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 Bohrer

von Schauenburg, Gottfried I.

männlich - nach 1196


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Generation: 1

  1. 1.  von Schauenburg, Gottfried I. gestorben nach 1196.

    Notizen:

    1190-1196 Urkundenzeuge für Kaiser Heinrich VI. (1191-1197)

    Ottilie Kilian, Sülchgau - Wolfsölden - Schauenburg Das machtpolitische Streben eines mittelalterlichen Adelsgeschlechts (1000-1300) in Mannheimer Geschichtsblätter Neue Folge Band 6 S.156-158

    Gottfried v. Schauenburg, Inhaber der Herrschaft Winnenden

    Der Anfall von Wolfsölden bedeutete für die Familienpolitik der Schauenburger einen glücklichen Sachverhalt, war diese doch darauf ausgerichtet, den Bergstraßenbesitz nicht nur auszubauen, sondern ihn auch ungeteilt für den Ältesten, Gerhard II, als Nachfolger in der Herrschaft zu erhalten. Dieses Ziel verfolgend, war Siegehard in jungen Jahren dem geistlichen Stand zugeführt worden, der ihn in die Reihe der Reichsfürsten aufsteigen ließ, und Berthold wurde in das um die Vogtei bereicherte Wolfsöldener Erbe eingesetzt. Welche Laufbahn oder welche Besitzgrundlage aber war für Gottfried, den vierten Sohn Gerhards, vorgesehen?
    Gottfried, der den Namen seines Onkels Gottfried von Wolfsölden trägt, ist an der Bergstraße nur für kurze Zeit nachweisbar. 1168 tritt er in Ladenburg zusammen mit seinen Brüdern als Zeuge in einer Urkunde des Bischofs Konrad von Worms zugunsten von Kloster Schönau auf 221) und 1173 ist er - ebenfalls mit seinen Brüdern - in Lorsch anwesend, als Abt Siegehard den Plankstadter Klosterbesitz an Kloster Lobenfeld transferiert 222). Kloster Lorsch verzeichnet um diese Zeit noch die Schenkung eines Weinberges 223), dann verstummen die Nachrichten über Gottfried von Schauenburg.
    Es gibt allerdings Anlass anzunehmen, dass Gottfried in eine andere Gegend abgewandert ist und sich nach dem neuen Sitz nennt. Wenige Jahre nämlich nach seinem letzten Auftreten an der Bergstraße wird mit Beginn der 1180er-Jahre in der Nähe von Wolfsölden erstmals ein Edelfreier Gottfried von Winnenden nachweisbar, dessen namengebender Sitz nach Meinung der älteren wie der neueren Literatur 224) ein Teil der Herrschaft Wolfsölden war, die ihm als väterliches Erbe zugeteilt worden sei.
    Auch Gottfried von Winnenden steht in Beziehung zum staufischen Haus; er zählt zum engeren Gefolge des Herrschers und zu jenen Männern, die bei kaiserlichen Verfügungen und Rechtshandlungen als Zeugen fungieren. Lässt sich seine Zeugentätigkeit in den 1180er-Jahren nur für 1181 auf der Burg Staufen 225), 1187 im Kloster Eußerthal 226) und 1189 im staufischen Hauskloster Lorch 227) festhalten, so stellt man ab den 1190er-Jahren,seit dem Regierungsantritt Kaiser Heinrich VI., eine zunehmende Präsenz fest. Wir finden ihn 1190 im Gefolge Heinrichs in der Kaiserpfalz Wimpfen 228), 1192 in Schwäbisch Gmünd 229); im Frühjahr 1193 zieht er mit dem Kaiser von Speyer 230) nach Würzburg 231), wo er sich offensichtlich vom kaiserlichen Gefolge trennt. Am 2. Januar 1194 fungiert er bereits wieder als Zeuge in Würzburg 232), von wo aus er an der Reichsfahrt des Herrschers teilnimmt, die zunächst über Münnerstadt 233), Saalfeld 234) nach Nürnberg 235) und von hier aus in die westlichen Landesteile führt. In der zweiten Aprilhälfte ist Gottfried in der Kaiserpfalz Aachen 236) nachweisbar und nimmt anschließend im kaiserlichen Gefolge Aufenthalt auf dem Trifels 237). Da Heinrich von hier aus mit dem Heer nach Italien aufbrach, ist es wahrscheinlich, dass Gottfried zu den Teilnehmern des Italienzuges gehörte. Mitte Juli 1195 ist er in Worms zugegen 238), wohin sich Heinrich bald nach der Rückkehr aus Italien begeben hatte. Ein letztes Mal zeigt sich Gottfried im Juni des folgenden Jahres im Gefolge des Staufers bei dessen Aufenthalt im Elsaß, als er in Selz 239) und Oberehenheim 240) Zeugendienst leistet.
    Es ist davon auszugehen, dass wir die Dienste Gottfrieds und seine Gefolgschaft in Zusammenhang mit einem Gunsterweis des staufischen Herrschers in Form von Besitz- und Herrschaftsrechten sehen müssen, auch wenn wir darüber keine Kenntnis haben. Wie bereits erwähnt, hält man Winnenden für ehemals zur Herrschaft Wolfsölden zugehörig. Doch findet sich kein Hinweis dafür, dass die Region südlich der Linie Heiningen-Wolfsölden-Affalterbach mit Winnenden als Hauptort der Herrschaft Wolfsölden zuzurechnen ist 241). Vielmehr dürfte die Herkunft Winnendens anderswo zu suchen sein. Im Gebiet der unteren Rems mit den Orten Winterbach und Waiblingen erstreckte sich nachweislich ein Zentrum salisch-staufischen Besitzes 242), das mit Ausnahme von einem Gebiet um Winnenden durch König Philipp um 1200 an die Grafen von Württemberg vergeben wurde, um sich ihrer Anhängerschaft gegen den welfischen Gegenkönig zu versichern 243). Winnenden könnte also von diesem Besitzkomplex in den späten 1170er-Jahren abgetrennt und von Friedrich Barbarossa an die Schauenburger gegeben worden sein durch die Vermittlung Bertholds, der aufgrund einer zwei Jahrzehnte währenden treuen Gefolgschaft in engem Kontakt zu Friedrich I. gestanden war. Auch wenn dies nicht beweisbar ist, bleibt als bemerkenswertes Indiz, dass Gottfried zum einen erst ab den 1180er-Jahren in Winnenden nachweisbar wird, obwohl er bereits 1168 als Zeuge in einer Wormser Bischofsurkunde auftrat, also damals schon geschäftsfähig war, und zum anderen, daß er in den 80er- und 90er-Jahren Gefolgsmann der Staufer war. Wäre Winnenden ein Teil der Herrschaft Wolfsölden gewesen, hätte Gottfried zweifellos schon ein Jahrzehnt früher sein Erbe angetreten.
    Winnenden 244) blieb nur eine Generation im Besitz des Schauenburger Zweiges, um dann um die Jahrhundertwende in den des Heinrich von Neiffen überzugehen, der wie Gottfried zu den treuen Anhängern des staufischen Hauses zählte 245). Der Zusammenhang zwischen Winnenden und Neiffen lässt sich aufgrund von Schenkungsaufzeichnungen des Klosters Salem erschließen. 1210, nach dem Tod des Grafen Manegold von Rohrdorf (b. Meßkirch), suchte Abt Eberhard von Salem, der Bruder des verstorbenen Grafen 246), Heinrich von Neiffen und dessen Gemahlin Adelheid, die eine Schwestertochter des Grafen Manegold war, auf ihrer Burg Winnenden auf, um sich eine von dem Grafen Manegold gemachte Schenkung von Adelheid, der Erbin des Grafen, bestätigen zu lassen 247).
    Winnenden, 1210 im Besitz der Adelheid und ihres Gemahls Heinrich von Neiffen, dürfte aus dem Erbe der Adelheid herrühren, wodurch sie als Erbtochter Gottfrieds anzusehen ist. Dessen Gemahlin war demnach die namentlich nicht bekannte Schwester des Grafen Manegold. Als Erbin von Winnender und Rohrdorfer Besitz brachte Adelheid ihrem Gemahl Heinrich von Neiffen zwischen 1196 und 1210 ein reiches Erbe zu.
    Damit war Winnenden, das als Versuch der Schauenburger gelten kann, einen weiteren Herrschaftsbereich neben Wolfsölden aufzubauen, nach etwa zwei Jahrzehnten wieder verloren gegangen, gefolgt von der Herrschaft Wolfsölden, der wenige Jahre danach das gleiche Schicksal widerfuhr. Während somit bis zum Ende der 1220er-Jahre der gesamte Besitz zwischen mittlerem Neckar, Murr und Rems durch Erbtöchter an andere Adelsfamilien übergegangen war, konnte die Hauptlinie an der Bergstraße ihren Besitz halten und an die Söhne weitergeben.

