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 Bohrer

von Arles, Boso

männlich - vor 855


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Generation: 1

  1. 1.  von Arles, Boso gestorben vor 855.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Arles (Grafschaft),Bouches-du-Rhône,Provence-Alpes-Côte d’Azur,Frankreich; Graf von Arles

    Notizen:

    Boso Graf von Arles
    - vor 855

    Thiele, Andreas: Tafel 390, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa"

    BOSO, GRAF VON ARLES
    + vor 855
    Boso tauschte 826 den Besitz der Familie bei Nimwegen gegen entsprechenden bei Vercelli ein und wurde auch ein angesehener Graf in Italien.

    Tellenbach Gerd: Seite 63, "Der großfränkische Adel und die Regierung Italiens in der Blütezeit des Karolingerreichs." in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen und frühdeutschen Adels

    Den Namen Boso hatte Boso von Vienne von seinem mütterlichen Großvater erhalten, jenem Grafen Boso, der 826 Güter bei Biella in der Grafschaft Vercelli für 8 Hufen mit der Kapelle in der villa Beek bei Nimwegen vom Kaiser eintauschte. Der gleichnamige Sohn des alten Boso ist ein in seiner Lebenszeit in Italien mächtiger Graf, der am berühmtesten dadurch wurde, dass er sich vergeblich abmühte, seine ehebrecherische Gemahlin Engeltrud, die Tochter Matfrieds I. von Orleans, zurückzuerlangen. Diese Dame hatte Italien verlassen und auf fränkischen Gütern gelebt. Ihren Töchtern konnte sie Besitz in der Erzdiözese Mainz hinterlassen. Noch berüchtigter fast als Engeltrud war der zweite Bruder der Mutter Bosos, der Laienabt Hukbert von St. Maurice. Dass von den beiden Söhnen des älteren Boso der eine Graf in Italien, der andere der Herr des nördlichen Zugangs zum großen St. Bernhard war, spricht dafür, dass schon der Vater, der niederländische Allodien besaß, eine wichtige Stellung in der großfränkischen Italienpolitik eingenommen haben muß. Aber schon früh mag sein Haus in einer gewissen Konkurrenz mit den WELFEN gestanden haben. Denn ein Hymnus Walahfried Strabos läßt deutlich Beziehungen von Kaiserin Judiths älteren Bruder Konrad zu St. Maurice erkennen. So hätte dann sein Sohn ältere welfische Ansprüche wieder aufgenommen, als er 864 bei Orbe Hukbert Leben und Herrschaft nahm. Die Konkurrenz zwischen beiden Häusern setzte sich aber noch fort, indem KARL DER KAHLE Hukberts Neffen Boso die Abtei verlieh, der sich freilich in ihren Besitz setzen konnte. Dass St. Maurice nicht bloß für die Italienpolitik eine hohe strategische Bedeutung hatte, sondern auch in Italien selbst wahrscheinlich längst interessiert war, erkennt man daran, dass der WELFE Rudolf, der erste hochburgundische König, der Kaiserin Angilberga ein Gut seines Klosters in Toskana zur Nutznießung übertragen konnte.



    oo N.N.

    Kinder:
    - Theutberga - 25.11.875 Sie starb als Äbtissin von St. Glossinde bei Metz.
    855-862 oo Lothar II. König von Lothringen 835-8.8.869
    - Hugbert Herzog von Transjuranien - 864 gefallen
    - Richardis
    oo Balduin (Buvinus) Graf von Amiens - um 862
    Stammeltern des Kaiserhauses von Vienne
    - Boso
    oo Ermentrud von Orleans, Tochter des Grafen Matfried I.
    820/25- vor 878





    Literatur:
    Tellenbach Gerd: Der großfränkische Adel und die Regierung Italiens in der Blütezeit des Karolingerreichs. in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen und frühdeutschen Adels Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1957, Seite 63 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 390 -

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 2. von Arles, Teutberga  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 835/840; gestorben am 25 Nov 875.
    2. 3. von Arles, Hugbert  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben in 864 in Orbe [1350],Waadt,Schweiz.
    3. 4. von Arles, Richilde  Graphische Anzeige der Nachkommen
    4. 5. Boso  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 820/825; gestorben nach 874.


Generation: 2

  1. 2.  von Arles, Teutberga Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Boso1) wurde geboren um 835/840; gestorben am 25 Nov 875.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Metz [57000],Moselle,Lothringen,Frankreich; Äbtisin des Kloster St. Glossonde
    • Titel/Amt/Status: Frankenkönigin

    Notizen:

    Teutberga Frankenkönigin

    Äbtisin des Kloster St. Glossonde in Metz
    um 835/40 -25.11.875 Begraben: Metz, St. Glodesindis
    Tochter des Grafen Boso von Arles aus dem Hause der BOSONIDEN

    Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 689

    Theutberga, fränkische Königin
    + nach 869 Begraben: Metz, St. Glodesindis

    Theutberga, aus dem Hause der BOSONIDEN (Schwester des Laienabts Hukbert von St-Maurice d’Agaune, Tante König Bosos von Vienne), heiratete im November 855 König Lothar II. Seit 857 versuchte der König zunächst in einem weltlichen Verfahren, dann seit 860 auf mehreren Synoden, seine Ehescheidung durchzusetzen, und nutzte immer neue Argumente aus dem sich erst formierenden kirchlichen Eherecht (860-863 Synoden in Aachen und Metz, MGH Cap. 2, 463-469). Ziel war die Legitimierung seiner Verbindung mit Walderada und des daraus hervorgegangenen Sohnes Hugo. Gegen die vom Episkopat aus dem ‚regnum Lotharii‘ ausgesprochene Scheidung und gegen die Erhebung Walderadas zur Königin 862 leisteten Erzbischof Hinkmar von Reims (MGH Conc. 4, Suppl. I) sowie die Päpste Nikolaus I. und Hadrian II. energischen Widerstand (Exkommunikation der Erzbischöfe von Köln und Tier 863, erzwungene Wiederaufnahme Theutbergas 865, Zurückweisung ihres Scheidungsbegehrens 867). Der Ehestreit Lothars und Theutbergas von 857 bis 869, Versuch dynastischer Sicherung im ‚regnum Lotharii‘ und Zeugnis für die fallbezogene Behauptung kirchlicher Normen wurde letztlich durch die Opposition von Lothars Oheimen KARL und Ludwig entschieden, die sich nach dem „erbenlosen“ Tod des Neffen 869 seines Reiches bemächtigten.

    Literatur:
    Dümmler, 2 - S. Konecny, Die Frauen des karolingischen Königshauses, 1976,103-117 - Th. Bauer, Rechtliche Implikationen des Ehestreites Lothars II. ZRGKanAbt III, 1994, 41-87.
    Teutberga starb als Äbtissin von St. Glossinde bei Metz.

    Konecny Silvia: Seite 103-117, "Die Frauen des karolingischen Königshauses"

    Etwa zur Zeit seiner Königserhebung, also wohl noch im Jahre 855, heiratete Lothar II. die Schwester Hukberts, Teutberga. Zu dieser Ehe mag der König von seinem Adel gezwungen, zumindest aber durch die allgemeine politische Lage genötigt worden sein. Wegen der Eheschließung mit Teutberga hatte Lothar vielleicht eine andere Verbindung gelöst, zumindest wurde dies im Laufe des "Ehestreites" behauptet. Möglicherweise war Lothar wie sein Bruder LUDWIG II. zu Lebzeiten LOTHARS I. einen Konkubinat eingegangen. Ob Lothar diesen 855 auflöste oder neben der Ehe mit Teutberga bestehen ließ, kann nicht mit Sicherheit festgestellt werden. Spätestens an Lothars Versuch, sich auch von Teutberga bald wieder zu trennen, ist klar ersichtlich, daß der Adel dessen Eheverhalten - anders als im Fall KARLS DES GROSSEN - nicht unwidersprochen hinnahm. Hukbert, der Bruder Teutberga, gehörte zu den engsten Ratgebern Lothars II. und kontrollierte zum Zeitpunkt der Heirat seiner Schwester weite Gebiete des Jura und Oberitaliens Vom Druck Hukberts wollte sich Lothar möglicherweise befreien, als er 857 eine Annäherung an seine beiden Oheime suchte. Teutbergas Verstoßung sollte wohl im alten Stil anzeigen, daß Lothar Hukberts Verhalten nicht länger hinnehmen würde und das Bündnis mit ihm aufkündigte.
    Die Reaktion auf Lothars Handlungsweise, die dessen Königtum außerordentlich gefährdete, blieb nicht aus. Seine geringe Macht wurde offenbar, als er Hukberts nicht Herr wurde.
    Lothars Scheidung von Teutberga wurde nun zu einem Politikum größten Ausmaßes. Innere und äußere Feinde spielten sich zu Beschützern der Königin auf.Lothar berief Geistliche zu Schiedsrichtern in dieser Angelegenheit und begab sich damit vollends in eine Abhängigkeit, die sein Königtum in Frage stellte.
    Im späteren Verlauf des "Ehestreits" wurden mehrere Motive für die Verstoßung Teutbergas angeführt, die auch die neuere Forschung nicht immer scharf von den Ereignissen des Jahres 857 getrennt hat. Auch jene erste Begründung der Scheidung, nämlich der Verdacht der widernatürlichen Unzucht zwischen Teutberga und ihrem Bruder Hukbert, wurde erst auf der zweiten Synode des Jahres 860 deutlich ausgesprochen. Bei der ersten Synode von Aachen im Jänner 860 war nur ganz allgemein von einem Verbrechen Teutbergas die Rede gewesen, das Gunther als Beichtvater der Königin bezeugt hatte. So bleibt es unerwiesen, ob ein derartiges Gerücht schon 857 ausgestreut wurde. Jedoch mag schon 857 die Absicht bestanden haben, das Geschwisterpaar moralisch zu diffamieren. Vielleicht darf die Art der Beschuldigung sogar als Hinweis darauf interpretiert werden, daß Teutberga an der Politik ihres Bruders nicht unbeteiligt war. Der Vorwurf gegen sie und Hukbert entsprach einer Praxis, die auch schon gegen Judith und Bernhard, die gemeinsame Politik machten, angewandt worden war.
    Auch die Geschehnisse des Jahres 858 sind nicht eindeutig überliefert. Während Prudentius berichtet, daßLothar von seinem Adel gezwungen worden sei, Teutberga wieder aufzunehmen, sie aber nicht als Ehefrau respektiere, sondern gefangen halte, weiß Hinkmar von einem Königsgericht zu berichten, in dem die Unschuld der Königin durch ein Gottesurteil erwiesen worden sei. Sofern die westfränkischen Quellen den Sachverhalt überhaupt richtig darstellen, müßte das Gericht jedenfalls vor Lothars Arrangement mit seinen Brüdern getagt haben. Insbesondere das Bündnis mit seinem Bruder Karl brachte Lothar, der 858 tatsächlich einen Tiefpunkt seiner Macht erreicht hatte, eine Wende. Danach konnte es Lothar vielleicht wieder wagen, Teutberga gefangen zu halten.
    Durch einige Gebietsabtretungen war ein gutes Einvernehmen mit den Brüdern und den Oheimen erkauft worden. Im Oktober 859 zeichnete sich allerdings ein Zerwürfnis mit KARL DEM KAHLEN ab. Vielleicht hatte dessen Verhalten gegenüber Hukbert Lothar verärgert und auf den Gedanken gebracht, seine Trennung von Teutberga neuerlich zu dokumentieren. Andere Gründe für die Einberufung der beiden Aachener Synoden von 860 sind kaum festzustellen. Damals spielten nämlich weder die Frage der Unfruchtbarkeit Teutbergas noch der Wunsch Lothars, eine neue Ehe eingehen zu können, eine Rolle. Der König hatte Teutberga außerdem in seiner Gewalt und hätte, sofern er aus jenen Gründen eine Scheidung erstrebte, sein Ziel durch stillschweigendes Handeln eher erreicht. Die Oheime Lothars, insbesondere KARL DER KAHLE, scheinen erst auf Grund der unklugen Vorgehensweise des Neffen den Plan gefaßt zu haben, dessen Schwierigkeiten zu einem erbrechtlichen Vorteil auszunützen. Mit den Prozessen von 860 verfolgte Lothar II. offensichtlich das Ziel, seinen politischen Gegner Hukbert zu diffamieren. Teutberga war aber dazu ausersehen, das Werkzeug für einen Angriff gegen ihren Bruder abzugeben. Sie wurde nicht nur gezwungen sich selbst zu beschuldigen, sondern sollte vor allem die moralische Verworfenheit ihres Bruders bezeugen.
    Die erste Phase des "Ehestreits" war von Lothars Bestrebungen bestimmt gewesen, sich von der Bevormundung durch seinen Adel zu befreien und seine Unabhängigkeit als König unter Beweis zu stellen. In der zweiten Phase nach den Synoden von 860 versuchte Lothar, seinen Erben zu legitimieren und ihm somit die Nachfolge zu sichern. Schon als Teutberga 860 in das Reich KARLS DES KAHLEN floh, kündigte sich die zweite Phase des "Ehestreits" an. In Sicherheit konnte Teutberga ihr Schuldgeständnis widerrufen. Dies mag Lothar dazu veranlaßt haben, beim Papst um eine Bestätigung des Synodalverfahrens von 860 anzusuchen. Eine entscheidende Wendung zeichnete sich erst ab, als 862 KARL DER KAHLE ganz offen zum Angriff überging und aus moralischen Gründen ein Bündnis mit Lothar ablehnte. Lothar hielt KARLS Angriffe für schwerwiegend genug, um 862 neuerlich eine Synode einzuberufen, die sich mit seiner Ehe befassen sollte. Er selbst war wohl zuvor die Verbindung mit Waldarada eingegangen. Ob dies schon vor seiner Ehe mit Teutberga der Fall war, wie auf der Synode von Metz im Jahere 863 behauptet wurde, muß dahingestellt bleiben.Wahrscheinlicher wäre, daß Lothar erst nach Verstoßung Teutbergas die Verbindung mit einer andere Sippe seines Reiches suchte und Waldarada heiratete. Für letzteres spräche auch das mutmaßliche Datum der Geburt von deren Sohn Hugo. Die Synode des Jahres 862, die im April in Aachen zusammentrat, strebte erstmals eine Nichtigkeitserklärung der Ehe mit Teutberga an. Dadurch sollte die Berechtigung des Königs zu einer neuen Ehe festgestellt werden. In einem Brief erbat Lothar schließlich die Bestätigung des Urteils der Synode durch den Papst und dessen Zustimmung zu einer Ehe mit Waldrada. Ernst war es dem König damit wohl nicht, denn ohne die päpstliche Entscheidung abzuwarten, machte er Waldrada noch 862 zur Königin.
    Nikolaus I. sandte 865 Arsenius zu KARL DEM KAHLEN. Dieser nahm von diesem Teutberga in Empfang und führte sie Lothar als Gattin zu. Waldrada aber nahm er auf seiner Rückreise mit nach Rom. Soweit mochte der Gesandte des Papstes ganz im Sinne KARLS DES KAHLEN gehandelt haben. Auf dem Weg nach Rom kehrte Waldrada jedoch um und kam zu Lothar II. zurück. In Anbetracht dieser Tatsache nimmt sich Lothars Bereitwilligkeit, dem Willen des Arsenius zu willfahren, wie ein abgekartetes Spiel aus.
    Zwischen Lothar II. und Teutberga kam nun ein gewisses Einvernehmen zustande. Die Königin betrieb selbst ihre Scheidung bei Nikolaus I., später auch bei Hadrian II. Vielleicht als Gegenleistung dafür hatte Lothar die Versorgung Teutbergas sichergestellt. Erst in dieser späten Phase des "Ehestreites" wurde das Argument der Unfruchtbarkeit Teutbergas als Scheidungsgrund ausdrücklich vorgebracht. Diese neuen Bestrebungen Lothars, eine Scheidung von Teutberga zu erwirken, konnten der Königin zugemutet werden und ließen auf ihre Mithilfe rechnen. Den Tatsachen braucht aber der neue Scheidungsgrund nicht entsprochen zu haben, es sei denn, die eheliche Gemeinschaft wäre 865 noch einmal aufgenommen worden. Dagegen spricht aber mehr noch als die Rückkehr Waldradas der Umstand, daß Lothar Teutberga auch in einer Schenkung vom Jänner 866 weder Gattin noch Königin nannte. Allerdings scheint Waldrada nach ihrer Rückkehr nicht gleich an den Königshof gekommen zu sein. Vielleicht vermied Lothar es zu diesem Zeitpunkt noch, sich festzulegen. Möglicherweise erhoffte er aber auch tatsächlich eine Nachkommen von Teutberga, den er zunächst wegen der Opposition Hukberts nicht gewollt hatte, weil er in einem solchen Sohn einen gefährlichen Konkurrenten befürchten mußte. Nun mag Lothar II. ein legitimer Nachfolger, auch wenn er von Teutberga stammte, immer noch lieber gewesen sein als einer, dessen Legitimität von allen Seiten bezweifelt wurde. Aus welchen Gründen auch immer blieb Teutberga aber jedenfalls kinderlos.

    Hlawitschka Eduard: Seite 17-19, "Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte"

    Lothar II. hatte noch zu Lebzeiten seines Vaters mit einer virgo nobilis namens Waldrada eine Friedelehe geschlossen, das heißt Waldrada hatte sich ihm freiwillig verbunden und war nicht in seine Munt übergeben worden. Bald nach seines Vaters Tode war Lothar II. noch eine Muntehe mit einer edlen Dame aus dem Geschlecht der BOSONIDEN, Theutberga, eingegangen; diese blieb aber, wie er wohl schon 857 erkennen mußte, kinderlos [Die Frage der Unfruchtbarkeit Theutbergas muß - trotz oftmals geäußerter gegenteiliger Ansicht - gleich 857 eine Rolle gespielt haben. Inzest mit ihrem Bruder und Abtreibung (mit Folge der dauernden Unfruchtbarkeit) war doch damals schon der Anklagepunkt; vgl. E. Dümmler, Gesch. d. ostfränk. Reiches II² Seite 6f, besonders Seite 7 mit Anmerkung 1.]. Politische Spannungen mit Theutbergas Bruder Hucbert kamen hinzu. Sein Bemühen war fortan, die Scheidung von Theutberga und die Erhebung der Friedelehe mit Waldrada zur rechtsgültigen Muntehe zu erwirken - samt aller kirchlichen und weltlichen Folgen für seinen und Waldradas Sohn Hugo. Die Frage der Vollbürtigkeit und Erbberechtigung Hugos - auch hinsichtlich der väterlichen Herrschaft - war nunmehr das Kardinalproblem, an dessen Lösung die Weiterexistenz des regnum Lotharii sich entschied. Diesem Bemühen Lothars II. war kein Erfolg beschieden.

    Mühlbacher Engelbert: Band II Seite 304, "Deutsche Geschichte unter den Karolingern"

    Theutberga war noch von ihrem Gemahl, um auf ihr Zeugnis hin die Lösung der Ehe leichter erwirken zu können, nach Italien berufen worden; wie es scheint, kam sie dahin und besuchte die Grabstätte ihres Gatten, der sie so tief gehaßt hatte; wenigstens stiftete sie zwei Güter an das Kloster St. Antonin, damit dort fleißig für seine Seelenruhe gebetet werde. Sie zog sich in das Kloster St. Glossonde in Metz zurück; wenige Jahre später ist sie dort als Äbtissin gestorben.



    855 oo Lothar II. Frankenkönig 825 - 8.8.869



    Literatur:
    Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 13,16-19,22,24-27,29,30,33 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 447-458,461,476, 505,551,570,572,574,579,586,590, 595,597,599-602,605,611-614,666,677,683,724 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 60 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seite 171 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 18 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion, Band II Seite 304 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 153,159-163,176 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 66 -

    Teutberga heiratete von Lothringen, Lothar II. in 855. Lothar (Sohn von von Franken, Lothar I. und von Tours, Irmingard) wurde geboren um 835; gestorben am 8 Aug 869 in Piacenza,Piacenza,Emilia-Romagna,Italien; wurde beigesetzt in Piacenza,Piacenza,Emilia-Romagna,Italien. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 3.  von Arles, Hugbert Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Boso1) gestorben in 864 in Orbe [1350],Waadt,Schweiz.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Saint-Maurice [1890],Wallis,Schweiz; Abt von Saint-Maurice in Wallis
    • Titel/Amt/Status: Transjuranien,Burgund,Frankreich; Herzog von Transjuranien

    Notizen:

    Hugbert
    Herzog von Transjuranien
    Abt von Saint-Maurice in Wallis
    - 864 gefallen bei Orbe
    Sohn des Grafen Boso von Arles

    Thiele, Andreas: Tafel 390, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa"

    HUGBERT
    + 864 gefallen
    Herzog von Transjuranien, Abt von St. Maurice

    Hugbert war eine Stütze seines Schwagers Lothar II., stand gegen das Haus der WELFEN um die Hegemonie und wurde von Konrad II. von Auxerre besiegt.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 215, "Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962)"

    Von italienischer Seite ist neuerdings der WIDONE Konrad mit jenem welfischen Grafen Konrad von Auxerre identifiziert worden, der ca. 864 von Kaiser LUDWIG II. die im Vertrag von 863 ( B M ² nr. 1222b) zum italienischen Reich geschlagene Grafschaft zwischen dem Jura und den Pennischen Alpen erhielt und in einem blutigen Treffen bei Orle den seit dem Ehehandel Lothars II. rebellischen Abt Hukbert von St. Maurice besiegte und beseitigte.

    Riche Pierre: Seite 214,222, "Die Karolinger. Eine Familie formt Europa."

    Lothar II. hatte im Jahr 855 aus rein politischen Gründen Teutberga geheiratet, die Tochter des Grafen Boso und Schwester des Laienabts Hukbert von Saint-Maurice im Wallis. Er hatte aber auch eine halblegale Nebenfrau, Waldrada, an der er besonders hing, weil sie ihm einen Sohn geboren hatte. Da Lothar mit seiner rechtmäßigen Gemahlin keine Kinder hatte, wollte er die Ehe wieder lösen und Waldrada heiraten, um so sein Reich an einen Erben weitergeben zu können. Lothar beschuldigte Teutberga der Unzucht mit ihrem Bruder, dem übrigens jede Schandtat zuzutrauen war, und nachdem er eine erzwungenes Geständnis von der Königin erlangt hatte, ließ er 860 von einigen Bischöfen aus Lotharingien und den anderen Reichsteilen sein "gutes Recht" bestätigen.
    Lothar war mit knapp 20 Jahren König geworden und hatte Teutberga geheiratet, die Schwester Abt Hukberts von Saint-Maurice im Wallis, der das Gebiet zwischen Jura und Alpen kontrollierte. Dieser Laienabt war ein regelrechter Straßenräuber, er beherrschte das obere Rhonetal, bis ihn im Jahr 864 der WELFE Konrad II. besiegen und töten konnte. Dieser übernahm dann Hukberts Besitzungen.

    Schneidmüller Bernd: Seite 66, "Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung."

    Zukunftsträchtigen Lohn erhielt erst sein Sohn Konrad. Für die verlorene Grafschaft Auxerre erlangte er einen Herrschaftsbezirk (Grafschaft, Dukat) zwischen Jura und Penninischen Alpen ("Tranjuranien"). König Lothar II. hatte ihn einst (855?) seinem Schwager Hukbert aus dem Haus der BOSONIDEN verliehen. Als der Herrscher des Mittelreichs 857 seine Gemahlin Theutberga verstieß, brachte ihm dies auch die Feindschaft ihrer Sippe ein; Hukbert wandte sich schließlich KARL DEM KAHLEN zu. Das Gebiet um Genf, Lausanne und Sitten hatte Lothar 859 seinem Bruder Kaiser LUDWIG II. abgetreten. Der rief nun den WELFEN Konrad ins Land und übertrug ihm vermutlich 864 den transjuranischen Dukat. Konrad vermochte sich 864 militärisch gegen Hukbert durchzusetzen und auch eine Nachfolge im ehrwürdigen Kloster St-Maurice d'Agaune anzutreten, wo den burgundischen WELFEN ein neues geistliches Zentrum erwuchs.

    Schieffer Rudolf: Seite 153,160, "Die Karolinger"

    Offenbar der Festigung seiner Position nach Süden hin diente auch der folgenschwere Entschluß des jungen Königs, anstelle seiner bestehenden Friedelehe mit Waldrada (wohl aus moselländischem Adel) eine rechtsförmliche Muntehe mit Theutberga, der Schwester des Abtes Hukbert von Saint-Maurice d'Agaune aus dem Hause der BOSONIDEN und den wichtigsten Machthabers zwischen Jura und Alpen, einzugehen. Immerhin gelang es, LUDWIG II. vom Ausgreifen über Italien hinaus abzuhalten. Auf einem Treffen in Orbe (bei Lausanne), inmitten von Hukberts Gebiet, bekräftigten die drei königlichen Brüder im Herbst 856 die vom Vater gezogenen Grenzen.
    Theutbergas Verstoßung unter der Beschuldigung der Unzucht mit ihrem Bruder Hukbert von Saint-Maurice bedeutete zugleich den Bruch Lothars mit diesem wichtigen Gebieter im Alpenraum, gegen den er 858 erfolglos zu Felde zog.

    Mühlbacher Engelbert: Band II Seite 259-262, "Deutsche Geschichte unter den Karolingern"

    Doch bald nach seiner Thronbesteigung vermählte sich Lothar "mit Zustimmung und nach dem Willen seiner Getreuen" feierlich mit Theutberga, der Schwester des Abts Hukbert von St. Maurice im oberen Rhonetal. Politische Erwägungen scheinen diesen standesgemäßen Ehebund geschlossen zu haben: Hucbert, zugleich im Besitz der Grafschaft zwischen Jura und dem Großen St. Bernhard, beherrschte die Alpenpässe, welche von Italien nach dem Rhonetal führten; Lothars ältester Bruder, Kaiser LUDWIG, wähnte sich bei der Reichsteilung verkürzt, man mochte fürchten, daß er seine weitergehenden Ansprüche mit Gewalt vertreten werde; Hucbert war also für Lothar damals ein wertvoller Bundesgenosse.
    Später wurde zur Entlastung Lothars das Märchen aufgetischt, derselbe sei von Hucbert und dessen Komplicen durch Drohungen zur Ehe mit Theutberga gezwungen worden, nur widerstrebend habe er sich seine Gattin aufdrängen lassen; in den Urkunden Lothars aus dieser Zeit tritt Hucbert als sein "geliebter Rat", als einflußreicher Fürsprecher auf.
    Doch schon nach Jahresfrist (857) verstíeß Lothar seine Gemahlin. Der Bruder der Verstoßenen war nicht gewillt, die seiner Schwester und ihm zugefügte Schmach ruhig hinzunehmen. Mitten im Winter zog Lothar, der die in Duurstede und in der Betuwe plündernden Normannen unbehelligt gelassen hatte, gegen Hucbert zu Felde. Doch seinem Gegner wurden die unzugänglichen Berge und Schluchten zur Festung. Ohne Erfolg kehrte er wieder heim. Um einen Verbündeten zu gewinnen, trat er die an Hucberts Grafschaft grenzenden Bistümer Bellay und Tarantaise an seinen jüngeren Bruder Karl ab.
    Um die Interessen seines Bruders mit den seinen zu verbinden, trat er ihm einen Teil seines Reiches jenseits des Jura, die Städte Genf, Lausanne und Sitten mit den Bistümern, Klöstern und Grafschaften, das Hospital auf dem St. Bernhard und die Grafschaften Pümplitz (bei Bern) ausgenommen, ab. Damit überkam und übernahm der Kaiser auch die Bekämpfung des gefährlichsten Gegners Lothars, des Abts Hucbert von St. Maurice, des Bruders Theutbergas.

    Dümmler Ernst: Seite 13,33,34, "Die Chronik des Abtes Regino von Prüm"

    859
    Lothar übergab dem Abte Hucbert das Herzogtum zwischen dem Jura und dem Jupitersberg [Großer St. Bernhard. Diese Verleihung muß mindestens schon 857 stattgefunden haben, da im Anfange des Jahres 858 Lothar bereits mit seinem Schwager Krieg führte.], weil er diesen damals für sehr treu hielt, denn er war durch seine Schwester Thietberga mit ihm verschwägert.
    Um diese Zeit begann der Abt Hucbert [Gegen Hucbert war Lothar schon gegen Ende 857 zu Felde gezogen, um ihn aus seinen Besitzungen zu vertreiben, mit deren Abtretung 859 er sodann den Beistand seines Bruders LUDWIG erkaufte. Hucbert fand nebst Thietberga bei KARL DEM KAHLEN Zuflucht, der ihm sogar 862 die Abtei St. Martin zu Tours schenkte, wußte aber zugleich auch seine früheren Besitzungen, namentlich die Abtei St. Maurice im Wallis wenigstens teilweise zu behaupten.], der Bruder der Königin Thietberga, gegen den König Lothar sich aufzulehnen; er sammelte nämlich eine starke Schar von Räubern, ging mit diesen auf Plünderung aus und nachdem er die Mannen Lothars, welche die zunächst gelegenen Orte besaßen, getötet oder verjagt hatte, verteilte er ihre Äcker und Häuser unter seine Spießgesellen. Um diese Verwegenheit zu züchtigen, führte König Lothar einmal und abermals und zum dritten Male ein Heer wider ihn ins Feld und sandte auch häufig Kriegsscharen unter anderen Führern gegen ihn aus, aber er vermochte durchaus dieser Frechheit kein Ende zu machen, weil er die unzugänglichen Gegenden zwischen dem Jura und den penninischen Alpen den Aufständischen eine sehr sichere Zuflucht gewährten, dem Könige und seinem Heere dagegen wegen der tief eingeschnittenen Täler und steil abfallenden Berge sehr enge Straßen und schwierige Pässe. Dennoch wurde dieser meisterlose Hucbert zuletzt vom Grafen Konrad [Ein Sohn Konrads, des Bruders der Kaiserin Judith, dem Kaiser LUDWIG II. die Grafschaft über jene Gegenden übertragen.] bei dem festen Platz welcher Urba [Orbe im Waadtlande. Hucbert fiel im Jahre 864.] heißt, erschlagen.



    oo N.N.

    Kinder:

    - Theotbald - um 895



    Literatur:
    Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 13,19,33,34 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 447-451,453,459,461,479,508,550-552,597 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969 Seite 171 - Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite 61,161,215 - Hlawitschka Eduard: Stirps Regia. Forschungen zum Königtum und Führungsschichten im frühen Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze. Festgabe zu seinem 60. Geburtstag. Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris Seite 300 - Jahrbücher von St. Bertin. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VI Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1972 Seite 102,104,108,142 - Jahrbücher von St. Vaast. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VI Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1972 Seite 296 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion Band II Seite 259-262 - Regino Chronik. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1969 Seite 188,214 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 214,217,222, 260,266 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 153,160,163,181 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 66 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 390 - Xantener Jahrbücher. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VI Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1972 Seite 352,356 -

    Gestorben:
    gefallen bei Orbe

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 6. von Arles, Theotbald  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 850; gestorben um 895.

