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 Bohrer

von Frankreich, Karl III.

von Frankreich, Karl III.

männlich 879 - 929  (50 Jahre)

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Generation: 1

  1. 1.  von Frankreich, Karl III.von Frankreich, Karl III. wurde geboren am 17 Sep 879; gestorben am 7 Okt 929 in Péronne [80200],Somme,Picardie,Frankreich; wurde beigesetzt in Péronne [80200],Somme,Picardie,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 893-929, Frankreich; König von Frankreich

    Notizen:

    Neue Deutsche Biographie Karl III.

    westfränkischer König, * 17.9.879, † 7.10.929 Péronne, ⚰ Péronne, Saint-Fursy.

    Der nach dem Tode des Vaters geborene Karolingersproß erhielt den Namen des kaiserlichen Großvaters Karl des Kahlen. Der damit bekundete Legitimitätsanspruch galt jedoch als zweifelhaft, denn Ludwig der Stammler hatte sich nach der Trennung von seiner|1. Gemahlin Ansgard (der Mutter Ludwigs III. u. Karlmanns) zu deren Lebzeiten mit Adelheid vermählt. Von eigener Regierungsfähigkeit ohnehin noch weit entfernt, wurde K. daher 879 und 884 bei der Regelung der westfränkischen Erbfolge übergangen. Auch nach dem Tode des Kaisers Karl III. (888), als die Nachfolge abermals offen war, verlautet nichts von Bemühungen um eine Erhebung K., vielmehr setzte sich, mit nachträglicher Anerkennung durch den ostfränkischen Karolinger Arnulf, der Robertiner Odo von Paris als westfränkischer König durch. Dieser betrieb eine robuste Ämter-, Besitz- und Familienpolitik, rief damit aber eine vielfältige Gegnerschaft auf den Plan, deren Programm die Rückkehr zur karolingischen Legitimität wurde. EB Fulko von Reims und Graf Heribert I. von Soissons ergriffen die Führung und riefen K. zum König aus; am 28.1.893 wurde er in Reims von Fulko gekrönt. Weitere Großvasallen schlossen sich ihm an, König Arnulf nahm K. durch Fulkos Vermittlung im Mai 894 in Worms auf und erkannte ihn durch Belehnung an, aber im Kampf mit Odo geriet K. bald in hoffnungslose Unterlegenheit, so daß er zeitweilig gar ein Bündnis mit den Normannen erwog. Nachdem Arnulf im Mai 895, wiederum in Worms, Odo empfangen hatte, bedeutete es nicht mehr viel, daß Arnulfs eben in Lotharingien eingesetzter Sohn Zwentibold im Sommer des gleichen Jahres für K. in einen Kampf um Laon eingriff; er mußte bald wieder abziehen. K. Anhänger wandten sich wieder Odo zu – auch Heribert, der 896 die Grafschaft Vermandois gewann († 900/07), schließlich auch Fulko von Reims – so daß K. nach Lotharingien ausweichen mußte, wo er sich, etwa im Februar 896 und wieder in Begleitung Fulkos, in dem Vogesenkloster Remiremont mit dem italischen Kaiser Lambert und dem burgundischen König Rudolf I. traf und dann wieder am 25.7.896 in Gondreville (bei Toul) urkundete. Offensichtlich abermals durch Fulkos Vermittlung kam 897 ein Ausgleich zustande, indem K. sich bei Odo einfand und ihn als König anerkannte; er wurde dafür mit „einem Teil des väterlichen regnum “ ausgestattet – hier ist an den Reimser Raum, etwa Laon zu denken, um das sich im 10. Jahrhundert der karolingische Besitz gruppierte – und von Odo, der keinen Sohn hatte, zum Nachfolger designiert.

    Nach dem Tode Odos (1.1.898) wurde K. in der Tat auf einer Reichsversammlung in Reims mit allgemeiner Zustimmung zum König erhoben. Die bis dahin, soweit sich nach dem Überlieferungsstande urteilen läßt, sehr spärliche Urkundenausstellung wird jetzt kontinuierlich, mit doppelter Zählung der Königsjahre: von 893 und, mit dem Vermerk redintegrante, von 898 an. Neben im ganzen 110 bekannten Diplomen K. sind 13 Deperdita ermittelt worden. K. Erzkanzler – wenn auch nur gelegentlich mit dem ausdrücklichen Titel archicancellarius – wurde zunächst EB Fulko von Reims, unter dem der aus dem Dienste Odos übernommene Notar Herivaeus das Urkundengeschäft besorgte. Dieser folgte 900 auf Fulko als Erzbischof, während die nominelle Leitung der Kanzlei dem Bischof Ascherik von Paris und erst nach dessen Tod (910) dem EB Herivaeus zufiel.

    Es verwundert, daß die Robertiner selber 897/98 die Hand zur erneuten karolingischen Restauration liehen, denn der söhnelose Odo hatte einen sehr aktiven Bruder Robert, den er mit seinen bisherigen Grafschaften ausgestattet und als marchio in Neustrien eingesetzt hatte. Man darf ihnen vielleicht die Berechnung unterstellen, daß die Abschirmung durch ein sozusagen neutrales Königtum den weiteren Ausbau ihrer Hausmacht in Rivalität mit den anderen Magnaten eher erleichtern würde. Jedenfalls nahm K. es hin, daß das bedeutende weltliche und geistliche Königsgut des Pariser Raumes nicht etwa ihm selber heimfiel, sondern an Robert überging. K. duldete und sanktionierte in solcher Weise die – vorerst freilich noch fluktuierende – Ausformung starker Mittelgewalten, der großen französischen Lehnsfürstentümer. Unmittelbare Hoheit über die Grafen und die Bischofskirchen behielt der karolingische König nur in der östlichen Francia zwischen Seine und Maas. Diese Schrumpfung der Königsgewalt war jedoch mit einer relativen Stabilisierung verbunden, durch die K. einen allmählich bedeutender werdenden Aktionsspielraum gewann. Seine besondere Aufmerksamkeit richtete sich sogleich auf Lotharingien. Schon 898 folgte er einer Aufforderung des Haspen- und Hennegaugrafen Reginar und anderer mit Zwentibold überworfener Großen: er drang über Aachen bis Nimwegen vor, traf in der Gegend von Prüm auf Zwentibold, zog aber ohne Kampf wieder ab. Eine Zusammenkunft in Sankt Goar, an der – in Abwesenheit Zwentibolds – auch Beauftragte K. teilnahmen, stellte 899 den Frieden wieder her, bereitete aber auch den Rückfall Lotharingiens an Ostfranken vor, der im Jahre darauf realisiert wurde; K. Griff nach der Stammheimat seiner Dynastie war mißlungen.

    Über das nächste Jahrzehnt sind wir im einzelnen wenig unterrichtet. Die Urkunden|weisen den König weiterhin im nördlichen Westfranken nach und vermitteln den Gesamteindruck relativer Stetigkeit. Die Geschicke des Westreiches blieben noch immer von der Wikingerfrage überschattet, doch sind als markante Ereignisse nur ein Überfall auf Tours (903) und ein Raubzug nach Burgund (910) bekannt. Mit der gebotenen Vorsicht darf aus dem Mangel an sonstigen Nachrichten und aus dem folgenden Geschehen auf eine gewisse Beruhigung, auf eine Konsolidierung der Abwehr geschlossen werden, aber ein persönlicher Anteil K. läßt sich dabei nicht ausmachen. Dann aber brachte das Jahr 911 einschneidende Wendungen. Ein großes Aufgebot westfränkischer Fürsten – von K. selber ist auch jetzt nicht die Rede – entsetzte die von den Seine-Normannen bedrängte Stadt Chartres und brachte ihnen schwere Verluste bei. Ihr Anführer Rollo fand sich nun bereit, die Taufe zu nehmen und seine Herrschaft mitsamt der normannischen Landnahme durch den Eintritt in den fränkischen Reichsverband legalisieren zu lassen. Mit K. ging er (ungesicherter, aber nicht schlechthin unglaubwürdiger späterer Tradition zufolge in Saint-Clair-sur-Epte) ein „Bündnis“ ein und übernahm als Graf von Rouen den Schutz der nördlichen Reichslande. Für Westfranken war damit das Zeitalter der Wikingereinfälle zu Ende, war der Grund gelegt zu einem neuen künftigen Lehnsfürstentum. Noch stärkere unmittelbare Tragweite kam dem Umschwung zu, der sich gleichzeitig in Lotharingien einspielte. Seit der Rückgliederung dieses Landes an Ostfranken (900) hatte hier ein leidliches Einvernehmen zwischen Reginar als dem mächtigsten einheimischen Magnaten und dem von der karolingischen Regierung Ludwigs des Kindes bestellten konradinischen Amtsherzog Gebhard vorgehalten. Dieser aber war 910 im Ungarnkampf gefallen, und Reginars Verhältnis zu dem weiterhin konradinisch beeinflußten ostfränkischen Königshof scheint sich dann sehr zugespitzt zu haben. Vielleicht schon im Sommer 911, jedenfalls aber als sich nach dem Tode Ludwigs des Kindes und dem Aussterben der östlichen Karolingerlinie (24.9.911) die Königswahl des Konradiners Konrad I. abzeichnete (die dann gegen den 10.11. in Forchheim erfolgte), wiederholte der lotharingische Adel, fraglos wieder unter der Führung Reginars, den Schritt von 898 und rief K. ins Land. Zum 1.11.911 läßt eine beiläufige annalistische Notiz die Herrschaft des westlichen – nunmehr einzigen – Karolingers in den Ländern um Maas und Mosel beginnen.

    Ob bei dieser Schwenkung Reginars und seiner Anhänger tatsächlich oder nur scheinbar ein karolingischer Legitimismus im Spiel war, steht dahin, K. selber aber berief sich mit Nachdruck auf sein Erbrecht an dem fränkisch-karolingischen Kernland um Metz und Aachen. Vom 20.12.911 an begegnet in seinen Urkunden als drittes Datierungselement die Zählung largiore hereditate indepta, und während die karolingischen Teilkönige sich seit langem mit der einfachen Bezeichnung rex begnügt hatten, griff K. nunmehr, wenn auch noch nicht regelmäßig, auf den alten vollen Titel rex Francorum zurück, den seine Nachfolger dann beibehalten haben. Dieser Kanzleistil hat auf seine Art dazu beigetragen, daß der Frankenname endgültig mit dem Westreich verbunden geblieben ist.

    Am 1.1.912 urkundete K. in Metz. In Lotharingien, vor allem in altkarolingischen Pfalzen wie Diedenhofen und Herstal, nahm er seither oft, sogar mit Vorzug, Residenz; er ist 912, 913, 915, 916, 919 jeweils für längere Zeit im Lande nachzuweisen. Für Konrad I. bedeutete der Verlust der Maas- und Mosellande über den politischen Rückschlag hinaus eine schwere Einbuße an Besitz- und Machtpositionen seiner Familie, aber nach 3 erfolglosen Vorstößen über den Rhein (912 u. 913) mußte er sich mit der veränderten Lage abfinden. Dem Grafen Reginar gewährte K. den Rang eines marchio und erkannte ihn somit als einen seiner großen Lehnsfürsten an. Aber auch Reginars Widersacher, EB Ratbod von Trier, zog er als Erzkapellan an sich und räumte ihm das Vorrecht ein, neben der weiterhin dem Reimser EB Herivaeus unterstehenden Königskanzlei als archicancellarius die lotharingische Sonderkanzlei fortzuführen, die bis in die Zeiten Zwentibolds zurückreichte und sich auch unter Ludwig dem Kinde behauptet hatte. Diese relative Harmonie und Stabilität hielt jedoch nicht vor. Unverkennbar gedachte K. Lotharingien zu jener Bastion direkter Königsherrschaft auszubauen, die ihm im Westreich fehlte, um sich stärker als bisher gegen die Lehnsfürsten durchzusetzen. Ratbod und Reginar starben 915. Der neue EB Ruotger von Trier behielt den Titel des summus concellarius, aber das Urkundengeschäft blieb, ohne Trierer Sonderkanzlei, auf die Königskanzlei konzentriert. Dem Sohn Reginars, Giselbert, verweigerte K. die Fortsetzung oder gar Ausweitung einer herzoglichen Gewalt. Statt dessen begegnet in K. Umgebung seit dieser Zeit ein lotharingischer fidelis namens Hagano, vielleicht ein Verwandter der Königin Frederun, aber nicht selber fürstlichen Ranges, dessen Erhebung zum Grafen, dessen steigender Einfluß als Berater des Königs den Zorn des lotharingischen und erst recht des westfränkischen Hochadels wachrief. Überdies verschoben sich die bisherigen Spannungen und Beziehungen 918/19 durch den Tod Konrads I. und den Übergang der ostfränkischen Königswürde an den sächsischen Liudolfinger Heinrich I., der, anders als die Konradiner, in keiner Weise mit der lotharingischen Aristokratie unter der Führung Giselberts verfeindet war.

    Der Gegensatz führte dazu, daß K. 919 durch einen Spruch des Hofgerichts die Abtei Maastricht Giselbert entzog und sie dem getreuen EB Ruotger von Trier übertrug, der seither allein als Erzkanzler K. genannt wird. Der Unmut über Hagano, dessen Entlassung K. auf einer Reichsversammlung in Soissons verweigerte, löste dann 920 einen allgemeinen Abfall von K. aus; Giselbert ließ sich von lotharingischen Anhängern bereits zum selbständigen princeps ausrufen. Doch ging die Krise vorüber, indem EB Herivaeus von Reims K. in seinen Schutz nahm und nach 7 Monaten einen Ausgleich zustande brachte. Auch bei einer Machtprobe um die Besetzung des Bistums Lüttich vermochte K. 920/21 seinen Kandidaten gegen die Pläne Giselberts durchzusetzen. Dieser Streit zog weite Kreise: Papst Johann X. erklärte in einem Schreiben (das dann, losgelöst vom Anlaß, als Ausdruck frühmittelalterlichen Rechtsdenkens Berühmtheit gewonnen hat), niemanden als dem König (das heißt nicht etwa einem Herzog) stehe die Vergabe eines Bistums zu. Dieses Schreiben war an den EB Hermann I. von Köln gerichtet, der auf Geheiß Heinrichs I. als Metropolit den Lütticher Kandidaten Giselberts geweiht hatte. Der neue ostfränkische König sächsischen Stammes hatte also im Zusammengehen mit Giselbert, in offenem Gegensatze zu K., in die lotharingischen Dinge eingegriffen – die Wiederherstellung des Ostfränkischen Reiches im alten Umfang zeichnet sich als sein politisches Ziel ab. K. dagegen, wieder fest im Sattel, wagte im September 920 einen Vorstoß in den Wormsgau, wohl in der Absicht, die linksrheinische Ausbuchtung Ostfrankens um Mainz in seine Herrschaft einzubeziehen, mußte aber ohne Erfolg wieder abziehen. Durch weitere Widerstände in Lotharingien behindert, vereinbarte er mit Heinrich I. einen Waffenstillstand bis zum Martinitag 921. Vor Ablauf dieser Frist trafen sich die beiden Könige auf einem Rheinschiff bei Bonn und schlossen am 7.11.921 einen (im Wortlaut erhaltenen) Vertrag, durch den der rex Francorum occidentalium und der rex Francorum orientalium mit stattlichem beiderseitigem Gefolge einander Anerkennung und Freundschaft zusagten. Auf weiteres Eingreifen in Lotharingien hatte Heinrich damit verzichtet.

    K. mochte glauben, nunmehr freie Hand zu haben. Er stattete Hagano mit dem karolingischen Hauskloster Chelles (bei Meaux) aus und entzog es seiner Tante Rothild, einer Tochter Karls des Kahlen. Hugo (der spätere Herzog von Francien), der Sohn Roberts von Neustrien und Schwiegersohn Rothilds, gab daraufhin das Signal zu einem allgemeinen Aufstand gegen K.; auch Giselbert beteiligte sich daran, doch hatte K. unter den Lotharienses noch die zuverlässigsten Getreuen. Robert wurde am 30.6.922 in Reims zum König erhoben und, wie vor Jahren sein Bruder Odo, vom EB Walter von Sens gekrönt. EB Herivaeus von Reims starb 3 Tage darauf. Es kam zu hin und her wogenden Kämpfen in Westfranken und Lotharingien. In einem Gefecht bei Soissons fand König Robert I. am 15.6.923 den Tod, aber K., der sich auch bei den Normannen und angeblich bei Heinrich um Hilfe bemüht hatte, wurde geschlagen. Seine Gegner riefen Rudolf von Burgund, den Sohn Richards und Schwiegersohn des gefallenen Robert, zum neuen König aus; er wurde am 23.7.923 in Soissons gekrönt, wiederum vom EB Walter von Sens. K., dessen letzte auf uns gekommene Urkunde vom 29.7.923 aus Compiègne datiert ist, wurde von dem Grafen Heribert II. von Vermandois zu Verhandlungen nach Saint-Quentin gelockt, gefangengenommen und nach Château-Thierry, im nächsten Jahre nach Péronne in Haft gegeben. Die Königin Eadgifu-Ogiva flüchtete mit ihrem Sohn Ludwig (IV.) nach England.

    Der Sturz K. beendete den letzten, ohnehin nur schwachen Anlauf zu karolingischer Hegemonialpolitik und machte den Weg frei für die Rückgliederung des gewissermaßen herrenlos gewordenen Lotharingien an Ostfranken, wie sie im Zusammenspiel Giselberts und Heinrichs I. 923/25 realisiert wurde und das Deutsche Reich des Mittelalters abgerundet hat. Auch als Stammvater einer neuen und letzten, nur noch westlichen Karolingerlinie steht K. an einer Wegscheide französischer und deutscher Geschichte, aber der nicht eben ruhmvolle Ausgang seiner Herrschaft und Regierung scheint sein Andenken in seltsamer Weise belastet zu haben. Der Fortsetzer Reginos (Adalbert, um 960) nennt ihn einen vir hebetis ingenii, bei Thietmar von Merseburg (um 1010) heißt er gar ab incolis Karl Sot id est stolidus ironice dictus, kurz vor 1000 liest man in den Miracula s. Apri aus Toul erstmals a suis cognominatus simplex, was seither häufig belegt ist, möglicherweise aber ursprünglich soviel wie „schlicht, gutmütig“ bedeuten sollte, zumal Richer, gleichfalls kurz vor 1000, sich in solchem Sinne ausdrückt (ingenio bono simplicique). Die Bezeichnung „Charles le Simple, K. der Einfältige“ ist üblich geworden, wird in der Wissenschaft jedoch nur mit Vorbehalt verwandt.

    Genealogie-Mittelalter Karl III. der Einfältige

    König von Frankreich (893-929)
    17.9.879-7.10.929 Peronne Begraben: Kirche St-Fursy/Peronne

    Einziger und nachgeborener Sohn des Königs Ludwig II. der Stammler von Frankreich aus seiner 2. Ehe mit der Adelheid, Tochter von Graf Adalhard

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 966, Karl III. der Einfältige, westfränkischer König 893/98-923

    * 17. September 879, + 7. Oktober 929 Peronne Begraben: St-Fursy/Peronne

    Als Postumus nach Ludwigs II. Tode aus dessen in ihrer Legitimität angefochtenen zweiten Ehe wurde Karl der Einfältige bei den Nachfolgeregelungen im westfränkischen Reich 879-888 übergangen. Gegen den robertinischen König Odo wählte eine Adelspartei um Erzbischof Fulco von Reims und Graf Heribert I. Karl den Einfältigen am 28. Januar 893 (Todestag KARLS DES GROSSEN) in Reims zum König. Trotz zeitweiliger Anerkennung durch ARNULF von Kärnten konnte sich Karl III. erst nach Odos Tod 898 durchsetzen. Die Herrschaftskontinuität blieb durch Übernahme von Odos Kanzler Heriveus gewahrt, aber Karl der Einfältige mußte eine erhebliche Schmälerung königlicher Macht hinnehmen. Wichtige königliche Güter waren an Odos Bruder, Robert von Neustrien, gelangt; in den regna übte Karl der Einfältige nur noch über Stellvertreter, vornehme Adlige, die als marchiones über die Grafschaften traten (Neustrien, Burgund, Aquitanien, Lotharingien), Herrschaft aus. In dieses, das Reich stabilisierende Miteinander von König und Fürsten konnte 911 auch ein Normannenverband unter Rollo integriert werden.
    Einen Ersatz für den Machtverlust schien Karl der Einfältige in Lotharingien, der karolingischen Stammlandschaft, zu finden. Nach erstem Scheitern 898 gelang 911, beim Tod des letzten ostfränkischen KAROLINGERS, Ludwig IV., die Eroberung, gesichert durch enge Bindungen zum lothringischen Adel. Als jetzt einziger karolingischer König griff Karl III. der Einfältige gezielt auf die legitimierende Kraft fränkischer Tradition zurück. Seite dem Erwerb Lotharingiens nannte er sich wie die frühen KAROLINGER in den Urkunden 'rex Francorum' und 'vir illuster' und ahmte Monogramm und Siegel KARLS DES GROSSEN und KARLS DES KAHLEN nach. Der übersteigerte Anspruch auf Herrschaft über alle Franken, wenn auch real auf die Francia zwischen Rhein und Seine reduziert, und die ezielte Förderung des Lothringers Hagano auf Kosten des hohen Adels lösten das konsensuale Miteinander von König und Fürstenauf. Selbst ein im Vertrag von Bonn 921 erzielter Ausgleich mit dem ostfränkischen König HEINRICH I. vermochte Karl nicht mehr in Franzien zu stützen. Der seit 920 ausbrechende Widerstand führte zur Königswahl Roberts (I.) von Neustrien (20. Juni 922). Auch Roberts Tod in der Schlacht von Soissons (15. Juni 923) rettete Karl den Einfältigen nicht mehr; nach der Krönung von Roberts Schwager Rudolf von Burgund (13. Juli 923) geriet Karl der Einfältige in Gefangenschaft Heriberts II. von Vermandois, in der er starb. Nur die Flucht seiner zweiten Gattin Edgiva mit dem Sohn Ludwig IV. nach England sicherte den Fortbestand der karolingischen Familie. Das Scheitern fand seinen Reflex in (späteren) Benennungen 'simplex' oder 'stultus'. Gleichwohl muß Karl der Einfältige als Bewahrer fränkisch-karolingischer Tradition für das westfränkisch-französische Königtum gelten.

    Literatur:
    HEG I, 735-745 - A. Eckel, Charles le Simple, 1899 - Recueil des actes de Charles III le Simple ..., ed. P. Lauer, 1940-1949 [dazu J. de Font-Reaulx, Ann. Univ. Grenoble, sect. lettr.-droit 19, 1943, 29-43] - E. Hlawitschka, Lotharingien und das Reich an der Schwelle der dt. Gesch., 1968 - H. Wolfram, Intitulatio II, 1973, 115ff. - B. Schneidmüller, Die 'Einfältigkeit' K.s III. v. Westfranken als frühma. Herrschertugend SchZG 28, 1978, 62-66 - Ders., Karol. Tradition und frühes frz. Kgtm., 1979, 121-138 - J. Ehlers, Die Anfänge der frz. Gesch., HZ 240, 1985, 1-44 - E. Freise, Die 'Genealogia Arnulfi comitis' des Priesters Witger, FMASt 23, 1989, 203-243 - K. F. Werner, Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000, 1989, 475ff. - NDB XI, 184-188. -

    Werner Karl Ferdinand: Seite 457, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    V. Generation 38
    Zu den Regierungsjahren Karls III. in seinen verschiedenen Teilreichen vgl. die Ausgabe seiner Urkunden durch Ph. Lauer, Recueil des actes de Charles III le Simple, roi de France, Paris 1940-1949, S. LXXXIVff.
    Von Karls erster Gemahlin wußte schon Brandenburg V,26, daß sie die Schwester Bischof Bovos von Chalons war. Wir verdanken K.A. Eckhardt, Genealogische Funde zur allgemeinden Geschichte ²1963, den meines Erachtens schlüssigen Nachweis, daß Friderun eine Tochter des Grafen Theodericus/Dietrich und eine Schwester der Mathilde war, der zweiten Gattin HEINRICHS I (ebd. 24-29), eine Erkenntnis, die auch für das Verständnis der politischen Geschichte zu Beginn des 10. Jahrhunderts von großer Bedeutung ist. Das Todesdatum der Friderun zitiert Eckhardt nach dem alten genealogischen Werk des Pere Anselme (ebd. 27); es ist uns in den Diplomen ihres Gemahls, Karls III., vielfach bezeugt, vgl. nr. 87, 917 II 14 als Terminus ante, nr. 94 für den Todestag, II 10. Das Datum der Eheschließung ergibt sich aus nr. 56, 907 IV 19 unmittelbar nach der Hochzeit ausgestellt. In ihrer zehnjährigen Ehe schenkte Frederun dem Gemahl sechs Töchter (siehe unten VI,41-46), aber keinen Nachfolger. Karls Sohn Ludwig IV. stammt aus Karls zweiter Ehe mit der angelsächsischen Prinzessin Eadgifu/Ogiva, und ebendarum konnte dieser sich mit Gerberga, der Tochter HEINRICHS I. und der Mathilde, ohne verbotenen Verwandtschaftsgrad vermählen, denn er war mit der ersten Gattin seines Vaters, Frederun, nicht blutsverwandt. - Zur Wegnahme von ND de Laon und des Fiskus Attigny, den Ogiva innehatte, weil er dem abgesetzten Gatten, Karl III., von König Rudolf als Alterssitz verliehen worden war, durch ihren Sohn Ludwig IV., als Ogiva 951 den Grafen Heribert heiratete, siehe Flodoard, Ann 951, Lauer 132.

    Da Karl III. beim Tode seines Bruders Karlmann erst 5 Jahre alt war, wählte der westfränkische Adel erst KARL III. DEN DICKEN und später den Grafen Odo von Paris zum König. 893 wurde Karl von einer adligen Gegenpartei unter Führung des Erzbischofs Fulko von Reims und Heriberts II. von Vermandois, der später ein erbitterter Gegner wurde, zum Gegenkönig erhoben und gekrönt. Nach dem Tode Odos (+ 1.1.898) wurde er allgemein als König anerkannt. Während seiner Regierung wurde auch in den fränkischen Kerngebieten zwischen Loire und Maas, in "Francien", die Entwicklung eigener Lehnsfürstentümer erkennbar. 911 einigte sich Karl im Vertrag von Saint-Clair-sur-Epte mit Rollo, dem Anführer einer Normannenschar, die sich im Gebiet der Seinemündung fest angesiedelt hatte. Rollo trat zum Christentum über und erklärte sich bereit, Vasall des Königs zu werden. Dafür wurden ihm mehrere Grafschaften im Gebiet von Rouen zugestanden, die den Kern des Herzogtums Normandie bildeten. Wenn auch nach 911 die Überfälle normannischer Scharen nicht sofort aufhörten, so leitete die Einigung mit Rollo doch das Ende der langen Periode ständiger, weitreichender Plünderungszüge der Normannen ein. Einen außenpolitischen Erfolg erzielte König Karl, als im Jahre 911 im ostfränkischen Reich mit Ludwig dem Kinde der dortige Zweig der KAROLINGER ausstarb und die Großen Lothringens den westfränkischen KAROLINGER Karl anerkannten. Karl führte seit diesem Jahr den Titel "Rex Francorum" (König der Franken), während er sich bisher wie die anderen fränkischen Könige seit 843 einfach "Rex" genannt hatte. Offensichtlich wollte Karl, der jetzt der einzige König aus karolingischen Geschlecht war, mit diesem vollen Titel seinen Anspruch auf Lothringen untermauern und zugleich wohl auch einen Vorrang gegenüber den anderen Herrschern im Bereich des ehemaligen großfränkischen Reiches zum Ausdruck bringen. Doch bereits 925 ging Lothringen an den deutschen König HEINRICH I. verloren. Bedenklich für die Position des Königs war vor allem die Tatsache, dass nicht nur die Herzogtümer Aquitanien und Burgund sowie andere Randgebiete wie Flandern und die Normandie seiner Kontrolle entglitten, sondern auch im Kerngebiet der karolingischen Macht, im neustrischen Gebiet zwischen Loire und Seine, Robert die Wirksamkeit des Königtums einengte. Im Jahre 922 erhob sich unter Führung Roberts von Neustrien eine starke Adelsfraktion gegen den König. Der Erzbischof von Sens krönte in Reims Robert zum König. In der entscheidenden Schlacht zwischen den beiden Königen am 15.6.923 bei Soissons siegten zwar die Aufständischen, doch ihr Führer, der Gegenkönig Robert, wurde getötet. Die revoltierende Adelsfraktion erhob nun Herzog Rudolf von Burgund zum König. Der Graf Heribert von Vermandois lockte Karl kurz darauf in eine Falle und Karl blieb bis zu seinem Tode in der Gefangenschaft des Grafen, der seinen Gefangenen als Druckmittel gegen König Rudolf von Burgund benutzte und ihn nach 6-jähriger Gefangenschaft umbrachte.

    Schneidmüller, Bernd: Seite 23-35, "Karl III. der Einfältige"

    in Ehlers/Müller/Schneidmüller "Die französischen Könige des Mittelalters"

    KARL III. ("DER EINFÄLTIGE") 893/98-923/29
    Karl III.
    geb. 17.9.879; + 7.10.929 Peronne Bestattung in St-Fursy/Peronne

    Eltern: König Ludwig II. "der Stammler" (877-879) und Adelheid
    Halbbrüder: König Ludwig III. (879-882) und König Karlmann (879-884)

    Eheschließungen und Kinder:

    1.) 907 Frederun, sächsische Adlige (+ 10.2.916/17)
    6 Töchter

    2. ) 917-919 Eadgifu/Otgiva, Tochter König Edwards I. von Wessex (zuletzt erwähnt 951 bei 2. Eheschließung mit Graf Heribert III. von Vermandois)

    1 Sohn (König Ludwig IV., geb. 920/21, König 936-954)

    28.1.893 Königswahl, Salbung und Krönung in Reims
    Januar 898 Nach dem Tod König Odos allgemeine Anerkennung als König im westfränkischen Reich, erster (erfolgloser) Eroberungszug nach Lotharingien
    911 Vertrag und Landzuweisung an die Normannen unter Rollo; Erwerb Lotharingiens
    seit 920/21 Spannungen im Verhältnis mit dem westfränkischen Adel
    7.11.921 Vertrag mit König HEINRICH I. von O-Franken bei Bonn
    922 Kämpfe mit dem westfränkischen Adel
    29.6.922 Wahl Roberts I. (von Neustrien) in Reims zum König
    15.6.923 Schlacht bei Soissons, Niederlage Karls III., Tod König Roberts I.
    13.7.923 Wahl Rudolfs von Burgund zum König
    Ende 923 (?) Gefangennahme Karls III. durch Graf Heribert II. von Vermandois, Einkerkerung in
    Chateau-Thierry. Flucht der Gattin und des Sohnes nach England
    928 Zeitweilige Freilassung. Erneute Einkerkerung in Peronne.

    Karl III. ("der Einfältige") ist vielleicht der einzige mittelalterliche Herrscher, der sein Königtum mehrfach gewann und verlor. Seine Regierungsjahre können darum kaum eindeutig angegeben werden, Zeichen für eine Herrschaft in Wandel und Krise, eine Herrschaft, der zwar lange Dauer, jedoch keine Selbstverständlichkeit beschieden war. Im Zerfall überkommener Legitimations-, Denk- und Handlungsmuster trat die wenn auch von den Umständen erzwungene Konzentration politischen Handelns auf den Westen und die Mitte des ehemaligen fränkischen Großreichs ebenso zutage wie das Festhalten an karolingischen Traditionen. Dass die fränkisch-karolingische Prägung dem mittelalterlichen Frankreich überliefert wurde, ist zu einem guten Teil Karls Königtum und Herrschaftsverständnis zuzurechnen, das darum nicht allein aus seinem schließlichen Scheitern zu begreifen ist.
    Den Nachgeborenen galt Karl als simplex, als einfältig (französisch "Charles le Simple"), und das hat sein Bild in der Geschichte geprägt. Doch die Handlungsspielräume des Königtums an der Wende vom 9. zum 10. Jahrhundert waren begrenzt: In seiner durchaus stringent angelegten Politik blieb der karolingische König in einen rapiden Wandel eingebunden, der die politischen Gewichte noch weiter zugunsten des Adels verschob und zur hierarchischen Gliederung der aristokratischen Gesellschaft wie zur Neuformierung von Reich und Herrschaft führte. Hinzu traten der endgültige Zerfall der überlebten Einheit der fränkischen Volkes und Reiches wie die anhaltende Bedrohung durch Normannen und Ungarn. Bei dem Versuch einer Würdigung von Leben und Handeln Karls sind besonders diese Rahmenbedingungen zu bedenken. Aus ihnen lassen sich nämlich das konsequente Legitimationsdenken und die Betonung der karolingischen Tradition erklären.
    Legitimation der Herkunft

    Zweimal wurde Karl bei der Thronfolge im westfränkischen Reich übergangen, zweimal wurde er zum Herrscher erhoben, zweimal wurde ihn aus den Reihen des Adels ein "Gegen"-König gewählt, mindestens zweimal wurde Karl eingekerkert. Diese Hinweise markieren Turbulenzen in einem Herrscherleben, das von Anfang an nicht gewöhnlich verlief.
    Karl wurde erst nach dem Tod des Vaters geboren (daher der Beiname postumus, der Nachgeborene). Dass wir Karls Geburtstag, den 17. September 879, aus einer Erwähnung in einer Königsurkunde (vom 28. Mai 917 für St-Denis) kennen, ist eher eine Ausnahme in jener Zeit, für die der Todestag den Eintritt in die Ewigkeit und damit die eigentliche "Geburt" des Christen markierte.
    Karls Vater, der KAROLINGER Ludwig II. ("der Stammler"), starb am 10. April 879 in Compiegne, seine Nachfolge war schwierig. Seit Jahrzehnten schon besaßen mächtige Adelsverbände Anteil an der Herrschaft im westfränkischen Reich und entschieden folglich auch bei den Nachfolgeregelungen im Königtum mit. Nach der zeitweiligen Ausschaltung der mächtigen ROBERTINER 866 ragten zwei Gruppierungen hervor, die westfränkischen WELFEN unter Hugo Abbas und die RORGONIDEN unter Gauzlin. Diese beiden adligen Herren vereinigten mehrere Grafschaften und geistliche Herrschaftsrechte über Klöster und Bischofskirchen in ihren Händen.
    KARL II. ("DER KAHLE", 843-877), der Vater Ludwigs II., hatte seinem durch Krankheitsschübe wiederholt in den Regierungsgeschäften behinderten Sohn bewußt adlige Begleiter an die Seite gestellt. Sie gewannen erheblichen Einfluß auf Ludwigs kurzes Königtum (877-879) und entschieden über die Nachfolge, die durch zwei Ehen des Königs kompliziert war.
    Zur Anwendung kam das seit Jahrhunderten praktizierte Thronfolgerecht der merowingischen und karolingischen Könige, deren Reich unter alle in legitimer Ehe gezeugten regierungsfähigen Söhne aufgeteilt wurde. Legitimität der Ehe und Regierungsfähigkeit (Idoneität) der Söhne wurden aber 879 kontrovers diskutiert.
    Ludwig hatte nämlich seine erste Gattin Ansgard, die ihm die beiden Söhen Ludwig und Karlmann geboren hatte, auf Geheiß des Vaters verstoßen und in den 70-er Jahren des 9. Jahrhunderts zu Lebzeiten der ersten Gemahlin Karls Mutter Adelheid geheiratet, deren Herkunft aus einer bedeutenden Familie des westfränkischen Reiches inzwischen wahrscheinlich gemacht werden konnte.
    Nach kirchlichem Eherecht ergaben sich darum Probleme, da nur eine Eheschließung gültig und allein die Nachkommenschaft aus dieser Verbindung legitim sein konnte. 869 erst hatte das konsequente Beharren der westfränkischen Bischöfe auf diesem Prinzip zum Ende des Königtums im lotharingischen Mittelreich geführt, als König Lothar II. die Legitimität einer "zweiten" Ehe zu Lebzeiten der 1. Gemahlin nicht plausibel zu machen vermochte. In W-Franken entschied man 10 Jahre später nicht konsequent nach kirchenrechtlichen Kriterien, sondern pragmatisch, wenn auch keineswegs einhellig. Gauzlin als Haupt der RORGONIDEN suchte den Kontakt mit den ostfränkischen KAROLINGERN, Hugo Abbas als Haupt der WELFEN setzte schließlich im September 879 die Nachfolge der Söhne Ludwigs II. aus seiner ersten Verbindung mit Ansgard durch. Eine Teilung des westfränkischen Reichs unter Ludwig III. (879-882) und Karlmann (879-884) im März 880 in Amiens eröffnete die Möglichkeit einer Scheidung der welfischen und rorgonidischen Einflußzonen.
    Die Niederkunft Königin Adelheids mit Karl, dem man den Namen der berühmten karolingischen Kaiser gab, gewann keine Bedeutung, schien doch durch die Krönung der älteren Söhne ohnehin die Gültigkeit der zweiten Verbindung in Zweifel zu stehen. Der über 5 Monate nach dem Tod seines Vaters geborene Karl ging darum 879 ebenso leer aus wie bei der Nachfolge seiner früh verstorbenen Halbbrüder Ludwig III. und Karlmann 882 und 884.
    Auf Karl setzte eine westfränkische Adelspartei erst viele Jahre später, Zeugnis für die Relativität von Rechtsansprüchen angesichts politischer Zwänge. Karls Gegner mochten ihm seine "illegitime" Geburt als "Bastard" vorwerfen; spätere Genealogen betonten seine Herkunft aus der Verbindung seines Vaters mit einer "Königin", während die älteren Halbbrüder mit einer sogenannten Königin oder gar einer Konkubine gezeugt worden seien. So entschied die Geschichte schließlich über die Rechtmäßigkeit königlicher Herkunft, die dem Kind im Jahr der Geburt wie auch 884/85 bestritten worden war. Damals lud der westfränkische Adel wegen des "Fehlens" eines eigenen Königskandidaten den ostfränkischen KAROLINGER KARL III. ("DEN DICKEN"), gestorben 888), zur Übernahme der Herrschaft im Westen ein.
    Das fränkische Großreich war so fast vollständig wieder unter einem Kaiser vereint. Seine Regierungszeit legte angesichts äußerer Gefahren und mangelnder Integrationsfähigkeit der zunehmend selbständig werdenden Teile freilich die Grenzen politischer Raumerfassung und effektiver Herrschaft schonungslos bloß. Das wiederholte Versagen des kranken Kaisers bei der Normannenabwehr machte den Zeitgenossen die Notwendigkeit einer Regionalisierung der Reichsverteidigung auf die Fürstentümer deutlich und prägte politische Legitimität um. Zum Königtum schien man nicht mehr allein durch bloße Geburt aus karolingischer Familie berechtigt zu sein, nötig war vielmehr effektives Regierungshandeln.
    Beim endgültigen Zerfall des fränkischen Großreichs 888, ausgelöst durch den "Staatsstreich" des illegitimen ostfränkischen KAROLINGERS ARNULF von Kärnten gegen seinen kaiserlichen Onkel KARL DEN DICKEN 887, erhoben adlige Herren der fränkischen Teilreiche mit Ausnahme O-Frankens Könige aus ihren Reichen, die ihre Tatkraft unter Beweis gestellt hatten und an Macht ihren Standesgenossen wenig überlegen waren. Wie schon 884/85 schien dem westfränkischen Adel der nunmahr 8-jährige Karl 887/88 den Herausforderungen des Königtums nicht gewachsen. Eine solche karolingische Kandidatur wurde ganz offensichtlich nicht diskutiert, wie überhaupt über Karls Schicksal in diesen Jahren der Kindheit nur Unsicheres bekannt ist. So setzte sich im ROBERTINER Odo (888-898) erstmals ein Nicht-KAROLINGER im westfränkischen Reich durch.
    Einen ernsthaften Gegner mochte Odo in Karl nicht erblickt haben, über dessen Verbleib wir 889 endlich sichere Kunde erhalten. Als Odo nämlich im Zuge der Festigung seines Königtums nach Aquitanien reiste, traf er dort Graf Ramnulf II. von Poitiers, an dessen Hof sich Karl aufhielt. Ramnulf schwor seinem neuen König Treue und sicherte ihm zu, dass er von dem Knaben nichts befürchten habe.

    Legitimation der Königswahl

    Das unglückliche Verhalten Odos bei der Normannabwehr, sein Versuch, auf Kosten adliger Interessen die königliche Stellung in Aquitanien auszuweiten, und die gezielte Beförderung seines Bruders Robert führten geistliche und adlige Herren zusammen, die dem robertinischen Königtum feindlich gegenüberstanden. Zu ihnen zählten neben Erzbischof Fulco von Reims die vor allem im NO der Francia begüterten Grafen Heribert und Pippin, selbst aus karolingischer Familie stammend, der ebensfalls mit dem karolingischen Haus verwandte Bischof Anskerik von Paris und die Söhne des Grafen Gauzlin von Maine. Auf einer Reimser Synode wählten sie am 28. Januar 893 den jetzt 13-jährigen Karl zum König. Die Situation war durchaus günstig, der Erhebungsakt sorgfältig inszeniert. Den jungen KAROLINGER setzte man auf den "väterlichen Thron", ein Akt, der Odos Königtum als Usurpation verwarf. Gezielt hatte man dafür den Todestag KARLS DES GROSSEN gewählt, den man fast überall im Frankenreich liturgisch feierte. Seinem gleichnamigen Ururgroßenkel sollte dieser Rückbezug legitimierende Kraft verleihen, und von daher gewinnt die wiederholt zu beobachtende Orientierung an karolingischen Vorbildern durch KARL III. bereits für den Erhebungsakt ihre Bedeutung. Durch Weihe und Krönung unterstrich Erzbischof Fulco von Reims zudem den Reimser Anspruch auf das 888 vom Erzbischof von Sens ausgeübte Recht, den westfränkischen König zu krönen.
    Ebenso rasch, wie der Reimser Oberhirte Anhänger für seinen Kandidaten zu gewinnen suchte, wollte die karolingische Partei die Entscheidung mit den Waffen erzwingen, doch vermochte sich Odo in Aquitanien zu behaupten und im Sommer sogar nach N vorzustossen. Da die kriegerischen Auseinandersetzungen nicht über die Rechtmäßigkeit des Königtums entschieden, propagierte Fulco mit diplomatischem Geschick das karolingische Erbrecht Karls in Briefen an Papst Formosus, an den ostfränkischen KAROLINGER König ARNULF und an den italienischen Kaiser WIDO.
    Odo und Karl erkannten durch wiederholte Hilfegesuche die Schiedsrichterrolle ARNULFS durchaus an und empfingen von ihm gerne bestätigende Zeichen ihrer Macht. Freilich ließ ARNULF, indem er zunächst Karl, dann Odo akzeptierte, letzte Konsequenz vermissen. Das wechselnde Kriegsglück begünstigte zwar Odo, ließ ihn aber nicht zum strahlenden Sieger werden. Die politische Ausweglosigkeit war jedenfalls nicht durch ostfränkische Parteinahmen zu überwinden, die allenfalls als zusätzliche Festigung der Ansprüche auf das Königtum seitens des KAROLINGERS oder des ROBERTINERS ins Feld geführt wurden. Deutlich tritt darum die zunehmende Autonomie des westfränkischen Reiches, seine endgültige Lösung aus dem fränkischen Großreichsverband zutage.
    Immerhin fand Karl in politisch auswegloser Lage Rückhalt im ehemaligen lotharingischen Mittelreich als der karolingischen Stammlandschaft schlechthin, demARNULF im Unterkönigtum seines Sohnes Zwentibolddie Eigenständigkeit bewahrt hatte. Damals kamen erste persönliche Bindungen zu Adelsverbänden zustande, die später für Karls Königtum bedeutsam werden sollten. Aus der Memorialüberlieferung des Klosters Remiremont wissen wir, dass sich dort im Februar 896 Karl III. und Fulco von Reims mit führende Herren anderer fränkischer Reiche trafen, darunter der italienische Kaiser LAMBERT von Spoleto und König Rudolf I. von Hochburgund.
    Doch solche Kontakte vermochten nicht zu vertuschen, dass Karl im westfränkischen Reich nicht über den nötigen Rückhalt verfügte, gegen Odo zunehmend in die Defensive geriet und seine letzten Anhänger mehr und mehr verlor. Um so erstaunlicher mutet ein Abkommen der beiden Rivalen über das Königtum von 897 an, in dem Odos Vorherrschaft zwar akzeptiert, Karl aber ein Landgebiet um Laon und vor allem die Aussicht auf die alleinige Königswürde nach Odos Tod zugewiesen wurde. Zu dieser Zeit besaß Odo keinen männlichen Nachkommen mehr, und sein Bruder, der marchio Robert von Neustrien, durfte sich anscheinend keine Hoffnung auf die Nachfolge im Königtum, wohl aber auf die Erbschaft der reichen robertinischen Güter und Rechte machen.
    Odo hielt sich an diese Abmachung und empfahl seinen Anhängern vor seinem Tod im Januar 898 Karl als König, der seinerseits die bestehende robertinische Macht im Reich akzeptierte. Der 5-jährige Streit um den westfränkischen Thron war damit zugunsten des Schwächeren entschieden, der den Erfolg sogleich zur Erweiterung der traditionsbezogenen Legitimität seiner Herrschaft nutzte.

    Legitimation der "Unordnung"

    Die Durchsetzung eines allgemein akzeptierten karolingischen Königtums in W-Franken konnte nicht über den tiefgreifenden Wandel königlicher Herrschaft hinwegtäuschen. Immer deutlicher trat im Laufe des 9. Jahrhunderts der adlige Anspruch auf Teilhabe an den Regierungsgeschäften hervor, immer klarer wurden die Möglichkeiten der Monarchie, auf alle Regionen des Reiches zuzugreifen, eingeschränkt. Karl III. hatte seine Königswahl einer Adelsgruppierung in N-Frankreich verdankt, und er erkaufte seine unangefochtene Herrschaft seit 898 schließlich mit der Anerkennung der Machtpositionen seines ärgsten Rivalen Robert vor allem in Neustrien, im Gebiet zwischen Seine und Loire. Schon König Odo hatte Roberts Stellung durch einen neuen Titel, den eines marchio (Markgrafen), zum Ausdruck gebracht, und Karl griff diese Würde in seinen Urkunden auf.
    Damit kam zum Ausdruck, dass in den einzelnen Landschaften des westfränkischen Reiches, in Neustrien zuerst, dann in Aquitanien und in Burgund, schließlich seit 911 in Lotharingien, Adlige über ihre gräfliche Standesgruppe hinaus - und in ein besonderes Verhältnis zum König eintraten. Der Herrscher wurde zwar im ganzen Reich von Flandern bis in den Pyrenäenraum formal als oberster Herr anerkannt, blieb aber in seiner wirklichen Herrschaft ganz auf sein Königsgut in der Francia, in N-Frankreich zwischen Loire oder Seine und der Reichsgrenze nach Osten, beschränkt. Den direkten Bezug sowohl zum größeren Teil seines Reiches als auch zur Masse des Adels in den verschiedenen regna des westfränkischen Reiches hatte der König verloren. Er herrschte nur noch in der Francia, nicht mehr in den anderen regna Burgund, Aquitanien, Gothien und Gascogne, zu denen noch die Bretagne, die Normandie und Flandern traten. Diese regna - der Begriff ist nur unvollkommen mit "Königreiche" zu übersetzen - bildeten bis ins hohe Mittelalter die Bausteine des westfränkischen Reiches und führten für Jahrzehnte, bisweilen für Jahrhunderte ein Eigenleben fern monarchischer Einflußnahme.
    Eine solche politische Realität an der Wende vom 9. zum 10. Jahrhundert verleitete die ältere Geschichtsschreibung, die mit der Idee vom organisierten Lehnswesen mit festen Hierarchien und königlicher Spitze auf die staatliche Ordnung schaute, zur Feststellung einer "feudalen Anarchie", einer "Unordnung" im Staat auf Grund adliger Eigenexistenz. Wir wissen heute besser, dass gerade die Vielfalt adliger Herrschaft und ihre Akzeptanz durch den König wie auch die Schichtung der adligen Gesellschaft in marchiones (Markgrafen) und deren gräfliche Vasallen die öffentliche Ordnung bewahrten und stabilisierten. Freilich wurde diese Ordnung nicht von einer zentralen Königsgewalt, sondern nur vom Mit- und gelegentlich Gegeneinander königlicher und adliger Herrschaft gewährleistet.
    Karl akzeptierte die ohnehin eingetretene Über- und Unterordnung in der Adelsgesellschaft und brachte das in der Bezeichnung einzelner mächtiger Herrschaftsträger in den regna seines Reiches als marchiones zum Ausdruck, wobei der "Markgrafen"- noch lange mit dem Grafentitel(comes) konkurrierte (Robert von Neustrien, Wilhelm I. von Aquitanien, Richard von Burgund, nach 911 Reginar [Lotharingien]). Doch wird man sich hüten, hier sogleich ein grundlegend neues Verfassungssystem im Sinne eines Dualismus von König und marchiones zu erblicken; dafür sind unsere Quellen zu dürftig. Feststellen können wir allerdings das Bemühen von Königtum und Adel, dem eingetretenen Wandel der politischen Verhältnisse durch neue "Namen" und Verhaltensmuster Rechnung zu tragen.
    Der König hatte den größten Teil des älteren reichen karolingischen Krongutes eingebüßt und blieb auf bescheidene Ländereien in der Francia wie auch seine Herrschaftsrechte über Teile der Kirche beschänkt. Besonders häufig hielt sich Karl in Laon, Compiegne, Attigny, Verberie und Ponthion auf. Aber ihm verblieb sein monarchischer Anspruch als oberster Herr im Reich mit seinen regna und zunächst auch noch die Kraft, die vermeintliche "Unordnung" im Verfassungswandel mitzugestalten und damit zu legitimieren.
    Legitimation der Herrschaft

    Anfang 898 konnte Karl III. auf seinem Reimser Hoftag die allgemeine Anerkennung seines Königtums feiern. Von Odo hatte er dessen Kanzler Heriveus übernommen und damit die Kontinuität der Reichsverwaltung gewährleistet. In der Urkundenausstellung spiegelte sich in besonderem Maß das traditionsbezogene Selbstverständnis des karolingischen Herrschers, der sich in seinen Diplomen wiederholt auf berühmte karolingische Vorfahren wie Pippin, KARL DEM GROSSEN und LUDWIG DEN FROMMEN bezog. Sein Monogramm näherte sich dem KARLS DES GROSSEN und KARLS DES KAHLEN an, seine Regierungsjahre wurden seit 898 nicht nur von der Wahl von 893 an, sondern auch von der Wiedererlangung des allgemeinen Königtums im Januar 898 gezählt.
    Zur Durchsetzung im westfränkischen Reich trat sogleich der Versuch äußerer Expansion. Von seinem Verwandten, dem lotharingischen Grafen Reginar Langhals, gerufen, zog Karl 898 gegen König Zwentibold nach Aachen und Nimwegen, vermochte aber Lotharingien noch nicht unter seine Gewalt zu bringen. Dafür sicherte er seinen Einfluß auf den wichtigsten erzbischöflichen Sitz im westfränkischen Reich, als er nach der Ermordung Fulcos von Reims den Kanzler Heriveus als Nachfolger durchsetzen konnte, der ihm bis zum Tod (922) ergeben bieb. Die unter Heriveus' Vorsitz tagende Provinzialsynode in Trosly formulierte 909 nicht nur Reformideen in der Tradition der westfränkischen Synoden des 9. Jahrhundert, sondern forderte auch den Gehorsam gegenüber dem König, der wiederholt Herrschaftsrechte über Bischofskirchen geltend machte (zum Beispiel beim Streit um die Besetzung des Bistums Lüttich 920/21).
    Über Karls Herrschaft bis 911 ist wenig bekannt. Erst 907 heiratete der letzte westfränkische KAROLINGER-Sproß Frederun, eine Dame aus vornehmen sächsischen Adel (gestorben 10. Februar 916/17; verwandt mit der späteren ostfränkischen Königin Mathilde), die ihrem Mann 6 Töchter zur Welt brachte. Wie die Ereignisse im ostfränkischen Reich beim Tod des letzten KAROLINGERS Ludwig (dem Kind) 911 gezeigt hatten, bedeutete das Fehlen eines Thronfolgers eine ernste Bedrohung für Königtum und Familie; seit 911 war Karl schließlich der einzige verbliebene karolingischeHerrscher. Sprößlinge aus einer Verbindung mit einer Konkubine vermochten die Nachfolge im Königsamt nicht zu gewährleisten, und so mußte das königliche Haus alle Hoffnung auf die zwischen 917 und 919 geschlossene 2. Ehe des etwa 40-jährigen Königs mit der Angelsächsin Eadgifu/Otgiva setzen, der Tochter König Edwards I. von Wessex. Sie brachte 910/21 endlich den ersehnten Thronfolger Ludwig (IV). zur Welt, der seiner Familie nach allerlei Turbulenzen wenigstens noch für drei Generationen den westfränkischen Königsthron sicherte.
    In doppelter Hinsicht bildete das Jahr 911 den Höhepunkt von Karls Herrschaft, auch wenn sowohl die Chronologie als auch die Handlungsmotive der Beteiligten auf Grund der dürftigen Quellenüberlieferung vielfach im dunkeln blieben. Zum einen gelang Robert von Neustrien und Richard von Burgund im Bund mit dem Bischof von Chartres am 20. Juli 911 ein entscheidender Normannensieg, der von der späteren normannischen Tradition zum Wendepunkt der eigenen Volksgeschichte stilisiert wurde. Offenkundig überließ man damals einem normannischen Verband unter seinem Führer Rollo das Gebiet um Rouen und einige Gaue am rechten unteren Lauf der Seine in einem Vertrag auf Dauer, Basis für die Konsolidierung normannischer Siedlung, Christianisierung und Einbindung in den fränkischen Herrschaftsverband. Wie das Bündnis im einzelnen aussah, ob sich Karl mit Rollo traf, wo dies geschah (in St-Clair-sur-Epte?), ob Rollo vom ROBERTINER aus der Taufe gehoben wurde und dafür eine Königstochter als Belohnung erhielt, kann nicht der zeitgenössischen Überlieferung, sondern nur normannischen Traditionen des 11. Jahrhunderts entnommen werden und erfordern darum kritische Zurückhaltung. Unstrittig ist jedenfalls, dass die Abmachungen von 911 Aussichten auf die allmähliche Lösung der drückendsten Bedrohung des westfränkischen Reiches verhießen und dass der zunächst unbeteilgte König die Früchte dauerhafter Bemühungen vor allem seines robertinischen Lehnsmannes erntete.
    Wenig später fiel dem KAROLINGER ein zweites Geschenk zu, als sich ihm - wie schon 898 - Teile des lotharingischen Adels unter Graf Reginar Langhals zuwandten, um ihn als König ins Land zu rufen. Für die Beurteilung der Vorgänge wäre die genaue Kenntnis der Chronologie nötig, doch ist der Ablauf der Ereignisse leider nicht exakt zu rekonstruieren. Zu vermuten bleibe, dass die Adelsaktion zwar in Verbindung mit dem Tod des letzten ostfränkischen KAROLINGER-Königs Ludwig am 24. September 911 stehen könnte, jedoch schon vor der Königswahl des ersten Nicht-KAROLINGERS, KONRADS I., im November 911 in Forchheim stattfand. Der Entschluß wäre darum eher als "Königsverlassung" Ludwigs (des Kindes) denn als starre Orientierung an karolingischer Legitimität in der Opposition zu KONRAD I. zu bewerten, wie er in der älteren Forschung vielfach gesehen wurde; sie bescheinigte dem lotharingischen Adel unbedingte Treue zum karolingischen Haus.
    Karl jedenfalls trat seine lothringische Herrschaft dem Ausweis seiner eigenen Urkunden zufolge zwischen dem 10. Oktober und dem 27. November 911 an und begriff diese Erweiterung als Sieg des karolingischen Erbrechts. Schon in seiner ersten Urkunde für einen lotharingischen Empfänger vom 20. Dezember 911 äußerte sich das neuherrscherliche Selbstbewußtsein eindrucksvoll, wenn fortan zusätzlich zu den Herrschaftsjahren von der Wahl 893 und der Wiedererlangung 898 auch vom Antritt einer vergrößerten Erbschaft (larrgiore vero hereditate indepta) datiert wurde. Wie schon die ersten karolingischen Könige Pippin und KARL DER GROSSE führte Karl III. 911/12 zeitweise den altertümlichen Rangtitel vir inluster oder vir illustris. Traditionsbildend wurde der ebenfalls auf früh-karolingische Vorbilder zurückgehende Entschluß des Königs, sich den offiziellen Titel eines Königs der Franken, rex Francorum, zuzulegen. Obwohl in der Folge bisweilen noch der einfache Königstitel rex begegnet, bildet rex Francorum fortan den offiziellen Titel der westfränkisch-französischen Könige bis in die Neuzeit hinein, seit dem 13. Jahrhundert auch mit roi de France übersetzt. Damit sicherten sich der Westen des ehemaligen Großreichs und seine Herrscher den Anspruch auf die Fortführung und Bewahrung fränkischer Traditionen.
    Es ist umstritten, ob Karl seit Dezember 911 in seiner Intitulatio den Anspruch auf Herrschaft über alle Franken erhob oder ob der Titel Indiz für eine "Regionalisierung" der fränkischen Trdition auf den Raum zwischen Rhein und Loire ist. Für 911 scheint die erste Vermutung wahrscheinlicher, geschichtsmächtig wurde freilich später die Konzentration auf die Francia, jenes Landes zwischen Maas und Loire. Kaum in Lothringen angekommen (1. Januar 912 in Metz), suchte der KAROLINGER auch die Franken im Reich KONRADS I. unter seine Herrschaft zu bringen und in den Bahnen seiner karolingischen Vorfahren zu regieren. Damit hatte er freilich seine Kräfte überspannt und konnte die seit Jahrzehnten eingetretene Sonderung der fränkischen Reiche nicht ünberwinden. Immerhin gelang die Verteidigung der lotharingischen "Erbschaft" 912/13 gegen Feldzüge KONRADS I.
    Dem KAROLINGER war mit Lotharingien eine Landschaft zugefallen, die mit reichem Königsgut (vor allem die Pfalzen in Aachen, Diedenhofen und Herstal) ausgestattet war und fortan gleichberechtigt neben den Aktionsraum der Monarchie in der Francia trat. Die innere Konsolidierung gelang zunächst durch die Anerkennung einer Sonderrolle Reginars als marchio. Zudem griff Karl seit 913 auf die Tradition einer Sonderkanzlei unter Erzbischof Ratbod von Trier als Erzkanzler und Erzkaplan zurück, die zeitweise neben die westfränkische Kanzlei unter Erzbischof Heriveus von Reims trat. Als Reginar und Ratbod 915 starben, wurden Karls Pläne zur Integration seiner Herrschaftsgebiete in Franzien und Lotharingien deutlicher, indem die lotharingische mit der westfränkischen Kanzlei verschmolzen wurde. Beständigen Konfliktstoff gab fortan die Zurücksetzung von Reginars Sohn Giselbert, da dem König an einer Machtkonzentration in der Hand eines lotharingischen Adligen nicht gelegen sein konnte. 919 kam es zum offenen Bruch. Lotharingische Adlige wählten Giselbert zu ihrem Herrscher, ohne dass das regnum allerdings einen eigenständigen Weg zwischen O- und W-Franken gehen konnte. Später, nach Karls Sturz, sollte Giselbert den Anschluß Lotharingiens ans ostfränkische Reich HEINRICHS I. beteiben und dort endlich die Anerkennung als Herzog finden.
    Legitimation in der Krise

    Immerhin gelang bis 919/20 die Konsolidierung, vor allem durch die Abhaltung von Hoftagen, zu denen Karl die bedeutenden Adelsverbände zusammenrufen konnte. 920 machte sich die wachsenden Unzufriedenheit aber auf einem Hoftag in Soissons Luft, als man vom König die Trennung von seinem Vertrauten Hagano forderte. An Rang war er den Fürsten unterlegen, erfuhr aber gleichwohl die besondere Aufmerksamkeit und Förderung des KAROLINGERS. Dieses für die mittelalterliche Standesgesellschaft nicht untypische Ringen um Königsnähe, Einfluß bei Hof und Beachtung von Ritualen des öffentlichen Verkehrs sollte zum Anlaß von Karls Untergang werden. Freilich darf man diesen nicht aus dem bloßen Umgang mit einem "Günstling" deuten, sondern aus Verschiebungen im Miteinander von Königtum und Adel, aus der Behauptung adliger teilhabe an der Königsherrschaft einerseits und andererseits aus den offensiven Versuchen zur Schaffung einer autonomen monarchischen Sphäre bei Hof und im Reich, basierend auf den politischen Erfolgen Karls im zweiten Jahrzehnt des 10. Jahrhunderts.
    Äußere Ereignisse hielten die Entscheidung noch auf. Das Ende von KONRADS I. Königtum in O-Franken 918 und die Wahl des ersten nichtfränkischen Königs, des LIUDOLFINGERS HEINRICH I., 919 suchte Karl erneut für sein Konzept einer Herrschaft über alle Franken zu nutzen. Der Feldzug in den Wormsgau 920 mißlang allerdings vollkommen, eine bis zum 11. November 921 geschlossene Waffenruhe zwang zum Ausgleich mit dem neuen ostfränkischen König. Anfang November kamen die Könige mit illustrem Gefolge bei Bonn am Rhein zusammen, musterten sich von den Flußufern ausgiebig und trafen sich schließlich unter strenger Beachtung protokollarischer Gleichrangigkeit aam 7. November 921 auf einem Boot in der Flußmitte. Der dort ausgehandelte Freundschaftsbund, in einer westfränkischen Kanzleiausfertigung eher schlecht überliefert, gewährt uns wichtige Kunde von den Spielregeln politischer Öffentlichkeit, darüber hinaus aber auch, dass Karl III. das Königtum seines Amtskollegen als (fast?) gleichwertig anerkennen mußte. Dem Vertrag schlossen nämlich die Könige der W- und der O-Franken (rex Francorum orientalium und rex Francorum occidentalium), ein einmaliges Zeugnis dafür, dass der legitimationsbewußte KAROLINGER einen Sachsen an fränkischen Traditionen teilhaben lassen mußte.
    Immerhin hatte Karl im Bonner Vertrag seine O-Grenze gesichert und konnte nun ohne äußere Bedrohung den Kampf mit dem führenden Adel der Francia aufnehmen. Bis zum Sommer 921 hatte sich Robert von Neustrien als getreuer Gefolgsmann des Königs erwiesen, der den ROBERTINER wiederum förderte und schon 914 die geplante Erbfolge von Roberts Sohn Hugo (Magnus) im väterlichen Herrschaftsbereich sanktioniert hatte. Karls Entschluß von 922, seiner eigenen Tante Rothild, einer Tochter Kaiser KARLS DES KAHLEN, die ehrwürdige karolingische Abtei Chelles wegzunehmen, um sie Hagano zu übertragen, kann nicht allein aus der bloßen Absicht zur Förderung des Vertrauten erklärt werden. Rothilds Tochter Judith war nämlich mit Hugo Magnus verheiratet, so dass Rothilds Verlust zum Verlust gegen die ROBERTINER wurde.
    Hugo Magnus nahm im April 922 den Kampf auf und brachte zusammen mit seinem Vater Robert in der Folge einen ansehnlichen Adelsbund gegen den König zusammen, dem neben Roberts Schwiegersohn Rudolf von Burgund auch Graf Heribert II. von Vermandois beitrat. Am 29. Juni 922 erhob die robertinische Partei Robert in Reims zum König. Anfang 923 sicherte sich der neue Herrscher bei einer Zusammenkunft mit dem ostfränkischen König durch einen Freundschaftsbund nach außen, doch wahrte der LIUDOLFINGER in den folgenden Auseinandersetzungen zunächst strikte Neutralität.
    Mehrfach wich Karl der direkten Konfrontation nach Lotharingien aus, suchte schließlich aber am 15. Juni 923 bei Soissons die militärische Entscheidung. In dieser verlustreichen Schlacht kam Robert I. ums Leben, jedoch wurde Karl III. von Hugo Magnus und Heribert II. von Vermandois besiegt und flüchtete sich nach Lotharingien. Der westfränkische Adel wählte schon am 13. Juli 923 in Rudolf von Burgund, dem Schwiegersohn des gefallenen Herrschers, einen neuen König.
    Karls Schicksal war besiegelt, als er einer Einladung Heriberts II. von Vermandois nach St-Quentin zu vermeintlichen Bündnisverhandlungen folgte und, von seinem früheren Lehnsmann verräterisch in Haft genommen, in Chateau-Thierry eingekerkert wurde. Dass Heribert perfide handelte, betonen alle Quellen, doch nützt solche Sympathie dem gefangenen KAROLINGER ebenso wenig wie jene Urkunde fern seiner eigentlichen Stammlande in S-Frankreich, die die Gefangenschaft des Königs und den Verrat des Adels in den Datumszeilen erwähnen. Wenigstens konnte sich Karls Gemahlin Eadgifu mit dem kleinen Thronfolger Ludwig in den Wirren zu ihrer Familie nach Wessex retten, wo sie am Hof des Bruders, König Aethelstan (924-939), verblieb. Zunächst spielte der verbliebene junge KAROLINGER Ludwig bei den Verhandlungen über den Königsthron ebenso wie sein Vater Jahrzehnte zuvor keine Rolle.
    Wie tief Karl durch die Einkerkerung gesunken war, erwies sich in einer Episode 927/ 28, als Graf Heribert II. bei Auseinandersetzungen mit König Rudolf von Burgund den KAROLINGER kurzzeitig in Freiheit ließ, ihm huldigte, ein Bündnis mit den Normannen zustande brachte und den "König" nach Reims führte. Nachdem Heribert aber den karolingischen Hauptort Laon von Rudolf erlangt und sich mit dem König wieder ausgesöhnt hatte, wurde Karl III. ein zweites Mal in Peronne eingekerkert, dieses Mal endgültig. Am 7. Oktober 929 ist er gestorben und wurde dort in St-Fursy/Peronne bestattet.
    Nachgeborene bezeichneten Karl als "einfältig" (simplex), was sowohl positiv im Sinne der Lauterkeit (Richer von Reims) als auch negativ als Dummheit (Thietmar von Merseburg) gewertet werden konnte. Sein Herrschaft wird man freilich nicht allein aus dem Scheitern beurteilen dürfen. Sie offenbart den Versuch, bei gewandelten Verfassungsverhältnissen die Idee des karolingischen Königtums zu bewahren und sich die Exklusivität fränkischer Tradition zu sichern. Zumindest die Kontinuität des fränkisch-französischen Reichs- und Herrschaftsbewußtseins ist zu einem guten Teil der Herrschaft Karls III. zu danken, der seinen Amtsnachfolgern den offiziellen Königstitel rex Francorum, König der Franken und später der Franzosen, weitergab.

