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 Bohrer

von Burgund, Otto Heinrich

männlich um 948 - 1002  (54 Jahre)


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Generation: 1

  1. 1.  von Burgund, Otto Heinrich wurde geboren um 948 (Sohn von von Franzien, Hugo und von Sachsen, Hadwig); gestorben am 15 Okt 1002 in Pouilly-sur-Saône [21250],Côte-d’Or,Burgund,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Nevers [58000],Nièvre,Burgund,Frankreich; Graf von Nevers
    • Titel/Amt/Status: 965-1002, Burgund,Frankreich; Herzog von Burgund

    Notizen:

    Otto Heinrich Herzog von Burgund (965-1002)
    Graf von Nevers
    ca 948-15.10.1002 Pouilly-sur-Saone
    Jüngerer Sohn des Herzogs Hugo der Große von Franzien aus seiner 3. Ehe mit der Hadwig von Sachsen, Tochter von König HEINRICH I.

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 2067

    Heinrich (ursprünglicher Name: Odo), Herzog von Burgund aus dem Geschlecht der ROBERTINER
    + 15. Oktober 1002 Pouilly-sur-Saone
    Sohn Hugos des Großen, Bruder von Hugo Capet und Otto, Herzog von Burgund

    Odo war bereits Kleriker, als ein Bruder Otto starb. Die burgundischen Großen trugen Odo trotz zweifelhafter Erbansprüche die Herzogswürde an, doch fand er erst nach Fürsprache Erzbischof Bruns von Köln die Anerkennung König Lothars (965). Odo nahm den Namen Heinrich an; er behielt zum Teil das Auftreten eines Klerikers bei.
    Zweimal verheiratet
    (1. um 972 Gerberga von Chalon, Witwe König Adalberts von Italien;
    2. Garsendis von Gascogne, die er 996 verstieß), hatte er keine legitimen Nachkommen (dagegen sind zwei mutmaßliche Bastarde namentlich bekannt); er adoptierte den Sohn der Gerberga aus 1. Ehe, Otto Wilhelm.
    Heinrich war der letzte Herzog, dessen Gewalt sich über das gesamte Herzogtum zwischen Yonne und Saone erstreckte; sein Erbe fiel nach mehrjährigen Kriegen an seinen Neffen, König Robert II.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 476, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VIII. Generation 10-15

    Die Kinder Hugos des Großen fehlen bei Brandenburg, da er die Historizität von Roberts Ehe mit Beatrix aus dem Hause der HERIBERTINER (siehe oben IV, 4) nicht erkannt hat. Aus ihr ging Hugo der Große und über ihn die kapetingische Königsdynastie hervor. Für die Daten Hugo Capets und seiner Geschwister verweise ich, soweit nicht ausdrücklich anders vermerkt wird, auf die beiden Werke von F. Lot, Les Derniers Carolingiens, Paria 1891, und Etudes sur le regne de Hugues Capet, Paris 1903 (vgl. dort im Register zu den einzelnen Namen).
    Zu Beatrix und ihrer politischen Tätigkeit in Ober-Lothringen, das sie nach dem Tode des Gemahls regierte, vgl. auch Uhlirz (Register). 987 zuletzt erwähnt, starb sie an einem 23. September. Das entnehme ich dem Nekrolog von S.-Denis, HF Obituaires I, 1, 327, wo zu den 9. Kal. des Oktober steht: Beatrix, soror Hugonitor (sic). Der Kopist hat hier die Abkürzung für regis Francorum offenbar nicht mehr verstanden.
    Hugos Schwester Emma heiratete 960, wie wir durch Flodoard wissen, Herzog Richard I. von Normandie und wird zuletzte in dessen Urkunde von 968 III 18 (ed. Marie Fauroux, Recueil des actes des ducs de Normandie, Caen 1961, nr. 3) erwähnt. Die Ehe blieb jedoch kinderlos; die späteren Herzöge stammen aus Richards zweiter Ehe mit der Dänin Gunnor.

    Glocker Winfrid: V, 29; Seite 289, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    V, 29 Otto, auch Otto-Heinrich
    c 948, + 1002 X 15;
    sollte Kleriker werden, 965 Herzog von Burgund

    1. oo NNw

    2. oo Gerberga, Witwe König Adalberts von Italien, Tochter Graf Lamberts von Chalon, + (nach 985) am XII 11.

    Otto-Heinrich ist als Sohn Hugos des Großen bei Flodoarda. 965, S. 156, bezeugt; die weiteren Belege sind von Lot, Derniers S. 50, Anm. 2. zusammengestellt.
    Ebd. S. 334 die Belege zu Otto-Heinrichs Sterbedatum.
    Zu seiner Heirat mit Gerberga vgl. Pfister, Etudes S. 254, zu Gerbergas Sterbetag und -jahr siehe Chaume, Bourgogne Bd. 1, S. 458.
    Die zweite Ehe Gerbergas ist auch erörtert bei Wagner, Grafen S. 8 f., und von Werner VII, 47.
    Otto Heinrich starb ohne legitime Nachkommen und soll daher Otto-Wilhelm, den Sohn seiner Gemahlin Gerberga aus deren erster Ehe adoptiert haben; vgl. dazu Wagner, Grafen S. 9, Anm. 7, und kritisch Kienast, Herzogstitel S. 98 f.

    Otto Heinrich folgte seinem Bruder Odo und blockte alle Versuche seines Bruders Hugo Capet ab, Burgund zu einem Teil des Herzogtums Franzien zu machen, was der berühmte Vater eingeleitet hatte. Er stand auch gegen das Königreich Burgund-Arelat wegen gleicher Interessen im Rhonetal und geriet mit seinem Stiefsohn in Streit, bis er ihm schließlich Freiburgund-Besancon abtrat und ihn adoptierte. Obwohl er auch mit den Erzbischöfen von Sens und den Bischöfen von Langres und den großen Vasallen wegen Rechts- und Besitzfragen in Streit lag, genoß er als angesehenster und mächtigster Vasall wegen seiner verwandtschaftlichen Nähe zur Krone hohes Ansehen. Otto Heinrich starb ohne legitime Nachkommen und soll daher Otto-Wilhelm, den Sohn seiner Gemahlin Gerberga aus deren erster Ehe adoptiert haben.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 512, "Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

    Nachfolger wurde sein Bruder Odo, der als Herzog (965-1002) den Namen Heinrich führte. Von 956 an waren die ROBERTINER praktisch Herrscher über Burgund, das Geschlecht der BOSONIDEN, eine wichtige Stütze der KAROLINGER, war untergegangen.

    Ehlers Joachim: Seite 43,45, "Die Kapetinger"

    Nach dem erbenlosen Tod seines Onkels Odo-Heinrich, des Herzogs von Burgund, im Jahre 1002 gelang es Robert mit Hilfe Clunys und des Bischofs von Auxerre, seine Erbansprüche gegen die des Grafen Odo-Wilhelm von Macon, eines Stiefsohns Odo-Heinrichs durchzusetzen.
    Nach Ottos Tod 965 folgte ihm sein Bruder Odo, ein Kleriker, der als Herzog von Burgund den Namen Heinrich annahm. Nach dessen Tod kam es zu den bereits geschilderten Veränderungen in Burgund.

    Ehlers Joachim/Müller Heribert/ Schneidmüller Bernd: Seite 62,65,69, "Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498."

    Der plötzliche Tod Hugo Magnus war natürlich ein unerwarteter Glücksfall für Lothar und Gerberga. Sie sahen sich von einer erdrückenden Übermacht befreit, zumal Hugos Söhne Hugo, Otto und Odo-Heinrich noch minderjährig waren.
    Herzog Otto von Burgund war am 23. Februar 965 verstorben. Die burgundischen Großen wählten, ohne sich der Zustimmung Lothars zu versichern, Ottos Bruder Odo-Heinrich zum Herzog, obwohl dieser Kleriker war. Lothar fühlte sich nicht zu Unrecht in seinen burgundischen Interessen bedroht. Der Konflikt brach im Spätsommer 965 in aller Schärfe aus. Wie üblich mußte Brun intervenieren, um seine Neffen zu versöhnen.
    Der Vorstoß Lothars wurde nur mit der Rückendeckung und asusdrücklichen Zustimmung der ROBERTINER möglich. Und in der Tat war das Verhältnis Lothars zu Hugo Capet und Heinrich von Burgund spätestens seit 974 ausgesprochen freundlich. Die ROBERTINER hatten keinerlei Interessen in Lothringen, ein mit Annektionsplänen in Lothringen beschäftigter Lothar konnte ihre Kreise in Burgund und in der Francia nicht stören.

    Weinfurter, Stefan: Seite 221, "Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten."

    Otto-Wilhelms Stiefvater, der am 15. Oktober 1002 gestorbene capetingische Herzog Heinrich von Burgund (der Onkel König Roberts II.) hatte ihn selbst noch als Erben und Nachfolger im burgundischen Herzogsamt vorgesehen.

    Kienast, Walther: Seite 95,96,98, "Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland (9. bis 12. Jahrhundert)"

    Otto ist bereits 965 ins Grab gesunken. Die Großen des Landes wählten seinen Bruder Heinrich (auch Otto-Heinrich genannt) (965-1002) zum Nachfolger. Sie setzten sich damit über das Recht des Königs hinweg, vielleicht durch die Zunahme seines Einflusses in Burgund beunruhigt. Es kam zwischen Lothar und den robertinischen Brüdern zum Krieg, den Erzbischof Brun von Köln schlichten mußte. Heinrich, eine geistliche Natur, war als Regent unbedeutend. Den Beinamen des Großen, den er in der wissenschaftlichen Literatur führte, verdankt er einem Übersetzungsfehler. Magnus bedeutet der "Ältere", zum Unterschied von seinem Großneffen, dem späteren König Heinrich I., der vorübergehend Herzog von Burgund war. Um so auffälliger ist es, daß nun, fast mit einem Schlage, der Graf zum Herzog aufrückt. Wo Heinrich selbst Urkunden ausstellt oder fremde firmiert, da tritt er, mit einer einzigen Ausnahme immer als dux, dux Burgundiorum oder dux Burgundiae auf. Auch seine Gemahlin nennt sich - leider nur in Cartularüberlieferung - Herzogin. Es ist das früheste Beispiel in Frankreich und, falls auf das Original zurückgehend, wohl ein Zeichen dafür, daß Burgund ebenso wie Franzien, zum Unterschied von den übrigen Dukaten, von der Krone zum Herzogtum erhoben war
    [1) 970 Juni Ansedeus, Prou - Vidier, Rec. s. Benolt 145 nr. 59: S. Aynrici ducis Burgundionum.
    2) [986/87] April, Deleage, S. Symph. 36 nr. 14: Heyndricus ... ducamine polens. S. H.i ducis.
    3) 986 April Bischof Roclemis von Nevers, Lespinasse, S. Cyr 50 nr. 23: Hr. Burgundia dux
    4) 993 März 29 bis Mai 10 Bischof Walther von Autun, Deleage, S. Symph. 41 nr.16 : S. H.i ducis.
    5) 993, Mai 10, Deleage Ebd. 42 nr. 17: H. ... ducamine pollens. Signiert H. dux, Gersindi ducatrix.
    Das Signum der Gersindis, einer Tochter Herzog Sancho Sanchez' (oder Wilhelm Sanchez'?) von der Gascogne, ist für unsere Untersuchung in doppelter Hinsicht bedeutsam. Wir haben hier das früheste Zeugnis dafür, daß die Gemahlin eines französischen Herzogs nicht als comitissa, sondern als Herzogun signiert. Wir haben hier ferner ein frühes Zeugnis für die weibliche Form statt des auch für Herzoginnen verwendeten dux. Vgl. unten cap. 8 zu n. 201-204 c. Leider ist der Beleg gar nicht sicher, denn der Titel könnte vom Cartularschreiber eingesetzt sein. Das verlorene Cartular stammt aus dem 12. oder 13. Jahrhundert und ist in zwei Kopien des 17. und 18. Jahrhunderts erhalten. -
    6) [ca 993/94] Graf Hugo von Chalon und Mutter Adeleidis, Chevalier, Paray 98 nr. 193: S. H.i ducis und seiner Gattin Gersind.
    7) 999 Mai Notitia des Grafen Hugo von Chalon und Bischofs von Auxerre für Kloster Paray-le-Monial an Cluny, Ch. Cluny III, 565 nr. 2484 = Chevalier, Paray 114 nr. 213: S. Aynrici ducis, auch im Text mehrfach dux genannt.]. Im Texte von Urkunden anderer Aussteller heißt er ebenfalls gewöhnlich Herzog. Und vor allem: die neue Regelung geht offenbar von der Königskanzlei aus. Nicht erst Heinrichs Bruder und Neffe, die CAPETINGER Hugo und Robert II. der Fromme, sondern schon der KAROLINGER Lothar geben Heinrich den Titel eines Herzogs von Burgund.
    Wie wir bei der Behandlung des Herzogtums Franzien sahen, haben aller Wahrscheinlichkeit nach die beiden ersten CAPETINGER in Burgund nicht dem König, sondern ihrem Bruder Hugo Capet, dem dux Francorum, gehuldigt. Es verdient bemerkt zu werden, daß also ein Aftervasall vom König den dux-Titel erhält, dieser also nicht auf Kronvasallen beschränkt war.
    Heinrich starb 1002 ohne eheliche Nachkommen. Nach späteren Nachrichten soll er seinen Stiefsohn Otto Wilhelm, den er mit Gunstbeweisen überschüttete, adoptiert haben und dieser ihm als Erbe nachgefolgt sein.