  3. 4.  von Arles, Richilde Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Boso1)

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Metz [57000],Moselle,Lothringen,Frankreich; Gräfin von Metz

    Notizen:

    Richilde (Richardis) von Arles Gräfin von Metz
    Tochter des Grafen Boso von Arles (+ vor 855) aus dem Hause der HUGONIDEN
    Schwester der Königin Theutberga und der Abtes Hukbert von S-Maurice


    oo Balduin (Buvinus) von Amiens Graf von Metz - um 862


    Kinder:

    - Richilde 1.8. um 850 - 910/14
    22.10.870 oo KARL II. DER KAHLE König von Frankreich, 13.6.823-6.10.877
    - Radbert Bischof von Valence (859-879) - um 879
    - Richard I. der Gelehrte Herzog von Burgund - 1.9.921
    - Boso Graf von Arles 825/28-11.1.887

    Name:
    Richardis

    Familie/Ehepartner: von Amiens, Balduin. Balduin gestorben um 862. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 7. von der Provence, Richlinde  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 850; gestorben am 22 Mrz 929.
    2. 8. von Valence, Radbert  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben um 879.
    3. 9. von Burgund, Richard I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 850; gestorben am 1 Sep 921; wurde beigesetzt in Sens [89100],Yonne,Burgund,Frankreich.
    4. 10. von Vienne, Boso  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 825/828; gestorben am 11 Jan 887; wurde beigesetzt in Vienne [38200],Isère,Rhône-Alpes,Frankreich.

  4. 5.  Boso Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Boso1) wurde geboren um 820/825; gestorben nach 874.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Italien; Graf in Italien

    Notizen:

    Boso Graf in Italien
    um 820/25- nach 874
    Sohn des Grafen Boso von Arles; Bruder der Königin Teutberga

    Tellenbach Gerd: Seite 63, „Der großfränkische Adel und die Regierung Italiens in der Blütezeit des Karolingerreiches“

    Den Namen Boso hatte Boso von Vienne von seinem mütterlichen Großvater erhalten, jenem Grafen Boso, der 826 Güter bei Biella in der Grafschaft Vercelli für 8 Hufen mit der Kapelle in der villa Beek bei Nimwegen vom Kaiser eintauschte. Der gleichnamige Sohn des alten Boso ist ein in seiner Lebenszeit in Italien mächtiger Graf, der am berühmtesten dadurch wurde, dass er sich vergeblich abmühte, seine ehebrecherische Gemahlin Engeltrud, die Tochter Matfrieds I. von Orleans, zurückzuerlangen. Diese Dame hatte Italien verlassen und auf fränkischen Gütern gelebt. Ihren Töchtern konnte sie Besitz in der Erzdiözese Mainz hinterlassen. Noch berüchtigter fast als Engeltrud war der zweite Bruder der Mutter Bosos, der Laienabt Hukbert von St. Maurice. Dass von den beiden Söhnen des älteren Boso der eine Graf in Italien, der andere der Herr des nördlichen Zugangs zum großen St. Bernhard war, spricht dafür, dass schon der Vater, der niederländische Allodien besaß, eine wichtige Stellung in der großfränkischen Italienpolitik eingenommen haben muß. Aber schon früh mag sein Haus in einer gewissen Konkurrenz mit den WELFEN gestanden haben. Denn ein Hymnus Walahfried Strabos läßt deutlich Beziehungen von Kaiserin Judiths älteren Bruder Konrad zu St. Maurice erkennen. So hätte dann sein Sohn ältere welfische Ansprüche wieder aufgenommen, als er 864 bei Orbe Hukbert Leben und Herrschaft nahm. Die Konkurrenz zwischen beiden Häusern setzte sich aber noch fort, indem KARL DER KAHLE Hukberts Neffen Boso die Abtei verlieh, der sich freilich in ihren Besitz setzen konnte. Dass St. Maurice nicht bloß für die Italienpolitik eine hohe strategische Bedeutung hatte, sondern auch in Italien selbst wahrscheinlich längst interessiert war, erkennt man daran, dass der WELFE Rudolf, der erste hochburgundische König, der Kaiserin Angilberga ein Gut seines Klosters in Toskana zur Nutznießung übertragen konnte.

    Hofmeister, Adolf: Seite 22,23, "Deutschland und Burgund im frühen Mitelalter"

    866
    Er erklärte auch allen, daß Engildruda, einst die Gattin des Grafen Boso [Boso war wahrscheinlich ein Bruder Hucberts und Thietbirgas], gleichfalls vom apostolischen Stuhle exkommuniziert worden sei, weil sie ihren eigenen Mann verlassen hatte und dem Wanger, ihrem Lehnsmann, nach Gallien gefolgt war; diese Exkommunikation erneuerte er mit allen den Bischöfen, die zugegen waren.
    Hiernach stellte sich Engildrudis dem besagten Arsenius in der Stadt Wormatia [Worms], an welchem Orte der genannte Bischof mit dem König Ludowich zusammengetroffen war. Sie schwor also in Gegenwart desselben Gesandten einen Eid, der folgende Fassung hatte: "Ich, Engeldrudis, Tochter des weiland Grafen Matfrid, die ich die Gattin des Grafen Boso gewesen bin, schwöre euch Herrn Arsenius, Bischof, Botschafter und Kanzler des höchsten heiligen katholischen und apostolischen Stuhles, und durch euch meinem Herrn Nicolaus, dem höchsten Priester und allgemeinen Papste, bei dem Vater, dem Sohne und dem heiligen Geiste und bei diesen vier Evangelien des Christes Gottes, welche ich mit dem Munde küsse und mit eigenen Händen berühre, daß ich hinfort mit Aufgebung jener Boshaftigkeit, die ich an meinem vorgedachten Manne Boso ausgeübt, wie ein Schaf, das verloren war, zu der heiligen katholischen und apostolischen Kirche unter der Verpflichtung, zu welcher Herr Nicolaus der höchste Priester und allgemeine Papst mich verband, zurückkehren und nach dem italienischen Reiche, wie ihr es mir vorschreibt, entweder mit euch oder vor euch reisen und was der Herr Papst mir anbefehlen oder bestimmen sollte, erfüllen und zu vollziehen mich nicht weigern werde"
    Aber diesen so furchtbaren Eid erfüllte sie dennoch nicht. Sie reiste nämlich bis zum Donaustrom mit dem Arsenius, dort verabredete sie, daß sie einen ihrer Verwandten aufsuchen wolle, um von ihm Pferde zu bekommen, und versprach, daß sie nach der Stadt Augsburg zu selbigen Botschafter zurückkehren werde. Unter solchem Vorwand ihre Schritte rückwärts lenkend, kehrte sie von Alamannien nach Francien zurück.



    oo Engeltrud von Orleans, Tochter des Grafen Matfried I., 820/25- vor 878

    Kinder:
    - 2 Töchter



    Literatur:
    Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969 Seite 171 - Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite 58,63,65,124,135,158-162,167,173,212,229,236,276 - Hofmeister, Adolf: Deutschland und Burgund im frühen Mitelalter, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1970 Seite 22,23 - Jahrbücher von St. Bertin. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VI Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1972 Seite 116,122,124,150 - Regino Chronik. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1969 Seite 200 - Tellenbach Gerd: Der großfränkische Adel und die Regierung Italiens in der Blütezeit des Karolingerreichs. in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen und frühdeutschen Adels Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1957, Seite 63 -

    Familie/Ehepartner: von Orleans, Engeltrud. Engeltrud (Tochter von von Orleans, Matfried I.) wurde geboren in 820/825; gestorben vor 878. [Familienblatt] [Familientafel]



Generation: 3

  1. 6.  von Arles, Theotbald Graphische Anzeige der Nachkommen (3.Hugbert2, 1.Boso1) wurde geboren um 850; gestorben um 895.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Arles (Grafschaft),Bouches-du-Rhône,Provence-Alpes-Côte d’Azur,Frankreich; Graf von Arles

    Notizen:

    Theotbald Graf von Arles
    um 850- um 895
    Sohn des Grafen Hugbert von Arles

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 2, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    V. 8 b. BERTHA
    * wohl ca. 863, + 925 8.III.
    Gemahl:
    a) vor 881 (wohl ca. 879)
    THEOTBALD, GRAF VON ARLES + nach 887 VI, vor 898
    b) vor 898 (ca. 895)
    Adalbert, Markgraf von Tuszien + 915 17. VIII.

    Anmerkungen: Seite 114
    V. 8. Bertha,
    Geburtsdatum ungefähr zu erschließen aus dem Datum der ersten Vermählung und der Geburtszeit des ältesten Sohnes. Sonst Liudpr. 1, 39. Parisot, Roy de Lorr. 444 n. 7.
    1. Gemahl: Graf Theotbald
    er wird Ann. Bert. 881, S. S.1,518, bereits als Hugos Schwager bezeichnet, kommt zuletzt 887 VI. vor, Chartes de Cluny n. 30, und war 898 tot, da sie damals bereits wiedervermählt war.
    2. Gemahl: Markgraf Adalbert,
    oo vor 898 Liudpr. 1, 39. Todeszeit: Dümmler, Gesta Bereng. 39, Anm. 2; Hofmeister, M.I.Ö. Ergb. 7,400. [Va 15]

    Thiele, Andreas: Tafel 390, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa"

    THEOTBALD
    + um 895
    Theotbald war ein bedeutender und einflußreicher Magnat in der Provence.
    oo um 880 BERTHA VON LOTHRINGEN + 925
    Uneheliche Tochter des Königs Lothar II.
    Regentin 915; besaß bis zuletzt größten Einfluß

    Hlawitschka, Eduard: Seite 63, "Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962)"

    Die Beziehungen dieser Familie erhellen sich aber auch noch daraus, daß der Sohn Adelberts und Rotildes, Adalbert der Reiche von Tuszien, sich in Berta, einer Tochter Lothars II. und Witwe des Grafen Thiebald von Arles, seine Frau aus der Provence holte (E. Brandenburg, Nachkommen Karls des Großen Seite 3 und Seite 87).

    Dümmler Ernst: Seite 76, "Die Chronik des Abtes Regino von Prüm"

    883
    Um diese Zeit wird Hugo, der Sohn Lothars, von einigen Freunden der Zweitracht und des Haders zu der Hoffnung verleitet, das väterliche Reich wiederzuerlangen und alle, die der Gerechtigkeit und dem Frieden Haß geschworen, strömten ihm zu, so daß in wenigen Tagen eine zahllose Schar von Räubern seiner Hoheit sich unterstellt hatten. Zu diesen gesellen sich auch einige von den Großen des Reiches, durch eitle Hoffnung verführt und leisteten Huldigung, nämlich die Grafen Stephan, Ruotbert, Wicbert, Thiebald [Ein Sohn von Thietbergas Bruder Hucbert.], sowie auch Albrich und sein Bruder Stephan, und so arge Räubereien und Gewalttaten wurden von diesen im Reiche verübt, daß zwischen ihrer und der Nordmänner Bosheit kein Unterschied stattfand, außer daß sie sich des Mordens und Brennens enthielten.

    Dümmler Ernst: Band II Seite 131,145, "Geschichte des Ostfränkischen Reiches"

    Trotz dieser kleinen Niederlage verstärkte sich die Bande Hugos immer mehr, sogar mehrere von den lothringischen Großen ergriffen seine Partei und leisteten ihm Huldigung, darunter Graf Thietbald, der Sohn des im Jahre 864 erschlagenen Abtes Hukbert, den Hugo mit seiner eigenen Schwester Bertha vermählte. So verband sich jetzt die Tochter Waldradas mit dem Neffen Thietbergas, uneingedenk der alten Feindschaft, die vordem ihre Häuser entzweit.
    Es wurde daher beschlossen, daß die Könige selbst zu diesem Zwecke nach Attigny ziehen und vereinigt mit der von Ludwig von O-Franken ihnen zu Hilfe gesandten Truppenmacht den Usurpator bekämpfen sollten. An der Spitze der deutschen Streitkräfte stand der ostfränkische Graf Heinrich und Graf Adalhard vom Moselgau, der Laienabt von Echternach. Wiewohl man Hugo selbst nicht habhaft werden konnte, so geriet man doch mit dem von seinem Schwager Thietbald geführten Kern seiner Macht in ein sehr blutiges Handgemenge, welches mit einer teuer erkauften vollständigen Niederlage der Aufrührer endigte. Hugo schien dadurch unschädlich gemacht, Thietbald verschwand und es verbreitete sich das Gerücht, daß er gefallen sei [Ann. Laubiens. 880 (Scr. IV, 15): Thietbaldus filius Huberti abbatis occiditur ab Heinrico duce, dagegen Hinkmar sagt ausdrücklich: illum (sc. Teutbaldum) in fugam verterunt. Gingins-la-Sarraz (Archiv für schweizerische Geschichte IX, 98) zitiert eine ungedruckte Urkunde aus der Provence: coram inluster vir Teutbold comite. Hugo, der später König von Italien war der Sohn Thietbalds und Berthas (Liudprand, antap. I c. 39, III c. 18; Urkunde Hugos Bouquet IX, 690: memoriale patris mei Teutbald et matris meae Berthae) und Arelatensium seu Provincilium comes.], er fand jedoch eine Zuflucht bei seinem Vetter Boso in der Provence, wo seine Familie später noch zu höchstem Ansehen aufsteigen sollte.



    um 880 oo 1. Berta, illegitime Tochter von König Lothar II. 863 - 8.3.925
    (895/98 2. oo Adalbert II. der Reiche von Lucca - 17.8.915



    Kinder:

    - Boso III. Graf von Arles 885 - 935
    - Theutberga
    oo Werner Graf von Troyes - 6.8.924
    - Hugo der Böse König von Italien 880 - 10.4.947


    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 2,114 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 76 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 131,145 - Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite 63,81,208 - Jahrbücher von Fulda. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1969 Seite 112 - Jahrbücher von St. Bertin. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VI Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1972 Seite 280 - Jahrbücher von St. Vaast. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VI Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1972 Seite 296 - Regino Chronik. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1969 Seite 264 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 390 -

    Theotbald heiratete von Lothringen, Berta um 880. Berta (Tochter von von Lothringen, Lothar II. und Waldrada) wurde geboren in 863; gestorben am 8 Mrz 925. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 11. von Arles, Boso III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 885; gestorben nach 938.
    2. 12. von Arles, Theutberga  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 880/885; gestorben vor 948.
    3. 13. von Italien, Hugo  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 880; gestorben am 10 Apr 947 in Arles [13200],Bouches-du-Rhône,Provence-Alpes-Côte d’Azur,Frankreich.

  2. 7.  von der Provence, Richlindevon der Provence, Richlinde Graphische Anzeige der Nachkommen (4.Richilde2, 1.Boso1) wurde geboren um 850; gestorben am 22 Mrz 929.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Frankreich; Königin von Frankreich
    • Titel/Amt/Status: römische Kaiserin

    Notizen:

    Richilde
    Königin von Frankreich
    römische Kaiserin
    1.8. um 850-22.3.929 (910/14 Schwager)

    Tochter des Grafen Buin von Metz aus dem Hause der BOSONIDEN und der Richardis von Arles, Tochter von Graf Boso

    Werner Karl Ferdinand: Seite 454, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    IV. Generation 43-46
    Für die übrigen Kinder aus der Ehe KARLS mit Richildis läßt sich größere Genauigkeit erzielen. Brandenburg IV, 43-45 kennt nur drei Söhne Richildes, die Zwillinge Pippin und Drogo und den 876 X 10 geborenen, vor Ostern 877 verstorbenen Sohn Karl (vgl. Ann. Bert. zu diesen Jahren). Von einem der Zwillinge unterstellt er, er sei 875 gestorben. Er meint damit die Todesnachricht für einen Sohn Richildes zu 875 III 22/23, übersieht aber, daß die diesbezügliche Nachricht sich auf die Fehlgeburt (aborsu) eines einzelnen Sohnes bezieht, also keinesfalls auf einen der beiden Zwillinge: Ann. Bert. 875, ed. Grat 197, Richildis ... noctu ante quartam feriam Paschae (Nacht vom 22. auf 23. März) aborsu filium peperit qui baptizatus mox obiit. Das Kind hatte zwar noch eine (Not-)Taufe erhalten, aber sein Name wird uns nicht überliefert.
    Was endlich die Zwillinge angeht, so besagt ihr Epitaph MG Poet. lat. 3, 677f., daß sie starben vor der Vollendung ihres ersten Lebensjahres. Ausgehend von der Brandenburg noch unbekannten Tatsache, daß Rothild das (älteste Kind aus der Ehe KARLS mit Richildis ist, läßt sich die Folge der Kinder in den wenigen Jahren bis KARLS DES KAHLEN Tod recht genau rekonstruieren: Ende 869/Anfang 870 begann die Verbindung KARLS mit Richilde, etwa 871 wurde Rothild geboren, 872/73 die Zwillinge Drogo und Pippin, die binnen Jahresfrist, 873/74, starben; im März 875 wurde der Sohn unbekannten Namens geboren, der alsbald starb, und im Oktober 876 jener Karl, der 877 starb.

    Treffer Gerd: Seite 50-52, "Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert)"
    Richhilde - die Streitbare
    * um 845, + 2. Juni 910

    Zweite Gemahlin KARLS II. DES KAHLEN (* 823, König 843-877; Kaiser 875) Heirat: 22. November 870

    KARL geht schon auf die Fünfzig zu. Seine erste Frau Irmintrud ist am 6. Oktober 869 gestorben. Am 22. November 870 heiratet er Richilde, Tochter des Grafen der Ardennen, und über ihre Mutter Richeut d'Arles eine Südländerin. Sie ist 25. Sie wird nicht nur diesen König, sondern auch den nächsten, ihren Stiefsohn Ludwig überleben. Schon einmal hatte ein zweite Frau die Thronfolge durcheinandergewirbelt - KARL DER KAHLE selbst war der Anlaß dafür gewesen. KARL mag die Gefühle seines älteeste Sohnes aus erster Ehe, Ludwig, wohl nachempfunden haben, als er diese junge Frau wählt. Um es vorweg zu nehmen: Richhilde wird fünf Kinder haben: zwei Mädchen, drei Jungen. Sie werden alle früh sterben. In die Thronfolge wird sie nicht durch eigene Kinder, sondern durch eigenes Handeln eingreifen.
    875 stirbt Ludwig der Deutsche - König von Italien und Kaiser -, Richhildes Schwager [Ludwig der Deutsche war zwar der Schwager Richildes, aber nie Kaiser. Hier liegt eine Verwechslung mit dem 875 verstorbenen Kaiser LUDWIG II., Sohn von Kaiseser LOTHAR I., vor.]. KARLS politischer und militärischer Ehrgeiz erhält dadurch plötzlichen Auftrieb. Sein Ziel ist die Herrschaft über das fränkische Gesamtreich. Er besetzt die Provence, zieht nach Rom. Papst Johannes VIII. salbt und krönt ihn am Weihnachtstag 875. KARL DER KAHLE ist nun ein neuer KARL DER GROSSE - auch wenn der Kaisertitel ein wenig illusorisch erscheint. Er versucht in der Folge das O-Reich zu erobern, wird aber am 8. Oktober 876 am Rhein von den Söhnen seines Bruuders Ludwigs des Deutschen geschlagen [Richtig ist: Er wurde nur von Ludwig III. dem Jüngeren besiegt.]. Für seine Kriegszüge braucht er die Hilfe einflußreicher Gutsherren. Einerseits möchte er sie gerne kleinhalten, weiß, daß sies ein Reich zzu jeder Zeit in blutige Bürgerkriege stürzen können. Andererseits braucht er sie. Diese Situation mündet 877 in das Kapitular von Quierzy; der Kaiser erkennt offiziell das entstehende Lehensystem, die Erblichkeit der Lehen an. Für lange Zeit ist damit die Königsmacht begrenzt.Im selben Jahr sieht Kaiserin Richilde ihren Mann wieder in den Krieg ziehen, diesmal gegen die Sarazenen, die die päpstlichen Staaten bedrohen - getreu der Mission als Beschützer des Papstes, die sich sein Großvvater KARL DER GROSSE gesetzt hatte. Während der Abwesenheit ihres Gemahls wird die Königin zur Leitfigur einer der zwei Parteien, die um die Macht am Hofe kämpfen. Auf der einen Seite die Freunde ihres Stiefsohnes Ludwig, die ungeduldig "mit den Hufen scharren". Auf der anderen die Partei der Königin, die diesem unruhigen, glanzlosen, stammelnden, angekränkelten Thronfolger feindsam gegenübersteht. Ludwig ist eine turbulente Persönlichkeit. Er ist häßlich. Er liebt seine Stiefmutter nicht - und sie empfindet nicht anders.
    Dennoch: Ludwig ist so umtriebig, so bedrohlich, daß der Kaiser sich veranlaßt sieht, eilig Italien zu verlassen, um in seinem Reich nach dem Rechten zu sehen [Dem Autor ist dabei sicher entgangen, daß sich KARL DER KAHLE, von seinen eigenen Vasasallen im Stich gelassen, ebenso wie der Papst vor König Karlmann von Bayern, der mit einem riesigen Heer in Italien erschienen war, auf der Flucht befand.]. Als er den Mont-Cenis quert, befällt ihn die Ruhr. Er stirbt am 6. Oktober 877 in eineer Bauernhütte in den Alpen zu Aurieux. Richhilde ist nach knapp siebenjähriger Ehe Witwe. Man sieht auf sie: Was wird die Kaiserin tun? Wird sie ihren Stiefsohn Ludwig im Kampf um die Krone unterstützen? Richhilde bleibt in ihrem Lager. Sie kann nicht einfach zu Ludwigs Leuten übergehen. Außerdem träumt sie insgeheim davon, iherem Bruder, Herzog Boso, zum Thron ihres verstorbenen Mannes zu verhelfen. Sie merkt abe rasch, daß die - mit Ludwig - Unzufriedenen ihr nur geschmeichelt haben, um sie von diesem zu trennen. Sie fürchtet, durch eine offene Parteinahme ihren Bruder in Gefahr zu bringen. So schließt sie sich ihrem Stiefsohn an und zögert nicht, KARLS Testament zu veröffentlichen, in dem Ludwig als Thronerbe bestimmt istt. Um dieser Enthüllung Gewicht zu veriehen, übergibt sie Ludwig feierlich das Schwert KARLS DES GROSSEN, die Krone, das Zepter, den königlichen Mantel ... Die Geste der Kaiserin-Witwe ist ausschlaggebend. Ludwig II., Ludwig der Stammler, wird im Dezember 877 in Compiegne vom Reimser Erzbischof gesalbt. Im Jahr darauf wird er von Papst Johannes VIII. persönlich gekrönt, der seine Hilfe gegen die Sarazenen benötigt und erwartet.
    Richhilde hat Ludwig unterstützt, ihm auf den Thron geholfen. Sie darf, glaubt sie, in dankbarerer Gegenleistung seine Unterstützung erwarten. Ihre Hoffnungen stürzen ein: am 12. April 879 stirbt Ludwig. Die Intrigen im Hause der Franken nehmemen zu. Im Oktober gelingt es Richildes Bruder Boson, sich zum König der Provence wählen zu lassen, von den Auseinandersetzungen zwischen dem König der Sachsen und Ludwigs Nachfolgern - Ludwig und Karlmann - profitierend. Richhilde hat bei Bosonns Wahl natürlich mitgeholfen. Kann man der immer weiter vom Thron rückenden Kaiserin-Witwe diesen Familiensinn verdenken? Andererseits berufen sich die anderen Herzöge im Reich auf diesen Präzedenzfall, um auch für sich Autonomie zu fordern. Und so ist durch die Kaiserin die von Kaiser KARL DEM GROSSEN gewünschte Einheit des mächtigen Territoriums in Frage gestellt. bei Hofe ist Richhilde umstritten. Die Kaiserin-Witwe zieht sich zu ihrem Bruder in die Provence zurück. Hier im S hat sie über ihre Mutter ihre Wurzeln. 30 Jahre lang lebt sie dort in Zurückgezogenheit. Sie stirbt am 2. Juni 910 mit fast 65 Jahren.

    Fleckenstein Josef: Seite 110, "Über die Herkunft der Welfen und ihre Anfänge in Süddeutschland" in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen und frühdeutschen Adels

    Richilde, Gemahlin KARLS DES KAHLEN, eine Tochter Bivins, des Laienabts von Gorze und Schwester Bosos von Vienne verfügte über Besitzungen um Verdun, im Calmenzgau wie im Gau Charpeigne.

    Konecny Silvia: Seite 136-138, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Durch seine zweite Gattin Richilde verband sich KARL DER KAHLE 869 jenem Geschlecht, das seit dem "Ehestreit" Lothars II. im westfränkischen Reich an Bedeutung gewonnen hatte. Richilde war eine Verwandte Theutbergas, der verstorbenen Gattin Lothars II.Verglichen mit der Ehe KARLS mit Ermentrud, die 865 zu einer versöhnlichen Haltung im "Ehestreit" geraten hatte, bedeutete die Verbindung mit Richilde eindeutig eine Herausforderung LUDWIGS II., der nach Lothars Tod der letzte Exponent der karolingischen Linie im Mittelreich war. Der Zeitpunkt für diese Politik war gut gewählt, denn 869 befand LUDWIG II. sich in kriegerischen Auseinandersetzungen mit Benevent. KARL DER KAHLE entschied sich schrittweise zu einer imperialen Polittik, bei der die BOSONIDEN Hilfestellung leisten sollten und dementsprechend auch selbst an macht gewannen. Die Bindung KARLS an Richilde erfolgte parallel zum Aufstieg der BOSONIDEN und durchlief verschiedene rechtliche Stadien. Im Jahre 869 nahm KARL DER KAHLE Richilde zunächst zur Konkubine. Wenn dies auch mit Ungeduld betrieben und einer annalistischen Erwähnung für wert befunden wurde, so handelte er sich doch zunächst um die Äußerung einer "Willkür" des Herrschers, die an die spätäten Konkubinate KARLS DES GROSSEN erinnerte. Schon im folgenden Jahr wandelte KARL DER KAHLE seine Verbindung mit Richilde allerdings in eine Vollehe um. Eine Krönungszeremonie unterblieb bei diesem Anlaß jedoch allem Anschein nach, und KARL DER KAHLE stellte sich formalrechtlich nun selbst auf jenen Standpunkt, den er in den Eheangelegenheiten Lothars II. bestritten hatte. Er behauptete die Rechtmäßigkeit seiner Ehe mit Richilde auf Grund von Dotation und Verlobung, die 870 geschahen.
    In den folgenden Jahren nahm der politische Einfluß Richildes in außerordentlichem Maße zu. Die Stellung KARLS als Kaiser teilte Richilde schließlich mit ihrem Gatten, und zwar sowohl im Titel als auch in der Teilhaberschaft an den Herrschaftsinnsignien. In den letzten Jahren seiner Herrschaft scheint KARL DER KAHLE überdies stark auf einen Sohn von Richilde gehofft zu haben. Von einem solchen erwartete der Kaiser wohl eine positive Wirkung auf die Einheit seines Reiches, die immer mehehr bedroht war. Schließlich kam es, da ein Sohn Richildes nicht am Leben blieb, zu einem unzureichenden Ersatz der Bekräftigung des Bündnisses zwischen dem westfränkischen König und den BOSONIDEN. Richilde überbrachte zwar ihrem Stiefsohn Ludwig dem Stammler die Herrschaftsinsignien ihres verstorbenen Gatten und designierte ihn so zum Nachfolger. Die BOSONIDEN betrieben aber im folgenden eine recht eigenständige Politik, die sich auch gegen die Interessen Ludwigs des Stammlers richtete.
    An der Ehe KARLS DES KAHLEN und Richildes ist vor allem auch die Form des Eheschlusses bemerkenswert. Im "Ehestreit" Lothars II. und bei der Krönung seiner Tochter Judith hatte KARL DER KAHLE sich auf den Standpunkt gestellt, die Krönung sei das vorzügliche Kriterium einer königlichen Vollehe. Nach dem Ableben des Kaisers fand dieser Rechtsstandpunkt seinen Niederschlag, als der Kröungsordo für die Königin 877 die endgültige Fassung erhielt. So darf KARLS Ehe mit Richilde, deren Rechthtmäßigkeit sich 870 auf Dotation und Verlobung begründete, zwar als eine Handlung betrachtet werden, die den zunehmenden Forderungen der BOSONIDEN entsprach, nicht jedoch als eine völlige Abkehr des Herrschers von seiner Freiheit in der Wahl der Eheform. Erst bei dessen Kaiserkrönung war Richilde mitbeteiligt, was wohl der Bedeutung bei der Erlangung des Kaisertums entsprach.

    Riche, Pierre: Seite 241,245,250, "Die Karolinger. Eine Familie formt Europa."

    Genau am Tage der Kaiserkrönung in Rom hatte Ludwig der Deutsche Quartier in Attigny bezogen. Dank der Bemühungen Hinkmars und er Königin Richildis wurde er aber von den Großen wenig freundlich aufgenommen und zur Rückkher in sein Teilreich genötigt.
    KARL verließ das Königreich in Begleitung seiner Gemahlin, in Vercelli wurde er vom Papst empfangen. Man erfuhr aber, daß Karlmann über den Brenner heranzog, um den Kaiser den Weg abzuschneiden. KARL zog sich über den Po nach Süden zurück, ließ Richildis zur Kaiserin krönen und wartete ungeduldig auf die Ankunft von Verstärkungen aus W-Franken.
    Die Vermittlungsbemühungen Hinkmars und der Kaiserin-Witwe Richildis, die den jungen König seine Herrscherinsignien überbrachte, ermöglichten am 8. Dezember 877 die feierliche Krönung in Compiegne.

    Schieffer, Rudolf: Seite 163,168, "Die Karolinger"

    Im Vollgefühl des Erfolges feierte er Anfang 870 in Aachen die Hochzeit mit seiner zweiten Gattin Richilde, einer Nichte Theutbergas und Hukberts, die an die Stelle der 869 gestorbenen Irmintrud trat und deren Bruder Boso von nun an bei KARL eine wesentliche Rolle spielen sollte.
    Dazu kam die Abneigung der Kaiserin Richilde, die nach zwei im Säuglingsalter verstorbenen Söhnen weiterhin KARL einen Erben und damit eine dynastische Alternative zu Ludwig hoffte schenken zu können.

