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 Bohrer

von Boulogne, Eustach II.

männlich um 1020 - um 1093  (73 Jahre)


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Generation: 1

  1. 1.  von Boulogne, Eustach II. wurde geboren um 1020; gestorben um 1093.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 1049-1092, Boulogne-sur-Mer [62200],Pas-de-Calais,Nord-Pas-de-Calais,Frankreich; Graf von Boulogne

    Notizen:

    Darstellung Eustachs von Boulogne auf dem Teppich von Bayeux

    Bayeux Tapestry scene55 Eustach



    Eustach II. Graf von Boulogne (1049-1092)
    um 1020 - 1092
    Ältester Sohn des Grafen Eustach I. von Boulogne und der Mathilde von Löwen, Tochter von Graf Lambert I.

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 112

    Eustachius II., Graf von Boulogne
    + 1086/88 oder um 1093
    1. oo Godgifu, Schwester des englischen Königs Eduard der Bekenner
    2. oo Ida von Bouillon, Schwester Gottfrieds des Buckligen

    Kinder:
    von 2.
    - Eustachius III. von Boulogne
    - Balduin I. König von Jerusalem
    - Gottfried von Bouillon

    Eustachius II. trat um 1047 die Herrschaft über Boulogne(-sur-Mer) an. Als er 1051 England aufsuchte, kam es zu einem Streit zwischen seinem Gefolge und den Bewohnern von Dover (über die daraus resultierende Krise: Godwin, Earl von Wessex). Eustachius II. kämpfte in der Schlacht von Hastings an der Seite Wilhelms des Eroberers. 1067 griff Eustachius II. zusammen mit aufständischen Angelsachsen die Burg von Dover an, ohne sie einnehmen zu können. War sein Verhältnis zu Wilhelm I. auch zeitweise getrübt, so übertrug der König ihm doch später (von neuem?) umfangreichen Lehnsbesitz in England ("honour of Boulogne" mit 120 Ritterlehen, Schwerpunkt in Essex). Eustachius II. zählt damit zu den größten Grundbesitzern im Lande.

    Brandenburg Erich: Tafel 5 Seite 11, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    X. 75. EUSTACH II. genannt Gernobadatus, Graf von Boulogne ca. 1049
    * ..., + ca. 1080
    Gemahlinnen:
    a) 1050 Guda, Tochter König Ethelreds II. von England, Witwe des Dreux von Vexin, + vor 1056
    b) 1057 Ida, Tochter Gottfrieds des Bärtigen, Herzogs von Nieder-Lothringen (siehe XI. 211.), + 1113 13. VIII.

    Anmerkungen: Seite 135
    X. 75. Eustach II.
    Vanderkindere 1, 333. Die dort gegebene Todeszeit (um 1093) ist unrichtig. Eustach starb vor 1081, wahrscheinlich um 1080, siehe Planche 1, 156.

    Glocker Winfrid: Seite 342, Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik

    VIII. 87 EUSTACH II., genannt Gernobadatus c 1049 Graf von Boulogne
    * ..., + c 1080

    a = 1050
    Guda, Tochter Ethelreds II. von England, (?) Witwe des Dreux von Vaxin, + vor 1056
    b = c 1057
    Ida, Tochter Herzog Gottfrieds II. des Bärtigen von Nieder-Lothringen, + 1113 IV 13.
    Vgl. Brandenburg X, 75.

    Thiele, Andreas: Tafel 170, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband"

    EUSTACH II. + um 1082 Graf von Boulogne

    Eustach II. folgte seinem Vater 1049 als Graf von Boulogne, diente jahrelang seinem Schwager Herzog Wilhelm dem Eroberer von der Normandie, machte 1066 die Schlacht bei Hasting mit und bekam Baronien in England.
    1. oo GUDA VON ENGLAND + um 1049
    Tochter des Grafen Aethelred II.; Witwe des Grafen Dreux von Mantes und Vexin
    2. oo IDA VON LOTHRINGEN
    Tochter des Herzogs Gottfried II., Erbin von Bouillon; sie wurde damals sehr gerühmt und zur Heiligen verklärt.

    Eustach II. wurde durch seine Ehe mit Goda der Schwager König Eduards des Bekenners. 1066 kämpfte er auf der Seite Wilhelms des Eroberers bei Hasting gegen die Angelsachsen. Im folgenden Jahr wurde er von Aufständischen gegen Wilhelm I. zu Hilfe gerufen, überquerte mit einem starken Kontingent den Kanal, besetzte Dover und scheiterte kläglich. Trotzdem siedelte er mit seiner Familie nach England über und gehörte zu den größten weltlichen Grundbesitzern.
    Eustach wurde Gernobadatus genannt.

    Douglas David C: Seite 172,177,216,271,273, "Wilhelm der Eroberer Herzog der Normandie"

    Jedoch ist erwiesen, daß Robert von Jumieges, der damalige Bischof von London, zu Beginn des Jahres 1051 zum Erzbischof von Canterbury ernannt wurde, und daß kurz darauf die Einwohner von Dover im gleichen Jahr mit dem Gefolge des königlichen Schwagers, Eustace von Boulogne, der sich zu einem Besuch bei König Edward auf der Rückreise nach Frankreich befand, in Kämpfe verwickelt waren.
    So tauchte in der ungeklärten Frage der englischen Thronfolge ein neuer Faktor auf. Es handelte sich nicht nur um eine Bedrohung der Interessen des normannischen Herzogs. Als Enkel Ethelreds II. konnte sich Graf Walter von Vexin betroffen fühlen; desgleichen Graf Eustace von Boulogne, der als zweiter Gatte Godas ein Schwager Edwards des Bekenners war.
    In der Zwischenzeit fand ein besser organisierte Revolte in Kent statt, wo die Aufständischen den Grafen Eustace von Boulogne zu Hilfe riefen. Es war eine merkwürdige Bitte, da Eustace ein Jahr zuvor bei Hastings auf der Seite Herzog Wilhelms gekämpft hatte. Doch wurde seine Haltung jetzt vielleicht durch den Tod seines Lehnsherrn Baldwin von Flandern, der am 1. September 1067 starb, beeinflußt. Jedenfalls überquerte Eustace, der sich zweifellos seiner im Jahre 1051 in Kent erlebten Abenteuer erinnerte, mit einem ziemlich starken Kontingent an Rittern den Kanal. Zu dieser Zeit befanden sich beide Regenten nördlich der Themse, so daß Eustace die Stadt Dover besetzen konnte. Es mißlang ihm jedoch, die neu errichtete Burg einzunehmen, und ein Ausfalltrupp ihrer Besatzung schlug sein Heer in Stücke. Daraufhin floh er schmachvoll über den Kanal zurück.
    Trotz seiner im Jahre 1067 geführten Feldzüge sollte Graf Eustace von Boulogne seine Familie in England ansiedeln.
    Die Hälfte des Landes, das unter Wilhelm dem Eroberer in England als weltliches Lehen vergeben wurde, gehörte nur elf Männern. Es waren: Odo, Bischof von Bayeux und Graf von Kent; Graf Robert von Mortain; Wilhelm FitzOsbern; Roger von Montgomery; Wilhelm von Warenne; Hugo, der Sohn des Vicomte Richard von Avranchin; Graf Eustace von Boulogne; Graf Alan der Rote; Richard, der Sohn Graf Gilberts von Brionne; Bischof Geoffrey von Coutances und Goffrey von Manneville im Bessin. Vermutlich ruft diese Namensliste Aufmerksamkeit hervor, da alle diese Männer mit Ausnahme der Grafen Eustace und Alan Normannen waren. Sie erhielten fast ein Viertel ganz Englands zu Lehen.

    Jäschke Kurt-Ulrich: Seite 89,90, "Die Anglonormannen"

    Noch hielten sich beide Regenten nördlich der Themse auf, als eine antinormannische Partei in Kent den Grafen Eustachius II. von Boulogne mit seinen Rittern zu Hilfe rief - wohl deshalb mit Aussicht auf Erfolg, weil dessen Lehnsherr Graf Balduin V. von Flandern gerade gestorben war. Als zweiter Gatte von Eduards des Bekenners Schwester Goda-Godgifu und als nicht unwichtiger Teilnehmer der Schlacht von Hastings mochte Eustachius II. sich Anteile an der angelsächsischen Beute ausgerechnet haben, die ihm dann vorenthalten wurde: Ausgerechnet ihm gegenüber war in Kent Wilhelms I. Halbbruder Odo von Bayeux etabliert worden. Die Bindungen des Eustachius an das angelsächsische Königshaus lagen allerdings schon einige Zeit zurück; denn Godas erster Gatte Graf Drogo von Mantes war bereits im Juli 1035 gestorben, und schon 1036/37 war der Eduard-Bruder Alfred bei seinem unglücklichen England unternehmen von Leuten aus Boulogne begleitet gewesen, während er vorher eine Unterstützung durch Graf Balduin V. von Flandern abgelehnt hatte. Damals mag die neue Ehe bereits bestanden haben, doch Goda dürfte bereits am 5. Oktober 1049 tot gewesen sein; denn unter diesem Tag ging die Exkommunikation durch Papst Leo IX. an Graf Eustachius II. wegen blutschänderischer Ehe, und das dürfte sich auf dessen zweite Heirat mit Gottfrieds des Bärtigen Tochter Ida von Lothringen bezogen haben. Beziehungen zu England hatte Graf Eustachius II. aber noch spätestens 1051 unterhalten, als er im September den Hof Eduards des Bekenners besucht und ausgerechnet durch selbstherrliches Auftreten in Dover die Auseinandersetzungen zwischen der Godwine-Familie und dem König ausgelöst hatte. Wohl im Herbst 1067 besetzte Graf Eustachius II. die Stadt; aber vor der dortigen Burg wurden seine Streitkräfte durch einen Ausfall so stark in Mitleidenschaft gezogen, daß er wieder nach Boulogne zurückkehrte.

    Meyer von Knonau, Gerold: Band II Seite 61,63 n. 47,64, "Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich IV. und Heinrich V."

