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 Bohrer

von Italien, Pippin

männlich 777 - 810  (33 Jahre)


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Generation: 1

  1. 1.  von Italien, Pippin wurde geboren in 777; gestorben am 8 Jul 810; wurde beigesetzt in Mailand [20100],Lombardia,Italien.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Italien; Unterkönig von Italien

    Notizen:

    Neue Deutsche Biographie - Pippin (bis 781 Karlmann)

    karolingischer König von Italien (seit 781), * 777, † 8.7.810 in Italien, ⚰ Mailand.

    Beim zweiten Rombesuch Karls d. Gr. Ostern 781 empfing der Vierjährige von Papst Hadrian I. die Taufe und zugleich den neuen Namen P., der an den Großvater, Kg. Pippin d. J. († 768), samt dessen Italienpolitik gemahnte und zugleich den mißgestalteten älteren Karlssohn gleichen Namens (von Himiltrud) in den Hintergrund rückte. Daß es um eine Vorentscheidung der Thronfolge ging, zeigt sich daran, daß P. zusammen mit dem noch jüngeren Bruder Ludwig, dem späteren Kaiser, der Aquitanien erhielt, gleich auch zum König gesalbt wurde mit der Bestimmung, die Karolinger in Italien zu repräsentieren, während der älteste Bruder Karl in der Umgebung des Vaters verblieb. In Italien wuchs P. unter der anfänglichen Obhut von Karls Vetter, dem Abt Adalhard von Corbie († 826), sowie dem Abt-Bischof Waldo von Reichenau-Pavia († 813/14) auf und trat seit 791 als militärischer Anführer hervor: mehrfach gegen Benevent, ferner gegen die Awaren, deren Niederlage er 796 vollendete, später auch gegen die byzantin. Außenposten in Venetien, wo sich die Kämpfe bis 810 hinzogen. Wiederholt erließ er Kapitularien für sein Teilreich und fällte Gerichtsurteile; auf verlorene Urkunden gibt es immerhin Hinweise. In der „Divisio regnorum“ von 806 sprach ihm Karl als Erbteil außer Italien auch Bayern und das südliche Alemannien zu, doch blieb dies unwirksam, weil P. vor dem Vater starb. Falls seine namentlich nicht bezeugte Gemahlin gemäß neuerer Vermutung (J. Fried) mit Theodrada, der jüngeren Schwester Adalhards und Walas von Corbie (aus der illegitimen Deszendenz Karl Martells) identisch war, wäre leichter verständlich, daß sein Sohn Bernhard, den Karl noch zum Nachfolger in Italien einsetzte, nach 814 als dynastischer Konkurrent in scharfen Gegensatz zu Ludwig d. Frommen geriet und mit seinem Tod infolge von Blendung (818) die von P. begründete Karolingerlinie im Mannesstamm ihr jähes Ende fand.

    Literatur
    ADB 26; MG Capit. I; P. Classen, Karl d. Gr. u. d. Thronfolge im Frankenreich, in: FS H. Heimpel III, 1972, S. 109-34; R. Schieffer, Die Karolinger, 1992, 21997; B. Kasten, Königssöhne u. Königsherrschaft, 1997; G. Albertoni, L'Italia carolingia, 1997; J. Fried, Elite u. Ideologie od. Die Nachfolgeordnung Karls d. Gr. v. J. 813, in: R. Le Jan (Hg.), La royauté et les élites dans l'Europe carolingienne, 1998, S. 71-109; Lex. MA.



    Name:
    eigentlich Karlmann

    Pippin heiratete in 795. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 2. von Italien, Gundrada  Graphische Anzeige der Nachkommen
    2. 3. von Italien, Berthhaid  Graphische Anzeige der Nachkommen
    3. 4. von Italien, Theodrada  Graphische Anzeige der Nachkommen
    4. 5. von Italien, Bernhard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 797; gestorben am 17 Apr 818 in Aachen [52056],Nordrhein-Westfalen,Deutschland.
    5. 6. von Italien, Adelheid  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 798; gestorben nach 810.
    6. 7. von Italien, Athela  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 798; gestorben nach 810.


Generation: 2

  1. 2.  von Italien, Gundrada Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Pippin1)

    Notizen:

    Gundrada
    Tochter des Königs Pippin von Italien

    Schwager, Helmut: Seite 22, "Graf Heribert II. von Soissons"

    König Pippin hatte aus seiner Ehe mit einer Unbekannten neben den fünf Töchtern Adalhaid (+ nach 810), Atula (+ nach 810), Gundrada (+ nach 810), Berhthaid (+ nach 810) und Theodrada (+ nach 810) nur einen einzigen Sohn Bernhard, der ihm als König von Italien folgte.

    Wies Ernst W.: Seite 258,303, "Karl der Große. Kaiser und Heiliger."

    Beim Tode seines Sohnes, König Pippins von Italien, zeigte er sich als fürsorglicher Großvater. Seinen Enkel, Pippins Sohn Bernhard, erhob er sofort zum König von Italien. Sodann holte er die fünf Enkelinnen Adalhaid, Atula, Gundrada, Berthaidund Theodrada an seinen Hof und ließ sie gemeinsam mit seinen Töchtern aufziehen und erziehen.
    K. F. Werner macht die Dunkelziffern an zwei exemplarischen Beispielen sichtbar. Zum ersten fragt er nach den Lebensschicksalen der 5 Töchter des KARLS-Sohnes König Pippin von Italien, die bei Einhard genannt sind. Blieben Adalhaid, Atula, Gundrada, Berthaid und Theodorada, so ihre Namen unvermählt? Hatten sie keine Nachkommen? Wir wissen es nicht.

    Literatur:
    Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994, Seite 22 - Wies Ernst W.: Karl der Große. Kaiser und Heiliger. Bechtle Verlag Esslingen 1986, Seite 258,303 -


  2. 3.  von Italien, Berthhaid Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Pippin1)

    Notizen:

    Berthhaid (Berhthaid, Berta)
    Tochter des Königs Pippin von Italien

    Wies Ernst W.: Seite 258"Karl der Große. Kaiser und Heiliger."

    Beim Tode seines Sohnes, König Pippins von Italien, zeigte er sich als fürsorglicher Großvater. Seinen Enkel, Pippins Sohn Bernhard, erhob er sofort zum König von Italien. Sodann holte er die fünf Enkelinnen Adalhaid, Atula, Gundrada, Berthaid und Theodrada an seinen Hof und ließ sie gemeinsam mit seinen Töchtern aufziehen und erziehen.

    Name:
    Berhthaid, Berta


  3. 4.  von Italien, Theodrada Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Pippin1)

    Notizen:

    Theodrada
    Tochter des Königs Pippin von Italien

    Werner Karl Ferdinand: Seite 445, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    III. Generation 4-7

    Für alle Pippin-Töchter ergibt sich aus Einhard c. 19, daß sie dem Vater (+ 810) überlebten und von Kaiser KARL, also vor 814, der Erziehung zusammen mit seinen Töchtern am Hof übergeben wurden.

    Schwager, Helmut: Seite 22, "Graf Heribert II. von Soissons"

    König Pippin hatte aus seiner Ehe mit einer Unbekannten neben den fünf Töchtern Adalhaid (+ nach 810), Atula (+ nach 810), Gundrada (+ nach 810), Berhthaid (+ nach 810) und Theodrada (+ nach 810) nur einen einzigen Sohn Bernhard, der ihm als König von Italien folgte.

    Wies Ernst W.: Seite 258,303, "Karl der Große. Kaiser und Heiliger."

    Beim Tode seines Sohnes, König Pippins von Italien, zeigte er sich als fürsorglicher Großvater. Seinen Enkel, Pippins Sohn Bernhard, erhob er sofort zum König von Italien. Sodann holte er die fünf Enkelinnen Adalhaid, Atula, Gundrada, Berthaid und Theodrada an seinen Hof und ließ sie gemeinsam mit seinen Töchtern aufziehen und erziehen.
    K. F. Werner macht die Dunkelziffern an zwei exemplarischen Beispielen sichtbar. Zum ersten fragt er nach den Lebensschicksalen der fünf Töchter des KARLS-Sohnes König Pippin von Italien, die bei Einhard genannt sind. Blieben Adalhaid, Atula, Gundrada, Berthaid und Theodorada, so ihre Namen unvermählt? Hatten sie keine Nachkommen? Wir wissen es nicht.

