Genealogische Datenbank
 Bohrer

von Arles, Richilde

weiblich


Generationen:      Standard    |    Kompakt    |    Vertikal    |    Nur Text    |    Registerformat    |    Tabellen    |    PDF

Generation: 1

  1. 1.  von Arles, Richilde

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Metz [57000],Moselle,Lothringen,Frankreich; Gräfin von Metz

    Notizen:

    Richilde (Richardis) von Arles Gräfin von Metz
    Tochter des Grafen Boso von Arles (+ vor 855) aus dem Hause der HUGONIDEN
    Schwester der Königin Theutberga und der Abtes Hukbert von S-Maurice


    oo Balduin (Buvinus) von Amiens Graf von Metz - um 862


    Kinder:

    - Richilde 1.8. um 850 - 910/14
    22.10.870 oo KARL II. DER KAHLE König von Frankreich, 13.6.823-6.10.877
    - Radbert Bischof von Valence (859-879) - um 879
    - Richard I. der Gelehrte Herzog von Burgund - 1.9.921
    - Boso Graf von Arles 825/28-11.1.887

    Name:
    Richardis

    Familie/Ehepartner: von Amiens, Balduin. Balduin gestorben um 862. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 2. von der Provence, Richlinde  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 850; gestorben am 22 Mrz 929.
    2. 3. von Valence, Radbert  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben um 879.
    3. 4. von Burgund, Richard I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 850; gestorben am 1 Sep 921; wurde beigesetzt in Sens [89100],Yonne,Burgund,Frankreich.
    4. 5. von Vienne, Boso  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 825/828; gestorben am 11 Jan 887; wurde beigesetzt in Vienne [38200],Isère,Rhône-Alpes,Frankreich.


Generation: 2

  1. 2.  von der Provence, Richlindevon der Provence, Richlinde Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Richilde1) wurde geboren um 850; gestorben am 22 Mrz 929.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Frankreich; Königin von Frankreich
    • Titel/Amt/Status: römische Kaiserin

    Notizen:

    Richilde
    Königin von Frankreich
    römische Kaiserin
    1.8. um 850-22.3.929 (910/14 Schwager)

    Tochter des Grafen Buin von Metz aus dem Hause der BOSONIDEN und der Richardis von Arles, Tochter von Graf Boso

    Werner Karl Ferdinand: Seite 454, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    IV. Generation 43-46
    Für die übrigen Kinder aus der Ehe KARLS mit Richildis läßt sich größere Genauigkeit erzielen. Brandenburg IV, 43-45 kennt nur drei Söhne Richildes, die Zwillinge Pippin und Drogo und den 876 X 10 geborenen, vor Ostern 877 verstorbenen Sohn Karl (vgl. Ann. Bert. zu diesen Jahren). Von einem der Zwillinge unterstellt er, er sei 875 gestorben. Er meint damit die Todesnachricht für einen Sohn Richildes zu 875 III 22/23, übersieht aber, daß die diesbezügliche Nachricht sich auf die Fehlgeburt (aborsu) eines einzelnen Sohnes bezieht, also keinesfalls auf einen der beiden Zwillinge: Ann. Bert. 875, ed. Grat 197, Richildis ... noctu ante quartam feriam Paschae (Nacht vom 22. auf 23. März) aborsu filium peperit qui baptizatus mox obiit. Das Kind hatte zwar noch eine (Not-)Taufe erhalten, aber sein Name wird uns nicht überliefert.
    Was endlich die Zwillinge angeht, so besagt ihr Epitaph MG Poet. lat. 3, 677f., daß sie starben vor der Vollendung ihres ersten Lebensjahres. Ausgehend von der Brandenburg noch unbekannten Tatsache, daß Rothild das (älteste Kind aus der Ehe KARLS mit Richildis ist, läßt sich die Folge der Kinder in den wenigen Jahren bis KARLS DES KAHLEN Tod recht genau rekonstruieren: Ende 869/Anfang 870 begann die Verbindung KARLS mit Richilde, etwa 871 wurde Rothild geboren, 872/73 die Zwillinge Drogo und Pippin, die binnen Jahresfrist, 873/74, starben; im März 875 wurde der Sohn unbekannten Namens geboren, der alsbald starb, und im Oktober 876 jener Karl, der 877 starb.

    Treffer Gerd: Seite 50-52, "Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert)"
    Richhilde - die Streitbare
    * um 845, + 2. Juni 910

    Zweite Gemahlin KARLS II. DES KAHLEN (* 823, König 843-877; Kaiser 875) Heirat: 22. November 870

    KARL geht schon auf die Fünfzig zu. Seine erste Frau Irmintrud ist am 6. Oktober 869 gestorben. Am 22. November 870 heiratet er Richilde, Tochter des Grafen der Ardennen, und über ihre Mutter Richeut d'Arles eine Südländerin. Sie ist 25. Sie wird nicht nur diesen König, sondern auch den nächsten, ihren Stiefsohn Ludwig überleben. Schon einmal hatte ein zweite Frau die Thronfolge durcheinandergewirbelt - KARL DER KAHLE selbst war der Anlaß dafür gewesen. KARL mag die Gefühle seines älteeste Sohnes aus erster Ehe, Ludwig, wohl nachempfunden haben, als er diese junge Frau wählt. Um es vorweg zu nehmen: Richhilde wird fünf Kinder haben: zwei Mädchen, drei Jungen. Sie werden alle früh sterben. In die Thronfolge wird sie nicht durch eigene Kinder, sondern durch eigenes Handeln eingreifen.
    875 stirbt Ludwig der Deutsche - König von Italien und Kaiser -, Richhildes Schwager [Ludwig der Deutsche war zwar der Schwager Richildes, aber nie Kaiser. Hier liegt eine Verwechslung mit dem 875 verstorbenen Kaiser LUDWIG II., Sohn von Kaiseser LOTHAR I., vor.]. KARLS politischer und militärischer Ehrgeiz erhält dadurch plötzlichen Auftrieb. Sein Ziel ist die Herrschaft über das fränkische Gesamtreich. Er besetzt die Provence, zieht nach Rom. Papst Johannes VIII. salbt und krönt ihn am Weihnachtstag 875. KARL DER KAHLE ist nun ein neuer KARL DER GROSSE - auch wenn der Kaisertitel ein wenig illusorisch erscheint. Er versucht in der Folge das O-Reich zu erobern, wird aber am 8. Oktober 876 am Rhein von den Söhnen seines Bruuders Ludwigs des Deutschen geschlagen [Richtig ist: Er wurde nur von Ludwig III. dem Jüngeren besiegt.]. Für seine Kriegszüge braucht er die Hilfe einflußreicher Gutsherren. Einerseits möchte er sie gerne kleinhalten, weiß, daß sies ein Reich zzu jeder Zeit in blutige Bürgerkriege stürzen können. Andererseits braucht er sie. Diese Situation mündet 877 in das Kapitular von Quierzy; der Kaiser erkennt offiziell das entstehende Lehensystem, die Erblichkeit der Lehen an. Für lange Zeit ist damit die Königsmacht begrenzt.Im selben Jahr sieht Kaiserin Richilde ihren Mann wieder in den Krieg ziehen, diesmal gegen die Sarazenen, die die päpstlichen Staaten bedrohen - getreu der Mission als Beschützer des Papstes, die sich sein Großvvater KARL DER GROSSE gesetzt hatte. Während der Abwesenheit ihres Gemahls wird die Königin zur Leitfigur einer der zwei Parteien, die um die Macht am Hofe kämpfen. Auf der einen Seite die Freunde ihres Stiefsohnes Ludwig, die ungeduldig "mit den Hufen scharren". Auf der anderen die Partei der Königin, die diesem unruhigen, glanzlosen, stammelnden, angekränkelten Thronfolger feindsam gegenübersteht. Ludwig ist eine turbulente Persönlichkeit. Er ist häßlich. Er liebt seine Stiefmutter nicht - und sie empfindet nicht anders.
    Dennoch: Ludwig ist so umtriebig, so bedrohlich, daß der Kaiser sich veranlaßt sieht, eilig Italien zu verlassen, um in seinem Reich nach dem Rechten zu sehen [Dem Autor ist dabei sicher entgangen, daß sich KARL DER KAHLE, von seinen eigenen Vasasallen im Stich gelassen, ebenso wie der Papst vor König Karlmann von Bayern, der mit einem riesigen Heer in Italien erschienen war, auf der Flucht befand.]. Als er den Mont-Cenis quert, befällt ihn die Ruhr. Er stirbt am 6. Oktober 877 in eineer Bauernhütte in den Alpen zu Aurieux. Richhilde ist nach knapp siebenjähriger Ehe Witwe. Man sieht auf sie: Was wird die Kaiserin tun? Wird sie ihren Stiefsohn Ludwig im Kampf um die Krone unterstützen? Richhilde bleibt in ihrem Lager. Sie kann nicht einfach zu Ludwigs Leuten übergehen. Außerdem träumt sie insgeheim davon, iherem Bruder, Herzog Boso, zum Thron ihres verstorbenen Mannes zu verhelfen. Sie merkt abe rasch, daß die - mit Ludwig - Unzufriedenen ihr nur geschmeichelt haben, um sie von diesem zu trennen. Sie fürchtet, durch eine offene Parteinahme ihren Bruder in Gefahr zu bringen. So schließt sie sich ihrem Stiefsohn an und zögert nicht, KARLS Testament zu veröffentlichen, in dem Ludwig als Thronerbe bestimmt istt. Um dieser Enthüllung Gewicht zu veriehen, übergibt sie Ludwig feierlich das Schwert KARLS DES GROSSEN, die Krone, das Zepter, den königlichen Mantel ... Die Geste der Kaiserin-Witwe ist ausschlaggebend. Ludwig II., Ludwig der Stammler, wird im Dezember 877 in Compiegne vom Reimser Erzbischof gesalbt. Im Jahr darauf wird er von Papst Johannes VIII. persönlich gekrönt, der seine Hilfe gegen die Sarazenen benötigt und erwartet.
    Richhilde hat Ludwig unterstützt, ihm auf den Thron geholfen. Sie darf, glaubt sie, in dankbarerer Gegenleistung seine Unterstützung erwarten. Ihre Hoffnungen stürzen ein: am 12. April 879 stirbt Ludwig. Die Intrigen im Hause der Franken nehmemen zu. Im Oktober gelingt es Richildes Bruder Boson, sich zum König der Provence wählen zu lassen, von den Auseinandersetzungen zwischen dem König der Sachsen und Ludwigs Nachfolgern - Ludwig und Karlmann - profitierend. Richhilde hat bei Bosonns Wahl natürlich mitgeholfen. Kann man der immer weiter vom Thron rückenden Kaiserin-Witwe diesen Familiensinn verdenken? Andererseits berufen sich die anderen Herzöge im Reich auf diesen Präzedenzfall, um auch für sich Autonomie zu fordern. Und so ist durch die Kaiserin die von Kaiser KARL DEM GROSSEN gewünschte Einheit des mächtigen Territoriums in Frage gestellt. bei Hofe ist Richhilde umstritten. Die Kaiserin-Witwe zieht sich zu ihrem Bruder in die Provence zurück. Hier im S hat sie über ihre Mutter ihre Wurzeln. 30 Jahre lang lebt sie dort in Zurückgezogenheit. Sie stirbt am 2. Juni 910 mit fast 65 Jahren.

    Fleckenstein Josef: Seite 110, "Über die Herkunft der Welfen und ihre Anfänge in Süddeutschland" in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen und frühdeutschen Adels

    Richilde, Gemahlin KARLS DES KAHLEN, eine Tochter Bivins, des Laienabts von Gorze und Schwester Bosos von Vienne verfügte über Besitzungen um Verdun, im Calmenzgau wie im Gau Charpeigne.

    Konecny Silvia: Seite 136-138, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Durch seine zweite Gattin Richilde verband sich KARL DER KAHLE 869 jenem Geschlecht, das seit dem "Ehestreit" Lothars II. im westfränkischen Reich an Bedeutung gewonnen hatte. Richilde war eine Verwandte Theutbergas, der verstorbenen Gattin Lothars II.Verglichen mit der Ehe KARLS mit Ermentrud, die 865 zu einer versöhnlichen Haltung im "Ehestreit" geraten hatte, bedeutete die Verbindung mit Richilde eindeutig eine Herausforderung LUDWIGS II., der nach Lothars Tod der letzte Exponent der karolingischen Linie im Mittelreich war. Der Zeitpunkt für diese Politik war gut gewählt, denn 869 befand LUDWIG II. sich in kriegerischen Auseinandersetzungen mit Benevent. KARL DER KAHLE entschied sich schrittweise zu einer imperialen Polittik, bei der die BOSONIDEN Hilfestellung leisten sollten und dementsprechend auch selbst an macht gewannen. Die Bindung KARLS an Richilde erfolgte parallel zum Aufstieg der BOSONIDEN und durchlief verschiedene rechtliche Stadien. Im Jahre 869 nahm KARL DER KAHLE Richilde zunächst zur Konkubine. Wenn dies auch mit Ungeduld betrieben und einer annalistischen Erwähnung für wert befunden wurde, so handelte er sich doch zunächst um die Äußerung einer "Willkür" des Herrschers, die an die spätäten Konkubinate KARLS DES GROSSEN erinnerte. Schon im folgenden Jahr wandelte KARL DER KAHLE seine Verbindung mit Richilde allerdings in eine Vollehe um. Eine Krönungszeremonie unterblieb bei diesem Anlaß jedoch allem Anschein nach, und KARL DER KAHLE stellte sich formalrechtlich nun selbst auf jenen Standpunkt, den er in den Eheangelegenheiten Lothars II. bestritten hatte. Er behauptete die Rechtmäßigkeit seiner Ehe mit Richilde auf Grund von Dotation und Verlobung, die 870 geschahen.
    In den folgenden Jahren nahm der politische Einfluß Richildes in außerordentlichem Maße zu. Die Stellung KARLS als Kaiser teilte Richilde schließlich mit ihrem Gatten, und zwar sowohl im Titel als auch in der Teilhaberschaft an den Herrschaftsinnsignien. In den letzten Jahren seiner Herrschaft scheint KARL DER KAHLE überdies stark auf einen Sohn von Richilde gehofft zu haben. Von einem solchen erwartete der Kaiser wohl eine positive Wirkung auf die Einheit seines Reiches, die immer mehehr bedroht war. Schließlich kam es, da ein Sohn Richildes nicht am Leben blieb, zu einem unzureichenden Ersatz der Bekräftigung des Bündnisses zwischen dem westfränkischen König und den BOSONIDEN. Richilde überbrachte zwar ihrem Stiefsohn Ludwig dem Stammler die Herrschaftsinsignien ihres verstorbenen Gatten und designierte ihn so zum Nachfolger. Die BOSONIDEN betrieben aber im folgenden eine recht eigenständige Politik, die sich auch gegen die Interessen Ludwigs des Stammlers richtete.
    An der Ehe KARLS DES KAHLEN und Richildes ist vor allem auch die Form des Eheschlusses bemerkenswert. Im "Ehestreit" Lothars II. und bei der Krönung seiner Tochter Judith hatte KARL DER KAHLE sich auf den Standpunkt gestellt, die Krönung sei das vorzügliche Kriterium einer königlichen Vollehe. Nach dem Ableben des Kaisers fand dieser Rechtsstandpunkt seinen Niederschlag, als der Kröungsordo für die Königin 877 die endgültige Fassung erhielt. So darf KARLS Ehe mit Richilde, deren Rechthtmäßigkeit sich 870 auf Dotation und Verlobung begründete, zwar als eine Handlung betrachtet werden, die den zunehmenden Forderungen der BOSONIDEN entsprach, nicht jedoch als eine völlige Abkehr des Herrschers von seiner Freiheit in der Wahl der Eheform. Erst bei dessen Kaiserkrönung war Richilde mitbeteiligt, was wohl der Bedeutung bei der Erlangung des Kaisertums entsprach.

    Riche, Pierre: Seite 241,245,250, "Die Karolinger. Eine Familie formt Europa."

    Genau am Tage der Kaiserkrönung in Rom hatte Ludwig der Deutsche Quartier in Attigny bezogen. Dank der Bemühungen Hinkmars und er Königin Richildis wurde er aber von den Großen wenig freundlich aufgenommen und zur Rückkher in sein Teilreich genötigt.
    KARL verließ das Königreich in Begleitung seiner Gemahlin, in Vercelli wurde er vom Papst empfangen. Man erfuhr aber, daß Karlmann über den Brenner heranzog, um den Kaiser den Weg abzuschneiden. KARL zog sich über den Po nach Süden zurück, ließ Richildis zur Kaiserin krönen und wartete ungeduldig auf die Ankunft von Verstärkungen aus W-Franken.
    Die Vermittlungsbemühungen Hinkmars und der Kaiserin-Witwe Richildis, die den jungen König seine Herrscherinsignien überbrachte, ermöglichten am 8. Dezember 877 die feierliche Krönung in Compiegne.