    Anmerkungen

    221 CL I Nr. 160, S. 444f. / GUD. Syl. I, S. 24.
    222 GUD. Syl. I, S. 27.
    223 CL III Nr. 3821.
    224 KLEMM (wie Anm. 62), S. 525; Eberhard SCHAUER: Herrschaftsverhältnisse in Winnenden (Heimatkundliche Blätter Jahrg. 1/Nr. 1; 1981), S. 6; FRITZ (wie Anm. 40), S. 137f.
    225 MGH D F I. Nr. 311, S. 10; WUB II, S. 216.
    226 MGH DFL Nr. 960, S. 234f.
    227 WUB II, S. 263.
    228 J. F. BÖHMER: Regesta Imperii IV/3 (Die Regesten des Kaiserreiches unter Heinrich VI. 1165[1190]— 1197, neubearb. von Gerhard BAAKEN; 1972), Nr. 107.
    229 RI IV/3 Nr. 232; das WUB II, S. 294, datiert in das Jahr 1193.
    230 RI IV/3 Nr. 285.
    231 RI IV/3 Nr. 298.
    232 RI IV/3 Nr. 330.
    233 RI IV/3 Nr. 335.
    234 RI IV/3 Nr. 336.
    235 RI IV/3 Nr. 339, 340.
    236 RI IV/3 Nr. 343, 344.
    237 RI IV/3 Nr. 347, 348, 349.
    238 RI IV/3 Nr. 463.
    239 RI IV/3 Nr. 521.
    240 RI IV/3 Nr. 525.
    241 Die wolfsöldener Lehensleute Konrad und Otto von Weiler sind dem Weiler b. Löwenstein zuzuordnen (vgl. Beschreibung des OA Weinsberg [1861], S. 387) und nicht dem Weiler am Stein b. Leutenbach, wie E. SCHAUER (wie Anm. 224), S. 4, vermutet.
    242 STENZEL (wie Anm. 79), S. 34f.
    243 STENZEL (wie Anm. 79), S. 56 u. Anm. 205.
    244 Der Sitz Gottfrieds war vermutlich das nahe gelegene Bürg, das noch 1623 Altwinnenden genannt wird; vgl. Beschreibung des OA Waiblingen (1850), S. 215; Die Kunstdenkmäler in Baden-Württemberg. Der Rems-Murr-Kreis II (1983), S. 1483 u. 1557.
    245 SCHAUER (wie Anm. 224), S. 10.
    246 F. L. BAUMANN: Acta Salemitana. In: ZGO 31 (1879), S. 47ff., bes. S. 63 s.v. »Oberweiler«; BADER: Der älteste Güterbesitz des ehem. Reichsstiftes Salem. In: ZGO 1 (1850), S. 315-353, bes. S. 328 Anm. 1.
    247 Vgl. die Schenkungsurkunde von 1210 bei BAUMANN (wie Anm. 246), S. 63ff., bes. S. 64; die bischöfliche Bestätigung von 121 in: ZGO 3 (1852), S. 460.

    Name:
    v. Schauenburg 1168-1173 = v. Winnenden 1181-1196

    Familie/Ehepartner: von Rohrdorf, N.. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 2. von Rohrdorf, Adelheid  Graphische Anzeige der Nachkommen


Generation: 2

  1. 2.  von Rohrdorf, Adelheid Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Gottfried1)

    Notizen:

    Erbin von Winnenden

    Adelheid war auch die Erbin ihres Onkels Graf Mangold von Rohrdorf

    Familie/Ehepartner: von Neiffen, Heinrich I.. Heinrich wurde geboren um 1165/1170; gestorben nach 1246. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 3. von Neuffen, Heinrich II.  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben nach 1275.
    2. 4. von Neuffen, Bertold  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben nach 1258.
    3. 5. von Neuffen, Jutta  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben in 1237.
    4. 6. von Neuffen, Gottfried  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben nach 1259.
    5. 7. von Neuffen, Adelheid  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben in 1248.


