalls um den 1049 verstorbenen Verdener Bischof Brun II. handelt.
    Brun II. entstammte dem WALBECKER Grafenhaus und war ein Bruder Thietmars von Merseburg (B 174) und Siegfrieds von Münster (B 171). Durch ihre Mutter Kunigunde, eine Tochter Heinrichs von Stade (G 45), waren die Bischöfe aus der WALBECKER Familie mit den BILLUNGERN verwandt.
    Vor seiner Erhebung war Brun (seit 1025), wie vorher sein Bruder Siegfried, Abt der Klöster Berge bei Magdeburg und Nienburg; vgl. Schölkopf, Die sächsischen Grafen, S. 80 f.; zur Familie Bruns vgl. auch Lippelt, Thietmar von Merseburg, S 48 u. ö.

    Thiele Andreas: Tafel 219, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte", Band I, Teilband 1 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser I

    BRUN II. + 1049

    Mönch in Corvey, wird Abt zu Nienburg und in Magdeburg, 1034 Bischof von Verden; steht besonders gegen den Erzbischof von Bremen.

    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 317 B 104 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 3 Seite 7 - Lippelt, Helmut: Thietmar von Merseburg, Böhlau Verlag Köln 1973 Seite 48 - Schölkopf, Ruth: Die sächsischen Grafen 919-1024, Göttingen 1957 Studien und Vorarbeiten zum Historischen Atlas Niedersachsens Seite 80 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 219 - Thietmar von Merseburg: Chronik Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1992 Seite 184 -


  20. 43.  von Luxemburg, Oda Graphische Anzeige der Nachkommen (21.Irmintrud3, 7.Heribert2, 1.Udo1)

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Lunéville [54300],Meurthe-et-Moselle,Lothringen,Frankreich; Äbtissin von Lunéville
    • Titel/Amt/Status: Nonne in Reinersberg

    Notizen:

    Oda von Luxemburg
    Äbtissin in Luneville
    Nonne in Reinersberg
    Tochter des Grafen Friedrich von Luxemburg und der Irmtrud von der Wetterau, Tochter von Graf Heribert

    Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 7, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    IX. 30. ODA, Nonne in Reinersberg, Äbtissin in Luneville
    Anmerkungen: Seite 130
    IX. 30. Oda siehe Hirsch, a.a.O. 1, 538.

    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 3 Seite 7,130 -


  21. 44.  von Luxemburg, Gisela Graphische Anzeige der Nachkommen (21.Irmintrud3, 7.Heribert2, 1.Udo1)

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Aalst [9300],Flandern,Belgien; Herrin von Alost

    Notizen:

    Gisela von Luxemburg Herrin von Alost

    Tochter des Grafen Friedrich von Luxemburg und der Irmtrud von der Wetterau, Tochter von Graf Heribert

    Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 7, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    IX. 31. GISELA
    Gemahl:
    Rudolf Herr von Alost + vor 1056
    Anmerkungen: Seite 130
    IX. 31. Gisela
    Siehe Vanderkindere 1, 144 und 297. Die Stelle de Smet corpus 1, 274 beweist, daß Otgiva (Nr. 22) eine Schwester Gisela hatte, die mit Rudolf von Alost vermählt war.

    Thiele Andreas: Tafel 66, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte"
    Band I, Teilband 1 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser I


    GISELA
    oo Rudolf von Gent, Herr zu Alost (Aalst) (eventuell aus dem Grafenhaus von Flandern)

    Renn, Heinz: Seite 136-137, "Das erste Luxemburger Grafenhaus"

    Eine Grabinschrift in Gent, die uns Hadrian de Budt mitteilt, weist auf eine Schwester der Otgiva namens Gisela hin. Hier heißt es: "Gisla, soror Otgivae ... decessit Junii duodecimas ante kalendas" [121 Vanderkindere, I, genealogische Tafel, I Seite 114 und 297/98.]. Sie hat einen Rudolf, Herrn von Aalst, geheiratet. Mit ihren drei Söhnen Balduin, Rudolf und Giselbert, von denen letzterer Name offenbar auf die LUXEMBURGER hinweist, erscheint sie in zwei Urkunden aus den Jahren 1056 und 1058. Giselbert soll später Graf von Folquingham in England geworden sein.

    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 3 Seite 7,130 - Renn, Heinz: Das erste Luxemburger Grafenhaus, Bonn 1941 Seite 136-137 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 66 -

    Familie/Ehepartner: von Gent, Rudolf. Rudolf gestorben vor 1056. [Familienblatt] [Familientafel]


  22. 45.  von Luxemburg, Otgiva Graphische Anzeige der Nachkommen (21.Irmintrud3, 7.Heribert2, 1.Udo1) wurde geboren um 995; gestorben am 21 Feb 1030.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Flandern,Belgien; Gräfin von Flandern

    Notizen:

    Otgiva von Luxemburg
    Gräfin von Flandern
    ca. 995-21.2.1030
    Tochter des Grafen Friedrich von Luxemburg und der Irmtrud von der Wetterau, Tochter von Graf Heribert

    Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 7, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    IX. 22. OTGIVA
    * ca. 995, + 1030 21. II..
    Gemahl:
    vor 1015
    Balduin IV. Graf von Flandern (siehe VIII 38) + 1035 30.V.

    Anmerkungen: Seite 130
    IX. 22. Otgiva
    Vanderkindere I, 296.

    Da sie vor 1020, vermutlich schon um 1015 vermählt war (siehe VIII 38), muß sie spätestens ca. 995 geboren und daher wohl eines der ältesten uns bekannten Kinder Friedrichs gewesen sein.

    Glocker Winfrid: Seite 348, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VIII, 157 OTGIVA
    * c 995, + 1030 II 21
    oo Balduin IV. Graf von Flandern (dessen 1. Ehe) * c 980, + 1035 V 30

    Vgl. Brandenburg IX, 22 und Renn, Grafenhaus Seite 136.

    Althoff Gerd: Seite 390, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    G 17 Lü: 21.2. Gera com + 1030 Gräfin von Flandern

    Am 21.2.1030 verstarb Otgiva, die Gemahlin Balduins IV. von Flandern (G 55).
    Zu den Einträgen der Angehörigen des flandrischen Grafenhauses, das mit den BILLUNGERN verwandt war, s. Kommentar G 32.
    Der Name Gera ist wohl eine Verschreibung Geva.
    Belege des Todesdatums bei Vanderkindere, La formation territoriale, S. 296.

    Thiele Andreas: Tafel 66, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte", Band I, Teilband 1 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser I

    OTGIVA + 1030
    um 1012 oo Balduin IV. Graf von Flandern + 1035
    Otgiva war die Nichte der Kaiserin Kunigunde von Luxemburg.

    Weinfurter, Stefan: Seite 194,223, "Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten"

    Eine weitere Nichte der Königin schließlich, Otgiva, heiratete den mächtigen Grafen Balduin IV. von Flandern (988-1035). Ein weitreichendes verwandtschaftliches Verbindungsnetz tut sich damit auf und läßt erkennen, daß die LUXEMBURGER in der Zeit HEINRICHS II. zur Spitzengruppe der Fürsten im Reich gehörten.
    Durch die Heirat Balduins IV. mit Otgiva, einer Nichte der Königin Kunigunde, sollte die Verbindung zum Königshaus noch verstärkt werden.

    Renn, Heinz: Seite 89,136, "Das erste Luxemburger Grafenhaus"

    Balduin von Flandern heiratet um diese Zeit Otgiva, die junge Tochter des LUXEMBURGERS Friedrich vom Moselgau, und ist somit der angeheiratete Neffe des Königs.
    Eine Tochter des Grafen Friedrich, namens Otgiva, haben wir bereits als Gemahlin Balduins IV. Schönbart kennengelernt. Dieser versteht es ausgezeichnet, die lothringischen Wirren und seine Verwandtschaft mit dem deutschen Herrscherhause zu seiner eigenen Machterweiterung auszunützen. Für die Territorialpolitik Flanderns hat sich seine fast 50-jährige Regierungszeit (986-1035) günstig ausgewirkt. Nach dem Tode seiner Gemahlin Otgiva am 21. Februar 1030 [131 Annales Bland. = SS. V, Seite 26; Vanderkindere, I Seite 296ff.] heiratet Balduin in zweiter Ehe eine Tochter Herzog Richards II. von der Normandie. Otgivas Sohn, Balduin V., der 1028 Adelheid, die Tochter des französischen Königs Robert II. geheiratet hat, stirbt 1067. Ihre einzige nachweisbare Tochter unbekannten Namens wird die Gemahlin eines Grafen von Löwen.

    Twellenkamp, Markus: Seite 480, "Das Haus der Luxemburger" in: Die Salier und das Reich

    Am Anfang des Jahers 1006 wurde Valienciennes von Balduin von Flandern besetzt, der mit Otgiva, einer Nichte Kunigundes, verheiratet war [36 Otgiva war eine Tochter Friedrichs vom Moselgau, des Bruders von Graf Heinrich von Luxemburg; vgl. Renn, Luxemburger (wie Anmerkung 1), Seite 89,115-116.].

    Holtzmann Robert: Seite 400, "Geschichte der sächsischen Kaiserzeit"

    Balduin blieb also im tatsächlichen Besitz von Valenciennes, er wurde Vasall des Reiches, leistete den Treueid und vermählte sich wahrscheinlich damals mit Otgiva, einer Tochter des Pavia gefallenen Giselbert, einer Nichte der Königin Kunigunde, die gleichfalls dem Hause der Ardennergrafen angehörte.

    Hlawitschka Eduard: Seite 88, "Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert."

