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 Bohrer

von Bayern, Heinrich II.

von Bayern, Heinrich II.

männlich 973 - 1024  (51 Jahre)

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  • Name von Bayern, Heinrich 
    Suffix II. 
    Geburt 6 Mai 973  [1
    Geschlecht männlich 
    Titel/Amt/Status 995-1004  Bayern,Deutschland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [1
    Herzog von Bayern  
    • als Heinrich IV.
    Titel/Amt/Status seit 14 Feb 1014  [1
    Römischer Kaiser 
    Titel/Amt/Status 1002-1024  Deutschland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [1
    Deutscher König  
    Tod 13 Jul 1024  Göttingen [37001],Göttingen,Niedersachsen,Deutschland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [1
    • Pfalz Grona bei Göttingen
    Beerdigung Bamberg [96047],Bamberg,Bayern,Deutschland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [1
    • Dom
    Personen-Kennung I240  Mittelalter
    Zuletzt bearbeitet am 31 Jan 2016 

    Vater von Bayern, Heinrich II.,   geb. 951   gest. 28 Aug 995, Bad Gandersheim [37575],Northeim,Niedersachsen,Deutschland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 44 Jahre) 
    Mutter von Burgund, Gisela,   geb. um 950/955   gest. 21 Jul 1007, Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 52 Jahre) 
    Familien-Kennung F409  Familienblatt  |  Familientafel

    Familie von Luxemburg, Kunigunde,   geb. 975   gest. 3 Mrz 1033, Kaufungen [34260],Kassel,Hessen,Deutschland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 58 Jahre) 
    Eheschließung 1000  [1
    Familien-Kennung F105  Familienblatt  |  Familientafel
    Zuletzt bearbeitet am 30 Jan 2016 

  • Ereignis-Karte
    Link zu Google MapsTitel/Amt/Status - Herzog von Bayern - 995-1004 - Bayern,Deutschland Link zu Google Earth
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    Pin-Bedeutungen  : Adresse       : Ortsteil       : Ort       : Region       : (Bundes-)Staat/-Land       : Land       : Nicht festgelegt

  • Fotos
    Heinrich II Krönungsbild aus dem Regensburger Sakramentar
    Heinrich II Krönungsbild aus dem Regensburger Sakramentar
    Ausschnitt

  • Notizen 
    • Thronbild Heinrichs II. im Regensburger Sakramentar.
      München Bayerische Staatsbibliothek, clm 4456, fol. 11 v.

      Sacramentary of king Henry II - throne

      [2]
    • HEINRICH II.

      Deutscher König (1002-1024)
      Römischer Kaiser seit 14.2.1014
      als H. IV. Herzog von Bayern (995-1004)
      6.5.973 Regensburg - 13.7.1024 Pfalz Grona bei Göttingen Begraben: Bamberg, Dom

      Ältester Sohn des Herzogs Heinrich II. der Zänker von Bayern und der Gisela von Hoch-Burgund, Tochter von König Konrad; Urenkel von König HEINRICH I.

      Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 2037

      HEINRICH II., Kaiser, deutscher König
      * 6. Mai 973 (978?) in Bayern, + 13. Juli 1024 Pfalz Grone Begraben: Bamberg, Dom (Grabdenkmal von Tilman Riemenschneider, 1513 aufgestellt)

      [1] LEBEN UND REGIERUNG

      Urenkel König HEINRICHS I.
      Eltern:
      Herzog Heinrich der Zänker von Bayern und Gisela von Burgund
      oo 998/1000 Kunigunde
      ohne Kinder

      Ausgebildet für den geistlichen Stand zunächst in Hildesheim, wohl auf Anweisung Kaiser OTTOS II., der damit die Nachkommenschaft seines Gegners von jeder Teilhabe an der Reichsgewalt ausgeschaltet wissen wollte; dann in Regensburg unter der Leitung Bischof Wolfgangs. Im dortigen Kloster St. Emmeran lernte er auch die vom Kloster Gorze ausgehende monastische Reform kennen. Doch wurde er bald von seinem Vater an den Regierungsgeschäften beteiligt und folgte ihm 995 als Herzog Heinrich IV. von Bayern. Nach OTTOS III. plötzlichem Tod fand der geblütsrechtlich legitimierte und durch äußere Umstände seinen Gegenkandidaten gegenüber begünstigte HEINRICH zunächst nicht die einhellige Zustimmung der Großen, wahrscheinlich hegten sie auch Zweifel am Vollbesitz seiner körperlichen Kräfte. In Mainz wurde er am 7. Juli 1002 durch die Mehrzahl der geistlichen und weltlichen Fürsten Oberdeutschlands von Erzbischof Willigis von Mainz gekrönt. Den nachfolgenden Umritt durch weite Teile des Reiches wird man weniger der Vervollständigung des Wahlaktes, als vielmehr als Bestätigung allgemeiner Anerkennung seiner Herrschaft zu deuten haben. Seine Regierung zeigte, daß auf den Visionär OTTO III. ein zäher Realpolitiker gefolgt war, der, durchdrungen von der Sakralität seines Amtes, Unsicherheit und Zweifel nicht kannte und das Reich konsolidierte.
      Zunächst standen die Grenzprobleme des Ostens im Vordergrund seiner Politik. Gegen den polnischen König Boleslaw Chrobry führte er drei Kriege. Durch das Ärgernis, das sein Bündnis mit den heidnischen Liutizen erregte, mit denen er gegen das christliche Polen zog, ließ er sich nicht beirren. Im Frieden von Bautzen (1018) konnte Polen schließlich die Lausitz und das Milsener Land als Lehen behaupten. Im Westen des Reiches von Flandern bis Burgund griff er mit unterschiedlichen Erfolgen gegen die erstarkenden Territorialgewalten ein. Dreimal zog HEINRICH II. nach Italien, wo sich nach OTTOS III. Tod Arduin von Ivrea als König durchgesetzt hatte. Auf dem ersten Zug (1004) empfing er in Pavia die langobardische Königskrone; auf dem zweiten Zug krönte Benedikt VIII., dem er gegen die CRESCENTIER Rückhalt gewährt hatte, am 14. Februar 1014 in St. Peter in Rom zum Kaiser. Zum dritten Mal zog er 1021/22 nach Italien, um dem Papst und dem süditalienischen Fürsten Meles von Bari gegen Byzanz beizustehen, auf dem Rückmarsch setzte er in Montecassino einen neuen Abt ein und ließ in Pavia eine Synode (1. August 1022) abhalten, die den Zölibat einschärfte, um den Bestand des Kirchengutes zu sichern.
      Innerlich festigte HEINRICH II. das Reich durch noch engere Verflechtungen mit der Kirche. Durch Schenkungen stabilisierte er die Bistümer als Stützen königlicher Macht und beanspruchte sie dafür zu Dienstleistungen. 1004 stellte er das Bistum Merseburg wieder her. Durch die Gründung des Bistums Bamberg 1007 aktivierte er den Obermainraum als Mitte seiner Macht und als neues Glied der Reichskirche. Die Widerstände gegen die Neugründung brach er nicht ohne Verschlagenheit. Dem Bischof Heinrich I. von Würzburg, der einen großen Teil seines Jurisdiktionsgebietes abzutreten hatte, versprach er Rangerhöhung zum Erzbischof; nach dem Tode des Eichstätter Bischofs Megingaud, der jeder Abtretung verweigert hatte, ernannte er einen ihm willfährigen Nachfolger (Gundekar I.) zum Bischof. Insgesamt vollendete er die Königshoheit in der Reichskirche, indem er unbekümmert um Vorschläge von Domkapiteln und Konventen tüchtige Bischöfe uns Äbte einsetzte. Klösterliche Reformbewegungen mit spirituellem lothringischen Einschlag förderte er, ohne sie zu instutionalisieren. 1023 nahm er zusammen mit König Robert II. von Frankreich eine Reformsynode in Pavia in Aussicht, die jedoch nicht mehr zusammentrat.
      Kurz nach seinem Tode fand der Kaiser Eingang in die Liturgie, und bald bemächtigte sich die Legende seiner Gestalt: "sie deutete seine Kinderlosigkeit als heroische Tugend und vereinfachte die widerspruchsvollen Züge seines Charakters ... zu einem frommen Idealbild" (H. Appelt). 1146 wurde er von Eugen III. kanonisiert.