    Dümmler, Ernst: Band II Seite 36,39,44,48,53-55,69,670, Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865

    Er schickte neue Anerbieten an KARL, die dieser, der auf die Nachricht von Ludwigs Rheinübergange stromaufwärts vielleicht bis Sinzig zog und seine schwangere Gemahlin nach Hestal schickte, anscheinend günstiger aufnahm als die frühere Botschaft. Die Niederlage des Feindes (8. Oktober 876) war so vollständig wie möglich, das ganze Heer aufgelöst. Als Flüchtling langte der Kaiser in Lüttich an, wo der Bischof Franko und der Abt Hilduin zu ihm kamen und ihm die tröstliche Nachricht brachten, daß seine Gemahlin Richilde, die er unter ihrer Hut nach Herstal geschickt hatte, von dort fliehend auf dem Wege von einem Knäblein genesen sei.
    Ludwigs Erbrecht aber drohte noch immer Gefahr, sobald die Kaiserin Richilde, wie ihr Gatte sehnlichst wünschte, wiederum eines Knaben genas, dessen Bevorzugung vor dem ungeliebten älteren, mit einem körperlichen Gebrechen behafteten Sohne sich mit Sicherheit voraussehen ließ. Für diesen Fall wurde die Teilung ausdrücklich vorbehalten.
    Noch mehrere Wochen nach dem Schlusse des Reichstages von Quierzy verlebte der Kaiser in seinem alten Reiche mit den Vorbereitungen zum italienischen Feldzuge beschäftigt, deren wichtigse darin bestand, Geld auf jede Weise zusammen zu scharren. Im Juni finden wir ihn in Compiegne und Soissons, im Juli in Ponthiou und Langres, am 11. August befindet er sich bereits in Bisanz, auf der Straße nach Italien. Ihn begleitete seine Gemahlin Richilde und ein wohl nicht sehr zahlreiches Gefolge, da ein großer Teil der Vasallen erst später zu ihm stoßen sollte; um so größere Schätze an Gold, Silber und anderen Kostbarkeiten nebst vielen Rossen führte er mit sich.
    So gingen den Kaiser und Papst, da sie sich in Pavia nicht mehr ganz sicher fühlen mochten, zunächst über den Po nach Tortona zurück, wo Richilde von Johann VIII. zur Kaiserin gekrönt wurde [Nur Hinkmar berichtet ausführlicher von diesem Rückzuge, der Aufenthalt in Tortona scheint ein paar Tage gedauert zu haben.].
    Während Johann bitter enttäuscht die Straße nach Rom einschlug, folgte der Kaiser gänzlich entmutigt seiner Gemahlin nach, die mit den Schätzen gleich nach ihrer Krönung, nach St. Jean de Maurienne am Fuße der Alpen schon vorausgeeilt war.
    In einem Weiler im Tale des Arc mußte Halt gemacht werden, dorthin wurde schleunig Richilde entboten, um den letzten Willen ihres Gemahls in Empfang zu nehmen, der sie verpflichtete, ihrem Stiefsohn Ludwig die Reichsinsignien und das Reich zu übergeben. In ihren Armen verschied KARL, elf Tage nachdem er jene Arznei eingenommen am 6. Oktober, von den Wänden einer elenden Hütte umgeben.
    Richilde, in allen ihren Besitzungen bestätigt, überbrachte Ludwig dem Stammler seines Vaters letzten Willen und die Kroninsignien.
    Neben Frauen wie Engeltrud und Waldrada, die durch frechen Ehebruch den Völkern ein Ärgernis gaben, stehen andere von zweifelhaftem Rufe wie Judith und Richilde, die sich vorzugsweise von den Eingebungen der Herrschsucht leiten lassen [Die Kaiserin Richilde, die im Jahre 910 noch am Leben war (siehe ihre Urkunde Hist. de Metz IV, 52) erregte als Witwe durch ihren Wandel Anstoß.].


    12.10.869 oo 2. KARL II. DER KAHLE Westfränkischer König 13.6.823-6.10.877

    Kind
    - Rothild 871-22.5.928/29
    890 oo Rotger Graf von Maine - 31.10.900

    Literatur:
    Black-Veldtrup, Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien, Böhlau Verlag Köln 1995, Seite 103,136 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865, Band II Seite 36,39,44,48,8,53-55,69,670 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 23,41,171 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 27,226,244 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischchen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 136-138 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 240,245,250,392 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 163,168,171 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 58 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994, Seite 39,70 Anm. 336 -

    Geburt:
    1.8.

    Richlinde heiratete von Franken, Karl II. am 12 Okt 869. Karl (Sohn von von Franken, Ludwig I. und Judith) wurde geboren am 13 Jun 823 in Frankfurt am Main [60311],Hessen,Deutschland; gestorben am 6 Okt 877 in Avrieux [73500],Savoie,Rhône-Alpes,Frankreich; wurde beigesetzt in Nantua [01130],Ain,Rhône-Alpes,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 14. von Franken, Rothild  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 871; gestorben in 928/929.

  3. 8.  von Valence, Radbert Graphische Anzeige der Nachkommen (4.Richilde2, 1.Boso1) gestorben um 879.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 859-879, Valence [26000],Drôme,Auvergne-Rhône-Alpes,Frankreich; Bischof von Valence (859-879)

    Notizen:

    Name:
    Ratbert, Robert


  4. 9.  von Burgund, Richard I. Graphische Anzeige der Nachkommen (4.Richilde2, 1.Boso1) wurde geboren um 850; gestorben am 1 Sep 921; wurde beigesetzt in Sens [89100],Yonne,Burgund,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 876-921, Autun [71400],Saône-et-Loire,Burgund,Frankreich; Graf von Autun
    • Titel/Amt/Status: 900-921, Burgund,Frankreich; Herzog von Burgund

    Notizen:

    Richard I. der Gerichtsherr
    Herzog von Burgund (900-921)
    Graf von Autun (876-921)
    um 850?-1.9.921 Begraben: Ste-Colombe-les-Sens

    Sohn des Grafen Buvinus, Abt von Gorze und der Richardis von Arles, Tochter von Graf Boso; Bruder Bosos von Vienne und Schwager des Königs KARL II. DER KAHLE

    Lexikon des Mittelalters: Band VII Spalte 813

    Richard ‚der Justitiar‘, Herzog von Burgund
    + 1. September 921 Begraben: Ste-Colombe-les-Ses

    Sohn des Grafen Biwin, eines entfernten Nachfahren von Karl Martell (BOSONIDEN), Bruder von Richilde, Gemahlin Kaiser KARLS DES KAHLEN, und des Königs Boso

    Richard tritt 876 als Graf in Erscheinung, ist als missus in Italien belegt (877), nahm an der Wahlversammlung für Boso teil, verband sich dann jedoch mit König Karlmann, der ihm die Grafschaft Autun und die Abtei St-Symphorien übertrug (880). Unbekannt ist, ob er an der Belagerung von Vienne beteiligt war, doch wurde seine Schwägerin, die Gemahlin Bosos, seiner Obhut unterstellt. 887 oder 888 heiratete er Adeleidis, die Tochter des WELFEN Konrad II., und folgte Hugo Abbas, dem Bruder Konrads II., als Graf von Auxerre und Laienabt von Ste-Colombe nach. 888 ererbte er 'honores' seines Bruders Boso (+ 887) und fungiert aals Oberbefehlshaber einer Mark (doch trägt er den Titel 'comes et marchio' erst später). Nach der Absetzung KARLS DES DICKEN unterstützte er seinen Neffen LUDWIG bei der Inbesitznahme des Königreiches Provence (890), verbündete sich mit Odo (891), dann mit Karl dem Einfältigen, zu dessen wichtigsten fideles er zählte; bei alledem vermied er es aber, sich in die Konflikte des W-Frankenreiches zu verstricken, und baute seine Macht in dem Teil Burgunds, der zur Francia occidentalis gehörte, geschickt aus. Unterstützt vom Grafen Manasses, der Richards Nichte heiratete, brachte Richard dessen Bruder auf den Bischofssitz von Autun, ließ den Bischof Tedbald von Langres blenden und den Erzbischof von Sens gefangensetzen; auch verfügte er über den Bischofssitz von Auxerre. Er unterwarf die Grafschaften Nevers und Troyes. Seine Siege über die Normannen bei Argenteuil und St-Florentius (892,898) sowie Chartres (911), sein Reichtum und sein Ansehen als 'Jusitiar' verschafften ihm eine Autorität, die den Titel 'dux', den er seit ca. 918 führte, legitimierte; er sah sich in der Lage, die Herzogswürde an seinen älteren Sohn Rudolf (Raoul) weiterzugeben, wohingegen sein jüngerer Sproß, Hugo der Schwarze, die Grafschaften 'jenseits der Saone' ('Outre-Saone') erwerben sollte. Richard 'der Justitiar' hat somit das Herzogtum Burgund begründet.

    Literatur:
    M. Chaume, Les origines duduche de Bourgogne, 1925 - E. Hlawitschka, Die verwandtschaftlichen Verbindungen ... (Fschr. P. Acht, 1976) - K. F. Werner, La genese des duches en Franche et en Allemagne, Sett. cent. it., 1981 - Ders. Un poeme contemporain ..., Annales de Bourgogne 58, 1986.

    Thiele Andreas: Band II Teilband 1 Tafel 97, "Erzählende genealogische Stammtafeln"

    Als Schwager KARLS II. wurde er Graf von Autun, um 880 Herzog von Burgund, Lehnsherr über Auxerre, Macon, Nevers, Chalons, Duesmois, Alesia, Attuyer und andere Gebiete. Wegen gleicher Interessen im Rhonegebiet geriet er mit seinem Bruder und seinen Neffen in Streit und stützte sich besonders auf die Grafen von Chalon und Troyes, die er sehr förderte. Er unterstützte die KAROLINGER und übte zeitweilig eine Art Vormundschaft über Karl III. aus, was ihm die Feindschaft der ROBERTINER und der Grafen von Vermandois einbrachte. 894 ließ er durch seine Vasallen den Bischof von Langres blenden und unterwarf das Bistum, 895 nahm er den Erzbischof von Sens gefangen und gewann durch Verrat dessen Stadt. Richard gewann Troyes, Tonnerre, Langres und Sens dazu und sein Herrschaftsgebiet, verstärkt durch den Besitz großer Klöster, die er als Laienabt regierte, erstreckte sich schließlich von Macon und Chalon im Süden über Autun und Dijon, Auxerre und Langres bis nach Sens und Troyes im Norden. Er baute somit den mächtigsten französischen Teilstaat auf. 892 und 898 wehrte er die Normannen erfolgreich ab, 911 besiegte er im Bunde mit Robert von Neustrien und Graf Ebal von Poitou die Normannen bei Chartres und machte so Burgund zum sichersten Land Frankreichs. 910 stiftete Wilhelm I. von Aquitanien in Burgund das Kloster Cluny, das zum Ausgangspunkt der weitreichendsten Reformbewegung wurde.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 467,470, "Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

    Dies war die Folge einer weiteren Vertragsklausel von größter Bedeutung: Odo sanktionierte tatsächlich die Stellung, die Richard seit den Jahren 894 und 895 im regnum Burgundiae erreicht hatte. So bezeichnete man den Teil des fränkischen Teilreichs Burgund, der 843 an W-Franken gefallen war. Robert und Richard erscheinen nach 898 in den Urkunden Karls III. mit dem Titel marchio.
    Die princeps konnten sich dabei eine dauerhafte Legitimität sichern, denn ihr Erfolg kam dem ganzen Land und seinen Bewohnern zugute. Bei Argenteuil-sur-Armancon nahe Tonnerre überraschte Richard von Burgund am 28. Dezember 898 die Normannen, die gerade mehrere Klöster geplündert hatten - Beze, Sainz-Florentin, Saint-Vivant. Er konnte ihnen eine schwere Niederlage beibringen, weil er eine neue Taktik anwandte: Verfolgung der Normannen auf ihrem Marsch durch Elitereiter und Übergang zum Angriff, sobald der Feind mit Beute beladen war.
    Der Sieg war ein Vorspiel des Triumphs, den die vereinigten Streitkräfte der Fürsten im Jahr 911 vor Chartres erringen konnten. Diesmal funktionierte die Nachrichtenübermittlung zwischen den wichtigsten fränkischen Anführern tadellos. Die Zusammenarbeit zwischen diesen Fürsten gegen den Reichsfeind war gewährleistet. Chartres, dessen Verteidigung Bischof Gauciolenus (Gauzhelm) heldenhaft leitete, wurde von einem starken normannischen Heer belagert. Am 20. Juli 911 erfolgte der Gegenangriff der zu Hilfe gerufenen und konzentrisch vereinigten Streitkräfte der Markgrafen Robert von Neustrien und Richard von Burgund, den sein mächtiger Vasall Manasses begleitete; außerdem beteiligten sich noch die Leute des Grafen Ebalus von Poitiers. 6.000 Normannen fielen im Kampf. Kein Zweifel, diese Schlacht zählt zu den wenigen, denen wirklich historische Bedeutung zukommt.

    Dümmler Ernst: Band II Seite 116,146,210,332,383,405, "Geschichte des Ostfränkischen Reiches"

    Nach diesem Abkommen nahm Boso die Grafschaft Autun in Besitz, um sie dann seinem Bruder Richard zu überlassen, zog sich aber bald darauf selbst ganz von der Entscheidung über das W-Reich zurück.
    Wahrscheinlich unterwarf sich jetzt ohne weiteren Widerstand auch Bosos leiblicher Bruder, der Graf Richard von Autun, da wir ihn etwas später mit dem König Karlmann ausgesöhnt finden.
    Im Sommer 882 eröffnete endlich Karlmann in eigener Person die Belagerung Viennes von neuem, während gleichzeitig ein italienischer Graf Berard, des Bonifacius Sohn, wahrscheinlich auf Befehl des Kaisers, Boso in seinem Gebiet bedrängte. Diesmal nun führte die Einschließung wirklich zum Ziele: das feste Vienne, von Anfang an einer der Hauptsitze der Macht des Usurpators ergab sich im September, Irmingard, die Gemahlin Bosos und ihre Tochter Engeltrud nahm sein Bruder Richard unter seinen Schutz und führte sie nach Autun.
    Sein Oheim, der Herzog Richard von Burgund, obschon Untertan des Königs Odo und seine Mutter Irmingard, eine Frau von männlichem Scharfsinn sollten im Verein mit den Großen zunächst statt seiner kindlichen Arme das Steuer des Staates lenken.
    Nach Ostern (8. April) rückten Fulko und Heribert mit ihrem kleinen König gegen Odo ins Feld, während von der anderen Seite Herzog Richard von Burgund und die Grafen Wilhelm von Aquitanien und Adhemar von Poitou mit starker Mannschaft ihnen begegneten. Für diesmal kam es indessen zu keiner Entscheidung, da Odo Unterhandlungen anknüpfte.
    Die Hilfsschar, die ARNOLF im verflossenen Jahre durch seine lothringischen Vasallen dem kleinen König Karl mitgab, kehrte unverrichteter Dinge zurück und bald mußte dieser in Burgund bei dem Herzog Richard eine Zuflucht suchen, während sein Gegner Francien beherrschte und ihn auch in Burgund noch zu beunruhigen suchte. Ein trauriger Zustand der Verwilderung riß durch diese Spaltung in zwei feindliche Heerlager im W-Reich ein. Da geschah es, daß der Bischof Teutbald von Langres von Richard, seinem Vertrauten, dem Grafen Manasses und Rampo, einem Verwandten Fulkos von Reims überfallen und geblendet wurde. Die ersteren beiden bemächtigten sich später auch der Stadt Sens (8. Juni 895) und nahmen den Erzbischof Walther gefangen, von dessen Hand Odo einst zum Könige gesalbt worden. Wegen dieses Frevels, der von der Partei Karls ausging und gegen Anhänger Odos gerichtet war, wurde von dem Papst über die vornehmen Missetäter der Bann verhängt.

    Ehlers Joachim: Seite 20-22, "Die Kapetinger"

    Als ARNULF im Jahr darauf Karl den Einfältigen anerkannte, brach die robertinische Position in Burgund zusammen, wo Graf Richard von Autun die Anhänger Odos, allen voran den Erzbischof Walter von Sens, auf seine Seite zwang und eine herzogsähnliche Stellung erreichte.
    Das zeigt der Chartres gemeinsam errungene Sieg Roberts von Neustrien, Richards von Burgund und des Grafen Ebalus von Poitiers über ein großes Normannenheer im Juli 911.
    Eine gewisse Kontinuität der Umstände bei der westfränkischen Königserhebung zeigt sich daran, daß schon Odo 888 von einem entsprechenden Wählerkreis erhoben worden war und erst anschließend die Zustimmung Richards von Burgund und der Aquitanier gewonnen hatte.

    Kienast, Walther: Seite 85, "Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland (9. bis 12. Jahrhundert)"

    Der Begründer des Herzogtums Burgund ist Richard le Justicier, "der Gerichtsherr" (+ 921). Im Jahre 876 erscheint er als Graf, wohl von Sens; 880 befindet er im Besitz des großen Comitats Autun, dem Kerngebiet des späteren Herzogtums; 894 läßt er durch seine Vasallen den Bischof von Langres blenden und unterwirft sich das Bistum; 895 nimmt er schließlich den Erzbischof von Sens gefangen und gewinnt durch Verrat seine Stadt. Schließlich erstreckt sich sein Herrschaftsgebiet, verstärkt durch den Bsitz großer Klöster, die er als Laienabt regiert, von Macon und Chalon im S über Autun und Dijon, Auxerre und Langres bis nach Sens und Troyes im Norden. Richard ist der Bruder Bosos von Vienne, des Verräters, der das Königreich Provence dem legitimen KAROLINGER entriß und, der erste Usurpator gegen einen Nachkommen KARLS DES GROSSEN, sich die Krone aufs Haupt setzte. Die Anfänge Richards, der dem W-Frankenherrscher die Treue hielt, wurden dadurch begünstigt, daß der König gezwungen war, die Macht des Grenzgrafen gegen Boso zu stärken. Den weiteren großartigen Aufstieg verdankte er allein seinem unzähmbaren Ehrgeiz, seiner rückhaltlosen Tatkraft und seiner Kunst der Menschenbehandlung, die eine Reihe tüchtiger Vasallen mit dem eigenen Schicksal verband und auf seiner Seite festhielt. Siegreiche Abwehr der ins Land gedrungenen Normannen (892 und 898), dann die schwere Niederlage, die er ihnen zusammen mit Robert dem Tapferen von Franzien und dem Grafen Ebles von Poitou bei Chartres 911 zufügte, bedeckte seinen Namen mit Ruhm und verlieh seinem Gewaltregiment ein höheres Recht.
    Wir haben drei einschlägige Urkunden aus seiner späteren Zeit, als er seine Herrschaft bereits über eine Anzahl burgundischer Grafschaften ausgedehnt hatte: eine Notitia für die Abtei Montieramey signiert er als comes, eine Gerichtsurkunde heißt ihn nobilissimus nmarchio und erst 918 lautet die Intitulatio eines Originals: Richardus comes et dux Burgundiae. Dieser erste Beleg für dux ist zugleich durch den Zusatz Burgundiae zum Titel ein sicheres Zeugnis für dessen Erweiterung, welche den feudalen Herzog im Gegensatz zum karolingischen Amtsherzog kennzeichnet.



    oo Adelheid von Auxerre, Tochter des Grafen Konrad II. um 870- nach 929 Schwester König Rudolfs I. von Hoch-Burgund

    Kinder:
    - Rudolf Herzog von Burgund vor 890-14./15.1.936
    - Hugo I. der Schwarze - 17.12.952
    - Boso Graf von Vitry - 13.9.935
    - Irmgard
    oo Giselbert Graf von Chalon-sur-Saone - 8.4.936
    - Richilde
    948/55 oo Leotald II. Graf von Burgund-Macon - 17.9.965
    - Adelheid
    oo Reginar II. von Hennegau



    Literatur:
    Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 116,146,210,332, 383,405,435 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 20-22 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 29,36,49 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 23,41,171 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 86,91,95-98,106,118,133-135,139-141, 151,216,241,244-249 - Kienast, Walther: Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland (9. bis 12. Jahrhundert), R. Oldenbourg Verlag München-Wien 1968 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 275,278,289 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 176,199, 204 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 78,80 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 98,159,234 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 467, 470,483,490, 493 -

    Geburt:
    ?

    Begraben:
    Abtei Sainte-Colombe

    Familie/Ehepartner: von Auxerre, Adelheid. Adelheid (Tochter von von Auxerre, Konrad II. und Adelais) wurde geboren um 870; gestorben nach 929. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 15. von Burgund, Rudolf I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren vor 890; gestorben in Jan 936 in Auxerre [89000],Yonne,Burgund,Frankreich; wurde beigesetzt in Sens [89100],Yonne,Burgund,Frankreich.
    2. 16. von Burgund, Hugo I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 890; gestorben am 17 Dez 952; wurde beigesetzt in Besançon [25000],Doubs,Franche-Comté,Frankreich.
    3. 17. von Burgund, Boso  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 890/895; gestorben am 13 Sep 935.
    4. 18. von Burgund, Irmgard  Graphische Anzeige der Nachkommen
    5. 19. von Burgund, Richilde  Graphische Anzeige der Nachkommen

  5. 10.  von Vienne, Boso Graphische Anzeige der Nachkommen (4.Richilde2, 1.Boso1) wurde geboren in 825/828; gestorben am 11 Jan 887; wurde beigesetzt in Vienne [38200],Isère,Rhône-Alpes,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Autun [71400],Saône-et-Loire,Burgund,Frankreich; Graf von Autun
    • Titel/Amt/Status: Vienne [38200],Isère,Rhône-Alpes,Frankreich; Graf von Vienne
    • Titel/Amt/Status: Provence,Frankreich; Herzog von der Provence
    • Titel/Amt/Status: Italien; Herzog von Italien
    • Titel/Amt/Status: 879-887, Burgund,Frankreich; König von Nieder-Burgund

    Notizen:

    König Boso (links) mit dem heiligen Stephan
    Fragment eines Freskos aus dem 12. Jahrhundert aus der Abtei Saint-Fortunat bei Charlieu, fiktive Darstellung

    Darstellung König Boso (links) mit dem heiligen Stephan



    Boso

    König von Nieder-Burgund (879-887)
    Herzog von Italien und der Provence
    Graf von Vienne und Autun
    825/28-11.1.887 Begraben: Vienne, Kathedrale St. Mauritius

    Sohn des Grafen Buvin von Metz, Abt von Gorze und der Richardis von Arles, Tochter von Graf Boso

    Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 477

    Boso von Vienne, König der Provence 15.10.879-7.1.888
    + 11. Januar 888 Begraben: Vienne, Kathedrale St. Mauritius

    Sohn des lothringischen Grafen Biwin, Neffe des Laienabtes Hukbert von St-Maurice d’Agaune und der Gemahlin Lothars II., Theutberga, sowie Bosos, eines Grafen in Italien, stieg durch die Vermählung seiner Schwester Richilde mit KARL DEM KAHLEN (22. Januar 870) im Dienst des Königs zu hohen Ehren auf. 869 erhielt Boso von Vienne die Abtei St-Maurice zugesprochen, 870 setzte ihn KARL an Stelle des verdrängten Grafen Gerhard ("von Rousillon") als Grafen von Vienne ein, 872 bestellte er ihnn zum Kämmerer und magister ostiariorum für seinen Sohn Ludwig, den Unterkönig von Aquitanien, übertrug ihm die Verwaltung dieses Reiches und gab ihm honores des Grafen Gerhard von Bourges. Im Herbst 875 begleitete Boso KARL nach Italien und erhielt wohl zu dieser Zeit die Provence. Auf der Reichsversammlung in Pavia (Februar 876) zum Herzog, sacri palatii archiminister und missus für Italien bestellt und mit der Herzogskrone bekrönt, hatte Boso eine vizekönigliche Stellung inne, die durch seine Vermählung mit Ermengard, der Tochter LUDWIGS II., noch erhöht wurde. 877 gehörte Boso zu jenen westfränkischen Großen, die KARLS zweiten Italienzug mißbilligten, sich gegen den Kaiser verschworen und nach dessen Tod (6. Oktober 877) den Nachfolger Ludwig II. den Stammler zur Anerkennung ihrer Herrschaftsrechte zwangen. 878 begleitete Boso Papst Johannes VIII. zur Synode nach Troyes (September), auf welcher der Papst König Ludwig II. um Unterstützung in Italien bat. Johannes VIII. erkor Boso zum filius adoptivus, scheint aber nicht ihn, sondern Ludwig II. zum Kaiserkandidaten nominiert zu haben (J. Fried). Beim Tode Ludwigs II. (10. April 879) unterstützte Boso mit anderen westfränkischen Großen die alleinige Nachfolge des ältesten Sohnes, Ludwigs III., doch sagte er sich schließlich, legitimistische Gründe vorschützend, von den beiden Söhnen Ludwigs II. los. Im Juli 879 nannte er sich, seine unabhängige Stellung damit umschreibend: "Boso Dei gratia id quod sum" (Poupardin, Actes, Nr. 16). Der Episkopat und die Großen des Rhone-Saone-Raumes wählten ihn am 15. Oktober 879 in Mantaille als Nachfolger Ludwigs II. Die erste "freie" Wahl eines Nicht-KAROLINGERS, in enger Anlehnung an die Bischofswahl vollzogen, wurde durch das Prinzip der Idoneität legitimiert. Bosos Königreich umfaßte die Kirchenprovinz Arles, Aix, Vienne, Lyon (ohne Langres), wahrscheinlich Besancon, sowie die Diözese Tarentaise, Uzes und Viviers. Nach der Reichsteilung von Amiens (März 880) zogen Ludwig III. und Karlmann gegen Boso, eroberten Macon und die nördlichen Gebiete von Bosos Königreich, vereinigten sich mit KARL III. und belagerten gemeinsam Vienne (August-November 880), das jedoch erst bei einer zweiten Belagerung (August-September 882) durch Bosos Bruder Richard den Justitiar, den Grafen von Autun, erobert wurde. Boso blieb bis zu seinem Tode auf die unmittelbare Umgebung von Vienne, den Kern seiner Herrschaft, beschränkt.

    Quellen:
    MGH Cap. II, 90ff., 365-369, nr. 220,284 - R. Poupardin, Receuil des actes des rois de Provence (855-928), 1920 -

    Literatur:
    R. Poupardin, Le royaume de Provence sous les Carolingiens, 1901 - F. Seemann, Boso von Niederburgund [Diss. Halle 1911] - M. Chaume, Les origines du duche de Bourgogne I, 1925, 257-304 - P. E. Schramm, Herrschaftszeichen und Staatssymbolik II, 1955, 400-402 - W. Mohr, Boso von Vienne und die Nachfolgefrage nach dem Tode Karls d. K. und Ludwigs d. St., ALMA 26, 1956, 141-165 - L. Boehm, Rechtsformen und Rechtstitel der burg. Königserhebung im 9. und 10. Jh., Hjb 80,1961, 1-57 - Dies., Gesch. Burgunds, 1971 - R. H. Bautier, Aux origines du royaume de Provence. De la sedition avortee de Boson a la royaute legitime de Louis, Provence hist. 23, 1973, 41-68 - J. Fried, B. v. V. oder Ludwig der Stammler? Der Kaiserkandidat Johannes VIII., DA 32, 1976, 193-208 - K. F. Werner, Gauzlin v. St-Denis und die westfrk. Reichsteilung von Amiens (März 880), DA 35, 1979, 395-462.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 459, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VI. Generation 10

    Die Existenz mindestens einer, wenn nicht mehrerer Schwestern der Engelberga ist gesichert durch das Diplom Kaiser KARLS III. von 887 VIII 1 (ed. Kehr, MG Die Urk. d. dt. Karol. 2, 267f., nr. 165), in dem dieser urkundet für Engelbergas Mutter Ermengard, Sohn LUDWIG und dessen Schwestern: ...illi (Hermengardi) filioque suo Hludouuico nepoti scilicet nostro, et sororibus eius.
    Brandenburg hat in Anmerkungen zu B. VI, 5 auf diese Urkunde schon hingewiesen, hat aber die mindestens eine weitere "KAROLINGERIN" unbekannten Namens nicht in seine Tafel aufgenommen, obgleich er von ihrer Existenz überzeugt ist und sich sogar fragt, ob die mit König Karlmann verlobte Tochter Bosos wirklich mit Engelberga identisch ist, oder ob es sich hier um eine andere Schwester handelt.

    Thiele Andreas: Band II Teilband 1 Tafel 97, "Erzählende genealogische Stammtafeln"

    Boso gewann unter KARL II. DEM KAHLEN, der mit seiner Schwester Richilde vermählt war, große Macht. Er war Graf von Vienne und Autun, zeitweise auch von Troyes. 876 zum Herzog in Italien ernannt, entführte er 877 die Tochter Kaiser LUDWIGS II. und heiratete sie. Boso wurde Oberbefehlshaber in Aquitanien und Verweser der Provence durch den königlichen Schwager. Er besaß herzogliche Befugnisse, bekam die bedeutende Abtei St-Maurice zugesprochen, die aber die WELFEN gewannen. Auf Antrieb seiner Gemahlin ließ er sich von den Großen seines Gebietes in Mantaille bei Vienne 879 zum König wählen und vom Erzbischof von Lyon krönen. Er war der erste nicht-karolingische König im Reich KARLS DES GROSSEN und behauptete sich bis zu seinem Tode gegen KAROLINGER und WELFEN. Boso war auch Herr von Septimanien und stritt mit seinem Vetter Theobald von Arles.