    Literatur:
    Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994, Seite 22 - Wies Ernst W.: Karl der Große. Kaiser und Heiliger. Bechtle Verlag Esslingen 1986, Seite 258,303 -


  4. 5.  von Italien, Bernhard Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Pippin1) wurde geboren in 797; gestorben am 17 Apr 818 in Aachen [52056],Nordrhein-Westfalen,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 812-817, Italien; Unterkönig von Italien

    Notizen:

    Bernhard Unterkönig von Italien (812-817)
    797-17.4.818 Aachen

    Einziger Sohn des Königs Pippin von Italien aus dessen wahrscheinlich als Friedelverbindung begonnener Ehe (Lexikon des Mittelalters)
    Als Sohn König Pippins von Italien Enkel KARLS DES GROSSEN

    Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 1983

    Bernhard, König des karolingischen Unterkönigreichs Italien
    * vermutlich 797, + 17. April 818
    Einziger Sohn König Pippins von Italien aus dessen wahrscheinlich als Friedelverbindung begonnener Ehe

    Nach dem Tode seines Vaters (8. Juli 810) im Kloster Fulda erzogen, wurde er erstmals im Sommer 812 von KARL DEMGROSSEN in die zwischenzeitlich Königsboten anvertraute Reichsverwaltung Italiens eingesetzt und zur Sarazenenabwehr abgesandt. Obwohl er schon Ende 812 in italienischen Privaturkunden als König bezeichnet worden ist, wurde er erst auf dem Aachener Reichstag (September 813) offiziell als rex Langobardorum eingesetzt, doch trat er damit nicht in die seinem Vater 806 zugedachten Herrschaftsrechte in Bayern und Alemannien südlich der Donau ein. Nach KARLS DES GROSSEN Tod huldigte Bernhard dem neuen König LUDWIG DEM FROMMEN, der ihn 815 zur Untersuchung eines Aufstandes gegen Papst Leo III. nach Rom sandte. Im Sommer 816 wieder in Aachen, wurde er im Herbst angewiesen, dem neuen Papst Stephan IV. bei seiner Reise zu LUDWIG nach Reims Geleit zu geben. Nachdem in der Ordinatio imperii (817) festgelegt worden war, dass Italien LUDWIGS Sohn, LOTHAR I., in der gleichen Weise unterstehen solle wie bisher KARL DEM GROSSEN und LUDWIG, verschwor Bernhard sich mit vielen Großen seines Reiches gegen den Kaiser und seine Söhne, mußte sich jedoch unterwerfen. Von der Reichsversammlung in Aachen zum Tode verurteilt, wurde er von LUDWIG zur Blendung begnadigt, an der er am dritten Tag nach der Vollziehung starb. Nach einer späteren Legende soll sein Leichnam nach Mailand gebracht worden sein. Die grausame Bestrafung wurde LUDWIG DEM FROMMEN in späterer Zeit oft zum Vorwurf gemacht.

    Quellen und Literatur:, R II nr. 515b-p - DBI IX, 228 - B. Malfatti, Bernardo re d’Italia, 1876 - E. Mühlbacher, Zur Gesch. Kg. B.s v. Italien, MÖIG 2, 1881, 296 - K. Schmid, Zur hist. Bestimmung des ältesten Eintrages im St. Galler Verbrüderungsbuch, Alem. Jb. 1973/75,504 - S. Konecny, Eherecht und Ehepolitik unter Ludwig d. Fr., MIÖG 85,1977, 9-12.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 445, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    III. Generation 2

    Bernhards Geburtsdatum, schon von Brandenburg auf c. 797 angesetzt, ergibt sich aus seiner Nachfolge in Italien 812/13 (wohl fünfzehnjährig) - sein Vater starb 810 und Bernhard war alsbald zur Nachfolge vorgesehen, man wartete aber das regierunggsfähige Alter ab - (vgl. auch Eiten 49ff.), ferner aus dem Geburtsdatum seines Vaters (777) und der Zeit von dessen Eheschließung, bekannt aus einem Briefe Alcuins von 796, BM² 515b, der Pippin als (jung) vermählt anspricht. Brandenburg hat die nachträgliche Verunglimpfung durch Thegan c. 22, MG SS 2, 596 ex concubina natus als "unwahrscheinlich" bezeichnet; sie erledigt sich schon durch die offizielle Thronfolge Bernhards unter KARL.

    Rappmann Roland/Zettler Alfons: Seite 427, "Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter"

    BERNHARD
    + 17.4.818
    Necr. A/B 17.4. "Bernhart rex/Pernhart rex", König in Italien 813-818

    Literatur:
    Abel-Simson, Jahrbücher Seite 483ff.; Simson, Jahrbücher 1, bes. Seite 120ff.; BM² 515b-q: ADB 2 Seite 419-421; Noble, The Revolt of King Bernhard of Italy; Die Klostergemeinschaft von Fulda 2,1 Seite 312 K 3 (und die dort genannte Literatur); Schmid, Zur historischen Bestimmung Seite 503ff. (und die dort genannte Literatur); Brunner, Oppositionelle Gruppen, besonders Seite 97ff; Bund, Thronsturz und Herrscherabsetzung Seite 393ff.; Borgolte, Geschichte der Grafschaften Alemanniens Seite 224ff.; Krah, Absetzungsverfahren Seite 45ff.; Depreux, Das Königtum Bernhards von Italien. Zum Todestag: BM² 515q; Simson, ebd. 1 Seite 121 Anm. 4; Werner, Nachkommen Seite 445 Nr. 2 und Tafel Nr. III/2; Lexikon des Mittelalters 1 Spalte 1983.

    König Bernhard stand genauso wie sein Vater König Pippin von Italien in engster Beziehung zum südalemannischen Raum. Besonders die Kontakte zum Bodenssegebiet, das nach der Divisio regnorum von 806 zusammen mit Italien und Bayern zum Herrschaftsbereich Pippins gehörte, waren sehr intensiv; zur Divisio regnorum vgl. neuerdings Schmid Seite 522.
    Die Aufnahme Bernhards in das Gebetsgedenken der Bodenseeklöster muß gerade unter diesem Aspekt gesehen werden; dazu und zu einem St. Galler Gedenkbucheintrag der Königsfamilie mit Bernhard vgl. ausführlich Schmid Seite 503-532. Bernhard wird auch unter den verstorbenen Mitgliedern der Königsfamilie im Reichenauer Verbrüderungsbuch p. 114 A2 genannt; vgl. dazu vorläufig Beyerle, Das Reichenauer Verbrüderungsbuch Seite 1114f.
    Die Reichenauer Necrologien gehören zu den wenigen Quellen, die Bernhards Todestag überliefern; nur noch eine necrologische Notiz in der Handschrift Bibl. Cotton. Galba A. XVIII des British Museum in London führt ihn fol. 28r an: "[XV.] KL. MAI. Bernhardus gloriosissimus rex de hoc seculo transiuit" (nach einer dem Verfasser vorliegenden Photographie). Das Blatt enthält darüber hinaus von der gleichen "italienisch geschulten Hand der Mitte des 9. Jahrhunderts" (so die freundliche Auskskunft von Johanne Autenrieth in einem Brief vom 23.8.1983) die Necrolognotizen von KARL DEM GROSSEN (+ 814), Pippin von Italien (+ 810), "Uuoradus dux" (29.3.) und "Himildruda comitissa" (27.3.); vgl. bereits Dümmler, Ein Metzer Todtenbuch Seite 597.

    Bernhard wurde 812 von seinem Großvater nach Italien geschickt, mit dem er 813 förmlich belehnt wurde. Das Recht der Gesetzgebung und der Erteilung von Urkunden besaß er nicht. Durch die von LUDWIG I. DEM FROMMEN 817 vorgenommene Reichsteilung h hielt sich Bernhard für benachteiligt. Er erhob sich gegen den Kaiser mit dem Ziel, diesen und seine Kinder zu entthronen. Durch den Bischof Ratold von Verona und den Pfalzgrafen Suppo von Brescia verraten, lief Bernhards Heer auseinander und e er mußte sich dem Kaiser unterwerfen. Unter dem Schein von Verhandlungen wurde er nach Chalons gelockt und am 15.4. gemeinsam mit dem Grafen Bertmund von Lyon geblendet. Da sich Bernhard der Blendung widersetzte, wurde sie gewaltsam durchgeführt und an deren Folgen starb er.

    Schieffer Rudolf: 'Die Karolinger'

