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 Bohrer

von Tours, Adelheid

weiblich - nach 866


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Generation: 1

  1. 1.  von Tours, Adelheid gestorben nach 866.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Argengau,Baden-Württemberg,Deutschland
    • Titel/Amt/Status: Linzgau,Baden-Württemberg,Deutschland; Gräfin im Argen- und Linzgau

    Notizen:

    Adelheid von Tours Gräfin im Argen- und Linzgau
    + nach 866
    2. Tochter des Grafen Hugo von Tours aus dem Hause der ETICHONEN und der Ava; Schwägerin des Kaisers LOTHAR I.

    Vollmer Franz: Seite 168, "Die Etichonen. Ein Beitrag zur Frage der Kontinuität früher Adelsfamilien." in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen und frühdeutschen Adels

    Hugo von Tours zweite Tochter Adelais heiratet zuerst den WELFEN Konrad, dessen eine Schwester Judith 819 zweite Gemahlin LUDWIGS DES FROMMEN geworden ist, während die zweite, Emma, 827 Frau Ludwigs des Deutschen wird. So bringt Adelais (Adelheid) auch die fortan bei den WELFEN verfolgbaren Familiennamen Adelais und Hugo zu den WELFEN. Dass Aelis/Adelais in zweiter Ehe Robert den Starken heiratet, ist von der neueren Forschung wiederholt angenommen worden.

    Tellenbach Gerd: Seite 338, "Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des großfränkischen und frühdeutschen Adels"

    Nach dem Wortlaut der Brüsseler Handschrift sind wohl Mutter und Kind (Hrudulf) bei der Geburt gestorben. Nun findet man allerdings in der früheren Forschung die Theorie von einer zweiten Heirat der Adelheid mit dem KAPETINGER Robert dem Tapferen [Mit der politischen Lage läßt sich eine Ehe Roberts mit Adelheid ganz schwer zusammenreimen. Robert erhielt nämlich 865 die Grafschaft Auxerre, die KARL DER KAHLE kurz zuvor dem Sohn Adelheids, Konrad, genommen hatte]. Sie erweckt jedoch schon bei chronologischen Erwägungen Bedenken. Wenn Konrad 862 zuletzt erwähnt, also in einem der folgenden Jahre gestorben, Robert der Tapfere 866 gefallen ist, bleibt für eine solche zweite Ehe, aus der vor dem Tode Roberts die beiden Söhne Odo und Robert hervorgegangen sein sollen, nicht viel Zeit. Eine verwandtschaftliche Verknüpfung zwischen WELFEN und KAPETINGERN ist wahrscheinlich, muß aber nicht über Adelheid gehen.

    Schneidmüller Bernd: Seite 50,61,62, "Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung."

    Eine grenz- und völkerüberschreitende Aristokratenfamilie trat durch zwei Ehen in doppelte Nähe zur karolingischen Herrscherfamilie. Und das wurde noch weiter bekräftigt, als Konrad der Ältere, Bruder Judiths und Hemmas, mit Adelheid die Schwester der Gemahlin Kaiser LOTHARS I. heiratete, des Sohnes Kaiser LUDWIGS DES FROMMEN aus erster Ehe, des Bruders König Ludwigs II. und Stiefsohns derJudith.
    Konrad (der Ältere, + nach 862) war mit Adelheid, der Schwester von LOTHARS I. Gemahlin Irmingard, verheiratet und damit so vielfältig mit der karolingischen Herrscherfamilie versippt, daß eine komplizierte Aufzählung nötig wird.
    Von Heiric von St-Germain/Auxerre (+ nach 875) stammte der erste Fürstenpreis auf ein welfisches Ehepaar. Diese Erinnerung an Konrad den Älteren und an seine Gattin Adelheid wurde aus Dankbarkeit für die welfische Friegebigkeit formuliert und nannte Konrad einen "hochberühmten Fürsten, Genossen der Könige, ganz besonders ausgezeichnet unter den Ersten bei Hof." Adelheid glänzte durch vornehmste Herkunft. Vor anderen genannten Tugenden zeichne eheliche Liebe und Verbundenheit das Paar aus.

    Literatur:
    Ay, Karl-Ludwig/Maier, Lorenz/Jahn Joachim: Die Welfen. Landesgeschichtliche Aspekte ihrer Herrschaft. Universitätsverlag Konstanz GmbH 1998 Seite 59 - Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prososopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986 Seite 147,167,291 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Seite 422 - Fleckenstein Josef: Über die Herkunft der Welfen und ihre Anfänge in Süddeutschland.in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen und frühdeutschen Adels Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1957, Seite 71-136 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Tascheenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 185 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 120 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Kölln 2000 Seite 50,61,62 - Tellenbach Gerd: Exkurs Über die ältesten Welfen im West- und Ostfrankenreich. in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen und frühdeutschen Adels Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1957, Seitite 338 - Vollmer Franz: Die Etichonen. Ein Beitrag zur Frage der Kontinuität früher Adelsfamilien. in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen und frühdeutschen Adels Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1957, Seite 168 -

    Familie/Ehepartner: Robert. Robert wurde geboren um 820; gestorben in 866 in Brissarthe [49330],Maine-et-Loire,Pays de la Loire,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 2. von Paris, Odo  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 858; gestorben am 1 Jan 899 in La Fère [02800],Aisne,Picardie,Frankreich; wurde beigesetzt in Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich.
    2. 3. von Neustrien, Robert I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 866; gestorben am 15 Jun 923 in Soissons [2200],Aisne,Picardie,Frankreich.

    Familie/Ehepartner: Konrad I.. Konrad (Sohn von Welf und Heilwiga) wurde geboren um 800; gestorben am 16 Feb 863. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 4. Welf I.  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben vor 876.
    2. 5. Hugo  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben am 12 Jun 886.
    3. 6. von Auxerre, Konrad II.  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben vor 876.
    4. 7. Rudolf  Graphische Anzeige der Nachkommen
    5. 8. N.  Graphische Anzeige der Nachkommen


Generation: 2

  1. 2.  von Paris, Odovon Paris, Odo Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Adelheid1) wurde geboren in 858; gestorben am 1 Jan 899 in La Fère [02800],Aisne,Picardie,Frankreich; wurde beigesetzt in Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich; Graf von Paris
    • Titel/Amt/Status: Franzien,Frankreich; Herzog von Franzien
    • Titel/Amt/Status: 29.2.888-899, Westfrankenreich; Westfränkischer König

    Notizen:

    Odo Westfränkischer König (29.2.888-899)
    Herzog von Franzien
    Graf von Paris
    858-1.1.899 La Fere-sur-Oise
    Begraben: St-Denis
    Ältester Sohn des 866 gegen die Normannen gefallenen Grafen Robert IV. der Tapfere von Paris aus seiner 2. Ehe mit der Adelheid von Tours, Tochter von Graf Hugo

    Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 1353

    Odo, westfränkischer König 888-898
    + 1./3. Januar 898 La Fere/Oise Begraben: St-Denis
    oo Theodrada

    Nach dem Tod Roberts des Tapferen wurden seine minderjährigen Söhne Odo und Robert bei der Nachfolgeregelung übergangen und 868 verbliebener 'honores' durch KARL DEN KAHLEN beraubt. Erst die Fürsprache Gauzlins ebnete Odos Ernennung zum Grafen von Paris den Weg. 885/86 organisierten Bischof und Graf die erfolgreiche Verteidigung der Stadt gegen die Normannen. Als Angehöriger einer Partei, die 885 den Kaiser zur Herrschaft im Westen eingeladen hatte, profilierte Odo von der kaiserlichen Gunst, vom Zerfall monarchischer Aurorität und vom Tod führender westfränkischer Adliger: 886 erhielt er die väterlichen Besitzungen an der Loire (Grafschaften Angers, Tours, Blois; Orleans; Abtei St-Martin/Tours) und vermehrte das neu entstehende Machtzentrum nach Gauzlins Tod noch um dessen Kloster St-Germain-des-Pres, St-Denis und St-Amand. Diese herausragende Stellung in Neustrien nutzte Odo schon 887 zur Einflußnahme auf Teile des Episkopates. Dies war die Basis für Odos Königswahl und seinen gestuften Herrschaftsantritt im westfränkischen Reich. Nach der Absetzung KARLS III. durch seinen Neffen ARNULF löste sich das karolingische Großreich 888 endgültig auf, udn der Adel wählte die Könige der Nachfolgereiche aus den eigenen Reihen. Während sich im W eine Partei um Erzbischof Fulco von Reims zunächst WIDO VON SPOLETO (Krönung in Langres zum westfränkischen König, Resignation und Abzug nach Italien) und dann dem ostfränkischen Herrscher ARNULF zuwandte, erhob eine andere Adelsfraktion Odo am 29. Februar 888 in Compiegne zum König; die Weihe spendete Erzbischof Walter von Sens. Ein erneuter Normannensieg am 24. Juni 888 bei Montfaucon-en-Argonne und eine persönliche Begegnung mit ARNULF in Worms sicherten Odos Position, die er mit einer erneuten Krönung (mit einer von ARNULF geschickten Krone) am 13. November 888 in Reims befestigte und Anfang 889 auf einem Aquitanienfeldzug auch im S zur Geltung brachte. Nach einem Hoftag in Orleans im Juni 889 setzte die Ausstellung erster Königsurkunden ein.
    Obwohl Odo einen Vorrang ARNULFS akzeptierte und mit ihm ein Frundschaftsbündnis einging, war damit die 843 geschaffene Einheit und Selbständigkeit des westfränkischen Reiches gewahrt. Seine Herrschaft verstand Odo in der Kontinuität seiner karolingischen Amtsvorgänger und zählte seine Regierungsjahre vom Tod KARLS III. (13. Januar 888) an. Die bei der Weihe 888 abgelegte Promissio erkannte kirchliche und adlige Rechte im Sinne eines die Herrschaft begründenden Vertragsverhältnisses an.
    Die konsequente Erweiterung der robertinischen Besitzungen über Neustrien hinaus und die Sicherung für die eigene Familie durch gezielte Förderung von Odos Bruder Robert (seit 893 marchio) sorgten seit 892 freilich für zunehmenden adligen Widerstand, gefördert durch Mißerfolge bei der Normannenabwehr. Am 28. Januar 893 erhob eine oppositionelle Adelsgruppe um Fulco von Reims und Graf Heribert I. den letzten westfränkischen KAROLINGER Karl 'den Einfältigen' gegen Odo zum König und ersuchte ARNULF um Hilfe. In langwierigen Auseinandersetzungen um die Herrschaft, in denen ARNULF 894 Karl, 895 schließlich Odo anerkannte, konnte sich Odo zwar weitgehend durchsetzen, mußte aber den Verlust königlicher Autorität und die Ausformung eigenständiger Adelsherrschaften akzeptieren. In einem Vertrag wies Odo 897 Karl ein Landgebiet und die Nachfolge im Königsamt zu, sicherte aber seinem Bruder Robert das erhebliche Machtpotential vor allem in Neustrien. Als Odo ohne Erben 898 starb, war der Grundstein für die karolingische Restitution im Königtum wie für eine robertinische Sonderstellung im Reich gelegt, die 922/23 Robert I. und schließlich 987 Hugo Capet zur Erlangung der königlichen Würde nutzten.

    Literatur:
    Dümmler ² III, 266ff., 315ff. - HEG I, 735-738 - G. Schneider, Erzbischof Fulco (883-900) und das Frankenreich, 1973 - B. Schneidmüller, Karolingische Tradition und frühes Königtum, 1979, 105-121 - K. F. Werner, Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000, 1989, 446ff. - W. Kienast, Die fränkische Vasallität, 1990, 445-492 -
    Odo wuchs in den deutschen Allodien im Wormsgau auf und stand mit dem Bruder unter der Vormundschaft des mächtigen, berühmten Halbbruders Abt Hugo von Tours, der französischer Regent wurde und die Brüder wieder in Besitz und Ämter einsetzte. Odo wurde wie schon sein Vater Graf von Paris, Graf von Aquitanien, Graf von Anjou und Touraine und mehrfacher Laienabt und Vogt wichtiger Klöster. Nach dem Sturz Kaiser KARLS III. DES DICKEN durch ostfränkische Feudalherren wurde der bewährte Heerführer Odo aus dem Hause der ROBERTINER, der sich bei der Belagerung von Paris durch die Normannen hervorgetan hatte, König des westfränkischen Reiches. Nachdem Odo in Compiegne gekrönt worden war, verfolgte er zuerst die normannischen Eindringlinge, die er am 24.6.888 bei Montfaucon besiegte. Um seine Stellung gegen einen noch unmündigen Sohn Ludwigs II. des Stammlers zu sichern, erkannte er die Lehnshoheit des ostfränkischen Königs ARNULF VON KÄRNTEN an. Odo vermochte im wesentlichen nur im Gebiet nördlich der Loire wirklichen Einfluß auszuüben. Er versuchte die königliche Gewalt zu festigen, was ihm unter dem Adel viele Feinde zuzog. Wegen ihrer endlosen Intrigen verzichtete der durch Krankheit geschwächte König 898 auf sein Amt zugunsten Karls III. des Einfältigen, der bereits 893 von einer oppositionellen Adelsgruppe zum König erhoben worden war.

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    Der Graf von Paris Odo, dessen unerschrockener Kampfesmut an seinen Vater Robert den Tapferen gemahnte, zeichnet sich 885 bei der Abwehr der Normannen vor Paris aus. Kaiser KARL III. verhalf dem ROBERTINER Odo zum weiteren Durchbruch, als er ihm zur Grafschaft Paris 886 nach dem Tode Hugos des Abtes auch noch dessen hinterlassene Hoheitsrechte in Neustrien und an der Loire hinzugab.
    Nach der Absetzung Kaiser KARLS III. nutzte in W-Franken der ROBERTINER Odo seine überlegene Machtstellung von der Seine bis zur Loire wie auch seinen frischen Kriegsruhm als Verteidiger von Paris, um Ende Februar oder Anfang März in Compiegne die Krone zu nehmen, wohl nur wenige Tage bevor in Langres Markgraf Wido II. von Spoleto, eingedenk der alten Verbindungen seines Geschlechts zum Westen, desgleichen tat. Allerdings räumte er vor Odo schnell das Feld und verfolgte seine Ambitionen seither in Italien weiter, während der aquitanische Süden Graf Ramnulf von Poitiers, nach dem Tode des Bernhard Plantapilosa (885/86) der Mächtigste weit und breit, zeitweilig ebenfalls seine Verselbständigung betrieb, sich dann aber doch Odo unterwarf; an seinem Hof hütete er im übrigen den 8-jährigen Karl, Ludwigs des Stammlers postumen Sohn, der vorerst freilich von keiner Seite ins Spiel gebracht wurde.
    Im Juni 888 empfing König ARNULF in Frankfurt eine Gruppe westfränkischer Gegner Odos unter dem Erzbischof Fulco von Reims, die zunächst WIDO angehangen hatten und nun ihm die Herrschaft bei ihnen antrugen. ARNULF ging nicht darauf ein und erkannte vielmehr Odo an, auf den ja auch KARL III. im Westen vertraut hatte. Der ROBERTINER fand sich, gestärkt durch einen eben errungenen Normannensieg, in Worms zur Huldigung ein und erhielt bald darauf von ARNULF eine Krone, mit der er, nunmehr in Reims, abermals gekrönt wurde, was seine inneren Widersacher einstweilen zum Schweigen brachte.
    König Odo, der nach dem Gewinn allseitiger Anerkennung (888/89) seine beträchtliche Hausmacht an Grafschaften, Kirchen und Lehen, die er formell dem Bruder Robert übereignet hatte, nach Kräften weiter ausbaute, zog sich damit den wachsenden Unmut der anderen Großen zu. Seine Widersacher, allem voran Erzbischof Fulco von Reims und der Graf Heribert von Soissons und Meaux, durch seinen Vater Pippin ein Enkel des geblendeten Königs Bernhard von Italien (+ 818), versprachen sich am meisten Wirkung davon, nicht einen der Ihren Odo entgegenzustellen, sondern einen KAROLINGER: den bis dahin als illegitim betrachteten, mittlerweile 13-jährigen Sohn Ludwigs des Stammlers, Karl mit dem späteren, an sich positiv gemeinten Beinamen "der Einfältige". Er wurde am 28.1.893, also am Jahrestag von KARLS DES GROSSEN Tod, in Reims feierlich gekrönt und fand als (Gegen-)König auf Anhieb starke Resonanz, die bis ins westfränkische Burgund und nach Aquitanien reichte, aber nicht von Dauer war. Um ihm wenigstens das Wohlwollen ARNULFS zu sichern, appellierte Fulco in einem Schreiben geschickt an die familiäre Solidarität, indem er seinen Abscheu vor der Tyrannei des "dem Königsstamm (stirps regia) fremden" Odo mit der Sorge um die Zukunft des KAROLINGER-Hauses verknüpfte, aus dem nur noch ARNULF und eben der junge Karl übrig und somit eng aufeinender angwiesen seien. Tatsächlich trafen beide im Mai 894 im Worms zusammen, wo ARNULF den Vetter (2. Grades) als Lehnsmann annahm und seine politischen Ziele zu unterstützen versprach. Doch ließ er bald davon ab, als Karl nach seiner Rückkehr gegen den wieder erstarkenden Odo weiter rapide an Boden verlor und aus der Francia ins westliche Burgund ausweichen mußte. ARNULF besann sich seiner Rolle als Oberherr beider, "befahl, dass Odo und Karl zu ihm kämen" (so der Annalist von Saint-Vaast), und als sich im Mai 895 nur Odo in Worms einstellte, erneuerte er das Bündnis mit ihm, gab also die karolingische Option im W auf.
    Nachdem König Zwentibold im Sommer 895 zugunsten Karls des Einfältigen in W-Franken eingegriffen hatte, kam 897 ohne sein Zutun, aber durch tätige Vermittlung Fulcos von Reims ein Ausgleich zwischen Odo und Karl dem Einfältigen zustande: Der siegreiche ROBERTINER, der Schritt für Schritt die Königsmacher des Gegners auf seine Seite gezogen hatte, unter anderem Graf Heribert durch Überlassung der wichtigen Grafschaft Vermandois (896), aber selber ohne legitimen Sohn geblieben war, einigte sich mit dem unterlegenen KAROLINGER auf gegenseitige Anerkennung ihres Königtums, gestand ihm ein beschränktes Hoheitsgebiet (wohl um Laon) und nach seinem Tode die Anwartschaft auf das ganze Westreich (vor dem eigenen Bruder Robert) zu, ließ sich dafür aber die beträchtlichen Machtpositionen seiner Fammilie von dem bisherigen Rivalen garantieren. Auf dieser Grundlage ergab sich eine anscheinend reibungslose Wiederherstellung der karolingischen Monarchie im Westen, als Odo am 1.1.898 in La Fere an der Oise gestorben und ganz im Stile seines Vorgänger in Saint-Denis beigesetzt worden war.

    Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Seite 13-21, "Die französischen Könige des Mittelalters"

    ODO 888-898

    Odo
    geboren ca. 860, gestorben am 1.1.898 im Winterlager La Fere-sur-Oise Bestattung in St-Denis

    Vater:
    Robert der Tapfere (gestorben 866)
    Bruder:
    Robert (König 922-923)

    Marchio Neustriens
    Eheschließung Frühjahr/Sommer 888 mit Theotrada, keine Kinder bezeugt
    29.2.888 Königswahl und Königserhebung in St- Corneille de Compiegne
    August 888 Herrschertreffen mit König ARNULF in Worms
    13.11.888 abermalige Krönung in Reims mit einer von ARNULF übersandten Krone
    889 Ramnulf II. von Poitiers erkennt Odo an
    28.1.893 Königserhebung Karls "des Einfältigen" in Reims auf Betreiben Erzbischofs Fulco
    Mai 895 zweites Herrschertreffen mit König ARNULF in Worms
    897 territoriales Arrangement mit Karl "dem Einfältigen"

    Als die "Völker Galliens" (Regino von Prüm) am Anfang des Jahres 888 Odo zum König wählten, werden sie sich des ambivalenten Charakters dieser Handlung wohl kaum bewußt gewesen sein. Für den Chronisten aus Prüm hatten sich die Reiche, über die Kaiser KARL III. "DER DICKE" geboten hatte, in ihre Teile aufgelöst und jeder Teil aus seinem Innern einen König gewählt. Mithin könnte mit dem von den Völkern Galliens bewohnten Teil das 843 begründete W-Frankenreich KARLS DES KAHLEN gemeint gewesen sein - ein respektables Reich, das nur in Hinblick auf das einstige fränkische Großreich als "Teil" anzusehen wäre. Aus der Fuldaer Perspektive des Fuldaer Annalisten schien Odos Reich freilich kleiner und auf das Land bis zur Loire und die aquitanische Provinz begrenzt gewesen zu sein. Die Fortsetzung der Fuldaer Annalen in der Altaicher Handschrift geht noch einen Schritt weiter, wenn sie zum Jahr 888 von "vielen kleinen Königen" redet, die in Europa oder dem Reiche KARLS III. "aufstiegen": Markgraf Berengar von Friaul in Italien, Rudolf von Hoch-Burgund, Bosos Sohn LUDWIG in der Provence und mit ihm konkurrierend Herzog Wido von Spoleto, schließlich auch der erwähnte Odo, dem Ramnulf (von Poitiers) recht bald den Anspruch streitig zu machen suchte.
    Wollte man das Problem sehr pointiert fassen, so ließe es sich zuspitzen auf die Alternativfrage, ob Odos Reich als ein fränkisches Teilreich unter mehreren anzusprechen ist oder als ein durchaus selbständiges Reich mit bereits französischer Perspektive.
    Die Wahl Odos provoziert den zurückschauenden Betrachter, eine zweite Art alternativer Orientierung herauszustellen. So läßt sich Odos Königtum als besondere Ausprägung einer frühmittelalterlichen Heerkönigsvorstellung interpretieren, während andererseits Züge einer rechtlichen Einbindung des Königs in ältere Formen eines westfränkischen Staatsverständnisses überaus deutlich hervortreten, so dass man fast von konstitutionellen Festlegungen sprechen kann. Beide Aspekte sind noch zu erläutern, vor allem zu belegen, doch um der schärferen Konturierung willen ließe sich daran festhalten, dass Odos Königtum den Typ des Heerkönigtums mit dem des konstitutionell gebundenen verknüpft, dass beide Typen hier zusammenkommen, obwohl sie letztlich kaum voll vereinbar sind.
    Was hatte Odo dazu qualifiziert, dass westfränkische Große ihn zu ihrem König wählten und erhoben? Eine Herkunft aus karolingischem Geschlecht konnte er jedenfalls nicht vorweisen. Sein Vater, Robert der Tapfere, war Graf von Tours, Blois und Anjou, der sich in Abwehrkämpfen gegen Normannen und Bretonen bewährt hatte und in der bretonischen Mark wie den erwähnten Grafschaften an der Loire seine Machtbasis besaß. Er stammte wohl vom Mittelrhein und sollte als Ahnherr der nach ihm benannten ROBERTINER auch dereinst Stammvater der KAPETINGER werden. Als Robert der Tapfere 866 fiel, waren seine beiden Söhne Odo und Robert minderjährig und wurden von der väterlichen Herrschaft ausgeschlossen - ganz gewiß war Odo noch nicht 10 Jahre alt, möglicherweise etwa 860 geboren. Seine Kindheit und Jugend sind unbekannt, ab 882 ist sein Weg erkennbar. Selbstverständlich war der Aufstieg an des jeweiligen Königs Gunst gebunden. 882 war Odo Graf von Paris; neben Gauzlin zeichnet er sich im Abwehrkampf gegen normannische Überfälle aus, vor allem 885/86 bei der Verteidigung von Paris. Als gleichwohl die Lage der Metropole hoffnungslos schien, bemühte sich Odo mit Erfolg um kaiserliche Unterstützung, die vor Ort aber kläglich versagte. Immerhin wird dabei deutlich, dass westfränkische Große Kaiser KARL III. ("DEN DICKEN") ins W-Reich zur Herrschaftsübernahme eingeladen hatten, weil sie sich so die dringend benötigte militärischen Unterstützung erhofften. Ferner war für Odo bedeutsam, dass KARL III. ihm die Übernahme des väterlichen Besitzes erleichterte. Odo verstand, diesen zusätzlich zu mehren, und verfügte bereits vor seiner Königswahl an der Loire über die Grafschaften Angers, Tours, Blois, Orleans und die bedeutende Abtei St-Martin in Tours; an der Seine gebot er mindestens über die wichtigen Klöster St-Germain-des-Pres und St-Denis, außerdem über St-Armand in Neustrien, einer weiteren Basis seiner politischen Macht. Blickt man auf die realen Grundlagen von Odos politischer Stellung, so waren diese durchaus ansehnlich, zumal militärische Kontingente in seinen Grafschaften rekrutierbar waren. Nicht weniger wichtig war Odos persönliche Eignung. Richer von St-Remi kennzeichnet den Königskandidaten ausdrücklich als kampferprobten und tatkräftigen Mann, dessen Vater Adelskrieger war. Diese Quallitäten sollte nicht einmal der Hinweis auf den Großvater mindern, der aus dem rechtsrheinischen Gebiet, fast möchte man sagen aus dem Ausland kam. Auch sonst läßt Richer keinen Zweifel an Odos militärischer Tüchtigkeit, die sich vielfach bewährt habe. Ähnlich akzenturiert äußert sich Abo von St-Germain, der die Belagerung von Paris durch Normannen als Augenzeuge erlebte und das Geschehen der Jahre 885-886 in einem umfangreichen Epos nachgestaltete: Als Schutzherrn der Stadt und künftigen Erhalter des Reiches spricht er Odo an, rühmt ihn als Sieger und unbezwungen im Kriege. Kaiser KARLS III. klägliches Versagen vor Paris, als er den Kampf scheute und in schimpflicher Weise den Abzug der Normannen teuer erkaufte, ist der bewußte Hintergrund für die Betonung von Odos Eignung: Kein Zweifel, dass die Hoffnung seiner Wähler in der Zurückdrängung normannischer Invasoren lag. Dabei verdient beachtet zu werden, dass die fehlende KAROLINGER-Abkunft im Zusammenhang mit Odos Wahl keine Erwähnung findet, vielleicht auch längst eine nur noch sekundäre Bedeutung hatte. Auch in anderen Dingen gab es kaum Hemmungen. Da beispielsweise Odo die notwendigen Herrschaftszeichen fehlten, ließ er diese aus dem Kloster St-Denis holen und sorgfältig in Listenform quittieren. Mancher sieht bereits in der Tatsache, dass Odo auf die Insignien zunächst keinen Zugriff hatte, Zeichen eines gewissen Makels, konstatiert mitunter sogar einen Rechtsmangel. Solche Wertungen sind bestimmt überzogen, und Odo dürften sie kaum berührt haben. Er verhielt sich pragmatisch, und weil "diese Gegenstände" benötigt wurden, setzte er durch, dass bei der feierlichen Königserhebung, an die sich die Salbung und Krönung anschlosssen, die Herrschaftszeichen der westfränkischen Vorgänger zur Verfügung standen. Ort der Erhebung war St-Corneille in Compiegne, wo Erzbischof Walter von Sens Odo am 29. Februar zum König salbte. Zwar hatte sich eine Weihetradition zugunsten von Reims herausgebildet, doch verstand es der Reimser Metropolit, durch seine Gegnerschaft zum ehemaligen Grafen von Paris sich selbst auszumanövrieren. Der Konkurrenzkampf zwischen Reims und Sens um das Recht der Königsweihe wurde somit erneut aufgefrischt.
    Kaum etwas ist über den Prozeß der politischen Willensbildung, der zur Wahl des Grafen von Paris führte, bekannt. Als Odos Wähler können jeweils die Mehrzahl der westfränkischen Bischöfe und die der Großen gelten, doch eine einhellige, gar unstrittige Zustimmung erhielt Odo nicht. Dies zeigte bereits das Beispiel des Reimser Erzbischofs Fulco, der zunächst für WIDO VON SPOLETO eingesetzt hatte, dann aber die Nähe zum ostfränkischen König ARNULF suchte.
    Der zeitliche Abstand von vermutlich einigen Wochen zwischen der Wahl als einem Vorgang der politischen Willensbildung mit anschließender verbindlicher Willensbekundung und der Erhebung ließ Zeit für umfangreiche Vorbereitungen, die man zu nutzen verstand.
    Schon seit Jahrhunderten gilt den Akten der Königserhebung, deren Vorbereitungen viel Sorgfalt und umsichtige Beachtung der Tradition erforderten, besondere Aufmerksamkeit. Zugrunde gelegt wurden der kirchlichen Weihe meist sogenannte Ordines, also liturgische Texte für die Gestaltung des Weihegottesdienstes, in die Verfahrensanweisungen für Salbung und Krönung, oft auch die zu leistenden Eide eingeschlossen wurden. Für Odos Krönung am 29. Februar 888 enthält der Ordo neben Gebetsformeln ein förmliches Versprechen der Bischöfe gegenüber Odo, dessen eidliches Versprechen und schließlich einen Festgesang. Bemerkenswert ist zunächst, dass dieser Odo in westfränkischer Tradition steht, also der neue König, der nicht karolingischer Abkunft war, grundsätzlich wie seine karolingischen Vorgänger angesehen, geweiht und gefeiert wurde. In dieser Tatsache ist zugleich ein gewisses Bekenntnis zur westfränkischen Reichstradition zu sehen, die 843 durch den Vertrag von Verdun begründet wurde. Darüber hinaus ist Odos Promissio von 888 besonders aufschlußreich, zumal sich auch Odo als Nicht-KAROLINGER mit diesem Königseid in die große westfränkische Staatstradition einordnete. Zwar fehlen Hinweise, dass auch er wie nahezu alle Vorgänger seit KARL DEM KAHLEN sich zum Verfassungsgefüge des Vertrages von Coulaines vom November 843 ausdrücklich bekannt hat beziehungsweise darauf verpflichtet worden ist, doch zielen einzelne Textpassagen seiner Promissio deutlich in die Nähe jener berühmten Festlegung der westfränkischen Verfassung. König KARL DER KAHLE hatte im April 845 auf der Synode von Beauvais den westfränkischen Bischöfen auf ihr Verlangen hin acht Grundsätze beschworen, die P. E. Schramm "als ein Grundgesetz der nun auf sich gestellten Westfränkischen Kirche" bezeichnete. In nahezu archaisch anmutender Form hatte der christliche König diesen Eid vor den Bischöfen auf sein eigenes Schwert geleistet. Sachlich bezog sich die Herrschende Verpflichtung von 845 zweifelsfrei auf den Vertrag von Coulains, dessen erstes Kapitel die Stellung der Kirche im Reiche als tragendes Element fixiert hatte. An die königliche Selbstverpflichtung von 845 in Beauvais knüpfte man nun 888 an, denn aus Kapitel 1 und 6 wurden deutlich einzelne Textpassagen übernommen. In der westfränkischen Reichstradition hatte es jenen anderen Verpflichtungsstrang gegeben, der in unmittelbarer Anknüpfung an Coulaines bislang sehr häufig genutzt wurde. Wenn jetzt eine sachlich korrekte Variante gewählt wurde, lag es gewiß am Erzbischof von Sens als Konsekrator Odos, der sich selbst gegenüber der bis dahin prägenden Rolle des Reimser Amtskollegen profilieren wollte. Jedenfalls bekunden die entsprechenden Passagen des Königseides eindrucksvoll, dass sich Odo auch in dieser Hinsicht voll in westfränkische Traditionen stellte und die Rechte der Kirche dieses Reiches garantierte. Ergänzend zur textlichen Anlehnung an KARL DES KAHLEN Eid von 845 hatten sich die Redaktoren von 888 auch auf die Eidesformulare Ludwigs des Stammlers von 877 und Karlmanns von 882 bezogen, also sicherheitshalber Anschluß an jene große Traditionslinie hergestellt, die vornehmlich Hinkmar von Reims fixiert hatte. Im Zusammenhang mit Odos Promissio ergeben sich zusätzliche Einblicke in die Verfassungswirklichkeit. Es läßt sich nämlich nachweisen, dass Odo vor der Königsweihe der Eidestext schriftlich vorgelegt wurde und dass er ihn unterschreiben mußte. Da Odos Königstitel und entsprechend auch seine Unterschrift später stets Odo rex lauteten, unter seiner Promissio jedoch nur Odo steht, ergibt sich recht zwingend, dass der zum König gewählte, aber noch nicht zum König geweihte Odo seinen verbindlichen Eid vor der Krönung und Weihe geleistet haben muß. Er unterschrieb die schriftlich fixierte Fassung und leistete gewiß für viele hörbar dann den geforderten Eid, dessen für seine eigene Königsherrschaft konstitutiver Charakter somit in doppelter Hinsicht sehr deutlich wird. Mit ähnlich ablaufenden Eidesleistungen wird man bei einigen Königserhebungen bereits vor 888 rechnen müssen, doch sind die knapp skizzierten Zusammenhänge hier erstmals eindeutig belegbar. Sie dokumentieren überdies eindrucksvoll die Entwicklung der Schriftlichkeit im westfränkischen Reich und die Möglichkeit von deren rechtlicher Verbindlichkeit, während ja sonst Eidesleistungen noch über lange Jahrhunderte ihren zwingenden Charakter fast ausnahmslos durch den mündlichen Rechtsakt erhielten.
    Überliefert ist die schriftliche Fassung von Odos Königseid in einer Handschrift des katalanischen Klosters Ripoll. Mit einiger Wahrscheinlichkeit war die Textvorlage als authentisches Exemplar von König Odo selbst verschickt worden, "um Kunde davon zu geben, dass er seine Herrschaft angetreten habe und in rechtmäßigem Sinne führen werde" (P. E. Schramm). Erst etwas später wird erkennbar, dass sich Odo zugleich in dieser Form geschickt in die Politik der Mark Barcelona und des Erzbistums Narbonne einzuschalten verstand. Damit ist zugleich angedeutet, dass sich der neue König tatkräftig um die Festigung wie auch Ausweitung seiner Herrschaft bemühte, keineswegs also ein "Kleinkönig" sein wollte. Selbst Odos Hochzeit, die nur grob auf die Zeitspanne vom Frühjahr bis Sommer 888 zu datieren ist, läßt des Königs politischen Ehrgeiz erkennen. Er heiratete eine nicht näher bekannte Theotrada, von der man allerdings weiß, dass sie nicht fränkischer Abstammung war. Im 10. Jahrhundert hätte man in einer solchen Gattenwahl eine besondere Akzentuierung der eigenen Herrschaftslegitimation gesehen. Aus Anlaß dieser Hochzeit erhielten beide Eheleute Gedichte als Gabe; sie sind keine üblichen Hochzeitsgedichte, doch spiegelt sich in ihnen ein beachtlicher rest antiken Bildungsgutes, dem sich das Herrscherpaar offenbar weiterhin verpflichtet fühlte, wenn auch die Textformen erkennen lassen, dass die karolingische Kulturblüte gegen Ende des Jahrhunderts zu verblassen begann.
    Zu den spektakulären Ereignissen in Odos erstem Königsjahr gehört eine Begegnung mit dem ostfränkischen Herrscher ARNULF, den die Stämme rechts des Rheins Ende November 887 zum König erhoben hatten. Ein solches Zusammentreffen war für den W-Franken nicht unproblematisch, politisch aber wohl zweckmäßig. Erzbischof Fulco von Reims, der an der Spitze einer nicht unbedeutenden Adelsgruppe stand, hatte König ARNULF nämlich die Herrschaft auch über W-Franken angetragen und ihm seit einem ersten Treffen Ende Mai in Worms, dann auch in Frankfurt verhandelt. Es dürfte sich bei Fulcos Initiative um eine relativ übliche "Einladung" gehandelt haben, die zwar keine Garantie zur Herrschaftsübernahme bedeuten konnte, aber mit ihrem Wahlcharakter durchaus reale Chancen zur Herrschaftsübernahme bot, die von Franken-Königen in der Regel aufgegriffen wurden. König ARNULF tat dies jedoch nicht, er entließ vielmehr Fulco sine ullo consilio vel consolatione - also wohl ohne nähere Begründung und ohne vertröstende beziehungsweise hinhaltende Worte. Über ARNULFS Motive kann man nur rätseln, doch da Verhandlungen mit Fulco bezeugt sind und in Frankfurt zugleich eine ostfränkische Reichsversammlung stattfand, läßt sich mit einiger Sicherheit schließen, dass die Ablehnung der westfränkischen Einladung von ARNULFS eigenen Wählern getragen wurde. In dieser Tatsache hat man ein Indiz dafür gesehen, dass die rechtsrheinisch-ostfränkischhe Stämme bewußt in einer eigenen politischen Organisationseinheit verbleiben wollten.
    Gerade in dieser kritischen Phase, als Gesandte von Odos politischem Gegner Fulco mit dem mächtigen ostfränkischen Herrscher verhandelten, gelangen Odo in seinem eigenen Reich Erfolge, die bewiesen, dass er der Aufgabe des Schutzes gegenüber äußeren Feinden gewachsen war. Denn als Odo in den Argonnen plötzlich auf ein Normannenheer stieß, glückte ihm am 24. Juni 888 bei Montfaucon (zwischen Aisne und Maas, in der Nähe von Verdun) ein glanzvoller Sieg. So wurde seine eigene politische Kontaktnahme mit König ARNULF gewiß erleichtert, und im August 888 trafen sich beide Herrscher in Worms: Ehrenvoll wurde der Westfranke empfangen, "bestimmte Dinge wurden von beiden Seiten zur Zufriedenheit und auf glückliche Weise geregelt" (Ann. Fuld.), ein Freundschaftsbund geschlossen.
    Die Deutung dieser relativ vagen Nachrichten ist strittig. Hatte Odo dem Ostfranken gehuldigt, seine Lehnsoberherrschaft anerkannt oder sich gar in ARNULFS Vasallität begeben? War die eigene Herrschaft durch ARNULFS Anerkennung erst legitimiert, im Innern konsolidiert und nach außen gefestigt? Diese und noch weitere Fragen werden sich jedoch kaum eindeutig beantworten lassen. Immerhin scheint sicher zu sein, dass sich die Wormser Zusammenkunft in die breit bezeugte Reihe frühmittelalterlicher Herrschertreffen einfügt, die häufig an der Grenze stattfanden, aber ohne großen Prestigeverlust für den Gast auch im Innern des Gastgeberreiches arrangiert werden konnten. Für das Wormser Trffen sind solche Vorverhandlungen bezeugt. Die zwischen beiden Königen geschlossene amicitia belegt dann eine vertragliche Einigung, die selbstverständlich Elemente gegenseitiger Anerkennung und Achtung enthielt, einen Interessenausgleich umfaßt haben kann und als ein Form zwischenstaatlicher Beziehung zu werten ist. Von einer Unterwerfung Odos unter ARNULF wird man jedoch nicht sprechen dürfen. Eine gewisse Suprematie des ostfränkischen Königs ist gleichwohl unverkennbar. Odo verpflichtete sich bei dem Wormser Treffen zusätzlich, jenen westfränkischen Großen, die gemeinsam mit Erzbischof Fulco von Reims im Frühjahr ARNULF "eingeladen" hatten, Verzeihung zu gewähren, was der Durchsetzung seines Herrschaftsanspruchs nur förderlich sein konnte. Er hatte zudem den Rücken frei zur Abwehr der permanenten Normannengefahr.
    Im Herbst 888 zog der König dann nach Reims, das sich ihm bisher verweigert hatte. Der Annalist aus St-Vaast bei Arras berichtet mit der Vorsichtsklausel vom Hörensagen, Gesandte ARNULFS hätten ihm eine Krone überbracht, mit der Odo am 13. November 888 in der Kirche Notre-Dame zu Reims gekrönt wurde. Eine solche Kronenübergabesendung ist relativ unüblich. Wenn König Odo sich mit dieser Krone krönen ließ, vermutlich durch Erzbischof Fulco von Reims, dann war dies selbstverständlich kein sein Königtum konstituierender Akt, wohl aber fügte sich die feierliche Handlung in das Königsprogramm, den bisherigen politischen Gegnern zu verzeihen und sie in den Reichsverband einzugliedern. Ohnehin konnten Krönungen wie andere Erhebungsakte grundsätzlich wiederholt werden.
    Nachdem König Odo im folgenden Jahre auch Ramnulf II. von Poitou zur Anerkennung seiner Herrschaftsansprüche hatte zwingen können, war sein Königtum im W-Frankenreich recht gefestigt, sogar unter Einschluß Aquitaniens. Sicherhertshalber hatte er Ramnulf durch Schwur verpflichtet, sich für König Ludwigs des Stammlers noch unmündigen Sohn Karl ("den Einfältigen") zu verbürgen. Eine Königskonkurrenz durch diesen KAROLINGER-Sproß war offenbar nicht auszuschließen. Und in der Tat wurde seit Herbst 892 Karls Erhebung geplant. Ihr Betreiber war ausgerechnet Fulco von Reims, der es erreichte, dass am 28. Januar 893 der nunmehr 13-jährige Karl auf einer Synode zu Reims gewählt, gekrönt und gesalbt wurde.
    Karls Königserhebung zwang Odo zu Gegenaktionen, dies seine Kräfte zu zersplittern drohten. Denn noch wurde Gallien von Normannen geplagt. Die königlichen Truppen zogen ihnen zwar beharrlich hinterher, konnten sie jedoch nur selten zum Kampf stellen. Auch die organisatorische Absicherung der Königsherrschaft band Energien, so geschickt man auch karolingische Verwaltungs- und Herrschaftsstrukturen wieder aufgriff und stärkte. Odo behauptete sich, während Karls "des Einfältigen" Machtplattform eher schmäler wurde. Im Hin und Her der Kämpfe, die zeitweilig durch Waffenstillstände unterbrochen wurden, verdient ein zweites Zusammentreffen Odos mit ARNULF im Mai 895 besonderes Interesse. Offenbar hatte der ostfränkische König Karl und Odo zu sich geladen, vermutlich um zwischen ihnen zu vermitteln. Doch Karls Seite sah übergroße Risiken, und nur Odo kam mit respektablem Gefolge nach Worms, wo eine Reichsversammlung tagte, die dem Herrschertreffen einen repräsentativen Rahmen bot. Odo erhielt einen ehrenvollen Empfang, verhandelte mit ARNULF und trennte sich von ihm in Frieden. Die wechselseitige, schon 888 begründete Freundschaft bekräftigten beide Herrscher durch Gabentausch. Odo hatte außer einem mit Juwelen besetzten Becher ein besonders kostbares Geschenk mitgebracht: KARLS DES KAHLEN prachtvollen Codex Aureus, der sich heute in München befindet.
    Da auf der Wormser Reichsversammlung vom Mai 895 ARNULFS Sohn Zwentibold zum König von Burgund und ganz Lotharingien erhoben und gekrönt wurde, ergaben sich für das Herrschertreffen wohl auch zwischenstaatliche Verhandlungspunkte, über die jedoch nichts Näheres bekannt ist. Für Odos Position gegenüber Karl "dem Einfältigen" wirkte sich die Wormser Begegnung ohnehin positiv aus; es gelang, die Widerstände, die sich auf die Reimser Kirchenprovinz konzentrierten, niederzuhalten, und schließlich erreichte Odos Seite im Jahre 897 mit dem KAROLINGER ein "Arrangement", das diesen Namen jedoch kaum verdient. Es wurde keine Reichsteilung vorgenommen, auch Karl nicht nur "mit einem kleinen Stück Land abgefunden" (Brühl), sondern Odo billigte dem Konkurrenten einen Teil des westfränkischen Reiches zu, der wohl mit den größeren Teil der Kirchenprovinz Reims identisch sein dürfte (G. Schneider).
    Das territoriale Arrangement bleibt gleichwohl rätselhaft. Dass Odo söhnelos war, ist bekannt, doch angesichts seiner für heutige Verhältnisse noch reifen Jugend von ca. 37 Jahren kein überaus gewichtiges Argument. Vielleicht lag es an den fortdauernden gefährlichen Einfällen normannischer Scharen, die ihm seine Söhnelosigkeit im Falle eines plötzlichen Todes als politisches Risiko bewußt bleiben ließen. In diese vermuteten Zusammenhänge gehört dann jedenfalls die Nachricht, Odo habe kurz vor seinem Tode seine Anhänger dringend gebeten, "dass sie Karl ("dem Einfältigen") die Treue halten möchten". Vermutlich meinte der Annalist aus St-Vaast, der zu 897 schrieb, Odo habe Karl "soviel vom Reich gegeben, als ihm angemessen schien, und noch mehr in Aussicht gestellt", gerade diese Erbanwartschaft für den Todesfall. Dies wäre ein eindrucksvolles Zeugnis für König Odos Haltung zur Staatlichkeit des W-Frankenreiches. In seinem Winterlager an der Oise, in La Fere-sur-Oise, starb König Odo am 1. Januar 898. Seinen Leichnam überführte man nach St-Denis, wo er ehrenvoll bestattet wurde. Der Herrschaftsübergang zu Köng Karl vollzog sich dann reibungslos.
    Auffällig ist, dass Odos Bruder Robert im Zusammenhang der Herrschaftsnachfolge keine nennenswerte Rolle spielte. Es hätte durchaus in fränkischer und nicht nur karolingischer Tradition gelegen, wenn Robert seinem Bruder als König nachgefolgt wäre. Aber nichts deutet auf solche Überlegungen. Dies mag überraschen, weil gerade Robert viel später von den robertinisch gesonnenen Großen Neustriens zum König gegen Karl "den Einfältigen" erhoben wurde. Am 29. Juni 922 wurde er in St-Remi vor Reims gesalbt und auch gekrönt. Als Coronator fungierte Erzbischof Walter von Sens, der schon seinen Bruder Odo geweiht hatte - Walter durfte dies am traditionellen Ort der westfränkischen Königsweihe tun, weil der in Reims zuständige Amtskollege kurz zuvor tödlich erkrankt war. Doch auch König Robert schaffte es nicht, seiner Familie die Königsherrschaft im W-Reich zu erhalten. Erst Hugo und seinen Nachkommen aus dem Hause der ROBERTINER-KAPETINGER sollte dies 987 gelingen.
    Die relativ kurze, aber doch sehr ereignisreiche Königsherrschaft Odos fällt in eine Zeit stürmischer Entwicklungen, eine Zeit zumal, in der sich Europas Völker und reiche neu formierten. Aus den Trümmern des karolingischen Großreiches entstanden neue politische Verbände, deren Entwicklung sprunghaft verlief und zahlreiche Brüche aufwies. Je nach der eigenen Perspektive wird man diejenigen Ereigniss und Strukturen stärker beachten und gewichten, die das Einstige noch erkennen lassen, oder jene, die aus der historischen Rückschau das neu sich Formierende dokumentieren. Damit soll behutsam angedeutet werden, wie strittig die Beurteilung der westfränkischen Könige oder Teilkönige ist, ob sie zue Reihe französischer Könige mit einigem recht gezählt werden können oder ob schon der Gedanke daran absurd ist.
    Im Fall Odos, der stets nur den absoluten Königstitel (Odo rex) ohne ethnische Bereichsbezeichnung führte, scheint kein Zweifel zu sein, dass er sich als König eines selbständigen westfränkischen Reiches verstand und die Tradition des Reiches achtete. Durch den Teilungsvertrag von Verdun (August 843) und den Herrschaftsvertrag von Coulaines (November 843) war es im Innern und nach außen konstituiert worden, hatte diesen Verfassungsrahmen auch nie vergessen. In den Augen des lotharingischen Chronisten waren es nun "Galliens Völker", die Odo 888 zum König wählten, und der Regensburger Fortsetzer der Fuldaer Annalen berichtet zum Jahre 895, dass Odo rex Galliae zum Wormser Treffen mit König ARNULF gekommen sei. Wenn auch herrscherliche Selbstaussagen entsprechender Art für Odo fehlen, so rechtfertigen die Fremdaussagen aus Lotharingien und dem O-Reich noch deutlich genug, Odo in die gewiß noch schwierigen Anfänge der französischen Königsreihe zu stellen.

    888 oo Theodrada von Troyes, Tochter des Grafen Aledram, - nach 890

    Kinder:
    - Rudolf König von Aquitanien
    - Arnulf 885 - 898

    Literatur:
    Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 18-20 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 36,83,88,102-105,107,110 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 262,267-269,273,279,315-317,321-323,332,345, 358,381-383,385,405-407,409,433-435,476,517 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 15-20,22,45,48,61,95 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 7,11,13-21,23,26-29,36,45,62,76,86 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 17,43,74,97,125 - Mexandeau Louis: Die Kapetinger. Editions Rencontre Lausanne 1969 Seite 51,56-59,61 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 256-260,271-280,288,356,408 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 158,180,184-186,188,190-194,198,203,212 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 67,69,71,74,76,79 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 78,95,105 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 27-30,34,52,55,230 Anm. 876, 233,236 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 444,446,465,470,475,482,486,501 - Wies Ernst W.: Otto der Große. Kämpfer und Beter. Bechtle Verlag Esslingen 1989 Seite 49 -

    Begraben:
    Saint-Denis

    Odo heiratete von Troyes, Theodrada in 888. Theodrada gestorben nach 890. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 3.  von Neustrien, Robert I. Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Adelheid1) wurde geboren um 866; gestorben am 15 Jun 923 in Soissons [2200],Aisne,Picardie,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich; Graf von Paris
    • Titel/Amt/Status: Franzien,Frankreich; Herzog von Franzien
    • Titel/Amt/Status: 922-923, Frankreich; König von Frankreich

    Notizen:

    Robert I. von Neustrien
    König von Frankreich (922-923)
    Herzog von Franzien
    Graf von Paris
    postum 866-15.6.923 bei Soissons
    2. Sohn des 866 gegen die Normannen gefallenen Grafen Robert der Tapfere von Paris aus seiner 2. Ehe mit der Adelheid von Tours, Tochter von Graf Hugo

    Lexikon des Mittelalters: Band VII Spalte 884

    Robert I., westfränkischer König 922-923
    + 15. Juni 923 gefallen Soissons
    oo Beatrix, Schwester Heriberts II. von Vermandois

    Nach dem Tode Roberts des Tapferen 866 verhinderte KARL DER KAHLE die Nachfolge von dessen minderjährigen Söhnen Odo und Robert, die erst seit den 80-er Jahren ihre Macht vor allem in Neustrien wieder errichten konnten. Robert, Laienabt von Marmoutier, rückte nach der Königswahl des Bruders 888 weitgehend in dessen Stellung als Herr des robertinischen Herrschaftskomplexes ein und wurde von Odo nachdrücklich gefördert (893 marchio, Inhaber mehrerer Grafschaften, Laienabt von St-Martin [Tours], St-Denis, St-Germain-des-Pres, Notre-Dame de Morienval, St-Amand). In den Abmachungen mit dem rivalisierenden KAROLINGER Karl III. dem Einfältigen von 897 vermochte Odo dem Bruder zwar nicht das Königtum, wohl aber die Besitzungen und Rechte der Familie zu sichern. Robert anerkannte Karls Königtum nach dem Tod des Bruders 898 und erschien bis 920 häufig in der Umgebung des KAROLINGERS. Als marchio Neustriens in beständigem Konflikt mit den Normannen des unteren Seinegebietes, gelang Robert im Bund mit Richard von Burgund im Juni 911 ein entscheidender Normannesieg bei Chartres, Voraussetzung für deren allmähliche Einbeziehung ins westfränkische Reich. Bei der Taufe des Normanneführers Rollo fungierte Robert als Pate. Sein gutes Verhältnis zum König nutzte er 914 für eine Nachfolgeregelung zugunsten seines Sohnes Hugo Magnus, die die Kontinuität robertinischer Herrschaft in W-Franken gewährleistete. 920/21 zunehmend von Karl III. wegen dessen umstrittenen Günstlings Hagano entfremdet, wurde Robert nach militärischen Auseinandersetzungen von einer Adelsopposition am 29. Juni 922 in Reims gegen Karl zum König gewählt und einen Tag später durch Erzbischof Walter von Sens in St-Remi (Reims) gekrönt. Das robertinische Königtum, das sich hauptsächlich auf Roberts Macht in Neustrien und der Francia stützte, blieb freilich im Reich umstritten. Ein wichtiger Erfolg gelang 923 auf einem Herrschertreffen mit dem ostfränkischen König HEINRICH I. (vermutlich an der unteren Ruhr), der Roberts Königtum und seine Herrschaft über Lotharingien anerkannte. Kurz danach fand Robert I. in einer Schlacht gegen das Heer Karls III. den Tod. Seine Anhänger wählten am 13. Juli 923 Roberts Schwager Rudolf von Burgund zum neuen König [Eigene Anmerkung: Auch wenn im Lexikon des Mittelalters Band VII Spalte 1077 bei Rudolf von Burgund dieselbe Aussage getroffen wird, halte ich Rudolf von Burgund für den Schwiegersohn und nicht Schwager Roberts I. Als Tochter Roberts des Tapferen müßte Emma um 865 geboren sein. Ihr Ehemann Rudolf wäre ungefähr 30 Jahre jünger gewesen, denn sein Vater Richard starb erst im Jahre 921, seine Mutter Adelheid nach 929 und sein Bruder Hugo im Jahre 952, so daß Rudolfs Geburtsjahr kurz vor 890 anzunehmen ist.].

    Literatur:
    B. Schneidmüller, Karolingische Tradition und frühes französisches Königtum, 1979, 138ff. - F. J. Felten, Äbte und Laienäbte im Frankenreich, 1980, 52ff. - I. Voss, Herrschertreffen im frühen und hohen Mittelalter, 1987, 49ff. - K. F. Werner, Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000, 1989, 467ff. - W. Kienast, die fränkische Vasallität, 1990, 463ff. -

    Thiele Andreas: Band II Teilband 1 Tafel, "Erzählende genealogische Stammtafeln"

    Robert I. war eine wichtige Stütze seines Bruders, wurde 893 Graf von Poitiers, 898 Markgraf von Neustrien, Graf von Paris und Orleans, Laienabt von St. Denis, St. Martin/Tours und Marmoutier. Nach dem Tode seines Bruders Odo erkannte er König Karl III. an, bekam weitere Ämter, Rechte und Besitzungen dazu und wurde Lehnsherr der Gascogne, was die Gegensätze zu Aquitanien-Septimanien noch verstärkte. Auf Grund seiner Vormachtstellung engte Robert die Wirksamkeit des karolingischen Königtums ein. Am 20.7.911 besiegte er die Normannen bei Chartres. Er rebellierte 920 als Exponent anderer Kronvasallen gegen Karl III. und wurde am 29.6.922 in Reims von einer Adelsopposition zum König erhoben, obwohl Karl die Ansprüche Roberts auf das Land zwischen der Seine und der Loire - die spätere Ile-de-France - anerkannt hatte. Robert handelte auf Betreiben seiner Ratgeber und des dem König feindlich gesinnten Adels. Karl III. kam jedoch im folgenden Jahr an der Spitze einer mächtigen Armee, die er in Lothringen ausgehoben hatte, zurück. In der entscheidenden Schlacht in der Nähe von Soissons gegen Karl den Einfältigen siegten zwar die Aufständischen, aber Robert fiel. Damit war der Versuch der ROBERTINER, die Königskrone an ihre Familie zu bringen, erneut gescheitert.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 448,467,471,474,481-484, "Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

    Allzu offensichtlich hatte Odo nur an die Mehrung seiner Hausmacht gedacht. Sämtliche Grafschaften, die er nach karolingischer Tradition als König nicht mehr selbst verwalten konnte, übertrug er seinem Bruder Robert, dazu noch alle Abteien, voran Saint-Martin in Tours. Er machte Robert zum Markgrafen von Neustrien und unterstützte ihn auch noch bei der Ausdehnung nach Aquitanien. Nur den Verlust der Grafschaften Troyes und Sens konnte Odo nicht verhindern, die ihm im Jahr 895 von Richard von Autun entrissen wurden.
    Die Gegenleistung Karls bestand darin, daß er die Stellung und Rechte des marchio (Markgrafen) von Neustrien anerkannte, die Odos Bruder Robert 892 und 893 aus der Hand "seines" Königs erhalten hatte. Über diesen Punkt der Vertragsbestimmungen besteht Gewißheit. Robert und Richard erscheinen nach 898 in den Urkunden Karls III. mit dem Titel marchio. Außerdem weiß man, daß Robert im Jahr 914 mit Erfolg darum nachsuchte, Karl möge seinen Sohn Hugo schon damals als Nachfolger in sämtlichen honores seines Vaters bestätigen: in der Stellung eines Markgrafen von Neustrien, im Besitz der Grafschaften und Klöster.
    Chartres, dessen Verteidigung Bischof Gauciolenus (Gauzhelm) heldenhaft leitete, wurde von einem starken normannischen Heer belagert. Am 20. Juli 911 erfolgte der Gegenangriff der zu Hilfe gerufenen und konzentrisch vereinigten Streitkräfte der Markgrafen Robert von Neustrien und Richard von Burgund, den sein mächtiger Vasall Manasse begleitete; außerdem beteiligten sich noch die Leute des Grafen Ebalus von Poitiers. 6.000 Normannen fielen im Kampf.
    Eben diese "Loire-Normannen" hatten vor 919 die Bretagne in ihre Gewalt gebracht und nötigten dadurch Markgraf Robert von Neustrien, das Land gegen einen stets aufs neue gefährlichern Feind zu verteidigen.
    Dieser Sturz Karls III. scheint unverständlich, wenn man feststellt, daß Robert von Neustrien noch im Jahr 918 als "Rat und Beistand unseres Reichs" angeredet wurde, daß er sich noch 919 und 920 am Hof aufhielt. Es besteht aber ein Zusammenhang mit der Person Haganos und der Stellung, die ihm der König um jeden Preis auch im W-Reich verschaffen wollte. Um ihm im Königreich zu verankern, verlieh er ihm im Jahre 922 einfach eines der wenigen Klöster, über das die Dynastie noch verfügen konnte: Chelles, wo KARLS DES KAHLEN Tochter Rothild Äbtissin war. Sie war außerdem auch die Schwiegermutter von Hugo dem Großen, dem Sohn Roberts von Neustrien. Diese unkluge Handlung hatte sofort zur Folge, daß das Heer der ROBERTINER unter Hugos Führung aufgeboten wurde und daß sich nahezu alle Großen vom König lossagten.
    Dem politischen Scheitern folgte der moralische Verfall: In seiner verzweifelten Lage rief der König einen Heiden zu Hilfe, den Normannen-Führer Rögnvald. Dafür wurde Karl von den Großen abgesetzt, die statt seiner Robert von Neustrien erwählten. Robert wurde am 30. Juni 922 in Reims durch Erzbischof Walter von Sens gekrönt, der auch schon Odos Königsweihe vollzogen hatte.
    Karl konnte noch einige Truppen in Lotharingien aufbieten und war so mutig, damit bei Soissons Robert entgegenzutreten. In dieser Schlacht fiel Robert am 15. Juni 923. Aber Karl unterlag, und die Sieger beharrten auf ihrer Entscheidung, den KAROLINGER abzusetzen.

    Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Seite 36-38, "Die französischen Könige des Mittelalters"

    ROBERT I. 922/923 und RUDOLF I. 923-936

    Robert I.
    geboren vor 866, gestorben am 15.6.923 in der Schlacht bei Soissons
    Sohn Roberts des Tapferen und Adelheids

    Bruder:
    Odo, König

    Kinder:
    aus erster Ehe
    Emma oo König Rudolf
    Lietgard oo Heribert II. von Vermandois

    aus zweiter Ehe mit Beatrix von Vermandois, vor 900
    Sohn Hugo

    888 Übernahme der Grafschaften und Abteien der ROBERTINER, wichtige Rolle unter König Odo und Karl III.
    20.7.911 Sieg über die Normannen bei Chartres
    920 erste Empörung gegen Karl III.
    29./30.6.922 Wahl, Salbung und Krönung in St-Remi-de-Reims
    923 Frühjahr Freundschaftsvertrag mit König HEINRICH I.

    Roberts kurze Regierungszeit tritt ganz zurück hinter die vielen Jahrzehnte, in denen er unter den Königen Odo und Karl eine überragende Rolle gespielt hat. 866 war er noch ein Knabe, dem man wie seinem älteren Bruder, angeblich seines geringen Alters wegen, das Erbe des Vaters, Roberts des Tapferen, verwehrte. Seit 886 erscheint Robert als Laienabt von Marmoutier, 888 übernahm er die Grafschaft Paris - und das übrige robertinische Hausgut, das Odo in seinen ersten Jahren als König noch tatkräftig vermehrte. Zu den Grafschaften Tours, Anjou, Blois und Paris kamen die bedeutenden (ehemaligen Königs-)Klöster Marmoutier, St-Martin in Tours, St-Aignan in Orleans, St-Denis, St-Germain-des-Pres, St-Amand und Morienval, die Robert als Laienabt beherrschte. Der überragenden Macht, über der man aber nicht die ähnlich mächtigen Konglomerate in der Hand Richards "Justitiarus" in Burgund und vor allem Wilhelms des Frommen in (Groß-)Aquitanien vergessen darf, entsprach das Selbstbewußtsein, wie es sich in eigenen Urkunden und königlichen Diplomen Odos wie Karls des Einfältigen widerspiegelt.
    In derselben königsgleichen Stellung diente er Karl mehr als 20 Jahre in Treue. Noch 918 bezeichnete ihn Karl als venerabilis marchio nostri quidem regni et consilium er iuvamen (verehrungswürdiger Markgraf, Rat und Hilfe unserer Herrschaft, D 92). Ob er bereits wenig später die breite adlige Opposition anführte, ist ungewiß. Nach Flodoard verließen 920 fast alle Grafen der Francia bei Soissons ihren König Karl, weil er seinen Ratgeber Hagano nicht entlassen wollte, den er aus einem "Mittleren" zu einem "Mächtigen" gemacht hatte. Robert wird nicht genannt, die erste Erwähnung bei Flodoard, Ende 921 im Zusammenhang mit Normannenkämpfen, deutet in keiner Weise auf eine besondere Rolle hin. Erst in der Empörung, nachdem Erzbischof Heriveus von Reims mit großer Mühe noch einmal einen Ausgleich vermittelt hatte, treten die ROBERTINER hervor, als Karl das altehrwürdige Frauenkloster Chelles an Hagano gegeben hatte. Das mußten die frondierenden Adligen als Provokation empfinden, speziell aber die ROBERTINER, wurde die Abtei doch der Schwiegermutter von Roberts Sohn Hugo weggenommen. Kurz nach Ostern 922 traf Hugo sich bei Fismes (Reims) mit einigen Grafen der Francia und Vasallen des Reimser Erzbischofs und zog mit einigen Grafen der Francia und Vasallen des Reimser Erzbischofs und zog mit ihnen gegen Karl und Hagano. Als sie flohen, rückte Hugo mit nunmehr 2.000 Kämpfern ihnen nach, bis zur Maas, und traf Giselbert, den 920 "viele Lothringer zum princeps gewählt hatten, nachdem sie König Karl verlassen hatten."
    Als Robert, der seinem Sohn gefolgt war, ihn zu einer Unterredung in den Raum von Laon zurückrief, nutzte Karl diesen Rückzug aus, um mit einigen Lothringern Reimser Kirchengut zu verwüsten. Nun ging Robert seinem Schwiegersohn Rudolf von Burgund entgegen, der ein Heer herbeiführte. Nach wochenlangen militärischen Manövern, tagelangem Verhandlungen auch, fiel die wichtige karolingische Festung Laon mit den Schätzen Haganos in die Hände der Aufständischen. Daraufhin verließen die Lothringer den König, "um nach Hause zu gehen", andere liefen zu den Aufständischen über, "täglich schwanden die Truppen Karls, wuchsen die Roberts", und Karl floh heimlich mit Hagano über die Maas.
    Nach dieser klassischen Herrscherverlassung wählten "die Franken Robert zu ihrem senior und huldigten ihm. Robert wurde also von den Bischöfen und Ersten in St-Remi vor Reims zum König erhoben" (Flodoard). Ob der Reimser Erzbischof Heriveus, der langjährige Vertraute Karls, in die Ereignisse der letzten Wochen nicht mehr hatte eingreifen können oder wollen, läßt Flodoard offen; er meldet nur lakonisch, dass er drei Tage nach der Krönung Roberts starb.
    Roberts Politik als König ist nur in Ansätzen zu erkennen. Das Erzbistum Reims konnte Robert in seinem Sinne neu besetzen. Er trug den Kampf nach Lothringen, wo Karl Zuflucht suchte, erreichte auch Anfang 923 die Anerkennung König HEINRICHS I. in Form eines Freundschaftsbündnisses, ungeachtet der Tatsache, dass der Sachse kaum ein Jahr zuvor im berühmten Bonner Vertrag König Karl Freundschaft zugesichert hatte. Als Karl ihm durch Übersendung einer Reliquie des heiligen Dionysius symbolträchtig daran erinnerte, "nahm HEINRICH das göttliche Geschenk mit den Ausdruck der höchsten Dankbarkeiten, verehrte die heiligen Reliquien" (Widukind I. 33) - und tat weder gleich noch später etwas für seinen Freund, obgleich er "doch so geartet war, dass er seinen Freunden nichts abschlug" (Widukind I. 39). Ob Robert als Preis für diese "flagrante Verletzung" der amicitia schon auf Lothringen verzichtete (Brühl ?). Im aktuellen Kampf um die Macht wäre es für ihn kein großer Verlust gewesen, war es doch immer wieder Rückzugsgebiet und Rekrutierungsbasis des Karolingers. Doch fällt auf, dass er noch auf dem Rückweg vom Treffen mit HEINRICH sich von einigen Lothringern Geiseln stellen ließ und ihnen einen Waffenstillstand einräumte. Wieweit Robert damit einen Anspruch auf Lothringen erhob, ob er sich hier wie auch im übrigen Reich hätte durchsetzen können, ist nur spekulativ zu beantworten: In Agde bezeichnete man seine Regierung als betrügerisch, im Maconnais galt er als Insurgent, in Cluny hingegen schon im November als König.
    Karl freilich war trotz der Verlassung nicht ausgeschaltet: Am 15. Juni 923, am Pfingstsonntag, überfiel er Robert und seine Anhänger beim Mittagessen. Die blutige Schlacht in der Nähe von Soissons brachte keine Entscheidung: Zwar verlor Robert das Leben, Karl aber mußte fliehen und konnte den Tod des Gegners nicht für seine eigene Anerkennung nutzen.