    H. Renn hat diesem Geschlecht eine aufschlußreiche Studie gewidmet und dabei unter anderem dargelegt, wie im Jahre 1005 nach der Usurpation des Metzer Bischofsstuhl durch den LUXEMBURGER Theoderich des Königs gutes Verhältnis zu seinen Schwägern einen ersten schweren Stoß erhielt, wie sich 1006 das Verhältnis nach der Heirat Otgivas, der Tochter des LUXEMBURGERS Friedrich, mit Balduin von Flandern und den für das Reich daraus erwachsenden nachteiligen Folgen verschlechterte, wie 1007 die Geschwister der Königin sich in der Frage der Gründung des Bistums Bamberg bereits gegen den König stellten, ja, wie 1008 über der Neubesetzung des Trierer Erzbischofsstuhles der offene Konflikt ausbrach.

    1012 oo 1. Balduin IV. Schönhaar Graf von Flandern 980-30.5.1035

    Kinder:
    1. Ehe
    - Balduin V. um 1012-1.9.1067

    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 58,120,390 G 17 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 3 Seite 7 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 VIII,157 Seite 232,348 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969 Seite 88 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 400 - Renn, Heinz: Das erste Luxemburger Grafenhaus, Seite 89,136 - Twellenkamp, Markus: Das Haus der Luxemburger, in Die Salier und das Reich, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992 Band 1 Seite 480 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1999, Seite 194,223-

    Otgiva heiratete von Flandern, Balduin IV. in 1012. Balduin (Sohn von von Flandern, Arnulf II. und von Italien, Rozala) wurde geboren in 980; gestorben am 30 Mai 1035. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 80. von Flandern, Balduin V.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1012; gestorben am 1 Sep 1067 in Lille [59000],Nord,Nord-Pas-de-Calais,Frankreich; wurde beigesetzt in Lille [59000],Nord,Nord-Pas-de-Calais,Frankreich.

  23. 46.  von Luxemburg, Giselbert Graphische Anzeige der Nachkommen (21.Irmintrud3, 7.Heribert2, 1.Udo1) wurde geboren um 997; gestorben in 1056/1059.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Longwy [54400],Meurthe-et-Moselle,Alsace-Champagne-Ardenne-Lorraine,Frankreich; Graf von Longich
    • Titel/Amt/Status: Vielsalm [6690],Wallonien,Belgien; Graf von Salm
    • Titel/Amt/Status: 1047-1059, Luxemburg; Graf von Luxemburg

    Notizen:

    Giselbert
    Graf von Luxemburg (1047-1059)
    Graf von Salm und Longich
    um 997-14.8.1056/59 (* 995/97-059 Hoensch)
    2. Sohn des Grafen Friedrich I. vom Moselgau und der Irmtrud von der Wetterau, Tochter von Graf Heribert

    Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 7, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    IX. 26. GISELBERT, Graf von Salm 1035, von Luxemburg 1047
    + nach 1057, vor 1059 (1059 VIII.?)
    Gemahlin:
    Anmerkungen: Seite 130
    IX. 26. Giselbert, Beyer 1, 306, 346.

    Glocker Winfried: VIII, 161 Seite 348, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VIII. 161. GISELBERT ("VON SALM")
    * c 1005, + 1056/59 (1059?) am VIII 14

    1035 Graf von Salm, 1047 Graf von Luxemburg
    oo NNW

    Thiele Andreas: Tafel 66, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte", Band I, Teilband 1 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser I

    GISELBERT + um 1059

    1047 Graf von Luxemburg, auch Graf von Salm, Vogt von St. Maximin/Trier, von Echternach u.s.w.
    Profiliert sich als geschickter Territorialpolitiker; erwirbt unter anderem Longwy und verstärkt die Hausmacht entscheidend. Er steht wie alle Sippenmitglieder auf kaiserlicher Seite und führt die traditionellen Fehden um Vogteirechte, Zölle und Besitzrechte.

    Giselbert nahm 1030 gemeinsam mit seinem Bruder Heinrich, dem er als Graf von Luxemburg folgte, an einer Generalsynode in Trier teil. Er unternahm wiederholt Einfälle ins Erzstift Trier und bereicherte sich am Klostergut. Giselbert besaß die Obervogtei über Echternach und St. Maximin und erwarb Longwy und die Burg auf dem Bockfelsen. Giselbert profilierte sich als geschickter Territorialpolitiker, verstärkte die Hausmacht entscheidend, stand wie alle Sippenmitglieder auf kaiserlicher Seite und führte die traditionellen Fehden um Vogteirechte, Zölle und Besitzrechte. Auf dem Sterbebett gab er für sein Seelenheil der Abtei St. Maximin Güter zu Schwebsingen im Kanton Remich und zu Lechenich bei Euskirchen.

    Twellenkamp Markus: Band I Seite 484,486-487, "Das Haus der Luxemburger" in: Die Salier und das Reich

    Heinrichs Bruder, Graf Giselbert de Lunguvich (wohl Longwy), hat unterdessen Besitzungen der Abtei Echternach okkupiert und Verwüstungszüge gegen das Erzbistum Trier geführt. Gründe für diese Unternehmungen werden von den Quellen nicht genannt, jedoch wird man vermuten können, daß hier noch offene Rechnungen aus der Moselfehde unter HEINRICH II. beglichen werden sollten. KONRAD ließ dem Grafen offenbar freie Hand, obwohl der Abt von Echternach und Erzbischof Poppo von Trier bei dem Kaiser und dessen Gemahlin Gisela Protest gegen die Übergriffe des Grafen eingelegt hatten. Poppo von Trier sah sich deshalb gezwungen, an den Papst zu appellieren, der auch tatsächlich einen Bischof nach Trier schickte, um diese Vorfälle untersuchen zu lassen.
    In der Grafschaft Luxemburg trat Heinrichs Bruder Giselbert das Erbe an. Giselberts Verhältnis zu HEINRICH III. war anscheinend durch seine Politik getrübt, den Besitz der Vogteien von Echternach und St. Maximin rücksichtslos zur Arrondierung seiner Grafschaft auszunutzen. Anders als sein Vater KONRAD II. beachtete HEINRICH III. die Beschwerden der Äbte von Echternach und St. Maximin und maßregelte den Grafen, als er pravus homo, vastator und hostis monasterii angeklagt wurde. Ende Mai 1056 sorgte HEINRICH III. bei einem Aufenthalt in Trier in Anwesenheit von Giselberts Brüdern für einen Ausgleich zwischen dem Grafen und dem Abt von St. Maximin, zwei Wochen vorher bestätigte er den Echternachern ihre Rechte. In der Reichspolitik scheint sich Giselbert kaum engagiert zu haben. Das Hauptaugenmerk dieses LUXEMBURGERS galt der Besitzerweiterung seiner Grafschaft, die er schon zu Zeiten der Herrschaft seines älteren Bruders Heinrich betrieb.
    Während der 9-jährigen Regentschaftszeit nach dem Tode HEINRICHS III. sind die LUXEMBURGER politisch nicht hervorgetreten. Mangels Quellen muss es offen bleiben, ob sie zu einem der beiden entscheidenden Männer der vormundschaftlichen Regierung, dem Kölner oder dem Bremer Erzbischof, irgendwelche Kontakte geknüpft haben. Am 14. August eines der Jahre von 1056 bis 1059 ist Graf Giselbert gestorben.

    Renn, Heinz: Seite 125-129, "Das erste Luxemburger Grafenhaus"

