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 Bohrer

von Babenberg, Hadwig

weiblich 853 - 903  (50 Jahre)


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Generation: 1

  1. 1.  von Babenberg, Hadwig wurde geboren in 853; gestorben am 24 Dez 903.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Sachsen,Deutschland; Herzogin von Sachsen

    Notizen:

    Hadwig von Babenberg Herzogin von Sachsen
    853-24.12.903
    Tochter des BABENBERGERS Heinrich

    Nach E. Hlawitschka war Hadwigs Mutter eine namentlich nicht bekannte EKBERTINERIN (Enkelin der heiligen Ida)
    R. Wenskus ist der Meinung, dass die Mutter der Herzogin Hadwig eine Nichte des Abtes Warin von Corvey (EKBERTINER) war.

    Althoff Gerd: Seite 374,"Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    K 51
    Me: 24.12. Hathuui mater Heinrici regis + 903 Gemahlin Ottos des Erlauchten (G 171)

    (Es.) Von den älteren LIUDOLFINGERN sind nur die Eltern HEINRICHS I. in der Ergänzungsschicht des Merseburger Necrologs enthalten. Alle älteren Mitglieder der LIUDOLFINGER finden sich dagegen in der Necrologabschrift im Verbrüderungsbuch von St. Gallen, die wohl aus Gandersheim stammt; vgl. Althoff, Unerkannte Zeugnisse vom Totengedenken der Liudolfinger.
    Zu den Anfängen des ottonischen Gedenkens in Quedlinburg und zum Problem der Übernahme älterer Vorlagen ins Merseburger Necrolog siehe oben S.192f.
    Zu Hadwigs Herkunft aus der Familie der BABENBERGER vgl. zuletzt Hlawitschka, Zur Herkunft der Liudolfinger, S. 139ff: allg. vgl. FW G 17 mit weiteren Hinweisen.

    Glocker Winfrid: Seite 259, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    Als Gemahlin Ottos des Erlauchten nennen die Vita Mathildis antiquior c. 1, SS X 575, und Thietmar I c. 3, S. 6, eine Dame namens Hadwig.
    Für die Herkunft Hadwigs gibt es keinen eindeutigen Quellenbeleg, doch kann ihre Zugehörigkeit zur Familie der sogenannten älteren BABENBERGER aus Widukind I c. 22, S. 31, und mit Hilfe weiterer Überlegungen zu an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit verdichtet werden. Die einzelnen Argumente, die uns diese Filiation als heute gesichert anzusehen erlauben, hat zuletzt Hlawitschka, Herkunft S. 141-145 (mit der älteren Literatur), zusammengestellt.
    Der Vater Hadwigs war somit äußerst wahrscheinlich der 886 vor Paris gefallenen Graf Heinrich aus der im Fränkischen begüterten Familie der BABENBERGER. Über die unbekannte Gemahlin des Grafen Heinrich könnte die Verwandtschaft König HEINRICHS I. mit dem westfränkischen KAROLINGER-König Karl der Einfältige gelaufen sein, die uns Thietmar I c. 23, Seite 30, bezeugt. Der Merseburger Bischof nennt HEINRICH I. einen "nepos" Karls des Einfältigen, während der Westfranke ein "proximus" des Sachsen-Königs gewesen sei.
    Hlawitschka, Herkunft S. 145-165, zeigt einen möglichen Lösungsvorschlag auf, wie die Verwandtschaft der sächsischen Könige mit den KAROLINGERN genauer ausgesehen haben könnte. Um noch auf die von der älteren Forschung heiß diskutierte Frage eininer KAROLINGER-Blütigkeit der OTTONEN-Könige und -kaiser einzugehen, die bis zu einer Conditio sine qua non für den Übergang der Königsherrschaft an die LIUDOLFINGER hinaufstilisiert wurde, so dürfte einer solchen Verwandtschaft des neuen Königs mit Kaiser KARL DEM GROSSEN nicht die entscheidende Bedeutung beim Thronwechsel zugekommen sein, wie dies im 19. Jahrhundert angenommen wurde.
    Als letzter Beitrag zu dieser Problematik und Einstieg in die ältere Literatur sei der 1935 erschienene Aufsatz von Kimpen, Abstammung, genannt.
    Den Todestag Hadwigs überliefert das Merseburger Nekrolog, das zum XII 24 die "Hathuuui mat(er) Heinrici reg(is)" hat.
    Ihr Todesjahr war wahrscheinlich 903; zumindest führen zu diesem Jahr die Fuldaer Totenannalen eine "Haduuig com" auf (vgl. FW Kommentar G 17).

    Schwennicke Detlev: Tafel 10 "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    OTTO DER ERLAUCHTE, Graf im Südthüringgau 888 und im Eichsfeld, 908 Laienabt von Hersfeld, + 30. IX 912 Begraben: Gandersheim Stiftskirche
    oo HADWIG (HATHUI) + 24. XII 903
    Tochter von Heinrich dux Austriacorum (BABENBERGER)

    Schwennicke, Detlef: Tafel 54, "Europäische Stammtafeln. Stammtafeln zur Geschichte der Europäischen Staaten. Neue Folge Band III Teilband 1, Herzogs- und Grafenhäuser des Heiligen Römischen Reiches und andere europäische Fürstenhäuser"

    HADUI/HADUICH, 24. XII 903
    oo um 869/70
    OTTO DER ERLAUCHTE Herzog von Sachsen, + 30. XI. 912

    Thiele, Andreas: Tafel 8, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

    HEDWIG, + 903
    um 869/70 oo OTTO DER ERLAUCHTE, Herzog von Sachsen , + 912

    Thiele, Andreas: Tafel 11, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

    OTTO "DER ERLAUCHTE", * um 836, + 912
    um 869/70 oo HEDWIG, Tochter des ROBERTINERS Markgraf Heinrich von Friesland , + 903

    Persönlicher Einwurf: [Karl-Heinz Schreiber,Genealogie-Mittelalter.de]
    Wenn Hadwigs Vater tatsächlich mit Judith von Friaul vermählt war, dann ist es wahrscheinlich, dass Hadwig über ihre Mutter eine Urenkelin LUDWIGS DES FROMMEN war. E. Hlawitschka sieht Hadwigs Mutter als COBBONIN und Nachkommin von Karlmann, dem Bruder KARLS DES GROSSEN an. Blut KARLS DES GROSSEN fließt dieser These zufolge nicht in ihren Adern. Auch ihr Vater Heinrich wurde nie als Verwandter der KAROLINGER bezeichnet.

    Dümmler Ernst: Seite 580, "Geschichte des Ostfränkischen Reiches."

    Außer mehreren Töchtern hinterließ der Herzog von seiner Gemahlin Haduwich [31 Über die weiteren Familienverhältnisse HEINRICHS handelt Waitz erschöpfend (a.a.O. Seite 13). Die Vermutung Eckharts (Comment. II, 717), der Hathui zu einer Tochter Eberhards von Friaul machen will, widerlegt sich, wie Pertz (Scr. IV, 167 n. 3) richtig bemerkt, schon durch die Verschiedenheit des Namens, da die Tochter des Friauler Markgrafen Heilwich (d. i. Eigilwich) nicht Hedwig hieß.] nur einen Sohn HEINRICH, dessen zwei ältere Brüder jung gestorben waren.

    Waitz, Georg: Seite 13,201, "Jahrbücher des Deutschen Reiches unter König Heinrich I."

    Von seiner Gemahlin Hathui oder Haduwich [1 Thietmar I, 2; Hathui: Vita Mahtildis ant. c. 1, SS X Seite 575; Haduwich. Ihren Todestag gibt das Necrolog. Merseburg., R. Mitth. XI. Seite 247; 9. Kal. Jan. Hathuwi mater HEINRICI regis, das Jahr wahhrscheinlich die Annal. necril. Fuld. 903, SS XIII, Seite 189: Hadwih comitissa.], deren Herkunft unbekannt ist und die man ohne Grund auf das Karolingische Königshaus hat zurückführen wollen [2 Siehe Exkurs 7], waren Otto auch mehreren Töchtern drei Söhne geboren.

    Diwald Helmut: Seite 126, "Heinrich der Erste"

    Von Haduwich ist kaum etwas bekannt. Dass sie mit dem karolingischen Königshaus verwandt gewesen sein dürfte, ist wahrscheinlich. Mit Sicherheit wissen wir auch, dass es sich bei der Mutter Haduwichs um eine Schwester des Abtes Warin von Corvey handelte. Wer freilich ihr Vater gewesen sein könnte, darüber gibt es nicht einmal Spekulationen.

    Jakobi Franz-Josef: Seite 60-61, "Zur Frage der Nachkommen der heiligen Ida und der Neuorientierung des sächsischen Adels in der Karolingerzeit"

    Sie ist auf Hadwig, die Gemahlin des Sachsen-Herzogs Otto des Erlauchten und Mutter HEINRICHS I., gerichtet, die in einer zeitgenössischen Quelle als "neptis regnum", Nichte der Könige, also als KAROLINGER-Verwandte bezeichnet wird. Die Forschung hat sich schon seit langem mit einander widersprechenden Ergebnissen bemüht, ihre Herkunft, zu der es in der Überlieferung keine unmittelbaren Nachrichten gibt, zu klären. Was ihren Vater betrifft, so hat die von Wolfgang Metz zuerst vertretenene Auffassung wohl am meisten Anklang gefunden, es müsse sich den Markgrafen Heinrich, den bekannten Heerführer Kaiser KARLS III. und Normannen-Bezwinger, handeln. Wer ihre Mutter und ihre Vorfahren mütterlicherseits waren, dafür gibt es bislang keine sicheren Anhaltspunkte. Hier hat nun Eduard Hlawitschka die von ihrem auffälligen Namen (Hadwig = Hathui = Haduwy) und von der für sie wie für die Äbtissin Haduwy von Herford unmittelbar bezeugten KAROLINGER-Verwandtschaft her nahegelegte Hypothese aufgestellt, sie sei mütterlicherseits eine EKBERTINERIN gewesen. Er hält ihre namentlich nicht bekannte Mutter für eine Enkelin Ekberts und Ida, Hadwig selbst also für eine Nichte 2. Grades der gleichnamigen Herforder Äbtissin.
    Wenn Hlawitschkas Hypothese stimmt, wären König HEINRICH I. und die OTTONEN nicht nur Nachfahren der heiligen Ida, sondern über mehrere Frauenlinien auch karolingischer Herkunft.


    873 oo Otto der Erlauchte Herzog von Sachsen ca 830/40-30.11.912

    Kinder:

    - Thankmar vor 876-vor 30.11.912
    - Liudolf vor 876-vor 30.11.912
    - HEINRICH I. 876-2.7.936
    - Oda ca 875/80-2.7. nach 952
    897 1. oo Zwentibold 870/71-13.8.900
    900 2. oo Graf Gerhard (Matfried) 870-22.6.910
    - Liutgard 4. Äbtissin von Gandersheim (919-923) - 21.1.923

    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 157,192,374 K 51 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 21 - Beumann, Helmut: Die Ottonen, Verlag W. Kohlhammer, 1991 Seite 23 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch Gladbach 1987 Seite 126 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Seite 580 - Eickhoff Ekkehard: Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt. Klett-Cotta Stuttgart 1996 Seite 138 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 259 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 26,31,47,94 - Hlawitschka, Eduard: Zur Herkunft der Liudolfinger und zu einigen Corveyer Geschichtsquelle, in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka Seite 313-377, Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 - Jakobi, Franz-Josef: Zur Frage der Nachkommen der heiligen Ida und der Neuorientierung des ssächsischen Adels in der Karolingerzeit, in: Jaszai, Geza (Hg): Heilige Ida von Herzfeld, 980-1980, Festschrift zur Tausendjährigen Wiederkehr ihrer Heiligsprechung, Münster 1980, Seite 60-61 - Keller, Hagen: Die Ottonen. Verlag C.H. Beck München 2001 Seite 22,24 - Kimpen, Emil: Die Abstammung Konrads I. und Heinrichs I. von Karl dem Großen. In: Historische Vierteljahresschrift 29, 1935 Seite 722-767 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 548,606 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 10,16,17 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 10 - Schwennicke, Detlef: Europäische Stammtafeln. Stammtafeln zur Geschichte der Europäischen Staaten. Neue Folge Band III Teilband 1, Herzogs- und Grafenhäuser des Heiligen Römischen Reiches und andere europäische Fürstenhäuser, Verlag von J.A. Stargardt Marburg 1984 Tafel 54 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 8 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 11 - Thietmar von Merseburg: Chronik Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1992 Seite 6 - Waitz, Georg: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter König Heinrich I., Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963 Seite 13,201 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart 1981 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 40,42 -

    Name:
    Hathui

    Hadwig heiratete von Sachsen, Otto in 873. Otto (Sohn von von Sachsen, Liudolf und Oda) wurde geboren um 830/840 in Wallhausen [06528],Mansfeld-Südharz,Sachsen-Anhalt,Deutschland; gestorben am 30 Nov 912 in Wallhausen [06528],Mansfeld-Südharz,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Bad Gandersheim [37575],Northeim,Niedersachsen,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 2. von Sachsen, Liutgard  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben am 21 Jan 923.
    2. 3. von Sachsen, Oda  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 875/880; gestorben nach 952.
    3. 4. von Sachsen, Thankmar  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren vor 876; gestorben vor 30 Nov 912.
    4. 5. von Sachsen, Liudolf  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren vor 876; gestorben vor 30 Nov 912.
    5. 6. von Sachsen, Heinrich I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 876; gestorben am 2 Jul 936 in Memleben [6642],Burgenlandkreis,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Quedlinburg [06484],Quedlinburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland.


Generation: 2

  1. 2.  von Sachsen, Liutgard Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Hadwig1) gestorben am 21 Jan 923.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 919-923, Bad Gandersheim [37575],Northeim,Niedersachsen,Deutschland; 4. Äbtissin von Gandersheim

    Notizen:

    Liutgard 4. Äbtissin von Gandersheim (919-923)
    -21.1.923
    Tochter des Herzogs Otto der Erlauchte von Sachsen und der BABENBERGERIN Hadwig, Tochter von Graf Heinrich

    Glocker Winfrid: Seite 265 ,"Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    III., 5 LIUTGARD, + 923 I 21 919 4. Äbtissin von Gandersheim

    Liutgard,die 4. Äbtissin des Klosters Gandersheimist uns nur aus späteren Quellen bekannt. Wir finden sie in dem Äbtissinnenkatalog der Gandersheimer Reimchronik des Priesters Eberhard an 4. Stelle aufgeführt (c. 51 S. 69). Auch ihre Filiatioion von Herzog Otto dem Erlauchten ist nur spät bezeugt: so finden wir die Abstammung der Liutgard in Heinrich Bodos Syntagma Gandesheimensis (gedruckt bei Leibniz, SS rer. Brunsvic. Bd. 2, S. 335, und ebd. Bd. 3 S. 710) und im Äbtissinnenkatalog des Senior Berthold Stein (ungedrucktes Manuskript der Bischöflichen Bibliothek, Hildesheim; zit. nach Goetting, Gandersheim S. 292). Althoff, Zeugnisse S. 375 und S. 400 (Nr. 3 mit Anm. 1) konnte einen zeitgenössischen Quellenbeleg für Liutgardaufzeigen: eine Dame dieses Namens findet sich in der nach Sterbetagen geordneten Gandersheimer Nekrologliste, die auf pag. 86 des Verbrüderungsbuches von St. Gallen eingetragen ist, an der 3. Stelle, was gut zu dem Todestag 21.1. paßt, den wir dem Katalog des Berthold Stein entnehmen können. Es seien an dieser Stelle noch einige Personen besprochen, die in der Forschung den frühen LIUDOLFINGERN zugeordnet wurden. So hat Zimmermann, Münster S. 39 (Stammtafel), drei Äbtissinnen des Stiftes Essen als wahrscheinliche Töchter des Herzogs Otto der Erlauchte eingetragen, nämlich Liutgardis (+ 23.10), Gerbergis (+ 29.8., Äbtissin 947) und Gerbergis Schwester Hadwig (+ 18.7., Äbtissin 947-951). Zunächst einmal fällt auf, sollte dieiese Identifikation zutreffen, müßte Otto der Erlauchte den Namen Liutgard zweimal vergeben haben. Eine Liutgard als Äbtissin in Essen in der 1. Hälfte des 10. Jahrhunderts findet sich als 7. Äbtissin im Essener Äbtissinnenkatalog von Hiltrup und Stangefol; doch fehlt diese Liutgard in den anderen Varianten des Äbtissinnenkatalogs von Stift Essen. Den Todestag der Lutgardis hat Zimmermann offenbar dem Essener Nekrolog des 13./14. Jahrhunderts, den Ribbeck ediert hat, entnommen; doch bezieht Ribbeck die zum 23.10. als verstorben genannte Liutgard nicht auf eine Äbtissin von Essen, sondern auf die gleichnamige Äbtissin des Stiftes Elten am Niederrhein, deren Schwester Adela mit der Liutgard so hart um das väterliche Erbe gekämpft hat. Die beiden erstgenannten Äbtissinnenkataloge haben vielleicht im Fall ihrer Äbtissin namens Lutgardis eine genealogische Kombination vorgenommen und diesen typischen LIUDOLFINGER-Namen - der sicherlich von der Tochter OTTOS DES GROSSEN allgemein bekannt war, die als Gemahlin Herzog Konrads des Roten die Stammmutter der SALIER wurde - den beiden anderen Äbtissinnen Gerberga und Hadwig zugeordnet, die in der Essener Tradition schon länger als "imperatoris Henrici primi Töchter" galten. Während wir eine Äbtissin Lutgardis wegen ihres Fehlens in der nekrologischen Überlieferung der LIUDOLFINGER und den meisten Äbtissinnenkatalogen als Erfindung abtun können, ist über die beiden Damen Gerbergis und Hadwig intensiver nachzudenken. Es scheint in der 1. Hälfte des 10. Jahrhunderts tatsächlich Äbtissinnen dieses Namens in Essen gegeben zu haben, wiewohl sie sicher keine Töchter König HEINRICHS I. gewesen sein werden; doch wäre in einer solchen Zuordnung vielleicht ein dunkles Wissen um deren Zugehörigkeit zur Familie der OTTONEN zu suchen.
    Im Zusammenhang mit unserer Beschäftigung mit dem Stift Essen und dessen Verhältnis zu den OTTONEN sei noch auf die in der Literatur öfter postulierte Zugehörigkeit des Bischofs Altfried von Hildesheim (851-874), des Stifters von Kloster Essen h hingewiesen. Der Hildesheimer Tradition nach soll Altfried unseren Liudolf dux nach Kräften bei der Einrichtung des liudolfingischen Hausklosters Gandersheim unterstützt haben (vgl. Vita Bernwardi c. 12, SS IV 762 f, und Chronicon Hildesheimense c. 4, SS VII 851); freilich ist bei der Bewertung dieser Nachrichten des 11. Jahrhunderts zu bedenken, daß sie durch den Gandersheimer Streit (Vgl. dazu im 1. Teil S. 207ff.) zumindest, um es vorsichtig zu formulieren, mit beeinflußt sein dürften. Eine Mitwirkung des benachbarten Bischofs bei der Einrichtung des Klosters in Gandersheim ist auch bei Agius, Vita Hathumodae c. 24, SS IV 174, bezeugt. Da Altfrieds Vater anscheinend Ovo hieß, hielt Wenskus, Stammesadel S. 107 und Tafel auauf S. 111. in Anm. 961, diesen Ovo für einen Vatersbruder unseres Liudolf dux, da Wenskus Ovo als Kurzform für Liudolf deutet; die Mutter Altfrieds, Richheit, ordnet Wenskus der RIKDAG-Sippe zu. Eine intensive Auseinandersetzung mit dem Buch von Wenskus kann hier nicht geleistet werden, da sich das Verständnis dieser Arbeit nur schwer erschließt, nicht zuletzt, weil offensichtlich gesichertes Wissen, begründete Kombinationen und bloße Vermutungen willkürlich vermischt und durcheinandergeworfen werden. Die genealogischen Kombinationen aus dem Buch von Wenskus fanden Eingang in die Arbeit Goettings, Bischöfe S. 85 ff., der ebd. S. 185 f. den Hildesheimer Eklekten Liudolf (bekannt aus den Annales Hildesheimense a. 875, S. 18 f.) als einen Neffen Altfrieds dem verwandtschaftlichen Umfeld des Liudolf dux zuordnet.
    Bereits mittelalterliche Genealogen haben eine angebliche Schwester König HEINRICHS I. namens Baba aus der Widukind-Stelle I c. 22, rec. B, S. 31, konstruiert, an der der Corveyer Mönch den babenbergischen Grafen Adalbert als "Heinrici es sorore nepos" charakterisiert; diese Nachricht haben wir oben II, 2 zur Identifizierung der Herkunft Hathuis, der Gemahlin Ottos des Erlauchten, verwertet. Die Erfinder der "Baba" erklärten das bei Widukind beschrieben Verwandtschaftsverhältnis mit e einer angeblichen Schwester HEINRICHS I., die dann einen passenden Namen zu der Familie erhielt, in die man sie einheiraten ließ. Erstmals finden wir "Baba" in der Stammtafel des Chronicon Wirzeburgense, SS VI 28, als die Gemahlin des Markgrafen Heinrich aus der Familie der BABENBEREGER (oder POPPONEN; die weiteren Nennungen dieser Dame sind bei Guttenberg, Regesten der Bischöfe von Bamberg S. 3, zusammengestellt.

    Literatur:
    Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 265 -
    Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um Kuno von Öhningen , Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 26,27,94 -


  2. 3.  von Sachsen, Oda Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Hadwig1) wurde geboren in 875/880; gestorben nach 952.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Metz [57000],Moselle,Lothringen,Frankreich; Gräfin im Metzgau
    • Titel/Amt/Status: Lothringen,Frankreich; Königin von Lothringen

    Notizen:

    Oda von Sachsen Königin von Lothringen
    Gräfin in Metzgau
    875/80-2.7. nach 952

    Älteste Tochter des Herzogs Otto der Erlauchte von Sachsen und der BABENBERGERIN Hadwig, Tochter von Graf Heinrich,; Schwester des Königs HEINRICH I.

    Glocker Winfrid: Seite 265, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    III, 4 Oda
    * c 875/80, + nach 952 wohl am VII. 2

    a) oo 897 III 27/VI 13 Zwentibold, illegitimer Sohn König ARNULFS ("von Kärnten") * 870/71, + 900 VIII 13

    b) oo 900 EndeGerhard, Graf, Bruder Matfreds
    + 910 VI 22

    Oda ist als Tochter des Herzogs Otto der Erlauchte durch keinerlei eindeutigen Quellenbeleg nachzuweisen. Wir wissen aber aus der Vita Mathilis antiquior c.1, SS X 575, daß Otto der Erlauchte und dessen Gemahlin Hadwig auch Töchter hatten. Die Identifikation des bei Regino a. 897, S. 145, als Vater derjenigen Oda, die König Zwentibold heiratete, genannten "Ottos comes" mit Otto dem Erlauchten nahm beispielsweise bereits Scheid, Origines Guelficae Bd. 4, S. 385, vor. Stützen läßt sich diese Identifikation durch D Zwentibold 22, einer Urkunde, die auf Intervention Odas und des "comes Otto" für das Kloster Essen angefertigt wurde, da für das 10. Jahrhundert intensive Beziehungen der OTTONEN zum Stift Essen bezeugt sind. Es ist allerdings nicht geklärt, ob diese Kontakte bis in die zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts zurückreichen; vgl. hierzu (positiv) Zimmermann, Münster S. 40, und dagegen (skeptisch) Althoff, Adelsfamilien S. 137 mit Anm. 18. Durch D O I. 159 ist jedenfalls gesichert, daß Otto der Erlauchte dem Kloster Essen den Hof Beek gestiftet hat. So wird man die Identifikation der Gemahlin König Zwentibolds mit einer Tochter Herzog Ottos des Erlauchten doch als gesichert ansehen dürfen; vgl. hierzu Schieffer, Lande S. 25, Hauck, Ottonen S. 42 und 44 f., sowie Hlawitschka, Anfänge S. 59 f., der ebd. die Quellenzeugnisse zusammengestellt hat.
    Im eben bereits erwähnten D O I. 159 vom 952 XII 30 nennt OTTO I. eine "amitia Uota"; diese Urkunde ist somit die letzte Bezeugung der Oda. Werner VI, 22 weist auf den Eintrag im Hildesheimer Nekrolog "VI. Non. Iulii Oda regina, soror nostra" hin, den bereits Dümmler Bd. 3, S. 455, Anm. 2, auf die Gemahlin Zwentibolds bezogen hat, und hält diesen zweifelsfrei für den Todestag der Oda, obwohl man auch an Oda, die Gemahlin Kaiser ARNULFS VON KÄRNTEN denken könnte, deren Todestag sonst unbekannt ist. Hucke, Grafen S. 69, bezieht diesen Hildesheimer Eintrag auf die mit dem Russen-Großfürsten Swjatoslaw vermählte Oda, Tochter der Ida von Elsdorf.
    Die Belege zum Geburtsjahr Zwentibolds sind BM² 1955c, diejenigen zum Todesdatum bei BM² 1983c zusammengestellt; zu Zwentibold vgl. im übrigen Werner VI, 22.
    Die Heirat der Oda mit dem Grafen Gerhard aus der Familie der MATFRIEDINGER noch am Ende des Todesjahres Zwentibolds bezeugt uns Regino a. 900, S. 148.
    Das Todesdatum Gerhards ist ermittelt bei Hlawitschka, Anfänge S. 76, Anm. 20, der uns eingehend über Gerhards Familie, die MATFRIEDINGER, unterrichtet.

    Hlawitschka Eduard: Seite 16,164, "Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte"

    König Zwentibolds Urkunde für das Kloster Essen und sein Aufenthalt in Essen selbst (4. Juni 898; MG DD Zwentibold Seite 58ff. nr. 22) erklären sich aus der Verwandtschaft Zwentibolds mit Otto dem Erlauchten von Sachsen, die 897 mit der Eheverbindung zwischen Zwentibold und Ottos Tochter Oda zustandegekommen war, und der Tatsache, daß Essen ein Hauskloster der Familie Ottos war. (Zur Herkunft Odas vgl. künftig meine im Vorwort erwähnte genealogische Untersuchung).
    Später als in den Februar 897 können die Ereignisse nicht mehr fallen, da Zwentibold nach diesem Trierzug an seinen damals in Bayern weilenden Vater Boten schickte und schließlich Arnulfi hortatu um die Tochter Ottos des Erlauchten warb, wobei die Hochzeit bereits nach Ostern (27. März 897) stattfand.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 58-61, "Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert"

    Doch in welcher Weise ist die Herleitung Udas von den LIUDOLFINGERN vorzunehmen? Ein vorzüglicher Hinweis läßt sich einem Diplom OTTOS I. vom 28. August 960 entnehmen, in dem dieser größeren Grundbesitz in und um Deventer im Hamaland und in Tongern erwähnt, den ihm Vda nostra nepta legitime hereditando permisit. Acht Jahre vorher, am 30. Dezember 952, wurde von ihm lediglich in Deventer gelegener Besitz auf seine amita Uota zurückgeführt (MG DD Otto I Seite 241 nr. 159). Dabei sind beide Urkunden OTTOS - sowohl die vom Jahre 960 als auch jene vom Jahre 956 - gut überliefert, so daß an beiden Verwandtschaftsbezeichnungen - hier nepta, dort amita - nicht zu deuteln ist. Die Tante, amita, OTTOS I. ist nun nicht unbekannt. Indem nämlich Regino von Prüm mittelt, daß König Zwentibold von Lothringen bei seiner Gattenwahl 897 einerseits auf Rat seines Vaters ARNULF VON KÄRNTEN ad Ottonem comitem missum dirigit, cuius filiam nomine Odam in coniugium exposcit, und andererseits König Zwentibold sich 898 zu einem Besuch in Essen aufhält und in einer dabei ausgestellten Urkunde für das dortige, in späterer Zeit als ottonisches Hauskloster bekannte Stift coniunx nostra Oota nec non et venerabilis comes Otto intervenieren und schließlich OTTO DER GROSSE 947 gerade diesem Kloster Essen den ab avo nostro Ottone duce (= Otto der Erlauchte) gestifteten Hof Beek bestätigte, ist es klar, daß Zwentibold eine Tochter Ottos des Erlauchten von Sachsen und Schwester des späteren deutschen Königs HEINRICH I. 897 zur Frau genommen hatte.
    Die amita Uota OTTOS I. war also die Witwe König Zwentibolds, von der darüberhinaus festssteht, daß sie kurz nach Zwentibolds Tode (900) von dem Grafen Gerhard, einem der härtesten Gegner dieses Herrschers heimgeführt worden ist [Regino, Chron. ad 900 Seite 148: Eodem anno Gerardus comes Odam uxorem eiusdem Zuendibolch regis sibi in matrimonium copulat. -Vgl. auch Annales Aureaevallenses, MG SS XVI Seite 682; dazu E. Dümmler, Gesch. d. ostfr.Reiches III² Seite 503f. - Bei H. Decker-Hauff, Die Ottonen und Schwaben, in: Zeitschr. f. württemberg. Landesgeschichte 14 (1955) Seite 264 und Tafel II nach Seite 280, wird die Meinung vertreten, Oda sei nicht von dem MATFRIEDINGER Gerhard, sondern von dem KONRADINER Gebhard (+ 910) geheiratet worden. Das widerspricht der obigen Quellenaussage völlig!]. Deventer etc. könnte das ihr von Zwentibold verliehene Wittum gewesen sein. Indem man nun eine amita OTTOS DES GROSSEN, Uota, und gleichfalls seine neptis Vda an ein und demselben Orte genannt findet, wobei also die neptis im direkten Erbe der amita zu stehen scheint und somit deren direkte Leibeserbin gelten kann, ist es ohne weiteres möglich - zumal in dieser Zeit in Lothringen keine andere edle Dame dieses Namens bekannt ist - die neptis Vda mit der Gemahlin Gozlins Uda zu identifizieren. Man darf demnach wohl die LIUDOLFINGERIN Uota als Mutter der Gozlin-Gemahlin Uda/Vda ansehen. Aus Uotas dreijähriger Ehe mit König Zwentibold sind bekanntlich zwei Töchter hervorgegangen: Benedicta und Caecilia; sie kamen in das Kloster Süsteren und wurden später dort beide Äbtissinnen. Die kurze Zeitspanne von Uotas erster Ehe und die Tatsache, daß beide Zwentibold-Töchter ins Kloster geschickt wurden, spricht nun aber dafür, daß die Gozlin-Gemahlin Uda erst aus der zweiten Ehe Uotas mit Graf Gerhard hervorging. Bestätigt wird dies durch die Tatsache, daß die Gozlin-Gemahlin Uda in Frisingen (Kanton Esch, Luxemburg) eine Erbbesitztum hatte, wodurch ihre Eltern als Grundbesitzer gerade in jener Gegend nachgewisen werden, in der Graf Gerhard, der die Zwentibold-Witwe ehelichte, wie auch sein Bruder Matfried vornehmlich aufgetreten sind.


    27.3.897 1. oo Zwentibold König von Lothringen 870/71-13.8.900

    900 2. oo Gerhard Graf im Metzgau 870-22.6.910


    Kinder:

    1. Ehe
    - Cäcilia Äbtissin von Süsteren - 17.8.
    - Benedikta Äbtissin von Süsteren - 17.8.

    2. Ehe
    - Adalhard
    - Wigfried Erzbischof von Köln (924-953) ca 901-9.7.953
    - Uda 905-10.4.963
    930 oo Gozelo Graf im Bidgau 910-19.10.942
    - Gottfried Pfalzgraf ca 905-1.6.nach 949

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 22 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 23-25 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch Gladbach 1987, Seite 111,356 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 109,114 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 454,502,537 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 III, 4 Seite 265,276 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 58-61,64,69,70,73,75-77,128,138,145,146,155 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 16,164,188 - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 26,40,94 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 193 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 89,111,113 - Schulze, Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 127,136,139 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 476 -

    Gestorben:
    2.7.

    Oda heiratete von Lothringen, Zwentibold in 897. Zwentibold (Sohn von von Kärnten, Arnulf) wurde geboren in 870/871; gestorben am 13 Aug 900; wurde beigesetzt in Echt-Susteren [6100],Limburg,Niederlande. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 7. Cäcilia  Graphische Anzeige der Nachkommen
    2. 8. Benedikta  Graphische Anzeige der Nachkommen

    Oda heiratete von Metz, Gerhard I. in 900. Gerhard (Sohn von von Metz, Adalhard II. und N.) wurde geboren in 870; gestorben am 22 Jun 910. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 9. von Metz, Adalhard  Graphische Anzeige der Nachkommen
    2. 10. von Metz, Wigfried  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 901; gestorben am 9 Jul 953.
    3. 11. von Metz, Uda  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 905; gestorben am 10 Apr 963.
    4. 12. von Jülich, Gottfried  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 905; gestorben nach 949.

  3. 4.  von Sachsen, Thankmar Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Hadwig1) wurde geboren vor 876; gestorben vor 30 Nov 912.

    Notizen:

    Thankmar
    vor 876- vor 30.11.912
    Ältester Sohn des Herzogs Otto der Erlauchte von Sachsen und der BABENBERGERIN Hadwig, Tochter von Graf Heinrich

    Glocker Winfrid: Seite 263, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik."

    III, a 1) THANKMAR
    * vor 876, + vor 912 XI 30

    Schwennicke Detlev: Tafel 10, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    THANKMAR
    + vor 30. XI 912

    Literatur:
    Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 263 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 26,31,34,74,94 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 10 -


  4. 5.  von Sachsen, Liudolf Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Hadwig1) wurde geboren vor 876; gestorben vor 30 Nov 912.

    Notizen:

    Liudolf
    vor 876- vor 30.11.912
    Sohn des Herzogs Otto der Erlauchte von Sachsen und der BABENBERGERIN Hadwig, Tochter von Graf Heinrich

    Glocker Winfrid: Seite 263, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    III, 2 LIUDOLF, * (?) v 876, + v 912 XI 30
    oo NNw
    Widukind I c. 21, S. 30 berichtet uns, Herzog Otto der Erlauchte habe außer König HEINRICH I. noch die beiden Söhne Thankmar und Liudolf gehabt, doch seien diese beiden bereits vor dem Tode des Vaters verstorben.
    Über das Altersverhältnis können wir aus der Vita Mathildis posterior c. 1, SS IV 284, entnehmen, HEINRICH sei jünger gewesen als Thankmar. Auf genealogischen Tafeln wird gemeinhin auch Liudolf (sofern er und Thankmar überhaupt eingetragen sind) als älter eingesetzt als König HEINRICH I., obwohl es für eine solche Einreihung Liudolfs kein Quellenzeugnis gibt.
    Wie von Hlawitschka, Merkst Du nicht S. 293, wahrscheinlich gemacht werden konnte, war von den beiden Brüdern König HEINRICHS zumindest Liudolf vermählt; vgl. hierzu unter IV, 1.

    Schwennicke Detlev: Tafel 10, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    LIUDOLF, + vor 30. XI 912

    Literatur:
    Althoff, Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Wilhelm Fink Verlag München 1984 Seite 159,219 -
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 23 - Hlawitschka, Eduard: 'Merkst Du nicht, daß Dir das vierte Rad am Wagen fehlt?' Zur Thronkandidatur Ekkehards von Meißen (1002) nach Thietmar, Chronicon IV c. 52, in: Geschichtsschreibung und geistiges Leben im Mittelalter. Festschrift für Heinz Löwe zum 65. Geburtstag, hg. Von Karl Hauck und Hubert Mordeck, Köln/Wien 1978, Seite 281-311 -
    Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um 'Kuno von Öhningen', Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 25,31-34, 36,74, 94-96 -
    Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 10 -
    Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart 1981 Seite 59 -


  5. 6.  von Sachsen, Heinrich I.von Sachsen, Heinrich I. Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Hadwig1) wurde geboren um 876; gestorben am 2 Jul 936 in Memleben [6642],Burgenlandkreis,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Quedlinburg [06484],Quedlinburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 919-936, Deutschland; Deutscher König
    • Titel/Amt/Status: 912-936, Sachsen,Deutschland; Herzog von Sachsen

    Notizen:

    HEINRICH I.
    Ostfränkisch-Deutscher König (919-936)
    Herzog von Sachsen (912-936)
    um 876 † 2.7.936 Memleben Begraben: Quedlinburg, Stiftskirche

    3. Sohn des Herzogs Otto des Erlauchten von Sachsen († 30.11.912) aus dem Hause der LIUDOLFINGER und der BABENBERGERIN Hadwig, Tochter von Markgraf Heinrich von Friesland (⚔ 20.8.886) und der Judith von Friaul
    Bruder von Graf Thankmar in Sachsen († vor 30.11.912), Graf Liudolf in Sachsen († vor 30.11.912), Königin Oda von Lothringen († 2.7. nach 952), Gräfin Irminburg von Merseburg († 29.12. um 930) und Äbtissin Liutgard von Gandersheim († 21.1.923),
    Neffe von Herzog Brun von Sachsen (⚔ 2.2.880), Mönch Thankmar, Königin Liutgard vom Ostfränkischen Reich († 17.11/30.11.885), Äbtissin Hathumod von Gandersheim († 29.11.874), Äbtissin Gerberga von Gandersheim († 5.11.896/97), Äbtissin Christina von Gandersheim († 1.4.919/20), Gräfin Enda († vor 874), vom BABENBERGER Grafen Heinrich II. (⚔ 902), BABENBERGER Grafen Adalhard († 903 hingerichtet), BABENBERGER Grafen Adalbert († 9.9.906 hingerichtet) und Gräfin Adellinde im Ammergau († nach 915)
    Enkel von Liudolf dux († 12.3.866) und der Oda
    Ur-Enkel von Markgraf Eberhard von Friaul († 866) und der KAROLINGERIN Gisela

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 2036

    1. Heinrich I., König des ostfränkisch-deutschen Reiches
    * um 876, † 2. Juli 936 in Memleben Begraben: Quedlinburg, Stiftskirche

    Stammte aus der sächsischen Familie der LIUDOLFINGER.
    Eltern: der sächsische Herzog Otto der Erlauchte († 912), Hadwig

    1. oo Hatheburg
    2. oo Mathilde

    Kinder:
    von 1.:
    - Thangmar

    von 2.:
    - Otto I.
    - Gerberga
    1. oo Giselbert, Herzog von Lothringen
    2. oo Ludwig IV., König von Frankreich
    - Hadwig
    oo Hugo von Francien
    - Heinrich der Jüngere
    - Brun, Erzbischof von Köln

    Die Ehe mit Hatheburg (Zugewinn ostsächsischer Güter) wurde 909 zugunsten derjenigen mit Mathilde, Nachfahrin Herzog Widukinds, aufgelöst (Einflußgewinn in Ostfalen und Engern). Nach dem Tode des Vaters trat Heinrich die Nachfolge im Herzogtum Sachsen an und kam schnell in Konflikt mit den KONRADINERN (KONRAD I., dessen Bruder Eberhard und dem Mainzer Erzbischof Hatto), wobei er seine Stellung behaupten und ausbauen konnte.
    Nach dem Tode KONRADS wurde Heinrich aufgrund von dessen Designation und wohl nach erfolgreichen Verhandlungen über ein umfassendes konradinisch-liudolfingisches Bündnis im Mai 919 in Fritzlar zunächst durch die fränkischen Großen zum König gewählt, es folgte die Akklamation durch die fränkisch-sächsische Heeresversammlung. Die vom Mainzer Erzbischof Heriger angebotene Weihe (Salbung und Krönung) lehnte Heinrich ab, ohne damit die politisch-rechtliche Bedeutung eines solchen Akts in Frage zu stellen. Die Geste, die unter anderem den Verzicht auf den Anspruch auf zentrale Kirchenhoheit signalisiert haben dürfte, richtete sich wohl an den seinerseits auf eigene Ansprüche verzichtenden Eberhard von Franken und an die anderen Herzöge, deren Anerkennung noch gewonnen werden mußte. Die Durchsetzung dieser fränkisch-sächsischen Königs-Herrschaft bei den Herzögen Burchard II. von Schwaben und Arnulf von Bayern gelang bis 921. Letzterer hatte zuvor selbst schon sehr weit gediehene Königspläne, über deren Konkretisierung (reale Erhebung?) die Quellen aber letztlich keine eindeutige Auskunft geben. Der Preis für seine Unterwerfung war unter anderem die herzogliche Kirchenhoheit in Bayern.
    Dieser politische Kompromiß sorgte wie die mit den anderen Herzögen geschlossenen Bündnisse über den Tod HEINRICHS I. hinaus bis in die Zeit unmittelbar nach dem Herrschaftsantritt OTTOS I. für stabile Verhältnisse, wobei der prägende Begriff für diese und weitere Abkommen die »amicitia« ('Schwurfreundschaft') war, die eine gleichberechtigte Einigung zwischen dem König und seinen Partnern umschreibt und als politisches Konzept durch den relativen Frieden im Innern viel zur erfolgreichen Konsolidierung und beginnenden Expansion des ottonischen Reichs beigetragen hat.
    Zielpunkte der von König und Herzögen teils gemeinsam, teils selbständig organisierten militärisch-politischen Unternehmungen waren die westlich und südlich angrenzenden Bereiche des alten KAROLINGER-Reiches ebenso wie die heidnischen Gebiete im Norden und Osten.
    Bayrische und schwäbische Interessen richtete sich auf Italien und Burgund, HEINRICHS Westpolitik vor allem, begünstigt durch die Schwäche der westfränkischen Zentralgewalt, auf Lotharingien. Nachdem er noch 921 (Vertrag von Bonn) die Hoheit Karls III. dort gegen die eigene Anerkennung als ostfränkischer König bestätigt hatte, gewann er bis 926 das Land für seine Herrschaft.
    Zugleich konnte er nach dem Tode Burchards II. den KONRADINER Hermann zum schwäbischen Herzog erheben und ein Abkommen mit Rudolf II. von Burgund schließen.
    Im Norden und Osten kamen militärische Erfolge gegen Dänen und slavische Völker mit ersten Ansätzen einer Missions-Politik hinzu. Entscheidende Erfolge für die Konsolidierung von HEINRICHS Herrschaft waren der neunjährige Waffenstillstand mit den Ungarn, der zur Errichtung einer Kette von befestigten Plätzen genutzt wurde (Burgenbauordnung), und der anschließende Sieg (933 bei Riade) über ein Heer der Reiter-Nomaden.
    Unter HEINRICH I. kam es 929 erstmals zur Regelung der Thronfolge mit bewußter Individualsukzession zugunsten des Erstgeborenen aus zweiter Ehe (Bruch mit der fränkischen Teilungs-Tradition). Damit und mit der Übertragung der Königswürde an einen Sachsen wurde in wesentlichen Elementen bereits das hochmittelalterliche »Imperium Romanum« mit einem Kern konstituiert, der auch in formaler Hinsicht eine supragentile (nicht mehr allein fränkische) Identität besaß, und den ca. ein Jahrhundert später die Zeitgenossen endgültig als »deutsch« zu nennen begannen. Deutschland, B. II.
    E. Karpf

    Quellen:
    MGH DD H.I.
    Die Sachsengesch. des Widukind v. Korvei, hg. P. Hirsch - H.-E. Lohmann (MGH SRG, 1935)
    Liudprand v. Cremonas Antapodosis (Die Werke Liutprands, hg. J. Becker [MGH SRG], 1915)
    RI II, 1 [Neudr. 1967]

    Literatur:
    J. Fleckenstein, Die Hofkapelle der dt. Kg.e, II (MGH Schr. 16/2, 1966)
    W. Schlesinger, Die Kg.serhebung H.s I. zu Fritzlar i. J. 919 (Fschr. 1974), 121ff.
    G. Althoff, Adels- und Kg.sfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung, MMS 47, 1984
    E. Karpf, Kg.serhebung ohne Salbung, HJL 34, 1984, 1ff.
    G. Althoff-H. Keller, H.I. und Otto d. Gr., 1985
    E. Karpf, Herrscherlegitimation und Reichsbegriff in der otton. Geschichtsschreibung des 10. Jh., 1985
    H. Beumann, Die Ottonen, 1987
    Deutschland.MGH DD H I. - Die Sachsengesch. des Widukind v. Korvei, hg. P. Hirsch - H.-E. Lohmann (MGH SRG, 1935) - Liudprand v. Cremonas Antapodosis (Die Werke Liutprands, hg. J. Becker [MGH SRG], 1915) - RI II, 1 [Neudr. 1967]

    Althoff Gerd: Seite 367, "Adels- und Königsfamilien"

    K 24
    Lü: 2.7. Heinricus rex † 936 König Heinrich I.
    Me: 2.7. Heinricus rex pater magnis Oddonis

    Zu den Einträgen ins Lüneburger Necrolog aus der 1. Hälfte des 10. Jahrhunderts, die weitgehend vom Verwandtenkreis der Königin Mathilde bestimmt sind, und zu den Konsequenzen dieses Befundes für die Frühgeschichte der BILLUNGER siehe ausführlich oben Seite 69ff.
    Im Gebetsgedenken der Zeit HEINRICHS I. spiegelt sich eine neue Form der Herrschaftspraxis der ersten sächsischen Königs, siehe dazu oben Seite 204.
    Allg. vgl. Waitz, Jbb Heinrichs I.; NDB 8, s. 307ff, Biogr. Wörterbuch 1, Sp. 1062ff.; FW K 35

    Glocker Winfrid: Seite 263, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    III. 3. HEINRICH I.
    * c 876, † 936 VII 2
    912 dux; 919 V 12/24 König im ostfränkischen Reich

    900/07-909 1. oo 2. HATHEBURG, Tochter des "senior" Erwin, * vielleicht c 876, † nach 909 möglicherweise am VI 21

    909 2. oo MATHILDE, Tochter des Grafen Dietrich und der Reinhilde, * 994/97, † 968 III 14 "stirpis magni ducis Widukindi"

    Aus Widukind I c. 17, S. 27, und von Hrotsvith, Primordia coem. Gandeshem. v. 69 f., kennen wir König HEINRICH I. als Sohn des Herzogs Otto der Erlauchte.
    Die Abstammung des ersten Sachsen-Königs von Otto und dessen Gemahlin Hadwig bezeugen des weiteren Thietmar I c. 3, Seite 6, und die Vita Mathildis posterior c. 1, SS IV 284.
    Die übrigen Belege sind zusammengestellt bei Waitz Seite 13 und bei BO. a.
    HEINRICHS ungefähres Geburtsjahr ergibt sich aus der Angabe Widukinds I c. 41, Seite 60, König HEINRICH I. sei im Alter von "fere LX" verstorben. Tag und Jahr des Todes sind bezeugt durch den Continuator Regiononis a. 936, Seite 159; die weiteren Belege sind von BO. 55b zusammengestellt.
    HEINRICH folgte seinem Vater, Herzog Otto dem Erlauchten, nach dem Zeugnis Widukinds I c. 21, Seite 30, im "ducatus" nach; zur Königserhebung vgl. Waitz Seite 37-41.
    Nur durch Thietmar I c. 5, S. 8/10, und I c. 9, Seite 14, sind wir offenbar aus lokaler Tradition über die 1. Vermählung HEINRICHS I. mit Hatheburg unterrichtet; der Sohn des Sachsen-Herzogs bemühte sich um diese Dame "ob huius pulchritudinem et hereditatis divitiarumque utilitatem". Hatheburgs Vater war Erwin, der den größten Teil der Altenburg in Merseburg besaß und bei Thietmar als "senior" bezeichnet wird, aber offenbar keine Grafenrechte ausübte (vgl. Schölkopf, Grafen Seite 35f.). Der zitierten Thietmar-Stelle können wir weiter entnehmen, dass Erwin söhnelos verstarb und somit seinen Besitz Hatheburg und deren namentlich unbekannten Schwester hinterließ. Diese Schwester war die Mutter des Legaten und "a rege secundus" namens Siegfried, der 936 während der Krönungsfeierlichkeiten für OTTO I. dessen Bruder, den jungen Heinrich, "beaufsichtigte" (Widukind I c. 2, Seite 67); vgl. hierzu im 1. Teil Seite 57.
    Aus der Ehe HEINRICHS mit Hatheburg ging ein Sohn mit Namen Thankmar hervor, der nach dem Tode König HEINRICHS I. sein Muttergut einforderte. Vgl. zu Merseburg allg. Schlesinger, Merseburg.
    Hatheburg scheint nach der Trennung von ihrem zweiten Gemahl wieder in eine Frauengemeinschaft zurückgekehrt zu sein. Für diese Vermutung spricht nicht nur unser Wissen von der standesüblichen Versorgung der Witwen, sondern auch der Eintrag einer "Hadeburg abb" im Merseburger Nekrolog, die wohl mit der ersten Gemahlin König HEINRICHS I. zu identifizieren ist; vgl. Althoff, Adelsfamilien Kommentar A 40, und im 1. Teil Seite 47.
    Die zweite Gemahlin HEINRICHS, die Königin Mathilde, gehörte zur sogenannten widukindisch-immedingischen Verwandtengruppe, zu der an der Literatur neben Krüger, Grafschaftsverfassung Seite 90-93, vor allem der Aufsatz von Schmid, Nachfahren zu nennen ist. Diese Verwandtengruppe der Nachkommen Widukinds leitete sich von Widukind, dem charismatischen Führer der Sachsen in ihrem Kampf gegen KARL DEN GROSSEN, her. Diese Verwandtengruppe wird im 9. und 10. Jahrhundert nochmals für uns faßbar bei den Inhabern der kirchlichen Stiftung Wildeshausen, bei dem Enkel Widukinds namens Waltbert und dann bei der Vermählung des späteren Königs HEINRICH I. mit Mathilde, die der "stirps magni ducis Widukindi" entstammte, worauf uns nicht nur die Sachsengeschichte Widukinds von Corvey I c. 31, Seite 44, sondern auch die Vita Mathildis antiquior c. 2, SS X 576, und Thietmar I c. 9, Seite 14, stolz hinweisen. Die genealogischen Konstruktionen der älteren Forschung einschließlich derjenigen von Krüger, die auf der Basis der bekannten Angehörigen dieser Verwandtengruppe eine direkte Nachkommensfolge zu erstellen versucht, hat Schmid, Nachfahren Seite 73ff., zurückgewiesen. Schmid betont, daß das auf uns gekommene Wissen über die einzelnen Angehörigen zu fragmentarisch und lückenhaft sei, als daß man diese Lücken mit genealogischer Kombination zu einer direkten Nachkommenstafel Widukinds ergänzen könnte. Man müsse sich vielmehr damit begnügen, von einem Geblütsbewußtsein der Nachfahren Widukinds zu sprechen, das sich in den verschiedenen Zweigen dieser Verwandtengruppe fortpflanzte und am Leben blieb.
    Mathilde wurde zu der Zeit, als Heinrich, der Sohn des Sachsen-Herzogs, um sie warb, nach dem Zeugnis der Vita Mathildis antiquior c. 1, SS X 575, noch in einem Kloster erzogen. Doch zeigt sich bereits bei diesem Zeugnis die Problematik, die Mathildenviten für die Rekonstruktion des historischen Faktenablaufs zu verwerten, könnte sich hinter einer Werbung aus dem Kloster auch ein hagiographischer Topos verbergen! Unter der Annahme, die angesprochene Angabe sei glaubhaft und trüge nicht nur funktionellen Charakter im Rahmen des Werbungsromans der Vita, müßte Mathilde zur Zeit der Eheschließung mit Heinrich 13 bis 15 Jahre alt gewesen sein; vgl. Köpke-Dümmler Seite 5.
    Der Todestag ist überliefert bei Widukind III c. 74, Seite 151, das Jahr in den Nekrologannalen von Fulda (vgl. FW Kommentar K 41). Die übrigen Belege bringt Köpke-Dümmler Seite 440, Anm. 1.
    Allgemein informieren aus der älteren Literatur Büsing und Lintzel (in den "Westfälischen Lebensbildern").

    Schwennicke Detlev: Tafel 10, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    HEINRICH I.
    * 876, † Memleben 2. VII 936 Begraben: Quedlinburg Stiftskirche

    Fritzlar 6.V 919 DEUTSCHER KÖNIG
    906, getrennt 909 I. oo HATHEBURG Witwe von N.N., Tochter von Erwin senior

    Wallhausen 909 II. oo MATHILDE, Laien-Äbtissin von Nivelles * 896, † Quedlinburg 14. III 968
    Tochter von Graf Dietrich (Theoderich) (IMMEDINGER) und Reginlind, Begraben: ibid Stiftskirche

    Hlawitschka; Eduard: Seite 111, "König Heinrich I." in: Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern.

    KÖNIG HEINRICH I.
    * ca. 876
    † 2.7.936 in Memleben
    Grabstätte: Vor dem Altar der damaligen St.-Peter-Kirche (späteren Stiftskirche St. Servatius, Dom) auf dem Burgberg in Quedlinburg
    Eltern: Graf (Herzog/dux) Otto der Erlauchte (* ca. 836/40, † 30.11.912) und Gräfin Hadwig (* ca. 850/55, † 24.12.903) aus der Familie der BABENBERGER

    Eine Quellen und Literatur gleichermaßen auswertende Untersuchung über die Vorfahren HEINRICHS I. liefert E. Hlawitschka, Zur Herkunft der Liudolfinger, in: ders., Stirps regia, Forschungen zu Königtum und Führungsschichten im frühen Mittelalter, hg. von G. Thoma und W. Giese (9188) Seite 313-354 (mit Stammtafel auf Seite 351)

    Geschwister:
    Thankmar
    Liudolf
    (beide † vor 912)
    Liudgard, Äbtissin von Gandersheim († 21.1.923)
    Oda († 956?)
    Gemahlin
    1. König Zwentibolds von Lotharingien
    2. Graf Gerhards
    Halb-Schwester NN
    Gemahlin eines Thüringers Wido

    ca. 906; Ehetrennung ca. 908/09
    1. oo HATHEBURG, Tochter des (Grafen) Erwin von Merseburg

    909 in Wallhausen
    2. oo MATHILDE * um 895, † 14.3.9068 Grabstätte: neben HEINRICH I. in Quedlinburg

    (aus dem Geschlecht des Sachsen-Herzogs Widukind), Tochter des Grafen Dietrich (Theoderich) in Westfalen und seiner Frau Reinhild; beide † nach 929

    Zur Herkunft Dietrichs vgl. K. Schmid, Die Nachfahren Widukinds, DA 20 (1964) Seite 1-47; zur Seitenverwandtschaft Mathildes auch E. Hlawitschka, Kontreverses aus dem Umfeld von König Heinrichs I. Gemahlin Mathilde, in: ders., Stirps regia (wie oben) Seite 355-376

    HEINRICH geriet bei der Übernahme der Regierung im Herzogtum mit Erzbischof Hatto I. von Mainz in Konflikt wegen der Mainzer Besitzungen in dem 908 weitgehend unter sächsische Herrschaft gebrachten Thüringen. 915 schlug er den in Sachsen eingedrungenen Eberhard, Bruder König KONRADS I., bei der Eresburg vernichtend und drang im Gegenzug in Franken ein. KONRAD I. war nicht in der Lage, die Herzogsmacht HEINRICHS zu gefährden. Die 919 in Fritzlar versammelten sächsischen und fränkischen Großen wählten den von KONRAD I. designierten Heinrich von Sachsen zum König. HEINRICH I. lehnte die geistliche Salbung ab, um seine auf einen Kompromiß mit den Herzögen orientierte Politik nicht durch eine Festlegung zugunsten der Kirche zu gefährden. Das historische Verdienst HEINRICHS ist es, auf den Trümmern des von einer tiefgehenden Krise zerrütteten Ost-Franken-Reiches den Grundstein für eine starke Zentralgewalt gelegt und den Zusammenhalt zwischen den deutschen Stämmen entscheidend gefördert zu haben. HEINRICH setzte sich 919 gegen den Schwabenherzog und 921 gegen den von schwäbischen und bayrischen Feudalherren in Forchheim zum Gegen-König erhobenen Herzog Arnulf von Bayern durch Zugeständnisse hinsichtlich der Verfügungsgewalt über die Kirche durch. Im Vertrag von Bonn (7.11.921) erkannten sich HEINRICH I. und Karl III. der Einfältige gegenseitig an. HEINRICH erreichte nach verheerenden Einfällen der Magyaren (Ungarn) in Sachsen, Schwaben und Bayern gegen Freilassung eines ungarischen Großen und Zahlung eines Tributes einen 9-jährigen Waffenstillstand. Um diese Einfälle wirkungsvoll abwehren zu können, stellte HEINRICH I. ein gepanzertes Ritterheer auf und legte Befestigungen, besonders in Sachsen und Thüringen, aber auch in Schwaben, Bayern und Hessen, an. In Ost-Sachsen wurde das Land in kleine Bezirke mit einer Burg (Burgwarde) aufgeteilt. Unter Ausnutzung der innenpolitischen Auseinandersetzungen des französischen Königs mit dem Feudaladel gelang es HEINRICH I. nach zwei Feldzügen, 925 Lothringen einzugliedern, das er 928 Giselbert, Sohn des Grafen Reginar, übergab. Mit einem Eroberungszug gegen die Heveller, deren Hauptort Brandenburg erobert wurde, begann 928/29 die erste Phase der Ostexpansion des frühfeudalen Staates, die durch brutale Raubzüge gegen die Elbslawen gekennzeichnet war. HEINRICH I. zog gegen die Daleminizer, deren Festung Gana (südlich von Riesa) erobert wurde. 929 zog HEINRICH I. nach Prag und veranlaßte Herzog Wenzel von Böhmen zur Huldigung. Der Aufstand der Redarier, Obodriten und Wilzen wurde von deutschen Feudalherren am 4.9.929 bei Lenzen an der Elbe brutal niedergeschlagen. Am 15.3.933 schlug HEINRICH I. mit einem Heer, an dem alle deutschen Stämme beteiligt waren, bei Riade (Kalbsrieth an der Helme ?) die nach Ablauf des Waffenstillstandes wieder in Sachsen und Thüringen eindringenden Ungarn in die Flucht. Dieser entscheidende Erfolg stärkte die Autorität HEINRICHS I. Nach einem erfolgreichen Kriegszug gegen die Dänen eroberte er 934 Haitabu, stellte die dänische Mark zwischen Eider und Schlei wieder her und zwang König Knuba zur Taufe. 935 erwarb er von Rudolf II. von Hoch-Burgund gegen die Abtretung von Basel die angeblich einst Konstantin gehörige Heilige Lanze als Symbol der Herrschaft über Italien. Er plante wahrscheinlich einen Romzug und den Erwerb der Kaiserkrone, um unter anderem eine Italien-Politik der süddeutschen Herzöge und die damit verbundenen Absonderungsbestrebungen der Herzöge aus dem entstehenden frühfeudalen Staat zu verhindern. In Bodfeld am Harz erlitt er einen Schlaganfall. Ihm folgte sein 936 in Erfurt designierter ältester Sohn OTTO.
    HEINRICH errichtete mit Tatkraft und Spürsinn für das Machbare ein unter dem Zepter des Herrschers geeintes Reich. Er sicherte und erweiterte die Reichsgrenzen und brachte Ruhe und Ordnung in das Land. Der erfolgreiche und hochangesehene Sachsen-König schuf die Voraussetzungen für die späteren Erfolge seines Sohnes.



    900/07 1. oo 2. Hatheburg von Merseburg, Tochter des "senior" Erwin, um 876 † 21.6. nach 909

    909 2. oo Mathilde von Ringelheim, Tochter des Grafen Dietrich, 894/97 † 14.3.968


    Kinder:
    1. Ehe

    - Thankmar 900/05 † 28.7.938

    2. Ehe

    - OTTO I. König des Deutschen Reiches 23.11.912 † 7.5.973 Wallhausen
    - Heinrich I. Herzog von Bayern 4.919/22.4.922 † 1.11.955 Nordhausen
    - Brun Erzbischof von Köln 1. Hälfte 5.925 † 11.10.965
    - Gerberga um 913/14 † 5.5. nach 968 (984?) Nordhausen
    929 1. oo Giselbert Herzog von Lothringen ca 880 † 2.10.939
    939 2. oo Ludwig IV. König von Frankreich 10.9.920/10.9.921 † 10.9.954
    - Hadwig um 922 † 9.1. nach 958
    14.9.937 oo Hugo der Große Herzog von Franzien um 895 † 16./17.6.956


    Chroniken:
    Adalberts Fortsetzung des Regino. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte Band VIII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1977 Seite 192-196 - Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 226,228 - Annalista Saxo: Reichschronik. Seite 4,5,26,139 - Hermann von Reichenau: Chronicon. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 632,634 - Hrosvit von Gandersheim - Lampert von Hersfeld: Annales/Annalen Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 2000 Seite 28 - Liudprands von Cremona: Werke in: Quellen zur Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Band VIII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1977 Seite 292, 294,304-324,354,356,370,396,400,402,418-426,436,444,450 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 6-14,20-26,30-34,54,158,308,476 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart 1981 Seite 17,19,21,53,59,61,65,67,69,71,73,75,77,81,83,95,101,105,111,117,119,135,147 -

    Literatur:
    Adelheid Kaiserin und Heilige 931 bis 999 Info Verlag Karlsruhe 1999 - Althoff Gers: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 2,27,68,79, 131,135,139,157,161,168,203,226,367 K 24 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 23-80,83,87,106,202,233,235,246 - Althoff, Gerd/Keller, Hagen: Heinrich I. und Otto der Große, Muster-Schmitt Verlag Göttingen 1994 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lothringen im 10. Jahrhundert, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 39-174 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 9,21-23,26-29, 32-56,58,61,68,78,80,100,107,115,157,168 - Black-Veldtrup, Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien, Böhlau Verlag Köln 1995, Seite 160,161,167,169,280,315 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 22,26,34,39,65 - Brühl Carlrichard: Die Geburt zweier Völker. Deutsche und Franzosen Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln - Brüsch, Tania: Die Brunonen, ihre Grafschaften und die sächsische Geschichte. Herrschaftsbildung und Adelsbewußtsein im 11. Jahrhundert. Matthiesen Verlag Husum 2000 Seite 13,26,106,175,184,222 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 26,46,49,57,104,153,171,175,225,228,273,360,375/Band II Seite 374,388,393,397,470,482/Band III Seite 10, 480-482,485-488,491,500,515,539 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches, Gustav Lübbe Verlag Bergisch Gladbach 1994 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 14,22,28 - Eibl, Elfie-Marita: Heinrich I., in Deutsche Könige und Kaiser des Mittelalters, Urania-Verlag 1988, Seite 20-33 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 22-479 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1998, Seite 13,25,33,195,208 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 19-24,46,60-64,66-68,70-73,75,77-97,99-101,104, 107,113,117,120-124,129,132,138,148,164,198-202,222 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 7-356 - Goez, Werner: Lebensbilder aus dem Mittelalter. Die Zeit der Ottonen Salier und Staufer. 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Hahnsche Buchhandlung Hannover 2003 Seite 4,8,13,19,26,28,36,44,60,63,68,78,83,123,138,166,188,194 - Hlawitschka Eduard: König Heinrich I. (918-936), in Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern, Hg. Karl Rudolf Schnith, Seite 110-122 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 5-29,31-36,38-41,47,49,67,69,72-78,84,88-98,116,178 - Hlawitschka, Eduard: Vom Frankenreich zur Formierung der europäischen Staaten- und Völkergemeinschaft 840-1046, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1986 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. 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Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa, Böhlau Verlag Weimar Köln Wien 1995, Seite 9,12,40,34,37,43,48,52,54,149,171,265,431 - Metz, Wolfgang: Die Abstammung König Heinrichs I. In: Historische Jahrbücher 84, 1964, Seite 271-287 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 - Plischke, Jörg: Die Heiratspolitik der Liudolfinger, Inaugural-Dissertation Universität Greifswald 1909 - Pohl Walter: Die Welt der Babenberger. Schleier, Kreuz und Schwert, hg. von Brigitta Vacha, Verlag Styria, Seite 43, 53,59,63 - Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg.): Otto III. - Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 11A-395 - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan (Hrsg.): Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung "Otto der Große, Magdeburg und Europa" Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001 Seite 3-367 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 - Schölkopf Ruth: Die sächsischen Grafen 919-1024. Studien und Vorarbeiten zum Historischen Atlas Niedersachsens 22. Göttingen 1957 - Schubert, Ernst: Stätten sächsischer Kaiser, Urania Verlag Berlin 1990, Seite 9-13 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 42,67,77,116,123,126,129,134-137,138,139,141-160,162-166,168-175,182,207,223,229,243,250,266,282, 298,331,383 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 10 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 11 - Uhlirz, Karl: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Otto II. und Otto III. 1. und 2. Band. Verlag Duncker & Humblot Berlin 1967 - Waitz, Georg: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter König Heinrich I., Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1999, Seite 14-17,20,38,43,51,110,120,186,236,261 - Weller Tobias: Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert. Rheinisches Archiv. Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2004 Seite 439 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 478,481,484,487,494 - Wies, Ernst W.: Otto der Große Kämpfer und Beter, Bechtle Esslingen 1989, Seite 12-295 - Wies, Ernst W.: Kaiser Heinrich IV. Canossa und der Kampf um die Weltherrschaft, Bechtle Esslingen 1996, Seite 126,263 - Wies, Ernst W.: Kaiser Friedrich Barbarossa. Mythos und Wirklichkeit, Bechtle Esslingen 1999, Seite 273,276,278 - Zimmermann, Harald: Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1976 -



    Bild Heinrichs I. in der anonymen Kaiserchronik für Kaiser Heinrich V., um 1112/14 (Corpus Christi, Cambridge, Ms 373, fol. 40r).

    BildHeinrich



    Neue Deutsche Biographie - Heinrich I.

    König, * circa 875, † 2.7.936 Memleben/Unstrut, ⚰ Quedlinburg, Stiftskirche.

    Das Urteil über den ersten deutschen König aus sächsischem Hause hat nicht nur die Familientradition der im Raum von Gandersheim begüterten Liudolfinger zu berücksichtigen, sondern auch H.s fränkische Ahnen, die er seiner Großmutter Oda sowie – mit dem Namen Heinrich – seiner babenbergischen Mutter verdankte. Die Ehe des Vaters stand im Zeichen einer liudolfingisch-babenbergischen Koalition gegen die Konradiner, die nach dem Sieg der Konradiner über ihre mainfränkischen Rivalen (906) zusammenbrach. Zuvor war H. vom Vater mit einem Feldzug gegen die Dalaminzier betraut worden. Der veränderten Konstellation nach 906 entsprach 909 die Eheschließung mit der im Stift Herford erzogenen Mathilde aus dem Geschlecht des Sachsenherzogs Widukind nach kirchlich sanktionierter Auflösung der 1. Ehe mit Hatheburg. Die Liudolfinger gewannen so den nördlichen Eckpfeiler der konradinischen Stellung im oberen Weserraum und damit die Voraussetzung zur Begründung eines gesamtsächsischen Dukats. Als Nachfolger des Vaters im Herzogtum (912) brach H. mit der bisherigen Loyalität gegenüber König Konrad I. und EB Hatto von Mainz. Er okkupierte Mainzer Güter rechts der Weser bis Nörten und in Thüringen und setzte sich bis 915 gegen Eberhard, den Bruder des Königs, im Weserbergland, in Corvey und auf der Eresburg durch. Im Gegenstoß gelangte Konrad I. bis zur Pfalz Grona (bei Göttingen), wo es zu einem konradinisch-liudolfingischen Ausgleich als Grundlage der späteren Thronfolgeregelung kam.

    Nach dem Ableben Konrads I. wurde H. 919 tatsächlich mit konradinischer Unterstützung zu Fritzlar von Franken und Sachsen auf Vorschlag Eberhards, der zugleich mit Berufung auf eine letztwillige Weisung seines Bruders den Thronverzicht aussprach, gewählt. H. lehnte allerdings die von EB Heriger von|Mainz angebotene Salbung und Krönung ab. Gemeinsam mit einem anderen Teil der Franken erhoben die Bayern im gleichen Jahr (vorher oder nachher?) wahrscheinlich zu Forchheim den Bayernherzog Arnulf zum König in regno Teutonicorum und somit ebenfalls zum Nachfolger Konrads I. Als Motiv für die Ablehnung der kirchlichen Herrscherweihe kommt neben den territorial-politischen Differenzen zwischen H. und der Mainzer Kirche auch ein grundsätzlicher Vorbehalt in Betracht. In diesem Zusammenhang ist auch der Einschnitt, den H.s Herrschaftsantritt in der Geschichte von Kanzlei und Hofkapelle bildet, von Bedeutung.

    H.s Versuch, seine Anerkennung in Schwaben, dessen Herzog Burchard, durch Abwehrkämpfe gegen König Rudolf II. von Hochburgund in Anspruch genommen, beiden Wahlen ferngeblieben war, und in Bayern durch kriegerische Aktionen zu erzwingen, führte zu Kompromißlösungen, die den süddeutschen Herzögen weitgehende Autonomie und vor allem die Herrschaft über die Kirche beließen. Arnulf von Bayern verzichtete zwar auf den Königstitel, wahrte jedoch die einem karolingischen Teilkönig vergleichbare Stellung. Sie ist derjenigen Lotharingiens im westfränkischen Reich Karls des Einfältigen zur Seite zu stellen, wo 920 Giselbert zum princeps (König?), wahrscheinlich mit Unterstützung H.s, erhoben wurde. H. hat jedenfalls damals im Streit um die Besetzung des Bistums Lüttich gegen Karl zu Gunsten Giselberts interveniert. Mit Karl, der sich inzwischen in Lothringen wieder durchgesetzt hatte, gelangte H. im Bonner Vertrag vom 7.11.921 zu einem Ausgleich durch Abschluß einer rechtsförmlichen amicitia bei gegenseitiger Anerkennung der Könige als rex Francorum occidentalium und rex orientalis. Damit erkannte zwar H. die Rheingrenze an, der legitime Karolinger jedoch zugleich das Königtum des Sachsen, wenn auch nicht als ein fränkisches. Zu den Folgen gehörte die Revision der Lütticher Frage zu Gunsten des karolingischen Kandidaten mit Unterstützung Kaiser Berengars und Papst Johanns X. Schon 923 optierte H. für den französischen Gegenkönig Robert und gewann gegenüber dessen Nachfolger Rudolf vor allem in Niederlothringen um so leichter an Boden, als die politischen Ziele dieses Königs durch das westfränkische Burgund, sein vormaliges Herzogtum, geprägt waren. So konnte H. in das Gebiet zwischen Rhein und Mosel einrücken. Nach wechselnden Kämpfen begünstigte eine schwere innere Krise des westfränkischen Königtums den Anschluß ganz Lothringens an H.s Reich (925). Das ehemalige regnum Lotharii, die Heimat der Karolinger, mit Aachen, der Hauptpfalz Karls des Großen, war mit dem einstigen ostfränkischen Reiche wieder vereinigt, und diesem wurden neben bedeutendem materiellen Gewinn auch Träger und Stätten karolingischer Traditionen zugeführt. Das Amt des Herzogs von Lothringen erhielt Konrads I. Bruder Eberhard.

    Gegen die Ungarn, die seit der Jahrhundertwende das sich auflösende Frankenreich heimsuchten, sicherte H. wie schon vor ihm Berengar I. von Italien und Arnulf von Bayern sein Reich nach Gefangennahme eines hochgestellten ungarischen Führers 926 durch einen 9jährigen Waffenstillstand sowie durch eine im gleichen Jahr beim Reichstag zu Worms für das ganze Reich erlassene Ordnung zur Errichtung von Fluchtburgen. Ältere karolingische Einzelmaßnahmen gegen die Normannen, bayerische und italienische gegen die Ungarn sowie das fränkische System der Burgwerksordnung dürften dabei von Einfluß gewesen sein. Als systematische und umfassende Maßnahme der Zentralgewalt nimmt H.s Burgenordnung jedoch eine Sonderstellung ein. Die Aufstellung einer gepanzerten Reitertruppe trat ergänzend hinzu. Der Waffenstillstand wurde bereits 3 Jahre vor seinem Ablauf auf dem Erfurter Reichstag 932 gekündigt. Dies löste einen bewaffneten Konflikt aus, der mit H.s Sieg an der Unstrut am 15.3.933 endete. Wie schon bei der Burgenordnung haben auch hier alle deutschen Stämme mitgewirkt, so daß H.s Kriegserfolg, der das Reich und die christlichen Nachbarländer nachhaltig entlastete, die Anerkennung seines Königtums durch alle deutschen Stämme bezeugt und als Markstein auf dem Wege zur Bildung eines überstammlichen deutschen Gemeinschaftsbewußtseins gelten kann.

    In H.s Ostpolitik gegenüber den Elbslawen und den Böhmen überwiegt mit der Einnahme der Brennaburg (Brandenburg) im Lande der Heveller sowie der Dalaminzier-Burg Gana, mit der Gründung der Burg Meißen sowie mit dem von Arnulf von Bayern unterstützten Böhmenfeldzug, der bis nach Prag und zur Unterwerfung des Böhmenherrschers Wenzel führte (929), das kriegerische Moment das der Mission, für die in diesem Bereich allenfalls das nach Corvey weisende Prager Vitus-Patrozinium einen Hinweis bietet. Nach dem Ungarnsieg kam es allerdings im Anschluß an den siegreichen Dänenfeldzug und die Unterwerfung des dänischen Unterkönigs Chnuba, des Herrn von Haithabu, zu dessen Taufe und zu einer Missionsreise des EB Unni von Hamburg-|Bremen, die sich auf den Spuren Anskars nach Dänemark und Schweden (Birka) erstreckte.

    Seine Stellung in Lothringen und vor allem in Oberlothringen vermochte H. im Schatten innerfranzösischer Thronkämpfe zwischen König Rudolf und Graf Heribert von Vermandois weiter zu festigen. Der ihm vom lothringischen Episkopat gewährten Unterstützung entsprach H. mit der Übertragung weltlicher Herrschaftsbefugnisse an diesen nach westfränkischem Vorbild. Für die Sicherung Niederlothringens bedeutete der 928 in Aachen und Maastricht bewirkte Ausgleich zwischen EB Ruotger von Trier und dem im Maasgebiet (Chèvremont) mächtigen Giselbert, dem dessen Ehe mit H.s Tochter Gerberga und die Anerkennung als Herzog folgten, eine weitere Festigung der deutschen Herrschaft namentlich im Gebiet zwischen Maas und Schelde.

    Anders als gegenüber den sonstigen Nachbarn des Reichs lag die Außenpolitik gegenüber Burgund und Italien zunächst weniger in der Hand des Königs als in der der süddeutschen Stammesherzöge. 922-26 vermochte König Rudolf II. von Burgund im Bunde mit Herzog Burchard von Schwaben als Rivale Kaiser Berengars in Italien aufzutreten, ohne sich nach dessen Ermordung (924) durchsetzen zu können. Der Tod Burchards vor Novara beim schwäbisch-burgundischen Feldzug von 926 besiegelte vielmehr den Zusammenbruch der hochburgundischen Italienpolitik, die vom italienischen Königtum Hugos von der Provence abgelöst wurde. Der schwäbischen Italienpolitik ist in der anschließenden Phase eine bayerische zur Seite zu stellen, die im Italienzug Herzog Arnulfs und seines Sohnes Eberhard (933/34) gipfelte und zugleich scheiterte. Auch als Äußerungen süddeutscher Stammesautonomie brauchen diese Aktionen mit H.s politischen Absichten am allerwenigsten nach 926 und vollends nach 933 im Widerspruch gestanden zu haben.

    H.s eigene Beziehungen zu Burgund werden durch seine Begegnungen mit dessen König Rudolf II. beim Wormser Reichstag von 926 und beim Dreikönigstreffen zu Ivois am Chiers 935, an dem als dritter Partner König Rudolf von Frankreich teilnahm, markiert. Bei einer von ihnen kam es zur Kommendation des Burgunderkönigs gegenüber H. unter Überreichung der heiligen Lanze, die Rudolf 922 von italienischen Großen mit der Einladung zur Übernahme der italienischen Königswürde erhalten hatte. H.s Gegenleistung bestand in der Anerkennung der burgundischen Herrschaft zwischen Jura und Reuß einschließlich Basels. Die heilige Lanze galt als siegesmächtiger Träger einer Nagel- Reliquie vom Kreuze Christi und vielleicht schon damals als Lanze des heiligen Mauritius, des im burgundischen Königskloster Saint-Maurice d'Agaune verehrten Führers der thebäischen Legion. Für die Spätdatierung des „Lanzenhandels“ (935) würde es sprechen, wenn die Lanze Rudolfs II. Anspruch auf Italien verkörperte, den er förmlich erst 932/33 zu Gunsten König Hugos gegen niederburgundische Gebietsabtretungen aufgegeben hat. Doch auch ohne dies bildet das Dreikönigstreffen von 935, das zu einer amicitia der Teilnehmer führte, in H.s West- und Südwestpolitik den Höhepunkt.

    Vorsorge für die Zukunft seines Hauses und Reichs traf H. beim Quedlinburger Hoftag von 929 mit einer Hausordnung, die bereits die Thronfolge seines Sohnes Otto vorgesehen haben dürfte. Dafür spricht auch dessen alsbaldige Eheschließung mit der angelsächsischen Königstochter Edgith. Im Frühjahr 936 sicherte H., bereits erkrankt, auf einer Reichsversammlung zu Erfurt nochmals Ottos Nachfolge.

    In seiner Bedeutung für die Bildung des deutschen Volkes und Reiches im Rahmen der sich formierenden nachkarolingischen Völker und Nationalen Europas wird H.s Königtum am hellsten durch die Aachener Wahl seines Nachfolgers beleuchtet, an der alle deutschen Stämme teilnahmen und durch die mit der von H. vorgesehenen Nachfolgeregelung die Prinzipien der Individualsukzession und Unteilbarkeit des Reichs bekräftigt wurden. H.s politische Ziele und Aktionen gehen jedoch über den Bereich der deutschen Stämme an allen seinen Grenzen hinaus und knüpfen darin an die ostfränkischen Karolinger, vor allem an Kaiser Arnulf an. Die unverkennbaren hegemonialen Tendenzen machen es unwahrscheinlich, daß Italien als einziges Nachbarland unberücksichtigt geblieben wäre. Die umstrittene Nachricht Widukinds, H. habe vor seinem Tode einen Romzug geplant, meint jedenfalls keine bloße Wallfahrt und steht mit H.s sonstigen karolingischen Tendenzen im Einklang, die er als Nichtkarolinger besonders zu betonen Anlaß haben konnte und tatsächlich fortschreitend – auch mit der Wiedereinrichtung von Kanzlei und Hofkapelle – betont hat. Der Erwerb der heiligen Lanze kann, wenn sie 935 übergeben wurde, angesichts ihrer italienischen Herkunft ebenfalls in diesen Zusammenhang gehören.

    Literatur
    ADB XI; Les ann. de Flodoard, ed. Ph. Lauer, Paris 1905; Liudprandi Antapodosis, ed. J. Bekker, in: MGH SS rer. Germ. 41, 1915; Die Sachsengesch. d. Widukind v. Korvei, ed. P. Hirsch u. H.-E. Lohmann, ebd. 60, 1935; Regg. Imp. II, 1; Jbb. d. Dt. Gesch., Heinrich I.; H. Heimpel, Bemerkungen z. Gesch. Kg. H.s I., in: Berr. üb. d. Verhh. d. sächs. Ak. d. Wiss. Leipzig, Phil.-hist. Kl., 88, H. 4, 1936; C. Erdmann, Der ungesalbte König, in: DA 2, 1938; ders., Btrr. z. Gesch. H.s I., in: Sachsen u. Anhalt 16, 1940, u. 17, 1941/43; A. Duch, H. d. Finkler, Gesch. e. Beinamens, in: Archiv f. Kulturgesch. 34, 1952, S. 194-205; R. Holtzmann, Gesch. d. sächs. Kaiserzeit, 31955; Die Entstehung d. dt. Reiches, hrsg. v. H. Kämpf, in: Wege d. Forschung 1, 1956; H. Zimmermann, Der Streit um d. Lütticher Bistum v. J. 920/21, in: MIÖG 65, 1957; H. Beumann, Das Za. d. Ottonen, in: Dt. Gesch. im Überblick, hrsg. v. P. Rassow, 21962 (Literatur); H. Beumann, Das Kaisertum Ottos d. Gr., in: ders. u. H. Büttner, Das Kaisertum Ottos d. Gr., 1963; W. Schlesinger, Die Grundlegung d. dt. Einheit im frühen MA, in: W. Schlesinger, Btrr. z. dt. Vfg.gesch. I, 1963; H. Büttner, H.s I. Südwest- u. Westpol., 1964; K.-U. Jäschke, Königskanzlei u. imperiales Königtum im 10. Jh., in: HJb. 84, 1964; W. Metz, Die Abstammung Kg. H.s I., ebd.; K. Schmid, Die Thronfolge Ottos d. Gr., in: ZSRG 81, 1964; H. Jankuhn, „Heinrichsburgen“ u. Königspfalzen, in: Dt. Künigspfalzen II, = Veröff. d. Max-Planck-Inst. f. Gesch. XI, 2, 1965; J. Fleckenstein, Die Hofkapelle d. dt. Könige 2, Die Hofkapelle im Rahmen d. otton.-sal. Reichskirche, 1966.



    Siegel Heinrichs I. an einer Urkunde vom 18. Oktober 927. Das Siegel zeigt Heinrich als den triumphierenden Heerführerkönig, durchaus in spätantiker Tradition, wie er, vom Betrachter abgewandt, im Halbprofil zu sehen ist. Die Herrscher erscheinen seit 909 unter Ludwig dem Kind in deutlicher Abweichung zu den bisherigen Siegeltypen der Karolinger in Halbfigur, nach links gewendet, mit schmalem Diadem oder Kreuz, die Fahnenlanze geschultert und den Schild erhoben. Es ist das alleinige Siegelbild der ostfränkischen Könige.

    Siegel Heinrich I Posse



    Begraben:
    Stiftskirche

    Gestorben:
    Pfalz Memleben

    Heinrich heiratete von Merseburg, Hatheburg in 900/907. Hatheburg wurde geboren um 876; gestorben nach 909. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 13. von Sachsen, Thankmar  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 900/905; gestorben am 28 Jul 938 in Obermarsberg [34431],Hochsauerlandkreis,Nordrhein-Westfalen,Deutschland.

    Heinrich heiratete von Ringelheim, Mathilde in 909. Mathilde (Tochter von von Ringelheim, Dietrich und Reginhild) wurde geboren in 894/897 in Enger [32130],Herford,Nordrhein-Westfalen,Deutschland; gestorben am 14 Mrz 968 in Quedlinburg [06484],Quedlinburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Quedlinburg [06484],Quedlinburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 14. von Sachsen, Otto I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 23 Nov 912 in Wallhausen [06528],Mansfeld-Südharz,Sachsen-Anhalt,Deutschland; gestorben am 7 Mai 973 in Memleben [6642],Burgenlandkreis,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Magdeburg [39104],Magdeburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland.
    2. 15. von Sachsen, Gerberga  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 913; gestorben am 5 Mai 969 in Nordhausen [99734],Nordhausen,Thüringen,Deutschland; wurde beigesetzt in Reims [51100],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich.
    3. 16. von Bayern, Heinrich I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 920 in Nordhausen [99734],Nordhausen,Thüringen,Deutschland; gestorben am 1 Nov 955 in Pöhlde [37412],Osterode am Harz,Niedersachsen,Deutschland; wurde beigesetzt in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland.
    4. 17. von Sachsen, Hadwig  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 922; gestorben nach 958.
    5. 18. von Sachsen, Brun  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in Mai 925; gestorben am 10 Okt 965 in Reims [51100],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich; wurde beigesetzt in Köln [50667],Köln,Nordrhein-Westfalen,Deutschland.