    1. oo Aelia

    893 2. oo Beatrix von Vermadois-Meaux, Tochter des Grafen Heribert I. , 880- 931

    Kinder:
    1. Ehe
    - Adele-Liegarde
    907 oo Heribert II. Graf von Vermandois 880-28.2.943
    - Emma 8890/95- Ende 934
    914 oo Rudolf Herzog von Burgund König von Frankreich vor 890-14./15.1.936

    2. Ehe
    - Hugo der Große 895-16.6.956

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 49 - Boshof Egon: Die Salier. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1987 Seite 69 - Brühl Carlrichard: Die Geburt zweier Völker. Deutsche und Franzosen Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 13,21,23,26,28,33,36,40,45,76 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 205,218,247 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 43,74,76,130 - Mexandeau Louis: Die Kapetinger. Editions Rencontre Lausanne 1969 Seite 61,65,66 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 158,190,194,198,200,202-204 - Schulze: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 151,154 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 5-409 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 448,467,471,474,478,481-484,486,489,492,501,504 - Wies Ernst W.: Otto der Große. Kämpfer und Beter. Bechtle Verlag Esslingen 1989 Seite 49,123 -

    Geburt:
    posthum

    Gestorben:
    in der Schlacht bei Soissons

    Familie/Ehepartner: Aelia. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 9. von Neustrien, Adele  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 887; gestorben nach Mrz 931.
    2. 10. von Neustrien, Emma  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 890/895; gestorben in Ende 934.

    Robert heiratete von Vermadois-Meaux, Beatrix in 893. Beatrix (Tochter von von Vermandois, Heribert I. und von Meaux, Adele) wurde geboren in 880; gestorben nach 26 Mrz 931. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 11. von Franzien, Hugo  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 895; gestorben in Jun 956 in Dourdan [91410],Essonne,Île-de-France,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich.

  3. 4.  Welf I. Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Adelheid1) gestorben vor 876.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Linzgau,Baden-Württemberg,Deutschland
    • Titel/Amt/Status: Argengau,Baden-Württemberg,Deutschland; Graf im Argen- und Linzgau

    Notizen:

    Welf I. Graf im Linz- und Argengau - vor 876
    Sohn des Grafen Konrad I. der Ältere im Argen- und Linzgau aus dem Hause der WELFEN und der Adelheid von Tours, Tochter von Graf Hugo

    Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 2143, Welf I., Graf in Alemannien

    Gilt als Sohn des WELFEN Konrad (+ nach 862) und nach der welfischen Hausgeschichtsschreibung des 12. Jahrhunderts als Vater eines Eticho und Großvater Heinrichs "mit dem goldenen Wagen", welche die Linie der süddeutschenWELFEN fortsetzten.
    Bis in die Mitte des 9. Jahrhunderts ist Welf als Graf nördlich des Bodensees, im Linz-, Argen- und Alpgau bezeugt, er verlor aber diese Position im Reich König Ludwigs des Deutschen offensichtlich im Zusammenhang mit der Parteinahme seiner mutmaßlichen Brüder Konrad und Hugo für ihren Vetter König KARL DEN KAHLEN im Jahre 858.

    Thiele, Andreas: Tafel 28, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"
    WELF I. + vor 876
    Sohn des Grafen Konrad I. in Schwaben, Bruder des französischen Regenten Abt Hugo
    Graf im Linz-und Argengau

    Welf I. ist der Stammvater der deutschen WELFEN. Er wurde Mitregent seines Vaters, da sich dieser verstärkt ins westliche Frankenreich hin orientierte. Er wechselte nicht wie dieser 859 offen die Seite und fiel so ganz der Rache König Ludwigs II. des Deutschen anheim. Er wurde nach 859 nicht mehr als Graf aufgeführt, mußte in den schwäbischen Grafschaften den UDALRICHEN Platz machen, den Nachkommen der alten alemannischen Herzöge, die später Grafen von Bregenz, Buchhorn und Pullendorf wurden.

    oo N. VON BUCHAU,
    Tochter des mächtigen Grafen Ato von Buchau und im Eritgau, Graf in der Baar und Vogt von Buchau und dessen Erbin, durch die Mutter Nachkommin KARLS DES GROSSEN (vgl. Aquitanien II)

    Fleckenstein Josef: Seite 124, "Die Herkunft der Welfen"

    Welfo, ein Angehöriger des Geschlechts, erschien als Graf in den schwäbischen Gauen wechselseitig urkundlich mit Konrad dem Älteren, seitdem dieser sich bald stärker dem Westen des Reiches widmete. Welf wurde am 14. Mai 858 im Argengau zum letztenmal urkundlich erwähnt. Er tauchte nach dem Frontwechsel der WELFEN im Jahre 859 nicht im Westreich auf und begründete somit den süddeutschen Zweig der WELFEN.
    Es ist nicht anders möglich, als dass Welf (und in seiner Nachfolge die süddeutschen WELFEN), obgleich er in Schwaben an der Schwenkung seiner Angehörigen, die sich offensichtlich um ihres eigenen Vorteils willen über seine Interessen rücksichtslos hinweggesetzt hatten, nicht beteiligt gewesen sein kann, für sie bei Ludwig dem Deutschen ihr Schuldkonto begleichen mußte. Er war es demnach, der verlor, was jene im Westen gewonnen hatten. Und dieses ungleiche Geschäft riß offenbar das Geschlecht entzwei.
    Die WELFEN konnten sich in der Folgezeit nicht in der führenden Reihe des Adels im Teilreich Ludwigs des Deutschen behaupten. Seit dem welfischen Schlag gegen Ludwig den Deutschen, nach dem sofort die ULRICHE wieder im Argengau, Linzgau, Alb- und Rheingau als Grafen hervortraten, ist ihre Verbindung zum Königtum gerissen. Weder KARL III., dessen Mutter Hemma doch selbst eine WELFIN war, noch ARNULF zogen sie wieder heran. Vom Königshof ausgeschlossen, ohne Verbindung mit dem machtvollen Zweig in Burgund, waren sie völlig auf sich selbst zurückgeworfen - und damit setzt jede gleichzeitige Überlieferung aus. Das Geschlecht wird erst für die Zeit um 900 wieder einigermaßen faßbar.

    Schneidmüller Bernd: Seite 63,71,116,117, "Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung."

    Im Osten wurden die Ereignisse von 858/59 zur entscheidenden Zäsur. Für Jahrzehnte verschwand die WELFEN-Familie aus der Überlieferung, fern der Könige und der Geschichte. Die genealogische Abkunft der späteren WELFEN in Schwaben von Konrad dem Älteren und vielleicht seinem Sohn Welf I. sind nur erschlossen, auch wenn Namen- und Besitzkontinuität die biologische Fortdauer der WELFEN im Raum nördlich des Bodensees nicht unwahrscheinlich machen. Doch jede Geradlinigkeit ist vom Vergessen der WELFEN verschüttet.
    Vielleicht sorgten Hugos Bruder Welf und sein Vetter Rudolf für Kontinuität von Geschlecht und Besitz in Alemannien und Rätien.
    Doch die erzählten Geschlechterfolgen des 12. Jahrhunderts von Welf, Eticho, Heinrich und Rudolf überspannten zwei Jahrhunderte in vier Generationen. Sie bezeugen die Realität frühmittelalterlichen Vergessens.
    Leider gehend diese Quellen mit dem ausgehenden 9. Jahrhundert und mit ihnen unser Wissen dramatisch zurück. Immerhin hat die prosopographische Forschung lückenhaft zwischen 842 und 852/58, vielleicht auch erst 849/50 bis nach 852, einen Grafen Welf am Nordufer des Bodensees nachweisen können. Er amtierte im Linzgau, im Alpgau, vielleicht im Argengau. Wegen seines Namens wurde er für die WELFEN in Anspruch genommen, vielleicht ein Sohn Konrads I. des Älteren. Welfs Option beim Parteiwechsel der Söhne Konrads zu KARL DEM KAHLEN 858/59 blieb unbekannt; er verschwand vielmehr aus den Quellen. Freilich erhielt sich der Name Welf in der gleichen alemannischen Besitzlandschaft. Das läßt auf eine Herkunft vom karolingerzeitlichen Grafen Welf schließen. Ihn, der im Zwist mit König Ludwig II. königsfern geworden war, nahm man als Stammvater der süddeutschen WELFEN in Anspruch.

    849 oo (Willa) von Buchau, Tochter des Grafen Ato, um 833-
    Kinder:
    - Konrad III. Graf im Linzgau 903-913
    - Eticho I. (Ato) um 849- wohl 907

    Literatur:
    Ay, Karl-Ludwig/Maier, Lorenz/Jahn Joachim: Die Welfen. Landesgeschichtliche Aspekte ihrer Herrschaft. Universitätsverlag Konstanz GmbH 1998 Seite 59,62,64,100-103 - Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986 Seite 147,167-169,189,228,259,290 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984 Seite 193-195,242,255 - Fleckenstein Josef: Über die Herkunft der Welfen und ihre Anfänge in Süddeutschland. in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen und frühdeutschen Adels Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1957, Seite 124 - Jordan, Karl: Heinrich der Löwe, Deutscher Taschenbuch Verlag 1993 Seite 3 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 62,63,71,116,117,120 - Tellenbach Gerd: Exkurs Über die ältesten Welfen im West- und Ostfrankenreich. in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen und frühdeutschen Adels Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1957, Seite 335-340 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 28 -


  4. 5.  Hugo Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Adelheid1) gestorben am 12 Jun 886.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Tours [37000],Indre-et-Loire,Centre-Val de Loire,Frankreich; Graf von Angers und Tours
    • Titel/Amt/Status: Neustrien,Frankreich; Markgraf von Neustrien
    • Beruf: 864-866, Köln [50667],Köln,Nordrhein-Westfalen,Deutschland; Erzbischof

    Notizen:

    Hugo "der Abt" Erzbischof von Köln (864-866)
    Graf von Angers und Tours, Markgraf von Neustrien
    -12.6.886

    Jüngerer Sohn des Grafen Konrad I. im Linz- und Argengau aus dem Hause der WELFEN und der Adelheid von Tours, Tochter von Graf Hugo

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 159, Hugo Abbas + 886

    Aus dem westfränkischen Zweig der WELFEN (Vetter Kaiser KARLS DES KAHLEN), zunächst Laienabt von St-Germain d'Auxerre, rückte nach dem Tod Roberts des Tapferen in dessen herausragende Stellung in Neustrien ein. Als fähiger Heerführer ordnete er die Normannenabwehr und nutzte nach dem Tod KARLS DES KAHLEN (877) den Rangverlust seines Rivalen Gauzlin. Nach dem Wiedererstarken der RORGONIDEN und ROBERTINER mußte Hugo Abbas freilich 880 den Vertrag von Ribemont mit dem ostfränkischen Königtum und der Reichsteilung von Amiens (zwischen Ludwig III. und Karlmann) zustimmen. Faktischer Herr im Reich Karlmanns, nach Ludwigs Tod 882 zeitweise im ganzen westfränkischen Reich, trat Hugo Abbas seit 884 gegenüber Gauzlin und dem ROBERTINER Odo mehr und mehr zurück. Hugos Tod machte den Weg für den Aufstieg der ROBERTINER frei, die ihre Grafschaft Paris mit Hugos neustrischem Herrschaftskomplex vereinen konnten.

    Literatur:
    K. v. Kalckstein, Abt H. aus dem Hause der Welfen ..., Forsch. zur dt. Gesch. 14, 1874, 37-128 - K.F. Werner, Gauzlin v. St. Denis und die wfrk. Reichsteilung v. Amiens ..., DA 35, 1979, 395-462 - Ders., Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000, 1989, 444ff.

    Hugo "der Abt" war 864-866 Erzbischof von Köln, wich vor König Ludwig II. dem Deutschen und begab sich in die Dienste seines Cousins KARL II. VON FRANKREICH. Er wurde Graf von Tours und Angers, Abt von Tours und Marmoutiers und Laienabt vieler anderer französischer Klöster und markierte einen Höhepunkt seiner Familie im Frankenreich. Er wurde auch Markgraf von Neustrien und löste in dieser Position die minderjährigen ROBERTINER-KAPETINGER ab. Er wurde durch die raschen Thronwechsel und minderjährigen Könige führend in der französischen Politik und kämpfte erfolgreich gegen die Normannen. Er genoß in ganz Europa als in Frankreich beherrschende Persönlichkeit größtes Ansehen. Er verkörperte völlig das Prinzip der karolingischen Legitimität und stützte die Anrechte der Nachkommen Kaiser KARLS II. DES KAHLEN. Er blieb auch unter dem letzten fränkischen Gesamtkaiser KARL III. DER DICKE eigentlicher Herrscher in Frankreich und gab kurz vor seinem Tode einen Teil der Macht zurück und restituierte voll die ROBERTINER-KAPETINGER.

    Literatur:
    Ay, Karl-Ludwig/Maier, Lorenz/Jahn Joachim: Die Welfen. Landesgeschichtliche Aspekte ihrer Herrschaft. Universitätsverlag Konstanz GmbH 1998 Seite 59 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 36,67,77,86,88 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 15 - Hartmann, Wilfried: Ludwig der Deutsche. Primus Verlag 2002 Seite 52 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 70,222-224, 232-235,237,240 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 235,245,256,277 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 158,163,168,172,174,180,183,185 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 62,66,117 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 444,502 -


  5. 6.  von Auxerre, Konrad II. Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Adelheid1) gestorben vor 876.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Transjuranien,Burgund,Frankreich; Dux in Transjuranien
    • Titel/Amt/Status: Auxerre [89000],Yonne,Burgund,Frankreich; Graf von Auxerre

    Notizen:

    Konrad II. Graf von Auxerre
    Dux in Transjuranien
    + vor 876
    Sohn des Grafen Konrad I. von Auxerre (+ 862) aus dem Hause der WELFEN und der Adelheid von Tours, Tochter von Graf Hugo; Neffe von Kaiser LOTHAR I.

    Lexikon des Mittelalters: Band V Seite 1348, Konrad, Dux in Transjuranien um 870

    Stammvater der burgundischen RUDOLFINGER, die mit Konrads Sohn Rudolf I. 888 das Königreich Burgund begründeten.

    Durch seinen Vater Konrad den Älteren ein Neffe der Kaiserin Judith, zudem Bruder des Hugo Abbas (sogenannter westfränkischer WELFE), ist Konrad um 860 als Graf von Auxerre bezeugt. Er war damals mit einer gewissen Walderada verheiratet und wird noch 863/64 als propinquus KARLS DES KAHLEN bezeichnet, den er 858/59 gegen Ludwig II. von O-Franken unterstützt hatte. Bald darauf muß er aber in Ungnade gefallen sein, sich an den Hof Lothars II. begeben haben und durch dessen Vermittlung vovon KAISER LUDWIG II. VON ITALIEN, dem älteren Bruder Lothars II., mit Transjuranien betraut worden sein. Diesen alten Dukat zwischen Jura und Alpen, also das Land um Genf, Lausanne und Sitten, hatte Lothar II. schon 859 seinem Bruder abgetreten. Faktisch herrschte dort ohnehin nicht Lothar selbst (bzw. LUDWIG II.), sondern Lothars mächtiger, mit ihm verfeindeter Schwager Hukbert von St. Maurice, den Konrad noch 864 bei Orbe besiegte. Konrad, dessen Todesjahr unbekannt ist, vererbte seine neue Herrschaft vor 878 seinem Sohn Rudolf, der damals erstmals als Graf und (Laien-)Abt von St. Maurice d'Agaune begegnet. Möglicherweise war auch Konrad in der Nachfolge Hukberts schon Laienabt dieser mit der neuen Dynastie besonders eng verbundenen Abtei.

    Quellen und Literatur:
    RI I/3, 1991, Nr. 179 und 228 - Recueil des Actes de Charles II le Chauve, ed. G. Tessier, II, Nr. 260 f., 269f. - R. Poupardin, Leroyaume de Bourgogne (888-1038), 1907 - E. Hlawitschka, Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), 1960, 214 f.

    Konrad II. diente dem königlichen Vetter KARL II. DEM KAHLEN und wurde Graf von Auxerre, Genf, Lausanne und Sitten. Er geriet in schroffen Gegensatz zu Hukbert von Transjuranien und wurde nach der Schlacht bei Orbe 864 Markgraf von Transjuranien und Laienabt von St. Maurice, dem geistlichen Zentrum von Burgund. Er schuf die Grundlagen für den Aufstieg des Sohnes.

    Schieffer Rudolf: Seite 163, "Die Karolinger"

    Dort schritt KARL DER KAHLE sogleich mit Waffengewalt gegen Graf Gerhard von Vienne, seinen alten Feind, ein und ersetzte ihn durch seinen neuen Schwager Boso, während im nördlich angrenzenden Raum zwischen Jura und Alpen, der unverändert zum Reich Ludwigs II. gehörte, schon seit längerem der WELFE Konrad, wie sein Bruder Hugo der Abt ein Vetter KARLS DES KAHLEN, dominierte, nachdem er 864 Hukbert bezwungen und getötet hatte.

    Schneidmüller Bernd: Seite 62,63,66,70,78, "Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung."

    Und die Annalen von Ste-Colombe/Sens feierten die Laienäbte Welf, Konrad und Hugo aus der nächsten welfischen Generation als "Abt von königlicher Herkunft", als "allerchristlichsten Grafen" oder als "obersten Kleriker bei Hof" wie als Statthalter im Reich gleich nach dem König.
    Als Adelsgruppen um die ROBERTINER und die RORGONIDEN 858 gegen KARL II. dessen Bruder Ludwig II. ins Westreich riefen, gehörten wohl auch Konrad (der Jüngere) und Hugo, Söhne Konrads (des Älteren), zu den Parteigängern des O-Franken. Ludwig übte bereits die Regierungsgeschäfte im Westen aus und sandte die beiden WELFEN, immerhin die Neffen seiner Gemahlin Hemma, zur Beobachtung KARLS II. nach Burgund. Da wechselten die beiden WELFEN die Partei. Zusammen mit Erzbischof Hinkmar von Reimims organisierten sie den Widerstand gegen den ostfränkischen Zugriff aufs westfränkische Reich, rieten ihrem Vetter KARL II. zu raschem Angriff gegen den unbesorgten Ludwig II. und zwangen ihn 859 zu überstürzter Flucht. Die Herrschaft KARLS II. im westfränkischen Reich war damit gerettet. Der Friede von Koblenz legte 860 den Konflikt zwischen den königlichen Brüdern bei.
    Das Verhalten der beiden welfischen Brüder war klar genug. Ob es sich um eine Reaktion auf die allmähliche Aushöhlung welfischer Rechte an den alemannischen Grafschaften vor 858/59 handelte oder ob Ludwig II. den WELFEN nach ihrem "Verrat" 859 ddie Herrschaft wegnahm, kann nicht eindeutig entschieden werden. Unmittelbar nach 859 mußten sie jedenfalls ihre politische Zukunft hauptsächlich im West- und Mittelreich suchen. Im Osten wurden die Ereignisse von 858/59 zur entscheidenden Zäsur: Für Jahrzehnte verschwand die WELFEN-Familie aus der Überlieferung, fern der Könige und ihrer Geschichte. Die genealogsche Abkunft der späteren WELFEN in Schwaben von Konrad (dem Älteren) und vielleicht seinem Sohn Welf I. sind nur erschlossen, auch wenn Namens- und Besitzkontinuität die biologische Fortdauer der WELFEN im Raum nördlich des Bodensees nicht unwahrscheinlich machen.
    Wie soll man die welfische Option von 858/59 bewerten? War es Rache für den Machtverlust in Alemannien? War es die zukunftweisenden Einsicht in die Realität des geteilten Frankenreichs, die klare Parteinahme erforderte? Dann hätten sich die WELFEN als einer der ersten Adelsverbände vernünftig orientiert, die reicheren Entfaltungsmöglichkeiten im Reich KARLS DES KAHLEN nüchtern eingeschätzt und ganz konsequent die Erinnerung an die Königsverwandtschaft mit Ludwig II. getilgt.
    Doch es wurde auch gefeiert. KARL II. wußte daß er sein politisches Überleben nicht zuletzt den welfischen Verwandten verdankte. Als wohl inszeniertes Zeichen der Verbundenheit begab er sich am Dreikönigstag des Jahres 859 nach Auxerre, ins Zentrum welfischer Macht im westfränkischen Reich.
    Die erhoffte und gewährte Belohnung des Vaters war freilich von zwiespältigem Wert. Zukunftsträchtigen Lohn erhielt erst sein Sohn Konrad. Für die verlorene Grafschaft Auxerre erlangte er einen Herrschaftsbezirk (Grafschaft, Dukat) zwischen Jura und Penninischen Alpen ("Transjuranien"). Das Gebiet um Genf, Lausanne und Sitten hatte Lothar II. 859 seinem Bruder Kaiser LUDWIG II. abgetreten. Der rief nun den WELFEN Konrad ins Land und übertrug ihm vermutlich 864 den transjuranischen Dukukat. Konrad vermochte sich 864 militärisch gegen Hukbert durchzusetzen und auch seine Nachfolge im ehrwürdigen Kloster St-Maurice d'Agaune anzutreten, wo den burgundischen WELFEN ein neues geistliches Zentrum erwuchs. Damit war die Grundlage der späteren welfischen Königsherrschaft in Burgund geschaffen.
    Hugos Bruder Konrad war schon 878 aus der Überlieferung verschwunden.
    Undeutlich bleibt das Konglomerat von Herrschaft und Besitz, das sich Konrad und sein Sohn Rudolf in den mehr als 20 Jahren seit Zuweisung der Amtsgewalt in den Westalpen aufgebaut hatten. Immerhin wird ihr Rang in diesem Raum durch die Ehe von Rudolfs Schwester Adelheid mit Herzog Richard Justitiarius von Burgund ebenso deutlich wie in der (welfischen) Namengebung des aus dieser Ehe hervorgehenden Nachfolgers Rudolf, Herzog von Burgund und von 923 bis 936 König des westfränkischen Reiches.

    oo Adelais
    Kinder:
    - Rudolf I.- 25.10.912
    - Adelheid- nach 929
    oo Richard I. der Gerichtsherr Herzog von Burgund -1.9.921

    Literatur:
    Ay, Karl-Ludwig/Maier, Lorenz/Jahn Joachim: Die Welfen. Landesgeschichtliche Aspekte ihrer Herrschaft. Universitätsverlag Konstanz GmbH 1998 Seite 64,102 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlrlin 1865 Band I Seite 422,551 - Hartmann, Wilfried: Ludwig der Deutsche. Primus Verlag 2002 Seite 92,98 - Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite 214 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 66,70 - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die RReichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998 Seite 434 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 163,181 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 62,63,66,70,74, 78,117 -

    Familie/Ehepartner: Adelais. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 12. von Hoch-Burgund, Rudolf I.  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben am 25 Okt 912.
    2. 13. von Auxerre, Adelheid  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 870; gestorben nach 929.

  6. 7.  Rudolf Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Adelheid1)

    Notizen:

    früh verstorben


  7. 8.  N. Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Adelheid1)

    Notizen:

    Namentlich nicht bekannte Tochter des Grafen Konrad I. von Auxerre.
    Nach Donald C. Jackman: Die Ahnentafeln der frühesten deutschen Könige. In: Herold-Jahrbuch. Neue Folge. 15. Band, 2010, S. 47–67.
    sowie Eduard Hlawitschka: Die Ahnen der hochmittelalterlichen deutschen Könige, Kaiser und ihrer Gemahlinnen. Ein kommentiertes Tafelwerk, 2 Teile in einem Band, 2006.

    Familie/Ehepartner: im Lahngau, Udo. Udo (Sohn von im Lahngau, Gebhard I. und N.) wurde geboren um 825/830; gestorben nach 879. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 14. im Lahngau, Konrad  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 855; gestorben am 27 Feb 906 in Fritzlar [34560],Schwalm-Eder-Kreis,Hessen,Deutschland.
    2. 15. im Lahngau, Eberhard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 858; gestorben in 902.
    3. 16. im Lahngau, Rudolf I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 860; gestorben am 3 Aug 908.
    4. 17. im Lahngau, Gebhard II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 865; gestorben am 22 Jun 910 in Augsburg [86150],Augsburg,Bayern,Deutschland.


Generation: 3

  1. 9.  von Neustrien, Adele Graphische Anzeige der Nachkommen (3.Robert2, 1.Adelheid1) wurde geboren in 887; gestorben nach Mrz 931.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Vermandois (Grafschaft),Picardie,Frankreich; Gräfin von Vermandois

    Notizen:

    Adele-Liegarde von Neustrien
    Gräfin von Vermandois
    887- nach 3.931
    Tochter des Herzogs Robert von Neustrien aus seiner 1. Ehe mit der Aelia

    Werner Karl Ferdinand: Seite 495, "Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

    Hugo der Große, dessen Schwester Adela mit Heribert vermählt war, macht sich sehr geschickt zum Beschützer seiner Neffen.


    907 oo Heribert II. Graf von Vermandois 880-28.2.943

    Kinder:
    - Odo Graf von Vienne und Amiens 910- nach 19.6.946
    - Adela Erbin von Artois 910/15- 960
    934 oo Arnulf I. Graf von Flandern 895/900-27.3.964
    - Heribert III. der Alte 910/15-29.1.993
    - Robert Graf von Meaux und Troyes 910/15-19./29.8.967
    - Adalbert I. Graf von Vermandois ca. 915-8.9.987
    - Ledgard 915/20-27.5.978
    940 1. oo Wilhelm I. Herzog der Normandie um 900-17.12.942
    943/45 2. oo Theobald I. Graf von Blois - 16.1.975
    - Hugo Erzbischof von Reims (925-946) 920- 962 Meaux

    Literatur:
    Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 495 -

    Name:
    Adele-Liegarde

    Adele heiratete von Vermandois, Heribert II. in 907. Heribert (Sohn von von Vermandois, Heribert I. und von Meaux, Adele) wurde geboren in 880; gestorben am 23 Feb 943 in Saint-Quentin [02100],Aisne,Picardie,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Quentin [02100],Aisne,Picardie,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 18. von Vermandois, Odo  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 910; gestorben am 19 Jun 946.
    2. 19. von Vermandois, Adela  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 910/915; gestorben in 960.
    3. 20. von Soissons, Heribert III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 910/915; gestorben am 29 Jan 993.
    4. 21. von Vermandois, Robert  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 910/915; gestorben in Aug 967.
    5. 22. von Vermandois, Adalbert I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 915; gestorben am 8 Sep 987.
    6. 23. von Vermandois, Liutgard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 915; gestorben am 27 Mai 978.
    7. 24. von Vermandois, Hugo  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 920; gestorben in 962 in Meaux [77100],Seine-et-Marne,Île-de-France,Frankreich.

  2. 10.  von Neustrien, Emma Graphische Anzeige der Nachkommen (3.Robert2, 1.Adelheid1) wurde geboren in 890/895; gestorben in Ende 934.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Burgund,Frankreich; Herzogin von Burgund
    • Titel/Amt/Status: Frankreich; Königin von Frankreich

    Notizen:

    Emma von Neustrien
    Königin von Frankreich
    Herzogin von Burgund
    890/95- Ende 934
    Tochter des Herzogs Robert I. von Neustrien aus seiner 1. Ehe mit der Aelia

    Lexikon des Mittelalters: Band III Spalte 1887

    Emma, westfränkische Königin
    * 890/95, + Ende 934
    Tochter Roberts I. (marchio Neustriens; westfränkischer König 922-923) und wohl Halbschwester Hugos des Großen

    oo vor 921 BOSONIDE Rudolf (Raoul)

    der seinem Vater Richard (+ 31. August 921) als Herzog von Burgund folgte. Nach dem Tod ihres Vaters, König Roberts, in der Schlacht bei Soissons wurde ihr Gemahl durch den Einfluß Hugos des Großen im Juli 923 zum König erhoben. Ende 923 in Reims durch Erzbischof Seulf zur Königin gekrönt, hat Emma, eine kraftvolle Persönlichkeit, während der gesamten Regierung Rudolfs, der sie einmal 'nostri imperii consors' nennt, eine erhebliche politische Rolle gespielt. Sie nahm an Feldzügen sowie Reichs- und Gerichtsversammlungen teil (Autun, April 924) und intervenierte zugunsten wichtiger Abteien (Cluny, St-Martin d'Autun). Nach dem Bruch Rudolfs mit seinem früheren Verbündeten Heribert II. (927) leitete Emma allein die Verteidigung der Königsresidenz Laon (wo sie die Kinder Graf Rogers I. von Laon - um dessen Nachfolge der Konflikt ausgebrochen war - in ihre Obhut nahm) und weigerte sich zunächst sogar, Laon zu verlassen, als der König die Stadt aus politischen Gründen 928 herausgeben mußte. In Burgund entriß Emma dem Grafen Giselbert ("von Vergy", späterer Herzog von Burgund) die Festung Avallon, weshalb dieser vom König abfiel. Im gleichen Jahr entzog sie der Abtei S. Germain d'Auxerre den Besitz Quinciacum (wohl Cuncy-les-Varzy). 933 führte sie die vom König begonnene Belagerung von Chateau-Thierry, eines der Machtzentren Heriberts II., allein erfolgreich weiter und nahm Übergabe und Huldigung des Kastellans, Walo, entgegen. Ihre Ehe blieb kinderlos, ein Sohn "Ludwig" ist spätere Erfindung.

    Quellen:
    Flodoard, Annales, ed. Ph. Lauer, 1905 - Flodoard, Hist. Remensis ecclesiae, MGH SS XIII - Receuil des actes de Robert ler et Raoul, ed. J. Dufour, 1978 -

    Literatur:
    Ph. Lauer, Robert ler et Raoul, 1910 - KdG I, 1965, 458 - K. F. Werner, Hist. de France, I: Les origines, 1984, 453ff. -

    Treffer Gerd: Seite 64, "Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert)"

    Emma von Frankreich - eine starke Persönlichkeit
    * um 894, + 934
    Gemahlin Raouls von Burgund (König: 923-936) Heirat: 921

    Als ihr Vater Robert, der König nur eines Jahres (922-923) stirbt, muß Emma einen Augenblick lang bangen. Werden die Barone ihren Bruder Hugues oder ihren Mann Raoul erwählen, den sie 27-jährig 921 geheiratet hat? Hugues zu nehmen, würde bedeuten, die Erblichkeit der Königswürde zu akzeptieren. So wird Gautier also Raoul am 13. Juli 923 in Anwesenheit Emmas zum König krönen. Emma hat bei dem Intrigenspiel ihre Rolle glänzend erfüllt. Wie ihre Mutter Beatrice ist sie eine starke Persönlichkeit. Elf Jahre lang wird sie ihrem Mann bei seinen Feldzügen, aber auch bei der Verwaltung des Reiches zur Seite stehen. 927 etwa wacht sie persönlich über die Verteidigung der Stadt Laon. Sie begleitet die königliche Armee bei der Belagerung von Chateau-Thierry. Als Karl der Einfältige 929 in Peronne verstirbt, kann sie sich als unbestrittene Königin fühlen. Sie verschwendet keinen Gedanken an Otgive und ihren Sohn Ludwig, die in England Schutz bei Athelstan, dem König von Northumbrien und Onkel des jungen Ludwigs, gesucht haben. Emma stirbt 934, ohne Nachkommen zu hinterlassen.
    935 treffen sich die Könige von "Frankreich", "Deutschland" und der Provence in Ivois an der Chiers und schließen ein Freundschaftsbündnis. Raoul betrachtet dieses als seine große Hinterlassenschaft. Er stirbt kurz darauf, zwei Jahre nach seiner Frau. Die Versammlung der Großen weiß nicht, wen sie wählen soll und beugt sich schließlich jenen, die der Legitimität der KAROLINGER treu geblieben sind. Sie proklamieren Ludwig zum König. Erzbischof Wilhelm wird an Athelstans Hof entsendet, um den 15-jährigen Prinzen zurück in sein Reich zu holen.

    Schwager Helmut: Seite 91,98/99,106,121,124,138,152,154/55,239, „Graf Heribert II.“

    Während König Rudolf vorerst im Herzogtum Burgund und in der Aquitania seine Positionen festigte, warb Graf Heribert II. in der Francia für den wiedereingesetzten KAROLINGER und griff erneut Laon an, wurde aber von den Söhnen des verstorbenen Grafen Rotger I. im Verein mit der energischen Königin Emma (+ 934) zurückgeschlagen.
    Der BOSONIDE Rudolf war als ältester Sohn und Nachfolger Herzog Richards nach dem Jahre 914 mit Emma (+ 934), der energischen Tochter Markgraf Roberts von Neustrien vermählt. Nachdem nun Richard der Gerechte am 31.August/ 1. September 921 verstorben war, wechselte sein Sohn Herzog Rudolf (921-923/36) auch konsequenterweise ganz offen ins robertinische Lager, in dem er unter dem Einfluß Herzogin Emmas bis zu seinem Tode blieb.
    Dennoch blieb Rudolfs Verhältnis zu Heribert II. von Vermandois fast immer gespannt, was in erster Linie an Herzogin Emma gelegen haben dürfte, die dem ehrgeizigen und verschlagenen HERIBERTINER zutiefst mißtraute und sich bald zu seiner Todfeindin entwickelte.
    Anschließend hielt König Rudolf am 8. April 924 einen großen Hoftag in Chalon-sur-Saone ab, zu dem neben Königin Emma, Erzbischof Seulf von Reims, Bischof Ansegis von Troyes und Bischof Abbovon Soissons als Erzkanzler auch Graf Heribert II. und Markgraf Hugo erschienen. Ebenfalls anwesend waren burgundische Aristokraten wie Graf Boso von Perthois (+ 935) und Graf Hugo der Schwarze (+ 952), die Brüder des Königs, die Grafen Walo von Dijon (+ 924) und Giselbert von Autun (+ 956); Söhne Graf Manasses I. des Älteren von Chalon (+ 918).
    Doch den Söhnen des verstorbenen Grafen Rotger I. war es gelungen, Laon zusammen mit der entschlossenen Königin Emma zu verteidigen, ja schließlich waren sie bis zur Reimser Besitzung Coucy vorgedrungen.
    Der westfränkische König bot dagegen Graf Heribert II. den Besitz von Laon für ein Opfern des KAROLINGERS an. Die Entscheidung darüber wurde anscheinend auf den Hoftag verschoben, denn König Rudolf zog sich erneut ins Herzogtum Burgund zurück, während die energische Königin Emma weiter in Laon verblieb. Die Umstände und Motive dieser Haltung der Königin liegen hier ziemlich im Dunkeln, weswegen manche, so zum Beispiel Kalckstein, spekulieren, ob es wegen des Besitzes von Laon nicht zu einem heftigen Zerwürfnis zwischen König Rudolf und seiner Gattin Emma, die sich stets als unversöhnliche Todfeindin Graf Heriberts II. erwiesen hatte, gekommen sei? Oder wollte der BOSONIDE nur das Faustpfand Laon vor einer hinterhältigen Attacke Graf Heriberts II. schützen? Nach zähen Verhandlungen bezüglich des Streitfalles Laon mußte Königin Emma die Festung verlassen und sich in die Burgundia zurückziehen.
    Wenig später mußte der BOSONIDE jedoch dringend ins Herzogtum Burgund zurück, wo in der Zwischenzeit ein gefährlicher Aufstand gegen Königin Emma ausgebrochen war, die oftmals mit unnachsichtiger Härte gegen den burgundischen Adel durchgegriffen hatte. Dabei hatte sie unter anderem dem wichtigsten burgundischen Aristokraten Graf Giselbert von Dijon und Chalon (+ 956) die Burg Avallon genommen, worauf sich dieser, verbündet mit Graf Richard von Troyes und Sens (+ 932/36) erhob.
    So nahm er folgerichtig nach diesen großen Erfolgen den militärischen Kampf gegen den HERIBERTINER wieder energisch auf. Mit einem starken Heer und in der Begleitung der Königin Emma sowie der Erzbischöfe Artold von Reims (+ 961) und Theotilo von Tours (+ 947) marschierte König Rudolf gegen Chateau-Thierry, das belagert wurde. Die Belagerung von Chateau-Thierry dauerte sechs Wochen lang, dann erst fiel die Festung durch den Verrat des Kommandanten Walo, der Königin Emma gegenüber den Treueid ablegte.
    Außerdem starb Ende 934 mit Königin Emma die erklärte Todfeindin des HERIBERTINERS, was diesen sicher erleichtert aufatmen ließ. Denn die westfränkische Königin hatte mit ihrer Energie und Tatkraft bedeutenden politischen Einfluß ausgeübt und war anerkanntermaßen hinter vielen Aktionen König Rudolfs gestanden, ja hatte sogar persönlich an Kämpfen gegen Graf Heribert II. teilgenommen
    Zwischen Markgraf Hugo und seinen beiden Schwägern etablierte sich binnen kurzem eine lockere Allianz, die allerdings nur durch die politischen Umstände erzwungen wurde, ansonsten durch die unterschiedlichen Interessen der drei Verbündeten und gewisse persönliche Antipathien - Herzogin Emma (+ 934) verabscheute ihren Schwager Graf Heribert II., Markgraf Hugo wiederum haßte seine ehrgeizige Schwester Herzogin Emma, die ihn rasch in den Hintergrund drängte.

    910/14 oo Rudolf I. von Burgund, König von Frankreich, x vor 890-14./15.1.936

    Literatur:
    Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 36,44 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 295, 322,325 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 91,98/99,106,121,124,138,144,152,154/55,160,239, 244,300,366,382/83,390,395,402 - Treffer Gerd: Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996 Seite 64 -

    Emma heiratete von Burgund, Rudolf I. in 910/914. Rudolf (Sohn von von Burgund, Richard I. und von Auxerre, Adelheid) wurde geboren vor 890; gestorben in Jan 936 in Auxerre [89000],Yonne,Burgund,Frankreich; wurde beigesetzt in Sens [89100],Yonne,Burgund,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]


  3. 11.  von Franzien, Hugo Graphische Anzeige der Nachkommen (3.Robert2, 1.Adelheid1) wurde geboren in 895; gestorben in Jun 956 in Dourdan [91410],Essonne,Île-de-France,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich; Graf von Paris
    • Titel/Amt/Status: Neustrien,Frankreich; Markgraf von Neustrien
    • Titel/Amt/Status: 923-956, Franzien,Frankreich; Herzog von Franzien

    Notizen:

    Hugo der Große
    Herzog von Franzien (923-956)
    Graf von Paris
    Markgraf von Neustrien
    895-16./17.6.956 Dourdan (dep. Essonne) Begraben: St-Denis
    Einziger Sohn des Herzogs Roberts I. von Neustrien aus seiner 2. Ehe mit der Beatrix von Vermandois-Meaux, Tochter von Graf Heribert I.

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 160

    Hugo der Große, dux Francorum
    * um 893, + 16. oder 17. Juni 956 Dourdan (dep. Essonne) Begraben: St-Denis
    Sohn des westfränkischen Königs Robert I. und der Beatrix von Vermandois

    Geschwister:
    Adela (aus einer früheren Ehe des Vaters; oo Heribert II. von Vermandois)
    - Emma oo Rudolf von Burgund, westfränkischer König

    1. oo um 914 Judith, Tochter des Grafen Rorger von Maine
    2. oo 926 Eadhild, Tochter Eduards des Älteren, König von Wessex
    3. oo 937 Hadwig, Tochter König HEINRICHS I.

    Kinder:

    - Hugo Capet, westfränkischer König
    - Otto, Herzog von Burgund
    - Odo-Heinrich, Herzog von Burgund
    - Beatrix oo Friedrich, Herzog von Ober-Lothringen
    - Emma oo Richard I. von der Normandie (alle aus 3. Ehe)
    - Heribert I., Bischof von Auxerre (unehelich)

    Bereits 914 von Karl dem Einfältigen zum Nachfolger in allen honores seines Vaters, des neustrischen ‚marchio‘ Robert (seit 922 westfränkischer König), bestimmt, unterstützte er nach dessen Tod (923) die Wahl seines Schwagers Rudolf von Burgund. Selbst wollte Hugo der Große die Königswürde nicht übernehmen, da er dann die direkte Herrschaft über seine zahlreichen Grafschaften, vor allem entlang der Loire und im Pariser Raum, sowie seine Abteien (unter anderem St-Martin in Tours, Marmoutier, St-Denis) hätte aufgeben müssen. Als Rudolf, der weitgehend auf Hugos Unterstützung angewiesen war, 936 starb, ließ er Ludwig IV., den Sohn Karls des Einfältigen, krönen. Dafür erkannte ihm der KAROLINGER den Titel eines ‚dux Francorum‘ zu und bezeichnete ihn als ‚in omnibus regns nostris secundus a nobis‘; somit war der König durch die Zwischengewalt des ROBERTINERS von den Großen seines Reiches isoliert.
    Ludwigs Streben nach selbständiger Regierung bewog Hugo den Großen jedoch bereits ein Jahr später zu einem Bündnis mit OTTO DEM GROSSEN, dessen Schwester er heiratete. In einem ersten Konflikt mit Ludwig IV., der 942 auf dem Fürstentreffen zu Vise beigelegt wurde, fand Hugo die Unterstützung OTTOS. Ein Jahr später verlieh ihm Ludwig erneut den ‚ducatus Franciae‘ und übertrug ihm das regnum Burgund. Als Hugo der Große jedoch die Gefangenschaft des Königs durch die Normannen (945) nutzte, um von der Königin Gerberga die Preisgabe von Laon zu erpressen, sah sich OTTO DER GROSSE zu einem Feldzug gegen Hugo den Großen veranlaßt. 948 entschied die Synode von Ingelheim die westfränkischen Wirren zugunsten von Ludwig, und eine Trierer Synode verhängte die Exkommunikation über Hugo. Erst 953 wurde in Soissons der Friede zwischen Hugo dem Großen und dem König wiederhergestellt. Nach Ludwigs Tod (954) konnte Gerberga nur mit Zustimmung Hugos die Erhebung ihres Sohnes Lothar erreichen; als Gegenleistung verlieh ihm der junge König den Dukat über Burgund und Aquitanien.

    Literatur:
    DBF XVII, 1496f. – W. Kienast, Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland, 1968 – Derselbe, Deutschland und Frankreich in der Kaiserzeit I, 1974, III, 1975 –

    Werner Karl Ferdinand: Seite 462, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 9

    Zu Hugo dem Großen ist daran zu erinnern, daß die anderen Kinder Herzog Roberts nicht zu den Nachkommen KARLS DES GROSSEN zählen, da sie im Unterschied zu Hugo nicht der Ehe Roberts mit Beatrix, aus dem Hause der HERIBERTINER, entstammen. Hugo und seine Nachkommen fehlen bei Brandenburg, der die urkundlich gesichcrte Abkunft Hugos von Beatrix zu Unrecht bestritt, siehe oben Anmerkung VI, 4.
    Todesdatum Hugos Lot, Dern. Carol. 16.
    In den Besitz zahlreicher Grafschaften folgte Hugo dem Vater, als dieser 923 König wurde. Seit 936 tritt er in Urkunden als dux Francorum auf, ein Titel, den er sich verleihen ließ, als er den jungen KAROLINGER Ludwig IV. aus dem englischen Exil zurückholte und damit das karolingische Königtum wiederherstellte.
    Nachweis seiner ersten Ehe mit einer Grafen-Tochter aus Maine, Werner, Untersuchungen 281-283.
    Datum der zweiten Ehe mit der Königs-Tochter von Wessex, Schwester der Gattin König Karls III., Flodoard, Anmerkung 926, gegen Ende.
    Hugos dritte Ehe mit Hathui/Hadwigwurde vor 937 IX 14 geschlossen, Datum der Urkunde, in der erstmals Hugo mit einer coniux sua Haduidis auftritt, HF 9, 720-722. Im D 37 HEINRICHS I. (MG DD reg. et imp. Germ. 1,71) von 935 V 9 war Hadwig noch als unvermählte Tochter des Königs aufgetreten.
    Lauer, Louis IV, 27 Anmerkung 4 vermutet im Anschluß an Luchaire, Hugos Hochzeit mit der Schwester OTTOS I. habe vielleicht im Mai 937 stattgefunden, als OTTO sich in Mainz und Ingelheim aufhielt.
    Nicht weniger als drei Tagesangaben kommen für das Todesdatum der Hadwig in Betracht. Die Gedenkbücher von Merseburg und Essen nennen zum 10. Mai Hathewig comitissa, im Echternacher Nekrolog steht zum 16. August Hatawich filia regis OTTONIS (statt HEINRICI?), im Nekrolog von S-Germain-des-Pres endlich wird der 9. Januar angegeben. Wir geben diesem letzteren Datum den Vorzug; die Wahrscheinlichkeit, ein genaues Datum und sichere Identität zu bieten, ist in der Abtei Hugos des Großen am höchsten, die Möglichkeit, es handele sich um eine andere Trägerin desselben Namens, am geringsten.
    Flodoard, Ann., spricht zu 957 von der relicta Hugonis, zum Ende 958 vom Zuge Bruns von Köln nach W-Franken und Burgund, locuturus cum sororibus ac nepotibus suis, also mit Königin Gerberga und Herzogin Hadwig und beider Söhnen, König Lothar und Hugo Capet. Eine spätere Erwähnung Hadwigs ist mir nicht bekannt. Es muß auffallen, daß Flodoard 959 den Brun, bei einem erneuten Aufenthalt in W-Franken, zwar mit den nepotibus suis, aber nur noch mit regina sorore, der Königin Gerberga, zusammentreffen läßt. 960 bemüht sich Brun um die Söhne Hugos des Großen und vermittelt ihre Belehnung durch Lothar: Von der Mutter ist nicht die Rede. So ist es nicht ausgeschlossen, daß Hadwig schon 959 I 8 starb, ohne daß Flodoard ihren Tod ausdrücklich vermerkte. In die gleiche Richtung weist, daß König Lothar 961 X 5 die Villa Conde auf Wunsch des 956 verstorbenen Grafen Hugo (des Großen) an S.-Remi-de-Reims schenkt: Die Königin Gerberga interveniert, Hadwig jedoch wird nicht erwähnt.
    966 VI 19 urkundet Graf Geoffroi I. von Anjou (ed. Bertrand de Broussillon, Cartulaire de S.-Aubin-d'Angers 1, 1896, 4-7, nr. 2) und schenkt pro remedio animae senioris nostri domni Hugonis, praesentis Francorum ducis, seu pro patris matrisque eius (also für Hugo den Großen und Hadwig, die hier ohne Unterscheidung als wohl beide schon verstorben aufgeführt werden). Das bedeutet zugleich, daß Flodoard, dessen Annalen bis 966 gehen, in jedem Fall Hadwigs Tod unerwähnt gelassen hat und ihn nicht etwa nur darum nich gebracht hat, weil er bis 966 nicht eingetreten war. Daß Hadwig zusammen mit ihrer Schwester Gerberga 965 noch auf dem Hoftag Kaiser OTTOS in Köln geweilt habe, berichtet nur der späte Sigebert von Gembloux.
    Den Namen der Mutter von Hugos des Großen unehelichem Sohn Heribert, des späteren Bischofs von Auxerre, überliefern uns die Gesta episc. Autissiodor. c. 47: Reingarda. Da über den Zeitpunkt dieser Verbindung Hugos nichts bekannt ist, auch aus den Daten Heriberts nichts Sicheres erschlossen werden kann, nenne ich sie an letzer Stelle.
    Hugo der Große entschied am 15.6.923 die Schlacht bei Soissons und folgte dem gefallenen Vater als Graf von Paris, Herzog von Neustrien und auch als Graf von Vexin, Orleans, Tours und Anjou. Obwohl er ein machtgieriger Mann war, kehrte er zu alten Tugenden der Vorfahren zurück, zu politischer Klugheit und Mäßigung und lehnte - auch gewitzt durch das Schicksal des Vaters - 923, 936 und 954 die ihm angebotene französische Königskrone ab und begnügte sich mit der Position eines allmächtigen Hausmeiers. Hugo kontrollierte seinen königlichen Schwager Rudolf von Burgund und nach diesem Ludwig IV. und danach König Lothar und verhinderte jede Herausbildung einer starken Königsmacht. Er wurde 936 Vormund König Ludwigs IV. und erhielt den Titel "Dux Francorum", was die wahren Machtverhältnisse klarmachte. Er verbündete sich mit der Normandie und 940 gab es üble Bürgerkriege gegen Ludwig IV., in denen er diesem Reims und Laon wegnahm und Ludwig IV. 945/46 sogar inhaftierte. Auf Druck der deutschen Kirche und OTTOS I. hin päpstlich gebannt, unterwarf er sich 950 wieder formal und wahrte damit seine Macht; der König mußte ihm sogar seine letzte befestigte Stadt Laon überlassen. Sein Beiname bezieht sich nicht auf seine Körpergröße, sondern auf die Größe seiner Ländereien. Hugo war in einer Zeit, in der der Reichtum des Feudaladels von seinen Einnahmen aus dem Grundbesitz ebenso wie von der Anzahl der Untertanen abhing, eifrig darauf bedacht, seinen Herrschaftsbereich zu vergrößern. Er besaß die gesamte Ile-de-France und fügte durch geschickte Bündnisse oder Schenkungen noch Maine und einen Teil der Pikardie hinzu. Hugo mußte zwar 949 Laon zurückgeben, aber Ludwigs Sohn Lothar mußte ihm neben Franzien auch noch das Herzogtum Aquitanien und Burgund zugestehen. Trotz königlicher Unterstützung konnte sich Hugo hier nicht gegen den einheimischen Adel durchsetzen.

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    Als Karl der Einfältige seiner Tante Rothild die Königsabtei Chelles zu entziehen suchte, kam es endgültig zum Eklat: Hugo, der Sohn Roberts von Neustrien, soll es gewesen sein, der die Truppen der erbosten Großvasallen sammelte er und Karl nach Lothringen abdrängte, so dass am 30.6.922 sein Vater Robert in Reims zum Gegenkönig erhoben werden konnte. In der Schlacht der beiden Könige am 15.6.923 bei Soissons fand Robert den Tod, doch sein Sohn Hugo erstritt zusammen mit Graf Heribert II. von Vermandois den Sieg, indem er Karl und sein Heer in die Flucht schlug. Dennoch fiel das Königtum nicht ihm zu, dem Erben der ausgedehnten ROBERTINER-Macht (deren Übernahme ihm übrigens schon vor 914 von Karl zugesichert worden war), sondern in bewußter Abkehr vom Geblütsgedanken Rudolf von Burgund. Der ROBERTINER Hugo mit dem Beinamen magnus unterstrich als der mächtigste Magnat des Reiches seine königsgleiche Stellung, indem er 926 in zweiter Ehe die angelsächsische Prinzessin Eadhild, eine Schwester von Karls des Einfältigen Gattin Eadgifu, heiratete. Hugo riß mehr und mehr das Gesetz des Handelns an sich und führte ab 929 eine jahrelange Fehde gegen Heribert von Vermandois um die Vormacht in der zentralen Francia, bei der er, gewissermaßen mit König Rudolf im Schlepptau, 931 Reims einnahm und Heriberts jugendlichen Sohn Hugo als Erzbischof durch den Mönch Artold ersetzte. Als der Graf von Vermandois 934 völlig zu unterliegen drohte, war es HEINRICH I., der Einhalt gebot. Bei einem Treffen mit König Rudolf, Hugo und Heribert 935 am Grenzfluß Chiers setzte HEINRICH I. einen Schiedsspruch durch, der den ROBERTINER zur Rückgabe des größten Teils seiner Gewinne zwang.
    Dies waren die jüngsten Erfahrungen, als Hugo der Große nach dem Tode König Rudolfs (+ 14./15.1.936) ebenso wie 923 davon absah, selber nach der Krone zu streben, weil er als König seine zahlreichen Grafschaften hätte aus der Hand geben müssen. Statt dessen brachte er den 15-jährigen, am Hof von Wessex aufgewachsenen Ludwig als Rudolfs Nachfolger ins Spiel, und die Deutung liegt nahe, dass er damit vor allem "Heriberts Stellung zwischen Seine und Maas entscheidend zu treffen" suchte, da "die Wiederherstellung des karolingischen Königtums... in der Francia zu Lasten des Hauses VERMANDOIS gehen mußte" (K.F. Werner).
    Hugo wurde 954 nach dem Tode Ludwigs IV. erneut als dux Francorum, deutlicher denn je auch mit Erstreckung auf Aquitanien und Burgund, anerkannt, bekam Einfluß auf die Entwicklung des jungen Königs, der ihn im Sommer 955 auf einem Feldzug ins Poitou zu begleiten hatte, und wurde auch nicht daran gehindert, gerade in diesem Jahr für sein Haus höchst aussichtsreiche weitere Eheverbindungen zu knüpfen: Seine älteste Tochter Beatrix verheiratete er mit dem Grafen Friedrich von Bar, der 959 Herzog im südlichen Lothringen wurde, ihre Schwester Emma verlobte er mit Herzog Richard von der Normandie, und vor allem vermählte er seinen zweiten Sohn Otto mit der Erbin des Herzogtums Burgund, dessen Inhaber prompt 956 starb.
    Auf dem Höhepunkt der Erfolge ereilte jedoch auch Hugo den Großen am 16./17.956 der Tod. Er hinterließ drei heranwachsende Söhne, nämlich Hugo mit dem nicht zeitgenössischen Beinamen "Capet" (geb. um 940) als Haupterben, Otto von Burgund und den jüngeren Odo-Heinrich, so dass vorerst die Witwe Hadwig die Sache der ROBERTINER zu führen hatte ebenso wie Gerberga auf karolingischer Seite.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 482,486-489,492-499,504,510, "Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

    Um Hagano im Königreich zu verankern, verlieh Karl III. ihm im Jahr 922 einfach eines der wenigen Klöster, über das die Dynastie noch verfügen konnte: Chelles, wo KARLS DES KAHLEN Tochter Rothild Äbtissin war. Sie war außerdem die Schwiegermutter von Hugo dem Großen, dem Sohn Roberts von Neustrien. Diese äußerst unkluge Handlung hatte sofort zur Folge, daß das Heer der ROBERTINER unter Hugos Führung aufgeboten wurde und daß sich nahezu alle Großen vom König lossagten.
    Wenn die Tatsache, daß Rudolf die Nachfolge seines Schwagers Robert [Eigene Anmerkung: Auch wenn im Lexikon des Mittelalters Band VII Spalte 1077 bei Rudolf von Burgund dieselbe Aussage wie bei Robert I. getroffen wird, halte ich Rudolf von Burgund für den Schwiegersohn und nicht Schwager Roberts I. Als Tochter Roberts des Tapferen müßte Emma um 860/65 geboren sein. Ihr Ehemann Rudolf wäre ungefähr 30 Jahre jünger gewesen, denn sein Vater Richard starb erst im Jahre 921, seine Mutter Adelheid nach 929 und sein Bruder Hugo im Jahre 952, so daß Rudolfs Geburtsjahr kurz vor 890 anzunehmen ist.] antrat, das W-Frankenreich wirklich vor so heikle Probleme stellte, muß man sich fragen, warum die zahlreichen Vasallen der ROBERTINER nicht Roberts Sohn Hugo zum König wählten, der sich doch schon als Heerführer ausgezeichnet hatte. Mit diesem Rätsel haben sich bereits mittelalterliche Geschichtsschreiber beschäftigt: Hugo, den man zuweilen den Großen nennt, aber auch den Weißen, um ihn von einem Bruder König Rudolfs, Hugo dem Schwarzen, zu unterscheiden, habe sich, so wird unter anderem behauptet, wegen des plötzlichen Schlachtentods seines Vaters als Fingerzeig des Himmels zu dessen Untreue, nicht für würdig gehalten, König zu werden. Es gibt aber eine viel konkretere Erklärung. Nach einem im karolingischen Gallien stets beachteten Grundsatz mußte der König seine Herrschaft durch die Grafen ausüben lassen; er durfte nicht sein eigener Graf sein. Für einen Großen, dem es gelungen war, zehn Grafschaften oder mehr in seine Gewalt zu bringen, hätte die Annahme der Königswürde also gewissermaßen den politischen Selbstmord bedeutet. Er verlor in diesem Fall ja auf einen Schlag seine sämtlichen Grafschaften, weil er sie als König anderen übertragen mußte. Anders sah die Sache aus, wenn er einen Sohn in regierungsfähigem Alter oder einen absolut zuverlässigen Bruder hatte.
    Das Verhalten der ROBERTINER ist unter diesen Voraussetzungen leicht zu erklären. Als Odo im Jahr 888 die Königskrone annahm, stand ihm sein ergebener Bruder zur Seite, dem er sofort sämtliche Grafschaften übertrug und dazu alle Klöster, deren Laienabt er war. Die Macht seines Hauses erlitt also keinen Schaden, sondern wurde noch vermehrt, weil Robert großzügige Verleihungen des Königs erhielt. Im Jahr 922 hatte Robert selbst einen Sohn, der alle Grafschaften übernehmen und so den ROBERTINERN erhalten konnte. Folglich nahm auch er jetzt die Krone an. Dagegen hatte Hugo der Große beim Tod seines Vaters im Jahre 923 weder Bruder noch Sohn, die das politische Erbe der ROBERTINER hätten bewahren können. Er konnte deshalb eine Wahl zum König nicht annehmen. Man mußte also einen "Ersatzmann" für die Übernahme der königlichen Gewalt suchen, deren eigentliche Aufgabe die Landesverteidigung blieb. Allerdings gab es eine Grundbedingung: An die Position, die sich die Fürsten geschaffen hatten, durfte nicht gerüttelt werden. Der Ersatzkandidat war bereits gefunden; man entschied sich für Rudolf, den Schwager Hugos des Großen [Eigene Anmerkung: Auf Seite 486 war Rudolf noch Roberts Schwager.]. Der hatte einen Bruder, Hugo den Schwarzen, der den Weiterbestand der Dynastie in Burgund und ihre dortige Machtstellung sichern konnte. [Eigene Anmerkung: Wenn die oben gemachten Ausführungen den Tatsachen entsprechen, dann wäre Odo von Paris nur die Marionette seines Bruders Robert gewesen. Auf welchen Machtgrundlagen beruhte sein Königtum und wo rekrutierte er sein Heer? Er wäre imer auf das gute Einvernehmen mit seinem Bruder angewiesen, der die Machtmittel der ROBERTINER tatsächlich in den Händen hielt. Daß es auch zu Streitigkeiten innerhalb der Familie kam, zeigen zum Beispiel die häufigen Auseinandersetzungen im sächsischen Königshaus.]
    Das frühere Gleichgewicht in der Francia zwischen dem karolingischen König, dem reimser Erzbischof, dem Haus VERMANDOIS und den Interessen der ROBERTINER war gestört. Hugo des Großen Verärgerung über die allzu enge Verbindung zwischen Burgund und Vermandois führte zu einer folgenschweren Maßnahme: In Absprache mit Herzog Wilhelm II. von Aquitanien, der König Rudolf noch immer nicht anerkannt hatte, verständigte er sich mit den Loire-Normannen. Die verschonten von da an Neustrien und Aquitanien, dafür durften sie ungehindert nach Burgzund durchziehen.
    Nach dem Tode Karls III. gab der ROBERTINER Hugo der Große seine zurückhaltende Politik auf, denn Heribert von Vermandois war zu mächtig und zu gefährlich geworden. Er verbündete sich mit Rudolf und unternahm in den Jahren 930 bis 934 mehrere, oft sehr strapaziöse Feldzüge, um Heriberts Machtstellung zu vernichten. Im Jahr 932 wurde Reims genommen, wo der junge Hugo von Vermandois durch den neuen Erzbischof Artold ersetzt wurde.
    Als sich Hugo der Große 935 weigerte, die Festung Saint-Quentin an Heribert von Vermandois auszuliefern, zwang ihn ein sächsisch-lothringisches Heer HEINRICHS I. dazu. Wenig später erkrankte Rudolf schwer und starb im Januar 936. Hugo der Große zögerte keinen Augenblick: Nur ein KAROLINGER-König konnte mit Unterstützung der ROBERTINER den Sturz des Hauses VERMANDOIS herbeiführen. Der KAROLINGER Ludwig lebte am Hof seines Onkels Aethelstan, des Königs von Wessex. Die Annäherung war schon vorbereitet worden durch die Eheschließung zwisachen Hugo dem Großen und einer Tochter Aetehlreds.
    Die Restauration der KAROLINGER nach der Regierung Roberts I. und Rudolfs war das Werk Hugos des Großen, damals der mächtigste Mann im Reich. Bis in die kleinsten Einzelheiten wurde vorweg mit König Aethelstan von Wessex vereinbart, wie die Machtübernahme des KAROLINGERS verlaufen sollte. Als Ludwig im Sommer 936 bei Boulogne landete, huldigten ihm Hugo und die übrigen Großen noch am Strand. Auch die Belohung des Königsmachers erfolgte sofort. Schon in der ersten Urkunde des Königs erhielt Hugo den neuen und doch so traditionsreichen Titel dux Francorum. In der zweiten ließ Ludwig dazu eine genauere Erklärung geben: "Hugo, der in allen unseren Reichen nach uns der zweite ist." Der neue Herzog der Franken erhielt also die vom KAROLINGER-König anerkannte und legitimierte Oberhoheit über sämtliche Franken und über die anderen Fürsten. Selbst in der Francia zwischen Seine und Maas, dem einzigen regnum, das bisher dem Königtum unmittelbar vorbehalten war, stand der Herzog jetzt trennend zwischen dem König, seinen Vasallen und seinen Untertanen. Als Ludwig nach der Salbung durch das Gebiet der ROBERTINER geführt wurde, wirkte er wie eine Marionette in den Händen des Herzogs. Er begleitete Hugo sogar auf einem Feldzug gegen Rudolfs Bruder Hugo den Schwarzen, der dem ROBERTINER den Norden Burgunds mit der Grafschaft Sens abtreten mußte. Der Grundsatz, wonach die einzelnen Prinzipate den territorialen Rahmen bildeten, in dem die Fürsten ihre schon weitgehnd erbliche Macht ausübten, wurde so von Hugo dem Großen verletzt. Er betrachtete sich jetzt als princeps über das fränkische Gesamtreich, und wie ein König schickte er den Bischof von orleans als Gesandten zu Papst Leo VII., der ihn als Herzog und "ruhmreichen Fürsten der Franken" anerkannte.
    Die übrigen Fürsten wurden sich schnell darüber klar, daß der ROBERTINER eine Form von Zentralgewalt ausübte, die für ihre eigenen Interessen weitaus gefährlicher war als die des Königs. Sobald Ludwig in das Gebiet der karolingischen Pfalzen, nach Compiegne und Laon zurückgekehrt war, befreite er sich im Jahr 937 aus der Bevormundung des Herzogs. Er verbündete sich mit Hugo dem Schwarzen und ernannte ihn zum marchio. Damit gab er ihm die legitime Herrschaft über Burgund zurück, und das bedeutete Krieg mit Hugo dem Großen.
    Hugo der Große reagierte auf Ludwigs IV. Verhalten damit, daß er die bisherige Bündniskonstellation auf den Kopf stellte: Er schloß sich mit Heribert II. zusammen, den er doch gerade hatte niederzwingen wollen. Dieser Frontwechsel verschaffte Hugo auch das Bündnis mit OTTO I. Im Jahr 937 vermählte er sich mit dessen Schwester Hadwig.
    Ludwig IV. vermochte sich aber nicht in Lothringen zu behaupten und hatte sich im Jahr 940 sogar mit einen Einfall von OTTOS Heer in sein eigenes Reich auseinanderzusetzen. Hugo der Große und Heribert huldigten OTTO in der karolingischen Pfalz Attigny. Die Verbündeten eroberten Reims und setzten erneut Heriberts Sohn Hugo ein. Im November 942 wurde in Vise bei Lüttich Frieden geschlossen: OTTO I. und Ludwig IV. erneuerten ihren Freundschaftsbund. OTTO versöhnte Hugo und Heribert mit Ludwig, dessen Vasallen sie wieder wurden. Ludwig hatte viel verloren, voran seinen Stützpunkt Reims. Andererseits hatte er sich aber vom dominierenden Einfluß Hugos des Großen befreit.
    Hugo der Große, dessen Schwester Adela mit Heribert II. vermählt war, machte sich nach dessen Tod sehr geschickt zum Beschützer seiner Neffen. Er zwang den König dazu, das Erzbistum Reims Artolds Widersacher Hugo von Vermandois zu lassen und die übrigen Söhne Heriberts "als Getreue anzunehmen". Die Nachfolge wurde allerdings erst 946 durch einen Schiedsspruch Hugos des Großen endgültig geregelt.
    Nach der Ermordung Wilhelms I. von der Normandie (27. Dezember 942) brauchte Ludwig die Unterstützung Hugos des Großen, dem sich ein Teil der Normannen, die christlich bleiben wollten, angeschlossen hatte, während andere Ludwig IV. huldigten. Unter beträchtlichen Verlusten brachte der ROBERTINER Evreux in seine Gewalt. Ludwig mußte ebenfalls heidnischen Widerstand überwinden, bevor er in Rouen einziehen konnte. Bei der Nachfolgeregelung für die Söhne Heriberts gab er Hugo nach, und im Jahr 945 gestand er ihm auch wieder den Titel dux Francorum zu, den er ihm seit 937 verweigert hatte. Als gegen Ende des Jahres 944 ein erneuter Feldzug in die Normandie notwendig wurde, konnte Ludwig IV. nochmals die Unerstützung Hugos des Großen gewinnen, dem er die Stadt Bayeux versprach.
    Nachdem er seine Zusage gebrochen hatte, wurde Ludwig am 13. Juli 945 in Rouen gefangengenommen. Die Normannen schickten ihn aber zu Hugo dem Großen zurück, der ihn seinem Vasallen Tedbald, Grf von Blois und Vizegraf von Tours, übergab. Für Ludwigs Heimkehr zur Königin forderte Hugo von Gerberga die Auslieferung der Stadt Laon. Nur unter derart erniedrigenden Bedingungen, die zugleich eine echte politische Katastrophe bedeuteten, konnte der König Ende Mai 946 seine Freiheit wiedergewinnen.
    Unter dem Vorsitz eines päpstlichen Legaten und in Gegenwart der Könige OTTO I. und Ludwig IV. war die "heilige" und "allgemeine Synode" vom 7. bis 9. Juni 948 in Ingelheim ein bedeutendes Ereignis. Die Einheit der fränkischen Welt schien wiederhergestellt. Ludwig brachte seine Klagen vor und erreichte, daß Hugo der Große und Hugo von Vermandois ohne Vorbehalte verurteilt wurden. Zur Frage der weltlichen Gewalt im allgemeinen erklärte die Synode: "Niemand wage es in Zukunft, der Königsgewalt Nachteil zuzufügen oder sie durch ruchlosen Anschlag verräterisch zu entehren." Die Anspielung war eindeutig, sie bezog sich auf die wenig rühmlichen Methoden Hugos des Großen. Sollte er sich nicht unterwerfen, würde er für immer aus der Kirche ausgeschlossen werden.
    Die geistlichen Strafandrohungen zeigten offenbar weiter ihre Wirkung, als Papst Agapet II. auf einer römischen Synode im Jahr 949 die Verurteilung bestätigte, die von den vorhergegangenen Kirchenversammlungen ausgesprochen worden waren. Unter der Vermittlung Konrads des Roten war Hugo der Große jetzt damit einverstanden, daß Verhandlungen eröffnet wurden. Sie führten im Jahr 950 zu einem ersten Friedensschluß an den Ufern der Marne. Hugo lieferte die Zitadelle von Laon aus und bekannte sich erneut als Vasall des Königs. Schon bald kam es allerdings zu erneuten Streitigkeiten zwischen den Vasallen beider Fürsten, und erst am 20. März 953 - das Datum wurde erst kürzlich in einer Handschrift im Escorial entdeckt - konnte in Soissons endgültig Frieden geschlossen werden.
    Das politische Problem Ludwigs IV. waren nicht allgemeine Anarchie und Widerspenstigkeit sämtlicher Fürsten, sondern die übermächtige Stellung eines einzigen von ihnen. Dieser Fürst wollte als dux Francorum die tatsächliche Macht ausüben und dabei den König als Werkzeug benützen, um seinen ohnehin schon enormen Besitz an Ländern, Rechten und Privilegien immer weiter zu vergrößern. Dabei wollte Ludwig aber nicht mitspielen. Seine würdige Haltung und der Mut, den er bewies, verdienen Achtung, trotz der Ungeschicklichkeiten und politischen Fehler, die er beging, bevor sich am Ende seine Lage zu bessern schien. Als er starb, sah es so aus, als wären seine Anstrengungen umsonst gewesen. Seine Witwe Gerberga und sein minderjähriger Sohn Lothar mußten die gleichen Bedingungen annehmen wie Ludwig im Jahr 936, um die Zustimmung Hugos zur Königskrönung Lothars zu erhalten. Wie einst sein Vater, mußte jetzt Lothar die Länder der ROBERTINER bereisen und den Herzog auf einem Feldzug ins Poitou begleiten, das zeitweise in die Gewalt des ROBERTINERS geriet. Selbstverständlich wurde der Titel dux Francorum erneuert.
    Die ausgedehnte Grafschaft Maine, deren Inhaber über einen eigenen Vizegrafen verfügte, war von ihrer Lage her nicht ganz so wichtig, aber doch zu beachten. Robert I. hielt es immerhin für vorteilhaft, seinen Sohn Hugo den Großen mit Judith, der Tochter des Grafen von Maine, zu verheiraten.
    Die so folgenreiche Stellung der ROBERTINER als Grafen-Äbte hat schließlich auch zu dem Beinamen Cappatus, Capetus geführt, der zuerst bei Hugo dem Großen begegnet, dann aber auf dessen Sohn Hugo "Capet" übertragen wurde. Es handelt sich dabei um eine Anspielung auf die cappa, den kurzen Mantel des heiligen Martin, der schon unter den MEROWINGERN und KAROLINGERN zu den Reichsreliquien gehörte.

