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 Bohrer

von Franken, Lothar I.

von Franken, Lothar I.

männlich 795 - 855  (60 Jahre)

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Generation: 1

  1. 1.  von Franken, Lothar I.von Franken, Lothar I. wurde geboren in 795; gestorben am 29 Sep 855 in Prüm [54595],Bitburg-Prüm,Rheinland-Pfalz,Deutschland; wurde beigesetzt in Prüm [54595],Bitburg-Prüm,Rheinland-Pfalz,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: fränkischer König
    • Titel/Amt/Status: römischer Kaiser

    Notizen:

    LOTHAR I. König von Italien (823-855)
    römischer Kaiser seit Ostern 823
    795-29.9.855 Kloster Prüm Begraben: Kloster Prüm
    Ältester Sohn des Kaisers LUDWIG I. DER FROMME aus seiner 2. Ehe mit der Irmingard, Tochter von Graf Ingram

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 2123, LOTHAR I., Kaiser, fränkischer König

    * 795 + 29. September 855 Begraben: Kloster Prüm
    oo Irmingard seit 821 (+ 851)

    Der älteste Sohn LUDWIGS DES FROMMEN, seit 814 Unter-König von Bayern, wurde 817 in Aachen zum Mit-Kaiser gekrönt und war nach der dort beschlossenen‚ Ordinatio imperii‘ als Kaiser und Nachfolger des Vaters vorgesehen, unter dessen Oberhoheit die Brüder (Ludwig der Deutsche, Pippin von Aquitanien) stehen sollten. Die Folgezeit (822-825) verbrachte LOTHAR I. als Regent in Italien (Kaiserkrönung Ostern 823). Bei der Erhebung der Söhne gegen Kaiser LUDWIG von 830 als Reaktion gegen die Ausstattung des nachgeborenen Sohnes KARL DES KAHLEN von LUDWIGS zweiter Gemahlin Judithnotwendig gewordene Neuregelung der Reichsteilung spielte der am meisten Betroffene LOTHAR die führende Rolle und wurde anschließend weitgehend entmachtet. Bei der zweiten ebenfalls von LOTHAR I. angeführten Empörung der drei älteren Söhne (833) trat LOTHAR I., im Bund mit dem Papst, als Verfechter der Einheitsidee auf. Nach LUDWIGS Wiedereinsetzung verharrte LOTHAR I. im Widerstand und hielt an seinem kaiserlichen Alleinvertretungsanspruch fest, war aber faktisch bereits auf Italien beschränkt, das er kaum mehr verließ. Erst 839 kam es zur Aussöhnung zwischen LOTHAR und KARL. In den nach LUDWIGS Tod offen ausbrechenden Brüderkriegen mit wechselnden Parteiungen stand der zunächst erfolgreiche LOTHAR, der alle Rechte aus der Ordinatio imperii beanspruchte, zuletzt gegen Ludwig und KARL; in der Schlacht von Fontenay (25. Juni 841) unterlag er den Brüdern. Der nach vielen Verhandlungen geschlossene Vertrag von Verdun (August 843) wurde zur Grundlage der künftigen territorialen Entwicklung. LOTHAR I. erhielt das Kaisertum und die Herrschaft über das 'Mittelreich', das sich von der Nordsee bis nach Italien erstreckte, er übte aber keine Oberhoheit über die Teilreiche der Brüder im O und W aus. Auf den sogenannten Frankentagen der karolingischen Könige - LOTHAR I. nahm seit 840 an 21 Königstreffen teil - stand die Idee der Eintracht und der ideellen Reichseinheit bereits neben Tendenzen zur Ausgestaltung zwischenstaatlicher Beziehungen. Das auf den ersten Blick unförmige und als "künstliches Gebilde ohne innere Einheit" (Mühlbacher) bezeichnete Teilreich LOTHARS war tatsächlich das Ergebnis vorangegangener Teilungspläne, umfaßte die karolingischen Kerngebiete mit Aachen als Mittelpunkt und war keineswegs von vornherein zum Scheitern verurteilt, wie oft behauptet worden ist, es wurde aber durch äußere Bedrohungen erschüttert. Während Friesland seit 845 durch jährliche Normanneneinfälle erschüttert wurde - im Zuge der Brüderkämpfe hatte LOTHAR I. 841 der Herrschaft der normannischen Brüder Harald und Rorik über die Insel Walcheren zugestimmt (850 Ansiedlung Roriks in Dorestad) -, wurde Italien, das LOTHAR I. nach 840 nicht mehr betrat, von den Sarazenen heimgesucht. LOTHARS ältester Sohn LUDWIG II. übernahm die Regentschaft in Italien, wurde 844 zum König der Langobarden und Ostern 850 zum Mit-Kaiser gekrönt. LOTHAR I., der sich auf zuverlässige Bischöfe (Drogo von Metz als Erzkaplan) und Grafen (Adalhard, Matfrid) stützen konnte, beschränkte sein Itenerat, in dem Aachen Residenzcharakter gewann, auf wenige lothringischen Pfalzen. Letztlich ist es ihm weder gelungen, seinen Vorrangsanspruch unter den Königen durchzusetzen noch das Mittelreich zu stabilisieren. Eine hofnahe Geschichtsschreibung entstand hier, anders als im W und O, nicht, von daher sind die Nachrichten über LOTHAR I. aber auch negativ verzerrt. Am Ende seiner Regierungszeit teilte er, zeit seines Lebens Verfechter der Einheitsidee sein Reich zur Sicherung gegen Ansprüche seiner Brüder unter seine Söhne LUDWIG (Italien), Lothar II. (Norden) und Karl (Provence) und trat in das Kloster Prüm ein, wo er sechs Tage später verstarb.

    Quellen:
    MGH DD Karol. III, ed. Th. Schieffer, 1966 -

    Literatur:
    R. Parisot, Le royaume de Lorraine sous les Carolingiens, 1899, 843-923 - R. Schneider, Brüdergemeine und Schwurfreundschaft, 1964 - E. Hlawitschka, Lotharingien und das Reich an der Schwelle der dt. Gesch, 1968, 10ff. - W. Köhler F. Mütherich, Die karol. Miniaturen, IV: Die Hofschule Ks. L.s, 1971 - H. Tiefenbach, Stud. zu Wörtern volkssprachiger Herkunft in karol. Kg.surkk. Ein Beitr. zum Wortschatz der Diplome L.s I. und Lothars II., 1973 - E. Boshof, Lotharingien - Lothringen: Vom Teilreich zum Hzm. (Zw. Gallia und Francia, Frankreich und Dtl., hg. A, Heit, 1987), 129ff. - B. Schneidmüller, Regnum und Ducatus, RhVjbll 51, 1987, 81-114 - E. Boshof, Einheitsidee und Teilungsprinzip in der Regierungszeit Ludwigs d. Fr. (Chalemagne's Heir...., hg. P. Godman-R. Collins, 1990), 161-189 - J. Jarnut, Ludwig d. Fr., L. I. und das regnum Italiae, ebd., 349-362 - W. Kienast, Die frk. Vasallität, 1990, 211ff. -

    Althoff Gerd: Seite 370, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    K 36
    Me: 29.9.Lotharius imp(erator) et monachus + 855 Kaiser Lothar I.
    (Es.) Die KAROLINGER-Könige im Merseburger Necrolog wurden beim Beginn des ottonischen Gedenkens aus älteren Vorlagen übernommen; siehe dazu wie bei K 22
    Vgl. allgemein Biographisches Wörterbuch 2, Spalte 1691; FW K 13.
    LOTHAR trat 855 in das Kloster Prüm ein, daher die Bezeichnung monachus.
    vgl. BM ² Nr. 1177b.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 446, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"
    III. Generation
    10

    LOTHARS Geburtsjahr ist durch das Epitaph (his tricenos ... attigitz ... annos, nicht etwa allgemein "sexagenarius") gesichert. Die Hochzeit mit Ermengard (über die Familie ihres Vaters, das Haus der ETICHONEN, vgl. F. Vollmer, in Tellenbach; Stud. 137-184) ist nicht genau auf 821 X 15 datiert (so Brandenburg); sie fand vielmehr auf einem Hoftag in Diedenhofen statt, die seinerseits von den Reichsannalen medio mense im Oktober 821 datiert wird.
    Brandenburg erwähnt die Freilassungsurkunde LOTHARS I. für seine Konkubine Doda (851 IV 19, D 113 der Ausgabe von Th. Schieffer, MGH., BM² 1144) und eine weitere Urkunde (BM² 1172, ed. Schieffer nr. 138). In ihr trittDoda, die Mutter von LOTHARS unehelichem Sohn Karlmann, 855 VII 9 als Intervenientin auf, lebte also noch kurz vor dem Eintritt LOTHARS ins Kloster in der Nähe des Kaisers, der sie femina nostra nennt! Das wird bei Brandenburg nicht deutlich, da er versehentlich als Terminus post von Dodas Tod "852 9. VII." statt 855 druckt. Auch fehlt auf der Tafel die zweite Konkubine LOTHARS, die er sich ebenfalls aus der Krondomäne nahm (Ann. Bert. 853, ed. Grat 67).
    Der Beschluß über die Reichsordnung in Aachen (Ordinatio imperii) 817 ernannte LOTHAR I. zum Nachfolger und Mitkaiser und sicherte ihm nach LUDWIGS Tode die Oberherrschaft über seine Brüder. 823 wurde LOTHAR, zum Regenten von Italien bestellt, zum Kaiser gekrönt. Nach der Absetzung LUDWIGS DES FROMMEN 833 auf dem Lügenfeld bei Kolmar übernahm LOTHAR die Regierung. 834 empörten sich seine Brüder Pippin und Ludwig der Deutsche und LOTHAR mußte sich unterwerfen. Sein Vater wurde wieder als Kaiser anerkannt; LOTHARS Gebiet blieb auf Italien beschränkt. Nach LUDWIGS Tode (+ 20.6. 840) stellten sich KARL und Ludwig der Deutsche gegen LOTHAR I., der entsprechend der Ordinatio imperii die volle Kaisergewalt forderte. Am 25.6.841 wurde LOTHAR durch seine Brüder in der Schlacht bei Fontenoy (südwestlich von Auxerre) entscheidend besiegt. Im Vertrag von Verdun (August 843) erhielt LOTHAR Italien und den langgestreckten mittleren Teil des Reiches, der sich über Burgund und Lothringen bis nach Friesland erstreckte. Auf die Oberhoheit über seine Brüder mußte er verzichten, sie regierten mit ihm gleichberechtigt. Zwölf Jahre lang verwaltete LOTHAR diesen langgestreckten Staat, der im Norden von den Wikingern und im Süden von den Arabern bedroht wurde. Danach dankte der Monarch, der von den ununterbrochenen Kämpfen erschöpft war, zugunsten seines Sohnes LUDWIG II. ab und zog sich ins Kloster Prüm im Rheinland zurück, wo er bald darauf starb.

    Schieffer Rudolf:, "Die Karolinger"

    Auf der Aachener Reichsversammlung (Juli 817) wurde LOTHAR I. von seinem Vater die Kaiserwürde zugesprochen und nach Akklamation durch die Großen wiederum ohne geistliche Vermittlung von ihm zum Kaiser gekrönt. Ganz im Sinne der allseits beschworenen Hausordnung wurde dem Junior-Kaiser LOTHAR ein Jahr nach seiner Heirat Italien als Bereich eigener Zuständigkeit zugewiesen, wo er ab 822 die Sonderherrschaft Pippins und Bernhards fortführen konnte und bei seiner alsbald einsetzenden gesetzgeberischen Tätigkeit von Wala beraten wurde. Zu Ostern 823 nahm er eine Einladung nach Rom an und ließ sich von Papst Paschalis I. durch feierliche Salbung und Krönung in seiner Anwartschaft auf das Haupterbe des Vaters bestätigen, womit erstmals seit 800 wieder Rom und das Kaisertum in unmittelbare Verbindung traten. Von den daraus resultierenden Vorrechten gedachte LOTHAR entschiedeneren Gebrauch zu machen als die früheren karolingischen Unterkönige, die sich gegenüber der Ewigen Stadt zurückgehalten hatten. Er hielt dort Gericht ab, verwarf päpstliche Hoheitsansprüche auf die kaiserliche Abtei Farfa, rief aber auch Gegenkräfte auf den Plan, die zwei hochgestellte frankenfreundliche Römer umbrachten. Der ins Zwielicht geratene Papst blieb trotz einer Gesandtschaft, die er zur Entschuldigung an Kaiser LUDWIG schickte, und trotz eines Reinigungseides in Bedrängnis und wurde nach seinem Tod 824 auf Walas Betreiben durch den loyaleren Eugen II. ersetzt, der sich beeilte, den Kaisern sogleich Wahl und Weihe anzuzeigen und seine Treue zu versichern. LOTHAR erschien darauf abermals in Rom und verfügte nicht mehr wie der Vater 816/17 in einem Privileg für die Kirche des heiligen Petrus, sondern in einseitiger Anordnung, der sogenannten Constitutio Romana, eine neue Umschreibung der Rechtslage. Ende 825 kehrte LOTHAR aus Italien zurück, um künftig als formell gleichberechtigter Mitkaiser an den Regierungsgeschäften beteiligt und in allen Herrscherurkunden genannt zu werden. Er hatte die Patenschaft für seinen Halbbruder KARL übernommen und dessen Mutter eine nicht weiter konkretisierte Zusage für ein künftiges Erbteil KARLS gemacht. Bei der 826 in Mainz erfolgten Taufe des Dänen-Königs Harald trat LOTHAR I. als Pate für dessen Sohn auf.
    Als LUDWIG DER FROMME auf der Reichsversammlung von Worms (August 829) seinem Sohn KARL einen neugeschaffenen Machtbereich übergab, fühlte sich LOTHAR, der seine Aussicht auf künftige Gesamtherrschaft schwinden sah, und mit ihm seine adelige Klientel, die an seinem Aufstieg gehofft hatte Anteil zu haben, aber auch die jüngeren Brüder Pippin und Ludwig, die weitere Schritte zugunsten des kleinen KARL befürchten mußten, und schließlich die kirchliche Reformpartei, die eben erst weitreichende Konzepte zur inhaltlichen Ausfüllung des Reichseinheitsideals vorgetragen hatte, brüskiert. Der Bruch wurde offenkundig, als LOTHAR, der am 11.9.829 die letzte gemeinsame Urkunde mit dem Vater ausstellte, im Herbst ins Teilreich Italien abgeordnet und auch Wala vom Hof in sein Kloster Corbie verwiesen wurde. Er wurde 830 von seinen Anhängern über die Alpen gerufen, die die Kaiserin Judith und ihren Günstling Bernhard von Barcelona bereits entmachtet hatten. LOTHAR, der sich durch das Vorpreschen anderer herausgefordert sah zu tun, was noch kein KAROLINGER vor ihm gewagt hatte, nämlich als ehelich geborener und unbestritten erbberechtigter Sohn in offenen Gegensatz zu seinem (bislang) regierenden Vater zu treten, entschied sich nach seiner Ankunft auf einer Reichsversammlung in Compiegne im Mai 830 gegen die Forderung der radikaleren seiner Anhänger, LUDWIG DEN FROMMEN völlig zu entthronen, und zog es in Gegenwart seiner Brüder Pippin und Ludwig vor, allein auf der Rücknahme der Verfügungen aus dem Vorjahr zu bestehen, also wieder zum Doppelkaisertum zurückzukehren. Dabei war nun freilich er der eigentliche Gebieter, hielt den Vater und den kleinen Stiefbruder unter steter Aufsicht und ging auch weiter strafend gegen Parteigänger der verstoßenen Kaiserin vor. Da LOTHAR in dieser entscheidenden Stunde weder Entschlußkraft noch Augenmaß bewies, gewann der alte Kaiser, der Pippin und Ludwig durch die Aussicht auf größere Erbteile auf seine Seite gezogen hatte, auf der nächsten Reichsversammlung im Oktober in Nimwegen die Oberhand, nötigte seinem kaiserlichen Sohn kampflos einen neuen Treueid ab, schloß ihn erneut von der Teilhabe an der Gesamtherrschaft aus und schob ihn nach Italien ab. Als Verlierer des Jahres 830 wurde LOTHAR schon in Aachen dauerhaft auf Italien beschränkt. Da Pippinund Ludwig ihren Unmut über die Bevorzugung KARLS nicht verbargen, näherte sich der Kaiserhof dem ältesten Kaisersohn. Der Junior-Kaiser wurde schon im Mai 831 in Ingelheim wieder ehrenvoll empfangen und konnte die Begnadigung etlicher seiner Anhänger aus dem Vorjahr (darunter Hilduin, jedoch nicht Wala) erleben, zog sich dann aber doch nach Italien zurück. LOTHAR mobilisierte in Italien ein Heer und gewann Papst Gregor IV. dafür, sich ihm "zur Wiederherstellung von Frieden und Eintracht" anzuschließen. Gemeinsam mit seinen Brüdern Ludwig und Pippin zog er gegen den Vater und Ende Juni 833 standen sich die Heere auf dem Rotfeld zu Colmar tagelang gegenüber, bis dem alten Kaiser das Heer auseinanderlief und er sich ergeben mußte. Die Sieger konnten die ihnen zugefallene Macht nicht anders sichern als dadurch, dass sie ihn in dauernder Haft hielten, was in LOTHARS Verantwortung gegeben wurde, und so war er es, der den Vater zunächst ins Kloster Saint-Medard in Soissons verbrachte, während der 10-jährige KARL in die Eifelabtei Prüm kam und seine Mutter Judithgar nach Tortona in Italien verbannt wurde. Auch bei der politische Neuordnung des Reiches fiel das erste Wort LOTHAR, dem Kaiser, zu, der in seinen Urkunden sogleich den vollen Imperator-Titel LUDWIGS übernahm. Doch falls er (wie anscheinend der Papst und andere seiner geistlichen Parteigänger) geglaubt haben sollte, nach der Ausschaltung LUDWIGS, Judiths und KARLS zur Machtverteilung der Ordinatio imperii von 817 übergehen zu können, so zeigte sich rasch, dass die am Erfolg beteiligten Brüder eine derartige Rückstufung nicht mehr hinzunehmen bereit waren. Der Sturz LUDWIGS DES FROMMEN hatte mit innerer Logik die erste effektive Teilung des KARLS-Reiches zur Folge. LOTHAR, stark beraten von Agobard und Ebo, nutzte hingegen eine große Reichsversammlung im Oktober in Compiegne, um auch noch eine kirchliche Sanktionierung des Thronwechsels herbeizuführen, indem sie den alten Kaiser zu einer öffentlichen Buße zwangen.
    Und wieder wendete sich das Blatt, wozu offenbar gerade die erbarmungslose Härte wesentlich beitrug, mit der LOTHAR den gefangenen Vater von Ort zu Ort mitzuschleppen schien. Der jüngere Bruder Ludwig forderte schon um die Jahreswende 833/34 eine würdigere Behandlung des alten Kaisers. Die moralische Hypothek, die auf ihm lastete, hinderte LOTHAR auch diesmal daran, seiner Herrschaft den notwendigen breiten Rückhalt bei den Großen zu verschaffen, und als er dann auch noch Pippins Mißtrauen durch Anstalten weckte, seinen Machtbereich auf dessen Kosten auszuweiten, war erneut die Konstellation beisammen, die LOTHAR 830 zu Fall gebracht hatte. Während er Ende Februar in Paris Hof hielt, rückten Pippinvon W und Ludwig von Osten mit ihren Heeren gegen ihn vor, doch keine Hand rührte sich zu seiner Verteidigung, so dass ihm nichts übrig blieb, als mit seinen Getreuen den eiligen Durchbruch nach S zu wagen und den Vater samt dem Stiefbruder in Saint-Denis zurückzulassen. Dort wurde LUDWIG am 1.3.834 feierlich wieder in die Kirche aufgenommen, mit Waffen und Krone geschmückt, als Kaiser anerkannt. Dennoch war LOTHAR nicht bereit (und vielleicht vor seinen Anhängern auch nicht imstande), sich ohne Gegenwehr geschlagen zu geben, so dass nun noch offene Kämpfe ausbrachen. Unweit der bretonischen Grenze siegten in blutigem Gefecht LOTHARS Parteigänger. LOTHAR selber erstürmte beim Vorrücken aus dem Rhonegebiet die Stadt Chalons, was mit manchen, in den Quellen ihm angelasteten Greueltaten verbunden war, schritt dann aber nicht zum Äußersten, als er etwa im September bei Blois der überlegenen Heeresmacht seines Vaters und der Brüder gegenüberstand. Er unterwarf sich und rettete damit immerhin seine Herrschaft über Italien, freilich nur unter der eidlichen Zusage, das Land nicht mehr eigenmächtig zu verlassen; dorthin wurde auch den wichtigsten seiner geistlichen und weltlichen Parteigänger, also Wala von Corbie, Agobard und mindestens fünf weiteren Bischöfen sowie den Grafen Hugo, Matfrid, Lambert und ihrem Anhang, freier Abzug gestattet. Nachdem LOTHAR 836 eine Versöhnung mit dem Vater, der 837 sogar einen Romzug ankündigte, abgelehnt hatte, kam es nach dem Tode seines Bruders Pippin (13.12.838) zu einer Einigung und LOTHAR erhielt bei der auf einer Reichsversammlung in Worms (Ende Mai 839) vorgenommenen Teilung die östliche Hälfte des entlang von Maas, Saone, Rhone und W-Alpen geteilten Frankenreiches.
    Nach dem Tode seines Vaters hat er sich dafür entschieden, auf seine vollen Kaiserrechte aus der Ordinatio von 817 zu pochen, und zog, den Sohn LUDWIG II. in Italien zurücklassend, rasch über die Alpen, um die Nachfolge des Vaters als Gebieter über das gesamte Imperium anzutreten. In der Francia strömten ihm sogleich zahlreiche Große zu, nicht nur Anhänger aus den früheren Aufständen, sondern auch aus der Umgebung des alten Kaisers mit dem Erzkapellan und KARLS-Sohn Drogo von Metz an der Spitze, der LUDWIGS Krone, Schwert und Szepter überbrachte. Auf einer Synode in Ingelheim wurde Ebo von Reims, der fünf Jahre zuvor seinen Eifer für LOTHAR mit der Absetzung hatte büßen müssen, in aller Form als Erzbischof restituiert. Doch der anfängliche Beifall war trügerisch: Womit LOTHAR, der Kaiser und nunmehrige Senior des Hauses, gewiß dem Beispiel seiner großen Vorfahren zu folgen meinte, das war für andere wie den (illegitimen) KARLS-Enkel Nithard, der als Chronist dieser Jahre aus der Sicht des jungen KARL schrieb, nichts als eine "Invasion" des Reiches, ein anmaßender Übergriff also auf die gleichen Rechte der Brüder. Ludwig und KARL, von nicht wenigen ihrer Vasallen im Stich gelassen, waren fürs erste in der schwächeren Position, was LOTHAR in die Lage versetzte, im Herbst 840 zunächst den einen in der Gegend von Mainz in Schach zu halten und dann den anderen unweit von Orleans zu beschwichtigen. Indes lag beider Stärke darin, dass sie zu diesem Zeitpunkt nur Teile der Macht erstrebten, sich also trotz aller früheren Gegensätze nun verbünden konnten, um den kaiserlichen Bruder von Osten wie von Westen her in die Zange zu nehmen. LOTHARS Gegenzug, mit dem aquitanischen Pippin als dem Feind KARLS gemeinsame Sache zu machen, relativierte hingegen in gewissem Sinne bereits den eigenen umfassenden Anspruch. Jedenfalls gelang es dem Kaiser im Frühjahr 841 nicht, KARL am Überschreiten der Seine, Ludwig am Überqueren des Rheins und damit beide an der Vereinigung ihrer Heere im nördlichen Burgund zu hindern, wo ihnen die Aufgebote LOTHARS und Pippins am 25.6.841 bei Fontenoy im Auxerrois zur entscheidenden Schlacht entgegentraten. Es wurde ein schlimmes Gemetzel, dem zum Erschrecken der Zeitgenossen so viele aus der fränkischen Führungsschicht zum Opfer fielen, dass der Chronist Regino von Prüm nach Jahrzehnten rückblickend von diesem Tage die äußere Schwäche des spät-karolingischen Reiches herleitete. Ludwig und KARL behielten schließlich die Oberhand und schlugen LOTHAR und Pippin in die Flucht.
    Das Teilungsrecht hatte sich durch diesen Ausgang des Ringens nicht nur politisch, sondern offenbar auch moralisch dem Einheitsanspruch überlegen gezeigt, denn nach Gottes Willen schien es den Sieg davongetragen zu haben. Gleichwohl gab sich der nach Aachen geflohene LOTHAR keineswegs geschlagen und suchte wenigstens indirekt wieder Boden zu gewinnen, indem er bedenkenlos gegen Ludwig einen unter dem Namen "Stellinga" bekannt gewordenen Aufstand in Sachsen schürte und normannische Anführer, die sich an der friesischen Küste festgesetzt hatten, durch Belehnung mit der Insel Walcheren an sich band. Damit richtete er jedoch wenig aus, denn das Gesetz des Handels lag seit Fontenoy bei den jüngeren Brüdern, die sich Anfang 842 in Straßburg erneut trafen und vor ihren dort versammelten Heeren am 14.2., zum gegenseitigen Verständnis in Althochdeutsch (das heißt Fränkisch) und in Altfranzösisch (das heißt Romanisch), die berühmten, von Nithard im Wortlaut überlieferten Eide unverbrüchlicher Bündnistreue leisteten. Als sie es bald darauf gemeinsam schafften, den Kaiser auch aus Aachen zu verdrängen, und gar Anstalten machten, das Frankenreich nördlich der Alpen allein unter sich aufzuteilen (entlang der Maas), sah sich LOTHAR zu schnellem Einlenken gezwungen, was ihm inzwischen auch von seinen Großen angeraten wurde. Er mußte Pippin von Aquitanien fallen lassen und erreichte eine erste Begegnung zu dritt, bei der ihm im Juni 842 auf einer Saone-Insel bei Macon ein Waffenstillstand und die gleichberechtigte Berücksichtigung bei der künftigen Machtverteilung zugestanden wurden. Zur Regelung der Einzelheiten setzte man eine Kommission aus je 40 Bevollmächtigten jeder Seite ein, die - ausgehend von der feststehenden Hoheit LOTHARS, Ludwigs und KARLS über die Randländer Italien, Bayern und Aquitanien - die Grenzziehung in den fränkischen Kernbereichen auszuhandeln hatten. Als Grundlage wurde anscheinend ein Inventar der Fiskalgüter, Pfalzen und sonstigen Einnahmequellen erstellt, was erkennen läßt, dass es vornehmlich darauf ankam, jedem der drei Brüder eine die Hofhaltung sichernde Versorgung und darüber hinaus die Möglichkeit zu geben, seine Anhänger aus anderen Teilreichen im eigenen Herrschaftsgebiet angemessen zu entschädigen. Die schwierigen, von viel Mißtrauen gehemmten Verhandlungen, in die wiederholt auch die Könige selbst eingriffen, zogen sich über mehr als Jahresfrist hin, bis im August 843 in Verdun die Einigung verkündet und beschworen werden konnte: KARL sollte alles Land westlich einer Linie gehören, die etwa den Flüssen Schelde, Maas, Saone und Rhone folgte, und Ludwig östlich von Rhein und Aare bis zu den Alpen herrschen, jedoch auch linksrheinisch über Mainz, Worms und Speyer mit ihrem Umland. Dazwischen entstand ein Mittelreich für LOTHAR, den Kaiser, mit Aachen und Rom als Schwerpunkten, das über Italien hinaus von der Provence bis Friesland reichte.
    LOTHAR I., der beim Griff nach der Suprematie über das Reichsganze zum dritten Mal gescheitert war, suchte zunächst wenigstens auf kirchlicher Ebene der drohenden Auflösung zu begegnen. Beim neuen Papst Sergius II. (844-847) erreichte er Mitte 844 die Einsetzung seines Erzkapellans Drogo von Metz, der als Sohn KARLS DES GROSSEN eine spezifische Autorität genoß, zum apostolischen Vikar für "Gallien und Germanien", also grenzüberschreitend für das ganze Frankenreich nördlich der Alpen. Auch wenn LOTHAR dieses Instrument indirekter Einflußnahme nie recht in den Griff bekam, fand er sich damit ab und sah seine kaiserliche Rolle fortan darin, aus der räumlichen Mittellage um Aachen heraus betont für den Zusammenhalt von Reich und Dynastie einzutreten. Er traf sich trotz gelegentlicher Differenzen in Einzelfragen immer wieder mit seinem Bruder im W wie mit dem im O und trat zweimal als Gastgeber der "Frankentage" auf, zu denen sich im Februar 847 und im Sommer 851 jeweils in der Pfalz Meersen (bei Maastricht) alle drei KAROLINGER in demonstrativer Gemeinsamkeit einfanden. Ihre wohltönenden Verlautbarungen sind gewiß ergiebig für die zunehmende Resonanz des monarchischem Amtsgedankens der Kirche, verdeckten aber nur schlecht die Tatsache, dass die Brüder kaum zu koordinierter Aktion oder gar gegenseitiger Unterstützung fanden.
    LOTHAR I. war schon in seiner Bedrängnis nach Fontenoy, wie erwähnt, bereit gewesen, dänische Eindringlinge an der Rheinmündung förmlich zu belehnen in der Hoffnung, sich ihre Schlagkraft zunutze machen zu können, doch erwiesen sie sich kaum als lenkbar, weshalb er einige Zeit später ihrem Anführer Rorik, einem Bruder des früheren Königs Harald, die Lehen wieder entzogen zu haben scheint. LOTHAR fand jahrelang kein Gegenmittel gegen die ständigen Däneneinfälle und wußte sich 850 schließlich nicht anders zu helfen als dem zurückgekehrten Rorik, dessen Neffen Gottfried und ihren Mannen mehrere friesische Grafschaften zu überantworten, um sie von ihnen gegen weitere Angriffe schützen zu lassen.
    Der Kaiser, der die Teilungsordnung nach 843 nicht länger in Frage stellte und wiederholt als Förderer des brüderlichen Einvernehmens auftrat, behandelte sein Mittelreich von vornherein nicht als Einheit, sondern überließ das italienische Regnum dem ältesten Sohn LUDWIG II. und regierte persönlich nur den Raum nördlich der Alpen. Dort war seine Autorität allenfalls an den Rändern angefochten, nämlich in Friesland, wo er dem Eindringen der Normannen nur halbherzig entgegentrat, sowie in der Provence, wo er 845 einen autonomistischen Aufstand niederzuschlagen hatte. Ganz überwiegend hielt sich LOTAHR in Aachen oder doch im karolingischen Kernraum zwischen Rhein und Maas auf, wohl bewußt an den Stil des kaiserlichen Vaters und Großvaters anknüpfend, mit dem KARLS-Sohn Drogo von Metz (+ 855) als Erzkapellan an seiner Seite und einem Kanzleivorsteher namens Hilduin, der mit dem väterlichen Erzkapellan (bis 831) entweder identisch oder nahe verwandt war. Zum Hof gehörte auch der heranwachsende zweite Sohn Lothar II., neben den um 845 ein Nachkömmling mit Namen Karl, zugleich ein weiterer Erbanwärter, trat. Nach dem Tod der Kaiserin Irmingard (851) legalisierte LOTHAR sein Verhältnis zu der "Magd"Doda, die ihm noch einen, früh verstorbenen Sohn schenkte. Von den fünf bekannten Töchtern des Kaisers verbanden sich mehrere mit fränkischen Grafen in Ehen von politischer Bedeutung, so Rotrud als Gattin des an der Bretonengrenze mächtigen, 852 als Gegner KARLS DES KAHLEN getöteten Lambert II. von Nantes und eine ihrer Schwestern, die sich 846 vom maasländischen Grafen Giselbert ins W-Frankenreich entführen ließ und zur Stammutter eines führenden "lotharingischen" Adelsgeschlechts werden sollte.
    Der 60-jährige Kaiser erkrankte zu Anfang des Jahres schwer, überwies seinem Sohn Lothardie Hoheit über Friesland und teilte schließlich, als er im September den Tod vor Augen hatte, in völliger Abkehr von den einst verfochtenen universalen Zielen das ihm zugefallene Mittelreich unter den drei Söhnen auf. Für LUDWIG II., den Kaiser, blieb es bei Italien; Karl, der jüngste, erhielt ein Regnum in den Rhonelanden mit dem Schwerpunkt in der Provence, während Lothar II. die nördlichen Gebiete von den W-Alpen bis zur Nordsee empfing. Sich selbst ließ der alte Kaiser in das Kloster Prüm aufnehmen, wo er nach wenigen Tagen als Mönch am 29.9.855 starb. Sein Vermächtnis war nicht unumstritten, denn Kaiser LUDWIG II. erstrebte einen Gebietsanteil jenseits der Alpen, und auch Lothar II. wollte dem minderjährigen, an Epilepsie leidenden Bruder Karl kein gesondertes Teilreich einräumen.