    Drei weiterer Kinder des Grafen Friedrich lernen wir durch die Genealogia comitum Flandrensium kennen: "Balduinus barbatus duxit filiam Gisleberti comits Odgivam ... cuius fratres fuerunt hi: Adalbero Metensis episcopus, Fridericus dux Lotharingiae, Henricus dux Bavariae, Gislebertus comes de Salinis, Theodericus de Lucelenburch". Da wir als Vater jener luxemburgischen Geschwister, denen wir also noch Giselbert, Theoderich und Otgiva einzureihen haben, sonst nur den Grafen Friedrich bezeugt finden, ist hier, wie es alle Historiker tun, Gisleberti in Frederici zu verbessern. Wir wenden unsere Aufmerksamkeit zunächst seinem Sohne Giselbert, dem Stammhalter des Geschlechtes zu.
    Die erste Nachricht über Giselbert verdanken wir der am 24. September 1030 zu Trier stattgefundenen Generalsynode, welcher er mit seinem Bruder Heinrich beiwohnte. Auf der Versammlung wurde wahrscheinlich die Reform der Trierer Klöster besprochen, so daß das Erscheinen der Grafen von Luxemburg als Obervögte von St. Maximin und Echternach notwendig war.
    Ostern 1031 oder 1032 wendet sich Abt Humbert von Echternach an die Kaiserin Gisela mit der Bitte um Hilfe gegen den Grafen Giselbert, dessen Dienstmannen sich an dem Klostergut vergriffen und 15 Mansen an sich gerissen hätten. Humbert nennt den Usurpator "Giselbert von Longich" (Longwy). Ohne Zweifel handelt es sich um unseren Grafen. Andernfalls hätte der LUXEMBURGER, sicherlich eingegriffen. Ungefähr zu gleichen Zeit fällt Graf Giselbert ins Erzstift Trer ein, verwüstet einen Teil des Gebietes und unternimmt Plünderungszüge. Die Gelegenheit ist gerade günstig, weil sich Poppo auf einer Wallfahrt nach Jeruselam befindet. Nach seiner Rückkehr fordert der Erzbischof vergeblich Genugtuung. Wiederholt wendet er sich an KONRAD II., aber er erreicht nichts am Kaiserhofe.
    Den Kaiser, der die Besitzerweiterung Luxemburgs auf Kosten der Kirche und Klöster zuläßt, hat wohl seine Einstellung zur Kirche überhaupt zu dieser reservierten Haltung veranlaßt. Außerdem mag seine Verwandtschaft mit Giselbert eine Rolle mitspielen; denn dieser ist sowohl mit KONRAD II., als auch mit der Kaiserin Gisela im 3. Grade blutsverwandt. Ferner ist Giselberts Tante Eva auch die Tante des Kaisers. Daß man sich dieser Verwandtschaft bewußt ist, beweist eine Stelle Alberichs, der Giselbert nepos KONRADS II. nennt.
    Auch nördlich in die Ardennen hinein kann Giselbert seine Macht erweitern. 1036 wird er "comes de Salmo" genannt. Die Genealogie des Grafen von Flandern bezeichnet ihn ebenfalls als "comes de Salinis". In den Besitz dieses Titels und dieser Grafschaft kann er durch seine Gemahlin gelangt sein. Diese ist sicherlich aus vornehmsten Geschlecht, weil ihr Sohn Hermann von der päpstlichen Partei 1081 sogar zum König erhoben wird. Die Namen ihrer Söhne Hermann und Konrad, die bisher im Hause LUXEMBURG nicht vorgekommen sind, müssen als Anhaltspunkt zur Bestimmung ihrer Herkunft dienen Vielleicht weisen sie auf das mächtige Geschlecht der lothringischen Pfalzgrafen aus der Familie Ezzos hin, wo diese Namen geläufig sind.
    Nach dem Tode seines friedlicheren Bruders Herzog Heinrich am 14.10.1047 übernimmt Giselbert, sicherlich als zweitältester Sohn des Grafen Friedrich, im Alter von ungefähr 50 Jahren die Regierungsgeschäfte auf der Luxemburg, auf die er bisher schon großen Einfluß ausgeübt hat. Die Obervogtei über Echternach und St. Maximin wird Giselbert wohl zu gleicher Zeit mit der Burg auf dem Bockfelsen übernommen haben. Eine Urkunde aus dem Jahre 1050 nennt ihn Vogt von Echternach, in einer anderen vom Sommer 1056 ist er als Inhaber der Vogtei St. Maximin bezeugt. Die Mönche haben sich über ihren neuen "Schutzherrn" kaum gefreut. Der Abt Theoderich von St. Maximin sieht sich gezwungen, an HEINRICH III. Beschwerde zu richten: "de multis scilicet oppressionibus, quas familia sancti Maximini patiebatur a comitibus et advocatis". Der Kaiser leistet dem Hilferuf Folge. 1056 setzt er in Gegenwart der Luxemburger Familie die Rechte und Pflichten der Vögte von neuem fest.
    Dieses Kaiserdiplom bringt zum letzten Mal die Erwähnung des Grafen Giselbert. Da sein Sohn Konrad bereits 1059 selbständig einen Überfall auf den Erzbischof von Trier unternimmt, wird Giselbert zwischen 1056 und 1059 verstorben sein. Bertholet setzt seinen Tod unberechtigt in das Jahr 1057. Den Todestag erwähnt das Nekrologium sancti Maximini zum 14. August [93 Hontheim, Prodromus: V, Seite 984:"Giselbertus comes qui dedit Suepesinge et Lezeniche." Siehe dafür bei Wampach U.Q.B., nr. 281.]. Auf seinem Sterbebett handelt er als Kind seiner Zeit und gibt zu seinem Seelenheil der Abtei St. Maximin Güter zu Schwebsingen im Kanton Remich und zu Lechenich bei Euskirchen.
    Mit Giselbert ist jener der Söhne Friedrichs dahingegangen, der in der Heimat treue Wache hielt. Durch Heiratspolitik, Gewaltmaßnahmen und kluge Ausnützung seiner Vogteirechte hat er es verstanden, das Territorium Luxemburg stark zu vergrößern. Im Osten eignete er sich Güter des Erzstiftes und der Klöster Echternach und St. Maximin an, ja in der Gegend von Köln weist er sogar Privatbesitz auf. Im Norden erwarb er in den Ardennen den festen Stützpunkt Salm und im Westen konnte er das Gebiet um Longich eingliedern. Diese Territorialpolitik nahm ihn vollkommen in Anspruch, so daß er in der Reichsgeschichte überhaupt nicht hervortrat. Wir fassen als verdiente Anerkennung auf, daß Giselbert in den Geschichtsquellen als erster Graf von Luxemburg nach seinem Stammsitz benannt wird, denn sein Lebenswerk galt nur der Sicherung und Erweiterung der Heimatgrafschaft. Die Gesta Treverorum bezeichnen ihn als "comes de castello Lucelenburc" und in der Lebensbeschreibung des Abtes Richard von St. Vannes in Verdun heißt er: "Gislebertus Luceburgensis comes". Giselbert hinterläßt zwei Söhne und zwei Töchter.

    Hoensch, Jörg K.: Seite 14, "Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche Dynastie gesamteuropäischer Bedeutung 1308-1437."

    Graf Giselbert, der 1047 seinen Bruder Heinrich II. beerbte, zeigte nur geringes Interesse an Reichsangelegenheiten und konzentrierte sich auf die territoriale Erweiterung und Konsolidierung seiner Stammlande. Nach dem Erwerb der Grafschaft Salm in den Ardennen baute er seine Herrschaft nicht nur auf Kosten der ihm als Vogt anvertrauten Reichsklöster St. Maximin und Echternach aus, sondern nahm auch die Abwesenheit des Bischofs wahr, um Trier mit dem Ziel anzugreifen, das von seiner Familie einst innegehabte Amt des Stadtgrafen zurückzugewinnen; Kaiser HEINRICH III. konnte 1056 nur mit Mühe einen Ausgleich vermitteln. Nach dem Tode Giselberts, der als erster seiner Familie in den zeitgenössischen Quellen den Titel eines "Grafen von Luxemburg" (comes de castello Lucelenburc oder Giselbertus Lucenburgensis comes) führte, nahm sein Sohn Konrad sogleich die Auseinandersetzungen mit dem Trierer Erzbischof Eberhard wieder auf.



    oo N.N. (Tochter des Pfalzgrafen Hezelin)
    -
    Kinder:

    - Konrad I. um 1040-8.8.1086
    - Hermann Graf von Salm - 28.9.1088
    - Tochter
    oo NN Graf von Hillersleben
    - Tochter
    oo Kuno Graf von Oltingen
    - Adalbert Dompropst zu Metz - um 1087


    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 3 Seite 7,130 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 348 - Hlawitschka Eduard: Die 'Verwandtenehe' des Gegenkönigs Hermann von Salm und seiner Frau Sophie. Ein Beitrag zu den Familienbeziehungen der rheinischen Ezzonen/Hezeliniden und des Grafenhauses von Formbach/Vornbach. Festschrift für Andreas Kraus zum 80. Geburtstag. In: Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte, Band 140, Verlag C.H. Beck München 2002 - Hoensch, Jörg K.: Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche Dynastie gesamteuropäischer Bedeutung 1308-1437. Verlag W. Kohlhammer 2000 Seite 14 - Renn, Heinz: Das erste Luxemburger Grafenhaus Seite 125-129 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 66 - Twellenkamp, Markus: Das Haus der Luxemburger, in Die Salier und das Reich, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992 Band I Seite 4843,486,492 -

    Geburt:
    (* 995/97 Hoensch)

    Gestorben:
    14.8., (-1059 Hoensch)


  24. 47.  von Gleiberg, Hermann I. Graphische Anzeige der Nachkommen (21.Irmintrud3, 7.Heribert2, 1.Udo1) wurde geboren um 997; gestorben um 1062.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Krofdorf-Gleiberg [35435],Gießen,Hessen,Deutschland; Graf von Gleiberg

    Notizen:

    Hermann I. Graf von Gleiberg
    um 997- um 1062
    Jüngerer Sohn des Grafen Friedrich vom Moselgau und der Irmtrud von der Wetterau, Tochter von Graf Heribert

    Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 7, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    IX. 29. HERMANN, erwähnt 1045 11. XI., Graf von Gleiberg
    * ca. 1015, + nach 1075

    Anmerkungen: Seite 130
    IX. 29. Hermann
    fehlt zu Unrecht bei Hirsch, a.a.O., siehe Wyß, Hess. U. B. 1,3, 454. Die Urkunde von 1045 11. XI., Württ. U. B. 1, 268, beweist seine Existenz; er lebte noch 1075 im Herbst (siehe Wyß, a.a.O.) und erscheint mehrmals als Graf von Gleichberg (bei Gießen). Er war 1095 tot; denn die Angabe der Urkunde Beyer 2, 23 möchte ich trotz der von Wyß geltend gemachten Zweifel nicht auf Söhne des Gegen-Königs HERMANN VON SALM beziehen, sondern auf die Söhne dieses Hermann. Die zuerst von Wenck, Hess. Landesgesch. 3, 206f., aufgestellte, von vielen Späteren, zum Beispiel auch von Meyer von Knonau, Heinrich IV. 3, 418f., angenommene Hypothese, daß dieser Hermann identisch sei mit dem 1064 bis 1084 vorkommenden Pfalzgrafen Hermann ist sehr schwach begründet und wird m. E. mit Recht von Wyß, a.a.O., abgelehnt. Da seine Deszendenz nicht mit Sicherheit festzustellen ist, bringe ich sie in Teil II.

    Thiele Andreas: Tafel 25,66, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte", Band I, Teilband 1 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser I

    HERMANN I. + wohl um 1062
    Begründet die Linie der Grafen von Gleiberg, rebelliert zeitweise, 1057 gefangengesetzt. Unterwirft sich bald und bleibt Stütze Kaiser HEINRICHS IV.

    Hermann I. ist eventuell Stammvater der Grafen von Gleiberg. Er stritt um sein Erbe Gleiberg, rebellierte zeitweise und wurde 1057 gefangengesetzt. Er unterwarf sich bald und blieb eine Stütze Kaiser HEINRICHS IV.