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    Nach dem Tode König Karlmanns griffen die Großen des W-Reiches nicht auf den kleinen Karl, Ludwigs des Stammlers Sohn von Adelheid zurück, der sich mit seiner Mutter damals oder wenig später in der Obhut des Grafen Ramnulf II. von Poitiers befand; gegen ihn sprach wohl nicht nur, dass man ihn nach der Anerkennung seiner verstorbenen Stiefbrüder als illegitim betrachten mußte, sondern auch, dass die Entscheidung für ein 5-jähriges Kind eine vormundschaftliche Regierung von solcher Dauer erfordert hätte, wie sie in der karolingischen Geschichte bis dahin stets vermieden worden war.
    Karl mit dem späteren, an sich positiv gemeinten Beinamen "der Einfältige" wurde auf Betreiben des Erzbischofs Fulco von Reims und des Grafen Heribert von Soissons und Meaux am 28.1.893, also am Jahrestag von KARLS DES GROSSEN Tod, in Reims feierlich gekrönt und fand als (Gegen-)König auf Anhieb starke Resonanz, die bis ins westfränkische Burgund und nach Aquitanien reichte, aber nicht von Dauer war. Er traf im Mai 894 in Worms mit König ARNULF zusammen, wo dieser den Vetter (zweiten Grades) als Lehnsmann annahm und seine politischen Ziele zu unterstützen versprach. Doch ließ er bald davon ab, als Karl nach seiner Rückkehr gegen den wieder erstarkenden Odo weiter rapide an Boden verlor und aus der Francia ins westliche Burgund ausweichen mußte. Darauf erneuerte ARNULF im Mai 895 in Worms das Bündnis mit Odo.
    Im Sommer 895 griff Zwentibold von Lothringen zu seinen Gunsten in W-Franken ein, so dass es 897 durch die tätige Vermittlung Fulcos von Reims zu einem Ausgleich zwischen Odo und Karl dem Einfältigen kam: Der siegreiche ROBERTINER, der ohne legitime Erben geblieben war, einigte sich mit dem unterlegenen KAROLINGER auf gegenseitige Anerkennung ihres Königtums, gestand ihm ein beschränktes Hoheitsgebiet (wohl um Laon) und nach seinem Tode die Anwartschaft auf das ganze W-Reich (vor dem eigenen Bruder Robert) zu, ließ sich dafür aber die beträchtlichen Machtpositionen seiner Familie von dem bisherigen Rivalen garantieren. Nach dem Tode König Odos am 1.1.898 folgte ihm Karl reibungslos.
    Im Unterschied zu Ludwig dem Kind war Karl der Einfältige, als er im Januar 898 nach Odos Tod auf einer Reichsversammlung in Reims sein unangefochtenes Königtum in W-Franken antrat, immerhin ein 18-jähriger und die folgenden zweieinhalb Jahrzehnte hindurch Herr seiner politischen Entschlüsse, aber auch er hatte sich von vornherein schweren Hypotheken zu beugen, die seine Entfaltung hemmten und an denen er trotz zeitweiliger Erfolge schließlich gescheitert ist. Robert, der Bruder des verstorbenen Königs, ließ ihm ja nur deshalb den Vortritt, weil er gemäß früherer Absprache darauf bauen durften, nicht bloß den Hausbesitz seiner Vorfahren, sondern auch die Gesamtheit der von Odo übertragenen Hoheitsrechte in Neustrien und im Pariser Becken und sogar die dortigen Pfalzen, Fiskalgüter und Reichsabteien zu behalten. Diese Mediatisierung aller königlichen Rechte in Neustrien, die Karl sogar Saint-Denis entzog, verschob die Gewichte zwischen KAROLINGERN und ROBERTINERN entscheidend. Sie fand ihren förmlichen Ausdruck in Roberts Bezeichnung als marchio und ging in der Sache weiter als die Machtkonzentration in den Händen des zeitgleichen duces in O-Franken, weil sie in etwa flächendeckenden Charakter annahm und neben den Grafschaften auch die Bischofssitze dem König entwand. Sie war zudem durchaus nichts Einmaliges, sondern holte nun auf fränkischem Boden nach, was sich schon länger im aquitanischen Süden abgezeichnet hatte.
    Selbst im engeren Bereich der östlichen Francia zwischen Seine und Maas, der dem wiederbelebten karolingischen Königtum allein noch verblieb, gab es fühlbare Konkurrenz durch die aufsteigende Macht des Grafen Balduin II. von Flandern (+ 918), der 900 ungestraft die Ermordung des Erzbischofs Fulco von Reims, Karls Erzkanzler, ins Werk setzte, und durch den Grafen Heribert I. von Vermandois, der in der Champagne seine Herrschaft ausbreitete, bis er vor 907 ebenfalls Balduins Nachstellungen zum Opfer fiel. Inmitten dieser regionalen Gebieter, die ihm alle durch formellen Lehnseid unterstellt, tatsächlich aber mit ihren Vasallenaufgeboten überlegen waren, blieb Karl nichts anderes übrig, als die großen Lehnsfürstentümer (Prinzipate) zu respektieren, behutsam ihre Rivalitäten zu steuern und sich selber wenigstens einen Kernbereich unmittelbarer Autorität im Raum um Reims und Laon zu erhalten, wobei die Erzbischöfe von Reims seine wichtigsten Partner wurden. An ein aktives Bemühen um Lotharingien, wo er gleich 898 auf Reginars Seite eingegriffen hatte, konnte Karl jahrelang nicht denken, doch dürfte seine 907 geschlossene Ehe mit der vornehmen Sächsin Frederun, vielleicht aus der Familie der späteren Königin Mathilde, ein fortwährendes Interesse am O-Reich und eine Aversion gegen die in Lotharingien damals waltenden KONRADINER anzeigen. Da Frederun bis 917 nacheinander sechs Töchter zur Welt brachte, war sie indes nicht imstande, Karls Getreuen neue Zuversicht in die herrschaftliche Zukunft der alten stirps regia zu vermitteln.
    Erst 911 kam Karls Politik in ein neues Fahrwasser. Im Verhältnis zu den Normannen, die in W-Franken nicht mehr mit der Wucht früherer Jahrzehnte, aber doch weiterhin Raubzüge unternahmen und dabei nun von den marchiones und sonstigen Magnaten, so gut es ging, in die Schranken gewiesen wurden, trat eine Wende zum besseren ein, als nach dem Scheitern ihrer Belagerung von Chartres eine starke Gruppe unter Führung Rollos dazu gebracht werden konnte, das Christentum anzunehmen und eine Niederlassung an der unteren Seine als Grafschaft Rouen zum Schutz des reiches legalisieren zu lassen. Karl der Einfältige, an den vorherigen, von Robert von Neustrien und Richard von Burgund angeführten Kämpfen offenbar unbeteiligt, trat in Erscheinung, als es etwa im September 911, vielleicht in Saint-Clair-sur-Epte, darum ging, diese Vereinbarung förmlich abzuschließen und Rollo mit dem Gebiet zu belehnen, aus dem die spätere Normandie hervorgegangen ist. Damals dürften bereits die Umwälzungen absehbar gewesen sein, die sich kurz darauf ergaben, denn noch vor dem Tod des ostfränkischen Königs Ludwig am 24.9., dem die Bestattung in Regensburg folgte, hatten sich "die Führer der Lotharingier", einer einzelnen, vielerörterten Annalennotiz zufolge, von dem glücklosen jungen Herrscher "getrennt". Ob diese Entscheidung, hinter der fraglos der 911 wieder in den Vordergrund getretene Reginar stand, unmittelbar die Hinwendung zum einzigen anderen KAROLINGER, dem westfränkischen König Karl, einschloß, weiß man nicht, aber jedenfalls bot sich ein solcher Schritt an, als nach dem Hinscheiden des erbenlosen, nur 18 Jahre alt gewordenen Ludwigfeststand, dass die ostfränkische Linie Ludwigs des Deutschen erloschen war, und die führenden Männer seiner Umgebung sich daran machten, ihr Regiment auch ohne einen KAROLINGER fortzuführen, indem sie den Mächtigsten der Ihren zum Nachfolger erkoren. Wenige Tage bevor in Forchheim KONRAD DER JÜNGERE, das Haupt der KONRADINER, von "Franken, Sachsen, Alemannen und Bayern" zum 1. nicht-karolingischen König O-Frankens gewählt und anschließend gesalbt worden ist, trat Karl der Einfältige am 1.11.911 die Herrschaft über die Heimat seiner frühesten Vorfahren an.
    Karl der Einfältige fühlte sich bereits am 20.12.911 in der ersten nach KONRADS Wahl ausgestellten Urkunde veranlaßt, neben der zusätzlichen Jahreszählung "seit dem Erwerb des vergrößerten Erbes" auch die Selbstbezeichnung rex Francorum anstelle des bis dahin gebräuchlichen Königstitels ohne Bereichsangabe einzuführen. Die betonte "Gleichsetzung von fränkisch und karolingisch" (J. Ehlers) sollte nach außen wie nach innen wirken und dem fortan alleinigen Herrscher aus KARLS Geblüt einiges wettzumachen helfen, was ihm an realen Machtmitteln abging. In der Tat gelang es ihm 912 und 913, dreimalige Vorstöße KONRADS I. zur Rückgewinnung des regnum Lotharii abzuweisen, ohne dass sich im Lande eine "konradinische Partei" geregt hätte. Karl nahm nun sogar bevorzugt in Metz und Diedenhofen, in Herstal und Aachen Aufenthalt, ließ seinen Verbündeten Reginar, reich mit Kirchenbesitz ausgestattet, wie die Gebieter über Neustrien, Aquitanien und Burgund als marchio gelten, faßte aber doch bald immer deutlicher ins Auge, Lotharingien zur Erweiterung seiner schmalen Machtbasis in W-Franken zu nutzen. So erlosch nach dem Tod Erzbischofs Radbods von Trier (915) allmählich die gesonderte lotharingische Königskanzlei, die auf Zwentibolds Zeit zurückging, und als im selben Jahr auch Reginar starb, verweigerte Karl dessen Sohn Giselbert die Vorrangstellung des Vaters. Exponent dieser neuen, selbstbewußten Politik scheint der seit 916 in der Umgebung des Königs zunehmend genannte Hagano gewesen zu sein, ein lotharingischer Getreuer von angeblich geringer Herkunft, dessen Aufstieg zum Grafen und zum maßgeblichen Berater Karls den Ärger der bis dahin führenden Kreise vornehmlich in W-Franken weckte.
    Karl der Einfältige mag sich 918/19 bereits auf dem Wege zu einer Hegemonie über die nicht-karolingischen Könige gesehen haben, zumal angesichts der schweren Krise, in die die ostfränkische Monarchie durch den fehlgeschlagenen Versuch KONRADS I. (+ 918) geraten war, sich in karolingischer Manier die Mittelgewalten botmäßig zu machen und zu halten. Gleichwohl agierte auch Karl jederzeit auf schwankendem Grund, nicht bloß weil er immer noch ohne Sohn war und darum Freund und Feind als der letzte KAROLINGER erscheinen mußte, nach dessen Ende auch im Westen über das Königtum neu zu verfügen sein würde. Er beeilte sich, nach dem Tod seiner sächsischen Gemahlin Frederun (917) eine neue Ehe einzugehen, wobei sich seine Wahl wiederum nicht am westfränkischen Hochadel orientierte, sondern erstmals in der karolingischen Familiengeschichte auf eine Ausländerin fiel: Eadgifu, die Tochter des angelsächsischen Königs Eduards des Älteren von Wessex. Im Verhältnis zu den eigenen marchiones und sonstigen Großvasallen, unter denen um 920 eine neue Generation nach vorne drängte, hatte Karl ohnehin die für sein politisches Überleben entscheidende Balance früherer Jahre verloren, wie schlagartig zutage trat, als 919 sein Aufruf zur Heerfolge gegen die bis nach W-Franken vorgedrungenen Ungarn nahezu ungehört verhallte. In Lotharingien wurde seine Lage dadurch erschwert, dass östlich des Rheins durch die Wahl des liudolfingischen Sachsen-Herzogs Heinrich, des Sohnes Ottos des Erlauchten, zum König der "Franken und Sachsen" im Mai 919 eine ganz neue Konstellation eingetreten war, die auf die Großen an Maas und Mosel einladender wirkte als das konradinische Regiment der Vergangenheit. Während sich Giselbert nun völlig mit Karl dem Einfältigen überwarf, traten, wie berichtet wird, "fast alle" Großen W-Frankens mit Robert von Neustrien an der Spitze Anfang 920 in Soissons ihrem König gegenüber, seinen Günstling Hagano zu entlassen, das heißt seine resolute Politik der letzten Jahre aufzugeben, und als er dies verweigerte, sagten sie ihm die Treue auf. Der drohenden Beugehaft seiner Magnaten entging Karl nur, indem er sich für 7 Monate in den Schutz des ihm noch ergebenen Erzbischofs Heriveus von Reims begab. Diese Zeit nutzte Giselbert, um sich von seinem lotharingischen Anhang "unter Abkehr von König Karl" zum princeps, also wohl einem Herrscher aus eigenem Recht, proklamieren zu lassen.
    Gegen die kaum verhüllte Absetzung hat sich Karl der Einfältige noch einmal energisch aufgebäumt. Als ihm die Unterhandlungen des Erzbischofs Heriveus zu erneuter Anerkennung oder besser Duldung verholfen hatte, wandte er sich zunächst gegen Giselbert, beendete dessen Sezession und setzte auch in der Machtprobe um die Neubesetzung des Lütticher Bischofsstuhls den eigenen Kandidaten gegen den von Giselbert bestimmten und bereits vom Kölner Erzbischof Hermann auf Druck König HEINRICHS I. geweihten Rivalen durch, wobei er sogar den Papst zu seinen Gunsten einschaltete. Um sich auch bei dem sächsischen König, dem augenscheinlichen Schutzherrn Giselberts, Geltung zu verschaffen, drang Karl im September 920 mit Heeresmacht in die Gegend von Worms vor, mußte aber vor der dortigen Gegenwehr zurückweichen. Mit HEINRICH I. konnte er 921 einen befristeten Waffenstillstand vereinbaren, und kurz vor dessen Ende traf er ihn am 7.11. bei Bonn, um auf einem mitten im Rhein verankerten Schiff einen Freundschaftsvertrag abzuschließen. Schon durch die Wahl des Ortes kam zum Ausdruck, dass Karl die Anerkennung der Rheingrenze, also der Zugehörigkeit Lotharingiens zu seiner Machtsphäre, erreichte, während HEINRICHS Erfolg in der expliziten Gleichrangigkeit der Partner bestand, also in der Respektierung seines erst zwei Jahre alten, noch keineswegs überalls im Reiche KONRADS I. durchgesetzten "fränkischen Königtums" durch den Erben des KAROLINGER-Geschlechts.
    Nach dieser vermeintlichen Sicherung des regnum Lotharii gedachte Karl der Einfältige, überdies gestärkt durch die Geburt des langersehnten Stammhalters (vor September 921), der nach dem Großvater Ludwig benannt wurde, 922 unbeirrt auch in W-Franken wieder die Zügel in die Hand zu bekommen. Über den Versuch, die Königsabtei Chelles seiner Tante Rothild zu entziehen, um sie Hagano geben zu können, kam es endgültig zum Eklat: Hugo, der Sohn Roberts von Neustrien, soll es gewesen sein, der die Truppen der erbosten Großvasallen, darunter nun auch des Erzbischofs von Reims, sammelte und Karl nach Lothringen abdrängte, so dass am 30.6.922 Robert, der Bruder Odos, in Reims zum (Gegen-)König erhoben werden konnte. Anders als 888 erfolgte der zweite Griff der ROBERTINERnach der Krone W-Frankens in offener Konfrontation mit einem KAROLINGER und ging unmittelbar in eine bewaffnete Auseinandersetzung von einjähriger Dauer über, bei der sich Karl der Einfältige hauptsächlich auf lotharingische Gefolgsleute stützte. Robert I. sicherte sich durch einen Freundschaftspakt, den HEINRICH I. Anfang 923 nahe der Ruhrmündung unbedenklich auch mit ihm nach dem Muster des Bonner Vertrages schloß. In der Schlacht der beiden westfränkischen Könige am 15.6.923 fand Robert den Tod, doch sein Sohn Hugo erstritt zusammen mit Graf Heribert II. von Vermandois den Sieg, indem er Karl und sein Heer in die Flucht schlug. Dennoch fiel das Königtum nicht ihm zu, dem Erben der ausgedehnten ROBERTINER-Macht (deren Übernahme ihm übrigens schon vor 914 von Karl zugesichert worden war), sondern in bewußter Abkehr vom Geblütsgedanken Rudolf, dem Sohn und Nachfolger Richards (+ 921) als marchio in Burgund, der zugleich Schwiegersohn des gefallenen Robert war. Er wurde in einem abermaligen Dynastiewechsel (zu den BOSONIDEN) am 13.7. in Soissons zum König gewählt und gesalbt. Zu neuen Kämpfen kam es nicht mehr, denn der geschlagene Karl der Einfältige ließ sich schon wenige Wochen später durch ein Täuschungsmanöver Heriberts von Vermandois überlisten und wurde dessen Gefangener, während die Königin Eadgifu mit ihrem kleinen Sohn zum Bruder Athelstan von Wessex in die englische Heimat floh.
    Heribert lieferte seine Beute nicht an den neuen König Rudolf aus, sondern hielt den gestürzten KAROLINGER, für den sich in den Quellen der Zeit kaum Mitleid regt, zunächst in Chateau-Thierry, dann in Peronne in eigenem Gewahrsam, um ihn als politisches Faustpfand zu gebrauchen. 925 erzwang er die Wahl seines 5-jährigen Sohnes Hugo zum Erzbischof von Reims und seine eigene Einsetzung zum Verwalter des Reimser Kirchenbesitzes, und als ihm 927 Rudolf die wertvolle Grafschaft Laon zu verweigern wagte, holte Heribert Karl den Einfältigen aus der Haft hervor und erkannte ihn im Bunde mit den Normannen unter Rollos Sohn Wilhelm I. als rechtmäßigen König an, ohne ihm indes seine Bewegungsfreiheit zurückzugeben. Es soll sogar zu einer Begegnung beider Könige in Reims gekommen sein, bei der Karl die Pfalz Arttigny als eine Art Abfindung zugestanden wurde, doch nachdem Heribert 929 seinen Willen auch in Laon bekommen hatte, scheint davon keine Rede mehr gewesen zu sein. Jedenfalls ist klar bezeugt, dass Karl am 7.10.919 in Peronne, am Ort seiner Gefangenschaft, gestorben und dort auch bestattet ist. Das triste Ende markiert bis zur äußersten Konsequenz die Vergeblichkeit des Versuchs, allein mit dem karolingischen Namen noch einmal eine wirksame Zentralgewalt gegen die Großen zu etablieren, darf aber nicht darüber täuschen, dass Karl der Einfältige gerade im Wechselspiel mit den Gegenkräften, deren er nicht mehr Herr wurde, den geschichtlichen Weg des werdenden Frankreich wesentlich bestimmt hat.



    Schwager Helmut: Seite 67-96, „Graf Heribert II. von Soissons.“

    a) Der Karolinger König Karl III. der Einfältige (893/98-923)

    Die Beziehungen Heriberts II. zu dem westfränkischen König, der in der ersten Hälfte der heribertinischen Herrschaft, das heißt den mindestens 15 Jahren von 900/06 bis 921, das Reich regierte, nämlich dem KAROLINGER Karl III. dem Einfältigen, sind für diese Zeit bis heute weitgehend im Dunkel der Geschichte geschrieben! Der schon mehrfach beklagte bedauerliche Mangel an erzählenden Quellen sowie Urkunden aus dieser Zeit läßt uns praktisch nur Raum für Spekulationen! Als frühestes Zeugnis sowohl der Existenz Graf Heriberts II. als auch seiner Erwähnung im Zusammenhang mit dem westfränkischen König kann erst die Urkunde Karls III. vom 6. November 907 angesehen werden, in der der KAROLINGER die Schenkung eines gewissen Odilo aus Brugny in der Grafschaft Omois für das Kloster Saint-Medard bei Soissons bestätigte. Dabei wurde ein "comes Heribertus" als Abt von Saint-Medard genannt, wobei es sich hier - betrachtet man die Jahreszahl - meines Erachtens eindeutig um Graf Heribert II. handeln muß, der die Abtei von seinem ermordeten Vater Graf Heribert I. geerbt hatte. Jedoch dürfte dies kaum etwas konkret über die heribertinisch-karolingischen Beziehungen aussagen, da der HERIBERTINER in dieser Urkunde anscheinend lediglich als zuständiger Graf von Omois und Laien-Abt von Saint-Medard erwähnt wurde. Viel wichtiger erscheint mir, dass um diese Zeit, ca. 907/10, Graf Heribert II. die ROBERTINERIN NN (+ nach 931), eine Tochter Markgraf Roberts von Neustrien, heiratete. Diese Ehe des HERIBERTINERS bedeutete aber eine politische Option für die ROBERTINER, die schon damals wiederholt mit dem karolingischen König zerstritten waren. Daher erstaunt es nicht, wenn von freundschaftlichen Kontakten zwischen dem König und dem HERIBERTINER in den folgenden Jahren nicht die Rede ist. Zwar erschien Graf Heribert II. in einer Urkunde König Karls III. vom 14. März 918 für die Abtei Saint-Germain-des-Pres, die auf Veranlassung Markgraf Roberts von Neustrien ausgestellt wurde. Doch figurierten Roberts heribertinischer Schwiegersohn und Bischof Abbo von Soissons (+ 937) hierbei als Zeugen in der Grafschaft des ROBERTINERS!
    Als schließlich Anfang des Jahres 920 der langerwartete Krieg zwischen König Karl III. und der westfränkischen Aristokratie, die sich an der überragenden Stellung des lothringischen Emporkömmlings Hagano ( + nach 922) bei Hofe stieß, losbrach, befand sich Graf Heribert II. natürlich im Lager des westfränkischen Hochadels an der Seite Markgraf Roberts! Der bedrängte westfränkische König geriet kurzfristig sogar in Gefangenschaft seiner Großen, aus der ihn nur der Einsatz des Erzbischofs Heriveus von Reims (+ 922) rettete, der ihn 7 Monate lang in seiner Bischofsstadt Reims beherbergte. Währenddessen tobten in der engeren Francia die Kämpfe beider Parteien, wobei angeblich Graf Heribert II. das Kloster Corbie geplündert haben soll; erst nach langen Verhandlungen führte der Reimser Erzbischof ein "Versöhnung" beider Gruppen herbei, die jedoch brüchig blieb.
    Dies zeigte sich bereits im Jahr 922, als der westfränkische Adel, nachdem König Karl III. am 17. März 922 den königlichen Kanzler Gauzlin (+ 962) zum Bischof von Tours gemacht und das vakante Kanzleramt an den lothringischen Kleriker Hagano, wahrscheinlich einen Verwandten seines Günstlings Hagano, gegeben hatte, erneut unruhig wurde.
    Die Konfiskation des karolingischen Hausklosters Chelles bei Paris durch den westfränkischen König nach dem 21. April 922 ( = Ostern), der die Abtei seiner Tante Rothilde (+ 928) [Rothilde war die Tochter Kaiser KARLS II. DES KAHLEN und der Kaiserin Richilde (+ 910/14) sowie Gattin Graf Rotgers I. von Maine (+ vor 900), von dem sie die Tochter NN (+ vor 926) hatte, welche Graf Hugo der Große ehelichte.], der Schwiegermutter des ROBERTINERS Graf Hugo, nahm und sie an Graf Hagano übergab, löste erneut einen verheerenden Aufstand aus!
    Die Großen Franziens verschworen sich mit den ROBERTINERN an der Spitze, wobei sie den Sturz Graf Haganos verlangten. An diesem gefährlichen Aufstand beteiligten sich neben den ROBERTINERN auch Roberts Schwiegersohn Herzog Rudolf von Burgund und dessen Bruder Graf Hugo der Schwarze von Varais (+ 952), ja offensichtlich selbst der bereits damals todkranke Erzbischof Herveus von Reims, wie später die feindselige Reaktion des KAROLINGERS gegen Reimser Kirchengut zeigen sollte. Eigenartigerweise ist hierbei von Roberts zweitem Schwiegersohn Graf Heribert II. nirgends die Rede. Stattdessen meldet der Reimser Geschichtsschreiber Flodoard (+ 966) überraschenderweise, dass sich der HERIBERTINER mit König Karl III. und dessen Günstling Hagano in Laon an der Aisne befunden hätte, von wo aus aus sie im April 922 beim Anmarsch der aufständischen Großen gemeinsam über die Maas nach Lothringen geflohen wären, um dort neue Truppen auszuheben. Dieses Verhalten Graf Heriberts II. widerspricht nun aber meines Erachtens vollständig seiner Politik sowohl vor dem Jahre 922 als auch danach, und so könnte man Zweifel an dieser Nachricht hegen, noch dazu, nachdem Flodoard die einzige Quelle hierfür ist! Andererseits ist der Reimser Kleriker die zuverlässigste Quelle für die Geschichte des W-Fränkischen Reiches im 10. Jahrhundert, und zudem spricht das Verhalten König Karls III. im Jahre 923, als sich der KAROLINGER bedenkenlos zu einer Unterredung mit Graf Heribert II., der ihm einen Seitenwechsel angedeutet hatte, bereitfand, dafür, dass vorher zumindest zeitweise schon bessere Beziehungen zwischen beiden Fürsten bestanden haben müssen! So ist anzunehmen, dass der HERIBERTINER die Auseinandersetzung nach dem Osterfest 922 entweder für eine rein karolingisch-robertinische "Familien"-Angelegenheit gehalten hat, in die er sich zunächst nicht einmischte, oder wahrscheinlicher, dass ein heribertinisch-robertinischer Zwist aus Rivalitätsgründen den Grafen kurzfristig an die Seite des Königs gebracht hat. Jedenfalls fielen der KAROLINGER und seine Anhänger - darunter Graf Heribert II. und Graf Theoderich I. von Holland (+ ca. 940) - mit einem neuen lothringischen Heer in die Güter der Reimser Kirche ein und brannten sie nieder; schließlich eroberten sie die Burg Omont südlich von Mezieres. Plünderungen und Brandschatzungen beider Seiten verwüsteten nun das Remois, Laonnais und Soissonnais. Kurz nach dem 31. Mai 922 tauchten die Lothringer schließlich an der Marne auf, wobei Epernay von den Leuten Graf Haganos geplündert wurde. Das königliche Heer lagerte nahe der Stadt Tours-sur-Marne, oberhalb von Epernay, während die aufständischen Großen unter Führung Markgraf Roberts von Neustrien und Herzog Rudolfs von Burgund drei Meilen vom königlichen Lager entfernt unterhalb von Epernay ihr Lager augschlugen. Eine Woche lang wurde dann in Abwesenheit des Königs und Graf Hagano verhandelt. Auf Seiten des KAROLINGERS standen damals noch sein gewesener Schwager Bischof Bovo II. von Chalons-sur-Marne (+ 947), der Erzkanzler Erzbischof Rotger von Trier, Bischof Stephan von Cambrai (+ 934), Bischof Balderich von Utrecht (+ 977); unter den weltlichen Großen dürften sich noch Graf Heribert II., Graf Theoderich I. von Holland, Graf Erchanger von Boulogne, Graf Walcher von Friesland, Graf Isaak von Cambrai (+ 947), Graf Adalhelm von Artois (+ 932) und der brabantische Graf Rudolf von Gouy (+ 926) befunden haben.
    Nach dem Scheitern der Verhandlungen griff König Karl III. am 9. Juni 922, einem Pfingstsonntag, die Stadt Reims an, wurde aber zurückgeschlagen.
    Da traf die Nachricht vom Verlust der wichtigen karolingischen Feste Laon ein - Graf Hagano verlor dabei seinen Bruder und seine Schätze -, worauf beide Parteien ihre Heere dorthin verlagerten. Hier begann aber ein Teil der Lothringer den KAROLINGER zu verlassen, so dass sich König Karl III. immer weiter vor den nachstoßenden westfränkischen Großen zurückziehen mußte. Beim Flüßchen Ailette in der Grafschaft Laon wechselten Mitte Juni 922 erneut viele Große, darunter anscheinend auch Graf Heribert II., ins Lager Markgraf Roberts. So blieb dem westfränkischen König zuletzt nichts anderes übrig, als mit seinem getreuen Grafen Hagano zum zweitenmal über die Maas zu ziehen, wahrscheinlich zu seinem Anhänger, dem MATFRIDINGER Bischof Richer von Lüttich (920-945); jedenfalls hielt er sich am 15. Juni im holländischen Bladel auf. Diese Abwesenheit des KAROLINGERS in Lothringen benutzten nun die westfränkischen Aristokraten zum entscheidenden Schlag gegen ihn: Am 29./30. Juni 922 wählten die Großen der Francia und der Burgundia, darunter auch Graf Heribert II., den ROBERTINER Markgraf Robert von Neustrien im Kloster Saint-Remi bei Reims zum westfränkischen König, was eine Herrscherverlassung gegenüber dem KAROLINGER bedeutete. Drei Tage später, am 2. Juli 922, starb der schwerkranke Erzbischof Heriveus von Reims, dessen Nachfolger Seulf (+ 925) durch König Robert I. (922/23) bestimmt wurde, wodurch nun auch das Erzbistum Reims dem KAROLINGER endgültig verlorenging. Ende des 922 zeichnete sich somit bereits ein deutliches Übergewicht der aufständischen westfränkischen Adligen ab, zu denne der skrupellose Pragmatiker Graf Heribert II. noch rechtzeitig gefunden hatte.
    Doch Anfang des Jahres 923 stellte der abgesetzte KAROLINGER in Lothringen ein neues Heer auf, worunter sich erneut Graf Theoderich I. von Holland befand. Unter Bruch eines bestehenden Waffenstillstandes fiel König Karl III., von Lüttich durch den Haspengau eilend und die Maas überschreitend, in die Francia ein und marschierte über Attigny gegen Soissons, wo sich Graf Heribert II. und König Robert I. aufhielten. Am 15. Juni 923, einen Sonntag, überschritten die Lothringer die Aisne und griffen die W-Franken überraschend an, woraus sich in der Nähe des heribertinischen Klosters Saint-Medard bei Soissons die Entscheidungsschlacht entwickelte. Nach schweren Verlusten auf beiden Seiten fiel König Robert I., angeblich durch den Standardenträger des KAROLINGERS Graf Fulbert getötet. Ein Sieg König Karls III. schien damit erstmalig möglich, als ein Entsatzheer der westfränkischen Aufrührer unter dem Kommando Graf Heriberts II. und Graf Hugos des Großen, Sohn des getöteten Königs Robert I., auftauchte und die Lothringer in die Flucht schlug! Damit war der KAROLINGER von seinen westfränkischen Vasallen besiegt worden; trotz des Todes König Roberts I. blieben sie nämlich im Aufstand, und Versuche des nun truppenlosen Karls III., sie wiederzugewinnen, so vor allem Graf Heribert II. und Erzbischof Seulf von Reims, schlugen fehl. Daraufhin rief der verzweifelte KAROLINGER die Normannen zu Hilfe; doch blieben Graf Rollo von Rouen und seine Seine-Normannen neutral, lediglich die Loire-Normannen unter ihrem Seekönig Rögnwald/Ragnold (+ 925/30) waren sofort bereit zu kämpfen. Als jedoch die westfränkischen Kronvasallen die Oise blockierten, mußte sich der total isolierte König Karl III. zum drittenmal hinter die Maas nach Lothringen zurückziehen. Diese Abwesenheit benützten aber wiederum die westfränkischen Großen, um sich unter Mitwirkung Graf Heriberts II. und Markgraf Hugos von Neustrien am 13. Juli 923 in Saint-Medard zu Soissons in dem BOSONIDEN Herzog Rudolf von Burgund (923-936) einen neuen König zu geben. Allerdings war seine Wahl offensichtlich das Werk einer Minderheit, was an der Tatsache erkennbar ist, daß in der Francia die Herzogtümer Normandie und Bretagne, in der Aquitania das Herzogtum Aquitanien, die Grafschaft Poitou und die Spanische Mark König Karl III. treu blieben, doch ohne ihn tatsächlich mit Waffengewalt zu unterstützen. Überhaupt führte diese politische Situation des Jahres 923 zu einer wachsenden Autonomie der westfränkischen Aristokraten, die sich ihre Parteinahme von beiden Königen teuer bezahen ließen. Dennoch war es von beiden der truppenlose König Karl III., der im August 923 praktisch am Ende war, vor allem nachdem sein verzweifelter Versuch, vom ostfränkisch-deutschen König HEINRICH I. (919-936) Hilfe zu erhalten, nur mit nichtssagenden Freundlichkeiten beantwortet worden war. Der KAROLINGER war im Innern wie nach außen total isoliert, als, wie aus heiterem Himmel, sich sein heribertinischer Blutsverwandter Graf Heribert II. mit einem Verhandlungsangebot an ihn wandte - nach K. F. Werner ein abgesprochenes Täuschungsmanöver zwischen König Rudolf und dem HERIBERTINER [Diese Theorie äußert Werner, Westfranken, 741, ohne dafür konkrete Belege oder einen zwingenden Gedankengang vorweisen zu können! Die Gefangennahme des KAROLINGERS sollte nämlich die Lage König Rudolfs keineswegs entscheidend verbessern, befand er sich doch von nun an im erpresserischen Griff seines Schwagers Graf Heribert II.] -, und König Karl III. "der Einfältige" begierig nach dem trügerischen Strohhalm griff. Denn Graf Heribert II. hielt selbst nach der totalen Entmachtung des KAROLINGERS sein politisches Ziel, nämlich den Aufstieg seines Hauses zu einer der Mittelgewalten/regna des W-Fränkischen Reiches zu bewerkstelligen, zwar für nähergerückt, aber noch lange nicht erreicht, weswegen er sich neuen Ufern zuwandte - unter anderem den Reimser Kirchengütern - wobei er glaubte, den für ihn nun ungefährlichen Karl III. als politisches Faustpfand gegen seine Schwäger König Rudolf und Markgraf Hugo von Neustrien benützen zu können. Jedenfalls sandte Graf Heribert II. seinen nichtsahnenden Vetter Graf Bernhard von Senlis (+ nach 945) mit einer Verhandlungsdelegation zu König Karl III. und deutete seine Bereitschaft zum Parteiwechsel an. Der KAROLINGER, völlig am Ende mit seinen politischen Möglichkeiten, kam nach einem Sicherheitseide Graf Bernhards ohne große Eskorte, weswegen man ihn dennoch nicht pauschal "den Einfältigen" nennen sollte. Denn erstens war Graf Heribert II. ein früherer Verbündeter, dazu karolingischer Abkunft und mit anderen Interessen als König Rudolf versehen. So betrachtete war ein Absprung des HERIBERTINERS durchaus möglich, und, wie schon gesagt, die Handlungsweise Karls III. keineswegs a priori töricht. Jedenfalls traf sich der KAROLINGER Anfang August 923, zusammen mit Graf Bernhard von Senlis und der Gesandtschaft reisend, in Saint-Quentin mit Graf Heribert II., der ihn sofort von seiner Leibgarde trennte, ihn gefangennehmen und unter Bewachung im Turm seiner Festung Chateau-Thierry inhaftieren ließ. Die Begleitung wurde anschließend einfach weggeschickt. Karls III. Gattin Eadgyfu (+ nach 951) dagegen gelang mit ihrem Sohn Ludwig IV. (+ 954) gerade noch die Flucht nach England zu ihrem Vater, dem angelsächsischen König Edward dem Älteren (+ 924). Dieses hinterhältige Verhalten Graf Heriberts II. gegen seinen legitimen Oberlehnsherrn hinterließ ein starkes Echo in zahlreichen abendländischen Quellen. Zwar übten viele Chronisten Kritik an diesem Akt treuloser Hinterlist, doch keiner der westfränkischen Adligen war wirklich bereit, für den KAROLINGER einzustehen, den viele von ihnen ja schließlich selbst abgesetzt hatten! Schon die Zeitgenossen verglichen das Schicksal König Karls III. mit dem seines Ahnen KaiserLUDWIGS I. DES FROMMEN, der ähnliche Demütigungen erdulden mußte.
    Jedenfalls war der abgesetzte König Karl III. seit 923 in der Festung Chateau-Thierry inhaftiert und zwar nicht im Kerker, wie mancherorts übertreibend berichtet wird, sondern sicherlich in akzeptabler Umgebung, denn Garf Heribert wollte den KAROLINGERja nicht umbringen oder verschwinden lassen; der HERIBERTINER brauchte stattdessen einen lebenden Karl III., um mit dessen bloßer Existenz politischen Druck ausüben zu können.
    Der vorerst zufriedene HERIBERTINER behielt daher Karl III. weiter in Gefangenschaft, verlegte ihn aber nach einem Brand der Festung Chateau-Thierry im Sommer des jahres 924 in die neue heribertinische Hauptfestung Peronne, wo der KAROLINGER die nächsten Jahre verbrachte.
    Wichtiger wurde für Karl III. dagegen der sich abzeichnende Bruch zwischen Graf Heribert II. und König Rudolf infolge des Streitfalles um die Grafschaft Laon. Ende des Jahres 926 war nämlich Graf Rotger I. von Laon, ein getreuer Anhänger des BOSONIDEN, gestorben. Als König Rudolf Rotger II. (926-942), den königstreuen Sohn Rotgers I., zum Grafen einsetzte, brach Graf Heribert II. mit ihm und griff zu den Waffen. Zum äußersten entschlossen, griff Graf Heribert II. in dieser Situation auf den seit 4 Jahren inhaftierten KAROLINGER zurück. Er ließ Karl III. von der Burg Peronne nach Saint-Quentin bringen und dort erneut zum westfränkischen König proklamieren. Während König Rudolf vorerst im Herzogtum Burgund und in der Aquitania seine Positionen festigte, warb Graf Heribert II. in der Francia für den wiedereingesetzten KAROLINGER und griff erneut Laon an, wurde aber von den Söhnen des verstorbenen Grafen Rotger im Verein mit der energischen Königin Emma (+ 934) zurückgeschlagen. In dieser Situation wandte sich Graf Heribert II. an die letzten Verbündeten Karls III. in der Francia, die Normannen. Diese sahen sofort ihre Chance, kündigten ihren Frieden mit König Rudolf und eroberten das 925 verlorengegangene Eu zurück. Dort trafen sich schließlich Ende des Jaheres 927 Graf Rollo von Rouen (+ 928/31) und sein Sohn Wilhelm I. Langschwert (+ 942) mit Graf Heribert II. und dem KAROLINGER-König Karl III., wobei die Normannen dem KAROLINGER den Lehnseid leisteten und ein Bündnis mit Graf Heribert II. schlossen.
    Anfang des Jahres 928 kam es unter Vermittlung Markgraf Hugos zwischen Graf Heribert II. und König Rudolf an der Oise zu einer Unterredung, bei der ein Arrangement ausgehandelt wurde. Danach stellte der HERIBERTINER Geiseln und versprach auf einem königlichen Hoftag vor Ostern 928 zu erscheinen. Der BOSONIDE brachte dagegen bereits damals die Möglichkeit ins Spiel, Graf Heribert II. den Besitz von Laon für ein Fallenlassen Karls III. zu konzidieren. Doch wurde eine Entscheidung vorerst vertagt. Jedenfalls begab sich der HERIBERTINER mit Karl III. nach Reims, von wo aus er einen Brief an Papst Johannes X. (+ 928) richtete, der ihn schon seit Jahren bedrängte, den rechtmäßigen westfränkischen König freizuassen Graf Heribert II. stellte sich in diesem Schriftstück zynisch als den alleinigen Verteidiger des wahren westfränkischen Königs hin, den er nun wieder eingesetzt habe. Doch kam es in der Fastenzeit, das heißt im März/April des jahres 928, dann tatsächlich zu der verabredeten Begegnung zwischen Graf Heribert II. und König Rudolf. Der HERIBERTINER durfte anschließend Laon in Besitz nehmen, einen Erfolg, den er wiederum nur der städigen Drohung mit Karl III. verdankte. Doch Graf Heribert pokerte noch viel höher, indem er mit Markgraf Hugo von Neustrien zu Graf Rollo nach Rouen zog, wo es zu einem großen Fürsten-Treffen mit anderen westfränkischen Grafen und Bischöfen kam, deren Namen aber unbekannt geblieben sind. Die versammelten Großen der Francia erkannten den mitgeführten KAROLINGER Karl III. erneut als ihren legitimen westfränkischen König an und schlossen ein Bündnis. Der Normannen-Fürst Wilhelm I., Rollos Sohn, leistete dabei dem KAROLINGER wiederum als erster westfränkischer Aristokrat den Lehnseid. Damit stand Graf Heribert II. auf dem Höhepunkt seiner Macht; er übte die eindeutige Hegemonie über die Francia aus! Doch bald schon sollte sich dei Lage ändern. Noch im Jahre 928 kam es nämlich im Herzogtum Lothringen zu einem bedrohlichen Aufstand Graf Bosos (+ 935), eines Bruders König Rudolfs, und anderer Unzufriedener gegen die ostfränkisch-deutsche Herrschaft. Verhandlungen König HEINRICHS I. mit Graf Boso bewirkten schließlich eine Beruhigung der Situation und eine allgemeine Versöhnung, die aber für Graf Heribert II. negative Konsequenzen haben sollte. Denn als der HERIBERTINER mit seinem robertinischen Schwager Markgraf Hugo nach Maastricht kam, um bei König HEINRICH I. zugunsten König Karls III. zu intervenieren, lehnte dieser überraschenderweise ab.
    Daher nahm Graf Heribert II. als Pragmatiker einen politischen Kurswechsel vor, der ihn noch Ende des Jahres 928 wieder an König Rudolf heranbrachte. Gegen eine erneute Treueidleistung des HERIBERTINERS bestätigte ihm der BOSONIDE den Besitz von Laon und machte ihm Aussichten auf Apanagen für seine Söhne. Das Opfer dieses Friedens war natürlich der KAROLINGER Karl III., der nun in Reims tatsächlich erneut inhaftiert wurde. Nach einem Provence-Feldzug noch im Jahre 928 begaben sich sodann Graf Heribert II. und König Rudolf ebenfalls nach Reims, wo sich der BOSONIDE mit seinem ehemaligen obersten Lehsnherrn traf und dem KAROLINGER dabei für dessen Lebensunterhalt die königlichen Fisci Attigny und vielleicht auch Ponthion-sur-l'Ornain zuwies. Karl III. akzeptierte die "Geschenke" des nunmehrigen westfränkischen Königs, womit er faktisch stillschweigend und ohne Formalitäten abdankte. Für König Rudolf erbrachte dieser Akt politischer Klugheit die Anerkennung auch durch weitere aktive Anhänger des KAROLINGERS! König Karl III. allerdings hatte von diesem allgemeinen Friedensschluß persönlich wenig; es ist zwar unbekannt, welchen Status der KAROLINGER im Jahre 929 bei Graf Heribert II. genoß, doch dürfte der HERIBERTINER König Rudolfs Tat ignoriert und den KAROLINGER wieder in Peronne inhaftiert haben. Jedenfalls starb Karl III. "der Einfältige" nach 6-jähriger Gefangenschaft am 7. Oktober 929 auf der Burg Peronne in der Gewalt Graf Heriberts II. und wurde in der Kirche Saint-Fursy zu Peronne begraben.

    Konecny Silvia: Seite 145, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Deutlicher noch als bei ARNULF, hinter dessen Ehen eine heftig umstrittene Bündnispolitik des Adels stand, trat die Annäherung des königlichen Eheverhaltens an das des Adels im westfränkischen Reich zutage. Die Ehen Karls des Einfältigen unterschieden sich von denen ARNULFS allerdings insofern, als der westfränkische KAROLINGER auf eine Gesamtherrschaft in seinem Reich faktisch völlig verzichtete und eine feste Position in Lothringen anstrebte. Damit war eine Annäherung an die übrigen westfränkischen Principes gegeben. Karl der Einfältige wurde bei der Wahl seiner Ehepartnerinnen zumindest teilweise von dieser Politik bestimmt.
    Karl wurde als Vierzehnjähriger zum König gekrönt. Eine erste Verbindung ging er wohl unter der Ägide der FULCONEN ein, die seinen Herrschaftsanspruch vor allem unterstützt hatten. Auf Grund der politischen Entwicklung verlor jedoch die erste nicht näher bekannte Verbindung Karls des Einfältigen an Bedeutung, und jene Söhne, die ihr entstammten, blieben als Konkubinsöhne von einem Herrschaftsanspruch ausgeschaltet. Auch die FULCONEN förderten sie nicht, sondern unterstützten Ludwig den Überseeischen. Dieser hatte im Frankenreich keine mütterliche Verwandtschaft und eignete sich deshalb wohl besser zu einem Schattenkönig als selbst ein Kandidat aus den eigenen Reihen. Die Verbindung Karls des Einfältigen mit Friderun, die einem elsässischen Geschlecht entstammte (Richtig wohl eher sächsisches Geschlecht [IMMEDINGER]), sollte Karls Versuche unterstützen, sich im lothringischen Gebiet einen eigenen Herrschaftsbereich aufzubauen. Wie wichtig die Ehe mit Friderun war, wird an deren zahlreichen Anniversarien deutlich, die bezeugen, daß Karl die Bindungen zur Sippe seiner Gemahlin auch nach deren Tod pflegte. Friderun aber gebar keinen Sohn, und daher hatte Karl keine Möglichkeit, eine Fortsetzung seiner elsässischen Politik anzubahnen.
    Nach Frideruns Tod heiratete Karl die angelsächsische Prinzessin Eadgivu. Es handelt sich um eine der wenigen Ausländerehen in karolingischer Zeit. Die Verbindung sollte wohl ein Bündnis gegen die Normannen darstellen. Nach dem Tod ihres Gatten kehrte Eadgivu gemeinsam mit ihrem Sohn, Ludwig dem Überseeischen, nach England zurück. Ludwig wurde schließlich von den ROBERTINERN zurückberufen und zum König erhoben. Die Legitimitätsfrage stand bei seiner Herrschaftsübernahme nicht im Vordergrund. Zwar wird eine Krönung Eadgivus nicht erwähnt, der Krönungsbrauch ist jedoch bei den letzten westfränkischen KAROLINGERN so häufig bezeugt, daß diese durchaus anzunehmen ist. Überdies wurde Eadgivu auch Königin genannt. Möglicherweise dotierte Karl der Einfältige seine angelsächsische Gemahlin noch zusätzlich, wie dies im Falle Frideruns deutlich bezeugt ist. Von einer Sonderform der Ausländerehe, die sich rechtlich von der Vollehe unterschied, kann hier jedenfalls nicht mehr die Rede sein.

    13.4.907 1. oo Frederuna von Hamaland, Tochter des Grafen Dietrich, um 887 -10.2.917
    919 2. oo 1. Aethgiva (Eadgifu) von Wessex, Tochter des Königs Eduard I., 905-26.12.956
    ( 951 2. oo Heribert III. der Alte Graf von Soissons 910/15-29.1.993 )

    Kinder:
    1. Ehe
    - Irmintrud 908/09-
    oo Gottfried Pfalzgraf von Lothringen - 950
    - Frederuna
    - Adelheid
    - Gisela - 919
    912 oo Robert I. Herzog von der Normandie - 931
    - Rotrud
    - Hildegard

    2. Ehe
    - Ludwig IV. der Überseeische 10.9.920/21-10.9.954

    Illegitim
    - Arnulf
    - Drogo
    - Roriko Bischof von Laon (948-976) -20.12.976
    - Alpais

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite15,47-51,90 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 20,23,24-26,28,37,39 Anm. 1, 40,43,48,49,51,54 Anm. 61, 56,57 Anm.78,61,63,69,72,74 Anm.170,82,86,93,96, 118,169,170 - Bauer Dieter R./Histand Rudolf/ Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 175,283 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 11,20,27,35-39,42,49,54 - Black-Veldtrup Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien. Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 1995, Seite 103,104 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch Gladbach 1987, Seite 105, 119,183,204,209,331,334,354,357,360,365,374,402 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 66,104,105,107,108,110-112,115 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 123,235,317,382-386,405,433-435,467-469,569-571,576,590,672 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 16,19-24,45, - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996, Seite 8,13,19, 22-35,36-43,45,48,52,54,58 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 289,292,315 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989, Seite 20,24,29,35,187,259, 271,273 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 68-70,75-102,145,155, 166 - Hlawitschka, Eduard: Herzog Giselbert von Lothringen und das Kloster Remiremont, in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka, Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris, Seite 377- 421 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 22,28,48,66,82,103-105,115-122,124,127-142,146-155,161-163,169,171-181,183,189,194-205, 212,214,216,218,227,231,235,240,247 - Hlawitschka, Eduard: Nachfolgeprojekte aus der Spätzeit Kaiser Karls III., in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka, Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris, Seite 123-155 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971, Seite16,19,43,48-51,59,74-77,96,108,110 - Illig Heribert: Das erfundene Mittelalter. Die größte Zeitfälschung der Geschichte. ECON Verlag GmbH, Düsseldorf und München 1996, Seite 61,140, 264,334,344,366 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 145-146 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 249,254, 271,279,288-294,299,348,375,407,414 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 174,179,183,188,191,193-195,198-207,209,211,220 - Schmid Karl: Reich und Kirche vor dem Investiturstreit. Gerd Tellenabch zum 80. Geburtstag. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1985, Seite 4-5,7,12-13,55 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 72,74,79 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 80,85,92,95,105,115 - Schulze, Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 117,121,141,148-154,153 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994, Seite 5-408 - Treffer Gerd: Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996, Seite 54,58, 60,62,65 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 447,464-468,470,473,475-484,488,492,501,521 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stutggart 1981, Seite 73,77,81 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 48,54,122,124 -



    Name:
    (der Einfältige im Sinne von: der Geradlinige)

    Begraben:
    Kirche St-Fursy

    Karl heiratete Frederuna am 13 Apr 907. Frederuna wurde geboren um 887; gestorben am 10 Feb 917. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 2. von Frankreich, Ermentrud  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 908/909.
    2. 3. von Frankreich, Frederuna  Graphische Anzeige der Nachkommen
    3. 4. von Frankreich, Adelheid  Graphische Anzeige der Nachkommen
    4. 5. von Frankreich, Gisela  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben in 919.
    5. 6. von Frankreich, Rotrud  Graphische Anzeige der Nachkommen
    6. 7. von Frankreich, Hildegard  Graphische Anzeige der Nachkommen

    Karl heiratete von Wessex, Aethgiva in 919. Aethgiva wurde geboren in 905; gestorben am 26 Dez 956. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 8. von Frankreich, Ludwig IV.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 920/921; gestorben am 10 Sep 954 in Sens [89100],Yonne,Burgund,Frankreich; wurde beigesetzt in Reims [51100],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich.

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 9. Roriko  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 920; gestorben am 20 Dez 976; wurde beigesetzt in Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich.
    2. 10. Arnulf  Graphische Anzeige der Nachkommen
    3. 11. Drogo  Graphische Anzeige der Nachkommen
    4. 12. Alpais  Graphische Anzeige der Nachkommen


Generation: 2

  1. 2.  von Frankreich, Ermentrud Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Karl1) wurde geboren in 908/909.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Jülich [52428],Köln,Nordrhein-Westfalen,Deutschland; Gräfin von Jülich

    Notizen:

    Ermentrud von Frankreich
    Gräfin von Jülich
    908/09-

    Älteste Tochter des Königs Karl der Einfältige von Frankreich aus seiner 1. Ehe mit der Frederuna von Hamaland, Tochter von Graf Dietrich

    925/30 oo Gottfried Graf im Jülichgau um 905-1.6. nach 949

    Kinder:

    - Gottfried Herzog von Nieder-Lothringen 925/35- Sommer 964
    - Gerberga ca 925/35- vor 24.5.996
    oo Meginoz 920- 998/99
    - Gebhard Ahnherr großer Franken 925/35-
    - Adalhard Ahnherr großer Franken
    - Gerhard II. Graf von Metz 925/35-

    Literatur:
    Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 57,61-66,68,70,72-77,79,96,127,138,145,146 -

    Ermentrud heiratete von Jülich, Gottfried um 925/930. Gottfried (Sohn von von Metz, Gerhard I. und von Sachsen, Oda) wurde geboren in 905; gestorben nach 949. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 13. von Niederlothringen, Gottfried  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 925/935; gestorben in 964 in Rom [00100],Latium,Italien.
    2. 14. im Jülichgau, Gerberga  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 925/935; gestorben vor 24 Mai 996.
    3. 15. von Metz, Gebhard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 935/935.
    4. 16. von Metz, Adalhard  Graphische Anzeige der Nachkommen
    5. 17. von Metz, Gerhard II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 925/935.

