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 Bohrer

Oda

weiblich 806 - 913  (107 Jahre)


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Generation: 1

  1. 1.  Oda wurde geboren in 805/806; gestorben am 17 Mai 913.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Sachsen,Deutschland; Gräfin von Sachsen

    Notizen:

    Oda
    Gräfin von Sachsen
    805/06-17.5.913
    Tochter des Grafen Billung und der Aeda (aus fränkischem Geschlecht)

    Glocker Winfrid: Seite 254, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    LIUDOLF
    * c 805/20, + 866 III 12
    Graf, "dux Orientalium Saxonum"
    oo c 825/35 Oda, Tochter des fränk. "princeps" Billung und der Aeda 805/06, + 913 V 17

    Schwennicke Detlev: Tafel 10, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    LIUDOLF

    + 11. III 866 Begraben: Brunshausen
    Graf, gründet 852 Abtei Gandersheim (zuerst in Brunshausen)
    oo ODA * 805/06, + 17.V 913
    Tochter des princeps Billung und der Aeda

    Thiele, Andreas: Tafel 11, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

    LIUDOLF
    * um 806, + 866
    oo ODA, Tochter des Grafen Billung I, + 913

    Jakobi Franz-Josef: Seite 58, "Zur Frage der Nachkommen der heiligen Ida und der Neuorientierung des sächsischen Adels in der Karolingerzeit"

    Die Überlegungen sind auf die durch Hrotswith von Gandersheim in ihrem Gedicht über die Anfänge des liudolfingischen Hausklosters am Harz genannten Eltern Odas, der Gemahlin des ostsächsischen Herzogs Liudolf, der 'Stammutter' der LIUDOLFINGER/OTTONEN, gerichtet. Oda entstammte nach Hrotswith dem fränkischen Hochadel: sie war eine Tochter des 'Fürsten' (princeps' Billung und der 'hochberühmten' Aeda.


    oo Liudolf Graf von Sachsen ca 805/20-12.3.866


    Kinder:

    - Brun ca 830/40-2.2.880
    - Otto der Erlauchte ca 830/40-30.11.912
    - Liutgard ca 840/50-30.11.885
    867 oo Ludwig III. der Jüngere 835-20.1.882
    - Hathumod Äbtissin von Gandersheim (852-874) 840-29.11.874
    - Gerberga 2. Äbtissin von Gandersheim (874-897) ca 840/50-5.11.896/97
    - Christina 3. Äbtissin von Gandersheim (897-919) 840/50-1.4.919/20
    - Thankmar ins Kloster eingetreten - früh verstorben
    - Enda - vor 874
    oo (Lothar) - 2.2.880 gefallen



    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 138,168,216 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 26 - Hrosvit von Gandersheim -
    Jakobi, Franz-Josef: Zur Frage der Nachkommen der heiligen Ida und der Neuorientierung des sächsischen Adels in der Karolingerzeit, in: Jaszai, Geza (Hg): Heilige Ida von Herzfeld, 980-1980, Festschrift zur Tausendjährigen Wiederkehr ihrer Heiligsprechung, Münster 1980, Seite 58 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 10 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 11 -

    Familie/Ehepartner: von Sachsen, Liudolf. Liudolf (Sohn von von Sachsen, Brunhard) wurde geboren in 805/806; gestorben am 12 Mrz 866. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 2. von Sachsen, Brun  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 830/840; gestorben am 2 Feb 880 in Hamburg [20095],Hamburg,Hamburg,Deutschland.
    2. 3. von Sachsen, Otto  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 830/840 in Wallhausen [06528],Mansfeld-Südharz,Sachsen-Anhalt,Deutschland; gestorben am 30 Nov 912 in Wallhausen [06528],Mansfeld-Südharz,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Bad Gandersheim [37575],Northeim,Niedersachsen,Deutschland.
    3. 4. von Sachsen, Liutgard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 840/850; gestorben in Nov 885 in Aschaffenburg [63739],Aschaffenburg (Stadt),Bayern,Deutschland.
    4. 5. von Sachsen, Hathumod  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 840; gestorben am 29 Nov 874.
    5. 6. von Sachsen, Gerberga  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 840/850; gestorben in 896/897.
    6. 7. von Sachsen, Christina  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 840/850; gestorben in 919/920.
    7. 8. von Sachsen, Tankmar  Graphische Anzeige der Nachkommen
    8. 9. von Sachsen, Enda  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben vor 874.


Generation: 2

  1. 2.  von Sachsen, Brunvon Sachsen, Brun Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Oda1) wurde geboren in 830/840; gestorben am 2 Feb 880 in Hamburg [20095],Hamburg,Hamburg,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 866-880, Sachsen,Deutschland; Herzog von Sachsen

    Notizen:

    Brun
    Herzog von Sachsen (866-880)
    ca 830/40-2.2.880 gefallen bei Hamburg
    Ältester Sohn des Liudolf dux und der Oda, Tochter von Graf Billung

    Lexikon des Mittelalters: Band II Seite 752

    Brun, Herzog von Sachsen 866-880

    Auf ihn bezieht sich der Bericht der Fuldaer Annalen zum Jahre 880 von einer großen Abwehrschlacht gegen die Normannen "in Saxonia". Das Treffen, das nicht genauer zu lokalisieren ist, brachte für das sächsische Aufgebot schwere Verluste. An der Spitze der langen Liste gefallener Grafen wird Brun genannt, "dux und Bruder der Königin". Dieser dux war der Sohn des 866 verstorbenen Liudolf (Xantener Annalen), der schon zur Zeit Ludwigs des Deutschen als Erster Mann in Sachsen galt und das Stift Gandersheim gründete. Bruns Mutter war Oda, eine hochgestellte fränkische Frau aus dem Hause des Billung (Hrotsvith, Primordia Coenobii Gandersheimensis, 21ff.) Die Bezeichnung dux für Brun in einer kritischen Phase erneuter Wikingergefahr im Ost- und Westreich macht deutlich, dass ein militärischer Oberbefehl auf die Dauer in Sachsen notwendig geworden war. Das führte zur Stabilisierung des "Stammesherzogtums" im Geschlecht der LIUDOLFINGER. Nach Bruns Tod folgte im Dukat daher sein jüngerer Bruder Otto ("der Erlauchte"), der Vater des späteren Königs HEINRICH I., unmittelbar nach. Bruns Schwester Liutgard war mit König Ludwig dem Jüngeren vermählt, ein weiteres Zeichen für den hohen Rang, den die Familie der Familie der LIUDOLFINGER in Sachsen und im Ostreich erlangt hatte. Von Kindern und Enkeln Bruns wissen wir nicht, doch lebte sein Name als Leitname im Geschlecht weiter.

    Literatur:
    B.W. Lüders, Die Liudolfinger - ein altsächsisches Geschlecht, Zeitschrift des Harzvereins für Geschichte der Comitate des Werler Grafenhauses, WZ 100, 1950, 9-133 - S. Krüger, Studien zur sächsischzen Grafschaftsverfassung im 9. Jh. Studien und Vorarbeiten zum Historischen Atlas Niedersachsens, 19. H., 1950 - K. Jordan, Herzogtum und Stamm in Sachsen während des hohen Mittelalters, NdsJb 30, 1958, 1-27 - R. Wenskus, Sächsischer Stammesadel und fränkischer Reichsadel, AAG, 1976.

    Schwennicke Detlev: Tafel 10, Europäische Stammta"feln Neue Folge Band I. 1"

    BRUN Graf 877
    + gefallen gegen die Normannen 2.II. 880

    Thiele, Andreas: Tafel 11, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

    BRUNO
    + 880 gefallen
    Folgt 866 dem Vater, setzt die Abwehrkriege gegen Normannen und Slawen fort und fällt bei Hamburg

    Glocker Winfrid: Seite 257, "Die Verwandte der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    II, 3 BRUN
    * c 830/40, + 880 II 2
    Graf ("ducatus totius Saxoniae")

    Filiationsbeleg: Brun ist als älterer Bruder Herzog Ottos des Erlauchten in Hrotsviths Primordia coen. Gandeshem. v 361-370 bezeugt. Widukind I c. 16, S. 25 f, kennt dagegen die Verwandtschaftsverhältnisse der frühen LIUDOLFINGER nicht mehr genau: er verwechselt den Gemahl der Schwester Bruns, Liutgards, nämlich König Ludwig den Jüngeren, mit König Ludwig dem Kind. Es ist aber auch gut denkbar, dass sich hinter dieser Verwechslung eine bewußte Geschichtsklitterung des Corveyers verbirgt, um die Translation der Königswürde an die Sachsen zu rechtfertigen. Im übrigen hat Widukind den einzigen direkten Beleg für die Filiation Liudolf dux - Brun. "Qui [Ludwig das Kind] cum accepisset uxorem nomine Liudgardam, sororem Brunonis ac magni ducis Oddonis, non multis post haec vixerat annis. Horum pater Liudolfus, qui Roman profectus transtulit reliquias beati Innocenti papae." Brun ist außerdem als Bruder der Königin Liutgard genannt in den Annales Fuldense a. 880, S. 94, bei dem Bericht über die Schlacht gegen die Dänen, in der unser Brun gefallen ist. Zusammen mit seinem Bruder Otto dem Erlauchten, seiner Schwester, der Königin Liutgard, und mit seinem Vater ist Brun in D Lu d J. 3 von 877 I 26 urkundlich erwähnt; dieses Diplom bezeugt auch das Grafenamt, das er innehatte.
    Den Todestag Bruns können wir dem Bericht Thietmars II c. 23, S. 66, entnehmen sowie dem Fuldaer Nekrologannalen, SS XIII 184; vgl. dazu FW Kommentar G 12.
    Die Amtsstellung Bruns hat Widukind I c. 16, S 26, ungefähr 100 Jahre später mit "ducatus totius Saxoniae" beschrieben. Hrotsvith, Primordia coenobii Gandeshemensis v. 368, nennt Brun "dux". Die Forschung vertrat bei der Interpretation dieser Nachrichten unterschiedliche Ansichten: während Tellenbach, Königtum S. 14, die Belege für eine aus dem Rückblick gewonnene Glorifizierung hält, mißt Schlesinger, Entstehung, Seite 142, diesen Quellen des 10. Jahrhunderts Glaubwürdigkeit zu.
    Die lokale Braunschweiger Überlieferung sieht in unserem Brun, den Sohn des Liudolf dux, den Stammvater der BRUNONEN (einer im Raum Braunschweig auftretenden Grafensippe mit den Leitnamen Liudolf und Bruno). So nennt die Braunschweiger Reimchronik c. 8, S. 467 (und davon abhängig die Cronica ducum de Brunswick c. 1, S. 577), Brun den Ahnherrn des Braunschweiger Grafenhauses; vgl. hierzu zuletzt Last, Anfänge passim. Nach Döll, Kollegiatstifte S. 18 bis 22, lassen sich für die Abstammung der BRUNONEN von unserem Brun folgende Argumente anführen:
    + gleiche Leitnamen,
    + enge Nachbarschaft der Güter beider Familien,
    + die bevorzugte Verehrung Johannes des Täufers bei beiden Verwandtengruppen und das häufig auftretende Gegen-Königtum gerade bei den Angehörigen der BRUNONEN-Familie
    (vgl. hierzu v. a. die Kandidatur des Bruno comes de Brunswic, bezeugt in Thangmars Vita Bernwardi c. 38, SS IV 775, in Zusammenhang mit den von Hlawitschka, Merkst Du nicht, Thronkandidaturen und Untersuchungen, entwickelten These zur Rolle von Geblütsrecht und Wahlrecht bei der Thronfolge 1002!). Doch auf der anderen Seite gibt es, was als ein gewichtiges Argument zu bewerten ist, keinen nur einigermaßen zeitgenössischen Quellenbeleg, um die Abstammung der BRUNONEN von Liudolf dux zu untermauern; so eindringlich Schölkopf, Grafen S. 106.
    Es sei abschließend noch darauf hingewiesen, daß die Notiz des Agius in der Vita Hathumodea c. 2, SS IV 167, ein Bruder der ersten Gandersheimer Äbtissin sei mit einer "neptis regnum" vermählt, nicht auf den ältesten Bruder Bruno zu beziehen ist, sondern auf Otto den Erlauchten (vgl. II,2). Dieser Fehler von Pertz (Anm. 2 zu der zitierten Stelle) fand Eingang in die genealogische Tafel in dem Buch von Leyser, Herrschaft.

    Jahrbücher von Fulda. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VII: Seite 113

    In Sachsen wurde unglücklich gegen die Normanne gekämpft; denn die Normannen blieben Sieger und töteten 2 Bischöfe, Theoderich und Markwart, und 12 Grafen: Herzog Brun, den Bruder der Königin, Wigmann, Bardo, einen anderen Bardo, einen dritten Bardo, Thiotheri, Gerich, Luiutolf, Folcwart, Avan, Thiotric, Liuthar, samt allen, welche ihnen folgten.

    Diwald Hellmut: Seite 115, "Heinrich der Erste"

    Liudolfs ältester Sohn Brun wird in den Fuldaer Annalen ebenfalls als Herzog bezeichnet. Ähnlich wie bei seinem Vater braucht diese Titelzuweisung nichts anderes zu bedeuten, als daß Brun Inhaber der herzoglichen Gewalt in Sachsen gewesen ist. Er kämpfte wiederholt gegen die dänischen Normannen, das letzte Mal am 2. Februar 880 in einer wilden Winterschlacht bei Ebbekesdorp, in der die Sachsen eine fürchterliche Niederlage hinnehmen mußten; ein großer Teil des sächsischen Adels verlor an diesem Tag sein Leben, auch Brun fiel in der Schlacht. Ansonsten ist von Brun kaum etwas bekannt; wir wissen auch nichts von einer Nachkommenschaft. Gleichwohl scheint sich sein Format nicht an das Mittelmaß gehalten zu haben, sonst hätte ihn die Legende wohl kaum mit der Gründung von Braunschweig, nämlich von Brunswiek, in Verbindung gebracht und ihn zum Ahnherrn des um 1090 ausgestorbenen Adelsgeschlechts der BRUNONEN erhoben. Brun gilt deshalb als Stammvater der WELFEN.

    Während Bruns Herrschaft stand Sachsen weiter unter unmittelbaren königlichem Befehl, denn Ludwig der Jüngere zog 869 mit einem sächsisch-thüringischen Heer gegen die Sorben und drei Jahre später gegen die Mährer. Der sächsische Heerbann nahm auch 876 an den Kämpfen Ludwigs des Jüngeren gegen KARL II. DEN KAHLEN teil. Brun übernahm die väterliche Stellung, setzte im Auftrage Ludwigs des Jüngeren die Abwehrkriege gegen Normannen und Slawen fort und fiel zusammen mit 11 Grafen und 18 satellites regii in der furchtbaren Dänenschlacht bei Hamburg, in der fast das ganze aus Ostfalen und Engern bestehende sächsische Heer vernichtet wurde. Brun wurde in den Fuldaer Annalen noch zu den Grafen gerechnet und erhielt nur als Zusatz den Titel "dux". Er erkannte seinen Schwager als Oberherrn an und war vermutlich nicht als Amtsherzog in Sachsen mehreren Grafen dauerhaft übergeordnet. Brun ist der Gründer von Braunschweig.


    Brüsch, Tania: Seite 26,101,106, "Die Brunonen, ihre Grafschaften und die sächsische Geschichte. Herrschaftsbildung und Adelsbewußtsein im 11. Jahrhundert."

    Bleiben noch die späten Hinweise auf die Verwandtschaft zwischen den BRUNONEN und den LIUDOLFINGERN/OTTONEN: Die Historiographie des Braunschweiger WELFEN-Hofes überliefert solche Zusammenhänge. So berichtet die Ende des 13. Jahrhunderts entstandene Cronica ducum de Brunswick im ersten Kapitel davon, daß Liudolfus dux Saxonie drei Söhne mit Namen Otto, Bruno und Tanquard gehabt habe, von denen die beiden letzteren die Gründer Braunschweigs seien, die zusammen im Kampf gegen die Dänen den Tod gefunden hätten, so daß Otto als einziger Überlebender dux Saxonie geworden sei [19 Von dieser Schlacht berichten auch die Fuldaer Annalen; hierzu und zur Umdeutung zur Naturkatastrophe bei Widukind vgl. Althoff, Ottonen, Seite 20f; ausführlich vgl. unten Anm. 23]. Dieser Otto war der Vater HEINRICHS I. Im sechsten Kapitel wird an diese Ahnen angeknüpft und gleichzeitig auf ihre Zurücksetzung durch die OTTONEN angespielt: Der princeps Bruno, der Ehemann Giselas und Vater Liudolfs, habe nur den Titel comes getragen, weil OTTO I. den Dukat, den Brunos Vorfahren innehatten, an den BILLUNGER Hermann gegeben habe.
    Bei zwei weiteren Einträgen, die ebenfalls die Anzahl der Kanoniker nicht verzeichnen, handelt es sich eindeutig um spätere Nachträge: Zum 21. Januar ist der Tod von Tanquardus et Bruno comites in Brunswick und zum Februar der von Oddo comes in Brunswick verzeichnet [46 Memoirenregister, Registrum ecclesie s. Blasii, Seite 11 und 12.].
    Hatte der im Namen 'Brunswik' enthaltene Personenname zur Suche nach einem Gründer namens Brun(o) geführt, den man in dem LIUDOLFINGER Brun (+ 880) fand, so verleitetet der im ausgehenden 13. Jahrhundert bereits nicht mehr bekannte und nur noch in den älteren Quellen aufgespürte seltene Personenname Tancward dazu, hinter diesem namen einen Verwandten des Braunschweiger Gründers Bruno zu vermuten.

    Offergeld Thilo: Seite 569,573,625, "Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter."

    Gleichwohl erweist bereits die vermutlich Ende der 860-er Jahre erfolgte Verheiratung Liutgards mit Ludwig dem Jüngeren die LIUDOLFINGER als eines der bedeutendsten Geschlechter im Norden des Reiches. 880 begegnet der dux Brun als Führer der sächsischen Verbände im Abwehrkampf gegen die Normannen, wie überhaupt die LIUDOLFINGER zusammen mit den BABENBERGERN im fränkisch-sächsischen regnum des jüngeren Ludwig die erste Stelle nach dem König einnahmen.
    [907 Heinrichs Frau war wohl nicht LIUDOLFINGERIN, wie ewta Büttner/Dietrich, Weserland Seite 140, meinen, sondern, da seine Tochter als neptis regum erscheint (Agius, Vita Hathumodae c. 2, Seite 167), karolingischer Herkunft, vermutlich eine Nachfahrin von KARLS DES GROSSEN Bruder Karlmann; vgl. Hlawitschka, Herkunft Seite 146-165. Anders freilich Althoff, Amicitiae Seite 108, der älteren Ansicht folgend die neptis regum für die Gattin des LIUDOLFINGERS Brun hält.]
    Wie andere Reichsaristokraten suchten auch die LIUDOLFINGER deshalb die Nähe zum karolingischen Königshaus: Liudolf, der zu den regni principes gezählt wurde, gelang die Vermählung seiner Tochter Liutgard mit Ludwig dem Jüngeren. Davon konnte zweifellos auch sein Sohn Brun profitieren, der 880 als Führer des königlichen Heeres gegen die Normannen fiel.


    oo Liutgard, Tochter Arnulfs


    Literatur:
    Annalen von Fulda - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 17,19,24 - Brüsch, Tania: Die Brunonen, ihre Grafschaften und die sächsische Geschichte. Herrschaftsbildung und Adelsbewußtsein im 11. Jahrhundert. Matthiesen Verlag Husum 2000 Seite 26,101,106,113 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches, Gustav Lübbe Verlag Bergisch Gladbach 1994, Seite 108,115,127,499 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 257 - Hlawitschka, Eduard: Zur Herkunft der Liudolfinger und zu einigen Corveyer Geschichtsquelle, in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka Seite 313-377, Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 37 - Hrosvit von Gandersheim - Jahrbücher von Fulda. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1969 Seite 113 - Krüger, Sabine: Studien zur Sächsischen Grafschaftsverfassung im 9. Jahrhundert, Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1950 Veröffentlichung der Historischen Kommission für Hannover - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion Seite 376 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 548,569,573,625 - Schölkopf Ruth: Die sächsischen Grafen 919-1024. Studien und Vorarbeiten zum Historischen Atlas Niedersachsens 22. Göttingen 1957 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 10 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 11 - Thietmar von Merseburg: Chronik Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1992 - Wenskus Reinhard: Sächsischer Stammesadel und fränkischer Reichsadel. Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1976 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 40,198 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart 1981 -

    Gestorben:
    gefallen bei Hamburg


  2. 3.  von Sachsen, Ottovon Sachsen, Otto Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Oda1) wurde geboren um 830/840 in Wallhausen [06528],Mansfeld-Südharz,Sachsen-Anhalt,Deutschland; gestorben am 30 Nov 912 in Wallhausen [06528],Mansfeld-Südharz,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Bad Gandersheim [37575],Northeim,Niedersachsen,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 880-912, Sachsen,Deutschland; Herzog von Sachsen

    Notizen:

    Otto der Erlauchte
    Herzog von Sachsen (880-912)
    ca 830/40-30.11.912 Wallhausen Begraben: Gandersheim Stiftskirche

    Jüngerer Sohn des Liudolf dux und der Oda, Tochter von Graf Billung

    Lexikon des Mittelalters: Band VI Seite 1579

    Otto der Erlauchte, Herzog von Sachsen
    + 30. November 912 Begraben: Gandersheim

    LIUDOLFINGER, jüngerer Sohn des ersten sicher bekannten LIUDOLFINGERS Liudolf, der bereits eine Art Herzogsstellung innegehabt hatte. Sein älterer Bruder, Herzog Brun, fiel als Führer des sächsischen Aufgebots 880 gegen die Dänen. Unter Ottos Herrschaft "genoß Sachsen eine Selbständigkeit, die einer Unabhängigkeit gleichkam" (W. Schlesinger), jedoch sind auffallend wenig Einzelheiten überliefert. Bekannter als politische Aktivitäten Ottos sind dynastische Heiratsverbindungen, die die LIUDOLFINGER in dieser Zeit eingingen: zweimal mit KAROLINGERN, mit BABENBERGERN, mit Nachfahren Widukinds. Bei Widukind von Corvey (I, 16) erscheint Otto zum Jahre 911 als Anwärter auf die Königswürde, der verzichtet, aber das 'summum imperium' behalten habe - ein Urteil aus der Retrospektive.

    Literatur:
    W. Schlesinger, Die Entstehung der Landesherrschaft, 1941, 142ff. - E. Hlawitschka, Zur Herkunft der Liudolfinger ..., RhVbll 38, 1974, 92ff. - H.W. Goetz, 'Dux' und 'Ducatus', 1977, 302ff. - W. Glocker, Die Verwandten der Ottonen, 1989, 258f.

    Glocker Winfrid: Seite 258, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    II, 2 OTTO ("DER ERLAUCHTE"), Beiname modern!)

    * c 830/40, + 912 XI 30
    Graf (Südthüringengau), c 900/05 Herzog (Sachsen)

    vor 876 1. oo Hadwig (Hathui), "BABENBERGERIN" + (?) 903 am XII 24
    2. oo NNw

    Zum Filiationsbeleg vgl. die bei seinem Bruder Brun (vgl. II,1) aufgeführten Belege.
    Der Todestag ist in den Nekrologen von Weißenburg und Merseburg aufgeführt; vgl. Althoff, Zeugnisse S. 404 (Nr. 76).
    Zum Todesjahr vgl. Waitz S. 195 f.
    In D Lu d J. 4 ist Otto der Erlauchte als Graf im Südthüringengau bezeugt; die weiteren Belege für Ottos Grafenamt sind bei Krüger, Grafschaftsverfassung S. 67, gesammelt. Widukind I c. 16, S. 26, nennt Otto den Erlauchten "dux", wie auch die Urkunde OTTOS DES GROSSEN für Gandersheim D O I. 180 von 956 IV 21.
    Stingl, Stammesherzogtümer S. 104, weist darauf hin, dass Otto der Erlauchte
    zum ersten Mal in D Ko I. von 913 II 18 mit dem "dux"-Titel bezeugt ist, also erst nach seinem Tod; daher vermutet Stingl, Otto der Erlauchte dürfte die herzogliche Stellung in Sachsen erst in seinen letzten Lebensjahren erhalten haben.
    Als Gemahlin Ottos des Erlauchten nennen die Vita Mathildis antiquior c. 1, SS X 575, und Thietmar I c. 3, S. 6, eine Dame namens Hadwig. Für die Herkunft Hadwigs gibt es keinen eindeutigen Quellenbeleg, doch kann ihre Zugehörigkeit zur Familie der sogenannten älteren BABENBERGER aus Widukind I c. 22, S. 31, und mit Hilfe weiterer Überlegungen zu an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit verdichtet werden. Die einzelnen Argumente, die uns diese Filiation als heute gesichert anzusehen erlauben, hat zuletzt Hlawitschka, Herkunft S. 141-145 (mit der älteren Literatur), zusammengestellt. Der Vater Hadwigs war somit äußerst wahrscheinlich der 886 vor Paris gefallenen Graf Heinrich aus der im Fränkischen begüterten Familie der BABENBERGER. Über die unbekannte Gemahlin des Grafen Heinrich könnte die Verwandtschaft König HEINRICHS I. mit dem westfränkischen KAROLINGER-König Karl der Einfältige gelaufen sein, die uns Thietmar I c. 23, S. 30, bezeugt. Der Merseburger Bischof nennt HEINRICH I. einen "nepos" Karls des Einfältigen, während der Westfranke ein "proximus" des Sachsen-Königs gewesen sei. Hlawitschka, Herkunft S. 145-165, zeigt einen möglichen Lösungsvorschlag auf, wie die Verwandtschaft der sächsischen Könige mit den KAROLINGERN genauer ausgesehen haben könnte. Um noch auf die von der älteren Forschung heiß diskutierte Frage einer KAROLINGER-Blütigkeit der OTTONEN-Könige und -kaiser einzugehen, die bis zu einer Conditio sine qua non für den Übergang der Königsherrschaft an die LIUDOLFINGER hinaufstilisiert wurde, so dürfte einer solchen Verwandtschaft des neuen Königs mit Kaiser KARL DEM GROSSEN nicht die entscheidende Bedeutung beim Thronwechsel zugekommen sein, wie dies im 19. Jahrhundert angenommen wurde. Als letzter Beitrag zu dieser Problematik und Einstieg in die ältere Literatur sei der 1935 erschienene Aufsatz von Kimpen, Abstammung, genannt. Den Todestag Hadwigs überliefert das Merseburger Nekrolog, das zum XII 24 die "Hathuui mat(er) Heinrici reg(is)" hat. Ihr Todesjahr war wahrscheinlich 903; zumindest führen zu diesem Jahr die Fuldaer Totenannalen eine "Haduuig com" auf (vgl. FW Kommentar G 17).
    Die außereheliche Verbindung Ottos mit einer Frau unbekannten Namens und unbekannter Herkunft ergibt sich aus der Nennung ihrer Tochter (vgl. III, 6) bei Widukind I c. 38, S. 56.

    Althoff Gerd: Seite 425, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    G 171
    Me: 30.11. Oddo com pater Heinrici regis + 912 Otto der Erlauchte

    Otto gehörte zu den ältesten Angehörigen der ottonischen Familie im Merseburger Necrolog; zu den Anfängen des ottonischen Gedenkens siehe ausführlich oben Seite 192.
    Allg. zu Otto vgl. Biogr. Wörterbuch 2, Sp. 2108f.; Hlawitschka, Zur Herkunft der Liudolfinger, S. 92ff.: Goetz. 'Dux' und 'Ducatus', bes. S. 302ff. sowie Waitz, Jbb. Heinrichs I., S. 12.

    Schwennicke Detlev: Tafel 10, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    OTTO DER ERLAUCHTE
    + 30. XI 912 Begraben: Gandersheim Stiftskirche
    GRAF IM SÜDTHÜRINGGAU 888, und im EICHSFELD, 908 Laienabt von Hersfeld

    oo HADWIG (HATHUI) + 24. XII 903
    Tochter von Heinrich dux Austriacorum (BABENBERGER)

    Otto der Erlauchte folgte seinem gegen die Dänen gefallenen Bruder Brun und setzte die im Auftrage seines Schwagers Ludwigs des Jüngeren mit dem Aufgebot der östlichen Sachsen die Kriege gegen Normannen und Slawen fort. Ob Otto beim Kampf gegen die Normannen unter dem Oberbefehl des BABENBERGERS Heinrich gestanden hat, muß dahingestellt bleiben. Jedenfalls nahm er zu diesem Zeitpunkt keine selbständige Position ein und kann also höchstens Amts-Herzog in Sachsen gewesen sein. Seine Abhängigkeit von der Reichsgewalt dürfte sich erst nach dem Tode des Grafen Heinrich (886) oder sogar erst nach 896, als Kaiser ARNULF krank darniederlag, wesentlich gelockert haben. ARNULF erschien 899 in Sachsen und unternahm mit einem starken Heer einen erfolglosen Feldzug gegen die Abodriten. Otto erfreute sich der Gunst des Kaisers ARNULF, den er 894-896 sogar auf seinem ersten Zug über die Alpen begleitete. Er erwarb in Thüringen und im Eichsfeld neue Grafenrechte und geriet damit gegen den Erzbischof Hatto von Mainz und die KONRADINER wegen gleicher Interessen in diesem Raum. Er stützte die BABENBERGER gegen die KONRADINER und nahm im Mai 898 an Zwentibolds Aachener Fürstentag teil, bei dem der KAROLINGER den folgenreichen Bruch mit seinem bisher wichtigsten Bundesgenossen und Ratgeber, dem maasländischen Grafen Reginar, einleitete. Die Einfälle der Ungarn im ersten Jahrzehnt nach 900 und das Fehlen einer starken Reichsgewalt dürfte einen wesentlichen Teil der sächsischen Großen veranlaßt haben, sich dem mächtigen LIUDOLFINGER dauernd zu unterstellen und ihn als Oberherrn anzuerkennen. Otto erlangte die erst 908 bezeugte Würde eines Laienabtes des in Thüringen reichbegüterten Klosters Hersfeld. Ohne daß es zu Kämpfen kam, konnte Otto der Erlauchte seine Position ständig ausbauen. Er dehnte den liudolfingischen Besitz in Thüringen aus und erlangte auf der Basis dieses Besitzes und seiner militärischen Gewalt auch das Herzogtum in Thüringen. Wahrscheinlich trat Otto der Erlauchte bei der Wahl KONRADS I. in Forchheim als Führer des größten Teils der sächsischen Großen auf und lehnte die ihm nach Widukind angebotene Königskrone aus Altersgründen ab.

    Diwald Hellmut: Seite 115, "Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches "

    Nach dem Schlachtentod seines älteren Bruders Brun trat Otto an die Spitze der Familie, auch er ein Fürst der klaren, hart heraustretenden Linie. Mit der Stabilisierung und Erweiterung des Einflusses des Geschlechts der LIUDOLFINGER in Sachsen ging die territoriale Erweiterung des gesamten Landes Hand in Hand. Otto war 877 zum Gaugrafen in Südthüringen erhoben worden. Zwei Jahrzehnte später wurde er auch Gaugraf im Eichsfeld und vier Jahre darauf, 901, Laienabt des Klosters Hersfeld. Mit diesen Daten verband sich eine erhebliche Machtsteigerung, doch Otto sah sich nicht allein im Dienst liudolfingischen Familienpolitik, sondern er betrieb Politik für ganz Sachsen, eine Tradition, die genaugenommen schon der Stammvater des Geschlechts begründet hatte. Daß Otto später den Beinamen "der Erlauchte" erhielt, umreißt seine Bedeutung in einem nobilitierenden Sinn, doch die Verdienste seiner nüchternen Stärkungspolitik kommen darin kaum zum Ausdruck. Otto gelang es nämlich, dem Land Sachsen das gesamte Territoriums Thüringens einzuverleiben. Als Markgraf Burchard von Thüringen 908 im Kampf gegen die Ungarn sein Leben verlor, gliederte Otto kurzerhand dessen ganze Gebiete seinem eigenen Besitz in Thüringen ein, und zwar ohne Rückfrage beim königlichen Hof. Was dabei wie Eigenmächtigkeit wirkte, entsprach freilich nur der Herrschaftslage im Ostfrankenreich. In einer Urkunde KONRADS I., der 911 nach dem Tode Ludwigs des Kindes zum König des Ostfrankenreiches gewählt wurde, wird Otto ebenfalls als "Dux", als Herzog in Sachsen bezeichnet. Diese Feststellung verweist nicht in erster Linie auf seine Macht, sondern bestätigt lediglich ihre Tatsache. Ottos politische Stellung wird damit exakt umschrieben. Daß die deutschen Fürsten allen Ernstes Herzog Otto die Königskrone anboten, ist unwahrscheinlich. Der Bericht darüber hält ungewollt raffiniert die Waage zwischen Wahrheit und Wahrscheinlichkeit.


    873 oo Hadwig, Tochter des BABENBERGERS Heinrich 853-24.12.903

    Kinder:

    - Thankmar vor 876-vor 30.11.912
    - Liudolf vor 876-vor 30.11.912
    - HEINRICH I. 876-2.7.936
    - Oda ca 875/80-2.7. nach 952
    897 1. oo Zwentibold 870/71-13.8.900
    900 2. oo Graf Gerhard (Matfried) 870-22.6.910
    - Liutgard 4. Äbtissin von Gandersheim (919-923) - 21.1.923

    Illegitim:

    - Tochter
    oo Wido (Thüringer)


    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 43,157,159,192, 219,225,425 G 171 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 7,22-27,44 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 262,266/Band III Seite 482 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches, Gustav Lübbe Verlag Bergisch Gladbach 1994, Seite 102-312 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 48,122,134,254,416,434,488,495,502,503 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 18,69,73,85 - Giesebrecht Wilhelm von: Geschichte der deutschen Kaiserzeit. Band 1- Band 6, Mundus Verlag 2000 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 - Görich Knut: Otto III. Romanus Saxonicus et Italicus, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995, Seite 69,146,149 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 59,73, 138,146 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 26-29,31-35,37,47,68,73-75,94-96 - Hlawitschka, Eduard: Zur Herkunft der Liudolfinger und zu einigen Corveyer Geschichtsquelle, in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka Seite 313-377, Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 - Krüger, Sabine: Studien zur Sächsischen Grafschaftsverfassung im 9. Jahrhundert, Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1950 Veröffentlichung der Historischen Kommission für Hannover - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Pleticha, Heinrich: Deutsche Geschichte in 12 Bänden. Verlagsgruppe Bertelsmann GmbH/Lexikothek Verlag GmbH, Gütersloh 1982 - Plischke, Jörg: Die Heiratspolitik der Liudolfinger, Inaugural-Dissertation Universität Greifswald 1909 - Schulze: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 119,138,127,130, 136-138,140,160,207 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 10 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 11 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 6-10 - Waitz, Georg: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter König Heinrich I., Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart 1981 - Wies Ernst W.: Otto der Große. Kämpfer und Beter. Bechtle Verlag Esslingen 1989 -

    Allgemeine Deutsche Biographie - Otto, Herzog von Sachsen

    Otto, Herzog von Sachsen 880-912, war ein Sohn des sächsischen Grafen Liudolf, des Stifters von Gandersheim Als dieser im J. 866 starb, überlebten ihn aus seiner Ehe mit Oda († 913 im Alter von 107 Jahren) drei Söhne: Brun, Otto, Agius. Während der jüngste Mönch wurde, erbte Brun als Aeltester die fürstliche Würde, welche der Vater besessen hatte, und wie es scheint, hat schon er sie zu herzoglicher Gewalt gesteigert. O. erscheint zunächst nur in gräflicher Stellung. Er besaß eine Grafschaft im Gau Südthüringen und 877 betheiligte er sich an der Uebergabe des Haus- und Familienklosters Gandersheim an den König Ludwig III., welcher mit den Liudolfingern verschwägert war und dem Kloster bei diesem Anlaß einige in der thüringischen Grafschaft Otto's belegene Güter zum Geschenk machte. Zu Anfang des Jahres 880 führte Brun ein sächsisches Heer gegen die Dänen ins Feld; auf sächsischem Gebiete, wahrscheinlich in der unmittelbaren Nähe von Hamburg kam es am 2. Februar zur Schlacht und die Sachsen erlitten eine schwere Niederlage: zu den Gefallenen gehörte Herzog Brun. Graf O. wurde sein Nachfolger im Herzogthum, auf Anordnung des Königs Ludwig III., wie Hrotsvita berichtet, und ohne daß er die südthüringische Grafschaft aus der Hand gegeben hätte. Die Verbindung von herzoglicher Gewalt und gräflichen Rechten, wie sie unter andern im Eichsfeld bezeugt sind, bildete die Grundlage, von der aus O. zu weiteren Erwerbungen fortschritt, und nicht nur in seinem Stammlande Sachsen sondern im Reiche überhaupt gelangte er zu einem Ansehen, wie es noch keiner seines Geschlechtes, weder der Vater noch der Bruder besessen hatte. Die Beziehungen, in denen O. zu den karolingischen Herrschern stand, waren seinem Emporkommen allerdings günstig. An der aufständischen Bewegung des Jahres 887, welche auf die Absetzung Kaiser Karls III. und die Erhebung Arnulfs zum König des ostfränkischen Reiches hinauslief, wird in einer zeitgenössischen Quelle, in der baierischen Fortsetzung der Annalen von Fulda, auch|Sachsen und Thüringern ein bedeutender Antheil zugeschrieben. Dem entspricht es, daß O. während der Folgezeit in Treue und Ergebenheit mitwirkte um die neue Dynastie auf dem Throne zu erhalten, während die letzten deutschen Karolinger ihrerseits den besonderen Interessen des mächtigen Sachsenfürsten mannigfach Vorschub leisteten: unter anderem und am wirksamsten geschah es dadurch, daß sich ihre Einwirkung auf die sächsischen Verhältnisse in engen Grenzen hielt. In den fortdauernden Kämpfen mit feindlichen Nachbarvölkern hatte Herzog O. fast ausschließlich die oberste Leitung und namentlich die slavische Völkerschaft der Dalemincier (an der mittleren Elbe, Gegend von Meißen) hat er oft bekriegt. König Arnulf hat in diese Kämpfe nur ein Mal und noch dazu erfolglos eingegriffen: das war im Sommer des Jahres 889, als er auf die Obodriten einen Angriff machte, aber ohne sie unterworfen zu haben, den Rückzug antreten mußte. Auf dem italienischen Feldzug von 894 wurde Arnulf nach dem Zeugniß des Geschichtschreibers Liutprand von O. begleitet: während er selbst in die südliche Lombardei vorrückte, beauftragte er den Herzog mit der Vertheidigung Mailands. Bald nach Arnulfs Kaiserkrönung (22. Febr. 896) bot O. die Hand zu einer Familienverbindung mit dem regierenden Hause. Er selbst war vermählt mit Hathui (Haduwich), deren Herleitung aus dem karolingischen Geschlecht, wie neuere Genealogen sie versucht haben, durchaus unsicher, nur eine Folge willkürlicher Annahmen ist, und außer drei Söhnen waren dieser Ehe mehrere Töchter entsprossen. Eine derselben Namens Oda, wurde 897 mit König Zwentibulch von Lothringen, einem Bastard des Kaisers, vermählt, und gelangte so zur Würde einer Königin. Uebrigens verlautet nicht, daß Herzog O. um seiner Tochter oder seines Eidams willen in die lothringischen Wirren und in die Kämpfe, welche im J. 900 zum Sturze Zwentibulchs führten, verwickelt wurde. Auch den Parteiungen, die unter König Ludwig IV. (900—911), dem Sohne und Nachfolger des Kaisers, im Innern des Reiches ausbrachen und es tief zerrütteten, wie vor allem die Babenberger Fehde, ist Herzog O., soweit man sieht, fremd geblieben. Ihm war es hauptsächlich zu thun um Ausbreitung und Befestigung seiner Macht über Thüringen und Hessen, und unterstützt von den Machthabern am Hofe des unmündigen Königs, unter denen, wie es scheint, Erzbischof Hatto von Mainz ihm besonders geneigt war, erreichte jener in dieser Richtung bedeutendes. Das große und namentlich in Thüringen reich begüterte Kloster Hersfeld gerieth unter die Herrschaft des Herzogs. O. erwarb die Würde eines Laienabtes als persönliches Beneficium und als einen Vorzug vor anderen Großen, der im rechtsrheinischen Deutschland damals noch etwas Seltenes war, während in Lothringen und Westfrancien Laienäbte schon häufiger vorkamen. Die Verwaltung des Klosters führte ein Mönch desselben, aber in Abhängigkeit vom Herzog: dieser war und hieß Abt, jener nur Vorsteher oder Verwalter (provisor). König Ludwig sanctionirte diesen Zustand (908) als gültig auf Lebenszeit des Herzogs und mit der Verfügung, daß nach dem Tode Otto's den Mönchen das Recht der freien Abtswahl zustehen sollte. Mittlerweile war Heinrich, des Herzogs jüngster Sohn (geb. um 876) zu einem tüchtigen Mann herangewachsen und in den Krieg gezogen, um in Vertretung des Vaters den Kampf gegen die Dalemincier fortzusetzen. In der That kehrte Heinrich aus diesem Kampfe als Sieger heim, aber die besiegten Feinde riefen das Volk der Ungarn zu ihrem Schutze herbei und während des Jahres 906 wurde Sachsen von zwei, rasch einander folgenden Heerhaufen des neuen Reichsfeindes überfallen. Das Land befand sich unter Herzog O. noch nicht in so gutem Vertheidigungszustand wie später unter seinem Sohne Heinrich, und so mußte es alle Schrecken einer barbarischen Verwüstung über sich ergehen lassen. Auch bei der Wiederholung des Angriffs im J. 908 richteten|die Ungarn in Sachsen viel Unheil an; dann drangen sie in Thüringen ein und besiegten ein Heer von Franken und Thüringern, welches sich ihnen unter Markgraf Burchard entgegenstellte. Der Markgraf fiel in der Schlacht (3. August), und da von einer Wiederbesetzung des markgräflichen Amtes Abstand genommen wurde, so gab es während der letzten Jahre Ludwigs IV. wie in Sachsen so auch unter den thüringischen Großen Niemand, der was Macht und Ansehen betrifft, mit Herzog O. hätte rivalisiren können. Wie hervorragend seine Stellung als Stammesherzog und zugleich als Reichsfürst war, ergibt sich deutlich aus dem Verlauf der Königswahl, welche durch den Tod Ludwigs IV. nothwendig geworden, Anfang November 911 zu Forchheim in Franken vorgenommen wurde. Nicht nur die Sachsen, sondern auch die Franken waren, wie Widukind berichtet, gewillt O. auf den Thron zu erheben und drangen in ihn, daß er die ihm zugedachte Würde annähme. Aber wegen seines hohen Alters lehnte er ab und lenkte die Wahl auf den Frankenherzog Konrad, der ja in der That gewählt und geweiht wurde, "bei Otto verblieb jedoch die höchste Autorität im Reich" (Widukind I, 16). In so glänzendem und wohl allzuglänzendem Lichte erschien dem bedeutendsten Geschichtschreiber der Liudolfinger Einfluß und Wirken des greisen Fürsten, den Widukind an anderer Stelle (I, 21) als "Vater des Vaterlandes" und in Uebereinstimmung mit seiner Zeitgenossin Hrotsvita als "großen Herzog" (magnus dux) gepriesen hat. Die ehrende Benennung: Otto "der Erlauchte" stammt erst aus der neueren Zeit. — Am 30. Novbr. 912 ist Herzog O. gestorben. Von seinen drei Söhnen waren zwei: Thankmar und Liudolf vor ihm gestorben, so überlebte ihn nur Heinrich, der schon seit 909 in zweiter Ehe vermählt war. Heinrich und Mathildens ältester Sohn wurde am 23. Nov. 912, also acht Tage vor dem Hinscheiden des alten Herzogs geboren. Es ist der spätere König und Kaiser Otto: Name und Tugenden des Großvaters sind auf ihn übergegangen.

    Literatur
    Die dürftige und zerstreute Ueberlieferung zur Lebensgeschichte Otto's ist vom Standpunkte der deutschen Reichs- und Verfassungsgeschichte verarbeitet in W. v. Giesebrecht, Gesch. d. deutschen Kaiserzeit, Bd. I. — E. Dümmler, Gesch. des Ostfränk. Reiches. Bd. II (vgl. Register S. 706). — G. Waitz, Jahrb. des deutschen Reichs unter Heinrich I. mit einem Excurs über das Todesjahr Herzog Otto's, und Deutsche Verfassungsgeschichte, Bd. V. — Vom Standpunkte der Landes- und Stammesgeschichte beschäftigen sich Th. Knochenhauer, Gesch. Thüringens in der Karoling. und Sächsischen Zeit und O. von Heinemann, Geschichte Braunschweigs und Hannovers, Bd. I. mit Herzog Otto.



    Begraben:
    Stiftskirche

    Otto heiratete von Babenberg, Hadwig in 873. Hadwig (Tochter von von Babenberg, Heinrich I. und N.) wurde geboren in 853; gestorben am 24 Dez 903. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 10. von Sachsen, Liutgard  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben am 21 Jan 923.
    2. 11. von Sachsen, Oda  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 875/880; gestorben nach 952.
    3. 12. von Sachsen, Thankmar  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren vor 876; gestorben vor 30 Nov 912.
    4. 13. von Sachsen, Liudolf  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren vor 876; gestorben vor 30 Nov 912.
    5. 14. von Sachsen, Heinrich I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 876; gestorben am 2 Jul 936 in Memleben [6642],Burgenlandkreis,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Quedlinburg [06484],Quedlinburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland.