Generation: 3

  1. 7.  Cäcilia Graphische Anzeige der Nachkommen (3.Oda2, 1.Hadwig1)

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Echt-Susteren [6100],Limburg,Niederlande; Äbtissin von Susteren

    Notizen:

    Cäcilie Äbtissin von Süsteren
    -17.8.
    Tochter des Königs Zwentibold von Lothringen und der Oda von Sachsen, Tochter von Herzog Otto

    Werner Karl Ferdinand: Seite 464, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 45-46

    Über die beiden Töchter Zwentibolds weiß man, soviel ich sehe, nichts anderes als was zwischen 1247 und 1251 (vgl. A. Molinier, Soucres de 'hist. de Frande 2, 1902, 155) Gilles d'Orval in seinen Gesta episcoporum Leodiensium, MG SS 25, 50 schrieb: Zwentibold sei in Süsteren beigesetzt worden, unsd ebenso seine beiden Töchter, nachdem sie, von einer Amalberga ausgebildet, successive post magistram suam praefuerant. Dümmler 3, 502f. (jeweils Anm. 2), der diese Belege zitiert, auf denen auch Brandenburg fußt, bemerkt im Anschluß an die Bollandisten (AA SS Aug. III, 138), daß in Süsteren der Kult des zum Heiligen gewordenen Zwentibold floriere, ebenso der seiner Töchter - ein Zahn Zwentibolds diene vor allem als Mittel gegen Zahnschmerzen. Es handelt sich hier um einen späten Kult, bei Gilles d'Orval um einen späteren Gewährsmann. Sollte dies schon bedenklich stimmen, so macht stutzig die Angabe des Chronisten, Benedicta und Caecilia seien, wenn auch in verschiedenen Jahren, am gleichen Tage, nämlich XVI Kal. Septembris, gestorben bzw. beigesetzt worden. An diesem Tage, so sagt er ausdrücklich ... earundem festivitas celebratur. Dies scheint so ziemlich alles gewesen zu sein, was man von ihnen wußte, wie wenig es ist, wird aber erst deutlich, wenn man sich erinnert, daß Zwentibold seinerseits XV Kal. Sept., wie eine Echternacher und eine Trierer Tradition übereinstimmend berichten, gestorben ist (bzw. beigesetzt wurde), vgl. Dümmler 3, 502, Anm. 2. Die Differenz von einem Tage besagt nichts - ganz offenkundig handelt es sich in Süsteren um eine späte Tradition, die den Todestag (der Tag darauf, in Echternach notiert, könnte der der Beisetzung sein, ausdrücklich heißt es dort ... sepultus est) Zwentiboldsz um Anlaß nimmt, seinen Kult und den seiner Töchter zu begehen, und allen drei Familienmitgliedern den gleichen Todestag in verschiedenen Jahren gibt. Nicht weniger bedenklich sieht die urkundliche Basis aus. Zwar gibt es ein D Zweintibolds für Süsteren, und der Herausgeber Schieffer verweist auch auf dieses D 2, wenn er Seite 4 von Zwentibolds (angeblicher, dürfen wir wohl schon sagen) Beisetzung in Süsteren spricht. Aber gerade hier ist nichts zu sehen von dem, das wir als Indizien für eine Hausabtei und Grablege eines Königs und seiner Familie deuten können. Kaiser ARNULF, ZwentiboldsVater, hatte Süsteren einem Priester hoher Begabung (eximiarum arcium) namens Siginand geschenkt, dann aber auf dessen Wunsch die Abtei an Prüm geschenkt, an das sie nach Siginands Tod definitiv heimfallen sollte. Das bestätigte Zwentibold. Im D 84 König KARLS III., einem Placitum im Herstal 916 I 19, begegnet uns Süsteren wieder: Mit Gewalt war dem Siginand sein Besitz von potentiores entrissen worden, udn dadurch auch nicht die Übergabe an Prüm vollzogen worden, das jetzt, in diesem Placitum , die Übereignung erhält. Weder sachlich noch zeitlich (keine 16 Jahre sind seit Zwentibolds Tod vergangen) ist hier viel Platz für die Äbtissinnen der beiden Zwentibold-Töchter. Bedarf es noch eines Hinweises, daß die Namen der beiden Töchter, Benedicta und Caecilia, für die jedes zeitgenössische Zeugnis fehlt, an der Wende vom 9. zum 10. Jahrhundert ebenso ungewöhnlich sind wie späterer Zeit vertraut, und daß man Heiligen mit Vorsicht gegenübertreten muß, die nicht einmal einen eigenen Gedenktag haben? Um so bemerkenswerter scheint mir der Satz Dümmlers in der erwähnten Anmerkung: "Ich weiß nicht woher Resch (ann. Sabionens. II, 285 n. 624) die Nachricht hat: in monasterio Epternacensi sepultus est a. 900 hac cum memoria: XV Kal. Sept. Zendebolt rex piae memoriae, womit das Necrol. S. Maximini (Jahrb. der Altertumsfreunde im Rheinl. LVII, 115): XV Kal. (Sept.) Zondebolt rex pie mem., übereinstimmt." Auch wenn wir den Beleg des Geschichtsschreibers von Säben nicht verifizieren können, so bietet er doch das richtige Datum des Beisetzung Zwentibolds, und diese erscheint uns in Echternach wahrscheinlicher als in Süsteren, zu dem sich keine zwingende zeitgenössische Beziehung herstellen läßt. - Wir lassen die Namen der Zwentibold-Töchter, selbst mit einem Fragezeichen versehen, nur mit großen Bedenken auf der Tafel stehen - denn, wenn wir der einzigen Tradition, die von ihnen berichtet, folgen, dann müßten wir konsequenterweise auch den fragwürdigen Todestag der beiden verzeichnen.

    Glocker Winfrid: Seite 275, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    IV, 9 Caecilia, Äbtissin des Stiftes Süsteren
    + VIII 17

    Hlawitschka Eduard: Seite 61, "Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert."

    Aus Uotas dreijähriger Ehe mit König Zwentibold sind bekanntlich zwei Töchter hervorgegangen: Benedicta und Caecilia; sie kamen in das Kloster Süsteren und wurden später dort beide Äbtissinnen. Die kurze Zeitspanne von Uotas erster Ehe und die Tatsache, daß beide Zwentibold-Töchter ins Kloster geschickt wurden, spricht nun aber dafür, daß die Gozlin-Gemahlin Uda erst aus der zweiten Ehe Uotas mit Graf Gerhard hervorging [Die Einweisung der beiden gesicherten Zwentibold-Töchter ins Kloster - und nicht etwa nur einer - bezweckte offenbar die Ausscheidung des gesamten Zwentibold-Nachkommenschaft aus dem aktiven Leben. Wenn Uda nicht ins Kloster kam, dürfte sie also auch keine Zwentibold-Tochter gewesen sein.].


    Literatur:
    Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 501 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 IV, 9 Seite 275 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seite 61 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 89,95 -

    Gestorben:
    17.8.


  2. 8.  Benedikta Graphische Anzeige der Nachkommen (3.Oda2, 1.Hadwig1)

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Echt-Susteren [6100],Limburg,Niederlande; Äbtissin von Susteren

    Notizen:

    Benedikta Äbtissin von Süsteren
    -17.8.
    Tochter des Königs Zwentibold von Lothringen und der Oda von Sachsen, Tochter von Herzog Otto

    Werner Karl Ferdinand: Seite 464, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 45-46

    Über die beiden Töchter Zwentibolds weiß man, soviel ich sehe, nichts anderes als was zwischen 1247 und 1251 (vgl. A. Molinier, Soucres de 'hist. de Frande 2, 1902, 155) Gilles d'Orval in seinen Gesta episcoporum Leodiensium, MG SS 25, 50 schrieb: Zwentibold sei in Süsteren beigesetzt worden, unsd ebenso seine beiden Töchter, nachdem sie, von einer Amalberga ausgebildet, successive post magistram suam praefuerant. Dümmler 3, 502f. (jeweils Anm. 2), der diese Belege zitiert, auf denen auch Brandenburg fußt, bemerkt im Anschluß an die Bollandisten (AA SS Aug. III, 138), daß in Süsteren der Kult des zum Heiligen gewordenen Zwentibold floriere, ebenso der seiner Töchter - ein Zahn Zwentibolds diene vor allem als Mittel gegen Zahnschmerzen. Es handelt sich hier um einen späten Kult, bei Gilles d'Orval um einen späteren Gewährsmann. Sollte dies schon bedenklich stimmen, so macht stutzig die Angabe des Chronisten, Benedicta und Caecilia seien, wenn auch in verschiedenen Jahren, am gleichen Tage, nämlich XVI Kal. Septembris, gestorben bzw. beigesetzt worden. An diesem Tage, so sagt er ausdrücklich ... earundem festivitas celebratur. Dies scheint so ziemlich alles gewesen zu sein, was man von ihnen wußte, wie wenig es ist, wird aber erst deutlich, wenn man sich erinnert, daß Zwentibold seinerseits XV Kal. Sept., wie eine Echternacher und eine Trierer Tradition übereinstimmend berichten, gestorben ist (bzw. beigesetzt wurde), vgl. Dümmler 3, 502, Anm. 2. Die Differenz von einem Tage besagt nichts - ganz offenkundig handelt es sich in Süsteren um eine späte Tradition, die den Todestag (der Tag darauf, in Echternach notiert, könnte der der Beisetzung sein, ausdrücklich heißt es dort ... sepultus est) Zwentibolds zum Anlaß nimmt, seinen Kult und den seiner Töchter zu begehen, und allen drei Familienmitgliedern den gleichen Todestag in verschiedenen Jahren gibt. Nicht weniger bedenklich sieht die urkundliche Basis aus. Zwar gibt es ein D Zwentibolds für Süsteren, und der Herausgeber Schieffer verweist auch auf dieses D 2, wenn er Seite 4 von Zwentibolds (angeblicher, dürfen wir wohl schon sagen) Beisetzung in Süsteren spricht. Aber gerade hier ist nichts zu sehen von dem, das wir als Indizien für eine Hausabtei und Grablege eines Königs und seiner Familie deuten können. Kaiser ARNULF, Zwentibolds Vater, hatte Süsteren einem Priester hoher Begabung (eximiarum arcium) namens Siginand geschenkt, dann aber auf dessen Wunsch die Abtei an Prüm geschenkt, an das sie nach Siginands Tod definitiv heimfallen sollte. Das bestätigte Zwentibold. Im D 84 König KARLS III., einem Placitum im Herstal 916 I 19, begegnet uns Süsteren wieder: Mit Gewalt war dem Siginand sein Besitz von potentiores entrissen worden, und dadurch auch nicht die Übergabe an Prüm vollzogen worden, das jetzt, in diesem Placitum, die Übereignung erhält. Weder sachlich noch zeitlich (keine 16 Jahre sind seit Zwentibolds Tod vergangen) ist hier viel Platz für die Äbtissinnen der beiden Zwentibold-Töchter. Bedarf es noch eines Hinweises, daß die Namen der beiden Töchter, Benedicta und Caecilia, für die jedes zeitgenössische Zeugnis fehlt, an der Wende vom 9. zum 10. Jahrhundert ebenso ungewöhnlich sind wie späterer Zeit vertraut, und daß man Heiligen mit Vorsicht gegenübertreten muß, die nicht einmal einen eigenen Gedenktag haben? Um so bemerkenswerter scheint mir der Satz Dümmlers in der erwähnten Anmerkung: "Ich weiß nicht woher Resch (Ann. Sabionens. II, 285 n. 624) die Nachricht hat: in monasterio Epternacensi sepultus est a. 900 hac cum memoria: XV Kal. Sept. Zendebolt rex piae memoriae, womit das Necrol. S. Maximini (Jahrb. der Altertumsfreunde im Rheinl. LVII, 115): XV Kal. (Sept.) Zondebolt rex pie mem., übereinstimmt." Auch wenn wir den Beleg des Geschichtsschreibers von Säben nicht verifizieren können, so bietet er doch das richtige Datum des Beisetzung Zwentibolds, und diese erscheint uns in Echternach wahrscheinlicher als in Süsteren, zu dem sich keine zwingende zeitgenössische Beziehung herstellen läßt. - Wir lassen die Namen der Zwentibold-Töchter, selbst mit einem Fragezeichen versehen, nur mit großen Bedenken auf der Tafel stehen - denn, wenn wir der einzigen Tradition, die von ihnen berichtet, folgen, dann müßten wir konsequenterweise auch den fragwürdigen Todestag der beiden verzeichnen.

    Glocker Winfrid: Seite 275, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    IV. 8 Benedicta, Äbtissin des Stiftes Süsteren
    + VIII 17

    Hlawitschka Eduard: Seite 61, "Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert."

    Aus Uotas dreijähriger Ehe mit König Zwentibold sind bekanntlich zwei Töchter hervorgegangen: Benedicta und Caecilia; sie kamen in das Kloster Süsteren und wurden später dort beide Äbtissinnen. Die kurze Zeitspanne von Uotas erster Ehe und die Tatsache, daß beide Zwentibold-Töchter ins Kloster geschickt wurden, spricht nun aber dafür, daß die Gozlin-Gemahlin Uda erst aus der zweiten Ehe Uotas mit Graf Gerhard hervorging.


    Literatur:
    Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 IV, 8 Seite 275 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seite 61 -

    Gestorben:
    17.8.


  3. 9.  von Metz, Adalhard Graphische Anzeige der Nachkommen (3.Oda2, 1.Hadwig1)

  4. 10.  von Metz, Wigfried Graphische Anzeige der Nachkommen (3.Oda2, 1.Hadwig1) wurde geboren um 901; gestorben am 9 Jul 953.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Beruf: 924-953, Köln [50667],Köln,Nordrhein-Westfalen,Deutschland; Erzbischof von Köln

    Notizen:

    Wikipedia
    Wichfri(e)d, auch Wigfri(e)d (* um 900; † 9. Juli 953) aus der Familie der Matfriede war von 924 bis 953 Erzbischof des Erzbistums Köln.
    Leben
    Wichfrid war Sohn des Grafen Gerhard im Metzgau und der Oda von Sachsen. Diese war eine Tochter von Otto dem Erlauchten, Herzog von Sachsen aus der Familie der Liudolfinger. Somit war er ein Neffe des Königs Heinrich I. Sein jüngerer Bruder war Pfalzgraf Gottfried von Jülich. Wichfrid war Erzkaplan und Erzkanzler unter Otto dem Großen.[1]
    Erzbischof Wichfrid gehörte vor seiner Wahl 924 dem Kölner Domstift an. Möglicherweise war er bei seiner Wahl erst 25 Jahre alt.[2] Am 29. Juli 927 schenkte Erzbischof Wichfrid dem Ursulastift Köln die naheliegende Marienkirche mit allen Einkünften.[3] Er wirkte an der Königskrönung Ottos I. 936 in Aachen mit, konnte aber sein Krönungsrecht als Metropolit nicht durchsetzen, so dass die drei deutschen Erzbischöfe die Krönung gemeinsam vornahmen.[4] Wichfrid stellte als erster Kölner Bischof förmliche Pergamenturkunden nach königlichem Vorbild aus.[5]
    In einer Urkunde Wichfrids wird mit den Grenzen des Sprengels St. Severin der Bayenturm erstmals erwähnt.[6] 935 schenkte Erzbischof Wichfrid dem Kölner Stift St. Ursula das Landgut Rurdorf. Erzbischof Wichfrid schenkte am 9. September 941 dem Kölner Stift St. Cäcilien den Zehnten vom Herrenhof in Cantenich und Hufen zu Rondorf, Hünningen, Bocklemündt, Frechen, die Kirche mit dem Zehnten zu Brenig in Bonn und Wein sowie Rebstöcke zu Rhens.[7] Wichfrid stiftete noch weitere weltliche Güter an Klöster, Stifte und Abteien. Das Ursulastift wurde 941 mit Schenkungen bedacht. Am 29. Mai 950 folgte ein Ort Namens Hubbelrath, der zur Hälfte an das Ursulastift ging.[8]
    Er starb nach langer Krankheit am 9. Juli 953 und wurde in St. Gereon beigesetzt. Sein Nachfolger wurde Brun, der Bruder des Königs Otto I.



    Name:
    Wichfri(e)d, auch Wigfri(e)d

    Beruf:
    Erzbischof Wichfrid (Wichfried) gehörte vor seiner Ernennung dem Kölner Domstift an. Er wirkte an der Königskrönung Ottos I. in Aachen mit. Wichfrid ist der erste Bischof, der das Beurkundungsmonopol der Könige brach und selbst förmliche Pergamenturkunden nach königlichem Vorbild ausstellte.


  5. 11.  von Metz, Uda Graphische Anzeige der Nachkommen (3.Oda2, 1.Hadwig1) wurde geboren um 905; gestorben am 10 Apr 963.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Bidgau,Deutschland; Gräfin im Bidgau

    Notizen:

    Uda von Metz Gräfin im Bidgau
    905 -10.4.963
    Tochter des MATFRIEDINGERS Gerhard I. von Metz und der Oda von Sachsen, Tochter von Herzog Otto dem Erlauchten; Nichte König HEINRICHS I.

    Winfried Glocker: Seite 276, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    IV. 12 Uda * c 905, + nach 963 IV 7/10
    oo Gozelo, Graf im Bidgau * c 910, + 942 X 19
    Sohn der Kunigunde und Pfalzgraf Wigerichs

    Die Belege für Uda sind von Renn, Grafenhaus Seite 32f., und von Werner VII, 64 ermittelt. Uda ist die Schlüsselperson, die die Identifikation Odas, der Tochter Herzog Ottos des Erlauchten, mit sder Mutter des Pfalzgrafen Gottfried und seiner Geschwister ermöglicht hat. Die erstmals von Kimpen, Anfänge passim, angestellten Überlegungen sind zusammengefaßt und untermauert von Hlawitschhka, Anfänmge Seite 58-62. Für den Todestag der Uda kommen zwei Angaben in Frage: Renn, Grafenhaus, entschied sich für den IV 7 des Necrolog von St. Maximin zu Trier, während dagegen Werner VII, 64 für die Angabe des Nekrologs von Reims (IV 10) eintrat.

    Karl Ferdinand Werner: Seite 471, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VII. 64
    Da schon 943 Gozelos Sohn Reginar als Graf auftritt, datiert B. den Tod des Vaters auf "18.X. vor 943". Trifft diese Annahme zu, dann starb Gozelo nicht in irgendeinem Jahr vor 943, sondern 942, denn B. selbst nennt die Urkunde von 942 III 15, in der er als Graf im Bidgau begegnet. Für den Todestag folge ich dem schon mehrfach zitierten Nekrolog von ND in Reims, wo man die Daten der Familie des Erzbischofs Adalbero von Reims mit besonderer Sorgfalt verzeichnete. Hier steht zu 14. Kal. Nov. = X. 19; Godefridus comes pater Adalberonis archiepiscopi Remensis. Die Namensform Godefridus, die ebenso für Gozelos Sohn "Gottfried" (Renn schreibt den Quellen entsprechend richtig Godfrid) auftritt, ist besonders lehrreich. Sie zeigt, daß Gozelo (vgl. Hezilo/Heinrich) eine Koseform für Godfrid/Gauzfrid ist, der Sohn also den Namen des Vaters - nur nicht in der Koseform - erhielt. Deutsch wurde der Name (ursprünglich germanisch Waldfred, romanisiert Gauzfred, vgl. Werner, KdG 1, 103) verballhornt zu "Gottfried", und wir sehen in den nächsten Generationen (B IX, 85-86; X, 120-121) Brüderpaare die Namen Gottfried und Gozelo (jetzt verselbständigter Name, der als Koseform von Godfrid nicht mehr realisiert wird) tragen. Terminus post quem für den Tod von Gozelos Gattin Uda ist eine Urkunde von 963 V 18, in der sie handelnd auftritt. Für den Todestag, IV 7 bei B., folge ich dem Reimser Nekrolog, der IV 10 angibt. Gozelos Ehe muß, im Hinblick auf den Sohn Reginar schon recht früh, spätestens c 930 geschlossen worden sein, was darauf schließen läßt, daß Gozelo eher etwas früher als c 911 (so B.) geboren wurde. Gozelo, der älteste nicht in den lerus eingetretene Sohn Wigerichs, war wie sein Vater Graf im Bidgau, und in dieser Grafschaft ist ihm auch sein Sohn Godfrid gefolgt, wei Renn 36 beobachtet.




    930 oo Gozelo Graf im Ardennengau (Bidgau) um 914-19.10.942

    Kinder:
    - Reginar -18.4.963
    - Heinrich -6.9.1000
    - Gottfried der Gefangene Graf von Verdun 935/40- nach 995
    - Adalbero Erzbischof von Reims (969-989) um 935/40-23.1.989

    Name:
    Oda

    Uda heiratete von Lothringen, Gozelo um 930. Gozelo (Sohn von von Lothringen, Wigerich und von Verdun, Kunigunde) wurde geboren in 914; gestorben am 19 Okt 942. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 19. von Lothringen, Reginar  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben am 18 Apr 963.
    2. 20. von Arlon, Heinrich  Graphische Anzeige der Nachkommen
    3. 21. von Verdun, Gottfried I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 930/935; gestorben nach 997.
    4. 22. von Reims, Adalbero  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 935/940; gestorben am 23 Jan 989; wurde beigesetzt in Reims [51100],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich.

  6. 12.  von Jülich, Gottfried Graphische Anzeige der Nachkommen (3.Oda2, 1.Hadwig1) wurde geboren in 905; gestorben nach 949.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Jülichgau,Deutschland; Graf im Jülichgau
    • Titel/Amt/Status: Lothringen,Frankreich; Pfalzgraf von Lothringen

    Notizen:

    Gottfried Pfalzgraf von Lothringen
    Graf im Jülichgau
    um 905-1.6. nach 949

    Jüngerer Sohn des Grafen Gerhard im Metzgau und der Oda von Sachsen, Tochter von Herzog Otto dem Erlauchten; Neffe von König HEINRICH I.

    Winfrid Glocker: IV, 14; Seite 277, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    Gottfried * c 905, + n 949 VI 1
    Graf (Jülichgau, Grafschaft Sundercas), Pfalzgraf ("comes palatii") und "dux"
    c 925/30 oo Ermentrud, Tochter König Karls III. des Einfältigen * 908/09

    Zur Filiation des Pfalzgrafen Gottfried vgl. bei Hlawitschka, Anfänge Seite 64 ff., ebd. Seite 145 zum Geburtszeitpunkt und ebd. S. 56 mit Anm. 33 zu Tag und Jahr seines Todes. Die Belege für die Grafenstellung Gottfrieds sind von Nonn, Pagus S. 173 ff. zusammengestellt; in der Vita Adelheidis c. 3, SS XV/2 757, wird er "dux" genannt. Ermentrud ist als Tochter König Karls des Einfältigen bezeugt in Witgers Genealogia comitum Flandriae, SS IX 303. Zu ihrer Vermählung mit dem Pfalzgrafen Gottfried vgl. Hlawitschka, Anfänge S. 57 f und 68 f.

    Gottfried wurde vermutlich 953 von Erzbischof Brun von Köln für die Leitung der kriegerischen Angelegenheiten als sein Stellvertreter in Lothringen eingesetzt und starb kurz darauf.

    Rüdiger E. Barth: Seite 190, "Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert"

    Godefredus + 950

    Pfalzgraf Gottfried, Graf im Jülichgau und Sunderscas (Raum um Düren); s. Nonn, Pagus, S. 174f.,205,207,225,243,256;
    + ca 950 (lt. Boshof, op. cit. Fbl. S. 40 um 960), Vater des gleichnamigen, 964 verstorbenen Gottfried von Jülich und Gemahl der Ermentrudis, Tochter Karls III., Sohn des MATFRIDINGER Graf Gerhard, Neffe des Grafen Matfried von Metz und des Bischofs von Lüttich, Richarius.
    S. Corsten, Rheinische Adelshefte, in: RHVjbl Jg. 28 (1963), S. 117, stellt diese Abstammung in Frage; s.a. Hlawitschka, Anfänge, Fbl. 138; Kimpen, Rhein. Anfänge, in: Ann. Hist. Verein Nrrh. 123 (1933), S. 22f., T. 1, S. 44; Oediger, Regsten, Nr. 346, S. 346.

    925/30 oo Ermentrud von Frankreich, Tochter Karls des Einfältigen 908/09-

    Kinder:
    - Gottfried Herzog von Nieder-Lothringen 925/35- Sommer 964
    - Gerberga ca 925/35- vor 24.5.996
    oo Meginoz 920- 998/99
    - Gebhard Ahnherr großer Franken 925/35-
    - Adalhard Ahnherr großer Franken
    - Gerhard II. Graf von Metz 925/35-

    Literatur:
    Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 15,45,51,54-58,61,64-66,68-70,71-77,79,94-96,105, 117,125-129,131-135,138,139,143-146,159,169,173 -

    Gestorben:
    1.6.

    Gottfried heiratete von Frankreich, Ermentrud um 925/930. Ermentrud (Tochter von von Frankreich, Karl III. und Frederuna) wurde geboren in 908/909. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 23. von Niederlothringen, Gottfried  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 925/935; gestorben in 964 in Rom [00100],Latium,Italien.
    2. 24. im Jülichgau, Gerberga  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 925/935; gestorben vor 24 Mai 996.
    3. 25. von Metz, Gebhard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 935/935.
    4. 26. von Metz, Adalhard  Graphische Anzeige der Nachkommen
    5. 27. von Metz, Gerhard II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 925/935.

  7. 13.  von Sachsen, Thankmar Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Heinrich2, 1.Hadwig1) wurde geboren in 900/905; gestorben am 28 Jul 938 in Obermarsberg [34431],Hochsauerlandkreis,Nordrhein-Westfalen,Deutschland.

    Notizen:

    Allgemeine Deutsche Biographie - Thankmar (Tammo)

    Thankmar (Tammo), Sohn des Königs Heinrich I., † am 28. Juli 938, entsprossen aus der Verbindung Heinrich's mit Hatheburg, der Erbtochter Ervin's von Merseburg, einer Ehe, die von dem Bischof Sigmund von Halberstadt wegen des vorher von Hatheburg geleisteten Gelübdes angefochten und dann auch von Heinrich gelöst wurde. Der Herzog behielt zwar das Erbgut der verstoßenen Frau für sich, entschädigte aber den Sohn durch Zuweisung andern Besitzes und später durch Verleihung eines Amtes an der Ostgrenze des Reiches gegen die Wenden. Trotzdem empfand der gewaltthätige, waffen- und kriegskundige Jüngling, in dessen Charakter wir einen starken Einschlag ungezähmter Naturkraft erkennen, die Behandlung der Mutter und die Verkürzung seines Rechtes aufs schwerste. Sein Ingrimm mußte wachsen, als er nach dem Tode des Vaters vor den Söhnen aus der zweiten legitimen Ehe weit zurücktreten mußte, als sein mütterliches Erbgut mit der Masse des königlichen Hausbesitzes vereinigt blieb und wahrscheinlich zur Ausstattung des jüngern Heinrich verwendet wurde. Es ist begreiflich, daß er die politische Nothwendigkeit, welche den Vater zwang, sich aus dem Kreise, in den er sich gestellt, mit Gewalt zu befreien und empor zu heben, nicht erkannte, daß ihm die durch den Erwerb der Königskrone veränderte Stellung des Hauses nicht zum klaren Bewußtsein kam und daß seine Gedanken nur auf die Folgen gerichtet waren, die für ihn aus Heinrich's I. Verhalten entstanden und die er immer schmerzlicher empfinden sollte. Als nach dem Tode des Grafen Siegfried (Juli oder December 937), der seiner Mutter Hatheburg nahe verwandt war, dessen Grafschaft an Gero übertragen wurde und damit für Th. die letzte Hoffnung geschwunden schien, zu seinem Erbe und zu Macht und Ansehen zu gelangen, erhob er sich in offener Empörung gegen den König, ohne die Mittel, die ihm zu Gebote standen, abzuwägen und die Aussichten seines Unterfangens zu überdenken. Er verband sich mit dem aufständischen Herzog Eberhard und richtete seine Waffen vornehmlich gegen den Verhalten Halbbruder Heinrich. Es gelang ihm, die Burg Belecke zu erobern und daselbst Heinrich gefangen zu nehmen, den er an Eberhard auslieferte. Dann nahm er in der Eresburg (Stadtberge a. Diemel) festen Stand und verwüstete das umliegende Land. Hier Wandel zu schaffen, zog der König selbst mit seinen Scharen heran, seinem Ansehen beugte sich die ansässige Besatzung der Eresburg, welche die räuberischen Streifzüge der Leute Thankmar's ohnehin nur widerwillig geduldet haben mochte, und öffnete dem königlichen Heere die Thore. Th. flüchtete sich in die Kirche, wo er seine Waffen und seine goldene Kette auf den Altar niederlegte. Die Leute Heinrich's, von der Begier erregt, die ihrem Herrn angethane Schmach zu tilgen, drangen in die Kirche ein, und es entbrennt an heiliger Stätte ein Kampf von alter, sagenhafter Art. Auf den wehrlosen Mann, der sich in Gottes Schutz gestellt hat, dringt mit Schmähreden und Waffen Thiadbold ein und verwundet ihn, da reißt Th. das Schwert vom Altare und erschlägt den Angreifer. Nicht in ehrlichem Kampfe fällt der Sohn Heinrich's I.; während er sich der auf ihn einstürmenden Gegner erwehrt, steigt durch ein Fenster beim Altare Maincia (Maginzo) ein und durchbohrt den Helden von rückwärts mit einem Speere (28. Juli 938). Der König war der That nicht froh, er beklagte in einigen Worten den Hingang seines Halbbruders und rühmte dessen gute Eigenschaften. Maincia trug die Kette Thankmar's, die er vom Altare weggenommen hatte, nicht lange. In dem Zwiespalt zwischen Heinrich und Otto I., an dem auch ihm eine Schuld beigemessen wird, stand er auf Seite seines Herrn, er fiel im März 939 in dem Gefecht bei Bierthen.

    Literatur
    Widukind, Rer. gest. Saxon. lib. II. c. 9—11, 17. — Thietmari Chron. 1, c. 5, 9; 2. c. 2. — Ottenthal, Regesten Heinrich's I. u. Otto's I. — Waitz, Jahrb. Heinrich's I. — Dümmler, Jahrb. Otto's I.



    Name:
    (Tammo)

    Gestorben:
    auf der Eresburg erschlagen


  8. 14.  von Sachsen, Otto I.von Sachsen, Otto I. Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Heinrich2, 1.Hadwig1) wurde geboren am 23 Nov 912 in Wallhausen [06528],Mansfeld-Südharz,Sachsen-Anhalt,Deutschland; gestorben am 7 Mai 973 in Memleben [6642],Burgenlandkreis,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Magdeburg [39104],Magdeburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Langobardenreich,Italien; König der Langobarden
    • Titel/Amt/Status: seit 2 Feb 962; Römischer Kaiser
    • Titel/Amt/Status: 936-973, Deutschland; Deutscher König

    Notizen:

    Neue Deutsche Biographie - Otto I. der Große

    Kaiser, * 22.11.912, † 7.5.973 Memleben, ⚰ Magdeburg, Dom.

    Jugend und Erziehung O.s, des ältesten Sohnes Heinrichs und Mathildes, liegen weitgehend im Dunkeln, bis der 919 zum König erhobene Vater ihn 929 in der sog. 'Hausordnung' (D H I 20) zum alleinigen Nachfolger im Königsamt bestimmte. Dieser Übergang von der karolingischen Herrschaftsteilung zur Praxis der Individualsukzession schuf das Problem einer angemessenen Versorgung der Brüder O.s, von denen 929 nur Brun mit der Bestimmung zum Geistlichen den Weg vorgezeichnet erhielt. Die Verheiratung mit einer angelsächs. Königstochter unterstrich zusätzlich die hervorgehobene Stellung des ältesten Sohnes. Im übrigen traten O. und Edgith zu Lebzeiten Heinrichs I. nicht weiter hervor, so daß über Formen einer Beteiligung an der Herrschaft nichts gesagt werden kann.

    Nach dem Tod des Vaters am 2.7.936 wurde die Nachfolge O.s innerhalb weniger Wochen realisiert, worüber ein detaillierter Bericht Widukinds von Corvey (II, 1-3) vorliegt. Die Darstellung ist in ihrer Faktizität bis heute umstritten. An seinem Beispiel werden die Rahmenbedingungen, die Möglichkeiten und Grenzen von Erinnerung in oralen oder semioralen Gesellschaften diskutiert. Der Bericht akzentuiert folgende Sachverhalte: Aufgliederung der Königserhebung in weltliche und geistliche Akte; Königssalbung in Anknüpfung an karolingische Tradition und im Unterschied zum Vater; Krönungsmahl des ganzen populus mit dem König, bei dem die Herzöge dienend die sog. Erzämter ausübten. Daß mit diesen zeremoniellen Akten eine vom Vater unterschiedliche Herrschaftsauffassung adäquaten Ausdruck fand, zeigten schon die ersten Regierungshandlungen des neuen Königs. Bei der Vergabe von Ämtern überging er bewußt erblich begründete Ansprüche (Hermann Billung, Mgf. Gero, Söhne Arnulfs v. Bayern); in Adelsfehden griff er mit Schmachstrafen ein (Hzg. Eberhard). Die Herzöge und Hochadeligen, die mit dem Vater durch Freundschaftspakte und Verwandtschaft verbunden gewesen waren, empfanden O.s Betonung seines königlichen Vorrangs bei der Ämtervergabe als Herabsetzung; sie suchten und fanden Unterstützung bei dem Halbbruder und dem Bruder des Herrschers, Thankmar und Heinrich. Es begann eine Serie von ‚Aufständen’ gegen O., die seine Herrschaft zwischen 937 und 941 mehrfach in tiefe Krisen stürzte. Der Widerstand gegen O.s neue Herrschaftspraxis wurzelte in einem Rechtsbewußtsein, das sich zu bewaffnetem Widerstand auch gegen den König berechtigt glaubte, wenn dieser Gewohnheiten veränderte. Mit Geschick und Glück gelang es O., die Krisen zu meistern, wobei er seinen hochadeligen Gegnern nach Genugtuungsleistungen herrscherliche clementia gewährte und sie mehrfach sogar in ihrer früheren Stellung beließ bzw. nach der Vergebung neue ehrenvolle Aufgaben zuwies, wie etwa dem Königsbruder Heinrich das Hzgt. Bayern. Es etablierte sich eine Praxis gütlicher Konfliktbeilegung, die darauf gründete, das Gesicht beider Seiten zu wahren.

    Den Krisen folgte ein Jahrzehnt weitgehend ruhiger Herrschaftsausübung (941–51). Einen gewissen Höhepunkt dieser Zeit markiert die Synode von Ingelheim (948), die im Beisein der Könige O. und Ludwig von Westfranken unter Vorsitz des päpstl. Legaten in den westfränk. Thronstreit und in die Auseinandersetzungen um den Reimser Erzstuhl eingriff. Mit der Gründung mehrerer Missionsbistümer (Brandenburg, Havelberg, Ripen, Schleswig, Aarhus) in dieser Zeit deuteten sich zukünftige Initiativen des Herrschers bereits an. Sie wurden jedoch verzögert durch eine zweite Konfliktphase, die 951/52 wieder durch eigene Familienangehörige in Verbindung mit Teilen des Hochadels ausgelöst wurde: Protagonisten des Widerstands waren dieses Mal Sohn und Schwiegersohn des Königs, die Herzöge Liudolf von Schwaben und Konrad von Lothringen. Die Ursachen für die zweite Krise sind komplex: Einmal war O. 952 von ital. Großen gerufen worden, die langobard. Königskrone zu übernehmen. Er leistete diesem Ruf Folge und heiratete die Königinwitwe Adelheid in zweiter Ehe, nachdem Edgith bereits 946 verstorben und in Magdeburg beigesetzt worden war. Adelheid gebar 952 den ersten Sohn, was den bereits designierten Nachfolger Liudolf in Zweifel gestürzt haben könnte, ob seine Nachfolge durch diesen neuen Königssohn in Frage gestellt würde. Überdies waren eigenmächtige ital. Aktivitäten Liudolfs, mit denen er dem Vater helfen wollte, an Intrigen seines Onkels Heinrich gescheitert.

    Welches Motiv auch im Vordergrund stand, Liudolf entfernte sich zusammen mit Ebf. Friedrich von Mainz aus dem Heer des Königs in Italien und organisierte im thüring. Saalfeld Widerstand vornehmlich gegen Hzg. Heinrich, aber auch gegen seinen Vater, da dieser den Bruder und nicht den Sohn unterstützte. In Saalfeld hatten sich auch die ersten Widerstände gegen O. formiert. Der Widerstand verbreitete sich, als O. auch seinen Schwiegersohn, Hzg. Konrad den Roten, gegen sich aufbrachte. Dieser hatte den ital. Gegner O.s, Berengar, der selbst nach der Königskrone Italiens strebte, nach Magdeburg begleitet und ihm Zusicherungen gemacht, die O. nicht einzulösen gewillt war. Es wiederholten sich Kämpfe und Versuche gütlicher Beilegung dieses Zwistes wie in der Anfangsphase O.s, bis ein Einfall der Ungarn dazu zwang, die inneren Streitigkeiten zu beenden. Der Sieg auf dem Lechfeld (10.8.955), mit dem O. diesen Einfall erfolgreich abwehrte, erhöhte das Ansehen des siegreichen Herrschers so sehr, daß der Widerstand nicht fortgesetzt wurde. Hzg. Konrad fiel auf dem Lechfeld im Heer des Königs. Liudolf unterwarf sich dem Vater und wurde von ihm nach Italien gesandt, wo er 957 ebenfalls verstarb. Nach der Lechfeldschlacht veranlaßte O. Dankesfeiern in allen Kirchen des Reiches und führte den Sieg so auf die Hilfe Gottes zurück, die das Gottesgnadentum des Herrschers hatte sichtbar werden lassen. Gewiß nicht zufällig werden nach 955 mehr und mehr Stimmen vernehmbar, die auf den imperialen Charakter von O.s Königsherrschaft hinweisen. Im Zusammenhang mit dem Lechfeldsieg aktivierte O. auch seine Bemühungen um die Neugründung von Bistümern im Osten des Reiches, die in dem Plan der Errichtung des Erzbistums Magdeburg gipfelten. Diese Pläne beschäftigten den Herrscher fast bis an sein Lebensende, da sich im Reich und in Sachsen unterschiedlich motivierte Widerstände artikulierten. Es waren im wesentlichen die geistlichen Institutionen, die eigene Einbußen zugunsten der Neugründungen befürchteten. Bischöfe wie Wilhelm von Mainz und Bernhard von Halberstadt verzögerten die Realisierung der Pläne, indem sie kirchenrechtlich zulässig ihre Zustimmung verweigerten. Auch das Einvernehmen mit verschiedenen Päpsten und deren Unterstützung vermochten gegen diesen Widerstand nichts.

    Die Hilfestellung, die O. den Päpsten u. a. gegen den Usurpator Berengar gab, führte auch zur Erneuerung des westlichen Kaisertums. Am 2.2.962 salbte und krönte Papst Johannes XII. O. zum Kaiser, der so wiederum die karolingische Nachfolge antrat. Der Papst begründete O.s Befähigung zum Kaisertum ausdrücklich mit dessen Herrschaft über mehrere Völker, mit den Aktivitäten zur Ausbreitung des christlichen Glaubens und mit den Erfolgen im Kampf gegen die Heiden. Zuvor hatte O. seinen gleichnamigen Sohn 961 von den Großen zum Mitkönig erheben lassen. Im Pactum Ottonianum bestätigte der neue Kaiser direkt nach seiner Erhebung dem Papst Rechte in Rom und Mittelitalien, wurde durch das neue Amt jedoch auch mit so vielen neuen Problemen konfrontiert, daß er sich seit 962 mit kurzer Unterbrechung fast ausschließlich in Italien aufhielt. Im 19. Jh. ist leidenschaftlich über Sinn und Nutzen dieser Italienpolitik diskutiert worden. Unter dem Aspekt nationaler Interessen spielte man sie gegen die Ostpolitik aus, die durch die Fixierung auf Italien verhängnisvoll vernachlässigt worden sei. Diese Alternative war dem 10. Jh. gewiß fremd. O., an dem Gott nach den Vorstellungen der Zeit durch seine Hilfe Wunder bewirkt hatte, hatte sich vielmehr der Aufgabe gestellt, den Schutz der Kirche und die Ausbreitung des christlichen Glaubens als Kaiser zu fördern. Verwirklichen ließen sich die Pläne zur Gründung der Missionsbistümer im Osten mit dem Erzbistum Magdeburg an der Spitze jedoch erst 968, als Vakanzen in Mainz und Halberstadt dem Kaiser die Möglichkeit boten, den neuen Bischöfen vor ihrer Erhebung die Zustimmung zu den Änderungen abzuverlangen. Mit →Adalbert († 981), der zuvor als Geschichtsschreiber und Abt von Weißenburg gewirkt hatte, wurde ein Vertrauter Wilhelms von Mainz erster Erzbischof von Magdeburg. Es kennzeichnet wohl die Situation in Italien, daß sich O. nicht persönlich zu der feierlichen Amtseinführung nach Magdeburg begab, sondern bis 972 versuchte, in Italien geordnete Verhältnisse zu schaffen. 967 hatte er seinen Sohn Otto zum Mitkaiser erheben lassen; es folgten Feldzüge nach Kalabrien und Apulien sowie Gesandtschaften nach Byzanz, die dazu dienten, die Verhältnisse in Unteritalien zu klären sowie eine standesgemäße Braut für Otto II. zu finden. Dies gelang nach einer Palastrevolution in Konstantinopel; der Usurpator, Johannes Tsimiskes, schickte seine Nichte Theophanu, die 972 in Rom mit Otto vermählt wurde, wobei Papst Johannes XIII. sie selbst zur Kaiserin salbte und krönte. Erst danach folgte O. dringenden Stimmen, die ihn in sein Reich nördlich der Alpen zurückriefen. Eine Reichssynode 972 in Ingelheim war gut besucht, widerrief aber u. a. Abmachungen, die Bf. Ulrich von Augsburg mit O. in Italien über seine Nachfolge getroffen hatte. Erst im Frühjahr 973 zeigte sich O. in Sachsen, feierte den Palmsonntag in Magdeburg, das Osterfest jedoch – wie traditionell – in Quedlinburg. Vielleicht sollte diese Demonstration zeigen, daß die Neugründung nicht alle alten Gewohnheiten außer Kraft setzte. Die Quellen rühmen den zu diesen Gelegenheiten entfalteten Glanz des kaiserl. Herrschers, der Gesandte aus vielen Ländern empfing. Wenige Wochen nach diesen Feiern ist O. – wie sein Vater – in Memleben gestorben.

    Zielstrebigkeit, Unbeugsamkeit und Erfolg kennzeichnen O.s Herrschaft. Im Spannungsfeld der Interessen von Königtum, Adel und Kirche hat er Entscheidungsbefugnisse des Königs gerade in der Anfangsphase seiner Regierung gegen adlige Interessen verteidigt. Diesen trug er jedoch auch flexibel Rechnung, wie etwa die Anerkennung dynastischer Erbfolge zeigt, die der adligen Herrschaftsbildung Kontinuität ermöglichte. Die Reichskirchen und ihre führenden Vertreter unterstützte er in vielfältiger Weise, zog sie aber auch intensiv zum Reichsdienst heran. Er gilt als der Begründer des ottonisch-salischen 'Reichskirchensystems', das jedoch nicht dahingehend mißverstanden werden darf, als sei die Kirche als willfähriges Instrument für das Königtum und gegen den Adel genutzt worden. Konsensbildung war für den Herrscher des 10. Jh. unabdingbare Voraussetzung seiner Regierung, hierzu hatte er unterschiedliche Gruppen und Interessen zu integrieren, Wirkungen und Verdienste angemessen zu belohnen, seine Getreuen zu ehren. Machtpolitik und Durchsetzung eigener Interessen waren dagegen nicht das, was man in jener Zeit von einem Herrscher vorrangig erwartete. Aus dieser Perspektive erklären sich viele der Schwierigkeiten, die O. hatte, der temporäre Erfolg seiner verschiedenen Gegner wie die positive Bewertung, die sie bei vielen Zeitgenossen fanden. Seinen eigenen Weg jedoch unbeirrbar und letztlich erfolgreich gegangen zu sein, ist ihm von Zeitgenossen wie Nachwelt stets attestiert worden. Der Beiname 'der Große' wurde ihm bereits von den Zeitgenossen verliehen.

    Quellen
    Qu Annales Quedlinburgenses, hg. v. G. H. Pertz, in: MGH SS 3, 1839, S. 32-69; Hrotsvithae opera, hg. v. H. Homeyer, 1970; Liudprand v. Cremona, Opera omnia, hg. v. J. Becker, MGH SS rer. Germ., 31915; Regino v. Prüm, Chronicon, Cum continuatione Treverensi, hg. v. F. Kurze, MGH SS rer. Germ., 1890; Ruotger, Lebensbeschreibung d. Ebf. Bruno v. Köln, hg. v. I. Ott, MGH SS rer. Germ. Nova series 10, 1951; Die Chronik d. Bf. Thietmar v. Merseburg u. ihre Korveier Überarbeitung, hg. v. R. Holtzmann, MGH SS rer. Germ. Nova series 9, 21955; Die Urkk. d. dt. Könige u. Kaiser, hg. v. Th. Sickel, MGH DD I, 21956; Vita Oudalrici, hg. v. G. Waitz, MGH SS 4, 1841, S. 377-419; Die Lebensbeschreibungen d. Kgn. Mathilde, hg. v. B. Schütte, MGH SS rer. Germ. in usum scholarum 66, 1994; Die Sachsengesch. d. Widukind v. Korvey, neubearb. v. P. Hirsch u. H.-E. Lohmann, MGH SS rer. Germ., 51935.

    Literatur
    ADB 24; R. Köpke u. E. Dümmler, Kaiser O. d. Gr., 1876; Das Kaisertum O.s d. Gr., Zwei Vorträge v. H. Beumann u. H. Büttner, 1963; H. Keller, Das Kaisertum O.s d. Gr. im Verständnis seiner Zeit, in: DA 20, 1964, S. 325-88; ders., Reichsstruktur u. Herrschaftsauffassung in otton.-frühsal. Zeit, in: Frühma. Stud. 16, 1982, S. 74-128; ders., Herrscherbild u. Herrschaftslegitimation, Zur Deutung d. otton. Denkmäler, ebd. 19, 1985, S. 290-311; ders., Grundlagen otton. Königsherrschaft: Reich u. Kirche vor d. Investiturstreit, Vortrag b. wiss. Kolloquium aus Anlaß d. 80. Geb.tages v. G. Tellenbach, hg. v. K. Schmid, 1985, S. 17-34; ders., Reichsorganisation, Herrschaftsformen u. Ges.-strukturen im Regnum Teutonicum, in: Settimane di Studio del Centro Italiano di Studi sull' Alto Medioevo 38, 1991, S. 159-203; ders., Ber. üb. d. Aachener Wahl u. Krönung O.s I., in: Frühma. Stud. 29, 1995, S. 390-453; Karl Schmid, Die Thronfolge O.s d. Gr., in: ZSRGG81, 1964, S. 80-163; St. Weinfurter, Zur „Funktion“ d. otton. u. sal. Königtums, ebd., S. 349-61; J. Fleckenstein, Die Hofkapelle d. dt. Könige, II: Die Hofkapelle im Rahmen d. otton.-sal. Reichskirche, 1966; L. Bornscheuer, Miseriae regum, Unterss. z. Krisen- u. Todesgedanken in d. herrschaftstheol. Vorstellungen d. otton.-sal. Zeit, 1968; H. Beumann, Historiograph. Konzeption u. pol. Ziele Widukinds v. Corvey, in: Settimane di Studio del Centro Italiano di Studi sull' Alto Medioevo 17, 1970, S. 857-94; ders., Laurentius u. Mauritius, Zu d. missionspol. Folgen d. Ungarnsieges O.s d. Gr., in: FS f. W. Schlesinger, hg. v. H. Beumann, II, 1974, S. 238-75; ders., Die Ottonen, 21991; ders., Entschädigungen v. Halberstadt u. Mainz b. d. Gründung d. Erzbistums Magdeburg, in: FS f. H. Zimmermann, hg. v. K. Herbers, 1991, S. 383-98; ders., Magdeburg u. d. Ostpol., Die hist. Wirkung d. östl. Regionen d. Reiches, hg. v. H. Rothe, 1992, S. 9-30; D. Claude, Gesch. d. Erzbistums Magdeburg bis in d. 12. Jh., 2 T., 1972-75; O. d. Gr., hg. v. H. Zimmermann, 1976 (mit älterer L); W. Giese, Der Stamm d. Sachsen u. d. Reich in otton. u. sal. Zeit, 1979; K. Leyser, Rule and Conflict in an Early Medieval Society, Ottonian Saxony, 1979, dt. u. d. T.: Herrschaft u. Konflikt, Kg. u. Adel im otton. Sachsen, 1984; ders., Ritual, Zeremonie u. Gestik, Das otton. Reich, in: Frühma. Stud. 27, 1993, S. 1-26; E. Müller-Mertens, Die Reichsstruktur im Spiegel d. Herrschaftspraxis O.s d. Gr., 1980; G. Althoff, Zur Frage nach d. Organisation sächs. coniurationes in d. Ottonenzeit, in: Frühma. Stud. 16, 1982, S. 129-42; ders., Königsherrschaft u. Konfliktbewältigung im 10. u. 11. Jh., ebd. 23, 1989, S. 262-90; ders. u. H. Keller, Heinrich I. u. O. d. Gr., 2 Bde., 1985; E. Karpf, Herrscherlegitimation u. Reichsbegriff in d. otton. Gesch.schreibung d. 10. Jh., 1985; E. Hlawitschka, Vom Frankenreich z. Formierung d. europ. Staaten- u. Völkergemeinschaft 840-1046, 1986 (mit umfassender Bibliographie); H. Hoffmann, Buchkunst u. Königtum im otton. u. frühsal. Reich, 2 Bde., 1986; R. Schieffer, Der otton. Reichsepiskopat zw. Königtum u. Adel, in: Frühma. Stud. 23, 1989, S. 291-301; C. Brühl, Dtld. – Frankreich, Die Geburt zweier Völker, 1990; J. Fried, Der Weg in d. Gesch., Die Ursprünge Dtld.s bis 1024, 1994; ders., Die Königserhebung Heinrichs I., Erinnerung, Mündlichkeit u. Traditionsbildung im 10. Jh., in: MAforsch. nach d. Wende, hg. v. M. Borgolte, 1995, S. 267-318; TRE.



    Begraben:
    Dom

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 28. von Mainz, Wilhelm  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 929; gestorben am 2 Mrz 968 in Rottleberode [06536],Mansfeld-Südharz,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Mainz [55127],Mainz,Rheinland-Pfalz,Deutschland.

    Otto heiratete von Wessex, Edgitha in 929. Edgitha wurde geboren in 905/912; gestorben am 26 Jan 946 in Magdeburg [39104],Magdeburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Mainz [55127],Mainz,Rheinland-Pfalz,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 29. von Schwaben, Liudolf  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 930 in Magdeburg [39104],Magdeburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland; gestorben am 6 Sep 957 in Pombia [28050],Piemont,Italien; wurde beigesetzt in Mainz [55127],Mainz,Rheinland-Pfalz,Deutschland.
    2. 30. von Sachsen, Liutgard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 931 in Magdeburg [39104],Magdeburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland; gestorben am 18 Nov 953; wurde beigesetzt in Mainz [55127],Mainz,Rheinland-Pfalz,Deutschland.

    Otto heiratete von Hoch-Burgund, Adelheid in 951. Adelheid wurde geboren in 931/932 in Genf [1200],Genf,Schweiz; gestorben in Dez 999 in Selz [67470],Bas-Rhin,Elsass,Frankreich; wurde beigesetzt in Selz [67470],Bas-Rhin,Elsass,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 31. Heinrich  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 952/953; gestorben am 7 Apr 954.
    2. 32. Brun  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 953/954; gestorben am 8 Sep 957.
    3. 33. Otto II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 955; gestorben am 7 Dez 983 in Rom [00100],Latium,Italien; wurde beigesetzt in Rom [00100],Latium,Italien.
    4. 34. von Quedlinburg, Mathilde  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in Anfang 955; gestorben am 7 Feb 999 in Quedlinburg [06484],Quedlinburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Quedlinburg [06484],Quedlinburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland.

  9. 15.  von Sachsen, Gerbergavon Sachsen, Gerberga Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Heinrich2, 1.Hadwig1) wurde geboren in 913; gestorben am 5 Mai 969 in Nordhausen [99734],Nordhausen,Thüringen,Deutschland; wurde beigesetzt in Reims [51100],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Lothringen,Frankreich; Herzogin von Lothringen
    • Titel/Amt/Status: Frankreich; Königin von Frankreich

    Notizen:

    Gerberga von Sachsen Königin von Frankreich
    Herzogin von Lothringen
    913-5.5.969 Nordhausen Begraben: Reims
    Älteste Tochter des Königs HEINRICH I. aus seiner 2. Ehe mit der Mathilde, Tochter des westfälischen Graf Dietrich

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Seite 1300, Gerberga, Königin von Frankreich

    * ca. 913, + 968 oder 969 Begraben: Reims
    Eltern: König HEINRICH I. und Mathilde
    Geschwister: OTTO I., Hadwig, Heinrich der Jüngere, Brun, Erzbischof von Köln
    928/29 1. oo Giselbert, Herzog von Lothringen
    939 2. oo Ludwig IV. König von Frankreich

    ca. 10 Kinder,
    darunter aus 1. Ehe:
    - Albrada (oo Rainald von Roucy)
    aus 2. Ehe:
    - Lothar, König von Frankreich (* 941)
    - Gerberga (oo Adalbert von Vermandois)
    - Karl von Lothringen

    Im Rahmen seiner W-Politik gab König HEINRICH I. Herzog Giselbert von Lothringen Gerberga zur Frau. Nach dem Tod Giselberts (939) versuchte OTTO I. vergeblich, die Witwe mit dem Bayern-Herzog Berthold zu vermählen: sie heiratete sofort Ludwig IV. von Frankreich, der damit seine Ansprüche auf Lothringen bekräftigte und mit seinem Rivalen Hugo von Francien (oo Gerbergas Schwester Hadwig) gleichzog. In den folgenden politischen Auseinandersetzungen spielte Gerberga (vor allem mit Hilfe ihrer familiären Beziehungen) eine aktive Rolle. Auf ihren Hilferuf hin ermöglichte OTTO I. 945 die Entlassung Ludwigs IV. aus der Haft Hugos. Nach dem Unfalltod Ludwigs 954 konnte Gerberga beim Herzog die Anerkennung ihres noch minderjährigen Sohnes Lothar als König erreichen. In der Folgezeit hatte ihr Bruder Brun großen Einfluß auf das französische Geschehen. 959 erhielt der Erzbischof in Köln von Lothar im Beisein Gerbergas Garantien wegen Lothringen; Brun half seinerseits dem König, Graf Reginar III. von Hennegau zu bezwingen, der Ansprüche auf Gerbergas Witwengut aus der Ehe mit Giselbert erhob. Gerbergas Vita zeigt jenes Profil eigenständiger politischer Verantwortung, das auch bei anderen Herrscherinnen des 10. Jh. sichtbar wird (zum Beispiel Adelheid, Theophanu). Ihre hohe Bildung und intellektuelles Vermögen bezeugt die Widmung in Adsos von Montier-en-Der "De Antichristo" (um 950).

    Große Frauen der Weltgeschichte: Seite 184, Gerberga von Frankreich

    Um 913-5.V.969
    Das alte, heilige Köln war am Pfingstfest des Jahres 965 Schauplatz einer glanzvollen Fürstenversammlung: Im Palast ihres Sohnes, des Erzbischofs Bruno von Köln, empfing die verwitwete Königin Mathilde ihren aus Italien heimkehrenden Sohn OTTO I., der 3 Jahre zuvor in Rom die Kaiserkrone empfangen hatte. In seiner Begleitung befanden sich seine zweite Gemahlin, die junge Kaiserin Adelheid, und seine beiden Söhne Wilhelm und OTTO. Aus Frankreich waren Mathildes Töchter herbeigeeilt, um ihre alte Mutter noch einmal zu sehen: Hadwig, [Richtig ist: Hadwig war im Jahre 958 gestorben.] die Witwe Herzog Hugos des Großen von Franzien, und ihre ältere Schwester Gerberga, die ebenfalls in Witwentracht erschien. Gerberga war in erster Ehe mit Herzog Giselbert von Lothringen verbunden gewesen, den ihr Vater, König HEINRICH I., einst in offener Feldschlacht geschlagen und gefangengenommen hatte; er beließ ihm jedoch sein Herzogtum und gab ihm sogar seine 16-jährige Tochter zur Frau, um Lothringen an das Reich zu binden. Nach Giselberts Tod heiratete Gerberga den KAROLINGER-König Ludwig IV. von Frankreich, dem sie im Kampf gegen rebellische Vasallen wertvolle Dienste leistete: auf ihre Bitte hin unterstützte auch ihr Bruder OTTO, der Sieger vom Lechfelde, Ludwig mit Waffenhilfe. Als König Ludwig gestorben war, bemühte sich die Witwe, ihrem Sohn Lothar den Thron zu sichern und führte bis zu seiner Volljährigkeitserklärung mit viel Geschick die Regentschaft; Gerberga fand in ihrer Schwester Hadwig und in ihrem erzbischöflichen Bruder Bruno tatkräftige Helfer. Sie alle scharten sich nun in Köln noch einmal um die verehrungswürdige Gestalt ihrer Mutter und hörten gemeinsam die Predigt des Bischofs Balderich von Uttrecht über das Psalmenwort: "Wohl dem, der den Herrn fürchtet und wandelt auf seinen Wegen immerdar. Sein Weib wird sein wie ein fruchtbarer Weinstock, und seine Kinder wie Ölzweige um den Tisch ..."

    Werner Karl Ferdinand: Seite 472, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 69-75
    Die Geburt der Kinder aus der Ehe König Ludwigs IV. von W-Franken mit Gerberga, der Schwester OTTOS DES GROSSEN, wird in Flodoards Annalen recht genau vermerkt. 941 (gegen Ende, ed. Lauer 82) wird ein Sohn geboren: es ist der spätere Nachfolger Lothar. Wiederum gegen Ende des Berichts zu 943 (Lauer 90) wird die Taufe einer Tochter des Königs berichtet; ganz zu Beginn des Jahres 945 die Geburt eines Sohnes, dessen Name angegeben wird: Karl (Lauer 95f.); mitten im Jahre 948 (Lauer 116) findet wieder die Taufe einer Tochter statt, deren Name leider nicht genannt wird; schon zum Ende des gleichen Jahres Geburt und Taufe eines Sohns, der Ludwig genannt wird (Lauer 121). Endlich brachte Gerberga im Sommer 953 Zwillinge zur Welt, die den Namen Karl und Heinrich erhielten; von ihnen starb Heinrich schon bald nach der Taufe (Lauer 136). Aus der Namensgebung ist zu erkennen, daß der Anfang 945 geborene Karl inzwischen schon gestorben war (siehe unten Anm. VII, 71). Der Tod eines anderen Kindes, Ludwig, wird von Flodoard selbst unmittelbar vor dem des Vaters (954 IX 10) berichtet (Lauer 138). Lothar und Karl sind, wie bekannt, die einzigen Söhne, die das Mannesalter erreichten. Von den beiden Töchtern kennen wir nur den Namen Mathilde, jener nämlich, die den König Konrad von Burgund heiratete, c 964. Man vermag nicht mit Sicherheit zu sagen, ob Mathilde, die ja den Namen von Gerbergas Mutter, der Gattin König HEINRICHS I. empfing, die 943 oder die 948 geborene Tochter Ludwigs war. Die Namengebung spräche dafür, daß die erste Tochter den Namen der Großmutter erhielt; dies um so mehr, als den Namen Gerberga schon eine Tochter Gerbergas aus der Ehe mit Giselbert erhalten hatte. Auf der anderen Seite wissen wir nicht, ob die erste Tochter aufwuchs oder früh starb; vom Lebensalter bei der Hochzeit her könnte Mathilde durchaus erst Anfang 948 geboren sein, ja, dieses Alter von etwa 16 war damals üblicher als das von 20/21. Für Brandenburg ergab sich das Problem nicht, da er die Geburtsangabe der zweiten Tochter und diese selbst übersah, und für Mathilde das Geburtsdatum "ca. 943" einsetzte. Ich setze, der Klarheit halber, aber mit allem Vorbehalt, Mathilde als die ältere der beiden Töchter Ludwigs IV.ein.

    Treffer Gerd: Seite 65-66, "Die französischen Königinnen"

    Gerberge - vom Witwenstand zur Krönung
    Gemahlin Ludwigs IV. von Übersee (* 921; König: 936-954); Geboren: um 915 - Heirat: 939 - + 5. Mai 984

    936 also kehrt Ludwig, der Sohn Karls III. des Einfältigen, und der Otgive, auf den Thron zurück und wird in Reims nach einem fortan streng beobachteten Zeremoniell gekrönt. Der junge König beweist bald seine moralischen und intellektuellen Qualitäten, körperliche Kraft und außergewöhnliche Geschicklichkeit, die selbst die rauhen Barone beeindrucken.
    939 heiratet er Gerberge, die Tochter des deutschen Königs und Kaisers HEINRICH I. [Richtig ist, daß HEINRICH I. nie Kaiser war.] und der Mathilde von Ringelheim, zwar Witwe, aber eine wegen ihrer hohen Abstammung überaus begehrten Partie. 934 hatte sie sich mit Giselbert, dem Herzog von Lothringen, verheiratet, einen unbeständigen Ehrgeizling, der bald seinen Suzerän, den König von Frankreich, bald dessen Gegner, den deutschen König OTTO I., Gerbeges Bruder, unterstützt hatte. Nach einer Niederlage gegen OTTO hatte er versucht, sich durch einen Fluß schwimmend zu retten und war dabei ertrunken. Im Jahr nach ihrer Heirat mit Ludwig wird Gerberge feierlich zru Königin gekrönt. Gerberge, die schon Kinder von ihrem ersten Mann hat, wird Ludwig eine zahlreiche Nachkommenschaft bescheren: eine Tochter und sechs Söhne, Lothar, der älteste, wird 941 geboren. Er wird der nächste König sein.
    Gerberge ist eine intelligente, gebildete Frau - und eine energische. Sie wird ihren Mann in allen Wechselfällen seines Lebens tatsächlich zur Seite stehen. Seine Vasallen setzen ihm schwer zu, vor allem der Frankenherzog Hugues der Große. Im Verlaufe einer dieser Auseinandersetzungen muß Ludwig nach Burgund reisen, um sich Hilfe zu holen - Gerberge vertraut er die Verteidigung des belagerten Laon an. Sie organisiert und leitet die Verteidigung ebenso geschickt wie energisch. 945 nimmt Hugues der Große Ludwig in Rouen gefangen. Wieder ist es Gerberge, die ihren Mann befreit und es ihm ermöglicht, den Thron zu behaupten. Sie hat eine Gruppe von kirchlichen und adligen Geiseln zusammengestellt. Und Gerberge ist es, die ihren Bruder OTTO I. zu Hilfe ruft, um mit dem rebellischen Vasallen zu Rande zu kommen. 953 bringt sie es zustande, daß sich ihr Gemahl und Hugues versöhnen. 954 stürzt Ludwig bei einem Ausritt in der Gegend von Reims vom Pferd und stirbt. Gerberge ist zum zweiten Mal Witwe. Wie schon ihre Schwiegermutter vor ihr setzt sie fortan alles daran, ihrem 13-jährigen Sohn Lotharden Weg zum Thron zu ebnen.
    Die Situation ist verwirrend. Hugues der Große - Sohn König Roberts I. und Schwager König Raouls - erhebt ebenfalls Rechte. Verhandlungen finden statt. Gerberge wirft all ihre Beziehungen zum deutschen Kaiserhaus [Richtig ist: Zu diesem Zeitpunkt gab es kein deutsches Kaiserhaus, denn OTTO I. wurde erst 962 zum Kaiser gekrönt] in die Waagschale. Hugues tritt zurück - fordert aber zum Ausgleich Aquitanien und das Herzogtum Burgund, reiche und mächtige Gebiete, die ihm großen Einfluß versprechen. Gerberges Sohn Lothar wird also 954 über ein stark geschrumpftes Königreich herrschen. Doch Gerberge gibt nicht auf. Sie fädelt eine recht geschickte politische Ehe für Lothar ein: mit Emma, der Tochter Lothars II. von Italien und der Stieftochter Kaiser OTTOS I. - ihres Bruders. [Emmas Mutter, Adelheid von Burgund, hatte sich mit ihm wiederverheiratet.] Ihre Schwiegertochter ist sozusagen ihre Stiefnichte.
    Bei seinen Versuchen Lothringen zu gewinnen, stößt der König von Frankreich gleichwohl auf den Widerstand seines kaiserlichen Onkels. 978 muß Gerberge zusehen, wie die Armeen ihres eigenen Bruders [Richtig ist: OTTO I. war bereits 973 gestorben. Den Einfall nach Frankreich leitete Gerberges Neffe OTTO II.] in das Königreich ihres Sohnes eindringen und bis vor die Tore von Paris stoßen. Es kommt zum Waffenstillstand. König Lothar wird ihn nutzen, um seine Sohn Ludwig V., der erst 11 Jahre alt ist, krönen zu lassen und damit die Erblichkeit der Königswürde - gegen die Wahlmonarchie durch die großen Barone - wiederherzustellen.
    Nach einem Leben voller Aufregungen und Kämpfe stirbt Gerberge 984 [zum Todesjahr siehe den folgenden Artikel von W. Glocker] im Alter von 69 Jahren: Sie wird in der Kirche Saint-Remi zu Reims neben Ludwig IV. "von Übersee"begraben, den sie um 30 Jahre überlebt hat. Ein moderner Biograph notiert: "Sie war eine der großen Königinnen der karolingischen Dynastie."

    Glocker Winfrid: Seite 272, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    IV 4 Gerberga
    * c 913/14, + nach 968 am V 5
    929 1. oo Giselbert Herzog von Lothringen, c 880, + 939 X 2
    939 2. oo Ludwig IV. König im westfränkischen Reich, * 920 IX 10/921 IX 10, + 954 IX 10

    Gerberga ist als Tochter König HEINRICHS I. bei Widukind I c., S. 43, und durch den Continuator Regionis a. 929, S. 158 bezeugt. In D O I. 317 nennt König OTTO I. die Königin Gerberga seine Schwester. Zum Geburtsjahr der Gerberga vergleiche Köpke-Dümmler S. 16. Der Todestag ist im Epitaphium Gerberga in St. Remi zu Reims, gedruckt MG. Poet. lat. Bd. 5, S. 286 f., genannt. Das Todesjahr Gerbergas ist ein besonders Problem, auf das näher eingegangen werden muß. In den Quellen ist Gerberga letztmals als lebend kurz vor dem Tod der eigenen Mutter, der Königin Mathilde (+ 968 III 14), bezeugt: Gerberga schickte ihrer Mutter ein mit Gold besticktes Tuch, das dann aber erst nach dem Ableben der Königin Mathilde eintraf und so zum Einhüllen von Mathildes Leichnam Verwendung fand; vgl. Köpke-Dümmler S. 441.
    Von diesem letzten Auftreten in den Quellen ausgehend, setzten Kalckstein, Königtum S. 322 f., und Lot, Derniers S. 62 mit Anm. 3, den Tod Gerbergas in das Jahr 969; die NBD-Redaktion entschied sich in dem einschlägigen Artikel in NBD Bd. 6, S. 256, für 968 oder 969. Dagegen hat Werner VI, 12 und VI, 47 wie bereits Brandenburg VI, 38 und VI, 33 das Sterbejahr 984, wobei sich Werner als Nachweis auf Brandenburg bezieht. Dieser hat seinerseits als Fundstelle Lauer, Louis IV. S. 231, was eine Fehlinformation ist, da hier der Todesnachweis für Gerberga mit dem für ihren zweiten Gemahl, König Ludwig IV., verwechselt ist. Das Sterbejahr 984 findet sich schon bei Böttger, Brunonen S. 274 (1865), dort allerdings ohne jeglichen Nachweis. Scheid, Origines Guelficae IV S. 446, Anm. **, berichtet, er habe das Todesjahr der Königin Gerberga aus keiner ihm bekannten Quelle ermitteln können. Auch Leibnitz, Annales imperii Bd. 3, S. 378, konstatiert, das Todesjahr Gerbergas sei nirgends mitgeteilt, stellt aber die Grabinschrift dann zum Jahr 977.
    Strecker hat in seiner Edition des Epitaphiums in der zugehörigen Fußnote den Forschungsstand skizziert und resümiert, man nehme in der Forschung gemeinhin jetzt das Jahr 984 an. Mir ist trotz intensiver Suche nicht gelungen, herauszubekommen, worauf sich eigentlich die Angabe 984 stützt. Doch scheint mir dieses Jahr 984 auf die Briefsammlung Gerberts von Auriallac hinzudeuten, wo möglicherweise in der zahlreichen älteren Editionen (vgl. zu diesen in der Ausgabe von Weigle S. 16 ff.) ein Briefkonzept auf Gerberga hin interpretiert worden sein könnte; in der neuesten Ausgabe der Briefe Gerberts ist eine solche Identifizierung jedoch nicht vorgenommen worden. Wie wichtig es ist, sich die skizzierte Unklarheit zum Sterbejahr der Gerberga zu vergegenwärtigen, zeigt Althoff, Adelsfamilien S. 161 ff., wo mit dem Todesjahr 984 wegen der Wirren um die Nachfolge Kaiser OTTOS II. (Usurpationsversuch Heinrichs des Zänkers!) erklärt wird, warum der Todestag der Königin Gerberga unter denen der OTTONEN-Familie als einziger nicht in das Merseburger Nekrolog aufgenommen ist; bei einem Sterbejahr 968 oder 969 ließe sich jedoch an Unsicherheit der neuen Quedlinburger Äbtissin Mathilde denken.
    Die Vermählung Gerbergas, der Tochter König HEINRICHS I., mit Herzog Giselbert von Lothringen bezeugen die Annales S. Maximini a. 929, SS IV 6; die weiteren Quellenbelege sind bei BO. 22b zusammengestellt. Der zeitliche Ansatz dieser Eheschließung ist in der Forschung strittig. Wir folgen wie Köpke-Dümmler S. 16 und Werner VI, 12 dem Jahr der Annales S. Maximini, während sich Waitz S. 121 f. und BO. 22b für Sommer 928 entschieden, da die Annales S. Maximini in ihren Nachrichten des Jahres 930 (Heirat des sächsischen Königs-Sohnes OTTO mit Edgith, Tod König Karls des Einfältigen) um ein Jahr vorausdatiert worden sind und dann folglich auch die Heirat Gerbergas mit Giselbert ein Jahr zu spät stände. Doch läßt sich bei einem Ansatz dieser Hochzeit für 929 an einen Zusammenhang mit der Hausordnung desselben Jahres denken; vgl. zur Bedeutung dieser Hausordnung für die familiären Verhältnisse des Königs Schmid, Thronfolge S. 439 bis 442. Zur Zeit der Hausordnung muß die Ehe Gerbergas aber schon bestanden haben, wie aus den damals angefertigten Gedenkbucheinträgen in den beiden Verbrüderungsbüchern von St. Gallen (col. 265, Piper S. 84) und dem Kloster Reichenau (pag. 63) ganz eindeutig hervorgeht. Zu den REGINAREN, der Familie Herzog Giselberts, vgl. Werner V, 11 und VI, 12-VI, 14, Knetsch, Brabant S. 12 zu III 4, sowie zur politischen Bedeutung der REGINARE Hlawitschka, Lotharingien passim. Herzog Giselbert hatte, wie Vanderkindere, Formation Bd. 2, S. 163 f., annimmt, wohl die Grafenrechte im Lüttichgau; vgl. dazu auch Nonn, Pagus S. 103.
    König Ludwig IV. "der Überseeische", ein Sohn König Karls III. des Einfältigen und dessen dritter Gemahlin Eadgifu (einer Schwester der Königin Edgith), mußte nach der Absetzung und Inhaftierung seines Vaters (923) nach England fliehen. Auch für die Familie Ludwigs IV. und seine eigene Person sind die Daten und Belege bei Werner V, 38 und VI, 37-47 zusammengestellt.

    Barth Rüdiger E.:, "Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert"

    Gerberga brachte ihrem Gemahl das Mitgiftsgut Sprimont unweit des Doppelklosters Stablo-Malmedy mit in die Ehe.
    Laut Flodoard und Richer blieb der Meersener Besitz der Witwe Giselberts, Schwester OTTOS I., auch nach 939 ihr Eigentum, anscheinend sogar bis zu ihrem Tod im Jahr 968.

    Mohr Walter: Band I Seite 30, "Geschichte des Herzogtums Lothringen"

    Da Giselbert einen unmündigen Sohn Heinrich hinterlassen hatte, konnte sich Ludwig IV. einen maßgeblichen Einfluß auf die lothringischen Angelegenheiten erhoffen, wenn er dessen Mutter Gerberga heiratete. Über deren Stellung unmittelbar nach dem Tode ihres Gemahls berichtet nur der später schreibende Liutprand von Cremona. Danach soll ihr und König OTTOS Bruder Heinrich zu ihr geflüchtet sein, doch habe sie ihm keinen Schutz gewährt, um nicht des Königs Zorn auf sich zu laden. Somit hätte sie also zur Seite des ostfränkischen Königs gehalten. Darin widerspricht sich indes Liutprand selbst, der an anderer Stelle erzählt, OTTO habe dem Herzog von Bayern seine Schwester zur Gemahlin versprochen, falls er ihrer habhaft werden könne. Hier spielt also offensichtlich viel Anekdotenhaftes mit. Aus allen übrigen Berichten über die Heirat Ludwigs IV. mit Gerberga ist keinerlei Widerstand von ihrer Seite gegen diese Verbindung zu ersehen.

    Glocker, Winfrid: Seite 28-46, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    III. Gerberga und Hadwig, die Schwestern Ottos des Großen

    Gerberga, die eine der beiden Schwestern OTTOS DES GROSSEN, wurde im Sommer 928 mit dem Lothringer-Herzog Giselbert vermählt. Nach dem Tode ihres Gatten wandte sich Gerberga an Ludwig IV., den westfränkischen König, der sie als seine Gemahlin heimführte. Schon zwei Jahre vor dieser Eheschließung war die andere der Schwestern, Hadwig, die Gemahlin Herzog Hugos von Franzien, des innenpolitischen Hauptgegners Ludwigs IV., geworden. Unser Wissen über Hadwig ist jedoch nur sehr schmal und steht zudem in einem inneren Zusammenhang mit der Geschichte Gerbergas: daher bietet es sich an, die beiden Schwestern in einem Kapitel gemeinsam zu behandeln.