    Einige Gedanken zum Thronwechsel 1002
    C Otto Heinrich Herzog von Burgund 948-15.10.1002

    Als Enkel HEINRICHS I. über seine Mutter Hadwig und Neffe OTTOS I. wäre Otto Heinrich wie viele andere Verwandte der OTTONEN bei einer Wahl nach Geblütsrecht durchaus zum Kandidatenkreis der Thronanwärter zu rechnen gewesen. Sein Anspruch war gegenüber Heinrich von Bayern sogar besser, da er nur Enkel HEINRICHS I. war und dem Thron somit näher gestanden hätte als dieser.
    Mir ist nichts bekannt bekannt, daß Otto Heinrich 1002 irgendwo als Kandidat für den Thron erwähnt wurde.
    Wahl nach Geblütsrecht: Negativ

    972 1. oo 2. Gerberga von Salins, Tochter des Grafen Leotald II. von Macon, x um 940 - 986/91

    992 2. oo Gersende von Gascogne, Tochter des Grafen Wilhelms

    998 3. oo 1. Mathilde von Chalon, Tochter des Grafen Lambert
    -
    Kinder:
    3. Ehe
    - Aremberge
    oo Damas I. Seigneur von Semur - vor 1048

    Illegitim
    - Odo Vizegraf von Beaunne - nach 1005

    Literatur:
    Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 43,45 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/ Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 62,65,69,75,100 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 V,29 Seite 289,309 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 210 - Kienast, Walther: Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland (9. bis 12. Jahrhundert), R. Oldenbourg Verlag München-Wien 1968 Seite 95,96,98 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 213 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 221 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 512 -


Generation: 2

  1. 2.  von Franzien, Hugo wurde geboren in 895 (Sohn von von Neustrien, Robert I. und von Vermadois-Meaux, Beatrix); gestorben in Jun 956 in Dourdan [91410],Essonne,Île-de-France,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich; Graf von Paris
    • Titel/Amt/Status: Neustrien,Frankreich; Markgraf von Neustrien
    • Titel/Amt/Status: 923-956, Franzien,Frankreich; Herzog von Franzien

    Notizen:

    Hugo der Große
    Herzog von Franzien (923-956)
    Graf von Paris
    Markgraf von Neustrien
    895-16./17.6.956 Dourdan (dep. Essonne) Begraben: St-Denis
    Einziger Sohn des Herzogs Roberts I. von Neustrien aus seiner 2. Ehe mit der Beatrix von Vermandois-Meaux, Tochter von Graf Heribert I.

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 160

    Hugo der Große, dux Francorum
    * um 893, + 16. oder 17. Juni 956 Dourdan (dep. Essonne) Begraben: St-Denis
    Sohn des westfränkischen Königs Robert I. und der Beatrix von Vermandois

    Geschwister:
    Adela (aus einer früheren Ehe des Vaters; oo Heribert II. von Vermandois)
    - Emma oo Rudolf von Burgund, westfränkischer König

    1. oo um 914 Judith, Tochter des Grafen Rorger von Maine
    2. oo 926 Eadhild, Tochter Eduards des Älteren, König von Wessex
    3. oo 937 Hadwig, Tochter König HEINRICHS I.

    Kinder:

    - Hugo Capet, westfränkischer König
    - Otto, Herzog von Burgund
    - Odo-Heinrich, Herzog von Burgund
    - Beatrix oo Friedrich, Herzog von Ober-Lothringen
    - Emma oo Richard I. von der Normandie (alle aus 3. Ehe)
    - Heribert I., Bischof von Auxerre (unehelich)

    Bereits 914 von Karl dem Einfältigen zum Nachfolger in allen honores seines Vaters, des neustrischen ‚marchio‘ Robert (seit 922 westfränkischer König), bestimmt, unterstützte er nach dessen Tod (923) die Wahl seines Schwagers Rudolf von Burgund. Selbst wollte Hugo der Große die Königswürde nicht übernehmen, da er dann die direkte Herrschaft über seine zahlreichen Grafschaften, vor allem entlang der Loire und im Pariser Raum, sowie seine Abteien (unter anderem St-Martin in Tours, Marmoutier, St-Denis) hätte aufgeben müssen. Als Rudolf, der weitgehend auf Hugos Unterstützung angewiesen war, 936 starb, ließ er Ludwig IV., den Sohn Karls des Einfältigen, krönen. Dafür erkannte ihm der KAROLINGER den Titel eines ‚dux Francorum‘ zu und bezeichnete ihn als ‚in omnibus regns nostris secundus a nobis‘; somit war der König durch die Zwischengewalt des ROBERTINERS von den Großen seines Reiches isoliert.
    Ludwigs Streben nach selbständiger Regierung bewog Hugo den Großen jedoch bereits ein Jahr später zu einem Bündnis mit OTTO DEM GROSSEN, dessen Schwester er heiratete. In einem ersten Konflikt mit Ludwig IV., der 942 auf dem Fürstentreffen zu Vise beigelegt wurde, fand Hugo die Unterstützung OTTOS. Ein Jahr später verlieh ihm Ludwig erneut den ‚ducatus Franciae‘ und übertrug ihm das regnum Burgund. Als Hugo der Große jedoch die Gefangenschaft des Königs durch die Normannen (945) nutzte, um von der Königin Gerberga die Preisgabe von Laon zu erpressen, sah sich OTTO DER GROSSE zu einem Feldzug gegen Hugo den Großen veranlaßt. 948 entschied die Synode von Ingelheim die westfränkischen Wirren zugunsten von Ludwig, und eine Trierer Synode verhängte die Exkommunikation über Hugo. Erst 953 wurde in Soissons der Friede zwischen Hugo dem Großen und dem König wiederhergestellt. Nach Ludwigs Tod (954) konnte Gerberga nur mit Zustimmung Hugos die Erhebung ihres Sohnes Lothar erreichen; als Gegenleistung verlieh ihm der junge König den Dukat über Burgund und Aquitanien.

    Literatur:
    DBF XVII, 1496f. – W. Kienast, Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland, 1968 – Derselbe, Deutschland und Frankreich in der Kaiserzeit I, 1974, III, 1975 –

    Werner Karl Ferdinand: Seite 462, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 9

    Zu Hugo dem Großen ist daran zu erinnern, daß die anderen Kinder Herzog Roberts nicht zu den Nachkommen KARLS DES GROSSEN zählen, da sie im Unterschied zu Hugo nicht der Ehe Roberts mit Beatrix, aus dem Hause der HERIBERTINER, entstammen. Hugo und seine Nachkommen fehlen bei Brandenburg, der die urkundlich gesichcrte Abkunft Hugos von Beatrix zu Unrecht bestritt, siehe oben Anmerkung VI, 4.
    Todesdatum Hugos Lot, Dern. Carol. 16.
    In den Besitz zahlreicher Grafschaften folgte Hugo dem Vater, als dieser 923 König wurde. Seit 936 tritt er in Urkunden als dux Francorum auf, ein Titel, den er sich verleihen ließ, als er den jungen KAROLINGER Ludwig IV. aus dem englischen Exil zurückholte und damit das karolingische Königtum wiederherstellte.
    Nachweis seiner ersten Ehe mit einer Grafen-Tochter aus Maine, Werner, Untersuchungen 281-283.
    Datum der zweiten Ehe mit der Königs-Tochter von Wessex, Schwester der Gattin König Karls III., Flodoard, Anmerkung 926, gegen Ende.
    Hugos dritte Ehe mit Hathui/Hadwigwurde vor 937 IX 14 geschlossen, Datum der Urkunde, in der erstmals Hugo mit einer coniux sua Haduidis auftritt, HF 9, 720-722. Im D 37 HEINRICHS I. (MG DD reg. et imp. Germ. 1,71) von 935 V 9 war Hadwig noch als unvermählte Tochter des Königs aufgetreten.
    Lauer, Louis IV, 27 Anmerkung 4 vermutet im Anschluß an Luchaire, Hugos Hochzeit mit der Schwester OTTOS I. habe vielleicht im Mai 937 stattgefunden, als OTTO sich in Mainz und Ingelheim aufhielt.
    Nicht weniger als drei Tagesangaben kommen für das Todesdatum der Hadwig in Betracht. Die Gedenkbücher von Merseburg und Essen nennen zum 10. Mai Hathewig comitissa, im Echternacher Nekrolog steht zum 16. August Hatawich filia regis OTTONIS (statt HEINRICI?), im Nekrolog von S-Germain-des-Pres endlich wird der 9. Januar angegeben. Wir geben diesem letzteren Datum den Vorzug; die Wahrscheinlichkeit, ein genaues Datum und sichere Identität zu bieten, ist in der Abtei Hugos des Großen am höchsten, die Möglichkeit, es handele sich um eine andere Trägerin desselben Namens, am geringsten.
    Flodoard, Ann., spricht zu 957 von der relicta Hugonis, zum Ende 958 vom Zuge Bruns von Köln nach W-Franken und Burgund, locuturus cum sororibus ac nepotibus suis, also mit Königin Gerberga und Herzogin Hadwig und beider Söhnen, König Lothar und Hugo Capet. Eine spätere Erwähnung Hadwigs ist mir nicht bekannt. Es muß auffallen, daß Flodoard 959 den Brun, bei einem erneuten Aufenthalt in W-Franken, zwar mit den nepotibus suis, aber nur noch mit regina sorore, der Königin Gerberga, zusammentreffen läßt. 960 bemüht sich Brun um die Söhne Hugos des Großen und vermittelt ihre Belehnung durch Lothar: Von der Mutter ist nicht die Rede. So ist es nicht ausgeschlossen, daß Hadwig schon 959 I 8 starb, ohne daß Flodoard ihren Tod ausdrücklich vermerkte. In die gleiche Richtung weist, daß König Lothar 961 X 5 die Villa Conde auf Wunsch des 956 verstorbenen Grafen Hugo (des Großen) an S.-Remi-de-Reims schenkt: Die Königin Gerberga interveniert, Hadwig jedoch wird nicht erwähnt.
    966 VI 19 urkundet Graf Geoffroi I. von Anjou (ed. Bertrand de Broussillon, Cartulaire de S.-Aubin-d'Angers 1, 1896, 4-7, nr. 2) und schenkt pro remedio animae senioris nostri domni Hugonis, praesentis Francorum ducis, seu pro patris matrisque eius (also für Hugo den Großen und Hadwig, die hier ohne Unterscheidung als wohl beide schon verstorben aufgeführt werden). Das bedeutet zugleich, daß Flodoard, dessen Annalen bis 966 gehen, in jedem Fall Hadwigs Tod unerwähnt gelassen hat und ihn nicht etwa nur darum nich gebracht hat, weil er bis 966 nicht eingetreten war. Daß Hadwig zusammen mit ihrer Schwester Gerberga 965 noch auf dem Hoftag Kaiser OTTOS in Köln geweilt habe, berichtet nur der späte Sigebert von Gembloux.
    Den Namen der Mutter von Hugos des Großen unehelichem Sohn Heribert, des späteren Bischofs von Auxerre, überliefern uns die Gesta episc. Autissiodor. c. 47: Reingarda. Da über den Zeitpunkt dieser Verbindung Hugos nichts bekannt ist, auch aus den Daten Heriberts nichts Sicheres erschlossen werden kann, nenne ich sie an letzer Stelle.
    Hugo der Große entschied am 15.6.923 die Schlacht bei Soissons und folgte dem gefallenen Vater als Graf von Paris, Herzog von Neustrien und auch als Graf von Vexin, Orleans, Tours und Anjou. Obwohl er ein machtgieriger Mann war, kehrte er zu alten Tugenden der Vorfahren zurück, zu politischer Klugheit und Mäßigung und lehnte - auch gewitzt durch das Schicksal des Vaters - 923, 936 und 954 die ihm angebotene französische Königskrone ab und begnügte sich mit der Position eines allmächtigen Hausmeiers. Hugo kontrollierte seinen königlichen Schwager Rudolf von Burgund und nach diesem Ludwig IV. und danach König Lothar und verhinderte jede Herausbildung einer starken Königsmacht. Er wurde 936 Vormund König Ludwigs IV. und erhielt den Titel "Dux Francorum", was die wahren Machtverhältnisse klarmachte. Er verbündete sich mit der Normandie und 940 gab es üble Bürgerkriege gegen Ludwig IV., in denen er diesem Reims und Laon wegnahm und Ludwig IV. 945/46 sogar inhaftierte. Auf Druck der deutschen Kirche und OTTOS I. hin päpstlich gebannt, unterwarf er sich 950 wieder formal und wahrte damit seine Macht; der König mußte ihm sogar seine letzte befestigte Stadt Laon überlassen. Sein Beiname bezieht sich nicht auf seine Körpergröße, sondern auf die Größe seiner Ländereien. Hugo war in einer Zeit, in der der Reichtum des Feudaladels von seinen Einnahmen aus dem Grundbesitz ebenso wie von der Anzahl der Untertanen abhing, eifrig darauf bedacht, seinen Herrschaftsbereich zu vergrößern. Er besaß die gesamte Ile-de-France und fügte durch geschickte Bündnisse oder Schenkungen noch Maine und einen Teil der Pikardie hinzu. Hugo mußte zwar 949 Laon zurückgeben, aber Ludwigs Sohn Lothar mußte ihm neben Franzien auch noch das Herzogtum Aquitanien und Burgund zugestehen. Trotz königlicher Unterstützung konnte sich Hugo hier nicht gegen den einheimischen Adel durchsetzen.