      Bibliographie:
      Bibliogr. zur Gesch. von Stadt und Hochstift Bamberg 1945-1975 (Hist. Verein ... Bamberg, 10. Beih., 1980), 427-436

      Quellen:
      MGH DD H II. - RI II, 4 [Neudr. 1971] - MGH SS IV, 679-695; 787-820 - BHL, Nr. 3811-3816

      Literatur:
      NDB VIII, 310-313 - TRTE XV, 1-3 - JDG H II. 3 Bde, 1862-1875 - W. v. d. Steinen, Ks. H. II. der Hl., 1924 - Th. Schieffer, H. II. und Konrad II., DA 8, 1951, 384-437 [Sonderausg. 1969]- R. Klauser, Der H.s- und Kunigundenkult im ma. Bm. Bamberg (95. Ber. des Hist. Vereins ... Bamberg, 1957), 1-208 - R. Reinhardt, Ks. H. II. und seine Gemahlin Ksn. Kunigunde, Bavaria Sancta I, hg. G. Schwaiger, 1970, 233-248 - R. Schneider, Die Kg.serhebung H.s II. i. J. 1002, Da 28, 1972, 74-104 - L. Auer, Geburtsjahr und Herkunft Ks. H.s II., ebd., 223-228 - K.J. Benz, H. II. und Cluny, RevBen 84, 1974, 313-337 - O. Meyer, Varia Franconiae Historica I, II, 1981 - K. Guth, Die Hl.en H. und Kunigunde, 1986.

      [2] IKONOGRAPHIE

      Neben Darstellungen HEINRICHS auf Münzen und Siegeln finden sich zeitgenössische Bildwiedergaben auf einigen seiner Stiftungen. Auf dem sog. Baseler Antependium (Paris, Museum de Cluny) erscheint er zusammen mit Kunigunde zu Füßen Christi. Auf einer reichenauischen Miniatur im Perikopenbuch HEINRICHS (München, Clm 4452, fol, 2r) werden beide unter der Fürsprache der Bamberger Patrone Petrus und Paulus von Christus gekrönt, während Personifikationen der huldigenden Provinzen den Herrschaftsanspruch des inschriftlich genannten Königs HEINRICH belegen. Neben einer in der Bildaussage ähnlichen Darstellung fol. 11v im Sakramentar HEINRICHS, 1002/04 als Wiederholung des Thronbildes KARLS DES KAHLEN im Codex Aureus aus St. Emmeram (München, Clm 4456) entstanden, enthält diese Cimelie fol. 11r eine Krönung des Königs durch Christus, während die Regensburger Heiligen Emmeram und Ulrich seine Arme stützen. Eine Variante dieses auf Ex 17,11-13 zurückgehenden Stützmotivs überliefert das in Kloster Seeon 1007/1024 wiederum für Bamberg geschriebene Pontifikale HEINRICHS (Bamberg, Staatsbibliothek, Lit. 53) mit seinem Widmungsbild fol. 2v, auf dem der Herrscher beim Einzug in eine Kirche von zwei Bischöfen gestützt wird, eine zum Zeremoniell gehörende Gestik. Das Evangelistar aus Seeon (Bamberg, Staatsbibliothek, Bibl. 95, fol. 7v) zeigt den König bei der Übergabe der Handschrift an die Gottesmutter, ein Band mit dem Kommentar Gregors der Großen zu Ez (Bamberg, Bibl. 84, fol. 1r) den Kaiser als Empfänger der Handschrift; das Regensburger Evangeliar im Vatikan (Cod. Ottob. lat. 74, fol. 193v) gibt ihn unter der Taube des Heiligen Geistes inmitten personifizierter Tugenden thronend wieder. Spätere, nach dem Tode HEINRICHS II. entstandene Darstellungen überliefern den Herrscher als Heiligen, Stifter oder innerhalb von Szenen, die der HEINRICHS- bzw. Kunigunden-Legende entnommen sind.

      Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 322

      HEINRICH IV., bayer. Herzog, später König und Kaiser HEINRICH II.
      * 6.5.973 Bad Abbach, + 13.7.1024 Pfalz Grona bei Göttingen Begraben: Bamberg, Dom
      Vater:
      Herzog Heinrich II. der Zänker (951-995)
      Mutter:
      Gisela von Burgund (+ wohl 1006)
      oo Kunigunde von Luxemburg (um 975-1033)

      Erziehung durch Bischof Abraham von Freising und Bischof Wolfgang von Regensburg.
      995 bayerischer Herzog.
      Loyal gegenüber dem Kaiser.
      Zog mit OTTO III. zweimal nach Italien.
      1002 in Mainz von bayerischen und fränkischen Großen zum König gewählt.
      1014 in Rom Kaiserkrönung.
      1020 Papstbesuch in Bamberg, um HEINRICH zum Eingreifen in S-Iitalien zu bewegen.
      1007 Gründung des Reichsbistums Bamberg und Ausstattung desselben vor allem mit bayerischem Königsgut.
      1146 Kanonisierung durch Papst Eugen III.

      Literatur:
      NDB 8; BWB 1; R. Holtzmann, Gesch. d. sächs. Kaiserzeit, 1955.

      Althoff Gerd: Seite 368, "Adels- und Königsfamilien"

      K 26
      Me: 6.5. Natalis dies Heinrici imperatoris + Kaiser HEINRICH II.
      Me: 7.6. Ordinatio secundi Heinrici regis

      Das Merseburger Necrolog erwähnt den Geburtstag (973) und den Tag der Königserhebung HEINRICH II. in Mainz aus dem Jahre 1002.
      Zum Todestag ist wohl deshalb kein Eintrag verzeichnet, weil das Necrolog nach 1018 nicht mehr kontinuierliche geführt wurde; siehe dazu oben Seite 154.
      Die Erwähnung des Geburtstages gehört nicht der Ergänzungsschicht an, dagegen die Notiz seiner Königserhebung. Nach Meinung der Forschung wurde der Geburtstag eigenhändig von Thietmar von Merseburg eingetragen; vgl. BG Nr. 1483a; zum Geburtstag vgl. Geldner, Geburtsort, Geburtsjahr, Jugendzeit Kaiser Heinrichs II., Seite 520ff. Beide Einträge dokumentieren die Initiative HEINRICHS II. bei der Neustiftung der ottonischen Gedenktradition in Merseburg, bei der auch bayerische Traditionen aus der Familie HEINRICHS nach Merseburg transferiert wurden; vgl. dazu ausführlich oben Seite 198.
      Allg. vgl. NDB 8, Seite 310ff.; Biographisches Wörterbuch 1, Spalte 1065ff.; FW K 44. Zum Todesdatum: BG Nr. 2063a