    Mühlbacher Engelbert: Seite 233, "Deutsche Geschichte unter den Karolingern"

    Erkrankung und Tod Kaiser LOTHARS

    LOTHAR war ein kranker Mann geworden. Noch wenige Jahre vorher hatte er, auch derarten Sinnlichkeit seines Geschlechtes huldigend, nach überschüssigem Lebensgenuß verlangt. Nach dem Tod seiner Gemahlin Irmingard (851) hatte er, schon sich greisem Alter nähernd, aus seinen Hörigen sich zwei Kebsweiber genommen; die eine, Doda, welche ihm noch einen Sohn gebar, hatte er feierlich nach salischem Gesetz durch Ausschlagen eines Denars auf der flachen Hand freigelassen, ihr den Hof, auf dem ihr Vater diente, zu eigen geschenkt und, kaum einen Monat nach dem Hinscheiden seiner Gattin, Freilassung und Schenkung urkundlich verbrieft. Um so weniger fühlte er das Bedürfnis, für sein Reich etwas zu tun. Durch die Sonderabmachung seiner beiden Brüder, denen seine Krankheit "Gelegenheit gegeben hatte, sich wieder zu einigen", sah LOTHAR sich bedroht. Er erhob bei KARL dagegen Beschwerde. Dieser Protest wurde dadurch gegenstandslos, daß LOTHAR sich nochmal erholte. Aber bald ergriff ihn wieder die tückische Krankheit. Sie verschlimmerte sich. Er verzweifelte an seiner Rettung und bestellte sein Haus. Mit Zustimmung der Großen teilte er sein Reich unter seine Söhne: der älteste, LUDWIG, erhielt Italien, der jüngste, Karl, die Provence und den südlichen Teil von Burgund, der mittlere, Lothar, zu Friesland, das ihm schon kurz vorher überwiesen worden war, die zumeist deutschen Lande von der Nordsee bis zur Rhone mit der Residenz Aachen. Hinkmar von Reims mahnte den Schwerkranken, auf das Heil seiner Seele bedacht zu sein. Die Todesfurcht rüttelt sein Gewissen, sie hält ihm vor, wie er sich gegen den Vater vergangen, wie er in freventlichem Eigennutz den Bruderkrieg heraufbeschworen, an dem so viel Blut und Unheil klebte. In der Angst vor der Verantwortung und Strafe im Jenseits sucht er im Geiste jener Zeit noch seine Schuld zu sühnen. Er entsagt der Krone und läßt sich im Kloster Prüm, das er reich beschenkt, zum Mönch scheren. Schon nach sechs Tagen, am 20. September 855, starb er. Die Leiche wurde in der Kirche von Prüm inmitten des Chors zwischen den Reliquien zweier Heiliger, die er einst aus Rom dahin gebracht hatte, bestattet. Der Tod des Kaisers in der Mönchskutte übte auf die Einbildungskarft des Volkes eine starke Wirkung; man erzählte sich, daß die Engel des Lichtes und die Geister der Finsternis gar heftig ums eine Seele kämpften, daß aber durch die Fürbitte der Prümer Mönche die Engel den Sieg errangen. Als im vorigen Jahrhundert die verfallende alte Kirche neu gebaut wurde, verschwand auch das einfache Grabmal aus schwarzem Marmor; die Gebeine wurden mit jenen der beiden Heiligen in einen Schrein gelegt (1721) und dieser auf dem Hochaltar aufgestellt. Sie gerieten in Vergessenheit und blieben verschollen, bis man 1860 den seither zurückgestellten Schrein wieder öffnete.

    821 oo Irmingard, Tochter Hugos von Tours und der Ava -20.3.851

    Kinder:
    - LUDWIG II. König von Italien 825-12.8.875
    - Helletrud (Hiltrud) 826- 856/66
    oo Berengar Graf - 865/66
    - Bertha Äbtissin von Avenay 830-7.5.852
    - Tochter (Ermengard) 830-
    846 oo Giselbert Graf im Maasgau - 916
    - Gisla Äbtissin von S. Salvatore zu Brescia (851-860) 830- 860
    - Lothar II. 835-8.8.869
    - Rotrud
    oo Lambert II. Graf von Nantes - 852
    - Karl König von Provence 845-24.1.863

    Illegitim
    - Karlmann von Doda
    -
    Literatur:
    Althoff, Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 189,370 K 36 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 15,24,39 - Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 118,141,227 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 11,69,108,144 - Black-Veldtrup, Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien. Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 1995 Seite 291,292 - Borgolte, Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986, Seite 47,52,62, 100,107,167,179 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit.Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 112, 113,124,213,219,221,225,254 - Deutsche Geschichte Band 1 Von den Anfängen bis zur Ausbildung des Feudalismus Mitte des 11. Jahrhunderts. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1982, Seite 326,328-331,352,355 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch Gladbach 1987, Seite 112, 214,223,274 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 8-10,12,13 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 9,17 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 58-59 - Erbe Michael: Belgien, Niederlande, Luxemburg. Geschichte des niederländischen Raumes. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1993, Seite 43 - Gregorovius Ferdinand: Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter. dtv-Bibliothek 1978 Band I Seite 484,486,487,488,492,493, 496,499,500,505,521,531 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seite 7,10,23,117,134,157,164,167 - Hlawitschka, Eduard: Die Widonen im Dukat von Spoleto. in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris, Seite 155-227 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 10-16,19,29,36,73,85,101,110,129-131,172,176, 207 - Hlawitschka Eduard: Studien zur Äbtissinnenreihe von Remiremont. Buchdruckerei und Verlag Karl Funk, Saarbrücken 1963, Seite 37 - Hlawitschka, Eduard: Waren die Kaiser Wido und Lambert Nachkommen Karls des Großen?, in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka, Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris, Seite 227-247 - Hlawitschka, Eduard: Vom Frankenreich zur Formierung der europäischen Staaten- und Völkergemeinschaft 840-1046, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1986 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971, Seite 15,48,50,138,191,207 - Illig Heribert: Das erfundene Mittelalter. Die größte Zeitfälschung der Geschichte. ECON Verlag GmbH, Düsseldorf und München 1996, Seite 190,205,308,390 - Jaeckel, Gerhard: Die deutschen Kaiser. Die Lebensgeschichten sämtlicher Monarchen von Karl dem Großen bis Wilhelm II., Weltbild Verlag Augsburg, Seite 16-33 - Kalckhoff Andreas: Karl der Große. Profile eines Herrschers. R. Piper GmbH & Co. KG, München 1987, Seite 47,239-242 - Kimpen Emil: Zur Königsgenealogie der Karolinger- bis Stauferzeit. - Lebe Reinhard: Ein Königreich als Mitgift. Heiratspolitik in der Geschichte. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1998, Seite 35,37 - Mitterauer Michael: Karolingische Markgrafen im Südosten. Archiv für österreichische Geschichte Band 123. Hermann Böhlaus Nachf./Graz-Wien-Köln 1963, Seite 21,142,144,154,160,204,209 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 179, 181-184,186-208,212,216,222-225, 371,387,394,399 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 114,117,120-122,124-126,128-134,136, 139-153,162,165,194,198,224 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 44,50-61,63,65 - Schneidmüller Bernd/ Weinfurter Stefan: Otto III. Heinrich II. Eine Wende? Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 11A,37,274,277A - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 46,48, 50-55,57,62,95 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994, Seite 23,24,26 Anm. 102 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 349,425f.,428-433,436,439, 476,480,485 - Wies Ernst W.: Otto der Große. Kämpfer und Beter. Bechtle Verlag Esslingen 1989, Seite 23,25,27 -

    Wikipedia Lothar I. (Frankenreich)
    Heiliger[1] Lothar I. (* 795; † 29. September 855 in der Abtei Prüm, Prüm) war von 814 bis 817 König von Bayern, von 817/823 bis 855 römischer Kaiser (bis 840 als Mitkaiser), von 822 bis 855 (Unter-)König von Italien (König der Langobarden) und von 843 bis 855 König des fränkischen Lotharii Regnum („Mittelreich“).

    Lothar war der älteste Sohn Ludwigs des Frommen und dessen Ehefrau Irmingard. Er gehörte somit zum Adelsgeschlecht der Karolinger. Seit August 814 regierte er Bayern und im Juli 817 wurde er bei der Teilung des Reichs durch Ludwig den Frommen Mitkaiser[2]. Mitte Oktober 821 vermählte er sich in Diedenhofen mit Irmingard von Tours, Tochter des Grafen Hugo von Tours. 822 erhielt er auch Italien und ein Jahr später, zu Ostern am 5. April 823, von Papst Paschalis I. die Kaiserkrone.[3]
    Im November 824 erließ er die Konstitution Lothars, welche die Rechte des Kaisers und des Papstes in Rom und im Kirchenstaat festsetzte. Als aber Ludwig der Fromme dem von seiner zweiten Gemahlin Judith geborenen Sohn Karl dem Kahlen im August 829 auf dem Reichstag zu Worms Alemannien zubestimmte, empörten sich die drei Söhne aus erster Ehe gegen den Vater und setzten ihn 830 ab. 831 wurde Ludwig jedoch wieder befreit und Lothar verlor die Regentschaft.
    Bei einer neuen Empörung 833 standen sich die Parteien Ende Juni auf dem Rotfeld bei Colmar gegenüber, bis Ludwig alle Unterstützung verloren hatte und am 30. Juni gezwungen war, sich zu ergeben und faktisch abzudanken. Es folgte ein öffentliches Schuldbekenntnis und die Verbannung Judiths und deren Sohnes Karl in ein Kloster. Das Colmarer Rotfeld wurde aufgrund der geschlossenen und gebrochenen Eide bald nur noch als „Lügenfeld“ bezeichnet.
    Lothar wähnte nun seine Herrschaft über das Gesamtreich gesichert, doch nun verbündeten sich seine Brüder mit ihrem abgesetzten Vater Ludwig und holten diesen auf den Thron zurück. Ludwig der Fromme wurde am 1. März 834 in Saint-Denis wieder eingesetzt; Lothar, der nach Burgund geflohen war, musste sich im Juni 834 in Blois unterwerfen; er behielt lediglich Italien als Unterkönigreich, welches er ohne Zustimmung Ludwigs nicht mehr verlassen durfte.
    Bei der neuen Teilung des Reichs nach Pippins Tod wurde Lothar wieder zu Gnaden angenommen und bekam außer Italien Austrasien ohne Bayern (Juni 839). Nach des Vaters Tod (Juni 840) beanspruchte Lothar die volle Anerkennung als Kaiser. Allein Ludwig und Karl schlugen ihn bei Fontenoy in Burgund am 25. Juni 841. Im Vertrag von Verdun vom 10. August 843 behielt Lothar außer der Kaiserwürde und Italien Burgund und die Länder zwischen Rhein, Maas und Schelde bis an die Nordsee mit den beiden Hauptstädten Rom und Aachen, das sogenannte „Mittelreich“.
    Während Lothar zur Festigung seiner Macht in Aachen blieb, verwüsteten die Araber 848 seine italienischen Provinzen, plünderten die Normannen die Küsten der Nordsee. Der hohe Klerus errang eine selbstständige Stellung und die großen Vasallen übten nach Lothars Vorbild Willkür und Gewaltherrschaft.
    Bereits schwer erkrankt, teilte Lothar I. am 19. September 855 in der Teilung von Prüm sein Reich unter seine Söhne:
    Ludwig II. († 875) erhielt die Kaiserwürde und Italien
    Karl von der Provence († 863) erhielt die Provence und den zum Mittelreich gehörenden, größeren Teil Burgunds (der kleinere Teil, die heutzutage „Burgund“ („Bourgogne“) genannte Region im Zentrum des heutigen Frankreichs, war bereits seit 843 Teil des Westfrankenreiches)
    Lothar II. († 869) erhielt den nach ihm benannten Nordteil des Reiches (Lotharingien)
    Nach der Abdankung zog er sich in die Abtei Prüm in der Eifel zurück, wo er wenige Tage später, am 29. September 855, verstarb und auch bestattet wurde.



    Begraben:
    Kloster

    Lothar heiratete von Tours, Irmingard in 821. Irmingard (Tochter von von Tours, Hugo und Ava) wurde geboren um 805; gestorben am 20 Mrz 851. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 2. von Italien, Ludwig II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 825; gestorben am 12 Aug 875 in Brescia [25100],Brescia,Lombardia,Italien; wurde beigesetzt in Mailand [20100],Lombardia,Italien.
    2. 3. von Franken, Helletrud  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 826; gestorben in 856/866.
    3. 4. von Franken, Bertha  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 830; gestorben am 7 Mai 852.
    4. 5. von Franken, (Tochter)  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 830.
    5. 6. von Franken, Gisela  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 830; gestorben in 860.
    6. 7. von Lothringen, Lothar II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 835; gestorben am 8 Aug 869 in Piacenza,Piacenza,Emilia-Romagna,Italien; wurde beigesetzt in Piacenza,Piacenza,Emilia-Romagna,Italien.
    7. 8. von Franken, Rotrud  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 835/837.
    8. 9. von Franken, Karl  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 840/845; gestorben am 24 Jan 863 in Lyon [69001],Métropole de Lyon,Rhône-Alpes,Frankreich.

    Familie/Ehepartner: Doda. Doda gestorben nach 855. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 10. von Franken, Karlmann  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 853.


Generation: 2

  1. 2.  von Italien, Ludwig II. Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Lothar1) wurde geboren in 825; gestorben am 12 Aug 875 in Brescia [25100],Brescia,Lombardia,Italien; wurde beigesetzt in Mailand [20100],Lombardia,Italien.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 6 Apr 850; römischer Kaiser
    • Titel/Amt/Status: 855-875, Italien; König von Italien

    Notizen:

    Neue Deutsche Biographie
    L. nimmt unter den spätkaroling. Herrschern eine Sonderstellung ein. Erzählende Quellen aus L.s Umkreis fehlen, die meisten Chronisten stehen ihm distanziert gegenüber (Liber Pontificalis, Hinkmar von Reims, Erchempert von Montecassino). Eine kritische Edition seiner ca. 80 erhaltenen Urkunden (wozu noch etwa 50 Deperdita kommen) liegt noch nicht vor. Wichtige Ereignisse lassen sich nicht einmal chronologisch genau einordnen.

    Geboren als ältester Sohn Kaiser Lothars I. frühestens 822 und kaum später als 825, ist L. vermutlich mit diesem spätestens 829 nach Italien gekommen, doch ist über seine Jugend und Erziehung nichts bekannt. Der Großvater, Ludwig d. Fromme, scheint ihm 839 (wie einst Karl d. Große seinem Enkel Bernhard) Italien als Herrschaftsbereich zugewiesen zu haben. Nachdem Lothar I. im Juli 840 Italien für immer verlassen hatte, wuchs L. in die traditionelle Rolle eines fränk. Unterkönigs mit eingeschränkter Regierungsgewalt hinein. In eigenem Namen Urkunden konnte er zunächst nicht; auch blieb der Vater durch seine Missi weiter in Italien vertreten, doch begannen italische Privaturkunden schon seit 840 vereinzelt nach L. als dem neuen rex Italiae, der auch schon über eine eigene Hofkapelle verfügte, zu datieren.

    L. sah sich alsbald mit jenen Kräften konfrontiert, die für sein politisches Schicksal bestimmend wurden: den Arabern, die von Afrika aus nach den byzantin. Restbesitzungen in Sizilien und Süditalien zu greifen begannen und dabei auch die langobard. Fürstentümer bedrohten, und dem röm. Papsttum, dessen Patrimonien bald ebenfalls Ziel arab. Streifzüge wurden. Im Sommer 842 vereinbarte Lothar in Trier mit einer byzantin. Gesandtschaft ein Bündnis gegen die Araber und eine Verlobung L.s mit einer griech. Prinzessin, doch verlautet von dieser Absprache dann nichts mehr. Zwei Jahre später zog L. im Auftrag seines Vaters mit fränk. Heeresmacht und in Begleitung seines Großoheims, des EB Drogo von Metz, nach Rom, wo man bei der Erhebung des neuen Papstes Sergius II. die in der Constitutio Romana von 824 festgelegte kaiserliche Mitwirkung übergangen hatte. Eine von Drogo in Anwesenheit L.s geleitete Synode erkannte nach harten Kontroversen Sergius an, doch mußten die Römer dem Kaiser neuerlich einen Treueid leisten und Garantien für künftige Papstwahlen geben. Anschließend salbte Sergius L. zum König „der Langobarden“, wodurch die traditionelle Sonderstellung des italischen Unterkönigreichs gefestigt wurde, auch wenn die Salbung im Sinne fränk. Rechtsvorstellungen nicht konstitutiv für das Königtum L.s war. Noch in Rom erschien Fürst Siginolf von Benevent und huldigte L.; 845 sind auch erstmals Königsboten L.s in richterlicher Mission bezeugt. Ein Deperditum aus demselben Jahr läßt den Schluß zu, daß L. nun auch in eigenem Namen Urkunden konnte. Vor Ende der 40er Jahre schließlich setzt auch die Kapitulariengesetzgebung L.s ein. – Als im Sommer 846 arab. Korsaren die Peterskirche plünderten und erst nach schweren Kämpfen, an denen wahrscheinlich L. noch mit schnell zusammengezogenen Truppen beteiligt war, wieder nach Süden abgedrängt werden konnten, bestellte Lothar seinen Sohn zu sich über die Alpen, um über Gegenmaßnahmen zu beraten. Der damals beschlossene Feldzug, der erst 848 zustandekam, brachte aber keinen nachhaltigen Erfolg. Es gelang L. nur, einen Friedens- und Teilungsvertrag zwischen den verfeindeten langobard. Fürsten Siginolf (von Salerno) und Radelchis (von Benevent) zustandezubringen und so die Ausgangslage für die Abwehr der arab. Expansion in Süditalien zu verbessern.

    Im Jahre 850 griff Lothar abermals entscheidend in die Geschicke Italiens ein. Er designierte L. zum Mitkaiser und schickte ihn nach Rom, wo er zu Ostern 850 von Papst Leo IV. zum Kaiser gesalbt wurde. Daß diesem Akt aus späterer Sicht grundsätzliche Bedeutung zukam – der Papst war damit endgültig als alleiniger Konsekrator anerkannt -, war den Zeitgenossen nicht bewußt. Mit der Kaisersalbung, die der päpstliche Chronist wegen seiner Abneigung gegen jede Art von Mitkaisertum verschweigt, begann die selbständige Herrschaft L.s, dem jetzt die volle Kirchenhoheit, auch über Rom und das Patrimonium B. Petri, zustand. Die überlieferten Urkunden L.s, in denen Lothar I. als Erstkaiser wie üblich protokollarisch genannt wird, setzen Anfang 851 in dichter Folge ein –|als Epochendatum gilt der Tag der Kaiserweihe –, während Lothar in der Folgezeit nur noch in Ausnahmefällen für italische Empfänger geurkundet hat.

    L.s selbständige Politik folgte zunächst ganz den von Lothar I. († 855) vorgezeichneten Grundzügen. Dies gilt sowohl für den 852 mit unzureichenden Kräften erneuerten Versuch, die Araber im Süden der Halbinsel zurückzudrängen, als auch für seinen erstmals 853 und seitdem mehrfach (so bei der Wahl der Päpste Benedikt III. 855, Nikolaus I. 858 und schließlich Hadrian II. 867) nachdrücklich vertretenen Anspruch auf die umfassende, auch die Gerichtshoheit einschließende kaiserliche Oberhoheit über Rom und den Kirchenstaat im Sinne des römischen Vertragswerks von 824/25, das er mit neuem Leben erfüllte. Vor allem aber zeigt sich diese auffallende politische Kontinuität in dem 856 erkennbaren Verzicht des nunmehr alleinigen Kaisers auf eine expansive großfränk. Politik (Ausgleich mit seinen Brüdern Lothar II. und Karl von der Provence 856 in Orbe, mit Lothar II. 864 und 865 abermals in Orbe). Daß sich L. dabei zunächst an seinen Oheim Ludwig „den Deutschen“ von Ostfranken, den Senior der Dynastie, angelehnt hat (Treffen 857 in Trient), entsprach ganz traditionellen fränkischen Rechtsvorstellungen. Aus dem gemeinsamen Erbe seines Vaters erhielt er schließlich (863) nur den östlichen Teil der Rhôneländer. Es lag ganz auf der Linie dieser der Reichseinheitsidee nicht länger verpflichteten Politik, daß L. auch nach dem Tod seines unglücklichen Bruders Lothar II. 869 keinen ernsthaften Versuch unternommen hat, den formal damals erhobenen und von Papst Hadrian II. auch unterstützten Anspruch auf das Reich Lothars II. zu realisieren. L.s Kaisertum blieb dauerhaft auf Italien beschränkt, was schon Hinkmar veranlaßt hat, von L. als dem imperator Italiae zu sprechen.

    Es lag in der Konsequenz dieser Konzentration auf Italien, daß L. bald neue Akzente in der inneren Entwicklung seines Reiches gesetzt hat. Stand die umfassende Kapitulariengesetzgebung der 50er Jahre noch in bester karoling. Tradition, so ließ der starke personelle Ausbau der Hofkapelle, deren Mitglieder zunehmend von der Weltgeistlichkeit der oberitalischen Bischofssitze gestellt wurden (Piacenza, Cremona, Pavia), bereits eine über das Vorbild seines Vaters hinausgehende Dimension erkennen, die auf eine stärkere Instrumentalisierung der Bischofskirchen für die Belange der Königsherrschaft hinauslief. Parallel hierzu stärkte L. ihm nahestehende Bischöfe und Bistümer (Cremona, Novara, Como, Bergamo, Padua, Piacenza, Parma, Reggio, Modena) durch umfassende Schutz- und Immunitätsverleihungen und intensivierte zu deren Schutz die missatische Rechtspflege, die sich zunehmend auf die zahlenmäßig stark angewachsene Gruppe der Hofrichter (iudices imperatoris, notarii imperatoris) stützte. Mit Beginn der 60er Jahre, als die alte, noch von den Gefolgsleuten Lothars I. gestellte Führungsschicht in den Schlüsselpositionen des Regnum und am Hofe abtrat (der Erzkapellan Joseph von Ivrea, ein alter Vertrauter Lothars I., verschwand schon Mitte der 50er Jahre, die noch aus der Kapelle Lothars I. stammenden bewährten Kanzlisten Druktemir und Remigius schieden Anfang der 60er Jahre aus), konnten sich die eigenständigen Tendenzen L.s stärker entfalten. Die damaligen Konzentrationsbestrebungen am Hof gingen so weit, daß das bisher einflußreiche Amt des Erzkapellans bzw. Erzkanzlers als Leiter der Hofkapelle und ihrer Beurkundungsstelle verwaiste und das Urkundenwesen selbst – in augenfälligem Bruch mit der Tradition – unter direkter Zuständigkeit des Kaisers neu geregelt wurde. Damals trat auch die Kaiserin Angilberga, eine aus einflußreichem oberitalischem Adel fränk. Herkunft (Supponiden) stammende Frau, die L. etwa 853 geheiratet hatte, als consors regni immer stärker in den Vordergrund. Angilberga, die ihrem Gemahl geistig überlegen gewesen zu sein scheint, übernahm in der Folgezeit wichtige diplomatische Missionen im Verkehr mit dem Papsttum und den Nachbarreichen.

    Mit Beginn der 60er Jahre scheint L. erstmals darangegangen zu sein, seine Herrschaft auch im Süden der Halbinsel stärker zur Geltung zu bringen (Unterwerfung des Fürsten Adelchis von Benevent im Hochsommer 860). Im Frühjahr 866 unternahm er den Versuch, in einer gewaltigen Kraftanstrengung ganz Süditalien unter seiner Führung zusammenzuschließen und die Araber zu vertreiben. Nach langen und wechselvollen Kämpfen, die sich fünf Jahre hinzogen, gelang es ihm im Februar 871 endlich, das lange vergeblich belagerte Bari, Sitz eines arab. Emirs, mit byzantin. Flottenhilfe einzunehmen. Damals stand L. auf dem Höhepunkt seiner politischen Karriere. Sein nach der Einnahme Baris an den byzantin. Kaiser gesandtes, wahrscheinlich von dem päpstlichen Bibliothekar und Vertrauten L.s, Anastasius, verfaßtes umfangreiches Schreiben gipfelt in einer bemerkenswerten Selbstdarstellung des westlichen Kaisertums, die ganz in der päpstlichen Auffassung vom Kaisertum wurzelt. Schon der Titel, den L. in seinem Schreiben zum ersten Mal führt, ist in diesem Sinne programmatisch: L. imperator augustus Romanorum. Das byzantin. Kaisertum wird als nicht-römisch und nicht-päpstlich (d. h. apostatisch) abgewertet.

    Dem Triumph L.s folgte noch 871 ein schwerer Rückschlag: Adelchis von Benevent, in seiner Unabhängigkeit immer weiter eingeschränkt, nahm den ahnungslosen Kaiser nebst Familie und engsten Vertrauten gefangen, ließ den kaiserlichen Schatz plündern und zwang L. zu dem Eid, nie wieder in feindlicher Absicht nach Benevent zurückzukehren. Erst dann, nach fünfwöchiger entehrender Gefangenschaft, ließ er ihn wieder frei. Obwohl L. sofort anschließend energisch daranging, mit Hilfe Hadrians II., der ihn vom Eid löste und etwa Pfingsten 872 eine feierliche Neukrönung („Befestigungskrönung“) vornahm, seine Stellung wieder zu festigen, konnte er Benevent nicht wieder unterwerfen. Im Herbst 873 kehrte er für immer nach Norden zurück. Angilberga und seine einzige noch lebende Tochter Irmingard, die zunächst in Capua zurückgeblieben waren, folgten dem Kaiser ein Jahr später. Süditalien wurde wieder Kampffeld arab. Emire, griech. Statthalter und geschickt lavierender christlicher Kleinfürsten, die die Araber als potentielle Verbündete mehr und mehr in ihr politisches Kalkül einbezogen. Byzanz, das sich in Bari festsetzte, zog als einziger Beteiligter dauerhaften Nutzen aus dem Scheitern L.s. Die Gründe für den Aufstand des Adelchis und seiner Mitverschwörer sind in dem Versuch L.s zu suchen, in Süditalien eine Königsherrschaft nach oberitalisch-fränk. Muster aufzurichten. Sein Versuch wurde von den Langobarden um so mehr als Fremdherrschaft empfunden, als sich L. zunehmend auf oberitalische Gefolgsleute im Umkreis der Kaiserin stützte (Graf Suppo).

    Die letzten Lebensjahre des Kaisers standen ganz im Zeichen der ungelösten (und auch unlösbaren) Nachfolgefrage. Da aus der Ehe mit Angilberga (an der L. bis zu seinem Tod mit Zeichen echter Zuneigung festhielt, obwohl die ehrgeizige Kaiserin seiner Umgebung zunehmend verhaßt wurde) nur zwei Töchter hervorgegangen waren, blieb die dynastische Frage, an der schon Lothar II. gescheitert war, grundsätzlich offen. Daß die Oheime des Kaisers, vor allem der etwa gleichaltrige Karl d. Kahle, dem Hadrian II. bereits 872 die Kaiserkrone in Aussicht gestellt hatte, unverhohlene Nachfolgepläne schmiedeten, lag ganz in der Tradition genossenschaftlicher Samtherrschaft gleichberechtigter Karolingersprosse in einem noch nicht verfestigten Teilungsgefüge. Angesichts dieser Ausgangslage setzte man am Hofe L.s ganz auf die ostfränk. Karte. Angilberga traf sich bereits im Mai 872 in Trient mit Ludwig „dem Deutschen“, L. selbst zwei Jahre später mit ihm bei Verona. Obwohl die gegen Karl d. Kahlen gerichteten diplomatischen Initiativen – ein Geheimabkommen sah anscheinend die Nachfolge Karlmanns von Bayern vor – nicht verborgen bleiben konnten und insbesondere Karl d. Kahle sich unmittelbar bedroht fühlte, kam es nicht zu einem förmlichen, durch Garantieeide der Großen bekräftigten Vertragswerk, das die Nachfolge Ludwigs „des Deutschen“ oder eines seiner Söhne verbindlich geregelt hätte, sondern anscheinend nur zu einer (rechtlich unverbindlichen) Designation Karlmanns durch L., über die sich Karl d. Kahle dann aber hinweggesetzt hat.