    1. Die Ehe Gerbergas mit dem Lothringer-Herzog Giselbert
    Gerberga war die ältere der Töchter König HEINRICHS I. und der Königin Mathilde. Im Sommer 928 vermählte der ostfränkische König diese Tochter - sie dürfte damals etwa 15 bis 16 Jahre alt gewesen sein - mit dem Herzog der Lothringer.
    "Giselbert wurde der Schwiegersohn des Königs..., und HEINRICH hatte eine ganz nahe Verwandte als Vertreterin seiner Sache an der Seite des lothringischen Herzogs". Es ist bekannt, daß Ehebündnisse friedenstiftenden Charakter haben. So sollte auch Gerberga mit ihrer Heirat ein Band der neuen Verwandtschaft zwischen dem O-Reich, das eben erst dabei war, seine Identität zu finden, und Lothringen, das diesem werdenden Reich vor kurzer Zeit eingegliedert worden war, knüpfen. König HEINRICH betonte zugleich den hohen Rang, den er Giselbert zuerkannte, indem er ihm seine Tochter zur Frau gab. Mit einer solchen Perspektive dürfte Gerberga die Reise in ihre neue Heimat angetreten haben. Sie war mit Sicherheit jedoch viel zu jung, um nicht dazu aus ihrer neuen Umgebung wesentliche und stark prägende Eindrücke in sich aufzunehmen.
    Zwischen den Erwartungen, die das junge ostfränkische Reich an die Lothringer stellte, und dem Selbstverständnis der Lothringer war es bereits in früheren Jahren zu Spannungen gekommen. Im Bonner Vertrag von 921 war HEINRICH als "rex Francorum" in die fränkische Reichstradition eingetreten und legitimierte hiermit zugleich auch seinen Anspruch auf Lothringen. Einem solchen Anspruch des ostfränkischen Reiches stand aber das traditionelle Streben der Lothringer nach Selbständigkeit entgegen. "Die Eingliederung Lotharingiens in den werdenden Reichsverband durch HEINRICH I. war... das Ergebnis einer zielstrebigen Politik... Dass HEINRICH die Eingliederung gelang, war dennoch keine Selbstverständlichkeit oder etwa gar das Ergebnis einer zwangsläufigen Entwicklung..." Die führenden Schichten im Gebiet zwischen Rhein und Maas betrachteten sich, wie wir mit Sicherheit annehmen dürfen, nicht als integrierten Bestandteil eines einigen deutschen Reiches. Seit den ersten Teilungen des KARLS-Reiches schwankte die Zugehörigkeit dieses Kernraumes des einstigen Mittelreiches. Nur der rückblickende Historiker kann erkennen, welche epochale Wirkung die Entscheidung von 925 haben sollte, die für ein halbes Jahrtausend die Weichen stellte: den Zeitgenossen muß dies verborgen geblieben sein.
    Nicht nur die Lothringer mit ihren latenten Unabhängigkeitsstreben schienen einer Stabilisierung dieses Gebietes im Wege zu stehen, sondern auch der nie aufgegebene Anspruch der westfränkischen KAROLINGER auf dieses ihr Stammland: "In ihm konzentrierte sich die Masse des karolingischen Krongutes, hier lagen so manche wichtige Klöster des einstigen Reiches, wie Prüm, Echternach, Malmedy-Stablo, Nivelles und Lobbes, Gorze, Senones, Moyenmoutier und Remiremont und ebenso die für die damaligen Zeiten angesehenen Städte Köln, Trier, Metz, Toul, Verdun und Straßburg, Lüttich, Utrecht und Cambrai, die zugleich Bischöfe, Domkirchen und bedeutende Klöster beherbergten..."
    Durch die Ohnmacht der westfränkischen KAROLINGER war Lothringen 879/80 in den Verträgen von Verdun und Ribemont an das O-Reich gekommen. Mit dem Tode König Ludwigs des Kindes verfiel jedoch auch dort die politische Macht. Diese Gunst der Stunde nützte der westfränkische König Karl der Einfältige, um seine Ansprüche auf das karolingische Stammland wieder zur Geltung zu bringen: die lothringischen Großen verließen ihren König und brachten mit diesem Akt ihr Eigenständigkeitsbewußtsein deutlich zum Ausdruck.
    Dieses Selbstverständnis der Lothringer ist historisch begründet. Bei seinem Versuch, ganz Lothringen in seine Hand zu bringen, hatte sich KARL DER KAHLE 869 in einer eigenen Wahlhandlung zum König von Lothringen krönen lassen. Auch seine Nachfolger kamen nicht an der Sonderrolle des lothringischen Raumes vorbei, und dies um so weniger, je schwächer der jeweilige Herrscher war. Kaiser ARNULF setzte Zwentibold als Unterkönig ein, unter Ludwig dem Kind sollte der Graf Gebhard aus der Familie der KONRADINER die Reichsrechte in der Funktion eines Statthalters wahren. Beide Versuche scheiterten jedoch am Selbstbewußtsein eines Adels, der aus den Wirren der KAROLINGER-Zeit als Sieger hervorgegangen war und sich nun einem Oberkönigtum nicht mehr bedingungslos unterwerfen wollte. Die mächtigste Stellung unter den Großen Lothringens hatte die Familie der REGINARE inne; zu dieser Familie zählte auch Giselbert, der Bräutigam der ostfränkischen Königstochter. Ihre Macht stützten die REGINARE auf reiche Besitzungen im Gebiet der unteren Maas. So war bereits Reginar I., der Vater Giselberts, der führende Mann bei der Entscheidung von 911 gewesen, sich vom O-Reich zu trennen. Wie wir aus der Politik seines Sohnes ab 915 deutlich erkennen können, muß diese Entscheidung von der Absicht getragen gewesen sein, eine unabhängigere Stellung zwischen den Reichen zu gewinnen. So zögerte Giselbert keine Minute, als König Karl III. der Einfältige versuchte, gerade von Lothringen aus seine Macht neu zu etablieren, und leitete einen Aufstand gegen den westfränkischen König in die Wege. Bei einem Erfolg hätte sich Giselbert unter Umständen sogar zum König der Lothringer krönen lassen. König Karl konnte aber doch noch einmal seine Oberhoheit über Giselbert behaupten, was auch König HEINRICH I. im Bonner Vertrag von 921 anerkennen mußte. Die Entmachtung Karls in den folgenden Jahren ermöglichte nun erst das neue Bündnis zwischen Giselbert und König HEINRICH I.: Lothringen wurde nach der Art und der Rechtsstellung eines Stammesherzogtums in das ostfränkische Reich eingegliedert, obwohl es von keinem eigenen Stamm getragen wurde.
    Eine gewisse Zeit lang scheint die gegenseitige Respektierung ein gutes Auskommen zwischen König und Herzog ermöglicht zu haben. So ließ Herzog Giselbert seinen königlichen Schwiegervater und "senior" (dies als Zeichen für die lehensrechtliche Bindung an König HEINRICH I.) in ein Familiengebetsgedenken mit einbeziehen.
    Aber letztlich wartete Giselbert doch nur auf eine Gelegenheit, um sich aus der Abhängigkeit vom O-Reich wieder lösen zu können. Diese Gelegenheit bot sich 939 beim Aufstand Heinrichs, des jüngeren Bruders König OTTOS I. Wie der neue König durch die Wahl Aachens als Krönungsort und durch das Krönungszeremoniell gezeigt hatte, dachte er überhaupt nicht daran, Lothringen weiterhin eine Sonderstellung unter den Stammesherzogtümern zuzugestehen. Die Vermutung, die Liutprand von Cremona äußert, Giselbert habe selbst nach dem Königtum gestrebt, ist wohl nicht ganz von der Hand zu weisen. Giselbert, dem jungen Heinrich an Reife und politischer Erfahrung weit voraus, dürfte sich für die Unterstützung mit handfesten Zusicherungen haben bezahlen lassen: er wird ein lothringisches Sonderkönigtum als sein mindestes Ziel angestrebt gaben. In dieser skizzierten politischen Situation fällt nun in einer bisher wenig beachteten Quelle, der Translatio s. Servatii, ein Licht auf das politische Wirken der Gerberga an der Seite ihres Mannes:
    "'Erat',...'domne imperator, matrona quedam dicta Gerberia, imperatoris soror OTTONIS, et hec Giselberti uxor, omnium Lotharie principum eo tempore nobilioris atque ditioris. Illis sane diebus pax erat et concordia universi regni in partibus, sed non diuturna, quia cicius transitura. Nam multi ex principibus insurgunt in regem, eumque deponerequerunt, memoratum Giselbertum elevare in regni solium volunt. At ille, ut iustus, ut bonus, eis adquiescere noluit, sed viriliter restitit et fortiter, vehementer abhorrens hoc scelus et nefas. Quid plura ? Eius auxilio tandem OTTO remasit in regno, ipse mercedis benedictione accepto ducatus Lotharici honore, redit domum, indicat uxori. At illa nimio furore accensa, maritum despexit, nec ultra ad eum accessit, quia eius inscicia, dum fratre minor non esset er genere ingenii et virtute, sibi regnare non licuit... Idcirco, domine, non iniusta huius matronae indignatio. Dux vero non ferens iniuriam coniugis, non ferens obpropria homium, invasit regnum, vastavit atque spoliavit. Cognovit rex, et quia non potuit sustinere eum, velociter transivit Renum. In parte illa positus, magnum congregavit exercitum, adversarius autem, paucis secum retentis, venit post eum; occurrunt et speculatores regis, et inventum occiderunt. Quem enim, fratres, non perdit mens impia, mens perversa mulierum?...'"
    Iocundus, ein wahrscheinlich aus Frankreich stammender Mönch, verfaßte 1088 einen Bericht über die Wunder bei der Übertragung der Reliquien des heiligen Servatius und schloß eine Geschichte Maastrichts von den ältesten Zeiten bis zu Kaiser HEINRICH IV. an, in der jedoch ältere Vorlagen mit verarbeitet sind. Bei dieser Gelegenheit kommt er auch auf Herzog Giselbert zu sprechen und vertritt die Meinung, es sei Gerberga gewesen, die ihren Gemahl zum Aufstand gegen König OTTO I. angestachelt und somit Giselberts Tod verschuldet habe. Wenn man diesen Bericht wörtlich nimmt, so müßte man mit Robert Konrad (der in den 1960-er Jahren erstmals auf diese wenig beachtete Quelle aufmerksam machte) in Gerberga eine machthungrige Frau sehen, die, von politischem Ehrgeiz besessen, gegen die Famileininteressen der OTTONEN handelte. Als erstes wäre die Frage zu klären, inwieweit Gerberga überhaupt noch ein Zugehörigkeitsgefühl zur Familie ihrer Geschwister gehabt haben könnte: nach germanischem Bewußtsein war sie ja durch Heirat in die Familie ihres Gemahls übergetreten. Zum zweiten müßten wir fragen, ob ein Mann wie Giselbert, der im Laufe seiner politischen Karriere einige Erfahrung in Sachen Aufstand gegen den jeweiligen Herrscher hatte gewinnen können, zu einem derartigen Vorhaben überhaupt die Ermunterung durch seine wesentlich jüngere Frau nötig gehabt hätte. Der Annalist Flodoard unterstellt es Giselbert, selbst nach dem Königtum gestrebt zu haben. Auch die Politik, die eigene Stellung möglichst unabhängig von der königlichen Herrschaft zu halten, liegt so sehr in der Familientradition der Reginare, daß wir eine Initiative Gerbergas, die Giselbert erst zu einer Beteiligung am Aufstand Heinrichs hätte überreden müssen, mit Sicherheit ausschließen können.
    Die Aussagen der Translatio s. Servatii können wir jedoch mit einer Relativierung durchaus verwenden, um die Rolle Gerbergas genauer einzuschätzen: Gerberga dürfte sich spätestens zu dieser Zeit die Anschauung ihres Gemahls völlig zu eigen gemacht haben. Anstatt die Loyalität Lothringens gegenüber dem Reich zu garantieren, wie es ihr Vater, König HEINRICH, bei der Eheschließung erwartet haben dürfte, vertrat die Gemahlin des Lothringer-Herzogs nun die Unabhängigkeit des Rhein-Maas-Landes und besaß an der Seite Giselberts soviel politisches Gewicht, dass sie der Vorlage des Iocundus der Erwähnung wert erschien. Die Absichten und Pläne Gerbergas dürfen nicht einfach mit denjenigen ihres Bruders OTTO oder etwa mit ottonischen Familieninteressen gleichgesetzt werden. Dies zeigt der weitere Lebensweg Gerbergas ganz deutlich.
    2. Die Heirat Gerbergas mit König Ludwig IV. Transmarinus
    "Mit dem Urenkel Kaiser LOTHARS versank der Traum eines lothringischen Reiches für immer in den Fluten des Rheines." Der nunmehrigen Witwe Gerberga stellte sich die Frage, wie sie ihre Zukunft gestalten sollte: sie hatte die Möglichkeit, den Widerstand ihres verstorbenen Gatten fortzusetzen, hätte sich aber auch ihrem Bruder, König OTTO I., zur Verfügung stellen können. An besonderer Brisanz gewann diese Frage durch das germanische Rechtsdenken, nach dem eine Frau nicht selbständig handeln konnte, sondern der "munt" eines Mannes bedurfte. Dieser Mann war zuerst ihr Vater, dann in der Regel der Ehemann. Starb der Gemahl einer Frau, ging sie meist wieder in die "munt" ihres Vaters bzw. dessen nächsten noch lebenden männlichen Verwandten zurück. So hatte König OTTO schon begonnen, sich als nächster und ältester männlicher Verwandter um das weitere Schicksal seiner Schwester zu kümmern: er machte Herzog Berthold von Bayern das Angebot, die Witwe Gerberga zur Ehe heimzuführen. Berthold wollte aber lieber auf die Tochter Herzog Giselberts und der Gerberga warten, die ihm ebenfalls von König OTTO alternativ als Braut vorgeschlagen worden war, aber das heiratsfähige Alter noch nicht erreicht hatte.
    In dieser Situation können wir nun ein eigenständiges politisches Handeln der Gerberga beobachten. Sie entschloß sich, den Widerstand gegen ihren Bruder, König OTTO, nicht fortzusetzen, und verweigerte folgerichtig ihrem Bruder Heinrich das erbetene Asyl auf der Burg Chevremont, wohl um den Zorn OTTOS DES GROSSEN nicht unnötig herauszufordern. Andererseits begab sie sich aber auch nicht in die "munt" ihres Bruders, sondern nahm die Werbung des westfränkischen Königs, Ludwigs IV. Transmarinus, an. An der Seite des um sieben Jahre jüngeren Ludwig konnte sich Gerberga ihr politisches Wirkungsfeld erhalten, während Ludwig IV. einen zusätzlichen Rechtstitel auf Lothringen erwarb, auch wenn er OTTO vorläufig militärisch das Feld räumen mußte. Das Mitleid König Ludwigs mit der armen Witwe, von dem uns der Chronist Richer von St. Remi berichtet, ist wohl ähnlich zu bewerten wie die gleichklingenden angeblichen Absichten, die OTTO DER GROSSE gehegt haben soll, als er um die schöne Witwe Adelheid warb, wie uns dies die Nonne Hrotsvith von Gandersheim so herzergreifend geschildert hat. Die Heirat mit einer Tochter König HEINRICHS I. bot für König Ludwig IV. allerdings noch einen weiteren Pluspunkt: er konnte in seinen verwandtschaftlichen Beziehungen mit dem innenpolitischen Hauptgegner gleichziehen: Herzog Hugo von Franzien war nämlich seit zwei Jahren mit der Schwester der Gerberga, mit Hadwig, verheiratet.
    3. Kurzer Abriß der Entwicklung im Westreich bis zum Regierungsantritt König Ludwigs IV. Transmarinus
    Um den inneren Konflikt im W-Reich besser verstehen zu können, in den nicht nur die beiden Schwestern König OTTOS I., sondern nach und nach auch er selbst mit einbezogen wurde, ist es hilfreich, sich die Vorgeschichte des Regierungsantritts König Ludwigs IV. zu vergegenwärtigen.
    Im Mittelpunkt der Geschichte des westfränkischen Reiches im 10. Jahrhundert stand das Ringen um die Francia, also um den zentralen Kernraum zwischen Rhein und Loire. An diesem Kampf beteiligten sich in wechselnden Gruppierungen und Bündnissen: der westfränkische König, die Grafen von Vermandois, das Haus FLANDERN und die Familie der ROBERTINER, die von Paris aus Besitz und Vasallen zwischen Seine und Maas an sich brachten.
    Wir setzen mit unserer Betrachtung ein in dem Moment, als sich Heribert II. von Vermandois (+ 943) durch Graf Arnulf I. von Flandern (918-965) im Norden in die Defensive gedrängt sah und sich daher bemühte, im Zentrum der Francia auf Kosten des Königs und der Kirche von Reims Boden zu gewinnen, um sich auf diese Weise wie die anderen Großen des westfränkischen Reiches ein "regnum" als Machtgrundlage zu schaffen.
    Die Auseinandersetzung zwischen Heribert II. von Vermandois und dem König Rudolf von Bourgogne gliedert sich in vier Phasen. Von 923 bis 926 herrschte gutes Einvernehmen zwischen beiden: Heribert unterstützte den König im Normannenkampf, Rudolf ließ es zu, daß Heriberts 5-jähriges Söhnchen zum Erzbischof von Reims geweiht wurde, wobei Heribert die Verwaltung der Reimser Territorien übernahm. In den Jahren 927 bis 929 kam es zum Bruch zwischen Rudolf und Heribert, als Heribert nach dem Tod des Grafen von Laon auch noch diese Grafschaft, die letzte Stütze des Königshauses für sich beanspruchte. Als es Heribert gelang, Bündnispartner auf seine Seite zu ziehen, sah sich König Rudolf gezwungen, Laon aufzugeben, um seinem Königtum wieder Anerkennung zu verschaffen. Die 3. Phase ist bestimmt durch den Bruch Heriberts und dem ROBERTINER Hugo von Neustrien, der sich bisher neutral bzw. vermittelnd verhalten hatte. Heribert machte den ROBERTINERN, obwohl er mit ihnen im doppelten Ehebündnis stand, Vasallen in der Francia abspenstig. Hugo ging darauf gemeinsam mit König Rudolf gegen Heribert vor und ließ an Stelle des kleinen Hugo Artold als Erzbischof von Reims einsetzen. Trotz aller Unterstützung aus Lothringen wäre Heribert in diesem Kampf unterlegen, wenn ihm nicht die Hilfe König HEINRICHS I. aus dem O-Reich zuteil geworden wäre. Im Dreikönigstreffen von Chiers 935 wurde Heribert fast völlig restituiert: die Verlierer bei dieser Regelung waren König Rudolf und noch mehr der ROBERTINER Hugo der Große, dem alle seine Gewinne gegen Heribert zunichte gemacht worden waren. Ein sächsisch-lothringisches Heer erzwang auch noch die Auslieferung von Saint Quentin an Heribert gemäß den Vereinbarungen; Hugo hatte diesen Ort in seiner Hand zu halten versucht.
    Hugo sah bei dieser Entwicklung nun nur noch eine Möglichkeit, die Stellung Heriberts zwischen Maas und Seine entscheidend zu treffen: er stellte nach dem Tode König Rudolfs das karolingische Königtum wieder her, da dieses in der Francia Anspruch auf die Besitzungen Heriberts erheben konnte. Auf Grund seiner starken Machtposition konnte Hugo autonom über die Nachfolge König Rudolfs entscheiden: eine Wahl fand überhaupt nicht statt. Ludwig, der Sohn König Karls des Einfältigen, kam aus seinem englischen Exil bei den Verwandten seiner Mutter über das Meer (daher der Beiname "Transmarinus") und mußte Hugo für die Restitution des Königtums der KAROLINGER teuer bezahlen: die Stellung Hugos ist in einem Diplom Ludwigs IV. mit den Worten "Francorum dux, qui est in omnibus regnis nostris secundus a nobis" charakterisiert. Doch kaum hatte der junge König die sicheren Pfalzen erreicht, zeigte er, daß er nicht daran dachte, sich auf Dauer von Hugo dem Großen bevormunden zu lassen. Erzbischof Artold wurde der neue Kanzler des Reiches; der König selbst stützte seine Macht auf Vasallen des Erzbischofs von Reims und auf einige Große der Francia, vor allem aber auf sein Bündnis mit Hugo dem Schwarzen von der Bourgogne.
    Die veränderte politische Situation förderte das Entstehen neuer Koalitionen. Hugo von Franzien und Heribert von Vermandois, die sich eben noch feindlich gegenüber gestanden hatten, verbündeten sich nun gegen König Ludwig IV. Und Hugo der Große vergaß die Nachteile, die ihm durch die Einmischung König HEINRICHS I. im Jahre 935 entstanden waren, und heiratete (wohl auf Vermittlung Heriberts) Hadwig, die Tochter des verstorbenen O-Frankenkönigs; sie war ja, wie wir wissen, die zweite Schwester OTTOS I., der seit einem Jahr die Krone des ostfränkischen Reiches trug.
    4. Die Heirat Hadwigs mit Hugo von Franzien
    Die zeitgenössischen historischen Quellen wissen nur wenig über diese Schwester OTTOS DES GROSSEN. Wenn sie überhaupt - wie Widukind, Flodoard und Hugo von Fleury - von ihrer Person Kenntnis haben, so ist ihnen der Name Hadwigs doch unbekannt, der uns in einer Urkunde ihres Vaters, König HEINRICH I., überliefert ist. Eine Urkunde Herzog Hugos von Franzien, des Gemahls der Hadwig, vom 14. September 937 ermöglicht uns die chronologische Einordnung dieser Vermählung.
    Wir wissen auch nicht, von welcher Seite die Initiative zu dem Ehebündnis zwischen dem ost- und westfränkischen Reich ausging. Philippe Lauer nahm an, es handle sich hier um "un pretexte [von Seiten OTTOS DES GROSSEN] pour intervenir en France" und tadelte in seiner eher nationalistischen Sicht der Geschichte des 10. Jahrhunderts wegen "les plus graves consequences... des invasions allemandes en France", die Folgeerscheinung dieser Politik werden sollten. August Heil dagegen sah die Initiative eher bei Hugo dem Großen, da dieser für den "beabsichtigten Kampf gegen Ludwig den nötigen Rückhalt" gesucht habe.
    Wohl beide Seiten erwarteten sich Vorteile aus dieser Vermählung: Hugo suchte (und fand) eine zusätzliche Stütze für seine Politik im ostfränkischen Reich, während OTTO I. ein zusätzliches Gewicht in die Waagschalen der lothringischen Frage legen konnte, einer Frage, die immer noch als unentschieden angesehen werden mußte.
    5. Die Einflußnahme Ottos und Bruns im Westreich
    König Ludwig IV. gelang es nicht, seinem Anspruch auf Lothringen mit realem politischen Gewicht durchzusetzen, den er in der Heirat mit der Witwe des lothringischen Herzogs hatte bekräftigen wollen. OTTO nutzte die Gelegenheit seines Aufenthaltes in Lothringen und traf sich mit den innenpolitischen Gegnern des westfränkischen Königs, obwohl dieser nun sein Schwager geworden war. Dieses Bündnis mit den Gegnern Ludwigs nahm ein Jahr später sogar vasallitische Formen an: "Hugo et Heribertus... Othoni regi obviam proficiscuntur; cui conjuncti at Atiniacum eum perducunt, ibique cum Rotgario comite ipsi Othoni sese commitunt." König Ludwig wurde so durch dieses Bündnis in die Zange genommen, konnte sich nicht behaupten und mußte nach militärischen Niederlagen gegen Hugo und OTTO 942 das faktische Scheitern seiner Pläne anerkennen: der ostfränkische König verblieb im Besitz Lothringens.
    Die ältere Forschung nahm an, es sei hauptsächlich Gerberga gewesen, die ihren Gemahl zu diesem Verzicht bestimmt habe. Doch gegen eine solche Hypothese lassen sich eine Reihe von Einwänden vorbringen: die politische Vorgeschichte Gerbergas, vor allem ihre eigenmächtige Heirat mit dem westfränkischen König, läßt es als wenig wahrscheinlich erscheinen, sie habe sich nun urplötzlich zum Anwalt der ostfränkisch-deutschen Interessen gemacht. Die Einwilligung der Witwe des lothringischen Herzogs in die neue Ehe mit Ludwig IV., deren politische Bedeutung Gerberga wohl kaum verborgen geblieben sein dürfte, und die Tatsache, dass Ludwig auch nach der Hochzeit seinen Kampf um Lothringen nicht aufgegeben hat, lassen erkennen, dass die Königin nicht bezüglich Lothringens Einfluß im Interesse der ottonischen Politik ausgeübt haben kann. Der Friedensschluß von Vise war weniger das Ergebnis eines familiären Komplotts als das Resultat einer tatsächlichen Überlegenheit OTTOS, einer Tatsache, die sicher auch die Königin Gerberga in Rechnung zu stellen wußte. Wenn sie daher ihren Mann tatsächlich zum Verzicht auf Lothringen bewogen haben sollte, so geschah das in seinem und nicht in OTTOS Interesse. Und noch eine weitere gewichtige Tatsache spricht gegen eine derartige Argumentation: der erstgeborene Sohn des französischen Königspaares, der im Jahr 941 das Licht der Welt erblickte, wurde auf den Namen Lothar getauft. Wir kennen die programmatische Bedeutung der Namensgebung im Mittelalter: in dieser Namenswahl für den präsumptiven Thronfolger läßt sich eine deutliche Manifestation des königlichen Willens sehen, den Anspruch auf das alte Kernland der KAROLINGER nicht aufzugeben.
    Der Frieden von Vise, mit dem OTTO zunächst eine neutrale Haltung einnahm, bedeutete für Ludwig nicht die endgültige Resignation: er nahm noch einmal den Kampf gegen die politische Übermacht seiner Gegner auf. Erst die Katastrophe von Rouen - Ludwig wurde gefangengenommen und an Hugo von Franzien ausgeliefert - bedeutete das Aus für alle Unternehmungen, dem Königtum der KAROLINGER wieder zu neuem Ansehen zu verhelfen. In dieser Krisensituation des westfränkischen Königtums tritt Gerberga wieder in das Licht der Geschichte: als Regentin weigerte sie sich, den Thronfolger Lothar als Geisel zu stellen, und sandte statt Lothar ihren zweitgeborenen Sohn Karl. Auf diese Weise kam der König frei: er mußte freilich auf Laon - ein Ort, der für das ohnehin nicht besonders starke Königtum der späten KAROLINGER besondere Wichtigkeit hatte und gerade für König Ludwig die letzte Basis seiner Macht gewesen war - verzichten. Ludwig wäre nun in die Rolle eines Schattenkönigs abgesunken, hätte nicht Gerberga den Anstoß für die große politische Umorientierung gegeben. Allen bisherigen Gegensätzen zum Trotz bat sie ihren Bruder OTTO I. um Hilfe und Schutz.
    Alle früher abgeschlossenen Bündnisse stürzten nun um. OTTO ergriff fortan die Partei des westfränkischen Königs gegen die Versuche Herzog Hugos, das Königtum im W-Reich völlig zu entmachten. Nur kurze Zeit später unternahmen die neuen Verbündeten einen Feldzug gegen die Gegner Ludwigs IV., der König OTTO und das ostfränkische Heer bis vor die Tore von Paris und Rouen führte. Auch in den folgenden Jahren blieb die Zusammenarbeit zwischen den beiden Schwägern eng: Ludwig und OTTO trafen sich zwischen 946 und 950 fünfmal: das Osterfest 949 verbrachte Gerberga bei ihrem Bruder OTTO DEM GROSSEN in Aachen "regressa Remos...cum fraterni auxilii pollicitatione". Ein Jahr zuvor war auf der Synode zu Ingelheim, also auf dem Gebiet des ostfränkischen Reiches, der seit Jahren schwelende Reimser Bischofsstreit entschieden worden. Der Kandidat König Ludwigs, Artold, wurde durch päpstliche Entscheidung erneut bestätigt, und hiermit war implizit das Königtum Ludwigs unter die Garantie König OTTOS und des Papstes genommen worden. Eine solche Politik brachte es zwangsläufig mit sich, daß der ostfränkische König zu einem bestimmenden Faktor in der westfränkischen Innenpolitik wurde. Am deutlichsten können wir dies an der Synode zu Ingelheim beobachten, bei der auf ostfränkischem Boden unter Beteiligung deutscher und französischer Prälaten über eine Angelegenheit der Politik und der Kirche des Westreiches entschieden wurde. Die Verwandtschaft der Königin Gerberga zu den OTTONEN und ihre politische Wendigkeit verlängerte die Herrschaft der KAROLINGER im Westen um Jahrzehnte.
    Gerberga ließ sich beim Abschluß von Bündnissen immer von den jeweiligen politischen Notwendigkeiten leiten, wie dies die Koalitionen, die sie seit 942 abschloß, deutlich zeigen. 953 vermittelte sie einen Waffenstillstand zwischen König Ludwig und ihrem Schwager Hugo dem Großen. Zwei Jahre später kam ihr Gatte, König Ludwig, bei einem Jagdunfall ums Leben. Hätte sich Gerberga, nun zum zweiten Mal Witwe geworden, allein an den deutschen König gewandt, wäre das französische Königtum auch formell dem deutschen unterstellt worden: OTTO wäre jetzt noch der äußeren Form nach in die Stellung eines großfränkischen Herrschers hineingewachsen. Doch Gerberga handelte anders: sie wandte sich an den bisher schärfsten Rivalen, Herzog Hugo von Franzien, und konnte tatsächlich die Unterstützung Hugos (der, was wir nicht vergessen dürfen, ja Gerbergas Schwager war) für die Wahl ihres Sohnes (und Hugos Neffen), des minderjährigen Lothar, zum westfränkischen König erhalten. Man kann nur Vermutungen anstellen, welche Motive Herzog Hugo bewogen haben, nicht die Schwäche des Königtums und der Königin Gerberga auszunutzen und sich nicht selbst die französische Königskrone aufs Haupt zu setzen. Vielleicht fürchtete er den Widerstand König OTTOS I., möglicherweise fühlte er aber schon seinen Tod herannahen. Zudem blieb er auch unter einem noch minderjährigen König Lothar der starke Mann im westfränkischen Reich.
    Als Hugo der Große im Jahr 956 starb, war Königin Gerberga die unumstrittene Regentin Frankreichs. In dieser dritten Phase ihres politischen Wirkens war die Zusammenarbeit mit den übrigen Mitgliedern der sächsischen Königsfamilie am engsten. Die Macht und das Ansehen OTTOS DES GROSSEN hatten nach seinem Sieg in der Lechfeldschlacht ihren Höhepunkt erreicht. Nach dem Tod König Ludwigs IV. und Herzog Hugos des Großen konnte zudem keiner von den beteiligten Parteien mehr versuchen, den einen gegen den anderen auszuspielen. Die Regierung des westfränkischen Reiches lag praktisch in den Händen eines ottonischen Familienrates, in den Händen von Gerberga, Hadwig und Brun, dem Erzbischof von Köln und Bruder OTTOS DES GROSSEN. Nun, nach dem Tod ihres Gemahls, Hugo der Große, tritt auch Hadwig aus dessen Schatten heraus und findet in der Geschichtsschreibung Erwähnung. Brun waltete im Auftrag König OTTOS "als eine Art Reichsverweser, an der Spitze eines ottonischen Familienrates,... in den Landen zwischen Rhein und Loire".
    Die starke Anlehnung an die Mitglieder der liudolfingischen Familie garantierte Gerberga zwar auf der einen Seite den Erhalt des Status quo zwischen den führenden Familien Frankreichs und damit das Königtum ihres Sohnes Lothar, erforderte aber auf der anderen Seite ein starkes Entgegenkommen gegenüber ihrem Bruder Brun. So war sie 957 gezwungen, an einem Feldzug Bruns gegen die Familie der REGINARE, also gegen die Verwandten ihres ersten Gemahls, teilzunehmen. Ein Jahr zuvor hatte Brun dafür gesorgt, dass Gerberga ihr Witwengut zurückerhielt. 959 verbrachten Gerberga und ihr Sohn, König Lothar - Hadwig war wohl Anfang dieses Jahres verstorben - gemeinsam mit Brun das Osterfest in Köln; bei dieser Gelegenheit mußte Lothar in aller Form auf jegliche Ansprüche auf Lothringen verzichten. Möglicherweise wollte Brun hiermit mehr dem Einfluß seiner Schwester, der Königin-Mutter Gerberga, auf den jungen König Lothar vorbeugen, wenn er von Lothar "securitas" für Lothringen verlangte. Denn die Königin Gerberga wie auch ihre Schwester Hadwig dürften in erster Linie die Interessen ihrer Söhne Lothar und Hugo (Capet) im Auge gehabt haben und nicht diejenigen ihrer Brüder, also die Interessen von OTTO DEM GROSSEN und Brun; beide werden versucht haben, den Kindern für die Zukunft alle politischen Möglichkeiten offenzuhalten.
    Über die Grundlinien der Politik vergaß Gerberga jedoch nicht die Erfordernisse des Augenblicks. Nach dem Tod Erzbischof Artolds von Reims (des Erzbischofs, der im Jahr 948 von der Synode zu Ingelheim bestätigt worden war) versuchte das Haus VERMANDOIS erneut, seinen Kandidaten Hugo durchzusetzen. Gerberga bat ihren Bruder Brun um Hilfe: ihr gemeinsamer Kandidat Odelrich wurde zum Erzbischof von Reims gewählt. Mit diesem Mann hat Brun zugleich einen seiner Schüler auf den Erzbischofsstuhl dieser wichtigen Diozöse gebracht.
    Höhepunkt - und Abschluß - der "Familienregierung" im westfränkisch-französischen Reich war der Kölner Hoftag im Juni 965: als unumstrittener Hegemon sammelte Kaiser OTTO DER GROSSE seine Familienangehörigen um sich und zeigte sich in seiner neu gewonnenen Kaiserwürde. Auf diesem Hoftag wurde zudem ein neues Ehebündnis zwischen Ost- und Westreich geschlossen: der Kaiser verlobte seine Stieftochter Emma (die Tochter der Kaiserin Adelheid aus deren erster Ehe mit König Lothar von Italien) mit König Lothar von Frankreich.
    Von einer formalen Abhängigkeit des W-Reiches von Kaiser OTTO DEM GROSSEN kann aber auch zu diesem Zeitpunkt keine Rede sein, wenn sie rein äußerlich auch bestanden haben mag. Gerberga hinterließ bei ihrem Tod, der sie vier Jahre nach dem Tode ihres Bruders Bruno von Köln und vier Jahre vor dem Tod ihres ältesten Bruders OTTO DER GROSSE erteilen sollte, ihrem Sohn Lothar eine stabilere Herrschaft als diese Gerbergas Gemahl und Lothars Vater, König Ludwig IV., bei seiner Rückkehr auf das Festland vorgefunden hatte. Das politische Erbe seiner Mutter gab König Lothar die Chance, noch einmal nach der Herrschaft über das alte karolingische Kernland greifen zu können.
    6. Zusammenfassende Würdigung Gerbergas und Hadwigs
    König OTTO I. hatte das Hauptziel seiner W-Politik von seinem Vater HEINRICH I. geerbt: die Herrschaft über Lothringen zu sichern. Nur die Herrschaft über dieses alte karolingische Kernland ermöglichte es dem jungen Reiche König OTTOS I., das Übergewicht über das westfränkische Reich zu gewinnen und schließlich auf diese Weise auch in das Erbe KARLS DES GROSSEN, die Kaiserwürde eintreten zu können. Um dieses Ziel seiner Politik zu verwirklichen, benutzte König OTTO geschickt die vorgefundenenen Spannungen im Westreich, die es ihm ermöglichten, Lothringen für sein Reich zu sichern. Der entscheidende Angelpunkt für ein solches Vorgehen war die Verbindung OTTOS DES GROSSEN mit den ROBERTINERN, und zwar mit dem mächtigen Herzog Hugo von Franzien, dem latenten Hauptgegner König Ludwigs IV. Transmarinus. Ein direkter Weg führt von der Hochzeit Hugos des Großen mit der Schwester König OTTOS, mit Hadwig, zum Bündnis von Attigny: diese Heirat erwies sich, auch wenn dies nicht von vornherein geplant gewesen sein sollte, als ein bewußt eingesetztes Mittel der ottonischen Politik, um Hugo von Franzien an den ostfränkischen König zu binden und so die Gefahr für Lothringen, die in der Herrschaft der KAROLINGER im W-Reich weiter am Schwelen war, abzuwenden.
    Die Ehe der anderen der beiden Schwestern König OTTOS I., der Gerberga, mit König Ludwig IV. muß schon vom Ansatz her anders beurteilt werden. OTTO wurde von seiner Schwester überspielt, mit der er andere Pläne hatte: Gerberga handelte selbständig. König Ludwig IV. seinerseits dürfte hauptsächlich an die Untermauerung der karolingischen Ansprüche auf Lothringen gedacht haben. Die Bedeutung jedoch, die diese Ehe in den folgenden Jahren noch für das westfränkische Königtum gewinnen sollte, konnte von keiner Seite vorausgesehen werden. Die Verbindung mit Gerberga verschaffte dem westfränkischen König die Verwandtschaft mit König OTTO I. und damit einen Schwager, der Ludwig die Hilfe geben konnte, die er brauchte, um im Kampf gegen seine inneren Feinde das Königtum für sich und seinen Sohn behaupten zu können. Aber auch für OTTO DEN GROSSEN wirkte sich die Vermählung seiner Schwester Gerberga, obwohl sie gegen seinen Willen geschehen war, letztendlich zum Vorteil aus: die gleichartigen Verwandtschaftsverhältnisse zu den beiden führenden Häusern Frankreichs ermöglichte es dem ostfränkisch-deutschen König, ab 945, als die Bedrohung Lothringens durch die innenpolitischen Schwierigkeiten König Ludwigs in den Hintergrund getreten war, zwischen den beiden Parteien vermittelnd einzugreifen und somit de facto zum heimlichen Herrscher im W-Reich zu werden. Nach außen hin ließ sich diese faktische Herrschaft OTTOS DES GROSSEN in der Form familiärer Beziehungen und Kontakte ausüben. "Seine Verwandtschaft mit den beiden feindlichen Geschlechtern ließ seine westfränkische Politik als Familiensache erscheinen und warf auf die faktische deutsche Vorherrschaft einen versöhnenden Schimmer."
    Die Zeitgenossen haben OTTOS Position offenbar nicht als hegemonial empfunden. Die französische Geschichtsschreibung kennt weder eine "nationale" Abneigung gegen eine "Fremdherrschaft" noch sieht sie in Ludwig IV. oder Lothar abhängige Monarchen. "OTTO war also für die W-Franken weniger der große fremde Herrscher als vielmehr der mächtige Verwandte des königlichen Hauses, der eine Art patriarchalische Stellung inmitten einer großen königlichen und fürstlichen Familie einnahm."
    Die Bindungen zwischen dem ost- und dem westfränkischen Reich überdauerten deshalb auch nicht den Tod der Hauptakteure. Mit dem Tod Gerbergas und dem Beginn der selbständigen Regierung Lothars entwickelten sich die beiden Reiche wieder auseinander, ja sogar gegeneinander.

    928 1. oo Giselbert Herzog von Lothringen 880-2.10.939
    939 2. oo Ludwig IV. König von Frankreich 10.9.920/21-10.9.954
    Kinder:

    1. Ehe
    - Alberada 930-10.5.967
    945 oo Ragenold Graf von Roucy -10.5.967
    - Heinrich 935- 944
    - Gerberga 935-7.9.978
    954 oo Adalbert Graf von Vermandois -8.9.987
    - Liethard -944

    2. Ehe
    - Lothar III. König von Frankreich Ende 941-2.3.986
    - Gerberga (nach K.F.Werner Verwechslung mit Gerberga aus Gerbergas 1. Ehe mit Giselbert von Lothringen)
    940 oder 942-
    oo Albert Graf von Vermandois
    - Karl 945- 953
    - Mathilde Ende 943-26.11. nach 981
    964 oo 2. Konrad König von Burgund um 923-19.10.993
    - Ludwig 948-10.11.954 Laon
    - Karl Herzog von Nieder-Lothringen Sommer 953- nach 991 Laon
    - Heinrich Sommer 953- 953 Laon

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 58,90,119 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 39,45,48,53,54 Anm. 57,55 Anm. 67, 67 Anm. 66,68,93,94 Anm. 63, 112,113,115,116,161,172 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 38,42,60,64,84,98,118,127 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches, Gustav Lübbe Verlag Bergisch Gladbach 1994, Seite 245,366,462 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 23,27,42 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996, Seite 47,52,55,58,61-67 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 103,294,297 - Engels Odilo/Schreiner Peter: Die Begegnung des Westens mit dem Osten. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1993, Seite 25 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C. H. Beck München 1994, Seite 68 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 IV,4 Seite 10,13,24,28, 31,37-45,60,66,68,119,127,169,187,191,193,226,244,272,275,281-284,287,297,304,320 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seite 57,64,105 - Hlawitschka, Eduard: Herzog Giselbert von Lothringen und das Kloster Remiremont, in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka, Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris, Seite 377-421 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 189 - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 26,38,40,47,49,69,76-78,88,94 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971, Seite 72,81,124,128-151,162,199,218,262,281,324 - Plischke, Jörg: Die Heiratspolitik der Liudolfinger, Inaugural-Dissertation Universität Greifswald 1909 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 307,321,407 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 206,208-211,213,221 - Schmid Alois: Das Bild des Bayernherzogs Arnulf (907-937) in der deutschen Geschichtsschreibung von seinen Zeitgenossen bis zu Wilhelm von Giesebrecht. Verlag Michael Lassleben Kallmünz 1976, Seite 100 - Schmid Karl: Reich und Kirche vor dem Investiturstreit. Gerd Tellenabch zum 80. Geburtstag. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1985, Seite 52,55-56 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 10,19,22,23,24,43,47,57,125 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 116,122,129,130,135,141,151,168 - Schulze, Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 153,155,183,186,205,342 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994, Seite 191,211,213,223,271,287,313,323,329 - Treffer Gerd: Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996, Seite 61,65 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 87 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 485,494,497,499,511,521 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stutggart 1981, Seite 75 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 50,63,71,112,122,127,193,232,238 -

    Gerberga heiratete von Lothringen, Giselbert in 929. Giselbert wurde geboren in 880/895; gestorben am 2 Okt 939 in Andernach [56626],Mayen-Koblenz,Rheinland-Pfalz,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Gerberga heiratete von Frankreich, Ludwig IV. in 939. Ludwig (Sohn von von Frankreich, Karl III. und von Wessex, Aethgiva) wurde geboren in 920/921; gestorben am 10 Sep 954 in Sens [89100],Yonne,Burgund,Frankreich; wurde beigesetzt in Reims [51100],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 35. von Frankreich, Lothar  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in Ende 941; gestorben am 2 Mrz 986 in Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich; wurde beigesetzt in Reims [51100],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich.
    2. 36. von Frankreich, Karl  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in Jan 945; gestorben in 953.
    3. 37. von Frankreich, Mathilde  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 943; gestorben nach 981.
    4. 38. von Frankreich, Ludwig  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in Dez 948; gestorben am 10 Nov 954 in Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich.
    5. 39. von Niederlothringen, Karl  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 953 in Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich; gestorben am 22 Jun 992; wurde beigesetzt in Maastricht,Limburg,Niederlande,Niederlande.
    6. 40. von Frankreich, Heinrich  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 953 in Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich; gestorben in 953.

  10. 16.  von Bayern, Heinrich I.von Bayern, Heinrich I. Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Heinrich2, 1.Hadwig1) wurde geboren um 920 in Nordhausen [99734],Nordhausen,Thüringen,Deutschland; gestorben am 1 Nov 955 in Pöhlde [37412],Osterode am Harz,Niedersachsen,Deutschland; wurde beigesetzt in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 947-955, Bayern,Deutschland; Herzog von Bayern

    Notizen:

    Heinrich I.
    Herzog von Bayern (947-955)
    4.919/22.4.922 Nordhausen - 1.11.955 Kloster Pöhlde Begraben: Regensburg Niedermünster

    2. Sohn des Königs HEINRICH I. aus seiner 2. Ehe mit der Mathilde, Tochter von Graf Dietrich

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Seite 2063

    Heinrich I., Herzog von Bayern 938-955
    * 919/22, + 1. November 955 Nordhausen Regensburg Begraben: Regensburg Niedermünster
    Entstammte den LIUDOLFINGERN
    Eltern:
    König HEINRICH I. und Mathilde
    oo Judith von Bayern
    Sohn:
    Heinrich der Zänker

    Nach vergeblichen Versuchen Heinrichs, der im Gegensatz zu seinem Bruder OTTO schon als Königssohn geboren war, Ansprüche auf den Thron oder zumindest die Mitregierung geltend zu machen, übertrug ihm OTTO I. 939 das Herzogtum Lotharingien, wo er sich jedoch nicht behaupten konnte. Nach einer weiteren Rebellion 941 erhob ihn der König unter Umgehung des von den LUITPOLDINGERN ausgebildeten Erbrechtes zum Herzog von Bayern und übertrug ihm zur Abstützung seiner Herrschaft Teile des Königsgutes in Bayern, wodurch das Herzogtum endgültig in das entstehende OTTONEN-Reich integriert wurde. 950 erhielt Heinrich die Oberhoheit über den Herzog von Böhmen, 952 das Herzogtum Friaul mit Istrien, Aquileia, Verona und Trient. Die Hauptleistung Heinrichs I. war der mit wechselndem Erfolg geführte Abwehrkampf gegen die Ungarn. Im Liudolfingischen Aufstand ab 953 wurde er wichtigster Helfer OTTOS I.

    Literatur:
    ADB XI, 454-457 - NDB VIII, 340 - BWbDG 1, 1085 - K. Reindel, Die bayer. Luitpoldinger 893-989, 1953 - Spindler I, 1981, 292-295 - Bayer. Biogr. I, hg. K. Bosl, 1983, 321.

    Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 321

    HEINRICH I., bayer. Herzog
    * 919/922 Nordhausen , + Oktober 955 Regensburg Begraben: Regensburg, Niedermünster
    Vater:
    König HEINRICH I.
    Mutter:
    Mathilde (+ 968)
    oo 936/37 Judith (+ nach 985)

    936 vergeblicher Anspruch auf die Thronfolge.
    939 Zuweisung von Lothringen.
    940 vom heimischen Adel vertrieben.
    948 als Nachfolger Herzog Bertholds Herzog von Bayern.
    952 zum bayerischen Herzogtum Übertragung des langobardischen Herzogtums Friaul.
    Auf seiten seines Bruders König OTTO I. Kampf gegen die Ungarn, unter anderem bei Regensburg und 955 auf dem Lechfeld bei Augsburg.

    Literatur:
    NDB 8; BWB 1; R. Holtzmann, Gesch. d. sächs. Kaiserzeit, 1955.

    Althoff: Gerd Seite 384, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    H 37
    Me: 1.11. Heinricus dux auus imperatoris Heinrici + 955 Herzog von Bayern, Bruder OTTOS I.

    (Es.) HEINRICH II. berücksichtigte bei der Neustiftung des ottonischen Gedenkens in Merseburg auch Traditionen, die in der bayerischen Linie der OTTONEN bewahrt worden waren. Zu ihnen ist auch der Eintrag seines Großvaters zu rechnen, siehe dazu ausführlich oben S. 197f.
    Allgemein vgl. NDB 8, S. 340ff; Biogr. Wörterbuch 1, Sp.1085 und FW H 11 mit weiteren Hinweisen. Zum Todesdatum: BO Nr. 240n.

    HERKUNFT UND GESCHICHTE FÜHRENDER BAYERISCH-ÖSTERREICHISCHER GESCHLECHTER IM HOCHMITTELALTER, Gewin Dr. J.P.J.: Seite 133

    II. 2. HEINRICH I.

    Herzog von Bayern, c. 947-955 (+).
    955. November 1. Herzog Heinrich I. von Bayern stirbt und wird von seiner Gemahlin Judith im Kloster Niedermünster in Regensburg beigesetzt: Reindel S. 220.

    Gemahlin:
    Judith E. I. 6. + c. 987.
    955. Herzogin, Regentin, Vormünderin ihres Sohnes Heinrich.
    973. April 23. Auf Bitten seiner Gemahlin Adelheid schenkt Kaiser OTTO I. der Judith, der Witwe seines Bruders Heinrich die Saline Reichenhall: Urkunde Ottos I. nr. 431, Reindel S. 229.
    Gemahlin: Judith E. I. 6.

    Glocker Winfrid: Seite 273, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    IV, 5 HEINRICH
    * 919 IV/922 IV 22 (c 919), + 955 XI 1

    936 Thronprätendent, (?)
    940 Herzog von Lothringen,
    947 XII Herzog von Bayern;
    oo c 937/40 Judith, Tochter Herzog Arnulfs des Bösen von Bayern + (nach 974) am VII 29

    Heinrich ist als zweiter Sohn von König HEINRICH I. aus dessen Ehe mit der Königin Mathilde bezeugt bei Widukind I c. 31, Seite 43, in Hrotsviths Gesta Oddonis v. 46, sowie durch die urkundliche Erwähnung in D H I, 3; weitere Quellenbelege sind zusammengestellt von Köpke-Dümmler S. 12, Anm. 5.
    Die Angaben zu Heinrichs Geburtsjahr ergeben sich aus seiner Geburt "in aulka regali" (vgl. dazu im 1. Teil auf Seite 53 ff.) und seiner urkundlichen Erwähnung in D H I. 3; vgl. dazu Köpke-Dümmler a. a. O. Der Todestag Heinrichs von Bayern ist im Merseburger Nekrolog und im Nekrolog von Kloster Niedermünster zu Regensburg (dort ist der Bayern-Herzog beigesetzt) aufgeführt; vgl. Reindel, Luitpoldinger Nr. 107.
    Die einzelnen Quellenstellen zu Heinrichs Gemahlin Judith sind ebenfalls in der Sammlung von Reindel, Luitpoldinger, zusammengestellt unter den Nrn. 89 (Heirat), 107 (Tod Heinrichs), 108-116 (Regentschaft), 118 (Tod) und 131 (letztmalige Erwähnung, offenbar nach Judiths Tod).
    Das Jahr der Eheschließung Judiths mit dem Königsbruder Heinrich ist nicht überliefert. Hrotsvith, Gesta Oddonis v. 156-159, hat die Nachricht von der Eheschließung des Königsbruders zwischen die Krönung OTTOS I. und die zweite Erhebung Herzog Eberhards von Franken eingeordnet; Heinrich wäre zu dieser Zeit 16-17 Jahre alt, was zu einer Verehelichung gut passen würde. Die chronologische Einreihung der Gandersheimer Nonne veranlaßten Köpke-Dümmler S. 80 und Reindel, Luitpoldinger Nr. 89, zur Datierung auf 936/37. Werner VII, 84 hingegen äußerte Zweifel an diesem zeitlichen Ansatz, da als einziger Terminus ante quem für den Zeitpunkt der Eheschließung sich die Geburt eines Sohnes (des späteren Herzog Heinrich dem Zänker) im Jahre 951 aus besagter Verbindung festlegen läßt. Doch können wir einen weiteren Ansatzpunkt, um das gesuchte Jahr zu bestimmen, der Gandersheimer Reimchronik des Priesters Eberhard entnehmen: dort wird uns berichtet, Gerberga, eine Tochter Heinrichs und Judiths, sei von ihren Eltern zur Sühne für die zweite Erhebung Heinrichs gegen dessen Bruder, König OTTO I., für den kirchlichen Dienst bestimmt worden. Da Gerberga später Äbtissin in Gandersheim wurde, könnte in der lokalen Tradition ein präziseres Wissen bewahrt worden sein. Unter der Voraussetzung, die Angaben Eberhards träfen zu, wäre die Hochzeit zwischen dem Königsbruder Heinrich und der Herzogs-Tochter Judith in die Jahre 937/40 zu setzen.
    Eccard bei Scheid, Origines Guelficae Bd. 4, S. 402-407, setzt in seiner Stammtafel des sächsischen Kaiserhauses eine außerordentliche Verbindung Heinrichs von Bayern mit einer vornehmen Slawin namens Hildeswinda an, wobei er als Quellenbeleg die Historiae genealogica des Heinrich Bodo angibt. Aus dieser Verbindung soll ein unehelicher Sohn namens Brun hervorgegangen sein, den Eccard mit dem "Bruno nepos noster", d. i. ein Verwandter Kaiser OTTOS II., aus dem D O II. 138 identifiziert und als Stammvater der braunschweigischen BRUNONEN nach Sachsen zurückkehren läßt. Diese genealogischen Kombinationen sind aber nur durch späte Nachrichten bezeugt und damit wertlos.

    Schwennicke Detlev: Tafel 10, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    HEINRICH I., 940 HERZOG VON LOTHRINGEN, 947/55 HERZOG VON BAYERN
    * XII 919/22. IV 922, + Regensburg 1. XI 955 Begraben: Regensburg Niedermünster
    oo um 937/40 JUDITH VON BAYERN (LUITPOLDINGER), 974 nach Niedermünster in Regensburg + 29. VII (nach 974)
    Tochter von Herzog Arnulf von Bayern

    Thiele, Andreas: Tafel 13, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

    HEINRICH I.
    * um 920, + 955
    Sohn des deutschen Königs HEINRICH I. VON SACHSEN, Bruder OTTOS DES GROSSEN

    Heinrich wurde 937/38 von seinem Halbbruder Thankmar gefangengesetzt und rebellierte seit 938 selbst, beanspruchte als "echter" Königssohn und "Purpurgeborener" die Nachfolge, da OTTO I. vor dem väterlichen Königtum geboren wurde, worin ihn seine Mutter noch bestärkte. Er floh nach der Schlacht bei Birten 939 nach Frankreich, unterwarf sich 940 und wurde Herzog von Lothringen. 941 wurde ihm auf Fürbitte seiner Mutter erneut verziehen, als er am Komplott sächsischer Fürsten beteiligt war, das OTTO I. am Osterfest 941 ermorden wollte. Er war seitdem eine treue Stütze seines königlichen Bruders und wurde 947 nach dem Tode des Herzogs Berthold als Herzog von Bayern eingesetzt, obwohl er als Herzog von Lothringen völlig versagt hatte. Er wurde gegen Ungarn offensiv, geriet in Bayern schroff gegen die Familie seiner Frau, die LUITPOLDINGER und wurde von seinem schwäbischen Neffen bedrängt, 952 zeitweise verjagt. Der Liudolfingische Aufstand richtete sich vor allem gegen den Einfluß, den Heinrich und die Königin Adelheid auf die Regierungsgeschäfte und den König ausübten. Er unterstützte den Bruder gegen Böhmen, zog 951 mit nach Italien und bekam zu Bayern Istrien, Friaul und die Mark Verona dazu. Den Erzbischof Herold von Salzburg ließ er ohne Urteil blenden und nach Seben verbannen, was einen Aufstand der bayrischen Großen zur Folge hatte, den Heinrich am 3.3.955 bei Mühldorf am Inn blutig unterdrückte. Anschließend eroberte er mit königlicher Hilfe seine sich tapfer verteidigende Hauptstadt Regensburg.

    um 938 oo JUDITH VON BAYERN + um 978
    Tochter und Erbin des Herzogs Arnulf des Bösen, 955 bayerische Regentin

    Hlawitschka; Eduard: Seite 122, "König Heinrich I." in: Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern.

    DIE NACHKOMMEN KÖNIG HEINRICH I.

    5. HEINRICH, Herzog von Bayern
    * ca. 919/20
    + 1.11.955 Grabstätte: Kloster Niedermünster in Regensburg
    oo 936/37 JUDITH, Tochter Herzog Arnulfs von Bayern (+ 14.7.937) + 29.6. nach 974, evtl erst nach 980 Grabstätte: Kloster Niedermünster

    Spindler Max: Teil I Seite 292-295, "Handbuch der bayerischen Geschichte"

    Die Herzogswürde kam an einen Stammesfremden, der mit dem alten Herrscherhaus allerdings durch verwandtschaftliche Beziehungen verbunden war; die Ehe mit Judith, der Tochter Herzog Arnulfs, mochte dazu beitragen, die Stellung des sächsischen Herrschers in Bayern zu festigen. Herzog Heinrich übernahm die ungarnfeindliche Politik seines Vorgängers; offenbar in den Jahren 948 und 949 fanden Kämpfe im Nordgau statt, von denen der erste bei Floß mit einem Sieg, der zweite an der Luhe mit einer Niederlage der Bayern endete. Im Jahre 950 ging hingegen Heinrich offensiv vor; er zog bis über die Theiß, schlug die Ungarn zweimal und erbeutete neben vielen Gefangenen auch reiche Schätze. Seit dem Jahre 907 war es das erste Offensivunternehmen, das man wider gegen die Ungarn vortragen konnte, und der Erfolg hat Heinrichs Ansehen sehr gesteigert. Eine neue Steigerung seiner Machtstellung erfuhr er im Jahre 950; als König OTTO Herzog Bolelsav von Böhmen unterworfen hatte, unterstellte er ihn dem Bayern-Herzog und erneuerte damit die alte Tradition, nach der die böhmischen Fürsten vom bayerischen Herrscher abhängig waren. Eine terriroriale Ausdehnung erfuhr Bayern sodann nach dem siegreichen Kriegszug OTTOS im Jahre 951 gegen Italien, ab dem sich auch Bayern beteiligten. Auf dem Reichstag zu Augsburg im August wurde das alte langobardische Herzogtum Friaul, das die Markgrafschaften Istrien, Aquileja, Verona und Trient umfaßte, an Bayern angegliedert. Das bayerische Herzogtum erstreckte sich von Fichtelgebirge bis zur Adria, vom Lech bis zum Wienerwald und hatte damit seine größte territoriale Ausdehnung während des ganzen Mittelalters erreicht. Freilich wird man bedenken müssen, daß Bayern diese letzte Ausdehnung und Machtsteigerung nach Süden nicht mehr aus eigener Kraft, nicht mehr als unabhängiger Staat errungen hatte, sondern im Verband des deutschen Reiches, durch eine Entscheidung des deutschen Königs.
    Daß die Herrschaft des Sachsen in Bayern noch nicht fest verwurzelt war, zeigten die Ereignisse des Jahres 953, wo sich in Bayern die Empörung des Königs-Sohnes Liudolf mit einem Aufstand des bayerischen Stammesadels unter luitpoldingischer Führung verknüpfte. Beim Kampf gegen seinen Sohn erhielt OTTO zunächst von seinem Bruder Heinrich Unterstützung, der bayerische Hilfstruppen zur Belagerung Liudolfs in Mainz heranführte. Während seiner Abwesenheit hatte Heinrich den Pfalzgrafen Arnulf, den Sohn des alten Herzogs Arnulf, mit seiner Stellvertretung in Bayern beauftragt. Arnulf verständigte sich jetzt mit Liudolf, und es ist nicht ganz klar, von wem dabei die Initiative ausging. Jedenfalls mußten beide Männer in Herzog Heinrich ihren Hauptgegner sehen, der den einen aus der Gunst beim Vater, den anderen aus dem Besitz des bayerischen Herzogtums verdrängt hatte. Die bayerischen Truppen vor Mainz verließen das königliche Heer; Liudolf konnte an ihrer Spitze nach Bayern ziehen, wo sich Arnulf ihm jedenfalls als dem künftigen deutschen König unterwarf. Dem Aufstand hatten sich fast alle Mitglieder der luitpoldingischen Familie angeschlossen, außer Arnulf werden noch seine Brüder Hermann und Heinrich sowie Bertholds Witwe Biletrud genannt. Auch der bayerische Adel scheint sich überwiegend dem einheimischen Geschlecht angeschlossen zu haben, das zeigt der Abfall des Heeres vor Mainz und ebenso die Tatsache, dass in Bayern fast alle festen Plätze in den Händen der Empörer waren, und dass OTTO Ende 953 Regensburg mehrere Monate lang vergeblich belagerte. Lediglich Bischof Ulrich von Augsburg trat tatkräftig für die Sache des Königs ein. Doch während er den größten Teil seiner Ritter zur Verstärkung des königlichen Heeres nach Regensburg führte, konnte Pfalzgraf Arnulf inzwischen Augsburg erobern und plündern. Im Winter 953/54 verschanzte Ulrich sich daher in seinem Kastell Schwabmünden, und bei den Kämpfen, die sich hier abspielten, fiel ein Bruder Arnulfs, Hermann, in seine Hand. Noch während des Kampfes um Schwabmünden erschienen die Ungarn im Land, das nun, durch keine vertraglichen Bindungen mehr geschützt, von ihnen geplündert wurde. "Durch inneren und äußeren Krieg erschöpft" mußten die Bayern den König bis zum 15. Juni 954 um Waffenstillstand bitten. Bei dem am 16. Juni in Langenzell bei Fürth beginnenden Reichstag machten sich beide Parteien gegenseitig den Vorwurf, den auswärtigen Feind ins Land gerufen und mit ihm paktiert zu haben. Allerdings lichtete der Tag von Langenzell die Reihen der Königsgegner, nur Liudolf und die LUITPOLDINGER blieben unversöhnlich und zogen sich wieder nach Regensburg zurück. König OTTO versuchte vergeblich, die ebenfalls von den Aufständischen besetzte Festung Roßtal bei Kadolzburg südwestlich Nürnberg zu erstürmen, und machte sich dann wieder an die Belagerung der bayerischen Hauptstadt. Als die Lebensmittel in der belagerten Stadt knapp wurden, versuchte man mehrere Ausfälle. Bei einer solchen Gelegenheit ist das Haupt des luitpoldingischen Aufstandes, Pfalzgraf Arnulf, vor dem Osttor gegen eine vom Markgrafen Gero von Sachsen befehligte Heeresabteilung gefallen, vermutlich am 22. Juli 954. Die Aufständischen gaben dennoch den Widerstand nicht auf, auch nicht, als ein Teil der Stadt von den Belagerern erobert wurde und ein anderer, vermutlich am 15. August niederbrannte. Selbst als Liudolf sich seinem Vater unterworfen und Verzeihung gefunden hatte, war die Empörung in Bayern noch nicht beendet; es bedurfte einer erneuten Belagerung im Frühjahr 955, um Regensburg endlich zu bezwingen, ein weiterer Widerstand mußte dann noch durch eine Schlacht nahe Mühldorf, vermutlich am 1. Mai 955, gebrochen werden. Dabei fiel der wohl mit den LUITPOLDINGERN verwandte Erzbischof Herold von Salzburg, der sich nach anfänglichen Schwanken den Aufständischen angeschlossen hatte, in die Hände Herzog Heinrichs, der ihn geblendet in die Verbannung nach Säben schickte.
    Inzwischen waren auch die Ungarn wieder in Bayern erschienen, durchzogen plündernd das Land und belagerten das von Bischof Ulrich verteidigte Augsburg. Hier trat ihnen OTTO im August 955 mit einem Heer entgegen, in dem zwar Sachsen und Lothringer fehlten, in dem aber neben Franken, Schwaben und Böhmen auch bayerische Kontingente standen. Es ist kaum anzunehmen, daß sich darunter auch Truppen der Empörer befanden, die eben erst im Mai 955 von OTTO endgültig niedergeworfen worden waren. Zudem sehen wir an dem Verhalten Bertholds von Reisensburg, des Sohnes des Pfalzgrafen Arnulf, daß der Widerstand immer noch nicht erloschen war. Er war im Jahre 955 offenbar aus Bayern verbannt worden und hatte sich auf die Reisensburg (bei dem schwäbischen Günzburg) zurückgezogen. Von hier aus warnte er die Augsburg belagernden Ungarn vor dem Anrücken des königlichen Heeres, das dann allerdings trotz dieser Warnung am 9. August 955 auf dem Lechfeld den großen Sieg errang, der die Ungarngefahr für die abendländischen Reiche bannte.
    Am 1. November 955 starb Herzog Heinrich I. von Bayern und die Nachfolge seines 4-jährigen gleichnamigen Sohnes "in ducatum et marcam" ist anscheinend ohne Schwierigkeiten vonstatten gegangen.


    937/40 oo Judith von Bayern, Tochter des Herzogs Arnulf um 925-29.7. nach 974


    Kinder:

    - Heinrich II. der Zänker 951-28.8.995
    - Hadwig ca. 940/45-26.8.994
    oo Burchard III. Herzog von Schwaben um 906-12.11.973
    - Gerberga 7. Äbtissin von Gandersheim (956-1001) ca 940-13./14.11.1001
    - Brun


    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 85,88,157,160, 168,197,199,384 H 37 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 56,78,82,85,95,97-104,107,110,139,243 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lothringen im 10. Jahrhundert, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 87,88, 89-101,103,107,111,113,125 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 42,53,59-61,69,71-73,75-77,80,82,94 - Bosl, Karl: Bosls Bayerische Biographie, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1983 Seite 321 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 313,505,512,518/Band II Seite 115 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 49,214,411 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 115,117-121,123,125,130 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 26,49-51,72,74,89,93,96 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 - Hrosvit von Gandersheim - Keller, Hagen: Die Ottonen. Verlag C.H. Beck München 2001 Seite 16,26,28-34,36-45,51,59,89 - Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 - Körntgen, Ludger: Ottonen und Salier. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2002 Seite 11-14,48 - Laudage, Johannes: Otto der Große. Eine Biographie. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 2001 - Lechner Karl: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar 1992, Seite 31-34,43 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 172,650-652,659,667,678,798 - Pohl Walter Pohl: Die Welt der Babenberger. Schleier, Kreuz und Schwert, hg. von Brigitta Vacha, Verlag Styria, Seite 59,67,69 - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998 Seite 192,436,440, 444,446,517 - Reindel, Kurt: Die bayerischen Luitpoldinger von 893-989, 1953 - Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg.): Otto III. - Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 29-399 - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan (Hrsg.): Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung "Otto der Große, Magdeburg und Europa" Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001 Seite 50,139,158,159,168,207,220,272,302 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 11,13,19,20-23,37-41 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 140, 177-196,188-190,192,195,212,249 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 10 - Spindler Max: Handbuch der bayerischen Geschichte Erster Band Das alte Bayern. Das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts. C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München Teil I Seite 292-295 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 13 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 14,24-28,34,40-44, 72-78 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 15-19,27, 43,58 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart 1981 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 9-290 -

    Neue Deutsche Biographie - Heinrich I.

    Herzog von Bayern (seit 948), * zwischen 919/22 Nordhausen, † Oktober 955 Regensburg, ⚰ Regensburg, Niedermünster.

    Da H.s Geburt im Gegensatz zu der seines älteren Bruders Otto erst nach der Königskrönung seines Vaters erfolgt war, machte er als „porphyrogennetos“ 936 von seiner Mutter unterstützte jedoch vergebliche Ansprüche auf die Thronfolge geltend. 938/39 verbündete er sich mit den Herzögen Eberhard von Franken, Giselbert von Lothringen sowie einem Teil der sächsischen Großen gegen Otto. Nach schweren Kämpfen, bei denen H. verwundet wurde, unterwarf er sich Ende 939 seinem Bruder und erhielt von diesem Lothringen zugewiesen, von wo er aber bereits 940 durch einheimische Große vertrieben wurde. 941 in eine neue Verschwörung gegen seinen Bruder verwickelt, kam er nach deren Entdeckung nach Ingelheim in Haft, erhielt aber am Weihnachtstag 941 abermals Verzeihung. Nach dem Tod Herzog Bertholds von Bayern verlieh Otto dieses Herzogtum Anfang 948 seinem Bruder H., der mit einer Tochter des bayerischen Herzogs Arnulf verheiratet war. Als Herzog setzte H. die schon von seinem Vorgänger angebahnte feindliche Politik gegen die benachbarten und ehedem mit dem bayerischen Herzogshaus befreundeten Ungarn fort; 948 und 949 fanden Kämpfe im Nordgau statt, von denen der erste bei Floß mit einem Sieg, der zweite an der Luhe mit einer Niederlage der Bayern endete; 950 konnte H. den Ungarn bei einem Offensivunternehmen jenseits der Theiß eine Niederlage beibringen. 950 war H. auch am Böhmenfeldzug beteiligt, und Otto I. unterstellte ihm den unterworfenen Böhmenherzog Boleslaw. 952, nach der Teilnahme H.s am Italienzug des Vorjahres, erfolgte die Angliederung des alten langobardischen Herzogtums Friaul an Bayern, das damit seine größte territoriale Ausdehnung während des ganzen Mittelalters erreicht hat. H. hielt zwar jetzt seinem Bruder die Treue, machte sich dafür aber durch Intrigen den Königssohn Liudolf und Herzog Konrad von Lothringen zu Feinden, die sich daraufhin mit anderen Unzufriedenen gegen die Herrschaft Ottos I. zusammenschlossen. Bei den ausbrechenden Kämpfen unterstützte H. 953 seinen Bruder vor Mainz, doch gingen seine bayerischen Truppen zu Liudolf über, der nun gemeinsam mit dem luitpoldingischen Pfalzgrafen Arnulf in Bayern den Kampf fortsetzte, der sich insbesondere um Regensburg konzentrierte; erst|nach zweijähriger Belagerung konnte 955 die bayerische Hauptstadt genommen werden. In diese Kämpfe griffen auch die Ungarn ein, die dabei im August 955 auf dem Lechfeld eine entscheidende Niederlage erlitten. Der erkrankte H. war daran bereits nicht mehr beteiligt.



    Geburt:
    4.919/22.4.922

    Gestorben:
    Kloster Pöhlde

    Begraben:
    Niedermünster

    Heinrich heiratete von Bayern, Judith um 937/940. Judith (Tochter von von Bayern, Arnulf und von Friaul, Judith) wurde geboren um 925; gestorben nach 985 in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland; wurde beigesetzt in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 41. von Bayern, Hadwig  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 940/945; gestorben am 28 Aug 994.
    2. 42. von Gandersheim, Gerberga II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 940; gestorben in Nov 1001.
    3. 43. von Bayern, Heinrich II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 951; gestorben am 28 Aug 995 in Bad Gandersheim [37575],Northeim,Niedersachsen,Deutschland; wurde beigesetzt in Bad Gandersheim [37575],Northeim,Niedersachsen,Deutschland.
    4. 44. von Bayern, Brun  Graphische Anzeige der Nachkommen

  11. 17.  von Sachsen, Hadwigvon Sachsen, Hadwig Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Heinrich2, 1.Hadwig1) wurde geboren in 922; gestorben nach 958.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Franzien,Frankreich; Herzogin von Franzien

    Notizen:

    Hadwig von Sachsen
    Herzogin von Franzien
    922-9.1. nach 958
    Jüngere Tochter des Königs HEINRICHS I. aus seiner 2. Ehe mit der Mathilde von Ringelheim, Tochter von Graf Dietrich

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Seite 1824
    Hadwig
    + nach 958
    Tochter König HEINRICHS I.
    oo 937 Hugo der Große Herzog der Francia

    In seiner Auseinandersetzung mit dem westfränkischen König Ludwig IV. suchte Hugo der Große die Unterstützung OTTOS DES GROSSEN und vermählte sich mit dessen Schwester Hadwig.
    Nach dem Tode Hugos (956) verwaltete Hadwig das robertinische Erbe. 957 half sie ihrem Bruder Brun von Köln im Kampf gegen Reginar III. von Hennegau; 958 begab sie sich nach Burgund, wo es nach dem Hoftag von Marzy (bei Nevers) zu Streitigkeiten zwischen Hugo Capet und König Lothar kam.

    Literatur:
    W. Kienast, Dtl. und Frankreich in der Ks.zeit (900-1270), I. 1974, 61,77-79,81,85.

    Althoff Gerd: Seite 365, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"
    K 13 Me: 10.5. Hadeuui + nach 958 Schwester OTTOS I.

    (Es.) Obgleich ein Titel fehlt, handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um die Schwester OTTOS DES GROSSEN, die 937 Hugo von Franzien heiratete und auch im Gedenken des Essener Konvents begegnet, vgl. Ribbeck, Ein Essener Necrologium aus dem 13. und 14. Jahrhundert, S. 85.
    Ihr Todesjahr ist nicht bekannt, sie wird 958 zum letzten Mal erwähnt; vgl. Köpke-Dümmler, Otto der Große, S. 61,77ff., 85.

    Glocker Winfrid: IV, 6; Seite 274, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    IV, b 6) Hadwig
    * c 922, + (nach 958) I 9
    oo 935 V 9/937 IX 14 Hugo ("der Große"), Graf zahlreicher Grafschaften
    * c 895, + 956 VI 16/17

    Hadwig ist als Tochter König HEINRICHS I. durch D H I. vom 9.5.935 bezeugt.
    Die Geburtszeit ist aus der Vermählungszeit unter Annahme des üblichen Heiratsalters von 15 Jahren zurückgerechnet; freilich könnte Hadwig auch gut schon in den Herzogsjahren ihres Vaters geboren sein.
    Die Abstammung dieser Tochter HEINRICHS I. aus der zweiten Ehe mit Mathilde ist aber durch Widukind gesichert, der erstaunlicherweise wie auch Flodoard den Namen der Gattin Hugos des Großen nicht kennt.
    Der Zeitpunkt der Eheschließung Hadwigs läßt sich eingrenzen durch die urkundliche Nennung Hadwigs als unvermählte Tochter König HEINRICHS I. in D H I. 37 und das erstmalige Auftreten Hugos zusammen mit der "conjux sua Haduidis" in seiner Urkunde vom 14.9.937. Lauer vermutet, die Hochzeit könnte im Mai 937 gefeiert worden sein, als sich König OTTO I. in Mainz und Ingelheim aufhielt.
    Für den Todestag Hadwigs kommen drei Angaben in Frage. Das Nekrolog von S.-Germain-des-Pres gibt den 9.1., das Echternacher Nekrolog nennt zum 16.8. eine "Hatawich, filia regis OTTONIS" (statt HEINRICI ?), und in der sächsischen Memorialtradition wurde am 10.5. bzw. 12.5. der Todestag einer "Hadeuui" (Merseburg), "Hathauuig comitissa" (Essener Sakramentarhandschrift) und "Hathuuiga" (Borghorst, dort zum 12.5.) gefeiert.
    Werner entschied sich für die Angabe 9.1., da "die Wahrscheinlichkeit, ein genaues Datum und sichere Identität zu bieten, in der Abtei Hugos des Großen am höchsten, die Möglichkeit, es handle sich um eine andere Trägerin desselben Namens, am geringsten" sei. Obwohl die Erklärung recht plausibel klingt, macht doch das dreimalige Auftreten einer Hadwig gerade in der Memorialüberlieferung, die zum größten Teil auf die Tradition der OTTONEN-Familie zurückgeht, stutzig.
    Das Todesjahr Hadwigs ist unbekannt. Zum letzten Mal sicher bezeugt ist sie bei Flodoard 958 (Ende) Seite 146: "Bruno Coloniensis archiepiscopus cum exercitu Lothariensium per Franciam proficiscitur in Burgundiam, locuturus cum sororibus ac nepotibus suis." Am Beginn des folgenden Jahresberichtes läßt der Reimser Annalist Bruno nur noch "cum regina sorore ac nepotibus" zusammentreffen. Der Text legt die Vermutung nahe, Hadwig sei zwischenzeitlich verstorben, weil sie nicht mehr erwähnt ist.
    Hadwig ist nur noch bei dem 12. Jahrhundert arbeitenden Sigibert von Gemblaux 965 als Teilnehmerin am Kölner Hoftag erwähnt; doch da wir aus den anderen Quellen gut über die anwesenden Angehörigen OTTOS DES GROSSEN Bescheid wissen, dürfte die Nachricht Sigiberts auf einem Irrtum beruhen.
    Gut stützen läßt sich unser Ansatz für das Todesjahr Hadwigs durch zwei Urkunden: So fehlt Hadwig in der Urkunde König Lothars vom 5.10.965, in der der König auf Intervention der Königin Gerberga und auf Wunsch des verstorbenen Hugo des Großen, des Gatten Hadwigs, an St. Remi zu Reims schenkt. In einer "pro remedio animae"-Schenkung an Graf Gottfried I. von Anjou vom 19.6.966 für Hugo Capet und dessen Eltern, also Hugo der Große und Hadwig, sind Vater und Mutter Hugo Capets unterschiedslos und damit wohl beide verstorben aufgeführt.
    Sie war seit 954 Mitregentin.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 462, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 9

    Zu Hugo dem Großen ist daran zu erinnern, daß die anderen Kinder Herzog Roberts nicht zu den Nachkommen KARLS DES GROSSEN zählen, da sie im Unterschied zu Hugo nicht der Ehe Roberts mit Beatrix, aus dem Hause der HERIBERTINER, entstammen.
    Hugo und seine Nachkommen fehlen bei Brandenburg, der die urkundlich gesicherte Abkunft Hugos von Beatrix zu Unrecht bestritt, siehe oben Anmerkung VI, 4.
    Todesdatum Hugos Lot, Dern. Carol. 16.
    In den Besitz zahlreicher Grafschaften folgte Hugo dem Vater, als dieser 923 König wurde. Seit 936 tritt er in Urkunden als dux Francorum auf, ein Titel, den er sich verleihen ließ, als er den jungen KAROLINGER Ludwig IV. aus dem englischen Exil zurückholte und damit das karolingische Königtum wiederherstellte.
    Nachweis seiner ersten Ehe mit einer Grafen-Tochter aus Maine, Werner, Untersuchungen 281-283.
    Datum der zweiten Ehe mit der Königs-Tochter von Wessex, Schwester der Gattin König Karls III., Flodoard, Anmerkung 926, gegen Ende.
    Hugos dritte Ehe mit Hathui/Hadwig wurde vor 937 IX 14 geschlossen, Datum der Urkunde, in der erstmals Hugo mit einer coniux sua Haduidis auftritt, HF 9, 720-722. Im D 37 HEINRICHS I. (MG DD reg. et imp. Germ. 1,71) von 935 V 9 war Hadwig noch als unvermählte Tochter des Königs aufgetreten. Lauer, Louis IV, 27 Anmerkung 4 vermutet im Anschluß an Luchaire, Hugos Hochzeit mit der Schwester OTTOS I. habe vielleicht im Mai 937 stattgefunden, als OTTO sich in Mainz und Ingelheim aufhielt.
    Nicht weniger als drei Tagesangaben kommen für das Todesdatum der Hadwig in Betracht. Die Gedenkbücher von Merseburg und Essen nennen zum 10. Mai Hathewig comitissa, im Echternacher Nekrolog steht zum 16. August Hatawich filia regis OTTONIS (statt HEINRICI?), im Nekrolog von S-Germain-des-Pres endlich wird der 9. Januar angegeben. Wir geben diesem letzteren Datum den Vorzug; die Wahrscheinlichkeit, ein genaues Datum und sichere Identität zu bieten, ist in der Abtei Hugos des Großen am höchsten, die Möglichkeit, es handele sich um eine andere Trägerin desselben Namens, am geringsten.
    Flodoard, Ann., spricht zu 957 von der relicta Hugonis, zum Ende 958 vom Zuge Bruns von Köln nach W-Franken und Burgund, locuturus cum sororibus ac nepotibus suis, also mit Königin Gerberga und Herzogin Hadwig und beider Söhnen, König Lothar und Hugo Capet. Eine spätere Erwähnung Hadwigs ist mir nicht bekannt. Es muß auffallen, daß Flodoard 959 den Brun, bei einem erneuten Aufenthalt in W-Franken, zwar mit den nepotibus suis, aber nur noch mit regina sorore, der Königin Gerberga, zusammentreffen läßt. 960 bemüht sich Brun um die Söhne Hugos des Großen und vermittelt ihre Belehnung durch Lothar: Von der Mutter ist nicht die Rede. So ist es nicht ausgeschlossen, daß Hadwig schon 959 I 8 starb, ohne daß Flodoard ihren Tod ausdrücklich vermerkte. In die gleiche Richtung weist, daß König Lothar 961 X 5 die Villa Conde auf Wunsch des 956 verstorbenen Grafen Hugo (des Großen) an S.-Remi-de-Reims schenkt: Die Königin Gerberga interveniert, Hadwig jedoch wird nicht erwähnt.
    966 VI 19 urkundet Graf Geoffroi I. von Anjou (ed. Bertrand de Broussillon, Cartulaire de S.-Aubin-d'Angers 1, 1896, 4-7, nr. 2) und schenkt pro remedio animae senioris nostri domni Hugonis, praesentis Francorum ducis, seu pro patris matrisque eius (also für Hugo den Großen und Hadwig, die hier ohne Unterscheidung als wohl beide schon verstorben aufgeführt werden). Das bedeutet zugleich, daß Flodoard, dessen Annalen bis 966 gehen, in jedem Fall Hadwigs Tod unerwähnt gelassen hat und ihn nicht etwa nur darum nich gebracht hat, weil er bis 966 nicht eingetreten war.
    Daß Hadwig zusammen mit ihrer Schwester Gerberga 965 noch auf dem Hoftag Kaiser OTTOS in Köln geweilt habe, berichtet nur der späte Sigebert von Gembloux.

    Glocker Winfrid: Seite 28-46, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    III. Gerberga und Hadwig, die Schwestern Ottos des Großen

    Gerberga, die eine der beiden Schwestern OTTOS DES GROSSEN, wurde im Sommer 928 mit dem Lothringer-Herzog Giselbert vermählt. Nach dem Tode ihres Gatten wandte sich Gerberga an Ludwig IV., den westfränkischen König, der sie als seine Gemahlin heimführte. Schon zwei Jahre vor dieser Eheschließung war die andere der Schwestern, Hadwig, die Gemahlin Herzog Hugos von Franzien, des innenpolitischen Hauptgegners Ludwigs IV., geworden. Unser Wissen über Hadwig ist jedoch nur sehr schmal und steht zudem in einem inneren Zusammenhang mit der Geschichte Gerbergas: daher bietet es sich an, die beiden Schwestern in einem Kapitel gemeinsam zu behandeln.

    4. Die Heirat Hadwigs mit Hugo von Franzien

    Die zeitgenössischen historischen Quellen wissen nur wenig über diese Schwester OTTOS DES GROSSEN. Wenn sie überhaupt - wie Widukind, Flodoard und Hugo von Fleury - von ihrer Person Kenntnis haben, so ist ihnen der Name Hadwigs doch unbekannt, der uns in einer Urkunde ihres Vaters, König HEINRICH I., überliefert ist. Eine Urkunde Herzog Hugos von Franzien, des Gemahls der Hadwig, vom 14. September 937 ermöglicht uns die chronologische Einordnung dieser Vermählung.
    Wir wissen auch nicht, von welcher Seite die Initiative zu dem Ehebündnis zwischen dem ost- und westfränkischen Reich ausging. Philippe Lauer nahm an, es handle sich hier um "un pretexte [von Seiten OTTOS DES GROSSEN] pour intervenir en France" und tadelte in seiner eher nationalistischen Sicht der Geschichte des 10. Jahrhunderts wegen "les plus graves consequences... des invasions allemandes en France", die Folgeerscheinung dieser Politik werden sollten. August Heil dagegen sah die Initiative eher bei Hugo dem Großen, da dieser für den "beabsichtigten Kampf gegen Ludwig den nötigen Rückhalt" gesucht habe.
    Wohl beide Seiten erwarteten sich Vorteile aus dieser Vermählung: Hugo suchte (und fand) eine zusätzliche Stütze für seine Politik im ostfränkischen Reich, während OTTO I. ein zusätzliches Gewicht in die Waagschalen der lothringischen Frage legen konnte, einer Frage, die immer noch als unentschieden angesehen werden mußte.


    5. Die Einflußnahme Ottos und Bruns im Westreich

    König Ludwig IV. gelang es nicht, seinem Anspruch auf Lothringen mit realem politischen Gewicht durchzusetzen, den er in der Heirat mit der Witwe des lothringischen Herzogs hatte bekräftigen wollen. OTTO nutzte die Gelegenheit seines Aufenthaltes in Lothringen und traf sich mit den innenpolitischen Gegnern des westfränkischen Königs, obwohl dieser nun sein Schwager geworden war. Dieses Bündnis mit den Gegnern Ludwigs nahm ein Jahr später sogar vasallitische Formen an: "Hugo et Heribertus... Othoni regi obviam proficiscuntur; cui conjuncti at Atiniacum eum perducunt, ibique cum Rotgario comite ipsi Othoni sese committunt." König Ludwig wurde so durch dieses Bündnis in die Zange genommen, konnte sich nicht behaupten und mußte nach militärischen Niederlagen gegen Hugo und OTTO 942 das faktische Scheitern seiner Pläne anerkennen: der ostfränkische König verblieb im Besitz Lothringens.
    Die ältere Forschung nahm an, es sei hauptsächlich Gerberga gewesen, die ihren Gemahl zu diesem Verzicht bestimmt habe. Doch gegen eine solche Hypothese lassen sich eine Reihe von Einwänden vorbringen: die politische Vorgeschichte Gerbergas, vor allem ihre eigenmächtige Heirat mit dem westfränkischen König, läßt es als wenig wahrscheinlich erscheinen, sie habe sich nun urplötzlich zum Anwalt der ostfränkisch-deutschen Interessen gemacht. Die Einwilligung der Witwe des lothringischen Herzogs in die neue Ehe mit Ludwig IV., deren politische Bedeutung Gerberga wohl kaum verborgen geblieben sein dürfte, und die Tatsache, dass Ludwig auch nach der Hochzeit seinen Kampf um Lothringen nicht aufgegeben hat, lassen erkennen, daß die Königin nicht bezüglich Lothringens Einfluß im Interessse der ottonischen Politik ausgeübt haben kann. Der Friedensschluß von Vise war weniger das Ergebnis eines familiären Komplotts als das Resultat einer tatsächlichen Überlegenheit OTTOS, einer Tatsache, die sicher auch die Königin Gerberga in Rechnung zu stellen wußte. Wenn sie daher ihren Mann tatsächlich zum Verzicht auf Lothringen bewogen haben sollte, so geschah das in seinem und nicht in OTTOS Interesse. Und noch eine weitere gewichtige Tatsache spricht gegen eine derartige Argumentation: der erstgeborene Sohn des französischen Königspaares, der im Jahr 941 das Licht der Welt erblickte, wurde auf den Namen Lothar getauft. Wir kennen die programmatische Bedeutung der Namensgebung im Mittelalter: in dieser Namenswahl für den präsumptiven Thronfolger läßt sich eine deutliche Manifestation des königlichen Willens sehen, den Anspruch auf das alte Kernland der KAROLINGER nicht aufzugeben.
    Der Frieden von Vise, mit dem OTTO zunächst eine neutrale Haltung einnahm, bedeutete für Ludwig nicht die endgültige Resignation: er nahm noch einmal den Kampf gegen die politische Übermacht seiner Gegner auf. Erst die Katastrophe von Rouen - Ludwig wurde gefangengenommen und an Hugo von Franzien ausgeliefert - bedeutete das Aus für alle Unternehmungen, dem Königtum der KAROLINGER wieder zu neuem Ansehen zu verhelfen. In dieser Krisensituation des westfränkischen Königtums tritt Gerberga wieder in das Licht der Geschichte: als Regentin weigerte sie sich, den Thronfolger Lothar als Geisel zu stellen, und sandte statt Lothar ihren zweitgeborenen Sohn Karl. Auf diese Weise kam der König frei: er mußte freilich auf Laon - ein Ort, der für das ohnehin nicht besonders starke Königtum der späten KAROLINGER besondere Wichtigkeit hatte und gerade für König Ludwig die letzte Basis seiner Macht gewesen war - verzichten. Ludwig wäre nun in die Rolle eines Schattenkönigs abgesunken, hätte nicht Gerberga den Anstoß für die große politische Umorientierung gegeben. Allen bisherigen Gegensätzen zum Trotz bat sie ihren Bruder OTTO I. um Hilfe und Schutz.
    Alle früher abgeschlossenen Bündnisse stürzten nun um. OTTO ergriff fortan die Partei des westfränkischen Königs gegen die Versuche Herzog Hugos, das Königtum im Westreich völlig zu entmachten. Nur kurze Zeit später unternahmen die neuen Verbündeten einen Feldzug gegen die Gegner Ludwigs IV., der König OTTO und das ostfränkische Heer bis vor die Tore von Paris und Rouen führte. Auch in den folgenden Jahren blieb die Zusammenarbeit zwischen den beiden Schwägern eng: Ludwig und OTTO trafen sich zwischen 946 und 950 fünfmal: das Osterfest 949 verbrachte Gerberga bei ihrem Bruder OTTO DEM GROSSEN in Aachen "regressa Remos...cum fraterni auxilii pollicitatione". Ein Jahr zuvor war auf der Synode zu Ingelheim, also auf dem Gebiet des ostfränkischen Reiches, der seit Jahren schwelende Reimser Bischofsstreit entschieden worden. Der Kandidat König Ludwigs, Artold, wurde durch päpstliche Entscheidung erneut bestätigt, und hiermit war implizit das Königtum Ludwigs unter die Garantie König OTTOS und des Papstes genommen worden. Eine solche Politik brachte es zwangsläufig mit sich, daß der ostfränkische König zu einem bestimmenden Faktor in der westfränkischen Innenpolitik wurde. Am deutlichsten können wir dies an der Synode zu Ingelheim beobachten, bei der auf ostfränkischem Boden unter Beteiligung deutscher und französischer Prälaten über eine Angelegenheit der Politik und der Kirche des Westreiches entschieden wurde. Die Verwandtschaft der Königin Gerberga zu den OTTONEN und ihre politische Wendigkeit verlängerte die Herrschaft der KAROLINGER im Westen um Jahrzehnte.
    Gerberga ließ sich beim Abschluß von Bündnissen immer von den jeweiligen politischen Notwendigkeiten leiten, wie dies die Koalitionen, die sie seit 942 abschloß, deutlich zeigen. 953 vermittelte sie einen Waffenstillstand zwischen König Ludwig und ihrem Schwager Hugo dem Großen. Zwei Jahre später kam ihr Gatte, König Ludwig, bei einem Jagdunfall ums Leben. Hätte sich Gerberga, nun zum zweiten Mal Witwe geworden, allein an den deutschen König gewandt, wäre das französische Königtum auch formell dem deutschen unterstellt worden: OTTO wäre jetzt noch der äußeren Form nach in die Stellung eines großfränkischen Herrschers hineingewachsen. Doch Gerberga handelte anders: sie wandte sich an den bisher schärfsten Rivalen, Herzog Hugo von Franzien, und konnte tatsächlich die Unterstützung Hugos (der, was wir nicht vergessen dürfen, ja Gerbergas Schwager war) für die Wahl ihres Sohnes (und Hugos Neffen), des minderjährigen Lothar, zum westfränkischen König erhalten. Man kann nur Vermutungen anstellen, welche Motive Herzog Hugo bewogen haben, nicht die Schwäche des Königtums und der Königin Gerberga auszunutzen und sich nicht selbst die französische Königskrone aufs Haupt zu setzen. Vielleicht fürchtete er den Widerstand König OTTOS I., möglicherweise fühlte er aber schon seinen Tod herannahen. Zudem blieb er auch unter einem noch minderjährigen König Lothar der starke Mann im westfränkischen Reich.
    Als Hugo der Große im Jahr 956 starb, war Königin Gerberga die unumstrittene Regentin Frankreichs. In dieser dritten Phase ihres politischen Wirkens war die Zusammenarbeit mit den übrigen Mitgliedern der sächsischen Königsfamilie am engsten. Die Macht und das Ansehen OTTOS DES GROSSEN hatten nach seinem Sieg in der Lechfeldschlacht ihren Höhepunkt erreicht. Nach dem Tod König Ludwigs IV. und Herzog Hugos des Großen konnte zudem keiner von den beteiligten Parteien mehr versuchen, den einen gegen den anderen auszuspielen. Die Regierung des westfränkischen Reiches lag praktisch in den Händen eines ottonischen Familienrates, in den Händen von Gerberga, Hadwig und Brun, dem Erzbischof von Köln und Bruder OTTOS DES GROSSEN. Nun, nach dem Tod ihres Gemahls, Hugo der Große, tritt auch Hadwig aus dessen Schatten heraus und findet in der Geschichtsschreibung Erwähnung. Brun waltete im Auftrag König OTTOS "als eine Art Reichsverweser, an der Spitze eines ottonischen Familienrates,... in den Landen zwischen Rhein und Loire".
    Die starke Anlehnung an die Mitglieder der liudolfingischen Familie garantierte Gerberga zwar auf der einen Seite den Erhalt des Status quo zwischen den führenden Familien Frankreichs und damit das Königtum ihres Sohnes Lothar, erforderte aber auf der anderen Seite ein starkes Entgegenkommen gegenüber ihrem Bruder Brun. So war sie 957 gezwungen, an einem Feldzug Bruns gegen die Familie der REGINARE, also gegen die Verwandten ihres 1. Gemahls, teilzunehmen. Ein Jahr zuvor hatte Brun dafür gesorgt, dass Gerberga ihr Witwengut zurückerhielt. 959 verbrachten Gerberga und ihr Sohn, König Lothar - Hadwig war wohl Anfang dieses Jahres verstorben - gemeinsam mit Brun das Osterfest in Köln; bei dieser Gelegenheit mußte Lothar in aller Form auf jegliche Ansprüche auf Lothringen verzichten. Möglicherweise wollte Brun hiermit mehr dem Einfluß seiner Schwester, der Königin-Mutter Gerberga, auf den jungen König Lothar vorbeugen, wenn er von Lothar "securitas" für Lothringen verlangte. Denn die Königin Gerberga wie auch ihre Schwester Hadwig dürften in erster Linie die Interessen ihrer Söhne Lothar und Hugo (Capet) im Auge gehabt haben und nicht diejenigen ihrer Brüder, also die Interessen von OTTO DEM GROSSEN und Brun; beide werden versucht haben, den Kindern für die Zukunft alle politischen Möglichkeiten offenzuhalten.
    Über die Grundlinien der Politik vergaß Gerberga jedoch nicht die Erfordernisse des Augenblicks. Nach dem Tod Erzbischof Artolds von Reims (des Erzbischofs, der im Jahr 948 von der Synode zu Ingelheim bestätigt worden war) versuchte das Haus VERMANDOIS erneut, seinen Kandidaten Hugo durchzusetzen. Gerberga bat ihren Bruder Brun um Hilfe: ihr gemeinsamer Kandidat Odelrich wurde zum Erzbischof von Reims gewählt. Mit diesem Mann hat Brun zugleich einen seiner Schüler auf den Erzbischofsstuhl dieser wichtigen Diozöse gebracht.
    Höhepunkt - und Abschluß - der "Familienregierung" im westfränkisch-französischen Reich war der Kölner Hoftag im Juni 965: als unumstrittener Hegemon sammelte Kaiser OTTO DER GROSSE seine Familienangehörigen um sich und zeigte sich in seiner neu gewonnenen Kaiserwürde. Auf diesem Hoftag wurde zudem ein neues Ehebündnis zwischen Ost- und Westreich geschlossen: der Kaiser verlobte seine Stieftochter Emma (die Tochter der Kaiserin Adelheid aus deren erster Ehe mit König Lothar von Italien) mit König Lothar von Frankreich.
    Von einer formalen Abhängigkeit des Westreiches von Kaiser OTTO DEM GROSSEN kann aber auch zu diesem Zeitpunkt keine Rede sein, wenn sie rein äußerlich auch bestanden haben mag. Gerberga hinterließ bei ihrem Tod, der sie vier Jahre nach dem Tode ihres Bruders Bruno von Köln und vier Jahre vor dem Tod ihres ältesten Bruders OTTO DER GROSSE erteilen sollte, ihrem Sohn Lothar eine stabilere Herrschaft als diese Gerbergas Gemahl und Lothars Vater, König Ludwig IV., bei seiner Rückkehr auf das Festland vorgefunden hatte. Das politische Erbe seiner Mutter gab König Lothar die Chance, noch einmal nach der Herrschaft über das alte karolingische Kernland greifen zu können.

    6. Zusammenfassende Würdigung Gerbergas und Hadwigs

    König OTTO I. hatte das Hauptziel seiner Westpolitik von seinem Vater HEINRICH I. geerbt: die Herrschaft über Lothringen zu sichern. Nur die Herrschaft über dieses alte karolingische Kernland ermöglichte es dem jungen Reiche König OTTOS I., das Übergewicht über das westfränkische Reich zu gewinnen und schließlich auf diese Weise auch in das Erbe KARLS DES GROSSEN, die Kaiserwürde eintreten zu können. Um dieses Ziel seiner Politik zu verwirklichen, benutzte König OTTO geschickt die vorgefundenenen Spannungen im Westreich, die es ihm ermöglichten, Lothringen für sein Reich zu sichern. Der entscheidende Angelpunkt für ein solches Vorgehen war die Verbindung OTTOS DES GROSSEN mit den ROBERTINERN, und zwar mit dem mächtigen Herzog Hugo von Franzien, dem latenten Hauptgegner König Ludwigs IV. Transmarinus. Ein direkter Weg führt von der Hochzeit Hugos des Großen mit der Schwester König OTTOS, mit Hadwig, zum Bündnis von Attigny: diese Heirat erwies sich, auch wenn dies nicht von vornherein geplant gewesen sein sollte, als ein bewußt eingesetztes Mittel der ottonischen Politik, um Hugo von Franzien an den ostfränkischen König zu binden und so die Gefahr für Lothringen, die in der Herrschaft der KAROLINGER im Westreich weiter am Schwelen war, abzuwenden.
    Die Ehe der anderen der beiden Schwestern König OTTOS I., der Gerberga, mit König Ludwig IV. muß schon vom Ansatz her anders beurteilt werden. OTTO wurde von seiner Schwester überspielt, mit der er andere Pläne hatte: Gerberga handelte selbständig. König Ludwig IV. seinerseits dürfte hauptsächlich an die Untermauerung der karolingischen Ansprüche auf Lothringen gedacht haben. Die Bedeutung jedoch, die diese Ehe in den folgenden Jahren noch für das westfränkische Königtum gewinnen sollte, konnte von keiner Seite vorausgesehen werden. Die Verbindung mit Gerberga verschaffte dem westfränkischen König die Verwandtschaft mit König OTTO I. und damit einen Schwager, der Ludwig die Hilfe geben konnte, die er brauchte, um im Kampf gegen seine inneren Feinde das Königtum für sich und seinen Sohn behaupten zu können. Aber auch für OTTO DEN GROSSEN wirkte sich die Vermählung seiner Schwester Gerberga, obwohl sie gegen seinen Willen geschehen war, letztendlich zum Vorteil aus: die gleichartigen Verwandtschaftsverhältnisse zu den beiden führenden Häusern Frankreichs ermöglichte es dem ostfränkisch-deutschen König, ab 945, als die Bedrohung Lothringens durch die innenpolitischen Schwierigkeiten König Ludwigs in den Hintergrund getreten war, zwischen den beiden Parteien vermittelnd einzugreifen und somit de facto zum heimlichen Herrscher im Westreich zu werden. Nach außen hin ließ sich diese faktische Herrschaft OTTOS DES GROSSEN in der Form familiärer Beziehungen und Kontakte ausüben. "Seine Verwandtschaft mit den beiden feindlichen Geschlechtern ließ seine westfränkische Politik als Familiensache erscheinen und warf auf die faktische deutsche Vorherrschaft einen versöhnenden Schimmer."
    Die Zeitgenossen haben OTTOS Position offenbar nicht als hegemonial empfunden. Die französische Geschichtsschreibung kennt weder eine "nationale" Abneigung gegen eine "Fremdherrschaft" noch sieht sie in Ludwig IV. oder Lothar abhängige Monarchen. "OTTO war also für die Westfranken weniger der große fremde Herrscher als vielmehr der mächtige Verwandte des königlichen Hauses, der eine Art patriarchalische Stellung inmitten einer großen königlichen und fürstlichen Familie einnahm."
    Die Bindungen zwischen dem ost- und dem westfränkischen Reich überdauerten deshalb auch nicht den Tod der Hauptakteure. Mit dem Tod Gerbergas und dem Beginn der selbständigen Regierung Lothars entwickelten sich die beiden Reiche wieder auseinander, ja sogar gegeneinander.

