Genealogische Datenbank
 Bohrer

Aldana

weiblich


Generationen:      Standard    |    Kompakt    |    Vertikal    |    Nur Text    |    Registerformat    |    Tabellen    |    PDF

Generation: 1

  1. 1.  Aldana

    Notizen:

    Vielleicht Tochter von Karl Martell.

    Aldana
    Angebliche Tochter des fränkischen Hausmeiers Karl Martell

    Hlawitschka Eduard: Seite 76, "Die Vorfahren Karls des Großen"

    26 Bernarius - Theoderich - Aldana - Hiltrud - Landrada

    Aldana, die Gemahlin eines Grafen Theoderich und Mutter Wilhelms von Gellone (Nr. 61) wird in der Literatur immer wieder als Tochter Karl Martells geführt; vgl. S. Abel - B. v. Simon, Jahrbücher Karls des Großen 2, Leipzig 1883, Seite 13 auf der Basis von AA. SS. Mai 6, Seite 894 und J. Mabillon, AA. SS. ord. s. Ben. 4, 1, Seite 68; danach J. Calmette, La familie de Saint Guilhelm (Annales du Midi 18, 1906), Seite 145ff., M. Chaume, les origines du Duche de Bourgogne, Dijon 1925, Seite 105, 547, L. Auzias, L'Aquitaine carolingienne, Toulouse - Paris 1937, Seite 520-525, G. Tellenbach, Königtum und Stämme in der Werdezeit des Deutschen Reiches, Weimar 1939, Seite 43, I. Weinrich, Wala, Graf, Mönch und Rebell, Lübeck-Hamburg 1963, Seite 17 und Tafel Seite 107, usw.
    Dies beruht darauf, daß Aldana in einem aquitanischen Necrolog als soror Hiltrudis et Landradae bezeichnet ist und daß diese beiden Namen wiederum von Töchtern Karl Martells geführt worden seien. Letzte Berechtigung zur Identifizierung der beiden Aldana-Schwestern gab dannjeweils die Tatsache, daß in den Ann. q. d. Einhardi ad 782, hrsg. von F. Kurze, SS. rer. Germ., 1895, Seite 61, ein Theodericus comes propinquus regis auftritt, der seine Truppen aus dem Riquariergau aushob und den man mit Aldanas Gemahl Theoderich identifizierte. Außerdem konnte hinzugefügt werden, daß Aldanas und Theoderichs Enkel, Herzog Bernhard von Septimanien, in Thegans Vita Hludovici c. 36, MG. SS. 2, Seite 597, als de stirpe regali bezeichnet wird. - Nun hat dieses System aber doch schwache Stellen. Es ist zwar einwandfrei eine Hiltrud als Tochter Karl Martells nachzuweisen (vgl. Nr. 46), nicht aber ebensogut eine Landrada. Die These von Abel-Simon, der alle angeführten späteren Forscher folgten, daß Landrada, die Mutter des Bischofs Chrodegang von Metz, auch als Tochter Karl Martells nachzuweisen wäre, läßt sich nämlich nicht halten. Paulus Diaconus weiß in seiner Metzer Bischofsgeschichte, MG. SS. 2, Seite 267, von jenem Bischof nur zu berichten: Chrodegangus ... ex pago Hasbaniensi oriundus, patre Sigrammo, matre Landrada, Francorum ex genrer primae nobilitatis progenitus. Auch die Urkunden König Pippins und KARLS DES GROSSEN, in denen Chrodegang wiederholt genannt ist, lassen neimals etwas über eine Verwandtschaft zu jenem verlauten. Das gleiche gilt für Chrodegangs eigene Urkunden, in denen er Pippin nur als seinen senior, nicht aber als seinen Onkel nennt; vgl. etwa A. D'Herbomez, Cartulaire de l'abbaye de Gorze, Paris 1898, Nr. 1-5,9-10. (Die Nr. 11, in der Chrodegang König Pippin als seinen avunculus bezeichnet, ist längst als späte Fälschung bekannt, vgl. ebd. die Erläuterung auf Seite 392).
    Erst die im 10. Jahrhundert oder - wenn M. Büchner, Die Vita Chrodegangi, eine kirchenpolitische Tendenzschrift (Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Kan. Abt. 16, 1927), Seite 1-36, recht hat - bereits um die Mitte des 9. Jahrhunderts entstandene Vita Chrodegangi, MG. SS. 10, Seite 556, macht Landrada bei der Ausschmückung der von Paulus Diaconus gegebenen Nachrichten zu König Pippins Schwester und zu einer Tochter Karl Martells. (Nach Büchner, Seite 24, geschah dies zu dem Zweck, Erzbischof Drogo von Metz, einen außerehelichen Sohn KARLS DES GROSSEN und Halbbruder LUDWIGS DES FROMMEN, um die Mitte des 9. Jahrhunderts noch stärker als sonst als Parallele und Vorbild dienen zu können). Und erst von hier ab wird Chrodegang in einer Reihe später Quellen (Abel-Simson 2, Seite 13 Anmerkung 2) mit den KAROLINGERN in Konnex gebracht. Daß in Wirklichkeit Pippin und Chrodegang der gleichen Generation angehört bzw. Chrodegang eher älter als Pippin war, wurde bei dieser späten Konstruktion nicht in Rechnung gesetzt, spricht aber schon deutlich gegen sie. Landrada dürfte somit als Glied der angegebenen Beweiskette ausfallen. Ein Weiteres läßt sich gegen diese Kombination anführen: Wala (Nr. 52), der Enkel Karl Martells (durch dessen Friedelsohn Bernhard), heiratete nachweislich eine Tochter Wilhelms von Gellone, das heißt eine Enkelin Aldanas; vgl. Werner Seite 13, und Calmette, Seite 156f. Setzt man Aldana aber als Tochter Karl Martells an, so muß man eine in der karolingischen Ehegesetzgebung verbotene Nahehe im Verhältnis 2:3 annehmen. Doch so etwas dürfte kaum geduldet wordens ein. Schließlich läßt sich gegen die herrschende Meinung noch einwenden: Hätte man Aldana in dem angegebenen Nekrolog tatsächlich mit den KAROLINGERN in Verbindung bringen wollen, so wäre es einfacher gewesen, sie als soror Pippini regis denn als soror Hiltrudis et Landradae zu kennzeichnen.
    Mit Hiltrud und Landrada können also meines Erachtens keine Töchter Karl Martells gemeint sein. Andererseits verlangen nun aber die Kennzeichnungen Theoderichs als propinquus regis (= KARLS DES GROSSEN) und Bernhards von Septimanien als de stirpe regali eine Erklärung. Hierbei ist davon auszugehen, daß Graf Theoderich, der propinquus regis, seine Truppen in Riboaria congregare potuit, in jenem Gebiet also hervortrat, in dem König Pippin und seine Gemahlin Bertrada die Jüngere gemeinsam und durch ihre Väter vermittelten Besitz aus dem alten Hugobert-Irmina-Erbe innehatten (vgl. E. Hlawitschka, Zur landschaftlichen Herkunft [wie in Nr. 4], Seite 4-15). zeigt dieses Auftreten Theoderichs in Ripuarien einerseits eine gewisse Verankerung in jenen Gegenden, so wird man andererseits bei der Erklärung der propinquitas zu KARL DEM GROSSEN dadurch gleichfalls darauf hinlenkt, das verwandtschaftsvermittelnde Bindeglied auch im Umkreis der Hugobert-Irmina-Nachkommen zu suchen. Bei solcher Betrachtung fält auf, daß Bertrda die Ältere (Nr. 22) bei der Gründung von Prüm im Jahre 721 viri magnifici bat, ihre Stiftungsurkunde zu bestätigen (et viris magnifici affirmare [!] rogavimus), und daß unter der Urkunde dann noch Handzeichen Bertradas und ihres Sohnes Heribert (Nr 34) folgende Unterschriften erscheinen: Ego Bernarius +, Signum + Chrodelande. Ego Theodericus subscripsi; H. Beyer, Mittelrheinisches Urkundenbuch 1, Koblenz 1860, Nr. 8,Seite 11.