    Neben der Nachfolgefrage betrafen L.s Maßnahmen in seinen letzten Lebensjahren die Sicherung des Klosters Casauria, das er im Gebiet von Chieti an der Pescara nach seiner Freilassung aus der Gefangenschaft Ende 871 zu seinem Seelenheil und zur Feier seiner Memoria – nicht primär aus strategischen Gründen – gegründet hatte. Seine weitere Fürsorge galt damals seiner Gemahlin, die er zusammen mit Ludwig „dem Deutschen“ im Mai 874 bei Verona dem neuen Papst Johannes VIII. kommendierte und für deren großzügige vermögensrechtliche Absicherung er durch umfangreiche Schenkungen gesorgt hat.

    Am 12.8.875 ist L. im Gebiet von Brescia wohl auf einem der dortigen Königshöfe gestorben. Bischof Andreas von Brescia setzte ihn zunächst in seiner Kathedrale bei, mußte den Leichnam aber schon eine Woche später Erzbischof Anspert von Mailand überlassen, der ihn in feierlichem Zug nach Mailand überführte, wo er am 19. August in Sant'Ambrogio, der traditionsreichen Grablege der karolingischen Könige Italiens, endgültig bestattet wurde. Seine zeitgenössische Grabplatte feiert ihn als Friedensstifter und Sarazenenbezwinger.

    Durch bewußte Konzentrierung auf das ihm schon in jungen Jahren anvertraute Regnum Italiae hat L.s Herrschaft eine erstaunliche, in den spätkaroling. Regna einmalige Intensität und Stabilität erreicht. Der traditionellen Ordnungs- und Friedenssicherungsaufgabe seines Amtes war L. unter allen jüngeren Karolingern am ehesten gewachsen. Den in den karoling. Nachbarreichen damals wachsenden Einfluß von Hochadel und Episkopat hat er noch in Grenzen gehalten. Wäre seiner Politik die dynastische Kontinuität beschieden gewesen, so hätte auch das alte Regnum Langobardorum – ähnlich wie später Westfranken-Frankreich und Ostfranken-Deutschland, und wahrscheinlich sogar schneller als diese – zu eigenständigen staatlichen Grundlagen finden können.

    Daß es dem Hof L.s – nach allem, was wir wissen – an gelehrtem und künstlerischem Rang mangelte und geistige Interessen und Kontakte des Kaisers – mit Ausnahme seiner Beziehungen zu Anastasius Bibliothecarius – kaum erkennbar sind, lag einerseits an der spezifischen Tradition des italischen Karolingerhofes, zum andern aber an den politischen Schwerpunkten seiner Regierungstätigkeit. Die Hälfte seiner selbständigen Regierungszeit (seit 850) hat er in Süditalien verbracht, zu dauerhafter Residenzbildung ist es nirgendwo gekommen. An der theoretischen Diskussion über grundsätzliche Fragen der Reform von Reich und Kirche, wie sie nach dem Ende der Periode der karoling. Brüdergemeine (etwa 854/855) vor allem im westfränk. Reich aufkam, war sein Hof nicht beteiligt – wie überhaupt Italien damals (wohl infolge einer anderen Geistes- und Interessenrichtung) keine den großen westfränk. Theologen vergleichbaren Köpfe hervorgebracht hat.

    Da das Regnum Italiae nach L.s Tod wieder in das Teilungsgefüge des zerfallenden großfränk. Reiches zurückfiel und eine kurzfristige Regierung die nächste ablöste (Karl d. Kahle, Karlmann, Karl III. usw.), wurde der weit fortgeschrittene Verselbständigungsprozeß dort abrupt unterbrochen und eine kontinuierliche Weiterentwicklung der königlichen Gewalt auf Dauer verhindert. Daß Italien nach dem Tode L.s wieder die Beute der letzten Karolinger und ihrer ehrgeizigen Verwandtschaft wurde, hat die ältere Geschichtsschreibung als persönliche Tragik dieses sympathischen Urenkels Karls d. Gr. empfunden. Der nüchterne Historiker unserer Tage wird eher geneigt sein, auf die strukturellen Widersprüche des untergehenden fränkischen Großreiches hinzuweisen.

    Literatur
    ADB 19; Regg. Imp. I; Wattenbach-Levison-Löwe, bes. S. 387-96; Andreas v. Bergamo, hrsg. v. G. Waitz, MGH SS rer. Lang., 1878, S. 221-30; Ann. Bertiniani, hrsg. v. G. Waitz, MGH SS rer. Germ., 1882, hrsg. v. F. Grat u. a., 1964; Libellus de imperatoria potestate in urbe Roma, ed. G. Zucchetti, Fonti 55, S. 189-210; Chron. Casauriense, Faks.-Ed. A. Pratesi, 1982; MGH Capit. II, S. 78 ff. passim; MGH Epp. V-VII (mit zahlr. Briefen, darunter d. Päpste, an L.); C. Manaresi (ed.), I Placiti del „Regnum Italiae“ I, 1955, S. 160 ff. - J. Calmette, La diplomatie carolingienne 843-877, 1901, passim; J. Gay, L'Italie méridionale et l'empire byzantin depuis l'avènement de Basile Ier jusqu'à la prise de Bari par les Normands 871-1081 I, 1904, S. 69 ff.; G. Lokys, Die Kämpfe d. Araber mit d. Karolingern b. z. Tode L.s II., 1906; G. Eiten, Das Unterkönigtum im Reiche d. Merovinger u. Karolinger, 1907, S. 139-155; L. M. Hartmann, Gesch. Italiens im MA III/1, 1908; A. Gaudenzi, in: Bull. Ist. Stor. Ital. 37, 1916, S. 376-378 (Laudes auf L. u. Angilberga); G. Pochettino, L'imperatrice Angelberga 850-890, in: Arch. Stor. Lombardo 48, 1921, S. 39-149; G. v. Pölnitz-Kehr, Kaiserin Angilberga, Ein Exkurs z. Diplomatik Kaiser L.s II. v. Italien, in: HJb. 60, 1940, S. 429-40; Ch. E. Odegaard, The Empress Engelberge, in: Speculum 26, 1951, S. 77-103; J. Fleckenstein, Die Hofkapelle d. dt. Könige I, 1959, S. 126-33; E. Hlawitschka, Franken, Alemannen, Bayern u. Burgunder in Oberitalien 774-962, 1960; W. Mohr, Die karoling. Reichsidee, 1962, S. 141-71; P. E. Schramm - F. Mütherich, Denkmale der dt. Könige u. Kaiser, 1962, S. 125, 128 f., bes. Nr. 38 (Grabplatte mit d. Epitaph); P. Winau, Formular u. Rhetorik in d. Urkk. Kaiser L.s II., 1963 (unzureichend); G. Arnaldi, Impero d'occidente e impero d'oriente nella lettera di Ludovico II a Basilio I, in: La cultura 1, 1963, S. 404-24; G. Musca, L’emirato di Bari (847–871), 21967, S. 91 ff.; R. Schneider, Brüdergemeine u. Schwurfreundschaft, 1964, passim; P. Delogu, „Consors regni“: un problema carolingio, in: Bull. Ist. Stor. Ital. 76, 1964, S. 47-98; ders., Strutture politiche e ideologia nel regno di Lodovico II, in: Bull. Ist. Stor. Ital. 80, 1968, S. 137-89; J. Fischer, Königtum, Adel u. Kirche im Kgr. Italien (774–875), 1965, passim; H. Keller, Zur Struktur d. Königsherrschaft im karol. u.nachkarol. Italien, Der, consiliarius regis' in d. ital. Königsdiplomen d. 9. u. 10. Jh., in: Qu. u. F aus ital. Archiven u. Bibliotheken 47, 1967, S. 123-223, bes. S. 141-55; K. F. Morrison u. F. Grunthal, Carolingian Coinage, 1967, S. 259 f.; C. Brühl, Fodrum, Gistum, Servitium regis I, 1968, S. 392-451; W. Ohnsorge, in: Reallex. d. Byzantinistik A, I, 3, 1969, Sp. 138-41; H. Hees, Stud. z. Gesch. Kaiser L.s II., 1973; H. Beumann, Unitas ecclesiae - unitas imperii - unitas regni. Von d. imperialen Reichseinheitsidee z. Einheit d. Regna, in: Settimane di studio 27/2, 1981, S. 531-71, bes. S. 547 f.; J. Fried, Der karoling. Herrschaftsverband im 9. Jh. zw. „Kirche“ u. „Königshaus“, in: HZ 235, 1982, S. 1-43; E. Hlawitschka, Die Widonen im Dukat v. Spoleto, in: Qu. u. F aus ital. Archiven u. Bibliotheken 63, 1983, S. 20-92; H. Zielinski, Regg. Karolorum, Zu e. neuen Projekt d. Regg. Imp., Mit Ausblicken auf Urkk. u. Kanzlei Kaiser L.s II., in: Archiv f. Diplomatik 29, 1983, S. 285-309.



    Gestorben:
    bei Brescia

    Begraben:
    S. Ambrogio


  2. 3.  von Franken, Helletrud Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Lothar1) wurde geboren in 826; gestorben in 856/866.

    Notizen:

    Helletrud (Hiltrud) 826- 856/66
    Tochter des Kaisers LOTHAR I. und der Irmingard von Tours, Tochter von Graf Hugo

    Werner Karl Ferdinand: Seite 449, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    III. Generation 6
    Zu den Töchtern LOTHARS I.: J. Sydow, in: Spoletium 3 (1956) 7f. vermutet als Gattin des Markgrafen Lambert von Spoleto eine "Tochter Kaiser LOTHARS" namens Itta (ähnlich schon ältere Genealogen). Ich möchte mich den Erwägungen von R. Hiestand, Byzanz und das Regnum Italicum im 10. Jahrhundert, Zürich 1964, 56 anschließen, denen zufolge die frühen WIDONEN zwar mit den ARNULFINGERN verwandt gewesen sein dürften, aber kaum mit einer karolingischen Verwandtschaft der WIDONEN in Italien, von der nirgends gesprochen wird, gerechnet werden darf. Nach Sydows Vermutung wäre Kaiser WIDO ja ein Enkel Kaiser LOTHARS (Zu dieser Anmerkung habe ich für Hinweise von C. Brühl zu danken). - Brandenburg bemerkt zu Hiltruds Gemahl, Graf Berengar, er sei vor 866 gestorben. Der Papstbrief von 866 (JE 2827; er ist übrigens nicht datiert, Dümmler 2, 172 setzt ihn zu "865 oder 866"), auf dem diese Angabe beruht, erwähnt aber auch, daß Hiltrud selbst zu diesem Zeitpunkt noch lebt.

    Konecny Silvia: Seite 152

    "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert"
    Von den Enkelinnen LUDWIGS DES FROMMEN wurde nur Helletrud, eine Tochter LOTHARS I., von ihrem Vater mit einem fränkischen Adeligen verheiratet. Das Zustandekommen dieser Verbindung erklärt sich wohl aus den Wirren der Bruderkriege. Vermutlich suchte LOTHAR I. in seinem Schwiegersohn ein Verbündeten für seinen Feldzug des Jahres 841 gegen KARL DEN KAHLEN.

    oo Berengar Graf - 865/66

    Literatur:
    Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 613 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 152 -

    Name:
    Hiltrud

    Familie/Ehepartner: Berengar. Berengar gestorben in 865/866. [Familienblatt] [Familientafel]


  3. 4.  von Franken, Bertha Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Lothar1) wurde geboren in 830; gestorben am 7 Mai 852.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Avenay-Val-d’Or [51160],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich; Äbtissin von Avenay

    Notizen:

    Bertha Äbtissin von Avenay
    830-7.5.852

    Jüngere Tochter des Kaisers LOTHAR I. und der Irmingard von Tours, Tochter von Graf Hugo

    Werner Karl Ferdinand: Seite 449, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    IV. Generation 7

    Brandenburg bezeichnet Bertha versehentlich als Kind der Konkubine Doda. Sie ist jedoch als eine der (älteren) Töchter der Kaiserin Ermengard sicher bezeugt.
    Vgl. die durch Flodoard, MG SS 13, 547 (siehe MG Epp. 8,4) überlieferte Korrespondenz Hincmars von Reims mit der Kaiserin über ihre Tochter Bertha, die nach 843 (postquam in hoc regnum illa devenrat) und vor diesem Brief (auf 846/47 datiert) die westfränkische Abtei Avenay in Hincmars Diözese erhalten hatte und in bitteren Zwist mit ihrem Bischof geriet (vgl. auch ebd. 548 Hincmars Brief an Bertha selbst). Aus einem dritten Brief Hincmars, ebd. 549, an Theutberga, die verstoßene Gattin Lothars II., die 864 Avenay von KARL DEM KAHLEN erhalten hatte (Ann. Bert., ed. Grat 116), geht hervor, daß vor 864 KARLS Gattin, die Königin Ermentrude, die Abtei innehatte und mit Hincmar zusammen neu geordnet hat. Bertha hat also Avenay nach Auseinandersetzungen mit ihrem Diözesan, der ihr mit dem König gedroht hatte, verloren. Ein Diplom ihres Vaters von 852 V 7 (BM² 1151), in den sie in Sachen eines im heutigen Belgien gelegenen Besitzes für einen Kleriker und Arzt interveniert, könnte darauf schließen lassen, daß sie zu diesem Zeitpunkt das W-Reich schon verlassen hatte. (Brandenburg und andere sahen in dieser Urkunde einen Beleg für Berthas Äbtissinnenwürde in Avenay. Sie wird jedoch nur abbatissa genannt, es bleibt offen, von welcher Abtei). Ich möchte demgegenüber die Vermutung äußern, Bertha habe als Ersatz für Avenay, wo sie mit Hincmar nicht auskam, von KARL DEM KAHLEN eine andere westfränkische Hausabtei der KAROLINGER erhalten: Faremoutiers. Daraus würde sich die besondere Dankbarkeit erklären, mit der nach KARLS Tod die Äbtissin von Faremoutiers, Bertrada, bezeichnet als nobilissima propinqua des Kaisers, dessen Andenken durch ihre Kongregation begehen ließ (Nekrologfragment aus Faremoutiers, ed. Ph.Lauer, Les Annales de Flodoard, 1905,167). Bertrada/Bertha, die 859 in einem Diplom KARLS DES KAHLEN als venerabilis abbatissa ex Fara monasterio auftritt (Tessier nr. 12), war dort Nachfolgerin der 852 III 24 verstorbenen KAROLINGERIN Ruothild (siehe II,14), erhielt die Abtei also, nach unserer Vermutung, ungefähr zu dieser Zeit, als sie (vorübergehend) am Hofe ihres Vaters weilte. Daß die Prinzessin aus dem Mittelreich eine westfränkische Abtei, zunächst in Avenay, erhielt, hängt damit zusammen, daß die Kaiserin Ermengard Vorbesitzerin von Avenay gewesen sein dürfte, weshalb sie sich auch, wie wir aus Hincmars zitiertem Brief erfahren, über dessen Belästigungen gegenüber der Abtei Avenay beschwert und von ihm aufgefordert wird, ihnen missus zur Nachprüfung der Vorgänge zu schicken. Trifft unsere Identifizierung der Bertha von Avenay mit Bertrada von Farmoutiers nicht zu, dann ist die letztere eine bisher nicht berücksichtigte, genealogisch noch nicht eingeordnete KAROLINGERIN (Tessier 3, 276 Spalte 2, der die Nekrolog-Notiz nicht zu kennen scheint, enthält sich jeder Identifizierung, Lauer a.a.O. spricht ohne Beleg oder Erläuterung von einer "niece" KARLS DES KAHLEN). - Daß Bertha, bevor sie nach Avenay ging, verlobt war, wissen wir aus einem Gedicht des Sedulis Scotus an sie, MG Poet. lat. 3,228,nr. 78: ...Terrenum sponsum caelesti nunc capit aula. Daß sie jedoch Gemahl und einen jungen Sohn verloren habe, und eie T. Bobila behielt, ist ein seltsames Deutungsversehen des Hg. Dümmler (vgl. ebd. Register 767; Spalte 2), der das Gedicht nr. 79 als an Bertha gerichtet auffaßt, während es in Wahrheit an eine Bobila gerichtet ist, die Gatten und Sohn verlor und dann Nonne wurde. Brandenburg zitiert nur die zutreffenden Gedichte des Sedullus an Bertha ließ sich also durch die "falschen KAROLINGER" im Register nicht täuschen vor denen hiermit gewarnt ist. Dagegen kann sponsus auch poetisch Umschreibung für einen jungverstorbenen Gemahl Berthas bedeuten. Vielleicht bezieht sich die Hochzeit einer Tochter LOTHARS I. zu Worms im Herbst 841 (Ann. Fuld. 841, ed. Kurze 32) auf Bertha.

    Konecny Silvia: Seite 152

    "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."
    Berta, die Tochter LOTHARS I., dürfte als erste mit der Leitung eines Klosters betreut worden sein. Sie erhielt die Abtei Avenay, die zwar im W-Reich lag, jedoch zum Königsgut LOTHARS I. gehörte. Möglicherweise hatte dessen Gattin Ermentrud [Richtig: Ermengard, Irmgard] diesen Besitz in die Ehe eingebracht. So kam Betrta also die Aufgabe zu, die Interessen LOTHARS I. in einem anderem Teilreich zu wahren. Berta scheiterte dabei zwar am Widerstand Hinkmars, sie erhielt jedoch in der westfränkischen Abtei Faremoutiers eine angemessen Entschädigung, als sei sich in Avenay nicht halten konnte.

    Literatur:
    Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 551 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 152 -


  4. 5.  von Franken, (Tochter) Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Lothar1) wurde geboren in 830.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Maasgau,Niederlande; Gräfin im Maasgau

    Notizen:

    Ermengard Gräfin im Moosgau 830-
    Jüngere Tochter des Kaisers LOTHAR I. und der Irmingard von Tours, Tochter von Graf Hugo

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 2, "Die Nachkommen Karls des Großen."

    IV. 6 a. TOCHTER (ERMENGARD)
    Gemahl:
    846 Giselbert, Graf im Maaßgau + nach 877 (?)

    Anmerkungen: Seite 112
    IV. 6. Tochter wurde 846 entführt vom Grafen Giselbert, die Ehe aber 849 vom Vater anerkannt. Ann. Fuld. 846, S. S 1, 364; Mühlb. 1124a. Der Name Irmgard erscheint erst in späteren Angaben und beruht wohl auf Verwechslung, siehe Knetsch, Brabant I, 1. Es ist sehr wahrscheinlich aber nicht ganz sicher, daß dieser Graf Giselbert der Vater des bekannten Grafen Reginar Langhals und der Ahnherr des brabantisch-hessischen Fürstenhauses gewesen ist. Die Abstammung ist nicht direkt bezeugt, wird aber daraus gefolgert, daß Reginar Giselberts Nachfolger als Graf im Maaßgau war und sein Sohn wieder Giselbert hieß, siehe Knetsch I, 2. Auch Dümmler, Ostfränkisches Reich 3, 466, stimmt dieser Annahme zu. Immerhin ist zu bedenken, daß die Identität des Schwiegersohnes Kaiser LOTHARS mit dem gleichnamigen Grafen im Maaßgau nicht völlig feststeht und daß, auch wenn diese Identität als gegeben angesehen wird, Reginar aus einer anderen Ehe Giselberts stammen könnte. Auffällig ist das Fehlen aller karolingischen Namen in seiner Deszendenz. Ich bringe daher die Nachkommen in Teil II.

    Ergänzung (Werner): * ca. 830 [IV a 8]

    Werner Karl Ferdinand: Seite 449, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    IV. Generation 8
    Schon Brandenburg betont, daß der Name "Ermengard" für die von Graf Giselbert 846 entführte Tochter LOTHARS I. erst in späten Quellen begegnet. Brandenburg hat die Nachkommen aus dieser Ehe nur im zweiten Teil seines Werkes, unter der wahrscheinlichen Deszendenz Seite 63ff aufgenommen. Für das einzige gewichtige Argument, das er anzweifelnd nennt, das Fehlen von KAROLINGER-Namen in der Nachkommenschaft, gibt es jedoch, gerade für das 9. Jahrhundert, Parallelen andernorts. (Vgl. dazu auch unsere allgemeinen Bemerkungen oben Seite 418/19).
    Dasselbe gilt von dem von Brandenburg nicht erwähnten Umstand, daß Reginar, Giselberts Sohn, in den Diplomen KARLS III., der sein Vetter zweiten Grades war, wenn Reginar der Sohn einer LOTHAR-Tochter war, nicht durch Angabe einer Verwandtschaftsbezeichnung ausgezeichnet wird. An der Abkunftsfolge Giselbert, Graf im Maasgau, Reginar, Giselbert ist meines Erachtens kaum zu zweifeln, ich reihe die Nachkommen darum in unsere Liste, die keine eigene Rubrik für wahrscheinliche Fälle hat, ein. Die Ehe Giselberts mit der LOTHAR-Tochter war nach Verhandlungen im Jahre 848 im Jahr darauf legitimiert worden. Entscheidend scheint mir zu seinen Lebensdaten (+ 915/16 in vorgerücktem Alter, sein Sohn Giselbert zu dieser Zeit längst erwachsen) paßt: Da bleibt die von Brandenburg angedeutete Möglichkeit, Reginar könne Sohn einer anderen Frau des Maasgaugrafen sein, äußerst gering. Die Stellung, die das Haus im gleichen Raum und dann in ganz Lothringen in der Folge einnimmt, entspricht dem Prestige der karolingischen Abkunft, deren Annahme auf einem zeitgenössisch bezeugten Ereignis, nicht auf der Erfindung späterer Genealogen beruht.
    Die namentlich unbekannte Tochter (Ermengard?) wurde 846 entführt.

    Annalen von Fulda

    Das Jahr 846.
    Gisalbert, ein Vasall Karls, raubte eine Tochter des Kaisers Hlothar, und wandte sich nach Aquitanien, wo er sie heirathete. Hludowich zog nach Westen und hielt im Monat März mit Karl einen Tag ab, wo beide öffentlich bezeugten, wie es ihr Wille nicht gewesen sei, daß Gisalbert sich mit Hlothars Tochter verbinde; damit, wenn dies bekannt würde, Hlothar leichter könne beschwichtigt werden. Von dort kehrte er heim und feierte bei dem Brigantischen See am 4. April das Osterfest. Darauf hatte er eine Unterredung mit Hlothar, in der Absicht ihn mit Karl zu versöhnen; als aber dies erfolglos blieb, zog er um die Mitte des Monats August mit Heeresmacht gegen die Marahensischen Sclaven, welche auf Abfall sannen; wo er nach Gutdünken die Verhältnisse ordnete und feststellte, und ihnen zum Herzog Rastiz, einen Neffen Moimars, setzte. Von da kehrte er durch das Land der Boemanen heim mit großer Schwierigkeit und bedeutendem Verlust seines Heeres. In dieser Zeit kamen die Mauren mit Heeresmacht nach Rom und verwüsteten, da sie in die Stadt nicht einbrechen konnten, die Kirche des heiligen Petrus.

    Konecny Silvia: Seite 153, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Wie erwähnt versuchten zwar die Söhne LUDWIGS DES FROMMEN, Eheverbindungen ihrer Töchter zu vermeiden, sie konnten es jedoch nocht verhindern, daß Ehen mit ihren Töchtern von Adeligen gelegentlich erzwungen wurden. Begünstigt wurde dies durch die Gegensätze der Könige untereinander, die der Entführer einer Königstochter ausnutzen konnte. Giselbert etwa, ein Vasall KARLS DES KAHLEN, raubte 846 eine Tochter LOTHARS I. und floh nach Aquitanien. LOTHAR zeigte sich darüber sehr entrüstet, vor allem wohl wegen der Unterstützung, die Giselbert bei KARL DEM KAHLEN fand. Erst als die beiden Brüder des Kaisers ausdrücklich und wiederholt beteuerten, die Tat Giselberts nicht angestiftet zu haben, wurde die Angelegenheit beigelegt. Giselberts Ehe mit der Tochter LOTHARS I. kam später keine sonderliche Bedeutung mehr zu.

    846 oo Giselbert II. Graf im Moosgau - nach 877

    Kinder:
    - Reginar I. Langhals 850-25.8.915/19.1.916
    - Albert Graf in den Ardennen 860- 928/36

    Literatur:
    Annalen von Fulda ad a. 846 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen. Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 2,112 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band III Seite 466 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976 Seite 153 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 147 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Band IV Seite 449 -

    (Tochter) heiratete von Maasgau, Giselbert in 846. Giselbert gestorben nach 14 Jun 877. [Familienblatt] [Familientafel]


  5. 6.  von Franken, Gisela Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Lothar1) wurde geboren in 830; gestorben in 860.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Beruf: 851-860, Brescia [25100],Brescia,Lombardia,Italien; Äbtissin von S. Salvatore zu Brescia

    Notizen:

    Gisela Äbtissin von S. Salvatore zu Brescia (851-860)
    830- 860
    Jüngere Tochter des Kaisers LOTHAR I. und der Irmingard von Tours, Tochter von Graf Hugo

    Werner Karl Ferdinand: Seite 450, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    IV. Generation 9
    Gisla war nicht nur "Nonne in S. Salvatore in Brescia", wie Brandenburg angibt, sondern sie erhielt diese Abtei nach dem Tode ihrer Mutter und Vorgängerin Ermengard (851 III 20), was in der von Brandenburg in Anmerkungen zitierten Urkunde von 851 IX 8 bestätigt wurde. 861 I 12 erscheint LUDWIGS II. Tochter Gisla als Nachfolgerin der demnach wohl 860 (Brandenburg "nach 856 V 18) verstorbenen gleichnamigen LOTHAR-Tochter (vgl. BM² 1219, 1220 und Voigt 42).

    Rappmann Roland/Zettler Alfons: Seite 137, "Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter"

    Anhand der Untersuchung des gesamten Anlagebestandes konnte das Jahr 856, in dem Kaiser LUDWIG in Brescia weilte und seiner Schwester Gisela sowie dem Konvent von San Salvatore feierlich ihre Rechte bestätigte, als Anlagedatum wahrscheinlich gemacht werden.

    Literatur:
    Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 137-


  6. 7.  von Lothringen, Lothar II.von Lothringen, Lothar II. Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Lothar1) wurde geboren um 835; gestorben am 8 Aug 869 in Piacenza,Piacenza,Emilia-Romagna,Italien; wurde beigesetzt in Piacenza,Piacenza,Emilia-Romagna,Italien.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 855-869; Franken-König

    Notizen:

    Neue Deutsche Biographie
    Lothar II.
    fränkischer König, * circa 835 wohl in Italien, † 8.8.869 Piacenza, ⚰ Sant'Antonino Piacenza.

    Für die Urenkel Karls d. Gr. hatte die Samtherrschaft in einem noch nicht verfestigten Teilungsgefüge des fränk. Großreiches noch ernstliche Geltung, aber als Gegengewichte zur Dynastie hatten Hochadel und Episkopat unter Ludwig d. Frommen und Lothar I. sehr an aktiver Bedeutung gewonnen. So haben politische Mitsprache des Adels und kirchliche „Normenkontrolle“ L.s Regierung und persönliches Schicksal entscheidend bestimmt.

    L. wird zu 841 beiläufig als parvulus erwähnt; im übrigen ist über seine Jugend und Erziehung nichts bekannt. Noch zu Lebzeiten des Vaters ging er die Verbindung mit Waldrada ein. Daß es sich um eine nicht vollgültige sog. Friedelehe handelte, ist ohnehin zu unterstellen und wird gesichert durch den Namen des Sohnes, offensichtlich des ersten Kindes, der sich Ende 861 erstmals bezeugt findet, aller Wahrscheinlichkeit nach aber bereits mehrere Jahre vorher geboren war: der Name Hugo begegnet nicht bei vollbürtigen karoling. Prinzen, wohl aber hieß so ein Friedelsohn Karls d. Gr.

    Mit der Erbteilung von Ende Sept. 855 fiel an L. der gesamte nördliche Raum des Mittelreiches von 843. Die Dreiteilung von 855 – Italien an den dort bereits seit 850 als Kaiser regierenden Ludwig II., die „Francia“ an L., die „Provincia“ an den jüngsten Sohn Karl – wurde innerhalb der Dynastie keineswegs widerspruchslos hingenommen. Ludwig II. verlangte einen Anteil an den fränk. Kernlanden des Reiches. Der junge|Karl dagegen scheint wegen Krankheit (Epilepsie) kaum regierungsfähig gewesen zu sein; ihn suchte L. von der Herrschaft auszuschließen und zum Eintritt in den geistlichen Stand zu bewegen. In dieser ungefestigten Situation war für jeden Teilherrscher der Rückhalt an den älteren Königen, d. h. den Brüdern Lothars I., und an den Großen seines Reichteils von beträchtlichem Gewicht. L. und seine Anhänger nahmen daher zunächst Kontakt mit dem Ostkönig Ludwig auf. In Frankfurt, also auf ostfränk. Boden und im Beisein Ludwigs, wurde L. wohl im Okt. 855 von den principes et optimates seines regnum zum König proklamiert. Auch von Salbung (und Krönung) ist die Rede, freilich ohne nähere Angaben. Die Zeremonie dürfte sich in Aachen abgespielt haben, wo L. Ende Nov./Anf. Dez. 855 bezeugt ist, und könnte sehr wohl von EB Gunther von Köln vollzogen worden sein, der alsbald dem Metzer EB Drogo († 8.12.855) als Erzkaplan L.s folgte. Noch im selben Jahre 855 schloß L. „mit Zustimmung und Willen seiner Getreuen“ (später ließ er erklären: unter Druck und Zwang) die Ehe mit Theutberga. Den Laienabt Hukbert von St. Maurice, der ihm seine Schwester übergab, bestellte er zum Amtsherzog zwischen (Schweizer) Jura und Alpen. L. hatte also, offenkundig aus politischen Rücksichten, seine Friedelehe durch eine rechtsförmliche sog. Muntehe mit einer Frau aus dem Hochadel seines Reichsteils ersetzt und seinen neuen Schwager mit einer politisch-militärischen Aufgabe betraut, die vermutlich der Absicherung gegen Italien dienen sollte. Diese Spannungen wurden jedoch vorerst beigelegt. In Orbe, inmitten von Hukberts Gebiet, kamen etwa im Herbst 856 Ludwig II., L. und Karl zusammen. Hier erzwangen die optimates aus dem Reichsteil Karls, daß diesem die Provence mitsamt dem Dukat von Lyon überlassen, die von Lothar I. verfügte Teilung also in Geltung blieb.

