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 Bohrer

von Schwaben, Hermann II.

männlich 950 - 1003  (53 Jahre)


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Generation: 1

  1. 1.  von Schwaben, Hermann II. wurde geboren in 945/950; gestorben am 4 Mai 1003.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 997-1003, Schwaben,Deutschland; Herzog von Schwaben

    Notizen:

    Hermann II.
    Herzog von Schwaben (997-1003)
    945/50-4.5.1003
    3. Sohn des Herzogs Konrad von Schwaben aus dem Hause der KONRADINER und der Judith von Marchtal, Tochter von Graf Adalbert
    Großneffe des Herzogs Hermann I. von Schwaben
    Nach Jackman/Fried Sohn des Herzogs Konrad II. von Schwaben und der OTTONIN Richlint, Tochter von Herzog Liudolf von Schwaben
    Herzog Hermann II. war nach den Einsiedler Annalen (MG SS III Seite 144) ein Sohn seines Amtsvorgängers Konrad von Schwaben

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Seite 2161

    Hermann II., Herzog von Schwaben und Elsaß
    + 4. Mai 1003
    Aus der Familie der KONRADINER. Wohl Sohn Herzog Konrads (+ 997) und der Judith/Jutta (?), Großneffe von Hermann I.
    oo Gerberga, Tochter König Konrads von Burgund

    Hermann II. war nach OTTOS III. Tod zunächst aussichtsreichster Thronbewerber, da ihn die Mehrheit der bei OTTOS Beisetzung versammelten Fürsten unterstützte, wurde aber durch Herzog Heinrich von Bayern (HEINRICH II.), mit Unterstützung des Erzbischofs Willigis von Mainz, verdrängt (Juni 1002). Hermann II. erkannte den Erfolg seines überlegenen Konkurrenten zunächst nicht an, so daß es zu kriegerischen Auseinandersetzungen (unter anderem in Straßburg) kam. Angesichts eines drohenden Feldzuges HEINRICHS II. gegen Schwaben unterwarf er sich jedoch am 1. Oktober 1002 zu Bruchsal. Als er wenige Monate später starb, übernahm HEINRICH II. für Hermanns Sohn und Nachfolger Hermann III. (1003-1012).

    Literatur:
    ADB XII, 153-155 - NDB VIII 641f.

    Neue Deutsche Biographie: Band 8, Hermann II., Herzog von Schwaben

    + 4.5.1003
    Großneffe des Herzogs Hermann I. von Schwaben (+ 949, s. NDB VIII)

    Vater:
    nach herrschender Meinung Herzog Konrad von Schwaben (+ 997)
    Mutter:
    Judith/Jutta
    oo Gerberga, Tochter des Königs Konrad von Burgund

    1 Sohn und 3 Töchter
    Herzog Hermann III. von Schwaben (seit 1003, + 1012),
    Mathilde
    [1. oo Herzog Konrad I. von Kärnten, + 1011,
    2. oo Herzog Friedrich II. von Ober-Lothringen, + 1033, s. NDB V],
    Beatrix
    (oo Adalbero von Eppenstein, + 1039, Herzog von Kärnten s. NDB I),
    Kaiserin Gisela (+ 1043, s NDB VI.).

    Wie sein Vorgänger Konrad führte auch Hermann den Titel eines Herzogs im Elsaß. Er gehörte nicht zur engeren Umgebung Kaiser OTTOS III., nahm aber an dessen zweitem Italienzug teil (997/99). Nach OTTOS Tod war Hermann von der Mehrzahl der zur Beisetzung des Kaisers (April 1002) in Aachen versammelten Großen unterstützt, zunächst aussichtsreichster Bewerber um die Nachfolge. Nachdem der Bayern-Herzog Heinrich, Drohung und Widerstand Hermanns mit List überspielend, zu Mainz zum König gewählt und gekrönt worden war (Juni 1002), suchte er durch einen Feldzug nach Schwaben die Huldigung des Herzogs zu erzwingen, der sich ihm indessen am 1. Oktober zu Bruchsal aus freien Stücken unterwarf. Als Hermann wenige Monate später starb, übernahm König HEINRICH für den noch unmündigen Sohn und Nachfolger Hermann III., seinem Vetter, die Leitung des Herzogtums. Seitdem zeichnet sich ein Rückgang der Bedeutung Schwabens im Reich ab.

    Literatur: (auch zu Hermann I.)
    ADB XII; R. Köpke u. E. Dümmler, Kaiser Otto d. Große, 1876; Jbb. d. Dt. Gesch., Otto II. u. Otto III., Heinrich II.; K. Weller, Gesch. d. schwäbischen Stammes b. z. Untergang d. Staufer, 1944, S. 161 ff., E.E. Stengel, Udo u. Hermann, die Herzoge vom Elsaß, das Rätsel d. ältesten Wetzlarer Gesch., in: Hess. Jb. f. Landesgesch. 1, 1951, S. 42 ff.; G. Tellenbach, Vom karoling. Reichsadel z. dt. Reichsfürstenstand, 1956, S. 208; H. Werle, Titelhzgt. u. Herzogsherrschaft in: ZSRGG 73, 1956, S. 230 FF.; M. Hellmann, Der dt. Südwesten in d. Reichspol. d. Ottonen, in Zs. f. Württ. Landesgesch. 18, 1959, S. 193 ff.; H. Keller, Kloster Einsiedeln im ottonischen Schwaben, = Forsch. z. oberrhein. Landesgesch. 13, 1964; H. Büttner, Heinrichs I. Südwest- u. Westpol., 1964, S. 43 ff:; K. Schmid, Pobleme um d. "Gf. Kuno von Öhningen", in: Dorf u. Stift Öhningen, 1966, S. 87 ff.; W. Kienast, Der Herzogstitel in Frankreich u. Dtld (9.-12. Jh.), 1968.

    Hlawitschka Eduard: Seite 48 Anmerkung 145

    "Untersuchungen zu den Thronwechseln des 11. Jahrhunderts"
    Bei der genealogischen Problemsicherung zeigt sich zunächst, daß Hermann der Sohn seines Amtsvorgängers Herzog Konrad von Schwaben (983-997) war [Diese Filiation ist durch die Einsiedler Annales Heremi ad 997, MG SS III Seite 144 gesichert: Chuonradus dux obiit. Herimannus filius eius inducatum successit. Die Nachricht des späten Annalista Saxo ad 1002 (MG SS VI Seite 650), daß Hermann der Sohn des 982 in Apulien gefallenen dux Udo II. gewesen sei, ist nicht stichhaltig. Der Annalista Saxo hat, um seine Angabe machen zu können, lediglich zwei andere Nachrichten seiner eigenen Quellen, der Chronik Thietmars von Merseburg falsch kombiniert! Vgl. dazu E. Hlawitschka, Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen Seite 48 Anmerkung 4. Auch erscheint Hermann II. im MG D O III, 213 vom 12. Juni 996, also noch zu Lebzeiten Herzog Konrads, bereits als dux, was eigentlich nur dann verständlich ist, wenn er als Konrads Sohn auch als dessen bereits feststehender Nachfolger galt.].

    Brandenburg Erich: Tafel 3, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VIII. Generation 13.
    Hermann II., " ..., Herzog von Schwaben 997
    + 1003 4. V.
    Gemahlin: ca. 988 Gerberge, Tochter König Konrads von Burgund (siehe VIII 60)

    Anmerkungen: Seite 125
    VII. 13. Hermann II.

    Seine Geburtszeit ist ganz ungewiß, siehe Brandenburg, Probleme um die Kaiserin Gisela 6f., wo auch Begründungen der übrigen Daten. Es ist ungewiß, ob er ein Sohn Hermanns I. oder seines Bruders Udo war [VIII 16]

    Korrekturen (Jackman):
    Jackman bringt gegenüber Brandenburg und Werner, der selbst wesentliche Korrekturen zu Brandenburg anmerkt, eine grundlegend andere Stammesfolge der KONRADINER, die nachfolgend kurz skizziert und zur Diskussion gestellt werden soll.
    Jackman leitete die KONRADINER von Graf Udo von Orleans (+ 834) und seiner Gemahlin Ingeltrud von Paris ab.
    Von ihren drei Kindern wurde Wilhelm 866 hingerichtet, Irmintrud, die Gattin des Königs KARLS II. und Graf Gebhard (im Lahngau, + nach 879) der Vater von Udo.
    Udo (+ nach 879) hat aus seiner Ehe mit der WELFIN Judith vier Söhne:
    Konrad den Älteren, den Vater des späteren Königs KONRAD I., Graf Eberhard, Bischof Rudolf und Gebhard, Herzog von Lothringen.
    Der Ehe Graf Eberhards mit Wiltrud, Tochter des Walaho, entstammen vier Kinder:
    Konrad "Kurzbold", Gebhard, Graf im Ufgau (+ ca. 948), Eberhard II., Graf im Maienfeld, und eine Tochter, die den Wormsgaugrafen Wernher (SALIER) heiratet.
    Udo I., Graf im Rheingau, und Hermann I., Herzog von Schwaben, sind die Kinder Gebhards, Herzog von Lothringen (+ 910), aus dessen Ehe mit der EZZONIN Ita.
    Für Udo I. ist die Verbindung zum Hause VERMANDOIS bekannt. Die bei Brandenburg und Werner nicht namentlich genannte Tochter Heriberts I., Graf von Vermandois, hieß wahrscheinlich Kunigunde.
    Jackman postuliert noch eine zweite Verbindung zum Haus VERMANDOIS: Für Gebhard, Graf im Ufgau (+ ca. 948), den Sohn Eberhards I., nimmt er eine weitere - bisher unbekannte Tochter Heriberts I. - Adela von Vermandois als Gattin an.
    Dieser Ehe entstammt Konrad I., Herzog im Elsaß, der Judith von Öhningen zur Frau hatte. Diesen sind die Kinder Judith (oo Heinrich Graf von Stade), Udo II., Herzog im Elsaß, Konrad II., Herzog von Schwaben, der als "Konrad von Öhningen" identifiziert wird, und Heribert, Graf im Kinziggau, zuzuordnen.
    Heriberts Sohn ist Otto von Hammerstein.
    Von Konrad II. "von Öhningen" stammen unter anderem die Kinder: Ita, Judith, Kunigunde, Hermann II., Herzog von Schwaben, und Konrad III., Graf in der Ortenau.
    Aus der Ehe Konrads III. mit Beatrix von Lothringen stammt auch Kuno von Rheinfelden, der Vater des späteren Königs RUDOLF, womit dieser als KONRADINER und KARLS-Nachkomme erwiesen ist.
    Für Udo I., Graf im Rheingau (+ 949) lassen sich als Kinder nur Gebhard (+ 938), Otto I., Graf im Grabfeld, und Bischof Udo nachweisen. Zu den späteren Nachkommen Ottos I. gehören Hermann von Kastl (+ 1056) und Gebhard von Sulzbach.

    Bemerkung (Rösch): Gerberge von Burgund, siehe VIII 61
    Ergänzung (Werner): Oda, + früh [VIII 17]
    Ergänzung (Wolf): J. Fried: "Prolepsis oder Tod", in Papstgeschichte und Landesgeschichte, Festschrift für Hermann Jakobs zum 65.Geburtstag, Böhlau Verlag, Köln 1995, bestätigt im wesentlichen die von Jackman aufgestellte Stammesfolge der KONRADINER. Der von Jackman vorgenommene agnatische Anschluß von Rheinfelden an die KONRADINER wird von J. Fried nicht übernommen.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 476, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VIII. Generation 16-17

    Es ist unverständlich, wenn Brandenburg in seiner Anmerkung zu Brandenburg VIII, 13 bemerkt, es sei ungewiß, ob Hermann II. von Schwaben ein Sohn Hermanns I. (ganz abwegig. Dessen Tochter und Erbin hatte Liudolf, der Sohn OTTOS I., geheiratet) oder seines Bruders Udo war. Die Brüder Hermann I. und Udo liegen eine genaue Generation früher, und Udos Ehe mit einer Heribert-Tochter führt ja erst in die karolingische Abkunft seiner Söhne Gebhard, Konrad (Herzog von Schwaben),Udo und Heribert herbei. Wenn Brandenburg sagen wollte, es sei ungewiß, von welchem dieser Brüder Hermann II. abstamme (und diese Ungewißheit trifft zu), so hat er dies nicht in der Tafel zum Ausdruck gebracht, wo Hermann II. als Sohn Herzog Konrads von Schwaben (982-997) eingetragen ist. Hermann war zwar Nachfolger Konrads in Schwaben, aber nicht sein Sohn, sondern sein Neffe (Uhlirz 251). -
    Hermanns II. früh verstorbene Schwester Oda (vgl. Decker-Hauff, ZWLG 15, 1955, 267f. fehlt bei Brandenburg.

    Glocker Winfrid: Seite Seite 334, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VII. 109 Hermann II., 997 Herzog von Schwaben, 1002/03 Thronprätendent gegen HEINRICH II.
    + 1003 V 4
    oo c 988 Gerberga, Tochter König Konrads von Burgund, Witwe Graf Hermanns von Werl
    + 1019 (eventuell 1018) am VII 7.

    Die Angaben zu Herzog Hermann II. von Schwaben sind bei Werner VIII, 16 ermittelt, zu Gerberga vgl. oben VI, 22.
    Einige Gedanken zum Thronwechsel 1002
    Hermann II. Herzog von Schwaben
    945/50-4.5.1003

    Nach Prof. Armin Wolf und Johannes Fried war der Herzog Hermann von Schwaben ein Enkel Herzog Liudolfs von Schwaben und Urenkel OTTOS I., seine Mutter Richlint wäre gleichzeitig die Cousine Kaiser OTTOS II.
    Aus mir unverständlichen Gründen wird für Hermann von Schwaben unbedingt OTTONEN-Verwandtschaft nachzuweisen versucht. Aufgrund des Ansehen seines Vaters Konrad, seinen verwandtschaftlichen Beziehungen, seiner eigenen Machtpositionen und seiner nahen Beziehungen zum Hof OTTOS III. muß Hermann als einer der drei bedeutenden Thronkandidaten des Jahres 1002 gelten. Die Ehe mit der ottonen- und karolinger-blütigen Gerberga von Burgund, einer Nichte der Kaiserin Adelheid, ersetzt die zum Teil konstruierten Versuche der OTTONEN-Verwandtschaft Hermanns. Man sollte in diesem Zusammenhang nicht den Einfluß der Kaiserin Adelheid unterschätzen, die fast 50 Jahre lang Einfluß auf die Politik der Reichsregierung nahm. Den Gemahl ihrer Nichte wird sie sicher gefördert haben, denn sie zeigte oft einen beinahe schon übertriebenen Familiensinn.
    Hermann unterhielt verwandtschaftliche Beziehungen zu den Grafen von Stade und Walbeck, zu den Königen von Burgund, zu Markgraf Heinrich im Nordgau und über seine Gemahlin sogar zu Heinrich von Bayern. Erzbischof Heribert von Köln und Bischof Heinrich von Würzburg gehörten ebenfalls dem Hause der KONRADINER an. Viele Große des Reiches schienen den Herzog Hermann II. von Schwaben zu bevorzugen, wie die Quellen immer wieder erkennen lassen. Ihn hätten sie geschätzt, weil er die Eigenschaft der Milde besessen habe.
    Ob diese Eigenschaft der Milde unbedingt positiv zu sehen ist, möchte ich doch bezweifeln. Vermutlich war Hermann das, was man heute ein "Weichei" nennen würde. Vielleicht war sogar Gerberga die treibende Kraft war [Die Töchter Mathilde und Gisela waren außergewöhnlich tatkräftige, politisch engagierte und ehrgeizige Frauen, ihr Vater dagegen, wenn wir Thietmar glauben wollen, ein zurückhaltender und milder Mann. Könnten dann die Töchter den politischen Ehrgeiz von ihrer Mutter geerbt haben?]. Sein fast schon passiv zu nennendes Verhalten in den Thronkämpfen war erschreckend. Auch wenn ihn die beim Begräbnis OTTOS III. anwesenden Fürsten die Zusicherung zur Wahl gegeben hatten, so wartete er auf die Ansetzung eines Wahltages, den es dann nie gab. Er griff erst in die Kämpfe ein, als sich schon alles gegen ihn entscheiden hatte.

    Ich würde zusammenfassend sagen, daß Hermann ein Mann von weichem Charakter war, der sich auf die Zusage seiner Standesgenossen verließ und anscheinend erwartete, daß ihn diese zum Königsthron verhelfen würden. Vielleicht fühlte er sich aufgrund seines Ansehens und seiner Beliebtheit des Thrones zu sicher. Auch von Hermann von Schwaben sind mir große Erfolge bei der selbständigen Durchführung von Reichsaufgaben nicht bekannt.

    (...)

    Wenn wir Richlint als Tochter Liudolfs von Schwaben anerkennen wollten, dann wäre Mathilde von Schwaben mit Konrad I. von Kärnten in einer Nahehe 4 : 3 verheiratet gewesen.

    Thietmar von Merseburg: Seite 170,196,204,206,214,216,222,252, "Chronik"

    Die Mehrzahl der Großen, die dem Leichenbegräbnis beiwohnten, versicherten Herzog Hermann ihres Beistandes zum Erwerb und zur Sicherung der Königswürde; denn Heinrich, so behaupteten sie fälschlich, sei hierzu aus vielerlei Gründen ungeeignet.
    Der gottesfürchtige und demütige Herzog Herrmann von Schwaben und Elsaß [Herrmann II., KONRADINER, Kandidat Erzbischof Heriberts von Köln, vgl. IV, 54.] griff gegen Heinrich zu den Waffen, verleitet von vielen, denen seine Milde zusagte. Dagegen wartete der kluge, kriegserfahrene Herzog Dietrich von Lothringen ruhig ab, für wen sich der größere und bessere Teil des Volkes entscheiden würde.
    Heinrich kam zu Anfang des Monats Juni mit den Großen der Baiern und O-Franken nach Worms, um dort über den Rhein zu setzen und in Mainz die Königsweihe zu empfangen. Das suchte Herzog Hermann zu verhindern und verschloß ihnen jeden Zugang, wobei ihm der hochgehende Rhein zustatten kam. Herzog Heinrich aber beriet sich mit den Seinen hierüber, wandte sich dann scheinbar nach Baiern zurück, als glaubte er nicht mehr an den Übergang, und begab sich nach Lorsch, der Ruhestätte des hl. Nazarius. Dann zog er schnell auf Mainz und setzte unbehelligt über den Rhein, Hier wurde er am 6. Juni von allen ihm Ergebenen zum Könige gewählt und von Willigis nach Empfang der Königssalbung gekrönt.
    Der König nahm alle in seine Dienste, woher sie immer kamen, überschritt als neuer König nochmals den Hochwasser führenden Rhein und versuchte durch das ihm ergebene O-Franken in Schwaben einzufallen, um den aufsässigen Hermann durch Verwüstung seines Landes zur Aufgabe seiner Pläne zu bewegen. Doch der Herzog wollte sich keineswegs beugen, als er von der Plünderung seines Landes erfuhr; leider erhob er sich vielmehr gegen seinen Herrn und König und griff zusammen mit seinem Schwiegersohne Konrad mit Waffengewalt Argentia oder Straßburg an, den Vorort seines Herzogtums; denn Wizelin, der Bischof diese Stadt, hatte gewagt, ihm entgegenzutreten; man erstieg die Mauern und ließ den Besiegten nichts. Ein verruchter Haufe der Schwaben drang hemmungslos während des gierigen Plünderns ohne Wissen des Herzogs sogar in die Domkirche der hl. Gottesmutter, raubte den gesamten Schatz und steckte zur Krönung seiner Schandtat das Haus des Herrn in Brand. Wäre ihnen wirklich Heil zu eigen gewesen, sie hätten im Schreken über ihr Unglück beim ersten Einsteigen niemals weiterzugehen gewagt. Während nämlich die Ritter des Bischofs auf Veranlassung Reinwards nur unzuverlässig Widerstand leisteten, fiel ein großer Haufe beim Einbruch durch eigenen Lanzen und endete als Strafe Gottes sein Leben elendiglich. Herrmann war ganz untröstlich darüber, doch weil ihre große Zahl die Schuldigen schützte, zog er ab, ohne die Tat zu strafen.
    Von da wollte er wieder nach Franken ziehen und die bevorstehende kalte Winterzeit dort verbringen, um bei Frühlingsanbruch Herzog Herrmann, seinen letzten Gegner diesseits der Alpen, mit Heeresmacht zum Nachgeben zu veranlassen. Doch der war in tiefer Sorge vor der in Straßburg verwirkten Strafe Gottes und außerstande, sich länger gegen das um seinetwillen notleidende Volk durchzusetzen, und erbat durch vertrauenswürdige Vermittler für sich und seine Parteigänger des Königs Gande.
    Danach erschien, wie gesagt, Herzog Hermann, der Sohn des Oheims meiner Mutter [Sohn des Herzogs Konrad von Schwaben, vgl. Stammtafel. - Er mußte seine Rechte an der Frauenabtei St. Stephan abtreten.], in frommer Reue am 1. Oktober in Bruchsal demütig vor dem Könige. Er erlangte seine barmherzige Gnade; man einigte sich wegen des Lehens und seiner berechtigten Wünsche; nur der Straßburger Schaden blieb ausgenommen: Er mußte ihn auf Befehl und Entschluß des Königs aus seinem Allod vergüten und das Stift in der Stadt wiederherstellen; damit wurde er sein treuer Lehnsmann und Freund.
    In Frankfurt leistete auch Herzog Herrmann dem König in Ergebenheit Dienste und fand bei ihm die seinem Range gebührende freundliche Behandlung. Als der König von hier schied, wandte er sich in den Moselgau und zog dann nach Diedenhofen [15.1.1003]; hier fand ein allgemeiner Hoftag mit den Einheimischen statt. Während sich aber der König dort voller Wohlwollen bemühte, allen irgendwie Bedrängten Rechtsschutz zu gewähren, suchten Herrmann und Dietrich [Herzog Herrmann von Schwaben, Herzog Dietrich von Ober-Lothringen. Vorgehen des Königs gegen den KONRADINER (vgl. Anmerkung 83, Übergabe von St- Stephan-Straßburg an den Bischof fand hier statt.] das zu hintertreiben; waren sie doch nur dem Namen, nicht ihrem Verhalten nach Herzöge; doch umsonst; gar bald sollten sie sich dem Hort der Gerechtigkeit verdientermaßen unterliegen sehen. Der König ließ nämlich des Herzogs Burg Morsberg [Marimont bei Bensdorf (Lothringen.] niederreißen, weil es die Not des Volkes verlangte.
    Dann zog er schnell in die Heimat zurück und betrat schwäbischen Boden, um zu ordnen und zu bestätigen, denn seit kurzem war das Land der Obhut Herzog Herrmanns beraubt und unterstand seinem noch unmündigen, gleichnamigen Sohne [Hermann II., + 4. Mai 1003. - Herrmann III. 1003-1012]

    Hilsch, Peter: Seite 52-81, "Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela"

    Hermann II. war Mitregent des Vaters und könnte das Kloster Regenbach als Herrschaftsstützpunkt, Repräsentationsbau, Stätte religiöser Absicherung, vielleicht als Grablege und als vorgeschobenen Posten gegen die Würzbürger Bischofskirche angelegt haben. Er wurde 997 Nachfolger seines Vaters in Schwaben-Rätien-Elsaß. Er war kein junger Mann mehr und politisch von erheblichem Gewicht, wahrscheinlich ein Vertrauter des jungen Kaisers. Er zog zeitweise mit OTTO III. nach Italien und begleitete ihn auch auf seinem zweiten Romzug. Er bezeugte 998 eine Urkunde, mit der der Kaiser einem Grafen Berthold das Marktrecht in Villingen verlieh. Beim dritten und letzten Romzug war er offenbar nicht dabei. Hermann war verheiratet mit Gerberga von Burgund, der Tochter des burgundischen Königs Konrad. Diese war eine Urenkelin der Herzogin Regilinde und eine Enkelin der schwäbischen Herzogs-Tochter Bertha, die den burgundischen König Rudolf geheiratet hatte. Diese familiäre Beziehung zur ältesten schwäbischen Herzogsfamilie war sicher für Hermanns Stellung in Schwaben nicht unwichtig. Von größerer Bedeutung aber war, daß Gerbergas Mutter Mathilde eine Enkelin HEINRICHS I. und seiner Frau Mathilde war, die Tochter ihrer Tochter Gerberga, die mit dem französischen König Ludwig IV., einem KAROLINGER, verheiratet gewesen war. Hermann gehörte also über seine Frau Gerberga zur sächsischen Königsfamilie, und seine Ernennung zum Herzog von Schwaben bedeutete auch eine Anerkennung dieses herausragenden Ranges durch den Kaiser. Hermann erstrebte nach dessen Tod 1002 als Kandidat des Erzbischofs Heriberts von Köln die Nachfolge gegen Herzog Otto von Kärnten und Herzog Heinrich IV. von Bayern. Bei der Leichenfeier OTTOS III. am 5. April 1002 hatte der größte Teil der anwesenden Großen ihn anerkannt, ihm Schutz und Beistand versprochen, Heinrich dagegen für ungeeignet zum Herrschen erklärt. Es ist bis jetzt lebhaft umstritten, worauf Hermann seine Kandidatur letztlich gründete, wobei offen bleiben muß, ob vielleicht Gerberga die treibende Kraft war [Die Töchter Mathilde und Gisela waren außergewöhnlich tatkräftige, politisch engagierte und ehrgeizige Frauen, ihr Vater dagegen, wenn wir Thietmar glauben wollen, ein zurückhaltender und milder Mann. Könnten dann die Töchter den politischen Ehrgeiz von ihrer Mutter geerbt haben?]. Zwar wird Hermann von seinem Verwandten Thietmar von Merseburg als ein gottesfürchtiger und demütiger Mann geschildert, der gerade wegen seiner Milde von vielen zum Widerstand gegen den nach des Chronisten Meinung rechtmäßigen Kandidaten verführt worden sei, doch kann es ihm an "königlichen" Anspruch und Selbstbewußtsein kaum gefehlt haben. Da Otto von Kärnten, dessen Sohn Konrad mit Hermanns Tochter Mathilde vermählt war, verzichtete, stiegen Hermanns Chancen, weil Ottos Parteigänger in ihm den geeigneten Kandidaten sahen. Trotz weitreichender Familienverbindungen scheitere er letztlich am Durchsetzungswillen Heinrichs, obwohl er die Unterstützung vieler Fürsten und Bischöfe hatte, die ihn bei OTTOS Beisetzung im April 1002 in Aachen zum Nachfolger designiert hatten. Heinrich kam ihm zuvor und ließ sich im Juli vor allem durch geistliche Fürsten wählen und von Erzbischof Willigis von Mainz krönen. Hermann besaß zunächst einen beachtlichen Anhang und bei seinem ersten Kriegszug stand auch ein Teil der Franken auf seiner Seite. Mehrere militärische Aktionen und Plünderungszüge wurden von beiden Seiten durchgeführt, mehrmals zog auch Heinrichs Heer durch Franken, das von Thietmar nun als königstreu geschildert wurde, und durch Schwaben und verwüstete Hermanns Besitzungen. Im Herzogtum selber kam es zu Unruhen, weil der Bischof von Straßburg und Bischof Heinrich von Würzburg auf Heinrichs Seite standen und sich von einer Schwächung des Herzogs eine Verbesserung der eigenen Stellung versprachen. Nach hartnäckigem Widerstand unterlag Hermann und mußte sich am 1.10.1002 demütig in Bruchsal vor HEINRICH unterwerfen. Bis auf einen von ihm zu zahlenden Schadensersatz für Übergriffe seiner Leute in Straßburg blieb er besitzmäßig offenbar ungeschoren und wurde in Schwaben als Herzog bestätigt. Die durchaus glaubwürdigen Miracula S. Verenae berichteten, dass dem Schwaben-Herzog Hermann zunächst mehrere Töchter geboren worden waren und er erst nach einer Wallfahrt zur heiligen Verena in Zurzach einen männlichen Leibeserben, den späteren Hermann III., erhielt. Im Zusammenhang mit der Beerdigung ihres Sohnes Berthold haben Hermann und Gerberga in Marchtal ein weltliches Chorherrenstift eingerichtet und aus Hermanns mütterlichem Erbe bepfründet.

    Keller Hagen: Seite 135-137, "Schwäbische Herzöge als Thronbewerber: Hermann II. (1002), Rudolf von Rheinfelden (1077), Friedrich von Staufen (1125). Zur Entwicklung von Reichsidee und Fürstenverantwortung, Wahlverständnis und Wahlverfahren im 11. und 12. Jahrhundert"
    in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 131. Band


    Gegenüber der energischen, zupackend-überrumpelnden Art, in der Heinrich vorging, erscheint das Verhalten Herzog Hermanns von Schwaben als das eines Zauderers, der wirklich aktiv erst wurde, als es im Grunde schon zu spät war - als Heinrich vollendete Tatsachen geschaffen hatte. Doch war dies kaum eine Frage des Charakters. Wie sich gleich zeigen wird, konnte Hermann nicht so vorgehen wie Heinrich, wenn er nicht das Prinzip negieren wollte, durch das er wohl erst Chancen auf den Königsthron erhielt: dass die Großen in einer einheitlichen, gemeinsamen Wahlhandlung über den künftigen Lenker des Reiches zu entscheiden hatten. Wie sich den ausführlichen Berichten Thietmars von Merseburg, der auf Heinrichs Seite stand, entnehmen läßt, erstrebte die überwiegende Mehrheit der Großen, die die Leiche OTTOS III. nach Aachen geleiteten, eine gemeinsame Königswahl, über deren Termin und Ort man wohl erst beraten wollte. Sie weigerten sich trotz des starken Drucks, den Heinrich beim Durchzug durch Bayern auf sie ausübte, fast geschlossen, sich vor der allgemeinen Wahl in irgendeine Richtung festzulegen: Sie versprachen, sich der Entscheidung zu unterwerfen, die dann die maior vel melior pars populi, das heißt der größere und angesehenere Teil der Versammlung, treffen würde. Bei der Beisetzung OTTOS III., die am 5. April, am Ostersonntag, in Aachen stattfand, versprach der Großteil der Anwesenden, Hermann von Schwaben zur Königswahl zu verhelfen. Noch immer ging diese Gruppe davon aus, daß es zu einem gemeinsamen Wahlakt kommen würde, bei der der Kandidat der Mehrheit von allen angenommen werden sollte.
    Wie Thietmar angibt, war Hermann von Schwaben von vielen zur Kandidatur aufgefordert worden; er hatte sich also sicher nicht offen in diese Rolle gedrängt. Allem Anschein nach wurde diese Haltung von einem Teil der Großen geschätzt. Bei kirchlichen Wahlen galt nichts als verwerflicher, sich nach Ämtern zu drängen und selbst den Anspruch auf höhere Würden zu erheben. Die Demut und Gottesfurcht, die ihn - im Gegensatz zu Heinrichs handstreichartigem Vorgehen - die Wahlentscheidung abwarten ließ, wird hier in die Nähe von Furchtsamkeit und mangelnder Strenge gerückt. Umgekehrt sollen eben die, die Hermann als König wollten, Heinrich die Ideoneität zum Königsamt abgesprochen haben. Hatte er sich durch den energisch verfochtenen Anspruch auf das Königtum, durch sein gewaltsames Vorgehen, bei dem er zeitweilig sogar den Erzbischof von Köln als Geisel gefangensetzte, in den Augen derer disqualifiziert, die eine echte und reguläre Wahlentscheidung anstrebten?
    Die bei der Leichenfeier in Aachen ins Auge gefaßte Wahlversammlung kam nicht zustande. Wir wissen nicht, ob sie nie anberaumt wurde oder ob Heinrich am 7. Juni durch die handstreichartig inszenierte Wahl und Krönung in Mainz anderen Plänen zuvorgekommen ist. Doch wurde Hermann von Schwaben gerade in dieser Phase auch militärisch aktiv. Zunächst versuchte er, Heinrich den Rheinübergang zu verlegen und somit - falls er überhaupt damit rechnete und nicht andere Gründe hinter Heinrichs Erscheinen bei Worms vermutete - zu verhindern, dass Heinrich vollendete Tatsachen schaffen konnte. Nachdem Heinrich gekrönt worden war, begann Hermann den offenen Kampf: Dies war jetzt noch die einzige Möglichkeit, zu demonstrieren, daß er Wahl und Krönung Heinrichs nicht als rechtmäßig und verbindlich ansah, das heißt die letzte Möglichkeit, die eigene Kandidatur aufrecht zu erhalten und dem eigenen Anhang die Möglichkeit zu geben, sich zum Widerstand zusammenzuschließen. Vor allem versuchte Hermann mit Gewalt, in seinem Herrschaftsbereich eine geschlossene Stellungnahme - aus der der Bischof von Straßburg wie schon vorher der von Augsburg ausgeschert war - aufrecht zu erhalten. Im Herbst 1002 war die Aussichtslosigkeit seines Kampfes klar: er unterwarf sich, nachdem Heinrich auch Lothringen gewonnen hatte, in Bruchsal.

    Stälin Paul Friedrich: Seite 191, "Geschichte Württembergs"

    Auf Konrad folgte in der Herzogswürde Hermann II. (997-1003) nach einer Nachricht sein Sohn, nach einer anderen sein Neffe, Sohn seines Bruders Udo, der im Jahr 982 in Calabrien gefallen war. Vermählt war er mit Gerberga, Tochter König Konrads von Burgund, einer Stiefschwester von Gisela, der Mutter des späteren Kaisers HEINRICH II. und Witwe eines Grafen Hermann von Werla. Bei OTTOS zweiter Romfahrt erscheint er im März 999 zu Rom in seiner Umgebung, wie der Kaiser anderseits bei seinem letzten Zug nach Italien den 11. Juni 1000 die schwäbische Pfalz Hohentwiel berührte.
    Nachdem OTTO jenseits der Alpen im Jahr 1002 seinen Tod gefunden und mit ihm die männliche Nachkommenschaft OTTOS I. erloschen war, trat unter anderen Bewerbern um die Königskrone auch Herzog Hermann auf. Sonst als mächtiger, reicher und kluger, dabei aber demütiger und milder Mann geschildert, scheint er hier mehr fremder Eingebung gefolgt zu sein. Bei dem Leichenbegräbnis OTTOS in Aachen (den 5. April 1002) wußte er von den meisten anwesenden Großen des Reiches die Zusage ihrer Mitwirkung für seine Pläne zu erreichen und es mögen zu seinen Anhängern namentlich der Erzbischof Heribert von Köln, sodann Gottfried, wahrscheinlich Graf der Ardennen und spätere Herzog von Nieder-Lothringen, Erzbischof Gisiler von Magdeburg, der sächsische Graf Brun, sehr wahrscheinlich damals schon sein Schwiegersohn, gehört haben. Allein im Juni 1002 wurde zu Mainz vornehmlich auf Betreiben des Mainzer Erzbischofs Willigis der nächste Blutsverwandte des verstorbenen Kaisers (Eigener Einwurf: Nach meiner Meinung ist dies nicht richtig, da Otto von Worms und die Kinder des Pfalzgrafen Ezzo näher mit OTTO III. verwandt waren), der Bayern-Herzog von der jüngeren sächsischen Linie, durch fränkische, bayerische und oberlothringische Große zum König gewählt. Es war Herzog Hermann von Schwaben den Monat zuvor nicht gelungen, Heinrich den Rheinübergang zu verwehren, indem ihn der letztere durch einen verstellten Rückzug überlistet hatte, und auch mit einem Vorschlag, das Reich zu teilen, fand er keinen Anklang. Erbittert fiel er nunmehr im Bunde mit seinem Schwiegersohn Konrad, dem Sohne Herzog Ottos von Kärnten, über die erste Stadt seines Herzogtums Straßburg her, weil dieselbe zu ihrem königlich gesinnten Bischof hielt, und ließ sie ausplündern. Auch die Kathedralkirche wurde ausgeraubt und eingeäschert, eine Untat, welche keineswegs sicher mit Hermanns Wissen geschah, diesem jedoch von den mönchischen Schriftstellern seiner Zeit schwer angerechnet wird.
    König HEINRICH seinerseits war durch O-Franken und das nördliche Schwaben zum Bodensee gezogen, woselbst er sich am 24. Juni und den folgenden Tagen auf der Insel Reichenau aufhielt. Es kam ihm hier das Gerücht zu, Hermann wolle den Streit in offenem Kampfe entscheiden, allein schon am 29. des Monats erhielt er die Nachricht, der Herzog wolle und könne bei seinem Vorsatze nicht beharren. Sofort wandte er sich über Sontheim an der Brenz nach Franken, indem er unterwegs die Höfe Hermanns verwüstete. Dessen Leute führten noch einige glückliche Unternehmungen gegen HEINRICHS Anhänger, die Bischöfe von Straßburg, sowie seinen Schwager, dem Grafen Gerhard im Elsaß, aus und entrissen den beiden ersteren namentlich durch List die Feste Breisach. Allein da der Herzog den König in allen anderen Landschaften nach einander anerkannt sah, entschloß er sich, ehe der bereits für das kommende Frühjahr gegen ihn geplante Feldzug zur Ausführung kam, zur Nachgiebigkeit. Als HEINRICH sich gerade in Bruchsal aufhielt, eilte er zu ihm, bat ihn hier am 1. Oktober demütig um Verzeihung und erhielt dieselbe, wie berichtet wird, auch wirklich durch Vermittlung der Königin und der Fürsten. Von nun an blieb er dem König ergeben, fand sich einige Male am Hoflager ein und hatte sich auch der königlichen Gunst wiederholt zu erfreuen. Doch starb er bereits den 3. oder 4. Mai 1003.
    Herzog Hermann II. hinterließ außer seinem gleichnamigen Sohne und Nachfolger drei Töchter, welche vielfach in die Geschichte ihrer Tage verflochten sind. Wahrscheinlich die älteste von ihnen, die schöne, kluge und geschäftsgewandte, wissenschaftlich gebildete, aber auch stolze Gisela, heiratete noch jung in erster Ehe, welcher ein Sohn Liudolf entsproß, den sächsischen Grafen Bruno (von Braunschweig) einen nahen Verwandten des Kaiserhauses. Früh verwitwet reichte sie - ohne Zweifel um das Jahr 1007 - ihre Hand dem ritterlichen Ernst von der Ostmark, der durch sie das Herzogtum Schwaben gewann. Zuletzt - wohl spätestens gegen Ende des Jahres 1016 - wurde sie die Gemahlin des SALIERS, in der Folge Kaiser KONRAD II. Einigen freilich nicht ganz zuverlässigen Nachrichten zufolge hätte sie Konrad entführt, jedenfalls aber verstieß der Bund gegen die kirchlichen Eheverbote wegen zu naher Verwandtschaft [KONRAD sowohl als Gisela stammten von König HEINRICH I. ab, jener in 4., diese in 3. Generation (Richtig ist 5. und 4.)]. Die zweite Tochter Mathilde vermählte sich zuerst mit Konrad, einem Oheim Kaiser KONRADS, Sohn und Nachfolger Herzog Ottos von Kärnten, nach seinem Tode mit Herzog Friedrich II. von Ober-Lothringen. Die dritte Tochter, deren Namen wohl eher Beatrixals Brigitte gewesen, war ohne Zweifel die Gemahlin Adalberos aus dem Stamme der EPPENSTEINER Grafen im Mürzthal, Nachfolger von Konrad im Herzogtum Kärnten [Unrichtig ist die Annahme einer vierten Tochter Gerberga, welche an den Markgrafen Heinrich vom Nordgau verheiratet und Mutter des späteren schwäbischen Herzogs Otto III. gewesen sein soll, sowie nicht genügend zu begründen die zweier weiterer Töchter Hadwig, Gemahlin des Grafen Eppo von Nellenburg und Mutter Eberhards des Seligen von Nellenburg, und Richware, erste Gemahlin Berchtolds von Zähringen, Herzog von Kärnten.].

    Frommer Hansjörg:, "Spindel Kreuz und Krone"

    Gisela Gemahlin Konrads II.

    Die Bruchsaler Unterwerfung von 1002
    Am 1. Oktober 1002 mußte Herzog Hermann II. von Schwaben sich in Bruchsal vor dem neuen König HEINRICH II. demütigen und unterwerfen und wurde dafür erneut mit seinem Herzogtum belehnt. Damit fand ein unruhiges und bewegtes Jahr seinen Abschluß, das für diesen Herzog Hermann ganz andere Perspektiven gehabt hatte. Im Januar war OTTO III. in der Nähe von Rom gestorben, ohne direkten Erben, und auch ohne jemanden als Nachfolger "designiert" zu haben. Die deutschen Könige waren immer in einem Wahlakt erhoben worden, aber die letzten drei Wahlen waren nicht "frei" gewesen, weil der Sohn jeweils zu Lebzeiten des Vaters gewählt und gekrönt wurde. Jetzt konnten die Fürsten entweder auf die weitere Verwandtschaft des sächsischen Hauses zurückgehen oder den wählen, den sie für den geeignetsten hielten. Ein Enkel OTTOS DES GROSSEN über seine Tochter Liutgard war der etwa 950 geborene Herzog Otto von Kärnten, der sich aber zu alt fühlte. Ein Ur-Enkel HEINRICHS I. war der 30-jährige Herzog Heinrich von Bayern, der Sohn Heinrichs des Zänkers, der gern König geworden wäre. OTTO III. hatte verfügt, daß er in Aachen beigesetzt werden wollte. So brachte seine Begleitung unter der Führung des Erzbischofs Heribert von Köln den toten Kaiser über die Alpen. Heinrich schloß sich dem Leichenzug als "nächster Angehöriger" an, aber Heribert gab ihm deutlich zu verstehen, dass er nicht der sei, den die Mehrheit als König haben wolle. In Augsburg wurden die Eingeweide OTTOS III. beigesetzt. Bei der Gelegenheit gelang es HEINRICH, die Reichsinsignien, die mit dem toten Herrscher zusammen transportiert wurden, in seine Gewalt zu bringen. Trotzdem verständigte sich bei der Beisetzung OTTOS III. am 5. April in Aachen die Mehrheit der anwesenden Fürsten darauf, im Herbst den Herzog Hermann II. von Schwaben zum neuen König zu wählen.
    Hermann stammte aus einer fränkischen Adelsfamilie, die immer in großer Treue zu den OTTONEN gehalten hatte. Sein Vater Udo gehörte zu den Opfern der Sarazenen-Schlacht von Cotrone 982, und sein Onkel Konrad war von OTTO II. als zuverlässiger Gefolgsmann 983 zum Herzog von Schwaben erhoben worden. Ihm folgte Hermann 997 nach. Leider wissen wir nichts über seine Vorgeschichte. Er dürfte um die Jahrtausendwende etwa 40 Jahre alt gewesen sein. Er gehörte zur engsten Umgebung OTTOS III. und begleitete ihn auf dessen zweitem Romzug 998 bis 999. Einer seiner Gefolgsleute, der ZÄHRINGER Birchtilo oder Berthold, der sich bei der Mißhandlung eines Gegen-Papstes besonders hervorgetan hatte, erhielt 999 "auf Bitten des vortrefflichen Herzogs Hermann" von OTTO III. das Markt-, Münz- und Zollrecht in Villingen. Vor seinem letzten Romzug traf sich der Kaiser im Juni 1000 auf dem Hohentwiel mit dem Herzog. Einen offiziellen Vertreter für Deutschland bestimmte er nicht, aber da seine Tante Mathilde gestorben und Erzbischof Willigis von Mainz in Ungnade gefallen war, dürfte Hermann von Schwaben als Verantwortlicher zurückgeblieben sein. So war es verständlich, dass vor allem die Fürsten um OTTO III. ihn als neuen König sehen wollten. Hermanns Familie war zwar vornehm, aber zu den höchsten Kreisen gehörte er vor allem durch seine Frau Gerberga. Sie war eine Tochter des Königs Konrad von Burgund und damit eine Nichte der Kaiserin Adelheid. Ihre Mutter Mathilde war die Tochter der französischen Königin Gerberga, die wiederum eine Tochter HEINRICHS I. war. Gerberga von Schwaben war also von allerhöchster Abstammung, burgundisch, französisch-karolingisch und sächsisch. Ihr Vater Konrad hatte aus einer ersten Ehe eine Tochter Gisela, die 972 den bayerischen Herzog Heinrich den Zänker geheiratet hatte, also die Mutter von Herzog Hermanns Gegenkandidaten. Aus der zweiten nach 960 geschlossenen Ehe mit Mathilde gab es vier Kinder, Rudolf, Bertha, Gerberga und Mathilde. Damit dürfte unsere Gerberga vor 970 geboren sein. Dann könnte sie um 985 mit Hermann verheiratet worden sein, und er wäre bei der Eheschließung 25 Jahre alt gewesen. Genauere Daten gibt es leider nicht. Die Heirat von Hermann und Gerberga war aber sicher ein politischer Akt, damit wurden Hermann und sein Onkel Konrad, der Herzog von Schwaben, für ihre Treue zu OTTO III. und gegen Heinrich den Zänker belohnt. Die Ehe wurde wohl von der Kaiserin Adelheid vermittelt, und mit dieser Erhöhung Hermanns war dann auch schon die Zusage auf die Nachfolge im Herzogtum Schwaben verbunden. Während Hermann in Aachen an der Beisetzung OTTOS III. teilnahm, sammelte Heinrich Anhänger. Mitte April sprachen sich die Sachsen für ihn aus. Auch in Bayern und Mainfranken hatte er Anhänger, ebenso im Westen, weil seine Frau Kunigunde eine LUXEMBURGERIN war. Aber vor allem stützten ihn die meisten Bischöfe, angeführt von Willigis von Mainz. Hermann blockierte den Rheinübergang bei Worms, um Heinrich den Weg abzuschneiden, aber dieser nahm einen Umweg über Lorsch, erreichte Mainz und wurde am gleichen Tag gewählt und von Willigis gekrönt. Die Kroninsignien hatte er ja bereits. Bisher hatten die Bischöfe nicht mitgewählt, jetzt gaben sie den Ausschlag für Heinrich. Hermann wollte diese Entscheidung erst nicht akzeptieren, aber nachdem Heinrich sich über den Sommer geschickt verstärkt hatte, resignierte er schließlich, und es kam zur Unterwerfung von Bruchsal, einer abgesprochenen Inszenierung, in der auf die Erniedrigung die Wiederbelehnung folgte, aber für den Herzog von Schwaben, der sich schon als König gesehen hatte, doch eine sehr demütigende Erfahrung. Über diese Bruchsaler Unterwerfung gibt es keinen genauen Bericht. Wir wissen also nicht, ob sie im Freien oder im Saal, im größeren oder kleineren Rahmen stattfand. Aber sie war ein öffentlicher Akt mit Zuschauern und Zeugen, und es ist durchaus denkbar, daß auch die Familie Herzog Hermanns daran teilgenommen hat oder sogar teilnehmen mußte. Hermann und Gerberga hatten drei Töchter und einen spätgeborenen Sohn. Die älteste Tochter, Mathilde, war damals schon mit Konrad, dem Sohn Ottos von Kärnten verheiratet, die zweite Tochter Gisela 12 Jahre alt, die dritte Beatrix (manchmal auch Brigitta) etwas jünger, und der Sohn Hermann vielleicht erst drei Jahre.

    Weinfurter, Stefan: Seite 37,50-53,63,76,165, "Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten."

    Mit dem bayerischen Herzog konkurrierten alle anderen Herzöge. Es war wie ein Ausscheidungskampf unter ihnen, zwischen Herzog Heinrich IV. von Bayern (995-1002), Herzog Hermann II. von Schwaben (997-1003), Herzog Dietrich von Ober-Lothringen (978-1027/32), Herzog Bernhard I. von Sachsen (973-1011) und dem SALIER Otto von Worms (+ 1004), der Herzog der Franken genannt wurde und zeitweilig auch Herzog von Kärnten (985-989 und 1002-1004) war. Dazu kam der Markgraf Ekkehard von Meißen (985-1002) und schließlich ist noch der lothringische Pfalzgraf Erenfried (Ezzo) (996-1034) zu nennen. Er, der mit Mathilde, der Schwester Kaiser OTTOS III. verheiratet war, hatte im Raum um Aachen und Köln eine Macht- und Rangstellung ausgebildet, die der eines Herzogs entsprach. Vielleicht muß man auch noch den sächsischen Grafen Bruno hinzurechnen.
    Die Mehrheit der Fürsten im Reich, angeführt vom Kölner Erzbischof Heribert, erstrebten eine gemeinsame Königswahl durch die Großen des Reiches, wie es bei Thietmar heißt. Und viele von ihnen schienen den Herzog Hermann II. von Schwaben zu bevorzugen, wie die Quellen immer wieder erkennen lassen. Ihn hätten sie geschätzt, weil er die Eigenschaftder Milde besessen habe - ganz im Gegensatz zu HEINRICH II., so wird man ergänzen müssen.
    Aber noch gab Ekkehard nicht auf. Seine Hoffnung setzte er in ein Treffen mit Herzog Hermann II. von Schwaben, den vor allem die westlichen Fürsten unterstützten, und anderen Großen des Reiches in Duisburg.
    Geradezu verzweifelt hatte sein hartnäckigster Gegenspieler um die Königswürde, Herzog Hermann II. von Schwaben, versucht, ihm den Weg zum Krönungsort zu versperren. Ohne Erfolg, denn Heinrich wandte eine List an, tat so, als würde er umkehren, drehte dann erneut um und setzte bei Worms, wo sein Verbündeter Bischof Burchard saß, in Eile über den Rhein. Es war ein Überrumpelungsmanöver, und es führte zu Ziel.
    Wer konnte auch hoffen, gegen den Gesalbten des Herrn erfolgreich Widerstand zu leisten? Auch Herzog Hermann II. von Schwaben, der anfangs die Großen des Reiches, die KONRADINER, die SALIER und die EZZONEN, auf seiner Seite wußte, stand plötzlich allein. Er war der letzte, "der die Ratschläge der Verständigen nicht nutzen wollte" und dagegen den Rat (unbedachter) junger Männer befolgt habe, so daß es im Juni zu einigen Geplänkel mit ihm kam. Dabei wurde die Bischofsstadt Straßburg von den Schwaben verwüstet und geplündert, weil der dortige Bischof Werner sich gegen seinen eigenen Herzog gestellt hatte.
    Am 1. Oktober 1002 endlich unterwarf sich auch Herzog Hermann II. von Schwaben in Bruchsal dem neuen König. Dies geschah, wie üblich, mit dem ganzen, öffentlich inszenierten und vorher abgesprochenen Unterwerfungsritual, das darauf ausgerichtet war, die neue Rangordnung im Reich demonstrativ und öffentlich zur Schau zu stellen. "Mit nackten Füßen und mit Hilfe glaubhafter Vermittler erschien er vor dem König, bat um Vergebung für die bösen Taten, bat um Gnade, um durch königliche Gabe seine Güter weiterhin zu besitzen, und beugte, um dies zu erreichen, die Knie bis auf den Boden". Den Schaden, den er dem Bischof Werner von Straßburg (1001-1028) zugefügt hatte, mußte er teuer bezahlen. Das Frauenkloster St. Stephan in Straßburg, ein Mittelpunkt herzoglicher Präsenz in der Stadt, ging an den Bischof über. Daraufhin erlangte er die Gnade des Königs, behielt im übrigen seine Macht und Funktion und wurde, wie es heißt, HEINRICHS "Gefolgsmann und Freund": Auch er hatte sich der
    neuen Machtverteilung gebeugt.
    Der Herzog von Schwaben, Hermann II. (997-1003), der den neuen König den härtesten Widerstand entgegengesetzt hatte, gehörte dem mächtigen Haus der KONRADINER an. Sein hoher Rang wird daran ersichtlich, daß er mit einer Frau aus königlichem Hause vermählt war, mit Gerberga (+ 1019), der Tochter König Konrads von Burgund (937-993). Eine seiner Töchter war Mathilde, die Gemahlin des SALIERS Konrad, Herzogs von Kärnten (1004-1011). Eine andere hieß Gisela und wurde die Faru KONRADS II., des ersten salischen Kaisers (1024-1039): Ein Netz vornehmster und einflußreichster Verbindungen zeichnet sich ab. In Schwaben selbst führten freilich der frühe Tod Hermanns II. am 5. April 1003 und der Übergang der Herzogswürde auf dessen minderjährigen Sohn Hermann III. (1003-1012) zu einer deutlichen Krise der Herzogsgewalt.
    HEINRICH II. war jetzt unangefochten König, und zwar, wie es in der genannten Urkunde heißt, "im Reich ohne irgendeine Teilung". Gab es in Diedenhofen etwa nochmals Diskussionen darüber, ob nicht doch auch der Herzog von Schwaben eine quasikönigsgleiche Stellung erhalten solle? In den Annalen von Sankt Gallen ist überliefert, der "Herzog von Alemannien und Elsaß", also Hermann II., habe versucht, "das Reich vielleicht zu teilen und anteilig zu beanspruchen".
    Auf der Synode von Diedenhofen verwies HEINRICH II. auf die angebliche Nahehe des SALIERS Konrad von Worms, der mit Mathilde, einer Tochter Herzog Hermanns II. von Schwaben, verheiratet war. Konrad war ebenfalls in Diedenhofen anwesend, und das Vorgehen des Königs war ein harter Affront gegen ihn. Die meisten Bischöfe hielten sich noch zurück, ja sie waren geradezu konsterniert von den Attacken des Königs. Nur der Metzer Bischof Adalbero II., so hören wir, habe die Ansicht HEINRICHS II. verteidigt und nachzuweisen versucht, daß Konrad nicht nur in einer Nahehe 4. Grades, sondern sogar 2. Grades verheiratet sei.

    Weinfurter, Stefan (Hg.): Band I Seite 226-230, "Die Salier und das Reich"

    Doch deren Herzogsherrschaft in Schwaben beruhte wesentlich auf konradinischer Grundlage und bewegte sich in konradinischen Bahnen, und als in der zweiten Generation mit den kinderliosen Herzog Otto im Jahre 982 endete, wurde das Herzogtum gegen bayerisch-liudolfingische Ansprüche wiederum an einen KONRADINER gegeben: an Hermanns Neffen Konrad (Herzog 982/83-997). Um eine herausragende adelige Stellung in Schwaben behaupten zu können, wurde deshalb in der Folgezeit die Verwandtschaft mit Herzog Konrad bedeutsamer als liudolfingische Abkunft. Denn in den Händen Konrads und seines Sohnes Herzog Hermanns II. (996/97-1003) scheint ganz beträchtlicher Besitz zusammengekommen zu sein. Einerseits dürfte dank der Ehe Herzog Hermanns I. mit Reginlinde, der Witwe des HUNFRIDINGERS Burchard II., über deren Schwiegersohn Liudolf und dessen Sohn Otto die Verfügungsgewalt über erhebliche Teile des Familiengutes der alten "hunfridingischen" Herzogssippe - von dem "der dem karolingischen Fiskus entstammenden Besitz wohl nicht klar geschieden wurde" - an Herzog Konrad und Herzog Hermann II. gelangt sein; daß Konrad seine Herzoggsherrschaft in Schwaben durchzusetzen vermochte, bedeutet doch wohl, daß er sich der Machtbasis Herzogs Ottos zumindest teilweise versichern konnte. Konrad und Hermann II. verfügten andererseits über alaholfingischen und burgundisch-schwäbischen, das heißt wiederum hunfridingischen Besitz - Konrad von seiner alaholfingischen Gattin Judith, Hermann von seiner burgundischen Gattin Gerberga, die den Namen ihrer Großmutter, einer Schwester Kaiser OTTOS DES GROSSEN, trug, aber ebenfalls eine Großnichte Herzog Burchards II. war. Weil Hermann II. 1002 das Königtum HEINRICHS II. zu verhindern suchte und dabei scheiterte, konnte HEINRICH die konradinische Stellung im Oberrheinraum - im Elsaß und Breisgau - schwächen, wo er Gegenkräfte förderte, doch er tat dies keineswegs im übrigen Schwaben. Nach Hermanns II. und seines über das Knabenalter kaum hinausgelangten Sohnes (Hermann III., 1003-1012) Tod erbten die Töchter, von denen er "hinreichend viele" hatte: Mathilde, Gisela und Beatrix.
    Die ältere dieser konradinisch-salischen Verbindungen ist die vor 1002 geschlossene Ehe der Mathilde mit Konrad, dem Sohn des Otto "von Worms" und damit einem Enkel Konrads des Roten und der Liutgard, einer Tochter OTTOS DES GROSSEN. Durch diese Ehe war jene Koalition zwischen Otto "von Worms", seinem Sohn Konrad und dessen Schwiegervater Hermann II. zustandegekommen, die mittelrheinisch-fränkische und schwäbische Machtpositionen zusammenschloß und die nach der Ermordung Ekkehards von Meißen 1002 das Hauptproblem des Herrscherwechsels von OTTO III. zu HEINRICH II. Auch dem von HEINRICH in den Vordergrund gerückten geblütsrechtlichen Anspruch auf die Nachfolge OTTOS III. entsprechend war sie von Bedeutung - weshalb HEINRICH, ein Urenkel HEINRICHS I., zunächst Otto "von Worms", gleichfalls einen Urenkel HEINRICHS I., bewog, zu seinen Gunsten auf die Thronkandidatur zu verzichten [Nach meiner Meinung schließt sich der Autor bisher üblichen Denkweisen an. Entscheidend für die Nachfolge nach Geblütsrecht war nicht die Verwandtschaft zu König HEINRICH I., sondern zum letzten König, OTTO III. Neben Herzog Heinrich IV. von Bayern lebten 1002 allein noch sieben Urenkel König HEINRICHS I. Herzog Otto Heinrich von Burgund war sogar ein Enkel König HEINRICHS I. Nach Geblütsrecht waren aber vor allem die Enkel Kaiser OTTOS II. und gleichzeitigen Neffen des letzten Herrschers zu berücksichtigen, nämlich die EZZONEN Liudolf, Hermann und Otto, der spätere Herzog von Schwaben. Otto "von Worms" wurde von Heinrich von Bayern die Krone angeboten, weil er als Enkel OTTOS I. näher mit dem letzten Herrscher OTTO III. verwandt war. Die ebenfalls genannten Thronkandidaten Brun von Braunschweig und Ekkehard von Meißen hatten kaum geblütsrechtliche Ansprüche. Hermanns Anspruch bezog sich nach meiner Meinung auf das Ansehen seiner Familie und die karolingisch-liudolfingische Abkunft seiner Gemahlin Gerberga.]. Doch war es dann der KONRADINER Hermann, den die Mehrzahl der Großen bei der Leichenfeier für OTTO III. als den aus vielerlei Gründen geeigneteren benannt hatten, und sein mit ihm verbündeter "salischer" Schwiegersohn Konrad, die beide nach dem Verzicht Ottos den Waffengang glaubten wagen zu könen, und eine conditio sine qua non ihres Wagnisses muß es doch gewesen sein, daß ihnen, ihren Anhängern und ebenfalls den sich abwartend Verhaltenden die Macht Hermanns und Konrads in Rheinfranken und Schwaben als Ausgangsbasis eines konradinischen Königtums geeignet erschien. Die Macht beruhte auf einem großen Besitz, der nicht nur durch OTTONEN-Verwandtschaft, sondern auf vielfältigeren, oben angedeuteten Wegen in ihren Händen zusammen gekommen war, und mittels dessen Plünderung - anstatt in einer Feldschlacht der Heere oder in einem Zweikampf der Prätendenten - ihr Widerstand gebrochen wurde [S. Hirsch, Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II., 3 Bände,, Berlin 1862-1875, hier Band 1, Seite 228f.].
    Als sich Hermann und Konrad am 1. Oktober 1002 im Königshof Bruchsal dem inzwischen weithin als König anerkannten Gegner unterwarfen, mußten nicht nur diese beiden, sondern mußte auch Otto "von Worms", dieser freilich gegen Entschädigung Einbußen hinnehmen. König HEINRICH verpflichtete Hermann zur Wiedergutmachung des dem Straßburger Bischofs angetanen Schaden aus seinem Allod und zur Schenkung der Frauenabtei St. Stephan an die Bischofskirche. Thietmar bezeichnet Straßburg als caput ducatus sui (sc. Hermanni), und eben diese Rolle Straßburgs als konradinischer Herzogs-"Hauptstadt" beendete König HEINRICH nun zugunsten des Straßburger Bischofs.


    988 oo 2. Gerberga von Burgund, Tochter des Königs Konrad, 965/66-7.7.1018/19
    (1. oo Hermann I. Graf von Werl - um 985/88)

    Kinder:

    - Mathilde ca 988-29.7.1031/32
    1003 1. oo Konrad I. Herzog von Kärnten, um 975-12.12.1011
    1014 2. oo Friedrich II. Herzog von Lothringen -13.5.1026/27
    nach 1026/27 3. oo Esiko Graf von Ballenstedt, - um 1059/60

    - Gisela 13.11.989-15.2.1043
    vor 1002 1. oo Bruno Graf von Braunschweig, ca 975/80- ca 1010 ermordet
    um 1010 2. oo Ernst I. Herzog von Schwaben, 970-31.5.1015
    1016 3. oo KONRAD II. 12.7.990-4.6.1039

    - Berthold Anfang 992- Anfang 993
    - Beatrix ca 990/1000-12.5. nach 1025
    1019 oo Adalbero I. Herzog von Kärnten um 980-28.11.1039

    - Hermann III. ca 994/vor 1.995-1.4.1012 oder 991/92 (Hlawitschka)

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 202-207 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 157-159,163 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 23-26,29,67 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Seite 7,125 - Büttner, Heinrich: Schwaben und Schweiz im frühen und hohen Mittelalter, Gesammelte Aufsätze von Heinrich Büttner 1972, Vorträge und Forschungen Band XV, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen - Büttner, Heinrich: Geschichte des Elsaß. Politische Geschichte des Landes von der Landnahmezeit bis zum Tode Ottos III. und Ausgewählte Beiträge zur Geschichte des Elsaß im Früh- und Hochmittelalter, Jan Thrbecke Verlag Sigmaringen 1991 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 154,189,222,226-230,232,240,248/Band II Seite 162,510-512/ Band III Seite 154,308,489,492,497 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 67 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 25,27,31 - Fried, Johannes: Prolepsis oder Tod? Methodische und andere Bemerkungen zur Konradiner-Genealogie im 10. und frühen 11. Jahrhundert - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 VII,109 Seite 109,214,223,227,229,292,300, 322,334,341 - Hilsch, Peter: Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela, in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 42 1983 Seite 52-81- Hirsch, Siegfried: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II. 1. und 2. Band, Verlag von Duncker & Humblot Berlin 1864 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 46-48,65,104,148 - Hlawitschka, Eduard: Die Thronkandidaturen von 1002 und 1024. Gründeten sie im Verwandtenanspruch oder in Vorstellungen von freier Wahl?, in Reich und Kirche vor dem Investiturstreit von Karl Schmid (Hrsg.) Seite 49-65, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1985 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln des 11. Jahrhunderts, Seite 7-9,13-16,20,24,43,45-60,65,67,73-76,78,82,85,100,102-104,108, 110-112,116,119,124-128,130,136-138,140,148, 151-153,155,158,166,169-171,175-178 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 328,366-372, 375,381,403,418,446 - Keller, Hagen: Schwäbische Herzöge als Thronbewerber: Hermann II. (1002), Rudolf von Rheinfelden (1077), Friedrich von Staufen 1125). Zur Entwicklung von Reichsidee und Fürstenverantwortung, Wahlverständnis und Wahlverfahren im 11. und 12. Jahrhundert, in Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins Band 131 1983 - Kienast, Walther: Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland (9. bis 12. Jahrhundert), R. Oldenbourg Verlag München-Wien 1968 - Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 - Lechner Karl: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar 1992, Seite 55,66,145 - Maurer Heinz: Der Herzog von Schwaben - Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 346,410,412 - Rappmann Roland/ Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998 Seite 425,428 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 90 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 76,91,95,98,101,105 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 114,298-300,302, 331,342 - Schwarzmaier Hansmartin: Von Speyer nach Rom. Wegstationen und Lebensspuren der Salier. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992, Seite 17,35,48,50,52,56 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 170,174, 196,204,206,214,216, 222, 234,252 - Uhlirz, Karl: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Otto II. und Otto III. 1. und 2. Band. Verlag Duncker & Humblot Berlin 1967 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 37,50-53,63,69,76,80,165,177,194,202,220 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf - Wolf Armin: Wer war Kuno von Öhningen? Überlegungen zum Herzogtum Konrads von Schwaben (+ 997) und zur Königswahl vom Jahre 1002. in Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters Band 36, 1980, Seite 25-83 - Zimmermann, Harald: Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1976 - Zotz Thomas: Der Breisgau und das alemannische Herzogtum -

    Hermann heiratete von Burgund, Gerberga in 988. Gerberga (Tochter von von Burgund, Konrad und von Frankreich, Mathilde) wurde geboren in 965/966; gestorben am 7 Jul 1018/1019. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 2. von Schwaben, Mathilde  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 988; gestorben in 1031/1032; wurde beigesetzt in Worms [67547],Worms,Rheinland-Pfalz,Deutschland.
    2. 3. von Schwaben, Gisela  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 13 Nov 989; gestorben am 15 Feb 1043 in Goslar [38640],Goslar,Niedersachsen,Deutschland; wurde beigesetzt in Speyer [67346],Speyer,Rheinland-Pfalz,Deutschland.
    3. 4. von Schwaben, Beatrix  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 990/1000; gestorben nach 1035.
    4. 5. von Schwaben, Berthold  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 992; gestorben in 993.
    5. 6. von Schwaben, Hermann III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 994; gestorben am 1 Apr 1012.