    Der Universalerbe LUDWIG wurde nach dem Tode seiner Brüder keineswegs an den zentralen Hof berufen; vielmehr traf man ohne seine Beteiligung 812 zunächst eine ursprünglich wohl nicht vorgesehene Entscheidung über Italien, wo der junge, bis dahin in Fulda wohl zum Kleriker erzogene Bernhard trotz seiner anfechtbaren Abkunft gut zwei Jahre nach dem Tod des Vaters Pippin als König mit Adalhards Halbbruder Wala, selber einem illegitimen KAROLINGER, als maßgeblichem Berater eingesetzt wurde. Was der künftige Kaiser LUDWIG als einschränkende Hypothek für seine Allgewalt hinzunehmen hatte, scheint Adalhard, Wala und anderen führenden Männern um KARL zur langfristigen Sicherung eines eigenen politischen Aktionsfeldes, wenn nicht gar als dynastische Alternative, erstrebenswert gewesen zu sein.
    Eine erste Regung von Widerstand auf die beschlossene Ordinatio imperii von 817 trat ganz unmittelbar auf und kann kaum überrascht haben. Sie ging von König Bernhard von Italien, dem jungen Neffen des Kaisers, aus, der noch im Vorjahr mit einem ehrenvollen Geleit des Papstes über die Alpen betraut worden war, sich nun aber mit seiner von KARL DEM GROSSEN übertragenen Sonderherrschaft in der Ordinatio imperii gar nicht erwähnt fand und dort stattdessen lesen konnte, Italien solle künfnftig LOTHAR I. in gleicher Weise unterstehen wie bisher den Kaisern KARL und LUDWIG. Wenn er in seiner Verärgerung offenbar nicht ganz wenige hochgestellte Anhänger fand, so zeigt sich, dass hier über persönliche Spannungen hinaus Weitreichendes berührt war wie das Thronrecht illegitimer KAROLINGER, die Gültigkeit der von LUDWIG bei seiner Kaisererhebung akzeptierten Verfügungen KARLSund letztlich die Divergenz zwischen der bis 814 dominierenden Elite und den nun tonangebenden "Aquitaniern". Dennoch ist schwer auszumachen, wie weit die Ziele reichten, die Bernhard durchzusetzen suchte, als er sich im Herbst 817 gegen LUDWIG DEN FROMMEN wappnete, doch steht fest, dass die offiziösen Quellen von einer ernsthaften Rebellion sprechen und der Kaiser mit einer umfassenden Mobilisierung von Truppen reagierte, die ihre Wirkung nicht verfehlte. Nach Besetzung der Alpenpässe gab Bernhard noch vor Jahresende die Sache verloren und erschien mit seinen Getreuen in Chalon-sur-Saone, wo LUDWIG ihn festnehmen ließ. Auf der Aachener Reichsversammlung vom Frühjahr 818 wurden mehrere Bischöfe unter dem Vorwurf des Einverständnisses mit ihm abgesetzt und über die beteiligten Laien mit Bernhard an der Spitze Todesurteile gefällt, die der Kaiser dann in Blendungsstrafen umwandelte. Bernhard gerade Vater eines kleinen Sohnes namens Pippin geworden (von dem sich die späteren Grafen von Vermandois herleiten), starb an den Folgen der grausamen Prozedur (17.4.818), was sicher ungewollt war, aber für LUDWIGS Regiment eine fühlbare moralische Belastung bedeutete.

    Konecny Silvia: Seite 88, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Bernhards Stellung in Italien wurde hingegen zunächst nicht angetastet. Erst die Ordinatio Imperii stellte sie 817 theoretisch in Frage. Vielleicht setzte seit diesem Zeitpunkt eine vehemente Polemik gegen Bernhards Königtum ein, die jener gegen die Schwestern vergleichbar gewesen sein mag. Das Motiv zu Bernhards Aufstand würde so verständlicher. Überliefert ist eine solche Polemik allerdings kaum. Allzubald nach Bernhards Tod hatte wohl die offizielle Meinung über dessen Absetzung zugleich mit den Ratgebern LUDWIGS gewechselt. Diese aber hielten ihrerseits den König zu öffentlicher Buße für sein Verbrechen gegen Bernhard an und verteufelten Ermengard noch im Tod für ihre Mitschuld am Mord an dem Neffen.

    Herm, Gerhard: Seite 315,318, "Karl der Große"

    Gegen den Gedanken, seinen Jüngsten als kaiserlchen Thronfolger einzusetzen, hatte KARL sich bis zuletzt gesträubt. Als es endlich doch unvermeidlich geworden war, versuchte er wenigstens noch, eine Regelung zu finden, die LUDWIG an der vollen Ausübung der Macht hindern könne. Aus der Klosterschule Fulda ließ er seinen Enkel Bernhard holen, den 17-jährigen Sohn Pippins, und ernannte ihn zum König von Italien. Wie die beiden nach seinem Tod miteinander auskommen sollten, legte er jedoch nur in ganz groben Zügen fest.
    Vor der nach Aachen einberufenen Reichsversammlung erschien ein alter, weißhaariger Mann, der sich auf einen Stock stützte und den einen Fuß mühsam nachzog. Mit dürren Worten gabKARL seine Entscheidung bekannt: LUDWIG werde nach ihm die Kaiserkrone tragen und Bernhard König von Italien sein.

    Kalckhoff Andreas: Seite 237,239, "Karl der Große. Profile eines Herrschers."

    Pippins Sohn machte KARL zum König über Italien.
    Auf der Reichsversammlung 817 erklärte LUDWIG, die Einheit des von Gott empfangenen Reichs dürfe nicht aus Liebe zu den Söhnen durch Teilung zerstört werden. In diesem Sinne erhob er seinen ältesten Sohn LOTHAR zum Mitkaiser und Reichserben; die beiden jüngeren, Pippin und Ludwig, fand er mit Unterkönigtümern in Aquitanien und Bayern ab. An seinen Neffen Bernhard, den König über Italien, dachte er dabei nicht - was dieser als lieblos empfand. Bernhard erhob sich, mußte sich indes ergeben und wurde geblendet; er starb bald danach am der Wunde.

    Schwager, Helmut: Seite 22, "Graf Heribert II. von Soissons"

    König Pippin hatte aus seiner Ehe mit einer Unbekannten neben den fünf Töchtern Adalhaid (+ nach 810), Atula (+ nach 810), Gundrada (+ nach 810), Berhthaid (+ nach 810) und Theodrada (+ nach 810), nur einen einzigen Sohn Bernhard, der ihm als König von Italien (812/13-818) folgte [Ananles regni Francorum, a 812713, ed. Kurze, MG SS rer. Germ. 6, 136-138; Einhardi Vita Karoli Magni, c. 19, ed. Waitz, MG SS rer. Germ. 25, 210; Reginonis Chronicon, a 818, ed. Kurze, MG SS rer. Germ. 50,73; Thegani Vita Hludowici Imperatori, c. 22, ed. Pertz, MG SS 2, 596 bezeichnet König Bernhard explizit als illegitim, wobei es sich meines Erachtens um eine politische Diffamierung handeln dürfte (Ziel: Ausschaltung Bernhards zugunsten seiner Veettern LOTHAR I., Pippin I. und Ludwig des Deutschen); dagegen steht jedoch die Ansicht K. Schmids im St. Galler Verbrüderungsbuch, 504/05,509/10,518/19 mit Anm. 58) sowie 520-526, der mit guten Gründen Bernhard tatsächlich für einen Illegitimen hält: Bernhard erscheint hier nämlich in einer Reihe mit anderen Konkubinenkindern KARLS DES GROSSEN verzeichnet; auch die bekannte Textstelle bei Alkuin (Alc. Epist., nr. 119, MG Epist. 4,174: ...laetare cum muliere adoliscentiae tuae...) könnte darauf hindeuten; allerdings betont Konecny, Frauen 72 mit Anm. 54, daß auch ein Konkubinat im Sinne einer eheähnlichen Verbindung von Königssöhnen bei Lebzeiten des Vaters damals keinen erbrechtlichen Ausschluß von Nachkommen bedeutete; daher negieren Brandenburg, Nachkommen, Tafel (III,1) und 85 (III,1) sowie Werner, Nachkommen, in: KDGr 4, Tafel (III,2) und 445 (Anmerkungen zu III,2) eine mögliche Illegitimität Bernhards; vgl. weiter: Simson, Karl der Große 2, 432, 483/84 und 51519; Bur, Champagne, 87; Colliette, Vermandois 1, 400/01; Ducange, Amiens, 72; Dournel, Peronne, 26; Lemaire, Saint-Quentin, 266; Hlawitschka, Franken, 24 und 50; Konecny, Frauen 71/72 (mit Anm. 54/73 sowie 81; Anselme, Maison Royale, 48; Röschh, CMP, 67 (I,5); Pochettino, Pipinidi, 1/3; Schmid, St. Galler Verbrüderungsbuch, 504/05, 509/10, 518/19 (mit Anm. 58), 520/22 und 525/26; Classen, Karl d. Gr., 133.]. Dieser KAROLINGER geriet bald gegen seinen Onkel Kaiser LUDWIG I. DEM FROMMEN wegen dessen Reichseinheitspolitik aneinander. Als der Kaiser im Juli des Jahres 817 die berühmte Ordinatio Imperii erlassen hatte, sah sich König Bernhard als gefährdet an und erhob sich daher im Dezember 817 gegen seinen Onkel. Doch scheiterte der Putsch, und König Bernhard wurde als Hochverräter zur Blendung verurteilt, an der er nach drei Tagen am 17. April 818 starb. Diesen Sturz König Bernhards machte natürlich auch seine Familie mit; so findet man seinen einzigen Sohn Pippin (+ nach 840/45) aus der Ehe mit Königin Kunigunde (+ nach 835) in der Folgezeit natürlich nicht mehr als König, sondern lediglich unter den Großen Italiens.

    Wies Ernst W.: Seite 207, "Karl der Große. Kaiser und Heiliger."

    Auf einer Reichsversammlung in Aachen im Jahre 818 wurde Bernhard zum Tode verurteilt.Kaiser LUDWIG gewährte Gnade und verwandelte das Todesurteil in das nach unseren Begriffen noch grausamere Schicksal der Blendung. Der junge König starb drei Tage später an den Folgen der schlimmen Verstümmelung (Erinnern wir uns, daß KARL seinen Sohn, Pippin den Buckligen, wegen des gleichen Deliktes bestrafte, die Todesstrafe aber in eine Klostehaft mit völliger körperlicher Unversehrtheit umwandelte, so wird der Unterschied zwischen KARL DEM GROSSEN und seinem Sohn LUDWIG, den die Geschichte "DEN FROMMEN" zu nennen beliebt, deutlich).


