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von Frankreich, Hugo Capet

von Frankreich, Hugo Capet

männlich um 940 - 996  (56 Jahre)

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  • Name von Frankreich, Hugo Capet  
    Geburt um 940  Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [1
    Geschlecht männlich 
    Titel/Amt/Status Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [1
    Graf von Paris  
    Titel/Amt/Status 956-996  Franzien,Frankreich Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [1
    Herzog von Franzien 
    Titel/Amt/Status 987-996  Frankreich Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [1
    König von Frankreich 
    Tod 24 Okt 996  Melun [77000],Seine-et-Marne,Île-de-France,Frankreich Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [1
    Beerdigung Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [1
    Personen-Kennung I936  Mittelalter
    Zuletzt bearbeitet am 20 Nov 2015 

    Vater von Franzien, Hugo,   geb. 895   gest. Jun 956, Dourdan [91410],Essonne,Île-de-France,Frankreich Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 61 Jahre) 
    Mutter von Sachsen, Hadwig,   geb. 922   gest. nach 958 (Alter > 37 Jahre) 
    Familien-Kennung F127  Familienblatt  |  Familientafel

    Familie 1 von Poitou, Adelheid,   geb. 950/955   gest. 1004 (Alter 49 Jahre) 
    Eheschließung 969 
    Kinder 
    +1. von Frankreich, Robert II.,   geb. 20 Jul 972, Orléans [45000],Loiret,Centre-Val de Loire,Frankreich Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 20 Jul 1031, Melun [77000],Seine-et-Marne,Île-de-France,Frankreich Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 59 Jahre)
     2. von Frankreich, Adelheid,   geb. um 973
    +3. von Frankreich, Hadwig,   geb. 975/980   gest. nach 1013 (Alter 34 Jahre)
     4. von Frankreich, Gisela
    Familien-Kennung F383  Familienblatt  |  Familientafel
    Zuletzt bearbeitet am 19 Nov 2015 

    Notizen 
    • Illegitimer Sohn, Filiation unsicher
    Kinder 
     1. von Fleury, Gozelin   gest. 8 Mrz 1030, Châtillon-sur-Loire [45360],Département Loiret,Centre-Val de Loire,Frankreich Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort
    Familien-Kennung F386  Familienblatt  |  Familientafel
    Zuletzt bearbeitet am 20 Nov 2015 

  • Ereignis-Karte
    Link zu Google MapsGeburt - um 940 - Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich Link zu Google Earth
    Link zu Google MapsTitel/Amt/Status - Graf von Paris - - Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich Link zu Google Earth
    Link zu Google MapsTitel/Amt/Status - Herzog von Franzien - 956-996 - Franzien,Frankreich Link zu Google Earth
    Link zu Google MapsTitel/Amt/Status - König von Frankreich - 987-996 - Frankreich Link zu Google Earth
    Link zu Google MapsTod - 24 Okt 996 - Melun [77000],Seine-et-Marne,Île-de-France,Frankreich Link zu Google Earth
    Link zu Google MapsBeerdigung - - Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich Link zu Google Earth
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    Pin-Bedeutungen  : Adresse       : Ortsteil       : Ort       : Region       : (Bundes-)Staat/-Land       : Land       : Nicht festgelegt

  • Fotos
    Hugo Capet
    Hugo Capet
    Ausschnitt aus der Verwandtschaftstafel der Ottonen.
    Chronica St. Pantaleonis

  • Notizen 
    • Hugo Capet als König

      Hugues Ier Capet

      [2]
    • Hugo Capet
      König von Frankreich (987-996)
      Herzog von Franzien (956-996)
      Graf von Paris
      um 940 Paris - 24.10.996 Melun Begraben: St-Denis
      Ältester Sohn des Herzogs Hugo der Große von Franzien aus seiner 3. Ehe mit der Hadwig von Sachsen, Tochter von König HEINRICH I.

      Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 157

      Hugo Capet (Hugues Capet), Herzog von Franzien, seit 987 König von Frankreich aus der Familie der ROBERTINER
      * 939/41, + 24. Oktober 996 Begraben: St-Denis
      Sohn Herzog Hugos des Großen und Hadwigs, Schwester Kaiser OTTOS I.

      oo Adelheid, Tochter Herzog Wilhelms (Werghaupt) von Aquitanien

      Den verschieden gedeuteten Beinamen ‚Capet‘ erhielt Hugo erst im 12. Jh. Der beim Tode seines Vaters (956) noch minderjährige Hugo trat 960 dessen Nachfolge im Herzogtum Franzien an; sein Bruder Otto wurde Herzog von Burgund. Als mächtigster Mann im W-Frankrenreich, der im Konflikt König Lothars mit den OTTONEN zunächst, nach einer Entfremdung 980/81, auf seiten des KAROLINGERS blieb, jedoch eine eigenständige Politik zwischen König, Kaiser und eigenem Herzogtum bertrieb und schon vor dem Tod Ludwigs V. eine gegen den König gerichtete Koalition mit dem Erzbischof Adalbero von Reims einging, war Hugo Capet nach dem Tod des kinderlosen Ludwig der aussichtsreichste Anwärter auf den Königsthron. Ende Mai 987 wurde er in Senlis mit Hilfe Adalberos und der robertinischen Vasallen zum König gewählt, am 3. Juli in Noyon durch Adalbero geweiht. Hugo Capet mußte sein Königtum dann allerdings jahrelang gegen die Thronansprüche des vom Reimser Erzbischof zurückgewiesenen Karl von Nieder-Lothringen, des Bruders Lothars, durchsetzen, der sich vor allem auf die Grafen von Troyes, Blois, Vermandois und den Erzbischof von Sens stützen konnte. 991 konnte er Karl in seinen Gewahrsam bringen, wo dieser im folgenden Jahr verstarb. Ein neues Bündnis zugunsten von Karls Sohn Otto 993 unter der Führung Odos von Blois blieb erfolglos. Als Folge dieser Kämpfe blieben die Auseinandersetzungen um das Erzbistum Reims, wo Karl 989 seinen Neffen Arnulf eingesetzt hatte. Ihm stellte die Synode von Verzy (St-Basle) Gerbert entgegen, der aber auf cluniazensischen und päpstlichen Widerstand stieß und 995 auf der Synode von Mouzon suspendiert wurde. - Hugo Capet, der bereits am 30. Dezember 987 seinen Sohn Robert zum Mitkönig erheben ließ und die Dynastie der KAPETINGER begründete, knüpfte doch bewußt an die karolingische Tradition an (Schneidmüller). Der Dynastiewechsel bedeutete daher keine tiefe Zäsur, fiel jedoch in eine Zeit großer struktureller Veränderungen und stabilisierte mit der Beendigung des langwierigen Machtkampfes zwischen KAROLINGERN und ROBERTINERN die Monrchie, während der königliche Machtbereich auf Fürstentum (vor allem um Orleans und Paris) und Krondomäne (vor allem im Oise-Aine-Gebiet) beschränkt blieb; Hugo Capet war von einem starken Herzog zu einem schwachen König geworden (Werner), der seine Stellung aber vor allem mit diplomatischen Mitteln zu sichern wußte (Hallam). Die Schwäche seiner Regierung (Lot) müssen zudem im Lichte der widrigen Zeitverhältnisse gesehen werden (Sassier).