    Ehlers Joachim: Seite 14,23, "Die Kapetinger"

    Zwischen sächsischer Herkunft und westfränkischem Königsdienst Roberts sah die ältere Forschung einen Widerspruch. Er sollte dadurch beseitigt werden, daß dem notorisch phantasievollen Richer, der den Namen Widukind seinem gelehrten Wissen von den Sachsenkriegen KARLS DES GROSSEN mühelos hätte entnehmen können, Erfindungen unterstellt wurde; für Aimoin glaubte man an einen Reflex späterer Vorgänge, nämlich der Heirat des dux Hugo Magnus; Roberts Enkel, im Jahre 937 mit Hadwig, der Tochter König HEINRICHS I. und Schwester OTTOS I., über die der Name Heinrich in das französische Königshaus gekommen ist.
    Weil die sächsischen Könige außerdem begehrte Bundesgenossen westlicher Großer waren, ergaben sich Heiratsverbindungen: OTTOS I. Schwester Hadwig heiratete 937 Hugo Magnus und wurde Mutter des späteren Königs Hugo Capet.

    Wies Ernst W.: Seite 63,71,123,232,238, "Otto der Große. Kämpfer und Beter."

    Einen weiteren wichtigen Hinweis für HEINRICHS Willen, das Thronfolgerecht OTTOS sichtbar zu machen, finden wir im Verbrüderungsbuch der Abtei Reichenau. Hier sind in einem Eintrag verzeichnet: König HEINRICH und seine Frau Mathilde, die drei Söhne OTTO, Heinrich und Brun, die Töchter Gerberga und Hadwig.
    Die jüngere Schwester Hadwig wurde dem mächtigen Herzog Hugo von Francien angetraut, der wohl der einflußreichste Großvasall im westfränkischen Reich war. Mit ihrer beider Sohn Hugo Capet, König von Frankreich (987-996), beginnt die große Königsreihe des capetingischen Geschlechts. Die Sächsin Hadwig ist ihre Stammutter.
    Um Hugo noch stärker an sich zu binden, vermittelte OTTO eine Ehe Hugos mit seiner Schwester Hadwig im Jahre 937.
    Zwar war die französische Reichsführung schwach und stand unter den Einfluß von OTTOS Bruder, dem Erzbischof Brun und den beiden ottonischen Schwestern, Gerberga und Hadwig.
    Daneben, mit der Krone von Frankreich, des Kaisers Schwester Gerberga, die Witwe König Ludwigs IV., mit ihrem Sohn, König Lothar. Dann war da die andere Schwester des Kaisers, Hadwig, die Frau des mächtigen Herzogs Hugo von Francien, die Mutter des großen Hugo Capet und Stammutter des capetingischen Königsgeschlechts, das sieben Jahrhunderte dem Throne Frankreichs die Könige stellte.

    935/37 oo 3. Hugo der Große Herzog von Franzien 895-16./17.6.956

    Kinder:

    3. Ehe
    - Beatrix 938-23.9.nach 987
    954 oo Friedrich I. Herzog von Ober-Lothringen - 18.5.978
    - Hugo Capet König von Frankreich 940-24.10.996
    - Emma 945-18.3.968
    960 oo 1. Richard I. Herzog von der Normandie um 933-20.11.996
    - Odo Herzog von Burgund 945-23.2.965
    - Otto-Heinrich Herzog von Burgund 948-15.10.1002

    Literatur:
    Adelheid Kaiserin und Heilige 931 bis 999 Info Verlag Karlsruhe 1999 - Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 157,365 K 13 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 42,64,84 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 14,23,42,46 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 IV,6 Seite 10,28,34,36,40,42,188,191,193,244,274 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 84,293,295 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 26,38,69,72,76,88,94 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 71,120,128,162,171,324 - Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 Seite 61,77,85 - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan (Hrsg.): Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung "Otto der Große, Magdeburg und Europa" Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001 Seite 25,262 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 207,213 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 11,19,22,43,75,79 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 171,260,285 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 494,512 - Wies Ernst W.: Otto der Große. Kämpfer und Beter. Bechtle Verlag Esslingen 1989 Seite 63,71,104,123,167,193,232,238 -

    Gestorben:
    9.1.

    Hadwig heiratete von Franzien, Hugo am 14 Sep 937. Hugo (Sohn von von Neustrien, Robert I. und von Vermadois-Meaux, Beatrix) wurde geboren in 895; gestorben in Jun 956 in Dourdan [91410],Essonne,Île-de-France,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 45. von Frankreich, Hugo Capet  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 940 in Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich; gestorben am 24 Okt 996 in Melun [77000],Seine-et-Marne,Île-de-France,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich.
    2. 46. von Franzien, Beatrix  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 938; gestorben nach 987.
    3. 47. von Franzien, Emma  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 945; gestorben am 18 Mrz 968.
    4. 48. von Burgund, Otto  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 945; gestorben am 23 Feb 965.
    5. 49. von Burgund, Otto Heinrich  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 948; gestorben am 15 Okt 1002 in Pouilly-sur-Saône [21250],Côte-d’Or,Burgund,Frankreich.

  12. 18.  von Sachsen, Brunvon Sachsen, Brun Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Heinrich2, 1.Hadwig1) wurde geboren in Mai 925; gestorben am 10 Okt 965 in Reims [51100],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich; wurde beigesetzt in Köln [50667],Köln,Nordrhein-Westfalen,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 948-950, Lorsch Kloster [64653],Bergstraße,Hessen,Deutschland; Abt des Klosters Lorsch
    • Titel/Amt/Status: 940/953; königlicher Kanzler
    • Titel/Amt/Status: 953-965, Köln [50667],Köln,Nordrhein-Westfalen,Deutschland; Erzbischof von Köln

    Notizen:

    Brun
    Erzbischof von Köln (953-965)
    1. Hälfte Mai 925-10.10.965 Reims Begraben: nach seinem Wunsch in dem von ihm begründeten Kloster St. Pantaleon in Köln

    Jüngster Sohn des Königs HEINRICH I. aus seiner 2. Ehe mit der Mathilde, Tochter von Graf Dietrich

    Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 753

    Brun I. (Bruno), Erzbischof von Köln seit 953
    * im Mai 925, + 11. Oktober 965 Reims Begraben: nach seinem Wunsch in dem von ihm begründeten Kloster St. Pantaleon in Köln
    Jüngster Sohn König HEINRICHS I. und der Königin Mathilde

    Für Bruns Lebensweg und Wirksamkeit war und blieb entscheidend, dass er der Bruder OTTOS DES GROSSEN war: er hat Zeit seines Lebens als dessen geistlicher Helfer fungiert und wie kein anderer Geistlicher seiner Zeit die Verbindung von Königtum und Kirche verkörpert. Bereits als Knabe zum Geistlichen bestimmt, wurde er als 4-jähriger dem Bischof Balderich von Utrecht zur Erziehung übergeben, in dessen Domschule er sich mit Eifer dem liberalibus leitterarum studiis widmete (Ruotgeri vita Brunonis cap. 4); sie hat seine tiefe Liebe zur Welt der Bücher geweckt. Noch nicht 15-jährig, wurde er 939 auf ausdrücklichen Wunsch seines Bruders, König OTTOS, an den Hof berufen, um hier unter der Leitung des schottischen Bischofs Israel und später auch des von seinem Bischofssitz vertriebenen Rather von Verona seine Bildung zu komplettieren. Bald nahm er selbst an den Disputationen der gelehrten Griechen und Lateiner, die sich am Hof um den König versammelten, teil (vita Brunonis cap. 7); gleichzeitig wurde er zunehmend mit den Geschäften des Reiches vertraut gemacht. 940 (25. September) fungiert er bereits als Kanzler seines königlichen Bruders, um dieses wichtige Hofamt bis 953 (25. September) auszuüben (DDO I 35-164). Dabei zeichnet sich an der wachsenden Zahl seiner Interventionen sein zunehmender politischer Einfluß ab. Er hat sich als Kanzler nicht nur um die allgemeine Verwaltung, sondern auch um eine Verbesserung der Ausbildung der Hofgeistlichen bemüht (vita Brunonis cap. 8) und, wie er persönlich selbst von tiefer Frömmigkeit erfüllt war, auch stets den religiös-geistlichen Bedürfnissen Geltung verschafft. So hat er sich insbesondere für die Ausbreitung der Gorzeschen Reform eingesetzt - dies vor allem in den Klöstern, die OTTO ihm früh unterstellte, so nachweislich in der großen Abtei Lorsch. Die überragende Stellung, die er als Kanzler erlangt hatte, wird darin deutlich, dass er 951 - noch vor seiner Erhebung zum Bischof, was außergewöhnlich war - von OTTO zum Erzkapellan, das heißt zum Haupt der königlichen Kapelle, erhoben wurde (DO I 139, dazu vita Mathildis reg. cap. 9). Die Übertragung des höchsten geistlichen Hofamtes, das Brun bis zu seinem Tode innehatte, läßt erkennen, dass er jedenfalls für eines der großen Erzbistümer vorgesehen war. Dementsprechend wurde er zwei Jahre später (953) im Beisein von Bischof Gotfrieds von Speyer als königlicher Gesandten zum Erzbischof von Köln gewählt und wenig später, im August 953, inthronisiert (Reg. der Ebf.e v. Köln Nr. 383ff.). Bereits Anfang September 953 übertrug OTTO ihm dazu die Verwaltung des Herzogtums Lothringen, weshalb Ruotger (cap. 20) ihn treffend als "archidux" bezeichnet. Er umschreibt damit die Doppelstellung, in der Brun sich in den folgenden Jahren als Erzbischof wie als Reichsfürst mit allen Kräften für die Sache seines königlichen Bruders eingesetzt hat, stets bestrebt, Reich und Kirche dabei in gleicher Weise zu dienen. So hat er als dux die Beruhigung und Sicherung Lothringens durchgesetzt, während er das Erzbistum, weit über seinen Sprengel hinauswirkend, den deutschen Episkopat eng an das Königtum heranzog und damit praktisch eine Neuorganisation der Reichskirche in die Wege leitete (ottonisch-salisches Reichskirchensystem). Wesentlich dafür war, dass er in Köln die Leitung des Domschule selbst in die Hand nahm, hier aus dem ganzen Reichsgebiet begabte Schüler um sich scharte und mit ihnen die wichtigsten Bischofsstühle besetzte, damit sie nach dem Zeugnis seines Biographen (cap. 37) in seinem Sinne "rem punlicam suo quisque loco fide et viribus tuerentur". Es bezeichnet den Höhepunkt seiner Wirksamkeit, dass Brunam 26. Mai 961 seinen Neffen OTTO II. in Aachen zum König salbte und anschließend während der Abwesenheit OTTOS DES GROSSEN in Italien (bis Februar 965) zusammen mit Erzbischof Wilhelm von Mainz die Sorge für den jungen König und das Reich (custodiam regni Cisalpini) wahrnahm. Über der Sorge für das Reich hat er seine Kölner Kirche nicht vergessen: er hat sie um mehrere Neugründungen bereichert, so um das Kloster St. Pantaleon und die Stifter Groß St. Martin und St. Andreas in Köln. Zahlreiche andere Klöster und Stifter hat er mit reichen Reliquienschenkungen und Wohltaten bedacht, darunter vor allem auch seinen eigenen Dom, den er von Grund auf erneuert hat. Unter der Fülle seiner Aufgaben hat der rastlos Tätige früh seine Kräfte aufgezehrt. Erst 40-jährig ist er auf der Heimreise von einer diplomatischen Mission in Frankreich am 11. Oktober 965 in Reims gestorben, bis zuletzt dem Gebet und seinen Büchern hingegeben. Bald erzählte man von einer Vision des Klerikers Poppo, wonach Brun wegen seiner "übertriebenen" weltlichen Studien (ob inanem philosophiae executionem) vom höchsten Richter angeklagt, aber vom heiligen Paulus verteidigt und gerechtfertigt worden sei (Thietmar Chronicon II. cap. 16). In der Tat gehört die Sorge für die Pflege der weltlichen wie der geistlichen Studien wesentlich zu seinem Lebenswerk: Es ist die Verbindung seines Dienstes für Kirche, reich und Bildung, durch die er und als Prototyp des ottonischen Reichsbischofs erscheint.

    Quellen:
    Ruotgeri vita Brunonis archiep. Colon., ed. I OTT (MGH SRG NS 10, 1951) [Hauptquelle] - für alle weiteren Quellen s. F.W. Oediger, Die Reg. d. Ebf.e v. Köln I, 1954-1961

    Literatur:
    Hauck III, 1952, 41ff. - H. Sproemberg, Die lothring. Politik Ottos d. Gr., RhVjbll 11, 1941, 53ff. - J. Fleckenstein, Die Hofkapelle der dt. Kg.e 2 (MGH Schr. 16,2, 1966) - H. Schrörs, Ruotgers Lebensgesch. des Ebf.s B. v. Köln, ebd. 88, 1910 - Ders., Ebf.e B. v. Köln, AHVN 100, 1917 - J. Fleckenstein, B.s Dedikationsgedicht als Zeugnis der karol. Renovatio unter Otto d. Gr., DA 11, 1954/55 - Ders., Königshof und Bischofsschule unter Otto d. Gr., AK 38, 1956 - H. M. Klinkenberg, Noch einmal zu Brunos Dedikatioinsgedicht, DA 12, 1956 - F. Lotter, Die Vita Brunonis des Ruotger (BHF 9, 1958) - Ders., Das Bildnis Brunos I. von Köln in der Vita des Ruotger, JbKGV 40, 1966 - H. Stehkämper, Ebf. B. I. und das Mönchtum, ebd. - Die Reichsabtei Lorsch. Fschr. zum Gedenken an ihre Stiftung 764, hg. F. Knöpp, I, 1973 [dort die Beitr. von J. Semmler und H. Stehkämper].
    Brun war von Kind auf für die geistliche Laufbahn bestimmt und schon mit 4 Jahren dem Bischof von Utrecht zur Ausbildung übergeben worden. Bereits 940 war er als Kanzler am königlichen Hof tätig. Besonders für die Erneuerung des nach dem Tode KARLS DES GROSSEN wieder vernachlässigten Schulwesen hat Brun viel geleistet. Im Jahre 950 wurde er Abt von Lorsch, 951 Erzkanzler und 953 schließlich zum Erzbischof von Kölnerhoben. Als sich 953 der Königs-Sohn Liudolf, sein Neffe, und Herzog Konrad der Rote gegen OTTO I. erhoben, betraute dieser seinen Bruder Brun kurz nach seiner Erhebung zum Erzbischof auch noch mit der Verwaltung des Herzogtums Lothringen, ein klassisches Beispiel für die Heranziehung hoher Geistlicher zu weltlichen Aufgaben. Innerhalb weniger Jahre gelang es Brun, Ruhe und Ordnung in Lothringen wiederherzustellen und die deutsche Herrschaft zu festigen. Er verjagte die Grafen von Hennegau aus Lothringen, schloß Lothringen eng ans Reich an, gab 959 Ober-Lothringen an Herzog Friedrich I. im Ardennengau ab und leitete damit die Teilung dieses Reichslandes ein. Er vermittelte 953/54 im Bruder- und Bürgerkrieg, wurde 954 Regent für den Neffen in Frankreich und 956 für den in Franzien-Neustrien. Vor seinem Italienzug setzte OTTO I. Brun gemeinsam mit seinem Neffen, dem Mainzer Erzbischof Wilhelm, 961/64 als Reichsverweser im Deutschen Reich ein. Im Gegensatz zu seinen Brüdern war er hochgebildet und besaß auch große Autorität.

    Glocker Winfrid: Seite 275, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VI, 7 BRUN
    * 925 V (1. Hälfte), + 965 X 10

    940 Kanzler, 948-950 Abt des Klosters Lorsch, 953 VIII 9/20 Erzbischof von Köln, 953 "archidux" in Lothringen

    Als 3. Sohn König HEINRICHS I. und der Königin Mathilde ist Brun bei Widukind I c. 31, S. 43, und in der Antapodosis Liutprands IV c. 15, S. 113, bezeugt. In D O I. 48 nennt OTTO I. Bruno seinen Bruder. Weitere Belegstellen sind Köpke-Dümmler S. 14f, und MGH DD O I, S. 60 (Registerposition "Brun...diac., fr. Ottonis I. imp."), zu entgehen.
    Die Geburtszeit Brunos ergibt sich aus der Angabe Ruotgers c. 42, S. 44, der Kölner Erzbischof sei zu Pfingsten 965 gerade 40 Jahre alt gewesen.
    Der Todestag Brunos ist genannt bei Ruotger c. 45, S. 49, und im Merseburger Nekrolog; vgl. Althoff, Adelsfamilien Kommentar B 142. Das Memorienbuch von St. Panthaleon zu Köln hat auffälligerweise den X 11 als Gedächtnistag (Beerdigungstag?) gefeiert. Zum Todestag Brunos vgl. Köpke-Dümmler S. 396 mit Anm. 2.
    Brun ist erstmals in D O I. 35 von 940 IX 25 als Kanzler in der Rekognitionszeile genannt. Zu seinem Abbiat in dem Reichskloster Lorsch vgl. Stehkämpfer, Brun S. 308 ff.
    Die Quellen seiner Erhebung als Kölner Erzbischof sind bei BO. 232a und von Oediger, Regesten Erzbischöfe von Köln Bd. 1, Nr. 383, zusammengestellt.
    Zur Stellung Bruns als "archidux" in Lothringen vgl. im 1. Teil S. 125 f.
    Allgemein orientiert zu Brun der Artikel von Josef Fleckenstein im Lexikon des Mittelalters Bd. 2, Sp. 753 ff. s. v. Nr.3.

    Althoff Gerd: Seite 327, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    B 142
    Lü: 10.10. Brun aps + 965 Köln
    Me: 11.10. Agrippine ciuitatis archiepiscopus Brun

    Als Sohn der Königin Mathilde war Brun mit den BILLUNGERN verwandt; vgl. dazu Kommentar G 39.
    Widukind III, 59 berichtet, dass Egbert der Einäugige auf Fürsprache Bruns die Verzeihung OTTOS DES GROSSEN während des Liudolf-Aufstandes erlangte; zu den Beteiligten an diesem Aufstand s. ausführlich oben Seite 79 ff.
    Im Merseburger Necrolog gehört der Eintrag Bruns nicht zur Ergänzungsschicht, sondern wurde von einer Hand geschrieben, die sonst nicht im Necrolog nachzuweisen ist.
    Allg. zur Tätigkeit Bruns als Abt von Lorsch, Erzbischof von Köln und Herzog von Lothringen vgl. Fleckenstein, Hofkapelle 2, 30f, u. ö.; Lorter, Die Vita Brunonis des Ruotger, passim; Oediger, Geschichte der Erzbischöfe von Köln, S. 100ff.; Ders., Regesten der Erzbischöfe von Köln 1, Nr. 347 - 483; NDB 2, S. 670; Biogr. Wörterbuch 1, Spalte 368f; FW B 66 und Lexikon des Mittelalters 2, Sp. 753ff mit weiteren Hinweisen.

    Schwennicke Detlev: Tafel 10, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    BRUN
    * V. 925, + Reims 11. X 65 Begraben: Köln Str. Pantaleon

    940/53 königlicher Kanzler
    948/50 Abt von Lorsch
    951/65 Erzkappelan
    953/65 Erzbischof von Köln
    954 archidux in Lothringen
    gründet St. Pantaleon zu Köln

    Hlawitschka; Eduard: Seite 122, "König Heinrich I." in: Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern.

    DIE NACHKOMMEN KÖNIG HEINRICH I.

    6. BRUN, Erzbischof von Köln
    * 925 (erste Maihälfte)
    + 11.10.965 in Reims Grabstätte: Kirche St. Pantaleon in Köln

    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 79,82,133,140, 158,311,327 B 142 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 42,73-76,81-85,89,91,98-100,107,116,135 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 162-435 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 119-135 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 - Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 - Körntgen, Ludger: Ottonen und Salier. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2002 Seite 11,14,15,17,19,32 - Laudage, Johannes: Otto der Große. Eine Biographie. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 2001 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 644,645,650,653 - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan (Hrsg.): Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung "Otto der Große, Magdeburg und Europa" Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001 - Schulze Hans K: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 10 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 11 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 14,50,58,60,130,148 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart 1981 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 19-282 - Zimmermann, Harald: Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1976 -

    Dr. Hermann Schefers, Geschichte des Klosters Lorsch
    (...)
    Königskloster - dynastische Grablege - Ort häufiger Herrscherbesuche: Das sind natürlich hohe Maßstäbe, die sich nicht an jedes Königskloster des Reiches anlegen lassen. Man begreift das Interesse des Herrschers an den inneren Verhältnissen der Abtei, die Reformforderungen der Zentrale, die zeitweise zu einer Außerkraftsetzung der freien Abtswahl führen (895 - 956) und vom Herrscher eingesetzte Äbte, sogenannte Kommendataräbte, verlangen konnten, unter ihnen so bedeutende Persönlichkeiten wie der Abtsbischof Adalbero von Augsburg oder Erzbischof Brun von Köln, der Bruder Ottos des Großen. Gerade Brun ist es gewesen, der die Voraussetzungen einer neuen Blüte des Klosters geschaffen hat: 951 führte er in Lorsch den ordo Gorziensis ein und baute das Kloster sogar zu einem Zentrum dieser Reformbewegung auf: Corvey, Fulda, St. Gallen, St. Martin (Köln) und Amorbach sind von hier aus im Sinne der Gorzer Bewegung reformiert worden. Otto I. hat Lorsch 956 wieder in die alten Rechte eingesetzt und durch Privilegien wirtschaftlich gestärkt; zwischen 956 und 1067 sind Bensheim (956), Stein (995), Weinheim (1000), das elsässische Brumath (1000), Oppenheim am Rhein (1008) und schließlich Lorsch selbst (1067) Orte, an denen die Abtei über privilegierte Märkte und Münzstätten verfügt. 1067, in derselben Urkunde, die Lorsch Markt- und Münzrecht gestattet, erneuert Heinrich IV. eine Bestätigung der alten Privilegien des Klosters, womit übrigens auch eine Phase der Rechtsunsicherheit beendet wurde, die Heinrich IV. mit dem Projekt herbeigeführt hatte, die Abtei 1065 dem mächtigen Erzbischof von Bremen-Hamburg, Adalbert,zu übereignen.



    Darstellung des Erzbischof Brun in St. Andreas, Köln


    Darstellung des Erzbischof Brun in St. Andreas, Köln



    Neue Deutsche Biographie - Brun I.

    Erzbischof von Köln, * circa 925, † 11.10.965 Reims (begraben Sankt Pantaleon Köln).

    Als Fünfjähriger der Domschule zu Utrecht übergeben (Bindeglied für das 925 angegliederte Lothringen), wurde Brun durch seinen Bruder König Otto I. schon bald nach 936 an den Hof gezogen, 940 Kanzler (seit 951 archicancellarius bzw. archicapellanus) und mit Abteien ausgestattet [darunter Lorsch (950–954)]. Dadurch für die Klosterreform gewonnen, nutzte Brun, wie auch später als Bischof, den Umgang mit gebildeten Geistlichen (darunter Griechen, der irische Bischof Israel und Rather von Verona) - allerdings rein aufnehmend -, die verschütteten sieben „Freien Künste“ und die sublimitas der Philosophie sich anzueignen, so daß er, wie Thietmar von Merseburg berichtet, nach seinem Tode vom himmlischen Richter wegen seiner weltlichen Studien zur Verantwortung gezogen, vom heiligen Paulus aber verteidigt wurde. Im Juli 953 während des Aufstandes zum Bischof von Köln gewählt, Ende August im Heerlager vor Mainz (wo er sich vergeblich um die Aussöhnung Liudolfs mit seinem Vater Otto bemüht hatte) zum Herzog von Lothringen ernannt, gelang es ihm, die lothringischen Großen auf der Seite des Königs zu halten und Niederlothringen gegen den bisherigen Herzog Konrad, aber nicht gegen die durch diesen 954 hereingerufenen Ungarn zu schützen. Opfer dieser „Treue“ des Adels wurde Bruns Lehrer Rather, den Brun bei seiner eigenen Weihe (25. September) zum Bischof von Lüttich eingesetzt hatte. Der selbstbewußte hennegauische und maasländische Adel zwang Brun mehrfach zu bewaffnetem Einschreiten (958 Verbannung des Grafen Reginar, 959/60 Aufstand der Grafen Immo und Lambert). Auch in Frankreich gelang ihm nur vorübergehend ein Ausgleich zwischen seiner Schwester, der Königin-Witwe Gerberga, und ihren Gegenspielern, ihrem Schwager Graf Hugo von Francien und dessen Söhnen, gegen die Brun zweimal dem König zu Hilfe gekommen ist (Belagerung von Dijon 960). Trotz der freundschaftlichen Beziehungen hat Brun sich bei einem Besuch der königlichen Familie in Köln (Ostern 959) Sicherheiten wegen Lothringen geben lassen.

    Die Ausübung des Herzogamtes durch einen Bischof - übrigens keine „Verleihung des ripuarischen Herzogtums an das Erzbistum Köln“, wie man dort im 12. Jahrhundert behauptete - ist, da ungewöhnlich, getadelt worden, aber in Brun schien das Unverträgliche eine glückliche Einheit. 959 hat er den Grafen Friedrich „an seiner Statt“ (d. h. wohl als seinen Vertreter) zum Herzog von Oberlothringen gemacht. In derselben Zeit wird in Niederlothringen ein Herzog Gottfried genannt, der, an Bruns Hof erzogen, bereits am 6.8.964 als Führer des lothringischen Kontingents in Italien starb. Bruns (ober)herzogliche Stellung in diesen Jahren ist rechtlich nicht klar zu fassen, zumal er von Mai 961 bis Februar 965 als Vertreter seines Bruders in Lothringen regierte. Kraft dieses Rechtes als Stellvertreter hat Brun vermutlich die oberlothringischen Bistümer Verdun (959/60), Toul (963), Metz (965) mit Klerikern des Kölner Domklosters besetzt. Auch Bischof Ebrachar von Lüttich (959) war vorher Dekan in Bonn gewesen. Für Cambrai nahm er 962 einen Mönch aus Corbie. Das Bistum Metz hat er nach Adalberos Tod (962) anderthalb Jahre selbst in der Hand gehalten.

    Wie sehr gerade Brun die königliche Familie zusammenband, zeigt die Zusammenkunft auf dem Reichstag in Köln Ende Mai 965 nach Ottos Rückkehr aus Italien, wo nicht nur die Mutter Mathilde, sondern auch die französischen Verwandten zugegen waren. Einige Monate später ist er auf der Rückreise vom französischen Hof nach kurzer Krankheit gestorben.

    Das Münzrecht, das Brun als erster der Kölner Erzbischöfe ausübte, hat er möglicherweise als Vertreter seines Bruders ausgeübt. - Wenn auch der Herzog zu Felde ziehen mußte, der Bischof hat nicht gekämpft. Für seine Frömmigkeit zeugen die Berichte über seine Bußübungen und über sein Sterben, für seinen geistlichen Eifer die Schätze des Heils, die er nach Köln brachte, und seine Gründungen: die Stifter St. Andreas und St. Martin (später etwa seit 990 Abtei) in der Stadt, St. Patrocli in Soest und vor allem St. Pantaleon in Köln, die erste bischöfliche Abtei. Den ersten Abt Christian holte er aus dem Gorzer Reformkloster St. Maximin bei Trier. Wie vor ihm vielleicht nur Hildebald († 818) und nach ihm nur Anno (1056–75) hat er das äußere Gesicht des heiligen Köln geformt, doch war bei seinem Tode fast noch nichts vollendet. Seine Eingriffe in St. Andreas (Einführung von Kanonikern) und St. Maria im Kapitol (Versetzung von Schwestern, vielleicht Einführung der Benediktinerregel)|haben nicht nur die Betroffenen mißgestimmt. Von den vielen Lobsprüchen sei hier nur das Wort des heiligen Wolfgang genannt: er habe nur selten einen gefunden, der Brun in aller Rechtlichkeit ähnlich gewesen wäre. Die Verehrung in seiner Grabkirche St. Pantaleon wurde erst 1870 auf die ganze Erzdiözese ausgedehnt; im Kölner Proprium von 1914 hat Brun ein ganzes Officium.

    Literatur
    ADB III; Vita d. Ruotger, geschrieben zw. 965 u. 969 auf Veranlassung d. EB Folkmar v. Köln (wichtig als Zeugnis f. d. auf d. Antike gerichtete Bildungsstreben d. Zeit), = MGH SS NS X, dt. Übers, v. H. Schrörs, in: Ann. d. Hist. Ver. f. d. Niederrhein 88, 1910; ders., Das Testament d. EB B., ebenda 91, 1911, S. 109 ff., 93, 1912, S. 187 ff.; ders., EB B. v. Köln, ebenda 100, 1915, S. 1 ff.; Vita II, geschrieben ca. 1130 in St. Pantaleon (von geringem Wert, dort über d. Verleihung d. ripuar. Herzogtum an d. Erzbischof), in: MGH SS NS IV, S. 275 ff.; vgl. E. Weise, in: Jb. d. Köln. Gesch.-Ver. 11, 1929, S. 62 ff.; MGH Poetae lat. V, 1939, S. 301 ff. (Grabgedichte); Regg. d. EB v. Köln I, in: Publ. d. Ges. f. rhein. Gesch.kde. 21 (in Vorbereitung); H. Cardaus, Kölner Bischofssagen, in: Picks Mschr. f. rhein.-westfäl. Gesch.-F 1, 1875 ff.; R. Köpke-E. Dümmler, Kaiser Otto d. Gr., = Jbb. d. dt. Gesch., 1876; H. Kleinermanns, Die Heiligen auf d. bischöfl. bzw. erzbischöfl. Stuhle v. Köln I, 1896, S. 68; F. Lot, Les derniers Carolingiens (954–991), = Bibl. de l'Ecole des Hautes Etudes, Paris 1891; Hauck III, 1906; Kunstdenkmäler d. Rheinprov. VI, 1906/16, VII, 1911/37; R. Parisot, Les origines de la Haute Lorraine, = Mémoires de la soc. d'archéol. Lorraine, Paris 1909; C. Schoene, Die polit. Beziehungen zw. Dtld. u. Frankreich 953-80, = Hist. Stud. 82, 1910; R. Koebner, Die Anfänge d. Gemeinwesens d. Stadt Köln, 1922; E. Weise, Urkk. wesen u. Gesch. schreibung d. Klosters St. Pantaleon, in: Jb. d. Köln. Gesch.-Ver. 11, 1929, S. 1 ff.; R. Holtzmann, Gesch. d. sächs. Kaiserzeit, 1941, S. 152 ff.; H. Sprömberg, Die lothring. Politik Ottos d. Gr., in: Rhein. Vjbll. 11, 1941, S. 1 ff.; E. Lehmann, Der frühe dt. Kirchenbau, 21949.



    Geburt:
    1. Hälfte Mai 925

    Begraben:
    Kloster St. Pantaleon

    Gestorben:
    11.10. NDB



Generation: 4

  1. 19.  von Lothringen, Reginar Graphische Anzeige der Nachkommen (11.Uda3, 3.Oda2, 1.Hadwig1) gestorben am 18 Apr 963.

  2. 20.  von Arlon, Heinrich Graphische Anzeige der Nachkommen (11.Uda3, 3.Oda2, 1.Hadwig1)

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Arlon [6700],Wallonien,Belgien; Graf von Arlon

    Notizen:

    Titel/Amt/Status:
    950/963 bezeugt

    Gestorben:
    6.9.1000

    6. Oktober


  3. 21.  von Verdun, Gottfried I. Graphische Anzeige der Nachkommen (11.Uda3, 3.Oda2, 1.Hadwig1) wurde geboren in 930/935; gestorben nach 997.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Bidgau,Deutschland; Graf im Bidgau
    • Titel/Amt/Status: Methingau; Graf im Methingau
    • Titel/Amt/Status: Verdun [55100],Lothringen,Frankreich; Graf von Verdun
    • Titel/Amt/Status: Ename [9700],Flandern,Belgien; Markgraf von Eenham

    Notizen:

    Neue Deutsche Biographie - Gottfried der Gefangene

    Graf von Verdun, * um 930/35, † 3.9. nach 997 (wohl 1005).

    G. wird im letzten Drittel des 10. Jahrhunderts zu einer der wichtigsten Persönlichkeiten an der deutschen Westgrenze. 959 zunächst als Graf im Bidgau bezeugt und von 960-66 als Graf im Methingau nachweisbar, tritt er seit den frühen sechziger Jahren auch wiederholt in Verduner Urkunden als Graf hervor (Nachfolger eines Grafen Rudolf). Wieweit sein Bruder Heinrich dabei an der Verwaltung des Verduner Raumes mitbeteiligt war, bleibt unbekannt. Seit 969 erscheint G. auch in Genter Rechtsakten; er war also damals bereits im Besitz des Burgbannbezirkes um Eename (seit 965?), den er im Verlauf der nächsten Jahrzehnte zu einer echten Mark ausbaute und in das ottonische Grenzsicherungssystem im Nordwesten einreihte. Begünstigt wurde dieser Aufbau eines neuen Machtkernes gewiß durch G.s circa 963 erfolgte Verehelichung mit Mathilde, der Witwe Balduins III. von|Flandern. – Nachdem die beiden Grafen Werner und Reinold Ende 973 von den Söhnen des aufrührerischen und 958 verbannten sowie seiner Besitzungen und Ämter beraubten Reginar III. erschlagen worden waren, erhielten G. und der Graf Arnulf von Valenciennes die Verwaltung der Reginar-Grafschaften im Hennegau und in Brabant. So erstreckten sich G.s Herrschaftsgebiet und seine Besitzungen von der Grenze Flanderns über den Hennegau, das Maas- und Moseltal weit nach Oberlothringen hinein. Einen mit dem Ziel der Wiedererlangung des väterlichen Besitzes geführten Angriff der Reginarsöhne konnten G. und Arnulf 976 in Bergen (Mons) abwehren, wobei G. aber schwer verwundet wurde. Hochverdient machte er sich 2 Jahre später, als er das deutsche Heer beim Rückmarsch von einem Vergeltungszug Ottos II. gegen König Lothar von Frankreich wegen dessen Überfall auf die Pfalz Aachen aus einer gefährlichen Situation beim Übergang über die Aisne rettete. Nach Ottos II. Tode setzte sich G. mit vielen anderen lothringischen Großen offen für die Nachfolge Ottos III. und gegen die Ansprüche Heinrichs des Zänkers ein, wobei auch an eine Beschützerrolle Lothars von Frankreich über den jungen, ihm verwandten Otto III. gedacht wurde. Dem Versuch Lothars, Lothringen als Faustpfand in schnellem Zugriff zu gewinnen, widersetzte sich G. aber energisch. Nachdem Verdun im Sommer 984 nach kurzer Gegenwehr von Lothar besetzt worden war, sorgte er mit anderen lothringischen Großen für die Wiedergewinnung (Herbst 984). Im Januar-Februar 985 konnte jedoch ein starkes französisches Heer Verdun erneut belagern und bezwingen. G. und andere Edle wurden in Gefangenschaft geführt. Während die anderen Mitgefangenen schon bald freigelassen wurden, erlangte G., der sich standhaft weigerte, bestimmte Burgen und Herrschaftsrechte abzutreten, erst am 17.6.987 – unter veränderten Bedingungen im Westreich – seine Freiheit wieder. Infolge seiner Standhaftigkeit und Treue gegenüber dem Reich genoß er hinfort nicht nur große Achtung, wie etwa bei der Synode von Mouzon im Reimser Bischofsstreit (995) deutlich wurde; als G. der Gefangene ging er dadurch auch in die Geschichte ein.

    Literatur
    ADB IX; F. Lot, Les derniers Carolingiens, Paris 1891; R. Parisot, Les origines de la Haute-Lorraine, ebd. 1909; H. Franz-Reinhold, Die Marken Valenciennes, Eename u. Antwerpen im 10. u. 11. Jh., in: Rhein. Vjbl. 10, 1940, S. 234 ff.; H. Sproemberg, Die lothring. Pol. Ottos d. Gr., ebd. 11, 1941, S. 68-90; H. Renn, Das erste Luxemburger Grafenhaus, in: Rhein. Archiv 39, 1941, S. 36 ff.; Jbb. d. Dt. Gesch., Otto III.



    Gestorben:
    3.9. (wohl 1005)

    Gottfried heiratete Billung, Mathilde um 963. Mathilde (Tochter von Billung, Hermann I.) wurde geboren in 935/945; gestorben am 25 Mai 1008. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 50. von Niederlothringen, Gottfried II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 965; gestorben in 1023; wurde beigesetzt in Verdun [55100],Lothringen,Frankreich.
    2. 51. von Lothringen, Gozelo I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 970; gestorben am 19 Apr 1044; wurde beigesetzt in Munsterbilzen [3740],Flandern,Belgien.
    3. 52. von Verdun, Friedrich  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben am 6 Jan 1022.
    4. 53. von Eenham, Hermann  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben am 28 Mai 1029; wurde beigesetzt in Verdun [55100],Lothringen,Frankreich.
    5. 54. von Verdun, Adalbero II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 964; gestorben am 19 Mrz 991.
    6. 55. von Verdun, Irmgard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 975; gestorben in 1042.

  4. 22.  von Reims, Adalbero Graphische Anzeige der Nachkommen (11.Uda3, 3.Oda2, 1.Hadwig1) wurde geboren in 935/940; gestorben am 23 Jan 989; wurde beigesetzt in Reims [51100],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 969-989, Reims [51100],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich; Erzbischof von Reims

    Notizen:

    Denier des Adalbero von Reims

    Denier de Reims (Caron 589)



    Adalbero Erzbischof von Reims (969-989)

    um 935/40-23.1.989 Begraben: Reims
    Sohn des Ardennergaugrafen Gozelo und der Uda (Oda) von Metz, Tochter von Graf Gerhard I.

    Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 92

    Adalbero, Erzbischof von Reims seit 969
    * gegen 920/30, + 23. Januar 989

    Entstammte einer mächtigen Familie (ARDENNER-Grafen) aus Lothringen, war der Neffe des Bischofs von Metz, Adalbero, und des Herzogs von Ober-Lothringen, Friedrich I. Adalbero wurde in der Abtei von Gorze erzogen, war Domherr der Kirche von Metz und Nachfolger Odalrichs als Erzbischof von Reims; als Seelsorger spielte er eine überragende Rolle. Er reformierte die Abteien von Mouzon (971) und Saint-Thierry (972), indem er die Kleriker, die sie innehatten, durch Benediktinermönche aus St-Remi ersetzte. Im Mai 972 hielt er eine Synode in Mont-Notre-Dame ab, um die Reform von Mouzon und die Vereinigung des kleinen Klosters von St-Timothee mit St-Remi, vom Papst bereits sanktioniert, genehmigen zu lassen. Schließlich rief er gegen 977/83 in Mont-Notre-Dame die Äbte der Provinz von Reims zusammen, um unter den Vorsitz Raouls von St-Remi die Vereinheitlichung der klösterlichen Bräuche zu besprechen. Zur selben Zeit reformierte Adalbero sein Domkapitel sowie die Stiftskirche St-Denis, indem er die Domherren zwang, in Gemeinschaft zu leben. Um das intellektuelle Niveau seines Klosters zu heben, vertraute er 972 Gerbert von Aurillac die Leitung der Stiftsschule an. Außerdem verschönerte er seinen Dom. Die politische Aktivität Adalberos verstärkte sich, als 984 König Lothar von W-Franken sich mit dem Herzog Heinrich von Bayern gegen OTTO III. verband und Verdun einnahm. Der König setzte den Grafen Gottfried von Verdun, den Bruder des Erzbischofs, gefangen (März 985). Wegen seiner allzu offenen Begünstigung der OTTONEN wurde Adalbero bald darauf des Verrats angeklagt und am 11. Mai 985 in Compiegne dem Gericht übergeben. Sein Prozeß wurde ein erstes Mal eingestellt dank der Intervention von Hugo Capet, nach dem Tod Lothars (2. März 986) von dessen Sohn, König Ludwig V., am 18. Mai 987 wiederaufgenommen, aber der unerwartete Tod dieses Fürsten beendete ihn plötzlich am 22. Mai. Unter dem Einfluß Hugo Capets sprach der Hof den Erzbischof frei. Adalbero wies die Ansprüche von Lothars Bruder, Karl, zurück, ließ in Senlis Hugo Capet zum König wählen und salbte ihn am 1. Juni 987 zu Noyon. Karl, der auf seine Rechte nicht verzichtet hatte, bemächtigte sich Laons, das Hugo 988 vergebens belagert hatte. Adalbero starb vor dem Ausgang des Kampfes. Sein Grab in der Kathedrale von Reims ist ein seltenes und schönes Beispiel für die Grabbkunst des 10. Jahrhunderts.

    Literatur:
    H. Renn, Das erste Luxemburger Grafenhaus, Rhein. Archiv, 39, 1941, 28-51 - P. E. Schramm, Der König von Frankreich, 1960 - H. Zimmermann, Frankreich und Reims in der Politik der Ottonenzeit, MIÖG 20, 1962 - H. Fichtenau, Vier Reichsbf.e der Ottonenzeit, Fschr. F. Maass, 1973, 81-96.




    Literatur:
    Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 70,93 - Renn Heinz, Das erste Luxemburger Grafenhaus, Rhein. Archiv, 39, 1941, Seite 28-51 -



    Wikipedia Adalbero von Reims


    Adalbero von Reims († 23. Januar 989) aus der Familie der Wigeriche war von 969 bis zu seinem Tod Erzbischof von Reims.
    Er war ein Sohn des Grafen Gozelo im Bidgau und Methingau, und der Uda von Metz, folglich ein Bruder des Grafen Gottfried, gen. der Gefangene, von Verdun, väterlicherseits ein Neffe des Bischofs Adalbero I. von Metz, mütterlicherseits ein Neffe des Erzbischofs Wichfrid von Köln.
    Als loyaler Gefolgsmann Kaiser Ottos I. wurde er 969 Erzbischof von Reims und Erzkanzler. Er machte aus seiner Residenz ein intellektuelles und künstlerisches Zentrum, und schmückte seine Kathedrale mit Bronzen und Fenstern. Zu seinem Scholastiker machte er Gerbert von Aurillac.
    Im Konflikt zwischen den Karolingern Lothar († 986) und Ludwig V. († 987), dem Herzog Karl von Niederlothringen, dem deutschen Kaiser Otto II. und Hugo Capet, in den er tief verwickelt war, entkam er nur knapp einem Hochverratsprozess in Compiègne, zuerst 985, dann 987 ein weiteres Mal.
    Er salbte 979 Ludwig V., den letzten Karolinger, zum König von Frankreich ebenso wie am 3. Juli 987 seinen Verbündeten Hugo Capet, nach dessen Wahl, der er vorsaß, und schließlich dessen Sohn, den späteren Robert II.

    Literatur
    Friedrich Wilhelm Bautz: Adalbero, Erzbischof von Reims. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1, Bautz, Hamm 1975. 2., unveränderte Auflage Hamm 1990, ISBN 3-88309-013-1, Sp. 23.


  5. 23.  von Niederlothringen, Gottfried Graphische Anzeige der Nachkommen (12.Gottfried3, 3.Oda2, 1.Hadwig1) wurde geboren in 925/935; gestorben in 964 in Rom [00100],Latium,Italien.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Hennegau,Belgien; Graf im Hennegau
    • Titel/Amt/Status: 959-964, Niederlothringen; Herzog von Niederlothringen

    Notizen:

    Gottfried
    Herzog von Nieder-Lothringen (959-964)
    Graf im Hennegau
    ca 925/35- Sommer 964 Rom (5.8.964 Hlawitschka)

    Ältester Sohn des Pfalzgrafen Gottfried von Lothringen und der Ermentrud von Frankreich, Tochter von König Karl III. dem Einfältigen; durch seine Großmutter väterlicherseits Oda von Sachsen war er mit den LIUDOLFINGERN verwandt

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 1598

    Gottfried I., Herzog in Nieder-Lothringen
    + 964 in Italien
    Gottfried ist ohne näheren Amtsbereich als 'dux' belegt; Herkunft und mögliche Abhängigkeit von Brun, dem Erzbischof von Köln und Herzog von Lothringen, sind umstritten.

    Glocker Winfrid: Seite 291, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    V. 40. GOTTFRIED
    * 925/35, + 964 Sommer

    958 Graf im Hennegau, 962 auch im Gillgau, 959 Herzog von Nieder-Lothringen

    oo NNw

    Die Überlegungen, die es uns erlauben, den 964 in Italien von einer Seuche dahingerafften "Godefridus dux Lothriensis"(Continuator Regionis a. 964, S. 174) auf Grund der genealogischen Notiz, die anläßlich des Hammersteinschen Ehescheidungsprozesses angefertigt wurde (MG. Const. I, S. 639), und der genealogischen Angaben der Vita Adelheids von Villach (c. 3, SS XV/2 757) als einen Sohn des Pfalzgrafen Gottfried anzusehen, sind zuletzt zusammengefaßt bei Hlawitschka, Anfänge Seite 51 f.
    Vgl. ebd. S. 145 zum Geburtszeitpunkt sowie zu einer eventuellen außerehelichen Verbindung des Gottfried dux.
    Den Tod Gottfrieds berichtet uns der Continuator Regionis a. 964, S. 174, und die Annales Hildesheimenses a. 963, S. 22; vgl. zum Tod Gottfrieds auch Hlawitschka, Anfänge S. 55.
    Die Belege für die Grafenstellung Gottfrieds sind bei Nonn, Pagus S. 128 und 188, zusammengestellt; dieser äußert sich S. 194-198 zu der von der Forschung intensiv diskutierten Frage, ob Gottfried von Erzbischof Bruno im Jahre 959 als Herzog in Nieder-Lothringen eingesetzt wurde, zustimmend.

    Annalen von Hildesheim, Die Jahre 961-965.

    961. In diesem Jahre kamen Boten zu König Otto und riefen ihn nach Rom zur Hülfe für den Papst Johann, um die Härte des Königs Adalbert zu mäßigen, welche dieser bei seiner Herrschaft brauchte. [Otto, des Königs Sohn, wird in Aachen zum König gesalbt auf Befehl seines Vaters Otto.]

    [962. König Otto zog nach Rom.] Und jener Papst empfing ihn mit Dank und setzte ihn mit Ehren auf den kaiserlichen Fürstensitz und erhöhte ihn durch die kaiserliche Weihe, so daß er Kaiser und Augustus genannt werden und sein sollte.

    962. Abt Guntheri starb und ihm folgte Egillolf.

    963. In diesem Jahre wurde zu Rom in der Kirche des heiligen Petrus eine große Synode gehalten und Kaiser Otto hatte dabei den Vorsitz, in Gegenwart vieler Bischöfe, Aebte, Mönche und Geistlichen. Dort wurde Papst Benedict vom Stuhle der Apostel gestoßen, weil er sich unrechtmäßig die Erhabenheit des römischen Kaiserthums angemaßt; er wurde dem Erzbischof Adaldag übergeben und nach Sachsen geführt, und hat hier sein Leben beschlossen. Und in demselben Jahre befiel ein grausiges Sterben das Heer des Kaisers, bei welchem Heinrich, der Erzbischof der Stadt Trier, und Herzog Godefrid und nicht wenige Andere das Leben verloren.

    964. In diesem Jahre wurde der Langobardenkönig Berengar in Monte San Leone belagert und daselbst gefangen und zusammen mit seiner Gattin, der Königin Willa, gewaltsam nach Baiern auf die Burg Bavenberg gebracht, wo er die letzten Tage dieses Lebens beschloß.

    965. Kaiser Otto kam von Langobardien nach Franconofort und blieb dieses ganze Jahr im Lande der Sachsen und brachte inzwischen alle die Seinigen zu Frieden und Eintracht, und Brun, des Kaisers Bruder, Erzbischof der Stadt Agrippina, endete sein Leben in Frieden.

    Adalbert: "Fortsetzung des Regino"

    Das Jahr 964.

    Im J. d. g. M. 964 feierte der Kaiser Weihnachten zu Rom. Berengar, mit den Seinigen auf dem Berge St. Leo belagert, wird besiegt und die Burg selbst der Gewalt des Kaisers unterworfen, und Berengar mit Willa nach Baiern geschickt. Die Römer fielen nach gewohnter Weise wieder vom Kaiser ab und versuchten ihn zu tödten, nachdem sie sich mit mehreren Burgherren auswärts durch Verschwörung verbunden hatten; aber da ihre Nachstellungen entdeckt wurden, so kam er an demselben Tage, an dem sie ihn zu ermorden gedachten, dem ihm bereiteten Tode zuvor und griff sie am 3. Januar mit sehr wenigen von den Seinigen an und streckte eine nicht geringe Zahl von ihnen innerhalb der Stadtmauern nieder. Am folgenden Tage aber kamen die Römer wieder, gaben hundert Geiseln und versprachen unter einem Eid auf den Körper des heiligen Petrus Treue dem Kaiser und dem Papste. Da blieb der Kaiser noch eine ganze Woche bei ihnen, zog dann hinaus, um die Herzogthümer Spoleto und Camerino zu ordnen und ließ auf die Bitten des Papstes Leo den Römern ihre Geiseln frei. Diese aber undankbar gegen so große Wohlthaten, lassen, da Jener sich nicht weit von der Stadt entfernt, den Johannes, der auch Octavianus heißt, in die Stadt ein, und scheuen sich nicht die dem Kaiser und dem Papste versprochene Treue zunichte zu machen. Der Papst Leo aber entkam kaum mit wenigen, von allem Nothwendigen entblößt, begab sich zu dem Kaiser, der in dem Herzogthum Camerino sich aufhielt, und feierte dort das Osterfest. Johannes aber, der auch Octavianus heißt, verstümmelte grausam den Diakon Johannes und den Geheimschreiber Azo, und Otger den Bischof von Speier, der verhaftet und gepeitscht wurde, behielt er einige Zeit, wenn auch unter Unbequemlichkeiten, bei sich; dann aber ließ er ihn sogleich los, in der Hoffnung, vom Kaiser Verzeihung zu erlangen, eine Hoffnung, die ihn jedoch nach Gottes Rathschluß trügte, denn am 14. Mai schied er aus dem irdischen Leben. Da erwählen die Römer, des Kaisers Ankunft nicht wenig fürchtend, der Treue uneingedenk und der Wahl des Herrn Leo, einen gewissen Benedict, einen Diakon der römischen Kirche und setzen ihn nach seiner Ordination auf den apostolischen Stuhl. Auf diese Nachricht versammelte der Kaiser von allen Seiten die Menge seiner Getreuen, rückte gegen Rom und sperrte es in strenger Belagerung von allen Seiten ab, damit kein Ausgang frei bliebe; aber der obengenannte Benedict, fälschlich Papst genannt, reizte die Römer an, dem Kaiser länger zu widerstehen und bestieg, indem er selbst dem Kaiser und seinen Getreuen den Bannfluch androhte, die Mauern der Stadt und benahm sich mit größerem Hochmuth als einem Papst geziemt hätte.
    Zuletzt bereuten die Römer, durch Hunger und Belagerung in die Enge getrieben, daß sie gefehlt und gegen den Kaiser sich ungerecht ergangen hatten, und öffneten die Thore der Stadt am Tage vor dem Feste des Täufers am 23. Juni. Nachdem sie den Kaiser mit gebührender Ehrerbietung eingelassen, übergeben sie den kirchenschänderischen und meineidigen Benedict der kaiserlichen Gewalt und setzen den Herrn Leo wieder auf den päpstlichen Stuhl. Darauf entsetzte der Papst Leo, indem er eine Synode von vielen Bischöfen versammelt, denselben Benedict, den Usurpator des römischen Stuhles, nach dem Urtheile Aller der angemaßten Würde, riß ihm das bischöfliche Gewand, das er sich angemaßt hatte ab, ergriff den Hirtenstab aus seiner Hand und zerbrach ihn vor Aller Augen in Stücke und gestand ihm auf des Kaisers Bitte nur zu, die Diakonenwürde zu behalten. Der Kaiser aber feiert die Geburt des heiligen Johannes und das Fest der heiligen Apostel und kehrt von der römischen Stadt zurück. Da wird er von einem unglücklicheren Geschick als er erwartet hatte, heimgesucht, denn eine solche Pest und Sterblichkeit brach in seinem Heere aus, daß kaum die Gesunden vom Morgen bis zum Abend oder vom Abend bis zum Morgen zu leben hofften. An dieser Pest starb Heinric der Erzbischof von Trier und Gerric der Abt von Witzenburg und Godefrid der lotharingische Herzog und eine unzählige Menge Anderer, Edler sowohl als Nichtedler. Als endlich durch Gottes Erbarmen die Pest aufhörte, gelangte der Kaiser nach Ligurien und dort, in der Herbstzeit Frieden und Ruhe genießend, übt er sich im Jagen. In demselben Jahre wird Duodo, Kaplan des Palastes, von Adalbert gefangen, gepeitscht, nach Corsica gebracht, aber nicht lange Zeit nachher entlassen. Um dieselbe Zeit nahm Waldo, Bischof von Como, eine Insel im Comersee und zerstörte die Befestigungen auf derselben bis auf den Grund, was für den Grafen Udo der Leiden Anfang war, denn Hatto, den Befehlshaber derselben Insel nahm er in seinen Dienst und konnte ihn, nachdem die Insel zerstört war, nicht, wie er gewünscht hatte mit dem Kaiser versöhnen. Darüber unwillig schob er Alles auf den Bischof Waldo und beschloß, wenn er könnte, sich als Feind an ihm zu rächen. Erchanbert wird an die Stelle seines Bruders Gerric zum Abt des Klostes Witzenburg ernannt.

    Gottfried war ein Schüler und Freund des Erzbischofs Brun von Köln und folgte vermutlich seinem Vater als Stellvertreter des Herzogs in dessen kriegerischen Angelegenheiten. Ob Brun ihn schon 953 oder 959 als Herzog in Nieder-Lothringen einsetzte, ist nicht völlig zu klären. Auf dem Hoftag im Juni 958 in Köln wurden Reginar III. alle Besitzungen abgesprochen und dessen Stellung im Raum zwischen Maas und Schelde übertrug OTTO I. dem Grafen Gottfried. Dieser wurde damit beauftragt, im niederlothringischen Raum die Ordnung aufrechtzuerhalten und Bruns letzten Gegner namens Immo auszuschalten. Die Meinungen gehen auseinander, ob Gottfried den Herzogstitel nur als Heerführer erhielt oder ob er bereits 958 oder 959 als Herzog von Nieder-Lothringen eingesetzt wurde. Er war der Anführer eines Aufgebotes schwerer Reiterei, die Brun seinem Bruder OTTO I. als Verstärkung nach Italien sandte. Der Herzog starb im Juni 964 auf diesem Feldzug bei der Belagerung und Eroberung Roms an der Pest. Wie nahe er der Herrscherfamilie stand, bezeugt eine Stiftung des Königs für das Seelenheil des getreuen Gottfried.
    Er war in der Gegend von Mons begütert, hatte aber auch Beziehungen zur niederrheinischen Landschaft, wo seine Schwester Gerberga mit dem edlen Megingoz, dem Stifter des Klosters Villich, vermählt war.

    Pätzold Barbara: Seite 73, "Brun Erzbischof von Köln, Herzog von Lothringen (953-965) in: DEUTSCHE FÜRSTEN DES MITTELALTERS. Fünfundzwanzig Lebensbilder

    So setzte er 959 den mächtigen, in Ober-Lothringen begüterten Grafen Friedrich, der durch seine Heirat mit einer Tochter Hugos und Hathuis mit der ottonischen Familie verwandt war, als seinen Stellvertreter ein. Für das niederlothringische Gebiet erhielt diese Aufgabe 958 Gottfried übertragen, der als Herzog das lothringische Panzerreiteraufgebot auf OTTOS Italienzug 961 zu führen hatte.


    Literatur:
    Adalbert: Fortsetzung des Regino a. 964 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 118 - Annalen von Hildesheim a. 963 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lothringen im 10. Jahrhundert, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 132,139,140,141-143,145,146-148,149-151,152,153,155,156,160,164-166,176,179,190 - Beumann, Helmut: Die Ottonen, Verlag W. Kohlhammer, 1991 Seite 167 - DEUTSCHE FÜRSTEN DES MITTELALTERS. Fünfundzwanzig Lebensbilder. Edition Leipzig 1995 Seite 73 -
    Giesebrecht Wilhelm von: Geschichte der deutschen Kaiserzeit. Mundus Verlag 2000 Band 1 Seite 436 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 291 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 51,55-57,70,72,94,126-128,132,134,138,144-146,148,173 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 172 - Kienast Walter: Der Herzogstitel in Deutschland und Frankreich (9. bis 12. Jahrhundert). R. Oldenbourg Verlag München - Wien 1968 - Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 Seite 227,296,361,366,377,399,535 - Laudage, Johannes: Otto der Große. Eine Biographie. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 2001 Seite 260 - Mohr Walter: Geschichte des Herzogtums Lothringen. Geschichte des Herzogtums Groß-Lothringen (900-1048) Verlag "Die Mitte" Saarbrücken 1974 Band I Seite 43-45 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 138 - Thietmar von Merseburg: Chronik Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1992 Seite 72 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 196,228, 233,243 -

    Gestorben:
    Sommer 964 (5.8.964 Hlawitschka)


  6. 24.  im Jülichgau, Gerberga Graphische Anzeige der Nachkommen (12.Gottfried3, 3.Oda2, 1.Hadwig1) wurde geboren um 925/935; gestorben vor 24 Mai 996.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Zutphen [7200],Gelderland,Niederlande
    • Titel/Amt/Status: Geldern [47608],Kleve,Nordrhein-Westfalen,Deutschland; Gräfin in Geldern und Zutphen

    Notizen:

    Gerberga im Jülichgau
    Gräfin in Geldern und Zutphen
    ca 925/35- vor 24.5.996

    Einzige Tochter des Grafen Gottfried im Jülichgau und der Ermentrud von Frankreich, Tochter von König Karl III. dem Einfältigen; Enkelin der Oda von Sachsen und Großnichte von König HEINRICH I.

    Winfried Glocker: V 44 Seite 291, "Die Verwandten der Ottonen"

    Gerberga
    * c 925/35, + 995, vor 996 V 24

    945/50 oo Meginoz Graf in Geldern und Zutphen * 920, + 998/99

    Auch Gerberga ist in der Vita Adelheids von Vilich c. 3, SS XV/2 757, als Gemahlin der Grafen Megingoz und Mutter der heiligen Adelheid von Villich genannt. Die sonstigen Angaben zu Gerberga und zu Megingoz sind dem Aufsatz von Strecker, Grabinschrift S. 442, und der Studie von Renn, Grafenhaus S. 108 f. und 111, zu entnehmen. Der Terminus ante quem für das Sterbedatum Gerbergas ist von Wisplinghoff, Frühgeschichte S. 81, aus JL. 3863 (Druck bei Lacomblet, UB. Niederrhein I, Nr. 126, und bei Zimmermann, Papsturkunden II, Nr. 326) ermittelt. Zur Stellung des Megingoz als Graf vgl. zuletzt Achter, Stiftskirche S. 16 ff., die feststellt, dass Megingoz nur in der späten Überlieferung der Adelheid-Vita als Graf bezeichnet werde, während in den 3 Königsurkunden, in denen er auftritt, der Grafentitel fehle. Nach dem Zeugnis der Vita Adelheids von Vilich c. 4, SS XV/2 759, überlebte Megingoz seine Gemahlin um 3 Jahre.

    Heinz Renn Seite 108,111, "Das erste Luxemburger Grafenhaus

    Der Vater der Irmintrud, Megingoz, steht 939 wie Adalbero von Metz, der Sohn Wigerichs, auf seiten des Herzogs Giselbert. Er wird daraufhin seiner Güter für verlustig erklärt, aber am 1.8.944 setzt OTTO I. ihn wiederum in sein Besitztum und seine Rechte ein. Da Megingoz um 939 bereits aktiv in den Kampf eingreift, kann er damals kaum jünger als 20 Jahre gewesen sein. Er hat also bei seinem Hinscheiden 998 auf der Burg zu Geldern ein Alter von ca. 80 Jahren erreicht. Seine Gemahlin Gerberga ist einige Jahre vorher gestorben. Eine Urkunde vom 24.5.996 erwähnt sie als tot. Der Kölner Kirchenkalender hat Gerberga und ihren Gemahl, die Stifter des Klosters Vilich, für den 19. Dezember als Heilige angeführt.
    Die Heirat Gerbergas und Megingoz' dürfen wir für die 40-er Jahre des 10. Jahrhunderts ansetzen.

    Jakob Schlafke: Seite 81-83, "Leben und Verehrung der heiligen Adelheid von Vilich"

    Die große Wende in das Leben der Familie kam aber durch den Tod des Sohnes Gottfried. Als junger Ritter folgte er mit seinen Mannen 976/77 Kaiser OTTO II. im Feldzug gegen die Böhmen. Im Kampf traf ihn ein Pfeil in den Kopf. Die Seinen brachten seinen Leichnam unter vielen Mühen und Nöten zum ehrenvollen Begräbnis in die Heimat zurück. Für die Eltern brach eine Welt zusammen. Auf ihren einzigen Sohn hatten sie die ganze Zukunft gebaut und nun war er tot. Doch sie verwanden den Schicksalsschlag und machten Ernst mit der Glaubenswahrheit, dass die Gestalt dieser Welt vergeht: Sie lebten nun ganz auf die Ewigkeit hin. Gott hatte den Sohn genommen, er sollte nun auch dessen Erbteil haben. So errichteten sie in Vilich eine neue Kirche und gründeten ein Kloster. Obwohl noch gesund, beschlossen sie, auf ihre eheliche Gemeinschaft zu verzichten. Megingoz blieb in Geldern und verwaltete seine Güter. Gerberga zog sich nach Vilich zurück und beschleunigte mit kluger Umsicht den Bau des Klosters, in Fasten und Beten allezeit dem Dienste Gottes ergeben. Sie verzichtete auf alles, weil sie ganz von der Liebe zu Gott durchglüht war. Sie sammelte eine Gemeinschaft adliger Jungfrauen, die den Gottesdienst versehen sollten, erreichte die Freistellung Adelheids aus dem Kloster der Hl. Ursula in Köln und übertrug ihr die künftige Leitung.


    945/50 oo Meginoz Graf in Geldern und Zutphen


    Kinder:
    - Gottfried - 977
    - Irmentrud
    oo Heribert Graf im Kinziggau 925 - 992
    - Adelheid Äbtissin von Vilich 960/70-3.2.10108/21
    - Albrada
    - Bertrada Äbtissin des Klosters St. Maria zu Köln - Anfang 1000

    Literatur:
    Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 49-54,57,62-64,70,72,126-128,132,134,138,146 -

    Gerberga heiratete von Geldern, Meginoz in 945/950. Meginoz wurde geboren um 920; gestorben in 998/999 in Geldern [47608],Kleve,Nordrhein-Westfalen,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 56. von Geldern, Gottfried  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben in 977.
    2. 57. von Geldern, Irmentrud  Graphische Anzeige der Nachkommen
    3. 58. von Vilich, Adelheid  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 960 in Geldern [47608],Kleve,Nordrhein-Westfalen,Deutschland; gestorben in 1015/1018 in Köln [50667],Köln,Nordrhein-Westfalen,Deutschland.
    4. 59. von Geldern, Albrada  Graphische Anzeige der Nachkommen
    5. 60. von Geldern, Bertrada  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben in 1000.

  7. 25.  von Metz, Gebhard Graphische Anzeige der Nachkommen (12.Gottfried3, 3.Oda2, 1.Hadwig1) wurde geboren in 935/935.

    Notizen:

    Ahnherr großer Franken


  8. 26.  von Metz, Adalhard Graphische Anzeige der Nachkommen (12.Gottfried3, 3.Oda2, 1.Hadwig1)

    Notizen:

    Ahnherr großer Franken


  9. 27.  von Metz, Gerhard II. Graphische Anzeige der Nachkommen (12.Gottfried3, 3.Oda2, 1.Hadwig1) wurde geboren in 925/935.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Metz [57000],Moselle,Lothringen,Frankreich; Graf von Metz

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 61. N.  Graphische Anzeige der Nachkommen
    2. 62. von Metz, Richard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 950; gestorben in 986.

  10. 28.  von Mainz, Wilhelm Graphische Anzeige der Nachkommen (14.Otto3, 6.Heinrich2, 1.Hadwig1) wurde geboren in 929; gestorben am 2 Mrz 968 in Rottleberode [06536],Mansfeld-Südharz,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Mainz [55127],Mainz,Rheinland-Pfalz,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 954-968, Mainz [55127],Mainz,Rheinland-Pfalz,Deutschland; Erzbischof von Mainz

    Notizen:

    Allgemeine Deutsche Biographie - Wilhelm

    Wilhelm, Erzbischof von Mainz (gewählt am 17. December 954, † am 2. März 968). Er ist einer Verbindung des jungen Königssohnes Otto (des Großen) mit einem vornehmen Wendenmädchen entsprossen. Die Zeit seiner Geburt läßt sich nicht sicher bestimmen, am wahrscheinlichsten erfolgte sie im J. 929 noch vor Otto's Vermählung mit Edgith (September). Der Makel seiner Geburt hat es verursacht, daß der Knabe einen im liudolfingischen Hause nicht üblichen, in Thüringen aber beliebten Namen erhielt und wol schon von Anfang an für den geistlichen Stand bestimmt wurde, doch davon abgesehen wurde er immer wie ein Mitglied der königlichen Familie gehalten und erfreute sich der steten Liebe seines Vaters sowie vertrauten Verkehres mit den andern Verwandten, namentlich mit der Königin Mathilde und der Aebtissin Gerberga von Gandersheim. Wo er seine Jugendjahre verbracht hat, erfahren wir nicht, jedenfalls erhielt er eine sehr sorgfältige Erziehung, welche seine bedeutenden Fähigkeiten schon früh zu schöner Entwicklung brachte und namentlich jene litterarischen Neigungen weckte und nährte, die wir an ihm zu erkennen vermögen. Wir sehen ihn später verflochten in die litterarischen Interessen, wie sie von den Frauen des Hofes gepflegt wurden, er steht in nahem Verkehr mit Rather und mit dem als Fortsetzer der Chronik des Regino geltenden Adalbert, ihm legt Hrothsuith ihre Verse zur Prüfung' vor und er selbst führt eine Abschrift alter Reichenauer Annalen mit sich, in der er für ihn denkwürdige Ereignisse vermerkt. Ob sich der junge Priester dem Hofe des Vaters anschloß oder etwa in Mainz sich aufhielt, läßt sich ebenfalls nicht feststellen. Sichere Kunde über ihn erhalten wir erst, als nach dem am 25. October 954 erfolgten Ableben des Erzbischofs Friedrich von Mainz Otto der Große seinen Sohn zu dessen Nachfolger bestimmte, worauf W. von einer Mainzer Abordnung am 17. December in Arnstadt zum Erzbischof gewählt und am Weihnachtsabende in Mainz geweiht wurde. Durch seine Erhebung sollte nicht allein ein Mitglied des königlichen Hauses eine standesgemäße Versorgung finden, es sollte auch das mächtigste Erzbisthum des Reiches einem Manne von größerer Zuverlässigkeit, als sie Friedrich dem Könige bewiesen hatte, anvertraut werden, wie in gleichem Sinne Köln und Trier besetzt waren. Der junge Erzbischof übernahm sein Amt in vollem Bewußtsein der damit verbundenen Pflichten und|Rechte. Er wandte sich sofort mit der Bitte um Bestätigung des seinem Erzstuhle zustehenden apostolischen Vicariats an den Papst, der ihm darin auch willfahrte. Aus dem Dankschreiben, welches W. nach Rom sandte, erfahren wir, daß ihn seine Auffassung von der Würde seines hohen Amtes in Gegensatz gegen das Verhalten, welches sein Vater und sein Oheim gegenüber den Bischöfen bekundeten, sowie gegen einzelne Absichten Otto's, welche dem Mainzer Erzbisthum abträglich zu sein schienen, gebracht hatte. Namentlich die geplante Errichtung eines Bisthums in Merseburg und eines Erzbisthums in Magdeburg erregten seinen schweren Unmuth und nicht minder forderten mehrere Vorkommnisse, die ihn nicht unmittelbar berührten, wie das Vorgehen gegen den Salzburger Erzbischof Herold und den Bischof Rather von Verona, den er gastlich aufgenommen hatte, zu gewiß berechtigtem Tadel heraus. W. bezeugt in diesem Schreiben ein hohes Rechtsgefühl und die Neigung, den geistlichen Angelegenheiten vor den weltlichen den Vorrang einzuräumen. Bewegt er sich somit zunächst in den Anschauungen, welche auch sein Vorgänger, dessen er mit hoher Verehrung gedachte, verfochten hatte, so war er doch weit entfernt davon, etwa offen gegen seinen Vater aufzutreten oder sich mit dessen Gegnern zu verbünden. Immerhin dürfte in diesen ersten Jahren sein Verhältniß zu Otto nicht das beste gewesen sein, er erreichte zwar daß die Magdeburger Angelegenheit vertagt wurde, und es gelang ihm, das Anrecht seines Erzbisthums auf das Erzcapellanat des Reiches wieder geltend zu machen (Mon. Germ. DO. I. 176), doch stand er an politischem Einflusse jedenfalls hinter seinem Oheim Bruno zurück. Ueber seine weitere Bethätigung haben wir aus dieser Zeit nur eine Nachricht, welche sein Verhältniß zu dem Sohne Ottos Liudolf betrifft. Dem war er von Anfang an herzlich zugethan, es hatte ihn mit vieler Freude erfüllt, daß seine Erhebung mit der Aussöhnung zwischen dem Vater und dem Halbbruder zusammengefallen war, nun mußte er dem am 6. September 957 in Italien verstorbenen Liudolf die letzte Ruhestätte in dem St. Albanskloster zu Mainz bereiten, am 4. April 958 beurkundete dann Otto während seines Aufenthaltes daselbst eine Gedächtnißstiftung für den unglücklichen Sohn.

    Mehr als zwei Jahre sollten noch vergehen, ehe W. zu hervorragendem politischem Wirken gelangen konnte. Zu Weihnachten 960 wohnte er an der Spitze des deutschen Episcopats in Regensburg der feierlichen Uebernahme kostbarer Reliquien bei und von da an ist sein Einfluß auf die Führung der Reichsangelegenheiten in stetem Wachsen begriffen. Wir können jetzt bei ihm die so häufige Wahrnehmung machen, daß mit der Theilnahme an der Macht ein Wechsel der Gesinnung eintritt, er Dinge, die er früher getadelt hatte, mit andern Augen anzusehen, ja sie zu betreiben geneigt ist. Schon im J. 961 bekümmerte er sich um die Absendung einer Mission zu den Russen, an deren Spitze zuerst Libutius und nach dessen Tode auf sein Anrathen der aus Sanct Maximin in die königliche Kanzlei eingetretene Adalbert gestellt wurde. Als Otto sich zum Aufbruche nach Italien rüstete, übertrug er die Sorge für seinen am 26. Mai 961 von W., Bruno und dem Erzbischof Heinrich von Trier zum Könige gekrönten Sohn den Erzbischöfen von Köln und Mainz, die nunmehr in gutem Einvernehmen standen. W. war am 22. Mai 964 Zeuge der feierlichen Weihe des von Bruno besonders begünstigten St. Pantaleonsklosters in Köln. Ende Januar 965 führte er dem aus Italien heimkehrenden Kaiser seinen Sohn entgegen; nachdem sie in Heimsheim frohes Wiedersehen gefeiert hatten, verblieb W. im Gefolge des Vaters und nahm auch im Juni an der glänzenden Versammlung zu Köln theil, welche zum letzten Male alle Mitglieder der kaiserlichen Familie vereinigte. Als Bruno in der Nacht vom 10. zum 11. October 965 gestorben war, stieg Wilhelm's Ansehen noch höher, namentlich fiel von da an jeder andere Anspruch auf die Führung des Erzkanzleramtes hinweg, das forthin mit dem Mainzer Erzbisthum vereinigt blieb. Als erster Rathgeber verweilte W. in der Umgebung des Vaters, als dieser sich während des Winters von 965 auf 966 mit der Ordnung der lothringischen Verhältnisse beschäftigte. In dieser Zeit war W. auch durch kirchliche Angelegenheiten in Anspruch genommen. Im J. 965 weihte er den Bischof Erkanbald von Straßburg, im selben Jahre wurde sein Dompropst Theoderich Erzbischof von Trier, mit Erkanbald zusammen weihte W. im J. 966 den Bischof Reginbald von Eichstädt, in einem nicht näher zu bestimmenden Jahre den Slavenbischof Tuto. Im Sommer 966 befand er sich bei dem Kaiser in Magdeburg, wo über die Errichtung des neuen Erzbisthums berathen wurde; unter geänderten Verhältnissen konnte jetzt Otto auf die Mithülfe seines Sohnes bei diesem Werke rechnen, vielleicht hat gerade dieser, als die Frage nach der Wahl des ersten Erzbischofs an die Reihe kam, das Augenmerk des Vaters auf den im J. 962 aus Rußland heimgekehrten Adalbert gelenkt. Neuerdings übertrug ihm Otto, der auf des Sohnes Bitten dem Erzstifte die demselben lange entfremdeten Höfe Oberlahnstein und Nierstein zurückgegeben hatte, die Führung der Reichsregierung, als er sich im August 966 nach Italien begab; in Ruffach nahmen Vater und Sohn von einander Abschied, sie sollten sich nicht mehr sehen. Im Sommer des nächsten Jahres wurde auch der junge Otto nach Italien beschieden; als W., der zu dieser Zeit erkrankte, genesen war, trat der König die Fahrt an, um dem Rufe des Vaters und des Papstes zu folgen, geleitet von Bischof Dietrich von Metz und andern Edeln. W. war zurückgeblieben, nunmehr mit der vollen Verantwortung für die Leitung der Reichsgeschäfte betraut. Im Februar 968 erhielt er die Nachricht von der schweren Erkrankung der Königin-Wittwe Mathilde, er eilte zu ihr nach Quedlinburg, ließ ihr geistlichen Zuspruch angedeihen und nahm ihre letzten Wünsche entgegen. Dann begab er sich nach Rottleberode, um hier das Ende der hohen Frau abzuwarten, da ereilte ihn selbst, noch ehe sie aus dem Leben geschieden war, am 2. März der Tod. Sein Leichnam wurde nach Mainz gebracht und in der Kirche von S. Alban bestattet.

    Widukindi Res gestae Sax. 3, cap. 73, 74. — Contin. Reginonis (ed. Kurze), p. 158, 168 ff. — Ruotgeri Vita Brunonis, cap. 37. — Vita Mahthildis, cap. 15 in Mon. Germ. SS. 10, 580. — Thietmari Chron. 2, cap. 18, 35. — Mon. Germ. SS. 13, 323. — Mon. Germ. DD. 1, 81 und die einzelnen Urkunden. — Ottenthal, Regesten Otto's I., 55 d, 239 b, 240 n, 289 c, 303 a. — Jaffé, Monum. Mogunt., p. 345—350, 706. — Will, Regesten zur Gesch. der Mainzer Erzb. 1, XXXIV und 107 ff. — Dümmler, Jahrb. Otto's I. — Hauck, Kirchengesch. Deutschlands, 3. Bd. — Mittermüller in Katholik N. F. 19 (1868), 563 ff. — Uhlirz, Gesch. des Erzb. Magdeburg, S. 33, 39. — Seeliger, Reichskanzler, S. 15. — Breßlau, Hdbch. d. Urkundenl. 1, 311. — Gundlach, Heldenlieder d. d. Kaiserzeit I. — Mittag im Jahresber. des Askanischen Gymn. zu Berlin. Ostern 1895, S. 15 ff. — Wattenbach in Sitzungsber. d. Berliner Akademie 14 (1896), 348 ff.



    Begraben:
    St. Alban


  11. 29.  von Schwaben, Liudolf Graphische Anzeige der Nachkommen (14.Otto3, 6.Heinrich2, 1.Hadwig1) wurde geboren um 930 in Magdeburg [39104],Magdeburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland; gestorben am 6 Sep 957 in Pombia [28050],Piemont,Italien; wurde beigesetzt in Mainz [55127],Mainz,Rheinland-Pfalz,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 950-954, Schwaben,Deutschland; Herzog von Schwaben

    Notizen:

    Neue Deutsche Biographie - Liudolf

    Herzog von Schwaben, * 930 wohl Magdeburg, † 6.9.957 Pombia (südlich vom Lago Maggiore), ⚰ Sankt Alban bei Mainz.

    L. war seit 939/40 mit Ida, der einzigen Tochter und Erbin des Schwabenherzogs, verlobt. Nach dem Tod der Kgn. Editha wurde L. vom Vater mit Zustimmung der Großen zum Nachfolger im Reich designiert (Widukind von Corvey: creavit eum regem post se). Die Heirat mit Ida, der ebenfalls königl. Ehren zuteil wurden, brachte ihm zusätzlich eine Anwartschaft auf Schwaben ein. Nach Liudprand von Cremona wurde er von Hzg. Hermann I. adoptiert. Im Febr. 950 trat L. die Herrschaft über Schwaben (mit Churrätien und dem Breisgau) an. Die Zentren der herzogl. Macht lagen vornehmlich im Süden des schwäb. Raumes, doch griff L. auch in die Lande nördlich der Alb über und errichtete in Esslingen einen Stützpunkt mit Marktsiedlung. Auch die Einrichtung eines Gestüts (Stutgarten) im Bereich des mittleren Neckartals mit einer Burganlage, die sich später zur Stadt Stuttgart entwickelte, geht vielleicht auf ihn zurück. Denarprägungen L.s sind aus Zürich, Breisach und Esslingen bezeugt. Er übte in gewissem Grad auch Herrschaft über die Kirche Schwabens aus und stand in Beziehung zu Klöstern wie St. Gallen, Reichenau, Pfäfers und Einsiedeln. Als 951 Otto der Große einen Italienzug plante, eilte L. ihm ohne Ermächtigung mit einem kleinen schwäb. Aufgebot voraus, um seine eigene Macht südlich der Alpen auszudehnen. Hierbei spielten vielleicht erbrechtliche Motive eine Rolle, denn die Gemahlin L.s war eine „Nachkommin italienischer Karolinger und der Markgrafen von Friaul“ (G. Wolf). Hzg. Heinrich von Bayern, der jüngere Bruder Ottos des Großen, suchte die Pläne L.s zu vereiteln. Dieser mußte ohne Erfolg umkehren und sich dem Heer seines Vaters anschließen. Nachdem Kg. Otto in zweiter Ehe Adelheid von Burgund geheiratet hatte, verließ L. im Dez. 951 den Hof und feierte das Weihnachtsfest zusammen mit unzufriedenen Großen im thüringischen Saalfeld. Auf einem Reichstag zu Augsburg im Aug. 952 erhielt Hzg. Heinrich die Marken Verona und Aquileja mit Istrien, während L. leer ausging. Er sah sich durch Heinrich und Adelheid um seinen Einfluß am Hof gebracht und fürchtete, als dem König Ende 952 ein Sohn geboren wurde, um seine eigene Thronfolge. Hierin lag wohl das Hauptmotiv dafür, daß sich L. mit seinem Schwager, dem von Otto dem Großen enttäuschten Hzg. Konrad dem Roten von Lothringen, und bald auch mit EB Friedrich von Mainz zu offener Revolte – seit März 953 – verband. Schwaben und weithin auch Franken traten auf die Seite der Aufständischen, wogegen diese in Sachsen und Bayern nur über begrenzten Anhang verfügten und Lothringen dem König treu blieb. L. und Konrad zwangen Otto den Großen in Mainz, ein Pactum abzuschließen, welches wohl den Einfluß Hzg. Heinrichs beseitigen und die Thronfolge des Schwabenherzogs sichern sollte. Die Aufrührer erklärten, sie hätten die Waffen nicht gegen den König, sondern nur gegen den Bayernherzog erhoben. Ob L. eine andere Konzeption von Wesen und Vollmacht der königl. Gewalt vertrat als Otto der Große (H. Naumann), bleibt zweifelhaft. Der König widerrief den Mainzer Vertrag und forderte L. vergeblich auf, sich vor einem Reichstag in Fritzlar zu verantworten. Während die Verschwörer zeitweise in Mainz belagert wurden, griff der Aufstand in Bayern um sich. L. besetzte zusammen mit dem bayer. Pfalzgf. Arnulf die Stadt Regensburg. Als Anfang 954 die Ungarn in Bayern und Schwaben einfielen, nahm L. Kontakt zu ihnen auf und wies ihnen sogar Führer zu, die sie nach Franken geleiteten. Dieses Verhalten hatte zur Folge, daß viele seiner Anhänger zu Otto dem Großen übergingen. Während Konrad der Rote und EB Friedrich sich in Langenzenn b. Fürth dem König unterwarfen, verließ L. diesen Ort heimlich und besetzte von neuem Regensburg, wo er im Sommer 954 belagert wurde. Der weitere Widerstand erwies sich indes als sinnlos, weil die Rebellion ihren Rückhalt im Volk verloren hatte. L. eilte schließlich nach Thüringen und warf sich in Saufelden (dem heutigen Thangelstedt) als Büßer dem Vater zu Füßen. Auf einem Reichstag zu Arnstadt im Dez. 954 mußte er auf sein Herzogtum verzichten, behielt aber seine Eigengüter. EB Brun von Köln richtete den entmutigten Königssohn wieder auf. 955 nahm L. an einem Slawenkrieg teil. Im Sept. 956 wurde er von Otto nach Oberitalien gesandt, das ihm wohl als Unterkönigreich zugedacht war. L. zog in Pavia ein und besiegte Berengar von Ivrea. Als er schon an die Rückkehr dachte, wurde er von einem Fieber dahingerafft. – Ob der Liudolfinische Aufstand „letztlich auf persönlichen Beweggründen beruhte“ (R. Holtzmann, ist umstritten. Die Zeitgenossen brachten L., „mit Recht allen Völkern teuer“, vielfach Sympathie entgegen. Sein Bild lebte weiter in der Sage vom Hzg. Ernst, die unterschiedliche Stoffe vereinte und in der Zeit vom 12. bis zum 15. Jh. eine Reihe von literarischen Bearbeitungen fand.

    Literatur
    ADB 19; J. F. Böhmer u. E. v. Ottenthal, Die Regg. d. Kaiserreichs unter Heinrich I. u. Otto I., 1893, 21967; R. Köpke u. E. Dümmler, Kaiser Otto d. Gr., 1876, 21962; R. Holtzmann, Gesch. d. sächs. Kaiserzeit, 1941; G. Warnke-Zoller, König u. Herzog, Diss. Freiburg/Br. 1947 (ungedruckt); R. Schweighöfer, Die Eigenmächtigkeit d. dt. Fürsten im Spiegel d. auswärtigen Politik, Diss. Frankfurt 1957 (ungedruckt); G. Wolf, Über d. Hintergründe d. Erhebung L.s v. Schwaben, in: ZSRG 80, 1963, S. 315-25; H. Naumann, Rätsel d. letzten Aufstandes gegen Otto I., in: Archiv f. Kulturgesch. 46, 1964, S. 133-84; K. Bosl, in: Rößler-Franz2; H. Maurer, Der Hzg. v. Schwaben, 1978 (Literatur); K. J. Leyser, Rule and Conflict in an Early Medieval Society: Ottonian Saxony, 1979; A. Wolf, Wer war Kuno v. Öhningen?, in: DA 36, 1980, S. 25-83; E. Hlawitschka, Wer waren Kuno u. Richlind v. Öhningen?, in: ZGORh 128, 1980, S. 1-49; H. C. Faußner, Kuno v. Öhningen u. s. Sippe in otton.-sal. Zeit, in: DA 37, 1981, S. 20-139; H. Szklenar u. H.-J. Behr, Hzg. Ernst, in: Vf.Lex. d. MA2 III; F. - R. Erkens, Fürstl. Opposition in otton.-sal. Zeit, in: Archiv f. Kulturgesch. 64, 1982, S. 307-70 (Literatur).