Generation: 3

  1. 3.  von Neuffen, Heinrich II. Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Adelheid2, 1.Gottfried1) gestorben nach 1275.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Ritter
    • Titel/Amt/Status: 1228/1275; nobilis

    Notizen:

    Heinrich II. Ritter, nobilis 1228/75
    - nach 1275

    Ältester Sohn des Grafen Heinrich I. von Neuffen und der Adelheid von Winnenden, Erbtochter von Graf Gottfried aus dem Hause der HESSONEN
    Als Söhne Heinrichs sind ein jüngerer Heinrich (ab 1228) und der Minnesänger Gottfried von Neuffen (+ nach 1255) erwähnt, mit denen diese Hauptlinie des Hauses erloschen zu sein scheint.


    Kinder:

    - Tochter
    oo Wernhard von Schaumberg
    - Bertold IV. - 11.1.1292
    - Albert III. - nach 1287
    - Rudolf
    - Liutgard - 13.7.1299
    vor 3.4.1284
    oo Konrad IV. der Jüngere von Weinsberg - 20.8.1323


  2. 4.  von Neuffen, Bertold Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Adelheid2, 1.Gottfried1) gestorben nach 1258.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Beruf: Augsburg [86150],Augsburg,Bayern,Deutschland; Domherr zu Augsburg


  3. 5.  von Neuffen, Jutta Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Adelheid2, 1.Gottfried1) gestorben in 1237.

    Familie/Ehepartner: von Winterstetten, Konrad. Konrad gestorben in 1243. [Familienblatt] [Familientafel]


  4. 6.  von Neuffen, Gottfriedvon Neuffen, Gottfried Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Adelheid2, 1.Gottfried1) gestorben nach 1259.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Beruf: 1230-1250; Minnesänger

    Notizen:

    Gottfried von Neuffen Minnesänger

    + nach 1259
    Jüngerer Sohn des Grafen Heinrich I. von Neuffen und der Adelheid von Winnenden, Erbtochter von Graf Gottfried aus dem Hause der HESSONEN

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 1604

    Gottfried von Neifen+ nach 1255
    Späthöfischer mittelhochdeutscher Lyriker, bezeugt seit 1234

    Aus edelfreiem, seit ca. 1150 bezeugtem, zur STAUFER-Anhängerschaft zählendem schwäbischen Geschlecht (Stammburg: Hohenneuffen bei Reutlingen). Gottfried ist bis zum Sturz HEINRICHS (VII.) an dessen Hof, der wohl auch das Zentrum seiner literarischen Wirksamkeit war, belegt.
    Die in der Großen Heidelberger Liedersammlung überlieferten 190 Strophen in 51 Tönen wurden zum Teil mit fragwürdigen stilistischen und inhaltlichen Kriterien angezweifelt (V. Kraus). Unter den 6 erzählenden Liedern sind die 3 Pastourellen bemerkenswert als Vertreter der in Deutschland seltenen Gattung; die derbe 'Büttnerballade' (39) und das 'Pilgerlied' (40) entfalten schwankhafte Sexualkomik. In den 45 Minneliedern verwendet Gottfried ein reduziertes Formelinventar ("roter Mund") des Hohen Minnesangs in leichtflüssig rythmisierten und gereimten Strophen und demonstriert die "nachklassische Objektivivierung", die Verfügbarkeit der Inhalte und Formen. Das artifizielle, intellektuelle Spiel des Minnesangs scheint bei ihm selbst zum Thema geworden. Gottfrieds formal geübte Kunst ließe sich als poetische Realiserung der rationalen politischen Denkmöglichkeiten des Königshofs verstehen (Cramer). Von bedeutender Wirkung auf spätere Sänger, erscheint Gottfried in der spätmittelalterlichen Moringerballade als treuloser Hüter der Frau: wohl ein Reflex seiner erzählenden Lieder.

    Editionen:
    C.M. de Jong, G. v. N., 1923 - Dt. Liederdichter des 13. Jh., ed. C. v. Kraus, 1978, I, 82-127 [Text]; II, 84-162 [Komm.].

    Literatur:
    Verf.-Lex.² II, 147ff. - H. Kuhn, Minnesangs Wende, 1967², 44ff. u.ö. - E. Thurnher, Kg. Heinrich (VII.) und die dt. Dichtung, DA 33, 1977, 522ff. - Th. Cramer, "So sint doch gedanke frl." Zur Lieddichtung Burgharts v. Hohenfels und G.s v. N. (Liebe als Lit., hg. R. Krohn, 1983), 417ff. - S. Brinkmann, Die dt.sprachige Pastourelle (13.-16. Jh.), 1986, 130ff. - D. Joschko, Drei Lyriker an der Schwelle des SpätMA (Dt. Lit. des SpätMA, 1986), 104ff. - V. Merten, Erzähler, Kleinstformen (Kleinere Erzählformen im MA, hg. K. Grubmüller u.a., 1988), 49ff.

    Wikipedia Gottfried von Neifen

    Gottfried von Neifen war ein deutschsprachiger Minnesänger, der bei Urach geboren wurde und in Urkunden aus dem Zeitraum von 1230 bis etwa 1255 erwähnt wird. Gottfried von Neifen entstammte dem schwäbischen Adelsgeschlecht der Herren von Neuffen. Sein Stammsitz war die Burg Hohenneuffen. Er gehörte zum Kreise Heinrichs (VII.) und seine Dichtung wurde von Walther von der Vogelweide und Neidhart von Reuental beeinflusst. Seine Werke, die schon eine deutliche Distanz zur Hochphase des Minnesangs aufweisen, in der der ungelohnte Dienst an der Herrin gepriesen wurde, bestechen bei aller Ironie durch sprachliche Meisterschaft. Melodien aus seiner Feder sind nicht überliefert.