    Ehlers Joachim: Seite 20,22-24,45, "Die Kapetinger"

    914 versprach der König Roberts Sohn Hugo die ungeschmälerte Nachfolge in der Stellung seiens Vaters, so daß Neustrien jetzt endgültig als ein robertinisches regnum im W-Frankenreich erschien, dem König nur noch über das Lehnsband zu seinem marchio erreichbar und damit unverfügbar.
    Die Mißachtung seines Helfers Reginar, der in Lotharingien die Position eines marchio beanspruchen konnte, verbunden mit der maßlosen Förderung des landfremden Beraters Hagano, der möglicherweise ostfränkischer Herkunft gewesen ist, führte 920 fast alle Grafen der Francia in die Opposition gegen den König, wohl kaum ohne Wissen und Zustimmung der ROBERTINER, die sich allerdings erst an die Spitze des Aufruhrs stellten, als Karl das Kloster Chelles (dep. Seine-et-Marne) an Hagano gab: Äbtissin von Chelles war Rothild, Tochter KARLS DES KAHLEN und Schwiegermutter von Roberts Sohn Hugo, der nun die robertinischen Vasallen aufbot und die Unterstützung seiner Schwäger Rudolf von Burgund und Heribert von Vermandois fand. Am 30. Juni 922 traten in Reims Große aus der Francia und aus Neustrien zusammen und wählten Robert zum König.
    Am 15. Juni 923 ist Robert I. bei Soissons im Kampf gegen Karl III. gefallen, der die Schlacht gleichwohl verlor. Vorbehalte des Adels gegen eine Bestätigung des robertinischen Hauses als königsfähige Dynastie mögen zur darauf folgenden Wahl Rudolfs von Burgund geführt haben, Roberts Schwiegersohn. Danach eröffneten die Großen mit dem Kampf um das karolingische Erbe in der Francia die letzte Phase der politischen Umgestaltung des westfränkischen Kernsgebiets. Dem Erben Roberts I., Hugo Magnus, kam dabei eine Schlüsselrolle zu, aber in wechselnden Koalitionen, von denen auch die Seine-Normannen profitierten, suchten die Grafen von Vermandois, die Anhänger Rudolfs und der KAROLINGER die letzte Entscheidung über das Königtum offenzuhalten, so daß sich für Jahrzehnte ein gewisses Gleichgewicht der Kräfte ergab. Als neutralisierender Faktor für die übrigen der rivalisierenden Anwärter auf die Königswürde konnten sich die KAROLINGER erstaunlich lange halten.
    Weil die sächsischen Könige außerdem begehrte Bundesgenossen westlicher Großer waren, ergaben sich Heiratsverbindungen: OTTOS I. Schwester Hadwig heiratete 937 Hugo Magnus und wurde Mutter des späteren Königs Hugo Capet.
    Dieses nunmehr beide Reiche überspannende Netz wirkte sich dahingehend aus, daß Hugo Magnus (dessen Beiname zur Unterscheidung von seinem Sohn Hugo Capet diente und deshalb nicht "der Große", sondern "der Ältere" bedeutet) nach dem Tod Rudolfs von Burgund 936 nicht das Königtum anstrebte, sondern Karls III. Sohn aus dem englischen Exil zurückrief und am 19. Juni in Laon zum König krönen ließ. Hugos Preis war die ausdrückliche Anerkennung seiner Stellung durch den eigens neugeschaffenen Titel eines dux Francorum, worin nicht nur sprachlich Anklang an den rex Francorum zum Ausdruck kam, sondern vor allem eine neue intermediäre Gewalt, die den König nun auch noch von den marchiones trennen wollte. Keiner der Mächtigen war bereit, das zu akzeptieren, aber 943 gestand Ludwig IV. Hugo zu, von allen Vasallen und Großen der Francia die persönliche Huldigung zu verlangen. Bisher hatte es für die Francia keinen marchio gegeben, jetzt war es ein ROBERTINER.
    Gleichwohl hat das Bedürfnis zur Sicherung seiner Familie Hugo ein weiteres Mal zum Einsatz für eine karolingische Thronfolge bewogen. Als Ludwig IV. am 10. September 954 überraschend an den Folgen eines Reitunfalls starb, wurde sein 13-jähriger Sohn Lothar am 12. November in Reims vom Adel der Francia gewählt und durch Erzbischof Artold geweiht. Auch dieses Mal aber ließ sich Hugo seine Hilfe honorieren, denn Lothar übertrug ihm die Herrschaft in Burgund und Aquitanien. Ohne den Widerstand der aquitanischen Großen hätten damals alle Reichsteile robertinisch werden können, weil Hugo seinen jüngeren Sohn Otto, der den Namen des sächsischen Onkels trug, mit der Erbtochter des Großgrafen (comes praecipuus: D Loth. 2) Giselbert von Burgund verheiraten konnte. Noch ehe ihm der Ausbau seiner neuen Stellung gelang, starb Hugo Magnus am 16. oder 17. Juni 956 und wurde in St-Denis bestattet.
    Hugo Magnus zwang Rudolfs Bruder Hugo aber schon 936, die Grafschaft Langres mit Dijon an Ludwig IV. abzutreten, während der dux Hugo die Grafschaften Sens und Auxerre übernahm. 943 war Hugo Magnus vom König mit dem Regnum belehnt worden, Nachfolger wurde sein Sohn Otto. Nach Ottos Tod 965 folgte ihm sein Bruder Odo, ein Kleriker.

    914 1. oo Judith von Maine, Tochter des Grafen Rotger, x um 900- 926

    926 2. oo Eadhild von Wessex, Tochter des Königs Eduard I., - 937

    14.9.937 3. oo Hadwig von Sachsen, Tochter des Königs HEINRICH I., 922-9.1.nach 958

    Kinder:
    3. Ehe
    - Beatrix 938-23.9.nach 987
    954 oo Friedrich I. Herzog von Ober-Lothringen - 18.5.978
    - Hugo Capet König von Frankreich 940-24.10.996
    - Emma 945-18.3.968
    960 oo 1. Richard I. Herzog von der Normandie um 933-20.11.996
    - Odo Herzog von Burgund 945-23.2.965
    - Otto-Heinrich Herzog von Burgund 948-15.10.1002

    Illegitim
    - Heribert Bischof von Auxerre (971-996) - 23.8.996

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 89-92 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lothringen im 10. Jahrhundert, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 54-153 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 37,49,63-65,83-85,128,130 - Boshof Egon: Die Salier. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1987 Seite 13,34 - Douglas David C: Wilhelm der Eroberer Herzog der Normandie. Diederichs Verlag München 1994 Seite 37-38 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 13,20,22-24,29, 45,61 - Ehlers Joachim: Geschichte Frankreichs im Mittelalter. W. Kohlhammer GmbH 1987 Seite 24,27,29,38,41-45,51,54,104 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 33,36,40-44,47-59,61,73,94,100 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 293,295-297 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 20,28,34-39,42,45,65,130,271,274,282,288 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 76,96,101,108,120,124-132,139,162,164,171 - Kienast Walter: Der Herzogstitel in Deutschland und Frankreich (9. bis 12. Jahrhundert). R. Oldenbourg Verlag München - Wien 1968 - Mexandeau Louis: Die Kapetinger. Editions Rencontre Lausanne 1969 Seite 66,68-75 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 293,299,305-309,311,321,375 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 203,206-210,212-214,224 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 122,128,130,135 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 5/6-407/08 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 462 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 482,484,486-489,492-499,501,504,508,510,515,518 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 64,104,114,121,123,193,196,238 -

    Gestorben:
    16./17.6.956

    Hugo heiratete von Sachsen, Hadwig am 14 Sep 937. Hadwig (Tochter von von Sachsen, Heinrich I. und von Ringelheim, Mathilde) wurde geboren in 922; gestorben nach 958. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 25. von Frankreich, Hugo Capet  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 940 in Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich; gestorben am 24 Okt 996 in Melun [77000],Seine-et-Marne,Île-de-France,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich.
    2. 26. von Franzien, Beatrix  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 938; gestorben nach 987.
    3. 27. von Franzien, Emma  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 945; gestorben am 18 Mrz 968.
    4. 28. von Burgund, Otto  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 945; gestorben am 23 Feb 965.
    5. 29. von Burgund, Otto Heinrich  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 948; gestorben am 15 Okt 1002 in Pouilly-sur-Saône [21250],Côte-d’Or,Burgund,Frankreich.

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 30. von Auxerre, Heribert  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben am 23 Aug 996.

  4. 12.  von Hoch-Burgund, Rudolf I. Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Konrad2, 1.Adelheid1) gestorben am 25 Okt 912.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Saint-Maurice [1890],Wallis,Schweiz; Laienabt von St.-Maurice d‘Agaune
    • Titel/Amt/Status: 888-912, Burgund,Frankreich; König von Hoch-Burgund

    Notizen:

    Rudolf I.
    König von Hoch-Burgund (888-912)
    Laienabt von St.-Maurice d‘Agaune
    -25.10.912
    Einziger Sohn des Grafen Konrad II. von Auxerre aus dem schwäbischen Geschlecht derWELFEN und der Adelais

    Lexikon des Mittelalters: Band VII Spalte 1075

    Rudolf I., König von Hoch-Burgund
    + wohl 25. Oktober 912
    Sohn von Konrad Dux in Transjuranien, aus dem Geschlecht der sogenannten westfränkischen WELFEN (RUDOLFINGER), und einer Waldrada

    Er folgte dem Vater vor 878 in Herzogswürde und Laienabbatiat von St-Maurice d'Agaune nach. Nach dem Tode KARLS DES DICKEN ließ sich Rudolf I. in Agaune zum König krönen (Januar 888), kurz darauf in Toul (Frühjahr 888), wodurch er seinen Anspruch auf Lotharingien manifestierte. Der ostfränkische KAROLINGER ARNULF nötigte ihn jedoch, Lotharingien und Elsaß abzutreten und sich als 'fidelis' ARNULFS zu erklären (Regensburg, Oktober 888). Rudolf I. behielt seine transjuranischen Länder sowie die Grafschaften jenseits der Saone (Outre Saone: Portois, Ecuens, Varais) und zog den Erzbischof Theoderich von Besancon als Erzkanzler heran. Seine Schwester hatte sich mit dem Herzog von Burgund, Richard le Justitiar, vermählt. Doch verlieh ARNULF, der den Königstitel des in der Provence herrschenden LUDWIGS 'DES BLINDEN' anerkannt hatte, Lotharingien und Burgund an seinen Sohn Zwentibold (895); Rudolf I. sah damit seinen Herrschaftsbereich reduziert auf die transjuranischen Gebiete (Wallis, Bistümer Genf und Lausanne), was sich im Übergang des Erzkanzleramtes an den Bischof von Sion (Sitten) dokumentierte. Der Tod Zwentibolds und dann ARNULFS ermöglichte Rudolf I. die Rückeroberung des Gebiets von Besancon, und er griff kurz vor seinem Tode nach Basel. Rudolf I. war anerkannter König von Burgund und hinterließ sein Königreich dem Sohn Rudolf II., aus der Verbindung mit seiner Frau Wila (von umstrittener Herkunft; die Ansicht von M. Chaume, dass sie eine Tochter Bosos gewesen sei, bleibt unsicher). Wenn Rudolf I. auch nur einen Teil seiner Herrschaftsziele erreichte, so war er doch Begründer der ersten dauerhaften nicht-karolingischen Dynastie; noch artikulierte er keine Ansprüche auf Italien, sondern beschränkte sich hier auf ein Paktieren mit WIDO von Spoleto und LAMBERT.

    Quellen:
    Die Urkk. der burg. Rudolfinger, ed. Th. Schieffer, 1977.

    Literatur:
    H.E. Mayer, Die Politik der Kg.e v. Hochburgund im Doubsgebiet, DA 18, 1962.

    Rappmann Roland/Zettler Alfons: Seite 433, "Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter"

    RUDOLF I. VON HOCHBURGUND

    Necr. B 27.10. "Ruodolfus rex", König von Hoch-Burgund 888-911/12, + 27.10.911 oder 25.10.912

    Literatur:
    Trog, Rudolf I.; Poupardin, Le royaume de Bourgogne Seite 1-28; Biographisches Wörterbuch 2 Spalte 2391; Die Urkunden der burgundischen Rudolfinger Seite 3-8; Boehm, Geschichte Burgunds, besonders Seite 100ff.; Hlawitschka, Die verwandtschaftlichen Verbindungen Seite 28-57; Ders., Die Königsherrschaft Seite 444-456; Ders., Lotharingien. Zum Todestag: Regeste genevois Seite 36 Nr. 117; Dümmler, Geschichte des Ostfränkischen Reiches 3 Seite 581f. Anmerkung 5; Trog, ebd. Seite 80ff.; Poupardin, ebd. Seite 365ff.; Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte I Seite 74f.

    Rudolf war der Sohn Graf Konrads von Auxerre aus dem Geschlecht der WELFEN und Großneffe von Judith und Hemma, den beiden Gemahlinnen LUDWIGS DES FROMMEN und Ludwigs des Deutschen; vgl. Tellenbach, Über die ältesten Welfen Seite 339. Zu Rudolfs Verhältnis zu Kaiser ARNULF von Kärnten, siehe Hlawitschka, Lotharingien Seite 69ff., Seite 154ff.; ebd. Seite 145ff. wird zu einem Gedenkeintrag mit Rudolf im Liber memorialis von Remiremont Stellung genommen. Das Todesdatum Rudolfs ist aufgrund der widersprüchlichen Angaben der Quellen umstritten. Da sein Tod aber nachweislich auf einen Sonntag fiel, kommen nur der 27.10.911 oder der 25.10.912 in Frage.

    Diener, Ernst: Seite 74, "Könige von Burgund aus dem Hause der Welfen. in: Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte I. Band: Hoher Adel Zürich 1900-1908"

    1. Rudolf I., König von Hoch-Burgund 888-912

    872 Rodulfus humilis comes necnon et monasterii sancti Mauricii Agaunensis abba (Dümmler, Ostfränk. Reich III² p. 318 Anm. 2), 885 und 886 marchio bzw. marchius (1. c. p. 319 Anm. 1), Sohn des WELFEN Konrad, König von Burgund 888, vgl. Reginonis chronicon SS I 598: Per idem tempus Ruodolfus, filius Chuonradi, nepos Hugonis abbatis ... provoinciam inter Jurum et Alpes Penninae accupat et apud sanctum Mairitium ..... coronam sibi imposuit, regemque se appallari iussit; ebenso Annal. Fuldenses SS I 403; Annal. Vedastini SS I 525; Annal. Flaviniac. et Lauson. SS III 152; Chronicon Luxoviense SS III 221; Sigeberti chronica (zu 890) SS VI 343; Annalista Saxo SS VI 587; Hugonis Flaviniac. chron. (zu 892) SS VIII 357; Annal. Lausann. SS 24, 780. - Ekkehard IV. nennt in seinen casus sancti Galli, ed. Meyer von Knonau in St. Galler Mitteil. 15, 121 den Abt Hartmuot von St. Gallen cognatus König Rudolfs, mit wieviel Recht, muß dahingestellt bleiben. - Das Todesjahr Rudolfs steht nicht absolut fest. Die Annal. Flaviniac. et Lauson. SS III 152 und die Ann. Lausann. SS 24, 780 überliefern zu 911: hoc anno obiit Ruodolfus rex, die dominicio 8 kal. Novembris, während die Annales Alamann. SS I 155; Herm. Contract. SS V 112; Ekkeh. chron. Wirziburg. SS VI 28 als Todesjahr 912 angeben. Aus Gründen der Diplomatik und Chronologie entscheiden sich Trog, Rudolf I. und Rudolf II. von Hoch-Burgund, Diss. Basel 1877, Exkurs, und neuestens Morel im Anz. f. Schw. Gesch. 1901 p. 421 f. für 911, Brunel in dem sub. 2. cit. Aufsätze für 912. Da der 25. Oktober im Jahre 911 nicht auf einen Sonntag, sondern auf einen Freitag fiel, möchte Trog vorschlagen, statt VIII kal. XIII kal. zu lesen, was auf Sonntag, den 20. Oktober 911 führen würde, welche Korrektur jedoch nicht angenommen werden kann, da das Necrolog von Merseburg (Zeitschrift f. Archivkunde I 124) den 26. X., das Reichenauer (Necrol. I 280) den 27. X. als Todestag nennen. 912 war der 25. X. ein Sonntag, 911 der 27. X. - Rudolfs Gattin war Willa; Rudolfs uxor, filii und filiae werden bereits 888 XII 21. genannt (Gallia christiana XV, Instrum. col. 126).

    Rudolf I. wurde 888 in St.-Maurice-d'Agaune zum König von Hoch-Burgund ausgerufen und galt formell als Vasall der ostfränkischen KAROLINGER. Er versuchte die Kaiserkrönung ARNULFS von Kärnten zu verhindern und bemächtigte sich 912 der Stadt Basel. Rudolf stand im schroffen Gegensatz zum Königreich Nieder-Burgund, da beide das Ziel der Wiederherstellung des Zwischenreiches Lothringen als Schwerpunkt vor Augen hatten. Seine Regierungszeit war eine Zeit der politischen Instabilität und erster Ungarneinfälle.

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    Der WELFE Rudolf, der den Dukat um den Genfer See beherrschte, faßte bei seiner in Saint-Maurice d'Agaune erfolgten Königskrönung 888 (Februar?) die Erneuerung des Lothar-Reiches ins Auge. Der ostfränkische König ARNULF war nicht bereit, Rudolfs Ehrgeiz auf Lotharingien, ausgedrückt in einer Königskrönung während des Sommers in Toul, hinzunehmen. Durch einen Aufmarsch im Elsaß nötigte er den WELFEN zum Rückzug und zum Erscheinen im Oktober in Regensburg, wo er ihm die Königsherrschaft allein für den westlichen Alpenraum zugestand. Gegen Rudolfs Reichsbildung fand sich ARNULF nur mühsam ab und förderte, um deren Expansion vorzubeugen, sogar die Wiederaufrichtung des burgundisch-provenzalischen Königsreiches der BOSONIDEN.
    Der lästige WELFE Rudolf wurde durch die Siege WIDOS von Spoleto in Italien spürbar gestärkt, weshalb König ARNULF nach seinem Italienzug 894 auf dem Umweg einer Strafexpedition durch Rudolfs hoch-burgundisches Kernland heimkehrte. Gegen den schwer zu packenden WELFEN waren ein erneuter Feldzug Zwentibolds und eine Zusammenkunft ARNULFS mit LUDWIG von der Provence im Sommer 894 gerichtet, zu einem guten Teil aber auch ARNULFS Plan, den Erstgeborenen, der seit der Geburt Ludwigs des Kindes sein Thronfolgerecht in O-Franken eingebüßt hatte, mit einem gesonderten Regnum auszustatten, dass außer dem eigentlichen Lotharingien auch Burgund umfassen sollte.

    Büttner Heinrich: "Geschichte des Elsaß I" 1991

    Rudolf, der Sohn Konrads und Enkel des Abtes Hugo von St. Maurice, welch letzterer bereits zu Lothars II. Zeiten die Gebiete zwischen Alpen und Jura beherrscht hatte, ließ sich sofort nach der Absetzung KARLS III. zum König dieses Gebietes erklären. Aber er spannte seine Ziele sofort weiter; durch seine Boten ließ er in dem ganzen ehemals lothringischen Gebiet für sich werben, und tatsächlich gelang es ihm, in raschem Zug nach Toul vorzustoßen, wo der Bischof dieser Stadt ihn zum König krönte. Vom Elsaß aus schickte ARNULF von Kärnten ein alamannisches Heer gegen Rudolf. Dieser Einfall zwang Rudolf, die lothringischen Eroberungen herauszugeben. Der Feldzug vom Spätsommer 888 brachte keinen entscheidenden Erfolg gegen Rudolf, dem die geographischen Gegebenheiten sehr zustatten kamen. Im Oktober/November 888 erschien Rudolf in Regensburg, aber ARNULF mußte das Bestehen des burgundischen Reiches anerkennen und sich mit einer nur formellen Oberhoheit begnügen. Im Jahre 891 konnte ARNULF noch einen weiteren Erfolg gegen Rudolf von Burgund buchen. Dem burgundischen Reich blieben nach dem abgeschlagenen Versuch von 888 nur die Gegenden von St. Maurice nach Lausanne-Genf hin. Kaiser ARNULF kehrte im Frühjahr 894 aus Italien mit großen Schwierigkeiten durch das Aostatal und über den Großen St. Bernhard zurück. Rudolf hatte sich zwar vor den Truppen ARNULFS ins Gebirge zurückziehen müssen, aber beizukommen war ihm hier nicht. Der Zug Zwentibolds mit alamannischen Truppen gegen König Rudolf endete im Sommer 894 erneut als Mißerfolg.
    Im Jahre 912 glaubte er die Zeit gekommen für einen Angriff auf Basel, das ihm als Endpunkt der Jurastraße und als Schlüsselstellung am Rhein sehr wichtig und erstrebenswert sein mußte. Wahrscheinlich bewog das Erscheinen KONRADS I. im Elsaß Rudolf zum Rückzug.

    Schneidmüller Bernd: Seite 70,74,76,78-82,104, "Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung."

    Konrads Sohn Rudolf blieb auf den Dukat in Hoch-Burgund beschränkt und urkundete dort als Amtsträger der ostfränkischen KAROLINGER 878 und 885 als Graf und Abt von St-Maurice d'Agaune oder als Graf und Markgraf (marchius). Die Vettern Konrad und Welf waren 881 und 882 verstorben.
    Ein dezidiertes Urteil formulierte die Regensburger Fortsetzung der Fuldaer Annalen aus der Parteigängerschaft für ARNULF: "Während er lange verweilte, stiegen viele Königlein (reguli) in Europa oder dem Reich seines Onkels KARL empor." Daß der WELFE Rudolf zur neuen monarchischen Elite zählen konnte, ergab sich aus den Handlungsspielräumen seiner Familie und mochte allenfalls aus dem fernen O-Franken zögerliche Beschreibung hervorrufen: "Rudolf aber, der Sohn Konrads, beschloß in königlicher Art das obere Burgund bei sich zu behalten."
    Präziser beschreibt Regino von Prüm den Aufstieg Rudolfs zum König und sein zähes Beharren in unwegsamen Alpengegenden: "Um diese Zeit eroberte der oben erwähnte Rudolf, Sohn Konrads und Neffe des Hugo Abbas, das Land (provintia) zwischen Jura und penninischen Alpen. Unter Beiziehung einiger Adliger und Priester setzte er sich selbst die Krone auf und befahl, daß er König genannt werde. Danach schickt er Gesandte durch ganz Lotharingien (durch das ganze Königreich Lothars); durch Zureden wie Versprechungen stimmte er den Sinn der Bischöfe und adliger Männer zu seinen Gunsten. Als das ARNULF gemeldet wurde, fiel er sogleich mit einem Heer über ihn her. Jener floh auf schmalsten Wegen und suchte in sichersten Felsennestern Schutz für sein Leben. Ihr ganzes Leben lang verfolgten ARNULF und sein Sohn Zwentibold diesen Rudolf. Trotzdem konnten sie ihn nicht schädigen, weil, wie bemerkt, unzugängliche Orte, die an vielen Stellen nur Steinböcken zugänglich sind, die geschlossene Truppe der Verfolger vom Eindringen fernhielten.
    Solch knappe Meldungen umschreiben die neue Königswürde noch mühsam. Ihnen ist wenig zu entnehmen über die Legitimation des welfischen Königtums, über Rudolfs Anhängerschaft, über einen etwaigen Herrschaftsvertrag, wie wir ihn vom westfränkischen König Odo besitzen, oder über die tatsächlichen Machtgrundlagen. Auch die späteren Königsurkunden Rudolfs I., fast alle im Bistum Lausanne und nicht in der Breite des Königreichs überliefert, helfen kaum weiter: Seit 888 nennen sich die burgundsichen WELFEN König (rex). Selbst der einzige blasse Bezug auf merowingische oder karolingische Vorgänger in einer Urkunde fußt auf späterer Zeit des Empfängers.
    Doch nicht nur für den welfischen Aufstieg zum Königtum erweisen sich die überlieferten Quellen als überaus dürftig.
    Undeutlich bleibt das Konglomerat von Herrschaft und Besitz, das sich Konrad und sein Sohn Rudolf in den mehr als 20 Jahren seit Zuweisung der Amtsgewalt in den W-Alpen aufgebaut hatten. Immerhin wird ihr Rang in diesem Raum durch die Ehe von Rudolfs Schwester Adelheid mit Herzog Richard Justitiarius von Burgund ebenso deutlich wie in der (welfischen) Namengebung des aus dieser Ehe hervorgehenden Nachfolgers Rudolf, Herzog von Burgund und von 923 bis 936 König des westfränkischen Reiches.
    Die Königserhebung des WELFEN Rudolf im Januar 888 erfolgte in St-Maurice/Agaune, einem herausragenden sakralen Zentralort seines Reichs. In diesem Kloster am Großen St. Bernhard, das seine Gründung auf den heiligen Burgunder-König Sigismund zurückführte, wurden die Märtyrer der Thebanischen Legion verehrt. Zur Begründung eines auf politisch-militärische Tüchtigkeit beruhenden burgundischen Königtums war der ehrwürdige Ort darum in vielfacher Hinsicht gut gewählt. Ungewöhnlich mutet dagegen die Maldung Reginos von Prüm über Rudolfs Selbstkrönung an. Ob hier Negativberichterstattung vorliegt, ob im winterlichen St-Maurice kein Bischof zur Verfügung stand, ob Rudolf gar das Vorbild der Aachener Krönung LUDWIGS DES FROMMEN von 813 ohne Zutun der Geistlichkeit zurückgriff, - wir können es nicht entscheiden.
    Doch der WELFE verfolgte ausgreifendere Pläne. Offensichtlich strebte er die Herrschaft im ganzen lotharingischen Mittelreich an, das 864 zur neuen politischen Heimat seines Vaters geworden war. Balds zog Rudolf gen Norden nach Toul und vielleicht sogar weiter. Dort spendete ihm Bischof Arnald von Toul die Königsweihe. Die Annalen von St-Vaast wußten dazu: "Diejenigen, die jenseits des Jura und diesseits der Alpen wohnen, versammelten sich in Toul und forderten, daß Rudolf, der Neffe des Hugo Abbas, durch den Bischof dieser Stadt zum König geweiht würde, was dieser also tat."
    Der Ausgriff nach Lotharingien, so plausibel er aus den historischen Erfahrungen des WELFEN auch sein mochte, griff freilich in jenen Handlungsrahmen ein, den die ostfränkische Reichspolitik seit 869/70 gefunden hatte. Die Interessen ARNULFS waren massiv berührt. Darum wird sein konsequentes Vorrücken gegen Rudolfins Elsaß ebenso verständlich wie das Nachsetzen eines alemannischen Aufgebots. Noch 888 konnte ein Einvernehmen zwischen beiden Königen erzielt werden, als sich Rudolf im Oktober zu vertraulichen Gesprächen zu ARNULF nach Regensburg begab. Zum Unwillen moderner Historiker wußte die Regensburger Fortsetzung der Fuldaer Annalen zwar vom friedensstiftenden Charakter dieses Treffens, nichts aber von Über- oder Unterordnung oder gar von ostfränkisch-deutscher Hegemonie in Europa: "Der König geht gegen Rudolf ins Elsaß vor. Dort schickt er gegen ihn ein alemannisches Heer und kehrte über Franken nach Bayern zurück. Nach einer Beratung mit den Adligen der Alemannen begab sich Rudolf freiwillig zum König in die Stadt Regensburg. Nachdem sie vieles einträchtig verabredet hatten, kehrten er [Rudolf], vom König in jenem Frieden entlassen, in dem er gekommen war, nach Hause zurück."
    Indem der WELFE seinem Gesprächspartner bis in dessen Hauptort Regensburg entgegenkam, respektierte er durchaus seinen Vorrang.
    Die Ereignissse des Jahres 888 hatten freilich im Ergebnis Rudolfs Königtum auf den W-Alpenraum, konkreter auf die Landschaft um den Genfer See, begrenzt. Trotz des Rückschlags von Toul glückte Rudolf die Behauptung des nordwestlichen Vorlandes im Doubs-Gebiet. Entstanden war damit ein Königreich mit vielfältiger Namengebung. Zwar blieben die Grenzen des welfischen Burgund noch lange erheblichem Wandel unterworfen. Doch das neue Gebilde behauptete sich im Kräftespiel der fränkischen Nachfolgereiche, und das sollten ARNULF und seine Sohn Zwentibold bald drastisch erfahren.
    Im April 894 fiel ARNULF, von einem militärischen Unternehmen gegen WIDO von Spoleto in Oberitalien kommend, in Burgund ein. Von den großen Schwierigkeiten des Zuges über die unwegsamen Alpen berichtet der Regensburger Fortsetzung der Fuldaer Annalen: "Als das Heer wegen des weiten Weges müde wurde, zog der König, bereits bis Piacenza gekommen, zu Ostern in die Nähe der Burg Ivrea. Ansger, ein Graf WIDOS, verteidigte diese Burg und die stark befestigten Klausen, die durch einen darüber gesetzte Steinburg gesperrt waren, zusammen mit Anhängern König Rudolfs von Burgund. Sie waren zu ihm gesandt worden, um den König die Rückkehr zu versperren. Als der König erkannte, daß eine Eroberung auf dem besetzten Weg ohne Gefahr für seine Leute nicht möglich war, stieg er mit großer Mühe des Heeres die Alpen hinauf. Wegen der Größe des Heers kam er in steilen Felsen vom Weg ab. Unter großer Gefahr für die Seinen und auf wundersame Weise - die Pferde sprangen an der mauerartigen Felswand von oben über die klippen herunter, wo sich ihnen Stufen als Rastort boten - kamen sie schließlich am dritten Tag ins Tal von Aosta. Der König schickte das Heer voraus und schlug Rudolf in die Flucht. Er selbst begab sich durch Hoch-Burgund nach Alemannien zum Hof Kirchen, wo ihm die Königin entgegenkam."
    Regino von Prüm meldet neben Rudolfs Flucht in unwegsames Alpengelände einen Aufenthalt ARNULFS in St-Maurice und schwere Verwüstungen des ostfränkischen Heeres im Land zwischen Jura und Großem St. Bernhard. Noch im Juni 894 versuchte ARNULF die politischen Geschicke des Mittelreichs auf einem Wormser Hoftag neu zu ordnen. Sein illegitimer Sohn Zwentibold rückte an der Spitze eines alemannischen Heeresaufgebots erneut gegen Rudolf I. vor und eroberte das Land um Besancon, während der niederburgundisch-provencalische König LUDWIG III. Teile des hochburgundsichen Reiches erhielt. 895 konnte ARNULF endlich die Zustimmung seiner Großen zur Königserhebung Zwentibolds "in Burgund und im ganzen Reich Lothars" erlangen.
    Doch inden militärischen Unternehmungen von 894/95 gegen Rudolf I. wurden nur Teilerfolge erzielt. Mit dem Doubs-Gebiet kam dem WELFEN der Vorsteher seiner Kanzlei abbhanden, da sich Erzbischof Theoderich von Besancon auf ARNULF und Zwentibold ausrichten mußte. Als Erzkanzler in der burgundischen Kanzlei folgte ihm Bischof Walter von Sitten. Doch im Kern seines Reichs, im Land um den Großen St. Bernhard und den Genfer See, war Rudolf I. nicht entscheidend zu treffen. Als ARNULF und Zwentibold 899 und 900 starben, brachte Rudolf I. das verlorene Gebiet um Besancon und Escuens wieder unter seine Herrschaft. Auch der kurzzeitige Einfluß LUDWIGS III. von Nieder-Burgund in Baume-les-Messieurs fand sein Ende. Ob schließlich ein Ausgriff Rudolfs I. auf Basel - die Schwäche des letzten ostfränkischen KAROLINGERS Ludwig IV. ("des Kindes") oder gar den Herrschaftsübergang auf KONRAD I. 911 nutzend - von durchschlagendem Erfolg gekrönt war, wissen wir nicht.
    Rudolf I. starb vermutlich am 25. Oktober 912. Die neuere Personenforschung hat ihm eine ansehnliche Familie zugewiesen. Unklar sind Name und Herkunft seiner Gattin, angeblich eine Dame namens Willa, vielleicht eine Tochter König Bosos von der Provence? Mehr wissen wir über zwei Söhne (Rudolf, Ludwig) und zwei Töchter, Judith und Waldrada. Da der erste welfische König neben seinem Nachfolger Rudolf II. offensichtlich noch einen weiteren Sohn Ludwig hinterließ, ist für den Wandel der königlichen Thronfolge im 10. Jahrhundert von besonderer Bedeutung. Erstmals in der Geschichte des frühen Mittelalters wurden das Königamt entgegen bewährtem fränkischen Brauch - nicht unter den beiden regierungsfähigen Söhnen geteilt. 912 etablierte sich in Burgund das Nachfolgerecht des Erstgeborenen und die Einheit des jungen Königreichs.
    Daß Rudolf II. 912 seinem gleichnamigen Vater - nach unserem Kenntnisstand unangefochten - im Königtum folgte, gehört gewiß zu den größten Leistungen des ersten welfischen Königs. Trotz äußerer Anfechtungen und gewaltiger Spannungen beim Zerfall des fränkischen Großreichs war Rudolf I. damit nicht nur die Gestaltung eines neuen Reichs, sondern auch die Versteigung monarchischer Herrschaft in seiner Familie geglückt.





    oo 1. Willa von Nieder-Burgund, Tochter des Königs Boso
    ( 912 2. oo 1. Hugo König von Italien, 880-10.4.948)


    Kinder:

    - Judith
    - Rudolf II. König von Hoch-Burgund - 11.7.937
    - Adelheid
    18.1.914 oo 2. LUDWIG III. König von Nieder-Burgund um 880-5.6.928
    - Willa
    oo Boso III. von Arles, Markgraf von Tuszien
    - Waldrada
    oo Bonifaz Markgraf von Spoleto - 954
    - Ludwig Graf im Thurgau 922-928



    Literatur:
    Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 18-20,42 - Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986 Seite 91,99,178 - Diener, Ernst: Könige von Burgund aus dem Hause der Welfen. in: Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte I. Band: Hoher Adel Zürich 1900-1908 Seite 73-82 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I, Seite 208 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 88,106 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 318-320,323, 379,388,407,578 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 13,27 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 81 – Hlawitschka, Eduard: Die Königsherrschaft der burgundischen Rudolfinger. Zum Erscheinen eines neuen MGH-Diplomata-Bandes. In: Historisches Jahrbuch der Görresgesellschaft 100 1980 Seite 444-456 - Hlawitschka, Eduard: Die verwandtschaftlichen Verbindungen zwischen dem hochburgundischen und dem niederburgundischen Königshaus. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte Burgunds in der 1. Hälfte des 10. Jahrhunderts, in: Schlögl, Waldemar und Peter Herde: Grundwissenschaften und Geschichte, Festschrift für Peter Acht; Kallmünz 1976 (Münchener historische Studien: Abteilung geschichtliche Hilfswissenschaften Band 15) Seite 28-57 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 65,69-71,79-83,86,89,93-95,98,106,108,114,124-127,129,131,136,147, 155-159,181,211,216,242,246,248 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 17,43,59 - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 265-275,280,293-298, 300,306,310 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 181,188,191-193,195 - Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 425,439 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 70,74,76,78-82,104 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 274,302,371 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 85 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 39 -


  5. 13.  von Auxerre, Adelheid Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Konrad2, 1.Adelheid1) wurde geboren um 870; gestorben nach 929.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Burgund,Frankreich; Herzogin von Burgund

    Notizen:

    Adelheid von Auxerre Herzogin von Burgund
    um 870- nach 929
    Einzige Tochter des Grafen Konrad II. von Auxerre aus dem Hause der WELFEN und der Adelais; Schwester von König Rudolf I. von Hoch-Burgund
    Adelheid erhielt 888 die Abtei Romainmotier.

    Diener, Ernst: Seite 75, "Könige von Burgund aus dem Hause der Welfen" in: Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte I. Band: Hoher Adel Zürich 1900-1908

    2. Adelheid

    888 VI.10. Rodulfus ..... rex .... Adeleydis soror nostra (Origines Guelficae II Probat. p. 103),
    verheiratet mit Graf Richard von Autun, Halbbruder König Bosos von Nieder-Burgund und der Richilde, Gattin KARLS DES KAHLEN
    Mutter König Rudolfs von Frankreich
    Witwe 921 (Flodoardi Ann. SS III 921, vgl. auch Lippert; Geschichte des westfränkischen Reiches unter König Rudolf, Diss Leipzig 1885 p. 20 ff.)
    macht 929 VI. 14. (Alex. Bruel: Etude sur la chronologie des rois de France et de Bourgogne ... aux IX et X siecles, in: Bibl. de l'ecole des chartes 41 (1880 p. 25) eine Schenkung an Cluny pro anima germani et dulcisssimi mei Rodulfi regis (1) .... pro requie domni piae memoriae principis Richardi, ac pro Willa regina (1) ... pro me et domno Rodulfo rege, filio meo, et item Rodulfo rege (3), neptos meo; pro aliis quoque filliis meis, Hugone, Bosone et Ludovico neptos; unterzeichnet u.a. Signum Adeleydis comitissae, regiae matris et abbatissae - signum Judithae filiae Rudolfi regis (10) -- signum Ugonis incliti comitis atque fratis Augusti Rodulfi regis (Orig. Guelf. II Probat. p. 104 ff.). - Betr. Judith s. 11. -
    Hugo ist offenbar der unter Adelheids Söhnen genannte, also ein Bruder des Königs von Frankreich.
    Dessen, und nicht Rudolfs II. von Burgund Sohn ist der genannte Ludwig, der nepos - Enkel Adelheids; vgl. Hugonis Flavin. chron. SS VIII 359: Anno ab incarn. Dom. 936 rex Rodulfus absque liberis defungitur, nam Ludovicus filius eius, quem habuit ex Emma regina, ante obitum patris est defunctus.
    Noch Krüger, Der Ursprung des Welfenhauses etc., 1899, Stammtafel II. bezieht die Stelle auf den König von Burgund und gibt ihm Emma als 1. Gemahlin, obschon Rudolf II. v. B. 921/22 Berta von Alemannien heiratete und 924 IV. 6. König Rudolf (v. Fr.) mit seiner Gattin Ymma urkundlich erscheint (Gallia christ. IV Instr. col. 71).

    Hlawitschka Eduard: Seite 79,86,96,216, "Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte"

    [Am 10. Juni 888 urkundete König Rudolf I. von Hoch-Burgund in Vabrevilla für seine Schwester Adelheid (Rec. de chartres de Cluny I, ed. A. Bernard-A. Bruel, Seite 40 nr. 33).]
    Rudolf hingegen mag vielleicht durch verwandtschaftliche Rücksichten angehalten worden sein, sich der südlich angrenzenden Rhonelande zu bemächtigen; hatte doch seine Schwester Adelheid den Bruder Bosos, den Grafen Richard von Autun zum Gemahl.
    Der Eintrag von 890 zeigt neben LUDWIG DEM BLINDEN und seiner Mutter Irmingard wiederum den Grafen Richard von Autun, und zwar mit seiner Gemahlin Adelheid.
    [Ludwig von Thurgau wird in einer Urkunde Adelheids, der Schwester König Rudolfs I. von Hoch-Burgund und Gemahlin Richards von Autun/Boulogne, als ihr nepos bezeichnet, auch König Rudolf II. wird dabei als ihr nepos genannt.]

    Schwager, Helmut: Seite 39, 161/62 mit Anm. 623

    Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 9,39, 161/62 mit Anm. 623

    Doch gelang es Graf Richard, der über eine Ehe mit der WELFIN Adelheid (+ nach 929), Schwester König Rudolfs I. von Hoch-Burgund, den Rücken frei hatte, die Grafschaften Auxerre, Troyes und Sens unter Kontrolle zu bringen.
    [Ausgegangen sind solche Behauptungen von einer einzigen Quelle, nämlich der Urkunde Herzogin Adelheids von Burgund (+ nach 929), der Witwe Herzog Richards des Gerechten, vom 14. Juni 929 aus Boyer, in der sie die Abtei Romainmoutier an die Benediktiner-Abtei Cluny verschenkt (Receuil de Chartres de Cluny 1, ed. Bruel, 359 nr 379) und .. dehinc pro me et domno Rudolfo rege, filio meo, et item Rudolfo rege, Ludovico nepote meo; ... pro aliis quoque filis meis Huguone, Bosoneet Ludovico nepote ... beten läßt, wobei man "Ludovico nepote" mit dem frühverstorbenen Enkel Adelheids identifizieren könnte. Verschiedenen Analisten und Historikern ist hier ein gravierender Fehler unterlaufen. Sie interpretieren nämlich "Ludovico nepote" als "Enkel" Herzogin Adelheids - wobei sie jedoch mangels Beweisen auf Hilfskonstruktionen, wie zum Beispiel eine zweite. Ehe König Rudolfs mit einer gleichnamigen "Emma" (so Alberich von Trois-Fontaines), angewiesen sind; dagegen ist die Deutung "Neffe" ebenfalls möglich, ja sogar bedeutend wahrscheinlicher, gibt es doch in der Urkunde einen "nepos" namens "rex Rudolf", der mit König Rudolf II. von Hoch-Burgund (+ 937) identisch sein dürfte, und einen "nepos Ludovicus" als dessen Bruder Graf Ludwig.]

    Schneidmüller Bernd: Seite 78, "Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung"

    Undeutlich bleibt das Konglomerat von Herrschaft und Besitz, das sich Konrad und sein Sohn Rudolf in den mehr als 20 Jahren seit Zuweisung der Amtsgewalt in den W-Alpen aufgebaut hatten. Immerhin wird ihr Rang in diesem Raum durch die Ehe von Rudolfs Schwester Adelheid mit Herzog Richard Justitiarius von Burgund ebenso deutlich wie in der welfischen Namengebung des aus dieser Ehe hervorgetretenen Nachfolgers Rudolf, Herzog von Burgund.

    Kienast Walter: Seite 89, "Der Herzogstitel in Deutschland und Frankreich (9. bis 12. Jahrhundert)"

    Richard ist 921 gestorben. Seine Witwe Adelheid, Schwester König Rudolfs I. von Hoch-Burgund, urkundet als comitissa. Es ist dies einer der frühesten Belege für die weibliche Form des Titels.




    oo Richard I. der Gerichtsherr Herzog von Burgund um 850-1.9.921

    Kinder:
    - Rudolf Herzog von Burgund vor 890-14./15.1.936
    - Hugo I. der Schwarze - 17.12.952
    - Boso Graf von Vitry - 13.9.935
    - Irmgard
    oo Giselbert Graf von Chalon-sur-Saone - 8.4.936
    - Richilde
    948/55 oo Leotald II. Graf von Burgund-Macon - 17.9.965
    - Adelheid
    oo Reginar II. von Hennegau




    Literatur:
    Diener, Ernst: Könige von Burgund aus dem Hause der Welfen. in: Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte I. Band: Hoher Adel Zürich 1900-1908 Seite 73-82 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 36 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 79,86,96,216,241,249 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 78 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 9,39, 161/62 mit Anm. 623 -

    Familie/Ehepartner: von Burgund, Richard I.. Richard (Sohn von von Amiens, Balduin und von Arles, Richilde) wurde geboren um 850; gestorben am 1 Sep 921; wurde beigesetzt in Sens [89100],Yonne,Burgund,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 31. von Burgund, Rudolf I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren vor 890; gestorben in Jan 936 in Auxerre [89000],Yonne,Burgund,Frankreich; wurde beigesetzt in Sens [89100],Yonne,Burgund,Frankreich.
    2. 32. von Burgund, Hugo I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 890; gestorben am 17 Dez 952; wurde beigesetzt in Besançon [25000],Doubs,Franche-Comté,Frankreich.
    3. 33. von Burgund, Boso  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 890/895; gestorben am 13 Sep 935.
    4. 34. von Burgund, Irmgard  Graphische Anzeige der Nachkommen
    5. 35. von Burgund, Richilde  Graphische Anzeige der Nachkommen

  6. 14.  im Lahngau, Konrad Graphische Anzeige der Nachkommen (8.N.2, 1.Adelheid1) wurde geboren um 855; gestorben am 27 Feb 906 in Fritzlar [34560],Schwalm-Eder-Kreis,Hessen,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Hessengau,Hessen,Deutschland; Graf im Hessengau
    • Titel/Amt/Status: Lahngau,Deutschland; Graf im Oberlahngau
    • Titel/Amt/Status: 892-906, Sorbische Mark; Markgraf der sorbischen Mark

    Notizen:

    Konrad der Ältere
    Graf im Ober-Lahn- und Hessengau
    Markgraf der sorbischen Mark (892-906)
    ca 855-27.2.906 gefallen bei Fritzlar
    Ältester Sohn des Grafen Udo im Lahngau aus dem Hause der KONRADINER

    Barth Rüdiger E.: Seite 180,"Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert"

    Chuonradus (Konrad der Ältere) -27.2.905/906

    Graf im Oberlahngau, Bruder Eberhards, Graf im Niederlahngau, und Gebhards, Graf in der Wetterau (+ 22.6.910);
    Wampach, Lux., S. 148, Nr. 135, a. 899; ebd., Nr. 138, a. 902 und Nr. 141, S. 157 Anm. 5; gem. Jb. G l. G V,2 S. 38: Laienabt der Abtei S. Maximin.

    Dümmler Ernst: Seite 103,104,117,119, "Die Chronik des Abtes Regino von Prüm"

    892
    Um dieselbe Zeit zieht Arn, der ehrwürdige Bischof der Wirziburger Kirche, auf Ermahnung und Anraten des Thüringer-Herzogs Poppo zur Schlacht gegen die Slaven aus und fällt in eben dieser Schlacht [Am 13. Juli gegen die Chutizer unweit der Chemnitz.]; seinen Stuhl nahm Ruodulfein und folgte ihm in der Bischofswürde nach, der, obwohl von edler Geburt, ein Bruder nämlich der Grafen Cuonrad und Gebehard [Sie waren Blutsverwandte ARNOLFS und in O-Franken, Hessen und am Mittelrhein angesessen.], doch äußerst einfältig war.
    Poppo, der Thüringer-Herzog, wird seiner Würden entkleidet und das Herzogtum, das er verwaltet hatte, Cuonrad überwiesen, der es aber nur kurze Zeit inne hatte und es frteiwillig wieder aufgab.
    906
    Graf Cuonrad schickte seinen Sohn Cuonrad mit einer ansehnlichen Schar von Bewaffneten ab, um Gerard und dessen Bruder Matfrid anzufallen, weil diese seinen und seines Bruders Gebehard Lehen, das heißt den Besitz des heiligen Maximin [St. Maximin zu Trier] und der heiligen Maria zu den Speichern, sich gewaltsam zugeeignet hätten; mit ihnen verband sich ein Heer aus dem Reiche Lothars. Sie gelangten aber bis in den Blesigau, indem sie das Erbteil und den Besitz der obengenannten Brüder und ihrer Vasallen mit Raub und Feuer verheerten.
    Während dies im Reiche Lothars geschah, hatte der ältere Cuonrad mit einer großen Schar von Fußgängern und Reitern sein Lager in Hessen an dem Orte, der Friedeslar heißt [Fritzlar], indem er auf die häufigen Einfälle Adalberts sein Augenmerk richtete; sein Bruder Gebehard aber harrte mit allen, die er hatte an sich ziehen können, in der Wedereitha [Die Wetterau] eines plötzlichen Einbruches eben jenes Adalberts. Auch gab ihnen der Ausgang der Dinge durchaus Recht; denn als Adalbert merkte, daß die Macht der Gegner geschwächt sei, weil sie sich nach drei Seiten hin verteilt hatte, versammelte er seine Gefährten, froh, daß die günstige und lange ersehnte Zeit gekommen sei, und ergreift alsbald die Waffen; und zwar gibt er sich zuerst den Anschein, als wolle er seine Truppen gegen Gebehard führen, damit er sowohl diesen den Krieg fürchten laasse, als auch seinen Bruder sicher mache; darauf lenkt er mit so großer Geschwindigkeit, als er vermochte, sein Heer gegen Cuonrad. Als Cuonrad dies zu spät erkannt hatte, teilt er seine Gefährten in drei Haufen und rückt ihm ohne Zögern entgegen; da das Treffen begann, wenden zwei Haufen, der eine vom Fußvolk und der andere von den Sachsen sogleich den Rücken. Da Cuonrad diese vergeblich mit lautem Rufe ermahnte, sie möchten keineswegs den Feinden weichen, sondern für das Heil ihrer Weiber und Kinder und zur Verteidigung des Vaterlandes aus allen Kräften streiten, so stürzt er sich selbst mit der dritten Schar, anchdem er seine Kameraden angefeuert, auf die Widersacher, aber alsbald beim ersten Angriff wurde er mit vielen Wunden bedeckt und seines Lebens beraubt. Adalbert trug den Sieg davon, verfolgte mit seinen Gefährten die Fliehenden und streckte eine zahllose Menge, hauptsächlich von Fußgängern, mit dem Schwerte nieder. Indem er darauf drei Tage hinereinander jene ganze Landschaft durchstreifte, richtete er durch Mord und Plünderung alles zu Grund. Als dies vollbracht war, kehrte er mit seinen Genossen, die mit der Kriegsbeute und unermeßlichem Raube beladen waren, in die Feste Babenberg zurück. Dieses Blutbad ereignete sich aber am 27. Februar. Die Leiche Cuonrads hoben die Söhne [Cuonrad und Eberhard] nebst ihrer Mutter [Glismoda] auf und bestatteten sie in der Feste, die Willineburch [Weilburg] genannt wird.

    Konrad folgte als Graf im Ober-Lahngau, Vogt zu St. Maximin und Kettenbach. Er war Gegner der LIUDOLFINGER wegen Thüringen und war dort 892-893 Herzog. Im Jahre 897 bestätigte Kaiser ARNULF auf dem Reichstag zu Regensburg die Übertragung von Besitz an das Kloster Fulda, wobei es sich um konradinische Besitzanteile an den Siedlungen Dachrieden, Ammern, Görmar und dem wüsten "Emilinhusen", die sich wie ein Kranz um den Zentralpunkt Mühlhausen legten, handelte. Als zweite Gruppe konradinischer Besitzungen traten Güter in Sömmerda und "Hagen" entgegen, die durch eine undatierte, König KONRAD I. zugeschriebene Urkunde ebenfalls an Fulda kamen. Diese Reichslehen hatte er erst 892 im Kampf gegen LIUDOLFINGER und POPPONEN von Kaiser ARNULF erhalten und die Abgabe des Besitzes mußte als Scheitern in ihrer Aufgabe in Thüringen angesehen werden. Er wurde durch Kaiser ARNULF 893 anstelle der BABENBERGER Markgraf im Maingau, was zur erbitterten Feindschaft zu diesem Geschlecht führte. Mit Hilfe ARNULFS von Kärnten gelang es den KONRADINERN ihre Stellung auszubauen und ihre Rivalen, die BABENBERGER zu verdrängen. Er war eng mit Erzbischof Hatto von Mainz liiert und mit ihm seit 899 einflußreiches Regentschaftsmitglied für den König Ludwig IV. das Kind. Er gewann nach und nach alle hessischen und mainfränkischen Grafschaften, dazu auch die niederrheinischen Grafschaften und besaß eine herzogsähnliche Stellung im Raum Franken. Konrad der Ältere führte Macht und Einfluß seines Hauses in Hessen und im Weserland zu einem ersten Höhepunkt. In der Babenberger Fehde besiegten die KONRADINER 902 ihre Gegner und Konrad der Ältere erhielt 903 von den konfiszierten babenbergischen Gütern die Grafschaft im Gau Gozfeld, die im Maindreieck östlich Würzburg liegt. Wahrscheinlich 903 erhielt er Lehen im Volkfeld und im Iffgau. Konrad unterlag aber dem BABENBERGER Adalbert in der Schlacht bei Fritzlar, als die konradinischen Streitkräfte in Lothringen gebunden waren, und fiel in der Schlacht. Durch seinen Tod beschwor er eine höchst gefährliche Krise der gesamten konradinischen Position im Reich herauf. Erst nachdem es vornehmlich durch den Einsatz des Mainzer Erzbischofs Hatto gelungen war, die auf dem Schlachtfeld gefundene Entscheidung durch eine spätere, die das Gericht fällte, unwirksam zu machen, war nicht nur eine in drohende Nähe gerückte Katastrophe des KONRADINER-Hauses vereitelt, sondern der Weg geöffnet zu neuen Erfolgen.
    Konrad wurde von seiner Witwe und seinen Söhnen in der Feste Weilburg bestattet.

    Dietrich Irmgard: "Die Konradiner im fränkisch-hessischen Grenzraum"

    Lediglich drei Urkunden sprechen noch heute vom ehemaligen KONRADINER-Gut in Thüringen. In der ältesten bestätigt Kaiser ARNULF auf dem Reichstag zu Regensburg 897 die Übertragung von quasdam res de beneficio Konrads des Älteren an das Kloster Fulda. Es handelt sich dabei um die konradinischen Besitzanteile an den Siedlungen Dachrieden, Ammern Görmar und dem wüsten "Emilinhusen", die sich wie ein Kranz um den Zentralpunkt Mühlhausen legen, wo die KONRADINER nicht unmittelbar nachweisbar sind. Abgelöst von diesem Komplex im oberen Unstruttal wird ferner Diedorf an der heutigen Straße von Mühlhausen nach Heldra an der Werra genannt, sowie Lengenfeld.

    Schieffer Rudolf: Seite 190,194,197, "Die Karolinger"

    892 sorgte ARNOLF für den Sturz des von KARL III. geförderten BABENBERGERS Poppo in der Sorbenmark und ließ dafür die konradinischen Verwandten seiner Gattin, Graf Konrad den Älteren sowie dessen Bruder Rudolf als Bischof von Würzburg, in Mainfranken und Thüringen zu vorherrschenden Einfluß gelangen.
    In der Gegend von Prüm wurde im Oktober eine offene Feldschlacht zwischen den beiden KAROLINGERN durch einen Waffenstillstand abgewendet, doch zeigten die Friedensverhandlungen im Frühjahr 899 in St. Goar am Mittelrhein, bei denen die ostfränkischen Abgesandten ARNOLFS, Erzbischof Hatto von Mainz sowie die KONRADINER Konrad und Gebhard, ein gewichtiges Wort mitsprachen, daß es um Zwentibolds Autorität und Autonomie immer schlechter bestellt war.
    Im Kreis der großen Familien gaben nun erst recht die unter ARNOLF aufgestiegenen KONRADINER den Ton an, die sich in Hessen, aber nicht in Thüringen gegen die sächsischen LIUDOLFINGER behaupteten und in Mainfranken seit 902 im Namen des Königs eine blutige Fehde mit den BABENBERGERN ausfochten; daß Graf Konrad der Ältere dabei 906 den Tod fand, zog alsbald die Gefangennahme und Hinrichtung des letzten BABENBERGERS Adalbert nach sich, womit der Weg frei war für den jüngeren Konrad, den nachmaligen König, der fortan als dux in Rhein- und Mainfranken waltete.

    oo Glismut (Glismoda), Tochter des Kaisers ARNULF von Kärnten um 865-26.4.924
    Nach Jackman/Fried Gismoda (von Sachsen)

    Kinder:
    - KONRAD I. um 881-23.12.918
    - Eberhard Herzog von Franken um 885-2.10.939
    - Udo III. Graf im Ober-Lahngau - um 918
    - Tochter
    oo Werner Graf im Worms- und Nahegau
    -
    Nach Jackman/Fried
    - Burkhard

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 49,95 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990 Seite 180,186 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 24,27 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 103,104,117,119 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 357,453,468,488,499,503,518,523,532,537 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969 Seite 51,134 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 170,179,182,189-191,194 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 38,40 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 190,194,197,225 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 93,103,105 - Widukind von Corvey: Res gestae Saxonicae, Philipp Reclam Jun. Stuttgart 1981 Seite 59 -


    Gestorben:
    gefallen bei Fritzlar

    Familie/Ehepartner: Glismut. Glismut (Tochter von von Kärnten, Arnulf und Oda) wurde geboren um 865; gestorben am 26 Apr 924. [Familienblatt] [Familientafel]


  7. 15.  im Lahngau, Eberhard Graphische Anzeige der Nachkommen (8.N.2, 1.Adelheid1) wurde geboren um 858; gestorben in 902.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Lahngau,Deutschland; Graf im Nieder-Lahngau

    Notizen:

    Eberhard Graf im Nieder-Lahngau
    - 902 gefallen
    Sohn des Grafen Udo im Lahngau aus dem Hause der KONRADINER
    Eberhard starb an einer Wunde, die er in einer Schlacht gegen die BABENBERGER erhalten hatte.