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 15. von Sachsen, N.  Graphische Anzeige der Nachkommen

  3. 4.  von Sachsen, Liutgardvon Sachsen, Liutgard Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Oda1) wurde geboren in 840/850; gestorben in Nov 885 in Aschaffenburg [63739],Aschaffenburg (Stadt),Bayern,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Ostfrankenreich; Ostfränkische Königin

    Notizen:

    Liutgard Ostfränkische Königin
    840/50-17.11/30.11.885 Aschaffenburg

    Tochter des Herzogs Liudolf von Sachsen und der Oda, Tochter von Graf Billing

    Schwennicke Detlev: Tafel 10, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    LIUTGARD
    + 17. oder 30. XI 885 Begraben: Aschaffenburg
    oo vor 29. XI 874 LUDWIG III. DER JÜNGERE 876 König von Ostfranken (KAROLINGER) + 20. I 882

    Glocker Wilfried: Seite 260, "Die Verwandten der Ottonen"

    II, 4 LIUTGARD
    * c 840/50, + 885 XI 17 (oder XI 30)
    oo 866/67 Ludwig III. ("den Jüngeren"), Sohn König Ludwigs des Deutschen * 835, + 882 I 20

    Liutgard ist als Gemahlin König Ludwigs III. des Jüngeren bezeugt bei Regino, während Widukind sie zur Gemahlin König Ludwigs des Kindes macht (möglicherweise absichtlich, um auf dise Weise den Übergang der Königsherrschaft an die LIUDOLFINGER zu legitimieren.)
    Wir entnehmen aus Agius, Vita Hathumodae, dass die Ehe zwischen Liutgard und König Ludwig dem Jüngeren noch zu Lebzeiten der ersten Gandersheimer Äbtissin (+ 29.11.874) geschlossen wurde. Insofern ist das von Werner gegebene Heiratsjahr (876/77) zu berichtigen. Dümmler setzte das Jahr von Liutgards Eheschließung sogar schon auf 866/67 an. Wenn wir uns dieses erschlossene Heiratjahr der Liutgard vergegenwärtigen und mit einbeziehen, dass die Adligen Damen in der Regel bei ihrer Vermählung nicht älter als 20 Jahre gewesen sind, dürfen wir das Geburtsjahr Liutgards gegen Ende der vierziger Jahre des 9. Jahrhundert vermuten.
    Todestag und Todesjahr überliefert der im 12. Jahrhundert arbeitende Annalista Saxo a. 885. Das Todesjahr ist zutreffend, da es auch in den Fuldaer Totenannalen bezeugt ist; doch wurde an Liutgards Begräbnisort Aschaffenburg offenbar der 17.11. als Todestag gefeiert: dieser lokalen Tradition ist wohl der Vorzug gegenüber den Angaben des Annalista Saxo zu geben.

    Diwald Hellmut: Seite 114, "Heinrich der Erste"

    Von Liutgard wird in den Quellen eigens und etwas betreten vermerkt, dass es sich um eine erklärt herrschsüchtige Dame gehandelt haben soll. Sie lebte nach dem Hingang ihres Gemahls im Jahr 882 auf ihrem Witwensitz Aschaffenburg, dem Ort, an dem sie sich mit Ludwig dem Jüngeren vermählt hatte.

    Mühlbacher Engelbert: Seite 370-374, "Deutsche Geschichte unter den Karolingern"

    879 wurden Boten an Ludwig entsandt, um ihn und dessen Gemahlin - Abt Gauzlin wußte wohl, weshalb er die ehrgeizige Frau einlud - zu entbieten, sie möchten eilig nach Metz kommen, wohin er ihnen seine Parteigänger zuführen werde. Gegen die Abtretung des westlichen Teil Lothringens ließ er sich von Gauzlins Gegnern zum Abzug bewegen. Er vereinigte damit das gesamte Lothringen in seiner Hand.
    Ludwig durfte mit seinem Erfolg zufrieden sein: Seine Gemahlin war es nicht. Als er sie in Frankfurt begrüßte, empfing sie ihn mit Vorwürfen; wäre sie bei ihm gewesen, sagte ihm die herrschsüchtige Frau Liutgard - sie war eine Tochter des edlen Sachsen Liudolf, des Stammvaters der OTTONEN - so würde er nun im Besitz des ganzen westfränkischen Reiches sein. Bei ihr suchten auch Gauzlin und Konrad Zuflucht, sie führten bei ihr Klage, dass sie getäuscht und geopfert worden seien. Von ihr aufgestachelt, entschloß sich Ludwig zu einem neuen Krieg, der ihm das ganze, noch immer königlose W-Reich erobern sollte.
    Während Ludwig noch in Regensburg weilte, stürzte sein einziger Sohn aus der Ehe mit Liutgard, noch ein Kind, aus dem Fenster der Pfalz Frankfurt und blieb mit gebrochenem Genick totliegen. Es war dies, da die Ehe des Schwaben-Königs KARL kinderlos war, der einzige eheliche Sproß des ostfränkischen Königshauses.
    Kaum war die Jahreswende von 880 überschritten, noch im Winter rückte Ludwig, diesmal von seiner Gemahlin begleitet, mit einem Heer ins W-Reich, konnte aber nur die Bestätigung seines Besitzes in W-Lothringen erreichen.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 188,223, "Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte"

    In Sachsen gelingt es während der Regierungsjahre Ludwigs des Kindes den dort seit den 70-er Jahren in höchstem Ansehen stehenden LIUDOLFINGERN, mit denen schon Ludwig der Jüngere durch seine Ehe mit Liutgard, der Tochter Liudolfs und Schwester Ottos des Erlauchten, in Verwandtschaft getreten war und aus deren Mitte ARNULF gerade erst Oda, die Tochter Otto des Erlauchten, zur Gemahlin für seinen Sohn Zwentibold vorgeschlagen hatte, sich endgültig als führende Familie zu etablieren.
    Die in Creil Eingetroffenen seien darauf von beiden überredet worden, König Ludwig den Jüngeren von O-Franken, Ludwigs des Deutschen Sohn, den Gauzlin in ostfränkischer Gefangenschaft nach der Schlacht von Andernach (876) kennengelernt hätte und mit dem er fortan freundschaftlich verbunden geblieben wäre, in ihr Reich einzuladen; denn er würde ihnen allen mit Freigiebigkeit jene honores gewähren, die sie bislang nicht hatten erhalten können. Gersandte gingen nach Frankfurt ab. Ludwig wurde ersucht, eiligst an die W-Grenze nach Metz zu kommen, wohin ihm alle Bischöfe, Äbte und Edlen ihres Reiches entgegenkommen könnten. Ludwig der Jüngere war dazu sofort bereit, und ging auch auf eine weitere Bitte, bis nach Verdun vorzurücken, ein. In Verdun traf er dann - in der zweiten Maihälfte 879 - auf die Einladenden - aber nicht nur auf sie. Auch diejenigen Großen, die zu der Versammlung nach Meaux eingeladen hatten, waren ihrerseits nach Bekanntwerden der in Creil gefaßten Beschlüsse übereingekommen, Boten an Ludwig den Jüngeren zu schicken. Sie kamen zur gleichen Zeit in Verdun an, und zwar mit dem Anerbieten, ihre Großen würden ihm, Ludwig den Jüngeren, jenen Teil des ehemaligen Reiches Lothars II., der 870 im Vertrag von Meersen an KARL DEN KAHLEN gefallen war, überlassen, falls er nach Empfang dieses Gebietes in sein Reich zurückkherte und das sonstige Erbe Ludwigs des Stammlers dessen beiden Söhnen zugestehe. Ludwig der Jüngere ging auf das Anerbieten der letzteren ein und wies andererseits Abt Gauzlin, Graf Konrad und ihre Anhänger mit Schimpf und Schande davon. Ludwig der Jüngere selbst kehrte bald nach Frankfurt zurück, um sich für den Antritt des bayerischen Erbes seines todkranken Bruders Karlmann bereitzuhalten. Bei Liutgart, der Gemahlin Ludwigs des Jüngeren, fanden Abt Gauzlin und Graf Konrad jedoch mehr Gehör, sodaß Ludwig schließlich unter Liutgards Einfluß einen neuen Einmarsch ins W-Reich plante. Dieser Anfang 880 unternommen, scheiterte dann aber, als sich die Anhängerschaft Gauzlins rasch aufgelöst hatte.

    Decker-Hauff Hansmartin: Seite 274, "Die Ottonen und Schwaben"

    Nichts liegt näher, als Liutgard, die Mutter der zwischen 883 und 885 geborenen Brüder Burkhard und Udalrich (deren Nachkommen später Aschaffenburg besitzen), die seit 20.1.882 Witwe des Königs Ludwigs des Jüngeren war, einfach gleichzusetzen. Denn dann ist die Vererbung von Aschaffenburg an die schwäbischen Herzoge unkompliziert erklärt: Liutgard hatte aus ihrer ersten Ehe mit dem KAROLINGER Ludwig nur einen in frühester Kindheit wieder verstorbenen Sohn Ludwig und die als Nonne in Chiemsee bezeugte Tochter Hildegard, aus ihrer nun ab Spätsommer 882 anzusetzenden und bis Anfang 885 dauernden zweiten Ehe mit dem HUNFRIDINGER Burkhard aber zwei lange lebende Söhne, Burkhard I. und Udalrich. In Burkhards I. Sippenkreis befindet sich später Aschaffenburg. Der Schluß ist einfach: Liutgard, die Stammutter der BURKHARDINGER, war eine LIUDOLFINGERIN, nämlich Liutgard, die Schwester Ottos des Erlauchten und Witwe König Ludwigs des Jüngeren.

    Althoff, Gerd: Seite 225, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    In dieser Argumentationskette werden die LIUDOLFINGER, das hat die Forschung bisher nicht klar genug gesehen, als die rechtmäßigen Erben der KAROLINGER ausgegeben, denn Otto der Erlauchte, so wird argumentiert, war beim Tode König Ludwigs (des Kindes) der nächste Verwandte der Königin-Witwe Liutgard, seiner Schwester. Nun sind diese Angaben Widukinds falsch, denn Liutgard war mit Ludwig dem Jüngeren und nicht mit Ludwig dem Kind verheiratet. Es fragt sich jedoch, ob es genügte, Widukind in posivistischer Weise einen Fehler anzulasten, oder ob nicht vielmehr festzustellen ist, daß Widukind an dieser Stelle die genealogischen Angaben bewußt veränderte, um so den Anspruch der OTTONEN auf die Königswürde zu untermauern. Dies läßt sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit behaupten. Angesichts der genauen Kenntnis, die man in der ottonischen Familie auf Grund des Totengedenkens von den vorübergehenden Generationen hatte, scheint ein 'Versehen' ausgeschlossen. So ist denn auch bei Hroswith von Gandersheim die Verwandtschaft durchaus richtig dargestellt. Auch in einer Urkunde OTTOS DES GROSSEN für Gandersheim vom 21. April 956 wird die Heirat Liudgards mit Ludwig dem Jüngeren erwähnt und es ist kein Zweifel möglich, daß man diesen durchaus von Ludwig dem Kind zu unterscheiden wußte.


    876/77 oo Ludwig III. der Jüngere König des Ostfränkischen Reiches um 835-20.1.882


    Kinder:

    - Ludwig um 877- November 879
    - Hildegard 878/81- nach 895


    Literatur:
    Althoff, Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung, Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 27,159,225 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 20,24 - Annalista Saxo: Reichschronik a. 885 -
    Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 17, 23 - Deutsche Geschichte Band 1 Von den Anfängen bis zur Ausbildung des Feudalismus Mitte des 11. Jahrhunderts. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1982, Seite 358 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch Gladbach 1987 Seite 114 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 73 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 63,118,120-122,131,166 - Eickhoff Ekkehard: Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt. Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 138 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 59 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 18,69 - Glocker, Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik, Böhlau Verlag Köln Wien 1989, Seite 260 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 188,223 - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 26,34,85 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971, Seite 37 - Hrosvit von Gandersheim - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 140 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Regino Chronik. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1969 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 167 - Schmid Karl: Reich und Kirche vor dem Investiturstreit. Gerd Tellenabch zum 80. Geburtstag. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1985, Seite 52 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 65,71,75,113 - Schulze, Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 127,129,136,138 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 10 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stutggart 1981, Seite 53 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 40 -

    Gestorben:
    17.11/30.11.885

    Liutgard heiratete von Franken, Ludwig III. um 876. Ludwig (Sohn von von Franken, Ludwig II. und Hemma) wurde geboren um 835 in Bayern,Deutschland; gestorben am 20 Jan 882 in Frankfurt am Main [60311],Hessen,Deutschland; wurde beigesetzt in Lorsch Kloster [64653],Bergstraße,Hessen,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 16. von Franken, Ludwig  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 877; gestorben in 879.
    2. 17. von Franken, Hildegard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 878/881; gestorben in 895/932.

  4. 5.  von Sachsen, Hathumod Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Oda1) wurde geboren in 840; gestorben am 29 Nov 874.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 852-874, Bad Gandersheim [37575],Northeim,Niedersachsen,Deutschland; Äbtissin von Gandersheim

    Notizen:

    Hathumod Äbtissin von Gandersheim (852-874)
    840-29.11.874
    Älteste Tochter des Liudolf dux und der Oda, Tochter von Graf Billung

    Glocker Winfrid: Seite 261, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    II, 6 HATHUMOD
    * 840 + 874 XI 29

    852 Äbtissin des Klosters Gandersheim (zuerst in Brunshausen)

    Unter all den Kindern des Liudolf dux ist Hathumod diejenige, über die wir wohl am besten unterrichtet sind, weil wir für sie die Vita des Agius von Corvey (zu ihm zuletzt E. Heyse, s. v. Agius, in: Lexikon des Mittelalters Bd. 1, Sp. 210 - die Agius fälschlicherweise noch unter die Geschwister der Hathumod setzt - sowie oben S. 260) zur Verfügung haben, auch wenn wir diese hagiographische Schrift mit der gebotenen Vorsicht lesen müssen.
    Der Vita Hathumodis entnehmen wir Todestag und -jahr, Lebens- und Abbiatszeit (c. 29, SS IV 175) sowie ihre Filiation von Liudolf dux und dessen Gemahlin Oda (c. 2, SS IV 167).
    Die weiteren Erwähnungen der Hathumod sind von Goetting, Gandersheim S. 289 f, zusammengestellt. Wenskus, Stammesadel S. 109f, weist darauf hin, es finde sich im Namen "Hath-u-mod" am erster Stelle das gleiche Lemma, wie es auch Adolf de Saxonia ((H)-A-dolf), der oben Seite 256 besprochene Tradent an Fulda und frühe LIUDOLFINGER, in seinem Namen trage.

    Schwennicke Detlev: Tafel 10, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    HATHUMOD
    * 840, + 29. XI 874 Begraben: Brunshausen
    852 Äbtissin von Gandersheim

    Thiele, Andreas: Tafel 11, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

    HATHUMODA
    * 840, +874
    856 1. Äbtissin von Gandersheim (väterliche Gründung)

    Diwald Hellmut: "Heinrich der Erste" Seite 107

    Erste Äbtissin war Hathomud, eine Tochter Liudolfs, die als Nonne in Herford begonnen hatte und schon als 12-jährigen an die Spitze des Klosters gestellt wurde. Der Legende nach soll Hathumod durch eine weiße Taube zu einem Steinbruch geführt worden sein, der sich dem Anschein nach als Standort des Neubaus eignete. Obwohl sich also der Himmel selbst engagiert zu haben schien, dürfte die Wahl von Brunshausen schon bald bereut worden sein. Liudolf entschloß sich nämlich kurze Zeit später, das Kloster zu verlegen, und zwar in die Nachbarschaft seiner Stammburg, die sich am Übergang der Straße über die Gnade befand, die den westfälischen Hellweg, die alte Königsstraße, nach Osten verlängerte.

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 17,25 - Die Salier und das Reich. Gesellschaftlicher und ideengeschichtlicher Wandel im Reich der Salier. (Hg.) Stefan Weinfurter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1991 Band II Seite 469, 479 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch Gladbach 1987 Seite 107 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Seite 657,670 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 254,260 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 26,32,72 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 57,231 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 10 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 11 - Waitz, Georg: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter König Heinrich I., Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963 Seite 9,14,185 Nr. 2 -

    Allgemeine Deutsche Biographie - Hathumod, Aebtissin von Gandersheim

    Hathumod, Aebtissin von Gandersheim, geb. 840, † am 29. Nov. 874, war die Tochter des Grafen Ludolf, des Ahnherrn der Ludolfinger, Heinrichs I. Großvater. Auch Ludolf war von dem eifrig kirchlichen Gefühl beseelt, welches die jüngere Generation der gewaltsam bekehrten Sachsen erfüllte; er pilgerte mit seiner Gemahlin Oda nach Rom und erlangte vom Papste Reliquien der heiligen Päpste Anastasius und Innocentius für eine Klosterstiftung, welche er 852 in Brunshausen begann, 856 aber nach Gandersheim verlegte. Fünf Töchter und einen Sohn widmete er dem geistlichen Stande; drei Töchter standen nach einander als Aebtissinnen der neuen Stiftung vor, zuerst H., welche schon mit 12 Jahren diese Würde erhielt und nach 22 Jahren im Alter von 34 Jahren starb. Unmittelbar nach ihrem Tode ist ihr Leben beschrieben worden von einem Mönche, der sich Agius nennt; er hat ihr nach seiner eigenen Darstellung so nahe gestanden, daß wir ohne Zweifel mit Pertz in ihm ihren Bruder erkennen müssen. Daß er ein Mönch des nahen Klosters Lamspringe gewesen sei, ist eine weniger sichere Vermuthung, und noch unsicherer, daß er der unter dem Namen des Poeta Saxo bekannte Dichter gewesen sei, welcher unter König Arnulf die Thaten Karls des Großen in 5 Büchern gefeiert hat. Inhaltlich bietet uns dieses Werk keinen Gewinn, da es ganz auf den uns noch erhaltenen Jahrbüchern und Einhard's Leben Karls beruht; durch seine correcte Form und anmuthige Sprache aber legt es von den damaligen Schulstudien ein sehr günstiges Zeugniß ab. Weil die damals allein bekannte und wol die ursprüngliche Handschrift aus|Lamspringe stammt, vermuthete Pertz, daß Agius der Verfasser sei. In dem Leben der H. gibt Agius ein sehr ansprechendes, mit großer Wärme der Empfindung gezeichnetes Bild einer frommen und sanftmüthigen Klosterfrau, welche von Kindheit an jeden Prunk und Schmuck verschmäht, alle Entbehrungen gern erträgt und mit hingebender Liebe der Sorge für die ihr anvertraute Genossenschaft sich widmet. Sie wurde ein Opfer ihrer Hingebung, indem bei der Pflege der an der schlimmen Seuche des Jahres 874 erkrankten Schwestern sie selbst von der Krankheit ergriffen wurde und starb. Ihr folgten im Amt ihre Schwestern Gerburg und Christine; die Mutter Oda erreichte ein Alter von 105 Jahren und nur ihre Tochter Christina überlebte sie um 6 Jahre. Mit der prosaischen Biographie hat Agius einen Dialog in elegischem Versmaß verbunden, in welchem er den Nonnen gegenüber die Trostgründe entwickelt, welche er ihnen schon mündlich vorgestellt hatte. Fr. Rückert fand diese beiden Schriften so anziehend, daß er sie übersetzte ("Das Leben der Hadumod", Stuttg. 1845).

    Literatur
    Agii vita et obitus Hathumodae (zuerst 1721 von B. Pez herausgegeben) ed. G. Hathumod Pertz, Mon. Germ. SS. IV, 165—89 (Hann. 1841).


  5. 6.  von Sachsen, Gerberga Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Oda1) wurde geboren in 840/850; gestorben in 896/897.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 874-896/897, Bad Gandersheim [37575],Northeim,Niedersachsen,Deutschland; 2. Äbtissin von Gandersheim

    Notizen:

    Gerberga 2. Äbtissin von Gandersheim (874-896/97)
    840/50-5.9.896/97
    Tochter des Herzogs Liudolf von Sachsen und der Oda, Tochter von Graf Billung

    Glocker Winfrid: II, 7 Seite 262, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    II, 7 GERBERGA
    * c 840/50, + 896/97 am IX 4;

    (=) Bernrad, "illuster, potentus vir", die Verlobung durch Gerberga gelöst, um dem geistlichen Stand beizutreten;
    874 2. Äbtissin von Gandersheim

    Gerberga lernen wir erstmals in der Vita Hathumodae c. 16, SS IV 172, kennen, als sie - dem Bericht des Agius zufolge - am Sterbebett ihrer Schwester Hathumod steht. Sie soll nach Agius mit der 1. Äbtissin "maxime familiaris" gewesen sein; doch dürfte dieser Charakterisierung die Gesamttendenz der Vita Hathumodae zugrundeliegen, ein glückliches Familienleben zu zeichnen (vgl. Zoepf, Heiligenleben S. 164). Unter diesem Vorbehalt können wir vermuten, Gerberga schon zu Lebzeiten ihrer Schwester Hathumod dem Gandersheimer Konvent (der sich immer noch in Brunshausen befunden haben dürfte) angehört haben. Hrotsvith, Primordia coen. Gandeshem. v. 318 ff, kennt Gerberga als 2. Äbtissin des Klosters; von ihr erfahren wir auch, dass die Tochter Liudolfs vor ihrem Eintreten in den kirchlichen Stand mit einem Adligen namens Bernrad verlobt war. Als Gerberga ihre innere Berufung spürte, löste sie diese Verbindung. Bernrad gelang es nicht, seine Braut umzustimmen und suchte und fand den Tod im Kampf (Primordia coen. Gandeshem. v. 319-356).
    Die Dauer des Abbiates Gerbergas betrug nach Hrotsvith, Primordia coen. Gandeshem. v. 480) 22 Jahre, während der Äbtissinnenkatalog in der Reimchronik Eberhards c. 51, S. 69, für sie 23 Jahre Amtszeit ansetzt.
    Ihr Todestag ist genannt im Nekrolog von Gandersheim; vgl. Goetting, Gandersheim S. 290 f Gerberga ist in D Lu d J, 3 und in D Arn. 107 urkundlich bezeugt.

    Dümmler Ernst: Seite 64,335, "Geschichte des Ostfränkischen Reiches."

    Mit dieser mächtigen Familie sehen wir den König in naher Verbindung: zu seinen ersten Regierungshandlungen gehörte es, daß er ihre Lieblingsstiftung das Nonnenkloster Gandersheim, damals von seiner Schwägerin Gerberg geleitet, auf Bitten der Grafen Bruno und Otto unter seinen besonderen Schutz nahm und demselben Besitzungen zu Ehrich und Tennstedt schenkte [9 Eckhardt comment. II, 888, 669 (B. 880,881) vgl. Vita Hathumodae c. 11, Hrothsvitha v. 311 flg. 447, 464.].
    Auf Ottos Verwendung stellte ARNOLF einige Urkunden aus, seiner Mutter Oda, die sich als Witwe in das von ihrer Tochter Gerberga geleitete Kloster Gandersheim zurückgezogen, schenkte er das nach ihrem Tode für das Stift bestimmte Gut zu Wanzleben, das ihr einst ihr Schwiegersohn König Ludwig zu Lehen gegeben, wie er auch sonst Gandwersheim mit mehreren Besitzungen bedachte.

    Hlawitschka Eduard: Seite 72, "Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“

    [240 Es ist aber des weiteren zu beachten, daß im Anschluß an die ersten vier Äbtissinnen (Hathumod, Gerberga I., Christina, Liudgard) des von Herzog Liudolf (+ 866) gegründeten Klosters Gandersheim, die allesamt nachweislich Töchter (1.-3.) bzw. nahe Verwandte (4.) des Klostergründers Liudolf waren, nach einer knapp bezeugten Hrotsuit (5.) als 6. Äbzissin in Gandersheim eine von 933-949 tätige Wendilgart nachweisbar ist.]

    Literatur:
    Althoff, Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Wilhelm Fink Verlag München 1984 Seite 159 - Die Salier und das Reich. Gesellschaftlicher und ideengeschichtlicher Wandel im Reich der Salier. (Hg.) Stefan Weinfurter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1991 Band II Seite 469 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Seite 64,335 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 262 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 26,72 - Hrosvit von Gandersheim -

    Gestorben:
    5.9.


  6. 7.  von Sachsen, Christina Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Oda1) wurde geboren in 840/850; gestorben in 919/920.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 896/897-919/920, Bad Gandersheim [37575],Northeim,Niedersachsen,Deutschland; 3. Äbtissin von Gandersheim

    Notizen:

    Christina 3. Äbtissin von Gandersheim (896/97-919/20)
    840/50-1.4.919/20
    Tochter des Herzogs Liudolf von Sachsen und der Oda, Tochter von Graf Billung

    Glocker Winfrid: Seite 262, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    II, 8 CHRISTINA
    * (?) 840/50, + 919/20 am VI 1;
    896/97 3. Äbtissin von Gandersheim

    Hrotsvith, Primordia coen. Gandeshem. v. 484 f, unterrichtet uns über die 3. Äbtissin von Gandersheim, Christina, die 896/97 die Nachfolge ihrer Schwester Gerberga antrat. Auch diese Tochter Liudolfs soll nach Agius, Vita Hathumodae c. 15, SS IV 172, am Sterbebett der Hathumod gestanden sein, was zur Vermutung Anlaß gibt, Christina könne bereits damals dem Kloster Gandersheim angehört haben.
    Hrotsvith, Primordia v. 583, gibt die Amtszeit Christinas mit 23 Jahren an; dem Todesjahr ihrer Schwester Gerberga entsprechend ist die Angabe für Christinaerrechnet. Zum IV 1 nennt sie das Gandersheimer Nekrolog: "Ob. Christina abbtissa tertia; fundatoris filia"; vgl. Goetting, Gandersheim S. 291.

    Literatur:
    Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 262 - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987 Seite 26,72 - Hrosvit von Gandersheim -

    Gestorben:
    1.4.


  7. 8.  von Sachsen, Tankmar Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Oda1)

    Notizen:

    NNm (Thankmar)
    Sohn des Herzogs Liudolf und der Oda, Tochter von Graf Billung

    Glocker Winfrid: II, 3; Seite 259, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    NNm (Thankmar?)
    ins Kloster eingetreten (früh verstorben?)

    3. Sohn des Herzogs Liudolf und der Oda, Tochter von Graf Billung

    Die Corveyer Traditionsnotiz Tr. 236 (ed. Honselmann, in der älteren Literatur nach den Ausgaben von Falke bzw. Wigand als A § 210 = B § 435 zitiert) nennt uns einen Tradenten mit Namen Liudolf und dessen Sohn Thankmar. Wilmans, Kaiserurkunden Bd. 1, S. 221 f., identifizierte diesen Tradenten Liudolf mit unserem Liudolf dux; hierfür brachte er aus dem Namensargument noch besitzrechtliche Gründe vor. Den in der Tradition genannten Thankmar, den Wilmans in die Kinder des Liudolf dux einreihte, hielt er aber für früh verstorben, da es sich bei der Schenkung an Corvey um eine Seelengerätstiftung "pro filio sou" handelt. Des weiteren kombinierte Wilmans mit seiner Identifikation die Nachrichten über die Kinder des Liudolf und der Oda aus dem Dialog des Agius von Corvey über den Tod der 1. Gandersheimer Äbtissin Hathomud (vgl. II, 6); dieser Quelle können wir entnehmen, dass ein Sohn ins Kloster eintrat (v. 539) und daß 3 Söhne des Paares früh verstarben (v. 539). Wilmans nahm an, sowohl derenige Sohn, der ins Kloster eintrat, als auch einer der früh verstorbenen Söhne sei wegen des Vorliegens einer Seelengerätstiftung mit dem Thankmar der Tradition Tr. 236 identisch und kam somit auf eine Gesamtzahl von 11 Kindern des Liudolf dux.
    Gegen den dargestellten Gedankengang wandte sich Metz, Abstammung S. 273; er wandte ein, gerade bei den Corveyer Traditionen "pro filio suo" sei, wie schon früher nachgewiesen worden war, nicht in jedem Fall mit dem Ableben des "filius" zu rechnen, sondern derartige Donationen seien häufig auch anläßlich des Klostereintritts eines Sohnes vorgenommen worden. Damit konnte Metz unter Beibehaltung der Zuordnung des in der Tradition Nr. 236 genannten Vater-Sohn-Paares zu den frühen LIUDOLFINGERN diesen Sohn mit dem 877-879 bezeugten Abt Thankmar des Klosters Corvey identifizieren. Auf der Basis der Überlegungen von Metz erhalten wir eine Zahl von 12 Kindern. Gegen die Identifikation des Liudolf der Corveyer Tradition Nr. 236 mit dem Liudolf dux wandte sich jedoch Honselmann in seiner Neuausgabe der Corveyer Traditionen, der seinerseits Argumente vortrug, den Corveyer Abt Thankmar der Familie der EKBERTINER zuzuordnen.
    Die ältere Forschung hatte denjenigen Sohn des Liudolf dux, der in ein Kloster eintrat, mit Agius von Corvey, dem Verfasser der Vita Hathumodae, gleichgesetzt. Erstmals postuliert wurde die Zugehörigkeit des Agius zu den Kindern des Liudolf dux durch Pertz, der die Vita Hathumodae für den 4. Scriptores-Band der MGH ediert hat; Pertz las in dem Dialog über den Tod der Hathumod, wie der Autor Agius die Äbtissin Hathumod als "soror" ansprach und glaubte, aufmerksam gemacht, die leibliche Verwandtschaft Hathumods mit Agius aus dem ganzen Werk ("ex toto opere") zu erkennen (SS IV 165, Anm. 5). Diese Überlegung stieß in den späteren Untersuchungen auf hohe Akzeptanz, erlaubte doch das Auftreten des Namens Agius unter den Kindern des Liudolf dux die Untermauerung der häufig postulierten direkten Abstammung des Liudolf dux von den EKBERTINERN (vgl. zu diesen oben S. 255 f.), da sich der Name "Agius" dieser Verwandtengruppe zuordnen ließ. Agius ist als ein Kind oder sonstiger Anverwandter der LIUDOLFINGER jedoch ein für allemal zu streichen. Beumann, Einhard S. 37 ff., zeigte mit überzeugenden Argumenten, daß man aus der Anrede der Hathomudals "soror" nicht, wie dies Pertz getan hat, auf eine leibliche Verwandtschaft zwischen Agius und der Äbtissin schließen darf, weil sich diese Anrede als Gipfelpunkt einer Klimax erweisen läßt. Die an sich schon eindeutigen Argumente Beumanns konnten von Althoff, Zeugnisse S. 375 noch weiter untermauert werden: der Name Agius ist in der frühen liudolfingischen Gedenktradition, wie sie uns in einer Nekrologliste im Verbrüderungsbuch von St. Gallen erhalten ist, nicht nachweisbar, während sich die anderen Kinder des Liudolf dux in dieser Liste finden.
    Die lokale Braunschweiger Überlieferung kennt einen Thanquardusals Bruder des 880 gefallenen Brun und Ottos des Erlauchten; die einschlägigen Stellen sind oben S. 258 zitiert. Des weiteren kennt auch die Schrift De fundatione quarundam Saxoniae Ecclesiarum (bei Leibniz, SS rer. Brunsv. Bd. 1, S. 260) als 3. Sohn des Liudolf dux einen Thancwardus.

    Gestorben:
    früh verstorben?


  8. 9.  von Sachsen, Enda Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Oda1) gestorben vor 874.

    Notizen:

    Enda
    Jüngere Tochter des Herzogs Liudolf von Sachsen und der Oda, Tochter von Graf Billung

    Glocker Winfrid: Seite 261, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    II, 5) ENDA

    Enda, eine vermählte Schwester der Äbtissin Hathumod, lernen wir ebenfalls bei Agius von Corvey kennen. Wer ihr Gemahl war, läßt sich nicht sagen. Eccard bei Scheid, Origenes Guelficae IV S. 380, macht Enda zur Gattin eines 880 gefallenen Lothar (vgl. Annales Fuldenses a. 880, S. 94). Dieser Lothar wurde von der Forschung nach dem Leitnamen sowohl den Grafen von Walbeck wie auch den Grafen von Stade als Ahne zugeordnet. Thietmar II c. 28, S. 74, bezeugt Graf Heinrich den Kahlen von Stade als "consanguineus" Kaiser OTTOS DES GROSSEN; Heinrich soll auf Grund seiner Verwandtschaft einen besonderen Einfluß auf den Kaiser ausgeübt haben (vgl. Seite 14). Wie freilich die Verwandtschaft der Grafen "von Stade" mit den OTTONEN ausgesehen hat, ist in Ermangelung eines über Thietmar hinausführenden Quellenzeugnisses nicht feststellbar. Die Konstruktion, wie Scheid sie bietet, beruht auf keinem Quellenzeugnis; vgl. Hucke, Grafen S. 9f.
    Der Name Enda scheint für das Namensgut der frühen LIUDOLFINGER nicht charakteristisch zu sein und dürfte daher über ihre Mutter Oda in die Familie gekommen sein. Daher müssen wir wohl in Enda eine der jüngeren Töchter des Liudolf sehen.

    Familie/Ehepartner: von Stade, Lothar I.. Lothar gestorben am 2 Feb 880 in Hamburg [20095],Hamburg,Hamburg,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]



Generation: 3

  1. 10.  von Sachsen, Liutgard Graphische Anzeige der Nachkommen (3.Otto2, 1.Oda1) gestorben am 21 Jan 923.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 919-923, Bad Gandersheim [37575],Northeim,Niedersachsen,Deutschland; 4. Äbtissin von Gandersheim

    Notizen:

    Liutgard 4. Äbtissin von Gandersheim (919-923)
    -21.1.923
    Tochter des Herzogs Otto der Erlauchte von Sachsen und der BABENBERGERIN Hadwig, Tochter von Graf Heinrich

    Glocker Winfrid: Seite 265 ,"Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    III., 5 LIUTGARD, + 923 I 21 919 4. Äbtissin von Gandersheim

    Liutgard,die 4. Äbtissin des Klosters Gandersheimist uns nur aus späteren Quellen bekannt. Wir finden sie in dem Äbtissinnenkatalog der Gandersheimer Reimchronik des Priesters Eberhard an 4. Stelle aufgeführt (c. 51 S. 69). Auch ihre Filiatioion von Herzog Otto dem Erlauchten ist nur spät bezeugt: so finden wir die Abstammung der Liutgard in Heinrich Bodos Syntagma Gandesheimensis (gedruckt bei Leibniz, SS rer. Brunsvic. Bd. 2, S. 335, und ebd. Bd. 3 S. 710) und im Äbtissinnenkatalog des Senior Berthold Stein (ungedrucktes Manuskript der Bischöflichen Bibliothek, Hildesheim; zit. nach Goetting, Gandersheim S. 292). Althoff, Zeugnisse S. 375 und S. 400 (Nr. 3 mit Anm. 1) konnte einen zeitgenössischen Quellenbeleg für Liutgardaufzeigen: eine Dame dieses Namens findet sich in der nach Sterbetagen geordneten Gandersheimer Nekrologliste, die auf pag. 86 des Verbrüderungsbuches von St. Gallen eingetragen ist, an der 3. Stelle, was gut zu dem Todestag 21.1. paßt, den wir dem Katalog des Berthold Stein entnehmen können. Es seien an dieser Stelle noch einige Personen besprochen, die in der Forschung den frühen LIUDOLFINGERN zugeordnet wurden. So hat Zimmermann, Münster S. 39 (Stammtafel), drei Äbtissinnen des Stiftes Essen als wahrscheinliche Töchter des Herzogs Otto der Erlauchte eingetragen, nämlich Liutgardis (+ 23.10), Gerbergis (+ 29.8., Äbtissin 947) und Gerbergis Schwester Hadwig (+ 18.7., Äbtissin 947-951). Zunächst einmal fällt auf, sollte dieiese Identifikation zutreffen, müßte Otto der Erlauchte den Namen Liutgard zweimal vergeben haben. Eine Liutgard als Äbtissin in Essen in der 1. Hälfte des 10. Jahrhunderts findet sich als 7. Äbtissin im Essener Äbtissinnenkatalog von Hiltrup und Stangefol; doch fehlt diese Liutgard in den anderen Varianten des Äbtissinnenkatalogs von Stift Essen. Den Todestag der Lutgardis hat Zimmermann offenbar dem Essener Nekrolog des 13./14. Jahrhunderts, den Ribbeck ediert hat, entnommen; doch bezieht Ribbeck die zum 23.10. als verstorben genannte Liutgard nicht auf eine Äbtissin von Essen, sondern auf die gleichnamige Äbtissin des Stiftes Elten am Niederrhein, deren Schwester Adela mit der Liutgard so hart um das väterliche Erbe gekämpft hat. Die beiden erstgenannten Äbtissinnenkataloge haben vielleicht im Fall ihrer Äbtissin namens Lutgardis eine genealogische Kombination vorgenommen und diesen typischen LIUDOLFINGER-Namen - der sicherlich von der Tochter OTTOS DES GROSSEN allgemein bekannt war, die als Gemahlin Herzog Konrads des Roten die Stammmutter der SALIER wurde - den beiden anderen Äbtissinnen Gerberga und Hadwig zugeordnet, die in der Essener Tradition schon länger als "imperatoris Henrici primi Töchter" galten. Während wir eine Äbtissin Lutgardis wegen ihres Fehlens in der nekrologischen Überlieferung der LIUDOLFINGER und den meisten Äbtissinnenkatalogen als Erfindung abtun können, ist über die beiden Damen Gerbergis und Hadwig intensiver nachzudenken. Es scheint in der 1. Hälfte des 10. Jahrhunderts tatsächlich Äbtissinnen dieses Namens in Essen gegeben zu haben, wiewohl sie sicher keine Töchter König HEINRICHS I. gewesen sein werden; doch wäre in einer solchen Zuordnung vielleicht ein dunkles Wissen um deren Zugehörigkeit zur Familie der OTTONEN zu suchen.
    Im Zusammenhang mit unserer Beschäftigung mit dem Stift Essen und dessen Verhältnis zu den OTTONEN sei noch auf die in der Literatur öfter postulierte Zugehörigkeit des Bischofs Altfried von Hildesheim (851-874), des Stifters von Kloster Essen h hingewiesen. Der Hildesheimer Tradition nach soll Altfried unseren Liudolf dux nach Kräften bei der Einrichtung des liudolfingischen Hausklosters Gandersheim unterstützt haben (vgl. Vita Bernwardi c. 12, SS IV 762 f, und Chronicon Hildesheimense c. 4, SS VII 851); freilich ist bei der Bewertung dieser Nachrichten des 11. Jahrhunderts zu bedenken, daß sie durch den Gandersheimer Streit (Vgl. dazu im 1. Teil S. 207ff.) zumindest, um es vorsichtig zu formulieren, mit beeinflußt sein dürften. Eine Mitwirkung des benachbarten Bischofs bei der Einrichtung des Klosters in Gandersheim ist auch bei Agius, Vita Hathumodae c. 24, SS IV 174, bezeugt. Da Altfrieds Vater anscheinend Ovo hieß, hielt Wenskus, Stammesadel S. 107 und Tafel auauf S. 111. in Anm. 961, diesen Ovo für einen Vatersbruder unseres Liudolf dux, da Wenskus Ovo als Kurzform für Liudolf deutet; die Mutter Altfrieds, Richheit, ordnet Wenskus der RIKDAG-Sippe zu. Eine intensive Auseinandersetzung mit dem Buch von Wenskus kann hier nicht geleistet werden, da sich das Verständnis dieser Arbeit nur schwer erschließt, nicht zuletzt, weil offensichtlich gesichertes Wissen, begründete Kombinationen und bloße Vermutungen willkürlich vermischt und durcheinandergeworfen werden. Die genealogischen Kombinationen aus dem Buch von Wenskus fanden Eingang in die Arbeit Goettings, Bischöfe S. 85 ff., der ebd. S. 185 f. den Hildesheimer Eklekten Liudolf (bekannt aus den Annales Hildesheimense a. 875, S. 18 f.) als einen Neffen Altfrieds dem verwandtschaftlichen Umfeld des Liudolf dux zuordnet.
    Bereits mittelalterliche Genealogen haben eine angebliche Schwester König HEINRICHS I. namens Baba aus der Widukind-Stelle I c. 22, rec. B, S. 31, konstruiert, an der der Corveyer Mönch den babenbergischen Grafen Adalbert als "Heinrici es sorore nepos" charakterisiert; diese Nachricht haben wir oben II, 2 zur Identifizierung der Herkunft Hathuis, der Gemahlin Ottos des Erlauchten, verwertet. Die Erfinder der "Baba" erklärten das bei Widukind beschrieben Verwandtschaftsverhältnis mit e einer angeblichen Schwester HEINRICHS I., die dann einen passenden Namen zu der Familie erhielt, in die man sie einheiraten ließ. Erstmals finden wir "Baba" in der Stammtafel des Chronicon Wirzeburgense, SS VI 28, als die Gemahlin des Markgrafen Heinrich aus der Familie der BABENBEREGER (oder POPPONEN; die weiteren Nennungen dieser Dame sind bei Guttenberg, Regesten der Bischöfe von Bamberg S. 3, zusammengestellt.

    Literatur:
    Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 265 -
    Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um Kuno von Öhningen , Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 26,27,94 -


  2. 11.  von Sachsen, Oda Graphische Anzeige der Nachkommen (3.Otto2, 1.Oda1) wurde geboren in 875/880; gestorben nach 952.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Metz [57000],Moselle,Lothringen,Frankreich; Gräfin im Metzgau
    • Titel/Amt/Status: Lothringen,Frankreich; Königin von Lothringen

    Notizen:

    Oda von Sachsen Königin von Lothringen
    Gräfin in Metzgau
    875/80-2.7. nach 952

    Älteste Tochter des Herzogs Otto der Erlauchte von Sachsen und der BABENBERGERIN Hadwig, Tochter von Graf Heinrich,; Schwester des Königs HEINRICH I.

    Glocker Winfrid: Seite 265, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    III, 4 Oda
    * c 875/80, + nach 952 wohl am VII. 2

    a) oo 897 III 27/VI 13 Zwentibold, illegitimer Sohn König ARNULFS ("von Kärnten") * 870/71, + 900 VIII 13

    b) oo 900 EndeGerhard, Graf, Bruder Matfreds
    + 910 VI 22

    Oda ist als Tochter des Herzogs Otto der Erlauchte durch keinerlei eindeutigen Quellenbeleg nachzuweisen. Wir wissen aber aus der Vita Mathilis antiquior c.1, SS X 575, daß Otto der Erlauchte und dessen Gemahlin Hadwig auch Töchter hatten. Die Identifikation des bei Regino a. 897, S. 145, als Vater derjenigen Oda, die König Zwentibold heiratete, genannten "Ottos comes" mit Otto dem Erlauchten nahm beispielsweise bereits Scheid, Origines Guelficae Bd. 4, S. 385, vor. Stützen läßt sich diese Identifikation durch D Zwentibold 22, einer Urkunde, die auf Intervention Odas und des "comes Otto" für das Kloster Essen angefertigt wurde, da für das 10. Jahrhundert intensive Beziehungen der OTTONEN zum Stift Essen bezeugt sind. Es ist allerdings nicht geklärt, ob diese Kontakte bis in die zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts zurückreichen; vgl. hierzu (positiv) Zimmermann, Münster S. 40, und dagegen (skeptisch) Althoff, Adelsfamilien S. 137 mit Anm. 18. Durch D O I. 159 ist jedenfalls gesichert, daß Otto der Erlauchte dem Kloster Essen den Hof Beek gestiftet hat. So wird man die Identifikation der Gemahlin König Zwentibolds mit einer Tochter Herzog Ottos des Erlauchten doch als gesichert ansehen dürfen; vgl. hierzu Schieffer, Lande S. 25, Hauck, Ottonen S. 42 und 44 f., sowie Hlawitschka, Anfänge S. 59 f., der ebd. die Quellenzeugnisse zusammengestellt hat.
    Im eben bereits erwähnten D O I. 159 vom 952 XII 30 nennt OTTO I. eine "amitia Uota"; diese Urkunde ist somit die letzte Bezeugung der Oda. Werner VI, 22 weist auf den Eintrag im Hildesheimer Nekrolog "VI. Non. Iulii Oda regina, soror nostra" hin, den bereits Dümmler Bd. 3, S. 455, Anm. 2, auf die Gemahlin Zwentibolds bezogen hat, und hält diesen zweifelsfrei für den Todestag der Oda, obwohl man auch an Oda, die Gemahlin Kaiser ARNULFS VON KÄRNTEN denken könnte, deren Todestag sonst unbekannt ist. Hucke, Grafen S. 69, bezieht diesen Hildesheimer Eintrag auf die mit dem Russen-Großfürsten Swjatoslaw vermählte Oda, Tochter der Ida von Elsdorf.
    Die Belege zum Geburtsjahr Zwentibolds sind BM² 1955c, diejenigen zum Todesdatum bei BM² 1983c zusammengestellt; zu Zwentibold vgl. im übrigen Werner VI, 22.
    Die Heirat der Oda mit dem Grafen Gerhard aus der Familie der MATFRIEDINGER noch am Ende des Todesjahres Zwentibolds bezeugt uns Regino a. 900, S. 148.
    Das Todesdatum Gerhards ist ermittelt bei Hlawitschka, Anfänge S. 76, Anm. 20, der uns eingehend über Gerhards Familie, die MATFRIEDINGER, unterrichtet.