  2. 3.  von Frankreich, Frederuna Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Karl1)

  3. 4.  von Frankreich, Adelheid Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Karl1)

  4. 5.  von Frankreich, Gisela Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Karl1) gestorben in 919.

    Gisela heiratete von der Normandie, Rollo I. in 912. Rollo wurde geboren in 846; gestorben in 931/932; wurde beigesetzt in Rouen [76000],Seine-Maritime,Haute-Normandie,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]


  5. 6.  von Frankreich, Rotrud Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Karl1)

  6. 7.  von Frankreich, Hildegard Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Karl1)

  7. 8.  von Frankreich, Ludwig IV.von Frankreich, Ludwig IV. Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Karl1) wurde geboren in 920/921; gestorben am 10 Sep 954 in Sens [89100],Yonne,Burgund,Frankreich; wurde beigesetzt in Reims [51100],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 936-954, Frankreich; König von Frankreich

    Notizen:

    Ludwig IV. der Überseeische
    König von Frankreich (936-954)
    10.9.920/21-10.9.954 Sens Begraben: Reims St-Remi
    Einziger Sohn des Königs Karl III. der Einfältige von Frankreich aus seiner 2. Ehe mit der Aethgivu von Wessex, Tochter von König Eduard I.

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 2176, Ludwig IV. (Transmarinus, d’Outre-Mer), westfränkischer König 936-954

    + 10. Oktober 954 Reims Begraben: Reims St-Remi
    Sohn König Karls III. des Einfältigen
    oo 939 Gerberga, Schwester OTTOS I.

    Die Kämpfe mit dem Haus VERMANDOIS um die Francia ließen 936 Hugo den Großen die Restitution des karolingischen Hauses und die Rückholung Ludwigs IV. aus seinem englischen Exil betreiben. Am 19. Juni 936 in Laon gekrönt, mußte Ludwig IV. dafür Hugos Sonderstellung anerkennen, konnte aber seit 937 selbständige Politik betreiben und 939 in den ostfränkischen Aufstand gegen OTTO I. eingreifen. Der Erwerb Lotharingiens scheiterte, und 940 sah sich Ludwig IV. bei Feldzug OTTOS I. nach W einer Koalition des westfränkischen Adels gegenüber (Huldigung Hugos und Heriberts II. an OTTO I. in Attigny). Ein 942 gefundener Ausgleich stand schon 945 wieder in Frage, als Ludwig IV. in Rouen gefangenommen und an Hugo ausgeliefert wurde, der für die Freilassung des Königs dessen Hauptort Laon erhielt. Nur durch massives Eingreifen OTTOS I. wurde das karolingische Königtum gerettet: Der Streit um das für Ludwig wichtige Erzbistum Rems konnte auf einer gemeinsamen mit OTTO I. in Ingelheim durchgeführten Synode (Juni 948) zugunsten des königlichen Kandidaten entschieden werden, 949 gelang doe Rückeroberung Laons. Der 950 vom lothringischen Herzog Konrad vermittelte Friede sicherte dem Reich vorübergehende Ruhe, dem karolingischen Königtum seine bescheidenen Ressourcen vor allem um Laon und Reims, erwies aber auch die machtvolle Entscheidungsgewalt OTTOS I. im Sinne einer 'Familienpolitik'. Obwohl es Hinweise für eine versuchte Reichsteilung unter Ludwigs Söhnen Lothar und Karl 953 in der Tradition fränkischer Sukzession gibt (Brühl), sicherte Lothars Sohnesfolge 954 das in O-Franken schon 936 beachtete Prinzip der Unteilbarkeit des Reichs auch für W-Franken/Frankreich.
    Quellen:
    Recueil des actes de L. IV roi de France, ed. P. Lauer, 1914
    Literatur:
    P. Lauer, Le regne de L. IV d'O.-M., 1900 - W. Kienast, Dtl. und Frankreich in der Ks.zeit (900-1270); I, 1974², 59ff.; III, 1975², 663ff. - HEG, I, 745ff. - B. Schneidmüller, Karol. Tradition und frühes frz. Kgtm., 1979, 1476ff. - K. F. Werner, Hist. de France, I, 1984, 463ff. [dt. 1989] - Ders. Dtl.-Frankreich. Die Geburt zweier Völker, 1990, 461ff. -

    Werner Karl Ferdinand: Seite 461, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VI. Generation 47
    Die genaue Geburtszeit König Ludwigs, zwischen 920 IX 10 und 921 IX 10, schon bei Brandenburg, nur so nicht auf der Tafel. Der Antritt der Königs-Würde, bei Brandenburg 936, kann präzisiert werden auf 936 VI 19, vgl. die Ausgabe von Ludwigs Urkunden durch Ph. Lauer, Recueil des actes de Louis IV, Paris 1914, LXXXIV.
    Zu Ludwigs Gemahlin Gerberga, der Schwester König HEINRICHS I. (Richtig ist: Tochter König HEINRICHS I. und Schwester OTTOS I.), ist zu bemerken, daß sie 951 von ihrem Gatten die Abtei ND de Laon erhielt, die er seiner Mutter Ogiva anläßlich deren Ehe mit Graf Heribert weggenommen hatte, und daß sie 959 als Äbtissin von ND de Soissons begegnet, vgl. Voigt 41 und HF 9,665.
    Nach der Gefangennahme seines Vaters floh seine Mutter mit ihm nach England, weshalb er später "der Überseeische" genannt wurde. Die Rivalität zwischen dem ROBERTINER Hugo von Franzien und Heribert von Vermandois ermöglichte nach dem Tode König Rudolfs die Thronbesteigung Ludwigs IV., der am 19.6.936 in Laon gekrönt wurde. Seine Regierungszeit war erfüllt von ständigen Auseinandersetzungen mit dem mächtigen Herzog Hugo von Franzien. 945 geriet der KAROLINGER in die Gefangenschaft seines mächtigen Gegners, der ihn unter dem Druck OTTOS I. und des angelsächsischen Königs im folgenden Jahr wieder freigeben mußte, wobei der König seine letzte größere befestigte Stadt, Laon, Hugo überlassen mußte. Im Bunde mit OTTO I. konnte der König nach 946 seine Position etwas festigen; er brachte das Erzbistum Reims unter seine Kontrolle und gewann 949 Laon zurück. Nachdem Ludwig IV. in der Champagne und in der Normandie eine Niederlage erlitten hatte, mußte er die Vermittlung des Papstes Agapet II. 948 in Anspruch nehmen, um einen Teil seiner Länder zurückzubekommen. Als Ludwig infolge eines Sturzes vom Pferd starb, folgte sein Sohn Lothar ohne Schwierigkeiten, aber mit einem schwierigen Erbe.

    Brühl Carlrichard: Seite 47-59, "Ludwig IV. der Überseeische" in: Ehlers/Müller/Schneidmüller: "Die französischen Könige des Mittelalters"

    LUDWIG IV. ("DER ÜBERSEEISCHE") 936-954
    Ludwig IV.
    * ca. 921, + 10.9.954 Reims Begraben: Abtei St-Remi/Reims
    Eltern: Karl III. "der Einfältige" von W-Franken (+ 929) und Eadgyfu, Tochter des Angelsachsen-Königs Edward I. (+ 926) und Schwester des Angelsachsen-Königs Athelstaan (+ 940)

    923 flieht Eadgyfu nach der Gefangennahme Karls III. mit dem jungen Ludwig zu ihrem Vater nach England
    Anfang Juni 936 landet Ludwig IV. mit Zustimmung Athelstans bei Bologne-sur-Mer und empfängt die Huldigung der dort anwesenden Großen, an der Spitze Hugos "des Großen"
    19.6.936 Krönung und Salbung Ludwigs IV. in Laon von der Hand Erzbischof Artolds von Reims.
    Im Herbst 939 heiratet Ludwig IV. die ca. sieben Jahre ältere Gerberga, Schwester König OTTOS von O-Franken und Witwe des Herzogs Giselbert von Lothringen

    Kinder aus dieser Ehe:
    1. der Thronfolger Lothar (* 941)
    2. eine Tochter Gerberga (* 940 oder 942), die Graf Albert von Vermandois heiratete (vor 954)
    3. eine Tochter Mathilde (* 943), die künftige Königin von Burgund (verheiratet seit ca. 965/66 mit König Konrad von Burgund
    4. ein Sohn Karl (* 945), der bald nach seiner Geburt den Normannen als Geisel übergeben wurde und in normannischer Gefangenschaft verstarb
    5. ein Sohn Ludwig (* 948, + 954), der kurz vor dem Vater in Laon verstarb
    6. die Zwillingen Heinrich und Karl (* 953). Heinrich stirbt bald, Karl ist der künftige Herzog von Nieder-Lothringen und Rivale Hugos Capet
    Sommer 940 W-Frankenfeldzug OTTOS I. von O-Franken im Bunde mit Herzog Hugo Magnus. Artold von Reims war schon zuvor zur Abdankung gezwungen worden
    Sommer 941 schwere Niederlage Ludwigs in der Schlacht in den Ardennen gegen Hugo Magnus und Heribert II. von Vermandois
    November 942 Treffen Ludwigs IV. mit OTTO I. in Vise-sur-Meuse
    im Sommer 943 besiegt Ludwig IV. die zum Heidentum abgefallenen Normannen unter ihren Führern Turnold und Setrik, die in der Schlacht fallen
    im Sommer 944 bemächtigt sich Ludwig IV. der Normandie
    im Juli 945 wird Ludwig IV. in Rouen von normannischen Großen gefangen gesetzt und später an Hugo Magnus ausgeliefert
    im Frühjahr 946 muß Ludwig IV. Laon an Hugo übergeben und wird daraufhin freigelassen
    im Frühherbst 946 zieht OTTO DER GROSSE im Bunde mit Ludwig IV. vor Reims, das ohne Kampf eingenommen wird; Artold wieder Erzbischof von Reims, sein Gegenspieler Hugo flieht, dankt aber nicht ab
    946-948 erbitterter Streit um das Erzbistum Reims: Synoden von Verdun (Herbst 947) und Mouzon (Januar 948); Papst Agapet mit Reimser Streit befaßt
    im Juni 948 Synode in Ingelheim unter Vorsitz des päpstlichen egaten Marinus und beider Franken-Könige: Hugo wird exkommuniziert und Artold ist erneut rechtmäßiger Erzbischof
    im Sommer 949 bemächtigt sich Ludwig IV. überraschend der Stadt Laon mit Ausnahme des großen Turms, der von der Besatzung Hugos gehalten wird
    Herbst 949 Ludwig IV. in Burgund
    im Frühjahr 950 treffen sich Ludwig IV. und Hugo Magnus unter Vermittlung Herzog Konrads von Lothringen an der Marne; Hugo erneuert den Lehnseid und überlaßt Ludwig den Turm von Laon
    13.3.953 Gerichtstag in Soissons: endgültige Aussöhnung zwischen Ludwig und Hugo Magnus
    Am 10.9.954 stirbt Ludwig IV., nur 33 Jahre alt, in Reims an den Folgen eines Jagdunfalls; Beisetzung in der Abtei St-Remi/Reims.

    An einem unbekannten Tag in der 1. Junihälfte des Jahres 936 warf ein angelsäschsisches Schiff vor Boulogne Anker. Es hatte den neuen westfränkischen König an Bord, Ludwig, den Sohn des unglücklichen Karl III. von W-Franken, der seine letzten Lebensjahre in der Gefangenschaft seiner Feinde hatte verbringen müssen. Karls Gemahlin Eadgyfu war daher im Herbst 923 mit ihrem ca. 2-jährigen Sohn Ludwig an den Hof ihres Vaters, des Angelsachsen-Königs Edwards I. geflohen: ihre Schwester Eadhild hatte etwa zur gleichen Zeit den princeps Hugo Magnus, den gefährlichsten RivalenKarls III., geheiratet; ihre jüngere Schwester Eadgyd (Edith) wird 929 den künftigen O-Franken-König OTTO I. heiraten. Ludwig verbrachte somit seine ganze Kindheit und Jugend in England. Als König Rudolf von W-Franken am 14. oder 15. Januar 936 in Auxerre starb, konnten sich die Großen des Reiches nicht auf einen Nachfolger aus ihren Reihen einigen. So entschloß sich Hugo Magnus, der für seine Person die Königswürde offenbar nicht angestrebt hatte, die Krone dem in angelsäschsischem Exil lebenden jungen Ludwig anzubieten. König Aethelstan stimmte erst nach förmlichen Sicherheitsgarantien für seinen Neffen der Rückkehr ins W-Frankenreich zu, hielt seine Schwester Eadgyfu aber zunächst noch an seinem Hofe zurück. Die Rückkehr des jungen Herrschers ins W-Frankenreich trug ihm wohl seinen schon von den Zeitgenossen gebrauchten Beinamen Trans- oder Ultramarinus, der "Überseeische", ein ("Louis d'Outremer"). Ludwig wurde am Strand von Boulogne von Hugo Magnus und anderen westfränkischen Großen begrüßt, die dem neuen Herrn sogleich huldigten. Die Großen geleiteten Ludwig nach Laon, wo Erzbischof Artold von Reims am 19. Juni 936 Salbung und Krönung des jungen Herrschers vollzog.
    Ludwig wußte sehr wohl, wem er die Krone zu verdanken hatte. Schon in der ältesten von ihm überlieferten Königsurkunde bezeichnet er Hugo als "herausragenden Herzog der Franken" (dux Francorum egregius), und in einer am Weihnachtstag des Jahres 936 in Compiegne gegebenen Urkunde betont Ludwig sogar, dass Hugo Zweiter in allen Königreichen sei (in omnibus regnis nostris a nobis). Die Bedeutung des Titels dux Francorum ist in der Forschung seit über einem Jahrhundert umstritten; es ist hier nicht der Ort, die Frage im einzelnen zu erörtern. Sicher erscheint nur, dass der Rang Hugos über den seiner Mitfürsten herausgehoben werden sollte, auch wenn ich nicht an ein förmliches Vizekönigtum glaube, das man wohl unter dem Eindruck des Verhaltens Hugos in der Folgezeit hat annehmen wollen. Das Verhältnis Ludwigs zu seinem Protektor Hugo war zunächst reibungslos. Ludwig begleitete Hugo auf dessen Feldzug gegen Hugo "den Schwarzen" (das heißt den Schwarzbärtigen), den Bruder des verstorbenen W-Franken-Königs Rudolf, der dem übermächtigen dux Francorum den N Burgunds, insbesondere die wichtige Grafschaft Sens abtreten mußte, die einst Richard "le Justicier", der Vater Hugos des Schwarzen, für Burgund erworben hatte. Anschließend begleitete Ludwig Hugo sogar nach Paris. Der Friede, den Hugo Magnus mit Hugo dem Schwarzen schloß, nutzte allein dem dux Francorum und öffnete Ludwig die Augen über die ihm von Hugo zugedachte Rolle. Aber auch die übrigen Großen des W-Frankenreichs konnten sich kaum Ilusionen machen über die Machtstellung Hugos, die mit der eines fränkischen Hausmeiers des 8. Jahrhunderts vergleichbar schien. Sie waren daher geneigt, die Position des Königs zu stärken, um ein Gegengewicht gegen die erdrückende Übermacht Hugos zu schaffen. Ludwig feierte das Weihnachtsfest 936 bereits in der königlichen Pfalz Compiegne, zog von dort nach Laon, wo er seine Mutter traf, die aus England nach W-Franken gekommen war. In Laon ernannte er auch einen neuen Kanzler in Gestalt des Erzbischofs Artold von Reims, der damit zugleich zu Ludwigs wichtigstem Berater aufstieg. Die Reaktion Hugos ließ nicht lange auf sich warten: er schloß Frieden mit seinem Erzfeind, dem Grafen Heribert II. von Vermandois, während Ludwig den gerade von Hugo gedemütigten Hugo von Burgund zum Markgrafen (marchio) erhob und zum Bundesgenossen gewann. Die Fronten waren nun abgesteckt: die Feindschaft zwischen Hugo Magnus und Ludwig war fortan - von ganz kurzen Intervallen abgesehen - der einzige sichere Faktor im politischen Ränkespiel W-Frankens während der Regierungszeit Ludwigs IV. Es ist nicht meine Absicht, die Kämpfe und Intrigen der Folgejahre hier im einzelnen darzustellen; selbst der Fachmann würe rasch die Übersicht verlieren.
    Unerläßlich scheint mir dagegen eine knappe Darstellung der an den Kämpfen um die Vorherrschaft in W-Franken beteiligten inner- und außerfränkischen Mächte. Den Fürsten des S (Aquitanien, Spanische Mark, Auvergne, Gascogne) kam im inneren Kräftespiel keine hohe Bedeutung zu; weder griffen sie aktiv in das Geschehen nördlich der Loire ein, noch hatten sie Angriffe von dort zu befürchten. Die Fürsten des S galten allgemein als treue Anhänger der KAROLINGER, was formal fraglos richtig ist. Ich sehe in der Anhänglichkeit an die angestammte Dynastie jedoch weniger Treue zum Königshaus als bewußte Distanz zu den ROBERTINERN: mit diesen hatte man gemeinsame Grenzen, mit der Krondomäne des Königs nicht. Immerhin bestanden 941,944 und 953 lose Kontakte zum westfränkischen König.
    Die Beziehungen Ludwigs zu den Fürstentümern im N (Bretagne, Normandie und Flandern) waren freundlich. Von der Normandie wird noch mehrfach zu sprechen sein; die Bretagne erkannte - ein Novum seit den Tagen KARLS DES KAHLEN - die formelle Oberhoheit des westfränkischen Königs an. Der Graf und marchio von Flandern, ein natürlicher Feind der Herren von Vermandois, gehörte zu den zuverlässigsten Verbündeten Ludwigs. Zu den geschworenen Feinden Ludwigs zählte Heribert II. von Vermandois, ein direkter Nachkomme KARLS DES GROSSEN über dessen Sohn Pippin von Italien; er besaß unter anderem die Grafschaften Amiens, Meaux und Vermandois mit St-Quentin, Grafschaften im Raum Soissons mit der bedeutenden Abtei St-Medard, deren Laienabt er war. Das Verhältnis Ludwigs zu Hugo dem Schwarzen von Burgund war zwiespältig wie zu so vielen großen Herren der Zeit: Er war mehrere Jahre mit ihm verbündet (938-942), zerwarf sich mit ihm und blieb bis zu Hugos Tod (17. Dezember 952) auf Distanz zu dem Burgunder. Der mit weitem Abstand mächtigste Fürst im W-Frankenreich war aber fraglos Hugo "der Große", wobei "Magnus" allerdings zunächst nur "der Ältere" meinte im Gegensatz zu Hugos gleichnamigen Sohn (dem "Capet").Hugo war der unbestrittene Herr Neustriens und führte schon vor seiner förmlichen Erhebung zum dux den Titel eines marchio; Hugos Machtbereich (Flodoard von Reims: terra Hugonis) umfaßte rund 20 Grafschaften, von denen 10, darunter die Grafschaften Angers, Blois, Chartres, Orleans, Paris Sens und Tours, dem ROBERTINER direkt unterstanden; darüber hinaus war er auch noch Laienabt des neben St-Denis reichsten fränkischen Klosters St-Martin in Tours, weshalb er in Urkunden gelegentlich den Titel eines Abt-Grafen (abbas comes) führte. Wie ärmlich nahm sich daneben die Krondomäne des Königs aus! Er besaß noch einige der alten Pfalzen wie Attigny (seit 951), Compiegne, Corbeny, Douzy, Ponthion und andere, die Grafschaft Laon und insbesondere das feste Laon selbst, wo er sich jedoch erst 938 in den Besitz der Zitadelle setzen konnte, die Laon beherrschte und 928/31 von Heribert II. von Vermandois errichtet worden war. Die Grafschaft Reims hatte Ludwig schon 940 dem Erzbischof übertragen, der damit der erste der sechs Bischöfe (Reims, Chalons-sur-Marne, Beauvais, Nyoyn und Langres) ist, die im W-Frankenreich auch Inhaber der gräflichen Gewalt waren, wie dies in O-Franken im 10. Jahrhundert die Regel wurde. Nicht zufällig stiegen gerade diese Bischöfe im 13. Jahrhundert zu "Pairs de France" auf.
    Das Verhältnis Ludwigs zu den fränkischen Reichen in O-Franken und Burgund wurde früher in Forschung und Literatur unter der Rubrik "Auswärtige Beziehungen" abgehandelt, wovon noch ausführlich zu sprechen sein wird. "Auswärtige Beziehungen" eigener Art unterhielt Ludwig mit den Ungarn und den Sarazenen, die sich seit ca. 900 im Raum von La Garde-Freinet (im heutigen Department Var) verschanzt hatten und von dort aus die Umgebung heimsuchten; sie waren jedoch nur ein Problem für die Fürsten des S, Ludwig IV. sah sich niemals direkt mit ihnen konfrontiert. Sehr viel gefährlicher waren die Raubzüge der Ungarn, die das W-Frankenreich mehrfach heimsuchten, insbesondere in den Jahren 937 und 954; beide Male waren vor allem die Diözese Reims und Burgund betroffen. Während diese Züge jeweils über Lothringen geführt hatten, fiel ein ungarischer Raubtrupp des Jahre 951 aus Italien über die Alpen in den S ein und kehrte auf demselben Weg nach Italien zurück. In allen Fällen konnte Ludwig es nicht wagen, den Ungarn mit Heeresmacht entgegenzutreten: ein unglücklicher Ausgang des Kampfes hätte mit Sicherheit das Ende seiner Regierung bedeutet und Hugo den Weg zur Herrschaft geebnet; aus demselben Grund waren aber auch Hugo Magnus die Hände gebunden. Die Rivalität zwischen Ludwig und Hugo, die den Ungarn natürlich nicht verborgen geblieben war, verhinderte so - ganz im Gegensatz zu O-Franken - die Verteidigung des Landes gegen den gemeinsamen Feind.
    Das Verhältnis Ludwigs - und Hugos! - zu O-Franken, konkret: zu OTTO DEM GROSSEN, ist die zentrale Frage der westfränkischen Politik in den Jahren 939-950 und bedarf daher gesonderter Behandlung. Ich bemerkte bereits, dass die Beziehungen zwischen den genannten Fürsten in der älteren Literatur durchgängig als solche zwischen "Deutschland" und "Frankreich" dargestellt wurden, was einer ganz und gar unhistorischen Betrachtungsweise entspricht, deren Konsequenz hier an einigen instruktiven Beispielen zu erläutern sein werden. Der Regierungsstil des neuen ostfränkischen Königs OTTO I. nahm stäker karolingische, die Sonderstellung des Königtums hervorhebende Formen der Herrschaft auf als die eher die "kollegiale" Gemeinsamkeit des Fürstenstandes betonende Politik des Vaters. Dies hatte zu einer schweren Krise des Königtums in O-Franken geführt, in der mehrere Fürsten, an der Spitze die Herzöge Eberhard von Franken und Giselbert von Lothringen, gemeinsam mit dem jüngeren Bruder des Königs, Heinrich, die Absetzung OTTOS anstrebten, wobei sie auch die Tötung des Königs in Kauf zu nehmen gewillt waren. In dieser Situation hatte Giselbert Ludwig IV. die Huldigung für Lothringen angeboten, was Ludwig zunächst abgelehnt, im Frühsommer 939 angesichts der scheinbaren Übermacht der Koalition gegen OTTO aber schließlich doch angenommen hatte. Daraufhin verbündete sich OTTO mit Hugo Magnus, Heribert II. von Vermandois, Arnulf von Flandern und Wilhelm "Langschwert" von der Normandie, doch in O-Franken schien nach dem Rheinübergang Giselberts und Eberhards bei Andernach OTTOS Niederlage besiegelt. Ein gelungener Überfall zweier fränkischer, mit OTTO verbündeter Grafen am 2. Oktober 939 änderte ohne direktes Zutun OTTOS mit einem Schlag die politische Großwetterlage: Eberhard von Franken fiel im Kampf, Giselbert ertrank auf der Flucht in den Fluten des Rheins, die Opposition gegen OTTO brach zusammen. Ludwig war im Augenblick von Giselberts Tod vielleicht bereits auf dem Zug nach Lothringen gewesen, jedenfalls heiratete er dort sogleich die um etwa 7 Jahre ältere Witwe Giselberts Gerberga, eine Schwester König OTTOS. Noch im selben Jahr 939 wurde sie von Erzbischof Artold in Laon gesalbt und gekrönt. Damit war auch Ludwig - zunächst gegen den Willen OTTOS - zum Schwager des ostfränkischen Königs geworden, was Hugo Magnus bereits 937 durch die Heirat mit Hathui (Hedwig) erreicht hatte.
    Die neue indirekte Verwandtschaft mit Ludwig hinderte Hugo allerdings nicht, sich noch 939 gemeinsam mit Heribert II. von Vermandois zu OTTO nach Lothringen begeben, was Ludwig mit einer Annäherung an den Normannenfürsten Wilhelm beantwortete, der ihm huldigte und erneut mit den einst von Karl III. von W-Franken an Rollo vergebenen Territorien belehnt wurde. Doch diese Annäherung war nur vorübergehend: Schon im Frühsommer 940 belagerte Wilhelm im Bunde mit Hugo Magnus und Heribert II. die Stadt Reims, wohl aus Zorn darüber, dass Ludwig Erzbischof Artold gerade die Grafschaft Reims verliehen hatte. Artold konnte Reims nicht verteidigen und wurde in das Kloster St-Remi verbannt, während der schon 925 als Fünfjähriger zum Erzbischof von Reims bestellte Hugo, ein Sohn Heriberts II., nun erneut als Erzbischof eingesetzt und der zum Rücktritt gezwungene - von einem Verzichtseid spricht nur Richer - Artold mit den Abteien Avenay und St-Bale abgefunden wurde. Der Kampf um das Erzbistum Reims, der in den folgenden Jahren im Mittelpunkt der westfränkischen Politik steht, erweist sich so als der auf die Kirchenpolitik übertragene Kampf zwischen ROBERTINERN und KAROLINGERN um die Macht im W-Frankenreich.
    OTTO war inzwischen von Lothringen aus nach W-Franken vorgestoßen; in Attigny huldigten ihm Hugo Magnus und Heribert, doch von einem Angebot der westfränkischen Krone, wie dies einst 858 in Ponthion geschehen war, ist nicht mehr die Rede. Ludwig zog sich vor der Übermacht nach Burgund zurück, doch auch Hugo der Schwarze wurde zum Nachgeben gezwungen. Hochzufrieden mit dem Erfolg des Feldzuges kehrte OTTO im Spätsommer nach O-Franken zurück, doch Ludwig kämpfte mit dem Mut der Verzweiflung und unternahm einen Einfall nach Lothringen noch im Herbst 940, aber es kam nicht zur Schlacht. Ein Waffenstillstand beendete das lothringische Abenteuer Ludwigs.
    Hugo Magnus und Heribert II. beriefen zu Ostern 941 eine Synode nach Soissons, die erwartungsgemäß Artold für abgesetzt erklärte, der seinerseits mit der Exkommunikation der Teilnehmer der Synode reagierte: Hugo, Heriberts Sohn, wurde zum neuen Erzbischof gewählt und in Reims feierlich inthronisiert. Als Ludwig die Belagerung seiner Residenz Laon durch Hugo Magnus und Heribert mit einer eilig zusammengerafften Armee durchbrechen wollte, kam es in den Ardennen zur offenen Feldschlacht, die mit einer vernichtenden Niederlage für Ludwig endete, der nur knapp dem Schlachtentod entrann. Dennoch gelang es den Verbündeten nicht, Laon einzunehmen, wo die Königin Gerberga gerade in diesen Tagen einem Sohn Lothar das Leben schenkte, der dazu berufen war, die Nachfolge des Vaters anzutreten.
    Die Niederlage des Jahre 941 lastete freilich immer schwer auf dem König. Ihm wurde unerwartet Hilfe von seiten Papst Stephans VII. zuteil, der eigens einen Legaten nach Westfranken entsandte, um die Großen W-Frankens und Burgunds zur Anerkennung Ludwigs zu ermahnen. Die Intervention des Papstes blieb nicht ohne Wirkung, insbesondere auf die Bischöfe der Reimser Kirchenprovinz, obwohl der Papst dem neu eingesetzten Erzbischof Hugo das Pallium nicht verweigerte und damit ihr Verhalten auf der Synode von Soissons nachträglich billigte.
    Auf der Suche nach einem Verbündeten wandte sich Ludwig zunächst an den marchio der Normandie, Wilhelm Langschwert, der den König sogleich nach Rouen einlud. Als Ludwig mit neuen Truppen gegen Hugo und Heribert bis zur Oise vorstieß, wurde eine erneute Schlacht vermieden und ein zweimonatiger Waffenstillstand geschlossen. Diese Zeit nutzte Ludwig zu einem Treffen mit OTTO I. in Vise-sur-Meuse im Lüttichgau, das heißt auf lothringischem Gebiet. Auf der Seite OTTOS nahmen die Erzbischöfe Friedrich von Mainz und Brun von Köln, OTTOS Bruder, teil. Die Anwesenheit Hugos, Heriberts II. und Wilhelms Langschwert ist dagegen mehr als fraglich. Schon die Wahl des Treffpunkts in Lothringen implizierte Ludwigs Verzicht auf alle lothringischen Ansprüche, und wahrscheinlich hat er damals auch auf seine Interessen im Viennois verzichtet, wo Konrad von Burgund seit 942 anerkannt war.
    OTTOS Gegenleistung bestand in der formellen Versöhnung Ludwigs mit Hugo und Heribert, die sich erneut unterwarfen. Für Ludwig war das Treffen von Vise, das wohl nicht ohne das energische Eintreten Gerbergas bei OTTO zustandegekommen wäre, von entscheidender Bedeutung, denn fortan stand OTTO eher auf seiner Seite denn auf der Hugos. Nicht weniger als siebenmal haben sich OTTO und Ludwig zwischen 942 und 950 getroffen, zweimal haben sie bei dieser Gelegenheit das Osterfest in Aachen gefeiert, ein weiteres Mal besuchte Gerberga ihren Bruder in Aachen ohne die Begleitung Ludwigs. Ohne die Beziehungen zu Hugo Magnus je abzubrechen, mit dem er nach Bedarf gleichfalls zusammentraf, neigte OTTO fortan doch deutlich Ludwig zu, dessen Position gegenüber Hugo gestärkt war. Doch lag es nicht im Interesse OTTOS, einen der beiden Kontrahenten eine eindeutige Dominanz zu verschaffen.
    Nachdem so das Jahr 942 mit einem akzeptablen "modus vivendi" zwischen Ludwig und Hugo Magnus zu Ende ging, war der Grundstein für künftige schwere Auseinandersetzungen schon wieder gelegt: Noch im Dezember fiel Wilhelm Langschwert, der marchio der Normandie und Sohn Rollos, einem von Arnulf von Flandern vorbereiteten Mordanschlag zum Opfer. Ludwig zog sofort nach Rouen, um dort Richard, den noch minderjährigen Sohn Wilhelms, mit dem Territorium zu belehnen, über das einst sein Vater geherrscht hatte. Aber das war nicht alles: Kurze Zeit später starb Heribert II. von Vermandois, der künftigen Generationen als der Inbegriff des Verräters erschien, da er Karl III. von W-Franken, Ludwigs Vater, lange Jahre gefangengehalten hatte. Eine von Hugo Magnus vermittelte Aussöhnung zwischen den fünf Söhnen Heriberts - darunter Erzbischof Hugo von Reims - mit dem König blieb nicht von langer Dauer, doch galt das Interesse Ludwigs zunächst der Normandie, wo neu aus Skandinavien eingetroffene Krieger die heidnischen Kulte wiederbelebten und das gesamte Christianisierungswerk der letzten Jahrzehnte in Frage stellten. Der in offener Feldschlacht errungene Sieg Ludwigs über die beiden Anführer der heidnischen Partei, die in der Schlacht fielen, setzte der Gefahr ein Ende und stärkte den Einfluß Ludwigs, der den jungen Richard wahrscheinlich an seinem Hof behielt. Das gute Verhältnis zwischen Hugo Magnus und Ludwig hielt an; neben der - vorübergehenden - Aussöhnung mit den Söhnen Heriberts II. vermittelte Hugo auch diejenige mit Arnulf von Flandern, die in der Normandie naturgemäß auf wenig Gegenliebe stieß. Unter dem Eindruck dieser Beweise guten Willens seitens Hugos entschloß sich Ludwig, Hugo erneut den ducatus Franciae (Flodoard) und darüber hinaus auch Burgund zu verleihen, was den Bruch mit Hugo dem Schwarzen, seinem alten Verbündeten, bedeutete. Gleichzeitig verschlechterten sich die Beziehungen Ludwigs zu OTTO drastisch infolge einer unglücklich verlaufenen Gesandtschaft an dessen Hof.
    Innere Streitigkeiten in der Bretagne hatten es den Normannen - in Abwesenheit ihres noch unmündigen marchio Richard und des Königs - erlaubt, auf eigene Faust in der Bretagne einzugreifen, die Bretonen in drei blutigen Schlachten zu besiegen und alle Bretonen aus der Normandie zu vertreiben, an deren Stelle Neuankömmlinge aus Skandinavien traten, deren religiöse wie politsche Optionen zumindest unsicher erschienen. Ludwig sammelte ein Heer und begab sich nach N. Zu seiner eigenen Überraschung zog er ohne Schwertstreich in Rouen ein, während viele ihm feindlich gesonnene Normannen das Land ohne Kampf verließen. Ludwig hatte Hugo aufgefordert, das angebliche Bollwerk des Heidentums, Bayeux, zu belagern, was dieser auch tat. Nach seinem leichten Erfolg in Rouen befahl Ludwig jedoch, dass Hugo die Belagerung aufgeben solle, wohl weil er diesem den Gewinn von Bayeux nicht gönnte. Kurz darauf hielt Ludwig selbst seinen Einzug in der Stadt, auch hier ohne Kampf und Belagerung. Der König schien auf dem Höhepunkt seiner Macht!
    Das seit 942 gute Verhältnis zu Hugo Magnus, auf das jedoch schon im Vorjahr einige Schatten gefallen waren, wurde hierdurch auf das Schwerste belastet. Die im Frühjahr 945 begonnene Belagerung von Reims mit dem Ziel, den seit 943 am Hofe des KAROLINGERS weilenden ehemaligen Erzbischof Artold wieder in seine alte Würde einzusetzen, scheiterte letzlich an der drohenden Haltung Hugos.
    Ludwig kehrte in die Normandie zurück, wo er scheinbar allgemein anerkannt war, doch fiel er am 13. Juli 945 zwischen Rouen und Bayeux in einen Hinterhalt, sein Gefolge wurde niedergemetzelt. Ludwig konnte zwar zunächst nach Rouen entkommen, wurde dort jedoch gefangengesetzt und nach längeren Verhandlungen an Hugo Magnus ausgeliefert. Die Normannen hatten die Gestellung des ältesten Sohnes Ludwigs, des damals 4-jährigen Lothar, als Geisel gefordert, was Königin Gerberga strikt abgelehnt hatte. Sie mußten sich mit dem Letztgeborenen Karl begnügen, der wahrscheinlich in normannischer Gefangenschaft starb.
    Damit schien Ludwig dassselbe Schicksal beschieden wie seinem Vater; in wenigen Monaten war dem Höhepunkt der Macht der tiefste Sturz gefolgt. Hugo Magnus begab sich sogleich nach Lothringen, um die zu erwartenden Demarchen Gerbergas bei ihrem Bruder zu neutralisieren, doch OTTO entzog sich der gewünschten Unterredung und entsandte Herzog Konrad von Lothringen. Es konnte nicht in OTTOS Interesse liegen, Hugo als den unumstrittenen Herrscher W-Frankens, gewissermaßen als König ohne Krone, anzuerkennen. So zog Hugo unverrichteter Dinge in die Francia zurück. Es scheint unwahrscheinlich, dass er ernsthaft die Absetzung des Königs betrieben hat - er datiert seine Urkunden unverändert nach den Regierungsjahren Ludwigs -, doch der Preis für die Freilassung war hoch: die königliche Residenz Laon, die festeste Stadt W-Frankens, mußte Hugo übergeben werden.
    Der freigekommene Ludwig verbündete sich sogleich mit OTTO, der an der Spitze eines großen Heeres nach W-Franken zog, dem sich der KAROLINGER und Arnulf von Flandern anschlossen. Die Einnahme von Laon erwies sich als unmöglich, eine Belagerung als zeitraubend, so dass sich das Interesse OTTOS auf Reims konzentrierte. Erzbischof Hugo erkannte die Aussichtslosigkeit des Widerstands: Die Belagerer billigten ihm freien Abzug zu, und er zog sich nach Mouzon zurück, ohne formell als Erzbischof abgedankt zu haben. Nach dem Einzug der Könige in Reims wurde Artold feierlich in sein altes Amt eingesetzt.
    Das Heer zog noch bis in die Nähe von Paris, doch konnte von einer Belagerung keine Rede sein, zumal Hugo selbst sich nach Orleans zurückgezogen hatte und von dort den Gang der Dinge beobachtete. In der Tat sah OTTO sich bald zun Rückzug gezwungen: Der etwa dreimonatige Feldzug hatte als einziges greifbares Resultat die Wiedereinsetzung Artolds gebracht, und der Kampf um das Erzbistum Reims sollte in den Folgejahren im Vordergrund stehen.
    Während Ludwig das Osterfest 947 bei OTTO in Aachen verbrachte, belagerte Hugo Reims. Doch dieses Mal kapitulierte Artold nicht. Im Sommer 947 trafen OTTO und Ludwig erneut am Chiers zusammen, um über die Reimser Frage zu beraten. Die anwesenden Bischöfe bestanden auf einer Synode, die schließlich unter dem Vorsitz Erzbischof Roberts von Trier in Verdun zusammentrat; dort erschien Hugo, obwohl geladen, jedoch nicht. Die Synode erklärte sich einstimmig für Artold als rechtmäßigen Erzbischof, ließ Hugo jedoch eine Einspruchsfrist bis zum 13. Januar 948. Zu diesem Datum trat abermals eine Synode unter Vorsitz des Trierer Erzbischofs zusammen, dieses Mal jedoch in der Peterskirche direkt vor den Mauern von Mouzon, wohin Erzbischof Hugo sich geflüchtet hatte. Dieser begab sich zwar zu einem Gespräch mit Erzbischof Robert vor die Peterskirche, weigerte sich aber, vor der Synode zu erscheinen, die ihn prompt exkommunizierte und Artold erneut als rechtmäßigen Amtsinhaber bestätigte. Die schriftliche Mitteiling an Hugo sandte dieser sofort an Robert zurück mit dem Bemerken, dass er sich in keiner Weise an den Beschluß der Synode gebunden fühle. Artold wandte sich nunmehr direkt an Papst Agapet II. (946-955), um eine endgültige Entscheidung herbeizuführen. Der Papst entsandte in der Tat eigens einen Legaten, den Bischof Marinus von Bomarzo, Bibliothekar der römischen Kirche, zu OTTO. Das Konzil wurde zum 7. Juni 948 in die Pfalz Ingelheim bei Mainz einberufen, wo die heilige und Generalsynode (sancta er generalis synodus) unter dem Vorsitz des Kardinallegaten in der dortigen Remigius-Kirche zusammentrat. Die päpstliche Kanzlei hatte eigene Einladungsschreiben an bestimmte Bischöfe der Gallia und und der Germania versandt, darunter selbstverständlich auch an Erzbischof Hugo und dessen Onkel Hugo Magnus, die jedoch beide nicht erschienen, womit der Ausgang des Konzils weitgehend präjudiziert war.
    Es verstand sich fast von selbst, dass die Bischöfe aus dem Machtbereich Herzog Hugos an dem Konzil nicht teilnahmen; aber auch Arnulf von Flandern sorgte für die Abwesenheit der Bischöfe von Arras, Therouanne und Tournai. Mit Ausnahme des Erzbischofs Artold und des aus seinem Sitz vertriebenen Bischofs Rudolf von Laon unterstanden alle übrigen der insgesamt 32 teilnehmenden Bischöfe dem ostfränkischen König. Ludwig war persönlich in Ingelheim erschienen, um die Sache Artolds, die ja auch die seine war, vor dem Legaten und König OTTO zu vertreten, den somit eine Schiedsrichterrolle zufiel.
    Die Verhandlungen verliefen im Sinne Ludwigs und Artolds. Schon am 8. Juni fällt das Konzil sein Urteil: Hugo wurde exkommuniziert; die Bischöfe, die ihn ordiniert hatten (Wido von Soissons und Wido von Auxerre), der von Hugo geweihte Theobald von Amiens und alle übrigen, die von Hugo Weihen empfangen hatten, wurden mit der Exkommunikation bedroht, falls sie nicht bis zur nächsten in Trier angesagten Synode (8. September) Abbitte leisteten. Damit war die "Reimser Frage" endgültig im Sinne Artolds und Ludwigs entschieden; darüber hinaus stellte OTTO seinem Schwager ein lothringisches Heer unter Führung Herzog Konrads zur Verfügung. Dieses Heer belagerte zunächst Mouzon, doch glückte es Hugo von Vermandois - Bischof war er nun nicht mehr - zu entkommen. Das Heer belagerte schließlich erfolgreich Montaigu und zog vor das nahe Laon, dessen Einnahme jedoch nicht gelang.
    Kurz darauf begab sich Erzbischof Artold mit drei seiner Suffragane zu der auf den 8. September einberufenen Synode von Trier, die sich als direkte Fortsetzung des Ingelheimer Konzils verstand. Einschließlich des Kardinallegaten waren nur 6 Bischöfe anwesend. Nach einigen Zögern - die Macht Hugos Magnus war ungebrochen - entschloß sich die Synode am 10. September schließlich doch zum letzten Schritt: der Exkommunikation Hugos. Die Synode vermied dabei sorgsam eine politische Begründung wie etwa eine Unterstützung Hugos von Vermandois im Kampf um das Erzbistum Reims. Die Exkommunikation Hugos wurde allein mit den Missetaten begründet, die dieser gegen die Besitzungen der Reimser Kirche begangen hatte.
    Spätestens hier ist es an der Zeit, den chronologischen Gang der Darstellung für einige Überlegungen grundsätzlicher Natur zu unterbrechen. Es muß auffallen, dass die Entscheidung im Reimser Bistumsstreit im Reiche OTTOS und im wesentlichen von Bischöfen aus dessen Reich gefällt wurde; auch zögerte König Ludwig nicht, selbst in Ingelheim zu erscheinen, um dort seine Sache zu vertreten. Nach dem Sprachgebrauch der Historiker des 19. Jahrhunders hieße dies nichts anderes, als dass der Streit um das vornehmste "französische" Erzbistum in "Deutschland" und von "deutschen Bischöfen" entschieden wurde, wobei der "französische" König sich nicht scheute, nach "Deutschland" zu reisen, um dort die Sache des "französischen" Bistums Reims zu vertreten - und all dies ohne die leiseste Kritik einer zeitgenössischen Quelle; insbesondere die direkten Gegenspieler Ludwigs, Hugo Magnus und Hugo von Vermandois, um dessen Bistum es ja schließlich ging, kamen offenbar zu keinem Zeitpunkt auf den doch eigentlich naheliegenden Gedanken, die Autorität des Ingelheimer Konzils mit dem Argument zu bestreiten, dass über Angelegenheiten der "französischen" Kirche nicht in "Deutschland" und von "deutschen" Bischöfen entschieden werden dürfe. Hugo Magnus wäre zu einem solchen Einwand am wenigsten berufen gewesen, war er es doch, der 940 OTTO I. in Attigny gehuldigt hatte. Dieser Akt des "Hochverrats" hat die französische Historiographie des vergangenen Jahrhunderts stark beschäftigt und zu gewundenen Erklärungen geführt, obwohl der historische Sachverhalt doch eigentlich sehr einfach und eindeutig ist: Alle diese Vorgänge bezeugen lediglich die Tatsache, dass "Deutschland" und "Frankreich" im 10. Jahrhundert noch keine historische Realität sind, sondern das fränkische Großreich, wenn auch geteilt in ein ost- und westfränkisches Reich, noch immer das Denken der Zeit beherrscht. Von "Deutschland" und "Frankreich" wird man erst viel später sprechen können.
    Die Jahre 949-953 standen für Hugo Magnus unter dem Motto "Schadensbegrenzung". Die Exkommunikation verfehlte ihre Wirkung nicht, zumal sie im Beisein und unter dem Vorsitz des päpstlichen Legaten ausgesprochen worden war. Eine Exkommunikation durch den Papst selbst mußte daher unter allen Umstännden verhindert werden. Ein Wiederaufrollen der Reimser Frage stand nicht zur Diskussion. Die Entscheidung Roms war unwiderruflich, doch Hugos Machtposition hatte sich darum nicht entscheidend verschlechtert, auch wenn Laon Anfang 949 bis auf seinen großen Turm überraschend in die Hände Ludwigs fiel. Alle Versuche Hugos, Laon zurückgewinnen, blieben ergebnislos.
    Zu allem Überfluß bestätigte eine römische Synode unter Vorsitz von Papst Agapet II. die Entscheidungen von Ingelheim und Trier: Hugo Magnus und Hugo von Vermandois blieben somit förmlich exkommuniziert, was seinen Eindruck auf den westfränkischen Episkopat nicht verfehlte. Nachdem Gerberga schon das Osterfest 949 bei OTTO in Aachen verbracht hatte, suchte Ludwig OTTO nun seinerseits Anfang 950 in Lothringen auf, um Friedensverhandlungen mit Hugo vorzuschlagen. Unter Vermittlung Herzog Konrads von Lothringen kam es im Frühjahr 950 zu einem Grenztreffen Ludwigs mit Hugo an der Marne, an dem auch die Herzöge Konrad von Lothringen und Hugo der Schwarze von Burgund teilnahmen. Hugo erneuerte seinen Lehnseid und gab dem König den Turm von Laon zurück. Als jedoch Ludwig im Frühsommer 950 in Laon krank darniederlag, nutzte Hugo dies sofort zu seinen Gunsten, um sich Aminens' zu bemächtigen, was den gerade erst geschlossenen Frieden sogleich wieder brüchig machte. 951 verbrachte Hugo schließlich das Osterfest bei OTTO in Aachen; damit signalisierte OTTO, dass ihm die Position Ludwigs hinreichend gefestigt, die Hugos verbesserungswürdig erschien, um das Gleichgewicht der Kräfte im Westen zu sichern. Die Beziehungen zu Ludwig litten darunter nicht.
    Es war kein geringer Schock für Ludwig, als seine Mutter Eadgyfu, die in den Jahren ihres Aufenthalts in W-Franken stets im Schatten der Gerberga gestanden und keinen erkennbaren Einfluß auf die Politik ihres Sohnes gewonnen hatte, ausgerechnet den gleichnamigen Sohn des einstigen Kerkermeisters Karls III. von W-Franken heiratete, der erheblich jünger gewesen sein muß als sie. Eadgyfu floh aus Laon und brach mit ihrem Sohn, der ihr sofort das Wittum Attigny und die Abtei Notre-Dame in Laon entzog und letztere sogleich seiner Gemahlin Gerberga übertrug. Es war dann auch Gerberga, die nach einer persönlichen Zusammenkunft mit Hugo die erneute Aussöhnung zwischen diesem und ihrem Gemahl einleitete. Am 13. März 953 wurde der Friede in Soissons besiegelt, der zu Lebzeiten Ludwigs nicht mehr gebrochen wurde.
    Im Sommer oder Herbst des Jahres gebar Gerberga Zwillinge, die auf die Namen ihrer Großväter Heinrich und Karl getauft wurden. Während Heinrich kurz nach der Taufe starb, war Karl dazu berufen, den Endkampf der karolingischen Dynastie gegen die ROBERTINER zu führen. Noch im Jahre 953 hatte ihm der Vater Burgund mit dem Königstitel als Ausstattung zugedacht. Die Zeit ist darüber hinweggegangen. Während im Osten OTTO mit der Niederwerfung des Aufstandes Herzog Konrads von Lothringen beschäftigt war und in diesem Zusammenhang seinen Bruder Brun zunächst zum Erzbischof von Köln, bald darauf auch zum Herzog von Lothringen machte, ergossen sich von Konrad herbeigerufene Scharen der Ungarn im Frühjahr nach Lothringen und W-Franken. Ludwig scheint das Risiko einer Schlacht gescheut zu haben, jedenfalls ist von kriegerischen Aktivitäten gegen die Ungarn nichts bekannt. Im Sommer verlor Ludwig seinen gleichnamigen, erst fünf Jahre alten Sohn, der offenbar in Laon beigesetzt wurde. Auf dem Weg von Laon nach Reims verfolgte Ludwig einen Wolf; er stürzte vom Pferd und zog sich innere Verletzungen zu. Am 10. September 954 starb er in Reims, wo er im Remigiuskloster (St-Remi) bestattet wurde. Die Beisetzungsfeierlichkeit wird wohl sein alter Kampfgefährte Artold geleitet haben.
    Es ist schwer, ein Urteil über einen Herrscher zu fällen, der in der Blüte des Lebens, nur 33 Jahre alt, gestorben ist. Ludwigs persönlicher Mut und Tatkraft stehen außer Zweifel. Große politische Konzeptionen sind von einem Herrscher, der praktisch sein Leben lang nur um das politische Überleben kämpfte, kaum zu erwarten: Das Ringen mit Hugo Magnus hatte 18 Jahre hindurch seine ganze Kraft in Anspruch genommen. Unter dynastischen Aspekt war es fraglos eine große Tat Ludwigs, die westfränkische Linie des karolingischen Hauses politisch überhaupt wieder zu einem mitbestimmenden Faktor westfränkischer Politik gemacht zu haben, was 923 schon endgültig ad acta gelegt schien. Einen entscheidenden Sieg über die viel mächtigeren ROBERTINER konnte er nicht erringen, und so hat man ihm denn auch eher vorgeworfen, ihnen auf dem Weg zur Königsherrschaft nur im Wege gestanden und den inneren Machtkampf in Westfranken verlängert zu haben. Eine solche Sicht der Dinge verkennt allerdings, dass sich Hugo Magnus und später Hugo Capet gar nicht ernsthaft um den Erwerb der Königswürde bemühten. Es ist müßig darüber zu spekulieren, ob sich Ludwig bei längerer Herrschaft vielleicht doch gegen Hugo Magnus durchgesetzt haben würde. Wahrscheinlich ist das nicht; sicher ist nur, dass er bis zum letzten Atemzug um seine Königswürde gekämpft hätte.

    Schieffer Rudolf:, "Die Karolinger"

    Jedenfalls erschien der am Hofe von Wessex aufgewachsene, deshalb der "Überseeische" genannte, Sohn Karls des Einfältigen kaum aus eigenem Antrieb am Strand von Boulougne, wo ihn Hugo "und die übrigen Großen der Franken" huldigend in Empfang nahmen, sondern begann in der fremden Umwelt sein Königtum, zu dem er am 19.6.936 von Artold von Reims in Laon gekrönt wurde, eher wie eine Schachfigur in den Händen Mächtiger und hatte zeitlebens mit dieser mißlichen Rolle zu kämpfen. Zunächst und vor allem war es Hugo, der sich die königliche Autorität lieh, um mit dem Titel eines dux Francorum seinen angestammten Vorrang im nördlichen Kerngebiet des Reiches, in "Franzien", aber auch vor den anderen Großvasallen des gesamten W-Franken formalisieren zu lassen, und der zudem den Versuch machte, Ludwig ständig an seine Umgebung zu binden. Als sich der junge König 937 dieser "Vormundschaft" entwand, fiel es dem ROBERTINER offenbar nicht schwer, ihn zu isolieren, indem er sich rasch mit seinem bisherigen Gegner Heribert von Vermandois verständigte und noch vor Ludwig IV. Verbindung zu König OTTO I. aufnahm, dem Sohn und Nachfolger HEINRICHS I. jenseits der Maas, der sich im Vorjahr demonstrativ in Aachen hatte krönen lassen und dessen Schwester Hadwig Hugo der Große nun ehelichte.
    Vor diesem Hintergrund mußte es Ludwig als verlockender Wink des Schicksals erscheinen, dass sich Herzog Giselbert von Lothringen 939 im Aufstand gegen OTTO zusammen mit anderen Großen des regnum Lotharii ihm als König unterstellte. Um für den Fall des Erfolgs der verbreiteten Erhebung seine Ansprüche auf das noch vom Vater innegehabte karolingische Stammland zu sichern, nahm Ludwig alle Kräfte zusammen und rückte über Verdun bis in das Elsaß vor, doch fiel die Entscheidung weiter nördlich bei Andernach, wo Giselbert am 2.10.939 auf der Flucht im Rhein ertrank, nachdem der ihm verbündete Herzog Eberhard von Franken im Kampf gefallen war. Die Aussicht auf eine Rückgewinnung Lothringens hatte sich so schnell zerschlagen wie sie aufgetaucht war, aber da Ludwig Giselberts Witwe Gerberga, die Tochter König HEINRICHS I., beim Rückzug mit sich nahm und bald darauf heiratete, scheint er doch nicht jede Hoffnung aufgegeben zu haben und tat es im übrigen Hugo dem Großen gleich, der sich ja vorher schon mit OTTO I. verschwägert hatte. Vorerst freilich gab der Fehlschlag seinen inneren Gegnern neuen Auftrieb: Hugo von Franzien und Heribert von Vermandois nahmen 940 gemeinsam die Stadt Reims ein, wo sie Erzbischof Artold, Ludwigs Coronator, wieder zugunsten von Heriberts Sohn Hugo verdrängten, und gegen Jahresende trafen sie in der einstigen KAROLINGER-Pfalz Attigny OTTO I., der mit einem Heereszug nach W-Franken auf das vorjährige Verhalten Ludwigs IV. reagierte und nun die Huldigung von dessen wichtigsten Vasallen entgegennahm. Da es der liudolfingische König indes bei einer Demonstration seiner Überlegenheit beließ, konnte er zwei Jahre später nach erneutem Aufflammen der inneren Fehden von beiden Lagern in W-Franken als schlichtender Vermittler angerufen werden. In Vise an der Maas, also nicht an der Grenze, sondern auf lothringischem Boden, empfing er im November 942 seine beiden Schwäger, König Ludwig und Herzog Hugo, samt deren gewichtigsten Parteigängern zu einer allgemeinen Versöhnung, die für den bedrängten KAROLINGER eine Stabilisierung seines Königtums bei abermaligem Verzicht auf Lothringen bedeutete.
    Die ersten Jahre lehrten Ludwig IV., dass er nicht daran denken konnte, von seiner begrenzten Krondomäne um Reims und Laon sowie den Oise-Pfalzen aus der großen Lehnsfürsten insgesamt Herr zu werden; vielmehr mußte er bemüht sein, durch Bündnisse und Konzessionen zwischen ihnen zu lavieren, um sich in den wechselvollen Positionskämpfen zu behaupten, und dabei stets die Möglichkeit ottonischen Eingreifens in Betracht ziehen, das meist darauf abzielte, keinen Machthaber in W-Franken allzu dominant werden zu lassen. In diesem Sinne wandte sich Ludwig bereits 937 auf der Suche nach einem Gegengewicht zu Hugo von Franzien dem burgundischen marchio Hugo dem Schwarzen zu, dem Bruder des verstorbenen Königs Rudolf, bis dieser 940 durch einen Vorstoß OTTOS I. nach Burgund gezwungen wurde, von der Feindschaft gegen die ROBERTINER abzulassen. 942 verschaffte sich Ludwig neuen Rückhalt bei Wilhelm III. Werghaupt von Poitou (+ 963), den er als marchio von Aquitanien anerkannte, und überdies in Rouen bei Wilhelm I. Langschwert von der Normandie sowie den dort erschienenen Fürsten der Bretonen, bevor sich gegen Jahresende in Vise durch OTTO I. wieder ein Modus vivendi mit Hugo dem Großen und dessen Anhang einstellte. Das karolingische Königtum stand damals schon nicht mehr auf zwei Augen dank der Geburt eines Stammhalters Lothar, den Gerberga Ende 941 zur Welt gebracht hatte, und gewann sogar unerwarteten Spielraum, als Wilhelm von der Normandie Ende 942 durch Leute des Grafen von Flandern ermordet wurde und Anfang 943 auch Heribert II. von Vermandois starb. Während Heriberts erwachsene Söhne im Erbstreit unter sich blieben und als Machtfaktor vorerst ausfielen, rief die Situation bei den Normannen, wo der Nachfolger Richard I. noch unmündig und keineswegs überall anerkannt war, den königlichen Oberlehnsherrn auf den Plan. Ludwig IV. schlug sich von Rouen aus energisch gegen normannische Teilfürsten und wiedererstehendes Heidentum, geriet aber 945 in einen Hinterhalt seiner Gegner, die ihn festsetzten und an Hugo von Franzien auslieferten. Der dux Francorum überließ seinem Grafen Tedbald von Blois und Chartres die Bewachung und verlangte die Abtretung von Laon als Bedingung der Freilassung.
    Dem Los seines Vaters Karl entging Ludwig IV. nicht aus eigener Kraft oder durch den Mut seiner Getreuen, sondern dank auswärtiger Intervention gegen eine derartige Demütigung des gesalbten Königs. Zwar mußte Gerberga Laon preisgeben, aber sie rief König Edmund von Wessex, Ludwigs Oheim, ferner ihren eigenen Bruder König OTTO I. sowie den Papst zu Hilfe und erreichte, dass ihr Gatte im Sommer 946 wieder freikam und OTTO - genau umgekehrt wie 940 - zugunsten seines karolingischen Schwagers und gegen den robertinischen einen Feldzug nach W-Franken anführte. Sein Heer richtete im Verein mit demjenigen Ludwigs vor Laon, Senlis, Paris und Rouen wenig aus, errang jedoch einen wichtigen Erfolg durch die Erstürmung von Reims, wo daraufhin Artold wieder den erzbischöflichen Platz seines Rivalen Hugo von Vermandois einnehmen konnte. Ludwigs Lage blieb gleichwohl prekär und legte ihm weiter enges Zusammenwirken mit OTTO nahe, das dann am 7.6.948 in der gemeinsamen Synode von 32 Bischöfen beider Reiche unter dem Vorsitz eines päpstlichen Abgesandten in Ingelheim gipfelte. Die Versammlung im Beisein sowohl OTTOS wie Ludwigs (in formeller Gleichrangigkeit) war in ihrer Art einmalig im 10. Jahrhundert; sie gemahnte nicht bloß äußerlich an die vergangenen Zeiten des großfränkischen Reiches, sondern griff auch sachlich die karolingische Tradition auf, indem sie ihr ganzes moralisches Gewicht für die Königsgewalt in die Waagschale warf und demgemäß Hugo den Großen als "Angreifer und Räuber von Ludwigs Königtum" ebenso strikt verurteilte wie den "Schein-Bischof" Hugo, der in Reims Artold von seinem rechtmäßigen Sitz vertrieben habe. Dem synodalen Bannfluch folgte alsbald ein neuer, vom lothringischen Herzog Konrad dem Roten befehligter Feldzug nach W-Franken, der "sich nicht als Krieg, sondern als Exekution... gab" (H.Fuhrmann), aber kaum etwas bewirkte.
    Die Rückgewinnung von Laon, längst die wichtigste Bastion für die KAROLINGER, glückte Ludwig erst 949 durch nächtliche Überrumpelung, bei der freilich die Zitadelle der Stadt unbezwungen blieb. Zu den Folgen gehörte eine neue Verständigung mit dem Hause VERMANDOIS: Albert, der sich unter den Söhnen Heriberts II. als Erbe der eigentlichen Grafschaft durchgesetzt hatte, huldigte dem König und bekam bald darauf Gerbergas gleichnamige Tochter aus deren erster Ehe mit Giselbert von Lothringen zur Frau, während sein Bruder Heribert III., Laienabt von Saint-Medard in Soissons, 951 die Königin-Mutter Eadgifu heiratete. Endgültig fallengelassen wurde dabei der weitere Bruder Hugo, der in Ingelheim verurteilte Erzbischof, der jahrelang Reims den KAROLINGERN vorenthalten hatte. Auch der ROBERTINER Hugo, dessen Kirchenbann 949 sogar Papst Agapit II. (946-955) in Rom bestätigte, fand sich Ende 950 bei einem von Herzog Konrad dem Roten vermittelten Treffen an der Marne zum Ausgleich mit König Ludwig bereit und überließ ihm nun auch wieder die Laoner Zitadelle; nach neuen Verwicklungen wurde der Friede zwischen dem rex Francorum und dem dux Francorum am 20.3.953 in Soissons feierlich bekräftigt. Ludwig kam in die Lage, sich auch wieder dem S seines Reiches zu widmen, sah sich 951 und 954 durch Ungarneinfälle bis nach Aquitanien herausgefordert und hielt vor allem weiter ständig Fühlung mit Adelskreisen beiderseits der östlichen Grenze zu Lothringen. Anders als 939 hütete er sich, in den neuen Aufstand gegen OTTO I. einzugreifen, bei dem Herzog Konrad der Rote, sein bisheriger Beschützer, 953 auf die Seite der Gegner des Königs trat, und er erlebte, dass OTTO das regnum Lothariense - und damit die Wahrung seiner politischen Interessen nach W hin - nicht dem gegen Konrad aufgetretenen Neffen Giselberts, dem Grafen Reginar III. von Hennegau, sondern seinem eigenen Bruder Brun übertrug, der seit 953 als Erzbischof von Köln geistliche und weltliche Vollmachten miteinander zu verbinden hatte.
    In seiner Familie war Ludwig IV. seit der Geburt Lothars, seines Ältesten, von manchem Unglück betroffen worden. Sein zweiter Sohn namens Karl, der 945 nach und vor je einer Schwester zur Welt gekommen war, mußte während der Gefangenschaft des Vaters (946) den Normannen als Geisel gestellt werden und kam in deren Gewahrsanm zu Tode. Auch ein dritter Sohn Ludwig, den Gerberga 948 gebar, starb im Kindesalter noch vor dem Vater. Als die Königin 953 in Laon mit Zwillingen niederkam, erhielten sie die Namen ihrer königlichen Großväter, Karls des Einfältigen und HEINRICHS I., doch nur der Erstgenannte überlebte. Er scheint, wenn zwei vereinzelte Urkunden nicht täuschen, beim Vater sogar Erwägungen über eine künftige Reichsteilung ausgelöst zu haben, bei der ihm insbesondere Burgund zugefallen wäre, wo 952 mit dem marchio Hugo dem Schwarzen die bosonidische Linie ausgestorben war. Doch lange bevor derartige Pläne ausreifen konnten, traf das KAROLINGER-Haus wiederum die Ungunst des Schicksals: Ludwig IV., der nach schwierigem Beginn und argen Rückschlägen eben erst seine königliche Stellung einigermaßen gefestigt zu haben schien, verunglückte durch einen Sturz vom Pferd und starb an den Folgen im Alter von 33 Jahren am 10.9.954 in Reims, wo er in Saint-Remi begraben liegt.