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    Nach dem Tode Lothars II. und dem Vertrag von Meersen (August 870) schritt KARL DER KAHLE in der Provence gegen seinen alten Feind Graf Gerhard von Vienne mit Waffengwalt ein und ersetzte ihn durch seinen neuen Schwager Boso. Im Februar 876 auf einer Reichsversammlung in Pavia wurde er von seinem Schwager KARL DEM KAHLEN als bevollmächtigter dux und missus eingesetzt und Boso schuf sich eine zusätzliche Legitimation für eine umfassende Statthalterschaft, indem er alsbald Irmingard, die Tochter LUDWIGS II. heiratete.
    Er empfing im Mai 878 den aus Rom geflohenen Papst Johannes VIII. und geleitete ihn ehrenvoll in die Francia. Im Schutz Bosos, den Johannes VIII. adoptiert hatte und der in Italien vielleicht eine ähnliche Platzhalterrolle wie 876 für KARL übernehmen sollte, trat der Papst die Heimreise an. Da sich Hugo der Abt nach dem Tode Ludwigs des Stammlers weiter an seinem faktischen Regiment über ein ungeteiltes Westreich festhielt, provozierte er den Bruch mit dem ehrgeizigen Boso, der sich im Oktober 879 mit Hinweis auf die fehlende Legitimität der Ansgard-Söhne selbst zum König der Rhonelande aufschwang. Seine Proklamation, die am 25.10.879 in Mantaille bei Vienne im Beisein von nicht weniger als 25 Bischöfen stattfand sowie die anschließende Krönung in Lyon wurden im politischen Vakuum nach dem Tode Ludwigs des Stammlers möglich und sollten sichtlich an das einstige burgundisch-provencalische Königtum des LOTHAR-Sohnes Karl (+ 863) im Süden des Mittelreiches anknüpfen. Einen Bruch mit allem Herkommen und ein Fanal für die Zukunft stellte der Vorgang deshalb dar, weil hier erstmals jemand, der zwar Schwiegersohn eines Kaisers und Schwager eines anderen Kaisers, aber der eigenen Herkunft nach kein KAROLINGER war, einzig unter Berufung auf Wahl und Salbung als gottgewollter Herrscher innerhalb des Frankenreiches auftrat und damit, wenngleich begrenzten, Anklang fand. Die Provokation wurde auch als solche begriffen und löste sogleich entschiedene Aktionen gegen den "Tyrannen" aus, die westliche und östliche KAROLINGER zusammenführten und in einer vergeblich gebliebenen monatelangen Belagerung von Vienne durch Ludwig III., Karlmann und KARL III. im Herbst 880 gipfelten. Erst im zweiten Anlauf gelang es Karlmann von W-Franken und in dessen Auftrag Bosos eigener Bruder, Graf Richard von Autun, im Sommer 882 die Stadt zu erstürmen und Bosos Gattin, die Kaiser-Tochter Irmingard, gefangen zu nehmen, während der König selbst entkam und bis zu seinem Tode (11.1.887) eine geschrumpfte Herrschaft in der Provence aufrechterhielt.

    Dümmler Ernst: Seite 64,65,67, "Die Chronik des Abtes Regino von Prüm"

    877
    Der ältere KARL zog zum zweitenmale nach Rom, wo er schon längst den Kaisertitel von Johannes, dem Bischof des apostolischen Sitzes, um einen ungeheuern Preis erkauft hatte; das italienische Königreich sah er mehr im Vorbeigehen, als daß er es in Besitz nahm und genoß. Als er von der Stadt Rom nach Langobardien zurückgekehrt war, gibt er Hirmingarde, die Tochter des Kaisers LUDOWICH, dem Boso, dem Bruder der Königin Richilde, zur Ehe [Boso, der Neffe des oben (zum Jahre 866) erwähnten Boso, vermählte sich im Frühjahr 876 mit Hirmingardis, als KARL von seinem ersten italienischen Zug zurückgekehrt war, ohne dessen Mitwirkung, nachdem ihn KARL zuvor in Pavia zum Herzog von Langobardien gemacht und ihm eine Herzogskrone aufs Haupt gesetzt hatte.]. Der Hochzeitstag wurde mit so großen Zurüstungen und so prächtigen Spielen gefeiert, daß die Freuden dieses Festes alles Maß überschritten haben sollen. Er gab außerdem demselben Boso die Provence und nachdem er eine Krone auf seinen Scheitel gesetzt, befahl er ihn König zu nennen, damit er nach der Art der alten Kaiser über Könige zu herrschen schiene.
    879
    Boso, dessen wir kurz zuvor Erwähnung taten, zieht bei der Nachricht von Ludowichs Tode von der Provence aus und trachtet ganz Burgund in Besitz zu nehmen. Denn mehrere Bischöfe bewegt er teils durch Drohungen, teils durch Überredung, mit ihm einen Bündnis zu schließen und wie bis Lugdunum vorgedrungen, wird er von Aurelianus, dem Metropoliten dieser Stadt und anderen Bischöfen zum König über das besagte burgundische Reich gesalbt. Die jugendlichen Söhne Ludowichs achtete er nämlich für nichts und sah sie als unechte Kinder an, weil ihre Mutter auf KARLS Befehl verachtet und verstoßen worden sei. Dieses Unternehmen brachte ihm vielmehr einen beständigen Schaden an Niederlagen und Gefahren ein, als einen Gewinn an Ruhm und höherer Würde. Denn die schon genannten Jünglinge, Ludowech und Karlomann, wurden durch die emsigen Bemühungen des Abtes Hugo und anderer Großer zur Regierung erhoben und versuchten jenen Boso all ihr Leben lang mit der größten Ausdauer. Und nicht allein ihnen, sondern auch den anderen Franken-Königen [KARL von Alamannien leitete im Herbst 880 in Person und Ludwig durch Hilfstruppen den westfränkischen Königen Beistand gegen Boso, den sie in Vienne belagerten, nachdem sie ihm Macon entrissen.] war in der Folgezeit sein Name so unerträglich und sie hatten einen solchen Haß auf ihn geworfen, daß sich nicht bloß ihre Fürsten und Herzoge, sondern sogar ihre Dienstmannen mit Eiden und Verwünschungen verpflichteten, ihn unwiderruflich abzusetzen und ihm den Tod zu bereiten. Er war aber von so scharfsinnigem Geist, daß, obgleich er, wie gesagt, von vielen Königen und Reichen unablässig verfolgt wurde, er dennoch von keinem je gefangen oder umringt werden konnte, und von so großer Mäßigung, daß, wiewohl seine Anhänger in die Acht getan und aller ihrer Güter beraunt wurden, er niemals von seinen Leuten mit Nachstellungen bedroht oder arglistig verraten ward, wenngleich die Feinde zu beidem oft Versuche machten.

    Dümmler Ernst: Band I Seite 724,749,779,840, Band II Seite 31,39,53,79-81,87-93,101-103,114-116,123-129,145-147,210,277, "Geschichte des Ostfränkischen Reiches"

    KARL schickte alsbald Boso, den Sohn des Grafen Buwin an dessen Witwe sowie an deren Schwester, die Königin Thietberga, ab, um Richilde, die Schwester Bosos, sich zuführen zu lassen, die vermutlich schon früher der Gegenstand seiner Liebe war. Indem er sogleich das Lager mit ihr teilte, ließ er nur eine kurze Trauerzeit der äußeren Schicklichkeit halber vorübergehen, um sich sodann baldmöglich förmlich mit ihr zu vermählen [In einer undatierten Urkunde KARLS für Remigius von Lyon (Bouquet VIII, 622) wird als Tag coniunctionis nostrae IV id. Oct. erwähnt. Hinkmar nennt Thietberga die matertera Bosos. Sein Vater, der Graf Buwin, ist nach Eckharts (comment. de reb. Franciae orient. II, 551) sehr wahrscheinlicher Vermutung identisch mit dem Biwin, dem Bruder jenes Grafen Richard aus dem Ardennengau, der unter LUDWIG DEM FROMMEN das Amt des Obertürwarts bekleidete und zuden eifrigsten Lotharingiern gehörte (siehe die Urkunden bei Beyer, Mittelrhein. Urkb. I, 74,78,106, Leg. I, 246) und kommt im Jahre 857 als Laienabt des Klosters Gorze vor (Histoire de Metz IV, 31, Urkunde des Adventius, Calmet hist. de Lorraine I. Preuves col. 307). Vgl. über Bosos Herkunft Gingins-la-Sarraz, Memoires pour servir a l'hist. de Provence (Archiv für schweiz. Gesch. VII, 120flg.), der ihn jedoch daselbst Seite 123 A. 94, 95 mit dem älteren Boso verwechselt. Schon in einer Urkunde vom 9. Oktober 870 (Bouquet VIII, 630) für St. Denis ordnet KARL nach Nennung seiner Gemahlinnen auch pro Boso et Widone ac reliquis familiaribus nostris Gebete an.]. Boso, der von väterlicher wie von mütterlicher Seite den vornehmsten Familien des lotharingischen Reiches angehörte und dessen Gewinnung daher für die Sicherheit des neuen Besitzes nicht ohne Nutzen war, wurde seit diesem Bunde mit seiner Schwester der erklärte Liebling KARLS, der ihm nicht nur sogleich die Abtei St. Maurice und andere Lehen zur Belohnung übertrug, sondern ihn auch in der Folgezeit zu immer höheren ja fast königlichen Ehren erhob.
    Vienne aber, einen der wichtigsten Plätze des Reiches, vorzüglich wegen der Verbindung nach Italien, vertraute KARL seinem neu emporgekommenen Günstling und Schwager Boso an, indem er ihn zum Grafen daselbst einsetzte (870).
    Freilich entsprach es durchaus nicht seinen Absichten, daß die Kaiserin den WELFEN Rudolf, Konrads Sohn, in dem Besitz der Abtei St. Maurice anerkannte, während KARL dieselbe längst seinem Günstling Boso geschenkt hatte.
    Unter den weltlichen Großen, welche die Satzungen von Pavia (876) durch ihre Unterschrift bestätigten, erscheint an erster Stelle der Schwager des Kaisers, Graf Boso, mit den stolzen Titeln eines Herzogs, Erzministers der heiligen Pfalz und kaiserlichen Sendboten prangend. Diese neuen Benennungen beziehen sich auf die neuen Würden, die KARLS Gunst ihm in Italien übertragen: er wurde nämlich von dem Kaiser zum Herzog für diese Lande, das heißt für Langobardien eingesetzt, mit einer herzoglichen Krone geschmückt und beauftragt als sein Stellvertreter die kaiserliche Autorität daselbst aufrecht zu erhalten. Wie ungemessen sein Ehrgeiz vorwärts schweifte, zeigte sich bald darauf, da er es wagte des verstorbenen Kaisers einziges Kind Irmingard durch Entführung zu seiner Braut zu machen [Wiewohl Hinkmar (p. 499) dieses Ereignis in das Jahr 876 setzt, so folgt doch, wie Muratori (Annali d'Italia a. 877) richtig bemerkt hat aus dem Testament der Kaiserin von März 877, daß Irmingard erst 877 entführt worden sein kann.], um sich dadurch ein Anrecht auf das hinterlassene Reich zu erwerben, welches die Ansprüche des westfränkischen Hauses überwiegen sollte.
    Wenn aber der Papst hoffte, daß des Kaisers Stellvertreter, der Herzog Boso sich dieser Sache annehmen würde und ihn hierzu kräftig ermunterte, so täuschte er sich freilich vollständig. Boso erwies ihm vielmehr dadurch einen sehr schlechten Dienst, daß er die aus W-Francien im August zurückkehrenden Legaten längere Zeit bei sich in Pavia zurückhielt, ohne Zweifel, um sie im Interesse seiner weiteren politischen Pläne zu bearbeiten und zu gewinnen.
    Nachdem KARL sich endlich von seinem Übel wieder genesen war, hielt er sich im Januar 877 in der Pfalz Quierzy, später in Compiegne auf in Gesellschaft seines Schwagers, des Herzogs Boso, der seinen jüngst geborenen, doch bald dem Tode geweihten Sohn aus der Taufe hob.
    Welcher Schreck aber mußte den Kaiser erfassen, als er vernahm, daß sowohl Boso wie auch der kriegerische Abt Hugo von Tours, Graf Bernhard von Auvergne und Markgraf Bernhard von Gothien, kurz alle auf deren Beistand er gebaut, ihn insgesamt im Stiche ließen.
    Am Pfingsttage (11. Mai 878) landete der heilige Vater zu Arles in der Provence und schickte von hier sogleich zum Grafen Boso, um sich für die Fortsetzung seiner reise nach Lyon dessen Geleit zu erbitten. Boso war ein Mann von fähigem Geiste, rastlosen Ehrgeiz, verschlagen und wie alle diese aufstrebenden Größen zu jedem Treubruch bereit, der ihn auf seinem Wege fördern konnte, war nicht zufrieden durch Richildes Einfluß und eigene Geschicklichkeit der zweite im westfränkischen reiche geworden zu sein; die Erwerbung Italiens durch seinen kaiserlichen Schwager wollte er sich selbst so viel als möglich zu Nutzen machen. Daß er mindestens die Würde eines italienischen Unterkönigs für sich ins Auge gefaßt, darauf deutet die herzogliche Stellung, die er sich von KARL in der Lombardei übertragen ließ, darauf vor allem die Entführung der Kaisertochter Irmingard mit dem Beistande BERENGARS [Ann. Fuld. 878: qui (sc. Buoso) propria uxore veneno extincta filiam Hludowici imperatoris de Italia per vim rapuerat; Hincmari ann. 876 (Scr. I, 499): Boso ... Berengarii ... factione filiam Hludowici imperatoris Hirmengardem, quae apud eum morabatur iniquo conludio in matrimonium sumpsit. Die Zeitbestimmung Hinkmars wird durch das Testament Engelbergas als irrig erwiesen, in dem Ermengarda unica mea filia im März 878 noch als unvermählt erscheint (Campi hist. di Piacenzia I, 461). Noch irriger ist die Angabe Reginos (a. 877), daß KARL selbst auf seinem zweiten Römerzuge Irmingard Boso zum Weibe gegeben und die Hochzeit mit übermäßiger Pracht gefeiert habe. Vielleicht hat Hinkmar hier die beiden Züge (postquam imperator anb Italia in Franciam rediit) miteinander verwechselt und vermählte sich Boso zu Ende 877.], für welche er seine Hand durch Vergiftung seiner ersten Gemahlin frei machte. Freilich war bis jetzt wenig geschehen, um den Papst für die Unterstützung solcher Pläne zu gewinnen. Die Zurückhaltung der im Rom sehnsüchtig erwarteten Legaten Petrus und Leo im Jahre 876, eitle Versprechungen des Beistandes, denen keine Tat nachfolgte, endlich das verräterische Benehmen gegen den Kaiser, wodurch unmittelbar dessen klägliches Ende herbeigeführt wurde. Andererseits besaß aber Boso an seiner Schwiegermutter Engelberga, die ihre angehäuften Schätze gern für kirchliche Stiftungen verwendete und mit Johann VIII. stets auf vertrauten Fuße stand, die diesem eine sehr einflußreiche Vermittlerin, und dem Papste mußte der mächtige Arm willkommen sein, der ihm Hilfe gegen seine Dränger verhieß und ihm zur Ausschließung der Söhne Ludwigs des Deutschen die besten Dienste leisten konnte. Grund genug für den Papst, die Lockungen des Herzogs nicht von der Hand zu weisen, mit ihm für gewisse Fälle Verabredungen zu treffen, die mindestens schon auf eine Königskrone zielten, und einen engen Bund zu schließen, dessen Wirkungen bald zu Tage treten sollten. Das Bündnis mit Boso tat sich zunächst dadurch kund, daß Johann den Metropoliten der Provence Rosragnus von Arles zu seinem Vikar für Gallien ernannte, ferner legte er auch zu wiederholten Malen seine Fürsprache für nahe Verwandte des Herzogs, die Töchter des verstorbenen Grafen Boso und der Ehebrecherin Engeltrud ein, deren Hinterlassenschaft teils ein Vetter der letzteren, Graf Matfrid, teils der ostfränkische König Ludwig selbst an sich gerissen hatten und forderte die Inhaber zur Herausgabe der Güter auf.
    Boso stand zu dem Könige Ludwig in diesem Augenblick (September 878) auf ebenso vertrautem und nicht minder einflußreichem Fuße, als vorher zu Kaiser KARL. Am Tage nach dem Schlusse der Synode begab sich der König auf seine Einladung von mehreren seiner vornehmsten Räte begleitet in sein Haus und wurde hier von ihm und seiner Gemahlin Irmingard auf das reichste bewirtet und in jeder Weise geehrt. Auf diesem festlichen Empfang folgte die Verlobung der Tochter des Herzogs Boso mit Karlmann, Ludwigs jüngerem Sohne, die zu den zwei früheren Verschwägerungen dieses aufstrebenden Geschlechtes mit dem königlichen Hause eine dritte hinzufügte.
    Diese Pläne traten jetzt insoweit an das Tageslicht, als der König dem Herzog Boso im Verein mit mehreren Bischöfen den Auftrag erteilte, statt seiner mit bewaffneter Hand den Nachfolger Petri nach Italien zu geleiten und ihm eine sichere Straße zur Heimkehr nach Rom zu eröffnen. Denn indem Johann dem, der bisher nur der Vasall eines Franken-Königs war, keinen geringeren Preis als die Kaiserkrone vorspiegelte, versprach Boso ihm sobald es tunlich sei, mit der gesamten Macht des reiches gegen dei feinde der römischen Kirche zu Hilfe zu ziehen und es wurde diesen gegenseitigen Bedingungen eine geheime aber feste Verabredung zwischen beiden getroffen.
    Der erste Schritt zur Erreichung des gemeinsamen Zieles mußte darin bestehen, die Lombarden, die noch immer Karlmann als ihren König anerkannten, von ihm ab und auf die Seite des neuen Herrschers von Italien zu bringen. Der Papst begann damit, daß er die Treue gegen die Franken-Könige bewahrend zu ihnen über die See gekommen sei, um sie an ihre Pflichten gegen die römische Kirche zu mahnen, aber aus Ungehorsam seien sie sämtlich ausgeblieben bis auf Ludwig, den Sohn KARLS. "Auf seinen Rat und Vorschlag habe ich den ruhmreichen Fürsten Boso als meinen Sohn an Kindes statt angenommen, damit er sich den weltlichen Händeln, wir uns ungehindert den göttlichen Dingen zu widmen vermögen. Daher bestrebt euch, zufrieden mit den Grenzen eures Reiches Ruhe und Frieden zu halten, weil wir jetzt und fürderhin alle in den Bann tun, die sich gegen unsern besagten Sohn zu erheben wagen." Die Söhne Ludwigs sollten demnach ihr Anrecht auf Italien durch ihr Nichterscheinen als verwirkt, Boso als ihren rechtmäßigen Nachfolger betrachten.
    Von Troyes, wo Johann nach dem Schluß der Verhandlungen sich noch einige Wochen aufhielt, zog derselbe Anfang Oktober nach Chalon und von da immer in Begleitung des Herzogs Boso und seiner Gemahlin. Boso, der ohne Zweifel nur eine geringe Streitmacht mit sich geführt, kehrte von Pavia, bis wohin er den Papst begleitet, in das W-Reich zurück. Indem der Papst seine aufopfernde Hingebung mit dem höchsten Lobe pries, erinnerte er den König zugleich daran, daß er ihm versprochen, dem Herzog Boso eine ausreichende Truppenzahl zur Bekämpfung der Feinde der römischen Kirche zu übergeben.
    Abgesehen von der Unzulänglichkeit der eigenen Hilfsmittel, welche eine Romfahrt des Grafen Boso als ein tollkühnes Wagnis erscheinen ließ, hielt bald noch ein anderer Grund denselben von weiteren Unternehmungen in Italien zurück: der Thronwechsel im W-Reich nämlich und die daraus sich ergebenden Aussichten, seine Macht unter einem jugendlichen Herrscherpaare immer schrankenloser zu erweitern. Denn wie sehr auch der Phantasie Bosos und vielleicht mehr noch der Eitelkeit seiner Gemahlin der goldene Traum einer Kaiserkrone schmeicheln mochte, so war er doch keineswegs geneigt für diesen nichtigen Flitter alles, was er bisher erworben, auf das Spiel zu setzen. Die Wurzeln seiner fürstlichen Stellung ruhten in den Rhonelanden, sein Einfluß wurde durch die Verbindung mit anderen hervorragenden Häuptern des westfränkischen Volkes verstärkt.
    Durch die Vermittlung des Abtes Hugo, der ein Vetter des verstorbenen Königs war, von dem aufrichtigen Eifer für die Sache des jungen Prinzen beseelt und daher auch alle übrigen Großen zur gleichen Gesinnung zu vereinigen strebte, kam zwischen Boso und Theoderich ein Übereinkommen zu Stande, wonach jener die strittige Grafschaft Autun, dieser dafür die Abteien erhalten sollte, deren Einkünfte Boso bisher in diesen Gegenden bezogen hatte. Nach diesem Abkommen nahm der letztere die Grafschaft in Besitz, um sie seinem Bruder Richard zu überlassen, zog sich aber selbst bald darauf, wie es scheint, ganz von der Entscheidung über die Krone des W-Reiches zurück, ausschließlich damit beschäftigt, an einer neuen Krone für seine eigenes Haupt zu arbeiten.
    Dieser Vasall war Boso, der Herzog der Provence, den wir anfänglich nach dem Tode Ludwigs des Stammlers als einen Genossen Hugos und Theoderichs unter den Getreuen der Königssöhne erblickten. Er befand sich selbst da noch unter ihnen, als sie den ostfränkischen König durch das Angebot des halben Lothringens zum Rückzuge bewogen. Eine Zeitlang hatte der herzog geschwankt, ob er seine Kräfte auf die Beherrschung der lombardischen Ebene, die Gewinnung der Kaiserkrone wenden oder ob er fortfahren solle, wie in den letzten Jahren KARLS DES KAHLEN, als der erste nach dem Könige vorwaltenden Einfluß im gesamten W-Reich zu üben. Die Verfolgung jenes Zieles stieß jedoch auf unüberwindliche Schwierigkeiten und die letztere Stellung mußte Boso mit Hugo und Theoderich teilen, neben denen er selbst in den Schatten trat Der unbefriedigte Ehrgeiz des aufstrebenden Herzogs wurde von seiner Gemahlin Irmingard angefeuert, welche aufgewachsen als das einzige Kind eines Kaisers, in Wissenschaften sorgfältig unterrichtet und einst zur Herrscherin von Byzanz bestimmt, das bescheidene Los einer fränkischen Gräfin nicht ertragen konnte. Sie soll ausgerufen haben, daß sie nicht mehr leben wolle, wenn sie, eines Kaisers Tochter und Braut, ihren Gemahl nicht mindestens zum König mache.
    Es steht nicht fest, wann Boso den Beschluß faßte, sich seinem bisherigem Amtsbezirk zum selbständigen König aufzuwerfen: der Sommer 879 mag den Vorbereitungen dazu gedient haben. Wenn er auch auf die provenzalischen Großen vielleicht von vornherein zählen durfte, so wünschte er doch außerdem von Burgund diesseits wie jenseits des Jura soviele wie möglich an sich zu ziehen. Die Erwerbung des westfränkischen Teiles mußten ihm seine vielfachen Verbindungen im W-Reiche erleichtern, das transjuranische Burgund dagegen hatte ebenfalls seit längerer Zeit zwischen verschiedenen Herrschern geschwankt und es schien daher nicht schwer, in diesen Gegenden festen Fuß zu fassen. Vor allem galt es, de Bischöfe dem Thronwechsel geneigt zu machen: außer dem Schutze, den Boso ihnen allen verhieß und an dessen Stelle er im Falle des Widerstrebens unversöhnliche Feindschaft zu setzen drohte, suchte er die mächtigeren unter ihnen durch Abteien, Krongüter und Gewährungen aller Art zu ködern, wie er für manche auch früher schon beiden fränkischen Königen als ein einflußreicher Fürbitter zu gleichem Behufe aufgetreten war. Um die stärkeren zu beschenken, mußten die schwächeren beraubt werden und Boso trug auch nicht das geringste Bedenken, seine Vasallen mit Klostergütern oder mit Besitzungen der Reimser Kirche auszustatten. Hatte er doch sogar das dem päpstlichen Stuhle gehörige Krongut Vendeuvre einem seiner Getreuen verliehen! Mit solchen Mitteln wurden zuerst die frommen Väter, dann die habgierige Schar der Vasallen für den Usurpator gewonnen: es schmeichelte ihren Unabhängigkeitsgelüsten, einen eigenen König zu haben und sie alle wollten, daß er seine schirmende Hand über sie halte.
    Zu Mantaille, einem Krongut einige Meilen südlich von Vienne, auf dem sich einst König Karl öfter aufgehalten, traten die Bischöfe und die großen Herren der Provence und eines Teiles von Burgund zur Königswahl um die Mitte des Oktober zusammen. In dem über diese Verhandlung aufgenommenen Aktenstücke führen die Kirchenhäupter zuerst aus, wie sie nach dem Tode des Königs Ludwig bei der Verlassenheit des Reiches eines Herrschers bedurft hätten, der sie nach den Vorschriften der Bibel regierte und ihnen gegen ihre sichtbaren Feinde Schutz gewährte. Indem sie mit den Vornehmeren des Landes über die Person des zu Wählenden Rat gepflogen, sei ihnen allen auf ihr brünstiges Gebet zu Gott ein Fürst als der einzige geoffenbart worden. Derselbe Mann, der schon dem Kaiser KARL als ein notwendiger Schützer und Helfer zur Seite gestanden und von seinem Sohne Ludwig wegen seiner ausgezeichneten Klugheit noch mehr erhöht worden sei. "Nicht nur Gallien, sondern auch in Italien leuchtete er allen voran, so daß der römische Papst Johann ihn gleich einem Sohne achtend, seine lautere Gesinnung mit vielem Lobe pries und auf der Heimkehr nach seinem Sitze ihn zum Schirm sich erkor. Daher haben sie (die Versammelten) nach Gottes Willen, unter Zustimmung der Heiligen wegen der drängenden Not und um der an ihm erprobten Tüchtigkeit und scharfsichtigen Klugheit willen mit einem einmütigen Entschlusse den erlauchten Fürsten Herrn Boso, unter Christi Führung, zu diesem Königsamte aufgefordert und einhellig erwählt. Wiewohl in Anbetracht einer so großen Aufgabe sich erst geweigert und abgelehnt, so hat doch endlich als ihm vorgehalten wurde, was Gott und der Kirche gebühre, gehorsam seinen Nacken gebeugt und sich unterworfen." Die Unterschriften von 23 Bischöfen sollten diesem am 15. Oktober stattgehabten Wahlakte zur Bestätigung dienen. Nachdem man sich der Zustimmung Bosos im voraus versichert hatte, wurde dieser durch eine feierliche Gesandtschaft der Synode, der er nicht selbst beiwohnte, ersucht, sich über die Grundsätze seiner künftigen Regierung auszusprechen und es wurden ihm zugleich Regentenpflichten vornehmlich gegen die Kirche eindringlich ans Herz gelegt. In seiner Entgegnung sagte der König Boso zuerst den Bischöfen und Großen Dank, daß sie ohne sein Verdienst, nur aus Wohlwolen ihm ihre Liebe zugewandt und erklärte, daß er das ihm angetragene Amt wegen einer Unwürdigkeit zurückgewiesen haben würde, wenn er nicht ihre von Gott gewirkte Einmütigkeit wahrgenommen hätte, der er zu gehorchen habe. Die ihm gewordenen Belehrungen nahm er mit Freuden an, bekannte seinen katholischen Glauben, verhieß alle Privilegien der Kirchen zu erhalten und auch dem Vorbilde der guten Fürsten ihnen Recht und Gerechtigkeit zu bewahren. Er unterwarf seinen Wandel ihrer Aussicht, wie er auch seinen Hof nach Gottes Gebot zu leiten versprach, dagegen ersuchte er sie seinerseits um ihre Fürbitte beim Herrn und um ihren menschlichen Beistand (gegen die zu erwartenden Angriffe) und ordnete endlich ein dreitägiges Gebet in allen Kirchen zur Erforschung des göttlichen Willens an. An diese Wahlhandlung schloß sich die Krönung des Erwählten an, die im Beisein der übrigen Bischöfe in Lyon, der größten Stadt des neuen Reiches, von dem Erzbischof Aurelian vollzogen wurde.
    Nach diesem glücklichen Erfolge sollte der zweite in Gondreville beschlossene Feldzug gegen Boso beginnen. Im Juli 880 brachen die beiden Könige vereint und mit den deutschen Hilfstruppen von Troyes gegen den Usurpator auf und eroberten zuerst das feste Macon an der Saone, das von Bosos Getreuem Siwald verteidigt wurde. Wahrscheinlich unterwarf sich jetzt ohne weiteren Widerstand auch Bosos leiblicher Bruder, der Graf Richard von Autun. Der König Boso wagte es nicht in diesen burgundischen Landen, in denen seine Macht noch weniger befestigt war, dem Angriffe seiner Gegner die Spitze zu bieten: er zog sich vielmehr über die Rhone in seinen alten Sitz, das feste Vienne zurück. Bei der Annäherung der feindlichen Heere verließ Boso auch Vienne, dessen Verteidigung er seiner Gemahlin Irmingard und seinen Getreuen anvertraute, und begab sich in die Berge. Als sich KARL im November zur Kaiserkrönung nach Italien begab, mußte die Belagerung von Vienne aufgegeben werden.
    Im Sommer 882 eröffnete endlich Karlmann in eigener Person die Belagerung Viennes von neuem, während gleichzeitig ein italienischer Graf Berard, des Bonifatius' Sohn, wahrscheinlich auf Befehl des Kaisers Boso in seinem Gebiete bedrängte. Diesmal nun führte die Einschließung, wiewohl der König dieselbe im Stich lassen mußte, wirklich zum Ziele: das feste Vienne ergab sich im September, Irmingard, die Gemahlin Bosos und ihre Tochter Engeltrud nahm sein Bruder Richard unter seinen Schutz und führte sie nach Autun, die Provence aber blieb auch ferner noch in den Händen Bosos und von seiten des Kaisers erfolgte durchaus keine ernstliche Anstrengung, sie ihm zu entreißen.
    König Boso, der Begründer dieses Reiches, bis zuletzt erfolgreich in seinem Widerstand gegen das Haus KARLS DES GROSSEN, hatte am 11. Januar 887 sein vielbewegtes Leben beschlossen und in der reich beschenkten Kathedrale von Vienne die ewige Ruhe gefunden.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 443,445, "Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

    Der "lothringische Graf Boso, dessen Schwester KARL DER KAHLE schließlich geheiratet hatte, konnte zwar als "Herzog in Italien" kurze Zeit Einfluß ausüben, aber die großen Vasallen im westfränkischen Reich ließen sich auf das italienische Abenteuer nicht mehr ein
    Vor seinem letzten Italienzug hatte KARL DER KAHLE noch eine Reichsversammlung in Quierzy geleitet und ein Kapitular verkündet, das die Regierung während seiner Abwesenheit ordnete. Mehrere Große wurden bestimmt, seinen einzigen noch lebenden Sohn, den jungen Ludwig den Stammler als Regenten zu unterstützen. Zu ihnen gehörte auch Erzkanzler Gaulin, Abt von Jumieges, Saint-Amand und Saint-Germain-des-Pres. In KARLS letzten Jahren war Gauzlin seine Vertrauter, genauso wie Boso für die Angelegenheiten Lotharingiens, Burgunds und Italiens.
    Kurz danach verlor Gauzlin aber sein Amt. Zusammen mit einigen Grafen, darunter Boso, besaß Hugo Abbas die vollständige Kontrolle über den kranken König, der vor seinem Tod am 10. April 879 noch bestimmte, Ludwig III. allein zum König zu krönen.
    Dieses Herrschaftsmonopol von Hugo Abbas führte zu einer zweifachen Reaktion: Im Süden ließ sich Boso von sechs Erzbischöfen und 17 Bischöfen, die in Mantaille bei Vienne zusammentrafen, am 15. Oktober 879 zum König der Provence und Burgunds wählen. Damit war er der König im einstigen Gesamtreich, der nicht von den KAROLINGERN abstammte.