    Hlawitschka Eduard: Seite 16,164, "Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte"

    König Zwentibolds Urkunde für das Kloster Essen und sein Aufenthalt in Essen selbst (4. Juni 898; MG DD Zwentibold Seite 58ff. nr. 22) erklären sich aus der Verwandtschaft Zwentibolds mit Otto dem Erlauchten von Sachsen, die 897 mit der Eheverbindung zwischen Zwentibold und Ottos Tochter Oda zustandegekommen war, und der Tatsache, daß Essen ein Hauskloster der Familie Ottos war. (Zur Herkunft Odas vgl. künftig meine im Vorwort erwähnte genealogische Untersuchung).
    Später als in den Februar 897 können die Ereignisse nicht mehr fallen, da Zwentibold nach diesem Trierzug an seinen damals in Bayern weilenden Vater Boten schickte und schließlich Arnulfi hortatu um die Tochter Ottos des Erlauchten warb, wobei die Hochzeit bereits nach Ostern (27. März 897) stattfand.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 58-61, "Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert"

    Doch in welcher Weise ist die Herleitung Udas von den LIUDOLFINGERN vorzunehmen? Ein vorzüglicher Hinweis läßt sich einem Diplom OTTOS I. vom 28. August 960 entnehmen, in dem dieser größeren Grundbesitz in und um Deventer im Hamaland und in Tongern erwähnt, den ihm Vda nostra nepta legitime hereditando permisit. Acht Jahre vorher, am 30. Dezember 952, wurde von ihm lediglich in Deventer gelegener Besitz auf seine amita Uota zurückgeführt (MG DD Otto I Seite 241 nr. 159). Dabei sind beide Urkunden OTTOS - sowohl die vom Jahre 960 als auch jene vom Jahre 956 - gut überliefert, so daß an beiden Verwandtschaftsbezeichnungen - hier nepta, dort amita - nicht zu deuteln ist. Die Tante, amita, OTTOS I. ist nun nicht unbekannt. Indem nämlich Regino von Prüm mittelt, daß König Zwentibold von Lothringen bei seiner Gattenwahl 897 einerseits auf Rat seines Vaters ARNULF VON KÄRNTEN ad Ottonem comitem missum dirigit, cuius filiam nomine Odam in coniugium exposcit, und andererseits König Zwentibold sich 898 zu einem Besuch in Essen aufhält und in einer dabei ausgestellten Urkunde für das dortige, in späterer Zeit als ottonisches Hauskloster bekannte Stift coniunx nostra Oota nec non et venerabilis comes Otto intervenieren und schließlich OTTO DER GROSSE 947 gerade diesem Kloster Essen den ab avo nostro Ottone duce (= Otto der Erlauchte) gestifteten Hof Beek bestätigte, ist es klar, daß Zwentibold eine Tochter Ottos des Erlauchten von Sachsen und Schwester des späteren deutschen Königs HEINRICH I. 897 zur Frau genommen hatte.
    Die amita Uota OTTOS I. war also die Witwe König Zwentibolds, von der darüberhinaus festssteht, daß sie kurz nach Zwentibolds Tode (900) von dem Grafen Gerhard, einem der härtesten Gegner dieses Herrschers heimgeführt worden ist [Regino, Chron. ad 900 Seite 148: Eodem anno Gerardus comes Odam uxorem eiusdem Zuendibolch regis sibi in matrimonium copulat. -Vgl. auch Annales Aureaevallenses, MG SS XVI Seite 682; dazu E. Dümmler, Gesch. d. ostfr.Reiches III² Seite 503f. - Bei H. Decker-Hauff, Die Ottonen und Schwaben, in: Zeitschr. f. württemberg. Landesgeschichte 14 (1955) Seite 264 und Tafel II nach Seite 280, wird die Meinung vertreten, Oda sei nicht von dem MATFRIEDINGER Gerhard, sondern von dem KONRADINER Gebhard (+ 910) geheiratet worden. Das widerspricht der obigen Quellenaussage völlig!]. Deventer etc. könnte das ihr von Zwentibold verliehene Wittum gewesen sein. Indem man nun eine amita OTTOS DES GROSSEN, Uota, und gleichfalls seine neptis Vda an ein und demselben Orte genannt findet, wobei also die neptis im direkten Erbe der amita zu stehen scheint und somit deren direkte Leibeserbin gelten kann, ist es ohne weiteres möglich - zumal in dieser Zeit in Lothringen keine andere edle Dame dieses Namens bekannt ist - die neptis Vda mit der Gemahlin Gozlins Uda zu identifizieren. Man darf demnach wohl die LIUDOLFINGERIN Uota als Mutter der Gozlin-Gemahlin Uda/Vda ansehen. Aus Uotas dreijähriger Ehe mit König Zwentibold sind bekanntlich zwei Töchter hervorgegangen: Benedicta und Caecilia; sie kamen in das Kloster Süsteren und wurden später dort beide Äbtissinnen. Die kurze Zeitspanne von Uotas erster Ehe und die Tatsache, daß beide Zwentibold-Töchter ins Kloster geschickt wurden, spricht nun aber dafür, daß die Gozlin-Gemahlin Uda erst aus der zweiten Ehe Uotas mit Graf Gerhard hervorging. Bestätigt wird dies durch die Tatsache, daß die Gozlin-Gemahlin Uda in Frisingen (Kanton Esch, Luxemburg) eine Erbbesitztum hatte, wodurch ihre Eltern als Grundbesitzer gerade in jener Gegend nachgewisen werden, in der Graf Gerhard, der die Zwentibold-Witwe ehelichte, wie auch sein Bruder Matfried vornehmlich aufgetreten sind.


    27.3.897 1. oo Zwentibold König von Lothringen 870/71-13.8.900

    900 2. oo Gerhard Graf im Metzgau 870-22.6.910


    Kinder:

    1. Ehe
    - Cäcilia Äbtissin von Süsteren - 17.8.
    - Benedikta Äbtissin von Süsteren - 17.8.

    2. Ehe
    - Adalhard
    - Wigfried Erzbischof von Köln (924-953) ca 901-9.7.953
    - Uda 905-10.4.963
    930 oo Gozelo Graf im Bidgau 910-19.10.942
    - Gottfried Pfalzgraf ca 905-1.6.nach 949

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 22 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 23-25 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch Gladbach 1987, Seite 111,356 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 109,114 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 454,502,537 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 III, 4 Seite 265,276 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 58-61,64,69,70,73,75-77,128,138,145,146,155 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 16,164,188 - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 26,40,94 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 193 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 89,111,113 - Schulze, Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 127,136,139 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 476 -

    Gestorben:
    2.7.

    Oda heiratete von Lothringen, Zwentibold in 897. Zwentibold (Sohn von von Kärnten, Arnulf) wurde geboren in 870/871; gestorben am 13 Aug 900; wurde beigesetzt in Echt-Susteren [6100],Limburg,Niederlande. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 18. Cäcilia  Graphische Anzeige der Nachkommen
    2. 19. Benedikta  Graphische Anzeige der Nachkommen

    Oda heiratete von Metz, Gerhard I. in 900. Gerhard (Sohn von von Metz, Adalhard II. und N.) wurde geboren in 870; gestorben am 22 Jun 910. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 20. von Metz, Adalhard  Graphische Anzeige der Nachkommen
    2. 21. von Metz, Wigfried  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 901; gestorben am 9 Jul 953.
    3. 22. von Metz, Uda  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 905; gestorben am 10 Apr 963.
    4. 23. von Jülich, Gottfried  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 905; gestorben nach 949.

  3. 12.  von Sachsen, Thankmar Graphische Anzeige der Nachkommen (3.Otto2, 1.Oda1) wurde geboren vor 876; gestorben vor 30 Nov 912.

    Notizen:

    Thankmar
    vor 876- vor 30.11.912
    Ältester Sohn des Herzogs Otto der Erlauchte von Sachsen und der BABENBERGERIN Hadwig, Tochter von Graf Heinrich

    Glocker Winfrid: Seite 263, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik."

    III, a 1) THANKMAR
    * vor 876, + vor 912 XI 30

    Schwennicke Detlev: Tafel 10, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    THANKMAR
    + vor 30. XI 912

    Literatur:
    Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 263 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 26,31,34,74,94 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 10 -


  4. 13.  von Sachsen, Liudolf Graphische Anzeige der Nachkommen (3.Otto2, 1.Oda1) wurde geboren vor 876; gestorben vor 30 Nov 912.

    Notizen:

    Liudolf
    vor 876- vor 30.11.912
    Sohn des Herzogs Otto der Erlauchte von Sachsen und der BABENBERGERIN Hadwig, Tochter von Graf Heinrich

    Glocker Winfrid: Seite 263, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    III, 2 LIUDOLF, * (?) v 876, + v 912 XI 30
    oo NNw
    Widukind I c. 21, S. 30 berichtet uns, Herzog Otto der Erlauchte habe außer König HEINRICH I. noch die beiden Söhne Thankmar und Liudolf gehabt, doch seien diese beiden bereits vor dem Tode des Vaters verstorben.
    Über das Altersverhältnis können wir aus der Vita Mathildis posterior c. 1, SS IV 284, entnehmen, HEINRICH sei jünger gewesen als Thankmar. Auf genealogischen Tafeln wird gemeinhin auch Liudolf (sofern er und Thankmar überhaupt eingetragen sind) als älter eingesetzt als König HEINRICH I., obwohl es für eine solche Einreihung Liudolfs kein Quellenzeugnis gibt.
    Wie von Hlawitschka, Merkst Du nicht S. 293, wahrscheinlich gemacht werden konnte, war von den beiden Brüdern König HEINRICHS zumindest Liudolf vermählt; vgl. hierzu unter IV, 1.

    Schwennicke Detlev: Tafel 10, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    LIUDOLF, + vor 30. XI 912

    Literatur:
    Althoff, Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Wilhelm Fink Verlag München 1984 Seite 159,219 -
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 23 - Hlawitschka, Eduard: 'Merkst Du nicht, daß Dir das vierte Rad am Wagen fehlt?' Zur Thronkandidatur Ekkehards von Meißen (1002) nach Thietmar, Chronicon IV c. 52, in: Geschichtsschreibung und geistiges Leben im Mittelalter. Festschrift für Heinz Löwe zum 65. Geburtstag, hg. Von Karl Hauck und Hubert Mordeck, Köln/Wien 1978, Seite 281-311 -
    Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um 'Kuno von Öhningen', Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 25,31-34, 36,74, 94-96 -
    Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 10 -
    Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart 1981 Seite 59 -


  5. 14.  von Sachsen, Heinrich I.von Sachsen, Heinrich I. Graphische Anzeige der Nachkommen (3.Otto2, 1.Oda1) wurde geboren um 876; gestorben am 2 Jul 936 in Memleben [6642],Burgenlandkreis,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Quedlinburg [06484],Quedlinburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 919-936, Deutschland; Deutscher König
    • Titel/Amt/Status: 912-936, Sachsen,Deutschland; Herzog von Sachsen

    Notizen:

    HEINRICH I.
    Ostfränkisch-Deutscher König (919-936)
    Herzog von Sachsen (912-936)
    um 876 † 2.7.936 Memleben Begraben: Quedlinburg, Stiftskirche

    3. Sohn des Herzogs Otto des Erlauchten von Sachsen († 30.11.912) aus dem Hause der LIUDOLFINGER und der BABENBERGERIN Hadwig, Tochter von Markgraf Heinrich von Friesland (⚔ 20.8.886) und der Judith von Friaul
    Bruder von Graf Thankmar in Sachsen († vor 30.11.912), Graf Liudolf in Sachsen († vor 30.11.912), Königin Oda von Lothringen († 2.7. nach 952), Gräfin Irminburg von Merseburg († 29.12. um 930) und Äbtissin Liutgard von Gandersheim († 21.1.923),
    Neffe von Herzog Brun von Sachsen (⚔ 2.2.880), Mönch Thankmar, Königin Liutgard vom Ostfränkischen Reich († 17.11/30.11.885), Äbtissin Hathumod von Gandersheim († 29.11.874), Äbtissin Gerberga von Gandersheim († 5.11.896/97), Äbtissin Christina von Gandersheim († 1.4.919/20), Gräfin Enda († vor 874), vom BABENBERGER Grafen Heinrich II. (⚔ 902), BABENBERGER Grafen Adalhard († 903 hingerichtet), BABENBERGER Grafen Adalbert († 9.9.906 hingerichtet) und Gräfin Adellinde im Ammergau († nach 915)
    Enkel von Liudolf dux († 12.3.866) und der Oda
    Ur-Enkel von Markgraf Eberhard von Friaul († 866) und der KAROLINGERIN Gisela

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 2036

    1. Heinrich I., König des ostfränkisch-deutschen Reiches
    * um 876, † 2. Juli 936 in Memleben Begraben: Quedlinburg, Stiftskirche

    Stammte aus der sächsischen Familie der LIUDOLFINGER.
    Eltern: der sächsische Herzog Otto der Erlauchte († 912), Hadwig

    1. oo Hatheburg
    2. oo Mathilde

    Kinder:
    von 1.:
    - Thangmar

    von 2.:
    - Otto I.
    - Gerberga
    1. oo Giselbert, Herzog von Lothringen
    2. oo Ludwig IV., König von Frankreich
    - Hadwig
    oo Hugo von Francien
    - Heinrich der Jüngere
    - Brun, Erzbischof von Köln

    Die Ehe mit Hatheburg (Zugewinn ostsächsischer Güter) wurde 909 zugunsten derjenigen mit Mathilde, Nachfahrin Herzog Widukinds, aufgelöst (Einflußgewinn in Ostfalen und Engern). Nach dem Tode des Vaters trat Heinrich die Nachfolge im Herzogtum Sachsen an und kam schnell in Konflikt mit den KONRADINERN (KONRAD I., dessen Bruder Eberhard und dem Mainzer Erzbischof Hatto), wobei er seine Stellung behaupten und ausbauen konnte.
    Nach dem Tode KONRADS wurde Heinrich aufgrund von dessen Designation und wohl nach erfolgreichen Verhandlungen über ein umfassendes konradinisch-liudolfingisches Bündnis im Mai 919 in Fritzlar zunächst durch die fränkischen Großen zum König gewählt, es folgte die Akklamation durch die fränkisch-sächsische Heeresversammlung. Die vom Mainzer Erzbischof Heriger angebotene Weihe (Salbung und Krönung) lehnte Heinrich ab, ohne damit die politisch-rechtliche Bedeutung eines solchen Akts in Frage zu stellen. Die Geste, die unter anderem den Verzicht auf den Anspruch auf zentrale Kirchenhoheit signalisiert haben dürfte, richtete sich wohl an den seinerseits auf eigene Ansprüche verzichtenden Eberhard von Franken und an die anderen Herzöge, deren Anerkennung noch gewonnen werden mußte. Die Durchsetzung dieser fränkisch-sächsischen Königs-Herrschaft bei den Herzögen Burchard II. von Schwaben und Arnulf von Bayern gelang bis 921. Letzterer hatte zuvor selbst schon sehr weit gediehene Königspläne, über deren Konkretisierung (reale Erhebung?) die Quellen aber letztlich keine eindeutige Auskunft geben. Der Preis für seine Unterwerfung war unter anderem die herzogliche Kirchenhoheit in Bayern.
    Dieser politische Kompromiß sorgte wie die mit den anderen Herzögen geschlossenen Bündnisse über den Tod HEINRICHS I. hinaus bis in die Zeit unmittelbar nach dem Herrschaftsantritt OTTOS I. für stabile Verhältnisse, wobei der prägende Begriff für diese und weitere Abkommen die »amicitia« ('Schwurfreundschaft') war, die eine gleichberechtigte Einigung zwischen dem König und seinen Partnern umschreibt und als politisches Konzept durch den relativen Frieden im Innern viel zur erfolgreichen Konsolidierung und beginnenden Expansion des ottonischen Reichs beigetragen hat.
    Zielpunkte der von König und Herzögen teils gemeinsam, teils selbständig organisierten militärisch-politischen Unternehmungen waren die westlich und südlich angrenzenden Bereiche des alten KAROLINGER-Reiches ebenso wie die heidnischen Gebiete im Norden und Osten.
    Bayrische und schwäbische Interessen richtete sich auf Italien und Burgund, HEINRICHS Westpolitik vor allem, begünstigt durch die Schwäche der westfränkischen Zentralgewalt, auf Lotharingien. Nachdem er noch 921 (Vertrag von Bonn) die Hoheit Karls III. dort gegen die eigene Anerkennung als ostfränkischer König bestätigt hatte, gewann er bis 926 das Land für seine Herrschaft.
    Zugleich konnte er nach dem Tode Burchards II. den KONRADINER Hermann zum schwäbischen Herzog erheben und ein Abkommen mit Rudolf II. von Burgund schließen.
    Im Norden und Osten kamen militärische Erfolge gegen Dänen und slavische Völker mit ersten Ansätzen einer Missions-Politik hinzu. Entscheidende Erfolge für die Konsolidierung von HEINRICHS Herrschaft waren der neunjährige Waffenstillstand mit den Ungarn, der zur Errichtung einer Kette von befestigten Plätzen genutzt wurde (Burgenbauordnung), und der anschließende Sieg (933 bei Riade) über ein Heer der Reiter-Nomaden.
    Unter HEINRICH I. kam es 929 erstmals zur Regelung der Thronfolge mit bewußter Individualsukzession zugunsten des Erstgeborenen aus zweiter Ehe (Bruch mit der fränkischen Teilungs-Tradition). Damit und mit der Übertragung der Königswürde an einen Sachsen wurde in wesentlichen Elementen bereits das hochmittelalterliche »Imperium Romanum« mit einem Kern konstituiert, der auch in formaler Hinsicht eine supragentile (nicht mehr allein fränkische) Identität besaß, und den ca. ein Jahrhundert später die Zeitgenossen endgültig als »deutsch« zu nennen begannen. Deutschland, B. II.
    E. Karpf

    Quellen:
    MGH DD H.I.
    Die Sachsengesch. des Widukind v. Korvei, hg. P. Hirsch - H.-E. Lohmann (MGH SRG, 1935)
    Liudprand v. Cremonas Antapodosis (Die Werke Liutprands, hg. J. Becker [MGH SRG], 1915)
    RI II, 1 [Neudr. 1967]

    Literatur:
    J. Fleckenstein, Die Hofkapelle der dt. Kg.e, II (MGH Schr. 16/2, 1966)
    W. Schlesinger, Die Kg.serhebung H.s I. zu Fritzlar i. J. 919 (Fschr. 1974), 121ff.
    G. Althoff, Adels- und Kg.sfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung, MMS 47, 1984
    E. Karpf, Kg.serhebung ohne Salbung, HJL 34, 1984, 1ff.
    G. Althoff-H. Keller, H.I. und Otto d. Gr., 1985
    E. Karpf, Herrscherlegitimation und Reichsbegriff in der otton. Geschichtsschreibung des 10. Jh., 1985
    H. Beumann, Die Ottonen, 1987
    Deutschland.MGH DD H I. - Die Sachsengesch. des Widukind v. Korvei, hg. P. Hirsch - H.-E. Lohmann (MGH SRG, 1935) - Liudprand v. Cremonas Antapodosis (Die Werke Liutprands, hg. J. Becker [MGH SRG], 1915) - RI II, 1 [Neudr. 1967]

    Althoff Gerd: Seite 367, "Adels- und Königsfamilien"

    K 24
    Lü: 2.7. Heinricus rex † 936 König Heinrich I.
    Me: 2.7. Heinricus rex pater magnis Oddonis

    Zu den Einträgen ins Lüneburger Necrolog aus der 1. Hälfte des 10. Jahrhunderts, die weitgehend vom Verwandtenkreis der Königin Mathilde bestimmt sind, und zu den Konsequenzen dieses Befundes für die Frühgeschichte der BILLUNGER siehe ausführlich oben Seite 69ff.
    Im Gebetsgedenken der Zeit HEINRICHS I. spiegelt sich eine neue Form der Herrschaftspraxis der ersten sächsischen Königs, siehe dazu oben Seite 204.
    Allg. vgl. Waitz, Jbb Heinrichs I.; NDB 8, s. 307ff, Biogr. Wörterbuch 1, Sp. 1062ff.; FW K 35

    Glocker Winfrid: Seite 263, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    III. 3. HEINRICH I.
    * c 876, † 936 VII 2
    912 dux; 919 V 12/24 König im ostfränkischen Reich

    900/07-909 1. oo 2. HATHEBURG, Tochter des "senior" Erwin, * vielleicht c 876, † nach 909 möglicherweise am VI 21

    909 2. oo MATHILDE, Tochter des Grafen Dietrich und der Reinhilde, * 994/97, † 968 III 14 "stirpis magni ducis Widukindi"

    Aus Widukind I c. 17, S. 27, und von Hrotsvith, Primordia coem. Gandeshem. v. 69 f., kennen wir König HEINRICH I. als Sohn des Herzogs Otto der Erlauchte.
    Die Abstammung des ersten Sachsen-Königs von Otto und dessen Gemahlin Hadwig bezeugen des weiteren Thietmar I c. 3, Seite 6, und die Vita Mathildis posterior c. 1, SS IV 284.
    Die übrigen Belege sind zusammengestellt bei Waitz Seite 13 und bei BO. a.
    HEINRICHS ungefähres Geburtsjahr ergibt sich aus der Angabe Widukinds I c. 41, Seite 60, König HEINRICH I. sei im Alter von "fere LX" verstorben. Tag und Jahr des Todes sind bezeugt durch den Continuator Regiononis a. 936, Seite 159; die weiteren Belege sind von BO. 55b zusammengestellt.
    HEINRICH folgte seinem Vater, Herzog Otto dem Erlauchten, nach dem Zeugnis Widukinds I c. 21, Seite 30, im "ducatus" nach; zur Königserhebung vgl. Waitz Seite 37-41.
    Nur durch Thietmar I c. 5, S. 8/10, und I c. 9, Seite 14, sind wir offenbar aus lokaler Tradition über die 1. Vermählung HEINRICHS I. mit Hatheburg unterrichtet; der Sohn des Sachsen-Herzogs bemühte sich um diese Dame "ob huius pulchritudinem et hereditatis divitiarumque utilitatem". Hatheburgs Vater war Erwin, der den größten Teil der Altenburg in Merseburg besaß und bei Thietmar als "senior" bezeichnet wird, aber offenbar keine Grafenrechte ausübte (vgl. Schölkopf, Grafen Seite 35f.). Der zitierten Thietmar-Stelle können wir weiter entnehmen, dass Erwin söhnelos verstarb und somit seinen Besitz Hatheburg und deren namentlich unbekannten Schwester hinterließ. Diese Schwester war die Mutter des Legaten und "a rege secundus" namens Siegfried, der 936 während der Krönungsfeierlichkeiten für OTTO I. dessen Bruder, den jungen Heinrich, "beaufsichtigte" (Widukind I c. 2, Seite 67); vgl. hierzu im 1. Teil Seite 57.
    Aus der Ehe HEINRICHS mit Hatheburg ging ein Sohn mit Namen Thankmar hervor, der nach dem Tode König HEINRICHS I. sein Muttergut einforderte. Vgl. zu Merseburg allg. Schlesinger, Merseburg.
    Hatheburg scheint nach der Trennung von ihrem zweiten Gemahl wieder in eine Frauengemeinschaft zurückgekehrt zu sein. Für diese Vermutung spricht nicht nur unser Wissen von der standesüblichen Versorgung der Witwen, sondern auch der Eintrag einer "Hadeburg abb" im Merseburger Nekrolog, die wohl mit der ersten Gemahlin König HEINRICHS I. zu identifizieren ist; vgl. Althoff, Adelsfamilien Kommentar A 40, und im 1. Teil Seite 47.
    Die zweite Gemahlin HEINRICHS, die Königin Mathilde, gehörte zur sogenannten widukindisch-immedingischen Verwandtengruppe, zu der an der Literatur neben Krüger, Grafschaftsverfassung Seite 90-93, vor allem der Aufsatz von Schmid, Nachfahren zu nennen ist. Diese Verwandtengruppe der Nachkommen Widukinds leitete sich von Widukind, dem charismatischen Führer der Sachsen in ihrem Kampf gegen KARL DEN GROSSEN, her. Diese Verwandtengruppe wird im 9. und 10. Jahrhundert nochmals für uns faßbar bei den Inhabern der kirchlichen Stiftung Wildeshausen, bei dem Enkel Widukinds namens Waltbert und dann bei der Vermählung des späteren Königs HEINRICH I. mit Mathilde, die der "stirps magni ducis Widukindi" entstammte, worauf uns nicht nur die Sachsengeschichte Widukinds von Corvey I c. 31, Seite 44, sondern auch die Vita Mathildis antiquior c. 2, SS X 576, und Thietmar I c. 9, Seite 14, stolz hinweisen. Die genealogischen Konstruktionen der älteren Forschung einschließlich derjenigen von Krüger, die auf der Basis der bekannten Angehörigen dieser Verwandtengruppe eine direkte Nachkommensfolge zu erstellen versucht, hat Schmid, Nachfahren Seite 73ff., zurückgewiesen. Schmid betont, daß das auf uns gekommene Wissen über die einzelnen Angehörigen zu fragmentarisch und lückenhaft sei, als daß man diese Lücken mit genealogischer Kombination zu einer direkten Nachkommenstafel Widukinds ergänzen könnte. Man müsse sich vielmehr damit begnügen, von einem Geblütsbewußtsein der Nachfahren Widukinds zu sprechen, das sich in den verschiedenen Zweigen dieser Verwandtengruppe fortpflanzte und am Leben blieb.
    Mathilde wurde zu der Zeit, als Heinrich, der Sohn des Sachsen-Herzogs, um sie warb, nach dem Zeugnis der Vita Mathildis antiquior c. 1, SS X 575, noch in einem Kloster erzogen. Doch zeigt sich bereits bei diesem Zeugnis die Problematik, die Mathildenviten für die Rekonstruktion des historischen Faktenablaufs zu verwerten, könnte sich hinter einer Werbung aus dem Kloster auch ein hagiographischer Topos verbergen! Unter der Annahme, die angesprochene Angabe sei glaubhaft und trüge nicht nur funktionellen Charakter im Rahmen des Werbungsromans der Vita, müßte Mathilde zur Zeit der Eheschließung mit Heinrich 13 bis 15 Jahre alt gewesen sein; vgl. Köpke-Dümmler Seite 5.
    Der Todestag ist überliefert bei Widukind III c. 74, Seite 151, das Jahr in den Nekrologannalen von Fulda (vgl. FW Kommentar K 41). Die übrigen Belege bringt Köpke-Dümmler Seite 440, Anm. 1.
    Allgemein informieren aus der älteren Literatur Büsing und Lintzel (in den "Westfälischen Lebensbildern").

    Schwennicke Detlev: Tafel 10, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    HEINRICH I.
    * 876, † Memleben 2. VII 936 Begraben: Quedlinburg Stiftskirche

    Fritzlar 6.V 919 DEUTSCHER KÖNIG
    906, getrennt 909 I. oo HATHEBURG Witwe von N.N., Tochter von Erwin senior

    Wallhausen 909 II. oo MATHILDE, Laien-Äbtissin von Nivelles * 896, † Quedlinburg 14. III 968
    Tochter von Graf Dietrich (Theoderich) (IMMEDINGER) und Reginlind, Begraben: ibid Stiftskirche

    Hlawitschka; Eduard: Seite 111, "König Heinrich I." in: Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern.

    KÖNIG HEINRICH I.
    * ca. 876
    † 2.7.936 in Memleben
    Grabstätte: Vor dem Altar der damaligen St.-Peter-Kirche (späteren Stiftskirche St. Servatius, Dom) auf dem Burgberg in Quedlinburg
    Eltern: Graf (Herzog/dux) Otto der Erlauchte (* ca. 836/40, † 30.11.912) und Gräfin Hadwig (* ca. 850/55, † 24.12.903) aus der Familie der BABENBERGER

    Eine Quellen und Literatur gleichermaßen auswertende Untersuchung über die Vorfahren HEINRICHS I. liefert E. Hlawitschka, Zur Herkunft der Liudolfinger, in: ders., Stirps regia, Forschungen zu Königtum und Führungsschichten im frühen Mittelalter, hg. von G. Thoma und W. Giese (9188) Seite 313-354 (mit Stammtafel auf Seite 351)

    Geschwister:
    Thankmar
    Liudolf
    (beide † vor 912)
    Liudgard, Äbtissin von Gandersheim († 21.1.923)
    Oda († 956?)
    Gemahlin
    1. König Zwentibolds von Lotharingien
    2. Graf Gerhards
    Halb-Schwester NN
    Gemahlin eines Thüringers Wido

    ca. 906; Ehetrennung ca. 908/09
    1. oo HATHEBURG, Tochter des (Grafen) Erwin von Merseburg

    909 in Wallhausen
    2. oo MATHILDE * um 895, † 14.3.9068 Grabstätte: neben HEINRICH I. in Quedlinburg

    (aus dem Geschlecht des Sachsen-Herzogs Widukind), Tochter des Grafen Dietrich (Theoderich) in Westfalen und seiner Frau Reinhild; beide † nach 929

    Zur Herkunft Dietrichs vgl. K. Schmid, Die Nachfahren Widukinds, DA 20 (1964) Seite 1-47; zur Seitenverwandtschaft Mathildes auch E. Hlawitschka, Kontreverses aus dem Umfeld von König Heinrichs I. Gemahlin Mathilde, in: ders., Stirps regia (wie oben) Seite 355-376

    HEINRICH geriet bei der Übernahme der Regierung im Herzogtum mit Erzbischof Hatto I. von Mainz in Konflikt wegen der Mainzer Besitzungen in dem 908 weitgehend unter sächsische Herrschaft gebrachten Thüringen. 915 schlug er den in Sachsen eingedrungenen Eberhard, Bruder König KONRADS I., bei der Eresburg vernichtend und drang im Gegenzug in Franken ein. KONRAD I. war nicht in der Lage, die Herzogsmacht HEINRICHS zu gefährden. Die 919 in Fritzlar versammelten sächsischen und fränkischen Großen wählten den von KONRAD I. designierten Heinrich von Sachsen zum König. HEINRICH I. lehnte die geistliche Salbung ab, um seine auf einen Kompromiß mit den Herzögen orientierte Politik nicht durch eine Festlegung zugunsten der Kirche zu gefährden. Das historische Verdienst HEINRICHS ist es, auf den Trümmern des von einer tiefgehenden Krise zerrütteten Ost-Franken-Reiches den Grundstein für eine starke Zentralgewalt gelegt und den Zusammenhalt zwischen den deutschen Stämmen entscheidend gefördert zu haben. HEINRICH setzte sich 919 gegen den Schwabenherzog und 921 gegen den von schwäbischen und bayrischen Feudalherren in Forchheim zum Gegen-König erhobenen Herzog Arnulf von Bayern durch Zugeständnisse hinsichtlich der Verfügungsgewalt über die Kirche durch. Im Vertrag von Bonn (7.11.921) erkannten sich HEINRICH I. und Karl III. der Einfältige gegenseitig an. HEINRICH erreichte nach verheerenden Einfällen der Magyaren (Ungarn) in Sachsen, Schwaben und Bayern gegen Freilassung eines ungarischen Großen und Zahlung eines Tributes einen 9-jährigen Waffenstillstand. Um diese Einfälle wirkungsvoll abwehren zu können, stellte HEINRICH I. ein gepanzertes Ritterheer auf und legte Befestigungen, besonders in Sachsen und Thüringen, aber auch in Schwaben, Bayern und Hessen, an. In Ost-Sachsen wurde das Land in kleine Bezirke mit einer Burg (Burgwarde) aufgeteilt. Unter Ausnutzung der innenpolitischen Auseinandersetzungen des französischen Königs mit dem Feudaladel gelang es HEINRICH I. nach zwei Feldzügen, 925 Lothringen einzugliedern, das er 928 Giselbert, Sohn des Grafen Reginar, übergab. Mit einem Eroberungszug gegen die Heveller, deren Hauptort Brandenburg erobert wurde, begann 928/29 die erste Phase der Ostexpansion des frühfeudalen Staates, die durch brutale Raubzüge gegen die Elbslawen gekennzeichnet war. HEINRICH I. zog gegen die Daleminizer, deren Festung Gana (südlich von Riesa) erobert wurde. 929 zog HEINRICH I. nach Prag und veranlaßte Herzog Wenzel von Böhmen zur Huldigung. Der Aufstand der Redarier, Obodriten und Wilzen wurde von deutschen Feudalherren am 4.9.929 bei Lenzen an der Elbe brutal niedergeschlagen. Am 15.3.933 schlug HEINRICH I. mit einem Heer, an dem alle deutschen Stämme beteiligt waren, bei Riade (Kalbsrieth an der Helme ?) die nach Ablauf des Waffenstillstandes wieder in Sachsen und Thüringen eindringenden Ungarn in die Flucht. Dieser entscheidende Erfolg stärkte die Autorität HEINRICHS I. Nach einem erfolgreichen Kriegszug gegen die Dänen eroberte er 934 Haitabu, stellte die dänische Mark zwischen Eider und Schlei wieder her und zwang König Knuba zur Taufe. 935 erwarb er von Rudolf II. von Hoch-Burgund gegen die Abtretung von Basel die angeblich einst Konstantin gehörige Heilige Lanze als Symbol der Herrschaft über Italien. Er plante wahrscheinlich einen Romzug und den Erwerb der Kaiserkrone, um unter anderem eine Italien-Politik der süddeutschen Herzöge und die damit verbundenen Absonderungsbestrebungen der Herzöge aus dem entstehenden frühfeudalen Staat zu verhindern. In Bodfeld am Harz erlitt er einen Schlaganfall. Ihm folgte sein 936 in Erfurt designierter ältester Sohn OTTO.
    HEINRICH errichtete mit Tatkraft und Spürsinn für das Machbare ein unter dem Zepter des Herrschers geeintes Reich. Er sicherte und erweiterte die Reichsgrenzen und brachte Ruhe und Ordnung in das Land. Der erfolgreiche und hochangesehene Sachsen-König schuf die Voraussetzungen für die späteren Erfolge seines Sohnes.



    900/07 1. oo 2. Hatheburg von Merseburg, Tochter des "senior" Erwin, um 876 † 21.6. nach 909

    909 2. oo Mathilde von Ringelheim, Tochter des Grafen Dietrich, 894/97 † 14.3.968


    Kinder:
    1. Ehe

    - Thankmar 900/05 † 28.7.938

    2. Ehe

    - OTTO I. König des Deutschen Reiches 23.11.912 † 7.5.973 Wallhausen
    - Heinrich I. Herzog von Bayern 4.919/22.4.922 † 1.11.955 Nordhausen
    - Brun Erzbischof von Köln 1. Hälfte 5.925 † 11.10.965
    - Gerberga um 913/14 † 5.5. nach 968 (984?) Nordhausen
    929 1. oo Giselbert Herzog von Lothringen ca 880 † 2.10.939
    939 2. oo Ludwig IV. König von Frankreich 10.9.920/10.9.921 † 10.9.954
    - Hadwig um 922 † 9.1. nach 958
    14.9.937 oo Hugo der Große Herzog von Franzien um 895 † 16./17.6.956


    Chroniken:
    Adalberts Fortsetzung des Regino. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte Band VIII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1977 Seite 192-196 - Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 226,228 - Annalista Saxo: Reichschronik. Seite 4,5,26,139 - Hermann von Reichenau: Chronicon. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 632,634 - Hrosvit von Gandersheim - Lampert von Hersfeld: Annales/Annalen Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 2000 Seite 28 - Liudprands von Cremona: Werke in: Quellen zur Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Band VIII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1977 Seite 292, 294,304-324,354,356,370,396,400,402,418-426,436,444,450 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 6-14,20-26,30-34,54,158,308,476 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart 1981 Seite 17,19,21,53,59,61,65,67,69,71,73,75,77,81,83,95,101,105,111,117,119,135,147 -

    Literatur:
    Adelheid Kaiserin und Heilige 931 bis 999 Info Verlag Karlsruhe 1999 - Althoff Gers: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 2,27,68,79, 131,135,139,157,161,168,203,226,367 K 24 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 23-80,83,87,106,202,233,235,246 - Althoff, Gerd/Keller, Hagen: Heinrich I. und Otto der Große, Muster-Schmitt Verlag Göttingen 1994 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lothringen im 10. Jahrhundert, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 39-174 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 9,21-23,26-29, 32-56,58,61,68,78,80,100,107,115,157,168 - Black-Veldtrup, Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien, Böhlau Verlag Köln 1995, Seite 160,161,167,169,280,315 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 22,26,34,39,65 - Brühl Carlrichard: Die Geburt zweier Völker. Deutsche und Franzosen Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln - Brüsch, Tania: Die Brunonen, ihre Grafschaften und die sächsische Geschichte. Herrschaftsbildung und Adelsbewußtsein im 11. Jahrhundert. Matthiesen Verlag Husum 2000 Seite 13,26,106,175,184,222 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 26,46,49,57,104,153,171,175,225,228,273,360,375/Band II Seite 374,388,393,397,470,482/Band III Seite 10, 480-482,485-488,491,500,515,539 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches, Gustav Lübbe Verlag Bergisch Gladbach 1994 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 14,22,28 - Eibl, Elfie-Marita: Heinrich I., in Deutsche Könige und Kaiser des Mittelalters, Urania-Verlag 1988, Seite 20-33 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 22-479 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1998, Seite 13,25,33,195,208 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 19-24,46,60-64,66-68,70-73,75,77-97,99-101,104, 107,113,117,120-124,129,132,138,148,164,198-202,222 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 7-356 - Goez, Werner: Lebensbilder aus dem Mittelalter. Die Zeit der Ottonen Salier und Staufer. Primus Verlag Darmstadt 1998, Seite 9-28 - Gregorovius Ferdinand: Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter. dtv-Bibliothek 1978 Band I Seite 612 - Hlawitschka Eduard: Die Ahnen der hochmittelalterlichen deutschen Könige, Kaiser und ihrer Gemahlinnen. Ein kommentiertes Tafelwerk Band I 911-1137 Teil 1 und Teil 2 Hahnsche Buchhandlung Hannover 2006 Seite 4,14,26,31,33-35,38-44, 46-48,51,61,65,67-74,76,80,83,86,132,139-141,158-160,170,176,180,186,188,206,209,215,218-221,227,247,250,259-261,270,283, 286,293,296,299,305,336,376,420,509,517,526,657,675,701,704,707 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 5,44,56-60,71,73,75,94,105,34,138,146 - Hlawitschka, Eduard: Konradiner-Genealogie, unstatthafte Verwandtenehen und spätottonisch-frühsalische Thronbesetzungspraxis. Ein Rückblick auf 25 Jahre Forschungsdisput. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2003 Seite 4,8,13,19,26,28,36,44,60,63,68,78,83,123,138,166,188,194 - Hlawitschka Eduard: König Heinrich I. (918-936), in Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern, Hg. Karl Rudolf Schnith, Seite 110-122 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 5-29,31-36,38-41,47,49,67,69,72-78,84,88-98,116,178 - Hlawitschka, Eduard: Vom Frankenreich zur Formierung der europäischen Staaten- und Völkergemeinschaft 840-1046, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1986 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. 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Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 11 - Uhlirz, Karl: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Otto II. und Otto III. 1. und 2. Band. Verlag Duncker & Humblot Berlin 1967 - Waitz, Georg: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter König Heinrich I., Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1999, Seite 14-17,20,38,43,51,110,120,186,236,261 - Weller Tobias: Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert. Rheinisches Archiv. Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2004 Seite 439 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 478,481,484,487,494 - Wies, Ernst W.: Otto der Große Kämpfer und Beter, Bechtle Esslingen 1989, Seite 12-295 - Wies, Ernst W.: Kaiser Heinrich IV. 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    Bild Heinrichs I. in der anonymen Kaiserchronik für Kaiser Heinrich V., um 1112/14 (Corpus Christi, Cambridge, Ms 373, fol. 40r).

    BildHeinrich



    Neue Deutsche Biographie - Heinrich I.

    König, * circa 875, † 2.7.936 Memleben/Unstrut, ⚰ Quedlinburg, Stiftskirche.

    Das Urteil über den ersten deutschen König aus sächsischem Hause hat nicht nur die Familientradition der im Raum von Gandersheim begüterten Liudolfinger zu berücksichtigen, sondern auch H.s fränkische Ahnen, die er seiner Großmutter Oda sowie – mit dem Namen Heinrich – seiner babenbergischen Mutter verdankte. Die Ehe des Vaters stand im Zeichen einer liudolfingisch-babenbergischen Koalition gegen die Konradiner, die nach dem Sieg der Konradiner über ihre mainfränkischen Rivalen (906) zusammenbrach. Zuvor war H. vom Vater mit einem Feldzug gegen die Dalaminzier betraut worden. Der veränderten Konstellation nach 906 entsprach 909 die Eheschließung mit der im Stift Herford erzogenen Mathilde aus dem Geschlecht des Sachsenherzogs Widukind nach kirchlich sanktionierter Auflösung der 1. Ehe mit Hatheburg. Die Liudolfinger gewannen so den nördlichen Eckpfeiler der konradinischen Stellung im oberen Weserraum und damit die Voraussetzung zur Begründung eines gesamtsächsischen Dukats. Als Nachfolger des Vaters im Herzogtum (912) brach H. mit der bisherigen Loyalität gegenüber König Konrad I. und EB Hatto von Mainz. Er okkupierte Mainzer Güter rechts der Weser bis Nörten und in Thüringen und setzte sich bis 915 gegen Eberhard, den Bruder des Königs, im Weserbergland, in Corvey und auf der Eresburg durch. Im Gegenstoß gelangte Konrad I. bis zur Pfalz Grona (bei Göttingen), wo es zu einem konradinisch-liudolfingischen Ausgleich als Grundlage der späteren Thronfolgeregelung kam.

    Nach dem Ableben Konrads I. wurde H. 919 tatsächlich mit konradinischer Unterstützung zu Fritzlar von Franken und Sachsen auf Vorschlag Eberhards, der zugleich mit Berufung auf eine letztwillige Weisung seines Bruders den Thronverzicht aussprach, gewählt. H. lehnte allerdings die von EB Heriger von|Mainz angebotene Salbung und Krönung ab. Gemeinsam mit einem anderen Teil der Franken erhoben die Bayern im gleichen Jahr (vorher oder nachher?) wahrscheinlich zu Forchheim den Bayernherzog Arnulf zum König in regno Teutonicorum und somit ebenfalls zum Nachfolger Konrads I. Als Motiv für die Ablehnung der kirchlichen Herrscherweihe kommt neben den territorial-politischen Differenzen zwischen H. und der Mainzer Kirche auch ein grundsätzlicher Vorbehalt in Betracht. In diesem Zusammenhang ist auch der Einschnitt, den H.s Herrschaftsantritt in der Geschichte von Kanzlei und Hofkapelle bildet, von Bedeutung.

    H.s Versuch, seine Anerkennung in Schwaben, dessen Herzog Burchard, durch Abwehrkämpfe gegen König Rudolf II. von Hochburgund in Anspruch genommen, beiden Wahlen ferngeblieben war, und in Bayern durch kriegerische Aktionen zu erzwingen, führte zu Kompromißlösungen, die den süddeutschen Herzögen weitgehende Autonomie und vor allem die Herrschaft über die Kirche beließen. Arnulf von Bayern verzichtete zwar auf den Königstitel, wahrte jedoch die einem karolingischen Teilkönig vergleichbare Stellung. Sie ist derjenigen Lotharingiens im westfränkischen Reich Karls des Einfältigen zur Seite zu stellen, wo 920 Giselbert zum princeps (König?), wahrscheinlich mit Unterstützung H.s, erhoben wurde. H. hat jedenfalls damals im Streit um die Besetzung des Bistums Lüttich gegen Karl zu Gunsten Giselberts interveniert. Mit Karl, der sich inzwischen in Lothringen wieder durchgesetzt hatte, gelangte H. im Bonner Vertrag vom 7.11.921 zu einem Ausgleich durch Abschluß einer rechtsförmlichen amicitia bei gegenseitiger Anerkennung der Könige als rex Francorum occidentalium und rex orientalis. Damit erkannte zwar H. die Rheingrenze an, der legitime Karolinger jedoch zugleich das Königtum des Sachsen, wenn auch nicht als ein fränkisches. Zu den Folgen gehörte die Revision der Lütticher Frage zu Gunsten des karolingischen Kandidaten mit Unterstützung Kaiser Berengars und Papst Johanns X. Schon 923 optierte H. für den französischen Gegenkönig Robert und gewann gegenüber dessen Nachfolger Rudolf vor allem in Niederlothringen um so leichter an Boden, als die politischen Ziele dieses Königs durch das westfränkische Burgund, sein vormaliges Herzogtum, geprägt waren. So konnte H. in das Gebiet zwischen Rhein und Mosel einrücken. Nach wechselnden Kämpfen begünstigte eine schwere innere Krise des westfränkischen Königtums den Anschluß ganz Lothringens an H.s Reich (925). Das ehemalige regnum Lotharii, die Heimat der Karolinger, mit Aachen, der Hauptpfalz Karls des Großen, war mit dem einstigen ostfränkischen Reiche wieder vereinigt, und diesem wurden neben bedeutendem materiellen Gewinn auch Träger und Stätten karolingischer Traditionen zugeführt. Das Amt des Herzogs von Lothringen erhielt Konrads I. Bruder Eberhard.

    Gegen die Ungarn, die seit der Jahrhundertwende das sich auflösende Frankenreich heimsuchten, sicherte H. wie schon vor ihm Berengar I. von Italien und Arnulf von Bayern sein Reich nach Gefangennahme eines hochgestellten ungarischen Führers 926 durch einen 9jährigen Waffenstillstand sowie durch eine im gleichen Jahr beim Reichstag zu Worms für das ganze Reich erlassene Ordnung zur Errichtung von Fluchtburgen. Ältere karolingische Einzelmaßnahmen gegen die Normannen, bayerische und italienische gegen die Ungarn sowie das fränkische System der Burgwerksordnung dürften dabei von Einfluß gewesen sein. Als systematische und umfassende Maßnahme der Zentralgewalt nimmt H.s Burgenordnung jedoch eine Sonderstellung ein. Die Aufstellung einer gepanzerten Reitertruppe trat ergänzend hinzu. Der Waffenstillstand wurde bereits 3 Jahre vor seinem Ablauf auf dem Erfurter Reichstag 932 gekündigt. Dies löste einen bewaffneten Konflikt aus, der mit H.s Sieg an der Unstrut am 15.3.933 endete. Wie schon bei der Burgenordnung haben auch hier alle deutschen Stämme mitgewirkt, so daß H.s Kriegserfolg, der das Reich und die christlichen Nachbarländer nachhaltig entlastete, die Anerkennung seines Königtums durch alle deutschen Stämme bezeugt und als Markstein auf dem Wege zur Bildung eines überstammlichen deutschen Gemeinschaftsbewußtseins gelten kann.

    In H.s Ostpolitik gegenüber den Elbslawen und den Böhmen überwiegt mit der Einnahme der Brennaburg (Brandenburg) im Lande der Heveller sowie der Dalaminzier-Burg Gana, mit der Gründung der Burg Meißen sowie mit dem von Arnulf von Bayern unterstützten Böhmenfeldzug, der bis nach Prag und zur Unterwerfung des Böhmenherrschers Wenzel führte (929), das kriegerische Moment das der Mission, für die in diesem Bereich allenfalls das nach Corvey weisende Prager Vitus-Patrozinium einen Hinweis bietet. Nach dem Ungarnsieg kam es allerdings im Anschluß an den siegreichen Dänenfeldzug und die Unterwerfung des dänischen Unterkönigs Chnuba, des Herrn von Haithabu, zu dessen Taufe und zu einer Missionsreise des EB Unni von Hamburg-|Bremen, die sich auf den Spuren Anskars nach Dänemark und Schweden (Birka) erstreckte.