    Liudolfs Kinder Otto und Tochter Mathilde, Email auf dem Essener Otto-Mathilden-Kreuz

    Otton Mathilde croix



    Begraben:
    St. Albans

    Liudolf heiratete von Schwaben, Ida in 947. Ida (Tochter von von Schwaben, Hermann I. und im Sülichgau, Regilinde) wurde geboren in 932/934; gestorben am 17 Mai 986. [Familienblatt] [Familientafel]


  12. 30.  von Sachsen, Liutgard Graphische Anzeige der Nachkommen (14.Otto3, 6.Heinrich2, 1.Hadwig1) wurde geboren in 931 in Magdeburg [39104],Magdeburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland; gestorben am 18 Nov 953; wurde beigesetzt in Mainz [55127],Mainz,Rheinland-Pfalz,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Lothringen,Frankreich; Herzogin von Lothringen

    Notizen:

    Liutgard von Sachsen
    Herzogin von Lothringen
    931-18.11.953 Magdeburg Begraben: Mainz St. Alban
    Einzige Tochter des Königs OTTO I. DER GROSSE aus seiner 1. Ehe mit der Edgitha von England, Tochter von König Eduard dem Älteren

    Lexikon des Mittelalters: Band V Seite 2040

    Liutgard
    * 931 Magdeburg, + 18. November Mainz Begraben: Mainz St. Alban
    Vater:
    König OTTO I.
    Mutter:
    Edgith, Tochter Eduards des Älteren von England

    Wie ihr Bruder Liudolf für dynastische Verbindungen mit den Großen im Westen und Süden des Reiches ausersehen, wurde Liutgards Lage, seit 947 Gemahlin Konrads des Roten, infolge der Aufstände von Gemahl und Bruder schwierig.
    Sie konnte weder Konrads Empörung gegen OTTO noch dessen Angriff auf die Stellung des Mainzer Erzbischofs Friedrich verhindern. Ihrer Ehe entsproß ein Sohn Otto, später zeitweise Herzog von Kärnten und Rivale HEINRICHS II. vor der Königswahl 1002.

    Literatur:
    R. Holtzmann, Gesch. der sächs. Ks.zeit, 1941, 111,141,159,169,223, 263, 384 - H. Spromberg, Die lothr. Politik Ottos d. Gr., RhVjbll 11, 1941, 1-101, bes. 36ff. - Otto d. Gr. hg. H. Zimmermann (WdF 450, 1976), 56-69, bes. 60 [G. Wolf], 70-136, bes. 130f. [H. Neumann].

    Glocker Winfrid: Seite 279, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    V, 5 LIUTGARD
    * c 931, + 953 XI 18

    c 947 oo Konrad ("der Rote"), Graf im Nahegau, Wormsgau und Speyergau

    Liutgard ist als Tochter König OTTOS I. und dessen erster Gemahlin Edgith bezeugt bei Widukind I c. 37, S. 54, durch Hrotsviths Gesta Oddonis v. 420 f. und den Annales Quedlinburgenses a. 946, SS III 56.
    Liutgard wird in der Literatur gemeinhin als nach ihrem Bruder geboren eingereiht, da sie in den Quellenerwähnungen immer an zweiter Stelle genannt wird; vgl. dazu Köpke-Dümmler S. 12.
    Ihr Todestag ist im Merseburger Nekrolog genannt (vgl. Althoff, Adelsfamilien Kommentar K 43); ihr Todesjahr überliefert der Continuator Reginonis a. 953, S. 167.
    Ebenfalls bei Continuator Reginonis a. 947 ist das Jahr der Heirat der Königs-Tochter Liutgard mit Herzog Konrad dem Roten genannt. Dieser war der Sohn des Grafen Werner, der seinerseits bereits im Wormsgau, Speyergau und Nahegau amtierte; diese Filiation ist in der Urkunde Konrads vom 946 III 13 (Druck: UB. Speyer, Nr. 4) bezeugt.
    Zur Familie Konrads des Roten vgl. außerdem Metz, Miszellen S. 24 ff., und Hlawitschka, Kuno S. 43. Konrads Geburtsjahr ist nicht einfach zu bestimmen: der Vater verstarb 920, doch wird sein Sohn Konrad noch 944 als "adolescens" genannt.
    Zur Amtsstellung Konrads des Roten vor seiner Erhebung zum lothringischen Herzog vgl. Köpke-Dümmler S. 101, Anm. 5.
    Liutgards Gemahl überlebte seine Ehefrau und fiel in der Schlacht auf dem Lechfeld; dazu die Belege bei BO 240g.

    Althoff Gerd: Seite 372, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    K 43 Me: 18.11. Liudgard filia imp(eratoris) Ottonis + 953

    Tochter OTTOS I., Gemahlin Konrads des Roten.
    Liutgard starb 953 während der Beteiligung Konrads am Aufstand Liudolfs gegen ihren Vater OTTO DEN GROSSEN. Sie wurde, wie später Liudolf, in St. Albans in Mainz bestattet; vgl. Köpke-Dümmler, Otto der Große, S. 228; Metz, St. Alban in Mainz und die Liudolfinger S. 27 ff.

    Schwennicke Detlev: Tafel 10, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    LIUTGARD
    * 931, + 18. XI 953 Begraben: St. Alban vor Mainz
    oo um 947 KONRAD DER ROTE (SALIER) + auf dem Lechfeld gefallen 10. VIII 955
    942/45 Graf in Franken, 944-945 Herzog von Lothringen

    Hlawitschka; Eduard: Seite 142, "Kaiser Otto I." in: Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern.

    DIE NACHKOMMEN KAISER OTTOS I.
    AUS DER EHE MIT EDGITH VON ENGLAND

    3. LIUDGARD
    * ca. 931 + 18.11.953 Grabstätte: St. Albans in Mainz
    oo ca. 947 KONRAD DER ROTE, Herzog bvon Lothringen (944-954, abgesetzt) + 10.8.955 in der Lechfeldschlacht Grabstätte: Dom zu Worms

    Durch ihre kurze, aber nicht glückliche Ehe mit Konrad dem Roten wurde Liutgard zur Stammutter des salischen Kaisergeschlechts. Sie wurde in Mainz zu St. Alban beigesetzt. Durch sie kamen die liudolfingischen Namen Otto, Bruno und Heinrich in die Familie der SALIER.



    947 oo Konrad der Rote Herzog von Lothringen um 922-10.8.955

    Kinder:
    - Otto um 948-4.11.1004


    Literatur:
    Adalbert: Fortsetzung des Regino a. 947,953 - Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 157,372 K 43 - Annalen von Quedlinburg a. 946 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lothringen im 10. Jahrhundert, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 97,106,111, 134,181 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 62,84, 115,157 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 12,17,26 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 186,224, 227 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1998, Seite 14,18,20 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 279 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 65,91,123,129 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 26,44,75,80,82,174 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 111,141,159,169,223,263,384 - Hrosvit von Gandersheim - Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 138,161 - Köpke,Rudolf/ Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 186, 197,244,269,298,331 - Schwarzmaier Hansmartin: Von Speyer nach Rom. Wegstationen und Lebensspuren der Salier. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992, Seite 17,24,26,28 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 10 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 11 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 76,218 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart 1981 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 14,117,119,192,236,266,272 - Zimmermann, Harald: Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1976 Seite 56-69,70-136 -

    Begraben:
    St. Alban

    Liutgard heiratete von Lothringen, Konrad in 947. Konrad wurde geboren in 922; gestorben am 10 Aug 955 in Augsburg [86150],Augsburg,Bayern,Deutschland; wurde beigesetzt in Worms [67547],Worms,Rheinland-Pfalz,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 63. von Kärnten, Otto  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 948; gestorben am 4 Nov 1004; wurde beigesetzt in Bruchsal [76646],Karlsruhe,Baden-Württemberg,Deutschland.

  13. 31.  Heinrich Graphische Anzeige der Nachkommen (14.Otto3, 6.Heinrich2, 1.Hadwig1) wurde geboren in 952/953; gestorben am 7 Apr 954.

    Notizen:

    Heinrich
    Ende 952/Anfang 953-7.4.954
    Ältester Sohn des Königs OTTO I. DER GROSSE aus seiner 2. Ehe mit der Adelheid von Hoch-Burgund, Tochter von König Rudolf II.

    Althoff Gerd: Seite 364, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    K 8 Me: 7.4. Heinricus filius ODDONIS regis
    Sohn OTTOS DES GROSSEN und Adelheids

    Der Ende 952/Anfang 953 geborene älteste Sohn aus der zweiten Ehe OTTOS DES GROSSEN verstarb wohl schon in einem der folgenden Jahre; vgl. Köpke-Dümmler, Otto der Große, S. 213 und 292 sowie Widukind III, 12.

    Glocker Winfrid: V, 6; Seite 280, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    V., c. 6 HEINRICH
    * 952 Ende/953 Anfang, + (? c 954) am IV 7

    Heinrich war das erste Kind aus der zweiten Ehe König OTTOS I. mit der italienischen Königs-Witwe Adelheid und ist bei Widukind III c. 12, S. 110 ("primogenitus") und - ohne Namensnennung - bei Flodoard a. 953, S. 135 bezeugt.
    Sein Todestag ist im Merseburger Nekrolog verzeichnet; vgl. dazu und allgemein zu Heinrich Althoff, Adelsfamilien Kommentar K 8.

    Schwennicke Detlev: Tafel 10, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    HEINRICH
    * Ende 952/Anfang 953, + 7. IV 954

    Hlawitschka; Eduard: Seite 142, "Kaiser Otto I." in: Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern.

    DIE NACHKOMMEN KAISER OTTOS I.
    AUS DER EHE MIT EDELHEID

    4. HEINRICH
    * ENDE 952/Anfang 953 + 7.4. ca. 954

    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 157,364 K 8 - Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 Seite 213,292 - Laudage, Johannes: Otto der Große. Eine Biographie. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 2001 Seite 147,180 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 30,39 - Schwarzmaier Hansmartin: Von Speyer nach Rom. Wegstationen und Lebensspuren der Salier. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992, Seite 26 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 10 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart 1981 -

    Geburt:
    Ende 952/Anfang 953


  14. 32.  Brun Graphische Anzeige der Nachkommen (14.Otto3, 6.Heinrich2, 1.Hadwig1) wurde geboren in 953/954; gestorben am 8 Sep 957.

    Notizen:

    Brun
    Ende 953/Anfang 954-8.9.957
    2. Sohn des Königs OTTO I. DER GROSSE aus seiner 2. Ehe mit der Adelheid von Hoch-Burgund, Tochter von König Rudolf II.

    Althoff Gerd: Seite 413, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    G 118 Lü: 11.9. Brun com
    Wedekind, Noten 3, S. 330 schlägt vor: parv. reg. fil. + 957.

    Da der Sohn OTTOS DES GROSSEN als 2-jähriges Kind starb, was mit einem comes-Titel kaum in Einklang zu bringen ist, und in den Fuldaer Totenannalen der 8.9. als Todestag angegeben ist, ist der Vorschlag mehr als unwahrscheinlich; s. Kommentar FW K 33.
    Zu weiteren Personen dieses Namens in Sachsen vgl. Schlaug, Die altsächsischen Personennamen, S. 65f.

    Glocker Winfrid: Seite 280, "Die Verwandtschaft der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    V, 7 BRUN
    * 953 Ende/954 Anfang, + 957 IX 8

    Auch der 2. Sohn Adelheids verstarb noch im Kindesalter. Brun ist bei Widukind III c. 12, S. 110, als zweite Sohn aus der EheKönig OTTOS I. mit Adelheidbezeugt. Da der erste Sohn, Heinrich, spätestens Anfang 953 zur Welt gekommen sein muß und die Geburt des nächsten Kindes für Anfang 955 anzusetzen ist, ergibt sich der oben gegebene Zeitpunkt für die Geburt.
    Todestag und Todesjahr Bruns sind im Nekrologium Fuldense maior genannt; vgl. FW Kommentar K 33.

    Hlawitschka; Eduard: Seite 142, "Kaiser Otto I." in: Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern.

    DIE NACHKOMMEN KAISER OTTOS I.
    AUS DER EHE MIT ADELHEID

    5. BRUN
    * Ende 953/Anfang 954 + 8.9.957

    Literatur:
    Althoff, Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Wilhelm Fink Verlag München 1984 Seite 413 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 280 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 161 - Laudage, Johannes: Otto der Große. Eine Biographie. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 2001 Seite 180 - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan (Hrsg.): Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung "Otto der Große, Magdeburg und Europa" Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001 Seite 284 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart 1981 -

    Geburt:
    Ende 953/Anfang 954


  15. 33.  Otto II. Graphische Anzeige der Nachkommen (14.Otto3, 6.Heinrich2, 1.Hadwig1) wurde geboren in 955; gestorben am 7 Dez 983 in Rom [00100],Latium,Italien; wurde beigesetzt in Rom [00100],Latium,Italien.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 961/973-983, Deutschland; Deutscher König
    • Titel/Amt/Status: seit 24 Dez 967; Römischer Kaiser

    Notizen:

    Neue Deutsche Biographie - Otto II.

    Kaiser, * Ende 955, † 7.12.983 Rom, ⚰ Rom, Atrium von Sankt Peter, seit 1618 in den Vatikanischen Grotten unter Sankt Peter.

    Ende 955 gebar Kgn. Adelheid den lang erhofften, lebensfähigen Sohn und Erben, der von Beginn an gezielt auf sein Amt als präsumptiver Thronfolger vorbereitet wurde. Volcold, der spätere Bischof v. Meißen, gab O. nicht nur eine fundierte literarisch-geistige Schulbildung, sondern formte ihn zu einem rex litteratus, dessen außerordentliches Interesse an Kunst und Wissenschaft vielfach bezeugt ist (Jan. 981: gelehrte Disputation zw. Gerbert v. Aurillac u. Ohtrich v. Magdeburg vor O.). Graf Huodo unterwies ihn im Kriegshandwerk und in den Rechtsgewohnheiten. Zur Sicherung der Nachfolge im Reich ließ Otto I. seinen Sohn im Mai 961, vor Antritt des Italienzuges, auf einem Hoftag in Worms zum (Mit)könig wählen und in Aachen durch die drei rhein. Erzbischöfe zum König krönen und salben. Er vertraute O. während seiner Abwesenheit dessen Halbbruder, Ebf. Wilhelm von Mainz, der im Namen beider Könige die faktische Regentschaft ausübte, zur weiteren Erziehung an. Von O.s wachsender politischer Selbständigkeit zeugt die auf seinem ersten Hoftag (Worms, Juni 967) vollzogene Ordnung der Reichsangelegenheiten, bevor er – von seinem 'Ziehvater' Wilhelm bis zur Reichsgrenze begleitet – im Herbst 967 nach Rom aufbrach. Am 25.12.967, dem Jahrestag der Kaiserkrönung Karls d. Gr., wurde er dort von Johannes XIII. zum (Mit)-kaiser gekrönt. In Ottos I. politischem Kalkül bildete diese Kaiserkrönung eine entscheidende Voraussetzung für die seit längerem angestrebte Ehe seines Sohnes mit einer purpurgeborenen byzantin. Kaisertochter, die die Anerkennung des westl. Kaisertums als gleichrangig besiegeln sollte. Die konstante Weigerung des byzantin. Kaiserhofs machte jedoch alle Heiratspläne Ottos I. bis 971 zunichte, als Johannes Tzimiskes ihm ein Bündnis anbot, das den Interessen und Ansprüchen beider Seiten Rechnung trug. Am 14.4.972 heiratete O. in Rom die nicht im Purpur geborene Theophanu, eine Nichte Kaiser Johannes Tzimiskes, die Johannes XIII. zur Kaiserin krönte. Über die reiche Morgengabe der neuen Kaiserin ließ O. am gleichen Tag eine Dotationsurkunde ausstellen, die in einer gleichzeitigen Prunkausfertigung erhalten ist. Als Otto I. am 7.5.973 starb, trat O. ohne erkennbare Verzögerung und Widerspruch die Nachfolge im Reich an; die anwesenden Großen erneuerten ihre O. 961 geleistete Huldigung. Knüpfte O. – von der Kaiserinwitwe Adelheid und Heinrich dem Zänker beraten – zunächst nahtlos an die Politik seines Vaters im Reich an, so bedeutete die von den Herzögen Schwabens und Bayerns gegen seinen Willen betriebene Erhebung Heinrichs zum Bischof von Augsburg im Sommer 973 eine Zäsur, in deren Folge er zumindest partiell eine politische Neuorientierung vollzog. Diese wird erstmals bei der Besetzung der schwäb. Herzogswürde im Nov. 973 sichtbar, als O. gegen den Kandidaten Heinrichs des Zänkers und der schwäb. Herzogswitwe Hadwig seinen Neffen Otto, den Sohn Liudolfs, zum neuen Herzog erhob. Dem offensichtlichen Anspruch Heinrichs des Zänkers auf die Teilhabe an der Königsherrschaft begegnete O. insbesondere dadurch, daß er dessen weiteres herrschaftliches Ausgreifen nach Norden und Nordosten unterband. Mit der Förderung der Babenberger auf dem Nordgau setzte O. Heinrichs Expansionsbestrebungen im Raum nördl. der Donau deutliche Grenzen. Die noch von Otto I. 973 initiierte, unter O. 975/76 abgeschlossene Gründung des Bistums Prag und Eingliederung in die Kirchenprovinz Mainz unter O.s einflußreichstem geistlichen Ratgeber, Willigis von Mainz, entzog Böhmen dem kirchlichen Einflußbereich Regensburgs und damit dem Zugriff des Herzogs von Bayern.

    Gegen diese als Unrecht und Rangminderung empfundenen Maßnahmen rebellierte Heinrich der Zänker wiederholt. Seine erste Auflehnung im Bunde mit Boleslav II. von Böhmen und Mieszko I. von Polen im Sommer 974 ahndete O. mit der Inhaftierung in Ingelheim, von wo dieser Anfang 976 entwich.|Heinrichs neuerliche Verschwörung beendete O. mit der Eroberung Regensburgs am 21.7.976. Dessen Flucht nach Böhmen nutzte O. zu einer umfassenden Neuordnung des Südostens des Reiches und seiner engeren personellen Anbindung an die Reichsgewalt. Der Luitpoldinger Heinrich erhielt das von Bayern abgetrennte, neugeschaffene Hzgt. Kärnten mit den oberital. Marken Friaul, Verona und Istrien; dem Babenberger Liutpold übertrug O. die bayer. Ostmark, während er das Heinrich entzogene Hzt. Bayern seinem wichtigsten Gefolgsmann, Hzg. Otto von Schwaben, verlieh. Diese Ordnung vermochte auch der letzte Aufstandsversuch des 'Zänkers' gegen O. im Herbst 977 nicht zu erschüttern; Heinrichs Mitverschwörer, Hzg. Heinrich von Kärnten, ersetzte O. durch den Salier Otto von Worms.

    Der Südosten des Reiches war kaum befriedet, als O. mit einem weiteren, den Bestand des Reiches bedrohenden Konflikt konfrontiert wurde. Daß Karl von Niederlothringen, O.s Statthalter im Westen des Reiches (seit Frühsommer 977) und eigennütziger Helfer gegen die Gebietsansprüche des eigenen Bruders, Kg. Lothars von Westfranken, dessen Gemahlin Emma öffentlich als Ehebrecherin verleumdete, bedeutete Krieg. Der von Lothars Angriff völlig überraschte O. entkam nur mit knapper Not aus Aachen, das Lothar im Juni 978 besetzte, wobei er den Adler der Kaiserpfalz nach Osten drehen ließ. Bei seinem Gegenschlag im Herbst 978 stieß O. unter Zerstörung der Pfalzen Attigny, Soissons und Compiègne bis in den Raum Paris vor, ohne Lothar aber besiegen zu können. Der im Mai 980 in Margut-sur-Chiers zwischen beiden Herrschern geschlossene Frieden bekräftigte den Status quo; Lothar erneuerte den westfränk. Verzicht auf Lotharingien.

    Seit Okt. 980 wandte O. sich – nach Übertragung der Reichsgeschäfte an Willigis v. Mainz – mit Italien einem dritten Schauplatz zu, der gleichfalls dringend der politischen Neuordnung bedurfte. Im März 981 führte er den von Crescentius II. und seinen Anhängern vertriebenen rechtmäßigen Papst, Benedikt VII., nach Rom zurück. Seinen Anspruch auf die uneingeschränkte kaiserl. Autorität brachte O. auf der von ihm zusammen mit Benedikt VII. präsidierten röm. Ostersynode 981 in Anwesenheit der Kaiserinnen Adelheid und Theophanu, Kg. Konrads von Burgund und Hzg. Hugos Capet von Franzien sowie zahlreicher geistlicher und weltlicher Großen sichtbar zum Ausdruck. Hatte Otto I. sich in Süditalien bei allen hegemonialen Ansprüchen faktisch auf die Restitution und Wahrung der Reichsrechte beschränkt, so vollzog O. hier einen deutlichen Kurswechsel. Er strebte nach einer Eingliederung ganz Italiens in seinen Herrschaftsbereich unter Beseitigung der sarazen. und byzantin. Machtkomplexe. Die dafür notwendigen militärischen Mittel erwartete er vorrangig von den Großen seines Reiches, wovon insbesondere seine berühmte Anforderung von ca. 2100 Panzerreitern aus Deutschland („Indiculus loricatorum“) vom Frühherbst 981 zeugt. Zum Zeichen der Legitimität seines Vorstoßes auf byzantin. Gebiet Ende 981 nahm er während der Belagerung des byzantin. Tarent im März 982 den röm. Kaisertitel (Romanorum imperator augustus) an. Seine hochfliegenden Pläne erlitten am 13.7.982 bei Columna regia (wüst, nördl. Reggio Calabria) jedoch einen herben Rückschlag, als die Sarazenen sein Heer wegen O.s taktisch-strategischer Unerfahrenheit nahezu völlig vernichteten. Diese großes Aufsehen erregende Niederlage rief auch die sächs. Kritiker von O.s Italienpolitik verstärkt auf den Plan, auf deren Drängen hin er im Mai 983 eine Reichsversammlung nach Verona einberief. Trotz der offenkundigen Schwäche der kaiserl. Position erreichte O. die Wahl seines Sohnes, Ottos III., zum Mitkönig durch die anwesenden deutschen und ital. Großen und sicherte damit den Fortbestand des ottonischen Königtums. In der Folgezeit widmete O. sich weiterhin den Angelegenheiten Italiens. Im Sept. 983 erhob er seinen Kanzler, Bf. Petrus von Pavia, als Johannes XIV. auf den Papstthron. Eine Malariainfektion verhinderte aber die Wiederaufnahme der geplanten militärischen Unternehmen in Süditalien und führte schließlich zu seinem frühzeitigen Tod in Rom.

    So sehr O. mit beachtlichem Erfolg die hegemoniale Stellung des ottonischen Reiches wahrte und im Inneren festigte, in der zeitgenössischen Historiographie und Nachwelt galt und gilt er als der glücklose, ja unfähige Sohn eines großen Vaters. Neben der Katastrophe von Columna regia haben vor allem zwei Vorgänge entscheidend zu diesem ambivalenten Bild O.s beigetragen: die im Sept. 981 verfügte Aufhebung des von seinem Vater gegründeten Bistums Merseburg und der große Slawenaufstand im Juni 983, der das Missionswerk Ottos I. zerstörte.

    Quellen
    Qu T. Sickel (Hg.), Die Urkk. O. des II., MGH DD regum et imperatorum Germ., Bd. 2,1, 1888 (Nachdr. 1980); J. F. Böhmer, Regg. Imp. II, 2: Die Regg. d. Kaiserreiches unter O. II. 955 (973) – 983, neu bearb. v. H. L. Mikoletzky, 1950.

    Literatur
    ADB 24; K. Uhlirz, Jbb. d. Dt. Gesch. unter O. II. u. O. III., 1. Bd.: O. II. 973-983, 1902 (Nachdr. 1967); W. Ohnsorge, Die Heirat Ks. O.s II. mit d. Byzantinerin Theophano (972), in: Braunschweig. Jb. 54, 1973, S. 24-60 (Nachdr. in: ders., Ostrom u. d. Westen, 1983, S. 128-72); K. Leyser, Rule and Conflict in an Early Medieval Soc., Ottonian Saxony, 1979, dt. u. d. T.: Herrschaft u. Konflikt, Kg. u. Adel im otton. Sachsen, 1984; H. Keller, Reichsstruktur u. Herrschaftsauffassung in otton.-frühsal. Zeit, in: Frühma. Stud. 16, 1982, S. 74-128; F.-R. Erkens, Fürstl. Opposition in otton.-sal. Zeit, in: AKG 64, 1982, S. 307-70, bes. S. 338-45; H. Hoffmann, Buchkunst u. Königtum im otton. u. frühsal. Reich, 1986; H. Beumann, Die Ottonen, 1987, 41997, S. 113-26; W. Glocker, Die Verwandten d. Ottonen u. ihre Bedeutung in d. Politik, 1989, S. 156-78, 188-95, 294-96; C. Brühl, Dtld. – Frankreich, Die Geburt zweier Völker, 1990, 21995; E. Hlawitschka, Ks. O. II., in: Ma. Herrscher in Lb., hg. v. K. Schnith, 1990, S. 144-54; Kaiserin Theophanu, Begegnung d. Ostens u. Westens um d. Wende d. ersten J.tausends, hg. v. A. v. Euw u. P. Schreiner, 2 Bde., 1991; G. Wolf (Hg.), Kaiserin Theophanu, 1991; W. Giese, Venedig-Pol. u. Imperiums-Idee bei d. Ottonen, in: Herrschaft, Kirche, Kultur, Btrr. z. Gesch. d. MA, FS f. F. Prinz, hg. v. G. Jenal unter Mitarbeit v. St. Haarländer, 1993, S. 219-43; W. Huschner, Kirchenfest u. Herrschaftspraxis, Die Reg.zeit d. ersten beiden Kaiser aus liudolfing. Hause, Teil 2: O. II. (973–983), in: ZfG 41, 1993, S. 117-34; G. Althoff, Löwen als Begleitung u. Bezeichnung d. Herrschers im MA, in: Die Romane v. d. Ritter mit d. Löwen, hg. v. X. v. Ertzdorff, 1994, S. 119-34; J. Fried, Der Weg in d. Gesch., Die Ursprünge Dtld.s bis 1024, 1994, S. 550-65; A. Davids (Ed.), The Empress Theophano, 1995; E. Eickhoff, Theophanu u. d. König, Otto III. u. seine Welt, 1996, 21997; J. Ehlers, Magdeburg – Rom – Aachen – Bamberg, Grablege d. Königs u. Herrschaftsverständnis in otton. Zeit, in: Otto III. – Heinrich II., Eine Wende?, hg. v. B. Schneidmüller u. St. Weinfurter, 1997, S. 47-76; O. Engels, Überlegungen zur otton. Herrschaftsstruktur, ebd., S. 267-325; E.-D. Hehl, Merseburg, Eine Bistumsgründung unter Vorbehalt, Gelübde, Kirchenrecht u. pol. Spielraum im 10. Jh., in: Frühma. Stud. 31, 1997, S. 96-119; D. Alvermann, Königsherrschaft u. Reichsintegration, Eine Unters. z. pol. Struktur v. regna u. imperium z. Zeit Ks. O.s II., 1998 (umfassende Bibliographie); G. Pamme-Vogelsang, Die Ehen ma. Herrscher im Bild, Unterss. zu zeitgenöss. Herrscherpaardarst. d. 9. bis 12. Jh., 1998, S. 62-95; LThK; Lex. MA; DBE.



    Geburt:
    Ende 955

    Begraben:
    St. Peter (Vatikanische Grotten)


  16. 34.  von Quedlinburg, Mathilde Graphische Anzeige der Nachkommen (14.Otto3, 6.Heinrich2, 1.Hadwig1) wurde geboren in Anfang 955; gestorben am 7 Feb 999 in Quedlinburg [06484],Quedlinburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Quedlinburg [06484],Quedlinburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 968-999, Quedlinburg [06484],Quedlinburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland; Äbtissin von Quedlinburg

    Notizen:

    ARD Mediathek - Mathilde von Quedlinburg - Vom Mädchen zur Machtfrau
    Mit elf Jahren übernimmt Mathilde, Tochter Ottos des Großen, das Stift von Quedlinburg. Als mächtigste Frau des Reiches muss sie später eine Familienfehde schlichten.



    Begraben:
    Stiftskirche

    Gestorben:
    8.2.999 Sankt Servatius


  17. 35.  von Frankreich, Lotharvon Frankreich, Lothar Graphische Anzeige der Nachkommen (15.Gerberga3, 6.Heinrich2, 1.Hadwig1) wurde geboren in Ende 941; gestorben am 2 Mrz 986 in Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich; wurde beigesetzt in Reims [51100],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 954-986, Frankreich; König von Frankreich

    Notizen:

    Büste von Lothar
    Lothaire (941-986,roi de France en 954).Statue du XIIème siècle.Musée St Rémi à Reims.

    Lothaire-Face



    Lothar

    König von Frankreich (954-986)
    Ende 941 - 2.3.986 Laon Begraben: Saint-Remi zu Reims
    Ältester Sohn des Königs Ludwig IV. von Frankreich und der Gerberga von Sachsen, Tochter von König HEINRICH I.

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 2127

    Lothar, König von Frankreich 954-986

    * 941, + 2. März 986 Laon Begraben: Reims, St-Remi
    Sohn König Ludwigs IV. und der Gerberga

    oo 966 Emma, Tochter Kaiserin Adelheids (aus 1. Ehe mit König Lothar von Italien)

    Lothars Königswahl (Reims, 12. November 954), von der Mutter mit ihren Geschwistern Hadwig, OTTO I. und Brun betrieben, kam mit Zustimmung Hugos des Großen zustande, der dafür die Dukate Aquitanien und Burgund erhielt. Hugos Tod 956 eröffnete die bis 965 währende Phase vormundschaftlicher Regierung durch Angehörige der liudolfingischen Familie mit ihrem Höhepunkt auf dem Kölner Hoftag 965 (Verlobung Lothars mit Emma). Der Tod Bruns (965) und Gerbergas (969) ließen Lothars Selbständigkeit wachsen, deren Grundlage - trotz geringen Königsguts - ein 960 mit Hugo Capet gefundener Ausgleich und der Bund mit nordfranzösischen Adligen (Heribert III. von Vermandois und Arnulf I. von Flandern) wurde. Lothars auf karolingischer Tradition fußendes Selbstbewußtsein äußerte sich 967 in offener Kritik an der ottonischen Rompolitik. Nachdem Kaiser OTTO II. Lothars Bruder Karl zum niederlothringischen Herzog erhoben hatte, machte Lothar 978 Ansprüche auf das regnum Lotharii in einem Heerzug nach Aachen und Metz geltend, dem OTTO II. und seine Gattin nur mit Mühe entkamen. Die Stärke der karolingischen Monarchie erwies sich beim ottonischen Rachefeldzug 978 bis vor Paris: Mit Unterstützung des Adels, vor allem Hugo Capets, konnte Lothar OTTO II. zurückschlagen. Erst im Mai 980 wurde der Konflikt auf einem Herrschertreffen in Margut-sur-Chiers beigelegt. Seine lothringischen Ziele verfolgte Lothar nach OTTOS II. Tod 983 weiter und besetzte 984, im Bund mit der ostfränkischen Opposition, Verdun.
    Hatte Lothar seine Nachfolge bereits am 8. Juni 979 in der Erhebung seines Sohnes Ludwig V. zum Mitkönig in Compiegne gesichert, so scheiterte er 984 mit der Erhebung Ludwigs zum aquitanischen Unterkönig. Obwohl Lothar weder direkte königliche Herrschaft im S noch politische Ansprüche auf Lothringen durchzusetzen vermochte, kann sein Königtum als bedeutsame Phase für die Konsolidierung der Monarchie, vor allem als Markstein im endgültigen Zerfall des karolingischen Großreiches wie für die Ausbildung französischen Sonderbewußtseins in Auseinandersetzung mit dem ottonischen Kaisertum gelten.

    Quellen:
    Recueil des actes de Lothaire et de Louis V, rois de France, ed. L. Halphen-F. Lot, 1908 -

    Literatur:
    F. Lot, Les derniers Carolingiens, 1891 - HEG I, 748 ff. - B. Schneidmüller, Karol. Tradition und frühes frz. Kgtm., 1979, 156ff. - K. F. Werner, Les origines, 1984, 481 ff. [dt. 1989] - C. Brühl, Dtl. - Frankreich. Die Geburt zweier Völker, 1990 -

    Werner Karl Ferdinand: Seite 472, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 69

    Lothars Regierungsantritt bei Brandenburg irrig mit "956" angegeben, datiert 954 XI 12, vgl. Lot, Dern. Carol., 9.
    Die beiden unehelichen Söhne Arnulf und Richard (siehe VIII, 79 und 80) setzen eine oder zwei Konkubinen voraus. Die Verlobung Lothars mit Emma, der Stieftochter Kaiser OTTOS I., fand wohl auf dem glanzvollen Hoftag zu Köln 965 IV statt, vgl. Köpke-Dümmler 375, Lot, Dern. Carol. 49.
    Das Ehedatum wird von Flodoard erwähnt. Brandenburg gibt nicht auf der Tafel, sondern nur in der Anm. B. VII, 51, den uns überlieferten Todestag der Königin: XI 2 (Lot; Dern. Carol 231, Anm. 5). Die Zeitgrenzen endlich für Emmas Geburt ergeben sich aus der Ehezeit ihrer Eltern, die Brandenburg nicht richtig verzeichnet hatte (siehe oben VII, 27).
    Seit 952 Mitregent, folgte er seinem Vater unter einem ottonischen Familienrat bestehend aus Mutter, Tante und Onkel (Erzbischof Brun von Köln) ohne Schwierigkeiten auf dem Throne. Lothar konnte gegenüber seinem Kronadel nur noch eine formale Hoheit wahren; er besaß nur kraft seiner königlichen Salbung und des Geblütes noch eine gewisse Autorität, aber keine reelle königliche Gewalt mehr. Er stand besonders gegen die Normandie, Aquitanien, Flandern und die ROBERTINER. Hauptstütze seines Königtums waren die stammesgleichen Grafen von Vermandois, die ihm 973 seine kraftvolle Politik um Lothringen ermöglichten. Er konnte Aachen besetzen, mußte aber im Frieden von Magur-sur-Chiers auf Lothringen verzichten. Allerdings mußte er Hugo von Franzien das Herzogtum Aquitanien zugestehen, der sich jedoch trotz königlicher Unterstützung nicht durchsetzen konnte. Den deutschen Thronstreit 983 nutzte er aus, unterstützte Heinrich den Zänker von Bayern und besetzte 985 Verdun. Obwohl Lothar ein fähiger Herrscher war, blieb seine Position bis zu seinem Tode recht labil.

    Brühl Carlrichard: Seite 61-74, "Lothar 954-986 und Ludwig V. 986-987" in: Ehlers/Müller/Schneidmüller "Die französischen Könige des Mittelalters"

    LOTHAR 954-986 UND LUDWIG V. 986-987

    Lothar
    * im letzten Viertel des Jahres 941, + 2.3.986 Laon Begraben: St-Remi/Reims
    Eltern: Ludwig IV. von W-Franken (+ 954) und Gerberga, Schwester OTTOS I. (+ 968/69)

    Geschwister:

    Gerberga (* 940 oder 942)
    Mathilde (* 943)
    Karl (* 945, + 946)
    Ludwig (* 947, + 954)
    Zwillinge Heinrich und Karl (* 953), Heinrich stirbt nach der Taufe, Karl, Herzog von Nieder-Lothringen, stirbt bald nach 992 als Gefangener Hugo Capets.

    Heirat Anfang 966 mit Emma, Tochter Kaiserin Adelheids aus erster Ehe mit König Lothar von Italien

    Kinder:
    Ludwig V., König 986-987
    Otto ( + 13.11. vor 986), Kanoniker in Reims

    Außerehelich:
    Arnulf (+ 5.3.1021), 988-991 und 999-1021 Erzbischof von Reims
    Richard

    955 Nachfolger des Vaters Ludwig IV.
    960 Belehnung der Brüder Hugo Capet und Otto mit den Dukaten in Franzien und Burgund
    965 Teilnahme am ottonischen Hoftag in Köln
    978 Überfall auf Kaiser OTTO II. und Kaiserin Theophanu in Aachen
    984/85 Kämpfe in Lothringen
    984 Einnahme Verduns

    Der völlig unerwartete Tod des erst 33-jährigen Ludwig IV. stürzte das westfränkische Reich erneut in eine schwere Krise. Ludwigs ältester Sohn Lothar (geboren im letzten Viertel des Jahres 941) war noch minderjährig und nicht gekrönt, womit der politischen Erpressung Tür und Tor geöffnet war. Zu allem Überfluß konnte Ludwigs Gemahlin Gerberga zu diesem Zeitpunkt keine Hilfe von ihrem Bruder OTTO I. erwarten, der in den Jahren zuvor mehrfach zugunsten Ludwigs eingegriffen hatte. Aber OTTO war zu diesem Zeitpunkt mit der Niederschlagung des Aufstandes seines Sohnes Liudolf in Baiern befaßt, und Brun, der jüngste Bruder OTTOS, gerade erst im Vorjahr (953) zum Erzbischof von Köln und wenige Wochen vor Ludwigs Tod zum Herzog Lothringens - archidux nennt ihn sein Biograph Ruotger - erhoben worden.
    Herr der Situation war somit allein Hugo Magnus. Er unternahm erneut keinen Versuch, sich der Krone zu bemächtigen. Vielmehr empfing er Gerberga (in Paris? in Orleans?), um sie zu "trösten", vor allem aber, um ihr seine Bedingungen zu diktieren, die hart genug waren: Hatte er sich 936 mit dem Herzogtum (Burgund) begnügt, so forderte er jetzt gleich deren zwei: Burgund und Aquitanien. Gerberga blieb gar nichts anderes übrig, als auf Hugos Bedingungen einzugehen, womit Ludwigs IV. Plan, Burgund seinem noch in der Wiege liegenden Sohn Karl zu überlassen, auf der Strecke blieb.
    Die feierliche Krönung und Salbung Lothars fand am 12. November 954 in Reims durch Erzbischof Artold statt, der schon 936 Lothars Vater in Laon gekrönt hatte. Hugo Magnus war in Reims anwesend, Brun von Köln dagegen nicht. Nach der Krönung begleitete Hugo den jungen König nach Laon. Im Juni brachen die vereinten Heere Hugos und Lothars zu dem von Hugo schon lange geplanten Feldzug gegen Herzog Wilhelm Werghaupt ("Tete-d-'Etoupes") von Aquitanien auf. Die Geschichte schien sich zu wiederholen. So wie Ludwig einst mit Hugo gegen den Herzog von Burgund gezogen war, so zog nun Lothar mit Hugo gegen den Herzog von Aquitanien. Dieser hatte sich in die schwer zugängliche Auvergne zurückgezogen. Hugo und Lothar belagerten Poitiers vergeblich und mußten den Rückzug antreten, auf dem ihnen Wilhelm entgegentrat. Hugo beendete die Schlacht zwar siegreich, war aber nicht imstande den geschlagenen Gegner zu verfolgen. Der Aquitanienfeldzug erwies sich als ein völliger Fehlschlag. Dennoch durfte Hugo Magnus mit dem Gang der Dinge zufrieden sein, denn Herzog Giselbert von Burgund starb unerwartet am 8. April 956 und hinterließ Hugo das Herzogtum.
    Doch es blieb Hugo keine Zeit mehr, sich des gewaltigen Machtzuwachses zu erfreuen, der sich zweifellos auch auf dessen aquitanische Pläne ausgewirkt hätte. Der Herzog erkrankte schwer und starb am 16. oder 17. Juni 956; in St-Denis wurde er neben seinem Großvater Odo bestattet.
    Der plötzliche Tod Hugos Magnus war natürlich ein unerwarteter Glücksfall für Lothar und Gerberga. Sie sahen sich von einer drückenden Übermacht befreit, zumal Hugos Söhne Hugo, Otto und Odo-Heinrich noch minderjährig waren. Die politisch bisher nie hervorgetretene Witwe Hadwig rückte, ähnlich wie Gerberga für Lothar, in die Reihe der Regentin für ihren ältesten Sohn Hugo ein, der als Hugo "Capet" in die Geschichte eingehen sollte.
    Der wahre Regent des Reiches war freilich beider Brüder Brun, Erzbischof von Köln und Herzog von Lothringen, der als der "ehrliche Makler" zwischen KAROLINGERN und ROBERTINERN fast ein Jahrzehnt hindurch, auch nach Lothars Volljährigkeit (seit 956), eine dominierende Rolle in W-Franken spielte. Dies erklärt auch, warum die früher üblichen Königstreffen fast völlig zum Erliegen kamen. In Lothars Regierungszeit begegneten sich der west- und ostfränkische König zwischen 954 und 986 nur zweimal (965 und 980) - gegenüber nicht weniger als 7 oder 8 Treffen zwischen 942 und 950. OTTO I. wußte allerdings die Angelegenheiten W-Frankens bei Brun in guten Händen, während er selbst nach dem Erwerb der Kaiserwürde (962) fast ausschließlich mit den Geschicken Italiens befaßt war und den Boden O-Frankens nur noch selten betrat.
    Erste Auseinandersetzungen des jungen KAROLINGERS innerhalb seines Reiches mit führenden Adligen, darunter Hugo Capet, waren somit in weitere Bezüge eingebunden. Das Osterfest 959 verbrachten Lothar und Gerberga bei Brun in Köln; bei dieser Gelegenheit forderte und erhielt Brun von Lothar eine förmliche Verzichtserklärung auf Lothringen. Diese auf den ersten Blick befremdlich anmutende Maßnahme Bruns erklärt sich wohl aus der Tatsache, dass die beiden Söhne des lothringischen Grafen Reginar Langhals, Reginar und Lambert, an den westfränkischen Hof geflüchtet waren. Das erregte nur Bruns allzu berechtigtes Mißtrauen.
    Das gute Einvernehmen zwischen Brun und Lothar zeitigte noch im selben Jahr seine Früchte: Robert von Troyes hatte Bischof Ansegis aus Troyes vertrieben und sich überdies Dijons bemächtigt. Lothar und Gerberga riefen Brun zu Hilfe, der Troyes belagerte. Der König betrieb die Einnahme Dijons, doch beider Bemühungen waren zunächst vergeblich.
    Erst im Herbst 960 erneuerten sie ihre gemeinsamen Anstrengungen, dieses Mal mit besserem Erfolg. Brun konnte Ansegis wieder in sein Bistum einsetzen, und Lothar gewann Dijon zurück. Vor allem aber gelang Brun nun endlich die Aussöhnung Lothars mit den ROBERTINERN: Hugo und Otto suchten den König auf, gelobten Treue und wurden von diesem als Herzöge der Franken und der Burgunder eingesetzt.
    Am 30. September 961 war Erzbischof Artold von Reims gestorben. Er hatte sich in jahrelangem erbitterten Kampf gegen Hugo von Vermandois behauptet, der schließlich 948 in Ingelheim abgesetzt und exkommuniziert worden war. Die Brüder Hugos, Adalbert von Vermandois, ein Schwager Lothars, Heribert der Ältere von Vermandois und Robert von Troyes, forderten nun vom König die Rehabilitierung Hugos und dessen Einsetzung als Erzbischof von Reims. Ein mit Ressentiments gegen das karolingische Herrscherhaus aufgeladener Erzbischof von Reims hätte aber angesichts der schmalen Machtbasis des Königtums eine tödliche Gefahr für Lothar bedeutet. Gerberga eilte daher sogleich zu Brun, um ihn über die erneuten Ansprüche des Hauses VERMANDOIS zu informieren.
    Doch der weitere Ablauf des Streits spielte sich in wesentlich ruhigeren Formen ab als in den 40-er Jahren. Eine im Gau Meaux auf Befehl Lothars zusammengetretene Synode von 13 Bischöfen der Kirchenprovinzen von Reims und Sens kam zu keiner einhelligen Auffassung und appellierte daher an den Papst. Die Antwort Johannes' XII. ließ nicht lange auf sich warten. Eine römische Synode unter Vorsitz des Papstes und eine weitere Synode in Pavia im Frühjahr 962 erneuerten die Exkommunikation Hugos von Vermandois, die ein römischer Legat im Sommer des Jahres in der Reimser Kirchenprovinz bekannt machte. Auf Empfehlung Bruns wurde der gelehrte Kanoniker der Kathedrale von Metz, der Lothringer Odelrich zum Erzbischof gewählt und Ende September oder Anfang Oktober 962 geweiht. Hugo zog sich zu seinem Bruder Robert nach Meaux zurück, wo er bald darauf starb.
    Rückschläge Lothars in Auseinandersetzungen mit den Normannen wurden damals durch Erfolge in Flandern wettgemacht. Graf Arnulf I. von Flandern, schon zuverlässiger Verbündeter von Lothars Vater Ludwig IV., hatte 958 die Verwaltung der Grafschaft seinem Sohn Balduin übertragen, der jedoch am 1. Januar 962 verstarb. Arnulf sah sich gezwungen, Flandern wieder selbst zu regieren, und übergab Lothar alle seine Lande unter Vorbehalt des Nießbrauchs auf Lebenszeit.
    Als Arnulf am 27. März 965 starb, erklärte sich Lothar zu seinem Erben und besetzte Arras, Douai und St-Amand. Der flandrische Adel wählte jedoch den noch minderjährigen Arnulf II., einen Enkel Arnulfs I., zum Grafen. Durch Vermittlung Bischof Roricos von Laon wurde rasch ein Vergleich gefunden: Lothar erkannte Arnulf II. an, und die flandrischen Großen unterwarfen sich dem König, der seine Eroberungen behielt.
    Im Mai brach Lothar zusammen mit seiner Mutter Gerberga, seinem Bruder Karl und Erzbischof Odelrich von Reims von Laon auf, um das Pfingstfest bei Brun in Köln zu begehen. In Köln trafen sie Kaiser OTTO I. und Kaiserin Adelheid mit ihrem Sohn OTTO II., die Kaisermutter Mathilde, Herzog Heinrich II. von Baiern, den Neffen OTTOS I., die Herzöge Hermann Billung von Sachsen und Friedrich von Ober-Lothringen, wohl auch dessen Gemahlin Beatrix, die Schwester Hugo Capets, vielleicht sogar König Konrad von Burgund, dazu die Erzbischöfe von Köln und Trier, neun Bischöfe und viele andere mehr. Es war die größte Fürstenversammlung des 10. Jahrhunderts; sie zeigte OTTO als den "Familienpatriarchen im gesamtfränkischen Rahmen" auf dem Höhepunkt seiner Macht.
    Wir wissen nicht, welche politischen Entscheidungen man auf dem Kölner Hoftag traf. Sehr wahrscheinlich wurden hier jedoch zwei politische Eheverbindungen in die Wege geleitet, zwischen König Lothar und Emma sowie zwischen König Konrad von Burgund und Mathilde. Im folgenden Jahr nämlich erscheint Lothar als Gemahl Emmas, der Tochter Kaiserin Adelheids aus ihrer Ehe mit König Lothar von Italien. König Konrad von Burgund schließlich empfing im August 966 bereits einen Sohn von seiner zweiten Gemahlin Mathilde, der Schwester König Lothars.
    Kaum war Lothar nach Laon zurückgekehrt, standen auch schon neue Zwistigkeiten mit den ROBETINERN an. Herzog Otto von Burgund war am 23. Februar 965 verstorben. Die burgundischen Großen wählten, ohne sich der Zustimmung Lothars zu versichern, Ottos Bruder Odo-Heinrich zum Herzog, obwohl dieser Kleriker war. Lothar fühlte sich nicht zu Unrecht in seinen burgundischen Interessen bedroht. Der Konflikt brach im Spätsommer 965 in aller Schärfe aus. Wie üblich mußte Brun intervenieren, um seine Neffen zu versöhnen. Während der Verhandlungen in Compiegne erkrankte Brun schwer, wurde nach Reims gebracht und verstarb dort - wahrscheinlich in Gegenwart seiner Neffen und auf jeden Fall Erzbischof Odelrichs - am 11. Oktober 965. Sein Leichnam wurde in Köln beigesetzt.
    Der Tod Bruns bedeutet ohne Zweifel einen Einschnitt in der Herrschaft Lothars. Weit über die Zeit der formalen Minderjährigkeit Lothars und später Hugos hinaus hatte Brun als ein "Regent" gemeinsam mit seiner Schwester Gerberga faktisch die Geschicke W-Frankens mitbestimmt und war dabei stets um einen ehrlichen Ausgleich im Interesse beider Neffen bemüht gewesen. Diese Zeit war nun vorbei.
    Es ist schon immer gesehen worden, dass der Tod Bruns naturgemäß eine gewisse Entfremdung vom ostfränkischen Hof mit sich brachte, auch wenn Lothar nicht daran denken konnte, zu Lebzeiten OTTOS I. eine diesem nicht genehme Politik zu betreiben. Die Distanz zum Kaiserhof vergrößerte sich noch durch den Tod Gerbergas am 5. Mai 968 (oder 969), die in St-Remi/Reims an der Seite ihres zweiten Gemahls Ludwigs IV. beigesetzt wurde. Wenige Monate zuvor hatte sie der Abtei reichen Besitz im Raum Meersen, also in Lothringen, überlassen mit der Maßgabe, für ihr Seelenheil und das ihres ersten Gemahls, Herzog Giselberts von Lothringen, zu beten. Diese enge Bindung Gerbergas an Lothringen könnte für die spätere Lothringenpolitik Lothars durchaus ein Stimulans gewesen sein.
    Das Jahr 965 bedeutet aber nicht nur einen Einschnitt in der politischen Geschichte W-Frankens, sondern einen mindestens ebenso wichtigen in der historischen Überlieferung. Der solide, manchmal fast zu wortkarge Flodoard, der seit 919 ein zwar nicht unparteiischer, zumindest aber stets zurückhaltender, um sachlichen Stil bemühter Berichterstatter der politischen Ereignisse vorwiegend im Westen war, legte im Jahre 966 die Feder für immer aus der Hand. Fortan sind wir über die Ereignisse in O-Franken zuverlässiger unterrichtet als über die im Westen.
    Der "Nachfolger" Flodoards, der Mönch Richer aus dem Kloster St-Remi bei Reims, der erst im letzten Jahrzehnt des Jahrhunderts schrieb, ist so ziemlich in allem das genaue Gegenteil Flodoards: Eitel und geschwätzig, siegt bei ihm stets der Literat über den Historiker, der er im Grunde wohl gar nicht sein will. Der Begriff "historische Wahrheit" existiert für ihn so wenig wie "historische Fakten". Diese hatten sich vielmehr seinem frei erfundenen Geschichtsbild, genauer: seiner Gallia-Ideologie, unterzuordnen. Eine solche Quelle kann natürlich nur mit äußerster Vorsicht benutzt werden und bedürfte theoretisch stets der Bestätigung durch glaubwürdige Zeugnisse. Doch das Unglück will, dass Richer in diesen Jahrzehnten nur allzu oft unsere einzige Quelle ist. Darum wird selbst in der sogenannten kritischen Geschichtsforschung Richers Darstellung meist einfach nacherzählt. In der Tat liegt es häufig im Ermessen des Historikers, ob er Richer in einem bestimmten Punkt für glaubwürdig halten will oder nicht; verweigert er ihm die Glaubwürdigkeit, so treten an seine Stelle der von Richer überlieferten "Fakten" Hypothesen, was gewiß keine befriedigende Lösung ist, aber noch immer besser als die Phantasien Richers.
    Für die Jahre 966 bis 973 stellt sich diese Alternative allerdings kaum einmal, weil selbst Richer aus diesen Jahren so gut wie keine Nachrichten zu bieten hat. Hinzu kommt, dass von 970 bis 973 keine einzige Urkunde Lothars überliefert ist. Im Jahre 967 ist Lothar, stets begleitet von seiner Gemahlin Emma, die einen großen Einfluß auf ihn ausübte, sowohl in Flandern (Arras) als auch in Burgund (Dijon) nachweisbar.
    Der Tod des kriegerischen, als Kirchenfürst aber wenig beispielhaften Erzbischof Archembald von Sens Ende August 967 erlaubte Lothar, dem wichtigen Metropolitensitz einen würdigeren Nachfolger in Gestalt des Anastasius zu geben. Nicht viel später, am 6. November 968, starb auch Erzbischof Odelrich von Reims. Zum Nachfolger bestimmte Lothar abermals einen Kanoniker des Metzer Domkapitels, dieses Mal ohne Beeinflussung durch Brun oder Gerberga. Adalbero, ein Neffe Bischof Adalberos I. von Metz (929-964) und Graf Gottfrieds von Verdun, hatte seine Ausbildung im Reformkloster Gorze erhalten. Er sollte der mit Abstand bedeutendste westfränkische Kirchenfürst des 10. Jahrhunderts werden.
    Von Lothar hören wir in diesen Jahren praktisch nichts; wir wissen lediglich von einer Gesandtschaft des Archidiakons der Reimser Kirche Gerannus nach Rom im Jahre 972. Auf der Rückreise begleitete ihn mit Erlaubnis Kaiser OTTOS der Aquitanier Gerbert, dem eine brillante Karriere beschieden sein sollte.
    Der Tod OTTOS I. am 7. Mai 973 veränderte schlagartig die politische Großwetterlage. Die Nachfolge OTTOS II., der bereits Mitkaiser war, vollzog sich zwar reibungslos, doch alle jene Gewalten, die zu OTTO I. in Opposition gestanden hatten, witterten Morgenluft. Auch das Verhältnis Lothars zum ostfränkischen Hof war plötzlich ein anderes: Aus dem "jungen Neffen", der den Ratschlägen seiner Onkel OTTO und Brun lauschte, war quasi über Nacht ein "elder stateman" geworden, der mit knapp 32 Jahren seinen gerade 18-jährigen Vetter OTTO II. an Alter und Erfahrung bei weitem übertraf. Der Vorrang des "Patriarchen des Abendlandes" hatte für Lothar außer Frage gestanden; der kaiserliche Ehrenvorrang des jungen OTTO war für ihn schwer erträglich. Die erste Herausforderung des neuen ostfränkischen Herrschers kam denn auch aus dem Westen: Reginar IV. und Lambert, die beiden Söhne des von OTTO I. 958 nach Böhmen verbannten Reginar III. Langhals von Hennegau, verließen bei der Nachricht vom Tode OTTOS sogleich den westfränkischen Hof, sammelten ein Heer und fielen in ihre alten Stammlande ein. Die Grafen Warner und Rainald, denen Brun 965 die Verwaltung des Hennegau übertragen hatte, traten ihnen bei Peronne entgegen; beide fielen in der Schlacht.
    Die Reaktion OTTOS II. ließ lange auf sich warten. Gleich zu Jahresbeginn 974 belagerte er die Brüder in ihrer Burg Boussoit (bei Mons), die zerstört wurde. Reginar und Lambert wurden von OTTO II. nach Sachsen exiliert, doch konnten beide entkommen und erneut an den westfränkischen Hof fliehen. Den Hennegau vertraute OTTO den beiden Grafen Gottfried von Verdun, dem Bruder Adalberos von Reims, und Arnulf von Valenciennes an.
    Die Lage in Lothringen schien damit zunächst wieder stabilisiert, doch Reginar und Lambert waren nicht willens, den Kampf aufzugeben. War Lothar 973 zumindest nach außen nicht in Erscheinung getreten und formal streng neutral geblieben, so gilt dies nicht für den Feldzug von 976. An ihm nahmen sein Bruder Karl teil in der erkennbaren Absicht, sich ein Territorium in Lothringen zu erobern, sowie Otto von Vermandois, Sohn Adalberts von Vermandois und Lothars Schwester Gerberga. Karl war inzwischen 23 Jahre alt und nannte noch immer keinen Fußbreit Boden sein eigen, da sich Lothar nicht imstande sah, seinen Bruder aus der Krondomäne standesgemäß auszustatten. Der Feldzug gegen Gottfried und Arnulf begann im Frühjahr 976. Mons, wo sich die beiden Grafen verschanzt hatten, wurde belagert. Es kam zu einer auf beiden Seiten mit Erbitterung geführten Schlacht, in deren Verlauf Graf Gottfried eine schwere Fußverletzung erlitt, während Arnulf sich nach Valenciennes retten konnte. Gottfried wurde nach Mons zurückgebracht, das der Belagerung widerstand, doch wäre es falsch, darum von einem Sieg der ostfränkischen Seite zu sprechen.
    Nach dem hennegauischen Unternehmen, das kein voller Erfolg für die westfränkische Seite war, verschlechterte sich das Verhältnis Lothars zu seinem Bruder Karl drastisch. Grund dafür kann nur gewesen sein, dass Karl nach dem in seinen Augen gescheiterten Unternehmen gegen Mons um so energischer eine territoriale Ausstattung einforderte, die Lothar weder gewähren konnte noch wollte. Es ist sehr wohl denkbar, dass Königin Emma ihren Gemahl in dieser Richtung bestärkt, ja ihn vielleicht sogar dazu bestimmt hat. Richer macht daraus eine schmutzige Bettgeschichte: Karl habe Emma des Ehebruchs mit dem gerade erst geweihten Bischof Ascelin (Diminutiv von Adalbero?) beschuldigt und sei daraufhin von Lothar des Landes verwiesen worden: In der Tat war Bischof Rorico von Laon am 20. Dezember 976 gestorben, und Lothar hatte noch im Januar 977 seinen Kanzler Adalbero-Ascelin, abermals einen Lothringer und offenbar nicht verwandt mit dem Reimser Metropoliten, zum Nachfolger bestimmt; er wurde zu Ostern 977 in Laon inthronisiert. Lothar konnte nicht ahnen, dass er damit jenen Mann in den Sattel hob, der 14 Jahre später dem karolingischen Geschlecht den Todesstoß versetzen würde. Dass Gerüchte um Emma und Ascelin in Umlauf waren, die wahrscheinlich Karl in die Welt gesetzt hatte, beweist das Konzil vom Saint-Macre, das wohl in die frühen 80-er Jahre datiert werden muß. Es entlastete Ascelin - und damit auch Emma - von allen gegen sie erhobenen Vorwürfen und erhärtet so die Vermutung von Machenschaften Karls gegen die ihm verhaßte Königin.
    Während man im Westen einen Rachefeldzug OTTOS II. gegen die Reginar-Söhne erwartete, reagierte dieser mit einem diplomatischen Schachzug, den die einen als "coup de maitre", andere als schweren politischen Fehler ansahen. Der Kaiser belehnte Reginar IV. und Lambert mit der Grafschaft Hennegau mit Ausnahme von Mons, das Gottfried behalten durfte, der überdies auch noch mit Bouillon entschädigt wurde; vor allem aber erhob er Lothars Bruder Karl zum Herzog von Nieder-Lothringen, der auf diese Weise erstmals über ein größeres Territorium als Lehen gebot. Der westfränkische Hof mußte in dieser Maßnahme eine Brüskierung erblicken. Aber genau das war wohl beabsichtigt als "Dank" OTTOS für die mehr oder minder offene Unterstützung, die Lothar 976 dem Feldzug der Reginar-Söhne und Karl gewährt hatte.
    Er machte Lothar damit auch deutlich, dass der Kaiser mit einem Herzogtum belohnen konnte, während der König seinem Bruder nicht einmal eine Grafschaft zu bieten hatte. Dass all dies die Gefühle Lothars für seinen ostfränkischen Vetter nicht gerade erwärmte, versteht sich. OTTO II. mußte sich übrigens über die Treue Karls sowie Reginars IV. und Lamberts während seiner Regierungszeit nicht beklagen.
    Dass Lothar ernsthafte Ambitionen auf Lothringen hegte, mußte dem ostfränkischen Hof spätestens seit 976 klar gewesen sein. Brun hatte schon gewußt, warum er von Lothar 959 eine Verzichtserklärung eingefordert hatte! Lothar hoffte, sich in einem Handstreich der Person OTTOS bemächtigen zu können, der im Juni 978 mit seiner schwangeren Gemahlin Theophanu in Aachen weilte. Das Unternehmen scheiterte nur knapp. Es gelang dem kaiserlichen Paar, im letzten Augenblick nach Köln zu entkommen.
    Der Zorn OTTOS war ungeheuer: Es handelte sich schlicht um einen Überfall, nicht um einen wirklichen Feldzug, zu dem auch gar kein Anlaß bestand. Richer, nach dem die Ereignisse meist erzählt werden, hat hier wieder einmal für Verwirrung gesorgt. Entgegen der Regel, einen Feldzug nicht im Herbst zu beginnen, sagte OTTO den Beginn seines Rachefeldzuges auf den 1. Oktober an. Zu diesem Zweck hatte er ein für die Zeit ungewöhnlich großes Heer aufgeboten. An Widerstand war gar nicht zu denken. Das kaiserliche Heer zerstörte Compiegne und Attigny. Laon fiel durch List in seine Hand, der Raum Reims-Laon wurde niedergebrannt und verwüstet mit Ausnahme allerdings der Kirchen, die zu schonen OTTO II. befohlen hatte. Er zog bis vor Paris, das er jedoch nicht einnehmen konnte, da Hugo Capet den Seine-Übergang besetzt hielt. Auf dem Rückzug Anfang Dezember, mitten in einer Schlechtwetterperiode, hatte die Armee bei der Überquerung der Aisne Schwierigkeiten. Das Unternehmen gelang, doch der Troß fiel in die Hände des nachrückenden Heeres Lothars. OTTO setzte seinen Rückzug unbeirrt fort und war Mitte Dezember wieder in Lothringen.
    Dies ist in dürren Worten der Verlauf der militärischen Ereignisse dieses Jahres, wenn man sie allen phantastischen Beiwerks entkleidet, das Richer in reichem Maße bereithält. Natürlich erfordern diese Vorgänge eine politische Erklärung, die nicht einfach zu geben ist. Die Interventionspolitik Lothars besaß keinen konkreten Anlaß, sieht man von den Belehnungen OTTOS im Vorjahr ab. Der Vorstoß wurde nur mit der Rückendeckung und ausdrücklichen Zustimmung der ROBERTINER möglich. Und in der Tat war das Verhältnis Lothars zu Hugo Capet und Heinrich von Burgund spätestens seit 974 ausgesprochen freundlich. Die ROBERTINER hatten keinerlei Interessen in Lothringen, ein mit Annektionsplänen in Lothringen beschäftigter Lothar konnte ihre Kreise in Burgund und in der Francia nicht stören und war damit politisch neutralisiert. Überdies hatte diese Politik Lothars in den Augen der ROBERTINER den Vorzug, angesichts der realen Machtverhältnisse so gut wie keine Aussichten auf einen dauerhaften Erfolg zu bieten. Es gab in Lothringen keine "westfränkische Partei" mehr, wie dies noch zu Anfang des Jahrhunderts der Fall war, es gab nur die Absicht Lothars, Lothringen oder zumindest einen Teil seinem Reich einzuverleiben. All dies schloß nicht aus, dass der kleine Erfolg Lothars über die Nachhut OTTOS an der Aisne in W-Franken ganz unangemessen zu einem großen Sieg hochstilisiert wurde. Mit der politischen Realität hatte das wenig zu tun, es zeigt aber, wie sehr man sich im Westen nach einem Erfolgserlebnis gegenüber dem übermächtigen Osten sehnte.
    Der Feldzug von 978 hatte auch noch eine persönliche Seite in dem Verhältnis Lothars zu seinem Bruder Karl, dem Herzog von Niederlothringens, der an OTTOS Feldzug teilnahm und sich Laons bemächtigte. In der Forschung wurde mehrfach die Frage erörtert, ob OTTO Karl nicht zum Gegenkönig ausersehen und Bischof Dietrich von Metz diesen auch tatsächlich in Laon gekrönt - aber nicht gesalbt - habe. Die Quellenbasis für diese Aussage - eine halbe Zeile in dem von Gerbert redigierten, haßerfüllten Schreiben Bischof Dietrichs von Metz an Karl aus dem Jahre 984 -, ist denkbar schmal. Zunächst einmal wäre zu fragen, warum ein ostfränkischer Bischof gekrönt haben sollte, was doch Sache des Reimser Metropoliten gewesen wäre, der einen solchen Eingriff in seine Rechte gewiß nicht stillschweigend hingenommen hätte. Adalbero rührte zwar keinen Finger, um Lothar zu helfen, aber eine so entschiedene Kampfansage an Lothar hätte ihm OTTO gewiß nicht zumuten wollen und wäre für Adalbero auch nicht akzeptabel gewesen. Pläne für ein Gegenkönigtum Karls mögen bestanden haben, und es kann sogar sein, dass Karl sich in Laon im Schmucke einer Krone gezeigt hat, doch ein förmliches Gegenkönigtum ist 978 nicht ins Leben gerufen worden.
    Das Jahr 978 markiert auch insofern einen Einschnitt, als fortan keine militärischen Eingriffe des ostfränkischen Herrschers in W-Franken mehr zu verzeichnen sind. Es mag durch die besondere politische Konstellation des Jahres 978 vorgegeben gewesen sein, verdient aber doch Beachtung, dass OTTOS II. einziger "westfränkischer" Verbündeter, Herzog Karl, sein eigener Lehnsmann und geschworener Feind König Lothars war, während die robertinische Karte dieses Mal aus den angegebenen Gründen nicht stach. Dies galt auf der anderen Seite allerdings auch für Lothar, der in Lothringen nicht mehr auf eine "westfränkische Partei" zählen durfte. So unzweifelhaft daher das Jahr 978 einen Markstein im Auseinandertreten O- und W-Frankens bedeutet, so gewiß darf dieses Jahr doch nicht als der Beginn einer "deutschen" und "französischen" Geschichte mißverstanden werden.
    Eine direkte Folge des Jahres 978 war zunächst, dass Lothar für seine Nachfolge Sorge trug, indem er seinen fast schon volljährigen Sohn Ludwig mit Zustimmung Hugos Capet und anderer Großer zum König wählen ließ, was in dieser Form in W-Franken erstmals geschah. Erzbischof Adalbero krönte und salbte den jungen König am Pfingstfest 979 in Compiegne.
    Kaum war klar geworden, dass das Ende der aggressiven Lothringenpolitik Lothars eingeläutet war, da brach auch schon wieder das alte Mißtrauen zwischen beiden Häusern aus. Wohl durch Vermittlung Erzbischof Adalberos begann Lothar geheime Verhandlungen mit OTTO, der im Begriffe stand, nach Italien zu ziehen und daher an einem Ausgleich interessiert war. Lothar, Ludwig V. und OTTO II. trafen sich an der Grenze im Juni 980 in Margut-sur-Chiers. Lothar verzichtete erneut förmlich auf Lothringen, und man schloß ein Freundschaftsbündnis (amicitia). Bis zu OTTOS II. vorzeitigem Tod 983 war Lothringen kein Zankapfel mehr zwischen Ost und West, doch das Treffen von Margut, über das Hugo Capet nicht unterrichtet worden war, trug sogleich zu einer Verschlechterung der Beziehungen zwischen KAROLINGERN und ROBERTINERN bei. Hugo nahm sofort Kontakt zu OTTO auf, der sich bereits in Italien befand, und begab sich selbst zum Osterfest 981 nach Rom, wo OTTO ein Familientreffen in der Art des Pfingsttags 965 in Köln abhielt. Anwesend waren neben den beiden Kaiserinnen Theophanu und Adelheid OTTOS Schwester Mathilde, Äbtissin von Quedlinburg, König Konrad und Königin Mathilde von Burgund, Herzog Otto von Schwaben und Baiern, der Sohn Liudolfs (gestorben 982), sowie viele Kirchenfürsten O-Frankens und Italiens, vielleicht auch Adalbero von Reims und Gerbert; im Vergleich zu 965 nahm Hugo Capet den Platz Lothars ein und kehrte als Verbündeter OTTOS nach W-Franken zurück.
    Dort war inzwischen Emma um eine Heirat ihres Sohnes Ludwig bemüht gewesen. Nach Richer hätte Gottfried "Graumantel" von Anjou die Eheverbindung Ludwigs mit der Witwe des Grafen Raimund von Gothien, Adelheid, einer Schwester Gottfrieds, vorgeschlagen. Das klingt zunächst recht plausibel, doch wird meist vergessen zu betonen, dass Adelheid etwa das Alter von Ludwigs Mutter Emma hatte - eher älter als jünger! - und Ludwig selbst im Jahre 980 bestenfalls 14 Jahre alt war. Die Heirat - wenn sie denn je stattgefunden hat - war nicht glücklich, was niemand überraschen konnte. Nach Richer hätte Lothar 982 einen eigenen Aquitanienzug unternehmen müssen, um seinen Sohn zurückzuholen. Der Aquitanienfeldzug ist urkundlich belegt, den Grund der Reise nennt nur Richer. Auf jeden Fall blieb das aquitanische Abenteuer, dessen Historizität fragwürdig erscheint, nur Episode.
    Nach dem urkundlich gesicherten Aquitanienfeldzug Lothars vom Jahre 982 - Ludwig V. wird nicht ein einziges Mal erwähnt - wurde dessen Interesse wieder ganz von der "lothringischen Frage" beansprucht, nachdem OTTO II. am 7. Dezember 983 in Rom verstorben war. Die Nachricht vom Tode des Kaisers war in O-Franken noch nicht bekannt, als die Erzbischöfe von Köln und Ravenna den 3-jährigen OTTO III. am Weihnachtstag 983 in Aachen zum König krönten.
    Damit wurde der ostfränkische Thronstreit ausgelöst, der erst im Sommer 985 nach erbittertem Ringen sein Ende fand und hier nicht in voller Breite darzustellen ist. Wie wenig noch immer von "deutscher" oder "französischer" Politik gesprochen werden kann, beweist die Tatsache, dass der ranghöchste "französische" Prälat, Erzbischof Adalbero von Reims, die "deutsche", der Trierer Erzbischof Egbert, ein "Deutscher" also, die "französische" Seite unterstützte, ohne dass ihnen dafür von irgendeiner Seite Landesverrat vorgeworfen worden wäre oder ihnen "nationale" Empörung entgegengeschlagen hätte. Der plötzliche Tod OTTOS II. hatte die rechtlichen Bande, die er mit Karl von Nieder-Lothringen und den Reginar-Söhnen geknüpft hatte und die sorgsam beachtet worden waren, zerrissen. Es war daher kein Treubruch, dass die Genannten in der neuen Situation die Partei Lothars ergriffen, der wie sein ostfränkischer "Partner" Heinrich der Zänker - beide waren Neffen OTTOS I. und somit Vettern zweiten Grades OTTOS III. - die Vormundschaft beanspruchte. Lothar war natürlich an der Gewinnung Lothringens interessiert, Heinrich der Zänker dagegen an der Königswürde in O-Franken. Eine Allianz der beiden Fürsten bot sich an. Gegen eine Unterstützung seiner Aspirationen auf die Königsherrschaft in O-Franken wollte Heinrich Lothringen dem W-Frankenkönig überlassen (Herbst 984); der Vertrag sollte am 1. Februar 985 in Breisach, dem "Verräternest" früherer Tage, unterzeichnet werden, doch Heinrich blieb dem geplanten Treffen fern.
    Der einzige effektive Weg zur Gewinnung Lothringens war der militärische. Zu einer systematischen Eroberung Gesamt-Lothringens fehlten Lothar freilich die Mittel. Auch wäre das militärische Risiko sehr hoch gewesen, denn Beatrix vonOber-Lothringen, die Schwester Hugo Capets und seit Sommer 983 Witwe Herzog Friedrichs von Bar, stand treu auf der Seite Kaiserin Theophanus, der Regentin für ihren minderjährigen Sohn OTTO III. So blieb es bei der Politik der Nadelstiche. Die einzige wirklich umkämpfte Stadt war Verdun, die Lothar nach dem gescheiterten Treffen von Breisach im Februar 985 in einem Überraschungscoup erstmals einnahm, aber bald wieder an eine Koalition der lothringischen Großen verlor. Lothar sammelte eine große Armee - nach Richer 10.000 Mann -, der nicht nur die Wiedereinnahme Verduns gelang, sondern vor allem die Gefangennahme Graf Gottfrieds von Verdun, des Bruders Erzbischof Adalberos. Diese Gefangenschaft sollte die Regierungszeit Lothars und Ludwigs V. überdauern. Die militärischen Ereignisse im Kampf Lothars um Lothringen zeigen, dass Lothar an die Besetzung Gesamt-Lothringens wohl niemals dachte. In Nieder-Lothringen war sein Bruder Karl Herzog, was ihn von militärischen Abenteuern abhalten mußte, in Ober-Lothringen stand ihm Herzogin Beatrix entgegen.
    Trotz des Friedensschlusses zwischen Theophanu und Heinrich dem Zänker im Sommer 985 in Frankfurt, der wahrscheinlich durch ein Abkommen der Kaiserinnen Theophanu und Adelheid sowie der Herzogin Beatrix im Juli 985 in Metz ratifiziert wurde, scheint Lothar seine aussichtslosen Bemühungen um Lothringen nicht aufgegeben zu haben. Geplante Angriffe kamen freilich nicht mehr zustande. Am 2. März 986 starb Lothar in Laon, nur 44 Jahre alt, und wurde neben seinem Vater im Kloster St-Remi bei Reims beigesetzt.

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    Zunächst war es noch das 946 entstandene karolingisch-ottonische Bündnis, das nach dem jähen Ende Ludwigs IV. Hugo den Großen bewog zuzulassen, "daß erstmals seit dem Tode Ludwigs II. 879 eine direkte Sohnesfolge in der karolingischen westfränkischen Königsfamilie zustandekam" (B. Schneidmüller). Wenn der 13-jährige Lothar, der ältere der beiden Erben Ludwigs, unter Verzicht auf eventuelle Pläne für eine Beteiligung seines kleinen Bruders Karl am 12.11.954 in Reims von Erzbischof Artold im Besein nicht nur Bruns von Köln, sondern auch Hugos von Franzien gekrönt werden konnte, so ist diese dem ROBERTINER durch bedeutende Zugeständnisse der Königin-Mutter Gerberga sehr erleichtert worden. Nach dem Tode Hugos des Großen führte seine Witwe Hadwig, Schwester der Königin Gerberga, die Sache der ROBERTINER. Die beiden ottonischen Schwestern stützten sich stark auf ihren Bruder Brun, den Erzbischof von Köln und faktischen Herzog (archidux) in Lothringen, der in den folgenden Jahren zu maßgeblichem Einfluß in W-Franken kam. Dazu gehörte, dass er Gerberga mit König Lothar wie auch Hadwig in Köln empfing, zwischen ihren Vasallen vermittelte, 962 den Metzer Kanoniker Odelrich zum Nachfolger des verstorbenen Erzbischofs Artold von Reims bestimmte und notfalls in Absprache mit Gerberga auch militärisch zugunsten Lothars eingriff. Gemeinsam gingen alle drei Geschwister mit ihren Aufgeboten 957 gegen die Bestrebungen Reginars III., des Grafen im Hennegau, vor, dem Haus seines Oheims Giselbert eine neue Machtstellung im Grenzgebiet zu verschaffen, und trieben ihn in die Verbannung, seine Söhne zur Flucht nach W-Franken. Die liudolfingische Hegemonie, die 962 in Rom OTTO DEN GROSSEN zur Erneuerung des seit Jahrzehnten vakanten Kaisertums emportrug, fand ihren sichtbaren Ausdruck in dem glanzvollen Kölner Pfingsthoftag von 965, wozu sich bei dem heimkehrenden Kaiser außer Erzbischof Brun die Königinnen Mathilde, Witwe HEINRICHS I., und Gerberga, Witwe Ludwigs IV., sowie die Könige OTTO II. und Lothar (samt dessen jungen Bruder Karl) einfanden, während Hugos Witwe Hadwig damals wohl bereits tot war. Die anscheinend in diesem "Familienrat" verabredete Heirat des 24-jährigen westfränkischen Königs mit Emma, einer Tochter der Kaiserin Adelheid aus deren 1. Ehe mit König Lothar von Italien, fand bald darauf statt und führte übers Jahr zur Geburt eines Sohnes Ludwig V. Der karolingische Mannesstamm, der sich in ihm noch einmal fortpflanzte, schien zu einer Nebenlinie des ottonischen Kaiserhauses zu werden.
    Der Eindruck täuschte indes, denn der Tod Bruns noch im Jahr 965 (auf einer westfränkischen Vermittlungsmission in Reims), Gerbergas 968/69 und schließlich auch Kaiser OTTOS I. 973 lockerte die enge Verflechtung König Lothars mit der ottonischen Politik wieder, nahm ihm aber auch den sicheren Rückhalt, den er jahrelang daraus gezogen hatte. Ein eigenständigeres Vorgehen in W-Franken mochte ihm durchaus nicht verwegen erscheinen, da die robertinische Position in Neustrien und Franzien inzwischen fühlbar gelitten hatte. Während der Minderjährigkeit Hugos Capet, der erst 960 seine Bestätigung in der väterlichen Stellung eines dux Francorum erlangte, verselbständigten sich manche Grafen, die es den marchiones älteren Typus gleichtun wollten und eine unmittelbare Beziehung zum König suchten. So konnte Lothar bereits 962 den mächtigen Grafen Tedbald von Blois, der einst seinen Vater Ludwig IV. im Auftrag Hugos des Großen inhaftiert hatte, auf seine Seite ziehen und aus dem Hause VERMANDOIS außer Graf Albert auch dessen Bruder Heribert III. gewinnen, der 967 die Grafschaften Meaux und Troyes erbte und vom König mit dem Titel eines comes Francorum (in Analogie zum dux Francorum) geschmückt wurde. Günstig entwickelten sich auch Lothars Beziehungen zu Graf Arnulf I. von Flandern (+ 964), der nach dem Tod seines Sohnes Balduin (962) den Schutz des Königs suchte, um dem kleinen Enkel Arnulf II. das Erbe zu sichern. Dazu kam etwa 964 die Verheiratung von Lothars Schwester Mathilde mit dem welfischen König Konrad von Burgund. Auch die Gegenkoalition, die Hugo Capet langsam aufbaute, nahm in familiären Banden Gestalt an und umfaßte vor allem den jüngeren Bruder Odo-Heinrich, der 965 Otto als Herzog im westfränkischen Burgund nachfolgte, den normannischen Schwager Richard sowie den aquitanischen marchio Wilhelm IV. Eisenarm, dessen Schwester Adelheid Hugo um 970 ehelichte, ferner als weiteren Schwager Herzog Friedrich im südlichen Lothringen und schließlich Graf Gottfried von Anjou.
    Dass aus der vorsichtigen Distanzierung König Lothars vom ottonischen Imperium ein erster offener Konflikt mit längerfristigen fatalen Konsequenzen wurde, lag an Machtverschiebungen, die mit dem Tod OTTOS DES GROSSEN einsetzten. Ob sich Lothar damals unter dem Druck seiner wichtigsten Gefolgsleute, Heribert von Meaux-Troyes und Tedbald von Blois (+ 973/75) sowie dessen Sohn Odo I., und vermutlich gegen den Rat des seit 969 amtierenden Erzbischofs Adalbero von Reims, eines Neffen des lothringische Herzogs Friedrich, sogleich grundsätzlich entschlossen hat, dem neuen Kaiser, seinem Vetter OTTO II., das alte Lothar-Reich abzuringen, steht dahin; jedenfalls aber ließ er zu, dass die Söhne des 958 verbannten lothringischen Grafen Reginar III., Reginar IV. und Lambert, seit 973 von W-Franken aus mit Gewalt in ihre Heimat an Maas und Schelde einfielen, zwei dortige Grafen töteten und von OTTO II. persönlich 974 aus dem Hennegau vertrieben werden mußten. Sie gaben sich keinesfalls geschlagen, sondern verschafften sich für einen neuerlichen Vorstoß im Jahre 976 die Hilfe der Grafen Albert und Heribert aus dem Hause VERMANDOIS sowie des inzwischen 23-jährigen, immer noch funktionslosen Königsbruders Karl. Auch diese Attacke wurde, ohne Eingreifen des Kaisers, vor Mons blutig abgeschlagen, brachte aber OTTO II. 977 doch zu einer Revision seiner bisherigen Politik in Lothringen, denn er versprach sich dort nun mehr davon, den Reginar-Söhnen ihren Familienbesitz im Hennegau und in Brabant zurückzugeben. Überdies nahm er ihren Verbündeten Karl als Vasallen an und stattete ihn mit der Herzogsgewalt im nördlichen Lothringen rund um Brüssel aus. Was wie eine versöhnliche Abgeltung der alten westfränkischen Ambitionen auf das regnum Lotharii unter Wahrung ottonischer Vorherrschaft oder auch wie eine letzte Machtteilung unter zwei karolingischen Brüdern aussehen könnte, war in Wahrheit eine schwere Brüskierung König Lothars, der kurz zuvor den Bruder wegen Ehebruchsvorwürfen, die er gegen die Königin Emma erhob, seines Reiches verwiesen hatte.
    So kam es im Sommer 978 zu dem auch von Hugo Capet unterstützten Überraschungsangriff Lothars auf Aachen als "Sitz der Königsherrschaft seiner Väter" (wie ein Annalist betonte), wo der gerade anwesende Kaiser OTTO mit der hochschwangeren Gattin Theophanu sein Heil nur noch in hastiger Flucht nach Köln suchen konnte. Zum Zeichen des Triumphes ließ der westfränkische KAROLINGER den seit KARL DEM GROSSEN auf dem Dach der Pfalz angebrachten ehernen Adler gemäß dem Geschichtsschreiber Richer von Reims nach Osten drehen, nachdem früher die Germani durch die Westwendung ihre Überlegenheit den Galli zur Schau gestellt hätten, doch es gelang Lothar nicht, seines Bruders Karl habhaft zu werden, und auch einen Vorstoß auf Metz, wo soeben Herzog Friedrich gestorben war, schlug fehl, weil sich keine Unterstützung im Lande fand. Kaum anders waren freilich die Erfahrungen, die der Kaiser bei seinem Vergeltungsschlag zu machen hatte, als er noch im selben Herbst mit großem Gefolge nach W-Franken zog. Zwar vermochte er die alten KAROLINGER-Pfalzen Attigny und Compiegne einzunehmen und zu verwüsten, während Karl sich in Laon bereits zum (Gegen-)König proklamieren ließ, aber vor Paris, im Machtbereich der ROBERTINER, lief sich das Unternehmen mangels Resonanz fest und mußte auch in Anbetracht der Jahreszeit abgebrochen werden, wobei die deutsche Nachhut noch eine schlimme Schlappe an der Aisne einsteckte. Das Ergebnis machte in Frankreich großen Eindruck und ist bald schon rückblickend als definitives Ende aller feindlichen Einfälle aus dem Osten gepriesen worden. Daran ist zumindest richtig, dass grenzüberschreitende Interventionen anders als zu Zeiten der fränkischen Teilreiche nun nicht mehr ohne weiteres auf den Zufall unzufriedener Großvasallen des angegriffenen Herrschers zählen konnten. Im Mai 980 schloß Lothar mit seinem Vetter OTTO II. vor dessen Aufbruch nach Italien einen neuen Frieden und willigte schon durch den Treffpunkt im Grenzort Margut-sur-Chiers in einen abermaligen Verzicht auf Lothringen ein, ebenso wie der Kaiser keinen Gedanken mehr auf ein westfränkisches Königtum seines Herzogs Karl verwandte.
    Die Konfrontationen des Jahres 978 hatten zwischen König Lothar und den OTTONEN Gräben aufgerissen, ohne indes das Kaiserhaus bereits den robertinischen Verwandten näher zu bringen. Vielmehr nutzte Lothar die nach dem Abwehrerfolg verbreitete westfränkische Einigkeit, um 979 die Königswahl seines 13-jährigen Sohnes Ludwig V. durchzusetzen, der mit Billigung Hugos Capet am 8.6. in Reims von Erzbischof Adalbero gekrönt werden und damit erstmals seit 100 Jahren dynastische Kontinuität schon zu Lebzeiten des Vaters sichern konnte. Eine Annäherung des ROBERTINERS an den Kaiser wird erst sichtbar, nachdem Lothar ohne ihn den Frieden von Margut geschlossen hatte, denn Hugo reiste zum Osterfest 981 nach Rom und führte dort mit seinem Vetter "viele Gespräche über ihre Freundschaft" (Richer). Demgegenüber gedachte König Lothar mit altbekannten Mitteln seine Machtbasis in W-Franken auszuweiten, indem er 982 für seinen königlichen Sohn Ludwig V. eine Ehe mit Adelheid, der Schwester Gottfrieds von Anjou und Witwe eines Grafen von Gavaudan, stiftete in der Hoffnung, so das karolingische Unterkönigtum in Aquitanien zu neuem Leben zu erwecken. Doch diesmal versagte, was sich so oft bewährt hatte: Die Ehe des jugendlichen Königs mit der wesentlich älteren Frau scheiterte genauso wie sein Bemühen, Anerkennung im Lande zu finden, so dass der Vater ihn zwei Jahre später nach Laon heimholen mußte.
    Lothar lag inzwischen wieder mehr an Lothringen, wo sich nach dem Tod Kaiser OTTOS II. in Rom (7.12.983) neue Aussichten zu bieten schienen. Im Streit um die Regentschaft für den erst 3-jährigen gekrönten Königssohn OTTO III. erwartete Lothar zunächst den größten Gewinn davon, mit dem nach mehrmaliger Rebellion abgesetzten Bayernherzog Heinrich dem Zänker zu paktieren, hielt es aber dann für günstiger, dem Rat des auf OTTOS Erbrecht bedachten Erzbischofs Adalbero von Reims und dessen gelehrten Beraters Gerbert von Aurillac zu folgen und selber als naher Verwandter einen Anteil an der Stellvertretung des unmündigen Königs zu verlangen. Als er indes sah, dass sich im Mai 984 ohne Rücksicht auf seine Wünsche eine Einigung Heinrichs des Zänkers mit den aus Italien zurückkehrenden Kaiserinnen Adelheid und Theophanu anbahnte, ging er zum offenen Angriff über und besetzte im Verein mit seinen Anhängern Heribert IV. von Troyes, dem Sohn des gleichnamigen Grafen (+ 980/84), und Odo I. von Blois die Stadt Verdun. Damit machte sich Lothar allerdings Gottfried, den dortigen Grafen und Bruder Adalberos von Reims, ebenso zum erbitterten Feind wie den jungen Herzog Dietrich im südlichen Lothringen, hinter dem seine Mutter Beatrix und deren Bruder Hugo Capet standen; obendrein mußte er nun am Hofe der beiden Kaiserinnen vollends als gefährlicher Gegner gelten. Ein Bündnis der OTTONEN mit dem ROBERTINER, von Reims her und namentlich durch Gerbert gefördert, nahm deutlichere Konturen an, als Lothar im Vertrauen auf erneute Absprachen mit Heinrich dem Zänker das zwischenzeitlich verlorene Verdun im März 985 nach längerer Belagerung zurückeroberte und die Verteidiger mit Herzog Dietrich und Graf Gottfried an der Spitze als Gefangene wegführte. Die beharrliche Weigerung Gottfrieds, seine Freilassung dadurch zu erreichen, dass er seine Besitzungen von Lothar zu Lehen nähme, macht hinreichend deutlich, wie schwer es mittlerweile fiel, gegen gewachsene Loyalitäten die Reichsgrenzen zu verändern, auch wenn es kaum noch um Lothringen im ganzen, sondern allenfalls um Bistum und Grafschaft Verdun, vielleicht samt weiterem Grenzgebiet, zu tun war. Schon trafen sich Adelheid und Theophanu mit der Herzogin Beatrix, Hugos Schwester, im Sommer 985 zu einem colloquium dominarum in Metz, während Lothar einen Hochverratsprozeß gegen Erzbischof Adalbero einleitete, bei dem ihn auch sein Bruder, Herzog Karl, unterstützte. Die Gerichtsverhandlung wurde jedoch von Hugo Capet verhindert, und das Verfahren blieb in der Schwebe, bis der König am 2.3.986 in Laon einer plötzlichen Krankheit erlag. Wie sein Vater wurde der 44-jährige in Saint-Remi in Reims begraben.