    Hofmeister, Adolf: Seite 29-30, "Deutschland und Burgund im frühen Mittelalter"

    KARL DER KAHLE hatte die Verwaltung von Vienne und der Provence seinem ehrgeizigen Schwager Boso übergeben. Boso hatte inzwischen die Tochter Kaiser LUDWIGS II. geheiratet und den geschäftigen und anschlägigen Papst Johann VIII. für sich zu interessieren gewußt. Er setzte es nach dem Tode Ludwigs des Stammlers durch, daß eine Versammlung zu Mantaille bei Vienne ihn am 15. Oktober 879 zum König wählte. Diese Erhebung richtete sich zunächst gegen die westfränkischen KAROLINGER, die jungen Söhne Ludwigs des Stammlers, die auch dann noch in Mitleidenschaft gezogen blieben, als die Neuerwerbungen ihres Großvaters den ostfränkischen Vettern überlassen hatten. Denn für Boso hatten sich auch die Bischöfe von Macon und von Autun erklärt, zweier freilich auf altem burgundischen Gebiet gelegenen Städte, die aber seit 843 unbestritten zum W-Reich gehörten. So vereinigten sich dessen junge Herrscher mit dem Kaiser KARL III. gegen den Empörer. Aber ihn niederzuzwingen, gelang nicht, obwohl Boso mit Hinterlassung eines kleinen Knaben starb (11. Januar 887), als KARL III. noch die Machtfülle KARLS DES GROSSEN in seiner schwachen Hand vereinigte.



    1. oo N.N. - um 876 vergiftet

    876/78 2. oo Ermengard (Irmgard), Tochter des Kaisers LUDWIG II., 852/55- 896 vor 22.6.

    Kinder:
    1. Ehe
    - Willa
    1. oo Rudolf I. König von Hoch-Burgund - 25.10.912
    2. oo 1. Hugo König von Italien 880-10.4.947

    2. Ehe
    - LUDWIG III. 880-5.6.928
    - Engelberga (Irmgard) 877- nach 1.917
    11.9.878 1. oo Karlmann König von Frankreich 866-12.12.884
    2. oo Wilhelm I. Herzog von Aquitanien - 6.7.918
    - Ermengard (Irmgard) um 880/85-
    oo Manasses I. Graf von Chalon - 918



    Literatur:
    Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 18,20 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 64,65, 67,106,108,116 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865, Band I Seite 724,749,779,828,840; Band II Seite 16,31,39,53, 79-81,87-93,101-103,114-116,123-129,145-147,176,186,210,244,277,315 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 13 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 59,255,287 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 81 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 9,15,23,41,171 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 23,27,31-35,37,52,55,59,66,84,87,90-92,95,98,148,183,207,222,229,242-246 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um “Kuno von Öhningen”, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 47 - Hofmeister, Adolf: Deutschland und Burgund im frühen Mitelalter, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1970 Seite 29-30 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 16 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 217,232,238,245,251,258,260,264,275,295,396 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 163,166,168,172-178,181,185,187,199 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 67-69,72,74, 80,81 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 39 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 443, 445,490,494 -



    Begraben:
    Kathedrale St. Mauritius



Generation: 4

  1. 11.  von Arles, Boso III. Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Theotbald3, 3.Hugbert2, 1.Boso1) wurde geboren in 885; gestorben nach 938.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Tuszien,Italien; Markgraf von Tuszien
    • Titel/Amt/Status: 926-931, Arles (Grafschaft),Bouches-du-Rhône,Provence-Alpes-Côte d’Azur,Frankreich; Graf von Arles
    • Titel/Amt/Status: 911-931, Avignon [84000],Vaucluse,Provence-Alpes-Côte d’Azur,Frankreich; Graf von Avignon

    Notizen:

    Boso III.
    Graf von Avignon (911-931)
    Graf von Arles (926-931)
    Markgraf von Tuszien
    885- nach 938
    Jüngerer Sohn des Grafen Theotbald von Arles und der Berta, illegitime Tochter von König Lothar II. von Lothringen

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 2, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VI. 8 a. BOSO, Graf von Avignon 911-931, Graf von Arles 926-931,Markgraf von Toscana vor 931 17. X., abgesetzt 936
    * (ca. 885)
    Gemahlin:
    Willa, vielleicht Tochter Rudolfs I. von Hoch-Burgund

    Anmerkungen: Seite 117
    VI. 8. Boso
    Geburtszeit nur schätzungsweise bestimmbar. Über ihn Hofmeister, M. I. Ö. G. Ergb. 7, 405f.: Eine Stelle bei Liudprand (3, 47): Boso denique es eodem patre regis Hugonis frater könnte die Annahme nahelegen, daß nicht die KAROLINGERIN Bertha, sondern eine andere, sonst gänzlich unbekannte Mutter gewesen sei. Indessen fordert die Stelle diese Deutung nicht, wie Poupardin, Provence 207, Anmerkung 5, und Hofmeister Seite 392, Anm. 4 mit Recht betont haben. Auch spricht für die Abstammung von Bertha der Umstand, daß eine seiner Töchter Bertha hieß.
    Ältere Angaben, wonach Boso später Graf von Provence geworden sein soll, entbehren jeder Begründung; die späteren Grafen und Markgrafen von Provence stammten jedenfalls nicht von ihm ab. Nach Poupardin Seite 240, Anmerkung 2 soll Boso vor 940 gestorben sein; es wird aber keine Quelle dafür angegeben. Er wird noch 938 oder 939 31. V., Schiaparelli n. 49, erwähnt und nicht als verstorben bezeichnet.

    Gemahlin: Willa
    Über ihre Abkunft steht durch Liudprand: Antap. 4, 11, nur fest, daß sie 936 verbannt wurde "in Burgundiam, de qua oriunda fuerat". Da Rudolfs I. von Burgund Gemahlin ebenfalls Willa hieß und beide bereits 888 mehrere Söhne und Töchter hatten (Genealogisches Handbuch 1, Seite 75), so erscheint die schon von Duchesne aufgestellte Vermutung, sie sei dessen Tochter gewesen, als naheliegend, wenn auch nicht völlig gesichert. Auch Poupardin, Provence Seite 392, nimmt diese Herkunft der Willa an. [VI a 16]

    Werner Karl Ferdinand: Seite 466, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 33-36
    Die vier Töchter aus der Ehe von König Hugos Bruder Boso mit Willa nennt Liudprand, Ant. IV, 11, ed. Becker 109f.
    Zur älteren Berta, begnügt Brandenburg sich, außerdem Liutprand, Ant. V, 31 (Becker 149) zu zitieren und nach den dort gemachten Angaben den ersten Gemahl der Bertha auf der Tafel als "Boso, Graf von Provence, + 935" zu bezeichnen. Es wird dadurch nicht deutlich, daß dieser Boso der Bruder König Rudolfs (Raoul) von W-Franken (923-936) ist. Besitz und politische Aktivität Bosos lagen vor allem in Lothringen, wo er König HEINRICH I. lange erhebliche Schwierigkeiten machte (vgl. Flodoard, Ann., Register der Ausgabe von Lauer) ehe er 935, nach dem 13. September (zu welcher Zeit er noch urkundlich bei seinem Bruder, König Rudolf, nachweisbar ist, Flodoard, ed. Lauer 62, Anmerkung 3) starb. - Berthas zweiten Gatten nennt Brandenburg "Raimund Graf von Rouergue, + vor 965 (961?)". Raimund hat aber außerdem das regnum Septimaniae bzw. regnum Gothiae, das später Herzogtum Narbonne genannte einst westgotische Gebiet S-Galliens an sich gebracht und nannte sich comes et marchio; 936 trat er als dux Aquitaniae auf und vereinigte in seiner Person, wenigstens den Anspruch nach, zeitweise die Herrschaft über zwei fränkische regna, Aquitanien und Septimanien. Entsprechend erscheint er bei Flodoard, Ann. 944 als Gothorum princeps, bei Liudprand, Ant. V, 31 als Aquetanorum princeps. König Ludwig IV. hat offensichtlich die Ansprüche Raimunds anerkannt, ihn in einem Diplom 939 IV 4 nmarchio (die offizielle Kennzeichnung des höchsten Ranges der weltlichen Hierarchie in den karolingischen Diplomen seit Ende 9. Jh., vgl. künftig Werner, Die Entstehung des Fürstentums, 2 Bände, München, Wilhelm-Fink-Verlag) und 941 XII 5 princeps Aquitanorum genannt. (Die beiden Diplome Receuil des actes de Louis IV, ed. Ph. Lauer, nr. 11 und 17).
    Die Daten der beiden Eheschließungen Berthas sind nicht leicht zu bestimmen. Hiestand 161 setzt die Ehe der Nichte König Hugos mit einem Bruder König Rudolfs von W-Franken sehr einleuchtend zu 928, als sich Hugo und Rudolf Ende Oktober trafen und sich das mit dem Tode König LUDWIGS III. vakant gewordene Reich unter Ausschluß von LUDWIGS Sohn Karl Konstantin teilten: Vienne/Lyon, der große Dukat im N, kam unter westfränkische Lehnshoheit, der Rest wurde von König Hugo regiert, ohne daß er einen eigenen Königstitel für die Provence angenommen hätte (so auch A. Hofmeister, Deutschland und Burgund im frühen Mittelalter, 1914, 56ff.). Das paßt auch zu dem zu erschließenden Geburtsjahr der Bertha, das um 915 liegen dürfte (Berthas Vater Boso * 885).
    Das Datum der zweiten Ehe ist uns nur bei Liudprand Ant. V, 31 überliefert, und selbst da handelt es sich um eine höchst undurchsichtige Angabe. Liudprand schreibt, König Hugo habe sich, nicht lange vor seinem Tode (um den Druck Berengars II. in Italien auszuweichen, der ihn dort entmachtet hatte) in die Provence begeben, omni cum pecunia ... Quo audito Raimundus Aquitanorum princeps eum adiit, und wird gegen hohe Geldzahlungen sein Vasall, mit dem Versprechen, ihm in Italien militärisch behilflich zu sein. Aus den Plänen sei aber nichts geworden, denn Hugo sei gestorben (in Wahrheit war er an den italienischen Hof zurückgekehrt), und habe sein Geld seiner Nichte Bertha - eben der, von der wir hier sprechen - vermacht: Berthae neti suae, Bosoni Arelatensis comitis viduae, pecunia derelicta. Quam etiam brevi spatio intercedente memoratus Raimundus, inpurissimae gentis princeips inpurior, sibi maritam effecerat ... Hier hat allein das Plusquamperfekt des letzten Wortes Brandenburg (und vor ihm andere) dazu veranlaßt, die Eheschließung brevi spatio nach dem Eintritt der Witwenschaft (935), also "ca. 936", anzunehmen. Es muß aber doch auffallen, daß Liudprand zum Zeitpunkt von König Hugos Testament und Tod (948) Bertha nicht Gattin Raimunds nennt, sondern Witwe (Bosos), was sie doch nach der Annahme von Brandenburg seit 12 Jahren nicht mehr war. Das brevi spatio intercedenta könnte sich also auch auf Tod und Testament König Hugos beziehen, die Ehe Raimunds der Erbin nicht nur von Hugos Geld, sondern auch umfangreicher Domänen (vgl. Hofmeister 45) gegolten haben.

    Thiele, Andreas: Tafel 390, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa"

    BOSO III.
    + nach 936
    Graf von Avignon, Arles und Vaisin

    Boso wurde 932 Markgraf von Tuszien und 936 von seinem Bruder, König Hugo, aus Mißtrauen abgesetzt.
    oo WILLA VON BURGUND Tochter des WELFEN-Königs Rudolf I. von Arelat

    Hlawitschka, Eduard: Seite 84,86,202, "Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962)"

    Wenn man die Nachricht des Constantinos Porphyrogenitos trauen darf, hatte BERENGAR aus der Provence noch einen Einfall abzuwehren. Von dort her versuchte in dieser Krisenzeit Markgraf Hugo - wie schon 907 - sein Glück in Italien. Bis Pavia sei er zusammen mit seinem Bruder Boso und einem Hugo Taliapherni sowie einem kleinen Heer vorgedrungen. Dann aber habe BERENGAR den Eindringlingen die Zufuhr abschneiden können. Als diese sich ergeben und geschworen hätten, nicht wieder nach Italien zu kommen, habe BERENGAR sie den Rückzuig antreten lassen.
    Darüber hinaus zog Hugo eine große Menge Verwandter nach sich. Noch vor 931 erschien Hugos Bruder Boso, der früher schon Hugos Italienpläne kräftig unterstützt hatte und 926 in Hugos provencalische Stellung nachgefolgt war [Er erhielt nach der Absetzung Lamberts, eines Halbbruders Hugos, die Mark Tuszien. Boso ist ab 931 in Italien nachweisbar.].
    Die Mark Tuszien, in der ihn Liudprand erwähnt, erhielt er immerhin erst 936 nach der Absetzung und Inhaftierung Bosos [Zu Boso von Tuszien vgl. A. Hofmeister, Markgrafen Seite 405ff. Das Datum der Absetzung Bosos wird gesichert durch Flodoard, Annales ad 936, Seite 64ff.], des 931 aus der Provence gekommenen Bruders König Hugos.



    oo Willa von Burgund, Tochter des Königs Rudolf I. - nach 936


    Kinder:

    - Berta 910/15-18.8.965
    928 1. oo Boso von Burgund Graf von Provence - 13.9.935
    936 2. oo Raimund Markgraf von Septimanien - 961/65
    - Willa um 910/15- nach 966
    936 oo Berengar II. König von Italien 900-4.8.966
    - Richilde
    - Gisla


    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 2,117 - Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite 82,84,86,163,202 - Liudprands von Cremona: Werke in: Quellen zur Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Band VIII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1977 Seite 356,394,400,412 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 390 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 466 -


  2. 12.  von Arles, Theutberga Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Theotbald3, 3.Hugbert2, 1.Boso1) wurde geboren um 880/885; gestorben vor 948.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Troyes [10000],Aube,Champagne-Ardenne,Frankreich; Gräfin von Troyes

    Notizen:

    Theutberga von Arles
    Gräfin von Troyes
    um 880/85- vor 948
    Einzige Tochter des Grafen Theotbald von Arles und der Berta von Lothringen, illegitime Tochter von König Lothar II.

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 2, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VI. 9 a. THEUTBERGA
    * ..., + vor 948 IX.
    Gemahl:
    a) Werner (Garnier),Vicomte von Sens und Troyes + 925 6. XII.
    b) Engelbert, wahrscheinlich Sohn des Vicomte Berlion von Vienne + nach 945 25. I.

    Anmerkungen: Seite 118
    VI. 9. Teutberge
    Ihre Abstammung erhellt aus der Urkunde ihres Sohnes Manasse, Cartul. de S. Victor der Marseille n. 1, in der er König Hugo seinen avunculus nennt. Sie trug den Namen der Schwester ihres Großvaters, der unglücklichen Gemahlin Lothars II., siehe oben IV, 3.
    Über Werner siehe Manteyer, Origines 453f. und Le Moyenage 14, 310f.
    Über Engelbert, ihren mutmaßlichen zweiten Gemahl (als dessen Frau um 941 eine Teutberge erscheint, Chartes de Cluny 476 und 523); Poupardin Prov. 353, und Manteyer 441 und 492. Kinder aus dieser (nicht völlig gesicherten) zweiten Ehe sind nicht bekannt.

    * Ergänzung (Werner):
    Gemahl: Warnarius, Vicomte von Sens und Graf von Troyes. Der zweite Gemahl, Engelbert, ist zu streichen.

    Thiele, Andreas: Tafel 390, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa"

    THEUTBERGA VON ARLES oo WERNER GRAF VON TROYES + 924 gefallen



    1. oo Werner Graf von Troyes - 6.8.924
    ? 2. oo Engelbert Vicomte von Vienne - nach 25.1.945



    Kinder:
    - Theutberga von Troyes - nach 960
    oo Karl Konstantin Graf von Vienne 901 - nach I. 962
    - Manasse Bischof von Arles


    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen. Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 2,118 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 390 -

    Familie/Ehepartner: von Troyes, Warnarius. Warnarius gestorben am 6 Aug 924. [Familienblatt] [Familientafel]


  3. 13.  von Italien, Hugo Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Theotbald3, 3.Hugbert2, 1.Boso1) wurde geboren in 880; gestorben am 10 Apr 947 in Arles [13200],Bouches-du-Rhône,Provence-Alpes-Côte d’Azur,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Provence,Frankreich; Markgraf von der Provence
    • Titel/Amt/Status: 903-947, Arles (Grafschaft),Bouches-du-Rhône,Provence-Alpes-Côte d’Azur,Frankreich; Graf von Arles
    • Titel/Amt/Status: 903-947, Vienne [38200],Isère,Rhône-Alpes,Frankreich; Graf von Vienne
    • Titel/Amt/Status: 926-947, Italien; König von Italien

    Notizen:

    Hugo
    König von Italien (926-947)
    Graf von Arles und Vienne (903-947)
    Markgraf von der Provence
    880-10.4.947 Arles
    Ältester Sohn des Grafen Theotbald von Arles und der Berta von Lothringen, illegitime Tochter von König Lothar II.

    Lexikon des Mittelalters: Band V Seite 158

    Hugo von Arles und Vienne, König von Italien 926-947
    * um 880, + 948 Arles

    Durch seine Mutter Bertha von Tuszien Enkel König Lothars II., schwang sich sich Hugo unter Kaiser LUDWIG DEM BLINDEN vom Grafen von Arles und Vienne (seit 903) zum dux und marchio der Provence und faktischem Regenten des niederburgundischen Königreiches auf. Durch Herkunft und Machtstellung nach Italien gewiesen, folgte er 926 dem Ruf der dortigen Großen und übernahm nach der Vertreibung Rudolfs II. von Burgund die italienische Königswürde. Die noch lebendige karolingische Tradition des Mittelreiches bestimmte Hugos ehrgeizige Ziele, doch gelang ihm weder die Schaffung eines alpenübergreifenden Großreiches noch erreichte er die Kaiserkrönung. Hugo sicherte sich nach außen durch Bündnisse mit HEINRICH I. von O-Franken und Romanos I. von Byzanz; im Innern, wo seine Königsherrschaft bemerkenswert stabil war, schuf er schon 931 durch die Erhebung seines Sohnes Lothar zum Mitkönig die Voraussetzung für dynastische Kontinuität. Markgraf Berengar von Ivrea, Anführer des oppositionellen oberitalienischen Adels, verdrängte Hugo 945 mit Unterstützung OTTOS DES GROSSEN weitgehend aus Oberitalien, mußte jedoch Hugo und Lothar einstweilen die Königswürde belassen. Hugo rüstete 948 in seinen Stammlanden zum Entscheidungskampf, als er plötzlich starb. Lothars Tod (950) führte 951 zum Eingreifen OTTOS DES GROSSEN.

    Althoff Gerd: Seite 364, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    K 10 Me: 10.4. Hugo rex + 947 König von Italien

    (Es.) Hugo war der Schwiegervater der Kaiserin Adelheid (K 49) während ihrer 1. Ehe mit Lothar von Italien (K 44). Durch diese Verwandtschaft ist die Eintragung Hugos ins Merseburger Nevrolog zu erklären, da Adelheidnach ihrer Heirat mit OTTO DEM GROSSEN für die Aufnahme ihrer Verwandten ins ottonische Gedenken sorgte; siehe dazu oben Seite 163.
    Zu Hugos Wirken in Italien vgl. Liudprand von Cremona, Antapodosis und Köpke-Dümmler, Otto der Große, passim, besonders S. 134-141.
    Allgemein Biographisches Wörterbuch 1, Spalte 1255 mit weiteren Hinweisen.

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 2, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VI. 7 a. Hugo, Graf von Vienne, Herzog der Provence, König von Italien 926 6. VII.
    * ca. 880, + 947 10. IV.

    Gemahlinnen:
    a) vor 910 Willa + vor 926
    b) vor 927 22. VII. Alda, aus deutschem (fränkischen) Geschlecht, zuletzt 932 28. II.
    c) 932 Marozia, Tochter des Senators Theophylakt und der Theodora, Witwe Guidos (VI. 10), + nach 933.
    d) vor 937 12. XII. Bertha, Tochter Herzog Burchards, Witwe König Rudolfs von Burgund, + nach 961 5. IV.

    e) Konkubine Wandelmoda
    f) Konkubine Pezola, niederer Herkunft
    g) Konkubine Stephania, Römerin
    h) Konkubine Rotrud (Roza), Tochter Walperts
    i) Konkubine N.

    Anmerkungen: Seite 117
    VI. 7. Hugo

    Vgl. Schiaparelli Dipl. di Ugo Poupardin, Provence 204f. Ob der Bouquet 9, 663 im Jahr 990 vorkommende Graf Hugo identisch mit dem späteren König ist, erscheint mir sehr zweifelhaft; erstes sicheres Vorkommen 899 Cart de Grenoble ed. Marion 260; als Graf von Vienne seit 903 7. IV., Cart. de St.-Andre-le-Bas ed. Chevalier Append. n. 11.
    Der Zeitpunkt, wann er Herzog und Markgraf von Provence wurde, ist nicht genauer zu bestimmmen; er erscheint als comes noch 908 16. V., Prou-Poupardin n. 50, als dux et marchio ib. n. 52; jedenfalls war er nach LUDWIGS (Nr. 6) Blendung der eigentliche Regent des Königreichs Nieder-Burgund. Letzte Urkunde 947 24. IV., Schiaparelli n. 83.
    Todestag. Gingins de la Scarra, Anh. s. Schweiz. G.: 9, 218

    Gemahlinnen:
    1. Willa
    c. 910, Cart. de St.-Andre-le-Bas ed. Chevalier Append. n. 14.
    Sie kann, wie Manteyer, Origines 302, vermutet, identisch sein mit der Witwe Rudolfs I. von Burgund; dieser starb allerdings 912, sie heißt aber in der erwähnten undatierten Urkunde Willa regina; wahrscheinlich ist die Urkunde nach 912 anzusetzen; tot 926, Bouquet 9,680.
    2. Alda
    oo vor 927 22. VI., Schiaparello n. 9; Francorum genere Teutonicorum Liudpr. 3, 20, zuletzt 932 28. II. Schiaparelli n. 29.
    3. Marozia
    Liudpr. 3, 43f.
    Ihr Todesjahr ist unbekannt.
    4. Bertha
    Morgengabenverschreibung 937 12. XII., Schiaparelli n. 46.
    Zuletzt in einer Urkunde ihres Sohnes Konrad von Burgund, die gewöhnlich ins Jahr 962, von Poupardin, Bourgogne 395 f., aber auf 961 8. IV. gesetzt wird.

    Konkubinen:
    Wandelmoda
    Liudpr. 3, 20
    Pezola
    Liudpr. 4, 14, nennt sie vilisimorum servorum sanguine cretam.
    Urkundlich nur Roza 945 20. III., Stephania genere Romana, Liudpr. 4, 14; Schiapareilli n. 79.
    Sie war nach Liudpr. 4,14 Tochter des Walpert, eines sehr mächtigen Mannes und Richters in Pavia, der, wohl bald nach 927 14. X. auf Befehl Hugos enthauptet wurde (Liudpr. 3, 29f. und Bemerk. v. Becker, 1. c. S. 92, Anm. 3.). Sie war vorher vermählt mit Pfalzgraf Giselbert, + vor 929 19. XI., Liudprand 3, 29. [VI a 15]

    * Ergänzung (Werner)
    a) Gemahlin: 912 Willa, Witwe König Rudolfs I. von Burgund
    b) o-o ca. 920 Wandelmoda., nobilissima
    c) Gemahlin: Hilda (Alda)
    d) o-o 926/30 Pezola
    e) o-o 928/29 Rotruda/Roza + nach 945 III. 29., Tochter des Richters Waltpert in Pavia, enthauptet ca. 930;
    Witwe des Pfalzgrafen Giselbert + 927 V. 14./929 X. 19.
    f.) Gemahlin: Marozia, Tochter des Senators Theophylakt; Witwe des Markgrafen Wido (siehe VI 18)
    g) Gemahlin: 937 XII. 12. Bertha, Tochter Herzog Burchards von Schwaben; Witwe König Rudolfs II. von Burgund
    h) o-o Stephania aus Rom
    i) o-o N.N.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 459, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VI. Generation 15
    Die (zweite) Ehe Hugos von Vienne mit Hilda (roman. Alda) wurde nicht nur vor 927 VII 22 (so Brandenburg) geschlossen, sondern schon vor 926, das heißt aber, bevor Hugo König wurde, denn er urkundet bei der Wiederherstellung von S.-Pierre de Vienne, undatiert, noch als comes et marchio bei Nennung seiner Frau Hilda: uxoris quondam meae Willae, necnon et praesentis coniugis meae Hildae. (HF 9, 689f.) ebd.: Signum Hildae comitissae.
    Vgl. im übrigen zur Zeitstellung der Frauen und Konkubinen Hugos die Ausführungen Anmerkung VII, 30-32 über die Geburtsdaten der Kinder Hugos. Entsprechend den dort gemachten Feststellungen war die Reihenfolge gegenüber Brandenburg umzustellen.
    In Nieder-Burgund machte er seinem Vetter, LUDWIG III. DEM BLINDEN, die Herrschaft streitig. Hugo war ein kluger und kräftiger, aber auch ein verschlagener und gewalttätiger Mann. In seinen Italienplänen wurde er sehr von seiner Mutter beeinflußt, die großen Besitz und Einfluß in Italien hatte. Er griff 907 gegen BERENGAR nach Italien und scheiterte. Nach dessen Ermordung war er erneut Kandidat und setzte sich nach der Niederlage Rudolfs II. von Hoch-Burgund bei Novara in Italien durch und wurde am 6.7.926 in Pavia zum König erhoben. Er residierte zu Pavia und stellte räumlich das alte Langobardenreich wieder her. In Nieder-Burgund konnte er die Wahl Karl Konstantins zum König verhindern, erreichte aber seine eigene Wahl nicht. Im April 931 ließ er seinen Sohn Lothar zum König erheben. Im März 932 zog er, von seinem Halbbruder Wido II. von Tuszien gerufen, in Rom ein, heiratete Marozia und hoffte, die Kaiserkrone gegen den Widerstand der Häuser IVREA und SPOLETO zu erlangen. Aber sein Stiefsohn Alberich II. entfachte einen Aufstand, Hugo mußte fliehen und Marozia verschwand für immer im Gefängnis. Ungefähr 934 schloß er mit Rudolf von Hoch-Burgund einen Vertrag, worin letzterer auf seine Ansprüche in Italien verzichtete und dafür die Königsherrschaft über ganz Burgund zugesichert bekam. Im gleichen Jahr errang Hugo gegen den von seinen Feinden herbeigerufenen Arnulf von Bayern einen so entscheidenden Sieg, dass dieser bestürzt Italien verließ. Nach dem Tode Rudolfs II. von Hoch-Burgund (937) vermählte er sich mit dessen Witwe, Bertha von Schwaben, und verlobte seinen Sohn Lotharmit Rudolfs Tochter Adelheid. Kein Zweifel, er wollte sich unter Beseitigung des jungen Konrad, der bereits als König anerkannt war, die Herrschaft in Burgund verschaffen. Im Frieden von Vise verzichtete er jedoch auf seine weitgehenden Pläne und übersandte OTTO I. reiche Geschenke. Als 945 Berengar von Ivrea Ansprüche auf die italienische Krone erhob, brach Hugos Herrschaft rasch zusammen. Hugo mußte die Krone niederlegen und zufrieden sein, sie seinem Sohne zu erhalten. Hugo zog sich Ende 947 in die Provence zurück, um Bundesgenossen gegen Markgraf Berengar zu werben, starb aber bald.

    Eickhoff Ekkehard: Seite 408,411, "Theophanu und der König"

    Lange vor Adelheids Geburt war König Rudolf von einer lombardischen Adelsgruppe ins Land gerufen und zum König gewählt worden. Aber schon wenig später wurde er von dem Markgrafen Hugo von der Provence aus Italien verdrängt. Dieser KAROLINGER aus der Nachkommenschaft Lothars, der ein Mann von ungewöhnlicher Durchsetzungskraft gewesen sein muß, wurde 926 in Pavia zum König erhoben, und König Rudolf unternahm keinen Versuch mehr, in den Süden zurückzukehren. Das Bild König Hugos ist nur von seinen Gegnern überliefert; ihrer Ansicht nach führte er seitdem in Italien ein tyrannisches Regiment. Die knappe chronistische Spur seiner Taten zeigt eine Kette blendender Erfolge und überraschender Niederlagen. Als Rudolf II. 937 starb, zählte Konrad, sein Sohn und Nachfolger in Burgund, erst 14 Jahre. Jetzt zeigte Hugo in einer unerwarteten Wendung seine Fähigkeiten. Er kam selbst nach Burgund an den Hof seines alten Rivalen und gewann dort die Königin-Witwe Berta zur Frau. Hugo hatte nun die tatsächliche Macht in Oberitalien, in der Provence und Burgund, und er hätte dem ganzen Raum die ersehnte Friedensordnung bescheren können, wäre er weniger aggressiv vorgegangen. Seinen Sohn Lothar verlobte er mit der damals 6-jährigen Adelheid. Offenbar hoffte Hugo, ihren Bruder, König Konrad, aus seinem Erbe verdrängen zu können. Jetzt griff OTTO DER GROSSE ein. Er holte Konrad an seinen Hof, ließ sich von ihm den Treueid schwören und stellte ihn und sein Reich Burgund unter seinen Schutz. Auch ein mächtiger und unbotmäßiger Vasall König Hugos, der Markgraf Berengar von Ivrea, fand bei OTTO DEM GROSSEN Zuflucht. Lange vor OTTOS erstem Zug nach Italien zog die sächsische Hegemonie die südwestlichen Nachbarreiche in ihren Bann. Nach N-Italien zurückgekehrt, gewann Berengar zusehends Land und Anhang. Er zwang Hugo, die Krone aufzugeben und seinem Sohn Lothar zu überlassen. Der von vielen Seiten angefeindete Hugo hatte sich schon mit der Königin Berta, Adelheids Mutter, nach der Provence zurückgezogen. Er hoffte, sein junger Sohn werde sich mit der Partei seiner Gegner aussöhnen können. Allerdings hatte Hugo seine Sache nicht aufgegeben; in der Provence schmiedete er mit den Sarazenen von Fraxinetum (La Garde Frenet bei Frejus) ein Bündnis gegen Berengar. Aber kurz darauf verschied er.