    Seine Stellung in Lothringen und vor allem in Oberlothringen vermochte H. im Schatten innerfranzösischer Thronkämpfe zwischen König Rudolf und Graf Heribert von Vermandois weiter zu festigen. Der ihm vom lothringischen Episkopat gewährten Unterstützung entsprach H. mit der Übertragung weltlicher Herrschaftsbefugnisse an diesen nach westfränkischem Vorbild. Für die Sicherung Niederlothringens bedeutete der 928 in Aachen und Maastricht bewirkte Ausgleich zwischen EB Ruotger von Trier und dem im Maasgebiet (Chèvremont) mächtigen Giselbert, dem dessen Ehe mit H.s Tochter Gerberga und die Anerkennung als Herzog folgten, eine weitere Festigung der deutschen Herrschaft namentlich im Gebiet zwischen Maas und Schelde.

    Anders als gegenüber den sonstigen Nachbarn des Reichs lag die Außenpolitik gegenüber Burgund und Italien zunächst weniger in der Hand des Königs als in der der süddeutschen Stammesherzöge. 922-26 vermochte König Rudolf II. von Burgund im Bunde mit Herzog Burchard von Schwaben als Rivale Kaiser Berengars in Italien aufzutreten, ohne sich nach dessen Ermordung (924) durchsetzen zu können. Der Tod Burchards vor Novara beim schwäbisch-burgundischen Feldzug von 926 besiegelte vielmehr den Zusammenbruch der hochburgundischen Italienpolitik, die vom italienischen Königtum Hugos von der Provence abgelöst wurde. Der schwäbischen Italienpolitik ist in der anschließenden Phase eine bayerische zur Seite zu stellen, die im Italienzug Herzog Arnulfs und seines Sohnes Eberhard (933/34) gipfelte und zugleich scheiterte. Auch als Äußerungen süddeutscher Stammesautonomie brauchen diese Aktionen mit H.s politischen Absichten am allerwenigsten nach 926 und vollends nach 933 im Widerspruch gestanden zu haben.

    H.s eigene Beziehungen zu Burgund werden durch seine Begegnungen mit dessen König Rudolf II. beim Wormser Reichstag von 926 und beim Dreikönigstreffen zu Ivois am Chiers 935, an dem als dritter Partner König Rudolf von Frankreich teilnahm, markiert. Bei einer von ihnen kam es zur Kommendation des Burgunderkönigs gegenüber H. unter Überreichung der heiligen Lanze, die Rudolf 922 von italienischen Großen mit der Einladung zur Übernahme der italienischen Königswürde erhalten hatte. H.s Gegenleistung bestand in der Anerkennung der burgundischen Herrschaft zwischen Jura und Reuß einschließlich Basels. Die heilige Lanze galt als siegesmächtiger Träger einer Nagel- Reliquie vom Kreuze Christi und vielleicht schon damals als Lanze des heiligen Mauritius, des im burgundischen Königskloster Saint-Maurice d'Agaune verehrten Führers der thebäischen Legion. Für die Spätdatierung des „Lanzenhandels“ (935) würde es sprechen, wenn die Lanze Rudolfs II. Anspruch auf Italien verkörperte, den er förmlich erst 932/33 zu Gunsten König Hugos gegen niederburgundische Gebietsabtretungen aufgegeben hat. Doch auch ohne dies bildet das Dreikönigstreffen von 935, das zu einer amicitia der Teilnehmer führte, in H.s West- und Südwestpolitik den Höhepunkt.

    Vorsorge für die Zukunft seines Hauses und Reichs traf H. beim Quedlinburger Hoftag von 929 mit einer Hausordnung, die bereits die Thronfolge seines Sohnes Otto vorgesehen haben dürfte. Dafür spricht auch dessen alsbaldige Eheschließung mit der angelsächsischen Königstochter Edgith. Im Frühjahr 936 sicherte H., bereits erkrankt, auf einer Reichsversammlung zu Erfurt nochmals Ottos Nachfolge.

    In seiner Bedeutung für die Bildung des deutschen Volkes und Reiches im Rahmen der sich formierenden nachkarolingischen Völker und Nationalen Europas wird H.s Königtum am hellsten durch die Aachener Wahl seines Nachfolgers beleuchtet, an der alle deutschen Stämme teilnahmen und durch die mit der von H. vorgesehenen Nachfolgeregelung die Prinzipien der Individualsukzession und Unteilbarkeit des Reichs bekräftigt wurden. H.s politische Ziele und Aktionen gehen jedoch über den Bereich der deutschen Stämme an allen seinen Grenzen hinaus und knüpfen darin an die ostfränkischen Karolinger, vor allem an Kaiser Arnulf an. Die unverkennbaren hegemonialen Tendenzen machen es unwahrscheinlich, daß Italien als einziges Nachbarland unberücksichtigt geblieben wäre. Die umstrittene Nachricht Widukinds, H. habe vor seinem Tode einen Romzug geplant, meint jedenfalls keine bloße Wallfahrt und steht mit H.s sonstigen karolingischen Tendenzen im Einklang, die er als Nichtkarolinger besonders zu betonen Anlaß haben konnte und tatsächlich fortschreitend – auch mit der Wiedereinrichtung von Kanzlei und Hofkapelle – betont hat. Der Erwerb der heiligen Lanze kann, wenn sie 935 übergeben wurde, angesichts ihrer italienischen Herkunft ebenfalls in diesen Zusammenhang gehören.

    Literatur
    ADB XI; Les ann. de Flodoard, ed. Ph. Lauer, Paris 1905; Liudprandi Antapodosis, ed. J. Bekker, in: MGH SS rer. Germ. 41, 1915; Die Sachsengesch. d. Widukind v. Korvei, ed. P. Hirsch u. H.-E. Lohmann, ebd. 60, 1935; Regg. Imp. II, 1; Jbb. d. Dt. Gesch., Heinrich I.; H. Heimpel, Bemerkungen z. Gesch. Kg. H.s I., in: Berr. üb. d. Verhh. d. sächs. Ak. d. Wiss. Leipzig, Phil.-hist. Kl., 88, H. 4, 1936; C. Erdmann, Der ungesalbte König, in: DA 2, 1938; ders., Btrr. z. Gesch. H.s I., in: Sachsen u. Anhalt 16, 1940, u. 17, 1941/43; A. Duch, H. d. Finkler, Gesch. e. Beinamens, in: Archiv f. Kulturgesch. 34, 1952, S. 194-205; R. Holtzmann, Gesch. d. sächs. Kaiserzeit, 31955; Die Entstehung d. dt. Reiches, hrsg. v. H. Kämpf, in: Wege d. Forschung 1, 1956; H. Zimmermann, Der Streit um d. Lütticher Bistum v. J. 920/21, in: MIÖG 65, 1957; H. Beumann, Das Za. d. Ottonen, in: Dt. Gesch. im Überblick, hrsg. v. P. Rassow, 21962 (Literatur); H. Beumann, Das Kaisertum Ottos d. Gr., in: ders. u. H. Büttner, Das Kaisertum Ottos d. Gr., 1963; W. Schlesinger, Die Grundlegung d. dt. Einheit im frühen MA, in: W. Schlesinger, Btrr. z. dt. Vfg.gesch. I, 1963; H. Büttner, H.s I. Südwest- u. Westpol., 1964; K.-U. Jäschke, Königskanzlei u. imperiales Königtum im 10. Jh., in: HJb. 84, 1964; W. Metz, Die Abstammung Kg. H.s I., ebd.; K. Schmid, Die Thronfolge Ottos d. Gr., in: ZSRG 81, 1964; H. Jankuhn, „Heinrichsburgen“ u. Königspfalzen, in: Dt. Künigspfalzen II, = Veröff. d. Max-Planck-Inst. f. Gesch. XI, 2, 1965; J. Fleckenstein, Die Hofkapelle d. dt. Könige 2, Die Hofkapelle im Rahmen d. otton.-sal. Reichskirche, 1966.



    Siegel Heinrichs I. an einer Urkunde vom 18. Oktober 927. Das Siegel zeigt Heinrich als den triumphierenden Heerführerkönig, durchaus in spätantiker Tradition, wie er, vom Betrachter abgewandt, im Halbprofil zu sehen ist. Die Herrscher erscheinen seit 909 unter Ludwig dem Kind in deutlicher Abweichung zu den bisherigen Siegeltypen der Karolinger in Halbfigur, nach links gewendet, mit schmalem Diadem oder Kreuz, die Fahnenlanze geschultert und den Schild erhoben. Es ist das alleinige Siegelbild der ostfränkischen Könige.

    Siegel Heinrich I Posse



    Begraben:
    Stiftskirche

    Gestorben:
    Pfalz Memleben

    Heinrich heiratete von Merseburg, Hatheburg in 900/907. Hatheburg wurde geboren um 876; gestorben nach 909. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 24. von Sachsen, Thankmar  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 900/905; gestorben am 28 Jul 938 in Obermarsberg [34431],Hochsauerlandkreis,Nordrhein-Westfalen,Deutschland.

    Heinrich heiratete von Ringelheim, Mathilde in 909. Mathilde (Tochter von von Ringelheim, Dietrich und Reginhild) wurde geboren in 894/897 in Enger [32130],Herford,Nordrhein-Westfalen,Deutschland; gestorben am 14 Mrz 968 in Quedlinburg [06484],Quedlinburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Quedlinburg [06484],Quedlinburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 25. von Sachsen, Otto I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 23 Nov 912 in Wallhausen [06528],Mansfeld-Südharz,Sachsen-Anhalt,Deutschland; gestorben am 7 Mai 973 in Memleben [6642],Burgenlandkreis,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Magdeburg [39104],Magdeburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland.
    2. 26. von Sachsen, Gerberga  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 913; gestorben am 5 Mai 969 in Nordhausen [99734],Nordhausen,Thüringen,Deutschland; wurde beigesetzt in Reims [51100],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich.
    3. 27. von Bayern, Heinrich I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 920 in Nordhausen [99734],Nordhausen,Thüringen,Deutschland; gestorben am 1 Nov 955 in Pöhlde [37412],Osterode am Harz,Niedersachsen,Deutschland; wurde beigesetzt in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland.
    4. 28. von Sachsen, Hadwig  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 922; gestorben nach 958.
    5. 29. von Sachsen, Brun  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in Mai 925; gestorben am 10 Okt 965 in Reims [51100],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich; wurde beigesetzt in Köln [50667],Köln,Nordrhein-Westfalen,Deutschland.

  6. 15.  von Sachsen, N. Graphische Anzeige der Nachkommen (3.Otto2, 1.Oda1)

    Notizen:

    NNw von Sachsen
    Illegitime Tochter des Herzogs Otto der Erlauchte von Sachsen

    Glocker Winfrid: Seite 267, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    III, 6 NNw bez. 932
    oo Wido (Thüringer)
    Illegitime Tochter des Herzogs Otto der Erlauchte

    Die außereheliche Tochter Herzog Ottos des Erlauchten war mit einem Thüringer namens Wido vermählt; sie ist im Bericht Widukinds I c. 38, S. 56, über die Ungarnkämpfe 932 bezeugt.
    Eckhardt, Funde (2. Auflage) S. 60 ff. macht Richwin, Gemahl der Kunigunde, die wir als Mutter des Grafen Siegfried von Luxemburg und somit als Großmutter der Kaiserin Kunigunde kennen, zu einem unehelichen Sohn Herzog Ottos des Erlauchten, um aauf diese Weise eine rätselhafte Angabe im Indiculus loricatorum (MGH Const. I, Nr. 463) zu erklären. Wir lesen dort: "Domnus Sicco, imperatorius frater, ducat XX." Dieser Sicco konnte bisher nicht überzeugend identifiziert werden. In der ältereren Forschung dachte man bei Sicco an einen unehelichen Sohn OTTOS I., so Philipp Jaffe (in: MGH Const. I, S. 633, Anm. 4). Mathilde Uhlirz hielt dagegen Graf Siegfried von Luxemburg als einen besonderen Vertrauten und wohl auch Verwandten Kaiser OTTOS II. für den "imperatorius frater".
    Eckhardt hingegen brachte zwei Argumente vor, mit denen er seine Thesen zur Filiation Richwins, des Gemahls Kunigundes, zu stützen suchte. Richwin hatte einen Sohn Otto, der 940 Herzog in Lothringen wurde. Es tritt also der Leitname "Otto" auf, den Eckhardt als Hinweis auf die OTTONEN wertet, und zudem, so Eckhardt weiter, müsse dieser Otto, Sohn Richwins, schon allein deshalb ein Verwandter OTTOS I. sein, weil dieser in der Anfangszeit seiner Regierung nur Verwandte mit dem Herzogsamt betraut habe. Gegen diese These ist nicht nur zu entgegnen, dass aus dem Vorkommen eines Leitnamens allein nicht auf Verwandtschaft geschlossen werden darf; zudem kann dieser Name zur Zeit der Geburt von Richwins Sohn (vor 925) noch nicht in dem Maße Leitname im sächsischen Königshaus gewesen sein, wie es dem modernen Betrachter scheint. Zu der These, König OTTO I. habe bereits in den Anfangsjahren seiner Regierungszeit die politische Absicht verfolgt, die eigene Herrschaft mit der Einsetzung von Verwandten besser abzusichern, vgl. im 1. Teil S. 69 f., wo gezeigt wird, dass König OTTO I. gerade in den bei dieser These in Frage stehenden Anfangsjahren seiner Regierung nicht so sehr auf mögliche Verwandtschaft geachtet hat, wenn es um die Neubesetzung des Amtes eines Markgrafen, Herzogs usw. ging. Und wie sollte auch der "Sachse" Richwin nach Ober-Lothringen gekommen sein? Die Zuweisung des zweiten Gemahls der Kunigunde zu den Söhnen Ottos des Erlauchten durch Eckhardt muß zurückgewiesen werden.
    Eine weiter bisher unbekannte Schwester König HEINRICHS I. namens Irminburg hat Eckhardt, Funde (2. Aufl.) S. 18 ff., und ders., Eschwege S. 35 ff., angenommen. Er verwies auf Widukind II c. 2, S. 67, in dem der Legat und "a rege secundus" Siegffried als "gener quondam regis, tunc vero affinitate coniunctus" bezeichnet wird, und referiert weiter, in der "einschlägigen Literatur" werde "allgemein angenommen, daß Siegfried von Merseburg mit einer Schwester HEINRICHS I., also einer Tochter Ottos des Erlauchten, verheiratet war", ja es scheine, "daß er außerdem verwandtschaftliche Beziehungen zu HEINRICHS I. erster Frau, Thankmars Mutter Hathui [sic!] hatte". Da sich aber in der Familie der Königin Mathilde ein Bruder namens Siegegfried (der in diesem Falle "gener" HEINRICHS I. wäre) nicht unterbringen lasse, müsse man die Vermählung Siegfrieds mit einer unbekannten Schwester König HEINRICHS I. annehmen. Den Namen dieser Schwester könne man aus dem Eintrag im Reichenauer Verbrüderungsbuch sowie einem von Melchios Goldast exzerpierten Eintrag in einem heute verlorenen Teil des Verbrüderungsbuches von St. Gallen entnehmen. Eckhardt zieht aus der These, ein "Tochter-Mann" sei Otto dem Erlauchten in seiner Grafschaft nachgefolgt, noch weitere Schlüsse, die hier nicht erörtert werden sollen. Es ist nur nachzuprüfen, inwieweit Irminburg tatsächlich eine bisher unbekannte Tochter Herzog Ottos des Erlauchten sein könnte. Der Dreh- und Angelpunkt ist die zitierte Widukind-Stelle I c. 2, S. 67. Doch erklärt der Corveyer Mönch einige Kapitel später (II c. 9, S. 73) die Verwandtschaft zwischen König HEINRICH I. und dem Legaten Siegfried selber: die Mutter Siegfrieds sei eine Schwester Hatheburgs, der ersten Gemahlin HEINRICHS I.; Waitz S. 208 hält hiermit den Begriff "gener" aus II c. 2 für hinreichend erklärt. Zuletzt zu der Kombination Eckhardts, die nicht als völlig abwegig abgetan werden soll, Schmid, Fratres S. 133 mit Anm. 91.

    Familie/Ehepartner: Wido. [Familienblatt] [Familientafel]


  7. 16.  von Franken, Ludwig Graphische Anzeige der Nachkommen (4.Liutgard2, 1.Oda1) wurde geboren in 877; gestorben in 879.

  8. 17.  von Franken, Hildegard Graphische Anzeige der Nachkommen (4.Liutgard2, 1.Oda1) wurde geboren in 878/881; gestorben in 895/932.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Frauenchiemsee (Kloster),Bayern,Deutschland; Nonne im Kloster Frauenchiemsee

    Notizen:

    Hildegard
    878/81-3.3. nach 895/vor 931/32
    Tochter des ostfränkischen Königs Ludwig III. der Jüngere und der Liutgard von Sachsen, Tochter von Herzog Liudolf


    Althoff Gerd: Seite 363, "Adels- und Königsfamilien Im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    K 5
    Lü: 3.3. Hilligard reg. Tochter Ludwigs des Jüngeren

    Es handelt sich um die Tochter Ludwigs des Jüngeren und der LIUDOLFIONGERIN Liudgard, die zum gleichen Tag auch in das Necrolog von Aschaffenburg eingetragen wurde (Hildegardis abb[atissa] regis filia obiit) und sich auch in der Abschrift eines ottonischen Familiennecrologs im Verbrüderungsbuch von St. Gallen aus dem Jahre 931/32 findet; vgl. Althoff, Unerkannte Zeugnisse vom Totengedenken der Liudolfinger; S. 401.
    Der Titel regina gibt sich also entweder als verderbte Form eines ursprünglichen regis filia o. ä. zu erkennen oder er spiegelt die Vorstellung, daß alle Mitglieder der Königsfamilie "königsmäßig" seien; vgl. dazu die Angaben in K 4.
    Hildegard spielte eine nicht unbedeutende politische Rolle in der Regierungszeit ARNULFS VON KÄRNTEN, an dessen Erhebung sie beteiligt gewesen sein soll; vgl. Dümmler, Geschichte des Ostfränkischen Reiches 3, S. 301 und 393f.
    Ihr Todesjahr ist unbekannt, liegt auf Grund der St. Galler Necrologabschrift jedoch vor 931/ 32.
    Der Eintrag Hildegards steht in Zusammenhang mit einer ganzen Reihe von Personen aus dem Verwandtenkreis der Königin Mathilde im Lüneburger Necrolog.
    Zu der Auswertung dieser Nennungen im Hinblick auf die Frühgeschichte des billungischen Geschlechts siehe oben S. 68

    Glocker Winfrid: Seite 268, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    III, 8 Hildegard
    * c 875/80, + III 3 nach 895, vor 931/32

    895 wegen Verschwörung ins Kloster Chiemsee verbannt und Besitz konfisziert, dann (vor 899) teilweise restituiert.

    Hildegard ist als Tochter König Ludwigs des Jüngeren bei Regino a. 894, Seite 142, und in der Regensburger Fortsetzung der Fuldaer Annalen a. 895, Seite 125, bezeugt.
    Die Abstammung Hildegards von Liutgard kann durch kein Quellenzeugnis belegt werden, ist aber äußerst wahrscheinlich, da der Todestag Hildegards in die Gandersheimer Memorialüberlieferung aufgenommen wurde, die uns über die Nekrologliste im St. Gallener Verbrüderungsbuch zugänglich ist; vgl. Althoff, Zeugnisse Seite 401 (Nr. 15 mit Anm. 6).
    Der Todestag Hildegards ist uns aus dem (späten) Aschaffenburger Nekrolog bekannt; vgl. Hofmeister, Überlieferung Seite 274, und Büttner, Mainlande Seite 202f.

    Hlawitschka Eduard: Seite 56 Anm. 95, "Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte"

    Übrigens ist auch durchaus nicht erweisbar, daß mit dem Regierungsantritt ARNULFS größere Umschichtungen im Adel Hand in Hand gingen, was nahe läge, hätte ein bisheriger (niederer) Stammesadel einen älteren Hochadel verdrängt. Weder auf den Bischofsstühlen, noch in den Grafschaften gibt es mit dem Regierungsbeginn ARNULFS auffallende Änderungen. Daß in Tribur-Frankfurt die bisher in den Rechtsgeschäften mittätige hohen Adelsgruppe versammelt war und zu entscheiden hatte, sieht man wohl auch an der einzigen Person, von der man etwas über einen Anteil am Sturze KARLS III. weiß: es war Hildigard (Tochter König Ludwigs des Jüngeren) ..., cuius maxime molimine deiscto Karolo (ARNULFUS) rex factus fuerat (Herimann. Aug. Chron. ad 895, MG SS V Seite 119). Pro merito bone fidelitatis et servitutis gab ARNULF auch am 9. Februar 888 cuidam neptis nostrae Hiltigardae vasallo nomine Uuigant Güter in der Buchonia (MG DD Arnulf Seite 22f. nr 14).

    Reindel Kurt: Seite 1-5, "Die bayerischen Luitpoldinger von 893-989"

    893-895

    Graf Luitpold besucht mit Hildegard, der Tochter König Ludwigs des Jüngeren, die Reliquien der heiligen Walburg im Frauenkloster Monheim nördlich Donauwörth
    Die erste Erwähnung in den Quellen zeigt den Grafen Luitpold bei einer frommen Handlung. Zusammen mit Hildegard, der Tochter König Ludwigs des Jüngeren besucht er das Frauenkloster Monheim. Zu seiner Freude werden ein Stummer und ein Lahmer geheilt. Die Zeit des Besuches im Kloster muß zwischen 893 und 895 liegen, zwischen der Übertragung eines Teiles der Reliquien der heiligen Walburg aus Eichstätt nach Monheim und der Verweisung Hildegards ins Kloster Frauenchiemsee. Gegen die Annahme von Hormayr's ³, der Besuch sei erst nach ihrer Entlassung aus der haft erfolgt, spricht die Entstehungszeit des Werkes. Wolfhard von Herriden (+ 902) schrieb auf Grund der Übertragung der Reliquien ein Werk über die Wunder der heiligen Walburg. In II 6 heißt es: Anno igitur preterito, quo famis acerrimae tabes indediae squalore languentes multos tam in urbibus quam in vicis protraxit ad necem. Diese Hungersnot erwähnen die Ann. Fuldense und die Ann. Alemannici zu 895. Ist das Werk also demnach 896 entstanden, so ist bei dem Besuch Hildegards und Luitpolds, der quodam tempore stattgefunden habe, wohl eher in die Zeit von 893-895 zu denken als an 896. Dies wäre ein Beweis dafür, daß Luitpold, der hier zudem venerabilis heißt, schon eine Grafschaft besaß, ehe er Engildeo im Jahre 895 ablöste. Die hauptsächlichj aus dieser Stelle abgeleitete Vermutung, daß Engildeo und Hildegard Gatten und Luitpold ihr Sohn gewesen sei, wurde bereits von Dümmler überzeugend widerlegt.

    895

    Vor dem 5. Mai 895 erfolgte die Absetzung des Grafen Engildeo, an dessen Stelle Luitpold berufen wurde. In seinen Sturz wurde auch Hildegard, die Tochter König Ludwigs des Jüngeren verwickelt
    Die Absetzung des Markgrafen Engildeo, in dessen Prozeß auch die bereits erwähnte Hildegard verwickelt wurde, war für Luitpold der Beginn seines Aufstiegs. Diese drei Personen müssen in einem merkwürdigen, nicht klar erkennbaren Verhältnis zueiannder gestanden haben. Engildeo, der mächtigste Mann in Bayern nach dem König und Hildegard, die maßgeblichen Anteil an der Erhebung ARNULFS hatte, werden auch in einer Urkunde vom 5. Mai 895 gemeinsam erwähnt. Andererseits scheint auch Luitpold Hildegard gut gekannt zu haben, wie ihr Besuch in Monheim beweist. Trotz ihrer Verdienste um den König wurden Engildeo und Hildegard gestürzt. Hildegard, die von Aventin mit ihrer Mutter Liutgard verwechselt wird, wurde in das Kloster Frauencjiemsee verbannt, später aber wieder begnadigt. Sie erhielt sogar den größten Teil ihrer Güter zurück.

    Althoff Gerd: Seite 97, "Unerforschte Quellen aus quellenarmer Zeit. Necrologabschriften aus Sachsen im Reichenauer Verbrüderungsbuch" in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 131 Band

    Hildegard war durch ihre Mutter Liutgard mit der Familie HEINRICHS I. verwandt. Sie begegnet in mehreren Memorialquellen, so in der Necrologabschrift aus Gandersheim, ferner im Lüneburger Necrolog, in einem Trierer und einem Aschaffenburger Necrolog.

    Mühlbacher Engelbert: Seite 426, "Deutsche Geschichte unter den Karolingern"

    Ebenso rasch wurde ein anderer Putsch niedergeschlagen, den seine Base Hildegard, die Tochter Ludwigs III., und der mächtigste Mann Bayerns, Engildeo, Graf in der böhmischen Mark, im Nord- unf Donaugau und zu Regensburg, anzuzetteln versuchten (895). Wir kennen den Anlaß dieser Verschwörung nicht, wir erfahren nur aus einer Urkunde, daß das Eigengut Hildegards und die Lehen Engildeos wegen hochverräterischer Umtriebe im offenen Gericht " nach Rat und Urteil der Franken, Bayern, Sachsen und Alemannen" als verfallen erklärt und eingezogen wurden. Hildegard ward in das Kloster Frauenwörth in Chiemsee verwiesen, aber bald wieder begnadigt.


    Literatur:
    Althoff, Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 68,138,225,363 K 5 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 106 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 166,301,392 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 III,8 Seite 268 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 56 - Mitterauer Michael: Karolingische Markgrafen im Südosten. Archiv für österreichische Geschichte Band 123. Hermann Böhlaus Nachf./Graz-Wien-Köln 1963, Seite 170,236 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Reindel, Kurt: Die bayerischen Luitpoldinger von 893-989, 1953, Seite 1-5 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 190 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 80,85 -

    Gestorben:
    3.3. nach 895/vor 931/32



Generation: 4

  1. 18.  Cäcilia Graphische Anzeige der Nachkommen (11.Oda3, 3.Otto2, 1.Oda1)

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Echt-Susteren [6100],Limburg,Niederlande; Äbtissin von Susteren

    Notizen:

    Cäcilie Äbtissin von Süsteren
    -17.8.
    Tochter des Königs Zwentibold von Lothringen und der Oda von Sachsen, Tochter von Herzog Otto

    Werner Karl Ferdinand: Seite 464, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 45-46

    Über die beiden Töchter Zwentibolds weiß man, soviel ich sehe, nichts anderes als was zwischen 1247 und 1251 (vgl. A. Molinier, Soucres de 'hist. de Frande 2, 1902, 155) Gilles d'Orval in seinen Gesta episcoporum Leodiensium, MG SS 25, 50 schrieb: Zwentibold sei in Süsteren beigesetzt worden, unsd ebenso seine beiden Töchter, nachdem sie, von einer Amalberga ausgebildet, successive post magistram suam praefuerant. Dümmler 3, 502f. (jeweils Anm. 2), der diese Belege zitiert, auf denen auch Brandenburg fußt, bemerkt im Anschluß an die Bollandisten (AA SS Aug. III, 138), daß in Süsteren der Kult des zum Heiligen gewordenen Zwentibold floriere, ebenso der seiner Töchter - ein Zahn Zwentibolds diene vor allem als Mittel gegen Zahnschmerzen. Es handelt sich hier um einen späten Kult, bei Gilles d'Orval um einen späteren Gewährsmann. Sollte dies schon bedenklich stimmen, so macht stutzig die Angabe des Chronisten, Benedicta und Caecilia seien, wenn auch in verschiedenen Jahren, am gleichen Tage, nämlich XVI Kal. Septembris, gestorben bzw. beigesetzt worden. An diesem Tage, so sagt er ausdrücklich ... earundem festivitas celebratur. Dies scheint so ziemlich alles gewesen zu sein, was man von ihnen wußte, wie wenig es ist, wird aber erst deutlich, wenn man sich erinnert, daß Zwentibold seinerseits XV Kal. Sept., wie eine Echternacher und eine Trierer Tradition übereinstimmend berichten, gestorben ist (bzw. beigesetzt wurde), vgl. Dümmler 3, 502, Anm. 2. Die Differenz von einem Tage besagt nichts - ganz offenkundig handelt es sich in Süsteren um eine späte Tradition, die den Todestag (der Tag darauf, in Echternach notiert, könnte der der Beisetzung sein, ausdrücklich heißt es dort ... sepultus est) Zwentiboldsz um Anlaß nimmt, seinen Kult und den seiner Töchter zu begehen, und allen drei Familienmitgliedern den gleichen Todestag in verschiedenen Jahren gibt. Nicht weniger bedenklich sieht die urkundliche Basis aus. Zwar gibt es ein D Zweintibolds für Süsteren, und der Herausgeber Schieffer verweist auch auf dieses D 2, wenn er Seite 4 von Zwentibolds (angeblicher, dürfen wir wohl schon sagen) Beisetzung in Süsteren spricht. Aber gerade hier ist nichts zu sehen von dem, das wir als Indizien für eine Hausabtei und Grablege eines Königs und seiner Familie deuten können. Kaiser ARNULF, ZwentiboldsVater, hatte Süsteren einem Priester hoher Begabung (eximiarum arcium) namens Siginand geschenkt, dann aber auf dessen Wunsch die Abtei an Prüm geschenkt, an das sie nach Siginands Tod definitiv heimfallen sollte. Das bestätigte Zwentibold. Im D 84 König KARLS III., einem Placitum im Herstal 916 I 19, begegnet uns Süsteren wieder: Mit Gewalt war dem Siginand sein Besitz von potentiores entrissen worden, udn dadurch auch nicht die Übergabe an Prüm vollzogen worden, das jetzt, in diesem Placitum , die Übereignung erhält. Weder sachlich noch zeitlich (keine 16 Jahre sind seit Zwentibolds Tod vergangen) ist hier viel Platz für die Äbtissinnen der beiden Zwentibold-Töchter. Bedarf es noch eines Hinweises, daß die Namen der beiden Töchter, Benedicta und Caecilia, für die jedes zeitgenössische Zeugnis fehlt, an der Wende vom 9. zum 10. Jahrhundert ebenso ungewöhnlich sind wie späterer Zeit vertraut, und daß man Heiligen mit Vorsicht gegenübertreten muß, die nicht einmal einen eigenen Gedenktag haben? Um so bemerkenswerter scheint mir der Satz Dümmlers in der erwähnten Anmerkung: "Ich weiß nicht woher Resch (ann. Sabionens. II, 285 n. 624) die Nachricht hat: in monasterio Epternacensi sepultus est a. 900 hac cum memoria: XV Kal. Sept. Zendebolt rex piae memoriae, womit das Necrol. S. Maximini (Jahrb. der Altertumsfreunde im Rheinl. LVII, 115): XV Kal. (Sept.) Zondebolt rex pie mem., übereinstimmt." Auch wenn wir den Beleg des Geschichtsschreibers von Säben nicht verifizieren können, so bietet er doch das richtige Datum des Beisetzung Zwentibolds, und diese erscheint uns in Echternach wahrscheinlicher als in Süsteren, zu dem sich keine zwingende zeitgenössische Beziehung herstellen läßt. - Wir lassen die Namen der Zwentibold-Töchter, selbst mit einem Fragezeichen versehen, nur mit großen Bedenken auf der Tafel stehen - denn, wenn wir der einzigen Tradition, die von ihnen berichtet, folgen, dann müßten wir konsequenterweise auch den fragwürdigen Todestag der beiden verzeichnen.

    Glocker Winfrid: Seite 275, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    IV, 9 Caecilia, Äbtissin des Stiftes Süsteren
    + VIII 17

    Hlawitschka Eduard: Seite 61, "Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert."

    Aus Uotas dreijähriger Ehe mit König Zwentibold sind bekanntlich zwei Töchter hervorgegangen: Benedicta und Caecilia; sie kamen in das Kloster Süsteren und wurden später dort beide Äbtissinnen. Die kurze Zeitspanne von Uotas erster Ehe und die Tatsache, daß beide Zwentibold-Töchter ins Kloster geschickt wurden, spricht nun aber dafür, daß die Gozlin-Gemahlin Uda erst aus der zweiten Ehe Uotas mit Graf Gerhard hervorging [Die Einweisung der beiden gesicherten Zwentibold-Töchter ins Kloster - und nicht etwa nur einer - bezweckte offenbar die Ausscheidung des gesamten Zwentibold-Nachkommenschaft aus dem aktiven Leben. Wenn Uda nicht ins Kloster kam, dürfte sie also auch keine Zwentibold-Tochter gewesen sein.].


    Literatur:
    Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 501 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 IV, 9 Seite 275 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seite 61 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 89,95 -

    Gestorben:
    17.8.


  2. 19.  Benedikta Graphische Anzeige der Nachkommen (11.Oda3, 3.Otto2, 1.Oda1)

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Echt-Susteren [6100],Limburg,Niederlande; Äbtissin von Susteren

    Notizen:

    Benedikta Äbtissin von Süsteren
    -17.8.
    Tochter des Königs Zwentibold von Lothringen und der Oda von Sachsen, Tochter von Herzog Otto

    Werner Karl Ferdinand: Seite 464, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 45-46

    Über die beiden Töchter Zwentibolds weiß man, soviel ich sehe, nichts anderes als was zwischen 1247 und 1251 (vgl. A. Molinier, Soucres de 'hist. de Frande 2, 1902, 155) Gilles d'Orval in seinen Gesta episcoporum Leodiensium, MG SS 25, 50 schrieb: Zwentibold sei in Süsteren beigesetzt worden, unsd ebenso seine beiden Töchter, nachdem sie, von einer Amalberga ausgebildet, successive post magistram suam praefuerant. Dümmler 3, 502f. (jeweils Anm. 2), der diese Belege zitiert, auf denen auch Brandenburg fußt, bemerkt im Anschluß an die Bollandisten (AA SS Aug. III, 138), daß in Süsteren der Kult des zum Heiligen gewordenen Zwentibold floriere, ebenso der seiner Töchter - ein Zahn Zwentibolds diene vor allem als Mittel gegen Zahnschmerzen. Es handelt sich hier um einen späten Kult, bei Gilles d'Orval um einen späteren Gewährsmann. Sollte dies schon bedenklich stimmen, so macht stutzig die Angabe des Chronisten, Benedicta und Caecilia seien, wenn auch in verschiedenen Jahren, am gleichen Tage, nämlich XVI Kal. Septembris, gestorben bzw. beigesetzt worden. An diesem Tage, so sagt er ausdrücklich ... earundem festivitas celebratur. Dies scheint so ziemlich alles gewesen zu sein, was man von ihnen wußte, wie wenig es ist, wird aber erst deutlich, wenn man sich erinnert, daß Zwentibold seinerseits XV Kal. Sept., wie eine Echternacher und eine Trierer Tradition übereinstimmend berichten, gestorben ist (bzw. beigesetzt wurde), vgl. Dümmler 3, 502, Anm. 2. Die Differenz von einem Tage besagt nichts - ganz offenkundig handelt es sich in Süsteren um eine späte Tradition, die den Todestag (der Tag darauf, in Echternach notiert, könnte der der Beisetzung sein, ausdrücklich heißt es dort ... sepultus est) Zwentibolds zum Anlaß nimmt, seinen Kult und den seiner Töchter zu begehen, und allen drei Familienmitgliedern den gleichen Todestag in verschiedenen Jahren gibt. Nicht weniger bedenklich sieht die urkundliche Basis aus. Zwar gibt es ein D Zwentibolds für Süsteren, und der Herausgeber Schieffer verweist auch auf dieses D 2, wenn er Seite 4 von Zwentibolds (angeblicher, dürfen wir wohl schon sagen) Beisetzung in Süsteren spricht. Aber gerade hier ist nichts zu sehen von dem, das wir als Indizien für eine Hausabtei und Grablege eines Königs und seiner Familie deuten können. Kaiser ARNULF, Zwentibolds Vater, hatte Süsteren einem Priester hoher Begabung (eximiarum arcium) namens Siginand geschenkt, dann aber auf dessen Wunsch die Abtei an Prüm geschenkt, an das sie nach Siginands Tod definitiv heimfallen sollte. Das bestätigte Zwentibold. Im D 84 König KARLS III., einem Placitum im Herstal 916 I 19, begegnet uns Süsteren wieder: Mit Gewalt war dem Siginand sein Besitz von potentiores entrissen worden, und dadurch auch nicht die Übergabe an Prüm vollzogen worden, das jetzt, in diesem Placitum, die Übereignung erhält. Weder sachlich noch zeitlich (keine 16 Jahre sind seit Zwentibolds Tod vergangen) ist hier viel Platz für die Äbtissinnen der beiden Zwentibold-Töchter. Bedarf es noch eines Hinweises, daß die Namen der beiden Töchter, Benedicta und Caecilia, für die jedes zeitgenössische Zeugnis fehlt, an der Wende vom 9. zum 10. Jahrhundert ebenso ungewöhnlich sind wie späterer Zeit vertraut, und daß man Heiligen mit Vorsicht gegenübertreten muß, die nicht einmal einen eigenen Gedenktag haben? Um so bemerkenswerter scheint mir der Satz Dümmlers in der erwähnten Anmerkung: "Ich weiß nicht woher Resch (Ann. Sabionens. II, 285 n. 624) die Nachricht hat: in monasterio Epternacensi sepultus est a. 900 hac cum memoria: XV Kal. Sept. Zendebolt rex piae memoriae, womit das Necrol. S. Maximini (Jahrb. der Altertumsfreunde im Rheinl. LVII, 115): XV Kal. (Sept.) Zondebolt rex pie mem., übereinstimmt." Auch wenn wir den Beleg des Geschichtsschreibers von Säben nicht verifizieren können, so bietet er doch das richtige Datum des Beisetzung Zwentibolds, und diese erscheint uns in Echternach wahrscheinlicher als in Süsteren, zu dem sich keine zwingende zeitgenössische Beziehung herstellen läßt. - Wir lassen die Namen der Zwentibold-Töchter, selbst mit einem Fragezeichen versehen, nur mit großen Bedenken auf der Tafel stehen - denn, wenn wir der einzigen Tradition, die von ihnen berichtet, folgen, dann müßten wir konsequenterweise auch den fragwürdigen Todestag der beiden verzeichnen.

    Glocker Winfrid: Seite 275, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    IV. 8 Benedicta, Äbtissin des Stiftes Süsteren
    + VIII 17

    Hlawitschka Eduard: Seite 61, "Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert."

    Aus Uotas dreijähriger Ehe mit König Zwentibold sind bekanntlich zwei Töchter hervorgegangen: Benedicta und Caecilia; sie kamen in das Kloster Süsteren und wurden später dort beide Äbtissinnen. Die kurze Zeitspanne von Uotas erster Ehe und die Tatsache, daß beide Zwentibold-Töchter ins Kloster geschickt wurden, spricht nun aber dafür, daß die Gozlin-Gemahlin Uda erst aus der zweiten Ehe Uotas mit Graf Gerhard hervorging.


    Literatur:
    Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 IV, 8 Seite 275 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seite 61 -

    Gestorben:
    17.8.


  3. 20.  von Metz, Adalhard Graphische Anzeige der Nachkommen (11.Oda3, 3.Otto2, 1.Oda1)

  4. 21.  von Metz, Wigfried Graphische Anzeige der Nachkommen (11.Oda3, 3.Otto2, 1.Oda1) wurde geboren um 901; gestorben am 9 Jul 953.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Beruf: 924-953, Köln [50667],Köln,Nordrhein-Westfalen,Deutschland; Erzbischof von Köln

    Notizen:

    Wikipedia
    Wichfri(e)d, auch Wigfri(e)d (* um 900; † 9. Juli 953) aus der Familie der Matfriede war von 924 bis 953 Erzbischof des Erzbistums Köln.
    Leben
    Wichfrid war Sohn des Grafen Gerhard im Metzgau und der Oda von Sachsen. Diese war eine Tochter von Otto dem Erlauchten, Herzog von Sachsen aus der Familie der Liudolfinger. Somit war er ein Neffe des Königs Heinrich I. Sein jüngerer Bruder war Pfalzgraf Gottfried von Jülich. Wichfrid war Erzkaplan und Erzkanzler unter Otto dem Großen.[1]
    Erzbischof Wichfrid gehörte vor seiner Wahl 924 dem Kölner Domstift an. Möglicherweise war er bei seiner Wahl erst 25 Jahre alt.[2] Am 29. Juli 927 schenkte Erzbischof Wichfrid dem Ursulastift Köln die naheliegende Marienkirche mit allen Einkünften.[3] Er wirkte an der Königskrönung Ottos I. 936 in Aachen mit, konnte aber sein Krönungsrecht als Metropolit nicht durchsetzen, so dass die drei deutschen Erzbischöfe die Krönung gemeinsam vornahmen.[4] Wichfrid stellte als erster Kölner Bischof förmliche Pergamenturkunden nach königlichem Vorbild aus.[5]
    In einer Urkunde Wichfrids wird mit den Grenzen des Sprengels St. Severin der Bayenturm erstmals erwähnt.[6] 935 schenkte Erzbischof Wichfrid dem Kölner Stift St. Ursula das Landgut Rurdorf. Erzbischof Wichfrid schenkte am 9. September 941 dem Kölner Stift St. Cäcilien den Zehnten vom Herrenhof in Cantenich und Hufen zu Rondorf, Hünningen, Bocklemündt, Frechen, die Kirche mit dem Zehnten zu Brenig in Bonn und Wein sowie Rebstöcke zu Rhens.[7] Wichfrid stiftete noch weitere weltliche Güter an Klöster, Stifte und Abteien. Das Ursulastift wurde 941 mit Schenkungen bedacht. Am 29. Mai 950 folgte ein Ort Namens Hubbelrath, der zur Hälfte an das Ursulastift ging.[8]
    Er starb nach langer Krankheit am 9. Juli 953 und wurde in St. Gereon beigesetzt. Sein Nachfolger wurde Brun, der Bruder des Königs Otto I.



    Name:
    Wichfri(e)d, auch Wigfri(e)d

    Beruf:
    Erzbischof Wichfrid (Wichfried) gehörte vor seiner Ernennung dem Kölner Domstift an. Er wirkte an der Königskrönung Ottos I. in Aachen mit. Wichfrid ist der erste Bischof, der das Beurkundungsmonopol der Könige brach und selbst förmliche Pergamenturkunden nach königlichem Vorbild ausstellte.


  5. 22.  von Metz, Uda Graphische Anzeige der Nachkommen (11.Oda3, 3.Otto2, 1.Oda1) wurde geboren um 905; gestorben am 10 Apr 963.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Bidgau,Deutschland; Gräfin im Bidgau

    Notizen:

    Uda von Metz Gräfin im Bidgau
    905 -10.4.963
    Tochter des MATFRIEDINGERS Gerhard I. von Metz und der Oda von Sachsen, Tochter von Herzog Otto dem Erlauchten; Nichte König HEINRICHS I.

    Winfried Glocker: Seite 276, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    IV. 12 Uda * c 905, + nach 963 IV 7/10
    oo Gozelo, Graf im Bidgau * c 910, + 942 X 19
    Sohn der Kunigunde und Pfalzgraf Wigerichs

    Die Belege für Uda sind von Renn, Grafenhaus Seite 32f., und von Werner VII, 64 ermittelt. Uda ist die Schlüsselperson, die die Identifikation Odas, der Tochter Herzog Ottos des Erlauchten, mit sder Mutter des Pfalzgrafen Gottfried und seiner Geschwister ermöglicht hat. Die erstmals von Kimpen, Anfänge passim, angestellten Überlegungen sind zusammengefaßt und untermauert von Hlawitschhka, Anfänmge Seite 58-62. Für den Todestag der Uda kommen zwei Angaben in Frage: Renn, Grafenhaus, entschied sich für den IV 7 des Necrolog von St. Maximin zu Trier, während dagegen Werner VII, 64 für die Angabe des Nekrologs von Reims (IV 10) eintrat.

    Karl Ferdinand Werner: Seite 471, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VII. 64
    Da schon 943 Gozelos Sohn Reginar als Graf auftritt, datiert B. den Tod des Vaters auf "18.X. vor 943". Trifft diese Annahme zu, dann starb Gozelo nicht in irgendeinem Jahr vor 943, sondern 942, denn B. selbst nennt die Urkunde von 942 III 15, in der er als Graf im Bidgau begegnet. Für den Todestag folge ich dem schon mehrfach zitierten Nekrolog von ND in Reims, wo man die Daten der Familie des Erzbischofs Adalbero von Reims mit besonderer Sorgfalt verzeichnete. Hier steht zu 14. Kal. Nov. = X. 19; Godefridus comes pater Adalberonis archiepiscopi Remensis. Die Namensform Godefridus, die ebenso für Gozelos Sohn "Gottfried" (Renn schreibt den Quellen entsprechend richtig Godfrid) auftritt, ist besonders lehrreich. Sie zeigt, daß Gozelo (vgl. Hezilo/Heinrich) eine Koseform für Godfrid/Gauzfrid ist, der Sohn also den Namen des Vaters - nur nicht in der Koseform - erhielt. Deutsch wurde der Name (ursprünglich germanisch Waldfred, romanisiert Gauzfred, vgl. Werner, KdG 1, 103) verballhornt zu "Gottfried", und wir sehen in den nächsten Generationen (B IX, 85-86; X, 120-121) Brüderpaare die Namen Gottfried und Gozelo (jetzt verselbständigter Name, der als Koseform von Godfrid nicht mehr realisiert wird) tragen. Terminus post quem für den Tod von Gozelos Gattin Uda ist eine Urkunde von 963 V 18, in der sie handelnd auftritt. Für den Todestag, IV 7 bei B., folge ich dem Reimser Nekrolog, der IV 10 angibt. Gozelos Ehe muß, im Hinblick auf den Sohn Reginar schon recht früh, spätestens c 930 geschlossen worden sein, was darauf schließen läßt, daß Gozelo eher etwas früher als c 911 (so B.) geboren wurde. Gozelo, der älteste nicht in den lerus eingetretene Sohn Wigerichs, war wie sein Vater Graf im Bidgau, und in dieser Grafschaft ist ihm auch sein Sohn Godfrid gefolgt, wei Renn 36 beobachtet.




    930 oo Gozelo Graf im Ardennengau (Bidgau) um 914-19.10.942

    Kinder:
    - Reginar -18.4.963
    - Heinrich -6.9.1000
    - Gottfried der Gefangene Graf von Verdun 935/40- nach 995
    - Adalbero Erzbischof von Reims (969-989) um 935/40-23.1.989

    Name:
    Oda

    Uda heiratete von Lothringen, Gozelo um 930. Gozelo (Sohn von von Lothringen, Wigerich und von Verdun, Kunigunde) wurde geboren in 914; gestorben am 19 Okt 942. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 30. von Lothringen, Reginar  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben am 18 Apr 963.
    2. 31. von Arlon, Heinrich  Graphische Anzeige der Nachkommen
    3. 32. von Verdun, Gottfried I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 930/935; gestorben nach 997.
    4. 33. von Reims, Adalbero  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 935/940; gestorben am 23 Jan 989; wurde beigesetzt in Reims [51100],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich.