      Glocker Winfrid: VI, 31; Seite 303, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

      VI, 31 HEINRICH II.
      * (973) V 6, + 1024 VII 13

      995-1004 und 1009-1017 als Heinrich IV. Herzog von Bayern; 1002 VI 7 König des Deutschen Reiches, 1014 II 14 Kaiser

      Frühsommer 1000
      oo Kunigunde, Tochter des Grafen Siegfried von Luxemburg
      * 975, + 1033 III 3

      Kaiser HEINRICH II. (der als bayerischer Herzog als Heinrich IV. gezählt wird!) ist als Sohn Herzog Heinrichs II. von Bayern ("des Zänkers") u.a. bezeugt bei Thietmar IV c. 20, S. 154, ebd. IV c. 49, S. 188 und ebd. V Prolog, S. 220; weitere Belege haben BU. 1144c und ebenso BG. 1483a/b gesammelt.
      Urkundlich ist HEINRICH II. zusammen mit seinem Vater, dem Zänker, in D O III. 155 von 994 XI 23 erwähnt. Der Tag der Geburt Kaiser HEINRICHS II. ist bei Thietmar VI c. 60, S. 348, und im Merseburger Nekrolog überliefert.
      Für die Bestimmung von HEINRICHS Geburtsjahr gibt es zwei unterschiedliche Hinweise. Thietmar VI c. 60, S. 348, berichtet zum Jahr 1012, die Bamberger Domkirche sei am 35. Geburtstag des Königs geweiht worden: das ergäbe das Geburtsjahr 978. In einem Bamberger Epitaphium, das im Codex Udalrici überliefert ist (gedruckt bei Jaffe, Bibl. rer. Germ. Bd. 5, S. 34), heißt es, Kaiser HEINRICH II. sei im 52. Lebensjahr verstorben: dieser Angabe zufolge müßte er 973 geboren sein. Mit BG. 1483a ist der Bamberger Tradition der Vorzug zu geben. Möglicherweise ist HEINRICH II. in Hildesheim geboren: dies berichtet zumindest die Fundatio ecclesiae Hildensemensis c. 4, SS XXX/2 945. Die Belegstellen für die gegebenen Daten zu Kaiser HEINRICH II. sind zu finden bei BG. 2063a (Todestag), BG. 1483yy (Krönung zum König) und BG. 1800b (Krönung zum Kaiser).
      Der Zeitpunkt der Eheschließung des Bayern-Herzogs Heinrich IV. mit der luxemburgischen Grafen-Tochter Kunigunde ist von Wampach, Altluxemburgisches UB. Bd. 1, Nr. 214, ermittelt; die Lebensdaten Kunigundes hat Renn, Grafenhaus S. 82 und 101, festgestellt.
      Die Gemahlin des letzten Kaisers aus der Dynastie der OTTONEN stammte aus dem Hause der Grafen von Luxemburg, wie uns Thietmar IV c. 51, S. 190 (in Verbindung mit ebd. V c. 19, S. 243), bezeugt.
      Die Eltern der Kaiserin Kunigunde waren der Graf Siegfried von Luxemburg (bezeugt u. a. durch eine genealogische Tafel aus der Münchener Handschrift clm 29093, gedruckt in SS II 314) und dessen Gemahlin Hadwig (bezeugt durch den Eintrag ihres Sterbetages XII 13 im Nekrolog von Ranshofen). Doch ist der Vater der Kaiserin Kunigunde zugleich eine der rätselhaftesten Gestalten des 10. Jahrhunderts. So ist nicht einmal mit letzter Sicherheit zu entscheiden, welcher der beiden Grafen Siegfried, die im 10. Jahrhundert gelebt haben, denn der Vater der Kaiserin Kunigunde war. Die einzelnen Thesen, die in der Forschung zu dem Komplex der Ahnen der Kaiserin Kunigunde entwickelt wurden, sind jetzt bequem von Geldner, Tatsachen S. 28-52, zusammengestellt. Grundlegend für alle Fragen ist die Studie von Renn, Grafenhaus, heranzuziehen, der es S. 57-65 sehr wahrscheinlich gemacht hat, daß der ältere der beiden Grafen Siegfried der Vater Kunigundes war. Doch hat das von Renn erarbeitete System einen Angriffspunkt: Siegfried (I.) ist spätestens in den Jahren zwischen 915 und 920 geboren worden, doch sind die Kinder Graf Siegfrieds (I./II.) von Luxemburg erst 100-120 Jahre später gestorben. Diesen vorauszusehenden Einwand hat Renn mit der Überlegung zu entkräften versucht, Graf Siegfried (I.) könne ja schließlich erst mit 40 Jahren geheiratet haben; dies sei zwar sicher nicht der Normalfall, aber dürfe deshalb nicht ausgeschlossen werden. Um Renn zu stützen, sei darauf hingewiesen, daß auch OTTO DER GROSSE bei seiner Eheschließung mit Adelheid bereits 39 Jahre alt war!
      Auf die Probleme um die Grafen von Luxemburg ging Mathilde Uhlirz in ihren beiden Aufsätzen "Domnus Sicco" und "Grafen" ein. Sie setzte den "Domnus Sicco, imperatorius f(rate)r" des Indiculus loricatorum (MGH Const. I, Nr. 436) mit Graf Siegfried (I.) von Luxemburg gleich, wobei sie die Formulierung "imperatorius frater" als die Bezeugung einer Verwandtschaft der Luxemburger Grafen mit den OTTONEN interpretiert, die aber - wie Mathilde Uhlirz konstatiert - nicht weiter erklärbar sei. Es sei angemerkt, daß die fragliche Formulierung "imperatorius frater" auf eine Taufpatenschaft OTTOS I. für Siegfried hindeuten könnte, wobei dann in der "Aufgebotsliste Siegfried (II.) gemeint sein müßte und so jener "Sicco" nicht mit Siegfried (I.) gleichgesetzt werden dürfte.
      Den jüngeren Vorschlag, die Fragen um die Ahnen der Kaiserin Kunigunde zu klären, machte Geldner, Tatsachen S. 40-45. Er griff auf bereits früher angestellte Überlegungen zurück und versuchte erneut, Hadwig, die Mutter der Kaiserin Kunigunde, mit jener gleichnamigen Tochter Herzog Giselberts von Lothringen und dessen Gemahlin Gerberga, der Schwester OTTOS DES GROSSEN, gleichzusetzen. Doch impliziert dieses System eine Nahehe im Verhältnis 3:3, die HEINRICH II. dann mit der luxemburgischen Grafen-Tochter eingegangen sein müßte, was bei der bekannten Gegnerschaft HEINRICHS II. gegen solche, gegen die kanonischen Ehehindernisse verstoßenden Verbindungen nur schwer vorstellbar erscheint. Trotzdem Geldner noch versucht, diesen Einwand mit dem Hinweis auf die von HEINRICH II. und Kunigunde geführte Josephsehe zu entkräften, ist der Beweisgang Geldners wegen der Notwendigkeit, eine Verwandtenehe anzunehmen, abzulehnen.
      Die Belege für das Todesdatum der Kaiserin Kunigunde sind bei Wampach, Altluxemburgisches UB. Bd. 1, Nr. 243, zusammengestellt.