    939 oo 2. Gerberga von Sachsen, Tochter des Königs HEINRICH I., 913-5.5.969

    Kinder:
    - Lothar III. Ende 941-2.3.986
    - ? Gerberga 940 oder 942-
    954 oo Albert I. Graf von Vermandois um 915-9.8.987
    - Karl 945- 953
    - Mathilde Ende 943-26.11. nach 981
    964 oo 2. Konrad König von Burgund um 923-19.10.993
    - Ludwig 948-10.11.954 Laon
    - Karl Herzog von Nieder-Lothringen Sommer 953- nach 991 Laon
    - Heinrich Sommer 953- 953 Laon

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 89-92 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 88 Anm. 31.100,101 Anm. 106,106 Anm. 11,123,126 Anm. 94,127 Anm. 94,153,161 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 53,57,60,63-65,84 - Boshof Egon: Die Salier. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 13,28 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch Gladbach 1987, Seite 245 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 23,27,42,45 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/ Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996, Seite 23,30,34,44,47-59,61,64 - Eickhoff Ekkehard: Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt. Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 294,297,318 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989, Seite 24,28,33,37,41,65,127,169,187,193, 271,283,287 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seite 68,105 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 189 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971, Seite110,120,123-132,138,162 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 294, 299-302,306-309,311,320,344,407 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 203-214,224 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 95,122,127-130,135 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994, Seite 5-405 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 489,492-495, 497,512,515 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stutggart 1981, Seite 101,141,155,157, 165,167 - Wies Ernst W.: Otto der Große. Kämpfer und Beter. Bechtle Verlag Esslingen 1989, Seite 71,104,112,114,123,126,193,238 -

    Geburt:
    10.9.

    Name:
    Transmarinus, d’Outre-Mer

    Begraben:
    St-Remi

    Ludwig heiratete von Sachsen, Gerberga in 939. Gerberga (Tochter von von Sachsen, Heinrich I. und von Ringelheim, Mathilde) wurde geboren in 913; gestorben am 5 Mai 969 in Nordhausen [99734],Nordhausen,Thüringen,Deutschland; wurde beigesetzt in Reims [51100],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 18. von Frankreich, Lothar  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in Ende 941; gestorben am 2 Mrz 986 in Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich; wurde beigesetzt in Reims [51100],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich.
    2. 19. von Frankreich, Karl  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in Jan 945; gestorben in 953.
    3. 20. von Frankreich, Mathilde  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 943; gestorben nach 981.
    4. 21. von Frankreich, Ludwig  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in Dez 948; gestorben am 10 Nov 954 in Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich.
    5. 22. von Niederlothringen, Karl  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 953 in Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich; gestorben am 22 Jun 992; wurde beigesetzt in Maastricht,Limburg,Niederlande,Niederlande.
    6. 23. von Frankreich, Heinrich  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 953 in Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich; gestorben in 953.

  8. 9.  Roriko Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Karl1) wurde geboren um 920; gestorben am 20 Dez 976; wurde beigesetzt in Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Beruf: 948-976, Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich; Bischof von Laon

    Notizen:

    Illegitimer Sohn des Königs Karl III. der Einfältige von Frankreich

    Begraben:
    Abtei Saint-Vincent in Laon


  9. 10.  Arnulf Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Karl1)

    Notizen:

    Illegitimer Sohn des Königs Karl III. der Einfältige von Frankreich


  10. 11.  Drogo Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Karl1)

    Notizen:

    Illegitimer Sohn des Königs Karl III. der Einfältige von Frankreich


  11. 12.  Alpais Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Karl1)

    Notizen:

    Illegitime Tochter des Königs Karl III. der Einfältige von Frankreich



Generation: 3

  1. 13.  von Niederlothringen, Gottfried Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Ermentrud2, 1.Karl1) wurde geboren in 925/935; gestorben in 964 in Rom [00100],Latium,Italien.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Hennegau,Belgien; Graf im Hennegau
    • Titel/Amt/Status: 959-964, Niederlothringen; Herzog von Niederlothringen

    Notizen:

    Gottfried
    Herzog von Nieder-Lothringen (959-964)
    Graf im Hennegau
    ca 925/35- Sommer 964 Rom (5.8.964 Hlawitschka)

    Ältester Sohn des Pfalzgrafen Gottfried von Lothringen und der Ermentrud von Frankreich, Tochter von König Karl III. dem Einfältigen; durch seine Großmutter väterlicherseits Oda von Sachsen war er mit den LIUDOLFINGERN verwandt

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 1598

    Gottfried I., Herzog in Nieder-Lothringen
    + 964 in Italien
    Gottfried ist ohne näheren Amtsbereich als 'dux' belegt; Herkunft und mögliche Abhängigkeit von Brun, dem Erzbischof von Köln und Herzog von Lothringen, sind umstritten.

    Glocker Winfrid: Seite 291, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    V. 40. GOTTFRIED
    * 925/35, + 964 Sommer

    958 Graf im Hennegau, 962 auch im Gillgau, 959 Herzog von Nieder-Lothringen

    oo NNw

    Die Überlegungen, die es uns erlauben, den 964 in Italien von einer Seuche dahingerafften "Godefridus dux Lothriensis"(Continuator Regionis a. 964, S. 174) auf Grund der genealogischen Notiz, die anläßlich des Hammersteinschen Ehescheidungsprozesses angefertigt wurde (MG. Const. I, S. 639), und der genealogischen Angaben der Vita Adelheids von Villach (c. 3, SS XV/2 757) als einen Sohn des Pfalzgrafen Gottfried anzusehen, sind zuletzt zusammengefaßt bei Hlawitschka, Anfänge Seite 51 f.
    Vgl. ebd. S. 145 zum Geburtszeitpunkt sowie zu einer eventuellen außerehelichen Verbindung des Gottfried dux.
    Den Tod Gottfrieds berichtet uns der Continuator Regionis a. 964, S. 174, und die Annales Hildesheimenses a. 963, S. 22; vgl. zum Tod Gottfrieds auch Hlawitschka, Anfänge S. 55.
    Die Belege für die Grafenstellung Gottfrieds sind bei Nonn, Pagus S. 128 und 188, zusammengestellt; dieser äußert sich S. 194-198 zu der von der Forschung intensiv diskutierten Frage, ob Gottfried von Erzbischof Bruno im Jahre 959 als Herzog in Nieder-Lothringen eingesetzt wurde, zustimmend.

    Annalen von Hildesheim, Die Jahre 961-965.

    961. In diesem Jahre kamen Boten zu König Otto und riefen ihn nach Rom zur Hülfe für den Papst Johann, um die Härte des Königs Adalbert zu mäßigen, welche dieser bei seiner Herrschaft brauchte. [Otto, des Königs Sohn, wird in Aachen zum König gesalbt auf Befehl seines Vaters Otto.]

    [962. König Otto zog nach Rom.] Und jener Papst empfing ihn mit Dank und setzte ihn mit Ehren auf den kaiserlichen Fürstensitz und erhöhte ihn durch die kaiserliche Weihe, so daß er Kaiser und Augustus genannt werden und sein sollte.

    962. Abt Guntheri starb und ihm folgte Egillolf.

    963. In diesem Jahre wurde zu Rom in der Kirche des heiligen Petrus eine große Synode gehalten und Kaiser Otto hatte dabei den Vorsitz, in Gegenwart vieler Bischöfe, Aebte, Mönche und Geistlichen. Dort wurde Papst Benedict vom Stuhle der Apostel gestoßen, weil er sich unrechtmäßig die Erhabenheit des römischen Kaiserthums angemaßt; er wurde dem Erzbischof Adaldag übergeben und nach Sachsen geführt, und hat hier sein Leben beschlossen. Und in demselben Jahre befiel ein grausiges Sterben das Heer des Kaisers, bei welchem Heinrich, der Erzbischof der Stadt Trier, und Herzog Godefrid und nicht wenige Andere das Leben verloren.

    964. In diesem Jahre wurde der Langobardenkönig Berengar in Monte San Leone belagert und daselbst gefangen und zusammen mit seiner Gattin, der Königin Willa, gewaltsam nach Baiern auf die Burg Bavenberg gebracht, wo er die letzten Tage dieses Lebens beschloß.

    965. Kaiser Otto kam von Langobardien nach Franconofort und blieb dieses ganze Jahr im Lande der Sachsen und brachte inzwischen alle die Seinigen zu Frieden und Eintracht, und Brun, des Kaisers Bruder, Erzbischof der Stadt Agrippina, endete sein Leben in Frieden.

    Adalbert: "Fortsetzung des Regino"

    Das Jahr 964.

    Im J. d. g. M. 964 feierte der Kaiser Weihnachten zu Rom. Berengar, mit den Seinigen auf dem Berge St. Leo belagert, wird besiegt und die Burg selbst der Gewalt des Kaisers unterworfen, und Berengar mit Willa nach Baiern geschickt. Die Römer fielen nach gewohnter Weise wieder vom Kaiser ab und versuchten ihn zu tödten, nachdem sie sich mit mehreren Burgherren auswärts durch Verschwörung verbunden hatten; aber da ihre Nachstellungen entdeckt wurden, so kam er an demselben Tage, an dem sie ihn zu ermorden gedachten, dem ihm bereiteten Tode zuvor und griff sie am 3. Januar mit sehr wenigen von den Seinigen an und streckte eine nicht geringe Zahl von ihnen innerhalb der Stadtmauern nieder. Am folgenden Tage aber kamen die Römer wieder, gaben hundert Geiseln und versprachen unter einem Eid auf den Körper des heiligen Petrus Treue dem Kaiser und dem Papste. Da blieb der Kaiser noch eine ganze Woche bei ihnen, zog dann hinaus, um die Herzogthümer Spoleto und Camerino zu ordnen und ließ auf die Bitten des Papstes Leo den Römern ihre Geiseln frei. Diese aber undankbar gegen so große Wohlthaten, lassen, da Jener sich nicht weit von der Stadt entfernt, den Johannes, der auch Octavianus heißt, in die Stadt ein, und scheuen sich nicht die dem Kaiser und dem Papste versprochene Treue zunichte zu machen. Der Papst Leo aber entkam kaum mit wenigen, von allem Nothwendigen entblößt, begab sich zu dem Kaiser, der in dem Herzogthum Camerino sich aufhielt, und feierte dort das Osterfest. Johannes aber, der auch Octavianus heißt, verstümmelte grausam den Diakon Johannes und den Geheimschreiber Azo, und Otger den Bischof von Speier, der verhaftet und gepeitscht wurde, behielt er einige Zeit, wenn auch unter Unbequemlichkeiten, bei sich; dann aber ließ er ihn sogleich los, in der Hoffnung, vom Kaiser Verzeihung zu erlangen, eine Hoffnung, die ihn jedoch nach Gottes Rathschluß trügte, denn am 14. Mai schied er aus dem irdischen Leben. Da erwählen die Römer, des Kaisers Ankunft nicht wenig fürchtend, der Treue uneingedenk und der Wahl des Herrn Leo, einen gewissen Benedict, einen Diakon der römischen Kirche und setzen ihn nach seiner Ordination auf den apostolischen Stuhl. Auf diese Nachricht versammelte der Kaiser von allen Seiten die Menge seiner Getreuen, rückte gegen Rom und sperrte es in strenger Belagerung von allen Seiten ab, damit kein Ausgang frei bliebe; aber der obengenannte Benedict, fälschlich Papst genannt, reizte die Römer an, dem Kaiser länger zu widerstehen und bestieg, indem er selbst dem Kaiser und seinen Getreuen den Bannfluch androhte, die Mauern der Stadt und benahm sich mit größerem Hochmuth als einem Papst geziemt hätte.
    Zuletzt bereuten die Römer, durch Hunger und Belagerung in die Enge getrieben, daß sie gefehlt und gegen den Kaiser sich ungerecht ergangen hatten, und öffneten die Thore der Stadt am Tage vor dem Feste des Täufers am 23. Juni. Nachdem sie den Kaiser mit gebührender Ehrerbietung eingelassen, übergeben sie den kirchenschänderischen und meineidigen Benedict der kaiserlichen Gewalt und setzen den Herrn Leo wieder auf den päpstlichen Stuhl. Darauf entsetzte der Papst Leo, indem er eine Synode von vielen Bischöfen versammelt, denselben Benedict, den Usurpator des römischen Stuhles, nach dem Urtheile Aller der angemaßten Würde, riß ihm das bischöfliche Gewand, das er sich angemaßt hatte ab, ergriff den Hirtenstab aus seiner Hand und zerbrach ihn vor Aller Augen in Stücke und gestand ihm auf des Kaisers Bitte nur zu, die Diakonenwürde zu behalten. Der Kaiser aber feiert die Geburt des heiligen Johannes und das Fest der heiligen Apostel und kehrt von der römischen Stadt zurück. Da wird er von einem unglücklicheren Geschick als er erwartet hatte, heimgesucht, denn eine solche Pest und Sterblichkeit brach in seinem Heere aus, daß kaum die Gesunden vom Morgen bis zum Abend oder vom Abend bis zum Morgen zu leben hofften. An dieser Pest starb Heinric der Erzbischof von Trier und Gerric der Abt von Witzenburg und Godefrid der lotharingische Herzog und eine unzählige Menge Anderer, Edler sowohl als Nichtedler. Als endlich durch Gottes Erbarmen die Pest aufhörte, gelangte der Kaiser nach Ligurien und dort, in der Herbstzeit Frieden und Ruhe genießend, übt er sich im Jagen. In demselben Jahre wird Duodo, Kaplan des Palastes, von Adalbert gefangen, gepeitscht, nach Corsica gebracht, aber nicht lange Zeit nachher entlassen. Um dieselbe Zeit nahm Waldo, Bischof von Como, eine Insel im Comersee und zerstörte die Befestigungen auf derselben bis auf den Grund, was für den Grafen Udo der Leiden Anfang war, denn Hatto, den Befehlshaber derselben Insel nahm er in seinen Dienst und konnte ihn, nachdem die Insel zerstört war, nicht, wie er gewünscht hatte mit dem Kaiser versöhnen. Darüber unwillig schob er Alles auf den Bischof Waldo und beschloß, wenn er könnte, sich als Feind an ihm zu rächen. Erchanbert wird an die Stelle seines Bruders Gerric zum Abt des Klostes Witzenburg ernannt.

    Gottfried war ein Schüler und Freund des Erzbischofs Brun von Köln und folgte vermutlich seinem Vater als Stellvertreter des Herzogs in dessen kriegerischen Angelegenheiten. Ob Brun ihn schon 953 oder 959 als Herzog in Nieder-Lothringen einsetzte, ist nicht völlig zu klären. Auf dem Hoftag im Juni 958 in Köln wurden Reginar III. alle Besitzungen abgesprochen und dessen Stellung im Raum zwischen Maas und Schelde übertrug OTTO I. dem Grafen Gottfried. Dieser wurde damit beauftragt, im niederlothringischen Raum die Ordnung aufrechtzuerhalten und Bruns letzten Gegner namens Immo auszuschalten. Die Meinungen gehen auseinander, ob Gottfried den Herzogstitel nur als Heerführer erhielt oder ob er bereits 958 oder 959 als Herzog von Nieder-Lothringen eingesetzt wurde. Er war der Anführer eines Aufgebotes schwerer Reiterei, die Brun seinem Bruder OTTO I. als Verstärkung nach Italien sandte. Der Herzog starb im Juni 964 auf diesem Feldzug bei der Belagerung und Eroberung Roms an der Pest. Wie nahe er der Herrscherfamilie stand, bezeugt eine Stiftung des Königs für das Seelenheil des getreuen Gottfried.
    Er war in der Gegend von Mons begütert, hatte aber auch Beziehungen zur niederrheinischen Landschaft, wo seine Schwester Gerberga mit dem edlen Megingoz, dem Stifter des Klosters Villich, vermählt war.

    Pätzold Barbara: Seite 73, "Brun Erzbischof von Köln, Herzog von Lothringen (953-965) in: DEUTSCHE FÜRSTEN DES MITTELALTERS. Fünfundzwanzig Lebensbilder

    So setzte er 959 den mächtigen, in Ober-Lothringen begüterten Grafen Friedrich, der durch seine Heirat mit einer Tochter Hugos und Hathuis mit der ottonischen Familie verwandt war, als seinen Stellvertreter ein. Für das niederlothringische Gebiet erhielt diese Aufgabe 958 Gottfried übertragen, der als Herzog das lothringische Panzerreiteraufgebot auf OTTOS Italienzug 961 zu führen hatte.


    Literatur:
    Adalbert: Fortsetzung des Regino a. 964 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 118 - Annalen von Hildesheim a. 963 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lothringen im 10. Jahrhundert, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 132,139,140,141-143,145,146-148,149-151,152,153,155,156,160,164-166,176,179,190 - Beumann, Helmut: Die Ottonen, Verlag W. Kohlhammer, 1991 Seite 167 - DEUTSCHE FÜRSTEN DES MITTELALTERS. Fünfundzwanzig Lebensbilder. Edition Leipzig 1995 Seite 73 -
    Giesebrecht Wilhelm von: Geschichte der deutschen Kaiserzeit. Mundus Verlag 2000 Band 1 Seite 436 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 291 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 51,55-57,70,72,94,126-128,132,134,138,144-146,148,173 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 172 - Kienast Walter: Der Herzogstitel in Deutschland und Frankreich (9. bis 12. Jahrhundert). R. Oldenbourg Verlag München - Wien 1968 - Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 Seite 227,296,361,366,377,399,535 - Laudage, Johannes: Otto der Große. Eine Biographie. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 2001 Seite 260 - Mohr Walter: Geschichte des Herzogtums Lothringen. Geschichte des Herzogtums Groß-Lothringen (900-1048) Verlag "Die Mitte" Saarbrücken 1974 Band I Seite 43-45 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 138 - Thietmar von Merseburg: Chronik Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1992 Seite 72 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 196,228, 233,243 -

    Gestorben:
    Sommer 964 (5.8.964 Hlawitschka)


  2. 14.  im Jülichgau, Gerberga Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Ermentrud2, 1.Karl1) wurde geboren um 925/935; gestorben vor 24 Mai 996.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Zutphen [7200],Gelderland,Niederlande
    • Titel/Amt/Status: Geldern [47608],Kleve,Nordrhein-Westfalen,Deutschland; Gräfin in Geldern und Zutphen

    Notizen:

    Gerberga im Jülichgau
    Gräfin in Geldern und Zutphen
    ca 925/35- vor 24.5.996

    Einzige Tochter des Grafen Gottfried im Jülichgau und der Ermentrud von Frankreich, Tochter von König Karl III. dem Einfältigen; Enkelin der Oda von Sachsen und Großnichte von König HEINRICH I.

    Winfried Glocker: V 44 Seite 291, "Die Verwandten der Ottonen"

    Gerberga
    * c 925/35, + 995, vor 996 V 24

    945/50 oo Meginoz Graf in Geldern und Zutphen * 920, + 998/99

    Auch Gerberga ist in der Vita Adelheids von Vilich c. 3, SS XV/2 757, als Gemahlin der Grafen Megingoz und Mutter der heiligen Adelheid von Villich genannt. Die sonstigen Angaben zu Gerberga und zu Megingoz sind dem Aufsatz von Strecker, Grabinschrift S. 442, und der Studie von Renn, Grafenhaus S. 108 f. und 111, zu entnehmen. Der Terminus ante quem für das Sterbedatum Gerbergas ist von Wisplinghoff, Frühgeschichte S. 81, aus JL. 3863 (Druck bei Lacomblet, UB. Niederrhein I, Nr. 126, und bei Zimmermann, Papsturkunden II, Nr. 326) ermittelt. Zur Stellung des Megingoz als Graf vgl. zuletzt Achter, Stiftskirche S. 16 ff., die feststellt, dass Megingoz nur in der späten Überlieferung der Adelheid-Vita als Graf bezeichnet werde, während in den 3 Königsurkunden, in denen er auftritt, der Grafentitel fehle. Nach dem Zeugnis der Vita Adelheids von Vilich c. 4, SS XV/2 759, überlebte Megingoz seine Gemahlin um 3 Jahre.

    Heinz Renn Seite 108,111, "Das erste Luxemburger Grafenhaus

    Der Vater der Irmintrud, Megingoz, steht 939 wie Adalbero von Metz, der Sohn Wigerichs, auf seiten des Herzogs Giselbert. Er wird daraufhin seiner Güter für verlustig erklärt, aber am 1.8.944 setzt OTTO I. ihn wiederum in sein Besitztum und seine Rechte ein. Da Megingoz um 939 bereits aktiv in den Kampf eingreift, kann er damals kaum jünger als 20 Jahre gewesen sein. Er hat also bei seinem Hinscheiden 998 auf der Burg zu Geldern ein Alter von ca. 80 Jahren erreicht. Seine Gemahlin Gerberga ist einige Jahre vorher gestorben. Eine Urkunde vom 24.5.996 erwähnt sie als tot. Der Kölner Kirchenkalender hat Gerberga und ihren Gemahl, die Stifter des Klosters Vilich, für den 19. Dezember als Heilige angeführt.
    Die Heirat Gerbergas und Megingoz' dürfen wir für die 40-er Jahre des 10. Jahrhunderts ansetzen.

    Jakob Schlafke: Seite 81-83, "Leben und Verehrung der heiligen Adelheid von Vilich"

    Die große Wende in das Leben der Familie kam aber durch den Tod des Sohnes Gottfried. Als junger Ritter folgte er mit seinen Mannen 976/77 Kaiser OTTO II. im Feldzug gegen die Böhmen. Im Kampf traf ihn ein Pfeil in den Kopf. Die Seinen brachten seinen Leichnam unter vielen Mühen und Nöten zum ehrenvollen Begräbnis in die Heimat zurück. Für die Eltern brach eine Welt zusammen. Auf ihren einzigen Sohn hatten sie die ganze Zukunft gebaut und nun war er tot. Doch sie verwanden den Schicksalsschlag und machten Ernst mit der Glaubenswahrheit, dass die Gestalt dieser Welt vergeht: Sie lebten nun ganz auf die Ewigkeit hin. Gott hatte den Sohn genommen, er sollte nun auch dessen Erbteil haben. So errichteten sie in Vilich eine neue Kirche und gründeten ein Kloster. Obwohl noch gesund, beschlossen sie, auf ihre eheliche Gemeinschaft zu verzichten. Megingoz blieb in Geldern und verwaltete seine Güter. Gerberga zog sich nach Vilich zurück und beschleunigte mit kluger Umsicht den Bau des Klosters, in Fasten und Beten allezeit dem Dienste Gottes ergeben. Sie verzichtete auf alles, weil sie ganz von der Liebe zu Gott durchglüht war. Sie sammelte eine Gemeinschaft adliger Jungfrauen, die den Gottesdienst versehen sollten, erreichte die Freistellung Adelheids aus dem Kloster der Hl. Ursula in Köln und übertrug ihr die künftige Leitung.


    945/50 oo Meginoz Graf in Geldern und Zutphen


    Kinder:
    - Gottfried - 977
    - Irmentrud
    oo Heribert Graf im Kinziggau 925 - 992
    - Adelheid Äbtissin von Vilich 960/70-3.2.10108/21
    - Albrada
    - Bertrada Äbtissin des Klosters St. Maria zu Köln - Anfang 1000

    Literatur:
    Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 49-54,57,62-64,70,72,126-128,132,134,138,146 -

    Gerberga heiratete von Geldern, Meginoz in 945/950. Meginoz wurde geboren um 920; gestorben in 998/999 in Geldern [47608],Kleve,Nordrhein-Westfalen,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 24. von Geldern, Gottfried  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben in 977.
    2. 25. von Geldern, Irmentrud  Graphische Anzeige der Nachkommen
    3. 26. von Vilich, Adelheid  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 960 in Geldern [47608],Kleve,Nordrhein-Westfalen,Deutschland; gestorben in 1015/1018 in Köln [50667],Köln,Nordrhein-Westfalen,Deutschland.
    4. 27. von Geldern, Albrada  Graphische Anzeige der Nachkommen
    5. 28. von Geldern, Bertrada  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben in 1000.

  3. 15.  von Metz, Gebhard Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Ermentrud2, 1.Karl1) wurde geboren in 935/935.

    Notizen:

    Ahnherr großer Franken


  4. 16.  von Metz, Adalhard Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Ermentrud2, 1.Karl1)

    Notizen:

    Ahnherr großer Franken


  5. 17.  von Metz, Gerhard II. Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Ermentrud2, 1.Karl1) wurde geboren in 925/935.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Metz [57000],Moselle,Lothringen,Frankreich; Graf von Metz

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 29. N.  Graphische Anzeige der Nachkommen
    2. 30. von Metz, Richard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 950; gestorben in 986.

  6. 18.  von Frankreich, Lotharvon Frankreich, Lothar Graphische Anzeige der Nachkommen (8.Ludwig2, 1.Karl1) wurde geboren in Ende 941; gestorben am 2 Mrz 986 in Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich; wurde beigesetzt in Reims [51100],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 954-986, Frankreich; König von Frankreich

    Notizen:

    Büste von Lothar
    Lothaire (941-986,roi de France en 954).Statue du XIIème siècle.Musée St Rémi à Reims.

    Lothaire-Face



    Lothar

    König von Frankreich (954-986)
    Ende 941 - 2.3.986 Laon Begraben: Saint-Remi zu Reims
    Ältester Sohn des Königs Ludwig IV. von Frankreich und der Gerberga von Sachsen, Tochter von König HEINRICH I.

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 2127

    Lothar, König von Frankreich 954-986

    * 941, + 2. März 986 Laon Begraben: Reims, St-Remi
    Sohn König Ludwigs IV. und der Gerberga

    oo 966 Emma, Tochter Kaiserin Adelheids (aus 1. Ehe mit König Lothar von Italien)

    Lothars Königswahl (Reims, 12. November 954), von der Mutter mit ihren Geschwistern Hadwig, OTTO I. und Brun betrieben, kam mit Zustimmung Hugos des Großen zustande, der dafür die Dukate Aquitanien und Burgund erhielt. Hugos Tod 956 eröffnete die bis 965 währende Phase vormundschaftlicher Regierung durch Angehörige der liudolfingischen Familie mit ihrem Höhepunkt auf dem Kölner Hoftag 965 (Verlobung Lothars mit Emma). Der Tod Bruns (965) und Gerbergas (969) ließen Lothars Selbständigkeit wachsen, deren Grundlage - trotz geringen Königsguts - ein 960 mit Hugo Capet gefundener Ausgleich und der Bund mit nordfranzösischen Adligen (Heribert III. von Vermandois und Arnulf I. von Flandern) wurde. Lothars auf karolingischer Tradition fußendes Selbstbewußtsein äußerte sich 967 in offener Kritik an der ottonischen Rompolitik. Nachdem Kaiser OTTO II. Lothars Bruder Karl zum niederlothringischen Herzog erhoben hatte, machte Lothar 978 Ansprüche auf das regnum Lotharii in einem Heerzug nach Aachen und Metz geltend, dem OTTO II. und seine Gattin nur mit Mühe entkamen. Die Stärke der karolingischen Monarchie erwies sich beim ottonischen Rachefeldzug 978 bis vor Paris: Mit Unterstützung des Adels, vor allem Hugo Capets, konnte Lothar OTTO II. zurückschlagen. Erst im Mai 980 wurde der Konflikt auf einem Herrschertreffen in Margut-sur-Chiers beigelegt. Seine lothringischen Ziele verfolgte Lothar nach OTTOS II. Tod 983 weiter und besetzte 984, im Bund mit der ostfränkischen Opposition, Verdun.
    Hatte Lothar seine Nachfolge bereits am 8. Juni 979 in der Erhebung seines Sohnes Ludwig V. zum Mitkönig in Compiegne gesichert, so scheiterte er 984 mit der Erhebung Ludwigs zum aquitanischen Unterkönig. Obwohl Lothar weder direkte königliche Herrschaft im S noch politische Ansprüche auf Lothringen durchzusetzen vermochte, kann sein Königtum als bedeutsame Phase für die Konsolidierung der Monarchie, vor allem als Markstein im endgültigen Zerfall des karolingischen Großreiches wie für die Ausbildung französischen Sonderbewußtseins in Auseinandersetzung mit dem ottonischen Kaisertum gelten.

    Quellen:
    Recueil des actes de Lothaire et de Louis V, rois de France, ed. L. Halphen-F. Lot, 1908 -

    Literatur:
    F. Lot, Les derniers Carolingiens, 1891 - HEG I, 748 ff. - B. Schneidmüller, Karol. Tradition und frühes frz. Kgtm., 1979, 156ff. - K. F. Werner, Les origines, 1984, 481 ff. [dt. 1989] - C. Brühl, Dtl. - Frankreich. Die Geburt zweier Völker, 1990 -

    Werner Karl Ferdinand: Seite 472, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 69

    Lothars Regierungsantritt bei Brandenburg irrig mit "956" angegeben, datiert 954 XI 12, vgl. Lot, Dern. Carol., 9.
    Die beiden unehelichen Söhne Arnulf und Richard (siehe VIII, 79 und 80) setzen eine oder zwei Konkubinen voraus. Die Verlobung Lothars mit Emma, der Stieftochter Kaiser OTTOS I., fand wohl auf dem glanzvollen Hoftag zu Köln 965 IV statt, vgl. Köpke-Dümmler 375, Lot, Dern. Carol. 49.
    Das Ehedatum wird von Flodoard erwähnt. Brandenburg gibt nicht auf der Tafel, sondern nur in der Anm. B. VII, 51, den uns überlieferten Todestag der Königin: XI 2 (Lot; Dern. Carol 231, Anm. 5). Die Zeitgrenzen endlich für Emmas Geburt ergeben sich aus der Ehezeit ihrer Eltern, die Brandenburg nicht richtig verzeichnet hatte (siehe oben VII, 27).
    Seit 952 Mitregent, folgte er seinem Vater unter einem ottonischen Familienrat bestehend aus Mutter, Tante und Onkel (Erzbischof Brun von Köln) ohne Schwierigkeiten auf dem Throne. Lothar konnte gegenüber seinem Kronadel nur noch eine formale Hoheit wahren; er besaß nur kraft seiner königlichen Salbung und des Geblütes noch eine gewisse Autorität, aber keine reelle königliche Gewalt mehr. Er stand besonders gegen die Normandie, Aquitanien, Flandern und die ROBERTINER. Hauptstütze seines Königtums waren die stammesgleichen Grafen von Vermandois, die ihm 973 seine kraftvolle Politik um Lothringen ermöglichten. Er konnte Aachen besetzen, mußte aber im Frieden von Magur-sur-Chiers auf Lothringen verzichten. Allerdings mußte er Hugo von Franzien das Herzogtum Aquitanien zugestehen, der sich jedoch trotz königlicher Unterstützung nicht durchsetzen konnte. Den deutschen Thronstreit 983 nutzte er aus, unterstützte Heinrich den Zänker von Bayern und besetzte 985 Verdun. Obwohl Lothar ein fähiger Herrscher war, blieb seine Position bis zu seinem Tode recht labil.

    Brühl Carlrichard: Seite 61-74, "Lothar 954-986 und Ludwig V. 986-987" in: Ehlers/Müller/Schneidmüller "Die französischen Könige des Mittelalters"

    LOTHAR 954-986 UND LUDWIG V. 986-987

    Lothar
    * im letzten Viertel des Jahres 941, + 2.3.986 Laon Begraben: St-Remi/Reims
    Eltern: Ludwig IV. von W-Franken (+ 954) und Gerberga, Schwester OTTOS I. (+ 968/69)

    Geschwister:

    Gerberga (* 940 oder 942)
    Mathilde (* 943)
    Karl (* 945, + 946)
    Ludwig (* 947, + 954)
    Zwillinge Heinrich und Karl (* 953), Heinrich stirbt nach der Taufe, Karl, Herzog von Nieder-Lothringen, stirbt bald nach 992 als Gefangener Hugo Capets.

    Heirat Anfang 966 mit Emma, Tochter Kaiserin Adelheids aus erster Ehe mit König Lothar von Italien

    Kinder:
    Ludwig V., König 986-987
    Otto ( + 13.11. vor 986), Kanoniker in Reims

    Außerehelich:
    Arnulf (+ 5.3.1021), 988-991 und 999-1021 Erzbischof von Reims
    Richard

    955 Nachfolger des Vaters Ludwig IV.
    960 Belehnung der Brüder Hugo Capet und Otto mit den Dukaten in Franzien und Burgund
    965 Teilnahme am ottonischen Hoftag in Köln
    978 Überfall auf Kaiser OTTO II. und Kaiserin Theophanu in Aachen
    984/85 Kämpfe in Lothringen
    984 Einnahme Verduns

    Der völlig unerwartete Tod des erst 33-jährigen Ludwig IV. stürzte das westfränkische Reich erneut in eine schwere Krise. Ludwigs ältester Sohn Lothar (geboren im letzten Viertel des Jahres 941) war noch minderjährig und nicht gekrönt, womit der politischen Erpressung Tür und Tor geöffnet war. Zu allem Überfluß konnte Ludwigs Gemahlin Gerberga zu diesem Zeitpunkt keine Hilfe von ihrem Bruder OTTO I. erwarten, der in den Jahren zuvor mehrfach zugunsten Ludwigs eingegriffen hatte. Aber OTTO war zu diesem Zeitpunkt mit der Niederschlagung des Aufstandes seines Sohnes Liudolf in Baiern befaßt, und Brun, der jüngste Bruder OTTOS, gerade erst im Vorjahr (953) zum Erzbischof von Köln und wenige Wochen vor Ludwigs Tod zum Herzog Lothringens - archidux nennt ihn sein Biograph Ruotger - erhoben worden.
    Herr der Situation war somit allein Hugo Magnus. Er unternahm erneut keinen Versuch, sich der Krone zu bemächtigen. Vielmehr empfing er Gerberga (in Paris? in Orleans?), um sie zu "trösten", vor allem aber, um ihr seine Bedingungen zu diktieren, die hart genug waren: Hatte er sich 936 mit dem Herzogtum (Burgund) begnügt, so forderte er jetzt gleich deren zwei: Burgund und Aquitanien. Gerberga blieb gar nichts anderes übrig, als auf Hugos Bedingungen einzugehen, womit Ludwigs IV. Plan, Burgund seinem noch in der Wiege liegenden Sohn Karl zu überlassen, auf der Strecke blieb.
    Die feierliche Krönung und Salbung Lothars fand am 12. November 954 in Reims durch Erzbischof Artold statt, der schon 936 Lothars Vater in Laon gekrönt hatte. Hugo Magnus war in Reims anwesend, Brun von Köln dagegen nicht. Nach der Krönung begleitete Hugo den jungen König nach Laon. Im Juni brachen die vereinten Heere Hugos und Lothars zu dem von Hugo schon lange geplanten Feldzug gegen Herzog Wilhelm Werghaupt ("Tete-d-'Etoupes") von Aquitanien auf. Die Geschichte schien sich zu wiederholen. So wie Ludwig einst mit Hugo gegen den Herzog von Burgund gezogen war, so zog nun Lothar mit Hugo gegen den Herzog von Aquitanien. Dieser hatte sich in die schwer zugängliche Auvergne zurückgezogen. Hugo und Lothar belagerten Poitiers vergeblich und mußten den Rückzug antreten, auf dem ihnen Wilhelm entgegentrat. Hugo beendete die Schlacht zwar siegreich, war aber nicht imstande den geschlagenen Gegner zu verfolgen. Der Aquitanienfeldzug erwies sich als ein völliger Fehlschlag. Dennoch durfte Hugo Magnus mit dem Gang der Dinge zufrieden sein, denn Herzog Giselbert von Burgund starb unerwartet am 8. April 956 und hinterließ Hugo das Herzogtum.
    Doch es blieb Hugo keine Zeit mehr, sich des gewaltigen Machtzuwachses zu erfreuen, der sich zweifellos auch auf dessen aquitanische Pläne ausgewirkt hätte. Der Herzog erkrankte schwer und starb am 16. oder 17. Juni 956; in St-Denis wurde er neben seinem Großvater Odo bestattet.
    Der plötzliche Tod Hugos Magnus war natürlich ein unerwarteter Glücksfall für Lothar und Gerberga. Sie sahen sich von einer drückenden Übermacht befreit, zumal Hugos Söhne Hugo, Otto und Odo-Heinrich noch minderjährig waren. Die politisch bisher nie hervorgetretene Witwe Hadwig rückte, ähnlich wie Gerberga für Lothar, in die Reihe der Regentin für ihren ältesten Sohn Hugo ein, der als Hugo "Capet" in die Geschichte eingehen sollte.
    Der wahre Regent des Reiches war freilich beider Brüder Brun, Erzbischof von Köln und Herzog von Lothringen, der als der "ehrliche Makler" zwischen KAROLINGERN und ROBERTINERN fast ein Jahrzehnt hindurch, auch nach Lothars Volljährigkeit (seit 956), eine dominierende Rolle in W-Franken spielte. Dies erklärt auch, warum die früher üblichen Königstreffen fast völlig zum Erliegen kamen. In Lothars Regierungszeit begegneten sich der west- und ostfränkische König zwischen 954 und 986 nur zweimal (965 und 980) - gegenüber nicht weniger als 7 oder 8 Treffen zwischen 942 und 950. OTTO I. wußte allerdings die Angelegenheiten W-Frankens bei Brun in guten Händen, während er selbst nach dem Erwerb der Kaiserwürde (962) fast ausschließlich mit den Geschicken Italiens befaßt war und den Boden O-Frankens nur noch selten betrat.
    Erste Auseinandersetzungen des jungen KAROLINGERS innerhalb seines Reiches mit führenden Adligen, darunter Hugo Capet, waren somit in weitere Bezüge eingebunden. Das Osterfest 959 verbrachten Lothar und Gerberga bei Brun in Köln; bei dieser Gelegenheit forderte und erhielt Brun von Lothar eine förmliche Verzichtserklärung auf Lothringen. Diese auf den ersten Blick befremdlich anmutende Maßnahme Bruns erklärt sich wohl aus der Tatsache, dass die beiden Söhne des lothringischen Grafen Reginar Langhals, Reginar und Lambert, an den westfränkischen Hof geflüchtet waren. Das erregte nur Bruns allzu berechtigtes Mißtrauen.
    Das gute Einvernehmen zwischen Brun und Lothar zeitigte noch im selben Jahr seine Früchte: Robert von Troyes hatte Bischof Ansegis aus Troyes vertrieben und sich überdies Dijons bemächtigt. Lothar und Gerberga riefen Brun zu Hilfe, der Troyes belagerte. Der König betrieb die Einnahme Dijons, doch beider Bemühungen waren zunächst vergeblich.
    Erst im Herbst 960 erneuerten sie ihre gemeinsamen Anstrengungen, dieses Mal mit besserem Erfolg. Brun konnte Ansegis wieder in sein Bistum einsetzen, und Lothar gewann Dijon zurück. Vor allem aber gelang Brun nun endlich die Aussöhnung Lothars mit den ROBERTINERN: Hugo und Otto suchten den König auf, gelobten Treue und wurden von diesem als Herzöge der Franken und der Burgunder eingesetzt.
    Am 30. September 961 war Erzbischof Artold von Reims gestorben. Er hatte sich in jahrelangem erbitterten Kampf gegen Hugo von Vermandois behauptet, der schließlich 948 in Ingelheim abgesetzt und exkommuniziert worden war. Die Brüder Hugos, Adalbert von Vermandois, ein Schwager Lothars, Heribert der Ältere von Vermandois und Robert von Troyes, forderten nun vom König die Rehabilitierung Hugos und dessen Einsetzung als Erzbischof von Reims. Ein mit Ressentiments gegen das karolingische Herrscherhaus aufgeladener Erzbischof von Reims hätte aber angesichts der schmalen Machtbasis des Königtums eine tödliche Gefahr für Lothar bedeutet. Gerberga eilte daher sogleich zu Brun, um ihn über die erneuten Ansprüche des Hauses VERMANDOIS zu informieren.
    Doch der weitere Ablauf des Streits spielte sich in wesentlich ruhigeren Formen ab als in den 40-er Jahren. Eine im Gau Meaux auf Befehl Lothars zusammengetretene Synode von 13 Bischöfen der Kirchenprovinzen von Reims und Sens kam zu keiner einhelligen Auffassung und appellierte daher an den Papst. Die Antwort Johannes' XII. ließ nicht lange auf sich warten. Eine römische Synode unter Vorsitz des Papstes und eine weitere Synode in Pavia im Frühjahr 962 erneuerten die Exkommunikation Hugos von Vermandois, die ein römischer Legat im Sommer des Jahres in der Reimser Kirchenprovinz bekannt machte. Auf Empfehlung Bruns wurde der gelehrte Kanoniker der Kathedrale von Metz, der Lothringer Odelrich zum Erzbischof gewählt und Ende September oder Anfang Oktober 962 geweiht. Hugo zog sich zu seinem Bruder Robert nach Meaux zurück, wo er bald darauf starb.
    Rückschläge Lothars in Auseinandersetzungen mit den Normannen wurden damals durch Erfolge in Flandern wettgemacht. Graf Arnulf I. von Flandern, schon zuverlässiger Verbündeter von Lothars Vater Ludwig IV., hatte 958 die Verwaltung der Grafschaft seinem Sohn Balduin übertragen, der jedoch am 1. Januar 962 verstarb. Arnulf sah sich gezwungen, Flandern wieder selbst zu regieren, und übergab Lothar alle seine Lande unter Vorbehalt des Nießbrauchs auf Lebenszeit.
    Als Arnulf am 27. März 965 starb, erklärte sich Lothar zu seinem Erben und besetzte Arras, Douai und St-Amand. Der flandrische Adel wählte jedoch den noch minderjährigen Arnulf II., einen Enkel Arnulfs I., zum Grafen. Durch Vermittlung Bischof Roricos von Laon wurde rasch ein Vergleich gefunden: Lothar erkannte Arnulf II. an, und die flandrischen Großen unterwarfen sich dem König, der seine Eroberungen behielt.
    Im Mai brach Lothar zusammen mit seiner Mutter Gerberga, seinem Bruder Karl und Erzbischof Odelrich von Reims von Laon auf, um das Pfingstfest bei Brun in Köln zu begehen. In Köln trafen sie Kaiser OTTO I. und Kaiserin Adelheid mit ihrem Sohn OTTO II., die Kaisermutter Mathilde, Herzog Heinrich II. von Baiern, den Neffen OTTOS I., die Herzöge Hermann Billung von Sachsen und Friedrich von Ober-Lothringen, wohl auch dessen Gemahlin Beatrix, die Schwester Hugo Capets, vielleicht sogar König Konrad von Burgund, dazu die Erzbischöfe von Köln und Trier, neun Bischöfe und viele andere mehr. Es war die größte Fürstenversammlung des 10. Jahrhunderts; sie zeigte OTTO als den "Familienpatriarchen im gesamtfränkischen Rahmen" auf dem Höhepunkt seiner Macht.
    Wir wissen nicht, welche politischen Entscheidungen man auf dem Kölner Hoftag traf. Sehr wahrscheinlich wurden hier jedoch zwei politische Eheverbindungen in die Wege geleitet, zwischen König Lothar und Emma sowie zwischen König Konrad von Burgund und Mathilde. Im folgenden Jahr nämlich erscheint Lothar als Gemahl Emmas, der Tochter Kaiserin Adelheids aus ihrer Ehe mit König Lothar von Italien. König Konrad von Burgund schließlich empfing im August 966 bereits einen Sohn von seiner zweiten Gemahlin Mathilde, der Schwester König Lothars.
    Kaum war Lothar nach Laon zurückgekehrt, standen auch schon neue Zwistigkeiten mit den ROBETINERN an. Herzog Otto von Burgund war am 23. Februar 965 verstorben. Die burgundischen Großen wählten, ohne sich der Zustimmung Lothars zu versichern, Ottos Bruder Odo-Heinrich zum Herzog, obwohl dieser Kleriker war. Lothar fühlte sich nicht zu Unrecht in seinen burgundischen Interessen bedroht. Der Konflikt brach im Spätsommer 965 in aller Schärfe aus. Wie üblich mußte Brun intervenieren, um seine Neffen zu versöhnen. Während der Verhandlungen in Compiegne erkrankte Brun schwer, wurde nach Reims gebracht und verstarb dort - wahrscheinlich in Gegenwart seiner Neffen und auf jeden Fall Erzbischof Odelrichs - am 11. Oktober 965. Sein Leichnam wurde in Köln beigesetzt.
    Der Tod Bruns bedeutet ohne Zweifel einen Einschnitt in der Herrschaft Lothars. Weit über die Zeit der formalen Minderjährigkeit Lothars und später Hugos hinaus hatte Brun als ein "Regent" gemeinsam mit seiner Schwester Gerberga faktisch die Geschicke W-Frankens mitbestimmt und war dabei stets um einen ehrlichen Ausgleich im Interesse beider Neffen bemüht gewesen. Diese Zeit war nun vorbei.
    Es ist schon immer gesehen worden, dass der Tod Bruns naturgemäß eine gewisse Entfremdung vom ostfränkischen Hof mit sich brachte, auch wenn Lothar nicht daran denken konnte, zu Lebzeiten OTTOS I. eine diesem nicht genehme Politik zu betreiben. Die Distanz zum Kaiserhof vergrößerte sich noch durch den Tod Gerbergas am 5. Mai 968 (oder 969), die in St-Remi/Reims an der Seite ihres zweiten Gemahls Ludwigs IV. beigesetzt wurde. Wenige Monate zuvor hatte sie der Abtei reichen Besitz im Raum Meersen, also in Lothringen, überlassen mit der Maßgabe, für ihr Seelenheil und das ihres ersten Gemahls, Herzog Giselberts von Lothringen, zu beten. Diese enge Bindung Gerbergas an Lothringen könnte für die spätere Lothringenpolitik Lothars durchaus ein Stimulans gewesen sein.
    Das Jahr 965 bedeutet aber nicht nur einen Einschnitt in der politischen Geschichte W-Frankens, sondern einen mindestens ebenso wichtigen in der historischen Überlieferung. Der solide, manchmal fast zu wortkarge Flodoard, der seit 919 ein zwar nicht unparteiischer, zumindest aber stets zurückhaltender, um sachlichen Stil bemühter Berichterstatter der politischen Ereignisse vorwiegend im Westen war, legte im Jahre 966 die Feder für immer aus der Hand. Fortan sind wir über die Ereignisse in O-Franken zuverlässiger unterrichtet als über die im Westen.
    Der "Nachfolger" Flodoards, der Mönch Richer aus dem Kloster St-Remi bei Reims, der erst im letzten Jahrzehnt des Jahrhunderts schrieb, ist so ziemlich in allem das genaue Gegenteil Flodoards: Eitel und geschwätzig, siegt bei ihm stets der Literat über den Historiker, der er im Grunde wohl gar nicht sein will. Der Begriff "historische Wahrheit" existiert für ihn so wenig wie "historische Fakten". Diese hatten sich vielmehr seinem frei erfundenen Geschichtsbild, genauer: seiner Gallia-Ideologie, unterzuordnen. Eine solche Quelle kann natürlich nur mit äußerster Vorsicht benutzt werden und bedürfte theoretisch stets der Bestätigung durch glaubwürdige Zeugnisse. Doch das Unglück will, dass Richer in diesen Jahrzehnten nur allzu oft unsere einzige Quelle ist. Darum wird selbst in der sogenannten kritischen Geschichtsforschung Richers Darstellung meist einfach nacherzählt. In der Tat liegt es häufig im Ermessen des Historikers, ob er Richer in einem bestimmten Punkt für glaubwürdig halten will oder nicht; verweigert er ihm die Glaubwürdigkeit, so treten an seine Stelle der von Richer überlieferten "Fakten" Hypothesen, was gewiß keine befriedigende Lösung ist, aber noch immer besser als die Phantasien Richers.
    Für die Jahre 966 bis 973 stellt sich diese Alternative allerdings kaum einmal, weil selbst Richer aus diesen Jahren so gut wie keine Nachrichten zu bieten hat. Hinzu kommt, dass von 970 bis 973 keine einzige Urkunde Lothars überliefert ist. Im Jahre 967 ist Lothar, stets begleitet von seiner Gemahlin Emma, die einen großen Einfluß auf ihn ausübte, sowohl in Flandern (Arras) als auch in Burgund (Dijon) nachweisbar.
    Der Tod des kriegerischen, als Kirchenfürst aber wenig beispielhaften Erzbischof Archembald von Sens Ende August 967 erlaubte Lothar, dem wichtigen Metropolitensitz einen würdigeren Nachfolger in Gestalt des Anastasius zu geben. Nicht viel später, am 6. November 968, starb auch Erzbischof Odelrich von Reims. Zum Nachfolger bestimmte Lothar abermals einen Kanoniker des Metzer Domkapitels, dieses Mal ohne Beeinflussung durch Brun oder Gerberga. Adalbero, ein Neffe Bischof Adalberos I. von Metz (929-964) und Graf Gottfrieds von Verdun, hatte seine Ausbildung im Reformkloster Gorze erhalten. Er sollte der mit Abstand bedeutendste westfränkische Kirchenfürst des 10. Jahrhunderts werden.
    Von Lothar hören wir in diesen Jahren praktisch nichts; wir wissen lediglich von einer Gesandtschaft des Archidiakons der Reimser Kirche Gerannus nach Rom im Jahre 972. Auf der Rückreise begleitete ihn mit Erlaubnis Kaiser OTTOS der Aquitanier Gerbert, dem eine brillante Karriere beschieden sein sollte.
    Der Tod OTTOS I. am 7. Mai 973 veränderte schlagartig die politische Großwetterlage. Die Nachfolge OTTOS II., der bereits Mitkaiser war, vollzog sich zwar reibungslos, doch alle jene Gewalten, die zu OTTO I. in Opposition gestanden hatten, witterten Morgenluft. Auch das Verhältnis Lothars zum ostfränkischen Hof war plötzlich ein anderes: Aus dem "jungen Neffen", der den Ratschlägen seiner Onkel OTTO und Brun lauschte, war quasi über Nacht ein "elder stateman" geworden, der mit knapp 32 Jahren seinen gerade 18-jährigen Vetter OTTO II. an Alter und Erfahrung bei weitem übertraf. Der Vorrang des "Patriarchen des Abendlandes" hatte für Lothar außer Frage gestanden; der kaiserliche Ehrenvorrang des jungen OTTO war für ihn schwer erträglich. Die erste Herausforderung des neuen ostfränkischen Herrschers kam denn auch aus dem Westen: Reginar IV. und Lambert, die beiden Söhne des von OTTO I. 958 nach Böhmen verbannten Reginar III. Langhals von Hennegau, verließen bei der Nachricht vom Tode OTTOS sogleich den westfränkischen Hof, sammelten ein Heer und fielen in ihre alten Stammlande ein. Die Grafen Warner und Rainald, denen Brun 965 die Verwaltung des Hennegau übertragen hatte, traten ihnen bei Peronne entgegen; beide fielen in der Schlacht.
    Die Reaktion OTTOS II. ließ lange auf sich warten. Gleich zu Jahresbeginn 974 belagerte er die Brüder in ihrer Burg Boussoit (bei Mons), die zerstört wurde. Reginar und Lambert wurden von OTTO II. nach Sachsen exiliert, doch konnten beide entkommen und erneut an den westfränkischen Hof fliehen. Den Hennegau vertraute OTTO den beiden Grafen Gottfried von Verdun, dem Bruder Adalberos von Reims, und Arnulf von Valenciennes an.
    Die Lage in Lothringen schien damit zunächst wieder stabilisiert, doch Reginar und Lambert waren nicht willens, den Kampf aufzugeben. War Lothar 973 zumindest nach außen nicht in Erscheinung getreten und formal streng neutral geblieben, so gilt dies nicht für den Feldzug von 976. An ihm nahmen sein Bruder Karl teil in der erkennbaren Absicht, sich ein Territorium in Lothringen zu erobern, sowie Otto von Vermandois, Sohn Adalberts von Vermandois und Lothars Schwester Gerberga. Karl war inzwischen 23 Jahre alt und nannte noch immer keinen Fußbreit Boden sein eigen, da sich Lothar nicht imstande sah, seinen Bruder aus der Krondomäne standesgemäß auszustatten. Der Feldzug gegen Gottfried und Arnulf begann im Frühjahr 976. Mons, wo sich die beiden Grafen verschanzt hatten, wurde belagert. Es kam zu einer auf beiden Seiten mit Erbitterung geführten Schlacht, in deren Verlauf Graf Gottfried eine schwere Fußverletzung erlitt, während Arnulf sich nach Valenciennes retten konnte. Gottfried wurde nach Mons zurückgebracht, das der Belagerung widerstand, doch wäre es falsch, darum von einem Sieg der ostfränkischen Seite zu sprechen.
    Nach dem hennegauischen Unternehmen, das kein voller Erfolg für die westfränkische Seite war, verschlechterte sich das Verhältnis Lothars zu seinem Bruder Karl drastisch. Grund dafür kann nur gewesen sein, dass Karl nach dem in seinen Augen gescheiterten Unternehmen gegen Mons um so energischer eine territoriale Ausstattung einforderte, die Lothar weder gewähren konnte noch wollte. Es ist sehr wohl denkbar, dass Königin Emma ihren Gemahl in dieser Richtung bestärkt, ja ihn vielleicht sogar dazu bestimmt hat. Richer macht daraus eine schmutzige Bettgeschichte: Karl habe Emma des Ehebruchs mit dem gerade erst geweihten Bischof Ascelin (Diminutiv von Adalbero?) beschuldigt und sei daraufhin von Lothar des Landes verwiesen worden: In der Tat war Bischof Rorico von Laon am 20. Dezember 976 gestorben, und Lothar hatte noch im Januar 977 seinen Kanzler Adalbero-Ascelin, abermals einen Lothringer und offenbar nicht verwandt mit dem Reimser Metropoliten, zum Nachfolger bestimmt; er wurde zu Ostern 977 in Laon inthronisiert. Lothar konnte nicht ahnen, dass er damit jenen Mann in den Sattel hob, der 14 Jahre später dem karolingischen Geschlecht den Todesstoß versetzen würde. Dass Gerüchte um Emma und Ascelin in Umlauf waren, die wahrscheinlich Karl in die Welt gesetzt hatte, beweist das Konzil vom Saint-Macre, das wohl in die frühen 80-er Jahre datiert werden muß. Es entlastete Ascelin - und damit auch Emma - von allen gegen sie erhobenen Vorwürfen und erhärtet so die Vermutung von Machenschaften Karls gegen die ihm verhaßte Königin.
    Während man im Westen einen Rachefeldzug OTTOS II. gegen die Reginar-Söhne erwartete, reagierte dieser mit einem diplomatischen Schachzug, den die einen als "coup de maitre", andere als schweren politischen Fehler ansahen. Der Kaiser belehnte Reginar IV. und Lambert mit der Grafschaft Hennegau mit Ausnahme von Mons, das Gottfried behalten durfte, der überdies auch noch mit Bouillon entschädigt wurde; vor allem aber erhob er Lothars Bruder Karl zum Herzog von Nieder-Lothringen, der auf diese Weise erstmals über ein größeres Territorium als Lehen gebot. Der westfränkische Hof mußte in dieser Maßnahme eine Brüskierung erblicken. Aber genau das war wohl beabsichtigt als "Dank" OTTOS für die mehr oder minder offene Unterstützung, die Lothar 976 dem Feldzug der Reginar-Söhne und Karl gewährt hatte.
    Er machte Lothar damit auch deutlich, dass der Kaiser mit einem Herzogtum belohnen konnte, während der König seinem Bruder nicht einmal eine Grafschaft zu bieten hatte. Dass all dies die Gefühle Lothars für seinen ostfränkischen Vetter nicht gerade erwärmte, versteht sich. OTTO II. mußte sich übrigens über die Treue Karls sowie Reginars IV. und Lamberts während seiner Regierungszeit nicht beklagen.
    Dass Lothar ernsthafte Ambitionen auf Lothringen hegte, mußte dem ostfränkischen Hof spätestens seit 976 klar gewesen sein. Brun hatte schon gewußt, warum er von Lothar 959 eine Verzichtserklärung eingefordert hatte! Lothar hoffte, sich in einem Handstreich der Person OTTOS bemächtigen zu können, der im Juni 978 mit seiner schwangeren Gemahlin Theophanu in Aachen weilte. Das Unternehmen scheiterte nur knapp. Es gelang dem kaiserlichen Paar, im letzten Augenblick nach Köln zu entkommen.
    Der Zorn OTTOS war ungeheuer: Es handelte sich schlicht um einen Überfall, nicht um einen wirklichen Feldzug, zu dem auch gar kein Anlaß bestand. Richer, nach dem die Ereignisse meist erzählt werden, hat hier wieder einmal für Verwirrung gesorgt. Entgegen der Regel, einen Feldzug nicht im Herbst zu beginnen, sagte OTTO den Beginn seines Rachefeldzuges auf den 1. Oktober an. Zu diesem Zweck hatte er ein für die Zeit ungewöhnlich großes Heer aufgeboten. An Widerstand war gar nicht zu denken. Das kaiserliche Heer zerstörte Compiegne und Attigny. Laon fiel durch List in seine Hand, der Raum Reims-Laon wurde niedergebrannt und verwüstet mit Ausnahme allerdings der Kirchen, die zu schonen OTTO II. befohlen hatte. Er zog bis vor Paris, das er jedoch nicht einnehmen konnte, da Hugo Capet den Seine-Übergang besetzt hielt. Auf dem Rückzug Anfang Dezember, mitten in einer Schlechtwetterperiode, hatte die Armee bei der Überquerung der Aisne Schwierigkeiten. Das Unternehmen gelang, doch der Troß fiel in die Hände des nachrückenden Heeres Lothars. OTTO setzte seinen Rückzug unbeirrt fort und war Mitte Dezember wieder in Lothringen.
    Dies ist in dürren Worten der Verlauf der militärischen Ereignisse dieses Jahres, wenn man sie allen phantastischen Beiwerks entkleidet, das Richer in reichem Maße bereithält. Natürlich erfordern diese Vorgänge eine politische Erklärung, die nicht einfach zu geben ist. Die Interventionspolitik Lothars besaß keinen konkreten Anlaß, sieht man von den Belehnungen OTTOS im Vorjahr ab. Der Vorstoß wurde nur mit der Rückendeckung und ausdrücklichen Zustimmung der ROBERTINER möglich. Und in der Tat war das Verhältnis Lothars zu Hugo Capet und Heinrich von Burgund spätestens seit 974 ausgesprochen freundlich. Die ROBERTINER hatten keinerlei Interessen in Lothringen, ein mit Annektionsplänen in Lothringen beschäftigter Lothar konnte ihre Kreise in Burgund und in der Francia nicht stören und war damit politisch neutralisiert. Überdies hatte diese Politik Lothars in den Augen der ROBERTINER den Vorzug, angesichts der realen Machtverhältnisse so gut wie keine Aussichten auf einen dauerhaften Erfolg zu bieten. Es gab in Lothringen keine "westfränkische Partei" mehr, wie dies noch zu Anfang des Jahrhunderts der Fall war, es gab nur die Absicht Lothars, Lothringen oder zumindest einen Teil seinem Reich einzuverleiben. All dies schloß nicht aus, dass der kleine Erfolg Lothars über die Nachhut OTTOS an der Aisne in W-Franken ganz unangemessen zu einem großen Sieg hochstilisiert wurde. Mit der politischen Realität hatte das wenig zu tun, es zeigt aber, wie sehr man sich im Westen nach einem Erfolgserlebnis gegenüber dem übermächtigen Osten sehnte.
    Der Feldzug von 978 hatte auch noch eine persönliche Seite in dem Verhältnis Lothars zu seinem Bruder Karl, dem Herzog von Niederlothringens, der an OTTOS Feldzug teilnahm und sich Laons bemächtigte. In der Forschung wurde mehrfach die Frage erörtert, ob OTTO Karl nicht zum Gegenkönig ausersehen und Bischof Dietrich von Metz diesen auch tatsächlich in Laon gekrönt - aber nicht gesalbt - habe. Die Quellenbasis für diese Aussage - eine halbe Zeile in dem von Gerbert redigierten, haßerfüllten Schreiben Bischof Dietrichs von Metz an Karl aus dem Jahre 984 -, ist denkbar schmal. Zunächst einmal wäre zu fragen, warum ein ostfränkischer Bischof gekrönt haben sollte, was doch Sache des Reimser Metropoliten gewesen wäre, der einen solchen Eingriff in seine Rechte gewiß nicht stillschweigend hingenommen hätte. Adalbero rührte zwar keinen Finger, um Lothar zu helfen, aber eine so entschiedene Kampfansage an Lothar hätte ihm OTTO gewiß nicht zumuten wollen und wäre für Adalbero auch nicht akzeptabel gewesen. Pläne für ein Gegenkönigtum Karls mögen bestanden haben, und es kann sogar sein, dass Karl sich in Laon im Schmucke einer Krone gezeigt hat, doch ein förmliches Gegenkönigtum ist 978 nicht ins Leben gerufen worden.
    Das Jahr 978 markiert auch insofern einen Einschnitt, als fortan keine militärischen Eingriffe des ostfränkischen Herrschers in W-Franken mehr zu verzeichnen sind. Es mag durch die besondere politische Konstellation des Jahres 978 vorgegeben gewesen sein, verdient aber doch Beachtung, dass OTTOS II. einziger "westfränkischer" Verbündeter, Herzog Karl, sein eigener Lehnsmann und geschworener Feind König Lothars war, während die robertinische Karte dieses Mal aus den angegebenen Gründen nicht stach. Dies galt auf der anderen Seite allerdings auch für Lothar, der in Lothringen nicht mehr auf eine "westfränkische Partei" zählen durfte. So unzweifelhaft daher das Jahr 978 einen Markstein im Auseinandertreten O- und W-Frankens bedeutet, so gewiß darf dieses Jahr doch nicht als der Beginn einer "deutschen" und "französischen" Geschichte mißverstanden werden.
    Eine direkte Folge des Jahres 978 war zunächst, dass Lothar für seine Nachfolge Sorge trug, indem er seinen fast schon volljährigen Sohn Ludwig mit Zustimmung Hugos Capet und anderer Großer zum König wählen ließ, was in dieser Form in W-Franken erstmals geschah. Erzbischof Adalbero krönte und salbte den jungen König am Pfingstfest 979 in Compiegne.
    Kaum war klar geworden, dass das Ende der aggressiven Lothringenpolitik Lothars eingeläutet war, da brach auch schon wieder das alte Mißtrauen zwischen beiden Häusern aus. Wohl durch Vermittlung Erzbischof Adalberos begann Lothar geheime Verhandlungen mit OTTO, der im Begriffe stand, nach Italien zu ziehen und daher an einem Ausgleich interessiert war. Lothar, Ludwig V. und OTTO II. trafen sich an der Grenze im Juni 980 in Margut-sur-Chiers. Lothar verzichtete erneut förmlich auf Lothringen, und man schloß ein Freundschaftsbündnis (amicitia). Bis zu OTTOS II. vorzeitigem Tod 983 war Lothringen kein Zankapfel mehr zwischen Ost und West, doch das Treffen von Margut, über das Hugo Capet nicht unterrichtet worden war, trug sogleich zu einer Verschlechterung der Beziehungen zwischen KAROLINGERN und ROBERTINERN bei. Hugo nahm sofort Kontakt zu OTTO auf, der sich bereits in Italien befand, und begab sich selbst zum Osterfest 981 nach Rom, wo OTTO ein Familientreffen in der Art des Pfingsttags 965 in Köln abhielt. Anwesend waren neben den beiden Kaiserinnen Theophanu und Adelheid OTTOS Schwester Mathilde, Äbtissin von Quedlinburg, König Konrad und Königin Mathilde von Burgund, Herzog Otto von Schwaben und Baiern, der Sohn Liudolfs (gestorben 982), sowie viele Kirchenfürsten O-Frankens und Italiens, vielleicht auch Adalbero von Reims und Gerbert; im Vergleich zu 965 nahm Hugo Capet den Platz Lothars ein und kehrte als Verbündeter OTTOS nach W-Franken zurück.
    Dort war inzwischen Emma um eine Heirat ihres Sohnes Ludwig bemüht gewesen. Nach Richer hätte Gottfried "Graumantel" von Anjou die Eheverbindung Ludwigs mit der Witwe des Grafen Raimund von Gothien, Adelheid, einer Schwester Gottfrieds, vorgeschlagen. Das klingt zunächst recht plausibel, doch wird meist vergessen zu betonen, dass Adelheid etwa das Alter von Ludwigs Mutter Emma hatte - eher älter als jünger! - und Ludwig selbst im Jahre 980 bestenfalls 14 Jahre alt war. Die Heirat - wenn sie denn je stattgefunden hat - war nicht glücklich, was niemand überraschen konnte. Nach Richer hätte Lothar 982 einen eigenen Aquitanienzug unternehmen müssen, um seinen Sohn zurückzuholen. Der Aquitanienfeldzug ist urkundlich belegt, den Grund der Reise nennt nur Richer. Auf jeden Fall blieb das aquitanische Abenteuer, dessen Historizität fragwürdig erscheint, nur Episode.
    Nach dem urkundlich gesicherten Aquitanienfeldzug Lothars vom Jahre 982 - Ludwig V. wird nicht ein einziges Mal erwähnt - wurde dessen Interesse wieder ganz von der "lothringischen Frage" beansprucht, nachdem OTTO II. am 7. Dezember 983 in Rom verstorben war. Die Nachricht vom Tode des Kaisers war in O-Franken noch nicht bekannt, als die Erzbischöfe von Köln und Ravenna den 3-jährigen OTTO III. am Weihnachtstag 983 in Aachen zum König krönten.
    Damit wurde der ostfränkische Thronstreit ausgelöst, der erst im Sommer 985 nach erbittertem Ringen sein Ende fand und hier nicht in voller Breite darzustellen ist. Wie wenig noch immer von "deutscher" oder "französischer" Politik gesprochen werden kann, beweist die Tatsache, dass der ranghöchste "französische" Prälat, Erzbischof Adalbero von Reims, die "deutsche", der Trierer Erzbischof Egbert, ein "Deutscher" also, die "französische" Seite unterstützte, ohne dass ihnen dafür von irgendeiner Seite Landesverrat vorgeworfen worden wäre oder ihnen "nationale" Empörung entgegengeschlagen hätte. Der plötzliche Tod OTTOS II. hatte die rechtlichen Bande, die er mit Karl von Nieder-Lothringen und den Reginar-Söhnen geknüpft hatte und die sorgsam beachtet worden waren, zerrissen. Es war daher kein Treubruch, dass die Genannten in der neuen Situation die Partei Lothars ergriffen, der wie sein ostfränkischer "Partner" Heinrich der Zänker - beide waren Neffen OTTOS I. und somit Vettern zweiten Grades OTTOS III. - die Vormundschaft beanspruchte. Lothar war natürlich an der Gewinnung Lothringens interessiert, Heinrich der Zänker dagegen an der Königswürde in O-Franken. Eine Allianz der beiden Fürsten bot sich an. Gegen eine Unterstützung seiner Aspirationen auf die Königsherrschaft in O-Franken wollte Heinrich Lothringen dem W-Frankenkönig überlassen (Herbst 984); der Vertrag sollte am 1. Februar 985 in Breisach, dem "Verräternest" früherer Tage, unterzeichnet werden, doch Heinrich blieb dem geplanten Treffen fern.
    Der einzige effektive Weg zur Gewinnung Lothringens war der militärische. Zu einer systematischen Eroberung Gesamt-Lothringens fehlten Lothar freilich die Mittel. Auch wäre das militärische Risiko sehr hoch gewesen, denn Beatrix vonOber-Lothringen, die Schwester Hugo Capets und seit Sommer 983 Witwe Herzog Friedrichs von Bar, stand treu auf der Seite Kaiserin Theophanus, der Regentin für ihren minderjährigen Sohn OTTO III. So blieb es bei der Politik der Nadelstiche. Die einzige wirklich umkämpfte Stadt war Verdun, die Lothar nach dem gescheiterten Treffen von Breisach im Februar 985 in einem Überraschungscoup erstmals einnahm, aber bald wieder an eine Koalition der lothringischen Großen verlor. Lothar sammelte eine große Armee - nach Richer 10.000 Mann -, der nicht nur die Wiedereinnahme Verduns gelang, sondern vor allem die Gefangennahme Graf Gottfrieds von Verdun, des Bruders Erzbischof Adalberos. Diese Gefangenschaft sollte die Regierungszeit Lothars und Ludwigs V. überdauern. Die militärischen Ereignisse im Kampf Lothars um Lothringen zeigen, dass Lothar an die Besetzung Gesamt-Lothringens wohl niemals dachte. In Nieder-Lothringen war sein Bruder Karl Herzog, was ihn von militärischen Abenteuern abhalten mußte, in Ober-Lothringen stand ihm Herzogin Beatrix entgegen.
    Trotz des Friedensschlusses zwischen Theophanu und Heinrich dem Zänker im Sommer 985 in Frankfurt, der wahrscheinlich durch ein Abkommen der Kaiserinnen Theophanu und Adelheid sowie der Herzogin Beatrix im Juli 985 in Metz ratifiziert wurde, scheint Lothar seine aussichtslosen Bemühungen um Lothringen nicht aufgegeben zu haben. Geplante Angriffe kamen freilich nicht mehr zustande. Am 2. März 986 starb Lothar in Laon, nur 44 Jahre alt, und wurde neben seinem Vater im Kloster St-Remi bei Reims beigesetzt.