  6. 23.  von Jülich, Gottfried Graphische Anzeige der Nachkommen (11.Oda3, 3.Otto2, 1.Oda1) wurde geboren in 905; gestorben nach 949.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Jülichgau,Deutschland; Graf im Jülichgau
    • Titel/Amt/Status: Lothringen,Frankreich; Pfalzgraf von Lothringen

    Notizen:

    Gottfried Pfalzgraf von Lothringen
    Graf im Jülichgau
    um 905-1.6. nach 949

    Jüngerer Sohn des Grafen Gerhard im Metzgau und der Oda von Sachsen, Tochter von Herzog Otto dem Erlauchten; Neffe von König HEINRICH I.

    Winfrid Glocker: IV, 14; Seite 277, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    Gottfried * c 905, + n 949 VI 1
    Graf (Jülichgau, Grafschaft Sundercas), Pfalzgraf ("comes palatii") und "dux"
    c 925/30 oo Ermentrud, Tochter König Karls III. des Einfältigen * 908/09

    Zur Filiation des Pfalzgrafen Gottfried vgl. bei Hlawitschka, Anfänge Seite 64 ff., ebd. Seite 145 zum Geburtszeitpunkt und ebd. S. 56 mit Anm. 33 zu Tag und Jahr seines Todes. Die Belege für die Grafenstellung Gottfrieds sind von Nonn, Pagus S. 173 ff. zusammengestellt; in der Vita Adelheidis c. 3, SS XV/2 757, wird er "dux" genannt. Ermentrud ist als Tochter König Karls des Einfältigen bezeugt in Witgers Genealogia comitum Flandriae, SS IX 303. Zu ihrer Vermählung mit dem Pfalzgrafen Gottfried vgl. Hlawitschka, Anfänge S. 57 f und 68 f.

    Gottfried wurde vermutlich 953 von Erzbischof Brun von Köln für die Leitung der kriegerischen Angelegenheiten als sein Stellvertreter in Lothringen eingesetzt und starb kurz darauf.

    Rüdiger E. Barth: Seite 190, "Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert"

    Godefredus + 950

    Pfalzgraf Gottfried, Graf im Jülichgau und Sunderscas (Raum um Düren); s. Nonn, Pagus, S. 174f.,205,207,225,243,256;
    + ca 950 (lt. Boshof, op. cit. Fbl. S. 40 um 960), Vater des gleichnamigen, 964 verstorbenen Gottfried von Jülich und Gemahl der Ermentrudis, Tochter Karls III., Sohn des MATFRIDINGER Graf Gerhard, Neffe des Grafen Matfried von Metz und des Bischofs von Lüttich, Richarius.
    S. Corsten, Rheinische Adelshefte, in: RHVjbl Jg. 28 (1963), S. 117, stellt diese Abstammung in Frage; s.a. Hlawitschka, Anfänge, Fbl. 138; Kimpen, Rhein. Anfänge, in: Ann. Hist. Verein Nrrh. 123 (1933), S. 22f., T. 1, S. 44; Oediger, Regsten, Nr. 346, S. 346.

    925/30 oo Ermentrud von Frankreich, Tochter Karls des Einfältigen 908/09-

    Kinder:
    - Gottfried Herzog von Nieder-Lothringen 925/35- Sommer 964
    - Gerberga ca 925/35- vor 24.5.996
    oo Meginoz 920- 998/99
    - Gebhard Ahnherr großer Franken 925/35-
    - Adalhard Ahnherr großer Franken
    - Gerhard II. Graf von Metz 925/35-

    Literatur:
    Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 15,45,51,54-58,61,64-66,68-70,71-77,79,94-96,105, 117,125-129,131-135,138,139,143-146,159,169,173 -

    Gestorben:
    1.6.

    Gottfried heiratete von Frankreich, Ermentrud um 925/930. Ermentrud (Tochter von von Frankreich, Karl III. und Frederuna) wurde geboren in 908/909. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 34. von Niederlothringen, Gottfried  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 925/935; gestorben in 964 in Rom [00100],Latium,Italien.
    2. 35. im Jülichgau, Gerberga  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 925/935; gestorben vor 24 Mai 996.
    3. 36. von Metz, Gebhard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 935/935.
    4. 37. von Metz, Adalhard  Graphische Anzeige der Nachkommen
    5. 38. von Metz, Gerhard II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 925/935.

  7. 24.  von Sachsen, Thankmar Graphische Anzeige der Nachkommen (14.Heinrich3, 3.Otto2, 1.Oda1) wurde geboren in 900/905; gestorben am 28 Jul 938 in Obermarsberg [34431],Hochsauerlandkreis,Nordrhein-Westfalen,Deutschland.

    Notizen:

    Allgemeine Deutsche Biographie - Thankmar (Tammo)

    Thankmar (Tammo), Sohn des Königs Heinrich I., † am 28. Juli 938, entsprossen aus der Verbindung Heinrich's mit Hatheburg, der Erbtochter Ervin's von Merseburg, einer Ehe, die von dem Bischof Sigmund von Halberstadt wegen des vorher von Hatheburg geleisteten Gelübdes angefochten und dann auch von Heinrich gelöst wurde. Der Herzog behielt zwar das Erbgut der verstoßenen Frau für sich, entschädigte aber den Sohn durch Zuweisung andern Besitzes und später durch Verleihung eines Amtes an der Ostgrenze des Reiches gegen die Wenden. Trotzdem empfand der gewaltthätige, waffen- und kriegskundige Jüngling, in dessen Charakter wir einen starken Einschlag ungezähmter Naturkraft erkennen, die Behandlung der Mutter und die Verkürzung seines Rechtes aufs schwerste. Sein Ingrimm mußte wachsen, als er nach dem Tode des Vaters vor den Söhnen aus der zweiten legitimen Ehe weit zurücktreten mußte, als sein mütterliches Erbgut mit der Masse des königlichen Hausbesitzes vereinigt blieb und wahrscheinlich zur Ausstattung des jüngern Heinrich verwendet wurde. Es ist begreiflich, daß er die politische Nothwendigkeit, welche den Vater zwang, sich aus dem Kreise, in den er sich gestellt, mit Gewalt zu befreien und empor zu heben, nicht erkannte, daß ihm die durch den Erwerb der Königskrone veränderte Stellung des Hauses nicht zum klaren Bewußtsein kam und daß seine Gedanken nur auf die Folgen gerichtet waren, die für ihn aus Heinrich's I. Verhalten entstanden und die er immer schmerzlicher empfinden sollte. Als nach dem Tode des Grafen Siegfried (Juli oder December 937), der seiner Mutter Hatheburg nahe verwandt war, dessen Grafschaft an Gero übertragen wurde und damit für Th. die letzte Hoffnung geschwunden schien, zu seinem Erbe und zu Macht und Ansehen zu gelangen, erhob er sich in offener Empörung gegen den König, ohne die Mittel, die ihm zu Gebote standen, abzuwägen und die Aussichten seines Unterfangens zu überdenken. Er verband sich mit dem aufständischen Herzog Eberhard und richtete seine Waffen vornehmlich gegen den Verhalten Halbbruder Heinrich. Es gelang ihm, die Burg Belecke zu erobern und daselbst Heinrich gefangen zu nehmen, den er an Eberhard auslieferte. Dann nahm er in der Eresburg (Stadtberge a. Diemel) festen Stand und verwüstete das umliegende Land. Hier Wandel zu schaffen, zog der König selbst mit seinen Scharen heran, seinem Ansehen beugte sich die ansässige Besatzung der Eresburg, welche die räuberischen Streifzüge der Leute Thankmar's ohnehin nur widerwillig geduldet haben mochte, und öffnete dem königlichen Heere die Thore. Th. flüchtete sich in die Kirche, wo er seine Waffen und seine goldene Kette auf den Altar niederlegte. Die Leute Heinrich's, von der Begier erregt, die ihrem Herrn angethane Schmach zu tilgen, drangen in die Kirche ein, und es entbrennt an heiliger Stätte ein Kampf von alter, sagenhafter Art. Auf den wehrlosen Mann, der sich in Gottes Schutz gestellt hat, dringt mit Schmähreden und Waffen Thiadbold ein und verwundet ihn, da reißt Th. das Schwert vom Altare und erschlägt den Angreifer. Nicht in ehrlichem Kampfe fällt der Sohn Heinrich's I.; während er sich der auf ihn einstürmenden Gegner erwehrt, steigt durch ein Fenster beim Altare Maincia (Maginzo) ein und durchbohrt den Helden von rückwärts mit einem Speere (28. Juli 938). Der König war der That nicht froh, er beklagte in einigen Worten den Hingang seines Halbbruders und rühmte dessen gute Eigenschaften. Maincia trug die Kette Thankmar's, die er vom Altare weggenommen hatte, nicht lange. In dem Zwiespalt zwischen Heinrich und Otto I., an dem auch ihm eine Schuld beigemessen wird, stand er auf Seite seines Herrn, er fiel im März 939 in dem Gefecht bei Bierthen.

    Literatur
    Widukind, Rer. gest. Saxon. lib. II. c. 9—11, 17. — Thietmari Chron. 1, c. 5, 9; 2. c. 2. — Ottenthal, Regesten Heinrich's I. u. Otto's I. — Waitz, Jahrb. Heinrich's I. — Dümmler, Jahrb. Otto's I.



    Name:
    (Tammo)

    Gestorben:
    auf der Eresburg erschlagen


  8. 25.  von Sachsen, Otto I.von Sachsen, Otto I. Graphische Anzeige der Nachkommen (14.Heinrich3, 3.Otto2, 1.Oda1) wurde geboren am 23 Nov 912 in Wallhausen [06528],Mansfeld-Südharz,Sachsen-Anhalt,Deutschland; gestorben am 7 Mai 973 in Memleben [6642],Burgenlandkreis,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Magdeburg [39104],Magdeburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Langobardenreich,Italien; König der Langobarden
    • Titel/Amt/Status: seit 2 Feb 962; Römischer Kaiser
    • Titel/Amt/Status: 936-973, Deutschland; Deutscher König

    Notizen:

    Neue Deutsche Biographie - Otto I. der Große

    Kaiser, * 22.11.912, † 7.5.973 Memleben, ⚰ Magdeburg, Dom.

    Jugend und Erziehung O.s, des ältesten Sohnes Heinrichs und Mathildes, liegen weitgehend im Dunkeln, bis der 919 zum König erhobene Vater ihn 929 in der sog. 'Hausordnung' (D H I 20) zum alleinigen Nachfolger im Königsamt bestimmte. Dieser Übergang von der karolingischen Herrschaftsteilung zur Praxis der Individualsukzession schuf das Problem einer angemessenen Versorgung der Brüder O.s, von denen 929 nur Brun mit der Bestimmung zum Geistlichen den Weg vorgezeichnet erhielt. Die Verheiratung mit einer angelsächs. Königstochter unterstrich zusätzlich die hervorgehobene Stellung des ältesten Sohnes. Im übrigen traten O. und Edgith zu Lebzeiten Heinrichs I. nicht weiter hervor, so daß über Formen einer Beteiligung an der Herrschaft nichts gesagt werden kann.

    Nach dem Tod des Vaters am 2.7.936 wurde die Nachfolge O.s innerhalb weniger Wochen realisiert, worüber ein detaillierter Bericht Widukinds von Corvey (II, 1-3) vorliegt. Die Darstellung ist in ihrer Faktizität bis heute umstritten. An seinem Beispiel werden die Rahmenbedingungen, die Möglichkeiten und Grenzen von Erinnerung in oralen oder semioralen Gesellschaften diskutiert. Der Bericht akzentuiert folgende Sachverhalte: Aufgliederung der Königserhebung in weltliche und geistliche Akte; Königssalbung in Anknüpfung an karolingische Tradition und im Unterschied zum Vater; Krönungsmahl des ganzen populus mit dem König, bei dem die Herzöge dienend die sog. Erzämter ausübten. Daß mit diesen zeremoniellen Akten eine vom Vater unterschiedliche Herrschaftsauffassung adäquaten Ausdruck fand, zeigten schon die ersten Regierungshandlungen des neuen Königs. Bei der Vergabe von Ämtern überging er bewußt erblich begründete Ansprüche (Hermann Billung, Mgf. Gero, Söhne Arnulfs v. Bayern); in Adelsfehden griff er mit Schmachstrafen ein (Hzg. Eberhard). Die Herzöge und Hochadeligen, die mit dem Vater durch Freundschaftspakte und Verwandtschaft verbunden gewesen waren, empfanden O.s Betonung seines königlichen Vorrangs bei der Ämtervergabe als Herabsetzung; sie suchten und fanden Unterstützung bei dem Halbbruder und dem Bruder des Herrschers, Thankmar und Heinrich. Es begann eine Serie von ‚Aufständen’ gegen O., die seine Herrschaft zwischen 937 und 941 mehrfach in tiefe Krisen stürzte. Der Widerstand gegen O.s neue Herrschaftspraxis wurzelte in einem Rechtsbewußtsein, das sich zu bewaffnetem Widerstand auch gegen den König berechtigt glaubte, wenn dieser Gewohnheiten veränderte. Mit Geschick und Glück gelang es O., die Krisen zu meistern, wobei er seinen hochadeligen Gegnern nach Genugtuungsleistungen herrscherliche clementia gewährte und sie mehrfach sogar in ihrer früheren Stellung beließ bzw. nach der Vergebung neue ehrenvolle Aufgaben zuwies, wie etwa dem Königsbruder Heinrich das Hzgt. Bayern. Es etablierte sich eine Praxis gütlicher Konfliktbeilegung, die darauf gründete, das Gesicht beider Seiten zu wahren.

    Den Krisen folgte ein Jahrzehnt weitgehend ruhiger Herrschaftsausübung (941–51). Einen gewissen Höhepunkt dieser Zeit markiert die Synode von Ingelheim (948), die im Beisein der Könige O. und Ludwig von Westfranken unter Vorsitz des päpstl. Legaten in den westfränk. Thronstreit und in die Auseinandersetzungen um den Reimser Erzstuhl eingriff. Mit der Gründung mehrerer Missionsbistümer (Brandenburg, Havelberg, Ripen, Schleswig, Aarhus) in dieser Zeit deuteten sich zukünftige Initiativen des Herrschers bereits an. Sie wurden jedoch verzögert durch eine zweite Konfliktphase, die 951/52 wieder durch eigene Familienangehörige in Verbindung mit Teilen des Hochadels ausgelöst wurde: Protagonisten des Widerstands waren dieses Mal Sohn und Schwiegersohn des Königs, die Herzöge Liudolf von Schwaben und Konrad von Lothringen. Die Ursachen für die zweite Krise sind komplex: Einmal war O. 952 von ital. Großen gerufen worden, die langobard. Königskrone zu übernehmen. Er leistete diesem Ruf Folge und heiratete die Königinwitwe Adelheid in zweiter Ehe, nachdem Edgith bereits 946 verstorben und in Magdeburg beigesetzt worden war. Adelheid gebar 952 den ersten Sohn, was den bereits designierten Nachfolger Liudolf in Zweifel gestürzt haben könnte, ob seine Nachfolge durch diesen neuen Königssohn in Frage gestellt würde. Überdies waren eigenmächtige ital. Aktivitäten Liudolfs, mit denen er dem Vater helfen wollte, an Intrigen seines Onkels Heinrich gescheitert.

    Welches Motiv auch im Vordergrund stand, Liudolf entfernte sich zusammen mit Ebf. Friedrich von Mainz aus dem Heer des Königs in Italien und organisierte im thüring. Saalfeld Widerstand vornehmlich gegen Hzg. Heinrich, aber auch gegen seinen Vater, da dieser den Bruder und nicht den Sohn unterstützte. In Saalfeld hatten sich auch die ersten Widerstände gegen O. formiert. Der Widerstand verbreitete sich, als O. auch seinen Schwiegersohn, Hzg. Konrad den Roten, gegen sich aufbrachte. Dieser hatte den ital. Gegner O.s, Berengar, der selbst nach der Königskrone Italiens strebte, nach Magdeburg begleitet und ihm Zusicherungen gemacht, die O. nicht einzulösen gewillt war. Es wiederholten sich Kämpfe und Versuche gütlicher Beilegung dieses Zwistes wie in der Anfangsphase O.s, bis ein Einfall der Ungarn dazu zwang, die inneren Streitigkeiten zu beenden. Der Sieg auf dem Lechfeld (10.8.955), mit dem O. diesen Einfall erfolgreich abwehrte, erhöhte das Ansehen des siegreichen Herrschers so sehr, daß der Widerstand nicht fortgesetzt wurde. Hzg. Konrad fiel auf dem Lechfeld im Heer des Königs. Liudolf unterwarf sich dem Vater und wurde von ihm nach Italien gesandt, wo er 957 ebenfalls verstarb. Nach der Lechfeldschlacht veranlaßte O. Dankesfeiern in allen Kirchen des Reiches und führte den Sieg so auf die Hilfe Gottes zurück, die das Gottesgnadentum des Herrschers hatte sichtbar werden lassen. Gewiß nicht zufällig werden nach 955 mehr und mehr Stimmen vernehmbar, die auf den imperialen Charakter von O.s Königsherrschaft hinweisen. Im Zusammenhang mit dem Lechfeldsieg aktivierte O. auch seine Bemühungen um die Neugründung von Bistümern im Osten des Reiches, die in dem Plan der Errichtung des Erzbistums Magdeburg gipfelten. Diese Pläne beschäftigten den Herrscher fast bis an sein Lebensende, da sich im Reich und in Sachsen unterschiedlich motivierte Widerstände artikulierten. Es waren im wesentlichen die geistlichen Institutionen, die eigene Einbußen zugunsten der Neugründungen befürchteten. Bischöfe wie Wilhelm von Mainz und Bernhard von Halberstadt verzögerten die Realisierung der Pläne, indem sie kirchenrechtlich zulässig ihre Zustimmung verweigerten. Auch das Einvernehmen mit verschiedenen Päpsten und deren Unterstützung vermochten gegen diesen Widerstand nichts.

    Die Hilfestellung, die O. den Päpsten u. a. gegen den Usurpator Berengar gab, führte auch zur Erneuerung des westlichen Kaisertums. Am 2.2.962 salbte und krönte Papst Johannes XII. O. zum Kaiser, der so wiederum die karolingische Nachfolge antrat. Der Papst begründete O.s Befähigung zum Kaisertum ausdrücklich mit dessen Herrschaft über mehrere Völker, mit den Aktivitäten zur Ausbreitung des christlichen Glaubens und mit den Erfolgen im Kampf gegen die Heiden. Zuvor hatte O. seinen gleichnamigen Sohn 961 von den Großen zum Mitkönig erheben lassen. Im Pactum Ottonianum bestätigte der neue Kaiser direkt nach seiner Erhebung dem Papst Rechte in Rom und Mittelitalien, wurde durch das neue Amt jedoch auch mit so vielen neuen Problemen konfrontiert, daß er sich seit 962 mit kurzer Unterbrechung fast ausschließlich in Italien aufhielt. Im 19. Jh. ist leidenschaftlich über Sinn und Nutzen dieser Italienpolitik diskutiert worden. Unter dem Aspekt nationaler Interessen spielte man sie gegen die Ostpolitik aus, die durch die Fixierung auf Italien verhängnisvoll vernachlässigt worden sei. Diese Alternative war dem 10. Jh. gewiß fremd. O., an dem Gott nach den Vorstellungen der Zeit durch seine Hilfe Wunder bewirkt hatte, hatte sich vielmehr der Aufgabe gestellt, den Schutz der Kirche und die Ausbreitung des christlichen Glaubens als Kaiser zu fördern. Verwirklichen ließen sich die Pläne zur Gründung der Missionsbistümer im Osten mit dem Erzbistum Magdeburg an der Spitze jedoch erst 968, als Vakanzen in Mainz und Halberstadt dem Kaiser die Möglichkeit boten, den neuen Bischöfen vor ihrer Erhebung die Zustimmung zu den Änderungen abzuverlangen. Mit →Adalbert († 981), der zuvor als Geschichtsschreiber und Abt von Weißenburg gewirkt hatte, wurde ein Vertrauter Wilhelms von Mainz erster Erzbischof von Magdeburg. Es kennzeichnet wohl die Situation in Italien, daß sich O. nicht persönlich zu der feierlichen Amtseinführung nach Magdeburg begab, sondern bis 972 versuchte, in Italien geordnete Verhältnisse zu schaffen. 967 hatte er seinen Sohn Otto zum Mitkaiser erheben lassen; es folgten Feldzüge nach Kalabrien und Apulien sowie Gesandtschaften nach Byzanz, die dazu dienten, die Verhältnisse in Unteritalien zu klären sowie eine standesgemäße Braut für Otto II. zu finden. Dies gelang nach einer Palastrevolution in Konstantinopel; der Usurpator, Johannes Tsimiskes, schickte seine Nichte Theophanu, die 972 in Rom mit Otto vermählt wurde, wobei Papst Johannes XIII. sie selbst zur Kaiserin salbte und krönte. Erst danach folgte O. dringenden Stimmen, die ihn in sein Reich nördlich der Alpen zurückriefen. Eine Reichssynode 972 in Ingelheim war gut besucht, widerrief aber u. a. Abmachungen, die Bf. Ulrich von Augsburg mit O. in Italien über seine Nachfolge getroffen hatte. Erst im Frühjahr 973 zeigte sich O. in Sachsen, feierte den Palmsonntag in Magdeburg, das Osterfest jedoch – wie traditionell – in Quedlinburg. Vielleicht sollte diese Demonstration zeigen, daß die Neugründung nicht alle alten Gewohnheiten außer Kraft setzte. Die Quellen rühmen den zu diesen Gelegenheiten entfalteten Glanz des kaiserl. Herrschers, der Gesandte aus vielen Ländern empfing. Wenige Wochen nach diesen Feiern ist O. – wie sein Vater – in Memleben gestorben.

    Zielstrebigkeit, Unbeugsamkeit und Erfolg kennzeichnen O.s Herrschaft. Im Spannungsfeld der Interessen von Königtum, Adel und Kirche hat er Entscheidungsbefugnisse des Königs gerade in der Anfangsphase seiner Regierung gegen adlige Interessen verteidigt. Diesen trug er jedoch auch flexibel Rechnung, wie etwa die Anerkennung dynastischer Erbfolge zeigt, die der adligen Herrschaftsbildung Kontinuität ermöglichte. Die Reichskirchen und ihre führenden Vertreter unterstützte er in vielfältiger Weise, zog sie aber auch intensiv zum Reichsdienst heran. Er gilt als der Begründer des ottonisch-salischen 'Reichskirchensystems', das jedoch nicht dahingehend mißverstanden werden darf, als sei die Kirche als willfähriges Instrument für das Königtum und gegen den Adel genutzt worden. Konsensbildung war für den Herrscher des 10. Jh. unabdingbare Voraussetzung seiner Regierung, hierzu hatte er unterschiedliche Gruppen und Interessen zu integrieren, Wirkungen und Verdienste angemessen zu belohnen, seine Getreuen zu ehren. Machtpolitik und Durchsetzung eigener Interessen waren dagegen nicht das, was man in jener Zeit von einem Herrscher vorrangig erwartete. Aus dieser Perspektive erklären sich viele der Schwierigkeiten, die O. hatte, der temporäre Erfolg seiner verschiedenen Gegner wie die positive Bewertung, die sie bei vielen Zeitgenossen fanden. Seinen eigenen Weg jedoch unbeirrbar und letztlich erfolgreich gegangen zu sein, ist ihm von Zeitgenossen wie Nachwelt stets attestiert worden. Der Beiname 'der Große' wurde ihm bereits von den Zeitgenossen verliehen.

    Quellen
    Qu Annales Quedlinburgenses, hg. v. G. H. Pertz, in: MGH SS 3, 1839, S. 32-69; Hrotsvithae opera, hg. v. H. Homeyer, 1970; Liudprand v. Cremona, Opera omnia, hg. v. J. Becker, MGH SS rer. Germ., 31915; Regino v. Prüm, Chronicon, Cum continuatione Treverensi, hg. v. F. Kurze, MGH SS rer. Germ., 1890; Ruotger, Lebensbeschreibung d. Ebf. Bruno v. Köln, hg. v. I. Ott, MGH SS rer. Germ. Nova series 10, 1951; Die Chronik d. Bf. Thietmar v. Merseburg u. ihre Korveier Überarbeitung, hg. v. R. Holtzmann, MGH SS rer. Germ. Nova series 9, 21955; Die Urkk. d. dt. Könige u. Kaiser, hg. v. Th. Sickel, MGH DD I, 21956; Vita Oudalrici, hg. v. G. Waitz, MGH SS 4, 1841, S. 377-419; Die Lebensbeschreibungen d. Kgn. Mathilde, hg. v. B. Schütte, MGH SS rer. Germ. in usum scholarum 66, 1994; Die Sachsengesch. d. Widukind v. Korvey, neubearb. v. P. Hirsch u. H.-E. Lohmann, MGH SS rer. Germ., 51935.

    Literatur
    ADB 24; R. Köpke u. E. Dümmler, Kaiser O. d. Gr., 1876; Das Kaisertum O.s d. Gr., Zwei Vorträge v. H. Beumann u. H. Büttner, 1963; H. Keller, Das Kaisertum O.s d. Gr. im Verständnis seiner Zeit, in: DA 20, 1964, S. 325-88; ders., Reichsstruktur u. Herrschaftsauffassung in otton.-frühsal. Zeit, in: Frühma. Stud. 16, 1982, S. 74-128; ders., Herrscherbild u. Herrschaftslegitimation, Zur Deutung d. otton. Denkmäler, ebd. 19, 1985, S. 290-311; ders., Grundlagen otton. Königsherrschaft: Reich u. Kirche vor d. Investiturstreit, Vortrag b. wiss. Kolloquium aus Anlaß d. 80. Geb.tages v. G. Tellenbach, hg. v. K. Schmid, 1985, S. 17-34; ders., Reichsorganisation, Herrschaftsformen u. Ges.-strukturen im Regnum Teutonicum, in: Settimane di Studio del Centro Italiano di Studi sull' Alto Medioevo 38, 1991, S. 159-203; ders., Ber. üb. d. Aachener Wahl u. Krönung O.s I., in: Frühma. Stud. 29, 1995, S. 390-453; Karl Schmid, Die Thronfolge O.s d. Gr., in: ZSRGG81, 1964, S. 80-163; St. Weinfurter, Zur „Funktion“ d. otton. u. sal. Königtums, ebd., S. 349-61; J. Fleckenstein, Die Hofkapelle d. dt. Könige, II: Die Hofkapelle im Rahmen d. otton.-sal. Reichskirche, 1966; L. Bornscheuer, Miseriae regum, Unterss. z. Krisen- u. Todesgedanken in d. herrschaftstheol. Vorstellungen d. otton.-sal. Zeit, 1968; H. Beumann, Historiograph. Konzeption u. pol. Ziele Widukinds v. Corvey, in: Settimane di Studio del Centro Italiano di Studi sull' Alto Medioevo 17, 1970, S. 857-94; ders., Laurentius u. Mauritius, Zu d. missionspol. Folgen d. Ungarnsieges O.s d. Gr., in: FS f. W. Schlesinger, hg. v. H. Beumann, II, 1974, S. 238-75; ders., Die Ottonen, 21991; ders., Entschädigungen v. Halberstadt u. Mainz b. d. Gründung d. Erzbistums Magdeburg, in: FS f. H. Zimmermann, hg. v. K. Herbers, 1991, S. 383-98; ders., Magdeburg u. d. Ostpol., Die hist. Wirkung d. östl. Regionen d. Reiches, hg. v. H. Rothe, 1992, S. 9-30; D. Claude, Gesch. d. Erzbistums Magdeburg bis in d. 12. Jh., 2 T., 1972-75; O. d. Gr., hg. v. H. Zimmermann, 1976 (mit älterer L); W. Giese, Der Stamm d. Sachsen u. d. Reich in otton. u. sal. Zeit, 1979; K. Leyser, Rule and Conflict in an Early Medieval Society, Ottonian Saxony, 1979, dt. u. d. T.: Herrschaft u. Konflikt, Kg. u. Adel im otton. Sachsen, 1984; ders., Ritual, Zeremonie u. Gestik, Das otton. Reich, in: Frühma. Stud. 27, 1993, S. 1-26; E. Müller-Mertens, Die Reichsstruktur im Spiegel d. Herrschaftspraxis O.s d. Gr., 1980; G. Althoff, Zur Frage nach d. Organisation sächs. coniurationes in d. Ottonenzeit, in: Frühma. Stud. 16, 1982, S. 129-42; ders., Königsherrschaft u. Konfliktbewältigung im 10. u. 11. Jh., ebd. 23, 1989, S. 262-90; ders. u. H. Keller, Heinrich I. u. O. d. Gr., 2 Bde., 1985; E. Karpf, Herrscherlegitimation u. Reichsbegriff in d. otton. Gesch.schreibung d. 10. Jh., 1985; E. Hlawitschka, Vom Frankenreich z. Formierung d. europ. Staaten- u. Völkergemeinschaft 840-1046, 1986 (mit umfassender Bibliographie); H. Hoffmann, Buchkunst u. Königtum im otton. u. frühsal. Reich, 2 Bde., 1986; R. Schieffer, Der otton. Reichsepiskopat zw. Königtum u. Adel, in: Frühma. Stud. 23, 1989, S. 291-301; C. Brühl, Dtld. – Frankreich, Die Geburt zweier Völker, 1990; J. Fried, Der Weg in d. Gesch., Die Ursprünge Dtld.s bis 1024, 1994; ders., Die Königserhebung Heinrichs I., Erinnerung, Mündlichkeit u. Traditionsbildung im 10. Jh., in: MAforsch. nach d. Wende, hg. v. M. Borgolte, 1995, S. 267-318; TRE.



    Begraben:
    Dom

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 39. von Mainz, Wilhelm  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 929; gestorben am 2 Mrz 968 in Rottleberode [06536],Mansfeld-Südharz,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Mainz [55127],Mainz,Rheinland-Pfalz,Deutschland.

    Otto heiratete von Wessex, Edgitha in 929. Edgitha wurde geboren in 905/912; gestorben am 26 Jan 946 in Magdeburg [39104],Magdeburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Mainz [55127],Mainz,Rheinland-Pfalz,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 40. von Schwaben, Liudolf  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 930 in Magdeburg [39104],Magdeburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland; gestorben am 6 Sep 957 in Pombia [28050],Piemont,Italien; wurde beigesetzt in Mainz [55127],Mainz,Rheinland-Pfalz,Deutschland.
    2. 41. von Sachsen, Liutgard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 931 in Magdeburg [39104],Magdeburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland; gestorben am 18 Nov 953; wurde beigesetzt in Mainz [55127],Mainz,Rheinland-Pfalz,Deutschland.

    Otto heiratete von Hoch-Burgund, Adelheid in 951. Adelheid wurde geboren in 931/932 in Genf [1200],Genf,Schweiz; gestorben in Dez 999 in Selz [67470],Bas-Rhin,Elsass,Frankreich; wurde beigesetzt in Selz [67470],Bas-Rhin,Elsass,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 42. Heinrich  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 952/953; gestorben am 7 Apr 954.
    2. 43. Brun  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 953/954; gestorben am 8 Sep 957.
    3. 44. Otto II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 955; gestorben am 7 Dez 983 in Rom [00100],Latium,Italien; wurde beigesetzt in Rom [00100],Latium,Italien.
    4. 45. von Quedlinburg, Mathilde  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in Anfang 955; gestorben am 7 Feb 999 in Quedlinburg [06484],Quedlinburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Quedlinburg [06484],Quedlinburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland.

  9. 26.  von Sachsen, Gerbergavon Sachsen, Gerberga Graphische Anzeige der Nachkommen (14.Heinrich3, 3.Otto2, 1.Oda1) wurde geboren in 913; gestorben am 5 Mai 969 in Nordhausen [99734],Nordhausen,Thüringen,Deutschland; wurde beigesetzt in Reims [51100],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Lothringen,Frankreich; Herzogin von Lothringen
    • Titel/Amt/Status: Frankreich; Königin von Frankreich

    Notizen:

    Gerberga von Sachsen Königin von Frankreich
    Herzogin von Lothringen
    913-5.5.969 Nordhausen Begraben: Reims
    Älteste Tochter des Königs HEINRICH I. aus seiner 2. Ehe mit der Mathilde, Tochter des westfälischen Graf Dietrich

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Seite 1300, Gerberga, Königin von Frankreich

    * ca. 913, + 968 oder 969 Begraben: Reims
    Eltern: König HEINRICH I. und Mathilde
    Geschwister: OTTO I., Hadwig, Heinrich der Jüngere, Brun, Erzbischof von Köln
    928/29 1. oo Giselbert, Herzog von Lothringen
    939 2. oo Ludwig IV. König von Frankreich

    ca. 10 Kinder,
    darunter aus 1. Ehe:
    - Albrada (oo Rainald von Roucy)
    aus 2. Ehe:
    - Lothar, König von Frankreich (* 941)
    - Gerberga (oo Adalbert von Vermandois)
    - Karl von Lothringen

    Im Rahmen seiner W-Politik gab König HEINRICH I. Herzog Giselbert von Lothringen Gerberga zur Frau. Nach dem Tod Giselberts (939) versuchte OTTO I. vergeblich, die Witwe mit dem Bayern-Herzog Berthold zu vermählen: sie heiratete sofort Ludwig IV. von Frankreich, der damit seine Ansprüche auf Lothringen bekräftigte und mit seinem Rivalen Hugo von Francien (oo Gerbergas Schwester Hadwig) gleichzog. In den folgenden politischen Auseinandersetzungen spielte Gerberga (vor allem mit Hilfe ihrer familiären Beziehungen) eine aktive Rolle. Auf ihren Hilferuf hin ermöglichte OTTO I. 945 die Entlassung Ludwigs IV. aus der Haft Hugos. Nach dem Unfalltod Ludwigs 954 konnte Gerberga beim Herzog die Anerkennung ihres noch minderjährigen Sohnes Lothar als König erreichen. In der Folgezeit hatte ihr Bruder Brun großen Einfluß auf das französische Geschehen. 959 erhielt der Erzbischof in Köln von Lothar im Beisein Gerbergas Garantien wegen Lothringen; Brun half seinerseits dem König, Graf Reginar III. von Hennegau zu bezwingen, der Ansprüche auf Gerbergas Witwengut aus der Ehe mit Giselbert erhob. Gerbergas Vita zeigt jenes Profil eigenständiger politischer Verantwortung, das auch bei anderen Herrscherinnen des 10. Jh. sichtbar wird (zum Beispiel Adelheid, Theophanu). Ihre hohe Bildung und intellektuelles Vermögen bezeugt die Widmung in Adsos von Montier-en-Der "De Antichristo" (um 950).

    Große Frauen der Weltgeschichte: Seite 184, Gerberga von Frankreich

    Um 913-5.V.969
    Das alte, heilige Köln war am Pfingstfest des Jahres 965 Schauplatz einer glanzvollen Fürstenversammlung: Im Palast ihres Sohnes, des Erzbischofs Bruno von Köln, empfing die verwitwete Königin Mathilde ihren aus Italien heimkehrenden Sohn OTTO I., der 3 Jahre zuvor in Rom die Kaiserkrone empfangen hatte. In seiner Begleitung befanden sich seine zweite Gemahlin, die junge Kaiserin Adelheid, und seine beiden Söhne Wilhelm und OTTO. Aus Frankreich waren Mathildes Töchter herbeigeeilt, um ihre alte Mutter noch einmal zu sehen: Hadwig, [Richtig ist: Hadwig war im Jahre 958 gestorben.] die Witwe Herzog Hugos des Großen von Franzien, und ihre ältere Schwester Gerberga, die ebenfalls in Witwentracht erschien. Gerberga war in erster Ehe mit Herzog Giselbert von Lothringen verbunden gewesen, den ihr Vater, König HEINRICH I., einst in offener Feldschlacht geschlagen und gefangengenommen hatte; er beließ ihm jedoch sein Herzogtum und gab ihm sogar seine 16-jährige Tochter zur Frau, um Lothringen an das Reich zu binden. Nach Giselberts Tod heiratete Gerberga den KAROLINGER-König Ludwig IV. von Frankreich, dem sie im Kampf gegen rebellische Vasallen wertvolle Dienste leistete: auf ihre Bitte hin unterstützte auch ihr Bruder OTTO, der Sieger vom Lechfelde, Ludwig mit Waffenhilfe. Als König Ludwig gestorben war, bemühte sich die Witwe, ihrem Sohn Lothar den Thron zu sichern und führte bis zu seiner Volljährigkeitserklärung mit viel Geschick die Regentschaft; Gerberga fand in ihrer Schwester Hadwig und in ihrem erzbischöflichen Bruder Bruno tatkräftige Helfer. Sie alle scharten sich nun in Köln noch einmal um die verehrungswürdige Gestalt ihrer Mutter und hörten gemeinsam die Predigt des Bischofs Balderich von Uttrecht über das Psalmenwort: "Wohl dem, der den Herrn fürchtet und wandelt auf seinen Wegen immerdar. Sein Weib wird sein wie ein fruchtbarer Weinstock, und seine Kinder wie Ölzweige um den Tisch ..."

    Werner Karl Ferdinand: Seite 472, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 69-75
    Die Geburt der Kinder aus der Ehe König Ludwigs IV. von W-Franken mit Gerberga, der Schwester OTTOS DES GROSSEN, wird in Flodoards Annalen recht genau vermerkt. 941 (gegen Ende, ed. Lauer 82) wird ein Sohn geboren: es ist der spätere Nachfolger Lothar. Wiederum gegen Ende des Berichts zu 943 (Lauer 90) wird die Taufe einer Tochter des Königs berichtet; ganz zu Beginn des Jahres 945 die Geburt eines Sohnes, dessen Name angegeben wird: Karl (Lauer 95f.); mitten im Jahre 948 (Lauer 116) findet wieder die Taufe einer Tochter statt, deren Name leider nicht genannt wird; schon zum Ende des gleichen Jahres Geburt und Taufe eines Sohns, der Ludwig genannt wird (Lauer 121). Endlich brachte Gerberga im Sommer 953 Zwillinge zur Welt, die den Namen Karl und Heinrich erhielten; von ihnen starb Heinrich schon bald nach der Taufe (Lauer 136). Aus der Namensgebung ist zu erkennen, daß der Anfang 945 geborene Karl inzwischen schon gestorben war (siehe unten Anm. VII, 71). Der Tod eines anderen Kindes, Ludwig, wird von Flodoard selbst unmittelbar vor dem des Vaters (954 IX 10) berichtet (Lauer 138). Lothar und Karl sind, wie bekannt, die einzigen Söhne, die das Mannesalter erreichten. Von den beiden Töchtern kennen wir nur den Namen Mathilde, jener nämlich, die den König Konrad von Burgund heiratete, c 964. Man vermag nicht mit Sicherheit zu sagen, ob Mathilde, die ja den Namen von Gerbergas Mutter, der Gattin König HEINRICHS I. empfing, die 943 oder die 948 geborene Tochter Ludwigs war. Die Namengebung spräche dafür, daß die erste Tochter den Namen der Großmutter erhielt; dies um so mehr, als den Namen Gerberga schon eine Tochter Gerbergas aus der Ehe mit Giselbert erhalten hatte. Auf der anderen Seite wissen wir nicht, ob die erste Tochter aufwuchs oder früh starb; vom Lebensalter bei der Hochzeit her könnte Mathilde durchaus erst Anfang 948 geboren sein, ja, dieses Alter von etwa 16 war damals üblicher als das von 20/21. Für Brandenburg ergab sich das Problem nicht, da er die Geburtsangabe der zweiten Tochter und diese selbst übersah, und für Mathilde das Geburtsdatum "ca. 943" einsetzte. Ich setze, der Klarheit halber, aber mit allem Vorbehalt, Mathilde als die ältere der beiden Töchter Ludwigs IV.ein.

    Treffer Gerd: Seite 65-66, "Die französischen Königinnen"

    Gerberge - vom Witwenstand zur Krönung
    Gemahlin Ludwigs IV. von Übersee (* 921; König: 936-954); Geboren: um 915 - Heirat: 939 - + 5. Mai 984

    936 also kehrt Ludwig, der Sohn Karls III. des Einfältigen, und der Otgive, auf den Thron zurück und wird in Reims nach einem fortan streng beobachteten Zeremoniell gekrönt. Der junge König beweist bald seine moralischen und intellektuellen Qualitäten, körperliche Kraft und außergewöhnliche Geschicklichkeit, die selbst die rauhen Barone beeindrucken.
    939 heiratet er Gerberge, die Tochter des deutschen Königs und Kaisers HEINRICH I. [Richtig ist, daß HEINRICH I. nie Kaiser war.] und der Mathilde von Ringelheim, zwar Witwe, aber eine wegen ihrer hohen Abstammung überaus begehrten Partie. 934 hatte sie sich mit Giselbert, dem Herzog von Lothringen, verheiratet, einen unbeständigen Ehrgeizling, der bald seinen Suzerän, den König von Frankreich, bald dessen Gegner, den deutschen König OTTO I., Gerbeges Bruder, unterstützt hatte. Nach einer Niederlage gegen OTTO hatte er versucht, sich durch einen Fluß schwimmend zu retten und war dabei ertrunken. Im Jahr nach ihrer Heirat mit Ludwig wird Gerberge feierlich zru Königin gekrönt. Gerberge, die schon Kinder von ihrem ersten Mann hat, wird Ludwig eine zahlreiche Nachkommenschaft bescheren: eine Tochter und sechs Söhne, Lothar, der älteste, wird 941 geboren. Er wird der nächste König sein.
    Gerberge ist eine intelligente, gebildete Frau - und eine energische. Sie wird ihren Mann in allen Wechselfällen seines Lebens tatsächlich zur Seite stehen. Seine Vasallen setzen ihm schwer zu, vor allem der Frankenherzog Hugues der Große. Im Verlaufe einer dieser Auseinandersetzungen muß Ludwig nach Burgund reisen, um sich Hilfe zu holen - Gerberge vertraut er die Verteidigung des belagerten Laon an. Sie organisiert und leitet die Verteidigung ebenso geschickt wie energisch. 945 nimmt Hugues der Große Ludwig in Rouen gefangen. Wieder ist es Gerberge, die ihren Mann befreit und es ihm ermöglicht, den Thron zu behaupten. Sie hat eine Gruppe von kirchlichen und adligen Geiseln zusammengestellt. Und Gerberge ist es, die ihren Bruder OTTO I. zu Hilfe ruft, um mit dem rebellischen Vasallen zu Rande zu kommen. 953 bringt sie es zustande, daß sich ihr Gemahl und Hugues versöhnen. 954 stürzt Ludwig bei einem Ausritt in der Gegend von Reims vom Pferd und stirbt. Gerberge ist zum zweiten Mal Witwe. Wie schon ihre Schwiegermutter vor ihr setzt sie fortan alles daran, ihrem 13-jährigen Sohn Lotharden Weg zum Thron zu ebnen.
    Die Situation ist verwirrend. Hugues der Große - Sohn König Roberts I. und Schwager König Raouls - erhebt ebenfalls Rechte. Verhandlungen finden statt. Gerberge wirft all ihre Beziehungen zum deutschen Kaiserhaus [Richtig ist: Zu diesem Zeitpunkt gab es kein deutsches Kaiserhaus, denn OTTO I. wurde erst 962 zum Kaiser gekrönt] in die Waagschale. Hugues tritt zurück - fordert aber zum Ausgleich Aquitanien und das Herzogtum Burgund, reiche und mächtige Gebiete, die ihm großen Einfluß versprechen. Gerberges Sohn Lothar wird also 954 über ein stark geschrumpftes Königreich herrschen. Doch Gerberge gibt nicht auf. Sie fädelt eine recht geschickte politische Ehe für Lothar ein: mit Emma, der Tochter Lothars II. von Italien und der Stieftochter Kaiser OTTOS I. - ihres Bruders. [Emmas Mutter, Adelheid von Burgund, hatte sich mit ihm wiederverheiratet.] Ihre Schwiegertochter ist sozusagen ihre Stiefnichte.
    Bei seinen Versuchen Lothringen zu gewinnen, stößt der König von Frankreich gleichwohl auf den Widerstand seines kaiserlichen Onkels. 978 muß Gerberge zusehen, wie die Armeen ihres eigenen Bruders [Richtig ist: OTTO I. war bereits 973 gestorben. Den Einfall nach Frankreich leitete Gerberges Neffe OTTO II.] in das Königreich ihres Sohnes eindringen und bis vor die Tore von Paris stoßen. Es kommt zum Waffenstillstand. König Lothar wird ihn nutzen, um seine Sohn Ludwig V., der erst 11 Jahre alt ist, krönen zu lassen und damit die Erblichkeit der Königswürde - gegen die Wahlmonarchie durch die großen Barone - wiederherzustellen.
    Nach einem Leben voller Aufregungen und Kämpfe stirbt Gerberge 984 [zum Todesjahr siehe den folgenden Artikel von W. Glocker] im Alter von 69 Jahren: Sie wird in der Kirche Saint-Remi zu Reims neben Ludwig IV. "von Übersee"begraben, den sie um 30 Jahre überlebt hat. Ein moderner Biograph notiert: "Sie war eine der großen Königinnen der karolingischen Dynastie."