    Holtzmann Robert: Seite 40, "Geschichte der sächsischen Kaiserzeit"

    Das rheinfränkische Haus der KONRADINER, auch in Hessen begütert, ging auf den Grafen Gebhard von Lahngau zurück, der unter LUDWIG DEM FROMMEN sich Verdienste und Ansehen erworben hat. Seine Söhne, voran der älteste, Udo, sind mit Ludwig dem Deutschen zerfallen und wurden 861 abgesetzt. Das Geschlecht trat dann eine Zeitlang zurück, bis die vier Söhne Udos durch den Anschluß an ARNULF bei dessen Ergebung wieder zu Macht und Einfluß gelangten, die Brüder Konrad, Gebhard, Eberhard und Ruudolf. Konrad, der älteste von ihnen (der Vater König KONRADS I.), erhielt Grafschaften im Lahngau und in Hessen, 892 vorübergehend auch die Sorbische Mark, Gebhard und Eberhard besaßen ebenfalls Grafschaften in Rheinfranken, Rudolf, der jüngstete, wurde 892 Bischof von Würzburg, trotz seiner geistigen Beschränktheit: "obgleich adelig, dennoch sehr dumm" so wird er uns geschildert. Da im Bereich der Würzburger Diözese die Grafschaften der BABENBERGER lagen, kam es alsbald zu Reibereienen, die schließlich zu der großen Babenberger Fehde zwischen den beiden Häusern führte. Sie hat fünf Jahre gedauert und ist in Mainfranken ausgetragen worden. In einer ersten Schlacht (902) wurden die BABENBERGER geschlagen, Heinrich II. fiel und auch Adalhard geriet in Gefangenschaft. Doch auch einer der KONRADINER, Eberhard, hatte eine tödliche Wunde erhalten, und als er nach wenigen Tagen starb, ließ der darob ergrimmte Gebhard auch dem gefangenen Adalhard den Kopf abschlagen, so daß von den BABENBERGERN nur mehr der älteste, Adalbert, übrig war. Ihm oblag die Blutrache für den hingemordeten Adalhard, und die Gegner bekamen das zu spüren. Adalbert verjagte in der Folge den Bischof Rudolf von Würzburg, riß mit Gewalt die Besitzungen des gestorbenen Eberhard an sich, überfiel schließlich im Februar 906 den Grafen Konrad bei Fritzlar und errang auch über ihn einen vollständigen Sieg, Konrad selbst ist in der Schlacht gefallen.

    Fried, Johannes: Seite 83, "Prolepsis oder Tod? Methodische und andere Bemerkungen zur Konradiner-Genealogie im 10. und frühen 11. Jahrhundert"

    Der dritte der vier Brüder, Graf Eberhard I. vom Niederlahngau, besaß mehrere Söhne, deren einer der berühmte, in Liedern besungene, doch ehelos gebliebene Konrad "Kurzbold" war, deren zweiter Gebhard III. hieß und als deren dritter wahrscheinlich ein Eberhard II. zu gelten hat. Gebhard III. hatte seinerseits wenigstens einen Sohn Konrad, der sich wiederum eines gleichnamigen Sohnes erfreute. Auch ein Udo käme als Sohn jenes Gebhard III. in Betracht, doch ist das ungewiß. Eberhard II. dürfte gleichfalls Söhne, nämlich Eberhard III. und Konrad, gezeugt haben.

    oo Wiltrud
    Kinder:
    - Konrad Kurzbold ca 885/90-30.6.948
    - Eberhard Graf im Niederlahngau ca 890/95-10.5.966
    - Gebhard Graf im Ufgau - nach 15.1.947
    - Udo Graf

    Literatur:
    Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990 Seite 170,180 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 357,488,522,524 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969 Seite 51 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 40 -

    Gestorben:
    gefallen


  8. 16.  im Lahngau, Rudolf I. Graphische Anzeige der Nachkommen (8.N.2, 1.Adelheid1) wurde geboren um 860; gestorben am 3 Aug 908.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 892-908, Würzburg [97070],Würzburg (Stadt),Bayern,Deutschland; Bischof von Würzburg

    Notizen:

    Rudolf I. Bischof von Würzburg (892-908)
    ca. 860-3.8.908
    Sohn des Grafen Udo im Lahngau aus dem Hause der KONRADINER

    Althoff Gerd: Seite 314, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    B 91 Me: 3.8. Ruodolfus eps + 908 Würzburg

    (Es.) Rudolfs Eintrag gehört zu den Übernahmen aus älteren Vorlagen, die beim Beginn des eigenständigen ottonischen Gedenkens gemacht wurden. In diesen Vorlagen, die vielleicht aus der Halberstädter Domkirche stammen, waren alle Würzburger Bischöfe seit dem endenden 8. Jahrhundert enthalten; siehe dazu oben S. 190.
    Zu Rudolfs Herkunft - er war KONRADINER - und seiner Tätigkeit vgl. Wendehorst, Würzburg, S. 51f.; Lindner, Würzburg, S. 235ff.
    Zum Todesdatum: Wendehorst, S. 55 sowie FW B 22 mit weiteren Hinweisen.

    Rudolf wurde durch Kaiser ARNULF Bischof von Würzburg und war dessen treuer Anhänger. Er wurde zeitweise von den BABENBERGERN verjagt, die dort dominierten, wurde 899 Mitregent für König Ludwig IV. das Kind, bekriegte die BABENBERGER und war 906 an der Hinrichtung des Grafen Adalbert beteiligt. Rudolf fiel im fränkisch-thüringischen Heer gegen die Ungarn.

    Finckenstein Fimck von: Seite 148, "Bischof und Reich"

    Die Bedeutung Würzburgs für Franken und das ostfränkische Königtum wird schon vor unserem Betrachtungszeitraum an der Ernennung Bischof Rudolfs (892-908) erkennbar, der mit König ARNULF verwandt und Vater-Bruder König KONRADS I. war. In seine Amtszeit fiel die für die KONRADINER siegreiche Auseinandersetzung mit den sogenannten älteren BABENBERGERN um die Vormachtstellung in Franken, in deren Mittelpunkt das Bistum Würzburg stand, und die eine wesentliche Voraussetzung für den Aufstieg der KONRADINER zum Königtum wurde.

    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 190,314 B 91 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990 Seite 20 Anm. 32,183 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch Gladbach 1987 Seite 176 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Reginno von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 103,109,115 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 356,488,498,521-524,549,565 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969 Seite 51 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 190,198 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 93 -

    Neue Deutsche Biographie - Rudolf (Ruodolfus, Rathulfus, Rothulff)

    Bischof von Würzburg (wahrscheinlich seit 892), ⚔ 3.8.908.

    Die Annahme, R. sei Abt von Hersfeld gewesen (Fries), ist unrichtig. Wohl aufgrund der guten Beziehungen seiner Familie zu Kg. Arnulf erhielt er – wahrscheinlich noch 892 – den Bischofsstuhl von Würzburg, hat aber in der Umgebung des Königs keine nachweisbare Rolle gespielt. Lediglich auf der Reichsversammlung und dem Konzil von Tribur läßt er sich am 5.5.895 nachweisen.

    R.s Regierung steht im Zeichen der sog. Babenberger Fehde, in der es zwischen den Konradinern und den älteren Babenbergern (Popponen) um die Vormachtstellung in Ostfranken ging. Da die Babenberger dem Königtum Arnulfs distanziert gegenüberstanden, hatte der König in dem bis dahin von den Babenbergern dominierten ostfränk. Raum Güter an die Konradiner vergeben. Ein daraus resultierendes aggressives Ausgreifen der Popponen im Bistum Würzburg provozierte die konradin. Reaktion: 897 begann angeblich „aus geringfügigen Ursachen“ (ex parvis minimisque rebus), wie Regino v. Prüm berichtet, die Fehde zwischen R. und den babenberg. Brüdern Adalhard und Heinrich; der König selbst hielt sich im Hintergrund. Umfangreiche Verwüstungen nötigten R. 902 zu einem Hilferuf an seine Brüder Eberhard und Gebhard. Vor der Burg Bamberg kam es zur Schlacht, wobei Heinrich und Eberhard fielen sowie Adalhard in Gefangenschaft geriet; Gebhard ließ Adalhard eigenmächtig hinrichten. Dieser Landfriedensbruch wurde im Febr. 903 in Forchheim vom König zugunsten der Konradiner entschieden. Kurz darauf wurde R. von dem letzten lebenden Babenberger Adalbert aus Würzburg vertrieben; in der Folge konnte er sein Bistum wohl kaum noch betreten. 906 wurden die Konradiner erneut von Adalbert besiegt; daraufhin belagerte ihn Kg. Ludwig, nahm ihn gefangen und ließ ihn am 9.9.906 hinrichten. Sein Besitz verfiel dem König, der diesen „inter nobiliores“ und wohl auch an das Bistum Würzburg wieder verteilte. R. stellte sich im Sommer 908 mit einem thür.-fränk. Heer den einfallenden Ungarn und fiel in der Schlacht am 3.8.908. Über seine kirchliche Tätigkeit ist nichts bekannt.



    Gestorben:
    fiel im fränkisch-thüringischen Heer gegen die Ungarn


  9. 17.  im Lahngau, Gebhard II. Graphische Anzeige der Nachkommen (8.N.2, 1.Adelheid1) wurde geboren um 865; gestorben am 22 Jun 910 in Augsburg [86150],Augsburg,Bayern,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Wetterau,Hessen,Deutschland; Graf in der Wetterau
    • Titel/Amt/Status: Lothringen,Frankreich; Statthalter von Lothringen

    Notizen:

    Gebhard II. der Jüngere
    Statthalter von Lothringen
    Graf in der Wetterau
    ca 865-22.6.910 gefallen bei Augsburg
    Jüngster Sohn des Grafen Udo im Lahngau aus dem Hause der KONRADINER


    Gebhard II. der Jüngere wurde Graf im Nieder-Lahngau und gesamten südlichen Hessen mit Niddagau, Rheingau und Wetterau, Vogt von St. Maximin und Oeren und half gegen die BABENBERGER. Er wurde vom König 904 als Statthalter in Lothringen, wo ihm und seiner Familie mehrere Güter und Lehen übertragen worden waren, im Widerstreit mit dem Hause HENNEGAU eingesetzt. Gestützt auf die konradinische Hausmacht konnte sich Gebhard in dem unruhigen Lothringen behaupten. Vergeblich empörten sich 906 die Grafen Gerhard und Matfried. Dieser Aufstand wurde aber nicht durch Gebhard, der gegen die BABENBERGER kämpfte, sondern Konrad den Jüngeren niedergeworfen. An der Spitze des ostfränkischen Heeres fiel er in einer Schlacht gegen plündernde Ungarn am Lech. Er gründete eine Kirche zu Wetzlar.

    Barth Rüdiger E.: Seite 180, "Der Herzog in Lothringen im 10. Jahrhundert"

    Gebehardus + 22.6.910 gegen Ungarn

    Bruder o.e. Konrads, Graf im Rheingau und in der Wetterau, zu jener Zeit der erste Mann in Lothringen; s.a. Isenburg I, Tafel 4; Wampach, Lux. S. 148, Nr. 135, a. 899; G. Streich, Burg und Ki., S. 143.

    Mohr Walter: Band I Seite 14, "Geschichte des Herzogtums Lothringen"

    Die Familie der KONRADINER war nicht in Lothringen beheimatet, der König stattete sie aber jetzt im Lande mit Besitzungen aus, um ein entsprechendes Gegengewicht gegen die allzu selbständigen Großen zu erhalten. Und nun ist es auffallend, dass Gebhard in einer königlichen Urkunde aus dem Jahre 903 den Titel trägt: Herzog des Reichs, das von vielen das Lothars genannt wird. Die Stellung eines Herzogs des Reichs dürfte darauf deuten, dass Gebhard ein Stellvertreter des Königs war, und daß sich seine Befugnisse innerhalb einer Amtsstellung über ganz Lothringen erstreckten. Wichtiger für unsere Betrachtung ist es aber, dass es sich hier um ein Gebiet handelte, das nach den Grenzen des Reichs Lothars ausgerichtet war, das also immer noch als gewissermaßen außerhalb des eigentlichen ostfränkischen Reichs liegend aufgefaßt wurde.
    Indes könnte die Ernennung Gebhards zum Herzog in Lothringen, die man schon vor das Jahr 903 datieren will, darauf weisen, dass Ludwig das Kind seine Herrschaft in Lothringen nicht als Nachfolger im Königtum Zwentibolds, sondern im Sinne einer Annexion des Landes aufgefaßt hat, denn Gebhard erscheint lediglich als Stellvertreter des Königs, er besaß nicht die Befugnisse eines Stammesherzogs. Bezeichnend ist es wohl auch, dass er nicht in Lothringen residierte, vielmehr hielt er sich durchweg in der Umgebung des Königs auf. Im allgemeinen wurde er sogar einfach als Graf tituliert. Man wird demgemäß nicht von der Existenz eines Herzogtums Lothringen im üblichen Sinne für die damalige Zeit sprechen können. Die Stellung Gebhards war natürlich stark umstrittten, da Reginar, Gerhard und Matfried besser berechtigt zu sein glaubten, diese Rolle in ihrem eigenen Lande zu spielen als Landfremde. Wir wissen nicht, wie die Parteigruppierungen sich im einzelnen gestalteten. Eine oppositionelle Bewegung ging schließlich von Gerhard und Matfried aus. Beide scheinen aber nur wenig Anhang besessen zu haben, sogar ihre Verwandten hielten sich von ihnen fern. Auch Reginar hatte nichts mit ihnen zu tun.
    Anfang 906 gingen Gerhard und Matfried gegen die Besitzungen der KONRADINER in Lothringen vor und besetzten die Abteien St. Maximin und Oeren in Trier. Wir hören dann von einem Waffenstillstand, doch läßt sich für das Ganze kein abschließendes Bild gewinnen. Jedenfalls griff im Herbst 906 König Ludwig in Lothringen ein. Er erschien in Metz und eröffnete gegen die geflüchteten Gerhard und Matfried ein Verfahren, das gegen sie die Ächtung und die Konfiszierung ihrer Güter aussprach. Bei dieser Gelegenheit taucht auch Reginar für uns wieder in der Öffentlichkeit auf. Er befand sich in der Umgebung des Königs und stand auch mit dem mächtigen Gebhard auf gutem Fuß. Über die Stellungnahme der übrigen lothringischen Großen zum Urteil von Metz ist uns nichts bekannt.
    Neben dem weiterhin in maßgebender Stellung verbleibenden Gebhard dürfte jetzt auch ein steter Aufstieg Reginars eingesetzt haben. Beide Grafen erscheinen zusammen unter der ehrenvollen Bezeichnung egregius. Mit dem Tode Gebhards im Jahre 910 eröffneten sich für Reginar neue Möglichkeiten. Ein Nachfolger für den Verstorbenen im Herzogsamte scheint nicht bestimmt worden zu sein, und so besaß Reginar schon rein faktisch in seiner Macht keinen Konkurrenten mehr.

    Holtzmann Robert: Seite 40,44, "Geschichte der sächsischen Kaiserzeit"

    Das rheinfränkische Haus der KONRADINER, auch in Hessen begütert, ging auf den Grafen Gebhard von Lahngau zurück, der unter LUDWIG DEM FROMMEN sich Verdienste und Ansehen erworben hat. Seine Söhne, voran der älteste, Udo, sind mit Ludwig dem Deutschen zerfallen und wurden 861 abgesetzt. Das Geschlecht trat dann eine Zeitlang zurück, bis die vier Söhne Udos durch den Anschluß an ARNULF bei dessen Ergebung wieder zu Macht und Einfluß gelangten, die Brüder Konrad, Gebhard, Eberhard und Rudolf. Konrad, der älteste von ihnen (der Vater König KONRADS I.), erhielt Grafschaften im Lahngau und in Hessen, 892 vorübergehend auch die Sorbische Mark, Gebhard und Eberhard besaßen ebenfalls Grafschaften in Rheinfranken, Rudolf, der jüngste, wurde 892 Bischof von Würzburg, trotz seiner geistigen Beschränktheit: "obgleich adelig, dennoch sehr dumm" so wird er uns geschildert. Da im Bereich der Würzburger Diözese die Grafschaften der BABENBERGER lagen, kam es alsbald zu Reibereien, die schließlich zu der großen Babenberger Fehde zwischen den beiden Häusern führte. Sie hat fünf Jahre gedauert und ist in Mainfranken ausgetragen worden. In einer ersten Schlacht (902) wurden die BABENBERGER geschlagen, Heinrich II. fiel und auch Adalhard geriet in Gefangenschaft. Doch auch einer der KONRADINER, Eberhard, hatte eine tödliche Wunde erhalten, und als er nach wenigen Tagen starb, ließ der darob ergrimmte Gebhard auch dem gefangenen Adalhard den Kopf abschlagen, so daß von den BABENBERGERN nur mehr der älteste, Adalbert, übrig war. Ihm oblag die Blutrache für den hingemordeten Adalhard, und die Gegner bekamen das zu spüren. Adalbert verjagte in der Folge den Bischof Rudolf von Würzburg, riß mit Gewalt die Besitzungen des gestorbenen Eberhard an sich, überfiel schließlich im Februar 906 den Grafen Konrad bei Fritzlar und errang auch über ihn einen vollständigen Sieg, Konrad selbst ist in der Schlacht gefallen.
    Man war sich aber darüber klar, daß das von manchen Seiten bedrohte Lothringen eines Führers bedurfte, und die Reichsregierung bediente sich auch hier der KONRADINER, indem sie den Grafen Gebhard zum Herzog von Lothringen erhob. Hier handeltes sich also um keine aus einem Volksstamm heraus erwachsene Gewalt, sondern um einen vom König erhobenen Beamten. Er wurde mit einigen Gütern und Abteien ausgestattet, konnte aber keinen festen Rückhalt bei den lothringischen Herren gewinnen. Der kluge Reginar verstand es, sich mit den neuen Herren im Reiche wie im Lande zu stellen; er wurde in seine Grafschaften und Besitzungen wieder eingesetzt und scheint einen größeren Einfluß als der landfremde Herzog besessen zu haben. Die Ungarn, die auf ihren Streifzügen weit nach Westen, nach Lothringen, Burgund und Oberitalien kamen, machten beiden viel zu schaffen; im Jahre 910 ist Gebhard in einer Schlacht gegen sie gefallen.

    Hlawitschka Eduard: Seite 171,189-193, "Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte"

    Da hier nämlich St. Maximin und Oeren bei Trier als Lehen Gebhards und Konrads bezeichnet sind, ihnen beiden also aus Königshand zum Nießbrauch überlassen waren, ja da außerdem feststeht, daß St. Maximin schon 887/88 von König ARNULF an den Grafen Megingaud verliehen worden war und Megingauds honores nach seiner Ermordung 892 ex parto an Zwentibold übergingen, bleibt nur der Schluß übrig, daß Oeren 897 in der Hand Zwentibolds blieb, nach dessen Tode dann zusammen mit dem ihm schon 892 zugefallenen St. Maximin in die Hand Ludwigs des Kindes kam, um von diesem an seine Hauptbeauftragten für Lotharingien, Gebhard und Konrad verliehen zu werden.
    Nicht einmal die Abteien, die ihnen Zwentibold 897 abgesprochen hatte, konnten sie zurückgewinnen; diese gingen in die Hände der auch mit alten Interessen im Moselgebiet auftretenden KONRADINER (das heißt in die Hände Konrads des Älteren und seines Bruders Gebhard) über, die freilich mit den MATFRIEDINGERN in einer entfernten Verwandtschaft gestanden zu haben scheinen [Zu jenem Adalhard I. flohen nun aber 861 die Grafen Uto und Berengar samt ihrem Bruder Waldo (Ann. Fuldens. ad 861 Seite 55). Sie waren Adalhards propinqui (Ann. Bertin. ad 861 Seite 55 und ad 865 Seite 80); einer von ihnen ist wiederum der Vater Konrads des Älteren und Herzog Gebhards. Gerhard und Matfried standen demnach also in einer weiteren, aber ihnen wohl durchaus noch bewußten Verwandtschaft mit den KONRADINERN.]. Gerade diese Verwandtschaft, auf die man bislang noch nicht aufmerksam wurde, dürfte es erklären, daß die MATFRIEDINGER eine solche Wendung zunächst hinnahmen; von ihren Verwandten mochten sie wohl erst eine Förderung ihrer Interessen erwartet haben. Der Bruch mußte wohl gleichsam zur beschlossenen Sache werden, als die KONRADINER Eberhard und Otto im niederrheinischen-lotharingischen Grenzraum, und zwischen Duisburggau und im Keldachgau, die Grafschaftsrechte erwarben und ihr Bruder Konrad der Jüngere (der Sohn Konrads des Älteren und spätere König KONRAD I.) die Abtei Kaiserswerth gewinnen konnte [Zu Otto und Eberhard als Grafen des Duisburg- und des Keldachgaues vgl. MG DD Ludwig das Kind Seite 150 nr. 35 vom 3. August 904. Ebenda wird Konrad der Jüngere als Laienabt von Kaiserswerth genannt. Am 26. Juli 910 ist dann Konrad der Jüngere auch als Graf im Keldachgau bezeugt, vgl. MG DD Ludwig das Kind Seite 210f. nr. 73. - Es durchaus möglich, daß die KONRADINER auch die Abtei Chevremont erwerben konnten.], ja deren Onkel Gebhard - vielleicht bei Ludwigs mehrwöchigem Aufenthalt in Lotharingien während des Jahres 902 - ganz offiziell zum ersten Mann des ehemaligen Lothar-Reiches bestimmt und von der königlichen Kanzlei 903 dann auch als dux regni quod a multis Hlotharii dicitur bezeichnet wurde.
    Die Gelegenheit zum Zuschlagen bot sich den MATFRIEDINGERN, als wohl gegen Ende 905 der Streit zwischen den KONRADINERN und den BABENBERGERN um die Vormachtstellung in O-Franken in voller Heftigkeit zu entbrennen begann. Nun schlugen auch die MATFRIEDINGER gegen ihre konradinischen Rivalen los: Gerhard und Matfried bemächtigten sich der Trierer Abteien Oeren und St. Maximin. Aber bereits zu Beginn des Jahres 906 zog Graf Konrad der Jüngere (Sohn Konrads des Älteren und Neffe des Herzogs Gebhard) gegen Gerhard und Matfried zu Felde, um ihnen diese Kloster wieder zu entreißen. Während indessen sein Vater Konrad der Ältere, dem Herzog Gebhard vergeblich Unterstützung zuzuführen versuchte, im Kampf gegen den BABENBERGER Adalbert fiel (22.2.906), vermochte Konrad der Jüngere die beiden MATFRIEDINGER in den Bliesgau zurückzudrängen.
    Gerhard fiel dann offenbar, wie auch sein großer Rivale Herzog Gebhard, am 22. Juni 910 in der Augsburger Ungarnschlacht
    Daß sich Reginar Langhals im Oktober 906 in Metz bei der Verurteilung der MATFRIEDINGER einfand und daß er auch 908 zusammen mit Herzog Gebhard bei der Vergabe von MATFRIEDINGER-Gut am Königshof intervenierte, gibt noch einmal deutlich die Rivalität zu erkennen, in der er zu den MATFRIEDINGERN seit Jahren gestanden haben muß, und unterstreicht andererseits, daß Reginar vorerst in Verbindung mit den KONRADINERN, nicht gegen sie, seine Stellung zu festigen suchte.
    Durch den plötzlichen Tod, den der konradinische dux Gebhard 910 im Kampf gegen die Ungarn fand, geriet das labile Gleichgewicht ins Schwanken und kam eine neue Entwicklung ins Rollen.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 51,60, "Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert"

    Schenk zu Schweinsberg, a.a.O. meint, daß man in Gebhard, Cuno und nochmals Cuno die zwischen 940 und der Jahrtausendwende im Ufgau (MG DD Otto I Seite 110 nr. 23, DD Otto III Seite 438 nr. 39 und Seite 574 nr. 162) nachzuweisenden Grafen (vgl. auch MG DD Otto II Seite 61 nr. 51, Seite 160 nr. 143 und DD Otto III Seite 570 nr. 158, Seite 693 nr. 273 aus der angrenzenden Ortenau und der Wingarteiba) vor sich hat, daß weiterhin der erste Cuno mit dem Cuonradus filius Gebehardi comitis gleichzusetzen ist, welcher sich 950 mit unerlaubten Beziehungen zu einer neptis OTTOS DES GROSSEN gebrüstet habe und darüber in Worms im Zweikampf gegen einen Sachsen namens Burchard unterlag (Contin. Regin. ad. 950, ed. F. Kurze, MG SS rer. Germ., 1890, Seite 164), daß schließlich der Cono filius Cononis, welcher nach der Aufgebotsliste des Jahres 981 oder 983 (MG Const. I Seite 633 nr. 436) 40 Panzerreiter zu stellen hat, mit dem zweiten Cuno der genealogischen Notiz zu identifizieren ist, und daß letztlich der erste Cuno auch mit dem vielbehandelten "Kuno von Öhningen" der Historia Welforum c. 6 (ed. E. König, Schwäb. Chroniken der Stauferzeit 1, 1938, Seite 76) und der Genealogia Welforum c. 4 (ebenfalls Seite 12) identisch ist. Dieser Deutung haben sich vor kurzem H. Keller, Kloster Einsiedeln im ottonischen Schwaben (1964) Seite 77, und H. Jakobs, Der Adel in der Klosterreform von St. Blasien (1968) Seite 170-182, angeschlossen. K. Schmid, Probleme um den "Grafen Kuno von Öhningen" (1966), bejaht aus der Interpretation von Reichenauer Gedenkeinträgen die konradinischen Zusammenhänge, in denen man "Kuno von Öhningen" zu sehen hat, möchte aber eine bestimmte Identifizierung noch nicht vornehmen. Abgesehen von dem Problem der Identifizierung der ersten Cuno der genealogischen Notiz mit "Kuno von Öhningen", der sowohl in der welfischen Überlieferung als auch nach Ausweis des Reichenauer Gedenkeintrages einen gleichnamigen Sohn Cuonrad (= Kuno) hatte, bleibt freilich noch die Frage, wer der Gebehard der genealogischen Notiz gewesen ist und von wem dieser abstammte, das heißt wie dessen Vorfahren hießen. Sieht man in Udo, dem nepos des Gebehard, Udo I. aus Rheinfranken, so kommt - da Gebehard und Udo als filii duorum fratrum gekennzeichnet sind und als UdosVater der 910 bei der Ungarnabwehr gefallene Herzog Gebhard von Lotharingien feststeht (Contin regin. ad. 910, Seite 154) - als Vater Gebhards nur ein Bruder dieses 910 gefallenen Herzogs Gebhard in Frage. Diese waren die aus der großen Babenberger Fehde bekannten Eberhard der Ältere (+ 902), Konrad der Ältere (+ 906) und Bischof Rudolf von Würzburg (+ 908), wie wir Reginos Chronik ad 902-906 (ed. F. Kurze, MG SS rer. Germ. Seite 149-151) entnehmen können. Da Rudolf Geistlicher und wohl kinderlos war, Konrad der Ältere aber nur Konrad den Jüngeren, den König KONRAD I., sowie Eberhard, den 939 ums Leben gekommenen Herzog von Franken, und einen Otto zu Söhnen gehabt zu haben scheint, dürfte Gebhards Vater also Graf Eberhard der Ältere gewesen sein, als dessen Sohn wir sonst nur Konrad Kurzpold (Contin. Regin. ad 948 Seite 164) kennen. Aus Reginos Chronik ad 903 (Seite 149) geht aber hervor, daß Eberhard der Ältere mehrere Söhne (filios etiam Everhardi) hatte, so daß der Anreihung Gebehards nichts im Wege steht. Einen weiteren Sohn Eberhards des Älteren, der vermutlich auch Eberhard hieß, versucht I. Dietrich, Das Haus der Konradiner (Diss. Masch. Marburg 1952) Seite 199ff., nachzuweisen.
    Bei H. Decker-Hauff, Die Ottonen und Schwaben, in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 14 (1955) Seite 264 und Tafel II nach Seite 280, wird die Meinung vertreten, Oda sei nicht von dem MATFRIEDINGER Gerhard, sondern von dem KONRADINER Gebhard (+ 910) geheiratet worden. Das widerspricht der obigen Quellenaussage völlig.

    Hlawitschka Eduard: Seite 47-49, "Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“

    E. Hlawitschka, Kuno und Richlind Seite 36-49: Anhang - Die Stammtafel der KONRADINER und ihre Quellenbasis. Dort auch die Filiationsnachweise für die anderen in der umseitigen Tafel angeführten Vorfahren Hermanns II.; nachzutragen hierzu ist ein Hinweis auf MG Libri memoriales I: Liber mem. von Remiremont Seite 4 (= fol. 3 v nr. 18), wo über einer Rasur auf der "Königsseite" dieses Gedenkbuches der im 1. Jahrzehnt des 10. Jahrhunderts geschriebene Eintrag steht: Gebardi duci, Hidda, Riquinus, Cristianus ... Auf Seite 37 (= fol. 18r) dieses Buches findet man zudem von der gleichen Hand, die Seite 29 (= fol. 14v) zum 22. Juni (910) den Tod des Herzogs Gebhard eintrug, zum 19. November den Eintrag migravit Idda comitissa. Offensichtlich war demnach Herzog Gebhard mit einer Hidda/Ida vermählt. Dies würde auch gut erklären, daß Gebhards Sohn Herzog Hermann I. von Schwaben seine Tochter Ida (= Gemahlin von OTTOS I. Sohn Liudolf) nannte, ja, daß auch Gebhards Enkel Herzog Konrad von Schwaben seiner Tochter den Namen Ita gab (vgl. dazu unten Seite 99ff.)

    oo Ida (Hidda) (EZZONIN) -19.11.
    Kinder:
    - Udo I. Graf der Wetterau 896/900-12.12.949
    - Hermann I. Herzog von Schwaben ca 898/900-10.12.949

    Literatur:
    Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lothringen im 10. Jahrhundert, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 19,20,21,26,29,33,35, 36,169,179-181,183 - Beumann, Helmut: Die Ottonen, Verlag W. Kohlhammer, 1991 Seite 25 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 103,112,115,117 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 357,453,468,488,503,519,522,532,537,547,555,568 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 51,60,76,134 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 171,179,189-193,198 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 47-49,65 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 40,44,80 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 194,197 - Schulze Hans K: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag Seite 119,121 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 477 -

    Gestorben:
    gefallen bei Augsburg

    Familie/Ehepartner: Ida. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 36. von der Wetterau, Udo I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 895/900; gestorben am 12 Dez 949; wurde beigesetzt in Wetzlar [35576],Lahn-Dill-Kreis,Hessen,Deutschland.
    2. 37. von Schwaben, Hermann I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 898/900; gestorben am 10 Dez 949; wurde beigesetzt in Reichenau [78479],Konstanz,Baden-Württemberg,Deutschland.


Generation: 4

  1. 18.  von Vermandois, Odo Graphische Anzeige der Nachkommen (9.Adele3, 3.Robert2, 1.Adelheid1) wurde geboren in 910; gestorben am 19 Jun 946.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Amiens [80000],Somme,Picardie,Frankreich; Graf von Amiens
    • Titel/Amt/Status: 928-930, Vienne [38200],Isère,Rhône-Alpes,Frankreich; Graf von Vienne

    Notizen:

    Odo
    Graf von Vienne (928-930)
    Graf von Amiens
    910-19.6.946
    Ältester Sohn des Grafen Heribert II. von Vermandois und der Adela von Neustrien, Tochter von Herzog Robert I.

    Brandenburg Erich: Tafel 2, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VII. Generation 1.
    Odo, Graf von Vienne 928, von Amiens 932
    * ca. 910, + nach 946 19.VI.

    Anmerkungen: Seite 120
    VII. 1. Odo

    Kalckstein 174f., 212,241, Poupardin, Provence 227; Lauer, Louis d'Outremer 139, wo auch letztes Vorkommen.
    Lauer hält Heribert II. für den ältesten Sohn, was mir aber nicht wahrscheinlich ist, da Odo schon 927 Flodoard S. S. 3, 377 vorkommt, Heribert aber erst erheblich später. [VII 2] [Hier hat sich sicher ein Schreibfehler eingeschlichen, denn Heribert II. ist Odos Vater und nicht sein Bruder. Odos Bruder war Heribert der Alte.]

    Werner Karl Ferdinand: Seite 462

    Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)
    VII. Generation 2
    Heriberts ältester Sohn Odo wird erstmals zu 927 erwähnt (Flodoard, Ann.927 und Hist. Remensis ecclesiae IV, 21), als der Vater für ihn die Grafschaft Laon von König Rudolf fordert, sie jedoch nicht erhält. Der Dukat Vienne, den man ihm, der als Geisel am normannischen Hof weilte, Ende 928 gab (vgl. Register der Flodoard-Ausgabe von Lauer unter "Eudes"), kann nicht lange in seiner Hand geblieben sein, wenn ein Herrschaftsantritt Odos dort überhaupt je erfolgt ist. 938 ging Odo von Hugo dem Großen, den seine heribertinischen Neffen gegen den König unterstützten, zu König Ludwig IV. über und erhielt jetzt das Kommando in der Königsresidenz Laon, nicht notwendig die Grafschaft dort. 944 verliert er Stadt und Grafschaft Amiens: Seit wann er sie besaß, wissen wir, entgegen der Angabe von Brandenburg ("932") nicht. (Sämtliche Belege Flodoard, Ann. zum betreffenden Jahr).

    Hofmeister, Adolf: Seite 50-52, "Deutschland und Burgund im frühen Mittelalter"

    Damals gab König Hugo, nach Flodoard, das Gebiet von Vienne an Heribert II. von Vermandois für seinen Sohn Odo.
    Ob Rudolf von Frankreich an dem Vertrage von 928 anders denn als Vermittler beteiligt war, geht aus Flodoard nicht hervor. Es wird nicht gesagt daß Odo von Vermandois seine neue Herrschaft als Vasall des französischen Königs erhielt. Man könnte, wenn überhaupt, auch an eine Belehnung durch Hugo denken.
    Heribert von Vermandois und sein Sohn scheinen niemals wirklich in den Besitz von Vienne gelangt zu sein. 931 war die Stadt jedenfalls im Besitz Karl Konstantins.

    Schwager, Helmut: Seite 90,118,123-125,129/30,137,152,178/79, "Graf Heribert II. von Soissons"

    Zur Formierung eines kompakten heribertinischen Machtkomplexes beanspruchte sie Graf Heribert II., nominell für seinen ältesten Sohn Odo (+ nach 946), doch war andererseits die Feste Laon einer der wichtigsten königlichen Stützpunkte in Franzien.
    Daher forderte der HERIBERTINER die Grafschaft Laon von seinem bosonidischen Schwager, um, wie er zudem versicherte, noch zu seinen Lebzeitenm seinen nun ca. 16 Jahre zählenden ältesten Sohn Odo (+ nach 946) unbedingt mit einem Erbe versorgen zu können, da er selbst ihm nämlich keine Herrschaft abtreten wollte.
    Graf Rollo von Rouen (+ 928/31) und sein Sohn Wilhelm I. (+ 942) kündigten den Frieden mit König Rudolf und eroberten Eu, wo sie sich Ende des Jahres 927 mit Graf Heribert II. sowie Karl III. trafen und dem KAROLINGER den Lehnseid leisteten bzw. mit dem HERIBERTINER ein reguläres Bündnis schlossen. Allerdings mußte der HERIBERTINER zur Sicherheit dem mißtrauischen Grafen Rollo seinen ältesten Sohn Odo als Geisel hinterlassen.
    Nach zähen Verhandlungen bezüglich des Streitfalles Laon mußte Königin Emma die Festung verlassen, während Graf Heribert II. Laon besetzen durfte. Doch damit nicht genug! Bei einem anschließenden westfränkischen Fürstentreffen in Rouen, wobei Graf Heribert II. seinen Sohn Odo auslösen wollte, erkannten alle Anwesenden den KAROLINGER Karl III. als legitimen westfränkischen König an. Danach ließen die Normannen den HERIBERTINER Odo frei und verbanden sich mit den W-Franken gegen König Rudolf.
    Lediglich die heftig umstrittene Grafschaft Vienne wurde offenkundig neutralisiert, indem man sie Heriberts II. Sohn Odo (+ nach 946) verlieh, der somit endlich zu seiner eigenen Herrschaft gekommen wäre.
    Somit überrascht es nicht, wenn bereits im Jahre 931 Graf Karl Konstantin urkundlich wieder im Besitz der Grafschaft Vienne erscheint; dagegen gibt es keine Anzeichen dafür, daß der HERIBERTINER Graf Odo jemals irgendeine Autorität im Viennois ausgeübt hätte.
    So begab sich der BOSONIDE im Frühjahr 931 trotz der laufenden Kämpfe mit einer Eskorte nach Nieder-Burgund, um hier seine Jahre im Jahre 928 gewonnene Autorität zu bekräftigen. In Vienne huldigte ihm tatsächlich auch formell sein Großneffe Graf Karl Konstantin von Vienne (+ nach 962); die unbezweifelbaren Rechte des HERIBERTINERS Graf Odo wurden dabei eindeutig mißachtet.
    Inzwischen eroberte Heriberts II. Sohn Graf Odo (+ 946) aber die Feste Ham zurück und besetzte sie. Es ist dies das erste Mal, daß hier die Quellen von halbwegs selbständigen Handeln eines Sohnes oder überhaupt eines Familienmitgliedes Graf Heriberts II. berichten, der ansonsten seine Sippe ziemlich autoritär in seinem eisernen Griff hielt. Allerdings wurde Graf Odo seit der Eroberung von Ham zunehmend selbständiger, was bald zu ernsthaften Konflikten mit dem Vaterr führen sollte. Doch zunächst plünderte der älteste Sohn Graf Heriberts II. von Ham aus die Umgebung von Soissons und Noyon.
    Selbst in der Familie der HERIBERTINER kam es zum offenen Abfall; der schon lange vorhersehbare Konflikt zwischen dem autokratischen Grafen Heribert II. und seinem ältesten Sohn Graf Odo, der vom Vater immer nur auf neuzuerwerbende Grafschaften, wie zum Beispiel 926 auf Laon, 928 auf Vienne, vertröstet worden war, brach nun endgültig aus! Graf Odo verließ seinen Vater, wechselte die politische Gruppierung und leistete überraschend König Ludwig IV. den Lehnseid. Der KAROLINGER gab sofort dem HERIBERTINER als Anerkennung für seinen Übertritt die garde/"Wacht" über Laon, das ihm der Vater trotz aller Bemühungen seit 931 nicht hatte verschaffen können. Ein beidseitig merkwürdiger Schritt, wobei der KAROLINGER seine wichtigste Festung dem Sohn seines Todfeindes zur Bewachung überließ, und sich der HERIBERTINER von seiner Familie völlig separierte!

    Werner Karl Ferdinand: Seite 495, "Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

    Hugo der Große, dessen Schwester Adela mit Heribert vermählt war, machte sich sehr geschickt zum Beschützer seiner Neffen. Er zwang den König dazu, das Erzbistum Reims Artolds Widersacher Hugo von Vermandois zu lassen und die übrigen Söhne Heriberts "als Getreue anzunehmen". Die Nachfolge wurde allerdings erst 946 durch einen Schiedsspruch Hugos des Großen endgültig geregelt: Robert erhielt die Grafschaft Meaux, Albert die von Vermandois, und an Heribert III. fielen mehrere kleine Grafschaften um Soissons, wo er das wichtige Kloster Saint-Medard behielt. Odo kämpfte weiter darum, die Grafschaft Amiens zu behaupten beziehungsweise zu erobern. Sie ging aber schließlich an das flandrische Grafenhaus verloren.


    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 2, Seite 120 - Hofmeister, Adolf: Deutschland und Burgund im frühen Mitelalter, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1970 Seite 50-52 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 90,118,123-125,129/30,137, 152,173,178/79,210,268,347/48,376,378,382-387,402/03 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 462 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 495 -


  2. 19.  von Vermandois, Adela Graphische Anzeige der Nachkommen (9.Adele3, 3.Robert2, 1.Adelheid1) wurde geboren in 910/915; gestorben in 960.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Flandern,Belgien; Gräfin von Flandern

    Notizen:

    Adela von Vermandois
    Gräfin von Flandern
    910/15- 960
    Ältere Tochter des Grafen Heribert II. von Vermandois und der Adela von Neustrien, Tochter von Herzog Robert

    Brandenburg Erich: Tafel 2, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VII. Generation 2.
    Adela
    * ca. 915, + 958/60
    Gemahl: 934 Arnulf I. Graf von Flandern (siehe VI.20) * ca. 890, + 964 27. III.
    Anmerkungen: Seite 120
    VII. 2. Adele
    siehe VI, 20. [VII 3]

    Werner Karl Ferdinand: Seite 462, Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)

    VII. Generation 3
    Die flandrischen Annalen (Ann. Blandinienses und ihre Ableitungen) berichten den Tod der Gräfin Adela (Brandenburg "958/960") eindeutig zu 960.
    Adela war die Erbin von Artois.

    Schwager Helmut: Seite 155, „Heribert II. von Vermandois“

    Denn noch im Jahre 934 schloss Graf Arnulf I. der Große von Flandern die schon lange projekierte Ehe mit Heriberts II. Tochter Adela (+ 960). Dieses Bündnis mit dem ehemaligen Todfeind der HERIBERTINER sicherte Graf Heribert II. erheblich gegen König Rudolf und Markgraf Hugo ab. Die Heirat trug zur Versöhnung der beiden Familien bei.

    Leo Heinrich: Seite 12, "Zwölf Bücher niederländischer Geschichten"

    Schon im Jahre 958 übergab Arnulf die Administration der Markgrafschaft an seinen Sohn Balduin den Jüngeren, den er mit Adela, der Tochter des Grafen Heribert von Vermandois, erzeugt hatte.



    933 oo 2. Arnulf I. der Große Graf von Flandern 885/90-27.3.965


    Kinder:

    - Hildegard 934 - 971/72
    oo Dietrich II. Graf von Holland - 1.4.988
    - Egbert - 10.7.953
    - Balduin III. 940-1.1.962
    - Elftrude
    oo Siegfried Herr von Guines - 965
    - Liutgard 935-18.10.962
    950 oo Wichmann Graf von Hamaland - 14.12.973


    Literatur:
    Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 81 - Leo Heinrich: Zwölf Bücher niederländischer Geschichten, Eduard Anton Verlag 1832 Buch I Kapitel 1 Seite 12 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 85,155,361,365,402-404 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 462 -

    Adela heiratete von Flandern, Arnulf I. in 933. Arnulf (Sohn von von Flandern, Balduin II. und von Wessex, Aelfthryd) wurde geboren in 885/890; gestorben am 27 Mrz 965. [Familienblatt] [Familientafel]


  3. 20.  von Soissons, Heribert III. Graphische Anzeige der Nachkommen (9.Adele3, 3.Robert2, 1.Adelheid1) wurde geboren in 910/915; gestorben am 29 Jan 993.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Beruf: 946-980/84, Soissons [2200],Aisne,Picardie,Frankreich; Abt von Saint-Médard
    • Titel/Amt/Status: 967-980/84, Meaux [77100],Seine-et-Marne,Île-de-France,Frankreich
    • Titel/Amt/Status: 967-980/84, Troyes [10000],Aube,Champagne-Ardenne,Frankreich; Graf von Meaux und Troyes (967-980/84)
    • Titel/Amt/Status: 943-993, Soissons [2200],Aisne,Picardie,Frankreich; Graf von Soissons

    Notizen:

    Heribert der Alte
    910/15-29.1.993
    Graf von Soissons (943-993)
    Graf von Meaux und Troyes (967-980/84)
    Abt von St. Medard (946-980/84)
    2. Sohn des Grafen Heribert II. von Vermandois und der Adela von Neustrien, Tochter von Herzog Robert I.

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 2154

    Heribert III., Graf von Vermandois + 980/84

    Während 946 Albert I. die Grafschaft Vermandois und Robert (+ 967) die Grafschaft Meaux erhielten, ist ihr Bruder Heribert III. zunächst nur als Laienabt von St-Medard sowie als Gatte der Königs-Witwe Edgiva und damit in Bindung zum karolingischen Haus zu belegen. Robert vermehrte sein Erbe um die Grafschaft Troyes, die er 967 Heribert III. hinterließ, der die Grafschaften Meaux und Troyes mit eigenen Gütern im Soissonais und um Chateau-Thierry vereinte. König Lothar ernannte den Mann seiner Großmutter 967 zum Pfalzgrafen, der sich in Analogie zum robertinischen Herzogstitel (dux Francorum) fortan “comes Francorum” nannte. Heribert III. gab einem Raum in der östlichen Francia erste Konturen, den sein gleichnamiger Neffe und dessen Sohn Stephan I. weiter formten: als Grafschaft Champagne(-Brie) spielte dieser Besitz, der als Erbe an Odo II. von Blois überging, eine herausragende Rolle in der mittelalterlichen Geschichte Frankreichs.

    Literatur:
    HEG I, 737ff. – K. F. Werner, Untersuchungen zur Frühzeit des frz. Fürstentums (9.-10. Jh.), WaG 20, 1960, 87-119 - W. Kienast, Comes Francorum und Pfgf. von Frankreich (Festg. P. Kirn, 1961), 80-92 - G. Schneider, Ebf. Fulco von Reims und das Frankenreich, 1973 – W. Kienast, Dtl. und Frankreich in der Kaiserzeit (900-1270), 1,3, 1974/75 - B. Schneidmüller, Karolingische Tradition und frühes frz. Königtum, 1979 - K. F. Werner, Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000, 1989, 483ff.

    Brandenburg Erich: Tafel 2, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VII. Generation 6.
    Heribert der Alte, Graf von Troyes * ca. 920, + nach 980, vor 984

    Gemahlin:
    a) N.
    b) 951 Edgiva, Tochter König Eduards von England, Witwe Karls des Einfältigen (V, 26)
    Anmerkungen: Seite 120
    VII. 6 Heribert II.

    Rodulfus (sic!) Glaber, S. S. 7, 61,65. Vgl. die Untersuchung von Lot, Dern. Carol 370f. über Heribert den Alten und seinen Neffen Heribert den Jungen; comes et abbas (Laienabt) von St. Medard in Soissons in Soissons 963 26. III., Arbois de Jubainville.1, 433.
    Er bemächtigte sich der Grafschaft Troyes nach dem Tode seines Bruders Robert, und starb nach 980 (Cartul. du dioc. de Troyes 4, p. 142f.) vor 984 (da sich nach Gerbert epist. ed. Havet n. 17 damals Heribert III. im Besitz von Troyes befand, vgl. Lot, Der. Carol. 373) ohne Kinder zu hinterlassen, Richer 3, 100 (S.S. 3, 628).

    Gemahlinnen:
    Die Heirat mit Edgiva (Flodoard 951, S. S. 3, 401 und Mirac. S. Gregorii Bouquet 9, 126A.) ist nicht zu bezweifeln; da Edgiva, die um 900 geboren sein muß (siehe V 26), damals wohl zu alt war, um noch Kinder zu haben, muß der Sohn Odo (VIII 8) wohl aus einer früheren, sonst unbekannten Ehe sein. [VII 4]

    Ergänzung (Werner):
    Heribert (wetulus) 946 Abt von St. Medar und Graf in mehreren Grafschaften, 967 Graf von Meaux und Troyes, Pfalzgraf

    Werner Karl Ferdinand: Seite 462, Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)

    VII. Generation 4
    Die Erwähnung bei Flodoard kennzeichnen Heribert als den älteren der Söhne Heriberts II. nach Odo, während Hugo, dem Heribert II. das Erzbistum Reims verschaffen wollte, und den er 925 als 5-jähriges Kind zum Erzbischof erheben ließ, der jüngere Bruder war. Bei Brandenburg rangiert Hugo vor Albert, Robert und Heribert, weil Brandenburg das Geburtsjahr irrig um oder nach 920 sucht, während es jeweils um 910/15 anzusetzen ist.
    Zur politischen Laufbahn Heriberts Werner, Unters. 113,115. Die Literatur nennt ihn zuweilen Heribert III., was zwar dynastisch zutrifft, sich jedoch nicht auf eine bestimmte Grafschaft beziehen darf: Vermandois hat er nie besessen, das sein Vater und Großvater innehatte. In Troyes folgte Heribert auf seinen Bruder Robert, der diese Grafschaft durch Ehe gewonnen hatte, als erster Graf von Troyes dieses Namens. Sein Vater, Heribert II., war entgegen der früheren Auffassung nur Graf von Troyes. Seine Ehe mit Edgiva/Otgiva, der Witwe König Karls III.: Flodoard, Ann. 951.
    Brandenburg VII, 6 gibt Heribert eine frühere Gemahlin N, von der er einen Sohn "Odo, erwähnt 980, + wohl vor 984" gehabt habe. Den Tod vor 984 vermutet Brandenburg, weil um diese Zeit in den Grafschaften Troyes und Meaux auf Heribert nicht jener von Brandenburg vermutete Sohn folgte, sondern der Neffe Heribert der Jüngere, ein Sohn von Robert von Meaux und Troyes. Es bleibt also nur jene einzige Erwähnung, eine Urkunde von 980 XI/XII, die Heribert für Montierender ausstellen ließ. Im Druck bei Arbois, Champagne 1, 459-461 liest man, an erster Stelle hinter Signum domni Heriberti, incliti Francorum comitis (Heribert war im Diensts König Lothars Pfalzgraf geworden), S. domini Odonis comitis filii sui. Ich habe die Urkunde im Chartular von Montierender (Archives Haute-Marne 7 H 1, fol. 28 verso-30, 11. Jahrhundert), unserer einzigen Überlieferung, eingesehen. Dort steht nur: S. domni Odonis comitis sui. Das "filius" beruht also auf bloßer Ergänzung durch spätere Interpreten. Bedenkt man, daß das ausdrücklich den Namen vorgesetzt domnus auf einen regierenden Grafen hindeutet, so bleibt kein Zweifel daran, daß es sich hier um den allen anderen Großen vorangestellten Graf Odo I. von Blois-Charttres handelt, den wir genau um diese Zeit in den erzählenden Quellen ständig mit Heribert zusammen antreffen, so daß man beide irrig für Brüder gehalten hat. Odo I. von Blois ist der Sohn von Heriberts Schwester Ledgard, das zu ergänzende Wort (wenn überhaupt!) lautet also nepotis. Einen Sohn Heriberts namens Odo hat es demnach nie gegeben, und es entfällt jeder Anlaß, eine sonst nicht bezeugte Ehe Heriberts vor seiner Verbindung mit der Königin-Witwe anzunehmen. Heribert, der selbst keine Kinder hatte, war in Troyes, mit ausdrücklicher Zustimmung König Lothars, als "Platzhalter" auf Robert und für dessen Sohn Heribert den Jüngeren gefolgt (nach 967 VIII, Tod seines Bruders, vor 968 I 17, Datum der ersten erhaltene Urkunde, die ihn als Graf von Troyes handelnd zeigt, Arbois 1, 454f.).

    Thiele Andreas: Band II, Teilband 1 Tafel 32, "Erzählende genealogische Stammtafeln"

    Heribert III. der Alte war Graf von Chartres und Madrie und unter den Brüdern der bedeutendste. Als wichtige Stütze des königlichen Vetters Lothar von Frankreich bekam er St. Medard und Soissons zurück und erbte 967 Troyes und Meaux. Heribert beherrschte die gesamte Champagne, führte zeitweise den Titel "Pfalzgraf von Lothringen" und "Graf der Franken" und war der mächtigste französische Kronvasall.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 520, "Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

    Das war ein Wendepunkt in der Geschichte W-Frankens mit entscheidender Bedeutung für das Schicksal der KAROLINGER. Die Reimser Kirche war bisher ein Pfeiler des karolingischen Königtums gewesen. Sie konnte aber nicht auf Dauer und zum Nachteil ihrer eigenen Vasallen die Vergünstigungen hinnehmen, die Lothar bereitwillig den HERIBERTINERN zugestand. So förderte Heribert III., der 967 in Troyes und Meaux seinem Bruder Robert nachfolgte, dann Heribert IV., den Sohn Roberts von Meaux, der um 980 bis 983 in allen Grafschaften seines Onkels Heribert III. die Nachfolge antrat, und schließlich Odo I., der 974 oder 975 seinen Vater Tedbald I. beerbte.
    Trotz kurzfristiger Vorteile wurde dieses Bündnis mit den HERIBERTINERN verhängnisvoll für die letzten noch herrschenden Nachkommen KARLS DES GROSSEN. Denn Reims suchte, wenn auch zunächst kaum merklich, eine Annäherung an den Herzog der Franken. Noch schwerwiegender war es, daß die Erzbischöfe, eng verbündet mit den OTTONEN, dem KAROLINGER die Unterstützung des Imperiums entzogen und gleichzeitig dessen Annäherung an die ROBERTINER förderten. Diese Neuorientierung erklärt auch, warum König Lothar eine zunehmend ottonen-feindliche Politik betrieb. Er hoffte, in Lotharingien das zu erreichen, was sein Vater nicht hatte durchsetzen können. Auf diese Weise würde es ihm möglich sein, seine wertvollen Verbündetenaus dem Hause VERMANDOIS zu belohnen, deren Ziele genau in diesen Gebieten lagen, die ihren eigenen Ländern benachbart waren.

    Schwager Helmut: Seite 268,320,381,383,387/88,396/97,399,402-404

    “Heribert II.”

    Nachdem sich Hugo der Große von Franzien auf Druck OTTOS I. König Ludwig IV. unterworfen hatte, blieb aber Graf Heribert II., der seit dem Jahre 937 engstens mit seinem robertinischen Schwager kooperiert hatte, nichts anderes übrig, als ebenfalls zu huldigen bzw. sich zu unterwerfen, ein Akt, den sich sein nunmehr ältester Sohn Graf Heribert der Alte (+ 980/84) mitvollzogen hat.
    Am 26. Dezember 940 hielt er beispielsweise einen Hoftag zu Paris ab, auf dem er den Kanonikern von Saint-Martin in Tours großzügige Güterrestitutionen gewährte, wobei Erzbischof Theotilo von Tours, die Bischöfe Walther von Paris (+ 941), Ermentheus von Orleans (+ 972) und Wido von Soissons (+ 972) sowie die gesamte heribertinische Familie mit Graf Heribert II. an der Spitze, gefolgt von seinen Söhnen Graf Heriberts dem Alten (+ 980/84), der nach der Ächtung Graf Odos an dessen Stelle in der Familie getreten war, und Erzbischof Hugo von Reims (+ 962) sowie Heriberts Vetter Graf Bernhard von Senlis (+ nach 945) anwesend waren.
    Graf Heribert der Alte von Omois (+ 980/84) folgte 948 mit der Restaurierung des Klosters Notre-Dame zu Homblieres und 970 mit der Reform des Klosters Saint-Medard bei Soissons und ließ 972 sogar einen regulären Abt zu.
    Bei Graf Heribert dem Alten handelte es sich um einen weiteren Sohn Graf Heriberts II., der allerdings vor dem Jahre 940 nicht in den Quellen auftauchte. Offensichtlich rückte er erst durch das Ausscheiden Graf Odos, der in Ungnade gefallen war, an dessen Stelle. Jedenfalls wurde er erstmals urkundlich erwähnt anläßlich eines Hoftages Herzog Hugos des Großen von Franzien Ende Dezember 940 in Paris, an welchem Graf Heribert der Alte an der Seite seines Vaters Heribert II. und seines Bruders Erzbischof Hugo von Reims teilnahm. Hier, wie auch bei dem Treffen mit dem westfränkischen König Ludwig IV. im Jahre 942, bei dem sich die HERIBERTINER dem Karolinger unterwarfen, blieb der Grafensohn jedoch stets eng im Gefolge seines Vaters. Offensichtlich ließ Graf Heribert II. nach den negativen Erfahrungen mit dem ältesten Sohn Graf Odo bis zu seinem Tode im Jahre 943 keinem Familienmitglied mehr die Chance zur Eigenständigkeit. Somit konnte Graf Heribert der Alte erst danach Profil entwickeln und schließlich zum fähigsten Sohn und Nachfolger seines Vaters (unter anderem Erringung des Pfalzgrafen-Titels: "comes Francorum") aufschwingen.

    Schieffer Rudolf: Seite 210,214, "Die Karolinger"

    Die Rückgewinnung von Laon, längst der wichtigsten Bastion für die KAROLINGER, glückte Ludwig IV. erst 949 durch nächtliche Überrumpelung, bei der freilich die Zitadelle der Stadt unbezwungen blieb. Zu den Folgen gehörte eine neue Verständigung mit dem Hause VERMANDOIS: Albert, der sich unter den Söhnen Heriberts II. als Erbe der eigentlichen Grafschaft durchgesetzt hatte, huldigte dem König, und bekam bald darauf Gerbergas gleichnamige Tochter aus deren erster Ehe mit Giselbert von Lothringen zur Frau, wärend sein Bruder Heribert III., Laienabt von Saint-Medard in Soissons, 951 die Königin-Mutter Eadgifu heiratete. Endgültig fallengelassen wurde dabei der weitere Bruder Hugo, der in Ingelheim verurteilte Erzbischo, der jahrelang Reims den KAROLINGERN vorenthalten hatte.
    So konnte Lothar bereits 962 den möächtigen Grafen Tedbald von Blois, der einst seinen Vater Ludwig IV. im Auftrag Hugos des Großen inhaftiert hatte, auf seine Seite ziehen und aus dem Hause VERMANDOIS außer Graf Albert auch dessen Bruder Heribert III. gewinnen, der 967 die Grafschaften Meaux und Troyes erbte und vom König mit dem titel eines comes Francorum (in Analogie zum dux Francorum) geschmückt wurde.

    Ehlers Joachim: Seite 25,31, "Die Kapetinger"

    Die Vorteile solcher Seitenwechsel zeigt der Anschluß des Hauses VERMANDOIS an den König, der den Grafen Heribert III. in Analogie zum robertinischen dux Francorum mit dem Titel eines comes Francorum auszeichnete.
    Kampfbereit waren dagegen die Grafen Heribert von Troyes und Odo von Blois, als sie sich 988 mit Karl von Nieder-Lothringen verbündeten, und gefährlich war auch die Gegnerschaft Erzbischof Seguins von Sens.

    Ehlers Joachim: Seite 46, "Geschichte Frankreichs im Mittelalter"

    Aber auch die Grafen von Vermandois gingen auf die karolingische Seite über; Heribert III. legte damals den Grund zum Güterkomplex der späteren Grafschaft Champagne-Brie. Von Lothar erhöht, durfte er sich comes Francorum nennen, die Konkurrenz zum robertinischen dux Francorum betonend.
    Das war ein Irrtum, gefährlich in dem Augenblick, als die bisherige französische Haltung sich änderte und Lothar einen neuen Ansatz karolingischer Revisionspolitik meinte wagen zu dürfen, weil einstige ROBERTINER-Vasallen ihn stützten. Heribert III. von Vermandois und Odo, der Sohn Tedbalds von Blois, drängten ihren König zur Expansion nach Lothringen, denn sie selbst hofften dort auf Gewinne.

    951 oo 2. Aethgiva von England, Tochter des Königs Eduard I. 905-26.12.956
    ( 919 1. oo 2. Karl III. der Einfältige König von Frankreich 17.9.879-7.10.929 )

    Kinder: Richtig wohl kinderlos
    - Odo
    - Adelheid
    976 oo Karl Herzog von Nieder-Lothringen Sommer 953-22.6.992

    Literatur:
    Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 25,31 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/ Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 23,58,63 - Ehlers Joachim: Geschichte Frankreichs im Mittelalter. W. Kohlhammer GmbH 1987 Seite 46 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 210,214,220 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 6/7,225,268,274, 320,381 Anm.1323,383,387/88,396/97,399,402-404 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 462 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 495,520 -

    Heribert heiratete von Wessex, Aethgiva in 951. Aethgiva wurde geboren in 905; gestorben am 26 Dez 956. [Familienblatt] [Familientafel]


  4. 21.  von Vermandois, Robert Graphische Anzeige der Nachkommen (9.Adele3, 3.Robert2, 1.Adelheid1) wurde geboren in 910/915; gestorben in Aug 967.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 946-967, Meaux [77100],Seine-et-Marne,Île-de-France,Frankreich; Graf von Meaux
    • Titel/Amt/Status: 956-967, Troyes [10000],Aube,Champagne-Ardenne,Frankreich; Graf von Troyes

    Notizen:

    Robert
    Graf von Meaux (946-967)
    Graf von Troyes (956-967)
    910/15-19./29.8.967
    Sohn des Grafen Heribert II. von Vermandois und der Adela von Neustrien, Tochter von Herzog Robert I.

    Brandenburg Erich: Tafel 2, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VII. Generation 5.
    Robert, Graf von Troyes und Meaux
    * ca. 920, + 967 zwischen 14. und 29. VIII.
    Gemahlin:
    a) Adelheid (Wera), Tochter des Grafen Giselbert von Burgund, + nach 959 VIII., vor 960 VI.
    b) Ingeltrude

    Anmerkungen: Seite 120
    VII. 5. Robert
    Todeszeit: Lot, Derniers Carol. 59 und 335.
    Gemahlin:
    a) Adelheid
    urkundlich 959 6. VIII., Duchesne Vergy preuves 36. Abstammung Bouquet 8,237f., hier Werra genannt. Offenbar noch unvermählt 942 11.XII., Duchesne preuves 33. Ihre Todeszeit ist unbekannt.
    b) Ingeltrude
    erscheint nur in einer Urkunde von 960 VI., S. Roberti comitis et uxoris suae Ingeltrudis, Arbois de Jubainville 1, 452 (Urkunde n. 20). [VII 5]

    * Ergänzung (Werner): * 910/15, + nach 967, zwischen 19. und 20. VIII.
    946 Graf von Meaux, 956 auch Graf von Troyes
    Gemahlin:
    vor 950 Adelheid Werra, Tochter des Giselbert Herzog von Burgund, Graf von Chalon und Troyes, + nach 967

    Werner Karl Ferdinand: Seite 462, Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)

    VII. Generation 5

    Das vordere Grenzdatum von Roberts Tod lautet 967 VIII 19 und nicht 967 VIII 14, wie versehentlich bei Brandenburg (vgl. de Manteyer 435, Anm. 1). Bei der Teilung von Heriberts II. Erbe 946 (drei Jahre nach Heriberts Tod, vgl. Flodoard, Ann. 946) erhielt Robert die Grafschaft Meaux. Nachweis des Erwerbs der Grafschaft Troyes 956 durch die Ehe mit einer Tochter Herzog Giselberts von Burgund, dem Troyes, wie ebd. nachgewiesen wird, bis zu seinem Tode 956 gehörte: Werner, Unters. 109-114 - Die Ehe mit Adelheid dürfte vor 950 geschlossen worden sein, denn in einer Urkunde Giselberts für Montieramey in der Grafschaft Troyes von 949 VI 19/950 VI 18, ausgestellt in Chalon, tritt Robert schon auf. (Werner, a.a.O. 111, Anm. 89) Terminus post für Adelheids Tod ist eine anderer, frühestens 967 VIII ausgestellte Urkunde (Werner ebd., Anm 95), in der sie mit S. Adeleidae comitissae auftritt. - Brandenburg VII, 5 gibt Robert eine weitere Gemahlin Ingeltrude, was schon durch den eben mitgeteilten Beleg, demzufolge die Gräfin Adelheid ihren Gemahl überlebte, ausgeschlossen wird. Brandenburg beruft sich auf Arbois 1, 452. Die dort mitgeteilte Urkunde von 960 VI hat jedoch, was Arbois nicht bemerkte, mit Troyes nicht zu tun; der dort auftretende Robert ist nicht unser Graf von Meaux/Troyes, sondern der gleichnamige Vicomte von Dijon! (Schon erkannt von F. Lot, les derniers Carolingiens 326).

    Thiele Andreas: Band II, Teilband 1 Tafel 32, "Erzählende genealogische Stammtafeln"

    Robert versuchte jahrelang ohne Erfolg, das Herzogtum Burgund zu erobern; die Macht des französischen Kanzlers, des Bischofs Ansiges von Troyes, brach er.

    Schwager Helmut: Seite 371,400, “Heribert II.”