Generation: 2

  1. 2.  von Schwaben, Mathildevon Schwaben, Mathilde Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Hermann1) wurde geboren in 988; gestorben in 1031/1032; wurde beigesetzt in Worms [67547],Worms,Rheinland-Pfalz,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Ballenstedt [06493],Harz,Sachsen-Anhalt,Deutschland; Gräfin von Ballenstedt
    • Titel/Amt/Status: Kärnten,Österreich; Herzogin von Kärnten
    • Titel/Amt/Status: Oberlothringen; Herzogin von Oberlothringen

    Notizen:

    Darstellung Mieszkos II. und Mathildes von Schwaben auf dem Widmungsbild des Liber de divinis officiis; St. Gallen erstes Viertel 11. Jahrhundert. Düsseldorf, Universitäts- und Landesbibliothek, Ms.C 91, (verschollen), fol. 3r

    Darstellung Mieszkos und Mathildes von Schwaben



    Mathilde von Schwaben

    Herzogin von Kärnten
    Gräfin von Ballenstedt
    Herzogin von Ober-Lothringen
    ca 988-29.7.1031/32 Begraben in kostbarsten byzantinischen Gewändern in Worms

    Älteste Tochter und Miterbin des Herzogs Hermann II. von Schwaben aus dem Hause der KONRADINER und der Gerberga von Burgund, Tochter von König Konrad
    Mütterlicherseits Cousine von Kaiser HEINRICH II. und Nichte von König Rudolf von Burgund

    Brandenburg Erich: Tafel 3, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    IX. Generation 16.
    Mathilde
    * ca. 989, + nach 1030, vor 1033
    Gemahl:
    a) ca. 1004 Konrad Herzog von Kärnten + 1011 12. XII.
    b) Friedrich II. Herzog von Ober-Lothringen + 1026/27 (siehe IX 88)

    Anmerkungen: Seite 129
    IX. 16. Mathilde

    siehe Brandenburg, Probleme um die Kaiserin Gisela 29f.; Bollnow, Grafen von Werl 29ff.
    Ich habe a.a.O. ausgeführt, daß die Identität der Mathilde, Gemahlin der beiden oben genannten Gatten, und der Mathilde, Schwester der Kaiserin Gisela, nicht völlig außer Zwiefel stehe, und daß die erstere Mathilde auch die Tochter einer anderen Tochter König Konrads von Burgund (etwa der gleichnamigen Mathilde VIII 69) sein könne. Wahrscheinlicher ist aber doch die Identität, und ich halte daher die Beifügung eines Fragezeichens nicht für erforderlich, zumal da auch in dem zweiten möglichen Falle die Kinder der Mathilde zu den Nachkommen KARLS DES GROSSEN (dann bei den Kindern von VIII 69) gehören würden.

    Ergänzungen (Wolf): Mathilde, + 1031/32 VII,

    Gemahl c) 1026/27 Esico von Ballenstedt (nach Paul Leidinger, Die Grafen von Werl, 1965), Stammvater der ASKANIER, vgl. Brandenburg Seite 76, Nr. X 112.

    Glocker Winfrid: Seite 322,350, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VII. 37; VIII. 173 Mathilde
    * c 988, + 1031/32 im VII

    c 1002 1. oo Konrad I. Herzog von Kärnten + 1011 XII 12
    c 1034 2. oo Friedrich II. seit 1019 Herzog von Ober-Lothringen + 1026/27 am V 13
    c 1026/27 3. oo Eisiko, Graf von Ballenstedt, Graf im Schwabengau und im Gau Serimunt - 1059/60

    Älteste Tochter des Herzogs Hermann II. von Schwaben und der Gerberga von Burgund, Tochter von König Konrad

    Mathilde ist als Tochter der Gerberga in Constantins Vita Adalberonis c. 17, SS IV 664 - Bericht über die Diedenhofener Synode 1003, bei der König HEINRICH II. Vorwürfe gegen Herzog Konrad I. von Kärnten und Mathilde, die in einer Verwandtenehe lebten, erhob -, sowie durch den Brief Abt Siegfrieds von Gorze an Abt Poppo von Stablo betreffs der Heirat Kaiser HEINRICHS III. mit Agnes von Poitou (gedruckt bei Giesebrecht, Kaiserzeit Band 2, Seite 714-718) und in der Stammtafel des Codex Steinfeldensis (gedruckt: SS III 215) bezeugt.
    Mathilde stammte, wie aus der Nachricht Thietmars V c. 12, S. 234, hervorgeht, wo Mathildes Ehemann Herzog Konrad als Schwiegersohn Herzog Hermanns II. bezeichnet ist, aus der Ehe Gerbergas mit dem schwäbischen Herzog; dies ist auch in einem Widmungsbrief bezeugt, den Mathildein den Anfangsjahren der Regierungszeit König KONRADS II. an den polnischen König Mieszko richtete (gedruckt bei Giesebrecht, Kaiserzeit Band 2, Seite 699; vgl. dazu Bresslau, Jahrbücher Konrad II. Bd. 1, S. 247 ff., und Leidinger, Untersuchungen S. 59).
    Die altersmäßige Einreihung Mathildesals älteste Tochter der Gerberga und Herzog Hermanns II. von Schwaben ergibt sich mit Leidinger, Untersuchungen S. 51, Anm. 70, aus ihrer Stellung in der Stammtafel des Codex Steinfeldensis. Die ungefähre Geburtszeit ist aus derjenigen von Mathildesältestem Sohn Konrad dem Jüngeren (* c 1003) erschlossen. Die ungefähre Todeszeit hat Leidinger, Untersuchungen S. 54, ermittelt.
    Aus der Anklage König HEINRICHS auf der Diedenhofener Synode wissen wir auch von der Existenz der ersten Ehe Mathildes; vgl. dazu Hirsch Band 1, Seite 243-247.
    Über die zweite Vermählung unterrichtet uns Wipo in den Gesta Chuonradi c. 19, S. 39; vgl. dazu Bresslau, Jahrbücher Konrad II. Band 2, Seite 72 f. (der freilich noch von einem irrigen Sterbezeitpunkt für Herzog Friedrich II. von Ober-Lothringen ausgeht; vgl. VII, 55).
    Die 3. Heirat mit Eisiko von Ballenstedt hat uns der Annalista Saxo a. 1026 und a. 1030, SS VI 676 und 678, überliefert; wie Leidinger, Untersuchungen Seite 55 ff., gezeigt hat, ist die beim Annalista als Gattin Eisikos genannte Mathildemit der Witwe Herzog Friedrichs II. von Ober-Lothringen des gleichen Namens zu identifizieren.


    Ihre erste Ehe wurde 1003 auf einer Versammlung in Diedenhofen von König HEINRICH II. als unkanonische Nahehe gebranntmarkt, obwohl die Ehegatten nur im 8. Verwandtschaftsgrad (4 : 4) miteinander verwandt waren. Mathildeverheiratete sich nach dem Tode ihres ersten Gemahls mit Herzog Friedrich II. von Ober-Lothringen erneut und ist mit diesem in einem großen Gedenkeintrag, dessen Zusage mit einer ansehnlichen Besitzgabe verbunden gewesen sein könnte, im Reichenauer Liber memorialis anzutreffen. Eventuell hatte sie bei dieser Gelegenheit ihren Erbanspruch am Schluchseegebiet an die Reichenau vermacht. Mathilde hatte 1025/26 König Mieszko von Polen ein kostbares liturgisches Buch übersandt mit einem wirklich bemerkenswerten Widmungsschreiben. Sie, die Schwester der Kaiserin Gisela, pries darin geradezu überschwenglich die Würde des Polen-Königs, seine Verdienste, seine Tugenden, seine Gerechtigkeit und Fürsorge für die Armen, nannte ihn Kämpfer Christi auf Erden und "den unbesiegbaren König, dem die Bestimmungen des allmächtigen Gottes das königliche Diadem verliehen habe", und sie wünschte ihm "glücklichen Triumph über alle Feinde". Dieser Brief an den Gegner KONRADS II.und - vom salischen Herrscher aus gesehen - an den Feind der "Reichsrechte" stellte gut vor Augen, daß sich die Opposition im Innern des Reiches in einer ähnlichen Lage befand wie der Polen-König und daß man daher zusammenfand. Mieszko erschien als der "gerechte König". Die Herrschaftsweise und den Autoritätsstil KONRADS II. empfand man demzufolge als "ungerecht". Mathildes Äußerungen muß man hoch bewerten, denn sie war in diesen Jahren als Mutter des jüngeren Konrad und als Gemahlin Herzog Friedrichs II. von Ober-Lothringen das Verbindungsglied in der Opposition und spielte zweifellos eine ganz zentrale Rolle, wie ein Gedenkbucheintrag dieser Gruppe im Kloster Reichenau aus dieser Zeit erkennen läßt.
    Mathilde selbst war zum letzten Mal am 29. März 1030 (Osterhoftag) am Königshof in Ingelheim bezeugt.

    Weinfurter, Stefan (Hg.): Band I, Seite 226,230,232,239-244,248/Band II Seite 200, "Die Salier und das Reich"

    Nach Hermann II. und seines über das Knabenalter kaum hinausgelangten Sohnes (Herzog Hermann III., 1003-1012) Tod erbten die Töchter, von denen er "hinreichend viele" hatte: Mathilde, Gisela und Beatrix [G. Wunder, Beiträge zur Genealogie schwäbischer Herzogshäuser, in: Zeitschrift für Württembergische LG 31, 1972, Seite 1-15, sieht Beatrix nicht als eine Tochter Herzog Hermanns II. an. Dies akzeptiert als Prämisse seiner Einordnung der Hildegard "von Schlettstadt" H. Bühler, Wie gelangten die Grafen von Tübingen zum schwäbischen Pfalzgrafenamt?, in: Zeitschrift für Württembergische LG 40, 1981 Seite 188-220, hier Seite 199. Zur Kritik P. Hilsch, Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela, in: Zeitschrift für Württembergische LG 42, 1983, Seite 52-82, Seite 58 Anmerkung 15; Hlawitschka, Untersuchungen (wie Anmerkung 28), Seite 51, Anmerkung 154.].
    Die Unruhen in Schwaben, deren HEINRICH II. 1004 in Zürich Herr zu werden suchte, dürften mit der Neubestimmung von Königs- und Herzogsherrschaft zusammenhängen. Indiesem Kontext waren die Ehen der Schwestern Hermanns III., Cousinen HEINRICHS II., von großer politischer Bedeutung, da sie ihren Gatten konradinischen Besitz und damit Teile der bisherigen materiellen Grundlage der Herzogsherrschaft vermittelten. HEINRICH II. hat darum bestimmte, für die Herzogsherrschaft in Schwaben bedeutsame Ehen der - je mehrfach verheirateten - Mathilde und Gisela anzufechten versucht, wenngleich beidemale ohne Erfolg: die "salischen" Ehen der beiden Schwestern.
    Die ältere dieser konradinisch-salischen Verbindungen ist die vor 1002 geschlossen Ehe derMathilde mit Konrad, dem Sohn Ottos "von Worms" und damit einem Enkel Konrads des Roten und der Liutgart, einer Tochter OTTOS DES GROSSEN. Durch diese Ehe war jene Koalition zwischen Otto "von Worms", seinem Sohn Konrad und dessen Schwiegervater Hermann II. zustandegekommen, die mittelrheinisch-fränkische und schwäbische Machtposition zusammenschloß und die nach der Ermordung Ekkehards von Meißen 1002 das Hauptproblem des Herrscherwechsels von OTTO III. zu HEINRICH II. darstellte.
    HEINRICH hat vielmehr noch - auf der Synode von Diedenhofen im Januar 1003, wo doch Thietmar zufolge seitr der Unterwerfung zu Bruchsal eitel Friede geherrscht haben soll - versucht, die Ehe Konrads mit Mathildeals Verwandtenehe zweiten Grades anzufechten und damit überhaupt die ihm äußerst unliebsame konradinisch-salische Verbindung, diesen Schritt eines "SALIERS" ins konradinische Schwaben, rückgängig zu machen.
    Da die Machtgrundlage Konrads des Jüngeren sich aus väterlicherseits ererbtem ("salischem") und aus dem von seiner Mutter Mathildeererbten (konradinischen) Besitz zusammengesetzt haben muß und die Preisgabe Bruchsals das väterliche Erbe schmälerte, steht zu vermuten, daß nunmehr von Mathildeherrührende, auf Herzog Hermann II. zurückgehende Besitz relativ an Bedeutung gewann. Entsprechend der mit dem schwäbischen Herzogsamt verbundenen Verlagerung des Machtschwerpunktes der KONRADINER vom Rhein-, Main- und Moselraum nach Süden und Südwesten dürfte auch das Erbe der Mathilde eher inn Richtung Schwaben oder in Schwaben selbst als in den ursprünglichen Schwerpunktregionen zu suchen sein. Doch bestimmte, auf das Erbe Mathildeszurückgehende Besitzungen werden nirgends als solche genannt.
    Welche Vorgänge im einzelnen sich hinter der Herauslösung Beinsteins und Beutelsbachs verbergen, ist nicht zu entscheiden. Es ist zum Beispiel denkbar, daß Beinstein und Beutelsbach - im Unterschied zu Waiblingen - zur Ausstattung der Töchter Herzog Hermenns II. gehört haben, Beinstein zum Gut der Gisela und Beutelsbach zu dem der Mathilde, und dadurch an HEINRICH IV. bzw. an Konrad von Beutelsbach gelangt wären.
    Noch plausibler dürfte eine andere Herleitung des Grötzinger Restitutionsgutes von 1075 sein. Adalberts von Calw Gemahlin Wieldrud war eine Enkelin der Mathilde aus deren zweiter Ehe mit Herzog Friedrich II. von Ober-Lothringen. Aus dieser Ehe wurden unter anderem zwei Töchter, Sophia und Beatrix, geboren; nach dem Tod ihrer Eltern - Friedrich II. starb 1026/27, Mathilde 1031/32, sie wurde bei ihrem ersten Mann in Worms bestattet - und nach dem Tod auch ihres älteren Bruders Friedrich III. (+ 1033) wurden Sophia und Beatrix von der Kaiserin Gisela, also der Schwester ihrer Mutter, adoptiert.
    Die stirps Suevigenarum zielt offenbar auf die Abkunft von der schwäbischen Gemahlin des "SALIERS" Konrad (+ 1011), von Mathilde also, der Tochter Herzog Hermanns II. und der Gerberga. Auf ihr Erbe gingen möglicherweise, vielleicht auch die namengebenden Besitzungen des Konrad von Beutelsbach bzw. von Würzburg zurück.
    Die besondere Bedeutung des Doms bestand in seiner Funktion als Grablege der SALIER. Die frühen, noch nicht königlichen SALIER, Herzog Konrad der Rote, seine Schwiegertochter Judith (nicht jedoch sein Sohn Otto), seine Enkel Heinrich und Konrad, Konrads Frau Mathilde und Heinrichs Tochter Judith (Schwester Kaiser KONRADS II.), haben ihre Gräber im Wormser Dom gefunden.

    Meyer von Knonau, Gerold: Seite 149-159, "Die Heiraten der burgundischen Mathilde, Tochter König Konrads von Burgund, und der schwäbischen Mathilde, Enkelin derselben"

    In den Memoires et documents publies par la societe d'histoire et d'archeologie de Geneve, Tome XVI, livraison 2 (1867), ist p. 201ff. eine Abhandlung genealogischen Inhaltes von Ed. Secretan publiziert, betitelt Notice sur l'origine de gerold comte de Geneve. Der Verfasser dieser mit ebenso viel Scharfsinn und Beelsenheit kombinierten, als in anziehender Weise verfaßten Arbeit sucht in derselben folgende genealogische Verhältnisse zu beweisen.
    Des 993 verstorbenen Königs Konrad von Burgund Tochter Mathilde - mit dem Verfasser nennen wir sie, um sie von ihrer gleichnamigen Mutter, der westfränkischen Prinzessin, und ihrer ebenfalls gleichnamigen Schwestertochter, der Mathilde von Schwaben, zu unterscheiden, Mathilde II., die Nichte aber Mathilde III.- hat in erster Ehe den 1011 verstorbenen Konrad, Herzog von Kärnten, oder Conrad von Worms, wie er hier genannt wird, den Vatersbruder des späteren Kaisers KONRAD II., den Vater des Mitthronbewerbers von 1024, in zweiter Friedrich II., Herzog von Ober-Lothringen, gestorben 1033, zum Gemahle gehabt: durch sie also war das burgundische mit dem fränkischen Königshause verschwägert. Ihre Nichte Mathilde III.dagegen, die Tochter des 1003 verstorbenen Herzogs Hermann II. von Schwaben und der burgundischen Prinzessin Gerberga, war mit Hugo III., einem Grafen von Egisheim, vermählt. Eine Tochter aus der Ehe der Mathilde II. mit Herzog Konrad, also eine Schwester des jüngeren Konrads, eine Base Kaiser KONRADS II., ist Bertha, die mit Eberhard von Egisheim vermählt war. Dieser beiden Sohn ist Gerold.
    Über diejenigen Teile dieser Erörterung, in denen der Verfasser die Mathilde II. an die Stelle der Mathilde III. setzt [Daß nicht die burgundische, sondern die schwäbische Mathilde bis dahin als Gemahlin Konrads und Friedrichs betrachtet wurde, so zum Beispiel Voigtels Stammtafeln ed. Cohn Nr. 19,28, und Gisebrecht, Geschichte der deutschen Kaiserzeit 2. Band 3. Auflage p. 219,221.], soll an diesem Orte gehandelt werden.
    Es ist zu diesem Behufe notwendig, dem Verfasser auf dem Gang seiner Untersuchung über diesen Punkt zu folgen. In Cap. IV: Qui epoussa Conrad de Worms? (p. 223 ff.) führt er dieselbe, nachdem er in den vorhergehenden Abschnitten, nach Voraussendung einer kurzen Einleitung, erst dem Hause BURGUND von Konrad an überhaupt, dann von Mathilde II. speziell, hernach von den Saliens de Franconie et de Souabe geredet, durch: insbesondere kann er sich mit dem Gedanken nicht befreunden, daß die Mathdilde II., eine burgundische Prinzessin, welche nach dem Brief des Raynaldus comes Portinensis an den dux Aquitanorum G. (Flod. ann., Mon. SS. III, p. 407) muß vermählt gewesen sein, un seigneur inconnu de la Transjurane habe zum Gemahl haben können, und ist der Ansicht, Gisela, die Tochter Herzog Hermanns und Schwester der Mathilde III., könne nicht mit einem Bruno, Grafen von Braunschweig in 1. Ehe verbunden gewesen sein: daß dieses letztere jedoch wirklich der Fall war, hat Excurs V, C. der Jahrbücher Heinrichs II. von Hirsch, Band I, p. 464 ff., gezeigt.
    In Cap. IV. nun geht der Verfasser der folgenden Substraten aus. - In erster Linie wird die Stelle der von Konstantin, Abt des Schottenklosters St. Symphorian zu Metz, um 1015 verfaßten Lebensgeschichte des 1005 verstorbenen Bischofs Adalbero II. von Metz aufgeführt, in der von der Beteiligung Adalberos an der 1003 gehaltenen Synode von Thionville, speziell von seiner Erklärung gegen die kanonisch unerlaubte Ehe Konrads, des Sohnes des Herzogs Otto von Kärnten, mit Mathilde von Schwaben die Rede ist (M. SS. IV, p. 663 ff.). Adalbero sprach in dieser Versammlung in Bezug auf Konrad und Mathilde: Domnus Otto dux, pater istius venerabilis Conradi ducis consedentis, natus ex filia est magni OTTONIS, cujus soror Girbergia dedit filiam suam Conrado Burgundionum regi. Ex Conradi autem filia nata est domina Mathildis, hujus Conradi assidentis uxor.
    Es ist also Konrad der Urenkel OTTOS I., Mathilde die Urenkelin der Gerberga, und die Gereiztheit des Herzogs von Ober-Lothringen gegen den Bischof, der von einem secundus locus sprach, während, selbst wenn man nach kanonischer Rechnungsweise OTTO I. und Gerberga, nicht HEINRICH I. als Ausgangspunkt der Zählung gelten läßt, nur vom 3. Grade die Rede sein konnte, höchst natürlich. In ganz unzulässiger Weise, trotz der klaren Worte des Textes: ex Conradi filia nata est Mathildis, nimmt hier der Verfasser zugunsten seiner Hypothese an, hinsichtlich der Mathilde habe Adalbero die Wahrheit ausgesprochen: Gerbergas Enkelin, Mathilde II., sei Konrads Gemahlin gewesen [Vgl. hierzu Hirsch, Jahrbücher Heinrichs II. Band I, p. 246 n.2].
    Als zweites Zeugnis für Mathilde II. als Gemahlin Konrads von Worms - und dieses als das noch zumeist Brauchbare wäre wohl besser in den Vordergrund gerückt worden - betont der Verfasser die Stelle Thietmars, lib. V, cap. 7 (SS. III, p. 794), wo es heißt, Herzog Hermann II. von Schwaben habe 1002 den Bischof von Straßburg bekriegt, Straßburg belagert, erobert und verwüstet, und zwar cum Conrado suimet gero, wie der Dresdener Codex 1. schreibt. Lappenberg - nicht Pertz, wie p. 227 gesagt wird - setzte hierfür genero in den Text, dafür haltend, Konrad sei der Gemahl der schwäbischen Mathilde III. Bekanntlich ist dieser Codex unter der Aufsicht Thietmars selbst angelegt, von ihm mit eigener Hand korrigiert worden, so daß, was der nicht eimal direkt aus demselben abgeleiteten Brüsseler Codex 2, aus dem 15. Jahrhundert, oder der Annalista Saxo (M. SS. VI, p. 649) bringen, ganz hinter den Angaben jener ersten Handschrift zurücktritt. Wenn also Codex 2 und der Annalist hier germano haben, so ist darauf bei weitem nicht jenes Gewicht zu legen, das der Verfasser dieser Variante beimißt.
    Dann fährt derseklbe p. 228 folgendermaßen fort: La question serait certainement decidee en faveur de la version, qui fait de Conrad de beau-frere (germanus) de Hermann, par consequent le mari de Mathilde II., si Wipop, auteur de la vie l'empereur CONRAD II., ne venait a son tour retablir l'equilibre dans le sens oppose. Presque contemporain aussi, le precepteur de Henri III. etait en mesure d'etre bien informe, c'est donclui qui a fait autorite. Wipo sagt nämlich in der Vita Chuonradi c. 2 (SS. XI, p. 258) ausdrücklich von KONRADS II. jüngerem Vetter und Mitbewerber: Junioris Chunonis mater Mathilda de filia Chuonradi regis Burgundiae nata fuit. Die Versuche des Verfassers, die Autorität dieser Angebe zu erschüttern, dieselbe als einen Irrtum des Wipo hinzustellen, sind denn auch gering. Die Bestimmthiet der Worte ist auch ihm allzu groß.
    Wir sehen, zwei Zeugnisse unterstützen die Hypothese nicht, und ein drittes spricht von vornherein streng dagegen: la question ne peut etre resolue quem recourant aux probabilites (p. 229). Und so tritt denn der Verfasser im Folgenden auf eine Prüfung der chronologischen Daten, der Altersverhältnisse der einzelnen Personen ein, welche allerdings beim ersten Blicke, in äußerst gewandter und bestechender Kombinationsweise, wie diese Beweise vorgebracht sind, für seine Vermutung zu sprechen scheinen. - In folgenden Stücken liegen seine hauptsächlichen Einwendungen gegen die Annahme, Mathilde III. sei Konrads von Worms und Friedrichs von Ober-Lothringen Gemahlin gewesen:
    1. der jüngere Konrad hätte in diesem Falle nicht schon 1019 gegen Herzog Adalbero von Kärnten kämpfen, 1024 nicht als Mitbewerber auftreten können: er wäre noch allzu jung zu beiden gewesen
    2. was die drei Töchter Hermanns II. von Schwaben und der Gerberga, Gisela, KONRADS II. nachherige Gemahlin, Beatrix, diejeneige des Eppensteiners Adalbero, Herzogs von Kärnten, und unsere Mathilde III. betreffe, so sei es höchst auffallend, daß Gisela durch Eintritt in ihre dritte, mit KONRAD II. geschlossene Ehe die Nichte dieser ihrer zuletzt genannten Schwester geworden wäre
    3. der Umstand, daß 996 ein Bruder Konrads von Worms, Bruno, unter dem Namen Gregor V. Papst wird, in Verbindung gesetzt mit der Erwägung, daß meist jüngere Söhne den geistlichen Stand ergriffen, lasse den Altersunterschied zwischen Konrad von Worms und Mathilde III.als sehr groß erscheinen
    4. da Gisela, die Gemahlin Heinrichs des Zänkers und Mutter Kaiser HEINRICHS II. eine Mutterschwester der Mathilde III. war, ihre Tochter Gisela aber erst 1006 mit Stephan von Ungarn sich vermählt habe, so stimme das abermals nicht zu einer Ehe Mathildens III. mit Konrad von Worms [Hier irrt der Verfasser bedeutend. Gisela ist von Geisa noch vor dessen 995 erfolgtem Tode zur Gemahlin seines Sohnes Waic (als Christ Stephan) ausersehen worden und hat wohl kurz nach Geisas Tod sich vermählt; siehe Büdinger, Oesterreich, Geschichte I, p. 397.]. Schließlich, von p. 235 an, wird zu zeigen versucht, inwiefern Mathilde II. besser in diese Verhältnisse hinein passen würde.
    Diesen Ausführungen gegenüber muß an dieser Stelle der Beweis geführt werden, daß sich mit der durch die Quellen bezeugten Ehe der schwäbischen Mathilde III. mit Konrad und Friedrich die anderen, besonders die chronologischen Verhältnisse vereinigen lassen.
    König Konrad von Burgund hat in zweiter Ehe - der Name der ersten Gemahlin, deren Tochter die baierische Herzogin Gisela war, ist nicht bekannt - eine westfränkische KAROLINGERIN, Mathilde, Tochter König Ludwigs IV. und der Gerberga, einer Schwester OTTOS DES GROSSEN, gehabt. Da Gisela, die Tochter erster Ehe, ihren Sohn den späteren Kaiser HEINRICH II., schon 973 gebar, so muß Konrad sich um oder nach 950 zum ersten Male vermählt haben. Setzt man mit Hirsch den Abschluß der zweiten Ehe gegen Ende der 50-er Jahre des 10. Jh. und faßt man die Worte der Miracula s. Verenae, daß König Konrad von seiner rechtmäßigen Gemahlin anfangs keine Kinder hatte, dann aber zuerst einen Sohn erhielt, einerseits, andrerseits den Umstand in das Auge, daß Konrads Tochter zweiter Ehe, Bertha, als ihr Gemahl, Graf Odo, 995 starb, Kinder von demselben hatte, so wird man annehmen dürfen, daß Gerberga, welche nach der Stammtafel des Steynvelter Codex (SS. III, p. 215) das dritte Kind der Mathilde, jünger als Bertha war, etwa Mitte der 60-er Jahre geboren worden ist.
    Gerberga hat also schon in den 80-er Jahren ihrem Gemahl Hermann, der 997 Herzog von Schwaben wurde und erst 1003 starb, Kinder schenken können, und dieses anzunehmen ist man auch durchaus gezwungen, da ihre Tochter Gisela schon 1007 oder 1008 in zweiter Ehe einen Sohn zur Welt bringt, nachdem ihr erster Gemahl, Bruno von Braunschweig, um 1006 gestorben. Unter den anderen Töchtern aus dieser Ehe hat nun Mathilde III. hier besondere Wichtigkeit.
    Secretan sagt p. 230: Placons la naissance deMathilde III. en 983, on arrivera a peine, en supposant Conrad le jeune ne un an apes le mariage de sa mere, a pouvoir le considferer comne etant ne en 1003, a l'epoque meme ou l'empereur HENRI II. voulait attaquer le mariagne de ses parents a la diete de Thionville, und gibt so selbst die Möglichkeit davon zu, da Mathilde III. Konrads Gemahlin gewesen sei. Mathilde, Hermanns und GerbergasTochter, kann ganz gut zur Zeit der Synode von Thionville, im Januar 1003, Konrads Frau gewesen sein. Nehmen wir das von Secretan angeführte Jahre als das ihrer Geburt an [Daß die Töchter in Hermanns und Gerbergas Ehe die ältesten Kinder waren, der Sohn, der nachherige Herzog Hermann III. bedeutend später geboren wurde, bezeugen außer den Stellen welche aussagen, derselbe sei 1012 in noch sehr jugendlichem Alter gestorben (Stälin, Wirtemberg Geschichte I, p. 473 n.3).], so wurde sie Witwe im 28. Lebensjahre und vermählte sich hierauf nochmals mit Herzog Friedrich von Lothringen, der noch einige Kinder von ihr empfing [Ein Sohn starb früh; dagegen überlebten zwei Töchter den 1033 gestorbenen Vater: Beatrix und Sophie, jene später die Mutter der großen Gräfin Mathilde. Friedrich von Lothringen scheint seine Frau Mathilde überlebt zu haben, denn nach seinem Tode kamen seine Töchter an den kaiserlichen Hof. Die Stelle des Chr. s. Michaelos in pago Virdunensi c. 32 (SS. IV, p. 84), welche hiervon erzählt, enthält übrigens auch einen entscheidenden Protest gegen die Vertauschung der Mathilde III. mit Mathilde II.; es ist da von den duae puellulae Sophia et Beatrix die Rede, welche nutrien´bnantur in aula regis (KONRADS II.); nam conjunx imperatoris (Gisela), amita earum, eas sibi adoptaverat in filias.]. Würden wir dagegen die burgundische Mathilde der schwäbischen substituieren, so wäre 1011 von Konrad eine Witwe im Alter von mindestens 40 Jahren zurückgelassen worden.
    Indessen ist auch das Altersverhältnis zwischen Mathilde III. und ihrem ersten Gemahl ins Auge zu fassen, und da ergibt sich allerdings eine nicht kleine Altersdifferenz, welche hervorzuheben der Verfasser auch nicht versäumt. (p. 233).
    Otto, der Sohn des gewesenen Herzogs Konrad von Lothringen, der 955 auf dem Lechfeld gefallen war, durch seine Mutter Liudgard ein Enkel OTTOS DES GROSSEN, ist der Vater des Konrad von Worms, welcher ihm 1004 als Herzog von Kärnten folgte, gewesen Ein anderer und wohl der älteste Sohn, Heinrich, der Vater des nachherigen Kaiser KONRADS II., scheint früh, vor dem Vater, gestorben zu sein. Ein dritter ist Brun, der durch OTTO III. 996 zum Papst gemacht wurde und bis 999 als Gregor V. regierte, der erste Deutsche auf dem päpstlichen Throne. Secretan nun macht mit vollem recht darauf aufmerksam, daß meist die jüngeren Söhne zum geistlichen Stand bestimmt wurden, und daß, mag Brun bei seiner Erhebung auch noch so jung gewesen zu sein, er doch ein gewisses Alter haben mußte: Bruno ne pouvait gueres avoir moins de 30 ans, eine wohl zu hoch gegriffene Zahl. Und überdies kann Heinrich, als Bruno zum geistlichen Stand bestimmt wurde, noch gelebt haben, so daß man nicht gezwungen ist, Konrads Geburt vor derjenigen Brunos anzusetzenm, wie der Verfasser tut, indem er um 964 Konrad geboren sein läßt: dergestalt allerdings wäre Konrad ungefähr 20 Jahre älter, als Mathilde III. gewesen, beinahe 40 Jahre, falls nicht eine frühere kinderlose oder nur mit kurzlebigen Kindern gesegnete Ehe angenommen wird, unvermählt geblieben. Wenn nun auch dieses anzunehmen, wie bemerkt, nicht nötig ist, ein Altersunterschied von mindestens 10 Jahren war zwischen Konrad und Mathilde III. immerhin vorhanden.
    Konrad der Jüngere, der Sprößling dieser Ehe, mag also um 1003 zur Welt gekommen sein, vielleicht auch schon etwas früher; doch ist wohl hierbei nicht ganz außer Beachtung zu lassen, daß HEINRICH II. 1003 zu Thionville nur von der Existenz der ihm verhaßten Ehe, nicht schon von derjenigen eines Kindes aus derselben redete. Ein puer war 1012 nach Hermanns von Reichenau Ausdruck der filius Cuonradus, dem nach des Vaters Tode HEINRICH II. das von demselben innegehabte Herzogtum Kärnten nicht zuwies; als adolescens wird er durch denselben bezeichnet, als er 1019 gegen Adalbero mit seinem Vetter, Konrad den Älteren, die Waffen ergriff. Und als HEINRICH II. gestorben war, als es sich darum handelte, einen der beidenm Konrade mit der Reichsführung zu betrauen, würde der jüngere nach dieser Berechnung nicht viel über 20 Jahre gezählt haben, währen dem älteren durch Giesebrecht ein Alter von etwa 40 Jahren zugeschrieben wird.
    Auch gegen diesen ziemlich bedeutenden Altersunterschied zwischen den beiden gleichnamigen Vettern wendet Secretan p. 232 nicht mit Unrecht ein, er vertrage sich schecht mit les relations en quelque sorte fraternelles, mit denen man die Beziehungen der Konrade zueinander zu verbinden gewohnt sei. Allein was diese innigen Bande angeht, so ist die Waffengenossenschaft von 1019 jedenfalls ebenso sehr durch "die gemeinschaftlichen Interessen" als durch die "Freundschaft" zu erklären, und hat andererseits Steindorff erst kürzlich gewiß mit Recht betont, daß die Reden bei Wipo bei Anlaß des Wahlaktes ohne Zweifel erfunden sind, in denen der ältere Konrad seinem Vetter unter anderem omnium cognatorum meorum dilectissimus nennt. Gerade der bedeutende Altersunterschied der beiden läßt vielmehr eher klar werden, daß der jüngere Konrad, trotz der Partei, die für seine Erhebung war, sich von seinem älteren an Erfahrung ihm überlegenen Vetter einschüchtern und gewinnen ließ. Auch die Notiz der Annalen von Hildesheim, Konrad sei inmatura morte 1039, nur kurz nach KONRAD II. gestorben, paßt wohl zu einem Alter von etwa 36 Jahren.
    So ist denn auch nach den chronologischen Verhältnissen die schwäbische Mathilde an der bisher ihr angewiesenen Stelle in den genealogischen Tafeln ohne Frage zu behalten, und es ist die Angabe, Konrad der Jüngere sei ihr Sohn, nicht nur impossible dans toute la rigeur du mot, sondern auch nicht trespeu problable (p. 238) [Folgende zwei Momente sprechen auch noch gegen Secretans Hypothese. Einmal ist in der schon mehrfach erwähnten Steynverlter Stammtafel die angegebene, weil in den Augen des Schreibers wichtigere Mathildis Mathilde III., nicht Mathilde II. - Als zweites ist anzuführen, daß Konrad der Jüngere, wäre seine Mutter Mathilde II. gewesen, ein Neffe König Rudolfs von Burgund gewesen wäre, also dem Erblasser von 1032 noch näher gestanden hätte als KONRAD II. nach dessen Vermählung mit Gisela (in Wirklichkeit, als Sohn der Mathilde III. ist er ein Großneffe Rudolfs): als Söhne von Schwestern Rudolfs wären 1032 Graf Odo von der Champagne und er die nächsten Erben gewesen. Allerdings nun hat Konrad der Jüngere, der sich bald nach KONRADS Erhebung mit demselben entzweit hatte, 1025 offen mit dessen Stiefsohn, Ernst II. von Schwaben, dem Großneffen König Rudolfs, dem es hauptsächlich um die Ansprüche auf Burgund zu tun war, gemeinschaftliche Sache gemacht, und als 1027 Ernst sich von neuem erhob, war Konrad "dem Kaiser weder treu, noch auch sehr schädlich", sondern "hielt sich einstweilen im Hintergrund", mußte aber dafür, nachdem Ernst sich unterworfen, gleichfalls hart büßen: während jedoch besonders 1027 Ernsts Absichten auf Burgund deutlich genug hervortraten, war Konrad 1025 wohl zumeist durch seine engen Beziehungen zu seinem Stiefvater, Friedrich, und durch denselben zu den lothringischen Dingen in die Reihen der Verschwörer gezogen worden, und hielt er sich 1027, noch mehr nach Rudolfs Absterben, als Odo, Gerold von Genf, der Erzbischof Burkhard III. von Lyon die Ansprüche KONRADS II. auf Burgund mit Waffengewalt bekämpften, von den burgundischen Angelegenheiten, so weit wir erkennen können, ferne. Das läßt sich begreifen, wenn er der Großneffe Rudolfs war; der Neffe desselben hätte wohl energischer seine Anrechte geltend gemacht.].
    Eine der Haupteinwendungen des Verfassers gegen die Mathilde III. als Gemahlin Konrads und Friedrichs lag darin, daß es nicht denkbar war, daß der Name des Gemahls einer Tochter des Königs Konrad von Burgund unbekannt geblieben sei, während die Schwestern derselben die glänzendsten Heiraten gemacht haben, eine Herzogin von Bayern, Mutter eines deutschen Kaisers, die zweite Herzogin von Schwaben, die dritte erst Gemahlin eines Rivalen Hugo Capets, dann vorübergehend Königin von Frankreich geworden sei. Daß Mathilde von Burgund vermählt war, zeigt der Brief des Grafen Raynaldus, wonach sie eine Tochter Bertha, diese einen Sohn, Geraldus Genevensis, hatte. Den Namen des Gemahls freilich wissen wir nicht, und das kann bei den zerrütteten inneren Verhältnissen des burgundischen Reiches uns nicht überraschen. Wie dieselben keine Blüte der Künste des Friedens, also auch keine historiographische Tätigkeit zum Gedeihen kommen ließen, so kann auch der Vater der Bertha schon frühe in einer der zahlreichen inneren Fehden umgekommen sein. Dieses Schweigen der Quellen kann am wenigsten etwas zu besagen im Stande sein.
    Mit der Haltlosigkeit der Hypothese, die bis dahin besprochen wurde, fällt selbstverständlich auch dahin, was in Cap. VII von der Vermählung der schwäbischen Mathilde mit einem Grafen Hugo III. von Egisheim, Vetter des Eberhard III., Grafen von Nordgau, Gemahl der Bertha (von Worms, wie sie irrig benannt ist), aufgestellt ist. Dagegen ist jedenfalls der in dem Briefe genannte Urenkel des Burgundischen Königs Konrad, Geraldus Genevensis, der von Wipo im Leben KONRADS c. 32 zum Jahre 1034 erwähnte Geroldus princeps regionis illius und wohl auch der Gerolt Burgundio des Hermann von Reichenau zu 1045: jener unterwirft sich zu Genf, zugleich mit dem Erzbischof von Lyon, KONRAD II., dieser ergibt zu sich zu Solothurn HEINRICH III. Auch das Alter Gerolds stimmt zum Briefe: Graf Gerold von Genf ist gleich dem jüngeren Konrad ein Urenkel des burgundischen Konrad.
    Den Namen des Gemahls der Bertha dagegen, des Schwiegersohnes der burgundischen Mathilde, liefert uns eben die schon oben berührte Stelle des Wibert. Die Nichte des letzten burgundischen Königs Rudolf (neptis Rodulfi regis Jurensis), Bertha - denn hier ist es wohl gestattet, den Brief Raynalds mit Wiberts Bericht zu verbinden - ist die Gemahlin des Gerhard, eines Sohnes des Grafen Hugo von Egisheim, und Gerhards und Berthas Sohn ist Graf Gerold von Genf. Daß dieser gegen KONRAD II. und HEINRICH III. als Großneffe König Rudolfs und als burgundischer Großer mehrmals zu den Waffen griff, ist natürlich.

    Hirsch Siegfried: Band 1 Seite 243-247, "Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II."

    Zu Diedenhofen, einer Pfalz an der Mosel, zwischen Metz und Trier, hielt er mit den Eingesessenen der Provinz einen Landtag. Hier nun erhob sich HEINRICH, und schalt die Prälaten mit strenger Rede, daß sie nicht tapferer das geistliche Schwert handhabten, um die untauglichen Glieder aus der Gemeinschaft der Guten auszustoßen. Alle staunten ob der heftigen Worte und wußten sie nicht zu deuten. Da löste der König ihre Zweifel mit folgenden Worten: Unter Vielem, was in den Sprengeln meines Reiches zu verbessern ist, steht es oben an, daß die nächsten Verwandten zur Ehe miteinander schreiten, ja, daß selbst die im dritten Grade Blutsverwandten ehelicher Verbindung nicht entsagen und so die Kette, welche die heiligen Bestimmungen der Kanones bis zum siebenten Geschlecht unversehrt zu erhalten befehlen, ruchloser denn Juden und Heiden schon in ihren ersten Gliedern zu zerreißen sich nicht scheuen.
    Wiederum herrschte langes Stillschweigen unter den Bischöfen. Die einen wußten gar nicht, was der König meine; die anderen hielt Neigung für die angefeindete Person oder Furcht vor derselben zurück. Der König aber, in den Wissenschaften wohl erfahren, wußte sich Mäßigung zu gebieten, und hielt es für ehrenvoller, mit Sprüchen und Beispielen aus der heiligen Schrift auf die Betroffenen einzudringen. Seht, sprach er endlich, der Herzog Konrad von Austrasien, uns durch Blutsbande, allen Edlen Deutschlands durch Verschwägerung verbunden, hat eine ihm so nahe verwandte Frau zur Gattin erwählt, daß, wie ich fürchte, nicht nur ihn, sondern das gesamte Vaterland alsbald die Strafe Gottes dafür treffen wird.
    Jetzt erhob sich Adalbero, ein Kirchenfürst aus jenem Hause, das seit langer Zeit mit den sächsischen Kaisern in enger Verbindung war. Er erklärte, die Verwandtschaft des Herzogs Konrad, des Sohnes Ottos von Kärnten - denn kein anderer war gemeint - und seiner Gemahlin Mathilde, Tochter des Herzogs Herimann von Schwaben, man muß sagen mit mönchischem Eifer, so, daß sie als Verwandte des zweiten Grades erschienen.
    Natürlich erregte diese Deduktion Unwillen und Streit in der Versammlung. Herzog Theoderich von Ober-Lothringen, der den Zorn der Welt nicht scheute, trat offen seinem Bruder bei [Persönlicher Einwurf: Pikanterweise heiratete später Theoderichs (Dietrichs) Sohn Friedrich II. Herzog von Ober-Lothringen die wegen ihrer Nahehe gescholtene Mathilde von Schwaben, mit der er als Urenkel der Hadwig, Schwester OTTOS DES GROSSEN, genau so nahe verwandt war, wie Konrad von Kärnten als Urenkel OTTOS DES GROSSEN.]. Von den weltlichen Großen scheinen viele, von den Geistlichen nur wenige seinem Beispiel gefolgt zu sein. Rücksichten für den Herzog bestimmtem gerade die Ansicht der Letzteren. Den ausgebrochenen Hader konnte auch der König nicht beilegen; im Unfrieden, mit bitterem Groll schied man.

    Bresslau, Harry: Band 1 Seite 247, "Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II."

    Von sächsischer, also feindlicher Seite wird Mieszko sorgfältige Pflege der christlichen Institutionen nachgerühmt; und sehr merkwürdig ist ein auf uns gekommenes Schreiben, das die Herzogin Mathilde von Ober-Lothringen, die Mutter des jüngeren Konrad und Gemahlin des Herzogs Friedrich, eben in diesen Jahren an ihn gerichtet hat. Aus der Bibliothek des Klosters Neu-Celle bei Frankfurt an der Oder ist ein liturgisches Buch in die der Hedwigskirche zu Berlin übergegangen, welches die Herzogin dem Polen-Fürsten als Geschenk übersandt hat, und welchem ein ziemlich umfangreicher Widmungsbrief an ihn vorangeht. Mit geradezu überschwenglichen Lobeserhebungen preist sie darin Mieszko, der in allen Zungen dem Dienst des Höchsten Verehrung spenden lasse, der mehr Kirchen erbaut habe, als irgendeiner seiner Vorgänger, der durch seine Tugenden, seinen sittlichen Lebenswandel, seine Gerechtigkeit seine Fürsorge für die Witwen und Waisen, für die Armen und die Elenden allgemeine Anerkennung erworben habe

    Weinfurter, Stefan: Seite 165, "Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten."

    Auf der Synode von Diedenhofen verwies HEINRICH II. auf die angebliche Nahehe des SALIERS Konrad von Worms, der mit Mathilde, einer Tochter Herzog Hermanns II. von Schwaben, verheiratet war. Konrad war ebenfalls in Diedenhofen anwesend, und das Vorgehen des Königs war ein harscher Affront gegen ihn. Die meisten Bischöfe hielten sich noch zurück, ja sie waren geradezu konsterniert von den Attacken des Königs. Nur der Metzer Bischof Adalbero II., so hören wir, habe die Ansicht HEINRICHS II. verteidigt und nachzuweisen versucht, daß Konrad nicht nur in einer Nahehe vierten Grades, sondern sogar zweiten Grades verheiratet sei. Diese Versammlung ging in ziemlichen Unfrieden auseinander.

    Erkens, Franz-Reiner: Seite 26,37,78, "Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers."

    Sein Sohn Konrad, verheiratet mit Mathilde, der Tochter Hermanns II. von Schwaben, hat im übrigen eine andere Entscheidung getroffen und die Kandidatur seines Schwiegervaters unterstützt. Die Verschwägerung mit der KONRADINER-Sippe hat diesen Schritt sicherlich gefördert.
    Die Lothringer aber standen in Opposition und sprachen sich offenbar für den anderen, den jüngeren Konrad aus: Friedrich II. von Ober-Lothringen, der schon zu Lebzeiten seines Vaters Dietrich (+ 1027) den Herzogstitel führte und 1024 wohl auch die Politik im Herzogtum mitbestimmte, hatte die verwitwete Mutter des jüngeren Konrad geheiratet und unterstützte die Kandidatur seines Stiefsohnes.
    Konrad der Jüngere, dessen Mutter, die Gemahlin des oberlothringischen Herzogs Friedrich, Kontakte mit dem im Gegensatz zum Reich stehenden polnischen König Mieszko II. pflegte, hielt sich deutlich zurück, und Herzog Friedrich, dessen Vater Dietrich am 2. Januar 1027 starb, bewahrte trotz aller persönlicher Distanz zum salischen König Ruhe.

    Boshof, Egon: Seite 24,26, "Die Salier"

    Ottos Sohn Konrad hat sich nämlich dem Schritt des Vaters nicht angeschlossen, sondern für Hermann von Schwaben Partei ergriffen. Die verwandtschaftliche Bindung - Konrad war mit Hermanns Tochter Mathilde verheiratet, hat diese Entscheidung sicherlich mitbestimmt.
    Auf einer mit einem Hoftag verbundenen Synode in Diedenhofen kam es 1003 zu einem aufsehenerregenden Zusammenstoß, als HEINRICH Konrads Ehe mit Mathilde von Schwaben als unkanonisch brandmarkte und - wenn man der Quelle, der Biographie des Bischofs Adalbero II. von Metz, trauen darf - aus deiser anfechtbaren Verbindung nicht nur für Konrad selbst, sondern für das ganze Vaterland die Gefahr göttlicher Strafe erwachsen sah. Allerdings konnte der Bischof Adalbero nur durch eine rabulistische Argumentation die Behauptung zu enger Verwandtschaft der beiden Ehegatten aufrechterhalten, indem er Bruder und Schwester in der Zählung der Grade nicht berücksichtigen wollte. Tatsächlich ergibt aber die Rückführung beider Linien bis zum gemeinsamen Vorfahren, HEINRICH I., - bei Konrad über Otto von Kärnten, Liudgard und OTTO DEN GROSSEN, bei Mathilde über Hermanns II. Gemahlin Gerberga, deren Mutter Mathilde und die Großmutter Gerberga, OTTOS DES GROSSEN Schwester, - ein zulässiges Verwandtschaftsverhältnis des achten Grades.

    Weinfurter Stefan: Seite 49, "Herrschaft und Reich der Salier. Grundlinien einer Umbruchszeit."

    Diesem König Mieszko von Polen hatte noch 1025/26 Mathilde, die Mutter Konrads des Jüngeren, ein kostbares liturgisches Buch übersandt mit einem wirklich bemerkenswerten Widmungsschreiben. Sie, die Schwester der Kaiserin Gisela, preist darin geradezu überschwenglich die Würde des Polen-Königs, seine Verdienste, seine Tugenden, seine Gerechtigkeit und Fürsorge für die Armen, nennt ihn Kämpfer Christi auf Eerden und "den unbesiegbaren König, dem die Bestimmung des allmächtigen Gottes das königliche Diadem verliehen habe", und sie wünscht ihm"glücklichen Triumph über alle Feinde". Dieser Brief an den Gegner KONRADS II. und - vom salischen Herrscher aus gesehen - an den Feind der "Reichsrechte" stellt gut vor Augen, daß sich die Opposition im Inneren des Reiches in einer ähnlichen Lage befand wie der Polen-König und daß man sich daher zusammenfand. Mieszko erscheint als der "gerechte König". Die Herrschaftsweise und den Autoritätsstil KONRADS II. empfand man demzufolge als "ungerecht". Mathildes Äußerungen muß man hoch bewerten, denn sie war in diesen Jahren als Mutter des jüngeren Konrad und als Gemahlin Herzog Friedrichs II. von Ober-Lothringen das Verbindungsglied in der Opposition und spielte zweifellos eine ganz zentrale Rolle, wie ein Gedenkbucheintrag dieser Gruppe im Kloster Reichenau aus dieser Zeit erkennen läßt (Hansmartin Schwarzmaier).

    Goez Elke: Seite 11,38, "Beatrix von Canossa und Tuszien. Eine Untersuchung zur Geschichte des 11. Jahrhunderts."

    Spärlich sind die Nachrichten über Beatrix bis zu ihrer ersten Eheschließung. 1012 oder kurz danach hatte ihr Vater, Herzog Friedrich II. von Ober-Lothringen, die KONRADINERIN Mathilde geheiratet, die älteste Tochter Herzog Hermanns II. von Schwaben und Witwe Herzog Konrads von Kärnten. Diese ist letztmals 1030 bezeugt, als sie während des Osterfestes am Königshof in Ingelheim weilte [Vgl. Ekkehardi Casus s. Galli, Seite 142; Bresslau I, Seite 286f.; Reg. b. Zur komplizierten Familiengeschichte der Konradiner vgl. Wunder, Beiträge, Seite 1-15; Mertens, Rhein, Seite 227ff.; Hlawitschka, Thronwechsel, Seite 149-248.]
    Weit abseits vom alten Herrschaftszentrum Herzog Friedrichs II. von Ober-Lothringen lagen ferner Titinesheim und Lutera. Es könnte sich also hierbei möglicherweise um konradinisches Erbe aus dem Nachlaß von Beatricens Mutter Mathildegehandelt haben. Titinesheim ist mit Deidesheim an der Weinstraße zu identifizieren. Bei Lutera handelt es sich offenbar um Lauterburg.

    Schnith Karl: Seite 95-97,100-103,110-112, "Frauen des Mittelalters in Lebensbildern."

    Nach römischer Zählweise waren Konrad und Mathilde, die jeweils in der vierten Generation von HEINRICH I. abstammten, im achten Grad verwandt. HEINRICH II. sprach bei seiner Anklage auf der Synode von Diedenhofen von Ehen zwischen Verwandten dritten Grades: als solche konnte man die Verbindung von Konrad und Mathilde werten, wenn man mit der germanischen Zählung die gemeinsamen Stammeltern und deren Kinder ausklammerte. Diese Zählweise ist zeitgenössisch im Dekret Bischof Burchards von Worms belegt. Bischof Adalbero von Metz aber bezeichnete die von ihm konkret dargelegte Verwandtschaft mit eben diesem Argument überraschenderweise als eine zweiten Grades. Darauf reagierte Konrad sehr empört; er war damit keineswegs allein, so daß die Versammelten im Unfrieden schieden. Vielleicht versuchte Adalbero, auf eine Verwandtschaft zweiten Grades im Sinne von 2 : 2 zu kommen, weil zuweilen erst bei einer Verwandtschaft im vierten oder fünften römischen Grad eine Trennung schon Verheirateter gefordert wurde. Auch wenn man, wie Hoffmann fordert, nicht von vornherein bezweifelt, daß es HEINRICH II. wirklich um die Durchsetzung des Kirchenrechts ging, so legt doch die Verschärfung durch Adalbero nahe, daß hier der Versuch gemacht wurde, das Kirchenrecht politisch einzusetzen. Später hören wir nichts mehr von Angriffen auf diese Ehe von Giselas Schwester, genausowenig wie auf ihre zweite Ehe im gleichen Verwandtschaftsverhältnis.
    Das 1019 sichtbare Einvernehmen zwischen den beiden Konraden hat allerdings nur bis zur Wahl Konrads des Älteren zum König gedauert. Seitdem dürften sich auch die Schwestern Gisela und Mathilde zeitweise nicht mehr so gewogen gewesen sein.
    Verwandt mit KONRAD sowie mit Gisela war Bruno, ein Sohn aus der bereits mehrfach erwähnten ersten Ehe von Giselas Schwester Mathilde. Offenbar im Hinblick darauf, daß er als künftiger Bischof von Würzburg vorgesehen war, schenkte Gisela der Würzburger Bischofskirche ihren Anteil an ihrem bereits oben erwähnten, in seiner ursprünglichen Funktion nicht mehr benötigtem Erbgut Regenbach, dessen anderen Teil Bruno wohl über seine Mutter Mathilde geerbt hatte.
    Wir erinnern uns, daß ihre Schwester Mathilde, die Mutter Konrads des Jüngeren, in zweiter Ehe mit Friedrich von Ober-Lothringen verheiratet war, der die Wahl Konrads des Älteren deshalb nicht mitgetragen hatte. Dem Streit Konrads des Jüngeren mit dem König folgte eine gegen den König gerichtete Verschwörung zwischen Konrad dem Jüngeren, seinem Stiefvater Friedrich von Ober-Lothringen, Graf Welf und Herzog Ernst II. von Schwaben, dem Sohn Giselas aus zweiter Ehe. Angesichts der Verschwörung scheinen die beiden Schwestern Gisela und Mathilde zusammen mit Abt Bern von der Reichenau einen Vermittlungsversuch unternommen zu haben. Ob die Kontrahenten zusammenkamen, ist unsicher, aber jede der beiden Parteien fand sich auf der Reichenau ein, wie uns durch zwei entsprechende Gedenkbucheinträge wohl vom Sommer 1025 überliefert ist. Allerdings führte diese Initiative offenbar zu keiner Einigung. Die Gegner KONRADS II. nahmen sogar Verbindung nach Polen auf. Das zeigt ein Widmungsschreiben aus der 2. Hälfte des Jahres 1025, mit dem MathildeKönig Mieszko ein kostbares liturgisches Buch übersandte: der polnische Gegner KONRADS II. wird von ihr als gerechter König bezeichnet, dem sie glücklichen Triumph über seine Feinde wünsche. Eine Reaktion auf diese Kontaktaufnahme ist allerdings nicht bekannt.
    Da Konrads Mutter Mathilde zum Beispiel 1030 in der Umgebung Giselas nachweisbar ist - sie besuchte, wie Ekkehard von St. Gallen berichtet, in Ingelheim das österliche Hochamt zusammen mit Gisela und KONRAD - könnten die beiden Schwestern durchaus ausgleichend gewirkt haben.

    Hilsch, Peter: Seite 57, "Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela"

    Eines scheint kaum zweifelhaft: daß Giselas Schenkung bereits auf den am Königshof für Würzburg vorgesehenen Bischof Bruno, ihren Verwandten, zielte und ihr Zeitpunkt mag auf diesen im Sommer 1033 am Hof erfolgten Entschluß zurückgehen. Aber noch ein anderes familiäres Ereignis war dafür entscheidend: am 18. oder 20. Mai 1033, zweieinhalb Monate vor Ausstellung unserer Urkunde, war der einzige Sohn Mathildes aus ihrer zweiten Ehe mit Herzog Friedrich II. von Ober-Lothringen (+ 1026/27), Herzog Friedrich III., kinderlos gestorben. Mathilde selbst kann zu diesem Zeitpunkt ebenfalls nicht mehr gelebt haben; denn Kaiserin Gisela adoptierte nun, 1033, die einzigen hinterbliebenen Kinder aus dieser Ehe ihrer Schwester und ließ sie am Königshof erziehen. Dieser bemerkenswerte Vorgang, die einzige uns bekannte "Frauenadoption" im Königshaus, bezeugt uns wiederum das große Interesse Giselasan den Kindern Mathildes [Chronik des Klosters St. Mihiel/Maas, Kap. 32, MGH SS 4, Seite 84: exceptis duabus puellulis Sophia et Beatrice, quae nutriebantur in aula regis, nam coniunx imperatoris, amita earum, was sibi adoptaverat in filias. Dazu Breßlau Jbb. Band 2, Seite 72 Anmerkung 4. Über diese Adoption im Königshaus Eduard Hlawitschka: Wer waren 'Kuno und Richlind von Öhningen? Kritische Überlegungen zu einem neuen Identifizierungsvorschlag. In: ZGO 128 (1980) Anmerkung 115, Seite 24f. Mathilde selbst ist zum letzten Mal 1030 am Königshof bezeugt; siehe zu den betreffenden genealogischen Fragen Leidinger Seite 51-58, 65f. ].
    Nach dem Tode seiner Mutter (vermutlich Juli 1031 oder 1032) und jetzt seines Stiefbruders muß Brun (neben Konrad der einzige überlebende Sohn aus den beiden ersten Ehen der Mathilde) ihr Erbe angetreten haben, soweit es nicht über seinen nun adoptierten Stiefschwestern an Gisela gekommen war. Nun liegt es nahe, anzunehmen, daß Mathildeebensowie ihre Schwester Giselaeinen Teil jener immunitzas um Regenbach geerbt hatte.




    Heinzelmann Josef, "Der Name Sophia als genealogisches Indiz und Problem"

    Sophia von Lothringen/Mousson

    Eine Sophia, die ihrem Manne Ludwig von Mousson-Bar-Mömpelgard die Hälfte der Allode des Herzogs Friedrich II. von (Ober-)Lothringen zubrachte, ist nach der Tochter und der Enkelin Theophanus die zeitlich nächste Namensträgerin. Auch sie hat den damals besonders auffälligen Namen unter ihrer Nachkommenschaft verbreitet. Wenn es eine Leitnamensitte gab, muss sie auch hier – in der Crême de la crême des damaligen Reichsadels - gegolten haben. Hat sie aber gegolten, drängt sich eine überraschende Erklärung auf, die ich hier vorstellen will, wobei ich sie gegen den Vorwurf des Zirkelschlusses abzusichern suche.
    Kein Forscher hat bisher erklärt oder auch nur zu erklären versucht, woher Sophia ihren Namen hat. Niemand hat vermutet, sie könne eine Theophanu-Nachkommin sein. Alle Forscher haben bisher angenommen, dass sie eine Schwester des als Kind verstorbenen Herzogs Friedrich III. und der Beatrix von Tuszien und eine Tochter Friedrichs II. und der Mathilde von Schwaben war. Suchen wir dort nach einer Herleitung des Namens.

    Exkurs: Hermann II. und seine angebliche Ottonen-Verwandtschaft

    Da wir bei Friedrichs II. durchaus bekannten Eltern und Großeltern keinen Anhaltspunkt und keine Sophie in der Verwandtschaft finden, müsste Sophie ihren Namen nicht von Vater-, sondern von Mutterseite haben. Als ihre Mutter gilt Mathilde, die in erster Ehe mit dem Herzog Konrad von Kärnten, dem SALIER, in dritter Ehe mit Graf Esiko von Ballenstedt (einem ASKANIER) verheiratet war.
    Mathilde war als Tochter Herzog Hermanns II. von Schwaben und der Gerberga von Burgund (Witwe von Graf Hermann von Werl) etwa 988/990 geboren worden, war 1002 schon mit dem SALIER Konrad, Herzog von Kärnten, († 1011 Dezember 12) verheiratet, hatte mit ihm die Kinder Konrad (der jüngere Thronkandidat von 1024) und Bruno (1034 Bischof von Würzburg, † 1045 Mai 27). In zweiter Ehe heiratete sie (laut Poull erst etwa 1016) Herzog Friedrich II. von (Ober)-Lothringen, der 1026 Mai 18 (noch vor seinem Vater, der mit ihm die Regierung teilte), starb. Recht eindeutig ist jedenfalls die Meldung Wipos, Fridericus dux Liutharingorum, vitricus praedicti Chuononis, imperatori inimicando morte propria praeventus est. Dieser Ehe sollen Friedrich III., Sophie und Beatrix entsprossen sein.
    Erwähnen wir kurz, dass Mathildes Vater, Herzog Hermann II. von Schwaben, ein in seiner Zeit sehr mächtiger Fürst war, der gegen HEINRICH II. um die Nachfolge OTTOS III. kandidiert haben soll. Er steht heute im Mittelpunkt eines erbitterten Historikerstreits, da einzelne Forscher eine fragwürdige Meldung der unzuverlässigen Welfen-Chroniken zum Anlass genealogischer Spekulationen nahmen: Ein Graf Kuno von Öhningen habe Richlind, eine Tochter Kaiser OTTOS I., zur Frau gehabt. Mit Kuno dürfte Hermanns Vater Herzog Konrad gemeint sein, Richlind wird von den Parteigängern dieser Meinung meistens als Enkelin OTTOS I. uminterpretiert. Grundsätzlich ist diese Diskussion um Hermanns II. Thron-Erbrecht meiner Ansicht entschieden: “Wenn man schon um jeden Preis einen ,geblütsrechtlichen‘ Anspruch Hermanns” (II., Herzog von Schwaben) “postulieren will, dann läge es wohl doch näher, die unbestreitbare, allgemein bekannte ottonisch-karolingische Deszendenz von dessen Gemahlin Gerberga ins Feld zu führen (Anmerkung: Unter ihren Ahnen bis zur vierten Generation befinden sich neun (!) Könige, darunter drei KAROLINGER…).” Zu Herzog Konrad von Schwaben konnte ich aus dem Blickwinkel der Spanheimer-Forschung sehr viel deutlicher machen, dass er mit dem dux Kuno de Beckilnheim, der mit einer Jutta verheiratet war, identisch ist, was die behauptete Ehe mit einer OTTONIN Richlind so gut wie unmöglich macht.
    Dass Hermanns II. und der Gerberga Tochter Mathilde einer Tochter den Namen Sophia aus der Nachkommenschaft Theophanus vermittelte, ist auch aus anderen Gründen auszuschließen. Mathildes erster Mann, der SALIER Konrad, war ein Urenkel Kaiser OTTOS DES GROSSEN. Sie kann also nicht eine Enkelin Theophanus und OTTOS II. gewesen sein. Konrads und ihre Ehe wäre auf der Synode in Diedenhofen/Thionville noch heftiger angegriffen worden, als sie es wegen des genau belegten siebenten kanonischen (achten römischen) Grades 1003 wurde. “Herzog Otto, der Vater des unter uns sitzenden ehrenwerten Herzogs Konrad, war der Sohn einer Tochter des großen OTTO, welch letzteres Schwester Gerberga ihre Tochter dem König der Burgunder Konrad gab. Konrads Tochter gebar aber Mathilde, eben des hier unter uns weilenden Konrads Frau.” Grafisch dargestellt und um die selbstverständlichen Namen ergänzt:

    ? Ks .Otto I. ?[Liutgard ? Hz. Otto ? Hz. Konrad
    ? ? 8 ? [v. Kärnten] ? [v. Kärnten]
    ? ? Konrad d. Rote] ? ?
    ? 8
    ? Gerberga ? [Mathilde ? [Gerberga ?
    ? [8 Ludwig IV ? 8 Konrad II. ? 8 ? Mathilde
    ? Kg. Frkr.] ? Kg. v. Burg] ? Hz. Hermann II.] ?