    1071
    Aber auch Robert, auf dessen Teil sich der Sieg neigte, war, als er schon durch die Verfolgung denselben zu vollenden gedachte, so unglücklich, gefangengenommen zu werden; nach einer Nachricht, der freilich eine andere widerspricht, wurde er von dem Grafen Eustach von Boulogne, dem Bruder des französischen Kanzlers, des Bischofs Gottfried von Paris, ergriffen.
    [47 Über die Gefangensetzung Roberts weichen die Quellen von einander ab. Als denjenigen, welcher Robert gefangen nahm, bezeichnen Chron. s. Andreae in Castro Cameracesii, Lib. II, c. 33, und Flandria generosa, c. 21, den Grafen Eustachius nach c. 19 der letztgenannten Quelle comes Boloniensis und Bruder des Gusfridus episcopus Parisiacensis), Albert, 1. c., dagegen den quidam Vulfridus Kabel (castellanus in Sancto Audomaro), an welchen die Flandria generosa wenigstens den Gefangenen überantwortet werden läßt.]
    Die beiden Brüder, Bischof Gottfried von Paris und Graf Eustach von Boulogne, hatten sich, nachdem Robert sie für sich gewonnen hatte, in das Mittel gelegt, und jetzt söhnte sich der König, nach Räumung von St. Omer, mit seinem Feinde aus.

    Werner, Matthias: Band I Seite 449, "Der Herzog von Lothringen in salischer Zeit", in: Die Salier und das Reich

    Mit der Generation Gottfrieds des Bärtigen enden die Versuche, die großen Familien Nieder-Lothringens durch Heiraten an das Herzogshaus zu binden. Die Heiratsverbindungen greifen nun mit den Markgräfinnen Beatrix und Mathilde von Tuscien und den Grafen Eustachius II. von Boulogne und Adalbert von Calw weit über den Dukat hinaus.

    Runciman, Steven: Seite 140, "Geschichte der Kreuzzüge"

    Gottfried wurde um 1060 geboren, als zweiter Sohn des Grafen Eustachius II. von Boulogne und seiner Gemahlin Ida, einer Tochter des Herzogs Gottfried II. von Nieder-Lothringen, der in weiblicher Linie von KARL DEM GROSSEN abstammte.

    Leo Heinrich Dr.: Seite 23-24, "Zwölf Bücher niederländischer Geschichten."

    Am Hof war ihr Eustachius, der Graf von Boulogne und Guines (und dessen Bruder, Bischof Gottfried von Paris) so behilflich, daß der König wirklich einen Zug gegen Robert unternahm.
    Robert und Richildis wurden gegeneinander ausgewechselt. Von neuem kam es bald darauf im Februar 1072 zwischen Cassel und St. Omer zu einer überaus blutigen Schlacht, in welcher Markgraf Arnulf der Unglückliche selbst erschlagen wurde, Graf Eustachius gefangen, nach welcher Richildis mit ihrem zweiten Sohne Balduin zur Flucht nach Hennegau gezwungen wurde.
    Der Bischof von Paris und Robert kamen überein: jener solle Philipp zu Zuge gegen Flandern ab - und aus dem Lande herausbringen, wogegen dieser dann den Grafen Eustachius ohne Lösegeld freigeben wolle. Es gelang, Philipp mit Hilfstruppen zu ängstigen, welcher Robert aus Sachsen zuzogen; Eustachius ward frei und Philipp erkannt Robert den Friesen als Markgrafen von Flandern an.

    Droogenbroeck Frans van:

    Die "Verwandtenehe" zwischen Eustachius II. von Boulogne und Ida von Lothringen bleibt natürlich schwer zu erklären so lange man die Mutter Idas nicht genau identifizieren kann. Laut des Vitas ihrer Tochter heisst sie Uda und wurde beerdigt zu Munsterbilsen.
    Ich weiss nicht genau warum man 1040 wie Geburtsjahr Idas annehmt. Wenn Eustach von Boulogne "propter incestum" excommuniciert wurde am 5. Oktober 1048, und wenn der Bannfluch tatsächlich wegen der Ehe mit Ida von Lothringen verkündigt war, dann war Ida in 1048 wahrscheinlich mindestens 12 Jahr alt gewesen, und also spätestens um 1036 geboren.
    Zur Erklärung des Eheverbot (im 11. Jahrhundert normalerweise bis 7. Grad Blutverwandtschaft) können vielleicht Vorfahren bei der Grafen von Löwen zugrunde liegen: Eustachius I. von Boulogne heiratete Mathilde von Löwen, Tochter von Lambert I. von Löwen.



    1036/37 1. oo 2. Guda (Goda) von England, Tochter des Königs Aethelreds II., um 1005- vor 1056

    1057 2. oo Ida von Lothringen, Tochter des Herzogs Gottfried der Bärtige, 1040-13.4.1113

    Kinder:

    1. Ehe
    - Gytha
    oo Ralph Graf von Hereford - 1057
    [Anm. P. Bohrer: nach Wikipedia - Ralph the Timid (abger. 29.1.2016) ist Ralph Sohn des Drogo und oo Gytha !]

    2. Ehe
    - Eustach III. um 1057 - 1125
    - Gottfried Graf von Bouillon 1061-18.7.1100
    - Balduin I. König von Jerusalem 1058-2.4.1118
    - Ida
    1. oo Hermann I. Graf von Malsen-Cuyk - um 1080
    2. oo Kuno Graf von Montagu, Seigneur de Rochefort
    -

    Literatur:
    Alvermann, Andrea: Geschichte der Grafschaften, Ländereien & der Stadt Saint Pol. Übersetzung aus dem Mittelfranzösischen Kapitel 8 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen. Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 5 Seite 11,135 - Die Salier und das Reich. Gesellschaftlicher und ideengeschichtlicher Wandel im Reich der Salier. (Hg.) Stefan Weinfurter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1991 Band I Seite 449 - Douglas David C: Wilhelm der Eroberer Herzog der Normandie. Diederichs Verlag München 1994 Seite 74,172,177,216,271,273 - Faber Gustav: Die Normannen. Piraten, Entdecker, Staatengründer. Gondrom Verlag GmbH & Co KG Bindlach 1991 Seite 188 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 342,346 - Jäschke Kurt-Ulrich: Die Anglonormannen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln Mainz 1981 Seite 89,90 - Lampert von Hersfeld: Annales/Annalen Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 2000 Seite 350 - Leo Heinrich Dr.: Zwölf Bücher niederländischer Geschichten. Eduard Anton Verlag Halle 1832 Seite 23-24 - Meyer von Knonau, Gerold: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich IV. und Heinrich V., Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1890 Band II Seite 61,63 n. 47,64,653/Band IV Seite 513 - Runciman, Steven: Geschichte der Kreuzzüge, Sonderausgabe in 1 Band Verlag H.C. Beck München 1978, Seite 140 - Schmiele, Emil: Robert der Friese, Dissertation Sondershausen 1872 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 170 -



    Gestorben:
    1086/88 oder um 1093

    Eustach heiratete von England, Guda in 1036/1037. Guda wurde geboren um 1005; gestorben vor 1056. [Familienblatt] [Familientafel]

    Eustach heiratete von Boulogne, Ida in 1057. Ida (Tochter von von Lothringen, Gottfried III. und Doda) wurde geboren um 1040 in Bouillon [6830],Wallonien,Belgien; gestorben am 13 Apr 1113; wurde beigesetzt in Arras [62000],Pas-de-Calais,Nord-Pas-de-Calais,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 2. von Boulogne, Eustach III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1057; gestorben in 1125.
    2. 3. von Boulogne, Balduin I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 1058; gestorben am 2 Apr 1118 in al-Arisch,Schimal Sina,Ägypten; wurde beigesetzt in Jerusalem [91000],Israel.
    3. 4. von Bouillon, Gottfried IV.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 1061; gestorben am 18 Jul 1100 in Jerusalem [91000],Israel; wurde beigesetzt in Jerusalem [91000],Israel.
    4. 5. von Boulogne, Ida  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1060/1065; gestorben nach 1090.


Generation: 2

  1. 2.  von Boulogne, Eustach III. Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Eustach1) wurde geboren um 1057; gestorben in 1125.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 1092-1125, Boulogne-sur-Mer [62200],Pas-de-Calais,Nord-Pas-de-Calais,Frankreich; Graf von Boulogne

    Notizen:

    Eustach III. Graf von Boulogne (1092-1125)
    um 1057- 1125
    Ältester Sohn des Grafen Eustach II. von Boulogne aus seiner 2. Ehe mit der Ida von Lothringen, Tochter von Herzog Gottfried der Bärtige

    Brandenburg Erich: Tafel 27 Seite 54, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    XI. 149 b. EUSTACH III., Graf von Boulogne 1100
    * ca. 1058, + nach 1125

    Gemahlin:
    1102
    Marie, Tochter König Malcolms III. von Schottland
    Anmerkungen: Seite 139
    XI. 149.
    Eustach III.
    Planche 1, 154 macht es glaubhaft, daß er der älteste Sohn war und um 1058 geboren wurde. Auffällig ist die späte Heirat. Das genauere Todesdatum ist nicht bekannt.

    Thiele, Andreas: Tafel 170, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband"

    EUSTACH III. + 1125
    Eustach III. folgte seinem Vater als Graf von Boulogne, lehnte 1118 die Krone von Jerusalem ab und lebte meist in Palästina.
    oo 1102 MARIE VON SCHOTTLAND Tochter des Königs Malcolm III.

    Eustach III. machte mit seinem Bruder Gottfried von Bouillon den 1. Kreuzzug mit und kehrte nach dessen Tod nach Hause zurück. Sein Besitz ging durch seine Erbtochter Mathilde an Stephan von Blois über.

    Annalista Saxo: "Reichschronik"

    Das Jahr 1076.