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    Als Karl der Einfältige seiner Tante Rothild die Königsabtei Chelles zu entziehen suchte, kam es endgültig zum Eklat: Hugo, der Sohn Roberts von Neustrien, soll es gewesen sein, der die Truppen der erbosten Großvasallen sammelte er und Karl nach Lothringen abdrängte, so dass am 30.6.922 sein Vater Robert in Reims zum Gegenkönig erhoben werden konnte. In der Schlacht der beiden Könige am 15.6.923 bei Soissons fand Robert den Tod, doch sein Sohn Hugo erstritt zusammen mit Graf Heribert II. von Vermandois den Sieg, indem er Karl und sein Heer in die Flucht schlug. Dennoch fiel das Königtum nicht ihm zu, dem Erben der ausgedehnten ROBERTINER-Macht (deren Übernahme ihm übrigens schon vor 914 von Karl zugesichert worden war), sondern in bewußter Abkehr vom Geblütsgedanken Rudolf von Burgund. Der ROBERTINER Hugo mit dem Beinamen magnus unterstrich als der mächtigste Magnat des Reiches seine königsgleiche Stellung, indem er 926 in zweiter Ehe die angelsächsische Prinzessin Eadhild, eine Schwester von Karls des Einfältigen Gattin Eadgifu, heiratete. Hugo riß mehr und mehr das Gesetz des Handelns an sich und führte ab 929 eine jahrelange Fehde gegen Heribert von Vermandois um die Vormacht in der zentralen Francia, bei der er, gewissermaßen mit König Rudolf im Schlepptau, 931 Reims einnahm und Heriberts jugendlichen Sohn Hugo als Erzbischof durch den Mönch Artold ersetzte. Als der Graf von Vermandois 934 völlig zu unterliegen drohte, war es HEINRICH I., der Einhalt gebot. Bei einem Treffen mit König Rudolf, Hugo und Heribert 935 am Grenzfluß Chiers setzte HEINRICH I. einen Schiedsspruch durch, der den ROBERTINER zur Rückgabe des größten Teils seiner Gewinne zwang.
    Dies waren die jüngsten Erfahrungen, als Hugo der Große nach dem Tode König Rudolfs (+ 14./15.1.936) ebenso wie 923 davon absah, selber nach der Krone zu streben, weil er als König seine zahlreichen Grafschaften hätte aus der Hand geben müssen. Statt dessen brachte er den 15-jährigen, am Hof von Wessex aufgewachsenen Ludwig als Rudolfs Nachfolger ins Spiel, und die Deutung liegt nahe, dass er damit vor allem "Heriberts Stellung zwischen Seine und Maas entscheidend zu treffen" suchte, da "die Wiederherstellung des karolingischen Königtums... in der Francia zu Lasten des Hauses VERMANDOIS gehen mußte" (K.F. Werner).
    Hugo wurde 954 nach dem Tode Ludwigs IV. erneut als dux Francorum, deutlicher denn je auch mit Erstreckung auf Aquitanien und Burgund, anerkannt, bekam Einfluß auf die Entwicklung des jungen Königs, der ihn im Sommer 955 auf einem Feldzug ins Poitou zu begleiten hatte, und wurde auch nicht daran gehindert, gerade in diesem Jahr für sein Haus höchst aussichtsreiche weitere Eheverbindungen zu knüpfen: Seine älteste Tochter Beatrix verheiratete er mit dem Grafen Friedrich von Bar, der 959 Herzog im südlichen Lothringen wurde, ihre Schwester Emma verlobte er mit Herzog Richard von der Normandie, und vor allem vermählte er seinen zweiten Sohn Otto mit der Erbin des Herzogtums Burgund, dessen Inhaber prompt 956 starb.
    Auf dem Höhepunkt der Erfolge ereilte jedoch auch Hugo den Großen am 16./17.956 der Tod. Er hinterließ drei heranwachsende Söhne, nämlich Hugo mit dem nicht zeitgenössischen Beinamen "Capet" (geb. um 940) als Haupterben, Otto von Burgund und den jüngeren Odo-Heinrich, so dass vorerst die Witwe Hadwig die Sache der ROBERTINER zu führen hatte ebenso wie Gerberga auf karolingischer Seite.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 482,486-489,492-499,504,510, "Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

    Um Hagano im Königreich zu verankern, verlieh Karl III. ihm im Jahr 922 einfach eines der wenigen Klöster, über das die Dynastie noch verfügen konnte: Chelles, wo KARLS DES KAHLEN Tochter Rothild Äbtissin war. Sie war außerdem die Schwiegermutter von Hugo dem Großen, dem Sohn Roberts von Neustrien. Diese äußerst unkluge Handlung hatte sofort zur Folge, daß das Heer der ROBERTINER unter Hugos Führung aufgeboten wurde und daß sich nahezu alle Großen vom König lossagten.
    Wenn die Tatsache, daß Rudolf die Nachfolge seines Schwagers Robert [Eigene Anmerkung: Auch wenn im Lexikon des Mittelalters Band VII Spalte 1077 bei Rudolf von Burgund dieselbe Aussage wie bei Robert I. getroffen wird, halte ich Rudolf von Burgund für den Schwiegersohn und nicht Schwager Roberts I. Als Tochter Roberts des Tapferen müßte Emma um 860/65 geboren sein. Ihr Ehemann Rudolf wäre ungefähr 30 Jahre jünger gewesen, denn sein Vater Richard starb erst im Jahre 921, seine Mutter Adelheid nach 929 und sein Bruder Hugo im Jahre 952, so daß Rudolfs Geburtsjahr kurz vor 890 anzunehmen ist.] antrat, das W-Frankenreich wirklich vor so heikle Probleme stellte, muß man sich fragen, warum die zahlreichen Vasallen der ROBERTINER nicht Roberts Sohn Hugo zum König wählten, der sich doch schon als Heerführer ausgezeichnet hatte. Mit diesem Rätsel haben sich bereits mittelalterliche Geschichtsschreiber beschäftigt: Hugo, den man zuweilen den Großen nennt, aber auch den Weißen, um ihn von einem Bruder König Rudolfs, Hugo dem Schwarzen, zu unterscheiden, habe sich, so wird unter anderem behauptet, wegen des plötzlichen Schlachtentods seines Vaters als Fingerzeig des Himmels zu dessen Untreue, nicht für würdig gehalten, König zu werden. Es gibt aber eine viel konkretere Erklärung. Nach einem im karolingischen Gallien stets beachteten Grundsatz mußte der König seine Herrschaft durch die Grafen ausüben lassen; er durfte nicht sein eigener Graf sein. Für einen Großen, dem es gelungen war, zehn Grafschaften oder mehr in seine Gewalt zu bringen, hätte die Annahme der Königswürde also gewissermaßen den politischen Selbstmord bedeutet. Er verlor in diesem Fall ja auf einen Schlag seine sämtlichen Grafschaften, weil er sie als König anderen übertragen mußte. Anders sah die Sache aus, wenn er einen Sohn in regierungsfähigem Alter oder einen absolut zuverlässigen Bruder hatte.
    Das Verhalten der ROBERTINER ist unter diesen Voraussetzungen leicht zu erklären. Als Odo im Jahr 888 die Königskrone annahm, stand ihm sein ergebener Bruder zur Seite, dem er sofort sämtliche Grafschaften übertrug und dazu alle Klöster, deren Laienabt er war. Die Macht seines Hauses erlitt also keinen Schaden, sondern wurde noch vermehrt, weil Robert großzügige Verleihungen des Königs erhielt. Im Jahr 922 hatte Robert selbst einen Sohn, der alle Grafschaften übernehmen und so den ROBERTINERN erhalten konnte. Folglich nahm auch er jetzt die Krone an. Dagegen hatte Hugo der Große beim Tod seines Vaters im Jahre 923 weder Bruder noch Sohn, die das politische Erbe der ROBERTINER hätten bewahren können. Er konnte deshalb eine Wahl zum König nicht annehmen. Man mußte also einen "Ersatzmann" für die Übernahme der königlichen Gewalt suchen, deren eigentliche Aufgabe die Landesverteidigung blieb. Allerdings gab es eine Grundbedingung: An die Position, die sich die Fürsten geschaffen hatten, durfte nicht gerüttelt werden. Der Ersatzkandidat war bereits gefunden; man entschied sich für Rudolf, den Schwager Hugos des Großen [Eigene Anmerkung: Auf Seite 486 war Rudolf noch Roberts Schwager.]. Der hatte einen Bruder, Hugo den Schwarzen, der den Weiterbestand der Dynastie in Burgund und ihre dortige Machtstellung sichern konnte. [Eigene Anmerkung: Wenn die oben gemachten Ausführungen den Tatsachen entsprechen, dann wäre Odo von Paris nur die Marionette seines Bruders Robert gewesen. Auf welchen Machtgrundlagen beruhte sein Königtum und wo rekrutierte er sein Heer? Er wäre imer auf das gute Einvernehmen mit seinem Bruder angewiesen, der die Machtmittel der ROBERTINER tatsächlich in den Händen hielt. Daß es auch zu Streitigkeiten innerhalb der Familie kam, zeigen zum Beispiel die häufigen Auseinandersetzungen im sächsischen Königshaus.]
    Das frühere Gleichgewicht in der Francia zwischen dem karolingischen König, dem reimser Erzbischof, dem Haus VERMANDOIS und den Interessen der ROBERTINER war gestört. Hugo des Großen Verärgerung über die allzu enge Verbindung zwischen Burgund und Vermandois führte zu einer folgenschweren Maßnahme: In Absprache mit Herzog Wilhelm II. von Aquitanien, der König Rudolf noch immer nicht anerkannt hatte, verständigte er sich mit den Loire-Normannen. Die verschonten von da an Neustrien und Aquitanien, dafür durften sie ungehindert nach Burgzund durchziehen.
    Nach dem Tode Karls III. gab der ROBERTINER Hugo der Große seine zurückhaltende Politik auf, denn Heribert von Vermandois war zu mächtig und zu gefährlich geworden. Er verbündete sich mit Rudolf und unternahm in den Jahren 930 bis 934 mehrere, oft sehr strapaziöse Feldzüge, um Heriberts Machtstellung zu vernichten. Im Jahr 932 wurde Reims genommen, wo der junge Hugo von Vermandois durch den neuen Erzbischof Artold ersetzt wurde.
    Als sich Hugo der Große 935 weigerte, die Festung Saint-Quentin an Heribert von Vermandois auszuliefern, zwang ihn ein sächsisch-lothringisches Heer HEINRICHS I. dazu. Wenig später erkrankte Rudolf schwer und starb im Januar 936. Hugo der Große zögerte keinen Augenblick: Nur ein KAROLINGER-König konnte mit Unterstützung der ROBERTINER den Sturz des Hauses VERMANDOIS herbeiführen. Der KAROLINGER Ludwig lebte am Hof seines Onkels Aethelstan, des Königs von Wessex. Die Annäherung war schon vorbereitet worden durch die Eheschließung zwisachen Hugo dem Großen und einer Tochter Aetehlreds.
    Die Restauration der KAROLINGER nach der Regierung Roberts I. und Rudolfs war das Werk Hugos des Großen, damals der mächtigste Mann im Reich. Bis in die kleinsten Einzelheiten wurde vorweg mit König Aethelstan von Wessex vereinbart, wie die Machtübernahme des KAROLINGERS verlaufen sollte. Als Ludwig im Sommer 936 bei Boulogne landete, huldigten ihm Hugo und die übrigen Großen noch am Strand. Auch die Belohung des Königsmachers erfolgte sofort. Schon in der ersten Urkunde des Königs erhielt Hugo den neuen und doch so traditionsreichen Titel dux Francorum. In der zweiten ließ Ludwig dazu eine genauere Erklärung geben: "Hugo, der in allen unseren Reichen nach uns der zweite ist." Der neue Herzog der Franken erhielt also die vom KAROLINGER-König anerkannte und legitimierte Oberhoheit über sämtliche Franken und über die anderen Fürsten. Selbst in der Francia zwischen Seine und Maas, dem einzigen regnum, das bisher dem Königtum unmittelbar vorbehalten war, stand der Herzog jetzt trennend zwischen dem König, seinen Vasallen und seinen Untertanen. Als Ludwig nach der Salbung durch das Gebiet der ROBERTINER geführt wurde, wirkte er wie eine Marionette in den Händen des Herzogs. Er begleitete Hugo sogar auf einem Feldzug gegen Rudolfs Bruder Hugo den Schwarzen, der dem ROBERTINER den Norden Burgunds mit der Grafschaft Sens abtreten mußte. Der Grundsatz, wonach die einzelnen Prinzipate den territorialen Rahmen bildeten, in dem die Fürsten ihre schon weitgehnd erbliche Macht ausübten, wurde so von Hugo dem Großen verletzt. Er betrachtete sich jetzt als princeps über das fränkische Gesamtreich, und wie ein König schickte er den Bischof von orleans als Gesandten zu Papst Leo VII., der ihn als Herzog und "ruhmreichen Fürsten der Franken" anerkannte.
    Die übrigen Fürsten wurden sich schnell darüber klar, daß der ROBERTINER eine Form von Zentralgewalt ausübte, die für ihre eigenen Interessen weitaus gefährlicher war als die des Königs. Sobald Ludwig in das Gebiet der karolingischen Pfalzen, nach Compiegne und Laon zurückgekehrt war, befreite er sich im Jahr 937 aus der Bevormundung des Herzogs. Er verbündete sich mit Hugo dem Schwarzen und ernannte ihn zum marchio. Damit gab er ihm die legitime Herrschaft über Burgund zurück, und das bedeutete Krieg mit Hugo dem Großen.
    Hugo der Große reagierte auf Ludwigs IV. Verhalten damit, daß er die bisherige Bündniskonstellation auf den Kopf stellte: Er schloß sich mit Heribert II. zusammen, den er doch gerade hatte niederzwingen wollen. Dieser Frontwechsel verschaffte Hugo auch das Bündnis mit OTTO I. Im Jahr 937 vermählte er sich mit dessen Schwester Hadwig.
    Ludwig IV. vermochte sich aber nicht in Lothringen zu behaupten und hatte sich im Jahr 940 sogar mit einen Einfall von OTTOS Heer in sein eigenes Reich auseinanderzusetzen. Hugo der Große und Heribert huldigten OTTO in der karolingischen Pfalz Attigny. Die Verbündeten eroberten Reims und setzten erneut Heriberts Sohn Hugo ein. Im November 942 wurde in Vise bei Lüttich Frieden geschlossen: OTTO I. und Ludwig IV. erneuerten ihren Freundschaftsbund. OTTO versöhnte Hugo und Heribert mit Ludwig, dessen Vasallen sie wieder wurden. Ludwig hatte viel verloren, voran seinen Stützpunkt Reims. Andererseits hatte er sich aber vom dominierenden Einfluß Hugos des Großen befreit.
    Hugo der Große, dessen Schwester Adela mit Heribert II. vermählt war, machte sich nach dessen Tod sehr geschickt zum Beschützer seiner Neffen. Er zwang den König dazu, das Erzbistum Reims Artolds Widersacher Hugo von Vermandois zu lassen und die übrigen Söhne Heriberts "als Getreue anzunehmen". Die Nachfolge wurde allerdings erst 946 durch einen Schiedsspruch Hugos des Großen endgültig geregelt.
    Nach der Ermordung Wilhelms I. von der Normandie (27. Dezember 942) brauchte Ludwig die Unterstützung Hugos des Großen, dem sich ein Teil der Normannen, die christlich bleiben wollten, angeschlossen hatte, während andere Ludwig IV. huldigten. Unter beträchtlichen Verlusten brachte der ROBERTINER Evreux in seine Gewalt. Ludwig mußte ebenfalls heidnischen Widerstand überwinden, bevor er in Rouen einziehen konnte. Bei der Nachfolgeregelung für die Söhne Heriberts gab er Hugo nach, und im Jahr 945 gestand er ihm auch wieder den Titel dux Francorum zu, den er ihm seit 937 verweigert hatte. Als gegen Ende des Jahres 944 ein erneuter Feldzug in die Normandie notwendig wurde, konnte Ludwig IV. nochmals die Unerstützung Hugos des Großen gewinnen, dem er die Stadt Bayeux versprach.
    Nachdem er seine Zusage gebrochen hatte, wurde Ludwig am 13. Juli 945 in Rouen gefangengenommen. Die Normannen schickten ihn aber zu Hugo dem Großen zurück, der ihn seinem Vasallen Tedbald, Grf von Blois und Vizegraf von Tours, übergab. Für Ludwigs Heimkehr zur Königin forderte Hugo von Gerberga die Auslieferung der Stadt Laon. Nur unter derart erniedrigenden Bedingungen, die zugleich eine echte politische Katastrophe bedeuteten, konnte der König Ende Mai 946 seine Freiheit wiedergewinnen.
    Unter dem Vorsitz eines päpstlichen Legaten und in Gegenwart der Könige OTTO I. und Ludwig IV. war die "heilige" und "allgemeine Synode" vom 7. bis 9. Juni 948 in Ingelheim ein bedeutendes Ereignis. Die Einheit der fränkischen Welt schien wiederhergestellt. Ludwig brachte seine Klagen vor und erreichte, daß Hugo der Große und Hugo von Vermandois ohne Vorbehalte verurteilt wurden. Zur Frage der weltlichen Gewalt im allgemeinen erklärte die Synode: "Niemand wage es in Zukunft, der Königsgewalt Nachteil zuzufügen oder sie durch ruchlosen Anschlag verräterisch zu entehren." Die Anspielung war eindeutig, sie bezog sich auf die wenig rühmlichen Methoden Hugos des Großen. Sollte er sich nicht unterwerfen, würde er für immer aus der Kirche ausgeschlossen werden.
    Die geistlichen Strafandrohungen zeigten offenbar weiter ihre Wirkung, als Papst Agapet II. auf einer römischen Synode im Jahr 949 die Verurteilung bestätigte, die von den vorhergegangenen Kirchenversammlungen ausgesprochen worden waren. Unter der Vermittlung Konrads des Roten war Hugo der Große jetzt damit einverstanden, daß Verhandlungen eröffnet wurden. Sie führten im Jahr 950 zu einem ersten Friedensschluß an den Ufern der Marne. Hugo lieferte die Zitadelle von Laon aus und bekannte sich erneut als Vasall des Königs. Schon bald kam es allerdings zu erneuten Streitigkeiten zwischen den Vasallen beider Fürsten, und erst am 20. März 953 - das Datum wurde erst kürzlich in einer Handschrift im Escorial entdeckt - konnte in Soissons endgültig Frieden geschlossen werden.
    Das politische Problem Ludwigs IV. waren nicht allgemeine Anarchie und Widerspenstigkeit sämtlicher Fürsten, sondern die übermächtige Stellung eines einzigen von ihnen. Dieser Fürst wollte als dux Francorum die tatsächliche Macht ausüben und dabei den König als Werkzeug benützen, um seinen ohnehin schon enormen Besitz an Ländern, Rechten und Privilegien immer weiter zu vergrößern. Dabei wollte Ludwig aber nicht mitspielen. Seine würdige Haltung und der Mut, den er bewies, verdienen Achtung, trotz der Ungeschicklichkeiten und politischen Fehler, die er beging, bevor sich am Ende seine Lage zu bessern schien. Als er starb, sah es so aus, als wären seine Anstrengungen umsonst gewesen. Seine Witwe Gerberga und sein minderjähriger Sohn Lothar mußten die gleichen Bedingungen annehmen wie Ludwig im Jahr 936, um die Zustimmung Hugos zur Königskrönung Lothars zu erhalten. Wie einst sein Vater, mußte jetzt Lothar die Länder der ROBERTINER bereisen und den Herzog auf einem Feldzug ins Poitou begleiten, das zeitweise in die Gewalt des ROBERTINERS geriet. Selbstverständlich wurde der Titel dux Francorum erneuert.
    Die ausgedehnte Grafschaft Maine, deren Inhaber über einen eigenen Vizegrafen verfügte, war von ihrer Lage her nicht ganz so wichtig, aber doch zu beachten. Robert I. hielt es immerhin für vorteilhaft, seinen Sohn Hugo den Großen mit Judith, der Tochter des Grafen von Maine, zu verheiraten.
    Die so folgenreiche Stellung der ROBERTINER als Grafen-Äbte hat schließlich auch zu dem Beinamen Cappatus, Capetus geführt, der zuerst bei Hugo dem Großen begegnet, dann aber auf dessen Sohn Hugo "Capet" übertragen wurde. Es handelt sich dabei um eine Anspielung auf die cappa, den kurzen Mantel des heiligen Martin, der schon unter den MEROWINGERN und KAROLINGERN zu den Reichsreliquien gehörte.