    Daß diese Zeugen Verwandte Bertradas und Heriberts waren, ist nun nicht ausdrücklich gesagt. Beachtete man jedoch die Tatsache des affirmare und sieht man, daß dem in anderen Urkunden die Wendung Signum + manus NN, qui ad omnia suprascripta consensit er ad confirmandum (!) manum posuit, entspricht, wobei sogar noch ausdrücklich hervorgehoben wird, daß eine solche Urkunde cum consensu propinquorum et parentum erlassen wird (vgl. zum Beispiel E. Hlawitschka, Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien, Freiburg i. Br. 1960, Seite 303) so hat man diese affirmantes der Bertrada-Urkunde von 721 doch als Verwandte zu betrachten. Stützen läßt sich diese Sicht noch durch die Besonderheit, daß hier auch eine Frau als Zeugin erscheint, während doch Frauen in solcher Weise bei Rechtsakten gewöhnlich nicht hervortreten. Ja, diese Frau - Chrodolanda - muß sogar, wenn sie schon um ihre affirmatio gebeten wurde, in besonders enger Weise mit der Urkundenausstellerin - Bertrda der Älteren - verbunden gewesen sein. Nichts liegt näher, als Chrodelanda mit Bertradas der Älteren bekannter Schwester Chrodechild zu identifizieren, und den, der ihr voransteht - Bernarius -, als deren bislang unbekannten Gemahl aufzufassen. Theoderich, den folgenden Zeugen, könnte man sodann als beider Sohn ansehen. Letzterer wäre damit zugleich ein Neffe Bertradas der Älteren und ein Vetter ihres an der Gründung von Prüm beteiligten Sohnes Heribert. - Hier kommt nun weiter hinzu, daß man im Testament des Abtes Fulrad von Stz.-Denis (hrsg. von M. Tangl [NA 32, 1906], Seite 208ff.; zu seiner Interpretation vgl. J. Fleckenstein, Fulrad von Saint-Denis und der fränkische Ausgriff in den süddeutschen Raum, in: G. Tellenbach, Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des großfränkischen und frühdeutschen Adels, Freiburg i. Br. 1957, Seite 9ff) einen Heribert und einen Theoderich genannt findet, die jeweils in Bittersdorf, Auersmacher und saargemünd begütert waren und diese Güter um die Mitte des 8. Jahrhunderts oder auch schon kurz vorher an Fulrad abgaben, die beide also wegen des gemeinsamen Grundbesitzes eng verwandt gewesen sein müssen. Saargemünd ist nun wieder dadurch in Beziehung mit den KAROLINGERN aufzuzeigen, daß Pippin der Mittlere und Plektrud, Bertradas der Älteren Schwester und Schwager, 706 hier schon zwei Urkunden ausstellten: C. Wampach, Echternach 1, 2, Nr. 14 und 15, Seite 38ff. Identifiziert man - was durch die KAROLINGER-Urkunden aus Saargemünd naheliget - diesen Heribert mit Pippins und Plektruds Neffen Heribert, dem Sohn Bertradas der Älteren, so kann Theoderich freilich nicht ein Bruder dieses Mannes sein, da Bertrada die Ältere 721 bei der Gründung Prüms nur noch jenen Heribert als Sohn hatte und andere Söhne als defuncti beklagte (ut anoxiissceleribus nostris et filiis meis defunctis mereamur emundare). Man muß dann Heribert und Theoderich schon als Vettern betrachten! Die Deduktion aus den Zeugenunterschriften der prümer Stiftungsurkunde, die uns Theoderich als Sohn der Bertrada-Schwester Chrodechild vermuten ließen und somit auch als Vetter des Bertrada-Sohnes Heribert von Laon ergaben, dürften hier also eine gewisse Bestätigung erfahren. Wenn man schließlich noch bedenkt, daß die Gründung des Klosters Weißenburg i. E. von einem an der oberen Saar bei Saargemünd und ihrem Nebenflüßchen, der Eichel, beheimateten Familienkreis vorgetragen wurde, zu dem auch Herzog Theotarius und sein Sohn Theodard (Nr. 4 und 13) gehört zu haben scheinen (vgl. K. Glöckner, Die Anfänge des Klosters Weißenburg [wie in Nr. 13], Seite 9ff), so zeigt sich, daß sowohl Heribert als auch Theoderich in der Nachkommenschaft Irminas von Oeren standen und daß der Komplex, in dem 706 Pippin der Mittlere und Plektrud auftraten, den KAROLINGERN wie vieles andere aus der Hugobert-Irmina-Hinterlassenschaft angewachsen ist. - Ob nun freilich der bereits 721 in Prüm auftretende Theoderich, den wir mit dem Theoderich des Fulradteszamentes gleichsetzen, noch mit dem 782 im Rupuariergau genannten und 793 gegen die Sachsen gefallenen propinquus regis Theoderich, den man doch wohl als Gemahl der Aldana und als Großvater Bernhards von Septimanien de stirpe regali ansprechen darf, zu identifizieren ist, oder ob sie nicht doch eher zwei Generationen angehörten - etwa als Vater und Sohn oder als Onkel und Neffe (durch einen Bruder bzw. eine Schwester des schon 721 bezeugten Theoderich) -, kann nicht entschieden werden. Daß aber eine Blutslinie dieser Art von Chrodelind und Bernarius zu Theoderich und Aldana und deren Nachkommen läuft, mag neben den angeführten Argumenten noch daurch gestützt werden, daß die Namen Chrodelind, Bernar, Theoderich und Heribert dann bei den Kindern Wilhelms von Gellone (= Rotlind, Bernhard, Theoderich, Heribert) wieder auftreten; vgl. L. Weinrich, Wala, Tafel Seite 107.
    Nicht zuletzt darf man noch darauf hinweisen, daß ein Urenkel Theoderichs und Aladanas, das heißt ein Enkel Wilhelms von Gellone durch dessen Sohn Bernhard von Septimanien, nämlich Herzog Wilhelm der Fromme von Aquitanien, gegen Ende des 9. Jahrhunderts noch Allodialbesitz in jenem Seillegebiet hatte (A. Bernard- A. Bruel, Recueil des chartres de l'abbaye de Cluny 1, Paris 1876, nr. 53, Seite 62), in dem schon Theotarius (Nr. 4) und Theotradus (Nr. 13) als Grundbesitzer nachgewiesen werden können (vgl. C. Zeuss in Nr. 4), daß Wilhelm der Fromme also jene Bereiche besitzmäßig tangierte, in denen wir um die Mtte des 8. Jahrhunderts durch das Fulradteszament (die beiden Vettern) Heribert und Theoderich antrafen. - Die andersartigen Deutungsversuche der Zeugen der Bertrada-Urkunde für Prüm und folglich auch der hier dargelegten Zusammenhänge, welche M. Chaume, Les origines, Seite 546f., L. Levillain, La charte de Clotilde (Bibliotheque de l'Ecole des Chartes 105, 1944), Seite 32-39, K. F. Werner, Untersuchungen zur Frühzeit des französischen Fürstentums V (Die Welt als Geschichte 20, 1960), Seite 103, unter anderem geben, scheinen mir - zumal sie die genealogische Einordnung Bertradas der Älteren noch nicht kennen wie auch die von der falschen Einreihung Aldanas als einer Tochter Karl Martells ausgehen - nicht stichhaltig zu sein. (Meine früher geäußerte Skepsis gegen die genealogische Deutbarkeit der Zeugenunterschriften in der Bertrada-Urkunde für Prüm [vgl. Hlawitschka, Zur landschaftlichen Herkunft; Seite 6 Anmerkung 24] konnte ich - nachdem sich genügend stützende Argumente fanden - aufgeben).