    Den Herzog Godefrid oder Gozelo von Lotharingien hatte die oben erwähnte Machtildis geheirathet, die Tochter der Beatrix vom Markgrafen Bonifacius von Longobardien, welche nachher Herzog Welph, des Herzogs Welph von Baiern Sohn, zur Frau nahm; aber keiner von beiden bekam von ihr Kinder. - [Der König übergab die Mark Antwerpen an Godefrid, den Schwestersohn des erwähnten Herzogs Gozelo oder Godefrid, einen in ritterlichen Dingen nicht trägen Jüngling, ] der nachher auch das Herzogthum Lotharingien erhielt. Das ist der Godefrid, der ungefähr nach zwanzig Jahren, nachdem er sein ganzes Besitzthum zu Gelde gemacht hatte, mit einer gewaffneten Schaar nach Jerusalem zog, es eroberte und selbst dort König wurde. Sein Vater war Graf Eustachius, seine Mutter Ida, die Schwester des genannten Herzogs Gozelo. Seine Brüder waren Balduvin, der ihm im Königreiche Jerusalem nachfolgte, und Graf Eustachius von Bun. [1 Boulogne] -

    Leo Heinrich Dr.: Seite 33,37, "Zwölf Bücher niederländischer Geschichten."

    Eine Fehde mit Hugo Haberfeld (Champdavaine), Grafen von St. Pol (dem Sohne des Grafen Anselm), fällt in die Jahre 1115 bis 1117; sie scheint von ähnlicher Art gewesen zu sein, wie die früher von Balduin zur Demütigung des Adels unternommen, und wurde durch Vermittlung des Grafen Eustachius von Boulogne verglichen.
    Clementia gewann für ihren Plan, außer dem Herzog Gottfried dem Bärtigen von Nieder-Lothringen, ihren neuen Gemahl, auch die Grafen Balduin von Hennegau, Hugo von St. Pol, Eustachius von Boulogne, Gautier (Walter) von Hesdin, den Vogt Eustachius von Therouenne und andere, überfiel Oudenaerde, was für Karl war, brannte die Stadt nieder und ließ mehrere angesehene Einwohner ermorden. Karl sammelte, durch dieses Benehmen bewogen, einen Heerhaufen in St. Omer. St. Pol wurde eingenommen und dem Erdboden gleichgemacht, die Gräben wurden gefüllt; Gautier von Hesdin wurde von Land und Leuten vertrieben, seine Grafschaft der Domäne einverleibt, und Clementia mußte von den 12 Herrschaften, die ihr in Flandern als Wittum angewiesen waren, die vier bedeutendsten bei dem Frieden, um welchen sie bat, zum Opfer bringen: Dixmuyde, Bergues, Aire und St. Venant.

    Meyer von Knonau, Gerold: Band II Seite 654 n. 56, "Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich IV. und Heinrich V."

    [56 Diese Abstammung bezeugt auch die Genealogia regis Karoli, qui vocatus est Magnus, de cuius prosapia ortus est rex Godefridus eiusque frater rex Balduinus: Eustachius (comes de Bolonia) accepit uxorem filiam Godefridi ducis, Idam nomine, nobilem genre et moribus, et genuit ex ea filios, Eustachium et Godefridunm qui nunc est dux Lotharingiae, et Balduinum(SS. IX, 301). Die Mutter Ida ist durch einen Mönch des von ihr gegründeten und bei ihrem 1113 erfolgten Tode als Grabstätte auserlesenen Klosters Wast bei Boulogne zum Gegenstande einer Biographie gewählt worden (Acta Sanctorum, Aprilis II, 141ff.). Daß das Alter dieses Neffen Gottfrieds nicht ganz genau zu bestimmen ist, vergleiche Hagenmeyer, Ekkehardi Uraugiensis abbatis Hierosolymita, 2012, in n. 19: seine Mutter Ida war älter, als ihr Bruder Gottfried (Vita c. 1: nativitate praeveniens Ida venerabilis).]

    Runciman Steven: Seite 110,141,278,282-283,289,451,1159, "Geschichte der Kreuzzüge"

    Noch bemerkenswerter war der Beitritt von Männern, die dem Kaiser HEINRICH IV. ergeben waren. Unter ihnen stand an erster Stelle der Herzog von Nieder-Lothringen, Gottfried von Bouillon, der zusammen mit seinen Brüdern Balduin und dem Grafen Eustachius von Boulogne das Kreuz nahm.
    Gottfrieds zwei Brüder hatten ebenfalls das Kreuz genommen. Der ältere, Graf Eustachius III. von Boulogne, war kein sonderlich begeisterter Kreuzfahrer und drängte allzeit danach, auf seine reichen Güter zu beiden Seiten des Ärmelkanals zurückzukehren. Sein Beitrag an Truppen war wesentlich geringer als der Gottfrieds, den er folglich bereitwillig als Führer anerkannte. Wahrscheinlich unternahm er die Reise getrennt von ihm, indem er durch Italien zog.
    Von den großen Fürsten, die aus Konstantinopel ausgezogen, waren dem Kreuzzug nur noch vier verblieben: Raimund von Toulouse, Gottfried von Lothringen, Robert von Flandern und Robert von der Normandie. Eustachius von Boulogne hatte stets nur eine schattenhafte Rolle neben seinem Bruder Gottfried gespielt und Tankred besaß trotz aller seiner kriegerischen Fähigkeiten nur wenige Anhänger.
    Tankred war inzwischen nach Nablus gezogen. Gottfrieds Bruder, Eustachius von Boulogne, begleitete ihn, möglicherweise, um zu verhindern, daß er wie üblich die gesamte Beute für sich behielt.
    Balduin war Gottfrieds Bruder und sein nächster Anverwandter im Osten - Eustachius von Boulogne hatte Palästina wahrscheinlich kurz nach Robert von Flandern verlassen - und nicht minder ehrgeizig als Bohemund.
    Balduin I. hatte seine letzte Königspflicht vernachlässigt; er hatte keine Vorsorge für die Thronfolge getroffen. Der Kronrat des Königreiches trat in aller Eile zusammen: Einigen der Edlen erschien es undenkbar, dass die Krone nicht beim Haus BOULOGNE verbleiben solle. Balduin I. war auf seinen Bruder Gottfried gefolgt; und noch gab es den dritten und ältesten Bruder, den Grafen Eustach von Boulogne. Boten wurden eilends übers Meer geschickt, um dem Grafen den Tod seines Bruders anzuzeigen und ihn zu bitten, das Erbe zu übernehmen. Eustach verspürte keinen Wunsch, seine freundliche Heimat gegen die Fährnisse des Morgenlandes zu vertauschen; aber es wurde ihm bedeutet, es sei seine Pflicht. Also machte er sich auf den Weg nach Jerusalem. Aber in Apulien traf er auf neue Boten mit der Kunde, dass es zu spät sei. Die Thronfolge war auf einen anderen übergegangen. Er wies den Vorschlag ab, er solle weiterreisen und für seine Rechte kämpfen. Durchaus nicht widerwillig lenkte er seine Schritte zurück nach Boulogne.
    Die frühesten bekannten Beispiele von Spitzbögen im Abendland finden sich in zwei Kirchen die um das Jahr 1115 von Ida von Lothringen, der Mutter der ersten zwei fränkischen Herrscher von Jerusalem, erbaut wurden. Ihr ältester Sohn, Eustach von Boulogne, war kürzlich aus Palästina zurückgekehrt. Man wird wohl annehmen dürfen, daß die heimkehrenden Baumeister diese neue Bauart im Abendland volkstümlich machten.

    Jäschke Kurt-Ulrich: Seite 164, "Die Anglonormannen."

    Als besonderer Günstling darf der Königs-Neffe Stephan gelten, Sohn von Heinrichs I. Schwester Adele und Graf Stephans von Blois: Die Übertragung von verwirkten Kronlehen wie Eye und Lancaster in England und Mortain in der Normandie um 1115 sowie eines Teils der Belleme-Herrschaften 1118 ebnete den Weg für die glänzende Ehe mit Mathilde, Tochter Graf Eustachius' III. von Boulogne, der 1125 Mönch wurde.

    Appleby John T.: Seite 20, "Heinrich II. König von England. Die Zeit des Thomas Becket."

    Stephen, Graf von Boulogne, war der Sohn Adelas, einer Tochter Wilhelms des Eroberers und Stephens, des Grafen von Blois. Tatsächlich war er der Lieblingsneffe König Heinrichs gewesen, der ihn an seinem Hofe aufgenommen und mit seinem unglücklichen Sohn Wilhelm zusammen hatte erziehen lassen. Heinrich hatte ihm sowohl in England als auch in der Normandie reichlich Land gegeben und hatte für ihn eine sehr günstige Ehe mit Matilda, der einzigen Tochter und Erbin des Grafen Eustace von Boulogne arrangiert, dessen Titel und Besitzungen er dann auch geerbt hatte.

    Berg Dieter: Seite 18, "Die Anjou-Plantagenets. Die englischen Könige im Europa des Mittelalters."

    Gleichzeitig bemühten sich Heinrich und Ludwig um die Gewinnung auswärtiger Verbündeter, wobei der Anglonormanne unter anderen die Herren der Bretagne, von Blois und Boulogne, der KAPETINGER hingegen die Grafen von Anjou und Flandern sowie rebellische Barone für sich gewinnen konnten.