    Ehlers Joachim: Seite 20,22-24,45, "Die Kapetinger"

    914 versprach der König Roberts Sohn Hugo die ungeschmälerte Nachfolge in der Stellung seiens Vaters, so daß Neustrien jetzt endgültig als ein robertinisches regnum im W-Frankenreich erschien, dem König nur noch über das Lehnsband zu seinem marchio erreichbar und damit unverfügbar.
    Die Mißachtung seines Helfers Reginar, der in Lotharingien die Position eines marchio beanspruchen konnte, verbunden mit der maßlosen Förderung des landfremden Beraters Hagano, der möglicherweise ostfränkischer Herkunft gewesen ist, führte 920 fast alle Grafen der Francia in die Opposition gegen den König, wohl kaum ohne Wissen und Zustimmung der ROBERTINER, die sich allerdings erst an die Spitze des Aufruhrs stellten, als Karl das Kloster Chelles (dep. Seine-et-Marne) an Hagano gab: Äbtissin von Chelles war Rothild, Tochter KARLS DES KAHLEN und Schwiegermutter von Roberts Sohn Hugo, der nun die robertinischen Vasallen aufbot und die Unterstützung seiner Schwäger Rudolf von Burgund und Heribert von Vermandois fand. Am 30. Juni 922 traten in Reims Große aus der Francia und aus Neustrien zusammen und wählten Robert zum König.
    Am 15. Juni 923 ist Robert I. bei Soissons im Kampf gegen Karl III. gefallen, der die Schlacht gleichwohl verlor. Vorbehalte des Adels gegen eine Bestätigung des robertinischen Hauses als königsfähige Dynastie mögen zur darauf folgenden Wahl Rudolfs von Burgund geführt haben, Roberts Schwiegersohn. Danach eröffneten die Großen mit dem Kampf um das karolingische Erbe in der Francia die letzte Phase der politischen Umgestaltung des westfränkischen Kernsgebiets. Dem Erben Roberts I., Hugo Magnus, kam dabei eine Schlüsselrolle zu, aber in wechselnden Koalitionen, von denen auch die Seine-Normannen profitierten, suchten die Grafen von Vermandois, die Anhänger Rudolfs und der KAROLINGER die letzte Entscheidung über das Königtum offenzuhalten, so daß sich für Jahrzehnte ein gewisses Gleichgewicht der Kräfte ergab. Als neutralisierender Faktor für die übrigen der rivalisierenden Anwärter auf die Königswürde konnten sich die KAROLINGER erstaunlich lange halten.
    Weil die sächsischen Könige außerdem begehrte Bundesgenossen westlicher Großer waren, ergaben sich Heiratsverbindungen: OTTOS I. Schwester Hadwig heiratete 937 Hugo Magnus und wurde Mutter des späteren Königs Hugo Capet.
    Dieses nunmehr beide Reiche überspannende Netz wirkte sich dahingehend aus, daß Hugo Magnus (dessen Beiname zur Unterscheidung von seinem Sohn Hugo Capet diente und deshalb nicht "der Große", sondern "der Ältere" bedeutet) nach dem Tod Rudolfs von Burgund 936 nicht das Königtum anstrebte, sondern Karls III. Sohn aus dem englischen Exil zurückrief und am 19. Juni in Laon zum König krönen ließ. Hugos Preis war die ausdrückliche Anerkennung seiner Stellung durch den eigens neugeschaffenen Titel eines dux Francorum, worin nicht nur sprachlich Anklang an den rex Francorum zum Ausdruck kam, sondern vor allem eine neue intermediäre Gewalt, die den König nun auch noch von den marchiones trennen wollte. Keiner der Mächtigen war bereit, das zu akzeptieren, aber 943 gestand Ludwig IV. Hugo zu, von allen Vasallen und Großen der Francia die persönliche Huldigung zu verlangen. Bisher hatte es für die Francia keinen marchio gegeben, jetzt war es ein ROBERTINER.
    Gleichwohl hat das Bedürfnis zur Sicherung seiner Familie Hugo ein weiteres Mal zum Einsatz für eine karolingische Thronfolge bewogen. Als Ludwig IV. am 10. September 954 überraschend an den Folgen eines Reitunfalls starb, wurde sein 13-jähriger Sohn Lothar am 12. November in Reims vom Adel der Francia gewählt und durch Erzbischof Artold geweiht. Auch dieses Mal aber ließ sich Hugo seine Hilfe honorieren, denn Lothar übertrug ihm die Herrschaft in Burgund und Aquitanien. Ohne den Widerstand der aquitanischen Großen hätten damals alle Reichsteile robertinisch werden können, weil Hugo seinen jüngeren Sohn Otto, der den Namen des sächsischen Onkels trug, mit der Erbtochter des Großgrafen (comes praecipuus: D Loth. 2) Giselbert von Burgund verheiraten konnte. Noch ehe ihm der Ausbau seiner neuen Stellung gelang, starb Hugo Magnus am 16. oder 17. Juni 956 und wurde in St-Denis bestattet.
    Hugo Magnus zwang Rudolfs Bruder Hugo aber schon 936, die Grafschaft Langres mit Dijon an Ludwig IV. abzutreten, während der dux Hugo die Grafschaften Sens und Auxerre übernahm. 943 war Hugo Magnus vom König mit dem Regnum belehnt worden, Nachfolger wurde sein Sohn Otto. Nach Ottos Tod 965 folgte ihm sein Bruder Odo, ein Kleriker.