    Lampert von Hersfeld: Seite 292,308, "Annales/Annalen"

    1075
    Die Schlacht hatte sich bereits vom Mittag bis zur neunten Stunde hingezogen, und es war schon nahe daran, daß sich zwei Heerhaufen zweier Länder, Schwaben und Bayern, zur Flucht wandten, und wiederholt meldeten Boten dem König, daß ihre Leute in höchster Gefahr seien, da rückten plötzlich Graf Hermann von Gleiberg [aus Hessen] auf der einen, auf der anderen Seite die Bamberger Mannen zum Angriff heran. Jetzt wirft auch der Herzog von Böhmen, jetzt der Herzog Gozelo von Lothringen ihre Reiter mit verhängten Zügeln in den Kampf. Diesem gewaltigen Ansturm konnten die Sachsen nicht mehr standhalten und wichen langsam zurück.
    Unter dem Vorwande dieses Zuges nach Ungarn täuschte er alle Reichsfürsten und brach nach Böhmen auf, ohne einen Fürsten mitzunehmen außer dem Grafen Hermann von Gleiberg, dazu fast 500 für dieses wichtige Aufgabe besonders ausgewählte leichte Reiter.

    Twellenkamp Markus: Band I Seite 489, "Das Haus der Luxemburger" in: Die Salier und das Reich

    Zwei Verwandte des Grafen Konrad, sein Oheim Hermann von Gleiberg und Pfalzgraf Heinrich von Laach, errangen einige Verdienste im Kampf auf der Seite von HEINRICH IV. Hermann von Gleiberg war ein Enkel Siegfrieds und ein Sohn des mit der Erbin von Gleiberg verheirateten Grafen Friedrich vom Moselgau. Er hatte einen erheblichen Anteil an dem Sieg über die Sachsen bei Homburg an der Unstrut (1075).

    Renn, Heinz: Seite 130-133,135, "Das erste Luxemburger Grafenhaus"

    Den Söhnen Friedrichs und seiner Gemahlin ist noch ein Sohn namens Hermann einzureihen. Einer Württemberger Urkunde vom 13.11.1045 verdanken wir dieses Ergebnis. Hier verpfändet Herzog Heinrich von Bayern für 20 Talente Gold aus dem Schatz der Bamberger Kirche die beiden Orte Kreglingen und Rimbach bei Mergentheim unter Vorbehalt der Wiedereinlösung seinerseits oder (nach seinem Tode) seiner Brüder Hermann und Theoderich oder seiner anderen Brüder. Dieser Hermann ist auch bei dem erwähnten Aufenthalt Kaiser HEINRICHS III. 1056 in Trier zugegen.
    Im allgemeinen setzt man Hermann von Luxemburg mit dem rheinischen Pfalzgrafen Hermann II. (1060-1085) gleich [103 A.F. Gfrörer, Papst Gregorius VII. und sein Zeitalter, Schaffhausen 1859, I, Seite 100ff. - Annalen des Niederrheins, XV (1864); Seite 34ff. - Max Schmitz, Die Geschichte der lothringischen Pfalzgrafen bis auf Konrad den Staufen. Diss. Bonn 1878, Seite 32. - H. Witte, MIÖG., Erg. V, Seite 442ff. - Meyer von Knonau, Jahrbücher ..., III, Seite 418.], dessen Vorgänger Heinrich aus dem Hause der EZZONIDEN wir bereits kennengelernt haben [104 Siehe oben Seite 41. Ausführlich habe ich darüber gehandelt in einem Aufsatz, Die Luxemburger in der lothringhischen Pfalzgrafschaft, in: Rheinische Vierteljahresblätter, XI, 1941, Heft 1 und 2; Seite 102ff.]. Ich halte diese Gleichsetzung für unmöglich. Außer demselben Namen gibt es keine zwingende Gründe, den LUXEMBURGER Hermann mit obigem Pfalzgrafen zu identifizieren. Wir haben zwei Urkunden von 1097 und 1124, in denen Adelheid, die Witwe des Pfalzgrafen Hermann, dem Geoergenstift in Limburg an der Lahn Güter im Engersgau, nämlich 6 Mansen zu Isenburg und Meuth, vermacht. Da die LUXEMBURGER an der Lahn begütert sind, liegt die Gleichsetzung mit Hermann aus diesem Hause im Bereich der Möglichkeit. Aber dies ist kein zwingender Schluß, zumal die Besitzungen wahrscheinlich von Adelheids drittem Gemahl, Heinrich von Laach, herstammen. Es gibt ferner eine Urkunde aus dem Jahre 1064, in der wir lesen: "Gulesa et Bettendorf commendata sunt in manum Herimanni comitis de Glizberg". Bei diesem Grafen handelt es sich wahrscheinlich um unseren Grafen Hermann. Nun wird in einem späteren Königsdiplom das oben genannte Bendorf bei Koblenz als Schenkung des Pfalzgrafen Hermann an HEINRICH III. erwähnt. Überzeugend wäre demnach die Gleichsetzung, wenn jene Urkunde, die nur als Abschrift vorliegt, nicht sehr verdächtig wäre. Sie verliert sogar ihre Beweiskraft, weil sie in direktem Widerspruch zu einer Königsurkunde von 1138 steht, die im Original vorhanden ist. Nach dieser hat nicht Pfalzgraf Hermann, sondern Pfalzgraf Sigfrid (1099-1113) das Gut Bendorf dem deutschen Königshause als Geschenk überwiesen, ohne allerdings Verfügungsrechte darüber zu haben; denn das Gut Bendorf ist der Abtei Maria Laach von ihrem Stifter gegeben worden.
    Hermann, der Sohn Friedrichs von Luxemburg, kann demnach nicht die rheinische Pfalzgrafenwürde innegehabt haben. Dagegen dürfen wir ihn als Stammvater der Gleiberger Linie annehmen, wozu uns obige Urkunde um Bendorf die Berechtigung gibt.
    Bernolds Chronik erwähnt zum Jahre 1057: "Fridericus et fratres eius de Glichberga". Einige haben in ihm den Herzog Friedrich aus LUXEMBURGER Hause sehen wollen. Dies ist jedoch abzulehnen, weil die Chronik aus Würzburg einfach von einem "quidam Fridericus" spricht. Der Herzog wäre sicher nicht so bezeichnet worden. Es handelt sich hier wohl um sein Patenkind, den Sohn Hermanns von Gleiberg. Wer aber sind die "fratres", die Friedrich in obiger Quelle zugewiesen werden? Ein Hermann aus Gleiberg leiste dem Kaiser 1075 an der Unstrut hervorragende Hilfe. Im Herbst dieses Jahres zieht er sogar als einziger Herr aus dem fürstlichen Adel mit seinem König von Böhmen gegen Sachsen aus. Aus Gründen des Alters kann dieser Hermann nicht mehr der Sohn, sondern nur noch der Enkel Friedrichs vom Moselgau, und damit der Bruder des eben angeführten Friedrich sein.
    Die Gemahlin Hermanns von Gleiberg kennen wir nicht. Vielleicht gehört sie zur Familie der Grafen von Are. Zwischen den Geschlechtern LUXEMBURG und ARE bestehen nämlich verwandtschaftliche Bande. Der Großneffe Hermanns von Gleiberg, Otto von Rheineck, bezeichnet 1144 die Grafen Otto und Ulrich von Are als "consanguinei". Dieses Wort bezeichnet aber wirkliche Blutsverwandtschaft und wird nie für Verwandte der Frau gebraucht. Auch die Vermögensverhältnisse deuten auf enge Verbundenheit der beiden Familien hin. Graf Gerhard von Are schenkt nämlich die Hälfte des Laacher Sees und das umliegende Land dem Kloster Laach. Da Pfalzgraf Heinrich über die andere Hälfte zugunsten der Abtei verfügt, ist der gemeinsame Zusammenhang erwiesen. Bestätigt wird unsere Ansicht durch den späteren Besitznachweis Wilhelms von Luxemburg-Gleiberg in Thür bei Mayen.





    oo N.N.

    Kinder:

    - Friedrich
    - Heinrich II. von Laach Pfalzgraf - 1095
    - Hermann II.


    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 3 Seite 7,130 - Lampert von Hersfeld: Annales/Annalen Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 2000 Seite 292,308 - Meyer von Knonau, Gerold: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich IV. und Heinrich V. 1. - 7. Band, Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1890 - Renn, Heinz: Das erste Luxemburger Grafenhaus, Bonn 1941 Seite 130-133,135 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 25,66 - Twellenkamp, Markus: Das Haus der Luxemburger, in Die Salier und das Reich, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992 Band I Seite 489 -


  25. 48.  von Luxemburg, Heinrich II. Graphische Anzeige der Nachkommen (21.Irmintrud3, 7.Heribert2, 1.Udo1) wurde geboren um 1005; gestorben am 14 Okt 1047; wurde beigesetzt in Trier [54290],Trier,Rheinland-Pfalz,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 1026-1047, Luxemburg; Graf von Luxemburg
    • Titel/Amt/Status: 1042-1047, Bayern,Deutschland; Herzog von Bayern

    Notizen:

    Heinrich II.
    Graf von Luxemburg (1026-1047)
    als H VII. Herzog von Bayern (1042-1047)
    ca. 1005-14.10.1047 Begraben: Trier, St. Maximin
    (* 990 Hoensch)
    Ältester Sohn des Grafen Friedrich I. vom Moselgau und der Irmintrud von der Wetterau, Erbtochter von Graf Heribert

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Seite 2065

    Heinrich VII. von Luxemburg, Herzog von Bayern 1042-1047
    + 14. Oktober 1047 Begraben: Trier, St. Maximin

    Seit 1026 Graf von Luxemburg (nach dem Tode seines Onkels, Herzog Heinrichs V. von Bayern), außerdem Obervogt der Klöster St. Maximin, Trier, und Echternach. 1042 erhielt er unter Umgehung des überkommen Wahlrechts der bayerischen Großen von Kaiser HEINRICH III. zu Basel das bisher von diesem selber verwaltete Herzogtum Bayern, eine Verfügung, die wohl in Zusammenhang mit der Intensivierung der Ostpolitik zu sehen ist. Heinrich nahm an den Feldzügen des Kaisers gegen die Ungarn (1042,1043,1044) teil. Über den zweiten LUXEMBURGER auf dem bayerischen Herzogsstuhl ist wenig bekannt.

    Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 322

    HEINRICH VII., bayer. Herzog
    + 14.10.1047 Begraben: Trier
    Vater: Friedrich (+ 1019)
    Mutter: Ermentrude

    Aus dem Geschlecht der Grafen von Luxemburg.
    Seit 1026 Haupt der LÜTZELBURGER.
    Nachzuweisen als Graf im Moselgau und im Bidgau und als Vogt der Klöster St. Maximin und Echternach.
    Treue Ergebenheit gegen die SALIER-Kaiser KONRAD II. und HEINRICH III.
    1042 Belehnung mit dem Herzogtum Bayern.

    Literatur:
    NDB 8; Riezler.

    Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 7, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    IX. 24. HEINRICH, Graf im Moselgau 1025, Vogt von St. Maximin 1035, Herzog von Bayern
    * ca. 1005, + 10147 14. X.
    Anmerkungen: Seite 130
    IX. 24. Heinrich siehe Hirsch I, 537; Steindorff, Heinrich III. 1, 295.

    Glocker Winfrid: VIII, 158; Seite 348, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    HEINRICH VIII.
    * c 1005, + 1047 X 14
    1025 Graf im Moselgau, 1035 Vogt von St. Maximin, 1042 Herzog von Bayern
    oo NNw
    Vgl. Brandenburg IX, 24 und Renn, Grafenhaus S. 116-120

    Thiele Andreas: Tafel 66, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte", Band I, Teilband 1 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser I

    HEINRICH II. (VII.) + 1047

    Graf von Luxemburg, Graf im Moselgau und Vogt zu Trier und Echternach. Er war eine zuverlässige Stütze der SALIER, zog 1030/31 mit gegen Ungarn und war 1037/38 mit in Italien. Er half 1046 Kaiser HEINRICH III. gegen Flandern und Holland, vermehrte den Hausbesitz und folgte 1042 als Herzog von Bayern und wurde dort nie heimisch.

    Lerche, Ludwig Alfred: Seite 39-41, "Die politische Bedeutung der Eheverbindungen in den bayerischen Herzogshäusern von Arnulf bis Heinrich den Löwen (980-1180)"

    Nach langjähriger selbständiger Verwaltung übertrug HEINRICH III. das Herzogtum 1042 wiederum einem LUXEMBURGER, dem ältesten Sohne des lothringischen Großen Friedrich, Heinrich VII., dem Neffen Herzog Heinrichs V. Wir dürfen darin wohl eine gewisse Rücksicht auf das Erbrecht sehen. Maßgebend für die Auffassung des Königs war es, daß Herzog Heinrich noch nicht vermählt war, daß über seine Eheverbindung also noch verfügt werden konnte - und zwar zugunsten eines guten Verhältnisses des Herzogs zur Krone. Diesem Ziele mochte denn wohl auch die in Aussicht genommene Vermählung Heinrichs VII. dienen sollen, von der wir aber nicht mehr als die Absicht kennen, weil der Herzog sie wegen seines vorzeitigen Todes nicht eher vollziehen konnte. Um diese Zeit befand sich der Herzog in völligem Einverständnis mit König HEINRICH, dem er überhaupt treu ergeben war. Eben als er vom Feldzuge gegen Dietrich von Holland an der Seite seines königlichen Herrn zurückgekommen war, starb er (14. Oktober 1047) auf einer Reise zu seiner Braut, mit der er vermählt nach Bayern heimzukehren gedachte [175 Annal Altah. 1047 (SS XX. 804): Dux Henricus Baivariorum in eo itinere obiit, dum sponsam voluit accipere. - Ann. S. Maxim. (handschriftlicher Zusatz, siehe Hirsch, Heinrich II. Jb., I, 537 N. 2: Henricus dux ... reversus cum imperatore ex bello Frisico, dum sponsam in Bavariam abducere cogitat, immaturo fato improlis obiit, et Treveris sepultus est. - Vgl. Riezler, Geschichte Bayerns I 464 mit N. 1 und in Allg. dtsch. Biogr. 11. Bd., Seite 461; Steindorff, Heinrich III. Jb., II 24 mit N. 7; Witte, Lothr. Jb., 5. Jg. 1893 (2. Hälfte) Seite 70. - Da der Name der Braut unbekannt ist, so darf man sich kaum auch nur auf Vermutungen einlassen. Aus der Tatsache jedoch, daß Heinrich auf der Heimreise von Holland seine Brautfahrt unternahm und nachher in Trier begraben werden konnte, darf man vielleicht darauf schließen, daß seine Braut aus jenen rheinischen Gegenden stammte, deren Sicherung eventuell durch eine Heirat seiner Getreuen dem Kaiser am Herzen liegen mußte und in denen ja auch die luxemburgische Familie vielfache Beziehungen hatte.]. Der Name seiner Braut wird nirgends genannt.
    Neben der großen Verwandtschaft seines Vaters Friedrich von Lützelburg hatte der Bayern-Herzog auch eine zahlreiche Geschwisterschar, die einflußreiche Stellen einnahmen und solche namentlich durch vorteilhafte Heiraten zu erlangen wußten. Heinrichs Bruder Friedrich wurde im Mai 1046 wegen seines reichen Besitzes und seiner hervorragenden Stellung in Nieder-Lothringen Herzog in diesem Lande und Markgraf von Antwerpen. Auf dem oberlothringischen Bischofsstuhl von Metz saß noch sein alter Oheim Dietrich; als dieser 1047 starb, wurde des Bayern-Herzogs Bruder Adalbero erhoben und so das dynastische Interesse der LÜTZELBURGER gewahrt. Heinrichs Schwester Otgiva (+ 1031) war mit dem Grafen Balduin IV. dem Bärtigen von Flandern (+ 1036) vermählt gewesen. Schließlich war seine Schwester Irmengard (Imiza) die Gemahlin des Grafen Welf II. Und diese Ehe war auch für Heinrich als Bayern-Herzog von der größten Bedeutung. Das hochberühmte WELFEN-Geschlecht, das im oberen Deutschland eine ganz hervorragende Stellung einnahm und große Allodial- und Lehngüter in Schwaben und Rätien besaß, war auch eng mit Bayern verknüpft. Auch hier verfügte es über reiche Besitzungen, namentlich im bayrischen Augstgau und im bayrischen Hochgebirge. Irmengards Gemahl Welf II. war zwar im Jahre 1030 bereits gestorben, aber ihr Sohn, Graf Welf III., hatte den großen Besitz des Welfischen Hauses geerbt. So hatte für Heinrich von Bayern seiner Schwester Heirat großen Wert, indem sie ihn in seinem neuen Lande infolge der verwandtschaftlichen Beziehungen zu einem hervorragenden einheimischen Geschlecht um so leichter Fuß fassen ließ.

    Twellenkamp Markus: Band I Seite 484-486, "Das Haus der Luxemburger" in: Die Salier und das Reich

    Die LUXEMBURGER scheinen sich aber schon bald mit dem Verlust Bayerns abgefunden zu haben, denn Graf Heinrich II., Neffe und Nachfolger des zum Herzog von Bayern aufgestiegenen Grafen Heinrich, hat KONRAD II. mehrfach in aufsehenerregender Weise unterstützt. So zog er 1030 mit dem König gegen die Ungarn. Drei Jahre später war er zusammen mit seinem Bruder, dem späteren Herzog Friedrich von Nieder-Lothringen, bei der Zusammenkunft KONRADS mit dem französischen König in Deville anwesend. Er wird wohl auch an dem Zug KONRADS gegen Aribert von Mailand im Jahr 1037 teilgenommen haben.
    Das gute Verhältnis der LUXEMBURGER zum salischen Königshaus setzte sich auch unter KONRADS Sohn HEINRICH III. fort. Der erste nachweisbare Kontakt zwischen Graf Heinrich und HEINRICH III. datiert vom 5. Juni 1040. An diesem Tag nahmen sie zusammen mit dem Oheim Heinrichs, Bischof Dietrich von Metz, und seinem Bruder Friedrich, dem späteren Herzog von Nieder-Lothringen, an der Weihe der neu erbauten Abteikirche von Stablo teil. Drei Jahre nach seinem Herrschaftsantritt übergab HEINRICH III. am 21. Februar 1042 in Basel dem Grafen Heinrich das Herzogtum Bayern, das damit nach einer Pause von 15 Jahren wieder von einem LUXEMBURGER übernommen wurde. Offenbar hat der König in Heinrich einen besonders befähigten Mann für die Verteidigung Bayerns gegen die Ungarn gesehen. Nach zwei vergeblichen Attacken konnte HEINRICH III. zusammen mit Heinrich von Bayern die Ungarn 1044 bei Menfö an der Raab entscheidend besiegen. Im September 1047 nahm Graf Heinrich an dem Heereszug HEINRICHS III. gegen Dietrich von Holland teil.
    Der 1042 zum Herzog von Bayern erhobene Graf Heinrich starb kinderlos im Jahr 1047. In seiner Grafschaft trat sein Bruder Giselbert das Erbe an. In Bayern blieb das Herzogsamt zwei Jahre vakant, bis es 1049 an den EZZONEN Konrad verliehen wurde. Im Jahr 1047 starb auch der Oheim Herzog Heinrichs, Bischof Dietrich von Metz. Zum Nachfolger wurde sein Neffe Adalbero erhoben, der HEINRICH III. schon bei seinem Kriegszug gegen Dietrich von Holland unterstützt hatte. Adalbero verfügte über gute Beziehungen zu Bischof Brun von Toul, dem späteren Papst Leo IX.