    1102 oo Maria von Schottland, Tochter des Königs Malcolm III., um 1080-31.5.1116

    Kinder:
    - Mathilde Erbin von Boulogne 1103-3.5.1152
    1120 oo Stephan III. Graf von Blois vor 1102-25.10.1154

    Literatur:
    Annalista Saxo: Reichschronik ad a. 1076 - Appleby John T.: Heinrich II. König von England. Die Zeit des Thomas Becket. Dr. Riederer-Verlag Stutggart 1962 Seite 20 - Berg Dieter: Die Anjou-Plantagenets. Die englischen Könige im Europa des Mittelalters. Verlag W. Kohlhammer 2003 Seite 18 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 27 Seite 54,139 - Leo Heinrich Dr.: Zwölf Bücher niederländischer Geschichten. Eduard Anton Verlag Halle 1832 Seite 33,37 - Meyer von Knonau, Gerold: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich IV. und Heinrich V., Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1890 Band II Seite 654 n. 56/Band IV Seite 517 n. 79,518,520 - Röhricht, Reinhold: Geschichte des Königreichs Jerusalem (1100-1291). Verlag der Wagnerschen Universitäts-Buchhandlung 1898 Seite 8,119,126 -
    Runciman, Steven: Geschichte der Kreuzzüge, Sonderausgabe in 1 Band Verlag H.C. Beck München 1978, Seite 110,141,273,278,282-283,289,295,313,451,1159 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 170 -


  2. 3.  von Boulogne, Balduin I. Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Eustach1) wurde geboren in 1058; gestorben am 2 Apr 1118 in al-Arisch,Schimal Sina,Ägypten; wurde beigesetzt in Jerusalem [91000],Israel.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 10 Mrz 1098 - 1100, Edessa (Grafschaft); Graf von Edessa
    • Titel/Amt/Status: 1100-1118, Jerusalem [91000],Israel; König von Jerusalem

    Notizen:

    Krönung Balduins I. (aus: Histoire d'Outremer, 13. Jahrhundert)

    Krönung Balduins I. (aus: Histoire d'Outremer, 13. Jahrhundert)



    Balduin I. von Boulogne

    König von Jerusalem (1100-1118)
    Graf von Edessa (10.3.1098-1100)
    1058 † 2.4.1118 El Arich Begraben: Jerusalem, Grabeskirche
    Jüngerer Sohn des Grafen Eustach II. von Boulogne und der Ida von Lothringen, Tochter von Herzog Gottfried dem Bärtigen

    Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 1366

    Balduin I., König von Jerusalem seit 1100
    * 1058, † 2. April 1118 bei al-Aris Begraben: Jerusalem, Grabeskirche
    Sohn von Eustachius II. von Boulogne und der Ida von Nieder-Lothringen

    Für die kirchliche Laufbahn bestimmt, brach er 1096 mit seinem Bruder Gottfried von Bouillon zum 1. Kreuzzug auf. 1098 wurde er Graf von Edessa, dem ersten Staat im Osten. Nach dem Tod Gottfrieds (1100) wurde ihm angetragen, dessen Platz als Regent von Jerusalem einzunehmen. Er überließ die Regierung von Edessa seinem Vetter Balduin von Bourcq, dem späteren König Balduin II., und begab sich nach Jerusalem. Es gelang ihm, die Opposition Tankreds und des Patriarchen, des Pisaners Daimbert, zu überwinden und letzteren zu veranlassen, ihn in der Geburtskirche zu Bethlehem zu krönen, womit er der erste König von Jerusalem wurde (25. Dezember 1100). Seine Herrschaft war von territorialer Expansion gekennzeichnet. Sein wichtigster Erfolg war dabei die Eroberung der Küstenstädte Arsuf (1102), Caesarea (1102), Akkon (1104), Beirut (1110) und Sidon (1110). Er schuf außerdem die Grundlagen für die Ausdehnung der fränkischen Herrschaft bis zu den Golanhöhen im Norden und im Süden bis nach Akaba (Elat), das er um 1116 befestigen ließ. Sein letzter Feldzug richtete sich gegen Ägypten, wo er den Nil erreichte. Er starb auf dem Rückmarsch. Bei seinem Tod war das von den Franken beherrschte Territorium beträchtlich erweitert, die königliche Gewalt hatte sich gefestigt und die Bevölkerung von Jerusalem zugenommen, ein Ergebnis der Politik Balduins, orientalische Christen aus dem Gebiet jenseits des Jordan in der Stadt anzusiedeln.

    Bertelsmann: Seite 81, Lexikon Geschichte

    BALDUIN I., König 1100-1118 Graf von Edessa 1098
    * 1058, † 2.4.1118

    Bruder Gottfrieds von Bouillon
    Nahm am 1. Kreuzzug teil und sicherte und erweiterte dessen Erfolg.

    Brandenburg Erich: Tafel 27 Seite 54, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    XI. 151 b. BALDUIN I., Graf von Edessa 1098, König von Jerusalem 1100
    * ca. 1065, † vor 1154

    Gemahlinnen:
    a) 1096 Godehild, Tochter des Rudolf von Toeny, geschiedene Frau des Grafen Robert von Meulent, † 1098 in Kleinasien

    b) N., Tochter des armenischen Fürsten Tafnuz, verstoßen 1112

    c) 1113 IX. Adelheid, Tochter des Markgrafen Manfred von Savona,, † 1118

    Thiele, Andreas: Tafel 170, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband"

    BALDUIN I. † 1118

    Balduin I. war erst Kanoniker zu Reims, eroberte die Grafschaft Edessa (heute Urfa) (= das Gebiet mit Samosata, Turbessel, Marasch, Aintab, Bira und Rumqala), folgte 1100 dem Bruder und nahm den Titel König von Jerusalem an. Er setzte sich gegen die normannische Partei und Patriarch Daimbert durch und erhielt von vielen europäischen Fürsten Hilfe, unter anderem dem König von Norwegen, dem Herzog von Bayern und dem von Aquitanien. Er wurde der eigentliche Gründer des Königreiches nach europäischem Vorbild. Balduin I. eroberte weitgehend das alte Phönizien dazu, außer Tyros, das sich noch hielt. Er besaß große Autorität.

    1. oo GODEHILDE DE TOENY, Tochter des Ralph III., † 1097
    2. oo ARDA, Tochter des Fürsten Thoros
    3. oo ADELHEID DI SAVONA, Tochter des Markgrafen Manfred I.

    Balduin I. nahm am 1. Kreuzzug teil, trennte sich aber in Syrien vom Hauptheer und wandte sich gegen Edessa, wo er nach der Ermordung des Fürsten Thoros bei einem Aufstand selbst den fürstlichen Thron bestieg. Er verteidigte Edessa gegen Kerboga, welcher zum Entsatz von Antiochia herbeieilte. Nach dem Tode seines Bruders Gottfried wurde Balduin trotz der Opposition des Patriarchen von Jerusalem, Dagobert, und TankredsKönig von Jerusalem. Er war ein tatkräftiger Regent, der das Gebiet des Königreiches durch die Eroberung einer Reihe von Städten wie Arsuf, Caesarea, Ptolemaios, Berytis und Sydon erweiterte und im Innern möglichst die Ruhe hielt und sich überall Achtung zu verschaffen wußte. Die Ägypter wurden in mehreren Schlachten bei Ramla (1101, 1102 und 1105) geschlagen, was die Franken im wesentlichen Balduin selbst verdankten, der mit strategischem Geschick und unablässigem Einsatz die in zahlenmäßiger Hinsicht hoffnungslose Unterlegenheit seiner Truppen auszugleichen wußte. Er erhob Bethlehem zum Bistum. Er starb auf einem Streifzug nach Ägypten. Balduin war derjenige von den Kreuzfahrern, der den größten Erfolg für sich verbuchen und seine persönlichen Ziele am weitesten realisieren konnte. Er war ein großer König, hart und bedenkenlos, nicht geliebt, aber zutiefst geachtet um seiner Tatkraft, seines Weitblickes und der Ordnung und Gerechtigkeit seiner Herrschaft willen.




    1. oo 2. Gontrana (Godehilde) von Toeny, Tochter des Ralph III. um 1065 † 1097 Marasch

    2. oo Orianta aus Melitena (Arda, Tochter des Fürsten), verstoßen

    1113-1116 3. oo 2. Adelheid di Savona, Witwe Rogers I. von Sizilien, 1072 † 16.4.1118
    Adelheids Sohn aus 1. Ehe, Roger II. Graf von Sizilien, sollte ursprünglich Balduins Erbe werden.

    (4. oo Theodora)


    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 27 Seite 54 - Erbstösser Martin: Die Kreuzzüge. Eine Kulturgeschichte. Bertelsmann Lexikon-Verlag 1977 Seite 93 - Großer Bildatlas der Kreuzzüge. Sechs Jahrhunderte abendländischer Kultur- und Glaubensgeschichte. Verlag Herder Freiburg im Breisgau 1992 Seite 30 - Houben, Hubert: Roger II. von Sizilien. Herrscher zwischen Orient und Okzident, Primus Verlag Darmstadt 1997, Seite 19,30,31,37,185 Tafel 2 - Jones Terry/Ereira Alan: Die Kreuzzüge. Bechtermünz Verlag 2000 Seite 22,24,40,52,56,79,83,86,92,94 - Kugler Bernd: Geschichte der Kreuzzüge. Reprint-Verlag-Leipzig 1880 - Le Goff Jacques: Ludwig der Heilige, Klett-Cotta Stuttgart 2000 Seite 157 - Lehmann Johannes: Die Kreuzfahrer. Abenteurer Gottes. Gondrom Verlag Bindlach 1991 Seite 67,74,102,131,155,161,176 - Mayer, Hans Eberhard: Geschichte der Kreuzzüge. Verlag W. Kohlhammer GmbH 1995 Seite 44-46,50-52,61-64,66,68-73,85,139,140 - Norwich John Julius: Byzanz. Der Aufstieg des oströmischen Reiches. Econ Verlag GmbH, Düsseldorf und München 1993 Band III Seite 50,57,59,61 - Payne Robert: Die Kreuzüge. Zweihundert Jahre Kampf um das Heilige Grab. Albatros Verlag Düsseldorf 2001 - Prutz Hans: Die Ritterorden. Mönche als Kämpfer, Helden, Abenteurer Bechtermünz Verlag Berlin 1908 Seite 24,62 - Runciman, Steven: Geschichte der Kreuzzüge, Sonderausgabe in 1 Band Verlag H.C. Beck München 1978, Seite 110-614 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 170 - Zöllner Walter: Geschichte der Kreuzzüge. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1977 Seite 57, 69-72,74,78,87,91-94,138,173,195,224 -