    914 1. oo Judith von Maine, Tochter des Grafen Rotger, x um 900- 926

    926 2. oo Eadhild von Wessex, Tochter des Königs Eduard I., - 937

    14.9.937 3. oo Hadwig von Sachsen, Tochter des Königs HEINRICH I., 922-9.1.nach 958

    Kinder:
    3. Ehe
    - Beatrix 938-23.9.nach 987
    954 oo Friedrich I. Herzog von Ober-Lothringen - 18.5.978
    - Hugo Capet König von Frankreich 940-24.10.996
    - Emma 945-18.3.968
    960 oo 1. Richard I. Herzog von der Normandie um 933-20.11.996
    - Odo Herzog von Burgund 945-23.2.965
    - Otto-Heinrich Herzog von Burgund 948-15.10.1002

    Illegitim
    - Heribert Bischof von Auxerre (971-996) - 23.8.996

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 89-92 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lothringen im 10. Jahrhundert, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 54-153 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 37,49,63-65,83-85,128,130 - Boshof Egon: Die Salier. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1987 Seite 13,34 - Douglas David C: Wilhelm der Eroberer Herzog der Normandie. Diederichs Verlag München 1994 Seite 37-38 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 13,20,22-24,29, 45,61 - Ehlers Joachim: Geschichte Frankreichs im Mittelalter. W. Kohlhammer GmbH 1987 Seite 24,27,29,38,41-45,51,54,104 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 33,36,40-44,47-59,61,73,94,100 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 293,295-297 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 20,28,34-39,42,45,65,130,271,274,282,288 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 76,96,101,108,120,124-132,139,162,164,171 - Kienast Walter: Der Herzogstitel in Deutschland und Frankreich (9. bis 12. Jahrhundert). R. Oldenbourg Verlag München - Wien 1968 - Mexandeau Louis: Die Kapetinger. Editions Rencontre Lausanne 1969 Seite 66,68-75 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 293,299,305-309,311,321,375 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 203,206-210,212-214,224 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 122,128,130,135 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 5/6-407/08 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 462 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 482,484,486-489,492-499,501,504,508,510,515,518 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 64,104,114,121,123,193,196,238 -

    Gestorben:
    16./17.6.956

    Hugo heiratete von Sachsen, Hadwig am 14 Sep 937. Hadwig (Tochter von von Sachsen, Heinrich I. und von Ringelheim, Mathilde) wurde geboren in 922; gestorben nach 958. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 3.  von Sachsen, Hadwigvon Sachsen, Hadwig wurde geboren in 922 (Tochter von von Sachsen, Heinrich I. und von Ringelheim, Mathilde); gestorben nach 958.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Franzien,Frankreich; Herzogin von Franzien

    Notizen:

    Hadwig von Sachsen
    Herzogin von Franzien
    922-9.1. nach 958
    Jüngere Tochter des Königs HEINRICHS I. aus seiner 2. Ehe mit der Mathilde von Ringelheim, Tochter von Graf Dietrich

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Seite 1824
    Hadwig
    + nach 958
    Tochter König HEINRICHS I.
    oo 937 Hugo der Große Herzog der Francia

    In seiner Auseinandersetzung mit dem westfränkischen König Ludwig IV. suchte Hugo der Große die Unterstützung OTTOS DES GROSSEN und vermählte sich mit dessen Schwester Hadwig.
    Nach dem Tode Hugos (956) verwaltete Hadwig das robertinische Erbe. 957 half sie ihrem Bruder Brun von Köln im Kampf gegen Reginar III. von Hennegau; 958 begab sie sich nach Burgund, wo es nach dem Hoftag von Marzy (bei Nevers) zu Streitigkeiten zwischen Hugo Capet und König Lothar kam.

    Literatur:
    W. Kienast, Dtl. und Frankreich in der Ks.zeit (900-1270), I. 1974, 61,77-79,81,85.

    Althoff Gerd: Seite 365, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"
    K 13 Me: 10.5. Hadeuui + nach 958 Schwester OTTOS I.

    (Es.) Obgleich ein Titel fehlt, handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um die Schwester OTTOS DES GROSSEN, die 937 Hugo von Franzien heiratete und auch im Gedenken des Essener Konvents begegnet, vgl. Ribbeck, Ein Essener Necrologium aus dem 13. und 14. Jahrhundert, S. 85.
    Ihr Todesjahr ist nicht bekannt, sie wird 958 zum letzten Mal erwähnt; vgl. Köpke-Dümmler, Otto der Große, S. 61,77ff., 85.

    Glocker Winfrid: IV, 6; Seite 274, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    IV, b 6) Hadwig
    * c 922, + (nach 958) I 9
    oo 935 V 9/937 IX 14 Hugo ("der Große"), Graf zahlreicher Grafschaften
    * c 895, + 956 VI 16/17

    Hadwig ist als Tochter König HEINRICHS I. durch D H I. vom 9.5.935 bezeugt.
    Die Geburtszeit ist aus der Vermählungszeit unter Annahme des üblichen Heiratsalters von 15 Jahren zurückgerechnet; freilich könnte Hadwig auch gut schon in den Herzogsjahren ihres Vaters geboren sein.
    Die Abstammung dieser Tochter HEINRICHS I. aus der zweiten Ehe mit Mathilde ist aber durch Widukind gesichert, der erstaunlicherweise wie auch Flodoard den Namen der Gattin Hugos des Großen nicht kennt.
    Der Zeitpunkt der Eheschließung Hadwigs läßt sich eingrenzen durch die urkundliche Nennung Hadwigs als unvermählte Tochter König HEINRICHS I. in D H I. 37 und das erstmalige Auftreten Hugos zusammen mit der "conjux sua Haduidis" in seiner Urkunde vom 14.9.937. Lauer vermutet, die Hochzeit könnte im Mai 937 gefeiert worden sein, als sich König OTTO I. in Mainz und Ingelheim aufhielt.
    Für den Todestag Hadwigs kommen drei Angaben in Frage. Das Nekrolog von S.-Germain-des-Pres gibt den 9.1., das Echternacher Nekrolog nennt zum 16.8. eine "Hatawich, filia regis OTTONIS" (statt HEINRICI ?), und in der sächsischen Memorialtradition wurde am 10.5. bzw. 12.5. der Todestag einer "Hadeuui" (Merseburg), "Hathauuig comitissa" (Essener Sakramentarhandschrift) und "Hathuuiga" (Borghorst, dort zum 12.5.) gefeiert.
    Werner entschied sich für die Angabe 9.1., da "die Wahrscheinlichkeit, ein genaues Datum und sichere Identität zu bieten, in der Abtei Hugos des Großen am höchsten, die Möglichkeit, es handle sich um eine andere Trägerin desselben Namens, am geringsten" sei. Obwohl die Erklärung recht plausibel klingt, macht doch das dreimalige Auftreten einer Hadwig gerade in der Memorialüberlieferung, die zum größten Teil auf die Tradition der OTTONEN-Familie zurückgeht, stutzig.
    Das Todesjahr Hadwigs ist unbekannt. Zum letzten Mal sicher bezeugt ist sie bei Flodoard 958 (Ende) Seite 146: "Bruno Coloniensis archiepiscopus cum exercitu Lothariensium per Franciam proficiscitur in Burgundiam, locuturus cum sororibus ac nepotibus suis." Am Beginn des folgenden Jahresberichtes läßt der Reimser Annalist Bruno nur noch "cum regina sorore ac nepotibus" zusammentreffen. Der Text legt die Vermutung nahe, Hadwig sei zwischenzeitlich verstorben, weil sie nicht mehr erwähnt ist.
    Hadwig ist nur noch bei dem 12. Jahrhundert arbeitenden Sigibert von Gemblaux 965 als Teilnehmerin am Kölner Hoftag erwähnt; doch da wir aus den anderen Quellen gut über die anwesenden Angehörigen OTTOS DES GROSSEN Bescheid wissen, dürfte die Nachricht Sigiberts auf einem Irrtum beruhen.
    Gut stützen läßt sich unser Ansatz für das Todesjahr Hadwigs durch zwei Urkunden: So fehlt Hadwig in der Urkunde König Lothars vom 5.10.965, in der der König auf Intervention der Königin Gerberga und auf Wunsch des verstorbenen Hugo des Großen, des Gatten Hadwigs, an St. Remi zu Reims schenkt. In einer "pro remedio animae"-Schenkung an Graf Gottfried I. von Anjou vom 19.6.966 für Hugo Capet und dessen Eltern, also Hugo der Große und Hadwig, sind Vater und Mutter Hugo Capets unterschiedslos und damit wohl beide verstorben aufgeführt.
    Sie war seit 954 Mitregentin.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 462, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 9

    Zu Hugo dem Großen ist daran zu erinnern, daß die anderen Kinder Herzog Roberts nicht zu den Nachkommen KARLS DES GROSSEN zählen, da sie im Unterschied zu Hugo nicht der Ehe Roberts mit Beatrix, aus dem Hause der HERIBERTINER, entstammen.
    Hugo und seine Nachkommen fehlen bei Brandenburg, der die urkundlich gesicherte Abkunft Hugos von Beatrix zu Unrecht bestritt, siehe oben Anmerkung VI, 4.
    Todesdatum Hugos Lot, Dern. Carol. 16.
    In den Besitz zahlreicher Grafschaften folgte Hugo dem Vater, als dieser 923 König wurde. Seit 936 tritt er in Urkunden als dux Francorum auf, ein Titel, den er sich verleihen ließ, als er den jungen KAROLINGER Ludwig IV. aus dem englischen Exil zurückholte und damit das karolingische Königtum wiederherstellte.
    Nachweis seiner ersten Ehe mit einer Grafen-Tochter aus Maine, Werner, Untersuchungen 281-283.
    Datum der zweiten Ehe mit der Königs-Tochter von Wessex, Schwester der Gattin König Karls III., Flodoard, Anmerkung 926, gegen Ende.
    Hugos dritte Ehe mit Hathui/Hadwig wurde vor 937 IX 14 geschlossen, Datum der Urkunde, in der erstmals Hugo mit einer coniux sua Haduidis auftritt, HF 9, 720-722. Im D 37 HEINRICHS I. (MG DD reg. et imp. Germ. 1,71) von 935 V 9 war Hadwig noch als unvermählte Tochter des Königs aufgetreten. Lauer, Louis IV, 27 Anmerkung 4 vermutet im Anschluß an Luchaire, Hugos Hochzeit mit der Schwester OTTOS I. habe vielleicht im Mai 937 stattgefunden, als OTTO sich in Mainz und Ingelheim aufhielt.
    Nicht weniger als drei Tagesangaben kommen für das Todesdatum der Hadwig in Betracht. Die Gedenkbücher von Merseburg und Essen nennen zum 10. Mai Hathewig comitissa, im Echternacher Nekrolog steht zum 16. August Hatawich filia regis OTTONIS (statt HEINRICI?), im Nekrolog von S-Germain-des-Pres endlich wird der 9. Januar angegeben. Wir geben diesem letzteren Datum den Vorzug; die Wahrscheinlichkeit, ein genaues Datum und sichere Identität zu bieten, ist in der Abtei Hugos des Großen am höchsten, die Möglichkeit, es handele sich um eine andere Trägerin desselben Namens, am geringsten.
    Flodoard, Ann., spricht zu 957 von der relicta Hugonis, zum Ende 958 vom Zuge Bruns von Köln nach W-Franken und Burgund, locuturus cum sororibus ac nepotibus suis, also mit Königin Gerberga und Herzogin Hadwig und beider Söhnen, König Lothar und Hugo Capet. Eine spätere Erwähnung Hadwigs ist mir nicht bekannt. Es muß auffallen, daß Flodoard 959 den Brun, bei einem erneuten Aufenthalt in W-Franken, zwar mit den nepotibus suis, aber nur noch mit regina sorore, der Königin Gerberga, zusammentreffen läßt. 960 bemüht sich Brun um die Söhne Hugos des Großen und vermittelt ihre Belehnung durch Lothar: Von der Mutter ist nicht die Rede. So ist es nicht ausgeschlossen, daß Hadwig schon 959 I 8 starb, ohne daß Flodoard ihren Tod ausdrücklich vermerkte. In die gleiche Richtung weist, daß König Lothar 961 X 5 die Villa Conde auf Wunsch des 956 verstorbenen Grafen Hugo (des Großen) an S.-Remi-de-Reims schenkt: Die Königin Gerberga interveniert, Hadwig jedoch wird nicht erwähnt.
    966 VI 19 urkundet Graf Geoffroi I. von Anjou (ed. Bertrand de Broussillon, Cartulaire de S.-Aubin-d'Angers 1, 1896, 4-7, nr. 2) und schenkt pro remedio animae senioris nostri domni Hugonis, praesentis Francorum ducis, seu pro patris matrisque eius (also für Hugo den Großen und Hadwig, die hier ohne Unterscheidung als wohl beide schon verstorben aufgeführt werden). Das bedeutet zugleich, daß Flodoard, dessen Annalen bis 966 gehen, in jedem Fall Hadwigs Tod unerwähnt gelassen hat und ihn nicht etwa nur darum nich gebracht hat, weil er bis 966 nicht eingetreten war.
    Daß Hadwig zusammen mit ihrer Schwester Gerberga 965 noch auf dem Hoftag Kaiser OTTOS in Köln geweilt habe, berichtet nur der späte Sigebert von Gembloux.

    Glocker Winfrid: Seite 28-46, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    III. Gerberga und Hadwig, die Schwestern Ottos des Großen

    Gerberga, die eine der beiden Schwestern OTTOS DES GROSSEN, wurde im Sommer 928 mit dem Lothringer-Herzog Giselbert vermählt. Nach dem Tode ihres Gatten wandte sich Gerberga an Ludwig IV., den westfränkischen König, der sie als seine Gemahlin heimführte. Schon zwei Jahre vor dieser Eheschließung war die andere der Schwestern, Hadwig, die Gemahlin Herzog Hugos von Franzien, des innenpolitischen Hauptgegners Ludwigs IV., geworden. Unser Wissen über Hadwig ist jedoch nur sehr schmal und steht zudem in einem inneren Zusammenhang mit der Geschichte Gerbergas: daher bietet es sich an, die beiden Schwestern in einem Kapitel gemeinsam zu behandeln.

    4. Die Heirat Hadwigs mit Hugo von Franzien

    Die zeitgenössischen historischen Quellen wissen nur wenig über diese Schwester OTTOS DES GROSSEN. Wenn sie überhaupt - wie Widukind, Flodoard und Hugo von Fleury - von ihrer Person Kenntnis haben, so ist ihnen der Name Hadwigs doch unbekannt, der uns in einer Urkunde ihres Vaters, König HEINRICH I., überliefert ist. Eine Urkunde Herzog Hugos von Franzien, des Gemahls der Hadwig, vom 14. September 937 ermöglicht uns die chronologische Einordnung dieser Vermählung.
    Wir wissen auch nicht, von welcher Seite die Initiative zu dem Ehebündnis zwischen dem ost- und westfränkischen Reich ausging. Philippe Lauer nahm an, es handle sich hier um "un pretexte [von Seiten OTTOS DES GROSSEN] pour intervenir en France" und tadelte in seiner eher nationalistischen Sicht der Geschichte des 10. Jahrhunderts wegen "les plus graves consequences... des invasions allemandes en France", die Folgeerscheinung dieser Politik werden sollten. August Heil dagegen sah die Initiative eher bei Hugo dem Großen, da dieser für den "beabsichtigten Kampf gegen Ludwig den nötigen Rückhalt" gesucht habe.
    Wohl beide Seiten erwarteten sich Vorteile aus dieser Vermählung: Hugo suchte (und fand) eine zusätzliche Stütze für seine Politik im ostfränkischen Reich, während OTTO I. ein zusätzliches Gewicht in die Waagschalen der lothringischen Frage legen konnte, einer Frage, die immer noch als unentschieden angesehen werden mußte.