    18.3.966 oo Emma von Italien, Tochter des Königs Lothar 948-2.11.988


    Kinder:

    - Ludwig V. 966/67-21.5.987
    - Otto Domherr um 970-13.11. vor 986

    Illegitim

    - Arnulf Erzbischof von Reims 967-5.3.1021
    - Richard - nach 987

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 119,139,141-144 - Althoff Gerd: Otto III. Primus Verlag Darmstadt 1997, Seite 40,59,61,92 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 146 Anm. 66 und 69,147,153,158,161 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 84,98,116,127,130-132 - Brühl Carlrichard: Die Geburt zweier Völker. Deutsche und Franzosen Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln - Deutsche Geschichte Band 1 Von den Anfängen bis zur Ausbildung des Feudalismus Mitte des 11. Jahrhunderts. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1982, Seite 406 - Eberhard Winfried: Westmitteleuropa Ostmitteleuropa. Vergleiche und Beziehungen. Festschrift für Ferdinand Seibt zum 65. Geburtstag. R. Oldenbourg Verlag München 1992, Seite 84-86 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 23-25,27,33,46,48 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/ Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996, Seite 47,53,55,61-70,72,75,78,84 - Eickhoff Ekkehard: Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt. Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 50,52,55,103,110,117,174,242,285,294,297-310,312,315,319,417 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 59,62 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989, V,14. Seite 13,38-41,43,92,94,98,100,124,128,169,187-197,199,245,275,283,299 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971, Seite 162,171,199,254-259,261,281-187, 295 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 300,308-311,322 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 209,211-218,220-222, 227 - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan: Otto III. Heinrich II. Eine Wende? Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 47 A. 90,293 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 135,141,148,150 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994, Seite 51, 210 Anm. 805,214,220 Anm. 848,233,324 Anm. 1181 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 499,512,517,519,522-525 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stutggart 1981, Seite 53,71,155 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 193,238,284,286 -



    Begraben:
    Abtei Saint-Remi

    Lothar heiratete von Italien, Emma am 18 Mrz 966. Emma (Tochter von von Italien, Lothar und von Hoch-Burgund, Adelheid) wurde geboren in 948/949; gestorben in 988. [Familienblatt] [Familientafel]


  18. 36.  von Frankreich, Karl Graphische Anzeige der Nachkommen (15.Gerberga3, 6.Heinrich2, 1.Hadwig1) wurde geboren in Jan 945; gestorben in 953.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Frankreich; Prinz von Frankreich

    Notizen:

    Karl Prinz von Frankreich
    Jan. 945- 953
    2. Sohn des Königs Ludwig IV. von Frankreich und der Gerberga von Sachsen, Tochter von König HEINRICH I.

    Glocker Winfrid: Seite 284, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VI, 16 Karl
    * 945 I, + vor 953

    Flodoard berichtet am Beginn des Jahres 945, Seite 95f., von der Geburt eines Sohnes Karl durch die Königin Gerberga. Weil dieser Name "Karl" erneut an einen der beiden im Sommer 953 geborenen Zwillinge vergeben wurde, muß der 945 I geborene Karl zwischenzeitlich verstorben sein.
    Es sei hier auf einen Fehler Widukinds aufmerksam gemacht, der auf Grund der weiten Verbreitung seiner Sachsengeschichte immer wieder übernommen wird. Widukind II c. 39, Seite 99, führt als den dritten Sohn der Königin Gerberga mit Ludwig IV. einen Karlmann auf. Dieser Irrtum des Corveyers wurde von dem letzten Editor, Paul Hirsch, nicht bemerkt (Seite 99, Anm. 2: "Über Karlmann ist weiter nichts bekannt"). Auch die Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe Bd. 8, Seite 122, Anm. 68, korrigiert diesen Fehler nicht. Daher sei hier, wie dies Werner VII,71 bereits getan hat, nochmals eindringlich festgestellt: König Ludwig IV. und seine Gemahlin Gerberga hatten keinen Sohn namens Karlmann!

    Werner Karl Ferdinand: Seite 472, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 71

    Diesen Sohn Ludwigs IV. nennt Brandenburg ganz irrig "Karlmann", und folgt damit einem Mißverständnis Widukinds II, 39 (das allerdings auch der Herausgeber, Paul Hirsch, MG SSrG, 1935, 99, Anm. 2 und 4, nicht oder vielmehr noch weniger durchschaute). Ludwigs Sohn Karl wurde 945 I geboren (Flodoard 945, ed. Lauer 95f.); noch im gleichen Jahr (nach VII 13) wird der kleine Sohn den Normannen als Geisel für den ihnen in die Hand gefallenen König Ludwig IV. von Gerbergaausgeliefert: Flodoard 945, ed. Lauer 99 Nordmanni filius ipsius regis (also Lothar und Karl) dari sibi obdides quaerunt, nec aliter regem se dimissuros asserunt. Mittitur igitur ad reginam pro pueris; illa minorem (sc. Karolum) mittens maiorem (sc. Lotharium) futetur se non esse missarum. Datur igitur minor, et ut rex dimittatur, Wido Suessorum episcopus sese obsidam tradit. Widukind II, 39 ist nun Zeuge einer Überlieferung, derzufolge der ausgelieferte Sohn, namens Karl, von den Normannen nach Rouen gebracht wurde und dort gestorben ist. Jedenfalls war er 953 tot, denn zu diesem Zeitpunkt konnte einer der Zwillinge, die Gerberga damals gebar, erneut den Namen Karl erhalten: Der spätere Herzog von Nieder-Lothringen. Eben dieses zweimalige Auftreten des gleichen Namens für zwei verschiedene Brüder muß Widukind bewogen haben (oder die ihm zu Gebote stehende Überlieferung), den jüngeren der beiden "Karlmann" (Karlomannus) zu nennen, ganz abgesehen von der Unrichtigkeit, daß er in Karl den ältesten Sohn sieht, statt in Lothar. Hirsch hat dies nun im Unterschied zu Brandenburg, der die Lebensdaten des 945 geborenen Sohnes richtig gibt, nur nicht den Namen - dahingehend mißverstanden, als wäre der spätere Karl von Nieder-Lothringen (der zu dieser Zeit noch gar nicht lebte) den Normannen ausgeliefert worden und hätte im Widerspruch zur Behauptung Widukinds, diese Haft überlebt. Hirsch vermutetete eine Verwechslung mit "Karlmann", so, als sei dieser in Haft geratene Ludwigs-Sohn, und bemerkt im übrigen: "Über Karlmann ist weiter nichts bekant." Ich lege dies in Ausführlichkeit dar, um künftige Mißverständnisse zu vermeiden: Ludwig IV. hat nie einen Sohn namens Karlmann gehabt. Ein ersten Sohn, der den Namen Karl trug, wurde 945 I geboren, 945 2. Jahreshälfte den Normannen als Geisel ausgeliefert und starb vor 953, vielleicht, sogar wahrscheinlich, 945 oder bald danach in normannischer Haft. Ein zweiter Sohn namens Karl wurde 953 geboren - es ist der spätere Herzog von Nieder-Lothringen und westfränkische Thronprädent.
    Karl mußte während der Gefangenschaft des Vaters (946) den Normannen als Geisel gestellt werden und kam in deren Gewahrsam um.

    Literatur:
    Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 V,16. Seite 38,198,284 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 211 -


  19. 37.  von Frankreich, Mathildevon Frankreich, Mathilde Graphische Anzeige der Nachkommen (15.Gerberga3, 6.Heinrich2, 1.Hadwig1) wurde geboren in 943; gestorben nach 981.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Burgund,Frankreich; Königin von Burgund

    Notizen:

    Mathilde von Frankreich
    Königin von Burgund
    Ende 943-26.11. nach 981
    2. Tochter des Königs Ludwig IV. von Frankreich und der Gerberga von Sachsen,Tochter von König HEINRICH I.

    Glocker Winfrid: Seite 283, „Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik“

    V, 15 Mathilde
    * 943 Ende, + nach 981 am XI 26

    oo ca. 964 Konrad, König von Burgund (seit 937), + 993 X 19.

    Als Tochter König Ludwigs Transmarinus ist Mathilde z.B. durch das Chronicon s. Benigni Divionensis S. 188 (Schwester König Lothars), in der Chronik des Hugo v. Flauvigny a. 995, SS VIII 364) uns (wohl von Hugo v. Flauvigny abhängig) in der Chronik des Alberich v. Trois-Fontains a. 996, SS XXIII 773, hier ebenfalls als Schwester König Lothars, bezeugt. Die uns hier interessierende Filiation von Gerberga, der Schwester OTTOS DES GROSSEN, bezeugt uns der Brief des Abtes Siegfried von Gorze, betreffend die Heirat Kaiser HEINRICHS III. mit Agnes von Poitou.
    Durch den Annalisten Flodoard sind wir von der Existenz zweier Töchter König Ludwigs und der Gerberga unterrichtet: a. 943 am Ende, Seite 90, und mitten in a. 948, Seite 116, findet jeweils die Taufe einer Tochter statt. Wir kennen aus anderen Quellen jedoch lediglich den Namen derjenigen Tochter Mathilde, die ca. 964 König Konrad von Burgund heiratete. Da wir aus Altersgründen nicht entscheiden können, ob die 943 oder die 948 geborene Tochter mit der Königin Mathilde gleichzusetzen ist, schlägt Werner VII, 69-75 vor, die Gemahlin König Konrads mit der Ende 943 geborenen Tochter zu identifizieren, weil Mathilde der Name der Großmutter mütterlicherseits sei. Doch muß hier nochmals betont werden, dass genauso gut die Anfang 948 geborene Tochter des französischen Königspaares die spätere Königin Mathilde von Burgund gewesen sein könnte wie ihre ältere Schwester.
    Die Belege für den Gemahl Mathildes, König Konrad, sind von Diener, Könige Nr. 7, zusammengestellt.
    Mathilde ist in einer auf die Jahre 981-990 zu datierenden Urkunde ihres Gatten als verstorben erwähnt (D Burgund 53).
    Ihr Sterbetag ist im Merseburger Nekrolog (XI 25; vgl. bei Althoff, Adelsfamilien, Kommentar K 45) aufgenommen; ich gebe jedoch wie Diener, Könige Nr. 7 dem XI 26, den Mathildes Epitaph (gedruckt bei Chorier, Recherches S. 221) nennt, den Vorzug.

    Althoff Gerd: Seite 372, „Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung“
    K 45 Me: 25.11. Mathild regina burgundiorum + nach 981, Gemahlin König Konrads von Burgund (K 38)

    (Es.) Mathilde, die Tochter Ludwigs IV. von Frankreich und der Schwester OTTOS DES GROSSEN, Gerberga, heiratete um 964 Konrad I. von Burgund und wurde damit Schwägerin der Kaiserin Adelheid (K 49). Diese sorgte für die Aufnahme ihrer Verwandten ins ottonische Gedenken; S. dazu ausführlich oben S. 163f.
    Mathilde begegnet auch im Necrolog von Weißenburg; vgl. Althoff, Unerkannte Zeugnisse vom Totengedenken der Liudolfinger, S. 395f.
    Ihr Todesjahr ist nicht bekannt; vg. Lot, Les derniers Carolingiens, S. 37 und 177; Poupardin, Le royaume de Bourgogne, S. 384f.
    Erwähnt wird sie zuletzt im Jahre 981; vgl. Die Urkunden der burgundischen Rudolfinger, Historisch-diplomatische Einleitung, S. 15 mit Anm. 6, dort auch weitere Hinweise.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 472, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation
    70

    Zu den Vorbehalten, was die Geburtszeit (943 Ende oder 948 Anfang) der Mathilde und damit ihre Stellung in der Reihe der Geschwister eingeht, siehe oben Anm. VII, 69-75. Die Angabe von Brandenburg "ca. 943" bringt unseren Informationsstand nicht angemessen zum Ausdruck. Das von Brandenburg richtig angegebene Datum der Eheverbindung mit König Konrad von Burgund, c 964, wird von Köpke-Dümmler 376, Anm. 1 begründet: 963 III 23 schenkt Konrad für das Seelenheil seiner 1. Gattin, Adelania; 966 VIII 10 erscheint Mathilde in einer Urkunde des Gemahls schon mit ihrem Sohne Cuono (Konrad, vgl. untern VIII, 83).

    Meyer von Knonau, Gerold: Seite 149-159, "Die Heiraten der burgundischen Mathilde, Tochter König Konrads von Burgund, und der schwäbischen Mathilde, Enkelin derselben"

    In den Memoires et documents publies par la societe d'histoire et d'archeologie de Geneve, Tome XVI, livraison 2 (1867), ist p. 201ff. eine Abhandlung genealogischen Inhaltes von Ed. Secretan publiziert, betitelt Notice sur l'origine de gerold comte de Geneve. Der Verfasser dieser mit ebenso viel Scharfsinn und Beelsenheit kombinierten, als in anziehender Weise verfaßten Arbeit sucht in derselben folgende genealogische Verhältnisse zu beweisen.
    Des 993 verstorbenen Königs Konrad von Burgund Tochter Mathilde - mit dem Verfasser nennen wir sie, um sie von ihrer gleichnamigen Mutter, der westfränkischen Prinzessin, und ihrer ebenfalls gleichnamigen Schwestertochter, der Mathilde von Schwaben, zu unterscheiden, Mathilde II., die Nichte aber Mathilde III. - hat in 1. Ehe den 1011 verstorbenen Konrad, Herzog von Kärnten, oder Conrad von Worms, wie er hier genannt wird, den Vatersbruder des späteren Kaisers KONRAD II., den Vater des Mitthronbewerbers von 1024, in 2. Friedrich II., Herzog von Ober-Lothringen, gestorben 1033, zum Gemahle gehabt: durch sie also war das burgundische mit dem fränkischen Königshause verschwägert. Ihre Nichte Mathilde III. dagegen, die Tochter des 1003 verstorbenen Herzogs Hermann II. von Schwaben und der burgundischen Prinzessin Gerberga, war mit Hugo III., einem Grafen von Egisheim, vermählt. Eine Tochter aus der Ehe der Mathilde II. mit Herzog Konrad, also eine Schwester des jüngeren Konrads, eine Base Kaiser KONRADS II., ist Bertha, die mit Eberhard von Egisheim vermählt war. Dieser beiden Sohn ist Gerold.
    Über diejenigen Teile dieser Erörterung, in denen der Verfasser die Mathilde II. an die Stelle der Mathilde III. setzt [Daß nicht die burgundische, sondern die schwäbische Mathilde bis dahin als Gemahlin Konrads und Friedrichs betrachtet wurde, so zum Beispiel Voigtels Stammtafeln ed. Cohn Nr. 19,28, und Gisebrecht, Gesch. der deutschen Kaiserzeit 2. Band 3. Auflage p. 219,221.], soll an diesem Orte gehandelt werden.
    Es ist zu diesem Behufe notwendig, dem Verfasser auf dem Gang seiner Untersuchung über diesen Punkt zu folgen. In Cap. IV: Qui epoussa Conrad de Worms? (p. 223 ff.) führt er dieselbe, nachdem er in den vorhergehenden Abschnitten, nach Voraussendung einer kurzen Einleitung, erst dem Hause Burgund von Konrad an überhaupt, dann von Mathilde II. speziell, hernach von den Saliens de Franconie et de Souabe geredet, durch: insbesondere kann er sich mit dem Gedanken nicht befreunden, daß die Mathdilde II., eine burgundische Prinzessin, welche nach dem Brief des Raynaldus comes Portinensis an den dux Aquitanorum G. (Flod. ann., Mon. SS. III, p. 407) muß vermählt gewesen sein, un seigneur inconnu de la Transjurane habe zum Gemahl haben können, und ist der Ansicht, Gisela, die Tochter Herzog Hermanns und Schwester der Mathilde III., könne nicht mit einem Bruno, Grafen von Braunschweig in 1. Ehe verbunden gewesen sein: daß dieses letztere jedoch wirklich der Fall war, hat Excurs V, C. der Jahrbücher Heinrichs II. von Hirsch, Bd. I, p. 464 ff., gezeigt.
    In Cap. IV. nun geht der Verfasser der folgenden Substraten aus. - In erster Linie wird die Stelle der von Konstantin, Abt des Schottenklosters St. Symphorian zu Metz, um 1015 verfaßten Lebensgeschichte des 1005 verstorbenen Bischofs Adalbero II. von Metz aufgeführt, in der von der Beteiligung Adalberos an der 1003 gehaltenen Synode von Thionville, speziell von seiner Erklärung gegen die kanonisch unerlaubte Ehe Konrads, des Sohnes des Herzogs Otto von Kärnten, mit Mathilde von Schwaben die Rede ist (M. SS. IV, p. 663 ff.). Adalbero sprach in dieser Versammlung in Bezug auf Konrad und Mathilde: Domnus Otto dux, pater istius venerabilis Conradi ducis consedentis, natus ex filia est magni Otttonis, cujus soror Girbergia dedit filiam suam Conrado Burgundionum regi. Ex Conradi autem filia nata est domina Mathildis, hujus Conradi assidentis uxor.
    Es ist also Konrad der Urenkel OTTOS I., Mathilde die Urenkelin der Gerberga, und die Gereiztheit des Herzogs von Ober-Lothringen gegen den Bischof, der von einem secundus locus sprach, während, selbst wenn man nach kanonischer Rechnungsweise OTTO I. und Gerberga, nicht HEINRICH I. als Ausgangspunkt der Zählung gelten läßt, nur vom 3. Grade die Rede sein konnte, höchst natürlich. In ganz unzulässiger Weise, trotz der klaren Worte des Textes: ex Conradi filia nata est Mathildis, nimmt hier der Verfasser zugunsten seiner Hypothese an, hinsichtlich der Mathilde habe Adalbero die Wahrheit ausgesprochen: Gerbergas Enkelin, Mathilde II., sei Konrads Gemahlin gewesen [Vgl. hierzu Hirsch, Jahrbücher Heinrichs II. Band I, p. 246 n.2].
    Als zweites Zeugnis für Mathilde II. als Gemahlin Konrads von Worms - und dieses als das noch zumeist Brauchbare wäre wohl besser in den Vordergrund gerückt worden - betont der Verfasser die Stelle Thietmars, lib. V, cap. 7 (SS. III, p. 794), wo es heißt, Herzog Hermann II. von Schwaben habe 1002 den Bischof von Straßburg bekriegt, Straßburg belagert, erobert und verwüstet, und zwar cum Conrado suimet gero, wie der Dresdener Codex 1. schreibt. Lappenberg - nicht Pertz, wie p. 227 gesagt wird - setzte hierfür genero in den Text, dafür haltend, Konrad sei der Gemahl der schwäbischen Mathilde III. Bekanntlich ist dieser Codex unter der Aufsicht Thietmars selbst angelegt, von ihm mit eigener Hand korrigiert worden, so daß, was der nicht eimal direkt aus demselben abgeleiteten Brüsseler Codex 2, aus dem 15. Jahrhundert, oder der Annalista Saxo (M. SS. VI, p. 649) bringen, ganz hinter den Angaben jener ersten Handschrift zurücktritt. Wenn also Codex 2 und der Annalist hier germano haben, so ist darauf bei weitem nicht jenes Gewicht zu legen, das der Verfasser dieser Variante beimißt.
    Dann fährt derseklbe p. 228 folgendermaßen fort: La question serait certainement decidee en faveur de la version, qui fait de Conrad de beau-frere (germanus) de Hermann, par consequent le mari de Mathilde II., si Wipop, auteur de la vie l'empereur CONRAD II., ne venait a son tour retablir l'equilibre dans le sens oppose. Presque contemporain aussi, le precepteur de Henri III. etait en mesure d'etre bien informe, c'est donclui qui a fait autorite. Wipo sagt nämlich in der Vita Chuonradi c. 2 (SS. XI, p. 258) ausdrücklich von KONRADS II. jüngerem Vetter und Mitbewerber: Jumioris Chunonis mater Mathilda de filia Chuonradi regis Burgundiae nata fuit. Die Versuche des Verfassers, die Autorität dieser Angebe zu erschüttern, dieselbe als einen Irrtum des Wipo hinzustellen, sind denn auch gering. Die Bestimmthiet der Worte ist auch ihm allzu groß.
    Wir sehen, zwei Zeugnisse unterstützen die Hypothese nicht, und ein drittes spricht von vornherein streng dagegen: la question ne peut etre resolue quem recourant aux probabilites (p. 229). Und so tritt denn der Verfasser im Folgenden auf eine Prüfung der chronologischen Daten, der Altersverhältnisse der einzelnen Personen ein, welche allerdings beim ersten Blicke, in äußerst gewandter und bestechender Kombinationsweise, wie diese Beweise vorgebracht sind, für seine Vermutung zu sprechen scheinen. - In folgenden Stücken liegen seine hauptsächlichen Einwendungen gegen die Annahme, Mathilde III. sei Konrads von Worms und Friedrichs von Ober-Lothringen Gemahlin gewesen:
    1. der jüngere Konrad hätte in diesem Falle nicht schon 1019 gegen Herzog Adalbero von Kärnten kämpfen, 1024 nicht als Mitbewerber auftreten können: er wäre noch allzu jung zu beiden gewesen
    2. was die drei Töchter Hermanns II. von Schwaben und der Gerberga, Gisela, KONRADS II. nachherige Gemahlin, Beatrix, diejeneige des Eppensteiners Adalbero, Herzogs von Kärnten, und unsere Mathilde III. betreffe, so sei es höchst auffallend, daß Gisela durch Eintritt in ihre dritte, mit KONRAD II. geschlossene Ehe die Nichte dieser ihrer zuletzt genannten Schwester geworden wäre
    3. der Umstand, daß 996 ein Bruder Konrads von Worms, Bruno, unter dem Namen Gregor V. Papst wird, in Verbindung gesetzt mit der Erwägung, daß meist jüngere Söhne den geistlichen Stand ergriffen, lasse den Altersunterschied zwischen Konrad von Worms und Mathilde III. als sehr groß erscheinen
    4. da Gisela, die Gemahlin Heinrichs des Zänkers und Mutter Kaiser HEINRICHS II. eine Mutterschwester der Mathilde III. war, ihre Tochter Gisela aber erst 1006 mit Stephan von Ungarn sich vermählt habe, so stimme das abermals nicht zu einer Ehe Mathildens III. mit Konrad von Worms [Hier irrt der Verfasser bedeutend. Gisela ist von Geisa noch vor dessen 995 erfolgtem Tode zur Gemahlin seines Sohnes Waic (als Christ Stephan) ausersehen worden und hat wohl kurz nach Geisas Tod sich vermählt; siehe Büdinger, Oesterreich, Gesch. I, p. 397.]. Schließlich, von p. 235 an, wird zu zeigen versucht, inwiefern Mathilde II. besser in deise Verhältnisse hinein passen würde.
    Diesen Ausführungen gegenüber muß an dieser Stelle der Beweis geführt werden, daß sich mit der durch die Quellen bezeugten Ehe der schwäbischen Mathilde III. mit Konrad und Friedrich die anderen, besonders die chronologischen Verhältnisse vereinigen lassen.
    König Konrad von Burgund hat in zweiter Ehe - der Name der ersten Gemahlin, deren Tochter die baierische Herzogin Gisela war, ist nicht bekannt - eine westfränkische KAROLINGERIN, Mathilde, Tochter König Ludwigs IV. und der Gerberga, einer Schwester OTTOS DES GROSSEN, gehabt. Da Gisela, die Tochter 1. Ehe, ihren Sohn den späteren Kaiser HEINRICH II., schon 973 gebar, so muß Konrad sich um oder nach 950 zum ersten Male vermählt haben. Setzt man mit Hirsch den Abschluß der zweiten Ehe gegen Ende der 50-er Jahre des 10. Jh. und faßt man die Worte der Miracula s. Verenae, daß König Konrad von seiner rechtmäßigen Gemahlin anfangs keine Kinder hatte, dann aber zuerst einen Sohn erhielt, einerseits, andrerseits den Umstand in das Auge, daß Konrads Tochter zweiter Ehe, Bertha, als ihr Gemahl, Graf Odo, 995 starb, Kinder von demselben hatte, so wird man annehmen dürfen, daß Gerberga, welche nach der Stammtafel des Steynvelter Codex (SS. III, p. 215) das dritte Kind der Mathilde, jünger als Bertha war, etwa Mitte der 60-er Jahre geboren worden ist.
    Gerberga hat also schon in den 80-er Jahren ihrem Gemahl Hermann, der 997 Herzog von Schwaben wurde und erst 1003 starb, Kinder schenken können, und dieses anzunehmen ist man auch durchaus gezwungen, da ihre Tochter Gisela schon 1007 oder 1008 in 2. Ehe einen Sohn zur Welt bringt, nachdem ihr erster Gemahl, Bruno von Braunschweig, um 1006 gestorben. Unter den anderen Töchtern aus dieser Ehe hat nun Mathilde III. hier besondere Wichtigkeit.
    Secretan sagt p. 230: Placons la naissance de Mathilde III. en 983, on arrivera a peine, en supposant Conrad le jeune ne un an apes le mariage de sa mere, a pouvoir le considferer comne etant ne en 1003, a l'epoque meme ou l'empereur HENRI II. voulait attaquer le mariagne de ses parents a la diete de Thionville, und gibt so selbst die Möglichkeit davon zu, da Mathilde III. Konrads Gemahlin gewesen sei. Mathilde, Hermanns und Gerbergas Tochter, kann ganz gut zur Zeit der Synode von Thionville, im Januar 1003, Konrads Frau gewesen sein. Nehmen wir das von Secretan angeführte Jahre als das ihrer Geburt an [Daß die Töchter in Hermanns und Gerbergas Ehe die ältesten Kinder waren, der Sohn, der nachherige Herzog Hermann III. bedeutend später geboren wurde, bezeugen außer den Stellen welche aussagen, derselbe sei 1012 in noch sehr jugendlichem Alter gestorben (Stälin, Wirtemberg Gesch. I,, p. 473 n.3).], so wurde sie Witwe im 28. Lebensjahre und vermählte sich hierauf nochmals mit Herzog Friedrich von Lothringen, der noch einige Kinder von ihr empfing [Ein Sohn starb früh; dagegen überlebten zwei Töchter den 1033 gestorbenen Vater: Beatrix und Sophie, jene später die Mutter der großen Gräfin Mathilde. Friedrich von Lothringen scheint seine Frau Mathilde überlebt zu haben, denn nach seinem Tode kamen seine Töchter an den kaiserlichen Hof. Die Stelle des Chr. s. Michaelos in pago Virdunensi c. 32 (SS. IV, p. 84), welche hiervon erzählt, enthält übrigens auch einen entscheidenden Protest gegen die Vertauschung der Mathilde III. mit Mathilde II.; es ist da von den duae puellulae Sophia et Beatrix die Rede, welche nutrien´bnantur in aula regis (KONRADS II.); nam conjunx imperatoris (Gisela), amita earum, eas sibi adoptaverat in filias.]. Würden wir dagegen die burgundische Mathilde der schwäbischen substituieren, so wäre 1011 von Konrad eine Witwe im Alter von mindestens 40 Jahren zurückgelassen worden.
    Indessen ist auch das Altersverhältnis zwischen Mathilde III. und ihrem 1. Gemahl ins Auge zu fassen, und da ergibt sich allerdings eine nicht kleine Altersdifferenz, welche hervorzuheben der Verfasser auch nicht versäumt. (p. 233).
    Otto, der Sohn des gewesenen Herzogs Konrad von Lothringen, der 955 auf dem Lechfeld gefallen war, durch seine Mutter Liudgard ein Enkel OTTOS DES GROSSEN, ist der Vater des Konrad von Worms, welcher ihm 1004 als Herzog von Kärnten folgte, gewesen Ein anderer und wohl der älteste Sohn, Heinrich, der Vater des nachherigen Kaiser KONRADS II., scheint früh, vor dem Vater, gestorben zu sein. Ein dritter ist Brun, der durch OTTO III. 996 zum Papst gemacht wurde und bis 999 als Gregor V. regierte, der erste Deutsche auf dem päpstlichen Throne. Secretan nun macht mit vollem Recht darauf aufmerksam, daß meist die jüngeren Söhne zum geistlichen Stand bestimmt wurden, und daß, mag Brun bei seiner Erhebung auch noch so jung gewesen zu sein, er doch ein gewisses Alter haben mußte: Bruno ne pouvait gueres avoir moins de 30 ans, eine wohl zu hoch gegriffene Zahl. Und überdies kann Heinrich, als Bruno zum geistlichen Stand bestimmt wurde, noch gelebt haben, so daß man nicht gezwungen ist, Konrads Geburt vor derjenigen Brunos anzusetzen, wie der Verfasser tut, indem er um 964 Konrad geboren sein läßt: dergestalt allerdings wäre Konrad ungefähr 20 Jahre älter, als Mathilde III. gewesen, beinahe 40 Jahre, falls nicht eine frühere kinderlose oder nur mit kurzlebigen Kindern gesegnete Ehe angenommen wird, unvermählt geblieben. Wenn nun auch dieses anzunehmen, wie bemerkt, nicht nötig ist, ein Altersunterschied von mindestzens 10 Jahren war zwischen Konrad und Mathilde III. immerhin vorhanden.
    Konrad der Jüngere, der Sprößling dieser Ehe, mag also um 1003 zur Welt gekommen sein, vielleicht auch schon etwas früher; doch ist wohl hierbei nicht ganz außer Beachtung zu lassen, daß HEINRICH II. 1003 zu Thionville nur von der Existenz der ihm verhaßten Ehe, nicht schon von derjenigen eines Kindes aus derselben redete. Ein puer war 1012 nach Hermansn von Reichenau Ausdruck der filius Cuonradus, dem nach des Vaters Tode HEINRICH II. das von demselben inngehabte Herzogtum Kärnten nicht zuwies; als adolescens wird er durch denselben bezeichnet, als er 1019 gegen Adalbero mit seinem Veter, KONRAD DEN ÄLTEREN, die Waffen ergriff. Und als HEINRICH II. gestorben war, als es sich darum handelte, einen der beiden Konrade mit der Reichsführung zu betrauen, würde der jüngere nach dieser Berechnung nicht viel über 20 Jahre gezählt haben, währen dem älteren durch Giesebrecht ein Alter von etwa 40 Jahren zugeschrieben wird.
    Auch gegen diesen ziemlich bedeutenden Altersunterschied zwischen den beiden gleichnamigen Vettern wendet Secretan p. 232 nicht mit Unrecht ein, er vertrage sich schecht mit les relations en quelque sorte fraternelles, mit denen man die Beziehungen der Konrade zueinander zu verbinden gewohnt sei. Allein was diese innigen Bande angeht, so ist die Waffengenossenschaft von 1019 jedenfalls ebenso sehr durch "die gemeinschaftlichen Interessen" als durch die "Freundschaft" zu erklären, und hat andererseits Steindorff erst kürzlich gewiß mit Recht betont, daß die Reden bei Wipo bei Anlaß des Wahlaktes ohne Zweifel erfunden sind, in denen der ältere KONRAD seinem Vetter unter anderem omnium cognatorum meorum dilectissimus nennt. Gerade der bedeutende Altersunterschied de rbeiden läßt vielmehr eher klar werden, daß der jüngere Konrad, trotz der Partei, die für seine Erhebung war, sich von seinem älteren an Erfahrung ihm überlegenen Vetter einschüchtern und gewinnen ließ. Auch die Notiz der Annalen von Hildesheim, Konrad sei inmatura morte 1039, nur kurz nach KONRAD II. gestorben, paßt wohl zu einem Alter von etwa 36 Jahren.
    So ist denn auch nach den chronologischen Verhältnissen die schwäbische Mathilde an der bisher ihr angewiesenen Stelle in den genealogischen Tafeln ohne Frage zu behalten, und es ist die Angabe, Konrad der Jüngere sei ihr Sohn, nicht nur impossible dans toute la rigeur du mot, sondern auch nicht tres-peu problable (p. 238) [Folgende zwei Momente sprechen auch noch gegen Secretans Hypothese. Einmal ist in der schon mehrfach erwähnten Steynverlter Stammtafel die angegebene, weil in den Augen des Schreibers wichtigere Mathildis Mathilde III., nicht Mathilde II. - Als zweites ist anzuführen, daß Konrad der Jüngere, wäre seine Mutter Mathilde II. gewesen, ein Neffe König Rudolfs von Burgund gewesen wäre, also dem Erblasser von 1032 noch näher gestanden hätte als KONRAD II. nach dessen Vermählung mit Gisela (in Wirklichkeit, als Sohn der Mathilde III. ist er ein Großneffe Rudolfs): als Söhne von Schwestern Rudolfs wären 1032 Graf Odo von der Champagne und er die nächsten Erben gewesen. Allerdings nun hat Konrad der Jüngere, der sich bald nach KONRADS Erhebung mit demselben entzweit hatte, 1025 offen mit dessen Stiefsohn, Ernst II. von Schwaben, dem Großneffen König Rudolfs, dem es hauptsächlich um die Ansprüche auf Burgund zu tun war, gemeinschaftliche Sache gemacht, und als 1027 Ernst sich von neuem erhob, war Konrad "dem Kaiser weder treu, noch auch sehr schädlich", sondern "hielt sich einstweilen im Hintergrund", mußte aber dafür, nachdem Ernst sich unterworfen, gleichfalls hart büßen: während jedoch besonders 1027 Ernsts Absichten auf Burgund deutlich genug hervortraten, war Konrad 1025 wohl zumeist durch seine engen Beziehungen zu seinem Stiefvater, Friedrich, und durch denselben zu den lothringischen Dingen in die Reihen der Verschwörer gezogen worden, und hielt er sich 1027, noch mehr nach Rudolfs Absterben, als Odo, Gerold von Genf, der Erzbischof Burkhard III. von Lyon die Ansprüche KONRADS II. auf Burgund mit Waffengewalt bekämpften, von den burgundischen Angelegenheiten, so weit wir erkennen können, ferne. Das läßt sich begreifen, wenn er der Großneffe Rudolfs war; der Neffe desselben hätte wohl energischer seine Anrechte geltend gemacht.].
    Eine der Haupteinwendungen des Verfassers gegen die Mathilde III. als Gemahlin Konrads und Friedrichs lag darin, daß es nicht denkbar war, daß der Name des Gemahls einer Tochter des Königs Konrad von Burgund unbekannt geblieben sei, während die Schwestern derselben die glänzendsten Heiraten gemacht haben, eine Herzogin von Bayern, Mutter eines deutschen Kaisers, die zweite Herzogin von Schwaben, die dritte erst Gemahlin eines Rivalen Hugo Capets, dann vorübergehend Königin von Frankreich geworden sei. Daß Mathilde von Burgund vermählt war, zeigt der Brief des Grafen Raynaldus, wonach sie eine Tochter Bertha, diese einen Sohn, Geraldus Genevensis, hatte. Den Namen des Gemahls freilich wissen wir nicht, und das kann bei den zerrütteten inneren Verhältnissen des burgundischen Reiches uns nicht überraschen. Wie dieselben keine Blüte der Künste des Friedens, also auch keine historiographische Tätigkeit zum Gedeihen kommen ließen, so kann auch der Vater der Bertha schon frühe in einer der zahlreichen inneren fehden umgekommen sein. Dieses Schweigen der Quellen kann am wenigsten etwas zu besagen im Stande sein.
    Mit der Haltlosigkeit der Hypothese, die bis dahin besprochen wurde, fällt selbstverständlich auch dahin, was in Cap. VII von der Vermählung der schwäbischen Mathilde mit einem Grafen Hugo III. von Egisheim, Vetter des Eberhard III., Grafen von Nordgau, Gemahl der Bertha (von Worms, wie sie irrig benannt ist), aufgestellt ist. Dagegen ist jedenfalls der in dem Briefe genannte Urenkel des Burgundischen Königs Konrad, Geraldus Genevensis, der von Wipo im Leben KONRADS c. 32 zum Jahre 1034 erwähnte Geroldus princeps regionis illius und wohl auch der Gerolt Burgundio des Hermann von Reichenau zu 1045: jener unterwirft sich zu Genf, zugleich mit dem Erzbischof von Lyon, KONRAD II., dieser ergibt zu sich zu Solothurn HEINRICH III. Auch das Alter Gerolds stimmt zum Briefe: Graf Gerold von Genf ist gleich dem jüngeren Konrad ein Urenkel des burgundischen Konrad.
    Den Namen des Gemahls der Berthadagegen, des Schwiegersohnes der burgundischen Mathilde, liefert uns eben die schon oben berührte Stelle des Wibert. Die Nichte des letzten burgundischen Königs Rudolf (neptis Rodulfi regis Jurensis), Bertha - denn hier ist es wohl gestattet, den Brief Raynalds mit Wiberts Bericht zu verbinden - ist die Gemahlin des Gerhard, eines Sohnes des Grafen Hugo von Egisheim, und Gerhards und Berthas Sohn ist Graf Gerold von Genf. Daß dieser gegen KONRAD II. und HEINRICH III. als Großneffe König Rudolfs und als burgundischer Großer mehrmals zu den Waffen griff, ist natürlich.

    Eickhoff Ekkehard: Seite 55,117, "Theophanu und der König"

    Zur Feier des Osterfestes am 27. März 981 kamen auch Adelheids Bruder, König Konrad, und die Königin Mathilde von Burgund nach Rom.
    Für den Hochsommer 985 wurde in Metz ein Treffen geplant, auf dem Adelheid und Theophanu, Herzogin Beatrix, die Königin Emma (Adelheids Tochter, König Lothars Gemahlin), vielleicht auch Mathilde von Quedlinburg, die Äbtissin Gerberga von Gandersheim (Herzog Heinrich des Zänkers Schwester), die Königin Mathilde von Burgund (Kaiserin Adelheids Schwägerin und OTTOS III. Cousine) und Adelheid, die Gemahlin des Herzogs Hugo Capet von Franzien, gemeinsam mit Heinrich dem Zänker die schwelenden Streitfragen zwischen Mosel und Maas beilegen sollten.

    Weinfurter, Stefan: Seite 23, "Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten"

    Der westfränkische Königssohn Lothar erhielt OTTOS Stieftocher Emma zur Frau, und König Konrad von Burgund verband sich mit Mathilde, einer Nichte OTTOS.


    964 oo 2. Konrad der Friedfertige König von Burgund um 923-19.10.993

    Kinder:
    - Gerberga (Guepa) ca 965/66-7.7.1018/19
    um 980 1. oo Hermann Graf von Werl - 985/88
    988 2. oo Hermann II. Herzog von Schwaben um 950-4.5.1003
    - Bertha ca 967/68- nach 1010
    984 1. oo Odo I. Graf von Blois 950-12.3.996
    997 2. oo Robert II. König von Frankreich - 1004 20.7.972-20.7.1031
    - Rudolf III. ca 970-5./6.9.1032
    - Mathilde
    oo Graf (Großeltern Gerolds I. von Genf)


    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 158,164,372 K 45 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 144 - Althoff Gerd: Otto III. Primus Verlag Darmstadt 1997, Seite 61 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 26,67 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 42 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996, Seite 47,61,64,70 - Eickhoff Ekkehard: Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt. Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 20,55,115,117,164,302 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 64,67 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 V,15. Seite 169,283,287,300,321 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seite 65 - Hlawitschka, Eduard: Die verwandtschaftlichen Verbindungen zwischen dem hochburgundischen und dem niederburgundischen Königshaus. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte Burgunds in der 1. Hälfte des 10. Jahrhunderts, in: Schlögl, Waldemar und Peter Herde: Grundwissenschaften und Geschichte, Festschrift für Peter Acht; Kallmünz 1976 (Münchener historische Studien: Abteilung geschichtliche Hilfswissenschaften Band 15) Seite 28-57 - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 47,49,77,96 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971, Seite 262 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 311 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 214,224 - Schmid, Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 408,412 - Schmid Karl: Reich und Kirche vor dem Investiturstreit. Gerd Tellenabch zum 80. Geburtstag. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1985, Seite 55-56 - Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg.): Otto III. – Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 12, 13A - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 148 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 23,220- Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 122 –

    Geburt:
    Ende 943

    Gestorben:
    26.11.

    Mathilde heiratete von Burgund, Konrad in 964. Konrad wurde geboren um 923; gestorben am 19 Okt 993; wurde beigesetzt in Vienne [38200],Isère,Rhône-Alpes,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 64. von Burgund, Gerberga  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 965/966; gestorben am 7 Jul 1018/1019.
    2. 65. von Burgund, Berta  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 964/965; gestorben nach 1010.
    3. 66. von Burgund, Rudolf III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 970; gestorben in Sep 1032; wurde beigesetzt in Lausanne [1000],Waadt,Schweiz.
    4. 67. von Burgund, Mathilde  Graphische Anzeige der Nachkommen

  20. 38.  von Frankreich, Ludwig Graphische Anzeige der Nachkommen (15.Gerberga3, 6.Heinrich2, 1.Hadwig1) wurde geboren in Dez 948; gestorben am 10 Nov 954 in Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Frankreich; Prinz von Frankreich

    Notizen:

    Ludwig
    Prinz von Frankreich
    Dez. 948-10.11.954 Laon
    3. Sohn des Königs Ludwig IV. der Überseeische von Frankreich und der Gerberga von Sachsen, Tochter von König HEINRICH I.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 472, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 73

    Ludwigs Geburt gibt Brandenburg mit 948 an. Das Datum läßt sich auf 948 XII präzisieren, denn Flodoard, dessen Genauigkeit und Gleichzeitigkeit bekannt sind, berichtet die Geburt im letzten Satz eines (im Druck) mehrseitigen Jahresberichtes.

    Glocker Winfrid: Seite 284, "Die Verwandten der Ottonen und ihe Bedeutung in der Politik"

    V, 18 Ludwig
    * 948 XII, + 954 vor IX 10

    Von der Geburt eines Sohnes König Ludwigs IV., der den Namen des Vaters erhielt, berichtet Flodoard am Endes seines Jahresberichtes zu 948, Seite 121.
    Laut dem Reimser Annalisten starb der kleine Ludwig kurz vor dem Tod seines Vaters im Jahr 954 (Seite 138).

    Literatur:
    Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihe Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 V,18 Seite 284 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 211 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 472 -


  21. 39.  von Niederlothringen, Karlvon Niederlothringen, Karl Graphische Anzeige der Nachkommen (15.Gerberga3, 6.Heinrich2, 1.Hadwig1) wurde geboren in 953 in Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich; gestorben am 22 Jun 992; wurde beigesetzt in Maastricht,Limburg,Niederlande,Niederlande.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich; Graf von Laon
    • Titel/Amt/Status: Frankreich; König von Frankreich
    • Titel/Amt/Status: 977-992, Niederlothringen; Herzog von Nieder-Lothringen

    Notizen:

    Karl
    Herzog von Nieder-Lothringen (977-992)
    König von Frankreich
    Graf von Laon
    Sommer 953 Laon - 22.6.992 Begraben: Servatiuskirche zu Maastricht

    Jüngerer Sohn des Königs Ludwig IV. von Frankreich und der Gerberga von Sachsen, Tochter von König HEINRICH I.

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 993

    Karl, Herzog von Nieder-Lothringen 977-991
    * 953 Laon , + 991
    Jüngerer Sohn König Ludwigs IV. 'Ultramarinus' von W-Franken (Frankreich) und der Gerberga, der Schwester OTTOS I.

    Karl war Bruder von König Lothar (954-986) und Onkel des letzten regierenden westfränkischen KAROLINGERS, Ludwig V. (986-987).
    Er wurde im Jahre 954 gegen karolingische Gepflogenheiten vom Thron ausgeschlossen. Zweimal versuchte er, ohne Erfolg, die Hand auf das 'regnum Lotharii' zu legen: um 975, erneut 985. Aus der Francia entfernt, erhielt er von OTTO II. 977 das Herzogtum Nieder-Lothringen. Karl, der stets ein Opfer der wechselhaften Beziehungen zwischen dem westfränkischen/französischen und dem deutschen Königtum blieb, proklamierte sich 979, anläßlich des W-Frankenzuges OTTOS II., in Laon zum König, scheiterte aber, da er wegen seiner Mißheirat und seiner Abhängigkeit von den OTTONEN bei großen Teilen des westfränkischen Adels und beim Episkopat auf Ablehnung stieß. Ein letzter Versuch, das Königtum zu erringen, richtete sich 987 gegen Hugo Capet; Karl nahm 987 Laon, 989 Reims ein, geriet aber 991 in Laon in die Gefangenschaft Hugos, in der er starb.
    Drei Fragen in Karls Laufbahn sind strittig:
    1. Das Problem, ob er Herzog nur von Nieder-Lothringen oder aber des gesamten, ungeteilten Lothringen war. Bleibt Karls Rolle als Herzog unklar (von ihm ausgestellte Urkunden fehlen, und in den ottonischen Königsurkunden ist er nicht genannt), so kann doch angenommen werden, dass das vorher und nachher vakante Herzogtum für Karl und seinen Sohn Otto (991-1006/12) provisorisch wiederbelebt wurde, als ein Instrument ottonischer W-Politik.
    2. Die Frage des Begräbnisortes Karls und seines Sohnes Otto, als der traditionell St. Servatius in Maastricht gilt, ist Gegenstand einer (auch mit archäologischen Argumenten geführten) Kontroverse).
    3. Umstritten ist ferner die Frage, ob Karl für die Stadtentwicklung Brüssels eine Rolle gespielt hat (angeblicher Bau eines Castrums um 980, das ihm aber erst in späten Quellen, seit dem 14. Jh. zugeschrieben wird).

    Literatur:
    W. Kienast, Der Hzg.stitel in Frankreich und Dtl., 1968 - W. Mohr, Gesch. des Hzm.s Lothringen, I, 1974

    Werner Karl Ferdinand: Seite 472, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 74

    Die genaue Todeszeit Karls ist uns nicht bekannt. Daß er 991 III 30 in die Hände König Hugos geriet und in die Haft nach Orleans gebracht wurde, wo er starb, ist alles, was wir sicher wissen. Die von Brandenburg gebotenen Grenzdaten nach 992 und vor 995, was auf 993/94 hinausliefe, beruhen nicht auf positiven zeitgenössischen Angaben.
    Zur späteren Beisetzung Karls in St. Servatius in Maastricht, wo auch Karls Sohn Otto seine Grablege hatte, vgl. Uhlirz 135, Anmerkung 24.
    Karl hatte 976-978 die Rebellion der REGINARE gegen Kaiser OTTO II. unterstützt und am Vorstoß auf Aachen teilgenommen. 977 beschuldigte er seine Schwägerin, Königin Emma, des Ehebruchs mit dem soeben eingesetzten Bischof Adalbero von Laon und wurde deswegen aus Frankreich verbannt. Er begab sich zu Kaiser OTTO II., der ihn im Mai mit Nieder-Lothringen belehnte. OTTO erbaute ihm eine Residenz in Brüssel und überwies einige Eigengüter in der Gegend von Brabant, was jedoch nichts an der bescheidenen Stellung Karls, dessen herzogliche Gewalt nur auf den Teil Nieder-Lothringens zwischen Maas und Schelde begrenzt war, änderte. Er nahm 978 am Feldzug OTTOS II. nach Frankreich teil. Nach dem Tode seines Neffen, Ludwigs V. von Frankreich, gelang es ihm nicht, die französische Krone zu erringen; nach Anfangserfolgen unterlag er Hugo Capet. Im Frühjahr 988 eroberte Karl die Stadt Laon im Handstreich und später spielte ihm Arnulf, sein Stiefneffe, Reims zu. Am 30.3.991 wurde Karl in Laon mit seiner gesamten Familie vom Bischof durch Verrat gefangengenommen und Hugo Capet übergeben, der ihn in Orleans inhaftierte. Karl hat die Freiheit nie wiedergesehen. Eventuell wurde er sogar ermordet.
    Sein Leichnam wurde in der Servatiuskirche in Maastricht bestattet.

    Mohr Walter: Band I Seite 47-50,52-58, "Geschichte des Herzogtums Lothringen"

    Inzwischen verfolgten die geflüchteten Reginar IV. und Lambert ihre Sache weiter. Sie suchten ihren Kampf auf eine breitere Basis zu stellen, indem sie um Bundesgenossen warben. Anklang fanden sie beim Grafen Adalbert von Vermandois, dessen Sohn Otto sich ihnen zur Verfügung stellte. Des weiteren gewannen sie Karl, den Bruder des westfränkischen Königs Lothar. Für das Haus VERMANDOIS lag wohl in diesem Bündnis die Zielsetzung, auf diesem Wege Einfluß auf das Bistum Cambrai zu gewinnen. Bei Karl ist die Veranlassung dazu vielleicht darin zu suchen, dass er etwas zurückgesetzt behandelt worden war, er hatte keinerlei Ausstattung mit Landbesitz erhalten. Für Lambert und Reginar mag das Zusammengehen mit ihm von besonderer Bedeutung gewesen sei, da von dem KAROLINGER eine moralische Wirkung auf die Haltung der Lothringer ausgehen konnte, so dass man sie leichter zum Abfall von ihrem sächsischen König bewegen würde. Es ist dabei durchaus möglich, dass Karl auf sein Mitwirken die Herrschaft über Lothringen in Aussicht gestellt wurde.
    In der 2. Hälfte des April 976 wandten sich die Verbündeten gegen Mons. Vor der Stadt machte ihnen ein verlustreiches Gefecht die Weiterführung ihres Unternehmens unmöglich, die Stadt selbst blieb ihnen verschlossen. Lediglich Otto von Vermandois konnte die kleine Grafschaft Gouy besetzen, von der aus es ihm möglich war, auf Cambrai einen Druck auszuüben. Der Kaiser war vorläufig nicht imstande, einzugreifen, er war anderwärts gebunden. Erst Anfang November 976 ist er am Rhein erschienen. Unmittelbare Anordnungen hat er indes noch nicht sofort, sondern erst im April 977 getroffen. Vermutlich weist das darauf hin, dass die Lage kompliziert geworden war. Wir wissen, dass der westfränkische König sich in dieser Zeit in der Nähe der lothringischen Grenze aufhielt, was vielleicht auf konkrete Pläne eines Eingreifens in Lothringen selbst schließen läßt. Hierzu kam eine Verschärfung der Spannung zwischen ihm und seinem Bruder Karl. Dieser äußerte nämlich Beschuldigungen des Ehebruchs gegen Lothars Gemahlin mit dem Bischof von Laon. Motive für dieses Vorgehen lassen sich nicht erkennen. Lothar schritt jetzt zur Verbannung seines Bruders.
    Der Kaiser wird sich also der Möglichkeit eines Eingreifens des westfränkischen Königs in Lothringen gegenüber gesehen haben, das sich zugunsten von Lambert und Reginar ausgewirkt haben würde. An diesen Faktoren wird sich OTTOS Politik orientiert haben, denn nur so sind die Beschlüsse zu erklären, die er jetzt faßte. Lambert und Reginar erhielten ihre Besitzungen zurück. Lambert wählte seine Residenz in Löwen. Reginar übernahm den Hennegau, jedoch verblieb dort das feste Mons noch im Besitz des Grafen Gottfried, der wahrscheinlich außerdem die Grafschaft Verdun erhielt. Das wichtigste aber war es, dass Karl als Herzog im lothringischen Gebiet eingesetzt wurde. Ein unmittelbares Zeugnis über den Zustand besitzen wir lediglich in einem Brief des Bischofs Dietrich von Metz an Herzog Karl, der aus dem Jahre 984 stammt, durch den die Sachlage aber nicht klarer wird. Der Bischof hält dem Herzog vor, er verberge sich in einem kleinen Winkel Lothringens und rühme sich dabei in übermäßigem Stolz, ganz Lothringen voranzustehen. Das macht es also nicht ausgeschlossen, dass Karl Rechte erhielt, die sich auf ganz Lothringen erstrecken konnten.
    Eine Möglichkeit zur Klärung dieser Frage ergibt sich vielleicht daraus, dass Herzog Friedrich von Ober-Lothringen in dieser Zeit gestorben ist. Wir besitzen keine Angaben über sein Todesdatum. Sein letztes, sicher bezeugtes Auftreten liegt im Mai 977 bei der Anwesenheit des Kaisers in Diedenhofen. Man hat zwar angenommen, bei der gleichen Gelegenheit sei Karl zum Herzog von Nieder-Lothringen ernannt worden, doch ist das reine Spekulation, die durch nichts bewiesen werden kann. Der Zeitpunkt für Karls Ernennung wird uns durch den zu Beginn des 11. Jahrhunderts schreibenden Sigebert von Gembloux gegeben. Es bleibt danach die Möglichkeit, dass nach dem Tode Herzog Friedrichs Karl zum Herzog ernannt wurde, um in Lothringen die herzoglichen Aufgaben durchzuführen, weil Friedrichs Sohn Dietrich noch minderjährig war. Zwar hat dessen Mutter Beatrix die Vormundschaft übernommen, aber in ihrer politischen Tätigkeit läßt sie sich erst seit Juni 983 feststellen, als sie in einer in Verona ausgestellt Urkunde OTTOS II. mit dem Titel dux Beatrix erscheint. Da diese Urkunde außerhalb der Kanzlei verfaßt wurde, drückt sich darin wohl die Absicht Beatrix zur Aufrechterhaltung der Nachfolge ihres Hauses in Lothringen aus, vielleicht sogar mit einer Wendung gegen Karl von Nieder-Lothringen.
    Indes können wir mit Karl von Nieder-Lothringen immerhin die Geschichte eines eigenen Herzogtums Nieder-Lothringen beginnen lassen. Er nahm in Brüssel seine Residenz. Seine Begünstigung durch den Kaiser mußte dem westfränkischen König als eine Bedrohung erscheinen. Immerhin hat Karl zumindest später auch Absichten auf das westfränkische Königtum gezeugt, worin er durch OTTO II. unterstützt wurde. Von solchen Faktoren muß man wohl ausgehen, um den Zug zu erklären, den Lothar im Jahre 978 nach Lothringen unternahm.
    Lothars Gründe hierfür werden in den Quellen unterschiedlich angegeben. Dass er Nieder-Lothringen zum Ziel wählte, kann unter Umständen durch eine Aufforderung von Lambert und Reginar bedingt gewesen sein. Immerhin läßt die von ihm in Lothringen eingeschlagene Politik gerade vermuten, dass er sich auf eine beachtliche Unzufriedenheit der Lothringer über die ostfränkische Herrschaft zu stützen gedachte. Ob indes auf der anderen Seite der neue Herzog Karl Sympathien in Nieder-Lothringen gefunden hat, läßt sich nicht erkennen, aber möglicherweise hat hier ein Fehlschlagen der kaiserlichen Politik für Reginar und Lambert den Anlaß gegeben, die Verbindung zu König Lothar wieder aufzunehmen.
    Lothar zog wahrscheinlich in den Raum Lüttich-Maastricht, wo er die Maas erreichte. OTTO war inzwischen von Sachsen nach Aachen gekommen, worüber Lothar offensichtlich beim Überschreiten der Maas Nachricht zukam. Darauf erkannte man im westfränkischen Lager die günstige Gelegenheit eines Überfalls, da der Kaiser ohne Heer gekommen war, und änderte dementsprechend die Disposition. OTTO konnte sich beim Herannahen seiner Gegner gerade noch durch schleunige Flucht retten, das westfränkische Heer fand den Palast fand den Palast in Aachen leer. Das westfränkische Heer hat den Aachener Palast geplündert.
    Lothar wandte sich jetzt nach Ober-Lothringen. Von dem dortigen Herzog Friedrich ist uns für die anfänglichen Regierungsjahre OTTOS II. weiter nichts überliefert, er war inzwischen gestorben. Die Stellung seines unmündigen Sohnes und Nachfolgers ist für diese Zeit noch ungewiß, seine Mutter Beatrix hat eine politische Rolle erst später gespielt. Immerhin wird sie schon damals die Ansprüche ihres Hauses in Lothringen zu behaupten gesucht haben. Falls die Vermutung stimmt, dass Karl von Nieder-Lothringen sich als zuständig für ganz Lothringen betrachtete, ließe sich von dieser Seite her der Zug Lotharsvielleicht erklären. Denn Beatrix war ja die Schwester Hugo Capets, deshalb vielleicht erhoffte sie über ihren Bruder vom westfränkischen König eine entsprechende Hilfe. Lothar wandte sich bei seiner Aktion gegen Metz, dessen Bischof Dietrich zum Kaiser hielt.
    Auf dem Gegenzug des Jahres 978 wurde Karl nach der Einnahme der Stadt Laon durch die Überredung der kaiserlichen Partei zum Gegenkönig erhoben.
    Nach dem Tode OTTOS II. kam es zu einer Annäherung zwischen Karl und seinem Bruder Lothar, als dieser die Vormundschaft über OTTO III. anstrebte.

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    Da der kinderlose Ludwig V. nur von zwei illegitimen Brüdern namens Arnulf und Richard überlebt worden war, konnte der karolingische Geblütsanspruch allein von König Lothars Bruder Karl, dem lothringischen Herzog, verfochten wurden. Er war damals 34 Jahre alt und mit Adelheid, vermutlich einer Tochter Graf Heriberts III. von Troyes, verheiratet, mit der er mehrere Kinder, darunter einen Sohn Otto, hatte. Wenn daraus nicht die neue Königsfamilie geworden ist, so deshalb, weil Karl seine Machtbasis jenseits der Reichsgrenzen, im "Ausland" gewissermaßen, hatte und in W-Franken ohne ausschlaggebenden Anhang war. Für ihn trat nicht nur keine Königin-Witwe ein wie Gerberga 954 für Lothar, sondern seine Schwägerin Emma war seit Jahren zutiefst mit ihm verfeindet; anders als früher ergriff auch der Erzbischof von Reims nicht die Partei dieses KAROLINGERS, und am ottonischen Hof bestand schon um Lothringen willen kaum Neigung, seine Thronkandidatur zu begünstigen, was zugleich für Hugo Capet jede Zurückhaltung erübrigte. Sämtliche Faktoren, die in der Vergangenheit westfränkischen KAROLINGERN auch aus schwächerer Position heraus die Nachfolge im Königtum ermöglicht hatten, entfielen diesmal, ja waren in ihr Gegenteil verkehrt. So bedurfte es auf der Wahlversammlung im Juni 987 in Senlis gar nicht der von Richer referierten, sachlich fragwürdigen Einwände Adalberos von Reims gegen Karl, er habe sich in den Diensten eines externus rex begeben und unter seinem Stand geheiratet, um die Entscheidung zugunsten Hugos, des mächtigsten der bisherigen Lehnsfürsten, zu lenken, der dann am 3.7. in Noyon gekrönt wurde. Kennzeichnend für den politischen Rahmen war, dass Hugo sogleich den Hochverratsprozeß gegen Adalbero niedergeschlagen hatte und die Besetzung von Verdun aufgab, nachdem Graf Gottfried bereits vor der Krönung freigelassen worden war.
    Erst nachdem Hugo Capet Weihnachten 987 seinen Sohn Robert in Orleans zum Mitkönig gekrönt hatte, regte sich der überspielte Karl von Lothringen zum Kampf für seine Thronrechte, indem er im Frühjahr 988 im Handstreich die Königsstadt Laon einnahm, wobei ihm verräterische Hilfe seines Neffen Arnulf, eines Reimser Klerikers und vorehelichen Sohnes König Lothars, zustatten kam. Falls er gehofft hatte, damit einen allgemeinen Umschwung zu seinen Gunsten einzuleiten, sah er sich bald enttäuscht, denn sein aktiver Anhang blieb spärlich und umfaßte im französischen Hochadel offenbar nur den Grafen Heribert IV. von Troyes (seinen mutmaßlichen Schwager) und Odo I. von Blois, die schon seinem Bruder Lothar eifrig zur Seite gestanden hatten. Immerhin vermochte er Laon, wo ihm die verhaßte Schwägerin Emma und der dortige Bischof Adalbero (Azzelin), ein Neffe des Reimser Metropoliten, in die Hand gefallen waren, auch gegen zweimalige Belagerung zu behaupten, zu denen die Könige Hugo und Robert im Sommer und Herbst 988 anrückten. Es wäre wohl beim zähen Ringen um diese befestigte Stadt geblieben, wenn die KAPETINGER nicht Anfang 989 nach dem Tode Adalberos von Reims den schwer verständlichen Entschluß gefaßt hätten, ausgerechnet den erwähnten Kleriker Arnulf als Erzbischof einzusetzen. Entgegen allen geleisteten Eiden sorgte dieser nämlich nicht für die erwartete Spaltung in Karls Gefolgschaft, sondern übergab im Herbst 989 die Stadt an seinen Oheim. Obgleich auch danach keine förmliche Königswahl und Königskrönung zustande kam, war Karl durch den Gewinn von Reims samt den Vasallen und Besitzungen der dortigen Kirche in einer deutlich gebesserten Position, der Hugo militärisch nicht beizukommen verstand.
    Zu Fall brachte den KAROLINGER erst "das schwärzeste Verbrechen des Jahrhunderts" (W. Kienast): Bischof Adalbero von Laon, der sich Karls Vertrauen erschlichen hatte, öffnete in der Nacht vom 29./30.3.991 unversehens die Tore der Stadt und gab ihn damit in die Gewalt seiner Feinde. Als Aufrührer wurde er zusammen mit seiner Frau Adelheid, dem Sohn Ludwig und den Töchtern Gerberga und Adelheid in einen "festen Turm" König Hugos in Orleans verbracht, wo er zu einem unbekannten Zeitpunkt ums Leben kam. Gesichert scheint zu sein, dass die Familienangehörigen nach Karls Tod von weiterer Haft verschont blieben. Die beiden Töchter sind später als Ehefrauen lothringischer Grafen bezeugt, während der junge Ludwig 995 noch einmal erwähnt wird im Zusammenhang eines vagen Plans Adalberos von Laon, OTTO III. gegen die KAPETINGER ins Land zu rufen.

    Glocker Winfrid: Seite 187-201, Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    Karl, Herzog von Nieder-Lothringen
    Sommer 953- nach 991

    Der vorletzte Nachkomme KARLS DES GROSSEN in der rein männlichen Linie trug - Ironie des Schicksals - den Namen seines bedeutenden Ahnen, der der Begründer des mittelalterlichen Kaisertums gewesen war. Nomen est omen: unser Karl nahm so auch wirklich eine ganz besondere Mittlerrolle zwischen den beiden Nachfolgestaaten des einstigen KARLS-Reiches ein.
    In Karls Sohn Otto, der dem Vater im niederlothringischen Herzogtum nachfolgte, verloschen die KAROLINGER beinahe unbeachtet. Bezeichnenderweise kennen wir weder von Karl von Nieder-Lothringen noch von seinem Sohn das genaue Sterbejahr.

    1. Zur Herkunft Karls, des späteren niederlothringischen Herzogs

    Die beiden letzten Kinder des westfränkisch-französischen Königspaares, König Ludwig IV. und der Gerberga, waren Zwillinge; sie kamen 953 zur Welt. Die zwei Knaben erhielten die Namen ihrer Großväter von väterlicher und mütterlicher Seite, Karl nach König Karl dem Einfältigen und Heinrich nach König HEINRICH I., die Namen der beiden Herrscher, die immer wieder um den Besitz Lothringens in Konflikt geraten waren. Der schon lange währende Kampf um dieses karolingische Stammland war so dem späteren niederlothringischen Herzogs bereits in die Wiege gelegt.
    Und auch die erste Quellennachricht, in der uns Karl (abgesehen von der Meldung der Geburt des Zwillingspaares) entgegentritt, zeigt uns seine familiäre Bindung an die beiden herrschenden Familien des ost- und des westfränkischen Reiches. Die Königin Gerberga brachte nicht nur ihren ältesten Sohn, König Lothar, zum Familientag in Köln im Juni 965 mit, sondern auch ihren jüngsten Sohn Karl, der noch nicht erwachsen war. Auf diesem Hoftag präsentierte sich Kaiser OTTO DER GROSSE in seiner neuen Würde, und es wurde die Ehe zwischen König Lothar und Emma, der Stieftochter OTTOS DES GROSSEN (aus der ersten Ehe der Kaiserin Adelheid), vereinbart.

    2. Herzog von Nieder-Lothringen

    Die westfränkischen Könige hatten ihren Anspruch auf Lothringen nie aufgegeben. So versuchte König Ludwig IV. in einer militärischen Aktion 939 die Rückgewinnung des alten karolingischen Stammlandes und heiratete, als er sich zurückziehen mußte, die lothringische Herzogs-Witwe Gerberga, um auf diese Weise seine Ansprüche zu bekräftigen. Der erstgeborene Sohn des französischen Königspaares erhielt den programmatischen Namen Lothar. Doch während der folgenden Jahre drängte die Schwäche des westfränkischen Königtums und die verwandtschaftliche Beziehung der drei Geschwister Brun, Gerberga und Hadwig dieses alte Ziel westfränkischer Politik immer mehr in den Hintergrund, wenn es auch im Bestreben Bruns, westfränkischen Ansprüchen auf Lothringen vorzubauen, weiter thematisiert wurde.
    Erst als mit dem Tod Kaiser OTTOS DES GROSSEN auch der letzte Protagonist einer auf patriarchalischen Vorstellungen ruhenden Oberhoheit des ostfränkisch-deutschen über das westfränkisch-französische Reich verstorben war, konnte Lothringen wieder in das Blickfeld der Politik der westfränkischen KAROLINGER rücken.
    Es ist nicht ersichtlich, wie die Verhältnisse in Lothringen nach dem Tode Bruns, des lothringischen "archidux", organisiert wurden. Anscheinend bestand aber das Gesamtherzogtum Lothringen weiter fort. Nach dem Tode Kaiser OTTOS DES GROSSEN riefen lothringische Große die Söhne Graf Reginars III. vom Hennegau, Reginar IV. und Lambert, nach Lothringen zurück, aus dem sie im Jahr 958 durch Erzherzog Bruno vertrieben worden waren. Es ist gut möglich, dass die lothringischen Großen hiermit an die Tradition Herzog Giselberts, des Großonkels von Reginar IV. und Lambert, anzuknüpfen versuchten. Den REGINAR-Söhnen gelang es, die Familienbesitzungen zurückzuerobern, doch konnten sie sich nur kurze Zeit halten. In einem Winterfeldzug Anfang 974 vertrieb sie Kaiser OTTO II. aus dem Land. Reginar und Lambert entkamen in das westfränkische Reich, wo sie neue Bundesgenossen für ihre Unternehmen suchten; es gelang ihnen, Otto, den Sohn des Grafen Albert I. von Vermandois, und Karl, den Bruder König Lothars, zu gewinnen. Das Ziel der Vermandoiser Grafen war es, auf diesem Weg Einfluß im Bistum Cambrai zu gewinnen. Karl hingegen war von seinem Bruder, König Lothar, zurückgesetzt behandelt worden und hatte zudem keinerlei Ausstattung mit Besitz erhalten. Es mag sein, dass gerade auch Karl als Königssohn ein seiner Würde entsprechendes Betätigungsfeld vermißte, was ihn - ähnlich wie es zu Beginn der Regierungszeit OTTOS DES GROSSEN beim Königsbruder Thankmar zu beobachten ist - zu Taten trieb, die gemäß dem Adelsethos seinen hohen Rang bestätigen und noch erhöhen sollten. Für Reginar und Lambert dürfte die Teilnahme des Königsbruders Karl an ihren Aktionen die Hoffnung auf eine deutlich erhöhte Legitimität in den Augen der lothringischen Großen bedeutet haben - war doch Karl ein Sohn der früheren Herzogs-Gattin Gerberga! Ob überdies ein Wissen und heimliches Einverständnis König Lothars bei der Aktion der REGINAR-Söhne und/oder bei der Beteiligung seines Bruders bestanden hat, ist in der neueren Literatur strittig. So vertritt Wolfgang Mohr die These, wie sie seit dem Buch von Ferdinand Lot gesichert erschien, es habe sich bei Karls Aktion um ein eigenständiges Vorhaben gehandelt, da das Verhältnis zwischen den beiden Brüdern schlecht gewesen sei. Walter Kienast und Bernd Schneidmüller hingegen verfechten die Ansicht, König Lothar müsse auf Grund seines Legitimitätsdenkens bezüglich Lothringens und vor allem wegen des reichen lothringischen Kirchengutes zumindest die Aufstände der lothringischen Adligen, wenn nicht sogar seinen Bruder Karl selbst, unterstützt haben. Die These von Mohr ist aber einsichtiger, da das Verhältnis zwischen den beiden Brüdern als strapaziert bezeugt ist: hatte doch der eine die Königswürde geerbt, während der andere durch die "Unteilbarkeit des Reiches" leer ausgegangen war, wobei ähnlich wie beim Regierungsantritt König OTTOS I. im O-Reich nun auch im W-Reich durch die starke Position der Fürsten nicht die Möglichkeit bestand, den unversorgten Königssohn mit einer seiner Würde entsprechenden Stellung auszustatten. So erinnert auch die Reaktion Karls an Ekkehardus filius Liudolfi und dessen "mori maluere", das wir in einem früheren Kapitel schon kennengelernt haben.
    Im April 976 wandten sich die Verbündeten gegen Mons, das die REGINAR-Söhne als den Mittelpunkt des ihnen zu Unrecht vorenthaltenen Besitzes betrachteten. Ein verlustreiches Gefecht zwang sie jedoch zum Rückzug. Weder König Lothar noch Kaiser OTTO II. griffen ein - diesem waren ohnedies die Hände durch den beginnenden Zänker-Aufstand gebunden -, und so hatten die Auseinandersetzungen den Charakter eines Kampfes örtlicher Gewalten.
    Erst im November dieses Jahres 976, nach Abschluß der Aktion gegen Heinrich den Zänker, begab sich der Kaiser an den Rhein. Konkrete Maßnahmen wurden jedoch nicht ergriffen, was die Vermutung nahelegt, dass es zu Verhandlungen zwischen dem O- und dem W-Reich gekommen ist; diese Vermutung läßt sich zu einer gewissen Wahrscheinlichkeit verdichten, da auch für König Lothar die Anwesenheit im lothringischen Grenzraum bezeugt ist. Eine Regelung der Streitigkeiten wurde freilich erst im April des folgenden Jahres 977 getroffen: Reginar IV. und Lambert wurden wieder in den alten Familienbesitz eingesetzt - das zentral gelegene Mons verblieb freilich in den Händen des Grafen Gottfried, dem es nach dem Beginn der Aktionen der REGINAR-Söhne 974 übertragen worden war. Für die weitere Entwicklung folgenschwer war jedoch die Ernennung Karls, des Bruders des westfränkisch-französischen Königs, zum Herzog. Es muß hier eindringlich darauf aufmerksam gemacht werden, dass uns durch keine auch nur einigermaßen zeitgenössische Quelle überliefert wird, welchen genaueren Amtsbereich Karl nun eigentlich übertragen erhielt. Das einzige zeitlich nahe Dokument, ein Brief des Bischofs Dietrich von Metz an Karl in der Briefsammlung des Gerberts von Aurillac, in dem Dietrich Karl vorwirft, sich lediglich in einem Winkel Lothringens versteckt zu halten und sich doch des Besitzes von ganz Lothringen zu rühmen, ist wegen der Polemik dieses Schreibens für die Klärung unserer Fragestellung nicht zu verwenden. Die etwa 80 Jahre nach den Ereignissen verfaßten "Gesta episcoporum Cameracensium" schreiben, Karl sei das diesseitige Lothringen übertragen worden, während der rund weitere 60 Jahre später arbeitende Sigibert von Gemblaux berichtet, Karl habe im Jahr 977 das Herzogtum Lothringen (also offenbar ganz Lothringen) übertragen bekommen. Ein möglicher Lösungsvorschlag zur Kombination der beiden Quellen wäre, eine anfängliche Übertragung nur des niederlothringischen Bereiches anzunehmen, dem dann nach dem Tod Herzog Friedrichs von Ober-Lothringen auch noch dieser Zuständigkeitsbereich hinzugefügt worden wäre. Beatrix, die Witwe Herzog Friedrichs, ist erst 983 als politisch aktiv bezeugt: sie erscheint in einer außerhalb der Kanzlei ausgestellten Kaiserurkunde als "dux Beatrix".
    Kaiser OTTO II. versuchte die Unruhen in Lothringen dadurch beizulegen, dass er den REGINAREN ihren Familienbesitz zurückgab und Karl mit dem Herzogtum in Nieder-Lothringen belehnte. Der Kaiser nutzte also geschickt den Konflikt unter seinen Vettern, um so einer möglichen Einflußnahme vorzubeugen. Die Stellung Karls zwischen dem ost- und westfränkischen Reich entspricht auch seiner Stellung innerhalb der Herrscherfamilie der KAROLINGER und OTTONEN. Die Forschung rechnet wohl etwas zu voreilig Karl einfach der karolingischen Sippe zu, der er von der väterlichen Seite angehört hat, und vergißt dabei, dass er von der mütterlichen Seite der OTTONEN-Dynastie entstammt; diese Tatsache muß nach der Einflußnahme Bruns von Köln in familärer Gemeinschaft mit seinen Schwester Gerberga und Hadwig, ein Jahrzehnt vor den Ereignissen in Nieder-Lothringen, dem Bewußtsein der Akteure gegenwärtig gewesen sein. Wie die verschiedenen Arbeiten von Karl Schmid deutlich genug gezeigt haben, war neben dem väterlichen auch ein mütterliches Herkunftsbewußtsein lebendig. So ist neben der Spitze gegen König Lothar, die schon die "Gesta episcoporum Cameracensium" als Grund für dieses Handeln Kaiser OTTO II. nennen, die Zugehörigkeit Karl zum Kreis der mit dem Kaiser verwandten Adligen als ein Grund für dessen Amtsstellung in Lothringen zu sehen, und in unserer Sichtweise verliert dieser Lösungsversuch den Charakter des "Ungewöhnlichen".
    Karl wurde mit Grafschaftsrechten in der Gegend von Brüssel ausgestattet, die wahrscheinlich schon Herzog Giselbert, der erste Gemahl von Karls Mutter Gerberga, innegehabt hatte. Seinen Lehenspflichten gegenüber Kaiser OTTO II. scheint Herzog Karl nachgekommen zu sein. Er nahm an dem Frankreichfeldzug OTTOS II. im Jahre 978 teil und wurde während des Italienfeldzuges OTTOS II. mit der Aufgabe betraut, die Grenze des Reiches im westlichen Bereich zu sichern.
    Im Jahr 978 begann König Lothar eine Aktion gegen Lothringen, die sich wahrscheinlich gegen seinen Bruder Karl richtete. Das oft vermutete Motiv, Lothar habe OTTO II. gefangennehmen wollen, scheidet nämlich aus, da sich der Kaiser zu der Zeit, als König Lothar zusammen mit seinen Großen den Feldzug vorbereitete, noch in Sachsen aufhielt. Als Beweggrund des französischen Königs erscheint wahrscheinlicher, er habe befürchtet, die Machtstellung seines Bruders in Lothringen werde die Ausgangsbasis sein, von der Karl nach der Königskrone greifen wolle. Hierfür spricht, dass Karl beim Frankreichfeldzug OTTOS II. Anspruch auf das französische Königtum erhoben hat. So dürfte König Lothar die Position seines Bruders im benachbarten Lothringen als ständige Bedrohung seiner Herrschaft erschienen sein. Der Feldzug Lothars kann aber genauso gut auf eine Aufforderung der Grafen Reginar IV. und Lambert zurückzuführen sein. Des weiteren wurde in der Forschung auch noch als Motiv das Traditions- und Legitimitätsdenken des westfränkischen KAROLINGERS vermutet. Schließlich könnte Lothar das reiche Königsgut gereizt haben, das eine Erweiterung seiner schmalen Machtbasis ermöglicht hätte.
    Erst auf seinem Feldzug wird König Lothar davon erfahren haben, dass sich Kaiser OTTO II. und seine Gemahlin in der Kaiserpfalz zu Aachen aufhielten. Dem Kaiserpaar gelang aber noch die Flucht; Lotharfielen nur die Reichsinsignien in die Hände, er gab den Palast der Plünderung frei und ließ den Adler auf dem Dachfirst drehen. Die militärischen Mittel des westfränkischen Königs reichten aber weder dazu aus, sich in Lothringen zu halten, noch dazu, den Gegenstoß Kaiser OTTOS II. im Herbst 978 zu verhindern.
    OTTO II. stieß über die alten karolingischen Königspfalzen Attigny, Soissons und Compiegne nach Paris vor. Die Pfalzen wurden zerstört und damit die Machtgrundlage des westfränkischen Königtums empfindlich getroffen. Sehr wahrscheinlich wurde Karl von Nieder-Lothringen auf dem Feldzug zum Gegenkönig eingesetzt. Ganz sicher läßt sich das aber nicht sagen, da wir als Beleg nur einen Hinweis in der Briefsammlung des Gerberts von Aurillac besitzen, der chronologisch nur schwierig und zudem nicht mit der notwendigen Sicherheit einzuordnen ist. Mit dem Zug auf Paris wäre in diesem Fall beabsichtigt gewesen, die Unterstützung Hugo Capets für den Königskandidaten Kaiser OTTOS II., nämlich Karl von Nieder-Lothringen, zu gewinnen. Gegenüber der Familienpolitik, wie sie in den Regierungsjahren König Ludwigs und in den ersten Jahren König Lothars von den Gemahlinnen König Ludwigs IV. und Herzogs Hugo der Große, Gerberga und Hadwig, zusammen mit ihren Brüdern, Bruno von Köln und OTTO DER GROSSE, praktiziert wurde, beruhte das Vorgehen Kaiser OTTOS II. nun nicht so sehr auf der mehr indirekten Ebene familiärer Beziehungen und Bindungen, sondern auf einem Legitimitätsdenken: ein Nachkomme KARLS DES GROSSEN aus der angestammten karolingischen Dynastie sollte durch ein anderes Mitglied derselben Dynastie ersetzt werden, wobei dieser aber wegen seiner Einsetzung durch Kaiser OTTO II. und wohl auch auf Grund der nur schmalen Machtbasis sich stark an das O-Reich hätte anlehnen müssen.
    Der französische Adel stand jedoch dieses Mal geschlossen hinter König Lothar, und so mußte sich OTTO II. Ende November dazu entschließen, den Feldzug abzubrechen. Bei dem Rückzug über die Aisne wurde dem ottonischen Troß eine an und für sich unbedeutende Niederlage beigebracht, die von der französischen Geschichtsschreibung zu einem gewaltigen Sieg aufgeblasen wurde: das französische regnum war dem nach Hegemonie strebenden Kaisertum nicht nur nicht unterlegen, sondern konnte es sogar besiegen. Zusammen mit dem deutschen Heer zog sich auch Karl wieder nach Nieder-Lothringen zurück.
    Das folgende Jahr sah die einzige eigenständige Aktion Herzog Karls von Nieder-Lothringen, von der wir Kenntnis haben. Gegen Ende des Jahres 979 war Bischof Tetdo von Cambrai verstorben. König Lothar hatte das Bistum Arras, das mit dem Bistum Cambrai vereinigt war, besetzt, um sich Einfluß auf Cambrai zu verschaffen. Die ottonische Partei in Cambrai rief daraufhin Karl von Nieder-Lothringen zu Hilfe, der auch kam, aber in Cambrai sehr eigenmächtig hervortrat: die "Gesta episcoporum Cameracensium" berichten, Karl habe zuerst die Grafen aus der Stadt vertrieben, dann sofort seine Gemahlin kommen lassen und mit ihr im bischöflichen Bett geschlafen, die reichen Vorräte des Bischofshofes bei Orgien vertilgt und die kirchlichen Pfründen verpraßt. Kaiser OTTO II. setzte rasch einen neuen Bischof ein und stellte dadurch seine Autorität wieder her.
    Die ungeklärte Lage König Lothars in seinem Reich bewog diesen schließlich, mit Kaiser OTTO II. den Ausgleich zu suchen. Lothar soll bei seinem Treffen mit OTTO II. im Mai 980 in Margut-sur-Chiers auf seine Ansprüche auf Lothringen verzichtet haben. Während des Italienzuges OTTOS II. blieb Karl alllerdings in seinem Herzogtum: im Indiculus loricatorum wird Karl als "custos patrie domi dimissus" bezeichnet.

    3. Der Kampf um die Vormundschaft für Otto III.

    Nach dem Tod OTTOS II. griff der französische König Lothar in den deutschen Thronstreit um die Vormundschaft für den unmündigen König ein. Über die Aktionen, dieKönig Lothar unternahm, sind wir nur durch einzelne Briefe in der Sammlung des Gerbert von Aurillac unterrichtet. Diese Quelle, eine Sammlung von Briefkonzepten, die häufig der Datierung, den Angaben zu Absender und/oder Empfänger entbehren - Gerbert verfaßte für führende Persönlichkeiten seiner Zeit Briefe -, ist nur schwer zu interpretieren; dementsprechend unsicher ist auch die Rekonstruktion des Faktenablaufs, wenn ein Brief Gerberts unsere einzige Grundlage an Quellen bildet.
    Karl von Nieder-Lothringen agierte nun offenbar gemeinsam mit seinem Bruder Lothar. Er scheint diesen in seinem Anspruch unterstützt zu haben, als der rangälteste fränkische Herrscher die Vormundschaft über den kleinen OTTO III. auszuüben. Karl nahm an einer Versammlung kaiserlich gesinnter Großer Lothringens im Februar 984 in Lüttich teil, auf der ein Pakt zur Durchsetzung der Vormundschaft des französischen Königs beschlossen wurde. Dieser Pakt war allerdings von Anfang an brüchig durch den Gegensatz zwischen zwei Beteiligten, zwischen Karl von Nieder-Lothringen und Bischof Dietrich von Metz. Dietrich brachte Karls Verhalten und Vorgehen während des Frankreichfeldzuges Kaiser OTTOS II. im Herbst 978 wieder zur Sprache und leitete daraus die Schlußfolgerung ab, Karl versuche nur, jetzt auch noch die Herrschaft über den Rest Lothringens an sich zu reißen. Dietrich wollte offenbar die alten Gegensätze zwischen den karolingischen Brüdern, König Lothar und Herzog Karl, dazu benützen, um einen festen Zusammenschluß der kaiserlichen Partei unter den lothringischen Adligen zu verhindern.
    Im weiteren Verlauf der Auseinandersetzungen nahm König Lothar zweimal die grenznahe Stadt Verdun als Pfand ein und setzte den Grafen Gottfried, den Bruder Erzbischofs Adalbero von Reims, gefangen. Doch dieser militärische Erfolg Lotharsblieb ohne Wirkung im O-Reich, und der französische König konnte keinen Einfluß mehr auf die dortige Entwicklung gewinnen. Es sei hier, um diesen Komplex abzuschließen, noch auf die Behauptung im Brief Nr. 58 der Sammlung Gerberts von Aurillac hingewiesen, wo behauptet wird, Karl von Nieder-Lothringen sei an einer Verschwörung gegen den kleinen OTTO III. beteiligt gewesen. Es läßt sich jedoch nicht mit der notwendigen Sicherheit feststellen, ob diesen Worten überhaupt Gewicht beizulegen ist oder ob es sich um reine Polemik handelt.
    Soweit wir sehen, hat Karl damals diejenige Partei unterstützt, die - in alter Tradition der Großen des Rhein-Maas-Landes - Lothringen an das westfränkische Reich anzuschließen suchten. Diese Zielrichtung seiner Politik hat Karl auch nach dem Tod König Lothars, seines Bruders, wie es scheint, weiterverfolgt. Auf diese Weise gewann er, wie schon bei Lothar, nun auch bei dessen Sohn, König Ludwig V., an Gewicht und Geltung. Doch da starb Ludwig V. plötzlich und ohne Nachkommen bei einem Jagdunfall.