    Renn, Heinz: Seite 116-120, "Das erste Luxemburger Grafenhaus"

    Mit der Grafschaft erbt der LUXEMBURGER auch die Obervogtei über die reichen Klöster St. Maximin und Echternach. Als KONRAD II. 1030 eine Generalsynode in Trier, wahrscheinlich zur Reform der dortigen Klöster, abhält, finden wir auch Graf Heinrich vertreten. Noch im selben Jahr zieht er mit seinem Kaiser gegen die Ungarn. Einer seiner Gefolgsleute des LUXEMBURGERS namens Arnulf teilt uns dies in einer Schenkungsurkunde an das Kloster Stablo mit. Die großen technischen Schwierigkeiten haben die Besiegung Ungarns vereitelt; dieses erhält im folgenden Jahre sogar das Gebiet um Fischa und Leitha. Heinrich weilt jetzt auch wieder in seiner Heimat. Als am 19. Oktober 1031 die neue Abteikirche zu Echternach mit großem Prunke eingeweiht wird, ist neben Erzbischof Poppo von Trier auch der Obervogt des Klosters unter den Festgästen.
    In den Kämpfen, die in den folgenden Jahren um das Burgundische Erbe entbrennen, steht Graf Heinrich treu zur Seite seines Kaisers. Als dieser Ende Mai/Anfang Juni zu Deville an der Maas eine Besprechung mit Heinrich I. von Frankreich hat, befinden sich der LUXEMBURGER und sein Bruder Friedrich in seiner Begleitung. Bei der letzten Entscheidung gegen Odo von der Champagne zu Bar am 15.11.1037 ist Heinrich von Luxemburg nicht zugegen, da uns die Hauptteilnehmer namentlich angegeben werden. Andererseits fehlt er auch in den Reihen jener Festversammlung, die vier Wochen vorher unter Anwesenheit hoher Würdenträger die Weihe der neu restituierten Domkirche zu Trier feiert. Ich schließe mich der Ansicht Wampachs an, daß er damals KONRAD II. zum Kampf gegen Aribert von Mailand begleitet hat. Heinrich von Luxemburg hat sich wohl auf diesem Italienzug Verdienste um das Kloster Farfa in der Sabina erworben; die Mönche haben ihn nämlich verewigt als: "Enricus dux amicorum nostrorum".
    Das enge Verhältnis, in dem die LUXEMBURGER zu Kaiser KONRAD stehen, gestaltet sich unter seinem Nachfolger noch inniger. HEINRICH III. entschädigt die Schwester der Kunigunde Abenza = Eva, weil ihr das Erbe der Kaiserin vorenthalten worden sei. Wahrscheinlich sind die übrigen LUXEMBURGER Familienangehörigen ebenso zu ihrem Recht gekommen. Graf Heinrich wird bei dem Kirchweihfest der neu erbauten Abtei Stablo am 5.6.1040 besonders ausgezeichnet. Zur Erinnerung an diesen Tag bewilligt der König einen zweitägigen Jahrmarkt, der stets am 1. Juli beginnen soll.
    Am 26.1.1041 weilt der König in Aachen. Nach persönlichen Verhandlungen mit Heinrich von Luxemburg erklärt sich dieser bereit, den Hauptklosterhof zu Echternach, der sich schon seit Sigfrid in der Hand der LUXEMBURGER befindet, der Abtei zurückzugeben. Doch für diesen geringen Verlust wird Graf Heinrich bald reichlich entschädigt. Der König erhebt ihn nämlich schon am 21.2.1042 in den ersten Fürstenstand des Reiches: "Traditus est principatus Baioariae in civitate Basilea Henrico duci, fratrueli Henrici ducis et dominae Chunigundae imperatricis, uxoris Henrici piissimi et dignissimi imperatoris". Die Investitur mit dem Herzogtum Bayern findet also sonderbarer Weise zu Basel statt. Gegen jedes Herkommen geschieht die Belehnung nicht in voller Versammlung der bayerischen Adligen und nicht in der Hauptstadt des Landes. Von einer Wahl hören wir nichts. HEINRICH III. will das Herzogtum starken Händen anvertrauen. Des Königs Wahl fällt auf den Grafen von Luxemburg, weil er einer seiner zuverlässigsten Untergebenen ist. Außerdem hat dieses Geschlecht schon durch Heinrich I. von Luxemburg-Bayern und durch die Kaiserin Kunigunde enge Verbindungen mit der Ostmark angeknüpft. In zwei Feldzügen werden die Ungarn besiegt, und March und Leitha bilden 1043 wieder die alte Reichsgrenze. Das Verhältnis des Grafen und Herzogs Heinrich zu der kaiserlichen Familie bleibt ein herzliches. In zwei Urkunden erscheint er 1045 zusammen mit der Kaiserin Agnes als Intervenient. Im folgenden Jahre erhält sein Bruder Friedrich die hohe Auszeichnung der Herzogswürde von Nieder-Lothringen, und Pfingsten 1047 wird sein Neffe Welf, der Sohn der Imiza, mit dem Herzogtum Kärnten und der Mark Verona belehnt. Damit sind drei wichtige Herzogtümer an den Grenzen des Reiches in der Hand der luxemburgischen Sippe. Die Heimatgrafschaft selbst behält ihre Ausdehnung an Saar und Mosel, Alzig und Sauer. Als Graf im Mosel- und Bidgau ist Heinrich urkundlich zu belegen, und den gewaltigen Klosterbesitz von St. Maximin und Echternach verwaltet er als Obervogt. In den nördlichen Ardennen treffen wir ihn als Lehnsherrn an, und in der Maasebene ist er um Lüttich begütert. Im Jahre 1047 muß Herzog Heinrich plötzlich sein Leben beschließen. Im September hat er an einem wenig erfolgreichen Heereszug des Kaisers gegen Theoderich von Holland teilgenommen. Dann macht sich Heinrich auf den Weg, um seine Braut nach Bayern heimzuführen, da ereilt ihn plötzlich der Tod am 14. Oktober 1047 [55 Annales Altahenses Maiores = SS. XX, Seite 804 zu 1047: "Dux Henricus Baiovariorum in eo itinere obiit, dum sponsam voluit accipre." Der Ranshofer Kodex meldet uns den Todestag: "2 idus octrobis Heinricus, filius fratris Chunigundis imperatricis obiit." Diese und weitere Belege bei Wampach, U.Q.B., nr. 267.]. Offenbar handelt es sich um eine zweite Ehe; denn der Herzog wird damals nicht mehr weit von 60 Jahren entfernt gewesen sein. Über eine erste Gemahlin wissen wir nichts Näheres. Giesebrecht sieht sie als solche Sophie, die Gemahlin HERMANNS, des Gegen-Königs, an. Doch diese Annahme ist mit Rücksicht auf die enge Verwandtschaft der beiden abzulehnen. Seine letzte Ruhestätte findet auch Heinrich bei seinen Ahnen in der Abtei St. Maximin zu Trier. Diesem Kloster hat er noch vor seinem Tode die Orte Schüttringen im Kanton Luxemburg und Usselkirch in Lothringen vermacht.
    Wie sein gleichnamiger Oheim und Vorgänger in der Grafschaft und im Herzogtum ist auch Heinrich der Jüngere ohne Nachkommen gestorben. Das Erbe in der Westmark tritt sein Bruder Giselbert an.


    Literatur:
    Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 97,103 - Bosl, Karl: Bosls Bayerische Biographie, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1983 Seite 322 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 IX. 24, 130 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 484-487,494,506,514,518,530,545/Band III Seite 19 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 348 - Hirsch, Siegfried: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II., Verlag von Duncker & Humblot Berlin 1864 Band I Seite 537 - Hoensch, Jörg K.: Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche Dynastie gesamteuropäischer Bedeutung 1308-1437. Verlag W. Kohlhammer 2000 Seite 13 - Körntgen, Ludger: Ottonen und Salier. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2002 Seite 68,70 - Lerche, Ludwig Alfred: Die politische Bedeutung der Eheverbindungen in den bayerischen Herzogshäusern von Arnulf bis Heinrich den Löwen (980-1180) Langensalza 1915 (Sammlung wissenschaftlicher Arbeiten; Heft 43) Seite 36-38 - Renn, Heinz: Das erste Luxemburger Grafenhaus Seite 116-120 - Steindorff, Ernst: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich III. 1. und 2. Band, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963 Band I Seite 295 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 66 - Twellenkamp, Markus: Das Haus der Luxemburger, in Die Salier und das Reich, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992 Band 1 Seite 484-486 -

    Geburt:
    (* 990 Hoensch)

    Titel/Amt/Status:
    als Heinrich VII.

    Begraben:
    St. Maximin


  26. 49.  von Lothringen, Friedrich II. Graphische Anzeige der Nachkommen (21.Irmintrud3, 7.Heribert2, 1.Udo1) wurde geboren in 1005; gestorben in 1065; wurde beigesetzt in Stablo [4970],Wallonien,Belgien.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Malmedy [4960],Wallonien,Belgien; Vogt von Malmedy
    • Titel/Amt/Status: Stablo [4970],Wallonien,Belgien; Vogt von Stablo
    • Titel/Amt/Status: 1046-1065, Niederlothringen; Herzog von Niederlothringen

    Notizen:

    Friedrich II.
    Herzog von Nieder-Lothringen (1046-1065)
    Vogt von Malmedy und Stablo
    um 1005-28.8.1065 Begraben: Stablo
    Jüngerer Sohn des Grafen Friedrich I. von Moselgau aus dem Hause der LUXEMBURGER und der Irmtrud von der Wetterau, Tochter von Graf Heribert

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Seite 950, Friedrich II. von Luxemburg, Herzog von Nieder-Lothringen

    + 28. August 1065 Begraben: Stablo neben seiner 1. Gemahlin Gerberga
    1. oo Gerberga
    2. Ida (später oo Albert III., Graf von Namur)

    Als jüngerer Bruder des Grafen Heinrich II. von Luxemburg (1026-1047) hatte er zunächst keine Aussicht auf eine hohe fürstliche Machtstellung. Im Zuge des Konflikts zwischen König HEINRICH III. und Gottfried dem Bärtigen setzte der König jedoch nach dem Tode Herzog Gozelos (+ 1046) Friedrich von Luxemburg ein. Als Oberlothringer verfügte Friedrich zunächst über nur geringe Herrschaftsrechte in Nieder-Lothringen, insbesondere die Vogteien über die Reichsabtei Stablo (seit ca. 1030 dank der Unterstützung des Königs und des Abtes von Stablo) und das Metzer Eigenkloster St-Truiden (aufgrund der Verbindung mit seinem Bruder Adalbero III., 1047-1072, Bischof von Metz). Urkunden Friedrichs und zeitgenössische Quellen über seine Regierung sind spärlich. Kurz vor Friedrichs Tod bestimmte HEINRICH IV. Gottfried den Bärtigen zu Friedrichs Nachfolger; die Regierung des LUXEMBURGERS in Nieder-Lothringen blieb also Episode.