    815 oo Kunigunde um 800-15.6.835

    Kinder:

    - Pippin I. Graf von Vermandois 815- nach 850


    Literatur:
    Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986, Seite 19,30,219,222 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit.Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 224-226,228,252-254 - Dahn Felix: Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt 1977, Seite 530,532 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 21,25,86 - Herm, Gerhard: Karl der Große. ECON Verlag GmbH, Düsseldorf, Wien, New York 1987, Seite 315,318 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien unund das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 17 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971, Seite 120 - Kalckhoff Andreas: Karl der Große. Profile eines Herrschers. R. Piper GmbH & Co. KG, München 1987, Seite 237,239,242,253 - Kimpen Emil: Zur Königsgenealogie der Karolinger- bis Stauferzeit. - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 72,88 - Mitterauer Michael: Karolingische Markgrafen im Südosten. Archiv für österreichische Geschichte Band 123. Hermann Böhlaus Nachf./Graz-Wien-Köln 1963, Seite 18,241 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Nack Emil: Germanien. Ländern und Völker der Germanen. Gondrom Verlag GmbH & Co. KG, Bindlach 1977, Seite 292 - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 421-423,426,481,516 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 108,114,118,121,224 - Schmid, Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 4485,491,500-503,507-510 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 44 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 41,46,49,54 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994, Seite 22,33,36,85 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutsscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 423,425 - Wies Ernst W.: Karl der Große. Kaiser und Heiliger. Bechtle Verlag Esslingen 1986, Seite 95,207,258 - Wies Ernst W.: Otto der Große. Kämpfer und Beter. Bechtle Verlag Esslingen 1989, Seite 104 -

    Allgemeine Deutsche Biographie - Bernhard

    Bernhard, König von Italien, † 818. Mit dem Hause der Merowinger verglichen, das in der Zeit seiner Kraft von so gewaltigen und wilden Leidenschaften bewegt wurde, erscheinen die Nachkommen des heil. Arnolf zahmer und gemäßigter in ihren Trieben. Zwar fehlt es auch bei ihnen weder an sinnlichen Ausschweifungen noch an Bruderkriegen und Familienfreveln, aber alles hat doch eine mildere Gestalt gewonnen, und wie in den ehelichen Verhältnissen allmählich eine festere Regel obsiegt, so begnügt man sich auch, unbequeme Thronbewerber nicht mehr einfach aus dem Wege zu räumen, sondern nur sie unschädlich zu machen. Unter den Sprossen des karolingischen Hauses, die nach großen Hoffnungen durch ein unholdes Geschick vor der Zeit geknickt wurden, hat von jeher König B. von Italien besonderen Antheil erregt, um so mehr, als sein an sich bemitleidenswerthes Ende dadurch noch tragischer erschien, daß gegen seine Schuld Zweifel erlaubt waren. Ueberdieß fiel er nicht blos um persönlicher Gründe willen, sondern als Opfer gleichsam einer großen Verfassungsänderung, die, ob sie gleich über ihn triumphirt hatte, durch ihren schließlichen Fall ihn noch nach seinem Tode zu rechtfertigen schien. Seine kurze Erhebung und sein Sturz als Vorspiel des Bürgerkrieges, der erst mit der Auflösung des Reiches enden sollte, glichen dem ersten fernen Rollen des Donners, der ein schweres und unheilschwangeres Gewitter einleitet. Von den drei Söhnen Karls des Großen aus seiner Ehe mit der Schwäbin Hildegard erblickte der zweite, Pippin, im J. 777 das Licht der Welt, um als vierjähriges Kind schon mit der italienischen Königskrone geschmückt zu werden. Nur als Unterkönig unter kaiserlicher Autorität sollte er dereinst die Leitung des vielfach bedrohten Landes übernehmen, das ebenso wie Aquitanien durch seine frühere Entwicklung am meisten auf eine Sonderstellung hingewiesen war. Frühzeitig nach fränkischer Sitte im Gebrauche der Waffen geübt, zog Pippin bereits als elfjähriger Knabe mit gegen den Baiernherzog Tassilo, und als Jüngling von 19 Jahren leitete er einen glänzenden Feldzug, der ihn über die Theiß in das Herz des Avarenreiches bis zur Königsburg ihres Khakhans führte. Er betheiligte sich an der Ordnung des neugewonnenen Gebietes und trug noch mehrmals seine Waffen bald gegen die Griechen, bald gegen die Beneventaner, aber schon am 8. Juli 810 wurde er im blühendsten Alter seinem Vater und dem Reiche durch den Tod entrissen. Karl nahm sich seiner hinterlassenen Familie auf das zärtlichste an; seine fünf Töchter ließ er wie seine eigenen auferziehen, Bernhard, der unmündige Sohn wurde dem Kloster Fulda zur Ausbildung übergeben. Eine schon früher (806) vorgesehene Theilung des Reiches zwischen Pippins Brüdern, dem jüngeren Karl und Ludwig,|welche für B. nichts übrig gelassen haben würde, ward durch Karls Tod zu Ende des J. 811 abermals umgestoßen. Neue Bestimmungen für die Nachfolge wurden nothwendig, und schon 812 sandte der Kaiser seinen Enkel B. zunächst unter dem Geleite Wala's, seines Vetters, nach Italien, um die Herrschaft seines Vaters anzutreten. Wala's Bruder, der Abt Adalhard von Corbie, von früherher mit den italienischen Verhältnissen innig vertraut, stand dem jungen Fürsten sodann zur Seite und vermählte ihn im folgenden Jahre mit Kunigunde, deren Abkunft wir nicht kennen. Erst 813 erhielt B. die Königswürde und zwar zu der nämlichen Zeit, da Ludwig der Fromme zum Kaiser und Mitregenten seines Vaters eingesetzt wurde. B. trat also zwar nicht in die vollen Rechte Pippins ein, denn nur Italien ward ihm überwiesen, aber er sah sich auch nicht völlig ausgeschlossen, wie es im J. 811 den Anschein gehabt hatte. Nachdem Ludwig 814 allein den Thron bestiegen, bestätigte er zunächst einfach die Anordnungen des Vaters: er empfing Bernhards Huldigung und erkannte ihn als Unterkönig an, indem er ihn mit reichen Geschenken entließ. Sein Abhängigkeitsverhältniß sprach sich besonders darin deutlich aus, daß er alljährlich auf den fränkischen Reichstagen erscheinen mußte, um die Befehle und Weisungen seines kaiserlichen Oheims in Empfang zu nehmen. So zog er z. B. 815 von der Reichsversammlung zu Paderborn hinweg im Auftrage des Kaisers nach Rom, um eine Untersuchung gegen den Papst Leo zu führen, der sich an den Theilnehmern einer Verschwörung grausam gerächt hatte, leistete aber gleich darauf mit gewaffneter Hand demselben Papste Beistand gegen Empörer, die seine Besitzungen plünderten. Ludwig erließ als Oberhaupt des Ganzen Verfügungen für Italien: nur in einer einzigen Urkunde für das tuscische Kloster Montamiata wird hiebei der Zustimmung Bernhards ausdrücklich gedacht. Das Verhältniß war von Hause aus ein mißliches, und es ist wol kaum anzunehmen, daß Ludwig den unbequemen Neffen, der der Ausstattung seiner drei heranwachsenden Söhne im Wege stand, mit sonderlich väterlichen Gefühlen betrachtet habe, obgleich später behauptet wurde, daß von ihm gerade Bernhards Erhebung zur königlichen Würde befördert worden sei. Ein übles Vorzeichen lag für ihn in der Verbannung seiner vornehmsten Gönner, Adalhards und seiner Brüder. Da geschah es, daß im Juli 817 zu Aachen eine neue Thronfolgeordnung zur Sicherung der Reichseinheit festgesetzt wurde, ohne daß unter den übrigen Großen des Volkes der junge König zur Berathung zugezogen worden wäre. Ueberdieß aber wurde ihm durch diese allem Herkommen widerstreitende Acte auch für die Zukunft jede Verbesserung seiner Stellung abgeschnitten. Wie er jetzt seinem Oheim als Oberherrn zu gehorchen hatte, so sollte er es dereinst dessen ältestem Sohne Lothar, der als Kaiser über ihn und seine beiden jüngeren königlichen Brüder zu gebieten hätte. Daß B. sich früher je geschmeichelt, an die Spitze des gesammten Reiches zu treten, ist keineswegs anzunehmen, wol aber mochte er eine gleichmäßigere und für ihn vortheilhaftere Theilung mit seinen Vettern erwartet haben. Nicht gar lange nach dem Reichstage erhielt der Kaiser durch den Bischof Ratold von Verona und den Grafen Suppo von Brescia die Nachricht, daß sein Neffe zur Empörung rüstend, schon alle Zugänge nach Italien besetzt und den Bewohnern der Städte einen Eid gegen ihn abgenommen habe, nichts Geringeres führe er im Schilde, als ihn nebst seinen Söhnen aus dem Reiche zu verdrängen. Obgleich diese Meldungen zum Theil übertrieben waren, traf Ludwig doch alsbald die umfassendsten Vorkehrungen. Alle Heerpflichtigen wurden strengstens aufgefordert, sich in kürzester Frist zum Aufbruche gegen Italien bereit zu halten. Bei diesem entschiedenen Auftreten des sonst oft so schwankenden und unschlüssigen Herrschers entsank B. der Muth, zumal da Viele, auf die er gebaut, ihn im Stiche ließen. Er zog mit seinen Anhängern, indem er die Waffen niederlegte, reuig zum Kaiser nach Chalons an der Saône, bat ihn fußfällig um Vergebung und gestand in dem ersten Verhöre offen seine unbesonnenen Pläne und deren Mitwisser ein. Zu diesen gehörte namentlich sein Vertrauter Graf Eggideo, sein Kämmerer Reginhard, Graf Reginher, dessen mütterlicher Großvater einst eine Verschwörung gegen Karl den Großen angezettelt hatte, Erzbischof Anshelm von Mailand und die Bischöfe Wolfold von Cremona und Theodulf von Orleans, der zierliche Dichter, nebst anderen vornehmen und angesehenen Männern. Der Kaiser ließ alle in Haft nehmen und nach Aachen führen, wo sie nach Ostern 818 vor das Gericht der großen Vasallen gestellt und als Hochverräther in aller Form Rechtens zum Tode verurtheilt wurden. Weder an dem jungen Könige, für den die Mönche von Fulda als für ihren ehemaligen Zögling warme Fürbitte einlegten, noch an seinen Mitschuldigen ließ der Kaiser die Todesstrafe vollziehen, aber seine Begnadigung war grausam genug. Durch Bertmund, den Grafen von Lyon, wurden B. und seinen schuldigsten Mitverschwörern aus dem Laienstande die Augen ausgestochen, wobei B. und Eggideo sich so heftig sträubten, daß die Verletzung nach drei Tagen (am 17. April) ihren Tod zur Folge hatte. In der ehrwürdigen S. Ambrosiuskirche zu Mailand, wo auch Pippin begraben lag, bei dem verbündeten Erzbischofe Anshelm, der gleichfalls bald darauf (11. Mai) starb, fand er seine Ruhestätte. Ihr gemeinsames Grab wurde dort im J. 1638 geöffnet. Die schuldigen Bischöfe wurden durch Synodalbeschluß abgesetzt und in Klöster eingesperrt — vergeblich berief sich gegen diesen Spruch Theodulf auf den Papst, der allein über ihn richten dürfe —, die übrigen Laien theils geschoren und in Klosterhaft gebracht, theils verbannt, ihrer aller Güter eingezogen. Die aufrichtige Reue, die der schwache Kaiser bald über den schrecklichen Ausgang seines Neffen an den Tag legte, mußte dem Glauben Nahrung geben, daß er nur durch fremden Einfluß gegen seine bessere Natur sich habe zur Grausamkeit fortreißen lassen. Auf seine Gemahlin Irmingard, die noch in demselben Jahre (am 3. Oct.) starb, lenkte sich der Verdacht, und die Sage behauptete bald, daß sie arglistig durch eidliche Zusicherung der Straflosigkeit B. mit seinen Freunden zu freiwilliger Unterwerfung verlockt habe, um ihn zu verderben. Der Kaiser that jedenfalls was in seinen Kräften stand, das geschehene Unrecht, wie er es jetzt ansah, wieder gut zu machen. Auf einem Reichstage zu Diedenhofen im October 821 begnadigte er alle noch übrigen Mitschuldigen Bernhards, darunter einen gewissen Aming, und gab ihnen Freiheit und Güter zurück. Hiemit noch nicht zufrieden, nahm er im August 822 zu Attigny freiwillig eine öffentliche Kirchenbuße auf sich, um zu sühnen, was er gegen B., Adalhard und Wala einst gesündigt habe. Der Schatten des Gemordeten aber ließ ihm auch jetzt noch keine Ruhe, denn als Ludwig von seinen Widersachern gestürzt in der Medarduskirche bei Soissons 833 abermals zu einer Kirchenbuße gezwungen wurde, erschien auch Bernhards Verurtheilung wieder unter seinen strafbaren Handlungen. Italien, dessen Regierung Lothar angetreten hatte, konnten freilich seine Nachkommen nicht wieder erhalten, aber unter Bernhards Sohn Pippin, einem treuen Anhänger Ludwigs des Frommen, wurden sie nach Vermandois versetzt und spielten später als Grafen in allen westfränkischen Händeln eine hervorragende Rolle. So endete diese Familientragödie, welche, wenn auch Bernhards Zeiten nachmals als glückliche gepriesen wurden, doch mit nationalen Trieben keinen Zusammenhang hat.