    4. Hugo Capet und Karl von Nieder-Lothringen

    Kurz vor seinem Tod hatte König Ludwig V. noch Erzbischof Adalbero von Reims vorladen lassen, weil dieser versucht hatte, die alte ottonische Familienpolitik in Gemeinschaft mit der Königs-Mutter Emma (der Witwe König Lothars und Stiefschwester Kaiser OTTOS II.) zu erneuern. Der Erzbischof von Reims fand sich auch zu dem angesetzten Hoftag in Compiegne ein, um sich zu verteidigen, traf aber den König nur noch als einen toten Mann an. Herzog Hugo (Capet), bei dem Adalbero im Vorfeld des Hoftages um Rückhalt nachgesucht hatte, und Erzbischof Adalbero von Reims fielen nun unter den bei Compiegne versammelten Großen die Hauptrollen zu: die Anklage gegen Adalbero wurde niedergeschlagen, der Erzbischof rief eine Wahlversammlung nach Senslis ein, einem Ort, der im Machtbereich Hugo Capets lag. Karl von Nieder-Lothringen meldete als nächster Verwandter des verstorbenen Königs bei Adalbero seine Ansprüche auf die Nachfolge im Königtum an; doch dieser verwies Karl an die Wahlversammlung.
    Auf der Wahlversammlung trat Erzbischof Adalbero nun für Hugo Capet ein: Karl hingegen, so Adalbero, fehlten nicht nur die erforderlichen Herrschergaben, sondern er sei auch der Vasall eines fremden Königs und darüber hinaus mit einer nicht ebenbürtigen Frau verheiratet; und schließlich gebe es ja kein Erbrecht. Entscheidender für die Entwicklung auf der Wahlversammlung als diese Rede Adalberos dürfte die Unterstützung gewesen sein, die Hugo Capet von seinem großen Vasallenkreis und ebenso von den Anhängern Adalberos von Reims erhalten hat: Hugo wurde zum neuen König gewählt und am 1. Juli 988 in Noyon gekrönt. Eine seiner ersten Regierungshandlungen war es, den Streit mit der vormundschaftlichen Regierung der Kaiserin Theophanu zu beenden und Verdun zu räumen. Es gibt allerdings keinen Quellenbeleg dafür, dass Hugo auch einen Verzicht auf Lothringen geleistet hätte. Doch bei der politischen Gesamtlage stand der Griff nach Lothringen für König Hugo überhaupt nicht zur Diskussion. Hugo mußte zuerst einmal danach trachten, seine Herrschaft zu stabilisieren: er ließ seinen Sohn zum Mitkönig wählen und verheiratete ihn, nachdem ein Heiratsplan mit einer byzantinischen Prinzessin gescheitert war, mit Rozela/Susanne, der Tochter des von den OTTONEN gestürzten Königs Berengar II. von Italien, die nach einer Ehe mit Graf Arnulf von Flandern nun verwitwet war.
    Karl aber, der seinen Anspruch auf der Wahlversammlung nicht hatte durchsetzen können, begab sich nach Nieder-Lothringen und führte dort bei seinen Getreuen Klage darüber, man habe ihm die Königskrone vorenthalten; zugleich bereitete er auch eine militärische Aktion vor. Zu den Bundesgenossen Karls zählte neben anderen sein Neffe Arnulf, ein illegitimer Sohn König Lothars, der im weiteren Verlauf noch eine wichtige Rolle spielen sollte.
    Karl konnte die Königsstadt Laon durch Verrat in seine Hände bringen und nahm dabei Emma, die Witwe König Lothars, und Bischof Adalbero von Laon gefangen; beide zählten zu Karls Gegnern. König Hugo Capet und sein Sohn Robert versuchten im Sommer und nochmals im Spätherbst Laon zurückzuerobern, erlitten aber beide Male schwere Niederlagen. Hugo hatte zudem während der Belagerung von Laon die Kaiserin Theophanu gebeten, sie möge doch vermitteln. Theophanu machte den Kompromißvorschlag, Karl solle die Königin Emma und Bischof Adalbero freilassen, während Hugo die Belagerung der Stadt aufgeben mußte; beide Seiten sollten sich zudem zur Absicherung Geiseln stellen. Karl sah sich jetzt bereits in Griffweite des Thrones und lehnte daher den Vorschlag ab, während Hugo zugestimmt hätte.
    Im Januar 989 starb Erzbischof Adalbero von Reims. Hugo Capet wurde nun von den Versprechungen Arnulfs, des illegitimen Sohnes König Lothars, eingenommen und glaubte wohl auch, einen politisch raffinierten Schachzug zu machen: Arnulf wurde zum neuen Erzbischof von Reims erhoben, nachdem er sich durch strenge Eide auf die Partei Hugo Capets verpflichtet hatte. Bei dieser Gelegenheit erklärte König Hugo, nur das Fehlen direkter Erben König Ludwigs V. habe ihn dazu bestimmt, die Königswürde anzunehmen, und motiviere mit der karolingischen Abstammung Arnulfs dessen Wahl zum neuen Erzbischof von Reims.
    Doch noch im gleichen Jahr 989 lieferte Arnulf seinem Onkel Karl die Stadt Reims aus, wobei die Gefangennahme Arnulfs durch Karl vorgetäuscht wurde. Arnulf und seine Begleiter wurden nach Laon gebracht, wo dieses Spielchen noch eine gewisse Zeit weiterging, Arnulf aber schließlich doch den Treueid gegenüber Karl leistete. Hugo versuchte vergeblich, die Stadt Reims mit Waffengewalt wiederzugewinnen. Erst eine neuerliche List sollte Hugo doch noch den Sieg im Streit mit Karl ermöglichen.
    Bischof Adalbero von Laon, der aus der Haft Karls entkommen war, sandte Unterhändler an Arnulf, gelobte ihm Treue und Gehorsam und bat um die Aussöhnung mit ihm, seinem Erzbischof, und auch mit Karl; mit diesem kam er sogar mehr und mehr in ein Vertrauensverhältnis, er versicherte Karl seine Treue mit den heiligsten Eiden, und dies bis zum Palmsonntag, den 29. März 991. In der darauffolgenden Nacht lieferte Adalbero die Festung Laon mit Karl und Erzbischof Arnulf an König Hugo Capet aus. Karl und seine Familie wurden in den Kerker Hugo Capets nach Orleans gebracht, wo Karl - es ist nicht bekannt, zu welchem Zeitpunkt - in der Haft gestorben ist. Nur Karls ältester Sohn, Otto, war in Lothringen geblieben und folgte seinem Vater in der niederlothringischen Herzogswürde nach. Er starb wohl 1006, ohne Kinder zu hinterlassen, als letzter Nachkomme KARLS DES GROSSEN in der rein männlichen Linie.
    Für die Kaiserin Theophanu war seit dem Tode Erzbischof Adalberos von Reims die Einflußmöglichkeit im W-Reich mehr und mehr geschwunden: der Thronstreit entwickelte sich zusehends zu einer innerfranzösischen Angelegenheit. Schon im Sommer 990 hatte Hugo Capet beim Papst um die Absetzung Arnulfs wegen Treubruch nachgesucht. Als Arnulf in die Hände König Hugos gefallen war, wurde ihm auf dem Konzil von St. Basle-de-Verzy (im Juni 991) der Prozeß gemacht; Gerbert von Aurillac, der spätere Papst Sylvester II., wurde sein Nachfolger im Reimser Erzbistum. Die kaiserliche Regierung hat vielleicht versucht, durch briefliche Bitten von Reichsbischöfen den Papst zu Gegenmaßnahmen zu veranlassen. Aber kurz vor dem entscheiden Konzil zu St. Basle war die Kaiserin Theophanu verstorben, und so konnte die Reimser Angelegenheit ohne außerfranzösische Einflußnahme entschieden werden.

    5. Zusammenfassende Würdigung Karls von Nieder-Lothringen

    Herzog Karl fand in der Forschung bisher hauptsächlich als einer der letzten KAROLINGER Beachtung. Wir konnten bei unseren Überlegungen darauf aufmerksam machen, dass bei einer solchen Betrachtungsweise nur die väterliche Abstammung berücksichtigt wird, während Karl von seiner Mutterseite her den OTTONEN zuzurechnen ist, wie es auch bei der Namensgebung für die beiden älteren Kinder des niederlothringischen Herzogs abzulesen ist: diese Kinder erhielten die doch typischen OTTONEN-NamenGerberga undOtto. Insoweit ist die Erhebung Karls zum Herzog von Nieder-Lothringen nicht so sehr die Einsetzung eines Angehörigen der westfränkisch-französischen Königsfamilie in ein ostfränkisch-deutsches Grenzherzogtum zu werten, sondern eher als Einsetzung eines nahen Verwandten Kaiser OTTOS II., der darüber hinaus von seiner Mutter Gerberga her auch Bindungen an das lothringische Herzogtum vorweisen konnte.


    976 oo Adelheid, Tochter Heriberts III. von Troyes um 955- nach 991

    Kinder:

    - Otto Herzog von Nieder-Lothringen 970/75- 1006/12
    - Gerberga 970/75-27.1.1018
    985/90 oo Lambert I. Graf von Löwen ca 950-12.9.1015
    - Ludwig vor 989-nach 995
    - Karl 989-nach 991
    - Adelheid oder Ermengard - 1012
    990 oo Albert I. Graf von Namur - 1011

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohen Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 119,141,155,168 - Althoff Gerd: Otto III. Primus Verlag Darmstadt 1997, Seite 42 Anm. 19, 62,92 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 15,103,166 Anm. 161 - Eberhard Winfried: Westmitteleuropa Ostmitteleuropa. Vergleiche und Beziehungen. Festschrift für Ferdinand Seibt zum 65. Geburtstag. R. Oldenbourg Verlag München 1992, Seite 85-87 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 24,27,30-33,35,37 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996, Seite 47,59,61,64,67,70,72-75,78,80,85 - Eickhoff Ekkehard: Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt. Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 252,104,298,310,312-321,364,378,401,416,435 - Engels Odilo/Schreiner Peter: Die Begegnung des Westens mit dem Osten. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1993, Seite 24,31,32 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 67 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 V,19 Seite 187-198,244,284,298,302 - Görich Knut: Otto III. Romanus Saxonicus et Italicus. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995, Seite 150 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971, Seite 199,254-259,283,295-301 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 325 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992,Seite 211, 214-216,218,220-223,225 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 95,148, 151 - Weinfurter Stefan: Heinrich II. Herrscher am Ende der Zeiten. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1999, Seite 62 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 512,522,524,526 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stutggart 1981, Seite 155 -

    Geburt:
    Sommer

    Begraben:
    Servatiuskirche


  22. 40.  von Frankreich, Heinrich Graphische Anzeige der Nachkommen (15.Gerberga3, 6.Heinrich2, 1.Hadwig1) wurde geboren in 953 in Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich; gestorben in 953.

    Notizen:

    Geburt:
    Sommer


  23. 41.  von Bayern, Hadwig Graphische Anzeige der Nachkommen (16.Heinrich3, 6.Heinrich2, 1.Hadwig1) wurde geboren in 940/945; gestorben am 28 Aug 994.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Schwaben,Deutschland; Herzogin von Schwaben

    Notizen:

    Hadwig von Bayern Herzogin von Schwaben
    940/45-26.8.994
    Jüngere Tochter des Herzogs Heinrich I. von Bayern aus dem Hause der LIUDOLFINGER und der Judith von Bayern, Tochter von Herzog Arnulf

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 1824

    Hadwig, Herzogin von Schwaben
    * um 938/40, + 28. August 994
    Tochter Heinrichs I. von Bayern, des Bruders OTTOS I., und der Judith

    Hadwig, der ursprünglich wohl eine byzantinische Eheverbindung zugedacht war, heiratete Herzog Burchard II., dessen Politik maßgeblich durch seine Verschwägerung mit den bayerischen LIUDOLFINGERN bestimmt wurde (starker Einfluß Heinrichs II. 'des Zänkers', des Bruders von Hadwig). Die Herzogin, die aktiv am geistigen Leben teilnahm, gründete gemeinsam mit ihrem Mann in der Pfalz Hohentwiel ein Kloster. Hadwigs tradiertes Bild einer selbstbewußten und gebildeten hocharistokratischen Frau der OTTONEN-Zeit beruht im wesentlichen auf der St. Galler Chronik Ekkehards IV. und deren romanhafter Ausschmückung in J.V. v. Scheffels "Ekkehard" (1855).

    Literatur:
    NDB VII, 419 [K. Schmid] - O. Feger, Hzgn. H. ... in Dichtung und Wirklichkeit (Hohentwiel ..., 1957).

    BERTELSMANN Lexikon Geschichte: Seite 313

    HADWIG, Herzogin von Schwaben
    * um 938, + 28.8.994
    Tochter Herzog Heinrichs I. von Bayern, heiratete 955 Herzog Burkhard II. von Schwaben (+ 973). Hadwig betrieb in ihrer Witwenzeit, nachdem sie als Verlobte eines griechischen Prinzen Griechisch gelernt hatte, gelehrte Studien mit dem St. Galler Mönch Ekkehard II. auf dem Hohentwiel bei Singen.

    GROSSE FRAUEN DER WELTGESCHICHTE. Tausend Biographien in Wort und Bild.: Seite 204

    HERZOGIN HADWIG
    2. Hälfte des 10. Jahrhunderts
    Ihr Vater, der Bayern-Herzog Heinrich, der kämpferische Bruder OTTOS DES GROSSEN, hatte zwei hochgelehrte Töchter: Gerbirg, die Äbtissin von Gandersheim, die Freundin der dichtenden Nonne Hroswitha, und die kluge, herrische Hadwig. die Gemahlin des Schwaben-Herzogs Burkhart III. Victor Scheffel hat an Hand der St. Gallener Klosterchronik eine brennende Liebe Hadwigs zu dem Mönch Ekkehart in seinem Roman "Ekkehart" ausführlich geschildert. Dieser Mann, einem Helden ähnlicher als einem Mönch, dem der "Ruhm näher stand als die Demut", muß auf die junge Herzogin, die Griechisch und Lateinisch sprach und las, einen unauslöschlichen Eindruck gemacht haben. Sie zog ihn als Lehrer auf ihre Burg Hohentwiel im Hegau über dem Bodensee und wurde seine gelehrige Schülerin; gemeinsam widmeten sie ihre Zeit den Studien der antiken Dichter. - Ihren ersten Brautwerber, den "byzantinischen König", hatte Hadwig auf originelle Weise abfahren lassen: Sie schnitt dem königlichen Hofmaler, der sie abkonterfeien sollte, solche Grimassen, daß er nicht zum Malen kam. Ihrem Gatten, der 973 verstarb, hatte sie in 18-jähriger Ehe keine Kinder geschenkt; ihr eigenwilliges Wesen hatte die Ehe nicht glücklich werden lassen. Es scheint, daß auch Ekkehart oft genu an ihrem strengen und jähzornigen Wesen litt. Das Kloster St. Gallen indessen wurde mit reichen Geschenken bedacht und die Burg Hohentwiel wurde in ein Benediktinerkloster verwandelt. Sie brachte ihren Meister Ekkehart auch an den ottonischen Hof und hätte ihn gern noch in höhere Ämter gebracht, wenn er nicht 990 zu Mainz verstorben wäre. Sie war eine der "gelehrtesten Frauen" hohen Stils und bleibt auch ohne dichterische Romantik ein charaktervolles Original von selbstgeprägter Art.

    Glocker Winfrid: V, 22; Seite 286, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    V, 22 HADWIG 973 "dux",
    * 940/45, + 994 VIII 26

    949 (oo) "Constantinus Graecus rex" (richtig: Kaiser Romanos II.)
    Verlobung gelöst

    oo Burchard II. Herzog von Schwaben (seit 954) + 973 XI 12

    Den Filiationsbeleg und die Heirat Hadwigs mit Burchard - die wir nicht vor oder nach dessen Erhebung zum Herzog einordnen können - bezeugen uns Widukind III c. 44, S. 125, Ekkehard IV. v. St. Gallen, Casus s. Galli c. 90, S. 184, und (nur die Nachricht von Hadwigs Heirat mit Burchard) die Casus monasterii Petrishusensis I c. 43, S. 74.
    Die Verlobung Hadwigs mit dem "Constantinus Graecus rex", von der uns Ekkehard IV. c. 90, Seite 184, berichtet, ist nicht bis ins Letzte gesichert; vgl. Köpke-Dümmler S. 172 und BO 174a sowie die Anm. 74 des Ekkehard-Hg. Haefele.
    Im Merseburger Nekrolog sind die Todestage Hadwigs und ihres Gemahls Burchard aufgeführt; vgl. Althoff, Adelsfamilien Kommentar H 30 und H 39, jeweils mit weiteren Hinweisen. Es sei hier darauf hingewiesen, dass in der Literatur zwei unterschiedliche Zählungen der schwäbischen Herzöge Verwendung finden: nach Stälin, Wirtembergische Geschichte Bd. 1, S. 141, ist der 926 vor Novara gefallene Herzog Burchard als Burchard I. und der Gatte Hadwigs als Burchard II. zu zählen, während zum Beispiel Maurer, Herzog S. 30 f., die beiden als Burchard II. und Burchard III. nummeriert. Keller, Einsiedeln S. 162, Anm. 86, zeigt, dass der Gemahl Hadwigsein Sohn des 926 gefallenen Herzog Burchard I. war.
    Zur Stellung Hadwigs nach dem Tode ihres Mannes vgl. Decker-Hauff, Ottonen S. 237 f., und Maurer, Herzog S. 55 f.
    Allgemein unterrichtet über Hadwig der einschlägige Artikel von Karl Schmid in NDB Bd. 7, S. 419.

    Althoff Gerd: Seite 382, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    H 30
    Me: 26.8. Hatheuui ductris + 994 Gemahlin Burkhards II. von Schwaben

    Hathwig war die Tochter Heinrichs I. von Bayern (H 37), gehörte also zur bayerischen Linie der ottonischen Familie.
    Zu den Traditionen aus Bayern, die von HEINRICH II. nach Merseburg transferiert wurden, s. oben S. 197.
    Hathwigs Witwensitz war der Hohentwiel, von wo sie mehrere alemannische Klöster mit umfangreichen Schenkungen bedachte; vgl. Uhlirz, Jbb. Ottos II. und Ottos III. 2, S. 167 f.; Zotz, Der Breisgau und das alemannische Herzogtum, passim (Register S. 251); Maurer, Der Herzog von Schwaben, passim (Register S. 354); vgl. ferner NDB 7, S. 419 f. und FW H 7 mit weiteren Hinweisen.
    Zum Todesdatum: BU Nr 1115c.

    Thiele, Andreas: Tafel 13, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

    HADWIG + 994
    Gönnerin des Mönchs Ekkehard II. (Dompropst zu Mainz, Leiter der Klosterschule + 990)
    oo BURCHARD II. Herzog von Schwaben + 973

    Die mit dem byzantinischen Kaiser Romanos II. geplante Ehe schlug fehl. Nach dem Tode
    Burchards III. wollte Hadwig eine Annäherung Schwabens an Bayern herbeiführen. Dies verhinderte Kaiser OTTO II., indem er Schwaben seinem Freund und Stiefneffen Otto verlieh. Hadwig, der die Güter ihres Gatten blieben, zog sich auf den Hohentwiel zurück, wo sie, eine Freundin der Wissenschaft, selbst des Griechischen kundig, sich in den lateinischen Klassikern unterweisen ließ.

    Engles Odilo: Seite 14, "Theophanu - die westliche Kaiserin aus dem Osten." in: Die Begegnung des Westens mit dem Osten.

    In dieser Situation dachten die Deutschen und Byzanz an ein gegen Ungarn gerichtetes Bündnis, um die Ungarn von beiden Seiten in die Zange nehmen zu können. Und es war nach damaliger Anschauung selbstverständlich, ein politisches Bündnis mit einer Heirat zwischen den beiden Herrscherhäusern zu besiegeln. OTTO I. dachte an seine Nichte Hadwig, die Tochter seines Bruders Heinrich, der als Bayern-Herzog und Nachbar der ungarischen Siedlungsgebiete am meisten an einer wirksamen Abwehr interessiert war. Byzanz schickte 949 bereits einen Eunuchen, der das Mädchen in der griechischen Sprache unterrichten sollte, und gab ihm auch einen Maler mit, der das wahrheitsgetreue Porträt von der künftigen Braut anfertigen sollte, aber das kleine Mädchen wußte sich zu helfen und schnitt aus Abscheu vor der künftigen Ehe unentwegt Grimassen, so daß das Bild nicht zustande kam.
    Hadwig konnte sich beruhigen; die Heirat erübrigte sich, weil OTTO die Ungarn 955 auf dem Lechfeld bei Augsburg vernichtend schlug.

    Decker-Hauff Hansmartin: Seite 238, "Die Ottonen und Schwaben"

    Das ist damals und später ganz und gar ungebräuchlich; fürstliche Witwen räumen die Pfalz und beziehen einen Witwensitz, noch dazu, wenn wie hier eine Dynastie erlischt und der Nachfolgeherzog Otto I. - nicht besonders nahe mit dem vorhandenen Herrscherpaar verwandt ist. Dazu kommt im besonderen Falle noch der jahrzehntelange, tiefgehende und unüberbrückbare Gegensatz zwischen den beiden feindlichen Linien des ottonischen Hauses, der Familie Hadwigs und der Herzog Ottos, und die ausgesprochen unfreundliche, ja kriegerische Haltung, die der Nachfolger jahrelang gegen die Sippe der Witwe seines Vorgängers eingenommen hat. Herzog Otto I.tat ja, im Bunde und im Einvernehmen mit seinem "dilectus aequivox" Kaiser OTTO II. Hadwigs nächsten Angehörigen stärksten Abbruch, ja er hat schließlich 974 geradezu das Herzogtum des wegen Hochverrats vom Kaiser abgesetzten Herzog Heinrich von Bayern, des leiblichen Bruders der Hadwig eingenommen. Die Beziehungen Hadwigs zu Herzog Otto blieben bis zu dessen Tode gespannt, und auch zu Konrad, Ottos Nachfolger, ist die Herzogin soweit wir sehen, nie in ein näheres, geschweige denn ein gutes Einvernehmen getreten.
    Die Stiftung eines Klosters auf dem Twiel wird schwer verständlich, sobald man den Berg als Herzogsgut, die Burg als jeweilige Herzogsresidenz betrachtet. Gerade bei ihrer Kinderlosigkeit mußten sich die Stifter bewußt sein, daß der Twiel für eine fromme Stiftung ein denkbar ungeeigneter Platz war. Es sind jedoch aus jenen Jahrzehnten keine klösterlichen Gründungen bekannt, die anders als auf Eigen errichtet und anders als mit Eigen bewidmet wurden. So wird auch von dieser Überlegung her die Geschichte des Twiel eher verständlich, wenn man Berg und Burg als Eigengut ansieht. Und zwar nicht als Eigengut Burkhards oder eines anderen schwäbischen Herzogs, sondern als Eigen der bayerischen Herzogstochter. Dies war über ihre Urgroßmutter, die Schwäbin Kunigunde, Mutter des Herzogs Arnulf von Bayern, auf sie gekommen.

    Stälin Paul Friedrich: Seite 188, "Geschichte Württembergs"

    Nach Burchards Tode behielt seine kinderlose Witwe Hadwig, Geschwisterkind König OTTOS II. (Korrektur: OTTOS I.), zwar nicht, wie sie vielleicht gehofft, die Verwaltung des Herzogtums, wohl aber den Besitz der bedeutenden burchardischen Familiengüter und nahm ihren Witwensitz auf dem von ihrem Gemahl ererbten Hohentwiel. Sie wird auch nach Burchards Tode sowohl in Urkunden als von Geschichtsschreibern mit dem Titel "Herzog", "Herzogin", beehrt, von dem St. Galler Ekkehard (IV.), dessen Lieblingsfigur sie bildet, sogar als "Stellvertreterin der Reichsgewalt über Schwaben" bezeichnet, doch bieten diese klösterlichen Erzählungen eine Reihe von besonders chronologischen Schwierigkeiten, die ernstliche kritische Zweifel an ihrer Glaubwürdigkeit hervorgerufen haben. Ihnen zufolge war Hadwig in früher Jugend mit dem griechischen Kaiser Konstantin VII. Porphyrogennetos verlobt gewesen, wobei freilich nach den sonst bekannten Lebensumständen dieses Kaisers höchstens an ein Kinderverlöbnis des noch jungen Mädchens mit dessen Sohn, dem späteren Kaiser Romanus II. gedacht werden kann. Eine klassisch gebildete, selbst im Griechischen unterrichtete Frau von männlichem Geist, so daß wegen ihrer Strenge gefürchtet war, soll sie in ihrem wissenschaftlichen Streben den jungen gelehrten Pförtner des Klosters St. Gallen, Ekkehard (II.) für einige Zeit als Lehrer zu gemeinsamen Lesen der lateinischen Dichter sich erbeten haben, ein Verhältnis, das durch eine Reihe anmutiger Geschichten näher beleuchtet wird. Als ein hervorragendes Beispiel der Frauenbildung im ottonischen Zeitalter mag diese "Minerva vom Twiel", welche die Dichtung der neuesten Zeit für unser Volksbewußtsein wieder neu erweckt hat, immerhin auch geschichtlich gelten. Ihren kirchlichen Sinn aber hat sie wie durch die Beteiligung an der Stiftung ihres Gemahls auf dem Hohentwiel, so durch Schenkung von Epfendorf nebst zugehörigen Gütern an das Kloster Petershausen beurkundet. Hochbetagt verschied sie den 28. oder 29. August 994, worauf ihr Erbe, darunter der Hohentwiel, jedenfalls das dortige Kloster, ohne Zweifel an ihren Bruder Herzog Heinrich II. von Bayern, und in der Folge an dessen Sohn, Kaiser HEINRICH II., kam.




    954 oo 2. Burchard III. Herzog von Schwaben, um 906-11.11.973


    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 157,197,382 H 30 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 137 - Althoff Gerd: Otto III. Primus Verlag Darmstadt 1997 Seite 75 - BERTELSMANN Lexikon Geschichte 1991 Seite 313 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 76,113 - Collenberg, Weyprecht Hugo Graf Rüdt von: Wer war Theophano? Seite 60 - Die Begegnung des Westens mit dem Osten, hg. von Odilo Engels und Peter Schreiner, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1993, Seite 14,20,25,27,433,445 - Eickhoff Ekkehard: Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt. Klett-Cotta Stuttgart 1996 Seite 46,134,180,191,375,408,450 - Faber Gustav: Der Traum vom Süden. Die Ottonen und Salier. C. Bertelmanns Verlag 1983 Seite 92 - Ferdinandy Michael de: Der heilige Kaiser. Otto III. und seine Ahnen. Rainer Wunderlich Verlag Tübingen 1969 Seite 97 - Glocker, Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik, Böhlau Verlag Köln Wien 1989 V,22 Seite 74,80,114,155,169,173,286 - GROSSE FRAUEN DER WELTGESCHICHTE. Tausend Biographien in Wort und Bild. Neuer Kaiser Verlag 1987 Seite 204 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 26,50,65,67,70,74,164 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 197 Seite151,156,218,240-242 - Kienast Walter: Der Herzogstitel in Deutschland und Frankreich (9. bis 12. Jahrhundert). R. Oldenbourg Verlag München - Wien 1968 Seite 342 - Keller, Hagen: Die Ottonen. Verlag C.H. Beck München 2001 Seite 51,59,65,69 - Körntgen, Ludger: Ottonen und Salier. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2002 Seite 37 - Maurer, Helmut: Der Herzog von Schwaben. Grundlagen, Wirkungen und Wesen seiner Herrschaft in ottonischer, salischer und staufischer Zeit, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1978 Seite 55-56 - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998 Seite 436,439,444,447 - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan (Hrsg.): Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung "Otto der Große, Magdeburg und Europa" Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001 Seite 298 -Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg.): Otto III. – Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 278,287,337,369,371 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 50 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 10,192, 249 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 13 - Tinnefeld Franz: Die Braut aus Byzanz - Fragen zu Thephanos Umfeld und gesellschaftlicher Stellung vor ihrer abendländischen Heirat. in: Wolf, Gunther: Kaiserin Theophanu. Prinzessin aus der Fremde - des Westreichs Große Kaiserin, Böhlau Verlag Köln/Weimar/Wien 1991 Seite 251 - Uhlirz, Karl: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Otto II. und Otto III. Verlag Duncker & Humblot Berlin 1967 Band II Seite 167 -

    Hadwig und Burchard III. von Schwaben als Gründer des Klosters St. Georgen auf dem Hohentwiel im Jahre 970
    Fresko um 1437

    Hadwig (Schwaben)



    Neue Deutsche Biographie - Hadwig

    „Herzogin“, * um 938/40, † 28.8.994.

    Leben
    H., die bayerische Herzogstochter und Enkelin König Heinrichs I., die zunächst einen byzantinischen Prinzen heiraten sollte, gründete zusammen mit ihrem Gatten, dem Schwabenherzog Burchard II., das Burgkloster auf dem Hohentwiel. Ihre Hofhaltung auf diesem Berg ist berühmt geworden durch die Geschichte des Sankt Galler Mönchs Ekkehard II. Am geistigen Leben ihrer Zeit nahm dise selbstbewußte Frau den stärksten Anteil, führte, Witwe geworden, offiziell den Titel „dux“ und scheint mit herzoglichem Anspruch aufgetreten zu sein, obschon es neben ihr zwei nacheinander von Otto II. eingesetzte Herzöge von Schwaben gab. – H. ist vor allem durch V. von Scheffels Roman „Ekkehard“ bekannt geworden.

    Literatur
    ADB X; Ekkeharti cas. s. Galli, ed. G. Meyer v. Knonau, Mitt. z. vaterländ. Gesch. St. Gallen NF 5/6, 1877 (mit ausführl. Anmerkungsteil); Die Chronik d. Klosters Petershausen, hrsg. v. O. Feger, = Schwäb. Chroniken d. Stauferzeit 3, 1956, S. 74 ff.; K. Weller, Gesch. d. schwäb. Stammes, 1944, S. 172 ff.; G. Tellenbach, Krit. Stud. z. großfränk. u. alemann. Adelsgesch., in: Zs. f. Württ. Landesgesch. 15, 1956, S. 170 ff.; Th. Mayer, Das schwäb. Hzgt. u. d. Hohentwiel, in: Hohentwiel, 1957, S. 95 ff.; O. Feger, Hzgn. H. v. Schwaben in Dichtung u. Wahrheit, ebd. S. 114 ff.; F. Beyerle, Das Burgkloster auf d. Hohen Twiel, ebd. S. 125 ff.; H. Jänichen, Der Besitz d. Klosters Stein am Rhein (zuvor Hohentwiel) nördl. d. Donau v. 11. b. z. 16. Jh., in: Jb. f. Statistik u. Landeskde. v. Baden-Württemberg 4, 1958, S. 76 ff.


  24. 42.  von Gandersheim, Gerberga II. Graphische Anzeige der Nachkommen (16.Heinrich3, 6.Heinrich2, 1.Hadwig1) wurde geboren um 940; gestorben in Nov 1001.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 956-1001, Bad Gandersheim [37575],Northeim,Niedersachsen,Deutschland; 7. Äbtissin von Gandersheim

    Notizen:

    Wikipedia - Gerberga II. (Gandersheim)

    Gerberga von Gandersheim. auch Gerbirg, Gerburg, (* um 940; † 13./14. November 1001 in Stift Gandersheim) war die zweite Tochter des bayerischen Herzogs Heinrich I. und dessen Gemahlin Judith von Bayern. Die Nichte Kaisers Otto I. entstammte der bayrischen Nebenlinie der Liudolfinger.
    Von 949 bis 1001 war sie Äbtissin des Stiftes Gandersheim.
    Leben
    Gerbergas Lebensdaten sind nicht exakt bekannt. Das ungefähre Geburtsjahr 940 muss aus Quellen erschlossen werden; als Todestag gibt eine Quelle den 13. November 1001, eine andere den 14. November 1001 an. Gerberga wurde sehr früh in das Stift Gandersheim zur Erziehung übergeben und wurde 956 dort Äbtissin. Politisch unterstützte sie ihren Bruder Heinrich „den Zänker“ bei seinen Versuchen, eine größere Beteiligung an der Macht im Reich für die Nachkommen Heinrichs I. zu erreichen.
    Gerbergas Abbatiat war dadurch geprägt, dass König Heinrich I. 936 das Stift Quedlinburg als zweiten Ort der liudolfingischen Memorialpflege gegründet hatte, mit dem Gandersheim um die Gunst der Familienoberhäupter rang. Weitere Konkurrenz um die herrschaftliche Gunst bestand durch das Stift Essen, das zwar keine liudolfingische Gründung war, aber mit Hadwig, Ida und besonders Mathilde ebenfalls von Äbtissinnen aus der Familie geführt wurde. Vor diesem Hintergrund entstanden in Gandersheim die geschichtlichen Werke Hrotsvits: Die „Gesta Ottonis“ sollten die Gunst Otto I. gewinnen, die „Primordia coenobii Gandeshemensis“ ihm die Tradition Gandersheims als ältester liudolfingischer Gründung vorhalten. Durch Gerbergas Unterstützung für Heinrich den Zänker verlor Gandersheim die unmittelbare Herrschernähe zeitweise, dennoch erhielt Gerberga die Tochter Ottos II. Sophia zur Erziehung, die damit wahrscheinlich bereits als Nachfolgerin Gerbergas ausgewählt wurde. Bei der Einkleidung Sophias als Sanctimoniale brach der „Große Gandersheimer Streit“ aus, in dem es thematisiert wurde, ob das Stift Gandersheim dem Bistum Hildesheim oder direkt dem Erzbistum Mainz unterstellt war. Es wird angenommen, dass Sophias Weigerung, sich vom Bischof von Hildesheim einkleiden zu lassen, durch Gerberga beeinflusst war.
    Gegen Ende ihres Lebens scheint Gerberga länger krank gewesen zu sein. Ihr Bruder Heinrich „der Zänker“ starb 995 bei einem Besuch der Erkrankten in Gandersheim. Ihre auserkorene Nachfolgerin Sophia, die sich am Hofe ihres Bruders Ottos III. aufgehalten hatte, kehrte 997 nach Gandersheim zurück, dabei ist allerdings unklar, ob Sophia in Ungnade fiel oder tatsächlich ihre erkrankte Äbtissin pflegen wollte. Nach Quellen, die allerdings Sophia auch sonst ungünstig schildern, soll Sophia noch zu Lebzeiten Gerbergas die Regierung des Stifts Gandersheim übernommen haben.

    Literatur
    Winfrid Glocker: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Studien zur Familienpolitik und zur Genealogie des sächsischen Kaiserhauses (= Dissertationen zur mittelalterlichen Geschichte. Bd. 5). Böhlau, Köln u. a. 1989, ISBN 3-412-12788-4 (Zugl.: München, Universität, Dissertation, 1986/87).

    Hrotsvit von Gandersheim überreicht Kaiser Otto dem Großen ihre „Gesta Oddonis“; im Hintergrund Gerberga, Äbtissin des Stiftes Gandersheim.
    Phantasiedarstellung eines Holzschnitts von Albrecht Dürer aus der editio princeps der „Opera Hrotsvite“, Nürnberg 1501.

    Hrotsvit von Gandersheim überreicht Kaiser Otto dem Großen ihre „Gesta Oddonis“



    Name:
    auch Gerbirg, Gerburg

    Gestorben:
    13./14.11.


  25. 43.  von Bayern, Heinrich II.von Bayern, Heinrich II. Graphische Anzeige der Nachkommen (16.Heinrich3, 6.Heinrich2, 1.Hadwig1) wurde geboren in 951; gestorben am 28 Aug 995 in Bad Gandersheim [37575],Northeim,Niedersachsen,Deutschland; wurde beigesetzt in Bad Gandersheim [37575],Northeim,Niedersachsen,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Deutschland; Deutscher Gegen-König
    • Titel/Amt/Status: 973-976, 985-995, Bayern,Deutschland; Herzog von Bayern
    • Titel/Amt/Status: 989-995, Kärnten,Österreich; Herzog von Kärnten

    Notizen:

    Heinrich II. der Zänker

    Deutscher Gegen-König
    Herzog von Bayern (973-976)(985-995)
    Herzog von Kärnten (989-995)
    951 † 28.8.995 Gandersheim Begraben: Gandersheim Stiftskirche

    Ältester Sohn des Herzogs Heinrich I. von Bayern († 1.11.955) aus dem Hause der LIUDOLFINGER-OTTONEN und der Judith von Bayern, Tochter von Herzog Arnulf; Bruder von Brun, Herzogin Hadwig von Schwaben († 26.8.994) und Äbtissin Gerberga II. von Gandersheim († 13./14.11.1001), Neffe vom Römischen Kaiser OTTO I. DEM GROSSEN († 7.5.973) und Pfalzgraf Arnulf von Bayern († 22.7.954), Groß-Neffe von Herzog Berthold von Bayern († 23.11.947), Cousin vom Römischen Kaiser OTTO II. DEM ROTEN († 7.12.983), Herzog Liudolf von Schwaben († 6.9.957), Erzbischof Wilhelm von Mainz († 2.3.968), Herzogin Liutgard von Lothringen († 18.11.953) und Äbtissin Mathilde von Quedlinburg († 7.2.999)

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Seite 2064

    31. Heinrich II. 'der Zänker', Herzog von Bayern (955-976, 985-995) und Kärnten (989-995)
    * 951, † 28. August 995 in Gandersheim Begraben: ebd., Stiftskirche
    (Beiname erst in der Neuzeit belegt)

    Neffe Ottos des Großen
    Eltern: Heinrich I. von Bayern (Liudolfinger) und Judith, Tochter Arnulfs, Herzog von Bayern (Luitpoldinger)
    oo Gisela, Schwester Rudolfs III. von Burgund

    Kinder:
    - (Kaiser) Heinrich (II.)
    - Brun, Bischof von Augsburg
    - Gisela (oo Stephan I., König von Ungarn).

    Heinrich II. wurde nach vorübergehender Vertreibung im Gefolge des liudolfingischen Aufstands 953 bereits in kindlichen Alter Herzog, unter der Vormundschaft seiner Mutter und Bischof Abrahams von Freising.
    Nach dem Tode Kaiser OTTOS I. (973) war Heinrich II. der führende Kopf der Verschwörung gegen OTTO II., an der sich Boleslav von Böhmen und Mieszko von Polen beteiligten. Sie fand Rückhalt bei den übrigen Mitgliedern der LUITPOLDINGER. - Nach Aufdeckung der Verschwörung kam Heinrich II. nach Ingelheim in Haft, aus der ihm aber 976 die Flucht glückte. Die anschließenden Kämpfe beendete OTTO II. mit der Eroberung Regensburgs im Herbst 976.
    Er setzte den Herzog, der außerdem von den Bischöfen mit dem Kirchenbann belegt wurde, ab und beschnitt sein Territorium durch die Abtrennung Kärntens sowie der seit 952 dem Herzogtum übertragenen Gebiete südlich der Alpen (Herzogtum Friaul, Markgrafschaft Istrien, Aquileia, Verona und Trient).
    Die Ostmark wurde den BABENBERGERN übertragen. Vermutlich steht auch die Errichtung des Erzbistums Prag mit diesen Vorgängen in Zusammenhang. Heinrich II., dem sich Herzog Heinrich von Kärnten und Heinrich I., Bischof von Augsburg, anschlossen, setzte 977 den Kampf, der sich überwiegend im Raume Passau abspielte, fort und wurde nach seiner erneuten Niederringung Bischof Folkmar von Utrecht zur Bewachung übergeben.
    Nach dem Tode OTTOS II. 983 freigelassen, versuchte er, mit Hilfe der Vormundschaft über den kindlichen OTTO III. die Herrschaft im Reich an sich zu bringen. 984 wurde er von Anhängern zum König ausgerufen. Zugleich bekämpfte er den an seiner Stelle eingesetzten Herzog Heinrich III. von Bayern. Auf dem Frankfurter Reichstag 985 kam es zum Ausgleich, durch den Heinrich II. bei gleichzeitigem Verzicht auf alle weitergehenden Ansprüche sein Herzogtum zurückerhielt. Nach dem Tode Heinrichs III. wurde ihm zudem Kärnten übertragen. In seinen späteren Jahren konzentrierte sich Heinrich II. auf den inneren Ausbau seiner Territorien (Ranshofener Gesetze, 995) und förderte die Anfänge der Kirchenreform.
    A. Schmid

    Literatur:
    ADB XI, 457-459
    BWbDG I, 1085f.
    NDB VIII, 341
    K. Reindel, Die bayer. Luitpoldinger 893-989, 1953
    Spindler I, 19812, 296-302
    Bayer. Biogr., hg. K. Bosl, 1983, 321f.

    Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 321

    HEINRICH II., DER ZÄNKER
    * 951, † 28.8.995 Gandersheim
    Herzog von Bayern und seit 989 von Kärnten
    Vater:
    Herzog Heinrich I. († 955)
    Mutter:
    Judith († nach 985)

    oo Gisela von Burgund († wohl 1006)

    Zunächst mit seiner Mutter Vertreibung aus Bayern.
    955 Übertragung des Herzogtums Bayern mit der Mark Verona.
    974 Rebellion gwegen seinen Vetter OTTO II.
    Gefangennahme in Ingelheim. Flucht nach Böhmen und Entsetzung als Herzog.
    985 erneute Belehnung mit Bayern.
    989 auch Herzog von Kärnten,
    991 Sieg über die Ungarn.

    Literatur:
    NDB 8; BWB 1; R. Holtzmann, Geschichte der sächssichen Kaiserzeit, 1955.

    Hlawitschka Eduard: Seite 162-167, "Die Ahnen der hochmittelalterlichen deutschen Könige, Kaiser und ihrer Gemahlinnen. Ein kommentiertes Tafelwerk Band I 911-1137"

    2 : Herzog Heinrich II. von Bayern (der Zänker) als Vater Kaiser Heinrichs II.

    Zur Filiation vgl. Thietmar von Merseburg, Chron. lib. V Prolog, MGH SS rer. Germ. NS 9 Seite 220:
    Heinricus scandit, postquam puerilia vicit,/ardua virtutum cretus de stemmate regum./Huic pater Heinricus dux et genetrix erat eius/Gisla, suis meritis aequans vestigia regis/Conradi patris, Burgundia regna tenentis. Vgl. weiterhin Thietmar, a.a.O. lib. IV cap. 20 (Seite 154), lib. IV cap 49 (Seite 188), dazu Hermann von Reichenau, Chron. ad 995, MGH SS 5 Seite 117:
    Heinricus dux Baioariae obiit; et filius eius ex Gisela, Cuonradi regis Burgundia filia, ibidem Heinricus, imperator postea futurus, ducatum, interim obtinuit.
    Vgl. auch die Selbstaussage Kaiser HEINRICHS II. in seinen Diplomen; MGH D H II 60,88,444.
    Das Geburtsjahr Herzog Heinrichs des Zänkers ergibt sich aus den Ann. Quedlinburg. ad 951, MGH SS 3 Seite 58; MGH SS rer. Germ. Seite 446:
    Eodem anno Heinricus, filius Heinrici ducis, natus est.
    Der Zeitpunkt seiner Verehelichung ist uns nicht überliefert. Was S. RIEZLER, Geschichte Baierns I,1 Seite 555, über die frühe Verheiratung Heinrichs des Zänkers schreibt, ist nur aus dem frühen Ansatz der Geburt Kaiser HEINRICHS II. (973) gefolgert. Argumente für eine Verehelichungszeit im "(Früh)sommer 972" sucht auch F. GELDNER, Geburtsort Seite 524 ff., (zum Erweis des Geburtsjahres Kaiser HEINRICHS II. 973) beizubringen. Zutreffend ist dabei gewiß, daß es dem 'Zänker' nach Ausbruch seines Konfliktes mit Kaiser OTTO II. im Jahre 974 "wohl unmöglich gewesen wäre, um die Hand einer Königs-Tochter (= Gisela von Burgund) zu werben." Das Ehedatum des 'Zänkers' ist indessen nicht zwingend für die Klärung des Geburtsjahres Kaiser HEINRICHS II. Es kann um 970-973 liegen, ohne daß davon die Frage des Geburtsjahres Kaiser HEINRICHS II. tangiert wird, vor allem, wenn - was aber nicht bezeugt ist, aber gelegentlich für wahrscheinlich gehalten wird - schon im Juni 965 beim großen Familientreffen der OTTONEN in Köln (vgl. BO nr. 386 b) eine Verlobungs-Absprache getroffen worden sein sollte.
    Das Todesdatum des 'Zänkers' verzeichnet Thietmar, Chron. lib. IV cap. 20, MGH SS rer. Germ. NS 9 Seite 154, innerhalb der Berichte für das Jahr 995:
    Heinricus Bawariorum dux ... pergens ad Gondesem [= Gandersheim] ... migravit ad Christum V. Kal. Sept., sepultus ibidem ion medio aecclesiae coram sanctae crucis altari.
    Vgl. auch Necrol. Merseburg., ed. E. DÜMMLER Seite 240, Sonderausgabe Seite 18, zu V Kal. Sept. (= 28. August):
    ... Heinricus dux obiit;
    auch Ann. Quedlinburg. ad 995, MGH SS 3 Seite 73; neue Edition MGH SS rer. Germ. Seite 487f.:
    Hoc etiam anno Baioariae regionis dux Heinricus secundus immatura morte obivit ... Quo mortuo, filius suus Heinricus, rex futurus, Baioaricum ducatum, rege Ottone tertio donante, suscepit.
    Ann. necrol. Fuldens. ad 995, MGH SS 13 Seite 207, ed. K. SCHMID, Klostergemeinschaft von Fulda I Seite 348 und Seite 258:
    6. Kal. Sept. obiit Heinrih dux.
    Zur Bestattung Heinrichs des Zänkers im Kloster Gandersheim vgl. auch MGH S H II 444 vom 28.VII.1021 für Gandersheim (pro recordatione atque requie patris nostri Heinrici magni Bauuariorum duci anime, cuius ossa in eodem requiescunt monasterio) und ein Gandersheimer Nekrolog-Fragment bei A. SCHMID, Fundationes mon. Bav. Seite 620 Anm. 249: zum 27. August:
    obiit Henricus dux, vigilans diem in medio monasterio.
    Zu den erst seit dem 14. Jahrhundert feststellbaren Regensburger Bemühungen, das Grab Heinrich des Zänker für das dortige St. Emmerams-Kloster zu reklamieren, vgl. A. SCHMID, Herrschergräber Seite 365f.

    Althoff Gerd: Seite 382, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    H 31 Lü: 28.8. Heinricus dux † 995 Heinrich der Zänker

    Heinrich der "Zänker", aus der bayerischen Linie der LIUDOLFINGER, kam bei seinen Versuchen, die Königswürde zu erlangen, mit den BILLUNGERN in Kontakt. Ekbert der Einäugige (G 33) wird in den Quellen mehrfach als sein Verbündeter und Helfer genannt; vgl. dazu oben Seite 94ff.
    Allgemein Reindel, Bayern, Seite 222ff:; NDB 8, Seite 341; Biogr. Wörterbuch 1, Spalte 1085f.; FW H 14, Belege seines Todesdatums BU 1144c.

    Me: 28.8. Heinricus dux
    (Es.)
    Auf Grund des beschädigten Pergaments ist nicht mehr sicher zu entscheiden, ob die Eintragung in Merseburg der Ergänzungsschicht angehört. Dies ist jedoch mit einiger Wahrscheinlichkeit anzunehmen. Ob im Merseburger Necrolog Heinrich der Zänker eingetragen ist, ist nicht ganz zu sichern, da am gleichen Tag der BABENBERGER Heinrich († 886) starb, der hier auch gemeint sein könnte; vgl. dazu Eckhardt, Genealogische Funde zur allgemeinen Geschichte, Seite 17 und kritisch Hlawitschka, Zur Herkunft der Liudolfinger, Seite 145 mit Anm. 215.
    Man wird sich wohl für Heinrich den Zänker entscheiden, da alle Angehörigen der ottonischen Familie im Merseburger Necrolog begegnen und nach unseren Untersuchungen (vgl. oben Seite 161) das Merseburger Necrolog das ottonische Gedenken im 9. Jahrhundert nicht spiegelt; vgl. auch den Kommentar zu dem BABENBERGER Adalbert (G 114).
    HEINRICH II. berücksichtigte bei der Neustiftung des ottonischen Gedenkens in Merseburg auch Traditionen, die zuvor in der bayerischen Linie der OTTONEN bewahrt worden waren. Zu diesen gehört sehr wahrscheinlich auch der Eintrag seines Vaters, siehe dazu ausführlich oben Seite 197ff.

    Glocker Winfrid: Seite 286, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    V. 23. HEINRICH II. DER ZÄNKER
    * 951, † 995 VIII 28

    955 Herzog von Bayern (wohl seit 967 selbständig)

    oo vor 972 Gisela, Tochter König Konrads von Burgund (aus dessen 1. Ehe mit Adelania) *c 950/55, † 1007 VII 21

    Heinrich, der spätere Herzog Heinrich II. von Bayern, genannt "der Zänker" ist als Sohn Heinrichs von Bayern, des Bruders OTTOS DES GROSSEN, unter anderem bezeugt durch die Annales Quedlinburgenses a. 951, SS III 58, beim Continuator Reginonis a. 955, Seite 168, und in der Vita Mathildis posterior c. 20, SS IV 296.
    Das Geburtsjahr Heinrichs nennen die Annales Quedlinburgenses a. 951, SS III 58, den Todestag überliefert Thietmar IV c. 20, Seite 154 (vgl. hierzu BU. 1144c.
    Heinrich wurde, wie der Continuator Reinonis a. 955 bezeugt, die Nachfolge seines Vaters im bayerischen Herzogsamt übertragen. Für den unmündigen Herzog führte zuerst dessen Mutter Judith bis 967 die Regierung; zur Frage, wann Heinrich die selbständige Regierung angetreten hat, vgl. Reindel, Bayern Seite 295.
    Die Belege für Heinrichs Gemahlin Gisela sind von Diener, Könige Seite 79, Nr. 13, und Poupardin, Bourgogne Seite 384 f., gesammelt. Giselas Namen gab der Vermutung Anlaß, die Gemahlin des Zänkers sei möglicherweise karolingischer Abkunft, doch kommt dieser Name offenbar aus der Vorfahrenschaft von König Konrads Mutter Bertha, der Tochter Burchards I. von Schwaben. Es sei darauf hingewiesen, dass Gisela aus der 1. Ehe ihres Vaters, König Konrads von Burgund, mit Adelania hervorgegangen ist und nicht, wie Holtzmann, Kaiserzeit Seite 504f. (Stammtafel), fälschlicherweise angibt, aus der Ehe König Konrads mit Mathilde, der Tochter von König Ludwig IV. und Königin Gerberga vom West-Frankenreich; sonst wäre Herzog Heinrich II. bei der Eheschließung auch mit den kanonischen Ehehindernissen in Konflikt gekommen. Die Überlegungen zur Geburtszeit Giselas, der Gemahlin des Zänkers, hat Leidinger, Untersuchungen Seite 60, zusammengestellt.

    HERKUNFT UND GESCHICHTE FÜHRENDER BAYERISCH-ÖSTERREICHISCHER GESCHLECHTER IM HOCHMITTELALTER, Gewin Dr. J.P.J.: Seite 133

    4. HEINRICH II.
    Herzog von Bayern 955-976; 985-995, Herzog von Kärnten 989-995(†).

    973 Kaiser OTTO II. schenkt Heinrich die Burg Bamberg, die 906 konfisziert war. Sie war Königsgut, dessen Verwaltung dem Grafen Berthold (E. II. 5.) oblag: Guttenberg, De Regesten der Bischöfe und des Domkapitels von Bamberg, Reg. 8 .11.
    974. An dem Aufstand Herzog Heinrichs II. von Bayern beteiligte sich Berthold (E. I. 9.), der Sohn des Pfalzgrafen Arnulfs: Reindel Seite 232.
    Nach 985. Herzog Heinrich schenkt mit der Hand seiner Mutter Judith ein Gut seines Sohnes Brun zu Beutelshausen (L. K. Landshut) an das Kloster Niedermünster: Reindel Seite 252.
    986. April 4. Herzog Heinrich als Truchsess am königlichen Hof anwesend: Reindel Seite 225.

    Gemahlin:
    Gisela von Burgund.

    Schwennicke Detlev: Tafel 10, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    HEINRICH II. DER ZÄNKER
    * 951, † Gandersheim 28. VIII. 995 Begraben: ibidem Stiftskirche

    955/76 und 985/95 HERZOG VON BAYERN
    985/89 HERZOG VON KÄRNTEN
    oo vor 972 GISELA VON BURGUND (WELFEN) † 21. VII 1007 Tochter von König Konrad dem Friedfertigen

    Zusammen mit seiner Mutter Judith, die während seiner Minderjährigkeit die Regierungsgeschäfte geführt hatte, suchte Heinrich 974 die Unabhängigkeit Bayerns wiederherzustellen. Hadwig, die Schwester Heinrichs, die mit Burchard III. von Schwaben vermählt war, wollte nach dessen Tode eine Annäherung Schwabens an Bayern herbeiführen. Gegen diese süddeutsche Machtkonstellation ging OTTO II. vor und verlieh Schwaben seinem Neffen Otto, dem Sohn Liudolfs. Jetzt verbündete sich Heinrich der Zänker mit Bischof Abraham von Freising und den Herzögen Boleslav II. von Böhmen und Mieszko I. von Polen gegen den Kaiser. Der Plan der Verschwörung wurde jedoch zu früh entdeckt, der Kaiser sandte Bischof Poppo von Würzburg und den Grafen Gebhard an den Herzog, die ihn aufforderten, an den königlichen Hof zu kommen. Der Herzog leistete auch dem Gebot Folge, wahrscheinlich, weil er sich noch nicht mit seinen Freunden aus Polen und Böhmen vereinigen konnte und kam nach Ingelheim in Haft. Auf dem Reichstag in Regensburg 976 wurde Heinrich der Zänker seines Herzogtums enthoben. Er entkam jedoch im gleichen Jahre aus der Haft in Ingelheim und warf sich nach Regensburg. OTTO II. rückte ihm nach und unterstützt von dem Bannfluch, den die Kirche gegen den Rebellen schleuderte, konnte er die Stadt sehr leicht einnehmen. Heinrich wurde dem Bischof Volkmar von Utrecht zur Haft übergeben. 984 ließ er sich, unterstützt von den Erzbischöfen von Trier, Köln und Magdeburg, OTTO III. ausliefern, um die Regentschaft zu übernehmen. Er nahm mit Lothar von Frankreich Verbindung auf, dem er Lothringen versprach und strebte bald selbst offen nach der Krone und seine Anhänger vollzogen am 23.4.984 in Quedlinburg seine Erhebung zum König. Auf dem Reichstag zu Rohr (Thüringen) wurde Heinrich zur Unterwerfung und zur Herausgabe des königlichen Knaben gezwungen. Um die andauernde Opposition Heinrichs zu beschwichtigen, der mit Heinrich III. dem Jüngeren um das Herzogtum Bayern kämpfte, erhielt er schließlich das um Kärnten und die italienischen Marken verkleinerte Bayern zurück. Er war seitdem eine treue kaiserliche Stütze, erhielt nach dem Tode Heinrichs des Jüngeren noch Kärnten dazu, schlug 991 die nach dem Tode der Kaiserin Theophanu ins Reich eingefallenen Ungarn, die einen Teil des Viertels unter dem Wienerwald erobert hatten, zurück und förderte die Kirche in Bayern. Der schöne, stattliche und hochbegabte Heinrich besuchte seine Schwester in Gandersheim, erkrankte hier plötzlich und verstarb in der Vollkraft seines Lebens. Kurz vor seinem Tode hatte er seinen gleichnamigen Sohn ermahnt, niemals die Hand gegen den König zu erheben, und selbst die Irrtümer seiner Jugend bitter bereut. Daß er seinen Nachfolger anwies, sofort nach Bayern zurückzukehren und sich die Herrschaft zu sichern, bestätigt unsere Vermutung, daß die Stellung Heinrichs des Zänkers gerade in seiner letzten Lebenszeit manchen Erschütterungen ausgesetzt gewesen war.
    Richer, der zeitgenössische westfränkische Chronist, zeichnet Herzog Heinrich wie folgt: "Er war von gleich edler Geburt wie OTTO, von schönem und kräftigem Körperbau, ehrgeizig und voller Ränke; sein Geist unternehmend, aber treulos. Aus Herrschsucht schloß er Freundschaft mit allen Frevlern, die für ihr Vergehen entweder schon verurteilt waren oder noch rechtmäßige Strafe zu fürchten hatten; kurz, alle lasterhaften, mit ihrem Gewissen zerfallenen Leute machte er zu seinen Freunden und Vertrauten."


    972 oo Gisela von Burgund, Tochter des Königs Konrad ca 950/55 † 21.7.1007

    Kinder:
    - HEINRICH II. 6.5.973 † 13.7.1024
    - Brun Bischof von Augsburg (1006-1029) ca 975/80 † 29.4.1029
    - Gisela ca. 984 † 9.5. nach 1060
    995 oo Stephan I. König von Ungarn Spätherbst 975 † 15.8.1038
    - Brigida Äbtissin von Andlau ca 985
    ? oo Gerhard? Graf von Egisheim

    Illegitim
    - Gerberga Äbtissin des Klosters Frauenchiemsee
    - Arnold Erzbischof von Ravenna (1013-1018/19) † 17.11.1018/19

    Chroniken:
    Adalberts Fortsetzung des Regino. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte Band VIII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1977 Seite 212 - Annalen von Quedlinburg ad 951 - Hermann von Reichenau: Chronicon. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 636-642 - Lampert von Hersfeld: Annales/Annalen Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 2000 Seite 28,30 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 28,40, 88,92,114-122,134,136,164,192,194,228 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart 1981 Seite 75,101,109,119,121,123,127,129,131,133,135,141,145,149,151,159,161,171,175,179,181,187,191,193,195,197,203 -

    Literatur:
    Adelheid Kaiserin und Heilige 931 bis 999 Info Verlag Karlsruhe 1999 - Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 38,79,81,85, 94,99,157,161,197,200,211,382 H 31 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 138-141,149,154-161,165,173,194 - Althoff, Gerd: Otto III., Primus Verlag, Darmstadt 1997, Seite 27 Anm. 35,39-54, 59,61,63,75,170,191 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 77,113-115,124,127-131, 138,141,145,157 - Bosl, Karl: Bosls Bayerische Biographie, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1983 Seite 321 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 259,264,314,505,511,514,518,529/Band III Seite 489,495 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 46-518 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 21,24,154 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 23-26,47,61,130,220 - Giesebrecht Wilhelm von: Geschichte der deutschen Kaiserzeit. Band 1- Band 6, Mundus Verlag 2000 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 - Hlawitschka Eduard: Die Ahnen der hochmittelalterlichen deutschen Könige, Kaiser und ihrer Gemahlinnen. Ein kommentiertes Tafelwerk Band I 911-1137 Teil 1 und Teil 2 Hahnsche Buchhandlung Hannover 2006 Seite 163,166-170,172,175,198,220,266,281,532,693,705 - Hlawitschka, Eduard: Konradiner-Genealogie, unstatthafte Verwandtenehen und spätottonisch-frühsalische Thronbesetzungspraxis. Ein Rückblick auf 25 Jahre Forschungsdisput. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2003 Seite 9,41-43,53,68,97,99,174,179,186 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 26,37,39,50,74,78,164 - Hlawitschka, Eduard: Zur Herkunft der Liudolfinger und zu einigen Corveyer Geschichtsquelle, in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka, Verlag Peter Lang Frankfurt am Main Seite 313-377 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 - Kaiser Heinrich II. 1002-1024. Begleitband zur Bayerischen Landesausstellung 2002 Konrad Theiß Verlag GmbH 2002 - Kaiserin Theophanu. Begegnung des Ostens und Westens um die Wende des ersten Jahrtausends. Gedenkschrift des Kölner Schnütgen-Museums zum 1000. Todesjahr der Kaiserin. Herausgegeben von Anton von Euw und Peter Schreiner Band I und II Köln 1991 - Keller, Hagen: Die Ottonen. Verlag C.H. Beck München 2001 Seite 16,45,47,51,54,58-61,64,66-68,70,99 - Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 - Körntgen, Ludger: Ottonen und Salier. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2002 Seite 32,37-41,48 - Lechner Karl: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar 1992, Seite 33,35,39,42,44,46,49,54,59,265,312 A 17 - Laudage, Johannes: Otto der Große. Eine Biographie. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 2001 Seite 210 - Ludat, Herbert: An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa, Böhlau Verlag Weimar Köln Wien 1995, Seite 20,23-27,37,41,45,74,137, 148,152,156-160,164,177,189,194,268-270,319,346 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 - Pohl Walter: Die Welt der Babenberger. Schleier, Kreuz und Schwert, hg. von Brigitta Vacha, Verlag Styria, Seite 12,59,63,69,81 - Reindel, Kurt: Die bayerischen Luitpoldinger von 893-989, 1953 - Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg.): Otto III. - Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 12A-388A - Schneidmüller Bernd/ Weinfurter Stefan (Hrsg.): Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung "Otto der Große, Magdeburg und Europa" Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001 Seite 155,268,271,272,278,279,286,288,289,297-300,302-305,317,338 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 139,205,249,265,285,298,312,342 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 10 - Spindler Max: Handbuch der bayerischen Geschichte Erster Band Das alte Bayern. Das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts. C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München Teil I Seite 262-302 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 13 - Uhlirz, Karl: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Otto II. und Otto III. 1. und 2. Band. Verlag Duncker & Humblot Berlin 1967 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1999, Seite 16,18-25,27,29,32-34,43,170,187,191,212, 251 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 201-290 - Zimmermann, Harald: Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1976 -



    Heinrich im fränkischen Gewand
    Miniatur aus dem Regelbuch von Niedermünster Staatsbibliothek Bamberg, Msc.Lit.142, fol. 4v

    Henry II of Bavaria2



    Neue Deutsche Biographie - Heinrich II. der Zänker

    Herzog von Bayern (955–76, 985-95), Herzog von Kärnten (seit 989), * 951, † 28.8.995 Gandersheim, ⚰ Gandersheim.

    Leben
    H. wurde während der Aufstände 953/55 mit seiner Mutter vorübergehend aus Bayern vertrieben, erhielt aber nach dem Tode seines Vaters 955 das Herzogtum Bayern und die Mark Verona, zunächst unter der vormundschaftlichen Regierung seiner Mutter, die von Bischof Abraham von Freising unterstützt wurde. Nach häufigem Aufenthalt in Sachsen (anscheinend auch an der Domschule zu Halberstadt) hat H. Ende der 60er Jahre die selbständige Regierung in Bayern angetreten. Diese führte insbesondere zu einem verstärkten militärischen Druck auf den nach der Niederlage auf dem Lechfeld sich an der Ostgrenze Bayerns einrichtenden jungen ungarischen Staat und zur Gründung einer Reihe von Marken an der bayerischen Grenze. 974, ein Jahr nach dem Regierungsantritt Ottos II., war H. „der Zänker“ (der Beiname rixosus ist erst seit Aventin belegt) zusammen mit den Herzügen Boleslaw von Böhmen und Miesko von Polen in eine Verschwörung gegen seinen Vetter verwickelt, deren Gründe unklar bleiben. Vielleicht fühlte er sich durch die wachsende Machtstellung der beiden babenbergischen Brüder Berthold auf dem Nordgau und Luitpold in der Ostmark bedroht, die von Otto II. wohl bewußt gegen eine allzu starke bayerische Herzogsgewalt gestützt wurden. Da die Verschwörung verraten wurde, kam H. nach Ingelheim in Haft, konnte aber 976 von hier fliehen und nahm den Kampf in Bayern auf. Von Otto II. besiegt, floh er nach Böhmen; sein bayerisches Herzogtum, von dem Kärnten abgetrennt wurde, erhielt Otto von Schwaben. 976 und 977 unternahm Otto II. Kriegszüge nach Böhmen, doch verständigte H. sich inzwischen mit dem luitpoldingischen Herzog Heinrich von Kärnten (das ist Heinrich III. von Bayern) und konnte dadurch Teile von Bayern wieder in seine Hand bringen. Bei Kämpfen 977, die sich insbesondere um Passau abspielten, blieb jedoch Otto II. Sieger; H. mußte sich unterwerfen und wurde nach Utrecht verbannt. Nach dem Tod des Kaisers wurde er Anfang 984 aus der Haft entlassen, bemächtigte sich des jungen Kaisersohnes und suchte auf dem Weg über die Vormundschaft die Regentschaft im deutschen Reich an sich zu bringen. Im März 984 wurde er in Quedlinburg von einigen Anhängern zum König ausgerufen und dieser „Wahl“ schlossen sich auch die Herzöge von Böhmen und Polen an. Offenbar hat er sich gegen das Versprechen der Abtretung Lothringens auch die Unterstützung König Lothars von Frankreich erkauft. Vor dem allgemeinen Widerstand verzichtete H. aber im Juni 984 auf seine Pläne und lieferte Otto III. aus. Jetzt suchte er im Kampf mit Herzog Heinrich III. 984/85 wenigstens sein bayerisches Herzogtum zurückzuerobern; im Januar 985 kam es zu einem Ausgleich, bei dem Heinrich III. das von ihm schon früher besessene Kärnten erhielt und H. wiederum mit Bayern belehnt wurde; nach dem Tod Heinrichs III. 989 erhielt er auch noch dessen Herzogtum Kärnten. 991 siegte H. an einem unbekannten Ort über die Ungarn und nahm 992 am Feldzug Ottos III. gegen die Liutizen nach Brandenburg teil. In die Zeit zwischen 985 und 995 fällt die Verkündigung der Ranshofener Gesetze. H. starb bei einem Besuch seiner Schwester Gerberga in Gandersheim.



    Begraben:
    Gandersheim Stiftskirche

    Heinrich heiratete von Burgund, Gisela in 972. Gisela (Tochter von von Burgund, Konrad und Adelania) wurde geboren um 950/955; gestorben am 21 Jul 1007 in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland; wurde beigesetzt in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 68. von Bayern, Heinrich II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 6 Mai 973; gestorben am 13 Jul 1024 in Göttingen [37001],Göttingen,Niedersachsen,Deutschland; wurde beigesetzt in Bamberg [96047],Bamberg,Bayern,Deutschland.
    2. 69. von Bayern, Brun  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 975/980; gestorben am 24 Apr 1029 in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland; wurde beigesetzt in Augsburg [86150],Augsburg,Bayern,Deutschland.
    3. 70. von Bayern, Gisela  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 984; gestorben nach 1060 in Passau [94032],Passau,Bayern,Deutschland; wurde beigesetzt in Passau [94032],Passau,Bayern,Deutschland.
    4. 71. von Bayern, Brigida  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 985.

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 72. von Bayern, Arnold  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben in 1018/1019.

  26. 44.  von Bayern, Brun Graphische Anzeige der Nachkommen (16.Heinrich3, 6.Heinrich2, 1.Hadwig1)

  27. 45.  von Frankreich, Hugo Capetvon Frankreich, Hugo Capet Graphische Anzeige der Nachkommen (17.Hadwig3, 6.Heinrich2, 1.Hadwig1) wurde geboren um 940 in Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich; gestorben am 24 Okt 996 in Melun [77000],Seine-et-Marne,Île-de-France,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich; Graf von Paris
    • Titel/Amt/Status: 956-996, Franzien,Frankreich; Herzog von Franzien
    • Titel/Amt/Status: 987-996, Frankreich; König von Frankreich

    Notizen:

    Hugo Capet als König

    Hugues Ier Capet



    Hugo Capet
    König von Frankreich (987-996)
    Herzog von Franzien (956-996)
    Graf von Paris
    um 940 Paris - 24.10.996 Melun Begraben: St-Denis
    Ältester Sohn des Herzogs Hugo der Große von Franzien aus seiner 3. Ehe mit der Hadwig von Sachsen, Tochter von König HEINRICH I.

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 157

    Hugo Capet (Hugues Capet), Herzog von Franzien, seit 987 König von Frankreich aus der Familie der ROBERTINER
    * 939/41, + 24. Oktober 996 Begraben: St-Denis
    Sohn Herzog Hugos des Großen und Hadwigs, Schwester Kaiser OTTOS I.

    oo Adelheid, Tochter Herzog Wilhelms (Werghaupt) von Aquitanien

    Den verschieden gedeuteten Beinamen ‚Capet‘ erhielt Hugo erst im 12. Jh. Der beim Tode seines Vaters (956) noch minderjährige Hugo trat 960 dessen Nachfolge im Herzogtum Franzien an; sein Bruder Otto wurde Herzog von Burgund. Als mächtigster Mann im W-Frankrenreich, der im Konflikt König Lothars mit den OTTONEN zunächst, nach einer Entfremdung 980/81, auf seiten des KAROLINGERS blieb, jedoch eine eigenständige Politik zwischen König, Kaiser und eigenem Herzogtum bertrieb und schon vor dem Tod Ludwigs V. eine gegen den König gerichtete Koalition mit dem Erzbischof Adalbero von Reims einging, war Hugo Capet nach dem Tod des kinderlosen Ludwig der aussichtsreichste Anwärter auf den Königsthron. Ende Mai 987 wurde er in Senlis mit Hilfe Adalberos und der robertinischen Vasallen zum König gewählt, am 3. Juli in Noyon durch Adalbero geweiht. Hugo Capet mußte sein Königtum dann allerdings jahrelang gegen die Thronansprüche des vom Reimser Erzbischof zurückgewiesenen Karl von Nieder-Lothringen, des Bruders Lothars, durchsetzen, der sich vor allem auf die Grafen von Troyes, Blois, Vermandois und den Erzbischof von Sens stützen konnte. 991 konnte er Karl in seinen Gewahrsam bringen, wo dieser im folgenden Jahr verstarb. Ein neues Bündnis zugunsten von Karls Sohn Otto 993 unter der Führung Odos von Blois blieb erfolglos. Als Folge dieser Kämpfe blieben die Auseinandersetzungen um das Erzbistum Reims, wo Karl 989 seinen Neffen Arnulf eingesetzt hatte. Ihm stellte die Synode von Verzy (St-Basle) Gerbert entgegen, der aber auf cluniazensischen und päpstlichen Widerstand stieß und 995 auf der Synode von Mouzon suspendiert wurde. - Hugo Capet, der bereits am 30. Dezember 987 seinen Sohn Robert zum Mitkönig erheben ließ und die Dynastie der KAPETINGER begründete, knüpfte doch bewußt an die karolingische Tradition an (Schneidmüller). Der Dynastiewechsel bedeutete daher keine tiefe Zäsur, fiel jedoch in eine Zeit großer struktureller Veränderungen und stabilisierte mit der Beendigung des langwierigen Machtkampfes zwischen KAROLINGERN und ROBERTINERN die Monrchie, während der königliche Machtbereich auf Fürstentum (vor allem um Orleans und Paris) und Krondomäne (vor allem im Oise-Aine-Gebiet) beschränkt blieb; Hugo Capet war von einem starken Herzog zu einem schwachen König geworden (Werner), der seine Stellung aber vor allem mit diplomatischen Mitteln zu sichern wußte (Hallam). Die Schwäche seiner Regierung (Lot) müssen zudem im Lichte der widrigen Zeitverhältnisse gesehen werden (Sassier).

    Literatur:
    RHF 10 [Urkk.; Neued. in Vorber.] – W. Kienast, Der Hzg.stitel in Dtl. und Frankreich, 1968 – HEG I, 1976, 752ff [K. F. Werner] – B. Schneidmüller, Karolingische Tradition und frühes französisches Königtum (Frankfurter Historische Abhandlung 22, 1979) -

    Werner Karl Ferdinand: Seite 476, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VIII. Generation 10-15

    Die Kinder Hugos des Großenfehlen bei Brandenburg, da er die Historizität von RobertsEhe mit Beatrix aus dem Hause der HERIBERTINER (siehe oben IV, 4) nicht erkannt hat. Aus ihr ging Hugo der Große und über ihn die kapetingische Königsdynastie hervor. Für die Daten Hugo Capets und seiner Geschwister verweise ich, soweit nicht ausdrücklich anders vermerkt wird, auf die beiden Werke von F. Lot, Les Derniers Carolingiens, Paria 1891, und Etudes sur le regne de Hugues Capet, Paris 1903 (vgl. dort im Register zu den einzelnen Namen).
    Zu Beatrix und ihrer politischen Tätigkeit in Ober-Lothringen, das sie nach dem Tode des Gemahls regierte, vgl. auch Uhlirz (Register). 987 zuletzt erwähnt, starb sie an einem 23. September. Das entnehme ich dem Nekrolog von S.-Denis, HF Obituaires I, 1, 327, wo zu den 9. Kal. des Oktober steht: Beatrix, soror Hugonitor (sic). Der Kopist hat hier die Abkürzung für regis Francorum offenbar nicht mehr verstanden. Hugos Schwester Emma heiratete 960, wie wir durch Flodoard wissen, Herzog Richard I. von Normandie und wird zuletzte in dessen Urkunde von 968 III 18 (ed. Marie Fauroux, Recueil des actes des ducs de Normandie, Caen 1961, nr. 3) erwähnt. Die Ehe blieb jedoch kinderlos; die späteren Herzöge stammen aus Richards zweiter Ehe mit der Dänin Gunnor.
    Zu Brandenburgs Heribert von Auxerre, einem unehelichen Sohn Hugos des Großen, der wie Beatrixeinen HERIBERTINER-Namen erhielt, vgl. Gams 502: Er wurde 971 I 8 Bischof und starb 996 VIII 23.

    Glocker Winfried: Seite 288, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    V. 26 Hugo Capet
    * c 940, + 996 X 24;

    960 dux Francorum, 987 VII 3 König von Frankreich,

    1. oo 970 Adelheid, Tochter Graf Wilhelms I. von Poitou, + c. 1004;

    2. oo NNw

    Hugo Capet ist als Sohn Hugos des Großen von Franzien bei Flodoard a. 960, S. 149, und bei Richer III c. 13, S. 20, bezeugt. Erstmals urkundlich genannt ist er in der Urkunde seines Vaters vom 946 VI 19 (Druck: RHF Bd. 9, S. 723); zum Datum dieser Urkunde vgl. Lauer, Louis IV S. 242.
    Das Geburtsjahr für Hugo Capet ist festgestellt von Kalckstein, Königthum S. 255, Anm. 2.
    Die Belege für Todestag und -jahr Hugo Capets hat Lot, Hugues S. 209-303, zusammengestellt.
    Zu seiner Erhebung zum französischen König vgl. Lemarignier, Gouvernement S. 38-43. Lot, Derniers S. 358-361, hat die Abstammung von Hugos Gemahlin Adelheidnachgewiesen; zu Adelheid vgl. außerdem Richard, Poitou Bd. 1, S. 103 f.
    Die Existenz einer Konkubine ergibt sich aus der Zuschreibung des illegitimen Sohnes Hugos, Erzbischof Gauzlin von Bourges.
    Allgemein informiert zu König Hugo Capet FW Kommentar K 38.

    Hugo Capet folgte dem Vater in dessen ganzer Machtfülle, verzichtete aber auf die Regentschaft zugunsten des normannischen Schwagers. Von Jugend an verfügte er über die moralischen und physischen Voraussetzungen zu einem großen Herrscher. Er war noch nicht 20 Jahre alt, als der Tod seines Vaters ihn an die Spitze einer der größten Grafschaften des französischen Feudaladels stellte. Der junge Graf konnte mit seiner ruhigen, überlegten und entschlossenen Art rasch die Auseinandersetzungen seiner Feinde und seine eigenen Bündnisse ausnutzen, um sich unter die potentiellen Thronanwärter zu plazieren. Der entscheidende Augenblick kam, als die Nachfolge Ludwigs V. des Faulen im Jahre 987 geregelt werden mußte. Sowohl die Persönlichkeit des Grafen von Paris als auch die vorbehaltlose Unterstützung des Bischofs Adalbero von Reims, das zu Hugos Machtbereich gehörte, ließen die Entscheidung des Feudaladels zu seinen Gunsten ausfallen. Um Intrigen bei seiner Nachfolge vorzubeugen, sicherte der König bereits im ersten Regierungsjahr die Zukunft der Dynastie. Gemäß einem karolingischenBrauch ließ Hugo seinen Sohn Robert Weihnachten 987 zum Mitkönig krönen. Die Macht der kapetingischen Könige war zunächst beschränkt auf ein begrenztes Gebiet um Paris und Orleans. In den anderen Gebieten übten die Lehnsfürsten eine nahezu unbeschränkte Herrschaft aus. Sein Beiname Capet (das Mäntelchen) erklärt sich aus dem geistlichen Kleid Cappa, das er oft als Laienabt von Tours trug.

    Mexandeau Louis: Seite 131-134, "Die Kapetinger"

    Die Bescheidenheit dieser Ziele, die beim Tode Philipps I. im Jahr 1108 bei weitem noch nicht erreicht waren, verdichtet das Dunkel, das Gestalt und Leben Hugo Capets und seiner ersten Nachkommen umgibt. Vom Begründer der Dynastie wissen wir so gut wie nichts. Ferdinans Lot, der seine Regierungszeit genau studiert hat, schreibt: "Wir wissen nicht, wie er aussah, seine moralische Persönlichkeit ist uns fast ebenso wenig bekannt. Wenn man niedergeschrieben hat, daß er fromm war, daß er den Prunk verabscheute, daß er die Mönche liebte, daß er mehr Diplomat als Kriegsmann war, dann hat man ungefähr alles gesagt, was man zu sagen berechtigt ist ..."
    Da Unkenntnis zur Verkennung führt, hat man manchmal aus Hugo Capet einen unbedeutenden Herrscher gemacht, dem ein Zusammentreffen glücklicher Umstände auf den Thron half und der sich dank der Kirche und des Herzogs der Normandie an der Macht hielt. Edmond Pognon, der sich ausschließlich auf den Ablauf der Ereignisse stützt, hat die Persönlichkeit Hugos rehabilitiert und seine Geschicklichkeit und Entschlußkraft herausgestellt.
    Daher macht es durchaus den Eindruck, als ob es zwei Hugo Capet gegeben hätte. Vor 987 erscheint er uns zögernd und auf alle Fälle der alten Dynastie gegenüber relativ loyal, entweder aus Mangel an Ehrgeiz oder weil ihn eine klarsichtige Einschätzung des Kräfteverhältnisses und der Lehren aus der Vergangenheit zur Klugheit veranlaßte. Im Jahre 987 ebnete ihm das Glück, dessen wesentliche Rolle wir herausgestellt haben, den Weg zum Königsthron. Diese Chance ergriff er mit einem Gespür für die günstige Gelegenheit, das ihn als einen Mann zeigt, der seit langem bereit war, diese Gelegenheit beim Schopf zu packen, wenn er sie nicht schon vorbereitet hatte. Mit der Macht kam ihm sehr schnell der Geschmack an ihr, und er wurde beseelt von dem Willen, sie nicht mahr aus den Händen seiner Familie zu geben. Drei Monate nach seiner Thronbesteigung machte die Krönung Roberts den Sohn von nun an ebenso unantastbar wie den Vater. Kaum gekrönt, verhielt sich Hugo genau wie ein KAROLINGER. Der König vergaß, daß er Herzog von Franzien gewesen war. Selbst wenn er ein Feudalherr blieb, so wußte er, daß er von nun an etwas anderes war, daher sein Wille, das Erbe, das man ihm anvertraut hatte, vollkommen zu sichern. Mittellos wie er war, trennte er Parzellen seiner Domäne ab, um sich Unterstützung zu verschaffen, erfuhr er die Festigung der großen erblichen Seigneuries (der Lehnsherrschaften). Zugleich aber hatte er die feste Absicht, der oberste Herrscher des gesamten Königreiches zu bleiben und griff in die Ernennungen der entferntesten Kirchen ein. Dieser fromme König und Freund des Klerus stellte sich wegen der Besetzung des Bischofsstuhls von Reims gegen den Papst. Er, der als Herzog von Franzien der Klient des Kaisers gewesen war, ging gegenüber seinem alten Beschützer auf Abstand und versuchte, eine Eheverbindung mit Byzanz zu schmieden, wie um die OTTONEN von der Flanke her anzugreifen.
    Seine letzen Jahre liegen im Dunkel, aber im großen und ganzen hat es Hugo Capet verdient, der Dynastie seinen Namen zu geben. "Seit dem Augenblick, in dem er von jedem Wettbewerb befreit war, ist der KAPETINGER in Wahrheit König geworden, scheint ein anderes Temperament bekommen und einen politischen Sinn und eine Festigkeit an den Tag gelegt zu haben, die man vorher nicht an ihm kannte. Hatte die Zeit und auch, wie es immer geschieht, der Übergang von Opposition zur Macht, den Herzog von Franzien weiser gemacht? Wenn man alles in Betracht zieht, dann war dieser große Lehnsherr, von dem wir weder sein Aussehen noch sein Privatleben kennen, so mittelmäßig nicht. Er hatte es verstanden, den Platz der KAROLINGER einzunehmen, zu bewahren, was er gewonnen hatte, sich frei und würdig gegenüber Papsttum und Kaiserreich zu behaupten und die Krone an seinen Sohn weiterzugeben (24. Oktober 996), ohne daß er auf ernsthaften Widerstand stieß. Hier hat das blinde Glück nicht alles gemacht." (A. Luchaire)
    Er war zweimal verheiratet. Zuerst mit Blanche, der Witwe Ludwigs V. [Nach meiner Meinung ist diese Behauptung völlig unsinnig. Ludwig V. war mit keiner Blanche verheiratet und war ungefähr im selben Alter wie HugosSohn Robert II. Nachweislich war aber Hugo Capet beim Tode Ludwigs V. mit Adelheid von Aquitanien verheiratet.] Eine politische Heirat, dazu bestimmt, die Kontinuität zwischen den beiden Dynastien zu festigen. Da ihm Blanche keinen Erben geschenkt hatte, verheiratete er sich zum zweiten Mal mit Adelheid von Poitiers-Aquitanien, mit der er sieben Kinder hatte, drei Töchter und vier Söhne, deren ältester Robert war.

    969 oo Adelheid von Poitou, Tochter des Herzogs Wilhelm III. 950/55- 1004

    7 Kinder:
    - Robert II. der Fromme König von Frankreich 20.7.972-20.7.1031
    - Hadwig 975/80- nach 1013
    998 oo Reginar IV. Graf von Hennegau 950/55- 1013
    - Adela 985/90- nach 1063
    1006 oo Rainald I. Graf von Nevers - 29.5.1040
    - Gisela Erbin von Abbeville
    986 oo Hugo I. Graf von Ponthieu - ca 1000

    Illegitim
    - Gozelin Erzbischof von Bourges (1013-1030) - 8.3.1030

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 142,144,168,173 - Althoff, Gerd: Otto III., Primus Verlag, Darmstadt 1997, Seite 60 Anm. 61,61,77,92,100 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990 Seite 40,116 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 84,116,119,132,135 - Brühl Carlrichard: Die Geburt zweier Völker. Deutsche und Franzosen Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 340 - Douglas David C: Wilhelm der Eroberer Herzog der Normandie. Diederichs Verlag München 1994 Seite 38,260 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 11,23,27-38,42,46,48,59,128,158,225 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/ Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 21,45,47,50,59,61-64,69,73,75-86,87,90,93,99,116,189 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 55,110,117,285,292,297,300,304-321,364,372,378,401,417-420,426,434 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 67,73 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 V,26 Seite 96,182,192,195-198,201,232,275,285,288,302,308 - Hartmann P.C.: Französische Könige und Kaiser der Neuzeit. Von Ludwig XII. bis Napoleon III. 1498-1870. Verlag C. H. Beck München 1994 Seite 144 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 17,162,200,210,257-259,262,287,295-305,323,371 - Kienast Walter: Der Herzogstitel in Deutschland und Frankreich (9. bis 12. Jahrhundert). R. Oldenbourg Verlag München - Wien 1968 - Mexandeau Louis: Die Kapetinger. Editions Rencontre Lausanne 1969 Seite 75-84,86-130,131,134 - Pernoud Regine: Herrscherin in bewegter Zeit. Blanca von Kastilien, Königin von Frakreich. Diederichs Verlag München 1991 Seite 12,55,71,246 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 306,309,322-327,344, 408 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 209,211 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 11,19,22,53,59,61,64,67,75 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 95,135,148, 152,159 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 139,151, 183,251,254 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 60 Anm. 294, 228,233,254,259,393,409 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 476 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 40, 46,484,500,506,508,512, 516,518,523-526 - Wies Ernst W.: Otto der Große. Kämpfer und Beter. Bechtle Verlag Esslingen 1989 Seite 71,194,238,287 -




    Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Seite 75-86, "Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498."

    Goetz Hans-Werner


    HUGO CAPET, König von Frankreich (987-996)
    * 939/41, + 24.10.996Bestattet in St-Denis

    Eltern:
    Herzog Hugo Magnus von Neustrien (923-956)
    Hadwig, Tochter König HEINRICHS I.