    Die durch diesen gewiss zwischen Bischof Adalbero und König HEINRICH II. abgesprochenen Angriff ausgelöste Empörung richtete sich nicht gegen die unbestreitbare Darstellung gemeinsamer Abstammung von König HEINRICH I., sondern nur gegen die Anwendung einer neuen kanonischen Zählung, die zwischen Geschwistern nur einen Schritt berechnete (quia frater sororque in supputatione non admittitur), nicht zwei (je einer zum gemeinsamen Elternteil) wie im römischen Recht und auch in unserem Verständnis. Diese Verschärfung der kanonischen Regeln konnte auf Dauer nicht durchgesetzt werden, bzw. wurde bald durch exzessive Dispensationen umgangen.
    Hier wird auch deutlich, weshalb diese Vorschriften so oft missverstanden wurden: HEINRICH II. spricht vom Frevel von Ehen tertii loci consanguinitatis, da doch nach den heiligen Bestimmungen des Kanons solche ad septimam usque generationem untersagt seien. Generatio ist hier im klassischen lateinischen Sinn als “Zeugung, Geburt” zu verstehen, nicht als Abstand zum gemeinsamen Ahnherrn (das ist der locus consanguinitatis). Die Inzest-Verbote sind ja sowieso keine Glaubensinhalte. Im Neuen Testament findet sich nichts dergleichen, und im Alten (auch weiterhin im Judentum) waren Heiraten z. B. zwischen Onkel und Nichte erlaubt. Sie entstammen dem römischen Recht und sind mithin ein weiterer Beweis für die Rechtskontinuität zwischen dem spätrömischen Reich und dem Mittelalter, die Aufgabe der Bischöfe war. Sie dienten zur Friedenswahrung (wie jede Exogamie) und Verhinderung von Machtkonzentrationen, darum wurden die zumindest bei Theodosius zu findenden Verbote in exzessiver Weise immer mehr ausgedehnt. Darin hat man auch kirchliche “Erbschleicherei” (je weniger legitime Erben, desto mehr fiel an die “tote Hand”) gesehen.
    Als Enkelin OTTOS II. wäre Mathilde im fünften “kanonischen” Verwandtschaftsgrad mit Konrad verwandt gewesen. Natürlich könnte Jackman auch hier behaupten, dass Bischof Adalbero diese nahe Verwandtschaft “geheimgehalten” hätte. Ich bin mir sicher, eine solche Geheimhaltung einer nahen Verwandtschaft mit den OTTONEN, auf die sich der doch im ganzen Reich bekannte Thronfolgeanspruch Herzog Hermanns gegründet haben soll, konnte damals vor den Großen des Reichs nicht unentlarvt durchgehen, sondern nur bei verrannten Historikern unserer Tage.
    So bleibt für Phantasten die Möglichkeit offen, dass Mathilde “eins” nach kurzer zweiter Ehe starb und Herzog Friedrich II. eine zweite Gattin genommen hat, die auch Mathilde hieß und auch eine Tochter Hermanns II. war, aber aus einer anderen Ehe mit einer Theophanu-blütigen Frau stammte.
    Leidingers gründliche Untersuchung über Mathildes Mutter und ihre Familie erster Ehe genügt, um Gerbergas Lebensdaten zu klären. Sie ist im Jahre 1000 zum letzten Mal erwähnt, erstaunlicher Weise als matrona, obwohl sie doch verheiratet war und die letzten Kinder noch unmündig waren. Hermann II. hätte vielleicht in den letzten Jahren seines Lebens (1000–1004) eine zweite Gattin nehmen können. Aber welche Theophanu-Tochter oder -Enkelin wäre infragegekommen? Keine belegbare, keine denkbare sogar. Und warum hätte kein Chronist eine so vornehme Verbindung erwähnt? Wo wäre die Witwe abgeblieben? Außerdem wird eine Meldung über Hermanns Tod ausdrücklich von der Bemerkung begleitet, dass er von Gerberga drei Töchter und einen Sohn seines Namens hinterließ. Von einer zweiten Ehe und einer Tochter daraus ist keine Rede.
    Entscheidend ist bereits ein einziges Argument: Herzog Friedrich hätte eine Halbschwester seiner ersten Gemahlin nicht heiraten dürfen. Das war nach kanonischem Recht damals ausgeschlossen. Vollends zunichte gemacht wird dieses hypothetische Hirngespinst durch den Reichenauer Gedenkbucheintrag von 1025, von dem gleich zu reden sein wird.
    Hätten wir ein paar Quellen weniger, ließe sich trefflich kombinieren und die Diskussion über Erbrecht oder Wahlrecht für die Bestimmung des Thronnachfolgers um weitere Hypothesen bereichern. Insgesamt ist die Spekulation gescheitert, doch gibt es noch einen Spalt, durch den man einen Fuß in die Tür der Hypothese bekommen kann. Denn die Richtung, in der wir Theophanu von Sophie aus suchten, war falsch.

    Sophia als Tochter Herzog Friedrichs III.

    Adolf Hofmeister hat erstmals die Abfolge der letzten Herzöge aus dem ersten oberlothringischen Hause klargestellt. Ich diskutiere die Ergebnisse nicht lang, sie sind unabweisbar, sind von Parisse, Poull und anderen selbstverständlich übernommen worden; doch sind die dort angeführten Nachrichten der Chronisten noch konkreter.
    Wenn die Chronik von Saint-Mihiel im Zusammenhang mit langjährigen Restitutionsbemühungen des Abtes Nanther, direkt nach den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Graf Eudes/Odo (von Blois und der Champagne) und KONRAD II. berichtet: …cunctis morbo absumptis duce Tiedrico, filio ejus, et filio filii, exceptis duabus puellulis Sophya et Beatrice, quae nutriebantur in aula regis, nam conjunx imperatoris, amita earum, eas sibi adob(!)ta-verat in filias… muss dieses im Ablativus absolutus als Vergangenheit erzählte Wegsterben fast einer ganzen Drei-Generationen-Familie, das, wie wir wissen, 1026 mit dem Tod Friedrichs II. begann, eindeutig im Jahr 1033, vermutlich im Mai, geendet haben, da Friedrich III., der “Sohn des Sohnes”, erst jetzt starb. Puellula gilt für diesen Zeitpunkt. Das Wort kann nicht für 14-jährige, also deutlich ehemündige Mädchen verwendet werden, was die Forschung bisher übersehen hat. Wenn laut der sehr zuverlässigen Chronik eines Augenzeugen dann später der Abt seine Bitte an den Kaiser über die beiden Erbinnen richtet, heißt es puellas adiit; sie sind inzwischen schon etwas älter.
    Bei Sigebert de Gembloux wird die Situation anders, aber in selbem Sinne geschildert. Dabei muss es sich wieder um 1033 (Sigebert, der mehrere Angaben ein Jahr zu spät datiert, meldet es unter 1034) und Friedrich III. handeln: Friderico Mosellanorum duce mortus, quia mares filios non habebat… “Nach dem Tode Herzog Friedrichs, der keine männlichen Kinder hatte…”, also hinterließ er wohl (mindestens) eine Tochter. Sein Vater Friedrich II. kann nicht gemeint sein, denn der war 1026 gestorben und hinterließ mindestens einen Sohn, eben Friedrich III. Die beiden Friedriche sind leicht zu verwechseln, auch bei der Interpretation eines Textes wie Constat me Beatrice lege vivente Saliga, filia bonae Memoriae Federighi qui fuit Dux … Nach diesem Text kann Beatrix ebenso Tochter Friedrichs II. wie III. sein. Aber kann sie, kann Sophia, überhaupt Friedrichs III. Tochter sein?
    Für ihre Geburtsjahre gibt es jedenfalls ein post quem, das Poull übersieht, denn Beatrice (Beatrix) und Sophie erscheinen nicht im Gedenkbucheintrag Mathildes auf der Reichenau, den Schwarzmaier überzeugend auf 1025 datiert. Selbst für den Laien sind die paläograph(o-lo-g)ischen Zusammenhänge dieser Namengruppe evident. Hier nun die Reihenfolge:
    CVONRADVS DVX ? HEREMANNVS DVX ? GERBIRCH ? MATHILTH ? FRIDERICH DVX ? CuonradvS DVX ? BRVN ? FRIDERICH ? RVUODOLF ? ADALHEID.
    Die beiden (oder drei) ersten Personen sind verstorben. Dabei ist der erste Name von besonderer Bedeutung, auch für die Bestimmung der übrigen. Bis jetzt dachten Schwarzmaier, Hlawitschka, Zotz, Jackman und Wolf bei CVONRADVS DVX nur an den Herzog Konrad von Schwaben, wohl weil er der Vater der zweiten genannten Person war. Weil sonst kein anderer Großelternteil Mathildes genannt wird und ausgerechnet ihr ältester Sohn, Konrad “der jüngere”, der Thronprätendent, in diesem Eintrag fehlen würde, glaube ich, dass hier Mathildes erster Mann, Konrad, Herzog von Kärnten gemeint war. Natürlich ist das zweite dux für Konrad den Jüngeren, der 1011 der Herzogswürde privatus wurde und erst Jahre später im Amt seines Vaters eingesetzt werden sollte, angemaßt. Allerdings nennt ihn auch Wipo cap. 21 dux Chuono, für einen Termin, da Konrad das Herzogtum Kärnten noch nicht innehatte. Außerdem steht dieser CuonradvS DVX genau an der Stelle, wo von der Logik des Eintrags der jüngere Konrad stehen muss.
    Gemeint sind also: Die Herzöge Konrad (von Kärnten, † 1011) und Hermann (II. von Schwaben), Gerberga (von Burgund, Hermanns Frau oder Witwe), dann kommen Mathilde selber, Herzog Friedrich II. von Ober-Lothringen, Konrad von Kärnten als Aspirant auf das Herzogtum, Brun, der spätere Bischof von Würzburg, Friedrich, später als Herzog “III.”, ein noch nicht identifizierter Rudolf, schließlich eine Adelheid. Alles bezieht sich auf Mathilde: Erster Gatte (†) – Vater (†) – Mutter (wohl auch †) - sie selber - ihr derzeitiger Gatte – ihr ältester Sohn – ihr zweiter Sohn – ihr dritter Sohn (der erste aus zweiter Ehe) - ein vierter Sohn? - die Schwägerin oder eine Tochter oder gar eine Schwiegertochter.
    Das ist ein derart genaues “Familienfoto” Mathildes, dass wir daraus ableiten können, es habe 1025, zum wahrscheinlichen Zeitpunkt des Eintrags, keine weiteren lebenden Kinder Mathildes und Friedrichs II. gegeben. Wenn Rudolf (und evtl. Adelheid) zu diesen gehören sollte, wäre auch er ein Sohn Friedrichs II., wenig später (vor 1033) gestorben und sein Name hätte an seine Abstammung vom burgundischen Königshaus erinnert.
    Mir scheint, nebenbei gesagt, dass der langjährige Dissens der schwäbischen und oberlothringischen Herzogsfamilie mit HEINRICH II. und KONRAD II. eher um das burgundische Erbe als um die deutsche Krone ging. Wenn Hermann II. laut den Annales Sangallenses maiores zum Jahr 1002 daran dachte, mit HEINRICH II. das Reich zu teilen, wollte er wohl schon die Nachfolge in Burgund garantiert haben… Dass Eudes/Odo von Blois und der Champagne im “burgundischen Erbfolgekrieg” gerade Lothringen so verheerte, hat auch damit zu tun.
    Doch kommen wir wieder zur Genealogie. Ermitteln wir ein genaueres Geburtsdatum der beiden lothringischen Erbinnen als das durch den Gedenkeintrag und den Tod Friedrichs III. ermittelte “zwischen 1025 und 1033”. Wenn Poull die beiden ausdrücklich als Schwestern bezeichnet, gibt er hierfür keine Quelle an. Man mag eine indirekte in Bernoldi Chronicon A. 1092 finden, wo (nicht in allen Handschriften) Domna Sophia (“von Mousson”) bezeichnet wird als quae erat matertera comitissae Mathildis, quae cum domino suo Welfone duce in Italia contra scismaticos multum laboravit. Matertera wird indessen nicht immer im strengsten Sinne (Schwester der Mutter) gebraucht, häufig steht der Begriff auch für die matertera magna der Arbores consanguinitatis. Dass er – nicht nur von Bernold – in Umkehrung zu nepos/neptis auch für eine ältere Verwandte über die Mutterlinie gebraucht wurde, lässt sich annehmen, vor allem wenn man die komplizierten Verhältnisse 60 Jahre später nicht mehr genau kannte. Auch wenn der Sohn Sophias in Italien als Fredericus comes, nepos Beatricis ducissae, filius Lodovici comitis bezeichnet wird, muss man das nepos nicht als “Neffe ersten Grades” einengen, und Beatrix und Sophia zu Schwestern machen.

    Ein Seitenblick auf Beatrice

    Beatrice/Beatrix, laut Poull die jüngere der beiden, wurde 1037 mit Bonifacio di Canossa verlobt, und begab sich im Juni dieses Jahres nach Italien, die Hochzeit wurde in “Marego” gefeiert. Bonifacio de Canossa ist etwa 985 geboren, er stirbt 1052. Zwei Kinder Beatrices - Federico und Beatrice - sterben jung, das dritte, die berühmte Markgräfin Mathilde von Canossa, ist 1046 geboren. Beatrices zweite Ehe mit Gottfried dem Bärtigen war kanonisch unproblematisch (4:4 oder 4:5 nach römischer Zählung): Gottfried ? Gozelo (1033 Herzog O’Lothringen) ? Gottfried (Gf. Verdun) ? Gozlin (Gf. Verdun) ? Wigerich ? Friedrich I. ? Dietrich ? Friedrich II. [?Friedrich III.] ? Beatrice.
    Wenn Beatrice 1037 ehemündig war, muss sie spätestens 1026 geboren worden sein. Wenn die Ehe aber erst später rechtskräftig, also vollzogen wurde, kann man auch ihr Geburtsdatum entsprechend später datieren. Aber arg gequält ist das schon. Auch kann man die drei Namen ihrer Kinder von der lothringischen Familie ohne Zwischenglied ableiten. Ihr eigner Name ist aus der Vorfahrenschaft erklärbar, obwohl andere Namen nähergelegen hätten. Gerberga, Richlint waren ihre Großmütter, Giselaihre Tante. Vermutlich gab es ältere Schwestern mit diesen Namen, die früh gestorben waren. Beatrice hieß aber die robertinische Stamm- und Erbmutter des oberlothringischen Hauses, Tochter von Hugo dem Großen und Gattin von Friedrich I., also Urgroßmutter der jungen Beatrice. Übrigens ist der Name Beatrix/Beatrice selber rätselhaft, denn die Annahme, er sei ein Diminutiv von Bertais (Berta, Bertrada), der auch Settipani anhängt, erscheint mir keineswegs sicher. Soweit ich sehe, sind alle Namensträgerinnen von einer einzigen abzuleiten, der Tochter Heriberts I. von Vermandois und einer unbekannten Mutter. Sie wurde Gattin des späteren Königs Robert und Großmutter der nach Lothringen verheirateten Beatrice. Es gibt übrigens eine – freilich rein zufällige – Übereinstimmung zwischen dieser und ihrer berühmteren Urenkelin, der “canusinischen” Beatrice: Auch sie führte nach dem Tod des Gatten (Herzog Friedrich I. starb 978 Mai 18) bis zu ihrem Tode (September 23 nach 987) allein und erfolgreich die Herrschaft.
    In den Zwischengenerationen sind Trägerinnen des Namens nicht belegt, aber doch zu vermuten. Trotzdem spricht diese Namengebung eher dafür, dass nur zwei und nicht drei Generationen zwischen den beiden Beatricen liegen. Es fällt schwer zu glauben, dass Beatrice von Tuszien nicht ein spätes Kind Mathildes und Friedrichs II. war. Außerdem hätte Friedrich III. einer ersten oder zweiten Tochter mit höchster Wahrscheinlichkeit den Namen Mathilde gegeben, vor allem wenn, wie ich glaube, nicht nur die väterliche Großmutter so hieß.
    Im Besitz und der Hinterlassenschaft Mathildes von Canossa finden sich Komplexe in der heutigen Pfalz (Stetten, Lutera, Quellen der (Wies?)Lauter, Deidesheim), die sich mit größter Wahrscheinlichkeit auf ihre Großmutter Mathilde und weiter zurück auf konradinischen Ursprung zurückführen lassen, da er weder über ihren Mann (Bonifacio) noch über die oberlothringischen Herzöge noch über ihre Urgroßmutter Gerberga von Burgund herzuleiten ist. Einzige Alternative ist die väterliche Großmutter Richilde, die Tochter des Grafen Folmar, eine Familie, die später nachweislich Besitz in der heutigen Pfalz besaß. Gerade diese Linie, die auf den BOSONIDEN Bivin führen dürfte, ist noch wenig erforscht.

    Endlich: Sophia

    Sophia tritt erst “vers 1040”, drei Jahre nach Beatrice, die Erbschaft an und in die Ehe. Ihr zweiter Sohn soll etwa 1045 geboren sein. Demnach wäre sie jünger als Beatrice. Trotzdem wird sie in der Chronik von St. Mihiel vor Beatrice genannt. Vielleicht geschah dies nur, weil zu ihrem Erbe die Vogtei der Abtei gehörte. Wir müssen aber annehmen, dass die Erbschaft erst nach der Abfassung der Chronik geteilt wurde, weshalb diese Begründung wenig verfängt.
    Eher aber wurde Sophia zuerst genannt, weil sie eine (erste und einzige) Tochter Friedrichs III. war. Als Tochter des letzten regierenden Herzogs war sie jünger, aber im Erbanspruch ranghöher als Beatrice, ihre kaum ältere Tante, die wie sie noch als Säugling oder Kleinkind den Vater und wohl auch die Mutter verloren hatte.
    Gegen die Annahme einer späten Geburt spricht nur scheinbar die Meldung von ihrem Todesalter in Bernoldi Chronicon zum Jahr 1093: Nobilissima comitissa Sophia, vidua Ludowici comitis, mater piae memoriae Beatricis ducis et Friderici marchionis, in senectute bona. Dieses gute Alter wird nämlich durch eine biblische Ergänzung näher definiert: cum iam multos filiorum filios videret, diem clausit extremum. Eine Menge Kindeskinder gesehen zu haben, bedeutet schon ein “gutes” Alter. Dazu musste sie nicht 75 Jahre alt geworden sein.
    Die Vorausetzung, dass Friedrich III. geheiratet haben muss, um sie in der Ehe mindestens zu zeugen, ist gegeben. Wenn er (spätestens 1032!) die Regierung angetreten hat (wie Urkunden bezeugen), wird er auch geheiratet haben. Er war ja der letzte Spross seines Hauses und sollte rasch für einen Erben sorgen. Da es aber überhaupt keine Belege für einen Herzog von Ober-Lothringen zwischen 1027 und 1032 zu geben scheint, kann er schon früher (herrschafts- und ehe-)mündig geworden sein. Warum Poull die Heirat seiner Eltern erst auf “sans doute vers 1016” datiert und befindet, Friedrich III. “semble avoir vu le jour vers 1017”, begründet er nicht. Selbst wenn Mathildes Ehen nicht so rasch aufeinanderfolgten wie die ihrer Schwester Gisela, könnte sie nach dem Tod des ersten Mannes Ende 1011 schon Ende 1012 zum zweiten Mal geheiratet und im nächsten Jahr den ersten Sohn bekommen haben. Friedrich II. konnte dazu jedenfalls alt genug sein, seine Eltern waren belegtermaßen spätestens 992 verheiratet. Friedrich III. hätte also schon relativ bald nach dem Tod des Großvaters – sagen wir 1029 und mit 16 Jahren – dessen Nachfolge übernehmen und eine Ehe schließen können. Aber mit wem? Dieser ihrer Mutter hätte Sophie ihren Namen zu verdanken.

    Wer war Sophias Mutter?

    Der junge Friedrich III. heiratete gewiss unter Anleitung seiner Mutter, die ja wohl immer hinter der Fronde gegen KONRAD II. steckte und in eben jener Zeit den König Mieszko (II.) von Polen auszeichnete, einen wichtigen Gegner KONRADS. Zuletzt hat Mathilde noch Esiko von Ballenstedt - einen Verbündeten Mieszkos - geheiratet und ihm einen Adalbert und eine Adelheid geboren. 1030 feiert sie freilich das Osterfest am kaiserlichen Hofe in Ingelheim, sie starb im Juni, vor 1033, also 1030…1032.
    Ein ganz ungewöhnliches Indiz habe ich mir nämlich aufgespart: Mathildes Verbindung zu König Mieszko. Im Kloster Neuzelle bei Frankfurt an der Oder wurde eine Handschrift von des Pseudo-Alkuin Liber de divinis officiis (von 1026/27) aufbewahrt. Bevor sie 1857 in Berlin verschollen ging, wurde Blatt 3v in einer Farbtafel festgehalten. Sie zeigt die durchaus noch junge Dedikantin (weist der Schleier auf Witwenstand?) und den Empfänger, mit der Beischrift in Hexametern oder einem Distichon: Hunc librum regi Mahthiltdonat Misegoni/quam genuit clarus Suevorum dux Herimannus. (Mechthild macht dieses Buch zum Geschenk dem König Mieszko, sie, des berühmten Hermann, des Schwaben-Herzoges, Tochter.) Diese Schenkung weist meiner Meinung auf eine enge – bestehende oder geplante – familiäre Bindung hin. Mahthilt/Mathilde bezeichnet sich ausdrücklich als Tochter Hermanns II. Warum sie nicht ihre ebenso herzoglichen Männer nennt, von denen der zweite zur mutmaßlichen Schenkungszeit vielleicht noch lebte oder wahrscheinlicher gerade gestorben war, bleibt mir unklar; ebenso, warum sie sich nicht auf ihren ältesten Sohn Konrad bezieht, der doch wohl gemeinsame Sache mit Mieszko machte. Dass dieser auf dem Dedikationsbild als König dargestellt ist, entspricht der Widmung, wo der Titel bedeutsam vorangestellt ist. Natürlich können auch die Zwänge des Metrums das verursacht haben. Am plausibelsten ist das alles, wenn Mathilde mit Mieszko eine Verschwägerung anbahnen wollte.
    Was lag für Mathilde damals näher, als ihren Sohn zweiter Ehe mit einer nahen Verwandten Mieskos zu vermählen? Mieszko war (wohl seit 1013) mit der EZZONIN Richeza verheiratet und von 1025 bis zu seinem Tod 1034 Mai 10 König von Polen (ab 1032 aus Polen vertrieben). Sein späterer Nachfolger Kazimierz I. war 1016 Juli 25 geboren. Möglicherweise hatte Mieszko eine etwas ältere oder nur wenig jüngere Tochter (wir haben keinen Beleg dafür!), die im genau richtigen Heiratsalter für Friedrich III. gewesen wäre. Wenn es sie nicht gab, gibt es eine Alternative: Eine Schwägerin Mieszkos… Mutter Sophias wäre dann nicht eine Enkelin, sondern eine Tochter des Pfalzgrafen Ezzo; es kann durchaus eine von denen sein, die in der hagiographischen Chronik von Brauweiler als im geistlichen Stand verstorben bezeichnet werden; am ehesten die vermutlich jüngste, Sophie, die 1025/1026 mit ihrer Schwester Ida und drei weiteren Mädchen aus dem Stift Gandersheim, wo sie zur Erziehung bei ihrer gleichnamigen Tante war, nach Mainz ins (St. Marien-)Kloster Altmünster geflüchtet war, nach kurzzeitiger Rückkehr nochmals “entführt” wurde und die zwischen 1031 und 1038 gestorben sein muss, bestimmt nicht als Äbtissin, weder in Mainz, wie die Brauweiler Überlieferung will, noch anderswo. Die Brunwilarensis monasterii fundatorum actus sind keinesfalls so zuverlässig, wie sie von den Erforschern der EZZONEN gerne angesehen werden, zumindest sind sie nicht vollständig. So werden z. B. zwei Töchter der Königin Richeza nicht erwähnt, die eine selber Königin (von Ungarn), die andere Großfürstin. Die geistlichen Bezüge stehen – zuweilen sogar entgegen den Tatsachen – im Vordergrund. Dabei entstanden die actus ca. 1070, also kaum ein Menschenalter nach unseren Begebnissen. Der Autor sagt, er könne die Genealogie Ezzos antiquitate temporum et maiorum neglectu nicht referieren. Zeitlicher Abstand und Vernachlässigung durch die Vorgänger - überzeugend klingt das nicht. Insgesamt gehört eine gründliche Untersuchung über die sogenannten EZZONEN und HEZELINIDEN zu den großen Desiderata der Mittelalter-Genealogie.
    Meine genealogische Rekonstruktion erklärt mithin mehr als nur den Namen der Sophie, später “von Mousson”. Eine eher kirchengeschichtliche Implikation besteht in dem Objekt, das Mathildedem Polen-König schenkte: Der Inhalt (der unter dem Namen Pseudo-Alkuin bekannte Liber de divinis officiis) hat ja eine besondere Bedeutung in der Mainzer Liturgie. Gerade der gekürzte und veränderte zweite Teil des Traktats beeinflusste das in der Mitte des 10. Jahrhunderts in Mainz entstandene Pontificale Romano-Germanicum entscheidend. Ob Erzbischof Aribo, der ja mit Kaiserin Gisela wahrhaftig nicht zum Besten stand, besondere Beziehungen zu ihrer Schwester Mathilde hatte? Zu der EZZONEN-Tochter Sophie hatte er gewiss welche. Denn wie des Bischofs Godehard von Hildesheim parteiischer Biograph Wolfher berichtet, war in dem Kloster, wo Aribo diese mit ihrer Schwester Ida und drei anderen Mädchen aus Gandersheim “unterbrachte”, seine Schwester Äbtissin. Ob dies das Mainzer Altmünsterkloster und Wigburg war, oder Göss und Kunigunde, lasse ich dahingestellt. Nach der Beilegung des Streits kehrten die Mädchen nach Gandersheim zurück, um bald darauf wieder zu entfliehen und schließlich im Kloster bei Aribos Schwester Nonne zu werden. Erst Aribos Nachfolger Bardo stellte in Nörten zwei der fünf jungen Damen wieder der Gandersheimer Äbtissin Sophia zurück. Die junge Sophia war inzwischen verstorben (quae prima earum erat Mogonciae defunctae), die beiden anderen durfte Bardo “auf demütiges Bitten hin” zurückbehalten. Nach Gandersheim zurück kam jedenfalls Ida, die dann dort später als Äbtissin belegt ist. Immerhin könnte Ida auch als Witwe zurückgekehrt sein. Um die Hypothesen vollzumachen: Unter den drei anderen Mädchen könnte auch eine Tochter Mieszkos gewesen sein…
    Der Zeitpunkt für die Rückgabe durch Bardo (und damit ein terminus ad quem für den Tod der jungen Sophia) kann nicht genau bestimmt werden. Er lag “frühestens zu Weihnachten 1031”. 1031 Juni 29 war Bardo zum Erzbischof geweiht worden, Weihnachten 1031 verbrachte er nachweislich bei KONRAD II. und Gisela in der Pfalz Goslar. Spätester, sehr unwahrscheinlicher Termin dürfte der Tod Godehards 1038 sein, der Ida noch zur Äbtissin weihte. Ein halbwegs lückenloses Itinerar Bardos lässt sich nicht erstellen; darum liegt es nahe, den Vorfall ganz allgemein in seine ersten Amtsjahre zu datieren.
    Ob und wann genau die jungen Frauen das ewige Gelübde abgelegt haben, was natürlich eine spätere, aber nicht eine vorhergehende Heirat ausschließt, scheint mir genau so auslegbar wie die Begriffe amita (für beide Mädchen, Sophia und Beatrice, zur Kaiserin Gisela) statt matertera (bzw. matertera magna) und avus (Herzog Dietrich zu Sophie). Dies mit “Groß”tante und “Ur”großvater zu übersetzen, ist erlaubt, nicht einmal ungewöhnlich; die vage Generationendefinition ist im Falle der “Tante” geradezu zwingend, wenn Beatrix Nichte, Sophia aber Großnichte gewesen wäre.

    Finale

    Auch dass keine Quelle von der sehr kurzen Ehe Friedrichs III. berichtet, macht sie nicht unmöglich, nicht einmal unwahrscheinlich. Dass wir von seiner Gattin nichts erfahren, ist nicht ungewöhnlich. Wenn sie nicht schon vor ihrem Mann gestorben war, könnte sie als Witwe ins Kloster gegangen sein. Wahrscheinlicher ist aber ihr Tod (vielleicht bei der Geburt der jungen Sophia), sonst hätte sie wohl einen zweiten Mann genommen, um die Herrschaft in Lothringen und die Sorge für die Hinterbliebenen zu übernehmen. Falls es sich um die EZZONIN Sophia und nicht eine Tochter Mieszkos handelt, erübrigt sich diese Überlegung, da sie bei Bardos Ausgleich mit Bischof Godehard und der Äbtissin Sophia von Gandersheim nachweislich bereits tot war. Wenn die spätere Erbin Sophia schon bei der Geburt die Mutter verlor, liegt es besonders nahe, dass sie deren Namen bekam. An und für sich hätte ja der Name Mathilde am nächsten gelegen. So hießen die beiden Großmütter (eventuell ging es mütterlicherseits um die Urgroßmutter, aber die war eine Kaisertochter). Selbst wenn Friedrichs III. Gattin eine Tochter Mieszkos war, hieß diese also wohl auch Sophia. Oder wollte man mit der Namengebung die gestrenge (Ur-)großtante in Gandersheim besänftigen?
    Der Tod Friedrichs III., aber auch seiner Mutter und wohl auch seiner jungen Frau, bald auch König Mieszkos, beendeten alle Ambitionen. (Es ist schon auffällig, wieviele Konkurrenten HEINRICHS II. und KONRADS II. vor oder bald nach deren Thronbesteigung aus dem Leben schieden.) Kaiserin Gisela nahm die beiden sehr kleinen Mädchen und Erbinnen Beatrice und Sophie an ihren Hof; gewiss als deren nächste Verwandte, aber auch, um später einmal treue Gefolgsleute mit einer so reichen und ehrenvollen Partie auszuzeichnen. Die Fürsorge für die verwaisten (Groß)-Nichten war zugleich eine Art Geiselnahme.
    “Hier zeichnete sich eine großräumige antisalisch-ezzonische Oppositionsbewegung ab…” urteilt Helmuth Kluger über Vorgänge in den 50-er Jahren, als der Bayern-Herzog Kuno (ein Neffe der Königin Richeza) sich gegen HEINRICH III. empörte und schließlich nach Ungarn zu seiner Kusine fliehen musste, einer Tochter Richezas und Mieszkos II., die vermutlich Ryksa hieß.
    Ob sich die Beziehungen zwischen Mathilde und dem kaiserlichen Paar in Mathildesletzten Lebensjahren verbessert haben, lasse ich dahingestellt. 1030 feierte sie jedenfalls in Ingelheim bei Schwester und Schwager Ostern und als KONRAD II. 1034 Januar 30 den Wormser Dom beschenkte, damit dort eine Messe für die dort bestatteten Angehörigen des salischen Hauses gelesen werde, geschah dies auch für Mathildeund ihren verstorbenen ersten Mann, Herzog Konrad von Kärnten. Man hat die Sarkophage beider im Wormser Dom, der Grablege der vorköniglichen SALIER, bestimmen zu können geglaubt. Man darf annehmen, dass Mathilde nicht weit von Worms starb, vielleicht in Mainz, jedenfalls nicht in Ballenstedt oder Lothringen. Schwarzmaier, der doch den Reichenauer Eintrag von 1025 so überzeugend als ein Dokument der Entzweiung interpretiert hat, hat inzwischen stillschweigend diese Ansicht geändert: “…es besteht auch kein Grund, aus heutiger Sicht einen Dissens in das so kompakte Familiengefüge der SALIER um die Jahrtausendwende hineinzutragen.” Vielleicht akzeptierte KONRAD II., insbesondere nach den Erfahrungen mit OTTO III. und HEINRICH II., seinen Neffen Konrad den Jüngeren jetzt als potentiellen Thronfolger für den Fall, dass sein einziger, für Krankheiten anfälliger Sohn HEINRICH (als König und Kaiser der Dritte) wegen Tod oder Aufstand ausfiele. Dabei bedang er sich vielleicht aus, dass Konrad noch immer nicht heiraten dürfe. Dessen mutmaßliche Ehelosigkeit ist ja wahrhaftig ein genealogisches und historisches Problem.
    Um abschließend meine eigenen Ergebnisse zu werten: Ich halte es für unumstößlich, dass Sophie die Tochter Friedrichs III. und nicht des II. war. Dass ihre Mutter eine Tochter oder Enkelin Ezzos und der Theophanu-Tochter Mathilde war, ist in hohem Grade wahrscheinlich, aber keinesfalls völlig sicher. Freilich ist der Name Sophia im deutschen Sprachraum unter der Voraussetzung der Leitnamensitte kaum anders erklärbar, wenn man nicht für die Mutter eine Herkunft aus Frankreich oder Italien oder gar Byzanz annehmen will. Während es für Beatrice und ihre Tochter intensive Untersuchungen auch zur Besitzgeschichte gibt, ist dies für Sophia noch zu leisten. Vielleicht ergäben sich Anhaltspunkte in Richtung auch ezzonischen Vorbesitzes (freilich dürfte er nicht viel größer als eine standesgemäße Mitgift gewesen sein).
    Hätten wir weniger Nachrichten über Sophias Familie, wäre es natürlich leichter, das genealogische Netz so oder anders zu knüpfen. Darum habe ich meine anfänglichen irrwegigen Mutmaßungen so ausführlich dargelegt und selber widerlegt. Man sieht, wie vorsichtig man sein muss.
    Ich habe auch die anderen Sophien des 11. Jahrhunderts daraufhin untersucht, ob sich an ihnen die Namensvererbung nachweisen lässt. Mir sind eine Menge Ungereimtheiten in den bisherigen Auffassungen begegnet. Aber wirkliche Lösungen fand ich bisher in keinem dieser Fälle. Ohne mich in eine Sophiasophie verlieren zu wollen, werde ich in einem zweiten Teil gleichwohl auch diese Damen Revue passieren lassen.

    um 1002 1. oo Konrad I. Herzog von Kärnten um 975-12.12.1011
    um 1014 2. oo Friedrich II. Herzog von Ober-Lothringen -13.5.1026/27
    um 1026/27 3. oo Esiko Graf von Ballenstedt - um 1059/60

    Kinder:
    1. Ehe
    - Konrad II. der Jüngere Herzog von Kärnten um 1003-20.7.1039
    - Bruno Bischof von Würzburg (1034-1045) um 1004-27.5.1045
    - Tochter
    oo Hezelin Graf im Bonngau (Bruder Ezzos) - nach 1033
    - Wolfram ?

    2. Ehe
    - Friedrich III. -18./20.5.1033
    - Sophia ca 1020/25- 1092
    vor 1034 oo Ludwig Graf von Mömpelgard - nach 1070
    - Beatrix ca 1020/25-18.4.1076
    1036/40 1. oo Bonifaz Markgraf von Tuszien-Canossa -6.5.1052
    1054 2. oo 2. Gottfried II. der Bärtige Herzog von Nieder-Lothringen -21.12.1069

    3. Ehe
    - Adalbert ca 1030- um 1080
    oo 1. Adelheid von Weimar-Orlamünde, Tochter des Grafen Otto, -28.3.1100
    - Adelheid ca 1030-
    oo Thiemo Edler von Schraplau

    Literatur:
    Bollnow, Hermann: Die Grafen von Werl. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte des 10. bis 12. Jahrhunderts. Dissertation Stettin 1930 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 24,26,29,66 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Seite 6,129 - Bresslau, Harry: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II., Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1879 Band 1 Seite 247 ff./Band 2 Seite 72 f.- Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 66,226, 230,232,239-244,248/Band II Seite 200 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 26,36,37, 78,160 - Goez Elke: Beatrix von Canossa und Tuszien. Eine Untersuchung zur Geschichte des 11. Jahrhunderts, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995, Seite 10,11,38,195 - Golinello, Paolo: Mathilde und der Gang nach Canossa, Artemis und Winkler Düsseldorf 1998, Seite 73 - Heinzelmann Josef: Der Name Sophia als genealogisches Indiz und Problem - Hilsch, Peter: Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela, in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 42 1983 Seite 52-81 - Hirsch Siegfried: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II. Band 1, Seite 243-247 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 63,84,104,152 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 51,68,104, 137,158,169 - Hlawitschka, Eduard: Wer waren Kuno und Richlind von Öhningen? Kritische Überlegungen zu einem neuen Identifizierungsvorschlag. In: Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins 128 1980 Seite 1-49 - Lechner Karl: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar 1992, Seite 66,70 - Ludat, Herbert: An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa, Böhlau Verlag Weimar Köln Wien 1995, Seite 89,500 - Meyer von Knonau, Gerold: Die Heiraten der burgundischen Mathilde, Tochter König Konrads von Burgund, und der schwäbischen Mathilde, Enkelin derselben, in: Forschung zur deutschen Geschichte Band 8, 1968, Seite 149-159 - Partenheimer Lutz: Albrecht der Bär. Gründer der Mark Brandenburg und des Fürstentums Anhalt. Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2001 Seite 21,207 - Pohl Walter: Die Welt der Babenberger. Schleier, Kreuz und Schwert, hg. von Brigitta Vacha, Verlag Styria, Seite 83,94 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 90 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 91,95-97,100-103,105,110-112,115,154,156 - Schwarzmaier Hansmartin: Von Speyer nach Rom. Wegstationen und Lebensspuren der Salier. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992, Seite 17,45,47,51,56 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 165,202 - Weinfurter Stefan: Herrschaft und Reich der Salier. Grundlinien einer Umbruchszeit. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992, Seite 13, 17,47,49 -



    Neue Deutsche Biographie - Mathilde von Schwaben

    Herzogin von Kärnten und Oberlothringen, * 988/89, † 29.7.1032.

    Mathilde gehörte – nicht zuletzt durch ihre Abstammung mütterlicherseits von Ottonen, westfränk. Karolingern und burgund. Königen – wie ihre jüngere Schwester Gisela, die spätere Kaiserin, zu den dynastisch wichtigsten und politisch maßgeblichen Frauen im Reich des frühen 11. Jh. Herkunft und Ehen führten sie jedoch zumeist in Opposition zu den jeweiligen Herrschern. Noch vor der Thronkandidatur ihres Vaters, des Konradiners Hermann II. von Schwaben (1002), war M. mit einem Sohn des salischen Hzg. Otto von Kärnten verheiratet worden; der Schwiegersohn des Schwabenherzogs unterstützte dessen Ambitionen und half bei der Eroberung Straßburgs. Die gefährliche Verbindung wurde vom gerade zum König gewählten Heinrich II. auf der Synode von Diedenhofen (Januar 1003) als unerlaubte Verwandtenehe heftig angegriffen. Nach Tumulten kam es aber nicht zu einer förmlichen Klage auf Ehetrennung, zumal der von Bischof →Adalbero II. von Metz erhobene Vorwurf einer Blutsverwandtschaft der Ehepartner in 3./2. Grade überzogen war; zum gemeinsamen Vorfahren Heinrich I. ließen sich vier Generationen zurückrechnen. Abt Siegfried von Gorze spielte in seinen Mahnschreiben über verbotene Ehen (1043/46) auf den von otton. und burgund. Königinnen weitergegebenen Namen M. an. Die erste Ehe M.s wurde erst durch den Tod Konrads gelöst, der, zuvor schon als „Herzog der Austrasier“ (Rheinfranken) bezeichnet, nach 1004 das Kärntner Herzogsamt seines Vaters übernommen hatte; der zu dieser Zeit noch unmündige Sohn Konrad wurde 1012 bei der Vergabe Kärntens übergangen. M. heiratete sehr bald ein zweites Mal, den moselländischen Adeligen Friedrich aus dem Hause Bar, der 1019 als (Mit-) Herzog von Oberlothringen (neben seinem Vater Dietrich I.) bezeugt ist.

    Der politische Konnex zu den Saliern verstärkte sich, als M.s Schwester Gisela sich 1016 in anfechtbarer 3. Ehe mit dem gleichnamigen Neffen Konrads I. von Kärnten verband. M.s Schwager half ihrem Sohn Konrad (aus 1. Ehe) bei dem erfolglosen Versuch, Kärnten für sich zu gewinnen (Schlacht von Ulm 1019). Die salisch-lothring. Koalition zerbrach 1024 bei der Königserhebung des älteren Konrad, der sich gegen seinen jüngeren Vetter durchsetzte, angeblich mit dessen Einverständnis. M. verließ wegen Hintansetzung ihres Sohnes mit der lothring. Partei den Wahlort Kamba und verharrte im Widerstand. Ostern 1025 kam es zum Zerwürfnis zwischen dem König und Konrad dem Jüngeren, wohl wegen nicht eingehaltener Wahlversprechen (Rückgabe Kärntens?). Ein vermittelndes Treffen mit dem Königspaar könnte im Frühsommer 1025 auf der Reichenau arrangiert worden sein, freilich ohne Erfolg: Friedrich II. von Oberlothringen und|Konrad der Jüngere schlugen sich im Sommer 1025 auf die Seite der Aufständischen. M. selbst dürfte hieran aktiven Anteil gehabt haben. Ihr herzoglicher Ehemann soll bis zu seinem frühen Tode (Mai 1027) ein unversöhnlicher Gegner Konrads II. geblieben sein. In derselben Zeit schenkte M. dem 1025 erhobenen König Mieszko II. von Polen einen „Liber officiorum“ (Ordo Romanus); vorangestellt sind ein Dedikationsbild mit Stifterin und ein persönlich gehaltenes Widmungsschreiben. Hierin werden dem – von Konrad II. nicht als König anerkannten – Polenherrscher alle Attribute des Königtums zugebilligt und das Altslawische des methodian. Ritus als Kirchensprache ausdrücklich bestätigt. M. bezeichnete sich selbst als „Tochter des berühmten Schwabenherzogs Hermann“. Die Überreichung des Codex wird neuerdings als Akt der Opposition gegenüber dem salischen König interpretiert.

    Ob M. nach 1027 noch eine dritte Ehe – mit Gf. Esiko von Ballenstedt – einging und somit Stammutter der Askanier wurde, hängt von der Glaubwürdigkeit des „Annalista Saxo“ (um 1144/52) ab, dessen genealogische Notizen in diesem Punkte nicht stimmig sind. Um 1030 ist M. als Stifterin von S. Evre/Toul bezeugt. Auf dem Hoftag Ostern 1030 zu Ingelheim ist ihr gutes Einvernehmen mit dem Kaiserpaar überliefert. Nach dem Tode M.s (Juli 1032) und ihres jugendlichen Sohnes, Hzg. Friedrichs III. von Oberlothringen (Mai 1033), wurden ihre verwaisten Töchter Beatrix und Sophie von der kaiserlichen Tante Gisela adoptiert und erzogen. Konrad II. gedachte in einer Wormser Memorialstiftung (Januar 1034) für seine Vorfahren und Familie auch seines Onkels Konrad I. von Kärnten und dessen Gemahlin M. in besonderem Maße.

    Literatur
    Quelle(n): Wipo, Gesta Chuonradi II. imp., ed. H. Bresslau, MGH SS rer. Germ., 31915, c. 2, S. 15 ff.; Constantin, Vita Adalberonis II. Mettensis ep., ed. G. H. Pertz, MGH SS 4, 1841, c. 16 ff., S. 663 f.; Hermann v. Reichenau, Chronicon, ed. G. H. Pertz, MGH SS 5, 1844, a. 997, 1012, 1019, 1024, 1034, S. 118 ff.; Ekkehard IV., Casus s. Galli, bearb. v. H. F. Haefele, 1980, c. 66, S. 140 ff.; Brief M.s an Kg. Mieszko II. v. Polen, ed. A. Bielowski, Monumenta Poloniae Historica I, 1864, S. 323 f. (nebst Umzeichnung d. Dedikationsbildes), jetzt Kürbis (1989, s. L, S. 337 f.); Verbrüderungsbuch d. Abtei Reichenau, p. 158, ed. J. Autenrieth, D. Geuenich, K. Schmid, MGH Libri memoriales et Necrologia NS 1, 1979; A. Calmet, Hist. ecclésiastique et civile de Lorraine II, 21747, Preuves, S. 260 (Urk. S. Evre/Toul, um 1030); D Ko II Nr. 204 (1034); Brief Siegfrieds v. Gorze an Poppo v. Stablo (1043), b. W. Giesebrecht, Gesch. d. dt. Kaiserzeit II, 51885, S. 714 ff.; Stemma Ottonum, MGH SS 3, 1839, S. 215, SS 6, 1844, S. 32; Jahrzeitbuch Einsiedeln, b. H. Keller, Kloster Einsiedeln im otton. Schwaben, 1964, S. 161 (29.7.: soror imperatricis Gislae); Necr. Merseburg, ed. G. Althoff, J. Wollasch, MGH Libri memoriales et Necrologia NS 2, 1983 (29.7.); Necr. Johannisberg/Fulda, ed. K. Schmid, Die Klostergemeinschaft v. Fulda im früheren MA I, 1978, S. 255 (29.7.: nobilis matrona); Fuldaer Totenannalen a. 1032, ebd. S. 356; Chronicon s. Michaelis in pago Virdunensi, ed. G. Waitz. MGH SS 4, 1841, c. 32, S. 84. – Nicht ident. mit M. v. Werl, b. Annalista Saxo, ed. G. Waitz. MGH SS 6, 1844, a. 1026, 1130, S. 676, 767 (anders Leidinger, Glocker, s. u.). – Darstellung(en): S. Hirsch, Jbb. Heinrichs II, 1, 1862, S. 243 ff.: H. Bresslau, Jbb. Konrads II., 1, 1879, S. 4, 10 ff., 94, 202 ff., 286, 460 ff.; 2, 1884, S. 72 f., 190 f., 404; E. Brandenburg, Probleme um d. Kaiserin Gisela, in: Berr. üb. d. Verhh. d. Sächs. Ak. d. Wiss. Leipzig, Phil.-Hist. Kl. 80, 4, 1928, S. 29 ff.; A. Hofmeister, in: MIÖG 38, 1920, S. 504 ff.; H. Bollnow, Die Grafen v. Werl, 1930, S. 29 ff.; H. Schreibmüller, Die Ahnen Kaiser Konrads II. u. Bischof Brunos v. Würzburg, in: Würzburger Diözesangesch.bll. 14/15, 1952/53, S. 173-233; A. Wendehorst, Das Bistum Würzburg, Bd. 1.1962, S. 93 f.; P. Leidinger, Unterss. z. Gesch. d. Grafen v. Werl, 1965, S. 51 ff.; H. Schwarzmaier, Reichenauer Gedenkbucheinträge aus d. Anfangszeit d. Regierung Kg. Konrads II., in: Zs. f. Württ. Landesgesch. 22, 1963, S. 19-28; M. Parisse, La noblesse lorraine, XIe-XIIIe siècle, 1976, S. 841 f.; E. Hlawitschka, Wer waren Kuno u. Richlind v. Öhningen?, in: ZGORh 128, 1980, S. 1-50; ders., Unterss. zu d. Thronwechseln d. ersten Hälfte d. 11. Jh. u. z. Adelsgesch. Süddtld.s. 1987, S. 51 ff., 137 ff.; J. Pietrusiński, Epistola Mathildis Suevae, in: Studia Zródłoznawcze 26, 1981, S. 53-72; F. Mütherich, ebd. S. 73-78; B. Kürbis, Studia nad Kodeksem Matyldy, ebd. 27, 1983, S. 97-112; dies., Die Epistola Mathildis Suevae an Mieszko II. in neuer Sicht, Ein Forschungsber., in: Frühma. Stud. 23, 1989, S. 318-43; W. Glocker, Die Verwandten d. Ottonen u. ihre Bedeutung in d. Pol., 1989, S. 321 ff., 339 f.

    Gestorben:
    29.7.

    Mathilde heiratete von Kärnten, Konrad I. um 1002. Konrad wurde geboren um 975; gestorben am 12 Dez 1011; wurde beigesetzt in Worms [67547],Worms,Rheinland-Pfalz,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 7. von Kärnten, Konrad II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1003; gestorben am 20 Jul 1039.
    2. 8. von Kärnten, Bruno  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1004; gestorben am 27 Mai 1045 in Persenbeug [3680],Niederösterreich,Österreich; wurde beigesetzt in Würzburg [97070],Würzburg (Stadt),Bayern,Deutschland.
    3. 9. von Kärnten, N.  Graphische Anzeige der Nachkommen

    Mathilde heiratete von Oberlothringen, Friedrich II. um 1014. Friedrich wurde geboren um 995; gestorben in 1026/1027. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 10. von Oberlothringen, Friedrich III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1012; gestorben in Mai 1033.
    2. 11. von Oberlothringen, Sophie  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1020/1025; gestorben in 1093.
    3. 12. von Lothringen, Beatrix  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1020/1025; gestorben am 18 Apr 1076 in Pisa [56121],Pisa,Toskana,Italien.

    Mathilde heiratete von Ballenstedt, Esiko um 1026/1027. Esiko wurde geboren um 990/1000; gestorben um 1059/1060. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 3.  von Schwaben, Giselavon Schwaben, Gisela Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Hermann1) wurde geboren am 13 Nov 989; gestorben am 15 Feb 1043 in Goslar [38640],Goslar,Niedersachsen,Deutschland; wurde beigesetzt in Speyer [67346],Speyer,Rheinland-Pfalz,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Deutschland; Deutsche Königin
    • Titel/Amt/Status: Schwaben,Deutschland; Herzogin von Schwaben
    • Titel/Amt/Status: Römische Kaiserin

    Notizen:

    Neue Deutsche Biographie - Gisela

    Kaiserin, * um 990, † 15.2.1043 Goslar, ⚰ Speyer, Dom.

    Gisela, die sich mütterlicherseits karolingischer Abstammung rühmte, soll nach Angabe der Bleitafel, die bei der Öffnung der Kaisergräber im Dom zu Speyer 1900 unter ihrem Haupt aufgefunden wurde, am 11.11.999 geboren sein. Da sich dieses Datum jedoch unmöglich mit der Chronologie ihrer Eheschließungen vereinen läßt, muß es auf einem Irrtum beruhen. G. trat zum erstenmal hervor, als sie nach dem Tode ihres 2. Gatten bei Kaiser Heinrich II. die Belehnung ihres minderjährigen Sohnes Ernst mit dem Herzogtum Schwaben erwirkte. Vormundschaft und Verwaltung des Herzogtums wurden ihr jedoch nach ihrer (durch Entführung eingegangenen?) Eheschließung mit dem Salier Konrad, der mit ihr in kanonisch-rechtlich unerlaubtem Grade verwandt war (beide waren Deszendenten Heinrichs I., Konrad in fünfter, G. in vierter Generation) und zu Heinrich II. in gespannten Beziehungen stand, vom Kaiser wieder entzogen und dem EB Poppo von Trier, einem Vaterbruder des Knaben, anvertraut. Nach der Wahl Konrads zum deutschen König weigerte sich EB Aribo von Mainz, G. gemeinsam mit ihrem Gemahl zu krönen (8.9.1024), vermutlich weil er ihre Ehe wegen des Verwandtschaftsgrades als ungültig betrachtete. Doch nahm EB Pilgrim von Köln, der anfangs mit der lothringischen Opposition gegen Konrad in Verbindung gestanden hatte, nun aber zu den Anhängern des neuen Herrschers überging, bereits am 21.9. auf Bitten der Fürsten die feierliche Handlung vor. Seither konnten die Erzbischöfe von Köln ihren Anspruch auf das Recht der Krönung der deutschen Könige durchsetzen. Ostern 1027 vollzog Papst Johannes XIX. an dem Herrscherpaar die Kaiserkrönung. G. zählt zweifellos zu den bedeutenderen Persönlichkeiten unter den deutschen Kaiserinnen des Hochmittelalters. Eine stattliche Erscheinung, durch Freigebigkeit, Klugheit und Gewandtheit in der Führung der Geschäfte ausgezeichnet, religiös tiefer empfindend und feiner gebildet als Konrad II., übte sie auf dessen Regierung, wie Wipo betont, erheblichen Einfluß. Es ist mehr als eine formelhafte Wendung, wenn sie in vielen seiner Diplome als Intervenientin auftritt. An der Besetzung von Bistümern und Reichsabteien nahm sie maßgebenden Anteil, doch fiel ihre Gunst, wie die Erhebung Bardos zum Erzbischof von Mainz zeigt, nicht immer dem Würdigsten zu. Mehrmals wußte|sie ihren Gatten zur Milde gegenüber ihrem aufständischen Sohn Ernst von Schwaben zu stimmen, bis sie sich endlich 1030 von dem Jüngling lossagte. Als Schwestertochter des letzten Burgunderkönigs Rudolf III. vermittelte sie zwischen diesem und Konrad II.; auf der Zusammenkunft zu Muttenz bei Basel im August 1027 erreichte sie, daß ihr Oheim ihren Gatten zu seinem Nachfolger bestimmte. So kam Burgund an das Reich. 1032 brachte G. einen Ausgleich zwischen Konrad II. und Herzog Mesko von Polen zustande. Im Verlaufe des 2. Italienzuges Konrads II. besuchte sie die Gräber der Apostel, während der Kaiser Rom fernblieb. Gemeinsam mit ihrem Sohn Heinrich III. ließ sie sich in die Verbrüderung des Klosters Sankt Gallen aufnehmen, und von Notkers Psalmenübersetzung ließ sie eine Abschrift anfertigen. Der Erziehung Heinrichs III. schenkte sie offenbar ganz besondere Aufmerksamkeit. Obwohl wir also annehmen dürfen, daß sie auf die geistige und religiöse Entwicklung ihres Sohnes bestimmend einzuwirken vermochte, geriet sie mit diesem bald nach seinem Regierungsantritt aus unbekannten Gründen in einen Konflikt, der vermutlich gegen Ende 1041 beigelegt wurde, ohne daß damit ihr einstiger Einfluß wiederhergestellt worden wäre.

    Literatur
    ADB IX; Jbb. d. dt. Gesch., Konrad II.; dass., Heinr. III.; Regg. Imperii III, 1, 1951; E. Brandenburg, Probleme um d. Kaiserin G., in: Verhh. d. sächs. Ak. d. Wiss., Phil.-hist. Kl. 80, 4, 1928; N. Bischoff, Über d. Chronol. d. Kaiserin G. u. üb. d. Verweigerung ihrer Krönung durch Aribo v. Mainz, in: MIÖG 58, 1950; H. J. Rieckenberg, Das Geburtsdatum d. Kaiserin G., in: DA 9, 1952; Th. Vogelsang, Die Frau als Herrscherin im hohen MA, Stud. z. „consors regni“ Formel, 1954.



    Begraben:
    Dom zu Speyer

    Gisela heiratete von Braunschweig, Brun um 1002. Brun wurde geboren um 975/980; gestorben um 1010. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 13. von Braunschweig, Liudolf  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1003; gestorben am 23 Apr 1038.
    2. 14. von Braunschweig, N  Graphische Anzeige der Nachkommen
    3. 15. von Braunschweig, Gisela  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1005.

    Gisela heiratete von Schwaben, Ernst I. um 1010. Ernst wurde geboren in 970; gestorben am 31 Mai 1015; wurde beigesetzt in Würzburg [97070],Würzburg (Stadt),Bayern,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 16. von Schwaben, Ernst II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1010; gestorben am 17 Aug 1030 in Schramberg [78144],Rottweil,Baden-Württemberg,Deutschland; wurde beigesetzt in Konstanz [78462],Konstanz,Baden-Württemberg,Deutschland.
    2. 17. von Schwaben, Hermann IV.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 1015; gestorben am 28 Jul 1038; wurde beigesetzt in Trient [38121],Trient,Trentino-Südtirol,Italien.

    Gisela heiratete Konrad II. in 1016. Konrad (Sohn von von Speyer, Heinrich und von Metz, Adelheid) wurde geboren um 990; gestorben am 4 Jun 1039 in Utrecht [3500],Utrecht,Niederlande; wurde beigesetzt in Speyer [67346],Speyer,Rheinland-Pfalz,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 18. Heinrich III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 28 Okt 1017; gestorben am 5 Okt 1056 in Elbingerode [38875],Harz,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Speyer [67346],Speyer,Rheinland-Pfalz,Deutschland.
    2. 19. Beatrix  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1030; gestorben um 1035.
    3. 20. Mathilde  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 1027; gestorben in Jan 1034; wurde beigesetzt in Worms [67547],Worms,Rheinland-Pfalz,Deutschland.

  3. 4.  von Schwaben, Beatrix Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Hermann1) wurde geboren um 990/1000; gestorben nach 1035.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Kärnten,Österreich; Herzogin von Kärnten

    Notizen:

    Beatrix von Schwaben
    Herzogin von Kärnten
    ca 990/1000-23.2. nach 1035

    3. und jüngste Tochter des Herzogs Hermann II. von Schwaben und der Gerberga von Burgund, Tochter von König Konrad
    Mütterlicherseits Cousine von Kaiser HEINRICH II. und Nichte König Rudolfs von Burgund

    Brandenburg Erich: Tafel 3, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    IX. 17. BEATRIX
    * ..., + nach 1025 12. V.
    Gemahl: Adalbero von Eppenstein, Herzog von Kärnten, abgesetzt 1035 + 1039 28. XI.

    Anmerkungen: Seite 129
    IX. 17. Beatrix

    siehe Brandenburg, a.a.O. 32; Bollnow, a.a.O. 31f.
    Die Annahme, daß die zweifellos vorhandene zweite Schwester der Gisela Beatrix geheißen habe und an Adalbero von Eppenstein vermählt gewesen sei, beruht nur auf Kombinationen, die von mit a.a.O. näher angegeben sind, ist aber, da quellenmäßig nicht unmittelbar gesichert, nur als wahrscheinlich zu betrachten sind (sic). Die Nachkommen sind daher in Teil II behandelt. Wahrscheinlich war sie älter als Gisela.

    Glocker Winfrid: Seite 323, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    IV. 40 BEATRIX
    * c 990/1000, + n 1025 am II 23
    oo Adalbero I. Herzog von Kärnten (seit 1012) + 1039 XI 28

    Aus der Chronik Hermanns von Reichenau a. 997, SS V 118, wissen wir, dass Herzog Hermann II. und seine Gemahlin einen Sohn und drei Töchter hatten - der früh verstorbene Sohn Berchthold ist dabei der Aufmerksamkeit des Chronisten entgangen. Da das Kärntener Geschlecht der EPPENSTEINER konsequent als Verwandte der salischen Kaiser bezeichnet wird (die Nachweise sind bei Hirsch Band 2, Seite 312, und bei Bollnow, Werl Seite 31 f., zusammengestellt), wird gemeinhin die aus Hermann von Reichenau bekannte dritte Tochter Herzog Hermanns II. (da er ja Vater der Kaiserin Gisela ist, von der die späteren SALIER abstammen) mit der als Gemahlin Herzog Adalberos I. von Kärnten bekannten Beatrix- so in einem Eintrag im Bamberger Domnekrolog zum II 23 bezeugt; weitere Belege bei Klaar, Eppensteiner Nr. 21 - identifiziert.
    Die von Wunder, Genealogie S. 1-7, vorgetragenen Zweifel an dieser Identifikation, die sich vor allem auf das Fehlen einer Tradition des Namens Beatrixstützen, konnte Hilsch, Regenbach S. 58, Anm. 15, mit dem Hinweis auf die Urgroßmutter der Kaiserin Gisela, die eine Tochter Graf Heriberts von Vermandois gewesen ist, entkräften.

    Hilsch, Peter: Seite 58, "Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela"

    Die Schwestern Gisela und Mathilde waren nicht die einzigen gewesen, die als Erben in Frage kamen. Beim Tode ihres Vaters (1003) lebte noch ihr Bruder Hermann, der als Herzog Hermann III. von Schwaben allerdings schon 1012 ohne Erben gestorben war, sowie eine dritte Schwester. Diese gilt nach der bisherigen Meinung, die in jüngster Zeit, allerdings nicht überzeugend, bestritten wird [Nach Gerd Wunder: Beiträge zur Genealogie schwäbischer Herzogshäuser, in: ZWLG 31 (1972) Seite 1-7 paßte der Name Beatrix nicht in "das schwäbische Herzogshaus". Er möchte auf Grund dieses bei den KAPETINGERN üblichen, von der Familie der Grafen von Vermandois herstammenden Namen der Kärntner Herzogin auf eine lothringische Herkunft schließen, schafft damit jedoch neue Probleme: Wie wären dann die EPPENSTEINER Herzöge von Kärnten mit dem Königshaus verwandt (HEINRICH III. ist nach Hermann von Reichenau MGH SS 5, Seite 133 consobrinus von Adalbero, dem Sohn der Kärntner Beatrix)? Wieso spielt sich die militärische Auseinandersetzung von 1019 (siehe auch oben), die nach Wunder um das Kärntner Herzogtum geführt worden sein soll, gerade bei Ulm ab? Wieso nannte die Kaiserin Gisela selbst eine ihrer Töchter Beatrix? Und schließlich, dies dürfte das wesentlichste Gegenargument sein, läßt sich der Name Beatrix in Giselas Familie ebensogut auf ihre eigenen Vorfahren zurückführen: nach der einigermaßen gesicherten KONRADINER-Genealogie (Karl Ferdinand Werner: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1001, in: Karl der Große, hg von Wolfgang Braunfels und Percy Ernst Schramm, Band IV (1967) Seite 403-441, Genealogische Tafel VI, 5 und Hlawitschka Seite 36-49) war die Ehefrau des Urgroßvaters Giselas, des Grafen Udo I. von der Wetterau, eine Tochter des Grafen Heribert von Vermandois! Zieht man dies alles in Betracht, so scheint die alte These, die zum Beispiel schon von Christoph F. von Stälin: Württembergische Geschichte Band 1 (1841) Seite 471 vertreten wurde, nach wie vor die plausiblere zu sein (Stälin nennt die dritte Schwester allerdings nicht Beatrix, sondern Brigitta).], als identische mit Beatrix, der Ehefrau des Kärntner Herzogs Adalbero; sie lebte zum Zeitpunkt der Regenbacher Schenkung sicher noch [Beim Sturz ihres Mannes, des Herzogs Adalbero, 1035 ist sie noch am Leben. Breßlau, Jbb. Band 2, Seite 130-141.]. Setzen wir diese Identifikation als richtig voraus, so hatte Beatrix inzwischen ihr mögliches Erbteil an Regenbach wohl längst an ihrer beiden Schwestern verloren.
    Daß damals (Schlacht bei Ulm 1019) Beatrix ihr elterliches Erbgut in Franken und Schwaben verlor, würde durch eine spätere Wiedergutmachung noch wahrscheinlicher. Nach seiner Regierungsübernahme schenkte KONRAD II. nach Intervention Giselas im Jahre 1025 100 Königshufen in der Steiermark einer "matrona Beatrix", die man ebenfalls mit der Schwester Giselas und Gemahlin Adalberos identifiziert hat.

    Hlawitschka Eduard: Seite 51,57,104,124, 138,169, "Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“

    Schon mehrfach ist es aufgefallen, daß Hermann II. und seine Gemahlin Gerberga nicht nur einen gleichnamigen, 1012 noch im Jünglingsalter verstorbenen Sohn (Hermann III.) und drei Töchter (Mathilde, Gisela und Beatrix) hatten [Der Versuch von G. Wunder, Beiträge Seite 1-7, Beatrix, die Gemahlin des eppensteinischen Herzogs Adalbero von Kärnten, nicht als Tochter Hermanns II. zu betrachten, sondern sie aus dem oberlothringischen Herzogshaus herzuleiten, überzeugt nicht. Nach der von ihm vorgeschlagenen Sicht müßten zum Beispiel Verwandtschaften über 5-7 Generationen hinweg geblieben sein, um die bezeugte consanguinitas zwischen Markward von Eppenstein und Kaiser HEINRICH IV. zu erklären, was an die Grenze der früheren Verwandtschaftskentnisse heranreicht; vor allem aber könnte Bischof Adalbero von Bamberg nicht, wie es bezeugt ist, ein Vetter (consobrinus) Kaiser HEINRICHS III., sondern nur der Vetter HEINRICHS III. gewesen sein. Vgl. hierzu auch schon die Ablehnung bei P. Hilsch, Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela, in: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 42, 1983, Seite 58 Anmerkung 15.], sondern daß ihnen auch ein Sohn namens Berthold geboren worden war.
    Dass Beatrix ihrem Gemahl und dadurch auch ihren Nachkommen Anteilansprüche am Erbe Herzog Hermanns II. von Schwaben, ihres Vaters, einbrachte, erkennt man besonders an der Geschichte des zum Marchtaler Erbkomplex Hermanns II. gehörenden Ortes Daugendorf, westlich von Bussen, Kreis Saulgau, der sich später im Besitz ihres Enkels Heinrich von Kärnten befand. Die EPPENSTEINER hatten zur Durchsetzung ihrer Ansprüche 1019 sogar die bewaffnete Auseinandersetzung nicht gescheut, in der sie aber bei Ulm unterlagen. Im Jahre 1025 schenkte ihr ihr Schwager KONRAD II. auf Intervention ihrer Schwester Gisela 100 Königshufen in der Steiermark als Wiedergutmachung für ihr verlorenes elterliches Erbgut in Franken und Schwaben.
    Über eine namentlich unbekannte Tochter der Beatrix verfügten der Graf Otto und sein Sohn Friedrich von Dießen/Andechs über einen Anteil am Erbe Kunos von Öhningen, den sie 1071/77 wie alle Erben des Schluchssegebietes an das Kloster St. Blasien schenkten.