    Köpke Rudolf/Dümmler Ernst: Seite 134-141, "Kaiser Otto der Große"

    In Italien nahte eben damals eine große Entscheidung, welche tatsächlich die höchste Gewalt in andere Hände spielen sollte, nicht durch Waffengewalt, sondern durch einen friedlichen Umschwung. Längst war man dort in gewohntem Wankelmut der einst herbeigewünschten Herrschaft Hugos überdrüssig geworden, obgleich sein jugendlicher Sohn Lothar neben ihm schon seit 931 als Mitregent und Nachfolger anerkannt war. Auf die milderen Seiten, die er anfänglich angeschlagen, folgte ein Regiment der Willkür und der Härte, das der nächsten Verwandten nicht schonte, wo sie seinen Argwohn erregten. Diese, zumal auch seine Bastarde, und seine burgundischen Landsleute brachte er überall in die mächtigsten Stellungen und zog sie Italienern vor. So wurde sein natürlicher Sohn Boso Bischof von Piacenza und Erzkanzler, ein anderer, Theobald Archidiaconus in Mailand mit der Aussicht auf das Erzbistum, das inzwischen der hochbejahrte Arderich verwaltete, Gotfrid Abt von Ronantola, Hubert Pfalzgraf und Markgraf von Tuszien, seine uneheliche Tochter Rotlinda vermählte er dem Grafen Elisiard. Hugos Halbbrüder Lambert und Boso [Richtig ist: Boso war der Bruder König Hugos.] wurden nacheinander über Tuszien gesetzt, des letzteren Tochter Willa mit dem Markgrafen Berengar verheiratet. Zu den Verwandten des Königs gehörte Tadbald, der Markgraf von Spoleto, Manasse, Erzbischof von Arles, dem er in ganz ungesetzlicher Weise die Bistümer Verona, Trient und Mantua, ja sogar die Mark zu Trient zu gleicher Zeit übertrug, Hilduin, Bischof von Tongern, nunmehr zum Erzbischof von Mailand erhoben. Aus Burgund folgte ihm als Kaplan seiner Gemahlin Gerlan, dem er das Amt des Erzkaplans und die Abtei Bobbio zuwendete, der Lothringer Rather, Hilduins Begleiter, ward mit dem Bistum Verona ausgestattet, der Burgunder Sarilo, zuerst Pfalzgraf, trug die Marken Spoleto und Camerino nebst der Abtei Farfa davon. Allgemeiner Haß, durch Furcht gebändigt, herrschte gegen Hugo und seine Burgunder, die man hochmütig und gefräßig schalt, vergessen wurden die besseren Züge seines Wesens, sein Eifer für die Interessen der Kirche, zu dem freilich sein ausschweifendes Leben übel stimmte, seine der Wissenschaft und ihren Vertretern zugewandte Gunst. Dazu hatte er die Anwohner der Alpen doch nicht, wie es seiner Macht gelegen, von der furchtbaren Geisel der sarazenischen Raubzüge befreit. Ganz erfolglos blieben seine, seit dem Jahre 932 beharrlich fortgesetzten Bemühungen, in Rom Eingang zu gewinnen und durch eine Kaiserkrönung sich erst recht den Besitz der Königswürde zu sichern. Der Patricius Alberich, obgleich sein Eidam, hielt die ewige Stadt in seiner Gewalt und mit ihr die Päpste Marinus und Agapit und wußte alle Angriffe Hugos unwirksam zu machen, so daß dieser sich zuletzt zum Frieden verstehen mußte. Als im Jahre 943 Amadeus, einer von Berengars Begleitern, in Pilgerkleidung sich über die Alpenpässe nach Italien durchschlich und als Kundschafter sogar bis in Hugos unmittelbare Nähe drang, fand er die Stimmung des Volkes zum Abfall reif und nur des Führers harrend, der es wagte, die Fahne des Aufruhrs zu erheben.
    Zu Anfang des Jahres brach endlich auch Berengar nach mehrjähriger Verbannung von Schwaben gegen Italien auf, mit geringem Gefolge nur, aber zählend auf die Einverständnisse, die er unterhielt, und auf den Haß gegen Hugo, über den seine Kundschafter ihn unterrichtet hatten. Wenn OTTO auch aus Rücksicht auf seine bisher freundlichen Beziehungen zu diesem Berengar unmittelbare Unterstützung versagte, so hätte derselbe doch keinesfalls wider seinen Willen einen solchen Zug wagen dürfen. Eine ungewöhnliche Richtung durch den Vintschgau schlug er ein, weil die über die rätischen und penninischen Alpen führenden besuchteren Pässe von den Sarazenen in Hugos Diensten behütet wurden und gelangte so hinüber in das südliche Tal der Etsch. Die feste Burg Formigara (oberhalb Bozen), deren Obhut der Bischof Manasse einem seiner Geistlichen Adalhard anvertraut hatte, hemmte zuerst sein Vordringen und widerstrebte rascher Bestürmung. Da versprach Berengar Adalhard das Bistum Como, Manasse das Erzbistum Mailand (Manasse ließ sich trotz seiner Verwandtschaft mit Hugo durch diesen Köder fangen). Und ward sein Verbündeter. Überall griff der Abfall um sich. Der mächtige Graf Milo von Verona, von fränkischer Abkunft, und am Hofe BERENGARS I. emporgekommen, der sich schon einmal treulos an Herzog Arnulf von Bayern angeschlossen, ging, obgleich von Hugo überwacht, zu seinem Feinde über und nahm ihn in dem festen Verona auf, wobei mancherlei Unbilden, die er von jenem erfahren, ihm zur Entschuldigung dienten. Bischof Wido von Modena, durch die Hoffnung auf die reiche Abtei Nonantola getrieben, folgte nach, wiewohl er keinen besonderen Grund zur Unzufriedenheit hatte, und verlockte durch sein Beispiel viele zum Anschlusse.
    Gegen Wido wandte sich Hugo zunächst und belagerte seine Burg Vignola am Panaro, ohne damit etwas auszurichten, denn inzwischen lud der von ihm schwer verletzte, ja mit dem Tode bedrohte Erzbischof Arderich von Mailand Berengar von Verona in seine Stadt ein. Traurig kehrte Hugo nach seiner Hauptstadt Pavia zurück, wo sein Hof sich leerte und Alles zu seinem Widersacher nach Mailand strömte, um Gnaden aus dessen Hand zu empfangen. Indem der König seine Sache verloren gab, hoffte er doch die Krone seinem Sohne noch zu retten, der ja längst sie dem Namen nach mit ihm teilte und an allen Staatsakten scheinbar mitwirkte, in der Tat aber kaum erst zum Jünglinge herangewachsen war. Lothar begab sich also etwa im April in die Mitte der Empörer nach Mailand, um vor ihnen seine Unschuld an den Vorwürfen zu beteuern, die man gegen seinen Vater erhob; Hugo gedachte inzwischen mit seinen Schätzen nach Burgund sich zurückzuziehen und dort seine Zeit abzuwarten. Der junge, schuldlose König, den man in der ehrwürdigen Ambrosiuskirche vor dem Kreuze niedergestreckt fand, erregte in der Tat das Mitleid seiner bisherigen Vasallen und man beschloß, ihm den Besitz der Krone zu lassen, indem Berengar wieder eingesetzt in die Markgrafschaft Ivrea neben ihm als Teilhaber der höchsten Gewalt stehen sollte. Berengar lenkte den Arm des jungen Königs und rief seine Verfügungen hervor, wie das die Urkunden der nächsten Zeit beweisen. Natürlich begünstigte und förderte er vor allem seinen Anhang.
    Berengar, indem er sich die Fortführung von Lothars Königtum gefallen ließ, hatte seine Anhänger zugleich veranlaßt, auch an Hugo Boten zu entsenden und ihn wiederum zur Übernahme der Herrschaft zu vermögen. Er fürchtete nämlich, daß dieser mit Hilfe der mitgenommenen Schätze leicht von der Provence aus ihm einen Krieg erwecken könne, und wollte ihn lieber unter seinen Augen behalten. So kehrte noch im Sommer scheinbar alles in das alte Gleis zurück, Hugo und Lothar führten nach wie vor ohne Macht den königlichen Namen und ihr siegreicher Nebenbuhler begnügte sich mit dem bescheidenen Titel eines obersten Ratgebers. Mit dem Patricius Alberich wurde unter Agapitus II., der kurz zuvor den päpstlichen Stuhl bestiegen hatte, nach dem Tode Marinus II., endlich 946 Friede geschlossen, die Marken Spoleto und Camerino erhielt Bonifacius, der Sohn Hubalds, ein Schwiegersohn des Königs Rudolf I. von Burgund. Berengar zeigte sich von der vorteilhaftesten Seite und wußte alle Herzen durch Güte und Freigiebigkeit zu gewinnen, so lange er das höchste Ziel noch nicht vollständig erreicht hatte. Hugo, der traurigen Rolle, zu der verurteilt worden, überdrüssig, zog sich 946 in der Tat in die Provence zurück,. Wo er sich an Raimund von Aquitanien einen Beistand für die Wiedereroberung seines Reiches werben wollte, allein ehe es zu weiteren Versuchen gekommen war, ereilte den König am 10. April 947 in Arles der Tod.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 81-90, "Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962)"

    Im Jahre 907 versuchte offenbar Markgraf Hugo von der Provence, der Sohn Thiebalds von Vienne und der nach dessen Tode nach Tuszien weiterverheirateten KAROLINGER-Tochter Berta, welcher für den geblendeten Kaiser LUDWIG die Regierungsgeschäfte besorgte, mit einigen anderen Großen wieder in Italien einzufallen. Die Gründe, die ihn dazu bewogen, sind unbekannt. Aber einerlei, ob er nur einen Vergeltungszug für die Blendung seines Herrn durchführte oder ob seine Mutter, die "große Berta von Tuszien", ihm damals schon die Herrschaft über Italien zu verschaffen gedachte, aus der Tatsache des Italienzuges Hugos spricht doch das rege Interesse, das man in der regierenden Gesellschaft der provence an Italien und der dort herrschenden Führungsschicht behielt.
    Wenn man der Nachricht des Constantinos Porphyrogenitos trauen darf, hatte BERENGAR aus der Provence einen Angriff abzuwehren. Von dort her versuchte in dieser Krisenzeit Markgraf Hugo - wie schon 907 - sein Glück in Italien. Bis Pavia sei er zusammen mit seinem Bruder Boso und einem Hugo Taliapherni sowie einem kleinen Heer vorgedrungen. Dann aber habe BERENGAR den Eindringlingen die Zufuhr abschneiden können. Als diese sich ergeben und geschworen hätten, nicht wieder nach Italien zu kommen, habe BERENGAR sie den Rückzug antreten lassen [Constantin setzte diesen Berich zwischen seine Schilderung der Schlacht von Fiorenzuola (17. Juli 923) und den Vermerk über den Tod BERENGARS durch Flambert in Verona.]
    Die Intrigen, die innerhalb der so einflußreich gewordenen Adelsschicht gesponnen wurden, führten, noch bevor der Burgunder-König Rudolf recht Fuß fassen konnte, dazu, daß Markgraf Hugo aus der Provence nach Italien gerufen wurde. Den Weg durch das westliche Oberitalien zu nehmen, war für diesen zunächst nicht möglich. Dort hatten Rudolf und sein Schwiegervater Herzog Burchard von Schwaben ihre Streitmacht versammelt. Wenn Hugo darauf den Seeweg nach Pisa wählte, wo sein Halbbruder Wido von Tuszien gebot, dann zeigt das einerseits, wer Hugo mit herbeigerufen hatte, und andererseits, daß die alten Beziehungen, die zwischen dem tuszischen Herrscherhaus und der Provence bestanden, wirksam geblieben waren.
    Auch unter König Hugo, der nach dem Abzug Rudolfs II. vom tuszischen Herrschaftsbereich seines Halbbruders Wido aus nach Oberitalien weiterziehend allgemein Anerkennung fand und dort die durch den unentwegten Machtkampf verfeindeten Adelsgruppen wieder versöhnen konnte, hielten die Beziehungen zu den Ländern jenseits der Alpen an. Hugo behielt ja nicht nur weite Besitzungen in seiner Heimat, er holte auch nach und nach, was ihm später zum Vorwurf gemacht wurde, eine große Menge Vertrauter aus Nieder-Burgund herbei und übergab ihnen Ämter in Italien.
    Für die Verbindungen Italiens mit der Provence schien zunächst aber bedeutungsvoller als das langsame Fluktuieren der Adligen zu werden, daß Hugo 928 versuchte, im raschen Zugriff die Provence seiner italienischen Herrschaft anzugliedern. Gleich nach Bekanntwerden des Todes LUDWIGS DES BLINDEN zog er in seine Heimat, wo er durch seine einstige Stellvertreterschaft LUDWIGS noch Rechte gehabt zu haben scheint und wo er für seine Pläne noch die Hilfe vieler Verwandter erhoffen konnte. Noch lebten ja dort sein Bruder Boso, sein Neffe Erzbischof Manasse von Arles, ein zweiter Neffe Graf Hugo, sein Schwager Ingelbert und dessen Brüder Ratburn und Erzbischof Sobo von Vienne. Da er aber nicht der einzige Bewerber war, sondern in König Rudolf (Raoul) von W-Franken einen ebenso zielbewußten Konkurrenten fand, mußte die Lage ungeklärt bleiben. Hugo urkundet zwar als italienischer König in der Provence, doch mußte er die Grafschaft Vienne an Odo, einen Sohn des Grafen Heribert von Vermandois und Untergebenen König Raouls, zu Lehen geben. Die Erhebung eines selbständigen Königs der Provence - etwa Karl Constantin, des Sohnes LUDWIGS DES BLINDEN - wurde immerhin verhindert. Aber schon einige Jahre später sollte Hugo zum Verzicht auf seine Rechte in der Provence genötigt werden. Den Anstoß dazu gab wieder eine Konspiration der italienischen Großen nordalpiner Abkunft, die sich diesmal sogarum den königlichen Halbbruder Markgraf Lambert von Tuszien sammelten, nach der Inhaftierung ihres Führers wiederum Hilfe bei Rudolf II. von Hoch-Burgund suchten und damit die nordalpine Beziehungen in schon mehrfach bewährter Art zur Besorgung seines Gegenprätendenten gegen ihren unbequemen Herrscher benutzten. Rudolf sollte nun kommen, um König Hugo zu vertreiben. Dieser aber erwirkte mit einer weiteren Gesandtschaft nach Hoch-Burgund, daß Rudolf auf einen Einfall in Italien verzichtete. Im sogenannten italienisch-burgundischen Vertrag (Sommer 933) überließ er dem Hoch-Burgunder in nicht ungeschickter Weise dafür seine Anrechte auf die Provence, wo Karl Constantin inzwischen stärker hervortreten konnte und auch der Einfluß aus W-Franken zugenommen hatte.
    Gegen Jahresende 933 ist es aber schon wieder ein neuer Aufstand, der die vorhandenen Beziehungen über die Grenzen hinweg nach Bayern ans Licht treten läßt.Eine Gesandtschaft einiger verschworener italienischer Großer muß damals also zu Herzog Arnulf nach Bayern gekommen sein, die Vertreibung König Hugos erbeten und ihm oder seinem Sohn die Herrschaft über Italien angetragen haben. Arnulf wurde von ihnen libenter, ut qui cum invitarant, in Verona empfangen. Als jedenfalls König Hugo rasch zum Gegenschlag mit Truppen in diese Gegen geeilt war, das bayerische Aufgebot zum Rückzug gezwungen wurde und Verona zuvor der Plünderung verfiel, da schonten die Bayern Bischof Rather.
    In den nächsten Jahren sollten noch weitere solche Beziehungen der Adelsschicht Italiens zu den Gebieten nördlich und nordwestlich der Alpen sichtbar werden. So kam zum Beispiel Abt Odo von Cluny nach Italien, um für König Hugo in Rom zu vermitteln. Auch die Angliederung Hoch-Burgunds an Italien sollte durch König Hugo noch einmal versucht werden [Hugo zog nach dem Tode Rudolfs II. sogleich nach Burgund und heiratet Rudolfs Witwe. Seinen Sohn und Mitregenten Lothar verlobte er mit Rudolfs Tochter Adelheid. Der Plan mißlang, da einige burgundische Große sich bereits des zur Nachfolge ausersehenen Knaben Konrad bemächtigt und diesen OTTO DEM GROSSEN übergeben hatten; vgl. Dümmler, Otto der Große Seite 110.]. Es darf bei all dem aber nicht übersehen werden, daß die seit längerer Zeit in Italien ansässigen Adelsfamilien die mit König Hugo aus der Provence und aus Burgund neu angekommenen Adligen schon mit großer Zurückhaltung betrachteten.
    Der erste, für den OTTO I. von Bedeutung werden sollte, war Markgraf Berengar von Ivrea. König Hugo hatte bei seinen Bestrebungen, die Macht des Hauses von IVREA zu schwächen, bereits Anskar II., Berengars Bruder, nach Spoleto und Camerino versetzt, dann aber, da er offenkundig gegen Hugo agitierte, 940 durch den Pfalzgrafen Sarilo, einen seiner Leute aus Burgund, bekriegen und töten lassen. Die Verschwörung, die Berengar darauf gegen Hugo zu schmieden begann, war auch bald aufgedeckt worden. Damals griff Berengar, ein Enkel des ehemaligen Grafen Anskar von Ouche, nicht mehr auf Beziehungen nach W-Franken, das heißt nach der Heimat seiner Vorfahren, zurück. Er floh nach Aufdeckung seiner Pläne vielmehr zu Herzog Hermann von Schwaben, der ihn zu OTTO I. weiterleitete.
    OTTO I. unterstützte Berengar, und zwar - wie es scheint - nachdem dieser sich in seine Lehnsabhängigkeit begeben hatte. Er lehnte nicht nur König Hugos Bitte um Auslieferung Berengars ab; er gestattete diesem in der Folge vielmehr, in Schwaben ein kleines Heer anzuwerben, mit den er zu Anfang 945 nach Italien zurückkehren und Hugo die Macht entreißen konnte.

    Brühl Carlrichard: Seite 168, "Die Geburt zweier Völker. Deutsche und Franzosen."

    Die übrigen sogenannten "Nationalkönige" haben die Kaiserwürde nicht erlangt, weder Rudolf II., als er Italien (922-926) mit seinem Königreich Burgund vereinen konnte, noch sein Rivale Hugo von der Provence, auch er ein KAROLINGER in weiblicher Linie, der jedoch 926 bis 946 unbestritten bis zur Zeit OTTOS I. der bedeutendste italienische König war. Ihm gelang es auch, sein "regnum Italiae" mit Nieder-Burgund mit Ausnahme des Gebietes von Vienne und Lyon zu verbinden. Nur der Wachsamkeit OTTOS I. war es zu verdanken, daß er nach dem Tode Rudolfs II. nicht auch Hoch-Burgund mit seiner Herrschaft verbinden konnte. Hugo war fest entschlossen, Italien seinem Haus zu erhalten, wie die Tatsache beweist, daß er schon 931 seinen damals höchstens einjährigen Sohn Lothar zum Mitregenten erhob. Kein Herrscher hat sich so intensiv - und vergeblich - um die römische Kaiserwürde bemüht wie Hugo. Die beste und scheinbar absolut sichere Gelegenheit bot sich, als er, gerade Witwer geworden, die Hand der römischen Senatorin Marozia gewann, die Witwe von Hugos Halbbruder Wido von Tuszien und Mutter Papst Johanns XI. Gerade als er kurz vor der Erlangung der Kaiserwürde stand, zweifelsohne war sie für Weihnachten 932 vorgesehen, zettelte der älteste Sohn Marozias, Alberich II., einen Aufstand an. Seine Mutter wurde gefangengesetzt und verschwindet aus der Geschichte. Alle Bemühungen Hugos in der Folgezeit, sich Roms zu bemächtigen, schlugen fehl, obwohl er Alberich im Jahr 936 sogar seine Tochter Alda zur Gemahlin gab. Aber wenn es Hugo auch nicht vergönnt war, das Kaisertum zu erwerben, so traten seine imperialen Ambitionen um so deutlicher hervor. So gelang es ihm nach längeren Vorverhandlungen, seine (illegitime!) Tochter Berta, die in Byzanz Eudokia hieß, im Jahre 944 mit dem byzantinischen Thronfolger Romanos II. (959-963) zu vermählen. Nach byzantinischem Vorbild scheint Hugo das kaiserliche Vorrecht, Purpururkunden ausfertigen zu lassen, in besonderen Fällen in Anspruch genommen zu haben. Daß er gelegentlich auch Goldbullen gebrauchte, versteht sich fast von selbst. Schließlich spricht eine gute Wahrscheinlichkleit dafür, daß Hugo eine Plattenkrone trug.