    Deutsche Biographie Gottfried von Neif(f)en (Neuffen)

    Genealogie
    Aus edelfreiem, schwäb. Geschl. (seit 1198 sicher nachweisbar, wiederholt auch Grafen v. N. genannt), im Dienste der Könige oft in Süddeutschland u. auch in Italien tätig. Der Besitz (Stammburg Hohenneuffen zw. Nürtingen u. Urach) lag vor allem in der Alb u. in dem Raum südl. zw. Donau und Bodensee, → Berthold († 1224) war kgl. Protonotar, Vicedom in Trient, seit 1217 Bischof v. Brixen. Der Linie, die aus der um 1240 geschlossenen Ehe der Erbtochter d. letzten Grafen v. Marstetten mit e. anderen Berthold entsproß, gehörte Berthold v. Neuffen, Gf. v. Marstetten u. →Graisbach († 1342) an, er war im Dienste Ludwigs d. Bayern Statthalter der Lombardei, der Toskana u. d. Mark (entsetzte 1323 Mailand), 1331-41 Prokurator d. Hzgt. Oberbayern (s. L). - V Heinrich (erwähnt 1207-41, S d. Berthold u. d. Erb-T d. letzten Grafen v. Achalm), „einer d. edelsten u. mächtigsten“ Schwabens, konnte Latein u. Franz., war sehr oft gemeinsam mit seinem Bruder Albert am Hofe Friedrichs II. (auch in Italien) u. Heinrichs (VII.), forderte 1211 gemeinsam mit Anselm v. Justingen im Auftrage der Fürsten Friedrich II. auf, nach Deutschland zu kommen, nahm 1229 am Kreuzzug teil, war 1234/35 mit seinen Söhnen Parteigänger Heinrichs (VII.), sollte gemeinsam mit d. Bischof v. Würzburg als Gesandter Heinrichs beim Kg. Ludwig IX. von Frankreich auf die Verlobung ihrer Kinder hinwirken. Nach Kämpfen um die Burgen Achalm u. Neuffen u. d. Unterwerfung Heinrichs (VII.) wurde er vom Kaiser nach Verlust zahlreichen Eigenguts (u. a. d. Burg Achalm) aus d. Acht gelöst u. erscheint gemeinsam mit seinem B Albert u. s. Söhnen danach wieder in dessen Umgebung. Das Verhältnis zum Kaiser verschlechterte sich aber bald wieder, u. Heinrich wechselte zur päpstl. Partei über. 1246 finden wir seinen S Heinrich beim Gegenkönig Heinrich Raspe, aber kurze Zeit später ebenso auch bei Konrad IV. (s. L). - ⚭ Mechthild; wohl keine K.

    Leben
    Unter dem Namen Götfrit von Nifen, mit Bild und Wappen, überliefert allein die große Heidelberger, sogenannte Manessische Liederhandschrift (C) 190 Strophen = 51 Minnelieder. Von ihnen sind nur einzelne Lieder oder Strophen, ohne Namen, auch in einer Donaueschinger Handschrift, wohl dem Original des „Rappoltsteiner Parzival“ von Wisse und Colin aus Straßburg (i, dazu k, bei von Kraus), und in einer Berner Handschrift (p bei von Kraus), ebenfalls aus Straßburg, überliefert: in kleinen Liedersammlungen des 14. Jahrhunderts, ohne daß wir diese Verbindung näher ergründen könnten.

    In nicht wenigen Urkunden von 1234 bis 1255 erscheint G., und wir können daraus und aus den Zeitumständen ein relativ klares Bild von seiner historischen Stellung und Umwelt gewinnen. Da G. fast immer gemeinsam mit seinem Vater oder Bruder Heinrich genannt wird – er tritt aber hinter ihnen an politischer Aktivität zurück –, darf wohl angenommen werden, daß er zu Friedrich II. wie auch Heinrich (VII.) und Konrad IV. das gleiche Verhältnis hatte wie diese, zumal er gemeinsam mit seinem Bruder an der Schlacht im Schwiggerthal 1235 gegen den Bischof von Konstanz (aus dem kaisertreuen Hofbeamtengeschlecht Winterstetten-Tann) teilnahm. Er wurde gemeinsam mit seinem Bruder gefangengenommen und dann wohl aufgrund der Aussöhnung mit dem Kaiser aus der Haft entlassen.

    Von G.s Liederdichten ist in solchen Zusammenhängen natürlich keine Rede. Man wollte allerdings eine „frivole“ Art in seinen Liedern mit dem Geist und Stil des jungen Empörerkönigs zusammenbringen. Aber das Urteil der Historiker über diesen schwankt, und auf keinen Fall, schon aus chronologischen Gründen, kann von einem „Dichterkreis“ an seinem Hof – G. mit Burkhart von Hohenfels, Ulrich von Winterstetten, dem Tannhäuser und anderen – (oder gar von seiner Leichtfertigkeit) gesprochen werden, wie mit mehr Recht von einem Dichterkreis bei seinem Bruder Konrad IV. mit Rudolf von Ems als bedeutendstem Literaten. Wohl aber prägt sich in der Stilhaltung der genannten Minnesänger Tradition und Verwandlung einer Liedkunst aus, die sich schon unter den Hofbeamten Friedrichs I. um Friedrich von Hausen nach französischer Anregung bildete, die dann von Walthers von der Vogelweide professioneller und großartiger Ausweitung des staufischen Minnesangs zwar profitierte, aber mit einer Haltung, die eher durch Lebenslauf und Lieder etwa von Otto von Botenlauben bezeichnet ist, in die artistische Gesellschaftskunst der drei schwäbischen Sänger aus den Familien der spätstaufischen Hofbeamtenschaft mündete.