    Geschwister:
    Otto, Herzog von Burgund (960-965)
    Odo-Heinrich, Herzog von Burgund (965-1002
    Beatrix oo Herzog Friedrich von Ober-Lothringen
    Emma oo Graf Richard I. von Rouen

    oo 970 ADELHEID VON AQUITANIEN * 950/55, + 1004
    Tochter des Herzogs Wilhelm Werghaupt von Aquitanien

    Kinder:
    Robert (König 987/996-1031)

    Herzog von Neustrien 960-987
    Königswahl 29.5.987 in Senlis, Krönung 1.6. in Noyon, Weihe 3.7. in Noyon oder Reims
    Erhebung Roberts II. zum Mitkönig Ende Dezember 987
    987-991 Auseinandersetzungen (Thronstreit) mit Herzog Karl von Nieder-Lothringen
    991-997 Reimser Bistumsstreit
    991 Synode von St-Basle de Verzy
    992 (?) Synode von Chelles
    995 Synode von Mouzon

    "Hier endete das Reich KARLS DES GROSSEN", schrieb zu Beginn des 11. Jahrhunderts ein anonymer Chronist aus dem Bistum Sens, und zu Beginn des 12. Jahrhunderts urteilte Hugo von Fleury: "Als so die zweite 'Linie' der Frankenkönige [namlich die Dynastie der KAROLINGER] endete, wurde das Reich auf eine dritte 'Dynastie' (generatio) übertragen." Bis weit in unser Jahrhundert hinein betrachtete man aus dem Blickwinkel einer politischen Geschichtsschreibung das Jahr 987, mit dem die neue Herrscherdynastie der KAPETINGER einsetzte, die 32 französische Könige stellen sollte, als einen Wendepunkt. Schon im Mittelalter betonte man demgegenüber aber auch die (politische) Kontinuität in einem solchen Maße, daß man den Begründer der neuen Dynastie, Hugo Capet, gelegentlich sogar zu einen KAROLINGER und legitimen Erben machte. Beides ist historisch natürlich nicht haltbar. Falls Hugos Regierunsgzeit eine Wendezeit war, dann kaum aus dynastischen, sondern eher aus sozialgeschichtlichen Gründen. Wenn gerade heute wieder eine Reihe vornehmlich französischer Historiker für eine Wende der gesamten Sozialstruktur um die Jahrtausendwende eintritt, so beruht das bislang allerdings eher auf regionalen Studien und ist zur Zeit noch in der Diskussion.
    Hugo selbst erntete lange Zeit kein Lob. Ferdinand Lot sah in ihm einen mittelmäßig begabten, schwachen und unsicheren Menschen, der nichts tat, ohne um Rat zu fragen, und dessen Vorsicht zur Kleingeistigkeit verkümmerte. Und noch 1980 meinte Elizabeth Hallam: "Der erste KAPETINGER taucht als eine ganz unbedeutende Figur auf." Erst die umfangreiche Literatur zum 1000-jährigen Jubiläum der Krönung (1987) hat hier manches korrigiert und ein angemesseneres Bild des ersten KAPETINGERS entworfen. Als Hugo Capet bald nach dem frühen Tod des letzten regierenden KAROLINGERS, Ludwig V., wohl am 29. Mai 987 in Senlis zum König gewählt, am 1. Juni in Noyon gekrönt und am 3. Juli in Reims (oder in Noyon) von Erzbischof Adalbero von Reims geweiht wurde, hatte man tatsächlich, wenig überraschend, den mächtigsten weltlichen Fürsten des westfränkisch-französischen Reichs, den Herzog von Franzien, zum neuen Herrscher gemacht, der schon zuvor die Politik maßgeblich mitbestimmt hatte. Die Thronerhebung Hugo Capets ist daher zu Recht als "logische Konsequenz seiner seit langem erworbenen, politischen Vorrangstellung" gedeutet worden (Y. Sassier 314).
    Der Sinn einer Kurzbiographie im Rahmen eines Sammelbandes kann nicht darin bestehen, die Ereignisse der Regierungszeit, die in jedem Handbuch nachzulesen sind, nachzuerzählen. Andererseits macht es der Quellenlage des früheren Mittelalters unmöglich, eine anschauliche Persönlichkeitsschilderung zu entwerfen oder gar psychologisierend zu deuten. Im folgenden kann daher nur versucht werden, aus den Handlungen und wenigen Äußerungen Hugo Capets und nicht zuletzt aus dem Bild, das die zeitgenössischen Quellen von ihm entwerfen, nach den Absichten und Richtlinien seiner Politik sowie nach deren Rezeption zu fragen und beides in die strukturellen und ideologischen Rahmenbedingungen und Zeitumstände einzuordnen.
    Hugo entstammte der fränkischen Familie der ROBERTINER, deren Mitglieder, vielleicht ursprünglich in der Gegend um Worms beheimatet, im frühen 9. Jahrhundert Grafen von Angers (Robert der Tapfere) und dann Grafen von Paris (Odo) wurden und seither die führende Stellung in Neustrien (dem Gebiet nördlich der Loire), der Kernregion des französischen Königtums, bekleideten. Mit Odo (888-898) und Robert (922-923) hatten sie bereits früher zwei Könige des W-Frankenreichs gestellt. Hugos Vater, Herzog Hugo Magnus, bekleidete in seinem Fürstentum eine königsgleiche Stellung, die auch in seiner Heirat mit Hadwig, einer Schwester des ostfränkischen Königs OTTO I., zum Ausdruck kam. Die Nachfolge im Herzogtum hatte der zwischen 939 und 941 geborene Hugo - den Beinamen "Capet", dessen Bedeutung strittig ist, erhielt er erst im 12. Jahrhundert -, nicht schon beim Tod des Vaters (956), sondern erst vier Jahre später, vom König investiert, angetreten. Die Namensgleichheit mit dem Vater deutet an, daß er von vornherein zu dieser Stellung ausersehen war; sein Bruder Otto wurde Herzog von Burgund. Abgesehen von einer kurzen Entfremdung zwischen Hugound König Lothar in dessen Streit mit dem O-Reich (OTTO II.) war Hugo stets königstreu und einer der ersten gewesen, die Lothar den Treueid geschworen hatten (Richer von St-Remi 3,13). Nach dessen Tod im Februar 986 war die Nachfolge Ludwigs V. unstrittig; Hugo wurde gar zu dessen Ratgeber bestimmt, "da ein Jüngling durch die Klugheit und Tugend eines solchen Fürsten geformt werden mußte" (Richer 4,1). Als es über der Haltung zum O-Reich jedoch zu einer Entfremdung des jungen Königs mit seiner Mutter Emma und den führenden Bischöfen, voran Adalbero von Reims, kam, stand Hugo auf seiten dieser Fürsten.
    Nach Ludwigs unerwartet frühem und söhnelosen Tod infolge eines Jagdunfalls schien Hugos Nachfolge daher nur folgerichtig, und Hugo selbst betonte in einem Antwortschreiben an den Markgrafen von Barcelona, Borell, daß ihm "das Reich dank der zuvorkommenden Barmherzigkeit Gottes äußerst friedlich zugefallen" sei (Gerbert von Reims, ep. 112); doch ganz so einfach lagen die Dinge wohl nicht. Hugos gut neunjährige Regierungsgzeit war vor allem von zwei miteinander verwobenen Entwicklungen bestimmt: der Auseinandersetzung mit Herzog Karl von Nieder-Lothringen um die Thronfolge und dem Nachfolgestreit im Erzbistum Reims. Die KAROLINGER waren nämlich keineswegs ausgestorben, sondern Karl, Bruder König Lothars und damit Oheim Ludwigs V., der früher von der Nachfolge ausgeschlossen worden war, machte nun erbrechtliche Ansprüche geltend und fand dafür wohl auch einen nicht unbeträchtlichen Anhang. Hugos Herrschaft war folglich keineswegs gesichert, und einigen späteren Geschichtsschreibern (wie dem Chronisten von Sens im 11. und Sigebert von Gembloux oder Hugo von Fleury im 12. Jahrhundert) galt Hugo als ein von einer Adelsopposition erhobener Usurpator. Der aquitanische Chronist Ademar von Chabannes glaubte in der jüngsten Fassung seiner Chronik, daß die Franken Karl verlassen und Hugo gewählt hätten. Damit stellte sich die Legitimitätsfrage, und es ist auffällig, daß der wichtigste und ausführlichste Zeitzeuge, der Mönch Richer aus dem Kloster St-Remi bei Reims, dem Erzbischof Adalbero eine lange Rechtfertigung von Hugos Königtum und ein ausführliches Abwehren der Ansprüche Karls in den Mund legte. Formal schien allerdings alles korrekt: Hugo wurde von den Großen gewählt, wie es der Mönch Abbo von Fleury bald darauf im Rahmen seiner politischen Theorie als rechtmäßig fordern sollte, und Erzbischof Adalbero selbst betonte später in einem Brief an Karl, daß es sich hier um einen öffentlichen, nicht um einen "privaten" (familiären) Vorgang handelte (Gerbert von Reims, ep. 122). Ein Erbrecht, so betonte Adalbero, gebe es nicht. Hugos Wahl erfolgte ausgesprochen schnell, wahrscheinlich schon eine Woche nach Ludwigs Tod, wenngleich nicht ganz spontan. Die noch von Ludwig einberufene Versammlung in Compiegne, deren Vorsitz Hugo ohnehin übernahm und die den Erzbischof Adalbero vom Vorwurf des Paktierens mit dem deutschen König freisprach, vertagte sich nämlich noch einmal, weil nicht alle Großen anwesend waren. In Senlis suchte Adalbero, der maßgeblichen Einfluß auf die Wahl nahm, Karls Ansprüche dann mit Erfolg und mit Argumenten zu entkräften, die bezeichnenderweise nicht rechtlicher Natur waren, indem er nämlich auf mangelnde Klugheit, eine - angeblich - unstandesgemäße Heirat mit der Tochter eines Vasallen (Hugos) und vor allem auf die Tatsache hinwies, daß Karl als Herzog von Nieder-Lothringen Lehnsmann des deutschen Königs war. Das war ein gewichtiges Argument in einer Zeit, in der man sich der Eigenständigkeit und der Abgrenzung vom Imperium bewußt wurde, bedeutete aber auch eine Abkehr Adalberos von seiner früheren, ottonenfreundlichen Politik. Die Wahl Hugos empfahl Adalbero, weil dessen Tatkraft (actus), Adel (nobilitas) und Macht (copia) für ihn sprächen (Richer 4,11) und verschob damit die Kriterien. Sein Wahlvorschlag fand breite Zustimmung, so daß Hugo nach Richer (4, 12) einstimmig gewählt wurde. Er war letztlich jedoch von einem Adel erhoben, an dessen Spitze er selbst stand, und in einer Situation, in der ein Eingreifen des O-Reiches wegen der Minderjährigkeitsregierung OTTOS III. nicht zu befürchten war (Schneidmüller 170). Hugos Weihe aber folgte vermutlich den erhaltenen, einander recht ähnlichen Krönungsordines, die die sakrale Würde des Königtums betonten.
    Schwieriger gestaltet sich die Frage der Legitimität Hugos unter den zuletzt schon angedeuteten ideologischen Gesichtspunkten, war doch die KAROLINGER-Herrschaft an sich unbestritten gewesen. (Nach Richer 4, 28 soll Hugo sogar selbst geäußert haben, daß er sich einem legitimen KAROLINGER - nämlich einem unmittelbaren Nachkommen Ludwigs V. - jederzeit gebeugt hätte.) Die früheren ROBERTINER-Könige, auf die die neuere Forschung so gerne hinweist, sind kaum als triftiges Argument für Hugos Königtum anzusehen; Gerbert von Reims erblickt in ihnen im Rückblick lediglich interreges, königliche Statthalter (ep. 164), und es ist auffällig, daß sich die Zeitgenossen tatsächlich nirgends darauf beriefen, daß Hugo bereits einem Königsgeschlecht entstammte. Ihnen war allein seine Eignung wichtig, galt Ludwig V. einem Klosterchronisten aus Sens doch als der König, "der nichts gemacht hat" (womit der nichts Geschichtswürdiges meinte). In einem Brief an Bischof Adalbero von laon hatte Erzbischof Adalbero von Reims bereits 985 geschrieben, König Lothar sei eigentlich "nur dem Titel nach König von Frankreich, Hugo [als Herzog] hingegen zwar nicht vom Titel her, wohl aber gemäß Handlung und Tatkraft" (ep. 48); auch Kaiser OTTO II. wisse, so Richer (3, 83), daß Hugo mächtiger sei als der König.
    Gleichwohl suchte Hugo nach seiner Wahl sein Königtum auffällig eng an die karolingische Tradition anzuschließen. Form und Inhalt seiner Urkunden zeugen davon. Sein Titel variierte, doch nannte er sich, mit dem seit Karl dem Einfältigen üblichen Königstitel, meist Francorum rex, und auch der Monogrammtyp blieb erhalten. Immer wieder betonte Hugo in seinen Urkunden, daß er dem mos praedecessorum nostrorum, der Gewohnheit der Vorgänger, der fränkischen Könige und Kaiser, folge oder daß er bestätigen wolle, "was unsere Vorgänger, die fränkischen Könige, durch die Ausstellung einer Urkunde bekräftigt haben" (Urk. Nr. 4). Die überwiegende Mehrzahl seiner Diplome bestand aus solchen Bestätigungen früherer Verleihungen an Kirchen, "denn es war stets Sitte und Gewohnheit der Könige, unserer Vorgänger, die Kirchen Gottes zu erhöhen" (Urk. Nr. 11). Der konsequente Rückbezug auf die karolingischen Vorgänger und auf das karolingische Herrschaftsverständnis schuf eine Kontinuität des königlichen Selbstverständnisses und der Herrschaftspraxis über den Dynastiewechsel hinweg, ja Hugo entlieh seine Legitimität geradezu aus der karolingischen Tradition, während er gleichzeitig sehr bald die Errichtung einer eigenen Dynastie anstrebte, indem er seinen vielleicht 15-jährigen Sohn Robert noch in seinem ersten Königsjahr, Ende Dezember 987, in Orleans zum Mitkönig erhob. Mag das augenblicklich mit der bedrohlichen Situation an den Grenzen gerechtfertigt worden sein - erst dieses Argument soll nach Richer Adalberos Widerstand gegen zwei gleichzeitig regierende Könige gebrochen haben (4, 12f.) -, so wurde hier tatsächlich, und offenbar gezielt, die dynastische Erbfolge vorbereitet. Diese Königserhebung hatte ihrerseits nicht nur ottonisch-byzantinische, sondern auch karolingisch-westfränkische Vorbilder, denn Ähnliches hatte Lothar mit seinem Sohn Ludwig veranstaltet (Richer 3,91). Spätestens seit 992 nahm Robert, der consors regni, selbständig königliche Handlungen vor.
    Hugos Herrschaft war damit noch keineswegs gesichert, denn Karl von Nieder-Lothringen war nicht völlig erfolglos; er nahm Laon und Reims ein und band damit die sonstigen Aktivitäten Hugos, der Laon vergeblich belagerte. Die Bedeutung des jungen Königtums wird in den Quellen anscheinend erst im nachhinein stärker verharmlost, als es der augenblicklichen Situtaion entsprach. Hugos Herrschaft war auch nicht so unumstritten, wie Richer es hinstellte, denn der König mußte um seine Anhänger werben, wobei viele wahrscheinlich unentschlossen blieben. In einem Brief fordert er den Erzbischof von Sens im September oder Oktober 987 auf, ihm endlich den Treueid zu leisten (Gerbert, ep. 107). Karl wurde schließlich auch nicht im Kampf aufgrund einer etwaigen Übermacht des Königs überwunden, sondern - und das ist bezeichnend - 991 durch eine List Bischof Adalberos von Laon gefangengenommen und in Orleans eingekerkert, wo er bald darauf verstarb. Sein Sohn Otto wurde Herzog von Nieder-Lothringen, spielte im Westen aber keine politische Rolle mehr.
    Kennzeichnend für die unsicheren Zustände sind auch die Auseinandersetzungen um das Erzbistum Reims, das einen kirchlichen (und politischen) Vorrang in Frankreich ausübte. Wahrscheinlich in der Hoffnung auf Aussöhnung und weitere Annäherung an die KAROLINGER hatte Hugo als Nachfolger Adalberos hier nicht den designierten Domscholaster Gerbert von Aurillac, den wohl gtrößten abendländischen Gelehrten seiner Zeit, der später als Silvester II. Papst wurde, sondern Arnulf, einen unehelichen KAROLINGER eingesetzt, nachdem dieser ihm Treue geschworen hatte. (Gerbert ging daraufhin, doch nur für kurze Zeit, ins Lager Karls über.) Arnulf aber unterstützte bald, wenngleich nicht ganz offen, Karl. Erst nach dessen Sturz 991 hielt die Synode von St-Basle in Verzy (bei Reims), deren Akten erhalten sind, Gericht über Arnulf und setzte ihn zugunsten Gerberts ab, rief damit aber eine lange Krise hervor. Diese Entscheidung stieß nämlich auf den Widerstand sowohl des Reformmönchtums, dessen Wortführer Abbo von Fleury wurde, wie des Papstes, Johannes XV., der im Zusammenwirken mit dem deutschen Episkopat auf der Synode von Mouzon Anfang Juni 995 Gerbert bis zu einer endgültigen Entscheidung von seinem Amt suspendierte. Diese bleib jedoch aus, und eine Lösung zugunsten Arnulfs wurde erst unter Hugos Sohn und Nachfolger Robert erreicht, der dem Reformmönchtum nahestand. Hugo, der in einem Brief an den Papst zunächst noch beteuert hatte, nicht gegen dessen Entscheidungen angehen zu wollen (Gerbert, ep. 188), war es zeitlebens immerhin gelungen, seinen Kurs zu verteidigen.
    Die Krisen und Geschenisse der Regierungszeit lenken den Blick auf das Verhältnis Hugo Capets zu den Fürsten, auf deren Anhängerschaft er angewiesen war. Das 10. und frühe 11. Jahrhundert war ein Zeitalter des verfassungsgeschichtlichen Wandels in W-Franken/Frankreich. Hatten sich zunächst allenthalben Fürstentümer ausgebildet, deren Herren in ihrem Herrschaftsgebiet eine königsgleiche Stellung bekleideten, so entstanden infolge einer strikteren inneren Organisation und eines verstärkten Burgenbaus bald neue, starke Zwischengewalten in den Kastellanen, die von ihren Burgen aus die Herrschaft über die abhängige Landbevölkerung intensivierten und deren Verwaltungsbezirke immer mehr an die Stelle der alten Grafschaften traten. Man hat deshalb von einer "Atomisierung der Macht" gesprochen (Y. Sassier 290) und die Zeit um 1000 als ein "tragisches Schlüsselmoment in der Geschichte der Landgesellschaft" bezeichnet (Bommassie, in: Royaute 129). Im Kampf um die Herrschaft befehdeten sich aber auch die Herren untereinander. Im Süden Frankreichs suchten die auf kirchlichen Synoden im Einklang mit den weltlichen Fürsten verkündeten "Gottesfrieden" gerade in dieser Zeit Abhilfe zu schaffen und bedrohten Friedensbrecher mit dem Bann. Eine Ausweitung dieser Bewegung nach Norden fand erst unter Robert II. statt.
    Solchen Entwicklungen mußte Hugo Rechnung tragen. Auch als König hielt er sich (mit Ausnahme Compiegnes) mit Vorliebe in den vormals herzoglichen Pfalzen auf. Der französische König war, längst vor Hugo Capet, im wesentlichen auf die Krondomäne beschränkt, die den robertinischen Herrschaftsraum an Loire und Seine (mit den Stützpunkten Orleans, Paris, Senlis) und das karolingische Kerngebiet östlich davon (mit Compiegne, Laon, Reims) umfaßte, jedoch nicht als ein geschlossenes Territorium, sondern als ein Gebiet besonders intensiver Herrschaftsrechte aufzufassen ist: Hier verfügte der Herrscher über Grafschaften, Pfalzen, Grundherrschaften, zahlreiche Kirchen und Klöster, Vasallen, Abgaben, Zölle, Märkte und Gerichtsrechte, aber auch über die Bistümer (vor allem der Kirchenprovinzen Reims und Sens), während ihm außerhalb der Krondomäne nur wenige Kirchen unterstanden und die weltlichen Fürsten - in Ansätzen - nur lose vasallitisch an den Herrscher gebunden waren. Teilnehmer der vom König einberufenen Synoden sowie Empfänger, Intervenienten und Zeugen in Urkunden vermitteln einen konkreten Einblick in die Anhängerschaft und den Einflußbereich Hugo Capets und bestätigen dieses Bild. Auch darin ist eine Kontinuität zu den KAROLINGERN festzustellen. Die Kirchen der Krondomäne spielten eine wichtige Rolle im Reich Hugo Capets und im Königsdienst. Allein aus dem engeren Herrschaftsbereich Hugos sind aus seiner kurzen Regierunsgzeit immerhin acht Synoden bekannt, die üblicherweise vom König selbst einberufen wurden. Ansonsten scheint Hugo, den von Gerbert überlieferten Synodalakten zufolge, die Reden und Entscheidungen auf der Synode von St-Basle den kirchlichen Teilnehmern überlassen zu haben und trat erst bei der Vollstreckung des Urteils wieder in Erscheinung. Hingegen führte König Robert auf der Synode von Chelles den Vorsitz (Richer 4,89). Auch hier bekräftigte man die Unabhängigkeit des gallischen Episkopats vom Papst. Die Mehrzahl der Bischöfe stand hinter dem König, und es ist bezeichnend, daß der französische Episkopat, von Gerbert abgesehen, geschlossen die vom päpstlichen Legaten anberaumte Synode von Mouzon boykottierte, die über die Reimser Vorgänge entscheiden sollte. Nach Richer (4, 99) hatte Hugo den Bischöfen die Teilnahme verboten, begründete sein Fehlen seinerseits aber umgekehrt mit deren Abwesenheit.
    Kirchen bzw. vor allem Klöster waren auch die Empfänger der insgesamt wenig zahlreichen (17) erhaltenen, sämtlich im engrern Umkreis Hugos (Compiegne und Paris, Senlis und Saint-Denis) ausgestellten Königsurkunden. Deren Auswertung bleibt allerdings so lange fragwürdig, wie eine kritiasche Edition fehlt. Die den ROBERTINERN eng verbundenen Klöster St-Vincent in Laon und St-Martin in Tours gehörten zu den ersten Urkundenempfängern. Die Arengen machen eine solche Förderung explizit: "Wenn wir die Forderungen der an etlichen Orten für Gott Streitenden vernehmen und zustimmend entgegennehmen und, indem wir ihnen das Notwendige bereitstellen, der Gewohnheit unserer Vorgänger, der fränkischen Kaiser und Könige, folgen und jenen, von göttlicher Leidenschaft berührt, etwas übertragen oder das Angesammelte durch unsere Verfügungen bestätigen, so wird das ohne jeden Zweifel dem Gewinn der ewigen Seligkeit ebenso nützen wie dem festen Bestand der uns von Gotte übertragenen Regierung" (Urkunde Nr. 2). Wenngleich für Abfassung und Wortlaut die königlichen Notare verantwortlich zeichnen, spricht aus solchen Äußerungen durchaus das königliche Selbstverständnis. Hugo empfand sein Königtum - traditionell - als ein von Gott übertragenes Amt, die Kirchenförderung als eine königliche Pflicht: "Wenn wir für die Zuträglichkeiten der dem Gottesdienst geweihten Orte und ihre Notwendigkeiten der dort lebenden Gottesdiener Mittel unserer Erhabenheit aufwenden, so versehen wir unser königliches Amt, und wir zweifeln nicht, dadurch die ewige Seligkeit zu erlangen" (Urk. Nr. 5). Nach Richer (4, 37) berief sich Hugo auf das Glück (Fortuna) und den göttlichen Rückhalt. Aus seinen Arengen spricht eine Gottesfürchtigkeit, die doch stets in politischer Ausrichtung auf sein Reich bezogen blieb und damit erneut seine politisch-religiöse Auffassung vom Königtum widerspiegelt: "Denn wir wissen, daß wir zu nichts anderem auf den Gipfel des Königsamtes erhoben wurden, als dazu, um, ohne Entgelt von Gott geehrt, ohne Entgelt überall seine Ehre vermehren zu können und sie zu preisen uns zu bemühen" (Urk. Nr. 2). Das gewohntermaßen als Gegenleistung erbetene Gebetsgedächtnis richtete sich durchweg auf den König selbst, seine Gemahlin und seinen Sohn, einmal (Urk. Nr. 8) auch auf seine Vorfahren, aber auch auf den Zustand (Urk. Nr. 6) oder die Stabilität des von Gott verliehenen Reiches (Urk. Nr. 5). Die konkreten Aufgaben erblickten Hugo und sein Sohn Robert darin, "die Reichsrechte genau zu prüfen, alles Schädliche zu beseitigen, alles Nützliche zu verbreiten" (Urk. Nr. 10). Solche Ansprüche mögen einer faktischen "Ohnmacht des Reiches" (Y. Sassier 285) widersprechen, sie zeugen aber von den königlichen Absichten. Wenn Hugo fast nur ältere Recht bestätigte und kaum neue Verleihungen und Schenkungen vornahm, so mag man das zudem als Absicht werten, seine Rechte zusammenzuhalten. Er bestätigte nicht nur königliche Schenkungen, sondern auch solche von anderer Seite (typisch sind Globalbestätigungen des gesamten Besitzes) und verriet darin eine ebenso pragmatische Auffassung vom Königtum wie in der mehrfachen Betonung des Königsschutzes, der fortan jeden Schaden abwenden sollte.
    In der Praxis war Hugo auf die Zustimmung der Großen angewiesen, und es ist bezeichnend, daß sich seine Urkunden durchweg "an alle er heiligen Kirche Gottes und unsere Getreuen" richteten, die auch intervenierten und den Vorgang bezeugten. Wenn ein erhaltener Krönungseid sich, wie vermutet wird, auf Hugo Capet bezieht, kommt er einem Wahlversprechen gleich, das den Kirchen ebenso wie dem Volk Recht und Gerechtigkeit sowie königlichen Schutz zusagte. "Wir wollen die königliche Macht in nichts mißbrauchen und ordnen alle Staatsgeschäfte nach dem Rat und Spruch unserer Getreuen", schrieb Hugo wenige Monate nach seiner Wahl an Erzbischof Seguin von Sens (Gerbert, ep. 107), und in einer von Richer (3, 82) dem König zugeschriebenen Rede beteuerte dieser, auf den Rat der Getreuen hören zu wollen. Fideles, Getreue, war keine leere Worthülse, Hugo forderte vielmehr immer wieder Treue (fides) von seinen Untertanen: Siguin wurde ebenso zur Treue (und damit zum Treueid) aufgefordert wie der Markgraf Borrell. "Weil ich mich euch gegenüber als treu erwiesen haben, sollt auch ihr mir nicht treulos werden!, soll Hugo den Bürgern von Reims entgegengehalten haben (Richer 4,26), und Arnulf wurde zum Erzbischof erhoben, nachdem er versprochen hatte, Treue zu halten (4, 27). Man könnte folgern, daß Hugos gesamtes Regierunsgssystem auf der fidelitas, der - quasi vasallitischen - Treuebindung der Großen, beruhte.
    Im engeren Herrschaftsgebiet war Hugo anerkannt. Die Zeugenliste einer Urkunde für Corbie von 988 beweist, daß er nun auch über den vormals karolingischen Herrschaftsbereich verfügte. Durch die Auflösung des Herzogtums wurden die einstigen Vasallen aber zu königsunmittelbaren Fürsten mit selbständigerer Stellung; Graf Odo von Blois etwa betrieb eine eigenständige, letztlich sogar gegen den König gerichteten Politik. Hugo wurde in dessen Fehde mit dem Markgrafen Fulco Nerra hineingezogen und erzwang einen Waffenstillstand. Rodulf Glaber wollte im nachhinein sogar wissen, daß viele Große rebellierten. Letztlich sei, wie man gemeint hat, aus einem starken Herzog ein schwacher König geworden (K. F. Werner).
    Außerhalb der Krondomäne besaß Hugo keine konkreten Rechte mehr, wenngleich er als König anerkannt war. Nach Ober-Lothringen bestanden Verbindungen über Hugos Neffen, den Bischof Adalbero von Metz und den Herzog Dietrich I. Die Hochzeit Roberts II. mit der Witwe des Grafen von Flandern sollte Hugos Kontakte nach Norden erweitern, doch der junge König verstieß seine Frau. Durch Hugos Gemahlin Adelheid, eine Tochter des Herzogs Wilhelm (Werghaupt) von Aquitanien, die er "Gefährtin und Teilhaberin unserers Königtums" nannte (Gerbert, ep. 120), bestand zunächst eine entspanntes Verhältnis zu deren Bruder, Herzog Wilhelm (Eisenarm), der ansonsten aber völlig selbständig in Aquitanien herrschte und mit 32 erhaltenen Urkunden die königliche Urkundentätigkeit weit übertraf! Doch wie schon Lothar in Aquitanien anfangs nicht anerkannt wurde (Richer 3,3), mußte auch Hugo sein Königtum hier anscheinend erst durchsetzen, denn gleich zu Beginn seiner Regierunsgzeit wollte er ein Heer nach Aquitanien schicken (Gerbert, ep. 112). Die Haltung der Aquitanier gegenüber Hugo schien zu schwanken, wie die verschiedenen Fassungen der Chronik Ademars von Chabannes nahelegen. Wie wenig seine Amtsgewalt hier aber bewirkte, mag eine Anektode veranschaulichen, die ein späterer Abschreiber dieser Chronik einfügte und die, auch wenn sie in dieser Form erfunden ist, gleichwohl charakteristisch scheint: Wer hat dich wohl zum Grafen gemacht?" soll Hugo den Grafen Aldebert von Perigueux bei der Belagerung von Tours vorwurfsvoll gefragt haben, worauf jener antwortet: "Wer hat denn dich zum König gemacht?" (Ademar 34). War Hugos tatsächlicher Einflußbereich auch begrenzt, so beanspruchte er dennoch stets die Herrschaft über ganz W-Franken/Frankreich (die "Gallia", wie Richer sagt): Die Wahl machte ihn zum König über "Gallier", Bretonen, "Dänen" (= Normannen), Aquitanier, Goten, Spanier und Wasconen (Richer 4,12) und in einer Urkunde für das Martinskloster in Tours (Nr. 2) bestätigte Hugo den gesamten Klosterbeseitz "in Austrien, Neustrien, Burgund, Aquitanien und den übrigen Teilen unseres Reiches".
    Ein entscheidender Gesichtspunkt der Regierungszeit Hugos war das Verhältnis zum ostfränkisch-deutschen Reich und damit zum Kaiserhaus, dem der KAPETINGER über seine Mutter verwandtschaftlich verbunden war. Dennoch dachte man kaum mehr an die Existenz des Großfränkischen Reiches zurück, sondern unterhielt gleichsam zwischenstaatliche Beziehungen. Der westfränkische Anspruch auf Lothringen war hingegen keineswegs aufgegeben. Schon unter Lothar war es zu Auseinandersetzungen mit Kaiser OTTO II. gekommen. Stand Hugo als Herzog in diesem Streit auch auf seiten OTTOS, so rettete ihn nach Richer (3, 83) doch ein Bischof davor, in Rom als Schwertträger des Kaisers zu fungieren. Frankreich trat, auch in seinem Selbstbewußtsein, neben das Reich. Als König suchte Hugo zunächst noch den Beistand des ottonischen Königshofes gegen Karl zu gewinnen und bat die Regentin, die Kaiserin Theophanu, in Briefen um "Gemeinschaft und Freundschaft" societas et amicitia (Gerbert, ep. 120), Elemente, in denen er gleichsam die Grundlagen zwischenstaatlicher Beziehunegn erblickte. Nach Karls Ausschaltung aber wurde er deutlicher. Hugo und Robert lehnten es ab, sich dem Urteil von Bischöfen aus dem Osten (auf der Synode von Mouzon) zu unterwerfen. Gerbert von Reims nannte seine Herrscher in einem Brief gar serenissimi augusti domini nostri und erhob sie damit begrifflich zu kaiserlicher Würde (ep. 171); Hugo selbst sprach in seinen Urkunden ebenfalls von "unserem Imperium" (Urk. Nr.10) und betonte, daß er über verschieden Königreiche verfügte (Urk. Nr. 4). Allenthalben ist eine eifersüchtige Abgrenzung vom Reich zu bemerken (die sich auch darin zeigt, daß ein Lehsnmann der OTTONEN-Könige als westfränkischer Herrscher nicht mehr in Frage kam). Zumindest aus einer längerfristigen Perspektive war die Wahl von 987 daher, wie man gemeint hat, keine antikarolingische, sondern eine antiostfränkische Entscheidung (B. Schneidmüller 177). Im Wunsch nach Gleichstellung aber orientierte man sich am ostfränkischen Kaisertum. Am deutlichsten wird dies in einem Brief Hugos an die byzantinischen Kaiser Basilius und Konstantin, in dem er - wiederum - um Freundschaft (amicitia) und Gemeinschaft (societas) warb und eine oströmische Prinzessin für seinen Sohn erbat, da es in den Nachbarreichen keine standesgemäße Frau gebe (ep. 111)! Auch wenn dieser Brief, wie man annimmt, nie abgeschickt wurde, läßt er zumindest die ideologischeen Ansprüche erkennen, die das werdende Frankreich in dieser Zeit entwickelte. Gerade zu diesem Zweck mußte Hugo seine Herrschaft aber in die fränkische Tradition stellen.
    Aus solchen Entwicklungen, Anschauungen und Tendenzen abschließend Hugos Persönlichkeit und Leistung zu beurteilen, ist nicht leicht. Sonderlich gebildet war Hugo, der die lateinische Sprache nicht oder nicht genügend verstand, anscheinend nicht, denn bei seinem Treffen mit OTTO II. in Rom benötigte er einen Bischof als Übersetzer (Richer 3, 85). Der König war absorbiert von den Schwierigkeiten seiner Regierungszeit und machtlos gegenüber den um sich greifenden Strukturveränderungen, jedoch stets bemüht, seine Ansprüche zu betonen, den Rückhalt der Großen zu gewinnen, seine Herrschaft gegenüber allen Bedrohungen zu verteidigen und dem Reich Kontinuität und politisches Selbstbewußtsein zu verleihen. Diplomatische Mittel zog er kriegerischen Auseinandersetzungen vor. Seine Selbstäußerungen zeugen von einer zeitgemäßen Religiosität, doch stellte er darüber konkrete politische Ansprüche nicht hinter (reform-)kirchlichen Forderungen zurück. Sosehr er auch die karolingische Tradition weiterführte, hielt er doch nicht minder am Familienbewußtsein der ROBERTINER fest und ließ sich nicht wie die späten KAROLINGER, in St-Remi, sondern, wie sein Vater, in St-Denis beisetzen, der alten westfränkisch-karolingischen Grablege des 9. Jahrhunderts, in der schon KARL DER KAHLE, Ludwig III. und Karlmann, aber auch der ROBERTINER Odo bestattet lagen: Sein Familiensinn verband sich hier symbolisch mit einer Rückkehr zu den alten karolingischen Traditionen.
    Die Thronerhebung Hugos beendete die Rivalität wie auch das Gleichgewicht zwischen KAROLINGERN und ROBERTINERN als führenden Familien N-Frankreichs. Einen Bruch bedeutete Hugos Regierung nach einhelliger neuerer Ansicht nicht, sein Regierungsstil gilt gleichsam als "karolingische Verlängerung" (J.-F. Lemarignier 37). Der konstitutionelle und gesellschaftliche Strukturwandel seiner Epoche aber konzentrierte sich weder auf seine Regierunsgzeit, noch war er gar durch den König selbst bewirkt oder beeinflußt, doch war Hugo in mancherlei Hinsicht zumindest ein Herrscher in einer Phase des Umbruchs. Das prägte seine Zeit und sein Handeln, das von solchen Voraussetzungen her zu beurteilen ist.

    Denier aus Beauvais, unter Hugo Capet geprägt

    Denier aus Beauvais, unter Hugo Capet geprägt

    Hugo heiratete von Poitou, Adelheid in 969. Adelheid wurde geboren in 950/955; gestorben in 1004. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 73. von Frankreich, Robert II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 20 Jul 972 in Orléans [45000],Loiret,Centre-Val de Loire,Frankreich; gestorben am 20 Jul 1031 in Melun [77000],Seine-et-Marne,Île-de-France,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich.
    2. 74. von Frankreich, Adelheid  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 973.
    3. 75. von Frankreich, Hadwig  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 975/980; gestorben nach 1013.
    4. 76. von Frankreich, Gisela  Graphische Anzeige der Nachkommen

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 77. von Fleury, Gozelin  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben am 8 Mrz 1030 in Châtillon-sur-Loire [45360],Département Loiret,Centre-Val de Loire,Frankreich.

  28. 46.  von Franzien, Beatrixvon Franzien, Beatrix Graphische Anzeige der Nachkommen (17.Hadwig3, 6.Heinrich2, 1.Hadwig1) wurde geboren in 938; gestorben nach 987.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Oberlothringen; Herzogin von Oberlothringen

    Notizen:

    Beatrix von Franzien
    Herzogin von Ober-Lothringen
    938-23.9. nach 987
    Älteste Tochter des Herzogs Hugo der Große von Franzien aus dem Hause der ROBERTINER aus seiner 3. Ehe mit der Hadwig von Sachsen, Tochter von König HEINRICH I.
    Nichte von Kaiser OTTO I., Cousine von König Lothar von Frankreich und Schwester König Hugo Capets

    Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 1745

    Beatrix von Franzien, Herzogin von Ober-Lothringen
    * um 939/40 + 19.1. (wohl kurz vor 1000)

    Sie war die Tochter Hugos des Großen, dux Francorum im Königreich W-Franken, und der Hedwig (Hathui) von Sachsen, Schwester Hugo Capets und Nichte OTTOS I., 951 mit Graf Friedrich (seit 959 als Friedrich I. Herzog von Ober-Lothringen) verlobt.

    Kinder:
    Heinrich
    Dietrich
    Adalbero

    Beatrix brachte ihrem Gatten unter anderem die lothringischen Güter der französischen Abtei St. Denis in die Ehe. Zu Lebzeiten Herzog Friedrichs kaum hervorgetreten, übernahm sie nach dessen Tod (978) die Vormundschaft für den minderjährigen Dietrich I. und führte als "dux" von Lothringen die Regentschaft. Nach dem Tod OTTOS II. ergriff sie entschieden die Partei der Kaiserinnen Adelheid und Theophanu und unterstützte die Kandidatur des minderjährigen OTTO III. 983-985 gegen Heinrich den Zänker, Herzog von Bayern, und Lothar, König von Frankreich. Als Gegenleistung erhielt sie für ihren Sohn Adalbero II. das Bistum Verdun, sorgte jedoch bei Kaiserin Adelheid für seine baldige Transferierung auf den Bischofssitz von Metz (September 984). Zwischen 985 und 987 entfaltete Beatrix eine bedeutende diplomatische Aktivität gegenüber Frankreich und dem Imperium und erhielt mehrere Briefe von Gerbert von Auriallac.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 476, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VIII. Generation 10-15

    Die Kinder Hugos des Großen fehlen bei Brandenburg, da er die Historizität von Roberts Ehe mit Beatrix aus dem Hause der HERIBERTINER (siehe oben IV, 4) nicht erkannt hat. Aus ihr ging Hugo der Große und über ihn die kapetingische Königsdynastie hervor. Für die Daten Hugo Capets und seiner Geschwister verweise ich, soweit nicht ausdrücklich anders vermerkt wird, auf die beiden Werke von F. Lot, Les Derniers Carolingiens, Paria 1891, und Etudes sur le regne de Hugues Capet, Paris 1903 (vgl. dort im Register zu den einzelnen Namen).
    Zu Beatrix und ihrer politischen Tätigkeit in Ober-Lothringen, das sie nach dem Tode des Gemahls regierte, vgl. auch Uhlirz (Register). 987 zuletzt erwähnt, starb sie an einem 23. September. Das entnehme ich dem Nekrolog von S.-Denis, HF Obituaires I, 1, 327, wo zu den 9. Kal. des Oktober steht: Beatrix, soror Hugonitor (sic). Der Kopist hat hier die Abkürzung für regis Francorum offenbar nicht mehr verstanden.
    Hugos Schwester Emma heiratete 960, wie wir durch Flodoard wissen, Herzog Richard I. von Normandie und wird zuletzte in dessen Urkunde von 968 III 18 (ed. Marie Fauroux, Recueil des actes des ducs de Normandie, Caen 1961, nr. 3) erwähnt. Die Ehe blieb jedoch kinderlos; die späteren Herzöge stammen aus Richards zweiter Ehe mit der Dänin Gunnor.
    Zu Brandenburgs Heribert von Auxerre, einem unehelichen Sohn Hugos des Großen, der wie Beatrix einen HERIBERTINER-Namen erhielt, vgl. Gams 502: Er wurde 971 I 8 Bischof und starb 996 VIII 23.

    Glocker Winfried: Seite 288, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    V. 25 BEATRIX
    * c 938, + n 987 am IX 23
    Beatrix 978 bis n 987 Regentin ("dux") in Ober-Lothringen

    954 oo Friedrich I. Graf von Bar, seit 959 Herzog von Ober-Lothringen, + 978 V 18

    Die Belege für die Filiation der Beatrix sind bei Köpke-Dümmler S. 188, Anm. 2, zusammengestellt.
    Der oben gegebene Geburtszeitpunkt ergibt sich aus Beatrix' Verlobungsdatum (951) und dem Zeitansatz für die Eheschließung ihrer Eltern; vgl. dazu Kalckstein, Königthum S. 276.
    Zum Sterbetag vgl. Werner VIII, 10-15.
    Die Belege für Beatrixens Gemahl, Friedrich von Ober-Lothringen, sind bei Renn, Grafenhaus, S. 44-47, zusammengestellt.
    Die Einsetzung Friedrichs zum Herzog von Ober-Lothringen ist bei Flodoard a. 959, S. 147, bezeugt; vgl. auch Nonn, Pagus S. 194-198 (zur Frage der Teilung des Herzogtums Lothringen).
    Beatrix führte nach dem Tode ihres Gatten die Regentschaft für ihren unmündigen Sohn Dietrich.

    Barth Rüdiger E.: Seite 144,153, "Der Herzog in Lothringen im 10. Jahrhundert"

    Im D O II 308, S. 365 bezeichnet OTTO II. Beatrix als noster consanguineus et illustris dux Beatrix nostra consobrina.
    Graf Friedrichs I. Gemahlin Beatrix war die Tochter Hugos von Franzien und OTTOS I. und Bruns Nichte.

    Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Seite 188,284, "Kaiser Otto der Große"

    951
    Der lothringische Graf Friedrich, ein Bruder des Bischofs Adalbero von Metz, mit einer Tochter Hugos verlobt [2 Flodoardi ann. 951: Fredericus, Adalberonis episcopi frater, qui filiam Hugonis principis sibi desponderat, vgl. 954: Fredericus, frater Adalberonis episcopi, Hugonis principis filiam ducit uxorem. In einer Urkunde OTTOS vom 3. Juni 960 erscheint Adalbero una cum germano suo Friderico duce als Fürbitter (Bouquet IX, 385). Über seine Heirat siehe Chronic. S. Michaelis c. 7: Beatricem sororem Hugonis marchionis coniugio sibi sociavit; Constantini V. Adalberonis II c. 1 (SS. IV, 659); Albrici Chronica 958: tres isti sorortem habuerunt Beatricem, de qua Frideruicus dux Mosellanorum genuit ducem Theodericum et fratrem eius Alberonem episcopum (SS. XXIII, 767).], der seinen Sitz zu Bar am Ornain auf dem Boden der Touler Kirche aufgeschlagen, erbaute ohne Erlaubnis des Königs unweit davon, schon auf westfränkischem Gebiete, zu Fains eine Burg, von der aus er Brandschatzung in der Umgebung ausübte.
    956
    Als Erben hinterließ er außer zwei Töchtern, von denen die eine (Beatrix) sich mit dem lothringischen Grafen Friedrich, die andere (Emma) sich später (960) mit dem jungen Normannen-Herzog Richard vermählte, drei Söhne, Hugo, Otto und Heinrich.

    Eickhoff Ekkehard: Seite 84,110,117, "Theophanu und der König"

    Auch die Herzogin Beatrix von Ober-Lothringen, durch ihre Mutter Hadwig eine Cousine des Kaisers, und dessen jüngere Schwester Mathilde, Äbtissin des liudolfingischen Hausklosters Quedlinburg waren über die Alpen zum Hoftag von Verona gekommen.
    Beim Angriff König Lothars auf Lothringen stand auch Herzogin Beatrix, die Schwester des mächtigen Herzogs Hugo von Franzien, die für ihren unmündigen Sohn Dietrich die Herrschaft in Ober-Lothringen führte, auf der Seite Theophanus und OTTOS III.
    Im Frühjahr 985 zogen die Kaiserinnen mit OTTO über die Pfalzen in Allstedt und Grone bei Göttingen wieder nach Westen, zur Duisburger Pfalz. In den folgenden Monaten haben sich Theophanu und Adelheid, unterstützt von der Herzogin Beatrix von Ober-Lothringen, aktiv den Verhältnissen an der W-Grenze zugewandt. Es waren die miteinander verwandten Fürstinnen der beiden fränkischen Reiche, die damals die Initiative ergriffen, um an der Grenze Frieden zu stiften, womit die Anerkennung der Nachfolge OTTOS III. unlöslich verbunden war.

    Hlawitschka Eduard: Band I, Seite 183,185, "Zur Herkunft und zu den Seitenverwandten des Gegenkönigs Rudolf" in: Die Salier und das Reich

    Zunächst hat man die Angaben der 'Acta Murensia' zur Herkunft Kunos von Rheinfelden für bare Münze genommen und über die Halbgeschwisterschaft Kunos von Rheinfelden zu Herzog Dietrich I. von Ober-Lothringen folgende Zusammenhänge gesehen.

    (siehe Grafik)

    Wegen der späten Überlieferung der 'Acta' und wegen der nicht bezeugten Wiederverheiratung der Herzogin Beatrix bzw. auch wegen der großen Unwahrscheinlichkeit, daß Beatrix (geb. ca. 938/39, nach dem Tod ihres Mannes 978 unverheiratet bis 987, anschließend längere Zeit in der Haft des Sohnes) als 48-50-jährige Frau eine zweite Ehe eingegangen sein müßte und weitere Nachkommen zur Welt gebracht haben müßte, ist diese Sicht aber bald abgelehnt worden [32 Vgl. O. Grund, Die Wahl Rudolfs von Rheinfelden zum Gegenkönig, Leipzig 1870, Seite 2ff.; R. Parisot, Haute-Lorraine (wie Anm. 5), besonders Seite 488f.; Ders., La veritable origine (wie Anm. 5), Seite 415-424; H. Bloch, Über die Herkunft (wie Anm. 5), Seite 649-653. - Zu den Lebensdaten der Beatrix vgl. jetzt G. Poull, La maison ducale de Bar, Rupt-sur-Moselle 1977, Seite 12-21.].
    Als Mutter Kunos von Rheinfelden und damit als eine der beiden Großmütter des Gegenkönigs betrachtet Otto Freiher von Dungern auf der Basis der 'Acta Murensia', die Kuno von Rheinfelden als Halbbruder Herzog Dietrichs (Theoderichs) I. von Ober-Lothringen und Itas (von Habsburg) angeben, Dietrichs (Theoderichs) nachweisliche Mutter Beatrix, die sich nach dem Tode ihres Gemahls, Herzog Friedrichs I. von Ober-Lothringen, nochmals verheiratet haben werde. Aus jener zweiten Ehe der Herzogin Beatrix sei Kuno von Rheinfelden hervorgegangen. Diese Ansicht beruht indessen auf den Prämissen, daß einerseits die Wiederverheiratung der Herzogin Beatrix von Ober-Lothringen und ihre weitere Zeugungsfähigkeit tatsächlich gegeben waren und daß andererseits die Angaben der Welfenquelle über Kuno von Öhningen zutreffen. Aber beide Voraussetzungen liegen nicht vor.

    Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Seite 64,73, "Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498."

    Im Mai brach Lothar gemeinsam mit seiner Mutter Gerberga, seinem Bruder Karl und Erzbischof Odelrich von Reims von Laon auf, um das Pfingstfest bei Brun in Köln zu begehen. In Köln trafen sie Kaiser OTTO I. und Kaiserin Adelheid mit ihrem Sohn OTTO II., die Kaiser-Mutter Mathilde, Herzog Heinrich II. von Baiern, den Neffen OTTOS I., die Herzöge Hermann Billung von Sachsen und Friedrich von Ober-Lothringen, wohl auch dessen Gemahlin Beatrix, die Schwester Hugo Capets, vielleicht sogar König Konrad von Burgund.
    Zu einer systematischen Eroberung Gesamt-Lothringens fehlten Lothar freilich die Mittel. Auch wäre das militärische Risiko sehr hoch gewesen, denn Beatrix von Ober-Lothringen, die Schwester Hugo Capets und seit Sommer 983 Witwe Herzog Friedrichs von Bar, stand treu auf der Seite der Kaiserin Theophanu, der Regentin für ihren minderjährigen Sohn OTTO III.
    Trotz des Friedensschlusses zwischen Theophanu und Heinrich dem Zänker im Sommer 985 in Frankfurt, der wahrscheinlich durch ein Abkommen der Kaiserinnen Theophanu und Adelheid sowie der Herzogin Beatrix im Juli 985 in Metz ratifiziert wurde, scheint Lothar seine aussichtslosen Bemühungen um Lothringen nicht aufgegeben zu haben.

    Holtzmann Robert: Seite 171,257,280,285,287,296, "Geschichte der sächsischen Kaiserzeit"

    In Ober-Lothringen (Mosellanien), dem südlichen Teil des Herzogtums, spielte damals die hervorragende Rolle Friedrich, ein Sohn des Pfalzgrafen Wigerich, durch seine Mutter mit den KAROLINGERN verwandt, vermählt seit 954 mit Beatrix, die eine Tochter Hugos des Großen und der Hadwig, eine Nichte OTTOS und Bruns, eine Base König Lothars von Frankreich war.
    Denn eben in den Tagen dieses französischen Unternehmens, am 17. Juni 978, starb der kraftvolle, für den Kaiser jederzeit zuverlässige Herzog Friedrich von Ober-Lothringen und ließ das Herzogtum in den Händen eines kaum 10-jährigen Knaben, Dietrich, für den seine Mutter Beatrix, eine Schwester des Herzogs Hugo Capet, die Regierung übernahm.
    Dann fand um den 20. Oktober der neue Reichstag auf der Bürstadter Ebene bei Worms statt. Außer den Franken waren hier besonders die Ober-Lothringer vertreten, an ihrer Spitze die Herzogin Beatrix, die ihre Verbindung mit Lothar gelöst hatte und sich durch engen Anschluß an die Kaiserinnen hervortat. Sie befestigte ihre Stellung in Ober-Lothringen immer mehr, erlangte für ihren Sohn Adalbero das durch den Tod Dietrichs erledigte Bistum Metz
    Freilich bald darauf kam es wieder zu einer Annäherung zwischen König und Herzog Hugo Capet, und es war offenbar die Sorge vor Frankreich und seinen Machenschaften, durch die der deutsche Hof schließlich bewogen wurde, mit Heinrich dem Zänker endgültig Frieden zu schließen und ihm Bayern zurückzugeben. Auch Beatrix von Ober-Lothringen, eine einflußreiche Persönlichkeit in allen das Verhältnis zu Frankreich berührenden Fragen, setzte sich für diese Lösung ein.
    Aus Furcht vor seinem Bruder wandte sich Ludwig V. zuletzt wieder der Gegenseite zu, vertagte den Prozeß gegen Adalbero und trat in Verbindung mit der Herzogin Beatrix von Ober-Lothringen, um durch sie zu einem Ausgleich mit dem Deutschen Reich zu kommen.

    Schnith Karl: Seite 43,56,75, "Frauen des Mittelalters in Lebensbildern"

    In Bruns Metropole Köln versammelten sich im Mai 965 alle noch lebenden Mitglieder der ottonischen Königsfamilie. Zur Begrüßung des neuen Kaiserpaares war so vor allem OTTOS I. nun schon hochbetagte Mutter Mathilde aus Sachsen angereist; anwesend waren auch - neben OTTOS Bruder Erzbischof Brun, dem Halbbruder Erzbischof Wilhelm von Mainz und dem jungen König OTTO II. - OTTOS I. 14-järiger Neffe Herzog Heinrich II. von Bayern und OTTOS Schwester Königin Gerberga von Frankreich mit ihren beiden Söhnen König Lothar und Prinz Karl. Dazu kamen fernere Verwandte, wie etwa Herzog Friedrich von Ober-Lothringen, der Beatrix, eine Tochter von OTTOS I. schon seit einigen Jahren verstorbener Schwester Hadwig, zur Frau hatte.
    Für die Ebene der Herzogsherrschaft konnte man sich unter anderem an das bayerische und das oberlothringische Exempel halten, in denen Herzogin Judith für den jungen Heinrich den Zänker und Herzogin Beatrix für ihren Sohn Dietrich agiert hatten.
    Siegfrieds Bruder Friedrich hatte 954 eine Nichte OTTOS DES GROSSEN namens Beatrix (eine Tochter von OTTOS Schwester Hadwig und Herzog Hugo dem Großen von Franzien) geheiratet und war 958 als Herzog von Ober-Lothringen eingesetzt worden.

    Renn, Heinz: Seite 44, "Das erste Luxemburger Grafenhaus"

    Auch dem dritten Sohne Wigerichs, Friedrich, ist die glänzendsde Zukunft beschieden. Schon 951 muß er unter den Großen Lotharingiens einen bedeutenden Namen gehabt haben, denn damals verlobt er sich mit Beatrix [Flodoard zu 951 = SS. III, Seite 400], der Schwester Hugo Capets, deren Mutter Hedwig eine Tochter HEINRICHS VON SACHSEN ist. So ist Friedrich, als er sich 954 mit Beatrix vermählt, der angeheiratete Neffe OTTOS DES GROSSEN und des westfränkischen Königs Ludwigs IV., der ebenfalls eine Schwester OTTOS I., Gerberga, zur Gemahlin hat. Als Verwandter wird Friedrich auch in die Fehden der französischen KAROLINGER hineingezogen. Zur Sicherung seines Gebietes erbaut er an der französischen Grenze die Festung Bar. Gerade in dieser Gegend hat er Besitzungen von seiner Gemahlin her, die diese von der Abtei St. Denis gegen Liegenschaften um Paris eingetauscht hat.

    Hilsch Peter: Seite 86, "Zur Rolle von Herrscherinnen: Emma Regina" in: Westmitteleuropa – Ostmitteleuropa. Vergleiche und Beziehungen. Festschrift für Ferdinand Seibt zum 65. Geburtstag

    An den "Colloquium dominarum" von 985 in Metz nahm Emma gemeinsam mit der Kaiserin Theophanu, mit Adelheid (der Gemahlin Hugo Capets), der Herzogin Beatrix von Ober-Lothringen und Heinrich dem Zänker teil [Dazu Uhlirz, Mathilde: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Otto II. und Otto III. Band 2. Berlin 1954, Seite 54.]. Die Zusammenkunft bezweckte einen Ausgleich der Spannungen und Auseinandersetzungen in und um Lothringen.

    Offergeld Thilo: Seite 647,662,666, "Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter."

    Ludwigs kurze Herrschaft stand nach dem freilich tendenziösen Bericht Richers ganz im Zeichen Hugo Capets, der in der Tat zumindest im Hintergrund die Fäden gezogen haben dürfte [1151 Richer, Historia IV. 1, Band 2, Seite 144. Demnach rieten die Fürsten dem König, sich ganz dem Willen des mächtigen Herzogs zu fügen. Ludwig habe zunächst geschwankt, doch die Beratung mit dem Herzog habe ihn ganz für diesen gewonnen. In Wahrheit scheint Ludwig zeitweise unter dem Einfluß seines Onkels Karl gestanden zu haben, doch konnte er mit dessen Politik lotharingischer Ansprüche nicht gegen die Gruppe um Hugo Capet, zu dem sich die Königin-Mutter Emma geflüchtet hatte, und dessen Schwester; Herzogin Beatrix von Ober-Lothringen durchdringen.].
    [42 Schon Böhmer, Willigis Seite 28f., wies auf die gerade im 10. Jahrhundert häufigen Fälle hin, in denen die Regentschaft für minderjährige Fürstensöhne trotz der Existenz von Schwertmagen von den jeweiligen Müttern übernommen wurde, so etwa von Judith von Bayern für Heinrich den Zänker (955) und Beatrix von Ober-Lothringen für ihren Sohn Dietrich (978); vgl. hierzu auch Glocker, Verwandten Seite 74; Mohr, Geschichte Seite 49f.]
    Unter den weltlichen Großen Lothringens dominierte dagegen eine um Adalberos Bruder Graf Gottfried von Verdun und die kapetingische, für ihren minderjährigen Sohn die Regierung führende Herzogin Beatrix von Ober-Lothringen gruppierte Partei, die sich sowohl gegen Heinrichs wie auch gegen Lothars Ambitionen sträubte und ihre Interessen in der Loyalität zum Kaiserhause am besten aufgehoben sah.

    954 oo Friedrich I. Herzog von Ober-Lothringen 912-17.6.978

    Kinder:
    - Heinrich 955 - 972/78
    - Dietrich I. Herzog von Ober-Lothringen 965-11.4.1026
    - Adalbero II. Bischof von Metz (984-1005) 958-14.12.1005
    - Gottfried
    - Tochter
    oo Berchthold I. Graf in Bayern und Pfalzgraf
    -
    Literatur:
    Adelheid Kaiserin und Heilige 931 bis 999 Info Verlag Karlsruhe 1999 - Althoff Gerd: Otto III. Primus Verlag Darmstadt 1997 Seite 60,61 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lothringen im 10. Jahrhundert, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 134 Anm. 26,142 Anm. 52,144 Anm. 61,146 Anm. 66, 153,196 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 128, 130 - Brühl Carlrichard: Die Geburt zweier Völker. Deutsche und Franzosen Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Seite 187 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I, Seite 183,185,199,479 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 64,73,75 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 84,110,117,301,306,309,407 - Giesebrecht Wilhelm von: Geschichte der deutschen Kaiserzeit. Band 1- Band 6, Mundus Verlag 2000 Seite 33 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 V,25 Seite 130,190,232,288,307 -
    Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969 Seite 84 - Hlawitschka, Eduard: Konradiner-Genealogie, unstatthafte Verwandtenehen und spätottonisch-frühsalische Thronbesetzungspraxis. Ein Rückblick auf 25 Jahre Forschungsdisput. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2003 Seite 188 - Hlawitschka Eduard: Stirps Regia. Forschungen zum Königtum und Führungsschichten im frühen Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze. Festgabe zu seinem 60. Geburtstag. Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris Seite 444,454 - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987 Seite 76 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 171,257,280,285,287, 296 - KAISERIN THEOPHANU. Begegnung des Ostens und Westens um die Wende des ersten Jahrtausends. Gedenkschrift des Kölner Schnütgen-Museums zum 1000. Todesjahr der Kaiserin. Herausgegeben von Anton von Euw und Peter Schreiner Band I und II Köln 1991 - Köpke, Rudolf/ Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 Seite 188 Anm. 2,284,377 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 647,662,666,683 - Pognon Edmond: Hugo Capet König von Frankreich. Dr. Riedeler Verlag Stuttgart 1966 Seite 105,109 - Renn, Heinz: Das erste Luxemburger Grafenhaus Seite 44-47 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 213,217 - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan (Hrsg.): Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung "Otto der Große, Magdeburg und Europa" Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001 Seite 262,276 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 43,56,75,79 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 135 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G. Fischer Verlag 1993 Tafel 43a - Uhlirz, Karl: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Otto II. und Otto III. Verlag Duncker & Humblot Berlin 1967 Band I Seite 27,35,38,44,53,78,81-83/Band II Seite 441 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 476 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 511,525 - Westmitteleuropa - Ostmitteleuropa. Vergleiche und Beziehungen. Festschrift für Ferdinand Seibt zum 65. Geburtstag, hg. von Winfried Eberhard, Hans Lemberg, Heinz-Dieter Heimann und Robert Luft, R. Oldenbourg Verlag München 1992, Seite 81,86,89 - Wies Ernst W.: Otto der Große. Kämpfer und Beter. Bechtle Verlag Esslingen 1989 Seite 286 - Wolf Armin: Zur Königswahl Heinrichs II. im Jahre 1002. Verwandtschaftliche Bedingungen des Königswahlrechts. in: Genealogisches Jahrbuch Band 42 Verlag Degener & Co. Neustadt a.d.Aisch 2002, Seite 23,77 -

    Gestorben:
    23.9.

    Beatrix heiratete von Oberlothringen, Friedrich I. um 954. Friedrich (Sohn von von Lothringen, Wigerich und von Verdun, Kunigunde) wurde geboren in 912; gestorben am 17 Jun 978. [Familienblatt] [Familientafel]


  29. 47.  von Franzien, Emma Graphische Anzeige der Nachkommen (17.Hadwig3, 6.Heinrich2, 1.Hadwig1) wurde geboren in 945; gestorben am 18 Mrz 968.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Normandie,Frankreich; Herzogin der Normandie

    Notizen:

    Emma von Franzien
    Herzogin der Normandie
    945-18.3.968
    Jüngere Tochter des Herzogs Hugo der Große von Franzien aus seiner 3. Ehe mit derHadwig von Sachsen, Tochter von König HEINRICH I.

    Glocker Winfried: V, 27; Seite 289, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    V, 27 Emma
    945, + nach 968 III 18;
    oo Richard I., Herzog der Normandie (seit 943), * 933, + 996 XI 20 (dessen 1. Ehe)

    Den Beleg für die Filiation Emmas und ihre Vermählung mit Herzog Richard I. überliefern Flodoard a. 960, S. 148, Dudo von St. Quentin II c. 93, S. 250, und Guillaume de Jumiegies IV c. 10, S. 58.
    Emmas Geburtszeit ergibt sich aus dem Jahr der Vermählung.
    Letztmals ist sie als lebend bezeugt in der Urkunde ihres Gatten von 968 III 18 (Druck: Recueil des ducs de Normandie, Nr. 3).
    Wie Dudo II c. 125, S. 288, bezeugt, blieb diese Ehe allerdings kinderlos.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 476, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VIII. Generation 10-15

    Die Kinder Hugos des Großen fehlen bei Brandenburg, da er die Historizität von Roberts Ehe mit Beatrix aus dem Hause der HERIBERTINER (siehe oben IV, 4) nicht erkannt hat. Aus ihr ging Hugo der Große und über ihn die kapetingische Königsdynastie hervor. Für die Daten Hugo Capets und seiner Geschwister verweise ich, soweit nicht ausdrücklich anders vermerkt wird, auf die beiden Werke von F. Lot, Les Derniers Carolingiens, Paria 1891, und Etudes sur le regne de Hugues Capet, Paris 1903 (vgl. dort im Register zu den einzelnen Namen).
    Zu Beatrix und ihrer politischen Tätigkeit in Ober-Lothringen, das sie nach dem Tode des Gemahls regierte, vgl. auch Uhlirz (Register). 987 zuletzt erwähnt, starb sie an einem 23. September. Das entnehme ich dem Nekrolog von S.-Denis, HF Obituaires I, 1, 327, wo zu den 9. Kal. des Oktober steht: Beatrix, soror Hugonitor (sic). Der Kopist hat hier die Abkürzung für regis Francorum offenbar nicht mehr verstanden.
    Hugos Schwester Emma heiratete 960, wie wir durch Flodoard wissen, Herzog Richard I. von Normandie und wird zuletzte in dessen Urkunde von 968 III 18 (ed. Marie Fauroux, Recueil des actes des ducs de Normandie, Caen 1961, nr. 3) erwähnt. Die Ehe blieb jedoch kinderlos; die späteren Herzöge stammen aus Richards zweiter Ehe mit der Dänin Gunnor.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 512, "Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

    Genauso klug berechnet war die Verlobung von Hugos Tochter Emma mit Richard von der Normandie. Hier, wo Ludwig IV. mit dem Versuch gescheitert war, als Lehnsherr dauerhaften Einfluß zu begründen, gewann Hugo einen Verbündeten und nützlichen Gefolgsmann.

    960 oo 1. Richard I. Herzog von der Normandie x um 933-20.11.996

    Literatur:
    Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 V,27 Seite 289 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 213 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 512 -

    Emma heiratete von der Normandie, Richard I. in 960. Richard wurde geboren um 935 in Fécamp [76400],Seine-Maritime,Haute-Normandie,Frankreich; gestorben am 20 Nov 996 in Fécamp [76400],Seine-Maritime,Haute-Normandie,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]


  30. 48.  von Burgund, Otto Graphische Anzeige der Nachkommen (17.Hadwig3, 6.Heinrich2, 1.Hadwig1) wurde geboren um 945; gestorben am 23 Feb 965.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 956-965, Burgund,Frankreich; Herzog von Burgund

    Notizen:

    Otto (Odo) Herzog von Burgund (956-965)
    ca 945-23.2.965
    2. Sohn des Herzogs Hugo der Große von Franzien aus seiner 3. Ehe mit der Hadwig von Sachsen, Tochter von König HEINRICH I.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 476, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VIII. Generation 10-15

    Die Kinder Hugos des Großenfehlen bei Brandenburg, da er die Historizität von Roberts Ehe mit Beatrix aus dem Hause der HERIBERTINER (siehe oben IV, 4) nicht erkannt hat. Aus ihr ging Hugo der Große und über ihn die kapetingische Königsdynastie hervor. Für die Daten Hugo Capets und seiner Geschwister verweise ich, soweit nicht ausdrücklich anders vermerkt wird, auf die beiden Werke von F. Lot, Les Derniers Carolingiens, Paria 1891, und Etudes sur le regne de Hugues Capet, Paris 1903 (vgl. dort im Register zu den einzelnen Namen).
    Zu Beatrix und ihrer politischen Tätigkeit in Ober-Lothringen, das sie nach dem Tode des Gemahls regierte, vgl. auch Uhlirz (Register). 987 zuletzt erwähnt, starb sie an einem 23. September. Das entnehme ich dem Nekrolog von S.-Denis, HF Obituaires I, 1, 327, wo zu den 9. Kal. des Oktober steht: Beatrix, soror Hugonitor (sic). Der Kopist hat hier die Abkürzung für regis Francorum offenbar nicht mehr verstanden. Hugos Schwester Emma heiratete 960, wie wir durch Flodoard wissen, Herzog Richard I. von Normandie und wird zuletzte in dessen Urkunde von 968 III 18 (ed. Marie Fauroux, Recueil des actes des ducs de Normandie, Caen 1961, nr. 3) erwähnt. Die Ehe blieb jedoch kinderlos; die späteren Herzöge stammen aus Richards 2. Ehe mit der Dänin Gunnor.

    Glocker Winfrid: V, 28; Seite 289, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    V, 28 Odo
    * 945, + 965 II 23

    956 Nachfolge im Herzogtum Burgund, 960 belehnt und Herrschaft angetreten

    oo 955 um Ostern Liutgard, Tochter Herzog Giselberts von Burgund.

    Odo ist bei Flodoard a. 960, S. 149, als Sohn Hugos des Großen bezeugt; vgl. dazu Chaume, Bourgogne Bd. 1, S. 439 mit Anm. 6. Ebd. S. 451 mit Anm. 6 sind die Belege zum Sterbedatum zusammengestellt.
    Odos Stellung im Herzogtum (nicht den Herzog-Titel) bezeugt Flodoard a. 960, S. 149; vgl. hierzu Lot, Derniers S. 32, Chaume, Bourgogne Bd. 1, S. 451, und Kienast, Herzogstitel S. 95.
    Otto trat 956 die Nachfolge im Herzogtum Burgund an, wurde 960 belehnt und begann mit der selbständigen Regierung.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 512, "Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

    Den größten Erfolg seiner Heiratspolitik erzielte der Franken-Herzog in Burgund. Giselbert war im Jahr 952 Hugo dem Schwarzen als princeps von Burgund nachgefolgt und starb im Jahr 956 während eines Aufenthaltes in Paris. Er vermachte seinem Schwiegersohn Otto, dem Sohn Hugos des Großen, alle seine Grafschaften und Rechte. Otto wurde im Jahr 960 vom KAROLINGER-König als Herzog von Burgund anerkannt und starb 965.

    Ehlers Joachim: Seite 24,45, "Die Kapetinger"

    Ohne den Widerstand der aquitanischen Großen hätten damals alle Reichsteile robertinisch werden können, weil Hugo seinen jüngeren Sohn Otto, der den Namen des sächsischen Onkels trug, mit der Erbtochter des Großgrafen Giselbert von Burgund verheiraten konnte.
    Nach Ottos Tod 965 folgte ihm sein Bruder Odo, ein Kleriker, der als Herzog von Burgund den Namen Heinrich annahm. Nach dessen Tod kam es zu den bereits geschilderten Veränderungen in Burgund.

    Kienast, Walther: Seite 93,95, "Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland (9. bis 12. Jahrhundert)"

    Söhnelos, hatte Giselbert seine Tochter mit Otto, einem jüngeren Bruder Hugo Capets, verprochen oder vermählt. Mit Otto kommt das Land an die ROBERTINER; eine neue Epoche beginnt.
    Wir bemerkten, daß ein ROBERTINER als Schwiegersohn Giselberts die Bourgogne in Besitz nahm. Die politischen Zusammenhänge bleiben uns verborgen. Noch 954 hatte Lothar das Land an Herzog Hugo von Franzien übertragen und Giselbert ihm als sein Vasall gehuldigt. War die Heirat oder Verlobung, deren Jahresdatum unbekannt ist, erzwungen, als Bedingung des Friedensschlusses? Oder ging, was nach den Quellennachrichten vielleicht näher liegt, alles in Freundschaft vor sich?
    Otto (956-965) kam noch in sehr jugendlichem Alter zur Regierung. Sein Vater, Hugo von Franzien, dem Giselbert Herzogtum und Tochter anvertraut hatte, starb zwei Monate nach diesem. Burgund wurde von inneren Unruhen zerrissen, die König Lothar die Handhabe zu jahrelangem Eingreifen boten. Er befestigte die Machtstellung der Krone in Burgund durch Besitznahme von Dijon. Nur mit Mühe behauptete sich Otto in der Herrschaft. Er hat meines Wissens keine urkundlichen Spuren hinterlassen. Flodoard verweigert Otto durchweg jeden Titel, an einer Stelle mit deutlichem Gegensatz zu seinem BruderHugo Capet, Herzog von Franzien. Nach den Beobachtungen, die wir an Flodoard für den älteren Hugo gemacht haben, schließt dies aber die tatsächliche Führung des Herzogsnamens durch Otto nicht mit Sicherheit aus und zeigt nur, daß der Autor seine Person geringschätzte. Otto ist bereits 965 ins Grab gesunken [Chaume, Or. I, 451 n. 6. Es ist aber ein Irrtum, daß er den Eintrag aus dem Totenbuch der Kathedrale von Auxerre nach Lebeuf, Aux. (in dem von mir benutzten Neudruck IV, 11) mit DCCCCLXV wiedergibt. In Wahrheit steht im Nekrolog DCCCCLXIII, sowohl bei Lebeuf wie in dem kritischen Druck der Obit. Sens III, 229 C (oben n. 57), den Chaume nicht eingesehen hat. Trotzdem muß es bei 965 bleiben, da Flodoard dies Datum angibt.].

    955 oo Liutgard von Burgund, Tochter des Herzogs Giselbert

    Literatur:
    Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 24,45 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 V,28 Seite 289 - Kienast, Walther: Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland (9. bis 12. Jahrhundert), R. Oldenbourg Verlag München-Wien 1968 Seite 93,95 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 309,311 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 400 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 476 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 512,514 -


  31. 49.  von Burgund, Otto Heinrich Graphische Anzeige der Nachkommen (17.Hadwig3, 6.Heinrich2, 1.Hadwig1) wurde geboren um 948; gestorben am 15 Okt 1002 in Pouilly-sur-Saône [21250],Côte-d’Or,Burgund,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Nevers [58000],Nièvre,Burgund,Frankreich; Graf von Nevers
    • Titel/Amt/Status: 965-1002, Burgund,Frankreich; Herzog von Burgund

    Notizen:

    Otto Heinrich Herzog von Burgund (965-1002)
    Graf von Nevers
    ca 948-15.10.1002 Pouilly-sur-Saone
    Jüngerer Sohn des Herzogs Hugo der Große von Franzien aus seiner 3. Ehe mit der Hadwig von Sachsen, Tochter von König HEINRICH I.

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 2067

    Heinrich (ursprünglicher Name: Odo), Herzog von Burgund aus dem Geschlecht der ROBERTINER
    + 15. Oktober 1002 Pouilly-sur-Saone
    Sohn Hugos des Großen, Bruder von Hugo Capet und Otto, Herzog von Burgund

    Odo war bereits Kleriker, als ein Bruder Otto starb. Die burgundischen Großen trugen Odo trotz zweifelhafter Erbansprüche die Herzogswürde an, doch fand er erst nach Fürsprache Erzbischof Bruns von Köln die Anerkennung König Lothars (965). Odo nahm den Namen Heinrich an; er behielt zum Teil das Auftreten eines Klerikers bei.
    Zweimal verheiratet
    (1. um 972 Gerberga von Chalon, Witwe König Adalberts von Italien;
    2. Garsendis von Gascogne, die er 996 verstieß), hatte er keine legitimen Nachkommen (dagegen sind zwei mutmaßliche Bastarde namentlich bekannt); er adoptierte den Sohn der Gerberga aus 1. Ehe, Otto Wilhelm.
    Heinrich war der letzte Herzog, dessen Gewalt sich über das gesamte Herzogtum zwischen Yonne und Saone erstreckte; sein Erbe fiel nach mehrjährigen Kriegen an seinen Neffen, König Robert II.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 476, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VIII. Generation 10-15

    Die Kinder Hugos des Großen fehlen bei Brandenburg, da er die Historizität von Roberts Ehe mit Beatrix aus dem Hause der HERIBERTINER (siehe oben IV, 4) nicht erkannt hat. Aus ihr ging Hugo der Große und über ihn die kapetingische Königsdynastie hervor. Für die Daten Hugo Capets und seiner Geschwister verweise ich, soweit nicht ausdrücklich anders vermerkt wird, auf die beiden Werke von F. Lot, Les Derniers Carolingiens, Paria 1891, und Etudes sur le regne de Hugues Capet, Paris 1903 (vgl. dort im Register zu den einzelnen Namen).
    Zu Beatrix und ihrer politischen Tätigkeit in Ober-Lothringen, das sie nach dem Tode des Gemahls regierte, vgl. auch Uhlirz (Register). 987 zuletzt erwähnt, starb sie an einem 23. September. Das entnehme ich dem Nekrolog von S.-Denis, HF Obituaires I, 1, 327, wo zu den 9. Kal. des Oktober steht: Beatrix, soror Hugonitor (sic). Der Kopist hat hier die Abkürzung für regis Francorum offenbar nicht mehr verstanden.
    Hugos Schwester Emma heiratete 960, wie wir durch Flodoard wissen, Herzog Richard I. von Normandie und wird zuletzte in dessen Urkunde von 968 III 18 (ed. Marie Fauroux, Recueil des actes des ducs de Normandie, Caen 1961, nr. 3) erwähnt. Die Ehe blieb jedoch kinderlos; die späteren Herzöge stammen aus Richards zweiter Ehe mit der Dänin Gunnor.

    Glocker Winfrid: V, 29; Seite 289, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    V, 29 Otto, auch Otto-Heinrich
    c 948, + 1002 X 15;
    sollte Kleriker werden, 965 Herzog von Burgund

    1. oo NNw

    2. oo Gerberga, Witwe König Adalberts von Italien, Tochter Graf Lamberts von Chalon, + (nach 985) am XII 11.

    Otto-Heinrich ist als Sohn Hugos des Großen bei Flodoarda. 965, S. 156, bezeugt; die weiteren Belege sind von Lot, Derniers S. 50, Anm. 2. zusammengestellt.
    Ebd. S. 334 die Belege zu Otto-Heinrichs Sterbedatum.
    Zu seiner Heirat mit Gerberga vgl. Pfister, Etudes S. 254, zu Gerbergas Sterbetag und -jahr siehe Chaume, Bourgogne Bd. 1, S. 458.
    Die zweite Ehe Gerbergas ist auch erörtert bei Wagner, Grafen S. 8 f., und von Werner VII, 47.
    Otto Heinrich starb ohne legitime Nachkommen und soll daher Otto-Wilhelm, den Sohn seiner Gemahlin Gerberga aus deren erster Ehe adoptiert haben; vgl. dazu Wagner, Grafen S. 9, Anm. 7, und kritisch Kienast, Herzogstitel S. 98 f.

    Otto Heinrich folgte seinem Bruder Odo und blockte alle Versuche seines Bruders Hugo Capet ab, Burgund zu einem Teil des Herzogtums Franzien zu machen, was der berühmte Vater eingeleitet hatte. Er stand auch gegen das Königreich Burgund-Arelat wegen gleicher Interessen im Rhonetal und geriet mit seinem Stiefsohn in Streit, bis er ihm schließlich Freiburgund-Besancon abtrat und ihn adoptierte. Obwohl er auch mit den Erzbischöfen von Sens und den Bischöfen von Langres und den großen Vasallen wegen Rechts- und Besitzfragen in Streit lag, genoß er als angesehenster und mächtigster Vasall wegen seiner verwandtschaftlichen Nähe zur Krone hohes Ansehen. Otto Heinrich starb ohne legitime Nachkommen und soll daher Otto-Wilhelm, den Sohn seiner Gemahlin Gerberga aus deren erster Ehe adoptiert haben.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 512, "Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

    Nachfolger wurde sein Bruder Odo, der als Herzog (965-1002) den Namen Heinrich führte. Von 956 an waren die ROBERTINER praktisch Herrscher über Burgund, das Geschlecht der BOSONIDEN, eine wichtige Stütze der KAROLINGER, war untergegangen.

    Ehlers Joachim: Seite 43,45, "Die Kapetinger"

    Nach dem erbenlosen Tod seines Onkels Odo-Heinrich, des Herzogs von Burgund, im Jahre 1002 gelang es Robert mit Hilfe Clunys und des Bischofs von Auxerre, seine Erbansprüche gegen die des Grafen Odo-Wilhelm von Macon, eines Stiefsohns Odo-Heinrichs durchzusetzen.
    Nach Ottos Tod 965 folgte ihm sein Bruder Odo, ein Kleriker, der als Herzog von Burgund den Namen Heinrich annahm. Nach dessen Tod kam es zu den bereits geschilderten Veränderungen in Burgund.

    Ehlers Joachim/Müller Heribert/ Schneidmüller Bernd: Seite 62,65,69, "Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498."

    Der plötzliche Tod Hugo Magnus war natürlich ein unerwarteter Glücksfall für Lothar und Gerberga. Sie sahen sich von einer erdrückenden Übermacht befreit, zumal Hugos Söhne Hugo, Otto und Odo-Heinrich noch minderjährig waren.
    Herzog Otto von Burgund war am 23. Februar 965 verstorben. Die burgundischen Großen wählten, ohne sich der Zustimmung Lothars zu versichern, Ottos Bruder Odo-Heinrich zum Herzog, obwohl dieser Kleriker war. Lothar fühlte sich nicht zu Unrecht in seinen burgundischen Interessen bedroht. Der Konflikt brach im Spätsommer 965 in aller Schärfe aus. Wie üblich mußte Brun intervenieren, um seine Neffen zu versöhnen.
    Der Vorstoß Lothars wurde nur mit der Rückendeckung und asusdrücklichen Zustimmung der ROBERTINER möglich. Und in der Tat war das Verhältnis Lothars zu Hugo Capet und Heinrich von Burgund spätestens seit 974 ausgesprochen freundlich. Die ROBERTINER hatten keinerlei Interessen in Lothringen, ein mit Annektionsplänen in Lothringen beschäftigter Lothar konnte ihre Kreise in Burgund und in der Francia nicht stören.

    Weinfurter, Stefan: Seite 221, "Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten."

    Otto-Wilhelms Stiefvater, der am 15. Oktober 1002 gestorbene capetingische Herzog Heinrich von Burgund (der Onkel König Roberts II.) hatte ihn selbst noch als Erben und Nachfolger im burgundischen Herzogsamt vorgesehen.

    Kienast, Walther: Seite 95,96,98, "Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland (9. bis 12. Jahrhundert)"

    Otto ist bereits 965 ins Grab gesunken. Die Großen des Landes wählten seinen Bruder Heinrich (auch Otto-Heinrich genannt) (965-1002) zum Nachfolger. Sie setzten sich damit über das Recht des Königs hinweg, vielleicht durch die Zunahme seines Einflusses in Burgund beunruhigt. Es kam zwischen Lothar und den robertinischen Brüdern zum Krieg, den Erzbischof Brun von Köln schlichten mußte. Heinrich, eine geistliche Natur, war als Regent unbedeutend. Den Beinamen des Großen, den er in der wissenschaftlichen Literatur führte, verdankt er einem Übersetzungsfehler. Magnus bedeutet der "Ältere", zum Unterschied von seinem Großneffen, dem späteren König Heinrich I., der vorübergehend Herzog von Burgund war. Um so auffälliger ist es, daß nun, fast mit einem Schlage, der Graf zum Herzog aufrückt. Wo Heinrich selbst Urkunden ausstellt oder fremde firmiert, da tritt er, mit einer einzigen Ausnahme immer als dux, dux Burgundiorum oder dux Burgundiae auf. Auch seine Gemahlin nennt sich - leider nur in Cartularüberlieferung - Herzogin. Es ist das früheste Beispiel in Frankreich und, falls auf das Original zurückgehend, wohl ein Zeichen dafür, daß Burgund ebenso wie Franzien, zum Unterschied von den übrigen Dukaten, von der Krone zum Herzogtum erhoben war
    [1) 970 Juni Ansedeus, Prou - Vidier, Rec. s. Benolt 145 nr. 59: S. Aynrici ducis Burgundionum.
    2) [986/87] April, Deleage, S. Symph. 36 nr. 14: Heyndricus ... ducamine polens. S. H.i ducis.
    3) 986 April Bischof Roclemis von Nevers, Lespinasse, S. Cyr 50 nr. 23: Hr. Burgundia dux
    4) 993 März 29 bis Mai 10 Bischof Walther von Autun, Deleage, S. Symph. 41 nr.16 : S. H.i ducis.
    5) 993, Mai 10, Deleage Ebd. 42 nr. 17: H. ... ducamine pollens. Signiert H. dux, Gersindi ducatrix.
    Das Signum der Gersindis, einer Tochter Herzog Sancho Sanchez' (oder Wilhelm Sanchez'?) von der Gascogne, ist für unsere Untersuchung in doppelter Hinsicht bedeutsam. Wir haben hier das früheste Zeugnis dafür, daß die Gemahlin eines französischen Herzogs nicht als comitissa, sondern als Herzogun signiert. Wir haben hier ferner ein frühes Zeugnis für die weibliche Form statt des auch für Herzoginnen verwendeten dux. Vgl. unten cap. 8 zu n. 201-204 c. Leider ist der Beleg gar nicht sicher, denn der Titel könnte vom Cartularschreiber eingesetzt sein. Das verlorene Cartular stammt aus dem 12. oder 13. Jahrhundert und ist in zwei Kopien des 17. und 18. Jahrhunderts erhalten. -
    6) [ca 993/94] Graf Hugo von Chalon und Mutter Adeleidis, Chevalier, Paray 98 nr. 193: S. H.i ducis und seiner Gattin Gersind.
    7) 999 Mai Notitia des Grafen Hugo von Chalon und Bischofs von Auxerre für Kloster Paray-le-Monial an Cluny, Ch. Cluny III, 565 nr. 2484 = Chevalier, Paray 114 nr. 213: S. Aynrici ducis, auch im Text mehrfach dux genannt.]. Im Texte von Urkunden anderer Aussteller heißt er ebenfalls gewöhnlich Herzog. Und vor allem: die neue Regelung geht offenbar von der Königskanzlei aus. Nicht erst Heinrichs Bruder und Neffe, die CAPETINGER Hugo und Robert II. der Fromme, sondern schon der KAROLINGER Lothar geben Heinrich den Titel eines Herzogs von Burgund.
    Wie wir bei der Behandlung des Herzogtums Franzien sahen, haben aller Wahrscheinlichkeit nach die beiden ersten CAPETINGER in Burgund nicht dem König, sondern ihrem Bruder Hugo Capet, dem dux Francorum, gehuldigt. Es verdient bemerkt zu werden, daß also ein Aftervasall vom König den dux-Titel erhält, dieser also nicht auf Kronvasallen beschränkt war.
    Heinrich starb 1002 ohne eheliche Nachkommen. Nach späteren Nachrichten soll er seinen Stiefsohn Otto Wilhelm, den er mit Gunstbeweisen überschüttete, adoptiert haben und dieser ihm als Erbe nachgefolgt sein.

    Einige Gedanken zum Thronwechsel 1002
    C Otto Heinrich Herzog von Burgund 948-15.10.1002

    Als Enkel HEINRICHS I. über seine Mutter Hadwig und Neffe OTTOS I. wäre Otto Heinrich wie viele andere Verwandte der OTTONEN bei einer Wahl nach Geblütsrecht durchaus zum Kandidatenkreis der Thronanwärter zu rechnen gewesen. Sein Anspruch war gegenüber Heinrich von Bayern sogar besser, da er nur Enkel HEINRICHS I. war und dem Thron somit näher gestanden hätte als dieser.
    Mir ist nichts bekannt bekannt, daß Otto Heinrich 1002 irgendwo als Kandidat für den Thron erwähnt wurde.
    Wahl nach Geblütsrecht: Negativ

    972 1. oo 2. Gerberga von Salins, Tochter des Grafen Leotald II. von Macon, x um 940 - 986/91

    992 2. oo Gersende von Gascogne, Tochter des Grafen Wilhelms

    998 3. oo 1. Mathilde von Chalon, Tochter des Grafen Lambert
    -
    Kinder:
    3. Ehe
    - Aremberge
    oo Damas I. Seigneur von Semur - vor 1048

    Illegitim
    - Odo Vizegraf von Beaunne - nach 1005

    Literatur:
    Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 43,45 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/ Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 62,65,69,75,100 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 V,29 Seite 289,309 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 210 - Kienast, Walther: Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland (9. bis 12. Jahrhundert), R. Oldenbourg Verlag München-Wien 1968 Seite 95,96,98 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 213 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 221 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 512 -