    L. gebot über einen ansehnlichen Länderkomplex zwischen Alpen und Nordsee, von der Schelde und der Maas bis zur Rheinlinie, d. h. über einen Kernraum der alten Francia. Er übernahm die Kanzlei seines Vaters; 36 von ihm ausgestellte Diplome sind im Wortlaut erhalten, 11 weitere aus späteren Spuren zu erschließen. Als bedeutsame Begegnung mit dem geistigen Leben verdient Erwähnung, daß der in Lüttich lehrende Ire Sedulius Scotus seinen Fürstenspiegel Liber de rectoribus christianis ca. 855/59 L. gewidmet hat. L.s regnum war als Teilreich im System der karoling. Samtherrschaft nicht minder lebensfähig als West- und Ostfranken auch, vorausgesetzt daß es hier wie dort zu dynastischer Kontinuität kam. Die Sorge um diese dynastische Erbfolge wurde für L. das alles bestimmende Leitthema, politisch und persönlich. An einer Kontinuität einvernehmlicher Samtherrschaft mußte ihm dabei besonders gelegen sein. Ähnlich wie sein Vater es gehalten hatte, traf er sich alsbald erneut mit Ludwig dem Deutschen (Febr. 857 in Koblenz) und mit Karl dem Kahlen (1.3.857 in St. Quentin).

    Seit 857 wird deutlich, daß L. von der Unfruchtbarkeit Theutbergas überzeugt war und sich von ihr zu lösen suchte. Die Hartnäckigkeit, mit der er auf eine Legalisierung seiner Verbindung mit Waldrada drängte, legt die Vermutung nahe, daß er von ihr bereits in diesen Jahren den Sohn Hugo hatte. Es wurde ein menschlicher, rechtlicher und politisch-kirchlicher Konflikt mit sehr grundsätzlichen Akzenten. L. versuchte es zunächst mit einer Verstoßung Theutbergas, was er jedoch nur bei einer schweren Schuld der Königin wagen konnte. Daher wurde die Behauptung verbreitet, Theutberga habe sich der Unzucht mit ihrem Bruder Hukbert schuldig gemacht. Das bedeutete den Bruch mit Hukbert. Ihn suchte L. Anfang 858 durch eine militärische Aktion auszuschalten, aber das Unternehmen schlug fehl, doch erwirkte L. einen Erbvertrag mit seinem provenzalischen Bruder Karl, dem er dafür freilich burgund. Alpenland abtrat. Dagegen zwang ihn der Widerspruch im eigenen Lande, seine Eheangelegenheit gerichtlich prüfen zu lassen. Dabei siegte Theutberga durch ihren Vertreter im Gottesurteil des siedenden Wassers; L. mußte sie wieder als Gattin und Königin anerkennen (ca. Mai-Juli 858).

    Diese Angelegenheit trat dann für einige Zeit hinter Problemen der karoling. Samtherrschaft zurück. L. leistete seinem Oheim Karl dem Kahlen im Sommer 858 Hilfe gegen die Normannen, aber Karls schwankende Herrschaft in seinem von innen und außen erschütterten Westreich, ja das ganze Teilungswerk von 843 schien einzustürzen, als eine Gruppe des westfränk. Adels Ludwig d. D., den Senior der Dynastie, zum Eingreifen aufforderte und der Ostkönig 858 tief nach Westfranken vorstieß. In dieser gefährlichen Situation, die sich durch den eiligen Rückzug Ludwigs (15.1.859) noch keineswegs bereinigte, wirkte L. als Vermittler. Er machte zwar zunächst Miene, sich auf die Seite Ludwigs zu schlagen, den er im Dez. 858 in der Pfalz Attigny aufsuchte, aber|schon im Febr. 859 traf er sich (in der Pfalz Arcis-le-Ponsart b. Reims?) wieder mit Karl. Unter seiner aktiven Förderung bemühten sich die Bischöfe des West- und des Mittelreiches um eine Wiederherstellung wenn nicht der Einheit, so doch der Einigkeit. Es bedurfte aber noch wiederholter Zusammenkünfte und langwieriger Verhandlungen: Synode in Metz am 28.5.859; Synode in Savonnières bei Toul in Anwesenheit L.s, Karls d. K. und Karls von der Provence am 14.6.859; Begegnung Ludwigs, Karls d. K. und L.s auf einer Rheininsel bei Andernach, wohl im Herbst 859. Bei einer abermaligen Zusammenkunft dieser drei Könige kam dann im Juni 860 der Friede von Koblenz zustande, der das Vertragswerk von 843 noch einmal sanktionierte.

    Um in diesem Ordnungsgefüge auch seinem eigenen Mittelreich Rang und Platz zu sichern, hatte L. unterdessen die Bemühungen um eine Neuregelung seiner Ehe wieder aufgenommen. Seinem Bruder Ludwig II., den er Ende 859 in Italien aufsuchte, trat er die „transjuranischen“ Gebiete Hukberts ab, um ihn als Verbündeten zu gewinnen und ihm den Kampf gegen Hukbert zu überlassen. (Der Kaiser vertraute diese Länder dem westfränk. Welfen Konrad an; im Kampf mit ihm fand Hukbert, der zunächst im Westreich Karls Aufnahme und Ausstattung gefunden hatte, 864 den Tod.) In der Meinung, sich innerhalb des regnum Francorum allseitig politisch abgesichert zu haben, wagte L. es, seinen Eheprozeß vor ein geistliches Forum zu bringen.

    Unter der Führung der Erzbischöfe Gunther von Köln und Theutgaud von Trier tagte im Jan. 860 eine Aachener Synode, dann im Februar am selben Ort eine erneute Synode und Reichsversammlung. Vor diesen Gremien legte Theutberga ein mündliches, dann gar schriftliches Geständnis ab, daß sie von ihrem Bruder vergewaltigt worden und der Ehe unwürdig sei. Das Urteil lautete auf Verweisung der Königin in ein Kloster; die Fortsetzung der Ehe wurde untersagt. Aber noch im selben Jahre wurde der Kampf um L.s Ehe zu einer gesamtfränk. und gesamtkirchlichen Angelegenheit. EB Hinkmar von Reims, der eine Teilnahme an der zweiten Aachener Synode abgelehnt hatte, äußerte sich in einer ausführlichen Denkschrift (De divortio Lotharii). Er behauptete nicht schlechthin die Unschuld Theutbergas, kritisierte aber aufs schärfste das Verfahren und verlangte geistliche Sanktionen auch gegen L. als Ehebrecher. Hinkmar, als Verfasser der Annales Bertiniani (ab 861) zugleich wichtigster Chronist dieses Geschehens, ist es überhaupt gewesen, der für die Nachwelt ein sehr negatives Bild von L. und erst recht von Waldrada vermittelt hat, das in jüngerer Zeit – nicht zum wenigsten dank dem Begriff der Friedelehe – doch differenzierter gesehen wird. Hinkmars rechtlich-moralischer Protest hatte im übrigen auch eine politische Note, denn er war der Ratgeber Karls d. K., dessen Verhältnis zu L. sich sehr abkühlte (zumal um eben diese Zeit seine Tochter Judith mit ihrem Entführer, dem Grafen Balduin I. von Flandern, in L.s Reich Aufnahme fand), der überdies territoriale Zukunftsaussichten vor sich sah, wenn L.s kinderlose Ehe gültig blieb. Der Konflikt flammte zu gesteigerter Schärfe auf, da Theutberga aus ihrer Klosterhaft nach Westfranken floh, ihr Geständnis als erpreßt widerrief und an den Papst Nikolaus I. appellierte.

    L., inzwischen formell mit Ludwig von Ostfranken verbündet, dem er eine Anwartschaft auf das Elsaß zugesagt hatte und den er, wohl Ende 861 – in Gesellschaft Waldradas und Hugos – im Vogesenkloster Remiremont traf, suchte die Gefahr durch eine eigene Botschaft an den Papst abzufangen. Als eifriger Vermittler in L.s Sache nach allen Seiten wird von jetzt an der Bischof Adventius von Metz sichtbar.

    Eine dritte Aachener Synode erklärte am 29.4.862 Theutbergas Ehe für ungültig und erlaubte dem König eine neue Vermählung. L. ließ dies durch eine Gesandtschaft dem Papst mitteilen und traf dann in Mainz wieder mit Ludwig zusammen. Es folgte am 3.11.862 eine erneute Begegnung der drei Könige in Savonnières mit Verlautbarungen einer – in Wirklichkeit sehr vom Mißtrauen überschatteten – gesamtherrschaftlichen Eintracht. Hier mußte L. die Forderung Karls und des Papstes nach einer gesamtfränkischen Synode entgegennehmen, doch scheint er – des Rückhaltes an seinem (seiber söhnelosen) Bruder Ludwig II. und eines Einvernehmens mit dem ostfränk. Ludwig sicher – die Gefahr gering eingeschätzt zu haben. Vielleicht schon im Sommer, spätestens aber Ende 862 feierte er Vermählung mit Waldrada und ließ sie zur Königin krönen. In einer Urkunde vom 18.5.863 wird sie als coniunx zusammen mit dem Sohn Hugo namentlich erwähnt. Es wird deutlich, daß L., unter Ausnutzung der fließenden Grenzen zwischen Muntehe und Friedelehe, mittlerweile beanspruchte, von seinem Vater rechtsgültig mit Waldrada vermählt worden zu sein, also von vornherein in vollgültiger Muntehe gelebt zu haben, so daß die Vermählung mit Theutberga ungültig gewesen sei. Dieser neue Anspruch dokumentiert sich mit aller Deutlichkeit in der Benennung seiner Töchter: Gisela, Berta und Irmingard waren charakteristische Namen karoling. Prinzessinnen und Königinnen.

    L. schien nunmehr Erfolg zu haben. Er kämpfte Anfang 863 gegen die Normannen am Niederrhein und einigte sich nach dem Tode des Bruders Karl (24.1.863) mit Ludwig II. über eine Teilung der Rhoneländer, die er bis zur Grenze der Provence, also mit Lyon und Vienne, für seinen Reichsteil gewann. Unterdessen hatte Nikolaus I. im Nov. 862 die Bischöfe Radoald von Porto und Johannes von Cervia als Legaten abgeordnet. Sie sollten auf einer fränk. Synode über L.s Ehefrage zu Gericht sitzen. Dieses Konzil trat im Juni 863 in Metz zusammen, aber es war wieder der Kreis von Bischöfen, die nach den Entscheidungen von 860 und 862 nicht mehr zurück konnten und wollten, und selbst die päpstlichen Legaten ließen sich für die These von der Rechtsgültigkeit der Ehe mit Waldrada gewinnen.

    Die überaus heftige Reaktion Nikolaus' I. Ende Okt. 863 auf einer röm. Synode ist das berühmteste Ereignis des ganzen Konfliktes. Nicht nur, daß er die Entscheidung von Metz kassierte: In einer bis dahin und noch auf lange unerhörten Konsequenz aus dem Jurisdiktionsprimat sprach er die Exkommunikation und Absetzung der Erzbischöfe Gunther von Köln und Theutgaud von Trier aus, die nach Rom gekommen waren, um die Metzer Entscheidung vom Papst bestätigen zu lassen. L. und seine Bischöfe – ihnen voran Adventius von Metz –, die ihre Position mittlerweile als moralisch unhaltbar empfinden mußten, fügten sich dem Spruch des Papstes. (Der fries. Normannen wußte sich L. unterdessen – wie so oft auch Karl d. K. – nur durch eine hohe Tributzahlung zu erwehren.) Nikolaus berief auf den 1.11.864 nach Rom ein Konzil ein, sicherlich um dort die Entscheidung über L.s Ehe und die Bestrafung der beiden Metropoliten zu sanktionieren, aber die Karolingerkönige ließen den Besuch dieser Synode durch ihre Bischöfe nicht zu. Von einvernehmlicher Samtherrschaft war jedoch nicht mehr viel übrig. Während L. sich auf einer Begegnung in Orbe des Rückhaltes an seinem Bruder Ludwig II. versicherte, stattete Karl d. K. Theutberga mit dem Kloster Avenay (bei Reims) aus und nahm Kontakt mit Ludwig d. D. auf. Beide schlossen im Febr. 865 in Tusey (bei Toul) ein Bündnis und richteten strenge Vermahnungen an L., für den damit neue Gefahren heraufzogen.

    Nikolaus I. gedachte durch eine neue Legation die Situation zu bereinigen, zugleich aber einem politischen Mißbrauch seiner Autorität vorzubeugen. Der Bischof Arsenius von Orte überbrachte an Ludwig und Karl die Mahnung, die Integrität der Reiche Ludwigs II. und L.s zu respektieren, an L. aber, unter Androhung der Exkommunikation, das strikte Gebot, Theutberga wieder aufzunehmen und sich von Waldrada zu trennen (Ende Juni/Anf. Juli 865). In der Tat stellte Arsenius den Frieden zwischen den Königen wieder her und führte Theutberga zurück, ohne aber auf einer Kirchenbuße L.s für seinen Ehebruch zu bestehen. Am 15.8.865 nahm das Königspaar in Gondreville (bei Toul) unter Krone an einer vom Legaten zelebrierten Messe teil. Sechs Grafen und sechs Vasallen verbürgten sich eidlich für Recht und Ehre der Königin. Waldrada sollte im Gefolge des Legaten nach Rom verbracht werden. Damit hatten päpstl. Autorität und strenges Eherecht formal gesiegt.

    L. aber resignierte keineswegs. Er hielt an der Verbindung mit Waldrada fest, die aus der Obhut des Legaten entwich, von Pavia aus über die Alpen zurückkehrte, vom Papst aber am 2.2.866 exkommuniziert wurde. L. hatte Gunther von Köln formell als Erzkaplan und Erzbischof fallen gelassen, aber am 15.1.866 stellte er ihm als dem gubernator et rector der Kölner Kirche eine Urkunde aus, in deren Gebetspassus – ohne Namensnennung – von der proles, also Hugo, nicht aber von der coniunx die Rede war. Zwei Tage darauf erhielt Theutberga – als dilectissima nostra, nicht als coniunx bezeichnet – eine ausgiebige Schenkung, die fraglos als Abfindung gedacht war, denn vom Bemühen, sich aus dieser Ehe zu lösen, ließ L. nicht ab. Er näherte sich wieder Karl d. K., den er 866 und 867 traf, besprach sich im Nov. 866 in Trier mit Bischöfen, um den Prozeß wieder aufzurollen, und wandte sich wiederholt an den Papst. Aber Nikolaus I. blieb unerbittlich.

    Die unabwendbaren politischen Konsequenzen blieben nicht aus, obwohl L. sich weiterhin um Kontakte nach Ost und West bemühte. Seinem Sohn Hugo übertrug er in Frankfurt 867 die Herzogsgewalt im Elsaß unter dem Schutz Ludwigs d. D. Aber Dreierbegegnungen, Ende 866 und Anfang 867 geplant, kamen nicht mehr zustande. Stattdessen vereinbarten Ludwig und Karl, wahrscheinlich im selben Jahre 867, in Metz eine künftige Teilung der Reiche „ihrer Neffen“ – denn auch das Erbe Ludwigs II. in Italien war offen. Ohne Zusammenhang mit diesen Problemen steht zu 867 eine Nachricht über eine – angeblich erfolgreiche – Heerfahrt gegen die Normannen; dieser steten Bedrohung (die allerdings mehr auf dem Westreich lastete) konnte L. nur mit vereinzelten Stößen entgegentreten.

    Auf Nikolaus I. folgte der nachgiebigere Hadrian II. (867–72). L. schöpfte neue Hoffnung. Er nahm Verbindung zum neuen Papst auf und schickte Theutberga nach Rom, wo sie, offenbar seelisch zermürbt, selber den Wunsch auf Annullierung ihrer Ehe vorbrachte. Hadrian II. lehnte dieses Ansuchen ab, aber auf Verwendung des Kaisers Ludwig II. löste er Waldrada aus der Exkommunikation (Febr. 868) und gewährte L. die – von Nikolaus verweigerte – Erlaubnis, selber in Rom seine Sache vorzutragen. L. versicherte sich durch neuerliche Begegnungen des Einvernehmens mit beiden Oheimen und erneuerte die Schenkung an Theutberga (24.11.868), wagte es aber schon, in einer Urkunde vom 22.1.869 Waldrada als dilectissima nobis erwähnen zu lassen und traf sich zunächst in Benevent mit seinem Bruder Ludwig II. Der Papst empfing ihn im Juli, zuerst in Montecassino, dann im Lateran, und ließ auch Gunther von Köln wieder zur Laienkommunion zu. Er ordnete eine erneute Untersuchung an, über deren Ergebnis eine römische Synode am 1.3.870 befinden sollte.

    Der rasche Tod L.s setzte allem ein Ende und sanktionierte die Entscheidung von 865. Waldrada zog sich nach Remiremont zurück, Theutberga vermutlich nach St. Glodesindis in Metz. In weiblicher Deszendenz hat es doch noch eine Dynastie L.s. gegeben. Seiner Tochter Berta Sohn aus erster Ehe, Hugo von Arles und Vienne, ließ sich 926 zum König in Italien ausrufen († 948); mit seinem Sohn Lothar, dem ersten Gemahl der späteren Kaiserin Adelheid, erlosch 950 diese Linie. – L.s und Waldradas Sohn Hugo aber war ein Illegitimus ohne Erbrecht geblieben. Sein 880 einsetzender Versuch, das Reich des Vaters zu erkämpfen, endete 895 mit seiner Gefangennahme und Blendung. Aber auch über die Erbansprüche Ludwigs II. setzten sich die Oheime hinweg. Das regnum Lotharii wurde nach mancherlei Wechselfällen endgültig 925 dem Ostfränkisch-Deutschen Reich angegliedert. An diesen Ländern zwischen Rhein und Scheide aber blieb der Name L.s haften: Lotharicum regnum, Lotharingia, Lotharienses begegnen seit dem späten 9. und vollends seit dem 10. Jh. als gängige Bezeichnungen; auf den Süden reduziert, lebt der Landschaftsname „Lothringen“ bis heute fort.



    Name:
    nach ihm ist Lothringen benannt

    Begraben:
    im Kloster Sant'Antonino Piacenza

    Lothar heiratete von Arles, Teutberga in 855. Teutberga (Tochter von von Arles, Boso) wurde geboren um 835/840; gestorben am 25 Nov 875. [Familienblatt] [Familientafel]

    Familie/Ehepartner: Waldrada. Waldrada gestorben nach 869. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 11. von Lothringen, Hugo  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 855/860; gestorben nach 900 in Prüm [54595],Bitburg-Prüm,Rheinland-Pfalz,Deutschland.
    2. 12. von Lothringen, Gisela  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 860/865; gestorben in 907.
    3. 13. von Lothringen, Berta  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 863; gestorben am 8 Mrz 925.
    4. 14. von Lothringen, Ermengard  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben nach 895/898.

  7. 8.  von Franken, Rotrud Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Lothar1) wurde geboren in 835/837.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Nantes [44000],Loire-Atlantique,Pays de la Loire,Frankreich; Gräfin von Nantes

    Notizen:

    Rotrud Gräfin von Nantes
    835/37-
    Jüngere Tochter des Kaisers LOTHAR I. und der Irmingard von Tours, Tochter von Graf Hugo

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 2, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    IV. 7 a. ROTRUD
    Gemahl: ? Graf Otto
    Ergänzungen: Seite 112
    7. Rotrud
    Angelluis Lib. pontif. c. 171; S. S. rer. Langob. 338
    Ergänzung (Werner): * ca. 840. [IV a 11]

    Werner Karl Ferdinand: Seite 450, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    IV. 11
    Zu Rotrud gibt Brandenburg den einzigen Beleg, den wir zu ihr haben, über ihre Taufe durch Erzbischof Gregor von Ravenna (835-846), MG SS rer. Langob. 388. Es ist nicht zu erkennen, worauf sich seine Vermutung " = ? Graf Otto" stützt.

    Thiele, Andreas: Tafel 6, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

    ROTRUD oo LAMBERT II. MARKGRAF VON NANTES + 852

    Schwennicke Detlev: Tafel 4, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    ROTRUD * Pavia 835/40, +
    oo um 850/51 LAMBERT, MARKGRAF DER BRETAGNE, GRAF VON NANTES (WIDONEN) + gefallen 1.V. 852

    Hlawitschka, Eduard: Seite 228-231,234,239, "Waren die Kaiser Wido und Lambert Nachkommen Karls des Großen?" in: Stirps Regia

    Seit langem ist bekannt, daß Kaiser LOTHAR I. eine Tochter Rotrud hatte. Agnellus hat uns in seinem nach und nach zwischen 830 und 846 entstandenen Liber pontificalis ecclesiae Ravennatis berichtet, daß Erzbischof Georg von Ravenna diese LOTHAR-Tochter bei einem Aufenthalt in Pavia getauft habe. Das kann nur zwischen 835 und 840 geschehen sein, da sich LOTHAR I. und sein Gemahlin Irmingard allein in jener Spanne öfters in Pavia aufhielten und im Sommer 840 Italien verließen, um fortan nur noch nördlich der Alpen zu bleiben.. H. Löwe setzt als Taufzeit Rotruds - ohne nähere Begründung, zumal diese Frage ja auch seine Forschungen nicht weiter betraf - "837/38" an; K. F. Werner vermutet: "ca 840". Doch weiteres über Rotrud ist bis jetzt nicht bekannt. Nahe liegt natürlich, daß sie, als ihre Eltern 840 in die Gebiete nördlich der Alpen zurückkehrten, nicht allein in Italien zurückgelassen wurde und daß sie folglich ihr weiteres Leben im nördlich der Alpen gelegenen Mittelreich verbrachte.
    Nun gibt uns aber eine Urkunde aus dem Kloster Tournus, die in diesem Zusammenhang meines Wissens noch nie betrachtet worden ist, einen weiteren Fingerzeig. Mit ihr schenkte ein Graf Witbert pro liberatione Lanberti genitoris mei necnon et Rutrudis genetricis meae et mea am 28. Januar 870 fundum Rodonoinem ... in comitatu Odornensi (= abgegangener Ort Saint-Evre am Rognon im Ornois cant. de Bettaincourt, dep. Haute-Marne) an das Marien- und Filibertuskloster in Tournus). Hier wird eine Rotrudis in angesehenen Familienverhältnissen erwähnt. Daß es sich bei Graf Witberts Mutter Rotrud in der Tat nicht um irgendeine beliebige Dame handelte, sondern gewiß um die soeben erwähnte LOTHAR-Tochter, und daß Witbert folglich in engen Beziehungen zum KAROLINGER-Geschlecht gestanden haben muß, scheint mir schon daraus hervorzugehen, daß er - noch bevor er bei der Zweckbestimmung der Schenkung die liberatio der Seelen seiner Eltern vermerkte - angab, er erhoffe sich damit die Befreiung von der eigenen Sündenverstrickung und nehme seine Schenkung besonders vor pro absolutione domni et senioris mei Hlotharii regis. Von diesem König Lothar, bei dem es sich nur um den wenig vorher, am 8. August 869 verstorbenen Lothar II. handeln kann, vermerkte Witbert außerdem, daß er ihm bona quaeque mercede sua largitus est und daß er ihm dabei unter anderem auch den fundus Rodonionis überlassen habe. Aber nicht nur dies allein: Witbert bekannte von König Lothar überdies: Qui mihi et pater extitit. Welchen Grund sollte aber Lothar II. gehabt haben, die Vaterstelle des jungen Witbert zu übernehmen, wenn nicht denjenigen, daß es sich bei ihm um seinen Verwandten, und zwar seinen Neffen, handelte, daß Witberts Mutter Rotrud seine Schwester war? Die Identifizierung der Witbert-Mutter Rotrud mit der gleichnamigen Tochter Kaiser LOTHARS I. bietet für diese Auffälligkeiten die überzeugendste Erklärung. Voraussetzung ist bei alledem freilich auch noch, daß Witbert - wenn König Lothar II. zeitweise an die Stelle seines Vaters getreten sein soll - seinen richtigen Vater, Lambert, noch vor der Erreichung seiner Volljährigkeit verlor.
    Auffällig ist aber auf alle Fälle das Auftauchen der Namen Lambert und Wido (eventuell auch Rampo) in dieser Reihe. Es zeigt uns - was schon aus dem Namen Lanbert in der Urkunde aus Tournus zu vermuten war -, daß der ältere Graf Witbert, der Gemahl der KAROLINGERIN Rotrud und Sohn jenes Lanbert, in "widonischen" Zusammenhängen zu sehen ist.
    Lambert II. von Nantes dürfte also der gesuchte Gemahl Rotruds, der Tochter Kaiser LOTHARS I., gewesen sein, zumal außerdem auch gar kein anderer Lambert in den widonischen Zusamenhängen der damaligen Zeit nachgewiesen werden kann. Dieser 852 getötete Mann kann sehr wohl eine ca. 835/37 geborene Tochter LOTHARS I. zur Frau genommen haben, so daß bei seinem Tode ein vorhandenes Kind in der Tat einen Beschützer brauchte. Ein Sohn Lamberts I. von Nantes war ja für eine Tochter LOTHARS I. gewiß auch eine standesgemäße Partie.

    um 850 oo Lambert II. Graf von Nantes -1.5.852 gefallen

    Kinder:
    - Witbert (Wicbert) um 850/51- 883 ermordet

    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 2,112 - Hlawitschka, Eduard: Waren die Kaiser Wido und Lambert Nachkommen Karls des Großen?, in: Stirps Regia von Eduard Hlawitschka, Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris, Seite 228-230,234,239,242-244 -Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 147 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 4 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 6 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 450 -

    Familie/Ehepartner: Lambert II.. Lambert gestorben am 1 Mai 852. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 15. Witbert  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 850; gestorben in 883.

  8. 9.  von Franken, Karl Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Lothar1) wurde geboren um 840/845; gestorben am 24 Jan 863 in Lyon [69001],Métropole de Lyon,Rhône-Alpes,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 855-863; Franken-König

    Notizen:

    Karl Franken-König (855-863)
    845-24.1.863 St-Pierre (-les-Nonnains) bei Lyon
    Jüngster Sohn des Kaisers LOTHAR I. und der Irmingard von Tours, Tochter von Graf Hugo

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 971, Karl von der Provence, König in Burgund seit 855

    * um 840, + 25. Januar 863 St-Pierre (-les-Nonnains) bei Lyon

    Als jüngster Sohn Kaiser LOTHARS I. und der Kaiserin Irmingard erhielt er im September 855 bei der Teilung des Mittelreiches durch seinen Vater die provencalisch-burgundischen Rhonelande zugewiesen. Seine beiden älteren Brüder, Kaiser LUDWIG II., der auf Italien beschränkt blieb, und Lothar II., der die fränkischen Kernlande um Aachen und Metz erbte, protestierten zwar gegen diese Regelung, mußten sich aber auf einem Treffen im Spätsommer 856 in Orbe im Grenzgebiet der drei Reiche wegen der Haltung der provenzalischen Großen, die den Versuch Lothars II. vereitelten, Karl in ein Kloster zu stecken, fügen. Diese Großen, vor allem Graf Gerhard II., Dux von Vienne und Lyon, der in den etwa ein Dutzend überlieferten Urkunden Karls mehrfach als Intervenient und Erzieher Karls (nutritor; magister) begenet, regierten in der Folgezeit faktisch das Reich, da Karl (der 855 noch minderjährig gewesen sein könnte) wegen Epilepsie kaum regierungsfähig war. Immerhin ist er im Juni 859 auf dem Treffen von Savonnieres bei Toul zwischen KARL DEM KAHLEN und Lothar II. bezeugt, und noch im selben Jahr scheint er auch an den Treffen zwischen LUDWIG II. und Lothar II. im Italischen teilgenommen zu haben, wo das Einvernehmen zwischen den drei Brüdern bekräftigt wurde. Der Haltung der meisten provencalischen Großen war es 861 auch zu verdanken, daß KARL DER KAHLE, von oppositionellen Gruppen ins Reich seines Neffen gerufen, unverrichteter Dinge wieder abziehen mußte. Nach Karls frühem Tod wurde sein Reich unter seine Brüder aufgeteilt.

    Quellen und Literatur:
    Recueil de actes de Provence (855-928), ed. R. Poupardin, 1920, 1-27, 125f. - MGH DD Karol. III, ed. Th. Schieffer, 1966 - RII, 3/I, 1991 - Annales Bertiniani, ed. G. Waitz, 1883, (MGH SRG [in us. schol] [5] - R. Poupardin, Le royaume de Provence sous les Carolingiens (855-933?), 1901, 1-32 -

    Beim Tode seines Vaters erhielt der an Epilepsie leidende Karl ein Regnum in den Rhonelanden mit dem Schwerpunkt in der Provence. Karl, ein unfähiger und kränklicher Herrscher, war völlig von den Großen seines Gebietes abhängig. Da er kinderlos starb, teilten sich seine Brüder seinen Herrschaftsbereich.

    Hlawitschka Eduard: Seite 14,18, "Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte"

    Ganz eklatant wurde LOTHARS Preisgabe der alten Ideale, für die soviel Mühe, Kraft und Blut geopfert worden war, letztlich, als er im Angesicht seines Todes (855) nun selbst einen Reichsteil, das Mittelreich, unter seine Söhne zu teilen unternahm: LUDWIG II., der älteste, wurde auf Italien beschränkt; der jüngste Sohn, Karl, erhielt die Provence und einen Teil Burgunds; Lothar II. hingegen wurde von seinem Vater mit dem übrigen auch die Residenzstadt Aachen einschließenden Land - von den Alpen und Burgund bis zur Nordsee bedacht.
    Lothars II. Scheidungsbemühen war kein Erfolg beschieden, obgleich er hierfür sogar eine Verkleinerung seines Herrschafstbereiches im Süden, in Burgund, hinzunehmen bereit war, indem er seinem Bruder Karl von der Provence die Bistümer Belley und Tarantaise abtrat (858) udn seinem Bruder LUDWIG II. (von Italien) die Grafschaften und Bistümer Genf, Lausanne und Sitten überließ (859).