    Glocker Winfrid: Seite 272, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    IV 4 Gerberga
    * c 913/14, + nach 968 am V 5
    929 1. oo Giselbert Herzog von Lothringen, c 880, + 939 X 2
    939 2. oo Ludwig IV. König im westfränkischen Reich, * 920 IX 10/921 IX 10, + 954 IX 10

    Gerberga ist als Tochter König HEINRICHS I. bei Widukind I c., S. 43, und durch den Continuator Regionis a. 929, S. 158 bezeugt. In D O I. 317 nennt König OTTO I. die Königin Gerberga seine Schwester. Zum Geburtsjahr der Gerberga vergleiche Köpke-Dümmler S. 16. Der Todestag ist im Epitaphium Gerberga in St. Remi zu Reims, gedruckt MG. Poet. lat. Bd. 5, S. 286 f., genannt. Das Todesjahr Gerbergas ist ein besonders Problem, auf das näher eingegangen werden muß. In den Quellen ist Gerberga letztmals als lebend kurz vor dem Tod der eigenen Mutter, der Königin Mathilde (+ 968 III 14), bezeugt: Gerberga schickte ihrer Mutter ein mit Gold besticktes Tuch, das dann aber erst nach dem Ableben der Königin Mathilde eintraf und so zum Einhüllen von Mathildes Leichnam Verwendung fand; vgl. Köpke-Dümmler S. 441.
    Von diesem letzten Auftreten in den Quellen ausgehend, setzten Kalckstein, Königtum S. 322 f., und Lot, Derniers S. 62 mit Anm. 3, den Tod Gerbergas in das Jahr 969; die NBD-Redaktion entschied sich in dem einschlägigen Artikel in NBD Bd. 6, S. 256, für 968 oder 969. Dagegen hat Werner VI, 12 und VI, 47 wie bereits Brandenburg VI, 38 und VI, 33 das Sterbejahr 984, wobei sich Werner als Nachweis auf Brandenburg bezieht. Dieser hat seinerseits als Fundstelle Lauer, Louis IV. S. 231, was eine Fehlinformation ist, da hier der Todesnachweis für Gerberga mit dem für ihren zweiten Gemahl, König Ludwig IV., verwechselt ist. Das Sterbejahr 984 findet sich schon bei Böttger, Brunonen S. 274 (1865), dort allerdings ohne jeglichen Nachweis. Scheid, Origines Guelficae IV S. 446, Anm. **, berichtet, er habe das Todesjahr der Königin Gerberga aus keiner ihm bekannten Quelle ermitteln können. Auch Leibnitz, Annales imperii Bd. 3, S. 378, konstatiert, das Todesjahr Gerbergas sei nirgends mitgeteilt, stellt aber die Grabinschrift dann zum Jahr 977.
    Strecker hat in seiner Edition des Epitaphiums in der zugehörigen Fußnote den Forschungsstand skizziert und resümiert, man nehme in der Forschung gemeinhin jetzt das Jahr 984 an. Mir ist trotz intensiver Suche nicht gelungen, herauszubekommen, worauf sich eigentlich die Angabe 984 stützt. Doch scheint mir dieses Jahr 984 auf die Briefsammlung Gerberts von Auriallac hinzudeuten, wo möglicherweise in der zahlreichen älteren Editionen (vgl. zu diesen in der Ausgabe von Weigle S. 16 ff.) ein Briefkonzept auf Gerberga hin interpretiert worden sein könnte; in der neuesten Ausgabe der Briefe Gerberts ist eine solche Identifizierung jedoch nicht vorgenommen worden. Wie wichtig es ist, sich die skizzierte Unklarheit zum Sterbejahr der Gerberga zu vergegenwärtigen, zeigt Althoff, Adelsfamilien S. 161 ff., wo mit dem Todesjahr 984 wegen der Wirren um die Nachfolge Kaiser OTTOS II. (Usurpationsversuch Heinrichs des Zänkers!) erklärt wird, warum der Todestag der Königin Gerberga unter denen der OTTONEN-Familie als einziger nicht in das Merseburger Nekrolog aufgenommen ist; bei einem Sterbejahr 968 oder 969 ließe sich jedoch an Unsicherheit der neuen Quedlinburger Äbtissin Mathilde denken.
    Die Vermählung Gerbergas, der Tochter König HEINRICHS I., mit Herzog Giselbert von Lothringen bezeugen die Annales S. Maximini a. 929, SS IV 6; die weiteren Quellenbelege sind bei BO. 22b zusammengestellt. Der zeitliche Ansatz dieser Eheschließung ist in der Forschung strittig. Wir folgen wie Köpke-Dümmler S. 16 und Werner VI, 12 dem Jahr der Annales S. Maximini, während sich Waitz S. 121 f. und BO. 22b für Sommer 928 entschieden, da die Annales S. Maximini in ihren Nachrichten des Jahres 930 (Heirat des sächsischen Königs-Sohnes OTTO mit Edgith, Tod König Karls des Einfältigen) um ein Jahr vorausdatiert worden sind und dann folglich auch die Heirat Gerbergas mit Giselbert ein Jahr zu spät stände. Doch läßt sich bei einem Ansatz dieser Hochzeit für 929 an einen Zusammenhang mit der Hausordnung desselben Jahres denken; vgl. zur Bedeutung dieser Hausordnung für die familiären Verhältnisse des Königs Schmid, Thronfolge S. 439 bis 442. Zur Zeit der Hausordnung muß die Ehe Gerbergas aber schon bestanden haben, wie aus den damals angefertigten Gedenkbucheinträgen in den beiden Verbrüderungsbüchern von St. Gallen (col. 265, Piper S. 84) und dem Kloster Reichenau (pag. 63) ganz eindeutig hervorgeht. Zu den REGINAREN, der Familie Herzog Giselberts, vgl. Werner V, 11 und VI, 12-VI, 14, Knetsch, Brabant S. 12 zu III 4, sowie zur politischen Bedeutung der REGINARE Hlawitschka, Lotharingien passim. Herzog Giselbert hatte, wie Vanderkindere, Formation Bd. 2, S. 163 f., annimmt, wohl die Grafenrechte im Lüttichgau; vgl. dazu auch Nonn, Pagus S. 103.
    König Ludwig IV. "der Überseeische", ein Sohn König Karls III. des Einfältigen und dessen dritter Gemahlin Eadgifu (einer Schwester der Königin Edgith), mußte nach der Absetzung und Inhaftierung seines Vaters (923) nach England fliehen. Auch für die Familie Ludwigs IV. und seine eigene Person sind die Daten und Belege bei Werner V, 38 und VI, 37-47 zusammengestellt.

    Barth Rüdiger E.:, "Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert"

    Gerberga brachte ihrem Gemahl das Mitgiftsgut Sprimont unweit des Doppelklosters Stablo-Malmedy mit in die Ehe.
    Laut Flodoard und Richer blieb der Meersener Besitz der Witwe Giselberts, Schwester OTTOS I., auch nach 939 ihr Eigentum, anscheinend sogar bis zu ihrem Tod im Jahr 968.

    Mohr Walter: Band I Seite 30, "Geschichte des Herzogtums Lothringen"

    Da Giselbert einen unmündigen Sohn Heinrich hinterlassen hatte, konnte sich Ludwig IV. einen maßgeblichen Einfluß auf die lothringischen Angelegenheiten erhoffen, wenn er dessen Mutter Gerberga heiratete. Über deren Stellung unmittelbar nach dem Tode ihres Gemahls berichtet nur der später schreibende Liutprand von Cremona. Danach soll ihr und König OTTOS Bruder Heinrich zu ihr geflüchtet sein, doch habe sie ihm keinen Schutz gewährt, um nicht des Königs Zorn auf sich zu laden. Somit hätte sie also zur Seite des ostfränkischen Königs gehalten. Darin widerspricht sich indes Liutprand selbst, der an anderer Stelle erzählt, OTTO habe dem Herzog von Bayern seine Schwester zur Gemahlin versprochen, falls er ihrer habhaft werden könne. Hier spielt also offensichtlich viel Anekdotenhaftes mit. Aus allen übrigen Berichten über die Heirat Ludwigs IV. mit Gerberga ist keinerlei Widerstand von ihrer Seite gegen diese Verbindung zu ersehen.

    Glocker, Winfrid: Seite 28-46, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    III. Gerberga und Hadwig, die Schwestern Ottos des Großen

    Gerberga, die eine der beiden Schwestern OTTOS DES GROSSEN, wurde im Sommer 928 mit dem Lothringer-Herzog Giselbert vermählt. Nach dem Tode ihres Gatten wandte sich Gerberga an Ludwig IV., den westfränkischen König, der sie als seine Gemahlin heimführte. Schon zwei Jahre vor dieser Eheschließung war die andere der Schwestern, Hadwig, die Gemahlin Herzog Hugos von Franzien, des innenpolitischen Hauptgegners Ludwigs IV., geworden. Unser Wissen über Hadwig ist jedoch nur sehr schmal und steht zudem in einem inneren Zusammenhang mit der Geschichte Gerbergas: daher bietet es sich an, die beiden Schwestern in einem Kapitel gemeinsam zu behandeln.

    1. Die Ehe Gerbergas mit dem Lothringer-Herzog Giselbert
    Gerberga war die ältere der Töchter König HEINRICHS I. und der Königin Mathilde. Im Sommer 928 vermählte der ostfränkische König diese Tochter - sie dürfte damals etwa 15 bis 16 Jahre alt gewesen sein - mit dem Herzog der Lothringer.
    "Giselbert wurde der Schwiegersohn des Königs..., und HEINRICH hatte eine ganz nahe Verwandte als Vertreterin seiner Sache an der Seite des lothringischen Herzogs". Es ist bekannt, daß Ehebündnisse friedenstiftenden Charakter haben. So sollte auch Gerberga mit ihrer Heirat ein Band der neuen Verwandtschaft zwischen dem O-Reich, das eben erst dabei war, seine Identität zu finden, und Lothringen, das diesem werdenden Reich vor kurzer Zeit eingegliedert worden war, knüpfen. König HEINRICH betonte zugleich den hohen Rang, den er Giselbert zuerkannte, indem er ihm seine Tochter zur Frau gab. Mit einer solchen Perspektive dürfte Gerberga die Reise in ihre neue Heimat angetreten haben. Sie war mit Sicherheit jedoch viel zu jung, um nicht dazu aus ihrer neuen Umgebung wesentliche und stark prägende Eindrücke in sich aufzunehmen.
    Zwischen den Erwartungen, die das junge ostfränkische Reich an die Lothringer stellte, und dem Selbstverständnis der Lothringer war es bereits in früheren Jahren zu Spannungen gekommen. Im Bonner Vertrag von 921 war HEINRICH als "rex Francorum" in die fränkische Reichstradition eingetreten und legitimierte hiermit zugleich auch seinen Anspruch auf Lothringen. Einem solchen Anspruch des ostfränkischen Reiches stand aber das traditionelle Streben der Lothringer nach Selbständigkeit entgegen. "Die Eingliederung Lotharingiens in den werdenden Reichsverband durch HEINRICH I. war... das Ergebnis einer zielstrebigen Politik... Dass HEINRICH die Eingliederung gelang, war dennoch keine Selbstverständlichkeit oder etwa gar das Ergebnis einer zwangsläufigen Entwicklung..." Die führenden Schichten im Gebiet zwischen Rhein und Maas betrachteten sich, wie wir mit Sicherheit annehmen dürfen, nicht als integrierten Bestandteil eines einigen deutschen Reiches. Seit den ersten Teilungen des KARLS-Reiches schwankte die Zugehörigkeit dieses Kernraumes des einstigen Mittelreiches. Nur der rückblickende Historiker kann erkennen, welche epochale Wirkung die Entscheidung von 925 haben sollte, die für ein halbes Jahrtausend die Weichen stellte: den Zeitgenossen muß dies verborgen geblieben sein.
    Nicht nur die Lothringer mit ihren latenten Unabhängigkeitsstreben schienen einer Stabilisierung dieses Gebietes im Wege zu stehen, sondern auch der nie aufgegebene Anspruch der westfränkischen KAROLINGER auf dieses ihr Stammland: "In ihm konzentrierte sich die Masse des karolingischen Krongutes, hier lagen so manche wichtige Klöster des einstigen Reiches, wie Prüm, Echternach, Malmedy-Stablo, Nivelles und Lobbes, Gorze, Senones, Moyenmoutier und Remiremont und ebenso die für die damaligen Zeiten angesehenen Städte Köln, Trier, Metz, Toul, Verdun und Straßburg, Lüttich, Utrecht und Cambrai, die zugleich Bischöfe, Domkirchen und bedeutende Klöster beherbergten..."
    Durch die Ohnmacht der westfränkischen KAROLINGER war Lothringen 879/80 in den Verträgen von Verdun und Ribemont an das O-Reich gekommen. Mit dem Tode König Ludwigs des Kindes verfiel jedoch auch dort die politische Macht. Diese Gunst der Stunde nützte der westfränkische König Karl der Einfältige, um seine Ansprüche auf das karolingische Stammland wieder zur Geltung zu bringen: die lothringischen Großen verließen ihren König und brachten mit diesem Akt ihr Eigenständigkeitsbewußtsein deutlich zum Ausdruck.
    Dieses Selbstverständnis der Lothringer ist historisch begründet. Bei seinem Versuch, ganz Lothringen in seine Hand zu bringen, hatte sich KARL DER KAHLE 869 in einer eigenen Wahlhandlung zum König von Lothringen krönen lassen. Auch seine Nachfolger kamen nicht an der Sonderrolle des lothringischen Raumes vorbei, und dies um so weniger, je schwächer der jeweilige Herrscher war. Kaiser ARNULF setzte Zwentibold als Unterkönig ein, unter Ludwig dem Kind sollte der Graf Gebhard aus der Familie der KONRADINER die Reichsrechte in der Funktion eines Statthalters wahren. Beide Versuche scheiterten jedoch am Selbstbewußtsein eines Adels, der aus den Wirren der KAROLINGER-Zeit als Sieger hervorgegangen war und sich nun einem Oberkönigtum nicht mehr bedingungslos unterwerfen wollte. Die mächtigste Stellung unter den Großen Lothringens hatte die Familie der REGINARE inne; zu dieser Familie zählte auch Giselbert, der Bräutigam der ostfränkischen Königstochter. Ihre Macht stützten die REGINARE auf reiche Besitzungen im Gebiet der unteren Maas. So war bereits Reginar I., der Vater Giselberts, der führende Mann bei der Entscheidung von 911 gewesen, sich vom O-Reich zu trennen. Wie wir aus der Politik seines Sohnes ab 915 deutlich erkennen können, muß diese Entscheidung von der Absicht getragen gewesen sein, eine unabhängigere Stellung zwischen den Reichen zu gewinnen. So zögerte Giselbert keine Minute, als König Karl III. der Einfältige versuchte, gerade von Lothringen aus seine Macht neu zu etablieren, und leitete einen Aufstand gegen den westfränkischen König in die Wege. Bei einem Erfolg hätte sich Giselbert unter Umständen sogar zum König der Lothringer krönen lassen. König Karl konnte aber doch noch einmal seine Oberhoheit über Giselbert behaupten, was auch König HEINRICH I. im Bonner Vertrag von 921 anerkennen mußte. Die Entmachtung Karls in den folgenden Jahren ermöglichte nun erst das neue Bündnis zwischen Giselbert und König HEINRICH I.: Lothringen wurde nach der Art und der Rechtsstellung eines Stammesherzogtums in das ostfränkische Reich eingegliedert, obwohl es von keinem eigenen Stamm getragen wurde.
    Eine gewisse Zeit lang scheint die gegenseitige Respektierung ein gutes Auskommen zwischen König und Herzog ermöglicht zu haben. So ließ Herzog Giselbert seinen königlichen Schwiegervater und "senior" (dies als Zeichen für die lehensrechtliche Bindung an König HEINRICH I.) in ein Familiengebetsgedenken mit einbeziehen.
    Aber letztlich wartete Giselbert doch nur auf eine Gelegenheit, um sich aus der Abhängigkeit vom O-Reich wieder lösen zu können. Diese Gelegenheit bot sich 939 beim Aufstand Heinrichs, des jüngeren Bruders König OTTOS I. Wie der neue König durch die Wahl Aachens als Krönungsort und durch das Krönungszeremoniell gezeigt hatte, dachte er überhaupt nicht daran, Lothringen weiterhin eine Sonderstellung unter den Stammesherzogtümern zuzugestehen. Die Vermutung, die Liutprand von Cremona äußert, Giselbert habe selbst nach dem Königtum gestrebt, ist wohl nicht ganz von der Hand zu weisen. Giselbert, dem jungen Heinrich an Reife und politischer Erfahrung weit voraus, dürfte sich für die Unterstützung mit handfesten Zusicherungen haben bezahlen lassen: er wird ein lothringisches Sonderkönigtum als sein mindestes Ziel angestrebt gaben. In dieser skizzierten politischen Situation fällt nun in einer bisher wenig beachteten Quelle, der Translatio s. Servatii, ein Licht auf das politische Wirken der Gerberga an der Seite ihres Mannes:
    "'Erat',...'domne imperator, matrona quedam dicta Gerberia, imperatoris soror OTTONIS, et hec Giselberti uxor, omnium Lotharie principum eo tempore nobilioris atque ditioris. Illis sane diebus pax erat et concordia universi regni in partibus, sed non diuturna, quia cicius transitura. Nam multi ex principibus insurgunt in regem, eumque deponerequerunt, memoratum Giselbertum elevare in regni solium volunt. At ille, ut iustus, ut bonus, eis adquiescere noluit, sed viriliter restitit et fortiter, vehementer abhorrens hoc scelus et nefas. Quid plura ? Eius auxilio tandem OTTO remasit in regno, ipse mercedis benedictione accepto ducatus Lotharici honore, redit domum, indicat uxori. At illa nimio furore accensa, maritum despexit, nec ultra ad eum accessit, quia eius inscicia, dum fratre minor non esset er genere ingenii et virtute, sibi regnare non licuit... Idcirco, domine, non iniusta huius matronae indignatio. Dux vero non ferens iniuriam coniugis, non ferens obpropria homium, invasit regnum, vastavit atque spoliavit. Cognovit rex, et quia non potuit sustinere eum, velociter transivit Renum. In parte illa positus, magnum congregavit exercitum, adversarius autem, paucis secum retentis, venit post eum; occurrunt et speculatores regis, et inventum occiderunt. Quem enim, fratres, non perdit mens impia, mens perversa mulierum?...'"
    Iocundus, ein wahrscheinlich aus Frankreich stammender Mönch, verfaßte 1088 einen Bericht über die Wunder bei der Übertragung der Reliquien des heiligen Servatius und schloß eine Geschichte Maastrichts von den ältesten Zeiten bis zu Kaiser HEINRICH IV. an, in der jedoch ältere Vorlagen mit verarbeitet sind. Bei dieser Gelegenheit kommt er auch auf Herzog Giselbert zu sprechen und vertritt die Meinung, es sei Gerberga gewesen, die ihren Gemahl zum Aufstand gegen König OTTO I. angestachelt und somit Giselberts Tod verschuldet habe. Wenn man diesen Bericht wörtlich nimmt, so müßte man mit Robert Konrad (der in den 1960-er Jahren erstmals auf diese wenig beachtete Quelle aufmerksam machte) in Gerberga eine machthungrige Frau sehen, die, von politischem Ehrgeiz besessen, gegen die Famileininteressen der OTTONEN handelte. Als erstes wäre die Frage zu klären, inwieweit Gerberga überhaupt noch ein Zugehörigkeitsgefühl zur Familie ihrer Geschwister gehabt haben könnte: nach germanischem Bewußtsein war sie ja durch Heirat in die Familie ihres Gemahls übergetreten. Zum zweiten müßten wir fragen, ob ein Mann wie Giselbert, der im Laufe seiner politischen Karriere einige Erfahrung in Sachen Aufstand gegen den jeweiligen Herrscher hatte gewinnen können, zu einem derartigen Vorhaben überhaupt die Ermunterung durch seine wesentlich jüngere Frau nötig gehabt hätte. Der Annalist Flodoard unterstellt es Giselbert, selbst nach dem Königtum gestrebt zu haben. Auch die Politik, die eigene Stellung möglichst unabhängig von der königlichen Herrschaft zu halten, liegt so sehr in der Familientradition der Reginare, daß wir eine Initiative Gerbergas, die Giselbert erst zu einer Beteiligung am Aufstand Heinrichs hätte überreden müssen, mit Sicherheit ausschließen können.
    Die Aussagen der Translatio s. Servatii können wir jedoch mit einer Relativierung durchaus verwenden, um die Rolle Gerbergas genauer einzuschätzen: Gerberga dürfte sich spätestens zu dieser Zeit die Anschauung ihres Gemahls völlig zu eigen gemacht haben. Anstatt die Loyalität Lothringens gegenüber dem Reich zu garantieren, wie es ihr Vater, König HEINRICH, bei der Eheschließung erwartet haben dürfte, vertrat die Gemahlin des Lothringer-Herzogs nun die Unabhängigkeit des Rhein-Maas-Landes und besaß an der Seite Giselberts soviel politisches Gewicht, dass sie der Vorlage des Iocundus der Erwähnung wert erschien. Die Absichten und Pläne Gerbergas dürfen nicht einfach mit denjenigen ihres Bruders OTTO oder etwa mit ottonischen Familieninteressen gleichgesetzt werden. Dies zeigt der weitere Lebensweg Gerbergas ganz deutlich.
    2. Die Heirat Gerbergas mit König Ludwig IV. Transmarinus
    "Mit dem Urenkel Kaiser LOTHARS versank der Traum eines lothringischen Reiches für immer in den Fluten des Rheines." Der nunmehrigen Witwe Gerberga stellte sich die Frage, wie sie ihre Zukunft gestalten sollte: sie hatte die Möglichkeit, den Widerstand ihres verstorbenen Gatten fortzusetzen, hätte sich aber auch ihrem Bruder, König OTTO I., zur Verfügung stellen können. An besonderer Brisanz gewann diese Frage durch das germanische Rechtsdenken, nach dem eine Frau nicht selbständig handeln konnte, sondern der "munt" eines Mannes bedurfte. Dieser Mann war zuerst ihr Vater, dann in der Regel der Ehemann. Starb der Gemahl einer Frau, ging sie meist wieder in die "munt" ihres Vaters bzw. dessen nächsten noch lebenden männlichen Verwandten zurück. So hatte König OTTO schon begonnen, sich als nächster und ältester männlicher Verwandter um das weitere Schicksal seiner Schwester zu kümmern: er machte Herzog Berthold von Bayern das Angebot, die Witwe Gerberga zur Ehe heimzuführen. Berthold wollte aber lieber auf die Tochter Herzog Giselberts und der Gerberga warten, die ihm ebenfalls von König OTTO alternativ als Braut vorgeschlagen worden war, aber das heiratsfähige Alter noch nicht erreicht hatte.
    In dieser Situation können wir nun ein eigenständiges politisches Handeln der Gerberga beobachten. Sie entschloß sich, den Widerstand gegen ihren Bruder, König OTTO, nicht fortzusetzen, und verweigerte folgerichtig ihrem Bruder Heinrich das erbetene Asyl auf der Burg Chevremont, wohl um den Zorn OTTOS DES GROSSEN nicht unnötig herauszufordern. Andererseits begab sie sich aber auch nicht in die "munt" ihres Bruders, sondern nahm die Werbung des westfränkischen Königs, Ludwigs IV. Transmarinus, an. An der Seite des um sieben Jahre jüngeren Ludwig konnte sich Gerberga ihr politisches Wirkungsfeld erhalten, während Ludwig IV. einen zusätzlichen Rechtstitel auf Lothringen erwarb, auch wenn er OTTO vorläufig militärisch das Feld räumen mußte. Das Mitleid König Ludwigs mit der armen Witwe, von dem uns der Chronist Richer von St. Remi berichtet, ist wohl ähnlich zu bewerten wie die gleichklingenden angeblichen Absichten, die OTTO DER GROSSE gehegt haben soll, als er um die schöne Witwe Adelheid warb, wie uns dies die Nonne Hrotsvith von Gandersheim so herzergreifend geschildert hat. Die Heirat mit einer Tochter König HEINRICHS I. bot für König Ludwig IV. allerdings noch einen weiteren Pluspunkt: er konnte in seinen verwandtschaftlichen Beziehungen mit dem innenpolitischen Hauptgegner gleichziehen: Herzog Hugo von Franzien war nämlich seit zwei Jahren mit der Schwester der Gerberga, mit Hadwig, verheiratet.
    3. Kurzer Abriß der Entwicklung im Westreich bis zum Regierungsantritt König Ludwigs IV. Transmarinus
    Um den inneren Konflikt im W-Reich besser verstehen zu können, in den nicht nur die beiden Schwestern König OTTOS I., sondern nach und nach auch er selbst mit einbezogen wurde, ist es hilfreich, sich die Vorgeschichte des Regierungsantritts König Ludwigs IV. zu vergegenwärtigen.
    Im Mittelpunkt der Geschichte des westfränkischen Reiches im 10. Jahrhundert stand das Ringen um die Francia, also um den zentralen Kernraum zwischen Rhein und Loire. An diesem Kampf beteiligten sich in wechselnden Gruppierungen und Bündnissen: der westfränkische König, die Grafen von Vermandois, das Haus FLANDERN und die Familie der ROBERTINER, die von Paris aus Besitz und Vasallen zwischen Seine und Maas an sich brachten.
    Wir setzen mit unserer Betrachtung ein in dem Moment, als sich Heribert II. von Vermandois (+ 943) durch Graf Arnulf I. von Flandern (918-965) im Norden in die Defensive gedrängt sah und sich daher bemühte, im Zentrum der Francia auf Kosten des Königs und der Kirche von Reims Boden zu gewinnen, um sich auf diese Weise wie die anderen Großen des westfränkischen Reiches ein "regnum" als Machtgrundlage zu schaffen.
    Die Auseinandersetzung zwischen Heribert II. von Vermandois und dem König Rudolf von Bourgogne gliedert sich in vier Phasen. Von 923 bis 926 herrschte gutes Einvernehmen zwischen beiden: Heribert unterstützte den König im Normannenkampf, Rudolf ließ es zu, daß Heriberts 5-jähriges Söhnchen zum Erzbischof von Reims geweiht wurde, wobei Heribert die Verwaltung der Reimser Territorien übernahm. In den Jahren 927 bis 929 kam es zum Bruch zwischen Rudolf und Heribert, als Heribert nach dem Tod des Grafen von Laon auch noch diese Grafschaft, die letzte Stütze des Königshauses für sich beanspruchte. Als es Heribert gelang, Bündnispartner auf seine Seite zu ziehen, sah sich König Rudolf gezwungen, Laon aufzugeben, um seinem Königtum wieder Anerkennung zu verschaffen. Die 3. Phase ist bestimmt durch den Bruch Heriberts und dem ROBERTINER Hugo von Neustrien, der sich bisher neutral bzw. vermittelnd verhalten hatte. Heribert machte den ROBERTINERN, obwohl er mit ihnen im doppelten Ehebündnis stand, Vasallen in der Francia abspenstig. Hugo ging darauf gemeinsam mit König Rudolf gegen Heribert vor und ließ an Stelle des kleinen Hugo Artold als Erzbischof von Reims einsetzen. Trotz aller Unterstützung aus Lothringen wäre Heribert in diesem Kampf unterlegen, wenn ihm nicht die Hilfe König HEINRICHS I. aus dem O-Reich zuteil geworden wäre. Im Dreikönigstreffen von Chiers 935 wurde Heribert fast völlig restituiert: die Verlierer bei dieser Regelung waren König Rudolf und noch mehr der ROBERTINER Hugo der Große, dem alle seine Gewinne gegen Heribert zunichte gemacht worden waren. Ein sächsisch-lothringisches Heer erzwang auch noch die Auslieferung von Saint Quentin an Heribert gemäß den Vereinbarungen; Hugo hatte diesen Ort in seiner Hand zu halten versucht.
    Hugo sah bei dieser Entwicklung nun nur noch eine Möglichkeit, die Stellung Heriberts zwischen Maas und Seine entscheidend zu treffen: er stellte nach dem Tode König Rudolfs das karolingische Königtum wieder her, da dieses in der Francia Anspruch auf die Besitzungen Heriberts erheben konnte. Auf Grund seiner starken Machtposition konnte Hugo autonom über die Nachfolge König Rudolfs entscheiden: eine Wahl fand überhaupt nicht statt. Ludwig, der Sohn König Karls des Einfältigen, kam aus seinem englischen Exil bei den Verwandten seiner Mutter über das Meer (daher der Beiname "Transmarinus") und mußte Hugo für die Restitution des Königtums der KAROLINGER teuer bezahlen: die Stellung Hugos ist in einem Diplom Ludwigs IV. mit den Worten "Francorum dux, qui est in omnibus regnis nostris secundus a nobis" charakterisiert. Doch kaum hatte der junge König die sicheren Pfalzen erreicht, zeigte er, daß er nicht daran dachte, sich auf Dauer von Hugo dem Großen bevormunden zu lassen. Erzbischof Artold wurde der neue Kanzler des Reiches; der König selbst stützte seine Macht auf Vasallen des Erzbischofs von Reims und auf einige Große der Francia, vor allem aber auf sein Bündnis mit Hugo dem Schwarzen von der Bourgogne.
    Die veränderte politische Situation förderte das Entstehen neuer Koalitionen. Hugo von Franzien und Heribert von Vermandois, die sich eben noch feindlich gegenüber gestanden hatten, verbündeten sich nun gegen König Ludwig IV. Und Hugo der Große vergaß die Nachteile, die ihm durch die Einmischung König HEINRICHS I. im Jahre 935 entstanden waren, und heiratete (wohl auf Vermittlung Heriberts) Hadwig, die Tochter des verstorbenen O-Frankenkönigs; sie war ja, wie wir wissen, die zweite Schwester OTTOS I., der seit einem Jahr die Krone des ostfränkischen Reiches trug.
    4. Die Heirat Hadwigs mit Hugo von Franzien
    Die zeitgenössischen historischen Quellen wissen nur wenig über diese Schwester OTTOS DES GROSSEN. Wenn sie überhaupt - wie Widukind, Flodoard und Hugo von Fleury - von ihrer Person Kenntnis haben, so ist ihnen der Name Hadwigs doch unbekannt, der uns in einer Urkunde ihres Vaters, König HEINRICH I., überliefert ist. Eine Urkunde Herzog Hugos von Franzien, des Gemahls der Hadwig, vom 14. September 937 ermöglicht uns die chronologische Einordnung dieser Vermählung.
    Wir wissen auch nicht, von welcher Seite die Initiative zu dem Ehebündnis zwischen dem ost- und westfränkischen Reich ausging. Philippe Lauer nahm an, es handle sich hier um "un pretexte [von Seiten OTTOS DES GROSSEN] pour intervenir en France" und tadelte in seiner eher nationalistischen Sicht der Geschichte des 10. Jahrhunderts wegen "les plus graves consequences... des invasions allemandes en France", die Folgeerscheinung dieser Politik werden sollten. August Heil dagegen sah die Initiative eher bei Hugo dem Großen, da dieser für den "beabsichtigten Kampf gegen Ludwig den nötigen Rückhalt" gesucht habe.
    Wohl beide Seiten erwarteten sich Vorteile aus dieser Vermählung: Hugo suchte (und fand) eine zusätzliche Stütze für seine Politik im ostfränkischen Reich, während OTTO I. ein zusätzliches Gewicht in die Waagschalen der lothringischen Frage legen konnte, einer Frage, die immer noch als unentschieden angesehen werden mußte.
    5. Die Einflußnahme Ottos und Bruns im Westreich
    König Ludwig IV. gelang es nicht, seinem Anspruch auf Lothringen mit realem politischen Gewicht durchzusetzen, den er in der Heirat mit der Witwe des lothringischen Herzogs hatte bekräftigen wollen. OTTO nutzte die Gelegenheit seines Aufenthaltes in Lothringen und traf sich mit den innenpolitischen Gegnern des westfränkischen Königs, obwohl dieser nun sein Schwager geworden war. Dieses Bündnis mit den Gegnern Ludwigs nahm ein Jahr später sogar vasallitische Formen an: "Hugo et Heribertus... Othoni regi obviam proficiscuntur; cui conjuncti at Atiniacum eum perducunt, ibique cum Rotgario comite ipsi Othoni sese commitunt." König Ludwig wurde so durch dieses Bündnis in die Zange genommen, konnte sich nicht behaupten und mußte nach militärischen Niederlagen gegen Hugo und OTTO 942 das faktische Scheitern seiner Pläne anerkennen: der ostfränkische König verblieb im Besitz Lothringens.
    Die ältere Forschung nahm an, es sei hauptsächlich Gerberga gewesen, die ihren Gemahl zu diesem Verzicht bestimmt habe. Doch gegen eine solche Hypothese lassen sich eine Reihe von Einwänden vorbringen: die politische Vorgeschichte Gerbergas, vor allem ihre eigenmächtige Heirat mit dem westfränkischen König, läßt es als wenig wahrscheinlich erscheinen, sie habe sich nun urplötzlich zum Anwalt der ostfränkisch-deutschen Interessen gemacht. Die Einwilligung der Witwe des lothringischen Herzogs in die neue Ehe mit Ludwig IV., deren politische Bedeutung Gerberga wohl kaum verborgen geblieben sein dürfte, und die Tatsache, dass Ludwig auch nach der Hochzeit seinen Kampf um Lothringen nicht aufgegeben hat, lassen erkennen, dass die Königin nicht bezüglich Lothringens Einfluß im Interesse der ottonischen Politik ausgeübt haben kann. Der Friedensschluß von Vise war weniger das Ergebnis eines familiären Komplotts als das Resultat einer tatsächlichen Überlegenheit OTTOS, einer Tatsache, die sicher auch die Königin Gerberga in Rechnung zu stellen wußte. Wenn sie daher ihren Mann tatsächlich zum Verzicht auf Lothringen bewogen haben sollte, so geschah das in seinem und nicht in OTTOS Interesse. Und noch eine weitere gewichtige Tatsache spricht gegen eine derartige Argumentation: der erstgeborene Sohn des französischen Königspaares, der im Jahr 941 das Licht der Welt erblickte, wurde auf den Namen Lothar getauft. Wir kennen die programmatische Bedeutung der Namensgebung im Mittelalter: in dieser Namenswahl für den präsumptiven Thronfolger läßt sich eine deutliche Manifestation des königlichen Willens sehen, den Anspruch auf das alte Kernland der KAROLINGER nicht aufzugeben.
    Der Frieden von Vise, mit dem OTTO zunächst eine neutrale Haltung einnahm, bedeutete für Ludwig nicht die endgültige Resignation: er nahm noch einmal den Kampf gegen die politische Übermacht seiner Gegner auf. Erst die Katastrophe von Rouen - Ludwig wurde gefangengenommen und an Hugo von Franzien ausgeliefert - bedeutete das Aus für alle Unternehmungen, dem Königtum der KAROLINGER wieder zu neuem Ansehen zu verhelfen. In dieser Krisensituation des westfränkischen Königtums tritt Gerberga wieder in das Licht der Geschichte: als Regentin weigerte sie sich, den Thronfolger Lothar als Geisel zu stellen, und sandte statt Lothar ihren zweitgeborenen Sohn Karl. Auf diese Weise kam der König frei: er mußte freilich auf Laon - ein Ort, der für das ohnehin nicht besonders starke Königtum der späten KAROLINGER besondere Wichtigkeit hatte und gerade für König Ludwig die letzte Basis seiner Macht gewesen war - verzichten. Ludwig wäre nun in die Rolle eines Schattenkönigs abgesunken, hätte nicht Gerberga den Anstoß für die große politische Umorientierung gegeben. Allen bisherigen Gegensätzen zum Trotz bat sie ihren Bruder OTTO I. um Hilfe und Schutz.
    Alle früher abgeschlossenen Bündnisse stürzten nun um. OTTO ergriff fortan die Partei des westfränkischen Königs gegen die Versuche Herzog Hugos, das Königtum im W-Reich völlig zu entmachten. Nur kurze Zeit später unternahmen die neuen Verbündeten einen Feldzug gegen die Gegner Ludwigs IV., der König OTTO und das ostfränkische Heer bis vor die Tore von Paris und Rouen führte. Auch in den folgenden Jahren blieb die Zusammenarbeit zwischen den beiden Schwägern eng: Ludwig und OTTO trafen sich zwischen 946 und 950 fünfmal: das Osterfest 949 verbrachte Gerberga bei ihrem Bruder OTTO DEM GROSSEN in Aachen "regressa Remos...cum fraterni auxilii pollicitatione". Ein Jahr zuvor war auf der Synode zu Ingelheim, also auf dem Gebiet des ostfränkischen Reiches, der seit Jahren schwelende Reimser Bischofsstreit entschieden worden. Der Kandidat König Ludwigs, Artold, wurde durch päpstliche Entscheidung erneut bestätigt, und hiermit war implizit das Königtum Ludwigs unter die Garantie König OTTOS und des Papstes genommen worden. Eine solche Politik brachte es zwangsläufig mit sich, daß der ostfränkische König zu einem bestimmenden Faktor in der westfränkischen Innenpolitik wurde. Am deutlichsten können wir dies an der Synode zu Ingelheim beobachten, bei der auf ostfränkischem Boden unter Beteiligung deutscher und französischer Prälaten über eine Angelegenheit der Politik und der Kirche des Westreiches entschieden wurde. Die Verwandtschaft der Königin Gerberga zu den OTTONEN und ihre politische Wendigkeit verlängerte die Herrschaft der KAROLINGER im Westen um Jahrzehnte.
    Gerberga ließ sich beim Abschluß von Bündnissen immer von den jeweiligen politischen Notwendigkeiten leiten, wie dies die Koalitionen, die sie seit 942 abschloß, deutlich zeigen. 953 vermittelte sie einen Waffenstillstand zwischen König Ludwig und ihrem Schwager Hugo dem Großen. Zwei Jahre später kam ihr Gatte, König Ludwig, bei einem Jagdunfall ums Leben. Hätte sich Gerberga, nun zum zweiten Mal Witwe geworden, allein an den deutschen König gewandt, wäre das französische Königtum auch formell dem deutschen unterstellt worden: OTTO wäre jetzt noch der äußeren Form nach in die Stellung eines großfränkischen Herrschers hineingewachsen. Doch Gerberga handelte anders: sie wandte sich an den bisher schärfsten Rivalen, Herzog Hugo von Franzien, und konnte tatsächlich die Unterstützung Hugos (der, was wir nicht vergessen dürfen, ja Gerbergas Schwager war) für die Wahl ihres Sohnes (und Hugos Neffen), des minderjährigen Lothar, zum westfränkischen König erhalten. Man kann nur Vermutungen anstellen, welche Motive Herzog Hugo bewogen haben, nicht die Schwäche des Königtums und der Königin Gerberga auszunutzen und sich nicht selbst die französische Königskrone aufs Haupt zu setzen. Vielleicht fürchtete er den Widerstand König OTTOS I., möglicherweise fühlte er aber schon seinen Tod herannahen. Zudem blieb er auch unter einem noch minderjährigen König Lothar der starke Mann im westfränkischen Reich.
    Als Hugo der Große im Jahr 956 starb, war Königin Gerberga die unumstrittene Regentin Frankreichs. In dieser dritten Phase ihres politischen Wirkens war die Zusammenarbeit mit den übrigen Mitgliedern der sächsischen Königsfamilie am engsten. Die Macht und das Ansehen OTTOS DES GROSSEN hatten nach seinem Sieg in der Lechfeldschlacht ihren Höhepunkt erreicht. Nach dem Tod König Ludwigs IV. und Herzog Hugos des Großen konnte zudem keiner von den beteiligten Parteien mehr versuchen, den einen gegen den anderen auszuspielen. Die Regierung des westfränkischen Reiches lag praktisch in den Händen eines ottonischen Familienrates, in den Händen von Gerberga, Hadwig und Brun, dem Erzbischof von Köln und Bruder OTTOS DES GROSSEN. Nun, nach dem Tod ihres Gemahls, Hugo der Große, tritt auch Hadwig aus dessen Schatten heraus und findet in der Geschichtsschreibung Erwähnung. Brun waltete im Auftrag König OTTOS "als eine Art Reichsverweser, an der Spitze eines ottonischen Familienrates,... in den Landen zwischen Rhein und Loire".
    Die starke Anlehnung an die Mitglieder der liudolfingischen Familie garantierte Gerberga zwar auf der einen Seite den Erhalt des Status quo zwischen den führenden Familien Frankreichs und damit das Königtum ihres Sohnes Lothar, erforderte aber auf der anderen Seite ein starkes Entgegenkommen gegenüber ihrem Bruder Brun. So war sie 957 gezwungen, an einem Feldzug Bruns gegen die Familie der REGINARE, also gegen die Verwandten ihres ersten Gemahls, teilzunehmen. Ein Jahr zuvor hatte Brun dafür gesorgt, dass Gerberga ihr Witwengut zurückerhielt. 959 verbrachten Gerberga und ihr Sohn, König Lothar - Hadwig war wohl Anfang dieses Jahres verstorben - gemeinsam mit Brun das Osterfest in Köln; bei dieser Gelegenheit mußte Lothar in aller Form auf jegliche Ansprüche auf Lothringen verzichten. Möglicherweise wollte Brun hiermit mehr dem Einfluß seiner Schwester, der Königin-Mutter Gerberga, auf den jungen König Lothar vorbeugen, wenn er von Lothar "securitas" für Lothringen verlangte. Denn die Königin Gerberga wie auch ihre Schwester Hadwig dürften in erster Linie die Interessen ihrer Söhne Lothar und Hugo (Capet) im Auge gehabt haben und nicht diejenigen ihrer Brüder, also die Interessen von OTTO DEM GROSSEN und Brun; beide werden versucht haben, den Kindern für die Zukunft alle politischen Möglichkeiten offenzuhalten.
    Über die Grundlinien der Politik vergaß Gerberga jedoch nicht die Erfordernisse des Augenblicks. Nach dem Tod Erzbischof Artolds von Reims (des Erzbischofs, der im Jahr 948 von der Synode zu Ingelheim bestätigt worden war) versuchte das Haus VERMANDOIS erneut, seinen Kandidaten Hugo durchzusetzen. Gerberga bat ihren Bruder Brun um Hilfe: ihr gemeinsamer Kandidat Odelrich wurde zum Erzbischof von Reims gewählt. Mit diesem Mann hat Brun zugleich einen seiner Schüler auf den Erzbischofsstuhl dieser wichtigen Diozöse gebracht.
    Höhepunkt - und Abschluß - der "Familienregierung" im westfränkisch-französischen Reich war der Kölner Hoftag im Juni 965: als unumstrittener Hegemon sammelte Kaiser OTTO DER GROSSE seine Familienangehörigen um sich und zeigte sich in seiner neu gewonnenen Kaiserwürde. Auf diesem Hoftag wurde zudem ein neues Ehebündnis zwischen Ost- und Westreich geschlossen: der Kaiser verlobte seine Stieftochter Emma (die Tochter der Kaiserin Adelheid aus deren erster Ehe mit König Lothar von Italien) mit König Lothar von Frankreich.
    Von einer formalen Abhängigkeit des W-Reiches von Kaiser OTTO DEM GROSSEN kann aber auch zu diesem Zeitpunkt keine Rede sein, wenn sie rein äußerlich auch bestanden haben mag. Gerberga hinterließ bei ihrem Tod, der sie vier Jahre nach dem Tode ihres Bruders Bruno von Köln und vier Jahre vor dem Tod ihres ältesten Bruders OTTO DER GROSSE erteilen sollte, ihrem Sohn Lothar eine stabilere Herrschaft als diese Gerbergas Gemahl und Lothars Vater, König Ludwig IV., bei seiner Rückkehr auf das Festland vorgefunden hatte. Das politische Erbe seiner Mutter gab König Lothar die Chance, noch einmal nach der Herrschaft über das alte karolingische Kernland greifen zu können.
    6. Zusammenfassende Würdigung Gerbergas und Hadwigs
    König OTTO I. hatte das Hauptziel seiner W-Politik von seinem Vater HEINRICH I. geerbt: die Herrschaft über Lothringen zu sichern. Nur die Herrschaft über dieses alte karolingische Kernland ermöglichte es dem jungen Reiche König OTTOS I., das Übergewicht über das westfränkische Reich zu gewinnen und schließlich auf diese Weise auch in das Erbe KARLS DES GROSSEN, die Kaiserwürde eintreten zu können. Um dieses Ziel seiner Politik zu verwirklichen, benutzte König OTTO geschickt die vorgefundenenen Spannungen im Westreich, die es ihm ermöglichten, Lothringen für sein Reich zu sichern. Der entscheidende Angelpunkt für ein solches Vorgehen war die Verbindung OTTOS DES GROSSEN mit den ROBERTINERN, und zwar mit dem mächtigen Herzog Hugo von Franzien, dem latenten Hauptgegner König Ludwigs IV. Transmarinus. Ein direkter Weg führt von der Hochzeit Hugos des Großen mit der Schwester König OTTOS, mit Hadwig, zum Bündnis von Attigny: diese Heirat erwies sich, auch wenn dies nicht von vornherein geplant gewesen sein sollte, als ein bewußt eingesetztes Mittel der ottonischen Politik, um Hugo von Franzien an den ostfränkischen König zu binden und so die Gefahr für Lothringen, die in der Herrschaft der KAROLINGER im W-Reich weiter am Schwelen war, abzuwenden.
    Die Ehe der anderen der beiden Schwestern König OTTOS I., der Gerberga, mit König Ludwig IV. muß schon vom Ansatz her anders beurteilt werden. OTTO wurde von seiner Schwester überspielt, mit der er andere Pläne hatte: Gerberga handelte selbständig. König Ludwig IV. seinerseits dürfte hauptsächlich an die Untermauerung der karolingischen Ansprüche auf Lothringen gedacht haben. Die Bedeutung jedoch, die diese Ehe in den folgenden Jahren noch für das westfränkische Königtum gewinnen sollte, konnte von keiner Seite vorausgesehen werden. Die Verbindung mit Gerberga verschaffte dem westfränkischen König die Verwandtschaft mit König OTTO I. und damit einen Schwager, der Ludwig die Hilfe geben konnte, die er brauchte, um im Kampf gegen seine inneren Feinde das Königtum für sich und seinen Sohn behaupten zu können. Aber auch für OTTO DEN GROSSEN wirkte sich die Vermählung seiner Schwester Gerberga, obwohl sie gegen seinen Willen geschehen war, letztendlich zum Vorteil aus: die gleichartigen Verwandtschaftsverhältnisse zu den beiden führenden Häusern Frankreichs ermöglichte es dem ostfränkisch-deutschen König, ab 945, als die Bedrohung Lothringens durch die innenpolitischen Schwierigkeiten König Ludwigs in den Hintergrund getreten war, zwischen den beiden Parteien vermittelnd einzugreifen und somit de facto zum heimlichen Herrscher im W-Reich zu werden. Nach außen hin ließ sich diese faktische Herrschaft OTTOS DES GROSSEN in der Form familiärer Beziehungen und Kontakte ausüben. "Seine Verwandtschaft mit den beiden feindlichen Geschlechtern ließ seine westfränkische Politik als Familiensache erscheinen und warf auf die faktische deutsche Vorherrschaft einen versöhnenden Schimmer."
    Die Zeitgenossen haben OTTOS Position offenbar nicht als hegemonial empfunden. Die französische Geschichtsschreibung kennt weder eine "nationale" Abneigung gegen eine "Fremdherrschaft" noch sieht sie in Ludwig IV. oder Lothar abhängige Monarchen. "OTTO war also für die W-Franken weniger der große fremde Herrscher als vielmehr der mächtige Verwandte des königlichen Hauses, der eine Art patriarchalische Stellung inmitten einer großen königlichen und fürstlichen Familie einnahm."
    Die Bindungen zwischen dem ost- und dem westfränkischen Reich überdauerten deshalb auch nicht den Tod der Hauptakteure. Mit dem Tod Gerbergas und dem Beginn der selbständigen Regierung Lothars entwickelten sich die beiden Reiche wieder auseinander, ja sogar gegeneinander.