    Begraben:
    Grabeskirche


  3. 4.  von Bouillon, Gottfried IV. Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Eustach1) wurde geboren in 1061; gestorben am 18 Jul 1100 in Jerusalem [91000],Israel; wurde beigesetzt in Jerusalem [91000],Israel.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Bouillon [6830],Wallonien,Belgien; Graf von Bouillon
    • Titel/Amt/Status: Antwerpen [2000],Flandern,Belgien; Markgraf von Antwerpen
    • Titel/Amt/Status: 1087-1099, Niederlothringen; Herzog von Niederlothringen
    • Titel/Amt/Status: 1099-1100, Jerusalem [91000],Israel; König von Jerusalem

    Notizen:

    Gottfried von Bouillon auf einem Fresko in der Burg Manta, um 1420

    Godefrey of Bouillon



    Gottfried

    König von Jerusalem (1099-1100)
    Herzog von Nieder-Lothringen (1087-1099)
    Graf von Bouillon
    Markgraf von Antwerpen
    1061-18.7.1100 Jerusalem
    Jüngerer Sohn des Grafen Eustach II. von Boulogne und der Ida von Lothringen, Tochter von Herzog Gottfried dem Bärtigen

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 1598

    Gottfried von Bouillon (Gottfried V.), Herzog von Nieder-Lothringen 1087-1096, einer der Führer des 1. Kreuzzuges
    * um 1060 Boulogne, + bald nach 18. Juli 1100 Jerusalem

    LEBEN UND WIRKEN

    1. Als Herzog von Nieder-Lothringen

    Gottfried war der zweite Sohn Eustachius' II., Grafen von Boulogne, und der Ida von Ardenne, der Schwester Gottfrieds des Buckligen und Tochter Gottfrieds des Bärtigen. Er wurde um 1075 von seinem Onkel Gottfried dem Buckligen adoptiert und als Nachfolger designiert. Dennoch wurde er von Kaiser HEINRICH IV. 1076 lediglich mit der Markgrafschaft Antwerpen belehnt und konnte das Herzogtum Nieder-Lothringen erst 1087 in Besitz nehmen.
    Gottfried betrieb die Durchsetzung der Erblichkeit der Herzogswürde. Er hielt die Expansionsbestrebungen seiner Nachbarn, der Grafen von Löwen und Namur sowie des Fürstbischofs von Lüttich, in Schach; auch verstand er es, aus seinen Interventionen in den Abteien St-Hubert und St-Trond Nutzen zu ziehen, ebenso 1096 aus seinem Eingreifen gegen die Judenverfolgung im Mittelrheingebiet. Als er 1096 das Kreuz nahm, führte er eine Veräußerung seines Herzogtums durch, die ihm bei präsumptiver Heimkehr den Rückkauf ermöglichen sollte.

    2. Auf dem 1. Kreuzzug

    Gottfried unterschied sich in seiner Haltung insofern von den übrigen Führern des 1. Kreuzzuges, als er enge Beziehungen zu HEINRICH IV. hatte. Eine feste Ansiedlung im Osten plante er im Unterschied zu anderen Kreuzfahrern nicht. Während der 1. Hälfte des Kreuzzuges kann seine Position zwar als gesichert, nicht aber als dominierend bezeichnet werden. Nachdem sich Gottfrieds Bruder Balduin von Boulogne in Edessa niedergelassen hatte (10. März 198) erhielt auch Gottfried dort Besitzungen und wurde mit Hilfsgütern versorgt. Gewachsener Reichtum und gestiegenes Prestige ließen ihn während des Marsches auf Jerusalem (Frühling und Frühsommer 1099) zum Rivalen des bis dahin tonangebenden Raimund von St-Gilles werden. Am 22. Juli 1099, eine Woche nach dem Fall Jerusalems, wurde er zum Oberhaupt der neuen Kreuzfahrerherrschaft gewählt. Es gibt keinen klaren Beleg, dass er den Titel eines 'advocatus Sancti Sepulcri' geführt hat; üblicherweise nannte er sich 'princeps'. Während seiner nur einjährigen Regierung übte er offenbar eine straffe Kontrolle bei der Eroberung von Palästina aus und schuf erste Grundlagen einer feudalen Organisation. Andererseits war er bereit, für sein Fürstentum eine formelle Belehnung durch Daimbert, den Patriarchen von Jerusalem, der zugleich päpstlicher Legat war, zu empfangen, und Gottfried von Bouillon dürfte auch weitreichende Zugeständnisse an die Kirche von Jerusalem gemacht haben. Sich dadurch anbahnende tiefgreifende Konsequenzen wurden allerdings durch Gottfrieds Bruder und Nachfolger, Balduin I. durchkreuzt.

    Brandenburg Erich: Tafel 27 Seite 54, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    XI. 150 b. Gottfried von Bouillon, Graf von Boulogne ca. 1080, Herzog von Nieder-Lothringen 1088, König von Jerusalem 1099
    * ca. 1060, + 1100 2. IV. in Palästina

    Thiele Andreas: "Erzählende Genealogische Stammtafeln"

    Gottfried von Bouillon war 1090 mit Kaiser HEINRICH IV. in Italien, 1096 Mitanführer des 1. Kreuzzuges und mußte unterwegs dem Kaiser von Byzanz einen Lehenseid für eventuell zurückeroberte ehemals byzantinische Gebiete schwören. Er eroberte Nablus, Hebron, Tiberias, Bethlehem und 1099 Jerusalem. Gottfried lehnte die Königskrone ab und nannte sich "Beschützer des Grabes".

    Gottfried wurde von seinem Onkel Gottfried II. der Bucklige adoptiert und 1076 Erbe aller Allodien. Er wurde Graf von Bouillon nebst Verdun und Markgraf von Antwerpen und stand ständig gegen Flandern. Er war ein typischer Vertreter des aufstrebenden Rittertums, zog 1080-1084 mit Kaiser HEINRICH IV. nach Rom und erhielt von ihm für seine treuen Dienste 1089 als Nachfolger des Kaiser-Sohnes KONRAD das Herzogtum Nieder-Lothringen. Er war von 1090-1096 wieder mit in Italien, konnte weder die kaiserliche noch die herzogliche Position in Nieder-Lothringen behaupten und verkaufte alle seine Güter einschließlich der Stammburg Bouillon an den Bischof von Lüttich, um den 1. Kreuzzug finanzieren zu können. Er erhoffte sich im Heiligen Land eine neue Herrschaft. Er wurde 1096 einer der Führer des 1. Kreuzzuges, erstürmte im Jahre 1099 Jerusalem und wurde im gleichen Jahr zum ersten König von Jerusalem gewählt, begnügte sich aber mit dem Titel "Vogt des Heiligen Grabes". Am 12.8.1099 besiegte er die Ägypter bei Askalon.

    Werner Matthias: Band I Seite 449, "Der Herzog von Lothringen in salischer Zeit" in Die Salier und das Reich.

    Zur Frage, ob Gottfried von Bouillon verheiratet war und ob, wie vermutet, es sich bei seiner Gemahlin um Beatrix von Mandeville, die Tochter eines hohen Vasallen Wilhelms des Eroberers in Essex, handelt, vgl. die kritischen Bemerkungen bei H.E. Mayer, Etudes sur l'histoire de Baudouin I, roi de Jerusalem, in: Ders., Melanges sur l'histoire du Royaume Latin de Jerusalem (INstitut de France. Memoires de l'Acad. des inscription et Belles-Lettres, N. Seite 5), Paris 1984, Seite 18ff. mit Anm. 28.

    Literatur:
    Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 225,258,267 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 27 Seite 54 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 267,373,390,395,401,409,413,416,424,432,444-446,449-451,453-457,459-462,464-467,470, 473/Band II Seite 21/Band III Seite 506 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seitze 302 - Golinello, Paolo: Mathilde und der Gang nach Canossa, Artemis und Winkler Düsseldorf 1998, Seite 158,266 - Mayer, Hans Eberhard: Geschichte der Kreuzzüge, Verlag W. Kohlhammer GmbH 1995 Seite 43-45,47-49,55-63 - Mohr Walter: Geschichte des Herzogtums Lothringen. Geschichte des Herzogtums Groß-Lothringen (900-1048) Verlag "Die Mitte" Saarbrücken 1974 Band II Seite 63-73 - Runciman, Steven: Geschichte der Kreuzzüge, Sonderausgabe in 1 Band Verlag H.C. Beck München 1978, Seite 110,132,133,140-141,142-144,144-148,152,168-170,174-176,178,180,206,209,216,217,222,232,235,238-239, 243-244,244-245, 246,249,250,257-258,2567,269-270,273,279-301,301-303,305 - Wies, Ernst W.: Kaiser Heinrich IV. Canossa und der Kampf um die Weltherrschaft, Bechtle Esslingen 1996, Seite 186,215,222 -

    Mohr Walter: Band II Seite 63-73, "Geschichte des Herzogtums Lothringen"