    5. Die Einflußnahme Ottos und Bruns im Westreich

    König Ludwig IV. gelang es nicht, seinem Anspruch auf Lothringen mit realem politischen Gewicht durchzusetzen, den er in der Heirat mit der Witwe des lothringischen Herzogs hatte bekräftigen wollen. OTTO nutzte die Gelegenheit seines Aufenthaltes in Lothringen und traf sich mit den innenpolitischen Gegnern des westfränkischen Königs, obwohl dieser nun sein Schwager geworden war. Dieses Bündnis mit den Gegnern Ludwigs nahm ein Jahr später sogar vasallitische Formen an: "Hugo et Heribertus... Othoni regi obviam proficiscuntur; cui conjuncti at Atiniacum eum perducunt, ibique cum Rotgario comite ipsi Othoni sese committunt." König Ludwig wurde so durch dieses Bündnis in die Zange genommen, konnte sich nicht behaupten und mußte nach militärischen Niederlagen gegen Hugo und OTTO 942 das faktische Scheitern seiner Pläne anerkennen: der ostfränkische König verblieb im Besitz Lothringens.
    Die ältere Forschung nahm an, es sei hauptsächlich Gerberga gewesen, die ihren Gemahl zu diesem Verzicht bestimmt habe. Doch gegen eine solche Hypothese lassen sich eine Reihe von Einwänden vorbringen: die politische Vorgeschichte Gerbergas, vor allem ihre eigenmächtige Heirat mit dem westfränkischen König, läßt es als wenig wahrscheinlich erscheinen, sie habe sich nun urplötzlich zum Anwalt der ostfränkisch-deutschen Interessen gemacht. Die Einwilligung der Witwe des lothringischen Herzogs in die neue Ehe mit Ludwig IV., deren politische Bedeutung Gerberga wohl kaum verborgen geblieben sein dürfte, und die Tatsache, dass Ludwig auch nach der Hochzeit seinen Kampf um Lothringen nicht aufgegeben hat, lassen erkennen, daß die Königin nicht bezüglich Lothringens Einfluß im Interessse der ottonischen Politik ausgeübt haben kann. Der Friedensschluß von Vise war weniger das Ergebnis eines familiären Komplotts als das Resultat einer tatsächlichen Überlegenheit OTTOS, einer Tatsache, die sicher auch die Königin Gerberga in Rechnung zu stellen wußte. Wenn sie daher ihren Mann tatsächlich zum Verzicht auf Lothringen bewogen haben sollte, so geschah das in seinem und nicht in OTTOS Interesse. Und noch eine weitere gewichtige Tatsache spricht gegen eine derartige Argumentation: der erstgeborene Sohn des französischen Königspaares, der im Jahr 941 das Licht der Welt erblickte, wurde auf den Namen Lothar getauft. Wir kennen die programmatische Bedeutung der Namensgebung im Mittelalter: in dieser Namenswahl für den präsumptiven Thronfolger läßt sich eine deutliche Manifestation des königlichen Willens sehen, den Anspruch auf das alte Kernland der KAROLINGER nicht aufzugeben.
    Der Frieden von Vise, mit dem OTTO zunächst eine neutrale Haltung einnahm, bedeutete für Ludwig nicht die endgültige Resignation: er nahm noch einmal den Kampf gegen die politische Übermacht seiner Gegner auf. Erst die Katastrophe von Rouen - Ludwig wurde gefangengenommen und an Hugo von Franzien ausgeliefert - bedeutete das Aus für alle Unternehmungen, dem Königtum der KAROLINGER wieder zu neuem Ansehen zu verhelfen. In dieser Krisensituation des westfränkischen Königtums tritt Gerberga wieder in das Licht der Geschichte: als Regentin weigerte sie sich, den Thronfolger Lothar als Geisel zu stellen, und sandte statt Lothar ihren zweitgeborenen Sohn Karl. Auf diese Weise kam der König frei: er mußte freilich auf Laon - ein Ort, der für das ohnehin nicht besonders starke Königtum der späten KAROLINGER besondere Wichtigkeit hatte und gerade für König Ludwig die letzte Basis seiner Macht gewesen war - verzichten. Ludwig wäre nun in die Rolle eines Schattenkönigs abgesunken, hätte nicht Gerberga den Anstoß für die große politische Umorientierung gegeben. Allen bisherigen Gegensätzen zum Trotz bat sie ihren Bruder OTTO I. um Hilfe und Schutz.
    Alle früher abgeschlossenen Bündnisse stürzten nun um. OTTO ergriff fortan die Partei des westfränkischen Königs gegen die Versuche Herzog Hugos, das Königtum im Westreich völlig zu entmachten. Nur kurze Zeit später unternahmen die neuen Verbündeten einen Feldzug gegen die Gegner Ludwigs IV., der König OTTO und das ostfränkische Heer bis vor die Tore von Paris und Rouen führte. Auch in den folgenden Jahren blieb die Zusammenarbeit zwischen den beiden Schwägern eng: Ludwig und OTTO trafen sich zwischen 946 und 950 fünfmal: das Osterfest 949 verbrachte Gerberga bei ihrem Bruder OTTO DEM GROSSEN in Aachen "regressa Remos...cum fraterni auxilii pollicitatione". Ein Jahr zuvor war auf der Synode zu Ingelheim, also auf dem Gebiet des ostfränkischen Reiches, der seit Jahren schwelende Reimser Bischofsstreit entschieden worden. Der Kandidat König Ludwigs, Artold, wurde durch päpstliche Entscheidung erneut bestätigt, und hiermit war implizit das Königtum Ludwigs unter die Garantie König OTTOS und des Papstes genommen worden. Eine solche Politik brachte es zwangsläufig mit sich, daß der ostfränkische König zu einem bestimmenden Faktor in der westfränkischen Innenpolitik wurde. Am deutlichsten können wir dies an der Synode zu Ingelheim beobachten, bei der auf ostfränkischem Boden unter Beteiligung deutscher und französischer Prälaten über eine Angelegenheit der Politik und der Kirche des Westreiches entschieden wurde. Die Verwandtschaft der Königin Gerberga zu den OTTONEN und ihre politische Wendigkeit verlängerte die Herrschaft der KAROLINGER im Westen um Jahrzehnte.
    Gerberga ließ sich beim Abschluß von Bündnissen immer von den jeweiligen politischen Notwendigkeiten leiten, wie dies die Koalitionen, die sie seit 942 abschloß, deutlich zeigen. 953 vermittelte sie einen Waffenstillstand zwischen König Ludwig und ihrem Schwager Hugo dem Großen. Zwei Jahre später kam ihr Gatte, König Ludwig, bei einem Jagdunfall ums Leben. Hätte sich Gerberga, nun zum zweiten Mal Witwe geworden, allein an den deutschen König gewandt, wäre das französische Königtum auch formell dem deutschen unterstellt worden: OTTO wäre jetzt noch der äußeren Form nach in die Stellung eines großfränkischen Herrschers hineingewachsen. Doch Gerberga handelte anders: sie wandte sich an den bisher schärfsten Rivalen, Herzog Hugo von Franzien, und konnte tatsächlich die Unterstützung Hugos (der, was wir nicht vergessen dürfen, ja Gerbergas Schwager war) für die Wahl ihres Sohnes (und Hugos Neffen), des minderjährigen Lothar, zum westfränkischen König erhalten. Man kann nur Vermutungen anstellen, welche Motive Herzog Hugo bewogen haben, nicht die Schwäche des Königtums und der Königin Gerberga auszunutzen und sich nicht selbst die französische Königskrone aufs Haupt zu setzen. Vielleicht fürchtete er den Widerstand König OTTOS I., möglicherweise fühlte er aber schon seinen Tod herannahen. Zudem blieb er auch unter einem noch minderjährigen König Lothar der starke Mann im westfränkischen Reich.
    Als Hugo der Große im Jahr 956 starb, war Königin Gerberga die unumstrittene Regentin Frankreichs. In dieser dritten Phase ihres politischen Wirkens war die Zusammenarbeit mit den übrigen Mitgliedern der sächsischen Königsfamilie am engsten. Die Macht und das Ansehen OTTOS DES GROSSEN hatten nach seinem Sieg in der Lechfeldschlacht ihren Höhepunkt erreicht. Nach dem Tod König Ludwigs IV. und Herzog Hugos des Großen konnte zudem keiner von den beteiligten Parteien mehr versuchen, den einen gegen den anderen auszuspielen. Die Regierung des westfränkischen Reiches lag praktisch in den Händen eines ottonischen Familienrates, in den Händen von Gerberga, Hadwig und Brun, dem Erzbischof von Köln und Bruder OTTOS DES GROSSEN. Nun, nach dem Tod ihres Gemahls, Hugo der Große, tritt auch Hadwig aus dessen Schatten heraus und findet in der Geschichtsschreibung Erwähnung. Brun waltete im Auftrag König OTTOS "als eine Art Reichsverweser, an der Spitze eines ottonischen Familienrates,... in den Landen zwischen Rhein und Loire".
    Die starke Anlehnung an die Mitglieder der liudolfingischen Familie garantierte Gerberga zwar auf der einen Seite den Erhalt des Status quo zwischen den führenden Familien Frankreichs und damit das Königtum ihres Sohnes Lothar, erforderte aber auf der anderen Seite ein starkes Entgegenkommen gegenüber ihrem Bruder Brun. So war sie 957 gezwungen, an einem Feldzug Bruns gegen die Familie der REGINARE, also gegen die Verwandten ihres 1. Gemahls, teilzunehmen. Ein Jahr zuvor hatte Brun dafür gesorgt, dass Gerberga ihr Witwengut zurückerhielt. 959 verbrachten Gerberga und ihr Sohn, König Lothar - Hadwig war wohl Anfang dieses Jahres verstorben - gemeinsam mit Brun das Osterfest in Köln; bei dieser Gelegenheit mußte Lothar in aller Form auf jegliche Ansprüche auf Lothringen verzichten. Möglicherweise wollte Brun hiermit mehr dem Einfluß seiner Schwester, der Königin-Mutter Gerberga, auf den jungen König Lothar vorbeugen, wenn er von Lothar "securitas" für Lothringen verlangte. Denn die Königin Gerberga wie auch ihre Schwester Hadwig dürften in erster Linie die Interessen ihrer Söhne Lothar und Hugo (Capet) im Auge gehabt haben und nicht diejenigen ihrer Brüder, also die Interessen von OTTO DEM GROSSEN und Brun; beide werden versucht haben, den Kindern für die Zukunft alle politischen Möglichkeiten offenzuhalten.
    Über die Grundlinien der Politik vergaß Gerberga jedoch nicht die Erfordernisse des Augenblicks. Nach dem Tod Erzbischof Artolds von Reims (des Erzbischofs, der im Jahr 948 von der Synode zu Ingelheim bestätigt worden war) versuchte das Haus VERMANDOIS erneut, seinen Kandidaten Hugo durchzusetzen. Gerberga bat ihren Bruder Brun um Hilfe: ihr gemeinsamer Kandidat Odelrich wurde zum Erzbischof von Reims gewählt. Mit diesem Mann hat Brun zugleich einen seiner Schüler auf den Erzbischofsstuhl dieser wichtigen Diozöse gebracht.
    Höhepunkt - und Abschluß - der "Familienregierung" im westfränkisch-französischen Reich war der Kölner Hoftag im Juni 965: als unumstrittener Hegemon sammelte Kaiser OTTO DER GROSSE seine Familienangehörigen um sich und zeigte sich in seiner neu gewonnenen Kaiserwürde. Auf diesem Hoftag wurde zudem ein neues Ehebündnis zwischen Ost- und Westreich geschlossen: der Kaiser verlobte seine Stieftochter Emma (die Tochter der Kaiserin Adelheid aus deren erster Ehe mit König Lothar von Italien) mit König Lothar von Frankreich.
    Von einer formalen Abhängigkeit des Westreiches von Kaiser OTTO DEM GROSSEN kann aber auch zu diesem Zeitpunkt keine Rede sein, wenn sie rein äußerlich auch bestanden haben mag. Gerberga hinterließ bei ihrem Tod, der sie vier Jahre nach dem Tode ihres Bruders Bruno von Köln und vier Jahre vor dem Tod ihres ältesten Bruders OTTO DER GROSSE erteilen sollte, ihrem Sohn Lothar eine stabilere Herrschaft als diese Gerbergas Gemahl und Lothars Vater, König Ludwig IV., bei seiner Rückkehr auf das Festland vorgefunden hatte. Das politische Erbe seiner Mutter gab König Lothar die Chance, noch einmal nach der Herrschaft über das alte karolingische Kernland greifen zu können.