      Literatur:
      RHF 10 [Urkk.; Neued. in Vorber.] – W. Kienast, Der Hzg.stitel in Dtl. und Frankreich, 1968 – HEG I, 1976, 752ff [K. F. Werner] – B. Schneidmüller, Karolingische Tradition und frühes französisches Königtum (Frankfurter Historische Abhandlung 22, 1979) -

      Werner Karl Ferdinand: Seite 476, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

      VIII. Generation 10-15

      Die Kinder Hugos des Großenfehlen bei Brandenburg, da er die Historizität von RobertsEhe mit Beatrix aus dem Hause der HERIBERTINER (siehe oben IV, 4) nicht erkannt hat. Aus ihr ging Hugo der Große und über ihn die kapetingische Königsdynastie hervor. Für die Daten Hugo Capets und seiner Geschwister verweise ich, soweit nicht ausdrücklich anders vermerkt wird, auf die beiden Werke von F. Lot, Les Derniers Carolingiens, Paria 1891, und Etudes sur le regne de Hugues Capet, Paris 1903 (vgl. dort im Register zu den einzelnen Namen).
      Zu Beatrix und ihrer politischen Tätigkeit in Ober-Lothringen, das sie nach dem Tode des Gemahls regierte, vgl. auch Uhlirz (Register). 987 zuletzt erwähnt, starb sie an einem 23. September. Das entnehme ich dem Nekrolog von S.-Denis, HF Obituaires I, 1, 327, wo zu den 9. Kal. des Oktober steht: Beatrix, soror Hugonitor (sic). Der Kopist hat hier die Abkürzung für regis Francorum offenbar nicht mehr verstanden. Hugos Schwester Emma heiratete 960, wie wir durch Flodoard wissen, Herzog Richard I. von Normandie und wird zuletzte in dessen Urkunde von 968 III 18 (ed. Marie Fauroux, Recueil des actes des ducs de Normandie, Caen 1961, nr. 3) erwähnt. Die Ehe blieb jedoch kinderlos; die späteren Herzöge stammen aus Richards zweiter Ehe mit der Dänin Gunnor.
      Zu Brandenburgs Heribert von Auxerre, einem unehelichen Sohn Hugos des Großen, der wie Beatrixeinen HERIBERTINER-Namen erhielt, vgl. Gams 502: Er wurde 971 I 8 Bischof und starb 996 VIII 23.

      Glocker Winfried: Seite 288, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

      V. 26 Hugo Capet
      * c 940, + 996 X 24;

      960 dux Francorum, 987 VII 3 König von Frankreich,

      1. oo 970 Adelheid, Tochter Graf Wilhelms I. von Poitou, + c. 1004;

      2. oo NNw

      Hugo Capet ist als Sohn Hugos des Großen von Franzien bei Flodoard a. 960, S. 149, und bei Richer III c. 13, S. 20, bezeugt. Erstmals urkundlich genannt ist er in der Urkunde seines Vaters vom 946 VI 19 (Druck: RHF Bd. 9, S. 723); zum Datum dieser Urkunde vgl. Lauer, Louis IV S. 242.
      Das Geburtsjahr für Hugo Capet ist festgestellt von Kalckstein, Königthum S. 255, Anm. 2.
      Die Belege für Todestag und -jahr Hugo Capets hat Lot, Hugues S. 209-303, zusammengestellt.
      Zu seiner Erhebung zum französischen König vgl. Lemarignier, Gouvernement S. 38-43. Lot, Derniers S. 358-361, hat die Abstammung von Hugos Gemahlin Adelheidnachgewiesen; zu Adelheid vgl. außerdem Richard, Poitou Bd. 1, S. 103 f.
      Die Existenz einer Konkubine ergibt sich aus der Zuschreibung des illegitimen Sohnes Hugos, Erzbischof Gauzlin von Bourges.
      Allgemein informiert zu König Hugo Capet FW Kommentar K 38.

      Hugo Capet folgte dem Vater in dessen ganzer Machtfülle, verzichtete aber auf die Regentschaft zugunsten des normannischen Schwagers. Von Jugend an verfügte er über die moralischen und physischen Voraussetzungen zu einem großen Herrscher. Er war noch nicht 20 Jahre alt, als der Tod seines Vaters ihn an die Spitze einer der größten Grafschaften des französischen Feudaladels stellte. Der junge Graf konnte mit seiner ruhigen, überlegten und entschlossenen Art rasch die Auseinandersetzungen seiner Feinde und seine eigenen Bündnisse ausnutzen, um sich unter die potentiellen Thronanwärter zu plazieren. Der entscheidende Augenblick kam, als die Nachfolge Ludwigs V. des Faulen im Jahre 987 geregelt werden mußte. Sowohl die Persönlichkeit des Grafen von Paris als auch die vorbehaltlose Unterstützung des Bischofs Adalbero von Reims, das zu Hugos Machtbereich gehörte, ließen die Entscheidung des Feudaladels zu seinen Gunsten ausfallen. Um Intrigen bei seiner Nachfolge vorzubeugen, sicherte der König bereits im ersten Regierungsjahr die Zukunft der Dynastie. Gemäß einem karolingischenBrauch ließ Hugo seinen Sohn Robert Weihnachten 987 zum Mitkönig krönen. Die Macht der kapetingischen Könige war zunächst beschränkt auf ein begrenztes Gebiet um Paris und Orleans. In den anderen Gebieten übten die Lehnsfürsten eine nahezu unbeschränkte Herrschaft aus. Sein Beiname Capet (das Mäntelchen) erklärt sich aus dem geistlichen Kleid Cappa, das er oft als Laienabt von Tours trug.

      Mexandeau Louis: Seite 131-134, "Die Kapetinger"