    Schieffer, Rudolf: Seite 163,168, "Die Karolinger"

    Im Vollgefühl des Erfolges feierte er Anfang 870 in Aachen die Hochzeit mit seiner zweiten Gattin Richilde, einer Nichte Theutbergas und Hukberts, die an die Stelle der 869 gestorbenen Irmintrud trat und deren Bruder Boso von nun an bei KARL eine wesentliche Rolle spielen sollte.
    Dazu kam die Abneigung der Kaiserin Richilde, die nach zwei im Säuglingsalter verstorbenen Söhnen weiterhin KARL einen Erben und damit eine dynastische Alternative zu Ludwig hoffte schenken zu können.

    Dümmler, Ernst: Band II Seite 36,39,44,48,53-55,69,670, Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865

    Er schickte neue Anerbieten an KARL, die dieser, der auf die Nachricht von Ludwigs Rheinübergange stromaufwärts vielleicht bis Sinzig zog und seine schwangere Gemahlin nach Hestal schickte, anscheinend günstiger aufnahm als die frühere Botschaft. Die Niederlage des Feindes (8. Oktober 876) war so vollständig wie möglich, das ganze Heer aufgelöst. Als Flüchtling langte der Kaiser in Lüttich an, wo der Bischof Franko und der Abt Hilduin zu ihm kamen und ihm die tröstliche Nachricht brachten, daß seine Gemahlin Richilde, die er unter ihrer Hut nach Herstal geschickt hatte, von dort fliehend auf dem Wege von einem Knäblein genesen sei.
    Ludwigs Erbrecht aber drohte noch immer Gefahr, sobald die Kaiserin Richilde, wie ihr Gatte sehnlichst wünschte, wiederum eines Knaben genas, dessen Bevorzugung vor dem ungeliebten älteren, mit einem körperlichen Gebrechen behafteten Sohne sich mit Sicherheit voraussehen ließ. Für diesen Fall wurde die Teilung ausdrücklich vorbehalten.
    Noch mehrere Wochen nach dem Schlusse des Reichstages von Quierzy verlebte der Kaiser in seinem alten Reiche mit den Vorbereitungen zum italienischen Feldzuge beschäftigt, deren wichtigse darin bestand, Geld auf jede Weise zusammen zu scharren. Im Juni finden wir ihn in Compiegne und Soissons, im Juli in Ponthiou und Langres, am 11. August befindet er sich bereits in Bisanz, auf der Straße nach Italien. Ihn begleitete seine Gemahlin Richilde und ein wohl nicht sehr zahlreiches Gefolge, da ein großer Teil der Vasallen erst später zu ihm stoßen sollte; um so größere Schätze an Gold, Silber und anderen Kostbarkeiten nebst vielen Rossen führte er mit sich.
    So gingen den Kaiser und Papst, da sie sich in Pavia nicht mehr ganz sicher fühlen mochten, zunächst über den Po nach Tortona zurück, wo Richilde von Johann VIII. zur Kaiserin gekrönt wurde [Nur Hinkmar berichtet ausführlicher von diesem Rückzuge, der Aufenthalt in Tortona scheint ein paar Tage gedauert zu haben.].
    Während Johann bitter enttäuscht die Straße nach Rom einschlug, folgte der Kaiser gänzlich entmutigt seiner Gemahlin nach, die mit den Schätzen gleich nach ihrer Krönung, nach St. Jean de Maurienne am Fuße der Alpen schon vorausgeeilt war.
    In einem Weiler im Tale des Arc mußte Halt gemacht werden, dorthin wurde schleunig Richilde entboten, um den letzten Willen ihres Gemahls in Empfang zu nehmen, der sie verpflichtete, ihrem Stiefsohn Ludwig die Reichsinsignien und das Reich zu übergeben. In ihren Armen verschied KARL, elf Tage nachdem er jene Arznei eingenommen am 6. Oktober, von den Wänden einer elenden Hütte umgeben.
    Richilde, in allen ihren Besitzungen bestätigt, überbrachte Ludwig dem Stammler seines Vaters letzten Willen und die Kroninsignien.
    Neben Frauen wie Engeltrud und Waldrada, die durch frechen Ehebruch den Völkern ein Ärgernis gaben, stehen andere von zweifelhaftem Rufe wie Judith und Richilde, die sich vorzugsweise von den Eingebungen der Herrschsucht leiten lassen [Die Kaiserin Richilde, die im Jahre 910 noch am Leben war (siehe ihre Urkunde Hist. de Metz IV, 52) erregte als Witwe durch ihren Wandel Anstoß.].


    12.10.869 oo 2. KARL II. DER KAHLE Westfränkischer König 13.6.823-6.10.877

    Kind
    - Rothild 871-22.5.928/29
    890 oo Rotger Graf von Maine - 31.10.900

    Literatur:
    Black-Veldtrup, Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien, Böhlau Verlag Köln 1995, Seite 103,136 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865, Band II Seite 36,39,44,48,8,53-55,69,670 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 23,41,171 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 27,226,244 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischchen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 136-138 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 240,245,250,392 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 163,168,171 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 58 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994, Seite 39,70 Anm. 336 -

    Geburt:
    1.8.

    Richlinde heiratete von Franken, Karl II. am 12 Okt 869. Karl (Sohn von von Franken, Ludwig I. und Judith) wurde geboren am 13 Jun 823 in Frankfurt am Main [60311],Hessen,Deutschland; gestorben am 6 Okt 877 in Avrieux [73500],Savoie,Rhône-Alpes,Frankreich; wurde beigesetzt in Nantua [01130],Ain,Rhône-Alpes,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 6. von Franken, Rothild  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 871; gestorben in 928/929.

  2. 3.  von Valence, Radbert Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Richilde1) gestorben um 879.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 859-879, Valence [26000],Drôme,Auvergne-Rhône-Alpes,Frankreich; Bischof von Valence (859-879)

    Notizen:

    Name:
    Ratbert, Robert


  3. 4.  von Burgund, Richard I. Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Richilde1) wurde geboren um 850; gestorben am 1 Sep 921; wurde beigesetzt in Sens [89100],Yonne,Burgund,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 876-921, Autun [71400],Saône-et-Loire,Burgund,Frankreich; Graf von Autun
    • Titel/Amt/Status: 900-921, Burgund,Frankreich; Herzog von Burgund

    Notizen:

    Richard I. der Gerichtsherr
    Herzog von Burgund (900-921)
    Graf von Autun (876-921)
    um 850?-1.9.921 Begraben: Ste-Colombe-les-Sens

    Sohn des Grafen Buvinus, Abt von Gorze und der Richardis von Arles, Tochter von Graf Boso; Bruder Bosos von Vienne und Schwager des Königs KARL II. DER KAHLE

    Lexikon des Mittelalters: Band VII Spalte 813

    Richard ‚der Justitiar‘, Herzog von Burgund
    + 1. September 921 Begraben: Ste-Colombe-les-Ses

    Sohn des Grafen Biwin, eines entfernten Nachfahren von Karl Martell (BOSONIDEN), Bruder von Richilde, Gemahlin Kaiser KARLS DES KAHLEN, und des Königs Boso

    Richard tritt 876 als Graf in Erscheinung, ist als missus in Italien belegt (877), nahm an der Wahlversammlung für Boso teil, verband sich dann jedoch mit König Karlmann, der ihm die Grafschaft Autun und die Abtei St-Symphorien übertrug (880). Unbekannt ist, ob er an der Belagerung von Vienne beteiligt war, doch wurde seine Schwägerin, die Gemahlin Bosos, seiner Obhut unterstellt. 887 oder 888 heiratete er Adeleidis, die Tochter des WELFEN Konrad II., und folgte Hugo Abbas, dem Bruder Konrads II., als Graf von Auxerre und Laienabt von Ste-Colombe nach. 888 ererbte er 'honores' seines Bruders Boso (+ 887) und fungiert aals Oberbefehlshaber einer Mark (doch trägt er den Titel 'comes et marchio' erst später). Nach der Absetzung KARLS DES DICKEN unterstützte er seinen Neffen LUDWIG bei der Inbesitznahme des Königreiches Provence (890), verbündete sich mit Odo (891), dann mit Karl dem Einfältigen, zu dessen wichtigsten fideles er zählte; bei alledem vermied er es aber, sich in die Konflikte des W-Frankenreiches zu verstricken, und baute seine Macht in dem Teil Burgunds, der zur Francia occidentalis gehörte, geschickt aus. Unterstützt vom Grafen Manasses, der Richards Nichte heiratete, brachte Richard dessen Bruder auf den Bischofssitz von Autun, ließ den Bischof Tedbald von Langres blenden und den Erzbischof von Sens gefangensetzen; auch verfügte er über den Bischofssitz von Auxerre. Er unterwarf die Grafschaften Nevers und Troyes. Seine Siege über die Normannen bei Argenteuil und St-Florentius (892,898) sowie Chartres (911), sein Reichtum und sein Ansehen als 'Jusitiar' verschafften ihm eine Autorität, die den Titel 'dux', den er seit ca. 918 führte, legitimierte; er sah sich in der Lage, die Herzogswürde an seinen älteren Sohn Rudolf (Raoul) weiterzugeben, wohingegen sein jüngerer Sproß, Hugo der Schwarze, die Grafschaften 'jenseits der Saone' ('Outre-Saone') erwerben sollte. Richard 'der Justitiar' hat somit das Herzogtum Burgund begründet.

    Literatur:
    M. Chaume, Les origines duduche de Bourgogne, 1925 - E. Hlawitschka, Die verwandtschaftlichen Verbindungen ... (Fschr. P. Acht, 1976) - K. F. Werner, La genese des duches en Franche et en Allemagne, Sett. cent. it., 1981 - Ders. Un poeme contemporain ..., Annales de Bourgogne 58, 1986.

    Thiele Andreas: Band II Teilband 1 Tafel 97, "Erzählende genealogische Stammtafeln"

    Als Schwager KARLS II. wurde er Graf von Autun, um 880 Herzog von Burgund, Lehnsherr über Auxerre, Macon, Nevers, Chalons, Duesmois, Alesia, Attuyer und andere Gebiete. Wegen gleicher Interessen im Rhonegebiet geriet er mit seinem Bruder und seinen Neffen in Streit und stützte sich besonders auf die Grafen von Chalon und Troyes, die er sehr förderte. Er unterstützte die KAROLINGER und übte zeitweilig eine Art Vormundschaft über Karl III. aus, was ihm die Feindschaft der ROBERTINER und der Grafen von Vermandois einbrachte. 894 ließ er durch seine Vasallen den Bischof von Langres blenden und unterwarf das Bistum, 895 nahm er den Erzbischof von Sens gefangen und gewann durch Verrat dessen Stadt. Richard gewann Troyes, Tonnerre, Langres und Sens dazu und sein Herrschaftsgebiet, verstärkt durch den Besitz großer Klöster, die er als Laienabt regierte, erstreckte sich schließlich von Macon und Chalon im Süden über Autun und Dijon, Auxerre und Langres bis nach Sens und Troyes im Norden. Er baute somit den mächtigsten französischen Teilstaat auf. 892 und 898 wehrte er die Normannen erfolgreich ab, 911 besiegte er im Bunde mit Robert von Neustrien und Graf Ebal von Poitou die Normannen bei Chartres und machte so Burgund zum sichersten Land Frankreichs. 910 stiftete Wilhelm I. von Aquitanien in Burgund das Kloster Cluny, das zum Ausgangspunkt der weitreichendsten Reformbewegung wurde.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 467,470, "Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

    Dies war die Folge einer weiteren Vertragsklausel von größter Bedeutung: Odo sanktionierte tatsächlich die Stellung, die Richard seit den Jahren 894 und 895 im regnum Burgundiae erreicht hatte. So bezeichnete man den Teil des fränkischen Teilreichs Burgund, der 843 an W-Franken gefallen war. Robert und Richard erscheinen nach 898 in den Urkunden Karls III. mit dem Titel marchio.
    Die princeps konnten sich dabei eine dauerhafte Legitimität sichern, denn ihr Erfolg kam dem ganzen Land und seinen Bewohnern zugute. Bei Argenteuil-sur-Armancon nahe Tonnerre überraschte Richard von Burgund am 28. Dezember 898 die Normannen, die gerade mehrere Klöster geplündert hatten - Beze, Sainz-Florentin, Saint-Vivant. Er konnte ihnen eine schwere Niederlage beibringen, weil er eine neue Taktik anwandte: Verfolgung der Normannen auf ihrem Marsch durch Elitereiter und Übergang zum Angriff, sobald der Feind mit Beute beladen war.
    Der Sieg war ein Vorspiel des Triumphs, den die vereinigten Streitkräfte der Fürsten im Jahr 911 vor Chartres erringen konnten. Diesmal funktionierte die Nachrichtenübermittlung zwischen den wichtigsten fränkischen Anführern tadellos. Die Zusammenarbeit zwischen diesen Fürsten gegen den Reichsfeind war gewährleistet. Chartres, dessen Verteidigung Bischof Gauciolenus (Gauzhelm) heldenhaft leitete, wurde von einem starken normannischen Heer belagert. Am 20. Juli 911 erfolgte der Gegenangriff der zu Hilfe gerufenen und konzentrisch vereinigten Streitkräfte der Markgrafen Robert von Neustrien und Richard von Burgund, den sein mächtiger Vasall Manasses begleitete; außerdem beteiligten sich noch die Leute des Grafen Ebalus von Poitiers. 6.000 Normannen fielen im Kampf. Kein Zweifel, diese Schlacht zählt zu den wenigen, denen wirklich historische Bedeutung zukommt.

    Dümmler Ernst: Band II Seite 116,146,210,332,383,405, "Geschichte des Ostfränkischen Reiches"

    Nach diesem Abkommen nahm Boso die Grafschaft Autun in Besitz, um sie dann seinem Bruder Richard zu überlassen, zog sich aber bald darauf selbst ganz von der Entscheidung über das W-Reich zurück.
    Wahrscheinlich unterwarf sich jetzt ohne weiteren Widerstand auch Bosos leiblicher Bruder, der Graf Richard von Autun, da wir ihn etwas später mit dem König Karlmann ausgesöhnt finden.
    Im Sommer 882 eröffnete endlich Karlmann in eigener Person die Belagerung Viennes von neuem, während gleichzeitig ein italienischer Graf Berard, des Bonifacius Sohn, wahrscheinlich auf Befehl des Kaisers, Boso in seinem Gebiet bedrängte. Diesmal nun führte die Einschließung wirklich zum Ziele: das feste Vienne, von Anfang an einer der Hauptsitze der Macht des Usurpators ergab sich im September, Irmingard, die Gemahlin Bosos und ihre Tochter Engeltrud nahm sein Bruder Richard unter seinen Schutz und führte sie nach Autun.
    Sein Oheim, der Herzog Richard von Burgund, obschon Untertan des Königs Odo und seine Mutter Irmingard, eine Frau von männlichem Scharfsinn sollten im Verein mit den Großen zunächst statt seiner kindlichen Arme das Steuer des Staates lenken.
    Nach Ostern (8. April) rückten Fulko und Heribert mit ihrem kleinen König gegen Odo ins Feld, während von der anderen Seite Herzog Richard von Burgund und die Grafen Wilhelm von Aquitanien und Adhemar von Poitou mit starker Mannschaft ihnen begegneten. Für diesmal kam es indessen zu keiner Entscheidung, da Odo Unterhandlungen anknüpfte.
    Die Hilfsschar, die ARNOLF im verflossenen Jahre durch seine lothringischen Vasallen dem kleinen König Karl mitgab, kehrte unverrichteter Dinge zurück und bald mußte dieser in Burgund bei dem Herzog Richard eine Zuflucht suchen, während sein Gegner Francien beherrschte und ihn auch in Burgund noch zu beunruhigen suchte. Ein trauriger Zustand der Verwilderung riß durch diese Spaltung in zwei feindliche Heerlager im W-Reich ein. Da geschah es, daß der Bischof Teutbald von Langres von Richard, seinem Vertrauten, dem Grafen Manasses und Rampo, einem Verwandten Fulkos von Reims überfallen und geblendet wurde. Die ersteren beiden bemächtigten sich später auch der Stadt Sens (8. Juni 895) und nahmen den Erzbischof Walther gefangen, von dessen Hand Odo einst zum Könige gesalbt worden. Wegen dieses Frevels, der von der Partei Karls ausging und gegen Anhänger Odos gerichtet war, wurde von dem Papst über die vornehmen Missetäter der Bann verhängt.