      Schwennicke Detlev: Tafel 10, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1,"

      HEINRICH (IV.) II. DER HEILIGE 1046 kanonisiert
      * 6. V 973, + Pfalz Grona 13. VII 1024 Begraben: Bamberg Dom

      995/1002 HERZOG VON BAYERN, gewählt Mainz 7. VI, gekrönt Aachen 8. IX 1002, Rom 14. II 1014
      oo Frühsommer 1000 KUNIGUNDE VON LUXEMBURG (WIGERICHE) + Bamberg 3. III 1033, Tochter von Graf Siegfried, Begraben: Bamberg Dom
      gründet 1017 Stift Kaufungen

      Nach der mißlungenen Rebellion seines Vaters sollte Heinrich für den geistlichen Stand vorbereitet werden, um die bayrischen Sachsen politisch endgültig kaltzustellen. Aus diesem Grund kam der junge Prinz bereits im Vorschulalter in die vom berühmten Bischof Bernward von Hildesheim geführte Domschule zu Hildesheim. Mit Sicherheit hat Heinrich hier Latein, Lesen, Schreiben und die Kenntnis der wesentlichen Inhalte der Bibel erlernt. Nach der Begnadigung seines Vaters kehrte er nach Regensburg zurück, wo er in die Obhut des Bischofs Wolfgang kam. Heinrich kehrte nach seines Vaters Tode nach Bayern zurück und hier wurde nach dem alten Vorrecht des bayerischen Stammes seine Wahl zum Herzog vollzogen, der die Belehnung durch den König folgte. Die fundierte Ausbildung, die Heinrich erhielt, blieb nicht ohne Auswirkungen. Seinem Vetter OTTO III. stand er treu zur Seite. Als der Überführungszug mit dem Leichnam OTTOS III. durch bayrisches Gebiet kam, bemächtigte sich HEINRICH der Reichsinsignien, um seinen Ambitionen auf den Thron Nachdruck zu verleihen. Gegen die Thronansprüche von Markgraf Ekkehard von Meißen, der am 30.4.1002 in Pöhlde ermordet wurde, und von Hermann II. von Schwaben, der am 1.10.1002 in Bruchsal zurücktrat, setzte Heinrich von Bayern seine Wahl, die ohne Wissen der Sachsen, Lothringer und Thüringer und gegen die Stimmen der Schwaben erfolgte, zum deutschen König durch. Er besaß in Bayern eine stabile Position und stützte sich auf einen großen Teil des deutschen Episkopats unter der Führung des Erzbischofs Willigis von Mainz. Ein Jahr genügte ihm, um sich nach OTTOS Tod im Reich durchzusetzen, eine Tatsache, die gemessen an den Schwierigkeiten mancher seiner Vorgänger Verwunderung hervorrief und diplomatisches Geschick und Intelligenz vermuten läßt. Er wandte sich von den imperialen Bestrebungen OTTOS III. ab. Es gelang ihm, die Zentralgewalt in Deutschland erneut zu festigen. Im Gegensatz zu OTTO III. wollte HEINRICH II. eine Erneuerung des Reiches der Franken (Renovatio regni Francorum). Er versuchte die königliche Macht unter anderem durch eine Reform der Reichsklöster zu stärken, die einen Teil des Reichsheeres zu stellen hatten. HEINRICH war mit Abt Odilo von Cluny, dem Haupt der cluniazensischen Reformbewegung befreundet. Er stützte sich auf die Bischöfe und hielt am königlichen Einsetzungsrecht trotz gelegentlichen Widerstandes fest. In seinem Bestreben, die Mark Meißen und Lausitz dem frühfeudalen polnischen Staat einzugliedern (1003-1018), stieß Boleslaw I. Chobry mit HEINRICH II. zusammen, der die Eroberungspolitik gegen die Slawen wiederaufnahm und, mit den heidnischen Liutizen verbündet, Boleslaw bekriegte. Im Frieden von Bautzen 1018 erhielt Boleslaw die Mark Meißen und die Lausitz zu Lehen. Auf seinem ersten Italienzug ließ sich HEINRICH 1004 zum König von Italien krönen, und bekämpfte den nach dem Tode OTTOS III. zum italienischen König erhobenen Markgrafen Arduin von Ivrea, der 1014 verzichtete. In einem Erbvertrag (1006) mit seinem kinderlosen Oheim Rudolf III. von Burgund sicherte sich HEINRICH II. die Nachfolge in Burgund, mit dessen Erwerb er unter anderem die Herrschaft des deutschen Königtums über Italien schützen wollte. 1007 begründete er das Bistum Bamberg, dem die Christianisierung der slawischen Bevölkerung südlich des Frankenwaldes, am oberen Main und an der Regnitz oblag. Auf seinem zweiten Italienzug wurde HEINRICH II. zum römischen Kaiser gekrönt. Auf seinem 3. Italienzug unterwarf er die süditalienischen Fürstentümer Capua und Salerno. HEINRICH fühlte sich als Protektor der Kirche und seine hohe Bildung setzte ihn in den Stand, auch in ihre inneren Angelegenheiten kräftig einzugreifen. Der weltliche Adel blieb auch jetzt den Regierungsgeschäften fern, baute seine dynastischen Herrschaften aus und verbrauchte sich in kleinlichen Streitereien. Vielleicht lag hierin der Grund dafür, dass HEINRICH trotz redlicher Bemühungen an der Ostgrenze des Reiches noch keinen durchschlagenden Erfolg erzielen konnte. Gegen Ende seiner Regierung wandte er sich der Reform der Kirche zu. Seine letzten Jahre waren erfüllt mit Konflikten, weil er sich durch die Reform der Kirche dem hohen deutschen Klerus entfremdete.
      Kaiser HEINRICH II. war weder der strahlende, glanzvolle Prachtherrscher noch der erfolgreiche Kriegsheld. Seine fundierte Bildung, seine Intelligenz, sein realer Sachverstand sowie der Humor stempeln ihn zu einem fleißigen, beharrlichen, leutseligen, beliebten und erfolgreichen Politiker, dessen Stabilitätspolitik die Erfolge seiner Nachfolger möglich machte. Mit HEINRICH II. starb die männliche Linie des sächsischen Königshauses aus.

      Keller Hagen: Seite 133-134, "Schwäbische Herzöge als Thronbewerber: Hermann II. (1002), Rudolf von Rheinfelden (1077), Friedrich von Staufen (1125). Zur Entwicklung von Reichsidee und Fürstenverantwortung, Wahlverständnis und Wahlverfahren im 11. und 12. Jahrhundert" in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 131. Band