    928 1. oo Giselbert Herzog von Lothringen 880-2.10.939
    939 2. oo Ludwig IV. König von Frankreich 10.9.920/21-10.9.954
    Kinder:

    1. Ehe
    - Alberada 930-10.5.967
    945 oo Ragenold Graf von Roucy -10.5.967
    - Heinrich 935- 944
    - Gerberga 935-7.9.978
    954 oo Adalbert Graf von Vermandois -8.9.987
    - Liethard -944

    2. Ehe
    - Lothar III. König von Frankreich Ende 941-2.3.986
    - Gerberga (nach K.F.Werner Verwechslung mit Gerberga aus Gerbergas 1. Ehe mit Giselbert von Lothringen)
    940 oder 942-
    oo Albert Graf von Vermandois
    - Karl 945- 953
    - Mathilde Ende 943-26.11. nach 981
    964 oo 2. Konrad König von Burgund um 923-19.10.993
    - Ludwig 948-10.11.954 Laon
    - Karl Herzog von Nieder-Lothringen Sommer 953- nach 991 Laon
    - Heinrich Sommer 953- 953 Laon

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 58,90,119 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 39,45,48,53,54 Anm. 57,55 Anm. 67, 67 Anm. 66,68,93,94 Anm. 63, 112,113,115,116,161,172 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 38,42,60,64,84,98,118,127 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches, Gustav Lübbe Verlag Bergisch Gladbach 1994, Seite 245,366,462 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 23,27,42 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996, Seite 47,52,55,58,61-67 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 103,294,297 - Engels Odilo/Schreiner Peter: Die Begegnung des Westens mit dem Osten. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1993, Seite 25 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C. H. Beck München 1994, Seite 68 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 IV,4 Seite 10,13,24,28, 31,37-45,60,66,68,119,127,169,187,191,193,226,244,272,275,281-284,287,297,304,320 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seite 57,64,105 - Hlawitschka, Eduard: Herzog Giselbert von Lothringen und das Kloster Remiremont, in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka, Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris, Seite 377-421 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 189 - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 26,38,40,47,49,69,76-78,88,94 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971, Seite 72,81,124,128-151,162,199,218,262,281,324 - Plischke, Jörg: Die Heiratspolitik der Liudolfinger, Inaugural-Dissertation Universität Greifswald 1909 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 307,321,407 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 206,208-211,213,221 - Schmid Alois: Das Bild des Bayernherzogs Arnulf (907-937) in der deutschen Geschichtsschreibung von seinen Zeitgenossen bis zu Wilhelm von Giesebrecht. Verlag Michael Lassleben Kallmünz 1976, Seite 100 - Schmid Karl: Reich und Kirche vor dem Investiturstreit. Gerd Tellenabch zum 80. Geburtstag. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1985, Seite 52,55-56 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 10,19,22,23,24,43,47,57,125 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 116,122,129,130,135,141,151,168 - Schulze, Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 153,155,183,186,205,342 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994, Seite 191,211,213,223,271,287,313,323,329 - Treffer Gerd: Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996, Seite 61,65 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 87 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 485,494,497,499,511,521 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stutggart 1981, Seite 75 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 50,63,71,112,122,127,193,232,238 -

    Gerberga heiratete von Lothringen, Giselbert in 929. Giselbert wurde geboren in 880/895; gestorben am 2 Okt 939 in Andernach [56626],Mayen-Koblenz,Rheinland-Pfalz,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Gerberga heiratete von Frankreich, Ludwig IV. in 939. Ludwig (Sohn von von Frankreich, Karl III. und von Wessex, Aethgiva) wurde geboren in 920/921; gestorben am 10 Sep 954 in Sens [89100],Yonne,Burgund,Frankreich; wurde beigesetzt in Reims [51100],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 46. von Frankreich, Lothar  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in Ende 941; gestorben am 2 Mrz 986 in Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich; wurde beigesetzt in Reims [51100],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich.
    2. 47. von Frankreich, Karl  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in Jan 945; gestorben in 953.
    3. 48. von Frankreich, Mathilde  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 943; gestorben nach 981.
    4. 49. von Frankreich, Ludwig  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in Dez 948; gestorben am 10 Nov 954 in Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich.
    5. 50. von Niederlothringen, Karl  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 953 in Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich; gestorben am 22 Jun 992; wurde beigesetzt in Maastricht,Limburg,Niederlande,Niederlande.
    6. 51. von Frankreich, Heinrich  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 953 in Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich; gestorben in 953.

  10. 27.  von Bayern, Heinrich I.von Bayern, Heinrich I. Graphische Anzeige der Nachkommen (14.Heinrich3, 3.Otto2, 1.Oda1) wurde geboren um 920 in Nordhausen [99734],Nordhausen,Thüringen,Deutschland; gestorben am 1 Nov 955 in Pöhlde [37412],Osterode am Harz,Niedersachsen,Deutschland; wurde beigesetzt in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 947-955, Bayern,Deutschland; Herzog von Bayern

    Notizen:

    Heinrich I.
    Herzog von Bayern (947-955)
    4.919/22.4.922 Nordhausen - 1.11.955 Kloster Pöhlde Begraben: Regensburg Niedermünster

    2. Sohn des Königs HEINRICH I. aus seiner 2. Ehe mit der Mathilde, Tochter von Graf Dietrich

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Seite 2063

    Heinrich I., Herzog von Bayern 938-955
    * 919/22, + 1. November 955 Nordhausen Regensburg Begraben: Regensburg Niedermünster
    Entstammte den LIUDOLFINGERN
    Eltern:
    König HEINRICH I. und Mathilde
    oo Judith von Bayern
    Sohn:
    Heinrich der Zänker

    Nach vergeblichen Versuchen Heinrichs, der im Gegensatz zu seinem Bruder OTTO schon als Königssohn geboren war, Ansprüche auf den Thron oder zumindest die Mitregierung geltend zu machen, übertrug ihm OTTO I. 939 das Herzogtum Lotharingien, wo er sich jedoch nicht behaupten konnte. Nach einer weiteren Rebellion 941 erhob ihn der König unter Umgehung des von den LUITPOLDINGERN ausgebildeten Erbrechtes zum Herzog von Bayern und übertrug ihm zur Abstützung seiner Herrschaft Teile des Königsgutes in Bayern, wodurch das Herzogtum endgültig in das entstehende OTTONEN-Reich integriert wurde. 950 erhielt Heinrich die Oberhoheit über den Herzog von Böhmen, 952 das Herzogtum Friaul mit Istrien, Aquileia, Verona und Trient. Die Hauptleistung Heinrichs I. war der mit wechselndem Erfolg geführte Abwehrkampf gegen die Ungarn. Im Liudolfingischen Aufstand ab 953 wurde er wichtigster Helfer OTTOS I.

    Literatur:
    ADB XI, 454-457 - NDB VIII, 340 - BWbDG 1, 1085 - K. Reindel, Die bayer. Luitpoldinger 893-989, 1953 - Spindler I, 1981, 292-295 - Bayer. Biogr. I, hg. K. Bosl, 1983, 321.

    Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 321

    HEINRICH I., bayer. Herzog
    * 919/922 Nordhausen , + Oktober 955 Regensburg Begraben: Regensburg, Niedermünster
    Vater:
    König HEINRICH I.
    Mutter:
    Mathilde (+ 968)
    oo 936/37 Judith (+ nach 985)

    936 vergeblicher Anspruch auf die Thronfolge.
    939 Zuweisung von Lothringen.
    940 vom heimischen Adel vertrieben.
    948 als Nachfolger Herzog Bertholds Herzog von Bayern.
    952 zum bayerischen Herzogtum Übertragung des langobardischen Herzogtums Friaul.
    Auf seiten seines Bruders König OTTO I. Kampf gegen die Ungarn, unter anderem bei Regensburg und 955 auf dem Lechfeld bei Augsburg.

    Literatur:
    NDB 8; BWB 1; R. Holtzmann, Gesch. d. sächs. Kaiserzeit, 1955.

    Althoff: Gerd Seite 384, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    H 37
    Me: 1.11. Heinricus dux auus imperatoris Heinrici + 955 Herzog von Bayern, Bruder OTTOS I.

    (Es.) HEINRICH II. berücksichtigte bei der Neustiftung des ottonischen Gedenkens in Merseburg auch Traditionen, die in der bayerischen Linie der OTTONEN bewahrt worden waren. Zu ihnen ist auch der Eintrag seines Großvaters zu rechnen, siehe dazu ausführlich oben S. 197f.
    Allgemein vgl. NDB 8, S. 340ff; Biogr. Wörterbuch 1, Sp.1085 und FW H 11 mit weiteren Hinweisen. Zum Todesdatum: BO Nr. 240n.

    HERKUNFT UND GESCHICHTE FÜHRENDER BAYERISCH-ÖSTERREICHISCHER GESCHLECHTER IM HOCHMITTELALTER, Gewin Dr. J.P.J.: Seite 133

    II. 2. HEINRICH I.

    Herzog von Bayern, c. 947-955 (+).
    955. November 1. Herzog Heinrich I. von Bayern stirbt und wird von seiner Gemahlin Judith im Kloster Niedermünster in Regensburg beigesetzt: Reindel S. 220.

    Gemahlin:
    Judith E. I. 6. + c. 987.
    955. Herzogin, Regentin, Vormünderin ihres Sohnes Heinrich.
    973. April 23. Auf Bitten seiner Gemahlin Adelheid schenkt Kaiser OTTO I. der Judith, der Witwe seines Bruders Heinrich die Saline Reichenhall: Urkunde Ottos I. nr. 431, Reindel S. 229.
    Gemahlin: Judith E. I. 6.

    Glocker Winfrid: Seite 273, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    IV, 5 HEINRICH
    * 919 IV/922 IV 22 (c 919), + 955 XI 1

    936 Thronprätendent, (?)
    940 Herzog von Lothringen,
    947 XII Herzog von Bayern;
    oo c 937/40 Judith, Tochter Herzog Arnulfs des Bösen von Bayern + (nach 974) am VII 29

    Heinrich ist als zweiter Sohn von König HEINRICH I. aus dessen Ehe mit der Königin Mathilde bezeugt bei Widukind I c. 31, Seite 43, in Hrotsviths Gesta Oddonis v. 46, sowie durch die urkundliche Erwähnung in D H I, 3; weitere Quellenbelege sind zusammengestellt von Köpke-Dümmler S. 12, Anm. 5.
    Die Angaben zu Heinrichs Geburtsjahr ergeben sich aus seiner Geburt "in aulka regali" (vgl. dazu im 1. Teil auf Seite 53 ff.) und seiner urkundlichen Erwähnung in D H I. 3; vgl. dazu Köpke-Dümmler a. a. O. Der Todestag Heinrichs von Bayern ist im Merseburger Nekrolog und im Nekrolog von Kloster Niedermünster zu Regensburg (dort ist der Bayern-Herzog beigesetzt) aufgeführt; vgl. Reindel, Luitpoldinger Nr. 107.
    Die einzelnen Quellenstellen zu Heinrichs Gemahlin Judith sind ebenfalls in der Sammlung von Reindel, Luitpoldinger, zusammengestellt unter den Nrn. 89 (Heirat), 107 (Tod Heinrichs), 108-116 (Regentschaft), 118 (Tod) und 131 (letztmalige Erwähnung, offenbar nach Judiths Tod).
    Das Jahr der Eheschließung Judiths mit dem Königsbruder Heinrich ist nicht überliefert. Hrotsvith, Gesta Oddonis v. 156-159, hat die Nachricht von der Eheschließung des Königsbruders zwischen die Krönung OTTOS I. und die zweite Erhebung Herzog Eberhards von Franken eingeordnet; Heinrich wäre zu dieser Zeit 16-17 Jahre alt, was zu einer Verehelichung gut passen würde. Die chronologische Einreihung der Gandersheimer Nonne veranlaßten Köpke-Dümmler S. 80 und Reindel, Luitpoldinger Nr. 89, zur Datierung auf 936/37. Werner VII, 84 hingegen äußerte Zweifel an diesem zeitlichen Ansatz, da als einziger Terminus ante quem für den Zeitpunkt der Eheschließung sich die Geburt eines Sohnes (des späteren Herzog Heinrich dem Zänker) im Jahre 951 aus besagter Verbindung festlegen läßt. Doch können wir einen weiteren Ansatzpunkt, um das gesuchte Jahr zu bestimmen, der Gandersheimer Reimchronik des Priesters Eberhard entnehmen: dort wird uns berichtet, Gerberga, eine Tochter Heinrichs und Judiths, sei von ihren Eltern zur Sühne für die zweite Erhebung Heinrichs gegen dessen Bruder, König OTTO I., für den kirchlichen Dienst bestimmt worden. Da Gerberga später Äbtissin in Gandersheim wurde, könnte in der lokalen Tradition ein präziseres Wissen bewahrt worden sein. Unter der Voraussetzung, die Angaben Eberhards träfen zu, wäre die Hochzeit zwischen dem Königsbruder Heinrich und der Herzogs-Tochter Judith in die Jahre 937/40 zu setzen.
    Eccard bei Scheid, Origines Guelficae Bd. 4, S. 402-407, setzt in seiner Stammtafel des sächsischen Kaiserhauses eine außerordentliche Verbindung Heinrichs von Bayern mit einer vornehmen Slawin namens Hildeswinda an, wobei er als Quellenbeleg die Historiae genealogica des Heinrich Bodo angibt. Aus dieser Verbindung soll ein unehelicher Sohn namens Brun hervorgegangen sein, den Eccard mit dem "Bruno nepos noster", d. i. ein Verwandter Kaiser OTTOS II., aus dem D O II. 138 identifiziert und als Stammvater der braunschweigischen BRUNONEN nach Sachsen zurückkehren läßt. Diese genealogischen Kombinationen sind aber nur durch späte Nachrichten bezeugt und damit wertlos.

    Schwennicke Detlev: Tafel 10, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    HEINRICH I., 940 HERZOG VON LOTHRINGEN, 947/55 HERZOG VON BAYERN
    * XII 919/22. IV 922, + Regensburg 1. XI 955 Begraben: Regensburg Niedermünster
    oo um 937/40 JUDITH VON BAYERN (LUITPOLDINGER), 974 nach Niedermünster in Regensburg + 29. VII (nach 974)
    Tochter von Herzog Arnulf von Bayern

    Thiele, Andreas: Tafel 13, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

    HEINRICH I.
    * um 920, + 955
    Sohn des deutschen Königs HEINRICH I. VON SACHSEN, Bruder OTTOS DES GROSSEN

    Heinrich wurde 937/38 von seinem Halbbruder Thankmar gefangengesetzt und rebellierte seit 938 selbst, beanspruchte als "echter" Königssohn und "Purpurgeborener" die Nachfolge, da OTTO I. vor dem väterlichen Königtum geboren wurde, worin ihn seine Mutter noch bestärkte. Er floh nach der Schlacht bei Birten 939 nach Frankreich, unterwarf sich 940 und wurde Herzog von Lothringen. 941 wurde ihm auf Fürbitte seiner Mutter erneut verziehen, als er am Komplott sächsischer Fürsten beteiligt war, das OTTO I. am Osterfest 941 ermorden wollte. Er war seitdem eine treue Stütze seines königlichen Bruders und wurde 947 nach dem Tode des Herzogs Berthold als Herzog von Bayern eingesetzt, obwohl er als Herzog von Lothringen völlig versagt hatte. Er wurde gegen Ungarn offensiv, geriet in Bayern schroff gegen die Familie seiner Frau, die LUITPOLDINGER und wurde von seinem schwäbischen Neffen bedrängt, 952 zeitweise verjagt. Der Liudolfingische Aufstand richtete sich vor allem gegen den Einfluß, den Heinrich und die Königin Adelheid auf die Regierungsgeschäfte und den König ausübten. Er unterstützte den Bruder gegen Böhmen, zog 951 mit nach Italien und bekam zu Bayern Istrien, Friaul und die Mark Verona dazu. Den Erzbischof Herold von Salzburg ließ er ohne Urteil blenden und nach Seben verbannen, was einen Aufstand der bayrischen Großen zur Folge hatte, den Heinrich am 3.3.955 bei Mühldorf am Inn blutig unterdrückte. Anschließend eroberte er mit königlicher Hilfe seine sich tapfer verteidigende Hauptstadt Regensburg.

    um 938 oo JUDITH VON BAYERN + um 978
    Tochter und Erbin des Herzogs Arnulf des Bösen, 955 bayerische Regentin

    Hlawitschka; Eduard: Seite 122, "König Heinrich I." in: Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern.

    DIE NACHKOMMEN KÖNIG HEINRICH I.

    5. HEINRICH, Herzog von Bayern
    * ca. 919/20
    + 1.11.955 Grabstätte: Kloster Niedermünster in Regensburg
    oo 936/37 JUDITH, Tochter Herzog Arnulfs von Bayern (+ 14.7.937) + 29.6. nach 974, evtl erst nach 980 Grabstätte: Kloster Niedermünster

    Spindler Max: Teil I Seite 292-295, "Handbuch der bayerischen Geschichte"

    Die Herzogswürde kam an einen Stammesfremden, der mit dem alten Herrscherhaus allerdings durch verwandtschaftliche Beziehungen verbunden war; die Ehe mit Judith, der Tochter Herzog Arnulfs, mochte dazu beitragen, die Stellung des sächsischen Herrschers in Bayern zu festigen. Herzog Heinrich übernahm die ungarnfeindliche Politik seines Vorgängers; offenbar in den Jahren 948 und 949 fanden Kämpfe im Nordgau statt, von denen der erste bei Floß mit einem Sieg, der zweite an der Luhe mit einer Niederlage der Bayern endete. Im Jahre 950 ging hingegen Heinrich offensiv vor; er zog bis über die Theiß, schlug die Ungarn zweimal und erbeutete neben vielen Gefangenen auch reiche Schätze. Seit dem Jahre 907 war es das erste Offensivunternehmen, das man wider gegen die Ungarn vortragen konnte, und der Erfolg hat Heinrichs Ansehen sehr gesteigert. Eine neue Steigerung seiner Machtstellung erfuhr er im Jahre 950; als König OTTO Herzog Bolelsav von Böhmen unterworfen hatte, unterstellte er ihn dem Bayern-Herzog und erneuerte damit die alte Tradition, nach der die böhmischen Fürsten vom bayerischen Herrscher abhängig waren. Eine terriroriale Ausdehnung erfuhr Bayern sodann nach dem siegreichen Kriegszug OTTOS im Jahre 951 gegen Italien, ab dem sich auch Bayern beteiligten. Auf dem Reichstag zu Augsburg im August wurde das alte langobardische Herzogtum Friaul, das die Markgrafschaften Istrien, Aquileja, Verona und Trient umfaßte, an Bayern angegliedert. Das bayerische Herzogtum erstreckte sich von Fichtelgebirge bis zur Adria, vom Lech bis zum Wienerwald und hatte damit seine größte territoriale Ausdehnung während des ganzen Mittelalters erreicht. Freilich wird man bedenken müssen, daß Bayern diese letzte Ausdehnung und Machtsteigerung nach Süden nicht mehr aus eigener Kraft, nicht mehr als unabhängiger Staat errungen hatte, sondern im Verband des deutschen Reiches, durch eine Entscheidung des deutschen Königs.
    Daß die Herrschaft des Sachsen in Bayern noch nicht fest verwurzelt war, zeigten die Ereignisse des Jahres 953, wo sich in Bayern die Empörung des Königs-Sohnes Liudolf mit einem Aufstand des bayerischen Stammesadels unter luitpoldingischer Führung verknüpfte. Beim Kampf gegen seinen Sohn erhielt OTTO zunächst von seinem Bruder Heinrich Unterstützung, der bayerische Hilfstruppen zur Belagerung Liudolfs in Mainz heranführte. Während seiner Abwesenheit hatte Heinrich den Pfalzgrafen Arnulf, den Sohn des alten Herzogs Arnulf, mit seiner Stellvertretung in Bayern beauftragt. Arnulf verständigte sich jetzt mit Liudolf, und es ist nicht ganz klar, von wem dabei die Initiative ausging. Jedenfalls mußten beide Männer in Herzog Heinrich ihren Hauptgegner sehen, der den einen aus der Gunst beim Vater, den anderen aus dem Besitz des bayerischen Herzogtums verdrängt hatte. Die bayerischen Truppen vor Mainz verließen das königliche Heer; Liudolf konnte an ihrer Spitze nach Bayern ziehen, wo sich Arnulf ihm jedenfalls als dem künftigen deutschen König unterwarf. Dem Aufstand hatten sich fast alle Mitglieder der luitpoldingischen Familie angeschlossen, außer Arnulf werden noch seine Brüder Hermann und Heinrich sowie Bertholds Witwe Biletrud genannt. Auch der bayerische Adel scheint sich überwiegend dem einheimischen Geschlecht angeschlossen zu haben, das zeigt der Abfall des Heeres vor Mainz und ebenso die Tatsache, dass in Bayern fast alle festen Plätze in den Händen der Empörer waren, und dass OTTO Ende 953 Regensburg mehrere Monate lang vergeblich belagerte. Lediglich Bischof Ulrich von Augsburg trat tatkräftig für die Sache des Königs ein. Doch während er den größten Teil seiner Ritter zur Verstärkung des königlichen Heeres nach Regensburg führte, konnte Pfalzgraf Arnulf inzwischen Augsburg erobern und plündern. Im Winter 953/54 verschanzte Ulrich sich daher in seinem Kastell Schwabmünden, und bei den Kämpfen, die sich hier abspielten, fiel ein Bruder Arnulfs, Hermann, in seine Hand. Noch während des Kampfes um Schwabmünden erschienen die Ungarn im Land, das nun, durch keine vertraglichen Bindungen mehr geschützt, von ihnen geplündert wurde. "Durch inneren und äußeren Krieg erschöpft" mußten die Bayern den König bis zum 15. Juni 954 um Waffenstillstand bitten. Bei dem am 16. Juni in Langenzell bei Fürth beginnenden Reichstag machten sich beide Parteien gegenseitig den Vorwurf, den auswärtigen Feind ins Land gerufen und mit ihm paktiert zu haben. Allerdings lichtete der Tag von Langenzell die Reihen der Königsgegner, nur Liudolf und die LUITPOLDINGER blieben unversöhnlich und zogen sich wieder nach Regensburg zurück. König OTTO versuchte vergeblich, die ebenfalls von den Aufständischen besetzte Festung Roßtal bei Kadolzburg südwestlich Nürnberg zu erstürmen, und machte sich dann wieder an die Belagerung der bayerischen Hauptstadt. Als die Lebensmittel in der belagerten Stadt knapp wurden, versuchte man mehrere Ausfälle. Bei einer solchen Gelegenheit ist das Haupt des luitpoldingischen Aufstandes, Pfalzgraf Arnulf, vor dem Osttor gegen eine vom Markgrafen Gero von Sachsen befehligte Heeresabteilung gefallen, vermutlich am 22. Juli 954. Die Aufständischen gaben dennoch den Widerstand nicht auf, auch nicht, als ein Teil der Stadt von den Belagerern erobert wurde und ein anderer, vermutlich am 15. August niederbrannte. Selbst als Liudolf sich seinem Vater unterworfen und Verzeihung gefunden hatte, war die Empörung in Bayern noch nicht beendet; es bedurfte einer erneuten Belagerung im Frühjahr 955, um Regensburg endlich zu bezwingen, ein weiterer Widerstand mußte dann noch durch eine Schlacht nahe Mühldorf, vermutlich am 1. Mai 955, gebrochen werden. Dabei fiel der wohl mit den LUITPOLDINGERN verwandte Erzbischof Herold von Salzburg, der sich nach anfänglichen Schwanken den Aufständischen angeschlossen hatte, in die Hände Herzog Heinrichs, der ihn geblendet in die Verbannung nach Säben schickte.
    Inzwischen waren auch die Ungarn wieder in Bayern erschienen, durchzogen plündernd das Land und belagerten das von Bischof Ulrich verteidigte Augsburg. Hier trat ihnen OTTO im August 955 mit einem Heer entgegen, in dem zwar Sachsen und Lothringer fehlten, in dem aber neben Franken, Schwaben und Böhmen auch bayerische Kontingente standen. Es ist kaum anzunehmen, daß sich darunter auch Truppen der Empörer befanden, die eben erst im Mai 955 von OTTO endgültig niedergeworfen worden waren. Zudem sehen wir an dem Verhalten Bertholds von Reisensburg, des Sohnes des Pfalzgrafen Arnulf, daß der Widerstand immer noch nicht erloschen war. Er war im Jahre 955 offenbar aus Bayern verbannt worden und hatte sich auf die Reisensburg (bei dem schwäbischen Günzburg) zurückgezogen. Von hier aus warnte er die Augsburg belagernden Ungarn vor dem Anrücken des königlichen Heeres, das dann allerdings trotz dieser Warnung am 9. August 955 auf dem Lechfeld den großen Sieg errang, der die Ungarngefahr für die abendländischen Reiche bannte.
    Am 1. November 955 starb Herzog Heinrich I. von Bayern und die Nachfolge seines 4-jährigen gleichnamigen Sohnes "in ducatum et marcam" ist anscheinend ohne Schwierigkeiten vonstatten gegangen.


    937/40 oo Judith von Bayern, Tochter des Herzogs Arnulf um 925-29.7. nach 974


    Kinder:

    - Heinrich II. der Zänker 951-28.8.995
    - Hadwig ca. 940/45-26.8.994
    oo Burchard III. Herzog von Schwaben um 906-12.11.973
    - Gerberga 7. Äbtissin von Gandersheim (956-1001) ca 940-13./14.11.1001
    - Brun


    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 85,88,157,160, 168,197,199,384 H 37 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 56,78,82,85,95,97-104,107,110,139,243 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lothringen im 10. Jahrhundert, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 87,88, 89-101,103,107,111,113,125 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 42,53,59-61,69,71-73,75-77,80,82,94 - Bosl, Karl: Bosls Bayerische Biographie, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1983 Seite 321 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 313,505,512,518/Band II Seite 115 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 49,214,411 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 115,117-121,123,125,130 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 26,49-51,72,74,89,93,96 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 - Hrosvit von Gandersheim - Keller, Hagen: Die Ottonen. Verlag C.H. Beck München 2001 Seite 16,26,28-34,36-45,51,59,89 - Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 - Körntgen, Ludger: Ottonen und Salier. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2002 Seite 11-14,48 - Laudage, Johannes: Otto der Große. Eine Biographie. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 2001 - Lechner Karl: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar 1992, Seite 31-34,43 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 172,650-652,659,667,678,798 - Pohl Walter Pohl: Die Welt der Babenberger. Schleier, Kreuz und Schwert, hg. von Brigitta Vacha, Verlag Styria, Seite 59,67,69 - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998 Seite 192,436,440, 444,446,517 - Reindel, Kurt: Die bayerischen Luitpoldinger von 893-989, 1953 - Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg.): Otto III. - Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 29-399 - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan (Hrsg.): Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung "Otto der Große, Magdeburg und Europa" Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001 Seite 50,139,158,159,168,207,220,272,302 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 11,13,19,20-23,37-41 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 140, 177-196,188-190,192,195,212,249 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 10 - Spindler Max: Handbuch der bayerischen Geschichte Erster Band Das alte Bayern. Das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts. C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München Teil I Seite 292-295 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 13 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 14,24-28,34,40-44, 72-78 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 15-19,27, 43,58 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart 1981 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 9-290 -

    Neue Deutsche Biographie - Heinrich I.

    Herzog von Bayern (seit 948), * zwischen 919/22 Nordhausen, † Oktober 955 Regensburg, ⚰ Regensburg, Niedermünster.

    Da H.s Geburt im Gegensatz zu der seines älteren Bruders Otto erst nach der Königskrönung seines Vaters erfolgt war, machte er als „porphyrogennetos“ 936 von seiner Mutter unterstützte jedoch vergebliche Ansprüche auf die Thronfolge geltend. 938/39 verbündete er sich mit den Herzögen Eberhard von Franken, Giselbert von Lothringen sowie einem Teil der sächsischen Großen gegen Otto. Nach schweren Kämpfen, bei denen H. verwundet wurde, unterwarf er sich Ende 939 seinem Bruder und erhielt von diesem Lothringen zugewiesen, von wo er aber bereits 940 durch einheimische Große vertrieben wurde. 941 in eine neue Verschwörung gegen seinen Bruder verwickelt, kam er nach deren Entdeckung nach Ingelheim in Haft, erhielt aber am Weihnachtstag 941 abermals Verzeihung. Nach dem Tod Herzog Bertholds von Bayern verlieh Otto dieses Herzogtum Anfang 948 seinem Bruder H., der mit einer Tochter des bayerischen Herzogs Arnulf verheiratet war. Als Herzog setzte H. die schon von seinem Vorgänger angebahnte feindliche Politik gegen die benachbarten und ehedem mit dem bayerischen Herzogshaus befreundeten Ungarn fort; 948 und 949 fanden Kämpfe im Nordgau statt, von denen der erste bei Floß mit einem Sieg, der zweite an der Luhe mit einer Niederlage der Bayern endete; 950 konnte H. den Ungarn bei einem Offensivunternehmen jenseits der Theiß eine Niederlage beibringen. 950 war H. auch am Böhmenfeldzug beteiligt, und Otto I. unterstellte ihm den unterworfenen Böhmenherzog Boleslaw. 952, nach der Teilnahme H.s am Italienzug des Vorjahres, erfolgte die Angliederung des alten langobardischen Herzogtums Friaul an Bayern, das damit seine größte territoriale Ausdehnung während des ganzen Mittelalters erreicht hat. H. hielt zwar jetzt seinem Bruder die Treue, machte sich dafür aber durch Intrigen den Königssohn Liudolf und Herzog Konrad von Lothringen zu Feinden, die sich daraufhin mit anderen Unzufriedenen gegen die Herrschaft Ottos I. zusammenschlossen. Bei den ausbrechenden Kämpfen unterstützte H. 953 seinen Bruder vor Mainz, doch gingen seine bayerischen Truppen zu Liudolf über, der nun gemeinsam mit dem luitpoldingischen Pfalzgrafen Arnulf in Bayern den Kampf fortsetzte, der sich insbesondere um Regensburg konzentrierte; erst|nach zweijähriger Belagerung konnte 955 die bayerische Hauptstadt genommen werden. In diese Kämpfe griffen auch die Ungarn ein, die dabei im August 955 auf dem Lechfeld eine entscheidende Niederlage erlitten. Der erkrankte H. war daran bereits nicht mehr beteiligt.



    Geburt:
    4.919/22.4.922

    Gestorben:
    Kloster Pöhlde

    Begraben:
    Niedermünster

    Heinrich heiratete von Bayern, Judith um 937/940. Judith (Tochter von von Bayern, Arnulf und von Friaul, Judith) wurde geboren um 925; gestorben nach 985 in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland; wurde beigesetzt in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 52. von Bayern, Hadwig  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 940/945; gestorben am 28 Aug 994.
    2. 53. von Gandersheim, Gerberga II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 940; gestorben in Nov 1001.
    3. 54. von Bayern, Heinrich II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 951; gestorben am 28 Aug 995 in Bad Gandersheim [37575],Northeim,Niedersachsen,Deutschland; wurde beigesetzt in Bad Gandersheim [37575],Northeim,Niedersachsen,Deutschland.
    4. 55. von Bayern, Brun  Graphische Anzeige der Nachkommen

  11. 28.  von Sachsen, Hadwigvon Sachsen, Hadwig Graphische Anzeige der Nachkommen (14.Heinrich3, 3.Otto2, 1.Oda1) wurde geboren in 922; gestorben nach 958.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Franzien,Frankreich; Herzogin von Franzien

    Notizen:

    Hadwig von Sachsen
    Herzogin von Franzien
    922-9.1. nach 958
    Jüngere Tochter des Königs HEINRICHS I. aus seiner 2. Ehe mit der Mathilde von Ringelheim, Tochter von Graf Dietrich

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Seite 1824
    Hadwig
    + nach 958
    Tochter König HEINRICHS I.
    oo 937 Hugo der Große Herzog der Francia

    In seiner Auseinandersetzung mit dem westfränkischen König Ludwig IV. suchte Hugo der Große die Unterstützung OTTOS DES GROSSEN und vermählte sich mit dessen Schwester Hadwig.
    Nach dem Tode Hugos (956) verwaltete Hadwig das robertinische Erbe. 957 half sie ihrem Bruder Brun von Köln im Kampf gegen Reginar III. von Hennegau; 958 begab sie sich nach Burgund, wo es nach dem Hoftag von Marzy (bei Nevers) zu Streitigkeiten zwischen Hugo Capet und König Lothar kam.

    Literatur:
    W. Kienast, Dtl. und Frankreich in der Ks.zeit (900-1270), I. 1974, 61,77-79,81,85.

    Althoff Gerd: Seite 365, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"
    K 13 Me: 10.5. Hadeuui + nach 958 Schwester OTTOS I.

    (Es.) Obgleich ein Titel fehlt, handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um die Schwester OTTOS DES GROSSEN, die 937 Hugo von Franzien heiratete und auch im Gedenken des Essener Konvents begegnet, vgl. Ribbeck, Ein Essener Necrologium aus dem 13. und 14. Jahrhundert, S. 85.
    Ihr Todesjahr ist nicht bekannt, sie wird 958 zum letzten Mal erwähnt; vgl. Köpke-Dümmler, Otto der Große, S. 61,77ff., 85.

    Glocker Winfrid: IV, 6; Seite 274, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    IV, b 6) Hadwig
    * c 922, + (nach 958) I 9
    oo 935 V 9/937 IX 14 Hugo ("der Große"), Graf zahlreicher Grafschaften
    * c 895, + 956 VI 16/17

    Hadwig ist als Tochter König HEINRICHS I. durch D H I. vom 9.5.935 bezeugt.
    Die Geburtszeit ist aus der Vermählungszeit unter Annahme des üblichen Heiratsalters von 15 Jahren zurückgerechnet; freilich könnte Hadwig auch gut schon in den Herzogsjahren ihres Vaters geboren sein.
    Die Abstammung dieser Tochter HEINRICHS I. aus der zweiten Ehe mit Mathilde ist aber durch Widukind gesichert, der erstaunlicherweise wie auch Flodoard den Namen der Gattin Hugos des Großen nicht kennt.
    Der Zeitpunkt der Eheschließung Hadwigs läßt sich eingrenzen durch die urkundliche Nennung Hadwigs als unvermählte Tochter König HEINRICHS I. in D H I. 37 und das erstmalige Auftreten Hugos zusammen mit der "conjux sua Haduidis" in seiner Urkunde vom 14.9.937. Lauer vermutet, die Hochzeit könnte im Mai 937 gefeiert worden sein, als sich König OTTO I. in Mainz und Ingelheim aufhielt.
    Für den Todestag Hadwigs kommen drei Angaben in Frage. Das Nekrolog von S.-Germain-des-Pres gibt den 9.1., das Echternacher Nekrolog nennt zum 16.8. eine "Hatawich, filia regis OTTONIS" (statt HEINRICI ?), und in der sächsischen Memorialtradition wurde am 10.5. bzw. 12.5. der Todestag einer "Hadeuui" (Merseburg), "Hathauuig comitissa" (Essener Sakramentarhandschrift) und "Hathuuiga" (Borghorst, dort zum 12.5.) gefeiert.
    Werner entschied sich für die Angabe 9.1., da "die Wahrscheinlichkeit, ein genaues Datum und sichere Identität zu bieten, in der Abtei Hugos des Großen am höchsten, die Möglichkeit, es handle sich um eine andere Trägerin desselben Namens, am geringsten" sei. Obwohl die Erklärung recht plausibel klingt, macht doch das dreimalige Auftreten einer Hadwig gerade in der Memorialüberlieferung, die zum größten Teil auf die Tradition der OTTONEN-Familie zurückgeht, stutzig.
    Das Todesjahr Hadwigs ist unbekannt. Zum letzten Mal sicher bezeugt ist sie bei Flodoard 958 (Ende) Seite 146: "Bruno Coloniensis archiepiscopus cum exercitu Lothariensium per Franciam proficiscitur in Burgundiam, locuturus cum sororibus ac nepotibus suis." Am Beginn des folgenden Jahresberichtes läßt der Reimser Annalist Bruno nur noch "cum regina sorore ac nepotibus" zusammentreffen. Der Text legt die Vermutung nahe, Hadwig sei zwischenzeitlich verstorben, weil sie nicht mehr erwähnt ist.
    Hadwig ist nur noch bei dem 12. Jahrhundert arbeitenden Sigibert von Gemblaux 965 als Teilnehmerin am Kölner Hoftag erwähnt; doch da wir aus den anderen Quellen gut über die anwesenden Angehörigen OTTOS DES GROSSEN Bescheid wissen, dürfte die Nachricht Sigiberts auf einem Irrtum beruhen.
    Gut stützen läßt sich unser Ansatz für das Todesjahr Hadwigs durch zwei Urkunden: So fehlt Hadwig in der Urkunde König Lothars vom 5.10.965, in der der König auf Intervention der Königin Gerberga und auf Wunsch des verstorbenen Hugo des Großen, des Gatten Hadwigs, an St. Remi zu Reims schenkt. In einer "pro remedio animae"-Schenkung an Graf Gottfried I. von Anjou vom 19.6.966 für Hugo Capet und dessen Eltern, also Hugo der Große und Hadwig, sind Vater und Mutter Hugo Capets unterschiedslos und damit wohl beide verstorben aufgeführt.
    Sie war seit 954 Mitregentin.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 462, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 9

    Zu Hugo dem Großen ist daran zu erinnern, daß die anderen Kinder Herzog Roberts nicht zu den Nachkommen KARLS DES GROSSEN zählen, da sie im Unterschied zu Hugo nicht der Ehe Roberts mit Beatrix, aus dem Hause der HERIBERTINER, entstammen.
    Hugo und seine Nachkommen fehlen bei Brandenburg, der die urkundlich gesicherte Abkunft Hugos von Beatrix zu Unrecht bestritt, siehe oben Anmerkung VI, 4.
    Todesdatum Hugos Lot, Dern. Carol. 16.
    In den Besitz zahlreicher Grafschaften folgte Hugo dem Vater, als dieser 923 König wurde. Seit 936 tritt er in Urkunden als dux Francorum auf, ein Titel, den er sich verleihen ließ, als er den jungen KAROLINGER Ludwig IV. aus dem englischen Exil zurückholte und damit das karolingische Königtum wiederherstellte.
    Nachweis seiner ersten Ehe mit einer Grafen-Tochter aus Maine, Werner, Untersuchungen 281-283.
    Datum der zweiten Ehe mit der Königs-Tochter von Wessex, Schwester der Gattin König Karls III., Flodoard, Anmerkung 926, gegen Ende.
    Hugos dritte Ehe mit Hathui/Hadwig wurde vor 937 IX 14 geschlossen, Datum der Urkunde, in der erstmals Hugo mit einer coniux sua Haduidis auftritt, HF 9, 720-722. Im D 37 HEINRICHS I. (MG DD reg. et imp. Germ. 1,71) von 935 V 9 war Hadwig noch als unvermählte Tochter des Königs aufgetreten. Lauer, Louis IV, 27 Anmerkung 4 vermutet im Anschluß an Luchaire, Hugos Hochzeit mit der Schwester OTTOS I. habe vielleicht im Mai 937 stattgefunden, als OTTO sich in Mainz und Ingelheim aufhielt.
    Nicht weniger als drei Tagesangaben kommen für das Todesdatum der Hadwig in Betracht. Die Gedenkbücher von Merseburg und Essen nennen zum 10. Mai Hathewig comitissa, im Echternacher Nekrolog steht zum 16. August Hatawich filia regis OTTONIS (statt HEINRICI?), im Nekrolog von S-Germain-des-Pres endlich wird der 9. Januar angegeben. Wir geben diesem letzteren Datum den Vorzug; die Wahrscheinlichkeit, ein genaues Datum und sichere Identität zu bieten, ist in der Abtei Hugos des Großen am höchsten, die Möglichkeit, es handele sich um eine andere Trägerin desselben Namens, am geringsten.
    Flodoard, Ann., spricht zu 957 von der relicta Hugonis, zum Ende 958 vom Zuge Bruns von Köln nach W-Franken und Burgund, locuturus cum sororibus ac nepotibus suis, also mit Königin Gerberga und Herzogin Hadwig und beider Söhnen, König Lothar und Hugo Capet. Eine spätere Erwähnung Hadwigs ist mir nicht bekannt. Es muß auffallen, daß Flodoard 959 den Brun, bei einem erneuten Aufenthalt in W-Franken, zwar mit den nepotibus suis, aber nur noch mit regina sorore, der Königin Gerberga, zusammentreffen läßt. 960 bemüht sich Brun um die Söhne Hugos des Großen und vermittelt ihre Belehnung durch Lothar: Von der Mutter ist nicht die Rede. So ist es nicht ausgeschlossen, daß Hadwig schon 959 I 8 starb, ohne daß Flodoard ihren Tod ausdrücklich vermerkte. In die gleiche Richtung weist, daß König Lothar 961 X 5 die Villa Conde auf Wunsch des 956 verstorbenen Grafen Hugo (des Großen) an S.-Remi-de-Reims schenkt: Die Königin Gerberga interveniert, Hadwig jedoch wird nicht erwähnt.
    966 VI 19 urkundet Graf Geoffroi I. von Anjou (ed. Bertrand de Broussillon, Cartulaire de S.-Aubin-d'Angers 1, 1896, 4-7, nr. 2) und schenkt pro remedio animae senioris nostri domni Hugonis, praesentis Francorum ducis, seu pro patris matrisque eius (also für Hugo den Großen und Hadwig, die hier ohne Unterscheidung als wohl beide schon verstorben aufgeführt werden). Das bedeutet zugleich, daß Flodoard, dessen Annalen bis 966 gehen, in jedem Fall Hadwigs Tod unerwähnt gelassen hat und ihn nicht etwa nur darum nich gebracht hat, weil er bis 966 nicht eingetreten war.
    Daß Hadwig zusammen mit ihrer Schwester Gerberga 965 noch auf dem Hoftag Kaiser OTTOS in Köln geweilt habe, berichtet nur der späte Sigebert von Gembloux.

    Glocker Winfrid: Seite 28-46, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    III. Gerberga und Hadwig, die Schwestern Ottos des Großen

    Gerberga, die eine der beiden Schwestern OTTOS DES GROSSEN, wurde im Sommer 928 mit dem Lothringer-Herzog Giselbert vermählt. Nach dem Tode ihres Gatten wandte sich Gerberga an Ludwig IV., den westfränkischen König, der sie als seine Gemahlin heimführte. Schon zwei Jahre vor dieser Eheschließung war die andere der Schwestern, Hadwig, die Gemahlin Herzog Hugos von Franzien, des innenpolitischen Hauptgegners Ludwigs IV., geworden. Unser Wissen über Hadwig ist jedoch nur sehr schmal und steht zudem in einem inneren Zusammenhang mit der Geschichte Gerbergas: daher bietet es sich an, die beiden Schwestern in einem Kapitel gemeinsam zu behandeln.

    4. Die Heirat Hadwigs mit Hugo von Franzien

    Die zeitgenössischen historischen Quellen wissen nur wenig über diese Schwester OTTOS DES GROSSEN. Wenn sie überhaupt - wie Widukind, Flodoard und Hugo von Fleury - von ihrer Person Kenntnis haben, so ist ihnen der Name Hadwigs doch unbekannt, der uns in einer Urkunde ihres Vaters, König HEINRICH I., überliefert ist. Eine Urkunde Herzog Hugos von Franzien, des Gemahls der Hadwig, vom 14. September 937 ermöglicht uns die chronologische Einordnung dieser Vermählung.
    Wir wissen auch nicht, von welcher Seite die Initiative zu dem Ehebündnis zwischen dem ost- und westfränkischen Reich ausging. Philippe Lauer nahm an, es handle sich hier um "un pretexte [von Seiten OTTOS DES GROSSEN] pour intervenir en France" und tadelte in seiner eher nationalistischen Sicht der Geschichte des 10. Jahrhunderts wegen "les plus graves consequences... des invasions allemandes en France", die Folgeerscheinung dieser Politik werden sollten. August Heil dagegen sah die Initiative eher bei Hugo dem Großen, da dieser für den "beabsichtigten Kampf gegen Ludwig den nötigen Rückhalt" gesucht habe.
    Wohl beide Seiten erwarteten sich Vorteile aus dieser Vermählung: Hugo suchte (und fand) eine zusätzliche Stütze für seine Politik im ostfränkischen Reich, während OTTO I. ein zusätzliches Gewicht in die Waagschalen der lothringischen Frage legen konnte, einer Frage, die immer noch als unentschieden angesehen werden mußte.