    Ein wirklicher Einbruch in die Burgundia gelang erst Heriberts II. Sohn Graf Robert von Meaux (943/46-nach 966), der durch die Ehe mit Adelheid Werra (+ ca. 970), jüngere Tochter Herzog Giselberts von Burgund, im Jahre 956 die Grafschaft Troyes erwarb, in der er aber erst 959 bezeugt ist. Der HERBERTINER schuf später mit weiteren Grafschaften wie Provins und Chalons-sur-Marne die Grundlage der Großgrafschaft Champagne sowie die Champagne-Linie des heribertinischen Hauses. Unter Heriberts II. Enkel Heribert dem Jungen und dessen Sohn Graf Stephan I. entstand daraus die burgundische Grafschaft Champagne, die nach 1019/23 den Grafen von Chartres-Tours, also den THEOBALDINERN ("Haus BLOIS") zufiel.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 495,512,519, "Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

    Hugo der Große, dessen Schwester Adela mit Heribert vermählt war, machte sich sehr geschickt zum Beschützer seiner Neffen. Er zwang den König dazu, das Erzbistum Reims Artolds Widersacher Hugo von Vermandois zu lassen und die übrigen Söhne Heriberts "als Getreue anzunehmen". Die Nachfolge wurde allerdings erst 946 durch einen Schiedsspruch Hugos des Großen endgültig geregelt: Robert erhielt die Grafschaft Meaux, Albert die von Vermandois, und an Heribert III. fielen mehrere kleine Grafschaften um Soissons, wo er das wichtige Kloster Saint-Medard behielt.Odo kämpfte weiter darum, die Grafschaft Amiens zu behaupten beziehungsweise zu erobern. Sie ging aber schließlich an das flandrische Grafenhaus verloren.
    Giselbert war im Jahr 952 Hugo dem Schwarzen als princeos von Burgund nachgefolgt und starb im Jahr 956 in Paris. Er vermachte seinem Schwiegersohn Otto, dem Sohn Hugos des Großen, alle seine Grafschaften und Rechte. Nur die Grafschaft Troyes fiel an Robert von Meaux, den Gemahl seiner zweiten Tochter und Sohn Graf Heriberts II.
    Hugo II. übernahm im Jahr 962 die Initiave. Er sprach sich dafür aus, daß dem 961 verstorbenen Reimser Erzbischof Artold jetzt Hugo von Vermandois nachfolgen solle, der, wie bereits erwähnt, in den Jahren 946 bis 948 aus dem Erzbistum verdrängt worden war. In dieser Frage konnte der Herzog mit dem Brüdern des Ex-Erzbischofs rechnen, also mit Graf Robert von Meaux und Troyes sowie mit Heribert III. Robert hatte übrigens 960 dem König vorübergehend die wichtige Festung Dijon entreißen können, außerdem richtete er weiter seine Angriffe gegen Bistümer, die zum König hielten, und bekriegte zum Beispiel 963 Chalons-sur-Marne. Eine Synode von 13 Bischöfen entscheid sich für Hugo von Vermandois, ein Anzeichen dafür, wie weit Hugo II. seine Macht zurückgewonnen und reorganisiert hatte. Indessen konnte sich Lothar gut behaupten; er rechnete mit der Unterstützung durch Erzbischof Brun von Köln und durch OTTO I., den Johannes XII. eben zum Kaiser gekrönt hatte. Dieser Papst war sofort bereit, Hugo von Vermandois zu exkommunizieren, der kurz darauf in Meaux verstarb. Im Einvernehmen mit Brun ließ Lothar den bereits erwähnten Odelrich zum Erzbischof von Reims wählen. Dieser schwere Mißerfolg der ROBERTINER war begreiflicherweise für Robert und Heribert III. der Anlaß, dem Schritt des Bruders, des Grafen Albert von Vermandois, und des Schwagers Tedbald zu folgen: Sie verbündeten sich mit den KAROLINGERN.



    vor 950 oo 1. Adelheid (Werra), Tochter des Grafen Giselbert von Burgund, Calon und Troyes, - nach 979


    Kinder:

    - Heribert IV. der Junge Graf von Meaux und Troyes 950-28.1.995
    - Adela 950-6.3.974
    oo Gottfried I. Grisegonelle Graf von Anjou - 21.7.987


    Literatur:
    Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 371,400 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 462 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 495,512,519 -

    Gestorben:
    19./29.8.967


  5. 22.  von Vermandois, Adalbert I. Graphische Anzeige der Nachkommen (9.Adele3, 3.Robert2, 1.Adelheid1) wurde geboren in 915; gestorben am 8 Sep 987.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 943-987, Vermandois (Grafschaft),Picardie,Frankreich; Graf von Vermandois

    Notizen:

    Adalbert I. Graf von Vermandois (943-987)
    ca 915-8.9.987
    Sohn des Grafen Heribert II. von Vermandois und der Adela von Neustrien, Tochter von Herzog Robert I.

    Brandenburg Erich: Tafel 2, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VII. Generation 4.
    Adalbert I., Graf von Vermandois 946
    * ca. 920, + 987 oder 988 8.IX.
    Gemahlin: vor 954 Gerberga, Tochter Giselberts von Lothringen (siehe VII, 63)
    * ca. 935, + ...

    Anmerkungen: Seite 120
    VII. 4. Albert I.

    Lot, Derniers Carol. 10 A.; Colliette, Hist. du Vermandois 1, 565.
    Er lebte noch zur Zeit der Wahl Hugo Capets 987 1, VI., siehe Dudo, ed. Lair p. 295, war tot 989 16. I., wo sein Sohn Heribert als Graf erscheint (Colliette 1, 565), starb an einem 8. IX., Necrol. v. St. Quentin (Lemaire, Mem. de la soc. acad. de St. Quentin 62, 305), also 987 oder 988. Heirat vor 954, Lot, a.a.O. Über Abkunft seiner Gemahlin siehe Teil II, Gen. VII 63 [VII 6]

    * Ergänzung (Werner): * ca. 915, + 8.IX.987

    Werner Karl Ferdinand: Seite 462, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 6
    Zu Adalbert/Albert von Vermandois ist nur zum Todesdatum das "oder 988" bei Brandenburg zu streichen; Albert starb 987, zu dem von Brandenburg schon genannten Tagesdatum IX 8.

    Thiele Andreas: Band II, Teilband 1 Tafel 33, "Erzählende genealogische Stammtafeln"

    Albert I. der Fromme teilte 943 mit seinen drei Brüdern das väterliche Erbe und wurde Graf von Vermandois, zu Peronne, Laienabt von St. Medard und St. Quentin. Die königlichen Vettern unterstützte er im Kampf um Lothringen und mit den Brüder und Nachbarn lag er im Stil der Zeit häufig in Fehde.

    Schwager Helmut: Seite 320, „Heribert II.“

    Erst Graf Heriberts II. Söhne zeigten mehr Interesse am kirchlichen Leben. So begann Erzbischof Hugo von Reims (+ 962) bereits im Jahre 942 mit den Reformen im Kloster Saint-Remi zu Reims, resturierte Graf Adalbert I. von Vermandois (+ 987) 948 die Abtei Notre-Dame zu Homblieres und reformierte 987 Saint-Quentin-en-Vermandois.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 495,519, "Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

    Hugo der Große, dessen Schwester Adela mit Heribert vermählt war, machte sich sehr geschickt zum Beschützer seiner Neffen. Er zwang den König dazu, das Erzbistum Reims Artolds Widersacher Hugo von Vermandois zu lassen und die übrigen Söhne Heriberts "als Getreue anzunehmen". Die Nachfolge wurde allerdings erst 946 durch einen Schiedsspruch Hugos des Großen endgültig geregelt: Robert erhielt die Grafschaft Meaux, Albert die von Vermandois, und an Heribert III. fielen mehrere kleine Grafschaften um Soissons, wo er das wichtige Kloster Saint-Medard behielt. Odo kämpfte weiter darum, die Grafschaft Amiens zu behaupten beziehungsweise zu erobern. Sie ging aber schließlich an das flandrische Grafenhaus verloren. Diese Regelung brachte Ludwig IV. zunächst keinerlei unmittelbaren Vorteil. Er gewann dann aber einen der Söhne Heriberts, Albert von Vermandois, dauerhaft für die Sache der KAROLINGER. Er gab ihm nämlich die Hand seiner Stieftochter Gerberga. Diese Verbindung hatte weitreichende Folgen, weil sie den Anschluß weiterer Parteigänger vorbereitete.
    Hugo II. übernahm im Jahr 962 die Initiative. Er sprach sich dafür aus, daß dem 961 verstorbenen Reimser Erzbischof Artold jetzt Hugo von Vermandois nachfolgen solle, der, wie bereits erwähnt, in den Jahren 946 bis 948 aus dem Erzbistum verdrängt worden war. In dieser Frage konnte der Herzog mit den Brüdern des Ex-Erzbischofs rechnen, also mit Graf Robert von Meaux und Troyes sowie mit Heribert III. Robert hatte übrigens 960 dem König vorübergehend die wichtige Festung Dijon entreißen können, außerdem richtete er weiter seine Angriffe geegn Bistümer, die zum König hielten, und bekriegte zum Beispiel 963 Chalons-sur-Marne. Eine Synode von 13 Bischöfen entschied sich für Hugo von Vermandois, ein Anzeichen dafür, wie weit Hugo II. seine Macht zurückgewonnen und reorganisiert hatt. Indessen konnte sich Lothar gut behaupten; er rechnete mit der Unterstützung durch Erzbischof Brun von Köln und durch OTTO I., den Johannes XII. eben zum Kaiser gekrönt hatte. Dieser Papst war sofort bereit, Hugo von Vermnadois zu exkommunizieren, der kurz darauf in Meaux verstarb. Im Einverständnis mit Brun ließ Lothar den bereit erwähnten Odelrich zum Erzbischof von Reims wählen. Dieser schwere Mißerfolg der ROBERTINER war begreiflicherweise für Robert und Heribert III. der Anlaß, dem Schritt des Bruders, des Grafen Albert von Vermandois, und des Schwagers Tedbald zu folgen: Sie verbündeten sich mit den KAROLINGERN.

    Schieffer Rudolf: Seite 210,214, "Die Karolinger"

    Die Rückgewinnung von Laon, längst der wichtigsten Bastion für die KAROLINGER, glückte Ludwig IV. erst 949 durch nächtliche Überrumpelung, bei der freilich die Zitadelle der Stadt unbezwungen blieb. Zu den Folgen gehörte eine neue Verständigung mit dem Hause VERMANDOIS: Albert, der sich unter den Söhnen Heriberts II. als Erbe der eigentlichen Grafschaft durchgesetzt hatte, huldigte dem König, und bekam bald darauf Gerbergas gleichnamige Tochter aus deren erster Ehe mit Giselbert von Lothringen zur Frau, während sein Bruder Heribert III., Laienabt von Saint-Medard in Soissons, 951 die Königin-Mutter Eadgifu heiratete. Endgültig fallengelassen wurde dabei der weitere Bruder Hugo, der in Ingelheim verurteilte Erzbischof, der jahrelang Reims den KAROLINGERN vorenthalten hatte.
    So konnte Lothar bereits 962 den mächtigen Grafen Tedbald von Blois, der einst seinen Vater Ludwig IV. im Auftrag Hugos des Großen inhaftiert hatte, auf seine Seite ziehen und aus dem Hause VERMANDOIS außer Graf Albert auch dessen Bruder Heribert III. gewinnen, der 967 die Grafschaften Meaux und Troyes erbte und vom König mit dem Titel eines comes Francorum (in Analogie zum dux Francorum) geschmückt wurde.


    954 oo Gerberga von Lothringen, Tochter des Herzogs Giselbert ca 935-7.9.978


    Kinder:

    - Heribert V. (III.) Graf von Vermandois ca 954-29.8.993/1002
    - Odo (Otto) ca 956- 983/87
    - Liudolf Bischof von Noyon (979-986) ca 957- vor 986
    - Guido Graf von Soissons - nach 989


    Literatur:
    Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 188,282,298 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 255 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 210,214 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 320,402-404 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 462 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 495,519,522 -


  6. 23.  von Vermandois, Liutgard Graphische Anzeige der Nachkommen (9.Adele3, 3.Robert2, 1.Adelheid1) wurde geboren in 915; gestorben am 27 Mai 978.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Blois [41000],Loir-et-Cher,Centre-Val de Loire,Frankreich; Gräfin von Blois
    • Titel/Amt/Status: Normandie,Frankreich; Herzogin der Normandie

    Notizen:

    Liutgard von Vermandois
    Herzogin der Normandie
    Gräfin von Blois
    915/20-27.5.978
    Tochter des Grafen Heribert II. von Vermandois und der Adela von Neustrien, Tochter von Herzogs Robert

    Brandenburg Erich: Tafel 2, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VII. Generation 7.
    Liutgard
    * ca. 920, + nach 978 9.II.
    Gemahl:
    a) 935 Wilhelm I., Herzog der Normandie + 942 17.XII. ermordet
    b) vor 945 Theobald I., Graf von Blois + 975 16.I.

    Anmerkungen: Seite 120
    VII. 7. Liutgard

    Letzte Urkunde 978 5. II. Guerard, Cart. S. Petri Carnot 1, 63, wo sie auch ihres Vaters Heriberti Trecassini comitis gedenkt.
    Erste Ehe Rudolfus Glaber S. S. 7, 65, mit Unrecht bezweifelt von Arbois de Jubainville 1, 130f., siehe Landsberger, Odo I. von Champagne, Seite 6f. und Lot, Hugues Capet 398.
    Zweite Ehe: Obige Urkunde von 978 vgl. Landsberger S. 5f.
    Vermählt wohl vor 945, Flodoard 945 S. S. 3, 392.
    Todesdatum Theobalds: Lot, Fideles ou vassaux 141. - Über die angebliche weitere Schwester Adelheid siehe VIII 7. [VII 7]
    * Ergänzung (Werner): + 27.V. nach 9.II.978
    Gemahl:
    I. ca.940 Wilhelm Herzog der Normandie
    II 942/45 Tetbald Graf von Blois und Chartres, Vicomte von Tours

    Werner Karl Ferdinand: Seite 462, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 7
    Ledgards Tod gibt Brandenburg richtig mit "nach 978 II 9", dem Datum der letzten urkundlichen Erwähnung, an. Im schon zitierten Reimser Nekrolog, in der Vatican-Handschrift Ottob. lat. 2960, fol. 67 verso, fand ich zu 6. Kal. Jun., also V 27, den Eintrag Legardis comitissa, womit auch der genaue Todestag bekannt ist. - Ledgards erste Ehe mit Herzog Wilhelm von der Normandie, irrig von Arbois angezweifelt (vgl. Lot, Hugues Capet 398 Anm. 1), blieb kinderlos und dürfte wohl nicht lange vor Wilhelms Ermordung durch die Leute des Grafen von Flandern (942 XII 17), also c 940 geschlossen worden sein. Die Zeitangabe durch Dudo von St-Quentin, der die Ehe im Zusammenhang mit Ereignissen von c 935 erwähnt, dürfte angesichts der geringen chronologischen Genauigkeit des spät schreibenden Autors kaum ins Gewicht fallen (Brandenburg datierte "935").

    Schwager, Helmut: Seite 28 Anm.113,64 Anm. 309,198/6 Anm.744,227,396, "Graf Heribert II. von Soissons"

    [Dazu ferner: Werner, Untersuchungen, in: WaG 20, 97 mit Anmerkung 39 und 108 mit Anmerkung 78; vgl. zudem die Schenkungen von Graf Heriberts I. Enkelin Liutgard (+ 979/85), die am 5. Februar 978 die väterlichen Domänen im Vexin, wie zum Beispiel Juziers, Fontenay-Saint-Pere und Limay an die Abtei Saint-Pere in Chartres überschrieb: Cartulaire de l'abbaye de Saint-Pere de Chartres 1, ed. Guerard, 63-65; ebenso Brandenburg, Nachkommen, 90 (VII, 7) und Werner, Nachkommen, in: KdGr 4, 462 (Anmerkungen zu VII, 7); Bur, Champagne, 89 mit Anmerkung 30; Verdon, Femmes, 113; Arbois, Champagne 1, 136; Kaiser, Bischofsherrschaft, 396; Grierson, Amiens, 119.]
    [Am 5. Februar 978 schenkt sodann Heriberts II. Tochter Liutgard (+ nach 979/85) an die Abtei Saint-Pere in Chartres drei Domänen aus der Grafschaft Vexin als väterliches Erbe: Arch. dep. Eure-et-Loire H 500 nr.1 Original sowie Cartulaire de Saint-Pere de Chartes 1, ed. Guerard, 64/65; das Nekrolog der Stiftskirche Notre-Dame in Mantes (Dep. Yvelines, Hauptort des gleichnamigen Arr.) zeigt Gräfin Liutgard als Schenkerin von Gütern aus der Grafschaft Merezais: Obitaires de la province de Sens 2, ed. Molinier, 376B; außerdem: Grierson, Amiens, 119 mit Anm. 208; Arbois, Champagne 1, 89/92 und 97; Bur, Champagne, 89.]
    Gemeinsam belagerten diese sodann mit Graf Heribert II., seinem Schwager Herzog Hugo und Wilhelm I. von der Normandie (+ 942), der um diese Zeit durch die Verheiratung mit Heriberts II. zweiter Tochter Liutgard (+ 979/85) [Die ungefähre Heiratszeit versucht Bur, Champagne, 511/12 zu ermitteln, indem er zunächst einmal die Meldung des unzuverlässigen und 100 Jahre zu spät geborenen Dudo von Saint-Quentin zu 935/36 (Dudo III, 47, ed. Lair, 193: ..Videns autem Heribertus Willelmum Rotomagensem confortari et convalescere, ...consilio Hugonis Magni ducis, dedit filiam suam ill...) meines Erachtens zurecht ignoriert; stattdessen engt Bur den Zeitraum für eine solche Heirat auf zwischen Juni 935 (Versöhnung des HERIBERTINERS mit dem Normannen durch die Vermittlung König Rudolfs) und Ende 938 (Bruch Heriberts II. und Hugos des Großen mit dem westfränkischen Königtum) ein; da nun der damals zuverlässigste zeitgenössische Chronist Flodoard 937/38 in Rom weilte und deshalb seine sonst so exakten Annalen für diesen Zeitraum ungenau sind, nimmt Bur den Eheschluß für 936/37 an! Diesem Gedankengang fehlt es jedoch meiner Ansicht nach an Stringenz, übergeht doch Bur das Jahr 936 mit seinem Dynastiewechsel und den Verschiebungen der politischen Bündnisse völlig. Meines Erachtens ist die heribertinisch-normannische Heirat eher in die Zeitspanne von Ende 938 bis Ende 940 zu legen, da damls das anti-karolingische Bündnis von Graf Heribert II., Herzog Hugo von Franzien und Wilhelm von der Normandie die politischen Voraussetzungen dafür schuf. Dazu würde auch der Hinweis Dudos auf die Urheberschaft Herzog Hugos passen! Gegen diese konkreten Überlegungen bestreiten - so meine ich - Lair, Mort, 25-28 und Arbois, Champagne 1,517 vergeblich eine Heirat Liutgards mit Wilhelm I. überhaupt; als Gründe dafür sind lediglich die zu dürftige Quellenlage anzusehen, die schwachen Einsprüche von Historikern - wie zum Beispiel Arbois (Wilhelms I. Nachfolger Richard I. aus anderer Ehe) - und Wilhelms angenommener Wunsch nach einem Mönchsleben! Weitere Literatur: Zettel, Normannen, 310; Douglas, Normandy, 106 meldet, daß Liutgard als Morgengabe Güter bei Vernon erhalten habe! Mabire/Ragache, Normandie, 59/60; Bates, Normandy, 12; Buisson, Staatsbildung, 143; Boüard, Normandie, 109; Musset, Invasions, 256; Richard, Poitou, 77; Verdon, Femmes, 114; Schieffer, Legaten, 32; Grierson, Amiens, 103; Desportes, Reims, 79; Rösch, CMP, 150 (VI,7); Werner, Nachkommen, in: KdGr 4, Tafel (VII,7) sowie 462 (Anmerkungen zu VII/7); Ducange, Amiens, 82; Werner, Normandie, 697; eine Hochzeit Liutgards zu 938/40 vermelden ebenso Carro, Meaux, 67, Bourquelot, Provins, 80 und Peiffert-Henriot, Champanois, 64, allerdings fälschlich mit Graf Theobald I. dem Ränkevollen von Chartres (+ 977)! Diese zweite Ehe Liutgards mit dem THEOBALDINER fand erst im Jahre 945 (also nach der Ermordung Wilhelms I. Ende 942) statt!] bereits wieder ins antikönigliche Lager gewechselt war, die Stadt Reims.
    Der Normanne hinterließ einen 10-jährigen Sohn Richard I. (942-996), der allerdings nicht von der HERIBERTINERIN Liutgard (+ 979/85) abstammte, so daß Graf Heribert II. am Ende des Jahres 942 einen wichtigen Bundesgenossen verloren hatte, ohne irgendwelche Erbaussichten zu haben.
    Der posthume Schwiegersohn Graf Heriberts II., der im Jahre 945 nach der Ermordung Wilhelms I. die Witwe Liutgard (+ 979/85) heiratete, nämlich der THEOBALDINER Graf Theobald I. der Betrüger/Ränkevolle von Chartres-Tours (+ 977), tat sich ebenfalls als fähiger Verwalter hervor.


    940 1. oo Wilhelm I. Herzog der Normandie x um 900-17.12.942

    943/45 2. oo Theobald I. Graf von Blois - 16.1.975


    Kinder:

    2. Ehe
    - Theobald 945 - 962 in einer Fehde
    - Hugo Erzbischof von Bourges (969-985) 945/50-2.1.985
    - Emma 950-27.12.1003
    968 oo Wilhelm IV. Graf von Poitou - 995/96
    - Odo I. 950-12.3.996
    - Hildegard
    oo Burchard I. Graf von Montmorency - um 978
    Stammeltern des Hauses MONTMORENCY


    Literatur:
    Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 48 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 28 Anm.113,64 Anm. 309,198/6 Anm.744,227,353,357/58,396,399, 402-404 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 462 -

    Name:
    Ledgard


  7. 24.  von Vermandois, Hugo Graphische Anzeige der Nachkommen (9.Adele3, 3.Robert2, 1.Adelheid1) wurde geboren in 920; gestorben in 962 in Meaux [77100],Seine-et-Marne,Île-de-France,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 925-946/962; Erzbischof von Reims

    Notizen:

    Hugo Erzbischof von Reims (925-946/62)
    920 - 962 Meaux
    Sohn des Grafen Heribert II. von Vermandois und der Adela von Neustrien, Tochter von Herzog Robert

    Brandenburg Erich: Tafel 2, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VII. Generation 3.
    Hugo, Erzbischof von Reims 925, vertrieben 932, restituiert 940
    * ca. 920, + 962
    Anmerkungen: Seite 120
    VII. 3 Hugo
    Richer 3,17

    * Ergänzung (Werner): * 920, + 962 Erzbischof von Reims, 932 vertrieben, 940 restituiert, 946 abgesetzt. [VII 8]

    Schieffer Rudolf: Seite 204,206,208,210, "Die Karolinger"

    925 erzwang Heribert II. die Wahl seines fünfjährigen Sohnes Hugo zum Erzbischof von Reims und seine eigene Einsetzung zum Verwalter des Reimser Kirchenbesitzes.
    Hugo riß mehr und mehr das Gesetz des Handelns an sich und führte ab 929 eine jahrelange Fehde gegen Heribert von Vermandois um die Vormacht in der zentralen Francia, bei der er, gewissermaßen mit König Rudolf im Schlepptau, 931 Reims einnahm und Heriberts jugendlichen Sohn Hugo als Erzbischof durch den Mönch Artold ersetzte.
    Hugo von Franzien und Heribert von Vermandois nahmen 940 gemeinsam die Stadt Reims ein, wo sie Erzbischof Artold, Ludwigs Coronator, wieder zugunsten von Heriberts Sohn Hugo verdrängten, und gegen Jahresende trafen sie in der einstigen KAROLINGER-Pfalz Attigny OTTO I.
    Die Rückgewinnung von Laon, längst der wichtigsten Bastion für die KAROLINGER, glückte Ludwig IV. erst 949 durch nächtliche Überrumpelung, bei der freilich die Zitadelle der Stadt unbezwungen blieb. Zu den Folgen gehörte eine neue Verständigung mit dem Hause VERMANDOIS: Albert, der sich unter den Söhnen Heriberts II. als Erbe der eigentlichen Grafschaft durchgesetzt hatte, huldigte dem König, und bekam bald darauf Gerbergas gleichnamige Tochter aus deren erster Ehe mit Giselbert von Lothringen zur Frau, wärend sein Bruder Heribert III., Laienabt von Saint-Medard in Soissons, 951 die Königin-Mutter Eadgifu heiratete. Endgültig fallengelassen wurde dabei der weitere Bruder Hugo, der in Ingelheim verurteilte Erzbischof, der jahrelang Reims den KAROLINGERN vorenthalten hatte.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 487,494,497,519, "Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

    König Rudolf seinerseits machte ein königliches Geschenk: Im Jahr 925 bestätigte er eine ziemlich anstößige Abmachung, der zufolge Heriberts damals fünfjähriger Sohn Hugo zum Erzbischof von Reims bestimmt wurde. Zum geistlichen Administrator ernannte man den Bischof von Soissons, die weltliche Verwaltung übernahm Heribert selbst.
    Hugo der Große und Heribert huldigten OTTO in der karolingischen Pfalz Attigny. Die Verbündeten eroberten Reims und setzten erneut Heriberts Sohn Hugo ein, der bereits 925 gewählt worden war, diesmal aber zum Erzbischof geweiht und sogar vom Papst anerkannt wurde.
    Von seiner Schwester Gerberga zu Hilfe gerufen, zog OTTO mit einem starken Heer nach Gallien. Auch König Konrad I. von Burgund-Provence beteiligte sich an dem Unternehmen. Zusammen mit Ludwig IV. belagerte OTTO die Stadt Reims. Da die HERIBERTINER ja mit dem ostfränkischen Adel versippt waren, ließ er Hugo von Vermandois durch dessen sächsische Verwandte [Nach meiner Meinung ist es nicht möglich, daß sich bei diesem Unternehmen sächsische Verwandte der HERIBERTINER im Heer befanden, da die KONRADINERIN Judith sich erst 959 mit Heinrich I. von Stade vermählte.] den dringenden Rat übermitteln, keinen Widerstand zu wagen. Andernfalls würde man ihm nach Einnahme der Stadt die Augen ausreißen. Hugo zog es vor, Reims zu verlassen, die Sieger aber setzten Erzbischof Artold wieder ein.
    Hugo II. übernahm im Jahr 962 die Initiave. Er sprach sich dafür aus, daß dem 961 verstorbenen Reimser Erzbischof Artold jetzt Hugo von Vermandois nachfolgen solle, der, wie bereits erwähnt, in den Jahren 946 bis 948 aus dem Erzbistum verdrängt worden war. In dieser Frage konnte der Herzog mit dem Brüdern des Ex-Erzbischofs rechnen, also mit Graf Robert von Meaux und Troyes sowie mit Heribert III. Robert hatte übrigens 960 dem König vorübergehend die wichtige Festung Dijon entreißen können, außerdem richtete er weiter seine Angriffe gegen Bistümer, die zum König hielten, und bekriegte zum Beispiel 963 Chalons-sur-Marne. Eine Synode von 13 Bischöfen entscheid sich für Hugo von Vermandois, ein Anzeichen dafür, wie weit Hugo II. seine Macht zurückgewonnen und reorganisiert hatte. Indessen konnte sich Lothar gut behaupten; er rechnete mit der Unterstützung durch Erzbischof Brun von Köln und durch OTTO I., den Johannes XII. eben zum Kaiser gekrönt hatte. Dieser Papst war sofort bereit, Hugo von Vermandois zu exkommunizieren, der kurz darauf in Meaux verstarb. Im Einvernehmen mit Brun ließ Lothar den bereits erwähnten Odelrich zum Erzbischof von Reims wählen. Dieser schwere Mißerfolg der ROBERTINER war begreiflicherweise für Robert und Heribert III. der Anlaß, dem Schritt des Bruders, des Grafen Albert von Vermandois, und des Schwagers Tedbald zu folgen: Sie verbündeten sich mit den KAROLINGERN.


    Literatur:
    Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 41,47,52-58,63 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 34,41 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 96,125,131,152,304 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 307 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 204,206,208,210 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 6-403 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 487,494,497,519 -


  8. 25.  von Frankreich, Hugo Capetvon Frankreich, Hugo Capet Graphische Anzeige der Nachkommen (11.Hugo3, 3.Robert2, 1.Adelheid1) wurde geboren um 940 in Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich; gestorben am 24 Okt 996 in Melun [77000],Seine-et-Marne,Île-de-France,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich; Graf von Paris
    • Titel/Amt/Status: 956-996, Franzien,Frankreich; Herzog von Franzien
    • Titel/Amt/Status: 987-996, Frankreich; König von Frankreich

    Notizen:

    Hugo Capet als König

    Hugues Ier Capet



    Hugo Capet
    König von Frankreich (987-996)
    Herzog von Franzien (956-996)
    Graf von Paris
    um 940 Paris - 24.10.996 Melun Begraben: St-Denis
    Ältester Sohn des Herzogs Hugo der Große von Franzien aus seiner 3. Ehe mit der Hadwig von Sachsen, Tochter von König HEINRICH I.

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 157

    Hugo Capet (Hugues Capet), Herzog von Franzien, seit 987 König von Frankreich aus der Familie der ROBERTINER
    * 939/41, + 24. Oktober 996 Begraben: St-Denis
    Sohn Herzog Hugos des Großen und Hadwigs, Schwester Kaiser OTTOS I.

    oo Adelheid, Tochter Herzog Wilhelms (Werghaupt) von Aquitanien

    Den verschieden gedeuteten Beinamen ‚Capet‘ erhielt Hugo erst im 12. Jh. Der beim Tode seines Vaters (956) noch minderjährige Hugo trat 960 dessen Nachfolge im Herzogtum Franzien an; sein Bruder Otto wurde Herzog von Burgund. Als mächtigster Mann im W-Frankrenreich, der im Konflikt König Lothars mit den OTTONEN zunächst, nach einer Entfremdung 980/81, auf seiten des KAROLINGERS blieb, jedoch eine eigenständige Politik zwischen König, Kaiser und eigenem Herzogtum bertrieb und schon vor dem Tod Ludwigs V. eine gegen den König gerichtete Koalition mit dem Erzbischof Adalbero von Reims einging, war Hugo Capet nach dem Tod des kinderlosen Ludwig der aussichtsreichste Anwärter auf den Königsthron. Ende Mai 987 wurde er in Senlis mit Hilfe Adalberos und der robertinischen Vasallen zum König gewählt, am 3. Juli in Noyon durch Adalbero geweiht. Hugo Capet mußte sein Königtum dann allerdings jahrelang gegen die Thronansprüche des vom Reimser Erzbischof zurückgewiesenen Karl von Nieder-Lothringen, des Bruders Lothars, durchsetzen, der sich vor allem auf die Grafen von Troyes, Blois, Vermandois und den Erzbischof von Sens stützen konnte. 991 konnte er Karl in seinen Gewahrsam bringen, wo dieser im folgenden Jahr verstarb. Ein neues Bündnis zugunsten von Karls Sohn Otto 993 unter der Führung Odos von Blois blieb erfolglos. Als Folge dieser Kämpfe blieben die Auseinandersetzungen um das Erzbistum Reims, wo Karl 989 seinen Neffen Arnulf eingesetzt hatte. Ihm stellte die Synode von Verzy (St-Basle) Gerbert entgegen, der aber auf cluniazensischen und päpstlichen Widerstand stieß und 995 auf der Synode von Mouzon suspendiert wurde. - Hugo Capet, der bereits am 30. Dezember 987 seinen Sohn Robert zum Mitkönig erheben ließ und die Dynastie der KAPETINGER begründete, knüpfte doch bewußt an die karolingische Tradition an (Schneidmüller). Der Dynastiewechsel bedeutete daher keine tiefe Zäsur, fiel jedoch in eine Zeit großer struktureller Veränderungen und stabilisierte mit der Beendigung des langwierigen Machtkampfes zwischen KAROLINGERN und ROBERTINERN die Monrchie, während der königliche Machtbereich auf Fürstentum (vor allem um Orleans und Paris) und Krondomäne (vor allem im Oise-Aine-Gebiet) beschränkt blieb; Hugo Capet war von einem starken Herzog zu einem schwachen König geworden (Werner), der seine Stellung aber vor allem mit diplomatischen Mitteln zu sichern wußte (Hallam). Die Schwäche seiner Regierung (Lot) müssen zudem im Lichte der widrigen Zeitverhältnisse gesehen werden (Sassier).

    Literatur:
    RHF 10 [Urkk.; Neued. in Vorber.] – W. Kienast, Der Hzg.stitel in Dtl. und Frankreich, 1968 – HEG I, 1976, 752ff [K. F. Werner] – B. Schneidmüller, Karolingische Tradition und frühes französisches Königtum (Frankfurter Historische Abhandlung 22, 1979) -

    Werner Karl Ferdinand: Seite 476, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VIII. Generation 10-15

    Die Kinder Hugos des Großenfehlen bei Brandenburg, da er die Historizität von RobertsEhe mit Beatrix aus dem Hause der HERIBERTINER (siehe oben IV, 4) nicht erkannt hat. Aus ihr ging Hugo der Große und über ihn die kapetingische Königsdynastie hervor. Für die Daten Hugo Capets und seiner Geschwister verweise ich, soweit nicht ausdrücklich anders vermerkt wird, auf die beiden Werke von F. Lot, Les Derniers Carolingiens, Paria 1891, und Etudes sur le regne de Hugues Capet, Paris 1903 (vgl. dort im Register zu den einzelnen Namen).
    Zu Beatrix und ihrer politischen Tätigkeit in Ober-Lothringen, das sie nach dem Tode des Gemahls regierte, vgl. auch Uhlirz (Register). 987 zuletzt erwähnt, starb sie an einem 23. September. Das entnehme ich dem Nekrolog von S.-Denis, HF Obituaires I, 1, 327, wo zu den 9. Kal. des Oktober steht: Beatrix, soror Hugonitor (sic). Der Kopist hat hier die Abkürzung für regis Francorum offenbar nicht mehr verstanden. Hugos Schwester Emma heiratete 960, wie wir durch Flodoard wissen, Herzog Richard I. von Normandie und wird zuletzte in dessen Urkunde von 968 III 18 (ed. Marie Fauroux, Recueil des actes des ducs de Normandie, Caen 1961, nr. 3) erwähnt. Die Ehe blieb jedoch kinderlos; die späteren Herzöge stammen aus Richards zweiter Ehe mit der Dänin Gunnor.
    Zu Brandenburgs Heribert von Auxerre, einem unehelichen Sohn Hugos des Großen, der wie Beatrixeinen HERIBERTINER-Namen erhielt, vgl. Gams 502: Er wurde 971 I 8 Bischof und starb 996 VIII 23.

    Glocker Winfried: Seite 288, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    V. 26 Hugo Capet
    * c 940, + 996 X 24;

    960 dux Francorum, 987 VII 3 König von Frankreich,

    1. oo 970 Adelheid, Tochter Graf Wilhelms I. von Poitou, + c. 1004;

    2. oo NNw

    Hugo Capet ist als Sohn Hugos des Großen von Franzien bei Flodoard a. 960, S. 149, und bei Richer III c. 13, S. 20, bezeugt. Erstmals urkundlich genannt ist er in der Urkunde seines Vaters vom 946 VI 19 (Druck: RHF Bd. 9, S. 723); zum Datum dieser Urkunde vgl. Lauer, Louis IV S. 242.
    Das Geburtsjahr für Hugo Capet ist festgestellt von Kalckstein, Königthum S. 255, Anm. 2.
    Die Belege für Todestag und -jahr Hugo Capets hat Lot, Hugues S. 209-303, zusammengestellt.
    Zu seiner Erhebung zum französischen König vgl. Lemarignier, Gouvernement S. 38-43. Lot, Derniers S. 358-361, hat die Abstammung von Hugos Gemahlin Adelheidnachgewiesen; zu Adelheid vgl. außerdem Richard, Poitou Bd. 1, S. 103 f.
    Die Existenz einer Konkubine ergibt sich aus der Zuschreibung des illegitimen Sohnes Hugos, Erzbischof Gauzlin von Bourges.
    Allgemein informiert zu König Hugo Capet FW Kommentar K 38.

    Hugo Capet folgte dem Vater in dessen ganzer Machtfülle, verzichtete aber auf die Regentschaft zugunsten des normannischen Schwagers. Von Jugend an verfügte er über die moralischen und physischen Voraussetzungen zu einem großen Herrscher. Er war noch nicht 20 Jahre alt, als der Tod seines Vaters ihn an die Spitze einer der größten Grafschaften des französischen Feudaladels stellte. Der junge Graf konnte mit seiner ruhigen, überlegten und entschlossenen Art rasch die Auseinandersetzungen seiner Feinde und seine eigenen Bündnisse ausnutzen, um sich unter die potentiellen Thronanwärter zu plazieren. Der entscheidende Augenblick kam, als die Nachfolge Ludwigs V. des Faulen im Jahre 987 geregelt werden mußte. Sowohl die Persönlichkeit des Grafen von Paris als auch die vorbehaltlose Unterstützung des Bischofs Adalbero von Reims, das zu Hugos Machtbereich gehörte, ließen die Entscheidung des Feudaladels zu seinen Gunsten ausfallen. Um Intrigen bei seiner Nachfolge vorzubeugen, sicherte der König bereits im ersten Regierungsjahr die Zukunft der Dynastie. Gemäß einem karolingischenBrauch ließ Hugo seinen Sohn Robert Weihnachten 987 zum Mitkönig krönen. Die Macht der kapetingischen Könige war zunächst beschränkt auf ein begrenztes Gebiet um Paris und Orleans. In den anderen Gebieten übten die Lehnsfürsten eine nahezu unbeschränkte Herrschaft aus. Sein Beiname Capet (das Mäntelchen) erklärt sich aus dem geistlichen Kleid Cappa, das er oft als Laienabt von Tours trug.

    Mexandeau Louis: Seite 131-134, "Die Kapetinger"

    Die Bescheidenheit dieser Ziele, die beim Tode Philipps I. im Jahr 1108 bei weitem noch nicht erreicht waren, verdichtet das Dunkel, das Gestalt und Leben Hugo Capets und seiner ersten Nachkommen umgibt. Vom Begründer der Dynastie wissen wir so gut wie nichts. Ferdinans Lot, der seine Regierungszeit genau studiert hat, schreibt: "Wir wissen nicht, wie er aussah, seine moralische Persönlichkeit ist uns fast ebenso wenig bekannt. Wenn man niedergeschrieben hat, daß er fromm war, daß er den Prunk verabscheute, daß er die Mönche liebte, daß er mehr Diplomat als Kriegsmann war, dann hat man ungefähr alles gesagt, was man zu sagen berechtigt ist ..."
    Da Unkenntnis zur Verkennung führt, hat man manchmal aus Hugo Capet einen unbedeutenden Herrscher gemacht, dem ein Zusammentreffen glücklicher Umstände auf den Thron half und der sich dank der Kirche und des Herzogs der Normandie an der Macht hielt. Edmond Pognon, der sich ausschließlich auf den Ablauf der Ereignisse stützt, hat die Persönlichkeit Hugos rehabilitiert und seine Geschicklichkeit und Entschlußkraft herausgestellt.
    Daher macht es durchaus den Eindruck, als ob es zwei Hugo Capet gegeben hätte. Vor 987 erscheint er uns zögernd und auf alle Fälle der alten Dynastie gegenüber relativ loyal, entweder aus Mangel an Ehrgeiz oder weil ihn eine klarsichtige Einschätzung des Kräfteverhältnisses und der Lehren aus der Vergangenheit zur Klugheit veranlaßte. Im Jahre 987 ebnete ihm das Glück, dessen wesentliche Rolle wir herausgestellt haben, den Weg zum Königsthron. Diese Chance ergriff er mit einem Gespür für die günstige Gelegenheit, das ihn als einen Mann zeigt, der seit langem bereit war, diese Gelegenheit beim Schopf zu packen, wenn er sie nicht schon vorbereitet hatte. Mit der Macht kam ihm sehr schnell der Geschmack an ihr, und er wurde beseelt von dem Willen, sie nicht mahr aus den Händen seiner Familie zu geben. Drei Monate nach seiner Thronbesteigung machte die Krönung Roberts den Sohn von nun an ebenso unantastbar wie den Vater. Kaum gekrönt, verhielt sich Hugo genau wie ein KAROLINGER. Der König vergaß, daß er Herzog von Franzien gewesen war. Selbst wenn er ein Feudalherr blieb, so wußte er, daß er von nun an etwas anderes war, daher sein Wille, das Erbe, das man ihm anvertraut hatte, vollkommen zu sichern. Mittellos wie er war, trennte er Parzellen seiner Domäne ab, um sich Unterstützung zu verschaffen, erfuhr er die Festigung der großen erblichen Seigneuries (der Lehnsherrschaften). Zugleich aber hatte er die feste Absicht, der oberste Herrscher des gesamten Königreiches zu bleiben und griff in die Ernennungen der entferntesten Kirchen ein. Dieser fromme König und Freund des Klerus stellte sich wegen der Besetzung des Bischofsstuhls von Reims gegen den Papst. Er, der als Herzog von Franzien der Klient des Kaisers gewesen war, ging gegenüber seinem alten Beschützer auf Abstand und versuchte, eine Eheverbindung mit Byzanz zu schmieden, wie um die OTTONEN von der Flanke her anzugreifen.
    Seine letzen Jahre liegen im Dunkel, aber im großen und ganzen hat es Hugo Capet verdient, der Dynastie seinen Namen zu geben. "Seit dem Augenblick, in dem er von jedem Wettbewerb befreit war, ist der KAPETINGER in Wahrheit König geworden, scheint ein anderes Temperament bekommen und einen politischen Sinn und eine Festigkeit an den Tag gelegt zu haben, die man vorher nicht an ihm kannte. Hatte die Zeit und auch, wie es immer geschieht, der Übergang von Opposition zur Macht, den Herzog von Franzien weiser gemacht? Wenn man alles in Betracht zieht, dann war dieser große Lehnsherr, von dem wir weder sein Aussehen noch sein Privatleben kennen, so mittelmäßig nicht. Er hatte es verstanden, den Platz der KAROLINGER einzunehmen, zu bewahren, was er gewonnen hatte, sich frei und würdig gegenüber Papsttum und Kaiserreich zu behaupten und die Krone an seinen Sohn weiterzugeben (24. Oktober 996), ohne daß er auf ernsthaften Widerstand stieß. Hier hat das blinde Glück nicht alles gemacht." (A. Luchaire)
    Er war zweimal verheiratet. Zuerst mit Blanche, der Witwe Ludwigs V. [Nach meiner Meinung ist diese Behauptung völlig unsinnig. Ludwig V. war mit keiner Blanche verheiratet und war ungefähr im selben Alter wie HugosSohn Robert II. Nachweislich war aber Hugo Capet beim Tode Ludwigs V. mit Adelheid von Aquitanien verheiratet.] Eine politische Heirat, dazu bestimmt, die Kontinuität zwischen den beiden Dynastien zu festigen. Da ihm Blanche keinen Erben geschenkt hatte, verheiratete er sich zum zweiten Mal mit Adelheid von Poitiers-Aquitanien, mit der er sieben Kinder hatte, drei Töchter und vier Söhne, deren ältester Robert war.

    969 oo Adelheid von Poitou, Tochter des Herzogs Wilhelm III. 950/55- 1004

    7 Kinder:
    - Robert II. der Fromme König von Frankreich 20.7.972-20.7.1031
    - Hadwig 975/80- nach 1013
    998 oo Reginar IV. Graf von Hennegau 950/55- 1013
    - Adela 985/90- nach 1063
    1006 oo Rainald I. Graf von Nevers - 29.5.1040
    - Gisela Erbin von Abbeville
    986 oo Hugo I. Graf von Ponthieu - ca 1000

    Illegitim
    - Gozelin Erzbischof von Bourges (1013-1030) - 8.3.1030

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 142,144,168,173 - Althoff, Gerd: Otto III., Primus Verlag, Darmstadt 1997, Seite 60 Anm. 61,61,77,92,100 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990 Seite 40,116 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 84,116,119,132,135 - Brühl Carlrichard: Die Geburt zweier Völker. Deutsche und Franzosen Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 340 - Douglas David C: Wilhelm der Eroberer Herzog der Normandie. Diederichs Verlag München 1994 Seite 38,260 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 11,23,27-38,42,46,48,59,128,158,225 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/ Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 21,45,47,50,59,61-64,69,73,75-86,87,90,93,99,116,189 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 55,110,117,285,292,297,300,304-321,364,372,378,401,417-420,426,434 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 67,73 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 V,26 Seite 96,182,192,195-198,201,232,275,285,288,302,308 - Hartmann P.C.: Französische Könige und Kaiser der Neuzeit. Von Ludwig XII. bis Napoleon III. 1498-1870. Verlag C. H. Beck München 1994 Seite 144 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 17,162,200,210,257-259,262,287,295-305,323,371 - Kienast Walter: Der Herzogstitel in Deutschland und Frankreich (9. bis 12. Jahrhundert). R. Oldenbourg Verlag München - Wien 1968 - Mexandeau Louis: Die Kapetinger. Editions Rencontre Lausanne 1969 Seite 75-84,86-130,131,134 - Pernoud Regine: Herrscherin in bewegter Zeit. Blanca von Kastilien, Königin von Frakreich. Diederichs Verlag München 1991 Seite 12,55,71,246 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 306,309,322-327,344, 408 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 209,211 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 11,19,22,53,59,61,64,67,75 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 95,135,148, 152,159 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 139,151, 183,251,254 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 60 Anm. 294, 228,233,254,259,393,409 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 476 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 40, 46,484,500,506,508,512, 516,518,523-526 - Wies Ernst W.: Otto der Große. Kämpfer und Beter. Bechtle Verlag Esslingen 1989 Seite 71,194,238,287 -




    Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Seite 75-86, "Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498."

    Goetz Hans-Werner


    HUGO CAPET, König von Frankreich (987-996)
    * 939/41, + 24.10.996Bestattet in St-Denis

    Eltern:
    Herzog Hugo Magnus von Neustrien (923-956)
    Hadwig, Tochter König HEINRICHS I.

    Geschwister:
    Otto, Herzog von Burgund (960-965)
    Odo-Heinrich, Herzog von Burgund (965-1002
    Beatrix oo Herzog Friedrich von Ober-Lothringen
    Emma oo Graf Richard I. von Rouen

    oo 970 ADELHEID VON AQUITANIEN * 950/55, + 1004
    Tochter des Herzogs Wilhelm Werghaupt von Aquitanien

    Kinder:
    Robert (König 987/996-1031)

    Herzog von Neustrien 960-987
    Königswahl 29.5.987 in Senlis, Krönung 1.6. in Noyon, Weihe 3.7. in Noyon oder Reims
    Erhebung Roberts II. zum Mitkönig Ende Dezember 987
    987-991 Auseinandersetzungen (Thronstreit) mit Herzog Karl von Nieder-Lothringen
    991-997 Reimser Bistumsstreit
    991 Synode von St-Basle de Verzy
    992 (?) Synode von Chelles
    995 Synode von Mouzon

    "Hier endete das Reich KARLS DES GROSSEN", schrieb zu Beginn des 11. Jahrhunderts ein anonymer Chronist aus dem Bistum Sens, und zu Beginn des 12. Jahrhunderts urteilte Hugo von Fleury: "Als so die zweite 'Linie' der Frankenkönige [namlich die Dynastie der KAROLINGER] endete, wurde das Reich auf eine dritte 'Dynastie' (generatio) übertragen." Bis weit in unser Jahrhundert hinein betrachtete man aus dem Blickwinkel einer politischen Geschichtsschreibung das Jahr 987, mit dem die neue Herrscherdynastie der KAPETINGER einsetzte, die 32 französische Könige stellen sollte, als einen Wendepunkt. Schon im Mittelalter betonte man demgegenüber aber auch die (politische) Kontinuität in einem solchen Maße, daß man den Begründer der neuen Dynastie, Hugo Capet, gelegentlich sogar zu einen KAROLINGER und legitimen Erben machte. Beides ist historisch natürlich nicht haltbar. Falls Hugos Regierunsgzeit eine Wendezeit war, dann kaum aus dynastischen, sondern eher aus sozialgeschichtlichen Gründen. Wenn gerade heute wieder eine Reihe vornehmlich französischer Historiker für eine Wende der gesamten Sozialstruktur um die Jahrtausendwende eintritt, so beruht das bislang allerdings eher auf regionalen Studien und ist zur Zeit noch in der Diskussion.
    Hugo selbst erntete lange Zeit kein Lob. Ferdinand Lot sah in ihm einen mittelmäßig begabten, schwachen und unsicheren Menschen, der nichts tat, ohne um Rat zu fragen, und dessen Vorsicht zur Kleingeistigkeit verkümmerte. Und noch 1980 meinte Elizabeth Hallam: "Der erste KAPETINGER taucht als eine ganz unbedeutende Figur auf." Erst die umfangreiche Literatur zum 1000-jährigen Jubiläum der Krönung (1987) hat hier manches korrigiert und ein angemesseneres Bild des ersten KAPETINGERS entworfen. Als Hugo Capet bald nach dem frühen Tod des letzten regierenden KAROLINGERS, Ludwig V., wohl am 29. Mai 987 in Senlis zum König gewählt, am 1. Juni in Noyon gekrönt und am 3. Juli in Reims (oder in Noyon) von Erzbischof Adalbero von Reims geweiht wurde, hatte man tatsächlich, wenig überraschend, den mächtigsten weltlichen Fürsten des westfränkisch-französischen Reichs, den Herzog von Franzien, zum neuen Herrscher gemacht, der schon zuvor die Politik maßgeblich mitbestimmt hatte. Die Thronerhebung Hugo Capets ist daher zu Recht als "logische Konsequenz seiner seit langem erworbenen, politischen Vorrangstellung" gedeutet worden (Y. Sassier 314).
    Der Sinn einer Kurzbiographie im Rahmen eines Sammelbandes kann nicht darin bestehen, die Ereignisse der Regierungszeit, die in jedem Handbuch nachzulesen sind, nachzuerzählen. Andererseits macht es der Quellenlage des früheren Mittelalters unmöglich, eine anschauliche Persönlichkeitsschilderung zu entwerfen oder gar psychologisierend zu deuten. Im folgenden kann daher nur versucht werden, aus den Handlungen und wenigen Äußerungen Hugo Capets und nicht zuletzt aus dem Bild, das die zeitgenössischen Quellen von ihm entwerfen, nach den Absichten und Richtlinien seiner Politik sowie nach deren Rezeption zu fragen und beides in die strukturellen und ideologischen Rahmenbedingungen und Zeitumstände einzuordnen.
    Hugo entstammte der fränkischen Familie der ROBERTINER, deren Mitglieder, vielleicht ursprünglich in der Gegend um Worms beheimatet, im frühen 9. Jahrhundert Grafen von Angers (Robert der Tapfere) und dann Grafen von Paris (Odo) wurden und seither die führende Stellung in Neustrien (dem Gebiet nördlich der Loire), der Kernregion des französischen Königtums, bekleideten. Mit Odo (888-898) und Robert (922-923) hatten sie bereits früher zwei Könige des W-Frankenreichs gestellt. Hugos Vater, Herzog Hugo Magnus, bekleidete in seinem Fürstentum eine königsgleiche Stellung, die auch in seiner Heirat mit Hadwig, einer Schwester des ostfränkischen Königs OTTO I., zum Ausdruck kam. Die Nachfolge im Herzogtum hatte der zwischen 939 und 941 geborene Hugo - den Beinamen "Capet", dessen Bedeutung strittig ist, erhielt er erst im 12. Jahrhundert -, nicht schon beim Tod des Vaters (956), sondern erst vier Jahre später, vom König investiert, angetreten. Die Namensgleichheit mit dem Vater deutet an, daß er von vornherein zu dieser Stellung ausersehen war; sein Bruder Otto wurde Herzog von Burgund. Abgesehen von einer kurzen Entfremdung zwischen Hugound König Lothar in dessen Streit mit dem O-Reich (OTTO II.) war Hugo stets königstreu und einer der ersten gewesen, die Lothar den Treueid geschworen hatten (Richer von St-Remi 3,13). Nach dessen Tod im Februar 986 war die Nachfolge Ludwigs V. unstrittig; Hugo wurde gar zu dessen Ratgeber bestimmt, "da ein Jüngling durch die Klugheit und Tugend eines solchen Fürsten geformt werden mußte" (Richer 4,1). Als es über der Haltung zum O-Reich jedoch zu einer Entfremdung des jungen Königs mit seiner Mutter Emma und den führenden Bischöfen, voran Adalbero von Reims, kam, stand Hugo auf seiten dieser Fürsten.
    Nach Ludwigs unerwartet frühem und söhnelosen Tod infolge eines Jagdunfalls schien Hugos Nachfolge daher nur folgerichtig, und Hugo selbst betonte in einem Antwortschreiben an den Markgrafen von Barcelona, Borell, daß ihm "das Reich dank der zuvorkommenden Barmherzigkeit Gottes äußerst friedlich zugefallen" sei (Gerbert von Reims, ep. 112); doch ganz so einfach lagen die Dinge wohl nicht. Hugos gut neunjährige Regierungsgzeit war vor allem von zwei miteinander verwobenen Entwicklungen bestimmt: der Auseinandersetzung mit Herzog Karl von Nieder-Lothringen um die Thronfolge und dem Nachfolgestreit im Erzbistum Reims. Die KAROLINGER waren nämlich keineswegs ausgestorben, sondern Karl, Bruder König Lothars und damit Oheim Ludwigs V., der früher von der Nachfolge ausgeschlossen worden war, machte nun erbrechtliche Ansprüche geltend und fand dafür wohl auch einen nicht unbeträchtlichen Anhang. Hugos Herrschaft war folglich keineswegs gesichert, und einigen späteren Geschichtsschreibern (wie dem Chronisten von Sens im 11. und Sigebert von Gembloux oder Hugo von Fleury im 12. Jahrhundert) galt Hugo als ein von einer Adelsopposition erhobener Usurpator. Der aquitanische Chronist Ademar von Chabannes glaubte in der jüngsten Fassung seiner Chronik, daß die Franken Karl verlassen und Hugo gewählt hätten. Damit stellte sich die Legitimitätsfrage, und es ist auffällig, daß der wichtigste und ausführlichste Zeitzeuge, der Mönch Richer aus dem Kloster St-Remi bei Reims, dem Erzbischof Adalbero eine lange Rechtfertigung von Hugos Königtum und ein ausführliches Abwehren der Ansprüche Karls in den Mund legte. Formal schien allerdings alles korrekt: Hugo wurde von den Großen gewählt, wie es der Mönch Abbo von Fleury bald darauf im Rahmen seiner politischen Theorie als rechtmäßig fordern sollte, und Erzbischof Adalbero selbst betonte später in einem Brief an Karl, daß es sich hier um einen öffentlichen, nicht um einen "privaten" (familiären) Vorgang handelte (Gerbert von Reims, ep. 122). Ein Erbrecht, so betonte Adalbero, gebe es nicht. Hugos Wahl erfolgte ausgesprochen schnell, wahrscheinlich schon eine Woche nach Ludwigs Tod, wenngleich nicht ganz spontan. Die noch von Ludwig einberufene Versammlung in Compiegne, deren Vorsitz Hugo ohnehin übernahm und die den Erzbischof Adalbero vom Vorwurf des Paktierens mit dem deutschen König freisprach, vertagte sich nämlich noch einmal, weil nicht alle Großen anwesend waren. In Senlis suchte Adalbero, der maßgeblichen Einfluß auf die Wahl nahm, Karls Ansprüche dann mit Erfolg und mit Argumenten zu entkräften, die bezeichnenderweise nicht rechtlicher Natur waren, indem er nämlich auf mangelnde Klugheit, eine - angeblich - unstandesgemäße Heirat mit der Tochter eines Vasallen (Hugos) und vor allem auf die Tatsache hinwies, daß Karl als Herzog von Nieder-Lothringen Lehnsmann des deutschen Königs war. Das war ein gewichtiges Argument in einer Zeit, in der man sich der Eigenständigkeit und der Abgrenzung vom Imperium bewußt wurde, bedeutete aber auch eine Abkehr Adalberos von seiner früheren, ottonenfreundlichen Politik. Die Wahl Hugos empfahl Adalbero, weil dessen Tatkraft (actus), Adel (nobilitas) und Macht (copia) für ihn sprächen (Richer 4,11) und verschob damit die Kriterien. Sein Wahlvorschlag fand breite Zustimmung, so daß Hugo nach Richer (4, 12) einstimmig gewählt wurde. Er war letztlich jedoch von einem Adel erhoben, an dessen Spitze er selbst stand, und in einer Situation, in der ein Eingreifen des O-Reiches wegen der Minderjährigkeitsregierung OTTOS III. nicht zu befürchten war (Schneidmüller 170). Hugos Weihe aber folgte vermutlich den erhaltenen, einander recht ähnlichen Krönungsordines, die die sakrale Würde des Königtums betonten.
    Schwieriger gestaltet sich die Frage der Legitimität Hugos unter den zuletzt schon angedeuteten ideologischen Gesichtspunkten, war doch die KAROLINGER-Herrschaft an sich unbestritten gewesen. (Nach Richer 4, 28 soll Hugo sogar selbst geäußert haben, daß er sich einem legitimen KAROLINGER - nämlich einem unmittelbaren Nachkommen Ludwigs V. - jederzeit gebeugt hätte.) Die früheren ROBERTINER-Könige, auf die die neuere Forschung so gerne hinweist, sind kaum als triftiges Argument für Hugos Königtum anzusehen; Gerbert von Reims erblickt in ihnen im Rückblick lediglich interreges, königliche Statthalter (ep. 164), und es ist auffällig, daß sich die Zeitgenossen tatsächlich nirgends darauf beriefen, daß Hugo bereits einem Königsgeschlecht entstammte. Ihnen war allein seine Eignung wichtig, galt Ludwig V. einem Klosterchronisten aus Sens doch als der König, "der nichts gemacht hat" (womit der nichts Geschichtswürdiges meinte). In einem Brief an Bischof Adalbero von laon hatte Erzbischof Adalbero von Reims bereits 985 geschrieben, König Lothar sei eigentlich "nur dem Titel nach König von Frankreich, Hugo [als Herzog] hingegen zwar nicht vom Titel her, wohl aber gemäß Handlung und Tatkraft" (ep. 48); auch Kaiser OTTO II. wisse, so Richer (3, 83), daß Hugo mächtiger sei als der König.
    Gleichwohl suchte Hugo nach seiner Wahl sein Königtum auffällig eng an die karolingische Tradition anzuschließen. Form und Inhalt seiner Urkunden zeugen davon. Sein Titel variierte, doch nannte er sich, mit dem seit Karl dem Einfältigen üblichen Königstitel, meist Francorum rex, und auch der Monogrammtyp blieb erhalten. Immer wieder betonte Hugo in seinen Urkunden, daß er dem mos praedecessorum nostrorum, der Gewohnheit der Vorgänger, der fränkischen Könige und Kaiser, folge oder daß er bestätigen wolle, "was unsere Vorgänger, die fränkischen Könige, durch die Ausstellung einer Urkunde bekräftigt haben" (Urk. Nr. 4). Die überwiegende Mehrzahl seiner Diplome bestand aus solchen Bestätigungen früherer Verleihungen an Kirchen, "denn es war stets Sitte und Gewohnheit der Könige, unserer Vorgänger, die Kirchen Gottes zu erhöhen" (Urk. Nr. 11). Der konsequente Rückbezug auf die karolingischen Vorgänger und auf das karolingische Herrschaftsverständnis schuf eine Kontinuität des königlichen Selbstverständnisses und der Herrschaftspraxis über den Dynastiewechsel hinweg, ja Hugo entlieh seine Legitimität geradezu aus der karolingischen Tradition, während er gleichzeitig sehr bald die Errichtung einer eigenen Dynastie anstrebte, indem er seinen vielleicht 15-jährigen Sohn Robert noch in seinem ersten Königsjahr, Ende Dezember 987, in Orleans zum Mitkönig erhob. Mag das augenblicklich mit der bedrohlichen Situation an den Grenzen gerechtfertigt worden sein - erst dieses Argument soll nach Richer Adalberos Widerstand gegen zwei gleichzeitig regierende Könige gebrochen haben (4, 12f.) -, so wurde hier tatsächlich, und offenbar gezielt, die dynastische Erbfolge vorbereitet. Diese Königserhebung hatte ihrerseits nicht nur ottonisch-byzantinische, sondern auch karolingisch-westfränkische Vorbilder, denn Ähnliches hatte Lothar mit seinem Sohn Ludwig veranstaltet (Richer 3,91). Spätestens seit 992 nahm Robert, der consors regni, selbständig königliche Handlungen vor.
    Hugos Herrschaft war damit noch keineswegs gesichert, denn Karl von Nieder-Lothringen war nicht völlig erfolglos; er nahm Laon und Reims ein und band damit die sonstigen Aktivitäten Hugos, der Laon vergeblich belagerte. Die Bedeutung des jungen Königtums wird in den Quellen anscheinend erst im nachhinein stärker verharmlost, als es der augenblicklichen Situtaion entsprach. Hugos Herrschaft war auch nicht so unumstritten, wie Richer es hinstellte, denn der König mußte um seine Anhänger werben, wobei viele wahrscheinlich unentschlossen blieben. In einem Brief fordert er den Erzbischof von Sens im September oder Oktober 987 auf, ihm endlich den Treueid zu leisten (Gerbert, ep. 107). Karl wurde schließlich auch nicht im Kampf aufgrund einer etwaigen Übermacht des Königs überwunden, sondern - und das ist bezeichnend - 991 durch eine List Bischof Adalberos von Laon gefangengenommen und in Orleans eingekerkert, wo er bald darauf verstarb. Sein Sohn Otto wurde Herzog von Nieder-Lothringen, spielte im Westen aber keine politische Rolle mehr.
    Kennzeichnend für die unsicheren Zustände sind auch die Auseinandersetzungen um das Erzbistum Reims, das einen kirchlichen (und politischen) Vorrang in Frankreich ausübte. Wahrscheinlich in der Hoffnung auf Aussöhnung und weitere Annäherung an die KAROLINGER hatte Hugo als Nachfolger Adalberos hier nicht den designierten Domscholaster Gerbert von Aurillac, den wohl gtrößten abendländischen Gelehrten seiner Zeit, der später als Silvester II. Papst wurde, sondern Arnulf, einen unehelichen KAROLINGER eingesetzt, nachdem dieser ihm Treue geschworen hatte. (Gerbert ging daraufhin, doch nur für kurze Zeit, ins Lager Karls über.) Arnulf aber unterstützte bald, wenngleich nicht ganz offen, Karl. Erst nach dessen Sturz 991 hielt die Synode von St-Basle in Verzy (bei Reims), deren Akten erhalten sind, Gericht über Arnulf und setzte ihn zugunsten Gerberts ab, rief damit aber eine lange Krise hervor. Diese Entscheidung stieß nämlich auf den Widerstand sowohl des Reformmönchtums, dessen Wortführer Abbo von Fleury wurde, wie des Papstes, Johannes XV., der im Zusammenwirken mit dem deutschen Episkopat auf der Synode von Mouzon Anfang Juni 995 Gerbert bis zu einer endgültigen Entscheidung von seinem Amt suspendierte. Diese bleib jedoch aus, und eine Lösung zugunsten Arnulfs wurde erst unter Hugos Sohn und Nachfolger Robert erreicht, der dem Reformmönchtum nahestand. Hugo, der in einem Brief an den Papst zunächst noch beteuert hatte, nicht gegen dessen Entscheidungen angehen zu wollen (Gerbert, ep. 188), war es zeitlebens immerhin gelungen, seinen Kurs zu verteidigen.
    Die Krisen und Geschenisse der Regierungszeit lenken den Blick auf das Verhältnis Hugo Capets zu den Fürsten, auf deren Anhängerschaft er angewiesen war. Das 10. und frühe 11. Jahrhundert war ein Zeitalter des verfassungsgeschichtlichen Wandels in W-Franken/Frankreich. Hatten sich zunächst allenthalben Fürstentümer ausgebildet, deren Herren in ihrem Herrschaftsgebiet eine königsgleiche Stellung bekleideten, so entstanden infolge einer strikteren inneren Organisation und eines verstärkten Burgenbaus bald neue, starke Zwischengewalten in den Kastellanen, die von ihren Burgen aus die Herrschaft über die abhängige Landbevölkerung intensivierten und deren Verwaltungsbezirke immer mehr an die Stelle der alten Grafschaften traten. Man hat deshalb von einer "Atomisierung der Macht" gesprochen (Y. Sassier 290) und die Zeit um 1000 als ein "tragisches Schlüsselmoment in der Geschichte der Landgesellschaft" bezeichnet (Bommassie, in: Royaute 129). Im Kampf um die Herrschaft befehdeten sich aber auch die Herren untereinander. Im Süden Frankreichs suchten die auf kirchlichen Synoden im Einklang mit den weltlichen Fürsten verkündeten "Gottesfrieden" gerade in dieser Zeit Abhilfe zu schaffen und bedrohten Friedensbrecher mit dem Bann. Eine Ausweitung dieser Bewegung nach Norden fand erst unter Robert II. statt.
    Solchen Entwicklungen mußte Hugo Rechnung tragen. Auch als König hielt er sich (mit Ausnahme Compiegnes) mit Vorliebe in den vormals herzoglichen Pfalzen auf. Der französische König war, längst vor Hugo Capet, im wesentlichen auf die Krondomäne beschränkt, die den robertinischen Herrschaftsraum an Loire und Seine (mit den Stützpunkten Orleans, Paris, Senlis) und das karolingische Kerngebiet östlich davon (mit Compiegne, Laon, Reims) umfaßte, jedoch nicht als ein geschlossenes Territorium, sondern als ein Gebiet besonders intensiver Herrschaftsrechte aufzufassen ist: Hier verfügte der Herrscher über Grafschaften, Pfalzen, Grundherrschaften, zahlreiche Kirchen und Klöster, Vasallen, Abgaben, Zölle, Märkte und Gerichtsrechte, aber auch über die Bistümer (vor allem der Kirchenprovinzen Reims und Sens), während ihm außerhalb der Krondomäne nur wenige Kirchen unterstanden und die weltlichen Fürsten - in Ansätzen - nur lose vasallitisch an den Herrscher gebunden waren. Teilnehmer der vom König einberufenen Synoden sowie Empfänger, Intervenienten und Zeugen in Urkunden vermitteln einen konkreten Einblick in die Anhängerschaft und den Einflußbereich Hugo Capets und bestätigen dieses Bild. Auch darin ist eine Kontinuität zu den KAROLINGERN festzustellen. Die Kirchen der Krondomäne spielten eine wichtige Rolle im Reich Hugo Capets und im Königsdienst. Allein aus dem engeren Herrschaftsbereich Hugos sind aus seiner kurzen Regierunsgzeit immerhin acht Synoden bekannt, die üblicherweise vom König selbst einberufen wurden. Ansonsten scheint Hugo, den von Gerbert überlieferten Synodalakten zufolge, die Reden und Entscheidungen auf der Synode von St-Basle den kirchlichen Teilnehmern überlassen zu haben und trat erst bei der Vollstreckung des Urteils wieder in Erscheinung. Hingegen führte König Robert auf der Synode von Chelles den Vorsitz (Richer 4,89). Auch hier bekräftigte man die Unabhängigkeit des gallischen Episkopats vom Papst. Die Mehrzahl der Bischöfe stand hinter dem König, und es ist bezeichnend, daß der französische Episkopat, von Gerbert abgesehen, geschlossen die vom päpstlichen Legaten anberaumte Synode von Mouzon boykottierte, die über die Reimser Vorgänge entscheiden sollte. Nach Richer (4, 99) hatte Hugo den Bischöfen die Teilnahme verboten, begründete sein Fehlen seinerseits aber umgekehrt mit deren Abwesenheit.
    Kirchen bzw. vor allem Klöster waren auch die Empfänger der insgesamt wenig zahlreichen (17) erhaltenen, sämtlich im engrern Umkreis Hugos (Compiegne und Paris, Senlis und Saint-Denis) ausgestellten Königsurkunden. Deren Auswertung bleibt allerdings so lange fragwürdig, wie eine kritiasche Edition fehlt. Die den ROBERTINERN eng verbundenen Klöster St-Vincent in Laon und St-Martin in Tours gehörten zu den ersten Urkundenempfängern. Die Arengen machen eine solche Förderung explizit: "Wenn wir die Forderungen der an etlichen Orten für Gott Streitenden vernehmen und zustimmend entgegennehmen und, indem wir ihnen das Notwendige bereitstellen, der Gewohnheit unserer Vorgänger, der fränkischen Kaiser und Könige, folgen und jenen, von göttlicher Leidenschaft berührt, etwas übertragen oder das Angesammelte durch unsere Verfügungen bestätigen, so wird das ohne jeden Zweifel dem Gewinn der ewigen Seligkeit ebenso nützen wie dem festen Bestand der uns von Gotte übertragenen Regierung" (Urkunde Nr. 2). Wenngleich für Abfassung und Wortlaut die königlichen Notare verantwortlich zeichnen, spricht aus solchen Äußerungen durchaus das königliche Selbstverständnis. Hugo empfand sein Königtum - traditionell - als ein von Gott übertragenes Amt, die Kirchenförderung als eine königliche Pflicht: "Wenn wir für die Zuträglichkeiten der dem Gottesdienst geweihten Orte und ihre Notwendigkeiten der dort lebenden Gottesdiener Mittel unserer Erhabenheit aufwenden, so versehen wir unser königliches Amt, und wir zweifeln nicht, dadurch die ewige Seligkeit zu erlangen" (Urk. Nr. 5). Nach Richer (4, 37) berief sich Hugo auf das Glück (Fortuna) und den göttlichen Rückhalt. Aus seinen Arengen spricht eine Gottesfürchtigkeit, die doch stets in politischer Ausrichtung auf sein Reich bezogen blieb und damit erneut seine politisch-religiöse Auffassung vom Königtum widerspiegelt: "Denn wir wissen, daß wir zu nichts anderem auf den Gipfel des Königsamtes erhoben wurden, als dazu, um, ohne Entgelt von Gott geehrt, ohne Entgelt überall seine Ehre vermehren zu können und sie zu preisen uns zu bemühen" (Urk. Nr. 2). Das gewohntermaßen als Gegenleistung erbetene Gebetsgedächtnis richtete sich durchweg auf den König selbst, seine Gemahlin und seinen Sohn, einmal (Urk. Nr. 8) auch auf seine Vorfahren, aber auch auf den Zustand (Urk. Nr. 6) oder die Stabilität des von Gott verliehenen Reiches (Urk. Nr. 5). Die konkreten Aufgaben erblickten Hugo und sein Sohn Robert darin, "die Reichsrechte genau zu prüfen, alles Schädliche zu beseitigen, alles Nützliche zu verbreiten" (Urk. Nr. 10). Solche Ansprüche mögen einer faktischen "Ohnmacht des Reiches" (Y. Sassier 285) widersprechen, sie zeugen aber von den königlichen Absichten. Wenn Hugo fast nur ältere Recht bestätigte und kaum neue Verleihungen und Schenkungen vornahm, so mag man das zudem als Absicht werten, seine Rechte zusammenzuhalten. Er bestätigte nicht nur königliche Schenkungen, sondern auch solche von anderer Seite (typisch sind Globalbestätigungen des gesamten Besitzes) und verriet darin eine ebenso pragmatische Auffassung vom Königtum wie in der mehrfachen Betonung des Königsschutzes, der fortan jeden Schaden abwenden sollte.
    In der Praxis war Hugo auf die Zustimmung der Großen angewiesen, und es ist bezeichnend, daß sich seine Urkunden durchweg "an alle er heiligen Kirche Gottes und unsere Getreuen" richteten, die auch intervenierten und den Vorgang bezeugten. Wenn ein erhaltener Krönungseid sich, wie vermutet wird, auf Hugo Capet bezieht, kommt er einem Wahlversprechen gleich, das den Kirchen ebenso wie dem Volk Recht und Gerechtigkeit sowie königlichen Schutz zusagte. "Wir wollen die königliche Macht in nichts mißbrauchen und ordnen alle Staatsgeschäfte nach dem Rat und Spruch unserer Getreuen", schrieb Hugo wenige Monate nach seiner Wahl an Erzbischof Seguin von Sens (Gerbert, ep. 107), und in einer von Richer (3, 82) dem König zugeschriebenen Rede beteuerte dieser, auf den Rat der Getreuen hören zu wollen. Fideles, Getreue, war keine leere Worthülse, Hugo forderte vielmehr immer wieder Treue (fides) von seinen Untertanen: Siguin wurde ebenso zur Treue (und damit zum Treueid) aufgefordert wie der Markgraf Borrell. "Weil ich mich euch gegenüber als treu erwiesen haben, sollt auch ihr mir nicht treulos werden!, soll Hugo den Bürgern von Reims entgegengehalten haben (Richer 4,26), und Arnulf wurde zum Erzbischof erhoben, nachdem er versprochen hatte, Treue zu halten (4, 27). Man könnte folgern, daß Hugos gesamtes Regierunsgssystem auf der fidelitas, der - quasi vasallitischen - Treuebindung der Großen, beruhte.
    Im engeren Herrschaftsgebiet war Hugo anerkannt. Die Zeugenliste einer Urkunde für Corbie von 988 beweist, daß er nun auch über den vormals karolingischen Herrschaftsbereich verfügte. Durch die Auflösung des Herzogtums wurden die einstigen Vasallen aber zu königsunmittelbaren Fürsten mit selbständigerer Stellung; Graf Odo von Blois etwa betrieb eine eigenständige, letztlich sogar gegen den König gerichteten Politik. Hugo wurde in dessen Fehde mit dem Markgrafen Fulco Nerra hineingezogen und erzwang einen Waffenstillstand. Rodulf Glaber wollte im nachhinein sogar wissen, daß viele Große rebellierten. Letztlich sei, wie man gemeint hat, aus einem starken Herzog ein schwacher König geworden (K. F. Werner).
    Außerhalb der Krondomäne besaß Hugo keine konkreten Rechte mehr, wenngleich er als König anerkannt war. Nach Ober-Lothringen bestanden Verbindungen über Hugos Neffen, den Bischof Adalbero von Metz und den Herzog Dietrich I. Die Hochzeit Roberts II. mit der Witwe des Grafen von Flandern sollte Hugos Kontakte nach Norden erweitern, doch der junge König verstieß seine Frau. Durch Hugos Gemahlin Adelheid, eine Tochter des Herzogs Wilhelm (Werghaupt) von Aquitanien, die er "Gefährtin und Teilhaberin unserers Königtums" nannte (Gerbert, ep. 120), bestand zunächst eine entspanntes Verhältnis zu deren Bruder, Herzog Wilhelm (Eisenarm), der ansonsten aber völlig selbständig in Aquitanien herrschte und mit 32 erhaltenen Urkunden die königliche Urkundentätigkeit weit übertraf! Doch wie schon Lothar in Aquitanien anfangs nicht anerkannt wurde (Richer 3,3), mußte auch Hugo sein Königtum hier anscheinend erst durchsetzen, denn gleich zu Beginn seiner Regierunsgzeit wollte er ein Heer nach Aquitanien schicken (Gerbert, ep. 112). Die Haltung der Aquitanier gegenüber Hugo schien zu schwanken, wie die verschiedenen Fassungen der Chronik Ademars von Chabannes nahelegen. Wie wenig seine Amtsgewalt hier aber bewirkte, mag eine Anektode veranschaulichen, die ein späterer Abschreiber dieser Chronik einfügte und die, auch wenn sie in dieser Form erfunden ist, gleichwohl charakteristisch scheint: Wer hat dich wohl zum Grafen gemacht?" soll Hugo den Grafen Aldebert von Perigueux bei der Belagerung von Tours vorwurfsvoll gefragt haben, worauf jener antwortet: "Wer hat denn dich zum König gemacht?" (Ademar 34). War Hugos tatsächlicher Einflußbereich auch begrenzt, so beanspruchte er dennoch stets die Herrschaft über ganz W-Franken/Frankreich (die "Gallia", wie Richer sagt): Die Wahl machte ihn zum König über "Gallier", Bretonen, "Dänen" (= Normannen), Aquitanier, Goten, Spanier und Wasconen (Richer 4,12) und in einer Urkunde für das Martinskloster in Tours (Nr. 2) bestätigte Hugo den gesamten Klosterbeseitz "in Austrien, Neustrien, Burgund, Aquitanien und den übrigen Teilen unseres Reiches".
    Ein entscheidender Gesichtspunkt der Regierungszeit Hugos war das Verhältnis zum ostfränkisch-deutschen Reich und damit zum Kaiserhaus, dem der KAPETINGER über seine Mutter verwandtschaftlich verbunden war. Dennoch dachte man kaum mehr an die Existenz des Großfränkischen Reiches zurück, sondern unterhielt gleichsam zwischenstaatliche Beziehungen. Der westfränkische Anspruch auf Lothringen war hingegen keineswegs aufgegeben. Schon unter Lothar war es zu Auseinandersetzungen mit Kaiser OTTO II. gekommen. Stand Hugo als Herzog in diesem Streit auch auf seiten OTTOS, so rettete ihn nach Richer (3, 83) doch ein Bischof davor, in Rom als Schwertträger des Kaisers zu fungieren. Frankreich trat, auch in seinem Selbstbewußtsein, neben das Reich. Als König suchte Hugo zunächst noch den Beistand des ottonischen Königshofes gegen Karl zu gewinnen und bat die Regentin, die Kaiserin Theophanu, in Briefen um "Gemeinschaft und Freundschaft" societas et amicitia (Gerbert, ep. 120), Elemente, in denen er gleichsam die Grundlagen zwischenstaatlicher Beziehunegn erblickte. Nach Karls Ausschaltung aber wurde er deutlicher. Hugo und Robert lehnten es ab, sich dem Urteil von Bischöfen aus dem Osten (auf der Synode von Mouzon) zu unterwerfen. Gerbert von Reims nannte seine Herrscher in einem Brief gar serenissimi augusti domini nostri und erhob sie damit begrifflich zu kaiserlicher Würde (ep. 171); Hugo selbst sprach in seinen Urkunden ebenfalls von "unserem Imperium" (Urk. Nr.10) und betonte, daß er über verschieden Königreiche verfügte (Urk. Nr. 4). Allenthalben ist eine eifersüchtige Abgrenzung vom Reich zu bemerken (die sich auch darin zeigt, daß ein Lehsnmann der OTTONEN-Könige als westfränkischer Herrscher nicht mehr in Frage kam). Zumindest aus einer längerfristigen Perspektive war die Wahl von 987 daher, wie man gemeint hat, keine antikarolingische, sondern eine antiostfränkische Entscheidung (B. Schneidmüller 177). Im Wunsch nach Gleichstellung aber orientierte man sich am ostfränkischen Kaisertum. Am deutlichsten wird dies in einem Brief Hugos an die byzantinischen Kaiser Basilius und Konstantin, in dem er - wiederum - um Freundschaft (amicitia) und Gemeinschaft (societas) warb und eine oströmische Prinzessin für seinen Sohn erbat, da es in den Nachbarreichen keine standesgemäße Frau gebe (ep. 111)! Auch wenn dieser Brief, wie man annimmt, nie abgeschickt wurde, läßt er zumindest die ideologischeen Ansprüche erkennen, die das werdende Frankreich in dieser Zeit entwickelte. Gerade zu diesem Zweck mußte Hugo seine Herrschaft aber in die fränkische Tradition stellen.
    Aus solchen Entwicklungen, Anschauungen und Tendenzen abschließend Hugos Persönlichkeit und Leistung zu beurteilen, ist nicht leicht. Sonderlich gebildet war Hugo, der die lateinische Sprache nicht oder nicht genügend verstand, anscheinend nicht, denn bei seinem Treffen mit OTTO II. in Rom benötigte er einen Bischof als Übersetzer (Richer 3, 85). Der König war absorbiert von den Schwierigkeiten seiner Regierungszeit und machtlos gegenüber den um sich greifenden Strukturveränderungen, jedoch stets bemüht, seine Ansprüche zu betonen, den Rückhalt der Großen zu gewinnen, seine Herrschaft gegenüber allen Bedrohungen zu verteidigen und dem Reich Kontinuität und politisches Selbstbewußtsein zu verleihen. Diplomatische Mittel zog er kriegerischen Auseinandersetzungen vor. Seine Selbstäußerungen zeugen von einer zeitgemäßen Religiosität, doch stellte er darüber konkrete politische Ansprüche nicht hinter (reform-)kirchlichen Forderungen zurück. Sosehr er auch die karolingische Tradition weiterführte, hielt er doch nicht minder am Familienbewußtsein der ROBERTINER fest und ließ sich nicht wie die späten KAROLINGER, in St-Remi, sondern, wie sein Vater, in St-Denis beisetzen, der alten westfränkisch-karolingischen Grablege des 9. Jahrhunderts, in der schon KARL DER KAHLE, Ludwig III. und Karlmann, aber auch der ROBERTINER Odo bestattet lagen: Sein Familiensinn verband sich hier symbolisch mit einer Rückkehr zu den alten karolingischen Traditionen.
    Die Thronerhebung Hugos beendete die Rivalität wie auch das Gleichgewicht zwischen KAROLINGERN und ROBERTINERN als führenden Familien N-Frankreichs. Einen Bruch bedeutete Hugos Regierung nach einhelliger neuerer Ansicht nicht, sein Regierungsstil gilt gleichsam als "karolingische Verlängerung" (J.-F. Lemarignier 37). Der konstitutionelle und gesellschaftliche Strukturwandel seiner Epoche aber konzentrierte sich weder auf seine Regierunsgzeit, noch war er gar durch den König selbst bewirkt oder beeinflußt, doch war Hugo in mancherlei Hinsicht zumindest ein Herrscher in einer Phase des Umbruchs. Das prägte seine Zeit und sein Handeln, das von solchen Voraussetzungen her zu beurteilen ist.