    Literatur
    Vgl. Friedr. Funck, Ludwig der Fromme, Frankfurt a. M. 1832, wozu sich manche Nachträge bringen ließen. — Jahrbücher des deutschen Reichs unter Ludwig dem Frommen von Bernhard Simson. Bd. I. Leipzig 1874

    Bernhard heiratete Kunigunde in 815. Kunigunde wurde geboren um 800; gestorben am 15 Jun 835. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 8. von Vermandois, Pippin I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 815; gestorben nach 850.

  5. 6.  von Italien, Adelheid Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Pippin1) wurde geboren in 798; gestorben nach 810.

    Notizen:

    Adelhaid
    798- nach 810
    Tochter des Königs Pippin von Italien

    Werner Karl Ferdinand: Seite 445, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    III. Generation 3

    Nach Brandenburg sind die Töchter Pippins nur bei Einhard c. 19 erwähnt.
    Vgl. aber Tellenbach, Stud. 58 zum urkundlichen Nachweis, daß Graf Altchar 807 als baiolus der Pippin-Tochter Adalhaid diese von Italien aus zum kaiserlichen Hof brachte. Vgl. auch die folgende Anmerkung:
    4-7 Für alle Pippin-Töchter ergibt sich aus Einhard c. 19, daß sie dem Vater (+ 810) überlebten und von Kaiser KARL, also vor 814, der Erziehung zusammen mit seinen Töchtern am Hof übergeben wurden.

    Wies Ernst W.: Seite 258, "Karl der Große. Kaiser und Heiliger."

    Beim Tode seines Sohnes, König Pippins von Italien, zeigte er sich als fürsorglicher Großvater. Seinen Enkel, Pippins Sohn Bernhard, erhob er sofort zum König von Italien. Sodann holte er die fünf Enkelinnen Adalhaid, Atula, Gundrada, Berthaid und Theodrada an seinen Hof und ließ sie gemeinsam mit seinen Töchtern aufziehen und erziehen.

    Literatur:
    Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986, Seite 46 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994, Seite 22 - Wies Ernst W.: Karl der Große. Kaiser und Heiliger. Bechtle Verlag Esslingen 1986, Seite 258,303 -


  6. 7.  von Italien, Athela Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Pippin1) wurde geboren in 798; gestorben nach 810.

    Notizen:

    Athela (Atula, Adela)
    798- nach 810
    Tochter des Königs Pippin von Italien

    Schwager, Helmut: Seite 22, "Graf Heribert II. von Soissons"

    König Pippin hatte aus seiner Ehe mit einer Unbekannten neben den fünf Töchtern Adalhaid (+ nach 810), Atula (+ nach 810), Gundrada (+ nach 810), Berhthaid (+ nach 810), nur einen einzigen Sohn Bernhard, der ihm als König von Italien folgte.

    Wies Ernst W.: Seite 258, "Karl der Große. Kaiser und Heiliger."

    Beim Tode seines Sohnes, König Pippins von Italien, zeigte er sich als fürsorglicher Großvater. Seinen Enkel, Pippins Sohn Bernhard, erhob er sofort zum König von Italien. Sodann holte er die fünf Enkelinnen Adalhaid, Atula, Gundrada, Berthaid und Theodrada an seinen Hof und ließ sie gemeinsam mit seinen Töchtern aufziehen und erziehen.

    Literatur:
    Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994, Seite 22 - Wies Ernst W.: Karl der Große. Kaiser und Heiliger. Bechtle Verlag Esslingen 1986, Seite 258,303 -

    Name:
    Atula, Adela



Generation: 3

  1. 8.  von Vermandois, Pippin I. Graphische Anzeige der Nachkommen (5.Bernhard2, 1.Pippin1) wurde geboren in 815; gestorben nach 850.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich; Graf nahe Paris

    Notizen:

    Pippin Graf nahe Paris
    815- nach 850 (nach 840/43)
    Sohn des Königs Bernhard von Italien und der Kunigunde (+ nach 835)

    Brandenburg Erich: Tafel 1, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    IV. Generation 1.
    Pippin (? ob Graf von Vermandois)
    * 817 oder 818, + nach 840

    Anmerkungen: Seite 111, IV. 1. Pippin

    Regino 818, S. S. 1, 567, beteiligt am Aufstand gegen KARL DEN KAHLEN 840, Nith. 2,3; S. S. 2,656. Ob er bereits Graf von Vermandois war wie seine Nachkommen, ist zweifelhaft. Die gleichzeitigen Quellen geben ihm nie den Grafentitel, s. E. Lemaire, Essai sur l'hist. de St. Quentin in Mem. de la soc. acad. de St. Quentin 62, 268f.
    * E (We): * ca. 815, + nach 840, 834 Graf nahe Paris
    Gemahlin: N.N. [IV 1

    Werner Karl Ferdinand: Seite 448, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    IV. Generation, 1.
    Zu Pippins Lebensdaten Werner, Untersuchung 92f. Die Frage von Brandenburg "?ob Graf von Vermandois" wird ebd. 88-91 beantwortet: Erst Pippins Sohn Heribert I. hat 896 die Grafschaft Vermandois erhalten.