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    Zunächst war es noch das 946 entstandene karolingisch-ottonische Bündnis, das nach dem jähen Ende Ludwigs IV. Hugo den Großen bewog zuzulassen, "daß erstmals seit dem Tode Ludwigs II. 879 eine direkte Sohnesfolge in der karolingischen westfränkischen Königsfamilie zustandekam" (B. Schneidmüller). Wenn der 13-jährige Lothar, der ältere der beiden Erben Ludwigs, unter Verzicht auf eventuelle Pläne für eine Beteiligung seines kleinen Bruders Karl am 12.11.954 in Reims von Erzbischof Artold im Besein nicht nur Bruns von Köln, sondern auch Hugos von Franzien gekrönt werden konnte, so ist diese dem ROBERTINER durch bedeutende Zugeständnisse der Königin-Mutter Gerberga sehr erleichtert worden. Nach dem Tode Hugos des Großen führte seine Witwe Hadwig, Schwester der Königin Gerberga, die Sache der ROBERTINER. Die beiden ottonischen Schwestern stützten sich stark auf ihren Bruder Brun, den Erzbischof von Köln und faktischen Herzog (archidux) in Lothringen, der in den folgenden Jahren zu maßgeblichem Einfluß in W-Franken kam. Dazu gehörte, dass er Gerberga mit König Lothar wie auch Hadwig in Köln empfing, zwischen ihren Vasallen vermittelte, 962 den Metzer Kanoniker Odelrich zum Nachfolger des verstorbenen Erzbischofs Artold von Reims bestimmte und notfalls in Absprache mit Gerberga auch militärisch zugunsten Lothars eingriff. Gemeinsam gingen alle drei Geschwister mit ihren Aufgeboten 957 gegen die Bestrebungen Reginars III., des Grafen im Hennegau, vor, dem Haus seines Oheims Giselbert eine neue Machtstellung im Grenzgebiet zu verschaffen, und trieben ihn in die Verbannung, seine Söhne zur Flucht nach W-Franken. Die liudolfingische Hegemonie, die 962 in Rom OTTO DEN GROSSEN zur Erneuerung des seit Jahrzehnten vakanten Kaisertums emportrug, fand ihren sichtbaren Ausdruck in dem glanzvollen Kölner Pfingsthoftag von 965, wozu sich bei dem heimkehrenden Kaiser außer Erzbischof Brun die Königinnen Mathilde, Witwe HEINRICHS I., und Gerberga, Witwe Ludwigs IV., sowie die Könige OTTO II. und Lothar (samt dessen jungen Bruder Karl) einfanden, während Hugos Witwe Hadwig damals wohl bereits tot war. Die anscheinend in diesem "Familienrat" verabredete Heirat des 24-jährigen westfränkischen Königs mit Emma, einer Tochter der Kaiserin Adelheid aus deren 1. Ehe mit König Lothar von Italien, fand bald darauf statt und führte übers Jahr zur Geburt eines Sohnes Ludwig V. Der karolingische Mannesstamm, der sich in ihm noch einmal fortpflanzte, schien zu einer Nebenlinie des ottonischen Kaiserhauses zu werden.
    Der Eindruck täuschte indes, denn der Tod Bruns noch im Jahr 965 (auf einer westfränkischen Vermittlungsmission in Reims), Gerbergas 968/69 und schließlich auch Kaiser OTTOS I. 973 lockerte die enge Verflechtung König Lothars mit der ottonischen Politik wieder, nahm ihm aber auch den sicheren Rückhalt, den er jahrelang daraus gezogen hatte. Ein eigenständigeres Vorgehen in W-Franken mochte ihm durchaus nicht verwegen erscheinen, da die robertinische Position in Neustrien und Franzien inzwischen fühlbar gelitten hatte. Während der Minderjährigkeit Hugos Capet, der erst 960 seine Bestätigung in der väterlichen Stellung eines dux Francorum erlangte, verselbständigten sich manche Grafen, die es den marchiones älteren Typus gleichtun wollten und eine unmittelbare Beziehung zum König suchten. So konnte Lothar bereits 962 den mächtigen Grafen Tedbald von Blois, der einst seinen Vater Ludwig IV. im Auftrag Hugos des Großen inhaftiert hatte, auf seine Seite ziehen und aus dem Hause VERMANDOIS außer Graf Albert auch dessen Bruder Heribert III. gewinnen, der 967 die Grafschaften Meaux und Troyes erbte und vom König mit dem Titel eines comes Francorum (in Analogie zum dux Francorum) geschmückt wurde. Günstig entwickelten sich auch Lothars Beziehungen zu Graf Arnulf I. von Flandern (+ 964), der nach dem Tod seines Sohnes Balduin (962) den Schutz des Königs suchte, um dem kleinen Enkel Arnulf II. das Erbe zu sichern. Dazu kam etwa 964 die Verheiratung von Lothars Schwester Mathilde mit dem welfischen König Konrad von Burgund. Auch die Gegenkoalition, die Hugo Capet langsam aufbaute, nahm in familiären Banden Gestalt an und umfaßte vor allem den jüngeren Bruder Odo-Heinrich, der 965 Otto als Herzog im westfränkischen Burgund nachfolgte, den normannischen Schwager Richard sowie den aquitanischen marchio Wilhelm IV. Eisenarm, dessen Schwester Adelheid Hugo um 970 ehelichte, ferner als weiteren Schwager Herzog Friedrich im südlichen Lothringen und schließlich Graf Gottfried von Anjou.
    Dass aus der vorsichtigen Distanzierung König Lothars vom ottonischen Imperium ein erster offener Konflikt mit längerfristigen fatalen Konsequenzen wurde, lag an Machtverschiebungen, die mit dem Tod OTTOS DES GROSSEN einsetzten. Ob sich Lothar damals unter dem Druck seiner wichtigsten Gefolgsleute, Heribert von Meaux-Troyes und Tedbald von Blois (+ 973/75) sowie dessen Sohn Odo I., und vermutlich gegen den Rat des seit 969 amtierenden Erzbischofs Adalbero von Reims, eines Neffen des lothringische Herzogs Friedrich, sogleich grundsätzlich entschlossen hat, dem neuen Kaiser, seinem Vetter OTTO II., das alte Lothar-Reich abzuringen, steht dahin; jedenfalls aber ließ er zu, dass die Söhne des 958 verbannten lothringischen Grafen Reginar III., Reginar IV. und Lambert, seit 973 von W-Franken aus mit Gewalt in ihre Heimat an Maas und Schelde einfielen, zwei dortige Grafen töteten und von OTTO II. persönlich 974 aus dem Hennegau vertrieben werden mußten. Sie gaben sich keinesfalls geschlagen, sondern verschafften sich für einen neuerlichen Vorstoß im Jahre 976 die Hilfe der Grafen Albert und Heribert aus dem Hause VERMANDOIS sowie des inzwischen 23-jährigen, immer noch funktionslosen Königsbruders Karl. Auch diese Attacke wurde, ohne Eingreifen des Kaisers, vor Mons blutig abgeschlagen, brachte aber OTTO II. 977 doch zu einer Revision seiner bisherigen Politik in Lothringen, denn er versprach sich dort nun mehr davon, den Reginar-Söhnen ihren Familienbesitz im Hennegau und in Brabant zurückzugeben. Überdies nahm er ihren Verbündeten Karl als Vasallen an und stattete ihn mit der Herzogsgewalt im nördlichen Lothringen rund um Brüssel aus. Was wie eine versöhnliche Abgeltung der alten westfränkischen Ambitionen auf das regnum Lotharii unter Wahrung ottonischer Vorherrschaft oder auch wie eine letzte Machtteilung unter zwei karolingischen Brüdern aussehen könnte, war in Wahrheit eine schwere Brüskierung König Lothars, der kurz zuvor den Bruder wegen Ehebruchsvorwürfen, die er gegen die Königin Emma erhob, seines Reiches verwiesen hatte.
    So kam es im Sommer 978 zu dem auch von Hugo Capet unterstützten Überraschungsangriff Lothars auf Aachen als "Sitz der Königsherrschaft seiner Väter" (wie ein Annalist betonte), wo der gerade anwesende Kaiser OTTO mit der hochschwangeren Gattin Theophanu sein Heil nur noch in hastiger Flucht nach Köln suchen konnte. Zum Zeichen des Triumphes ließ der westfränkische KAROLINGER den seit KARL DEM GROSSEN auf dem Dach der Pfalz angebrachten ehernen Adler gemäß dem Geschichtsschreiber Richer von Reims nach Osten drehen, nachdem früher die Germani durch die Westwendung ihre Überlegenheit den Galli zur Schau gestellt hätten, doch es gelang Lothar nicht, seines Bruders Karl habhaft zu werden, und auch einen Vorstoß auf Metz, wo soeben Herzog Friedrich gestorben war, schlug fehl, weil sich keine Unterstützung im Lande fand. Kaum anders waren freilich die Erfahrungen, die der Kaiser bei seinem Vergeltungsschlag zu machen hatte, als er noch im selben Herbst mit großem Gefolge nach W-Franken zog. Zwar vermochte er die alten KAROLINGER-Pfalzen Attigny und Compiegne einzunehmen und zu verwüsten, während Karl sich in Laon bereits zum (Gegen-)König proklamieren ließ, aber vor Paris, im Machtbereich der ROBERTINER, lief sich das Unternehmen mangels Resonanz fest und mußte auch in Anbetracht der Jahreszeit abgebrochen werden, wobei die deutsche Nachhut noch eine schlimme Schlappe an der Aisne einsteckte. Das Ergebnis machte in Frankreich großen Eindruck und ist bald schon rückblickend als definitives Ende aller feindlichen Einfälle aus dem Osten gepriesen worden. Daran ist zumindest richtig, dass grenzüberschreitende Interventionen anders als zu Zeiten der fränkischen Teilreiche nun nicht mehr ohne weiteres auf den Zufall unzufriedener Großvasallen des angegriffenen Herrschers zählen konnten. Im Mai 980 schloß Lothar mit seinem Vetter OTTO II. vor dessen Aufbruch nach Italien einen neuen Frieden und willigte schon durch den Treffpunkt im Grenzort Margut-sur-Chiers in einen abermaligen Verzicht auf Lothringen ein, ebenso wie der Kaiser keinen Gedanken mehr auf ein westfränkisches Königtum seines Herzogs Karl verwandte.
    Die Konfrontationen des Jahres 978 hatten zwischen König Lothar und den OTTONEN Gräben aufgerissen, ohne indes das Kaiserhaus bereits den robertinischen Verwandten näher zu bringen. Vielmehr nutzte Lothar die nach dem Abwehrerfolg verbreitete westfränkische Einigkeit, um 979 die Königswahl seines 13-jährigen Sohnes Ludwig V. durchzusetzen, der mit Billigung Hugos Capet am 8.6. in Reims von Erzbischof Adalbero gekrönt werden und damit erstmals seit 100 Jahren dynastische Kontinuität schon zu Lebzeiten des Vaters sichern konnte. Eine Annäherung des ROBERTINERS an den Kaiser wird erst sichtbar, nachdem Lothar ohne ihn den Frieden von Margut geschlossen hatte, denn Hugo reiste zum Osterfest 981 nach Rom und führte dort mit seinem Vetter "viele Gespräche über ihre Freundschaft" (Richer). Demgegenüber gedachte König Lothar mit altbekannten Mitteln seine Machtbasis in W-Franken auszuweiten, indem er 982 für seinen königlichen Sohn Ludwig V. eine Ehe mit Adelheid, der Schwester Gottfrieds von Anjou und Witwe eines Grafen von Gavaudan, stiftete in der Hoffnung, so das karolingische Unterkönigtum in Aquitanien zu neuem Leben zu erwecken. Doch diesmal versagte, was sich so oft bewährt hatte: Die Ehe des jugendlichen Königs mit der wesentlich älteren Frau scheiterte genauso wie sein Bemühen, Anerkennung im Lande zu finden, so dass der Vater ihn zwei Jahre später nach Laon heimholen mußte.
    Lothar lag inzwischen wieder mehr an Lothringen, wo sich nach dem Tod Kaiser OTTOS II. in Rom (7.12.983) neue Aussichten zu bieten schienen. Im Streit um die Regentschaft für den erst 3-jährigen gekrönten Königssohn OTTO III. erwartete Lothar zunächst den größten Gewinn davon, mit dem nach mehrmaliger Rebellion abgesetzten Bayernherzog Heinrich dem Zänker zu paktieren, hielt es aber dann für günstiger, dem Rat des auf OTTOS Erbrecht bedachten Erzbischofs Adalbero von Reims und dessen gelehrten Beraters Gerbert von Aurillac zu folgen und selber als naher Verwandter einen Anteil an der Stellvertretung des unmündigen Königs zu verlangen. Als er indes sah, dass sich im Mai 984 ohne Rücksicht auf seine Wünsche eine Einigung Heinrichs des Zänkers mit den aus Italien zurückkehrenden Kaiserinnen Adelheid und Theophanu anbahnte, ging er zum offenen Angriff über und besetzte im Verein mit seinen Anhängern Heribert IV. von Troyes, dem Sohn des gleichnamigen Grafen (+ 980/84), und Odo I. von Blois die Stadt Verdun. Damit machte sich Lothar allerdings Gottfried, den dortigen Grafen und Bruder Adalberos von Reims, ebenso zum erbitterten Feind wie den jungen Herzog Dietrich im südlichen Lothringen, hinter dem seine Mutter Beatrix und deren Bruder Hugo Capet standen; obendrein mußte er nun am Hofe der beiden Kaiserinnen vollends als gefährlicher Gegner gelten. Ein Bündnis der OTTONEN mit dem ROBERTINER, von Reims her und namentlich durch Gerbert gefördert, nahm deutlichere Konturen an, als Lothar im Vertrauen auf erneute Absprachen mit Heinrich dem Zänker das zwischenzeitlich verlorene Verdun im März 985 nach längerer Belagerung zurückeroberte und die Verteidiger mit Herzog Dietrich und Graf Gottfried an der Spitze als Gefangene wegführte. Die beharrliche Weigerung Gottfrieds, seine Freilassung dadurch zu erreichen, dass er seine Besitzungen von Lothar zu Lehen nähme, macht hinreichend deutlich, wie schwer es mittlerweile fiel, gegen gewachsene Loyalitäten die Reichsgrenzen zu verändern, auch wenn es kaum noch um Lothringen im ganzen, sondern allenfalls um Bistum und Grafschaft Verdun, vielleicht samt weiterem Grenzgebiet, zu tun war. Schon trafen sich Adelheid und Theophanu mit der Herzogin Beatrix, Hugos Schwester, im Sommer 985 zu einem colloquium dominarum in Metz, während Lothar einen Hochverratsprozeß gegen Erzbischof Adalbero einleitete, bei dem ihn auch sein Bruder, Herzog Karl, unterstützte. Die Gerichtsverhandlung wurde jedoch von Hugo Capet verhindert, und das Verfahren blieb in der Schwebe, bis der König am 2.3.986 in Laon einer plötzlichen Krankheit erlag. Wie sein Vater wurde der 44-jährige in Saint-Remi in Reims begraben.



    18.3.966 oo Emma von Italien, Tochter des Königs Lothar 948-2.11.988


    Kinder:

    - Ludwig V. 966/67-21.5.987
    - Otto Domherr um 970-13.11. vor 986

    Illegitim

    - Arnulf Erzbischof von Reims 967-5.3.1021
    - Richard - nach 987

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 119,139,141-144 - Althoff Gerd: Otto III. Primus Verlag Darmstadt 1997, Seite 40,59,61,92 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 146 Anm. 66 und 69,147,153,158,161 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 84,98,116,127,130-132 - Brühl Carlrichard: Die Geburt zweier Völker. Deutsche und Franzosen Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln - Deutsche Geschichte Band 1 Von den Anfängen bis zur Ausbildung des Feudalismus Mitte des 11. Jahrhunderts. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1982, Seite 406 - Eberhard Winfried: Westmitteleuropa Ostmitteleuropa. Vergleiche und Beziehungen. Festschrift für Ferdinand Seibt zum 65. Geburtstag. R. Oldenbourg Verlag München 1992, Seite 84-86 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 23-25,27,33,46,48 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/ Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996, Seite 47,53,55,61-70,72,75,78,84 - Eickhoff Ekkehard: Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt. Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 50,52,55,103,110,117,174,242,285,294,297-310,312,315,319,417 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 59,62 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989, V,14. Seite 13,38-41,43,92,94,98,100,124,128,169,187-197,199,245,275,283,299 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971, Seite 162,171,199,254-259,261,281-187, 295 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 300,308-311,322 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 209,211-218,220-222, 227 - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan: Otto III. Heinrich II. Eine Wende? Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 47 A. 90,293 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 135,141,148,150 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994, Seite 51, 210 Anm. 805,214,220 Anm. 848,233,324 Anm. 1181 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 499,512,517,519,522-525 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stutggart 1981, Seite 53,71,155 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 193,238,284,286 -



    Begraben:
    Abtei Saint-Remi

    Lothar heiratete von Italien, Emma am 18 Mrz 966. Emma (Tochter von von Italien, Lothar und von Hoch-Burgund, Adelheid) wurde geboren in 948/949; gestorben in 988. [Familienblatt] [Familientafel]


  7. 19.  von Frankreich, Karl Graphische Anzeige der Nachkommen (8.Ludwig2, 1.Karl1) wurde geboren in Jan 945; gestorben in 953.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Frankreich; Prinz von Frankreich

    Notizen:

    Karl Prinz von Frankreich
    Jan. 945- 953
    2. Sohn des Königs Ludwig IV. von Frankreich und der Gerberga von Sachsen, Tochter von König HEINRICH I.

    Glocker Winfrid: Seite 284, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VI, 16 Karl
    * 945 I, + vor 953

    Flodoard berichtet am Beginn des Jahres 945, Seite 95f., von der Geburt eines Sohnes Karl durch die Königin Gerberga. Weil dieser Name "Karl" erneut an einen der beiden im Sommer 953 geborenen Zwillinge vergeben wurde, muß der 945 I geborene Karl zwischenzeitlich verstorben sein.
    Es sei hier auf einen Fehler Widukinds aufmerksam gemacht, der auf Grund der weiten Verbreitung seiner Sachsengeschichte immer wieder übernommen wird. Widukind II c. 39, Seite 99, führt als den dritten Sohn der Königin Gerberga mit Ludwig IV. einen Karlmann auf. Dieser Irrtum des Corveyers wurde von dem letzten Editor, Paul Hirsch, nicht bemerkt (Seite 99, Anm. 2: "Über Karlmann ist weiter nichts bekannt"). Auch die Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe Bd. 8, Seite 122, Anm. 68, korrigiert diesen Fehler nicht. Daher sei hier, wie dies Werner VII,71 bereits getan hat, nochmals eindringlich festgestellt: König Ludwig IV. und seine Gemahlin Gerberga hatten keinen Sohn namens Karlmann!

    Werner Karl Ferdinand: Seite 472, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 71

    Diesen Sohn Ludwigs IV. nennt Brandenburg ganz irrig "Karlmann", und folgt damit einem Mißverständnis Widukinds II, 39 (das allerdings auch der Herausgeber, Paul Hirsch, MG SSrG, 1935, 99, Anm. 2 und 4, nicht oder vielmehr noch weniger durchschaute). Ludwigs Sohn Karl wurde 945 I geboren (Flodoard 945, ed. Lauer 95f.); noch im gleichen Jahr (nach VII 13) wird der kleine Sohn den Normannen als Geisel für den ihnen in die Hand gefallenen König Ludwig IV. von Gerbergaausgeliefert: Flodoard 945, ed. Lauer 99 Nordmanni filius ipsius regis (also Lothar und Karl) dari sibi obdides quaerunt, nec aliter regem se dimissuros asserunt. Mittitur igitur ad reginam pro pueris; illa minorem (sc. Karolum) mittens maiorem (sc. Lotharium) futetur se non esse missarum. Datur igitur minor, et ut rex dimittatur, Wido Suessorum episcopus sese obsidam tradit. Widukind II, 39 ist nun Zeuge einer Überlieferung, derzufolge der ausgelieferte Sohn, namens Karl, von den Normannen nach Rouen gebracht wurde und dort gestorben ist. Jedenfalls war er 953 tot, denn zu diesem Zeitpunkt konnte einer der Zwillinge, die Gerberga damals gebar, erneut den Namen Karl erhalten: Der spätere Herzog von Nieder-Lothringen. Eben dieses zweimalige Auftreten des gleichen Namens für zwei verschiedene Brüder muß Widukind bewogen haben (oder die ihm zu Gebote stehende Überlieferung), den jüngeren der beiden "Karlmann" (Karlomannus) zu nennen, ganz abgesehen von der Unrichtigkeit, daß er in Karl den ältesten Sohn sieht, statt in Lothar. Hirsch hat dies nun im Unterschied zu Brandenburg, der die Lebensdaten des 945 geborenen Sohnes richtig gibt, nur nicht den Namen - dahingehend mißverstanden, als wäre der spätere Karl von Nieder-Lothringen (der zu dieser Zeit noch gar nicht lebte) den Normannen ausgeliefert worden und hätte im Widerspruch zur Behauptung Widukinds, diese Haft überlebt. Hirsch vermutetete eine Verwechslung mit "Karlmann", so, als sei dieser in Haft geratene Ludwigs-Sohn, und bemerkt im übrigen: "Über Karlmann ist weiter nichts bekant." Ich lege dies in Ausführlichkeit dar, um künftige Mißverständnisse zu vermeiden: Ludwig IV. hat nie einen Sohn namens Karlmann gehabt. Ein ersten Sohn, der den Namen Karl trug, wurde 945 I geboren, 945 2. Jahreshälfte den Normannen als Geisel ausgeliefert und starb vor 953, vielleicht, sogar wahrscheinlich, 945 oder bald danach in normannischer Haft. Ein zweiter Sohn namens Karl wurde 953 geboren - es ist der spätere Herzog von Nieder-Lothringen und westfränkische Thronprädent.
    Karl mußte während der Gefangenschaft des Vaters (946) den Normannen als Geisel gestellt werden und kam in deren Gewahrsam um.

    Literatur:
    Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 V,16. Seite 38,198,284 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 211 -


  8. 20.  von Frankreich, Mathildevon Frankreich, Mathilde Graphische Anzeige der Nachkommen (8.Ludwig2, 1.Karl1) wurde geboren in 943; gestorben nach 981.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Burgund,Frankreich; Königin von Burgund

    Notizen:

    Mathilde von Frankreich
    Königin von Burgund
    Ende 943-26.11. nach 981
    2. Tochter des Königs Ludwig IV. von Frankreich und der Gerberga von Sachsen,Tochter von König HEINRICH I.

    Glocker Winfrid: Seite 283, „Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik“

    V, 15 Mathilde
    * 943 Ende, + nach 981 am XI 26

    oo ca. 964 Konrad, König von Burgund (seit 937), + 993 X 19.

    Als Tochter König Ludwigs Transmarinus ist Mathilde z.B. durch das Chronicon s. Benigni Divionensis S. 188 (Schwester König Lothars), in der Chronik des Hugo v. Flauvigny a. 995, SS VIII 364) uns (wohl von Hugo v. Flauvigny abhängig) in der Chronik des Alberich v. Trois-Fontains a. 996, SS XXIII 773, hier ebenfalls als Schwester König Lothars, bezeugt. Die uns hier interessierende Filiation von Gerberga, der Schwester OTTOS DES GROSSEN, bezeugt uns der Brief des Abtes Siegfried von Gorze, betreffend die Heirat Kaiser HEINRICHS III. mit Agnes von Poitou.
    Durch den Annalisten Flodoard sind wir von der Existenz zweier Töchter König Ludwigs und der Gerberga unterrichtet: a. 943 am Ende, Seite 90, und mitten in a. 948, Seite 116, findet jeweils die Taufe einer Tochter statt. Wir kennen aus anderen Quellen jedoch lediglich den Namen derjenigen Tochter Mathilde, die ca. 964 König Konrad von Burgund heiratete. Da wir aus Altersgründen nicht entscheiden können, ob die 943 oder die 948 geborene Tochter mit der Königin Mathilde gleichzusetzen ist, schlägt Werner VII, 69-75 vor, die Gemahlin König Konrads mit der Ende 943 geborenen Tochter zu identifizieren, weil Mathilde der Name der Großmutter mütterlicherseits sei. Doch muß hier nochmals betont werden, dass genauso gut die Anfang 948 geborene Tochter des französischen Königspaares die spätere Königin Mathilde von Burgund gewesen sein könnte wie ihre ältere Schwester.
    Die Belege für den Gemahl Mathildes, König Konrad, sind von Diener, Könige Nr. 7, zusammengestellt.
    Mathilde ist in einer auf die Jahre 981-990 zu datierenden Urkunde ihres Gatten als verstorben erwähnt (D Burgund 53).
    Ihr Sterbetag ist im Merseburger Nekrolog (XI 25; vgl. bei Althoff, Adelsfamilien, Kommentar K 45) aufgenommen; ich gebe jedoch wie Diener, Könige Nr. 7 dem XI 26, den Mathildes Epitaph (gedruckt bei Chorier, Recherches S. 221) nennt, den Vorzug.

    Althoff Gerd: Seite 372, „Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung“
    K 45 Me: 25.11. Mathild regina burgundiorum + nach 981, Gemahlin König Konrads von Burgund (K 38)

    (Es.) Mathilde, die Tochter Ludwigs IV. von Frankreich und der Schwester OTTOS DES GROSSEN, Gerberga, heiratete um 964 Konrad I. von Burgund und wurde damit Schwägerin der Kaiserin Adelheid (K 49). Diese sorgte für die Aufnahme ihrer Verwandten ins ottonische Gedenken; S. dazu ausführlich oben S. 163f.
    Mathilde begegnet auch im Necrolog von Weißenburg; vgl. Althoff, Unerkannte Zeugnisse vom Totengedenken der Liudolfinger, S. 395f.
    Ihr Todesjahr ist nicht bekannt; vg. Lot, Les derniers Carolingiens, S. 37 und 177; Poupardin, Le royaume de Bourgogne, S. 384f.
    Erwähnt wird sie zuletzt im Jahre 981; vgl. Die Urkunden der burgundischen Rudolfinger, Historisch-diplomatische Einleitung, S. 15 mit Anm. 6, dort auch weitere Hinweise.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 472, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation
    70

    Zu den Vorbehalten, was die Geburtszeit (943 Ende oder 948 Anfang) der Mathilde und damit ihre Stellung in der Reihe der Geschwister eingeht, siehe oben Anm. VII, 69-75. Die Angabe von Brandenburg "ca. 943" bringt unseren Informationsstand nicht angemessen zum Ausdruck. Das von Brandenburg richtig angegebene Datum der Eheverbindung mit König Konrad von Burgund, c 964, wird von Köpke-Dümmler 376, Anm. 1 begründet: 963 III 23 schenkt Konrad für das Seelenheil seiner 1. Gattin, Adelania; 966 VIII 10 erscheint Mathilde in einer Urkunde des Gemahls schon mit ihrem Sohne Cuono (Konrad, vgl. untern VIII, 83).

    Meyer von Knonau, Gerold: Seite 149-159, "Die Heiraten der burgundischen Mathilde, Tochter König Konrads von Burgund, und der schwäbischen Mathilde, Enkelin derselben"

    In den Memoires et documents publies par la societe d'histoire et d'archeologie de Geneve, Tome XVI, livraison 2 (1867), ist p. 201ff. eine Abhandlung genealogischen Inhaltes von Ed. Secretan publiziert, betitelt Notice sur l'origine de gerold comte de Geneve. Der Verfasser dieser mit ebenso viel Scharfsinn und Beelsenheit kombinierten, als in anziehender Weise verfaßten Arbeit sucht in derselben folgende genealogische Verhältnisse zu beweisen.
    Des 993 verstorbenen Königs Konrad von Burgund Tochter Mathilde - mit dem Verfasser nennen wir sie, um sie von ihrer gleichnamigen Mutter, der westfränkischen Prinzessin, und ihrer ebenfalls gleichnamigen Schwestertochter, der Mathilde von Schwaben, zu unterscheiden, Mathilde II., die Nichte aber Mathilde III. - hat in 1. Ehe den 1011 verstorbenen Konrad, Herzog von Kärnten, oder Conrad von Worms, wie er hier genannt wird, den Vatersbruder des späteren Kaisers KONRAD II., den Vater des Mitthronbewerbers von 1024, in 2. Friedrich II., Herzog von Ober-Lothringen, gestorben 1033, zum Gemahle gehabt: durch sie also war das burgundische mit dem fränkischen Königshause verschwägert. Ihre Nichte Mathilde III. dagegen, die Tochter des 1003 verstorbenen Herzogs Hermann II. von Schwaben und der burgundischen Prinzessin Gerberga, war mit Hugo III., einem Grafen von Egisheim, vermählt. Eine Tochter aus der Ehe der Mathilde II. mit Herzog Konrad, also eine Schwester des jüngeren Konrads, eine Base Kaiser KONRADS II., ist Bertha, die mit Eberhard von Egisheim vermählt war. Dieser beiden Sohn ist Gerold.
    Über diejenigen Teile dieser Erörterung, in denen der Verfasser die Mathilde II. an die Stelle der Mathilde III. setzt [Daß nicht die burgundische, sondern die schwäbische Mathilde bis dahin als Gemahlin Konrads und Friedrichs betrachtet wurde, so zum Beispiel Voigtels Stammtafeln ed. Cohn Nr. 19,28, und Gisebrecht, Gesch. der deutschen Kaiserzeit 2. Band 3. Auflage p. 219,221.], soll an diesem Orte gehandelt werden.
    Es ist zu diesem Behufe notwendig, dem Verfasser auf dem Gang seiner Untersuchung über diesen Punkt zu folgen. In Cap. IV: Qui epoussa Conrad de Worms? (p. 223 ff.) führt er dieselbe, nachdem er in den vorhergehenden Abschnitten, nach Voraussendung einer kurzen Einleitung, erst dem Hause Burgund von Konrad an überhaupt, dann von Mathilde II. speziell, hernach von den Saliens de Franconie et de Souabe geredet, durch: insbesondere kann er sich mit dem Gedanken nicht befreunden, daß die Mathdilde II., eine burgundische Prinzessin, welche nach dem Brief des Raynaldus comes Portinensis an den dux Aquitanorum G. (Flod. ann., Mon. SS. III, p. 407) muß vermählt gewesen sein, un seigneur inconnu de la Transjurane habe zum Gemahl haben können, und ist der Ansicht, Gisela, die Tochter Herzog Hermanns und Schwester der Mathilde III., könne nicht mit einem Bruno, Grafen von Braunschweig in 1. Ehe verbunden gewesen sein: daß dieses letztere jedoch wirklich der Fall war, hat Excurs V, C. der Jahrbücher Heinrichs II. von Hirsch, Bd. I, p. 464 ff., gezeigt.
    In Cap. IV. nun geht der Verfasser der folgenden Substraten aus. - In erster Linie wird die Stelle der von Konstantin, Abt des Schottenklosters St. Symphorian zu Metz, um 1015 verfaßten Lebensgeschichte des 1005 verstorbenen Bischofs Adalbero II. von Metz aufgeführt, in der von der Beteiligung Adalberos an der 1003 gehaltenen Synode von Thionville, speziell von seiner Erklärung gegen die kanonisch unerlaubte Ehe Konrads, des Sohnes des Herzogs Otto von Kärnten, mit Mathilde von Schwaben die Rede ist (M. SS. IV, p. 663 ff.). Adalbero sprach in dieser Versammlung in Bezug auf Konrad und Mathilde: Domnus Otto dux, pater istius venerabilis Conradi ducis consedentis, natus ex filia est magni Otttonis, cujus soror Girbergia dedit filiam suam Conrado Burgundionum regi. Ex Conradi autem filia nata est domina Mathildis, hujus Conradi assidentis uxor.
    Es ist also Konrad der Urenkel OTTOS I., Mathilde die Urenkelin der Gerberga, und die Gereiztheit des Herzogs von Ober-Lothringen gegen den Bischof, der von einem secundus locus sprach, während, selbst wenn man nach kanonischer Rechnungsweise OTTO I. und Gerberga, nicht HEINRICH I. als Ausgangspunkt der Zählung gelten läßt, nur vom 3. Grade die Rede sein konnte, höchst natürlich. In ganz unzulässiger Weise, trotz der klaren Worte des Textes: ex Conradi filia nata est Mathildis, nimmt hier der Verfasser zugunsten seiner Hypothese an, hinsichtlich der Mathilde habe Adalbero die Wahrheit ausgesprochen: Gerbergas Enkelin, Mathilde II., sei Konrads Gemahlin gewesen [Vgl. hierzu Hirsch, Jahrbücher Heinrichs II. Band I, p. 246 n.2].
    Als zweites Zeugnis für Mathilde II. als Gemahlin Konrads von Worms - und dieses als das noch zumeist Brauchbare wäre wohl besser in den Vordergrund gerückt worden - betont der Verfasser die Stelle Thietmars, lib. V, cap. 7 (SS. III, p. 794), wo es heißt, Herzog Hermann II. von Schwaben habe 1002 den Bischof von Straßburg bekriegt, Straßburg belagert, erobert und verwüstet, und zwar cum Conrado suimet gero, wie der Dresdener Codex 1. schreibt. Lappenberg - nicht Pertz, wie p. 227 gesagt wird - setzte hierfür genero in den Text, dafür haltend, Konrad sei der Gemahl der schwäbischen Mathilde III. Bekanntlich ist dieser Codex unter der Aufsicht Thietmars selbst angelegt, von ihm mit eigener Hand korrigiert worden, so daß, was der nicht eimal direkt aus demselben abgeleiteten Brüsseler Codex 2, aus dem 15. Jahrhundert, oder der Annalista Saxo (M. SS. VI, p. 649) bringen, ganz hinter den Angaben jener ersten Handschrift zurücktritt. Wenn also Codex 2 und der Annalist hier germano haben, so ist darauf bei weitem nicht jenes Gewicht zu legen, das der Verfasser dieser Variante beimißt.
    Dann fährt derseklbe p. 228 folgendermaßen fort: La question serait certainement decidee en faveur de la version, qui fait de Conrad de beau-frere (germanus) de Hermann, par consequent le mari de Mathilde II., si Wipop, auteur de la vie l'empereur CONRAD II., ne venait a son tour retablir l'equilibre dans le sens oppose. Presque contemporain aussi, le precepteur de Henri III. etait en mesure d'etre bien informe, c'est donclui qui a fait autorite. Wipo sagt nämlich in der Vita Chuonradi c. 2 (SS. XI, p. 258) ausdrücklich von KONRADS II. jüngerem Vetter und Mitbewerber: Jumioris Chunonis mater Mathilda de filia Chuonradi regis Burgundiae nata fuit. Die Versuche des Verfassers, die Autorität dieser Angebe zu erschüttern, dieselbe als einen Irrtum des Wipo hinzustellen, sind denn auch gering. Die Bestimmthiet der Worte ist auch ihm allzu groß.
    Wir sehen, zwei Zeugnisse unterstützen die Hypothese nicht, und ein drittes spricht von vornherein streng dagegen: la question ne peut etre resolue quem recourant aux probabilites (p. 229). Und so tritt denn der Verfasser im Folgenden auf eine Prüfung der chronologischen Daten, der Altersverhältnisse der einzelnen Personen ein, welche allerdings beim ersten Blicke, in äußerst gewandter und bestechender Kombinationsweise, wie diese Beweise vorgebracht sind, für seine Vermutung zu sprechen scheinen. - In folgenden Stücken liegen seine hauptsächlichen Einwendungen gegen die Annahme, Mathilde III. sei Konrads von Worms und Friedrichs von Ober-Lothringen Gemahlin gewesen:
    1. der jüngere Konrad hätte in diesem Falle nicht schon 1019 gegen Herzog Adalbero von Kärnten kämpfen, 1024 nicht als Mitbewerber auftreten können: er wäre noch allzu jung zu beiden gewesen
    2. was die drei Töchter Hermanns II. von Schwaben und der Gerberga, Gisela, KONRADS II. nachherige Gemahlin, Beatrix, diejeneige des Eppensteiners Adalbero, Herzogs von Kärnten, und unsere Mathilde III. betreffe, so sei es höchst auffallend, daß Gisela durch Eintritt in ihre dritte, mit KONRAD II. geschlossene Ehe die Nichte dieser ihrer zuletzt genannten Schwester geworden wäre
    3. der Umstand, daß 996 ein Bruder Konrads von Worms, Bruno, unter dem Namen Gregor V. Papst wird, in Verbindung gesetzt mit der Erwägung, daß meist jüngere Söhne den geistlichen Stand ergriffen, lasse den Altersunterschied zwischen Konrad von Worms und Mathilde III. als sehr groß erscheinen
    4. da Gisela, die Gemahlin Heinrichs des Zänkers und Mutter Kaiser HEINRICHS II. eine Mutterschwester der Mathilde III. war, ihre Tochter Gisela aber erst 1006 mit Stephan von Ungarn sich vermählt habe, so stimme das abermals nicht zu einer Ehe Mathildens III. mit Konrad von Worms [Hier irrt der Verfasser bedeutend. Gisela ist von Geisa noch vor dessen 995 erfolgtem Tode zur Gemahlin seines Sohnes Waic (als Christ Stephan) ausersehen worden und hat wohl kurz nach Geisas Tod sich vermählt; siehe Büdinger, Oesterreich, Gesch. I, p. 397.]. Schließlich, von p. 235 an, wird zu zeigen versucht, inwiefern Mathilde II. besser in deise Verhältnisse hinein passen würde.
    Diesen Ausführungen gegenüber muß an dieser Stelle der Beweis geführt werden, daß sich mit der durch die Quellen bezeugten Ehe der schwäbischen Mathilde III. mit Konrad und Friedrich die anderen, besonders die chronologischen Verhältnisse vereinigen lassen.
    König Konrad von Burgund hat in zweiter Ehe - der Name der ersten Gemahlin, deren Tochter die baierische Herzogin Gisela war, ist nicht bekannt - eine westfränkische KAROLINGERIN, Mathilde, Tochter König Ludwigs IV. und der Gerberga, einer Schwester OTTOS DES GROSSEN, gehabt. Da Gisela, die Tochter 1. Ehe, ihren Sohn den späteren Kaiser HEINRICH II., schon 973 gebar, so muß Konrad sich um oder nach 950 zum ersten Male vermählt haben. Setzt man mit Hirsch den Abschluß der zweiten Ehe gegen Ende der 50-er Jahre des 10. Jh. und faßt man die Worte der Miracula s. Verenae, daß König Konrad von seiner rechtmäßigen Gemahlin anfangs keine Kinder hatte, dann aber zuerst einen Sohn erhielt, einerseits, andrerseits den Umstand in das Auge, daß Konrads Tochter zweiter Ehe, Bertha, als ihr Gemahl, Graf Odo, 995 starb, Kinder von demselben hatte, so wird man annehmen dürfen, daß Gerberga, welche nach der Stammtafel des Steynvelter Codex (SS. III, p. 215) das dritte Kind der Mathilde, jünger als Bertha war, etwa Mitte der 60-er Jahre geboren worden ist.
    Gerberga hat also schon in den 80-er Jahren ihrem Gemahl Hermann, der 997 Herzog von Schwaben wurde und erst 1003 starb, Kinder schenken können, und dieses anzunehmen ist man auch durchaus gezwungen, da ihre Tochter Gisela schon 1007 oder 1008 in 2. Ehe einen Sohn zur Welt bringt, nachdem ihr erster Gemahl, Bruno von Braunschweig, um 1006 gestorben. Unter den anderen Töchtern aus dieser Ehe hat nun Mathilde III. hier besondere Wichtigkeit.
    Secretan sagt p. 230: Placons la naissance de Mathilde III. en 983, on arrivera a peine, en supposant Conrad le jeune ne un an apes le mariage de sa mere, a pouvoir le considferer comne etant ne en 1003, a l'epoque meme ou l'empereur HENRI II. voulait attaquer le mariagne de ses parents a la diete de Thionville, und gibt so selbst die Möglichkeit davon zu, da Mathilde III. Konrads Gemahlin gewesen sei. Mathilde, Hermanns und Gerbergas Tochter, kann ganz gut zur Zeit der Synode von Thionville, im Januar 1003, Konrads Frau gewesen sein. Nehmen wir das von Secretan angeführte Jahre als das ihrer Geburt an [Daß die Töchter in Hermanns und Gerbergas Ehe die ältesten Kinder waren, der Sohn, der nachherige Herzog Hermann III. bedeutend später geboren wurde, bezeugen außer den Stellen welche aussagen, derselbe sei 1012 in noch sehr jugendlichem Alter gestorben (Stälin, Wirtemberg Gesch. I,, p. 473 n.3).], so wurde sie Witwe im 28. Lebensjahre und vermählte sich hierauf nochmals mit Herzog Friedrich von Lothringen, der noch einige Kinder von ihr empfing [Ein Sohn starb früh; dagegen überlebten zwei Töchter den 1033 gestorbenen Vater: Beatrix und Sophie, jene später die Mutter der großen Gräfin Mathilde. Friedrich von Lothringen scheint seine Frau Mathilde überlebt zu haben, denn nach seinem Tode kamen seine Töchter an den kaiserlichen Hof. Die Stelle des Chr. s. Michaelos in pago Virdunensi c. 32 (SS. IV, p. 84), welche hiervon erzählt, enthält übrigens auch einen entscheidenden Protest gegen die Vertauschung der Mathilde III. mit Mathilde II.; es ist da von den duae puellulae Sophia et Beatrix die Rede, welche nutrien´bnantur in aula regis (KONRADS II.); nam conjunx imperatoris (Gisela), amita earum, eas sibi adoptaverat in filias.]. Würden wir dagegen die burgundische Mathilde der schwäbischen substituieren, so wäre 1011 von Konrad eine Witwe im Alter von mindestens 40 Jahren zurückgelassen worden.
    Indessen ist auch das Altersverhältnis zwischen Mathilde III. und ihrem 1. Gemahl ins Auge zu fassen, und da ergibt sich allerdings eine nicht kleine Altersdifferenz, welche hervorzuheben der Verfasser auch nicht versäumt. (p. 233).
    Otto, der Sohn des gewesenen Herzogs Konrad von Lothringen, der 955 auf dem Lechfeld gefallen war, durch seine Mutter Liudgard ein Enkel OTTOS DES GROSSEN, ist der Vater des Konrad von Worms, welcher ihm 1004 als Herzog von Kärnten folgte, gewesen Ein anderer und wohl der älteste Sohn, Heinrich, der Vater des nachherigen Kaiser KONRADS II., scheint früh, vor dem Vater, gestorben zu sein. Ein dritter ist Brun, der durch OTTO III. 996 zum Papst gemacht wurde und bis 999 als Gregor V. regierte, der erste Deutsche auf dem päpstlichen Throne. Secretan nun macht mit vollem Recht darauf aufmerksam, daß meist die jüngeren Söhne zum geistlichen Stand bestimmt wurden, und daß, mag Brun bei seiner Erhebung auch noch so jung gewesen zu sein, er doch ein gewisses Alter haben mußte: Bruno ne pouvait gueres avoir moins de 30 ans, eine wohl zu hoch gegriffene Zahl. Und überdies kann Heinrich, als Bruno zum geistlichen Stand bestimmt wurde, noch gelebt haben, so daß man nicht gezwungen ist, Konrads Geburt vor derjenigen Brunos anzusetzen, wie der Verfasser tut, indem er um 964 Konrad geboren sein läßt: dergestalt allerdings wäre Konrad ungefähr 20 Jahre älter, als Mathilde III. gewesen, beinahe 40 Jahre, falls nicht eine frühere kinderlose oder nur mit kurzlebigen Kindern gesegnete Ehe angenommen wird, unvermählt geblieben. Wenn nun auch dieses anzunehmen, wie bemerkt, nicht nötig ist, ein Altersunterschied von mindestzens 10 Jahren war zwischen Konrad und Mathilde III. immerhin vorhanden.
    Konrad der Jüngere, der Sprößling dieser Ehe, mag also um 1003 zur Welt gekommen sein, vielleicht auch schon etwas früher; doch ist wohl hierbei nicht ganz außer Beachtung zu lassen, daß HEINRICH II. 1003 zu Thionville nur von der Existenz der ihm verhaßten Ehe, nicht schon von derjenigen eines Kindes aus derselben redete. Ein puer war 1012 nach Hermansn von Reichenau Ausdruck der filius Cuonradus, dem nach des Vaters Tode HEINRICH II. das von demselben inngehabte Herzogtum Kärnten nicht zuwies; als adolescens wird er durch denselben bezeichnet, als er 1019 gegen Adalbero mit seinem Veter, KONRAD DEN ÄLTEREN, die Waffen ergriff. Und als HEINRICH II. gestorben war, als es sich darum handelte, einen der beiden Konrade mit der Reichsführung zu betrauen, würde der jüngere nach dieser Berechnung nicht viel über 20 Jahre gezählt haben, währen dem älteren durch Giesebrecht ein Alter von etwa 40 Jahren zugeschrieben wird.
    Auch gegen diesen ziemlich bedeutenden Altersunterschied zwischen den beiden gleichnamigen Vettern wendet Secretan p. 232 nicht mit Unrecht ein, er vertrage sich schecht mit les relations en quelque sorte fraternelles, mit denen man die Beziehungen der Konrade zueinander zu verbinden gewohnt sei. Allein was diese innigen Bande angeht, so ist die Waffengenossenschaft von 1019 jedenfalls ebenso sehr durch "die gemeinschaftlichen Interessen" als durch die "Freundschaft" zu erklären, und hat andererseits Steindorff erst kürzlich gewiß mit Recht betont, daß die Reden bei Wipo bei Anlaß des Wahlaktes ohne Zweifel erfunden sind, in denen der ältere KONRAD seinem Vetter unter anderem omnium cognatorum meorum dilectissimus nennt. Gerade der bedeutende Altersunterschied de rbeiden läßt vielmehr eher klar werden, daß der jüngere Konrad, trotz der Partei, die für seine Erhebung war, sich von seinem älteren an Erfahrung ihm überlegenen Vetter einschüchtern und gewinnen ließ. Auch die Notiz der Annalen von Hildesheim, Konrad sei inmatura morte 1039, nur kurz nach KONRAD II. gestorben, paßt wohl zu einem Alter von etwa 36 Jahren.
    So ist denn auch nach den chronologischen Verhältnissen die schwäbische Mathilde an der bisher ihr angewiesenen Stelle in den genealogischen Tafeln ohne Frage zu behalten, und es ist die Angabe, Konrad der Jüngere sei ihr Sohn, nicht nur impossible dans toute la rigeur du mot, sondern auch nicht tres-peu problable (p. 238) [Folgende zwei Momente sprechen auch noch gegen Secretans Hypothese. Einmal ist in der schon mehrfach erwähnten Steynverlter Stammtafel die angegebene, weil in den Augen des Schreibers wichtigere Mathildis Mathilde III., nicht Mathilde II. - Als zweites ist anzuführen, daß Konrad der Jüngere, wäre seine Mutter Mathilde II. gewesen, ein Neffe König Rudolfs von Burgund gewesen wäre, also dem Erblasser von 1032 noch näher gestanden hätte als KONRAD II. nach dessen Vermählung mit Gisela (in Wirklichkeit, als Sohn der Mathilde III. ist er ein Großneffe Rudolfs): als Söhne von Schwestern Rudolfs wären 1032 Graf Odo von der Champagne und er die nächsten Erben gewesen. Allerdings nun hat Konrad der Jüngere, der sich bald nach KONRADS Erhebung mit demselben entzweit hatte, 1025 offen mit dessen Stiefsohn, Ernst II. von Schwaben, dem Großneffen König Rudolfs, dem es hauptsächlich um die Ansprüche auf Burgund zu tun war, gemeinschaftliche Sache gemacht, und als 1027 Ernst sich von neuem erhob, war Konrad "dem Kaiser weder treu, noch auch sehr schädlich", sondern "hielt sich einstweilen im Hintergrund", mußte aber dafür, nachdem Ernst sich unterworfen, gleichfalls hart büßen: während jedoch besonders 1027 Ernsts Absichten auf Burgund deutlich genug hervortraten, war Konrad 1025 wohl zumeist durch seine engen Beziehungen zu seinem Stiefvater, Friedrich, und durch denselben zu den lothringischen Dingen in die Reihen der Verschwörer gezogen worden, und hielt er sich 1027, noch mehr nach Rudolfs Absterben, als Odo, Gerold von Genf, der Erzbischof Burkhard III. von Lyon die Ansprüche KONRADS II. auf Burgund mit Waffengewalt bekämpften, von den burgundischen Angelegenheiten, so weit wir erkennen können, ferne. Das läßt sich begreifen, wenn er der Großneffe Rudolfs war; der Neffe desselben hätte wohl energischer seine Anrechte geltend gemacht.].
    Eine der Haupteinwendungen des Verfassers gegen die Mathilde III. als Gemahlin Konrads und Friedrichs lag darin, daß es nicht denkbar war, daß der Name des Gemahls einer Tochter des Königs Konrad von Burgund unbekannt geblieben sei, während die Schwestern derselben die glänzendsten Heiraten gemacht haben, eine Herzogin von Bayern, Mutter eines deutschen Kaisers, die zweite Herzogin von Schwaben, die dritte erst Gemahlin eines Rivalen Hugo Capets, dann vorübergehend Königin von Frankreich geworden sei. Daß Mathilde von Burgund vermählt war, zeigt der Brief des Grafen Raynaldus, wonach sie eine Tochter Bertha, diese einen Sohn, Geraldus Genevensis, hatte. Den Namen des Gemahls freilich wissen wir nicht, und das kann bei den zerrütteten inneren Verhältnissen des burgundischen Reiches uns nicht überraschen. Wie dieselben keine Blüte der Künste des Friedens, also auch keine historiographische Tätigkeit zum Gedeihen kommen ließen, so kann auch der Vater der Bertha schon frühe in einer der zahlreichen inneren fehden umgekommen sein. Dieses Schweigen der Quellen kann am wenigsten etwas zu besagen im Stande sein.
    Mit der Haltlosigkeit der Hypothese, die bis dahin besprochen wurde, fällt selbstverständlich auch dahin, was in Cap. VII von der Vermählung der schwäbischen Mathilde mit einem Grafen Hugo III. von Egisheim, Vetter des Eberhard III., Grafen von Nordgau, Gemahl der Bertha (von Worms, wie sie irrig benannt ist), aufgestellt ist. Dagegen ist jedenfalls der in dem Briefe genannte Urenkel des Burgundischen Königs Konrad, Geraldus Genevensis, der von Wipo im Leben KONRADS c. 32 zum Jahre 1034 erwähnte Geroldus princeps regionis illius und wohl auch der Gerolt Burgundio des Hermann von Reichenau zu 1045: jener unterwirft sich zu Genf, zugleich mit dem Erzbischof von Lyon, KONRAD II., dieser ergibt zu sich zu Solothurn HEINRICH III. Auch das Alter Gerolds stimmt zum Briefe: Graf Gerold von Genf ist gleich dem jüngeren Konrad ein Urenkel des burgundischen Konrad.
    Den Namen des Gemahls der Berthadagegen, des Schwiegersohnes der burgundischen Mathilde, liefert uns eben die schon oben berührte Stelle des Wibert. Die Nichte des letzten burgundischen Königs Rudolf (neptis Rodulfi regis Jurensis), Bertha - denn hier ist es wohl gestattet, den Brief Raynalds mit Wiberts Bericht zu verbinden - ist die Gemahlin des Gerhard, eines Sohnes des Grafen Hugo von Egisheim, und Gerhards und Berthas Sohn ist Graf Gerold von Genf. Daß dieser gegen KONRAD II. und HEINRICH III. als Großneffe König Rudolfs und als burgundischer Großer mehrmals zu den Waffen griff, ist natürlich.