    Familie/Ehepartner: von Autun, Theoderich. Theoderich gestorben in 793. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 2. von Aquitanien, Wilhelm I.  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben am 28 Mai 812 in Saint-Guilhem-le-Désert [34150],Hérault,Languedoc-Roussillon,Frankreich.


Generation: 2

  1. 2.  von Aquitanien, Wilhelm I. Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Aldana1) gestorben am 28 Mai 812 in Saint-Guilhem-le-Désert [34150],Hérault,Languedoc-Roussillon,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Toulouse [31000],Haute-Garonne,Midi-Pyrénées,Frankreich; Graf von Toulouse

    Notizen:

    Wilhelm I. Kurznase
    Graf von Toulouse
    - um 813
    Sohn des Grafen Theoderich I. von Autun und der Aldana, Tochter von Karl Martell

    Lexikon des Mittelalters: Band IX Spalte 151

    Wilhelm I. der Heilige, Graf von Toulouse
    + 28. Mai 812

    Aus hochadliger Familie der „Reichsaristokratie“, Sohn des Grafen Theuderich von Autun und der Aldana; das bestehende Verwandtschaftsverhältnis zu den KAROLINGERN ist unklar (Hlawitschka, Werner)

    1. oo Kunigunde

    2. oo Witburgis

    Als Nachfolger des abgesetzten Grafen Chors 790 von KARL DEM GROSSEN zum Grafen von Toulouse ernannt, unterband er 791 Aufstände der Basken, unterlag 793 einem sarazenischen Beutezug am Zusammenfluß von Aude und Orbieu (Orbiel?). Wilhelm I. nahm teil an der Belagerung von Barcelona (801) und übte kurzzeitig Herrschaftsrechte in Katalonien aus. Sein dux-Titel ist aus seiner Stellung als Heerführer abzuleiten. Offenbar war Wilhelm einflußreich am Hofe, jedoch nicht im selben Ausmaß wie sein Sohn aus zweiter Ehe, Graf Bernhard von Barcelona. Wilhelm I. der Heilige gründete das Kloster Gellone (seit dem 12. Jh. St-Guilhelm-du-Desert), das er von Aniane aus besiedeln ließ und unter Einfluß LUDWIGS DES FROMMEN dotierte. Wilhelm trat am 29. Juni 806 in Gellone ein, gehörte dem Konvent bis zu seinem Tode an, lebte jedoch auch als Einsiedler. Bald nach seinem Tode vom Volk als Heiliger verehrt, wurde Wilhelm der Heilige 1066 kanonisert. Sein Leben diente als Vorbild der Figur des Guillaume d'Orange/de courbe nez in den Chansons de geste des Wilhelmszyklus (Verbindung mit dem Rolandslied).

    Quellen:
    AASS 28. Mai (V) - Dhuioda, Manuel pour mon fils, ed. P. Riche, 1975 -

    Literatur:
    DHGE XXII, 910f. - Auzias, L'Aquitaine carolingienne (777-987), 1937 - W. Wollasch, Eine adlige Familie im frühen MA, AK 39, 1957, 150-188 - E. Hlawitschka, Die Vorfahren Karls d. Gr. (Braunfels, KdG I), 76f. A. 26,82A 61 - Ph. Wolff, L'Aquitaine et ses marges (Braunfels, KdG, I) - M. Werner, Adel im Umkreis der frühen Karolinger, VuF Sonderband 28, 1982 - E. Boshoff, Ludwig d. Fr. 1996 -

    Eduard Hlawitschka: Seite 76, "Die Vorfahren Karls des Großen

    61 Wilhelm von Gellone
    Willelmus de praeclara Francorum progenie, ex patro videlicet nobili magnoque consule Theoderico nomine; cuius mater aeque generosa et nobilissima comitissa dicta est Aldana.
    So heißt es in der nicht vor dem 11. Jahrhundert entstandenen Vita Wilhelms von Gellone; AA. SS. Mai 6, Seite 801, wohl in Ausschmückung älterer Aufzeichnungen. In einem offenbar älteren Nekrolog (J. Mabillon; AA. SS. ord. s. Ben. 4,1, Seite 68) wird nur gesagt: Pater eius (sc. Wilhelmi) fuit Theodericus, mater Aldana. Die beiden Gründungsurkunden von Gellone (804), in denen Wilhelm nicht nur seine Eltern, sondern auch Brüder, Schwestern und Kinder erwähnt, sind im 11. Jh. anscheinend verfälscht worden. Zur immer wieder unterstellten Glaubwürdigkeit der Verwandtenangaben in jenen Dokumenten und zum Versuch, die Totenliste des Manuale der Dhuoda (Gemahlin von Wilhelms Sohn Bernhard von Septimanien) für offene genealogische Fragen auszuwerten, vgl. neuerdings J. Wollasch, Eine edlige Familie des frühen Mittellalters (Archiv für Kulturgeschichte 39, 1957), Seite 181ff., wo auch die ältere Literatur zu diesem Fragenkreis verzeichnet ist.
    Durch seine Mutter war Wilhelm ein Cousin KARLS DES GROSSEN. Er war ein Mitglied der großen Sippe der THEODERICI/HERIBERTI, die wohl mit den MEROWINGERN verwandt war. Der mächtige Graf Wilhelm war jahrelang Minister des kaiserlichen Cousins und zog mit ihm mehrmals nach Spanien und besiegte die Mauren in S-Frankreich: Er eroberte Oranien zurück, 803 eroberte er Barcelona und wurde Graf von Toulouse, Markgraf von Septimanien/Aquitanien und Gascogne und gründete 804 die Abtei St.-Wilhelm-le-Desert (Gellone), dankte 806 ab und zog sich als Mönch dorthin zurück.
    Er wurde 1066 heiliggesprochen.

    Riche Pierre: Seite 167,173, "Die Karolinger. Eine Familie formt Europa."

    In Aquitanien wurde KARLS Vetter Wilhelm Graf von Toulouse, der das Reich gleichzeitig gegen Araber und Gascogner zu verteidigen hatte.
    Auch die WILHELMINER waren mit den KAROLINGERN verwandt. Theoderich II. war Graf in Ripuarien und in Autun, sein Bruder Wilhelm war Graf von Toulouse, und dessen Tochter Rotlind heiratete KARLS Vetter Wala.





    1. oo Kunegunde - vor 795

    2. oo Witberga - vor 802

    Kinder:

    1. Ehe
    - Gerberga (Gerbich) Nonne - 834

    2. Ehe
    - Bernhard Herzog von Septimanien vor 802- 844
    - Gauzhelm Graf von Roussillon - 834
    - Heribert Graf von Vivarais
    - Helimbruch Abt von Gellones
    - Rothlindis
    oo Wala Abt von Corbie
    - Bera Graf von Razes - vor 814
    - Theoderich Graf von Autun - um 827


    Literatur:
    Boshof Egon: Ludwig der Fromme. Primus Verlag Darmstadt 1996 Seite 43,44,45,56,64,65,66,67,71,75,76,87,169,173,182 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 53 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 148,167,173,185 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 87,124 - Störmer Wilhelm: Früher Adel. Studien zur politischen Führungsschicht im fränkisch-deutschen Reich vom 8. bis 11. Jahrhundert. Anton Hiersemann Stuttgatrt 1973 Teil II Seite 466 - Wies Ernst W.: Karl der Große. Kaiser und Heiliger. Bechtle Verlag Esslingen 1986 Seite 160 -

    Wikipedia - Wilhelm von Aquitanien

    Wilhelm von Aquitanien (auch Wilhelm von Gellone, Wilhelm der Heilige, Guillaume de Gellone, Guillaume au Court Nez, Wilhelm Kurznase, Guilhem u.a.; † wohl 28. Mai 812 [1] in Gellone, heute Saint-Guilhem-le-Désert bei Montpellier in Frankreich) aus dem nach ihm benannten Hause der Wilhelmiden war von 790 bis zum Jahr 806, als er sich in ein Kloster zurückzog, Graf von Toulouse. Sein Nachfolger in Toulouse wurde Beggo I., dem 811 dann die Grafschaft Paris anvertraut wurde.

