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 Bohrer

Nithard

männlich um 795 - 845  (50 Jahre)


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Generation: 1

  1. 1.  Nithard wurde geboren um 795; gestorben am 15 Mai 845; wurde beigesetzt in Saint-Riquier [80135],Somme,Picardie,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: fränkischer Geschichtsschreiber

    Notizen:

    Wikipedia - Nithard

    Nithard (* um 795; † 845) war ein fränkischer Geschichtsschreiber. Seine Historiae stellen eine wichtige Quelle für das Frankenreich im frühen 9. Jahrhundert dar.

    Nithard war der uneheliche Sohn von Angilbert und Bertha, einer Tochter Karls des Großen. Über sein Leben ist nur wenig bekannt. Er nahm aktiv an den Bruderkämpfen der Karolinger teil und war ein Anhänger Karls des Kahlen. Er fiel im Kampf gegen die Normannen.
    Im Auftrag Karls des Kahlen verfasste er ein lateinisches Geschichtswerk, das üblicherweise als Historiae („Historien“) oder als Historiarum Libri IV („4 Bücher Geschichten“) bezeichnet wird. Darin schilderte Nithard die Zeit vom Tod Karls des Großen (814) bis in das Jahr 843. Der Schwerpunkt der Darstellung liegt auf der Zeitgeschichte; während das erste Buch die Zeit bis 840 behandelt, sind die Bücher zwei bis vier den drei Jahren bis 843 gewidmet. Leitthema der Historiae sind die karolingischen Bruderkämpfe, für die Nithards Werk mit die wichtigste Quelle darstellt. Obwohl Nithard – der als einer der wenigen frühmittelalterlichen Geschichtsschreiber kein Geistlicher, sondern Laie war – zugunsten Karls des Kahlen Partei ergriff, beinhalten die Historiae sehr wertvolles Material. So überliefert Nithard den Inhalt der Straßburger Eide; auch ansonsten bietet sein Werk sehr wichtige Informationen, die teilweise nirgendwo anders überliefert sind. Allerdings ist eine pessimistische Grundhaltung aufgrund des von Nithard erkannten Niedergangs des Karolingerreichs erkennbar. Er äußert wiederholt seine Missstimmung über die Lage des Reiches und blickt daher recht wehmütig auf die Zeit Karls des Großen zurück.[1]
    Teilweise liegen Übereinstimmungen zwischen Nithard und dem Werk des sogenannten Astronomus vor. Ob dieser von Nithard abhängig ist oder umgekehrt oder beide einer gemeinsamen Quelle folgten, ist in der Forschung umstritten.[2]
    Die Historiae sind nur in einer Handschrift aus dem 10./11. Jahrhundert überliefert (Paris, BN lat. 9768).

    Neue Deutsche Biographie - Nithard

    fränkischer Geschichtsschreiber, ⚔ 15.5.845, ⚰ Saint Riquier.

    Der uneheliche Sohn Berthas und Enkel Karls d. Gr. wird erstmals in den Verhandlungen der Söhne Ludwigs d. Frommen († 20.6.840) nach dessen Tod erwähnt. Im karolingischen Brüderkrieg stand N. stets aktiv auf seiten Karls d. Kahlen, in dessen Auftrag er 842 in Aachen mit anderen westfränk. Großen an den Beratungen über die Teilung des Reiches mitwirkte. Auf Bitten Karls begann er seit Mai 841 die Geschichte seiner Zeit in vier von 814 bis 843 reichenden Büchern aufzuschreiben. Bei aller Sympathie für Karl und deutlicher Kritik an Lothar zeichnet sich N.s von unmittelbarem Erleben (Schlacht von Fontenoy 841) gespeistes Werk durch eine am Vorbild Karls d. Gr. orientierte Staats- und Reichsvorstellung aus, in deren Zentrum pax, iustitia und misericordia als Leitbegriffe politischen Verhaltens stehen. Während Karls Regierungszeit als Verwirklichung der rechten, naturgemäßen Ordnung idealisiert wird, sieht N. seine Gegenwart vom Konflikt zwischen der Sorge für das öffentliche Wohl (utilitas publica) und den immer stärker dominierenden Privatinteressen (cupiditas) bedroht. Viele, nur hier überlieferte Nachrichten (u. a. die Straßburger Eide vom 14.2.842, in denen sich Ludwig u. Karl in altfranz. und althochdeutscher Sprache öffentlich zu gegenseitiger Hilfe gegen Lothar verpflichteten, sowie die genaueste Grenzbeschreibung der Teilungspläne) begründen den besonderen Quellenwert von N.s pessimistisch ausklingenden Historien als „key testimony on the events of 840-842“ (Nelson 1996). N. blieb für lange Zeit der letzte Geschichte schreibende Laie. Die Wirkung seiner „Historien“ ist – angesichts einer einzigen erhaltenen Handschrift (Paris, Bibl. Nat., Ms. lat. 9768) – eher als gering einzustufen. N., der seinem Vater erst im Frühjahr 845 als (Laien-)Abt von St. Riquier nachfolgte, fiel 845 im Kampf gegen die Normannen in der Picardie.

    Werke
    Nithardi Historiarum libri IIII, ed. Ernst Müller, MGH SS rer. Germ. 44, 1907, ND 1965; Ph. Lauer, N., Hist. des fils de Louis le Pieux, 1926, 21964.

    Literatur
    ADB 23; Wattenbach-Levison-Löwe III, 1957, S. 353-57; W. Wehlen, Gesch.schreibung u. Staatsauffassung im Za. Ludwigs d. Frommen, 1970, S. 57-105; H. Patze, Iustitia bei N., in: FS f. H. Heimpel, III, 1972, S. 147-65; N. Staubach, Das Herrscherbild Karls d. Kahlen, Diss. Münster 1981, I, S. 78-85; J. L. Nelson, Public Histories and Private Hist. in the Work of N., in: Speculum 60, 1985, S. 251-93; dies., The search of peace in a time of war: The Carolingian Bruderkrieg, 840-843, in: Träger u. Instrumentarien d. Friedens im hohen u. späten MA, hg. v. J. Fried, 1996, S. 104-11; H.-W. Goetz, Regnum: Pol. Denken in der Karolingerzeit, in: ZSRG 104, 1987, S. 126-31; A. Önnerfors, In Nithardi Historiarum Libros Annotatiunculae, in: FS f. F. Brunhölzl, 1989, S. 75-84; P. Depreux, N. et la res publica: un regard critique sur le règne de Louis le Pieux, in: Médiévales 22-23, 1992, S. 149-61; LThK; Vf.-Lex. d. MA; Lex. MA.