    6. Zusammenfassende Würdigung Gerbergas und Hadwigs

    König OTTO I. hatte das Hauptziel seiner Westpolitik von seinem Vater HEINRICH I. geerbt: die Herrschaft über Lothringen zu sichern. Nur die Herrschaft über dieses alte karolingische Kernland ermöglichte es dem jungen Reiche König OTTOS I., das Übergewicht über das westfränkische Reich zu gewinnen und schließlich auf diese Weise auch in das Erbe KARLS DES GROSSEN, die Kaiserwürde eintreten zu können. Um dieses Ziel seiner Politik zu verwirklichen, benutzte König OTTO geschickt die vorgefundenenen Spannungen im Westreich, die es ihm ermöglichten, Lothringen für sein Reich zu sichern. Der entscheidende Angelpunkt für ein solches Vorgehen war die Verbindung OTTOS DES GROSSEN mit den ROBERTINERN, und zwar mit dem mächtigen Herzog Hugo von Franzien, dem latenten Hauptgegner König Ludwigs IV. Transmarinus. Ein direkter Weg führt von der Hochzeit Hugos des Großen mit der Schwester König OTTOS, mit Hadwig, zum Bündnis von Attigny: diese Heirat erwies sich, auch wenn dies nicht von vornherein geplant gewesen sein sollte, als ein bewußt eingesetztes Mittel der ottonischen Politik, um Hugo von Franzien an den ostfränkischen König zu binden und so die Gefahr für Lothringen, die in der Herrschaft der KAROLINGER im Westreich weiter am Schwelen war, abzuwenden.
    Die Ehe der anderen der beiden Schwestern König OTTOS I., der Gerberga, mit König Ludwig IV. muß schon vom Ansatz her anders beurteilt werden. OTTO wurde von seiner Schwester überspielt, mit der er andere Pläne hatte: Gerberga handelte selbständig. König Ludwig IV. seinerseits dürfte hauptsächlich an die Untermauerung der karolingischen Ansprüche auf Lothringen gedacht haben. Die Bedeutung jedoch, die diese Ehe in den folgenden Jahren noch für das westfränkische Königtum gewinnen sollte, konnte von keiner Seite vorausgesehen werden. Die Verbindung mit Gerberga verschaffte dem westfränkischen König die Verwandtschaft mit König OTTO I. und damit einen Schwager, der Ludwig die Hilfe geben konnte, die er brauchte, um im Kampf gegen seine inneren Feinde das Königtum für sich und seinen Sohn behaupten zu können. Aber auch für OTTO DEN GROSSEN wirkte sich die Vermählung seiner Schwester Gerberga, obwohl sie gegen seinen Willen geschehen war, letztendlich zum Vorteil aus: die gleichartigen Verwandtschaftsverhältnisse zu den beiden führenden Häusern Frankreichs ermöglichte es dem ostfränkisch-deutschen König, ab 945, als die Bedrohung Lothringens durch die innenpolitischen Schwierigkeiten König Ludwigs in den Hintergrund getreten war, zwischen den beiden Parteien vermittelnd einzugreifen und somit de facto zum heimlichen Herrscher im Westreich zu werden. Nach außen hin ließ sich diese faktische Herrschaft OTTOS DES GROSSEN in der Form familiärer Beziehungen und Kontakte ausüben. "Seine Verwandtschaft mit den beiden feindlichen Geschlechtern ließ seine westfränkische Politik als Familiensache erscheinen und warf auf die faktische deutsche Vorherrschaft einen versöhnenden Schimmer."
    Die Zeitgenossen haben OTTOS Position offenbar nicht als hegemonial empfunden. Die französische Geschichtsschreibung kennt weder eine "nationale" Abneigung gegen eine "Fremdherrschaft" noch sieht sie in Ludwig IV. oder Lothar abhängige Monarchen. "OTTO war also für die Westfranken weniger der große fremde Herrscher als vielmehr der mächtige Verwandte des königlichen Hauses, der eine Art patriarchalische Stellung inmitten einer großen königlichen und fürstlichen Familie einnahm."
    Die Bindungen zwischen dem ost- und dem westfränkischen Reich überdauerten deshalb auch nicht den Tod der Hauptakteure. Mit dem Tod Gerbergas und dem Beginn der selbständigen Regierung Lothars entwickelten sich die beiden Reiche wieder auseinander, ja sogar gegeneinander.

    Ehlers Joachim: Seite 14,23, "Die Kapetinger"

    Zwischen sächsischer Herkunft und westfränkischem Königsdienst Roberts sah die ältere Forschung einen Widerspruch. Er sollte dadurch beseitigt werden, daß dem notorisch phantasievollen Richer, der den Namen Widukind seinem gelehrten Wissen von den Sachsenkriegen KARLS DES GROSSEN mühelos hätte entnehmen können, Erfindungen unterstellt wurde; für Aimoin glaubte man an einen Reflex späterer Vorgänge, nämlich der Heirat des dux Hugo Magnus; Roberts Enkel, im Jahre 937 mit Hadwig, der Tochter König HEINRICHS I. und Schwester OTTOS I., über die der Name Heinrich in das französische Königshaus gekommen ist.
    Weil die sächsischen Könige außerdem begehrte Bundesgenossen westlicher Großer waren, ergaben sich Heiratsverbindungen: OTTOS I. Schwester Hadwig heiratete 937 Hugo Magnus und wurde Mutter des späteren Königs Hugo Capet.

    Wies Ernst W.: Seite 63,71,123,232,238, "Otto der Große. Kämpfer und Beter."

    Einen weiteren wichtigen Hinweis für HEINRICHS Willen, das Thronfolgerecht OTTOS sichtbar zu machen, finden wir im Verbrüderungsbuch der Abtei Reichenau. Hier sind in einem Eintrag verzeichnet: König HEINRICH und seine Frau Mathilde, die drei Söhne OTTO, Heinrich und Brun, die Töchter Gerberga und Hadwig.
    Die jüngere Schwester Hadwig wurde dem mächtigen Herzog Hugo von Francien angetraut, der wohl der einflußreichste Großvasall im westfränkischen Reich war. Mit ihrer beider Sohn Hugo Capet, König von Frankreich (987-996), beginnt die große Königsreihe des capetingischen Geschlechts. Die Sächsin Hadwig ist ihre Stammutter.
    Um Hugo noch stärker an sich zu binden, vermittelte OTTO eine Ehe Hugos mit seiner Schwester Hadwig im Jahre 937.
    Zwar war die französische Reichsführung schwach und stand unter den Einfluß von OTTOS Bruder, dem Erzbischof Brun und den beiden ottonischen Schwestern, Gerberga und Hadwig.
    Daneben, mit der Krone von Frankreich, des Kaisers Schwester Gerberga, die Witwe König Ludwigs IV., mit ihrem Sohn, König Lothar. Dann war da die andere Schwester des Kaisers, Hadwig, die Frau des mächtigen Herzogs Hugo von Francien, die Mutter des großen Hugo Capet und Stammutter des capetingischen Königsgeschlechts, das sieben Jahrhunderte dem Throne Frankreichs die Könige stellte.

    935/37 oo 3. Hugo der Große Herzog von Franzien 895-16./17.6.956

    Kinder:

    3. Ehe
    - Beatrix 938-23.9.nach 987
    954 oo Friedrich I. Herzog von Ober-Lothringen - 18.5.978
    - Hugo Capet König von Frankreich 940-24.10.996
    - Emma 945-18.3.968
    960 oo 1. Richard I. Herzog von der Normandie um 933-20.11.996
    - Odo Herzog von Burgund 945-23.2.965
    - Otto-Heinrich Herzog von Burgund 948-15.10.1002

    Literatur:
    Adelheid Kaiserin und Heilige 931 bis 999 Info Verlag Karlsruhe 1999 - Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 157,365 K 13 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 42,64,84 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 14,23,42,46 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 IV,6 Seite 10,28,34,36,40,42,188,191,193,244,274 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 84,293,295 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 26,38,69,72,76,88,94 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 71,120,128,162,171,324 - Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 Seite 61,77,85 - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan (Hrsg.): Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung "Otto der Große, Magdeburg und Europa" Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001 Seite 25,262 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 207,213 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 11,19,22,43,75,79 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 171,260,285 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 494,512 - Wies Ernst W.: Otto der Große. Kämpfer und Beter. Bechtle Verlag Esslingen 1989 Seite 63,71,104,123,167,193,232,238 -

    Gestorben:
    9.1.

    Kinder:
    1. von Frankreich, Hugo Capet wurde geboren um 940 in Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich; gestorben am 24 Okt 996 in Melun [77000],Seine-et-Marne,Île-de-France,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich.
    2. von Franzien, Beatrix wurde geboren in 938; gestorben nach 987.
    3. von Franzien, Emma wurde geboren in 945; gestorben am 18 Mrz 968.
    4. von Burgund, Otto wurde geboren um 945; gestorben am 23 Feb 965.
    5. 1. von Burgund, Otto Heinrich wurde geboren um 948; gestorben am 15 Okt 1002 in Pouilly-sur-Saône [21250],Côte-d’Or,Burgund,Frankreich.


Generation: 3

  1. 4.  von Neustrien, Robert I. wurde geboren um 866 (Sohn von Robert und von Tours, Adelheid); gestorben am 15 Jun 923 in Soissons [2200],Aisne,Picardie,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich; Graf von Paris
    • Titel/Amt/Status: Franzien,Frankreich; Herzog von Franzien
    • Titel/Amt/Status: 922-923, Frankreich; König von Frankreich

    Notizen:

    Robert I. von Neustrien
    König von Frankreich (922-923)
    Herzog von Franzien
    Graf von Paris
    postum 866-15.6.923 bei Soissons
    2. Sohn des 866 gegen die Normannen gefallenen Grafen Robert der Tapfere von Paris aus seiner 2. Ehe mit der Adelheid von Tours, Tochter von Graf Hugo

    Lexikon des Mittelalters: Band VII Spalte 884

    Robert I., westfränkischer König 922-923
    + 15. Juni 923 gefallen Soissons
    oo Beatrix, Schwester Heriberts II. von Vermandois

    Nach dem Tode Roberts des Tapferen 866 verhinderte KARL DER KAHLE die Nachfolge von dessen minderjährigen Söhnen Odo und Robert, die erst seit den 80-er Jahren ihre Macht vor allem in Neustrien wieder errichten konnten. Robert, Laienabt von Marmoutier, rückte nach der Königswahl des Bruders 888 weitgehend in dessen Stellung als Herr des robertinischen Herrschaftskomplexes ein und wurde von Odo nachdrücklich gefördert (893 marchio, Inhaber mehrerer Grafschaften, Laienabt von St-Martin [Tours], St-Denis, St-Germain-des-Pres, Notre-Dame de Morienval, St-Amand). In den Abmachungen mit dem rivalisierenden KAROLINGER Karl III. dem Einfältigen von 897 vermochte Odo dem Bruder zwar nicht das Königtum, wohl aber die Besitzungen und Rechte der Familie zu sichern. Robert anerkannte Karls Königtum nach dem Tod des Bruders 898 und erschien bis 920 häufig in der Umgebung des KAROLINGERS. Als marchio Neustriens in beständigem Konflikt mit den Normannen des unteren Seinegebietes, gelang Robert im Bund mit Richard von Burgund im Juni 911 ein entscheidender Normannesieg bei Chartres, Voraussetzung für deren allmähliche Einbeziehung ins westfränkische Reich. Bei der Taufe des Normanneführers Rollo fungierte Robert als Pate. Sein gutes Verhältnis zum König nutzte er 914 für eine Nachfolgeregelung zugunsten seines Sohnes Hugo Magnus, die die Kontinuität robertinischer Herrschaft in W-Franken gewährleistete. 920/21 zunehmend von Karl III. wegen dessen umstrittenen Günstlings Hagano entfremdet, wurde Robert nach militärischen Auseinandersetzungen von einer Adelsopposition am 29. Juni 922 in Reims gegen Karl zum König gewählt und einen Tag später durch Erzbischof Walter von Sens in St-Remi (Reims) gekrönt. Das robertinische Königtum, das sich hauptsächlich auf Roberts Macht in Neustrien und der Francia stützte, blieb freilich im Reich umstritten. Ein wichtiger Erfolg gelang 923 auf einem Herrschertreffen mit dem ostfränkischen König HEINRICH I. (vermutlich an der unteren Ruhr), der Roberts Königtum und seine Herrschaft über Lotharingien anerkannte. Kurz danach fand Robert I. in einer Schlacht gegen das Heer Karls III. den Tod. Seine Anhänger wählten am 13. Juli 923 Roberts Schwager Rudolf von Burgund zum neuen König [Eigene Anmerkung: Auch wenn im Lexikon des Mittelalters Band VII Spalte 1077 bei Rudolf von Burgund dieselbe Aussage getroffen wird, halte ich Rudolf von Burgund für den Schwiegersohn und nicht Schwager Roberts I. Als Tochter Roberts des Tapferen müßte Emma um 865 geboren sein. Ihr Ehemann Rudolf wäre ungefähr 30 Jahre jünger gewesen, denn sein Vater Richard starb erst im Jahre 921, seine Mutter Adelheid nach 929 und sein Bruder Hugo im Jahre 952, so daß Rudolfs Geburtsjahr kurz vor 890 anzunehmen ist.].