      Die Bescheidenheit dieser Ziele, die beim Tode Philipps I. im Jahr 1108 bei weitem noch nicht erreicht waren, verdichtet das Dunkel, das Gestalt und Leben Hugo Capets und seiner ersten Nachkommen umgibt. Vom Begründer der Dynastie wissen wir so gut wie nichts. Ferdinans Lot, der seine Regierungszeit genau studiert hat, schreibt: "Wir wissen nicht, wie er aussah, seine moralische Persönlichkeit ist uns fast ebenso wenig bekannt. Wenn man niedergeschrieben hat, daß er fromm war, daß er den Prunk verabscheute, daß er die Mönche liebte, daß er mehr Diplomat als Kriegsmann war, dann hat man ungefähr alles gesagt, was man zu sagen berechtigt ist ..."
      Da Unkenntnis zur Verkennung führt, hat man manchmal aus Hugo Capet einen unbedeutenden Herrscher gemacht, dem ein Zusammentreffen glücklicher Umstände auf den Thron half und der sich dank der Kirche und des Herzogs der Normandie an der Macht hielt. Edmond Pognon, der sich ausschließlich auf den Ablauf der Ereignisse stützt, hat die Persönlichkeit Hugos rehabilitiert und seine Geschicklichkeit und Entschlußkraft herausgestellt.
      Daher macht es durchaus den Eindruck, als ob es zwei Hugo Capet gegeben hätte. Vor 987 erscheint er uns zögernd und auf alle Fälle der alten Dynastie gegenüber relativ loyal, entweder aus Mangel an Ehrgeiz oder weil ihn eine klarsichtige Einschätzung des Kräfteverhältnisses und der Lehren aus der Vergangenheit zur Klugheit veranlaßte. Im Jahre 987 ebnete ihm das Glück, dessen wesentliche Rolle wir herausgestellt haben, den Weg zum Königsthron. Diese Chance ergriff er mit einem Gespür für die günstige Gelegenheit, das ihn als einen Mann zeigt, der seit langem bereit war, diese Gelegenheit beim Schopf zu packen, wenn er sie nicht schon vorbereitet hatte. Mit der Macht kam ihm sehr schnell der Geschmack an ihr, und er wurde beseelt von dem Willen, sie nicht mahr aus den Händen seiner Familie zu geben. Drei Monate nach seiner Thronbesteigung machte die Krönung Roberts den Sohn von nun an ebenso unantastbar wie den Vater. Kaum gekrönt, verhielt sich Hugo genau wie ein KAROLINGER. Der König vergaß, daß er Herzog von Franzien gewesen war. Selbst wenn er ein Feudalherr blieb, so wußte er, daß er von nun an etwas anderes war, daher sein Wille, das Erbe, das man ihm anvertraut hatte, vollkommen zu sichern. Mittellos wie er war, trennte er Parzellen seiner Domäne ab, um sich Unterstützung zu verschaffen, erfuhr er die Festigung der großen erblichen Seigneuries (der Lehnsherrschaften). Zugleich aber hatte er die feste Absicht, der oberste Herrscher des gesamten Königreiches zu bleiben und griff in die Ernennungen der entferntesten Kirchen ein. Dieser fromme König und Freund des Klerus stellte sich wegen der Besetzung des Bischofsstuhls von Reims gegen den Papst. Er, der als Herzog von Franzien der Klient des Kaisers gewesen war, ging gegenüber seinem alten Beschützer auf Abstand und versuchte, eine Eheverbindung mit Byzanz zu schmieden, wie um die OTTONEN von der Flanke her anzugreifen.
      Seine letzen Jahre liegen im Dunkel, aber im großen und ganzen hat es Hugo Capet verdient, der Dynastie seinen Namen zu geben. "Seit dem Augenblick, in dem er von jedem Wettbewerb befreit war, ist der KAPETINGER in Wahrheit König geworden, scheint ein anderes Temperament bekommen und einen politischen Sinn und eine Festigkeit an den Tag gelegt zu haben, die man vorher nicht an ihm kannte. Hatte die Zeit und auch, wie es immer geschieht, der Übergang von Opposition zur Macht, den Herzog von Franzien weiser gemacht? Wenn man alles in Betracht zieht, dann war dieser große Lehnsherr, von dem wir weder sein Aussehen noch sein Privatleben kennen, so mittelmäßig nicht. Er hatte es verstanden, den Platz der KAROLINGER einzunehmen, zu bewahren, was er gewonnen hatte, sich frei und würdig gegenüber Papsttum und Kaiserreich zu behaupten und die Krone an seinen Sohn weiterzugeben (24. Oktober 996), ohne daß er auf ernsthaften Widerstand stieß. Hier hat das blinde Glück nicht alles gemacht." (A. Luchaire)
      Er war zweimal verheiratet. Zuerst mit Blanche, der Witwe Ludwigs V. [Nach meiner Meinung ist diese Behauptung völlig unsinnig. Ludwig V. war mit keiner Blanche verheiratet und war ungefähr im selben Alter wie HugosSohn Robert II. Nachweislich war aber Hugo Capet beim Tode Ludwigs V. mit Adelheid von Aquitanien verheiratet.] Eine politische Heirat, dazu bestimmt, die Kontinuität zwischen den beiden Dynastien zu festigen. Da ihm Blanche keinen Erben geschenkt hatte, verheiratete er sich zum zweiten Mal mit Adelheid von Poitiers-Aquitanien, mit der er sieben Kinder hatte, drei Töchter und vier Söhne, deren ältester Robert war.

      969 oo Adelheid von Poitou, Tochter des Herzogs Wilhelm III. 950/55- 1004

      7 Kinder:
      - Robert II. der Fromme König von Frankreich 20.7.972-20.7.1031
      - Hadwig 975/80- nach 1013
      998 oo Reginar IV. Graf von Hennegau 950/55- 1013
      - Adela 985/90- nach 1063
      1006 oo Rainald I. Graf von Nevers - 29.5.1040
      - Gisela Erbin von Abbeville
      986 oo Hugo I. Graf von Ponthieu - ca 1000

      Illegitim
      - Gozelin Erzbischof von Bourges (1013-1030) - 8.3.1030

      Literatur:
      Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 142,144,168,173 - Althoff, Gerd: Otto III., Primus Verlag, Darmstadt 1997, Seite 60 Anm. 61,61,77,92,100 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990 Seite 40,116 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 84,116,119,132,135 - Brühl Carlrichard: Die Geburt zweier Völker. Deutsche und Franzosen Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 340 - Douglas David C: Wilhelm der Eroberer Herzog der Normandie. Diederichs Verlag München 1994 Seite 38,260 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 11,23,27-38,42,46,48,59,128,158,225 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/ Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 21,45,47,50,59,61-64,69,73,75-86,87,90,93,99,116,189 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 55,110,117,285,292,297,300,304-321,364,372,378,401,417-420,426,434 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 67,73 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 V,26 Seite 96,182,192,195-198,201,232,275,285,288,302,308 - Hartmann P.C.: Französische Könige und Kaiser der Neuzeit. Von Ludwig XII. bis Napoleon III. 1498-1870. Verlag C. H. Beck München 1994 Seite 144 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 17,162,200,210,257-259,262,287,295-305,323,371 - Kienast Walter: Der Herzogstitel in Deutschland und Frankreich (9. bis 12. Jahrhundert). R. Oldenbourg Verlag München - Wien 1968 - Mexandeau Louis: Die Kapetinger. Editions Rencontre Lausanne 1969 Seite 75-84,86-130,131,134 - Pernoud Regine: Herrscherin in bewegter Zeit. Blanca von Kastilien, Königin von Frakreich. Diederichs Verlag München 1991 Seite 12,55,71,246 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 306,309,322-327,344, 408 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 209,211 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 11,19,22,53,59,61,64,67,75 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 95,135,148, 152,159 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 139,151, 183,251,254 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 60 Anm. 294, 228,233,254,259,393,409 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 476 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 40, 46,484,500,506,508,512, 516,518,523-526 - Wies Ernst W.: Otto der Große. Kämpfer und Beter. Bechtle Verlag Esslingen 1989 Seite 71,194,238,287 -


      [1]
    • Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Seite 75-86, "Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498."

      Goetz Hans-Werner


      HUGO CAPET, König von Frankreich (987-996)
      * 939/41, + 24.10.996Bestattet in St-Denis

      Eltern:
      Herzog Hugo Magnus von Neustrien (923-956)
      Hadwig, Tochter König HEINRICHS I.