    Denier aus Beauvais, unter Hugo Capet geprägt

    Denier aus Beauvais, unter Hugo Capet geprägt

    Hugo heiratete von Poitou, Adelheid in 969. Adelheid wurde geboren in 950/955; gestorben in 1004. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 38. von Frankreich, Robert II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 20 Jul 972 in Orléans [45000],Loiret,Centre-Val de Loire,Frankreich; gestorben am 20 Jul 1031 in Melun [77000],Seine-et-Marne,Île-de-France,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich.
    2. 39. von Frankreich, Adelheid  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 973.
    3. 40. von Frankreich, Hadwig  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 975/980; gestorben nach 1013.
    4. 41. von Frankreich, Gisela  Graphische Anzeige der Nachkommen

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 42. von Fleury, Gozelin  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben am 8 Mrz 1030 in Châtillon-sur-Loire [45360],Département Loiret,Centre-Val de Loire,Frankreich.

  9. 26.  von Franzien, Beatrixvon Franzien, Beatrix Graphische Anzeige der Nachkommen (11.Hugo3, 3.Robert2, 1.Adelheid1) wurde geboren in 938; gestorben nach 987.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Oberlothringen; Herzogin von Oberlothringen

    Notizen:

    Beatrix von Franzien
    Herzogin von Ober-Lothringen
    938-23.9. nach 987
    Älteste Tochter des Herzogs Hugo der Große von Franzien aus dem Hause der ROBERTINER aus seiner 3. Ehe mit der Hadwig von Sachsen, Tochter von König HEINRICH I.
    Nichte von Kaiser OTTO I., Cousine von König Lothar von Frankreich und Schwester König Hugo Capets

    Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 1745

    Beatrix von Franzien, Herzogin von Ober-Lothringen
    * um 939/40 + 19.1. (wohl kurz vor 1000)

    Sie war die Tochter Hugos des Großen, dux Francorum im Königreich W-Franken, und der Hedwig (Hathui) von Sachsen, Schwester Hugo Capets und Nichte OTTOS I., 951 mit Graf Friedrich (seit 959 als Friedrich I. Herzog von Ober-Lothringen) verlobt.

    Kinder:
    Heinrich
    Dietrich
    Adalbero

    Beatrix brachte ihrem Gatten unter anderem die lothringischen Güter der französischen Abtei St. Denis in die Ehe. Zu Lebzeiten Herzog Friedrichs kaum hervorgetreten, übernahm sie nach dessen Tod (978) die Vormundschaft für den minderjährigen Dietrich I. und führte als "dux" von Lothringen die Regentschaft. Nach dem Tod OTTOS II. ergriff sie entschieden die Partei der Kaiserinnen Adelheid und Theophanu und unterstützte die Kandidatur des minderjährigen OTTO III. 983-985 gegen Heinrich den Zänker, Herzog von Bayern, und Lothar, König von Frankreich. Als Gegenleistung erhielt sie für ihren Sohn Adalbero II. das Bistum Verdun, sorgte jedoch bei Kaiserin Adelheid für seine baldige Transferierung auf den Bischofssitz von Metz (September 984). Zwischen 985 und 987 entfaltete Beatrix eine bedeutende diplomatische Aktivität gegenüber Frankreich und dem Imperium und erhielt mehrere Briefe von Gerbert von Auriallac.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 476, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VIII. Generation 10-15

    Die Kinder Hugos des Großen fehlen bei Brandenburg, da er die Historizität von Roberts Ehe mit Beatrix aus dem Hause der HERIBERTINER (siehe oben IV, 4) nicht erkannt hat. Aus ihr ging Hugo der Große und über ihn die kapetingische Königsdynastie hervor. Für die Daten Hugo Capets und seiner Geschwister verweise ich, soweit nicht ausdrücklich anders vermerkt wird, auf die beiden Werke von F. Lot, Les Derniers Carolingiens, Paria 1891, und Etudes sur le regne de Hugues Capet, Paris 1903 (vgl. dort im Register zu den einzelnen Namen).
    Zu Beatrix und ihrer politischen Tätigkeit in Ober-Lothringen, das sie nach dem Tode des Gemahls regierte, vgl. auch Uhlirz (Register). 987 zuletzt erwähnt, starb sie an einem 23. September. Das entnehme ich dem Nekrolog von S.-Denis, HF Obituaires I, 1, 327, wo zu den 9. Kal. des Oktober steht: Beatrix, soror Hugonitor (sic). Der Kopist hat hier die Abkürzung für regis Francorum offenbar nicht mehr verstanden.
    Hugos Schwester Emma heiratete 960, wie wir durch Flodoard wissen, Herzog Richard I. von Normandie und wird zuletzte in dessen Urkunde von 968 III 18 (ed. Marie Fauroux, Recueil des actes des ducs de Normandie, Caen 1961, nr. 3) erwähnt. Die Ehe blieb jedoch kinderlos; die späteren Herzöge stammen aus Richards zweiter Ehe mit der Dänin Gunnor.
    Zu Brandenburgs Heribert von Auxerre, einem unehelichen Sohn Hugos des Großen, der wie Beatrix einen HERIBERTINER-Namen erhielt, vgl. Gams 502: Er wurde 971 I 8 Bischof und starb 996 VIII 23.

    Glocker Winfried: Seite 288, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    V. 25 BEATRIX
    * c 938, + n 987 am IX 23
    Beatrix 978 bis n 987 Regentin ("dux") in Ober-Lothringen

    954 oo Friedrich I. Graf von Bar, seit 959 Herzog von Ober-Lothringen, + 978 V 18

    Die Belege für die Filiation der Beatrix sind bei Köpke-Dümmler S. 188, Anm. 2, zusammengestellt.
    Der oben gegebene Geburtszeitpunkt ergibt sich aus Beatrix' Verlobungsdatum (951) und dem Zeitansatz für die Eheschließung ihrer Eltern; vgl. dazu Kalckstein, Königthum S. 276.
    Zum Sterbetag vgl. Werner VIII, 10-15.
    Die Belege für Beatrixens Gemahl, Friedrich von Ober-Lothringen, sind bei Renn, Grafenhaus, S. 44-47, zusammengestellt.
    Die Einsetzung Friedrichs zum Herzog von Ober-Lothringen ist bei Flodoard a. 959, S. 147, bezeugt; vgl. auch Nonn, Pagus S. 194-198 (zur Frage der Teilung des Herzogtums Lothringen).
    Beatrix führte nach dem Tode ihres Gatten die Regentschaft für ihren unmündigen Sohn Dietrich.

    Barth Rüdiger E.: Seite 144,153, "Der Herzog in Lothringen im 10. Jahrhundert"

    Im D O II 308, S. 365 bezeichnet OTTO II. Beatrix als noster consanguineus et illustris dux Beatrix nostra consobrina.
    Graf Friedrichs I. Gemahlin Beatrix war die Tochter Hugos von Franzien und OTTOS I. und Bruns Nichte.

    Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Seite 188,284, "Kaiser Otto der Große"

    951
    Der lothringische Graf Friedrich, ein Bruder des Bischofs Adalbero von Metz, mit einer Tochter Hugos verlobt [2 Flodoardi ann. 951: Fredericus, Adalberonis episcopi frater, qui filiam Hugonis principis sibi desponderat, vgl. 954: Fredericus, frater Adalberonis episcopi, Hugonis principis filiam ducit uxorem. In einer Urkunde OTTOS vom 3. Juni 960 erscheint Adalbero una cum germano suo Friderico duce als Fürbitter (Bouquet IX, 385). Über seine Heirat siehe Chronic. S. Michaelis c. 7: Beatricem sororem Hugonis marchionis coniugio sibi sociavit; Constantini V. Adalberonis II c. 1 (SS. IV, 659); Albrici Chronica 958: tres isti sorortem habuerunt Beatricem, de qua Frideruicus dux Mosellanorum genuit ducem Theodericum et fratrem eius Alberonem episcopum (SS. XXIII, 767).], der seinen Sitz zu Bar am Ornain auf dem Boden der Touler Kirche aufgeschlagen, erbaute ohne Erlaubnis des Königs unweit davon, schon auf westfränkischem Gebiete, zu Fains eine Burg, von der aus er Brandschatzung in der Umgebung ausübte.
    956
    Als Erben hinterließ er außer zwei Töchtern, von denen die eine (Beatrix) sich mit dem lothringischen Grafen Friedrich, die andere (Emma) sich später (960) mit dem jungen Normannen-Herzog Richard vermählte, drei Söhne, Hugo, Otto und Heinrich.

    Eickhoff Ekkehard: Seite 84,110,117, "Theophanu und der König"

    Auch die Herzogin Beatrix von Ober-Lothringen, durch ihre Mutter Hadwig eine Cousine des Kaisers, und dessen jüngere Schwester Mathilde, Äbtissin des liudolfingischen Hausklosters Quedlinburg waren über die Alpen zum Hoftag von Verona gekommen.
    Beim Angriff König Lothars auf Lothringen stand auch Herzogin Beatrix, die Schwester des mächtigen Herzogs Hugo von Franzien, die für ihren unmündigen Sohn Dietrich die Herrschaft in Ober-Lothringen führte, auf der Seite Theophanus und OTTOS III.
    Im Frühjahr 985 zogen die Kaiserinnen mit OTTO über die Pfalzen in Allstedt und Grone bei Göttingen wieder nach Westen, zur Duisburger Pfalz. In den folgenden Monaten haben sich Theophanu und Adelheid, unterstützt von der Herzogin Beatrix von Ober-Lothringen, aktiv den Verhältnissen an der W-Grenze zugewandt. Es waren die miteinander verwandten Fürstinnen der beiden fränkischen Reiche, die damals die Initiative ergriffen, um an der Grenze Frieden zu stiften, womit die Anerkennung der Nachfolge OTTOS III. unlöslich verbunden war.

    Hlawitschka Eduard: Band I, Seite 183,185, "Zur Herkunft und zu den Seitenverwandten des Gegenkönigs Rudolf" in: Die Salier und das Reich

    Zunächst hat man die Angaben der 'Acta Murensia' zur Herkunft Kunos von Rheinfelden für bare Münze genommen und über die Halbgeschwisterschaft Kunos von Rheinfelden zu Herzog Dietrich I. von Ober-Lothringen folgende Zusammenhänge gesehen.

    (siehe Grafik)

    Wegen der späten Überlieferung der 'Acta' und wegen der nicht bezeugten Wiederverheiratung der Herzogin Beatrix bzw. auch wegen der großen Unwahrscheinlichkeit, daß Beatrix (geb. ca. 938/39, nach dem Tod ihres Mannes 978 unverheiratet bis 987, anschließend längere Zeit in der Haft des Sohnes) als 48-50-jährige Frau eine zweite Ehe eingegangen sein müßte und weitere Nachkommen zur Welt gebracht haben müßte, ist diese Sicht aber bald abgelehnt worden [32 Vgl. O. Grund, Die Wahl Rudolfs von Rheinfelden zum Gegenkönig, Leipzig 1870, Seite 2ff.; R. Parisot, Haute-Lorraine (wie Anm. 5), besonders Seite 488f.; Ders., La veritable origine (wie Anm. 5), Seite 415-424; H. Bloch, Über die Herkunft (wie Anm. 5), Seite 649-653. - Zu den Lebensdaten der Beatrix vgl. jetzt G. Poull, La maison ducale de Bar, Rupt-sur-Moselle 1977, Seite 12-21.].
    Als Mutter Kunos von Rheinfelden und damit als eine der beiden Großmütter des Gegenkönigs betrachtet Otto Freiher von Dungern auf der Basis der 'Acta Murensia', die Kuno von Rheinfelden als Halbbruder Herzog Dietrichs (Theoderichs) I. von Ober-Lothringen und Itas (von Habsburg) angeben, Dietrichs (Theoderichs) nachweisliche Mutter Beatrix, die sich nach dem Tode ihres Gemahls, Herzog Friedrichs I. von Ober-Lothringen, nochmals verheiratet haben werde. Aus jener zweiten Ehe der Herzogin Beatrix sei Kuno von Rheinfelden hervorgegangen. Diese Ansicht beruht indessen auf den Prämissen, daß einerseits die Wiederverheiratung der Herzogin Beatrix von Ober-Lothringen und ihre weitere Zeugungsfähigkeit tatsächlich gegeben waren und daß andererseits die Angaben der Welfenquelle über Kuno von Öhningen zutreffen. Aber beide Voraussetzungen liegen nicht vor.

    Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Seite 64,73, "Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498."

    Im Mai brach Lothar gemeinsam mit seiner Mutter Gerberga, seinem Bruder Karl und Erzbischof Odelrich von Reims von Laon auf, um das Pfingstfest bei Brun in Köln zu begehen. In Köln trafen sie Kaiser OTTO I. und Kaiserin Adelheid mit ihrem Sohn OTTO II., die Kaiser-Mutter Mathilde, Herzog Heinrich II. von Baiern, den Neffen OTTOS I., die Herzöge Hermann Billung von Sachsen und Friedrich von Ober-Lothringen, wohl auch dessen Gemahlin Beatrix, die Schwester Hugo Capets, vielleicht sogar König Konrad von Burgund.
    Zu einer systematischen Eroberung Gesamt-Lothringens fehlten Lothar freilich die Mittel. Auch wäre das militärische Risiko sehr hoch gewesen, denn Beatrix von Ober-Lothringen, die Schwester Hugo Capets und seit Sommer 983 Witwe Herzog Friedrichs von Bar, stand treu auf der Seite der Kaiserin Theophanu, der Regentin für ihren minderjährigen Sohn OTTO III.
    Trotz des Friedensschlusses zwischen Theophanu und Heinrich dem Zänker im Sommer 985 in Frankfurt, der wahrscheinlich durch ein Abkommen der Kaiserinnen Theophanu und Adelheid sowie der Herzogin Beatrix im Juli 985 in Metz ratifiziert wurde, scheint Lothar seine aussichtslosen Bemühungen um Lothringen nicht aufgegeben zu haben.

    Holtzmann Robert: Seite 171,257,280,285,287,296, "Geschichte der sächsischen Kaiserzeit"

    In Ober-Lothringen (Mosellanien), dem südlichen Teil des Herzogtums, spielte damals die hervorragende Rolle Friedrich, ein Sohn des Pfalzgrafen Wigerich, durch seine Mutter mit den KAROLINGERN verwandt, vermählt seit 954 mit Beatrix, die eine Tochter Hugos des Großen und der Hadwig, eine Nichte OTTOS und Bruns, eine Base König Lothars von Frankreich war.
    Denn eben in den Tagen dieses französischen Unternehmens, am 17. Juni 978, starb der kraftvolle, für den Kaiser jederzeit zuverlässige Herzog Friedrich von Ober-Lothringen und ließ das Herzogtum in den Händen eines kaum 10-jährigen Knaben, Dietrich, für den seine Mutter Beatrix, eine Schwester des Herzogs Hugo Capet, die Regierung übernahm.
    Dann fand um den 20. Oktober der neue Reichstag auf der Bürstadter Ebene bei Worms statt. Außer den Franken waren hier besonders die Ober-Lothringer vertreten, an ihrer Spitze die Herzogin Beatrix, die ihre Verbindung mit Lothar gelöst hatte und sich durch engen Anschluß an die Kaiserinnen hervortat. Sie befestigte ihre Stellung in Ober-Lothringen immer mehr, erlangte für ihren Sohn Adalbero das durch den Tod Dietrichs erledigte Bistum Metz
    Freilich bald darauf kam es wieder zu einer Annäherung zwischen König und Herzog Hugo Capet, und es war offenbar die Sorge vor Frankreich und seinen Machenschaften, durch die der deutsche Hof schließlich bewogen wurde, mit Heinrich dem Zänker endgültig Frieden zu schließen und ihm Bayern zurückzugeben. Auch Beatrix von Ober-Lothringen, eine einflußreiche Persönlichkeit in allen das Verhältnis zu Frankreich berührenden Fragen, setzte sich für diese Lösung ein.
    Aus Furcht vor seinem Bruder wandte sich Ludwig V. zuletzt wieder der Gegenseite zu, vertagte den Prozeß gegen Adalbero und trat in Verbindung mit der Herzogin Beatrix von Ober-Lothringen, um durch sie zu einem Ausgleich mit dem Deutschen Reich zu kommen.

    Schnith Karl: Seite 43,56,75, "Frauen des Mittelalters in Lebensbildern"

    In Bruns Metropole Köln versammelten sich im Mai 965 alle noch lebenden Mitglieder der ottonischen Königsfamilie. Zur Begrüßung des neuen Kaiserpaares war so vor allem OTTOS I. nun schon hochbetagte Mutter Mathilde aus Sachsen angereist; anwesend waren auch - neben OTTOS Bruder Erzbischof Brun, dem Halbbruder Erzbischof Wilhelm von Mainz und dem jungen König OTTO II. - OTTOS I. 14-järiger Neffe Herzog Heinrich II. von Bayern und OTTOS Schwester Königin Gerberga von Frankreich mit ihren beiden Söhnen König Lothar und Prinz Karl. Dazu kamen fernere Verwandte, wie etwa Herzog Friedrich von Ober-Lothringen, der Beatrix, eine Tochter von OTTOS I. schon seit einigen Jahren verstorbener Schwester Hadwig, zur Frau hatte.
    Für die Ebene der Herzogsherrschaft konnte man sich unter anderem an das bayerische und das oberlothringische Exempel halten, in denen Herzogin Judith für den jungen Heinrich den Zänker und Herzogin Beatrix für ihren Sohn Dietrich agiert hatten.
    Siegfrieds Bruder Friedrich hatte 954 eine Nichte OTTOS DES GROSSEN namens Beatrix (eine Tochter von OTTOS Schwester Hadwig und Herzog Hugo dem Großen von Franzien) geheiratet und war 958 als Herzog von Ober-Lothringen eingesetzt worden.

    Renn, Heinz: Seite 44, "Das erste Luxemburger Grafenhaus"

    Auch dem dritten Sohne Wigerichs, Friedrich, ist die glänzendsde Zukunft beschieden. Schon 951 muß er unter den Großen Lotharingiens einen bedeutenden Namen gehabt haben, denn damals verlobt er sich mit Beatrix [Flodoard zu 951 = SS. III, Seite 400], der Schwester Hugo Capets, deren Mutter Hedwig eine Tochter HEINRICHS VON SACHSEN ist. So ist Friedrich, als er sich 954 mit Beatrix vermählt, der angeheiratete Neffe OTTOS DES GROSSEN und des westfränkischen Königs Ludwigs IV., der ebenfalls eine Schwester OTTOS I., Gerberga, zur Gemahlin hat. Als Verwandter wird Friedrich auch in die Fehden der französischen KAROLINGER hineingezogen. Zur Sicherung seines Gebietes erbaut er an der französischen Grenze die Festung Bar. Gerade in dieser Gegend hat er Besitzungen von seiner Gemahlin her, die diese von der Abtei St. Denis gegen Liegenschaften um Paris eingetauscht hat.

    Hilsch Peter: Seite 86, "Zur Rolle von Herrscherinnen: Emma Regina" in: Westmitteleuropa – Ostmitteleuropa. Vergleiche und Beziehungen. Festschrift für Ferdinand Seibt zum 65. Geburtstag

    An den "Colloquium dominarum" von 985 in Metz nahm Emma gemeinsam mit der Kaiserin Theophanu, mit Adelheid (der Gemahlin Hugo Capets), der Herzogin Beatrix von Ober-Lothringen und Heinrich dem Zänker teil [Dazu Uhlirz, Mathilde: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Otto II. und Otto III. Band 2. Berlin 1954, Seite 54.]. Die Zusammenkunft bezweckte einen Ausgleich der Spannungen und Auseinandersetzungen in und um Lothringen.

    Offergeld Thilo: Seite 647,662,666, "Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter."

    Ludwigs kurze Herrschaft stand nach dem freilich tendenziösen Bericht Richers ganz im Zeichen Hugo Capets, der in der Tat zumindest im Hintergrund die Fäden gezogen haben dürfte [1151 Richer, Historia IV. 1, Band 2, Seite 144. Demnach rieten die Fürsten dem König, sich ganz dem Willen des mächtigen Herzogs zu fügen. Ludwig habe zunächst geschwankt, doch die Beratung mit dem Herzog habe ihn ganz für diesen gewonnen. In Wahrheit scheint Ludwig zeitweise unter dem Einfluß seines Onkels Karl gestanden zu haben, doch konnte er mit dessen Politik lotharingischer Ansprüche nicht gegen die Gruppe um Hugo Capet, zu dem sich die Königin-Mutter Emma geflüchtet hatte, und dessen Schwester; Herzogin Beatrix von Ober-Lothringen durchdringen.].
    [42 Schon Böhmer, Willigis Seite 28f., wies auf die gerade im 10. Jahrhundert häufigen Fälle hin, in denen die Regentschaft für minderjährige Fürstensöhne trotz der Existenz von Schwertmagen von den jeweiligen Müttern übernommen wurde, so etwa von Judith von Bayern für Heinrich den Zänker (955) und Beatrix von Ober-Lothringen für ihren Sohn Dietrich (978); vgl. hierzu auch Glocker, Verwandten Seite 74; Mohr, Geschichte Seite 49f.]
    Unter den weltlichen Großen Lothringens dominierte dagegen eine um Adalberos Bruder Graf Gottfried von Verdun und die kapetingische, für ihren minderjährigen Sohn die Regierung führende Herzogin Beatrix von Ober-Lothringen gruppierte Partei, die sich sowohl gegen Heinrichs wie auch gegen Lothars Ambitionen sträubte und ihre Interessen in der Loyalität zum Kaiserhause am besten aufgehoben sah.

    954 oo Friedrich I. Herzog von Ober-Lothringen 912-17.6.978

    Kinder:
    - Heinrich 955 - 972/78
    - Dietrich I. Herzog von Ober-Lothringen 965-11.4.1026
    - Adalbero II. Bischof von Metz (984-1005) 958-14.12.1005
    - Gottfried
    - Tochter
    oo Berchthold I. Graf in Bayern und Pfalzgraf
    -
    Literatur:
    Adelheid Kaiserin und Heilige 931 bis 999 Info Verlag Karlsruhe 1999 - Althoff Gerd: Otto III. Primus Verlag Darmstadt 1997 Seite 60,61 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lothringen im 10. Jahrhundert, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 134 Anm. 26,142 Anm. 52,144 Anm. 61,146 Anm. 66, 153,196 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 128, 130 - Brühl Carlrichard: Die Geburt zweier Völker. Deutsche und Franzosen Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Seite 187 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I, Seite 183,185,199,479 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 64,73,75 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 84,110,117,301,306,309,407 - Giesebrecht Wilhelm von: Geschichte der deutschen Kaiserzeit. Band 1- Band 6, Mundus Verlag 2000 Seite 33 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 V,25 Seite 130,190,232,288,307 -
    Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969 Seite 84 - Hlawitschka, Eduard: Konradiner-Genealogie, unstatthafte Verwandtenehen und spätottonisch-frühsalische Thronbesetzungspraxis. Ein Rückblick auf 25 Jahre Forschungsdisput. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2003 Seite 188 - Hlawitschka Eduard: Stirps Regia. Forschungen zum Königtum und Führungsschichten im frühen Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze. Festgabe zu seinem 60. Geburtstag. Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris Seite 444,454 - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987 Seite 76 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 171,257,280,285,287, 296 - KAISERIN THEOPHANU. Begegnung des Ostens und Westens um die Wende des ersten Jahrtausends. Gedenkschrift des Kölner Schnütgen-Museums zum 1000. Todesjahr der Kaiserin. Herausgegeben von Anton von Euw und Peter Schreiner Band I und II Köln 1991 - Köpke, Rudolf/ Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 Seite 188 Anm. 2,284,377 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 647,662,666,683 - Pognon Edmond: Hugo Capet König von Frankreich. Dr. Riedeler Verlag Stuttgart 1966 Seite 105,109 - Renn, Heinz: Das erste Luxemburger Grafenhaus Seite 44-47 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 213,217 - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan (Hrsg.): Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung "Otto der Große, Magdeburg und Europa" Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001 Seite 262,276 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 43,56,75,79 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 135 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G. Fischer Verlag 1993 Tafel 43a - Uhlirz, Karl: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Otto II. und Otto III. Verlag Duncker & Humblot Berlin 1967 Band I Seite 27,35,38,44,53,78,81-83/Band II Seite 441 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 476 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 511,525 - Westmitteleuropa - Ostmitteleuropa. Vergleiche und Beziehungen. Festschrift für Ferdinand Seibt zum 65. Geburtstag, hg. von Winfried Eberhard, Hans Lemberg, Heinz-Dieter Heimann und Robert Luft, R. Oldenbourg Verlag München 1992, Seite 81,86,89 - Wies Ernst W.: Otto der Große. Kämpfer und Beter. Bechtle Verlag Esslingen 1989 Seite 286 - Wolf Armin: Zur Königswahl Heinrichs II. im Jahre 1002. Verwandtschaftliche Bedingungen des Königswahlrechts. in: Genealogisches Jahrbuch Band 42 Verlag Degener & Co. Neustadt a.d.Aisch 2002, Seite 23,77 -

    Gestorben:
    23.9.

    Beatrix heiratete von Oberlothringen, Friedrich I. um 954. Friedrich (Sohn von von Lothringen, Wigerich und von Verdun, Kunigunde) wurde geboren in 912; gestorben am 17 Jun 978. [Familienblatt] [Familientafel]


  10. 27.  von Franzien, Emma Graphische Anzeige der Nachkommen (11.Hugo3, 3.Robert2, 1.Adelheid1) wurde geboren in 945; gestorben am 18 Mrz 968.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Normandie,Frankreich; Herzogin der Normandie

    Notizen:

    Emma von Franzien
    Herzogin der Normandie
    945-18.3.968
    Jüngere Tochter des Herzogs Hugo der Große von Franzien aus seiner 3. Ehe mit derHadwig von Sachsen, Tochter von König HEINRICH I.

    Glocker Winfried: V, 27; Seite 289, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    V, 27 Emma
    945, + nach 968 III 18;
    oo Richard I., Herzog der Normandie (seit 943), * 933, + 996 XI 20 (dessen 1. Ehe)

    Den Beleg für die Filiation Emmas und ihre Vermählung mit Herzog Richard I. überliefern Flodoard a. 960, S. 148, Dudo von St. Quentin II c. 93, S. 250, und Guillaume de Jumiegies IV c. 10, S. 58.
    Emmas Geburtszeit ergibt sich aus dem Jahr der Vermählung.
    Letztmals ist sie als lebend bezeugt in der Urkunde ihres Gatten von 968 III 18 (Druck: Recueil des ducs de Normandie, Nr. 3).
    Wie Dudo II c. 125, S. 288, bezeugt, blieb diese Ehe allerdings kinderlos.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 476, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VIII. Generation 10-15

    Die Kinder Hugos des Großen fehlen bei Brandenburg, da er die Historizität von Roberts Ehe mit Beatrix aus dem Hause der HERIBERTINER (siehe oben IV, 4) nicht erkannt hat. Aus ihr ging Hugo der Große und über ihn die kapetingische Königsdynastie hervor. Für die Daten Hugo Capets und seiner Geschwister verweise ich, soweit nicht ausdrücklich anders vermerkt wird, auf die beiden Werke von F. Lot, Les Derniers Carolingiens, Paria 1891, und Etudes sur le regne de Hugues Capet, Paris 1903 (vgl. dort im Register zu den einzelnen Namen).
    Zu Beatrix und ihrer politischen Tätigkeit in Ober-Lothringen, das sie nach dem Tode des Gemahls regierte, vgl. auch Uhlirz (Register). 987 zuletzt erwähnt, starb sie an einem 23. September. Das entnehme ich dem Nekrolog von S.-Denis, HF Obituaires I, 1, 327, wo zu den 9. Kal. des Oktober steht: Beatrix, soror Hugonitor (sic). Der Kopist hat hier die Abkürzung für regis Francorum offenbar nicht mehr verstanden.
    Hugos Schwester Emma heiratete 960, wie wir durch Flodoard wissen, Herzog Richard I. von Normandie und wird zuletzte in dessen Urkunde von 968 III 18 (ed. Marie Fauroux, Recueil des actes des ducs de Normandie, Caen 1961, nr. 3) erwähnt. Die Ehe blieb jedoch kinderlos; die späteren Herzöge stammen aus Richards zweiter Ehe mit der Dänin Gunnor.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 512, "Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

    Genauso klug berechnet war die Verlobung von Hugos Tochter Emma mit Richard von der Normandie. Hier, wo Ludwig IV. mit dem Versuch gescheitert war, als Lehnsherr dauerhaften Einfluß zu begründen, gewann Hugo einen Verbündeten und nützlichen Gefolgsmann.

    960 oo 1. Richard I. Herzog von der Normandie x um 933-20.11.996

    Literatur:
    Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 V,27 Seite 289 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 213 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 512 -

    Emma heiratete von der Normandie, Richard I. in 960. Richard wurde geboren um 935 in Fécamp [76400],Seine-Maritime,Haute-Normandie,Frankreich; gestorben am 20 Nov 996 in Fécamp [76400],Seine-Maritime,Haute-Normandie,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]


  11. 28.  von Burgund, Otto Graphische Anzeige der Nachkommen (11.Hugo3, 3.Robert2, 1.Adelheid1) wurde geboren um 945; gestorben am 23 Feb 965.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 956-965, Burgund,Frankreich; Herzog von Burgund

    Notizen:

    Otto (Odo) Herzog von Burgund (956-965)
    ca 945-23.2.965
    2. Sohn des Herzogs Hugo der Große von Franzien aus seiner 3. Ehe mit der Hadwig von Sachsen, Tochter von König HEINRICH I.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 476, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VIII. Generation 10-15

    Die Kinder Hugos des Großenfehlen bei Brandenburg, da er die Historizität von Roberts Ehe mit Beatrix aus dem Hause der HERIBERTINER (siehe oben IV, 4) nicht erkannt hat. Aus ihr ging Hugo der Große und über ihn die kapetingische Königsdynastie hervor. Für die Daten Hugo Capets und seiner Geschwister verweise ich, soweit nicht ausdrücklich anders vermerkt wird, auf die beiden Werke von F. Lot, Les Derniers Carolingiens, Paria 1891, und Etudes sur le regne de Hugues Capet, Paris 1903 (vgl. dort im Register zu den einzelnen Namen).
    Zu Beatrix und ihrer politischen Tätigkeit in Ober-Lothringen, das sie nach dem Tode des Gemahls regierte, vgl. auch Uhlirz (Register). 987 zuletzt erwähnt, starb sie an einem 23. September. Das entnehme ich dem Nekrolog von S.-Denis, HF Obituaires I, 1, 327, wo zu den 9. Kal. des Oktober steht: Beatrix, soror Hugonitor (sic). Der Kopist hat hier die Abkürzung für regis Francorum offenbar nicht mehr verstanden. Hugos Schwester Emma heiratete 960, wie wir durch Flodoard wissen, Herzog Richard I. von Normandie und wird zuletzte in dessen Urkunde von 968 III 18 (ed. Marie Fauroux, Recueil des actes des ducs de Normandie, Caen 1961, nr. 3) erwähnt. Die Ehe blieb jedoch kinderlos; die späteren Herzöge stammen aus Richards 2. Ehe mit der Dänin Gunnor.

    Glocker Winfrid: V, 28; Seite 289, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    V, 28 Odo
    * 945, + 965 II 23

    956 Nachfolge im Herzogtum Burgund, 960 belehnt und Herrschaft angetreten

    oo 955 um Ostern Liutgard, Tochter Herzog Giselberts von Burgund.

    Odo ist bei Flodoard a. 960, S. 149, als Sohn Hugos des Großen bezeugt; vgl. dazu Chaume, Bourgogne Bd. 1, S. 439 mit Anm. 6. Ebd. S. 451 mit Anm. 6 sind die Belege zum Sterbedatum zusammengestellt.
    Odos Stellung im Herzogtum (nicht den Herzog-Titel) bezeugt Flodoard a. 960, S. 149; vgl. hierzu Lot, Derniers S. 32, Chaume, Bourgogne Bd. 1, S. 451, und Kienast, Herzogstitel S. 95.
    Otto trat 956 die Nachfolge im Herzogtum Burgund an, wurde 960 belehnt und begann mit der selbständigen Regierung.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 512, "Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

    Den größten Erfolg seiner Heiratspolitik erzielte der Franken-Herzog in Burgund. Giselbert war im Jahr 952 Hugo dem Schwarzen als princeps von Burgund nachgefolgt und starb im Jahr 956 während eines Aufenthaltes in Paris. Er vermachte seinem Schwiegersohn Otto, dem Sohn Hugos des Großen, alle seine Grafschaften und Rechte. Otto wurde im Jahr 960 vom KAROLINGER-König als Herzog von Burgund anerkannt und starb 965.

    Ehlers Joachim: Seite 24,45, "Die Kapetinger"

    Ohne den Widerstand der aquitanischen Großen hätten damals alle Reichsteile robertinisch werden können, weil Hugo seinen jüngeren Sohn Otto, der den Namen des sächsischen Onkels trug, mit der Erbtochter des Großgrafen Giselbert von Burgund verheiraten konnte.
    Nach Ottos Tod 965 folgte ihm sein Bruder Odo, ein Kleriker, der als Herzog von Burgund den Namen Heinrich annahm. Nach dessen Tod kam es zu den bereits geschilderten Veränderungen in Burgund.

    Kienast, Walther: Seite 93,95, "Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland (9. bis 12. Jahrhundert)"

    Söhnelos, hatte Giselbert seine Tochter mit Otto, einem jüngeren Bruder Hugo Capets, verprochen oder vermählt. Mit Otto kommt das Land an die ROBERTINER; eine neue Epoche beginnt.
    Wir bemerkten, daß ein ROBERTINER als Schwiegersohn Giselberts die Bourgogne in Besitz nahm. Die politischen Zusammenhänge bleiben uns verborgen. Noch 954 hatte Lothar das Land an Herzog Hugo von Franzien übertragen und Giselbert ihm als sein Vasall gehuldigt. War die Heirat oder Verlobung, deren Jahresdatum unbekannt ist, erzwungen, als Bedingung des Friedensschlusses? Oder ging, was nach den Quellennachrichten vielleicht näher liegt, alles in Freundschaft vor sich?
    Otto (956-965) kam noch in sehr jugendlichem Alter zur Regierung. Sein Vater, Hugo von Franzien, dem Giselbert Herzogtum und Tochter anvertraut hatte, starb zwei Monate nach diesem. Burgund wurde von inneren Unruhen zerrissen, die König Lothar die Handhabe zu jahrelangem Eingreifen boten. Er befestigte die Machtstellung der Krone in Burgund durch Besitznahme von Dijon. Nur mit Mühe behauptete sich Otto in der Herrschaft. Er hat meines Wissens keine urkundlichen Spuren hinterlassen. Flodoard verweigert Otto durchweg jeden Titel, an einer Stelle mit deutlichem Gegensatz zu seinem BruderHugo Capet, Herzog von Franzien. Nach den Beobachtungen, die wir an Flodoard für den älteren Hugo gemacht haben, schließt dies aber die tatsächliche Führung des Herzogsnamens durch Otto nicht mit Sicherheit aus und zeigt nur, daß der Autor seine Person geringschätzte. Otto ist bereits 965 ins Grab gesunken [Chaume, Or. I, 451 n. 6. Es ist aber ein Irrtum, daß er den Eintrag aus dem Totenbuch der Kathedrale von Auxerre nach Lebeuf, Aux. (in dem von mir benutzten Neudruck IV, 11) mit DCCCCLXV wiedergibt. In Wahrheit steht im Nekrolog DCCCCLXIII, sowohl bei Lebeuf wie in dem kritischen Druck der Obit. Sens III, 229 C (oben n. 57), den Chaume nicht eingesehen hat. Trotzdem muß es bei 965 bleiben, da Flodoard dies Datum angibt.].

    955 oo Liutgard von Burgund, Tochter des Herzogs Giselbert

    Literatur:
    Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 24,45 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 V,28 Seite 289 - Kienast, Walther: Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland (9. bis 12. Jahrhundert), R. Oldenbourg Verlag München-Wien 1968 Seite 93,95 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 309,311 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 400 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 476 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 512,514 -


  12. 29.  von Burgund, Otto Heinrich Graphische Anzeige der Nachkommen (11.Hugo3, 3.Robert2, 1.Adelheid1) wurde geboren um 948; gestorben am 15 Okt 1002 in Pouilly-sur-Saône [21250],Côte-d’Or,Burgund,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Nevers [58000],Nièvre,Burgund,Frankreich; Graf von Nevers
    • Titel/Amt/Status: 965-1002, Burgund,Frankreich; Herzog von Burgund

    Notizen:

    Otto Heinrich Herzog von Burgund (965-1002)
    Graf von Nevers
    ca 948-15.10.1002 Pouilly-sur-Saone
    Jüngerer Sohn des Herzogs Hugo der Große von Franzien aus seiner 3. Ehe mit der Hadwig von Sachsen, Tochter von König HEINRICH I.

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 2067

    Heinrich (ursprünglicher Name: Odo), Herzog von Burgund aus dem Geschlecht der ROBERTINER
    + 15. Oktober 1002 Pouilly-sur-Saone
    Sohn Hugos des Großen, Bruder von Hugo Capet und Otto, Herzog von Burgund

    Odo war bereits Kleriker, als ein Bruder Otto starb. Die burgundischen Großen trugen Odo trotz zweifelhafter Erbansprüche die Herzogswürde an, doch fand er erst nach Fürsprache Erzbischof Bruns von Köln die Anerkennung König Lothars (965). Odo nahm den Namen Heinrich an; er behielt zum Teil das Auftreten eines Klerikers bei.
    Zweimal verheiratet
    (1. um 972 Gerberga von Chalon, Witwe König Adalberts von Italien;
    2. Garsendis von Gascogne, die er 996 verstieß), hatte er keine legitimen Nachkommen (dagegen sind zwei mutmaßliche Bastarde namentlich bekannt); er adoptierte den Sohn der Gerberga aus 1. Ehe, Otto Wilhelm.
    Heinrich war der letzte Herzog, dessen Gewalt sich über das gesamte Herzogtum zwischen Yonne und Saone erstreckte; sein Erbe fiel nach mehrjährigen Kriegen an seinen Neffen, König Robert II.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 476, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VIII. Generation 10-15

    Die Kinder Hugos des Großen fehlen bei Brandenburg, da er die Historizität von Roberts Ehe mit Beatrix aus dem Hause der HERIBERTINER (siehe oben IV, 4) nicht erkannt hat. Aus ihr ging Hugo der Große und über ihn die kapetingische Königsdynastie hervor. Für die Daten Hugo Capets und seiner Geschwister verweise ich, soweit nicht ausdrücklich anders vermerkt wird, auf die beiden Werke von F. Lot, Les Derniers Carolingiens, Paria 1891, und Etudes sur le regne de Hugues Capet, Paris 1903 (vgl. dort im Register zu den einzelnen Namen).
    Zu Beatrix und ihrer politischen Tätigkeit in Ober-Lothringen, das sie nach dem Tode des Gemahls regierte, vgl. auch Uhlirz (Register). 987 zuletzt erwähnt, starb sie an einem 23. September. Das entnehme ich dem Nekrolog von S.-Denis, HF Obituaires I, 1, 327, wo zu den 9. Kal. des Oktober steht: Beatrix, soror Hugonitor (sic). Der Kopist hat hier die Abkürzung für regis Francorum offenbar nicht mehr verstanden.
    Hugos Schwester Emma heiratete 960, wie wir durch Flodoard wissen, Herzog Richard I. von Normandie und wird zuletzte in dessen Urkunde von 968 III 18 (ed. Marie Fauroux, Recueil des actes des ducs de Normandie, Caen 1961, nr. 3) erwähnt. Die Ehe blieb jedoch kinderlos; die späteren Herzöge stammen aus Richards zweiter Ehe mit der Dänin Gunnor.

    Glocker Winfrid: V, 29; Seite 289, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    V, 29 Otto, auch Otto-Heinrich
    c 948, + 1002 X 15;
    sollte Kleriker werden, 965 Herzog von Burgund

    1. oo NNw

    2. oo Gerberga, Witwe König Adalberts von Italien, Tochter Graf Lamberts von Chalon, + (nach 985) am XII 11.

    Otto-Heinrich ist als Sohn Hugos des Großen bei Flodoarda. 965, S. 156, bezeugt; die weiteren Belege sind von Lot, Derniers S. 50, Anm. 2. zusammengestellt.
    Ebd. S. 334 die Belege zu Otto-Heinrichs Sterbedatum.
    Zu seiner Heirat mit Gerberga vgl. Pfister, Etudes S. 254, zu Gerbergas Sterbetag und -jahr siehe Chaume, Bourgogne Bd. 1, S. 458.
    Die zweite Ehe Gerbergas ist auch erörtert bei Wagner, Grafen S. 8 f., und von Werner VII, 47.
    Otto Heinrich starb ohne legitime Nachkommen und soll daher Otto-Wilhelm, den Sohn seiner Gemahlin Gerberga aus deren erster Ehe adoptiert haben; vgl. dazu Wagner, Grafen S. 9, Anm. 7, und kritisch Kienast, Herzogstitel S. 98 f.

    Otto Heinrich folgte seinem Bruder Odo und blockte alle Versuche seines Bruders Hugo Capet ab, Burgund zu einem Teil des Herzogtums Franzien zu machen, was der berühmte Vater eingeleitet hatte. Er stand auch gegen das Königreich Burgund-Arelat wegen gleicher Interessen im Rhonetal und geriet mit seinem Stiefsohn in Streit, bis er ihm schließlich Freiburgund-Besancon abtrat und ihn adoptierte. Obwohl er auch mit den Erzbischöfen von Sens und den Bischöfen von Langres und den großen Vasallen wegen Rechts- und Besitzfragen in Streit lag, genoß er als angesehenster und mächtigster Vasall wegen seiner verwandtschaftlichen Nähe zur Krone hohes Ansehen. Otto Heinrich starb ohne legitime Nachkommen und soll daher Otto-Wilhelm, den Sohn seiner Gemahlin Gerberga aus deren erster Ehe adoptiert haben.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 512, "Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

    Nachfolger wurde sein Bruder Odo, der als Herzog (965-1002) den Namen Heinrich führte. Von 956 an waren die ROBERTINER praktisch Herrscher über Burgund, das Geschlecht der BOSONIDEN, eine wichtige Stütze der KAROLINGER, war untergegangen.

    Ehlers Joachim: Seite 43,45, "Die Kapetinger"

    Nach dem erbenlosen Tod seines Onkels Odo-Heinrich, des Herzogs von Burgund, im Jahre 1002 gelang es Robert mit Hilfe Clunys und des Bischofs von Auxerre, seine Erbansprüche gegen die des Grafen Odo-Wilhelm von Macon, eines Stiefsohns Odo-Heinrichs durchzusetzen.
    Nach Ottos Tod 965 folgte ihm sein Bruder Odo, ein Kleriker, der als Herzog von Burgund den Namen Heinrich annahm. Nach dessen Tod kam es zu den bereits geschilderten Veränderungen in Burgund.

    Ehlers Joachim/Müller Heribert/ Schneidmüller Bernd: Seite 62,65,69, "Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498."

    Der plötzliche Tod Hugo Magnus war natürlich ein unerwarteter Glücksfall für Lothar und Gerberga. Sie sahen sich von einer erdrückenden Übermacht befreit, zumal Hugos Söhne Hugo, Otto und Odo-Heinrich noch minderjährig waren.
    Herzog Otto von Burgund war am 23. Februar 965 verstorben. Die burgundischen Großen wählten, ohne sich der Zustimmung Lothars zu versichern, Ottos Bruder Odo-Heinrich zum Herzog, obwohl dieser Kleriker war. Lothar fühlte sich nicht zu Unrecht in seinen burgundischen Interessen bedroht. Der Konflikt brach im Spätsommer 965 in aller Schärfe aus. Wie üblich mußte Brun intervenieren, um seine Neffen zu versöhnen.
    Der Vorstoß Lothars wurde nur mit der Rückendeckung und asusdrücklichen Zustimmung der ROBERTINER möglich. Und in der Tat war das Verhältnis Lothars zu Hugo Capet und Heinrich von Burgund spätestens seit 974 ausgesprochen freundlich. Die ROBERTINER hatten keinerlei Interessen in Lothringen, ein mit Annektionsplänen in Lothringen beschäftigter Lothar konnte ihre Kreise in Burgund und in der Francia nicht stören.

    Weinfurter, Stefan: Seite 221, "Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten."

    Otto-Wilhelms Stiefvater, der am 15. Oktober 1002 gestorbene capetingische Herzog Heinrich von Burgund (der Onkel König Roberts II.) hatte ihn selbst noch als Erben und Nachfolger im burgundischen Herzogsamt vorgesehen.

    Kienast, Walther: Seite 95,96,98, "Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland (9. bis 12. Jahrhundert)"

    Otto ist bereits 965 ins Grab gesunken. Die Großen des Landes wählten seinen Bruder Heinrich (auch Otto-Heinrich genannt) (965-1002) zum Nachfolger. Sie setzten sich damit über das Recht des Königs hinweg, vielleicht durch die Zunahme seines Einflusses in Burgund beunruhigt. Es kam zwischen Lothar und den robertinischen Brüdern zum Krieg, den Erzbischof Brun von Köln schlichten mußte. Heinrich, eine geistliche Natur, war als Regent unbedeutend. Den Beinamen des Großen, den er in der wissenschaftlichen Literatur führte, verdankt er einem Übersetzungsfehler. Magnus bedeutet der "Ältere", zum Unterschied von seinem Großneffen, dem späteren König Heinrich I., der vorübergehend Herzog von Burgund war. Um so auffälliger ist es, daß nun, fast mit einem Schlage, der Graf zum Herzog aufrückt. Wo Heinrich selbst Urkunden ausstellt oder fremde firmiert, da tritt er, mit einer einzigen Ausnahme immer als dux, dux Burgundiorum oder dux Burgundiae auf. Auch seine Gemahlin nennt sich - leider nur in Cartularüberlieferung - Herzogin. Es ist das früheste Beispiel in Frankreich und, falls auf das Original zurückgehend, wohl ein Zeichen dafür, daß Burgund ebenso wie Franzien, zum Unterschied von den übrigen Dukaten, von der Krone zum Herzogtum erhoben war
    [1) 970 Juni Ansedeus, Prou - Vidier, Rec. s. Benolt 145 nr. 59: S. Aynrici ducis Burgundionum.
    2) [986/87] April, Deleage, S. Symph. 36 nr. 14: Heyndricus ... ducamine polens. S. H.i ducis.
    3) 986 April Bischof Roclemis von Nevers, Lespinasse, S. Cyr 50 nr. 23: Hr. Burgundia dux
    4) 993 März 29 bis Mai 10 Bischof Walther von Autun, Deleage, S. Symph. 41 nr.16 : S. H.i ducis.
    5) 993, Mai 10, Deleage Ebd. 42 nr. 17: H. ... ducamine pollens. Signiert H. dux, Gersindi ducatrix.
    Das Signum der Gersindis, einer Tochter Herzog Sancho Sanchez' (oder Wilhelm Sanchez'?) von der Gascogne, ist für unsere Untersuchung in doppelter Hinsicht bedeutsam. Wir haben hier das früheste Zeugnis dafür, daß die Gemahlin eines französischen Herzogs nicht als comitissa, sondern als Herzogun signiert. Wir haben hier ferner ein frühes Zeugnis für die weibliche Form statt des auch für Herzoginnen verwendeten dux. Vgl. unten cap. 8 zu n. 201-204 c. Leider ist der Beleg gar nicht sicher, denn der Titel könnte vom Cartularschreiber eingesetzt sein. Das verlorene Cartular stammt aus dem 12. oder 13. Jahrhundert und ist in zwei Kopien des 17. und 18. Jahrhunderts erhalten. -
    6) [ca 993/94] Graf Hugo von Chalon und Mutter Adeleidis, Chevalier, Paray 98 nr. 193: S. H.i ducis und seiner Gattin Gersind.
    7) 999 Mai Notitia des Grafen Hugo von Chalon und Bischofs von Auxerre für Kloster Paray-le-Monial an Cluny, Ch. Cluny III, 565 nr. 2484 = Chevalier, Paray 114 nr. 213: S. Aynrici ducis, auch im Text mehrfach dux genannt.]. Im Texte von Urkunden anderer Aussteller heißt er ebenfalls gewöhnlich Herzog. Und vor allem: die neue Regelung geht offenbar von der Königskanzlei aus. Nicht erst Heinrichs Bruder und Neffe, die CAPETINGER Hugo und Robert II. der Fromme, sondern schon der KAROLINGER Lothar geben Heinrich den Titel eines Herzogs von Burgund.
    Wie wir bei der Behandlung des Herzogtums Franzien sahen, haben aller Wahrscheinlichkeit nach die beiden ersten CAPETINGER in Burgund nicht dem König, sondern ihrem Bruder Hugo Capet, dem dux Francorum, gehuldigt. Es verdient bemerkt zu werden, daß also ein Aftervasall vom König den dux-Titel erhält, dieser also nicht auf Kronvasallen beschränkt war.
    Heinrich starb 1002 ohne eheliche Nachkommen. Nach späteren Nachrichten soll er seinen Stiefsohn Otto Wilhelm, den er mit Gunstbeweisen überschüttete, adoptiert haben und dieser ihm als Erbe nachgefolgt sein.