    Schieffer Rudolf: Seite 152,160, "Die Karolinger"

    In völliger Abkehr von den einst verfochtenen universalen Zielen teilte LOTHAR I. sein Reich unter den drei Söhnen auf. Für LUDWIG II., den Kaiser, blieb es bei Italien; Karl, der jüngste, erhielt ein Regnum in den Rhonelanden mit dem Schwerpunkt in der Provence, während Lothar II. die nördlichen Gebiete von den W-Alpen bis zur Nordsee empfing. LOTHARS Vermächtnis war nicht unumstritten, denn Kaiser LUDWIG II. erstrebte einen Gebietsanteil jenseits der Alpen, und auch Lothar II. wollte dem minderjährigen, an Epilepsie leidenden Bruder Karl kein gesondertes Teilreich einräumen.
    Immerhin gelang es, LUDWIG II. vom Ausgreifen über Italien hinaus abzuhalten, aber auch Lothar II. mußte dem Drängen der provencalischen Magnaten nachgeben, die mit Karl als nominellen König unter sich bleiben wollten und von Graf Gerhard von Vienne angeführt wurden. Auf einem Treffen bei Orbe (bei Lausanne), inmitten von Hukberts Gebiet, bekräftigten die drei königlichen Brüder im Herbst 856 die vom Vater gezogenen Grenzen.
    Der Gegenden jenseits des Jura entledigte sich Lothar II. daraufhin 859 überhaupt, indem er sie LUDWIG II. abtrat, ebenso wie er dem anderen Bruder Karl von der Provence gegen die Einsetzung zum Erben territoriale Zugeständnisse im Süden machte.

    Literatur:
    Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 10,12,13 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 373,400,431,450,460,470,490 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seite 165 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 14,18,85,87,90,146 - Hlawitschka, Eduard: Vom Frankenreich zur Formierung der europäischen Staaten- und Völkergemeinschaft 840-1046, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1986 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 103 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 208,223,239 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 147,152,155,160,163,176 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 442 -

    Gestorben:
    Abbaye de Saint-Pierre-les-Nonnains de Lyon


  9. 10.  von Franken, Karlmann Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Lothar1) wurde geboren in 853.

    Notizen:

    Karlmann
    Sohn des Kaisers LOTHAR I. und seiner Konkubine Doda

    Werner Karl Ferdinand: Seite 450, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    IV. Generation 13
    853 ist das Geburtsjahr Karlmanns (Ann. Bert.); er wird nicht bloß "erwähnt" (so Brandenburg).

    Literatur:
    Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 378 -



Generation: 3

  1. 11.  von Lothringen, Hugo Graphische Anzeige der Nachkommen (7.Lothar2, 1.Lothar1) wurde geboren in 855/860; gestorben nach 900 in Prüm [54595],Bitburg-Prüm,Rheinland-Pfalz,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Elsass,Frankreich; Herzog im Elsaß
    • Titel/Amt/Status: Lothringen,Frankreich; Thronprätendent in Lothringen

    Notizen:

    Hugo Herzog im Elsaß
    855/60- nach 900 Prüm
    Einziger Sohn des Franken-Königs Lothar II. und der Friedelfrau Waldrada

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 159

    Hugo, karolingischer Thronprätendent in Lotharingien
    + nach 895 in Prümer Klosterhaft
    Sohn König Lothars II. und der Waldrada

    Seit 857 versuchte Lothar, dieser Friedelehe (gegen seine kinderlose Ehe mit Theudberga) Anerkennung und Hugo die Thronfolge im Mittelreich zu verschaffen, übertrug ihm 867 den Dukat des Elsaß und unterstellte ihm dem Schutz Ludwig desDeutschen, der im Zuge seiner Teilungsvereinbarung mit KARL DEM KAHLEN (Meerssen, 87) Hugos Ansprüche aber überging. In Verfolgung des ihm vom Vater zuerkannten Ziels versuchte Hugo erstmals 877, sich das Erbe gewaltsam zu verschaffen, blieb aber trotz Unterstützung durch den lothringischen Adel letzlich erfolglos. Mit Kaiser KARL III. unter dem Druck der Normannengefahr zeitweise im Einvernehmen, trachtete Hugo 885, während eines Italienaufenthaltes des Kaisers, erneut nach der lotharingischen Krone, wurde in Gondreville gefangengesetzt und geblendet.

    Literatur:
    NDB X, 15; XV, 216ff. -

    Werner Karl Ferdinand: Seite 455, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    V. Generation 13

    Friderada war die Gemahlin des Bernarius (Bernhar), eines der führenden Anhänger Hugos im Kampf um das lothringische Königtum, den Hugo erschlagen ließ, um Friderada zu heiraten, Regino zu 883.
    Hugo wurde 867 von seinem Vater ganz wie ein legitimer Thronerbe mit einer Unterherrschaft über das Elsaß ausgestattet. Bei dessen Tode 869 war ihm als illegitim gebliebenem Sohn das Erbe verwehrt worden und er versuchte nun, sich im einstigen Reich seines Vaters und Großvaters Geltung zu verschaffen, wofür er 878 in Troyes durch Papst Johannes VII. gebannt wurde. Gegen Hugo zog Ludwig der Jüngere 879 und zogen 880 Ludwig III. und Karlmann von W-Franken sowie der ostfränkische KARL III.durchaus erfolgreich zu Felde, doch ohne seiner habhaft zu werden. Deshalb versuchte ihn Ludwig der Jüngere 881 durch eine Ausstattung mit mehreren Grafschaften und Abteien, darunter Lobbes, abzufinden, aber Hugo entzog sich dem Frieden bald wieder in der begründeten Voraussicht, für seine Ambitionen stets genügend bewaffnete Unterstützung in unzufriedenen Kreisen finden zu können. Durch die Heirat seiner Schwester Bertha mit dem Grafen Theotbald von Arles, der ihn auch militärisch unterstützte und ausgerechnet ein Neffe Theutbergas, der Nebenbuhlerin seiner Mutter Waldrada war, schlug Hugo zudem eine familiäre Brücke zu den BOSONIDEN, deren Oberhaupt, Boso von Vienne, mit seinem schon erwähnten Griff nach der Königswürde die Kreise der KAROLINGER nicht minder nachhaltig störte. Hugo wurde 882 in den Frieden, den Kaiser KARL III. mit dem Normannenführer Gottfried, der Hugos Schwester Gisela zur Frau bekam, abschloß, mit einbezogen und ihm wurden die Einkünfte des Bistums Metz übertragen. Nachdem sein Schwager Gottfried im Mai 885 am Niederrhein während vorgetäuschter Verhandlungen von Graf Heinrich vom Grabfeldgau ermordet worden war, wurde Hugo wenig später von diesem in Gondreville in einen Hinterhalt gelockt, überwältigt und geblendet, um seine Tage als Mönch im Kloster Prüm zu beschließen. Der lothringische Mannesstamm war damit ausgeschaltet, aber die Bedrohung durch die Normannen keineswegs überwunden.

    Vollmer Franz: Seite 168, "Die Etichonen"

    Dieser Hugo, der Sohn Lothars II. und Waldradas, erhält 867 "ducatum Elisatium", später auch verschiedene Grafschaften und Abteien, stößt aber bei seinen wiederholten Versuchen, das jetzt zwischen Ost- und Westreich aufgeteilte ehemalige Herrschaftsgebiet seines Vaters Lothar II. wiederzugewinnen, auf gemeinsame Gegenaktionen der legitimen KAROLINGER-Herrscher. 885 wird Hugo durch List gefangengenommen, geblendet und verschwindet als Mönch hinter Klostermauern.

    Konecny Silvia: Seite 130, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Hugo, der als illegitimer Sohn Lothars II. galt, wurde für die Kaiserwürde nicht in Betracht gezogen. Boso selbst scheint sich bezüglich der Erbfolge im Kaisertum mit dem Papst auf einen gemeinsamen Rechtsstandpunkt geeinigt zu haben, der eine Senioratserbfolge vorsah, die als Anrecht auch in weiblicher Linie vererbt werden konnte. Die Erbfolge eines "illegitimen" Sohnes hingegen dürfte dieser Standpunkt ausgeschlossen haben. Hugo, der Sohn Lothars II., zählte selbst zu den Verbündeten Bosos; ein allfälliger Anspruch Hugos auf die Kaiserwürde, der eigentlich nahegelegen wäre, verlautete aber nirgends.

    Schieffer Rudolf: Seite 180,183, "Die Karolinger"

    Von der erwarteten Erstürmung sah der Kaiser jedoch bald ab und gewährte den Feinden freien Abzug und neue Zahlungen gegen die Zusicherung ihres Anführers Gottfried, sich taufen zu lassen, eine Lehnsherrschaft in Friesland zu übernehmen und durch Heirat mit Lothars Tochter Gisela (aus der nicht anerkannten Ehe mit Waldrada) in die karolingische Familie einzutreten. Das Verhalten KARLS III. entsprang wohl der Überlegung, durch Respektierung der faktischen Machtlage in Lotharingien, in die auch Giselas Bruder Hugo durch Überlassung der Einkünfte des Bistums Metz einbezogen wurde, eine notdürftige Befriedung herbeiführen zu können.
    Gegen ein vermeintlich gefährliches Komplott beider Schwäger rückte nämlich Graf Heinrich vom Grabfeldgau, Stammvater der BABENBERGER und bewährter Heerführer schon Ludwigs des Jüngeren im Mai 885 an den Niederrhein und ließ Gottfried mit vielen der Seinen während vorgetäuschter Verhandlungen umbringen, nachdem man zuvor seine Gattin Gisela, die Tochter Lothars II., in Sicherheit gebracht hatte ( + 907 als Äbtissin von Nivelles und Fosses), wenig später wurde auch Hugo, ihr Bruder, in Gondreville in einen Hinterhalt gelockt, überwältigt zund geblendet, um seine Tage als Mönch im Kloster Prüm zu beschließen. (+ nach 895).

    Hlawitschka Eduard: Seite 18,22, "Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte"

    Lothars Bemühen war fortan, die Scheidung von Theutberga und die Erhebung der Friedelehe mit Waldrada zur rechtsgültigen Munthe zu erwirken - samt aller kirchlichen und weltlichen Folgen für seinen und Waldradas Sohn Hugo. Die Frage der Vollbürtigkeit und Erbberechtigung Hugos - auch hinsichtlich der väterlichen Herrschaft - war nunmehr das Kardinalproblem, an dessen Lösung die Weiterexistenz des regnum Lotharii sich entschied.
    Es gelabg aber - wie angedeutet - nicht, Waldarada und Hugo zu legitimieren und damit die Voraussetzung für das Entstehen einer lotharischen Dynastie - und das bedeutete damals zugleich auch die Vorbedingung für den dauernden Bestand Lotharingiens als einer politischen Existenz - zu schaffen. Lothar II. muß sich wenigstens 867 über die schlechten Aussichten, die Anerkennung Walderadas und Nachfolge Hugos doch noch zu erreichen, selbst im klaren gewesen zu sein [Damals verlieh er nämlich das Elsaß als Herzogtum seinem Sohne Hugo, das er für den Todesfall an Ludwig den Deutschen vergabt hatte (vgl. Anm. 39) und empfahl diesen dem Schutze Ludwigs; Ann. Bertin. ad 867, MG SS rer. Germ., ed. Germ., ed. G. Waitz (1883) Seite 87).] .
    Gerade Lotharingien trug ihm schwerste Aufgaben ein. Es war der Bereich, in dem sich die Normannen ihre ersten festen Stützpunkte gesichert hatten. Von dort her drohte also die Gefahr dauernder Plündereien und Überfälle. Seit 878 war dort aber auch Hugo, der vom Erbe ausgeschlossene Sohn Lothars II. und Walderadas, durch Unruhestiften hervorgetreten und hatte seit 879 offen die Herrschaft im regnum patris sui an sich zu reißen versucht. Er war damit auf den Widerstand der Söhne Ludwigs des Stammlers vom W-Reich und auch des ostfränkischen Ludwigs des Jüngeren gestoßen. 880 im offenen Kampf besiegt, hatte er sich Ludwig dem Jüngeren unterwerfen müsasen, war aber bald darauf - seine Pläne nicht aufgebend - nach Burgung entflohen. Auf KARL kam damit nach Ludwigs des Jüngeren Tode (+ 882) die Lösung dieser Aufgabe zu. Er versuchte es erst in Güte durch Verleihung besonderer Rechte. Doch Hugo sammelte eine ihm hörige Gefolgschaft unzufriedener und zwielichtiger Elemente um sich; auch einige angesehene Grafen, die auf eine Erneuerung der Eigenexistenz Lotharingiens hoffen mochten, schlossen sich ihm an; 883 verbündete er sich gar mit des Reiches Gegnern, den Normannen, mit deren Hilfe er sich das verlorengegangene Erbe zu sichern hoffte. 885 endlich gelang es KARL III., Hugo in Gondreville mit einiger Tücke - eine Art Burgfrieden ausnützend - festnehmen und blenden zu lassen. Die unmittelbare Gefahr war beseitigt.


    882 oo 2. Friderada, Witwe des Bernar



    Literatur:
    Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 75,76,78,81 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 450,478, 603; Band II Seite 87,130,144,151,207,238-240,242 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seite 162 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 18,22, 27,29,48,68,151,166, 231 - Hlawitschka, Eduard: Waren die Kaiser Wido und Lambert Nachkommen Karls des Großen?, in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka, Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris, Seite 227-247 - Lebe Reinhard: Ein Königreich als Mitgift. Heiratspolitik in der Geschichte. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1998 Seite 37 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 37 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 223,251,253,269 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 160,162,172,175-180, 183 -

    Neue Deutsche Biographie - Hugo

    elsässischer Herzog, Thronprätendent in Lothringen, * vor 863, † nach 895 Kloster Prüm.

    Als Lothar II. den Kampf um die Annullierung seiner kinderlosen Ehe mit Theutberga und um die Erhebung seiner Verbindung mit Waldrada zur rechtsgültigen Muntehe gescheitert sah, übergab er 867 seinem Sohn H., auf dessen Legitimierung und Erbfolge er gehofft hatte, das Hzgt. Elsaß und stellte ihn und sein Reich unter den Schutz Ludwigs des Deutschen. Nicht nur die strengere Handhabung der Ausschließung illegitimer Söhne vom Nachfolgerecht, zu der die karolingische Gesetzgebung unter kirchlichem Einfluß seit 817 fortgeschritten war, sondern auch die Minderjährigkeit H.s beim Tod seines Vaters 869 bewirkten, daß Karl der Kahle und Ludwig der Deutsche den Sohn ihres Neffen beiseiteschoben und im Vertrag zu Meersen das Mittelreich unter sich teilten. Nach dem Tod Karls des Kahlen 877 unternahm H. den ersten Versuch, sich die Erbschaft im Land seines Vaters mit Waffengewalt zu verschaffen; dieser endete – nach einem Ermahnungsschreiben des EB Hinkmar von Reims – mit der Exkommunikation H.s durch das Konzil von Troyes (878). Unterstützt von einem Teil der Großen Lothringens, deren Ziel die Erneuerung der Sonderexistenz des Mittelreiches war, ergriff er 879 beim Tod Ludwigs des Stammlers und bei den darauffolgenden westfränk. Thronwirren erneut die Gelegenheit, seine Ansprüche auf Lothringen durchzusetzen, so daß auf Ludwig den Jüngeren zugleich mit den im Vertrag zu Ribémont erworbenen bisher westfränk. Teilen des Mittelreichs die Aufgabe zukam, den Kampf mit H. auszutragen. Er bot H. eine dem Königssohn angemessene Ausstattung mit mehreren Grafschaften und Abteien an, aber dieser war nicht bereit, sich abfinden zu lassen; vor dem Heer Ludwigs floh er zu Boso von Burgund. Karl III., der bei seinem Regierungsantritt in Ostfranken (882) dem bedrohlichen Vordringen der Normannen gegenüberstand, war auf eine Verständigung mit H. angewiesen: Er überließ ihm die Einkünfte des vakanten Bistums Metz und willigte bei den Verhandlungen mit den Normannen in Asselt, in deren Verlauf H. eine nicht recht greifbar werdende Schlüsselposition zukam, in die Heirat der Schwester H.s, Gisla, mit dem Dänenheerführer Gottfried ein. Daß diese Heirat nicht erst 883 mit „hochverräterischen“ Absichten gegen Karl III. zwischen H. und Gottfried vereinbart wurde, sondern bereits zu den Bedingungen des Vertrags von Asselt gehörte und ebenso wie die politische Einbeziehung Gottfrieds in das karoling. Lehns- und Herrschaftssystem die Verhältnisse in Lothringen stabilisieren sollte, kann nach neuen Forschungen (Buisson; Keller) als sicher gelten; bis 884 dauerte das Einvernehmen zwischen H. und dem Kaiser an. 885 erneuerte H. jedoch, die Abwesenheit Karls in Italien nutzend, seinen Griff nach dem lothring. Königtum, wobei er sich der Hilfe Gottfrieds, als Herzog von Friesland jetzt der mächtigste Große seines Reiches, bediente. Bei den von Karl angebotenen Verhandlungen wurde Gottfried zu Herispich erschlagen, H. in Gondreville gefangengesetzt und geblendet. Er kam in Klosterhaft, zuerst nach Fulda, später nach St. Gallen und von dort nach Prüm, wo er als Mönch zu einem unbekannten Zeitpunkt starb.

    Literatur
    ADB XIII; E. Dümmler, Gesch. d. ostfränk. Reiches II u. III, 21887/88; R. Parisot, Le royaume de Lorraine sous les carolingiens, 1899, S. 443 ff.; W. Sickel, Das Thronfolgerecht d. unehel. Karolinger, in: ZSRG 24, 1903; W. Vogel, Die Normannen u. d. fränk. Reich, 1906, S. 291 ff.; L. Buisson, Formen normann. Staatsbildung, in: Vorträge u. Forschungen V, 1960, S. 122 ff.; H. Keller, Zum Sturz Karls d. Dritten, in: DA 22, 1966; E. Hlawitschka, Lotharingien u. d. Reich an d. Schwelle d. dt. Gesch., 1968, S. 17 ff.


  2. 12.  von Lothringen, Gisela Graphische Anzeige der Nachkommen (7.Lothar2, 1.Lothar1) wurde geboren in 860/865; gestorben in 907.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Fosses-la-Ville [5070],Wallonien,Belgien; Äbtissin von Fosses
    • Titel/Amt/Status: Nivelles [1400],Wallonien,Belgien; Äbtissin von Nivelles
    • Titel/Amt/Status: Friesland,Niederlande; Herzogin von Friesland

    Notizen:

    Gisela
    Äbtissin von Nivelles und Fosses
    Herzogin von Friesland
    860/65-26.10./21.5.907
    Tochter des Franken-Königs Lothars II. und der Friedelfrau Waldrada

    Werner Karl Ferdinand: Seite 455, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    V. Generation 14

    Brandenburg gibt den Tod der Gisla"+ nach 908 I 18" an. Sie starb aber 907 vor X 26 (siehe D Ludwig IV., nr. 55, ed. Th. Schieffer, in dem sie 907X 26 als verstorben erwähnt wird), nachdem sie zuletzt im Diplom König Karls III. von 907 V 21 (Lauer 57) als Intervenientin auftritt. Ihr Gemahl Gottfried war nicht bloß "normannischer Heerführer", sondern hatte einen erheblichen Teil Frieslands als dux von Kaiser KARL III. zu Lehen, bis ihn 885 VI KARLS Heerführer, der BABENBERGER Heinrich, beseitigen ließ.
    Vgl. zu Gisla auch Hoebank, L'Abbaye de Nivelles, 1951, 109ff.

    Schieffer Rudolf: Seite 180,183, "Die Karolinger"

    Von der erwarteten Erstürmung sah der Kaiser jedoch bald ab und gewährte den Feinden freien Abzug und neue Zahlungen gegen die Zusicherung ihres Anführers Gottfried, sich taufen zu lassen, eine Lehnsherrschaft in Friesland zu übernehmen und durch Heirat mit Lothars Tochter Gisela (aus der nicht anerkannten Ehe mit Waldrada) in die karolingische Familie einzutreten. Das Verhalten KARLS III. entsprang wohl der Überlegung, durch Respektierung der faktischen Machtlage in Lotharingien, in die auch Giselas Bruder Hugo durch Überlassung der Einkünfte des Bistums Metz einbezogen wurde, eine notdürftige Befriedung herbeiführen zu können.
    Gegen ein vermeintlich gefährliches Komplott beider Schwäger rückte nämlich Graf Heinrich vom Grabfeldgau, Stammvater der BABENBERGER und bewährter Heerführer schon Ludwigs des Jüngeren im Mai 885 an den Niederrhein und ließ Gottfried mit vielen der Seinen während vorgetäuschter Verhandlungen umbringen, nachdem man zuvor seine Gattin Gisela, die Tochter Lothars II., in Sicherheit gebracht hatte( + 907 als Äbtissin von Nivelles und Fosses), wenig später wurde auch Hugo, ihr Bruder, in Gondreville in einen Hinterhalt gelockt, überwältigt zund geblendet, um seine Tage als Mönch im Kloster Prüm zu beschließen. (+ nach 895).

    Konecny Silvia: Seite 66 Anm. 10,152,154, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Später war LOTHARS I. [Richtig: Lothars II.] Tochter Gisla dort Äbtissin, nachdem sie die ihr von KARL III. übertragene Abtei Fosse mit Nivelle vertauscht hatte [BM² 2046, 2048,1971, 20239].
    Nur Gisla, eine Tochter Lothars II., erhielt ihre Abtei Fosse wohl nicht von ihrem Vater, sondern vermutlich von KARL III., der seine Verwandte auf diese Weise vielleicht für eine politische Unterstützung gegen die Normannen belohnen wollte.
    Eine zweite ausländische Ehe ging Gisela, eine Tochter Lothars II., ein. Es ist nicht ganz klar, auf wessen Anregung die Heirat zustande kam, da die Historiographen sie sowohl im Sinne der Bündnispolitik KARLS III. als auch Hugos, der Bruders Gislas, verstehen. Möglicherweise war diese Ehe auch Ausdruck eines Friedensschlusses und kurzfristig hergestellten Konsenses zwischen KARL III. und Hugo einerseits und dem Kaiser und den Normannen andererseits. Bald scheint sich Hugo um ein Bündnid mit dem Schwager gegen KARL III. bemüht zu haben, während dieser offensichtlich bestrebt war, Einfluß auf Gisla zu nehmen. Für letzteres spricht vor allem der Umstand, daß Gisla später als Besitzerin der Abtei Fosse aufscheint, Hugo hingegen wegens einer normannischen Verbindung geblendet wurde.


    882 oo Gottfried von Dänemark, Herzog in Friesland - 885


    Literatur:
    Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 75,80 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 450; Band II Seite 207,225,239,241, 143,542,547 - Hlawitschka Eduard: Studien zur Äbtissinnenreihe von Remiremont. Buchdruckerei und Verlag Karl Funk, Saarbrücken 1963, Seite 15 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 152,155 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 180,183 -

    Gisela heiratete von Friesland, Gottfried II in 885. Gottfried gestorben in Jun 885 in Rijnwaarden [6910],Gelderland,Niederlande . [Familienblatt] [Familientafel]


  3. 13.  von Lothringen, Berta Graphische Anzeige der Nachkommen (7.Lothar2, 1.Lothar1) wurde geboren in 863; gestorben am 8 Mrz 925.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Arles (Grafschaft),Bouches-du-Rhône,Provence-Alpes-Côte d’Azur,Frankreich; Gräfin von Arles
    • Titel/Amt/Status: Tuszien,Italien; Markgräfin von Tuszien

    Notizen:

    Berta von Lotharingien
    Gräfin von Arles
    Markgräfin von Tuszien
    863-8.3.925
    Illegitime Tochter des Königs Lothar II. von Lotharingien von seiner Konkubine Walderada
    Bertha wurde 915 Regentin und besaß bis zuletzt großen Einfluß.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 168, "Die Widonen im Dukat von Spoleto" in Stirps Regia

    Widos Gemahlin Ita kann damit nicht eine Tochter Kaiser LOTHARS I. gewesen sein, wie man das noch vor etwa 25 Jahren zur Erklärung des rasanten Aufstegs der WIDONEN in Italien für höchstwahrscheinlich hielt. Ita kann übrigens auch schon deswegen keine Tochter LOTHARS I. gewesen sein, weil dann ihr Enkel, der Herzog Adalbert II. von Tuszien, in Berta, einer Tochter König Lothars II., eine zu nahe Verwandte gegen alle kirchlichen Ehegesetze der damaligen Zeit geehelicht haben müßte.

    Hlawitschka Eduard: Seite 29, "Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte"

    In der Nachkommenschaft Kaiser LOTHARS I. existierte, da Lothar II. und Waldradas Sohn Hugo 885 geblendet und regierungsunfähig gemacht worden war und die beiden damals erst wenige Jahre alten Söhne von Hugos Schwester Berta gleichfalls mit dem Makel Waldradas behaftet und für das Nachfolgeproblem nicht in Betracht zu ziehen waren, auch nur noch ein in Frage kommender Knabe: nämlich LUDWIG, ein Sohn des Usurpators Boso von der Provence und Irmingards.

    Kimpen Emil: Seite 40, "Zur Königsgenealogie der Karolinger- bis Stauferzeit"

    Beider Sohn Markgraf Adalbert II. der Reiche (+ um 915), der zweite Gatte von König Lothars II. Tochter Bertha (+ 925), ist urkundlich als "nepos" Kaiser WIDOS bezeugt und hatte zwei offensichtlich zu Ehren der gekrönten WIDONEN wie auch der Betonung eigener Thronansprüche benannte Söhne Wido und Lambert..

    Konecny Silvia: Seite 153, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Aber auch die Ehe Bertas, einer Tochter Lothars II., mit Theotbald von Arles, die vielleicht auf Betreiben von deren Bruder Hugo zustande kam, diente weitgehend adeliger Bündnispolitik [Theotbald zählte 883 zu den Verbündeten von Bertas Bruder Hugo, Regino, Chronicon a. 883; Seite 264.].

    Riche Pierre: Seite 264,266, "Die Karolinger. Eine Familie formt Europa."

    Der mächtigste Fürst Italiens war damals der Markgraf von Tuszien, Adalbert II. dives, der mit Lothars II. und Waldarads Tochter Bertha verheiratet war und sich deshalb als Verwandter der KAROLINGER fühlte. Er rief im Jahre 905 LUDWIG erneut nach Italien.
    Auch Hugo von Arles ließ sich von der italienischen Krone verlocken, besonders weil seine Mutter Bertha in zweiter Ehe Adalbert II. von Tuszien geheiratet hatte.

    Schieffer Rudolf: Seite 175, "Die Karolinger"

    Deshalb versuchten ihn Ludwig der Jüngere 881 durch eine Ausstattung mit mehreren Grafschaften und Abteien, darunter Lobbes, abzufinden, aber Hugo entzog sich dem Frieden bald wieder in der begründeten Voraussicht, für seine Ambitionen stets genügend bewaffnete Unterstützung in unzufriedenen Kreisen finden zu können. Durch die Heirat seiner Schwester Bertha mit dem Grafen Theotbald von Arles, der ihn auch militärisch unterstützte und ausgerechnet ein Neffe Theutbergas, der Nebenbuhlerin seiner Mutter Waldrada, war, schlug Hugo zudem eine familiäre Brücke zu den BOSONIDEN.


    1. oo Theotbald Graf von Arles - um 895

    895/98 2. oo Adalbert II. der Reiche Markgraf von Tuszien - 17.8.915


    Kinder:

    1. Ehe
    - Boso III. Graf von Arles 885 - 935
    - Theutberga
    oo Werner Graf von Troyes - 6.8.924
    - Hugo der Böse König von Italien 880-10.4.947

    2. Ehe
    - Lambert Herzog von Lucca 897 - 958
    - Wido Markgraf von Tuszien 896 - 928/29
    - Ermengard 901 - 29.2.931
    915 oo Adalbert I. Markgraf von Ivrea - 923


    Literatur:
    Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 450; Band II Seite 131,377 - Hlawitschka, Eduard: Die Widonen im Dukat von Spoleto. in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris, Seite 155-227 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 29 - Hlawitschka, Eduard: Waren die Kaiser Wido und Lambert Nachkommen Karls des Großen?, in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka, Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris, Seite 227-247 - Kimpen Emil: Zur Königsgenealogie der Karolinger- bis Stauferzeit. - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 153 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 264, 266 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 175,195 -

    Berta heiratete von Arles, Theotbald um 880. Theotbald (Sohn von von Arles, Hugbert) wurde geboren um 850; gestorben um 895. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 16. von Arles, Boso III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 885; gestorben nach 938.
    2. 17. von Arles, Theutberga  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 880/885; gestorben vor 948.
    3. 18. von Italien, Hugo  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 880; gestorben am 10 Apr 947 in Arles [13200],Bouches-du-Rhône,Provence-Alpes-Côte d’Azur,Frankreich.

    Berta heiratete von Tuszien, Adalbert II. in 895/898. Adalbert wurde geboren um 875; gestorben am 17 Aug 915; wurde beigesetzt in Lucca [55100],Toskana,Italien. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 19. von Tuszien, Lambert  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 897; gestorben in 958.
    2. 20. von Lucca, Wido  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 896; gestorben in 929.
    3. 21. von Lucca, Ermengard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 901; gestorben in Feb 931.

  4. 14.  von Lothringen, Ermengard Graphische Anzeige der Nachkommen (7.Lothar2, 1.Lothar1) gestorben nach 895/898.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Nonne

    Notizen:

    Ermengard Nonne
    -6.8. nach 895/98
    Tochter des Franken-Königs Lothar II. von der Walderada

    Werner Karl Ferdinand: Seite 455, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    V. Generation 16

    Zu Ermengard, der Schwester der Markgräfin Bertha von Tuscien, gibt Brandenburg nur den Namen.
    Ihr Todestag, VIII Id. Aug. = VIII 6 ist jedoch durch ein Epitaph in der Kirche S. Iustina in Lucca überliefert, aus dem hervorgeht, daß die dicata Deo, famula Christ war, MG Poet. lat. 4, 1007.
    Vgl. die dort vom Herausgeber genannte Literatur; Hofmeister, Markgrafsch. 392, Anm. 3. Lucca, die Residenz des Markgrafen von Toskana, als Ort des Epitaphs läßt vermuten, daß Ermengard erst nach c 895/98, dem Datum der Ehe ihrer Schwester Bertha mit dem Markgrafen Adalbert von Tuscien (siehe Tafel, V,15), starb.

    Gestorben:
    6.8.