      Geschwister:
      Otto, Herzog von Burgund (960-965)
      Odo-Heinrich, Herzog von Burgund (965-1002
      Beatrix oo Herzog Friedrich von Ober-Lothringen
      Emma oo Graf Richard I. von Rouen

      oo 970 ADELHEID VON AQUITANIEN * 950/55, + 1004
      Tochter des Herzogs Wilhelm Werghaupt von Aquitanien

      Kinder:
      Robert (König 987/996-1031)

      Herzog von Neustrien 960-987
      Königswahl 29.5.987 in Senlis, Krönung 1.6. in Noyon, Weihe 3.7. in Noyon oder Reims
      Erhebung Roberts II. zum Mitkönig Ende Dezember 987
      987-991 Auseinandersetzungen (Thronstreit) mit Herzog Karl von Nieder-Lothringen
      991-997 Reimser Bistumsstreit
      991 Synode von St-Basle de Verzy
      992 (?) Synode von Chelles
      995 Synode von Mouzon

      "Hier endete das Reich KARLS DES GROSSEN", schrieb zu Beginn des 11. Jahrhunderts ein anonymer Chronist aus dem Bistum Sens, und zu Beginn des 12. Jahrhunderts urteilte Hugo von Fleury: "Als so die zweite 'Linie' der Frankenkönige [namlich die Dynastie der KAROLINGER] endete, wurde das Reich auf eine dritte 'Dynastie' (generatio) übertragen." Bis weit in unser Jahrhundert hinein betrachtete man aus dem Blickwinkel einer politischen Geschichtsschreibung das Jahr 987, mit dem die neue Herrscherdynastie der KAPETINGER einsetzte, die 32 französische Könige stellen sollte, als einen Wendepunkt. Schon im Mittelalter betonte man demgegenüber aber auch die (politische) Kontinuität in einem solchen Maße, daß man den Begründer der neuen Dynastie, Hugo Capet, gelegentlich sogar zu einen KAROLINGER und legitimen Erben machte. Beides ist historisch natürlich nicht haltbar. Falls Hugos Regierunsgzeit eine Wendezeit war, dann kaum aus dynastischen, sondern eher aus sozialgeschichtlichen Gründen. Wenn gerade heute wieder eine Reihe vornehmlich französischer Historiker für eine Wende der gesamten Sozialstruktur um die Jahrtausendwende eintritt, so beruht das bislang allerdings eher auf regionalen Studien und ist zur Zeit noch in der Diskussion.
      Hugo selbst erntete lange Zeit kein Lob. Ferdinand Lot sah in ihm einen mittelmäßig begabten, schwachen und unsicheren Menschen, der nichts tat, ohne um Rat zu fragen, und dessen Vorsicht zur Kleingeistigkeit verkümmerte. Und noch 1980 meinte Elizabeth Hallam: "Der erste KAPETINGER taucht als eine ganz unbedeutende Figur auf." Erst die umfangreiche Literatur zum 1000-jährigen Jubiläum der Krönung (1987) hat hier manches korrigiert und ein angemesseneres Bild des ersten KAPETINGERS entworfen. Als Hugo Capet bald nach dem frühen Tod des letzten regierenden KAROLINGERS, Ludwig V., wohl am 29. Mai 987 in Senlis zum König gewählt, am 1. Juni in Noyon gekrönt und am 3. Juli in Reims (oder in Noyon) von Erzbischof Adalbero von Reims geweiht wurde, hatte man tatsächlich, wenig überraschend, den mächtigsten weltlichen Fürsten des westfränkisch-französischen Reichs, den Herzog von Franzien, zum neuen Herrscher gemacht, der schon zuvor die Politik maßgeblich mitbestimmt hatte. Die Thronerhebung Hugo Capets ist daher zu Recht als "logische Konsequenz seiner seit langem erworbenen, politischen Vorrangstellung" gedeutet worden (Y. Sassier 314).
      Der Sinn einer Kurzbiographie im Rahmen eines Sammelbandes kann nicht darin bestehen, die Ereignisse der Regierungszeit, die in jedem Handbuch nachzulesen sind, nachzuerzählen. Andererseits macht es der Quellenlage des früheren Mittelalters unmöglich, eine anschauliche Persönlichkeitsschilderung zu entwerfen oder gar psychologisierend zu deuten. Im folgenden kann daher nur versucht werden, aus den Handlungen und wenigen Äußerungen Hugo Capets und nicht zuletzt aus dem Bild, das die zeitgenössischen Quellen von ihm entwerfen, nach den Absichten und Richtlinien seiner Politik sowie nach deren Rezeption zu fragen und beides in die strukturellen und ideologischen Rahmenbedingungen und Zeitumstände einzuordnen.
      Hugo entstammte der fränkischen Familie der ROBERTINER, deren Mitglieder, vielleicht ursprünglich in der Gegend um Worms beheimatet, im frühen 9. Jahrhundert Grafen von Angers (Robert der Tapfere) und dann Grafen von Paris (Odo) wurden und seither die führende Stellung in Neustrien (dem Gebiet nördlich der Loire), der Kernregion des französischen Königtums, bekleideten. Mit Odo (888-898) und Robert (922-923) hatten sie bereits früher zwei Könige des W-Frankenreichs gestellt. Hugos Vater, Herzog Hugo Magnus, bekleidete in seinem Fürstentum eine königsgleiche Stellung, die auch in seiner Heirat mit Hadwig, einer Schwester des ostfränkischen Königs OTTO I., zum Ausdruck kam. Die Nachfolge im Herzogtum hatte der zwischen 939 und 941 geborene Hugo - den Beinamen "Capet", dessen Bedeutung strittig ist, erhielt er erst im 12. Jahrhundert -, nicht schon beim Tod des Vaters (956), sondern erst vier Jahre später, vom König investiert, angetreten. Die Namensgleichheit mit dem Vater deutet an, daß er von vornherein zu dieser Stellung ausersehen war; sein Bruder Otto wurde Herzog von Burgund. Abgesehen von einer kurzen Entfremdung zwischen Hugound König Lothar in dessen Streit mit dem O-Reich (OTTO II.) war Hugo stets königstreu und einer der ersten gewesen, die Lothar den Treueid geschworen hatten (Richer von St-Remi 3,13). Nach dessen Tod im Februar 986 war die Nachfolge Ludwigs V. unstrittig; Hugo wurde gar zu dessen Ratgeber bestimmt, "da ein Jüngling durch die Klugheit und Tugend eines solchen Fürsten geformt werden mußte" (Richer 4,1). Als es über der Haltung zum O-Reich jedoch zu einer Entfremdung des jungen Königs mit seiner Mutter Emma und den führenden Bischöfen, voran Adalbero von Reims, kam, stand Hugo auf seiten dieser Fürsten.