    Einige Gedanken zum Thronwechsel 1002
    C Otto Heinrich Herzog von Burgund 948-15.10.1002

    Als Enkel HEINRICHS I. über seine Mutter Hadwig und Neffe OTTOS I. wäre Otto Heinrich wie viele andere Verwandte der OTTONEN bei einer Wahl nach Geblütsrecht durchaus zum Kandidatenkreis der Thronanwärter zu rechnen gewesen. Sein Anspruch war gegenüber Heinrich von Bayern sogar besser, da er nur Enkel HEINRICHS I. war und dem Thron somit näher gestanden hätte als dieser.
    Mir ist nichts bekannt bekannt, daß Otto Heinrich 1002 irgendwo als Kandidat für den Thron erwähnt wurde.
    Wahl nach Geblütsrecht: Negativ

    972 1. oo 2. Gerberga von Salins, Tochter des Grafen Leotald II. von Macon, x um 940 - 986/91

    992 2. oo Gersende von Gascogne, Tochter des Grafen Wilhelms

    998 3. oo 1. Mathilde von Chalon, Tochter des Grafen Lambert
    -
    Kinder:
    3. Ehe
    - Aremberge
    oo Damas I. Seigneur von Semur - vor 1048

    Illegitim
    - Odo Vizegraf von Beaunne - nach 1005

    Literatur:
    Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 43,45 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/ Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 62,65,69,75,100 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 V,29 Seite 289,309 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 210 - Kienast, Walther: Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland (9. bis 12. Jahrhundert), R. Oldenbourg Verlag München-Wien 1968 Seite 95,96,98 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 213 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 221 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 512 -


  13. 30.  von Auxerre, Heribert Graphische Anzeige der Nachkommen (11.Hugo3, 3.Robert2, 1.Adelheid1) gestorben am 23 Aug 996.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 971-996, Auxerre [89000],Yonne,Burgund,Frankreich; Bischof von Auxerre


  14. 31.  von Burgund, Rudolf I. Graphische Anzeige der Nachkommen (13.Adelheid3, 6.Konrad2, 1.Adelheid1) wurde geboren vor 890; gestorben in Jan 936 in Auxerre [89000],Yonne,Burgund,Frankreich; wurde beigesetzt in Sens [89100],Yonne,Burgund,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 921-936, Burgund,Frankreich; Herzog von Burgund
    • Titel/Amt/Status: 13.7.923-936, Frankreich; König von Frankreich

    Notizen:

    Rudolf I.
    König von Frankreich (13.7.923-936)
    Herzog von Burgund (921-936)
    vor 890-14./15.1.936 Auxerre Begraben: Ste-Colombe les Sens
    Ältester Sohn des Herzogs Richard I. von Burgund und der Adelheid von Auxerre, Tochter von Graf Konrad II.

    Lexikon des Mittelalters: Band VII Spalte 1077

    Rudolf (Raoul), König der Westfranken
    + 14./15. Januar 936 Auxerre Begraben: Ste-Colombe les Sens

    Sohn von Richard dem Justitiar und Adelais, Schwester von Rudolf I.

    Rudolf tritt seit 890/94 in Erscheinung. 916/18 entriß er Bourges dem Herzog Wilhelm II. von Aquitanien. Er folgte seinem Vater als Herzog von Burgund und Laienabt von St-Germain d’Auxerre und Ste-Colombe nach. Verbündet mit König Robert I., dessen Schwester Emma (+ 934) [Richtig ist: Emmawar die Tochter Roberts I. von Neustrien]er heiratet, wurde er als dessen Nachfolger am 13. Juli 923 in Soissons gekrönt, unter Beibehaltung seines Herzogtums. Er mußte gegen die Normannen, die Karl den Einfältigen loyal unterstützten, kämpfen, entriß Rollo die Burg Bayeux, plünderte Eu (925) und wurde bei Fauquembergues verwundet (929); er trat den Ort Nantes an die Loire-Normannen ab, konnte diese aber schließlich bei Estresses im Limousin vernichten (929); der Normannen-Fürst Wilhelm Langschwert unterwarf sich 933 gegen Abtretung von Avranches und Coutances. Rudolf griff auch in Lotharingien ein (923 Belagerung von Zabern/Saverne), mußte es aber 926 an König HEINRICH I. abtreten. Die Freilassung Karls des Einfältigen (927) erlaubte Rudolf die Wiederversöhnung mit dem KAROLINGER, dem er den Fiscus von Attigny überließ. Karls Tod in Attigny (928) [Im Lexikon des Mittelalters Band V Spalte 966 wird der Tod Karls des Einfältigen zum 7. Oktober 929 in Peronne angegeben.] erleichterte die Anerkennung von Rudolfs Königtum im Süden des W-Frankrenreichs; er erlangte die Anerkennung von seiten Wilhelms von Aquitanien (dem er 927 Bourges zurückerstattete) sowie der Grafen von Toulouse und Rouergue. Nachdem Heribert von Vermandois zunächst sein Verbündeter (gegen Karl den Einfältigen) gewesen war, kam es schließlich zum Konflit: Heribert brachte Laon, Reims und Soissons in seine Hand, Rudolf seinerseits nahm im Gegenzug die Orte Denain, Laon Reims und Chateau-Thierry ein, mußte seinem Gegenspieler aber Peronne und St-Quentin überlassen. Im Kampf gegen Heribert war Rudolf auf die Unterstützung des Herzogs von Neustrien, Hugos des Großen, angewiesen, der sich mit der Abtretung von Le Mans (924) entschädigen ließ.
    In seinem Herzogtum, das 935 von den Ungarn geplündert wurde, entzog Rudolf dem Vizegrafen von Auxerre, Rainald, die Burg Mont-St-Jean (924) und unterdrückte den Aufstand des Grafen von Chalon, Giselbert von Vergy (932); 935 entzog er Dijon dem Grafen Boso. Offenbar leitete er den Übergang der burgundischen Besitzungen an seinen Bruder Hugo den Schwarzen ein, der bereits im Gebiet jenseits der Saone begütert war. Er veranlaßte auch Karl Konstantin zum Treueid (Vienne, 930).

    Thiele, Andreas: Tafel 104, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa"

    RUDOLF + 936
    921 Herzog von Burgund, 923 König von Frankreich
    oo 910 EMMA VON FRANKREICH + 935
    Tochter des Königs Robert I. (Haus ROBERTINER)
    (Frankreich Ib/1)

    Thiele, Andreas: Tafel 43, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa"

    EMMA + 935
    oo 910 RUDOLF VON BURGUND (zur Herkunft Burgund II/1) + 936

    Nach Roberts I. von Neustrien Tod wurde Rudolf auf Betreiben seines Schwagers, Hugos des Großen, von der revoltierenden Adelsfraktion zum König erhoben. Kurz darauf nahm Heribert von Vermandois Karl III. den Einfältigen gefangen. Obwohl Rudolf nun allgemein anerkannt wurde, war er nur ein machtloser Primus inter pares. Er verzichtete 925 auf Lothringen (Bündnis mit HEINRICH I.) und erschöpfte sich in ständigen Fehden gegen Kronvasallen und burgundische Große. Rudolf vermochte über das Gebiet seines Herzogtums hinaus keine nennenswerte Macht auszuüben. Er wurde als durchaus fähig und mutig überliefert.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 483,487,489,491, "Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

    In dieser Schlacht fiel Robert am 15. Juni 923. Aber Karl unterlag, und die Sieger beharrten auf ihrer Entscheidung, den KAROLINGER abzusetzen. Sie wählten als Nachfolger Roberts den Gemahl seiner Schwester Emma, Herzog Rudolf von Burgund, den Sohn von Herzog Richard Justitiarus [Persönlicher Einwurf: Emma kann nur die Tochter Roberts von Neustrien sein, da sie als dessen Schwester bei der Eheschließung mit Rudolf bereits ein Alter von fast 50 Jahren erreicht haben müßte und fast 25 Jahre älter als dieser gewesen wäre.]. Am 13. Juli fand in Soissons die Krönung statt.
    Heribert von Vermandois, der von den KAROLINGERN abstammte, verständigte sich mit dem neuen König Rudolf, um den KAROLINGER durch List zu Fall zu bringen. Als Rudolf die Francia zwischen Seine und Maas verließ, um in sein Burgund zurückzukehren, schickte Heribert Boten zu Karl, die ihm ein Treffen vorschlugen und, kaum zu glauben, auch die Aussöhnung anboten. Karl ließ sich darauf ein und wurde gefangengenommen. Wie Flodoard ausdrücklich bestätigt, begab sich Heribert sofort anschließend zu Rudolf, ein sicherer Beweis für die Verstrickung des Königs in eine Aktion, die offenbar weder gegen seine Ehre noch gegen seien Treue verstieß.
    Im Jahre 922 hatte Robert selbst einen Sohn, der alle Grafschaften übernehmen und so den ROBERTINERN erhalten konnte. Folglich nahm auch er jetzt die Krone an. Dagegen hatte Hugo der Große beim Tod seines Vaters im Jahre 923 weder Bruder noch Sohn, die das politische Erbe der ROBERTINER hätten bewahren können. Er konnte deshalb eine Wahl zum König nicht annehmen. Man mußte also einen "Ersatzmann" finden; man entschied sich für Rudolf, den Schwager Hugos des Großen. Der hatte einen Bruder, Hugo den Schwarzen, der den Weiterbestand der Dynastie in Burgund und ihre dortige Machtstellung sichern konnte.
    In der langwierigen Auseinandersetzung, die deswegen auf dem Boden der Francia ausgetragen wurde, sind vier Phasen zu unterscheiden:
    Während der 1. Phase (923-926) war König Rudolf mit Heribert verbündet. Der Graf von Vermandois mußte sich im Norden gegen den mächtigen Grafen von Flandern verteidigen. Er leistete dem König mit seinen Kriegern treue Dienste, in der Schlacht von Fauquembergues (926) gegen die Normannen rettete er ihm sogar das Leben. Rudolf seinerseits machte ein königliches Geschenk: Im Jahre 925 bestätigte er eine ziemlich anstößige Abmachung, der zufolge Heriberts damals fünfjähriger Sohn Hugo zum Erzbischof von Reims bestimmt wurde. Zum geistlichen Administrator ernannte man den Bischof von Soissons, die weltliche Verwaltung übernahm Heribert selbst. Dadurch erhielt er das Kommando über die sehr beachtlichen Reimser Streitkräfte, außerdem konnte er aus dem Lehnsbesitz der Kirche große Einkünfte ziehen, die es ihm ermöglichten seine eigene Stellung und die seiner Vasallen zu festigen. Das frühere Gleichgewicht in der Francia zwischen dem karolingischen König, dem Reimser Erzbischof, dem Haus VERMANDOIS und den Interessen der ROBERTINER war damit gestört. Hugos des Großen Verärgerung über die allzu enge Verbindung zwischen Burgund und Vermandois führte zu einer folgenschweren Maßnahme: In Absprache mit Herzog Wilhelm II. von Aquitanien, der König Rudolf noch immer nicht anerkannt hatte, verständigte er sich mit den Loire-Normannen. Die verschonten von da an Neustrien und Aquitanien, dafür durften sie ungehindert nach Burgund durchziehen.
    Die 2. Phase (927-929) des Konflikts ist durch den Bruch zwischen Rudolf und Heribert gekennzeichnet. Der Graf von Vermandois war einfach unersättlich. Beim Tode des Grafen von Laon verlangte er diese Grafschaft, obwohl die Stadt Laon, die letzte Bastion des Königtums war. Rudolf wies ihn glatt ab, und Heribert zeigte sich daraufhin als Meister der politischen Erpressung. Er benützte zwei Könige als Werkzeuge gegen seinen eigenen. Im Jahre 927 huldigte er HEINRICH I. und sicherte sich damit eie wertvolle Unterstützung, die noch durch Verwandtschaftsbeziehungen im O-Reich, vor allem in Sachsen, verstärkt wurde. Im gleichen Jahr entließ er Karl den Einfältigen aus seiner Haft und drohte, ihn wieder als rex Francorum einzusetzen.Angesichts dieser Gefahr mußte Rudolf Laon preisgeben. Außerdem überließ er Karl die Pfalz Attigny gegen dessen endgültigen Verzicht auf die Königswürde. Übrigens starb Karl wenig später im jahr 929.
    Jetzt ghab der ROBERTINER Hugo der Große seine zurückhaltende Politik auf, denn Heribert war zu mächtig und zu gefährlich geworden. Er verbündete sich mit Rudolf und unternahm in den Jahren 930 bis 934 mehrere, oft sehr strapaziöse Feldzüge, um Heriberts Mactstellung zu vernichten. Im Jahr 932 wurde Reims genomen, wo der junge Hugo von Vermandois durch den neuen Erzbischof Artold ersetzt wurde.
    Die letzte Phase (935-936) wurde von HEINRICH I. bestimmt, der seinen Vasallen und Verbündeten Heribert nicht im Stich ließ. Erst erzwang der ostfränkische König einen Waffenstillstand, dann kam es im Jahr 935 zu einem Dreikönigstreffen am Chiers und zum Friedensschluß. Beteiligt waren Rudolf, HEINRICH und Rudolf II. von Hoch-Burgund. Rudolfs Bruder Boso bekam seine Besitzungen in Lotharingien zurück, das im übrigen HEINRICH I. von niemandem mehr streitig gemacht wurde. Heribert erlangte seine Grafschaften und Festungen fast alle wieder. Als im besonderen Fall von Saint-Quentin die Auslieferung durch Hugo den Großen verweigert wurde, zwang ihn ein sächsisch-lothringisches Heer HEINRICHS I. dazu.
    Wenig später erkrankte Rudolf schwer und starb im Januar 936.
    Seine Regierungszeit bedeutet zweifellos einen Tiefpunkt der königlichen Gewalt im W-Reich. Dabei kann Rudolf persönliche Tüchtigkeit keineswegs abgesprochen werden, er kämpfte energisch gegen die Normannen und konnte im Jahr 930 sogar einen Sieg über die Loire-Normannen erringen. Unter den westfränkischen Königen ist Rudolf der einzige, der in Katalonien niemals anerkannt wurde. Man zählte dort nach den Herrscherjahren Karls III. bis 929 und dann die Jahre nach seinem Tod. In anderen Regionen wurde Rudolf erst sehr spät anerkannt, beispielsweise im Jahr 932 vom Graf von Toulouse und marchio von Gotien, Raimund III. Pontius. Um seine Anerkennung bei Wilhelm II. von Aquitanien durchzusetzen, konnte Rudolf mit der Unterstützung Heriberts II. und Hugos des Großen rechnen. Er mußte sie aber erkaufen und dem einen Peronne, dem anderen Maine versprechen. Danach war es Rudolf zwar möglich, an der Spitze eines starken Heeres Wilhelm an der Loire entgegenzutreten, aber er mußte ihm die Grafschaft Berry zurückgeben, die der Burgunde unter Karl dem Einfältigen und mit Hilfe Roberts von Neustrien den Aquitaniern abgenommen hatte. Erst danach war der Herzog von Aquitanien zur Huldigung bereit. Trotzdem unternahm er im Jahr 926 einen Aufstand, und trotzdem verweigerte sein Nachfolger Acfred dem König die Anerkennung. Allerdings wurde dann Rudolfs Autorität von Graf Ebalus Manzer von Poitou respektiert, der im Jahre 927 die Auvergne und die Oberhoheit über Aquitanien erbte.
    Insgesamt bleibt also ein wenig erfreulicher Eindruck. Es überrascht nicht, daß während dieser Regierung einige Fürsten begannen, Münzen unter eigenem Namen zu prägen, ohne den des Königs auch nur zu nennen. Das taten Wilhelm II. von Aquitanien in der Auvergne, in Brioude, und Rollos Sohn Wilhelm Langschwert in der Normandie.
    Wenigstens eine gewisse Genugttung erlebte Rudolf in einem Land, das ihm seitseiner Jugendzeit vertraut war. Sein Vater hatte ihn damit beauftragt, LUDWIG DEN BLINDEN zu beschützen. Als Sohn von Richards Bruder Boso war dieser ephemere Kaiser Nachfolger im Königtum über die Provence; er starb im Jahr 928. Die Regentschaft über das Reich fiel an Hugo von Arles, Markgraf der Provence, der eben zum König von Italien gewählt worden war. Von ihm erhielt Rudolf Rechte über den ausgedehnten Dukat von Vienne und Lyon. Im Jahr 931 konnte er dann Karl-Konstntin, den illegitimen Sohn LUDWIGS DES BLINDEN und Grafen von Vienne, dazu veranlassen, ihm zu huldigen. Allerdings ging der größte Teil des Königreiches für Rudolf verloren: Hugo von Arles, König von Italien, übergab diese Gebiete um 933 an König Rudolf II. von Hoch-Burgund.

    910/14 oo Emma von Neustrien, Tochter des Herzogs Robert I. x 890/95- Ende 934

    Literatur:
    Alvermann, Andrea: Geschichte der Grafschaften, Ländereien & der Stadt Saint Pol. Übersetzung aus dem Mittelfranzösischen Kapitel 4 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990 Seite 39,48,56 Anm. 57,57 Anm. 80,58 Anm. 81,60,74 Anm. 170,76 Anm. 178 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 38,49,53 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 22-24,45,95 - Ehlers Joachim/ Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 13,23,34, 36-45,48 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969 Seite 24,41 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 205 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite16-18,81,95-103,110,125 - Mexandeau Louis: Die Kapetinger. Editions Rencontre Lausanne 1969 Seite 67-68 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 204,206 - Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 367 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 78,85 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 116, 119,127 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 151,155,165,175 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 5-402 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G. Fischer Verlag 1993 Tafel 43,104 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 483,487,489,491,494,508 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989 Seite 46,51, 53,55,65,121,130,132 -

    Gestorben:
    14./15.1.936

    Begraben:
    Abtei Sainte-Colombe

    Rudolf heiratete von Neustrien, Emma in 910/914. Emma (Tochter von von Neustrien, Robert I. und Aelia) wurde geboren in 890/895; gestorben in Ende 934. [Familienblatt] [Familientafel]


  15. 32.  von Burgund, Hugo I. Graphische Anzeige der Nachkommen (13.Adelheid3, 6.Konrad2, 1.Adelheid1) wurde geboren um 890; gestorben am 17 Dez 952; wurde beigesetzt in Besançon [25000],Doubs,Franche-Comté,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Provence,Frankreich; Graf und Markgraf von Provence
    • Titel/Amt/Status: 936-952, Burgund,Frankreich; Herzog von Burgund

    Notizen:

    Hugo I. der Schwarze
    Herzog von Burgund (936-952)
    Graf und Markgraf von Provence
    um 890-17.12.952 Begraben: Besancon
    Jüngerer Sohn des Herzogs Richard I. von Burgund und der Adelheid von Auxerre, Tochter von Graf Konrad II.

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 161

    Hugo der Schwarze (Hugo Capito)
    + 17. Dezember 952 Begraben: Besancon
    Sohn von Richard dem Justitiar (BOSONIDEN) und Adelheid (Adelais), der Schwester König Rudolfs I. von Burgund

    Hugo der Schwarze, belegt seit ca. 900, tritt zunächst im Königreich Burgund als Graf von Portois und Varais auf (um 914). Nach der Wahl seines Bruders Rudolf zum westfränkischen König dehnte Hugo der Schwarze offenbar seinen Einfluß auf das zur Francia gehörige Burgund aus, besetzte Langres und ließ die Burgen Clefmont und Vignory erbauen. 936 verweigerte er König Ludwig IV. die Anerkennung; dieser entzog ihm daraufhin die Langres und das nördliche Burgund. Nach dem Bruch Ludwigs IV. mit Herzog Hugo dem Großen (937) verbündete sich Hugo der Schwarze mit dem König, dem er bei seinen Feldzügen in Lotharingien unterstützte und dem er seine Territorien jenseits der Saone (später Freigrafschaft Burgund) unterstellte - auf Kosten des minderjährigen Königs Konrad von Burgund. Doch wurde Hugo der Schwarze bald von OTTO I. genötigt, Frieden mit Hugo dem Großen zu schließen und sich Konrad zu unterwerfen; 943 mußte Ludwig IV. die burgundische Herzogsgewalt an Hugo den Großen übertragen. Hugo der Schwarze blieb jedoch 'marchio' (auch 'archicomes') der beiderseits der Saone gelegenen Gebiete. - Der Name von Hugos Frau ist unbekannt (vielleicht die mit Hugo von Arles verwandte Ermengard?); eine Hypothese schreibt Hugoz wei Töchter zu, verheiratet mit Giselbert von Vergy bzw. Leutald von Macon (beide hatten Grafschaften und zum Teil Titel Hugos inne).

    Literatur:
    M. Chaume, Origines du duche de Bourgogne, I, 1927 - W. Kienast, Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland, 1968, 91f. - HEG I, 731-783 [K. F. Werner] -

    Thiele Andreas: Band II Teilband 1 Tafel 97, "Erzählende genealogische Stammtafeln"

    Hugo I. der Schwarze folgte 936 seinem Bruder Rudolf als Herzog von Burgund, das er vorher als Regent innehatte. Er verlor wichtige Machtpositionen des Bruders und Vaters und stritt mit Großen und Bischöfen. Hugo wurde letztlich von Hugo von Franzien weitgehend verdrängt und auf Reste beschränkt.

    Riche Pierre: Seite 298,305,311, "Die Karolinger. Eine Familie formt Europa."

    König Rudolf starb ohne unmittelbare Erben. Sein Bruder Hugo der Schwarze verzichtete auf die Nachfolge und begnügte sich mit der Herrschaft über das Teilreich Burgund.
    Ludwig IV. empfing die Huldigung der Großen; Hugo der Schwarze folgte erst 938.
    Ludwig IV. hatte 936 Hugo dem Großen bei der Eroberung von Langres Hilfe geleistet, aber dann unterstützte er Hugo den Schwarzen im Kampf gegen den Herzog von Francien. 946 weilte Ludwig IV. in Autun und traf dort seinen "getreuen" Hugo den Schwarzen, den Markgrafen Giselbert und die übrigen Großen Burgunds. Als Hugo der Schwarze 952 starb, ging Burgund für die BOSONIDEN verloren.

    Schwager Helmut: Seite 40,98/99,102,167,169,179,188,193,199-201,203,205,209,215,218,256-258,262, „Graf Heribert II.“

    Ihm folgte sein Sohn Herzog Rudolf (921-923/36), nach dessen Wahl zum westfränkischen König 923 ihm sein Bruder Hugo der Schwarze (923/36-952) bei der Verwaltung der bosonidischen Besitzungen half.
    Als daher nach Ostern 922 der Aufstand der robertinischen Partei gegen den KAROLINGER ausbrach, waren auch Herzog Rudolf von Burgund und sein Bruder Graf Hugo der Schwarze von Varais dabei. Allerdings griffen die BOSONIDEN erst Ende Mai 922 mit einem burgundischen Heer bei Epernay an der Marne ein, wobei es im Laufe des Juni teils zu Verhandlungen, teils zu Gefechten kam, wobei Graf Hugo der Schwarze unter anderem Leute Graf Haganos beim Plündern von Reimser Kirchengut überraschte und gefangennahm.
    Nach der Wahl seines Bruders Rudolf zum westfränkischen König half ihm Hugo der Schwarze Graf von Varais bei der Verwaltung der bosonidischen Besitzungen (das heißt der Loire/Rhone-Raum, wo der BOSONIDE das Herzogtum und die Grafschaften Autun, Avallon und Lassois besaß, die er aber 923 seinem Bruder Graf Hugo zur Verwaltung überlassen mußte); doch zerfiel das Herzogtum Burgund durch äußere Angriffe (seitens der KAROLINGER-Könige und ROBERTINER-Herzöge) wie auch innere Erosion (unter anderem Verlust der Grafschaft Sens an die ROBERTINER bzw. KAROLINGER).
    Nach Rudolfs Tod kämpften im Herzogtum Burgund um Rudolfs Erbe, sein Bruder Graf Hugo der Schwarze, und sein Schwager, der ROBERTINER Markgraf Hugo von Neustrien, um die Macht. Im Juli 936 traf den BOSONIDEN Hugo der Schwarze der Vernichtungsschlag von König Ludwig IV. und Hugo von Franzien, der ihm später die Hälfte des Herzogtums Burgund kosten sollte. Im Jahre 937 söhnte sich König Ludwig IV. mit Herzog Hugo dem Schwarzen von Burgund, Hugos des Großen Erbfeind, aus. Der BOSONIDE, der durch die aggressive Burgundpolitik Herzog Hugos von Franzien schwer in Bedrängnis war, traf sich schließlich mit dem westfränkischen König noch im Jahre 938, und gemeinsam schloß man ein Freundschaftsbündnis zur Abwehr gegen jedermann. Am 20. Juni 939 traf sich König Ludwig IV. in Le Chesnois bei Douzy an der Chiers mit Herzog Hugo dem Schwarzen von Burgund zwecks Bekräftigung ihres Bündnisses und um den Rücken für die lothringische Operation frei zu bekommen. Auf Betreiben Heriberts II. und Hugos des Großen von Franzien fiel 940 der ostfränkische König OTTO I. ins W-Frankenreich ein und stieß bis an die obere Seine vor, wo sich ihm Ludwigs IV. Verbündeter Herzog Hugo der Schwarze von Burgund eilends kampflos ergab. Der BOSONIDE mußte sich eidlich verpflichten, dem weiteren Kampf von nun an fernzubleiben.
    Der KAROLINGER flüchtete diesmal auch nicht, wie schon im Jahre 940, zu Herzog Hugo dem Schwarzen von Burgund, denn der BOSONIDE war zwar einer der treuesten Anhänger des Königs, doch tatsächlich weder willens noch in der Lage, ihm wirksam zu helfen [In den folgenden Ereignissen ist von Herzog Hugo dem Schwarzen von Burgund nicht mehr die Rede; zwei Jahre später sollte dann der Bruch zwischen dem BOSONIDEN und König Ludwig IV. offenbar werden.]. Daher reiste der westfränkische König von seinem Zufluchtsort Omont aus lediglich über das Herzogtum Burgund, wo er am 8. November 941 in Tournus dem Kloster Saint-Philibert die Besitzungen bestätigte, in das Königreich Burgund.
    Erneut begab sich der KAROLINGER daher ins Herzogtum Burgund, um bei Herzog Hugo dem Schwarzen weitere Verstärkungen im Kampf um Laon zu besorgen
    Dennoch konnte der HERIBERTINER mit diesem Verhalten natürlich seinen Schwager nicht daran hindern, den blutjungen König für seine eigensüchtigen Hausmachtziele einzuspannen, indem er ihn gegen den BOSONIDEN Hugo den Schwarzen (+ 952), einen Bruder des verstorbenen Königs Rudolf, hetzte, der sich gerade Langres bemächtigt hatte und das Herzogtum Burgund/Bourgogne als Erbe beanspruchte. Herzog Hugo von Franzien und König Ludwig IV. fielen tatsächlich noch im Juli 936 in die Burgundia ein und eroberten Langres, das der BOSONIDE räumen mußte.
    Im Spätherbst 936 kam es nämlich zum Friedensschluß zwischen Herzog Hugo von Franzien und dem BOSONIDEN Herzog Hugo dem Schwarzen von Burgund, wobei man die Burgundia teilte. Dabei verblieb der Süden des Herzogtums Burgund mit Langres, Dijon und der Abtei Saint-Germain in Auxerre sowie dem offiziellen Herzogstitel dem BOSONIDEN, während der ROBERTINER zahlreiche burgundische Grafschaften im nördlichen Teil, wie zum Beispiel Auxerre, Troyes und Sens, für sein Haus einziehen konnte.
    Dadurch ermutigt, eröffnete der KAROLINGER bereits Ende Januar 939 mit dem verbündeten Herzog Hugo dem Schwarzen nun eine Großoffensive gegen seinen stärksten Gegner, eben Herzog Hugo von Franzien.

    Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Seite 49,54,58, "Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498."

    Ludwig begleitete Hugo auf dessen Feldzug gegen Herzog Hugo "den Schwarzen" (das heißt den Schwarzbärtigen), den Bruder des verstorbenen W-Franken-Königs Rudolf, der dem übermächtigen dux Francorum den N Burgunds insbesondere die wichtige Grafschaft Sens abtreten mußte, die einst Richard "le Justicier", der Vater Hugos des Schwarzen, für Burgund erworben hatte. Der Frieden, den Hugo Magnus mit Hugo dem Schwarzen schloß, nutzte allein dem dux Francorum und öffnete Ludwig die Augen über die ihm von Hugo zugedachte Rolle.
    Die Reaktion Hugos ließ nicht lange auf sich warten: er schloß Frieden mit seinem Erzfeind, dem Grafen Heribert II. von Vermandois, während Ludwig den gerade von Hugo gedemütigten Hugo von Burgund zum Markgrafen (marchio) erhob und zum Bundesgenossen gewann.
    Unter dem Eindruck dieser Beweise guten Willens seiten Hugos entschloß sich Ludwig, Hugo erneut den ducatus Franciae und darüber hinaus auch Burgund zu verleihen, was den Bruch mit Hugo dem Schwarzen, seinen alten Verbündeten bedeutete.
    Unter der Vermittlung Herzog Konrads von Lothringen kam es im Frühjahr 950 zu einem Grenztreffen Ludwigs mit Hugo an der Marne, an dem auch die Herzöge Konrad von Lothringen und Hugo der Schwarze von Burgund teilnahmen.

    Kienast Walter: Seite 91, "Der Herzogstitel in Deutschland und Frankreich (9. bis 12. Jahrhundert)"

    Rudolfs Bruder Hugo der Schwarze (936-952), der bis dahin in den Urkunden gewöhnlich als Graf firmiert, erbt die Bourgogne, führt aber in seinen cartae und den ihn betreffenden notitiae sowie mit einer Ausnahme im Context fremder Urkunden niemals den Titel Herzog, sondern immer nur marchio oder häufiger comes, einmal archicomes. Es ist, als scheue er sich, dieselbe Würde in Anspruch zu nehmen, welche die staatsgründende Regierung seines Vaters krönte. Der großzügige Sprachgebrauch eines gleichzeitigen Chronisten, der ihn mit dem "dux" schmückt, kann sich aber auf eine Königsurkunde berufen. Denn die Enthaltsamkeit Hugos ist auffällig angesichts der Tatsache, daß Ludwig IV. ihm, wenn auch nur zu einem bestimmten Zeitpunkt, den Herzogstitel nicht versagt hat. Zwar gab es in Burgund, anders als in Franzien, keinen Dukat als Institution, geschieden von der Grafschaft. Aber das galt etwa für Aquitanien auch. Wir können Hugos des Schwarzen Zurückhaltung nicht sicher erklären. Vielleicht kommt darin eine Rücksicht auf den ROBERTINER zum Ausdruck. Hugo führte ein schwaches Regiment. Im Kriege mit König Ludwig IV. und Hugo von Franzien verlor er gleich am Anfang seiner Regierung den Nordteil seines Landes. Die Grafschaft Autun, die Hauptstütze seiner Macht, verlehnte er an den Grafen Giselbert von Chalon, der eine Tochter oder Enkelin Richards geheiratet hatte.


    oo Ermengard


    Literatur:
    Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 45 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/ Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 36,49,54,58 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 242,247 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 36 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 125,164 - Kienast, Walther: Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland (9. Bis 12. Jahrhundert), R. Oldenbourg Verlag München-Wien 1968 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 298,305,311 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 91 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 40,72,98/99,102,116,162,165,167,169,179,181,188,193,199-201,203,205,209,215,218,253,256/57,261/62,266,268,289,310,332,350, 363,368/69,400 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 486,493,512 -


  16. 33.  von Burgund, Boso Graphische Anzeige der Nachkommen (13.Adelheid3, 6.Konrad2, 1.Adelheid1) wurde geboren um 890/895; gestorben am 13 Sep 935.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Arles (Grafschaft),Bouches-du-Rhône,Provence-Alpes-Côte d’Azur,Frankreich
    • Titel/Amt/Status: Avignon [84000],Vaucluse,Provence-Alpes-Côte d’Azur,Frankreich
    • Titel/Amt/Status: Vitry-en-Perthois [51300],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich; Graf von Vitry, Porthois, Arles und Avignon

    Notizen:

    Boso Graf von Vitry, Porthois, Arles und Avignon
    um 890/95-13.9.935
    Sohn des Herzogs Richard I. von Burgund und der Adelheid von Auxerre, Tochter von Graf Konrad II.

    Thiele Andreas: Band II Teilband 1 Tafel 97, "Erzählende genealogische Stammtafeln"

    Boso war auch Graf von Provence und Arles. Er baute sich auch in Lothringen Machtpositionen auf und wurde als Führer der französischen Partei von Herzog Giselbert verjagt.

    Holtzmann Robert: Band I Seite 77,81, "Geschichte der sächsischen Kaiserzeit"

    Ende 923 zog HEINRICH I. über den Rhein, Metz wurde belagert und eingenommen, Graf Otto, der Sohn des soeben durch Rudolfs Bruder Boso ermordeten Richwin von Verdun, trat auf seine Seite und gehörte seitdem zu den Anhängern Giselberts.
    Im Sommer 928 erschien der König nochmals in Lothringen, wo er den widerspenstigen Grafen Boso, Bruder Rudolfs von Frankreich, zum Gehorsam zurückgebracht hat.

    Schwager, Helmut: Seite 93/94,101,106,108,126,132,136,138,142,151,156-158, "Graf Heribert II. von Soissons"

    Noch im Jahre 928 kam es nämlich im Herzogtum Lothringen zu einem bedrohlichen Aufstand Graf Bosos (+ 935), eines Bruders König Rudolfs, und anderer Unzufriedener gegen den ostfränkisch-deutsche Herrschaft. Verhandlungen König HEINRICHS I. mit Graf Boso bewirkten schließlich eine Beruhigung der Situation und eine allgemeine Versöhnung, die aber für Graf Heribert II. negative Folgen haben sollte.
    Natürlich wurde Rudolf sofort im eigenen Herzogtum Burgund als Herrscher akzeptiert, so zum Beispiel in Sens, Nevers, Macon, Chalon-sur-Saone, Auxerre und Autun. Daneben leisteten ihm auch viele Lothringer, darunter Rudolfs Bruder Graf Boso von Perthois (+ 935) sowie die Bischöfe von Metz und Verdun, die Lehenshuldigung.
    Anschließend hielt König Rudolf am 8. April 924 einen großen Hoftag in Chalon-sur-Saone ab, zu dem neben Königin Emma, Erzbischof Seulf von Reims, Bischof Ansegis von Troyes und Bischof Abbo von Soissons als Erzkanzler auch Graf Heribert II. und Markgraf Hugo erschienen. Ebenfalls anwesend waren burgundische Aristokraten wie Graf Boso von Perthois (+ 935) und Graf Hugo der Schwarze (+ 952), die Brüder des Königs, die Grafen Walo von Dijon (+ 924) und Giselbert von Autun (+ 956); Söhne Graf Manasses I. des Älteren von Chalon (+ 918).
    Anläßlich der Streitbereinigung zwischen dem westfränkischen Herrscher Rudolf und dem niederburgundischen Regenten Hugo von Vienne wegen der Nachfolgeregelung in der Provence kam es zugleich zu einer Eheverabredung (928 Hochzeit) zwischen Rudolfs Bruder Graf Boso von Perthois (+ 935) und der HUGONIDIN Bertha (+ nach 965), der Nichte Graf Hugos von Vienne und zukünftigen Gräfin von Arles und Avignon.
    In Lothringen unternahmen nämlich Rudolfs Bruder Graf Boso von Perthois (+ 935) und andere lothringischen Grafen, unzufrieden mit der Herrschaft Herzog Giselberts von Lothringen (+ 939) und dessen Schwiegervater König HEINRICH I., einen gefährlichen Aufstand, was zu einer militärischen Intervention des LIUDOLFINGERS und gleichzeitigen Verhandlungen führte. Als Ergebnis dieser Gespräche leistete Graf Boso König HEINRICH I. erneut den Treueid und versöhnte sich mit Herzog Giselbert
    Denn Anfang 929 entbrannte der Streit um den Besitz der bereits im Jahre 928 verstorbenen KAROLINGERIN Rothilde, der Tante Karls III. und ehemaligen Schwiegermutter Markgraf Hugos von Neustrien, die das alte und reiche Kloster Chelles als Äbtissin besessen hatte. Bevor nun der ROBERTINER die Erbschaft antreten konnten, besetzte jedoch Graf Boso im geheimen Übereinkommen mit seinem Bruder König Rudolf Chelles und seine Domänen. In den aufflackernden Streit mischte sich jetzt auch Graf Heribert II. ein, und bald kam es zu heftigen Kämpfen. Schließlich eroberte Markgraf Hugo das karolingische Hauskloster im April 929, während sein Schwager Graf Heribert sich an Bosos Hauptfestung Vitry-en-Perthois schadlos hielt.
    Ein zweiter Schlag traf aber Graf Heribert II. noch im Jahre 930 mit der Rückeroberung von Vitry-en-Perthois durch Graf Boso persönlich, ja der Bruder des westfränkischen Königs riß durch eine List sogar das Reimser Besitztum Mouzon bei Sedan an sich. Allerdings nicht für lange! Konkret erwies sich dies zu Weihnachten 930, als der HERIBERTINER eine zufällige Abwesenheit Graf Bosos ausnutzte, um die Maas zu überschreiten und durch Verrat Mouzon zurückzuerobern, wobei die lothringische Garnison gefangengesetzt wurde.
    Nach ihren gemeinsamen Kämpfen gegen Graf Heribert II. hatten sich nämlich Graf Boso von Perthois und Herzog Giselbert von Lothringen zerstritten, weshalb der Reginar-Sohn Bosos Burg Doveren eroberte und sich mit dem HERIBERTINER aussöhnte. Daraufhin kündigte der BOSONIDE erneut dem ostfränkisch-deutschen König HEINRICH I. für seine lothringischen Lehen die Treue und huldigte dagegen seinem Bruder König Rudolf. Anschließend wandte sich Graf Boso gegen seinen unmittelbaren Nachbarn Bischof Bovo II. von Chalons-sur-Marne und brannte ihm die Bischofsstadt Chalons nieder.
    Denn bald befanden sich die Heere König Rudolfs, Markgraf Hugos und Graf Bosos im Spätherbst 931 bereits bei Cormicy nahe Reims, ja die königlichen Linien erstreckten sich sogar bereits bis Bouffiguereux bei Laon.
    Dort erreichte Rudolf allerdings problemlos die Anerkennung durch Graf Karl Konstantin, und da Rudolfs Bruder Graf Boso von Perthois (+ 935) mit Bertha (+ ca. 965), einer Nichte König Hugos von Italien, verheiratet war, was ihm von 931 bis 935 den Besitz der niederburgundischen Grafschaften Arles und Avignon einbrachte, muß man feststellen, daß der westfränkische König in der Tat Nieder-Burgund beherrschte..
    Schließlich kam es um den 8. Juni 935 an den Grenzen beider Reiche am lothringischen Flüßchen Chiers, vielleicht bei Sedan, zu einem großen "Gipfeltreffen". Sicher anwesend waren König HEINRICH I., der westfränkische König Rudolf und König Rudolf II. von Hoch-Burgund; weiterhin dürften noch der BOSONIDE Graf Boso, Markgraf Hugo und natürlich Graf Heribert II. anwesend gewesen sein. Umgekehrt unterwarf sich der BOSONIDE Graf Boso von Perthois dem ostfränkisch-deutschen König, wofür er kurze Zeit später seine lothringischen Domänen zurückerhielt.
    Der BOSONIDE hatte inzwischen auch seinen Bruder Graf Boso von Perthois, seine wichtigste Stütze, auf dem ostfränkisch-deutschen Feldzug gegen Markgraf Hugo verloren, wobei also ironischerweise der lothringische Graf bei der Unterstützung seines alten Todfeindes Graf Heribert II. sein Leben eingebüßt hatte.



    928 oo 1. Bertha von Tuszien, Tochter des Markgrafen Boso um 910/15-18.8.965



    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 65 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990 Seite 39 Anm. 1,60,67, 69 Anm.143a,72,74 Anm.170,79 Anm. 194,80,84,169,173, 188,193 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch Gladbach 1987 Seite 336,269,514- Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 36,40,42 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969 Seite 96 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 77,81,96 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 120 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 6,93/94,101,106,108,126,132,136,138,142,149,151,156-158,247-249,252,280-282,320, 324, 326/27,331/32, 335,389 -


  17. 34.  von Burgund, Irmgard Graphische Anzeige der Nachkommen (13.Adelheid3, 6.Konrad2, 1.Adelheid1)

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Chalon-sur-Saône [71100],Saône-et-Loire,Burgund,Frankreich; Gräfin von Chalon-sur-Saone

    Notizen:

    Ermengard (Irmgard) von Burgund
    Gräfin von Chalon-sur-Saone
    Tochter des Herzogs Hugo der Schwarze von Burgund
    Ermengard war die Erbin von Autun.


    oo Giselbert Graf von Chalon-sur-Saone - 8.4.936

    Kinder:
    - Adelheid Erbin von Troyes - nach 979
    vor 950 1. oo Robert Graf von Vermandois - 19./29.8.967
    2. oo Lambert Graf von Chalon-sur-Saone - 22.2.978
    979 3. oo Gottfried I. Grisegonelle Graf von Anjou - 21.7.987 gefallen
    - Liutgard Erbin von Autun - nach 956
    954 oo Otto von Franzien Herzog von Burgund ca 945-23.2.965

    Name:
    Ermengard

    Familie/Ehepartner: von Burgund, Giselbert. Giselbert wurde geboren um 900; gestorben am 16 Apr 956 in Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]


  18. 35.  von Burgund, Richilde Graphische Anzeige der Nachkommen (13.Adelheid3, 6.Konrad2, 1.Adelheid1)

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Mâcon [71000],Saône-et-Loire,Burgund,Frankreich; Gräfin von Burgund-Macon

    Notizen:

    Richilde von Burgund
    Gräfin von Burgund-Macon

    Tochter des Herzogs Richard I. der Gerichtsherr von Burgund und der Adelheid von Auxerre, Tochter des Grafen Konrad II.


    948/55 oo Leotald II. Graf von Burgund-Macon - 17.9.965

    Richilde heiratete von Burgund-Macon, Leotald II. in 948/955. Leotald gestorben am 17 Sep 965. [Familienblatt] [Familientafel]


  19. 36.  von der Wetterau, Udo I. Graphische Anzeige der Nachkommen (17.Gebhard3, 8.N.2, 1.Adelheid1) wurde geboren in 895/900; gestorben am 12 Dez 949; wurde beigesetzt in Wetzlar [35576],Lahn-Dill-Kreis,Hessen,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Graf der Wetterau

    Notizen:

    Udo I.
    Graf der Wetterau
    895/900-12.12.949 Begraben: Stift Wetzlar
    Sohn des Herzogs Gebhard II. der Jüngere von Lothringen aus dem Hause der KONRADINER und der EZZONIN Ida

    Entgegen den neuen Forschungsergebnissen von Johannes Fried und Professor Wolf habe ich [Karl-Heinz Schreiber, Genealogie-Mittelalter.de] mich entschlossen, die KONRADINER-Genealogie nach dem bisherigen Forschungsstand beizubehalten, wobei ich mich vor allem auf die Arbeit von Josef Heinzelmann beziehe, die mir dieser dankenderweise zur Verfügung gestellt hat. Die OTTONEN-Verwandtschaft Herzog Hermanns II. von Schwaben über Richlint, Tochter oder Enkelin OTTOS I., als Voraussetzung für seinen Thronanspruch von 1002 ist ebenso abzulehnen wie die Existenz einer Tochter oder Enkelin OTTOS DES GROSSEN namens Richlint.

    Lexikon des Mittelalters: Band VIII Seite 1178

    Udo I., Graf, Herzog im Elsaß
    * vor 900, + November 949 Begraben: Stift Wetzlar
    Sohn des KONRADINERS Gebhard (+ 910)

    Vettern:
    König KONRAD I. (+ 918)
    Herzog Eberhard von Franken (+ 939)
    Burghard (+ ?)
    Herzog Hermann I. von Schwaben (+ 949)

    oo Gräfin von Vermandois

    Söhne:
    Gebhard (+ 938)
    Konrad, Herzog von Schwaben (+ 997)
    Udo (+ 982)
    Heribert

    Tochter:
    Judith, Gräfin von Stade

    Udo wurde von den Königen KONRAD I. und HEINRICH I. gefördert mit Rechten in der Wetterau, Königssondergau und im Oberrheingau. Ein Turmburgbau in Wiesbaden ist wahrscheinlich. Späteres Wirken im Elsaß ist nicht genau festlegbar. Udo war Sachwalter seiner Sippe auch im Blick auf das Erzstift Mainz. Während der durch König OTTOS I. straffe Politik ausgelösten Reichswirren trat Herzog Eberhard von Franken ins Lager der Königsgegner über, die Vettern Udo und Hermann blieben auf seiten des Herrschers. Die königstreuen KONRADINER kämpften am Oberrhein, dann bei Andernach, wo Eberhard und Herzog Giselbert von Lothringen am 2. Oktober 939 den Tod fanden; nach Thietmar von Merseburg soll Udo selbst Eberhard erschlagen haben (MGH SRG [in us. schol.], II, 34). OTTO I. übertrug Udo Lehen und Grafenrechte. Im nächsten Jahrzehnt blieben Udo und Eberhards Sohn Konrad Kurzbold im Lahngau zuverlässige Stützen der Königspolitik, nicht mehr revidiert werden konnte das Erlöschen des konradinischen Herzogtums am Mittelrhein.

    Literatur:
    JDG H I., 51,196; JDG O I. 73,90ff.,117,151,175f. - H. Büttner, Gesch. des Elsaß, I, 1939 [neu hg. T. Endemann, 1991], 155ff. - E. E. Stengel, und Hermann, Die Hzg.e vom Elsaß, 1951 [Abh. und Unters.en zur hess. Gesch., 1960, 441-479] - W.-A. Kropat, Reich, Adel und Kirche in der Wetterau von der Karolinger- bis zur Stauferzeit, 1964, 41-48; 190 Anm. 21, 200 - L. Falck, Mainz im frühen und hohen MA, 1972, 56ff., 72f - O. Renkhoff, Wiesbaden im MA, 1980, 47ff., 54f.

    Barth Rüdiger E.: Seite 179, "Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert"

    Otto
    + 949
    Sohn Gebhards (+ 910), Graf in der Wetterau

    D LK 35, S. 150 v. 3.8.904
    Lac. Nr. 63, v. 3.8.904
    D K I Nr.17, v. 12.3.913, Nr. 8, v. 1.7.912, Nr. 13. v. 28.11.918
    in pago Loganacgouue (Lahngau) in comitatu Ottonis fratis nostris;
    in pago Logenehe in comitatu Ottonisgermani nostri;
    in comitatu Ottonis et Eberharti in pagis duispurch et keldaggouue;
    Mitglied der fränkischen KONRADINER-Sippe;
    s.a. Isenburg I, Tafel 4.
    Udo und sein Vetter Konrad Kurzbold besiegten am 2.10.939 bei Andernach die Herzöge Giselbert von Lothringen und Eberhard von Franken. Er beerbte 948 seinen Cousin Graf Konrad Kurzbold, war eine wichtige Stütze der OTTONEN und gründete das Kloster Naumburg in der Wetterau. 939 erbte er die Allodien des herzoglichen Cousins Eberhard, bekam aber nicht das Herzogtum.

    Köpke Rudolf/Dümmler Ernst: Seite 73,91-92,117,175, "Kaiser Otto I"

    Bei dem Strauß um Belecke (Gefangennahme des Königsbruders Heinrich) fiel Gebhard, Udos Sohn, ein Neffe des Herzogs Hermann von Schwaben, wodurch letzterer, gleichfalls schon schwankend, zum Heile für OTTO zu um so festerer Anhänglichkeit an die königliche Sache vermocht ward. Ebenso natürlich Graf Udo von der Wetterau und vom Rheingau selbst, und beider Vetter Graf Konrad vom Nieder-Lahngau, genannt Kurzbold, dem wir schon im vorhergehenden Jahre in dem Rate des Königs begegnen.
    Bei Andernach hatten die beiden Herzoge den Rhein überschritten, zunächst wohl um die Gaue ihrer Gegner, Konrads und Udos, den Nieder-Lahngau, Rheingau und die Wetterau, zu verwüsten, doch sollen sie sogar den frevelhaften Plan gehegt haben, den König selbst gefangen zu nehmen. Mit einer kleinen Schar zogen die Grafen Udo und Konrad, Eberhards Vettern, den Spuren der Plünderer nach. Von einem Priester erfuhren sie, dass die Herzoge das Heer mit der reichen Beute bereits über den Rhein gesandt hätten, sie selbst aber nähmen im Kreise weniger Begleiter noch diesseits des Stromes ein Mahl ein. Udo und Konrad eilten in fliegender Hast dem bezeichneten Orte zu und fanden ihre Feinde, wie eine spätere Sage will, bei dem Brettspiele. Nach hartnäckigem Kampfe erlag Eberhard dem Schwerte, von vielen Wunden durchbohrt, sein Gefolge wurde teils niedergehauen, teils gefangengenommen. Giselbert warf sich mit seinen Begleitern in einen Kahn, der unter der allzu schweren Last der Fliehenden umschlug und sie alle in die Fluten versenkte. Nach einer anderen Erzählung stürzte sich Giselbert mit seinem Rosse in den Strom und ertrank fortgerissen von dem Strudel der Wellen.
    Nach dem Osterfest (18. April 941) ließ der König mit dem Rate Hermanns von Schwaben und der fränkischen Grafen Udo und Konrads des Roten, die damals am höchsten in seinem Vertrauen standen, die Schuldigen zur Haft bringen.
    Einen schmerzlichen Verlust, der sich dem Konrads anschloß, brachte ihm dasselbe durch den Tod des Grafen Udo von der Wetterau, seines Freundes, eines der Männer, deren ausharrender Treue er vornehmlich den schwer errungenen Sieg des Jahres 939 zu verdanken hatte. Einen besonderen Beweis seiner Gunst gewährte ihm der König durch die Erlaubnis, seine Lehen und Grafschaften unter seine Söhne zu teilen, als ob es erbliche Eigengüter gewesen wären.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 47-49, Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987 47-49,65,152

    Konrad von Schwaben ist nun offensichtlich - wie ich vor wenigen Jahren in einer kleinen Untersuchung zur KONRADINER-Genealogie erhärten konnte [E. Hlawitschka, Kuno und Richlind Seite 36-49: Anhang - Die Stammtafel der KONRADINER und ihre Quellenbasis. Dort auch die Filiationsnachweise für die anderen in der umseitigen Tafel angeführten Vorfahren Hermanns II.; nachzutragen hierzu ist ein Hinweis auf MG Libri memoriales I: Liber mem. von Remiremont Seite 4 (= fol. 3 v nr. 18), wo über einer Rasur auf der "Königsseite" dieses Gedenkbuches der im 1. Jahrzehnt des 10. Jahrhunderts geschriebene Eintrag steht: Gebardi duci, Hidda, Riquinus, Cristianus ... Auf Seite 37 (= fol. 18r) dieses Buches findet man zudem von der gleichen Hand, die Seite 29 (= fol. 14v) zum 22. Juni (910) den Tod des Herzogs Gebhard eintrug, zum 19. November den Eintrag migravit Idda comitissa.
    Offensichtlich war demnach Herzog Gebhard mit einer Hidda/Ida vermählt. Dies würde auch gut erklären, daß Gebhards Sohn Herzog Hermann I. von Schwaben seine Tochter Ida (= Gemahlin von OTTOS I. Sohn Liudolf) nannte, ja, daß auch Gebhards Enkel Herzog Konrad von Schwaben seiner Tochter den Namen Ita gab (vgl. dazu unten Seite 99ff.) - In den Bänden 61,62,63 des Braunschweigischen Jahrbuchs (1980, 1981, 1982) möchte H. Dobbertin den 949 verstorbenen Grafen Udo I. von der Wetterau nicht als Vater des Herzogs Konrad von Schwaben gelten lassen, sondern einen für das Jahr 940 (in MG D O I,23) bezeugten Ufgaugrafen Gebhard oder noch eher Udos I. Sohn Gebhard (gefallen 938 vor Belecke) als Herzog Konrads Vater ansehen. Doch kann er hierfür keine schlüssige Beweisführung bieten, so daß sich eine eingehende Auseinandersetzung mit dieser Ansicht erübrigt. Wenn es Dobbertin, Wolf und andere als unglaubhaft erscheint, daß der 938 vor Belecke gefallene Sohn Graf Udos I. namens Gebhard und der erst 997 verstorbene Herzog Konrad von Schwaben Brüder waren - wenn also der Abstand von 59 Jahren zwischen den Todesdaten von zwei Brüdern als bedenkenerregend erscheint und den Anlaß zur Suche nach anderen Lösungen in der Anordnung der KONRADINER-Genealogie abgeben soll, so sei doch noch einmal darauf verwiesen, daß Gebhard als Jüngling im Kampf fiel (sein Vater überlebte ihn um 11 Jahre) und Herzog Konrad 997 als sehr alter Mann starb (sein jüngster Sohn Herzog Hermann II. hatte 1002 schon wieder verheiratete Töchter, seine Tochter Ita um 1000 schon rechtsmündige Söhne). So etwas ist durchaus nicht unmöglich; zum Beispiel verstarb FRIEDRICH BARBAROSSAS Mutter Judith ca. 1030, ihr Bruder Welf VI. dagegen erst 61 Jahre später, nämlich 1191.] - der Sohn des 949 verstorbenen Grafen Udo I. von der Wetterau gewesen, der mit einer uns nicht namentlich überlieferten Tochter des Grafen Heribert I. von Vermandois verheiratet war. Und Udo I. von der Wetterau wiederum war der Sohn des 910 gegen die Ungarn gefallenen Herzogs Gebhard von Lothringen, der offenbar eine Hidda/Ida zur Frau hatte.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 46 Anm. 4, "Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert."

    Zum 1016 verstorbenen Gevehardus, Heriberti comitis filius, nepos meus vgl. lib. VII c. 49 (Seite 458); zu Conradus Suevorum ductor egreius ac eiusdem frater Heribertus comes lib. IV c. 60 (Seite 200), zu Heribert comitis folio Ottone vgl. lib. V c. 24 (Seite 249); in lib. V c. 35 (Seite 260) wird Gerberga als Schwester Ottos von Hammerstein und im Kapitel vorher (Seite 258) als Gemahlin des Markgrafen Heinrich von Schweinfurt genannt (R. Holtzmann hält indes in einer Fußnote seiner Edition die Identifizierung des hier genannten Otto mit Otto von Hammerstein für fraglich); zu Udo II. als matris meae avunculus vgl. lib. III c. 20 (Seite 124) und zu Herzog Hermann II. von Schwaben, den matris meae avunculis filius, lib. V c. 22 (Seite 247); Herzog Hermann II. war nach den Einsiedler Annalen (MG SS III Seite 144) ein Sohn seines Amtsvorgängers Konrad von Schwaben, der oben schon einmal als Bruder Heriberts angeführt worden ist. Das Filiationsverhältnis Gebhards zu Udo I. ist bezeugt von Widukind von Corvey, Sachsengeschichte lib. II c. 11, ed. Lohmann-Hirsch, MG SS rer. Germ. (1935) Seite 75: Interfectus est atem (938) ibi GevehardusUdonis filius, fratris Herimanni ducis; indessen ist die Filiation von Udo I. zu Konrad, Udo II., Heribert und Judith nicht ausdrücklich überliefert. Bekannt ist immerhin, daß Udo I. - wie der Contin. Reginonis ad 949, ed. F. Kurze, MG SS rer. Germ. Seite 164 bezeugt - bei seinem Tode permissu regis, quicquid beneficii aut prefecturarum habuit, quasi heredidatem inter filios divisit, daß er also mehrere Söhne hatte. Wenn nun Konrad und Heribert in Udos I. rheinfränkischem Bereich nachfolgen, sieht, so darf man sie doch wohl als jene filii Udos ansprechen. Außerdem dürfte die Ausbreitung des Namens Udo bei den Grafen von Stade nach der Ehe Heinrichs I. von Stade und Judiths für Judiths Herleitung von Udo I. von der Wetterau und dem Rheingau sprechen. Eine letzte Sicherung erhält die Voranstellung Udos I. letztlich noch durch die erst auf den nächsten Seiten zu besprechende genealogische Notiz aus dem Zusammenhang des Hammersteinischen Eheprozesses.
    Gegen dieses System hat jüngst K. Schmid, Probleme um den "Grafen Kuno von Öhningen", in Dorf und Stift Öhningen, hg. von H. Berner (1966) Seite 87f., geweisse Bedenken angemeldet. Er weist darauf hin, daß Udos I.bezeugter Sohn Gebhard bereits 938 im Kampfe fiel, er also schon kurz vor 920 geboren sein dürfte, während Konrad, der als sein Bruder anzzusetzen ist, doch erst 982 Herzog von Schwaben geworden ist und 997 starb. Nach den gleichen Beobachtungen hatte schon E. Kimpen, Zur Königsgenealogie der Karolinger- bis zur Stauferzeit, in: ZGO NF 64 (1955) Seite 65, vorgeschlagen, Udo II. als den Vater Heriberts und Herzog Konrads von Schwaben anzusehen. Eine solche Erwägung scheitert aber an Thietmars oben zitierten Angabe über Udo II. als matris meae avunculus - er müßte matris meaeavus genannt worden sein, wenn man nicht auch Judith mit Udo II. eine Generation über Konrad und Heribert stellen will - bzw., wenn man Judith als Schwester Udos II. auffaßt, daran, daß Herzog Hermann II. von Schwaben bei Thietmar als matris meae avunculi filius - nicht nepos! - erscheint.
    Die angeführten chronologischen Erwägungen machen indessen die obige Zusammenfügung der Einzelteile nicht unmöglich; und deshalb haben sich jüngst sowohl K. F. Werner, Die Nachkommen Karls des Großen, in: Karl der Große IV (1967) Seite 463, als auch H. Jakobs, Der Adel in der Klostererform von St. Blasien (1968) Seite 176ff., weiter zur Herkömmlichen Anordnung bekannt. Man hat für die im Stemma genannten Personen etwa folgende Lebensdaten anzunehmen, wobei ich mich an die von K. F. Werner aus den weiteren Zusammenhängen gewonnenen Daten anlehne:

    Udo I. * ca. 895/900 (beim Tode des Vaters 910 nach Contin. Regin. ad 910 noch puer), + 949
    Gebhard * ca. 918/20, + 938
    Konrad von Schwaben * ca. 920/25, + 997
    Udo II. * ca. 925/30, + 982
    Heribert * ca. 930, + 992
    Judith * 925, + wohl vor 973
    Heinrich I. von Stade * 925/30, + wohl 975/76
    Hermann II.von Schwaben * 945/50, + 1003
    Gerberga * 970
    Heinrich von Schweinfurt * ca. 970, + 1017
    Gebhard * ca. 970, + 1016
    Otto von Hammerstein * ca. 975, + ca. 1036
    Siegfried von Walbeck * ca. 950/55, oo 972/73, + 991
    Kunigunde + 955, + 997
    Thietmar von Merseburg + 975, +1018

    Die Frage, ob Hermann II. von Schwaben ein Sohn Herzog Konrads von Schwaben (Beleg siehe oben) oder Udos II. war - dieses meint der erst in der Mitte des 12. Jahrhunderts tätige Annalista Saxo ad 1002 (MG SS VI Seite 650): Erat hic Herimannus filius Udonis ducis, qui aput Calabriam cum multis occubuit -, darf wohl im Sinne der zeitgenössischen und ortsnäheren Ann. Einsidlenses ad 997 beantwortet werden. Gestützt wird die Aussage der Einsiedler Annalen indessen noch durch einen Reichenauer Gedenkeintrag; zu diesem und seiner Interpretation vgl. H. Schwarmaier, Reichenauer Gedenkeinträge aus der Zeit König Konrads II., in: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 22 (1963) Seite 18ff.

    Holtzmann Robert: Seite 117,123,130, "Geschichte der sächsischen Kaiserzeit"

    Aber es ging nicht alles so, wie die Empörer wollten. Es war dem Herzog Eberhard von Franken gelungen, auch ein jüngeres Mitglied seines Hauses auf seine Seite zu ziehen, Gebhard, einen Sohn des rheinfränkischen Grafen Udo (der ein Bruder Hermanns von Schwaben und mithin ein Vetter Eberhards war). Dieser Gebhard ist im Kampf um Belecke gefallen, und das schien den anderen KONRADINERN, Hermann, Udound ihrem Vetter Konrad Kurzbold, ein Gottesgericht, so daß sie um so fester auf der Seite des Königs aushielten.
    Gegen die Feinde schickte der König den treuen Herzog Hermann mit schwäbischen Truppen nach Norden, und zwei Grafen dieses Hauses, Hermanns Bruder Udo und sein Vetter Konrad Kurzbold, Vettern auch des Franken-Herzogs, haben am 2. Oktober 939 den entscheidenden Sieg am Rhein, gegenüber von Andernach, davon getragen. Eberhard und Giselbert waren bereits über den Strom gekommen, ihr Heer war am Beutemachen, ein großer Teil der Truppen schaffte den Raub auf das andere Ufer, da wurden die Herzöge von den beiden Grafen überrascht und völlig geschlagen. Eberhard ist im Kampf gefallen, Giselbert auf der Flucht im Rhein ertrunken.
    Von Kamerich aus rückte OTTO im August 946 in Frankreich ein, mit einem starken Heer, bei dem sich auch der König Konrad von Burgund wieder befand, ferner Hermann von Schwaben mit seinem Bruder Udo, die Erzbischöfe von Mainz und Trier und andere weltliche und geistliche Fürsten.

    Schwager, Helmut: Seite 135,158, "Graf Heribert II. von Soissons"

    König Rudolf, verbündet mit Graf Marcus von Dormois und Graf Warin Eisenarm von Castric, griff Reimser Kirchengüter an, wobei es zu argen Plünderungen kam; andererseits schlossen der geschädigte Graf Boso, Herzog Giselbert von Lothringen - wobei hier kaum die Tatsache, daß Heriberts II. Schwester N.N. mit dem KONRADINER Graf Udo I. von der Wetterau (+ 949), also einem Todfeind der REGINARE, verheiratet gewesen ist, ausschlaggebend gewesen sein dürfte.
    Aus der Verweigerung der Rückgabe von Saint-Quentin an den HERIBERTINER erfolgte im Sommer 935 der Hilferuf Graf Heriberts II. an König HEINRICH I. und die Eroberung von Saint-Quentin durch ein ostfränkisch-deutsches Hifsheer, worunter sich unter anderem Heriberts II. konradinischer Schwager Graf Udo I. von der Wetterau (+ 949) und dessen Bruder Herzog Hermann I. von Schwaben (+ 949) befanden.