    Lexikon des Mittelalters: Band V Seite 1986

    Limburg (Limbourg)
    Keimzelle des späteren Fürstentums war die alte königliche Grundherrschaft Baelen, die Friedrich II. von Luxemburg, der spätere Herzog von Nieder-Lothringen (1046-1065), von seiner Mutter geerbt hatte und auf der er um 1020 die Burg Limburg errichten ließ. Friedrichs 'dominium', das Besitzungen zwischen Maas und Aachen sowie um Sprimont (südlich von Lüttich), desgleichen die Vogtei über die Abteien St-Truiden (St-Trond) und Stablo-Malmedy umfasste, kam mit Ausnahme der an die Grafen von Namur gefallenen Vogtei über Stablo-Malmedy) 1065 an Friedrichs Schwiegersohn Walram-Udo, Graf von Arlon (oo Judith, Erbtochter Friedrichs).

    Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 7, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    IX. 25. FRIEDRICH, Graf und Vogt von Malmedy 1035, Herzog von Nieder-Lothringen 1046 V.
    * ca. 1005, + 1065 18. V.

    Gemahlin:
    a) Gerberge, Tochter des Grafen Eustach von Boulogne (siehe X 78)
    + vor 1049
    b) ca. 1055 Ida (Tochter Herzog Bernhards II. von Sachsen ?)
    II. oo Albert III. von Namur (siehe X. 99)

    Anmerkungen: Seite 130
    IX. 25. Friedrich, Hirsch 1, 537; Steindorff, Heinrich III. 1, 295.

    Glocker Winfrid: Seite 348, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VIII. 159 FRIEDRICH I.
    * c 1005, + 1065 V 18

    1033 Graf und Vogt von Malmedy; 1046 Herzog von Nieder-Lothringen

    1. oo Gerberga, Tochter Graf Eustachs von Boulogne
    + v 1049 IX
    c 1056 2. oo Ida (? Tochter Herzog Bernhards II. von Sachsen)
    Vgl. Brandenburg IX, 25 und Renn, Grafenhaus S. 120-123.

    Thiele Andreas: Tafel 66, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte", Band I, Teilband 1 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser I

    FRIEDRICH II. + 1065

    Vogt von Malmedy und Stablo, Graf von Luxemburg
    1046 Herzog von Nieder-Lothringen anstelle des abgesetzten Gottfried II. von Verdun (weitläufiger Cousin), steht ständig gegen diesen und behauptet sich in vielen Auseinandersetzungen. Er hält auch weitgehend die kaiserlichen Positionen in Lothrhringen und gerät zuletzt schroff gegen Erzbischof Anno von Köln wegen der verschachtelten Rechts- und Besitzverhältnisse und wegen prinzipieller Machtfragen. Er ist zeitweise Vogt zu Lüttich. Als treue kaiserliche Stütze kann er den einsetzenden Zerfall Nieder-Lothringens nicht verhindern.

    1. oo GERBERGA VON BOULOGNE, Tochter des Grafen Eustach II., + vor 1059
    2. oo IDA VON SACHSEN, Tochter des Herzogs Bernhard II. Billung

    Friedrich II. folgte seinem Vater als Vogt von Malmedy und Stablo. 1046 übertrug ihm Kaiser HEINRICH III. das Herzogtum Nieder-Lothringen, in dem Friedrich besonders durch seine Gemahlin reich begütert war. Er stand ständig gegen den abgesetzten Gottfried II. von Verdun und behauptete sich in vielen Auseinandersetzungen gegen ihn. Friedrich hielt weitgehend die kaiserlichen Positionen in Lothringen und geriet zuletzt schroff gegen Erzbischof Anno von Köln wegen der verschachtelten Rechts- und Besitzverhältnisse und wegen prinzipieller Machtfragen. Er war eine treue kaiserliche Stütze und konnte den einsetzenden Zerfall Nieder-Lothringens nicht verhindern. Sein Bruder Adalbero III. von Metz übertrug ihm die Vogtei über St. Trudo bei Lüttich. Seine in Sachsen gelegenen Güter, die ihm seine zweite Gemahlin zubrachte, tauschte er gegen Laroche.
    Er war der letzte LÜTZELBURGER in einem hohen Reichsamt.

    Twellenkamp Markus: Band I Seite 484-486,494, "Das Haus der Luxemburger", in Die Salier und das Reich

    Drei Jahre später war er zusammen mit seinem Bruder, dem späteren Herzog Friedrich von Nieder-Lothringen, bei der Zusammenkunft KONRADS mit dem französischen König in Deville anwesend.
    Im Jahr 1046 erhielt Friedrich, der Bruder Graf Heinrichs, die Herzogswürde in Nieder-Lothringen [71E. Steindorff, Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich III., Band 1, Leipzig 1874, Seite 295; vgl. W. Kienast, Der Herzogstitel in Frankrkreich und Deutschland (9.-12. Jahrhundert). Mit Listen der ältesten deutschen Herzogsurkunden, München/Wien 1968, Seite 390-391; Mohr, Herzogtum Lothringen, Band 1 (wie Anmerkung 33), Seite 84-85, und Ders., Geschichte des Herzogtums Lothringen, Band 2: Niederlothringen bias zu seinem Aufgehen im Herzogtum Brabant (11.-13. Jahrhundert), Saarbrücken 1976, Seite 21-22.]. Ausschlaggebend für diese Wahl mögen die engen verwandtschaftlichen Beziehungen seiner Frau Gerberga nach Nieder-Lothringen gewesen sein [72 Nach der Genealogia e stirpe sancti Arnulfi, MGH SS 25, Seite 383, Z. 30f., war Friedrichs Gemahlin Gerberga eine Tochter des Grafen Eustach von Boulogne; vgl. Renn, Luxemburger (wie Anmerkung 1), Seite 121.]. Friedrich pprofitierte damit von den Querelen, die Gottfried der Bärtige wegen seiner Ansprüche auf beide Teilherzogtümer Lothringens verursacht hatte, als ihm HEINRICH III. nicht den gesamten lothringischen Machtraum überlassen wollte. Mit den Herzogtümerern Bayern und Nieder-Lothringen standen zwei Grenzregionen unter der Herrschaft der LUXEMBURGER, die sich offenbar als besonders zuverlässige Helfer des SALIERS erwiesen hatten. Pfingsten 1047 wurde außerdem noch Welf III., ein Neffe Friedrichs, mit dem Herzogtum Kärnten und der Mark Verona belehnt.
    Der neue Gegen-König scheint vor seiner Wahl über einige Verbindungen nach Sachsen verfügt zu haben. So besaß sein Onkel Friedrich, Herzog von Nieder-Lothringen, wahrscheinlich über seine Frau einige Güter in Sachsen.

    1. oo Gerberga von Boulogne, Tochter des Grafen Eustach I.. - vor 1059
    2. oo 1. Ida Billung von Sachsen, Tochter des Herzogs Bernhard II., -31.7.1102
    (2. oo Albert III. Graf von Namur -22.6.1102)

    Kinder:
    1. Ehe
    - Jutta
    - Jutta war die Erbin des Gebietes um Limburg und wurde die Mutter Heinrichs I. von Limburg.
    um 1062 oo Walram II. Graf von Arlon

    Literatur:
    Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 98,103,145,192, 267 - Boshoff, Egon: Lothringen, Frankreich und das Reich in der Regierungszeit Heinrichs III. in: Rheinische Vierteljahresblätter 42 (1978), Seite 63-127 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 3 Seite 7,130 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 383,400,402,405,412,414,4,421, 440,458,470,472,484-486,490,494,530 - Giesebrecht Wilhelm von: Geschichte der deutschen Kaiserzeit.Mundus Verlag 2000 Band 3 Seite 119 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 348 - Goez Elke: Beatrix von Canossa und Tuszien. Eine Untersuchung zur Geschichte des 11. Jahrhunderts, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995 Seite 144 - Hermann von Reichenau: Chronicon. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 680,684 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 52, 117 - Hlawitschka Eduard: Die 'Verwandtenehe' des Gegenkönigs Hermann von Salm und seiner Frau Sophie. Ein Beitrag zu den Familienbeziehungen der rheinischen Ezzonen/Hezeliniden und des Grafenhauses von Formbach/Vornbach. Festschrift für Andreas Kraus zum 80. Geburtstag. In: Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte, Band 140, Verlag C.H. Beck München 2002 - Hlawitschka, Eduard: Konradiner-Genealogie, unstatthafte Verwandtenehen und spätottonisch-frühsalische Thronbesetzungspraxis. Ein Rückblick auf 25 Jahre Forschungsdisput. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2003 Seite 81 - Kienast Walter: Der Herzogstitel in Deutschland und Frankreich (9. bis 12. Jahrhundert). R. Oldenbourg Verlag München - Wien 1968 Seite 390-391 - Meyer von Knoonau, Gerold: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich IV. und Heinrich V., Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1890 Band I Seite 43,292,372,402,403,424,429,464-465,470-471,472,473,474,571, 640-641/Band II Seite 172,502/Band III Seite 418 - Mohr Walter: Geschichte des Herzogtums Lothringen. Verlag "Die Mitte" Saarbrücken 1974 Band I Seite 84-85/Band II Seite 21,22,30,37,39 - Renn, Heinz: Das erste Luxemburger Grafenhaus Seite 120-123 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 197 - Schwarzmaier Hansmartin: Von Speyer nach Rom. Wegstationen und Lebensspuren der Salier. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992, Seite 62,9,92 - Steindorff, Ernst: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich III., Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963 Band I Seite 295 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 66 - Twellenkamp, Markus: Das Haus der Luxemburger, in Die Salier und das Reich, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992 Band 1 Seite 475-503 - Werner Matthias: Der Herzog von Lothringen in salischer Zeit. in: Die Salier und das Reich Band I Seite 383,400,405,421-423,458,472 -