      Nach Ludwigs unerwartet frühem und söhnelosen Tod infolge eines Jagdunfalls schien Hugos Nachfolge daher nur folgerichtig, und Hugo selbst betonte in einem Antwortschreiben an den Markgrafen von Barcelona, Borell, daß ihm "das Reich dank der zuvorkommenden Barmherzigkeit Gottes äußerst friedlich zugefallen" sei (Gerbert von Reims, ep. 112); doch ganz so einfach lagen die Dinge wohl nicht. Hugos gut neunjährige Regierungsgzeit war vor allem von zwei miteinander verwobenen Entwicklungen bestimmt: der Auseinandersetzung mit Herzog Karl von Nieder-Lothringen um die Thronfolge und dem Nachfolgestreit im Erzbistum Reims. Die KAROLINGER waren nämlich keineswegs ausgestorben, sondern Karl, Bruder König Lothars und damit Oheim Ludwigs V., der früher von der Nachfolge ausgeschlossen worden war, machte nun erbrechtliche Ansprüche geltend und fand dafür wohl auch einen nicht unbeträchtlichen Anhang. Hugos Herrschaft war folglich keineswegs gesichert, und einigen späteren Geschichtsschreibern (wie dem Chronisten von Sens im 11. und Sigebert von Gembloux oder Hugo von Fleury im 12. Jahrhundert) galt Hugo als ein von einer Adelsopposition erhobener Usurpator. Der aquitanische Chronist Ademar von Chabannes glaubte in der jüngsten Fassung seiner Chronik, daß die Franken Karl verlassen und Hugo gewählt hätten. Damit stellte sich die Legitimitätsfrage, und es ist auffällig, daß der wichtigste und ausführlichste Zeitzeuge, der Mönch Richer aus dem Kloster St-Remi bei Reims, dem Erzbischof Adalbero eine lange Rechtfertigung von Hugos Königtum und ein ausführliches Abwehren der Ansprüche Karls in den Mund legte. Formal schien allerdings alles korrekt: Hugo wurde von den Großen gewählt, wie es der Mönch Abbo von Fleury bald darauf im Rahmen seiner politischen Theorie als rechtmäßig fordern sollte, und Erzbischof Adalbero selbst betonte später in einem Brief an Karl, daß es sich hier um einen öffentlichen, nicht um einen "privaten" (familiären) Vorgang handelte (Gerbert von Reims, ep. 122). Ein Erbrecht, so betonte Adalbero, gebe es nicht. Hugos Wahl erfolgte ausgesprochen schnell, wahrscheinlich schon eine Woche nach Ludwigs Tod, wenngleich nicht ganz spontan. Die noch von Ludwig einberufene Versammlung in Compiegne, deren Vorsitz Hugo ohnehin übernahm und die den Erzbischof Adalbero vom Vorwurf des Paktierens mit dem deutschen König freisprach, vertagte sich nämlich noch einmal, weil nicht alle Großen anwesend waren. In Senlis suchte Adalbero, der maßgeblichen Einfluß auf die Wahl nahm, Karls Ansprüche dann mit Erfolg und mit Argumenten zu entkräften, die bezeichnenderweise nicht rechtlicher Natur waren, indem er nämlich auf mangelnde Klugheit, eine - angeblich - unstandesgemäße Heirat mit der Tochter eines Vasallen (Hugos) und vor allem auf die Tatsache hinwies, daß Karl als Herzog von Nieder-Lothringen Lehnsmann des deutschen Königs war. Das war ein gewichtiges Argument in einer Zeit, in der man sich der Eigenständigkeit und der Abgrenzung vom Imperium bewußt wurde, bedeutete aber auch eine Abkehr Adalberos von seiner früheren, ottonenfreundlichen Politik. Die Wahl Hugos empfahl Adalbero, weil dessen Tatkraft (actus), Adel (nobilitas) und Macht (copia) für ihn sprächen (Richer 4,11) und verschob damit die Kriterien. Sein Wahlvorschlag fand breite Zustimmung, so daß Hugo nach Richer (4, 12) einstimmig gewählt wurde. Er war letztlich jedoch von einem Adel erhoben, an dessen Spitze er selbst stand, und in einer Situation, in der ein Eingreifen des O-Reiches wegen der Minderjährigkeitsregierung OTTOS III. nicht zu befürchten war (Schneidmüller 170). Hugos Weihe aber folgte vermutlich den erhaltenen, einander recht ähnlichen Krönungsordines, die die sakrale Würde des Königtums betonten.
      Schwieriger gestaltet sich die Frage der Legitimität Hugos unter den zuletzt schon angedeuteten ideologischen Gesichtspunkten, war doch die KAROLINGER-Herrschaft an sich unbestritten gewesen. (Nach Richer 4, 28 soll Hugo sogar selbst geäußert haben, daß er sich einem legitimen KAROLINGER - nämlich einem unmittelbaren Nachkommen Ludwigs V. - jederzeit gebeugt hätte.) Die früheren ROBERTINER-Könige, auf die die neuere Forschung so gerne hinweist, sind kaum als triftiges Argument für Hugos Königtum anzusehen; Gerbert von Reims erblickt in ihnen im Rückblick lediglich interreges, königliche Statthalter (ep. 164), und es ist auffällig, daß sich die Zeitgenossen tatsächlich nirgends darauf beriefen, daß Hugo bereits einem Königsgeschlecht entstammte. Ihnen war allein seine Eignung wichtig, galt Ludwig V. einem Klosterchronisten aus Sens doch als der König, "der nichts gemacht hat" (womit der nichts Geschichtswürdiges meinte). In einem Brief an Bischof Adalbero von laon hatte Erzbischof Adalbero von Reims bereits 985 geschrieben, König Lothar sei eigentlich "nur dem Titel nach König von Frankreich, Hugo [als Herzog] hingegen zwar nicht vom Titel her, wohl aber gemäß Handlung und Tatkraft" (ep. 48); auch Kaiser OTTO II. wisse, so Richer (3, 83), daß Hugo mächtiger sei als der König.
      Gleichwohl suchte Hugo nach seiner Wahl sein Königtum auffällig eng an die karolingische Tradition anzuschließen. Form und Inhalt seiner Urkunden zeugen davon. Sein Titel variierte, doch nannte er sich, mit dem seit Karl dem Einfältigen üblichen Königstitel, meist Francorum rex, und auch der Monogrammtyp blieb erhalten. Immer wieder betonte Hugo in seinen Urkunden, daß er dem mos praedecessorum nostrorum, der Gewohnheit der Vorgänger, der fränkischen Könige und Kaiser, folge oder daß er bestätigen wolle, "was unsere Vorgänger, die fränkischen Könige, durch die Ausstellung einer Urkunde bekräftigt haben" (Urk. Nr. 4). Die überwiegende Mehrzahl seiner Diplome bestand aus solchen Bestätigungen früherer Verleihungen an Kirchen, "denn es war stets Sitte und Gewohnheit der Könige, unserer Vorgänger, die Kirchen Gottes zu erhöhen" (Urk. Nr. 11). Der konsequente Rückbezug auf die karolingischen Vorgänger und auf das karolingische Herrschaftsverständnis schuf eine Kontinuität des königlichen Selbstverständnisses und der Herrschaftspraxis über den Dynastiewechsel hinweg, ja Hugo entlieh seine Legitimität geradezu aus der karolingischen Tradition, während er gleichzeitig sehr bald die Errichtung einer eigenen Dynastie anstrebte, indem er seinen vielleicht 15-jährigen Sohn Robert noch in seinem ersten Königsjahr, Ende Dezember 987, in Orleans zum Mitkönig erhob. Mag das augenblicklich mit der bedrohlichen Situation an den Grenzen gerechtfertigt worden sein - erst dieses Argument soll nach Richer Adalberos Widerstand gegen zwei gleichzeitig regierende Könige gebrochen haben (4, 12f.) -, so wurde hier tatsächlich, und offenbar gezielt, die dynastische Erbfolge vorbereitet. Diese Königserhebung hatte ihrerseits nicht nur ottonisch-byzantinische, sondern auch karolingisch-westfränkische Vorbilder, denn Ähnliches hatte Lothar mit seinem Sohn Ludwig veranstaltet (Richer 3,91). Spätestens seit 992 nahm Robert, der consors regni, selbständig königliche Handlungen vor.