      Heinrich von Bayern hat 1002 von vornherein die Initiative an sich gerissen. Er scheint nicht daran gezweifelt zu haben, daß ihm das Königtum zustehe, auf das, wie man es in seiner engeren Verwandtschaft sah, schon sein Großvater 936 einen berechtigten Anspruch hätte anmelden können und nach dem sein Vater 984 vergeblich gegriffen hatte. Was man in der Familie Heinrichs in Frage stellte, war nicht, jedenfalls aus der späteren Perspektive, die Entscheidung für die Individualsukzession, sondern der Vorzug, den die OTTO-Linie vor der Heinrich-Linie durch die Designation von 929/30 und die Thronfolge von 936 erhalten hatte. Dennoch soll Heinrich, als er vom Tode OTTOS III. erfuhr, die Königswürde zunächst dem Herzog Otto von Kärnten angeboten haben, der durch seine Mutter Liutgard ein Enkel OTTOS I. und somit - wenn solche Vorstellungen galten - ein näher berechtigter Erbe war und außerdem durch Ansehen, Alter und Erfahrung, durch seine Verbindung mit OTTO III. und als Vater Papst Gregors V. in der Königssippe zweifellos einen Vorrang genoß. Ob dies ein ernstgemeintes oder nur formales Angebot war, durch das einer möglichen Konkurrenz aus der eigenen Sippe vorgebaut werden sollte, mag unentschieden bleiben; der Vorgang selbst zeigt jedenfalls, daß Heinrich ganz in erbrechtlichen Kategorien dachte und daß man deshalb wohl auch sein weiteres Verhalten aus diesem Anspruch verstehen muß. Als der Zug mit dem Leichnam OTTOS III. in Bayern anlangte, empfing Heinrich ihn an der Grenze des Herzogtums und übernahm betont die Sorge für den Toten, ließ die Eingeweide in Augsburg beisetzen und verfügte eine umfangreiche Seelgerätstiftung, wie dies normalerweise die Nachfolger im Königtum für ihre Vorgänger zu tun pflegten. Er zwang den Erzbischof von Köln, die Reichsinsignien herauszugeben, und erzwang auf brutale Weise, indem er den Erzbischof in Haft nahm. daß ihm die Heilige Lanze, die man heimlich schon nach Aachen vorausgeschickt hatte, ausgehändigt wurde. Wo er konnte, so auch während er im Trauerzug dem toten Kaiser das Geleit durch sein Herzogtum gab, übte er Druck auf die Großen aus, um ein Wahlversprechen oder eine Huldigung zu erlangen. Ohne einen Wahltermin abzuwarten, sicherte er sich durch weitere Aktivitäten und heimliche Treffen mit Parteigängern aus anderen Stämmen die Machtbasis, um die Königsherrschaft übernehmen zu können. Durch einen Beauftragten ließ er sich den in Werla versammelten Sachsen als künftiger König vorstellen und jedem reiche Geschenke versprechen, der seinen Anspruch anerkannte; und es gelang ihm mit Unterstützung der Schwestern OTTOS III., mögliche Gegenkandidaten auszuspielen und eine Mehrheit für die Bestätigung seines "Erbrechts" zu gewinnen. Kaum war seine Übermacht gegenüber anderen Kandidaten gesichert, unternahm er einen Feldzug nach Mainz und ließ sich dort von den Bayern und O-Franken zum König wählen und sofort krönen. Eine allgemeine Wahlversammlung war von ihm offensichtlich gar nicht angestrebt worden. Wer in Mainz nicht dabei war, konnte an anderem Ort, in einem nachträglichen Erhebungs- und Huldigungsakt, der Wahl beitreten. Das Verhalten Herzog Heinrichs ist ganz von dem Anspruch oder der Überzeugung bestimmt, daß ihm das Reich zustehe, das heißt, daß er einen erblichen Anspruch auf die Herrschaft habe, der durch formale Anerkennungsakte und zeremonielle Herrschaftsübergabe in die Realität umgesetzt werden mußte. Einer von diesen Akten war die Wahl: sie war unentbehrlich, weil sie die Zustimmung zu seiner Herrschaft manifestierte, aber sie war für sein Königtum nicht allein konstitutiv. Ihre Form spielte für Heinrich offensichtlich eine geringe Rolle.

      Trillmich Werner: Seite 142, "Kaiser Konrad und seine Zeit"

      Das Ende HEINRICHS II.

      Kaiser HEINRICH II. litt seit vielen Jahren an einem schmerzhaften Steinleiden, das seine mit ständigen Reisen durch das Reich verbundene Regierungstätigkeit immer beschwerlicher machte. Seit Weihnachten 1023 lag der 52-jährige Kaiser drei Monate lang in Bamberg darnieder, bevor er sich soweit wiederhergestellt fühlte, dass der Hof nach Sachsen aufbrechen konnte, um das Osterfest in Magdeburg bei Erzbischof Hunfrid zu feiern, der sein Amt wenige Monate zuvor angetreten hatte. Am Palmsonntag, dem 29. März 1024, stellten sich in der thüringischen Pfalz Allstedt neue Beschwerden ein, die den Zug verlangsamten. Gründonnerstag und Karfreitag verbrachte man still in Nienburg an der Saale. Außer der Kaiserin duldete der Kranke nur wenige Vertraute in seiner Nähe. Der Bevölkerung zeigte er sich nicht. Am Sonnabend erreichte man Magdeburg, wo am 5. April feierliche Ostergottesdienste stattfanden. Da sich das Befinden des Herrschers besserte, brach er bald danach wieder auf, so daß ihm wenige Tage später der vor kurzem ernannte Bischof Branthog von Halberstadt in seiner Residenz einen festlichen Empfang bereiten konnte, doch schon in Goslar erkrankte HEINRICH wieder. Dort mußte er wohl bis Ende Juni verweilen. Als man endlich weiterzuziehen wagte, zwang ein heftiger Rückfall zu erneutem Aufenthalt an der Leine in der Pfalz Grone. Hier ist HEINRICH am 13. Juli 1024 verstorben. Die Kaiserin und der Hof geleiteten seine Leiche nach Bamberg. Wie er gewünscht hatte, wurde der letzte männliche LIUDOLFINGER weltlichen Standes im Dome des von ihm gestifteten, liebevoll privilegierten, aber auch rücksichtslos genutzten Bistums beigesetzt.
      Mit ihm schied ein frommer, trotz körperlicher Beschwerden rastlos tätiger Herrscher dahin. Sein Werk stellt sich nicht nur als traditionsbewußte Fortsetzung des überkommenen Erbes der OTTONEN dar, sondern auch als entschlossener Neubeginn zur Überwindung der durch OTTO III. verursachten Unsicherheit. HEINRICH war nicht eigentlich schöpferisch, besaß aber im Vertrauen auf Gottes Führung Fleiß und Zähigkeit, um trotz schärfster Kritik gegen harten Widerstand unbeugsam die ihm verliehen Macht zu gebrauchen und zu mehren. Dabei zeigte er sich in der Wahl seiner Mittel recht unbedenklich, verschlagen, zuweilen sogar hinterhältig und wortbrüchig. Seine Standhaftigkeit sicherte ihm zwar bewundernde Anerkennung, aber nur wenig Liebe. Dem Nachfolger hinterließ er Deutschland als mächtiges, befriedetes Reich.
      Der kinderlose Kaiser scheint keinerlei Andeutung gemacht zu haben, wem er die Herrschaft zu hinterlassen gedachte. Eine für die bevorstehende deutsche Königswahl richtungsweisende Designation lag also nicht vor. Trotzdem blieb es, anders als im Jahre 1002, überall im Lande ruhig. Anwärter auf den Thron, die ihren Anspruch vernehmlich mit den Waffen anmelden können, gab es diesmal nicht. Noch lebten Nachfahren der zum Regiment befähigten LIUDOLFINGER-Sippe.