    Wilhelm war Sohn des Grafen Theodorich von Autun und dessen Frau Aldana, die vielleicht eine Tochter des fränkischen Hausmeiers Karl Martell war (was aber umstritten ist), womit er ein Cousin von Kaiser Karl dem Großen gewesen wäre.
    Karl der Große ernannte Wilhelm 789/90 als Nachfolger des abgesetzten Grafen Chorso zum Grafen von Toulouse. In seiner Funktion als militärischer Befehlshaber führte er wohl den Titel eines dux, wenngleich sich dies nicht explizit in den Quellen nachweisen lässt.[2] Eventuell war er für die Rückeroberung der Stadt Nimes verantwortlich, doch musste er 793 bei der Schlacht am Fluss Aude gegen ein größeres arabisches Heer eine Niederlage hinnehmen. In den Quellen wird jedoch immer wieder der Mut des Grafen betont, so auch bei den folgenden Auseinandersetzungen mit den Arabern. 801 eroberte er gemeinsam mit Ludwig dem Frommen die Stadt Barcelona,[3] übte danach für kurze Zeit die Herrschaft in Katalonien aus. Die „Vita Hludowici imperatoris“ Thegans berichtet zudem, dass ein Wilhelm im Jahr 801 bei Córdoba kämpfte, doch ist hier die Zuordnung zum Grafen von Toulouse unsicher.[4]
    Wilhelm wurde ein besonders enger Vertrauter des späteren Kaisers Ludwig während dessen Herrschaftszeit in Aquitanien. In der Forschung wird teils angenommen, dass Karl der Große den jungen Grafen gezielt in eine Vertrauensposition gesteuert hatte, um so auch Einfluss auf seinen Sohn auszuüben.[5]
    Im Dezember 804[6] gründete Wilhelm die Abtei Gellone, die er mit Mönchen aus dem nahegelegenen Aniane besiedelte. Am 29. Juni 806 (so zumindest die Angabe in einer Heiligenvita) trat er selbst in das Kloster ein, jedoch nicht in führender Stellung, sondern blieb bis zu seinem Tod Einsiedler. Das Kloster trug anfangs den Namen St. Crucis nach einer Kreuzreliquie, die Karl der Große Wilhelm anlässlich seines Eintritts ins Kloster schenkte.

    Nachleben
    Wilhelm starb in Gellone und wurde hier auch bestattet. Sein Grab wurde zum Wallfahrtsort und Saint-Guilhem-le-Désert ist eine der Stationen auf der Via Tolosana, dem südlichsten der vier Jakobswege in Frankreich. Im Jahr 1066 wurde Wilhelm heiliggesprochen (er gilt als Schutzheiliger der Waffenschmiede), das Kloster wurde ab dem 12. Jahrhundert nach ihm Saint-Guilhem-le-Désert genannt. 1139 wurden die Reliquien Wilhelms transferiert, 1793, also während der Französischen Revolution zerstreut; die Überreste dieser Reliquien befinden sich heute in der Basilika St-Sernin de Toulouse.
    Die Besiedlung Gellones durch Mönche aus Aniane führte im 11. Jahrhundert zum Streit zwischen den beiden Klöster um die Frage, ob Gellone selbständig sei oder Aniane unterstehe. Der Streit wurde um 1092 durch Rom zugunsten Gellones entschieden, allerdings wurde der Urteilsspruch in Aniane wohl nicht akzeptiert.
    In dem Chanson de Guillaume, einem der großen Epen der Altfranzösischen Epik, wird der Held Guillaume d'Orange (oder Guillaume de courbe nez) verherrlicht, der auf Wilhelm von Aquitanien zurückgeht. Dieser Stoff wurde ca. 1210/1220 von Wolfram von Eschenbach in seinem „Willehalm“ ins Deutsche übertragen.

    Familie
    Wilhelms Eltern sind aus mehreren Quellen bekannt. Über seine Geschwister und Kinder wird hingegen in den Urkunden Auskunft gegeben, die sich mit der Gründung der Abtei Gellone befassen. Diese Urkunden existieren in zwei Ausführungen, sind zum 14. bzw. 15. Dezember 804 datiert, stammen aber tatsächlich aus dem 11. Jahrhundert und haben den Streit zwischen den Klöstern Gellone und Aniane zum Hintergrund; die Dokumente gehen wohl auf die (verlorene) Originalurkunde zurück, sind jedoch anscheinend so verfälscht, dass der ursprüngliche Inhalt kaum mehr feststellbar ist.
    Nach diesen Urkunden waren seine Brüder Theudoinus, Graf von Autun, Theodoricus und Adalhelm. Seine Schwestern hießen Albana und Bertana. Seine Ehefrauen waren Kunigunde und Guitburge oder Witburg und Kunigunde, so dass die Reihenfolge der Ehen hier nicht mehr feststellbar ist. Als seine Kinder werden nur Bernhard, Witcher, Gaucelm und Helinbruch angegeben.

    Von der Forschung werden ihm aber elf Kinder zugeordnet.[7] Vermutlich von Kunigunde stammen:
    - Berà Graf von Rasès; † vor 814; ∞ Romilla
    - Witcher, 804 bezeugt; † wohl vor 824
    - Hildehelm, 804 bezeugt; † wohl vor 824
    - Helinbruch, 804 bezeugt; † wohl vor 824
    - Herbert, 803 mit dem Vater vor Barcelona, 803/43 bezeugt
    - Bernhard, 804/44 bezeugt, bis 830 Graf von Autun, bis 831 Markgraf von Septimanien, 834 in Burgund, 844 enteignet; ∞ 24. Juni 824 in Aachen Dhuoda; † nach 2. Februar 843, Schwester von Aribert
    - Gerberga (Gariberga), vermutlich identisch mit der Nonne aus Châlon, die 834 in Chalon-sur-Saône wegen Zauberei mit ihrem Bruder ertränkt wurde

    Aus der zweiten Ehe stammen wohl:
    - Gaucelm, 804 bezeugt, vermutlich identisch mit dem Graf von Roussillon, der 834 in Chalon-sur-Saône wegen Zauberei mit seiner Schwester geköpft wurde.
    - Teddericus (Dietrich) III.; † kurz nach 826, Graf von Autun
    - Werner (Guarnierius)
    - Rothlindis; ∞ Wala (Karolinger)

    Literatur
    Yanick Strauch: Wilhelm von Toulouse. In: Germanische Altertumskunde Online (nur bei De Gruyter Online verfügbarer Artikel mit umfassenden Quellen- und Literaturangaben).
    Rudolf Schieffer: Die Karolinger. Stuttgart 1992.
    Wilhelm von Aquitanien. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 9, LexMA-Verlag, München 1998, ISBN 3-89659-909-7, Sp. 151.
    Wilhelm Kohl: Wilhelm von Aquitanien. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 13, Bautz, Herzberg 1998, ISBN 3-88309-072-7, Sp. 1231–1232.

    Anmerkungen
    1] Die Angabe basiert jedoch nur auf einer Heiligenvita, vgl. Yanick Strauch: Wilhelm von Toulouse § 4. In: Germanische Altertumskunde Online (abgerufen über De Gruyter Online).
    2] Yanick Strauch: Wilhelm von Toulouse. In: Germanische Altertumskunde Online (abgerufen über De Gruyter Online).
    3] Schieffer, S. 88
    4] Vita Hludowici Imperatoris 13, S. 612
    5] Yanick Strauch: Wilhelm von Toulouse § 3. In: Germanische Altertumskunde Online (abgerufen über De Gruyter Online).
    6] Yanick Strauch: Wilhelm von Toulouse § 4. In: Germanische Altertumskunde Online (abgerufen über De Gruyter Online).
    7] So zumindest bei Detlev Schwennicke: Europäische Stammtafeln Band III.4 (1989), Tafel 731

    Name:
    auch Wilhelm von Gellone, Wilhelm der Heilige, Guillaume de Gellone, Guillaume au Court Nez, Wilhelm Kurznase, Guilhem

    Familie/Ehepartner: Kunegunde. Kunegunde gestorben vor 795. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 3. von Aquitanien, Gerberga  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben in 834.

    Familie/Ehepartner: Witberga. Witberga gestorben vor 802. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 4. von Barcelona, Bernhard I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren vor 802; gestorben am 14 Feb 844.
    2. 5. von Roussillon, Gauzhelm  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 805; gestorben in 834 in Chalon-sur-Saône [71100],Saône-et-Loire,Burgund,Frankreich.
    3. 6. von Vivarais, Heribert  Graphische Anzeige der Nachkommen
    4. 7. von Gellone, Helimbruch  Graphische Anzeige der Nachkommen
    5. 8. Rothlindis  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben in 814.
    6. 9. Berà  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 770; gestorben in 844 in Rouen [76000],Seine-Maritime,Haute-Normandie,Frankreich.
    7. 10. von Autun, Theoderich  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben um 827.