    Eickhoff Ekkehard: Seite 55,117, "Theophanu und der König"

    Zur Feier des Osterfestes am 27. März 981 kamen auch Adelheids Bruder, König Konrad, und die Königin Mathilde von Burgund nach Rom.
    Für den Hochsommer 985 wurde in Metz ein Treffen geplant, auf dem Adelheid und Theophanu, Herzogin Beatrix, die Königin Emma (Adelheids Tochter, König Lothars Gemahlin), vielleicht auch Mathilde von Quedlinburg, die Äbtissin Gerberga von Gandersheim (Herzog Heinrich des Zänkers Schwester), die Königin Mathilde von Burgund (Kaiserin Adelheids Schwägerin und OTTOS III. Cousine) und Adelheid, die Gemahlin des Herzogs Hugo Capet von Franzien, gemeinsam mit Heinrich dem Zänker die schwelenden Streitfragen zwischen Mosel und Maas beilegen sollten.

    Weinfurter, Stefan: Seite 23, "Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten"

    Der westfränkische Königssohn Lothar erhielt OTTOS Stieftocher Emma zur Frau, und König Konrad von Burgund verband sich mit Mathilde, einer Nichte OTTOS.


    964 oo 2. Konrad der Friedfertige König von Burgund um 923-19.10.993

    Kinder:
    - Gerberga (Guepa) ca 965/66-7.7.1018/19
    um 980 1. oo Hermann Graf von Werl - 985/88
    988 2. oo Hermann II. Herzog von Schwaben um 950-4.5.1003
    - Bertha ca 967/68- nach 1010
    984 1. oo Odo I. Graf von Blois 950-12.3.996
    997 2. oo Robert II. König von Frankreich - 1004 20.7.972-20.7.1031
    - Rudolf III. ca 970-5./6.9.1032
    - Mathilde
    oo Graf (Großeltern Gerolds I. von Genf)


    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 158,164,372 K 45 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 144 - Althoff Gerd: Otto III. Primus Verlag Darmstadt 1997, Seite 61 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 26,67 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 42 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996, Seite 47,61,64,70 - Eickhoff Ekkehard: Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt. Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 20,55,115,117,164,302 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 64,67 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 V,15. Seite 169,283,287,300,321 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seite 65 - Hlawitschka, Eduard: Die verwandtschaftlichen Verbindungen zwischen dem hochburgundischen und dem niederburgundischen Königshaus. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte Burgunds in der 1. Hälfte des 10. Jahrhunderts, in: Schlögl, Waldemar und Peter Herde: Grundwissenschaften und Geschichte, Festschrift für Peter Acht; Kallmünz 1976 (Münchener historische Studien: Abteilung geschichtliche Hilfswissenschaften Band 15) Seite 28-57 - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 47,49,77,96 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971, Seite 262 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 311 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 214,224 - Schmid, Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 408,412 - Schmid Karl: Reich und Kirche vor dem Investiturstreit. Gerd Tellenabch zum 80. Geburtstag. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1985, Seite 55-56 - Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg.): Otto III. – Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 12, 13A - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 148 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 23,220- Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 122 –

    Geburt:
    Ende 943

    Gestorben:
    26.11.

    Mathilde heiratete von Burgund, Konrad in 964. Konrad wurde geboren um 923; gestorben am 19 Okt 993; wurde beigesetzt in Vienne [38200],Isère,Rhône-Alpes,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 31. von Burgund, Gerberga  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 965/966; gestorben am 7 Jul 1018/1019.
    2. 32. von Burgund, Berta  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 964/965; gestorben nach 1010.
    3. 33. von Burgund, Rudolf III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 970; gestorben in Sep 1032; wurde beigesetzt in Lausanne [1000],Waadt,Schweiz.
    4. 34. von Burgund, Mathilde  Graphische Anzeige der Nachkommen

  9. 21.  von Frankreich, Ludwig Graphische Anzeige der Nachkommen (8.Ludwig2, 1.Karl1) wurde geboren in Dez 948; gestorben am 10 Nov 954 in Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Frankreich; Prinz von Frankreich

    Notizen:

    Ludwig
    Prinz von Frankreich
    Dez. 948-10.11.954 Laon
    3. Sohn des Königs Ludwig IV. der Überseeische von Frankreich und der Gerberga von Sachsen, Tochter von König HEINRICH I.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 472, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 73

    Ludwigs Geburt gibt Brandenburg mit 948 an. Das Datum läßt sich auf 948 XII präzisieren, denn Flodoard, dessen Genauigkeit und Gleichzeitigkeit bekannt sind, berichtet die Geburt im letzten Satz eines (im Druck) mehrseitigen Jahresberichtes.

    Glocker Winfrid: Seite 284, "Die Verwandten der Ottonen und ihe Bedeutung in der Politik"

    V, 18 Ludwig
    * 948 XII, + 954 vor IX 10

    Von der Geburt eines Sohnes König Ludwigs IV., der den Namen des Vaters erhielt, berichtet Flodoard am Endes seines Jahresberichtes zu 948, Seite 121.
    Laut dem Reimser Annalisten starb der kleine Ludwig kurz vor dem Tod seines Vaters im Jahr 954 (Seite 138).

    Literatur:
    Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihe Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 V,18 Seite 284 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 211 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 472 -


  10. 22.  von Niederlothringen, Karlvon Niederlothringen, Karl Graphische Anzeige der Nachkommen (8.Ludwig2, 1.Karl1) wurde geboren in 953 in Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich; gestorben am 22 Jun 992; wurde beigesetzt in Maastricht,Limburg,Niederlande,Niederlande.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich; Graf von Laon
    • Titel/Amt/Status: Frankreich; König von Frankreich
    • Titel/Amt/Status: 977-992, Niederlothringen; Herzog von Nieder-Lothringen

    Notizen:

    Karl
    Herzog von Nieder-Lothringen (977-992)
    König von Frankreich
    Graf von Laon
    Sommer 953 Laon - 22.6.992 Begraben: Servatiuskirche zu Maastricht

    Jüngerer Sohn des Königs Ludwig IV. von Frankreich und der Gerberga von Sachsen, Tochter von König HEINRICH I.

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 993

    Karl, Herzog von Nieder-Lothringen 977-991
    * 953 Laon , + 991
    Jüngerer Sohn König Ludwigs IV. 'Ultramarinus' von W-Franken (Frankreich) und der Gerberga, der Schwester OTTOS I.

    Karl war Bruder von König Lothar (954-986) und Onkel des letzten regierenden westfränkischen KAROLINGERS, Ludwig V. (986-987).
    Er wurde im Jahre 954 gegen karolingische Gepflogenheiten vom Thron ausgeschlossen. Zweimal versuchte er, ohne Erfolg, die Hand auf das 'regnum Lotharii' zu legen: um 975, erneut 985. Aus der Francia entfernt, erhielt er von OTTO II. 977 das Herzogtum Nieder-Lothringen. Karl, der stets ein Opfer der wechselhaften Beziehungen zwischen dem westfränkischen/französischen und dem deutschen Königtum blieb, proklamierte sich 979, anläßlich des W-Frankenzuges OTTOS II., in Laon zum König, scheiterte aber, da er wegen seiner Mißheirat und seiner Abhängigkeit von den OTTONEN bei großen Teilen des westfränkischen Adels und beim Episkopat auf Ablehnung stieß. Ein letzter Versuch, das Königtum zu erringen, richtete sich 987 gegen Hugo Capet; Karl nahm 987 Laon, 989 Reims ein, geriet aber 991 in Laon in die Gefangenschaft Hugos, in der er starb.
    Drei Fragen in Karls Laufbahn sind strittig:
    1. Das Problem, ob er Herzog nur von Nieder-Lothringen oder aber des gesamten, ungeteilten Lothringen war. Bleibt Karls Rolle als Herzog unklar (von ihm ausgestellte Urkunden fehlen, und in den ottonischen Königsurkunden ist er nicht genannt), so kann doch angenommen werden, dass das vorher und nachher vakante Herzogtum für Karl und seinen Sohn Otto (991-1006/12) provisorisch wiederbelebt wurde, als ein Instrument ottonischer W-Politik.
    2. Die Frage des Begräbnisortes Karls und seines Sohnes Otto, als der traditionell St. Servatius in Maastricht gilt, ist Gegenstand einer (auch mit archäologischen Argumenten geführten) Kontroverse).
    3. Umstritten ist ferner die Frage, ob Karl für die Stadtentwicklung Brüssels eine Rolle gespielt hat (angeblicher Bau eines Castrums um 980, das ihm aber erst in späten Quellen, seit dem 14. Jh. zugeschrieben wird).

    Literatur:
    W. Kienast, Der Hzg.stitel in Frankreich und Dtl., 1968 - W. Mohr, Gesch. des Hzm.s Lothringen, I, 1974

    Werner Karl Ferdinand: Seite 472, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 74

    Die genaue Todeszeit Karls ist uns nicht bekannt. Daß er 991 III 30 in die Hände König Hugos geriet und in die Haft nach Orleans gebracht wurde, wo er starb, ist alles, was wir sicher wissen. Die von Brandenburg gebotenen Grenzdaten nach 992 und vor 995, was auf 993/94 hinausliefe, beruhen nicht auf positiven zeitgenössischen Angaben.
    Zur späteren Beisetzung Karls in St. Servatius in Maastricht, wo auch Karls Sohn Otto seine Grablege hatte, vgl. Uhlirz 135, Anmerkung 24.
    Karl hatte 976-978 die Rebellion der REGINARE gegen Kaiser OTTO II. unterstützt und am Vorstoß auf Aachen teilgenommen. 977 beschuldigte er seine Schwägerin, Königin Emma, des Ehebruchs mit dem soeben eingesetzten Bischof Adalbero von Laon und wurde deswegen aus Frankreich verbannt. Er begab sich zu Kaiser OTTO II., der ihn im Mai mit Nieder-Lothringen belehnte. OTTO erbaute ihm eine Residenz in Brüssel und überwies einige Eigengüter in der Gegend von Brabant, was jedoch nichts an der bescheidenen Stellung Karls, dessen herzogliche Gewalt nur auf den Teil Nieder-Lothringens zwischen Maas und Schelde begrenzt war, änderte. Er nahm 978 am Feldzug OTTOS II. nach Frankreich teil. Nach dem Tode seines Neffen, Ludwigs V. von Frankreich, gelang es ihm nicht, die französische Krone zu erringen; nach Anfangserfolgen unterlag er Hugo Capet. Im Frühjahr 988 eroberte Karl die Stadt Laon im Handstreich und später spielte ihm Arnulf, sein Stiefneffe, Reims zu. Am 30.3.991 wurde Karl in Laon mit seiner gesamten Familie vom Bischof durch Verrat gefangengenommen und Hugo Capet übergeben, der ihn in Orleans inhaftierte. Karl hat die Freiheit nie wiedergesehen. Eventuell wurde er sogar ermordet.
    Sein Leichnam wurde in der Servatiuskirche in Maastricht bestattet.

    Mohr Walter: Band I Seite 47-50,52-58, "Geschichte des Herzogtums Lothringen"

    Inzwischen verfolgten die geflüchteten Reginar IV. und Lambert ihre Sache weiter. Sie suchten ihren Kampf auf eine breitere Basis zu stellen, indem sie um Bundesgenossen warben. Anklang fanden sie beim Grafen Adalbert von Vermandois, dessen Sohn Otto sich ihnen zur Verfügung stellte. Des weiteren gewannen sie Karl, den Bruder des westfränkischen Königs Lothar. Für das Haus VERMANDOIS lag wohl in diesem Bündnis die Zielsetzung, auf diesem Wege Einfluß auf das Bistum Cambrai zu gewinnen. Bei Karl ist die Veranlassung dazu vielleicht darin zu suchen, dass er etwas zurückgesetzt behandelt worden war, er hatte keinerlei Ausstattung mit Landbesitz erhalten. Für Lambert und Reginar mag das Zusammengehen mit ihm von besonderer Bedeutung gewesen sei, da von dem KAROLINGER eine moralische Wirkung auf die Haltung der Lothringer ausgehen konnte, so dass man sie leichter zum Abfall von ihrem sächsischen König bewegen würde. Es ist dabei durchaus möglich, dass Karl auf sein Mitwirken die Herrschaft über Lothringen in Aussicht gestellt wurde.
    In der 2. Hälfte des April 976 wandten sich die Verbündeten gegen Mons. Vor der Stadt machte ihnen ein verlustreiches Gefecht die Weiterführung ihres Unternehmens unmöglich, die Stadt selbst blieb ihnen verschlossen. Lediglich Otto von Vermandois konnte die kleine Grafschaft Gouy besetzen, von der aus es ihm möglich war, auf Cambrai einen Druck auszuüben. Der Kaiser war vorläufig nicht imstande, einzugreifen, er war anderwärts gebunden. Erst Anfang November 976 ist er am Rhein erschienen. Unmittelbare Anordnungen hat er indes noch nicht sofort, sondern erst im April 977 getroffen. Vermutlich weist das darauf hin, dass die Lage kompliziert geworden war. Wir wissen, dass der westfränkische König sich in dieser Zeit in der Nähe der lothringischen Grenze aufhielt, was vielleicht auf konkrete Pläne eines Eingreifens in Lothringen selbst schließen läßt. Hierzu kam eine Verschärfung der Spannung zwischen ihm und seinem Bruder Karl. Dieser äußerte nämlich Beschuldigungen des Ehebruchs gegen Lothars Gemahlin mit dem Bischof von Laon. Motive für dieses Vorgehen lassen sich nicht erkennen. Lothar schritt jetzt zur Verbannung seines Bruders.
    Der Kaiser wird sich also der Möglichkeit eines Eingreifens des westfränkischen Königs in Lothringen gegenüber gesehen haben, das sich zugunsten von Lambert und Reginar ausgewirkt haben würde. An diesen Faktoren wird sich OTTOS Politik orientiert haben, denn nur so sind die Beschlüsse zu erklären, die er jetzt faßte. Lambert und Reginar erhielten ihre Besitzungen zurück. Lambert wählte seine Residenz in Löwen. Reginar übernahm den Hennegau, jedoch verblieb dort das feste Mons noch im Besitz des Grafen Gottfried, der wahrscheinlich außerdem die Grafschaft Verdun erhielt. Das wichtigste aber war es, dass Karl als Herzog im lothringischen Gebiet eingesetzt wurde. Ein unmittelbares Zeugnis über den Zustand besitzen wir lediglich in einem Brief des Bischofs Dietrich von Metz an Herzog Karl, der aus dem Jahre 984 stammt, durch den die Sachlage aber nicht klarer wird. Der Bischof hält dem Herzog vor, er verberge sich in einem kleinen Winkel Lothringens und rühme sich dabei in übermäßigem Stolz, ganz Lothringen voranzustehen. Das macht es also nicht ausgeschlossen, dass Karl Rechte erhielt, die sich auf ganz Lothringen erstrecken konnten.
    Eine Möglichkeit zur Klärung dieser Frage ergibt sich vielleicht daraus, dass Herzog Friedrich von Ober-Lothringen in dieser Zeit gestorben ist. Wir besitzen keine Angaben über sein Todesdatum. Sein letztes, sicher bezeugtes Auftreten liegt im Mai 977 bei der Anwesenheit des Kaisers in Diedenhofen. Man hat zwar angenommen, bei der gleichen Gelegenheit sei Karl zum Herzog von Nieder-Lothringen ernannt worden, doch ist das reine Spekulation, die durch nichts bewiesen werden kann. Der Zeitpunkt für Karls Ernennung wird uns durch den zu Beginn des 11. Jahrhunderts schreibenden Sigebert von Gembloux gegeben. Es bleibt danach die Möglichkeit, dass nach dem Tode Herzog Friedrichs Karl zum Herzog ernannt wurde, um in Lothringen die herzoglichen Aufgaben durchzuführen, weil Friedrichs Sohn Dietrich noch minderjährig war. Zwar hat dessen Mutter Beatrix die Vormundschaft übernommen, aber in ihrer politischen Tätigkeit läßt sie sich erst seit Juni 983 feststellen, als sie in einer in Verona ausgestellt Urkunde OTTOS II. mit dem Titel dux Beatrix erscheint. Da diese Urkunde außerhalb der Kanzlei verfaßt wurde, drückt sich darin wohl die Absicht Beatrix zur Aufrechterhaltung der Nachfolge ihres Hauses in Lothringen aus, vielleicht sogar mit einer Wendung gegen Karl von Nieder-Lothringen.
    Indes können wir mit Karl von Nieder-Lothringen immerhin die Geschichte eines eigenen Herzogtums Nieder-Lothringen beginnen lassen. Er nahm in Brüssel seine Residenz. Seine Begünstigung durch den Kaiser mußte dem westfränkischen König als eine Bedrohung erscheinen. Immerhin hat Karl zumindest später auch Absichten auf das westfränkische Königtum gezeugt, worin er durch OTTO II. unterstützt wurde. Von solchen Faktoren muß man wohl ausgehen, um den Zug zu erklären, den Lothar im Jahre 978 nach Lothringen unternahm.
    Lothars Gründe hierfür werden in den Quellen unterschiedlich angegeben. Dass er Nieder-Lothringen zum Ziel wählte, kann unter Umständen durch eine Aufforderung von Lambert und Reginar bedingt gewesen sein. Immerhin läßt die von ihm in Lothringen eingeschlagene Politik gerade vermuten, dass er sich auf eine beachtliche Unzufriedenheit der Lothringer über die ostfränkische Herrschaft zu stützen gedachte. Ob indes auf der anderen Seite der neue Herzog Karl Sympathien in Nieder-Lothringen gefunden hat, läßt sich nicht erkennen, aber möglicherweise hat hier ein Fehlschlagen der kaiserlichen Politik für Reginar und Lambert den Anlaß gegeben, die Verbindung zu König Lothar wieder aufzunehmen.
    Lothar zog wahrscheinlich in den Raum Lüttich-Maastricht, wo er die Maas erreichte. OTTO war inzwischen von Sachsen nach Aachen gekommen, worüber Lothar offensichtlich beim Überschreiten der Maas Nachricht zukam. Darauf erkannte man im westfränkischen Lager die günstige Gelegenheit eines Überfalls, da der Kaiser ohne Heer gekommen war, und änderte dementsprechend die Disposition. OTTO konnte sich beim Herannahen seiner Gegner gerade noch durch schleunige Flucht retten, das westfränkische Heer fand den Palast fand den Palast in Aachen leer. Das westfränkische Heer hat den Aachener Palast geplündert.
    Lothar wandte sich jetzt nach Ober-Lothringen. Von dem dortigen Herzog Friedrich ist uns für die anfänglichen Regierungsjahre OTTOS II. weiter nichts überliefert, er war inzwischen gestorben. Die Stellung seines unmündigen Sohnes und Nachfolgers ist für diese Zeit noch ungewiß, seine Mutter Beatrix hat eine politische Rolle erst später gespielt. Immerhin wird sie schon damals die Ansprüche ihres Hauses in Lothringen zu behaupten gesucht haben. Falls die Vermutung stimmt, dass Karl von Nieder-Lothringen sich als zuständig für ganz Lothringen betrachtete, ließe sich von dieser Seite her der Zug Lotharsvielleicht erklären. Denn Beatrix war ja die Schwester Hugo Capets, deshalb vielleicht erhoffte sie über ihren Bruder vom westfränkischen König eine entsprechende Hilfe. Lothar wandte sich bei seiner Aktion gegen Metz, dessen Bischof Dietrich zum Kaiser hielt.
    Auf dem Gegenzug des Jahres 978 wurde Karl nach der Einnahme der Stadt Laon durch die Überredung der kaiserlichen Partei zum Gegenkönig erhoben.
    Nach dem Tode OTTOS II. kam es zu einer Annäherung zwischen Karl und seinem Bruder Lothar, als dieser die Vormundschaft über OTTO III. anstrebte.

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    Da der kinderlose Ludwig V. nur von zwei illegitimen Brüdern namens Arnulf und Richard überlebt worden war, konnte der karolingische Geblütsanspruch allein von König Lothars Bruder Karl, dem lothringischen Herzog, verfochten wurden. Er war damals 34 Jahre alt und mit Adelheid, vermutlich einer Tochter Graf Heriberts III. von Troyes, verheiratet, mit der er mehrere Kinder, darunter einen Sohn Otto, hatte. Wenn daraus nicht die neue Königsfamilie geworden ist, so deshalb, weil Karl seine Machtbasis jenseits der Reichsgrenzen, im "Ausland" gewissermaßen, hatte und in W-Franken ohne ausschlaggebenden Anhang war. Für ihn trat nicht nur keine Königin-Witwe ein wie Gerberga 954 für Lothar, sondern seine Schwägerin Emma war seit Jahren zutiefst mit ihm verfeindet; anders als früher ergriff auch der Erzbischof von Reims nicht die Partei dieses KAROLINGERS, und am ottonischen Hof bestand schon um Lothringen willen kaum Neigung, seine Thronkandidatur zu begünstigen, was zugleich für Hugo Capet jede Zurückhaltung erübrigte. Sämtliche Faktoren, die in der Vergangenheit westfränkischen KAROLINGERN auch aus schwächerer Position heraus die Nachfolge im Königtum ermöglicht hatten, entfielen diesmal, ja waren in ihr Gegenteil verkehrt. So bedurfte es auf der Wahlversammlung im Juni 987 in Senlis gar nicht der von Richer referierten, sachlich fragwürdigen Einwände Adalberos von Reims gegen Karl, er habe sich in den Diensten eines externus rex begeben und unter seinem Stand geheiratet, um die Entscheidung zugunsten Hugos, des mächtigsten der bisherigen Lehnsfürsten, zu lenken, der dann am 3.7. in Noyon gekrönt wurde. Kennzeichnend für den politischen Rahmen war, dass Hugo sogleich den Hochverratsprozeß gegen Adalbero niedergeschlagen hatte und die Besetzung von Verdun aufgab, nachdem Graf Gottfried bereits vor der Krönung freigelassen worden war.
    Erst nachdem Hugo Capet Weihnachten 987 seinen Sohn Robert in Orleans zum Mitkönig gekrönt hatte, regte sich der überspielte Karl von Lothringen zum Kampf für seine Thronrechte, indem er im Frühjahr 988 im Handstreich die Königsstadt Laon einnahm, wobei ihm verräterische Hilfe seines Neffen Arnulf, eines Reimser Klerikers und vorehelichen Sohnes König Lothars, zustatten kam. Falls er gehofft hatte, damit einen allgemeinen Umschwung zu seinen Gunsten einzuleiten, sah er sich bald enttäuscht, denn sein aktiver Anhang blieb spärlich und umfaßte im französischen Hochadel offenbar nur den Grafen Heribert IV. von Troyes (seinen mutmaßlichen Schwager) und Odo I. von Blois, die schon seinem Bruder Lothar eifrig zur Seite gestanden hatten. Immerhin vermochte er Laon, wo ihm die verhaßte Schwägerin Emma und der dortige Bischof Adalbero (Azzelin), ein Neffe des Reimser Metropoliten, in die Hand gefallen waren, auch gegen zweimalige Belagerung zu behaupten, zu denen die Könige Hugo und Robert im Sommer und Herbst 988 anrückten. Es wäre wohl beim zähen Ringen um diese befestigte Stadt geblieben, wenn die KAPETINGER nicht Anfang 989 nach dem Tode Adalberos von Reims den schwer verständlichen Entschluß gefaßt hätten, ausgerechnet den erwähnten Kleriker Arnulf als Erzbischof einzusetzen. Entgegen allen geleisteten Eiden sorgte dieser nämlich nicht für die erwartete Spaltung in Karls Gefolgschaft, sondern übergab im Herbst 989 die Stadt an seinen Oheim. Obgleich auch danach keine förmliche Königswahl und Königskrönung zustande kam, war Karl durch den Gewinn von Reims samt den Vasallen und Besitzungen der dortigen Kirche in einer deutlich gebesserten Position, der Hugo militärisch nicht beizukommen verstand.
    Zu Fall brachte den KAROLINGER erst "das schwärzeste Verbrechen des Jahrhunderts" (W. Kienast): Bischof Adalbero von Laon, der sich Karls Vertrauen erschlichen hatte, öffnete in der Nacht vom 29./30.3.991 unversehens die Tore der Stadt und gab ihn damit in die Gewalt seiner Feinde. Als Aufrührer wurde er zusammen mit seiner Frau Adelheid, dem Sohn Ludwig und den Töchtern Gerberga und Adelheid in einen "festen Turm" König Hugos in Orleans verbracht, wo er zu einem unbekannten Zeitpunkt ums Leben kam. Gesichert scheint zu sein, dass die Familienangehörigen nach Karls Tod von weiterer Haft verschont blieben. Die beiden Töchter sind später als Ehefrauen lothringischer Grafen bezeugt, während der junge Ludwig 995 noch einmal erwähnt wird im Zusammenhang eines vagen Plans Adalberos von Laon, OTTO III. gegen die KAPETINGER ins Land zu rufen.

    Glocker Winfrid: Seite 187-201, Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    Karl, Herzog von Nieder-Lothringen
    Sommer 953- nach 991

    Der vorletzte Nachkomme KARLS DES GROSSEN in der rein männlichen Linie trug - Ironie des Schicksals - den Namen seines bedeutenden Ahnen, der der Begründer des mittelalterlichen Kaisertums gewesen war. Nomen est omen: unser Karl nahm so auch wirklich eine ganz besondere Mittlerrolle zwischen den beiden Nachfolgestaaten des einstigen KARLS-Reiches ein.
    In Karls Sohn Otto, der dem Vater im niederlothringischen Herzogtum nachfolgte, verloschen die KAROLINGER beinahe unbeachtet. Bezeichnenderweise kennen wir weder von Karl von Nieder-Lothringen noch von seinem Sohn das genaue Sterbejahr.

    1. Zur Herkunft Karls, des späteren niederlothringischen Herzogs

    Die beiden letzten Kinder des westfränkisch-französischen Königspaares, König Ludwig IV. und der Gerberga, waren Zwillinge; sie kamen 953 zur Welt. Die zwei Knaben erhielten die Namen ihrer Großväter von väterlicher und mütterlicher Seite, Karl nach König Karl dem Einfältigen und Heinrich nach König HEINRICH I., die Namen der beiden Herrscher, die immer wieder um den Besitz Lothringens in Konflikt geraten waren. Der schon lange währende Kampf um dieses karolingische Stammland war so dem späteren niederlothringischen Herzogs bereits in die Wiege gelegt.
    Und auch die erste Quellennachricht, in der uns Karl (abgesehen von der Meldung der Geburt des Zwillingspaares) entgegentritt, zeigt uns seine familiäre Bindung an die beiden herrschenden Familien des ost- und des westfränkischen Reiches. Die Königin Gerberga brachte nicht nur ihren ältesten Sohn, König Lothar, zum Familientag in Köln im Juni 965 mit, sondern auch ihren jüngsten Sohn Karl, der noch nicht erwachsen war. Auf diesem Hoftag präsentierte sich Kaiser OTTO DER GROSSE in seiner neuen Würde, und es wurde die Ehe zwischen König Lothar und Emma, der Stieftochter OTTOS DES GROSSEN (aus der ersten Ehe der Kaiserin Adelheid), vereinbart.

    2. Herzog von Nieder-Lothringen

    Die westfränkischen Könige hatten ihren Anspruch auf Lothringen nie aufgegeben. So versuchte König Ludwig IV. in einer militärischen Aktion 939 die Rückgewinnung des alten karolingischen Stammlandes und heiratete, als er sich zurückziehen mußte, die lothringische Herzogs-Witwe Gerberga, um auf diese Weise seine Ansprüche zu bekräftigen. Der erstgeborene Sohn des französischen Königspaares erhielt den programmatischen Namen Lothar. Doch während der folgenden Jahre drängte die Schwäche des westfränkischen Königtums und die verwandtschaftliche Beziehung der drei Geschwister Brun, Gerberga und Hadwig dieses alte Ziel westfränkischer Politik immer mehr in den Hintergrund, wenn es auch im Bestreben Bruns, westfränkischen Ansprüchen auf Lothringen vorzubauen, weiter thematisiert wurde.
    Erst als mit dem Tod Kaiser OTTOS DES GROSSEN auch der letzte Protagonist einer auf patriarchalischen Vorstellungen ruhenden Oberhoheit des ostfränkisch-deutschen über das westfränkisch-französische Reich verstorben war, konnte Lothringen wieder in das Blickfeld der Politik der westfränkischen KAROLINGER rücken.
    Es ist nicht ersichtlich, wie die Verhältnisse in Lothringen nach dem Tode Bruns, des lothringischen "archidux", organisiert wurden. Anscheinend bestand aber das Gesamtherzogtum Lothringen weiter fort. Nach dem Tode Kaiser OTTOS DES GROSSEN riefen lothringische Große die Söhne Graf Reginars III. vom Hennegau, Reginar IV. und Lambert, nach Lothringen zurück, aus dem sie im Jahr 958 durch Erzherzog Bruno vertrieben worden waren. Es ist gut möglich, dass die lothringischen Großen hiermit an die Tradition Herzog Giselberts, des Großonkels von Reginar IV. und Lambert, anzuknüpfen versuchten. Den REGINAR-Söhnen gelang es, die Familienbesitzungen zurückzuerobern, doch konnten sie sich nur kurze Zeit halten. In einem Winterfeldzug Anfang 974 vertrieb sie Kaiser OTTO II. aus dem Land. Reginar und Lambert entkamen in das westfränkische Reich, wo sie neue Bundesgenossen für ihre Unternehmen suchten; es gelang ihnen, Otto, den Sohn des Grafen Albert I. von Vermandois, und Karl, den Bruder König Lothars, zu gewinnen. Das Ziel der Vermandoiser Grafen war es, auf diesem Weg Einfluß im Bistum Cambrai zu gewinnen. Karl hingegen war von seinem Bruder, König Lothar, zurückgesetzt behandelt worden und hatte zudem keinerlei Ausstattung mit Besitz erhalten. Es mag sein, dass gerade auch Karl als Königssohn ein seiner Würde entsprechendes Betätigungsfeld vermißte, was ihn - ähnlich wie es zu Beginn der Regierungszeit OTTOS DES GROSSEN beim Königsbruder Thankmar zu beobachten ist - zu Taten trieb, die gemäß dem Adelsethos seinen hohen Rang bestätigen und noch erhöhen sollten. Für Reginar und Lambert dürfte die Teilnahme des Königsbruders Karl an ihren Aktionen die Hoffnung auf eine deutlich erhöhte Legitimität in den Augen der lothringischen Großen bedeutet haben - war doch Karl ein Sohn der früheren Herzogs-Gattin Gerberga! Ob überdies ein Wissen und heimliches Einverständnis König Lothars bei der Aktion der REGINAR-Söhne und/oder bei der Beteiligung seines Bruders bestanden hat, ist in der neueren Literatur strittig. So vertritt Wolfgang Mohr die These, wie sie seit dem Buch von Ferdinand Lot gesichert erschien, es habe sich bei Karls Aktion um ein eigenständiges Vorhaben gehandelt, da das Verhältnis zwischen den beiden Brüdern schlecht gewesen sei. Walter Kienast und Bernd Schneidmüller hingegen verfechten die Ansicht, König Lothar müsse auf Grund seines Legitimitätsdenkens bezüglich Lothringens und vor allem wegen des reichen lothringischen Kirchengutes zumindest die Aufstände der lothringischen Adligen, wenn nicht sogar seinen Bruder Karl selbst, unterstützt haben. Die These von Mohr ist aber einsichtiger, da das Verhältnis zwischen den beiden Brüdern als strapaziert bezeugt ist: hatte doch der eine die Königswürde geerbt, während der andere durch die "Unteilbarkeit des Reiches" leer ausgegangen war, wobei ähnlich wie beim Regierungsantritt König OTTOS I. im O-Reich nun auch im W-Reich durch die starke Position der Fürsten nicht die Möglichkeit bestand, den unversorgten Königssohn mit einer seiner Würde entsprechenden Stellung auszustatten. So erinnert auch die Reaktion Karls an Ekkehardus filius Liudolfi und dessen "mori maluere", das wir in einem früheren Kapitel schon kennengelernt haben.
    Im April 976 wandten sich die Verbündeten gegen Mons, das die REGINAR-Söhne als den Mittelpunkt des ihnen zu Unrecht vorenthaltenen Besitzes betrachteten. Ein verlustreiches Gefecht zwang sie jedoch zum Rückzug. Weder König Lothar noch Kaiser OTTO II. griffen ein - diesem waren ohnedies die Hände durch den beginnenden Zänker-Aufstand gebunden -, und so hatten die Auseinandersetzungen den Charakter eines Kampfes örtlicher Gewalten.
    Erst im November dieses Jahres 976, nach Abschluß der Aktion gegen Heinrich den Zänker, begab sich der Kaiser an den Rhein. Konkrete Maßnahmen wurden jedoch nicht ergriffen, was die Vermutung nahelegt, dass es zu Verhandlungen zwischen dem O- und dem W-Reich gekommen ist; diese Vermutung läßt sich zu einer gewissen Wahrscheinlichkeit verdichten, da auch für König Lothar die Anwesenheit im lothringischen Grenzraum bezeugt ist. Eine Regelung der Streitigkeiten wurde freilich erst im April des folgenden Jahres 977 getroffen: Reginar IV. und Lambert wurden wieder in den alten Familienbesitz eingesetzt - das zentral gelegene Mons verblieb freilich in den Händen des Grafen Gottfried, dem es nach dem Beginn der Aktionen der REGINAR-Söhne 974 übertragen worden war. Für die weitere Entwicklung folgenschwer war jedoch die Ernennung Karls, des Bruders des westfränkisch-französischen Königs, zum Herzog. Es muß hier eindringlich darauf aufmerksam gemacht werden, dass uns durch keine auch nur einigermaßen zeitgenössische Quelle überliefert wird, welchen genaueren Amtsbereich Karl nun eigentlich übertragen erhielt. Das einzige zeitlich nahe Dokument, ein Brief des Bischofs Dietrich von Metz an Karl in der Briefsammlung des Gerberts von Aurillac, in dem Dietrich Karl vorwirft, sich lediglich in einem Winkel Lothringens versteckt zu halten und sich doch des Besitzes von ganz Lothringen zu rühmen, ist wegen der Polemik dieses Schreibens für die Klärung unserer Fragestellung nicht zu verwenden. Die etwa 80 Jahre nach den Ereignissen verfaßten "Gesta episcoporum Cameracensium" schreiben, Karl sei das diesseitige Lothringen übertragen worden, während der rund weitere 60 Jahre später arbeitende Sigibert von Gemblaux berichtet, Karl habe im Jahr 977 das Herzogtum Lothringen (also offenbar ganz Lothringen) übertragen bekommen. Ein möglicher Lösungsvorschlag zur Kombination der beiden Quellen wäre, eine anfängliche Übertragung nur des niederlothringischen Bereiches anzunehmen, dem dann nach dem Tod Herzog Friedrichs von Ober-Lothringen auch noch dieser Zuständigkeitsbereich hinzugefügt worden wäre. Beatrix, die Witwe Herzog Friedrichs, ist erst 983 als politisch aktiv bezeugt: sie erscheint in einer außerhalb der Kanzlei ausgestellten Kaiserurkunde als "dux Beatrix".
    Kaiser OTTO II. versuchte die Unruhen in Lothringen dadurch beizulegen, dass er den REGINAREN ihren Familienbesitz zurückgab und Karl mit dem Herzogtum in Nieder-Lothringen belehnte. Der Kaiser nutzte also geschickt den Konflikt unter seinen Vettern, um so einer möglichen Einflußnahme vorzubeugen. Die Stellung Karls zwischen dem ost- und westfränkischen Reich entspricht auch seiner Stellung innerhalb der Herrscherfamilie der KAROLINGER und OTTONEN. Die Forschung rechnet wohl etwas zu voreilig Karl einfach der karolingischen Sippe zu, der er von der väterlichen Seite angehört hat, und vergißt dabei, dass er von der mütterlichen Seite der OTTONEN-Dynastie entstammt; diese Tatsache muß nach der Einflußnahme Bruns von Köln in familärer Gemeinschaft mit seinen Schwester Gerberga und Hadwig, ein Jahrzehnt vor den Ereignissen in Nieder-Lothringen, dem Bewußtsein der Akteure gegenwärtig gewesen sein. Wie die verschiedenen Arbeiten von Karl Schmid deutlich genug gezeigt haben, war neben dem väterlichen auch ein mütterliches Herkunftsbewußtsein lebendig. So ist neben der Spitze gegen König Lothar, die schon die "Gesta episcoporum Cameracensium" als Grund für dieses Handeln Kaiser OTTO II. nennen, die Zugehörigkeit Karl zum Kreis der mit dem Kaiser verwandten Adligen als ein Grund für dessen Amtsstellung in Lothringen zu sehen, und in unserer Sichtweise verliert dieser Lösungsversuch den Charakter des "Ungewöhnlichen".
    Karl wurde mit Grafschaftsrechten in der Gegend von Brüssel ausgestattet, die wahrscheinlich schon Herzog Giselbert, der erste Gemahl von Karls Mutter Gerberga, innegehabt hatte. Seinen Lehenspflichten gegenüber Kaiser OTTO II. scheint Herzog Karl nachgekommen zu sein. Er nahm an dem Frankreichfeldzug OTTOS II. im Jahre 978 teil und wurde während des Italienfeldzuges OTTOS II. mit der Aufgabe betraut, die Grenze des Reiches im westlichen Bereich zu sichern.
    Im Jahr 978 begann König Lothar eine Aktion gegen Lothringen, die sich wahrscheinlich gegen seinen Bruder Karl richtete. Das oft vermutete Motiv, Lothar habe OTTO II. gefangennehmen wollen, scheidet nämlich aus, da sich der Kaiser zu der Zeit, als König Lothar zusammen mit seinen Großen den Feldzug vorbereitete, noch in Sachsen aufhielt. Als Beweggrund des französischen Königs erscheint wahrscheinlicher, er habe befürchtet, die Machtstellung seines Bruders in Lothringen werde die Ausgangsbasis sein, von der Karl nach der Königskrone greifen wolle. Hierfür spricht, dass Karl beim Frankreichfeldzug OTTOS II. Anspruch auf das französische Königtum erhoben hat. So dürfte König Lothar die Position seines Bruders im benachbarten Lothringen als ständige Bedrohung seiner Herrschaft erschienen sein. Der Feldzug Lothars kann aber genauso gut auf eine Aufforderung der Grafen Reginar IV. und Lambert zurückzuführen sein. Des weiteren wurde in der Forschung auch noch als Motiv das Traditions- und Legitimitätsdenken des westfränkischen KAROLINGERS vermutet. Schließlich könnte Lothar das reiche Königsgut gereizt haben, das eine Erweiterung seiner schmalen Machtbasis ermöglicht hätte.
    Erst auf seinem Feldzug wird König Lothar davon erfahren haben, dass sich Kaiser OTTO II. und seine Gemahlin in der Kaiserpfalz zu Aachen aufhielten. Dem Kaiserpaar gelang aber noch die Flucht; Lotharfielen nur die Reichsinsignien in die Hände, er gab den Palast der Plünderung frei und ließ den Adler auf dem Dachfirst drehen. Die militärischen Mittel des westfränkischen Königs reichten aber weder dazu aus, sich in Lothringen zu halten, noch dazu, den Gegenstoß Kaiser OTTOS II. im Herbst 978 zu verhindern.
    OTTO II. stieß über die alten karolingischen Königspfalzen Attigny, Soissons und Compiegne nach Paris vor. Die Pfalzen wurden zerstört und damit die Machtgrundlage des westfränkischen Königtums empfindlich getroffen. Sehr wahrscheinlich wurde Karl von Nieder-Lothringen auf dem Feldzug zum Gegenkönig eingesetzt. Ganz sicher läßt sich das aber nicht sagen, da wir als Beleg nur einen Hinweis in der Briefsammlung des Gerberts von Aurillac besitzen, der chronologisch nur schwierig und zudem nicht mit der notwendigen Sicherheit einzuordnen ist. Mit dem Zug auf Paris wäre in diesem Fall beabsichtigt gewesen, die Unterstützung Hugo Capets für den Königskandidaten Kaiser OTTOS II., nämlich Karl von Nieder-Lothringen, zu gewinnen. Gegenüber der Familienpolitik, wie sie in den Regierungsjahren König Ludwigs und in den ersten Jahren König Lothars von den Gemahlinnen König Ludwigs IV. und Herzogs Hugo der Große, Gerberga und Hadwig, zusammen mit ihren Brüdern, Bruno von Köln und OTTO DER GROSSE, praktiziert wurde, beruhte das Vorgehen Kaiser OTTOS II. nun nicht so sehr auf der mehr indirekten Ebene familiärer Beziehungen und Bindungen, sondern auf einem Legitimitätsdenken: ein Nachkomme KARLS DES GROSSEN aus der angestammten karolingischen Dynastie sollte durch ein anderes Mitglied derselben Dynastie ersetzt werden, wobei dieser aber wegen seiner Einsetzung durch Kaiser OTTO II. und wohl auch auf Grund der nur schmalen Machtbasis sich stark an das O-Reich hätte anlehnen müssen.
    Der französische Adel stand jedoch dieses Mal geschlossen hinter König Lothar, und so mußte sich OTTO II. Ende November dazu entschließen, den Feldzug abzubrechen. Bei dem Rückzug über die Aisne wurde dem ottonischen Troß eine an und für sich unbedeutende Niederlage beigebracht, die von der französischen Geschichtsschreibung zu einem gewaltigen Sieg aufgeblasen wurde: das französische regnum war dem nach Hegemonie strebenden Kaisertum nicht nur nicht unterlegen, sondern konnte es sogar besiegen. Zusammen mit dem deutschen Heer zog sich auch Karl wieder nach Nieder-Lothringen zurück.
    Das folgende Jahr sah die einzige eigenständige Aktion Herzog Karls von Nieder-Lothringen, von der wir Kenntnis haben. Gegen Ende des Jahres 979 war Bischof Tetdo von Cambrai verstorben. König Lothar hatte das Bistum Arras, das mit dem Bistum Cambrai vereinigt war, besetzt, um sich Einfluß auf Cambrai zu verschaffen. Die ottonische Partei in Cambrai rief daraufhin Karl von Nieder-Lothringen zu Hilfe, der auch kam, aber in Cambrai sehr eigenmächtig hervortrat: die "Gesta episcoporum Cameracensium" berichten, Karl habe zuerst die Grafen aus der Stadt vertrieben, dann sofort seine Gemahlin kommen lassen und mit ihr im bischöflichen Bett geschlafen, die reichen Vorräte des Bischofshofes bei Orgien vertilgt und die kirchlichen Pfründen verpraßt. Kaiser OTTO II. setzte rasch einen neuen Bischof ein und stellte dadurch seine Autorität wieder her.
    Die ungeklärte Lage König Lothars in seinem Reich bewog diesen schließlich, mit Kaiser OTTO II. den Ausgleich zu suchen. Lothar soll bei seinem Treffen mit OTTO II. im Mai 980 in Margut-sur-Chiers auf seine Ansprüche auf Lothringen verzichtet haben. Während des Italienzuges OTTOS II. blieb Karl alllerdings in seinem Herzogtum: im Indiculus loricatorum wird Karl als "custos patrie domi dimissus" bezeichnet.

    3. Der Kampf um die Vormundschaft für Otto III.

    Nach dem Tod OTTOS II. griff der französische König Lothar in den deutschen Thronstreit um die Vormundschaft für den unmündigen König ein. Über die Aktionen, dieKönig Lothar unternahm, sind wir nur durch einzelne Briefe in der Sammlung des Gerbert von Aurillac unterrichtet. Diese Quelle, eine Sammlung von Briefkonzepten, die häufig der Datierung, den Angaben zu Absender und/oder Empfänger entbehren - Gerbert verfaßte für führende Persönlichkeiten seiner Zeit Briefe -, ist nur schwer zu interpretieren; dementsprechend unsicher ist auch die Rekonstruktion des Faktenablaufs, wenn ein Brief Gerberts unsere einzige Grundlage an Quellen bildet.
    Karl von Nieder-Lothringen agierte nun offenbar gemeinsam mit seinem Bruder Lothar. Er scheint diesen in seinem Anspruch unterstützt zu haben, als der rangälteste fränkische Herrscher die Vormundschaft über den kleinen OTTO III. auszuüben. Karl nahm an einer Versammlung kaiserlich gesinnter Großer Lothringens im Februar 984 in Lüttich teil, auf der ein Pakt zur Durchsetzung der Vormundschaft des französischen Königs beschlossen wurde. Dieser Pakt war allerdings von Anfang an brüchig durch den Gegensatz zwischen zwei Beteiligten, zwischen Karl von Nieder-Lothringen und Bischof Dietrich von Metz. Dietrich brachte Karls Verhalten und Vorgehen während des Frankreichfeldzuges Kaiser OTTOS II. im Herbst 978 wieder zur Sprache und leitete daraus die Schlußfolgerung ab, Karl versuche nur, jetzt auch noch die Herrschaft über den Rest Lothringens an sich zu reißen. Dietrich wollte offenbar die alten Gegensätze zwischen den karolingischen Brüdern, König Lothar und Herzog Karl, dazu benützen, um einen festen Zusammenschluß der kaiserlichen Partei unter den lothringischen Adligen zu verhindern.
    Im weiteren Verlauf der Auseinandersetzungen nahm König Lothar zweimal die grenznahe Stadt Verdun als Pfand ein und setzte den Grafen Gottfried, den Bruder Erzbischofs Adalbero von Reims, gefangen. Doch dieser militärische Erfolg Lotharsblieb ohne Wirkung im O-Reich, und der französische König konnte keinen Einfluß mehr auf die dortige Entwicklung gewinnen. Es sei hier, um diesen Komplex abzuschließen, noch auf die Behauptung im Brief Nr. 58 der Sammlung Gerberts von Aurillac hingewiesen, wo behauptet wird, Karl von Nieder-Lothringen sei an einer Verschwörung gegen den kleinen OTTO III. beteiligt gewesen. Es läßt sich jedoch nicht mit der notwendigen Sicherheit feststellen, ob diesen Worten überhaupt Gewicht beizulegen ist oder ob es sich um reine Polemik handelt.
    Soweit wir sehen, hat Karl damals diejenige Partei unterstützt, die - in alter Tradition der Großen des Rhein-Maas-Landes - Lothringen an das westfränkische Reich anzuschließen suchten. Diese Zielrichtung seiner Politik hat Karl auch nach dem Tod König Lothars, seines Bruders, wie es scheint, weiterverfolgt. Auf diese Weise gewann er, wie schon bei Lothar, nun auch bei dessen Sohn, König Ludwig V., an Gewicht und Geltung. Doch da starb Ludwig V. plötzlich und ohne Nachkommen bei einem Jagdunfall.

    4. Hugo Capet und Karl von Nieder-Lothringen

    Kurz vor seinem Tod hatte König Ludwig V. noch Erzbischof Adalbero von Reims vorladen lassen, weil dieser versucht hatte, die alte ottonische Familienpolitik in Gemeinschaft mit der Königs-Mutter Emma (der Witwe König Lothars und Stiefschwester Kaiser OTTOS II.) zu erneuern. Der Erzbischof von Reims fand sich auch zu dem angesetzten Hoftag in Compiegne ein, um sich zu verteidigen, traf aber den König nur noch als einen toten Mann an. Herzog Hugo (Capet), bei dem Adalbero im Vorfeld des Hoftages um Rückhalt nachgesucht hatte, und Erzbischof Adalbero von Reims fielen nun unter den bei Compiegne versammelten Großen die Hauptrollen zu: die Anklage gegen Adalbero wurde niedergeschlagen, der Erzbischof rief eine Wahlversammlung nach Senslis ein, einem Ort, der im Machtbereich Hugo Capets lag. Karl von Nieder-Lothringen meldete als nächster Verwandter des verstorbenen Königs bei Adalbero seine Ansprüche auf die Nachfolge im Königtum an; doch dieser verwies Karl an die Wahlversammlung.
    Auf der Wahlversammlung trat Erzbischof Adalbero nun für Hugo Capet ein: Karl hingegen, so Adalbero, fehlten nicht nur die erforderlichen Herrschergaben, sondern er sei auch der Vasall eines fremden Königs und darüber hinaus mit einer nicht ebenbürtigen Frau verheiratet; und schließlich gebe es ja kein Erbrecht. Entscheidender für die Entwicklung auf der Wahlversammlung als diese Rede Adalberos dürfte die Unterstützung gewesen sein, die Hugo Capet von seinem großen Vasallenkreis und ebenso von den Anhängern Adalberos von Reims erhalten hat: Hugo wurde zum neuen König gewählt und am 1. Juli 988 in Noyon gekrönt. Eine seiner ersten Regierungshandlungen war es, den Streit mit der vormundschaftlichen Regierung der Kaiserin Theophanu zu beenden und Verdun zu räumen. Es gibt allerdings keinen Quellenbeleg dafür, dass Hugo auch einen Verzicht auf Lothringen geleistet hätte. Doch bei der politischen Gesamtlage stand der Griff nach Lothringen für König Hugo überhaupt nicht zur Diskussion. Hugo mußte zuerst einmal danach trachten, seine Herrschaft zu stabilisieren: er ließ seinen Sohn zum Mitkönig wählen und verheiratete ihn, nachdem ein Heiratsplan mit einer byzantinischen Prinzessin gescheitert war, mit Rozela/Susanne, der Tochter des von den OTTONEN gestürzten Königs Berengar II. von Italien, die nach einer Ehe mit Graf Arnulf von Flandern nun verwitwet war.
    Karl aber, der seinen Anspruch auf der Wahlversammlung nicht hatte durchsetzen können, begab sich nach Nieder-Lothringen und führte dort bei seinen Getreuen Klage darüber, man habe ihm die Königskrone vorenthalten; zugleich bereitete er auch eine militärische Aktion vor. Zu den Bundesgenossen Karls zählte neben anderen sein Neffe Arnulf, ein illegitimer Sohn König Lothars, der im weiteren Verlauf noch eine wichtige Rolle spielen sollte.
    Karl konnte die Königsstadt Laon durch Verrat in seine Hände bringen und nahm dabei Emma, die Witwe König Lothars, und Bischof Adalbero von Laon gefangen; beide zählten zu Karls Gegnern. König Hugo Capet und sein Sohn Robert versuchten im Sommer und nochmals im Spätherbst Laon zurückzuerobern, erlitten aber beide Male schwere Niederlagen. Hugo hatte zudem während der Belagerung von Laon die Kaiserin Theophanu gebeten, sie möge doch vermitteln. Theophanu machte den Kompromißvorschlag, Karl solle die Königin Emma und Bischof Adalbero freilassen, während Hugo die Belagerung der Stadt aufgeben mußte; beide Seiten sollten sich zudem zur Absicherung Geiseln stellen. Karl sah sich jetzt bereits in Griffweite des Thrones und lehnte daher den Vorschlag ab, während Hugo zugestimmt hätte.
    Im Januar 989 starb Erzbischof Adalbero von Reims. Hugo Capet wurde nun von den Versprechungen Arnulfs, des illegitimen Sohnes König Lothars, eingenommen und glaubte wohl auch, einen politisch raffinierten Schachzug zu machen: Arnulf wurde zum neuen Erzbischof von Reims erhoben, nachdem er sich durch strenge Eide auf die Partei Hugo Capets verpflichtet hatte. Bei dieser Gelegenheit erklärte König Hugo, nur das Fehlen direkter Erben König Ludwigs V. habe ihn dazu bestimmt, die Königswürde anzunehmen, und motiviere mit der karolingischen Abstammung Arnulfs dessen Wahl zum neuen Erzbischof von Reims.
    Doch noch im gleichen Jahr 989 lieferte Arnulf seinem Onkel Karl die Stadt Reims aus, wobei die Gefangennahme Arnulfs durch Karl vorgetäuscht wurde. Arnulf und seine Begleiter wurden nach Laon gebracht, wo dieses Spielchen noch eine gewisse Zeit weiterging, Arnulf aber schließlich doch den Treueid gegenüber Karl leistete. Hugo versuchte vergeblich, die Stadt Reims mit Waffengewalt wiederzugewinnen. Erst eine neuerliche List sollte Hugo doch noch den Sieg im Streit mit Karl ermöglichen.
    Bischof Adalbero von Laon, der aus der Haft Karls entkommen war, sandte Unterhändler an Arnulf, gelobte ihm Treue und Gehorsam und bat um die Aussöhnung mit ihm, seinem Erzbischof, und auch mit Karl; mit diesem kam er sogar mehr und mehr in ein Vertrauensverhältnis, er versicherte Karl seine Treue mit den heiligsten Eiden, und dies bis zum Palmsonntag, den 29. März 991. In der darauffolgenden Nacht lieferte Adalbero die Festung Laon mit Karl und Erzbischof Arnulf an König Hugo Capet aus. Karl und seine Familie wurden in den Kerker Hugo Capets nach Orleans gebracht, wo Karl - es ist nicht bekannt, zu welchem Zeitpunkt - in der Haft gestorben ist. Nur Karls ältester Sohn, Otto, war in Lothringen geblieben und folgte seinem Vater in der niederlothringischen Herzogswürde nach. Er starb wohl 1006, ohne Kinder zu hinterlassen, als letzter Nachkomme KARLS DES GROSSEN in der rein männlichen Linie.
    Für die Kaiserin Theophanu war seit dem Tode Erzbischof Adalberos von Reims die Einflußmöglichkeit im W-Reich mehr und mehr geschwunden: der Thronstreit entwickelte sich zusehends zu einer innerfranzösischen Angelegenheit. Schon im Sommer 990 hatte Hugo Capet beim Papst um die Absetzung Arnulfs wegen Treubruch nachgesucht. Als Arnulf in die Hände König Hugos gefallen war, wurde ihm auf dem Konzil von St. Basle-de-Verzy (im Juni 991) der Prozeß gemacht; Gerbert von Aurillac, der spätere Papst Sylvester II., wurde sein Nachfolger im Reimser Erzbistum. Die kaiserliche Regierung hat vielleicht versucht, durch briefliche Bitten von Reichsbischöfen den Papst zu Gegenmaßnahmen zu veranlassen. Aber kurz vor dem entscheiden Konzil zu St. Basle war die Kaiserin Theophanu verstorben, und so konnte die Reimser Angelegenheit ohne außerfranzösische Einflußnahme entschieden werden.