    5. Die Einflußnahme Ottos und Bruns im Westreich

    König Ludwig IV. gelang es nicht, seinem Anspruch auf Lothringen mit realem politischen Gewicht durchzusetzen, den er in der Heirat mit der Witwe des lothringischen Herzogs hatte bekräftigen wollen. OTTO nutzte die Gelegenheit seines Aufenthaltes in Lothringen und traf sich mit den innenpolitischen Gegnern des westfränkischen Königs, obwohl dieser nun sein Schwager geworden war. Dieses Bündnis mit den Gegnern Ludwigs nahm ein Jahr später sogar vasallitische Formen an: "Hugo et Heribertus... Othoni regi obviam proficiscuntur; cui conjuncti at Atiniacum eum perducunt, ibique cum Rotgario comite ipsi Othoni sese committunt." König Ludwig wurde so durch dieses Bündnis in die Zange genommen, konnte sich nicht behaupten und mußte nach militärischen Niederlagen gegen Hugo und OTTO 942 das faktische Scheitern seiner Pläne anerkennen: der ostfränkische König verblieb im Besitz Lothringens.
    Die ältere Forschung nahm an, es sei hauptsächlich Gerberga gewesen, die ihren Gemahl zu diesem Verzicht bestimmt habe. Doch gegen eine solche Hypothese lassen sich eine Reihe von Einwänden vorbringen: die politische Vorgeschichte Gerbergas, vor allem ihre eigenmächtige Heirat mit dem westfränkischen König, läßt es als wenig wahrscheinlich erscheinen, sie habe sich nun urplötzlich zum Anwalt der ostfränkisch-deutschen Interessen gemacht. Die Einwilligung der Witwe des lothringischen Herzogs in die neue Ehe mit Ludwig IV., deren politische Bedeutung Gerberga wohl kaum verborgen geblieben sein dürfte, und die Tatsache, dass Ludwig auch nach der Hochzeit seinen Kampf um Lothringen nicht aufgegeben hat, lassen erkennen, daß die Königin nicht bezüglich Lothringens Einfluß im Interessse der ottonischen Politik ausgeübt haben kann. Der Friedensschluß von Vise war weniger das Ergebnis eines familiären Komplotts als das Resultat einer tatsächlichen Überlegenheit OTTOS, einer Tatsache, die sicher auch die Königin Gerberga in Rechnung zu stellen wußte. Wenn sie daher ihren Mann tatsächlich zum Verzicht auf Lothringen bewogen haben sollte, so geschah das in seinem und nicht in OTTOS Interesse. Und noch eine weitere gewichtige Tatsache spricht gegen eine derartige Argumentation: der erstgeborene Sohn des französischen Königspaares, der im Jahr 941 das Licht der Welt erblickte, wurde auf den Namen Lothar getauft. Wir kennen die programmatische Bedeutung der Namensgebung im Mittelalter: in dieser Namenswahl für den präsumptiven Thronfolger läßt sich eine deutliche Manifestation des königlichen Willens sehen, den Anspruch auf das alte Kernland der KAROLINGER nicht aufzugeben.
    Der Frieden von Vise, mit dem OTTO zunächst eine neutrale Haltung einnahm, bedeutete für Ludwig nicht die endgültige Resignation: er nahm noch einmal den Kampf gegen die politische Übermacht seiner Gegner auf. Erst die Katastrophe von Rouen - Ludwig wurde gefangengenommen und an Hugo von Franzien ausgeliefert - bedeutete das Aus für alle Unternehmungen, dem Königtum der KAROLINGER wieder zu neuem Ansehen zu verhelfen. In dieser Krisensituation des westfränkischen Königtums tritt Gerberga wieder in das Licht der Geschichte: als Regentin weigerte sie sich, den Thronfolger Lothar als Geisel zu stellen, und sandte statt Lothar ihren zweitgeborenen Sohn Karl. Auf diese Weise kam der König frei: er mußte freilich auf Laon - ein Ort, der für das ohnehin nicht besonders starke Königtum der späten KAROLINGER besondere Wichtigkeit hatte und gerade für König Ludwig die letzte Basis seiner Macht gewesen war - verzichten. Ludwig wäre nun in die Rolle eines Schattenkönigs abgesunken, hätte nicht Gerberga den Anstoß für die große politische Umorientierung gegeben. Allen bisherigen Gegensätzen zum Trotz bat sie ihren Bruder OTTO I. um Hilfe und Schutz.
    Alle früher abgeschlossenen Bündnisse stürzten nun um. OTTO ergriff fortan die Partei des westfränkischen Königs gegen die Versuche Herzog Hugos, das Königtum im Westreich völlig zu entmachten. Nur kurze Zeit später unternahmen die neuen Verbündeten einen Feldzug gegen die Gegner Ludwigs IV., der König OTTO und das ostfränkische Heer bis vor die Tore von Paris und Rouen führte. Auch in den folgenden Jahren blieb die Zusammenarbeit zwischen den beiden Schwägern eng: Ludwig und OTTO trafen sich zwischen 946 und 950 fünfmal: das Osterfest 949 verbrachte Gerberga bei ihrem Bruder OTTO DEM GROSSEN in Aachen "regressa Remos...cum fraterni auxilii pollicitatione". Ein Jahr zuvor war auf der Synode zu Ingelheim, also auf dem Gebiet des ostfränkischen Reiches, der seit Jahren schwelende Reimser Bischofsstreit entschieden worden. Der Kandidat König Ludwigs, Artold, wurde durch päpstliche Entscheidung erneut bestätigt, und hiermit war implizit das Königtum Ludwigs unter die Garantie König OTTOS und des Papstes genommen worden. Eine solche Politik brachte es zwangsläufig mit sich, daß der ostfränkische König zu einem bestimmenden Faktor in der westfränkischen Innenpolitik wurde. Am deutlichsten können wir dies an der Synode zu Ingelheim beobachten, bei der auf ostfränkischem Boden unter Beteiligung deutscher und französischer Prälaten über eine Angelegenheit der Politik und der Kirche des Westreiches entschieden wurde. Die Verwandtschaft der Königin Gerberga zu den OTTONEN und ihre politische Wendigkeit verlängerte die Herrschaft der KAROLINGER im Westen um Jahrzehnte.
    Gerberga ließ sich beim Abschluß von Bündnissen immer von den jeweiligen politischen Notwendigkeiten leiten, wie dies die Koalitionen, die sie seit 942 abschloß, deutlich zeigen. 953 vermittelte sie einen Waffenstillstand zwischen König Ludwig und ihrem Schwager Hugo dem Großen. Zwei Jahre später kam ihr Gatte, König Ludwig, bei einem Jagdunfall ums Leben. Hätte sich Gerberga, nun zum zweiten Mal Witwe geworden, allein an den deutschen König gewandt, wäre das französische Königtum auch formell dem deutschen unterstellt worden: OTTO wäre jetzt noch der äußeren Form nach in die Stellung eines großfränkischen Herrschers hineingewachsen. Doch Gerberga handelte anders: sie wandte sich an den bisher schärfsten Rivalen, Herzog Hugo von Franzien, und konnte tatsächlich die Unterstützung Hugos (der, was wir nicht vergessen dürfen, ja Gerbergas Schwager war) für die Wahl ihres Sohnes (und Hugos Neffen), des minderjährigen Lothar, zum westfränkischen König erhalten. Man kann nur Vermutungen anstellen, welche Motive Herzog Hugo bewogen haben, nicht die Schwäche des Königtums und der Königin Gerberga auszunutzen und sich nicht selbst die französische Königskrone aufs Haupt zu setzen. Vielleicht fürchtete er den Widerstand König OTTOS I., möglicherweise fühlte er aber schon seinen Tod herannahen. Zudem blieb er auch unter einem noch minderjährigen König Lothar der starke Mann im westfränkischen Reich.
    Als Hugo der Große im Jahr 956 starb, war Königin Gerberga die unumstrittene Regentin Frankreichs. In dieser dritten Phase ihres politischen Wirkens war die Zusammenarbeit mit den übrigen Mitgliedern der sächsischen Königsfamilie am engsten. Die Macht und das Ansehen OTTOS DES GROSSEN hatten nach seinem Sieg in der Lechfeldschlacht ihren Höhepunkt erreicht. Nach dem Tod König Ludwigs IV. und Herzog Hugos des Großen konnte zudem keiner von den beteiligten Parteien mehr versuchen, den einen gegen den anderen auszuspielen. Die Regierung des westfränkischen Reiches lag praktisch in den Händen eines ottonischen Familienrates, in den Händen von Gerberga, Hadwig und Brun, dem Erzbischof von Köln und Bruder OTTOS DES GROSSEN. Nun, nach dem Tod ihres Gemahls, Hugo der Große, tritt auch Hadwig aus dessen Schatten heraus und findet in der Geschichtsschreibung Erwähnung. Brun waltete im Auftrag König OTTOS "als eine Art Reichsverweser, an der Spitze eines ottonischen Familienrates,... in den Landen zwischen Rhein und Loire".
    Die starke Anlehnung an die Mitglieder der liudolfingischen Familie garantierte Gerberga zwar auf der einen Seite den Erhalt des Status quo zwischen den führenden Familien Frankreichs und damit das Königtum ihres Sohnes Lothar, erforderte aber auf der anderen Seite ein starkes Entgegenkommen gegenüber ihrem Bruder Brun. So war sie 957 gezwungen, an einem Feldzug Bruns gegen die Familie der REGINARE, also gegen die Verwandten ihres 1. Gemahls, teilzunehmen. Ein Jahr zuvor hatte Brun dafür gesorgt, dass Gerberga ihr Witwengut zurückerhielt. 959 verbrachten Gerberga und ihr Sohn, König Lothar - Hadwig war wohl Anfang dieses Jahres verstorben - gemeinsam mit Brun das Osterfest in Köln; bei dieser Gelegenheit mußte Lothar in aller Form auf jegliche Ansprüche auf Lothringen verzichten. Möglicherweise wollte Brun hiermit mehr dem Einfluß seiner Schwester, der Königin-Mutter Gerberga, auf den jungen König Lothar vorbeugen, wenn er von Lothar "securitas" für Lothringen verlangte. Denn die Königin Gerberga wie auch ihre Schwester Hadwig dürften in erster Linie die Interessen ihrer Söhne Lothar und Hugo (Capet) im Auge gehabt haben und nicht diejenigen ihrer Brüder, also die Interessen von OTTO DEM GROSSEN und Brun; beide werden versucht haben, den Kindern für die Zukunft alle politischen Möglichkeiten offenzuhalten.
    Über die Grundlinien der Politik vergaß Gerberga jedoch nicht die Erfordernisse des Augenblicks. Nach dem Tod Erzbischof Artolds von Reims (des Erzbischofs, der im Jahr 948 von der Synode zu Ingelheim bestätigt worden war) versuchte das Haus VERMANDOIS erneut, seinen Kandidaten Hugo durchzusetzen. Gerberga bat ihren Bruder Brun um Hilfe: ihr gemeinsamer Kandidat Odelrich wurde zum Erzbischof von Reims gewählt. Mit diesem Mann hat Brun zugleich einen seiner Schüler auf den Erzbischofsstuhl dieser wichtigen Diozöse gebracht.
    Höhepunkt - und Abschluß - der "Familienregierung" im westfränkisch-französischen Reich war der Kölner Hoftag im Juni 965: als unumstrittener Hegemon sammelte Kaiser OTTO DER GROSSE seine Familienangehörigen um sich und zeigte sich in seiner neu gewonnenen Kaiserwürde. Auf diesem Hoftag wurde zudem ein neues Ehebündnis zwischen Ost- und Westreich geschlossen: der Kaiser verlobte seine Stieftochter Emma (die Tochter der Kaiserin Adelheid aus deren erster Ehe mit König Lothar von Italien) mit König Lothar von Frankreich.
    Von einer formalen Abhängigkeit des Westreiches von Kaiser OTTO DEM GROSSEN kann aber auch zu diesem Zeitpunkt keine Rede sein, wenn sie rein äußerlich auch bestanden haben mag. Gerberga hinterließ bei ihrem Tod, der sie vier Jahre nach dem Tode ihres Bruders Bruno von Köln und vier Jahre vor dem Tod ihres ältesten Bruders OTTO DER GROSSE erteilen sollte, ihrem Sohn Lothar eine stabilere Herrschaft als diese Gerbergas Gemahl und Lothars Vater, König Ludwig IV., bei seiner Rückkehr auf das Festland vorgefunden hatte. Das politische Erbe seiner Mutter gab König Lothar die Chance, noch einmal nach der Herrschaft über das alte karolingische Kernland greifen zu können.

    6. Zusammenfassende Würdigung Gerbergas und Hadwigs

    König OTTO I. hatte das Hauptziel seiner Westpolitik von seinem Vater HEINRICH I. geerbt: die Herrschaft über Lothringen zu sichern. Nur die Herrschaft über dieses alte karolingische Kernland ermöglichte es dem jungen Reiche König OTTOS I., das Übergewicht über das westfränkische Reich zu gewinnen und schließlich auf diese Weise auch in das Erbe KARLS DES GROSSEN, die Kaiserwürde eintreten zu können. Um dieses Ziel seiner Politik zu verwirklichen, benutzte König OTTO geschickt die vorgefundenenen Spannungen im Westreich, die es ihm ermöglichten, Lothringen für sein Reich zu sichern. Der entscheidende Angelpunkt für ein solches Vorgehen war die Verbindung OTTOS DES GROSSEN mit den ROBERTINERN, und zwar mit dem mächtigen Herzog Hugo von Franzien, dem latenten Hauptgegner König Ludwigs IV. Transmarinus. Ein direkter Weg führt von der Hochzeit Hugos des Großen mit der Schwester König OTTOS, mit Hadwig, zum Bündnis von Attigny: diese Heirat erwies sich, auch wenn dies nicht von vornherein geplant gewesen sein sollte, als ein bewußt eingesetztes Mittel der ottonischen Politik, um Hugo von Franzien an den ostfränkischen König zu binden und so die Gefahr für Lothringen, die in der Herrschaft der KAROLINGER im Westreich weiter am Schwelen war, abzuwenden.
    Die Ehe der anderen der beiden Schwestern König OTTOS I., der Gerberga, mit König Ludwig IV. muß schon vom Ansatz her anders beurteilt werden. OTTO wurde von seiner Schwester überspielt, mit der er andere Pläne hatte: Gerberga handelte selbständig. König Ludwig IV. seinerseits dürfte hauptsächlich an die Untermauerung der karolingischen Ansprüche auf Lothringen gedacht haben. Die Bedeutung jedoch, die diese Ehe in den folgenden Jahren noch für das westfränkische Königtum gewinnen sollte, konnte von keiner Seite vorausgesehen werden. Die Verbindung mit Gerberga verschaffte dem westfränkischen König die Verwandtschaft mit König OTTO I. und damit einen Schwager, der Ludwig die Hilfe geben konnte, die er brauchte, um im Kampf gegen seine inneren Feinde das Königtum für sich und seinen Sohn behaupten zu können. Aber auch für OTTO DEN GROSSEN wirkte sich die Vermählung seiner Schwester Gerberga, obwohl sie gegen seinen Willen geschehen war, letztendlich zum Vorteil aus: die gleichartigen Verwandtschaftsverhältnisse zu den beiden führenden Häusern Frankreichs ermöglichte es dem ostfränkisch-deutschen König, ab 945, als die Bedrohung Lothringens durch die innenpolitischen Schwierigkeiten König Ludwigs in den Hintergrund getreten war, zwischen den beiden Parteien vermittelnd einzugreifen und somit de facto zum heimlichen Herrscher im Westreich zu werden. Nach außen hin ließ sich diese faktische Herrschaft OTTOS DES GROSSEN in der Form familiärer Beziehungen und Kontakte ausüben. "Seine Verwandtschaft mit den beiden feindlichen Geschlechtern ließ seine westfränkische Politik als Familiensache erscheinen und warf auf die faktische deutsche Vorherrschaft einen versöhnenden Schimmer."
    Die Zeitgenossen haben OTTOS Position offenbar nicht als hegemonial empfunden. Die französische Geschichtsschreibung kennt weder eine "nationale" Abneigung gegen eine "Fremdherrschaft" noch sieht sie in Ludwig IV. oder Lothar abhängige Monarchen. "OTTO war also für die Westfranken weniger der große fremde Herrscher als vielmehr der mächtige Verwandte des königlichen Hauses, der eine Art patriarchalische Stellung inmitten einer großen königlichen und fürstlichen Familie einnahm."
    Die Bindungen zwischen dem ost- und dem westfränkischen Reich überdauerten deshalb auch nicht den Tod der Hauptakteure. Mit dem Tod Gerbergas und dem Beginn der selbständigen Regierung Lothars entwickelten sich die beiden Reiche wieder auseinander, ja sogar gegeneinander.

    Ehlers Joachim: Seite 14,23, "Die Kapetinger"

    Zwischen sächsischer Herkunft und westfränkischem Königsdienst Roberts sah die ältere Forschung einen Widerspruch. Er sollte dadurch beseitigt werden, daß dem notorisch phantasievollen Richer, der den Namen Widukind seinem gelehrten Wissen von den Sachsenkriegen KARLS DES GROSSEN mühelos hätte entnehmen können, Erfindungen unterstellt wurde; für Aimoin glaubte man an einen Reflex späterer Vorgänge, nämlich der Heirat des dux Hugo Magnus; Roberts Enkel, im Jahre 937 mit Hadwig, der Tochter König HEINRICHS I. und Schwester OTTOS I., über die der Name Heinrich in das französische Königshaus gekommen ist.
    Weil die sächsischen Könige außerdem begehrte Bundesgenossen westlicher Großer waren, ergaben sich Heiratsverbindungen: OTTOS I. Schwester Hadwig heiratete 937 Hugo Magnus und wurde Mutter des späteren Königs Hugo Capet.

    Wies Ernst W.: Seite 63,71,123,232,238, "Otto der Große. Kämpfer und Beter."

    Einen weiteren wichtigen Hinweis für HEINRICHS Willen, das Thronfolgerecht OTTOS sichtbar zu machen, finden wir im Verbrüderungsbuch der Abtei Reichenau. Hier sind in einem Eintrag verzeichnet: König HEINRICH und seine Frau Mathilde, die drei Söhne OTTO, Heinrich und Brun, die Töchter Gerberga und Hadwig.
    Die jüngere Schwester Hadwig wurde dem mächtigen Herzog Hugo von Francien angetraut, der wohl der einflußreichste Großvasall im westfränkischen Reich war. Mit ihrer beider Sohn Hugo Capet, König von Frankreich (987-996), beginnt die große Königsreihe des capetingischen Geschlechts. Die Sächsin Hadwig ist ihre Stammutter.
    Um Hugo noch stärker an sich zu binden, vermittelte OTTO eine Ehe Hugos mit seiner Schwester Hadwig im Jahre 937.
    Zwar war die französische Reichsführung schwach und stand unter den Einfluß von OTTOS Bruder, dem Erzbischof Brun und den beiden ottonischen Schwestern, Gerberga und Hadwig.
    Daneben, mit der Krone von Frankreich, des Kaisers Schwester Gerberga, die Witwe König Ludwigs IV., mit ihrem Sohn, König Lothar. Dann war da die andere Schwester des Kaisers, Hadwig, die Frau des mächtigen Herzogs Hugo von Francien, die Mutter des großen Hugo Capet und Stammutter des capetingischen Königsgeschlechts, das sieben Jahrhunderte dem Throne Frankreichs die Könige stellte.

    935/37 oo 3. Hugo der Große Herzog von Franzien 895-16./17.6.956

    Kinder:

    3. Ehe
    - Beatrix 938-23.9.nach 987
    954 oo Friedrich I. Herzog von Ober-Lothringen - 18.5.978
    - Hugo Capet König von Frankreich 940-24.10.996
    - Emma 945-18.3.968
    960 oo 1. Richard I. Herzog von der Normandie um 933-20.11.996
    - Odo Herzog von Burgund 945-23.2.965
    - Otto-Heinrich Herzog von Burgund 948-15.10.1002

    Literatur:
    Adelheid Kaiserin und Heilige 931 bis 999 Info Verlag Karlsruhe 1999 - Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 157,365 K 13 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 42,64,84 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 14,23,42,46 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 IV,6 Seite 10,28,34,36,40,42,188,191,193,244,274 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 84,293,295 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 26,38,69,72,76,88,94 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 71,120,128,162,171,324 - Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 Seite 61,77,85 - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan (Hrsg.): Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung "Otto der Große, Magdeburg und Europa" Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001 Seite 25,262 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 207,213 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 11,19,22,43,75,79 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 171,260,285 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 494,512 - Wies Ernst W.: Otto der Große. Kämpfer und Beter. Bechtle Verlag Esslingen 1989 Seite 63,71,104,123,167,193,232,238 -

    Gestorben:
    9.1.

    Hadwig heiratete von Franzien, Hugo am 14 Sep 937. Hugo (Sohn von von Neustrien, Robert I. und von Vermadois-Meaux, Beatrix) wurde geboren in 895; gestorben in Jun 956 in Dourdan [91410],Essonne,Île-de-France,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 56. von Frankreich, Hugo Capet  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 940 in Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich; gestorben am 24 Okt 996 in Melun [77000],Seine-et-Marne,Île-de-France,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich.
    2. 57. von Franzien, Beatrix  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 938; gestorben nach 987.
    3. 58. von Franzien, Emma  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 945; gestorben am 18 Mrz 968.
    4. 59. von Burgund, Otto  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 945; gestorben am 23 Feb 965.
    5. 60. von Burgund, Otto Heinrich  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 948; gestorben am 15 Okt 1002 in Pouilly-sur-Saône [21250],Côte-d’Or,Burgund,Frankreich.

  12. 29.  von Sachsen, Brunvon Sachsen, Brun Graphische Anzeige der Nachkommen (14.Heinrich3, 3.Otto2, 1.Oda1) wurde geboren in Mai 925; gestorben am 10 Okt 965 in Reims [51100],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich; wurde beigesetzt in Köln [50667],Köln,Nordrhein-Westfalen,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 948-950, Lorsch Kloster [64653],Bergstraße,Hessen,Deutschland; Abt des Klosters Lorsch
    • Titel/Amt/Status: 940/953; königlicher Kanzler
    • Titel/Amt/Status: 953-965, Köln [50667],Köln,Nordrhein-Westfalen,Deutschland; Erzbischof von Köln

    Notizen:

    Brun
    Erzbischof von Köln (953-965)
    1. Hälfte Mai 925-10.10.965 Reims Begraben: nach seinem Wunsch in dem von ihm begründeten Kloster St. Pantaleon in Köln

    Jüngster Sohn des Königs HEINRICH I. aus seiner 2. Ehe mit der Mathilde, Tochter von Graf Dietrich

    Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 753

    Brun I. (Bruno), Erzbischof von Köln seit 953
    * im Mai 925, + 11. Oktober 965 Reims Begraben: nach seinem Wunsch in dem von ihm begründeten Kloster St. Pantaleon in Köln
    Jüngster Sohn König HEINRICHS I. und der Königin Mathilde

    Für Bruns Lebensweg und Wirksamkeit war und blieb entscheidend, dass er der Bruder OTTOS DES GROSSEN war: er hat Zeit seines Lebens als dessen geistlicher Helfer fungiert und wie kein anderer Geistlicher seiner Zeit die Verbindung von Königtum und Kirche verkörpert. Bereits als Knabe zum Geistlichen bestimmt, wurde er als 4-jähriger dem Bischof Balderich von Utrecht zur Erziehung übergeben, in dessen Domschule er sich mit Eifer dem liberalibus leitterarum studiis widmete (Ruotgeri vita Brunonis cap. 4); sie hat seine tiefe Liebe zur Welt der Bücher geweckt. Noch nicht 15-jährig, wurde er 939 auf ausdrücklichen Wunsch seines Bruders, König OTTOS, an den Hof berufen, um hier unter der Leitung des schottischen Bischofs Israel und später auch des von seinem Bischofssitz vertriebenen Rather von Verona seine Bildung zu komplettieren. Bald nahm er selbst an den Disputationen der gelehrten Griechen und Lateiner, die sich am Hof um den König versammelten, teil (vita Brunonis cap. 7); gleichzeitig wurde er zunehmend mit den Geschäften des Reiches vertraut gemacht. 940 (25. September) fungiert er bereits als Kanzler seines königlichen Bruders, um dieses wichtige Hofamt bis 953 (25. September) auszuüben (DDO I 35-164). Dabei zeichnet sich an der wachsenden Zahl seiner Interventionen sein zunehmender politischer Einfluß ab. Er hat sich als Kanzler nicht nur um die allgemeine Verwaltung, sondern auch um eine Verbesserung der Ausbildung der Hofgeistlichen bemüht (vita Brunonis cap. 8) und, wie er persönlich selbst von tiefer Frömmigkeit erfüllt war, auch stets den religiös-geistlichen Bedürfnissen Geltung verschafft. So hat er sich insbesondere für die Ausbreitung der Gorzeschen Reform eingesetzt - dies vor allem in den Klöstern, die OTTO ihm früh unterstellte, so nachweislich in der großen Abtei Lorsch. Die überragende Stellung, die er als Kanzler erlangt hatte, wird darin deutlich, dass er 951 - noch vor seiner Erhebung zum Bischof, was außergewöhnlich war - von OTTO zum Erzkapellan, das heißt zum Haupt der königlichen Kapelle, erhoben wurde (DO I 139, dazu vita Mathildis reg. cap. 9). Die Übertragung des höchsten geistlichen Hofamtes, das Brun bis zu seinem Tode innehatte, läßt erkennen, dass er jedenfalls für eines der großen Erzbistümer vorgesehen war. Dementsprechend wurde er zwei Jahre später (953) im Beisein von Bischof Gotfrieds von Speyer als königlicher Gesandten zum Erzbischof von Köln gewählt und wenig später, im August 953, inthronisiert (Reg. der Ebf.e v. Köln Nr. 383ff.). Bereits Anfang September 953 übertrug OTTO ihm dazu die Verwaltung des Herzogtums Lothringen, weshalb Ruotger (cap. 20) ihn treffend als "archidux" bezeichnet. Er umschreibt damit die Doppelstellung, in der Brun sich in den folgenden Jahren als Erzbischof wie als Reichsfürst mit allen Kräften für die Sache seines königlichen Bruders eingesetzt hat, stets bestrebt, Reich und Kirche dabei in gleicher Weise zu dienen. So hat er als dux die Beruhigung und Sicherung Lothringens durchgesetzt, während er das Erzbistum, weit über seinen Sprengel hinauswirkend, den deutschen Episkopat eng an das Königtum heranzog und damit praktisch eine Neuorganisation der Reichskirche in die Wege leitete (ottonisch-salisches Reichskirchensystem). Wesentlich dafür war, dass er in Köln die Leitung des Domschule selbst in die Hand nahm, hier aus dem ganzen Reichsgebiet begabte Schüler um sich scharte und mit ihnen die wichtigsten Bischofsstühle besetzte, damit sie nach dem Zeugnis seines Biographen (cap. 37) in seinem Sinne "rem punlicam suo quisque loco fide et viribus tuerentur". Es bezeichnet den Höhepunkt seiner Wirksamkeit, dass Brunam 26. Mai 961 seinen Neffen OTTO II. in Aachen zum König salbte und anschließend während der Abwesenheit OTTOS DES GROSSEN in Italien (bis Februar 965) zusammen mit Erzbischof Wilhelm von Mainz die Sorge für den jungen König und das Reich (custodiam regni Cisalpini) wahrnahm. Über der Sorge für das Reich hat er seine Kölner Kirche nicht vergessen: er hat sie um mehrere Neugründungen bereichert, so um das Kloster St. Pantaleon und die Stifter Groß St. Martin und St. Andreas in Köln. Zahlreiche andere Klöster und Stifter hat er mit reichen Reliquienschenkungen und Wohltaten bedacht, darunter vor allem auch seinen eigenen Dom, den er von Grund auf erneuert hat. Unter der Fülle seiner Aufgaben hat der rastlos Tätige früh seine Kräfte aufgezehrt. Erst 40-jährig ist er auf der Heimreise von einer diplomatischen Mission in Frankreich am 11. Oktober 965 in Reims gestorben, bis zuletzt dem Gebet und seinen Büchern hingegeben. Bald erzählte man von einer Vision des Klerikers Poppo, wonach Brun wegen seiner "übertriebenen" weltlichen Studien (ob inanem philosophiae executionem) vom höchsten Richter angeklagt, aber vom heiligen Paulus verteidigt und gerechtfertigt worden sei (Thietmar Chronicon II. cap. 16). In der Tat gehört die Sorge für die Pflege der weltlichen wie der geistlichen Studien wesentlich zu seinem Lebenswerk: Es ist die Verbindung seines Dienstes für Kirche, reich und Bildung, durch die er und als Prototyp des ottonischen Reichsbischofs erscheint.

    Quellen:
    Ruotgeri vita Brunonis archiep. Colon., ed. I OTT (MGH SRG NS 10, 1951) [Hauptquelle] - für alle weiteren Quellen s. F.W. Oediger, Die Reg. d. Ebf.e v. Köln I, 1954-1961

    Literatur:
    Hauck III, 1952, 41ff. - H. Sproemberg, Die lothring. Politik Ottos d. Gr., RhVjbll 11, 1941, 53ff. - J. Fleckenstein, Die Hofkapelle der dt. Kg.e 2 (MGH Schr. 16,2, 1966) - H. Schrörs, Ruotgers Lebensgesch. des Ebf.s B. v. Köln, ebd. 88, 1910 - Ders., Ebf.e B. v. Köln, AHVN 100, 1917 - J. Fleckenstein, B.s Dedikationsgedicht als Zeugnis der karol. Renovatio unter Otto d. Gr., DA 11, 1954/55 - Ders., Königshof und Bischofsschule unter Otto d. Gr., AK 38, 1956 - H. M. Klinkenberg, Noch einmal zu Brunos Dedikatioinsgedicht, DA 12, 1956 - F. Lotter, Die Vita Brunonis des Ruotger (BHF 9, 1958) - Ders., Das Bildnis Brunos I. von Köln in der Vita des Ruotger, JbKGV 40, 1966 - H. Stehkämper, Ebf. B. I. und das Mönchtum, ebd. - Die Reichsabtei Lorsch. Fschr. zum Gedenken an ihre Stiftung 764, hg. F. Knöpp, I, 1973 [dort die Beitr. von J. Semmler und H. Stehkämper].
    Brun war von Kind auf für die geistliche Laufbahn bestimmt und schon mit 4 Jahren dem Bischof von Utrecht zur Ausbildung übergeben worden. Bereits 940 war er als Kanzler am königlichen Hof tätig. Besonders für die Erneuerung des nach dem Tode KARLS DES GROSSEN wieder vernachlässigten Schulwesen hat Brun viel geleistet. Im Jahre 950 wurde er Abt von Lorsch, 951 Erzkanzler und 953 schließlich zum Erzbischof von Kölnerhoben. Als sich 953 der Königs-Sohn Liudolf, sein Neffe, und Herzog Konrad der Rote gegen OTTO I. erhoben, betraute dieser seinen Bruder Brun kurz nach seiner Erhebung zum Erzbischof auch noch mit der Verwaltung des Herzogtums Lothringen, ein klassisches Beispiel für die Heranziehung hoher Geistlicher zu weltlichen Aufgaben. Innerhalb weniger Jahre gelang es Brun, Ruhe und Ordnung in Lothringen wiederherzustellen und die deutsche Herrschaft zu festigen. Er verjagte die Grafen von Hennegau aus Lothringen, schloß Lothringen eng ans Reich an, gab 959 Ober-Lothringen an Herzog Friedrich I. im Ardennengau ab und leitete damit die Teilung dieses Reichslandes ein. Er vermittelte 953/54 im Bruder- und Bürgerkrieg, wurde 954 Regent für den Neffen in Frankreich und 956 für den in Franzien-Neustrien. Vor seinem Italienzug setzte OTTO I. Brun gemeinsam mit seinem Neffen, dem Mainzer Erzbischof Wilhelm, 961/64 als Reichsverweser im Deutschen Reich ein. Im Gegensatz zu seinen Brüdern war er hochgebildet und besaß auch große Autorität.

    Glocker Winfrid: Seite 275, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VI, 7 BRUN
    * 925 V (1. Hälfte), + 965 X 10

    940 Kanzler, 948-950 Abt des Klosters Lorsch, 953 VIII 9/20 Erzbischof von Köln, 953 "archidux" in Lothringen

    Als 3. Sohn König HEINRICHS I. und der Königin Mathilde ist Brun bei Widukind I c. 31, S. 43, und in der Antapodosis Liutprands IV c. 15, S. 113, bezeugt. In D O I. 48 nennt OTTO I. Bruno seinen Bruder. Weitere Belegstellen sind Köpke-Dümmler S. 14f, und MGH DD O I, S. 60 (Registerposition "Brun...diac., fr. Ottonis I. imp."), zu entgehen.
    Die Geburtszeit Brunos ergibt sich aus der Angabe Ruotgers c. 42, S. 44, der Kölner Erzbischof sei zu Pfingsten 965 gerade 40 Jahre alt gewesen.
    Der Todestag Brunos ist genannt bei Ruotger c. 45, S. 49, und im Merseburger Nekrolog; vgl. Althoff, Adelsfamilien Kommentar B 142. Das Memorienbuch von St. Panthaleon zu Köln hat auffälligerweise den X 11 als Gedächtnistag (Beerdigungstag?) gefeiert. Zum Todestag Brunos vgl. Köpke-Dümmler S. 396 mit Anm. 2.
    Brun ist erstmals in D O I. 35 von 940 IX 25 als Kanzler in der Rekognitionszeile genannt. Zu seinem Abbiat in dem Reichskloster Lorsch vgl. Stehkämpfer, Brun S. 308 ff.
    Die Quellen seiner Erhebung als Kölner Erzbischof sind bei BO. 232a und von Oediger, Regesten Erzbischöfe von Köln Bd. 1, Nr. 383, zusammengestellt.
    Zur Stellung Bruns als "archidux" in Lothringen vgl. im 1. Teil S. 125 f.
    Allgemein orientiert zu Brun der Artikel von Josef Fleckenstein im Lexikon des Mittelalters Bd. 2, Sp. 753 ff. s. v. Nr.3.

    Althoff Gerd: Seite 327, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    B 142
    Lü: 10.10. Brun aps + 965 Köln
    Me: 11.10. Agrippine ciuitatis archiepiscopus Brun

    Als Sohn der Königin Mathilde war Brun mit den BILLUNGERN verwandt; vgl. dazu Kommentar G 39.
    Widukind III, 59 berichtet, dass Egbert der Einäugige auf Fürsprache Bruns die Verzeihung OTTOS DES GROSSEN während des Liudolf-Aufstandes erlangte; zu den Beteiligten an diesem Aufstand s. ausführlich oben Seite 79 ff.
    Im Merseburger Necrolog gehört der Eintrag Bruns nicht zur Ergänzungsschicht, sondern wurde von einer Hand geschrieben, die sonst nicht im Necrolog nachzuweisen ist.
    Allg. zur Tätigkeit Bruns als Abt von Lorsch, Erzbischof von Köln und Herzog von Lothringen vgl. Fleckenstein, Hofkapelle 2, 30f, u. ö.; Lorter, Die Vita Brunonis des Ruotger, passim; Oediger, Geschichte der Erzbischöfe von Köln, S. 100ff.; Ders., Regesten der Erzbischöfe von Köln 1, Nr. 347 - 483; NDB 2, S. 670; Biogr. Wörterbuch 1, Spalte 368f; FW B 66 und Lexikon des Mittelalters 2, Sp. 753ff mit weiteren Hinweisen.

    Schwennicke Detlev: Tafel 10, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    BRUN
    * V. 925, + Reims 11. X 65 Begraben: Köln Str. Pantaleon

    940/53 königlicher Kanzler
    948/50 Abt von Lorsch
    951/65 Erzkappelan
    953/65 Erzbischof von Köln
    954 archidux in Lothringen
    gründet St. Pantaleon zu Köln

    Hlawitschka; Eduard: Seite 122, "König Heinrich I." in: Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern.

    DIE NACHKOMMEN KÖNIG HEINRICH I.

    6. BRUN, Erzbischof von Köln
    * 925 (erste Maihälfte)
    + 11.10.965 in Reims Grabstätte: Kirche St. Pantaleon in Köln

    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 79,82,133,140, 158,311,327 B 142 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 42,73-76,81-85,89,91,98-100,107,116,135 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 162-435 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 119-135 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 - Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 - Körntgen, Ludger: Ottonen und Salier. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2002 Seite 11,14,15,17,19,32 - Laudage, Johannes: Otto der Große. Eine Biographie. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 2001 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 644,645,650,653 - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan (Hrsg.): Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung "Otto der Große, Magdeburg und Europa" Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001 - Schulze Hans K: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 10 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 11 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 14,50,58,60,130,148 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart 1981 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 19-282 - Zimmermann, Harald: Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1976 -

    Dr. Hermann Schefers, Geschichte des Klosters Lorsch
    (...)
    Königskloster - dynastische Grablege - Ort häufiger Herrscherbesuche: Das sind natürlich hohe Maßstäbe, die sich nicht an jedes Königskloster des Reiches anlegen lassen. Man begreift das Interesse des Herrschers an den inneren Verhältnissen der Abtei, die Reformforderungen der Zentrale, die zeitweise zu einer Außerkraftsetzung der freien Abtswahl führen (895 - 956) und vom Herrscher eingesetzte Äbte, sogenannte Kommendataräbte, verlangen konnten, unter ihnen so bedeutende Persönlichkeiten wie der Abtsbischof Adalbero von Augsburg oder Erzbischof Brun von Köln, der Bruder Ottos des Großen. Gerade Brun ist es gewesen, der die Voraussetzungen einer neuen Blüte des Klosters geschaffen hat: 951 führte er in Lorsch den ordo Gorziensis ein und baute das Kloster sogar zu einem Zentrum dieser Reformbewegung auf: Corvey, Fulda, St. Gallen, St. Martin (Köln) und Amorbach sind von hier aus im Sinne der Gorzer Bewegung reformiert worden. Otto I. hat Lorsch 956 wieder in die alten Rechte eingesetzt und durch Privilegien wirtschaftlich gestärkt; zwischen 956 und 1067 sind Bensheim (956), Stein (995), Weinheim (1000), das elsässische Brumath (1000), Oppenheim am Rhein (1008) und schließlich Lorsch selbst (1067) Orte, an denen die Abtei über privilegierte Märkte und Münzstätten verfügt. 1067, in derselben Urkunde, die Lorsch Markt- und Münzrecht gestattet, erneuert Heinrich IV. eine Bestätigung der alten Privilegien des Klosters, womit übrigens auch eine Phase der Rechtsunsicherheit beendet wurde, die Heinrich IV. mit dem Projekt herbeigeführt hatte, die Abtei 1065 dem mächtigen Erzbischof von Bremen-Hamburg, Adalbert,zu übereignen.



    Darstellung des Erzbischof Brun in St. Andreas, Köln


    Darstellung des Erzbischof Brun in St. Andreas, Köln



    Neue Deutsche Biographie - Brun I.

    Erzbischof von Köln, * circa 925, † 11.10.965 Reims (begraben Sankt Pantaleon Köln).

    Als Fünfjähriger der Domschule zu Utrecht übergeben (Bindeglied für das 925 angegliederte Lothringen), wurde Brun durch seinen Bruder König Otto I. schon bald nach 936 an den Hof gezogen, 940 Kanzler (seit 951 archicancellarius bzw. archicapellanus) und mit Abteien ausgestattet [darunter Lorsch (950–954)]. Dadurch für die Klosterreform gewonnen, nutzte Brun, wie auch später als Bischof, den Umgang mit gebildeten Geistlichen (darunter Griechen, der irische Bischof Israel und Rather von Verona) - allerdings rein aufnehmend -, die verschütteten sieben „Freien Künste“ und die sublimitas der Philosophie sich anzueignen, so daß er, wie Thietmar von Merseburg berichtet, nach seinem Tode vom himmlischen Richter wegen seiner weltlichen Studien zur Verantwortung gezogen, vom heiligen Paulus aber verteidigt wurde. Im Juli 953 während des Aufstandes zum Bischof von Köln gewählt, Ende August im Heerlager vor Mainz (wo er sich vergeblich um die Aussöhnung Liudolfs mit seinem Vater Otto bemüht hatte) zum Herzog von Lothringen ernannt, gelang es ihm, die lothringischen Großen auf der Seite des Königs zu halten und Niederlothringen gegen den bisherigen Herzog Konrad, aber nicht gegen die durch diesen 954 hereingerufenen Ungarn zu schützen. Opfer dieser „Treue“ des Adels wurde Bruns Lehrer Rather, den Brun bei seiner eigenen Weihe (25. September) zum Bischof von Lüttich eingesetzt hatte. Der selbstbewußte hennegauische und maasländische Adel zwang Brun mehrfach zu bewaffnetem Einschreiten (958 Verbannung des Grafen Reginar, 959/60 Aufstand der Grafen Immo und Lambert). Auch in Frankreich gelang ihm nur vorübergehend ein Ausgleich zwischen seiner Schwester, der Königin-Witwe Gerberga, und ihren Gegenspielern, ihrem Schwager Graf Hugo von Francien und dessen Söhnen, gegen die Brun zweimal dem König zu Hilfe gekommen ist (Belagerung von Dijon 960). Trotz der freundschaftlichen Beziehungen hat Brun sich bei einem Besuch der königlichen Familie in Köln (Ostern 959) Sicherheiten wegen Lothringen geben lassen.

    Die Ausübung des Herzogamtes durch einen Bischof - übrigens keine „Verleihung des ripuarischen Herzogtums an das Erzbistum Köln“, wie man dort im 12. Jahrhundert behauptete - ist, da ungewöhnlich, getadelt worden, aber in Brun schien das Unverträgliche eine glückliche Einheit. 959 hat er den Grafen Friedrich „an seiner Statt“ (d. h. wohl als seinen Vertreter) zum Herzog von Oberlothringen gemacht. In derselben Zeit wird in Niederlothringen ein Herzog Gottfried genannt, der, an Bruns Hof erzogen, bereits am 6.8.964 als Führer des lothringischen Kontingents in Italien starb. Bruns (ober)herzogliche Stellung in diesen Jahren ist rechtlich nicht klar zu fassen, zumal er von Mai 961 bis Februar 965 als Vertreter seines Bruders in Lothringen regierte. Kraft dieses Rechtes als Stellvertreter hat Brun vermutlich die oberlothringischen Bistümer Verdun (959/60), Toul (963), Metz (965) mit Klerikern des Kölner Domklosters besetzt. Auch Bischof Ebrachar von Lüttich (959) war vorher Dekan in Bonn gewesen. Für Cambrai nahm er 962 einen Mönch aus Corbie. Das Bistum Metz hat er nach Adalberos Tod (962) anderthalb Jahre selbst in der Hand gehalten.

    Wie sehr gerade Brun die königliche Familie zusammenband, zeigt die Zusammenkunft auf dem Reichstag in Köln Ende Mai 965 nach Ottos Rückkehr aus Italien, wo nicht nur die Mutter Mathilde, sondern auch die französischen Verwandten zugegen waren. Einige Monate später ist er auf der Rückreise vom französischen Hof nach kurzer Krankheit gestorben.

    Das Münzrecht, das Brun als erster der Kölner Erzbischöfe ausübte, hat er möglicherweise als Vertreter seines Bruders ausgeübt. - Wenn auch der Herzog zu Felde ziehen mußte, der Bischof hat nicht gekämpft. Für seine Frömmigkeit zeugen die Berichte über seine Bußübungen und über sein Sterben, für seinen geistlichen Eifer die Schätze des Heils, die er nach Köln brachte, und seine Gründungen: die Stifter St. Andreas und St. Martin (später etwa seit 990 Abtei) in der Stadt, St. Patrocli in Soest und vor allem St. Pantaleon in Köln, die erste bischöfliche Abtei. Den ersten Abt Christian holte er aus dem Gorzer Reformkloster St. Maximin bei Trier. Wie vor ihm vielleicht nur Hildebald († 818) und nach ihm nur Anno (1056–75) hat er das äußere Gesicht des heiligen Köln geformt, doch war bei seinem Tode fast noch nichts vollendet. Seine Eingriffe in St. Andreas (Einführung von Kanonikern) und St. Maria im Kapitol (Versetzung von Schwestern, vielleicht Einführung der Benediktinerregel)|haben nicht nur die Betroffenen mißgestimmt. Von den vielen Lobsprüchen sei hier nur das Wort des heiligen Wolfgang genannt: er habe nur selten einen gefunden, der Brun in aller Rechtlichkeit ähnlich gewesen wäre. Die Verehrung in seiner Grabkirche St. Pantaleon wurde erst 1870 auf die ganze Erzdiözese ausgedehnt; im Kölner Proprium von 1914 hat Brun ein ganzes Officium.

    Literatur
    ADB III; Vita d. Ruotger, geschrieben zw. 965 u. 969 auf Veranlassung d. EB Folkmar v. Köln (wichtig als Zeugnis f. d. auf d. Antike gerichtete Bildungsstreben d. Zeit), = MGH SS NS X, dt. Übers, v. H. Schrörs, in: Ann. d. Hist. Ver. f. d. Niederrhein 88, 1910; ders., Das Testament d. EB B., ebenda 91, 1911, S. 109 ff., 93, 1912, S. 187 ff.; ders., EB B. v. Köln, ebenda 100, 1915, S. 1 ff.; Vita II, geschrieben ca. 1130 in St. Pantaleon (von geringem Wert, dort über d. Verleihung d. ripuar. Herzogtum an d. Erzbischof), in: MGH SS NS IV, S. 275 ff.; vgl. E. Weise, in: Jb. d. Köln. Gesch.-Ver. 11, 1929, S. 62 ff.; MGH Poetae lat. V, 1939, S. 301 ff. (Grabgedichte); Regg. d. EB v. Köln I, in: Publ. d. Ges. f. rhein. Gesch.kde. 21 (in Vorbereitung); H. Cardaus, Kölner Bischofssagen, in: Picks Mschr. f. rhein.-westfäl. Gesch.-F 1, 1875 ff.; R. Köpke-E. Dümmler, Kaiser Otto d. Gr., = Jbb. d. dt. Gesch., 1876; H. Kleinermanns, Die Heiligen auf d. bischöfl. bzw. erzbischöfl. Stuhle v. Köln I, 1896, S. 68; F. Lot, Les derniers Carolingiens (954–991), = Bibl. de l'Ecole des Hautes Etudes, Paris 1891; Hauck III, 1906; Kunstdenkmäler d. Rheinprov. VI, 1906/16, VII, 1911/37; R. Parisot, Les origines de la Haute Lorraine, = Mémoires de la soc. d'archéol. Lorraine, Paris 1909; C. Schoene, Die polit. Beziehungen zw. Dtld. u. Frankreich 953-80, = Hist. Stud. 82, 1910; R. Koebner, Die Anfänge d. Gemeinwesens d. Stadt Köln, 1922; E. Weise, Urkk. wesen u. Gesch. schreibung d. Klosters St. Pantaleon, in: Jb. d. Köln. Gesch.-Ver. 11, 1929, S. 1 ff.; R. Holtzmann, Gesch. d. sächs. Kaiserzeit, 1941, S. 152 ff.; H. Sprömberg, Die lothring. Politik Ottos d. Gr., in: Rhein. Vjbll. 11, 1941, S. 1 ff.; E. Lehmann, Der frühe dt. Kirchenbau, 21949.



    Geburt:
    1. Hälfte Mai 925

    Begraben:
    Kloster St. Pantaleon

    Gestorben:
    11.10. NDB