    Adelheid Kaiserin und Heilige 931 bis 999 Seite 97-107

    Der Thron wurde Rudolf von Hugo von Vienne streitig gemacht, der damit auf der politischen Bühne erschien. Er war ein Sohn aus der ersten Ehe der sehr schönen Intrigantin Bertha von Toscana, die für ihn die Unterstützung der großen italienischen Feudalherren gesichert hatte. Im Juni 926 war Hugo in Pavia, und Anfang Juli trug er die Krone. Die Herrschaft Rudolfs war zu Ende und die des Provenzalen begann. Der neue Herrscher war ein energischer, ehrgeiziger, tückischer und treuloser Mann, der die Herrschaft über 20 Jahre zu behalten verstand, weil er den unruhigen Adel kontrollierte und Komplotte und Verschwörungen wie die von zwei mächtigen Richtern, Valperto und Everardo Gezone 929 in Pavia mit Schlauheit und Härte verhinderte und unterdrückte: Die Verschwörer, mit Hilfe des Bischofs gefangengenommen, wurden eingesperrt, ihre Güter konfisziert, und ihr Schicksal war dramatisch. Valperto, der Vater von Rozia, die der König als Konkubine genommen hatte, wurde enthauptet seine Frau Christina wurde gefoltert, um mögliche Schätze ihres Gatten preiszugeben.
    Aber als Ausgleich für so viele Greueltaten war es auch die Zeit der Wunder, wie jenes das im August 930 dem Sohn König Hugos, dem kleinen Lothar, dem zukünftigen Ehemann Adelheids, das Leben rettete. Das Kind litte an einem heftigen Fieber und war in hoffnungslosem Zustand. Auf Befehl seines Vaters wurde es vom Palast nach San Michele gebracht und auf die Reliquie des heiligen Kolumban gelegt. Plötzlich verschwand das Fieber und wich einem ruhigen Schlaf. Lothar war gerettet, und seine Mutter, die Königin Alda, stattete mit einer großen Gefolgschaft von Adligen und Dienerinnen dem Heiligen ihren Dank ab und überreichte ihm goldgewebte Stoffe, während Hugo in einer feierlichen Audienz den Mönchen die entzogenen Besitzungen zurückgab.
    Im folgenden Mai wurde das so gerettete Kind in derselben Kirche San Michele in einer glänzenden Zeremonie gekrönt und zum Mitkönig eingesetzt.
    Hugo, inzwischen verwitwet, hatte daran gedacht, seinen Einfluß dadurch zu mehren, daß er im Frühjahr 932 Marozia heiratete, die damals tatsächlich Rom unter ihrer Herrschaft hielt und einen ihrer Söhne unter dem Namen Johann XI. zum Papst hatte wählen lassen. Aber Hugos ehrgeiziges Projekt scheiterte wegen einer Revolte, die Alberich, der Sohn Marozias, gegen sie angestiftet hatte. Er hatte die Menge aufgewiegelt und seine Mutter eingesperrt, was seinen Stiefvater dazu zwang, Hals über Kopf aus Rom zu fliehen. Hugos Gegner nutzten die Situation, um ihm seinen alten Rivalen Rudolf von Burgund entgegenzusetzen, den sie nach Italien einluden. Aber Hugo hatte 933 mit dem Burgunder ein Abkommen geschlossen, mit dem er ihm als Ausgleich für den endgültigen Verzicht auf alle italienischen Thronansprüche seine Rechte über die Provence abtrat. Das hatte jedoch den Frieden im Königreich nicht gesichert. So hatte Herzog Arnulf von bayern 934 mit Hilfe des Bischofs Raterio von Verona diese Stadt besetzt und beabsichtigte, die Hauptstadt zu erobern. Aber er wurde von Hugo geschlagen und kehrte in sein Land zurück. Raterio nahm man gefangen und sperrte ihn für zwei Jahre in Pavia in einen kleinen Turm, der einst dem verstorbenen Richter Valperto gehört hatte.
    Von 936 an stellten die Ungarneinfälle eine Bedrohung für die innere Sicherheit des Königreiches dar und weckten die Angst der Einwohner von Pavia, die noch die schmerzliche Erinnerung an die ungarischen Brandpfeile bewahrten. Hugo, der den Palast zum Teil wiederherstellen und zum Teil neu aufbauen hatte lassen, der sich vor den Übergriffen der Sarazenen schützen mußte und noch immer Absichten auf Rom hatte, zögerte nicht, sich auf Abkommen mit den Ungarn einzulassen und ihnen einen Tribut zu zahlen, um sie auf Abstand zu halten und ihre Raubzüge einzudämmen.
    Am 11. Juli 937 starb Rudolf II. von Burgund. Er ließ seine Frau Bertha als Witwe und seine noch jungen Kinder Konrad, Rudolf und Adelheid zurück. Die Minderjährigkeit des Thronerben weckte den Ehrgeiz Hugos, der sich in der Überzeugung, seine Macht über die Provence und das übrige Königreich ausdehnen zu können, im Herbst nach Burgund begab. Da er von Marozia nichts wußte und sich als Witwer betrachtete, heiratete er Bertha, und am 12. Dezember schloß er einen Heiratsvertrag zwischen seinem kaum zehnjährigen Sohn Lothar und der sechsjährigen Adelheid. Die künftige Ehefrau erhielt als Mitgift die Königshöfe von Corana, Marengo und Olona, drei Abteien und zwei kleinere Höfe in der Toscana, im Ganzen 4.580 Hufen Land. Bertha bekam 16 Höfe mit 2.500 Hufen übertragen.
    Die Heirat mit Bertha, die vierte für den Ehemann, erregte großes Aufsehen, da die Ehefrau die Witwe des Stiefsohnes von Hugo war. In der Tat hatte Hugo aus politischem Kalkül in erster Ehe Willa, die Mutter des damals noch sehr kleinen Rudolfs II. von Burgund geheiratet und hoffte, in seinem Namen regieren zu können. Aber diese Hoffnung wurde durch den plötzlichen Tod seiner betagten Ehefrau zunichte. Doch auch dieses Mal sollten die Pläne Hugos scheitern. Otto I. von Sachsen, der deutsche König, sicherte sich im Handstreich die Vormundschaft über den jungen Konrad und damit die Kontrolle über Burgund.
    Hugo kehrte mit seiner Frau Bertha und der Verlobten seines Sohnes nach Italien zurück. Adelheid sah so zum ersten Mal die Haupststadt ihres künftigen Königreiches. Pavia war für die vornehmen Burgunderinnen sicher interessant. Bertha bezog als Königin den Palast, in dem ihr erster Mann regiert hatte, und sie lernte endlich die Stadt und den Hof kennen, von denen sie schon so viel gehört hatte. Bertha organisierte das Leben im Palast, und Adelheid, die den Dienerinnen und den lehrern anvertraut wurde, folgte ihrem Beispiel und wurde so in ihre zukünftigen Aufgaben eingeführt.
    Aber die Dinge entwickelten sich nicht so, wie die Königin es sich vorgestellt hatte. Hugo, der aus der Heirat nicht die erhofften Vorteile gezogen hatte, zeigte sich sehr schnell ungeduldig, nahm seinen üblichen Lebensstil wieder auf und erzwang bei seiner Frau die Duldung unverschämter, gieriger und streitsüchtiger Konkubinen. Bertha, von ihrem Gemahl vernachlässigt, der sie schließlich verabscheute, verließ die Stadt Pavia bald und kehrte nach Burgund zurück.
    Die politische Sensibilität Adelheids verfeinerte sich durch die aufmerksame Beobachtung dessen, was am Hof geschah. Die Prinzessin wurde in der Tat Zeugin der Skrupellosigkeit und der Bestimmtheit, mit der Hugo die Macht ausübte. Er umgab sich mit Spionen und zögerte nicht mit der Anwendung von Verschlagenheit, Gewalt und Täuschung gegen seine Feinde oder die, die ihm im Wege standen, wie zum Beispiel Berengar von Ivrea oder Erzbischof Arderich von Mailand.
    Als Hugo 940 von seinen Spionen erfuhr, daß Berengar gegen ihn eine Verschwörung plante, entschied er sich, ihn an den Hof zu holen, um ihn gefangenzusetzen und blenden zu lassen. Aber der Plan scheiterte, weil der feinfühlige Lothar, Freund des Markgrafen von Ivrea, sich nicht zum Komplizen seines Vaters machen lassen wollte und Berengar heimlich warnte. Dieser fand seine Rettung, indem er nach Schwaben zu Herzog Hermann, dem zweiten Ehemann von Adelheids Großmutter, floh. Der Herzog von Schwaben nahm den Flüchtling nicht nur auf, sondern brachte ihn auch in Kontakt mit dem deutschen König OTTO, der ihm seinen Schutz gewährte. Das erlaubte Berengar fünf Jahre später, nach Italien zurückzukehren, mit den wesentlichen Konsequenzen, die sich daraus ergaben.
    Der Fall von Arderich ist noch typischer für die Art, wie Hugo handelte. Der Erzbischof war in der Tat nur deshalb schuldig, weil er dem Plan des Herrschers im Wege stand, das Erzbistum Mailand auf Tebaldo, seinen Sohn mit Stefania, einer römischen Konkubine, zu übertragen. Hugo berief eine Versammlung nach Pavia ein, an der auch der alte Kirchenfürst teilnahm. Der König hatte angeordnet, daß seine Höflinge mit dem Gefolge des Erzbischofs Streit anfangen und dabei diesen im allgemeinen Durcheinander töten sollten. Mindestend 90 Mailänder wurden getötet; Tote und Verwundete gab es sicher auch auf der Seite der Parteigänger Hugos genug. Aber Arderich war nicht unter den Opfern, und der König, dessen Verantwortung für diese Ereignisse offensichtlich war, versuchte sich herauszukaufen, indem er dem Erzbischof Versprechungen und Geschenke anbot.
    Adelheid beobachtete, dachte, lernte. Der altgewordene Herrscher, der die Intelligenz, die Energie, die Anmut und die natürliche Würde seiner künftigen Schwiegertochter schätzte, behandelte sie freundlich und versuchte, sie auf das Regieren vorzubereiten, so wie er es mit Lothar hielt. Der Ruf als unverschämter Schürzenjäger, der Hugo nicht zu Unrecht anhing, brachte es mit sich, daß die Sympathie und Zuneigung, die er Adelheid entgegenbrachte, von manchen falsch gedeutet wurde, wie eine spätere Information im Chronicon Novaliciense (V, c.3) zeigt, wonach er seine sehr junge Schwiegertochter verführt haben soltte [Persönlicher Einwurf: Bei einem Altersunterschied von über 50 Jahren eine für Adelheid mehr als unappetitliche Vorstellung. Man sollte sich einmal praktisch vorstellen, wie anziehend Hugo im Alter von ungefähr 65 Jahren auf ein 15-jähriges Mädchen gewirkt haben müßte.]. Doch neben der Veranlagung Adelheids, ihrer tiefen und lebendigen Religiosität, die allein genügen würde, um diese Nachricht wenig glaubhaft zu machen, führen praktische Überlegungen dazu, den Wahrheitsgehalt in Frage zu stellen. Und vor allem erwähnen die zuverlässigeren zeitgenössischen Quellen diese Nachricht nicht. Hugo war ein zu guter Politiiker, um sich auf eine Beziehung einzulassen, die ihn nicht nur diskreditiert, sondern auch Berengar einen idealen Vorwand geliefert hätte, um das Eingreifen OTTOS I. zu verlangen und seine Unterstützung zu bekommen. Dieser Herrscher übte in der Tat ein Protektorat über Burgund und die burgundische Königsfamilie aus, und Bertha, trotz allem die legitime Gemahlin Hugos, hätte solch eine Schmähung sicher weder für sich noch für ihre Tochter hingenommen. Dazu kommt, daß Hugo, obwohl ein leidenschaftlicher Mann ohne Skrupel, auch ein sehr guter Vater war, seiner zahlreichen Nachkommenschaft sehr verbunden, sehr besorgt darum, seinen Söhnen und Töchtern, ob legitim oder illegitim, einflußreiche Position zu sichern. Es scheint also schwierig zu glauben daß er so gehandelt haben könnte. Sein Verhalten hätte dann seinem Sohn Lothar, den Mitkönig und Erben, dem Spott und der Häme der Höflinge und der Untertanen ausgesetzt, und das hätte seine eigene Autorität geschwächt udn die Stellung seines Sohnes, dessen nicht nur physische Zartheit er kannte, praktisch unhaltbar gemacht. Ganz im Gegenteil versuchte Hugo aber um jeden Preis, die eigene Stellung und die Lothars zu verstärken, indem er OTTO I. bedeutende Geschenke sandte und die Hochzeit seiner sehr jungen und sehr schönen natürlichen Tochter Bertha mit Romanos, dem Enkel und Erben des byzantinischen Kaisers, aushandelte, um seine Unterstützung zu bekommen und das Ansehen seines Hauses zu vergrößern.
    Genau zu dem Zeitpunkt, als Hugo sich sicher fühlte, veränderte sich etwas in der Haltung des deutschen Königs. Dieser verfolgte mit großem Interesse, was sich in Italien ereignete, und er sah nicht gerne den Provenzalen, dessen Ehrgeiz er kannte, an Ansehen gewinnen. Berengar nutzte die Gelegenheit und zog Anfang 945 mit einem Heer über Schwaben nach Italien. Er sicherte sich durch großzügige Versprechungen die Unterstützung eines Neffen von Hugo, Manasse von Arles und den Rückhalt einiger Adligen und Kirchenfürsten und es gelang ihm, ohne Widerstand zu finden, das Etschtal entlangzuziehen und in Verona, Modena und mit Hilfe des greisen Erzbischofs Arderich in Mailand einzuziehen.
    Hugo war weit weg von seiner Hauptstadt, denn er war damit beschäftigt, das Schloß Vignola des plötzlich zu Berengar übergegangenen, raffgierigen Bischof Guido von Modena zu belagern. Er kehrte so schnell wie möglich nach Pavia zurück, aber sein Rivale hatte schon die Unterstützung der Unzufriedenen und aller aus Eigennutz Untreuen gefunden. Der König war ohne Heer, er konnte nur auf seine Grafen Angelbert und Aleram, seinen Schwiegersohn Elisiardo von Parma, Lanfranc von Bergamo, seinen natürlichen Sohn Boso, Bischof von Placentia, auf die Bischöfe Ambrosius von Lodi und Litifred von Pavia und einige kleinere Vasallen zählen, und es gelang ihm nicht, den Markgrafen von Ivrea zurückzuschlagen.
    Obwohl Berengar nicht die Krone trug, zeigte er sich großzügig und vergab Vergünstigungen und Schenkungen, als ob er der Herrscher wäre. Die Großen des Königreiches, nur damit beschäftigt, Reichtümer und Ehrenstellungen für sich zu erhalten, nahmen diesen ungesetzlichen Zustand gerne hin. Hugo machte sich klar, daß die Auseinandersetzung verloren und jeder Versuch von Widerstand in der Hauptstadt vergeblich war. Um seinen Sohn den Thron zu erhalten, anerkannte er also, daß er besiegt war. Er sandte Lothar mit einer Botschaft für die Großen des Königreiches nach Mailand, in der er sich bereit erklärte, sich allen ihren Anklagen zu stellen, er verzichtete auf die Krone, aber er verlangte, daß sie seinem Sohn nicht weggenommen würde, der an allem unschuldig sei, weil er wegen seines jungen Alters an der tatsächlichen Regierung nicht beteiligt war.
    Die Botschaft, die im Dom von Sant' Ambrogio vorgelesen wurde, brachte die vorherberechnete Wirkung, und die Versammlung akklamierte Lothar, von Erzbischof Arderich und von Berengar selbst zum Altar geführt, welcher mit dieser Geste den Eindruck erweckte, als ob er den jungen Herrscher unter seinen Schutz nehmen würde. In kurzer Zeit war die Lage vollkommen verändert: Hugo und Lothar hatten auf der Höhe ihrer Macht am 29. März 945 in Pavia der Gräfin Rotrud, dem Grafen Elisiardo und seiner Frau Rotlinda, einer Tochter des Königs, einige Besitzungen übertragen. Einige Tage später, am 8. April, saß Berengar schon im Palast. Es hatte kein Blutvergießen gegeben. Hugo hatte die Hauptstadt verlassen und sich auf einen seiner Höfe zurückgezogen, und Lothar begann nach seiner Rückkehr nach Pavia, die Macht unter der drückenden Schirmherrschaft des Markgrafen von Ivrea auszuüben, der einige seiner Vertrauten an den Hof brachte, wie zum Beispiel Bischof Brunendo von Asti, der an der Stelle des Bischofs Boso von Placentia, eines Sohnes Hugos, Kanzler wurde. Jedoch läßt die Anwesenheit von Männern wie dem Pfalzgrafen Lanfranc von Bergamo, dem Sohn der Rosa, einer Mätresse des Königs, oder dem Grafen Aldrich in der Umgebung Lothars vermuten daß er trotz der gewaltigen Macht Berengars (oder vielleicht gerade wegen dieser) eine Partei gab, die zum Teil aus Burgundern bestand, die Hugo nach Italien gefolgt waren, udn daß diese Partei dem alten König anhing und stark genug war, Anhänger des Provenzalen im Amt zu halten.
    Adelheid, die nichts ändern konnte, hatte mit Furcht die Ereignisse und den Erfolg Berengars verfolgt. Die neue Situation erschütterte die Hoffnungen zutiefst, die sie für ihre Zukunft gehegt hatte. Erzogen um zu herrschen, war sie an das starke und skrupellose Regieren Hugos gewöhnt, und plötzlich sah sie ihn entthront, während Lothar, ihr zukünftiger Ehemann, von zarter und beeindruckender Natur, von dem Mann abhing, dem er einige Jahre früher das Leben gerettet hatte.
    Bererngar wußte, daß Hugo nicht der Mann war, der sich mit einer untergeordneten Rolle begnügen würde, und er war sicher, daß dieser versuchen würde, sich zu rächen, auch mit Hilfe der Provenzalen. Er hinderte ihn also daran, in seine Heimat zurückzukehren, und um zu vermeiden, daß die Großen des Königreichs in die Versuchung gerieten, die Seiten zu wechseln, berief er im August eine Versammlung ein und holte Hugo nach Pavia zurück, um ihn wieder auf den Thron zu setzen. Wenn auch der Form nach Lothar und Hugo regierten, so lag die Macht in Wirklichkeit bei dem Markgrafen von Ivrea, der den Titel eines obersten Beraters angenommen hatte. Der von Berengar gesuchte Kompromiß sollte ihm helfen, Zeit zu gewinnen, ebenso sehr im Innern des Königreiches wie OTTO I. gegenüber (der ihn beschützt und dem er 941 einen Treueid geschworen hatte), aber auch im Verhältnis zu Burgund, wo Adelheids Bruder Konrad regierte.
    Die Lage änderte sich wenigstens teilweise, als Hugo mit der Billigung Berengars 947 entschied, endgültig in seine Heimat zurückzukehren. Aber vor seiner Abreise wollte der alte Herrscher, der einige Monate später sterben sollte, daß die Hochzeit seines Sohnes gefeiert würde, um ihm die energische Adelheid zur Seite zu stellen und so auch eine Unterstützung der burgundischen Partei zu sichern.





    912 1. oo 2. Willa von Nieder-Burgund, Tochter des Königs Bosos - seine Cousine

    920 2. oo Wandelmoda
    -
    924 3. oo Alda (Hilda)
    -
    926/30 . oo Pezola
    -
    928/29 5. oo 2. Rotruda (Roza), Witwe des Pfalzgrafen Giselbert - 29.3.945

    932 6. oo 3. Marozia, seine Schwägerin - 932

    12.12.937 7. oo 2. Bertha von Schwaben, Tochter des Herzogs Burchard II., um 907-5.4.961/2.1.1966



    Kinder:

    2.Ehe
    - Hubert Markgraf von Tuszien 920/25- 967/70

    3.Ehe
    - Alda 925- 954
    936 oo Alberich II. Markgraf von Spoleto 911-31.8.954
    - Lothar König von Italien 926/28-22.11.950

    4.Ehe
    - Boso Bischof von Piacenza (941-951) 927/30- 949/51
    - Bertha (Eudokia) Kaiserin von Byzanz 927/30- 949
    944 oo Romanos II. Kaiser von Byzanz 939-15.3.963

    5. Ehe
    - Rotlinda 930-14.10.1001
    29.3.945 1. oo Elisiardus Graf - 948
    950 2.oo Bernhard Graf von Pavia
    -30.6.976


    Illegitim
    - Theobald Archidiakon von Mailand - 961
    - Gotifred Abt von Nonantula



    Literatur:
    Adelheid Kaiserin und Heilige 931 bis 999 Info Verlag Karlsruhe 1999 Seite 97-107 - Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 155, 158,161,164,364 K 10 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite88,90 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 36,50,57,66-70 - Black-Veldtrup Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien. Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 1995 Seite 170,160 - Brühl Carlrichard: Die Geburt zweier Völker. Deutsche und Franzosen Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Seite 168 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 377,408,411 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 24,71,80,82,105,271 - Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite 74,81-90,92,100,102-104,118,125-127,130,142,163,174,184,186-188,194,199,201,208, 216-218,230,232, 238,244,249,260-263,273,304,309 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite170,189 - Hofmeister, Adolf: Deutschland und Burgund im frühen Mitelalter, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1970 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 97-100,103,137-140,185,226 - Keiser Bruno: Adelheid. Königin, Kaiserin, Heilige. Ein Leben in bewegter Zeit. Piper Verlag GmbH München 1999 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 266,280,284,287,296,301,311,314 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 195,225 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 84,88,89,91 - Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg): Otto III. – Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 272,278,285f,316f - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan (Hrsg.): Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung "Otto der Große, Magdeburg und Europa" Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001Seite 10,24,197,198,216, 252,280,281,283,332,333 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 29,33-38 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 78,117,120,130 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 169,187 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/ Opf. 1994 Seite 108, 127,129/30,150/51,188 Anm. 711,204,222,288,295, 334 Anm.1213,376,378,385 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 19,23,100 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 459 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 491,513 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 65,121,129,132,211,253 -


  4. 14.  von Franken, Rothild Graphische Anzeige der Nachkommen (7.Richlinde3, 4.Richilde2, 1.Boso1) wurde geboren in 871; gestorben in 928/929.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Chelles [77500],Seine-et-Marne,Île-de-France,Frankreich; Äbtissin von Chelles
    • Titel/Amt/Status: Maine,Pays de la Loire,Frankreich; Gräfin von Maine

    Notizen:

    Rothild
    Gräfin von Maine
    Äbtissin von Chelles
    871-22.5.928/29
    Einzige Tochter des Kaisers KARL II. DER KAHLE aus seiner 2. Ehe mit der Richilde, Tochter von Graf Buin

    Werner Karl Ferdinand: Seite 454, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"
    IV. Generation 42


    Die Lebensdaten der Rothild (verbunden mit dem Nachweis, daß es sich bei ihr um eine Tochter KARLS DES KAHLEN aus seiner zweiten Ehe mit Richildis handelt sowie um die "Stamm-Mutter" der späteren Grafen von Maine) behandelt Exkurs 1.
    V. Generation 39-40
    Zu diesen Kindern der Rothild, Tochter KARLS DES KAHLEN, vgl. Exkurs 1 und Werner; Unters. 279-283 ("Zur Geschichte der Grafen von Maine im 10. Jahrhundert").

    Rothild war bis 922 Äbtissin von Chelles und wurde von Karl III., ihrem Neffen abgesetzt, was die Rebellion der ROBERTINER bewirkte (Schwiegmutter Hugos des Großen).
    Karls Entschluß von 922, seiner eigenen Tante Rothild, einer Tochter Kaiser KARLS DES KAHLEN, die ehrwürdige karolingische Abtei Chelles wegzunehmen, um sie Hagano zu übertragen, kann nicht allein aus der bloßen Absicht zur Förderung des Vertrauten erklärt werden. Rothilds Tochter Judith war nämlich mit Hugo Magnus verheiratet, so dass Rothilds Verlust zum Verlust gegen die ROBERTINER wurde.

    Konecny Silvia: Seite 151, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Nur Ermengard, die Tochter LUDWIGS II., und Rothild, eine Tochter KARLS DES KAHLEN, sind sowohl als Äbtissinnen als auch als Ehefrauen fränkischer Großer bezeugt. Ermengard wurde von LUDWIG II. zur Nachfolgerin Angilbergas im Besitz der Abtei in Brescia bestimmt. 879 wurde neben Angilberga erstmals auch Ermengard als Äbtissin bezeichnet. Wann Rothild ihre Abtei erhielt, ist ungewiß. Vermutlich hat noch KARL DER KAHLE selbst die Abtei seiner Tochter übertragen.Ermengardwie Rothild heirateten erst nach dem Tode ihrer Väter, die Wahl der Gatten traf in beiden Fällen vermütlich die mütterliche Verwandtschaft. Die Äbtissinnenwürde dieser KAROLINGERINNEN könnte darauf hindeuten, daß ihre Ehen den Typus der sogenannten Erbtochterehe repräsentieren. Der umfangreiche Besitz an Abteien könnte die unabhängige Stellung dieser KAROLINGERINNEN als Ehefrauen sichergestellt haben. Im Fall Ermengard kann von einer Erbtochterehe auch insofern gesprochen werden, als die Kaisertochter für ihren Söhn auch Erbansprüche auf die Herrschaftsnachfolge nach LUDWIG II. erhob.

    Schwager, Helmut: Seite 70,132,133,235,246, "Graf Heribert II. von Soissons"

    Die Konfiskation des karolingischen Hausklosters Chelles bei Paris durch den westfränkischen König nach dem 21. April 922 (= Ostern), der die Abtei seiner Tante Rothilde (+ 928), der Schwiegermutter des ROBERTINERS Graf Hugo (+ 956) [Rothilde (+ 928) war die Tochter Kaiser KARLS DES KAHLEN (+ 877) und der Kaiserin Richilde (+ 910/14) sowie Gattin Graf Rotgers I. von Maine (+ vor 900), von dem sie die Tochter NN. (+ vor 926) hatte, welche Graf Hugo der Große ehelichte; genauer zu Rothilde: Konecny, Frauen, 151/153; Werner, Nachkommen, in: KdGr 4, Tafel (IV, 42) und 422-428 (Exkurs I) sowie Stammtafel 10 dieser Arbeit], nahm und sie an Graf Hagano übergab, löste erneut einen verheerenden Aufstand aus.
    Dabei war es um den Besitz der 928 verstorbenen KAROLINGERIN Rothilde [Das genaue Todesdatum Rothildes, der 22. Mai, ist aus den Obituaires de Saint-Germein-des-Pres, de Saint-Denis et d'Argenteuil, in: Obituaires de la province de Sens 1, ed. M Molinier, XX, 254,312 und 345 zu entnehmen, weswegen Kalckstein, Capetinger, 179 mit dem 22. März 929 falsch liegt! Lauer, Robert, 58 geht ebenso fälschlich vom 22. Mai des Jahres 925 aus, denn nach Flodoard, Ann., a 929, 43 ist die KAROLINGERIIN Rothilde erst kürzlich verstorben: ... nuper defunctae ..., was auf das Jahr 928 hinweisen würde und worauf auch meiner Meinung nach die Anfang 929 ausbrechenden militärischen Auseinandersetzungen um ihr Erbe hindeuten! Zu den Problemen um die KAROLINGERIN Rothilde (+ 928) siehe jedoch genauer den Exkurs I in: Werner, Nachkommen, in: KdGr 4, 422-428! Außerdem: Voigt, Klosterpolitik, 133 mit Anm. 2; Marlot, Reims 2 715; Colliette, Vermandois 1, 442; Kienast, Frankreich 1, 55; Ducange, Amiens, 84; Werner, Origines, 458; Werner, Westfranken, 743; Lemaire, Saint-Quentin, 279.], Äbtissin des Klosters Chelles, Tante König Karls III. und Schwiegermutter Markgraf Hugos, gegangen.
    Doch muß es in dieser Zeit zu heftigeren Streitigkeiten zwischen Graf Heribert II. und seinem robertinischen Schwiegervater gekommen sein, denn als kurz nach Ostern (= 21. April) 922 König Karl III. seiner Tante Rothilde (+ 928), der Schwiegermumutter des ROBERTINERS Graf Hugo der Große, das karolingische Hauskloster Chelles wegnahm, wahrscheinlich um die ROBERTINER zu disziplinieren, und diese, dies als "casus belli" betrachtend, daraufhin einen westfränkischen Fürstentag nach Fimes an der Vesle beriefen, der auch prompt den Sturz Graf Hagnos, dann die Absetzung des westfränkischen Königs beschloß, war Graf Heribert II. erstaunlicherweise nicht zugegen.
    Denn Anfang 929 entbrannte der Streit um den Besitz der bereits im Jahre 928 verstorbenen KAROLINGERIN Rothilde, der Tante Karls III. und ehemaligen Schwiegermutter Markgraf Hugos von Neustrien, die das alte und reiche Kloster Chelles als Äbtisssin besessen hatte. Bevor nun der ROBERTINER die Erbschaft antreten konnte, besetzte jedoch Graf Boso (+ 935) in geheimen Übereinkommen mit seinem Bruder König Rudolf Chelles und seine Domänen. In den aufflackernden Streit mischte sich jetzt auch Graf Heribert II. ein, und bald kam es zu heftigen Kämpfen. Schließlich erobert Markgraf Hugo das karolingische Hauskloster im April 929, während sich sein Schwager Graf Heribert II. sich an Bosos Hauptfestung Vitry-en-Perthois schadlos hielt.

    890 1. oo Rotger I.Graf von Maine -31.10.900
    2. oo Hugo Graf von Bourges

    Kinder:
    1. Ehe
    - Judith + vor 926
    914 oo 1. Hugo der Große Herzog von Franzien 895-16./17.6.9576
    - Hugo I. Graf von Maine 890/95- 939/955

    2. Ehe
    - Richilde
    oo Theobald der Ältere Graf von Tours-Chartes - 940

    Literatur:
    Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 22 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie v vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 151,152 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 203 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994, Seite 9,70,132,133,235,246,281,407 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf, Seite 422-428, 454 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 482 -

    Rothild heiratete von Maine, Rotger I. in 890. Rotger gestorben am 31 Okt 900. [Familienblatt] [Familientafel]

    Rothild heiratete von Bourges, Hugo nach 900. [Familienblatt] [Familientafel]


  5. 15.  von Burgund, Rudolf I. Graphische Anzeige der Nachkommen (9.Richard3, 4.Richilde2, 1.Boso1) wurde geboren vor 890; gestorben in Jan 936 in Auxerre [89000],Yonne,Burgund,Frankreich; wurde beigesetzt in Sens [89100],Yonne,Burgund,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 921-936, Burgund,Frankreich; Herzog von Burgund
    • Titel/Amt/Status: 13.7.923-936, Frankreich; König von Frankreich

    Notizen:

    Rudolf I.
    König von Frankreich (13.7.923-936)
    Herzog von Burgund (921-936)
    vor 890-14./15.1.936 Auxerre Begraben: Ste-Colombe les Sens
    Ältester Sohn des Herzogs Richard I. von Burgund und der Adelheid von Auxerre, Tochter von Graf Konrad II.

    Lexikon des Mittelalters: Band VII Spalte 1077

    Rudolf (Raoul), König der Westfranken
    + 14./15. Januar 936 Auxerre Begraben: Ste-Colombe les Sens

    Sohn von Richard dem Justitiar und Adelais, Schwester von Rudolf I.

    Rudolf tritt seit 890/94 in Erscheinung. 916/18 entriß er Bourges dem Herzog Wilhelm II. von Aquitanien. Er folgte seinem Vater als Herzog von Burgund und Laienabt von St-Germain d’Auxerre und Ste-Colombe nach. Verbündet mit König Robert I., dessen Schwester Emma (+ 934) [Richtig ist: Emmawar die Tochter Roberts I. von Neustrien]er heiratet, wurde er als dessen Nachfolger am 13. Juli 923 in Soissons gekrönt, unter Beibehaltung seines Herzogtums. Er mußte gegen die Normannen, die Karl den Einfältigen loyal unterstützten, kämpfen, entriß Rollo die Burg Bayeux, plünderte Eu (925) und wurde bei Fauquembergues verwundet (929); er trat den Ort Nantes an die Loire-Normannen ab, konnte diese aber schließlich bei Estresses im Limousin vernichten (929); der Normannen-Fürst Wilhelm Langschwert unterwarf sich 933 gegen Abtretung von Avranches und Coutances. Rudolf griff auch in Lotharingien ein (923 Belagerung von Zabern/Saverne), mußte es aber 926 an König HEINRICH I. abtreten. Die Freilassung Karls des Einfältigen (927) erlaubte Rudolf die Wiederversöhnung mit dem KAROLINGER, dem er den Fiscus von Attigny überließ. Karls Tod in Attigny (928) [Im Lexikon des Mittelalters Band V Spalte 966 wird der Tod Karls des Einfältigen zum 7. Oktober 929 in Peronne angegeben.] erleichterte die Anerkennung von Rudolfs Königtum im Süden des W-Frankrenreichs; er erlangte die Anerkennung von seiten Wilhelms von Aquitanien (dem er 927 Bourges zurückerstattete) sowie der Grafen von Toulouse und Rouergue. Nachdem Heribert von Vermandois zunächst sein Verbündeter (gegen Karl den Einfältigen) gewesen war, kam es schließlich zum Konflit: Heribert brachte Laon, Reims und Soissons in seine Hand, Rudolf seinerseits nahm im Gegenzug die Orte Denain, Laon Reims und Chateau-Thierry ein, mußte seinem Gegenspieler aber Peronne und St-Quentin überlassen. Im Kampf gegen Heribert war Rudolf auf die Unterstützung des Herzogs von Neustrien, Hugos des Großen, angewiesen, der sich mit der Abtretung von Le Mans (924) entschädigen ließ.
    In seinem Herzogtum, das 935 von den Ungarn geplündert wurde, entzog Rudolf dem Vizegrafen von Auxerre, Rainald, die Burg Mont-St-Jean (924) und unterdrückte den Aufstand des Grafen von Chalon, Giselbert von Vergy (932); 935 entzog er Dijon dem Grafen Boso. Offenbar leitete er den Übergang der burgundischen Besitzungen an seinen Bruder Hugo den Schwarzen ein, der bereits im Gebiet jenseits der Saone begütert war. Er veranlaßte auch Karl Konstantin zum Treueid (Vienne, 930).

    Thiele, Andreas: Tafel 104, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa"

    RUDOLF + 936
    921 Herzog von Burgund, 923 König von Frankreich
    oo 910 EMMA VON FRANKREICH + 935
    Tochter des Königs Robert I. (Haus ROBERTINER)
    (Frankreich Ib/1)

    Thiele, Andreas: Tafel 43, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa"

    EMMA + 935
    oo 910 RUDOLF VON BURGUND (zur Herkunft Burgund II/1) + 936

    Nach Roberts I. von Neustrien Tod wurde Rudolf auf Betreiben seines Schwagers, Hugos des Großen, von der revoltierenden Adelsfraktion zum König erhoben. Kurz darauf nahm Heribert von Vermandois Karl III. den Einfältigen gefangen. Obwohl Rudolf nun allgemein anerkannt wurde, war er nur ein machtloser Primus inter pares. Er verzichtete 925 auf Lothringen (Bündnis mit HEINRICH I.) und erschöpfte sich in ständigen Fehden gegen Kronvasallen und burgundische Große. Rudolf vermochte über das Gebiet seines Herzogtums hinaus keine nennenswerte Macht auszuüben. Er wurde als durchaus fähig und mutig überliefert.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 483,487,489,491, "Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