    Klaar, Karl-Engelhard: Seite 22,27, "Die Herrschaft der Eppensteiner in Kärnten"

    Nr. 21 Markgraf und Herzog Adalbero

    c) Wie u.a. durch einen Eintrag in einem Bamberger Domnekrolog (Reg. Bambg. 1 nr. 263: Beatrix mater Adalberonis episcopi Babenbbergensis obiit zu Februar 23 in Verbindung mit einer Schenkungsnotiz für Kloster Geisenfeld (Nr. 41) gesichert ist, war Adalbero mit einer Beatrix vermählt, und zwar wohl bereits 1019 (Nr. 30). Nach Tangls von ihm selbst (Eppenstein 3, 290) zurückgenommenen Versuch, sie mit der gleichnamigen Tochter Kaiser KONRADS II. zu identifizieren, sieht man in ihr heute allgemein vielmehr dessen Schwägerin, also die Schwester der Kaiserin Gisela und eine der drei Töchter Herzog Hermanns II. von Schwaben und der Gerberga von Burgund; dazu hauptsächlich Brandenburg, Kaiserin Gisela 29f., sowie Tyroller a.a.O. - Ein Registervermerk des 14. Jh., wonach Brigida comitissa mater Marquardi comitis av(i)a Wolrici patriarche Gut in Mernico (bei Cormons) an Rosazzo geschenkt hat (Jaksch, Rosazzo, 237 nr. 1 = Reg. Görz 1 nr. 152) hat gelegentlich Verwechslungen und die sonst nicht zu stützende Annahme einer weiteren Ehe Adalberos veranlaßt; könnte man derselben Quelle chronologisch trauen, so hätte Beatrix 1070 noch gelebt, aber in der Seelgerätschaft der Adalbero-Söhne (Nr. 41) wird sie nicht genannt.

    Nr. 32 Mai 12, Bamberg

    cuidam matronae Beatrici schenkt König KONRAD II. auf Bitten der Königin Gisela und des Erzbischofs Aribo von Mainz centum mansos nostrae proprietatis samt Zugehör in comitatu Dvrgouuues in loco Auelniz sitos.

    Boshof, Egon: Seite 26,29,41, "Die Salier"

    Zudem stand Adalbero seit langem in guten Beziehungen zu HEINRICH II., der den neuen Herzog daher als einen zuverlässigen Gefolgsmann und eine Stütze der königlichen Macht betrachten konnte. Daß der EPPENSTEINETR darüber hinaus mit seinem salischen Vorgänger auch verschwägert war - seine Gemahlin Beatrixwar eine Tochter Hermanns II. von Schwaben und Schwester der Mathilde -, dürfte demgegenüber kaum ins Gewicht gefallen sein.
    Hier dürfte es sich um Auseinandersetzungen um das Allodialerbe Herzog Hermanns II. von Schwaben gehandelt haben, auf das die drei Kontrahenten nach dem Tode Hermanns III. (1012) Ansprüche erheben konnten: Konrad der Ältere und Adalbero als Ehegatten der Töchter Hermanns II., Gisela und Beatrix, und Konrad der Jüngere als Sohn der Mathilde.
    Da der König in diesen Tagen auch einer Beatrix, offenbar der Gemahlin Adalberos, eine große Landschenkung machte, wird man für die Anfänge seiner Regierungszeit trotz der nur wenige Jahre zurückliegenden Auseinandersetzung mit dem EPPENSTEINER um das Allodialerbe des Schwiegervaters vielleicht noch nicht mit Mißtrauen KONRADS gegenüber Adalbero oder mit Gegensätzen zwischen König und Herzog rechnen dürfen.

    Weinfurter, Stefan (Hg.): Band I, Seite 226,230,232, "Die Salier und das Reich"

    Nach Hermann II. und seines über das Knabenalter kaum hinausgelangten Sohnes (Herzog Hermann III., 1003-1012) Tod erbten die Töchter, von denen er "hinreichend viele" hatte: Mathilde, Gisela und Beatrix [G. Wunder, Beiträge zur Genealogie schwäbischer Herzogshäuser, in: Zeitschrift für Württembergische LG 31, 1972, Seite 1-15, sieht Beatrix nicht als eine Tochter Herzog Hermanns II. an. Dies akzeptiert als Prämisse seiner Einordnung der Hildegard "von Schlettstadt" H. Bühler, Wie gelangten die Grafen von Tübingen zum schwäbischen Pfalzgrafenamt?, in: Zeitschrift für Württembergische LG 40, 1981 Seite 188-220, hier Seite 199. Zur Kritik P. Hilsch, Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela, in: Zeitschrift für Württembergische LG 42, 1983, Seite 52-82, Seite 58 Anmerkung 15; Hlawitschka, Untersuchungen (wie Anmerkung 28), Seite 51, Anmerkung 154.].
    Die Unruhen in Schwaben, deren HEINRICH II. 1004 in Zürich Herr zu werden suchte, dürften mit der Neubestimmung von Königs- und Herzogsherrschaft zusammenhängen. In diesem Kontext waren die Ehen der Schwestern Hermanns III., Cousinen HEINRICHS II., von großer politischer Bedeutung, da sie ihren Gatten konradinischen Besitz und damit Teile der bisherigen materiellen Grundlage der Herzogsherrschaft vermittelten. HEINRICH II. hat darum bestimmte, für die Herzogsherrschaft in Schwaben bedeutsame Ehen der - je mehrfach verheirateten - Mathilde und Gisela anzufechten versucht, wenngleich beidemale ohne Erfolg: die "salischen" Ehen der beiden Schwestern.
    Doch HEINRICH düpierte die "salische" Familie und gab das Herzogtum an den Kärntner Markgrafen Adalbero, den Mann der KONRADINERIN Beatrix, der Mutterschwester des übergangenen Kindes (Konrad der Jüngere).
    Den Beweis dafür liefert die Nachricht Hermanns des Lahmen zum Jahr 1019: Konrad der Jüngere, inzwischen ein adolescens, habe mit Hilfe seines Vetters Konrads des Älteren, Adalbero, den Herzog von Kärnten, in einer Schlacht bei Ulm besiegt und in die Flucht geschlagen. Die Vermutung, in dieser Schlacht des Sohnes der Mathilde und des Gatten der Gisela gegen den Gatten der Beatrix seien Auseinandersetzungen um das Erbe dieser drei Schwestern, der Töchter Herzog Hermanns II. und der Gerberga, gewaltsam ausgetragen worden, ist sehr wahrscheinlich und zudem neuerdings mit dem Hinweise gestützt worden, daß der Zeitpunkt der Auseinandersetzungen durch den Tod der Gerberga bestimmt sein dürfte.
    Denn in signifikanten Zusammenhang - der Schenkung Regenbachs 1033 aus Giselas Besitz an die Kirche von Würzburg - tritt zwar Konrad der Jüngere als Spitzenzeuge auf, jedoch nicht Beatrix oder Adalbero von Kärnten.
    Besitzgeschichtliche Rekonstruktionsversuche der Art, wie sie über die Herkunft salischer und staufischer Güter im nördlichen Schwaben, im angrenzenden Franken und im Elsaß angestellt worden sind, können sogar anscheinend mühelos von der Prämisse ausgehen, Adalberos Gattin Beatrix sei gar nicht unter die Töchter Hermanns II. und der Gerberga zu zählen. Indes dürften nach wie vor die Tatsache, daß der Enkel Adalberos, Herzog Heinrich von Kärnten, das praedium bei Daugendorf an der Donau bei Riedlingen bzw. Grüningen besessen hat, das Kaiser HEINRICH IV. teilweise an St. Gallen schenkte, am besten als Erbe der Beatrix zu erklären sein und damit als Teil des um den Bussen und um Marchtal ausgedehnten Besitzes Herzog Hermanns II. und der Gerberga [Damit scheinen sich auch die Grenzen des militärischen Erfolges anzudeuten, den die beiden Konrade 1019 bei Ulm über Adalbero errungen haben: Aus dem oberschwäbischen Erbe ist Beatrix nicht verdrängt worden. Freilich hat sich Konrad der Ältere, als er König geworden war, der Beatrix in auffälliger Weise angenommen; er hat sie 1025 für den 1019 erlittenen Verlust ihrer Rechte mit Gütern in Kärnten reichlich entschädigt und 1035 hat er bei der möglicherweise mit dem Teilentzug von Eigengütern verbundenen Absetzung Adalberos seine Verwandte Beatrix ausdrücklich ausgenommen; vgl. Klaar, Die Herrschaft der Eppensteiner (wie Anmerkung 75), Seite 27f., Nr. 32, Seite 96, Anmerkung 94; Bresslau, Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II. (wie Anmerkung 67), Band 1, Seite 62; Band 2 Seite 139. Wenn man aus den 1093 erkennbaren Besitzverhältnissen auf die Kräfteverhältnisse des Jahres 1019 zurückschließt und behauptet, daß der Arm der beiden Vettern 1019 nicht bis Oberschwaben reichte und deshalb auch keine zeitweilige, doch später, etwa 1025, wieder revidierte Störung der Besitzverhältnisse stattgefunden haben könne, muß man umgekehrt den analogen Rückschluß konzedieren, daß auch Adalbero 1019 nicht in der Lage gewesen sei, die - ebenfalls aus den späteren Besitzverhältnissen zu erschließenden - Rechte der Gisela an mehreren Marchtaler Pfründen zu stören.].

    Erkens, Franz-Reiner: Seite 28,63, "Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers."

    Nachdem nämlich am 12. Dezember dieses Jahres Konrad aus dem Leben geschieden war, überging HEINRICH II. nun die SALIER und vertraute einem Einheimischen, dem Markgrafen Adalbero von Eppenstein, der allerdings mit Beatrix, der Schwester von Konrads Witwe wie auch von der späteren Kaiserin Gisela, vermählt war, die Verwaltung des Landes an der SO-Grenze des Reiches an.
    Doch der EPPENSTEINER, verheiratet mit Beatrix, der Schwester der Königin Gisela, brauchte sich keine Sorgen zu machen, KONRAD wollte die bestehenden Verhältnisse nicht ändern. Zwar scheint er durch umfangreiche Landschenkungen andere Adlige aus dem Südosten begünstigt zu haben und damit ein Gegengewicht gegen den EPPENSTEINER geschaffen zu haben, doch dienten seine Maßnahmen offenkundig auch dem Landesausbau und der Grenzsicherung. Sie dürfen daher nicht ausschließlich als Spitze gegen Adalbero gesehen werden, zumal wenn jene nicht näher bezeichnete Beatrix, die am 12. Mai 1025 vom König eine umfangreiche Landschenkung in der Gegend von Aflenz erhielt, die Gemahlin des Herzogs gewesen sein sollte [wie nicht zu Unrecht vermutet wird].

    23.2.1019 oo Adalbero I. Herzog von Kärnten um 980-28.11.1039

    Kinder:

    - Markward III. Herzog von Kärnten ca 1020-16.6.1076
    - Adalbero Bischof von Bamberg (1053-1057) - 14.2.1057
    - Willibirg - 21./25.1.
    oo Ottokar I. Markgraf der Kärntner Mark - 29.3.1075
    - Tochter
    oo Kuno II. Welf Graf im Sualagau
    oder
    oo Otto I. Graf von Dießen bezeugt 1018-1062 - 17.1.


    Literatur:
    Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 26,29,41,66 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Seite 7,129 - Bresslau, Harry, Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II. Band 1, Seite 62; Band 2 Seite 130-141- Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I, Seite 226,230,232 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 28,36,63,160 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 323 - Hilsch, Peter: Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela, in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 42 1983 Seite 52-81- Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 51,57,104,124, 138,169 - Klaar, Karl-Engelhard: Die Herrschaft der Eppensteiner in Kärnten, Klagenfurt 1966 Seite 22,27,33,56,86,130 - Pohl Walter: Die Welt der Babenberger. Schleier, Kreuz und Schwert, hg. von Brigitta Vacha, Verlag Styria, Seite 83,93 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 176 - Uitz, Erika/Pätzold, Barbara/Beyreuther, Gerald: Herrscherinnen und Nonnen. Frauengestalten von der Ottonenzeit bis zu den Staufern, Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1990 Seite 110,123 - Wunder Gerd: Beiträge zur Genealogie schwäbischer Herzogshäuser. In Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 31, 1972 Seite 1-15 -

    Heinzelmann, Josef, "Zur Abstammung der Beatrix, Gattin Adalberos, Herzogs von Kärnten"

    Durch indirekte Quellen ist das Ehepaar Adalbero von Kärnten und Beatrix als solches belegt. Adalbero, zunächst Markgraf, gehört zu den sogenannten „EPPENSTEINERN“ (Vgl. Tafel 1) [Die Bezeichnung ist anachronistisch, sie begegnet erstmals nach dem Aussterben der Familie. Zu ihr gibt es eine methodisch vorzügliche Arbeit: Karl-Engelhardt Klaar, Die Herrschaft der Eppensteiner in Kärnten (Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie 61), 1966. Vorausgestellt sind Regesten mit wertvollen Quellen- und Literaturangaben und eigenen Kommentaren zu den einzelnen Zeugnissen, auf die ich im folgenden Bezug nehme, wenn Klaar nicht nach Seitenzahlen, sondern nach Nummern zitiert wird.].
    Bisher hielt man diese Beatrix für eine Tochter des Herzogs Hermann II, denn von diesem weiß man, dass er drei Töchter hatte, von denen aber nur zwei, Mathilde und Gisela, belegt sind. Mit drei Argumenten wird diese Annahme begründet:

    Erstens dass Beatrix ihrem Mann Adalbero den Anspruch auf das Herzogtum Kärnten in die Ehe gebracht hätte.
    Zweitens dass ein Sohn der Beatrix, Bischof Adalbero von Bamberg, vom selben Hermann dem Lahmen, der uns über die tresque filias Hermanns II. informiert, consobrinus Kaiser HEINRICHS III. genannt wird.
    Drittens (was eher eine Folgerung ist) verweist man darauf, dass es bei einer 1019 bei Ulm ausgetragenen Schlacht zwischen dem SALIER Konrad dem Jüngeren, unterstützt von seinem Cousin Konrad dem Älteren (dem späteren König) und Herzog Adalbero um das Erbe von Herzog Hermann II. gegangen sein könnte.
    Eine bessere Erklärung für diese Auseinandersetzung bringe ich später. Das zweite Argument ist richtig, bei der angenommenen Filiation wäre hier consobrinus sogar im damals engsten Wortsinn angewendet, was aber nicht dazu zwingt, Beatrix als Schwester von Kaiserin Gisela anzusehen [Ich teile die Vorbehalte, nicht aber die Lösungsvorschläge von Gerd Wunder, Beiträge zur Genealogie schwäbischer Herzogshäuser, 1. Herzogin Beatrix von Kärnten, in: ZWürttLG 31 (1972), S. 1 ff.) - Peter Hilsch, Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela, ZWürttLG 42 (1983), S. 52ff., hier S. 58, bringt neben haltlosen Gegenargumenten die berechtigte Frage: Wie wären dann die EPPENSTEINER mit den SALIERN verwandt? Ich beantworte sie im Folgenden. - Klaar, Eppensteiner…, Nr. 21 referiert zurückhaltend „…sieht man in ihr heute allgemein … die Schwester der Kaiserin Gisela und eine der drei Töchter Herzog Hermanns II. …“ Später geht er vorbehaltlos von dieser Einreihung aus, so z. B. S. 86.].
    Das erste Argument aber ist hinfällig. Auf keinen Fall dürfte Adalbero von Eppenstein, weil er Schwippschwager des 1011 verstorbenen SALIERS Konrad I. gewesen wäre, dessen Herzogtum Kärnten bekommen haben, unter Umgehung von Konrads minderjährigem Sohn (nach dem Tode seines Vaters des Herzogtums privatus [Herim. Aug. chron. ad a. 1012, ed. Pertz, 119, ed. Buchner S. 658; ebd. zu 1030 (S. 121, bzw. 664) die Parallelstelle, dass Herzog Ernst von Schwaben ducatu privatur. Während Ernst sich Ernsthaftes hatte zuschulden kommen lassen, kann man sich dies bei dem unmündigen Konrad d. J. nicht vorstellen, die Gemeinsamkeit der Stellen liegt darin, dass das Folgerecht negiert wurde. Vgl. auch: Bertolfum quoque de Zaringin ducatu Carantinorum privavit et Liutoldo Genuensi dedit (Casus monasterii Petrishussensis, 2 31, ed. Abel-Weiland, MG SS 20, hier S. 645.; Klaar, Eppensteiner…, Nr. 56.] ) und auch nicht als dessen Vormund, unter Umgehung auch von Konrad „dem Älteren“, dem Brudersohn von Konrad I.
    Jackman behauptet, dass er das Amt wegen seiner Verwandtschaft mit dem Kaiserhaus, also mit HEINRICHII. und Kunigunde, bekommen hätte. Bei der von ihm mitgetragenen Filiation stünde der Mann einer Cousine HEINRICH II. gewiss nicht näher als Konrad der Jüngere, der Sohn von deren Schwester.
    Zu Kaiser KONRAD II. war Adalbero als Schwager der Kaiserin Gisela gewiss nicht näher verwandt als KONRAD II., denn der war Cousin des Kaisers und Cousin der Kaiserin. Wie kann man so ein Argument vorbringen!? Dagegen ist für Adalbero selber Verwandtschaft mit HEINRICH II. durchaus möglich, ja wahrscheinlich [So erscheint er in der ersten Liste der „Klosterbesitzdiebe“ von Tegernsee, was nach Hans Constantin Faußner, Die Frühzeit der Babenberger in Bayern und Herkunft der Wittelsbacher. Ein Kapitel bayerisch-österreichischer Geschichte aus rechtshistorischer Sicht (Studien zur Rechts-, Wirtschafts und Kultur-geschichte 15), 1990, S. 23ff. heißt, dass er (wie HEINRICH II.) von Herzog Arnulf abstammt. Hierzu auch Klaar, Eppensteiner…, Nr. 29. Die genaue Filiationslinie ist umstritten, was an der Tatsache nichts ändert.]. Schließlich hat sich dieser noch als Herzog zweimal für umfangreiche Schenkungen OTTOS III. an Adalbero verwendet [MG D O III, Nr. 355 und Nr. 370. Vgl. Klaar, Eppensteiner…, Nr. 21f.].
    Jackman umging früher jede Diskussion: „…source evidence is sufficiently clear that for brevity’s sake a demonstration is here dispensed with.“ [Konradiner, S. 134, Anm. 220] Ich möchte wissen, welche evidente Quelle eine Beatrix als Tochter Hermanns II., bzw. Adalbero als dessen Schwiegersohn belegt. Die Behauptung lässt sich auf 1841 datieren, den ersten Band von Christoph F. von Stälins Württembergischer Geschichte.
    Alle Indizien, die consobrinus-Frage [Jackman hat recht, man darf die engste, wenn auch damals als etymologisch richtig aufgefasste Bedeutung von consobrinus, nicht immer anwenden.], die Enkelnamen Heinrich und Liutold [Jackman betont Namenvererbung in Liutolt und dem jüngsten Sohn Markwarts, Hermann. Tyroller benützt den Namen Liutolt, um eine Filiation für Markwarts Frau Liutbirg zu erschließen. Heinrich ist als drittältester Sohn ein gewichtigerer Leitnamenträger als Hermann.], das Folgerecht im Herzogtum Kärnten, deuten in dieselbe Richtung: Adalberos ihm dieses Folgerecht vermittelnde Frau Beatrix war eine Tochter oder Enkelin Herzog Ottos „von Worms“ und nicht Schwägerin, sondern Schwester (oder Nichte) Herzog Konrads I. Da eine Zeitstellung für die Heirat von Adalbero und Beatrix nur in „wohl vor 1019“ genannt werden kann, kann Adalbero mit Amtsantritt, also um 1000, oder auch als bereits mindestens 30-jähriger, also wohl Witwer, kurz vor 1011 oder gar - mit kaiserlicher Protektion - danach geheiratet haben, also im Zusammenhang der Herzogsernennung. Im ersten Fall wäre seine Braut eine Tochter Ottos, im zweiten eine Tochter von Ottos Sohn Heinrich, also Schwester des späteren Kaisers KONRAD II. So oder so würden sich die engen Beziehungen zwischen SALIERN und EPPENSTEINERN erklären lassen. Auch in den nächsten Generationen werden EPPENSTEINER als Verwandte salischer Herrscher bezeichnet [Klaar, Eppensteiner…, Nr. 50 Lampert von Hersfeld spricht von Markwart als propinquus (HEINRICHS IV.) bei einem Gerücht über dessen Einsetzung (1072/73) als Herzog. - Nr. 75 (1093 Mai 12) HEINRICHS IV. Bezeichnung des Patriarchen Ulrich als dilectissimi consanguinei nostri. - Nr. 90 (1114 01 17) HEINRICHS V. Bezeichnung Heinrici ducis Karinthie dilectissimi nepotis nostri…].
    Dass dies noch 1114 geschah, lässt vermuten, dass die Verwandtschaft eine Generation näher liegt, dass Herzog Adalbero also in Beatrix eine Tochter des SALIERS Heinrich geheiratet hat. Darauf weist auch der bevorzugte Namen Heinrich hin.
    Ob Beatrix nun Tochter oder Enkelin Ottos von Worms war, so oder so wird deutlich, warum ihr Sohn Markwart in Kärnten ein St. Lambrecht geweihtes Kloster gründete, wie es einst Herzog Otto nicht nur in der Diözese Speyer tat, sondern auch in Kärnten. Markward und sein Sohn, Herzog Heinrich knüpften offensichtlich daran an. „Die Rückschau auf die Vorgeschichte der vom Grafen Markwart begonnenen Gründung zeigt, wie wichtig ihm und seiner Familie das Festhalten an der von dem SALIER Herzog Otto in Kärnten eingeführten Verehrung des hl. Lambert sein musste. Ein Familienkloster schlechthin… hätte sich leichter einrichten lassen. Hier ging es zugleich um den Anspruch, in der Tradition des salischen Herzogtums in Kärnten zu stehen, welche, verbunden mit der alten Machtstellung der EPPENSTEINER, die Grundlage ihrer Herzogsherrschaft abgeben sollte [Klaar, Eppensteiner…, S. 128ff.] .“
    Dass 1004 beim Tode Herzog Ottos „von Worms“ als Herzog von Kärnten nicht Konrad d. Ä. folgte, folgt aus dem nach salischem Recht nicht praktizierbaren Eintrittsrecht vaterloser Enkel bei Vorhandensein eines Sohnes, nicht aus seiner Unmündigkeit, deren Ende sowieso gerade eingetreten war oder in wenigen Wochen abgelaufen wäre [T. Schmidt, Kaiser Konrads II. Jugend und Familie, in: Geschichtsschreibung und geistiges Leben im Mittelalter. Festschrift für Heinz Löwe zum 65. Geburtstag, hrsg. von K. Hauck und H. Mordek, 1978, S. 312–324, betont auch, dass Konrad nicht Erbe Ottos von Worms war wegen des fehlenden Eintrittsrechts (dem ein Testament oder eine Designation à la Udo vom Rheingau abgeholfen hätte, wie ich in unserem Zusammenhang ergänzen möchte).]. Sein Vater Heinrich, als ältester Sohn der natürlich erste Erbe, war gestorben, daher trat der zweite Sohn Ottos, eben Konrad I., an seine Stelle und wurde Herzog [Vgl. Stefan Weinfurter, Herrschaftslegitimation und Königsautorität im Wandel, in: Stefan Weinfurter (Hrsg.), Die Salier und das Reich, 1, 1992, hier S. 63f. ]. Nach dessen Tod 1011 mag Konrad der Ältere gegen die Nachfolge seines unmündigen Cousins, des jüngeren Konrad, interveniert haben, was HEINRICH II. bei seinen Vorbehalten gegen die beiden (die schon damals seine potentiellen Thronfolger waren) den Vorwand gab, als scheinbaren Kompromiss den angeheirateten Onkel beider zu ernennen, der ihm deshalb wohl auch besonders verbunden blieb [Wenn Adalbero nicht selber verwandtschaftliche Beziehungen zu HEINRICH II. hatte, was uns hier Gottseidank nicht interessieren muss.].
    Darauf deutet auch, dass Konrad der Ältere, der ja auch bei der Königswahl 1024 das agnatische „Haus“ hochhielt, in der Schlacht bei Ulm 1019 auf der Seite Konrads d. J. stand. Dabei gilt diese Schlacht immer als ein Kampf um schwäbisches Erbe. Doch „aus dem oberschwäbischen Erbe ist Beatrix nicht verdrängt [Dieter Mertens, Vom Rhein zur Rems, in: Die Salier und das Reich 1: Salier, Adel und Reichsverfassung, hrsg. Stefan Weinfurter u. Mitarbeit v. H. Kluger, 1992, hier S. 226, 230 und 232. Dort auch: „Besitzgeschichtliche Rekonstruktionsversuche… können sogar anscheinend mühelos von der Prämisse ausgehen, Adalberos Gattin Beatrix sei gar nicht unter die Töchter Hermanns II. und der Gerberga zu zählen.“ Andere Indizien für die Filiation wurden bisher nicht behauptet…].“ Wenn Gisela 1033 einen Teil von Regenbach an Würzburg schenkt, steht zwar der Sohn ihrer verstorbenen Schwester Mathilde, Konrad d. J., Zeuge, nicht aber der Mann der noch lebenden Beatrix, ihrer angeblichen Schwester. Und wenn Konrad der Ältere als König 1035 veteris existente causa odii [Ein Wormser (!) Kleriker an seinen Wormser Bischof Azecho, der selber in genealogischer Nähe zu den SALIERN gestanden haben dürfte (Die ältere Wormser Briefsammlung (ed. Walther Bulst), (MG, Die Briefe der deutschen Kaiserzeit, 3), 1949, S. 49ff., Nr. 27.) ] Adalbero als Herzog absetzt, kann dieser alte Groll am einfachsten mit der Vergabe des Herzogtums 1011 erklärt werden und wäre 1019 zum ersten Male manifest geworden [Herwig Wolfram, Konrad II.: 990–1039; Kaiser dreier Reiche, 2000, S. 102 ff., aber auch 78, 80, 84, 91f. Ob man die Stelle nun als Fortbestehen oder als (Wieder-)„Hervortreten der Ursache alten Hasses“ auslegt (hierzu Klaar, Eppensteiner…, S. 91f.), man darf nicht nur bis 1019 zurückgehen, als der Hass (für uns zum ersten mal) hervortrat, sondern zur eigentlichen Ursache, die in den Geschehnissen von 1011 zu Suchen ist.]. (Es ist dies in einem Brief an den Wormser Bischof festgehalten, der sich natürlich mit den Zwisten im SALIER-Haus bestens auskennt.) Gleichwohl sind die EPPENSTEINER fast durchgehend und fast unbedingt Anhänger des Königshauses.
    Jackman erregt meinen Zweifel schon mit der allen Erfahrungen widersprechenden Behauptung, dass Adalberos Frau ihren Namen Beatrix von einer angeheirateten Tante bekommen habe. Den Namen kann freilich auch ich nicht stringent ableiten [Ich glaube nicht, wie Christian Settipani an mehreren Stellen meint, dass es sich um eine hypokoristische Form von Bertrada handelt.]. Da Kaiser HEINRICH III. eine Schwester und eine (die erste!) Tochter Beatrix hatte, habe ich immerhin eine mögliche Herleitung anzubieten. Diese jüngeren Beatrices können ihren Namen entweder von seiten der Mutter Gisela oder des Vaters Konrad (der Ältere, später König und Kaiser) hergeleitet haben. Man kann in den beiden ungeklärten Fällen nicht den anderen für den einen als Beweis heranziehen. Wir kennen Giselas Verwandtschaft besser als die KONRADS, und finden auch dort den Namen einmal, bei der (Groß?-)Nichte Giselas, Beatrice („von Canossa“). Die aber trug ihren Namen nicht nach einer Vorfahrin ihrer (Groß-)Mutter Mathilde, sondern nach ihrer oberlothringischen Urgroßmutter Beatrix, einer französischen Königs-Tochter.
    [Persönlicher Einwurf: Beatrix war die Tochter von Herzog Hugo von Franzien und der Hadwig von Sachsen, Tochter König HEINRICHS I. Auch die Mutter des Herzogs Hugo von Franzien trug den Namen Beatrix. Vermutlich entstammte sie dem Hause der HERIBERTINER. Weiet konnte ich den Namen Beatrix nicht zurückverfolgen.].
    Es besteht also kein Grund, den Namen als einen Leitnamen der konradinischen Herzogsfamilie von Schwaben anzusehen, in der er generationenlang nicht belegt ist. Er kann besser (wenn auch nicht zweifelsfrei) den SALIERN zugeordnet werden, zu denen er entweder durch Herzog Ottos Frau Jutta, die genealogisch noch immer ein leerer Schatten ist, gebracht wurde, oder durch die aus Lothringen stammende Adelheid, wenn diese die Mutter war [Vgl. Eduard Hlawitschka, Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11 Jahrhundert (VKommSaarlLdesG-Volksforschg 4), 1969.].
    Ob Beatrix „von Kärnten“ überhaupt die erste Frau Adalberos war, ist nicht bewiesen, der Zeitpunkt der Heirat ist bekanntlich unbekannt. Ihr Namen wird anscheinend nicht weitergegeben. Die Schenkung von 1025 Mai 12 betrifft möglicherweise nicht sie. Die Bezeichnung matrona wird im Allgemeinen nur Witwen gegeben. Es ist jedenfalls auffällig, dass eine Frau ohne Nennung ihres Mannes eine so große Schenkung (100 Königshufen) erhält. Wenn sie eine Tante des Königs/Kaisers war, versteht man das, und auch, dass sie selber 1035 bei der Absetzung Adalberos nicht mitbestraft wurde [Für diesen mehrfach vorgebrachten Umstand fand ich nirgends einen Beleg.]. Selbst die enge Verbindung zwischen Herzog und Kaiser-Sohn, die KONRAD II. so in Rage brachte, gewänne glaubhafte Kontur, wenn es sich um einen angeheirateten Großonkel handelte, wie überhaupt die ganzen Peripetien zwischen „SALIERN“ und „EPPENSTEINERN“ Farbe annähmen, wenn es sich um innerfamiliäre Auseinandersetzungen handeln sollte. Selbst die einmal behauptete Thronkandidatur Liutolts bekäme dann Sinn [(1090) …defunctus est Liudolfus dux Carentinorum, cum et ipse appeteret regnum contra imperatorem Henrichum (Liber de unitate ecclesiae conservanda, c. 35, ed. Schwenkenbecher, MG SS rer. Germ. 39, S. 115 bzw. 263; Klaar, Eppensteiner…, Nr. 66b.) Lutolds Bruder Heinrich ist erst ab 1093 und nach Abtretung umfangreicher Güter und Ämter (Daugendorf, Vogtei Aquileja, Mark Krain). Dazwischen verwaltete nach Klaar HEINRICH IV. das Herzogtum selber, vielleicht war sein Misstrauen gegenüber den Kärntner Verwandten gerechtfertigt.].
    Über die Abfolge und Verwandtschaft der Herzöge von Kärnten s. Tafel 1. Zwischen 1047 und 1055 fehlt mangels Verwandtschafts-Beweis der 10., Welf, dann folgt der HEZELINIDE Konrad und dessen Schwiegersohn Berthold v. Zähringen. Dieses Konrads Mutter wurde von Hlawitschka als Schwester Kaiser KONRADS II. wahrscheinlich gemacht [Eduard Hlawitschka, Die „Verwandtenehe“ des Gegenkönigs Hermann von Salm und seiner Frau Sophie. Ein Beitrag zu den Familienbeziehungen der rheinischen Ezzonen/Hezeliniden und des Grafenhauses von Formbach/Vornbach, in: Bayern. Vom Stamm zum Staat. FS f. Andreas Kraus z. 80. Geburtstag, hrsg. v. Konrad Ackermann et alii, 1, 2002, S. 19–51.].
    Bleibt die Frage nach dem schwäbischen Erbe. Bekannt ist nur eines im Landkreis Saulgau. Daugendorf (Touwondorf) war von dux Heinricus de Carinthia filius domini Marquardi in die Hand des Kaisers gegeben worden, und dieser vergab daraus 1093 Mai 12 [MG D H IV Nr. 431; Klaar, Eppensteiner…, Nr. 75.] 30 Mansen an das Kloster St. Gallen (wo Heinrichs Bruder Ulrich Abt war). Diese Besitztransaktion ist typisch für Reichslehen, die von ihren Inhabern an kirchliche Institute gegeben werden [Hans Constantin Faußner, Die Verfügungsgewalt des deutschen Königs über weltliches Reichsgut im Hochmittelalter, in: DA 29, S. 345–449.]. Dass es sich um ein Allod, gar ein von Herzog Hermann II. ererbtes, handelt, ist daher mehr als unwahrscheinlich. Schon angesichts der widersprüchlichen Deutungen und Erklärungen sollte man auf diesem Flugsand keine genealogischen Kartenhäuser erbauen.
    Meine Behauptung, Beatrix von Kärnten stamme aus dem salischen Hause, bleibt ohne endgültigen Beweis wie die bisherige Ansicht, aber sie ist sehr viel plausibler. Natürlich muss, wenn man sie nicht als eine der drei Töchter des Schwaben-Herzogs ansieht, deswegen noch nicht Hadewig von Nellenburg an ihre Stelle rücken, wie ich an anderm Ort vorgeschlagen habe vorgeschlagen habe [Spanheimer-Späne. Schachwappen und Konradinererbe, in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 25 (1999), S. 7–68.]; die dritte Tochter kann auch relativ bald nach dem Vater gestorben sein, ob verheiratet oder nicht.
    Zum Abschluss: Einige Eppensteinische Seitenverwandte, die höchstwahrscheinlich auch von Adalbero und Beatrix abstammen, lassen sich aus den Quellen ohne genauen Anschluss eruieren. Dagegen müssen wir alle Töchter, mit denen Tyroller seine EPPENSTEINER-Tafel auffüllt, und einen Ulrich, Bruder Adalberos, streichen. So haben wir nicht eine einzige Nachkommin der Beatrix, nur Söhne und Enkel, die Quellen ergeben mithin ein recht einseitiges Bild.
    Heinricus de Houerdorf (Heinrich von Hofendorf, Lks. Rottenburg a. d. Laaber) steht als erster nichtfürstlicher Intervenient in der Schenkungsurkunde für Daugendorf, ist also offensichtlich ein Erbberechtigter. 1096 steht sein Sohn (Covnrat filius Heinrici de Houators) an prominenter Stelle bei der Gründung von St. Lambrecht Zeuge.
    Heinrich könnte gemeint sein in einem Eintrag ins St. Galler Gedenkbuch, wohl aus der Zeit von Abt Ulrich (1077–1121): Marchwart, Liutpirch, Marchwart, Liutolt, Heinrihc, Hereman, Hereman, Heinrihc, Friderihc, Ruodpret. [Spanheimer-Späne. Schachwappen und Konradinererbe, in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 25 (1999), S. 7–68. Liber confraternitatum sancti Galli, ed. Piper, MG Libri confratern., Sp. 219. Klaar, Eppensteiner…, Nr. 40c.] Man erkennt unschwer die Eltern und vier der fünf Brüder der letzten Generation (es fehlt der einschreibende Abt, für dessen Memoria längst gesorgt war und nichts geopfert werden musste). Die letzten vier Namen stehen gewiss für nahe Verwandte. In Heinrich kann man den von Hofendorf erkennen. Anschließen könnte man ihn als einen jüngeren Bruder(ssohn) Marchwarts, in dessen Generation sonst Namensgut der Mutter nicht erscheint (weder salisches, noch schwäbisch-konradinisches). Heinrich von Hofendorf kann man nicht als einen Sohn des noch vor dem Vater verstorbenen Markward ansehen, denn der könnte 1096 nicht schon einen zeugnisfähigen Sohn gehabt haben.
    Ob Friedrich der (wie es sonst scheint, früh verstorbene) Bruderssohn von Herzog Adalbero ist, muss ich gleichfalls offenlassen [Zu ihm Klaar, Eppensteiner…, Nr. 47.].
    Das Erscheinen eines zweiten Hermann, der wohl so ähnlich wie Heinrich einzureihen ist, gibt natürlich auch diesem Namen eponymisches Gewicht. Es könnte sich vielleicht um einen Bruder der Liutbirg handeln, wenn man den Namen erst mit ihr in die Familie kommen lassen will. Ich glaube übrigens nicht, dass sie aus dem bayerisch-kärntnischen Raum kommt, und schon gar nicht ist sie eine Tochter der „WILHELME und LIUTOLDE“, wie Tyroller will, um den Namen ihres Sohnes zu erklären.

    Tafel 1: (Siehe Grafik)



    Gestorben:
    23.2.

    Beatrix heiratete von Eppenstein, Adalbero in 1019. Adalbero wurde geboren um 980; gestorben in Nov 1039; wurde beigesetzt in Geisenfeld [85290],Pfaffenhofen an der Ilm,Bayern,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]


  4. 5.  von Schwaben, Berthold Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Hermann1) wurde geboren in 992; gestorben in 993.

    Notizen:

    Geburt:
    Anfang 992

    Gestorben:
    Anfang 993


  5. 6.  von Schwaben, Hermann III. Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Hermann1) wurde geboren um 994; gestorben am 1 Apr 1012.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 1003-1012, Schwaben,Deutschland; Herzog von Schwaben

    Notizen:

    Hermann III.
    Herzog von Schwaben (1003-1012)
    ca 994/vor 1.995-1.4.1012
    (991/92 Hlawitschka)
    2. Sohn des Herzogs Hermann II. von Schwaben aus dem Hause der KONRADINER und der Gerberga von Burgund, Tochter von König Konrad

    Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 7, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    IX. 20. HERMANN III., Herzog von Schwaben 1003
    * nach 1000,vor 1002, + 1012 1. IV.

    Anmerkungen: Seite 130
    IX. 20. Hermann III.

    siehe Bollnow,a.a.O. Seite 29

    Althoff Gerd: Seite 386, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    H 8 Me: 1.4. Herimannus dux + 1012 Hermann III., Herzog von Schwaben

    (Es.) Hermann III., der Sohn Hermanns II. von Schwaben (siehe dazu H 5) und der Gerberga (H22), der Tochter Konrads von Burgund (K 38) starb 1012, ohne volljährig geworden zu sein.
    Vgl. Hirsch, Jbb. Heinrichs II. 1, S. 272 und 343; FW H 17 mit weiteren Hinweisen.

    Glocker Winfrid: Seite 324, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VII. 41. HERMANN III.
    * c 994, v 995 I, + 1012 IV 1
    1003 Herzog von Schwaben

    Den Filiationsbeleg für Herzog Hermann III. von Schwaben bringen die Annales sangallenses maiores a. 1002, SS I 81, die Miraculae S. Verenae c. 21, S. 61, und die Chronik Hermanns von Reichenau a. 1004, SS V 118.
    Die Geburtszeit ist nach Hlawitschka, Untersuchungen Kap. III d mit Anm. 103, auf vor Januar 995 anzusetzen.

    Schwennicke Detlev: Tafel 9, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1,"

    HERMANN III.
    * vor X. 995, + 1.IV.1012
    1003 HERZOG von SCHWABEN

    Durch Hermann von Reichenau wissen wir von drei Töchtern und einem Sohn Hermanns II. Wenn dem Herzog seine Gemahlin zunächst filias satis geboren hatte, er jedoch filios non habebat, weswegen er schließlich zur Wallfahrt um den Sohn, der ihm dann auch geboren wurde, Zuflucht nahm, dann werden die Töchter gewiß vor dem Sohn Hermann III. zur Welt gekommen sein. Und da es - was bislang nicht beachtet wurde - einen Anhaltspunkt gibt, nach dem Hermann III. bereits im Januar 1007 bereits als rechtsfähig galt, er also spätestens im Januar 992 geboren wurde. Freilich ist nicht völlig auszuschließen, ja sogar wahrscheinlich, dass Hermann III. angesichts der seit 1003 vakanten Herzogsposition nach dem älteren und außerhalb Alemanniens wohl noch länger gültigen Usus schon mit dem vollendeten 12. Lebensjahr mündig erklärt wurde. Dann aber war Hermann III. wohl spätestens im Januar 995 geboren worden. Dazu stimmt, dass Hermann III. beim Tode seines Vaters am 4. Mai 1003 noch ein parvulus war, zu 1004 als adhuc puerulus bezeugt wird und, als er am 1. April 1012 starb, ein puer bzw. adolescentulus war wie auch größtenteils einfach nur dux bezeichnet wurde. Für den unmündigen Hermann III. führte sein Vetter, König HEINRICH II., die Regentschaft.

    Stälin Paul Friedrich: Seite 194, "Geschichte Württembergs"

    Nach Hermanns II. Tode übergab König HEINRICH das Herzogtum wohl besonders mit Rücksicht auf seine verwandtschaftlichen Beziehungen an dessen noch im Kindesalter stehenden Sohn Hermann III. (1003-1012). Allein derselbe starb noch in jugendlichem Alter und unvermählt im April 1012 als der letzte Herzog aus jenem fränkischen Hause, welches seit den Tagen König HEINRICHS I. unter mannigfachen Wechselfällen das schwäbische Herzogtum meistens innegehabt hatte. Seine Schwestern beerbten ihn. Während er an der Spitze Schwabens gestanden, war König HEINRICH II. im März 1004 mit einem Gefolge von Schwaben, Franken und Lothringen durch O-Schwaben nach Italien gezogen und hatte sich allda die lombardische Krone aufgesetzt; auch hatte er im Sommer des Jahres zu Zürich einen allgemeinen Landfrieden für Schwaben beschwören lassen, - die erst, hinsichtlich ihrer Bedeutung freilich bestrittene Nachricht dieser Art.

    Weinfurter, Stefan (Hg.): Band I Seite 226,258/Band II Seite 510, "Die Salier und das Reich"

    Nach Hermanns II. und seines über das Knabenalter kaum hinausgelangten Sohnes (Herzog Hermann III., 1003-1012) Tod erbten die Töchter, von denen er "hinreichend viele" hatte: Mathilde, Gisela und Beatrix.
    Die Vormundschaft über den Herimannus puer, den unmündigen Herzog Hermann III., hatte König HEINRICH II. 1003 zumindest faktisch selbst übernommen [Vgl. Thietmar, Chronicon VI, 9 (wie Anmerkung 36), Seite 284 bzw. 252: (HEINRICH II.) Alemanniae fines, nuper a ducis Herimanni solatioprivatos filioque eius et equivoco adhuc puerlo deditos, ad regendum et confirmandum invadit. - Zotz, Der Breisgau (wie Anmerkung 17), Seite 175: Gerberga sei Vormünderin geworden, mit Verweis auf Ch. F. Stälin, Wirttembergische Geschichte, Band 1, Stuttgart/Tübingen 1841, Seite 471f., wo solches aber nicht gesagt und daher nicht belegt wird.] - Hermann III. war sein Vetter, denn beide waren Enkel König Konrads von Burgund, beider Mütter waren Halbschwestern. Diese Vormundschaft markiert den grundlegenden Wandel, der, vorbereitet durch OTTO III., nun im Verhältnis des Königtums zur Herzogsgewalt in Schwaben Platz griff. An die Stelle der Selbständigkeit trat die mittelbare oder unnmittelbare Kontrolle oder gar Ausübung der schwäbischen Herzogsgewalt durch das Königtum selbst. War im 10. Jahrhundert das alemannische Herzogtum "Erbe des Königtums in einem karolingischen regnum" geworden, so strebte nun das Königtum danach, das Erbe des schwäbischen Herzogtums anzutreten. Umso wichtiger und politisch brisanter wurde der Erbgang des konradinischen Familiengutes, das, wie schon angedeutet, in dem knappen Jahrhundert der Selbständigkeit der Herzogsgewalt mit dem "Herzogsgut", dem ehemaligen Fiskus, verschmolzen worden, freilich auch in viele Erbgänge eingeflossen war. Die Unruhen in Schwaben, deren HEINRICH II. 1004 in Zürich Herr zu werden suchte, dürften mit der Neubestimmung von Königs- und Herzogsherrschaft zusammenhängen. In diesem Kontext waren die Ehen der Schwestern Hermanns III., Cousinen HEINRICHS II., von großer politischer Bedeutung, da sie ihren Gatten konradinischen Besitz und damit Teile der bisherigen materiellen Grundlage der Herzogsherrschaft vermittelten.
    Die königliche Verfügungsgewalt nahm oft allerdings erneut auf ein gewisses Erbrecht Rücksicht: 973 erhielt Otto, der Sohn Liudolfs von Schwaben, paternum ducatum (Seite 116), 995 folgten Heinrich in Bayern, 1004 Hermann in Schwaben jeweils ihrem gleichnamigen Vater nach, letzterer, obwohl er noch ein Knabe war; Hermann von Reichenau kritisierte das Minderjährigkeitsregiment keineswegs, sondern nennt Hermann omni populo acceptabilis. 1012 folgte Ersnts seinem Schwager Hermann, dem Bruder seiner Gemahlin.
    Die Niederlage des schwäbischen Herzogs Hermann II. im Kampf um die deutsche Königskrone nutzte HEINRICH II. zu einer tiefgreifenden Umgestaltung der verfassungsrechtlichen Stellung und wirtschaftlichen Machtbasis des Herzogs von Schwaben. Eine von mehreren besonders einschneidenden Maßnahmen, die das Beziehungsgefüge zwischen König und schwäbischen Reichsklöstern erneuerten und die Herzogsgewalt ausschalteten, war die Verlegung des mit Reichsgut gegründeten Herzogskloster auf dem Hohentwiel nach dem geographisch günstiger gelegenen Stein, am Ausfluß des Rheins aus dem Bodensee, im Jahre 1004/05, das HEINRICH II. 1007 an Bamberg übertrug.

    Weinfurter, Stefan: Seite 63,199, "Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten"

    In Schwaben selbst führten freilich der frühe Tod Hermanns II. am 5. April 1003 und der Übergang der Herzogswürde auf dessen minderjährigen Sohn Hermann III. (1003-1012) zu einer deutlichen Krise der Herzogsgewalt. Weitgehend ohne Gegenwehr konnte der neue König die herzoglichen Machtgrundlagen verkleinern und herzogliche Mittelpunkte (Hohentwiel, Breisach, Zürich) in Schwaben an sich ziehen. Statt der Münzprägung des Herzogs setzte die des Königs ein, wie in Zürich. Im Elsaß, wo sich mit Straßburg der Mittelpunkt der konradinischen Herzogsherrschaft etabliert hatte, übertrug HEINRICH II. die Grafschaftsgewalt einem Verwandten, dem Grafen Gerhard.
    Ähnliches gilt für die mächtige rhein- und mainfränkische Adelsfamilie der KONRADINER. In weiblicher Linie gehörte ihr Erzbischof Heribert von Köln an, der große Gegner HEINRICHS II. Eine Kernzone konradinischer Interessen bildete das Herzogtum von Schwaben. Auch über den Tod des jungen Herzogs Hermann III. (1012), des letzten männlichen Vertreters der schwäbischen Linie, hinaus blieb dort die Gegnerschaft zu HEINRICH II. bestehen.

    Literatur:

    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 377 H 8 - Bollnow, Hermann: Die Grafen von Werl. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte des 10. bis 12. Jahrhunderts. Dissertation Stettin 1930 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 28,67 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 3 Seite 7,130 - Bühler, Heinz: Adel, Klöster und Burgherren im alten Herzogtum Schwaben. Gesammelte Aufsätze. Anton H. Konrad Verlag 1997 Seite 704,752/53,903 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 226,230,258/Band II Seite 510 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 32,36 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 324, 350 - Hermann von Reichenau: Chronicon. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 654,656,658 - Hirsch, Siegfried: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II., Verlag von Duncker & Humblot Berlin 1864 Band I Seite 272,343- Hlawitschka, Eduard: Konradiner-Genealogie, unstatthafte Verwandtenehen und spätottonisch-frühsalische Thronbesetzungspraxis. Ein Rückblick auf 25 Jahre Forschungsdisput. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2003 Seite 17,23,175 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 51,137-139, 169 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 403,418 - Keller Hagen: Kloster Einsiedeln im ottonischen Schwaben. Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1964 Seite 69,122,150,153,158,161 - Lechner Karl: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar 1992, Seite 55,321 A 35 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 90 - Stälin, Paul Friedrich: Geschichte Württembergs, Gotha 1882 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 91,95,98,101,106 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 175 -
    Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 9 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 10 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 252,328,368 - Weller, Karl: Geschichte des schwäbischen Stammes bis zum Untergang der Staufer. München und Berlin 1944 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1999, Seite 63,199 - Wolf Armin: Zur Königswahl Heinrichs II. im Jahre 1002. Verwandtschaftliche Bedingungen des Königswahlrechts. in: Genealogisches Jahrbuch Band 42 Verlag Degener & Co. Neustadt a.d.Aisch 2002, Seite 44 - Wolfram, Herwig: Konrad II. 990-1039. Kaiser dreier Reiche. C.H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München 2000 Seite 42,49,51- Zettler, Alfons: Geschichte des Herzogtums Schwaben. Verlag W. Kohlhammer GmbH Stuttgart 2003 Seite 156,161-163 - Zotz, Thomas: Der Breisgau und das alemannische Herzogtum (Vorträge und Forschungen, Sonderband 15), Sigmaringen 1974 -

    Geburt:
    ca 994/vor 1.995

    Gestorben:
    (991/92 Hlawitschka)



Generation: 3

  1. 7.  von Kärnten, Konrad II. Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Mathilde2, 1.Hermann1) wurde geboren um 1003; gestorben am 20 Jul 1039.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Nahegau (Grafschaft),Deutschland; Graf im Nahegau
    • Titel/Amt/Status: Speyer [67346],Speyer,Rheinland-Pfalz,Deutschland; Graf im Speyergau
    • Titel/Amt/Status: 1036-1039, Kärnten,Österreich; Herzog von Kärnten

    Notizen:

    Konrad II. der Jüngere
    Herzog von Kärnten (1036-1039)
    Graf im Speyer- und Nahegau
    um 1003-20.7.1039
    Ältester Sohn des Herzogs Konrad I. von Kärnten und der Mathilde von Schwaben, Tochter von Herzog Hermann II.

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 1343

    Konrad II. der Jüngere, Herzog von Kärnten 1036-1039
    * um 1002, + 20. Juli 1039

    Aus der "Wormser Linie" der SALIER, Sohn Konrads I., Herzog von Kärnten, und der Mathilde, Tochter Herzog Hermanns II. von Schwaben.

    Nach dem Tode des Vaters wurde Konrad der Jüngere bei der Nachfolge im Herzogtum Kärnten zugunsten Adalberos von Eppenstein übergangen, den er 1019 gemeinsam mit seinem Vetter Konrad "dem Älteren"im Kampf um das Erbe Herzog Hermanns II. von Schwaben bei Ulm besiegte. Bei der Königswahl in Kamba 1024 ermöglichte er als wichtigster Gegenkandidat durch seine Zustimmung die Wahl seines älteren Vetters KONRAD II. Dafür zu wenig belohnt, empörte er sich 1025 gemeinsam mit Herzog Ernst II. von Schwaben und Friedrich II. von Ober-Lothringen gegen KONRAD II., mußte sich aber 1027 unterwerfen; seine wichtigsten Burgen wurden gebrochen. Nach der Absetzung Herzog Adalberos (1035) erreichte er 1036 von KONRAD II. die Belehnung mit dem um die Karantanische Mark (Steiermark) verkleinerte Herzogtum Kärnten, wo er jedoch kaum über Besitz verfügte. 1036/37 begleitete er Kaiser KONRAD II. nach Italien, wo ihm und dem Patriarchen Poppo von Aquileia der gefangene Erzbischof Aribert von Mailand anvertraut wurde, der jedoch bald entfliehen konnte. Nach Konrads Tod behielt König HEINRICH III. Kärnten in seiner Hand, obwohl Konrad vielleicht einen gleichnamigen Sohn hinterlassen hatte.

    Literatur:

    H. Bresslau, JDG K II., 2 Bde, 1879/84 [Nachdr. 1967] - A. v. Jaksch, Gesch. Kärntens I, 1928 - C. Fräss-Ehrfeld, Gesch. Kärntens I, 1984, 134ff. - E. Boshoff, Die Salier, 1987 - D. Mertens, Vom Rhein zur Rems (Die Salier und das Reich, I, hg. St. Weinfurter, 1991, 221-252.

    Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 7, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    X. 22 a. KONRAD, Herzog von Kärnten 1036 2. II.
    * ca. 1004, + 1039 20. VII.

    Anmerkungen: Seite 133
    X. 22. Konrad

    siehe Bollnow 30, der die Geburtszeit ohne Grund früher ansetzt.

    Glocker Winfrid: Seite 336, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VIII, 7 KONRAD II. DER JÜNGERE
    * c 1003, + 1039 VII 20

    1024 Thronkandidat (Konrad der Jüngere), Graf im Wormsgau, Speyer- und Nahegau, 1036 Herzog von Kärnten

    Ältester Sohn des Herzogs Konrad I. von Kärnten und der Mathilde von Schwaben, Tochter von Herzog Hermann II.

    Die Geburtszeit Konrads des Jüngeren ergibt sich aus der Heiratszeit seiner Eltern und der Geburt seines jüngeren Bruders Bruno.
    Zum Todestag vgl. Steindorff, Jbb. Heinrichs III. Band 1., S 58.

    Schwennicke Detlev: Tafel 12, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    KONRAD II. DER JÜNGERE

    * (1003), + 20.VII 1039 Begraben: Worms Dom

    1024 Thronmkandidat
    Graf im NAHE-,SPEYER-und WORMSGAU
    1036/39 Herzog von KÄRNTEN

    Kinder: ??

    Cuno, verkauft BRUCHSAL an König HEINRICH IV., 1056

    Konrad II. der Jüngere verlor Kärnten an Adalbero von Eppenstein, bekriegte ihn zusammen mit dem namensgleichen Vetter in Worms und verjagte Adalbero nach der Schlacht bei Ulm 1019 aus Schwaben. Konrad II. der Jüngere, wie sein Vetter Ur-Ur-Enkel OTTOS I., unterlag am 4.9.1024 Konrad dem Älteren in Kamba bei der Wahl zum deutschen König. Er war vor allem der Kandidat des Adels Lothringens und des Erzbischofs Pilgrim von Köln. Obwohl er sich verpflichtete, die Wahl seines Vetters anzuerkennen, unterstütze er im Folgejahr im Bunde mit Welf II. dessen Stiefsohn Ernst II. von Schwaben gegen den König. Während des Italienzuges KONRADS II. erhoben sie sich erneut und der zu ihrer Bekämpfung entsandte Herzog Ernst II. schloß sich ihnen an. Nach des Kaiser Rückkehr mußten sie sich unterwerfen. Nach der Absetzung des EPPENSTEINERS in Kärnten wurde 1036 Konrad als Herzog eingesetzt, wo er aber machtlos blieb.

    Trillmich Werner: Seite 309, "Kaiser Konrad II. und seine Zeit"

    Der gerade mündig gewordene Konrad "der Jüngere" besiegte 1019 gemeinsam mit seinem Vetter Konrad in einem blutigen Treffen den Herzog Adalbero von Kärnten, der in Schwaben die Erbansprüche seiner Gemahlin Beatrix verfocht. Die beiden Vettern wurden, wie üblich, mit Verbannung bestraft, allerdings nach wenigen Monaten begnadigt.
    Die Partei des jüngeren Konrads bestand bei der Königswahl von 1024 vornehmlich aus Lothringern. Ihr geistiges Haupt dürfte der Erzbischof Pilgrim von Köln gewesen sein, dem es darauf ankam, einen vollen Erfolg seines Oheims Aribo von Mainz zu verhindern. Die Wahl des eigenen Kandidaten zu erzwingen, bestand keine Hoffnung, da er nicht über die Reichsinsignien verfügen konnte. Nach einer Aussprache mit seinem Vetter Konrad dem Älteren gab Konrad auf und erklärte sich bereit, als erster der weltlichen Großen für den Verwandten zu stimmen. Gewiß hat der Wormser Großgraf für sein Zurücktreten Entschädigung gefordert und Zusicherungen erhalten. Ob es ihm dabei um künftigen Einfluß bei Hofe, um Gütererwerb, um die Entfernung Adalberos von Eppenstein aus dem Kärntner Herzogsamt oder um Zugeständnisse an seine Anhänger ging, wissen wir nicht. Die unzufriedenen Lothringer mit Erzbischof Pilgrim brachen daraufhin die Zelte ab und beteiligten sich nicht an der Wahl.
    Am Ostertage 1025 kam es in Augsburg zu einer unliebsamen Auseinandersetzung mit Konrad von Worms, der im Vertrauen auf Versprechungen des Vetters bisher vergeblich auf eine angemessene Entschädigung für den Rücktritt von der Thronkandidatur gewartet hatte. Der König wies alle seine Vorwürfe mit solcher Schärfe zurück, dass es zum offenen Bruch zwischen den Verwandten kam. Zutiefst gekränkt, im Gefühl, schändlich betrogen zu sein, verließ der jüngere Konrad den Hof, um die lothringischen Verwandten aufzusuchen, die noch immer der Versöhnung mit dem neuen Herrscher auswichen.
    Anfang September 1027 unterwarf sich Konrad der Jüngere. Obwohl er nicht am militärischen Aufruhr teilgenommen hatte, verurteilte ihn das Hofgericht zu ritterlicher Haft fern von seinen Gütern, sprach ihm die Lehen ab und verfügte die Zerstörung einiger Befestigungen. Trotzdem dürfte der Herrscher nicht nur wegen der treuen Dienste, die ihm Bruno, der Bruder des Gemaßregelten, als Italienkanzler leistete, sondern auch in Anbetracht eigener Versäumnisse baldige Begnadigung in Aussicht gestellt haben.
    Nach der Absetzung des Herzogs Adalbero blieb das Herzogtum Kärnten vakant. Inzwischen aber bewarb sich um sein bisheriges Reichsamt Konrad von Worms in der Erwartung, nun endlich den lange geforderten Rang einnehmen zu können, den Vater und Großvater innegehabt hatten. Bischof Bruno von Würzburg mag den Bruder vorsorglich zu schnellstem Erscheinen bei Hofe aufgefordert haben. Aber noch gelangten die salischen Vettern zu keiner Einigung über des künftigen Herzogs Gegengabe an das Reich. Zu Verhandlungen darüber traf Bruno deshalb wenig später in Mainz erneut mit Pilgrim von Köln, dem Vertreter der mächtigen ARIBONEN, zusammen. Erst zu Lichtmeß, am 2. Februar 1036, verlieh KONRAD II. endlich seinem Vetter und einstigen Rivalen das vakante Reichsamt mit Verona, Friaul und Istrien, aber ohne die Karantanenmark Steier. Als Gegengabe forderte und empfing er die Grundherrschaft Bruchsal zurück, die Otto, der Großvater beider Vertragspartner, im Jahre 1002 aus Königsgut für die Abtretung der Pfalz Worms an Bischof Burkhard bekommen hatte. Wichtigste Aufgabe des neuen Herzogs mußte es sein, das von Parteiungen heimgesuchte Land schnell zu befrieden, um für den bevorstehenden Italienzug des Kaisers die Sicherheit der Straßen in den Süden gewährleisten zu können. Gestützt auf das schmale Herzogsgut allein wäre er schwerlich imstande gewesen, die in ihn gesetzten Erwartungen zu erfülllen.

    Mertens Dieter: Band I Seite 234-240, "Von Rhein zur Rems" in: Die Salier und das Reich

    Dem jüngeren Konrad wird sein Vetter für die Zustimmung zur Wahl "sehr reale und nicht unbedeutende Versprechungen" gemacht haben, durch deren Erfüllung er in eine königsnahe Position gelangt wäre. Doch König KONRAD hat seinem Vetter eine solche Stellung nicht verschafft, und diese Unterlassung bedeutete zweifellos eine "offensio"; darin sah man die Ursache für den an Ostern 1025 ausgebrochenen Streit zu sehen haben. In diesem Streit fand Konrad der Jüngere bei opponierenden Lothringern, insbesondere bei der ihm durch die zweite Ehe seiner Mutter Mathilde mit Herzog Friedrich II. von Ober-Lothringen entstandenen Verwandtschaft, zeitweilig Rückhalt, wobei er auch mit dem aufständischen schwäbischen Herzog Ernst II. Verbindung aufnahm. 1027 hat Konrad der Jüngere sich unterworfen und - nach leichter Gefangenschaft und zeitweiliger Verbannung - letztlich nur die Zerstörung seiner befestigten Plätze hinnehmen müssen, ansonsten aber seinen früheren Rang zurückerhalten. Doch eine herausragende Stellung in größerer Königsnähe bedeutete dies nicht. Den fränkischen dux-Titel, den ihm die Chronisten zubilligen und den er auch in einem um seine Mutter Mathilde zentrierten Reichenauer Memorialeintrag von 1025 führt (Cuonradus dux), trägt Konrad der Jüngere bei seinem ohnehin nur einmaligen Vorkommen in den Urkunden seines königlichen Vetters nicht (Chuono).
    Auch ist Konrad der Jüngere nicht mehr als Träger der möglicherweise noch von seinem Vater innegehabten Weißenburger Lehen im Pfinzgau nachzuweisen. Signifikant ist insbesondere die Tatsache, dass Konrad der Jüngere am salischen Totengedenken keinerlei Anteil hat. Er ist nicht an einer Gedenkstiftung für seine im Wormser Dom bestatteten Vorfahren beteiligt. Die Königslinie adoptierte 1033 Konrads des Jüngeren lothringische Halbschwestern und machte 1034 die Totensorge auch für Konrads des Jüngeren Eltern zu ihrer Sache. König KONRAD II. scheint seinen Vetter darauf verwiesen zu haben, ein eigenes, nichtkönigliches Geschlecht zu begründen.
    Auf dem Hoftag zu Augsburg an Lichtmeß 1036 wurde Konrad das Herzogtum Kärnten zugesprochen. 1056 wird in einer Urkunde HEINRICHS III. die Schenkung der curtis Bruchsal samt dem zugehörenden Forst Lußhardt an die bischöfliche Kirche zu Speyer beglaubigt. Dies geschah unter der Voraussetzung, dass Konrad der Jüngere am 20.7.1039 kinder- oder zumindest söhnelos verstorben sei. Andererseits mußte sie dann vor Lichtmeß 1036 vollzogen worden sein, denn der dominus Cuono trägt keinen Herzogstitel.
    Die Identifizierung des tradierenden dominus Cuno mit Konrad dem Jüngeren ist ja keineswegs zwingend. Denn die Prämisse, Konrad der Jüngere sei söhnelos gestorben, besitzt nur die Qualität eines argumentum e silentio, die überdies den negativen Quellenbefund dezidiert einengt. Sie beruht auf dem Schluß, Konrad der Jüngere könne keinen Erben oder Sohn gehabt haben, weil die Quellen ihn nicht nennen. Doch die Quellen, die den Tod Konrads des Jüngeren vermelden, wollen keine genealogischen Mitteilungen machen. Deshalb scheint es weniger gezwungen, den 1056 von HEINRICH III. genannten consanguineus noster dominus Cuono, der ihm den Hof Bruchsal und den zugehörigen Forst Lußhardt übereignete, als einen lebenden Erben Bruchsals und damit als einen Erben Konrads des Jüngeren anzusehen, also anzunehmen, Konrad der Jüngere könne 1039 einen Erben hinterlassen haben, der jedoch noch unmündig war, so dass die Familie ihre Kärntner Stellung verlor und aus der großen Politik ausschied, aber ihr wichtiges Bruchsaler Allod behalten konnte. Im Jahre 1056 verlor der Erbe von Bruchsal dieses Erbe und damit wohl seinen fränkischen Hauptbesitz.
    Da die Machtgrundlage Konrads des Jüngeren sich aus väterlicherseits ererbtem ("salischen") und aus dem von seiner Mutter Mathilde ererbten (konradinischen) Besitz zusammengesetzt haben muß und die Preisgabe Bruchsals das väterliche Erbe schmälerte, steht zu vermuten, dass nunmehr der von Mathilde herrührende, auf Herzog Hermann II. zurückgehende Besitz relativ an Bedeutung gewann.
    Da der dominus Cuono mit Bruchsal und dem Forst Lußhardt einen sehr bedeutenden Sitz an den König abtrat, dürfte er von HEINRICH III. einen Ersatz erhalten haben, vergleichbar dem Vorgang des Jahres 1002, als Otto "von Worms" Bruchsal als Ersatz für die aufgegebene Wormser Burg erhalten hat.

    oo N.N.
    Kinder:
    - Richwara
    oo Berthold I. Herzog von Kärnten -5./6.11.1078
    - Konrad ?