    Ehlers Joachim: Seite 20-22, "Die Kapetinger"

    Als ARNULF im Jahr darauf Karl den Einfältigen anerkannte, brach die robertinische Position in Burgund zusammen, wo Graf Richard von Autun die Anhänger Odos, allen voran den Erzbischof Walter von Sens, auf seine Seite zwang und eine herzogsähnliche Stellung erreichte.
    Das zeigt der Chartres gemeinsam errungene Sieg Roberts von Neustrien, Richards von Burgund und des Grafen Ebalus von Poitiers über ein großes Normannenheer im Juli 911.
    Eine gewisse Kontinuität der Umstände bei der westfränkischen Königserhebung zeigt sich daran, daß schon Odo 888 von einem entsprechenden Wählerkreis erhoben worden war und erst anschließend die Zustimmung Richards von Burgund und der Aquitanier gewonnen hatte.

    Kienast, Walther: Seite 85, "Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland (9. bis 12. Jahrhundert)"

    Der Begründer des Herzogtums Burgund ist Richard le Justicier, "der Gerichtsherr" (+ 921). Im Jahre 876 erscheint er als Graf, wohl von Sens; 880 befindet er im Besitz des großen Comitats Autun, dem Kerngebiet des späteren Herzogtums; 894 läßt er durch seine Vasallen den Bischof von Langres blenden und unterwirft sich das Bistum; 895 nimmt er schließlich den Erzbischof von Sens gefangen und gewinnt durch Verrat seine Stadt. Schließlich erstreckt sich sein Herrschaftsgebiet, verstärkt durch den Bsitz großer Klöster, die er als Laienabt regiert, von Macon und Chalon im S über Autun und Dijon, Auxerre und Langres bis nach Sens und Troyes im Norden. Richard ist der Bruder Bosos von Vienne, des Verräters, der das Königreich Provence dem legitimen KAROLINGER entriß und, der erste Usurpator gegen einen Nachkommen KARLS DES GROSSEN, sich die Krone aufs Haupt setzte. Die Anfänge Richards, der dem W-Frankenherrscher die Treue hielt, wurden dadurch begünstigt, daß der König gezwungen war, die Macht des Grenzgrafen gegen Boso zu stärken. Den weiteren großartigen Aufstieg verdankte er allein seinem unzähmbaren Ehrgeiz, seiner rückhaltlosen Tatkraft und seiner Kunst der Menschenbehandlung, die eine Reihe tüchtiger Vasallen mit dem eigenen Schicksal verband und auf seiner Seite festhielt. Siegreiche Abwehr der ins Land gedrungenen Normannen (892 und 898), dann die schwere Niederlage, die er ihnen zusammen mit Robert dem Tapferen von Franzien und dem Grafen Ebles von Poitou bei Chartres 911 zufügte, bedeckte seinen Namen mit Ruhm und verlieh seinem Gewaltregiment ein höheres Recht.
    Wir haben drei einschlägige Urkunden aus seiner späteren Zeit, als er seine Herrschaft bereits über eine Anzahl burgundischer Grafschaften ausgedehnt hatte: eine Notitia für die Abtei Montieramey signiert er als comes, eine Gerichtsurkunde heißt ihn nobilissimus nmarchio und erst 918 lautet die Intitulatio eines Originals: Richardus comes et dux Burgundiae. Dieser erste Beleg für dux ist zugleich durch den Zusatz Burgundiae zum Titel ein sicheres Zeugnis für dessen Erweiterung, welche den feudalen Herzog im Gegensatz zum karolingischen Amtsherzog kennzeichnet.



    oo Adelheid von Auxerre, Tochter des Grafen Konrad II. um 870- nach 929 Schwester König Rudolfs I. von Hoch-Burgund

    Kinder:
    - Rudolf Herzog von Burgund vor 890-14./15.1.936
    - Hugo I. der Schwarze - 17.12.952
    - Boso Graf von Vitry - 13.9.935
    - Irmgard
    oo Giselbert Graf von Chalon-sur-Saone - 8.4.936
    - Richilde
    948/55 oo Leotald II. Graf von Burgund-Macon - 17.9.965
    - Adelheid
    oo Reginar II. von Hennegau



    Literatur:
    Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 116,146,210,332, 383,405,435 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 20-22 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 29,36,49 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 23,41,171 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 86,91,95-98,106,118,133-135,139-141, 151,216,241,244-249 - Kienast, Walther: Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland (9. bis 12. Jahrhundert), R. Oldenbourg Verlag München-Wien 1968 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 275,278,289 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 176,199, 204 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 78,80 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 98,159,234 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 467, 470,483,490, 493 -

    Geburt:
    ?

    Begraben:
    Abtei Sainte-Colombe

    Familie/Ehepartner: von Auxerre, Adelheid. Adelheid (Tochter von von Auxerre, Konrad II. und Adelais) wurde geboren um 870; gestorben nach 929. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 7. von Burgund, Rudolf I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren vor 890; gestorben in Jan 936 in Auxerre [89000],Yonne,Burgund,Frankreich; wurde beigesetzt in Sens [89100],Yonne,Burgund,Frankreich.
    2. 8. von Burgund, Hugo I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 890; gestorben am 17 Dez 952; wurde beigesetzt in Besançon [25000],Doubs,Franche-Comté,Frankreich.
    3. 9. von Burgund, Boso  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 890/895; gestorben am 13 Sep 935.
    4. 10. von Burgund, Irmgard  Graphische Anzeige der Nachkommen
    5. 11. von Burgund, Richilde  Graphische Anzeige der Nachkommen

  4. 5.  von Vienne, Boso Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Richilde1) wurde geboren in 825/828; gestorben am 11 Jan 887; wurde beigesetzt in Vienne [38200],Isère,Rhône-Alpes,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Autun [71400],Saône-et-Loire,Burgund,Frankreich; Graf von Autun
    • Titel/Amt/Status: Vienne [38200],Isère,Rhône-Alpes,Frankreich; Graf von Vienne
    • Titel/Amt/Status: Provence,Frankreich; Herzog von der Provence
    • Titel/Amt/Status: Italien; Herzog von Italien
    • Titel/Amt/Status: 879-887, Burgund,Frankreich; König von Nieder-Burgund

    Notizen:

    König Boso (links) mit dem heiligen Stephan
    Fragment eines Freskos aus dem 12. Jahrhundert aus der Abtei Saint-Fortunat bei Charlieu, fiktive Darstellung

    Darstellung König Boso (links) mit dem heiligen Stephan



    Boso

    König von Nieder-Burgund (879-887)
    Herzog von Italien und der Provence
    Graf von Vienne und Autun
    825/28-11.1.887 Begraben: Vienne, Kathedrale St. Mauritius

    Sohn des Grafen Buvin von Metz, Abt von Gorze und der Richardis von Arles, Tochter von Graf Boso

    Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 477

    Boso von Vienne, König der Provence 15.10.879-7.1.888
    + 11. Januar 888 Begraben: Vienne, Kathedrale St. Mauritius

    Sohn des lothringischen Grafen Biwin, Neffe des Laienabtes Hukbert von St-Maurice d’Agaune und der Gemahlin Lothars II., Theutberga, sowie Bosos, eines Grafen in Italien, stieg durch die Vermählung seiner Schwester Richilde mit KARL DEM KAHLEN (22. Januar 870) im Dienst des Königs zu hohen Ehren auf. 869 erhielt Boso von Vienne die Abtei St-Maurice zugesprochen, 870 setzte ihn KARL an Stelle des verdrängten Grafen Gerhard ("von Rousillon") als Grafen von Vienne ein, 872 bestellte er ihnn zum Kämmerer und magister ostiariorum für seinen Sohn Ludwig, den Unterkönig von Aquitanien, übertrug ihm die Verwaltung dieses Reiches und gab ihm honores des Grafen Gerhard von Bourges. Im Herbst 875 begleitete Boso KARL nach Italien und erhielt wohl zu dieser Zeit die Provence. Auf der Reichsversammlung in Pavia (Februar 876) zum Herzog, sacri palatii archiminister und missus für Italien bestellt und mit der Herzogskrone bekrönt, hatte Boso eine vizekönigliche Stellung inne, die durch seine Vermählung mit Ermengard, der Tochter LUDWIGS II., noch erhöht wurde. 877 gehörte Boso zu jenen westfränkischen Großen, die KARLS zweiten Italienzug mißbilligten, sich gegen den Kaiser verschworen und nach dessen Tod (6. Oktober 877) den Nachfolger Ludwig II. den Stammler zur Anerkennung ihrer Herrschaftsrechte zwangen. 878 begleitete Boso Papst Johannes VIII. zur Synode nach Troyes (September), auf welcher der Papst König Ludwig II. um Unterstützung in Italien bat. Johannes VIII. erkor Boso zum filius adoptivus, scheint aber nicht ihn, sondern Ludwig II. zum Kaiserkandidaten nominiert zu haben (J. Fried). Beim Tode Ludwigs II. (10. April 879) unterstützte Boso mit anderen westfränkischen Großen die alleinige Nachfolge des ältesten Sohnes, Ludwigs III., doch sagte er sich schließlich, legitimistische Gründe vorschützend, von den beiden Söhnen Ludwigs II. los. Im Juli 879 nannte er sich, seine unabhängige Stellung damit umschreibend: "Boso Dei gratia id quod sum" (Poupardin, Actes, Nr. 16). Der Episkopat und die Großen des Rhone-Saone-Raumes wählten ihn am 15. Oktober 879 in Mantaille als Nachfolger Ludwigs II. Die erste "freie" Wahl eines Nicht-KAROLINGERS, in enger Anlehnung an die Bischofswahl vollzogen, wurde durch das Prinzip der Idoneität legitimiert. Bosos Königreich umfaßte die Kirchenprovinz Arles, Aix, Vienne, Lyon (ohne Langres), wahrscheinlich Besancon, sowie die Diözese Tarentaise, Uzes und Viviers. Nach der Reichsteilung von Amiens (März 880) zogen Ludwig III. und Karlmann gegen Boso, eroberten Macon und die nördlichen Gebiete von Bosos Königreich, vereinigten sich mit KARL III. und belagerten gemeinsam Vienne (August-November 880), das jedoch erst bei einer zweiten Belagerung (August-September 882) durch Bosos Bruder Richard den Justitiar, den Grafen von Autun, erobert wurde. Boso blieb bis zu seinem Tode auf die unmittelbare Umgebung von Vienne, den Kern seiner Herrschaft, beschränkt.

    Quellen:
    MGH Cap. II, 90ff., 365-369, nr. 220,284 - R. Poupardin, Receuil des actes des rois de Provence (855-928), 1920 -

    Literatur:
    R. Poupardin, Le royaume de Provence sous les Carolingiens, 1901 - F. Seemann, Boso von Niederburgund [Diss. Halle 1911] - M. Chaume, Les origines du duche de Bourgogne I, 1925, 257-304 - P. E. Schramm, Herrschaftszeichen und Staatssymbolik II, 1955, 400-402 - W. Mohr, Boso von Vienne und die Nachfolgefrage nach dem Tode Karls d. K. und Ludwigs d. St., ALMA 26, 1956, 141-165 - L. Boehm, Rechtsformen und Rechtstitel der burg. Königserhebung im 9. und 10. Jh., Hjb 80,1961, 1-57 - Dies., Gesch. Burgunds, 1971 - R. H. Bautier, Aux origines du royaume de Provence. De la sedition avortee de Boson a la royaute legitime de Louis, Provence hist. 23, 1973, 41-68 - J. Fried, B. v. V. oder Ludwig der Stammler? Der Kaiserkandidat Johannes VIII., DA 32, 1976, 193-208 - K. F. Werner, Gauzlin v. St-Denis und die westfrk. Reichsteilung von Amiens (März 880), DA 35, 1979, 395-462.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 459, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VI. Generation 10

    Die Existenz mindestens einer, wenn nicht mehrerer Schwestern der Engelberga ist gesichert durch das Diplom Kaiser KARLS III. von 887 VIII 1 (ed. Kehr, MG Die Urk. d. dt. Karol. 2, 267f., nr. 165), in dem dieser urkundet für Engelbergas Mutter Ermengard, Sohn LUDWIG und dessen Schwestern: ...illi (Hermengardi) filioque suo Hludouuico nepoti scilicet nostro, et sororibus eius.
    Brandenburg hat in Anmerkungen zu B. VI, 5 auf diese Urkunde schon hingewiesen, hat aber die mindestens eine weitere "KAROLINGERIN" unbekannten Namens nicht in seine Tafel aufgenommen, obgleich er von ihrer Existenz überzeugt ist und sich sogar fragt, ob die mit König Karlmann verlobte Tochter Bosos wirklich mit Engelberga identisch ist, oder ob es sich hier um eine andere Schwester handelt.

    Thiele Andreas: Band II Teilband 1 Tafel 97, "Erzählende genealogische Stammtafeln"

    Boso gewann unter KARL II. DEM KAHLEN, der mit seiner Schwester Richilde vermählt war, große Macht. Er war Graf von Vienne und Autun, zeitweise auch von Troyes. 876 zum Herzog in Italien ernannt, entführte er 877 die Tochter Kaiser LUDWIGS II. und heiratete sie. Boso wurde Oberbefehlshaber in Aquitanien und Verweser der Provence durch den königlichen Schwager. Er besaß herzogliche Befugnisse, bekam die bedeutende Abtei St-Maurice zugesprochen, die aber die WELFEN gewannen. Auf Antrieb seiner Gemahlin ließ er sich von den Großen seines Gebietes in Mantaille bei Vienne 879 zum König wählen und vom Erzbischof von Lyon krönen. Er war der erste nicht-karolingische König im Reich KARLS DES GROSSEN und behauptete sich bis zu seinem Tode gegen KAROLINGER und WELFEN. Boso war auch Herr von Septimanien und stritt mit seinem Vetter Theobald von Arles.

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    Nach dem Tode Lothars II. und dem Vertrag von Meersen (August 870) schritt KARL DER KAHLE in der Provence gegen seinen alten Feind Graf Gerhard von Vienne mit Waffengwalt ein und ersetzte ihn durch seinen neuen Schwager Boso. Im Februar 876 auf einer Reichsversammlung in Pavia wurde er von seinem Schwager KARL DEM KAHLEN als bevollmächtigter dux und missus eingesetzt und Boso schuf sich eine zusätzliche Legitimation für eine umfassende Statthalterschaft, indem er alsbald Irmingard, die Tochter LUDWIGS II. heiratete.
    Er empfing im Mai 878 den aus Rom geflohenen Papst Johannes VIII. und geleitete ihn ehrenvoll in die Francia. Im Schutz Bosos, den Johannes VIII. adoptiert hatte und der in Italien vielleicht eine ähnliche Platzhalterrolle wie 876 für KARL übernehmen sollte, trat der Papst die Heimreise an. Da sich Hugo der Abt nach dem Tode Ludwigs des Stammlers weiter an seinem faktischen Regiment über ein ungeteiltes Westreich festhielt, provozierte er den Bruch mit dem ehrgeizigen Boso, der sich im Oktober 879 mit Hinweis auf die fehlende Legitimität der Ansgard-Söhne selbst zum König der Rhonelande aufschwang. Seine Proklamation, die am 25.10.879 in Mantaille bei Vienne im Beisein von nicht weniger als 25 Bischöfen stattfand sowie die anschließende Krönung in Lyon wurden im politischen Vakuum nach dem Tode Ludwigs des Stammlers möglich und sollten sichtlich an das einstige burgundisch-provencalische Königtum des LOTHAR-Sohnes Karl (+ 863) im Süden des Mittelreiches anknüpfen. Einen Bruch mit allem Herkommen und ein Fanal für die Zukunft stellte der Vorgang deshalb dar, weil hier erstmals jemand, der zwar Schwiegersohn eines Kaisers und Schwager eines anderen Kaisers, aber der eigenen Herkunft nach kein KAROLINGER war, einzig unter Berufung auf Wahl und Salbung als gottgewollter Herrscher innerhalb des Frankenreiches auftrat und damit, wenngleich begrenzten, Anklang fand. Die Provokation wurde auch als solche begriffen und löste sogleich entschiedene Aktionen gegen den "Tyrannen" aus, die westliche und östliche KAROLINGER zusammenführten und in einer vergeblich gebliebenen monatelangen Belagerung von Vienne durch Ludwig III., Karlmann und KARL III. im Herbst 880 gipfelten. Erst im zweiten Anlauf gelang es Karlmann von W-Franken und in dessen Auftrag Bosos eigener Bruder, Graf Richard von Autun, im Sommer 882 die Stadt zu erstürmen und Bosos Gattin, die Kaiser-Tochter Irmingard, gefangen zu nehmen, während der König selbst entkam und bis zu seinem Tode (11.1.887) eine geschrumpfte Herrschaft in der Provence aufrechterhielt.