    Pippin ging 836 nach Neustrien, da er seine italienischen Besitzungen von Kaiser LOTHAR I. nicht wiedererlangte, weil er mit anderen italienischen Großen die Kaiserin Judith aus klösterlicher Haft befreit hatte. Dafür erfuhr er durch Kaiser LUDWIG DEN FROMMEN große Förderung und erhielt im Pariser Raum Besitz und Grafenrechte.
    Schwager Helmut: Seite 23,24, "Graf Heribert II. von Soissons"

    Den Sturz König Bernhards machte natürlich auch seine Familie mit; so findet man seinen einzigen Sohn Pippin (+ nach 840/43) aus der Ehe mit der Königin Kunigunde in der Folgezeit natürlich nichts mehr als König, sondern lediglich unter den Großßen Italiens. Erst im April des Jahres 834 tauchte der knapp 20-jährige Pippin in den Quellen wieder auf, als er, während des zweiten Aufstandes der Söhne Kaiser LUDWIGS DES FROMMEN gegen den Vater, die in Cortona gefangengesetzte Kaiserin Judith mit anderen Großen rettete und sie dem Kaiser in Aachen wieder zuführte. Natürlich konnte sich Pippin, wie auch die anderen beteiligten Großen, danach nicht mehr in Italien, der Machtbasis des ältesten Kaisersohnes LOTHAR I., halten, und so blieb er seit 834 bei Kaiser LUDWIG DEM FROMMEN beziehungsweise dessen Lieblingssohn König KARL II. DEM KAHLEN in Gallien. Wahrscheinlich erhielt er hier Grafschaften in der Nähe von Paris, jedenfalls erschien er dort im Jahre 840 unter den Getreuen des westfränkischen Königs KARLS DES KAHLEN, wie so viele aus LUDWIGS DES FROMMEN engerer Umgebung. Als aber im Herbst 840 Kaiser LOTHAR I. auf Paris marschierte, fiel Graf Pippin von König KARL DEM KAHLEN ab; damals erschien er zum letzten Mal in den Quellen. Wie die meisten Ungetreuen dürfte der HERIBERTINER im Jahre 841, spätestens aber bei der Reichsteilung zu Verdun 843 wieder in den Dienst König KARLS DES KAHLEN zurückgekehrt sein.
    Jedenfalls tauchten zwei von seinen drei Söhnen, Pippin (+ nach 893) und Heribert I. (+ 900/06), in der engsten Umgebung Kaiser KARLS II. DES KAHLEN auf; und zwar sandte sie der westfränkische Herrscher im September des Jahres 877 auf seinem zweweiten Italienzug mit seinem Notar Audacher und dem Grafen Goiram nach Oberitalien, um Papst Johannes VIII. das Ehrengeleit nach Pavia zu geben. Der Autor der Annales Bertiani, Erzbischof von Hincmar von Reims, nennt dabei beide HERIBERTINER ohne Rangbezeichnung, weswegen sie anscheinend lediglich am Hofe KARLS DES KAHLEN lebten und damals noch keine Grafen gewesen sind.


    oo N.N.


    Kinder:

    - Bernhard Graf unweit Laons 845-28.1.893
    - Pippin Graf nördlich von Paris 845-28.1.893
    - Heribert I. Graf von Vermandois um 840-6.11.900/07 ermordet


    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel I - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 96,119,143 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 23/24,63 Anm. 297 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 448 -

    Gestorben:
    (nach 840/43)

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 9. von Vermandois, Heribert I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 840; gestorben in 900/907.
    2. 10. Pippin  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 845; gestorben nach 28 Jan 893.
    3. 11. Bernhard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 845; gestorben am 28 Jan 893.


Generation: 4

  1. 9.  von Vermandois, Heribert I. Graphische Anzeige der Nachkommen (8.Pippin3, 5.Bernhard2, 1.Pippin1) wurde geboren um 840; gestorben in 900/907.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Soissons [2200],Aisne,Picardie,Frankreich; Abt von Saint-Crépin
    • Titel/Amt/Status: Madrie (Grafschaft),Eure,Haute-Normandie,Frankreich; Graf von Madrie
    • Titel/Amt/Status: Meaux [77100],Seine-et-Marne,Île-de-France,Frankreich; Graf von Meaux und Ormois
    • Titel/Amt/Status: 886/898-907, Soissons [2200],Aisne,Picardie,Frankreich; Graf von Soissons
    • Titel/Amt/Status: 896-907, Vermandois (Grafschaft),Picardie,Frankreich; Graf von Vermandois

    Notizen:

    Heribert I.
    Graf von Vermandois (896-907)
    Graf von Soissons (886/98-907)
    Graf von Meaux, Madrie und Ormois
    Abt von S. Crepin
    um 840-6.11.900/07 ermordet
    Sohn des Grafen Pippin I.; Urenkel des Kaisers KARL DER GROSSE

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 2154

    Heribert I., Graf von Vermandois
    + 6. November 900/06
    Enkel Bernhards von Italien, Sohn Graf Pippins und vermutlich einer Dame aus dem Hochadel des Pariser Raums, war als KAROLINGER im Mannesstamm eng mit den Führungsschichten Neustriens und der Francia verwandt

    Begründer des Hauses VERMANDOIS

    Vergleichbar mit anderen Herrschaftsbildungen in W-Franken (ROBERTINER in Neustrien, Rudolf in Burgund, Balduin in Flandern), vollzog sich der Aufstieg der „VERMANDOIS“ im späten 9. Jh. Zwischen 886 und 898 erwarb Heribert die Grafschaft Soissons und die Laienabbiate von St-Crepin und St. Medard/Soissons. Enge Bindungen zu König Odo verschafften ihm 888/89 die Grafschaften Meaux (mit Chateau-Thierry) und Merezais, eventuell auch Beauvais, Vexin und Senlis, die Heribert zur Abwehr der Normannen zusammenfaßte. 893 in Opposition zu Odo, waren Heribert I. und sein Bruder Pippin neben Erzbischof Fulco von Reims maßgeblich an der Erhebung Karls III. beteiligt. Ein erneuter Parteiwechsel zu Odo brachte den Erwerb der Grafschaft Vermandois und des Laienabbiats von St-Quentin 896. Während seiner Auseinandersetzungen mit den Grafen von Flandern wurde Heribert zwischen 900 und 906 erschlagen.

    Brandenburg Erich: Tafel 1, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    V. Generation 3.
    Heribert I. Graf (wohl von Vermandois) 893
    * ca. 840, + nach 900, vor 908 ermordet
    Gemahlin: N

    Anmerkungen: Seite 114, V. 3. Heribert I.

    Das Geburtsjahr kann nur schätzungsweise angegeben werden. 877 und 892 wie bei Nr. 2. Er erscheint nie ausdrücklich als Graf von Vermandois, war aber wohl sicher schon im Besitz dieser später von seinen Nachkommen verwalteten Grafschaft. Er wurde ermordet von einem Dienstmann des Grafen Balduin von Flandern, Regino 818, S. S. 1, 567. Der Zeitpunkt ist ungewiß. Heribert kommt zuletzt vor im Sommer 900, Ann. Vedast., S. S. 1, 531; er muß 908 tot gewesen sein, da Regino, der in diesem Jahr seine Chronik vollendete, seinen Tod erwähnt. Meist wird 902 als sein Todesjahr angenommen, ich kenne aber keinen Grund dafür. [V 3]

    * Ergänzung (Werner): * ca. 850, + 6. XI. 900/07 (ermordet)

    886/98 Graf von Soissons und Abt von St. Crepin, 888/89 Graf von Meaux, Madrie, 896 Graf von Vermandois.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 455, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    V. Generation 1

    Regino nennt zu 818 (ed. Kurze 73) als ältesten Sohn Pippins, des Sohnes König Bernhards von Italien, Bernhardus, vor seinen Brüdern Pippin und Heribert. Zu 893 I 28, der Erhebung Karls III. als Gegen-König in Reims (ed. 140f) erwähnt er nebeneinander die Brüder und Grafen Heribert und Pippin. Es ist möglich, daß Bernhard zu diesem Zeitpunkt nicht mehr lebte. Die Aufstellungen von Guiseppe Pochettino, I Pippinidi in Italia (sec. VIII-XII), Archivio storico lombardo, Serie sesta 54 (19227) 1-43 sind zu unsicher, um berücksichtigt werden zu können. Er unterstellt für Bernhard, er habe in Italien weitergelebt und dort Nachkommen gehabt. Dabei stützt er sich lediglich auf Vorkommen des (verbreiteten) Namens Bernhard: Kein einziger Pippin oder Heribert (Leitname der Familie von Bernhards Mutter, vgl. Werner, Unters. 101f.) begegnet unter diesen vermeintlichen Nachkommen. Dagegen könnte Bernhard durchaus identisch sein mit dem Grafen dieses Namens, der ND de Laon als Testamentsvollstrecker KARLS DES KAHLEN einen Codex überbrachte, siehe E. Bourgeois, Le capitulaire de Kiersy-sur-Oise, Paris 1885,23.