    G.s eigene Nuance darin ist heute etwas unsicher, seit Carl von Kraus ihm 24 von 51 Liedern und weitere 8 Strophen aus stilistischen Gründen abgesprochen hat. Was übrig blieb, zeigt wohl den ganz gereinigten Kern von G.s formaler Artistik: den vielseitigen aber ganz rationalisierten Strophenbau – von den Melodien dazu haben wir keine Vorstellung –, wobei die Vorliebe für Dreiergruppen wie bei Hohenfels und Winterstetten auffällt; die ebenso rational zur Stützung des Strophenbaus angebrachten Künste des „grammatischen“, „rührenden“, „übergehenden“ und „Pausen“-Reims; die völlig eingeebnete Sprache, die die Topoi des deutschen Minnesangs, insbesondere Walthers, nurmehr wie Formeln zu glatten Gedankengängen von Sommerfreude oder Winternot, von Frauenschönheit, dem „roten Mund“, von den Leiden des Minnedieners aneinanderreiht. Es liegt aber ein gewisser Glanz über diesen Versen, eine Eleganz, die uns die zündende Wirkung solch adliger Gesellschaftskunst ahnen läßt. Doch mögen G. auch solche Lieder gehören, in denen das mehr in trockene Manier übergeht. Von den 6 unter seinem Namen überlieferten Liedern des „genre objectiv“ hat ihm Kraus nur eine, durch Knappheit und Reimkunst brillierende, Adaption der französischen Pastourelle gelassen (XXVII). Auch da ist ihm eine breitere Palette zuzutrauen, die das Bild der gesellschaftlichen Eleganz um einige raffinierte Anzüglichkeiten erweitert.

    Mit all dem hat G. stark gewirkt. Zwar wissen wir nichts von einer direkten Schule G.s, aber seine typischen Form- und Stilmittel wurden doch mehr oder weniger abgewandelt von einer großen Zahl adliger Dilettanten, insbesondere unter den in der Handschrift C breit gesammelten Schweizern. Von dieser Wirkung zeugt auch, daß sein Name fast sprichwörtlich für elegante Kavaliersminne in späteren Liedern und Gedichten zitiert wird. Auch in der Heimkehrer-Ballade vom „Edlen Möringer“, die an den Thüringer Minnesänger Heinrich von Morungen anknüpft, ist mit G.s Namen der junge Kavalier bezeichnet.

    Die Wende des Minnesangs im 13. Jahrhundert, vom ethischen Engagement (seit Kürenberger und Dietmar von Eist bis Reimar, Morungen und Walther) in eine unverbindlichere Gesellschaftskunst führend, die neuen sozialen Realitäten und objektiveren Stil- und Werthaltungen gehorcht, prägt sich bei G. am deutlichsten aus als manieristischer, formalistischer Übergang, dem aber durchaus eine stilbildende Wirkung beschert war.

    Name:
    Neifen

    Familie/Ehepartner: Mechthild. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 8. von Neuffen, Rudolf  Graphische Anzeige der Nachkommen
    2. 9. von Neuffen, Maria  Graphische Anzeige der Nachkommen

  5. 7.  von Neuffen, Adelheidvon Neuffen, Adelheid Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Adelheid2, 1.Gottfried1) gestorben in 1248.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Beruf: um 1240, Günterstal [79100],Freiburg,Baden-Württemberg,Deutschland; Nonne zu Günterstal

    Notizen:

    Gestorben:
    6.9.

    Familie/Ehepartner: von Urach, Egino II.. Egino (Sohn von von Urach, Egino I. und von Zähringen, Agnes) wurde geboren in um 1185; gestorben um 1236. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 10. von Urach, Adelheid  Graphische Anzeige der Nachkommen
    2. 11. von Urach, Gebhard  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben um 1262.
    3. 12. von Urach, Gottfried  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben nach 1275.
    4. 13. von Urach, Berthold V.  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben vor 1241.
    5. 14. von Urach, Konrad I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1226; gestorben am 21 Mai 1271.
    6. 15. von Urach und Fürstenberg, Heinrich I.  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben in 1284.
    7. 16. von Urach, Kunigunde  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben vor 1249.


Generation: 4

  1. 8.  von Neuffen, Rudolf Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Gottfried3, 2.Adelheid2, 1.Gottfried1)

    Notizen:

    genannt 1290-1296

    Familie/Ehepartner: von Strahlenberg, Elisabeth. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 9.  von Neuffen, Maria Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Gottfried3, 2.Adelheid2, 1.Gottfried1)

    Maria heiratete von Magenheim zu Brackenheim, Ulrich vor 22 Sep 1293. Ulrich gestorben nach 1303. [Familienblatt] [Familientafel]


  3. 10.  von Urach, Adelheid Graphische Anzeige der Nachkommen (7.Adelheid3, 2.Adelheid2, 1.Gottfried1)

    Familie/Ehepartner: von Habsburg-Laufenburg, Gottfried I.. Gottfried wurde geboren in 1239; gestorben in Sep 1271. [Familienblatt] [Familientafel]

    Familie/Ehepartner: von Geroldseck, Simon II.. Simon gestorben vor 1294. [Familienblatt] [Familientafel]


  4. 11.  von Urach, Gebhard Graphische Anzeige der Nachkommen (7.Adelheid3, 2.Adelheid2, 1.Gottfried1) gestorben um 1262.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Strasbourg [67000],Bas-Rhin,Elsass,Frankreich; Domherr
    • Titel/Amt/Status: Konstanz [78462],Konstanz,Baden-Württemberg,Deutschland; Domherr
    • Titel/Amt/Status: Päpstlicher Kaplan

    Notizen:

    Gebhard stand in großer päpstlicher Gunst und wurde 1248 päpstlicher Kaplan und Domherr von Straßburg und Konstanz.


  5. 12.  von Urach, Gottfried Graphische Anzeige der Nachkommen (7.Adelheid3, 2.Adelheid2, 1.Gottfried1) gestorben nach 1275.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Balingen [72336],Zollernalbkreis,Baden-Württemberg,Deutschland
    • Titel/Amt/Status: Niedereschach [78078],Schwarzwald-Baar-Kreis,Baden-Württemberg,Deutschland
    • Titel/Amt/Status: Schwenningen [78048],Schwarzwald-Baar-Kreis,Baden-Württemberg,Deutschland
    • Titel/Amt/Status: Löffingen [79843],Breisgau-Hochschwarzwald,Baden-Württemberg,Deutschland
    • Titel/Amt/Status: Hondingen [78176], Schwarzwald-Baar-Kreis,Baden-Württemberg,Deutschland
    • Titel/Amt/Status: Leidringen [72348],Zollernalbkreis,Baden-Württemberg,Deutschland
    • Titel/Amt/Status: Villingen [78048],Schwarzwald-Baar-Kreis,Baden-Württemberg,Deutschland; Pfarrer in Leidringen,Hondingen,Löffingen,Oberschwenningen,Niedereschach,Balingen,Villingen
    • Titel/Amt/Status: 1237,1258, Freiburg [79098],Freiburg,Baden-Württemberg,Deutschland; Graf von Freiburg
    • Titel/Amt/Status: 1258, Urach [72574],Reutlingen,Baden-Württemberg,Deutschland; Graf von Urach
    • Titel/Amt/Status: 1275, Donaueschingen [78166],Schwarzwald-Baar-Kreis,Baden-Württemberg,Deutschland; Herr von Zindelstein
    • Titel/Amt/Status: 1270,1279, Konstanz [78462],Konstanz,Baden-Württemberg,Deutschland; Domherr in Konstanz