    Dümmler Ernst: Seite 64,65,67, "Die Chronik des Abtes Regino von Prüm"

    877
    Der ältere KARL zog zum zweitenmale nach Rom, wo er schon längst den Kaisertitel von Johannes, dem Bischof des apostolischen Sitzes, um einen ungeheuern Preis erkauft hatte; das italienische Königreich sah er mehr im Vorbeigehen, als daß er es in Besitz nahm und genoß. Als er von der Stadt Rom nach Langobardien zurückgekehrt war, gibt er Hirmingarde, die Tochter des Kaisers LUDOWICH, dem Boso, dem Bruder der Königin Richilde, zur Ehe [Boso, der Neffe des oben (zum Jahre 866) erwähnten Boso, vermählte sich im Frühjahr 876 mit Hirmingardis, als KARL von seinem ersten italienischen Zug zurückgekehrt war, ohne dessen Mitwirkung, nachdem ihn KARL zuvor in Pavia zum Herzog von Langobardien gemacht und ihm eine Herzogskrone aufs Haupt gesetzt hatte.]. Der Hochzeitstag wurde mit so großen Zurüstungen und so prächtigen Spielen gefeiert, daß die Freuden dieses Festes alles Maß überschritten haben sollen. Er gab außerdem demselben Boso die Provence und nachdem er eine Krone auf seinen Scheitel gesetzt, befahl er ihn König zu nennen, damit er nach der Art der alten Kaiser über Könige zu herrschen schiene.
    879
    Boso, dessen wir kurz zuvor Erwähnung taten, zieht bei der Nachricht von Ludowichs Tode von der Provence aus und trachtet ganz Burgund in Besitz zu nehmen. Denn mehrere Bischöfe bewegt er teils durch Drohungen, teils durch Überredung, mit ihm einen Bündnis zu schließen und wie bis Lugdunum vorgedrungen, wird er von Aurelianus, dem Metropoliten dieser Stadt und anderen Bischöfen zum König über das besagte burgundische Reich gesalbt. Die jugendlichen Söhne Ludowichs achtete er nämlich für nichts und sah sie als unechte Kinder an, weil ihre Mutter auf KARLS Befehl verachtet und verstoßen worden sei. Dieses Unternehmen brachte ihm vielmehr einen beständigen Schaden an Niederlagen und Gefahren ein, als einen Gewinn an Ruhm und höherer Würde. Denn die schon genannten Jünglinge, Ludowech und Karlomann, wurden durch die emsigen Bemühungen des Abtes Hugo und anderer Großer zur Regierung erhoben und versuchten jenen Boso all ihr Leben lang mit der größten Ausdauer. Und nicht allein ihnen, sondern auch den anderen Franken-Königen [KARL von Alamannien leitete im Herbst 880 in Person und Ludwig durch Hilfstruppen den westfränkischen Königen Beistand gegen Boso, den sie in Vienne belagerten, nachdem sie ihm Macon entrissen.] war in der Folgezeit sein Name so unerträglich und sie hatten einen solchen Haß auf ihn geworfen, daß sich nicht bloß ihre Fürsten und Herzoge, sondern sogar ihre Dienstmannen mit Eiden und Verwünschungen verpflichteten, ihn unwiderruflich abzusetzen und ihm den Tod zu bereiten. Er war aber von so scharfsinnigem Geist, daß, obgleich er, wie gesagt, von vielen Königen und Reichen unablässig verfolgt wurde, er dennoch von keinem je gefangen oder umringt werden konnte, und von so großer Mäßigung, daß, wiewohl seine Anhänger in die Acht getan und aller ihrer Güter beraunt wurden, er niemals von seinen Leuten mit Nachstellungen bedroht oder arglistig verraten ward, wenngleich die Feinde zu beidem oft Versuche machten.

    Dümmler Ernst: Band I Seite 724,749,779,840, Band II Seite 31,39,53,79-81,87-93,101-103,114-116,123-129,145-147,210,277, "Geschichte des Ostfränkischen Reiches"