  5. 15.  Witbert Graphische Anzeige der Nachkommen (8.Rotrud2, 1.Lothar1) wurde geboren um 850; gestorben in 883.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Lothringen,Frankreich; Graf in Lothringen

    Notizen:

    Witbert (Wicbert) Graf in Lothringen
    um 850 - 883 ermordet
    Einziger Sohn des Grafen Lambert II. von Nantes und der Rotrud von Lothringen, Tochter von Kaiser LOTHAR I.

    Thiele, Andreas: Tafel 389, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa"

    LAMBERT II. + 852 gefallen
    oo um 850 ROTRUD VON LOTHRINGEN Tochter des römisch-fränkischen Kaiser LOTHAR I.
    Der einzige Sohn, Graf Witbert (Wibert) wird von seinem ehemaligen Mündel und Cousin Herzog Hugo von Elsaß um 892 ermordet.

    Dümmler Ernst: Seite 204,207, "Geschichte des Ostfränkischen Reiches."

    882
    Unter der Vermittlung des Bischofs Liutward und des trugvollen Grafen Wikbert, die von der Volksstimme beide der Bestechung beschuldigt wurden [14 Hinkmar a.a.O.: interventione quorudam; Ann. Fuld. P. IV 882: quidam ex consilariis augusti nomine Liutwardus pseudoepiscopus ... iuncto sibi Wicberto comite fraudulentissimo imperatorem adiit et ab expugnatione hostium pecunia corruptus deduxit (Als KARL DER KAHLE im Jahre 845 die Normannen abkaufte, geschah es auch princibus tamen quibusdam, ut fadebur, muneribus laesis nach Aimoin), vielleicht derselbe Graf Wikbert, den der Bastard Hugo später tötete (Regino 883).], erschien im kaiserlichen Lager der Seekönig Gotfrid, um mit KARL, der ihn als Freund empfing, über den Frieden zu verhandeln.
    Der verwilderte Königssohn, hierdurch nur in seinen Absichten bestärkt, fuhr daher fort in wüster und gewalttätiger Weise in Lothringen zu schalten. Seine eigenen Anhänger fühlten sich vor den Ausbrüchen seiner wilden Leidenschaft nicht sicher [20 Regino, über Hugo besodners gut unterrichtet, meldet a. 883 Einiges über ihn, was sich nicht genau unter bestimmte Jahre einreihen läßt.]: so ließ er einmal, wir wissen nicht weshalb, den Grafen Wikbert töten, der ihm von Kindesbeinen an hold gewesen, wenige Tage darauf ward auf seinen Befehl der edle Bernar, ein ihm ergebener Mann meuchlings ermordet.

    oo N.N.
    Kinder:
    - Witbert - nach 896

    Literatur:
    Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Seite 204,207 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 151,166 - Hlawitschka, Eduard: Waren die Kaiser Wido und Lambert Nachkommen Karls des Großen?, in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka, Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris Seite 229-236,240,554,558 - Jahrbücher von Fulda. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1969 Seite 116 - Regino Chronik. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1969 a. 883 Seite 265 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 389 -

    Gestorben:
    ermordet



Generation: 4

  1. 16.  von Arles, Boso III. Graphische Anzeige der Nachkommen (13.Berta3, 7.Lothar2, 1.Lothar1) wurde geboren in 885; gestorben nach 938.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Tuszien,Italien; Markgraf von Tuszien
    • Titel/Amt/Status: 926-931, Arles (Grafschaft),Bouches-du-Rhône,Provence-Alpes-Côte d’Azur,Frankreich; Graf von Arles
    • Titel/Amt/Status: 911-931, Avignon [84000],Vaucluse,Provence-Alpes-Côte d’Azur,Frankreich; Graf von Avignon

    Notizen:

    Boso III.
    Graf von Avignon (911-931)
    Graf von Arles (926-931)
    Markgraf von Tuszien
    885- nach 938
    Jüngerer Sohn des Grafen Theotbald von Arles und der Berta, illegitime Tochter von König Lothar II. von Lothringen

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 2, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VI. 8 a. BOSO, Graf von Avignon 911-931, Graf von Arles 926-931,Markgraf von Toscana vor 931 17. X., abgesetzt 936
    * (ca. 885)
    Gemahlin:
    Willa, vielleicht Tochter Rudolfs I. von Hoch-Burgund

    Anmerkungen: Seite 117
    VI. 8. Boso
    Geburtszeit nur schätzungsweise bestimmbar. Über ihn Hofmeister, M. I. Ö. G. Ergb. 7, 405f.: Eine Stelle bei Liudprand (3, 47): Boso denique es eodem patre regis Hugonis frater könnte die Annahme nahelegen, daß nicht die KAROLINGERIN Bertha, sondern eine andere, sonst gänzlich unbekannte Mutter gewesen sei. Indessen fordert die Stelle diese Deutung nicht, wie Poupardin, Provence 207, Anmerkung 5, und Hofmeister Seite 392, Anm. 4 mit Recht betont haben. Auch spricht für die Abstammung von Bertha der Umstand, daß eine seiner Töchter Bertha hieß.
    Ältere Angaben, wonach Boso später Graf von Provence geworden sein soll, entbehren jeder Begründung; die späteren Grafen und Markgrafen von Provence stammten jedenfalls nicht von ihm ab. Nach Poupardin Seite 240, Anmerkung 2 soll Boso vor 940 gestorben sein; es wird aber keine Quelle dafür angegeben. Er wird noch 938 oder 939 31. V., Schiaparelli n. 49, erwähnt und nicht als verstorben bezeichnet.

    Gemahlin: Willa
    Über ihre Abkunft steht durch Liudprand: Antap. 4, 11, nur fest, daß sie 936 verbannt wurde "in Burgundiam, de qua oriunda fuerat". Da Rudolfs I. von Burgund Gemahlin ebenfalls Willa hieß und beide bereits 888 mehrere Söhne und Töchter hatten (Genealogisches Handbuch 1, Seite 75), so erscheint die schon von Duchesne aufgestellte Vermutung, sie sei dessen Tochter gewesen, als naheliegend, wenn auch nicht völlig gesichert. Auch Poupardin, Provence Seite 392, nimmt diese Herkunft der Willa an. [VI a 16]

    Werner Karl Ferdinand: Seite 466, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 33-36
    Die vier Töchter aus der Ehe von König Hugos Bruder Boso mit Willa nennt Liudprand, Ant. IV, 11, ed. Becker 109f.
    Zur älteren Berta, begnügt Brandenburg sich, außerdem Liutprand, Ant. V, 31 (Becker 149) zu zitieren und nach den dort gemachten Angaben den ersten Gemahl der Bertha auf der Tafel als "Boso, Graf von Provence, + 935" zu bezeichnen. Es wird dadurch nicht deutlich, daß dieser Boso der Bruder König Rudolfs (Raoul) von W-Franken (923-936) ist. Besitz und politische Aktivität Bosos lagen vor allem in Lothringen, wo er König HEINRICH I. lange erhebliche Schwierigkeiten machte (vgl. Flodoard, Ann., Register der Ausgabe von Lauer) ehe er 935, nach dem 13. September (zu welcher Zeit er noch urkundlich bei seinem Bruder, König Rudolf, nachweisbar ist, Flodoard, ed. Lauer 62, Anmerkung 3) starb. - Berthas zweiten Gatten nennt Brandenburg "Raimund Graf von Rouergue, + vor 965 (961?)". Raimund hat aber außerdem das regnum Septimaniae bzw. regnum Gothiae, das später Herzogtum Narbonne genannte einst westgotische Gebiet S-Galliens an sich gebracht und nannte sich comes et marchio; 936 trat er als dux Aquitaniae auf und vereinigte in seiner Person, wenigstens den Anspruch nach, zeitweise die Herrschaft über zwei fränkische regna, Aquitanien und Septimanien. Entsprechend erscheint er bei Flodoard, Ann. 944 als Gothorum princeps, bei Liudprand, Ant. V, 31 als Aquetanorum princeps. König Ludwig IV. hat offensichtlich die Ansprüche Raimunds anerkannt, ihn in einem Diplom 939 IV 4 nmarchio (die offizielle Kennzeichnung des höchsten Ranges der weltlichen Hierarchie in den karolingischen Diplomen seit Ende 9. Jh., vgl. künftig Werner, Die Entstehung des Fürstentums, 2 Bände, München, Wilhelm-Fink-Verlag) und 941 XII 5 princeps Aquitanorum genannt. (Die beiden Diplome Receuil des actes de Louis IV, ed. Ph. Lauer, nr. 11 und 17).
    Die Daten der beiden Eheschließungen Berthas sind nicht leicht zu bestimmen. Hiestand 161 setzt die Ehe der Nichte König Hugos mit einem Bruder König Rudolfs von W-Franken sehr einleuchtend zu 928, als sich Hugo und Rudolf Ende Oktober trafen und sich das mit dem Tode König LUDWIGS III. vakant gewordene Reich unter Ausschluß von LUDWIGS Sohn Karl Konstantin teilten: Vienne/Lyon, der große Dukat im N, kam unter westfränkische Lehnshoheit, der Rest wurde von König Hugo regiert, ohne daß er einen eigenen Königstitel für die Provence angenommen hätte (so auch A. Hofmeister, Deutschland und Burgund im frühen Mittelalter, 1914, 56ff.). Das paßt auch zu dem zu erschließenden Geburtsjahr der Bertha, das um 915 liegen dürfte (Berthas Vater Boso * 885).
    Das Datum der zweiten Ehe ist uns nur bei Liudprand Ant. V, 31 überliefert, und selbst da handelt es sich um eine höchst undurchsichtige Angabe. Liudprand schreibt, König Hugo habe sich, nicht lange vor seinem Tode (um den Druck Berengars II. in Italien auszuweichen, der ihn dort entmachtet hatte) in die Provence begeben, omni cum pecunia ... Quo audito Raimundus Aquitanorum princeps eum adiit, und wird gegen hohe Geldzahlungen sein Vasall, mit dem Versprechen, ihm in Italien militärisch behilflich zu sein. Aus den Plänen sei aber nichts geworden, denn Hugo sei gestorben (in Wahrheit war er an den italienischen Hof zurückgekehrt), und habe sein Geld seiner Nichte Bertha - eben der, von der wir hier sprechen - vermacht: Berthae neti suae, Bosoni Arelatensis comitis viduae, pecunia derelicta. Quam etiam brevi spatio intercedente memoratus Raimundus, inpurissimae gentis princeips inpurior, sibi maritam effecerat ... Hier hat allein das Plusquamperfekt des letzten Wortes Brandenburg (und vor ihm andere) dazu veranlaßt, die Eheschließung brevi spatio nach dem Eintritt der Witwenschaft (935), also "ca. 936", anzunehmen. Es muß aber doch auffallen, daß Liudprand zum Zeitpunkt von König Hugos Testament und Tod (948) Bertha nicht Gattin Raimunds nennt, sondern Witwe (Bosos), was sie doch nach der Annahme von Brandenburg seit 12 Jahren nicht mehr war. Das brevi spatio intercedenta könnte sich also auch auf Tod und Testament König Hugos beziehen, die Ehe Raimunds der Erbin nicht nur von Hugos Geld, sondern auch umfangreicher Domänen (vgl. Hofmeister 45) gegolten haben.

    Thiele, Andreas: Tafel 390, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa"

    BOSO III.
    + nach 936
    Graf von Avignon, Arles und Vaisin

    Boso wurde 932 Markgraf von Tuszien und 936 von seinem Bruder, König Hugo, aus Mißtrauen abgesetzt.
    oo WILLA VON BURGUND Tochter des WELFEN-Königs Rudolf I. von Arelat

    Hlawitschka, Eduard: Seite 84,86,202, "Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962)"

    Wenn man die Nachricht des Constantinos Porphyrogenitos trauen darf, hatte BERENGAR aus der Provence noch einen Einfall abzuwehren. Von dort her versuchte in dieser Krisenzeit Markgraf Hugo - wie schon 907 - sein Glück in Italien. Bis Pavia sei er zusammen mit seinem Bruder Boso und einem Hugo Taliapherni sowie einem kleinen Heer vorgedrungen. Dann aber habe BERENGAR den Eindringlingen die Zufuhr abschneiden können. Als diese sich ergeben und geschworen hätten, nicht wieder nach Italien zu kommen, habe BERENGAR sie den Rückzuig antreten lassen.
    Darüber hinaus zog Hugo eine große Menge Verwandter nach sich. Noch vor 931 erschien Hugos Bruder Boso, der früher schon Hugos Italienpläne kräftig unterstützt hatte und 926 in Hugos provencalische Stellung nachgefolgt war [Er erhielt nach der Absetzung Lamberts, eines Halbbruders Hugos, die Mark Tuszien. Boso ist ab 931 in Italien nachweisbar.].
    Die Mark Tuszien, in der ihn Liudprand erwähnt, erhielt er immerhin erst 936 nach der Absetzung und Inhaftierung Bosos [Zu Boso von Tuszien vgl. A. Hofmeister, Markgrafen Seite 405ff. Das Datum der Absetzung Bosos wird gesichert durch Flodoard, Annales ad 936, Seite 64ff.], des 931 aus der Provence gekommenen Bruders König Hugos.



    oo Willa von Burgund, Tochter des Königs Rudolf I. - nach 936


    Kinder:

    - Berta 910/15-18.8.965
    928 1. oo Boso von Burgund Graf von Provence - 13.9.935
    936 2. oo Raimund Markgraf von Septimanien - 961/65
    - Willa um 910/15- nach 966
    936 oo Berengar II. König von Italien 900-4.8.966
    - Richilde
    - Gisla


    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 2,117 - Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite 82,84,86,163,202 - Liudprands von Cremona: Werke in: Quellen zur Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Band VIII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1977 Seite 356,394,400,412 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 390 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 466 -


  2. 17.  von Arles, Theutberga Graphische Anzeige der Nachkommen (13.Berta3, 7.Lothar2, 1.Lothar1) wurde geboren um 880/885; gestorben vor 948.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Troyes [10000],Aube,Champagne-Ardenne,Frankreich; Gräfin von Troyes

    Notizen:

    Theutberga von Arles
    Gräfin von Troyes
    um 880/85- vor 948
    Einzige Tochter des Grafen Theotbald von Arles und der Berta von Lothringen, illegitime Tochter von König Lothar II.

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 2, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VI. 9 a. THEUTBERGA
    * ..., + vor 948 IX.
    Gemahl:
    a) Werner (Garnier),Vicomte von Sens und Troyes + 925 6. XII.
    b) Engelbert, wahrscheinlich Sohn des Vicomte Berlion von Vienne + nach 945 25. I.

    Anmerkungen: Seite 118
    VI. 9. Teutberge
    Ihre Abstammung erhellt aus der Urkunde ihres Sohnes Manasse, Cartul. de S. Victor der Marseille n. 1, in der er König Hugo seinen avunculus nennt. Sie trug den Namen der Schwester ihres Großvaters, der unglücklichen Gemahlin Lothars II., siehe oben IV, 3.
    Über Werner siehe Manteyer, Origines 453f. und Le Moyenage 14, 310f.
    Über Engelbert, ihren mutmaßlichen zweiten Gemahl (als dessen Frau um 941 eine Teutberge erscheint, Chartes de Cluny 476 und 523); Poupardin Prov. 353, und Manteyer 441 und 492. Kinder aus dieser (nicht völlig gesicherten) zweiten Ehe sind nicht bekannt.

    * Ergänzung (Werner):
    Gemahl: Warnarius, Vicomte von Sens und Graf von Troyes. Der zweite Gemahl, Engelbert, ist zu streichen.

    Thiele, Andreas: Tafel 390, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa"

    THEUTBERGA VON ARLES oo WERNER GRAF VON TROYES + 924 gefallen



    1. oo Werner Graf von Troyes - 6.8.924
    ? 2. oo Engelbert Vicomte von Vienne - nach 25.1.945



    Kinder:
    - Theutberga von Troyes - nach 960
    oo Karl Konstantin Graf von Vienne 901 - nach I. 962
    - Manasse Bischof von Arles


    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen. Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 2,118 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 390 -

    Familie/Ehepartner: von Troyes, Warnarius. Warnarius gestorben am 6 Aug 924. [Familienblatt] [Familientafel]


  3. 18.  von Italien, Hugo Graphische Anzeige der Nachkommen (13.Berta3, 7.Lothar2, 1.Lothar1) wurde geboren in 880; gestorben am 10 Apr 947 in Arles [13200],Bouches-du-Rhône,Provence-Alpes-Côte d’Azur,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Provence,Frankreich; Markgraf von der Provence
    • Titel/Amt/Status: 903-947, Arles (Grafschaft),Bouches-du-Rhône,Provence-Alpes-Côte d’Azur,Frankreich; Graf von Arles
    • Titel/Amt/Status: 903-947, Vienne [38200],Isère,Rhône-Alpes,Frankreich; Graf von Vienne
    • Titel/Amt/Status: 926-947, Italien; König von Italien

    Notizen:

    Hugo
    König von Italien (926-947)
    Graf von Arles und Vienne (903-947)
    Markgraf von der Provence
    880-10.4.947 Arles
    Ältester Sohn des Grafen Theotbald von Arles und der Berta von Lothringen, illegitime Tochter von König Lothar II.

    Lexikon des Mittelalters: Band V Seite 158

    Hugo von Arles und Vienne, König von Italien 926-947
    * um 880, + 948 Arles

    Durch seine Mutter Bertha von Tuszien Enkel König Lothars II., schwang sich sich Hugo unter Kaiser LUDWIG DEM BLINDEN vom Grafen von Arles und Vienne (seit 903) zum dux und marchio der Provence und faktischem Regenten des niederburgundischen Königreiches auf. Durch Herkunft und Machtstellung nach Italien gewiesen, folgte er 926 dem Ruf der dortigen Großen und übernahm nach der Vertreibung Rudolfs II. von Burgund die italienische Königswürde. Die noch lebendige karolingische Tradition des Mittelreiches bestimmte Hugos ehrgeizige Ziele, doch gelang ihm weder die Schaffung eines alpenübergreifenden Großreiches noch erreichte er die Kaiserkrönung. Hugo sicherte sich nach außen durch Bündnisse mit HEINRICH I. von O-Franken und Romanos I. von Byzanz; im Innern, wo seine Königsherrschaft bemerkenswert stabil war, schuf er schon 931 durch die Erhebung seines Sohnes Lothar zum Mitkönig die Voraussetzung für dynastische Kontinuität. Markgraf Berengar von Ivrea, Anführer des oppositionellen oberitalienischen Adels, verdrängte Hugo 945 mit Unterstützung OTTOS DES GROSSEN weitgehend aus Oberitalien, mußte jedoch Hugo und Lothar einstweilen die Königswürde belassen. Hugo rüstete 948 in seinen Stammlanden zum Entscheidungskampf, als er plötzlich starb. Lothars Tod (950) führte 951 zum Eingreifen OTTOS DES GROSSEN.

    Althoff Gerd: Seite 364, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    K 10 Me: 10.4. Hugo rex + 947 König von Italien

    (Es.) Hugo war der Schwiegervater der Kaiserin Adelheid (K 49) während ihrer 1. Ehe mit Lothar von Italien (K 44). Durch diese Verwandtschaft ist die Eintragung Hugos ins Merseburger Nevrolog zu erklären, da Adelheidnach ihrer Heirat mit OTTO DEM GROSSEN für die Aufnahme ihrer Verwandten ins ottonische Gedenken sorgte; siehe dazu oben Seite 163.
    Zu Hugos Wirken in Italien vgl. Liudprand von Cremona, Antapodosis und Köpke-Dümmler, Otto der Große, passim, besonders S. 134-141.
    Allgemein Biographisches Wörterbuch 1, Spalte 1255 mit weiteren Hinweisen.

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 2, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VI. 7 a. Hugo, Graf von Vienne, Herzog der Provence, König von Italien 926 6. VII.
    * ca. 880, + 947 10. IV.

    Gemahlinnen:
    a) vor 910 Willa + vor 926
    b) vor 927 22. VII. Alda, aus deutschem (fränkischen) Geschlecht, zuletzt 932 28. II.
    c) 932 Marozia, Tochter des Senators Theophylakt und der Theodora, Witwe Guidos (VI. 10), + nach 933.
    d) vor 937 12. XII. Bertha, Tochter Herzog Burchards, Witwe König Rudolfs von Burgund, + nach 961 5. IV.

    e) Konkubine Wandelmoda
    f) Konkubine Pezola, niederer Herkunft
    g) Konkubine Stephania, Römerin
    h) Konkubine Rotrud (Roza), Tochter Walperts
    i) Konkubine N.

    Anmerkungen: Seite 117
    VI. 7. Hugo

    Vgl. Schiaparelli Dipl. di Ugo Poupardin, Provence 204f. Ob der Bouquet 9, 663 im Jahr 990 vorkommende Graf Hugo identisch mit dem späteren König ist, erscheint mir sehr zweifelhaft; erstes sicheres Vorkommen 899 Cart de Grenoble ed. Marion 260; als Graf von Vienne seit 903 7. IV., Cart. de St.-Andre-le-Bas ed. Chevalier Append. n. 11.
    Der Zeitpunkt, wann er Herzog und Markgraf von Provence wurde, ist nicht genauer zu bestimmmen; er erscheint als comes noch 908 16. V., Prou-Poupardin n. 50, als dux et marchio ib. n. 52; jedenfalls war er nach LUDWIGS (Nr. 6) Blendung der eigentliche Regent des Königreichs Nieder-Burgund. Letzte Urkunde 947 24. IV., Schiaparelli n. 83.
    Todestag. Gingins de la Scarra, Anh. s. Schweiz. G.: 9, 218

    Gemahlinnen:
    1. Willa
    c. 910, Cart. de St.-Andre-le-Bas ed. Chevalier Append. n. 14.
    Sie kann, wie Manteyer, Origines 302, vermutet, identisch sein mit der Witwe Rudolfs I. von Burgund; dieser starb allerdings 912, sie heißt aber in der erwähnten undatierten Urkunde Willa regina; wahrscheinlich ist die Urkunde nach 912 anzusetzen; tot 926, Bouquet 9,680.
    2. Alda
    oo vor 927 22. VI., Schiaparello n. 9; Francorum genere Teutonicorum Liudpr. 3, 20, zuletzt 932 28. II. Schiaparelli n. 29.
    3. Marozia
    Liudpr. 3, 43f.
    Ihr Todesjahr ist unbekannt.
    4. Bertha
    Morgengabenverschreibung 937 12. XII., Schiaparelli n. 46.
    Zuletzt in einer Urkunde ihres Sohnes Konrad von Burgund, die gewöhnlich ins Jahr 962, von Poupardin, Bourgogne 395 f., aber auf 961 8. IV. gesetzt wird.

    Konkubinen:
    Wandelmoda
    Liudpr. 3, 20
    Pezola
    Liudpr. 4, 14, nennt sie vilisimorum servorum sanguine cretam.
    Urkundlich nur Roza 945 20. III., Stephania genere Romana, Liudpr. 4, 14; Schiapareilli n. 79.
    Sie war nach Liudpr. 4,14 Tochter des Walpert, eines sehr mächtigen Mannes und Richters in Pavia, der, wohl bald nach 927 14. X. auf Befehl Hugos enthauptet wurde (Liudpr. 3, 29f. und Bemerk. v. Becker, 1. c. S. 92, Anm. 3.). Sie war vorher vermählt mit Pfalzgraf Giselbert, + vor 929 19. XI., Liudprand 3, 29. [VI a 15]

    * Ergänzung (Werner)
    a) Gemahlin: 912 Willa, Witwe König Rudolfs I. von Burgund
    b) o-o ca. 920 Wandelmoda., nobilissima
    c) Gemahlin: Hilda (Alda)
    d) o-o 926/30 Pezola
    e) o-o 928/29 Rotruda/Roza + nach 945 III. 29., Tochter des Richters Waltpert in Pavia, enthauptet ca. 930;
    Witwe des Pfalzgrafen Giselbert + 927 V. 14./929 X. 19.
    f.) Gemahlin: Marozia, Tochter des Senators Theophylakt; Witwe des Markgrafen Wido (siehe VI 18)
    g) Gemahlin: 937 XII. 12. Bertha, Tochter Herzog Burchards von Schwaben; Witwe König Rudolfs II. von Burgund
    h) o-o Stephania aus Rom
    i) o-o N.N.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 459, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VI. Generation 15
    Die (zweite) Ehe Hugos von Vienne mit Hilda (roman. Alda) wurde nicht nur vor 927 VII 22 (so Brandenburg) geschlossen, sondern schon vor 926, das heißt aber, bevor Hugo König wurde, denn er urkundet bei der Wiederherstellung von S.-Pierre de Vienne, undatiert, noch als comes et marchio bei Nennung seiner Frau Hilda: uxoris quondam meae Willae, necnon et praesentis coniugis meae Hildae. (HF 9, 689f.) ebd.: Signum Hildae comitissae.
    Vgl. im übrigen zur Zeitstellung der Frauen und Konkubinen Hugos die Ausführungen Anmerkung VII, 30-32 über die Geburtsdaten der Kinder Hugos. Entsprechend den dort gemachten Feststellungen war die Reihenfolge gegenüber Brandenburg umzustellen.
    In Nieder-Burgund machte er seinem Vetter, LUDWIG III. DEM BLINDEN, die Herrschaft streitig. Hugo war ein kluger und kräftiger, aber auch ein verschlagener und gewalttätiger Mann. In seinen Italienplänen wurde er sehr von seiner Mutter beeinflußt, die großen Besitz und Einfluß in Italien hatte. Er griff 907 gegen BERENGAR nach Italien und scheiterte. Nach dessen Ermordung war er erneut Kandidat und setzte sich nach der Niederlage Rudolfs II. von Hoch-Burgund bei Novara in Italien durch und wurde am 6.7.926 in Pavia zum König erhoben. Er residierte zu Pavia und stellte räumlich das alte Langobardenreich wieder her. In Nieder-Burgund konnte er die Wahl Karl Konstantins zum König verhindern, erreichte aber seine eigene Wahl nicht. Im April 931 ließ er seinen Sohn Lothar zum König erheben. Im März 932 zog er, von seinem Halbbruder Wido II. von Tuszien gerufen, in Rom ein, heiratete Marozia und hoffte, die Kaiserkrone gegen den Widerstand der Häuser IVREA und SPOLETO zu erlangen. Aber sein Stiefsohn Alberich II. entfachte einen Aufstand, Hugo mußte fliehen und Marozia verschwand für immer im Gefängnis. Ungefähr 934 schloß er mit Rudolf von Hoch-Burgund einen Vertrag, worin letzterer auf seine Ansprüche in Italien verzichtete und dafür die Königsherrschaft über ganz Burgund zugesichert bekam. Im gleichen Jahr errang Hugo gegen den von seinen Feinden herbeigerufenen Arnulf von Bayern einen so entscheidenden Sieg, dass dieser bestürzt Italien verließ. Nach dem Tode Rudolfs II. von Hoch-Burgund (937) vermählte er sich mit dessen Witwe, Bertha von Schwaben, und verlobte seinen Sohn Lotharmit Rudolfs Tochter Adelheid. Kein Zweifel, er wollte sich unter Beseitigung des jungen Konrad, der bereits als König anerkannt war, die Herrschaft in Burgund verschaffen. Im Frieden von Vise verzichtete er jedoch auf seine weitgehenden Pläne und übersandte OTTO I. reiche Geschenke. Als 945 Berengar von Ivrea Ansprüche auf die italienische Krone erhob, brach Hugos Herrschaft rasch zusammen. Hugo mußte die Krone niederlegen und zufrieden sein, sie seinem Sohne zu erhalten. Hugo zog sich Ende 947 in die Provence zurück, um Bundesgenossen gegen Markgraf Berengar zu werben, starb aber bald.

    Eickhoff Ekkehard: Seite 408,411, "Theophanu und der König"

    Lange vor Adelheids Geburt war König Rudolf von einer lombardischen Adelsgruppe ins Land gerufen und zum König gewählt worden. Aber schon wenig später wurde er von dem Markgrafen Hugo von der Provence aus Italien verdrängt. Dieser KAROLINGER aus der Nachkommenschaft Lothars, der ein Mann von ungewöhnlicher Durchsetzungskraft gewesen sein muß, wurde 926 in Pavia zum König erhoben, und König Rudolf unternahm keinen Versuch mehr, in den Süden zurückzukehren. Das Bild König Hugos ist nur von seinen Gegnern überliefert; ihrer Ansicht nach führte er seitdem in Italien ein tyrannisches Regiment. Die knappe chronistische Spur seiner Taten zeigt eine Kette blendender Erfolge und überraschender Niederlagen. Als Rudolf II. 937 starb, zählte Konrad, sein Sohn und Nachfolger in Burgund, erst 14 Jahre. Jetzt zeigte Hugo in einer unerwarteten Wendung seine Fähigkeiten. Er kam selbst nach Burgund an den Hof seines alten Rivalen und gewann dort die Königin-Witwe Berta zur Frau. Hugo hatte nun die tatsächliche Macht in Oberitalien, in der Provence und Burgund, und er hätte dem ganzen Raum die ersehnte Friedensordnung bescheren können, wäre er weniger aggressiv vorgegangen. Seinen Sohn Lothar verlobte er mit der damals 6-jährigen Adelheid. Offenbar hoffte Hugo, ihren Bruder, König Konrad, aus seinem Erbe verdrängen zu können. Jetzt griff OTTO DER GROSSE ein. Er holte Konrad an seinen Hof, ließ sich von ihm den Treueid schwören und stellte ihn und sein Reich Burgund unter seinen Schutz. Auch ein mächtiger und unbotmäßiger Vasall König Hugos, der Markgraf Berengar von Ivrea, fand bei OTTO DEM GROSSEN Zuflucht. Lange vor OTTOS erstem Zug nach Italien zog die sächsische Hegemonie die südwestlichen Nachbarreiche in ihren Bann. Nach N-Italien zurückgekehrt, gewann Berengar zusehends Land und Anhang. Er zwang Hugo, die Krone aufzugeben und seinem Sohn Lothar zu überlassen. Der von vielen Seiten angefeindete Hugo hatte sich schon mit der Königin Berta, Adelheids Mutter, nach der Provence zurückgezogen. Er hoffte, sein junger Sohn werde sich mit der Partei seiner Gegner aussöhnen können. Allerdings hatte Hugo seine Sache nicht aufgegeben; in der Provence schmiedete er mit den Sarazenen von Fraxinetum (La Garde Frenet bei Frejus) ein Bündnis gegen Berengar. Aber kurz darauf verschied er.