    Notizen:

    Gottfried Graf von Urach, 1237, 1258 Graf von Freiburg,
    1258 Graf von Urach gen. von Fürstenberg, 1275 Herr von Zindelstein,
    Domherr in Konstanz 1270,1279,
    Pfarrer in Villingen, Niedereschach, Oberschwenningen,Löffingen, Hondingen, Balingen und Leidringen.


  6. 13.  von Urach, Berthold V. Graphische Anzeige der Nachkommen (7.Adelheid3, 2.Adelheid2, 1.Gottfried1) gestorben vor 1241.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 1237,1239, Urach [72574],Reutlingen,Baden-Württemberg,Deutschland; Graf von Urach

    Notizen:

    Gestorben:
    tot 1244


  7. 14.  von Urach, Konrad I. Graphische Anzeige der Nachkommen (7.Adelheid3, 2.Adelheid2, 1.Gottfried1) wurde geboren um 1226; gestorben am 21 Mai 1271.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: seit 1236, Freiburg [79098],Freiburg,Baden-Württemberg,Deutschland; Graf von Freiburg

    Notizen:

    Konrad I. von Urach Graf von Freiburg
    um 1226-21.5.1271 gefallen bei Wieselburg
    Sohn des Grafen Egino II. von Freiburg und Baar und der Adelheid von Neuffen, Tochter von Graf Berthold im Pfullichgau

    Konrad I. folgte 1236 zusammen mit seinem Bruder Heinrich I. im gesamten Besitz unter Vormundschaft der Mutter und des Onkels Berthold von Urach. Er teilte nach jahrelangen Bruderzwisten mit Heinrich um 1245 und nahm sich den Part Freiburg mit allen angeschlossenen Vogteien und Grafenrechten im Rheingebiet und besaß damit den ergiebigeren Teil und stritt weiter mit dem Bruder. Er erwarb unter anderem Nimburg (Neuenburg) am Kaiserstuhl und Stadt Neuenburg am Rhein, auch die Herrschaft Badenweiler. Er war in der Endzeit der STAUFER kaiserlicher Parteigänger und daher zeitweise gebannt. Er machte nach 1250 die verheerenden Fehden um STAUFER- und Reichsgut in Schwaben mit und schloß sich König RICHARD von Cornwall an, um sich geraubtes Gut legitimieren zu lassen. Er stritt wegen Rechten und Besitzungen, die sich in engster Gemengelage mit HOHENZOLLERN, Baden, Württemberg und Teck befanden, mit diesen Herrschaften. Er hatte noch ein gutes Verhältnis zur Stadt Freiburg, wo er den Münsterbau förderte und holte Franziskaner und den Deutschen Ritterorden nach Freiburg. Er verbündete sich mit seinem Cousin RUDOLF von HABSBURG, bekriegte mit ihm den Bischof von Straßburg und besiegte ihn 1262 in der Schlacht bei Oberhausen. Er stritt mit Baden besonders um gräfliche und landgräfliche Rechte im Breisgau und verfocht vergeblich Ansprüche auf Offenburg und Gengenbach. Er ging zuletzt in böhmische Dienste und fiel in der Schlacht bei Wieselburg gegen die Ungarn.




    1248 oo Sophie von Hohenzollern, Tochter des Burggrafen Friedrich II. von Nürnberg um 1230 - 1260/70


    Kinder:

    - Egino III. - wohl 1318
    - Heinrich - wohl 1302
    - Adelheid - 1300
    oo Burkhard I. Graf von Horburg
    - Konrad - um 1301
    Pfarrer zu Müllheim, Badenweiler und Freiburg


    Literatur:
    Die Zähringer. Schweizer Vorträge und neue Forschungen. Hg. von Karl Schmid; Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 131,231,239-241,248,262,351,355,359 -

    J. Kindler von Knobloch, Oberbadisches Geschlechterbuch

    Konrad I Graf von Urach, nach 1226, seit 1236 Graf von Freiburg, erhielt in der Landestheilung mit Heinrich die Güter im Breisgau und die Herrschaft Hausach, verkaufte Burg Tunselan St. Trudpert 1256, 1269, fiel in der Schlacht bei Wieselburg in Böhmen 1271. 21. 5.;
    uxor: Sophia Gräfin von Zollern, 1248.



    Gestorben:
    gefallen bei Wieselburg


  8. 15.  von Urach und Fürstenberg, Heinrich I. Graphische Anzeige der Nachkommen (7.Adelheid3, 2.Adelheid2, 1.Gottfried1) gestorben in 1284.