    KARL schickte alsbald Boso, den Sohn des Grafen Buwin an dessen Witwe sowie an deren Schwester, die Königin Thietberga, ab, um Richilde, die Schwester Bosos, sich zuführen zu lassen, die vermutlich schon früher der Gegenstand seiner Liebe war. Indem er sogleich das Lager mit ihr teilte, ließ er nur eine kurze Trauerzeit der äußeren Schicklichkeit halber vorübergehen, um sich sodann baldmöglich förmlich mit ihr zu vermählen [In einer undatierten Urkunde KARLS für Remigius von Lyon (Bouquet VIII, 622) wird als Tag coniunctionis nostrae IV id. Oct. erwähnt. Hinkmar nennt Thietberga die matertera Bosos. Sein Vater, der Graf Buwin, ist nach Eckharts (comment. de reb. Franciae orient. II, 551) sehr wahrscheinlicher Vermutung identisch mit dem Biwin, dem Bruder jenes Grafen Richard aus dem Ardennengau, der unter LUDWIG DEM FROMMEN das Amt des Obertürwarts bekleidete und zuden eifrigsten Lotharingiern gehörte (siehe die Urkunden bei Beyer, Mittelrhein. Urkb. I, 74,78,106, Leg. I, 246) und kommt im Jahre 857 als Laienabt des Klosters Gorze vor (Histoire de Metz IV, 31, Urkunde des Adventius, Calmet hist. de Lorraine I. Preuves col. 307). Vgl. über Bosos Herkunft Gingins-la-Sarraz, Memoires pour servir a l'hist. de Provence (Archiv für schweiz. Gesch. VII, 120flg.), der ihn jedoch daselbst Seite 123 A. 94, 95 mit dem älteren Boso verwechselt. Schon in einer Urkunde vom 9. Oktober 870 (Bouquet VIII, 630) für St. Denis ordnet KARL nach Nennung seiner Gemahlinnen auch pro Boso et Widone ac reliquis familiaribus nostris Gebete an.]. Boso, der von väterlicher wie von mütterlicher Seite den vornehmsten Familien des lotharingischen Reiches angehörte und dessen Gewinnung daher für die Sicherheit des neuen Besitzes nicht ohne Nutzen war, wurde seit diesem Bunde mit seiner Schwester der erklärte Liebling KARLS, der ihm nicht nur sogleich die Abtei St. Maurice und andere Lehen zur Belohnung übertrug, sondern ihn auch in der Folgezeit zu immer höheren ja fast königlichen Ehren erhob.
    Vienne aber, einen der wichtigsten Plätze des Reiches, vorzüglich wegen der Verbindung nach Italien, vertraute KARL seinem neu emporgekommenen Günstling und Schwager Boso an, indem er ihn zum Grafen daselbst einsetzte (870).
    Freilich entsprach es durchaus nicht seinen Absichten, daß die Kaiserin den WELFEN Rudolf, Konrads Sohn, in dem Besitz der Abtei St. Maurice anerkannte, während KARL dieselbe längst seinem Günstling Boso geschenkt hatte.
    Unter den weltlichen Großen, welche die Satzungen von Pavia (876) durch ihre Unterschrift bestätigten, erscheint an erster Stelle der Schwager des Kaisers, Graf Boso, mit den stolzen Titeln eines Herzogs, Erzministers der heiligen Pfalz und kaiserlichen Sendboten prangend. Diese neuen Benennungen beziehen sich auf die neuen Würden, die KARLS Gunst ihm in Italien übertragen: er wurde nämlich von dem Kaiser zum Herzog für diese Lande, das heißt für Langobardien eingesetzt, mit einer herzoglichen Krone geschmückt und beauftragt als sein Stellvertreter die kaiserliche Autorität daselbst aufrecht zu erhalten. Wie ungemessen sein Ehrgeiz vorwärts schweifte, zeigte sich bald darauf, da er es wagte des verstorbenen Kaisers einziges Kind Irmingard durch Entführung zu seiner Braut zu machen [Wiewohl Hinkmar (p. 499) dieses Ereignis in das Jahr 876 setzt, so folgt doch, wie Muratori (Annali d'Italia a. 877) richtig bemerkt hat aus dem Testament der Kaiserin von März 877, daß Irmingard erst 877 entführt worden sein kann.], um sich dadurch ein Anrecht auf das hinterlassene Reich zu erwerben, welches die Ansprüche des westfränkischen Hauses überwiegen sollte.
    Wenn aber der Papst hoffte, daß des Kaisers Stellvertreter, der Herzog Boso sich dieser Sache annehmen würde und ihn hierzu kräftig ermunterte, so täuschte er sich freilich vollständig. Boso erwies ihm vielmehr dadurch einen sehr schlechten Dienst, daß er die aus W-Francien im August zurückkehrenden Legaten längere Zeit bei sich in Pavia zurückhielt, ohne Zweifel, um sie im Interesse seiner weiteren politischen Pläne zu bearbeiten und zu gewinnen.
    Nachdem KARL sich endlich von seinem Übel wieder genesen war, hielt er sich im Januar 877 in der Pfalz Quierzy, später in Compiegne auf in Gesellschaft seines Schwagers, des Herzogs Boso, der seinen jüngst geborenen, doch bald dem Tode geweihten Sohn aus der Taufe hob.
    Welcher Schreck aber mußte den Kaiser erfassen, als er vernahm, daß sowohl Boso wie auch der kriegerische Abt Hugo von Tours, Graf Bernhard von Auvergne und Markgraf Bernhard von Gothien, kurz alle auf deren Beistand er gebaut, ihn insgesamt im Stiche ließen.
    Am Pfingsttage (11. Mai 878) landete der heilige Vater zu Arles in der Provence und schickte von hier sogleich zum Grafen Boso, um sich für die Fortsetzung seiner reise nach Lyon dessen Geleit zu erbitten. Boso war ein Mann von fähigem Geiste, rastlosen Ehrgeiz, verschlagen und wie alle diese aufstrebenden Größen zu jedem Treubruch bereit, der ihn auf seinem Wege fördern konnte, war nicht zufrieden durch Richildes Einfluß und eigene Geschicklichkeit der zweite im westfränkischen reiche geworden zu sein; die Erwerbung Italiens durch seinen kaiserlichen Schwager wollte er sich selbst so viel als möglich zu Nutzen machen. Daß er mindestens die Würde eines italienischen Unterkönigs für sich ins Auge gefaßt, darauf deutet die herzogliche Stellung, die er sich von KARL in der Lombardei übertragen ließ, darauf vor allem die Entführung der Kaisertochter Irmingard mit dem Beistande BERENGARS [Ann. Fuld. 878: qui (sc. Buoso) propria uxore veneno extincta filiam Hludowici imperatoris de Italia per vim rapuerat; Hincmari ann. 876 (Scr. I, 499): Boso ... Berengarii ... factione filiam Hludowici imperatoris Hirmengardem, quae apud eum morabatur iniquo conludio in matrimonium sumpsit. Die Zeitbestimmung Hinkmars wird durch das Testament Engelbergas als irrig erwiesen, in dem Ermengarda unica mea filia im März 878 noch als unvermählt erscheint (Campi hist. di Piacenzia I, 461). Noch irriger ist die Angabe Reginos (a. 877), daß KARL selbst auf seinem zweiten Römerzuge Irmingard Boso zum Weibe gegeben und die Hochzeit mit übermäßiger Pracht gefeiert habe. Vielleicht hat Hinkmar hier die beiden Züge (postquam imperator anb Italia in Franciam rediit) miteinander verwechselt und vermählte sich Boso zu Ende 877.], für welche er seine Hand durch Vergiftung seiner ersten Gemahlin frei machte. Freilich war bis jetzt wenig geschehen, um den Papst für die Unterstützung solcher Pläne zu gewinnen. Die Zurückhaltung der im Rom sehnsüchtig erwarteten Legaten Petrus und Leo im Jahre 876, eitle Versprechungen des Beistandes, denen keine Tat nachfolgte, endlich das verräterische Benehmen gegen den Kaiser, wodurch unmittelbar dessen klägliches Ende herbeigeführt wurde. Andererseits besaß aber Boso an seiner Schwiegermutter Engelberga, die ihre angehäuften Schätze gern für kirchliche Stiftungen verwendete und mit Johann VIII. stets auf vertrauten Fuße stand, die diesem eine sehr einflußreiche Vermittlerin, und dem Papste mußte der mächtige Arm willkommen sein, der ihm Hilfe gegen seine Dränger verhieß und ihm zur Ausschließung der Söhne Ludwigs des Deutschen die besten Dienste leisten konnte. Grund genug für den Papst, die Lockungen des Herzogs nicht von der Hand zu weisen, mit ihm für gewisse Fälle Verabredungen zu treffen, die mindestens schon auf eine Königskrone zielten, und einen engen Bund zu schließen, dessen Wirkungen bald zu Tage treten sollten. Das Bündnis mit Boso tat sich zunächst dadurch kund, daß Johann den Metropoliten der Provence Rosragnus von Arles zu seinem Vikar für Gallien ernannte, ferner legte er auch zu wiederholten Malen seine Fürsprache für nahe Verwandte des Herzogs, die Töchter des verstorbenen Grafen Boso und der Ehebrecherin Engeltrud ein, deren Hinterlassenschaft teils ein Vetter der letzteren, Graf Matfrid, teils der ostfränkische König Ludwig selbst an sich gerissen hatten und forderte die Inhaber zur Herausgabe der Güter auf.
    Boso stand zu dem Könige Ludwig in diesem Augenblick (September 878) auf ebenso vertrautem und nicht minder einflußreichem Fuße, als vorher zu Kaiser KARL. Am Tage nach dem Schlusse der Synode begab sich der König auf seine Einladung von mehreren seiner vornehmsten Räte begleitet in sein Haus und wurde hier von ihm und seiner Gemahlin Irmingard auf das reichste bewirtet und in jeder Weise geehrt. Auf diesem festlichen Empfang folgte die Verlobung der Tochter des Herzogs Boso mit Karlmann, Ludwigs jüngerem Sohne, die zu den zwei früheren Verschwägerungen dieses aufstrebenden Geschlechtes mit dem königlichen Hause eine dritte hinzufügte.
    Diese Pläne traten jetzt insoweit an das Tageslicht, als der König dem Herzog Boso im Verein mit mehreren Bischöfen den Auftrag erteilte, statt seiner mit bewaffneter Hand den Nachfolger Petri nach Italien zu geleiten und ihm eine sichere Straße zur Heimkehr nach Rom zu eröffnen. Denn indem Johann dem, der bisher nur der Vasall eines Franken-Königs war, keinen geringeren Preis als die Kaiserkrone vorspiegelte, versprach Boso ihm sobald es tunlich sei, mit der gesamten Macht des reiches gegen dei feinde der römischen Kirche zu Hilfe zu ziehen und es wurde diesen gegenseitigen Bedingungen eine geheime aber feste Verabredung zwischen beiden getroffen.
    Der erste Schritt zur Erreichung des gemeinsamen Zieles mußte darin bestehen, die Lombarden, die noch immer Karlmann als ihren König anerkannten, von ihm ab und auf die Seite des neuen Herrschers von Italien zu bringen. Der Papst begann damit, daß er die Treue gegen die Franken-Könige bewahrend zu ihnen über die See gekommen sei, um sie an ihre Pflichten gegen die römische Kirche zu mahnen, aber aus Ungehorsam seien sie sämtlich ausgeblieben bis auf Ludwig, den Sohn KARLS. "Auf seinen Rat und Vorschlag habe ich den ruhmreichen Fürsten Boso als meinen Sohn an Kindes statt angenommen, damit er sich den weltlichen Händeln, wir uns ungehindert den göttlichen Dingen zu widmen vermögen. Daher bestrebt euch, zufrieden mit den Grenzen eures Reiches Ruhe und Frieden zu halten, weil wir jetzt und fürderhin alle in den Bann tun, die sich gegen unsern besagten Sohn zu erheben wagen." Die Söhne Ludwigs sollten demnach ihr Anrecht auf Italien durch ihr Nichterscheinen als verwirkt, Boso als ihren rechtmäßigen Nachfolger betrachten.
    Von Troyes, wo Johann nach dem Schluß der Verhandlungen sich noch einige Wochen aufhielt, zog derselbe Anfang Oktober nach Chalon und von da immer in Begleitung des Herzogs Boso und seiner Gemahlin. Boso, der ohne Zweifel nur eine geringe Streitmacht mit sich geführt, kehrte von Pavia, bis wohin er den Papst begleitet, in das W-Reich zurück. Indem der Papst seine aufopfernde Hingebung mit dem höchsten Lobe pries, erinnerte er den König zugleich daran, daß er ihm versprochen, dem Herzog Boso eine ausreichende Truppenzahl zur Bekämpfung der Feinde der römischen Kirche zu übergeben.
    Abgesehen von der Unzulänglichkeit der eigenen Hilfsmittel, welche eine Romfahrt des Grafen Boso als ein tollkühnes Wagnis erscheinen ließ, hielt bald noch ein anderer Grund denselben von weiteren Unternehmungen in Italien zurück: der Thronwechsel im W-Reich nämlich und die daraus sich ergebenden Aussichten, seine Macht unter einem jugendlichen Herrscherpaare immer schrankenloser zu erweitern. Denn wie sehr auch der Phantasie Bosos und vielleicht mehr noch der Eitelkeit seiner Gemahlin der goldene Traum einer Kaiserkrone schmeicheln mochte, so war er doch keineswegs geneigt für diesen nichtigen Flitter alles, was er bisher erworben, auf das Spiel zu setzen. Die Wurzeln seiner fürstlichen Stellung ruhten in den Rhonelanden, sein Einfluß wurde durch die Verbindung mit anderen hervorragenden Häuptern des westfränkischen Volkes verstärkt.
    Durch die Vermittlung des Abtes Hugo, der ein Vetter des verstorbenen Königs war, von dem aufrichtigen Eifer für die Sache des jungen Prinzen beseelt und daher auch alle übrigen Großen zur gleichen Gesinnung zu vereinigen strebte, kam zwischen Boso und Theoderich ein Übereinkommen zu Stande, wonach jener die strittige Grafschaft Autun, dieser dafür die Abteien erhalten sollte, deren Einkünfte Boso bisher in diesen Gegenden bezogen hatte. Nach diesem Abkommen nahm der letztere die Grafschaft in Besitz, um sie seinem Bruder Richard zu überlassen, zog sich aber selbst bald darauf, wie es scheint, ganz von der Entscheidung über die Krone des W-Reiches zurück, ausschließlich damit beschäftigt, an einer neuen Krone für seine eigenes Haupt zu arbeiten.
    Dieser Vasall war Boso, der Herzog der Provence, den wir anfänglich nach dem Tode Ludwigs des Stammlers als einen Genossen Hugos und Theoderichs unter den Getreuen der Königssöhne erblickten. Er befand sich selbst da noch unter ihnen, als sie den ostfränkischen König durch das Angebot des halben Lothringens zum Rückzuge bewogen. Eine Zeitlang hatte der herzog geschwankt, ob er seine Kräfte auf die Beherrschung der lombardischen Ebene, die Gewinnung der Kaiserkrone wenden oder ob er fortfahren solle, wie in den letzten Jahren KARLS DES KAHLEN, als der erste nach dem Könige vorwaltenden Einfluß im gesamten W-Reich zu üben. Die Verfolgung jenes Zieles stieß jedoch auf unüberwindliche Schwierigkeiten und die letztere Stellung mußte Boso mit Hugo und Theoderich teilen, neben denen er selbst in den Schatten trat Der unbefriedigte Ehrgeiz des aufstrebenden Herzogs wurde von seiner Gemahlin Irmingard angefeuert, welche aufgewachsen als das einzige Kind eines Kaisers, in Wissenschaften sorgfältig unterrichtet und einst zur Herrscherin von Byzanz bestimmt, das bescheidene Los einer fränkischen Gräfin nicht ertragen konnte. Sie soll ausgerufen haben, daß sie nicht mehr leben wolle, wenn sie, eines Kaisers Tochter und Braut, ihren Gemahl nicht mindestens zum König mache.
    Es steht nicht fest, wann Boso den Beschluß faßte, sich seinem bisherigem Amtsbezirk zum selbständigen König aufzuwerfen: der Sommer 879 mag den Vorbereitungen dazu gedient haben. Wenn er auch auf die provenzalischen Großen vielleicht von vornherein zählen durfte, so wünschte er doch außerdem von Burgund diesseits wie jenseits des Jura soviele wie möglich an sich zu ziehen. Die Erwerbung des westfränkischen Teiles mußten ihm seine vielfachen Verbindungen im W-Reiche erleichtern, das transjuranische Burgund dagegen hatte ebenfalls seit längerer Zeit zwischen verschiedenen Herrschern geschwankt und es schien daher nicht schwer, in diesen Gegenden festen Fuß zu fassen. Vor allem galt es, de Bischöfe dem Thronwechsel geneigt zu machen: außer dem Schutze, den Boso ihnen allen verhieß und an dessen Stelle er im Falle des Widerstrebens unversöhnliche Feindschaft zu setzen drohte, suchte er die mächtigeren unter ihnen durch Abteien, Krongüter und Gewährungen aller Art zu ködern, wie er für manche auch früher schon beiden fränkischen Königen als ein einflußreicher Fürbitter zu gleichem Behufe aufgetreten war. Um die stärkeren zu beschenken, mußten die schwächeren beraubt werden und Boso trug auch nicht das geringste Bedenken, seine Vasallen mit Klostergütern oder mit Besitzungen der Reimser Kirche auszustatten. Hatte er doch sogar das dem päpstlichen Stuhle gehörige Krongut Vendeuvre einem seiner Getreuen verliehen! Mit solchen Mitteln wurden zuerst die frommen Väter, dann die habgierige Schar der Vasallen für den Usurpator gewonnen: es schmeichelte ihren Unabhängigkeitsgelüsten, einen eigenen König zu haben und sie alle wollten, daß er seine schirmende Hand über sie halte.
    Zu Mantaille, einem Krongut einige Meilen südlich von Vienne, auf dem sich einst König Karl öfter aufgehalten, traten die Bischöfe und die großen Herren der Provence und eines Teiles von Burgund zur Königswahl um die Mitte des Oktober zusammen. In dem über diese Verhandlung aufgenommenen Aktenstücke führen die Kirchenhäupter zuerst aus, wie sie nach dem Tode des Königs Ludwig bei der Verlassenheit des Reiches eines Herrschers bedurft hätten, der sie nach den Vorschriften der Bibel regierte und ihnen gegen ihre sichtbaren Feinde Schutz gewährte. Indem sie mit den Vornehmeren des Landes über die Person des zu Wählenden Rat gepflogen, sei ihnen allen auf ihr brünstiges Gebet zu Gott ein Fürst als der einzige geoffenbart worden. Derselbe Mann, der schon dem Kaiser KARL als ein notwendiger Schützer und Helfer zur Seite gestanden und von seinem Sohne Ludwig wegen seiner ausgezeichneten Klugheit noch mehr erhöht worden sei. "Nicht nur Gallien, sondern auch in Italien leuchtete er allen voran, so daß der römische Papst Johann ihn gleich einem Sohne achtend, seine lautere Gesinnung mit vielem Lobe pries und auf der Heimkehr nach seinem Sitze ihn zum Schirm sich erkor. Daher haben sie (die Versammelten) nach Gottes Willen, unter Zustimmung der Heiligen wegen der drängenden Not und um der an ihm erprobten Tüchtigkeit und scharfsichtigen Klugheit willen mit einem einmütigen Entschlusse den erlauchten Fürsten Herrn Boso, unter Christi Führung, zu diesem Königsamte aufgefordert und einhellig erwählt. Wiewohl in Anbetracht einer so großen Aufgabe sich erst geweigert und abgelehnt, so hat doch endlich als ihm vorgehalten wurde, was Gott und der Kirche gebühre, gehorsam seinen Nacken gebeugt und sich unterworfen." Die Unterschriften von 23 Bischöfen sollten diesem am 15. Oktober stattgehabten Wahlakte zur Bestätigung dienen. Nachdem man sich der Zustimmung Bosos im voraus versichert hatte, wurde dieser durch eine feierliche Gesandtschaft der Synode, der er nicht selbst beiwohnte, ersucht, sich über die Grundsätze seiner künftigen Regierung auszusprechen und es wurden ihm zugleich Regentenpflichten vornehmlich gegen die Kirche eindringlich ans Herz gelegt. In seiner Entgegnung sagte der König Boso zuerst den Bischöfen und Großen Dank, daß sie ohne sein Verdienst, nur aus Wohlwolen ihm ihre Liebe zugewandt und erklärte, daß er das ihm angetragene Amt wegen einer Unwürdigkeit zurückgewiesen haben würde, wenn er nicht ihre von Gott gewirkte Einmütigkeit wahrgenommen hätte, der er zu gehorchen habe. Die ihm gewordenen Belehrungen nahm er mit Freuden an, bekannte seinen katholischen Glauben, verhieß alle Privilegien der Kirchen zu erhalten und auch dem Vorbilde der guten Fürsten ihnen Recht und Gerechtigkeit zu bewahren. Er unterwarf seinen Wandel ihrer Aussicht, wie er auch seinen Hof nach Gottes Gebot zu leiten versprach, dagegen ersuchte er sie seinerseits um ihre Fürbitte beim Herrn und um ihren menschlichen Beistand (gegen die zu erwartenden Angriffe) und ordnete endlich ein dreitägiges Gebet in allen Kirchen zur Erforschung des göttlichen Willens an. An diese Wahlhandlung schloß sich die Krönung des Erwählten an, die im Beisein der übrigen Bischöfe in Lyon, der größten Stadt des neuen Reiches, von dem Erzbischof Aurelian vollzogen wurde.
    Nach diesem glücklichen Erfolge sollte der zweite in Gondreville beschlossene Feldzug gegen Boso beginnen. Im Juli 880 brachen die beiden Könige vereint und mit den deutschen Hilfstruppen von Troyes gegen den Usurpator auf und eroberten zuerst das feste Macon an der Saone, das von Bosos Getreuem Siwald verteidigt wurde. Wahrscheinlich unterwarf sich jetzt ohne weiteren Widerstand auch Bosos leiblicher Bruder, der Graf Richard von Autun. Der König Boso wagte es nicht in diesen burgundischen Landen, in denen seine Macht noch weniger befestigt war, dem Angriffe seiner Gegner die Spitze zu bieten: er zog sich vielmehr über die Rhone in seinen alten Sitz, das feste Vienne zurück. Bei der Annäherung der feindlichen Heere verließ Boso auch Vienne, dessen Verteidigung er seiner Gemahlin Irmingard und seinen Getreuen anvertraute, und begab sich in die Berge. Als sich KARL im November zur Kaiserkrönung nach Italien begab, mußte die Belagerung von Vienne aufgegeben werden.
    Im Sommer 882 eröffnete endlich Karlmann in eigener Person die Belagerung Viennes von neuem, während gleichzeitig ein italienischer Graf Berard, des Bonifatius' Sohn, wahrscheinlich auf Befehl des Kaisers Boso in seinem Gebiete bedrängte. Diesmal nun führte die Einschließung, wiewohl der König dieselbe im Stich lassen mußte, wirklich zum Ziele: das feste Vienne ergab sich im September, Irmingard, die Gemahlin Bosos und ihre Tochter Engeltrud nahm sein Bruder Richard unter seinen Schutz und führte sie nach Autun, die Provence aber blieb auch ferner noch in den Händen Bosos und von seiten des Kaisers erfolgte durchaus keine ernstliche Anstrengung, sie ihm zu entreißen.
    König Boso, der Begründer dieses Reiches, bis zuletzt erfolgreich in seinem Widerstand gegen das Haus KARLS DES GROSSEN, hatte am 11. Januar 887 sein vielbewegtes Leben beschlossen und in der reich beschenkten Kathedrale von Vienne die ewige Ruhe gefunden.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 443,445, "Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

    Der "lothringische Graf Boso, dessen Schwester KARL DER KAHLE schließlich geheiratet hatte, konnte zwar als "Herzog in Italien" kurze Zeit Einfluß ausüben, aber die großen Vasallen im westfränkischen Reich ließen sich auf das italienische Abenteuer nicht mehr ein
    Vor seinem letzten Italienzug hatte KARL DER KAHLE noch eine Reichsversammlung in Quierzy geleitet und ein Kapitular verkündet, das die Regierung während seiner Abwesenheit ordnete. Mehrere Große wurden bestimmt, seinen einzigen noch lebenden Sohn, den jungen Ludwig den Stammler als Regenten zu unterstützen. Zu ihnen gehörte auch Erzkanzler Gaulin, Abt von Jumieges, Saint-Amand und Saint-Germain-des-Pres. In KARLS letzten Jahren war Gauzlin seine Vertrauter, genauso wie Boso für die Angelegenheiten Lotharingiens, Burgunds und Italiens.
    Kurz danach verlor Gauzlin aber sein Amt. Zusammen mit einigen Grafen, darunter Boso, besaß Hugo Abbas die vollständige Kontrolle über den kranken König, der vor seinem Tod am 10. April 879 noch bestimmte, Ludwig III. allein zum König zu krönen.
    Dieses Herrschaftsmonopol von Hugo Abbas führte zu einer zweifachen Reaktion: Im Süden ließ sich Boso von sechs Erzbischöfen und 17 Bischöfen, die in Mantaille bei Vienne zusammentrafen, am 15. Oktober 879 zum König der Provence und Burgunds wählen. Damit war er der König im einstigen Gesamtreich, der nicht von den KAROLINGERN abstammte.

    Hofmeister, Adolf: Seite 29-30, "Deutschland und Burgund im frühen Mittelalter"

    KARL DER KAHLE hatte die Verwaltung von Vienne und der Provence seinem ehrgeizigen Schwager Boso übergeben. Boso hatte inzwischen die Tochter Kaiser LUDWIGS II. geheiratet und den geschäftigen und anschlägigen Papst Johann VIII. für sich zu interessieren gewußt. Er setzte es nach dem Tode Ludwigs des Stammlers durch, daß eine Versammlung zu Mantaille bei Vienne ihn am 15. Oktober 879 zum König wählte. Diese Erhebung richtete sich zunächst gegen die westfränkischen KAROLINGER, die jungen Söhne Ludwigs des Stammlers, die auch dann noch in Mitleidenschaft gezogen blieben, als die Neuerwerbungen ihres Großvaters den ostfränkischen Vettern überlassen hatten. Denn für Boso hatten sich auch die Bischöfe von Macon und von Autun erklärt, zweier freilich auf altem burgundischen Gebiet gelegenen Städte, die aber seit 843 unbestritten zum W-Reich gehörten. So vereinigten sich dessen junge Herrscher mit dem Kaiser KARL III. gegen den Empörer. Aber ihn niederzuzwingen, gelang nicht, obwohl Boso mit Hinterlassung eines kleinen Knaben starb (11. Januar 887), als KARL III. noch die Machtfülle KARLS DES GROSSEN in seiner schwachen Hand vereinigte.



    1. oo N.N. - um 876 vergiftet

    876/78 2. oo Ermengard (Irmgard), Tochter des Kaisers LUDWIG II., 852/55- 896 vor 22.6.