    Gottfried der Bucklige besaß keine Nachkommen. Zur Regelung der Nachfolge griff er in seinem Testament auf den Sohn seiner Schwester Ida, die mit dem Grafen Eustachius von Boulogne verheiratet war, zurück. Dabei adoptierte er diesen Neffen, der ebenfalls Gottfried hieß, als seinen Sohn. Dessen Nachfolge in der Toscana war natürlich nicht möglich, weil er nicht der Sohn des verstorbenen Herzogs war. Dagegen suchte umgekehrt dessen Gemahlin Mathilde Ansprüche in Lothringen geltend zu machen. Sie fand für ihr Vorgehen gegen Gottfried einige Verbündete im lothringischen Raum selbst.
    Eine zentrale Stellung nahm bei dieser Entwicklung der Bischof Dietrich von Verdun ein. Das ARDENNER-Haus hatte ja gerade um die Grafschaft Verdun lange Kämpfe geführt, bei denen es in den dortigen Bischöfen entsprechende Gegner gefunden hatte. Jetzt nach dem Tode Gottfrieds des Buckligen hielt Bischof Dietrich den Zeitpunkt gekommen, die Ansprüche des Bistums voll und ganz durchzusetzen. Damit war von vornherein ein Zusammengehen mit der Markgräfin gegeben. Ein weiterer Verbündeter bot sich im Grafen Albert von Namur an, der der Gemahl der älteren Schwester von des jungen Gottfrieds Mutter Ida war. Er hielt daher seine Verwandtschaft zu dem verstorbenen Herzog für näher und seine Ansprüche auf das Erbe für begründeter. Bischof Dietrich wandte sich außerdem an den Erzbischof von Reims, der für einige Gebiete von Gottfrieds Erbe Lehensherr war, um ihn zu veranlassen, auch den Papst an der Sache zu interessieren. Vermutlich wurde auf diesem Wege erst die Verbindung zu Mathilde und weiter zwischen ihr und dem Grafen von Namur zustande gebracht. Der Bischof und der Erzbischof waren sich daher vorher über den einzuschlagenden Weg einig geworden. Die Grafschaft Verdun sollte an Mathilde übertragen werden, die sie dann weiter als Lehen an den Grafen Albert zu geben hatte. Es gelang, Papst Gregor VII. für diesen Plan zu gewinnen. Dadurch kam zunächst einmal die Transaktion mit der Grafschaft Verdun in der abgesprochenen Form zustande, der Graf von Namur wurde nach der Belehnung mit der Vertretung der Interessen Mathildes beauftragt.
    In der Folge wurde zuerst vom Abt von St. Hubert ein Versuch zu einer gütlichen Einigung gemacht. In seinem Kloster trafen sich Gottfried und Albert, doch führten die Unterredungen zu keinem Erfolg. In der Hauptsache scheint es um die Burg Bouillon gegangen zu sein, von der jetzt Gottfried Besitz ergriffen konnte. Albert war es nicht möglich, ihn dort zu vertreiben, obwohl er dabei vom Bischof von Verdun unterstützt wurde, da auf der anderen Seite sein Gegner Hilfe von Bischof Heinrich von Lüttich erhielt. Dieser war mit Gottfried dem Buckligen verwandt gewesen, dem er ja auch seine Erhebung zu verdanken hatte. Schon aus diesem Grunde ergriff er die Partei Gottfrieds von Bouillon, außerdem mußte ihn das starke Anwachsen der Macht des Grafen von Namur mißtrauisch machen. So kaufte er die Burg Mirwart, die Albert als Stützpunkt gegen Gottfried benutzen wollte, von ihrem Eigentümer, der Gräfin Richilde von Hennegau, und setzte sie in Verteidigungszustand, was sich zum Schutz Gottfrieds auswirkte. Während die Auseinandersetzungen um Bouillon begannen, bemühten sich Gottfrieds Brüder Eustachius und Balduin um die Organisation militärischer Hilfe. Daraufhin gelang es ihm auch noch Stenay zu besetzen. Er besaß indes noch andere Gegner. So stand auf seiten des Grafen Albert der Graf von Chiny und dessen Verwandter, der Graf Walram I. von Limburg. Auf die Burg Bouillon speziell erhob Ansprüche auch Graf Dietrich von der Veluwe, der damit zum natürlichen Verbündeten des Grafen von Namur wurde. Dietrich hatte allerdings kein Glück, er geriet im Laufe der Kämpfe in die Gefangenschaft Gottfrieds, in der er gestorben ist.
    In all diesen Fragen ist nun die Haltung des deutschen Königs nicht eindeutig zu erkennen. Ohne Schwierigkeiten folgte Gottfried in der Markgrafschaft Antwerpen nach, die eine von Nieder-Lothringen unabhängiges Reichslehen darstellte, in das er von HEINRICH IV. eingewiesen wurde. In Nieder-Lothringen selbst aber traf der König eine andere Lösung. Er kam sofort nach Utrecht, um dort die schwebenden Angelegenheiten zu ordnen. Er gab nun das Herzogtum nicht dem Erben des Verstorbenen, sondern seinem eigenen Sohn KONRAD. Da dieser noch ein Kind war, ist die Maßnahme einigermaßen auffallend. Schließlich war Gottfried von Bouillon im Jahre 1076 noch ein junger Mann, von dem es zweifelhaft war, ob er sich gegenüber den Großen Nieder-Lothringens werde durchsetzen können. Allerdings ist es demgegenüber auffallend, dass der König zum Stellvertreter des kleinen KONRAD im Herzogsamt den Grafen Albert von Namur wählte, also den Gegner Gottfrieds. Albert führte den Titel vicedux. Immerhin besteht auch die Möglichkeit, dass der König sich des jungen Gottfried nicht ganz sicher war. Er war ja schließlich der zweite Sohn des Grafen Eustachius von Boulogne, der von Frankreich lehnsabhängig war, der ehedem in der Hauptsache die Verbindung des Grafen Robert von Flandern zum französischen König gefördert hatte, so dass ein flämisch-französischer Einfluß in Nieder-Lothringen über die Vermittlung des Hauses BOULOGNE eintreten konnte, was für einen deutschen König auf jeden Fall unerwünscht war.
    Einsichten über die Meinung Gottfrieds lassen sich also auf diesem Wege nicht gewinnen. Seine Familie scheint jedoch mit einem künftigen Erwerb des Herzogtums gerechnet zu haben, wenn wir einer englischen Chronik glauben dürfen, die berichtet, Gottfrieds Mutter Ida hätte ihren Sohn mit einer solchen Hoffnung getröstet. Auf der anderen Seite läßt sich aber auch nicht erweisen, dass Gottfried etwa aktiv auf der Seite des Königs gewirkt hätte. Die in diesem Zusammenhang auftauchenden Nachrichten über ein Beteiligung an den Sachsenkriegen können nicht aufrechterhalten werden. Ebenso steht es mit einer angeblichen Teilnahme am Romzug 1081/82, die uns nur von späteren Quellen berichtet wird, während die zeitgenössische Chronik von St. Hubert zeigt, wie gerade in dieser Zeit Gottfried gegen den Grafen Dietrich von der Veluwe kämpfte, an der Einführung des Gottesfriedens in Lüttich teilnahm und auch in seiner Tätigkeit als Vogt von St. Hubert nachzuweisen ist.
    Inzwischen gingen die Kämpfe um Gottfrieds Erbansprüche weiter. Die Auseinandersetzungen hatten sich so entwickelt, dass Gottfried sich in Nieder-Lothringen gegen den Herzogstellvertreter Albert von Namur behaupten konnte. Anfang Juni 1085 kam es dann zu einer Regelung, als der Kaiser in Metz weilte. Gottfried wurde die Grafschaft Verdun zugesprochen, der Bischof von Verdun erhielt Stenay und Mouzay, was einigermaßen merkwürdig ist, denn die beiden letzteren Orte hatten zum Eigenbesitz Gottfrieds des Buckligen gehört, auf sie konnte sein Neffe also mit vollem Recht Anspruch erheben. Gottfried hat sich denn auch nicht zufriedengegeben, und die Kämpfe lebten wieder auf. Eine endgültige Regelung trat erst ein, als Gottfried in Vorbereitung des Kreuzzuges Stenay und Mouzay an den Bischof verkaufte.
    Die herzogliche Gewalt in Nieder-Lothringen war in diesen Jahren, da auch der deutsche König durch den Streit mit dem Papst so stark getroffen wurde, fast zur Bedeutungslosigkeit herabgesunken. Um den Zustand des Landes wieder zu heben, kam man auf die Institution des Gottesfriedens zurück. Auch der Herzogstellvertreter hat bei dessen Wiedereinführung mitgewirkt, offensichtlich weil er seine eigene politische Ohnmacht fühlte.
    Eine Änderung bei der Herzogswürde in Nieder-Lothringen trat erst ein, als der Königs-Sohn KONRAD Ende Mai 1087 in Aachen zum König gekrönt wurde. Das hat wohl HEINRICH IV. Anlaß gegeben, die Verhältnisse in Nieder-Lothringen in einen definitiven Zustand zu bringen. Wie uns die Annalen von St. Jakob in Lüttich versichern, wurde in diesem Jahr 1087 der Markgraf Gottfried zum Herzog erhoben. Der Chronist Sigebert von Gembloux schreibt allerdings erst zum Jahre 1089, schließlich sei Gottfried das Herzogtum Lothringen gegeben worden. Man könnte vielleicht annehmen, er sei im Jahre 1087 nur allgemein zum Herzog erhoben und erst 1089 mit Nieder-Lothringen betraut worden, doch ist die Chronik Sigeberts nicht immer zuverlässig.
    Da Gottfrieds Name in der nachfolgenden Zeit in fast allen Gebieten des Herzogtums Nieder-Lothringen genannt wird, wurde also seiner Stellung wohl allgemein anerkannt. Eine Ausnahme bildete der Norden des Herzogtums, wo sich allmählich die Grafschaft Holland in Eigenständigkeit absonderte. Auch in den südlichen Territorien änderte sich übrigens bald die Situation. Gottfried geriet hier vor allem in die Auseinandersetzungen im Bistum Lüttich, wo Ende des Jahres 1091 Bischof Heinrich starb.
    Inzwischen war der Herzog Gottfried aus dem Streit um die Abtei St. Truiden ausgeschieden, er hatte sich für den Kreuzzugsgedanken gewinnen lassen. Er dachte dabei wohl gleich von Anfang an daran, nicht mehr zurückzukehren, denn er begann seine Eigengüter zu veräußern. Stenay und Mouzay gingen an den Bischof von Verdun, die Burg Bouillon erwarb der Bischof von Lüttich, wobei allerdings hier ein Rückkaufsrecht für Gottfried oder seinen Erben bestehen blieb. Im August 1096 hat Gottfried sein Herzogtum verlassen.