    Notizen:

    Graf Heinrich I. von Urach-Fürstenberg

    Heinrich I Fuerstenberg



    Stammvater des fürstlichen Hauses Fürstenberg



    Allgemeine Deutsche Biographie - Fürstenberg, Graf Heinrich I. von Urach und

    Fürstenberg: Graf Heinrich I. v. Urach und F., Stammherr der heute in Schwaben, Böhmen und Niederösterreich blühenden fürstlichen und landgräflichen Linien Fürstenberg. Das Geschlecht gehört zu den ältesten und edelsten, der schwäbischen Grafenhäuser und zu den wenigen, die vom Anfang ihrer Geschichte bis heute in engster Verbindung mit der schwäbischen Heimath gestanden. Es kann seine Ahnen mit einiger Wahrscheinlichkeit bis auf einen am Hofe Karl des Großen hochangesehenen schwäbischen Grafen Unruoch zurückführen,|dessen Sohn Eberhard die Hand der Prinzessin Gisela, der Tochter Ludwig des Frommen, und dessen Enkel Berengar die italienische Königs- und die Kaiserkrone erlangte. Nachkommen von Eberhards Sohne und Berengar's Bruder, dem Markgrafen Ulrich III. von Friaul, scheinen in die schwäbische Heimath zurückgekehrt zu sein, und lassen sich als die Ahnen der im 11. Jahrhundert auftretenden älteren Grafen von Achalm vermuthen. Daß die letzteren sodann eines Stammes mit den Grafen von Urach sind, kann nicht bezweifelt werden; auf und vor der Rauhen Alb, in den Thälern des Neckars, der Erms, Echatz und Lauter lagen die Stammgüter beider Linien. Im J. 1218 ward für das urachische Haus, ohne daß sich daran eine Aenderung in seiner Rangstellung geknüpft hätte, innerhalb seiner Heimath Schwaben eine völlige Verpflanzung, ein Wechsel des Wohnsitzes, Grundbesitzes und bald auch Namens herbeigeführt, indem Agnes, die Tochter Herzog Berthold's IV. von Zähringen, die Gemahlin Graf Egino's IV. des Bärtigen von Urach, nach dem kinderlosen Ableben ihres Oheims Berthold's V. den größeren Theil der reichen zähringischen Lande in Schwaben auf ihren Sohn, den Grafen Egino V. von Urach vererbte. In dem neugewonnenen Besitz, der sich in großen zusammenhängenden Massen über den Breisgau, das Kinzigthal, den mittleren Schwarzwald und die Baar erstreckte, lag seitdem der Schwerpunkt der urachischen Macht. Indem das Geschlecht den Zähringer Adler, vom Uracher Feh umsäumt, in die Mitte seines neuen Wappenschildes stellte, gab es dieser Thatsache symbolischen Ausdruck.