    Familie/Ehepartner: von Sachsen, Ida Billung. Ida (Tochter von von Sachsen, Bernhard II. und von Schweinfurt, Eilika) wurde geboren um 1035; gestorben am 31 Jul 1102. [Familienblatt] [Familientafel]

    Familie/Ehepartner: von Boulogne, Gerberga. Gerberga gestorben vor Nov 1049. [Familienblatt] [Familientafel]


  27. 50.  von Luxemburg, Adalbero III. Graphische Anzeige der Nachkommen (21.Irmintrud3, 7.Heribert2, 1.Udo1) wurde geboren in 1010; gestorben am 13 Nov 1072.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 1047-1072, Metz [57000],Moselle,Lothringen,Frankreich; Bischof von Metz

    Notizen:

    Adalbero III. von Luxemburg
    Bischof von Metz (1047-1072)
    ca. 1010-13.11.1072
    Sohn des Grafen Friedrich von Luxemburg und der Irmintrud von der Wetterau, Tochter von Graf Heribert

    Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 94

    Adalbero III., Bischof von Metz seit 1047
    + 13. November 1072
    Sohn des Grafen Friedrich von Luxemburg

    Adalbero, ein Geistlicher von streng mönchischer Lebenshaltung, war gut bekannt mit Bischof Bruno von Toul, den er nach dessen Wahl zum Papst (Leo IX.) zu den Konzilien nach Reims und Mainz und nach Rom begleitete. Er gründete 1070 das Chorherrenstift St. Salvator/St. Sauveur (Metz), dessen Geistliche unter der gleichen Regel wie der Metzer Kathedralklerus lebten.

    Literatur:
    DBF I, 390-392 - NDB I, 41

    Brandenburg Erich: 7, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    IX. 27. ADALBERO, Bischof von Metz 1047 VI.
    * ca. 1010, + 1072 13. XI.
    Anmerkungen: Seite 130
    IX. 27. Adalbero

    Hirsch,a.a.O.; Steindorff 2,8.
    Die Angabe der Gesta abb. Trudon. S. S. 10,384: Adalbero, ejus (nämlich Bischof Dietrichs, VIII 47) consanguineus nepos Adalberonis tercii hujus nominis ex fratre Theodorico duce Lotharingie seu Mosellorum (Teil II, Gen. VIII 77) ist so ganz unverständlich, da Adalbero nicht von Herzog Dietrich abstammte; sie beruht wohl auf Verwechslung dieses Dietrich mit Adalberos Vater Friedrich.

    Thiele Andreas: Tafel 66, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte", Band I, Teilband 1 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser I

    ADALBERO III. + 1072/73

    1047 Bischof von Metz durch Kaiser HEINRICH III., ist dessen wichtige Stütze, später HEINRICHS IV.; auch Vertrauter/Berater von Papst Leo IX. (+ 1054) besitzt große Autorität in Lothringen und fördert die Cluniazenser.

    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 3 Seite 7,130 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I, Seite 414,486,495/Band III Seite 173 - Hirsch, Siegfried: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II. 1. und 2. Band, Verlag von Duncker & Humblot Berlin 1864 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 52,109-112 - Meyer von Knonau, Gerold: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich IV. und Heinrich V., Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1890 Band I Seite 43,402,403,445,470/Band II Seite 15,164, 172,219/Band III Seite 418/Band V Seite 381 - Renn, Heinz: Das erste Luxemburger Grafenhaus, Bonn 1941 - Steindorff, Ernst: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich III., Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963 Band II Seite 8 -

    Neue Deutsche Biographie - Adalbero III.

    Bischof von Metz (seit 1047), † 13.11.1072 (1073).

    Leben
    Adalbero war ein Geistlicher von streng mönchischer Lebenshaltung. Er wohnte der Wahl Bischof Brunos von Toul, dessen Lehrer er gewesen war, zum Papst (Leo IX.) auf der 1048 von Heinrich III. in Worms abgehaltenen Versammlung bei und begleitete ihn nach Rom; er war auch anwesend bei den weiteren Konzilien Leos IX. in Reims, wo er auf dessen Bitte den Stephansaltar weihte, in Mainz, wo Maßnahmen zur Reform des Klerus und der Bekämpfung der Simonie getroffen wurden, und in Rom bei der Kanonisierung Gerhards von Toul. Adalbero gründete St. Sauveur, dessen Geistlichkeit unter der gleichen Regel wie der Metzer Kathedralklerus lebte. Dort wurde er auch beigesetzt.

    Literatur
    ADB I; Rodulf, Gesta abbatum Trudonens., in: MGH SS X, S. 234; M. Meurisse, Histoire des Evesques de l'église de Metz, Metz 1634, S. 352; F. Chaussier, in: Revue ecclésiastique de Metz, 2e année, Metz 1891/92, S. 308; E. Steindorff, Jbb. d. dt. Reiches unter Heinr. III., Bd. 2, 1881, S. 9 f.; J. Hergenröther, Hdb. d. allgem. Kirchengesch. II, 31885, S. 50; N. Dorvaux, Les anciens pouillés du diocèse de Metz, Nancy 1902, S. 260, 349, 425; H. Renn, Das erste luxemburg. Grafenhaus, = Rhein. Archiv, H. 39, 1941; G. Meyer v. Knonau, Jbb. d. dt. Reiches unter Heinr. IV. u. Heinr. V., Bd. 2, 1894; Dictionnaire d’Histoire et de Géographie Ecclésiastiques I, 1912, Sp. 438 f.


  28. 51.  von Luxemburg, Dietrich Graphische Anzeige der Nachkommen (21.Irmintrud3, 7.Heribert2, 1.Udo1) wurde geboren um 1015; gestorben nach 1045.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Graf von Luxemburg

    Notizen:

    Dietrich Graf von Luxemburg
    um 1015- nach 1045
    Jüngerer Sohn des Grafen Friedrich I. vom Moselgau und der Irmtrud von der Wetterau, Tochter von Graf Heribert

    Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 7, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    IX. 28. DIETRICH, Graf von Luxemburg, erwähnt 1036 12. XI. und 1045 11. XI.

    Anmerkungen: Seite 130
    IX. 28. Dietrich

    Gen. com. Flandriae S. S. 9, 318 als Graf von Luxemburg bezeichnet. Urkundlich 1036 12. XI., Beyer 1, Nr. 308 I. 1045, Württ. U. B. 1, 268. Weiteres ist über ihn nicht bekannt; ob der 1056 30. VI. und 1059 8. XII, Beyer 1, n. 345 und 352 als Zeuge vorkommende Graf Dietrich derselbe ist, läßt sich nicht entscheiden. Schenk zu Schweinsberg, Arch. f. Hess. Gesch. 5, 227f., legt ihm zwei Söhne Dietrich und Heinrich bei, von denen der letztere Graf von Luxemburg gewesen sein soll, ohne jede haltbare Begründung.

    Thiele Andreas: Tafel 66, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte", Band I, Teilband 1 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser I

    DIETRICH + um 1056
    Er ist kaum greifbar.

    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 3 Seite 7,130 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 66 -


  29. 52.  von Hammerstein, Udo Graphische Anzeige der Nachkommen (23.Otto3, 7.Heribert2, 1.Udo1) gestorben in 1034.

    Notizen:

    Udo
    + 1034
    Einziger Sohn des Grafen Otto von Hammerstein und der Irmingard von Verdun, Tochter von Graf Gottfried dem Gefangenen

    Brandenburg Erich: Tafel 3, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    IX. Generation 21.
    Udo
    + 1034.
    Anmerkungen: Seite 130, IX. 21. Udo

    siehe Hirsch, Heinrich II. 3, 259, Anmerkung 2.
    Schenk von Schweinsberg, Genealogische Beiträge Seite 9f., will in der Gräfin Irmgard, Witwe Ottos, die 1041 vorkommende Irmgard, Stifterin des Klosters Rees (Lacomblet, Urkunden des Niederrheins 1, n. 175) erkennen und sieht in der später dieses Stift beschekenden Gräfin Irmtrud ihre und Ottos Tochter. Durch einige weitere ebenso leichtfertig vollzogene Gleicsetzung kommt er dazu, ihr als Gemahl den Grafen Rubert von Zütphen zu geben und diesem Ehepaar die Grafen von Nassau abzuleiten. Alles das ist als ganz willkürliche Konstruktion abzulehnen. Es ist nichts davon bekannt, daß Otto von Hammerstein weitere Nachkommen hinterlassen hätte.

    Glocker Winfrid: Seite 331,348, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik."

    VII, 91= VIII, 155 Udo
    + 1034
    Vgl. Brandenburg IX, 21 sowie Hirsch Band 3, Seite 259, Anmerkung 2

    Hirsch, Siegfried: Band III Seite 259, "Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II."
    Während Udo, Ottos Sohn, 1034 stirbt (Annal. Hildesheim. 1034), lebt die Mutter jedenfalls noch viel länger; da es Vita Godehardi post. cap. 19 heißt: illa - legemque, ut vel hodie claret, penitus amisit, muß sie sich zur Zeit, da dies geschrieben wurde, also etwa um die Mitte des 11. Jahrhunderts, noch am Leben und in der Reichsacht befunden haben.

    Literatur:
    Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 VII,91=VIII,155 Seite 331,348 - Hirsch, Siegfried: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II., Verlag von Duncker & Humblot Berllin 1864 Band III Seite 259 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969 Seite 50 -