    Köpke Rudolf/Dümmler Ernst: Seite 134-141, "Kaiser Otto der Große"

    In Italien nahte eben damals eine große Entscheidung, welche tatsächlich die höchste Gewalt in andere Hände spielen sollte, nicht durch Waffengewalt, sondern durch einen friedlichen Umschwung. Längst war man dort in gewohntem Wankelmut der einst herbeigewünschten Herrschaft Hugos überdrüssig geworden, obgleich sein jugendlicher Sohn Lothar neben ihm schon seit 931 als Mitregent und Nachfolger anerkannt war. Auf die milderen Seiten, die er anfänglich angeschlagen, folgte ein Regiment der Willkür und der Härte, das der nächsten Verwandten nicht schonte, wo sie seinen Argwohn erregten. Diese, zumal auch seine Bastarde, und seine burgundischen Landsleute brachte er überall in die mächtigsten Stellungen und zog sie Italienern vor. So wurde sein natürlicher Sohn Boso Bischof von Piacenza und Erzkanzler, ein anderer, Theobald Archidiaconus in Mailand mit der Aussicht auf das Erzbistum, das inzwischen der hochbejahrte Arderich verwaltete, Gotfrid Abt von Ronantola, Hubert Pfalzgraf und Markgraf von Tuszien, seine uneheliche Tochter Rotlinda vermählte er dem Grafen Elisiard. Hugos Halbbrüder Lambert und Boso [Richtig ist: Boso war der Bruder König Hugos.] wurden nacheinander über Tuszien gesetzt, des letzteren Tochter Willa mit dem Markgrafen Berengar verheiratet. Zu den Verwandten des Königs gehörte Tadbald, der Markgraf von Spoleto, Manasse, Erzbischof von Arles, dem er in ganz ungesetzlicher Weise die Bistümer Verona, Trient und Mantua, ja sogar die Mark zu Trient zu gleicher Zeit übertrug, Hilduin, Bischof von Tongern, nunmehr zum Erzbischof von Mailand erhoben. Aus Burgund folgte ihm als Kaplan seiner Gemahlin Gerlan, dem er das Amt des Erzkaplans und die Abtei Bobbio zuwendete, der Lothringer Rather, Hilduins Begleiter, ward mit dem Bistum Verona ausgestattet, der Burgunder Sarilo, zuerst Pfalzgraf, trug die Marken Spoleto und Camerino nebst der Abtei Farfa davon. Allgemeiner Haß, durch Furcht gebändigt, herrschte gegen Hugo und seine Burgunder, die man hochmütig und gefräßig schalt, vergessen wurden die besseren Züge seines Wesens, sein Eifer für die Interessen der Kirche, zu dem freilich sein ausschweifendes Leben übel stimmte, seine der Wissenschaft und ihren Vertretern zugewandte Gunst. Dazu hatte er die Anwohner der Alpen doch nicht, wie es seiner Macht gelegen, von der furchtbaren Geisel der sarazenischen Raubzüge befreit. Ganz erfolglos blieben seine, seit dem Jahre 932 beharrlich fortgesetzten Bemühungen, in Rom Eingang zu gewinnen und durch eine Kaiserkrönung sich erst recht den Besitz der Königswürde zu sichern. Der Patricius Alberich, obgleich sein Eidam, hielt die ewige Stadt in seiner Gewalt und mit ihr die Päpste Marinus und Agapit und wußte alle Angriffe Hugos unwirksam zu machen, so daß dieser sich zuletzt zum Frieden verstehen mußte. Als im Jahre 943 Amadeus, einer von Berengars Begleitern, in Pilgerkleidung sich über die Alpenpässe nach Italien durchschlich und als Kundschafter sogar bis in Hugos unmittelbare Nähe drang, fand er die Stimmung des Volkes zum Abfall reif und nur des Führers harrend, der es wagte, die Fahne des Aufruhrs zu erheben.
    Zu Anfang des Jahres brach endlich auch Berengar nach mehrjähriger Verbannung von Schwaben gegen Italien auf, mit geringem Gefolge nur, aber zählend auf die Einverständnisse, die er unterhielt, und auf den Haß gegen Hugo, über den seine Kundschafter ihn unterrichtet hatten. Wenn OTTO auch aus Rücksicht auf seine bisher freundlichen Beziehungen zu diesem Berengar unmittelbare Unterstützung versagte, so hätte derselbe doch keinesfalls wider seinen Willen einen solchen Zug wagen dürfen. Eine ungewöhnliche Richtung durch den Vintschgau schlug er ein, weil die über die rätischen und penninischen Alpen führenden besuchteren Pässe von den Sarazenen in Hugos Diensten behütet wurden und gelangte so hinüber in das südliche Tal der Etsch. Die feste Burg Formigara (oberhalb Bozen), deren Obhut der Bischof Manasse einem seiner Geistlichen Adalhard anvertraut hatte, hemmte zuerst sein Vordringen und widerstrebte rascher Bestürmung. Da versprach Berengar Adalhard das Bistum Como, Manasse das Erzbistum Mailand (Manasse ließ sich trotz seiner Verwandtschaft mit Hugo durch diesen Köder fangen). Und ward sein Verbündeter. Überall griff der Abfall um sich. Der mächtige Graf Milo von Verona, von fränkischer Abkunft, und am Hofe BERENGARS I. emporgekommen, der sich schon einmal treulos an Herzog Arnulf von Bayern angeschlossen, ging, obgleich von Hugo überwacht, zu seinem Feinde über und nahm ihn in dem festen Verona auf, wobei mancherlei Unbilden, die er von jenem erfahren, ihm zur Entschuldigung dienten. Bischof Wido von Modena, durch die Hoffnung auf die reiche Abtei Nonantola getrieben, folgte nach, wiewohl er keinen besonderen Grund zur Unzufriedenheit hatte, und verlockte durch sein Beispiel viele zum Anschlusse.
    Gegen Wido wandte sich Hugo zunächst und belagerte seine Burg Vignola am Panaro, ohne damit etwas auszurichten, denn inzwischen lud der von ihm schwer verletzte, ja mit dem Tode bedrohte Erzbischof Arderich von Mailand Berengar von Verona in seine Stadt ein. Traurig kehrte Hugo nach seiner Hauptstadt Pavia zurück, wo sein Hof sich leerte und Alles zu seinem Widersacher nach Mailand strömte, um Gnaden aus dessen Hand zu empfangen. Indem der König seine Sache verloren gab, hoffte er doch die Krone seinem Sohne noch zu retten, der ja längst sie dem Namen nach mit ihm teilte und an allen Staatsakten scheinbar mitwirkte, in der Tat aber kaum erst zum Jünglinge herangewachsen war. Lothar begab sich also etwa im April in die Mitte der Empörer nach Mailand, um vor ihnen seine Unschuld an den Vorwürfen zu beteuern, die man gegen seinen Vater erhob; Hugo gedachte inzwischen mit seinen Schätzen nach Burgund sich zurückzuziehen und dort seine Zeit abzuwarten. Der junge, schuldlose König, den man in der ehrwürdigen Ambrosiuskirche vor dem Kreuze niedergestreckt fand, erregte in der Tat das Mitleid seiner bisherigen Vasallen und man beschloß, ihm den Besitz der Krone zu lassen, indem Berengar wieder eingesetzt in die Markgrafschaft Ivrea neben ihm als Teilhaber der höchsten Gewalt stehen sollte. Berengar lenkte den Arm des jungen Königs und rief seine Verfügungen hervor, wie das die Urkunden der nächsten Zeit beweisen. Natürlich begünstigte und förderte er vor allem seinen Anhang.
    Berengar, indem er sich die Fortführung von Lothars Königtum gefallen ließ, hatte seine Anhänger zugleich veranlaßt, auch an Hugo Boten zu entsenden und ihn wiederum zur Übernahme der Herrschaft zu vermögen. Er fürchtete nämlich, daß dieser mit Hilfe der mitgenommenen Schätze leicht von der Provence aus ihm einen Krieg erwecken könne, und wollte ihn lieber unter seinen Augen behalten. So kehrte noch im Sommer scheinbar alles in das alte Gleis zurück, Hugo und Lothar führten nach wie vor ohne Macht den königlichen Namen und ihr siegreicher Nebenbuhler begnügte sich mit dem bescheidenen Titel eines obersten Ratgebers. Mit dem Patricius Alberich wurde unter Agapitus II., der kurz zuvor den päpstlichen Stuhl bestiegen hatte, nach dem Tode Marinus II., endlich 946 Friede geschlossen, die Marken Spoleto und Camerino erhielt Bonifacius, der Sohn Hubalds, ein Schwiegersohn des Königs Rudolf I. von Burgund. Berengar zeigte sich von der vorteilhaftesten Seite und wußte alle Herzen durch Güte und Freigiebigkeit zu gewinnen, so lange er das höchste Ziel noch nicht vollständig erreicht hatte. Hugo, der traurigen Rolle, zu der verurteilt worden, überdrüssig, zog sich 946 in der Tat in die Provence zurück,. Wo er sich an Raimund von Aquitanien einen Beistand für die Wiedereroberung seines Reiches werben wollte, allein ehe es zu weiteren Versuchen gekommen war, ereilte den König am 10. April 947 in Arles der Tod.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 81-90, "Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962)"

    Im Jahre 907 versuchte offenbar Markgraf Hugo von der Provence, der Sohn Thiebalds von Vienne und der nach dessen Tode nach Tuszien weiterverheirateten KAROLINGER-Tochter Berta, welcher für den geblendeten Kaiser LUDWIG die Regierungsgeschäfte besorgte, mit einigen anderen Großen wieder in Italien einzufallen. Die Gründe, die ihn dazu bewogen, sind unbekannt. Aber einerlei, ob er nur einen Vergeltungszug für die Blendung seines Herrn durchführte oder ob seine Mutter, die "große Berta von Tuszien", ihm damals schon die Herrschaft über Italien zu verschaffen gedachte, aus der Tatsache des Italienzuges Hugos spricht doch das rege Interesse, das man in der regierenden Gesellschaft der provence an Italien und der dort herrschenden Führungsschicht behielt.
    Wenn man der Nachricht des Constantinos Porphyrogenitos trauen darf, hatte BERENGAR aus der Provence einen Angriff abzuwehren. Von dort her versuchte in dieser Krisenzeit Markgraf Hugo - wie schon 907 - sein Glück in Italien. Bis Pavia sei er zusammen mit seinem Bruder Boso und einem Hugo Taliapherni sowie einem kleinen Heer vorgedrungen. Dann aber habe BERENGAR den Eindringlingen die Zufuhr abschneiden können. Als diese sich ergeben und geschworen hätten, nicht wieder nach Italien zu kommen, habe BERENGAR sie den Rückzug antreten lassen [Constantin setzte diesen Berich zwischen seine Schilderung der Schlacht von Fiorenzuola (17. Juli 923) und den Vermerk über den Tod BERENGARS durch Flambert in Verona.]
    Die Intrigen, die innerhalb der so einflußreich gewordenen Adelsschicht gesponnen wurden, führten, noch bevor der Burgunder-König Rudolf recht Fuß fassen konnte, dazu, daß Markgraf Hugo aus der Provence nach Italien gerufen wurde. Den Weg durch das westliche Oberitalien zu nehmen, war für diesen zunächst nicht möglich. Dort hatten Rudolf und sein Schwiegervater Herzog Burchard von Schwaben ihre Streitmacht versammelt. Wenn Hugo darauf den Seeweg nach Pisa wählte, wo sein Halbbruder Wido von Tuszien gebot, dann zeigt das einerseits, wer Hugo mit herbeigerufen hatte, und andererseits, daß die alten Beziehungen, die zwischen dem tuszischen Herrscherhaus und der Provence bestanden, wirksam geblieben waren.
    Auch unter König Hugo, der nach dem Abzug Rudolfs II. vom tuszischen Herrschaftsbereich seines Halbbruders Wido aus nach Oberitalien weiterziehend allgemein Anerkennung fand und dort die durch den unentwegten Machtkampf verfeindeten Adelsgruppen wieder versöhnen konnte, hielten die Beziehungen zu den Ländern jenseits der Alpen an. Hugo behielt ja nicht nur weite Besitzungen in seiner Heimat, er holte auch nach und nach, was ihm später zum Vorwurf gemacht wurde, eine große Menge Vertrauter aus Nieder-Burgund herbei und übergab ihnen Ämter in Italien.
    Für die Verbindungen Italiens mit der Provence schien zunächst aber bedeutungsvoller als das langsame Fluktuieren der Adligen zu werden, daß Hugo 928 versuchte, im raschen Zugriff die Provence seiner italienischen Herrschaft anzugliedern. Gleich nach Bekanntwerden des Todes LUDWIGS DES BLINDEN zog er in seine Heimat, wo er durch seine einstige Stellvertreterschaft LUDWIGS noch Rechte gehabt zu haben scheint und wo er für seine Pläne noch die Hilfe vieler Verwandter erhoffen konnte. Noch lebten ja dort sein Bruder Boso, sein Neffe Erzbischof Manasse von Arles, ein zweiter Neffe Graf Hugo, sein Schwager Ingelbert und dessen Brüder Ratburn und Erzbischof Sobo von Vienne. Da er aber nicht der einzige Bewerber war, sondern in König Rudolf (Raoul) von W-Franken einen ebenso zielbewußten Konkurrenten fand, mußte die Lage ungeklärt bleiben. Hugo urkundet zwar als italienischer König in der Provence, doch mußte er die Grafschaft Vienne an Odo, einen Sohn des Grafen Heribert von Vermandois und Untergebenen König Raouls, zu Lehen geben. Die Erhebung eines selbständigen Königs der Provence - etwa Karl Constantin, des Sohnes LUDWIGS DES BLINDEN - wurde immerhin verhindert. Aber schon einige Jahre später sollte Hugo zum Verzicht auf seine Rechte in der Provence genötigt werden. Den Anstoß dazu gab wieder eine Konspiration der italienischen Großen nordalpiner Abkunft, die sich diesmal sogarum den königlichen Halbbruder Markgraf Lambert von Tuszien sammelten, nach der Inhaftierung ihres Führers wiederum Hilfe bei Rudolf II. von Hoch-Burgund suchten und damit die nordalpine Beziehungen in schon mehrfach bewährter Art zur Besorgung seines Gegenprätendenten gegen ihren unbequemen Herrscher benutzten. Rudolf sollte nun kommen, um König Hugo zu vertreiben. Dieser aber erwirkte mit einer weiteren Gesandtschaft nach Hoch-Burgund, daß Rudolf auf einen Einfall in Italien verzichtete. Im sogenannten italienisch-burgundischen Vertrag (Sommer 933) überließ er dem Hoch-Burgunder in nicht ungeschickter Weise dafür seine Anrechte auf die Provence, wo Karl Constantin inzwischen stärker hervortreten konnte und auch der Einfluß aus W-Franken zugenommen hatte.
    Gegen Jahresende 933 ist es aber schon wieder ein neuer Aufstand, der die vorhandenen Beziehungen über die Grenzen hinweg nach Bayern ans Licht treten läßt.Eine Gesandtschaft einiger verschworener italienischer Großer muß damals also zu Herzog Arnulf nach Bayern gekommen sein, die Vertreibung König Hugos erbeten und ihm oder seinem Sohn die Herrschaft über Italien angetragen haben. Arnulf wurde von ihnen libenter, ut qui cum invitarant, in Verona empfangen. Als jedenfalls König Hugo rasch zum Gegenschlag mit Truppen in diese Gegen geeilt war, das bayerische Aufgebot zum Rückzug gezwungen wurde und Verona zuvor der Plünderung verfiel, da schonten die Bayern Bischof Rather.
    In den nächsten Jahren sollten noch weitere solche Beziehungen der Adelsschicht Italiens zu den Gebieten nördlich und nordwestlich der Alpen sichtbar werden. So kam zum Beispiel Abt Odo von Cluny nach Italien, um für König Hugo in Rom zu vermitteln. Auch die Angliederung Hoch-Burgunds an Italien sollte durch König Hugo noch einmal versucht werden [Hugo zog nach dem Tode Rudolfs II. sogleich nach Burgund und heiratet Rudolfs Witwe. Seinen Sohn und Mitregenten Lothar verlobte er mit Rudolfs Tochter Adelheid. Der Plan mißlang, da einige burgundische Große sich bereits des zur Nachfolge ausersehenen Knaben Konrad bemächtigt und diesen OTTO DEM GROSSEN übergeben hatten; vgl. Dümmler, Otto der Große Seite 110.]. Es darf bei all dem aber nicht übersehen werden, daß die seit längerer Zeit in Italien ansässigen Adelsfamilien die mit König Hugo aus der Provence und aus Burgund neu angekommenen Adligen schon mit großer Zurückhaltung betrachteten.
    Der erste, für den OTTO I. von Bedeutung werden sollte, war Markgraf Berengar von Ivrea. König Hugo hatte bei seinen Bestrebungen, die Macht des Hauses von IVREA zu schwächen, bereits Anskar II., Berengars Bruder, nach Spoleto und Camerino versetzt, dann aber, da er offenkundig gegen Hugo agitierte, 940 durch den Pfalzgrafen Sarilo, einen seiner Leute aus Burgund, bekriegen und töten lassen. Die Verschwörung, die Berengar darauf gegen Hugo zu schmieden begann, war auch bald aufgedeckt worden. Damals griff Berengar, ein Enkel des ehemaligen Grafen Anskar von Ouche, nicht mehr auf Beziehungen nach W-Franken, das heißt nach der Heimat seiner Vorfahren, zurück. Er floh nach Aufdeckung seiner Pläne vielmehr zu Herzog Hermann von Schwaben, der ihn zu OTTO I. weiterleitete.
    OTTO I. unterstützte Berengar, und zwar - wie es scheint - nachdem dieser sich in seine Lehnsabhängigkeit begeben hatte. Er lehnte nicht nur König Hugos Bitte um Auslieferung Berengars ab; er gestattete diesem in der Folge vielmehr, in Schwaben ein kleines Heer anzuwerben, mit den er zu Anfang 945 nach Italien zurückkehren und Hugo die Macht entreißen konnte.

    Brühl Carlrichard: Seite 168, "Die Geburt zweier Völker. Deutsche und Franzosen."

    Die übrigen sogenannten "Nationalkönige" haben die Kaiserwürde nicht erlangt, weder Rudolf II., als er Italien (922-926) mit seinem Königreich Burgund vereinen konnte, noch sein Rivale Hugo von der Provence, auch er ein KAROLINGER in weiblicher Linie, der jedoch 926 bis 946 unbestritten bis zur Zeit OTTOS I. der bedeutendste italienische König war. Ihm gelang es auch, sein "regnum Italiae" mit Nieder-Burgund mit Ausnahme des Gebietes von Vienne und Lyon zu verbinden. Nur der Wachsamkeit OTTOS I. war es zu verdanken, daß er nach dem Tode Rudolfs II. nicht auch Hoch-Burgund mit seiner Herrschaft verbinden konnte. Hugo war fest entschlossen, Italien seinem Haus zu erhalten, wie die Tatsache beweist, daß er schon 931 seinen damals höchstens einjährigen Sohn Lothar zum Mitregenten erhob. Kein Herrscher hat sich so intensiv - und vergeblich - um die römische Kaiserwürde bemüht wie Hugo. Die beste und scheinbar absolut sichere Gelegenheit bot sich, als er, gerade Witwer geworden, die Hand der römischen Senatorin Marozia gewann, die Witwe von Hugos Halbbruder Wido von Tuszien und Mutter Papst Johanns XI. Gerade als er kurz vor der Erlangung der Kaiserwürde stand, zweifelsohne war sie für Weihnachten 932 vorgesehen, zettelte der älteste Sohn Marozias, Alberich II., einen Aufstand an. Seine Mutter wurde gefangengesetzt und verschwindet aus der Geschichte. Alle Bemühungen Hugos in der Folgezeit, sich Roms zu bemächtigen, schlugen fehl, obwohl er Alberich im Jahr 936 sogar seine Tochter Alda zur Gemahlin gab. Aber wenn es Hugo auch nicht vergönnt war, das Kaisertum zu erwerben, so traten seine imperialen Ambitionen um so deutlicher hervor. So gelang es ihm nach längeren Vorverhandlungen, seine (illegitime!) Tochter Berta, die in Byzanz Eudokia hieß, im Jahre 944 mit dem byzantinischen Thronfolger Romanos II. (959-963) zu vermählen. Nach byzantinischem Vorbild scheint Hugo das kaiserliche Vorrecht, Purpururkunden ausfertigen zu lassen, in besonderen Fällen in Anspruch genommen zu haben. Daß er gelegentlich auch Goldbullen gebrauchte, versteht sich fast von selbst. Schließlich spricht eine gute Wahrscheinlichkleit dafür, daß Hugo eine Plattenkrone trug.

    Adelheid Kaiserin und Heilige 931 bis 999 Seite 97-107

    Der Thron wurde Rudolf von Hugo von Vienne streitig gemacht, der damit auf der politischen Bühne erschien. Er war ein Sohn aus der ersten Ehe der sehr schönen Intrigantin Bertha von Toscana, die für ihn die Unterstützung der großen italienischen Feudalherren gesichert hatte. Im Juni 926 war Hugo in Pavia, und Anfang Juli trug er die Krone. Die Herrschaft Rudolfs war zu Ende und die des Provenzalen begann. Der neue Herrscher war ein energischer, ehrgeiziger, tückischer und treuloser Mann, der die Herrschaft über 20 Jahre zu behalten verstand, weil er den unruhigen Adel kontrollierte und Komplotte und Verschwörungen wie die von zwei mächtigen Richtern, Valperto und Everardo Gezone 929 in Pavia mit Schlauheit und Härte verhinderte und unterdrückte: Die Verschwörer, mit Hilfe des Bischofs gefangengenommen, wurden eingesperrt, ihre Güter konfisziert, und ihr Schicksal war dramatisch. Valperto, der Vater von Rozia, die der König als Konkubine genommen hatte, wurde enthauptet seine Frau Christina wurde gefoltert, um mögliche Schätze ihres Gatten preiszugeben.
    Aber als Ausgleich für so viele Greueltaten war es auch die Zeit der Wunder, wie jenes das im August 930 dem Sohn König Hugos, dem kleinen Lothar, dem zukünftigen Ehemann Adelheids, das Leben rettete. Das Kind litte an einem heftigen Fieber und war in hoffnungslosem Zustand. Auf Befehl seines Vaters wurde es vom Palast nach San Michele gebracht und auf die Reliquie des heiligen Kolumban gelegt. Plötzlich verschwand das Fieber und wich einem ruhigen Schlaf. Lothar war gerettet, und seine Mutter, die Königin Alda, stattete mit einer großen Gefolgschaft von Adligen und Dienerinnen dem Heiligen ihren Dank ab und überreichte ihm goldgewebte Stoffe, während Hugo in einer feierlichen Audienz den Mönchen die entzogenen Besitzungen zurückgab.
    Im folgenden Mai wurde das so gerettete Kind in derselben Kirche San Michele in einer glänzenden Zeremonie gekrönt und zum Mitkönig eingesetzt.
    Hugo, inzwischen verwitwet, hatte daran gedacht, seinen Einfluß dadurch zu mehren, daß er im Frühjahr 932 Marozia heiratete, die damals tatsächlich Rom unter ihrer Herrschaft hielt und einen ihrer Söhne unter dem Namen Johann XI. zum Papst hatte wählen lassen. Aber Hugos ehrgeiziges Projekt scheiterte wegen einer Revolte, die Alberich, der Sohn Marozias, gegen sie angestiftet hatte. Er hatte die Menge aufgewiegelt und seine Mutter eingesperrt, was seinen Stiefvater dazu zwang, Hals über Kopf aus Rom zu fliehen. Hugos Gegner nutzten die Situation, um ihm seinen alten Rivalen Rudolf von Burgund entgegenzusetzen, den sie nach Italien einluden. Aber Hugo hatte 933 mit dem Burgunder ein Abkommen geschlossen, mit dem er ihm als Ausgleich für den endgültigen Verzicht auf alle italienischen Thronansprüche seine Rechte über die Provence abtrat. Das hatte jedoch den Frieden im Königreich nicht gesichert. So hatte Herzog Arnulf von bayern 934 mit Hilfe des Bischofs Raterio von Verona diese Stadt besetzt und beabsichtigte, die Hauptstadt zu erobern. Aber er wurde von Hugo geschlagen und kehrte in sein Land zurück. Raterio nahm man gefangen und sperrte ihn für zwei Jahre in Pavia in einen kleinen Turm, der einst dem verstorbenen Richter Valperto gehört hatte.
    Von 936 an stellten die Ungarneinfälle eine Bedrohung für die innere Sicherheit des Königreiches dar und weckten die Angst der Einwohner von Pavia, die noch die schmerzliche Erinnerung an die ungarischen Brandpfeile bewahrten. Hugo, der den Palast zum Teil wiederherstellen und zum Teil neu aufbauen hatte lassen, der sich vor den Übergriffen der Sarazenen schützen mußte und noch immer Absichten auf Rom hatte, zögerte nicht, sich auf Abkommen mit den Ungarn einzulassen und ihnen einen Tribut zu zahlen, um sie auf Abstand zu halten und ihre Raubzüge einzudämmen.
    Am 11. Juli 937 starb Rudolf II. von Burgund. Er ließ seine Frau Bertha als Witwe und seine noch jungen Kinder Konrad, Rudolf und Adelheid zurück. Die Minderjährigkeit des Thronerben weckte den Ehrgeiz Hugos, der sich in der Überzeugung, seine Macht über die Provence und das übrige Königreich ausdehnen zu können, im Herbst nach Burgund begab. Da er von Marozia nichts wußte und sich als Witwer betrachtete, heiratete er Bertha, und am 12. Dezember schloß er einen Heiratsvertrag zwischen seinem kaum zehnjährigen Sohn Lothar und der sechsjährigen Adelheid. Die künftige Ehefrau erhielt als Mitgift die Königshöfe von Corana, Marengo und Olona, drei Abteien und zwei kleinere Höfe in der Toscana, im Ganzen 4.580 Hufen Land. Bertha bekam 16 Höfe mit 2.500 Hufen übertragen.
    Die Heirat mit Bertha, die vierte für den Ehemann, erregte großes Aufsehen, da die Ehefrau die Witwe des Stiefsohnes von Hugo war. In der Tat hatte Hugo aus politischem Kalkül in erster Ehe Willa, die Mutter des damals noch sehr kleinen Rudolfs II. von Burgund geheiratet und hoffte, in seinem Namen regieren zu können. Aber diese Hoffnung wurde durch den plötzlichen Tod seiner betagten Ehefrau zunichte. Doch auch dieses Mal sollten die Pläne Hugos scheitern. Otto I. von Sachsen, der deutsche König, sicherte sich im Handstreich die Vormundschaft über den jungen Konrad und damit die Kontrolle über Burgund.
    Hugo kehrte mit seiner Frau Bertha und der Verlobten seines Sohnes nach Italien zurück. Adelheid sah so zum ersten Mal die Haupststadt ihres künftigen Königreiches. Pavia war für die vornehmen Burgunderinnen sicher interessant. Bertha bezog als Königin den Palast, in dem ihr erster Mann regiert hatte, und sie lernte endlich die Stadt und den Hof kennen, von denen sie schon so viel gehört hatte. Bertha organisierte das Leben im Palast, und Adelheid, die den Dienerinnen und den lehrern anvertraut wurde, folgte ihrem Beispiel und wurde so in ihre zukünftigen Aufgaben eingeführt.
    Aber die Dinge entwickelten sich nicht so, wie die Königin es sich vorgestellt hatte. Hugo, der aus der Heirat nicht die erhofften Vorteile gezogen hatte, zeigte sich sehr schnell ungeduldig, nahm seinen üblichen Lebensstil wieder auf und erzwang bei seiner Frau die Duldung unverschämter, gieriger und streitsüchtiger Konkubinen. Bertha, von ihrem Gemahl vernachlässigt, der sie schließlich verabscheute, verließ die Stadt Pavia bald und kehrte nach Burgund zurück.
    Die politische Sensibilität Adelheids verfeinerte sich durch die aufmerksame Beobachtung dessen, was am Hof geschah. Die Prinzessin wurde in der Tat Zeugin der Skrupellosigkeit und der Bestimmtheit, mit der Hugo die Macht ausübte. Er umgab sich mit Spionen und zögerte nicht mit der Anwendung von Verschlagenheit, Gewalt und Täuschung gegen seine Feinde oder die, die ihm im Wege standen, wie zum Beispiel Berengar von Ivrea oder Erzbischof Arderich von Mailand.
    Als Hugo 940 von seinen Spionen erfuhr, daß Berengar gegen ihn eine Verschwörung plante, entschied er sich, ihn an den Hof zu holen, um ihn gefangenzusetzen und blenden zu lassen. Aber der Plan scheiterte, weil der feinfühlige Lothar, Freund des Markgrafen von Ivrea, sich nicht zum Komplizen seines Vaters machen lassen wollte und Berengar heimlich warnte. Dieser fand seine Rettung, indem er nach Schwaben zu Herzog Hermann, dem zweiten Ehemann von Adelheids Großmutter, floh. Der Herzog von Schwaben nahm den Flüchtling nicht nur auf, sondern brachte ihn auch in Kontakt mit dem deutschen König OTTO, der ihm seinen Schutz gewährte. Das erlaubte Berengar fünf Jahre später, nach Italien zurückzukehren, mit den wesentlichen Konsequenzen, die sich daraus ergaben.
    Der Fall von Arderich ist noch typischer für die Art, wie Hugo handelte. Der Erzbischof war in der Tat nur deshalb schuldig, weil er dem Plan des Herrschers im Wege stand, das Erzbistum Mailand auf Tebaldo, seinen Sohn mit Stefania, einer römischen Konkubine, zu übertragen. Hugo berief eine Versammlung nach Pavia ein, an der auch der alte Kirchenfürst teilnahm. Der König hatte angeordnet, daß seine Höflinge mit dem Gefolge des Erzbischofs Streit anfangen und dabei diesen im allgemeinen Durcheinander töten sollten. Mindestend 90 Mailänder wurden getötet; Tote und Verwundete gab es sicher auch auf der Seite der Parteigänger Hugos genug. Aber Arderich war nicht unter den Opfern, und der König, dessen Verantwortung für diese Ereignisse offensichtlich war, versuchte sich herauszukaufen, indem er dem Erzbischof Versprechungen und Geschenke anbot.
    Adelheid beobachtete, dachte, lernte. Der altgewordene Herrscher, der die Intelligenz, die Energie, die Anmut und die natürliche Würde seiner künftigen Schwiegertochter schätzte, behandelte sie freundlich und versuchte, sie auf das Regieren vorzubereiten, so wie er es mit Lothar hielt. Der Ruf als unverschämter Schürzenjäger, der Hugo nicht zu Unrecht anhing, brachte es mit sich, daß die Sympathie und Zuneigung, die er Adelheid entgegenbrachte, von manchen falsch gedeutet wurde, wie eine spätere Information im Chronicon Novaliciense (V, c.3) zeigt, wonach er seine sehr junge Schwiegertochter verführt haben soltte [Persönlicher Einwurf: Bei einem Altersunterschied von über 50 Jahren eine für Adelheid mehr als unappetitliche Vorstellung. Man sollte sich einmal praktisch vorstellen, wie anziehend Hugo im Alter von ungefähr 65 Jahren auf ein 15-jähriges Mädchen gewirkt haben müßte.]. Doch neben der Veranlagung Adelheids, ihrer tiefen und lebendigen Religiosität, die allein genügen würde, um diese Nachricht wenig glaubhaft zu machen, führen praktische Überlegungen dazu, den Wahrheitsgehalt in Frage zu stellen. Und vor allem erwähnen die zuverlässigeren zeitgenössischen Quellen diese Nachricht nicht. Hugo war ein zu guter Politiiker, um sich auf eine Beziehung einzulassen, die ihn nicht nur diskreditiert, sondern auch Berengar einen idealen Vorwand geliefert hätte, um das Eingreifen OTTOS I. zu verlangen und seine Unterstützung zu bekommen. Dieser Herrscher übte in der Tat ein Protektorat über Burgund und die burgundische Königsfamilie aus, und Bertha, trotz allem die legitime Gemahlin Hugos, hätte solch eine Schmähung sicher weder für sich noch für ihre Tochter hingenommen. Dazu kommt, daß Hugo, obwohl ein leidenschaftlicher Mann ohne Skrupel, auch ein sehr guter Vater war, seiner zahlreichen Nachkommenschaft sehr verbunden, sehr besorgt darum, seinen Söhnen und Töchtern, ob legitim oder illegitim, einflußreiche Position zu sichern. Es scheint also schwierig zu glauben daß er so gehandelt haben könnte. Sein Verhalten hätte dann seinem Sohn Lothar, den Mitkönig und Erben, dem Spott und der Häme der Höflinge und der Untertanen ausgesetzt, und das hätte seine eigene Autorität geschwächt udn die Stellung seines Sohnes, dessen nicht nur physische Zartheit er kannte, praktisch unhaltbar gemacht. Ganz im Gegenteil versuchte Hugo aber um jeden Preis, die eigene Stellung und die Lothars zu verstärken, indem er OTTO I. bedeutende Geschenke sandte und die Hochzeit seiner sehr jungen und sehr schönen natürlichen Tochter Bertha mit Romanos, dem Enkel und Erben des byzantinischen Kaisers, aushandelte, um seine Unterstützung zu bekommen und das Ansehen seines Hauses zu vergrößern.
    Genau zu dem Zeitpunkt, als Hugo sich sicher fühlte, veränderte sich etwas in der Haltung des deutschen Königs. Dieser verfolgte mit großem Interesse, was sich in Italien ereignete, und er sah nicht gerne den Provenzalen, dessen Ehrgeiz er kannte, an Ansehen gewinnen. Berengar nutzte die Gelegenheit und zog Anfang 945 mit einem Heer über Schwaben nach Italien. Er sicherte sich durch großzügige Versprechungen die Unterstützung eines Neffen von Hugo, Manasse von Arles und den Rückhalt einiger Adligen und Kirchenfürsten und es gelang ihm, ohne Widerstand zu finden, das Etschtal entlangzuziehen und in Verona, Modena und mit Hilfe des greisen Erzbischofs Arderich in Mailand einzuziehen.
    Hugo war weit weg von seiner Hauptstadt, denn er war damit beschäftigt, das Schloß Vignola des plötzlich zu Berengar übergegangenen, raffgierigen Bischof Guido von Modena zu belagern. Er kehrte so schnell wie möglich nach Pavia zurück, aber sein Rivale hatte schon die Unterstützung der Unzufriedenen und aller aus Eigennutz Untreuen gefunden. Der König war ohne Heer, er konnte nur auf seine Grafen Angelbert und Aleram, seinen Schwiegersohn Elisiardo von Parma, Lanfranc von Bergamo, seinen natürlichen Sohn Boso, Bischof von Placentia, auf die Bischöfe Ambrosius von Lodi und Litifred von Pavia und einige kleinere Vasallen zählen, und es gelang ihm nicht, den Markgrafen von Ivrea zurückzuschlagen.
    Obwohl Berengar nicht die Krone trug, zeigte er sich großzügig und vergab Vergünstigungen und Schenkungen, als ob er der Herrscher wäre. Die Großen des Königreiches, nur damit beschäftigt, Reichtümer und Ehrenstellungen für sich zu erhalten, nahmen diesen ungesetzlichen Zustand gerne hin. Hugo machte sich klar, daß die Auseinandersetzung verloren und jeder Versuch von Widerstand in der Hauptstadt vergeblich war. Um seinen Sohn den Thron zu erhalten, anerkannte er also, daß er besiegt war. Er sandte Lothar mit einer Botschaft für die Großen des Königreiches nach Mailand, in der er sich bereit erklärte, sich allen ihren Anklagen zu stellen, er verzichtete auf die Krone, aber er verlangte, daß sie seinem Sohn nicht weggenommen würde, der an allem unschuldig sei, weil er wegen seines jungen Alters an der tatsächlichen Regierung nicht beteiligt war.
    Die Botschaft, die im Dom von Sant' Ambrogio vorgelesen wurde, brachte die vorherberechnete Wirkung, und die Versammlung akklamierte Lothar, von Erzbischof Arderich und von Berengar selbst zum Altar geführt, welcher mit dieser Geste den Eindruck erweckte, als ob er den jungen Herrscher unter seinen Schutz nehmen würde. In kurzer Zeit war die Lage vollkommen verändert: Hugo und Lothar hatten auf der Höhe ihrer Macht am 29. März 945 in Pavia der Gräfin Rotrud, dem Grafen Elisiardo und seiner Frau Rotlinda, einer Tochter des Königs, einige Besitzungen übertragen. Einige Tage später, am 8. April, saß Berengar schon im Palast. Es hatte kein Blutvergießen gegeben. Hugo hatte die Hauptstadt verlassen und sich auf einen seiner Höfe zurückgezogen, und Lothar begann nach seiner Rückkehr nach Pavia, die Macht unter der drückenden Schirmherrschaft des Markgrafen von Ivrea auszuüben, der einige seiner Vertrauten an den Hof brachte, wie zum Beispiel Bischof Brunendo von Asti, der an der Stelle des Bischofs Boso von Placentia, eines Sohnes Hugos, Kanzler wurde. Jedoch läßt die Anwesenheit von Männern wie dem Pfalzgrafen Lanfranc von Bergamo, dem Sohn der Rosa, einer Mätresse des Königs, oder dem Grafen Aldrich in der Umgebung Lothars vermuten daß er trotz der gewaltigen Macht Berengars (oder vielleicht gerade wegen dieser) eine Partei gab, die zum Teil aus Burgundern bestand, die Hugo nach Italien gefolgt waren, udn daß diese Partei dem alten König anhing und stark genug war, Anhänger des Provenzalen im Amt zu halten.
    Adelheid, die nichts ändern konnte, hatte mit Furcht die Ereignisse und den Erfolg Berengars verfolgt. Die neue Situation erschütterte die Hoffnungen zutiefst, die sie für ihre Zukunft gehegt hatte. Erzogen um zu herrschen, war sie an das starke und skrupellose Regieren Hugos gewöhnt, und plötzlich sah sie ihn entthront, während Lothar, ihr zukünftiger Ehemann, von zarter und beeindruckender Natur, von dem Mann abhing, dem er einige Jahre früher das Leben gerettet hatte.
    Bererngar wußte, daß Hugo nicht der Mann war, der sich mit einer untergeordneten Rolle begnügen würde, und er war sicher, daß dieser versuchen würde, sich zu rächen, auch mit Hilfe der Provenzalen. Er hinderte ihn also daran, in seine Heimat zurückzukehren, und um zu vermeiden, daß die Großen des Königreichs in die Versuchung gerieten, die Seiten zu wechseln, berief er im August eine Versammlung ein und holte Hugo nach Pavia zurück, um ihn wieder auf den Thron zu setzen. Wenn auch der Form nach Lothar und Hugo regierten, so lag die Macht in Wirklichkeit bei dem Markgrafen von Ivrea, der den Titel eines obersten Beraters angenommen hatte. Der von Berengar gesuchte Kompromiß sollte ihm helfen, Zeit zu gewinnen, ebenso sehr im Innern des Königreiches wie OTTO I. gegenüber (der ihn beschützt und dem er 941 einen Treueid geschworen hatte), aber auch im Verhältnis zu Burgund, wo Adelheids Bruder Konrad regierte.
    Die Lage änderte sich wenigstens teilweise, als Hugo mit der Billigung Berengars 947 entschied, endgültig in seine Heimat zurückzukehren. Aber vor seiner Abreise wollte der alte Herrscher, der einige Monate später sterben sollte, daß die Hochzeit seines Sohnes gefeiert würde, um ihm die energische Adelheid zur Seite zu stellen und so auch eine Unterstützung der burgundischen Partei zu sichern.