    In dieser Schlacht fiel Robert am 15. Juni 923. Aber Karl unterlag, und die Sieger beharrten auf ihrer Entscheidung, den KAROLINGER abzusetzen. Sie wählten als Nachfolger Roberts den Gemahl seiner Schwester Emma, Herzog Rudolf von Burgund, den Sohn von Herzog Richard Justitiarus [Persönlicher Einwurf: Emma kann nur die Tochter Roberts von Neustrien sein, da sie als dessen Schwester bei der Eheschließung mit Rudolf bereits ein Alter von fast 50 Jahren erreicht haben müßte und fast 25 Jahre älter als dieser gewesen wäre.]. Am 13. Juli fand in Soissons die Krönung statt.
    Heribert von Vermandois, der von den KAROLINGERN abstammte, verständigte sich mit dem neuen König Rudolf, um den KAROLINGER durch List zu Fall zu bringen. Als Rudolf die Francia zwischen Seine und Maas verließ, um in sein Burgund zurückzukehren, schickte Heribert Boten zu Karl, die ihm ein Treffen vorschlugen und, kaum zu glauben, auch die Aussöhnung anboten. Karl ließ sich darauf ein und wurde gefangengenommen. Wie Flodoard ausdrücklich bestätigt, begab sich Heribert sofort anschließend zu Rudolf, ein sicherer Beweis für die Verstrickung des Königs in eine Aktion, die offenbar weder gegen seine Ehre noch gegen seien Treue verstieß.
    Im Jahre 922 hatte Robert selbst einen Sohn, der alle Grafschaften übernehmen und so den ROBERTINERN erhalten konnte. Folglich nahm auch er jetzt die Krone an. Dagegen hatte Hugo der Große beim Tod seines Vaters im Jahre 923 weder Bruder noch Sohn, die das politische Erbe der ROBERTINER hätten bewahren können. Er konnte deshalb eine Wahl zum König nicht annehmen. Man mußte also einen "Ersatzmann" finden; man entschied sich für Rudolf, den Schwager Hugos des Großen. Der hatte einen Bruder, Hugo den Schwarzen, der den Weiterbestand der Dynastie in Burgund und ihre dortige Machtstellung sichern konnte.
    In der langwierigen Auseinandersetzung, die deswegen auf dem Boden der Francia ausgetragen wurde, sind vier Phasen zu unterscheiden:
    Während der 1. Phase (923-926) war König Rudolf mit Heribert verbündet. Der Graf von Vermandois mußte sich im Norden gegen den mächtigen Grafen von Flandern verteidigen. Er leistete dem König mit seinen Kriegern treue Dienste, in der Schlacht von Fauquembergues (926) gegen die Normannen rettete er ihm sogar das Leben. Rudolf seinerseits machte ein königliches Geschenk: Im Jahre 925 bestätigte er eine ziemlich anstößige Abmachung, der zufolge Heriberts damals fünfjähriger Sohn Hugo zum Erzbischof von Reims bestimmt wurde. Zum geistlichen Administrator ernannte man den Bischof von Soissons, die weltliche Verwaltung übernahm Heribert selbst. Dadurch erhielt er das Kommando über die sehr beachtlichen Reimser Streitkräfte, außerdem konnte er aus dem Lehnsbesitz der Kirche große Einkünfte ziehen, die es ihm ermöglichten seine eigene Stellung und die seiner Vasallen zu festigen. Das frühere Gleichgewicht in der Francia zwischen dem karolingischen König, dem Reimser Erzbischof, dem Haus VERMANDOIS und den Interessen der ROBERTINER war damit gestört. Hugos des Großen Verärgerung über die allzu enge Verbindung zwischen Burgund und Vermandois führte zu einer folgenschweren Maßnahme: In Absprache mit Herzog Wilhelm II. von Aquitanien, der König Rudolf noch immer nicht anerkannt hatte, verständigte er sich mit den Loire-Normannen. Die verschonten von da an Neustrien und Aquitanien, dafür durften sie ungehindert nach Burgund durchziehen.
    Die 2. Phase (927-929) des Konflikts ist durch den Bruch zwischen Rudolf und Heribert gekennzeichnet. Der Graf von Vermandois war einfach unersättlich. Beim Tode des Grafen von Laon verlangte er diese Grafschaft, obwohl die Stadt Laon, die letzte Bastion des Königtums war. Rudolf wies ihn glatt ab, und Heribert zeigte sich daraufhin als Meister der politischen Erpressung. Er benützte zwei Könige als Werkzeuge gegen seinen eigenen. Im Jahre 927 huldigte er HEINRICH I. und sicherte sich damit eie wertvolle Unterstützung, die noch durch Verwandtschaftsbeziehungen im O-Reich, vor allem in Sachsen, verstärkt wurde. Im gleichen Jahr entließ er Karl den Einfältigen aus seiner Haft und drohte, ihn wieder als rex Francorum einzusetzen.Angesichts dieser Gefahr mußte Rudolf Laon preisgeben. Außerdem überließ er Karl die Pfalz Attigny gegen dessen endgültigen Verzicht auf die Königswürde. Übrigens starb Karl wenig später im jahr 929.
    Jetzt ghab der ROBERTINER Hugo der Große seine zurückhaltende Politik auf, denn Heribert war zu mächtig und zu gefährlich geworden. Er verbündete sich mit Rudolf und unternahm in den Jahren 930 bis 934 mehrere, oft sehr strapaziöse Feldzüge, um Heriberts Mactstellung zu vernichten. Im Jahr 932 wurde Reims genomen, wo der junge Hugo von Vermandois durch den neuen Erzbischof Artold ersetzt wurde.
    Die letzte Phase (935-936) wurde von HEINRICH I. bestimmt, der seinen Vasallen und Verbündeten Heribert nicht im Stich ließ. Erst erzwang der ostfränkische König einen Waffenstillstand, dann kam es im Jahr 935 zu einem Dreikönigstreffen am Chiers und zum Friedensschluß. Beteiligt waren Rudolf, HEINRICH und Rudolf II. von Hoch-Burgund. Rudolfs Bruder Boso bekam seine Besitzungen in Lotharingien zurück, das im übrigen HEINRICH I. von niemandem mehr streitig gemacht wurde. Heribert erlangte seine Grafschaften und Festungen fast alle wieder. Als im besonderen Fall von Saint-Quentin die Auslieferung durch Hugo den Großen verweigert wurde, zwang ihn ein sächsisch-lothringisches Heer HEINRICHS I. dazu.
    Wenig später erkrankte Rudolf schwer und starb im Januar 936.
    Seine Regierungszeit bedeutet zweifellos einen Tiefpunkt der königlichen Gewalt im W-Reich. Dabei kann Rudolf persönliche Tüchtigkeit keineswegs abgesprochen werden, er kämpfte energisch gegen die Normannen und konnte im Jahr 930 sogar einen Sieg über die Loire-Normannen erringen. Unter den westfränkischen Königen ist Rudolf der einzige, der in Katalonien niemals anerkannt wurde. Man zählte dort nach den Herrscherjahren Karls III. bis 929 und dann die Jahre nach seinem Tod. In anderen Regionen wurde Rudolf erst sehr spät anerkannt, beispielsweise im Jahr 932 vom Graf von Toulouse und marchio von Gotien, Raimund III. Pontius. Um seine Anerkennung bei Wilhelm II. von Aquitanien durchzusetzen, konnte Rudolf mit der Unterstützung Heriberts II. und Hugos des Großen rechnen. Er mußte sie aber erkaufen und dem einen Peronne, dem anderen Maine versprechen. Danach war es Rudolf zwar möglich, an der Spitze eines starken Heeres Wilhelm an der Loire entgegenzutreten, aber er mußte ihm die Grafschaft Berry zurückgeben, die der Burgunde unter Karl dem Einfältigen und mit Hilfe Roberts von Neustrien den Aquitaniern abgenommen hatte. Erst danach war der Herzog von Aquitanien zur Huldigung bereit. Trotzdem unternahm er im Jahr 926 einen Aufstand, und trotzdem verweigerte sein Nachfolger Acfred dem König die Anerkennung. Allerdings wurde dann Rudolfs Autorität von Graf Ebalus Manzer von Poitou respektiert, der im Jahre 927 die Auvergne und die Oberhoheit über Aquitanien erbte.
    Insgesamt bleibt also ein wenig erfreulicher Eindruck. Es überrascht nicht, daß während dieser Regierung einige Fürsten begannen, Münzen unter eigenem Namen zu prägen, ohne den des Königs auch nur zu nennen. Das taten Wilhelm II. von Aquitanien in der Auvergne, in Brioude, und Rollos Sohn Wilhelm Langschwert in der Normandie.
    Wenigstens eine gewisse Genugttung erlebte Rudolf in einem Land, das ihm seitseiner Jugendzeit vertraut war. Sein Vater hatte ihn damit beauftragt, LUDWIG DEN BLINDEN zu beschützen. Als Sohn von Richards Bruder Boso war dieser ephemere Kaiser Nachfolger im Königtum über die Provence; er starb im Jahr 928. Die Regentschaft über das Reich fiel an Hugo von Arles, Markgraf der Provence, der eben zum König von Italien gewählt worden war. Von ihm erhielt Rudolf Rechte über den ausgedehnten Dukat von Vienne und Lyon. Im Jahr 931 konnte er dann Karl-Konstntin, den illegitimen Sohn LUDWIGS DES BLINDEN und Grafen von Vienne, dazu veranlassen, ihm zu huldigen. Allerdings ging der größte Teil des Königreiches für Rudolf verloren: Hugo von Arles, König von Italien, übergab diese Gebiete um 933 an König Rudolf II. von Hoch-Burgund.

    910/14 oo Emma von Neustrien, Tochter des Herzogs Robert I. x 890/95- Ende 934

    Literatur:
    Alvermann, Andrea: Geschichte der Grafschaften, Ländereien & der Stadt Saint Pol. Übersetzung aus dem Mittelfranzösischen Kapitel 4 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990 Seite 39,48,56 Anm. 57,57 Anm. 80,58 Anm. 81,60,74 Anm. 170,76 Anm. 178 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 38,49,53 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 22-24,45,95 - Ehlers Joachim/ Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 13,23,34, 36-45,48 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969 Seite 24,41 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 205 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite16-18,81,95-103,110,125 - Mexandeau Louis: Die Kapetinger. Editions Rencontre Lausanne 1969 Seite 67-68 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 204,206 - Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 367 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 78,85 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 116, 119,127 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 151,155,165,175 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 5-402 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G. Fischer Verlag 1993 Tafel 43,104 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 483,487,489,491,494,508 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989 Seite 46,51, 53,55,65,121,130,132 -

    Gestorben:
    14./15.1.936

    Begraben:
    Abtei Sainte-Colombe

    Rudolf heiratete von Neustrien, Emma in 910/914. Emma (Tochter von von Neustrien, Robert I. und Aelia) wurde geboren in 890/895; gestorben in Ende 934. [Familienblatt] [Familientafel]


  6. 16.  von Burgund, Hugo I. Graphische Anzeige der Nachkommen (9.Richard3, 4.Richilde2, 1.Boso1) wurde geboren um 890; gestorben am 17 Dez 952; wurde beigesetzt in Besançon [25000],Doubs,Franche-Comté,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Provence,Frankreich; Graf und Markgraf von Provence
    • Titel/Amt/Status: 936-952, Burgund,Frankreich; Herzog von Burgund

    Notizen:

    Hugo I. der Schwarze
    Herzog von Burgund (936-952)
    Graf und Markgraf von Provence
    um 890-17.12.952 Begraben: Besancon
    Jüngerer Sohn des Herzogs Richard I. von Burgund und der Adelheid von Auxerre, Tochter von Graf Konrad II.

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 161

    Hugo der Schwarze (Hugo Capito)
    + 17. Dezember 952 Begraben: Besancon
    Sohn von Richard dem Justitiar (BOSONIDEN) und Adelheid (Adelais), der Schwester König Rudolfs I. von Burgund

    Hugo der Schwarze, belegt seit ca. 900, tritt zunächst im Königreich Burgund als Graf von Portois und Varais auf (um 914). Nach der Wahl seines Bruders Rudolf zum westfränkischen König dehnte Hugo der Schwarze offenbar seinen Einfluß auf das zur Francia gehörige Burgund aus, besetzte Langres und ließ die Burgen Clefmont und Vignory erbauen. 936 verweigerte er König Ludwig IV. die Anerkennung; dieser entzog ihm daraufhin die Langres und das nördliche Burgund. Nach dem Bruch Ludwigs IV. mit Herzog Hugo dem Großen (937) verbündete sich Hugo der Schwarze mit dem König, dem er bei seinen Feldzügen in Lotharingien unterstützte und dem er seine Territorien jenseits der Saone (später Freigrafschaft Burgund) unterstellte - auf Kosten des minderjährigen Königs Konrad von Burgund. Doch wurde Hugo der Schwarze bald von OTTO I. genötigt, Frieden mit Hugo dem Großen zu schließen und sich Konrad zu unterwerfen; 943 mußte Ludwig IV. die burgundische Herzogsgewalt an Hugo den Großen übertragen. Hugo der Schwarze blieb jedoch 'marchio' (auch 'archicomes') der beiderseits der Saone gelegenen Gebiete. - Der Name von Hugos Frau ist unbekannt (vielleicht die mit Hugo von Arles verwandte Ermengard?); eine Hypothese schreibt Hugoz wei Töchter zu, verheiratet mit Giselbert von Vergy bzw. Leutald von Macon (beide hatten Grafschaften und zum Teil Titel Hugos inne).

    Literatur:
    M. Chaume, Origines du duche de Bourgogne, I, 1927 - W. Kienast, Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland, 1968, 91f. - HEG I, 731-783 [K. F. Werner] -

    Thiele Andreas: Band II Teilband 1 Tafel 97, "Erzählende genealogische Stammtafeln"

    Hugo I. der Schwarze folgte 936 seinem Bruder Rudolf als Herzog von Burgund, das er vorher als Regent innehatte. Er verlor wichtige Machtpositionen des Bruders und Vaters und stritt mit Großen und Bischöfen. Hugo wurde letztlich von Hugo von Franzien weitgehend verdrängt und auf Reste beschränkt.

    Riche Pierre: Seite 298,305,311, "Die Karolinger. Eine Familie formt Europa."

    König Rudolf starb ohne unmittelbare Erben. Sein Bruder Hugo der Schwarze verzichtete auf die Nachfolge und begnügte sich mit der Herrschaft über das Teilreich Burgund.
    Ludwig IV. empfing die Huldigung der Großen; Hugo der Schwarze folgte erst 938.
    Ludwig IV. hatte 936 Hugo dem Großen bei der Eroberung von Langres Hilfe geleistet, aber dann unterstützte er Hugo den Schwarzen im Kampf gegen den Herzog von Francien. 946 weilte Ludwig IV. in Autun und traf dort seinen "getreuen" Hugo den Schwarzen, den Markgrafen Giselbert und die übrigen Großen Burgunds. Als Hugo der Schwarze 952 starb, ging Burgund für die BOSONIDEN verloren.

    Schwager Helmut: Seite 40,98/99,102,167,169,179,188,193,199-201,203,205,209,215,218,256-258,262, „Graf Heribert II.“

    Ihm folgte sein Sohn Herzog Rudolf (921-923/36), nach dessen Wahl zum westfränkischen König 923 ihm sein Bruder Hugo der Schwarze (923/36-952) bei der Verwaltung der bosonidischen Besitzungen half.
    Als daher nach Ostern 922 der Aufstand der robertinischen Partei gegen den KAROLINGER ausbrach, waren auch Herzog Rudolf von Burgund und sein Bruder Graf Hugo der Schwarze von Varais dabei. Allerdings griffen die BOSONIDEN erst Ende Mai 922 mit einem burgundischen Heer bei Epernay an der Marne ein, wobei es im Laufe des Juni teils zu Verhandlungen, teils zu Gefechten kam, wobei Graf Hugo der Schwarze unter anderem Leute Graf Haganos beim Plündern von Reimser Kirchengut überraschte und gefangennahm.
    Nach der Wahl seines Bruders Rudolf zum westfränkischen König half ihm Hugo der Schwarze Graf von Varais bei der Verwaltung der bosonidischen Besitzungen (das heißt der Loire/Rhone-Raum, wo der BOSONIDE das Herzogtum und die Grafschaften Autun, Avallon und Lassois besaß, die er aber 923 seinem Bruder Graf Hugo zur Verwaltung überlassen mußte); doch zerfiel das Herzogtum Burgund durch äußere Angriffe (seitens der KAROLINGER-Könige und ROBERTINER-Herzöge) wie auch innere Erosion (unter anderem Verlust der Grafschaft Sens an die ROBERTINER bzw. KAROLINGER).
    Nach Rudolfs Tod kämpften im Herzogtum Burgund um Rudolfs Erbe, sein Bruder Graf Hugo der Schwarze, und sein Schwager, der ROBERTINER Markgraf Hugo von Neustrien, um die Macht. Im Juli 936 traf den BOSONIDEN Hugo der Schwarze der Vernichtungsschlag von König Ludwig IV. und Hugo von Franzien, der ihm später die Hälfte des Herzogtums Burgund kosten sollte. Im Jahre 937 söhnte sich König Ludwig IV. mit Herzog Hugo dem Schwarzen von Burgund, Hugos des Großen Erbfeind, aus. Der BOSONIDE, der durch die aggressive Burgundpolitik Herzog Hugos von Franzien schwer in Bedrängnis war, traf sich schließlich mit dem westfränkischen König noch im Jahre 938, und gemeinsam schloß man ein Freundschaftsbündnis zur Abwehr gegen jedermann. Am 20. Juni 939 traf sich König Ludwig IV. in Le Chesnois bei Douzy an der Chiers mit Herzog Hugo dem Schwarzen von Burgund zwecks Bekräftigung ihres Bündnisses und um den Rücken für die lothringische Operation frei zu bekommen. Auf Betreiben Heriberts II. und Hugos des Großen von Franzien fiel 940 der ostfränkische König OTTO I. ins W-Frankenreich ein und stieß bis an die obere Seine vor, wo sich ihm Ludwigs IV. Verbündeter Herzog Hugo der Schwarze von Burgund eilends kampflos ergab. Der BOSONIDE mußte sich eidlich verpflichten, dem weiteren Kampf von nun an fernzubleiben.
    Der KAROLINGER flüchtete diesmal auch nicht, wie schon im Jahre 940, zu Herzog Hugo dem Schwarzen von Burgund, denn der BOSONIDE war zwar einer der treuesten Anhänger des Königs, doch tatsächlich weder willens noch in der Lage, ihm wirksam zu helfen [In den folgenden Ereignissen ist von Herzog Hugo dem Schwarzen von Burgund nicht mehr die Rede; zwei Jahre später sollte dann der Bruch zwischen dem BOSONIDEN und König Ludwig IV. offenbar werden.]. Daher reiste der westfränkische König von seinem Zufluchtsort Omont aus lediglich über das Herzogtum Burgund, wo er am 8. November 941 in Tournus dem Kloster Saint-Philibert die Besitzungen bestätigte, in das Königreich Burgund.
    Erneut begab sich der KAROLINGER daher ins Herzogtum Burgund, um bei Herzog Hugo dem Schwarzen weitere Verstärkungen im Kampf um Laon zu besorgen
    Dennoch konnte der HERIBERTINER mit diesem Verhalten natürlich seinen Schwager nicht daran hindern, den blutjungen König für seine eigensüchtigen Hausmachtziele einzuspannen, indem er ihn gegen den BOSONIDEN Hugo den Schwarzen (+ 952), einen Bruder des verstorbenen Königs Rudolf, hetzte, der sich gerade Langres bemächtigt hatte und das Herzogtum Burgund/Bourgogne als Erbe beanspruchte. Herzog Hugo von Franzien und König Ludwig IV. fielen tatsächlich noch im Juli 936 in die Burgundia ein und eroberten Langres, das der BOSONIDE räumen mußte.
    Im Spätherbst 936 kam es nämlich zum Friedensschluß zwischen Herzog Hugo von Franzien und dem BOSONIDEN Herzog Hugo dem Schwarzen von Burgund, wobei man die Burgundia teilte. Dabei verblieb der Süden des Herzogtums Burgund mit Langres, Dijon und der Abtei Saint-Germain in Auxerre sowie dem offiziellen Herzogstitel dem BOSONIDEN, während der ROBERTINER zahlreiche burgundische Grafschaften im nördlichen Teil, wie zum Beispiel Auxerre, Troyes und Sens, für sein Haus einziehen konnte.
    Dadurch ermutigt, eröffnete der KAROLINGER bereits Ende Januar 939 mit dem verbündeten Herzog Hugo dem Schwarzen nun eine Großoffensive gegen seinen stärksten Gegner, eben Herzog Hugo von Franzien.

    Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Seite 49,54,58, "Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498."

    Ludwig begleitete Hugo auf dessen Feldzug gegen Herzog Hugo "den Schwarzen" (das heißt den Schwarzbärtigen), den Bruder des verstorbenen W-Franken-Königs Rudolf, der dem übermächtigen dux Francorum den N Burgunds insbesondere die wichtige Grafschaft Sens abtreten mußte, die einst Richard "le Justicier", der Vater Hugos des Schwarzen, für Burgund erworben hatte. Der Frieden, den Hugo Magnus mit Hugo dem Schwarzen schloß, nutzte allein dem dux Francorum und öffnete Ludwig die Augen über die ihm von Hugo zugedachte Rolle.
    Die Reaktion Hugos ließ nicht lange auf sich warten: er schloß Frieden mit seinem Erzfeind, dem Grafen Heribert II. von Vermandois, während Ludwig den gerade von Hugo gedemütigten Hugo von Burgund zum Markgrafen (marchio) erhob und zum Bundesgenossen gewann.
    Unter dem Eindruck dieser Beweise guten Willens seiten Hugos entschloß sich Ludwig, Hugo erneut den ducatus Franciae und darüber hinaus auch Burgund zu verleihen, was den Bruch mit Hugo dem Schwarzen, seinen alten Verbündeten bedeutete.
    Unter der Vermittlung Herzog Konrads von Lothringen kam es im Frühjahr 950 zu einem Grenztreffen Ludwigs mit Hugo an der Marne, an dem auch die Herzöge Konrad von Lothringen und Hugo der Schwarze von Burgund teilnahmen.

    Kienast Walter: Seite 91, "Der Herzogstitel in Deutschland und Frankreich (9. bis 12. Jahrhundert)"

    Rudolfs Bruder Hugo der Schwarze (936-952), der bis dahin in den Urkunden gewöhnlich als Graf firmiert, erbt die Bourgogne, führt aber in seinen cartae und den ihn betreffenden notitiae sowie mit einer Ausnahme im Context fremder Urkunden niemals den Titel Herzog, sondern immer nur marchio oder häufiger comes, einmal archicomes. Es ist, als scheue er sich, dieselbe Würde in Anspruch zu nehmen, welche die staatsgründende Regierung seines Vaters krönte. Der großzügige Sprachgebrauch eines gleichzeitigen Chronisten, der ihn mit dem "dux" schmückt, kann sich aber auf eine Königsurkunde berufen. Denn die Enthaltsamkeit Hugos ist auffällig angesichts der Tatsache, daß Ludwig IV. ihm, wenn auch nur zu einem bestimmten Zeitpunkt, den Herzogstitel nicht versagt hat. Zwar gab es in Burgund, anders als in Franzien, keinen Dukat als Institution, geschieden von der Grafschaft. Aber das galt etwa für Aquitanien auch. Wir können Hugos des Schwarzen Zurückhaltung nicht sicher erklären. Vielleicht kommt darin eine Rücksicht auf den ROBERTINER zum Ausdruck. Hugo führte ein schwaches Regiment. Im Kriege mit König Ludwig IV. und Hugo von Franzien verlor er gleich am Anfang seiner Regierung den Nordteil seines Landes. Die Grafschaft Autun, die Hauptstütze seiner Macht, verlehnte er an den Grafen Giselbert von Chalon, der eine Tochter oder Enkelin Richards geheiratet hatte.


    oo Ermengard


    Literatur:
    Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 45 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/ Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 36,49,54,58 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 242,247 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 36 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 125,164 - Kienast, Walther: Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland (9. Bis 12. Jahrhundert), R. Oldenbourg Verlag München-Wien 1968 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 298,305,311 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 91 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 40,72,98/99,102,116,162,165,167,169,179,181,188,193,199-201,203,205,209,215,218,253,256/57,261/62,266,268,289,310,332,350, 363,368/69,400 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 486,493,512 -


  7. 17.  von Burgund, Boso Graphische Anzeige der Nachkommen (9.Richard3, 4.Richilde2, 1.Boso1) wurde geboren um 890/895; gestorben am 13 Sep 935.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Arles (Grafschaft),Bouches-du-Rhône,Provence-Alpes-Côte d’Azur,Frankreich
    • Titel/Amt/Status: Avignon [84000],Vaucluse,Provence-Alpes-Côte d’Azur,Frankreich
    • Titel/Amt/Status: Vitry-en-Perthois [51300],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich; Graf von Vitry, Porthois, Arles und Avignon

    Notizen:

    Boso Graf von Vitry, Porthois, Arles und Avignon
    um 890/95-13.9.935
    Sohn des Herzogs Richard I. von Burgund und der Adelheid von Auxerre, Tochter von Graf Konrad II.

    Thiele Andreas: Band II Teilband 1 Tafel 97, "Erzählende genealogische Stammtafeln"

    Boso war auch Graf von Provence und Arles. Er baute sich auch in Lothringen Machtpositionen auf und wurde als Führer der französischen Partei von Herzog Giselbert verjagt.

    Holtzmann Robert: Band I Seite 77,81, "Geschichte der sächsischen Kaiserzeit"

    Ende 923 zog HEINRICH I. über den Rhein, Metz wurde belagert und eingenommen, Graf Otto, der Sohn des soeben durch Rudolfs Bruder Boso ermordeten Richwin von Verdun, trat auf seine Seite und gehörte seitdem zu den Anhängern Giselberts.
    Im Sommer 928 erschien der König nochmals in Lothringen, wo er den widerspenstigen Grafen Boso, Bruder Rudolfs von Frankreich, zum Gehorsam zurückgebracht hat.

    Schwager, Helmut: Seite 93/94,101,106,108,126,132,136,138,142,151,156-158, "Graf Heribert II. von Soissons"

    Noch im Jahre 928 kam es nämlich im Herzogtum Lothringen zu einem bedrohlichen Aufstand Graf Bosos (+ 935), eines Bruders König Rudolfs, und anderer Unzufriedener gegen den ostfränkisch-deutsche Herrschaft. Verhandlungen König HEINRICHS I. mit Graf Boso bewirkten schließlich eine Beruhigung der Situation und eine allgemeine Versöhnung, die aber für Graf Heribert II. negative Folgen haben sollte.
    Natürlich wurde Rudolf sofort im eigenen Herzogtum Burgund als Herrscher akzeptiert, so zum Beispiel in Sens, Nevers, Macon, Chalon-sur-Saone, Auxerre und Autun. Daneben leisteten ihm auch viele Lothringer, darunter Rudolfs Bruder Graf Boso von Perthois (+ 935) sowie die Bischöfe von Metz und Verdun, die Lehenshuldigung.
    Anschließend hielt König Rudolf am 8. April 924 einen großen Hoftag in Chalon-sur-Saone ab, zu dem neben Königin Emma, Erzbischof Seulf von Reims, Bischof Ansegis von Troyes und Bischof Abbo von Soissons als Erzkanzler auch Graf Heribert II. und Markgraf Hugo erschienen. Ebenfalls anwesend waren burgundische Aristokraten wie Graf Boso von Perthois (+ 935) und Graf Hugo der Schwarze (+ 952), die Brüder des Königs, die Grafen Walo von Dijon (+ 924) und Giselbert von Autun (+ 956); Söhne Graf Manasses I. des Älteren von Chalon (+ 918).
    Anläßlich der Streitbereinigung zwischen dem westfränkischen Herrscher Rudolf und dem niederburgundischen Regenten Hugo von Vienne wegen der Nachfolgeregelung in der Provence kam es zugleich zu einer Eheverabredung (928 Hochzeit) zwischen Rudolfs Bruder Graf Boso von Perthois (+ 935) und der HUGONIDIN Bertha (+ nach 965), der Nichte Graf Hugos von Vienne und zukünftigen Gräfin von Arles und Avignon.
    In Lothringen unternahmen nämlich Rudolfs Bruder Graf Boso von Perthois (+ 935) und andere lothringischen Grafen, unzufrieden mit der Herrschaft Herzog Giselberts von Lothringen (+ 939) und dessen Schwiegervater König HEINRICH I., einen gefährlichen Aufstand, was zu einer militärischen Intervention des LIUDOLFINGERS und gleichzeitigen Verhandlungen führte. Als Ergebnis dieser Gespräche leistete Graf Boso König HEINRICH I. erneut den Treueid und versöhnte sich mit Herzog Giselbert
    Denn Anfang 929 entbrannte der Streit um den Besitz der bereits im Jahre 928 verstorbenen KAROLINGERIN Rothilde, der Tante Karls III. und ehemaligen Schwiegermutter Markgraf Hugos von Neustrien, die das alte und reiche Kloster Chelles als Äbtissin besessen hatte. Bevor nun der ROBERTINER die Erbschaft antreten konnten, besetzte jedoch Graf Boso im geheimen Übereinkommen mit seinem Bruder König Rudolf Chelles und seine Domänen. In den aufflackernden Streit mischte sich jetzt auch Graf Heribert II. ein, und bald kam es zu heftigen Kämpfen. Schließlich eroberte Markgraf Hugo das karolingische Hauskloster im April 929, während sein Schwager Graf Heribert sich an Bosos Hauptfestung Vitry-en-Perthois schadlos hielt.
    Ein zweiter Schlag traf aber Graf Heribert II. noch im Jahre 930 mit der Rückeroberung von Vitry-en-Perthois durch Graf Boso persönlich, ja der Bruder des westfränkischen Königs riß durch eine List sogar das Reimser Besitztum Mouzon bei Sedan an sich. Allerdings nicht für lange! Konkret erwies sich dies zu Weihnachten 930, als der HERIBERTINER eine zufällige Abwesenheit Graf Bosos ausnutzte, um die Maas zu überschreiten und durch Verrat Mouzon zurückzuerobern, wobei die lothringische Garnison gefangengesetzt wurde.
    Nach ihren gemeinsamen Kämpfen gegen Graf Heribert II. hatten sich nämlich Graf Boso von Perthois und Herzog Giselbert von Lothringen zerstritten, weshalb der Reginar-Sohn Bosos Burg Doveren eroberte und sich mit dem HERIBERTINER aussöhnte. Daraufhin kündigte der BOSONIDE erneut dem ostfränkisch-deutschen König HEINRICH I. für seine lothringischen Lehen die Treue und huldigte dagegen seinem Bruder König Rudolf. Anschließend wandte sich Graf Boso gegen seinen unmittelbaren Nachbarn Bischof Bovo II. von Chalons-sur-Marne und brannte ihm die Bischofsstadt Chalons nieder.
    Denn bald befanden sich die Heere König Rudolfs, Markgraf Hugos und Graf Bosos im Spätherbst 931 bereits bei Cormicy nahe Reims, ja die königlichen Linien erstreckten sich sogar bereits bis Bouffiguereux bei Laon.
    Dort erreichte Rudolf allerdings problemlos die Anerkennung durch Graf Karl Konstantin, und da Rudolfs Bruder Graf Boso von Perthois (+ 935) mit Bertha (+ ca. 965), einer Nichte König Hugos von Italien, verheiratet war, was ihm von 931 bis 935 den Besitz der niederburgundischen Grafschaften Arles und Avignon einbrachte, muß man feststellen, daß der westfränkische König in der Tat Nieder-Burgund beherrschte..
    Schließlich kam es um den 8. Juni 935 an den Grenzen beider Reiche am lothringischen Flüßchen Chiers, vielleicht bei Sedan, zu einem großen "Gipfeltreffen". Sicher anwesend waren König HEINRICH I., der westfränkische König Rudolf und König Rudolf II. von Hoch-Burgund; weiterhin dürften noch der BOSONIDE Graf Boso, Markgraf Hugo und natürlich Graf Heribert II. anwesend gewesen sein. Umgekehrt unterwarf sich der BOSONIDE Graf Boso von Perthois dem ostfränkisch-deutschen König, wofür er kurze Zeit später seine lothringischen Domänen zurückerhielt.
    Der BOSONIDE hatte inzwischen auch seinen Bruder Graf Boso von Perthois, seine wichtigste Stütze, auf dem ostfränkisch-deutschen Feldzug gegen Markgraf Hugo verloren, wobei also ironischerweise der lothringische Graf bei der Unterstützung seines alten Todfeindes Graf Heribert II. sein Leben eingebüßt hatte.



    928 oo 1. Bertha von Tuszien, Tochter des Markgrafen Boso um 910/15-18.8.965



    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 65 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990 Seite 39 Anm. 1,60,67, 69 Anm.143a,72,74 Anm.170,79 Anm. 194,80,84,169,173, 188,193 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch Gladbach 1987 Seite 336,269,514- Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 36,40,42 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969 Seite 96 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 77,81,96 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 120 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 6,93/94,101,106,108,126,132,136,138,142,149,151,156-158,247-249,252,280-282,320, 324, 326/27,331/32, 335,389 -


  8. 18.  von Burgund, Irmgard Graphische Anzeige der Nachkommen (9.Richard3, 4.Richilde2, 1.Boso1)

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Chalon-sur-Saône [71100],Saône-et-Loire,Burgund,Frankreich; Gräfin von Chalon-sur-Saone

    Notizen:

    Ermengard (Irmgard) von Burgund
    Gräfin von Chalon-sur-Saone
    Tochter des Herzogs Hugo der Schwarze von Burgund
    Ermengard war die Erbin von Autun.


    oo Giselbert Graf von Chalon-sur-Saone - 8.4.936

    Kinder:
    - Adelheid Erbin von Troyes - nach 979
    vor 950 1. oo Robert Graf von Vermandois - 19./29.8.967
    2. oo Lambert Graf von Chalon-sur-Saone - 22.2.978
    979 3. oo Gottfried I. Grisegonelle Graf von Anjou - 21.7.987 gefallen
    - Liutgard Erbin von Autun - nach 956
    954 oo Otto von Franzien Herzog von Burgund ca 945-23.2.965

    Name:
    Ermengard

    Familie/Ehepartner: von Burgund, Giselbert. Giselbert wurde geboren um 900; gestorben am 16 Apr 956 in Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]


  9. 19.  von Burgund, Richilde Graphische Anzeige der Nachkommen (9.Richard3, 4.Richilde2, 1.Boso1)

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Mâcon [71000],Saône-et-Loire,Burgund,Frankreich; Gräfin von Burgund-Macon

    Notizen:

    Richilde von Burgund
    Gräfin von Burgund-Macon

    Tochter des Herzogs Richard I. der Gerichtsherr von Burgund und der Adelheid von Auxerre, Tochter des Grafen Konrad II.


    948/55 oo Leotald II. Graf von Burgund-Macon - 17.9.965

    Richilde heiratete von Burgund-Macon, Leotald II. in 948/955. Leotald gestorben am 17 Sep 965. [Familienblatt] [Familientafel]