Generation: 3

  1. 3.  von Aquitanien, Gerberga Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Wilhelm2, 1.Aldana1) gestorben in 834.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Nonne

    Notizen:

    Gerberga (Gerbich) Nonne
    - 834
    Tochter des Grafen Wilhelm der Heilige von Toulouse aus seiner 1. Ehe mit der Kunegunde

    Dümmler Ernst: Band I Seite 97, "Geschichte des Ostfränkischen Reiches"

    Nachdem LOTHAR die Umgegend verwüstet und die von seinen Gegnern in der Eile befestigte Stadt Chalon drei Tage hindurch gestürmt, ergab sich dieselbe endlich durch einen Vergleich. Unter wildem Zuruf des Heeres wurden von den tapferen Verteidigern die Grafen Gauzhelm von Roussillon, Bernhards Bruder, der Gote Sanila und der königliche Vasall Madalhelm mit dem Schwerte gerichtet, die Nonne Gerberga, eine Schwester Gauzhelms in ein Weinfaß gesteckt und als Giftmischerin in der Saone ersäuft.

    Name:
    (Gerbich)


  2. 4.  von Barcelona, Bernhard I. Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Wilhelm2, 1.Aldana1) wurde geboren vor 802; gestorben am 14 Feb 844.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Barcelona [08001],Barcelona,Katalonien,Spanien; Graf von Barcelona
    • Titel/Amt/Status: Septimanien,Frankreich; Herzog von Septimanien
    • Titel/Amt/Status: Spanische Mark; Markgraf der spanischen Mark

    Notizen:

    Bernhard I. Graf von Barcelona
    Herzog von Septimanien
    Markgraf der spanischen Mark
    vor 802-14.2.844 hingerichtet
    Sohn des Grafen Wilhelm der Heilige von Toulouse aus seiner 2. Ehe mit der Witberga

    Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 1985

    Bernhard, Graf von Barcelona
    + 844
    Er entstammt einer hochadligen Familie. Sein Vater war Wilhelm der Heilige von Gellone, Graf von Toulouse.

    Bernhard heiratete 824 Dhuoda. Er wurde 826 Graf von Barcelona und Herona, 828 Graf von Septimanien. Bernhard schlug 827/28 erfolgreich arabische Angriffe auf sein Gebiet zurück. Als Parteigänger der Judith berief ihn LUDWIG DER FROMME 829 als leitenden Staatsmann, bekleidete mit dem Amt des Kämmerers, an den Hof, um mit seiner Hilfe die Opposition der "Reichseinheitspartei" gegen den Bruch der ordinatio imperii durch die Ausstattung KARLS DES KAHLEN mit einem Reichsteil zurückzudrängen. Infolge eines Aufstandes der Gegenpartei mußte Bernhard 830 den Hof verlassen und sich in seine Grafschaften zurückziehen. Auf einem Reichstag in Diedenhofen reinigte sich Bernhard 831 durch Eid vom Vorwurf des Ehebruchs mit Judith, doch kehrte er nicht in seine frühere Stellung an den Hof zurück. Bernhard schloß sich Pippin I. an und widmete sich dem Ausbau seiner Machtposition. Obwohl er zeitweise abgesetzt wurde, behauptete er sich in Septimanien und eroberte 835/37 die Grafschaften Toulouse und Carcassonne. Er geriet in Konflikt mit der "gotischen" Bevölkerung seines Gebietes, die 838 bei LUDWIG DEM FROMMEN Übergriffe gegen ihr Recht und ihren Besitz beklagte. Bernhard kämpfte gegen LOTHAR I., der aus Rache zwei seiner Geschwister ermordete. Im Krieg der Söhne LUDWIGS DES FROMMEN trat Bernhard für Pippin II. ein, mit dem er einen politischen Vertrag schloß. Schon 841 näherte er sich KARL DEM KAHLEN, doch wandte er sich erneut Pippin II. zu, als der Vertrag von Verdun seine Interessen verletzte. Bernhard wurde 844 bei Toulouse von KARL DEM KAHLEN gefangengenommen und hingerichtet.
    Er ist der typische Vertreter des rücksichtslos die eigene Macht mehrenden Hochadels in der Verfallszeit des KAROLINGER-Reiches.
    Bernhard war das Patenkind von Kaiser LUDWIG I. DER FROMME. 828 wurde er mit dem Amt des Kämmerers betraut und stieg damit zum zweiten Mann nach dem Kaiser auf. Er führte die Aufsicht über KARL II. DEN KAHLEN und galt als der Geliebte der Kaiserin Judith. Beim Aufstand von 830 ergriff er die Flucht nach Barcelona, wurde aber 831 auf dem Reichstag zu Diedenhofen begnadigt und 832 abgesetzt. 833/34 erneut verjagt, wurde er völlig rehabilitiert. Er stützte jahrelang Pippin II. und förderte letztlich aber die kaiserlich-zentralistischen Bestrebungen LOTHARS I. und stellte sich damit gegen die separatistisch-gotischen Kräfte, die ihn hinrichteten.

    Dümmler Ernst: Band I Seite 53,57,59,60,66,68,71,93,97,110,144,163,233-235, "Geschichte des Ostfränkischen Reiches"