    Mayer Hans Eberhard: Seite 43-45,47-49,55-63, "Geschichte der Kreuzzüge"

    Als einer der ersten verließ Mitte August 1096, also zum festgesetzten Termin, Gottfried von Bouillon mit einer großen Menge von Lothringern, N-Franzosen und Deutschen die Heimat. Er stammte aus dem Hause der Grafen von Boulogne und war von HEINRICH IV. 1087 zum Herzog von Nieder-Lothringen ernannt worden. Er scheint sich in dieser Stellung keinen allzugroßen Einfluß errungen zu haben, so dass er vielleicht im Kreuzzug die Möglichkeit sah, zu höheren Zielen zu gelangen. Wir wissen allerdings gar nichts über die Gründe seiner Kreuznahme. Aus dem teilweise schon in den Quellen berichteten Verkauf seiner Güter, ja sogar seiner Stammburg Bouillon, hat die Forschung zum Teil geschlossen, dass er die Brücken hinter sich abzubrechen und nicht mehr zurückzukehren gedachte. Aber eine genaue Betrachtung erweist, dass er für die Finanzierung von seinen Familiengütern nur Stenay und Mousay zwischen Verdun und Sedan an den Bischof von Verdun verkaufte, mit dem er hierüber einen langen Streit gehabt hatte und dem er im Zuge dieser Flurbereinigung die von ihm zu Lehen besessene Grafschaft Verdun zurückgab, freilich mit dem Proviso, dass der Bischof sie seinem Bruder Balduin verleihen müsse. Dagegen hat er den "Pays de Bouillon" (östlich von Sedan in Belgien) als seinen Hauptbesitz dem Bischof von Lüttich nur verpfändet, sich und seinen Erben ein Auslösungs- oder Rückkaufsrecht jedenfalls ausdrücklich vorbehalten. Vor allem aber verzichtete er nie auf sein Herzogtum, sondern holte vorschriftsmäßig die kaiserliche Erlaubnis zum Verlassen des Reiches ein, und der Kaiser ernannte auch erst nach Gottfrieds Tod einen neuen Herzog von Nieder-Lothringen. Da Gottfried der erste war, der später über Jerusalem regieren sollte, hat sich die Legende in hervorragendem Maße seiner angenommen und ihn zu einer Art Leitbild des idealen Kreuzfahrers gestempelt. Dieser Prozeß setzte schon kurz nach dem 1. Kreuzzug mit dem Chronisten Albert von Aachen ein, der in Gottfried seinen Heros sah. Gottfried war sicherlich nicht so reinen Herzens und Gemüts, wie man ihn im Mittelalter hingestellt hat, aber er war andererseits auch keine absolut mittelmäßige Figur, wie man im 19. Jahrhundert angenommen hat. Er war reich genug, um ein ansehnliches Kontingent von Vasallen und Rittern aufzubringen, und es waren vornehmlich Lothringer, die während und nach dem Kreuzzug in seiner Umgebung einflußreich waren. Der Zug verlief reibungslos und schon am 23. Dezember 1096 war Gottfried in Konstantinopel, wo er bereits den Grafen Hugo von Vermandois vorfand, der etwa zur gleichen Zeit aufgebrochen war, mit seinem kleinen Kontingent aber den Seeweg genommen hatte. Die Lehnseidleistung durch Graf Hugo führte dazu, dass Gottfried von Bouillon, der als nächster ankam, wiederholte Einladungen des Kaisers, in die Stadt zu kommen, ausschlug. Auch weigerte er sich, den Eid zu leisten. Alexios versuchte zweimal, Gottfried unter Druck zu setzen, indem er die Lebensmittellieferungen für das Heer sperrte, worauf die Lothringer mit Plünderungen der Vorstädte antworteten. Beim zweitenmal, im Januar 1097, ließ Gottfried sogar den kaiserlichen Blachernenpalast belagern. Alexios war nicht gewillt, das zu dulden; auch wollte er Gottfried vor dem Eintreffen weiterer Kreuzfahrer nach Kleinasien bringen. Er ließ es auf einen Kampf mit den Kreuzfahrern ankommen, bei dem sich diese den byzantinischen Truppen unterlegen erwiesen. Gottfried war nunmehr bereit, am 20. Januar den geforderten Eid zu leisten. Er wurde mit seinem Heer sogleich über die Meerenge transportiert und marschierte entlang der Küste des Marmara-Meeres nach Pelecanum, einem byzantinischen Militärlager.
    Das erste Ziel der Kreuzfahrer war Nicaea, die Hauptstadt des Seldschuken-Sultans Kilidsch-Arslan. Sie lag günstig an einem See und war durch über 200 Türme gesichert. Am 6. Mai kam Gottfried an, vier Wochen später war das gesamte Heer beisammen, die Belagerung kam aber schon am 14. Mai in vollen Gang. In der Stadt befand sich nicht nur der seldschukische Staatsschatz, sondern auch die Familie des Sultans. Am 21. Mai wurde Kilidsch-Arslan, der die Kreuzfahrer nicht ernst genommen hatte, besiegt und zog ab. Hier zeigte sich zum erstenmal, dass die Kreuzritter, wenn sie in offener Schlacht auf die Muslime stießen, diesen durch den wuchtigen Anprall ihrer gepanzerten Reitertruppen überlegen waren. Am 19. Juni übergab die Besatzung die Stadt Nicaea dem byzantinischen Admiral Butunites.
    Nach einem Sieg über die Seldschuken am 30. Juni 1097 fiel das türkische Lager mit seinen Prunkzelten und seiner reichen Beute den Kreuzfahrern in die Hände.
    Am 7. Juni 1099 erklomm das Heer einen Berg, über den die Straße führte, und nun endlich sahen die Kreuzfahrer Jerusalem vor sich liegen. Nachdem man drei Belagerungstürme fertiggestellt hatte, begann man guten Mutes in der Nacht vom 13./14. Juli den Angriff. Gottfried hatte im Norden mehr Erfolg mit seinem Turm als Graf Raimund im Südwesten. Am 15. Juli 1099 manövrierte er ihn unweit des heutigen Herodestor geschickt an die Mauer und ließ von oben eine Brücke herab. Ein flämischer Ritter aus Tournai namens Letold stürmte als erster Kreuzfahrer auf die Mauer, gefolgt von Gottfried und den Lothringern sowie Tankred. Während die Lothringer ihren Genossen die Tore öffneten, stürmte Tankred zum Tempelplatz, dem Zentrum der Stadt, vor und besetzte die Aqsa-Moschee. Außer dem fatimidischen Gouverneur und seinem Gefolge kam kein Muslim mit dem Leben davon. Der Rausch des Sieges, der religiöse Fanatismus der Kreuzfahrer und die aufgestaute Erinnerung an die durchstandene Mühsal von drei Jahren entlud sich in einem entsetzlichen Blutbad, dem unabhängig von Religion und Rasse jedweder zum Opfer fiel, der den metzelndnen Kreuzfahrern vor die Klinge geriet.
    Nachdem die ersten sanitären Ordnungsmaßnahmen getroffen worden waren, versammelten sich die geistlichen und weltlichen Führer des Kreuzzuges, um über weitere Maßnahmen zu beschließen. Es stellte sich jetzt heraus, dass man von Europa ausgezogen war, merkwürdigerweise ohne irgendwelche Vorstellungen zu haben, was man denn mit Jerusalem nach seiner Eroberung anfangen sollte. Raimund lehnte die ihm angebotene Krone ab mit der schlauen Bemerkung, er wolle nicht König sein, wo Christus gelebt habe. Er erkannte wohl, dass ihm das Angebot nur mit halbem Herzen gemacht worden war, und hoffte, durch seine Antwort auch Gottfried an der Übernahme der Herrschaft hindern zu können. Gottfried war im Heer allgemein beliebt, und er hatte es verstanden, sich aus den unerquicklichen Streitigkeiten der Fürsten weitgehend herauszuhalten, wofür man in Kauf nehmen mußte, dass er eine weniger profilierte Persönlichkeit war als etwa Bohemund oder Raimund. Er und seine Berater erwiesen sich jetzt freilich als sehr klug, denn Raimunds Manöver wurde geschickt überspielt, indem Gottfried zwar die Krönung ablehnte, die ihm angebotene Herrschaft aber übernahm, womit die entscheidende Frage, welchen Herrschaftseinfluß man der Kirche zubilligen solle, vorerst offengelassen wurde. Auf nicht ganz feine Art gelang es Gottfried auch, sich in den Besitz des Davidsturms zu setzen, den Raimund von Toulouse erobert hatte, ohne den er nicht Herr in der Stadt sein konnte. Raimund zog daraufhin verärgert von Jerusalem ab und führte seine Leute zur Pilgerfahrt nach Jericho und an den Jordan.
    Trotz aller Rebereien verschloß sich Raimund ebensowenig wie Robert von der Normandie, der damals in gespanntem Verhältnis zu Gottfried gestanden zu haben scheint, dessen Aufruf zur Hilfeleistung gegen das ägyptische Heer, das unter dem Wesir al-Afdal (1094-1121) von Süden heraufrückte. Am 12. August 1099 kam es in der Ebene vor der starken ägyptischen Seefestung Askalon zur Schlacht. Die Ägypter wurden in ihrem Lager von den Kreuzfahrern überrascht und vollständig aufgerieben; al-Afdal floh in seine Heimat. Am 13. August kehrte man im Triumph nach Jerusalem zurück. Der Erfolg des Kreuzzuges war gesichert.
    Anfang September 1099 verließen die meisten Kreuzfahrer Jerusalem. Robert von Flandern, Robert von der Normandie, Balduin von Bourcq und Raimund von Toulouse zogen mit ihren Truppen nach Norden ab, die beiden Roberte, um nach Hause zurückzukehren. In Jerusalem blieben nur Gottfried von Bouillon und Tankred zurück, deren Truppen nur etwa 300 Ritter und 2.000 Fußsoldaten umfaßten. Gottfrieds Herrschaft beschränkte sich vorerst auf Jerusalem, den Hafen Jaffa und die Orte Lydda, Ramla, Bethlehem und St. Abraham (Hebron), das er stark befestigte. Tankred eroberte sich eine eigene Herrschaft, die anfangs aus den Städten Tiberias, Nazareth und Beisan bestand, und nahm dise Gebiete als Herrschaft Tiberias von Gottfried zu Lehen, und allmählich entwickelte sich daraus das spätere Fürstentum Galilaea.
    Nach der Aufhebung der Belagerung Latakias reiste Erzbischof Daimbert von Pisa, der mit mit einer pisanischen Flotte gekommen war, und Bohemund von Antiochia nach Jerusalem, wo sie zu Weihnachten 1099 zusammen mit Balduin von Edessa, der sich ihnen angeschlossen hatte, eintrafen. Bohemund und Balduin hatten ja noch immer ihr Pilgergelübde zu erfüllen. Gottfried benötigte Bohemunds und Balduins Ritter ebenso dringend wie Daimberts Flotte; er hatte ihren Wünschen daher nichts entgegenzusetzen. Dem Normannen Arnulf wurde die Leitung der Kirche von Jerusalem entzogen und Daimbert an seiner Stelle zum ersten lateinischen Patriarchen (1099-1102) erhoben. Anschließend erfolgte eine Investitur Gottfrieds durch den Patriarchen, und auch Bohemund ließ sich von Daimbert mit Antiochia investieren, während Balduin von Edessa diesem Beispiel offenbar nicht folgte.
    Der Akt von Weihnachten 1099 war in Wirklichkeit nichts anderes als eine normale kirchliche Weihe des neu entstandenen Staatswesens in Jerusalem. Eine Lehennahme, wie sie bereits im 12. Jahrhundert gedeutet wurde, wäre für Gottfried inakzeptabel gewesen. Er scheint lediglich bereit gewesen zu sein, dem Patriarchen eine geistliche Herrschaft im Reich zuzugestehen, wie man sie auch in Lydda eingerichtet hatte, nur vielleicht größer und basierend auf dem Stadtviertel von Jerusalem, das die Patriarchen dort besaßen. Daimbert dagegen scheint mit bescheideneren Plänen mindestens angefangen zu haben und an Gottfried, dem er in einem Brief vor seiner Ankunft in Jerusalem einmal den selten bezeugten Titel eines Sancti Sepulchri advocatus gab, als Vogt in Jerusalem gedacht zu haben. Daimbert gab sich mit einem Stadtviertel nicht zufrieden, sondern erzwang durch seinen Reichtum und seine Macht in einer Politik fortschreitender Erpressung von Gottfried die Abtretung eines Viertels von Jaffa, dann der Zitadelle von Jerusalem, schließlich der gesamten Stadt und des Restes von Jaffa, was alles Gottfried nur auf Lebenszeit zum Nießbrauch verbleiben sollte.
    Das Abkommen ließ Gottfried wenigstens Zeit, seine Macht in der Küstenebene auszudehnen, und in der Tat waren einige kleine Emire der Hafenstädte ebenso wie einige transjordanische Scheichs willens, ihm Tribute zu zahlen. Im Juni 1100 kam eine venezianische Flotte nach Jaffa. Sie wurde von Gottfried freudig begrüßt, da er in ihr eine Gelegenheit sah, sich von Daimberts Druck zu befreien, dessen Stellung durch die Abfahrt der Pisaner geschwächt worden war. Während er noch mit den Venezianern verhandelte, wurde er von einer schweren Krankheit befallen, aber der Vertrag kam noch zustande und sah für eine bis zum 15. August währende Hilfe zollfreien Handel im ganzen Reich, Marktrecht in allen Orten und ein Drittel aller mit der zugesagten Hilfe eroberten Städte vor. Der ungeheure Preis beweist, wie sehr Gottfried daran gelegen war, ein Gegengewicht gegen Daimbert zu schaffen. Doch er sollte eine Änderung der Verhältnisse nicht mehr erleben. Am 18. Juli 1100 erlag er seinem Leiden. Er war der erste christliche Herrscher Jerusalems, dem an der Kreuzigungsstätte Golgatha eine würdige Ruhestätte bereitet wurde.