      Weinfurter, Stefan: Seite 269, "Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten"

      Epilog

      HEINRICH II., so wird man sicherlich sagen dürfen, war für seine Zeit kein bequemer Herrscher, weder als Herzog noch als König und Kaiser. Sein Auftreten und seine Entscheidungen erwecken den Eindruck von Härte, Unbeugsamkeit und rastlosem Eifer. Mit Mißtrauen muß er seine Umgebung beobachtet haben. Nichts habe er vergessen, so erfahren wir, und "niemand konnte ihn täuschen". Ein Vertrauensverhältnis zu ihm war wohl nur möglich, wenn man sich ihm und seinem Herrscherwillen völlig unterordnete. Gegen seine Autorität durfte sich niemand erheben, denn durch ihn wurde die Autorität Gottes vertreten. Daher, so formulierte es Thietmar von Merseburg, "demütigte er jeden, der gegen ihn aufstand, und zwang alle, ihm in gebeugtem Nacken zu huldigen". Unerbittlich bestand er auf Sühneleistungen und scheute auch vor jahrelangen Konflikten nicht zurück. Das Pauluswort von der gottgegebenen Gewalt, der jedermann zu gehorchen habe, war zu keiner Zeit so verbreitet wie während der Herrschaft HEINRICHS II.
      Aber man darf nicht übersehen, daß das autokratische Herrschaftsverständnis HEINRICHS II. auch größte Probleme hervorrief, wenn es galt, das Kirchenrecht gegenüber der Königsautorität zu behaupten. Das war der Fall bei der Gründung Bambergs. Daß sich der König hier durchsetzte und daß die Bischöfe den Gehorsam gegenüber der von Gott gegebenen Gewalt über ihr eigenes Rechtssystem stellten, bedeutete die höchste Steigerung seines Ansehens. So stellte die Bischofskirche vn Bamberg von Anfang an das Symbol seiner Autorität und seines Königtums dar. Gleichzeitig verkörpert sie, wie sich zeigte, das Testament des Königs, der damit sein Königtum an Christus, den König des Himmels, zurückgab. Diese innige Verbindung HEINRICHS mit der Kirch von Bamberg, die er eben nicht nur als seine Grablege dienen sollte, sondern auch Ausdruck seines Herrschaftsprogramms war, hat sich später recht treffend in der Bezeichnung "Heinrich der Bamberger" (Heinricus Babenbergensis) niedergeschlagen.
      Beginnend bereits seit der Kaiserkrönung 1014, verstärkt dann seit etwa 1018, nachdem er mit Boleslaw Chrobry einen "Resignationsfrieden" geschlossen hatte, tritt bei HEINRICH II. ein stärkerer Zug zur Verantwortlichkeit für die gesamte christliche Kirche in den Vordergrund. Sein Eingreifen in S-Italien 1022, seine synodalen Entscheidungen und auch seine Kontakte mit König Robert II. von Frankreich 1023 weisen alle in diese Richtung. Sein Kaisertum, das er auch für die Legitimation seiner Herrschaft in Italien gegen Arduin von Ivrea benötigte, verstand er als "Petruskaisertum", das nicht auf die Herrschaft über Rom, sondern auf Schutz für die römische Kirche ausgerichtet war. Zusammen mit einer zunehmend monastischen Frömmigkeitshaltung, von der er ganz persönlich ergriffen wurde, bestimmt dies das Bild seiner letzten Jahre. In Bamberg dagegen wurde das Bild des heiligen Kaisers aufgebaut. Die eigentliche Verklärung HEINRICHS II. durch eine besondere "Heiligkeit" ist dann um die Mitte des 11. Jahrhunderts zu fassen. Schließlich erreichte die Bamberger Kirche, in der durch die jährliche Totenmesse sein Andenken wachgehalten wurde, 1146 die Heiligsprechung HEINRICHS II. durch Papst Eugen III.
      Diese Entwicklung freilich verdrängte vollkommen das Bild, das in seiner eigenen Zeit vor allem in weiten Kreisen der Großen von ihm vorgeherrscht haben dürfte. Bei ihnen hat HEINRICHS Handlungsweise Unverständnis und erbitterten Widerstand hervorgerufen und immer wieder zu langjährigen Konflikten geführt. Vielen von ihnen, insbesondere den führenden Adelsfamilien in den westlichen Gebieten des Reiches, aber auch in Teilen des sächsischen Adels, dürfte er eher als Unglück für ihr Rechts- und Ordnungsempfinden vorgekommen sein. Er durchbrach die vom Adel geübten Regeln der Konfliktlösung und traf Entscheidungen, die man nur mit großem Murren hinnahm. Das Wort vom illegitimen "Gewaltherrscher" (invasor regni) entstand, und HEINRICHS Verfolgung der hochadligen Nahehen hat die Feindschaften weiter vertieft. Es kam sogar soweit, dasß man heimlich den Vorwurf erhob, "der Gesalbte des Herrn tue Sünde", denn, so war damit gemeint, er lasse dem Volk nicht Gerechtigkeit widerfahren.

      Gedanken zum Thronwechsel 1002




      1000 oo Kunigunde von Luxemburg, Tochter des Grafen Siegfried, 975 - 3.3.1033


      Literatur:
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      [1]
    • Krönungsbild aus dem Regensburger Sakramentar: Die heiliggesprochenen Bischöfe Ulrich von Augsburg und Emmeram von Regensburg haben Heinrich vor den Thron des Höchsten geleitet. Die hohe Gestalt des Herrschers reicht bis in die Mandorla hinein, in der Christus auf dem Weltenbogen thront. Der Herr setzt ihm die Krone auf. Zwei Engel überreichen Heinrich mit der Heiligen Lanze und dem Reichsschwert die Herrscherinsignien. Das Regensburger Sakramentar stiftete Heinrich II. dem Bamberger Dom. Miniatur aus dem Sakramentar Heinrichs II., heute in der Bayerischen Staatsbibliothek in München (Clm 4456, fol. 11r)

      Kronung Heinrich II

      [2]
    • Neue Deutsche Biographie - Heinrich II.

      heilig, Kaiser, * 6.5.973 in Bayern, † 13.7.1024 Pfalz Grona bei Göttingen, ⚰ Bamberg, Dom.

      Leben
      Die Fürsorge für den Knaben oblag (vielleicht gerade in der Zeit des Sturzes seines herzoglichen Vaters) dem Bischof Abraham von Freising. Möglicherweise wegen Kränklichkeit oder aus politischen Gründen zeitweilig für den geistlichen Stand ausersehen, wurde H. dann wahrscheinlich an der Domschule zu Hildesheim unterrichtet, wo er einer späteren Tradition zufolge zum Kanoniker bestimmt gewesen sein soll; er vollendete seine Ausbildung unter der Leitung des tiefreligiösen Bischofs Wolfgang von Regensburg. 995 folgte er seinem Vater, dem er schon vorher als Mitregent zur Seite gestanden hatte, kraft königlicher Belehnung, von den Großen durch einen Wahlakt anerkannt, im Herzogtum Bayern. Gute Beziehungen unterhielt er zu Otto III., dem er zweimal persönliche Heeresfolge nach Italien leistete. Er half dem jungen Kaiser 1001 in Rom aus gefährlicher Lage und hielt auch später das Ansehen seines Vorgängers hoch in Ehren. Schon als Bayernherzog zeigte er lebhaftes Interesse für kirchliche Angelegenheiten und förderte bei strengster Wahrung eigener Interessen und der fürstlichen Autorität energisch die Reform des klösterlichen Lebens.