      Hugos Herrschaft war damit noch keineswegs gesichert, denn Karl von Nieder-Lothringen war nicht völlig erfolglos; er nahm Laon und Reims ein und band damit die sonstigen Aktivitäten Hugos, der Laon vergeblich belagerte. Die Bedeutung des jungen Königtums wird in den Quellen anscheinend erst im nachhinein stärker verharmlost, als es der augenblicklichen Situtaion entsprach. Hugos Herrschaft war auch nicht so unumstritten, wie Richer es hinstellte, denn der König mußte um seine Anhänger werben, wobei viele wahrscheinlich unentschlossen blieben. In einem Brief fordert er den Erzbischof von Sens im September oder Oktober 987 auf, ihm endlich den Treueid zu leisten (Gerbert, ep. 107). Karl wurde schließlich auch nicht im Kampf aufgrund einer etwaigen Übermacht des Königs überwunden, sondern - und das ist bezeichnend - 991 durch eine List Bischof Adalberos von Laon gefangengenommen und in Orleans eingekerkert, wo er bald darauf verstarb. Sein Sohn Otto wurde Herzog von Nieder-Lothringen, spielte im Westen aber keine politische Rolle mehr.
      Kennzeichnend für die unsicheren Zustände sind auch die Auseinandersetzungen um das Erzbistum Reims, das einen kirchlichen (und politischen) Vorrang in Frankreich ausübte. Wahrscheinlich in der Hoffnung auf Aussöhnung und weitere Annäherung an die KAROLINGER hatte Hugo als Nachfolger Adalberos hier nicht den designierten Domscholaster Gerbert von Aurillac, den wohl gtrößten abendländischen Gelehrten seiner Zeit, der später als Silvester II. Papst wurde, sondern Arnulf, einen unehelichen KAROLINGER eingesetzt, nachdem dieser ihm Treue geschworen hatte. (Gerbert ging daraufhin, doch nur für kurze Zeit, ins Lager Karls über.) Arnulf aber unterstützte bald, wenngleich nicht ganz offen, Karl. Erst nach dessen Sturz 991 hielt die Synode von St-Basle in Verzy (bei Reims), deren Akten erhalten sind, Gericht über Arnulf und setzte ihn zugunsten Gerberts ab, rief damit aber eine lange Krise hervor. Diese Entscheidung stieß nämlich auf den Widerstand sowohl des Reformmönchtums, dessen Wortführer Abbo von Fleury wurde, wie des Papstes, Johannes XV., der im Zusammenwirken mit dem deutschen Episkopat auf der Synode von Mouzon Anfang Juni 995 Gerbert bis zu einer endgültigen Entscheidung von seinem Amt suspendierte. Diese bleib jedoch aus, und eine Lösung zugunsten Arnulfs wurde erst unter Hugos Sohn und Nachfolger Robert erreicht, der dem Reformmönchtum nahestand. Hugo, der in einem Brief an den Papst zunächst noch beteuert hatte, nicht gegen dessen Entscheidungen angehen zu wollen (Gerbert, ep. 188), war es zeitlebens immerhin gelungen, seinen Kurs zu verteidigen.
      Die Krisen und Geschenisse der Regierungszeit lenken den Blick auf das Verhältnis Hugo Capets zu den Fürsten, auf deren Anhängerschaft er angewiesen war. Das 10. und frühe 11. Jahrhundert war ein Zeitalter des verfassungsgeschichtlichen Wandels in W-Franken/Frankreich. Hatten sich zunächst allenthalben Fürstentümer ausgebildet, deren Herren in ihrem Herrschaftsgebiet eine königsgleiche Stellung bekleideten, so entstanden infolge einer strikteren inneren Organisation und eines verstärkten Burgenbaus bald neue, starke Zwischengewalten in den Kastellanen, die von ihren Burgen aus die Herrschaft über die abhängige Landbevölkerung intensivierten und deren Verwaltungsbezirke immer mehr an die Stelle der alten Grafschaften traten. Man hat deshalb von einer "Atomisierung der Macht" gesprochen (Y. Sassier 290) und die Zeit um 1000 als ein "tragisches Schlüsselmoment in der Geschichte der Landgesellschaft" bezeichnet (Bommassie, in: Royaute 129). Im Kampf um die Herrschaft befehdeten sich aber auch die Herren untereinander. Im Süden Frankreichs suchten die auf kirchlichen Synoden im Einklang mit den weltlichen Fürsten verkündeten "Gottesfrieden" gerade in dieser Zeit Abhilfe zu schaffen und bedrohten Friedensbrecher mit dem Bann. Eine Ausweitung dieser Bewegung nach Norden fand erst unter Robert II. statt.
      Solchen Entwicklungen mußte Hugo Rechnung tragen. Auch als König hielt er sich (mit Ausnahme Compiegnes) mit Vorliebe in den vormals herzoglichen Pfalzen auf. Der französische König war, längst vor Hugo Capet, im wesentlichen auf die Krondomäne beschränkt, die den robertinischen Herrschaftsraum an Loire und Seine (mit den Stützpunkten Orleans, Paris, Senlis) und das karolingische Kerngebiet östlich davon (mit Compiegne, Laon, Reims) umfaßte, jedoch nicht als ein geschlossenes Territorium, sondern als ein Gebiet besonders intensiver Herrschaftsrechte aufzufassen ist: Hier verfügte der Herrscher über Grafschaften, Pfalzen, Grundherrschaften, zahlreiche Kirchen und Klöster, Vasallen, Abgaben, Zölle, Märkte und Gerichtsrechte, aber auch über die Bistümer (vor allem der Kirchenprovinzen Reims und Sens), während ihm außerhalb der Krondomäne nur wenige Kirchen unterstanden und die weltlichen Fürsten - in Ansätzen - nur lose vasallitisch an den Herrscher gebunden waren. Teilnehmer der vom König einberufenen Synoden sowie Empfänger, Intervenienten und Zeugen in Urkunden vermitteln einen konkreten Einblick in die Anhängerschaft und den Einflußbereich Hugo Capets und bestätigen dieses Bild. Auch darin ist eine Kontinuität zu den KAROLINGERN festzustellen. Die Kirchen der Krondomäne spielten eine wichtige Rolle im Reich Hugo Capets und im Königsdienst. Allein aus dem engeren Herrschaftsbereich Hugos sind aus seiner kurzen Regierunsgzeit immerhin acht Synoden bekannt, die üblicherweise vom König selbst einberufen wurden. Ansonsten scheint Hugo, den von Gerbert überlieferten Synodalakten zufolge, die Reden und Entscheidungen auf der Synode von St-Basle den kirchlichen Teilnehmern überlassen zu haben und trat erst bei der Vollstreckung des Urteils wieder in Erscheinung. Hingegen führte König Robert auf der Synode von Chelles den Vorsitz (Richer 4,89). Auch hier bekräftigte man die Unabhängigkeit des gallischen Episkopats vom Papst. Die Mehrzahl der Bischöfe stand hinter dem König, und es ist bezeichnend, daß der französische Episkopat, von Gerbert abgesehen, geschlossen die vom päpstlichen Legaten anberaumte Synode von Mouzon boykottierte, die über die Reimser Vorgänge entscheiden sollte. Nach Richer (4, 99) hatte Hugo den Bischöfen die Teilnahme verboten, begründete sein Fehlen seinerseits aber umgekehrt mit deren Abwesenheit.