    Kinder:
    1. Ehe
    - Willa
    1. oo Rudolf I. König von Hoch-Burgund - 25.10.912
    2. oo 1. Hugo König von Italien 880-10.4.947

    2. Ehe
    - LUDWIG III. 880-5.6.928
    - Engelberga (Irmgard) 877- nach 1.917
    11.9.878 1. oo Karlmann König von Frankreich 866-12.12.884
    2. oo Wilhelm I. Herzog von Aquitanien - 6.7.918
    - Ermengard (Irmgard) um 880/85-
    oo Manasses I. Graf von Chalon - 918



    Literatur:
    Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 18,20 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 64,65, 67,106,108,116 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865, Band I Seite 724,749,779,828,840; Band II Seite 16,31,39,53, 79-81,87-93,101-103,114-116,123-129,145-147,176,186,210,244,277,315 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 13 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 59,255,287 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 81 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 9,15,23,41,171 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 23,27,31-35,37,52,55,59,66,84,87,90-92,95,98,148,183,207,222,229,242-246 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um “Kuno von Öhningen”, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 47 - Hofmeister, Adolf: Deutschland und Burgund im frühen Mitelalter, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1970 Seite 29-30 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 16 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 217,232,238,245,251,258,260,264,275,295,396 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 163,166,168,172-178,181,185,187,199 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 67-69,72,74, 80,81 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 39 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 443, 445,490,494 -



    Begraben:
    Kathedrale St. Mauritius



Generation: 3

  1. 6.  von Franken, Rothild Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Richlinde2, 1.Richilde1) wurde geboren in 871; gestorben in 928/929.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Chelles [77500],Seine-et-Marne,Île-de-France,Frankreich; Äbtissin von Chelles
    • Titel/Amt/Status: Maine,Pays de la Loire,Frankreich; Gräfin von Maine

    Notizen:

    Rothild
    Gräfin von Maine
    Äbtissin von Chelles
    871-22.5.928/29
    Einzige Tochter des Kaisers KARL II. DER KAHLE aus seiner 2. Ehe mit der Richilde, Tochter von Graf Buin

    Werner Karl Ferdinand: Seite 454, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"
    IV. Generation 42


    Die Lebensdaten der Rothild (verbunden mit dem Nachweis, daß es sich bei ihr um eine Tochter KARLS DES KAHLEN aus seiner zweiten Ehe mit Richildis handelt sowie um die "Stamm-Mutter" der späteren Grafen von Maine) behandelt Exkurs 1.
    V. Generation 39-40
    Zu diesen Kindern der Rothild, Tochter KARLS DES KAHLEN, vgl. Exkurs 1 und Werner; Unters. 279-283 ("Zur Geschichte der Grafen von Maine im 10. Jahrhundert").

    Rothild war bis 922 Äbtissin von Chelles und wurde von Karl III., ihrem Neffen abgesetzt, was die Rebellion der ROBERTINER bewirkte (Schwiegmutter Hugos des Großen).
    Karls Entschluß von 922, seiner eigenen Tante Rothild, einer Tochter Kaiser KARLS DES KAHLEN, die ehrwürdige karolingische Abtei Chelles wegzunehmen, um sie Hagano zu übertragen, kann nicht allein aus der bloßen Absicht zur Förderung des Vertrauten erklärt werden. Rothilds Tochter Judith war nämlich mit Hugo Magnus verheiratet, so dass Rothilds Verlust zum Verlust gegen die ROBERTINER wurde.

    Konecny Silvia: Seite 151, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Nur Ermengard, die Tochter LUDWIGS II., und Rothild, eine Tochter KARLS DES KAHLEN, sind sowohl als Äbtissinnen als auch als Ehefrauen fränkischer Großer bezeugt. Ermengard wurde von LUDWIG II. zur Nachfolgerin Angilbergas im Besitz der Abtei in Brescia bestimmt. 879 wurde neben Angilberga erstmals auch Ermengard als Äbtissin bezeichnet. Wann Rothild ihre Abtei erhielt, ist ungewiß. Vermutlich hat noch KARL DER KAHLE selbst die Abtei seiner Tochter übertragen.Ermengardwie Rothild heirateten erst nach dem Tode ihrer Väter, die Wahl der Gatten traf in beiden Fällen vermütlich die mütterliche Verwandtschaft. Die Äbtissinnenwürde dieser KAROLINGERINNEN könnte darauf hindeuten, daß ihre Ehen den Typus der sogenannten Erbtochterehe repräsentieren. Der umfangreiche Besitz an Abteien könnte die unabhängige Stellung dieser KAROLINGERINNEN als Ehefrauen sichergestellt haben. Im Fall Ermengard kann von einer Erbtochterehe auch insofern gesprochen werden, als die Kaisertochter für ihren Söhn auch Erbansprüche auf die Herrschaftsnachfolge nach LUDWIG II. erhob.

    Schwager, Helmut: Seite 70,132,133,235,246, "Graf Heribert II. von Soissons"

    Die Konfiskation des karolingischen Hausklosters Chelles bei Paris durch den westfränkischen König nach dem 21. April 922 (= Ostern), der die Abtei seiner Tante Rothilde (+ 928), der Schwiegermutter des ROBERTINERS Graf Hugo (+ 956) [Rothilde (+ 928) war die Tochter Kaiser KARLS DES KAHLEN (+ 877) und der Kaiserin Richilde (+ 910/14) sowie Gattin Graf Rotgers I. von Maine (+ vor 900), von dem sie die Tochter NN. (+ vor 926) hatte, welche Graf Hugo der Große ehelichte; genauer zu Rothilde: Konecny, Frauen, 151/153; Werner, Nachkommen, in: KdGr 4, Tafel (IV, 42) und 422-428 (Exkurs I) sowie Stammtafel 10 dieser Arbeit], nahm und sie an Graf Hagano übergab, löste erneut einen verheerenden Aufstand aus.
    Dabei war es um den Besitz der 928 verstorbenen KAROLINGERIN Rothilde [Das genaue Todesdatum Rothildes, der 22. Mai, ist aus den Obituaires de Saint-Germein-des-Pres, de Saint-Denis et d'Argenteuil, in: Obituaires de la province de Sens 1, ed. M Molinier, XX, 254,312 und 345 zu entnehmen, weswegen Kalckstein, Capetinger, 179 mit dem 22. März 929 falsch liegt! Lauer, Robert, 58 geht ebenso fälschlich vom 22. Mai des Jahres 925 aus, denn nach Flodoard, Ann., a 929, 43 ist die KAROLINGERIIN Rothilde erst kürzlich verstorben: ... nuper defunctae ..., was auf das Jahr 928 hinweisen würde und worauf auch meiner Meinung nach die Anfang 929 ausbrechenden militärischen Auseinandersetzungen um ihr Erbe hindeuten! Zu den Problemen um die KAROLINGERIN Rothilde (+ 928) siehe jedoch genauer den Exkurs I in: Werner, Nachkommen, in: KdGr 4, 422-428! Außerdem: Voigt, Klosterpolitik, 133 mit Anm. 2; Marlot, Reims 2 715; Colliette, Vermandois 1, 442; Kienast, Frankreich 1, 55; Ducange, Amiens, 84; Werner, Origines, 458; Werner, Westfranken, 743; Lemaire, Saint-Quentin, 279.], Äbtissin des Klosters Chelles, Tante König Karls III. und Schwiegermutter Markgraf Hugos, gegangen.
    Doch muß es in dieser Zeit zu heftigeren Streitigkeiten zwischen Graf Heribert II. und seinem robertinischen Schwiegervater gekommen sein, denn als kurz nach Ostern (= 21. April) 922 König Karl III. seiner Tante Rothilde (+ 928), der Schwiegermumutter des ROBERTINERS Graf Hugo der Große, das karolingische Hauskloster Chelles wegnahm, wahrscheinlich um die ROBERTINER zu disziplinieren, und diese, dies als "casus belli" betrachtend, daraufhin einen westfränkischen Fürstentag nach Fimes an der Vesle beriefen, der auch prompt den Sturz Graf Hagnos, dann die Absetzung des westfränkischen Königs beschloß, war Graf Heribert II. erstaunlicherweise nicht zugegen.
    Denn Anfang 929 entbrannte der Streit um den Besitz der bereits im Jahre 928 verstorbenen KAROLINGERIN Rothilde, der Tante Karls III. und ehemaligen Schwiegermutter Markgraf Hugos von Neustrien, die das alte und reiche Kloster Chelles als Äbtisssin besessen hatte. Bevor nun der ROBERTINER die Erbschaft antreten konnte, besetzte jedoch Graf Boso (+ 935) in geheimen Übereinkommen mit seinem Bruder König Rudolf Chelles und seine Domänen. In den aufflackernden Streit mischte sich jetzt auch Graf Heribert II. ein, und bald kam es zu heftigen Kämpfen. Schließlich erobert Markgraf Hugo das karolingische Hauskloster im April 929, während sich sein Schwager Graf Heribert II. sich an Bosos Hauptfestung Vitry-en-Perthois schadlos hielt.

    890 1. oo Rotger I.Graf von Maine -31.10.900
    2. oo Hugo Graf von Bourges

    Kinder:
    1. Ehe
    - Judith + vor 926
    914 oo 1. Hugo der Große Herzog von Franzien 895-16./17.6.9576
    - Hugo I. Graf von Maine 890/95- 939/955

    2. Ehe
    - Richilde
    oo Theobald der Ältere Graf von Tours-Chartes - 940

    Literatur:
    Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 22 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie v vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 151,152 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 203 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994, Seite 9,70,132,133,235,246,281,407 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf, Seite 422-428, 454 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 482 -

    Rothild heiratete von Maine, Rotger I. in 890. Rotger gestorben am 31 Okt 900. [Familienblatt] [Familientafel]

    Rothild heiratete von Bourges, Hugo nach 900. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 7.  von Burgund, Rudolf I. Graphische Anzeige der Nachkommen (4.Richard2, 1.Richilde1) wurde geboren vor 890; gestorben in Jan 936 in Auxerre [89000],Yonne,Burgund,Frankreich; wurde beigesetzt in Sens [89100],Yonne,Burgund,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 921-936, Burgund,Frankreich; Herzog von Burgund
    • Titel/Amt/Status: 13.7.923-936, Frankreich; König von Frankreich

    Notizen:

    Rudolf I.
    König von Frankreich (13.7.923-936)
    Herzog von Burgund (921-936)
    vor 890-14./15.1.936 Auxerre Begraben: Ste-Colombe les Sens
    Ältester Sohn des Herzogs Richard I. von Burgund und der Adelheid von Auxerre, Tochter von Graf Konrad II.

    Lexikon des Mittelalters: Band VII Spalte 1077

    Rudolf (Raoul), König der Westfranken
    + 14./15. Januar 936 Auxerre Begraben: Ste-Colombe les Sens

    Sohn von Richard dem Justitiar und Adelais, Schwester von Rudolf I.

    Rudolf tritt seit 890/94 in Erscheinung. 916/18 entriß er Bourges dem Herzog Wilhelm II. von Aquitanien. Er folgte seinem Vater als Herzog von Burgund und Laienabt von St-Germain d’Auxerre und Ste-Colombe nach. Verbündet mit König Robert I., dessen Schwester Emma (+ 934) [Richtig ist: Emmawar die Tochter Roberts I. von Neustrien]er heiratet, wurde er als dessen Nachfolger am 13. Juli 923 in Soissons gekrönt, unter Beibehaltung seines Herzogtums. Er mußte gegen die Normannen, die Karl den Einfältigen loyal unterstützten, kämpfen, entriß Rollo die Burg Bayeux, plünderte Eu (925) und wurde bei Fauquembergues verwundet (929); er trat den Ort Nantes an die Loire-Normannen ab, konnte diese aber schließlich bei Estresses im Limousin vernichten (929); der Normannen-Fürst Wilhelm Langschwert unterwarf sich 933 gegen Abtretung von Avranches und Coutances. Rudolf griff auch in Lotharingien ein (923 Belagerung von Zabern/Saverne), mußte es aber 926 an König HEINRICH I. abtreten. Die Freilassung Karls des Einfältigen (927) erlaubte Rudolf die Wiederversöhnung mit dem KAROLINGER, dem er den Fiscus von Attigny überließ. Karls Tod in Attigny (928) [Im Lexikon des Mittelalters Band V Spalte 966 wird der Tod Karls des Einfältigen zum 7. Oktober 929 in Peronne angegeben.] erleichterte die Anerkennung von Rudolfs Königtum im Süden des W-Frankrenreichs; er erlangte die Anerkennung von seiten Wilhelms von Aquitanien (dem er 927 Bourges zurückerstattete) sowie der Grafen von Toulouse und Rouergue. Nachdem Heribert von Vermandois zunächst sein Verbündeter (gegen Karl den Einfältigen) gewesen war, kam es schließlich zum Konflit: Heribert brachte Laon, Reims und Soissons in seine Hand, Rudolf seinerseits nahm im Gegenzug die Orte Denain, Laon Reims und Chateau-Thierry ein, mußte seinem Gegenspieler aber Peronne und St-Quentin überlassen. Im Kampf gegen Heribert war Rudolf auf die Unterstützung des Herzogs von Neustrien, Hugos des Großen, angewiesen, der sich mit der Abtretung von Le Mans (924) entschädigen ließ.
    In seinem Herzogtum, das 935 von den Ungarn geplündert wurde, entzog Rudolf dem Vizegrafen von Auxerre, Rainald, die Burg Mont-St-Jean (924) und unterdrückte den Aufstand des Grafen von Chalon, Giselbert von Vergy (932); 935 entzog er Dijon dem Grafen Boso. Offenbar leitete er den Übergang der burgundischen Besitzungen an seinen Bruder Hugo den Schwarzen ein, der bereits im Gebiet jenseits der Saone begütert war. Er veranlaßte auch Karl Konstantin zum Treueid (Vienne, 930).

    Thiele, Andreas: Tafel 104, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa"

    RUDOLF + 936
    921 Herzog von Burgund, 923 König von Frankreich
    oo 910 EMMA VON FRANKREICH + 935
    Tochter des Königs Robert I. (Haus ROBERTINER)
    (Frankreich Ib/1)

    Thiele, Andreas: Tafel 43, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa"

    EMMA + 935
    oo 910 RUDOLF VON BURGUND (zur Herkunft Burgund II/1) + 936

    Nach Roberts I. von Neustrien Tod wurde Rudolf auf Betreiben seines Schwagers, Hugos des Großen, von der revoltierenden Adelsfraktion zum König erhoben. Kurz darauf nahm Heribert von Vermandois Karl III. den Einfältigen gefangen. Obwohl Rudolf nun allgemein anerkannt wurde, war er nur ein machtloser Primus inter pares. Er verzichtete 925 auf Lothringen (Bündnis mit HEINRICH I.) und erschöpfte sich in ständigen Fehden gegen Kronvasallen und burgundische Große. Rudolf vermochte über das Gebiet seines Herzogtums hinaus keine nennenswerte Macht auszuüben. Er wurde als durchaus fähig und mutig überliefert.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 483,487,489,491, "Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