    Judith erkor für diese Aufgabe den Markgrafen Bernhard von Barcelona, Herzog von Septimanien, einen Paten des Kaisers, vornehmer Herkunft, Sohn des für heilig gehaltenen, vielgefeierten Wilhelm von Toulouse und Vetter des kürzlich ernannten Grafen Odo von Orleans [Bernhard wurde nach der Absetzung Beras im Jahre 820 über die spanische Mark gesetzt.]. Bei demselben Aufstande in der spanischen Mark, durch welchen Hugo und Matfrid ihre Ämter verloren, hatte Bernhard sich durch die Umsicht und Verschlagenheit hervorgetan, mit der er die Ausbreitung desselben in seine Grafschaft verhütete. Seine oft erprobte Kühnheit und Tatkraft flößten der Kaiserin großes Zutrauen ein, daß sie ihren Gemahl veranlaßte, ihn mit unumschränkter Vollmacht als Schatzmeister oder Kämmerer an die Spitze des königlichen Hauswesens und der gesamten Verwaltung zu stellen, damit er, durch dessen Hand künftig alle Verleihungen gehen sollten, ihrem Sohne als eine feste und unüberwindliche Schutzwehr gegen seine Widersacher diente. Der Mann aber, den sie hierdurch zur rechten Hand des Kaisers, ja zu dessen Stellvertreter erhob, war ein frecher und gewalttätiger Krieger, ohne Scheu vor dem Heiligen und ohne Treue, dem jedes Mittel recht war, Macht zu erlangen oder sie zu behaupten.
    Es galt dieselbe in jeder Weise zu schüren, das allgemeine Mißvergnügen auf einen bestimmten Gegenstand, den frechen und anmaßlichen Herzog Bernhard zu lenken. Um endlich die gefährliche Gegnerin, die Kaiserin Judith selbst mit in den Sturz des Güstlings zu verwickeln, wurde die Mär ausgestreut und begierig geglaubt, Bernhard stehe mit seiner Gebieterin in einem unerlaubten, äußerst anstößigem Verhältnis.
    Bernhard wich mit LUDWIGS Zustimmung, von der Küste kommend, dem Sturme aus, indem er sich nach Barcelona zurückzog.
    Judith war unschädlich gemacht, Bernhard entwichen, sein Bruder Heribert mußte statt seiner büßen, indem er auf LOTHARS Befehl geblendet und nach Italien verbannt wurde; die letztere Strafe traf auch seinen Vetter Odo von Orleans.
    Bernhard, der seit seiner Flucht in der spanischen Mark gelebt, wagte auf der Versammlung in Ingelheim (831) jetzt auch seinen Anklägern kühn entgegenzutreten, indem er sie wegen seines angeblichen Ehebruches mit der Kaiserin zum Gottesurteil des Zweikampfes herausforderte. Als niemand sich meldete, wälzte er ebenfalls die Beschuldigung durch einen Reinigungseide von sich ab. Judith war klug genug, den früheren Einfluß, nach dem er trachtet, ihm nicht wieder einzuräumen: bald gehörte er zu den Unzufriedenen, die von jeder Veränderung Gewinn hofften und einen Umsturz herzuführen wünschten.
    Teils seine frühere Widersetzlichkeit, teils daß jetzt der in Ungnade gefallene Herzog Bernhard seine Gunst genoß, war Grund genug, Pippin seines Reiches zu berauben (832). Von Orleans rückte der Kaiser alsbald in Aquitanien ein, wo zu Anfang Oktober Pippin und Bernhard zu ihrer Verantwortung nach der Pfalz Joac im Limousin beschieden wurden. Dem Herzog Bernhard wurden wegen Untreue seine Lehen abgesprochen, obwohl kein Ankläger auftrat, der ihm dieselbe durch Zweikampf zu beweisen bereit wäre, Pippin dagegen sollte mit Weib und Kind nach Trier gebracht werden.
    In Burgund erhob sich 834 Bernhard, der gestürzte Kämmerer, der durch seine Verbindung mit Pippin das Herzogtum Septimanien eingebüßt, und der Graf Warin von Macon: durch lockende Verheißungen gewannen sie das Volk für die Sache des abgesetzten Kaisers und verpflichteten es durch Eide.
    Bis Boneuil im Pariser Becken drangen indessen auch die Grafen Warin und Bernhard vor und schickten von dort Gauzhelm, Bernhards Bruder und den Abt Adrebald von St. Germer de Flay gegen Ende Februar mit der Botschaft an LOTHAR, er möge seinem Vater die Freiheit wieder schenken, so wollten sie für ihn Fürbitter sein, daß ihm von seinen früheren Ehren nichts verkürzt würde.
    Nachdem LOTHAR die Umgegend verwüstet und die von seinen Gegnern in der Eile befestigte Stadt Chalon drei Tage hindurch gestürmt, ergab sich dieselbe endlich durch einen Vergleich. Unter wildem Zuruf des Heeres wurden von den tapferen Verteidigern die Grafen Gauzhelm von Roussillon, Bernhards Bruder, der Gote Sanila und der königliche Vasall Madalhelm mit dem Schwerte gerichtet, die Nonne Gerberga, eine Schwester Gauzhelms in ein Weinfaß gesteckt und als Giftmischerin in der Saone ersäuft.
    Insbesonderheit beschäftigten den Kaiser neben diesen allgemeinen Verfügungen noch die Angelegenheit der spanischen Mark und des Herzogtums Septimanien, um deren Besitz Bernhard mit dem Grafen Berengar von Toulouse haderte, der an seiner Statt im Jahre 832 mit der Verwaltung jener Länder betraut worden war. Durch seine neueren Verdienste um den Kaiser glaubte Bernhard sich jetzt berechtigt, seine frühere Stellung wieder zu fordern. Wahrscheinlich wurde der Streit durch eine Teilung geschlichtet, die nicht zum Vollzug kam, weil Berengar, ein Verwandter des Kaisers, auf dem Rückweg vom Reichstag starb (835) und seinem Nebenbuhler Platz nachte.
    Außer dem nördlichen Aquitanien besaß KARL fast nichts mehr sicher, zumal da auch der Markgraf Bernhard von Septimanien, sein einstiger Beschützer, über dessen freche Eingriffe in das Eigentum von Kirchen wie von Privatleuten noch unter dem alten Kaiser vielfache Klagen laut geworden [Vita Hludowici c. 59. Der Kaiser hatte zu Quierzy eine Untersuchung durch Sendboten angeordnet.], sich äußerst zweideutig benahm und heimlich den kecken Plan einer völligen Losreißung verfolgte.
    Nur wenige von Pippins Vasallen traten zu KARL über und auch der Herzog Bernhard von Septimanien, der der Bruderschlacht in geringer Entfernung als unbeteiligter Zuschauer begewohnt, verharrte in seiner zweideutigen Stellung und bei seinen alten Unabhängigkeitsgelüsten, indem er nur seinen ältesten Sohn Wilhelm dem König huldigen ließ, selbst aber zu kommen verschmähte.
    Nach Ablauf des Winters zog der König im Frühjahr 844 gegen Aquitanien, von dem sich nur etwa die Hälfte in seinen Händen befand, während der übrige Teil noch immer hartnäckigen Widerstand leistete. Zur Partei Pippins gehörte namentlich auch die Stadt Toulouse, die mächtigste des ganzen Landes, wiewohl der Erzbischof und Markgraf Humfrid von Toulouse auf KARLS Seite standen. Mit der Belagerung dieser Feste, einst des stärksten Bollwerkes gegen die Anfälle der Sarazenen eröffnete der König seinen Feldzug, indem er in dem benachbarten Kloster S. Saturnin sein Quartier nahm. Dort ward ihm endlich die längst ersehnte Gelegenheit eines furchtbaren Strafgerichst an einem der schuldbelastendsten Urheber des Bürgerkrieges zu vollstrecken. Der Markgraf Bernhard, einst zum Beschützer KARLS erkoren, hatte auch für die, welche ihn nicht aus persönlicher Feindschaft zu stürzen suchten, seine eigensüchtigen Absichten bereits bei Lebzeiten des alten Kaisers durch seinen Abfall zu Pippin verraten und seitdem waren seine vermessenen Pläne im er deutlicher hervorgetreten. Da er in der Schlacht bei Fontenat keines Königs Partei ergriff, sondern an der Spitze seiner Streitkräfte den Ausgang wohlgerüstet erwartete, zeigte sich klar, daß sein Vorhaben auf die Schwächung aller drei gestellt war, um unter den Trümmern des alten Herrscherhauses eine selbständige Herrschaft zu begründen. Durch die Huldigung, die auf sein Geheiß sein kaum erwachsener Sohn Wilhelm dem König KARL nachmals geleistet, hielt er selbst sich nicht gebunden; das spansiche Emirat in Cordoba mit dem schon früher einzelne Gegner des fränkischen Reiches aus diesen Gegenden in Verbindung getreten, andrerseits König Pippin, dem er durch angebliche Vermittlung nützlich gewesen, gewährten einen doppelten Rückhalt, um die Unabhängigkeit wider den westfränkischen Herrscher auch ferner zu behaupten. Wie KARL schon früher einmal versucht, sich seiner Person mit List zu bemächtigen, so schien bei der bedrängten Lage des Reiches dieser Weg auch jetzt der kürzeste und zweckmäßigste zum Ziele. Ohne Feindseliges zu ahnen, wurde Bernhard in das königliche Lager gelockt, dort plötzlich in Haft genommen, durch das Gericht der Franken als Hochverräter zum Tode verurteilt und schleunigst gerichtet. An zureichenden Gründen für dieses Verfahren konnte es nicht fehlen, da außer der fortgesetzten Auflehnung und Treulosigkeit, deren er sich schuldig gemacht, vielfache Gewalttätigkeiten und Räubereien, die er mit seinen Gesellen verübt ihm zahlreiche Widersacher erweckt hatten. Sein Verhalten, das kecke Trachten nach der Königskrone erregte Grausen unter den Zeitgenossen, weil es vereinzelt dastand als eine unerhörte Tat war.

    Riche Pierre: Seite 185-191,197,230, "Die Karolinger. Eine Familie formt Europa."