    912 1. oo 2. Willa von Nieder-Burgund, Tochter des Königs Bosos - seine Cousine

    920 2. oo Wandelmoda
    -
    924 3. oo Alda (Hilda)
    -
    926/30 . oo Pezola
    -
    928/29 5. oo 2. Rotruda (Roza), Witwe des Pfalzgrafen Giselbert - 29.3.945

    932 6. oo 3. Marozia, seine Schwägerin - 932

    12.12.937 7. oo 2. Bertha von Schwaben, Tochter des Herzogs Burchard II., um 907-5.4.961/2.1.1966



    Kinder:

    2.Ehe
    - Hubert Markgraf von Tuszien 920/25- 967/70

    3.Ehe
    - Alda 925- 954
    936 oo Alberich II. Markgraf von Spoleto 911-31.8.954
    - Lothar König von Italien 926/28-22.11.950

    4.Ehe
    - Boso Bischof von Piacenza (941-951) 927/30- 949/51
    - Bertha (Eudokia) Kaiserin von Byzanz 927/30- 949
    944 oo Romanos II. Kaiser von Byzanz 939-15.3.963

    5. Ehe
    - Rotlinda 930-14.10.1001
    29.3.945 1. oo Elisiardus Graf - 948
    950 2.oo Bernhard Graf von Pavia
    -30.6.976


    Illegitim
    - Theobald Archidiakon von Mailand - 961
    - Gotifred Abt von Nonantula



    Literatur:
    Adelheid Kaiserin und Heilige 931 bis 999 Info Verlag Karlsruhe 1999 Seite 97-107 - Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 155, 158,161,164,364 K 10 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite88,90 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 36,50,57,66-70 - Black-Veldtrup Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien. Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 1995 Seite 170,160 - Brühl Carlrichard: Die Geburt zweier Völker. Deutsche und Franzosen Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Seite 168 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 377,408,411 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 24,71,80,82,105,271 - Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite 74,81-90,92,100,102-104,118,125-127,130,142,163,174,184,186-188,194,199,201,208, 216-218,230,232, 238,244,249,260-263,273,304,309 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite170,189 - Hofmeister, Adolf: Deutschland und Burgund im frühen Mitelalter, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1970 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 97-100,103,137-140,185,226 - Keiser Bruno: Adelheid. Königin, Kaiserin, Heilige. Ein Leben in bewegter Zeit. Piper Verlag GmbH München 1999 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 266,280,284,287,296,301,311,314 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 195,225 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 84,88,89,91 - Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg): Otto III. – Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 272,278,285f,316f - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan (Hrsg.): Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung "Otto der Große, Magdeburg und Europa" Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001Seite 10,24,197,198,216, 252,280,281,283,332,333 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 29,33-38 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 78,117,120,130 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 169,187 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/ Opf. 1994 Seite 108, 127,129/30,150/51,188 Anm. 711,204,222,288,295, 334 Anm.1213,376,378,385 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 19,23,100 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 459 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 491,513 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 65,121,129,132,211,253 -


  4. 19.  von Tuszien, Lambert Graphische Anzeige der Nachkommen (13.Berta3, 7.Lothar2, 1.Lothar1) wurde geboren in 897; gestorben in 958.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 929-932, Lucca [55100],Toskana,Italien; Herzog von Lucca
    • Titel/Amt/Status: 929-932, Tuszien,Italien; Markgraf von Tuszien

    Notizen:

    Lambert
    Markgraf von Tuszien (929-932)
    Herzog von Lucca (929-932)
    897 - 958
    Jüngerer Sohn des Markgrafen Adalbert II. der Reiche von Tuszien und der Berta von Lothringen, illegitime Tochter von König Lothar II.

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 2, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VI. 11 b. LAMBERT, Markgraf von Toscana, geblendet vom Stiefbruder Hugo 931
    * wohl ca. 897, + nach 958
    Anmerkungen: Seite 118
    VI. 11. Lambert

    Hofmeister, a.a.O. 404f.; er wurde offenbar abgesetzt vor 931 17. X. (wo Boso VI, 8 als Markgraf erscheint) und lebte noch, als Liudprand seine Antapodosis schrieb (2, 55). [VIb 19]

    Thiele, Andreas: Tafel 390, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa"

    LAMBERT VON LUCCA
    + nach 958

    Lambert folgte 929/30 als Markgraf von Tuszien und Herzog von Lucca und wurde von seinem Halbbruder, König Hugo, der ihn als Rivale fürchtete, 932 abgesetzt und geblendet. Er wurde unter anderem von König Hugo beschuldigt, nur ein untergeschobenes "unechtes" Kind zu sein; er bestand den geforderten Zweikampf ("Gottesurteil") und wurde trotzdem Mönch.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 86, "Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962)"

    Aber schon einige Jahre später sollte Hugo zum Verzicht auf seine Rechte in der Provence genötigt werden. Den Anstoß dazu gab wieder eine Konspiration der italienischen Großen nordalpiner Abkunft, die sich diesmal sogar um den königlichen Halbbruder Markgraf Lambert von Tuszien sammelten, nach der Inhaftierung ihres Führers wiederum Hilfe bei Rudolf II. von Hoch-Burgund suchten und damit die nordalpine Beziehungen in schon mehrfach bewährter Art zur Besorgung seines Gegenprätendenten gegen ihren unbequemen Herrscher benutzten.


    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 2,118 - Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite 86f. - Liudprands von Cremona: Werke in: Quellen zur Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Band VIII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1977 Seite 356,390,394,412 - SCHWABEN UND ITALIEN IM HOCHMITTELALTER. Vorträge und Forschungen Band LII Jan Thorbecke Verlag Stuttgart 2001 Seite 90 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 390 -


  5. 20.  von Lucca, Wido Graphische Anzeige der Nachkommen (13.Berta3, 7.Lothar2, 1.Lothar1) wurde geboren in 896; gestorben in 929.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 915-929, Lucca [55100],Toskana,Italien; Herzog von Lucca
    • Titel/Amt/Status: 915-929, Tuszien,Italien; Markgraf von Tuszien

    Notizen:

    Wido von Lucca
    Markgraf von Tuszien (915-929)
    Herzog von Lucca (915-929)
    896- 929 (+ 931)
    Ältester Sohn des Markgrafen Adalbert II. der Reiche von Tuszien und der Berta von Lothringen, illegitime Tochter von König Lothar II.

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 2, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VI. 10 b. GUIDO, Markgraf von Toscana, geblendet vom Stiefbruder Hugo
    * wohl 896, + 928 oder 929

    Gemahlin:
    MAROZIA (siehe oben VI 7 c.)

    Anmerkungen: Seite 118
    VI. 10. Guido (Wido)

    siehe Hofmeister, a.a.O. 401f.
    Er folgte wohl schon 915 seinem Vater Adalbert als Markgraf von Tuscien, urkundlich erst 924 21. III., Muratori, Antiqu. It. 2, 43. Den Tod Guidos setzt Liutprand, Antapod. 3, 43, bald nach den Ereignissen des Juni 928; er scheint aber doch erst im Frühjahr 931 eingetreten zu sein, siehe Hofmeister, Heilige Lanze 7, Anmerkung 3.
    Gemahlin:
    Marozia
    Liudprand 3, 18 [VI b 18]

    Thiele, Andreas: Tafel 390, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa"

    WIDO VON LUCCA
    + 929/30

    Wido folgte 915 seinem Vater als Graf und Herzog von Lucca und Markgraf von Tuszien und
    machte 915 BERENGARS Kaiserkrönung möglich, griff in die Wirren in Rom ein, wurde wichtige Stütze des königlichen Halbbruders Hugo und machte dessen Königtum durch den Sieg bei Novara 926 gegen König Rudolf II. von Hoch-Burgund erst möglich.

    oo MAROZIA VON TUSCULUM + nach 935
    Tochter des römischen Senators und Consuls Graf Theophylakt, berühmt-berüchtigte Frauengestalt
    Witwe Markgraf Alberichs I. von Spoleto (+ 915)

    Holtzmann Robert: Seite 98-99, "Geschichte der sächsischen Kaiserzeit"

    In Rom war die Herrschaft über das Papsttum und alle Gewalt an den Adel gekommen, der Adel aber zwei schamlosen Frauen verfallen, das waren Theodora, deren Gatte Theophylakt sich "Konsul und Senator der Römer" nannte, und ihre Tochter Marozia, die gleich ihrer Mutter den Titel senatrix führte. Schon Johannes X. ist durch Theodora auf den päpstlichen Stuhl erhoben, durch Marozia aber, da er sich als energischer Mann erwies, gestürzt worden, so daß er im Kerker sein Leben beschloß. Es folgten mehrere Puppen der Marozia, zuletzt (931) ihr eigener Sohn, Johannes XI., den sie einst dem Papst Sergius III. geboren hatte. Der große römische Kirchenhistoriker und Kardinal Baronius, um die Wende des 16. Jahrhunderts, hat dieser dunklen Periode in der Geschichte des Papsttums den Namen der "Pornokratie" gegeben und sie damit besser bezeichnet als mancher neuere Historiker, bei dem entweder apologetische Gründe oder eine kühle Haltung jenseits von Gut und Böse daran Anstoß nahmen. Hugo kam in die Lage, diese Verhältnisse auszunützen, da die nach vielen Liebschaften und zwei Ehen etwas gealterte und der Römer nicht mehr ganz sichere Marozia mit ihm in Verbindung trat. Die Heiraten der Marozia dienten dem Zweck, ihrer Stellung einen sicheren Rückhalt zu geben. Aus diesem Grunde hatte sie sich zuerst mit dem Markgrafen Alberich von Spoleto vermählt, dem sie einen gleichnamigen Sohn gebar, dann mit dem Markgrafen Wido von Tuszien, der durch seine Mutter ein Halbbruder des Königs Hugo war. Jetzt, nach dem Tode Widos, richtete sie die Blicke auf Hugo, dem sie zugleich die Kaiserkrone in Aussicht stellen konnte. Hugo schlug sofort ein, hielt im März 932 seinen Einzug in Rom und vollzog in der Engelsburg die Vermählung mit Marozia. Er mochte glauben, unmittelbar vor dem Ziel seiner Wünsche zu stehen. Aber der junge Alberich erregte einen Aufstand der Römer gegen seinen Stiefvater und gegen "die Gier und den Übermut der Burgunder". Hugo mußte fliehen, Marozia verschwand im Gefängnis; das war das Ende der Pornokratie.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 83,85, "Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962)"

    [Ein Datierungsvorschlag C.W. Previte Ortons, Italy and Provence Seite 340, der bei G. Fasoli noch nicht beachtet ist, geht von der schon bei F. Gingins la Sarraz, Les Hugonides Seite 132, vorgebrachten Idee eines inneren Zusammenhanges zwischen dem Italienzug Hugos und der von Liudprand, Antapod. lib. II, cap. 55, Seite 63, berichteten Inhaftierung Bertas von Tuszien und ihres Sohnes Wido aus. Hugo hätte die Alpen überschritten, um Mutter und Halbbruder zu Hilfe zu eilen.]
    Wenn Hugo darauf den Seeweg nach Pavia wählte, wo sein Halbbruder Markgraf Wido von Tuszien gebot, dann zeigt das einerseits, wer Hugo mit herbeigerufen hatte, und andererseits, daß die alten Beziehungen, die zwischen dem tuszischen Herrscherhaus und der Provence bestanden, wirksam geblieben waren.


    oo 2. Marozia, Tochter des Senators Theophylakt um 890 - 932


    Kinder:
    - Ancharius Markgraf von Spoleto und Camerino (937-940) 915 - 940


    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 2,118 - Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite 83,85 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 99 - Liudprands von Cremona: Werke in: Quellen zur Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Band VIII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1977 Seite 296,336,338,352,356,370,388,390,394 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 390 -

    Gestorben:
    (+ 931)


  6. 21.  von Lucca, Ermengard Graphische Anzeige der Nachkommen (13.Berta3, 7.Lothar2, 1.Lothar1) wurde geboren in 901; gestorben in Feb 931.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Ivrea [10015],Piemont,Italien; Markgräfin von Ivrea

    Notizen:

    Ermengard von Lucca
    Markgräfin von Ivrea
    901-29.2.931
    Einzige Tochter des Markgrafen Adalbert II. der Reiche von Tuszien und der Berta, illegitime Tochter von König Lothar II.

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 2, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VI. 12 b. Irmgard
    * ca.901, + nach 932 29. II.
    Gemahl: ca 915 Adalbert, Markgraf von Ivrea + wohl 923 (vgl. V 18)

    Anmerkungen: Seite 118
    VI. 12. Irmgard

    soror König Hugos 920 24. VII., Cipolla, Monum. Novaliciensia 1, n. 37.
    Tochter Adalberts und von Bertha, Liudpr. 2, 56; 3, 7ff., zuletzt 932 29. II., Schiaparelli n. 29.
    Ihr Gemahl Adalbert war in erster Ehe vermählt mit Gisela, Nr. V 18. Die zweite Vermählung wird um 915 anzusetzen sein. Adalbert lebte noch 922 12. VIII., Schiaparelli, Dipl. di. Rod. II, n. 3, und war wohl tot 924 18. VIII., Mon. hist. patriae 1, 123, wo Adalberts Söhne als Markgrafen vorkommen und 924 5. XII., wo Irmgard mit ihrem Stiefsohn Berengar und ihrem Sohn Anskar ohne Erwähnung des Gemahls als Fürbitterin erscheint. Die Urkunde von 929 28. II., in der er noch als lebend vorkommt, Schiaparelli, Dipl. di Ugo n. 19, muß man mit Dümmler, Gesta Ber. 49, Anmerkung 3, für untergeschoben oder doch für falsch datiert halten. [VIb 20]
    Ermengard verschaffte als Mitregentin ihrem Halbbruder Hugo von Arles926 die italienische Krone gegen Rudolf II. von Hoch-Burgund.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 85,103,106, "Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962)"

    [Vgl. Schiaparelli, I dipl. di Ugo Seite 6, nr. 2 vom 3. September 926, wo Erzbischof Lambert von Mailand und die Markgräfin Ermengarda - nach Liudprand, Antapod. lib. III, cap 7-12, Seite 77 ff., die Exponenten der beiden verfeindeten Adelsgruppen - gemeinsam bei Hugo in Pavia intervenieren.]
    Bald darauf scheint er jedoch verstorben zu sein. Defuncto Adelberto, Eporegiae civitatis marchione, uxor eius Hermengarda (Tochter des Markgrafen Adalbert von Tuszien, die Adalbert von Ivrea nach dem Tode Giselas in 2. Ehe zur Frau genommen hatte), totius Italiae principatum obtinebat, schreibt Liudprand, und am 8. Oktober 924 intervenierte bereits Hermengardisinclyta comitissa mit dem ebenerwähnten Markgrafen Bonifaz bei Rudolf in Pavia für die Schenkung der curtis Sabbioneta an den Bischof von Parma. Am 5. Dezember des Jahres setzten sich dann die Hermingardis nobilissima comitissa et filii eius Berengarius et Ascerius incliti comites bei Rudolf für die Überlassung des Castel Vecchio d'Asti mit allem Zubehör an den Grafen Autbert von Asti ein. Bei dem Placitum des Pfalzgrafen Giselbert am 14. Mai 927 traten auch vasalli Hermengarde comitesse, nicht mehr vasalli Adelberti marchionis, auf, und am 1. Mai 928 bezeichnete sich Berengar II. bereits als marchio, filius bone memorie Adelberti illlustris marchio(nis).
    Auf Adalbert von Ivrea und seine Sippe scheinen ja gerade - und zwar offenbar bei der Verheiratung Ermengards von Tuszien mit Adalbert von Ivrea - die Besitzungen und Anrechte der tuszischen ADELBERTE im Raum von Parma übergegangen zu sein.

    Keiser Bruno: Seite 19, "Adelheid, Königin, Kaiserin, Heilige"

    Die Lästermäuler fanden, Rudolf nehme es mit den familiären Pflichten nicht immer so genau. Schuld, daß er ins Gerede kam, war die verführerische Ermengard, die Frau des Markgrafen von Ivrea. Er hatte sich um diese Zeit bereits von den Amtsgeschäften zurückgezogen. An seine Stelle trat Ermengard. Rasch dehnte sie Macht und Einfluß aus. Sie sammelte alle mit König Rudolf Unzufriedenen um sich und besetzte Pavia, die Hauptstadt des Königreichs Italien.
    Ermengard, Theodora, Marozia und vor allem Ermengards Mutter Berta, die Markgräfin von Tuszien, verblüfften alle. Was für Frauen! Die Männer Italiens schüttelten die Köpfe und staunten. So viel Talent und Leidenschaft für die Politik hatte es lange nicht mehr gegeben. Diese Damen verfügten über Mut und Phantasie und wußten mit Umsicht zu intigrieren. Ihren Ehemännern zeigten sie sich gewachsen, wenn nicht sogar überlegen. Berta, eine Tochter König Lothars und seiner Geliebten, der wilden Waldrada, hatte sich in dieser Hinsicht unmißverständlich ausgedrückt. Zu dem Markgrafen von Tuszien, ihrem zweiten Ehemann, sagte sie: "Ich werde dich zum König oder zum Esel machen." Der Markgraf blieb Markgraf.
    Macht in den Händen von Frauen beunruhigte namentlich die Geistlichen. Wenn nicht Respekt vor einem großen Namen oder die Bewunderung strenger Sittlichkeit sie zügelte, gaben sie viele üble Nachrede weiter, oder an die Klosterchroniken oder im Gespräch. Von Ermengard wurde getuschelt, sie habe Geschlechtsverkehr mit allen gehabt, nicht nur mit dem Fürsten, sondern auch mit ganz Unwürdigen. Durch ihre Hemmungslosigkeit seien die Italiener untereinander verfeindet worden. "Weil sie dem einen ihre Liebe schenkt und sie dem anderen verweigert!"
    König Rudolf zog vor Pavia, um Ermengard aus der Stadt zu vertreiben. Eine Meile vor der Stadt schlug er sein Lager auf. Der Tessin mündete dort in den Po. Nachts legte eine Barke innerhalb seines Lagers an. Ein Bote überbrachte ihm einen Brief der schönen Ermengard. Rudolf las: 'Wenn ich dich vernichten wollte, lebtest du längst nicht mehr. Alle deine Anhänger verlangen leidenschaftlich danach, dich zu verlassen und zu mir zu kommen, wenn das überhaupt mein Wille wäre. Hätte ich schon früher ihre Ratschläge gehört, wärst du an dem Ort, an dem du dich befindest, bereits gefangen und gebunden.'
    Der König erschrak. Er behielt die Nachricht für sich. In der Nacht darauf schlich er aus seinem Zelt. Die Wache bemerkte ihn nicht. Er stieg in ein Boot und ließ sich stromaufwärts nach Pavia rudern, zu Ermengard. Rudolfs Leute staunten, als am nächsten Morgen aus dem Zelt des Königs kein Laut drang und er sich nicht blicken ließ. Sie berieten, was das bedeutete. Ein Bote traf ein und erklärte ihnen, König Rudolf sei auf die Seite der ursprünglich gegen ihn Rebellierenden getreten. Binnen kurzem werde er über seine bisherigen Gefolgsleute herfallen. Das genügte. Die Belagerer Pavias wußten, woran sie waren. Sie zerstreuten sich, so rasch sie konnten. Viele durchschauten Ermengards Spiel und erkannten eher als König Rudolf, worauf sie hinauswollte. Kaum hatte sie ihn von seinen bisherigen italienischen Verbündeten getrennt, rief sie einen neuen Fürsten nach Italien: ihren Halbbruder Hugo, den Grafen der Provence.

    Riche Pierre: Seite 267, "Die Karolinger. Eine Familie formt Europa."

    Rudolf regierte zwei Jahre in Italien, sein wichtigster Ratgeber war Markgraf Adalbert von Ivrea oder besser, nach dem Wortlaut einiger Quellen, dessen Gemahlin Ermengard.

    Adelheid Kaiserin und Heilige 931 bis 999 Seite 90,96

    Seine Hauptstütze wurde Markgraf Adalbert von Ivrea, aber Rudolf wurde eine unziemliche Verbindung mit dessen Frau Ermengard nachgesagt.
    Aber im Königreich zeichnete sich eine Bewegung gegen den burgundischen König ab, und Ermengard von Ivrea stand in ihrem Zentrum. Sie kam nach Pavia und stachelte die Stadt zum Aufstand an. Nachdem Rudolf vergeblich versucht hatte, die Hauptstadt wiederzugewinnen, kehrte er nach Burgund zurück.



    914 oo 2. Adalbert Markgraf von Ivrea - 923


    Kinder:
    - Anskarius II. Graf von Asti um 915- 940 ermordet



    Literatur:
    Adelheid Kaiserin und Heilige 931 bis 999 Info Verlag Karlsruhe 1999 Seite 90,96 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Seite 2,118 - Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite 85,103,106,130,143, 193,263 - Keiser Bruno: Adelheid. Königin, Kaiserin, Heilige. Ein Leben in bewegter Zeit. Piper Verlag GmbH München 1999 Seite 19 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 267 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 83,84 -

    Ermengard heiratete von Ivrea, Adalbert in 914. Adalbert gestorben in 923. [Familienblatt] [Familientafel]