      Kirchen bzw. vor allem Klöster waren auch die Empfänger der insgesamt wenig zahlreichen (17) erhaltenen, sämtlich im engrern Umkreis Hugos (Compiegne und Paris, Senlis und Saint-Denis) ausgestellten Königsurkunden. Deren Auswertung bleibt allerdings so lange fragwürdig, wie eine kritiasche Edition fehlt. Die den ROBERTINERN eng verbundenen Klöster St-Vincent in Laon und St-Martin in Tours gehörten zu den ersten Urkundenempfängern. Die Arengen machen eine solche Förderung explizit: "Wenn wir die Forderungen der an etlichen Orten für Gott Streitenden vernehmen und zustimmend entgegennehmen und, indem wir ihnen das Notwendige bereitstellen, der Gewohnheit unserer Vorgänger, der fränkischen Kaiser und Könige, folgen und jenen, von göttlicher Leidenschaft berührt, etwas übertragen oder das Angesammelte durch unsere Verfügungen bestätigen, so wird das ohne jeden Zweifel dem Gewinn der ewigen Seligkeit ebenso nützen wie dem festen Bestand der uns von Gotte übertragenen Regierung" (Urkunde Nr. 2). Wenngleich für Abfassung und Wortlaut die königlichen Notare verantwortlich zeichnen, spricht aus solchen Äußerungen durchaus das königliche Selbstverständnis. Hugo empfand sein Königtum - traditionell - als ein von Gott übertragenes Amt, die Kirchenförderung als eine königliche Pflicht: "Wenn wir für die Zuträglichkeiten der dem Gottesdienst geweihten Orte und ihre Notwendigkeiten der dort lebenden Gottesdiener Mittel unserer Erhabenheit aufwenden, so versehen wir unser königliches Amt, und wir zweifeln nicht, dadurch die ewige Seligkeit zu erlangen" (Urk. Nr. 5). Nach Richer (4, 37) berief sich Hugo auf das Glück (Fortuna) und den göttlichen Rückhalt. Aus seinen Arengen spricht eine Gottesfürchtigkeit, die doch stets in politischer Ausrichtung auf sein Reich bezogen blieb und damit erneut seine politisch-religiöse Auffassung vom Königtum widerspiegelt: "Denn wir wissen, daß wir zu nichts anderem auf den Gipfel des Königsamtes erhoben wurden, als dazu, um, ohne Entgelt von Gott geehrt, ohne Entgelt überall seine Ehre vermehren zu können und sie zu preisen uns zu bemühen" (Urk. Nr. 2). Das gewohntermaßen als Gegenleistung erbetene Gebetsgedächtnis richtete sich durchweg auf den König selbst, seine Gemahlin und seinen Sohn, einmal (Urk. Nr. 8) auch auf seine Vorfahren, aber auch auf den Zustand (Urk. Nr. 6) oder die Stabilität des von Gott verliehenen Reiches (Urk. Nr. 5). Die konkreten Aufgaben erblickten Hugo und sein Sohn Robert darin, "die Reichsrechte genau zu prüfen, alles Schädliche zu beseitigen, alles Nützliche zu verbreiten" (Urk. Nr. 10). Solche Ansprüche mögen einer faktischen "Ohnmacht des Reiches" (Y. Sassier 285) widersprechen, sie zeugen aber von den königlichen Absichten. Wenn Hugo fast nur ältere Recht bestätigte und kaum neue Verleihungen und Schenkungen vornahm, so mag man das zudem als Absicht werten, seine Rechte zusammenzuhalten. Er bestätigte nicht nur königliche Schenkungen, sondern auch solche von anderer Seite (typisch sind Globalbestätigungen des gesamten Besitzes) und verriet darin eine ebenso pragmatische Auffassung vom Königtum wie in der mehrfachen Betonung des Königsschutzes, der fortan jeden Schaden abwenden sollte.
      In der Praxis war Hugo auf die Zustimmung der Großen angewiesen, und es ist bezeichnend, daß sich seine Urkunden durchweg "an alle er heiligen Kirche Gottes und unsere Getreuen" richteten, die auch intervenierten und den Vorgang bezeugten. Wenn ein erhaltener Krönungseid sich, wie vermutet wird, auf Hugo Capet bezieht, kommt er einem Wahlversprechen gleich, das den Kirchen ebenso wie dem Volk Recht und Gerechtigkeit sowie königlichen Schutz zusagte. "Wir wollen die königliche Macht in nichts mißbrauchen und ordnen alle Staatsgeschäfte nach dem Rat und Spruch unserer Getreuen", schrieb Hugo wenige Monate nach seiner Wahl an Erzbischof Seguin von Sens (Gerbert, ep. 107), und in einer von Richer (3, 82) dem König zugeschriebenen Rede beteuerte dieser, auf den Rat der Getreuen hören zu wollen. Fideles, Getreue, war keine leere Worthülse, Hugo forderte vielmehr immer wieder Treue (fides) von seinen Untertanen: Siguin wurde ebenso zur Treue (und damit zum Treueid) aufgefordert wie der Markgraf Borrell. "Weil ich mich euch gegenüber als treu erwiesen haben, sollt auch ihr mir nicht treulos werden!, soll Hugo den Bürgern von Reims entgegengehalten haben (Richer 4,26), und Arnulf wurde zum Erzbischof erhoben, nachdem er versprochen hatte, Treue zu halten (4, 27). Man könnte folgern, daß Hugos gesamtes Regierunsgssystem auf der fidelitas, der - quasi vasallitischen - Treuebindung der Großen, beruhte.
      Im engeren Herrschaftsgebiet war Hugo anerkannt. Die Zeugenliste einer Urkunde für Corbie von 988 beweist, daß er nun auch über den vormals karolingischen Herrschaftsbereich verfügte. Durch die Auflösung des Herzogtums wurden die einstigen Vasallen aber zu königsunmittelbaren Fürsten mit selbständigerer Stellung; Graf Odo von Blois etwa betrieb eine eigenständige, letztlich sogar gegen den König gerichteten Politik. Hugo wurde in dessen Fehde mit dem Markgrafen Fulco Nerra hineingezogen und erzwang einen Waffenstillstand. Rodulf Glaber wollte im nachhinein sogar wissen, daß viele Große rebellierten. Letztlich sei, wie man gemeint hat, aus einem starken Herzog ein schwacher König geworden (K. F. Werner).