    Thiele Andreas: Band II, Teilband 1 Tafel 32, "Erzählende genealogische Stammtafeln"

    Heribert I. baute sich nach und nach im Raum Paris eine überragende Machtposition auf als treue Stütze des königlichen Vetters KARL II. DER KAHLE. Er wurde Graf von Beauvais, Senlis, Madrie, Chartres und Teilen von Artois und beherrschte damit die gesamte Ile de France. Wie die ROBERTINER stützte er sich auf markgräfliche Rechte im Kampf gegen die Normannen, schlug sie 885/86 bei Paris zurück und baute Schloß Chateau-Thierry als Zentrum aus. Er bekämpfte besonders die Grafen von Flandern wegen Peronne und St. Quentin, ermordete 896 den Grafen Rudolf und wurde von dessem Bruder ermordet. Heribert wählte 893 zusammen mit Erzbischof Fulco von Reims Karl III. mit, fiel 896 von ihm ab und erkannte ihn 898 endgültig an. Er war Laienabt von St. Quentin, Peronne, St. Medard und St. Crepin und neben dem Herzog von Burgund der mächtigste französische Kronvasall seiner Epoche.

    Schwager Helmut: Seite 24,26-31, 'Graf Heribert II.'

    Heribert I. und sein Bruder Pippin tauchten in der engsten Umgebung Kaiser KARLS II. DES KAHLEN auf; und zwar sandte sie der westfränkische Herrscher im September 877 auf seinem zweiten Italienzug mit seinem Notar Audacher und dem Grafen Goiraam nach Oberitalien, um Papst Johannes VIII. das Geleit nach Pavia zu geben. Der Autor der Annales Bertiniani, Erzbischof Hincmar von Reims, nennt dabei beide HERIBERTINER ohne Rangbezeichnung, weswegen sie anscheinend lediglich am Hofe KARLS DES KAHLEN lebten und damals noch keine Grafen gewesen sind.

    b) Graf Heribert als Begründer der heribertinischen Machtstellung in der Francia

    Der weitere Aufstieg der HERIBERTINER im nördlichen Gallien vollzog sich erst in den Wirren, in die das W-Fränkische Reich nach dem unerwartet frühen Tod von KARLS DES KAHLEN Sohn König Ludwig II. der Stammler (+ 879) stürzte. Frühestens Ende 886 gelang es Heribert I., die Grafschaft Soissons nebst dem Kloster Saint-Crepin in Soissons zu erhalten, zumindest hat man von seinem Vorgänger Graf (H)erich, der am 25. Oktober 886 eine Urkunde für das Kloster Saint-Crepin ausfertigen ließ, seieitdem nichts mehr gehört. Sicher bestätigt wird Graf Heriberts I. Herrschaft im Soissonnais jedoch erst am 17. Mai 898 durch eine Urkunde König Karls III. für das Kloster Saint-Crepin! Um die Jahrhundertwende 888/89 wurde Graf Heribert I. weiteter mit der Grafschaft Meaux belehnt, nachdem deren bisheriger Graf Tetbert im Sommer 888 im Kampf mit den Normannen vor Meaux gefallen war. Zur Grafschaft Meaux gehörten noch das Omois mit der wichtigen Festung Chateau-Thierry und das Queudoisis. Graf Heribert I. erhielt diese Grafschaft bereits als Anhänger des 1. nicht-karolingischen westfränkischen Königs, des ROBERTINERS/KAPETINGERS Odo, des Sohnes Markgraf Roberts des Tapferen von Neustrien. Zusammen mit seinem Bruder Pippin, der in dieser Zeit eine Grafschaft nördlich von Paris, wahrscheinlich Senlis, erhalten hatte, begannen beide nun mit dem Aufbau der heribertinischen Machtposition im östlichen N-Gallien als Leiter der Normannenabwehr an der Oise unnd der unteren Seine. Ungefähr zur gleichen Zeit wird Graf Heribert I. auch die Grafschaft Merezais/Madrie erhalten haben, wozu noch wichtiger Besitz im Vexin kam, dergestalt stabilisierte sich der Machtkomplex der HERIBERTINER. Noch am 30. Dezember 889 erschien Graf Heribert I. als Intervenient in einer Urkunde König Odos; doch bald geriet der HERIBERTINER in zunehmenden Konflikt mit dem westfränkischen König, der einerseits versuchte, die steigende Macht der westfränkischen Aristokratie zu begrenzen und andererseits selbst eine hemmungslose robertinische Hausmachtpolitik betrieb. Im Jahre 892 verbanden sich Graf Heribert I. und sein Bruder Graf Pippin von Senlis mit Erzbischof Fulco von Reims und anderen westfränkischen Gegnern des ROBERTINERS König Odo und erhoben am 28. Januar 893 zu Reims den KAROLINGER Karl III. den Einfältigen, dritten Sohn König Ludwigs II. des Stammlers, zum Gegen-König im W-Fränkischen Reich. Deshalb rückte König Odo mit großer militärischer Übermacht heran und drängte die Aufrührer bereits 894 in die Defensive. Zur Jahreswende 894/95 mußten Graf Heribert I. und seine Freunde sogar die Francia verlassen und in die Burgundia fliehen. Als ihnen König Zwentibold von Lothringen zu Hilfe kam, brachte ihnen dies nur wenig Nutzen. Denn gerade die Intervention der Lothringer spaltete das Lager König Karls III. endgültig: Graf Balduin II. von Flandern und sein Bruder Graf Rudolf (+ 896) verbündeten sich mit ihnen und trieben Expansionspolitik auf eigene Faust, die ihnen Peronne und das befestigte Kloster Saint-Quentin einbrachte. Währenddessen versuchten Graf Heribert I. und andere Aufständische eine Fühlungnahme mit König Odo, nachdem dieser dem HERIBERTINER die meisten Burgen abgenommen hatte. Als zur Jahreswende 895/96 Graf Rudolf die Verhandlungen mit den ROBERTINERN torpedierte, unterwarfen sich die HERIBERTINER, später sogar Erzbischof Fulco von Reims, der Coronator König Karls III., dem legitimen westfränkischen König Odo. Der KAROLINGER Karl der Einfältige war daraufhin gezwungen, nach Lothringen zu fliehen. Währenddessen rückte König Odo, unterstützt von Graf Heribert I., auf Saint-Quentin vor, das er mit der Abtei Saint-Quentin-en-Vermandois eroberte u und nebst Peronne an den wieder getreuen HERIBERTINER gab. Der erboste Graf Rudolf fiel darauf plündernd in die Besitzungen der Abtei ein, worauf er von Graf Heribert I. gestellt und in einem Gefecht am 28. Juni 896 erschlagen wurde. Tatsächlich war der HERIBERTINER erst seitdem Graf von Vermandois, wie er allerdings nie genannt worden ist. Dies trifft auch auf seinen Sohn Graf Heribert II. zu, der vor allem von Flodoard und Richer nie derart tituliert worden ist, weswegen jeder Versuch, Saint-Quentin und Vermandois als Kern der heribertinischen Besitzungen hinstellen und deswegen von einem Hause "VERMANDOIS" sprechen zu wollen, zum Scheitern verurteilt ist. Wie dem auch sei, als es im Jahre 897 zu einem Friedensschluß und einer Reichsteilung zwischen König Odo und König Karl III. kam, vermittelte der ROBERTINER zwischen dem HERIBERTINER und dem KAROLINGER. Inzwischen tobten aber heftige Kämpfe im NO um Peronne zwischen Graf Heribert I. und dem rachedürstenden Grafen Balduin II. von Flandern. Diese Auseinandersetzungen setzten sich auch im Jahre 898 fort, als der KAROLINGER Karl III. alleiniger König des W-Fränkischen Reiches wurde. Er entriß 899 dem Grafen Balduin II. die Abtei Saint-Vaast bei Arras und gab sie seinem Erzkanzler Erzbischof Fulco von Reims. Dieser jedoch tauschte sie bei Graf Alkmar von Artois (+ ca. 920) gegen die wichtige Abtei Saint-Medard bei Soissons ein. Die Folge war nun eine abgrundtiefe Feindschaft zwischen Erzbischof Fulco und Graf Heribert I. einerseits und Graf Balduin II. von Flandern andererseits. Als Ergebnis dieser Antipathie wurde Erzbischof Fulco von Reims am 17. Juni 900 durch Winemar und andere flämische Vasallen Balduins II. ermordet. Dies nützte aber Graf Heribert I. sofort aus und okkupierte die Abtei Saint-Medard bei Soissons, die nun bis 1048 seiner Familie gehören sollte. Allerdings erbte der HERIBERTINER auch die alte Todfeindschaft, die schließlich im Zeitraum von 900 bis 906 aan einem unbekannten Zeitpunkt zur Ermordung Graf Heriberts I. durch Balduin und andere Vasallen Graf Balduins II. führte. Beim Tode des HERIBERTINERS und der Herrschaftsübernahme durch seinen einzigen Sohn Heribert II. waren die heribertinischen Besitzungen in der Francia bereits zu einem solchen Machtkomplex geworden, daß ihnen nur noch die ROBERTINER um Paris sowie die BALDUINE in Flandern an politischer und militärischer Macht gleichkamen. Daher mußte zwischen ihnen die Entscheidung im Kampf um die Vormacht in der Francia fallen! Graf Heribert II. trat jedenfalls bestens ausgerüstet in diese Auseinandersetzung ein!