    Heinrich ward als der dritte Sohn Eginos V. von Urach, der als ergebener Anhänger des jungen Königs Heinrich (VII.) 1236 oder 37 starb, und der Adelheid von Neifen etwa um 1215 geboren. Unter der Vormundschaft der Mutter und des Oheims Berthold von Urach erhielt er mit den Brüdern, meist wol in Freiburg i. B., die übliche Erziehung des hohen Adels. Der zweite Sohn Berthold starb früh, die beiden jüngeren, Gebhard und Gottfried, folgten dem Beispiele ihres berühmten Oheims, des Cardinals Konrad von Porto, und wurden geistlich, der erstere Caplan des Papstes Innocenz IV. und Domherr in Straßburg, der andere Domherr in Constanz und Pfarrer zahlreicher Kirchen in den gräflichen Landen. So vollzog sich die Erbtheilung nur zwischen den Brüdern Konrad und Heinrich. Heinrich als der Jüngere mußte sich (kurz vor 1250) mit den weniger günstig gelegenen östlichen Theilen des zähringischen Erbschaftsgebietes auf dem Schwarzwalde, im Kinzigthale und in der Baar begnügen, während der ältere Konrad, der Stammherr der Grafen von Freiburg, den üppigen Breisgau mit seiner mächtig aufstrebenden Hauptstadt übernahm. Dem Oheim Berthold verblieben die durch außerordentliche Freigebigkeit in kirchlichen Stiftungen und Schenkungen schon länger sehr zusammengeschmolzenen urachischen Stammgüter, nach dem frühen Aussterben dieses Zweiges aber ward deren spärlicher Rest 1265 an die Grafen von Wirtemberg verkauft. Heinrich nannte sich auch nach der Erbtheilung längere Zeit noch Graf von Urach, seit 1250 aber daneben und später ausschließlich Herr, dann Graf von Fürstenberg nach der Burg dieses Namens in der Baar, wo er längere Zeit seinen Wohnsitz hatte. Wie man sich den Ahnherrn eines mächtigen Hauses wol vorstellt, als begabter Organisator, als unermüdlich thätiger, gewandter, tapferer und der Kirche tief ergebener Herr tritt uns der Graf deutlich entgegen. Die Lust zu Städtegründungen, auf richtigem Verständniß der Zeitbedürfnisse beruhend, lebte von den Zähringern her noch in den Söhnen Egino's von Urach. Schon 1244 vollzieht Heinrich mit den Brüdern Konrad, Gebhard und Gottfried die Gründung der Stadt Vöhrenbach. Die Lage an der belebten Handelsstraße, welche die beiden Hauptstädte des zähringischen Erbschaftsgebietes, Villingen und Freiburg, verband, schien einer städtischen Entwickelung Gunst zu verheißen, aber|die Rauheit der Gegend und die Einsamkeit inmitten des damals noch weniger als heute gerodeten Schwarzwaldes ließ die Niederlassung nie zu der von den Gründern wol gehofften Blüthe gelangen. Auch Villingen, der bedeutendsten Stadt seiner Lande, wandte Heinrich eifrige Fürsorge zu. Der Bau des dortigen frühgothischen und in einzelnen Theilen romanischen Münsters gehört wahrscheinlich in seine Zeit, erfolgte vielleicht auf seine Anregung, jedenfalls nicht ohne seine oder des damaligen gräflichen Herren bedeutsame Förderung. Noch bewahrt man auf dem Rathhause der Stadt einen goldenen, mit Edelsteinen und einer antiken Gemme gezierten Kelch, laut der Umschrift ein Geschenk des Grafen Heinrich, seiner Gemahlin Agnes und ihrer sieben Kinder. Ueberhaupt war Heinrich ein eifriger und freigebiger Diener der Kirche. Die Johanniter in Villingen verdanken ihm ihre Schenkungen und Privilegien. Mit seinem Zeitalter theilte er die Vorliebe für den jungen Minoritenorden, der sich durch Armuth und strengen Lebenswandel auszeichnete: sein Werk sind die Stiftungen zweier Minoritenklöster, in Villingen in den J. 1267—68 und auf dem Kniebis i. J. 1278. Auch den anderen klösterlichen Niederlassungen seiner Lande gewährte er Schutz und mannigfache Förderung, so dem 1274 unter seiner Zustimmung an Stelle der Königspfalz, wo Karl der Dicke sein Leben geendet, gegründeten Frauenkloster Auf dem Hofe bei Neidingen, so den Frauen in der niederen Sammlung auf der Mauer in seiner Stadt Dornstatten, die durch ihn Freiheit von Steuern und städtischen Lasten erhielten. Im J. 1250 treffen wir Heinrich im Dienste des Bischofs Heinrich von Straßburg. Ein weiterer Wirkungskreis und glänzende Aussichten eröffneten sich dem Grafen, als aus dem Kreise seiner landsmännischen Standesgenossen und Verwandten Graf Rudolf von Habsburg 1273 zum deutschen Könige gewählt ward. Heinrich und Rudolf hatten gemeinsame Urgroßeltern, da des ersteren Großmutter von väterlicher Seite, Agnes von Zähringen, die Schwester der Gemahlin Ulrichs von Kiburg, der Großmutter König Rudolfs von mütterlicher Seite war. Von Anfang an schloß sich Heinrich seinem königlichen Vetter aufs engste an, begleitete ihn von seiner Krönung aus auf der Rundreise über Aachen, Köln, Worms, Speier durch den Elsaß. Wie sehr dem Könige der Beistand des Fürstenbergers zu statten kam, schildern am besten seine eigenen Worte: er nennt den Grafen als einen jener Männer, "die dem römischen Reiche sonder Wanken anhangend, in langen Dienstjahren mit aller Kraft und Anstrengung, mit unerschütterlicher Gesinnung und unermüdlicher Ausdauer zu dessen Besten arbeiten" (Fürstenberg. Urk.-B. I, Nr. 525). Ohne Zweifel haben wenige Männer für die Befestigung des Habsburgers auf dem Königsthrone, für die Wiederherstellung eines kraftvolleren Reichsregiments so viel geleistet, wie Graf Heinrich von Fürstenberg. Im April 1274 ging er nach Lübeck, um für den König den Huldigungseid der Stadt zu empfangen; im November des Jahres erscheint er mit einem besonderen Auftrage des Königs für die Stadt Köln betraut. Nachdem er im Mai und Juni des folgenden Jahres dem Reichstage zu Augsburg beigewohnt, übernahm er im Juli die wichtige Gesandtschaft des Königs nach Italien, wo wir ihm in Ravenna und Piacenza in Wahrnehmung der Reichsgeschäfte begegnen. Einige Urkunden lassen ihn damals als Rector der Romagna und des Küstenstriches auftreten, doch ist denselben, da sie wahrscheinlich nur Stilproben sind, kaum Glauben beizumessen. Auf dem Rückwege vermittelte Heinrich mit seinem Begleiter, dem königlichen Kanzler Rudolf, als Schiedsrichter aufgerufen, im Frühjahr 1276 die Streitigkeiten zwischen dem Bischofe Heinrich von Trient und dem Grafen Meinhard von Tirol. Vom Sommer 1276 an folgte er durch die österreichischen und oberdeutschen Lande, wenige Unterbrechungen abgerechnet, wiederum stets dem königlichen Hoflager.|Wiederholt tritt er für Rudolf als Bürge und, da es die Noth erfordert, auch mit dem Schwerte ein. Er zählt zu den wenigen schwäbischen Herren, welche die Schlacht auf dem Marchfelde mitfechten; ihm und dem Burggrafen von Nürnberg war das königliche Banner empfohlen. Acht Tage vor der Schlacht hatte ihm Rudolf für Villingen, Haslach, Fürstenberg und Dornstetten die Befreiung von auswärtigen Gerichten bestätigt und hiemit auch die beiden erstgenannten dieser Städte, einen zwischen dem Reiche und Fürstenberg streitigen Theil der zähringischen Erbschaft, als Besitz des Grafen anerkannt. Fühlte er sich dem treuen Diener seiner jungen Macht tief verpflichtet, so mußte er jedoch anderseits auch auf sorgfältige Wahrung der lange vernachlässigten und verschleuderten Reichsrechte bedacht sein. In ruhigeren Zeiten siegte in diesem Zwiespalt von Pflichten die Rücksicht auf das Reich und nach wenigen Jahren hob der König die Ansprüche desselben auf Villingen und Haslach neuerdings hervor. Auf Verwendung der Kurfürsten ward zuletzt ein in solchen Fällen häufiger Ausweg eingeschlagen, indem der Graf 1283 beide Städte vom Reiche zu Lehen empfing. Allem Anschein nach hatte dieser Streit das persönliche Verhältniß zwischen dem König und Grafen nie zu trüben vermocht. Schon vor seiner Beilegung, angeblich 16. Nov. 1282, wohnte Rudolf in Villingen den Festlichkeiten bei, unter denen Graf Heinrich in glänzender Adelsversammlung seinen Söhnen den Ritterschlag ertheilen ließ. In dasselbe Jahr fällt die Vermählung von Heinrichs Tochter Margarethe mit dem als Minnesänger bekannten Grafen Albrecht II. von Hohenberg. Einen neuen Beweis der königlichen Gunst empfing Heinrich durch Verleihung der nach Verzicht des Grafen Hermann von Sulz erledigten Grafschaft in der Baar (18. Jan. 1283), worauf er zu seinem gräflichen Titel von F. den eines Landgrafen in der Baar fügte. Er starb bald nach Weihnachten 1283, wahrscheinlich am 6. Januar 1284. Von seinen Söhnen theilten Friedrich und Egon die väterlichen Lande; seine Gemahlin Agnes, eine Tochter des schwäbischen Grafen Friedrich und der Gräfin Agnes von Truhendingen, hat ihn um wenigstens zehn Jahre überlebt.

    Literatur
    Alle Quellen sind gesammelt im Fürstenbergischen Urkundenbuche, Bd. I, 1877.


  9. 16.  von Urach, Kunigunde Graphische Anzeige der Nachkommen (7.Adelheid3, 2.Adelheid2, 1.Gottfried1) gestorben vor 1249.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Ebersteinburg [76530],Baden-Baden,Baden-Württemberg,Deutschland; Gräfin von Eberstein

    Familie/Ehepartner: von Eberstein, Otto I.. Otto wurde geboren in 1170/1172; gestorben in 1279. [Familienblatt] [Familientafel]