    Gottfried von Bouillon führt den Ersten Kreuzzug an. Miniatur aus dem 13. Jahrhundert

    Godefroi of Bouillon leads the army



    Neue Deutsche Biographie - Gottfried IV. von Bouillon

    Herzog von Niederlothringen, † 18.7.1100, ⚰ Jerusalem, Grabkirche.

    Leben
    Der 1076 kinderlos gestorbene Gottfried III., der Bucklige, hatte seinen Neffen G. zu seinem Erben eingesetzt, doch konnte G. diese Erbschaft zunächst nur in dessen persönlichem Besitz antreten. Heinrich IV. verlieh ihm dann die Mark Antwerpen, während er mit dem Herzogtum Niederlothringen seinen eigenen zweijährigen Sohn unter der Vormundschaft des Grafen Albert III. von Namur belehnte. G. suchte im Kampf gegen Albert und gegen die anderen heimischen Gewalten seinen Besitz zu mehren, stand daneben aber immer auf der Seite Heinrichs IV. Dieser verlieh ihm schließlich 1087 auch das Herzogtum Niederlothringen; doch es hat den Anschein, als sei diese Würde damals bereits zu einem inhaltsleeren Titel geworden. Jedenfalls konnte sich G. ebensowenig gegen die lokalen Gewalten durchsetzen wie gegen die Bedrohung von außen, besonders durch den Graf Robert von Friesland. Als er sich 1096, zusammen mit seinen Brüdern Balduin und Eustach, dem 1. Kreuzzug anschloß, war er der einzige bedeutende Reichsfürst, der sich an diesem Unternehmen beteiligte. Daß er vor dem Aufbruch seine ganzen Eigengüter, sogar seine Stammburg Bouillon, veräußerte, zeigt, daß er wohl von vornherein seine Hoffnungen auf eine andere Herrschaft richtete. Mitte August brach er mit einem Heer von etwa 20 000 Mann auf; sein Weg führte ihn die Donaustraße entlang über Ungarn nach Byzanz, wo er schwören mußte, alle in Kleinasien zu erobernden Länder, die dem griechischen Kaiser gehörten, von diesem zu Lehen zu nehmen. Er beteiligte sich im April 1097 an der erfolgreichen Belagerung von Nikäa, und ebenso an der siegreichen Schlacht von Doryläum im Juli des gleichen Jahres. Doch trat er hier wie auch im weiteren Verlauf des Kreuzzuges stärker hinter Bohemund von Tarent und Raimund von Toulouse zurück, als es die spätere Legendenbildung will. Nach der Eroberung von Antiochia im August 1098 begab er sich vorübergehend zu seinem Bruder Balduin, der sich das Fürstentum Edessa erkämpft hatte; entscheidend war er dann jedoch an der Eroberung Jerusalems im Juli 1099 beteiligt.

    Auf etwas undurchsichtige Weise wurde dann G. und nicht der ursprünglich vorgeschlagene Raimund von Toulouse Herr Jerusalems. G. nahm jedoch nicht den Königstitel an, sondern nannte sich demütig nur „Vogt des Heiligen Grabes“. Im August 1099 konnte er durch einen Sieg bei Askalon einen ägyptischen Angriff zurückschlagen. Mit den inneren Schwierigkeiten seiner neuen Herrschaft, die nur von einer sehr geringen Zahl von Rittern getragen war, wurde er jedoch nicht fertig, konnte sich vor allem der Kirche gegenüber nicht durchsetzen; schließlich leistete er sogar dem Patriarchen der Stadt einen Lehenseid. Die Sage steigerte sein Andenken zum Ideal des christlichen Ritters und Gottesstreiters schlechthin.

    Literatur
    ADB IX; Albert v. Aachen, Hist. Hicrosolymitana, Recueil des historiens des croisades, Hist. occidentaux IV, Paris 1879 (betreffend, betrifft hauptsächlich Gottfrieds Beteiligung am Kreuzzug); J. C. Andressohn, The Ancestry and Life of Godfrey of Bouillon, Bloomington, Ind. 1947; H. Dorchy. Godefroid de Bouillon, duc de Basse-Lotharingie, in: Revue Beige 26, Brüssel 1948, S. 961-99; G. Despy, La date de I'accession de Godefroid de Bouillon au duché de Basse-Lotharingie, ebd. 36, 1958, S. 1275-84; ältere Literatur s. H. E. Mayer, Bibliogr. z. Gesch. d. Kreuzzüge, 1960, S. 100 f.; siehe auch Gottfried (I.) u. Gottfried I. v. Nd.lothringen.



    Begraben:
    Grabeskirche


  4. 5.  von Boulogne, Ida Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Eustach1) wurde geboren um 1060/1065; gestorben nach 1090.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Cuijk [5430],Nordbrabant,Niederlande; Gräfin von Malsen-Cuyk
    • Titel/Amt/Status: Gräfin von Montagu

    Notizen:

    Ida von Boulogne
    Gräfin von Malsen-Cuyk
    Gräfin von Montagu
    um 1060/65 † nach 1090
    Einzige Tochter des Grafen Eustach II. von Boulogne aus seiner 2. Ehe mit der Ida von Lothringen, Tochter von Herzog Gottfried der Bärtige, Schwester der Könige von Jerusalem Gottfried von Bouillon und Balduin I.

    Thiele, Andreas: Tafel 170, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband"

    IDA
    1) oo HERMANN I., Graf von Malsen-Cuyk † um 1080
    2) oo KUNO, Graf von Montagu, Seigneur de Rochefort (Haus WALCOURT)




    1. oo Hermann I. Graf von Malsen-Cuyk † um 1080
    2. oo Kuno Graf von Montagu, Seigneur de Rochefort

    Kinder:

    1. Ehe
    - Andreas Bischof von Utrecht (1128-1139) † 1139; Andreas wurde Probst zu Emmerich, Archidiakon und Probst zu St. Lambert in Lüttich.
    - Heinrich I. † 1108
    - Gottfried; Gottfried war 1122-1135 Probst zu Xanten und zu St. Severin in Köln und 1131 Elekt von Köln.