    oo Adele von Meaux, Erb-Tochter des Grafen Theutbert


    Kinder:

    - Heribert II. Graf von Vermandois 880-23.2.943
    - Beatrix 880- nach 3.931
    895 oo 2. Robert I. Herzog von Neustrien um 860-15.6.923
    - Kunigunde - nach 943
    oo Udo IV. Graf von der Wetterau - 12.12.949


    Literatur:
    Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 8,104 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 53,383,433,517 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 117,205,247 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 277, 293 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 193,199,224 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 5,22,24,26-31,36,63/64,68,85,233,318,336,359,398,406 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 455 -

    Gestorben:
    6.11.900/07 ermordet

    Familie/Ehepartner: von Meaux, Adele. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 12. von Vermandois, Heribert II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 880; gestorben am 23 Feb 943 in Saint-Quentin [02100],Aisne,Picardie,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Quentin [02100],Aisne,Picardie,Frankreich.
    2. 13. von Vermadois-Meaux, Beatrix  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 880; gestorben nach 26 Mrz 931.
    3. 14. von Vermandois, Kunigunde  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 890; gestorben nach 943.

  2. 10.  Pippin Graphische Anzeige der Nachkommen (8.Pippin3, 5.Bernhard2, 1.Pippin1) wurde geboren in 845; gestorben nach 28 Jan 893.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Senlis [60300],Oise, Picardie,Frankreich; Graf nördlich von Paris (Senlis)

    Notizen:

    Pippin Graf nördlich von Paris (Senlis)
    845-28.1.893
    Sohn des Grafen Pippin I.

    Brandenburg Erich: Tafel 1, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    V. Generation 2.
    Pippin, Graf (von Senlis)
    + nach 893

    Anmerkungen: Seite 114
    V. 2. Pippin
    Regino a.a.O.; Ann. Bert. 877, S. S.503; Regino 892, S. S. 1, 605.
    An letzterer Stelle wird er als Graf bezeichnet.
    Kalckstein, Französ. Königtum 80, vermutet, er sei Graf von Senlis gewesen. [V 2]
    * E (We): * 845, + nach 28.I.893, 877 am Hof KARLS II., dann Graf nördlich von Paris.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 455, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    V. Generation 1.
    Regino nennt zu 818 (ed. Kurze 73) als ältesten Sohn Pippins, des Sohnes König Bernhards von Italien, Bernhardus, vor seinen Brüdern Pippin und Heribert. Zu 893 I 28, der Erhebung Karls III. als Gegenkönig in Reims (ed. 140f) erwähnt er nebeneinander die Brüder und Grafen Heribert und Pippin. Es ist möglich, daß Bernhard zu diesem Zeitpunkt nicht mehr lebte. Die Aufstellungen von Guiseppe Pochettino, I Pippinidi in Italia (sec. VIII-XII), Archivio storico lombardo, Serie sesta 54 (192727) 1-43 sind zu unsicher, um berücksichtigt werden zu können. Er unterstellt für Bernhard, er habe in Italien weitergelebt und dort Nachkommen gehabt. Dabei stützt er sich lediglich auf Vorkommen des (verbreiteten) Namens Bernhard: Kein einziger Pippin oder Heribert (Leitname der Familie von Bernhards Mutter, vgl. Werner, Unters. 101f.) begegnet unter diesen vermeintlichen Nachkommen. Dagegen könnte Bernhard durchaus identisch sein mit dem Grafen dieses Namens, der ND de Laon als Testamentsvollstrecker KARLS DES KAHLEN einen Codex überbrachte, siehe E. Bourgeois, Le capitulaire de Kiersy-sur-Oise, Paris 1885,23.

    Schwager Helmut: Seite 24,26-28,36,64,397,401'Heribert II.'

    Pippin und sein Bruder Heribert I. tauchten in der engsten Umgebung Kaiser KARLS II. DES KAHLEN auf, und zwar sandte sie der westfränkische Herrscher im September des Jahres 877 auf seinem zweiten Italienzug mit seinem Notar Audacher und dem Grarafen Goiram nach O-Italien, um Papst Johannes VIII. das Ehrengeleit zu geben. Der Autor der Annales Bertiniani, Erzbischof Hincmar von Reims, nennte dabei beide HERIBERTINER ohne Rangbezeichnung, weswegen sie anscheindend lediglich am Hofe KARLS DES KAHLEN lebten und damals noch keine Grafen gewesen sind.
    Im Jahre 892 verbanden sich Graf Pippin von Senlis und sein Bruder Graf Heribert I. mit Erzbischof Fulco von Reims und anderen westfränkischen Gegnern des ROBERTINERS König Odo und erhoben am 28. Januar 893 zu Reims den KAROLINGER Karl III. den Einfältigen zum Gegenkönig im W-Fränkischen Reich.

    oo N.N.

    Kinder: oder Kinder seines Bruders Bernhard

    - Bernhard Graf von Beauvais (936-949) 880- nach 10.11.949
    - Bernhard Graf von Senlis 880- 945

    Literatur:
    Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 24,26-28,36,64,397,401 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 455 -


  3. 11.  Bernhard Graphische Anzeige der Nachkommen (8.Pippin3, 5.Bernhard2, 1.Pippin1) wurde geboren um 845; gestorben am 28 Jan 893.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich; Graf unweit Laon

    Notizen:

    Bernhard Graf unweit von Laon
    845-28.1.893
    Sohn des Grafen Pippin I.

    Brandenburg Erich: Tafel 1,"Die Nachkommen Karls des Großen"

    V. Generation 1.

    Bernhard + ohne Nachkommen
    Anmerkungen: Seite 114
    V. 1. Bernhard
    Ältester Bruder, Regino 818, S. S 1, 567. Weiteres ist über ihn nicht bekannt. [V 1]
    * E (We): * ca. 845, 877/78 Graf bei Laon (?)

    Werner Karl Ferdinand: Seite 455, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    V. Generation 1

    Regino nennt zu 818 (ed. Kurze 73) als ältesten Sohn Pippins, des Sohnes König Bernhards von Italien, Bernhardus, vor seinen Brüdern Pippin und Heribert. Zu 893 I 28, der Erhebung Karls III. als Gegenkönig in Reims (ed. 140f) erwähnt er nebeneinander die Brüder und Grafen Heribert und Pippin. Es ist möglich, daß Bernhard zu diesem Zeitpunkt nicht mehr lebte. Die Aufstellungen von Guiseppe Pochettino, I Pippinidi in Italia (sec. VIII-XII), Archivio storico lombardo, Serie sesta 54 (192727) 1-43 sind zu unsicher, um berücksichtigt werden zu können. Er unterstellt für Bernhard, er habe in Italien weitergelebt und dort Nachkommen gehabt. Dabei stützt er sich lediglich auf Vorkommen des (verbreiteten) Namens Bernhard: Kein einziger Pippin oder Heribert (Leitname der Familie von Bernhards Mutter, vgl. Werner, Unters. 101f.) begegnet unter diesen vermeintlichen Nachkommen. Dagegen könnte Bernhard durchaus identisch sein mit dem Grafen dieses Namens, der ND de Laon als Testamentsvollstrecker KARLS DES KAHLEN einen Codex überbrachte, siehe E. Bourgeois, Le capitulaire de Kiersy-sur-Oise, Paris 1885,23.

    Schwager Helmut: Seite 26, 40, 'Heribert II.'

    Ihr älterer Bruder Bernhard (+ nach 877/78), von dem sonst nichts bekannt ist, dürfte zu dieser Zeit (877) längst seinem Vater in dessen Grafschaften gefolgt sein. K. F. Werner identifiziert jedenfalls einen Grafen Bernhard nahe Laon, der 877/79 als Testamentsvollstrecker Kaiser KARLS DES KAHLEN der Abtei Notre-Dame in Laon einen Codex überbrachte, mit dem HERIBERTINER Bernhard. Falls diese Identifikation stimmt, und dies sicher mit größerem Recht, als Versuche, Graf Bernhard in Italien zu lokalisieren, verschwand dieser Graf Bernhard auf jeden Fall danach im Dunkel der Geschichte.

    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 V,1 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 26,401 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 455 -