    Fried, Johannes: Seite 87, "Prolepsis oder Tod? Methodische und andere Bemerkungen zur Konradiner-Genealogie im 10. und frühen 11. Jahrhundert"

    Udos I. Nachkommenschaft sei durch die Brüdertrias Udo III., Heribert und Konrad, den Herzog von Schwaben, als seine Söhne gekennzeichnet. Daß sie Brüder waren, bezeugt Thietmar von Merseburg, der Enkel ihrer Schwester Judith. Doch die Vaterschaft des 949 gestorbenen Wetterau- und Rheingau-Grafen ist nur gelehrte Deduktion, die keine Quelle expliziert.
    Die These stützt sich auf drei Überlegungen:
    Erstens nannte der Continuator Regionis zum Jahr 949 aus Anlaß der Todesmeldung pauschal auch "die Söhne" des Grafen Udo I., also hatte er solche, auch wenn sie namentlich nicht genannt sind. Die Stelle ist für die weitere Argumentation zu wichtig, als daß hier auf ihren Wortlaut verzichtet werden dürfte: Udo comes obitt, qui permissu regis, quicquid beneficii aut praefecturam habuit, quasi hereditatem inter filios divisit.
    Zweitens folgten auf Udo ein Konrad in der Rheingaugrafschaft und ein Heribert im Kinziggau, einem Teil der Wetterau, nach, also die Söhne dem Vater.
    Drittens sei derselbe Udo nach Flodoard mit einer Tochter des westfränkischen Grafen Heribert I. von Vermandois verheiratet gewesen, was zwanglos den Namen eines gleichnamigen Sohnes erkläre und folglich Heribert gemeinsam mit seinem Brüdern Udo und Konrad zu Söhnen Udos I. von der Wetterau mache.
    Vier Einwande gegen den traditionellen KONRADINER-"Stammbaum" sind zu registrieren:
    1) Es gibt keine einzige Quelle, die diese Verwandtschaft auch nur für einen einzigen der drei postulierten Udo-Söhne Udo III., Heribert und Konrad explizit bestätigen könnte. Zwar kennen wir einen Udo filius Udonis comitis, doch er soll gerade nicht des Wetterau- und Rheingaugrafen Sohn sein, vielmehr dem eberhardinischen Ast der KONRADINER angehören. Auch ist ein "Cuno filius Cunonis" bekannt, der also, Identität vorausgesetzt, einen Konrad als Vater der erwähnten Brüdertrias anzunehmen nahelegen könnte; doch auch jener Konrad-Sohn soll nach der gängigen KONRADINER-Genealogie der eberhardinischen, nicht der gebhardinschen Linie des Adelshauses entstammen. Dann begegnet im Jahr 950 ein Cuonradus filius Gebehardi comitis im Jahreseintrag des Continuator Regionis; aber diese Filiation schien schon gar nichts mit dem Rheingau- und Wetterau-Grafen Udo und jenen drei Brüdern zu tun zu haben. Schließlich tritt in einem annähernd gleichzeitigen Essener oder Werdener Nekrolog ein Oudo Vdonis comitis filius entgegen, der nicht mit dem eben genannten Udo-Sohn identisch sein kann, vielmehr in einem Zug mit dem im Jahr 966 gestorbenen Lahngaugrafen Eberhard in das Nekrolog eingetragen wurde, also wohl ein KONRADINER und im selben Jahr wie dieser gestorben sein dürfte; im übrigen scheint er Mönch gewesen zu sein. Seine Einbindung in den KONRADINER-Stammbaum ist nur hypothetisch möglich. Er könnte nach der traditionellen These ein Enkel Udos I. von der Wetterau, aber auch der Sohn eines in den Jahren 964/66 hervortretenden Grafen Udo II. sein, also je nachdem sowohl der gebhardinischen als auch der eberhardinischen Linie engehören. Zweifellos war er noch jung und unbedeutend, als er starb. Mehr Filiationsangaben aus dem KONRADINER-Haus der fraglichen Epoche zwischen 940 und 990 liegen nicht vor. Doch eigentümlich: Sie müßten alle oder nahezu alle der eberhardinischen Linie zugewiesen werden.
    2.) Der Continuator Regionis erwähnt zum Jahr 950 und damit unmittelbar nach dem auffälligen Bericht über den Rheingau- und Wetterau-Grafen Udo den Tod des Bischofs Rodhard von Straßburg, dem Udo filius Udonis comitis im Amt folgte, der dann im Jahr 965 starb. Die alte These will, um den 949 ins Grab gesunkenen Grafen Udo I. als Vater des 982 gefallenen Udo III. in Anspruch nehmen zu können, ohne dem Wetterauer zwei Söhne desselben Namens zuweisen zu müssen, die Identität des 949 verstorbenen mit dem zu 950 als Vater des Bischofs genannten Grafen Udo verwerfen, obwohl der Continuator zuvor keinen weiteren Grafen Udo erwähnt hatte.
    So pocht der Graf Udo des Jahres 950 unablässig auf den Nachweis der Vaterschaft des Grafen Udo von 949 und spricht ihm vorderhand die Kinder Judith, Konrad, Heribert und Udo als untergeschoben ab. Solange dieser Nachweis nicht erbracht ist, hat Udo I. also keinen Anspruch auf eine so illustre Nachkommenschaft.
    3.) Um den 982 vorzeitig im Kampf gefallenen Udo III. als Sohn des Rheingau-Grafen retten zu können, wurde als Vater des Straßburger Bischofs ein weiterer Graf Udo II. in Anspruch genommen, den die Continuator Reginonis zwar erst zu 964-966 einführt, der aber schon Jahrzehnte früher Vater geworden sein könnte. Zweifellos ist diese Möglichkeit als solche prinzipiell anzuerkennen, doch ist sie wiederum nicht das Nächstliegende und tatsächlich ganz ungewiß. Denn dieser Graf Udo II., dessen Zugehörigkeit zur KONRADINER-Familie übrigens nicht völlig gesichert ist, wird im Jahre 966 als Rebell zur Emigration gezwungen; er starb irgendwann und irgendwo in der Verbannung.
    4.) Schließlich fordert die alte These die Anerkennung eines irritierenden genealogischen Postulats, das abermals die von ihr konstruierte Generationenfolge mit dem Signum großer Unwahrscheinlichkeit (nicht absoluter Unmöglichkeit) belegt: Des Wetterau-Grafen Udo I. durch Widukind von Corvey unzweifelhaft bezeugter Sohn Gebhard fiel im Kampf im Jahre 938, sein durch die Darstellungsweise des Continuator Regionis nahegelegter Sohn Udo, der Straßburger Bischof, starb 965. Beide Daten passen gut zu einer um 915 anzusetzenden Ehe des Grafen mit einer VERMANDOIS. Die drei dem Wetterau-Grafen thesenhaft als Söhne zugesprochenen Brüder Udo III., Heribert und Konrad, der alemannische Herzog, starben indessen in den Jahren 982, 992 und 997, ihre Schwester Judith etwas vor 974, alle zusammen demnach deutlich eine Generation später als die in den Quellen genanten Udo-Söhne.
    Stehen wir vor einem echten Dilemma? Oder dürfen wir das Nächstliegende - daß nämlich der genannte Bischof Udo von Straßburg des Wetterau-Grafen Udo I. Sohn war und jene drei Brüder Udo III., Heribert und Konrad einen anderen Vater zugewiesen werden müssen.
    Demnach bliebe allein die Aussage des Regino-Constinuators zum Jahr 949, wonach der damals gestorbene Graf Udo I. vom König das Recht erhalten habe, seine Reichslehen zu verteilen quasi hereditatem inter filios. Sehe ich recht, wurde er mit einer Ausnahme durchweg verstanden als Berechtigung Udos, die Lehen "gleich seinem Erbe unter seine vorhandenen Söhne" zu verteilen.
    Nach Donald C. Jackman erhielt Udo I. das Recht, seine Lehen zu verteilen "gleichsam wie das Erbe unter Söhne". Der Ausdruck ist insgesamt als adverbiale Bestimmung zu betrachten. Dann ist gerade nicht gesagt, daß Udo entsprechend erbberechtigte Söhne besaß. Ja, diese Übersetzung zieht geradezu die Notwendigkeit nach sich, dem Grafen Udo I. zum Zeitpunkt der Privilegierung solche Söhne überhaupt abzusprechen. Nach dem Tod seines im Jahr 938 gefallenen wohl älteren Sohnes Gebhard und neben dem seit langem zum Kleriker bestimmten, wahrscheinlich schon mit höheren Weihen versehenen und im folgenden Jahr 950 zum Bischof erhobenen jüngeren Sohn Udo hätte der Rheingau- und Wetterau-Graf demnach, trifft die Jackmansche Übersetzung zu, im Jahr 949 keinen lebenden männlichen Leibeserben besessen, der ihm in einem weltlichen Herrschaftsamt hätte nachfolgen können.

    Heinzelmann Josef: "Quasi hereditatem inter filios"

    Ebrechtliche Fragen bestimmen auch die Diskussion über die Herkunft Herzog Konrads. Er und seine aus Thietmars Chronik erschlossenen Geschwister (Udo (II), Graf Heribert und Jutta, die Stammmutter der Stader und Großmutter Thietmars) hielt man bisher für Söhne Udos (I). Jackman rangiert sie in einen ganz anderen KONRADINER-Zweig, mit einem negativen und einem positiven Argument.
    Ersteres ist Jackmans Interpretation der Stelle des Regino-Continuators, Udo comes obiit, qui permissu regis, quicquid beneficii aut praefecturarum habuit, quasi hereditatem inter filios divisit. Er versteht diesen Satz so, dass 949 Graf Udo (I) vom König erlaubt bekommen habe, seine Lehen und Ämter unter Verwandte wie Erbbesitz unter Söhne zu verteilen, nicht „unter seine Söhne“. Udo hätte nur zwei ihn überlebende Söhne gehabt: Udo, der 950 Bischof von Straßburg werden sollte und bis 965 lebte, und Otto von Grabfeld, der als sein Sohn durch die sogenannte Notiz von St. Omer (auf die wir gleich zu sprechen kommen) ebenso belegt sei wie die Abstammung Konrads von Schwaben von Udos Cousin Gebhard.
    Dabei kann man unangenehme Fragen nicht unterdrücken. Warum sollte Udos 938 gefallener Sohn Gebhard (von dem wir zufällig wissen) nicht schon Kinder gezeugt haben? Und hatte Udo vielleicht noch weitere Kinder, die bloß in den Quellen nicht auftauchen, weil sie vor dem Vater gestorben oder Frauen waren? Hätte der Sohn Udo Kleriker werden dürfen, wenn er der Stammhalter war? Er wurde Bischof von Straßburg, gerade ein Jahr nach der kaiserlich genehmigten Teilung quasi hereditatem… Ein Zufall? Bloß aufgrund der Notiz im Hammersteiner Prozess mit Jackman Graf Otto im Grabfeld als überlebenden Sohn Udos einzusetzen, ist auf jeden Fall gegen den gesunden Menschenverstand, da dieser dann doch wohl Alleinerbe gewesen wäre. Hätte Udo ihn (gar mit Zustimmung OTTOS!) enterbt, hätte der Continuator Reginonis das ganz anders formuliert. Schließlich: Wenn Udo (I.) keine lebenden Nachkommen hatte, hätte er dann nicht eher seinen ihm noch im selben Jahr in den Tod folgenden Bruder Hermann I., Herzog von Schwaben (mit)bedacht, statt Konrad, den - nach Jackman einzigen - Sohn seines Vetters Gebhard?
    Jackmans Auslegung der Stelle in der Continuatio erscheint mir überzeugend, wenn man mit Settipani/Poly und Johannes Fried die Konsequenz zieht, Udo seien „zum Zeitpunkt der Privilegierung“, seine Lehen und Vogteien wie Erbbesitz unter Söhne zu verteilen, „solche Söhne überhaupt abzusprechen“. Ich ziehe gegen Jackman und Wolf die weitere Konsequenz: Der 910 verwaist als puer genannte, also kaum nach 900 geborene Udoverteilte seine Ämter und Lehen am Ende seines Lebens nicht unter entfernte Verwandte, sondern unter Enkel und evtl. Schwiegersöhne.
    Mit den vier Geschwistern sind gewiss nicht alle Erben aufgezählt. Dass aber diese vier nicht von dessen Vetter Gebhard sondern von Udo abstammen (freilich nicht unbedingt wie in traditioneller Auffassung als seine Kinder, sondern, was auch ihre Lebens-, genauer ihre Todesdaten zu bestätigen scheinen, eher als Enkel über einen unbekannten Sohn oder eine Tochter), verraten schon ihre Namen. Jackman muss wegen der VERMANDOIS-Namen Heribert und Kunigunde dem Grafen Gebhard vom Ufgau eine hypothetische Frau Adela aus diesem Geschlecht geben, wohingegen eine Tochter Heriberts I. von Vermandois (wohl namens Kunigunde) als Gemahlin Udos zuverlässig belegt ist. Auch die Namen Hermann, Ita und Udo passen besser oder nur zu Nachkommen Udos. Mit erstaunlicher Präpotenz verdreht Jackman bei den Stadern auch das Vorkommen von Udo, weil er die Abstammung von Udo (I) leugnet: „The name Udo can be observed entering the house of Stade as the sole onomastic heritage from the Konradiner. Apparently this occurred in a rather unusual way: … for the names Judith and Liuthar both include an –ud- component.“
    Schließlich wird in Jackmans Hypothese die Heirat des Wetterau-Grafen Heribert mit Irmintrud, Tochter Meingauds und Enkelin des Maienfeldgrafen Eberhard (II) zu einer Nahehe 3 : 3, denn Heriberts Großvater wäre der Bruder dieses Eberhard. Jackman sieht in der Nahehe ausdrücklich kein Problem, und übersieht - wie bisher auch seine Kritiker - dabei die Folgerung für Otto von Hammerstein: Wenn HEINRICH II. Otto vernichten wollte, wie zuletzt Johannes Fried unterstrich, hätte er ihn leicht als illegitimen Sprössling einer unerlaubbaren Nahehe um sein Erbe bringen können.
    Welches Argument bringt Jackman vor, um diese Erben Udos zu Nachkommen seines Vetters Gebhard zu machen? Es ist eigentlich ein einziges: das rätselhafte Schema consanguinitatis für Otto von Hammerstein und seine Frau Irmingard/Imiza. Eine der dort vorkommenden Filiationsfolgen lautet: Gebehard genuit Cunonem… Cuno genuit Cunonem. Man hat viel gerätselt, was diese mit dem Gegenstand des Eheprozesses nicht zusammenhängende Notiz eigentlich soll.
    Fried bietet die Erklärung, die sich wohl am weitesten vom gesunden Menschenverstand entfernt, weswegen es sich anbietet, sie als Maßstab zu nehmen. „Eine nach der günstigsten Zählweise kanonisch gewöhnlich noch zulässige Ehe im Verhältnis 4 : 4 hätte für Braut und Bräutigam jeweils 30 Aszendenten, deren Geschwister und ihrer aller Nachkommen auflisten müssen, um die Verwandtschaft der beiden Ehegatten ausschließen zu können. Wer besaß eine Übersicht über die Gesamtheit dieser 60+x Personen und die Stelle oder die Stellen, an denen sie sich unzulässig überschnitten? Wer betrieb Ahnenforschung in diesem Stil? …“
    In einer Gesellschaft, die von Geblütsdenken und Erbanspruch beherrscht war wie der mittelalterliche Adel, wo jeder als Herrschaftswissen nicht nur (schon wegen möglicher Erbschaften, Protektion und Einladung zu Familienfeiern) die eigenen aktuellen Verwandtschaftsverhältnisse, sondern auch bis zu einem großen Grade die der wichtigsten Konkurrenten und Verbündeten kannte, war man nicht so blöde, bei der Erforschung einer Blutsverwandtschaft nach Friedschem Rezept vorzugehen. Der Normalfall war sowieso, dass man seine Cousins und Cousinen 3. Grades (um nichts anderes geht es) kannte. Aber Fried meint: „Angesichts solcher Verhältnisse ist evident, dass manch eine Adelsehe eingegangen wurde, ohne eine tatsächlich bestehende, eheverhindernde Verwandtschaft zu bemerken.“ Dabei hätten Brautleute und ihre Eltern es leicht gehabt, Konsanguinität festzustellen: Sie hätten nur die jeweilige Ahnentafel bis zur Ururgroßelterngeneration (das sind inklusive der normalerweise noch lebenden Eltern, der Großeltern und Urgroßeltern tatsächlich 30 Menschen) vergleichen müssen. Warum sollten sie nicht diesen einfachen Weg gegangen sein, in einer Zeit, wo man sehr wohl über Familienverhältnisse und Erbgänge bescheid wusste und genealogisch dachte?
    Fried verwechselt auch Ahnen- mit Verwandtschaftstafeln. Am gravierendsten ist aber sein Missverständnis der Arbores consanguinitatis. Sie „boten die Abstammungslinien in Gestalt eines ,Baumes‘, in dessen Mitte die fragliche Person, ego oder ipse, ihren Platz hatte…“ Er hat sich seine eigene Abbildung 1 nicht genauer angesehen, denn darin fehlt gerade das Feld für den Probanden (Ego), weil jedes Feld einen Verwandtschaftsgrad bedeuten soll, und Ego mit sich selbst natürlich nicht „verwandt“ ist. Gravierender ist es, dass Fried dieses System des Baumes nicht versteht. Alle mit den korrekten lateinischen Bezeichnungen ausgefüllten Felder zeigen verbotene Verwandtschaft, je weiter weg desto entfernter. Bei den Nachfahren gibt es jeweils nur zwei Felder nebeneinander: filius und filia, nepos und neptis usw. Ähnliches gilt für die Aszendenten: pater und mater, avus und avia usw. Bei den Seitenverwandten wird hier die Sache wegen der genauen lateinischen Verwandtschaftsbezeichnungen schwieriger, neben dem pater steht patruus/amita, neben der mater steht avunculus/matertera. Deren Abkömmlinge schließen sich waagerecht an. (Täten sie es senkrecht nach unten, sähe das einer Nachfahren-, bzw. Verwandtschaftstafel ähnlich, senkrecht nach oben, einer Ahnentafel.) Dementsprechend stehen auf der Vaterseite etwa patruelis/amitina oder (zwei Kästchen höher, eines nach links) propatrui/proamitae nepotes, auf der Mutterseite symmetrisch dazu: consobrinus/consobrina und proavunculi/promaterterae nepotes. Es entsteht eine Figur mit der Silhouette eines Baums, eine hohe Abstraktion für Kirchenrechtler. Man kann die Felder entlang hickeln wie beim Kinderspiel „Himmel und Hölle“ und kommt beim letzten Sprung zum Ehepartner hoffentlich aus dem höllischen Inzestgebiet in den Himmel erlaubter Ehe. (Bei den frühsten Varianten sind jedem Feld noch die genauen Gradzahlen mit eingeschrieben.) Dass der Proband zahlreiche Kinder haben konnte (sie sind alle filius oder filia, da gibt es keine Seitenverwandten) und bestimmt auch einen Großvater mütterlicherseits hatte, brauchte eine solche Arbor consanguinitatis nicht wiederzugeben, denn die Verwandtschaftsbezeichnungen waren zu finden: Auch die Brüder der Enkel sind Enkel, beide Großväter hießen avus. Eine Arbor consanguinitatis würde, wenn sie mit konkreten Personen ausgefüllt wäre, geradezu platzen, weil in jedem Kästchen mehrere Namen stünden. Und je weiter die Kästchen oberhalb vom (evtl. zu denkenden) Ego entfernt stehen, desto voller wären sie mit Personen, die untereinander garnicht verwandt sind.
    Ein derartiges Schema konnte in einem Streitfall wie dem Hammerstein-Prozess kaum helfen, weil es nicht die jeweils real existierende Verwandtschaft wiedergab, sondern in seiner Abstraktion nur Konsanguinitätsränge. Fried hält trotzdem – ich vereinfache zulässig – die Arbores für eine Art Ab-Fragebogenformular für Inzest-Inquisition. Fried hätte sehen müssen, dass sie dafür nicht geeignet waren. In der Abbildung (auf die er sich beruft, die er sich aber nicht näher angeschaut zu haben scheint) variieren einige Bezeichnungen und sind einige der äußeren Felder noch frei. Viele der Abweichungen dieses „Typs 5C“ (Bezeichnung Schadts ) vom „Ideal“ kann man nur als Fehler bezeichnen: Patruus magnus und Propatruus werden zu Propatruus magnus, Atavunculi filii und Atmaterterae filii stehen nicht in einem Feld, Abnepos und Atnepos sind vertauscht, auf den Trinepos folgt Trinepotis nepos… Die Fehler waren beim mechanischen Abschreiben weitergeschleppt worden und hatten sich immer mehr kumuliert. Das Ergebnis war blanke theologische Theorie, die sich nie in der Praxis bewähren musste.
    Ein Rätsel bleibt die Notiz von Saint-Omer. Wozu und wieso sind da zuerst drei Filiationslinien dargestellt, zwei davon als Schema consanguinitatis, das nicht zu einem Brautpaar führt, also schon gar nicht zu dem inkriminierten Ehepaar, dessen Schema mit Item ex alia parte angeschlossen wird? Sie führen alle über Männer zu Männern, bieten aber weder die agnatische Linie des Bräutigams (für ihn ist gerade der Vater angegeben), noch vollständig seine agnatische Verwandtschaft. Fried meint nun, diese Linien seien Relikte einer Prüfung in seinem Sinne. „Dass die ihnen zugeordneten Namen aufgeschrieben wurden und die Notiz erhalten blieb, ist ein einzigartiger Glücksumstand. Er gestattet den Einblick in die Prüfungspraxis inkriminierter Ehen bei unterstellter, aber noch nicht verifizierter Verwandtschaft. Sie bestand in der Aktualisierung beider Seiten des Verwandtschaftsschemas für den Einzelfall.“ Kurz und gut, Fried meint, wir hätten hier so etwas wie das Regest einer Stasi-Akte, genauer einer Kirchensicherheits-Akte. Vernünftige Menschen wären jedenfalls nicht so umständlich vorgegangen, und selbst die überwachungssüchtigsten Mönche und Bischöfe hätten gewusst, dass nicht nur reine Männer- oder Frauenlinien zu prüfen sind, sondern die viel zahlreicheren Mischlinien.
    Wann wurde überhaupt geprüft? Auf bloßen Verdacht hin? Auf Geheiß des missgünstigen Kaisers, wie Fried meint? Hatten Mönche Geheimarchive mit Personenstandsakten? Die Betroffenen und ihre Familien wussten doch nach Fried so gut wie nichts von ihren Vorfahren?
    Ich schaue nicht lange nach einschlägiger Literatur. Ich setze voraus, dass solche Eheprozesse zumindest in der Beweisaufnahme mündlich waren. Es gab also ein Verfahren wie später die Aufschwörung bei Aufnahme in ein Domkapitel: Angesehene Männer aus der Verwandtschaft (oder der Nicht-Verwandtschaft) mussten unter Eid erklären, wer die 4 ersten Ahnengenerationen von Bräutigam und/oder Braut waren. Vielleicht gab es differierende Aussagen wegen durch frühen Tod nicht erinnerter Zwischengenerationen oder bei Kettenehen. Eine gefundene und bestätigte Verwandtschaft dann als Deszendenzlinien von dem gefundenen gemeinsamem Vorfahren(paar) darzustellen, war kein Problem für den notierenden Geistlichen. So stand denn in der Notiz von St. Omer: Godefridus et Gerbirhc nepos et neptis. Godefridus genuit Irmingardam. Gerbirhc genuit Imizam. Imiza genuit Ottonem. Daraus ging der Grad der Verwandtschaft deutlich hervor, wenn man, eben nicht im Wortsinn der Arbores!, nepos et neptis als Cousin und Cousine 1. Grades versteht, die weder patrueles noch consobrini sind.
    Zur Sicherheit konnte der Inquisitor sein Schema in einer Arbor consanguinitatis abzählen. Ich glaube nicht, dass er es tat, jedenfalls zeigt die Aufzeichnung von St. Omer keine Spur davon. Sonst hätte es im zweiten Teil etwa geheißen: „Arbor Ottonis: Mater Imiza –Avia Gerbirhc – (Proavia/Proavus X) – (Proavunculus oder Promatertera Y) – Proavunculi (oder Promaterte-rae) filius Godefridus – Proavunculi (…) neptis Irmingarda; oder umgekehrt (ich kürze ab) „Arbor Irmingardis: Pater – … … – Propatruelis (…) i magni (sive amitae magnae) filia Gerbirhc – Propatruelis (…) neptis Imiza – Propatruelis (…) pronepos Otto“, und hätte mit dieser Methode nach Lehrbuch genauso festgestellt, dass die Ehe innerhalb der verbotenen Grade war, weil jedes Kästchen einem kanonischen Verwandtschaftsschritt entsprach. Genau genommen hätte schon genügt: „Ottoni non licet nuptias inire cum Irmingarda, nepte propratruelis proavunculi (sive promaterteraeproamitae) sui (suae) quia eius in gradu sexto est consanguinea.“
    Nach Jackman wäre die Ahnenschaft bis in die 5. Ahnengeneration geprüft worden, Fried meint „Die Agnaten-Genealogie reicht sechs Generationen zurück.“ Zumindest letzteres wäre überflüssig gewesen, denn die auf den Arbores der Vollständigkeit halber theoretisch verbotene Verwandtschaft 6 : 1 ist biologisch kaum möglich.
    Was sollen aber die ersten Filiationslinien der Aufzeichnung aus St. Omer? Ich kann mir nur vorstellen, dass sie den Zeugen galten, die die Ahnentafeln „aufschwuren“, um deren Zusammenhang mit dem Ehemann klarzulegen, also ihre Sachkenntnis oder Unvoreingenommenheit. . Solange wir den Zweck nicht genau erkennen, können wir auch nicht sagen, um wen es geht, und wenn wir das nicht wissen, dürfen wir diese unklare Quelle nicht auswerten. Aller Wahrscheinlichkeit nach (auch wenn es nicht um Zeugen ginge) müssten die Probanden doch Zeitgenossen des Prozesses sein, also Mitte der 1020er Jahre gelebt haben. Die bisherigen Deutungen bleiben immer im 10. Jahrhundert, ein Gestochere im Dunkel früherer Generationen.
    Wäre die Aufzeichnung aber eine Art Stammtafelgerüst der KONRADINER, müsste man sie als lückenhaft und problematisch bezeichnen, könnte jedenfalls darauf keine glaubhaften Hypothesen aufbauen. Das zeigt sich schon an den ganz verschiedenen Ansätzen, wie man in der Aufzeichnung den unverbunden auftauchenden Heribert in den Zusammenhang stellt. Dass ein paar Namenfolgen in den rudimentären Stammtafeln, die man von den KONRADINERN erstellen kann, als Filiationslinien erscheinen, besagt angesichts der Namenvererbung wenig. Einen Gebehard mit Sohn Cuno und Enkel Cuno kann es in jeder Generation ein- oder zweimal gegeben haben. Warum soll nicht der 938 bei der Belagerung von Belecke gefallene gleichnamige Sohn Udos (I) gemeint sein? Mit dem ersten Cuno wären wir bei einem der möglichen „heredes quasi filii“ und dem ersten oder zweiten Glied der Filiationskette (nach Jackman) Konrad vom Elsaß - Konrad von Schwaben - Konrad Graf von Ortenau, ob mit oder ohne den ungesicherten Elsässer. Diese Lösung erscheint mir sehr viel plausibler als die Konstruktion Jackmans, der die Reihe in den Erberhardinischen Ast der KONRADINER-Agnaten versetzt. Jackman wie ich müssen freilich einräumen, dass Udo, der nepos des Gebehard (sie sind filii duorum fratrum) in der Luft hängt. Als Udos (I) Vater Gebhard 910 gegen die Ungarn fiel, hinterließ er nach dem Continuator Reginonis nur zwei Söhne, eben Udo und Hermann. Hermann aber hatte keinen Sohn. Der 938 gefallene Gebehard kann Brüder und Schwestern gehabt haben, aber keinen patruelis Udo. Der Gebhard Jackmans hat zwar einen patruelis Udo, nämlich Udo (I), aber der hat keinen ihn überlebenden Sohn Otto (Graf im Grabfeld), weil das, wie wir sahen, mit der Verteilung quasi hereditatem nicht zu vereinbaren ist.
    Diese Diskussion ist freilich überflüssig, denn meine wie Jackmans und jede bisherige Lösung entspricht nicht der Forderung, dass die Probanden, also Otto und Konrad, um 1020 gelebt haben sollen. Außerdem: Wenn wir Fried glauben, dass der Adel sich seiner Ururgroßeltern nicht erinnern konnte, dürfen wir auch einer Verwandtschaftsdarstellung nicht vertrauen, die sechs Generationen zurückgeht, selbst wenn sie von schriftkundigen Mönchen aufgezeichnet wurde. Wir sollten uns in unserem Wissensdurst nicht an diesen Strohhalm klammern, um aus ihm in dieser quellenlosen Zeit die blasse Limonade vergifteter Erkenntnis zu saugen.

    915 oo Kunigunde von Vermandois, Tochter des Grafen Heribert I.
    Kinder:
    - Gebhard III. ca 918/20- 938 vor Belecke
    - Konrad Herzog von Schwaben ca 925/30-20.8.997
    - Udo II. Graf der Wetterau ca 920/25-14.7.982
    - Heribert Graf Kinzinggau ca 930- 992
    - Judith ca. 925-16.10.973
    959 oo Heinrich I. Graf von Stade -9.5.975/76
    - Hugo Graf im Einrichgau

    Kinder: Nach Jackmann/Fried
    - Gebhard - 938
    - Udo (Otto) Bischof von Straßburg - 965
    - Otto Graf von Grabfeld

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 85 - Beumann, Helmut: Die Ottonen, Verlag W. Kohlhammer, 1991 Seite 60 - Büttner, Heinrich: Geschichte des Elsaß I. Politische Geschichte des Landes von der Landnahmezeit bis zum Tode Ottos III. und Ausgewählte Beiträge zur Geschichte des Elsaß im Früh- und Hochmittelalter, Jan Thrbecke Verlag Sigmaringen 1991 - Fried, Johannes: Prolepsis oder Tod? Methodische und andere Bemerkungen zur Konradiner-Genealogie im 10. und frühen 11. Jahrhundert - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 66 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 46,49-51,65 - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987 Seite 47-49,65,152 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 117,123,130,170 - Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 Seite 73,91-92,117,175 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 224 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 135,158, 252,284,326 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stutggart 1981 Seite 119,145 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 110,115 - Wolf Armin: Wer war Kuno von Öhningen? Überlegungen zum Herzogtum Konrads von Schwaben (+ 997) und zur Königswahl vom Jahre 1002. in Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters Band 36 1980, Seite 25-83 -

    Begraben:
    Stift Wetzlar

    Udo heiratete von Vermandois, Kunigunde in 915. Kunigunde (Tochter von von Vermandois, Heribert I. und von Meaux, Adele) wurde geboren um 890; gestorben nach 943. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 43. im Einrichgau, Hugo  Graphische Anzeige der Nachkommen
    2. 44. von der Wetterau, Gebhard III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 918/920; gestorben in 938 in Belecke [59581],Soest,Nordrhein-Westfalen,Deutschland.
    3. 45. von der Wetterau, Udo II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 920/925; gestorben am 14 Jul 982 in Cotrone [88900],Kalabrien,Italien.
    4. 46. von Schwaben, Konrad  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 915/920; gestorben am 20 Aug 997.
    5. 47. von Rheinfranken, Judith  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 925; gestorben vor 973.
    6. 48. von der Wetterau, Heribert  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 925; gestorben in 992.

  20. 37.  von Schwaben, Hermann I. Graphische Anzeige der Nachkommen (17.Gebhard3, 8.N.2, 1.Adelheid1) wurde geboren um 898/900; gestorben am 10 Dez 949; wurde beigesetzt in Reichenau [78479],Konstanz,Baden-Württemberg,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Lahngau,Deutschland; Graf im Ohm- und Lahngau
    • Titel/Amt/Status: 926-949, Schwaben,Deutschland; Herzog von Schwaben

    Notizen:

    Hermann I. Herzog von Schwaben (926-949)
    Graf im Ohm- und Lahngau
    ca 898/900-10.12.949 Begraben: Reichenau, St-Kilians-Kapelle
    Sohn des Herzogs Gebhard II. der Jüngere von Lothringen aus dem Hause der KONRADINER und der EZZONIN Ida; Vetter von König KONRAD I. und Herzog Eberhard von Franken

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Seite 2161

    Hermann I., Herzog von Schwaben seit 926
    + 10. Dezember 949 Begraben: Reichenau, St-Kilians-Kapelle
    Aus der Familie der KONRADINER, Sohn Gebhards (+ 910), Herzog in Lotharingien
    oo Regilinde, Witwe Burchards I. von Schwaben

    Hermann I., der ein wichtiger Helfer König HEINRICHS I. war, erhielt von diesem nach dem Tode Burchards I. das Herzogtum Schwaben übertragen und verfügte außerdem über das Elsaß. Als loyaler Anhänger OTTOS I., der auch während der schweren Krise 938/39 (Aufstand Heinrichs, des Bruders OTTOS) zum König stand, empfing Hermann I. die Abtei Echternach; seine Tochter und Erbin Ita (Ida) wurde 947 mit OTTOS Sohn Liudolf vermählt. Der wegen seiner Klugheit gerühmte Hermann zählte gemeinsam mit seinem Bruder Udo zu den engsten Beratern OTTOS und hat vor allem bei dessen Politik gegenüber Lotharingien und dem westfränkischen Reich sowie in der frühen Phase der ottonischen Italienpolitik Einfluß ausgeübt.

    Literatur:
    ADB XII, 153f. - NDB VIII, 64.

    Neue Deutsche Biographie: Band 8

    Hermann I., Herzog von Schwaben (seit 926)
    + 10.12.949Begraben: Reichenau, St. Kilians-Kapelle
    Aus dem Geschlecht der KONRADINER

    Vater:
    Gebhard (+ 910, Herzog von Lothringen)
    Bruder:
    Udo (+ 949), Graf in der Wetterau
    Tochter:
    Ita oo Herzog Liudolf von Schwaben, + 957, Sohn des Kaisers OTTO I.
    Großneffe:
    Herzog Hermann II. von Schwaben (+ 1003, s. NDB VIII)

    oo Reginlinde, Witwe des Herzogs Burchard I. von Schwaben

    Hermann, ein Vetter König KONRADS I. und des Herzogs Eberhard von Franken, erwies sich als tatkräftiger Helfer König HEINRICHS I.; dieser übertrug ihm 926 nach dem Tod Herzog Burchards I. das schwäbische Herzogtum, außerdem verfügte Hermann über das Elsaß. Als während der ersten Regierungsjahre OTTOS DES GROSSEN die Empörung der Herzöge Eberhard und Giselbert sowie des Königsbruders Heinrich die schwerste Krise des Liudolfingischen Königtums auslöste (939), stand Hermann entschlossen an der Seite des Königs, der ihm das Kloster Echternach zusprach und in die Verlobung seines Sohnes und präsumtiven Nachfolgers Liudolf mit Hermanns einziger Tochter und Erbin Ita einwilligte. Hermann zählte hinfort, ebenso wie sein Bruder Udo, zu den vertrautesten Beratern OTTOS DRES GROSSEN; seine Umsicht und Klugheit rühmt eine zeitgenössische Quelle mit Nachdruck. 941 führte er den aus seiner Herrschaft vertriebenen Markgraf Berengar von Ivrea und dessen Gemahlin an den Hof und beteiligte sich 946/47 an den Feldzügen OTTOS gegen Hugo von Franzien; sein Einfluß machte sich demnach wohl in der lothringisch-westfränkischen Politik OTTOS ebenso geltend wie in der ersten. Phase einer Einwirkung auf die politische Ordnung Italiens.

    Literatur:
    siehe zu Hermann II. von Schwaben.

    Althoff Gerd: Seite 386, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    H 44 Me: 13.12. Herimannus dux + 949 Hermann I. Herzog von Schwaben

    (Es.) Der KONRADINER Hermann wurde 926 schwäbischer Herzog und war mit den OTTONEN verwandtschaftlich verbunden - seine Tochter Ida (H 13) wurde die Gemahlin Liudolfs (H 32). Nach dem Urteil der Forschung gehörte er zu den engsten Ratgebern HEINRICHS I. und OTTOS DES GROSSEN, vgl. allg. NDB 8, S. 641 und FW H 14; Zotz, Der Breisgau und das alemannische Herzogtum, passim (Register, S. 251); Maurer, Der Herzog von Schwaben, passim (Register, S. 354).
    Hermann I. war eine treue Stütze seines königlichen Cousins KONRAD I., danach HEINRICHS I., der ihm auf der Reichsversammlung von Worms im November 926 das Herzogtum Schwaben übertrug. Als stammesfremder Herzog heiratete er die Witwe seines Vorgängers Burchards II., um so eine gewisse Verbindung mit seinem Vorgänger und den schwäbischen Familien herzustellen. Seine Ernennung markierte den Wandel vom Stammes- zum Beamtenherzogtum. Mehrmals fielen 927 die Ungarn plündernd ins Land ein. Er stärkte die königliche Macht in Schwaben, fungierte 936 bei der Krönung OTTOS I. als Mundschenk und wurde dessen wichtige, zuverlässige Stütze. Er unterwarf 937-939 die gefährlichen Rebellionen von OTTOS Bruder, Franken und Lothringen und zeitweise belagerte sein Cousin Herzog Eberhard von Franken Breisach. 939 erbte er einen Teil von dessen Eigengütern und bekam auch etliche Positionen im fränkisch-hessischen Raum. Er brachte Schwaben wieder in engste Anlehnung ans Reich, wurde Laienabt von Echternach und unterstützte OTTO auch gegen Frankreich. Er kam zu höchsten Ansehen im Reich.

    Barth Rüdiger E.: Seite 106,190, "Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert"

    Herimannus

    Aus Gründen des Lebensalters kann es sich nicht um den 989 erstmalig als comes palatinus urkundlich erwähnten Pfalzgrafen Hermann I. Pusillus handeln (s. W. Bader, Benediktinerabtei, 1937, S. 42; R. Gerstner, Geschichte der lothringischen und rheinischen Pfalzgrafschaft, S. 14, H. Witte, Genealogische Untersuchungen, in: MIÖG, Ergänzungsband 5,1 (1896-1903) S. 335,474.
    Es handelt sich hier wohl um den 927 zum Herzog von Schwaben ernannten und 10.12.949 verstorbenen KONRADINER Hermann, Sohn Gebhards, des Grafen in der Wetterau.
    Vgl. dazu Isenburg, Tafel 4; Maurer, Herzog von Schwaben, S. 30,48f.,64,67,69, 70,72f.,77-80,132,142,149,156f.,162,165f.,169,171, 175f.,184,191,193f., 1898; D K I, Nr.3, S. 4, v. 5.3.912, nur in der Pönformel verunechtete Schenkungsbestätigung an Bistum Eichstätt; ebd., Nr. 15, v. 18.2. 913; D O I, Nr. 25, v. 7.4.940: per interventum... Herimanni ducis Alemannorum; D O I 111, S. 194, v. 1.6.949: conventu... Conradus dux, Herimannus dux, Hezzo comes, Godefridus comes, Rudolfus comes, Reginberus comes; Wampach, Luxemburg, S. 205; Beyer, Nr. 183, v. 29.12.945, Nr. 194, a. 950-956; VK II, S. 395.
    Die Berichte über den Aachener Hoftag 944 enthalten keinerlei Hinweise über eine Einsetzung Konrads. Es hätte nahe gelegen, ihn anläßlich dieses Hoftages zu ernennen. Ganz im Gegenteil wird im Jahre 944 Hermann von Schwaben in herzogsähnlicher Mission zur Anführung eines Heeres gegen Reginar III. und seinen Bruder Rudolf eingesetzt. Zum gleichen Jahr 944 berichtet Flodoard, dass Herzog Hugo von Franzien Hermann von Schwaben, nicht Konrad, um eine Unterredung bat. Und wiederum zum gleichen Jahr 944 heißt es beim selben zuverlässigen zeitgenössischen Chronisten, dass OTTO I. Hugo von Franzien ein unter dem Kommando Herzog Hermanns stehendes Heer entgegensandte.

    Stälin Paul Friedrich: Seite 177-180, "Geschichte Württembergs"

    Vermutlich auf einer Versammlung zu Worms, allwo zahlreiche schwäbische Große, namentlich Geistliche, vielleicht auch Herzog Burchards Schwiegersohn, König Rudolf, sich einfanden, im Anfang November 926, übertrug König HEINRICH I. das Herzogtum an den fränkischen Grafen Hermann I. (926-949). Der neue Herzog war ein Sohn des im Ungarnkampfe gefallenen Grafen Gebhard und Geschwisterkind König KONRADS I. und Herzog Eberhards von Franken, bisher vermutlich Graf im Engersgau und Oberlahngau, auch in Franken, besonders in der Gegend des späteren Montabaur, reich begütert. Durch treue Ergebenheit gegenüber dem Könige brachte er Schwaben in ein engeres Verhältnis zum Reich und vermählte sich bald, ohne Zweifel sowohl zum Zwecke der Annäherung an seine neue Heimat, deren Sitten und Einrichtungen er stets in Ehren hielt, als auch zur Erwerbung ansehnlichen Güterbesitzes in derselben, mit der Witwe seines Vorgängers, Reginlinde.
    Nach dem Tode König HEINRICHS, während dessen späterer Regierungszeit in SW-Deutschland Ruhe herrschte, wurde zunächst wieder durch die Franken und Sachsen sein Sohn OTTO I. zum deutschen König gewählt und die Wahl zu Aachen allgemein bestätigt. Bei der Krönungsfeier allda (um den 1. August 936) war Herzog Hermann oberster Mundschenk, während Herzog Eberhard von Franken das Truchsessenamt verwaltete. Bereits im folgenden Jahr stürmten die Ungarn, furchtbar hausend, über O-Franken und Schwaben hin, wandten sich jedoch bald weiter und über den Rhein. Sodann aber lehnten sich wiederholt mächtige Große des Reiches gegen die königliche Gewalt auf und entzündeten innere Kriege. Es war dies vor allem Herzog Eberhard von Franken, welcher es nicht verwinden konnte, dass nach dem Tode seines Bruders die Krone vom fränkischen Stamme auf das sächsische Haus übergegangen war. Griff er im Jahre 937 allein zu den Waffen, so tat er es im folgenden Jahre im Bunde mit OTTOS Halbbruder Thankmar, dessen Ansprüche an die erledigte sächsische Pfalz- und Markgrafenwürde OTTO nicht befriedigt hatte. Thankmar schlug in Westfalen los, allein als hier Gebhard, der Sohn des Grafen Udo von der Wetterau und vom Rheingau, eines Bruders von Herzog Hermann, im Kampfe vor Belecke gefallen war, spaltete sich die fränkische Familie selbst in unversöhnlicher Feindschaft; Udo und sein Bruder, der in seiner Treue bereits wankend gemachte Hermann, sowie ihr Vetter, Graf Konrad vom Niederlahngau, Kurzbold genannt, schlossen sich jetzt in ihrem Haß gegen Eberhard aufs engste an König OTTO an, Thankmar mußte im Juli des Jahres sein Unternehmen mit dem Leben büßen und Eberhard um Vergebung flehen, die ihm auch wie früher zuteil wurde. Schon im Jahr 939 erhoben OTTOS jüngerer Bruder Heinrich und der Gemahl seiner Schwester Gerberga, Herzog Giselbert von Lothringen, einen neuen Sturm. Wollte jener die deutsche Krone auf sein Haupt setzen, weil er, nicht OTTO, geboren worden sei, während sein Vater schon König gewesen, so strebte dieser nach einer unabhängigen königlichen Stellung. Sie wurden bei Birten, unweit Xanten, von OTTO besiegt, gewannen jedoch durch Huldigung den Beistand König Ludwigs IV. von Frankreich; auch Herzog Eberhard erhob sich jetzt wortbrüchig und der Kampf zog sich mehr in die oberen Lande. Als jedoch Eberhard und Giselbert den Rhein bei Andernach überschritten, um die rechts gelegenen Gaue der Vettern Eberhards, Konrad Kurzbolds und Udos, den Niederlahngau, Rheingau und die Wetterau zu verwüsten, wurden sie von den letzteren unvermutet bei einem Mahle überfallen. Eberhard erlag nach hartnäckigem Kampfe, mit vielen Wunden bedeckt, dem Schwert, Giselbert fand auf der Flucht seinen Tod im Rhein, und ihr Gefolge ward teils niedergemacht, teils gefangen. Das Herzogtum Franken erlosch mit Eberhards Tode, zumal da er keine männlichen Nachkommen hinterließ und blieb fortan unmittelbar mit der Krone vereinigt; ein Teil der herzoglichen Liegenschaften wurde vom König eingezogen, ein anderer dürfte an Eberhards dem Könige treu gebliebene Vettern gefallen sein. Herzog Hermann insbesondere ist hierbei wohl nicht leer ausgegangen, ja als derselbe unter der großen Schar derer, welche dem siegreichen Könige zu seinen Erfolg Glück wünschten, erschien und im Vertrauen auf den Umfang seiner Besitzungen und die Größe seines Reichtums für seine noch im Kindesalter stehende Tochter und einzige Erbin, Ida, um OTTOS damals erst 9 Jahre alten Erstgeborenen, Liudolf, warb, willigte der König ohne Zögern in die Verbindung.
    Die in verschiedenen Kämpfen erprobte treue Gesinnung bewahrte Herzog Hermann dem Könige fortwährend, er fand sich nicht selten an seinem Hoflager ein und leistete ihm da und dort gute Dienste. So bekriegte er für ihn im Jahr 944 die Vasallen König Ludwigs Übermeer von Frankreich, Ragnar und Rodulf, mit Erfolg und beteiligte sich im Jahr 946 an des Königs Feldzug gegen Herzog Hugo den Großen von Francien. Andererseits hatte auch er selbst manchen Gewinn von dieser Verbindung mit OTTO: er bekam das Kloster Echternach als Laienabt und wußte insbesondere schwäbischen Klöstern wiederholt Gunstbezeugungen zuzuwenden. Noch im besten Mannesalter starb der Herzog am 10. Dezember 949. Er hinterließ den Ruhm eines weisen, um König und Reich, sowie sein Herzogtum in jeglicher Richtung wohlverdienten Fürsten und wurde in der S. Kilians-Kirche zu Reichenau bestattet. Seine Witwe zog sich für den Rest ihres Lebens nach Zürich in das Kloster zu St. Felix und Regula zurück, das ihr schon längere Zeit her unterstellt war, soll sich jedoch zuletzt nach einer sagenhaften Nachricht in eine Klause auf der Insel Ufnau begeben haben, dort (ums Jahr 958) gestorben und im Kloster Einsiedeln begraben worden sein.

    Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Seite 176, "Kaiser Otto der Große"

    Dem Grafen Udo folgte im Tode sein Bruder, der Herzog Hermann von Schwaben, noch am 10. Dezember des nämlichen Jahres nach und wurde in der Kapelle des heiligen Kilian zu Reichenau bestattet. Eine zuverlässige Stütze des Thrones in den Wirren der ersten Jahre OTTOS, wird er als einer der weisesten Fürsten seiner Zeit gepriesen und erscheint als solcher besonders häufig im Rat des Königs. In den westfränkischen Händeln namentlich bediente sich derselbe öfters seines Beistandes, sei es, weil ihm gerade durch den Besitz des Elsasses diese Dinge näher lagen, sei es, daß Hermann außer der Abtei Echternach noch andere lothringische Lehen hatte. Mit dem Herzogtum Schwaben verband er auch manche fränkische Güter, so in der Gegend des späteren Montabaur. Trotz seiner fränkischen Abkunft scheint er den Schwaben keinen Anstoß gegeben zu haben, denn es wird ihm als Beweis seiner Klugheit nachgerühmt, daß er die Sitten und Einrichtungen des ihm anvertrauten Landes stets in hohen Ehren gehalten habe. Er unterstützte auch den Bau der neuen Kirche und des Klosters, welches der Straßburger Probst Eberhard an der Stelle der alten Meinradzelle errichtete und als erster Vorsteher leitete und schenkte der neuen Stiftung zwei Rippen der Züricher Schutzpatrone Felix und Regula. Von seiner Gemahlin Reginlinde, die bereits mit Herzog Burchard vermählt gewesen war, hinterließ Hermann als einzige Erbin [Über Regilinde vgl. Stälin Wirttemberg. Geschichte I, 435,436,444,553; Waitz, Jahrbücher Heinrichs Seite 94 Anmerkung 3. Waitz sagt (Anmerkung 2): "Auch die zweite Ehe der Regilinde war unfruchtbar", obgleich die Mirac. S. Verenae c. 5 ihr nur die Söhne absprechen, dagegen ausdrücklich erzählen: Quae consepit et peperit filiam etc. Wilmans (Kaiserurkunden der Provinz Westfalen J, 452) bemerkt darüber: "Wenn Waitz dann aus der Mirac. S. Verenae den Beweis erbringt, daß auch die zweite Ehe der Reginlind ... mit Kindern nicht gesegnet gewesen." und gibt daher Ida eine andere Mutter.] seines reichen Gutes Ida [Über Ida siehe oben Seite 100 Anmerkung 4.], Liudolfs Weib, die gerade in diesem Jahr von einer Tochter, Mathilde, genas.

    Holtzmann Robert: Seite 80,83,112,117,119,123,127,130,136,139, "Geschichte der sächsischen Kaiserzeit"

    Obgleich es noch einen HUNFRIDINGER gab, ernannte HEINRICH I. auf der Reichsversammlung von Worms im November 926 einen stammesfremden fränkischen Mann zum Herzog von Schwaben: Hermann, Sohn des KONRADINERS Gebhard und mithin Vetter KONRADS I. und Eberhards von Franken. Hermann begab sich, wohl gewiß nicht ohne militärischen Schutz, in sein neues Herzogtum und heiratete hier die Witwe Burchards, Regilinde, um so nachträglich eine gewisse Verbindung mit dem Vorgänger und den schwäbischen Familien herzustellen. Aber es versteht sich, daß er stark auf die königliche Unterstützung angewiesen war und nicht im entferntesten die Selbständigkeit Burchards besaß. Er hat keine so große Gewalt über die schwäbischen Stifte ausgeübt, er mußte die Besetzung der Bistümer völlig dem König überlassen, und auch die eigenmächtige auswärtige Politik des Herzogs von Schwaben hatte ein Ende. Andererseits hat der König den Umkreis der Macht dieses seines herzoglichen Beamten und Stammesfürsten dadurch erweitert, daß er das Elsaß aus seiner Verbindung mit Lothringen löste und ihm als ein besonderes Herzogtum anvertraute, wie das dem alemannischen Volkstum im Elsaß entsprach. Zweifellos hat HEINRICH mit der Wahl Hermanns einen sehr guten Griff getan. Der neue Herzog hat schon dadurch, daß er sich in Schwaben ohne ernstere Schwierigkeiten gehalten hat, seine Fähigkeiten bewiesen. Fast ein Vierteljahrhundert lang hat er seines Amtes gewaltet und sich jederzeit als ein treuer, völlig zuverlässiger Freund HEINRICHS wie seiens Sohnes bewährt.
    Von HEINRICH I. haben wir Münzen, außer aus Sachsen, aus Mainz, Straßburg, Metz und Verdun, also aus Franken, Elsaß-Schwaben ud Lothringen. Aus Franken kennen wir nur diese Königsmünze, aus Schwaben und Lothringen dagegen auch Münzen Hermanns und Giselberts.
    Nun folgte noch eine Fortsetzung alten kultischen Brauches, das festliche Königsmahl in der Pfalz, wobei die vier Herzöge dem neuen König die Ehrendienste versahen, die man später als Erzämter bezeichnet hat und in denen sich etwas von dem Amtscharakter der Herzöge aussprach: Giselbert von Lothringen, in dessen Herzogtum man sich befand, diente als Kämmerer, Eberhard von Franken als Truchseß, Hermann von Schwaben als Mundschenk, Arnulf von Bayern als Marschall.
    Aber es ging nicht alles so, wie die Empörer wollten. Es war dem Herzog Eberhard von Franken gelungen, auch ein jüngeres Mitglied seines Hauses auf seine Seite zu ziehen, Gebhard, einen Sohn des rheinfränkischen Grafen Udo (der ein Bruder Hermanns von Schwaben und mithin ein Vetter Eberhards war). Dieser Gebhard ist im Kampf um Belecke gefallen, und das schien den anderen KONRADINERN, Hermann, Udo und ihrem Vetter Konrad Kurzbold, ein Gottesgericht, so daß sie um so fester auf der Seite des Königs aushielten.
    Aber der neue Herzog Berchthold mußte nun in der Tat auf das wichtige Recht der Bischofseinsetzung verzichten, er mußte außerdem eine Reihe von Erwerbungen und Okkupationen Arnulfs wieder herausgeben: dem König das karolingische Reichsgut, der Kirche einen Teil der säkularisierten Besitzungen, dem Herzog von Schwaben das Engadien. So empfing Hermann, der einzige unter den Herzögen, auf dessen Treue Verlaß gewesen war, seinen Lohn, während zugleich der Gegensatz zwischen Bayern ud Schwaben geschickt genährt wurde.
    Gegen die Feinde schickte der König den treuen Herzog Hermann mit schwäbischen Truppen nach Norden, und zwei Grafen dieses Hauses, Hermanns Bruder Udo und sein Vetter Konrad Kurzbold, Vettern auch des Franken-Herzogs, haben am 2. Oktober 939 den entscheidenden Sieg am Rhein, gegenüber von Andernach, davon getragen. Eberhard und Giselbert waren bereits über den Strom gekommen, ihr Heer war am Beutemachen, ein großer Teil der Truppen schaffte den Raub auf das andere Ufer, da wurden die Herzöge von den beiden Grafen überrascht und völlig geschlagen. Eberhard ist im Kampf gefallen, Giselbert auf der Flucht im Rhein ertrunken.
    Eben die großen fränkischen Herrn standen damals (941) bei OTTO in höchstem Ansehen, so neben Hermann, dem Schwaben-Herzog, und den anderen KONRADINERN der am Mittelrhein, in der Gegend von Worms und Speyer, reich begabte Graf Konrad der Rote.
    Von Kamerich aus rückte OTTO im August 946 in Frankreich ein, mit einem starken Heer, bei dem sich auch der König Konrad von Burgund wieder befand, ferner Hermann von Schwaben mit seinem Bruder Udo, die Erzbischöfe von Mainz und Trier und andere weltliche und geistliche Fürsten.
    Seine ganze Liebe zu ihr wandte OTTO jetzt seinem einzigen Sohn Liudolf zu, der damals 16 Jahre zählte, aber schon seit 940 mit Ida, der einzigen Tochter des Herzogs Hermann von Schwaben, verlobt war. Jetzt, nach dem Tod der Mutter, wurde Liudolf vom Vater zum Nachfolger im Reich designiert und im Jahre darauf mit Ida vermählt; er galt ohne Zweifel schon damals auch als einstiger Nachfolger Hermanns in Schwaben. Am 10. Dezember 949 schließlich starb auch der um das Königshaus seit mehr als zwei Jahrzehnten außerordentlich verdiente, bei OTTO in höchstem Ansehen stehende Herzog Hermann von Schwaben, der "weiseste und klügste" unter seinen Standesgenossen, worauf Liudolf die Herrschaft in Schwaben übernahm.
    Herzog Hermann führte 941 den flüchtigen Markgrafen Berengar von Ivrea vor König OTTO, der ihn freundschaftlich aufnahm und seine Auslieferung, die Hugo forderte, verweigerte.

    Maurer, Helmut: Seite 48f.,64,67,77-80,132,142,149, "Der Herzog von Schwaben. Grundlagen, Wirkungen und Wesen seiner Herrschaft in ottonischer, salischer und staufischer Zeit"

    Aus der Regierungszeit der nächste beiden Herzöge, Hermann I. (926-949), eines KONRADINERS, und Liutolfs (949-953), eines OTTONEN, besitzen wir nicht die geringste Hinweise auf eine Verankerung ihrer Herzogsherrschaft am westlichen Bodensee und im Hegau. Die Tatsache, daß beide weder der Familie Erchangers noch diejenigen der sogenannten HUNFRIDINGER, der Burchard I. entstammte, angehörten, könnte zunächst zu dem Gedanken verleiten, daß beide Nachfolger Burchards der Herrschaftsgrundlage, über die dieser offensichtlich noch verfügt hatte, nach dessen Tode beraubt worden seien. Gegen die Stichhaltigkeit einer solchen Annahme spricht indessen nicht allein die Erkenntnis, daß sowohl Hermann I. - durch die Heirat mit Burchards II. Witwe Reginlinde - als auch Liutolfs - durch die Ehe mit Hermanns und Reginlindes Tochter Ita - als vollberechtigte und eindeutig legitimierte Erben Herzog Burchards II. gelten mußten und dementsprechend auch über die gleiche Herrschaftsgrundlage wie Burchard II. verfügt haben dürften. Gegen die Annahme einer stärkeren Zäsur innerhalb der schwäbischen Herzogsherrschaft während der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts spricht aber auch die Beobachtung, daß sich sowohl Hermanns I. als auch Liutolfs Wirkungsbereiche weitgehend mit demjenigen Burchards II. deckten. Für die beiden Nachfolge-Herzöge ist, obgleich sich die räumliche Reichweite ihrer Herzogsherrschaft insgesamt wesentlich vergrößert hatte, Zürich von großer Wichtigkeit, und beide stehen wiederum in enger Verbindung zu den alten Reichsabteien St. Gallen und Reichenau und zu der neu gegründeten Abtei Einsiedeln. Hermann I. setzte zudem das schon von Burchard I. eng gestaltete Verhältnis zu dem kleinen Hochrheinkloster Zurzach mit seinem für das Herzogshaus offenbar wichtigen Verena-Kult fort.
    Angesichts dieses im wesentlichen gleichgebliebenen geographischen Rahmens spricht nichts dagegen, sondern eher alles dafür, daß auch bis hin zu Liutolf die frühen "Herzogsorte" am Westrande des Bodensees und im Hegau, das heißt im Umkreis der einstigen Königspfalz Bodman, und unter ihnen zumindest der Hohentwiel, in diese Herzogsherrschaft Hermanns und Liutolfs eingeschlossen gewesen sind und immer noch eine wesentliche Grundlage für die Ausübung der herzoglichen Rechte abgegeben haben werden.
    Von Hermann I. an hat kein Herzog von Schwaben bis einschließlich Herzog Ernst II. auf eine Münzprägung in Zürich verzichtet. Das spricht nicht nur für die herausragende Rolle, die Zürich auch im 10. und frühen 11. Jahrhundert als Wirtschaftsplatz zukam; es spricht zugleich für eine überaus starke Stellung, die den Herzögen in Zürich eignete.
    Diese herzogliche Kirchenherrschaft gibt sich am sichtbarsten darin zu erkennen, daß die Chorherren in einer notitia des Jahres 968 Herzog Burchard als ihren senior bezeichnen und daß ebenso wie die karolinguischen Königstöchter Hildegard und Berta und wie Richardis, die Gattin KARLS III., auch Reginlinde, die Gattin Herzog Burchards II. und Herzog Hermanns I., als Laien-Äbtissin der Frauenabtei - wenn nicht gar zugleich dem Chorherrenstift - vorstand.
    Wenn nun erstmals von Herzog Hermann von Schwaben (926-949), einem engen Vertrauten OTTOS I., dem der König den am 2.X.939 bei Andernach erfochtenen Sieg über seine herzoglichen Feinde zu verdanken hatte, - wenn nun also erstmals von Herzog Hermann in Breisach geprägte Münzen vorhanden sind, dann kann dieses Fußfassen des schwäbischen Herzogs auf dem Berg von Breisach am ehesten mit der Einnahme des Berges durch OTTO I. und einer Weiterverleihung der "Burg" an Hermann als seinen engsten Vertrauten erklärt werden.
    Wiederum war es kein Platz in der Mitte des Herzogtums, den der König dem Herzog als neuen Vorort überließ, sondern eine Örtlichkeit an dessen Grenze, und wiederum war es ein Platz, der erst dem Feinde - diesmal freilich durch den König selbst - mit Gewalt abgerungen werden mußte.
    Die Aktivität der Münzstätte des Herzogs von Schwaben in Breisach wird schon darin sichtbar, daß allein von Herzog Hermann I. (926-949) für den kurzen Zeitraum von nicht ganz zehn Jahren (ca. 939 bis 949) vier verschiedene Denar-Typen ausgeprägt worden sind, von denen drei den Namen Hermanns mit dem OTTOS I. verbinden, ja einer sogar das Brustbild des Kaisers zeigt, der vierte aber den Namen des Herzogs ohne den des Königs trägt.
    Eine natürliche Folge dieser Bindung der Herzogsherrschaft an Königtum und Reich ist es dann, wenn Herzog Burchards Nachfolger im Amte, der KONRADINER Hermann I., nicht mehr vom Adel Schwabens im Lande selbst, sondern jetzt, 926, von König HEINRICH I. sogar außerhalb des Landes, auf einem Reichstag in Worms, zum Herzog in Schwaben eingesetzt wird. Deutlicher kann denn wohl die Abhängigkeit der schwäbischen Herzogswürde von Willen und Gunst des Königs nicht unterstrichen werden: Sie wird vom König, sie wird - wie fortan bis zum Jahre 1048 ausschließlich - außerhalb des Landes und sie wird dazu noch einen Landfremden vergeben. Denn Herzog Hermann heiratet Reginlinde, die Witwe Herzog Burchards II., deren Sohn offensichtlich beim Tode des Vaters noch nicht mündig gewesen war. Es bleibt demnach nicht nur eine institutionelle, sondern durchaus auch eine personelle Kontinuität gewahrt. Und an die Heirat mit einer Herzogswitwe oder einer Herzogstochter ebenso wie durch die unmittelbare Abstammung von einem Herzog oder gar - wie im Falle Liutolfs - durch Adoption begründeten Ansprüche haben sich die Könige bei der Vergabe des ducatus - trotz ständigem Wechsels zwischen Mitgliedern aus den Häusern der BURCHARINGER, KONRADINER und LIUDOLFINGER im 10. Jahrhundert und der BABENBERGER im 11. Jahrhundert, künftige durchweg ebenso gehalten, wie sie andererseits das Recht auf Vergabe des Herzogsamtes nie mehr ais der Hand gegeben haben.
    Vom König an den Herzog überlassenes Reichsgut werden wir etwa in jenen Besitzungen suchen dürfen, die der Königssohn Herzog Liutolf und seine Frau Ita im Jahre 950 in den Orten Truchtelfingen (südlich von Tailfingen) und Trossingen (südlich von Rottweil) zum Seelenheil von Itas Vater, an die Abtei Reichenau schenken, eine Schenkung, die bemerkenswerterweise einer Legitimierung durch König OTTO I. bedurfte, indem der König diese Schenkung an das Kloster kurze Zeit darauf noch einmal durch eine eigene Urkunde wiederholte. Die Notwendigkeit einer solchen Legitimierung zeigt bereits, daß es sich bei den Besitzungen, über die das Herzogspaar verfügte, um Königsgut handelte, das dem Herzog als Amtsgut verliehen worden war.

    927 oo 2. Regilinde, Tochter des UNRUOCHINGERS Eberhard im Sülichgau, um 888- nach 959

    Kinder:
    - Ida 930/32-17.5.986
    947 oo Liudolf Herzog von Schwaben 930-6.9.957

    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 138,158,215,246,386 H 44 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 49,52,74,86,93 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lothringen im 10. Jahrhundert, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 39,92,106,107,108,111,121,123,125,145,190 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 40,54,59-62,66,114 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches, Gustav Lübbe Verlag Bergisch Gladbach 1994, Seite 398,401 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 65,71,101,115,174,246 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 48,65,67,105 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 80,83,112,117,119,121,123,127,130,136,139,242,274 - Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 Seite 177 - Maurer, Helmut: Der Herzog von Schwaben. Grundlagen, Wirkungen und Wesen seiner Herrschaft in ottonischer, salischer und staufischer Zeit, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1978 Seite 30,48f.,64, 67,69,70,72f.,77-80,132,142,149,156f.,162,165f.,169,171,175f.,184,191,193f. - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998 Seite 301,365,435,438,448 - Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 170,409,412 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 84 - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan (Hrsg.): Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung "Otto der Große, Magdeburg und Europa" Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001 Seite 94,105, 274 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 117,127,129,142 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 170,173,183,186 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 12,51,74,105,110,115,118 -

    Begraben:
    St-Kilians-Kapelle

    Hermann heiratete im Sülichgau, Regilinde in 927. Regilinde wurde geboren um 888; gestorben nach 959 in Ufenau (Insel) Freienbach [8807],Schwyz,Schweiz; wurde beigesetzt in Reichenau [78479],Konstanz,Baden-Württemberg,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 49. von Schwaben, Ida  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 932/934; gestorben am 17 Mai 986.