    Literatur:
    Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 10,26,29,33,36,41, 44,58,60-64,66,79,96 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 3 Seite 7,133 - Bresslau, Harry: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II. 3 Bände Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1879 - Das Haus Württemberg. Ein Biographisches Lexikon. W. Kohlhammer Verlag GmbH 1997 Seite 5,6 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 8,30,35,66,224,232-235,238,241,251,255, 258,484/ Band II Seite 2/Band III Seite 305,320,498 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 28,36,39,63,69,72,78,94, 133,135,138,160,178,195,197 - Goez Elke: Beatrix von Canossa und Tuszien. Eine Untersuchung zur Geschichte des 11. Jahrhunderts, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995, Seite 136 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 75,79,82-85,169 - Lechner Karl: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar 1992, Seite 32, 46 - Pohl Walter: Die Welt der Babenberger. Schleier, Kreuz und Schwert, hg. von Brigitta Vacha, Verlag Styria, Seite 84,94 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 331,333 - Schwarzmaier Hansmartin: Von Speyer nach Rom. Wegstationen und Lebensspuren der Salier. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992, Seite 17,45-49, 51,63,121 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 12 - Steindorff, Ernst: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich III., Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963 Band 1, Seite 58 - Trillmich Werner: Kaiser Konrad II. und seine Zeit. Europa Union Verlag Bonn 1991 Seite 309 - Wolfram, Herwig: Konrad II. 990-1039. Kaiser dreier Reiche. C.H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München 2000 Seite 27,35,41,43-46,57-62,68,78-80,84,90-94,96,103,106,131,135,137,140,142,196, 206,210,298,309,338,345,353,362 -


  2. 8.  von Kärnten, Brunovon Kärnten, Bruno Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Mathilde2, 1.Hermann1) wurde geboren um 1004; gestorben am 27 Mai 1045 in Persenbeug [3680],Niederösterreich,Österreich; wurde beigesetzt in Würzburg [97070],Würzburg (Stadt),Bayern,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Beruf: 14.4.1034-1045, Würzburg [97070],Würzburg (Stadt),Bayern,Deutschland; Bischof von Würzburg

    Notizen:

    Neue Deutsche Biographie - Brun

    Bischof von Würzburg, * um 1005, † 27.5.1045 Persenberg Persenbeug (begraben Würzburg).

    Als nahem Verwandten des salischen Königshauses standen B. alle hohen Reichsämter offen. Nachdem er sich als königlicher Kaplan und als Königsbote und seit 1027 als Kanzler für Italien bewährt hatte, erhob ihn 1034 Konrad II. auf den wichtigen Würzburger Bischofsstuhl. Das enge Verhältnis zu Konrad verdichtete sich unter dessen Sohn noch weiter, er gehörte zu den einflußreichsten Kirchenfürsten unter Heinrich III. und war einer der wenigen Männer, die damals häufiger und auch außerhalb ihres Amtsbereiches intervenierten. Er begleitete Heinrich III. auf seinem Umritt durch das Reich und warb 1042 für ihn um Agnes von Poitou. Damit wurde die Ehe des Königs, gegen die viele Zeitgenossen wegen zu naher Verwandtschaft Bedenken erhoben hatten, von einem der angesehensten und gelehrtesten Reichsbischöfe sanktioniert. Neben seiner Tätigkeit im Dienste des Königs begann er den Neubau des Würzburger Doms und legte als einer der wenigen literarisch tätigen Bischöfe seiner Zeit einen großen Kommentar zu den Psalmen an, wobei er die Einführung wie auch den Kommentar selbst aus Stücken zusammensetzte, die er den Kirchenvätern entnahm. Ob er auch eine Schrift gegen die Simonisten verfaßt hat, bleibt ungewiß.



    Name:
    Bruno von Würzburg

    Begraben:
    Dom


  3. 9.  von Kärnten, N. Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Mathilde2, 1.Hermann1)

    Notizen:

    verm. oo Hezelin I. Graf im Bonngau , Graf zu Zülpich um 985- um 1033 (Bruder Ezzos)


  4. 10.  von Oberlothringen, Friedrich III. Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Mathilde2, 1.Hermann1) wurde geboren um 1012; gestorben in Mai 1033.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 1026/1027-1033, Oberlothringen; Herzog von Oberlothringen

    Notizen:

    Friedrich III.
    Herzog von Ober-Lothringen (1026/27-1033)
    um 1012-18./20.5.1033 (22. Mai 1033 Hlawitschka)
    Einziger Sohn des Herzogs Friedrichs II. von Ober-Lothringen aus dem Hause BAR und der Mathilde von Schwaben, Tochter von Herzog Hermann II.

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 951, Friedrich III., Herzog von Ober-Lothringen
    + Mai 1033
    Sohn Herzog Friedrichs II. und der Mathilde von Schwaben

    Folgte zwischen 1027 und 1032 seinem Großvater Dietrich I. Nach Friedrichs III. Tod ermöglichte es König KONRAD II., die beiden lothringischen Herzogtümer zugunsten von Gozelo, 1033-1044 Herzog von Nieder-Lothringen, neu zu ordnen.

    Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 7, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    X. 24 b. FRIEDRICH III., Herzog von Ober-Lothringen 1026/27
    * ca. 1020, + 1033

    Anmerkungen: Seite 133
    X. 24. Friedrich III.

    siehe Hofmeister, Mitt. Inst. Öst. Gf. 38, 504f. Nicht der Vater (Friedrich II., der schon kurz vor seinem Vater Dietrich gestorben war), sondern der Sohn Friedrich starb 1033. Danach sind die Angeben von Parisot, Lorraine 435, zu berichtigen.

    Thiele, Andreas: Tafel 50, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

    FRIEDRICH III.
    * um 1010, + 1033

    1026/27 Herzog von Lothringen

    Trillmich Werner: Seite 289, "Kaiser Konrad II. und seine Zeit"

    Ende Mai erlosch das oberlothringische Herzogshaus BAR im Mannesstamme. Nach dem Tode Friedrichs III., der kein hohes Alter erreicht haben dürfte, nahm Kaiserin Gisela seine Schwestern Beatrix und Sophie, ihre Nichten, zu sich an den Hof, um ihre Erziehung zu vollenden und sie standesgemäß zu verheiraten. Im Besitz reicher Allodien waren die jungen Damen begehrte Partien, deren Zukunft für die Reichspolitik recht bedeutend werden sollte.

    Wolfram, Herwig: Seite 202, "Konrad II. 990-1039. Kaiser dreier Reiche."

    Als 1026/27 sowohl Dietrich I. wie Friedrich II. ziemlich gleichzeitig - unbekannt ist, wer vor wem - starben, übernahm Friedrich III., der Neffe Giselas, bis zum Jahre 1033 das oberlothringische Herzogtum. Mit seinem frühen kinderlosen, jedenfalls söhnelosen Tod ging das Herzogtum in die königliche Verfügungsgewalt über.

    Goez Elke: Seite 10-12, "Beatrix von Canossa und Tuszien. Eine Untersuchung zur Geschichte des 11. Jahrhunderts"

    Spärlich sind die Nachrichten über Beatrix bis zu ihrer ersten Eheschließung. 1012 oder kurz danach hatte ihr Vater, Herzog Friedrich II. von Ober-Lothringen, die KONRADINERIN Mathilde geheiratet, die älteste Tochter Herzog Hermanns II. von Schwaben und Witwe Herzog Konrads von Kärnten. Diese ist letztmals 1030 bezeugt, als sie während des Osterfestes am Königshof in Ingelheim weilte. Ihr einziger Bruder fand bereits 1032 oder 1033 den Tod [4 Vgl. Chron. s. Michaelis, SS IV, Seite 84: cunctis morbio absumptis, duce Theoderico, filio eius, et filio filli, exceptis duabus puellulis Sophia et Beatrice [...]. Das Chronicon sancti Michaelis ist ein wertvolles Zeitzeugnis, da es während der Amtszeit des Abtes Nantheruus (1021-1044) entstand, vgl. Grosdidier de Matons, Comte, Seite 6f. Jean de Bayon, Chronicon, preuves, col. CCXVIII: Cui [= Theodericus] Fridericus et filio nepos, quia ipse aeauivocus filius ante obierat, succedens, parvis diebus Lotharingis praefuit. Vgl. Parisot, Origines I, Seite 438f. Jean de Bayon, Chronicon, Seite 236, berichtet, daß Beatrix und Sophie noch eine dritte Schwester gehabt hätten, die an einen elsässischen Fürsten verheiratet worden sei. Parisse, Noblesse lorraine I, Seite 53 Anmerkung 187, hält dies zurecht für höchst unwahrscheinlich, zumal weder der Name dieser Schwester noch der ihres Gatten überliefert ist. Außerdem ist Jean de Bayon eine späte, häufig unzuverlässige Quelle.].

    Mertens, Dieter: Seite 244, "Vom Rhein zur Rems. Aspekte salisch-schwäbischer Geschichte" in: Die Salier und das Reich

    Adalberts von Calw Gemahlin Wieldrud war eine Enkelin der Mathilde aus deren zweiter Ehe mit Herzog Friedrich II. von Ober-Lothringen. Aus dieser Ehe wurden zwei Töchter, Sophia und Beatrix, geboren; nach dem Tod ihrer Eltern - Friedrich II. starb 1026/27, Mathilde 1031/32, sie wurde bei ihrem ersten Mann in Worms bestattet [139 Vgl. K. Schmid, Die Sorge der Salier um ihre Memoria. Zeugnisse, Erwägungen, Fragen, in: K. Schmid,/J. Wollasch (Hgg.), Memoria. Der geschichtliche Zeugniswert des liturgischen Gedenkens im Mittelalter (Münstersche Mittelalterschriften 48), Seite 682f.] - und nach dem Tod auch ihres älteren Bruders Friedrich III. (+ 1033) wurden Sophia und Beatrix von der Kaiserin Gisela, also der Schwester ihrer Mutter, adoptiert [140 Dazu zuletzt Hilsch, Regenbach (wie Anm. 35) Seite 57.].

    Bühler, Heinz: Seite 716, "Adel, Klöster und Burgherren im alten Herzogtum Schwaben. Gesammelte Aufsätze."

    Gisela hatte ja eine Schwester namens Mathilde, die am gleichen Erbe beteiligt gewesen sein muß. Deren Söhne aus erster Ehe mit Konrad I. von Kärnten (1004-1011), nämlich Herzog Konrad II. von Kärnten (1036-1039) und Bischof Bruno von Würzburg (1034-1045), hinterließen keine Nachkommen. So ging Mathildes Erbe auf ihre Nachkommen aus der zweiten Ehe mit Herzog Friedrich II. von Ober-Lothringen (+ 1026/27) über. Dies waren Herzog Friedrich III., der 1033 gleichfalls kinderlos starb; sodann die Tochter Beatrix (+ 1076), die aus erster Ehe mit Bonifaz von Tuscien (+ 1052) die Tochter Mathilde (+1115) hatte - ihr Erbe ging an Kaiser HEINRICH V.; schließlich die Tochter Sophie (+1093).

    Hlawitschka, Eduard: Seite 104, "Konradiner-Genealogie, unstatthafte Verwandtenehen und spätottonisch-frühsalische Thronbesetzungspraxis. Ein Rückblick auf 25 Jahre Forschungsdisput."

    [105 Dazu noch zwei Beispiele aus dem Mittelalter: FRIEDRICH BARBAROSSAS Mutter Judith verstarb ca. 1130, ihr Bruder Konrad, der Zisterzienser geworden war, verschied bei der Rückkehr von einer Jerusalemfahrt 1126, der weitere Bruder Welf VI. dagegen erst 61 bzw. sogar 65 Jahre später, nämlich 1191; Sophie von Bar und Mousson starb 60 Jahre später als ihr Bruder Herzog Friedrich III. von Ober-Lothringen.]

    Hilsch, Peter: Seite 57, "Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela", in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 42

    Aber noch ein anderes familiäres Ereignis war dafür entscheidend: am 18. oder 20. Mai 1033, zweieinhalb Monate vor Ausstellung unserer Urkunde, war der einzige Sohn Mathildes aus ihrer zweiten Ehe mit Herzog Friedrich II. von Ober-Lothringen (+ 1026/27), Herzog Friedrich III., kinderlos gestorben [13 Daß 1033 nicht Friedrich II., der Ehemann Mathildes gestorben war, wie noch Breßlau Jbb 1, Seite 461 annahm, sondern ihr gleichnamiger Sohn, hat Adolf Hofmeister in einer Rezension in MIÖG 38 (1920) Seite 503ff. herausgestellt. Zustimmend Gerd Tellenbach: Vom karolingischen Reichsadel zum deutschen Reichsfürstenstand. In: Herrschaft und Staat im Mittelalter (Wege der Forschung II), 1964, Seite 205 und Paul Leidinger: Untersuchungen zur Geschichte der Grafen von Wert (Studien und Quellen zur westfälischen Geschichte 5) 1965, Seite 54.]. Mathilde kann zu diesem Zeitpunkt ebenfalls nicht mehr gelebt haben; denn Kaiserin Gisela adoptierte nun, 1033, die einzigen hinterbliebenen Kinder aus der Ehe ihrer Schwester, Sophia und Beatrix.

    Leidinger, Paul: Seite 54, "Untersuchungen zur Geschichte der Grafen von Werl. Ein Beitrag zur Geschichte des Hochmittelalters."

    Nach dem Tode ihres ersten Gemahles am 12. Dezember 1012 [11 Herimannui Aug. Chronicon a.a. 1012 (SS V 119, vgl. oben n 4); Ann. Quedlinburgenses a.a. 1012 (SS III 81; vgl. dazu R. Holtzmann, Die Quedlinburger Annalen Seite 157 n 156); Thietmar VI 82.] vermählte Mathilde sich in zweiter Ehe mit Herzog Friedrich II. von Ober-Lothringen aus dem Hause BAR [12 Chuono dux Wormatiensis, patruelis imperatoris, nec fidus imperatori, nec tamen multum noxius illi, interim quietus manebat. Fridericus dux Lotharingorum, vitricus praedicti Chuononis, imperatori inimicando morte propria praeventus est (Wipo, cap. 19). Vgl. Bresslau, Jbb. Konrads II., Band II 72f. - Brandenburg, Problem 29ff, zweifelt zu Unrecht die Identität Mathildes an, so schon Bollnow 94f.], dem sie die Kinder Friedrich, Beatrix und Sophia gebar. Ihr Gemahl starb um 1026/27 während der Vorbereitungen eines Aufstandes gegen den Kaiser [13 Vgl. obige Nachricht von Wipo, cap. 19. Ihre Richtigkeit ist von A. Hofmeister, MIÖG, 1920, 503ff, gegen Bresslau, Jbb. Konrads II., Band I 460ff., und R. Parisot, Les Origines de la Haute Lorraine et de sa premiere maison ducale, Paris 1909, 279ff und Stammtafel 1, nachgewiesen worden. Zustimmend auch G. Tellenbach, Reichsadel 205 n 45.]. Ihm folgte sein Sohn Friedrich III. im Herzogtum, doch starb dieser schon im Mai des Jahres 1033 [14 Friderico Mosellanorum duce mortuo, quia mares filios non habebat, quibus ducatus competeret, Gothelo dux, impetrato ab imperatore etiam Mosellanorum ducatu, in Lothringia potentius principatur (Sigiberti Gemblac. Chronicon a.a.1034, SS VI 357). Daß die Nachricht in das Jahr 1033 gehört, hat Bresslau, Jbb. Konrads II., Band II 72f., insbesondere in n 4, gezeigt.]. Zu dieser Zeit war auch Mathilde schon tot, denn ihre beiden jungen Töchter (puellulae) Beatrix und Sophia wurden von deren Tante, der Kaiserin Gisela, an Kindes Statt angenommen und am Königshofe erzogen.

    Bresslau, Harry: Band II Seite 72, "Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II."

    1033
    Eben in diesen Tagen trat nun ein Todesfall ein, der für die Entwicklung des lothringischen Verhältnisse in mehr als einer Beziehung von größter Bedeutung war. Wahrscheinlich am 18. oder 20. Mai starb Herzog Friedrich von Ober-Lothringen. Friedrich war der letzte Mann seines Stammes; ein gleichnamiger Sohn war schon in jungen Jahren vor dem Vater verschieden [4 Das Necrol. S. Maximini (Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande LVII, 113) verzeichnet zu XV. Kal. Jun. Fridericus dux, zu XI. Kal. Jun. Fridericus dux juvenis. Nur das erstere Datum gibt das Necr. S. Maximini bei Hontheim, Prodrom. Hist. Trevir. Seite 977; nur das letztere Necrol. Weissenburg., Böhmer Fontt. IV, 310. Endlich zum 20. Mai (XIII. Kal. Jun.) setzt das Necrol. Fuld. (ed. Dümmler, Forschungen zu der Geschichte XVI, 173) den Tod des Herzogs Friedrich an. Wahrscheinlich ist der am 18. Mai gestorbene Friedrich unser Herzog, der am 22. Mai gestorbene Fridericus juvenus sein gleichnamiger Sohn; siehe unten N. 1. Die letzte mir bekannte Urkunde, in der Friedrich lebend erwähnt wird, ist vom 6. September 1032, Gallia Christiana XIII, pr. c. 557. Über das Todesjahr vgl. Stenzel II, 115. Daß die gleiche (N. 3) zu erwähnende Angabe Sigiberts von Gembloux zu 1033 gehört, wo die meisten Handschriften sie haben, und nicht zu 1034, woran der Herausgeber SS VI, 357 festhält, beweist die Chronologie des gleichzeitigen Chron. S. Mich. in pago Virdun. SS IV, 84ff. Hier wird cap. 32 erzählt, wie der Abt nach Friedrichs Tode vom Kaiser ein Privileg erwirbt, durch welches ihm mehrere Villen restituiert werden. In einer derselben baut er eine Kirche, die circiter Kal. Jun., tertio sive quarto die ante ascensionem domini vollendet ist. Die letzteren Daten passen zu 1033 (Himmelfahrt 31. Mai) und allenfalls zu 1034 (Himmelfahrt 23. Mai), keinesfalls aber zu 1035 (Himmelfahrt 7. Mai). Demnach kann - ein Jahr Bauzeit gerechnet - der Tod Friedrichs keinesfalls in 1034, sondern nur in 1032 oder 1033 fallen. Das erstere Jahr ist, abgesehen von allem anderen, durch die angeführte Urkunde ausgeschlossen; es bleibt also nur 1033 übrig.]; die zwei Töchter, Sophia und Beatrix, die der Herzog hinterließ, da auch ihre Mutter Mathilde schon hingegangen war, die Kaiserin Gisela, ihre Tante, an den Hof, wo sie ihre Erziehung vollendeten [1
    Chron. S. Michael in pago Virdun. cap. 32, SS IV, 84: cunctis morbo absumprtis, duce Theoderico filio ejus et filio filli, exceptis duabus puellulis Sophia et Beatrice, quae nutriebantur in aula regis, nam conjunx imperatoris, amitia earum, cas sibi adoptaverat in filias. - Laurent. Leodicus. Gesta epp. Virdunens. cap. 2, SS X. 492: filius hujus Theoderici fuit junior Fredericus, qui mortuus est patrem suum in primo flore juventutis. Da Herzog Friedrich den Vater überlebte, so muß die Angabe auf Verwechslung mit seinem eigenen Sohn beruhen, und deshalb habe ich angenommen, daß dieser dem Vater gleichnamig war. Daß Mathilde 1030 zuletzt erwähnt wird, ist Band I Seite 287 bemerkt.].

    Literatur:
    Boshof Egon: Die Salier. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1987 Seite 64 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 3 Seite 7,133 - Bresslau, Harry: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II. Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1879 Band II Seite 72 - Bühler, Heinz: Adel, Klöster und Burgherren im alten Herzogtum Schwaben. Gesammelte Aufsätze. Anton H. Konrad Verlag 1997 Seite 704,716 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 244 - Goez Elke: Beatrix von Canossa und Tuszien. Eine Untersuchung zur Geschichte des 11. Jahrhunderts, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995Seite 10 - Heinzelmann, Josef: Der Name Sophia als genealogisches Indiz und Problem, in: Archiv für Familiengeschichtsforschung 4 (2000), S. 96­110 - Hilsch, Peter: Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela, in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 42 1983 Seite 52-81 - Hlawitschka Eduard: Die Sterbedaten der Herzöge von Oberlothringen in der zweiten Hälfte des 10. und der ersten JHälfte des 11. Jahrhunderts. in: Forschungsbeiträge der Geisteswissenschaftlichen Klasse. Schriften der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste Band 23 Seite 69-82 - Hlawitschka, Eduard: Konradiner-Genealogie, unstatthafte Verwandtenehen und spätottonisch-frühsalische Thronbesetzungspraxis. Ein Rückblick auf 25 Jahre Forschungsdisput. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2003 Seite 104,176 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 169 - Hlawitschka, Eduard: War die oberlothringische Herzogstochter Sophie von Bar und Mousson eine Nachkommin der Kaiserin Theophanu? in: Forschungsbeiträge der Geisteswissenschaftlichen Klasse. Schriften der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste Band 23 Seite 83-102 -Leidinger, Paul: Untersuchungen zur Geschichte der Grafen von Werl. Ein Beitrag zur Geschichte des Hochmittelalters. Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens Abteilung Paderborn 1965 Seite 54 - Mohr Walter: Geschichte des Herzogtums Lothringen. Verlag "Die Mitte" Saarbrücken 1974 Teil I Seite 78 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 50 - Trillmich Werner: Kaiser Konrad II. und seine Zeit. Europa Union Verlag Bonn 1991 Seite 289 - Wolfram, Herwig: Konrad II. 990-1039. Kaiser dreier Reiche. C.H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München 2000 Seite 85,202,262 -

    Gestorben:
    18./20.5.1033
    (22. Mai 1033 Hlawitschka)


  5. 11.  von Oberlothringen, Sophie Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Mathilde2, 1.Hermann1) wurde geboren um 1020/1025; gestorben in 1093.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Pfirt [68480],Haut-Rhin,Elsass,Frankreich; Gräfin von Sundgau-Pfirt

    Notizen:

    Sophie von Ober-Lothringen
    Gräfin von Sundgau-Pfirt
    um 1020/25- 1093
    (um 1013- nach 1091/92) Decker-Hauff
    Jüngere Tochter des Herzogs Friedrich II. von Ober-Lothringen und der Mathilde von Schwaben, Tochter von Herzog Hermann II.

    Sophie, Erbin von Bar, Amance und Saargemünd, war seit etwa 1026 die Adoptivtochter ihrer Mutterschwester Kaiserin Gisela und wurde zusammen mit ihrer Schwester Beatrix am kaiserlichen Hofe erzogen. Sie war die Gründerin der Klöster Sainte Marie in Bar-le-Duc und Chatenais.

    Goez Elke: "Beatrix von Canossa und Tuszien"

    Sophie erhielt Saint-Mihiel, die Burgherrschaften von Bar und Fains, und sie verfügte - neben weiteren, verstreut liegenden Gütern - über die Besitzungen von Saint-Denisen-Lorraine. Die mangelnde Geschlossenheit dieser Objekte erlaubte der Herzogs-Tochter und ihrem Gemahl Graf Ludwig von Mömpelgard keine kraftvolle und ausgreifende Territorialpolitik; in dieser Hinsicht änderte sich erst für ihre Nachkommen im Verlauf des 12. Jahrhunderts die Situation.

    1034 oo Ludwig Graf von Sundgau-Pfirt um 1005- 1067/76

    Kinder:
    - Bruno
    - Friedrich Markgraf von Turin - 1092 (29.6.1091 Tangl)
    - Ludwig
    - Beatrix -26.10.1092
    oo Berthold I. Herzog von Kärnten -5./6.11.1078
    - Dietrich I. Graf von Mousson - 1105
    - Sophie
    oo Volmar I. Graf von Froburg - um 1114
    - Mathilde - vor 1105
    oo Hugo VIII. Graf von Egisheim und Dagsburg -4.9.1089 ermordet

    Literatur:
    Goez Elke: Beatrix von Canossa und Tuszien. Eine Untersuchung zur Geschichte des 11. Jahrhunderts, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995, Seite 11-13,15,35,36,39,74,77 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 84,111 -

    Gestorben:
    (um 1013- nach 1091/92) Decker-Hauff

    Sophie heiratete von Sundgau-Pfirt, Ludwig in 1034. Ludwig (Sohn von von Egisheim, Hildegard) wurde geboren um 1005; gestorben in 1067/1076. [Familienblatt] [Familientafel]


  6. 12.  von Lothringen, Beatrix Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Mathilde2, 1.Hermann1) wurde geboren um 1020/1025; gestorben am 18 Apr 1076 in Pisa [56121],Pisa,Toskana,Italien.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Tuszien,Italien; Markgräfin von Tuszien

    Notizen:

    Beatrix von Ober-Lothringen
    Markgräfin von Tuszien
    1013/26-18.4.1076 Pisa
    Tochter des Herzogs Friedrichs II. von Ober-Lothringen und der Mathilde von Schwaben, Tochter von Herzog Hermann II.

    Lexikon des Mittelalters: Band I Seite 1745

    Beatrix von Tuszien
    wohl vor 1020, + 18. April 1076 Pisa
    Tochter Friedrichs II. von Ober-Lothringen und der Mathilde von Schwaben [Schwester der Kaiserin Gisela]

    1033 verwaist, wurde sie von der Kaiserin Gisela, ihrer Tante, adoptiert. Die zwischen 1036 und 1038 geschlossene Ehe mit dem spätestens 1032 mit Tuszien belehnten Bonifaz von Canossa lag auch im Interesse KONRADS II. Bonifaz wurde 1052 ermordet, die Kinder Friedrich (+ 1055), Beatrix und Mathilde waren unmündig, so dass nun Beatrix über Güter und Lehen des Bonifaz gebot. Beatrix hatte gute Beziehungen zu Papst Leo IX. und seinem Reformkreis, sie kannte früh Hildebrand (Gregor VII.) und Petrus Damiani. 1054 heiratete sie ohne Wissen HEINRICHS III. Gottfried den Bärtigen von Ober-Lothringen, der sich mehrfach gegen den Kaiser erhoben hatte. 1055 setzte HEINRICH III. den nach Lothringen ausgewichenen Gottfried ab und nahm Beatrixund Mathilde in Haft. Gottfrieds Bruder, Kardinaldiakon Friedrich von Lothringen, verzichtete auf sein Amt und trat in Montecassino ein. Viktor II. wurde von HEINRICH III. das Herzogtum Spoleto und die Mark Fermo, wohl auch als Gegengewicht gegen das Haus CANOSSA, verliehen. Viktor gelang die Aussöhnung Gottfrieds mit dem Hof, so dass Gottfried und Beatrix 1056 wieder über ihre Güter und Lehen verfügten. Beide förderten 1058 die Wahl Gerhards von Florenz zum Papst (Nikolaus II.). Beatrix verlegte 1062 Cadalus-Honorius II. den Weg nach Rom; Gottfried veranlaßte die Überprüfung der schismatischen Wahl und sicherte die Synode zu Mantua 1064, die Alexander II. bestätigte. Nach Gottfrieds Tod (1069) konnte Beatrix bis zu ihrem Tod mit Mathilde als zuverlässige Stütze der Reformpartei, anwesend 1073 bei der Weihe Gregors VII., regieren. 1074 war Beatrix bereit, die Pläne Gregors gegen Sarazenen und Normannen militärisch zu unterstützen. Das Kloster Frassinoro unter dem Appeninenpaß Foce della Radici ist ihre Gründung (Dotation 29.8.1071).

    Literatur:
    DBI VII, 352-363 [Lit.] - H. Bresslau, JDG K II., 1879-1884 [Nachdruck 1967] - E. Steindorff, JDG H III., 1874-1880 [Nachdr. 1963] - G. Meyer v. Knonau, JDG H IV., Bd. I und II, 1894-1894 [Nachdr. 1964] - A. Overmann, Gfn. Mathilde v. Tuszien, 1895 [Nachdr. 1965]

    Glocker Winfrid: Seite 331,340,343, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VIII, 59 = VIII, 97
    Beatrix
    * c 1020/25, + 1076 IV 18
    a oo 1036/40 Bonifatius I., Markgraf von Tuszien; + 1052 V 6
    b oo 1054 Gottfried II. der Bärtige, 1065 Herzog von Nieder-Lothringen; + 1069 XII 21

    Vgl. Brandenburg X, 25.

    Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 7; "Die Nachkommen Karls des Großen"

    X. 25 b. Beatrix
    * ca. 1025, + 1076

    Gemahl:
    a) 1036/40 Bonifatius I., Markgraf von Tuszien; + 1052 6.V.
    b) 1054 Gottfried Herzog von Nieder-Lothringen 1065 + 1069 XII (siehe X. 120)

    Anmerkungen: Seite 133
    X. 25. Beatrix

    siehe besonders Breßlau, Konrad II. I, 431f.
    Ergänzungen (Wolf): Beatrix von Ober-Lothringen + 1076

    Gemahl:
    Bonifaz Markgraf von Canossa

    Kinder:
    XI Friedrich
    XI Beatrix
    XI Mathilde
    * ca. 1046, + 1115 Markgräfin von Tuszien

    Gemahl:
    a) 1069 Gottfried der Bucklige (siehe XI 209)
    b) 1089 Welf (siehe X 62) (vgl. Lex. MA)

    Golinelli Paolo: Seite 72,113-115; "Mathilde und der Gang nach Canossa"

    In den Quellen erscheint Beatrix von Lothringen erstmals am 5. Oktober 1040 als Bonifaz'Gemahlin. Aus den Urkundenmaterial läßt sich erschließen, dass Richilde im Frühjahr 1036 starb und Bonifaz im darauffolgenden Juli Beatrix in Nijmwegen traf, wo er der Hochzeit des Kaiser-Sohnes HEINRICH III. mit der Tochter König Knuts von England und Dänemark beiwohnte und an der anschließenden Versammlung der Großen des Reichs teilnahm. Manche vermuten, dass der von Bonifaz eingegangene Ehebund auf Wunsch Kaiser KONRADS II. zustande gekommen war, der damit zwei Mächtige des Reichs noch stärker an sich binden wollte.
    Beatrix gehörte einer der angesehensten Familien des Reichs an: Ihre Eltern waren Herzog Friedrich von Ober-Lothringen und Mathilde, die Tochter des Herzogs Hermann II. von Schwaben und Gerbergas, der Tochter des Königs von Burgund.
    Nach dem Tod ihres Vaters im Jahre 1033 wurde Beatrix zusammen mit ihrer Schwester Sophie von ihrer Tante Gisela, der Gemahlin KONRADS II., aufgenommen. Man weiß nicht genau, wie alt die Braut war, aber sicherlich war sie jünger als der Bräutigam. Erbin eines beträchtlichen Vermögens und den Ränken ihres Vetters Gottfried, des Herzogs von Nieder-Lothringen, ausgesetzt, suchte Beatrix bei Bonifaz die Sicherheit, die ihr dieser als einer der Mächtigen im Reich und dazu noch im höchstem Maße kaisertreu, bieten konnte. Sie brachte nicht nur "Diener und Mägde", sondern auch "Länder und Burgen" mit in die Ehe, wie Donizo bezeugt. Overmann stellt bei seinem Versuch, die geographische Lage der Herrschaften und Besitztümer der CANOSSAzu rekonstruieren, folgende Liste der lothringischen Güter zusammen:
    + die Burg Briey nordwestlich von Metz
    + Gebiete, die an Luxemburg grenzen, in denen Mathilde später die Abtei Orval gründete, weitere Ortschaften im heutigen Belgien (Cyricihof zwischen Lüttich und Namur)
    + im nördlichen Frankreich (unter anderem die Burg Merevaux und der Wald von Woevre, die Mathilde der Kirche von Verdun schenkte) und am Rhein.
    Wenn man der in der Vatikanbibliothek aufbewahrten Donizo-Handschrift Glauben schenken darf, war Beatrixsehr schön: Sie besaß eine würdevolle Haltung, große kluge Augen und rotes Haar, das sich wohl an Mathilde vererbte, wie man nach der Öffnung des Sarkophags der Markgräfin im 17. Jahrhundert feststellen konnte.
    Ihre Intelligenz und starke Persönlichkeit zeigen sich nicht zuletzt darin, wie sie sich ihrem Gatten Bonifaz gegenüber verhielt und mit welchem Geschick sie nach dessen Tod lavierte, um ihre Herrschaft zu bewahren. Die Forschung vertritt einstimmig die Ansicht, Beatrix habe Bonifaz in seinen letzten Lebensjahren zu manchen wichtigen Entscheidungen bewogen und - was noch bemerkenswerter ist - einen Wandel in seinem Verhalten gegenüber den kirchlichen Institutionen herbeigeführt, so dass er von seinen früheren simonistischen Praktiken abließ.
    Nach der Ermordung ihres Gatten Bonifaz' suchte Beatrix daher Anlehnung an die Kirche und baute zwischen den CANOSSA und den Päpsten eine Beziehung auf, die auf Zusammenarbeit und gegenseitiger Unterstützung basierte, was in den folgenden Jahren von großer Bedeutung für die Dynastie sein sollte. Diese Beziehungen, die durch das Verwandtschaftsverhältnis zwischen Beatrix und Papst Leo IX. (er war ihr Onkel) erleichtert wurde, sah jedoch als Gegenleistung für den Schutz der Päpste vor, dass die Herren von Canossa die von Bonifaz den Kirchen entzogenen Güter zurückerstatten und Kanonikerhäuser und Klöster noch stärker fördern sollten. Unter diesem Gesichtspunkt muß also die erste erhaltene Urkunde gedeutet werden, in der Beatrix nach dem Tod ihres Mannes allein agiert: eine Schenkung des Fronhofs Volta Mantovana an die Kathedrale von Mantua. Diese Urkunde ist entweder auf den 3. oder auf den 10. Januar datiert. Beatrix agierte im Namen ihres noch minderjährigen Sohnes Friedrich, des legitimen Nachfolgers von Bonifaz, und verband damit natürlich die Fürbitte für das Seelenheil ihres Mannes. Am 21. Februar 1053 kam Leo IX. nach Mantua, um eine Reform des Klerus durchzusetzen, wurde aber durch einen "Volksaufstand" vertrieben, der in Wirklichkeit von den städtischen Arimannen ausging. Eine gegen Ende jenes unruhigen Jahres in Felonica ausgestellte Urkunde, einer am Po zwischen Mantua und Ferrara gelegene ländliche Ortschaft, wo Bonifaz ein Benediktiner-Kloster gegründet hatte, gibt jedoch Zeugnis für eine sehr schwierige Phase in Beatrix' Leben. Am 17. Dezember machte Beatrix in der Nähe des Friedhofs von Santa Maria die Felonica an das Kloster, dessen Abt Petrus war, die Schenkung über die Kirche Santa Maria di Badigusala (in der Ortschaft Raigusa im Bologneser Gebiet), "für Bonifaz'Seelenheil und für die Seelen meines Sohnes und meiner Tochter". Die Urkunde nennt keine Namen, aber die darin erwähnten Kinder waren sicherlich Friedrich und Beatrix, Mathildes Geschwister, die beide in eben dem Jahr gestorben waren, bevor das Dokument ausgestellt wurde, vielleicht sogar in Felonica selbst. Es konnte nicht ausbleiben, dass so mancher, wie Bonizo von Sutri, der Chronist des Investiturstreits, von einem gewaltsamen Tod sprach, dessen Urheber unbekannt war, und der durch ein maleficium, vielleicht Gift, verursacht worden war.
    Noch schwieriger und wechselvoller war für sie das Jahr 1054: Beatrix hatte erkannt, dass es über ihre Kräfte ging, weiterhin allein ihre Herrschaftsgebiete zu verwalten. Als ihr Sohn noch lebte, war es ihre Pflicht gewesen, ihre Herrschaftsgebiete vor Zersplitterung zu bewahren, um ihm die Nachfolge zu sichern. Aber da nun Friedrich gestorben war, mußte man eine Lösung finden, die ihr und ihrer Tochter Sicherheit bieten konnte.
    Nach der Vertreibung ihres Mannes Gottfried der Bärtige nach Lothringen waren Beatrix und Mathilde nun wieder ohne Schutz. Am 31. Mai 1055 - falls die Urkunde echt ist - verkaufte die Markgräfin, die das schlimmste befürchtete, weit unter dem Wert Güter im Gebiet von Lucca, die sie 1044 erworben hatte. Sie brauchte dringend und rasch Bargeld. HEINRICH III. hatte sie nämlich zu einer Synode nach Florenz gerufen, die in Anwesenheit von Papst Viktor II. vom 4. bis zum 14. Juni 1055 abgehalten wurde. Dort bewahrheiteten sich ihre Befürchtungen: Der Kaiser nahm sie und ihre Tochter Mathilde, die noch keine 10 Jahre alt war, in Haft. Als er später nach Deutschland zurückkehrte, führte er seine beiden Gefangenen mit sich. Ein Mathilde nahestehender Chronist berichtet über den wenig später erfolgten Tod HEINRICHS III.:
    "Kaum hatte er die fränkische Seite des Rheins erreicht, wurde er von einem heftigen Fieber ergriffen. Da rief er den erhabenen Herzog Gottfried zu sich, gab ihm seine Gemahlin und die Tochter des Bonifaz zurück sowie alle Besitzungen, die ihnen gehörten, und bat ihn dringend, er möge seinem Sohn, dem schon designierten König, die Treue halten. Wenige Tage danach ereilte ihn der Tod. Sein Leichnam wurde mit allen Ehren in Speyer, im Grab seines Vaters, beigesetzt, und sein Sohn übernahm gemeinsam mit der Mutter die Regierung des Reichs."
    So schildert Bonizo von Sutri das Geschehen. Andere behaupten jedoch, dass das Herrscherpaar von Canossa erst nach dem Tod HEINRICHS III. wieder zusammenkommen konnte und erst dann seine Herrschaftsgebiete zurückerhielt.

    Goez Elke: "Beatrix von Tuszien"

    Jugendjahre Seite 11-13

    Der genaue Zeitpunkt der Geburt von Beatrix ist nicht bekannt; er muß jedoch zwischen 1013 und 1026 gelegen haben. Das gleiche gilt für ihre Schwester Sophie, die zwar erst geraume Zeit nach Beatrix starb, deshalb aber nicht die jüngere der beiden Schwestern gewesen zu sein braucht. Ihr einziger Bruder fand bereits 1032 oder 1033 den Tod. Obwohl Sophie und Beatrix erstmals im Zusammenhang mit dem Tod des Vaters am 18. Mai 1033 erwähnt werden, ist Glaesener überzeugt, dass Beatrix1036 20 Jahre alt gewesen sei, somit also 1016 geboren wurde. Diese Behauptung ist durch keine Quelle zu belegen und basiert allein auf Spekulationen über das heiratsfähige Alter, die der Vorstellungswelt des 20. Jahrhunderts entstammen. Zudem läßt Glaesener außer acht, dass die Töchter des verstorbenen Herzogs von einer zeitgenössischen Quelle ausdrücklich als minderjährig bezeichnet werden.
    Mit Herzog Friedrich II. erlosch die Linie BAR des ARDENNERGRAFEN-Hauses im Mannesstamm und es unterlag keinem Zweifel, dass Beatrix und Sophie wegen des geringen Alters, aber vor allem wegen ihres Geschlechts dem Vater nicht im Herzogtum nachfolgen konnten. Die beiden Waisen wurden gleich nach 1033 durch ihre Tante mütterlicherseits, die Kaiserin Gisela, an den Hof KONRADS II. geholt und dort als Adoptivtöchter erzogen. Ich halte es allerdings für höchst unwahrscheinlich, dass die beiden Mädchen beständig mit dem Herrscher herumreisten, sondern möchte eine Ausbildung oder doch längere Anwesenheit in einem von der Kaiserin bevorzugten Damenstift annehmen. Eine gemeinsame Erziehung mit HEINRICH III. ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auszuschließen, zumal der junge König 1033 bereits Mitregent war und in dieser Eigenschaft zusammen mit seinem Vater Regierungsaufgaben zu erfüllen hatte. Allerdings dürften sich Beatrix und HEINRICH - letzterer geboren am 28. Oktober 1017 - im Alter tatsächlich sehr nahegestanden haben .
    Obwohl das Grab der Beatrixin Pisa erhalten blieb, wurden Untersuchungen der Gebeine bislang noch nicht vorgenommen, so dass wir keine Vorstellungen vom Äußeren der Markgräfin machen können. Die schwärmerische Schilderung Donizos über die Schönheit der Mutter seiner Herrin Mathilde muß man als panegyrische Schmeichelei auffassen, und auch ihre Miniatur im Donizo-Codex zeigt zweifellos kein realistisches Abbild.
    Über die Jahre bis zu Beatrix' Verheiratung mit Bonifaz von Tuszien-Canossa ist nichts bekannt. Der im frühen 14. Jahrhundert lebende Dominikaner Jean de Bayon erzählt allerdings, dass Herzog Gozelo von Nieder-Lothringen der tutor der beiden Mädchen gewesen sei. Doch dieser Geschichtsschreiber erweist sich häufig als zu phantasievoll. KONRAD II. ließ die beiden Erbtöchter des Herzogs Friedrich II. an seinen Hof holen, verheiratete Sophie mit Graf Ludwig von Mousson und Mömpelgard und gab 1037 Beatrix seinem treuesten italienischen Vasallen zur Frau, dem seit kurzem verwitweten Markgrafen Bonifaz von Tuszien-Canossa.

    1.3. Herzog Gottfried der Bärtige Seite 20-25

    Nach dem Mord an Bonifaz hatte Beatrix im canusinischen Herrschaftsgebiet einen schweren Stand, denn viele der kleinen Vasallen warteten seit langem auf eine Gelegenheit, das drückende Joch abzuschütteln, das der Markgraf ihnen auferlegt hatte. Zugleich gab es seitens der Krone Probleme: Beatrix beanspruchte als Vormund ihres minderjährigen Sohnes Friedrich das ungeschmälerte Erbe einschließlich der umfänglichen Reichslehen. Deswegen sandte sie die Bischöfe Arnald von Arezzo und Wido von Volterra als Unterhändler zu HEINRICH III. Doch es gelang dem Kaiser, durch betonte Großzügigkeit die beiden Geistlichen auf seine Seite zu ziehen, und ihre Gesandtschaft blieb daher für Beatrix ohne Erfolg. Unglücklicherweise starben zudem binnen weniger als zwei Jahre nach dem Attentat auf den Markgrafen auch die beiden älteren Kinder Friedrich und Beatrix. Weder der Zeitpunkt noch die Todesursachen sind geklärt. Bonizo überliefert in seinem weitgehend polemischen "Liber ad amicum" das Gerücht, sie seien vergiftet worden, wofür es allerdings keinerlei Quellenhinweise gibt. Mit Sicherheit war Friedrich Anfang Januar 1053 noch am Leben; denn damals schenkte Beatrix für das Seelenheil ihres verstorbenen Mannes gemeinsam mit dem Sohn das Hofgut Volta an die Kirche des heiligen Petrus zu Mantua. Eine Stiftung der Markgräfin für das Marienkloster in Felonica vom 17. Dezember 1053 wurde in der Forschung wiederholt zur Bestimmung des Sterbedatums von Friedrich und seiner Schwester Beatrix herangezogen. Doch entgegen dem Wortlaut der älteren Drucke, die an dieser Stelle von der handschriftlichen Überlieferung abweichen, gab die Markgräfin dem Kloster die Marienkirche in Badigusula propter Deum et remedium anime mee et anime de quondam Bonefacio marchio est anime filio et filias meas. Da sie hier von ihrem Sohn und den beiden Töchtern spricht, zugleich aber nur Bonifaz ausdrücklich als Verstorbenen nennt, möchte ich im Gegensatz zur bisherigen Forschung annehmen, dass die drei Kinder zu diesem Zeitpunkt alle noch am Leben waren. Der Tod ihres Sohnes, als dessen Vormund Beatrix fungierte, muß jedoch bald nach dem 17. Dezember 1053 erfolgt sein, da ich es für ausgeschlossen halte, dass sie noch zu Lebzeiten eines männlichen, somit reichsrechtlich eindeutig erbberechtigten Kindes eine zweite Ehe eingegangen wäre. Ein bislang in der Regel übersehener Quellenbeleg liefert dagegen nur ein Scheinargument für ein noch späteres Sterbedatum: Angeblich schwor Rodolfo do Casola 1055 dem Bischof Guido II. von Lugni gegen jedermann Treue, ausgenommen Beatrix und ihren Sohn. Diese undatierte Nachricht wird allein durch den Pontifikat des Bischofs zeitlich fixiert, der gerade für dieses Jahr auch anderweitig bezeugt ist. Sein Vorgänger wird jedoch nur ein einziges Mal in einer Urkunde genannt, nämlich 1039, so dass es durchaus plausibel erscheint, dass Guido II. bereits geraume Zeit vor 1055 sein Amt antrat und jener Eid bedeutend früher abgelegt wurde, was angesichts der politischen Verhältnisse sogar viel einleuchtender ist.
    Nach dem Tode Friedrichs drohte die Stellung der Beatrix unhaltbar zu werden; sie mußte ernsthaft fürchten, das Erbe des Bonifaz weder für sich noch für ihre einzige überlebende Tochter Mathilde behaupten zu können. Nur durch die baldige Heirat mit einem mächtigen Fürsten war Hilfe gegen alle Anfeindungen zu erhoffen.
    Vermutlich ist der aufständische, vom Kaiser abgesetzte und geächtete Herzog Gottfried der Bärtige von Ober-Lothringen mit seinem Bruder Friedrich, dem späteren Papst Stephan IX., im Gefolge Leos IX., dem an einer echten Versöhnung des Fürsten mit HEINRICH III. gelegen war, im Winter 1049/50 nach Italien gezogen. In diesen Zusammenhang gehört wohl auch die Behauptung des Laurentius von Lüttich, Gottfried habe damals dem Markgrafen Bonifaz als Gefolgsmann gedient. Steindorff tut diese Nachricht zwar als "fabulose Vorgeschichte" ab, aber man kann sie durchaus als Hinweis darauf deuten, dass Gottfried schon frühzeitig Kontakte zum Haus CANOSSA aufgenommen hatte. Dass er seine zukünftige Frau bereits vor der Heirat bei der Bewahrung des canusinischen Erbes unterstützt habe, wäre zwar möglich; doch beweisen läßt es sich nicht. Wedemann vermutet, dass es Kardinal Friedrich gewesen sei, der die Beziehungen seines Bruders zu den CANUSINERN in Italien vermittelte. Dass Gottfried allerdings schon 1051 der Gedanke an eine zukünftige Ehe mit Beatrix vorschwebte, wie Dupreel meinte, muß entschieden bezweifelt werden, da Bonifaz zu dieser Zeit ja noch lebte. Man darf jedoch angesichts ihrer Verwandtschaft und der gemeinsamen lothringischen Heimat davon ausgehen, dass Gottfried Beatrix wohl schon viel früher, nämlich noch als Kind kennengelernt hatte.
    1054 - als sich erste Anzeichen zu einer Aussöhnung des Herzogs mit HEINRICH III. anzudeuten schienen - heiratete Gottfried der Bärtige Beatrix von Tuszien-Canossa ohne Rücksicht auf das kanonische Ehehindernis einer zu nahen Verwandtschaft und ohne Einholung der Erlaubnis des Lehnsherrn, also gleichsam hinter dem Rücken des Kaisers, der offenbar völlig überrascht wurde und sich brüskiert zeigte. Die Quellen differieren stark in der zeitlichen Einordnung der Hochzeit, was vor allem dadurch zu erklären ist, dass sie Ereignisse, welche durch die Ehe ausgelöst wurden, in direktem Zusammenhang mit der Vermählung berichten, was naturgemäß zu chronologischen Ungenauigkeiten führte. Die überaus heftige Reaktion Kaiser HEINRICHS III., der 1055 nicht zuletzt deswegen persönlich nach Italien zog, um "kompromißlos... diesen Versuch einer neuen Machtbildung in Italien" zu durchkreuzen und die ihm unliebsame Verbindung zu trennen, ist ein zusätzliches Argument dafür, dass die Hochzeit nicht bereits im Jahr 1053 stattfand, da der Herrscher schwerlich zwei Jahre tatenlos dieser Verbindung zugesehen hätte. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass HEINRICH III. bei dem Italienzug bereits am 22. März 1055 Brixen erreichte. Die seit langem geplante Reichssynode zu Pfingsten 1055 in Florenz hätte eine solche Eile nicht erfordert. Man darf daher annehmen, dass Beatrixund Gottfried im Sommer oder Herbst 1054 heirateten und HEINRICH III. sofort Gegenmaßnahmen einleitete, nachdem ihn die Nachricht erreicht hatte. Die neuerliche Kränkung und Mißachtung seiner Rechte mußten HEINRICH III. daher um so empfindlicher treffen; denn auch Gottfried der Bärtige und Beatrix hatten es versäumt, den lehnsrechtlich vorgeschriebenen Ehekonsens des Kaisers einzuholen, mit dessen Gewährung sie freilich niemals hätten rechnen dürfen. HEINRICH III. konnte und wollte in Oberitalien keine Machtkonzentration in den Händen eines bereits wiederholt rebellischen und gemaßregelten Feindes dulden. Die klandestine Hochzeit mochte manchen Zeitgenossen wie offener Verrat erscheinen. Ob Gottfried allerdings tatsächlich Oberitalien vom Reich abspalten wollte oder ein antikaiserliches Bündnis mit den Normannen plante, wie eine einzelne Quelle behauptet, ist eher unwahrscheinlich. Doch insgeheim hatten Beatrix und Gottfried wohl darauf gehofft, dass HEINRICH III. durch die damaligen Krisen im Reich zu stark in Anspruch genommen sein würde, um in Italien aktiv werden zu können. Aber sie hatten sich getäuscht. 1055 zog der Kaiser über die Alpen, wo er lokale Revolten augenblicklich niederwarf, und Gottfried ergriff die Flucht.
    Nun war Beatrix wiederum auf sich allein gestellt. Die einzige Möglichkeit, die canussinische Stellung vielleicht doch noch zu retten, bestand in der Unterwerfung unter die Gnade des siegreichen Kaisers. So bezog sie in Begleitung ihrer noch minderjährigen Tochter Mathilde, die zu diesem Zeitpunkt vermutlich bereits mit dem gleichnamigen Sohn Gottfrieds des Bärtigen verlobt war, nach Florenz, wo HEINRICH III. mit dem Papst ein Konzil veranstaltete. Noch auf der Reise versuchte Beatrix, durch eine Veräußerung mit Rückkaufsrecht binnen Jahresfrist wenigstens eine besonders wichtige Besitzung vor den drohenden Verlust zu retten. Auffälligerweise nennt sie sich in dieser Urkunde nicht in der sonst üblichen Weise Markgräfin oder gar Herzogin, sondern erwähnt nur ihre Abstammung von Herzog Friedrich. Sie wollte offenbar vermeiden, durch eine fürstliche Intitulatio, die - wenn überhaupt - reichsrechtlich nur ihrem Gemahl zustand, den Kaiser noch mehr zu reizen. Zu Beatrix'Unglück war ihr Fürsprecher und naher Verwandter Leo IX., der sich bislang stets für Gottfried den Bärtigen eingesetzt hatte, im Jahr zuvor gestorben, und von Viktor II. hatte sie keine Hilfe zu erwarten. Lampert von Hersfeld berichtet, dass Beatrix sich mit einer Rede vor dem Kaiser ausführlich zu rechtfertigen suchte, aber sie hatte damit keinen Erfolg. HEINRICH III. ließ sie und ihre Tochter in Haft nehmen und führte sie mit sich über die Alpen nach Deutschland. Damit schien zugleich eine der letzten KONRADINER-Erbinnen ausgeschaltet. Auch Friedrich, der Bruder Gottfrieds blieb vor dem Zorn des Kaisers nicht verschont.
    In dieser geradezu aussichtslos anmutenden Situation rettete Gottfried und Beatrix der plötzliche Tod HEINRICHS III. Ausschließlich die Tatsache, dass sie den Kaiser überlebten, ermöglichte es ihnen, in ihre Herrschaftsgebiete südlich der Alpen zurückzukehren. Gleichsam mit einem Schlag zählten sie wieder zu den wichtigsten Fürsten des Reiches.

    2.1. Die lothringischen Besitzungen Seite 35-41

    Beatrix selbst hat indessen nur in geringem Umfang über ihren lothringischen Allodialbesitz urkundlich verfügt, so dass der Großteil der Objekte lediglich durch die Veräußerungen oder Schenkungen ihrer Tochter Mathilde erschlossen kann.
    Zunächst ist festzuhalten, dass Beatrix ebenso wie ihre Schwester Sophie "le bien des allieux et de certains benefices de leur pere" übernahm, den väterlichen Amtstitel und die damit verbundenen Rechte und Besitzungen aber selbstverständlich einbüßte. Das Privaterbe Friedrichs II., das laut Parisot die Grundlage der herzoglichen Territorialherrschaft bildete, fiel nach seinem Tod offenbar ohne größere Verluste den Töchtern zu. Die Zentren lagen im Gebiet von Bar-le-Duc, im westlich von Briey im Department Meuse gelegenen Gondrecourt, in Saint-Mihiel an der Maas, auf halbem Wege zwischen Toul und Verdun, dessen Hochstiftsvogtei der Herzog besessen hatte, in Amance nordöstlich von Nancy, in Mousson an der Mosel und rings um das Department Meuse nordwestlich von Metz gelegene Briey mit Thionville, ein sehr ausgedehnter Besitzkomplex. Die beiden Schwestern teilten sich den väterlichen Nachlaß zu annähernd gleichen Teilen. Sophie erhielt Saint-Mihiel, die Burgherrschaften von Bar und Fains, und sie verfügte - neben weiteren, verstreut liegenden Gütern - über die Besitzungen von Saint-Denis-en-Lorraine. Die mangelnde Geschlossenheit dieser Objekte erlaubte der Herzogstochter und ihrem Gemahl Graf Ludwig von Mömpelgard keine kraftvolle und ausgreifende Territorialpolitik; in dieser Hinsicht änderte sich erst für ihre Nachkommen im Verlauf des 12. Jahrhunderts die Situation. Beatrixübernahm dagegen die weiter nördlich "dans le Verdunois, la Woevre et l'Ardenne" gelegene Familienbesitzungen Stenay, Mouzay, Muraut, Juvigny und Briey. Gegenseitige Einmischungen in die jeweiligen Erbteile der Schwestern kamen offenbar nicht vor. Selbst für das vormalige Familienkloster Saint-Mihiel erfolgte daher niemals eine Schenkung der frommen Markgräfin oder ihrer Tochter Mathilde.
    Es ist allerdings nicht mit Sicherheit zu bestimmen, ob Stenay und Mouzay wirklich aus dem Besitz des Großvaters oder nicht vielmehr aus dem Erbe Gottfrieds des Bärtigen an Mathilde kamen, möglicherweise auf dem Weg über das nicht näher bekannte, aber vorauszusetzende Wittum der Beatrix. Der Herzog hat nämlich auf Veranlassung seiner Gemahlin der Abtei Gorze die Kirche St. Dagobert in Stenay urkundlich zugesprochen, wozu auch Mouzay gehörte. Dies ist deshalb bemerkenswert, weil Beatrix sonst immer selbst und erklärtermaßen kraft eigenen Rechts aus ihrem Privatvermögen Schenkungen tätigte. Es wäre daher denkbar, dass nicht sie, sondern Gottfried der ursprüngliche Besitzer von Stenay und Mouzay gewesen ist. Eine undatierte, jedoch relativ späte Notiz des Erzbischofs Bruno von Trier (1101-1124) zugunsten von Gorze legt allerdings nahe, dass es sich in der Tat um Allodien der Beatrix handelte. Auch Parisot vermutet, dass Stenay aus der Erbmasse ihres Vaters stammte, ohne dies belegen zu können, für Mouzay ist eine eindeutige Aussage ebenfalls nicht möglich .
    Juvigny mit dem Nonnenkloster St. Scholatica, im Department Meuse, Arrondissement Montmedy, gelegen, besaß Mathilde zweifellos aus dem Allod ihrer Mutter. Sie übertrug es 1079 dem Bischof von Verdun; ob sie die Dotation nach Streitigkeiten mit diesem dann wieder annullierte, wie Overmann meint, bleibt unklar. HEINRICH IV. verfügte nach der Ächtung der Markgräfin und der Konfiszierung ihrer lothringischen Güter über Juvigny, dessen Besitz er dem Bischof bestätigte. 1096 nahm Urban II. die Abtei unter apostolischen Schutz, indem er geltend machte, dass sie schon durch Beatrix, Bonifaz und deren Tochter Mathilde der römischen Kirche übereignet worden war. Hier lag vielleicht ein Irrtum vor, denn Bonifaz hätte wohl kaum eine Schenkung getätigt, in welcher nur eines seiner drei Kinder - und zwar ausgerechnet seine zweite Tochter - namentlich genannt wird. Es ist daher denkbar, dass diese Dotation erst durch Herzog Gottfried den Bärtigen, Beatrix und Mathilde geschah. Allerdings war für Papst Urban II. nur deren Erwähnung von aktuellem Belang, so dass aus diesem Grund die Namen der beiden Geschwister in seiner Bestätigungsbulle ausgelassen worden sein könnten. Im gleichen Dokument wird erwähnt, dass die Schenkung noch weitere Güter umfaßte: Remoiville, Han, Verneuille-Grand, Verneuille-Petit, Ire-le-Pres, Mercy, Clemery, Belrupt, Velosnes, Mesancy und Sivry. Falls diese Objekte wirklich schon durch Bonifaz und Beatrix gestiftet worden sind, stammten sie zweifellos aus dem väterlichen Erbe der Gemahlin des Markgrafen.
    In der Nähe von Juvigny, dicht bei Neufchateau liegt auch Longlier, das Gottfried und seine Frau vermutlich 1055/57 an die Abtei Florennes gaben. Damit wäre die Dotation kurz nach dem Tod HEINRICHS III. erfolgt, als sich Gottfried und seine Gemahlin noch in Deutschland befanden. Dies ist wahrscheinlicher als eine Stiftung im Jahr 1064, woran Bertholet glaubte, da Beatrix zu dieser Zeit nachweislich bereits wieder in Italien weilte.
    Der heute nicht mehr genau zu lokalisierende Hof Donceel (domus Cyrici) gehörte ebenfalls Beatrix. Zweifellos lag diese Besitzung im Komitat von Huy. In einem als Insert überlieferten Brief bestätigte Mathilde 1083 den Verkauf des Allods durch Rangerius von Briey an Abt Robert von Saint-Jacques in Lüttich. Es ist anzunehmen, dass das weit abgelegene Donceel nur mit großer Mühe zu behaupten gewesen wäre, der Verkauf daher eine Maßnahme im Sinne einer vernünftigen Gebietspolitik war, um besser verwaltbare Besitzkomplexe zu schaffen und Unhaltbares abzustoßen.
    Die Herrschaft Briey, nordwestlich von Metz gelegen, und der dazugehörende Ort Standalmont stammten gleichfalls aus dem Erbe Herzog Friedrichs II. Ein Burgenvogt Odouin ist dort 1055 als Vasall der Beatrix nachweisbar. Der später mehrfach genannte Albert von Briey gehörte zu den lothringischen Ministerialen Mathildes, die 1096 das Kloster Saint-Pierremont in dem ausgedehnten Besitz um Briey neu errichtete und unter anderem mit Standelmont ausstattete.
    Muraut, das wohl mit dem Burgenkomplex Mereveaux identisch ist, gelangte zusammen mit dem Wald von Woevre aus dem Besitz der Beatrix an die bischöfliche Kirche von Verdun.
    Aus dem väterlichen Erbe besaß Beatrix ferner Besitz in Waleswilre, dessen Lage bis heute ungedeutet blieb, und in Stetten, das nördlich von Albisheim im Kreis Kirchheimbolanden (Rheinland-Pfalz) zu lokalisieren ist. Höchstwahrscheinlich befand sich auch Waleswilre in der Nähe dieses Ortes. Beider Güter wurden von Beatrix und Mathilde 1072 oder 1073 auf Bitten des Grafen Friedrich von Mömpelgard an das schon seit 872 bestehende Nonnenkloster Münsterdreisen geschenkt. Weit abseits vom alten Herrschaftszentrum Herzog Friedrichs II. von Ober-Lothringen lagen ferner Titinesheim und Lutera. Es könnte sich also hierbei möglicherweise um konradinisches Erbe aus dem Nachlaß von Beatricens Mutter Mathilde gehandelt haben. Titinesheim ist mit Deidesheim an der Weinstraße zu identifizieren. Bei Lutera handelt es sich offenbar um Lauterburg. Auch diese Güter wurden während des Investiturstreites durch HEINRICH IV. konfisziert; er schenkte Deidesheim 1086 dem Stift St. Guido und Lutera der bischöflichen Kirche in Speyer. Doch Mathilde hat diese Verfügung nicht anerkannt und gab ihrerseits den erstgenannten Ort um das Jahr 1093 an das Schwarzwald-Kloster St. Blasien. Es ist anzunehmen, dass sie sich dessen bewußt war, diesen Teil ihres mütterlichen Erbes, der in Streulage im Osten bis an den Rhein reichte, ohnehin nicht auf Dauer sichern zu können, und sie ihn daher abstieß, anderweitig dagegen möglichst geschlossene Besitzkomplexe zu behalten suchte: ein ähnlicher Vorgang wie in Donceel.
    Hart an der Grenze zum heutigem Luxemburg lagen Besitzungen, auf denen - allerdings vermutlich erst von Mathilde - die Abtei Orval gestiftet wurde. Die Gründungsgeschichte des berühmten belgischen Klosters ist sehr schlecht dokumentiert; die Weiheurkunde vom 30. September 1124, welche detaillierte Nachrichten über die Frühzeit enthält, ist nämlich eine Fälschung. In der Nähe von Orval saßen die Grafen von Chiny, welche in Quellen aus dem frühen 12. Jahrhundert als Vasallen Mathildes bezeugt sind. Ob ihre dortigen Güter aus dem Erbe der Mutter oder aus dem ihr von Gottfried dem Buckligen ausgesetzten Wittum stammten, ist nicht zu entscheiden.
    Unsicher und kaum beweisbar ist auch die Vermutung von Grosdidier de Matons, dass Beatrixbei ihrer zweiten Hochzeit folgende Güter als Witwengut erhalten hätte: "Lanfroicourt, Aboncourt, Salone qui etait siege d'un prieure de l'abbaye de Saint-Mihiel, Malancourt, Dehne, Solzeling, Morsberg, Insming, Sarreguemines, Farchsweiller, Theding, Ausmacher, Bliesgerwiller, Bliedersdorf. Ces villae qui appartenaient a Saint-Denis ont peutetre ete donnes en douaire a Beatrice". Da keiner dieser Orte jemals bei Beatrix oder Mathilde eine Rolle spielte und nirgends in ihren Urkunden genannt wird, ist es eher unwahrscheinlich, dass es sich tatsächlich um das Wittum der Markgräfin handelte, weil ein völliger Verlust gleich nach ihrem Tod angesichts der ansehnlichen Güter, die Mathilde nachweislich aus dem mütterlichen Erbe behaupten konnte, unglaubhaft ist. Ein beträchtlicher Teil der genannten Liegenschaften gehörte zwar zweifelsfrei den Eltern von Beatrix, wurde aber vermutlich gar nicht an sie, sondern an ihre Schwester vererbt. Bliedersdorf, Theding, Farchsweiler und Saargemünd besaß nämlich später die zweite Tochter Dietrichs, eines Sohnes der Sophie. Auch das Priorat von Insming und der ganze Ort Solzeling befanden sich bis 1102 in dessen Besitz; Dietrich schenkte sie damals der Abtei Saint-Mihiel. Ferner kam das Priorat Salone mit den Dörfern Aboncourt und Malancourt durch eine Stiftung Sophies an dieses Kloster. Ganz unwahrscheinlich und durch nichts zu begründen ist, dass diese Güter nach Beatrix'Tod in die Hände ihrer Schwester und nicht in die ihrer Tochter gelangt wären; sie hatten offenbar von vornherein Sophie allein gehört.
    Um die Herrschaft über die lothringischen Besitzungen aufrechterhalten zu können, mußte Beatrix die Beziehungen zu ihrer alten Heimat pflegen. Sie benötigte dort ansässige Helfer, da anders die Verwaltung der Güter über eine so große räumliche Distanz nicht möglich gewesen wäre. Wir wissen, dass Beatrix auf ihrer ersten Reise nach Italien einem Jungkleriker aus Saint-Hubert namens Lambertus im Gefolge hatte, der nach dem Tod des Markgrafen Bonifaz Italien wieder verließ und nach Lothringen zurückkehrte. Ob dieser Tatbestand in einem Zusammenhang mit der Liegenschaftsverwaltung steht, bleibt unklar. Vermutlich hatte Beatrix jedoch diesbezüglich ihrer lothringischen Interessen anfänglich in dem mit ihr verwandten Bischof Brun von Toul, seit 1049 Papst Leo IX., eine Stütze, auch wenn sich hierfür keine schriftlichen Belege finden lassen. Seit der Eheschließung mit Gottfried dem Bärtigen(1054) oblag die Sorge um die dortigen Güter natürlich in erster Linie dem Herzog. Nach seinem Tod dürfte Beatrix' Stiefsohn Gottfried der Bucklige diese Aufgabe übernommen haben. Eine Verbindung zur alten Heimat stellte auch Graf Friedrich von Mömpelgard sicher, der mit den lothringischen CANUSINERN nahe verwandt war. Erstmals ist er am 29. August 1071 bei Beatrix nachweisbar; damals fungierte er in der Gründungsurkunde für Kloster Frassinoro als Zeuge. Vermutlich brachte der Graf bei dieser Gelegenheit der besorgten Beatrix Nachrichten über ihre hochschwangere Tochter. Mindestens bis zum 10. September 1073 blieb er im Umkreis der Markgräfin, bis er, wahrscheinlich im Gefolge Gottfrieds des Buckligen, nach Lothringen zurückkehrte .
    Zusammenfassend hat Parisse den lothringischen Besitz der Beatrix folgendermaßen charakterisiert: "Les comtesses Beatrice et Mathild ont herite de leurs ancetres un ensemble de terres fiscales, qui devaient constituer une partie du benefice de l'honor ducale confie a Frederic I en 959: soit essentiellement des biens alignes le long de la Meuse et de quelques affluents avec des parissses des vallees de la Semois ert du Loison. Ce n'etait qu'un morceau d'un fisc gigantesque, dont d'autres parties furent con fiees a l'autre branche des comtes d'Ardenne, celle des comtes de Verdun. Le reunion des deux familles au XI siecle refit l'unite du fisc."
    Trotz des erheblichen Umfangs der lothringischen Güter der Beatrix blieben diese weit hinter dem enormen Besitz des Markgrafen Bonifaz zurück. Keinesfalls war der durch die Mitgift erzielte Zugewinn an materiellen Werten für Bonifazder Hauptgrund gewesen, die Lothringerin zu heiraten, obwohl Beatrix über sehr beachtliche Geldmittel verfügte [Bereits 1044 Mai 14 erwarb Beatrix mit Erlaubnis ihres ersten Ehemannes 6 große Höfe zum Preis von 1.000 Pfund Silber. 1044 Juni 14 kaufte sie mit Zustimmung ihres Mannes für 125 Pfund Silber den dritten Teil des Kastells Porcari.]. Für den Markgrafen war vielmehr in erster Linie der soziale Aufstieg in die Verwandtschaft zum salischen Königshaus wichtig, den ihm diese Ehe verschaffte.
    Die größte Bedeutung erlangten die lothringischen Güter der Beatrix allerdings erst in der Zeit ihrer zweiten Ehe, als sie mit den Besitzungen Herzog Gottfrieds zusammengefaßt wurden und nunmehr tatsächlich "une veritable tete pont entre Verdun et Bouillon" darstellten.