    5. Zusammenfassende Würdigung Karls von Nieder-Lothringen

    Herzog Karl fand in der Forschung bisher hauptsächlich als einer der letzten KAROLINGER Beachtung. Wir konnten bei unseren Überlegungen darauf aufmerksam machen, dass bei einer solchen Betrachtungsweise nur die väterliche Abstammung berücksichtigt wird, während Karl von seiner Mutterseite her den OTTONEN zuzurechnen ist, wie es auch bei der Namensgebung für die beiden älteren Kinder des niederlothringischen Herzogs abzulesen ist: diese Kinder erhielten die doch typischen OTTONEN-NamenGerberga undOtto. Insoweit ist die Erhebung Karls zum Herzog von Nieder-Lothringen nicht so sehr die Einsetzung eines Angehörigen der westfränkisch-französischen Königsfamilie in ein ostfränkisch-deutsches Grenzherzogtum zu werten, sondern eher als Einsetzung eines nahen Verwandten Kaiser OTTOS II., der darüber hinaus von seiner Mutter Gerberga her auch Bindungen an das lothringische Herzogtum vorweisen konnte.


    976 oo Adelheid, Tochter Heriberts III. von Troyes um 955- nach 991

    Kinder:

    - Otto Herzog von Nieder-Lothringen 970/75- 1006/12
    - Gerberga 970/75-27.1.1018
    985/90 oo Lambert I. Graf von Löwen ca 950-12.9.1015
    - Ludwig vor 989-nach 995
    - Karl 989-nach 991
    - Adelheid oder Ermengard - 1012
    990 oo Albert I. Graf von Namur - 1011

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohen Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 119,141,155,168 - Althoff Gerd: Otto III. Primus Verlag Darmstadt 1997, Seite 42 Anm. 19, 62,92 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 15,103,166 Anm. 161 - Eberhard Winfried: Westmitteleuropa Ostmitteleuropa. Vergleiche und Beziehungen. Festschrift für Ferdinand Seibt zum 65. Geburtstag. R. Oldenbourg Verlag München 1992, Seite 85-87 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 24,27,30-33,35,37 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996, Seite 47,59,61,64,67,70,72-75,78,80,85 - Eickhoff Ekkehard: Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt. Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 252,104,298,310,312-321,364,378,401,416,435 - Engels Odilo/Schreiner Peter: Die Begegnung des Westens mit dem Osten. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1993, Seite 24,31,32 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 67 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 V,19 Seite 187-198,244,284,298,302 - Görich Knut: Otto III. Romanus Saxonicus et Italicus. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995, Seite 150 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971, Seite 199,254-259,283,295-301 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 325 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992,Seite 211, 214-216,218,220-223,225 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 95,148, 151 - Weinfurter Stefan: Heinrich II. Herrscher am Ende der Zeiten. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1999, Seite 62 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 512,522,524,526 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stutggart 1981, Seite 155 -

    Geburt:
    Sommer

    Begraben:
    Servatiuskirche


  11. 23.  von Frankreich, Heinrich Graphische Anzeige der Nachkommen (8.Ludwig2, 1.Karl1) wurde geboren in 953 in Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich; gestorben in 953.

    Notizen:

    Geburt:
    Sommer



Generation: 4

  1. 24.  von Geldern, Gottfried Graphische Anzeige der Nachkommen (14.Gerberga3, 2.Ermentrud2, 1.Karl1) gestorben in 977.

  2. 25.  von Geldern, Irmentrud Graphische Anzeige der Nachkommen (14.Gerberga3, 2.Ermentrud2, 1.Karl1)

    Notizen:

    Irmentrud (Imiza) Gräfin im Kinziggau
    Tochter des Grafen Megingoz und der Gerberga

    Glocker Winfrid: Seite 313, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VI, 69 Irmintrud (Imiza)
    oo Heribert Graf im Kinziggau, Sohn Graf Udos von der Wetterau
    * c 925, + 992
    Die Angaben zu Irmintrud, der Gemahlin Heriberts vom Kinziggau, sind von Werner VII,13 ermittelt.
    Zur Kombination der genealogischen Notiz, die anläßlich des Hammersteinischen Ehescheidungsprozesses angefertigt wurde (MGH Const. I, Seite 639), und eine Imiza als Mutter Ottos von Hammerstein nennt, mit den Angaben der Vita Adelheids von Villach, in der als Schwester der Vilicher Äbtissin eine Irmentrud genannt ist; vgl. Hlawitschka, Anfänge Seite 49-54.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 49-54, "Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert"

    Graf Heribert wird dadurch als Gemahl einer Imiza nachgewiesen, die ihrerseits die Tochter einer Gerberga gewesen ist. Um wen es sich dabei handelt, hat Schenk zu Schweinsberg 1904 erkannt, als er die genealogischen Angaben der ca. 1056/57 verfaßten Vita Adelheids von Vilich in seine Überlegungen einbezog.
    Schenks zu Schweinsberg glücklicher Gedanke war nun, den Namen Imiza des zweiten Teiles der genealogischen Notiz von 1023 als Kurz- und Koseform von Irmintrud zu betrachten und die Namen Gerberga und Imiza (= Irmintrud) jener genealogischen Notiz mit den Namen Gerbirg und Irmintrud der Vita Adelheids von Vilich zu identifizieren. Dadurch, d. h. infolge einer solchen Identifizierung, darf man den in der Vita Adelheidis nicht genannten Mittler (NN) zu Herzog Heinrich von Bayern, Bischof Adalbero von Metz etc. noch einen Bruder, nämlich Otto von Hammerstein, anfügen und der Gerbirg/Megingoz-Tochter Irmintrud/Imiza auch den Grafen Heribert von der Wetterau als Gemahl zur Seite stellen. So ergänzen sich die genealogische Notiz und die Vita Adelheids hinsichtlich der Vorfahren Ottos von Hammerstein in glänzender Weise. Außerdem läßt sich, weil ja Graf Friedrich vom Moselgau, der Sohn des Grafen Siegfried von Luxemburg, als Vater des Herzogs Heinrich von Bayern, des Bischofs Adalbero III. von Metz usw. urkundlich feststeht, NN nur als eine Tochter Irmintruds (= Imizas) und Heriberts von der Wetterau verifizieren und ihr wiederum der Graf Friedrich vom Moselgau als Gemahl zuschreiben.

    oo Heribert Graf im Kinziggau 925 - 992

    Kinder:
    - Gerberga ca. 960/65- um 1036
    vor 1003 oo Heinrich I. Markgraf von Schweinfurt ca 975-18.9.1017
    - Gebhard Graf ca 965/70-8.11.1016
    - Otto Graf von Hammerstein 975-5.6.1036
    - Irmtrud Erbin von Gleiberg
    985/90 oo Friedrich I. Graf von Luxemburg-Salm ca 965- 1019

    Literatur:
    Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 VI,69 Seite 313,333 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 49-54,63,70,132,138,146 - Renn, Heinz: Das erste Luxemburger Grafenhaus Seite 107 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 463 -

    Name:
    Irmintrud, Imiza

    Familie/Ehepartner: von der Wetterau, Heribert. Heribert (Sohn von von der Wetterau, Udo I. und von Vermandois, Kunigunde) wurde geboren um 925; gestorben in 992. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 35. von der Wetterau, Irmintrud  Graphische Anzeige der Nachkommen
    2. 36. Gebhard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 965/970; gestorben am 8 Nov 1016.
    3. 37. von Hammerstein, Otto  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 975; gestorben am 5 Jun 1036.

  3. 26.  von Vilich, Adelheid Graphische Anzeige der Nachkommen (14.Gerberga3, 2.Ermentrud2, 1.Karl1) wurde geboren um 960 in Geldern [47608],Kleve,Nordrhein-Westfalen,Deutschland; gestorben in 1015/1018 in Köln [50667],Köln,Nordrhein-Westfalen,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Äbtissin von Vilich

    Notizen:

    Pilgerblatt (Auszug) mit Adelheid von Vilich vor den Wallfahrtsstätten in Pützchen und Vilich

    Bnadelhei



    Adelheid Äbtissin von Vilich

    960/70-3.2.10108/21 Begraben: in Vilich

    Jüngste Tochter des Grafen Megingoz in Geldern und Zutphen und der Gerberga, Tochter von Pfalzgraf Gottfried

    Lexikon des Mittelalters: Band 1 Spalte 147

    Adelheid von Vilich, Heilige (Fest 5. Febr.),
    + 3. Februar 1008/21Begraben: in Vilich

    Erzogen in St. Ursula zu Köln, 1. Äbtissin des von ihren Eltern Graf Megingoz und Gerberga um 983 gegründeten Kanonissenstifts Vilich, wo sie die Benediktineregel einführte. Als Nachfolgerin ihrer Schwester Bertrada berief Erzbischof Heribert von Köln (999-1021) sie zur Äbtissin von St. Maria im Kapitol zu Köln. In Vilich und Pützchen genießt sie örtliche Verehrung; Bertha, Schwester Wolfhelms von Brauweiler, schrieb 1056/57 ihre Vita (MGH SS 15, 755-763; AnalBoll 2, 1883, 211 f.).

    Literatur:
    LThK I, 142 - A. Grotheken, A. v. V., 1937, 1956

    Winfried Glocker: VI 70 Seite 313, "Die Verwandten der Ottonen"

    Adelheid
    * 960/70, + 1008/21 am II 3

    1. Äbtissin des Stiftes Vilich, seit (1000 IV 13/V 18) auch Äbtissin des Klosters St. Maria im Kapitol zu Köln

    Die einzelnen Angaben zu Adelheid von Vilich sind von Schlafke, Leben passim, und Wisplinghoff, Frühgeschichte passim, ermittelt. Der Sterbetag Adelheids ist in der Vita der Vilicher Aä t. c. 7, SS XV/2 701, genannt.
    Allgemein informiert der Artikel von Franz Josef Schmale im Lexikon des Mittelalters Band 1, Seite 147 Sp. Nr. 5.

    Jakob Schlafke: Seite 77-97, "Leben und Verehrung der heiligen Adelheid von Vilich"

    Adelheids genaues Geburtsdatum wissen wir nicht. Wir wissen nur, dass sie die 1. Äbtissin des von ihren Eltern gestifteten, 983 vollendeten und am 18. Januar 987 von Kaiser OTTO III. in seiner Immunität bestätigten Klosters Vilich war. Das meist genannte Jahr 970 dürfte wohl der spätestmögliche Zeitpunkt ihrer Geburt sein, wahrscheinlich liegt er 5 oder 10 Jahre früher.
    Adelheid verlebte eine glückliche Kindheit, vermutlich auf der alten Burg bei Pont an der Niers. Am Beispiel der Mutter erlebte Adelheid, dass Besitz mehr Pflichten als Rechte gibt und dass Verfügungsgewalt die Sorge für alle in sich schließt.
    Zur Ausbildung wurde Adelheid den Schwestern von St. Ursula in Köln anvertraut. Die große Wende in das Leben der Familie kam aber durch den Tod des Sohnes Gottfried. Als junger Ritter folgte er mit seinen Mannen 976/77 Kaiser OTTO II. im Feldzug gegen die Böhmen. Im Kampf traf ihn ein Pfeil in den Kopf. Die Seinen brachten seinen Leichnam unter vielen Mühen und Nöten zum ehrenvollen Begräbnis in die Heimat zurück. Für die Eltern brach eine Welt zusammen. Auf ihren einzigen Sohn hatten sie die ganze Zukunft gebaut und nun war er tot.
    Ihre Mutter sammelte eine Gemeinschaft adliger Jungfrauen, die den Gottesdienst versehen sollten, erreichte die Freistellung Adelheids aus dem Kloster der Hl. Ursula in Köln und übertrug ihr die künftige Leitung. Am 18. Januar 987 nahm König OTTO III. das Kloster in seinen Schutz.
    Adelheid hatte die Ankunft der Kaiserin Theophanu in Köln aus der Nähe miterleben dürfen. In ihrer rheinischen Offenheit freute sie sich ganz besonders über alles Schöne, was durch diese Weitung des Horizontes auf sie zukam. Wahrscheinlich ist sie selbst durch die Verwandtschaft mit der Kaiserinmutter Adelheid in persönliche Verbindung mit Theophanu gekommen. Sind doch diese beiden Frauen in der Bulle Papst Gregors V. von 24. Mai 996 als Förderinnen des von Adelheid geleiteten Klosters ausdrücklich erwähnt.
    Am 3. Februar, wohl 1015, dem St. Blasiustage, wurde sie nach dem Abendessen in ihrem Kölner Kloster plötzlich von heftigen Halsschmerzen befallen. Sie nahm noch an der gesamten Complet teil. Als die Schmerzen noch quälender wurden, rief sie ihre beständige Begleiterin Schwester Ida. Doch diese beruhigte sich in der Hoffnung, die Krankheit sei nicht gefährlich, und suchte das warme Bett wieder auf. Adelheid aber durchwachte die ganze Nacht in Todesangst. Als sie es auf ihrem Lager nicht mehr aushalten konnte, ging sie in die Kapelle und betete die Gebete der Morgenstunden, wo es ihre schwache Kraft zuließ. Gleich in der Frühe nahm sie an der Hl. Messe teil und empfing andächtig Leib und Seele unseres Herrn als Wegzehrung. Dann schickt sie zu Erzbischof Heribert und bat ihn, eilends zu ihr und den Ihren zu kommen. Es muß ein ergreifender Abschied gewesen sein, hatte doch das gemeinsame Sorgen und Wirken, besonders in den schweren Notzeiten, diese beiden Menschen in gegenseitiger Hochachtung eng verbunden.

    Edith Ennen: Seite 78-79, "Frauen im Mittelalter"

    Das gilt zum Beispiel für Adelheid von Villich, Äbtissin des rechtsrheinisch bei Bonn gelegenen Stifts. Adelheid hatte mütterlicherseits karolingische Vorfahren.Ihre Eltern, Graf Meginoz und Gerberga, gründeten das Stift Vilich, und beriefen ihre Tochter Adelheid, Kanonisse in St. Ursula in Köln, als Vorsteherin dorthin. Adelheids Biographie verdanken wir der Nonne Bertha, sie schrieb kurz nach 156 - Adelheid starb nach 1009 -, sie konnte noch aus unmittelbarere Klostertradition schöpfen. Adelheid setzte als erstes durch, daß ihre Eltern das Stift dem kaiser auftrugen, der ihm besondere Freiheiten verlieh. Die Form des Stiftes war Adelheid nicht streng genug. Lange schon trug sie unter dem weißen Gewand der Stiftsdame das rauhe Wollkleid, bis sie nach dem Tod der Mutter ihre Schwester und die Priorinnen aus St. Maria im Kapitol in Köln holte ud sich ihrer Leitung unterwarf, um die klösterlichen Gewohnheiten zu lernen. Es tat ihr weh, daß nicht alle Mitschwestern mit diesem Weg einverstanden waren. Sie mußte dann um 1000 auch die Leitung von Maria im Kapitol übernehmen, eine große Belastung. Was Adelheid so liebenswert macht, sind die Äußerungen mütterlicher Fürsorge, die Bertha berichtet: wie Adelheid des Nachts nach der Matutin die jungen Klosterschülerinnen besucht und ihre kalten Füße warm reibt, selbst die kranken Schwestern pflegt, bei der großen Hungersnot nicht die übliche Einheitssuppe kochen läßt, sondern die Speisen den von Hunger Geschwächten anpaßt, wie sei für die kleinen Schülerinnen, die ihre lateinische Grammatik gut gelernt haben, eine süße Belohnung aus der Tasche zaubert.

    Literatur:
    Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 51,58,66,68,70,139,146 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 78-79,114,236 - Schlafke, Jakob: Leben und Verehrung der heiligen Adelheid von Villich, in: Höroldt, Dietrich (Hg.): 1000 Jahre Stift Villich 978-1978, Beiträge zu Geschichte und Gegenwart von Stift und Ort Villich, Bonn 1978, Seite 77-97 - Groeteken, Albert: Die heilige Adelheid von Villingen und ihre Familie, Josefs-Druckerei Bigge-Ruhr 1956 -


    Wikipedia - Adelheid von Vilich

    Die heilige Adelheid von Vilich (lat. Adelheidis, * ca. 970; † 5. Februar 1015/1018 in Köln) war die erste Äbtissin des 978 von ihren Eltern, dem Grafen Megingoz und seiner Gattin Gerberga, gegründeten Benediktinnerinenabtei Vilich bei Bonn.

    Leben
    Als die Zeit des Schulbesuches gekommen war, übergaben der Legende nach die frommen Eltern das Mädchen den Stiftsdamen von St. Ursula in Köln. Hier lernte sie alle Künste und Fertigkeiten, die der hohe Stand der Frauenbildung jener Zeit erforderte. Durch die Hochzeit Kaiser Ottos II. mit der gebildeten griechischen Prinzessin Theophanu war ein Hofstaat gelehrter Männer und Frauen aus Byzanz ins Rheinland gekommen, die der Pflege der Wissenschaften in den Klosterschulen Auftrieb gaben.
    978 legte sich ein Schatten über die Grafenfamilie, als der einzige Sohn Gottfried im Böhmenfeldzug fiel. Die Eltern entschieden, dass dem Herrn, der den Sohn zu sich genommen habe, auch dessen Erbteil zustehe. Deshalb gründeten sie auf ihrem Besitz zwischen Siegmündung und Rhönbach (heute Fonsbach in Rhöndorf) um eine kleine Kirche die Abtei Vilich und stellten es unter den besonderen Schutz des Kaisers und des Papstes. 987 verlieh Otto III. dem Kloster gleiche Privilegien wie den Reichsklöstern Quedlinburg, Gandersheim und Essen. Äbtissin wurde Adelheid. Die klösterliche Gemeinschaft, die nach der Benediktusregel lebte, gründete hier eine Klosterschule. So oft wie möglich besuchte Adelheid der legendenhaften Überlieferung nach selbst den Unterricht und überzeugte sich vom Fortschritt der Schülerinnen. Welche Blüte diese Schule erreichte, belegt die 1057 von der Schülerin Berta in lateinischer Reimprosa verfasste „Vita Sanctae Adelheydis Virginis“.
    Nach dem Tod ihrer Schwester Bertrada wurde Adelheid um 1002 zudem Äbtissin von St. Maria im Kapitol in Köln und später Ratgeberin des Kölner Erzbischofs Heribert.
    Adelheid war eine Wohltäterin für die Armen und Notleidenden. Die Überlieferung berichtet, dass sie zur Zeit einer furchtbaren Dürre Gaben an die hungernde Bevölkerung von Vilich verteilte. Zudem flehte sie um Wasser und stach mit ihrem Stab in den Boden, worauf an dieser Stelle ein Wasserstrahl emporschoss. Der Ort, an dem dieses Wunder geschehen sein soll, ist heute als Adelheidisquelle in Pützchen gefasst. Der Name des heutigen Bonner Vorortes leitet sich dementsprechend vom rheinischen „Pütz“ für „Brunnen“ ab. Das Quellwasser gilt als Heilmittel gegen Augenkrankheiten.
    Wirkung[Bearbeiten]
    Bis heute gibt es eine Adelheidis-Wallfahrt nach Pützchen, auf die auch die Großkirmes „Pützchens Markt“ im September jeden Jahres zurückgeht. An Adelheids Gedenktag wird das traditionelle „Dohlenbrot“ als Erinnerung an ihre Armenspeisung gebacken.
    Wegen ihrer Bedeutung als Wohltäterin der Armen sind die Attribute der Adelheid Stab und Weinkrug, manchmal auch Stab und Brot. Sie ist Patronin gegen Augenleiden. Ihre Gebeine waren ursprünglich in der Stiftskirche von Vilich beigesetzt, gingen jedoch im Truchsessischen Krieg verloren. Der spätgotische Sarkophag im südlichen Seitenschiff der Kirche ist leer. Einzelne Reliquien sind jedoch noch vorhanden und werden alljährlich am Adelheidisfest, das jedes Jahr um den 5. Februar, ihrem Gedenktag, gefeiert wird, ausgestellt[1].
    Am 27. Januar 1966 wurde Adelheid von Papst Paul VI. heiliggesprochen, ihr Sterbetag, der 5. Februar, ist heute Gedenktag.[2] 2008 wurde sie von der Ritenkongregation neben Cassius und Florentius zur Bonner Stadtpatronin erhoben.

    In den Bonner Stadtteilen Vilich und Pützchen sind eine Grundschule und das katholische Mädchengymnasium Sankt-Adelheid-Gymnasium nach ihr benannt; ferner die katholische Pfarr- und Wallfahrtskirche „St. Adelheid am Pützchen“ und die benachbarte Adelheidiskapelle.
    In Köln trägt die Kirche St. Adelheid (Köln-Neubrück) ihren Namen, in Troisdorf die Pfarrkirche von Müllekoven, in Bonn-Beuel-Küdinghoven der Kindergarten.
    Am 5. Februar 2015 jährt sich der 1000. Todestag und am 27. Januar 2016 der 50. Jahrestag der Heiligsprechung der hl. Adelheid.[3] Zu den Jubiläen wurde eine Initiative aus den katholischen Gemeinden Sankt Peter in Vilich und Sankt Adelheid am Pützchen gestartet, die die Herausgabe einer Sonderbriefmarke zu Ehren der Stadtpatronin der Bundesstadt Bonn beantragen will. Das Vorhaben unterstützen u. a. Weihbischof Heiner Koch, Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch und Stadtdechant Monsignore Wilfried Schumacher[4].

    Literatur
    Friedrich Albert Groeteken: Die heilige Adelheid von Vilich und ihre Familie. Die rheinfränkische Volksheilige in ihrem Leben und in ihrer Verehrung nach den Quellen dargestellt (= Große deutsche Frauengestalten. Bd. 3, ZDB-ID 547307-x). Butzon & Bercker, Kevelaer 1937.
    Jakob Schlafke: Leben und Verehrung der Heiligen Adelheid von Vilich. In: Irmingard Achter: Die Stiftskirche St. Peter in Vilich (= Die Kunstdenkmäler des Rheinlandes. Beiheft 12, ZDB-ID 527523-4). Rheinland Verlag, Düsseldorf 1968, S. 260–344.
    Josef Niesen: Bonner Personenlexikon. 3. Auflage, Bouvier, Bonn 2011.



    Ökumenisches Heiligenlexikon - Adelheid von Vilich

    Name bedeutet: von edlem Wesen (althochdt.)

    Äbtissin von Vilich und in Köln
    * um 960 auf Burg Geldern in Nordrhein-Westfalen
    † 3. Februar um 1015 in in Nordrhein-Westfalen

    Adelheid war eine Tochter des Grafen Megingoz von Geldern und seiner Frau Gerberga aus dem Hause Lothringen. Erzogen wurde Adelheid im Stift St. Ursula in Köln. Als ihr einziger Bruder 978 im Böhmenkrieg fiel, gründeten die Eltern von seinem Erbteil 983 das Benediktinerinnenkloster in Vilich - heute Stadtteil von Bonn -, dessen erste Äbtissin Adelheid wurde. Nach dem Tod ihrer Schwester Bertrada wurde sie auf Drängen des Kaisers als deren Nachfolgerin auch Äbtissin des Klosters St. Maria im Kapitol in Köln und enge Vertraute von Erzbischof Heribert.

    Adelheid war eine Wohltäterin für die Armen und Notleidenden im Rheinland. Die Überlieferung berichtet, wie sie zur Zeit einer furchtbaren Dürre im Dorf Vilich ihre Gaben an die hungernden Menschen austeilte; weil die Leute sie anflehten, sie von dem Unglück zu befreien, schickte sie Stoßgebete zum Himmel und stieß mit ihrem Äbtissinnenstab in die Erde; da schoss ein Wasserstrahl aus dem Boden. Möglich ist, dass die kluge und gebildete Äbtissin ganz bewusst in Pützchen - lateinisch puteus, Wasserquelle - bei Vilich nach Wasser gesucht hat weil sie ahnte, dass sich Wasser von den Ennerthängen über der Tonschicht des Pützchener Bodens gesammelt haben könnte.

    Adelheid wurde in Vilich bestattet, die ehemalige Kirche des 1804 säkularisierten Stifts ist heute die Pfarrkirche Sankt-Peter. Im Truchsessischen Krieg um 1650 wurden ihre Gebeine geraubt und sind seitdem verschwunden, nur einzelne Reliquien wie z. B. ein Armknochen werden am Adelheidisfest, das jedes Jahr um ihren Gedenktag gefeiert wird, ausgestellt.

    Das Wasser der Quelle im Bonner Stadtteil Pützchen, das Adelheid-Pützchen, gilt als heilkräftig gegen Augenkrankheiten und ist noch heute Ziel von Wallfahrten; im Bonner Stadtteil Pützchen gibt es seit 1367 am zweiten Wochenende im September das Volksfest Pützchens Markt. Ende August / Anfang September wird Adelheid mit einer Wallfahrtswoche und einer Brunnenweihe geehrt. An ihrem Gedenktag wird traditionell Dohlenbrot gebacken als Erinnerung an Adelheids Armenspeisungen. Die historische Adelheidquelle liegt vor der Adelheid geweihten katholischen Pfarrkirche in Pützchen; diese wurde 1724 als Klosterkirche von den Karmelitern erbaut. Vor der Kirche befindet sich die kleine Adelheidiskapelle aus dem 18. Jahrhundert, die in die ursprüngliche Klostermauer einbezogen ist. Im Jahr 2008 haben die Stadtratsfraktionen von CDU, SPD und FDP auf Initiative von Pfarrer Michael Dörr aus der Sankt-Peter-Gemeinde in Vilich den Antrag gestellt, Adelheid zur dritten Stadtheiligen Bonn Bonn neben Cassius und Florentius zu ernennen, was vom Vatikan bestätigt wurde.

    Geburt:
    Burg Geldern

    Gestorben:
    05.02.


  4. 27.  von Geldern, Albrada Graphische Anzeige der Nachkommen (14.Gerberga3, 2.Ermentrud2, 1.Karl1)

  5. 28.  von Geldern, Bertrada Graphische Anzeige der Nachkommen (14.Gerberga3, 2.Ermentrud2, 1.Karl1) gestorben in 1000.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Köln [50667],Köln,Nordrhein-Westfalen,Deutschland; Äbtissin des Klosters St. Maria

    Notizen:

    Gestorben:
    Anfang 1000


  6. 29.  N. Graphische Anzeige der Nachkommen (17.Gerhard3, 2.Ermentrud2, 1.Karl1)

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Nordgau,Elsass,Frankreich; Gräfin im elsässischen Nordgau

    Notizen:

    NNW Gräfin im elsässischen Nordgau
    Namentlich unbekannte Tochter des Grafen Gerhard von Metz, Attavus von Kaiser HEINRICHS III.; Schwester des Grafen Richard von Metz

    Glocker Winfrid: Seite 312, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik."
    VI. 65) NNW

    oo Hugo raucus, 951-973/c 985 Graf im elsässischen Nordgau

    Die elsässischen Grafen von Dagsburg-Egisheim erscheinen wiederholt als "propinqui" Kaiser KONRADS II. So wird Bischof Bruno von Toul, der als Papst Leo IX. (1049-1053) fünf Jahre lang die Kirche regierte, öfter als Verwandter KONRADS II. bezeugt; vgl. die bei Hlawitschka, Anfänge Seite 103 Anm. 103, zusammengestellten Belege. Wie ders. ebd. Seite 145f., wahrscheinlich gemacht hat, wurde die Verwandtschaft der Grafen von Dagsburg-Egisheim über die unbekanne Gemahlin des Großvaters Leos IX., die Gemahlin des elsässischen Nordgau-Grafen Hugo raucus, vermittelt. Vgl. zu den väterlichen Vorfahren Leos IX. Vollmer, Etichonen Seite 181.

    Legl Frank: Seite 36-37, "Studien zur Geschichte der Grafen von Dagsburg-Egisheim."

    Die Gemahlin des Hugo raucus und die Verwandtschaft der Eberhardiner zu den Saliern

    Die wahre Identität der Gemahlin des Hugo raucus blieb den Genealogen lange Zeit unbekannt [190 Die wichtigsten Forschungsergebnisse zur Gemahlin des Hugo raucus werden ausführlich dargestellt und kritisch diskutiert bei HLAWITSCHKA, Anfänge, Seite 117-135.]. Erst die Forschungen von Eduard Hlawitschka konnten Licht in das Dunkel um ihre Person bringen. In seiner Untersuchung zu den Anfängen des Hauses HABSBURG-LOTHRINGEN gelang es ihm, sie genealogisch einer bestimmten Familie zuzuordnen und auch den Nachweis zu erbringen, daß in ihr das fehlende Bindeglied zwischen den EBERHARDINERN und den SALIERN zu sehen ist [191 Ebda, vor allem Seite 135-153. Die Möglichkeit, daß die Verwandtschaft zwischen beiden Familien durch einen Elternteil einer Schwester oder eines Bruders des Hugo raucus hergestellt worden sei, konnte Hlawitschka ausschließen (ebda., Seite 137).]. Eine bestehende Blutsverwandtschaft zwischen beiden Familien ist uns aus den Quellen, so vor allem aus der Vita Leos IX., gut bezeugt [192 Leonis IX vita ab ipsius in ecclesia Tullensi archidiacono Wiberto conscripta, ed. 1. M. WATERICH, Pontificum Romanorum qui fuerunt finde ab exeunte saeculo IX usque ad finem saeculi XIII vitae, Tom. 1, Pars 1-4, Lipsiae 1862, liber I, cap. 1, Seite 128f.: Et Pater eius [= Leos IX.] natione Teutonicus, imperatoris Conradi consobrinus. In der Vita wird immer wieder auf die Verwandtschaft zwischen Leo IX. und den SALIERN hingewiesen, es seien hier lediglich einige Stellen zitiert: ... a parentibus et consanguineis assignaretur g lorioso imperatori Conrado contribuli suo (ebda, cap. 6, Seite 133); ... delectus penes eius imperialem maiestatem consanguineus Bruno haberetur (ebda , cap. 8, Seite 1135); Meam sententiam super honore tuo, dulcissime mi nepos, iam diu deliberatam, superna video sententia impugnari, irruno expugnari (ebda , cap. 9, Seite 138); Adeptus ergo donum pontificalis culminis, in non minimo reliquit contribules aulicae potestatis moerore (ebda., cap. 10, Seite 139); Anselmi monachi Remensis Historia dedicationis ecclesiae S. Remigii, ebda., Seite 113: Qui [= HEINRICH III.] super hoc negotio episcoporum et optimatum imperii sui quaerens consilium, invenit intnter ceteros dominum Brunonem Tullensem ad idem officium subeundum esse idoneum, utpote qui aetatis maturitate, morumque et scientiae claritudine videbatur conspicuus sibique sanguinis affinitate proximus. - Wipo, Gesta Chuonradi II. imperatoris, in: Wiponis Opera, ed. H. BRESSLAU, MGH Script. rer. Germ., 3. Aufl., Hannover und Leipzig 1915, cap. 19, Seite 39. Aus der Leonis IX vita ist diese Information in die späteren Quellen eingeflossen, siehe dazu HLAWITSCHKA, Anfänge, Seite 103 mit Anm. 106.].
    Die einzelnen Beweisgänge brauchen hier nicht ausführlich wiederholt zu werden, sondern lediglich die wichtigsten Fakten und Folgerungen. Einen entscheidenden Hinweis zur näheren Bestimmung der Verwandtschaft gibt uns der bei der Erhebung Brunoos von Egisheim auf den Bischofsstuhl von Toul getätigte Ausspruch KONRADS II., daß den EGISHEIMER Grafen-Sohn nicht nur dessen unermüdlicher Eifer für das Bischofsamt empfehle, sondern auch eine durch großelterliche Verwandtschaft hervorgerufenne Zuneigung zwischen Blutsverwandten [193 Leonis IX vita, lib. 1, cap. 9, Seite 138: De nostri autem consilii et iuvaminis solatio, quantumlibet illud sit, ne filias ullo modo dubios, quia super omnes tui ordinis de tua re prosperanda semper ero sollicilus, quem nobis commendat et indefessus labor fidelis erga nos serviminis et consanguineus invicem affectus avitae propinquitatis.]. Daraus folgt, daß die Verwandtschaft auf der Generationsebene der Großeltern KONRADS II. und auch der von Leo IX. zustande gekommen sein muß [194 HLAWITSCHKA, Anfänge, Seite 136f. mit Anm. 207.]. Folglich muß die Verwandtschaft durch die Gemahlin des Hugo raucus begründet sein. Sie ist höchstwahrscheinlich eine Schwester des Grafen Richard von Metz. Richard, vermutlich der Sohn des Grafen Gerhard [195 Ebda., Seite 146.], war KONRADS II. Großvater [196 Ebda , Seite 146.]. Somit dürfte das lange nicht eindeutig bestimmbare Verwandtschaftsverhältnis von Hugo IV. von Egisheim und dessen Sohn Leo IX. zu den SALIERN als geklärt betrachtet werden (siehe auch Tafel 5).

    Siehe Grafik: Verwandtschaft der Eberhardiner mit den Saliern

    Literatur:
    Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 312 - Legl Frank: Studien zur Geschichte der Grafen von Dagsburg-Egisheim. Veröffentlichungen der Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung Band 31 Kommissionsverlag: SDV Saarbrücker Druckerei und Verlag GmbH, Saarbrücken 1998 Seite 36-37 -

    Familie/Ehepartner: von Nordgau, Hugo raucus III.. Hugo (Sohn von von Egisheim, Eberhard III. und von Lothringen-Verdun, Liutgard) wurde geboren um 945; gestorben in 974/986. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 38. von Nordgau, Eberhard IV.  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben nach 1016.
    2. 39. von Nordgau-Egisheim, Matfried  Graphische Anzeige der Nachkommen
    3. 40. von Nordgau-Egisheim, Gerhard  Graphische Anzeige der Nachkommen
    4. 41. von Dagsburg-Egisheim, Hugo IV.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 970; gestorben nach 1047.

  7. 30.  von Metz, Richard Graphische Anzeige der Nachkommen (17.Gerhard3, 2.Ermentrud2, 1.Karl1) wurde geboren um 950; gestorben in 986.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Remiremont [88200],Vosges,Lothringen,Frankreich; Vogt von Remiremont
    • Titel/Amt/Status: 965-986, Metz [57000],Moselle,Lothringen,Frankreich; Graf von Metz

    Notizen:

    Richard
    Graf von Metz (965-986)
    Vogt von Remiremont
    um 950- 986
    Sohn des Grafen Gerhard II. von Metz; Enkel des Pfalzgrafen Gottfried


    Kinder:
    - Gerhard Graf von Metz 965-28.12.1024/25
    - Adalbert II. Graf vom Saargau 970/75-25.12.1033
    - Adelheid 970-19.5.1046
    1. oo Heinrich Graf von Speyer - um 990

    Literatur:
    Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite118-120,123,125-131,138-141,143,146,147,150, 174-181 -

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 42. von Metz, Gerhard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 965; gestorben in 1024/1025.
    2. 43. von Metz, Adalbert II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 970/975; gestorben am 25 Dez 1033.
    3. 44. von Metz, Adelheid  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 0970; gestorben am 19 Mai 1046 in Öhringen [74613],Hohenlohekreis,Baden-Württemberg,Deutschland.

  8. 31.  von Burgund, Gerbergavon Burgund, Gerberga Graphische Anzeige der Nachkommen (20.Mathilde3, 8.Ludwig2, 1.Karl1) wurde geboren in 965/966; gestorben am 7 Jul 1018/1019.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Werl [59457],Soest,Nordrhein-Westfalen,Deutschland; Gräfin von Werl
    • Titel/Amt/Status: Schwaben,Deutschland; Herzogin von Schwaben

    Notizen:

    Gerberga von Burgund
    Gräfin von Werl
    Herzogin von Schwaben
    965/66-7.7.1018/19
    Älteste Tochter des Königs Konrad von Burgund aus dem Hause der RUDOLFINGER aus seiner 2. Ehe mit der Mathilde von Frankreich, Tochter von König Ludwig IV.
    Nichte der Kaiserin Adelheid und König Lothars von Frankreich und Großnichte Kaiser OTTOS I. DES GROSSEN

    Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte Band 1 Seite 80

    18. Gerberga

    Tochter Konrads und der Mathilde (Tab. ex cod. Steynvelt. SS III 215: Gepa; Chron. Epternac. breve SS 15, 1307: Cilpa; Monum. Epternac. SS 23, 25; Chron. Albrici monachi Trium Fontium SS 23, 773, 782: (Gepa) vermählt in erster Ehe mit Graf Hermann von Werle, + 995 VII 13. (Krüger in Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins 46 p. 519FF. und Stammtafel III; Baumann, Forschungen zur schwäbischen Geschichte p. 289ff.), in zweiter Ehe mit Herzog Hermann II. von Schwaben (Hermannus de egregia Francorum natus prosapia, regis Cunradi filiam de Burgundia nomine Gebirgam, regis Lotharii sororis filiam, de regno et de stirpe Magni Karoli, legittimo siscepit coniugio: Walteri hist. monast. Marchtelanensis SS 24, 664; vgl. auch Miracula s. Verenae SS IV 460; Herm. Contract. SS V 118).
    Aus ihrer ersten Ehe stammen Gisela, in dritte Ehe Gemahlin Kaiser KONRADS II. und Mutter HEINRICHS III., sowie Mathilde, die mütterliche Großmutter der gleichnamigen berühmten Markgräfin Mathilde von Tuscien.

    Brandenburg Erich: Seite 10, Tafel 5, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VIII. Generation 61.
    Gerberge
    *ca. 965/70, + wohl nach 1016
    Gemahl:
    a) Hermann Graf von Werl + nach 985
    b) ca. 988 Hermann II. Herzog von Schwaben (siehe VIII, 13) + 1003 4. V.

    Anmerkungen: Seite 128
    VIII. 61. Gerberge
    vgl. Brandenburg, Probleme um die Kaiserin Gisela Seite 8ff., Bollnow, Grafen von Werl 8f. und 28f., 44f.
    Die Geburtszeit läßt sich nur ungefähr bestimmen; es ist auch nicht ganz sicher, ob Bertha oder Gerberge die ältere Schwester war. Die Zeit der Vermählung mit Hermann von Schwaben ergibt sich ungefähr aus der Geburtszeit der Kinder und Enkel. Ob sie vorher mit einem Grafen von Werl vermählt war, muß zweifelhaft bleiben; mir scheint nach wie vor (trotz der Ausführungen Bollnows) diese Annahme wahrscheinlich, da sich die zweifellos vorhandene Verwandtschaft der Grafen von Werl mit dem salischen Kaiserhause nicht anders erklären läßt. Gerberge kommt zuletzt 1016 vor (Thietmar 9, 26), doch läßt sich aus der Stelle nicht mit Sicherheit schließen, ob sie damals noch lebte.
    Urkundlich erscheint sie zuletzt 1000 18. V., Diplomata 2, 2 n. 363. Ich bringe die Nachkommen aus der nicht völlig gesicherten ersten Ehe im Teil II [VIII 86].

    Ergänzungen (Wolf): zu 61 a: Kinder siehe IX 80
    zu 61 b: Kinder siehe IX 16-20

    Althoff Gerd: Seite 380, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    H 22 Me:
    7.7. Gerbirh ductrix Germahlin Herzog Hermanns II. von Schwaben

    (Es.) Gerberga ist zum 7. Juli auch im Necrolog des schwäbischen Herzogsklosters Marchtal (MGH Necrol. 1, S. 201) verzeichnet. Sie war die Tochter Konrads I. von Burgund (K 38) und Nichte der Kaiserin Adelheid (K 49).
    Zu den Einträgen von Verwandten dieser Kaiserin im Merseburger Necrolog siehe ausführlich oben Seite 163f.
    Zu den Problemen um Gerbergas Ehe mit einem Grafen von Werl vgl. Leidinger, Die Grafen von Werl, S. 83ff. mit weiteren Hinweisen.
    Allg. siehe NDB 8, Seite 641f.

    Glocker Winfrid: Seite 300, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VI. 22 Gerberga (Guepa)
    * c 965/66- 1019 (eventuell 1018) am VII 7
    c 980 1. oo Hermann Graf ("von Werl") + 985/c 988
    c 988 2. oo Hermann II. Herzog von Schwaben - 1003 V 4

    Gerberga, die zuerst mit Graf Hermann von Werl und dann mit Herzog Hermann II. von Schwaben vermählt war, ist als Tochter der Mathilde, Gemahlin Konrads von Burgund, in der genealogischen Tafel der OTTONEN aus dem Codex Steinfeldensis (gedruckt: SS III 215), in der Vita Adalberonis II. Mettensis ep. c. 17, SS IV 664, sowie in der späten Vita S. Willibrordi c. 22, SS XXIII 25, bei dem ebenfalls sehr späten Alberich von Trois-Fontains in dessen Chronica a. 996, SS XXIII 773, und in dem Brief Abt Siegfrieds von Gorze betreffs der Heirat Kaiser HEINRICHS III. mit Agnes von Poitou (Druck bei Giesebrecht, Kaiserzeit Bd. 2, S. 714-718) bezeugt.
    Alle Belege für die Filiation unserer Gerberga von König Konrad von Burgund hat Bollnow, Grafen S. 28, Anm. 1, zusammengestellt.
    Der angegebene Geburtstermin ergibt sich aus dem Heiratsdatum ihrer Eltern als dem frühest möglichen Zeitpunkt und aus dem ungefähren Datum ihrer eigenen Eheschließung, wie dies Hömberg, Geschichte S. 13, Anm. 13, ermittelt hat.
    Letztmals ist Gerberga bei Thietmar VIII c. 26, S. 522 lebend bezeugt. Ihren Sterbetag nennt das Marchtaler Nekrolog; das von Leidinger, Untersuchungen S. 83, mit ca 1020 nur ungefähr ermittelte Sterbejahr konnte von Hilsch, Regenbach S. 59, Anm. 18, wie angegeben präzisiert werden. Wir folgen Leidinger a.a.O. bei der Reihung der beiden Töchter der Mathilde: er setzt Gerberga als die ältere und Bertha als die jüngere an, da Mathilde den Namen ihrer Großmutter trage, und sie dann auch selbst der eigenen älteren Tochter den Namen von deren Großmutter mütterlicherseits gegeben habe.
    Müller, Heribert S. 234 f., bes. Anm. 156, und ebd. äußert Zweifel an der sonst allgemein anerkannten Identifikation der mit Namen Gerberga bekannten Gemahlin Graf Hermanns von Werl mit der Tochter König Konrads von Burgund des gleichen Namens. Er weist darauf hin, dass die Identifizierung nur aus dem Rückschluß zweier indirekter Bezeugungen des erst um die Mitte des 12. Jahrhunderts arbeitenden Annalista Saxo (a. 1026 und a. 1082, SS VI 676 und 720) basiert und gerade dem Annalista bei den Werler Nachrichten Fehler unterlaufen sind; so behauptet er, Gerberga sei in Werl geboren.
    Müller S. 238 kann es sich insbesondere nicht vorstellen, dass eine burgundische Königstochter einen kleinen westfälischen Grafen geheiratet haben soll. Doch ist Müller zu entgegnen, dass er die Nachricht der Annales Quedlenburgenses a. 1019, SS III 84, vernachlässigt hat, in der die WERLER zweifelsfrei als "consobrini imperatoris" (d. i. HEINRICHS II.) erwiesen sind, was wohl kaum anders erklärbar ist als über die Herkunft ihrer Mutter (bezeugt in D O III. 363) Gerberga aus dem burgundischen Königshaus, dem auch Gisela, die Mutter HEINRICHS II. (vgl. oben V, 23), entstammte.
    Gerberga erwirkte 997 von OTTO III. dem Stift Meschede einen Besitz in Stockhausen. Drei Jahre später erhielt sie für das von ihr gegründete Nonnenkloster in Oedingen eine Bestätigungsurkunde, die dem Kloster freie Wahl der Äbtissin und ihrem Sohn Hermann III. und seinen Nachkommen die Stellung des Klostervogtes zusicherte. Sie wurde 1016 nochmals erwähnt, als sie nach unklarer Quellenlage im Streit mit dem Erzbischof von Köln wohl wegen der dritten Heirat ihrer Tochter Gisela von diesem gefangengesetzt wurde.

    Frommer Hansjörg: Seite 26, "Die Salier"

    Gerberga war eine Urenkelin der Herzogin Reginlindis, eine Enkelin der schwäbischen Herzogstochter Bertha, die den burgundischen König Rudolf geheiratet hatte. Diese familiäre Beziehung zur ältesten schwäbischen Herzogsfamilie war sicher für Hermanns Stellung in Schwaben nicht unwichtig. Von größerer Bedeutung aber war, dass Gerbergas Mutter Mathilde eine Enkelin HEINRICHS I. und seiner Frau Mathilde war, die Tochter ihrer Tochter Gerberga, die mit dem französischen König Ludwig IV., einem KAROLINGER, vermählt gewesen war. Hermann gehörte also über seine Frau Gerberga zur sächsischen Königsfamilie, und seine Ernennung zum Herzog von Schwaben bedeutete auch eine Anerkennung dieses herausragenden Ranges durch den Kaiser.

    Schölkopf Ruth, "Die sächsischen Grafen 919-1024 "

    Die gesicherte Geschichte des Werler Grafenhauses begann 997, als OTTO III. dem Stift Meschede ob petitionem Gerbergae comitissae einen Besitz in Stockhausen in pago Locdorf ac in comitatu Herimanni comitis übertrug. Drei Jahre später erwirkte eine matrona Gerberga für das von ihr gegründete Nonnenkloster in Oedingen in pago Lacdorpgo in comitatu Herimanni eius filius von OTTO III. eine Bestätigungsurkunde, die dem Kloster freie Wahl der Äbtissin und ihrem Sohn Hermann und seinen Nachkommen die Stellung des Klostervogtes zusicherte.
    Ungefähr in die gleiche Zeit fällt die Auseinandersetzung Hermanns von Werl mit Erzbischof Heribert von Köln. Anlaß der Feindseligkeit war die durch den Erzbischof erfolgte Festnahme Gerbergas, der Mutter des Grafen. Die tieferen Gründe dieses Vorgehens treten nicht zutage.
    Fragen wir zunächst: wer war die urkundlich bezeugte Gerberga? Bollnow stellte als Ergebnis seiner Arbeit an Hand des sächsischen Annalisten fest, dass Gerberga, die Mutter Hermanns von Werl, allenfalls mit Gerberga von Burgund, der Tochter König Konrads von Burgund und der Mathilde, einer Enkelin HEINRICHS I., identisch sein könnte, was nach seiner überkritischen Methode keinesfalls für ihn zwingend ist. Von einer Vermutung zur Behauptung und deren Begründung ging Fr. von Klocke über. Er unterschied eine Gerberga "aus dem Sauerland" von Gerberga von Burgund. Die Stifterin des Klosters Oedingen sei identisch mit Gerberga aus dem Sauerland, einer Frau von großer Tatkraft und reichem väterlichen Erbgut, mit dem sie wesentlich zum Ausbau des Machtbereiches der Werler Grafen beigetragen habe. Wer ihr Gatte war, ist ungewiß. Fr. von Klocke schaltete sowohl den 978 erwähnten als auch den 985 bezeugten Grafen Hermann als Stammvater der Werler Grafen aus. Als gesichert ließ er nur gelten, dass der von Thietmar genannte und in der Stiftungsurkunde aufgeführte Hermann ihr Sohn war. Die Unterscheidung der beiden Gerbergen ging wesentlich von der Titulierung comitissa und der Tatsache ihrer Festnahme durch den Erzbischof von Köln aus. Gerberga von Burgund sei hingegen wesentlich jünger gewesen. Sie habe nach dem Tode ihres ersten Gatten, des Herzogs Hermann von Schwaben, in zweiter Ehe den seit 997 bezeugten Grafen Hermann, den Sohn der Gerberga aus dem Sauerland und den ersten wirklich in Werl erweisbaren Angehörigen dieses Grafenhauses, geheiratet. Gerberga habe aus erster Ehe schon die beiden Töchter Mathilde und Gisela, wie Hermann von einer unbekannten Gattin die Söhne Heinrich, Konrad und Adalbert gehabt. Aus beider um 1004 geschlossenen Ehe seien dann die Kinder Rudolf, Bernhard und Mathilde hervorgegangen. Hömberg dagegen trat nachdrücklich für eine Personengleichheit der beiden Gerbergen ein. Endgültige Sicherheit ist meines Erachtens aus Mangel an Zeugnissen nicht zu gewinnen. Gerberga war vermutlich in erster Ehe mit einem ungenannten Grafen von Werl verheiratet, den Bollnow vorsichtigerweise nicht namhaft macht. In zweiter Ehe heiratete sie Herzog Hermann von Schwaben, dem sie die Kinder Gisela - die spätere Kaiserin - Beatrix, Bertold und Hermann (Herzog von Schwaben, + 1012) gebar. Bollnow hielt eine dritte Ehe nach dem Tode Herzog Hermanns (+ 1003) erneut mit einem Grafen von Werl für nicht ausgeschlossen. Die Schwierigkeit beruht darin, dass der sächsische Annalist als Geschwister der Gisela von Schwaben erwähnt: soror eius Mathildis fratresque eius Rodulfus et Bernardus nati erant in Westfalia de loco, qui dicitur Werla. Zweifel an der Richtigkeit seiner Aussage ergeben sich dadurch, dass Rudolf in der Vita Meinwerci kein einziges Mal in den Zeugnislisten auftauchte. Andererseits wird man aus chronoligischen Erwägungen den Bernhard des Annalisten mit Bernhard, dem Sohn des Grafen Hermann von Werl, identifizieren müssen, so dass dem Annalisten in der Generationsfolge ein Gedächtnisfehler unterlaufen wäre. Bollnow löste das Problem auf die Weise, dass er Hermann von Werl einen Sohn Gerbergas aus erster Ehe und damit einen Halbbruder der Kaiserin Gisela sein ließ. Die übrigen Geschwister der Gisela, die der Annalist aufführte - also Mathilde, Rudolf und Bernhard - sollen Kinder des Grafen Hermann (von Werl) und damit GiselasBruderkinder sein. Die Lösung hat viel für sich, zumal wenn man die zweite Ehe Hermanns in Erwägung zieht, die Bollnow nicht erwähnte. Wir können nur mutmaßen, dass vielleicht Rudolf und Mathilde Kinder aus dieser zweiten Ehe waren, was allerdings der Aussage Thietmars widerspricht, der die Ehe wegen der nahen Verwandtschaft für kinderlos hielt: nullam in procreanda prole spem deinceps adipiscitur. Diese Aussage stand möglicherweise unter dem Eindruck der göttlichen Strafe für die Exkommunikation. Vielleicht wurden die Kinder auch erst nach Thietmars Tod (+ 1018) geboren. Die zweite Ehe würde erklären, warum Rudolf, der an zwei Stellen als comes natus de Westfalia, ex loco, qui dicitur Werla bezeugt ist, in der Vita Meinwerci nicht unter den vier Söhnen Hermanns aufgezählt wurde. Zum Zeitpunkt des Testates (1024) war er demnach noch unmündig und kam als Zeuge nicht in Betracht, da er frühestens 1007 geboren wurde. Hömberg fand eine andere Lösung, auf die in einem anderen Zusammenhang bereits hingewiesen wurde.
    Ebenso strittig ist die Beantwortung der Frage nach Gerbergas Gatten. Bollnow wich ihr aus. Er begnügte sich mit der allgemeinen Feststellung, dass er ein Graf von Werl war. Hömberg machte Graf Bernhard als Gatten der Gerberga namhaft.
    In Frage käme ein Graf Hermann, der zur gleichen Zeit auftrat. Nach Auslage einer Urkunde sprach er im Ort Böllinghausen (bei Erwitte) im Gau Engern Recht, der in den Besitz des Klosters Meschede überging. Dieses Gebiet liegt in der Nähe von Werl, dem Stammsitz der Familie. Es schließt sich organisch an die Grafschaft des Grafen Hermann im Locdorpgau an. Zeitliche Bedenken erheben sich ebenfalls nicht. Vor allem spricht eine Erwähnung bei Thietmar dafür, ihn als Mitglied des Werler Grafenhauses zu betrachten. Die Textstelle besagt, dass 984 der Streit zwischen Heinrich von Bayern und seinem Sohn - dem späteren König - Herimanni comitis consilio geschlichtet wurde. Was konnte einen westfälischen Grafen veranlassen, sich in Sachen des bayerischen Herzogshauses zu verwenden. Die Antwort lautet: hier sprachen verwandtschaftliche Verpflichtungen mit. Gerbergas Halbschwester und somit Hermanns vermutliche Schwägerin war Gisela, die Gattin des Bayern-Herzogs Heinrich des Zänkers, der sich 984 mit seinem Sohn auseinandersetzte. Von hier aus gesehen erhellt sich die schon erwähnte Bezeichnung der Annalen consobrini imperatoris für die Söhne Hermanns von Werl. Hömberg hielt den 978 erwähnten Grafen Hermann für Gerbergas Schwiegervater, und zwar auf Grund der Tatsache, dass ihr Sohn wiederum den Namen Hermann trug. Da nur eine einzige Erwähnung vorliegt, können aus seinen Amtsdaten auch nicht annähernd gesicherte Angaben über das Alter des genannten Grafen gemacht werden. Alle anderen Kombinationen - wie Gatte oder Schwager - haben darum genau so viel Wahrscheinlichkeit für sich. Vielleicht war er mit dem Grafen Hermann identisch, der nach dem Fuldaer Totenbuch am 13. Juli 995 starb, zu welchem Tage auch das Merseburger Totenbuch das Ableben eines Grafen Hermann verzeichnete.

    Weinfurter Stefan (Hg.): Band I Seite 226,232, "Die Salier und das Reich"

    Die Vermutung, in dieser Schlacht des Sohnes der Mathilde und der Gatte der Gisela gegen den Gatten der Beatrix seien Auseinandersetzungen um das Erbe dieser drei Schwestern, der Töchter Herzog Hermanns II. und der Gerberga, gewaltsam ausgetragen worden, ist sehr wahrscheinlich und zudem neuerdings mit dem Hinweis gestützt worden, daß der Zeitpunkt der Auseinandersetzungen durch den Tod der Gerberga bestimmt sein dürfte. Ihr Todestag (7.7.) ist aus Nekrologeinträgen bekannt, als Todesjahr wurde "nach 1016" bzw. "um 1020" angenommen. Eine Präzisierung des Todesjahres auf 1018 oder 1019 erscheint daher plausibel [Hilsch, Regenbach (wie Anmerkung 35) Seite 58f.]

    Ennen, Edith: Seite 67-68, "Frauen im Mittelalter"

    Gisela ist wohl um 990 geboren, war eine Tochter des Herzogs Hermann II. von Schwaben und der Gerberga, Tochter des Königs Konrad von Burgund, des Bruders der Kaiserin Adelheid. Geboren ist Gisela in Schwaben, vorausgesetzt, daß ihre Mutter Gerberga erst in zweiter Ehe den Grafen Hermann von Werl in Westfalen geheiratet hat.

    Erkens, Franz-Reiner: Seite 32, "Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers."

    Als KONRADINERIN stammte Gisela aus einer der vornehmsten Familien des Reiches, über ihre Mutter Gerberga aber, eine Tochter des burgundischen Königs Konrad (+ 993) und eine Enkelin des westfränkischen Herrschers Ludwig IV. (+ 954), eines KAROLINGERS, war, ging ihre Ahnenreihe direkt auf KARL DEN GROSSEN zurück, auf die alles überragende Herrschergestalt also, in deren Tradition sowohl die ostfränkisch-deutschen als auch die westfränkisch-französischen Könige standen. Daß der Kaplan Wipo diese verwandtschaftlichen Beziehungen ausdrücklich hervorhebt, während er die ottonische Abstammung KONRADS unerwähnt läßt, zeigt, wie sehr das Ansehen eines Adelsgeschlechtes wuchs, wenn in den Adern seiner Mitglieder karolingisches Blut floß.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 47-57,136-140, "Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands"

    Hermann II. war, wie auf der Tafel weiterhin ersichtlich ist, mit Gerberga, einer Tochter des Königs Konrad von Burgund, verheiratet. Da Gerbergas Mutter, das König Konrads Gemahlin Mathilde, ihrerseits eine Tochter König Ludwigs IV. von Frankreich und Gerbergas, einer Tochter König HEINRICHS I., war, hatte Hermanns Gemahlin Anteil am OTTONEN-Blut.
    Die Geburtszeiten der Geschwister Giselas fügen sich auch bestens zu den erkennbaren Lebensdaten ihrer Mutter Gerberga, die ja vor der ca. 986 mit Hermann II. von Schwaben geschlossenen Ehe schon einmal mit dem Grafen Hermann von Werl verheiratet war und diesem drei Söhne geboren hatte. Und dabei scheint diese erste Ehe Gerbergas von ca. 978/80-985 gewährt zu haben (vgl. P. Leidinger, Untersuchungen zur Geschichte der Grafen von Werl Seite 49f. und Tafel II am Bandende), was den für unseren Zusammenhang wichtigen Schluß zuläßt, daß Gerberga spätestens um 965 geboren sein wird. Wenn man aber - mit der Speyerer Bleitafel - Gisela erst am 11.XI.999 geboren sein läßt und danach - wegen der Bemerkungen in den Miracula S. Verenae über die Geburt der Töchter Hermanns II. vor dem erhofften Knaben - die Geburt Hermanns III. erst frühestens ins Jahr 1000 (eventuell auch erst noch später) setzen kann, so führt das schon wieder nahe an die Fruchtbarkeitsgrenze Gerbergas heran. Wahrscheinlich hat Gerberga ihre drei Töchter 986/87-990, ihren Sohn Hermann III. eventuell 991 oder erst 994 - nach dem 992 geborenen und nach einem Jahr verstorbenen Berthold - zur Welt gebracht.