    Auch die Kaiserin Judith, die ausschließlich an die Ansprüche ihres kleinen Sohnes dachte, konnte ihrerseits einige Gefolgsleute um sich sammeln. Zu ihnen gehörte auch Markgraf Bernhard von Septimanien, ein Patenkind des Kaisers. Als Sohn jenes Wilhelm, der unter KARL DEM GROSSEN Graf von Toulouse war, war er LUDWIGS Vetter. Im Jahre 824 heiratete er in der Aachener Pfalzkapelle Dhuoda, die einer bedeutenden austrischen Familie entstammte. Wie sein Vater war auch Bernhard damit beauftragt, das südliche Aquitanien gegen Arabereinfälle zu schützen. Er erhielt die Gelegenheit, seine militärischen Fähigkeiten zu beweisen, als 827 Barcelona von den Truppen des Emir Abd al-Rahman II. belagert wurde. LUDWIG DER FROMME wollte Bernhard Verstärkungen schicken, aber weder der in den Quellen als besonders furchtsam geschilderte Graf Hugo von Tours noch Graf Matfrid von Orleans brachen rechtzeitig auf. So wurde Barcelona von Bernhard allein aus der Gefahr befreit. Hugo und Matfrid wurden des Verrats beschuldigt und zum Tod verurteilt. Zwar wurden sie auf Fürbitten Walas begnadigt, doch verloren sie ihre Grafschaften und Besitzungen. Bernhard aber, der Held des Tges, wurde Ratgeber LUDWIGS und Beschützer Judiths.
    Auf der Wormser Reichsversammlung 829 machte LUDWIG Bernhard zum Kämmerer und gab ihm damit eines der wichtigsten Ämter im Reich; zusätzlich beauftragte er ihn mit der Erziehung des kleinen KARL.
    Trotz seines Rückzugs nach Corbie wollte sich Wala nicht geschlagen geben und sammelte die Anhänger der Reichseinheit um sich. Da er einige Informanten am Hof behalten hatte, konnte er eine Verleumdungskampagne gegen Judith in Gang bringen. Glaubt man diesen Gerüchten, dann beging Judith mit ihrem Komplzen und Liebhaber Bernhard nicht nur Ehebruch, sondern beide machten sich auch der Zauberei und sogar eines Mordversuchs schuldig.
    Dazu berichtet Walas Biograph Paschasius Radbertus:
    "Oh, welcher Tag, der dem Erdenrund beinahe ewig währende Finsternis und höchste Gefahr gebracht hat, der das geeinte und befriedete Reich entzweite undin Stücke zerteilte, der die Bande der Brüderlichkeit und des Blutes auflöste, überall Feindschaften entstehen ließ, Landsleute trennte, Glaube und Liebe aufhören ließ, selbst den Kirchen Gewalt antat und überall Verderbnis herrief ... Oh, Unglückstag, dem eine noch unglücklichere Nacht folgt. Aber kein Tag war unglücklicher als der, an dem der Schurke Bernhard aus Spanien berufen wurde, jener Elende, der alle Ehrbarkeit verließ, in die er hineingeboren war, und sich stattdessen in seiner Torheit in allen Schmutzsuhlen wälzte. Gleich als er ankam, verwüstete er wie ein wilder Eber den Palast, vernichtete er die Ratsversammlung, beseitigte er alle Rechte der Vernunft, vertrieb und verschliß er alle himmlischen und menschlichen Ratgeber, besetzte er gar das Ehebett ... Der Palast wurde zum Freudenhaus, in dem die Ehebrecherin herrscht und der Ehebrecher regiert, in dem sich Verbrechen häufen, in dem besonders ruchlose und hexerische Zaubereien aller Art gebraucht werden ... Der Augustus ging wie ein unschuldiges Lamm zur Schlachtbank. Der große und sanftmütiger Kaiser ging in den Tod, getäuscht von der, vor der ihn Salomon gewarnt hatte, und noch mehr getäuscht von den Nachstellungen jenes Kupplers ..."
    Der Wahrheitsgehalt dieser Anschuldigungen ist kaum mehr zu ermitteln. KARLS DES KAHLEN Vetter Nithard, der zweifellos gut unterrichtet war, schreibt einfach: "Anstatt pflichtgemäß das Reich zu festigen, richtete Bernhard es gänzlich zugrunde, da er unbesonnen Gebrauch von der Staatsgewalt machte."
    Bernhard war zwar verheiratet, hatte seine Gattin Dhuoda aber nach Uzes verwiesen. Der Vorwurf der Zauberei muß nicht erfunden sein, denn unheilvolle magische Praktiken gewannen damals nicht nur im Volk, sondern auch unter den Adligen zunehmend Anhänger.
    Ganz gleich wie es um den Wahrheitsgehalt stand, jedenfalls war Walas Kampagne erfolgreich. Der Aufstand brach aus, als LUDWIG im April 830 einen Feldzug gegen die Bretonen vorbereitete. Pippin von Aquitanien, die Grafen Hugo und Matfrid, dazu noch Ludwig der Deutsche waren entschlossen, den Kaiser aus der Macht Judiths und Bernhards zu "befreien". Der Kämmerer brachte sich nach Barcelona in Sicherheit, während sich Judith nach Laon in ein Kloster flüchtete. Bernhards Anhänger verloren ihre Positionen, sein Bruder Heribert wurde geblendet, Judith und ihre Brüder wurden in aquitanischen Klöster verwahrt.
    Markgraf Bernhard trieb Pippin zum Aufstand, mit dem Erfolg, daß Kaiser LUDWIG dessen Reichsteil einzog und zum Reichsteil von Judiths Sohn schlug.
    Der Bürgerkrieg brach wieder aus. Auf der einen Seite standen Pippin, unterstützt von Bernhard, der Rache an LOTHAR suchte, und LUDWIG DER FROMME, der sich bei Langres mit Ludwig dem Deutschen vereinigt hatte. Ihnen gegenüber stand LOTHAR mit seinen verbliebenen Anhängern, darunter Hugo und Matfrid sowie Graf Hugo von Nantes, der mit den Bretonen verbündet war. LOTHAR nahm Chalon und ließ einige Adlige hinrichten, darunter Graf Gauzhelm, Markgraf Bernhards Bruder, und seiner Schwester Gerberga, die er der Hexerei beschuldigte.
    Danach erlebten sie die Ankunft einiger Adliger, die auf den Ausgang der Schlacht gewartet hatten, bevor sie sich entschieden. Darunter war Markgraf Bernhard von Septimanien, der ein paar Kilometer von Fontenoy entfernt abgewartet hatte. Jetzt übergab er KARL seinen 16-jährigen Sohn Wilhelm, der zugleich Geisel und Gefolgsmann wurde. Zu dieser Übergabe verfaßte Dhuoda, die Gemahlin Bernhards und Wilhelms Mutter, für ihren Sohn den berühmten Liber manualis, in dem sie das Erziehungsprogramm für einen christlichen jungen Adligen entwirft.
    Die Parteigänger Pippins II. hatten die Bestimmungen des Vertrags von Verdun nicht anerkannt und widersetzten sich fast 20 Jahre lang der Herrschaft des westfränkischen Königs. Zu den Opponenten gehörte seit 844 Bernhard von Septimanien, der einmal mehr wortbrüchig geworden war und sich in Toulouse niedergelassen hatte. KARL zog 844 aus, um die Stadt zu belagern, konnte sie aber nicht bezwingen. Immerhin brachte er Bernhard in seine Hand und ließ ihn enthaupten

    Schieffer Rudolf: Seite 124,127-129,146, "Die Karolinger"

    Zwar konnte der Graf Bernhard von Barcelona, Sohn des unter KARL ruhmreichen Wilhelm von Toulouse, das Ärgste verhindern, aber das von den Grafen Hugo und Matfrid geführte fränkische Hauptheer rückte dann so schleppend heran, daß es den plündernden Feind gar nicht zu fassen bekam.
    Der Bruch war offenkundig, als LOTHAR, der am 11.9.829 die letzte gemeinsame Urkunde mit dem Vater ausstellte, im Herbst ins Teilreich Italien abgeordnet und auch Wala vom Hof in sein Kloster Corbie verwiesen wurde. Statt ihrer nahm nun Bernhard von Barcelona, der Rivale Hugos und Matfrids, als Kämmerer die Stellung eines "Zweiten in der Herrschaft" ein, getragen vom Vertrauen der Kaiserin Judith (was bald zu üblen Gerüchten Anlaß gab) und verhaßt bei den tonangebenden Kreisen, die sich über weitere personelle Veränderungen am Hof entrüsteten. Der Vorgang zeigt deutlich die faktischen Grenzen der kaiserlichen Entscheidungsfreiheit auf, denn die verbreitete Mißstimmung in der geistlichen und weltlichen Führungsschicht ließ sich nur den Winter 829/30 über noch unter Kontrolle halten. Als angeblich auf Betreiben Bernhards, der Aufmarsch zu einem neuen Feldzug gegen die Bretonen ausgerechnet auf den Gründonnerstag (14.4.) angesetzt wurde, gab dies das Fanal zum Umsturz.
    Zum Verständnis der weiteren Entwicklung ist wichtig, daß die aktive Opposition nicht von dem in Italien weilenden Kaiser LOTHAR und auch kaum von seinen königlichen Brüdern ausging, sondern von den um ihren Einfluß gebrachten Großen, die sich bei der Forderung nach Revision der jüngsten Maßnahmen einig in dem Ziel waren, Bernhard und Judith aus ihren Schlüsselpositionen zu verdrängen. LOTHAR wurde daher eilends über die Alpen herbeigeholt, nachdem sich das Heer statt gegen die Bretonen in den Pariser Raum gewandt und Bernhard sein Heil in der Flucht nach Barcelona gesucht hatte, während Judith in Klosterhaft nach Poitiers verbracht wurde.
    Beim Vorstoß nach Aquitanien konnte KARL DER KAHLE 844 den Grafen Bernhard von Septimanien, einst Favorit seiner Mutter Judith, mit List in seine Gewalt bringen und als Hochverräter hinrichten lassen.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 427, "Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