    1037 1. oo 2. Bonifaz I. Markgraf von Canossa um 985-6.5.1052

    1054 2. oo 2. Gottfried II. Herzog von Lothringen, -21.12.1069

    Kinder:
    1. Ehe
    - Beatrix - vor 17.12.1053
    - Bonifaz II. - 1055
    - Mathilde 1046-24.7.1115

    Literatur:
    Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 64,145,160,163,186,213 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Seite 7 X, 25b - Bresslau Harry: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II. Verlag von Duncker&Humblot Leipzig 1879 Band I Seite 431-436 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I, Seite 449/Band II Seite 157/Band III Seite 157,268,321,323 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 70-71,75,230 - Fumagalli Vito: Mathilde von Canossa. Verlag Klaus Wagenbach Berlin 1998 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 331,340, 343 - Goez Elke: Beatrix von Canossa und Tuszien. Eine Untersuchung zur Geschichte des 11. Jahrhunderts, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995 - Golinello, Paolo: Mathilde und der Gang nach Canossa, Artemis und Winkler Düsseldorf 1998, Seite 37-300 - Wies, Ernst W.: Kaiser Heinrich IV. Canossa und der Kampf um die Weltherrschaft, Bechtle Esslingen 1996, Seite 27,82, 132,147 -

    Beatrix heiratete von Lothringen, Gottfried III. in 1054. Gottfried (Sohn von von Lothringen, Gozelo I.) gestorben am 21 Dez 1069 in Verdun [55100],Lothringen,Frankreich; wurde beigesetzt in Verdun [55100],Lothringen,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Beatrix heiratete von Tuszien, Bonifaz I. in 1037. Bonifaz wurde geboren um 985; gestorben am 6 Mai 1052. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 21. von Tuszien, Beatrix  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben vor 17 Dez 1053.
    2. 22. von Tuszien, Bonifaz II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1040; gestorben um 1055.
    3. 23. von Tuszien, Mathilde  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 1046; gestorben am 24 Jul 1115 in Bondanazzo di Reggiolo [42046],Reggio Emilia,Emilia-Romagna,Italien; wurde beigesetzt in 1115 in San Benedetto Po [46027],Mantua,Lombardei,Italien.

  7. 13.  von Braunschweig, Liudolf Graphische Anzeige der Nachkommen (3.Gisela2, 1.Hermann1) wurde geboren um 1003; gestorben am 23 Apr 1038.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: "comes privignus imperatores"
    • Titel/Amt/Status: Derlingau,Deutschland; Graf im Derlingau
    • Titel/Amt/Status: Gudinggau,Deutschland; Graf im Gudinggau
    • Titel/Amt/Status: Braunschweig [38100],Braunschweig,Niedersachsen,Deutschland; Graf von Braunschweig

    Notizen:

    Liudolf
    Graf von Braunschweig
    Graf im Derlin- und Gudinggau
    "comes privignus imperatores"
    ca 1003-23.4.1038
    Einziger Sohn des Grafen Brun von Braunschweig aus seiner (2.?) Ehe mit der Gisela von Schwaben, Tochter von Herzog Hermann II.

    Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 7, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    X. 29 b. LUDOLF, Graf von Braunschweig
    * 1016/17 + 1038

    Gemahlin:
    GERTRUD

    Anmerkungen: Seite 133
    X. 29. Ludolf

    siehe Brandenburg, Gisela Seite 20.
    Die Herkunft seiner Gemahlin ist nicht bestimmbar.

    Korrektur (Wolf): wird 27a (statt 29 b)
    Ergänzung (Wolf): Ludolf Graf von Braunschweig, * ca. 1002/03 (statt 1016/17)

    weiteres Kind:
    XI Ida von Elsdorf "filia fratris imperatoris Heinrici III;" (Annal. Stadenses MGH SS 16, 319),
    * 1020/25 (dazu Armin Wolf, Wer war Kuno von Öhningen?, in: Deutsches Archiv 36, 1980 Seite 40 Anmerkung 50 mit weiterer Literatur).

    Glocker Wilfried: Seite 335, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VIII. 1./VIII. 63. LIUDOLF
    * c 1003, + 1038 IV 23
    Graf im Derlin- und Gudinggau, "comes privignus imperatoris"
    oo GERTRUD + 1077 VII 21

    Der 1038 verstorbene Graf Liudolf ist in D Ko II. 124 von 1028 VII 1 als "comes privignus imperatoris" bezeugt; ebenso nennt ihn der Annalisto Saxo a. 1038, SS VI 682, von dem wir ebenda auch Liudolfs Todestag und den Namen seiner Gemahlin erfahren.
    Liudolf war somit ein Sohn der Kaiserin Gisela aus deren 1. Ehe mit Graf Bruno von Braunschweig. Schölkopf, Grafen Seite 109, macht auf die Grafschaftsrechte Liudolfs im Gudinggau aufmerksam, wo auch die LIUDOLFINGER Grafschaftsrechte besaßen.
    Der Todestag Gertruds ist im Memorienbuch des Blasiusstiftes zu Braunschweig eingetragen. Vgl. zu ihr Dürre, Geschichte Seite 47 und 50, sowie Böttger, Brunonen, Seite 415 Anm., 485 f. und 488 ff.

    Thiele, Andreas: Tafel 181, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

    LUDOLF
    * um 1016, + 1038

    Liudolf war Graf von Braunschweig (Raum Oker-Aller, Helmstedt) und eine Stütze seines kaiserlichen Stiefvaters. Seine Gemahlin Gertrud brachte ihm die sogenannte friesische Mark mit den Gauen Stavergo, Ostergo, Westergo und Isselgo als Erbgut zu. Liudolf starb in Italien.

    oo GERTRUD VON EGISHEIM + 1077
    Tochter des Grafen Hugo VI. von Dagsburg

    Schnith Karl: Seite 92, "Frauen des Mittelalters in Lebensbildern."

    KAISERIN GISELA
    * wohl 13.11. um 990, + 14. oder 15.2.1043
    Die Nachkommen Kaiserin Giselas

    AUS DER 1. EHE

    1. LIUDOLF, sächsischer Graf
    * wohl vor 1010, + 24.5.1038

    Annalen von Hildesheim

    Das Jahr 1038.

    Der Kaiser mit seiner hochedlen Familie feierte Weihnachten zu Parma und die Städter begannen aus geringfügiger Ursache am heiligen Tage der Geburt des Herrn zur Vesperzeit einen Kampf, in welchem sie mehrere vom Heere und besonders drei vom königlichen Gesinde, Chono, Magnus und Suicger tödteten. Für diesen Frevel ihres Uebermuths sind sie nun am Morgen in der Frühe zusammen mit der Stadt und allem Ihrigen durch Plünderung, Feuer und Schwert untergegangen. Ostern aber feierte der Kaiser im Castell Spella in Frieden und ohne irgend eine Beschwerde.

    Zu Ostern wurde auch der erwähnte Metropolit der Mailänder vom apostolischen Bischofe nach vielen gerechten Ermahnungen und auf gemeinsamen Beschluß der Bischöfe verdammt und von der Gemeinschaft der Gläubigen ausgeschlossen. Nichtsdestoweniger beharrte er in seiner Verstockung und that nach Kräften dem Kaiser in diesem und auch im folgenden Jahre in allen Dingen Abbruch.

    In derselben Zeit wurde unser heiliger Bischof ehrwürdigen Andenkens, Godehard, am 5. Mai, nämlich am Freitage nach der Himmelfahrt des Herrn, aus diesem Leben genommen und ging ins ewige ein, um bei Christus beständig zu leben, und schuf uns Armen durch seinen Heimgang unermeßliche Trauer. Daß er wahrhaftig zu Gott gegangen, daran zweifeln wir nicht, aber darüber seufzen wir doch immer mit Recht, daß wir seiner heiligen Ermahnung und des fruchtbringenden Beispiels seiner Tugenden beraubt sind. Welches nämlich sein Verdienst gewesen, kann Jeder an seinem Ende erkennen, weil, wie geschrieben ist, ein Jeder an seinem Ende erkannt wird. Auch ist es genugsam offenbar, daß jener großen Ruhm in seinen Verdiensten hat, da bei seinem Tode Gott so wunderbare Zeichen that und es in einem Wunder kundgab. Obwohl nun dieses allen Gläubigen Christi bekannt ist, so wird doch das wahre Ergebniß der Berichte hier zum Zeugniß seiner Heiligkeit schriftlich aufgeführt.

    An seine Stelle trat der königliche Capellan, Herr Thietmar, ein zu allem in göttlichen und menschlichen Dingen glücklich begabter Mann, und wurde durch Bardo, den Metropoliten von Mainz, am 20. August zu Laresheim geweiht. Graf Liudolf, des Kaisers Stiefbruder, starb am 23. April eines zu frühen Todes, und sein Bruder Herimann, der Herzog von Alemannien, starb, von plötzlicher Krankheit befallen, am 16. Juni und wurde von allen Guten beweint. Auch unsere edle Königin Gunhild ging am 18. Juli aus dieser Welt, deren unzeitiger Tod sehr Viele von allen Ständen im christlichen Reiche betrübte. Der Pfalzgraf Sigifrid, Bruder des Mindener Bischofs Bruno, stirbt am 25. April und wird in Wimilaburg bestattet.

    Trillmich Werner: Seite 383, "Kaiser Konrad II. und seine Zeit"

    Seine umfangreichen Allodien und Ämter in Ostsachsen und Friesland gingen nach seinem Tode auf seine Söhne Bruno und Ekbert über.

    Jäckel Hugo: Seite 70-73, "Die mittelfriesischen Grafen"

    Wie kam nun Liudolf, der Sohn Bruns von Braunschweig und der Gisela von Schwaben in den Besitz der mittelfriesischen Grafschaft? Es ist nirgends in unseren Quellen auch nur angedeutet, dass sein Vater Brun irgendwelche Beziehungen zu diesem friesischen Land gehabt hätte. Von seiner Mutter aber, der schwäbischen Gisela, kann Liudolf erst recht nicht jene Grafschaft geerbt haben. Es bleibt somit nur die Möglichkeit übrig, dass er sich diese Grafschaft erheiratet hat.
    Liudolf war zweimal verheiratet. Seine erste Gemahlin war eine Tochter des Grafen Hugo von Egisheim und Schwester des nachmaligen Papstes Leo IX. Von ihr hatte er eine Tochter, die in der niederdeutschen Geschichte wohlbekannte Ida von Elsdorf. Liudolfs zweite Gemahlin hieß nach dem Annalista Saxo Gertrud. Von den Genealogen wird sie Gertrud von Holland genannt, und zwar soll sie eine Tochter des holländischen Grafen Arnulf von Gent gewesen sein. Dies ist eine unbewiesene und ganz unbeweisbare Behauptung, die aus der irrigen Voraussetzung entsprungen ist, dass Arnulf von Gent die Grafschaft über Mittelfriesland besessen habe, woran nicht im entferntesten zu denken ist. Der einzige richtige Gedanke in diesen Faseleien der Genealogen ist der, dass Liudolf durch seine Gemahlin die Grafschaft Mittelfriesland erlangt hat. Dass die mittelfriesischen nicht mit den holländischen verwechselt werden dürfen, ist nach unseren vorstehenden Erörterungen klar. Sicher ist, dass Liudolfs Gemahlin Gertrud hieß, ferner dass sie am 21. Juli 1077 gestorben ist und in der Burgkirche zu Braunschweig begraben liegt. Da sie ihrem Gemahl die Grafschaft Mittelfriesland zubrachte, werden wir sie als Gertrud von Friesland oder noch zweckmäßiger und genauer Gertrud von Mittelfriesland zu bezeichnen haben. Sie gehörte demselben Hause wie Reginhilde, die Mutter der Königin Mathilde, an und mußte die Erbin, also eine ganz nahe Verwandte, wie ich vermute, die Tochter des letzten einheimischen Grafen von Mittelfriesland gewesen sein.
    Gertruds Gemahl Liudolf starb noch in der Fülle der Kraft im April 1038. Da er aus der Ehe mit Gertrud zwei schon mündige Söhne hinterließ, muß er allerspätestens 1018 zum zweiten Male geheiratet haben. Doch nötigt die Art, wie sein jüngster Sohn Egbert in einer Urkunde vom Jahre 1022 neben dem Vater genannt wird, diese Heirat weiter hinauf zu datieren. Andererseits aber kann sie nicht allzu lange vor 1018 stattgefunden haben, da Liudolf vorher schon mit einer EGISHEIMERIN vermählt gewesen war, von der er eine Tochter hatte. Wir haben daher die Heirat zwischen Gertrud von Mittelfriesland und Liudolf von Braunschweig, wohl um das Jahr 1015 anzusetzen und zu schließen, dass beide in den 90-er Jahren des 10. Jahrhunderts geboren waren, so dass also Liudolf bei seinem Tode im April einige 40 Jahre alt war.

    Persönlicher Einwurf [Karl-Heinz Schreiber]:
    Liudolf kann nicht in den 90-er Jahren geboren sein, da er dann fast so alt wie seine Mutter Gisela von Schwaben gewesen wäre (990 oder nach Bleitafel 999 geboren). Auch für die angenommene 1. Ehe bleibt keine Zeit.


    1020 oo 2. Gertrud, Tochter des Grafen Ekbert - 21.7.1077
    (1. oo Gottschalk - 1019)

    Kinder:
    - Ekbert I. um 1025-2.1.1068
    - Brun Markgraf von Friesland um 1024-26.6.1057
    - Ida von Elsdorf 1020- vor 1082

    Literatur:
    Annalen von Hildesheim ad a. 1038 - Annalista Saxo: Reichschronik Seite 47,55,71 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 3 Seite 7,133 - Brüsch, Tania: Die Brunonen, ihre Grafschaften und die sächsische Geschichte. Herrschaftsbildung und Adelsbewußtsein im 11. Jahrhundert. Matthiesen Verlag Husum 2000 Seite 19, 23,28-31,33-36,50,87,92,96,98,100,110,113,115,117,129-132,141,151-154,156,173,182,187,269, 272-275 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 31,195 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 127,132-135,142-147,150-153,169,173 - Jaekel, Hugo: Die Grafen von Mittelfriesland aus dem Geschlechte König Ratbods. Gotha 1895 - Lechner Karl: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar 1992, Seite 73,86,321 A 35,330 A 12 - Legl Frank: Studien zur Geschichte der Grafen von Dagsburg-Egisheim. Veröffentlichungen der Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung Band 31 Kommissionsverlag: SDV Saarbrücker Druckerei und Verlag GmbH, Saarbrücken 1998 Seite 141 - Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 92,98,114,134 - Schölkopf, Ruth: Die sächsischen Grafen 919-1024. Studien und Vorarbeiten zum Historischen Atlas Niedersachsens, Göttingen 1957- Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 181 - Thietmar von Merseburg: Chronik Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1992 Seite 106 - Trillmich Werner: Kaiser Konrad II. und seine Zeit. Europa Union Verlag Bonn 1991 Seite 383 - Wolfram Herwig: Kaiser Konrad II. Kaiser dreier Reiche. Verlag C.H. Beck München 2000 Seite 51,54,56,101,358 -

    Hlawitschka Eduard: Seite 151-160 , Die familiären Verbindungen der Brunonen."

    Die zweite offene Frage in den Familienverhältnissen der BRUNONEN ist die nach der Herkunft Gertruds I., der Gemahlin jenes Grafen Liudolf, der aus der Ehe Bruns von Braunschweig und Giselas gegen 1005 geboren war und 1038 verstorben ist. Lange Zeit galt die um 1720 vom welfischen Hofhistoriographen Johann Georg Eccard zur Erklärung der brunonischen Grafschaftsrechte in Mittelfriesland lancierte [80 Johann Georg Eccard in: Christoph Ludwig Scheidt, Origines Guelfiacae IV, Hannover 1753,418,581.], seither mehrfach übernommene und auch modifizierte These, diese Rechte habe Gertrud eingebracht; sie sei eine reiche Erb-Tochter Graf Arnulfs von Westfriesland oder eines friesischen Fürsten Rednat gewesen [81 Böttger, Die Brunonen 470,472ff.; Paul Rockrohr, Die letzten Brunonen (Diss.phil. Halle 1886) 8; Hugo Jäckel, Die Grafen von Mitelfriesland aus dem Geschlecht König Ratbods, Gotha 1895,70 ff. Günther Albrecht, Das Münzwesen im niederlothringischen und friesischen Raum vom 10. bis zum beginnenden 12. Jahrhundert (Numismatische Studien, Heft 6), Hamburg 1959, Band 1, 112: "Im 11. Jahrhundert prägten die Braunschweiger Grafen an mehreren Orten ihrer friesischen Besitzungen, die sie durch Heirat Ludolfs mit Gertrud, der Tochter des Grafen Arnold von Gent, erworben hatten"; Gert Hatz, Die Münzprägung der Brunonen (Wissenschaftliche Zeitschrift des Braunschweigischen Landesmuseums Band 2,1995)100: "... möglicherweise aus dem Erbe Gertruds, der Gemahlin des Grafen [Liudolf], herzuleitende Grafschaftsrechte in Mittelfruiesland" (dort 120 Anm. 8 weitere, eine solche Aussage beinhaltende Literatur); vgl. auch Hermann Jakobs, Der Adel in der Klosterreform von St. Blasien (Kölner Historische Abhandlungen 16), Köln - Graz 1968, 194. - Ehlers, Brun und Dankward 10, 39, spricht - ohne nähere Begründung -von "Gertrud ('von Holland'), zumeist nennt er sie indes "die ältere Gertrud".]. Vor allem ist in diesem Zusammenhang immer wieder auf die brunonische Münzprägung in mehreren Prägestätten in Mittel-Friesland verwiesen worden. Doch hat sich das nicht halten lassen, dafür den 993 verstorbenen Grafen Anulf II. von Gent und West-Friesland offenbar keine Tochter Gertrud bezeugt ist [82 Vgl. Leon Vanderkindere, La formation territoriale des principautes belges au moyen age, Band 2, Brüssel 1902, 286: "L'hypothese, emise d'Äaborsd par Eccard, acceptee par Böttger et par Rockrohr, n'apas d'autre fondement qu'une allusion des Annales Egmundani aux fillesd'Arnoul;mais on ignore sil'une de ces filles s'appelait Gertrude, on ignore sielle a epouse Liudolf et l'on peut affirmer qu'Arnoul n'a pas ete maitre despagi en question". Vgl. auch E. Brandenburg, Die Nachkommen Karls des Großen, I.-XIV. Generation, Leipzig 1935,10f. Nr.VIII, 68, VIII, 49, IX, 60-62. - Die Annales Egmundani, die Vanderkindere (286 Anm.3) zitiert, vermelden zum Jahr 1162, daß Graf Florens I. von West-Friesland bzw. Holland die Kirche von Vlaardingen (bei Rotterdam) übereignte, quam quondam Arnulfus comes cum filiabus suis dem um 950/60 gegründeten Kloster Egmond (bei Alkmaar) geschenkt hatte. Ob dabei Graf Arnulf II. von West-Friesland († 993) oder nicht vielleicht doch der nachweislich mit mehreren Töchtern ausgestattete Graf Arnulf I. von Flandern († 964) gemeint war, dessen Tochter Hildegard den Grafen Dietrich II. von West-Friesland, den Vater Arnulfs II. von West-Friesland, heiratete, ist völlig ungeklärt.]; und auch die Rednat-These ist eine nicht weiter begründbare Vermutung geblieben [83 So schon Hermann Bollnow, Die Grafen von Werl. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte des 10. bis 12. Jahrhunderts, Diss. Greifswald 1930, 35f.]. Darüber hinaus lassen sich die Münzprägungen der BRUNONEN aus Mittel-Friesland auch nicht als Indiz für Gertruds Herkunft verwenden, denn diese setzen erst mit Liudolfs Söhnen Bruno († 1057) und Ekbert I. († 1068) - nicht schon mit Liudolf selbst, was man bei der Annahme der ihm gerade durch seine Gemahlin Gertrud zugewachsenen Grafenrechte in Mittel-Friesland eigentlich erwarten dürfte - ein und sind dabei durch eine große Gleichförmigkeit gekennzeichnet [84 Vgl. Hatz, Münzprägung 99-144, besonders 103: "Diese im Münzwesen des 11. Jahrhunderts auffallende Einheitlichkeit der Prägung in allen Münzstätten mit einem Typ für jeden der drei Münzherren [Bruno, Ekbert I., Ekbert II.] läßt eine dahinterstehende straffe Organisation erkennen". Vgl. auch schon Günther Albrecht, Zu den Münzstättennamen auf gräflich friesischen Münzen des 11. Jahrhunderts, in: Dona Numismatica, hg. von Peter Berghaus - Gert Hatz, Hamburg, 1965, 113-119.], die uns auf andere Zusammenhänge um die Erwerbung der friesländischen Grafschaften der BRUNONEN verweist [85 Da noch für die Kaiserzeit KONRADS II. (1027-1039) eine nicht mehr näher lokalisierbare Münzprägung in Friesland (Umschrift: FRESONIA) nachzuweisen ist, die "keine brunonischen Einflüsse erkennen läßt" (Hatz, Münzprägung [wie Anm. 81]102 - um 1955 waren für sie 26 Exemplare aus 19 Funden bekannt; vgl. Albrecht, Münzwesen 122 -, kann das brunonische Münzrecht frühestens erst in der Spätzeit KONRADS II. und da keine Liudolf-Prägungen vorhanden sind, auch erst nach dem Tode Liudolfs († 1038) begonnen haben, das heißt offenbar erst in der Zeit HEINRICHS III. in Kraft getreten sein. Weiterhin ist dem Utrecht-friesischen Raum ein Denar zuzusprechen,"der auf beiden Seiten das Kaiserbild in Art der eben besprochenen [FRESONIA-]Prägung trägt" und die "Umschrift HENRICVSRE" aufweist, was die Königszeit HEINRICHS III. (1039-1046) meinen dürfte; vgl. Albrecht, Münzwesen Seite 122. Ob ein Zusammenhang zwischen der Verleihung der bisher brunonischen Grafschaften im Derlingau und Nordthüringgau durch HEINRICH III. an die Kirche von Hildesheim (als Belohnung für die Strapazen des Bischofs Azelin von Hildesheim beim Ungarn-Feldzug des Herbstes 1051; vgl. schon Vorbemerkung zu MGH D H III, 279) und dem Auftreten der Münzrechte der BRUNONEN in Mittel-Friesland - als einem dann notwendigen Ersatz - anzunehmen ist?].
    Der Hinweis auf Mittel-Friesland ist indessen nicht völlig erledigt. Das Urbar des Klosters Werden aus der Zeit Abt Gerolds (1031-1050) verzeichnet nämlich bei den Einkünften aus Friesland auch solche De comitatu Liudolfi, was eine Verankerung bereits Graf Liudolfs in Mittel-Friesland wahrscheinlich im Oostergau und im Westergau, nicht mehr bezweifeln läßt [86 Die Urbar der Abtei Werden an der Ruhr (= Rheinische Urbare Band 2), hg, von Rudolf Kötzschke, Bonn 1906, 148f. (Urbar C § 21). Durch die Nennung des 1038 verstorbenen Liudolf dürfte die Abfassung des Urbars auf die Zeit 1031-1038 einzugrenzen sein; so schon Paul Leidinger, Untersuchungen zur Geschichte der Grafen von Werl, Paderborn 1965, 96f., wo auch die anderen in diesem Zusammenhang genannten Grafen identifiziert werden.]. Aber wie kam dieser comitatus in seine Hand? Wuchs er ihm vielleicht doch durch seine Heirat mit Gertrud zu? Eine Beantwortung dieser Frage ist vorerst zurückzustellen.
    Von Joseph Schaukegl [87 Joseph Schaukegl, Spicilegium historico-genealogico-diplomaticum ex antiquissimo et florentissimo quondam agro Billungano,Vindobonae 1796,136f.] wurde andererseits bereits 1796 auf die Nachricht der Hildesheimer Annalen hingewiesen, nach der 1019 Bischof Bernward von Hildesheim bei einer in Goslar abgehaltenen Synode die Ehe eines gewissen Gottschalks, Sohn eines Grafen Ekkehard, und einer Gerdruda, Egberdhi comitis filia, trennte [88 Annales Hildesheimenses ad 1018, 342; danach Vita Meinwerci cap.164, 86. Zur Synode und ihrem genauen Datum vgl. Heinz Wolter, Die Synoden im Reichsgebiet und in Reichsitalien von 916 bis 1056, Paderborn u.a. 1988, 276f.]; wahrscheinlich geschah das wegen zu naher Verwandtschaft der beiden jungen Leute [89 So etwa Siegfried Hirsch, Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II., Band 3 (hg. und vollendet von Harry Breßlau), Berlin 1875, 111.], denn ansonsten waren Ehen ja untrennbar. Wurde jene Gertrud, Tochter eines Grafen Ekbert, nach ihrer Scheidung vielleicht die Gemahlin Graf Liudolfs? Diese These hat in neuerer Zeit manche Befürworter gefunden [90 Hans Dobbertin, Das Verwandtschaftsverhältnis der 'schwäbischen' Edlen Ida von Elsdorf zum Kaiserbruder Liudolf IV. von Braunschweig († 1038) und zu Papst Leo IX. († 1054) (Braunschweigisches Jahrbuch 43, 1962) 65; Hermann Jakobs, Der Adel in der Klosterrreform von St. Blasien 184 ff.; Hlawitschka, Untersuchungen 146.]. Kompliziert wurde sie indessen dadurch, daß die als Tochter Liudolfs und Gertruds anzusehende Ida von Elsdorf - nach einer Aussage des erst um 1240 schreibenden Abtes Albert von Stade - eine Schwester Papst Leos IX. zur Mutter gehabt habe, sowie ihr Vater ein Bruder des Kaisers HEINRICH III. war [91 Albert von Stade, Annales Stadenses ad 1112, MGH SS XVI 319.]. Diese Angabe Alberts von Stade hat zuletzt dazu geführt, Ida von Elsdorf nur als eine durch Gertrud in die Ehe eingebrachte Stief-Tochter Liudolfs ansehen zu müssen [92 Dobbertin, Verwandtschaftsverhältnis 76.], was aber widerlegbar ist, da Ida nachweislich zu den Erben Liudolfs und seiner Mutter Gisela am Besitzkomplex am Schluchsee im Schwarzwald gehörte [93 Hlawitschka, Untersuchungen 142f.;vgl. auch Frank Legl, Studien zur Geschichte der Grafen von Dagsburg-Egisheim (= Veröffentlichungen der Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung 31), Saarbrücken 1998,141-144.], also gewiß keine Stief-Tochter Liudolfs gewesen sein kann. Deshalb hat man diese Angabe Alberts von Stade angesehen als den Versuch des Stader Abtes, seiner Stader Kirche beim Streit um Idas Erbe durch die Erwähnung nicht nur eine Kaiser- sondern auch einer Papstverwandtschaft ein besseres Renommee zu verschaffen. Offenbar formte Albert die nachweisbar und breiten Schichten bekannte Verwandtschaft zwischen SALIERN - hier Kaiser HEINRICH III. - und der Familie Papst Leos IX. - den EGISHEIMERN - zu einer väterlichen und mütterlichen Herkunft Idas um: väterlicherseits - wie bekannt - von den SALIERN, mütterlicherseits eben von den EGISHEIMERN [94 Hlawitschka, Untersuchungen 148.]. Die Nachricht Alberts von Stade hilft also zur Herkunftsbestimmung Gertruds nicht weiter.
    Daß indessen Graf Liudolfs Gemahlin Gertrud jene 1019 von ihrem ersten Gemahl Gottschalk geschiedene Gertrud, Tochter Graf Ekberts, gewesen sein könnte, bleibt von alledem unbetroffen zurück. Daß mit der Identifizierung Gertruds I. von Braunschweig mit dieser gleichnamigen Tochter eines Grafen Ekbert ein richtiger Weg beschritten sein dürfte, wird vor allem durch die Weitergabe des Ekbert-Namens in der Nachkommenschaft Liudolfs und Gertruds I. deutlich, während dieser Name vorher bei den im Derlingau und Nordthüringgau als BRUNONEN vermuteten Grafen offenbar nicht vorkam. Zu verweisen ist also - was die Namensweitergabe betrifft - auf Markgraf Ekbert I. von Braunschweig und Meißen, auf dessen Sohn Ekbert II. und einen gleichfalls Ekbert benannten Sohn Idas von Elsdorf, der ca.1053 ums Leben kam [95 Ebd.130f,144,148-153.]. Weitere Stützargumente für diese Identifizierung und Herleitung Gertruds I. fehlen indessen bisher. Ein solches scheint mir aber beibringbar, zu dem auch noch mit dem Auftauchen Liudolfs in Mittel-Friesland verbindbar.
    Zu fragen ist doch nach Trägern des Namens Ekbert, die mit dem Vater der 1019 bei der Synode in Goslar von ihrem Gemahl Gottschalk getrennten und dann eventuell mit Liudolf von Braunschweig verheirateten Gertrud identifiziert werden könnten. Dabei stößt man - wie etwa schon der Herausgeber der Jahrbücher Kaiser HEINRICHS II. [96 Vgl. Anm. 89.] - auf das "Haus Ekberts des Einäugigen", also auf die Familie jenes Mannes, der in seiner Jugend - nach dem Tod beider Eltern - zusammen mit seinem Bruder Wichmann am Hof OTTOS DES GROSSEN aufgewachsen war, in jugendlicher Streit- und Kampfeslust durch pure Unvorsichtigkeit ein Auge verloren hatte, sich 953 mit seinem Bruder am Aufstand des Schwaben-Herzogs Liudolf gegen dessen Vater OTTO DEN GROSSEN beteiligt hatte, auch als Teilnehmer an den Kämpfen Herzog Heinrichs des Zänkers gegen Kaiser OTTO II. 977 und als Unterstützer der Königtumspläne des Zänkers 984 bekannt ist, jedoch in den Zwischenphasen immer wieder in die Gunst des Königshofes zurückzukehren vermochte, während sein Bruder Wichmann bereits am 22. September 967 in unversöhnlichem Kampf gegen seinen Onkel Hermann Billung und gegen das Reich den Tod fand, er selbst schließlich am 4. April 994 verstarb [97 Das Quellenmaterial zu Ekbert dem Einäugigen stellen zusammen Rudolf Köpke-Ernst Dümmler, Kaiser Otto der Große (= Jahrbücher der Deutschen Geschichte), Leipzig 1876, und Ruth Bork, Die Billunger - mit Beiträgen zur Geschichte des deutsch-wendischen Grenzraumes im10. und 11. Jahrhundert, Diss. (masch.) Greifswald 1951, 71ff. (mit Nachweis des Todesdatums Ekberts auf Seite 77). Zusammenfassungen bieten Robert Holtzmann, Geschichte der sächsischen Kaiserzeit, 900-1024, 2. Auflage München 1954, 5. Auflage 1967; Werner Goez, Gestalten des Hochmittelalters. Personengeschichtliche Essays im allgemeinhistorischen Kontext, Darmstadt 1983,41-53; Gerd Althoff, Zur Frage nach der Organisation sächsischer coniurationes in der Ottonenzeit (Frühmittelalterliche Studien 17,1982) 133ff.]. Dieser Mann war ein Glied der großen und für Sachsen und ddas Reich bedeutsame BILLUNGER-Sippe. Obwohl direkte Quellenangaben über Frau und Kinder Ekberts des Einäugigen fehlen, hat er - worüber sich die Forschung einig ist [98 Vgl. zum Beispiel Gert Althoff, Adels-und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen (= Münstersche Mittelalter-Schriften 47), München 1984, 73ff.,81ff,102 u.ö.] - ganz sicher Nachkommen hinterlassen. Indem nämlich Kaiser OTTO III. am 23. Januar 1001 an das Hildesheimer Bistum das castellum Dalehem nominatum, situm autem infra eiusdem episcopatus terminos in pago Hastfalasive Ambargau in comitatu filiorum Ekbrahti comitis et nepotis nostri überließ, bezeugte er ja doch ausdrücklich das Vorhandensein von erwachsenen Söhnen des unioculus [99 Diesen Beinamen gab ihm Thietmar, Chron. lib. IV cap. 1, 132, auf der Basis von Widukind, Rer. gest. Saxon. lib. III cap. 19, 114.]. Als solche lassen sich die Grafen Ekbert, Amalrich und Wichmann (III.) ansprechen. Die Argumente hierfür sind spärlich, aber doch hinreichend. Als nämlich Graf Wichmann (III.) 1016 in einer Fehde den Tod gefunden hatte, trat der BILLUNGER Herzog Bernhard II., der Enkel Hermann Billungs, als rechtlicher Vormund eines von Wichmann zurückgelassenen unmündigen Sohnes bezüglich dessen Erbes und als Rächer der Freveltat auf [100 Thietmar, Chron. lib. VII cap. 48, 458: Advenit tandem Bernhardus dux, nepos meus (Vetter durch die Schwester der Mutter Thietmars), qui iure filii prefati comitis [= Wigmanni] adhuc parvuli et tocius hereditatis tutor et nefandi criminis ultor exiterat.], was klar auf die Zugehörigkeit Wichmanns (III.) zur BILLUNGER-Sippe zurückverweist. Vormundschaft und Rache waren Pflicht der nächsten Verwandten. Auch die Bestattung Wichmanns (III.) ad patres in Vreden [101 Thietmar, Chron. lib. VII cap. 48, 456.], das mit den Vogteien über Metelen und Borghorst einen westlichen Herrschaftsschwerpunkt der BILLUNGER bildetet [102 Vgl. Gerd Althoff, Das Necrolog von Borghorst. Edition und Untersuchung, Münster 1978, 246ff.], deutet auf die Zugehörigkeit Wichmanns zur BILLUNGER-Sippe [103 Eine Bestätigung hierfür dürfte auch Alpertus Mettensis, De Diversitate temporum lib. II cap. 13, ed. Hans Van Rij und Anna Sapir Abulafia, Amsterdam 1980, 68 ff., liefern, wenn er über die Ereignisse nach der Ermordung Wichmanns berichtet: propinqui et omnes amici Wicmani et maxime Adelboldus Traiectensis episcopus ... [Baldericum] hostem indicaverunt et bona sua publicaverunt. --- Quibus (sc. de Legaten Balderichs) Adelboldus et Bernhardus dux veniam dederunt ...;ältere Editionenn in: MGHSS IV 716. - Zu beachten ist hier, daß Wichmann (III.) nicht etwa der Familie Wichmanns von Hamaland zuzuweisen ist; vgl. hierzu bereits Köpke-Dümmler, Otto der Große, 581-583; auch Bork, Billunger 81-86; zuletzt Wirtz, Hamaland (vgl. Anm114), besonders bezüglich der Unterscheidung der Hamalander Wichmann-Familie von der BILLUNGER-Familie Wichmanns (III.).]. - Für das Kloster Metelen hatte nun bereits 993 OTTO III. besonders auf die Intervention des Kölner Erzbischofs Everger sowie des Herzogs Bernhard I. und des Grafen Ekbert des Einäugigen hin - ob interventum fidelis nostri Evergeri Coloniensis ecclesie venerabilis archiepiscopi aliorumque, Berenhardi ducis et Egberti comitis ceterorumque fidelium perplurium consultu - den advocatum Vigmannum bestimmt [104 MGH DO III,111.],wobei sich dieser Familienclan in gemeinsamer Aktion erweist; und auch sonst waren Herzog Bernhard I. und Ekbert der Einäugige damals öfter gemeinsam aufgetreten [105 Vgl. MGH DO III, 68 (vom 19.I.991), 81 (vom 6.I.992).]. - Nun spricht die Vita Meinwerci episcopi Patherbrunnensis bei der Aufzählung der Teilnehmer eines Gerichtstages des Jahres 1030 bei den comitibus auch von Amalungo et fratre eius Ekberto [106 Vita Meinwerci cap. 202, 118.];ebenso treten Amulungus comes et frater eius Ecbertus als Zeugen in einem Diplom Kaiser KONRADS II. vom 1. Juli 1028 auf [107 MGH D KII,124.]. Dieser Graf Amelung ist übrigens für die Jahre zwischen 1015 und 1031 bestens als Paderborner Stiftsvogt bezeugt [108 Vita Meinwerci 34,36,38-40,42-51,53,56-58,60,63,112,114,120.]. Und da schon ein Bruder Herzog Hermann Billungs und Graf Wichmanns des Älteren den Namen Amelung trug, nämlich Bischof Amelung von Verden († 962), das heißt da also beim Ekbert-Bruder ein Name der Billung-Wichmann-Familie auftrat [109 Bork, Billunger 30f.; Althoff, Adels-und Königsfamilien 38f., 56,300.], was gleichfalls ein Indiz für eine familienbedingte Namengebung bei jenem Grafen aus dem Beginn des 11. Jahrhunderts sein dürfte, ergibt sich doch ein einigermaßen sicheres Bild um Nachkommen Graf Ekberts des Einäugigen. Er dürfte also - neben Wichmann (III.) und Amelung - einen Sohn Ekbert gehabt haben, dessen Tochter Gertrud 1019 von Gottschalk geschieden wurde und die anschließend Liudolf von Braunschweig heiraten konnte. Ergänzend sei auch noch hinzugefügt, daß der Herzog Bernhard II., der sich als tutor und ultor des Sohnes des 1016 erschlagenen Wichmann (III.) annahm, selbst auch einer Tochter den Namen Gertrud gab [110 Sie wurde zunächst die Gemahlin des Grafen Florenz I. von Holland, nach dessen Ermordung (1061) vermählte sie sich mit Graf Robert ("dem Friesen"), dem Sohn des Grafen Balduin V. von Flandern; vgl. Genealogia comitum Flandriae, Cod. Bertin.1, MGH SS IX 306. Zu ihr vgl. Bork, Billunger 170f.], so daß sich auch der Gertrud-Name in billungische Zusammenhänge gut einfügt.
    Für unseren Blickwinkel ist nun wichtig, daß bereits Ekbert der Einäugige als Graf in Friesland auftrat: ein im Februar 966 aufgesetztes, jedoch erst 968 ausgefertigtes Diplom OTTOS DES GROSSEN für das Kloster St. Pantaleon in Köln gibt zu erkennen, daß die zur Hälfte an das Kölner Kloster geschenkte Insel Urk in der Zuidersee und Güter zwischen Waal und Bunnichem/Bunnik (Prov. Utrecht) in comitatu Ekberti comitis lagen [111 MGH D OI, 324 (mit Vorbemerkung zur verzögerten Ausstellung). - Diese Identifizierung wurde bereits von Vanderkindere, Formation Band 2, 289, vorgeschlagen, wobei er freilich - was keinen Anklang fand - zugleich Graf Brun von Braunschweig zum Sohne Ekberts des Einäugigen machen wollte. Vor einigen Jahren hat Egon Boshof, Königtum und adelige Herrschaftsbildung am Niederhein im 9. und 10. Jahrhundert, in: Klever Archiv 4, 1983, 27, diese Identifizierung erneut vorgenommen ohne in irgendwelche genealogische Debatten damit eingreifen zu wollen. Diese Gleichsetzung mag zunächst überraschen angesichts der scheinbaren Möglichkeit, auch eine Identifizierung mit Ekbert, dem Sohn Arnulfs I. von Flandern, vorzunehmen {zu diesem Ekbert vgl. Brandenburg, Nachkommen 10 (Generation VII, 45) mit Verweis (92) auf Vanderkindere, Formation 289, wo wiederum für Ekberts Existenz eine Urkunde Arnulfs vom 10. Juli 953 angeführt wird. Zusätzlich läßt sich noch auf einen Familieneintrag Arnulfs I. (im Liber memorialis Romaricensis, ed. Eduard Hlawitschka, Karl Schmid und Gerd Tellenbach, MGH Lib. mem. I, fol. 24v nr.13) aufmerksam machen, der Arnulf I. und seinen Sohn Balduin III., seine Gemahlin Adela von Vermandois und die übrigen Kinder - darunter Ekbert - aufweist: Arnulfus, Balduinus, Adela, Leudgart, Hildigart, Ecbert. Daß Ekbert seinen Namen offenbar nach seinem englischen Vorfahren König Egbert von Wessex († 839) trägt, betont Philipp Grierson, The relations between England and Flanders before the Norman Conquest, in: Transactions of the Royal Historical Society, 4. ser. vol. 23, London 1941, 86}. Eine Identifizierung des Ekbert aus MGH DO I, 324 (von 966/68) mit dem gleichnamigen Arnulf-Sohn ist indes unmöglich, da die Urkunde Arnulfs I. vom 10. Juli 953 seinen Sohn bereits als verstorben aufweist; vgl. Auguste van Lokeren, Chartres et documents de l'abbaye de Saint-Pierre au Mont-Blandin a Gand, Gent 1868, 28f. nr. 22: medietatem fisci mei vocatur Snellenghem in pago Flandrensi siti, quem antea pro me et pro uxore mea, que vocatur Adala, atque profilio meo Balduino et filia mea Lietgardis nominata, et pro defunctis Balduino genitore meo et Elstrudis genetrice mea, atque Hecberto filio meo, ad jam dictum monasterium legaliter tradidi ...]. Ob Ekbert diese Grafschaft bis zum Ende seines Lebens innehatte, ist nicht sicher, darüber die Folgen seiner Inhaftierung (nach der Teilnahme am Zänker-Aufstand) und langen Exilszeit beim Bischof von Utrecht (978-984), keine präzisen Angaben existieren. Da er aber am Ende seines Lebens mit der Reichsgewalt versöhnt war - in den hofnahen Quedlinburger Annalen wird er jedenfalls anläßlich seines Todes als Egbertus comes, prudentibus sapientioret fortibus audacior gepriesen [112 Annalium Quedlinburgensium continuatio ad 994, MGH SS III 72.] -, könnte er im von Utrecht beeinflußten Raum entschädigt worden sein. Wichmann (III.) trat augenscheinlich im westsächsisch-friesischen Grenzbereich in die Fußtapfen seines Vaters [113 Wenn die Bestattung Wichmanns (III.) ad patres in Vreden erfolgte, dürfte sein Vater Ekbert der Einäugige am Schluß seines Lebens dort sein Wirkungszentrum gehabt haben. Ekberts 'Burg' Ala bei Goslar war ja doch 984 beim Throngewinnungsversuch Heinrichs des Zänkers zerstört worden; vgl. Thietmar, Chron. lib. IV cap. 3, 134.]. In Vreden hat er seit etwa 1010 eigene Münzen prägen lassen [114 Anna Wirtz geb. Henningsen, Die Geschichte des Hamalandes, in: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 173,1971,67, mit Verweis auf Peter Berghaus, Die Vredener Münzen 47-49.]. Er hatte zudem eine Tochter des Grafen Gottfried vom Hattuariergau (südlich Nimwegen) zur Frau genommen. Da Gottfried bei seinem Tode1006 einen schwachsinnigen Sohn hinterließ, versuchte Wichmann verstärkt Einfluß auf den Hattuariergau zu gewinnen, worüber die lange Fehde mit Gottfrieds Neffen Balderich ausbrach, die 1016 mit der Ermordung Wichmanns endete. - Ist aber nun das Interesse Ekbert des Einäugigen und seines Sohnes Wichmann (III.) an friesischen Angelegenheiten so evident, so ist es auch nicht verwunderlich, wenn über Gertrud als Enkelin Ekberts des Einäugigen (durch dessen Sohn Ekbert) die Interessen ihres Gemahls Liudolf auf die friesischen Bereiche gelenkt wurden, Liudolf dann also im Komitat in Friesland auftritt. Bei der Neugliederung der friesischen Verhältnisse durch Kaiser HEINRICH II. nach 1016, das heißt nach der Ermordung Wichmanns und dernachfolgenden Entmachtung und Bestrafung Balderichs, könnte er hier versorgt worden sein.
    Ein weiteres kommt hinzu:Wir müssen uns dabei nochmalszu der späten Braunschweiger und Gandersheimer Tradition zurückwenden. Diese Tradition kennt nicht die Herleitung der BRUNONEN vom Herzog Liudolf († 866) und seinem 880 gefallenen Sohn Brun, sondern sucht zugleich auch - wie wir schon einmal bemerkt haben [115 Vgl. oben Seite 143f.] - eine Verbindung zum Sachsen-Herzog Widukind aus der Zeit KARLS DES GROSSEN herzustellen. Das wird so gelöst, daß Herzog Liudolf zum Nachfolger Widukinds erklärt wird, was sich freilich weder von Widukinds Nachkommenseite noch von Liudolfs Vorfahrenseite her verifizieren oder auch nur einigermaßen plausibel machen läßt. Wenn es für die seit dem 12. Jahrhundert zuerst faßbare Tradition aber doch einen echten Kern gegeben haben sollte, so wie ein solcher ja auch für die Herkunft der BRUNONEN vom 866 verstorbenen Herzog Liudolf nun (wegen der nachweislichen Thronkandidatur Bruns 1002 und deren Rechtsvoraussetzung und wegen des Nachweises, daß der 880 ums Leben gekommene Herzog Brun tatsächlich Nachkommen hatte) nicht mehr unwahrscheinlich sein dürfte, so bietet sich gerade bei der hier angeschnittenen Herkunftsfrage Gertruds I. die Ermittlung dieses Traditionskernes widukindischer Abstammung an. War nämlich Gertrud I. von Braunschweig - wie schon gesagt - die in den Hildesheimer Annalen genannte Gertrud, Tochter eines Grafen Ekbert, und war dieser Ekbert einer der filii Ekbrahti comitis et nepotis nostri Kaiser OTTOS III. des Jahres 1001, so ergibt sich auch eine Erklärung für dieses widukindische Herkunftsbewußtsein. Graf Ekbraht, nepos OTTOS III., war ja doch als Sohn des Grafen Wichmanns des Älteren und einer Schwester von König HEINRICH I. Gemahlin Mathilde ein Widukind-Nachfahre [116 Vgl. Bork, Billunger 64-78.]. Denn über Mathildes Herkunft verlautet schon bei Widukind von Corvey, daß sie stirpis magni ducis Widukindi war, qui bellum potens gessit contra Magnum Karolum per triginta ferme annos [117 Widukind, Rer. gest. Saxon. lib. I cap. 31, 44.]. Und auch die ältere Mathildenvita und Thietmar von Merseburg überliefern diesen Sachverhalt [118 Vita Mathildis antiquior cap.1, ed. Bernd Schütte, MGH SS rer. Germ., Hannover 1994,112f.,114; ältere Edition in: MGH SS X 575f.: ...pervenit ad aures {sc. Heinrichs}, quandam in monasterio Herevordensi pulcherrimam fuisse puellam nomine Machthildam ..., cuius generositas haud minus futuri claruit sponsi. Nam Widukindi ducis Saxonie originem traxit a stirpe, qui quondam ... christianos constanter persequebatur ...; Ab huius quoque posteris, postquam christiane se submisserant religioni, praedicte pater puelle prodiit nomine Tiedericus, cui noblissima iuncta erat Reinhilda Frensorum Danorumque genere progrediens. - Thietmar, Chron. lib.I cap.9,14 f.: Heinrich I. filiam Theoderici et Reinhildae, ex Vidicinni (Widijkindi) regis tribu exortam, interpellat.]. Diesen widukindischen Traditionskern, der natürlich nicht nur Mathilde, sondern eben auch ihre mit Wichmann dem Älteren verheiratete Schwester Bia [119 Bork, Billunger 40, 45ff.; den Sachverhalt klärend Eduard Hlawitschka, Kontroverses aus dem Umfeld von König Heinrichs Gemahlin Mathilde, in: Deus qui mutat tempora, Festschrift für Alfons Becker, hg.von Ernst-Dieter Hehl u.a. Sigmaringen 1987,50-54, ND in: Ders., Stirps regia 372-376.] betraf, gilt es also zu beachten. Er dürfte, wenn Gertrud I. von Braunschweig - wie jetzt schon mehrmals gesagt - tatsächlich die Tochter eines Grafen Ekbert und Enkelin Ekberts des Einäugigen war, am Hofe der 1077 verstorbenen Gertrud I. genauso wie derjenige der liudolfingisch-ottonischen Herkunft ihres schon 1038 verstorbenen Mannes [120 Zu den Todesdaten Liudolfs und seiner Gemahlin Gertrud der Älteren vgl. oben bei Anm. 15 und 19.] - gepflegt und erzählt worden sein; und zur Zeit ihrer Kindheit flossen dann beide Traditionsstränge - der liudolfingische, auf Herzog Liudolf und seinen 880 gefallenen Sohn Brun zurückführende, und der ekbertinische, auf den großen Sachsen-Herzog zurückweisende - zusammen und konnten dann von den Reimchronisten und braunschweigisch-welfischen Hofpanegyristen weiter ausgesponnen werden. Eine Stütze erhält diese Sicht noch dadurch, daß 1215 der Sachsen-Herzog und rheinische Pfalzgraf Heinrich, der Sohn Heinrichs des Löwen, angab, er handele patrum nostrorum qui Wildeshusensem ecclesiam fundaverunt et prediis suis dotaverunt vestigiis inherendo [121 Wilmans, Kaiserurkunden 532ff.; vgl. auch Schmid, Die Nachfahren Widukinds 10. ]. Wildeshausen war bekanntlich - worauf auch schon einmal kurz hingewiesen wurde [122 Vgl. oben Anm. 48.] - vom Widukind-Enkel Graf Waltbert um 865/70 gestiftet und ausgestattet worden. Dieser Beleg verdeutlicht nicht nur, daß die WELFEN als Nachkommen der BRUNONEN offensichtlich die Widukind-Tradition übernommen und weitergeführt haben, sondern damit auch die widukindische Abkunft Gertruds I. [123 Dieser Beleg ist nicht mit dem bekannten, literarisch und in Volkserzählungen gepflegten Widukind-Mythos in Verbindung zu bringen, der sich seit dem Hochmittelalter ausbreitete und ein ganz bestimmtes Bild des vom Heidentum zum Christen bekehrten Sachsenfürsten beinhaltete; zu jenem vgl. Erwin Rundnagel, Der Mythos vom Herzog Widukind (HZ 155,1937) 233-277. Die Braunschweiger Brunonen-und Widukindtradition dürfte also nicht zu den genealogischen Fiktionen in mittelalterlicher Historiographie, in: Fälschungen im Mittelalter I (= MGH Schriften 33,1) eindringlich hinwies.].
    Gewiß ist hiermit kein stringenter Beweis für die Herkunft Gertruds I. geliefert, aber vielleicht doch eine breitere Basis gefunden, die die bisher allein auf der Namensgleichheit Gertrud (bei der BRAUNSCHWEIGERIN und bei der 1019 geschiedenen Ekbert-Tochter) und auf der Weitergabe des Namens Ekbert beruhende Identifizierung ergänzt und sie sich wohl weiter zu diskutieren lohnt.


  8. 14.  von Braunschweig, N Graphische Anzeige der Nachkommen (3.Gisela2, 1.Hermann1)

    Familie/Ehepartner: von Formbach, Thiemo II.. Thiemo gestorben am 28 Aug 1040. [Familienblatt] [Familientafel]


  9. 15.  von Braunschweig, Gisela Graphische Anzeige der Nachkommen (3.Gisela2, 1.Hermann1) wurde geboren um 1005.

    Familie/Ehepartner: von Sangerhausen, Berthold. [Familienblatt] [Familientafel]


  10. 16.  von Schwaben, Ernst II. Graphische Anzeige der Nachkommen (3.Gisela2, 1.Hermann1) wurde geboren um 1010; gestorben am 17 Aug 1030 in Schramberg [78144],Rottweil,Baden-Württemberg,Deutschland; wurde beigesetzt in Konstanz [78462],Konstanz,Baden-Württemberg,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 1015-1030, Schwaben,Deutschland; Herzog von Schwaben

    Notizen:

    Ernst II.
    Herzog von Schwaben (1015-1030)
    um 1010-17.8.1030 Burg Falkenstein Begraben: Konstanz, Mauritiusstift (bei der Bischofskirche)
    Ältester Sohn des Herzogs Ernst I. von Schwaben und der Gisela von Schwaben, Tochter von Herzog Hermann II.

    Lexikon des Mittelalters: Band III Seite 2179

    Ernst II., Herzog von Schwaben aus dem Hause der BABENBERGER
    * um 1007, + 17. August 1030 Begraben: Konstanz, Mauritiusstift (bei der Bischofskirche), unverheiratet

    Der bei der formellen Übernahme der Herzogsherrschaft noch minderjährige Ernst II. stand zunächst unter der Vormundschaft seiner Mutter Gisela und danach unter derjenigen seines Onkels, Erzbischof Poppo von Trier. Mit dem Regierungsantritt KONRADS II., des 3. Gemahls seiner Mutter Gisela, im Jahre 1024 scheint für den zum Stiefsohn des Königs gewordenen Ernst eine Gefährdung seiner Herrschaftsausübung in Schwaben möglich geworden zu sein. Seine vom Sommer 1025 bis zum Lebensende dauernde, freilich immer wieder durch Begnadigungen unterbrochene Rolle als Opponent des Königs mag ebenso wie seine 1026 und 1027 im Elsaß und in Burgund unternommenen militärischen Aktionen in dieser Furcht vor einer Neuordnung in Schwaben begründet gewesen sein.
    Ernsts Herrschaft als Herzog stützte sich auf das Reichsgut - mit der Pfalz auf dem Lindenhof zu Zürich als Zentrum - und auf die Reichskirche in Schwaben. Vor allem aber versuchte er, die Vasallen des Königs in Schwaben zu "mediatisieren". Aber gerade auf dem 1027 parallel zu KONRADS II. Ulmer Gerichtstag abgehaltenen Herzogslandtag zeigte es sich, dass die milites des Herzogs ihm ihre Hilfe ihm im Kampf gegen den Herrscher verweigerten. Das kam einer grundsätzlichen Krise der Herzogsherrschaft in Schwaben gleich. Nach erneuter Absetzung und Ächtung - das Herzogsamt wurde Bischof Warmann von Konstanz - blieb Ernst die Treue des Grafen Werner ("von Kyburg") erhalten, mit dem zusammen er auf der Baar im Kampf gegen die Leute des Bischofs fiel. - Ernsts oppositionelles Wirken ist - freilich nur in Andeutungen - in die bereits weitgehend ausgebildete Sage von einem Herzog Ernst von Bayern eingegangen, die sowohl deutsch und lateinisch in Vers und Prosa immer wieder anonym bearbeitet worden ist.

    Literatur:
    NDB IV, 624 - H. Maurer, Der Hzg. v. Schwaben, 1978 - H.C. Faußner, Kuno von Öhningen und seine Sippe, DA 37, 1981, 81 - F.-R. Erkens, Fsl. Opposition in otton.-sal. Zeit, AK 64, 1982, 354ff. - [zur Herzog Ernst-Sage]: Verf.-Lex. III, 1170ff. - W. Störmer, "Spielmannsdichtung" und Gesch., ZBLG 43, 1980, 556ff.

    Ernst II. folgte unter kaiserlicher Vormundschaft, dann unter dem Stiefvater und geriet mit diesem 1025/26 erstmals wegen Burgund, das Ernst und Odo II. von Champagne als Nachkommen von Schwestern König Rudolfs III. beanspruchten, in Streit. KONRAD unterdrückte 1026 den Aufstand Ernsts, den seine Vasallen im Stich gelassen hatten. 1027 begleitete er seinen Stiefvater nach Italien, der ihn nach Deutschland zurückschickte, um die Fürstenopposition niederzuhalten. Er schloss sich der Fürstenopposition an und verlor alle Reichslehen, sein Herzogtum und wurde nach der Unterwerfung inhaftiert. Er sollte 1030 restituiert werden, wenn er seinen Vasallen Graf Werner von Kyburg bekämpfen half. Er weigerte sich, wurde später mit der Reichsacht belegt und fiel zusammen mit Werner gegen den zur Vollstreckung der Reichsacht ausgesandten Grafen Mangold im Schwarzwald.

    Hansjörg Frommer: Seite 131-134, "Spindel Kreuz und Krone"

    Das Problemkind war der 2. Sohn, der um 1010 geborene Sohn des BABENBERGERS Ernst, seit 1015 Herzog von Schwaben. Er hatte noch Erinnerungen an den Vater, vielleicht auch den Konflikt zwischen seinen Eltern erlebt, und durch seinen Onkel war er gegen den Stiefvater und die Mutter aufgehetzt und eingenommen worden. Jetzt war er mit 15 Jahren mündig und einer der wichtigsten Reichsfürsten, und er neigte zur Selbstüberschätzung und ließ sich von anderen benutzen und vorschieben. Dazu kam ein objektiver Konflikt, der Anspruch auf das Königreich Burgund. Dessen König Rudolf war ohne Kinder und hatte das Erbe seinem Neffen HEINRICH II. versprochen. KONRAD sah sich auch hier als dessen Rechtsnachfolger, außerdem war er mit der nächsten Erbin verheiratet. Aber Herzog Ernst hielt sich für den nächsten männlichen Erben und hätte gern das Königreich Burgund seinen Herzogtum Schwaben hinzugefügt.
    Herzog Ernst war schon 1025 an einer ersten nicht sehr gefährlichen Aufstandsbewegung gegen KONRAD beteiligt. Im Februar 1026 wurde sein 9-jähriger Halbbruder HEINRICH durch die Zustimmung der Fürsten als König designiert und formal mit der Vertretung in Deutschland beauftragt, die aber faktisch bei Bischof Bruno von Augsburg lag. KONRAD und Gisela bereiteten sich mit einem zahlreichen Gefolge, zu dem auch Ernst gehörte, auf den Italienzug vor. In Italien und unter den Augen des Königs und Stiefvaters bewährte sich der junge Herzog. Deshalb schickte ihn KONRAD Ende 1026 nach Deutschland zurück, denn der Augsburger Bischof war durch Graf Welf in ernste Schwierigkeiten geraten.
    Als Herzog Ernst Ende 1026 in sein Herzogtum zurückkam, vergaß er schnell den Auftrag, den er übernommen hatte, und ließ sich von dem Grafen Welf auf die andere Seite ziehen und in die Rolle des Anführers drängen. Im Elsaß überfiel er die Burgen von Herren, die zum König hielten, dann machte er einen ergebnislosen Feldzug nach Burgund, und schließlich plünderte er sogar seine wichtigsten Klöster, Reichenau und St. Gallen, weil sie sich seinem Aufstand nicht anschlossen. Als der neue Kaiser schon im Juli 1027 nach Deutschland zurückkehrte, setzte er zunächst die Wahl seines Sohnes HEINRICH als Herzog von Bayern durch. Anschließend berief er einen allgemeinen Reichstag nach Ulm, um den Aufstand endgültig beizulegen. Ernst wollte in einer völligen Verkennung seiner Stärke das Herzogtum zum Kampf gegen den Stiefvater aufrufen, aber seine Leute verweigerten ihm die Gefolgschaft und schlossen sich KONRAD an. Ernst musste sich unterwerfen und wurde zur Haft nach Halle in die Festung Giebichenstein gebracht. Anschließend traf KONRAD in Basel wieder mit König Rudolf von Burgund zusammen, der jetzt notgedrungen das Erbrecht KONRADS anerkannte. Für Gisela war beides enge Verwandtschaft, Herzog Ernst war ihr Sohn, und König Rudolf, ein unzuverlässiger und schwieriger Mann, ihr Onkel. Sie war nicht sentimental und stand deshalb in der Sache immer auf der Seite KONRADS, aber sie bemühte sich doch um eine gewisse Verständigung. So behielt ihr Sohn wenigstens formal das Herzogtum, und wahrscheinlich übernahm sie seine Vertretung.
    An Ostern 1028 wurde HEINRICH in Aachen durch Erzbischof Pilgrim von Köln zum König gekrönt. Wahrscheinlich zu diesem Anlass und auf Bitten HEINRICHS und Giselas wurde Herzog Ernst aus der Festungshaft entlassen und in den Hofstaat eingegliedert, wo er auch noch unter Kontrolle und Aufsicht stand. Denn auf einer im Juli 1028 in Magdeburg ausgestellten Urkunde Kaiser KONRADS haben als Zeugen unter anderen die beiden älteren Söhne Giselas, Graf Liudolf von Braunschweig und Herzog Ernst von Schwaben unterschrieben. Auf einem Reichstag in Ingelheim an Ostern 1030 sollte Ernst wieder mit allen Rechten als Herzog eingesetzt werden, dafür aber die Gegner des Kaisers, seine Parteigänger, vor allem Werner von Kyburg verfolgen und bestrafen. Er verweigerte den Eid und wurde als Herzog abgesetzt. Wo Gisela in diesem Konflikt stand, sagt uns wieder Wipo:
    "Selbst Kaiserin Gisela - welch betrübliche Feststellung, aber welch löbliche Haltung! - ließ ihren unberatenen Sohn gegenüber dem weisen Gemahl fallen und gelobte öffentlich, was auch immer ihm zustoße, sie wolle an niemandem Vergeltung üben und um dieser Sache willen niemand Feind sein."
    Sie gab also ihren Sohn auf, weil er die Harmonie und den Aufstieg der ganzen Familie gefährdete. Ob ihr der Verlust des Sohnes sehr nahe gegangen ist, lässt sich nicht feststellen. Auf jeden Fall ordnete sie ihre emontionale Betroffenheit der nüchternen politischen Realität unter. Herzog Ernst floh zu seinem Freund Werner und fiel im August 1030 als Aufrührer gegen seinen Kaiser in einer Schlacht auf der Baar.