      Außerhalb der Krondomäne besaß Hugo keine konkreten Rechte mehr, wenngleich er als König anerkannt war. Nach Ober-Lothringen bestanden Verbindungen über Hugos Neffen, den Bischof Adalbero von Metz und den Herzog Dietrich I. Die Hochzeit Roberts II. mit der Witwe des Grafen von Flandern sollte Hugos Kontakte nach Norden erweitern, doch der junge König verstieß seine Frau. Durch Hugos Gemahlin Adelheid, eine Tochter des Herzogs Wilhelm (Werghaupt) von Aquitanien, die er "Gefährtin und Teilhaberin unserers Königtums" nannte (Gerbert, ep. 120), bestand zunächst eine entspanntes Verhältnis zu deren Bruder, Herzog Wilhelm (Eisenarm), der ansonsten aber völlig selbständig in Aquitanien herrschte und mit 32 erhaltenen Urkunden die königliche Urkundentätigkeit weit übertraf! Doch wie schon Lothar in Aquitanien anfangs nicht anerkannt wurde (Richer 3,3), mußte auch Hugo sein Königtum hier anscheinend erst durchsetzen, denn gleich zu Beginn seiner Regierunsgzeit wollte er ein Heer nach Aquitanien schicken (Gerbert, ep. 112). Die Haltung der Aquitanier gegenüber Hugo schien zu schwanken, wie die verschiedenen Fassungen der Chronik Ademars von Chabannes nahelegen. Wie wenig seine Amtsgewalt hier aber bewirkte, mag eine Anektode veranschaulichen, die ein späterer Abschreiber dieser Chronik einfügte und die, auch wenn sie in dieser Form erfunden ist, gleichwohl charakteristisch scheint: Wer hat dich wohl zum Grafen gemacht?" soll Hugo den Grafen Aldebert von Perigueux bei der Belagerung von Tours vorwurfsvoll gefragt haben, worauf jener antwortet: "Wer hat denn dich zum König gemacht?" (Ademar 34). War Hugos tatsächlicher Einflußbereich auch begrenzt, so beanspruchte er dennoch stets die Herrschaft über ganz W-Franken/Frankreich (die "Gallia", wie Richer sagt): Die Wahl machte ihn zum König über "Gallier", Bretonen, "Dänen" (= Normannen), Aquitanier, Goten, Spanier und Wasconen (Richer 4,12) und in einer Urkunde für das Martinskloster in Tours (Nr. 2) bestätigte Hugo den gesamten Klosterbeseitz "in Austrien, Neustrien, Burgund, Aquitanien und den übrigen Teilen unseres Reiches".
      Ein entscheidender Gesichtspunkt der Regierungszeit Hugos war das Verhältnis zum ostfränkisch-deutschen Reich und damit zum Kaiserhaus, dem der KAPETINGER über seine Mutter verwandtschaftlich verbunden war. Dennoch dachte man kaum mehr an die Existenz des Großfränkischen Reiches zurück, sondern unterhielt gleichsam zwischenstaatliche Beziehungen. Der westfränkische Anspruch auf Lothringen war hingegen keineswegs aufgegeben. Schon unter Lothar war es zu Auseinandersetzungen mit Kaiser OTTO II. gekommen. Stand Hugo als Herzog in diesem Streit auch auf seiten OTTOS, so rettete ihn nach Richer (3, 83) doch ein Bischof davor, in Rom als Schwertträger des Kaisers zu fungieren. Frankreich trat, auch in seinem Selbstbewußtsein, neben das Reich. Als König suchte Hugo zunächst noch den Beistand des ottonischen Königshofes gegen Karl zu gewinnen und bat die Regentin, die Kaiserin Theophanu, in Briefen um "Gemeinschaft und Freundschaft" societas et amicitia (Gerbert, ep. 120), Elemente, in denen er gleichsam die Grundlagen zwischenstaatlicher Beziehunegn erblickte. Nach Karls Ausschaltung aber wurde er deutlicher. Hugo und Robert lehnten es ab, sich dem Urteil von Bischöfen aus dem Osten (auf der Synode von Mouzon) zu unterwerfen. Gerbert von Reims nannte seine Herrscher in einem Brief gar serenissimi augusti domini nostri und erhob sie damit begrifflich zu kaiserlicher Würde (ep. 171); Hugo selbst sprach in seinen Urkunden ebenfalls von "unserem Imperium" (Urk. Nr.10) und betonte, daß er über verschieden Königreiche verfügte (Urk. Nr. 4). Allenthalben ist eine eifersüchtige Abgrenzung vom Reich zu bemerken (die sich auch darin zeigt, daß ein Lehsnmann der OTTONEN-Könige als westfränkischer Herrscher nicht mehr in Frage kam). Zumindest aus einer längerfristigen Perspektive war die Wahl von 987 daher, wie man gemeint hat, keine antikarolingische, sondern eine antiostfränkische Entscheidung (B. Schneidmüller 177). Im Wunsch nach Gleichstellung aber orientierte man sich am ostfränkischen Kaisertum. Am deutlichsten wird dies in einem Brief Hugos an die byzantinischen Kaiser Basilius und Konstantin, in dem er - wiederum - um Freundschaft (amicitia) und Gemeinschaft (societas) warb und eine oströmische Prinzessin für seinen Sohn erbat, da es in den Nachbarreichen keine standesgemäße Frau gebe (ep. 111)! Auch wenn dieser Brief, wie man annimmt, nie abgeschickt wurde, läßt er zumindest die ideologischeen Ansprüche erkennen, die das werdende Frankreich in dieser Zeit entwickelte. Gerade zu diesem Zweck mußte Hugo seine Herrschaft aber in die fränkische Tradition stellen.
      Aus solchen Entwicklungen, Anschauungen und Tendenzen abschließend Hugos Persönlichkeit und Leistung zu beurteilen, ist nicht leicht. Sonderlich gebildet war Hugo, der die lateinische Sprache nicht oder nicht genügend verstand, anscheinend nicht, denn bei seinem Treffen mit OTTO II. in Rom benötigte er einen Bischof als Übersetzer (Richer 3, 85). Der König war absorbiert von den Schwierigkeiten seiner Regierungszeit und machtlos gegenüber den um sich greifenden Strukturveränderungen, jedoch stets bemüht, seine Ansprüche zu betonen, den Rückhalt der Großen zu gewinnen, seine Herrschaft gegenüber allen Bedrohungen zu verteidigen und dem Reich Kontinuität und politisches Selbstbewußtsein zu verleihen. Diplomatische Mittel zog er kriegerischen Auseinandersetzungen vor. Seine Selbstäußerungen zeugen von einer zeitgemäßen Religiosität, doch stellte er darüber konkrete politische Ansprüche nicht hinter (reform-)kirchlichen Forderungen zurück. Sosehr er auch die karolingische Tradition weiterführte, hielt er doch nicht minder am Familienbewußtsein der ROBERTINER fest und ließ sich nicht wie die späten KAROLINGER, in St-Remi, sondern, wie sein Vater, in St-Denis beisetzen, der alten westfränkisch-karolingischen Grablege des 9. Jahrhunderts, in der schon KARL DER KAHLE, Ludwig III. und Karlmann, aber auch der ROBERTINER Odo bestattet lagen: Sein Familiensinn verband sich hier symbolisch mit einer Rückkehr zu den alten karolingischen Traditionen.
      Die Thronerhebung Hugos beendete die Rivalität wie auch das Gleichgewicht zwischen KAROLINGERN und ROBERTINERN als führenden Familien N-Frankreichs. Einen Bruch bedeutete Hugos Regierung nach einhelliger neuerer Ansicht nicht, sein Regierungsstil gilt gleichsam als "karolingische Verlängerung" (J.-F. Lemarignier 37). Der konstitutionelle und gesellschaftliche Strukturwandel seiner Epoche aber konzentrierte sich weder auf seine Regierunsgzeit, noch war er gar durch den König selbst bewirkt oder beeinflußt, doch war Hugo in mancherlei Hinsicht zumindest ein Herrscher in einer Phase des Umbruchs. Das prägte seine Zeit und sein Handeln, das von solchen Voraussetzungen her zu beurteilen ist. [1]

    • Denier aus Beauvais, unter Hugo Capet geprägt

      Denier aus Beauvais, unter Hugo Capet geprägt

      [2]

  • Quellen 
    1. [S3] Karl-Heinz Schreiber, Genealogie-Mittelalter.de, .

    2. [S7] Wikipedia, Hugo Capet.