      Als der Zug mit der Leiche Ottos III. im März 1002 in Bayern eintraf, trat H. mit geblütsrechtlich begründeten Ansprüchen auf das Königtum hervor, über die er sich vorher mit Herzog Otto von Kärnten, dem Sohn einer Tochter Ottos des Großen, verständigt hatte. Die starken politischen Widerstände, die vermutlich in rechtlichen Bedenken gegen die Wahl eines Kränklichen eine Stütze fanden, überwand er schrittweise mit größter Zähigkeit und Energie. Zunächst ließ er sich von den ihm ungünstig gesinnten Fürsten des Leichenzuges die Reichsinsignien ausfolgen; die Aushändigung der heiligen Lanze erzwang er von EB Heribert von Köln mit Gewalt. Der gefährlichste Gegenkandidat war Herzog Hermann II. von Schwaben, dem bei der Leichenfeier für Otto III. in Aachen die Mehrheit der dort versammelten Fürsten ausdrücklich Unterstützung gelobte. Keineswegs aussichtslos schien anfangs auch die Kandidatur des kriegstüchtigen Markgrafen Ekkehard von Meißen, der sich im Kampf gegen die Slawen und um die Stadt Rom glänzend bewährt hatte, aber unvermutet einem privaten Mordanschlag zum Opfer fiel. Mit Unterstützung des EB Willigis konnte H., die feindlichen Scharen Hermanns von Schwaben vorsichtig umgehend, nach Mainz vorstoßen, wo er von bayerischen und fränkischen Großen gewählt und am 7. Juni vom Erzbischof gesalbt und gekrönt wurde. Führte ein verheerender Feldzug gegen Schwaben zunächst noch nicht zur Anerkennung durch Hermann, so konnte der unvollständige Wahlakt doch während des Sommers durch die Huldigung der Thüringer und der Sachsen ergänzt werden; die letzteren ließen sich dabei die Wahrung ihrer angestammten Rechte zusichern. Nachdem Willigis auch an der Königin Kunigunde Salbung und Krönung vollzogen hatte, erkannten die niederlothringischen Bischöfe den neuen Herrscher an, der am Fest Mariä Geburt in Aachen vom Thron Karls des Großen Besitz ergriff. Als letzter unterwarf sich Hermann von Schwaben, dem seine Reichslehen belassen wurden.

      In Italien war kurz nach dem Tode Ottos III. Markgraf Arduin von Ivrea, ein Gegner des reichstreuen Episkopats, zum König erhoben worden. Es gelang ihm, eine deutsche Streitmacht unter Otto von Kärnten zurückzuschlagen, während H. selbst durch die Auseinandersetzung mit Boleslaw Chrobry gebunden war. Dieser hatte gleich nach der Ermordung Ekkehards von Meißen das Land östlich der Elbe in Besitz genommen, dann aber dem neuen deutschen Herrscher zu Merseburg gehuldigt. Als er jedoch im Frühjahr 1003 die Herrschaft über Böhmen an sich riß, die Huldigung für dieses Land verweigerte und mit dem Markgrafen des bayerischen Nordgaues, Heinrich, in enge Verbindung trat, war der Konflikt unausweichlich. H. schloß ein von den Zeitgenossen heftig kritisiertes dauerhaftes Bündnis mit den heidnischen Liutizen gegen den christlichen Polenherzog, warf den Aufstand im Nordgau nieder und unternahm einen Vorstoß in die Lausitz. Im Frühjahr 1004 fühlte er sich stark genug, um seine Macht auch südlich der Alpen zu demonstrieren. Die Etschklausen umgehend, nahm er Pavia, wo er sich zum König wählen und krönen ließ und anschließend einen Aufstand mit blutiger Härte niederschlug, während sich Arduin auf seine Burgen zurückzog, ohne der Herrschaft zu entsagen. Obwohl in Italien weithin Anarchie herrschte, zog sich H. bald wieder in die Heimat zurück, verdrängte den Polenherzog aus Böhmen und eroberte Bautzen. Im Sommer des Jahres 1005 stieß er ins Innere Polens bis in das Gebiet von Posen vor; Boleslaw sah sich gezwungen, auf seine Eroberungen zu verzichten und Frieden zu schließen. Allein bereits 1007 brachen die Kämpfe wieder aus, in deren Verlauf Boleslaw Bautzen und das Land der Milzener abermals in Besitz nahm. Erst 1010 war es H. möglich, einen neuen Feldzug gegen Polen zu unternehmen, der jedoch keine Entscheidung brachte. Zu Pfingsten 1013 fanden die Auseinandersetzungen einen vorläufigen Abschluß; Boleslaw behielt die Lausitz und das Land der Milzener als Vasall des Reiches, H. aber hatte freie Hand für die Romfahrt gewonnen. Ein Jahr nach Erwerb der Kaiserkrone 1014 nahm er den Kampf im Osten wieder auf. In zwei großangelegten Feldzügen (1015 und 1017) drang er mit Unterstützung der Liutizen in das Reich Boleslaws ein; er wurde aber das eine Mal auf dem Rückzug geschlagen, das zweite Mal gelang es ihm nicht, die Burg Nimptsch in Schlesien zu nehmen. Da auch ein Bündnis mit dem Fürsten Jaroslaw von Kiew keine Wendung herbeiführte, kam es 1018 unter maßgeblicher Beteiligung sächsischer Großer zum Frieden von Bautzen, der bis zum Tode des Kaisers in Kraft bleiben sollte. Die näheren Bestimmungen sind uns nicht überliefert, doch ergibt sich aus einer Andeutung Thietmars von Merseburg und aus den späteren Verhältnissen unter Konrad II., daß die Lausitz und das Land der Milzener, der Form nach wohl als Lehen des Reiches, in der Hand Boleslaws verblieben.

      Auch im Westen hatte H. schwere Auseinandersetzungen auszufechten, zunächst mit dem mächtigen Grafen von Flandern, dem schließlich das eroberte Valenciennes als Reichslehen belassen wurde. 1009 brach hauptsächlich wegen der Besetzung des Erzbistums Trier und des Bistums Metz ein Konflikt mit den Brüdern der Königin aus dem Hause der Grafen von Luxemburg aus, zu denen auch Herzog Heinrich von Bayern zählte; erst nach jahrelangen Wirren fand man einen einigermaßen befriedigenden Ausgleich. Zu den Zielen der Politik H.s im Westen zählte vor allem die Erwerbung des Königreichs Burgund. Eidlich ließ er sich von seinem kinderlosen Oheim, König Rudolf III., die Nachfolge zusichern und nahm, wohl als Unterpfand für die Erfüllung der Zusage, 1006 Basel in Besitz. Der tatsächlich unabhängige Adel des Landes unter der Führung des Grafen Otto Wilhelm wollte sich jedoch der deutschen Vorherrschaft nicht beugen. Obwohl König Rudolf sein Reich dem Kaiser 1016 als Lehen auftrug und ihm weitreichende Rechte einräumte, gelang es H. nicht, die Opposition, die auch mit kaiserfeindlichen lombardischen Großen in Verbindung stand, niederzukämpfen. Erst Konrad II. erntete die Früchte von H.s Politik und vereinigte die burgundische Krone mit der deutschen.

      Wenn H. verhältnismäßig spät die Kaiserkrone erwarb, so lag das vor allem daran, daß Rom und das Papsttum von dem Patricius Johannes Crescentius beherrscht wurden. Nach dessen Tode (1012) kam es zu einer zwiespältigen Papstwahl. Gregor (VI.), der von Abt Odilo von Cluny unterstützte Kandidat der Crescentier, begab sich an den Hof des deutschen Herrschers, um dessen Anerkennung zu erwirken. Doch H. entschied sich für Benedikt VIII. aus dem Hause der Grafen von Tusculum, von dem er gemeinsam mit seiner Gemahlin Kunigunde am 14.2.1014 in Rom zum Kaiser gekrönt wurde. Nachdem er ordnend in die Verhältnisse italienischer Bistümer und Klöster eingegriffen hatte, kehrte er bereits Ende Mai wieder nach Deutschland zurück. Die Kürze seiner Aufenthalte südlich der Alpen ist für seine Italienpolitik ebenso charakteristisch wie die Tatsache, daß er die Leitung der seit 1009 wieder von der deutschen getrennten italienischen Kanzlei deutschen Geistlichen anvertraute. Eng gestalteten sich seine Beziehungen zu Benedikt VIII., dem er das Privileg Ottos des Großen für die Römische|Kirche erneuerte und mit dem er gemeinsam 1014 in Rom und 1022 in Pavia Synoden abhielt. 1020 begab sich der Papst an den kaiserlichen Hof nach Bamberg, um das Eingreifen des Reiches in die süditalienischen Wirren zu erwirken. Der 3. Italienzug (1021/22), dessen bedeutendster militärischer Erfolg die Einnahme der byzantinischen Festung Troja war, brachte die kaiserliche Autorität in Süditalien im Einvernehmen mit dem Papsttum zur Geltung.