    Paul Friedrich Stälin: Seite 196-203, "Geschichte Württembergs"

    Das Herzogtum erhielt vom Kaiser zu Goslar den 24. Juni 1015 Ernsts unmündiger Sohn Ernst II. (1015-1030). Die Vormundschaft für den wohl höchstens 7-8 Jahre zählenden Jüngling führte seine Mutter und, seit deren Wiedervermählung wie es scheint, sein väterlicher Oheim Poppo, Erzbischof von Trier. Ohne Zweifel über den allodialen Nachlass Herzog Hermanns III. kam es jetzt zu einem Streite zwischen dessen Schwager, dem Herzog Adalbero von Kärnten, und dem SALIER Konrad dem Jüngeren, Sohn des früheren Herzog Konrad von Kärnten und der Mathilde von Schwaben. Mit seinem gleichnamigen Vetter und späteren glücklicheren Mitbewerber um den Thron, zugleich einem Schwager Herzog Hermanns, unterstützt, siegte Konrad im Jahre 1019 bei Ulm und vertrieb Adalbero aus dem Lande, doch sind wir über die Folgen des Kampfes für Schwaben nicht genauer unterrichtet.
    Nach dem Tode des kinderlosen Kaisers HEINRICH II. wurde im September 1024 auf der Wahlversammlung der Reichsfürsten zu Kamba am Rhein nach langem Schwanken zwischen den gleichnamigen Vettern KONRAD vom speierisch-wormsischen Geschlecht der ältere erwählt, der Begründer des salischen Kaiserhauses. Mit den auf der Walstatt erschienen Schwaben wird auch Herzog Ernst seinem Stiefvater nicht entstanden sein. Doch gereichte ihm der Ehebund seiner Mutter mit dem neuen Könige nicht zum Glücke. Der kinderlose schwache König Rudolf III. von Burgund hatte, namentlich in früheren Zeiten von Not gedrängt, dem Kaiser HEINRICH II., dem Sohne seiner ältesten Schwester Gisela, die Erbfolge in Burgund zugesagt. Nach HEINRICHS Tode wollte er das Erbrecht, das er nur als Oheim Kaiser HEINRICHS diesem Neffen zugedacht, für dessen Nachfolger auf dem deutschen Throne nicht gelten lassen, und nun hätte Graf Odo von der Champagne als Sohn der 2. Schwester des Königs, Bertha, nach ihm Herzog Ernst als Enkel der 3. Schwester Gerberga die nächste Anwartschaft gehabt. Allein König KONRAD sprach das burgundische Reich als Rechtsnachfolger Kaiser HEINRICHS an und machte den König Rudolf ganz von sich abhängig. Darüber grollend trat Herzog Ernst mit Graf Welf II. im Jahre 1025 der weitverzweigten Verschwörung gegen KONRAD bei, welche Herzog Gozelo von Nieder-Lothringen, Graf Friedrich von Ober-Lothringen, Graf Odo von der Champagne und den bei der Königswahl unterlegenen Konrad den Jüngeren zu ihren Häuptern zählte und sich selbst der Unterstützung König Roberts von Frankreich zu erfreuen hatte. Allein nachdem sich schon im Dezember dieses Jahres die Lothringer dem Könige unterworfen hatten, musste auch Ernst seinen Widerstand gegen ihn aufgeben und erhielt auf dem Augsburger Reichstag des folgenden Februars, entsprechend der Bitte Giselas, des kleinen HEINRICHS, ihres Sohnes von König KONRAD, und anderer Fürsten die erbetene Verzeihung. Mit dem Reichsheere, in welchem insbesondere auch der Schwaben gedacht wird, begleitete er seinen Stiefvater auf dem Krönungszuge nach Italien. Indessen setzte Graf Welf seine Empörung fort. Er fiel verheerend in die Lande des Bischofs Bruno von Augsburg, des Reichsverwesers während KONRADS Abwesenheit ein, verwüstete dessen Hauptstadt und plünderte den bischöflichen Schatz. Zur Wiederherstellung der Ruhe sandte KONRAD seinen Stiefsohn, mit der Abtei Kempten belehnt, gegen Ende des Jahres 1026 in sein Herzogtum zurück. Ernst lohnte jedoch das Vertrauen seines Stiefvaters übel, er erhob selbst die Fahne des Aufruhrs, fiel ins Elsaß ein und zerstörte hier die Burgen eines Vetters des Kaisers, des Grafen Hugo. Von da warf er sich mit einer Schar junger Leute nach Burgund, wo er eine Insel jenseits Solothurns, vermutlich die Petersinsel im Bieler See, zu befestigen begann. Allein da sein Großoheim, König Rudolf, den gehofften Beistand nicht gewährte, ihn vielmehr zum Abzug aus dem Lande nötigte, wandte er sich wieder nach Schwaben in die Gegend von Zürich, setzte sich dort in einer Burg, vielleicht der Kiburg, fest und schädigte von ihr aus die Klöster St. Gallen und Reichenau durch Raubzüge. Da kehrte KONRAD, mit der Kaiserkrone geschmückt, aus Italien heim. Er entsetzte alsbald Welf einer Grafschaft im Inntal und seiner sonstigen Lehen und beriet sich zu Augsburg mit den treugebliebenen Großen Schwabens. In der 2. Hälfte Julis 1027 sollte auf schwäbischer Erde zu Ulm das Fürstengericht über Ernst und seine Genossen entscheiden. Wie Welf erschien auch Ernst, aber mit einem glänzenden Gefolge von wohlgerüsteten Vasallen und nicht als ein Flehender, sondern um mit dem Kaiser als seinesgleichen zu verhandeln und, wenn dies ohne Erfolg bleibe, von neuem das Waffenglück zu versuchen. Nach der Erzählung des kaiserlichen Geschichtsschreibers Wipo ermahnte er hier die Seinen, unter Berufung auf den Eid, den sie ihm geleistet, und den alten Ruf der schwäbischen Treue, unverbrüchlich an ihm zu halten, und stellte ihnen dafür reichen Lohn, bei der Nachwelt Ruhm und Ehre in Aussicht. Allein nun ergriffen 2 schwäbische Grafen, Friedrich und Anselm, im Namen der übrigen das Wort und erklärten ihm in einer hochberühmten Rede, deren wesentlicher Inhalt gewiss echt ist, wenn auch die Wortfassung Wipos angehört: "Wir wollen nicht leugnen, dass wie Euch Treue gegen Jedermann angelobt haben, nur nicht gegen den, der uns an Euch übergeben hat. Wären wir eigene Leute unseres Königs und Kaisers gewesen und Euch zu Recht überlassen, so dürften wir uns freilich nicht von Euch trennen. Nun aber, da wir freie Männer sind und unseren König und Kaiser als höchsten Schirmherrn unserer Freiheit auf Erden haben, gehen wir, wenn wir ihn verlassen, der Freiheit verlustig, die ein wackerer Mann nur mit dem letzten Atemzuge aufgibt. Deshalb wollen wir Euch gehorchen, soweit Ihr immer Ehrbares und Gerechtes von uns begehrt. Verlangt Ihr aber etwas Anderes, so werden wir frei zu dem zurückkehren, von dem wir zu Euch nur bedingungsweise gekommen sind." So von den Seinen verlassen, musste sich Ernst auf Gnade und Ungnade ergeben. Er wurde seines Herzogtums enthoben, dessen Verwaltung der Kaiser selbst in die Hand nahm, und nach Giebichenstein an der Saale in Gewahrsam gebracht. Welf musste dem Bistum Augsburg vollen Schadenersatz leisten und wurde auch einige Zeit in Haft gehalten. Siegreich Schwaben durchziehend, brach der Kaiser noch mehrere Burgen der Aufständischen im Lande, darunter erst nach dreimonatiger Belagerung, wie, jedoch sicherlich übertrieben, berichtet wird, die starke Feste Kiburg. Ernsts treuer Vasall und Freund Wernher, ohne Zweifel vom Geschlecht der älteren Grafen vom Thurgau, hatte sie verteidigt, entkam aber vor der Erstürmung. Zu Basel erhielt KONRAD im August für sich und seinen Sohn HEINRICH von König Rudolf die Nachfolge in Burgund vertragsmäßig zugesichert.
    Der Kaiser zeigte sich übrigens versöhnlich. Nicht nur, dass er dem Grafen Welf bald seine Lehen und Würden zurückgab, auch Ernst erscheint möglicherweise schon seit der Krönung seines Bruders HEINRICH zu Aachen an Ostern, jedenfalls aber im Sommer 1028 wieder in sein schwäbisches Herzogtum eingesetzt, nur dass er vielleicht zu einiger Buße für seine frühere Missetat sein Erbgut Weißenburg im Nordgau an den Kaiser abtreten musste. Da er jedoch wieder zu seinen alten Genossen hinneigte, vor allem wohl zu dem geächteten Grafen Wernher, welcher stets neue Unruhe stiftete, so verlangte KONRAD an Ostern 1030 zu Ingelheim das eidliche Gelöbnis von ihm, Wernher als einen Reichsfeind mit aller Macht zu verfolgen. Diese Zumutung gegenüber seinem erprobten Freunde wies Ernst ab und verließ mit nur wenigen Begleitern den Hof. Jetzt war des Kaisers Geduld erschöpft. Er sprach über Ernst die Reichsacht aus und ließ nach dem übereinstimmenden Spruche der Fürsten über ihn und seine Genossen von den versammelten Bischöfen den Bann der Kirche verhängen. Das Herzogtum Schwaben, das Ernst wie alle seine Güter verlor, erhielt sein noch minderjähriger Bruder Hermann unter der Leitung und dem Beirat des Bischofs Warmann von Konstanz. Selbst Gisela zog jetzt ihre Hand gänzlich von ihrem Sohne ab; sie gelobte feierlich in Gegenwart der Fürsten, niemals rächen zu wollen, was ihm Schlimmes widerfahren.
    Ernst wandte sich mit seinen Genossen, darunter dem Grafen Wernher, zu Graf Odo von der Champagne, dessen Hoffnungen auf das burgundische Erbe ja gleichfalls durch den Kaiser vernichtet worden war. Allein zum Kampfe gegen KONRAD vermochte er Odo nicht zu bewegen, und so zog er sich in die Wildnisse des Schwarzwaldes zurück, um in der noch heutzutage erhaltenen Felsenburg Falkenstein unweit Schramberg, durch Raub und Plünderung sein trauriges Dasein zu fristen. Bischof Warmann sandte den Grafen Mangold, ohne Zweifel vom Hause derer von Nellenburg, mit überlegener Macht gegen ihn aus. Von ihm schwer bedrängt, zog Ernst einen ehrlichen Tod dem schmählichen Leben vor und warf sich aus seiner Burg in die umliegende Baar. Am 17. August 1030 erfolgte der blutige Zusammenstoß. Ernst und die Seinen streiten mit der Wut der Verzweiflung; er selbst mit vielen Wunden bedeckt, fast alle seine Genossen, darunter Wernher und Adalbert, fallen, aber auch Mangold mit einer großen Zahl der Seinigen decken das Schlachtfeld. Einem vereinzelten Berichte zufolge hätten Ernst und Mangold sich gegenseitig die tödliche Wunde beigebracht. Die Leiche des Herzogs Ernst wurde nach Konstanz geführt und hier nach Lösung des Bannes in der St. Marienkirche beigesetzt .

    Literatur:
    Karl Lechner: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246,Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar 1992, Seite 55,66,68,321 A 35;330 A 8 - Walter Pohl: Die Welt der Babenberger. Schleier, Kreuz und Schwert, hg. von Brigitta Vacha, Verlag Styria, Seite 84 - Eduard Hlawitschka: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 127,130-136,139,141,169 - Hils, Kurt: Die Grafen von Nellenburg im 11. Jahrhundert. Ihre Stellung zum Adel, zum Reich und zur Kirche, Eberhard Albert Verlag Freiburg 1967, Seite 16,19,22-24, 46,75 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 9,28,44,47,58-63,66,81,308 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 69 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 32,35,69-73,77,94,132,138,145,158,160, 207 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 63 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 15,31,191,222,231,234, 237,255-259,523,544/Band II Seite 162,164,386,521,526/ Band III Seite 16,313,315,320,324,491,496 -

    Neue Deutsche Biographie - Ernst II.

    Herzog von Schwaben (seit 1015), * um 1010, ⚔ 17.8.1030 in der Baar, ⚰ Konstanz.

    Wenige Wochen nach dem Tode seines Vaters erhielt der noch unmündige E. das Herzogtum Schwaben. Mit der vormundschaftlichen Regierung wurden seine Mutter Gisela und nach deren Wiedervermählung sein Oheim EB Poppo von Trier betraut. Seit der Thronerhebung Konrads II. (1024), des Gemahls der Gisela, trat der junge Schwabenherzog selbständig handelnd auf. Schon 1025 gesellte er sich – als Beweggrund wird die burgundische Erbschaftsangelegenheit angenommen – zu der weitverzweigten Opposition gegen den König, seinen Stiefvater, fand aber dann auf Verwenden seiner Mutter Verzeihung (Februar 1026) und schloß sich dem Italienzug an. In die Heimat entlassen, schützte E. nicht auftragsgemäß das Land, sondern ging erneut zu den Rebellen über. Nach Einfällen im Elsaß und in Burgund – der Versuch, eine Insel bei Solothurn zu befestigen, scheiterte – trieb E. sein Unwesen von einer Burg bei Zürich (wohl von der Kyburg) aus, bis der inzwischen Kaiser gewordene Konrad II. ihn zur Rechenschaft zog. E. erschien 1027 mit Gefolge auf dem Hoftag in Ulm, nicht gewillt, sich zu unterwerfen, sondern auf sein Recht als Herzog zu pochen. Als er sich jedoch von seinen Vasallen, die sich zum Kaiser bekannten, verlassen sah, blieb ihm nur der Weg in die Gefangenschaft (Burg Giebichenstein bei Halle). Der von Konrad auf Kyburg belagerte Graf Werner, der Waffengefährte E.s, verharrte im Trotz. Zwar wurde E. wiederum auf Fürsprache Giselas aufs neue begnadigt und sogar als Herzog anerkannt, doch als er geloben sollte, seinen Freund Werner zu verfolgen, floh er vom Hofe. Jetzt mußte auch die Mutter ihren Sohn aufgeben. Reichsacht und kirchlicher Bann wurden über ihn verhängt. Ohne noch Hilfe zu finden, wurden die Reichsfeinde auf der Burg Falkenstein im Schwarzwald gestellt. Nach verzweifeltem Widerstand fielen sie.

    Der jugendliche E. hatte sich für den König nicht als Gegenspieler von Format erwiesen. Des Herzogs Unbesonnenheit und Ehrgeiz aber brachten schließlich nicht nur ihn selbst zu Fall, auch die Stellung des Herzogtums erlitt mit seiner Niederlage schwere Einbuße. Dieser Beurteilung entgegen steht die Wirkung, die E. wegen seiner unverbrüchlichen Freundestreue auf Zeitgenossen und Nachwelt ausgeübt hat. Seine Gestalt ist im Lied und in der Sage verherrlicht worden. Der Sankt Galler Nekrolog hat für ihn den Zusatz „decus Alamannorum“ gefunden.

    Literatur
    (auch zu Ernst I.) ADB VI; Thietmari Merseburgensis ep. chron., ed. R. Holtzmann, in: MG SS NS IX, 21955; Wiponis Gesta Chuonradi II. imp., ed. H. Breßlau, MG SS rer. Germ., in usum scholarum, 31915; Ann. Sangall. maiores, ed. C. Henking, in: Mitt. z. vaterländ. Gesch., St. Gallen, 19, NF 9, 1884, S. 304 ff.; Regg. Imp. III, 1, 1, 1951; Jbb. d. Dt. Gesch., Heinr. II.; dass., Konrad II., I, S. 468 ff. (Exkurs IX: Zur E.-Sage); P. F. Stälin, Gesch. Württembergs I, 1, 1882, S. 195 ff.; G. Tellenbach, Vom karoling. Reichsadel z. dt. Reichsfürstenstand, in: Adel u. Bauern im dt. Staat d. MA, hrsg. v. Th. Mayer, 1943, S. 40; K. Weller, Gesch. d. schwäb. Stammes bis zum Untergang d. Staufer, 1944, S. 185 ff.; O. Feger, Gesch. d. Bodenseeraumes I, 1956, S. 231 ff. – Zur Hzg. Ernst-Dichtung: L. Uhland, E., Hzg. v. Schwaben, 1818; ders., Schrr z. Gesch. d. Dichtung u. Sage V, 1870, S. 325 ff.; K. Bartsch, Hzg. E., 1869; M. Wetter, Qu. u. Werk d. E.dichters, 1941; C. Heselhaus, Die Hzg.-E.-Dichtung, in: DtVjschr. 20, 1942, S. 170 ff.; J. H. Scholte, Die Sage v. Hzg. E., in: Neophilologus 27, Groningen 1942, S. 133 f.; G. Boensel, Stud. z. Vorgesch. d. Dichtung v. Hzg. E., Diss. Tübingen 1949 (ungedruckt); H. Naumann, Die dt. Kernfabel d. Hzg.-Epos, in: Euphorion 45, 1950, S. 140 ff.; E. Ringhand, Das Hzg.-E. Epos, Vergleich d. dt. Fassungen A, B, D, F, Diss. FU Berlin 1955 (ungedruckt); Ehrismann II 1, 21955, S. 39 ff. (ältere Literatur bis 1927); H. de Boor, Gesch. d. dt. Lit. v. d. Anfängen bis z. Gegenwart I, 21955, S. 257 ff. (Literatur); H.-F. Rosenfeld, in: Vf.-Lex. d. MA V, Sp. 386-406 (unter Herzog Ernst; Literatur).



    Gestorben:
    Burg Falkenstein

    Begraben:
    Mauritiusstift (bei der Bischofskirche)


  11. 17.  von Schwaben, Hermann IV. Graphische Anzeige der Nachkommen (3.Gisela2, 1.Hermann1) wurde geboren in 1015; gestorben am 28 Jul 1038; wurde beigesetzt in Trient [38121],Trient,Trentino-Südtirol,Italien.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 1030-1038, Schwaben,Deutschland; Herzog von Schwaben
    • Titel/Amt/Status: 1036-1038, Turin [10100],Piemont,Italien; Markgraf von Turin-Susa

    Notizen:

    Hermann IV.
    Herzog von Schwaben (1030-1038)
    Markgraf von Turin-Susa (1036-1038)
    1015-28.7.1038 Begraben: Trient
    2. Sohn des Herzogs Ernst I. von Schwaben aus dem Hause der BABENBERGER und der Gisela von Schwaben, Tochter von Herzog Hermann II.

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Seite 2161

    Hermann IV., Herzog von Schwaben
    + Sommer 1038

    Entstammte der zweiten Ehe der Gisela mit dem BABENBERGER Ernst und war jüngerer Bruder Herzog Ernsts II. von Schwaben. Hermann, der durch die dritte Ehe seiner Mutter zum Stiefsohn Kaiser KONRADS II. wurde, erhielt als Minderjähriger nach der Rebellion Ernsts II. 1030 dessen Herzogtum Schwaben übertragen, doch zunächst unter (vormundschaftlicher) Amtsausübung Bischof Warmanns von Konstanz.
    Hermann IV. heiratete 1036 Gräfin Adelheid von Turin und wurde mit der Markgrafschaft Turin belehnt.

    GENEALOGISCHE TAFELN ZUR MITTELEUROPÄISCHEN GESCHICHTE, Wegener Dr. Wilhelm: Seite 196

    1. HERMANN IV.
    Da sein Vater Ernst I. schon Weihnachten 1004 als (schwäbischer) Pfalzgraf erscheint (Schöpflin, Alsatia diplomatica 1, 147), was nur aus seiner Ehe mit Gisela erklärt werden kann, wird Ernst II. schon 1005 geboren sein und Hermanns IV. Geburt darf c 1007 angesetzt werden. Als Nachfolger seines Bruders im Herzogtum Schwaben 1030 stand er unter der Aufsicht des Bischofs Warmund von Konstanz (Wipo ed. Breßlau 43 f, 46), doch nicht wegen Minderjährigkeit, sondern weil der sich in Schwaben aufhaltende geächtete Ernst II. zu bekämpfen war. 1036 mit der Markgrafschaft Susa nach dem Tode seines Schwiegervaters Maginfred (+ 1035) belehnt (Breßlau, Jahrb. Konrads II. 1, 376)
    + 28/7 1038 auf dem italienischen Feldzug KONRADS II. an der Pest (Wipo 57).

    Gemahlin:
    Adelheid von Susa teilt nach Hermanns Tode sich anscheinend mit ihrer Mutter Bertha in die Verwaltung der Mark Susa, heiratete dann den ALEDRAMIDEN Heinrich, der als Markgraf 1041 und 1044 an Adelheids Seite erscheint; 1057 schon seit längerem mit dem Grafen Otto von Savoyen vermählt, der ebenfalls den Markgrafentitel führt, und aus dieser Ehe damals schon Mutter von zwei Söhnen und mehreren Töchtern (Breßlau a.a.O. 1, 337); eine von ihnen ist Bertha, 1055 mit dem jungen HEINRICH IV. verlobt (Steindorff, Jahrb. Heinrich III. 324)
    + 1091

    Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 7, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    X. 28 a. HERMANN IV., Herzog von Schwaben 1030
    * wohl 1015, + 1038 28.VII.

    Gemahlin:
    Adelheid, Tochter des Markgraf Ulrich Meginfred von Turin, + 1091 19.XII.

    Schwennicke Detlev: Tafel 84, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    HERMANN IV. + Sommer 1038

    1030 HERZOG von SCHWABEN
    1036 Markgraf von TURIN

    oo 1036 ADELHEID VON TURIN, Herrin von TURIN * (1015), + 27.XII.1091
    Tochter von Markgraf Udalrich Manfred und Berta degli Obertenghi
    (II. oo vor 19.1.1042 Heinrich Markgraf von Montferrat (ALERAMICI); III. oo Odo Markgraf von Turin Graf von Chablais (Savoyen) + 1.III.1060)

    Thiele, Andreas: Tafel 22, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

    HERMANN IV.
    * um 1012, + 1038
    Hermann IV. war eine treue Stütze seines kaiserlichen Stiefvaters. Er besaß viele Grafschaften und Vogteien und wurde 1036 Markgraf von Turin-Susa. Er zog 1037/38 mit nach Italien gegen die Normannen und starb in S-Italien.

    oo ADELHEID VON TURIN + 1091
    Tochter und Erbin des Markgrafen Manfred II. Olderich von Turin-Susa-Piemont

    Hermann von Reichenau: Seite 664,670,672, "Chronicon." in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI

    1030. Als Herzog Ernst, aus der Verbannung befreit, sein Herzogtum zurückerhalten hatte [193 Vor 1. Juli 1028. ], lehnte er sich, von schlechten Ratgebern beraten, erneut gegen den Kaiser auf und wird seines Herzogtums entsetzt, und sein jüngerer Bruder Hermann wird Herzog der Schwaben [194
    Hermann IV. 1030-1038.]. Da schon lange Feindschaft mit dem Ungarnkönig Stephan angefacht worden war, zog Kaiser KONRAD nach Ungarn und verwüstete es bis zur Raab, soviel er trotz der Behinderung durch Flüsse und Sümpfe konnte. Inzwischen erhoben sich in Alamannien der frühere Herzog Ernst und seine Anhänger mit geringen Kräften gegen den Kaiser, und als sie in der Gegend des Schwarzwaldes das Volk mit Raubzügen plagten, wurden sie von Graf Manegold [195 Wahrscheinlich Graf von Nellenburg.] aus dem Reichenauer Aufgebot beobachtet und in einem Treffen am 17. August besiegt. Manegold selbst kam dort um, und es fielen der einstige Herzog Ernst und Graf Werner, das Haupt der Verschwörung, sowie Adalbert und Werin, vornehme Ritter, mit anderen; und Ernst wurde in Konstanz, Manegold aber in Reichenau begraben. Der Reichenauer Mönch Burkhard wird zum Abt in St. Emeram zu Regensburg erhoben.
    1036. Erzbischof Pilgrim von Köln verschied, und ihm folgte Hermann, ein Enkel Kaiser OTTOS II. von seiner Tochter [215 Hermann II. (1036-1055) war ein Sohn Pfalzgraf Ezzos und der Mathilde, Tochter OTTOS II.]. Bischof Gebhard II. von Regensburg starb am 15. Februar. An seiner Stelle wird Gebhard IIII., ein Bruder Kaiser KONRADS von seiner Mutter Adelheid, zum Bischof ordiniert. König HEINRICH, des Kaisers Sohn, hielt in Nimwegen königliches Beilager mit Gunhild, der Tochter Knuts, des Königs der Dänen und Engländer. Konrad, der Vetter des Kaisers, erhielt das Herzogtum seines Vaters in Kärnten und Istrien, das Adalbero gehabt hatte, vom Kaiser zurück. Desgleichen erhielt Herzog Hermann von Alamannien die Mark seines Schwiegervaters Manfred [219 Manfred II. von Turin war 1034 oder 1035 gestorben. Seine älteste Tochter heiratete nach seinem Tod Hermann von Schwaben.] in Italien vom Kaiser. Die Liutizer Slawen wurden dem Kaiser zinspflichtig. Als Burkhard, der Erzbischof oder vielmehr Tyrann von Lyon, der ein gottloser Kirchenräuber und blutschänderischer Ehebrecher war, Udalrich, den Sohn Seligers, mit Krieg überzog, wird er von ihm besiegt und gefangen und zum Kaiser geführt; von dem wird er in Eisen gelegt und eingekerkert, und er wird viele Jahre in banden gehalten. Der Kaiser zieht im Winter nach Italien. Nonnen wurden von Frau Itmgard, der Witwe Graf Welfs, in Altdorf statt der Weltgeistlichen versammelt.
    1038. Als der Kaiser das Geburtsfest des Herrn in Parma beging, entstand zwischen den Bürgern von Parma und dem Heer ein Streit; dabei fielen viele, und nachdem mehrere Bürger niedergemetzelt worden waren, wurde die Stadt vom Feuer verzehrt. Der Papst schließt den Erzbischof von Mailand, der im Aufstand gegend en Kaiser verharrte, aus der Gemeinschaft aus. - Als der Kaiser die Gegenden jenseits Roms durchzogen hatte und von dort längs der Küste des Adriatischen Meeres zurückmarschierte, befiel im Juli eine ungeheure Seuche das Heer und raffte sehr viele ohne Unterschied der Person hinweg. Unter ihnen war die Königin Gunhild, die Gemahlin König HEINRICHS, die am 16. Juli starb [229 Richtig am 18. Juli.]; sie wurde nach der Burg Limburg überführt und dort begraben. Auch Herzog Hermann von Alamannien starb am 28. Juli zum großen Schmerz der Seinen und wurde in Trient begraben. -

    Trillmich Werner: "Kaiser Konrad II. und seine Zeit"

    Politisch nicht weniger wichtig war die Erhaltung der Mark Turin, deren Bestand durch Manfred Olderichs Tod gefährdet wurde. Er starb bald nachdem sein Bruder Adelrich von Asti bei Campo Malo gefallen war und hinterließ außer der Witwe Bertha, einer OTBERTINERIN, drei heiratsfähige Töchter. Das ließ befürchten, die Wacht an den Alpenpässen nach Nieder-Burgund könne in unerwünschte Hände geraten. Auch musste Aribert von Mailand daran gehindert werden, die Schwäche des Nachbarterritoriums zu neuen Übergriffen auszunutzen. Deshalb entschloss sich KONRAD, die junge Markgräfin Adelheid mit seinem Stiefsohne, Hermann von Schwaben, zu verheiraten. Der BABENBERGER erhielt den größten Teil der Allodien und die Reichslehen des verstorbenen Schwiegervaters. Da auch die Mark Ivrea seiner Kontrolle unterstand, wurde er zum Nachbarn des burgundischen Aostatals, in dem der kaisertreue Humbert von Savoyen gebot. Die Verbindung Piemonts mit Schwaben gewährleisteten Graubündens Pässe, so dass Mailand fortan von zweiten Seiten her überwacht werden konnte. Dass die BABENBERGER seitdem um enge Beziehungen zu den neuen Verwandten bemüht war, zeigt die Intervention von Hermanns Oheim, Erzbischof Poppo von Trier, in einer Urkunde zugunsten des Turiner Familienstifts S. Giusto in Susa. Doch damit war der SALIER noch nicht zufrieden. Die Auflösung der Verlobung Ottos von Schweinfurt und der polnischen Prinzessin Mathilde im Mai 1036 ermöglichte ihm, einen weiteren deutschen Herrn aus dem gleichen Sippenkreise an die TURINER zu binden und so für die kaiserliche Italienpolitik zu gewinnen. Der fränkische Großgraf heiratete Immula (Irmgard), Manfred Olderichs zweite Tochter. Ihre Mitgift kennen wir nicht. Bertha, die dritte Schwester, wurde mit dem ALEDRAMIDEN Teto von Vasto vermählt, der über Allodien um Saluzzo und Savona verfügte. Zum Heirats- und Erbgut seiner Frau gehörte Grundbesitz in den Grafschaften Albenga, Auriate und Alba um die Burgen Busca und Loreto. Einen besonders ehrenvollen kaiserlichen Vertrauensbeweis für sein Haus stellte die Ernennung von Tetos Vetter Guido von Sezze zu KONRADS Bannerträger dar. Im Kampfe gegen Mailand fand er 1037 den Tod.

    Stälin Paul Friedrich: Seite 203, "Geschichte Württembergs"

    Herzog Hermann IV. (1030-1038) erwarb durch seine Vermählung mit Adelheid, der Tochter des Markgrafen Ulrich Manfred von Turin und der um den Kaiser sehr verdienten Bertha aus dem Hause ESTE, die Belehnung mit der Markgrafschaft Turin. Er begleitete seinen Stiefvater auf dessen letztem Zuge nach Italien am Schluss des Jahres 1036, wurde aber auf der Rückreise den 28. Juli 1038 (wenigstens nach den glaubwürdigen Angaben) das Opfer einer furchtbaren Seuche, tiefbetrauert als ein großer Verlust für Deutschland. Da die heiße Jahreszeit die Abführung der Leiche nach Konstanz, an die Seite seines Bruders, nicht gestattete, so erfolgte die Beisetzung in Trient. Seine Witwe, eine umsichtige und tatkräftige Fürstin, übernahm die Verwaltung der Markgrafschaft Turin und brachte sie noch ihrem zweiten Gemahl, Heinrich aus dem Hause der oberitalienischen ALEDRAMIDEN, sowie dem dritten, Odo, dem Sohne Humberts, aus dem Geschlecht der Grafen von Savoyen, Herrn der Grafschaften Maurienne und Tarantaise zu. Um ihrer bedeutenden Stellung willen wurde eine ihrer Töchter dritter Ehe, Bertha, von Kaiser HEINRICH III. später für seinen Sohn HEINRICH IV. zur Gemahlin erkoren, eine zweite, Adelheid, mit Rudolf von Schwaben vermählt.

    1035 oo 1. Adelheid von Turin, Tochter von Manfred II. Odelrich. 1015-19.12.1091

    Kinder:
    Nach Meinung der meisten Forscher starb Hermann IV. kinderlos.
    - Richwara - um 1070
    1043 oo Berthold I. Herzog von Zähringen -5./6.11.1078
    - Hermann I. Graf von Kastl - 27.1.1056
    - Gebhard I. Graf von Sulzbach - um 1071

    Literatur:
    Boshof Egon: Die Salier. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1987 Seite 28,60,64,67,82 -
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 3 Seite 7 - Bresslau, Harry: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II. Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1879 Band I Seite 289,364,376,422,442/Band II Seite13 N. 4,86,124,157, 189,227 N. 2,228,266,274,277,321,349,359 N. 3,523 - Brüsch, Tania: Die Brunonen, ihre Grafschaften und die sächsische Geschichte. Herrschaftsbildung und Adelsbewußtsein im 11. Jahrhundert. Matthiesen Verlag Husum 2000 Seite 30,91 - Bühler, Heinz: Adel, Klöster und Burgherren im alten Herzogtum Schwaben. Gesammelte Aufsätze. Anton H. Konrad Verlag 1997 Seite 16,22,369,376,400/01,445,465,468,470,473,480,492,493,537,706,731,755,842,905,911,922,1056, 1191 - DIE SALIER UND DAS REICH. Gesellschaftlicher und ideengeschichtlicher Wandel im Reich der Salier. (Hg.) Stefan Weinfurter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1991 Band I Seite 223,238, 255/Band II Seite 162 - Erkens Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers, Verlag Friedrich Pustet Regensburg, 1998 Seite 32,133,183,189,195,197 - Giesebrecht Wilhelm von: Geschichte der deutschen Kaiserzeit. Mundus Verlag 2000 Band 2 Seite 395,472 - Hermann von Reichenau: Chronicon. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 664, 670,672 - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987 Seite 127,130,134-136,169 - Keller Hagen: Kloster Einsiedeln im ottonischen Schwaben. Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1964 Seite 79,123 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 92,100,113-116 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 84 - Stälin, Paul Friedrich: Geschichte Württembergs, Gotha 1882 Seite 203 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 - Trillmich Werner: Kaiser Konrad II. und seine Zeit. Europa Union Verlag Bonn 1991 - Wipos Leben Konrads II. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 520,582,586,604,610 - Wolfram, Herwig: Konrad II. 990-1039. Kaiser dreier Reiche. C.H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München 2000 Seite 50,55,72,90,95,100,120,146, 150,155,160,198,206,303,353,358,362 - Zettler, Alfons: Geschichte des Herzogtums Schwaben. Verlag W. Kohlhammer GmbH Stuttgart 2003 Seite 164,166,168,172,174 - Zotz, Thomas: Der Breisgau und das alemannische Herzogtum (Vorträge und Forschungen, Sonderband 15), Sigmaringen 1974 -


  12. 18.  Heinrich III.Heinrich III. Graphische Anzeige der Nachkommen (3.Gisela2, 1.Hermann1) wurde geboren am 28 Okt 1017; gestorben am 5 Okt 1056 in Elbingerode [38875],Harz,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Speyer [67346],Speyer,Rheinland-Pfalz,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 14.4.1028/1039-1056, Deutschland; Deutscher König
    • Titel/Amt/Status: Italien; König von Italien
    • Titel/Amt/Status: seit 25.12.1046; Römischer Kaiser
    • Titel/Amt/Status: 1038-1056, Burgund,Frankreich; König von Burgund

    Notizen:

    Heinrich III., Detail vom Sarkophag auf dem Herzgrab, Pfalzkapelle Goslar.

    Heinrich III. Detail Herzgrab



    Neue Deutsche Biographie - Heinrich III.

    Kaiser, * 28.10.1017, † 5.10.1056 Bodfeld (Harz), ⚰ Speyer, Dom (Herz in Goslar, Ulrichskapelle).

    H. wurde schon im Knabenalter, Anfang 1026, im Einvernehmen mit den Fürsten zum Thronerben designiert, im folgenden Jahr zum Herzog von Bayern erhoben und Ostern 1028 von EB Pilgrim von Köln zu Aachen zum König gesalbt und gekrönt. Eine Werbung um die Hand einer Tochter des byzantinischen Kaisers Konstantin VIII. für den königlichen Knaben blieb vergeblich. Unter dem Einfluß seiner Mutter Gisela erhielt er eine sehr sorgfältige, auf die Pflege geistiger und religiöser Werte gerichtete Erziehung, die zunächst Bischof Brun von Augsburg, dem Bruder Kaiser Heinrichs II., dann Bischof Egilbert von Freising anvertraut war. Gemeinsam mit seiner Mutter suchte er das Kloster Sankt Gallen auf, das damals unter dem Eindruck des Lebenswerkes Notkers des Deutschen stand. Der Kapellan Wipo widmete ihm hundert Denksprüche geistlicher Sittenlehre und die stark höfisch gefärbte, zugleich aber vom Geist der Kirchenreform erfüllte Lebensgeschichte seines Vaters, dessen Kaiserkrönung in Rom H. 1027 miterlebte. In den freien Künsten unterrichtete ihn zeitweilig Almerich Ursus, ein gelehrter Mönch des Klosters San Pietro zu Pavia. So verband sich frühzeitig in seinem Wesen der leidenschaftliche Machtwille seines Hauses mit tiefem religiösem Ernst.

    Wenn H. als Herzog von Bayern 1031 ohne Vorwissen des Kaisers einen Frieden mit König Stephan von Ungarn schloß, der durch Gebietsabtretungen erkauft werden mußte, so war dies das Werk des Bischofs Egilbert von Freising, der für den Jüngling die Regierung in Bayern führte. Eine selbständige Haltung nahm H. ein, als sich Konrad II. mit Herzog Adalbero von Kärnten überworfen hatte und gegen ihn wegen Hochverrats vorgehen wollte (1035); nur mit Mühe gelang es dem Kaiser, seinen Sohn umzustimmen. Auf dem Feldzug, den Konrad II. 1032/33 nach Burgund unternahm, um die Nachfolge seines Hauses in diesem Königreich zu sichern, leisteten die kaiserlich gesinnten Großen auch H. die Huldigung. Sein erster selbständiger Feldzug richtete sich gegen Herzog Bretislav von Böhmen, den er der Hoheit des Reiches unterwarf. Er wurde 1036 mit der Tochter Knuts des Großen, Gunhild (Kunigunde), vermählt, 1038 mit dem Herzogtum Schwaben belehnt und zum König von Burgund erhoben. Ohne Schwierigkeiten übernahm er nach dem Tode des Vaters am 4.6.1039 die Regierung des Reiches, das den Gipfel seiner Macht erreicht hatte. In Italien konnte der Friede durch einen Ausgleich mit EB Aribert von Mailand wiederhergestellt werden. Hingegen kam es zu schweren Kämpfen mit Bretislav von Böhmen, der das uneinige Polen angegriffen, Schlesien besetzt und die Reliquien des heiligen Adalbert von Gnesen nach Prag überführt hatte, um sich politisch und kirchlich vom Reich unabhängig zu machen. Nach einem gescheiterten Feldzug (1040) gelang es H. 1041, Bretislav zum Frieden und zur Huldigung zu zwingen; Kasimir von Polen anerkannte die deutsche Lehenshoheit. Vorübergehend geriet damals auch Ungarn in Abhängigkeit vom Imperium. Hier war der Neffe Stephans des Heiligen, der venezianische Dogensohn Peter, von seinem einheimischen Gegner Aba (Samuel) gestürzt worden, der die Kriegszüge gegen Westen wieder aufnahm. H. zwang diesen 1043 zur Rückgabe des 1031 abgetretenen Landes zwischen Fischa und Leitha, schlug ihn 1044 vernichtend bei Menfö an der Raab und setzte Peter wieder ein, der 1045 zu Stuhlweißenburg feierliche Huldigung leistete, aber bereits im folgenden Jahre von dem Arpaden Andreas gestürzt wurde. Nicht lange darauf entzog sich Ungarn wieder dem Einfluß des deutschen Kaisertums.

    Bald nach seinem Regierungsantritt war H. auch das Herzogtum Kärnten zugefallen, doch war es nicht seine Absicht, die Herzogtümer dauernd in seiner Hand zu behalten; er vergab sie vielmehr neu nach vorwiegend amtsrechtlichen Gesichtspunkten. Aber so überragend die Kaisermacht dastand, an inneren Fehden fehlte es auch unter seiner Herrschaft nicht. Nach dem Tode Herzog Gozelos von Lothringen (1044) belehnte H. dessen ältesten Sohn Gottfried den Bärtigen nur mit Oberlothringen, während er ihm Niederlothringen vorenthielt. Nach schwerem Kampf fügte sich Gottfried zunächst (1046) der Neuordnung, empörte sich jedoch bereits im folgenden Jahre abermals, unterstützt von den Grafen von Flandern und Holland. Erst Ende 1049 gelang es dem Kaiser mit Hilfe englischer und dänischer Seestreitkräfte, diese weitreichende Bewegung niederzuzwingen. Doch ist er der Fürstenopposition in Niederlothringen nie wirklich Herr geworden. Die größte Gefahr aber erwuchs der Reichsgewalt daraus, daß sich Gottfried bald nach dem Tode des Markgrafen Bonifaz von Tuszien († 1052) mit dessen Witwe Beatrix vermählte und so das mächtigste der italienischen Fürstentümer, dessen Einfluß nahe an Rom heranreichte, mit seiner Stellung im Westen des Reiches verband.

    Eine ansehnliche Position schuf sich H. in Sachsen durch planmäßigen Ausbau des von den Ottonen ererbten Reichs- und Hausgutes. Mit Vorliebe hielt er in Goslar Hof, das damals dank dem Silberbergbau emporblühte. Das Stift Sankt Simon und Judas, eine Pflanzstätte für die Ausbildung des Hofklerus, ist seine Gründung. Wohlwollend förderte er die ehrgeizigen Bestrebungen des EB Adalbert von Bremen, der als Leiter der Missionierung Skandinaviens, Islands und Grönlands die Würde eines Patriarchen des Nordens erstrebte und die Güter seiner Kirche im nördlichen Sachsen zu einem abgerundeten Machtbereich zusammenzuschließen suchte. Das Herzogtum der Billunger und der sächsische Adel standen der Ausweitung des Einflusses des landfremden Kaiserhauses und der bremischen Kirche mit Mißtrauen gegenüber.

    Gerade unter H.s Regierung breitete sich die Ritterfehde, dem Geist einer neuen Zeit folgend, von Westen her im Reich stärker aus. Die strenge theokratische Auffassung, die H. von seiner kaiserlichen Würde hegte, machte es ihm zur Pflicht, derartigen Auflösungserscheinungen staatlicher Ordnung nicht nur durch Einsatz seiner überragenden Macht, sondern auch durch persönliches Beispiel entgegenzutreten. In Burgund hatte er die Treuga Dei kennengelernt, eine religiös motivierte zeitweilige Waffenruhe, die für gewisse Tage jede Fehdehandlung untersagte. 1043 ermahnte er in einer Ansprache im Dom zu Konstanz während des Gottesdienstes an der Seite des Bischofs das Volk zum Frieden, gewährte seinen Gegnern Verzeihung und forderte alle Anwesenden auf, desgleichen zu tun. Anschließend wurde der Friede durch königliches Edikt verkündet. Mehrfach wiederholte H. diese Indulgenzen im Rahmen gottesdienstlicher Handlungen, so nach dem Sieg über die Ungarn auf dem Schlachtfeld bei Menfö 1044 und nach der Kaiserkrönung in Rom. Um die gleiche Zeit ging er eine zweite Ehe ein mit Agnes, die 1043 zu Mainz gekrönt wurde und H. im kluniazensischen Geist beeinflußte. Vergebens hatten kirchliche Kreise wegen zu naher Verwandtschaft gegen die Eheverbindung protestiert. Dem ernsten Charakter H.s, der für derbe Volkstümlichkeit keinen Sinn besaß, entsprach es, wenn er die Spielleute, die bei der Hochzeitsfeier auftreten wollten, vom Hofe verwies.

    Die von den Ottonen überkommene enge Verbindung zwischen Reichskirche und Hof wurde unter H.s Regierung noch weiter verstärkt. Unumschränkt übte er das Recht der tatsächlichen Ernennung der Bischöfe durch Investitur mit Ring und Stab, so daß die Wahl durch die Geistlichkeit zu einem bloßen Vorschlag verkümmerte. Simonistische Vergabungen lehnte H. im Gegensatz zu seinem Vater unbedingt ab. In einem Einzelfall, bei der Übertragung des Erzbistums Lyon an den Abt Halinard von Dijon, ließ er sich sogar dazu bewegen, im Sinne der strengen Reformrichtung auf den sonst stets geforderten Treueid zu verzichten. Führende Vertreter des monastischen Ideals genossen das Vertrauen H.s, der den Abt Hugo von Cluny zum Taufpaten seines Thronerben ausersah. Gelegentlich duldete er auch Kritik von dieser Seite; so vertrat der Bischof Wazo von Lüttich den Standpunkt, es stehe dem König nicht zu, einen italienischen Erzbischof durch den Spruch einer deutschen Synode seines Amtes entsetzen zu lassen; dergleichen sei der Autorität des Papstes vorbehalten.

    In Rom hatte damals die Verwirrung einen dramatischen Höhepunkt erreicht. Gegen den jugendlichen, sicher unwürdigen Benedikt IX. aus dem Hause der Grafen von Tusculum hatte eine Adelspartei als neuen Papst Silvester III. erhoben, der sich freilich nicht durchzusetzen vermochte. Da trat Benedikt selbst seine Würde gegen eine hohe Geldzahlung an einen persönlich lauteren, der Kirchenreform verbundenen Priester ab, der den Namen Gregor VI. annahm und bald wachsendes Ansehen genoß. Im Herbst 1046 zog H. über die Alpen, um ordnend in diese Krise einzugreifen und die Kaiserkrone zu gewinnen. Auf einer Synode zu Pavia erließ er ein Edikt gegen die Simonie. Am 20. Dezember|ließ er auf der berühmten Synode von Sutri sowohl Gregor VI. als auch Silvester III. für abgesetzt erklären, und noch vor Weihnachten widerfuhr Benedikt IX. in Rom selbst das gleiche Schicksal. Auf Wunsch H.s wurde Bischof Suidger von Bamberg am 25. Dezember als Clemens II. zum Papst erhoben. Am gleichen Tage empfing H. gemeinsam mit seiner Gemahlin Agnes von ihm die Kaiserkrone. Von den Römern ließ er sich die Würde eines Patricius übertragen; er erneuerte damit, wenn auch in etwas abgewandelter Rechtsform, den Anspruch der Ottonen auf entscheidende Mitwirkung bei der Papstwahl, der von seinen beiden Vorgängern nicht realisiert worden war. Gregor VI. mußte nach Deutschland in die Verbannung gehen, begleitet von Hildebrand, dem späteren Gregor VII. Die Neuordnung vollzog sich in bestem Einvernehmen mit den Anhängern der Reform, deren Programm zu Beginn des Jahres 1047 auf einer römischen Synode verkündet wurde.

    Von Rom aus stieß der Kaiser in die Campagna und nach Capua vor, wo er Pandulf IV. wieder einsetzte und die Huldigung der mächtig emporstrebenden Normannenfürsten entgegennahm. Dann kehrte er nach Deutschland heim in der Hoffnung, den römischen Verhältnissen eine entscheidende Wendung zum Besseren gegeben zu haben. Allein schon nach dem frühzeitigen Tode Clemens' II. (Oktober 1047) entstanden neue Schwierigkeiten, und auch der Pontifikat des vom Kaiser designierten Damasus II. (Bischof Poppo von Brixen) währte nur kurze Zeit. Diesmal wagte es der römische Adel nicht, in die Besetzung des Apostolischen Stuhles einzugreifen; der Kaiser aber entschied sich für den ihm verwandten Bischof Bruno von Toul aus dem Hause der Grafen von Egisheim, der als Leo IX. (1049–54) den Reformideen an der Kurie endgültig zum Siege verhalf und dabei aufs engste mit H. zusammenarbeitete, mitunter jedoch in wesentlichen Fragen eigene Wege ging. So ließ er sich von den Römern nachträglich nochmals wählen, bevor er den päpstlichen Thron bestieg. Mit Wissen H.s, aber ohne nachdrückliche Unterstützung seitens des Reiches unternahm er 1053 einen Feldzug gegen die Normannen, um Benevent dem Patrimonium Petri zu sichern, erlitt jedoch bei Civitate eine schwere Niederlage und starb nach monatelanger Gefangenschaft in Rom. Zu seinem Nachfolger bestimmte der Kaiser den Bischof Gebhard von Eichstätt (Viktor II., 1055–57), der ihm in noch höherem Maß ergeben war als sein Vorgänger. Er ließ die süditalienischen Pläne Leos IX. fallen, erreichte territoriale Zugeständnisse in der Romagna und vertrat als vom Kaiser eingesetzter Herzog von Spoleto und Markgraf von Fermo die Interessen des Reiches gegen Gottfried von Lothringen, gegen dessen Machtentfaltung in der Toskana sich der 2. Italienzug H.s (1055) hauptsächlich richtete. Während Gottfried nach Deutschland auswich, um sich dort einem neuen Aufstand anzuschließen, nahm der Kaiser die Markgräfin Beatrix und deren Tochter Mathilde gefangen, schuf sich durch Gewährung von Privilegien Anhang unter den oberitalienischen Städten, traf Maßnahmen im Geiste der Kirchenreform und ließ dann Viktor II. gleichsam als seinen Statthalter zurück, um sich der Niederwerfung einer Verschwörung in Deutschland zuzuwenden, die ihm nach Thron und Leben trachtete. Sie war von dem abgesetzten Herzog Konrad von Bayern in Verbindung mit Welf III. von Kärnten und Gottfried von Lothringen angezettelt worden und ist als Symptom einer gefährlichen Opposition gegen die harte Interessenpolitik des salischen Hauses zu werten. Doch brach der Aufruhr zusammen, weil Konrad und Welf fast gleichzeitig starben. So war die Macht H.s ungebrochen, als ihn im Alter von 39 Jahren der Tod von der Herrschaft abberief. Ob er die Markgräfin Beatrix und deren Tochter Mathilde durch letztwillige Begnadigung aus der Gefangenschaft entließ, steht nicht eindeutig fest. Seinen sechsjährigen Sohn Heinrich empfahl er der Obhut Papst Viktors II.

    Literatur
    ADB XI; DW 6182-94; MGH DD V; Jbb. d. Dt. Gesch., Heinrich III.; K. Hampe u. F. Baethgen, Dt. Kaisergesch. in d. Zeit d. Salier u. Staufer, 111963, S. 20-43; M. L. Bulst-Thiele, in: B. Gebhardt, Hdb. d. dt. Gesch. I, 81954, S. 230-41; P. Kehr, Vier Kap. aus d. Gesch. Kaiser H.s III., in: Abhh. d. Ak. d. Wiss. z. Berlin 1930, Nr. 3; G. Ladner, Theol. u. Pol. vor d. Investiturstreit, 1936; Th. Schieffer, in: Die Gr. Deutschen I, 1956, S. 52-69.



    Gestorben:
    Königshof Bodfeld

    Begraben:
    Speyer, Dom (Herz in Goslar, Ulrichskapelle)

    Heinrich heiratete von Dänemark, Gunhild in 1036 in Nijmegen [6500],Gelderland,Niederlande. Gunhild wurde geboren in 1019; gestorben am 18 Jul 1038 in Parma [43100],Emilia-Romagna,Italien; wurde beigesetzt in Bad Dürkheim [67098],Bad Dürkheim,Rheinland-Pfalz,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Heinrich heiratete von Poitou, Agnes in Nov 1043. Agnes wurde geboren in 1024; gestorben am 14 Dez 1077 in Rom [00100],Latium,Italien. [Familienblatt] [Familientafel]


  13. 19.  Beatrix Graphische Anzeige der Nachkommen (3.Gisela2, 1.Hermann1) wurde geboren um 1030; gestorben um 1035.

    Notizen:

    Beatrix
    ca 1030-30.1.1034/25.10.1036
    Jüngere Tochter des Kaisers KONRAD II. und der Gisela von Schwaben, Tochter von Herzog Hermann II.

    Althoff Gerd: Seite 370, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    K 35 Me: 24.9. Beatrix filia Cuonradi imp(eratoris) + 1036 Tochter KONRADS II.

    Die Tochter KONRADS II. wurde seit 1025 in Quedlinburg erzogen; vgl. Ananles Quedlinburgenses, a 1025.
    Das Todesjahr ergibt sich aus einer Urkunde KONRADS II. (Nr. 233) vom 25. Oktober 1036 für Quedlinburg, die eine Stiftung pro remedio animae carissimae filiae nostrae Beatricisenthält; vgl. Bresslau, Jbb. Konrads II. 2, S. 101 mit Anm. 1 und FW K 50.
    Der Eintrag in Merseburg gehört nicht der Ergänzungsschicht an, sondern ist einer der wenigen Einträge ins Necrolog nach dem Tode Thietmars von Merseburg; siehe dazu oben S. 154.

    Schwennicke Detlev: Tafel 12, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    BEATRIX + 26. IX 1036

    Schnith Karl Rudolf: Seite 193, "Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern."

    DIE NACHKOMMEN KAISER KONRADS II.
    2. BEATRIX
    * ?
    + vor 25.10.1036

    Black-Veldtrup, Mechthild: Seite 120,168, "Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien"

    Die These, dass die königliche Mutter dotiert wurde, wenn eine Tochter das Haus verließ, bestätigt sich in anderer Weise auch im Falle einer Tochter der Kaiserin Gisela. Einen Tag, bevor KONRAD II. Gisela den Markt in Kölbigk mit Bann und Zoll schenkte, hatte er dem Kloster St. Maria auf dem Münzenberg in Quedlinburg am 25. Oktober 1036 eine Besitzung pro remidio animae carissimae filiae nostrae Beatricia übertragen. Das Weißenburger und das Fuldaer Necrolog überliefern den 26. September als den Todestag von Beatrix; aufgrund ihrer Nennung in der Seelheilformel der Urkunde vom 25. Oktober 1036 erscheint das Todesjahr 1036 als gesichert. Die Schenkung KONRADS an Gisela kurz nach dem Tod ihrer Tochter zeigt also, daß die Kaiserin immer dann eine Erhöhung ihres Dotalgutes zustand, wenn eine Tochter, auf welche Weise auch immer, das Haus verließ. Wo die am 26. September 1036 verstorbene Beatrixbeigesetzt wurde, ist unbekannt.

    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 154,370 K 35 -
    Annalen von Quedlinburg a. 1025 - Black-Veldtrup, Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien, Böhlau Verlag Köln 1995, Seite 109,121,122,124,176,219-224,226,228-234 - Boshof Egon: Die Salier, Verlag W. Kohlhammer Suttgart Berlin Köln 1987 - Bresslau, Harry: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II. 3 Bände Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1879 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 71,95,163,195 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 12 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 - Trillmich Werner: Kaiser Konrad II. und seine Zeit. Europa Union Verlag Bonn 1991 - Wolfram Herwig: Kaiser Konrad II. Kaiser dreier Reiche. Verlag C.H. Beck München 2000 -

    Gestorben:
    30.01.1034 / 25.10.1036


  14. 20.  Mathilde Graphische Anzeige der Nachkommen (3.Gisela2, 1.Hermann1) wurde geboren in 1027; gestorben in Jan 1034; wurde beigesetzt in Worms [67547],Worms,Rheinland-Pfalz,Deutschland.

    Notizen:

    Mathilde
    Königin von Frankreich
    1027- 1.1034 Begraben: Worms Dom
    Älteste Tochter des Kaisers KONRAD II. und der Gisela von Schwaben, Tochter von Herzog Hermann II.

    Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 7, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    X. 32c. MATHILDE
    * nach 1025, + 1034

    Glocker Winfried: Seite 340, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VIII. c. 68 MATHILDE

    * ca. 1025, + 1034 I
    oo 1033 Heinrich I., König von Frankreich (seit 1031) + 1060 VIII 4.

    Vgl. Brandenburg X, 32 und oben VII, 60.

    Schwennicke Detlev: Tafel 12, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    MATHILDE + 1034 Begraben: Worms Dom
    oo HEINRICH I. (HENRI) 1031 König von Frankreich (CAPET) + Vitry.en-Brie 4. VIII 1061 Begraben: Saint-Denis

    Schnith Karl: Seite 92, "Frauen des Mittelalters in Lebensbildern."

    DIE NACHKOMMEN KAISERIN GISELAS

    6. MATHILDE
    * nach 1025 + 1034 in Worms Grabstätte: Worms

    1032 verlobt mit KÖNIG HEINRICH I. VON FRANKREICH

    Schnith Karl Rudolf: Seite 193, "Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern."

    DIE NACHKOMMEN KAISER KONRADS II.

    3. MATHILDE
    * ?
    + Januar 1034, bestattet Worms

    1032: Verlobung mit dem französischen König Heinrich I.

    Black-Veldtrup Mechthild: Seite 120, "Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien"

    Als wahrscheinlich letztes Glied des Geschlechts wurde 1034 die in Worms verstorbene Tochter KONRADS und Giselas, Mathilde, im dortigen Dom beigesetzt. Kautzsch vertritt die These, dass Mathilde vorher möglicherweise in Limburg beigesetzt gewesen sei.

    Treffer Gerd: Seite 80, "Die französischen Königinnen"

    Heinrich, seit 1031 König, ist bemüht seine Beziehungen zu den mächtigen deutschen Nachbarn zu verbessern und hat sich mit der Kaisertochter KONRADS II., Mathilde, verlobt. Sie war jedoch verstorben und nie in Paris angekommen. Obwohl also diese erste Ehe mit Mathilde nie vollzogen worden war, gilt die zweite Mathilde gemeinhin als Heinrichs zweite Gemahlin.

    Wolfram Herwig: Seite 40,96,180,259,262, "Kaiser Konrad II. Kaiser dreier Reiche"

    Es mag schon richtig sein, daß KONRADS Urkunde von 1034 bloß diejenigen toten Familienangehörigen nannte, die im Wormser Dom bestattet waren. Aber es fehlt im Diplom ebenso der Name Mathildes, der jüngeren Tochter des Herrscherpaares: Sie wird weder unter den Lebenden, wie ihre älteren Geschwister HEINRICH und Beatrix, noch unter den Toten genannt und liegt doch in der Grablege der Wormser, sehr wahrscheinlich sogar im Grab des Gründerheros der Sippe, Konrads des Roten.
    Im zweiten Halbjahr 1025 könnte Mathilde, das letzte bekannte Kind des Königspaares, zur Welt gekommen sein.
    Vorfahren, Seitenverwandte, die Schwester, aber auch die frühverstorben Tochter Mathilde fanden ihre letzte Ruhe in der Familiengrablege zu Worms.
    Der junge französische König verlobte sich mit der zweiten Tochter des Kaiserpaares, Mathilde, die wohl im achten Lebensjahr stand; zugleich erhielt KONRAD die Zusage einer französischen Waffenhilfe.
    Das Bündnis zwischen dem KAPETINGER und dem Kaiser wurde durch einen Ehevertrag besiegelt, obwohl die Braut noch ein Kind war und die Ehe der beiden kirchlich bedenklich schien. Tatsächlich hatten Heinrich und Mathilde den Ostfranken-König und LIUDOLFINGER HEINRICH I. zum gemeinsamen Vorfahren, das heißt, der Ur-Ur-Urgroßvater des französischen Königs war der Ur-Ur-Ur-Urgroßvater der SALIERIN. Der Ehevertrag besiegelte jedenfalls ein Bündnis mit Frankreich und gleichzeitig stärkte KONRAD die deutsche Westgrenze.

    1033 oo Heinrich I. König von Frankreich 1007/08-4.8.1060

    Literatur:
    Black-Veldtrup, Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien, Böhlau Verlag Köln 1995, Seite 120,121 - Boshof Egon: Die Salier und das Reich, Verlag W. Kohlhammer Suttgart Berlin Köln1987 Seite 69 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 3 Seite 7 - Bresslau, Harry: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II. Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1879 Band II, Seite 77 f.,101 - Die Salier und das Reich. Gesellschaftlicher und ideengeschichtlicher Wandel im Reich der Salier. (Hg.) Stefan Weinfurter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1991 Band I Seite 66, Band II Seite 200 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 163,195 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 327,340 - Goez Elke: Beatrix von Canossa und Tuszien. Eine Untersuchung zur Geschichte des 11. Jahrhunderts, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995, Seite 134 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 92,114,125 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 193 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 12 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 - Treffer Gerd: Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996 Seite 80 - Trillmich Werner: Kaiser Konrad II. und seine Zeit. Europa Union Verlag Bonn 1991 - Wolfram Herwig: Kaiser Konrad II. Kaiser dreier Reiche. Verlag C.H. Beck München 2000 Seite 40,55,96,180, 259,262 -

    Mathilde heiratete von Frankreich, Heinrich I. in 1033. Heinrich (Sohn von von Frankreich, Robert II. und von Arles, Constanze) wurde geboren in 1007/1008; gestorben am 4 Aug 1060 in Vitry-aux-Loges [45530],Loiret,Centre-Val de Loire,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]



Generation: 4

  1. 21.  von Tuszien, Beatrix Graphische Anzeige der Nachkommen (12.Beatrix3, 2.Mathilde2, 1.Hermann1) gestorben vor 17 Dez 1053.

  2. 22.  von Tuszien, Bonifaz II. Graphische Anzeige der Nachkommen (12.Beatrix3, 2.Mathilde2, 1.Hermann1) wurde geboren um 1040; gestorben um 1055.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Canossa (Burg),Emilia-Romagna,Italien
    • Titel/Amt/Status: 1052-1055, Tuszien,Italien; Markgraf von Canossa-Tuszien

    Notizen:

    Bonifaz II. (Friedrich)
    Markgraf von Canossa-Tuszien (1052-1055)
    um 1040- bald nach 17.12.1053/1055
    Einziger Sohn des Markgrafen Bonifaz I. von Canossa-Tuszien aus seiner 2. Ehe mit der Beatrix von Ober-Lothringen, Tochter von Herzog Friedrich II.

    Goez Elke: Seite 16,20,21,29,30, "Beatrix von Canossa und Tuszien. Eine Untersuchung zur Geschichte des 11. Jahrhunderts"

    Bis 1046 gebar Beatrix drei Kinder: Beatrix, Friedrich und Mathilde. Es ist auffällig, daß alle drei Namen trugen, die in die Familie der Mutter hinweisen. Ein einziger zeitnaher Gewährsmann legte dem Sohn des Bonifaz allerdings den Namen Bonifaz zu. Daraus mit Bertoloni folgern zu wollen, daß die Zeitgenossen nun den Moment gekommen sahen, daß die CANUSINER eine Dynastie bildeten und dies auch in den Leitnamen deutlich werden ließ, halte ich für eine Überinterpretation, zumal man dabei beachten muß, daß die Quelle ausgerechnet den Tod des kleinen Markgrafensohnes berichtet und sich die CANUSINER gleichzeitig (1055) in einer tiefen Krise befanden.
    Nach der Ermordung des Markgrafen Bonifaz gab es seitens der Krone Probleme: Beatrix beanspruchte als Vormund ihres minderjährigen Sohnes Friedrich das ungeschmälerte Erbe einschließlich der umfangreichen Reichslehen. Unglücklicherweise starben zudem binnen weniger als zwei Jahren nach dem Attentat auf den Markgrafen auch die beiden älteren Kinder Friedrich und Beatrix. Weder der Zeitpunkt noch die Todesursachen sind geklärt. Bonizo überliefert in seinem weitgehend polemischen "Liber ad amicum" das Gerücht, sie seien vergiftet worden [Bonizo, Liber ad amicum, Ldl I, Seite 590: maleficio nescio cuius obierant. Steindorff II, Seite 304, tut Bonizo bezüglich dieser Nachricht als "ungemein trübe Quelle" ab. Allerdings bringen auch andere Chronisten den Tod der beiden Kinder mit der Anwesenheit des Kaisers in Italien in Zusammenhang, ohne ihn freilich eines Anschlages auf ihr Leben zu bezichtigen, vgl. Reg. 11b.], wofür es allerdings keinerlei sonstige Quellenhinweise gibt. Mit Sicherheit war Friedrich Anfang Januar 1053 noch am Leben; denn damals schenkte Beatrix für das Seelenheil ihres verstorbenen Mannes gemeinsam mit dem Sohn das Hofgut Volta an die Kirche des heiligen Petrus in Mantua. Der Tod ihres Sohnes, als dessen Vormund Beatrix fungierte, muß jedoch bald nach dem 17. Dezember 1053 erfolgt sein, da ich es für ausgeschlossen halte, daß sie noch zu Lebzeiten eines männlichen, somit reichsrechtlichen eindeutig erbberechtigten Kindes eine zweite Ehe eingegangen wäre.
    Am 3/10 Januar 1053 hört man erstmals in einer Urkunde von Mathildes älterem Bruder Friedrich und am 17. Dezember 1053 von allen drei Geschwistern. Nach dem Tod des kleinen Friedrich und seiner Schwester Beatrix teilte Mathilde das Schicksal ihrer Mutter und mußte dieser 1055 in die Gefangenschaft nach Deutschland folgen.

    Literatur:
    Bresslau Harry: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II. Verlag von Duncker&Humblot Leipzig 1879 Band I Seite 431-436 - Goez Elke: Beatrix von Canossa und Tuszien. Eine Untersuchung zur Geschichte des 11. Jahrhunderts, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995, Seite 10,16,20,21,29,30, 48,74,140,181,198,201-204 -

    Name:
    (Friedrich)

    Gestorben:
    bald nach 17.12.1053/1055


  3. 23.  von Tuszien, Mathildevon Tuszien, Mathilde Graphische Anzeige der Nachkommen (12.Beatrix3, 2.Mathilde2, 1.Hermann1) wurde geboren in 1046; gestorben am 24 Jul 1115 in Bondanazzo di Reggiolo [42046],Reggio Emilia,Emilia-Romagna,Italien; wurde beigesetzt in 1115 in San Benedetto Po [46027],Mantua,Lombardei,Italien.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Tuszien,Italien; Markgräfin von Tuszien
    • Beerdigung: 1634, Rom [00100],Latium,Italien; 1634 Peterskirche, von Papst Urban VIII. nach Rom überführt.