    Schnith Karl: Seite 95,99, "Frauen des Mittelalters in Lebensbildern"

    Giselas Mutter Gerberga war von noch höherer Abkunft. Sie war die Tochter König Konrads von Burgund und Mathildes, der Tochter des KAROLINGERS Ludwig d'Outremer, über den ihr Stammbaum bis zu KARL DEM GROSSEN zurückzuführen war; sie war außerdem eine Nichte der Kaiserin Adelheid. Die Ehe ihrer Eltern bestand seit mindestens 989/90.
    Ebensowenig klar ist die möglicherweise vermittelnde Rolle der Ehe von Giselas Mutter Gerberga mit einem Grafen Hermann von Werl in Sachsen. War es ihre erste Ehe - wie meist angenommen wird [Leidinger; Seite 31-52; Huschner, in Uitz/Pätzold/Beyreuther, Seite 110, Hlawitschka, Untersuchungen Seite 152/53; anders: Klocke, F. v., Die Grafen von Werl und die Kaiserin Gisela, in: Westfälische Zeitschrift 98/99 (1949), Seite 67-167; Wunder Seite 2.] -, so könnten davon Beziehungen zu sächsischen Fürsten herrühren; sollte es die zweite gewesen sein, so könnte Gerberga nach 1003 ihre Tochter nach Sachsen mitgenommen haben - woraus sich die Angabe von Werl als Geburtsort Giselas beim Annalista Saxo erklären ließe - und sie dann mit Brun verheiratet haben.

    Thietmar von Merseburg: Seite 468, "Chronik"

    Sein Nachfolger Dietrich, der Sohn meiner Mutterschwester, mußte von Graf Hermanns Sohn Heinrich [von Werl], wie berichtet, viel Schmach hinnehmen. In diesem Jahre nun lebte der zeitweise beigelegte Streit wieder auf. Erzbischof Heribert von Köln mußte lange viele Belästigungen durch den Grafen hinnehmen. Kein Wunder, hielt er doch dessen Mutter [Hermanns Mutter Gerberga, vgl. VII, 49] eine ganze Weile in Haft.

    Hilsch, Peter: Seite 58, "Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela"

    Der Ehemann der Beatrix, Adalbero, der von Kaiser HEINRICH II. gegen den Sohn seines Vorgängers zum Kärntner Herzog erhoben worden war, kämpfte gegen den in Kärnten "enterbten" jüngeren Konrad (Sohn der Mathilde und Konrads von Kärnten) und dem älteren Konrad (den späteren König und 1019 bereits Ehemann unserer Gisela) vermutlich um ihre schwäbisch-fränkischen Güter, wurde jedoch in einer regelrechten Schlacht bei Ulm geschlagen. Für den Zeitpunkt des Kampfes könnte der Tod der Mutter Gerberga entscheidend gewesen sein [Leidinger (wie Anmerkung 13) Seite 87 nimmt ihren Tod vage "um 1020" an. Der Todestag ist aus dem Marchtaler Nekrolog (MGH Necrologiae Band 1, Seite 201) bekannt: der 7. Juli. Im Licht unserer Überlegungen wäre an den 7. Juli 1019, eher noch 1018 zu denken.].

    Uitz, Erika/Pätzold, Barbara/Beyreuther, Gerald: Seite 110, "Herrscherinnen und Nonnen. Frauengestalten von der Ottonenzeit bis zu den Staufern"

    Giselas Mutter, Gerberga von Burgund, die um 965 geboren wurde, vor ihrer Heirat mit Hermann II. von Schwaben schon eine Ehe mit dem westfälischen Grafen Hermann I. von Werl geführt und die Söhne Hermann II, Rudolf und Bernhard zur Welt gebracht. Gerbergas Gemahl starb etwa 985/986. Die Verbindung mit dem der konradinischen Familie angehörenden Hermann von Schwaben währte wahrscheinlich von 987 oder 988 bis zu dessen Todestag am 4. Mai 1003. Gisela wurde demnach in Schwaben geboren, verbrachte hier ihre Kindheit und erhielt eine sorgfältige und gediegene Erziehung.

    um 980 1. oo Hermann I. Graf von Werl - um 985/88
    988 2. oo Hermann II. Herzog von Schwaben 945/50-4.5.1003

    Kinder:
    1. Ehe
    - Hermann II. ca 980-14.5. nach 1024
    - Rudolf-Ludolf ca 982/86-12.7. um 1044
    - Bernhard II. Graf von Hoevel ca 982/86- um 1059

    2. Ehe
    - Mathilde ca 988-29.7.1031/32
    1003 1. oo Konrad I. Herzog von Kärnten um 975-12.12.1011
    1014 2. oo Friedrich II. Herzog von Lothringen -13.5.1026/27
    nach 1026/27 3. oo Esiko Graf von Ballenstedt - um 1059/60
    - Gisela 13.11.989-15.2.1043
    vor 1002 1. oo Bruno Graf von Braunschweig ca 975/80- ca 1010 ermordet
    um 1010 2. oo Ernst I. Herzog von Schwaben 970-31.5.1015
    1016 3. oo KONRAD II. 12.7.990-4.6.1039
    - Berthold Anfang 992- Anfang 993
    - Beatrix ca 990/1000-12.5. nach 1025
    1019 oo Adalbero I. Herzog von Kärnten um 980-28.11.1039
    - Hermann III. ca 994/vor 1.995-1.4.1012
    oder 991/92 (Hlawitschka)

    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 380 H 22 - Bollnow, Hermann: Die Grafen von Werl. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte des 10. bis 12. Jahrhunderts. Dissertation Stettin 1930 Seite 8,28,44 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 26,28,67 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 226,232,248 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 67-68 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 32 - Fried, Johannes: Prolepsis oder Tod? Methodische und andere Bemerkungen zur Konradiner-Genealogie im 10. und frühen 11. Jahrhundert - Hilsch, Peter: Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela, in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 42 1983 Seite 52-81 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969 Seite 65 - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987 Seite 47-57,68,73,103,119,136-140, 152,169 - Hlawitschka, Eduard: Wer waren Kuno und Richlind von Öhningen? Kritische Überlegungen zu einem neuen Identifizierungsvorschlag. In: Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins 128 1980 Seite 1-49 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 367 - Lechner Karl: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar 1992, Seite 66,321 A 35 - Maurer, Helmut: Der Herzog von Schwaben. Grundlagen, Wirkungen und Wesen seiner Herrschaft in ottonischer, salischer und staufischer Zeit, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1978 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 90 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 91,95,99,125,156 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 408,468 - Uitz, Erika/Pätzold, Barbara/Beyreuther, Gerald: Herrscherinnen und Nonnen. Frauengestalten von der Ottonenzeit bis zu den Staufern, Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1990 Seite 109,114,123 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 63,220 - Wolf Armin: Wer war Kuno von Öhningen? Überlegungen zum Herzogtum Konrads von Schwaben (+ 997) und zur Königswahl vom Jahre 1002. in Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters Band 36, Seite 25-83 1980 -

    Familie/Ehepartner: von Werl, Hermann. Hermann wurde geboren um 950; gestorben in 985/988. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 45. von Werl, Hermann II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 980; gestorben nach 1025.
    2. 46. von Werl, Rudolf  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 982/986; gestorben um 1044.
    3. 47. von Werl, Bernhard II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 982/986; gestorben nach 1030.

    Gerberga heiratete von Schwaben, Hermann II. in 988. Hermann (Sohn von von Schwaben, Konrad und von Marchtal, Judith) wurde geboren in 945/950; gestorben am 4 Mai 1003. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 48. von Schwaben, Mathilde  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 988; gestorben in 1031/1032; wurde beigesetzt in Worms [67547],Worms,Rheinland-Pfalz,Deutschland.
    2. 49. von Schwaben, Gisela  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 13 Nov 989; gestorben am 15 Feb 1043 in Goslar [38640],Goslar,Niedersachsen,Deutschland; wurde beigesetzt in Speyer [67346],Speyer,Rheinland-Pfalz,Deutschland.
    3. 50. von Schwaben, Beatrix  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 990/1000; gestorben nach 1035.
    4. 51. von Schwaben, Berthold  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 992; gestorben in 993.
    5. 52. von Schwaben, Hermann III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 994; gestorben am 1 Apr 1012.

  9. 32.  von Burgund, Berta Graphische Anzeige der Nachkommen (20.Mathilde3, 8.Ludwig2, 1.Karl1) wurde geboren in 964/965; gestorben nach 1010.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Blois [41000],Loir-et-Cher,Centre-Val de Loire,Frankreich; Gräfin von Blois
    • Titel/Amt/Status: Frankreich; Königin von Frankreich

    Notizen:

    Bertha von Burgund
    Königin von Frankreich
    Gräfin von Blois
    um 964/65- nach 1010
    2. Tochter des Königs Konrad von Burgund aus seiner 2. Ehe mit der Mathilde von Frankreich, Tochter von König Ludwig IV.

    Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 2022

    Bertha von Burgund, Königin von Frankreich
    * um 965, + nach 1010
    Tochter König Konrads von Burgund

    Wurde um 980 wohl durch Vermittlung ihres Onkels, König Lothars von W-Franken, dem an einem Bund mit den Häusern BLOIS und VERMANDOIS gegen Hugo Capet lag, mit Graf Odo I. von Blois-Tours-Chartres vermählt. Als dieser in äußerster Bedrängnis - durch den gemeinsamen Angriff Graf Fulko Nerras von Anjou und des inzwischen König gewordenen Hugo Capet - am 12. März 996 starb, gelang es seiner Witwe, Hugos Sohn und Mitkönig Robert II. als Beschützer zu gewinnen, der sie nach des Vaters Tod (24. Oktober 996) in 2. Ehe heiratete. Gegen diese Verbindung drohte Papst Gregor V. wegen zu naher Verwandtschaft der Gatten, auf der Synode von Pavia (Februar 997) die Exkommunikation an, die, nach vergeblichem Vermittlungsversuch Abbos von Fleury angesichts des Beharrens der Partner 998 ausgesprochen wurde. Um 1003/04 hat Robert, auch wohl wegen Kinderlosigkeit, die Verbindung gelöst und Konstanze von Provence in 3. Ehe geheiratet, dann aber, um 1010, erneut versucht, von Papst Johannes XVIII. die Ehe mit Bertha anerkennen zu lassen. Die Rivalität zwischen Bertha und Konstanze hat auch den französischen Hof in sich erbittert befehdende Parteien gespalten und in der Sage, derzufolge Bertha ein Monstrum mit Gänsefüßen gebar, Spuren hinterlassen. Bertha, die ihren Sohn Odo II. Ansprüche auf das Königreich Burgund hinterließ, hat längere Zeit die Grafschaften ihres Gemahls erfolgreich regiert und dabei den Titel regina mehrfach geführt.

    Brandenburg Erich: Tafel 5 Seite 10, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VIII. 60. BERTHA
    * ca. 964/65, + nach 1010
    Gemahl:
    a) ca. 983 Odo I. Graf von Blois (siehe VIII 10)
    b) Anfang 997 Robert II. König von Frankreich (siehe X 137)
    geschieden ca. 1000 wegen Verwandtschaft

    Anmerkungen: Seite 128
    VIII. 60. BERTHA

    Die Geburtszeit will Blümcke, Burgund unter Rudolf III. auf etwa 964 setzen, ähnlich Poupardin, Bourgogne 388. Sie kann auch etwas später fallen. Sie war 984 bereits mit Odo vermählt. Bouquet 11, 655.
    Zweite Vermählung nach dem Tode Hugo Capets (996 24. X.) vor der Synode von Pavia, die diese Heirat beanstandete (Mitte 997), siehe Pfister, Robert 53. Scheidung nach 999 26. X. (Bouquet X 577) vor 1001 IX. (ib. X, 569 Anmerkung), Pfister
    (...)

    Werner Karl Ferdinand: Seite 475, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VIII. Generation 6-9

    Zur zweiten Ehe Berthas, die sich nach Odos I. Tod mit Robert II. verband (die Ehe wurde auf päpstliches Betreiben, nach anfänglichem Widerstand König Roberts aufgelöst) vgl. Brandenburg X, 137 (Seite 67).
    Bemerken wir, daß Bertha aus ihrer Ehe mit Odo nie einen Sohn namens "Robert" hatte, wie Brandenburg IX, 9 angibt. Einziger, vermeintlicher Beleg ist eine Zeugenliste in der von Newman, Catalogue des actes de Robert II, 135f. als Fälschung des 12. Jahrhunderts eingestuften Urkunde von 989: S. Hugonis regis, S. Odonis comitis, S. Roberti filii eius, S. Tetbaldi filii eius, S. Odonis, alterius filii eius. Man hat längst bemerkt, daß das alterius nur zwei Söhne Odos I. voraussetzt, Tedbald II. und Odo II. In Robert sah man den an die falsche Stelle gesetztenRobert II., Sohn König Hugos. In Wahrheit ist für "filii eius" bei Robert vicecomitis zu lesen, und gemeint ist der Aussteller der Urkunde, der Vicomte Robert von Blois, der ohne diese von uns vorgeschlagene Richtigstellung in der Subskription seiner Urkunde gar nicht erschiene! Da Tedbald II. kurz vor seinem Tode 1004 zum Bischof von Chartres gewählt worden war und vergebliche Versuche unternahm, die päpstliche Genehmigung zu erlangen, wird seine Geburt und damit das Datum der Ehe Berthas mit Odo I. früher als ca. 983 (so Brandenburg) anzusetzen sein. In einer Urkunde, die wie die eben zitierte vom Vicomte Robert von Blois für die Abtei Notre Dame d'Evron (Dep. Mayenne) ausgestellt wurde (Cartulaire de S.-Pere de Chartres, ed. B. Guerrard, 1, 77-79), erscheinen nebeneinander, in der durchaus unverdächtigen Zeugenliste, nach Herzog Hugo (Capet), Graf Odo I. und seinem Bruder, dem Erzbischof Hugo von Bourges, S. Letgardis comitissae, S. Berte comitisse. Man hat diese Urkunde auf 985 datiert, ausgehend von dem ihr erwähnten Tod des Abtes Wibert von S.-Pere. Das Jahr von dessen Tod ist aber gar nicht genau bekannt; der Herzog datiert seine Abtszeit bis c 980, die letzte datierte Urkunde, die ihn nennt, ist von 967 III 8. Es ergibt sich, daß nicht nur Ledgard, die Gattin Tedbalds I., bis c 980 gelebt hat (siehe oben VII, 7), sondern daß um diese Zeit Odo I., seit 975 Graf von Blois, schon mit der burgundischen Königs-Tochter Bertha vermählt war.

    Glocker Winfried: VI, 23; Seite 300, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VI, 23 BERTHA
    * c 967/68, + nach 1010
    1. oo c 984 Odo I., Graf von Blois, + 996 III 12
    2. oo 997 Anfang König Robert II. von Frankreich (seit 996), * c 970, + 1031 VII 7 (Ehe 1004 IV wegen zu naher Verwandtschaft geschieden)

    Die Filiationsbelege für Bertha, Tochter der Mathilde und König Konrads, hat Diener, Könige Nr. 15, zusammengestellt.
    Zu Berthas Heirat mit Graf Odo I. von Blois, vgl. Landsberger, Odo S. 17, Anm. 55; das Jahr von Berthas Vermählung mit Odo hat Werner VIII, 6-9 näher bestimmt. Berthas zweite Ehe mit König Robert II. von Frankreich bezeugt Richer IV c. 108, S. 328.
    Zur Scheidung des Paares wegen zu naher Verwandtschaft - beide stammten im Verhältnis 3 : 3 von König HEINRICH I. ab - vgl. Pfister, Etudes S. 57 und 70, sowie jetzt Dhondt, Femmes S. 48 f.

    Diener, Ernst: Seite 80, "Könige von Burgund aus dem Hause der Welfen" in: Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte I. Band: Hoher Adel Zürich 1900-1908

    15. BERTA
    Tochter Konrads und Mathildes (Tab. geneal. ex cod. Steynvelt. SS III 215; Herm. Contract. SS V 121; Rod. Glaber SS VII 64; Hugonis Flaviniac. chron. SS VIII 364, 366; Modern. regum Francor. actus SS IX 387; Wiponis vita Chuonr. imp. SS 11, 269), vermählt 1. mit Odo I. von Champagne (vgl. Landsberger, Graf Odo I. von der Champagne. Diss. Göttingen, Berlin 1878, p. 17 ff.), Witwe 995, in 2. Ehe mit König Robert von Frankreich (Rotbertus rex patri succedens, suorum consilio Bertam duxit uxoerem: Richeri histor. SS III 657), geschieden 998 wegen zu naher Blutsverwandtschaft (Roberts väterliche Großmutter Hedwig und Berthas mütterliche Großmutter Gerberga waren Schwestern, Töchter des deutschen Königs HEINRICHS I.).

    Treffer Gerd: Seite 75-76, "Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert)"

    BERTHA VON BURGUND - die tatsächlich Geliebte
    Geboren: 964 - Heirat 996 Melun - + um 1024
    Zweite Gemahlin Roberts II. des Frommen (* 971; König 996-1031)

    Bertha ist seit Anfang des Jahres 996 Witwe. 983 hatte sie Odo I., den Grafen von Blois-Chartres, geheiratet und fünf Kinder von ihm geboren, darunter als ältesten einen Robert, der von König Robert II. über das Taufbecken gehalten wurde. Im Frühjahr 996 war deiser erste Mann gerade zur "rechten zeit" an einer "blitzartigen Krankheit" verstorben.
    Bertha und Robert kennen sich schon lange, sie sind ja verwandt, Cousin und Cousine dritten Grades, und Bertha ist von höchster Abkunft. Sie ist die zweite Tochter von Konrad I., dem Friedlichen, König von Burgund, und seiner Frau Mahaut (oder Mathilde) von Frankreich, der Tochter Ludwigs IV. von Übersee. Über ihre Mutter ist Bertha also eine Art Brücke zurück zu den KAROLINGERN. Berthaist über dreißig, als sie 996 Robert II. heiratet, der gerade den Thron bestiegen hat. Roberts Leidenschaft für Bertha ist aufrichtig, sie hält ihn gefangen. Der König findet bei seiner blonden Gemahlin Anschmiegsamkeit, Hingabe, Heiterkeit, alles Eigenschaften, die auch seinem Charakter eignen. Das Paar lebt ein privates Glück, aber auch einen unablässigen Kampf gegen Rom, das weniger verständnisvoll ist als die französischen Bischöfe. Und Papst Gregor V. [Persönlicher Einwurf: Als Urenkel Kaiser OTTOS I. war Gregor V. mit beiden Ehepartnern verwandt, denn Gerberga und Hadwig, Großmütter von Bertha und Robert II., waren Schwestern von Kaiser OTTO I.] ist kein Mann, der sich vom offensichtlichen Glück der königlichen Ehe erweichen ließe. Nach den Regeln der Kirche sind die Eheleute verwandt, und Robert ist der Pate von Berthas Sohn. So ist die Ehe nicht statthaft. Folglich muß sie zerbrochen werden. Die Verdammung durch Papst Gegor V. fällt um so heftiger aus, als dieser ein Vetter OTTOS III., des Kaisers, ist, der den KAPETINGER Aufstieg mißtrauisch beäugt. Ein Konzil tritt im Juni 997 rasch zu Pavia zusammen. Das Urteil dieser heiligen Versammlung lautet auf Exkommunikation des Königs, wenn er sich weigert, eine Bußreise nach Rom zu unternehmen. Trotz verschiedener Vermittlungsversuche vergiftet sich die Lage weiter. 998 bedroht ein allgemeines Konzil König und Königin mit Exkommunikation, wenn sie sich nicht trennen. Angesichts des Widerstandes des KAPETINGERS verfaßt Gregor V. schließlich eine besonders heftige Bulle: "Von diesem Tag an herrscht Kirchenbann über das ganze Königreich. Keine Messen, keine Sakramante. In das Feuer mit allem, was Hände und Lippen des Königs berührt haben."
    Trotz seiner großen Frömmigkeit wird Robert II. also wegen Bertha, seiner zweiten Frau, exkommuniziert, das Land mit Kirchenbann belegt, muß sich von ihr trennen, um wieder zu den Sakramenten zugelassen zu werden. Die schmerzhafte Entwicklung traumatisiert den König, denn er liebt diese Frau innig. Von seiner Erziehung geprägt und in seinem Herzen fromm, beugt sich der König aber lieber, statt einen Riß durch die Christenheit zu riskieren. Seine Haltung ist um so verdienstvoller als die Exkommunikation von den französischen Bischöfen harsch kritisiert wird, die - Vorläufer des Gallikanismus - von Rom das Zugeständnis erwarten, daß die normalen Gesetze der Kirche nicht zwangsläufig auf die Könige von Frankreich, Gesalbte des Herrn, zu übertragen sind ... Bertha wird aber nicht aus der königlichen Umgebung vertrieben. Sie trifft sich nach wie vor mit ihrem Ex-Gemahl. Und auch wenn sich dieser 1003 mit einer blutjungen Frau, Konstanze von Arles, vermählt, die ihm mehrere Söhne schenkt, gibt sie dennoch die Hoffnung nicht auf, eines Tages wieder ihre Macht und ihren Mann zurückzugewinnen.
    Als Roberts Favorit, der Graf von Beauvais getötet wird und Konstanze unter Mordverdacht steht, ziehen 1008 Robert und Bertha nach Rom. Ein Chronist schreibt, "die wegen Blutsverwandtschaft verstoßene Königin ... hoffte, unterstützt von gewissen Kreisen des Königshofes, daß ihr das Königreich auf Befehl des Papstes zurückgegeben werde". Sie hofft mithin auch, die Annullierung der Ehe Roberts mit Konstanze zu erreichen. Der Mönch auf dem Stuhl Petri aber setzt den Respekt vor der Kirche und ihren Dogmen über persönliche Betrachtungen. Bertha folgt Robert dennoch in seine Sommerresidenz Dreux und lebt noch 15 Jahre lang an der Seite Roberts. Sie stirbt um 1024, wohl im Schloß von Melun.
    Nach der Ehe mit Odo I. Graf von Blois heiratete Bertha ihren Vetter Robert II. den Frommen, König von Frankreich. Dieser verfiel ihr völlig, protegierte ihren Sohn Odo II. zum Nachteil der französischen Krone und beugte sich schließlich der Staatsraison. Eine angebliche Unfruchtbarkeit der Königin gestattete den kirchlichen Behörden, die Ehe zu annullieren. Bertha unterhielt weiterhin gute Beziehungen zum König und hatte sogar vor, sich mit Robert II. noch einmal zu verheiraten, als dieser sich von Konstanze von Arles trennte.

    Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Seite 87-98, "Die französischen Könige des Mittelalters"

    Roberts zweite Frau Bertha, wie Rozala ebenfalls von königlichem Geblüt und gleichfalls Witwe, war mit dem Grafen Odo I. von Blois verheiratet gewesen. Eine romantische und psychologisierende Geschichtsschreibung hat diese zweite Ehe Roberts (vermutlich April 997) als einen Akt jugendlicher Befreiung gegenüber einem übermächtigen Vater gedeutet. Doch steht dem die Tatsache entgegen, dass sich spätestens 991 Robert von Rozala trennte, "weil sie zu alt war".
    Aber auch die zweite Ehefrau erfüllte die in sie gesetzten Erwartungen nicht, zumal der päpstliche Stuhl Anstoß an dem allzu nahen Verwandtschaftsgrad der beiden Ehepartner genommen hatte.
    Freilich hatte die Königin auch allen Grund, mit ihrem Mann 'unzufrieden' zu sein. Denn dieser war - zusammen mit seiner Ex-Frau Bertha - vermutlich um das Jahr 1010 nach Rom gereist. Vielleicht machte er sich Hoffnungen auf einen päpstlichen Dispens. Dieser hätte es ihm dann ermöglicht, nach einer Scheidung von Constanze wieder rechtmäßig mit Bertha zusammenzuleben. Da seine zweite Ehefrau aber, wie bereits angedeutet, sehr eng, das heißt im 3. kanonischen Grad mit ihm verwandt war, was nach kirchlicher Auffassung eine Ehe ausschloß, muß Roberts Plan als illusionär bezeichnet werden. Gleichzeitig war es aber auch gefährlich, hätte Robert II. doch die Thronfolge seines damals schon geborenen Sohnes Hugo in Frage gestellt. In dieser schwierigen Situation griff ein Heiliger ein: Sankt Savinianus, der 1. Erzbischof von Sens, schlug sich auf die Seite der Königin. Constanze hatte schon befürchtet, "aus dem königlichen Bett vertrieben zu werden". Doch der König kehrte mit leeren Händen aus Rom zurück. "Seit dieser Zeit begann er, seine Frau Constanze zu lieben", meinte wenigstens ein zeitgenössischer Chronist.
    Bereits die Zeitgenossen haben die prekäre Lage Roberts II. gesehen, dem Odo II. "vieles bald mit Gewalt, bald mit Gerissenheit abgenötigt hatte". Aber auch Odo II. hatte gefährliche Gegner. Besonders mit dem Grafen Fulco III. Nerra von Anjou (987-1040) hatte er zu rechnen. Da Constanze mit dem Hause ANJOU, Bertha hingegen, von der sich Robert II. immer noch nicht endgültig zu trennen vermochte, mit dem Hause BLOIS verwandt war, wurde selbst der königliche Hof zum Schauplatz der Auseinandersetzungen der beiden miteinander rivalisierenden Parteien. Weil Hugo von Beauvais, Pfalzgraf und Vertrauter des Königs, zu Bertha hielt, wurde er auf Anstiften Constanzes und ihres Cousins Fulco Nerra ermordet. Die Attentäter konnten es sich leisten, Hugo vor den Augen eines offensichtlich hilflosen Königs umzubringen.

    Ehlers Joachim: Seite 42,48-52, "Die Kapetinger"

    Der Episkopat mißtraute Robert II. seit dem Reimser Bistumsstreit, und der Papst rügte seine zweite Ehe (Rozala-Susanna hatte Robert schon 991/92 verstoßen), kurz nach dem Tod seines Vaters geschlossen mit Bertha, der Witwe der erst im Jahr zuvor verstorbenen Grafen Odo von Blois-Chartres und Tochter König Konrads I. von Burgund; wieder hatte Robert eine Gemahlin aus königlichenm Hause, wiederum allerdings aus zweiter Hnad. Der Papst erinnerte an zu nahe Verwandtschaft der Partner und das damit gegebene kanonische Ehehindernis, denn Berthas Mutter Mathilde war eine Tochter König Ludwigs IV. und Gerbergas, einer Schwester OTTOS I., ihre Schwester Hadwig als Mutter Hugo Capets wiederum die Großmutter Roberts II.; Robert und Bertha waren mithin Vetter und Cousine zweiten Grades. Die Regierung Roberts sollte durch diese und ähnliche Auseinandersetzungen lange belastet bleiben, denn erst im Herbst 1001 war der König zur Trennung bereit, weil der erhoffte Erbe bis dahin nicht geboren worden war. Obwohl Robert kurz darauf (wohl 1003) Constanze heiratete, Tochter des Grafen Wilhelm von der Provence und über ihre Mutter mit dem Haus ANJOU verwandt, suchte er immer aufs Neue nach Möglichkeiten, Bertha wiederzugewinnen und machte selbst nach der Geburt seiner Söhne Hugo (wohl 1007) und Heinrich (1009(10) noch einmal den unsinnigen Versuch, vom Papst die Zustimmung zu einer legalen Verbindung mit Bertha zu gewinnen, was die Trennung von Constanze vorausgesetzt hätte.
    Anders als seien Rivalen aus dem Hause ANJOU stellte sich Odo gegen Hugo Capet und nahm König Lothars Nichte Bertha zur Frau, eine TochterKönig Konrads von Burgund. Als Odo 996 während der Kämpfe gegen Fulko Nerra von Anjou starb, rief Bertha Robert zu Hilfe, der sie nach dem Tod seines Vaters 996 heiratete.

    Weinfurter, Stefan: Seite 220, "Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten"

    Mehr Erfolg war ihm dagegen im Westen beschieden, und zwar insbesondere im Hinblick auf das Königreich Burgund. Durch seine Mutter Gisela war HEINRICH II. ein Neffe des kinderlosen burgundischen Königs Rudolf III. (993-1032). Dessen Herrschaft galt als schwach und stets gefährdet. Manches deutet darauf hin, daß König Robert II. von Frankreich (996-1031) um die Jahrtausendwende das Erbe Burgunds für sich vorbereitete, als er 997 Bertha, eine weitere Schwester Rudolfs III., heiratete. Robert II. verstieß seine burgundische Gemahlin zwar 1001 wieder, aber auch seine neue Ehe mit Constanze, einer Tochter des Grafen Wilhelm von Provence zeigt, daß seine Interessen nach Süden gerichtet blieben.

    984 1. oo Odo I. Graf von Blois 950-12.3.996
    997 2. oo 2. Robert II. der Fromme König von Frankreich, - 1000 20.7.972-20.7.1031

    Kinder:
    1. Ehe
    - Theobald II. Graf von Blois (996-1004) ca 985-30.9.1004
    - Odo II. ca 990-15.11.1037
    - Dietrich - nach 996
    - Agnes
    oo Guido Vizegraf von Tours

    Literatur:
    Althoff Gerd: Otto III. Primus Verlag Darmstadt 1997 Seite 123 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 67 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Seite 10 - Diener, Ernst: Könige von Burgund aus dem Hause der Welfen. in: Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte I. Band: Hoher Adel Zürich 1900-1908 Seite 80 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 42, 48-52 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 87,93,97 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 73 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 160 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 VI,23 Seite 300, 308,324 - Görich Knut: Otto III. Romanus Saxonicus et Italicus. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995 Seite 211 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 324,336 - Houben, Hubert: Roger II. von Sizilien. Herrscher zwischen Orient und Okzident, Primus Verlag Darmstadt 1997, Seite 24 - Pognon Edmond: Hugo Capet König von Frankreich. Dr. Riedeler Verlag Stuttgart 1966 Seite 133,264 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 90 - Schulze Hans K: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag Seite 342 - Treffer Gerd: Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996 Seite 72,75 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1999, Seite 220,225 - Weinfurter Stefan: Herrschaft und Reich der Salier. Grundlinien einer Umbruchszeit. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992, Seite 47 - Wolfram Herwig: Kaiser Konrad II. Kaiser dreier Reiche. Verlag C.H. Beck München 2000 Seite 83 -

    Berta heiratete von Frankreich, Robert II. in 996. Robert (Sohn von von Frankreich, Hugo Capet und von Poitou, Adelheid) wurde geboren am 20 Jul 972 in Orléans [45000],Loiret,Centre-Val de Loire,Frankreich; gestorben am 20 Jul 1031 in Melun [77000],Seine-et-Marne,Île-de-France,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Berta heiratete von Blois, Odo I. in 983. Odo wurde geboren in 950; gestorben am 12 Mrz 996; wurde beigesetzt in Marmoutier [67440],Bas-Rhin,Elsass,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]


  10. 33.  von Burgund, Rudolf III. Graphische Anzeige der Nachkommen (20.Mathilde3, 8.Ludwig2, 1.Karl1) wurde geboren um 970; gestorben in Sep 1032; wurde beigesetzt in Lausanne [1000],Waadt,Schweiz.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 993-1032, Burgund,Frankreich; König von Burgund

    Notizen:

    Rudolf III. der Faule
    König von Burgund (993-1032)
    ca 970-5./6.9.1032 Begraben: Lausanne

    Einziger Sohn des Königs Konrad der Friedfertige von Burgund aus seiner 2. Ehe mit der Mathilde von Frankreich, Tochter von König Ludwig IV.

    Lexikon des Mittelalters: Band VII Spalte 1077

    Rudolf III., König von Hoch-Burgund 993-1032
    * um 970, + 5./6. September 1032Begraben: Lausanne

    Eltern:
    König Konrad von Burgund
    Mathilde von Frankreich

    1. oo vor 994 Agiltrud (+ 17. Februar 1011)
    2. oo vor 28. Juli 1011 Irmingard (ihre 2. Ehe, + 27. August nach 1057)

    Illegitimer Sohn:
    - Bischof Hugo von Lausanne

    Nach formeller Wahl und Salbung in Lausanne versuchte Rudolf III. mit Konfiskationen, die indes zu Auflehnungen führten, vergeblich, das seit den 970-er Jahren erkennbare Erstarken der regionalen Feudalgewalten (Komplexe: Arles [marchio Wilhelm von der Provence], Grenoble-Vienne [WIGONEN, Albon], Belley-Maurienne-Savoyen-Aosta [Humbert Weißhand], Macon-Besancon [Ott-Wilhelm von Burgund] aufzuhalten. Effektiv handelte er bald nur noch im hoch-burgundischen Stammland um St-Maurice und Lausanne. Sein Königtum stabilisierte er über eine an der ottonischen Reichskirchenherrschaft orientierte stärkere Heranziehung der burgundischen Bistümer zum Königsdienst, Einsetzung von Verwandten als Bischöfe und Ausstattung der Bistümer mit Grafschaftsrechten. Dazu suchte er offen Anlehnung an Kaiser OTTO III. und dessen Großmutter, seiner Tante Adelheid, die 999 nach Burgund kam und Spannungen im Lande abbauen half; 1000 besuchte Rudolf III. den Kaiser in Bruchsal. Auch zu Kaiser HEINRICH II., der Rudolfs III. älteste (Halb)-Schwester Gisela zur Mutter hatte und beim früh konstatierbaren Ausbleiben legitimer Kinder einen vorrangigen Erbanspruch erheben, zudem auf ältere Akte lehnsrechtliche Unterordnung Burgunds unter das Reich (seit HEINRICH I.) verweisen konnte, gestalteten sich die Beziehungen gut (1006 Inbesitznahme Basels durch HEINRICH als Pfand für künftiges Erbe und Zusicherung oberlehnsherrliche Letztentscheidung an ihn; 1007 5 burgundische Bischöfe bei Synode in Frankfurt). Innerburgundischer Streit verquickte sich 1016 mit der Nachfolgefrage, wobei Rudolf III. gegen den renitenten Großgrafen Ott-Wilhelm nichts ausrichtete, in Straßburg darauf die Erbfolge HEINRICHS II. bestätigte und letzterer - vergeblich - selbst gegen Ott-Wilhelm vorzugehen versuchte. 1018 erneuerte Rudolf III. in Mainz eidlich die Abmachung mit HEINRICH, der nochmals - erfolglos - bis zur Rhone vorrückte. Nach HEINRICHS Tod 1024 mußte KONRAD II., dessen Gemahlin Gisela eine - im Erbrecht freilich Rudolfs III. Neffen Graf Odo II. von Blois nachstehende - Nichte Rudolfs III. war, seine Ansprüche auf die staats- und lehnsrechtliche Kontinuität in der Nachfolge HEINRICHS II. begründen. Rudolf III. wollte seine Absprachen zwar als erloschen betrachten, doch besetzte KONRAD 1025 Basel, was Rudolf III., der 1026 einen Ausgleich mit Ott-Wilhelm fand, zu Verhandlungen zwang. Zu Ostern 1027 nahm er dann an KONRADS II. Kaiserkrönung in Rom teil. Bei einem Königstreffen in Basel im Sommer 1027 wurde der Friede bekräftigt, und KONRAD trat formell in alle Vertragsrechte HEINRICHS II. von 1006/16/18 ein. Sterbend ordnete Rudolf III. durch Übersendung seiner Reichsinsignien an KONRAD auch den Übergang Burgunds an das Imperium an.

    Quellen und Literatur:
    H.-D. Kahl, Die Angliederung Burgunds an das ma. Imperium, Schweizer. Numismat. Rundschau 48, 1969, 13-105.

    Diener, Ernst: Seite 76, "Könige von Burgund aus dem Hause der Welfen" in: Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte I. Band: Hoher Adel Zürich 1900-1908

    14. Rudolf III., König von Burgund 993-1032

    Sohn Konrads und der Mathilde (Tab. geneal. ex cod. Steynvelt. SS III 215; Flodoardi ann. SS III 966; Hugonis Flavin. chron. SS VIII 364; Chronica Albrici monachi Trium Fontium SS 23, 773, 782; Annal. Lausann. SS IX 497; Chron. Suevic. univers. SS 13, 69; ignavus regulus: Herm. Contr. 1. c. 121; regulus: Ann. Sangall. maior ed. Henking in St. Galler Mitteil. 19 p. 300; mollis et effeminatus: Annalista Saxo SS VI 669).
    Verheiratet mit 1. Agaldrudis 994 I. 12. (Orig. Guelf. II. Probat. p. 154). - 1009 VI. 16. (Archivio storico italiano, IV a seria, X 316).
    2. Ermengardis 1011 IV. 24. sponsa (Matile, Monum. hist. de Neuchatel II 1037), 1011 VIII. 25. coniux (Gallia christ. XV INstr. col. 136).
    + VIII. 27. laut ihrer Grabschrift in Vienne: Chorier, Antiquitez de Vienne, Lyon 1659, p. 218 f.; am 25. VIII. nach dem Necrol. von Talloires, (ed. Bresslau, Neues Archiv f. ält. deutsche Geschke. 11, 102) nach 1057 VIII. 24. (Arch. stor. ital. IVa serie II 251). -
    Rudolf hinterließ bei seinem Tode 1032 IX. 6 (Annal. Augustani SS III 125; Ann. Ottenbur. SS V 26; Herm. Contract. SS V 121; Moedrn. regum Francor. actus SS IX 384; Ann. Mellic. SS IX 498; Auctarium Zwetlense SS IX 539; Wipo SS 11, 269; Ann. necrol. Fuld. SS 13, 211; Catalogi abbat. s. Eugendi Jurensis SS 13, 745; Ann. Laus. 24, 780; Ann. Sangall. maiores, in St. Galler Mitteil. 19, 312; IX. 6.: Grabschrift der Königin Ermengardis, Chorier. 1. c.; IX. 6.: Rodulphus rex pius filius Conradi regis, im Necrol. Laus. MDSR 20, 181; IX. 5.: Necrol. v. Talloires, Neues Archiv f. ält. d. Geschkde. 11, 103) keine rechtmäßigen Kinder (regi Rodulfo ... non erat proles ulla, quae foret regni hers, sagt Rodulfus Glaber SS VII 64; sine liberis: Chron. s. Benigni Divion. SS VII 236; absque liberis: Hugonis Flaviniac. chron. SS VIII 364, 401), nur einen illegitimen Sohn Hugo (s. 23), während Thietmari chron. SS III 845 von filii duo der 2. Gattin, welche privigni des Königs seien, spricht; ebenso Annalista Saxo SS VI 673: Rodolfus Burgundionum rex ... cum uxore sua et privignis. Gisi (s. 8) macht aus ihnen Stiefsöhne Ermengards, Söhne Herzog Rudolfs von Burgund und wahrscheinlich einer Angehörigen des Genfergaus, die angeblichen Stammväter der Häuser RHEINFELDEN und SAVOYEN, die durch eine spätere Heirat Rudolfs mit Ermengard deren Stiefsöhne geworden sein sollen.

    Siegel: RODVLFVS PIVS REX (Anz. f. Schw. u. Altkde 1858, p. 49ff. und Tafel V 5).

    Brandenburg Erich: Tafel 5 Seite 10, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VII. 62. Rudolf III., König von Burgund
    * ca. 970, + 1032 6. IX.
    Gemahl:
    a) vor 994 Agaltrudis + nach 1009 16. VI.
    b) 1011 vor 25. VIII. Irmgard + 27. VIII. nach 1057
    c) Konkubine

    Glocker Winfrid: VI, 24 Seite 301, „Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik“

    Rudolf III.
    * c 970, + 1032 IX 5/6

    993 König von Burgund

    1. oo vor 994 Agaltrud, + (1011 II 17)
    2. oo 1011 vor VII 28 Irmingard, + (nach 1057) am VIII 27 (deren 2. Ehe)
    3. oo NNw

    König Rudolf III. von Burgund bezeugt selbst seine Abstammung von König Konrad und dessen Gemahlin Mathilde in seinen zwei Diplomen vom 1011 VII 28 und 1015 (1013?) IV 12 (D. Burg. 100 und 107). Weiter ist Rudolfs Filiation bezeugt bei Hugo von Flauvigny, Chronicon I a. 995, SS VIII 364.
    Erstmals erwähnt ist Rudolf III., in einem Konsensakt von 980 (D Burg. 144).
    Die Belege für den Todestag des letzten Königs der Burgunder haben Poupardin, Bourgogne S. 144, und Bresslau, Jbb. Konrads II., Bd. 2, S. 9f., zusammengestellt.
    Rudolfs 1. Gemahlin Agaltrud unbekannter Herkunft ist in mehreren Diplomen ihres Gemahls, des Königs, als Petentin erwähnt, so erstmals in D Burg. 76 von 994 und letztmals in D Burg. 94 von 1010 I 18. Wie Schieffer, Vorbemerkung zu D Burg. 96, vermutet, starb Agaltrud am 1011 II 17, da ihr Gatte am folgenden Tag eine „pro remedio“-Schenkung für sie vornahm. Bereits kurz nach Agaltruds Tod muß König Rudolf eine neue Verbindung eingegangen sein, da er 1011 IV 24 seiner Verlobten Irmingard zwei Schenkungen (D Burg. 98 und 99) machte, die am 1011 VII 28 dann als Rudolfs Gattin (D Burg. 100) auftritt.
    Irmingard hatte aus ihrer 1. Ehe zwei Söhne, die uns bei Thietmar VII c. 27, S. 432, und VIII c. 7, S.500, begegnen, und die wir in Irmingards Schenkungscharta von 1019 (D Burg. 136) mit ihren Namen Hugo und Wilhelm kennenlernen. Doch ist Irmingards (erster?) Sohn Hugo wohl nicht mit Bischof Hugo von Lausanne zu identifizieren, wie dies Schieffer in MHG DD. Burg. S. 21 und in der Vorbemerkung zu D Burg. 136 annimmt; vgl. dazu unten VII, 46.
    Irmingard gehörte ihrer Herkunft oder 1. Ehe nach dem provencalischen Grafenhaus an und starb an einem VIII 27 nach 1057; vgl. Diener, Könige Nr. 14. Die Existenz einer Konkubine Rudolfs ergibt sich aus der Zuweisung des Sohnes VII, 46.

    Rudolf III. der Faule versuchte, entfremdetes Krongut zurückzugewinnen und provozierte damit eine völlige Anarchie im Arelat. Er stand den partikularistisch-seperatistischen Bestrebungen der großen Vasallen (Provence, Savoyen, Albon-Grenoble, Freiburgund) hilflos gegenüber und war selbst im Stammland Hoch-Burgund recht machtlos. Er lehnte sich deshalb an den kaiserlichen Neffen HEINRICH II. an, trat ihm Basel ab, huldigte ihm 1006 und wieder 1018 und erkannte ihn in einem Erbvertrag als seinen Erben und Nachfolger an. Dessen Nachfolger KONRAD II. erkannte Rudolf III. nicht als Erben an, verbündete sich mit den rebellierenden Lombarden und unterwarf sich 1027 und zog mit zur Kaiserkrönung. Er stützte sich besonders auf Savoyen gegen Freiburgund, das die Nachfolge anstrebte. 1033 gliederte KONRAD II., dem Rudolf vor seinem Tode sein Diadem und die Insignien übersandte, Burgund dem Reiche ein.

    Weinfurter, Stefan: Seite 220-222,241, "Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten"

    Mehr Erfolg war ihm dagegen im Westen beschieden, unn zwar insbesondere im Hinblick auf das Königreich Burgund. Durch seine Mutter Gisela war HEINRICH II. ein Neffe des kinderlosen burgundsichen Königs Rudolf III. (993-1032). Dessen Herrschaft galt als schwach und stets gefährdet. Manches deutet darauf hin, daß König Robert II. von Frankreich (996-1031) um die Jahrtausendwende das Erbe Burgunds für sich vorbereitete, als er 997 Bertha, eine weitere Schwester Rudolfs III., heiratete. Robert II. verstieß seine burgundische Gemahlin zwar 1001 wieder, aber auch seine neue Ehe mit Constanze, einer Tochter des Grafen Wilhelm von Provence zeigt, daß seine Interessen nach Süden gerichtet blieben. HEINRICH II. schien es jedenfalls geboten, möglichst bald seinerseits mit Rudolf III. Vereinbarungen zu treffen, die ihm den Zugriff auf das burgundische Erbe offenhielten.
    Erstmals ist ein Zusammentreffen der beiden Könige (vielleicht in Basel) für das Jahr 1006 zu erschließen. Damals konnte HEINRICH II. durchsetzen, daß Basel an ihn abgetreten wurde. Der Übergang Basels an HEINRICH II. wird als eine Art Pfand angesehen für die Zusicherung, daß er dereinst der Erbe im burgundsichen Königreich sein sollte. Aber für Rudolf III. kam es darauf an, sich die feste Unterstützung durch seinen Neffen zu sichern für den Fall, daß sein Königtum aus den Reihen der burgundischen selbst bedroht würde. Darauf verweist die Nachricht, daß Rudolf III. eine Art Autoritätsvorrang seines Neffen anerkannte, der nur in den Formen eines Lehensverhältnisses beschrieben werden konnte.. In dieser Rolle, als senior, übernahm HEINRICH II. die Schutzverpflichtung für das burgundsiche Königtum.
    Bei einem weiteren Treffen in Straßburg im Mai 1016 wurde dieses Lehns- und Schutzverhältnis bestätigt. Hier war auch König Rudolfs zweite Gemahlin Irmingard anwesend.
    Zu einem dritten Zusammentreffen zwischen den beiden Herrschern kam es im Februar 1018 in Mainz. Hier hatte HEINRICH II., wie der Merseburger Chronist vermerkt, einen "guten Erfolg". Der Burgunder-König habe ihm, erneut in Anwesenheit seiner Gemahlin Irmingard, seiner Stiefsöhne und aller Großer seines Reiches, die Krone und das szepter übergeben und Huldigung und Eide erneuert. Dieser Vorgang ist bemerkenswert, denn er macht deutlich, daß hier nicht nur ein persönliches Treue- und Zuordnungsverhältnis hergestellt wurde, sondern daß mit der Aushändigung von Krone und Szepter in Anwesenheit der burgundsichen Großen auch das burgundsiche Reich - gleichsam als transpersonale Größe - in die Hand HEINRICHS II. gelegt wurde. Rudolf III. erhielt diese Herrschaftszeichen natürlich zurück, aber er besaß sie nun nicht mehr aus eigenem Recht, sondern aus der Gande HEINRICHS II. Dieser war sein Herr und auch der neue Herr des burgundischen Reiches selbst, sozusagen eine burgundischer "Oberkönig".
    Doch mit dem Tod Arduins (14. Dezember 1015) war der Konflikt noch immer nicht beendet. Graf Hubert (der Rote) von Vercelli, die Söhne Arduins und Arduins Bruder Wibert sowie weitere Markgrafen und Grafen übernahmen nun die Führung. Die Empörer versuchten, König Rudolf III. von Burgund für eine neue Königswahl zu gewinnen, dann den Grafen Otto-Wilhelm von Burgund.

    Erkens, Franz-Reiner: Seite 68,78,82,85,94,157,160, "Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers"

    Durch Erbrecht und Vertrag schien die burgundische Nachfolgefrage also endgültig gelöst; HEINRICH II. konnte daher sogar in die inneren Verhältnisse Burgunds eingreifen und einen Feldzug in das Nachbarreich unternehmen. Trotzdem trat das Unerwartete ein: Der Neffe starb vor dem Oheim, Rudolf III. überlebte HEINRICH II. um acht Jahre - und damit drohte das feingespannte Netz der Nachfolgeregelung zu zerreißen, denn HEINRICHS Überleben bildete natürlich die unausgesprochene Voraussetzung für das Vertragswerk. Zumindest aus Sicht des burgundischen Adels, aber wohl auch nach Rudolfs Verständnis war dei Erbfrage nach dem Tod des kinderlsoen LIUDOLFINGERS wieder offen - und dies nicht zuletzt auch deshalb, weil KONRAD II. selbst keine verwandtschaftlichen Beziehungen zum burgundischen Königshaus besaß. Der SALIER freilich fühlte sich als Rechtsnachfolger des Vorgängers, trat daher voll und ganz in dessen vertraglich gesicherte Ansprüche auf Burgund ein und meldete diese unüberhörbar an, als er Basel ohne Zögern in Besitz nahm und hier einen Hoftag feierte sowie einen Bischof einsetzte.
    Nachdem er das Elsaß verwüstet und einige Egisheimer Burgen gebrochen, wandte sich Herzog Ernst seinen eigentlichen Ziel zu und fiel in das Königreich Burgund ein. Das burgundische Erbe scheint also wirklich ausschlaggebendes Moment für die Taten des jungen Schwaben-Herzogs gewesen zu sein, der sich in seiner Sorge um den eigenen Erbanspruch bestätigt gefühlt haben mag, als sich Ende 1026 eine Annäherung Rudolfs III. an den SALIER abzuzeichnen begann. König Rudolf hat seinen herzoglichen Großneffen daher auch eilig aus dem Lande vertrieben.
    Der König empfing in Ivrea auch Gesandte Rudolfs von Burgund. Diese überbrachten die Nachricht, daß ihr König an der Kaiserkrönung persönlich teilnehmen werde und legen damit Zeugnis ab von der Annäherung der beiden Herrscher.
    Besondern Glanz verlieh den Feierlichkeiten jedoch die Teilnahme zweier Könige: des Burgunders Rudolf, der sein Kommen ja schon frühzeitig angekündigt hatte und die Gelegenheit genutzt haben wird, über die Nachfolghe in seinem Reich zu verhandeln, und Knuts des Großen. Rudolf und Knut waren nicht nur bloße Zuschauer am Rande der Feierlichkeiten und zum Festmahl geladene Gäste von Kaiser ud Papst, sie waren vielmehr auch aktive Teilnehmer des Krönungszuges und gaben dem Kaiser das Geleit auf seinem Weg vom Petersdom zum Lateran. Inmitten der beiden Könige, wie Wipo stolz berichtet, sei KONRAD ehrenvoll ad cubiculum suum, zu seinem Gemache, geführt worden.
    In Basel traf sich KONRAD, wohl im August 1027, mit Rudolf III. von Burgund, der durch Vermittlung der Kaiserin, seiner Verwandten, einen Friedensbund mit dem SALIER schloß und diesem - wie einst HEINRICH II. - die Nachfolge in seinem Reich zusicherte.
    Die burgundische Thronfolge beschäftige KONRAD II. seit seinem ersten Regierungsjahr. Sie stand, zumindest teilweise, im Hintergund des Konfliktes mit dem Stiefsohn Ernst, und sie bewog den SALIER zu einer zeilstrebigen Politik gegenüber dem Nachbarreich und seinem Herrscher Rudolf III., der sich nach dem Tode HEINRICHS II. zunächst ja von allen gegenüber dem liudolfingischen Neffen eingegangenen Verpflichtungen entbunden fühlte. War KONRAD - anders als sein Vorgänger - auch kein Verwandter des burgundischen Königs und verfügte er daher über kein erbrechtliches Argument, das für HEINRICH II. im übrigen niemals als ausreichend für seine burgundische Nachfolge betrachtet worden ist, so konnte er doch als Rechtsnachfolger des LIUDOLFINGERS auf der Erfüllung der getroffenen Absprachen bestehen. Mit der im Sommer des Jahres 1027 in Basel vollzogenen lehnrechtlichen Auftragung Burgunds an den SALIER und der gleichzeitig zu dessen Gunsten getroffenen achfolgeregelung, die ausdrücklich auch den Thronfolger HEINRICH einbezog, erreichte KONRAD sein Ziel: Sein Rechtsanspruch war nun gesichert.
    Rudolf III. starb am 6. September 1032, fünf Jahre nach der Baseler Übereinkunft; er wurde in Lausanne beigesetzt. Rudolf hatte in Erfüllung der Abmachung von 1027 auf dem Sterbebett angeordnet, dem Kaiser die königlichen Insignien, besonders die Krone, zu überbringen, und damit einen Akt befohlen, der den Heimfall des Lehens symbolisierte, aber auch als Designation des Nachfolgers gedeutet werden konnte. Als KONRAD nach Burgund aufbrach, beafnd er sich daher im Besitz wichtiger Herrschaftszeichen, denn ein ansonsten kaum bekannter burgundischer Adliger namens Seliger hatte den letzten Willen Rudolfs erfüllt und die Kroninsiognien überbracht.



    994 1. oo Agaltrud -17.2.1011
    25.8.1011 2. oo 2. Irmingard -27.8. nach 1057

    Kinder:

    Illegitim
    - Hugo Bischof von Lausanne (1019-1037) - 31.8.1037
    - Eberhard Bischof von Sitten (1000-1035)


    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 222 - Althoff Gerd: Otto III. Primus Verlag Darmstadt 1997 Seite 154 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 168,175-177 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 44,48,59,64-71,116 - Diener, Ernst: Könige von Burgund aus dem Hause der Welfen. in: Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte I. Band: Hoher Adel Zürich 1900-1908 Seite 73-82 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I, Seite 184,190,204-207, 211/Band III Seite 308 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 97,102 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 68,78,82,85,94,157,160,165,168 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 VI,24 Seite 228,301 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969 Seite 10,107 - Hlawitschka, Eduard: Die Königsherrschaft der burgundischen Rudolfinger. Zum Erscheinen eines neuen MGH-Diplomata-Bandes. In: Historisches Jahrbuch der Görresgesellschaft 100 1980 Seite 444-456 - Hlawitschka, Eduard: Die verwandtschaftlichen Verbindungen zwischen dem hochburgundischen und dem niederburgundischen Königshaus. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte Burgunds in der 1. Hälfte des 10. Jahrhunderts, in: Schlögl, Waldemar und Peter Herde: Grundwissenschaften und Geschichte, Festschrift für Peter Acht; Kallmünz 1976 (Münchener historische Studien: Abteilung geschichtliche Hilfswissenschaften Band 15) Seite 28-57 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 311,398,433-436 - Pohl Walter: Die Welt der Babenberger. Schleier, Kreuz und Schwert, hg. von Brigitta Vacha, Verlag Styria, Seite 83,93 - Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 412 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 90,92-105 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 68,79,84,107,112-114 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 162,168,172,174,187,190 -
    Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 334,336,339,341, 342 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 382,384,446 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 220-222,241 - Trillmich Werner: Kaiser Konrad II. und seine Zeit. Europa Union Verlag Bonn 1991 -

    Gestorben:
    5./6.9.


  11. 34.  von Burgund, Mathilde Graphische Anzeige der Nachkommen (20.Mathilde3, 8.Ludwig2, 1.Karl1)

    Notizen:

    Mathilde von Burgund

    Tochter des Königs Konrad von Burgund aus dem Hause der RUDOLFINGER aus seiner 2. Ehe mit der Mathilde von Frankreich, Tochter von König Ludwig IV.
    Nichte der Kaiserin Adelheid und König Lothars von Frankreich und Großnichte Kaiser OTTOS I. DES GROSSEN

    Diener, Ernst: Seite 80, "Könige von Burgund aus dem Hause der Welfen" in: Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte I. Band: Hoher Adel Zürich 1900-1908

    17. Mathilde

    De Mathilde (Gattin König Konrads) processit Rodulfus rex et Mathildis soro eius .... de Mathilde filia Mathildae Berta .... de Berta Geroldus Genevensis (Flodoardi Annal. SS III 407).
    Gestützt auf das Zeugnis Wiberts, in der Vita Leonis, daß sein - Papst Leo IX. - Bruder mit einer neptis Rodulfi regis Jurensis verheiratet gewesen sei, nimmt man gewöhnlich Gerhard von Egisheim, des Papstes Bruder für den Vater des Grafen Gerold von Genf, so G. Meyer von Knonau in Forschungen zur deutschen Gesch. VIII 150, 159. Gisi jedoch macht darauf aufmerksam, daß Gerhard laut einer Urkunde im Bezirksarchiv Strassburg eine Richarda zur Gattin gehabt hätte, die er zu einer Tochter Berchtolds, des angeblichen Stammvaters der SAVOYER, zu einer Enkelin Herzog Rudolfs von Burgund macht (Anz. f. Schw. Gesch. V 138 ff.). Damit ist indessen jene erstere Annahme nicht widerlegt, da Graf Gerhard mehr als nur einmal verheiratet gewesen sein kann. Wer aber Mathildens Gatte, Bertas Vater, gewesen, ist nicht zu sichern.

    Glocker Winfrid: Seite 301,325, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VI, 25 MATHILDE
    oo NNm

    Eine Tochter König Konrads von Burgund und dessen Gemahlin Mathilde, die den Namen der Mutter erhielt, ist durch den bei Flodoard a. 966, Seite 158f., inserierten Brief Graf Renauds I. von Burgund an Herzog Gottfried bzw. Herzog Wilhelm von Aquitanien bezeugt. Der Name von Mathildes Gatten ist unbekannt. Meyer von Knonau, Heiraten, erklärt diese fehlende Überlieferung mit den zerrütteten Verhältnissen des Burgunder-Reiches in der 2. Hälfte des 10. Jahrhunderts. Lauer gab Mathilde in seiner Flodoard-Ausgabe Seite 159, Anmerkung 1, gleich zwei Gemahle, Graf Balduin III. von Flandern (+ 962) (mit einem Fragezeichen) und Graf Gottfried den Gefangenen von Verdun. Doch geht diese Identifikation Lauers fehl, wenn er auch auf ältere Arbeiten zurückzugreifen scheint (vgl. Brandenburg VIII, 59), weil einerseits eine Tochter König Konrads von Burgund aus dessen zweiter Ehe mit Mathilde keinen Mann, der wie Balduin 962 verstarb, geheiratet haben kann, und weil wir andererseits aus Witgers Genealogia Arnulfi comitis, SS IX 304, die Gemahlin Balduins III. als eine Tochter Hermann Billungs kennen (die allerdings ebenfalls Mathilde hieß und in der zweiten Ehe auch tatsächlich mit Graf Gottfried den Gefangenen vermählt war).
    Der bei Brandenburg VIII, 58 und Werner VIII, 83 mit einem Fragezeichen aufgeführte Sohn König Konrads von Burgund aus dessen zweiter Ehe mit Mathilde ist sowohl unter den Nachkommen des Liudolf dux wie auch unter denen KARLS DES GROSSEN zu streichen. Konrad entstanmmte aus der ersten Ehe seines Vater, König Konrads, mit Adelania, wie Schieffer in der Vorbemerkung zu D Burg. 39 festgestellt hat.

    Brandenburg Erich: Tafel 5 Seite 10, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VIII. 59. MATHILDE

    Gemahl: N.
    Anmerkungen: Seite 128
    VIII. 59. Mathilde

    Flodoard S Seite 3, 407.
    Ihr Gemahl wird dort nicht genannt. Jedenfalls war es nicht Balduin III. von Flandern, wie früher zuweilen angenommen wurde. [VIII 84]


    oo N.N.
    -
    Kinder:

    - Bertha
    oo Gerhard
    (Eltern Gerolds I. von Genf)


    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 5 Seite 10,128 - Diener, Ernst: Könige von Burgund aus dem Hause der Welfen. in: Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte I. Band: Hoher Adel Zürich 1900-1908 Seite 80 -
    Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 301,325 - Meyer von Knonau, Gerold: Die Heiraten der burgundischen Mathilde, Tochter König Konrads von Burgund, und der schwäbischen Mathilde, Enkelin derselben, in: Forschung zur deutschen Geschichte Band 8, 1968, Seite 149-159 - Wolf Armin: Ein Kampf um Genf: Das Geblütrsrecht König Rudolfs von Rheinfelden, Herzog von Schwaben, in: Festschrift für Clausdieter Schott zum 65. Geburtstag, bern 2001, Seite 64-74 -

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 53. von Genf, Bertha  Graphische Anzeige der Nachkommen