    In dieser Schlacht fiel Robert am 15. Juni 923. Aber Karl unterlag, und die Sieger beharrten auf ihrer Entscheidung, den KAROLINGER abzusetzen. Sie wählten als Nachfolger Roberts den Gemahl seiner Schwester Emma, Herzog Rudolf von Burgund, den Sohn von Herzog Richard Justitiarus [Persönlicher Einwurf: Emma kann nur die Tochter Roberts von Neustrien sein, da sie als dessen Schwester bei der Eheschließung mit Rudolf bereits ein Alter von fast 50 Jahren erreicht haben müßte und fast 25 Jahre älter als dieser gewesen wäre.]. Am 13. Juli fand in Soissons die Krönung statt.
    Heribert von Vermandois, der von den KAROLINGERN abstammte, verständigte sich mit dem neuen König Rudolf, um den KAROLINGER durch List zu Fall zu bringen. Als Rudolf die Francia zwischen Seine und Maas verließ, um in sein Burgund zurückzukehren, schickte Heribert Boten zu Karl, die ihm ein Treffen vorschlugen und, kaum zu glauben, auch die Aussöhnung anboten. Karl ließ sich darauf ein und wurde gefangengenommen. Wie Flodoard ausdrücklich bestätigt, begab sich Heribert sofort anschließend zu Rudolf, ein sicherer Beweis für die Verstrickung des Königs in eine Aktion, die offenbar weder gegen seine Ehre noch gegen seien Treue verstieß.
    Im Jahre 922 hatte Robert selbst einen Sohn, der alle Grafschaften übernehmen und so den ROBERTINERN erhalten konnte. Folglich nahm auch er jetzt die Krone an. Dagegen hatte Hugo der Große beim Tod seines Vaters im Jahre 923 weder Bruder noch Sohn, die das politische Erbe der ROBERTINER hätten bewahren können. Er konnte deshalb eine Wahl zum König nicht annehmen. Man mußte also einen "Ersatzmann" finden; man entschied sich für Rudolf, den Schwager Hugos des Großen. Der hatte einen Bruder, Hugo den Schwarzen, der den Weiterbestand der Dynastie in Burgund und ihre dortige Machtstellung sichern konnte.
    In der langwierigen Auseinandersetzung, die deswegen auf dem Boden der Francia ausgetragen wurde, sind vier Phasen zu unterscheiden:
    Während der 1. Phase (923-926) war König Rudolf mit Heribert verbündet. Der Graf von Vermandois mußte sich im Norden gegen den mächtigen Grafen von Flandern verteidigen. Er leistete dem König mit seinen Kriegern treue Dienste, in der Schlacht von Fauquembergues (926) gegen die Normannen rettete er ihm sogar das Leben. Rudolf seinerseits machte ein königliches Geschenk: Im Jahre 925 bestätigte er eine ziemlich anstößige Abmachung, der zufolge Heriberts damals fünfjähriger Sohn Hugo zum Erzbischof von Reims bestimmt wurde. Zum geistlichen Administrator ernannte man den Bischof von Soissons, die weltliche Verwaltung übernahm Heribert selbst. Dadurch erhielt er das Kommando über die sehr beachtlichen Reimser Streitkräfte, außerdem konnte er aus dem Lehnsbesitz der Kirche große Einkünfte ziehen, die es ihm ermöglichten seine eigene Stellung und die seiner Vasallen zu festigen. Das frühere Gleichgewicht in der Francia zwischen dem karolingischen König, dem Reimser Erzbischof, dem Haus VERMANDOIS und den Interessen der ROBERTINER war damit gestört. Hugos des Großen Verärgerung über die allzu enge Verbindung zwischen Burgund und Vermandois führte zu einer folgenschweren Maßnahme: In Absprache mit Herzog Wilhelm II. von Aquitanien, der König Rudolf noch immer nicht anerkannt hatte, verständigte er sich mit den Loire-Normannen. Die verschonten von da an Neustrien und Aquitanien, dafür durften sie ungehindert nach Burgund durchziehen.
    Die 2. Phase (927-929) des Konflikts ist durch den Bruch zwischen Rudolf und Heribert gekennzeichnet. Der Graf von Vermandois war einfach unersättlich. Beim Tode des Grafen von Laon verlangte er diese Grafschaft, obwohl die Stadt Laon, die letzte Bastion des Königtums war. Rudolf wies ihn glatt ab, und Heribert zeigte sich daraufhin als Meister der politischen Erpressung. Er benützte zwei Könige als Werkzeuge gegen seinen eigenen. Im Jahre 927 huldigte er HEINRICH I. und sicherte sich damit eie wertvolle Unterstützung, die noch durch Verwandtschaftsbeziehungen im O-Reich, vor allem in Sachsen, verstärkt wurde. Im gleichen Jahr entließ er Karl den Einfältigen aus seiner Haft und drohte, ihn wieder als rex Francorum einzusetzen.Angesichts dieser Gefahr mußte Rudolf Laon preisgeben. Außerdem überließ er Karl die Pfalz Attigny gegen dessen endgültigen Verzicht auf die Königswürde. Übrigens starb Karl wenig später im jahr 929.
    Jetzt ghab der ROBERTINER Hugo der Große seine zurückhaltende Politik auf, denn Heribert war zu mächtig und zu gefährlich geworden. Er verbündete sich mit Rudolf und unternahm in den Jahren 930 bis 934 mehrere, oft sehr strapaziöse Feldzüge, um Heriberts Mactstellung zu vernichten. Im Jahr 932 wurde Reims genomen, wo der junge Hugo von Vermandois durch den neuen Erzbischof Artold ersetzt wurde.
    Die letzte Phase (935-936) wurde von HEINRICH I. bestimmt, der seinen Vasallen und Verbündeten Heribert nicht im Stich ließ. Erst erzwang der ostfränkische König einen Waffenstillstand, dann kam es im Jahr 935 zu einem Dreikönigstreffen am Chiers und zum Friedensschluß. Beteiligt waren Rudolf, HEINRICH und Rudolf II. von Hoch-Burgund. Rudolfs Bruder Boso bekam seine Besitzungen in Lotharingien zurück, das im übrigen HEINRICH I. von niemandem mehr streitig gemacht wurde. Heribert erlangte seine Grafschaften und Festungen fast alle wieder. Als im besonderen Fall von Saint-Quentin die Auslieferung durch Hugo den Großen verweigert wurde, zwang ihn ein sächsisch-lothringisches Heer HEINRICHS I. dazu.
    Wenig später erkrankte Rudolf schwer und starb im Januar 936.
    Seine Regierungszeit bedeutet zweifellos einen Tiefpunkt der königlichen Gewalt im W-Reich. Dabei kann Rudolf persönliche Tüchtigkeit keineswegs abgesprochen werden, er kämpfte energisch gegen die Normannen und konnte im Jahr 930 sogar einen Sieg über die Loire-Normannen erringen. Unter den westfränkischen Königen ist Rudolf der einzige, der in Katalonien niemals anerkannt wurde. Man zählte dort nach den Herrscherjahren Karls III. bis 929 und dann die Jahre nach seinem Tod. In anderen Regionen wurde Rudolf erst sehr spät anerkannt, beispielsweise im Jahr 932 vom Graf von Toulouse und marchio von Gotien, Raimund III. Pontius. Um seine Anerkennung bei Wilhelm II. von Aquitanien durchzusetzen, konnte Rudolf mit der Unterstützung Heriberts II. und Hugos des Großen rechnen. Er mußte sie aber erkaufen und dem einen Peronne, dem anderen Maine versprechen. Danach war es Rudolf zwar möglich, an der Spitze eines starken Heeres Wilhelm an der Loire entgegenzutreten, aber er mußte ihm die Grafschaft Berry zurückgeben, die der Burgunde unter Karl dem Einfältigen und mit Hilfe Roberts von Neustrien den Aquitaniern abgenommen hatte. Erst danach war der Herzog von Aquitanien zur Huldigung bereit. Trotzdem unternahm er im Jahr 926 einen Aufstand, und trotzdem verweigerte sein Nachfolger Acfred dem König die Anerkennung. Allerdings wurde dann Rudolfs Autorität von Graf Ebalus Manzer von Poitou respektiert, der im Jahre 927 die Auvergne und die Oberhoheit über Aquitanien erbte.
    Insgesamt bleibt also ein wenig erfreulicher Eindruck. Es überrascht nicht, daß während dieser Regierung einige Fürsten begannen, Münzen unter eigenem Namen zu prägen, ohne den des Königs auch nur zu nennen. Das taten Wilhelm II. von Aquitanien in der Auvergne, in Brioude, und Rollos Sohn Wilhelm Langschwert in der Normandie.
    Wenigstens eine gewisse Genugttung erlebte Rudolf in einem Land, das ihm seitseiner Jugendzeit vertraut war. Sein Vater hatte ihn damit beauftragt, LUDWIG DEN BLINDEN zu beschützen. Als Sohn von Richards Bruder Boso war dieser ephemere Kaiser Nachfolger im Königtum über die Provence; er starb im Jahr 928. Die Regentschaft über das Reich fiel an Hugo von Arles, Markgraf der Provence, der eben zum König von Italien gewählt worden war. Von ihm erhielt Rudolf Rechte über den ausgedehnten Dukat von Vienne und Lyon. Im Jahr 931 konnte er dann Karl-Konstntin, den illegitimen Sohn LUDWIGS DES BLINDEN und Grafen von Vienne, dazu veranlassen, ihm zu huldigen. Allerdings ging der größte Teil des Königreiches für Rudolf verloren: Hugo von Arles, König von Italien, übergab diese Gebiete um 933 an König Rudolf II. von Hoch-Burgund.

    910/14 oo Emma von Neustrien, Tochter des Herzogs Robert I. x 890/95- Ende 934

    Literatur:
    Alvermann, Andrea: Geschichte der Grafschaften, Ländereien & der Stadt Saint Pol. Übersetzung aus dem Mittelfranzösischen Kapitel 4 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990 Seite 39,48,56 Anm. 57,57 Anm. 80,58 Anm. 81,60,74 Anm. 170,76 Anm. 178 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 38,49,53 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 22-24,45,95 - Ehlers Joachim/ Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 13,23,34, 36-45,48 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969 Seite 24,41 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 205 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite16-18,81,95-103,110,125 - Mexandeau Louis: Die Kapetinger. Editions Rencontre Lausanne 1969 Seite 67-68 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 204,206 - Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 367 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 78,85 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 116, 119,127 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 151,155,165,175 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 5-402 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G. Fischer Verlag 1993 Tafel 43,104 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 483,487,489,491,494,508 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989 Seite 46,51, 53,55,65,121,130,132 -

    Gestorben:
    14./15.1.936

    Begraben:
    Abtei Sainte-Colombe

    Rudolf heiratete von Neustrien, Emma in 910/914. Emma (Tochter von von Neustrien, Robert I. und Aelia) wurde geboren in 890/895; gestorben in Ende 934. [Familienblatt] [Familientafel]


  3. 8.  von Burgund, Hugo I. Graphische Anzeige der Nachkommen (4.Richard2, 1.Richilde1) wurde geboren um 890; gestorben am 17 Dez 952; wurde beigesetzt in Besançon [25000],Doubs,Franche-Comté,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Provence,Frankreich; Graf und Markgraf von Provence
    • Titel/Amt/Status: 936-952, Burgund,Frankreich; Herzog von Burgund

    Notizen:

    Hugo I. der Schwarze
    Herzog von Burgund (936-952)
    Graf und Markgraf von Provence
    um 890-17.12.952 Begraben: Besancon
    Jüngerer Sohn des Herzogs Richard I. von Burgund und der Adelheid von Auxerre, Tochter von Graf Konrad II.

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 161

    Hugo der Schwarze (Hugo Capito)
    + 17. Dezember 952 Begraben: Besancon
    Sohn von Richard dem Justitiar (BOSONIDEN) und Adelheid (Adelais), der Schwester König Rudolfs I. von Burgund

    Hugo der Schwarze, belegt seit ca. 900, tritt zunächst im Königreich Burgund als Graf von Portois und Varais auf (um 914). Nach der Wahl seines Bruders Rudolf zum westfränkischen König dehnte Hugo der Schwarze offenbar seinen Einfluß auf das zur Francia gehörige Burgund aus, besetzte Langres und ließ die Burgen Clefmont und Vignory erbauen. 936 verweigerte er König Ludwig IV. die Anerkennung; dieser entzog ihm daraufhin die Langres und das nördliche Burgund. Nach dem Bruch Ludwigs IV. mit Herzog Hugo dem Großen (937) verbündete sich Hugo der Schwarze mit dem König, dem er bei seinen Feldzügen in Lotharingien unterstützte und dem er seine Territorien jenseits der Saone (später Freigrafschaft Burgund) unterstellte - auf Kosten des minderjährigen Königs Konrad von Burgund. Doch wurde Hugo der Schwarze bald von OTTO I. genötigt, Frieden mit Hugo dem Großen zu schließen und sich Konrad zu unterwerfen; 943 mußte Ludwig IV. die burgundische Herzogsgewalt an Hugo den Großen übertragen. Hugo der Schwarze blieb jedoch 'marchio' (auch 'archicomes') der beiderseits der Saone gelegenen Gebiete. - Der Name von Hugos Frau ist unbekannt (vielleicht die mit Hugo von Arles verwandte Ermengard?); eine Hypothese schreibt Hugoz wei Töchter zu, verheiratet mit Giselbert von Vergy bzw. Leutald von Macon (beide hatten Grafschaften und zum Teil Titel Hugos inne).

    Literatur:
    M. Chaume, Origines du duche de Bourgogne, I, 1927 - W. Kienast, Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland, 1968, 91f. - HEG I, 731-783 [K. F. Werner] -

    Thiele Andreas: Band II Teilband 1 Tafel 97, "Erzählende genealogische Stammtafeln"

    Hugo I. der Schwarze folgte 936 seinem Bruder Rudolf als Herzog von Burgund, das er vorher als Regent innehatte. Er verlor wichtige Machtpositionen des Bruders und Vaters und stritt mit Großen und Bischöfen. Hugo wurde letztlich von Hugo von Franzien weitgehend verdrängt und auf Reste beschränkt.

    Riche Pierre: Seite 298,305,311, "Die Karolinger. Eine Familie formt Europa."

    König Rudolf starb ohne unmittelbare Erben. Sein Bruder Hugo der Schwarze verzichtete auf die Nachfolge und begnügte sich mit der Herrschaft über das Teilreich Burgund.
    Ludwig IV. empfing die Huldigung der Großen; Hugo der Schwarze folgte erst 938.
    Ludwig IV. hatte 936 Hugo dem Großen bei der Eroberung von Langres Hilfe geleistet, aber dann unterstützte er Hugo den Schwarzen im Kampf gegen den Herzog von Francien. 946 weilte Ludwig IV. in Autun und traf dort seinen "getreuen" Hugo den Schwarzen, den Markgrafen Giselbert und die übrigen Großen Burgunds. Als Hugo der Schwarze 952 starb, ging Burgund für die BOSONIDEN verloren.

    Schwager Helmut: Seite 40,98/99,102,167,169,179,188,193,199-201,203,205,209,215,218,256-258,262, „Graf Heribert II.“

    Ihm folgte sein Sohn Herzog Rudolf (921-923/36), nach dessen Wahl zum westfränkischen König 923 ihm sein Bruder Hugo der Schwarze (923/36-952) bei der Verwaltung der bosonidischen Besitzungen half.
    Als daher nach Ostern 922 der Aufstand der robertinischen Partei gegen den KAROLINGER ausbrach, waren auch Herzog Rudolf von Burgund und sein Bruder Graf Hugo der Schwarze von Varais dabei. Allerdings griffen die BOSONIDEN erst Ende Mai 922 mit einem burgundischen Heer bei Epernay an der Marne ein, wobei es im Laufe des Juni teils zu Verhandlungen, teils zu Gefechten kam, wobei Graf Hugo der Schwarze unter anderem Leute Graf Haganos beim Plündern von Reimser Kirchengut überraschte und gefangennahm.
    Nach der Wahl seines Bruders Rudolf zum westfränkischen König half ihm Hugo der Schwarze Graf von Varais bei der Verwaltung der bosonidischen Besitzungen (das heißt der Loire/Rhone-Raum, wo der BOSONIDE das Herzogtum und die Grafschaften Autun, Avallon und Lassois besaß, die er aber 923 seinem Bruder Graf Hugo zur Verwaltung überlassen mußte); doch zerfiel das Herzogtum Burgund durch äußere Angriffe (seitens der KAROLINGER-Könige und ROBERTINER-Herzöge) wie auch innere Erosion (unter anderem Verlust der Grafschaft Sens an die ROBERTINER bzw. KAROLINGER).
    Nach Rudolfs Tod kämpften im Herzogtum Burgund um Rudolfs Erbe, sein Bruder Graf Hugo der Schwarze, und sein Schwager, der ROBERTINER Markgraf Hugo von Neustrien, um die Macht. Im Juli 936 traf den BOSONIDEN Hugo der Schwarze der Vernichtungsschlag von König Ludwig IV. und Hugo von Franzien, der ihm später die Hälfte des Herzogtums Burgund kosten sollte. Im Jahre 937 söhnte sich König Ludwig IV. mit Herzog Hugo dem Schwarzen von Burgund, Hugos des Großen Erbfeind, aus. Der BOSONIDE, der durch die aggressive Burgundpolitik Herzog Hugos von Franzien schwer in Bedrängnis war, traf sich schließlich mit dem westfränkischen König noch im Jahre 938, und gemeinsam schloß man ein Freundschaftsbündnis zur Abwehr gegen jedermann. Am 20. Juni 939 traf sich König Ludwig IV. in Le Chesnois bei Douzy an der Chiers mit Herzog Hugo dem Schwarzen von Burgund zwecks Bekräftigung ihres Bündnisses und um den Rücken für die lothringische Operation frei zu bekommen. Auf Betreiben Heriberts II. und Hugos des Großen von Franzien fiel 940 der ostfränkische König OTTO I. ins W-Frankenreich ein und stieß bis an die obere Seine vor, wo sich ihm Ludwigs IV. Verbündeter Herzog Hugo der Schwarze von Burgund eilends kampflos ergab. Der BOSONIDE mußte sich eidlich verpflichten, dem weiteren Kampf von nun an fernzubleiben.
    Der KAROLINGER flüchtete diesmal auch nicht, wie schon im Jahre 940, zu Herzog Hugo dem Schwarzen von Burgund, denn der BOSONIDE war zwar einer der treuesten Anhänger des Königs, doch tatsächlich weder willens noch in der Lage, ihm wirksam zu helfen [In den folgenden Ereignissen ist von Herzog Hugo dem Schwarzen von Burgund nicht mehr die Rede; zwei Jahre später sollte dann der Bruch zwischen dem BOSONIDEN und König Ludwig IV. offenbar werden.]. Daher reiste der westfränkische König von seinem Zufluchtsort Omont aus lediglich über das Herzogtum Burgund, wo er am 8. November 941 in Tournus dem Kloster Saint-Philibert die Besitzungen bestätigte, in das Königreich Burgund.
    Erneut begab sich der KAROLINGER daher ins Herzogtum Burgund, um bei Herzog Hugo dem Schwarzen weitere Verstärkungen im Kampf um Laon zu besorgen
    Dennoch konnte der HERIBERTINER mit diesem Verhalten natürlich seinen Schwager nicht daran hindern, den blutjungen König für seine eigensüchtigen Hausmachtziele einzuspannen, indem er ihn gegen den BOSONIDEN Hugo den Schwarzen (+ 952), einen Bruder des verstorbenen Königs Rudolf, hetzte, der sich gerade Langres bemächtigt hatte und das Herzogtum Burgund/Bourgogne als Erbe beanspruchte. Herzog Hugo von Franzien und König Ludwig IV. fielen tatsächlich noch im Juli 936 in die Burgundia ein und eroberten Langres, das der BOSONIDE räumen mußte.
    Im Spätherbst 936 kam es nämlich zum Friedensschluß zwischen Herzog Hugo von Franzien und dem BOSONIDEN Herzog Hugo dem Schwarzen von Burgund, wobei man die Burgundia teilte. Dabei verblieb der Süden des Herzogtums Burgund mit Langres, Dijon und der Abtei Saint-Germain in Auxerre sowie dem offiziellen Herzogstitel dem BOSONIDEN, während der ROBERTINER zahlreiche burgundische Grafschaften im nördlichen Teil, wie zum Beispiel Auxerre, Troyes und Sens, für sein Haus einziehen konnte.
    Dadurch ermutigt, eröffnete der KAROLINGER bereits Ende Januar 939 mit dem verbündeten Herzog Hugo dem Schwarzen nun eine Großoffensive gegen seinen stärksten Gegner, eben Herzog Hugo von Franzien.

    Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Seite 49,54,58, "Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498."

    Ludwig begleitete Hugo auf dessen Feldzug gegen Herzog Hugo "den Schwarzen" (das heißt den Schwarzbärtigen), den Bruder des verstorbenen W-Franken-Königs Rudolf, der dem übermächtigen dux Francorum den N Burgunds insbesondere die wichtige Grafschaft Sens abtreten mußte, die einst Richard "le Justicier", der Vater Hugos des Schwarzen, für Burgund erworben hatte. Der Frieden, den Hugo Magnus mit Hugo dem Schwarzen schloß, nutzte allein dem dux Francorum und öffnete Ludwig die Augen über die ihm von Hugo zugedachte Rolle.
    Die Reaktion Hugos ließ nicht lange auf sich warten: er schloß Frieden mit seinem Erzfeind, dem Grafen Heribert II. von Vermandois, während Ludwig den gerade von Hugo gedemütigten Hugo von Burgund zum Markgrafen (marchio) erhob und zum Bundesgenossen gewann.
    Unter dem Eindruck dieser Beweise guten Willens seiten Hugos entschloß sich Ludwig, Hugo erneut den ducatus Franciae und darüber hinaus auch Burgund zu verleihen, was den Bruch mit Hugo dem Schwarzen, seinen alten Verbündeten bedeutete.
    Unter der Vermittlung Herzog Konrads von Lothringen kam es im Frühjahr 950 zu einem Grenztreffen Ludwigs mit Hugo an der Marne, an dem auch die Herzöge Konrad von Lothringen und Hugo der Schwarze von Burgund teilnahmen.

    Kienast Walter: Seite 91, "Der Herzogstitel in Deutschland und Frankreich (9. bis 12. Jahrhundert)"

    Rudolfs Bruder Hugo der Schwarze (936-952), der bis dahin in den Urkunden gewöhnlich als Graf firmiert, erbt die Bourgogne, führt aber in seinen cartae und den ihn betreffenden notitiae sowie mit einer Ausnahme im Context fremder Urkunden niemals den Titel Herzog, sondern immer nur marchio oder häufiger comes, einmal archicomes. Es ist, als scheue er sich, dieselbe Würde in Anspruch zu nehmen, welche die staatsgründende Regierung seines Vaters krönte. Der großzügige Sprachgebrauch eines gleichzeitigen Chronisten, der ihn mit dem "dux" schmückt, kann sich aber auf eine Königsurkunde berufen. Denn die Enthaltsamkeit Hugos ist auffällig angesichts der Tatsache, daß Ludwig IV. ihm, wenn auch nur zu einem bestimmten Zeitpunkt, den Herzogstitel nicht versagt hat. Zwar gab es in Burgund, anders als in Franzien, keinen Dukat als Institution, geschieden von der Grafschaft. Aber das galt etwa für Aquitanien auch. Wir können Hugos des Schwarzen Zurückhaltung nicht sicher erklären. Vielleicht kommt darin eine Rücksicht auf den ROBERTINER zum Ausdruck. Hugo führte ein schwaches Regiment. Im Kriege mit König Ludwig IV. und Hugo von Franzien verlor er gleich am Anfang seiner Regierung den Nordteil seines Landes. Die Grafschaft Autun, die Hauptstütze seiner Macht, verlehnte er an den Grafen Giselbert von Chalon, der eine Tochter oder Enkelin Richards geheiratet hatte.


    oo Ermengard


    Literatur:
    Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 45 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/ Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 36,49,54,58 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 242,247 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 36 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 125,164 - Kienast, Walther: Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland (9. Bis 12. Jahrhundert), R. Oldenbourg Verlag München-Wien 1968 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 298,305,311 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 91 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 40,72,98/99,102,116,162,165,167,169,179,181,188,193,199-201,203,205,209,215,218,253,256/57,261/62,266,268,289,310,332,350, 363,368/69,400 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 486,493,512 -


  4. 9.  von Burgund, Boso Graphische Anzeige der Nachkommen (4.Richard2, 1.Richilde1) wurde geboren um 890/895; gestorben am 13 Sep 935.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Arles (Grafschaft),Bouches-du-Rhône,Provence-Alpes-Côte d’Azur,Frankreich
    • Titel/Amt/Status: Avignon [84000],Vaucluse,Provence-Alpes-Côte d’Azur,Frankreich
    • Titel/Amt/Status: Vitry-en-Perthois [51300],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich; Graf von Vitry, Porthois, Arles und Avignon

    Notizen:

    Boso Graf von Vitry, Porthois, Arles und Avignon
    um 890/95-13.9.935
    Sohn des Herzogs Richard I. von Burgund und der Adelheid von Auxerre, Tochter von Graf Konrad II.

    Thiele Andreas: Band II Teilband 1 Tafel 97, "Erzählende genealogische Stammtafeln"

    Boso war auch Graf von Provence und Arles. Er baute sich auch in Lothringen Machtpositionen auf und wurde als Führer der französischen Partei von Herzog Giselbert verjagt.

    Holtzmann Robert: Band I Seite 77,81, "Geschichte der sächsischen Kaiserzeit"

    Ende 923 zog HEINRICH I. über den Rhein, Metz wurde belagert und eingenommen, Graf Otto, der Sohn des soeben durch Rudolfs Bruder Boso ermordeten Richwin von Verdun, trat auf seine Seite und gehörte seitdem zu den Anhängern Giselberts.
    Im Sommer 928 erschien der König nochmals in Lothringen, wo er den widerspenstigen Grafen Boso, Bruder Rudolfs von Frankreich, zum Gehorsam zurückgebracht hat.

    Schwager, Helmut: Seite 93/94,101,106,108,126,132,136,138,142,151,156-158, "Graf Heribert II. von Soissons"

    Noch im Jahre 928 kam es nämlich im Herzogtum Lothringen zu einem bedrohlichen Aufstand Graf Bosos (+ 935), eines Bruders König Rudolfs, und anderer Unzufriedener gegen den ostfränkisch-deutsche Herrschaft. Verhandlungen König HEINRICHS I. mit Graf Boso bewirkten schließlich eine Beruhigung der Situation und eine allgemeine Versöhnung, die aber für Graf Heribert II. negative Folgen haben sollte.
    Natürlich wurde Rudolf sofort im eigenen Herzogtum Burgund als Herrscher akzeptiert, so zum Beispiel in Sens, Nevers, Macon, Chalon-sur-Saone, Auxerre und Autun. Daneben leisteten ihm auch viele Lothringer, darunter Rudolfs Bruder Graf Boso von Perthois (+ 935) sowie die Bischöfe von Metz und Verdun, die Lehenshuldigung.
    Anschließend hielt König Rudolf am 8. April 924 einen großen Hoftag in Chalon-sur-Saone ab, zu dem neben Königin Emma, Erzbischof Seulf von Reims, Bischof Ansegis von Troyes und Bischof Abbo von Soissons als Erzkanzler auch Graf Heribert II. und Markgraf Hugo erschienen. Ebenfalls anwesend waren burgundische Aristokraten wie Graf Boso von Perthois (+ 935) und Graf Hugo der Schwarze (+ 952), die Brüder des Königs, die Grafen Walo von Dijon (+ 924) und Giselbert von Autun (+ 956); Söhne Graf Manasses I. des Älteren von Chalon (+ 918).
    Anläßlich der Streitbereinigung zwischen dem westfränkischen Herrscher Rudolf und dem niederburgundischen Regenten Hugo von Vienne wegen der Nachfolgeregelung in der Provence kam es zugleich zu einer Eheverabredung (928 Hochzeit) zwischen Rudolfs Bruder Graf Boso von Perthois (+ 935) und der HUGONIDIN Bertha (+ nach 965), der Nichte Graf Hugos von Vienne und zukünftigen Gräfin von Arles und Avignon.
    In Lothringen unternahmen nämlich Rudolfs Bruder Graf Boso von Perthois (+ 935) und andere lothringischen Grafen, unzufrieden mit der Herrschaft Herzog Giselberts von Lothringen (+ 939) und dessen Schwiegervater König HEINRICH I., einen gefährlichen Aufstand, was zu einer militärischen Intervention des LIUDOLFINGERS und gleichzeitigen Verhandlungen führte. Als Ergebnis dieser Gespräche leistete Graf Boso König HEINRICH I. erneut den Treueid und versöhnte sich mit Herzog Giselbert
    Denn Anfang 929 entbrannte der Streit um den Besitz der bereits im Jahre 928 verstorbenen KAROLINGERIN Rothilde, der Tante Karls III. und ehemaligen Schwiegermutter Markgraf Hugos von Neustrien, die das alte und reiche Kloster Chelles als Äbtissin besessen hatte. Bevor nun der ROBERTINER die Erbschaft antreten konnten, besetzte jedoch Graf Boso im geheimen Übereinkommen mit seinem Bruder König Rudolf Chelles und seine Domänen. In den aufflackernden Streit mischte sich jetzt auch Graf Heribert II. ein, und bald kam es zu heftigen Kämpfen. Schließlich eroberte Markgraf Hugo das karolingische Hauskloster im April 929, während sein Schwager Graf Heribert sich an Bosos Hauptfestung Vitry-en-Perthois schadlos hielt.
    Ein zweiter Schlag traf aber Graf Heribert II. noch im Jahre 930 mit der Rückeroberung von Vitry-en-Perthois durch Graf Boso persönlich, ja der Bruder des westfränkischen Königs riß durch eine List sogar das Reimser Besitztum Mouzon bei Sedan an sich. Allerdings nicht für lange! Konkret erwies sich dies zu Weihnachten 930, als der HERIBERTINER eine zufällige Abwesenheit Graf Bosos ausnutzte, um die Maas zu überschreiten und durch Verrat Mouzon zurückzuerobern, wobei die lothringische Garnison gefangengesetzt wurde.
    Nach ihren gemeinsamen Kämpfen gegen Graf Heribert II. hatten sich nämlich Graf Boso von Perthois und Herzog Giselbert von Lothringen zerstritten, weshalb der Reginar-Sohn Bosos Burg Doveren eroberte und sich mit dem HERIBERTINER aussöhnte. Daraufhin kündigte der BOSONIDE erneut dem ostfränkisch-deutschen König HEINRICH I. für seine lothringischen Lehen die Treue und huldigte dagegen seinem Bruder König Rudolf. Anschließend wandte sich Graf Boso gegen seinen unmittelbaren Nachbarn Bischof Bovo II. von Chalons-sur-Marne und brannte ihm die Bischofsstadt Chalons nieder.
    Denn bald befanden sich die Heere König Rudolfs, Markgraf Hugos und Graf Bosos im Spätherbst 931 bereits bei Cormicy nahe Reims, ja die königlichen Linien erstreckten sich sogar bereits bis Bouffiguereux bei Laon.
    Dort erreichte Rudolf allerdings problemlos die Anerkennung durch Graf Karl Konstantin, und da Rudolfs Bruder Graf Boso von Perthois (+ 935) mit Bertha (+ ca. 965), einer Nichte König Hugos von Italien, verheiratet war, was ihm von 931 bis 935 den Besitz der niederburgundischen Grafschaften Arles und Avignon einbrachte, muß man feststellen, daß der westfränkische König in der Tat Nieder-Burgund beherrschte..
    Schließlich kam es um den 8. Juni 935 an den Grenzen beider Reiche am lothringischen Flüßchen Chiers, vielleicht bei Sedan, zu einem großen "Gipfeltreffen". Sicher anwesend waren König HEINRICH I., der westfränkische König Rudolf und König Rudolf II. von Hoch-Burgund; weiterhin dürften noch der BOSONIDE Graf Boso, Markgraf Hugo und natürlich Graf Heribert II. anwesend gewesen sein. Umgekehrt unterwarf sich der BOSONIDE Graf Boso von Perthois dem ostfränkisch-deutschen König, wofür er kurze Zeit später seine lothringischen Domänen zurückerhielt.
    Der BOSONIDE hatte inzwischen auch seinen Bruder Graf Boso von Perthois, seine wichtigste Stütze, auf dem ostfränkisch-deutschen Feldzug gegen Markgraf Hugo verloren, wobei also ironischerweise der lothringische Graf bei der Unterstützung seines alten Todfeindes Graf Heribert II. sein Leben eingebüßt hatte.



    928 oo 1. Bertha von Tuszien, Tochter des Markgrafen Boso um 910/15-18.8.965



    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 65 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990 Seite 39 Anm. 1,60,67, 69 Anm.143a,72,74 Anm.170,79 Anm. 194,80,84,169,173, 188,193 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch Gladbach 1987 Seite 336,269,514- Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 36,40,42 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969 Seite 96 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 77,81,96 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 120 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 6,93/94,101,106,108,126,132,136,138,142,149,151,156-158,247-249,252,280-282,320, 324, 326/27,331/32, 335,389 -


  5. 10.  von Burgund, Irmgard Graphische Anzeige der Nachkommen (4.Richard2, 1.Richilde1)

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Chalon-sur-Saône [71100],Saône-et-Loire,Burgund,Frankreich; Gräfin von Chalon-sur-Saone

    Notizen:

    Ermengard (Irmgard) von Burgund
    Gräfin von Chalon-sur-Saone
    Tochter des Herzogs Hugo der Schwarze von Burgund
    Ermengard war die Erbin von Autun.


    oo Giselbert Graf von Chalon-sur-Saone - 8.4.936

    Kinder:
    - Adelheid Erbin von Troyes - nach 979
    vor 950 1. oo Robert Graf von Vermandois - 19./29.8.967
    2. oo Lambert Graf von Chalon-sur-Saone - 22.2.978
    979 3. oo Gottfried I. Grisegonelle Graf von Anjou - 21.7.987 gefallen
    - Liutgard Erbin von Autun - nach 956
    954 oo Otto von Franzien Herzog von Burgund ca 945-23.2.965

    Name:
    Ermengard

    Familie/Ehepartner: von Burgund, Giselbert. Giselbert wurde geboren um 900; gestorben am 16 Apr 956 in Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]


  6. 11.  von Burgund, Richilde Graphische Anzeige der Nachkommen (4.Richard2, 1.Richilde1)

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Mâcon [71000],Saône-et-Loire,Burgund,Frankreich; Gräfin von Burgund-Macon

    Notizen:

    Richilde von Burgund
    Gräfin von Burgund-Macon

    Tochter des Herzogs Richard I. der Gerichtsherr von Burgund und der Adelheid von Auxerre, Tochter des Grafen Konrad II.


    948/55 oo Leotald II. Graf von Burgund-Macon - 17.9.965

    Richilde heiratete von Burgund-Macon, Leotald II. in 948/955. Leotald gestorben am 17 Sep 965. [Familienblatt] [Familientafel]