    Notizen:

    Stiefschwester ihres Ehemanns Gottfried.

    Mathilde Markgräfin von Tuszien

    1046-24.7.1115 Mantua Bondeno di Roncore
    Begraben: S. Benedetto al Po (Polirone, südlich von Mantua), 1634 Peterskirche, von Papst Urban VIII. nach Rom überführt
    Einzige Tochter des Markgrafen Bonifaz' I. von Canossa-Tuszien und der Beatrix von Ober-Lothringen, Tochter von Herzog Friedrich II.

    Lexikon des Mittelalters: Band VI Seite 393, Mathilde von Tuszien, Markgräfin (comitissa et ducatrix)

    * 1046, + 24. Mai 1115 Bodeno (zw. Mantua und Modena)
    Begraben: S. Benedetto al Po (Polirone, südlich von Mantua), 1634 Peterskirche, von Papst Urban VIII. nach Rom überführt

    Einziges überlebendes Kind des Markgrafen Bonifaz von Tuszien und der Beatrix, Tochter Friedrichs II. von Ober-Lothringen

    Nach der Wiederverheiratung der Mutter mit Herzog Gottfried III. von Ober-Lothringen wurde Mathilde mit dessen Sohn Gottfried IV. dem Buckligen (+ 1076), 1069 in unglücklicher Ehe vermählt. Nach der Geburt eines Kindes, das nach wenigen Tagen starb, ging Mathilde 1071 endgültig nach Italien zurück und führte gleichberechtigt mit ihrer Mutter ein straffes Regiment. Energisch in ihren politisch-militärischen Aktionen war sie gleichzeitig in tiefer Frömmigkeit der Kirchenreform zugetan, die vor allem in Papst Gregor VII. ihren größten Protagonisten fand, dem Mathilde zeitlebens eng verbunden blieb. Im ausbrechenden Investiturstreit nahm Mathilde zunächst zwischen König HEINRICH IV. und Gregor VII. eine vermittelnde Position ein, was zur Absolution HEINRICHS IV. auf ihrer Stammburg Canossa (Januar 1077) durch den Papst führte. In den erneuten Auseinandersetzungen zwischen Königtum und Papsttum trat Mathilde entschieden auf die Seite der römischen Kirche, der sie zur Sicherung ihres eigenen Besitzstandes gegen 1079/80 ihr gesamtes Eigengut (auch in Lothringen) vermachte, sich allerdings die volle Verfügungsgewalt darüber vorbehielt (erneuert in schriftlicher Form 1102). Ab 1081 befand sich Mathilde in der Reichsacht und wurde ihrer Lehen für verlustig erklärt. Eine auf Wunsch Papst Urbans II. eingegangene, politisch motivierte Scheinehe der 42-jährigen mit dem 17-jährigen Welf V. war 1095 faktisch beendet. In zunehmenden Konflikten mit ihren Vasallen, Bürgern und dem städtischen hohen Klerus, die ihren kirchlichen Reformkurs ablehnten, suchte Mathilde Unterstützung beim Grafen Guido Guerra I. und fand schließlich Rückhalt bei Kaiser HEINRICH V., der sich mit ihr dergestalt vertraglich arrangierte, dass Mathilde die Reichsverweserschaft in Ligurien und Tuszien verliehen wurde, während dem letzten SALIER die erbliche Nachfolge im canusinischen Eigengut zufallen sollte (Mathildische Güter). Der Mönch Donizo von Canossa setzte in seiner "Vita Mathildis" der Markgräfin ein literarisches Denkmal. Die Blüte der romanischen Steinmetzkunst, die sich mit den Namen eines Wiligelmus bzw. Nicolo, Bauten wie den Domen von Modena und Cremona und der Klosterkirchen von Nonantola und Polirone verbindet, dürfte dem großen Mäzenatentum Mathildes zu verdanken sein.

    Thiele Andreas: "Erzählende genealogische Stammtafeln"

    Mathilde folgte 1055/69 als Markgräfin von Tuszien und Spoleto-Camerino und als Herrin von Canossa. Sie war 1055/56 mit ihrer Mutter Geisel bei Kaiser HEINRICH III. Sie war eine berühmte und umstrittene Frauengestalt des Mittelalters. Sie unterstützte die Cluniazenser sehr, förderte seit 1073 Papst Gregor VII. entschieden, trat nach und nach ihren gesamten Allodialbesitz der Kirche ab und nahm ihn von dieser zu Lehen (in Lothringen und Italien) und geriet auch deshalb schroff gegen HEINRICH IV. und vermittelte 1077 das berühmte Treffen in Canossa. Sie wurde 1080 von HEINRICH IV. unterworfen und 1082 geächtet. Sie unterstützte 1090 die Lombarden und HEINRICHS rebellierenden Sohn König KONRAD und schloß deshalb ihre zweite Ehe, die wegen des Altersunterschiedes großes Aufsehen erregte. Sie anerkannte 1110 gezwungenermaßen Kaiser HEINRICH V. und setzte ihn 1111 als Erben ein. Dafür wurde sie Reichsverweserin in Ligurien. Sie stiftete 1096 das Kloster Pierremont bei Metz. Von Cosmas von Prag wurde sie als sexuell hemmungslos gegenüber ihrem zweiten Ehemann geschildert.

    Große Frauen der Weltgeschichte: Seite 325, Mathilde von Tuszien

    1046-27.VII.1115
    Ein demütiger Büßer im Schnee vor dem verschlossenen Tor der Felsenburg Canossa: hinter dem kerzenhellen Fenster die mächtige Burgherrin Mathilde von Tuszien, neben ihr Papst Gregor VII. und Abt Hugovon Cluny, der Taufpate des Büßers, der kein anderer ist als der deutsche König HEINRICH IV. Unvergessen ist diese weltgeschichtliche Szene im Winter des Jahres 1077. Im erbitterten Machtkampf zwischen Papst und Kaiser stand die landmächtige Mathilde von Tuszien wie ihre Mutter Beatrice von Lothringen auf der päpstlichen Seite. HEINRICH IV., der über den Mont Cenis gekommen war und in Canossa die Lösung vom Bannfluch des Papstes erzwang, begegnete dieser Frau 6 Jahre später zum zweiten Male, als der Kampf von neuem entbrannt war und der König den Papst in der Engelsburg zu Rom belagerte. Wieder stand Mathilde auf seiten Gregors VII. und rief den Normannen-Herzog Robert Guiskard aus Sizilien mit seinen Scharen herbei. Robert führte den Papst im Triumph in den Lateran zurück und nahm schreckliche Rache an den Anhängern HEINRICHS, der während der Belagerung aus den Händen des Gegenpapstes Klemens III. die Kaiserkrone empfangen hatte. Mathilde vermählte sich nach dem Tode ihres ersten Gatten, Gottfrieds des Buckligen, im Jahre 1089 mit dem 17-jährigen Herzog Welf von Bayern. Sie war damals 43 Jahre alt. Die unnatürliche, rein politische Ehe zerbrach; der junge Welf trennte sich von ihr, und Kaiser HEINRICH gelang es, sich mit dem WELFEN-Hause auszusöhnen. Den Gegenschlag versetzte die mächtige Toskanerin dem Kaiser, als sie seinen Sohn KONRAD zum Abfall bewog und seine Krönung zum König der Lombardei bewirkte. Sie bestimmte die Kirche zur Universalerbin ihres weitläufigen mittelitalienischen Landbesitzes, der "Mathildischen Güter", ein Erbe, das zum Zankapfel zwischen den Päpsten und den Kaisern werden sollte.

    Golinelli Paolo: Seite 109-115,146-151,182, "Mathilde und der Gang nach Canossa"

    Über Mathildes Geburt und ihre frühe Kindheit geben die mittelalterlichen Quellen keine Auskunft. Man ist sich in der Forschung einig, ihr Geburtsjahr auf 1046 anzusetzen, da Mathilde nach Donizos Angaben 69 Jahre alt wurde. Als Geburtsort macht Lino Lionello Ghirardini Mantua wahrscheinlich. Mathilde wuchs in einem großen Haushalt auf. Sie hatte zwei Geschwister, Friedrich und Beatrix, die wahrscheinlich älter als sie waren. Die größte Zuwendung der Eltern genoß jedoch zweifellos der Sohn, der einmal die Nachfolge antreten sollte. Mathilde war bestimmt ein außergewöhnliches Kind, das sich von ihren adligen Altersgenossinnen unterschied. Donizo betont ihre Sprachkenntnisse. Es besteht kein Zweifel, dass sie im Unterschied zu den meisten adligen Frauen ihrer Zeit lesen und schreiben konnte, perfekt Lateinisch verstand und sprach und auch die Sprache der Langobarden beherrschte. Sie genoß eine sehr sorgfältige Erziehung. Es ist jedoch auszuschließen, dass Mathilde systematischen Unterricht in den Fächern des Triviums (Grammatik, Rhetorik, Dialektik) und des Quadriviums (Arithmetik, Geometrie, Musik, Astronomie) erhalten hat. Im Mittelpunkt ihrer Erziehung stand offenbar die Hinführung zu Gottesliebe und Frömmigkeit, zu Tugendhaftigkeit und zur Fähigkeit, den Prüfungen des Lebens standzuhalten. Lesen und Schreiben erlernte sie nebenbei. Die positiven Auswirkungen dieses Unterrichts prägten ihr ganzes Leben und zeigten sich in ihrem Interesse für Bücher, Kunst, Liturgie und Musik.
    Ihre Kindheit, die bis zu ihrem sechsten Lebensjahr ruhig und ungetrübt verlief, wurde nach dem gewaltsamen Tod ihres Vaters durch dramatische Schicksalsschläge verdüstert. Ihre Mutter mußte nun allein mit einer Situation voller Gefahren und Bedrohungen fertig werden.
    In welcher Verfassung die 7-jährige Mathilde diese Ereignisse erlebte und wie sie darauf reagierte, ist aus den Quellen nicht ersichtlich. Zweifellos mußte alles, was in jenen turbulenten Jahren geschah, sie sehr verunsichert haben: der abrupte Übergang von einer ruhigen frühen Kindheit bis zum Tod ihres Vaters zu den schwierigen Mädchenjahren, die von einem ständigen Ortswechsel ihrer Familie, von den Ängsten, die ihre unsichere Lage hervorrief, und nicht zuletzt von der Trauer über den Tod ihrer Geschwister geprägt waren.
    Noch schwieriger und wechselvoller war für sie das Jahr 1054: Ihre Mutter hatte erkannt, dass es über ihre Kräfte ging, weiterhin allein ihre Herrschaftsgebiete zu verwalten. Als ihr Sohn noch lebte, war es ihre Pflicht gewesen, ihre Herrschaftsgebiete vor Zersplitterung zu bewahren, um ihm die Nachfolge zu sichern. Aber da nun Friedrich gestorben war, mußte man eine Lösung finden, die ihr und ihrer Tochter Sicherheit bieten konnte.
    Mathildes Vermählung mit ihrem Stiefbruder Gottfried stand schon seit langem fest. Wahrscheinlich war sie bereits bei der Eheschließung ihrer Eltern beschlossen worden, als Mathilde noch keine 10 Jahre alt war. Die beiden jungen Leute trafen einander vermutlich bei mehr als einer Gelegenheit - etwa als die beiden Frauen des Hauses CANOSSA von HEINRICH III. in Haft genommen und als Gefangene nach Deutschland gebracht wurden, oder als der junge Gottfried 1067 seinen Vater nach Italien begleitete, wie Benzio berichtet -, und es ist anzunehmen, dass sie als Kinder miteinander gespielt haben. Man darf sich nicht vorstellen, dass Mathilde und Gottfried der Bucklige eine Verlobungszeit hatten. Durch das von den Eltern abgelegte Eheversprechen waren die beiden faktisch bereits vermählt. Zum Inkrafttreten der Ehe fehlten nur noch die körperliche Reife (die bei den Mädchen nicht einmal Bedingung war) und eine günstige Gelegenheit. Diese Gelegenheit kam bald, aber nicht eben unter glücklichen Umständen.
    Gottfried der Bärtige kehrt krank in seine lothringischen Länder zurück, zuerst nach Bouillon, dann nach Verdun. Als sich sein Zustand verschlimmert, ruft er seine ganze Familie, den italienischen und den lothringischen Teil, zu sich. Sobald sein Sohn Gottfried und seine Stieftochter Mathilde bei ihm eingetroffen sind, läßt er ihre Hochzeit ausrichten, um seine Nachfolge in den beiden Herrschaftsgebieten, Lothringen und Toskana-Poebene, vor seinem Hinscheiden zu regeln, vielleicht in der - wohl nicht unbegründeten - Befürchtung, dass nach seinem Tod das Eheversprechen nicht eingehalten werde. Einer Anordnung Papst Alexanders II. nachkommend - vielleicht weil er und Beatrix ihr Enthaltsamkeitsgelübde nicht eingehalten hatten -, trifft er auch die Verfügung, zwei Klöster zu gründen, in Lothringen die Abtei Orval, in Italien die Abtei Frassinoro.
    Der Markgraf stirbt am Heiligen Abend des Jahres 1069. Sein Sohn Gottfried der Bucklige erbt seine Reichtümer und seine Macht. Zur Festigung seiner Position und besseren Kontrolle seiner Besitzungen und Herrschaften hält er sich weiter in Lothringen auf. Während Beatrix nach Italien zurückkehrt, um sich um die Angelegenheiten ihres Hauses zu kümmern, bleibt Mathilde bei ihrem Ehemann.
    Man weiß nicht, ob die körperlichen Mängel ihres Mannes, den Lampert von Hersfeld als tapferen, aber kleinwüchsigen und buckligen Jüngling beschreibt, die junge Mathilde abgestoßen haben. Aber auch hier muß man darauf achten, das Verhältnis zwischen den beiden nicht bloß auf eine Mann-Frau-Beziehung zu reduzieren. Im Laufe des Jahres 1070 wurde Mathilde aller Wahrscheinlichkeit nach schwanger. Dieses Ereignis fand auch am Kaiserhof Resonanz, denn wir lesen in einem Diplom HEINRICHS IV. vom 9. Mai 1071: "wenn nicht der Herzog, so sein Erbe". An diesem Datum nahm man also auf einen Erben Bezug - wenn es sich dabei nicht nur um eine Kanzleiformel handelt. Am 29. August desselben Jahres gründete Mathildes Mutter Beatrix im odenesischen Apennin das Kloster Frassinoro und stattete es mit einem ansehnlichen Patrimonium aus, "für das Heil meiner Seele, der Seele des verstorbenen Markgrafen und Herzogs Bonifaz, meines früheren Ehegemahls, und für die Unversehrtheit und die Seele meiner geliebten Tochter Mathilde, und für das Seelenheil des verstorbenen Herzogs Gottfried, meines Gemahls, und für das Seelenheil der verstorbenen Beatrix 'Neptis meae'. Ich bin zu dem Schluß gekommen, dass es sich bei dieser Beatrix um die gleichnamige Enkelin von Mathildes Mutter, also um die Tochter Mathildes handelt. Aus vielerlei Gründen bin ich zu der Ansicht gekommen, dass die Ende August 1071 als Verstorbene genannte Beatrix das Kind Mathildes ist, auf deren Schwangerschaft Anfang Mai hingewiesen wird. Hier meine Rekonstruktion der Ereignisse: Wir finden Mathilde Ende 1069 mit ihrer Mutter am Sterbebett des Stiefvaters; vor dessen Tod heiratet sie seinen Sohn. Anfang des folgenden Jahres kehrt Beatrix nach Italien zurück und führt am 25. Mai 1070 den Vorsitz bei einem Gerichtstag in Florenz; Mathilde ist mit ihrem Ehemann in Lothringen verblieben und wird im Herbst schwanger; etwa im Frühsommer 1071 bringt Mathilde ein Mädchen zur Welt, das sie Beatrix nennt, mit einem in ihrer Familie häufigen Namen, den auch ihre Mutter trägt, nach der sie sich wahrscheinlich sehnt. Die Niederkunft war wohl nicht leicht - im Mittelalter war eine Geburt oft schwierig und gefährlich -, und die kleine Beatrix starb wahrscheinlich bald darauf. Dass Mathilde die Ehe vollzogen hat, wird durch Bischof Rangerius von Lucca bezeugt. Wieviel Mathilde damals gelitten hat, läßt sich aus der Sorge ihrer Mutter Beatrix um die Erhaltung des Lebens (die "Unversertheit") ihrer Tochter erkennen, die in der Gründungsurkunde von Frassinoro zum Ausdruck kommt. Es ist ein ungewöhnliches Wort, dieses incolumitas, in einer mittelalterlichen Urkunde. Aber hier kehrt es mehrmals wieder und weist auf die Angst hin, die Beatrix um ihre Tochter hat, die weit weg von ihr ist und in einer feindseligen Umgebung leben muß, wie Beatrix wohl während ihres Aufenthalts in Lothringen selbst erfahren hat. Mathilde befand sich in Gefahr zum einen wegen ihrer durch die schwere und unglückliche Entbindung angegriffene Gesundheit und zum anderen, weil sie ihrem Gemahl nicht den Erben geschenkt hatte, der die Fortdauer der Familie garantieren sollte - die Hauptaufgabe einer Ehefrau im Mittelalter, vor allem in den Familien der Oberschicht. Für Mathilde war es eine schreckliche Zeit. Sobald es ihr die Umstände erlaubten, floh sie vor ihrem Mann zu ihrer Mutter, bei der wir sie am 19. Januar 1072 in Mantua antraf.
    Nachdem Mathilde in die Toskana zu ihrer Mutter zurückgekehrt war, versuchte Gottfried alles mögliche, um sich mit ihr auszusöhnen, hatte aber keinen Erfolg mit seinen Bemühungen. Im Herbst 1072 kam Gottfried nach Italien und schenkte Mathilde ein Reliquienkästchen aus dem Besitz Bonifaz' von Canossa, das sie nach Lothringen gebracht hatte, als sie mit ihrer Mutter an das Krankenbett des Stiefvaters geeilt war und man anschließend Hochzeit gefeiert hatte. Gottfried hatte es vor seinem Tod zusammen mit anderen Gütern an die Abtei Saint-Hubert geschenkt. Sein Sohn, der im Streit mit Abt Theoderich lag, hatte das Kästchen wieder in seinen Besitz gebracht. Als Mathilde nun verlangte, er solle es ihr zurückgeben, brachte Gottfried ihr das Reliquienkästchen nach Italien in der Hoffnung, sie damit wieder für sich einzunehmen. Welche Wirkung diese Geste gehabt haben mag, ist nicht bekannt. In den überlieferten Urkunden agieren die beiden allerdings nie gemeinsam; außerdem schreibt der Chronist von Saint-Hubert, Mathilde habe ihren Gemahl während seines Aufenthaltes in Italien, der fast ein Jahr dauerte, die "maritalem gratiam" verweigert. Es gibt jedoch historische Gründe, weshalb Mathilde in diesen Urkunden nicht erwähnt wird: Die legitimen Erben der canossanischen Herrschaft in der Emilia und Toskana waren Beatrix als Witwe des Bonifaz von Canossa und Gottfried der Bucklige als Sohn Gottfrieds des Bärtigen. Mathilde besaß zu jener Zeit keinen Rechtstitel, aufgrund derer sie in privaten und öffentlichen Urkunden in Erscheinung treten konnte.
    Zu der Zeit, als sich Gottfried der Bucklige in Italien aufhielt, fand ein für Mathildes persönliche Geschichte und für die gesamte Christenheit äußerst wichtiges Ereignis statt: die Papstwahl Gregors VII. Am 28. April setzte der neue Papst Markgraf Gottfried von seiner Wahl in Kenntnis. Wahrscheinlich hat Gottfried ihn daraufhin beglückwünscht und ihn gleichzeitig gebeten, ihm bei seinen ehelichen Schwierigkeiten zu helfen, denn Gregor VII. versicherte ihm in einem Schreiben vom 6. Mai, er werde sich der Probleme, die er mit Mathilde habe, annehmen. Gottfried blieb mit Sicherheit bis zum August jenes Jahres in Italien. Dann kehrte er nach Lothringen zurück, ohne jedoch seine Versuche, sich mit seiner Frau auszusöhnen, aufzugeben.
    Zwei Anfang 1074 datierte Briefe des Papstes an Mathilde sind erhalten, die wahrscheinlich von dem Wunsch diktiert sind, die Probleme des Herzogs von Lothringen und der Gräfin von Canossa zu lösen. Gregor forderte sie indirekt auf, Gottfried gegenüber größere Nachsicht und Milde walten zu lassen, auch wenn er gefehlt habe, gerade weil Mathilde, wie Maria, erhabener und edler sei als die anderen Menschen. Eine Versöhnung zwischen Gottfried und Mathilde hatte für den Papst große Bedeutung, versuchte er doch den Lothringer zum Verbündeten zu gewinnen, um die Normannen besser unter Kontrolle halten zu können. Deshalb übte er auf die junge Markgräfin Druck. Aber Mathilde blieb unbeugsam. Die kaum 30-jährige zeigte sich ihrem Mann gegenüber, der trotz seiner Mißbildung auch die Achtung nicht eben kaisertreuer Annalisten wie Lampert genoß, abweisend und kalt.
    Für die den CANOSSA nahestehenden mittelalterlichen Chronisten war Mathildes Haltung der Beweis für ihre Berufung zum Klosterleben, zu einem Leben in Keuschheit. Durch sie ist der Mythos von einer Frau entstanden, die den Schwächen des Fleisches nicht erlag; gleichzeitig hat man dafür die körperlichen Mängel des armen Gottfried verantwortlich gemacht. Man muß aber Gottfried zumindest zugute halten, dass er ehrlich bemüht war, die Einigkeit in seiner Familie zu bewahren und ihre Macht nicht zu zersplittern. Mathildes Unbeugsamkeit kann andererseits nicht allein dadurch erklärt werden, dass sie gegen ihren Willen mit einem kleinwüchsigen, buckligen und - nach Meinung einiger Historiker - mit einem Kropf behafteten Mann verheiratet worden war. In Wahrheit brauchten die beiden Herrinnen von Canossa nun nicht mehr den Schutz eines mächtigen Kriegsmannes. Sie genossen jetzt einen viel mächtigeren, aber mit Takt und Rücksichtnahme ausgeübten Schutz durch die Kirche und deren Oberhaupt. Daher war es für sie günstiger, dass die Ehegatten getrennt blieben und dass sich Gottfried der Bucklige nicht in die Verwaltung ihrer Herrschaftsgebiete einmischte. Das sind die einleuchtenden "politischen" Gründe, die dem Historiker ins Auge springen, da die menschlichen Beweggründe in den historischen Quellen nicht aufscheinen.
    Unter diesen Voraussetzungen ist es verständlich, dass sich das Verhältnis zwischen den Eheleuten ständig verschlechterte. Mathilde versöhnte sich nicht mehr mit ihrem Mann, und dieser näherte sich immer stärker HEINRICH IV. In einem Brief vom 11. September 1075 schrieb Gregor VII. den Markgräfinnen Beatrix und Mathilde, dass die Schwüre Gottfrieds des Buckligen nicht mehr glaubwürdig seien. Der Bruch war endgültig. Dass sich Gottfried nunmehr politisch vom Papst gelöst hatte, ist aus der Tatsache zu ersehen, dass er am 24. Januar 1076 in Worms unter denjenigen war, die Gregor VII. für abgesetzt erklärten und ihm sogar eine Liebesbeziehung mit Markgräfin Mathilde unterstellten: Mit dieser "Frau eines anderen" hab der Papst "nähern Umgang und wohne mit ihr in größerer Vertrautheit zusammen, als es sich geziemt hätte."
    Einen Monat später fand der Bucklige ein schreckliches Ende. In wessen Auftrag handelte der grausame Meuchelmörder? Welche Symbolhaftigkeit verbarg sich hinter diesem furchtbaren Tod? Mathilde von Canossa-Tuszien und Gregor VII. waren sicherlich nicht die einzigen Feinde und nicht die einzigen, die aus seinem Tod Vorteil ziehen konnten: Wie bereits erwähnt, beschuldigte Lampert von Hersfeld Robert von Flandern; manche sahen in Balduin von Hennegau den Drahtzieher des Verbrechens; nur Landulfus Senior klagte Mathilde an. Die Mönche der von Gottfrieds Vater gegründeten Abtei Saint-Hubert sahen diesen Tod als eine gerechte Strafe Gottes an, da ihnen der Bucklige verschiedene von Gottfried dem Bärtigen dem Kloster testamentarisch hinterlassene Güter verweigert hatte. Einen besonderen Grund, sich über diesen Tod zu freuen, hatte Gottfried von Bouillon, denn er war der designierte Nachfolger des Herzogs. Betrachten wir aber den Hergang dieses dieses Verbrechens, über den in der Forschung Übereinstimmung herrscht, so bieten sich auch Schlußfolgerungen an, die uns eher von den Regionen der hohen Politik wegführen. Eine niederträchtige, von einem Meuchelmörder vollführte Tat (oder von einem rachsüchtigen Mann - der Begriff Meuchelmörder setzt einen Auftraggeber voraus, hat es einen solchen wirklich gegeben?), der eine Zeitlang unterhalb des Bretterbodens einer Latrine oder Kloake auf das ahnungslose Opfer wartete, ihm einen Schwerthieb in die bewußte Stelle versetzte und durch Kot und Schlamm watend entfloh, während die Diener dem unglücklichen Opfer, in dessen After immer noch das Schwert steckte, zu Hilfe eilten. Ein grausames Ende also, aber auch ein anrüchiges Verbrechen, das nicht in die adlige Welt paßte.
    Mathilde kümmerte das Seelenheil ihres verstorbenen Ehemannes offenbar überhaupt nicht: Weder eine Schenkung an irgendeine Kirche noch die Errichtung einer Kapelle, in der ein Priester Messen für ihn hätte lesen können, sind bekannt. Sie bezeichnete sich in den Urkunden immer als Tochter Bonifaz', nie als Ehefrau Gottfrieds des Buckligen. In den Urkunden der Markgräfin wird dieser lediglich zweimal genannt, um die Tatsache zu rechtfertigen, dass sie weiterhin nach dem salischen Recht, das heißt nach fränkischem Recht, lebte "von Geburt langobardisch, jetzt salisch aufgrund ihrer Eheschließung mit Gottfried." Dies ist nicht nur eine einfache Formalität, sondern die Betonung eines gesellschaftlichen Aufstiegs, der der Ehe mit einem Mann zu verdanken war, dessen die ihm kirchlich angetraute Frau nur deswegen gedachte.
    Durch den Tod Gottfrieds des Buckligen kamen die Gräfinnen von Canossa, Beatrix und Mathilde, endlich wieder in den vollen Besitz ihrer Gebiete und Herrschaftsrechte im Königreich Italien, für die sie nun auf das Bündnis und den mächtigen Schutz Hildebrands zählen konnten, des neuen Papstes, der sich Gregor VII. nannte.
    Auch für Mathilde stand jenes Jahr 1076 unter keinem guten Stern. Am 26. Februar fiel ihr Gemahl Gottfried einem Mordanschlag zum Opfer. Sie mußte nun das Erbe ihres Mannes antreten, das aus dem Herzogtum Nieder-Lothringen mit Holland und dem Hennegau, der Mark Antwerpen, der Grafschaft Verdun und einer Reihe von Allodialgütern in diesen Landstrichen bestand, darunter Stenay und Mosay. Am 18. April starb in Pisa auch ihre Mutter, Beatrix von Lothringen, und wurde in der Kathedrale Santa Reparata zu Grabe getragen. Mathilde mußte nun ganz allein die Last der Herrschaft über ein riesiges, multinationales Territorium tragen und ihre äußerst schwierige politische Rolle bewältigen: In der heißesten Phase des Konflikts stand sie zwischen einem Kaiser, an den sie durch Verwandtschaftsbande und Lehnseide gebunden war, und einem Papst, mit dem sie nicht nur als seine Tochter in Christo und Anhängerin seiner Reformideen, sondern durch tiefe Zuneigung und die Notwendigkeit, sich gegenseitig zu stützen, verbunden war. Im jenem Sommer traf Mathilde, die wahrscheinlich zwischen Italien und Lothringen hin und her reiste, um die Probleme des Erbes ihres verstorbenen Mannes zu lösen, mit Hermann von Metz, Abt Hugo von Cluny, Bischof Theoderich von Verdun und der Kaiserin-Mutter Agnes zusammen.
    In ihrer Burg Canossa kam es vor allem durch die Vermittlung von Abt Hugo von Cluny, Taufpate HEINRICHS IV., zur Aussöhnung zwischen dem deutschen König und Papst Gregor VII., der HEINRICH IV. vom Bann lösen mußte.
    Anselm von Lucca starb am 18. März 1086 in Mantua, knapp ein Jahr nach dem Tod Gregors VII. in Salerno. Mit ihnen verlor Mathilde die Bezugspersonen, die ihr Sicherheit gegeben und seit der Zeit, als sie allein die Herrschaft über die Mark der Canossa angetreten hatte, ihre Stütze gewesen waren. Welche Bedeutung beide für Mathilde hatten und wie groß ihre Einsamkeit und Hilflosigkeit nach deren Tod gewesen war, läßt sich an ihrem Entschluß ermessen, noch einmal zu heiraten, um jemanden zu haben, der ihr Schutz bieten konnte. Solange Anselm noch lebte, hatte sie dies trotz der großen Schwierigkeiten nie als notwendig erachtet. Nach Anselms Tod empfand sie eine zweite Ehe jedoch als dringend erforderlich und unaufschiebbar.
    An der Elster fügte HEINRICH IV. dem Gegen-König RUDOLF VON RHEINFELDEN eine weitere, diesmal definitive Niederlage zu. RUDOLF wurde im Kampf schwer verwundet und starb am nächsten Tag. Am selben 15. Oktober 1080 schlugen nach Bertholds Bericht die Truppen der Machthaber fast ganz N-Italiens - zumeist Graf-Bischöfe - Mathildes Heer bei Volta Mantovana in die Flucht. Es war die erste schwere militärische Niederlage der Markgräfin in dem Krieg, den sie zur Verteidigung Gregors VII. und der Reform führte; eine Niederlage, die schwere Zeiten für ihre Partei befürchten ließ. Nach diesen Erfolgen suchte HEINRICH IV. über seine Cousine 2. Grades Mathilde zur Aussöhnung mit Papst Gregor VII. zu kommen. Auf dem im Jahre 1081 unternommenen Italienzug HEINRICHS IV. verweigerte Mathilde, obwohl Lehensträgerin des Reiches, dem König die militärische Gefolgschaft, der seine Kaiserkrönung nicht erreichte, da er nicht in der Lage war, Rom einzunehmen.
    Was HEINRICH IV. bewog die Belagerung Roms abzubrechen und sich statt dessen mit der Markgräfin zu beschäftigen, war wohl - neben der extremen Sommerhitze - die Nachricht, dass mehrere Städte der Toskana sich gegen Mathilde erhoben hatten. Den Anfang machte Lucca, wo die Kanoniker im Oktober 1080 Anselm vertrieben. Dann folgte Pisa, die Lieblingsstadt von Mathildes Mutter Beatrix. Im Juli 1081 erklärte HEINRICH IV. in Lucca Mathilde des Majestätsverbrechen schuldig und damit all ihrer öffentlichen Funktionen und Güter verlustig. Eine derart schwere Strafsanktion hatten die Kaiser bisher nur in den seltensten Fällen verhängt. Mathilde hatte inzwischen die Toskana verlassen und sich in Begleitung ihrer Getreuen in ihre Apenninburgen geflüchtet. Ein Teil ihrer Grafen schloß sich dem Kaiser an. Nach dem Bann von Lucca verschanzte sich Mathilde in ihren Burgen im Apennin, während die Truppen HEINRICHS IV. ungehindert in ihren Ländern umherzogen, sie plünderten und verwüsteten. Sie war völlig isoliert, nur Anselm von Lucca war bei ihr, spendete ihr Trost und gab ihr Ratschläge. Neben den Versuchen, den Schaden, den HEINRICHS Truppen in ihrem Gebiet anrichteten, möglichst zu begrenzen, richtete sich Mathildes Politik weiterhin auf die Unterstützung des Reformpapsttums. Zwei ihrer Aktionen erwiesen sich dabei als besonders bedeutsam: Sie schenkte alle ihre Güter an die Kirche und übersandte Gregor VII. eine beträchtliche Menge an Gold und Edelsteinen. Mathildes führte den Kampf gegen die Truppen ihrer Gegner fort, die in ihre Länder eingedrungen waren - 1084 besiegte sie die Feinde bei Sobara und verjagte sie aus Nonantola - und unterstützte weiterhin die Anhänger der Kirchenreform. In militärischer Hinsicht nützte Mathilde weiterhin die Abwesenheit HEINRICHS IV., um die Rückeroberung der ihren Feinden in die Hände gefallenen Gebiete zu betreiben. Dies gelang ihr nur in ihren oberitalienischen Herrschaftsgebieten, während sie die lothringischen Gebiete, das Erbe Gottfrieds des Buckligen, endgültig verlor. Am 1. Juni 1085 schenkte HEINRICH IV. in Metz die Mathildischen Güter Stenay und Mosay, die er nach der Ächtung Mathildes in Lucca eingezogen hatte, Bischof Theoderich von Verdun.
    Mathilde sah sich hingegen mit einem neuen Italienzug HEINRICHS IV. konfrontiert. Vielleicht auf den Rat Urbans II. hin versuchte sie der drohenden Gefahr durch eine in politischer wie privater Hinsicht äußerst heikle Entscheidung zu begegnen: Sie faßte den Entschluß, eine neue Ehe einzugehen. Jetzt hatte der Papst die enge Verbindung zwischen dem Heiligen Stuhl und den CANOSSA aufgelöst, so dass Mathilde einen neuen Bundesgenossen finden mußte. Ihre Wahl fiel auf ein Mitglied der WELFEN, die zu den größten Gegnern HEINRICHS IV. im Reich zählten. Es läßt sich nicht eindeutig feststellen, von wem die Initiative ausgegangen war, ob vom Vater des Bräutigams oder von Mathilde selbst oder auch von Urban II., wie Bernold von Konstanz in seinem Chronicon schreibt:

    "In Italien vermählte sich die edle Herzogin Mathilde, Tochter des Markgrafen Bonifaz und Witwe Herzog Gottfrieds, mit Herzog Welf, dem Sohn Herzog Welfs, und dies geschah nicht aus Zügellosigkeit, sondern aus Gehorsam gegenüber dem römischen Papst, um mit größerer Schlagkraft der heiligen Römischen Kirche gegen die Exkommunizierten zu Hilfe kommen zu können. Diese fielen in der Tat sofort über ihren Gemahl her, konnten ihn aber nicht die Stirn bieten und erwirkten durch die Fürsprache seiner Gemahlin einen Waffenstillstand bis Ostern. HEINRICH, der sich König nennen ließ, war über diesen Ehebund sehr verärgert. Er, der zum Sachsenfeldzug aufgebrochen war, mußte schimpflich den Rückzug antreten. Petrus Igneus, der Bischof von Albano, der zu den eifrigsten Verfechtern der Sache des heiligen Petrus gehört, ist zum Herrn heimgegangen."

    Urban II. ist also auszuschließen. Wahrscheinlich waren aber weder der junge Welf V. noch Mathildes selbst die Urheber eines so kühnen und ehrgeizigen Projekts. Diese Idee mußte von Welf IV., dem Vater des Bräutigams kommen, der beherrschenden Persönlichkeit der WELFEN-Dynastie. Es war zweifellos eine Ehe, die aus dem Rahmen fiel: 1089 war der junge Welf erst kürzlich großjährig geworden und sollte nun, mit vermutlich 16 Jahren, den Ehemann einer reifen Frau von 42 oder 43 Jahren spielen, einer Frau, die für ihre Willensstärke und Entschlossenheit bekannt war und die bereits ein Leben voller Ereignisse hinter sich hatte.
    Was dachten aber die Zeitgenossen über Mathilde? Gregor VII. oder der Verfasser der Vita des Anselm von Lucca nannten sie "Tochter des heiligen Petrus" und "Magd des Herrn", ihre Gegner sagten ihr jedoch moralisch unerlaubte Beziehungen zu Gregor VII. und Anselm nach, klagten darüber, dass die Kirche von einer Frau regiert werde, und beschuldigten Mathilde, ihren ersten Mann auf fürchterliche Weise ermordet zu haben; ja sie gingen sogar soweit, sie wie Benzo von Alba "Fotzenloch" (os vaginae) zu nennen. Diese Polemik, die vor nichts zurückscheut, war im Investiturstreit unter Gegnern üblich.
    Der Text des Cosmas von Prag dokumentiert aber, dass man über Mathilde und ihre zweite Ehe auch auf dieser Ebene sprach. Außerdem führt er Motive an, die nicht weit entfernt von der Realität sind, wie den Wunsch Mathildes, das Geschlecht der CANOSSA nicht versiegen zu lassen, und die Impotenz ihres jungen Ehemannes, der in der Tat kinderlos starb, wie die Genealogia Welforum bezeugt: "Welf [IV.] ging mit Erzbischof Tiemon nach Jerusalem und starb auf der Reise. Durch sein Betreiben vermählte Herzog Welf [V.], nachdem er großjährig geworden war, mit Mathilde, Gräfin der Langobardia, und starb kinderlos." Diese Quelle gibt weder einen Hinweis auf die Trennung der beiden noch Gründe dafür an, während Cosmas sich ausführlich und überdies ungenau darüber ausläßt. Es wäre allzu vereinfachend, wollte man die Trennung, die erst 1095, nach einigen Ehejahren, erfolgte, auf sexuelle Probleme oder auf die Kinderlosigkeit zurückführen. Auch die Schilderung der Hochzeit von Mathilde und Welf trägt eindeutig topische Züge. Zwar handelte es sich bei Mathildes zweiter Ehe nicht gerade um eine heimliche Trauung, aber die Zahl der Anwesenden muß sich, in Anbetracht der Umstände und Zeitläufe, doch in Grenzen gehalten haben, und man trieb wohl keinen großen Aufwand. Die Reaktion HEINRICHS IV. ließ jedenfalls nicht lange auf sich warten.
    HEINRICH IV. brach kurz nach dieser Hochzeit zu seinem 3. Italienzug auf. Von Verona, wo ein urkundlicher beleg vom 10. April 1090 vorliegt, zog HEINRICH IV. nach Mantua und begann im Mai mit der Belagerung der Stadt. Mathilde und Welf verteidigten Mantua gemeinsam, aber ihre Aufgabe war nicht einfach. Der Belagerungsring HEINRICHS IV. schloß sich immer enger. Der Kaiser eroberte die Mathildischen Festungen Rivalta und Governolo und isolierte dadurch die Stadt, so dass Mantua vor den Ostertagen 1091 in seine Hände fiel. Mathilde und Welf blieb nichts anderes übrig, als sich in ihren Apenninburgen zu verschanzen und mittels ihrer Informanten den Gang der Ereignisse zu verfolgen. Im August verwandte sich Mathildes mächtiger Schwiegervater, Welf IV., bei einem Treffen in Verona beim Kaiser für sie und schlug Friedensverhandlungen vor. Der Herzog erreichte jedoch nichts und mußte nach Deutschland zurückkehren, ohne seinem Sohn und seiner Schwiegertochter konkrete Hilfe gebracht zu haben. Während HEINRICH IV. Anstalten traf, den zweiten Winter in Italien zu verbringen, versuchte Mathilde, die Gelegenheit zu nutzen, als er sich ohne Begleitmannschaft auf das andere Etschufer begeben hatte, um ihn mit List in ihre Gewalt zu bringen. Aber einer ihrer Kapitäne, Ugo del Manso aus der Familie ESTE, verriet sie an den Kaiser, so dass dieser seine Truppen zusammenziehen konnte, die der Markgräfin bei Trecontai im Gebiet von Padua eine schwere Niederlage beibrachten. In der Folgezeit eroberte der Kaiser weitere Gebiete der Markgräfin. Als er versuchte, ihre Stammburg Canossa zu erobern, erlitt er 9 Kilometer vor Mathildes Burg in der Schlacht bei Madonna della Battaglia eine Niederlage. Die Markgräfin Mathilde hatte selbst an der Schlacht teilgenommen. Während HEINRICH sich zum Überwintern nach Verona zurückzog, konnten Mathilde und ihre Anhänger ein wenig aufatmen und im Jahr darauf Governolo und Rivalta wieder in ihre Gewalt bringen, nicht jedoch Mantua, dessen Autonomie nun gefestigt war. Statt dessen näherten sich der Markgräfin andere lombardische Städte - Mailand, Cremona, Lodi und Piacenza -, die sich dadurch der kaiserlichen Kontrolle entzogen. Die Geschicke des Kaisers nahmen also eine negative Wendung, und Mathilde hatte wesentlich dazu beigetragen. Das erste Zeichen seines Untergangs war die Rebellion seines ältesten Sohnes KONRAD, den er zu seinem Erben designiert und in Italien zurückgelassen hatte. Er ließ sich von Mathilde verführen und verbündete sich mit den Feinden seines Vaters. KONRAD ließ sich von einer Frau (Mathilde) das geben, was er bereits besaß und was sein Vater ihm übertragen hatte, und erhob sich im Widerspruch zu den Gesetzen der Natur gegen diesen. Auf dieses private Unglück folgte als nächstes die Befreiung der Königin Praxedis durch Mathilde. Sie fand bei der Markgräfin und ihrem Gemahl Welf V. Zuflucht. Das Bündnis zwischen Mathilde und Urban II. hatte zur Folge, dass HEINRICH IV. noch stärker in die Isolation geriet, denn sein Sohn KONRAD, der kurz davor zum König gewählt worden war, vermählte sich Pisa mit Maximilla, der Tochter des Großgrafen von Sizilien, Roger I.
    Die Synode, an der vermutlich auch Mathilde teilnahm, fand im Januar 1097 statt. Unterstützt durch Urban II., war die Markgräfin bereits wieder in den vollen Besitz ihrer tuszischen Herrschaften gelangt. Sie konnte jedoch nicht persönlich am Kreuzzug teilnehmen, da sie sonst ein gefährliches Machtvakuum hinterlassen hätte.
    Mathilde konnte sich offenbar nicht aus ihren Territorien entfernen, ohne dabei ein hohes Risiko einzugehen. Wir erkennen dies deutlich, wenn wir uns die urkundlich belegten Handlungen der Markgräfin vor Augen führen, die in erster Linie aus Schenkungen und Konzessionen an Reformklöster in der Toskana und am Po bestehen. HEINRICH IV. verließ ohne weitere Aktionen nach sieben Jahren Krieg gegen Mathilde 1097 Italien und kehrte über den Brenner nach Deutschland zurück. Alles in allem konnte er gewisse Erfolge verzeichnen, es war ihm gelungen, das Bündnis der Markgräfin mit seinem bayerischen Gegner zu sprengen und die Ehe Mathildes und Welfs auseinanderzubringen. Auch in Mathildes Bündnis mit HEINRICHS IV. rebellischem Sohn KONRAD kam es zu einer kurzen Krise. Die Gründe für diesen Konflikt werden nicht genannt, und Donizo ist der einzige, der davon berichtet. Von einem anderen Geschehnis jener Jahre spricht Donizo jedoch nicht: von der Adoption des Grafen Guido Guerra, eines Mitglieds des Florentiner Adelsgeschlechts der Grafen Guidi, durch Mathilde. Die Spannung mit KONRAD und die Adoption des Guido Guerra stehen in einem gewissen Zusammenhang, obgleich die einzigen Indizien dafür die Gleichzeitigkeit beider Ereignisse und ihr gleicher Schauplatz sind. Florenz, wo KONRAD starb, war das Zentrum der Macht der Grafen Guidi, und eine der Städte, die Mathilde besonders treu ergeben waren. Das in Deutschland kursierende Gerücht, Mathilde sei für den Tod des Kaisersohnes verantwortlich, sie habe ihn vergiftet, zeigt, wie sich der Konflikt zwischen der Markgräfin und ihrem neuen Souverän, der in Mailand gekrönt worden war, zugespitzt hatte - ein Streit, von dem jedoch Donizo berichtet, er habe rasch ein friedliche Lösung gefunden.
    Stellt man nun zwischen den beiden Ereignissen einen Zusammenhang her, so wird auch der Grund für den Konflikt klar: die Frage der Erbschaft der Mathildischen Güter. Nach dem Tode der Markgräfin machte der Kaiser Verwandtschaftsbeziehungen mit den CANOSSA und damit Erbfolgerechte geltend. Angesichts eines Rechtsakts wie dieser Adoption verfielen derartige Rechte automatisch, und der Verlust war nicht gering zu achten. Mathilde war nun über 50 Jahre alt und konnte nicht mehr auf eigene Nachkommenschaft hoffen, um ihre Dynastie fortzusetzen. Deshalb adoptierte sie ein Mitglied der Adelsfamilie, die ihr in jenen Jahren wohl die meiste Unterstützung geboten hatte, einen Mann, von dem sie hoffen konnte, er werde ihr Werk fortsetzen, den jungen Guido Guerra, der wahrscheinlich Anfang 20 war. Als Zeuge erscheint er neben Mathilde am 20. Juni 1099 in Marturi im Florentiner Umland, um eine Schenkung an das Kloster San Michele zu bestätigen. Man gewinnt den Eindruck, dass die Präsenz all dieser Leute auch den Zweck hatte, die Gefolgschaft der Markgräfin fester an sich zu binden, im Hinblick auf eine Reaktion König KONRADS, die nicht lange auf sich warten ließ - eine Reaktion, die ihn schließlich nach Florenz führte, wo ihm am 27. Juli 1101 der Tod ereilte.
    Mathilde wiederholte im Jahre 1102 die Schenkung ihrer Güter an den Heiligen Stuhl, die sie 20 Jahre vorher vorgenommen hatte. Die erste Schenkungsurkunde war in den Wirren verlorengegangen, die Rom auf dem Höhepunkt zwischen den Anhängern Gregors VII. und HEINRICHS IV. erschüttert hatten. Nun wurde die Urkunde neu verfaßt und der Text diesmal auf einer Marmorplatte eingemeißelt, damit nichts von dem, was geschrieben war, verlorengehen konnte. Beraten und beschützt von Bernardo degli Uberti und ihrem Adoptivsohn Guido Guerra, gewann Mathilde die Sicherheit zurück, die sie 20 Jahre zuvor zur Zeit Gregors VII. und Anselms von Lucca besessen hatte, und begann wieder eine der Hauptrollen in der Politik ihrer Zeit zu spielen: Mit Hilfe Venedigs eroberte sie Ferrara zurück, das zur Zeit des Gegenpapstes Clemens III. von ihr abgefallen war. Bei Papst Paschalis II. intervenierte sie sogar gegen den König von England und verwandte sich für die Rückkehr Anselms von Aosta in seine Diözese Canterbury, aus der er zweimal exiliert worden war.
    Immer wieder ließ Mathilde erkennen, wie sehr sie sich nach dem Frieden des Klosters sehnte, der ihr im Vergleich zu ihrem Leben, in dem sie die Umstände zwangen, die traditionelle Rolle des Mannes zu übernehmen - auf die sie gerne verzichtet hätte - und sich im politischen und militärischen Auseinandersetzungen zu bewähren, so erstrebenswert schien. Mit der Adoption des Guido Guerra verfolgte sie wahrscheinlich die Absicht, jemanden an der Seite zu haben, der sie bei ihren zahlreichen öffentlichen Verpflichtungen unterstützen konnte; zur Linderung ihrer seelischen Einsamkeit trug Kardinal Bernhard bei, trotzdem stand Mathilde letztlich allein an vorderster Front, während weiterhin das Papsttum ihrer Hilfe bedurfte und die Prälaten, die wegen ihrer reformerischen Ideen und ihrer romtreuen Politik mit den weltlichen Autoritäten in Konflikt geraten waren, bei ihr Zuflucht suchten.
    Mathilde hatte sich inzwischen in ihre Burgen im Apennin zurückgezogen, weil sie das Schlimmste befürchtete. HEINRICH V. schickte jedoch eine Gesandtschaft zu ihr. Es wurde eine Übereinkunft geschlossen, über deren Einzelheiten Donizo sich nicht weiter verbreitet, außer dass Mathilde sich geweigert habe, an einem Unternehmen gegen den Papst teilzunehmen. HEINRICH V. konnte aber auf seinem Zug zur Krönung nach Rom ungehindert durch die canossanischen Territorien ziehen. Obwohl HEINRICH V. Papst Paschalis II. wegen der Nichteinhaltung der Übereinkunft von Sutri gefangennahm, intervenierte Mathilde nur zugunsten von Bernhard und Bonsenoir, tat aber nichts für den Papst, der erst nach 60-tägiger Haft am 13. April 1111 wieder freikam. Nach erfolgter Kaiserkrönung hielt sich HEINRICH V. auf dem Rückweg drei Tage als Gast der Markgräfin in der Burg Bianello auf. Im Verhältnis zwischen dem Reich und Mathilde von Canossa bildete die in Lucca 1081 wegen Hochverrats verhängte Reichsacht, die immer noch nicht aufgehoben war, ein Hemmnis. Daher mußten in dem neuen Klima der Zusammenarbeit, das sich zwischen HEINRICH V. und Mathilde gebildet hatte, zuerst diese Kluft zwischen ihr und dem Kaisertum überbrückt und deren rechtliche Auswirkungen beseitigt werden. So handelte es sich bei dem feierlichen Akt im Mai 1111 nicht um eine Krönung, sondern um eine Wiederholung der Investitur Mathildes in ihre Reichslehen. Mathilde war sich des Kurswechsels bewußt, aber sie war es leid, sich weiterhin für die päpstliche Sache einzusetzen. Ihre schönsten Jahre hatte sie dafür geopfert, sich selbst und ihre Herrschaft in Gefahr gebracht, sich enorme finanzielle Lasten und Kriege aufgebürdet; sie hatte mit ansehen müssen, wie ihre Städte von ihr abfielen, ihre Burgen belagert und ihre Gefolgsleute erschlagen wurden. Ja sie war sogar soweit gegangen, sich mit einem Jüngling zu verheiraten und dadurch bei allen Leuten ins Gerede zu kommen, nur weil ein Papst dies von ihr verlangt hatte. Jetzt war für sie der Zeitpunkt für etwas Frieden gekommen, und HEINRICH V. bot ihr dazu die Gelegenheit.
    "Er nannte sie in klaren Worten seine Mutter", sagt Donizo und führt damit auf die ihm eigenen symbolische Weise, als sei der Kaiser der von ihm nie genannte Adoptivsohn, ein für die Übereinkunft zwischen HEINRICH V. und Mathilde wesentliches Element ein: die Erbschaft des Mathildischen Allodialbesitzes durch den Kaiser. Diese Frage hatte schon zum Konflikt zwischen Mathilde und HEINRICH V. älterem Bruder KONRAD geführt, als die Markgräfin den Grafen Guido Guerra adoptiert hatte. Dann war der Streit wahrscheinlich durch die Annullierung der Adoption beigelegt worden. Guido Guerra agiert nur bis zum Jahr 1108 als Mathildes Adoptivsohn (oder Erbe). Danach tritt er ein einziges Mal als Zeuge auf in einer Urkunde vom 6. Mai 1115, die Mathilde auf ihrem Krankenlager in Bondeno di Roncore zugunsten des Klosters Polirone ausgestellt hatte - wohlgemerkt, als Zeuge, nicht als der Urkundende, also nicht mehr als Adoptivsohn. Es scheint aber von Bedeutung zu sein, dass er es nach 1108 nicht mehr wagt, diesen Titel zu führen, und nicht mehr an Mathildes Seite auftritt, mit Ausnahme jener, wenige Wochen vor dem Tod der Markgräfin ausgefertigten Urkunde.
    Es ist durchaus denkbar, dass HEINRICH V. Mathilde dazu bewog, die Adoption rückgängig zu machen und ihn selbst als Erben des canossanischen Eigenguts einzusetzen. Dafür sicherte er ihr Frieden und seinen persönlichen Schutz zu. Als Ausdruck der hohen Wertschätzung ihrer Verwandtschaft - sie war bekanntlich eine Cousine seines gefürchteten Vaters - bezeichnete er sie als seine Mutter. Von ihrer Sehnsucht nach Frieden getrieben, versprach sie ihm offenbar, sich künftig jeglicher Intervention in die römischen Angelegenheiten zu enthalten. Im Gegenzug wurde sie aus der Reichsacht gelöst und wieder in ihre Reichslehen investiert.
    Nach diesem Akt konnte HEINRICH V. beruhigt nach Deutschland aufbrechen. In Verona bestätigte er in einem Diplom vom 21. Mai 1111 die Güter der Abtei Polirone und stellte dieses Hauskloster der CANOSSA unter seinen Schutz. Eine der Klauseln des Abkommens zwischen HEINRICH V. und Mathilde hatte offenbar auch zum Inhalt, dass der Kaiser seine schützende Hand von Mantua und den Mantuanern zurückziehen sollte. Dies erkennt man daran, dass die Markgräfin die Stadt 1114 zurückerobern konnte. Kurz darauf erkrankte sie schwer und zog sich über die Sommermonate in ihre Apenninburgen zurück, wo ihr Aufenthalt in Montebaranzone bei Prignano im Secchiatal belegt ist. In Mantua verbreitete sich sofort das Gerücht, sie sei gestorben, und die Stadt versuchte von neuem, das Joch der Canossa-Herrschaft abzuschütteln. Mathilde kam jedoch wieder zu Kräften und zwang die Stadt, sich ihr zu ergeben. Man schreibt Ende Oktober 1114 - ein seltsames Jahr, das sich mit unheilvollen, todverkündenden Vorzeichen angekündigt hatte: Ein Blutregen, so berichten die Chronisten, fiel auf die ganze Lombardei, bis in den Raum von Cittanova westlich von Modena.
    Mathilde von Canossa erkrankte von neuem und starb in der Nacht zum 24. Juli 1115 in Bondeno di Roncore. Im folgenden Jahr zog HEINRICH V. wieder nach Italien, um die Allodialgüter der Markgräfin und ihrer Familie in Besitz zu nehmen. Macht und Reichtum der CANOSSA, die durch die Gunst der Kaiser gewachsen waren, fielen nun zum großen Teil wieder an die Institution zurück, der sie ihr Entstehen und ihre Förderung verdankten, wenngleich HEINRICH V. nicht als Kaiser auf sie Anspruch erhob, sondern als der nächste Verwandte einer ruhmreichen Dynastie, die nun erloschen war.
    War Mathilde als Politikerin erfolgreich und konnte sie sich in den 40-jährigen Wirren und Krisen behaupten, ebenso wie sie sich als Kämpferin erwies, so hatte sie weniger Glück in ihrem Privatleben, besonders in der vor allem im Mittelalter für die Rolle der Frau als konstitutiv erachteten Funktion, Mutter zu werden, für die Kontinuität des Lebens, der Familie, des Namens zu sorgen. Donizo schreibt ihr die dreifache Frucht des christlichen Lebens zu, als Ehefrau, Witwe und Jungfrau, aber sie war keine liebende und fruchtbare Ehefrau, keine treue Witwe und keine Jungfrau. Der männliche Geist, den die Schriftsteller aus dem Klerikerstand an ihr priesen, hatte ein fast notwendiges Gegenstück in ihrer Sterilität. Die mythische Artemis gebar bekanntlich keine Kinder. Da es Mathilde also versagt war, für eine Nachfolge zu sorgen, blieb ihr nichts andere übrig als die Güter, über die sie verfügen konnte, an die Klöster und an jene kirchlichen Einrichtungen zu geben, die ihr dafür Gebet und Gedenken "bis an das Ende der Welt" zusicherten.

    1070 1. oo Gottfried der Bucklige Herzog von Lothringen, ihr Stiefbruder, -26.2.1076

    1089 2. oo Welf V. Herzog von Bayern 1072-24.9.1120

    Literatur:
    Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 146,160,213,231,247,253,256,259,276,279,286,288 - Csendes, Peter: Heinrich VI., Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Wiesbaden 1993, Seite 88,165 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 70-72,75,235,238 - Fumagalli Vito: Mathilde von Canossa. Verlag Klaus Wagenbach Berlin 1998 - Goez Elke: Beatrix von Canossa und Tuszien. Eine Untersuchung zur Geschichte des 11. Jahrhunderts, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995, Seite 9-235 - Goez, Werner: Lebensbilder aus dem Mittelalter. Die Zeit der Ottonen, Salier und Staufer. Primus Verlag Darmstadt 1998, Seite 233-256 - Golinello, Paolo: Mathilde und der Gang nach Canossa, Artemis und Winkler Düsseldorf 1998 - Jehl, Rainer: Welf VI., Wissenschaftliches Kolloquium zum 800. Todesjahr vom 5. Bis 8. Oktober 1991 im Schwäbischen Bildungszentrum Irse, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995, Seite 12,20,120 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 10,394,411, 429,433-436,439-441,445-448,461,469 - Schwarzmaier Hansmartin: Von Speyer nach Rom. Wegstationen und Lebensspuren der Salier. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992, Seite 15,18, 117,121 - Wies, Ernst W.: Kaiser Heinrich IV. Canossa und der Kampf um die Weltherrschaft, Bechtle Esslingen 1996, Seite 27,40,49, 132,147,153,164,181,185,207,215,247,249,262,268,273 -



    Neue Deutsche Biographie - Mathilde

    Markgräfin von Tuszien, * circa 1046, † 24.7.1115 Bondeno bei Mantua, ⚰ Kloster Polirone bei Mantua, seit 1644 Rom, Sankt Peter.

    M. zählt zu den bedeutendsten Frauengestalten der spätsalischen Zeit. Das Reformpapsttum verdankt ihr in seiner Auseinandersetzung mit dem Kaisertum, in der M. eine entscheidende Rolle gespielt hat, den „langfristig wirksamsten Schutz“ (Haverkamp). Fromm im Sinne der Zeit, ist ihre von Widersprüchen nicht freie Persönlichkeit geprägt|von hohem fürstlichem Selbstverständnis und den Idealen der Kirchenreform. Nach der Ermordung ihres Vaters 1052, der als Haupt der stärksten Feudalmacht Oberitaliens (Haus Canossa) von Kaiser Konrad II. 1028 oder 1032 zum Markgrafen von Tuszien bestellt worden war, heiratete die Mutter 1054 den mit Kaiser Heinrich III. entzweiten Hzg. Gottfried d. Bärtigen von Ober- und Niederlothringen. In dem dadurch heraufbeschworenen Konflikt mußte M. ihrer Mutter 1055 zeitweilig ins Exil nach Deutschland folgen. Nach dem Tod Heinrichs III. 1056 lernte M. in Begleitung ihrer Mutter, die in Vertretung ihres Gemahls den riesigen oberital. Familienbesitz verwaltete, die führenden Köpfe der Kirchenreform kennen (Hildebrand-Gregor VII., →Petrus Damiani), die einen prägenden Eindruck bei ihr hinterließen. Wohl kurz vor dem Tod ihres Stiefvaters Ende 1069 heiratete M. aus dynastischen Gründen dessen Sohn aus 1. Ehe, Gottfried d. Buckligen. Die Ehe scheiterte an der Abneigung M.s, die Ende 1071 – ein Sohn M.s und Gottfrieds ist wahrscheinlich bald nach der Geburt gestorben – zu ihrer Mutter nach Italien zurückkehrte.

    Papst Gregor VII. fand in Beatrix und M. ergebene Anhänger; ihre häufigen Kontakte wurden im Wormser Absageschreiben der deutschen Bischöfe an den Papst (Februar 1076) als Anklagepunkt eigens erwähnt. Nach dem Tod von Gemahl und Mutter in kurzen Abständen noch im selben Jahr – den von ihr zu diesem Zeitpunkt geplanten Klostereintritt hat ihr Gregor VII. verboten – übernahm M. nicht nur das riesige Familienerbe, sondern gegen alle Lehnsgewohnheiten auch die Mgfsch. Tuszien und setzte den für eine Frau ungewöhnlichen Regierungsstil ihrer Mutter fort. 1077 kam es in Canossa, der Stammburg ihres Geschlechts, in ihrer Gegenwart zu jenem denkwürdigen Bußakt des gebannten Kg. Heinrich IV., der nicht zuletzt durch ihre Fürsprache von Gregor VII. wieder in die Kirchengemeinschaft aufgenommen wurde (Analyse der zahlreichen Quellen bei Zimmermann). Als der sog. Investiturstreit nach vergeblichen, auch von ihr unterstützten Ausgleichsbemühungen 1080 in seine zweite Phase trat, verharrte die jetzt vor allem von Bischof →Anselm von Lucca († 1086) beratene Fürstin, die wohl kurz zuvor heimlich der Röm. Kirche ihre Eigengüter (allerdings mit vollem Nießbrauchsvorbehalt) übertragen hatte – wohl um sie vor dem Zugriff des Königs zu sichern –, unbeirrbar auf der Seite Gregors. Im Oktober 1080 wurden ihre Streitkräfte von den oberital. Anhängern des Saliers geschlagen. Ihre Herrschaft brach zeitweilig auch in ihren Stammlanden, wo die Unzufriedenheit mit ihrem autoritären Regierungsstil bei Vasallen und Stadtbewohnern groß war, zusammen. 1081 sprach ihr Heinrich IV. in der alten Residenz der Markgrafen von Tuszien, in Lucca, in einem förmlichen Prozeß alle Reichslehen ab und verhängte über sie die Reichsacht. Doch konnte sich M. in den folgenden Jahren behaupten.

    Auf Wunsch Urbans II., bei dessen Wahl 1088 sie durch Boten vertreten war – schon Victor III. (1085–87) war mit ihrer Unterstützung erhoben worden –, ging M. 1089 eine Scheinehe mit dem 25 Jahre jüngeren Sohn des Herzogs von Bayern, Welf V., ein, wodurch die süddeutsche antisal. Opposition mit den oberital. Verbündeten des Papstes in für Heinrich IV. bedrohlicher Weise verklammert wurde. Den kriegsentscheidenden Abfall Kg. Konrads 1093 hat M. mit veranlaßt. Nach dem Bruch mit ihrem Gemahl 1095 adoptierte sie 1099 den Gf. Guido Guerra – wie sie ein Anhänger der Kirchenreform –, doch wurde die Erbfrage hiervon nicht berührt. Heinrich V. gelang es auf seinem Italienzug 1110, das Vertrauen der Markgräfin, die zu Papst Paschalis II. ein eher kühles Verhältnis hatte, zu gewinnen. Obwohl sie die Schenkung ihres Besitzes an die Röm. Kirche 1102 wiederholt hatte, setzte M. den Salier im Rahmen eines Bündnisses 1111 zum Erben ihrer (durch Vergabe mittlerweile schon stark dezimierten) Hausgüter ein (wozu sie nach ihrem Rechtsverständnis wohl berechtigt war); jahrzehntelanger Streit in stauf. Zeit war die Folge.

    M. starb in dem kleinen Ort Bondeno zwischen Mantua und Modena in Gegenwart des Abtes Pontius von Cluny und ihres Adoptivsohns Guido Guerra. Ihr erstes Grab fand sie in dem von ihr reich beschenkten Familienkloster Polirone, das durch ihre Fürsorge als cluniazensisches Reformkloster bedeutende kulturelle Aktivitäten entwickelt hatte (Schwarzmaier, Fichtenau). Der mgfl. Hof, der (wohl zu Unrecht) mit den Anfängen der Rechtsschule von Bologna in Verbindung gebracht wurde, war ein Zentrum literarischer Aktivitäten und der aufkommenden juristischen Studien. Irnerius von Bologna gehörte seit 1113 dem Juristenkreis am Hofe M.s an, sie selbst wird als gebildete Bücherliebhaberin geschildert. Papst Urban VIII. ließ M., die ihren Platz auch in Dantes „Divina Commedia“ gefunden hat, als erste Frau 1644 in St. Peter beisetzen; ihr Grabmonument hat Bernini entworfen (Abb. u. a. bei Nencioni, Ghirardini u. Zimmermann).

    Name:
    Mathilde von Canossa

    Gestorben:
    (1015 hieß der Ort Bondeno di Roncore)

    Mathilde heiratete von Lothringen, Gottfried IV. in 1069. Gottfried (Sohn von von Lothringen, Gottfried III. und Doda) wurde geboren um 1040; gestorben am 26 Feb 1076 in Utrecht [3500],Utrecht,Niederlande; wurde beigesetzt in Verdun [55100],Lothringen,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 24. von Lothringen, Beatrix  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 1071; gestorben in 1071.

    Mathilde heiratete Welf V. in 1089. Welf wurde geboren in 1072; gestorben am 24 Sep 1120 in Kaufering [86916],Landsberg am Lech,Bayern,Deutschland; wurde beigesetzt in Weingarten [88250],Ravensburg,Baden-Württemberg,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]



Generation: 5

  1. 24.  von Lothringen, Beatrix Graphische Anzeige der Nachkommen (23.Mathilde4, 12.Beatrix3, 2.Mathilde2, 1.Hermann1) wurde geboren in 1071; gestorben in 1071.