    Als Graf Bernhard von Barcelona im Jahr 827 von einem mohammedanischen Heer belagert wurde, erhielten dire Grafen Hugo von Tours und Matfrid von Orleans vom Kaiser den Befehl, ihm Hilfe zu leisten. Sie verzögerten bewußt ihre Aktion (um Bernhard zu schaden) und wurden abgesetzt. Bernhard, der die gefährliche Lage überstehen konnte, wurde zum Kämmerer ernannt, erhielt also eines der wichtigsten Hofämter. Diese Entwicklung steigerte die Erbitterung seiner Gegner, die jetzt Bernhard und Judith sogar des Ehebruchs bezichtigten.

    Störmer Wilhelm: Band II Seite 468, "Früher Adel. Studien zur politischen Führungsschicht im fränkisch-deutschen Reich vom 8. bis 11. Jahrhundert."

    Betrachtet man die Kurzbiographien der Angehörigen Dhoudas, die J. Wollasch erstellt hat, so wird in politischer Hinsicht ein fortwährendes Auf und Ab von Wellenberg zu Wellental bei allen männlichen Vertretern dieser Adelsfamilie deutlich. Bernhard, der Gemahl Dhuodas, eine berühmte und berüchtigte Gestalt, war spätestens seit 827 Graf in Barcelona in der Spanischen Mark, hatte hier also eine Schlüsselstellung inne. Nach Thegan war Kaiser LUDWIG DER FROMME sein Pate; auch seine königliche Herkunft wird erwähnt. Wohl auf Grund dieser Beziehungen wurde er 829 zum Kämmerer ernannt und zum Tutor KARLS DES KAHLEN, wodurch er zum zweiten Mann im Reich aufstieg. Das aber schürte offensichtlich die Unzufriedenheit der großen Reichsvasallen, denen er unbeliebt war, so daß er schon ein Jahr später vor einer Verschwörung fliehen mußte. Bernhard begab sich in seine Grafschaft Barcelona und renigte sich von der gegen ihn erhobenen Anklage, schwor 832 dem Kaiser in Aachen wieder die Treue, bekam aber seine honores abgesprochen. 835 hatte Bernhard jedoch mit einem anderen Adeligen bereits wieder die Macht über ein großes Reichsgebiet, Burgund. 838 wurde er von den meisten Adeligen Septimaniens der Willkürherrschaft angeklagt. 844 wurde Bernhard, dessen politisches Spiel und Macht KARL DEM KAHLEN zu gefährlich wurde, von diesem hingerichtet oder ermordet. Mißbrauch seiner Herrschaftsstellung zu persönlicher Machtentfaltung, Überschreitung von Befugnissen, Raub von Kirchengut, persönliche Verrufenheit waren die Hauptangriffspunkte seiner Zeitgenossen gegen ihn.





    824 oo Dodana (Dhuoda) um 800/05- nach 843

    Kinder:
    - Wilhelm 29.11.825 - 850
    - Bernhard II. Plantevelue um 830-17.8.886
    - Regelinda
    oo Vulgrin I. Graf von Angouleme - 886
    Stammeltern des Hauses Angouleme

    Literatur:
    Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 45,53,57,60,68,71, 93,99,110,144,150,163,211,233-235,322 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 58-59 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 185-191, 197,230, 293 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 124, 127-129,146,168 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 52 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 51,79 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 427 -

    Gestorben:
    hingerichtet


  3. 5.  von Roussillon, Gauzhelm Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Wilhelm2, 1.Aldana1) wurde geboren um 805; gestorben in 834 in Chalon-sur-Saône [71100],Saône-et-Loire,Burgund,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Roussillon (Grafschaft),Frankreich; Graf von Roussillon

    Notizen:

    Gauzhelm Graf von Roussillon
    um 805 - 834 hingerichtet Chalon
    Sohn des Grafen Wilhelm der Heilige von Toulouse aus seiner 2. Ehe mit der Witberga

    Dümmler Ernst: Band I Seite 93,97, "Geschichte des Ostfränkischen Reiches"

    Bis Boneuil im Pariser Becken drangen indessen auch die Grafen Warin und Bernhard vor und schickten von dort Gauzhelm, Bernhards Bruder und den Abt Adrebald von St. Germer de Flay gegen Ende Februar mit der Botschaft an LOTHAR, er möge seinem Vater die Freiheit wieder schenken, so wollten sie für ihn Fürbitter sein, daß ihm von seinen früheren Ehren nichts verkürzt würde.
    Nachdem LOTHAR die Umgegend verwüstet und die von seinen Gegnern in der Eile befestigte Stadt Chalon drei Tage hindurch gestürmt, ergab sich dieselbe endlich durch einen Vergleich. Unter wildem Zuruf des Heeres wurden von den tapferen Verteidigern die Grafen Gauzhelm von Roussillon, Bernhards Bruder, der Gote Sanila und der königliche Vasall Madalhelm mit dem Schwerte gerichtet, die Nonne Gerberga, eine Schwester Gauzhelms in ein Weinfaß gesteckt und als Giftmischerin in der Saone ersäuft.

    Gestorben:
    hingerichtet


  4. 6.  von Vivarais, Heribert Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Wilhelm2, 1.Aldana1)

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Vivarais (Provinz),Frankreich; Graf von Vivarais

    Notizen:

    Heribert Graf von Vivarais
    Sohn des Grafen Wilhelm der Heilige von Toulouse aus seiner 2. Ehe mit der Witberga

    Heribert eroberte Barcelona, war mehrmals als Graf und Feldherr belegt, wurde 830 geblendet und in Italien inhaftiert.

    Dümmler Ernst: Band I Seite 60, "Geschichte des Ostfränkischen Reiches"

    Judith war unschädlich gemacht, Bernhard entwichen, sein Bruder Heribert mußte statt seiner büßen, indem er auf LOTHARS Befehl geblendet und nach Italien verbannt wurde; die letztere Strafe traf auch seinen Vetter Odo von Orleans.


  5. 7.  von Gellone, Helimbruch Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Wilhelm2, 1.Aldana1)

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Saint-Guilhem-le-Désert [34150],Hérault,Languedoc-Roussillon,Frankreich; Abt von Gellone


  6. 8.  Rothlindis Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Wilhelm2, 1.Aldana1) gestorben in 814.

    Familie/Ehepartner: Wala. Wala (Sohn von Bernhard) wurde geboren in 773; gestorben am 31 Aug 836 in Bobbio [29022],Piacenza,Emilia-Romagna,Italien; wurde beigesetzt in Bobbio [29022],Piacenza,Emilia-Romagna,Italien. [Familienblatt] [Familientafel]


  7. 9.  Berà Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Wilhelm2, 1.Aldana1) wurde geboren in 770; gestorben in 844 in Rouen [76000],Seine-Maritime,Haute-Normandie,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Gothien
    • Titel/Amt/Status: 801 - 820, Barcelona [08001],Barcelona,Katalonien,Spanien; erster Graf von Barcelona und Markgraf von Gothien

    Notizen:

    Geburt:
    ?


  8. 10.  von Autun, Theoderich Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Wilhelm2, 1.Aldana1) gestorben um 827.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Autun [71400],Saône-et-Loire,Burgund,Frankreich; Graf von Autun