      Das System der ottonischen Reichskirchenverfassung erreichte unter H. einen Höhepunkt. Noch großzügiger als seine Vorgänger stattete er die Kirche mit Einkünften und Hoheitsrechten aus, rücksichtsloser als sie, bis zur offenen Säkularisation, stellte er das Kirchengut in den Dienst des Reiches. Bistümer besetzte er unbekümmert mit Hofkaplänen und Männern seines Vertrauens, wobei finanzielle Erwägungen durchaus ins Gewicht fallen konnten. Auf Reichssynoden, die unter seiner Regierung verhältnismäßig oft abgehalten wurden, griff er in rein religiöse Angelegenheiten ein, mehreren Domkapiteln gehörte er als Kanoniker an, zu Abt Odilo von Cluny unterhielt er die besten Beziehungen. Aber die Klosterreform, die H. seit seinem Regierungsantritt sehr energisch vorantrieb, trug noch nicht kluniazensische Züge; sie folgte hauptsächlich einer Strömung, die aus Gorze und Sankt Maximin bei Trier in die bayerischen Abteien getragen worden war. Prüm, Hersfeld, Lorsch, Fulda, Korvey, die Reichenau wurden von der Reform erfaßt, die Abt und Konvent strenger Zucht unterwarf, um zugleich die Ländereien, die nicht für die Deckung des Lebensunterhaltes der Mönche erforderlich waren, den Interessen des Königtums dienstbar zu machen. So erklärt es sich, daß H. von zeitgenössischen Quellen bald als Vater der Mönche gepriesen, bald als Kirchenräuber verurteilt wird.

      1004 stellte H. das von Otto II. aufgehobene Bistum Merseburg wieder her, und 1014 errichtete er das Bistum Bobbio. Seine größte Tat für die Kirche aber war die Gründung eines Bistums in Bamberg, das ihm als Familiengut seit seiner Kindheit vertraut und seiner Gemahlin Kunigunde als Morgengabe zugewiesen war. Auch dieses Werk persönlicher Frömmigkeit, das ihm die Verehrung als Heiliger eintrug, war nicht unbeeinflußt von nüchternen politischen Erwägungen. Nach dem Sturz der Macht des Markgrafen von Schweinfurt entbehrte das menschenarme, nur spärlich von kaum recht christianisierten Slawen besiedelte Gebiet am oberen Main eines Mittelpunktes geistlicher und weltlicher Verwaltung. Der Plan mußte zunächst auf den erbitterten Widerstand des Bischofs von Würzburg stoßen, von dessen Sprengel der größte Teil der neuen Diözese abgetrennt werden sollte. Nach großen Schwierigkeiten konnte H.s zähe, verschlagene Politik auf einer Synode zu Frankfurt die Gründung des Bistums durchsetzen (1007), das zur Sicherung seines Bestandes dem Apostolischen Stuhl übereignet und nicht nur mit den Grafschaften der Schweinfurter und mit ausgedehnten Besitzungen in Bayern und den österreichischen Ländern, zum Teil in strategisch bedeutsamer Lage, sondern auch mit mehreren Reichsabteien großzügig ausgestattet wurde.

      Gegen Ende seiner Regierung plante H. in enger Verbindung mit Benedikt VIII., unterstützt von Abt Richard von Sankt Vannes und anderen angeschenen Geistlichen, ein großes kirchliches Reformwerk. Im August 1023 besprach er zu Ivois an der Chiers mit König Robert von Frankreich nicht nur gemeinsame Maßnahmen gegen den unbotmäßigen Adel beider Reiche, sondern auch Vorbereitungen für ein Reformkonzil zu Pavia, an dem der Klerus Deutschlands, Frankreichs und Italiens teilnehmen sollte. Inzwischen hatten sich allerdings neue kirchenpolitische Schwierigkeiten eingestellt. Otto von Hammerstein, dessen Ehe nach rigoroser Auslegung der kirchlichen Anschauungen wegen zu naher Verwandtschaft als ungültig angesehen wurde, war von EB Aribo von Mainz in erbitterter Fehde zur Unterwerfung gezwungen worden. Als sich seine Gattin an den Papst wandte, erklärte der Erzbischof Appellationen nach Rom ohne bischöfliche Erlaubnis und ohne vorherige Ableistung einer auferlegten Kirchenbuße für unzulässig, worauf ihm Benedikt VIII. das Pallium entzog, während er seinen Gegenspieler, EB Pilgrim von Köln, zum Bibliothekar der Römischen Kirche ernannte. Inmitten dieser Spannungen starben kurz nacheinander Papst und Kaiser. Damit war der Plan einer Reformsynode gescheitert.

      Bald bemächtigte sich die Legende der Gestalt des Gründers des Bistums Bamberg; sie deutete seine Kinderlosigkeit als heroische Tugend und vereinfachte die widerspruchsvollen Züge seines Charakters im Geist des Zeitalters der Kreuzzüge zu einem frommen Idealbild. Er wurde 1146 von Papst Eugen III. kanonisiert.

      Literatur
      ADB XI; DW 6062-73; MG Diplomata III, 1900-03; Jbb. d. Dt. Gesch., Heinrich II.; R. Holtzmann, Gesch. d. sächs. Kaiserzeit, 31955, S. 383-487; M. L. Bulst-Thiele, in: B. Gebhardt, Hdb. d. dt. Gesch., 81954, I, S. 210-22; W. v. d. Steinen, Kaiser H. II. d. Hl., 1924; H. Günter, Kaiser H. II. u. Bamberg,|in: HJb. 50, 1939; H. L. Mikoletzky, Kaiser H. II. u. d. Kirche, 1946; Th. Schieffer, H. II. u. Konrad II., Die Umprägung d. Gesch.bildes durch d. Kirchenreform d. 11. Jh., in: DA 8, 1951; R. Klauser, Der H.- u. Kunigundenkult im ma. Bistum Bamberg, 1957.

      Portraits
      P. E. Schramm, Die dt. Kaiser u. Könige in Bildern ihrer Zeit, 1928, S. 196 ff., Abb. Nr. 79-91.

      [3]
    • Heinrich II. und Kunigunde werden von Christus gekrönt, Personifikationen reichen huldigend Gaben dar.
      Aus dem Perikopenbuch Heinrichs II. München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 4452, fol. 2r

      Perikopenbuch Heinrich und Kunigunde

      [2]

  • Quellen 
    1. [S3] Karl-Heinz Schreiber, Genealogie-Mittelalter.de, .

    2. [S7] Wikipedia, Heinrich II. (HRR).

    3. [S21] Neue Deutsche Biographie Onlinefassung, Appelt, Heinrich, "Heinrich II." in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 310-313 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd118548255.html.