    Literatur:
    B. Schneidmüller, Karolingische Tradition und frühes französisches Königtum, 1979, 138ff. - F. J. Felten, Äbte und Laienäbte im Frankenreich, 1980, 52ff. - I. Voss, Herrschertreffen im frühen und hohen Mittelalter, 1987, 49ff. - K. F. Werner, Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000, 1989, 467ff. - W. Kienast, die fränkische Vasallität, 1990, 463ff. -

    Thiele Andreas: Band II Teilband 1 Tafel, "Erzählende genealogische Stammtafeln"

    Robert I. war eine wichtige Stütze seines Bruders, wurde 893 Graf von Poitiers, 898 Markgraf von Neustrien, Graf von Paris und Orleans, Laienabt von St. Denis, St. Martin/Tours und Marmoutier. Nach dem Tode seines Bruders Odo erkannte er König Karl III. an, bekam weitere Ämter, Rechte und Besitzungen dazu und wurde Lehnsherr der Gascogne, was die Gegensätze zu Aquitanien-Septimanien noch verstärkte. Auf Grund seiner Vormachtstellung engte Robert die Wirksamkeit des karolingischen Königtums ein. Am 20.7.911 besiegte er die Normannen bei Chartres. Er rebellierte 920 als Exponent anderer Kronvasallen gegen Karl III. und wurde am 29.6.922 in Reims von einer Adelsopposition zum König erhoben, obwohl Karl die Ansprüche Roberts auf das Land zwischen der Seine und der Loire - die spätere Ile-de-France - anerkannt hatte. Robert handelte auf Betreiben seiner Ratgeber und des dem König feindlich gesinnten Adels. Karl III. kam jedoch im folgenden Jahr an der Spitze einer mächtigen Armee, die er in Lothringen ausgehoben hatte, zurück. In der entscheidenden Schlacht in der Nähe von Soissons gegen Karl den Einfältigen siegten zwar die Aufständischen, aber Robert fiel. Damit war der Versuch der ROBERTINER, die Königskrone an ihre Familie zu bringen, erneut gescheitert.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 448,467,471,474,481-484, "Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

    Allzu offensichtlich hatte Odo nur an die Mehrung seiner Hausmacht gedacht. Sämtliche Grafschaften, die er nach karolingischer Tradition als König nicht mehr selbst verwalten konnte, übertrug er seinem Bruder Robert, dazu noch alle Abteien, voran Saint-Martin in Tours. Er machte Robert zum Markgrafen von Neustrien und unterstützte ihn auch noch bei der Ausdehnung nach Aquitanien. Nur den Verlust der Grafschaften Troyes und Sens konnte Odo nicht verhindern, die ihm im Jahr 895 von Richard von Autun entrissen wurden.
    Die Gegenleistung Karls bestand darin, daß er die Stellung und Rechte des marchio (Markgrafen) von Neustrien anerkannte, die Odos Bruder Robert 892 und 893 aus der Hand "seines" Königs erhalten hatte. Über diesen Punkt der Vertragsbestimmungen besteht Gewißheit. Robert und Richard erscheinen nach 898 in den Urkunden Karls III. mit dem Titel marchio. Außerdem weiß man, daß Robert im Jahr 914 mit Erfolg darum nachsuchte, Karl möge seinen Sohn Hugo schon damals als Nachfolger in sämtlichen honores seines Vaters bestätigen: in der Stellung eines Markgrafen von Neustrien, im Besitz der Grafschaften und Klöster.
    Chartres, dessen Verteidigung Bischof Gauciolenus (Gauzhelm) heldenhaft leitete, wurde von einem starken normannischen Heer belagert. Am 20. Juli 911 erfolgte der Gegenangriff der zu Hilfe gerufenen und konzentrisch vereinigten Streitkräfte der Markgrafen Robert von Neustrien und Richard von Burgund, den sein mächtiger Vasall Manasse begleitete; außerdem beteiligten sich noch die Leute des Grafen Ebalus von Poitiers. 6.000 Normannen fielen im Kampf.
    Eben diese "Loire-Normannen" hatten vor 919 die Bretagne in ihre Gewalt gebracht und nötigten dadurch Markgraf Robert von Neustrien, das Land gegen einen stets aufs neue gefährlichern Feind zu verteidigen.
    Dieser Sturz Karls III. scheint unverständlich, wenn man feststellt, daß Robert von Neustrien noch im Jahr 918 als "Rat und Beistand unseres Reichs" angeredet wurde, daß er sich noch 919 und 920 am Hof aufhielt. Es besteht aber ein Zusammenhang mit der Person Haganos und der Stellung, die ihm der König um jeden Preis auch im W-Reich verschaffen wollte. Um ihm im Königreich zu verankern, verlieh er ihm im Jahre 922 einfach eines der wenigen Klöster, über das die Dynastie noch verfügen konnte: Chelles, wo KARLS DES KAHLEN Tochter Rothild Äbtissin war. Sie war außerdem auch die Schwiegermutter von Hugo dem Großen, dem Sohn Roberts von Neustrien. Diese unkluge Handlung hatte sofort zur Folge, daß das Heer der ROBERTINER unter Hugos Führung aufgeboten wurde und daß sich nahezu alle Großen vom König lossagten.
    Dem politischen Scheitern folgte der moralische Verfall: In seiner verzweifelten Lage rief der König einen Heiden zu Hilfe, den Normannen-Führer Rögnvald. Dafür wurde Karl von den Großen abgesetzt, die statt seiner Robert von Neustrien erwählten. Robert wurde am 30. Juni 922 in Reims durch Erzbischof Walter von Sens gekrönt, der auch schon Odos Königsweihe vollzogen hatte.
    Karl konnte noch einige Truppen in Lotharingien aufbieten und war so mutig, damit bei Soissons Robert entgegenzutreten. In dieser Schlacht fiel Robert am 15. Juni 923. Aber Karl unterlag, und die Sieger beharrten auf ihrer Entscheidung, den KAROLINGER abzusetzen.

    Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Seite 36-38, "Die französischen Könige des Mittelalters"

    ROBERT I. 922/923 und RUDOLF I. 923-936

    Robert I.
    geboren vor 866, gestorben am 15.6.923 in der Schlacht bei Soissons
    Sohn Roberts des Tapferen und Adelheids

    Bruder:
    Odo, König

    Kinder:
    aus erster Ehe
    Emma oo König Rudolf
    Lietgard oo Heribert II. von Vermandois

    aus zweiter Ehe mit Beatrix von Vermandois, vor 900
    Sohn Hugo

    888 Übernahme der Grafschaften und Abteien der ROBERTINER, wichtige Rolle unter König Odo und Karl III.
    20.7.911 Sieg über die Normannen bei Chartres
    920 erste Empörung gegen Karl III.
    29./30.6.922 Wahl, Salbung und Krönung in St-Remi-de-Reims
    923 Frühjahr Freundschaftsvertrag mit König HEINRICH I.

    Roberts kurze Regierungszeit tritt ganz zurück hinter die vielen Jahrzehnte, in denen er unter den Königen Odo und Karl eine überragende Rolle gespielt hat. 866 war er noch ein Knabe, dem man wie seinem älteren Bruder, angeblich seines geringen Alters wegen, das Erbe des Vaters, Roberts des Tapferen, verwehrte. Seit 886 erscheint Robert als Laienabt von Marmoutier, 888 übernahm er die Grafschaft Paris - und das übrige robertinische Hausgut, das Odo in seinen ersten Jahren als König noch tatkräftig vermehrte. Zu den Grafschaften Tours, Anjou, Blois und Paris kamen die bedeutenden (ehemaligen Königs-)Klöster Marmoutier, St-Martin in Tours, St-Aignan in Orleans, St-Denis, St-Germain-des-Pres, St-Amand und Morienval, die Robert als Laienabt beherrschte. Der überragenden Macht, über der man aber nicht die ähnlich mächtigen Konglomerate in der Hand Richards "Justitiarus" in Burgund und vor allem Wilhelms des Frommen in (Groß-)Aquitanien vergessen darf, entsprach das Selbstbewußtsein, wie es sich in eigenen Urkunden und königlichen Diplomen Odos wie Karls des Einfältigen widerspiegelt.
    In derselben königsgleichen Stellung diente er Karl mehr als 20 Jahre in Treue. Noch 918 bezeichnete ihn Karl als venerabilis marchio nostri quidem regni et consilium er iuvamen (verehrungswürdiger Markgraf, Rat und Hilfe unserer Herrschaft, D 92). Ob er bereits wenig später die breite adlige Opposition anführte, ist ungewiß. Nach Flodoard verließen 920 fast alle Grafen der Francia bei Soissons ihren König Karl, weil er seinen Ratgeber Hagano nicht entlassen wollte, den er aus einem "Mittleren" zu einem "Mächtigen" gemacht hatte. Robert wird nicht genannt, die erste Erwähnung bei Flodoard, Ende 921 im Zusammenhang mit Normannenkämpfen, deutet in keiner Weise auf eine besondere Rolle hin. Erst in der Empörung, nachdem Erzbischof Heriveus von Reims mit großer Mühe noch einmal einen Ausgleich vermittelt hatte, treten die ROBERTINER hervor, als Karl das altehrwürdige Frauenkloster Chelles an Hagano gegeben hatte. Das mußten die frondierenden Adligen als Provokation empfinden, speziell aber die ROBERTINER, wurde die Abtei doch der Schwiegermutter von Roberts Sohn Hugo weggenommen. Kurz nach Ostern 922 traf Hugo sich bei Fismes (Reims) mit einigen Grafen der Francia und Vasallen des Reimser Erzbischofs und zog mit einigen Grafen der Francia und Vasallen des Reimser Erzbischofs und zog mit ihnen gegen Karl und Hagano. Als sie flohen, rückte Hugo mit nunmehr 2.000 Kämpfern ihnen nach, bis zur Maas, und traf Giselbert, den 920 "viele Lothringer zum princeps gewählt hatten, nachdem sie König Karl verlassen hatten."
    Als Robert, der seinem Sohn gefolgt war, ihn zu einer Unterredung in den Raum von Laon zurückrief, nutzte Karl diesen Rückzug aus, um mit einigen Lothringern Reimser Kirchengut zu verwüsten. Nun ging Robert seinem Schwiegersohn Rudolf von Burgund entgegen, der ein Heer herbeiführte. Nach wochenlangen militärischen Manövern, tagelangem Verhandlungen auch, fiel die wichtige karolingische Festung Laon mit den Schätzen Haganos in die Hände der Aufständischen. Daraufhin verließen die Lothringer den König, "um nach Hause zu gehen", andere liefen zu den Aufständischen über, "täglich schwanden die Truppen Karls, wuchsen die Roberts", und Karl floh heimlich mit Hagano über die Maas.
    Nach dieser klassischen Herrscherverlassung wählten "die Franken Robert zu ihrem senior und huldigten ihm. Robert wurde also von den Bischöfen und Ersten in St-Remi vor Reims zum König erhoben" (Flodoard). Ob der Reimser Erzbischof Heriveus, der langjährige Vertraute Karls, in die Ereignisse der letzten Wochen nicht mehr hatte eingreifen können oder wollen, läßt Flodoard offen; er meldet nur lakonisch, dass er drei Tage nach der Krönung Roberts starb.
    Roberts Politik als König ist nur in Ansätzen zu erkennen. Das Erzbistum Reims konnte Robert in seinem Sinne neu besetzen. Er trug den Kampf nach Lothringen, wo Karl Zuflucht suchte, erreichte auch Anfang 923 die Anerkennung König HEINRICHS I. in Form eines Freundschaftsbündnisses, ungeachtet der Tatsache, dass der Sachse kaum ein Jahr zuvor im berühmten Bonner Vertrag König Karl Freundschaft zugesichert hatte. Als Karl ihm durch Übersendung einer Reliquie des heiligen Dionysius symbolträchtig daran erinnerte, "nahm HEINRICH das göttliche Geschenk mit den Ausdruck der höchsten Dankbarkeiten, verehrte die heiligen Reliquien" (Widukind I. 33) - und tat weder gleich noch später etwas für seinen Freund, obgleich er "doch so geartet war, dass er seinen Freunden nichts abschlug" (Widukind I. 39). Ob Robert als Preis für diese "flagrante Verletzung" der amicitia schon auf Lothringen verzichtete (Brühl ?). Im aktuellen Kampf um die Macht wäre es für ihn kein großer Verlust gewesen, war es doch immer wieder Rückzugsgebiet und Rekrutierungsbasis des Karolingers. Doch fällt auf, dass er noch auf dem Rückweg vom Treffen mit HEINRICH sich von einigen Lothringern Geiseln stellen ließ und ihnen einen Waffenstillstand einräumte. Wieweit Robert damit einen Anspruch auf Lothringen erhob, ob er sich hier wie auch im übrigen Reich hätte durchsetzen können, ist nur spekulativ zu beantworten: In Agde bezeichnete man seine Regierung als betrügerisch, im Maconnais galt er als Insurgent, in Cluny hingegen schon im November als König.
    Karl freilich war trotz der Verlassung nicht ausgeschaltet: Am 15. Juni 923, am Pfingstsonntag, überfiel er Robert und seine Anhänger beim Mittagessen. Die blutige Schlacht in der Nähe von Soissons brachte keine Entscheidung: Zwar verlor Robert das Leben, Karl aber mußte fliehen und konnte den Tod des Gegners nicht für seine eigene Anerkennung nutzen.

    1. oo Aelia

    893 2. oo Beatrix von Vermadois-Meaux, Tochter des Grafen Heribert I. , 880- 931

    Kinder:
    1. Ehe
    - Adele-Liegarde
    907 oo Heribert II. Graf von Vermandois 880-28.2.943
    - Emma 8890/95- Ende 934
    914 oo Rudolf Herzog von Burgund König von Frankreich vor 890-14./15.1.936

    2. Ehe
    - Hugo der Große 895-16.6.956

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 49 - Boshof Egon: Die Salier. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1987 Seite 69 - Brühl Carlrichard: Die Geburt zweier Völker. Deutsche und Franzosen Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 13,21,23,26,28,33,36,40,45,76 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 205,218,247 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 43,74,76,130 - Mexandeau Louis: Die Kapetinger. Editions Rencontre Lausanne 1969 Seite 61,65,66 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 158,190,194,198,200,202-204 - Schulze: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 151,154 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 5-409 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 448,467,471,474,478,481-484,486,489,492,501,504 - Wies Ernst W.: Otto der Große. Kämpfer und Beter. Bechtle Verlag Esslingen 1989 Seite 49,123 -

    Geburt:
    posthum

    Gestorben:
    in der Schlacht bei Soissons

    Robert heiratete von Vermadois-Meaux, Beatrix in 893. Beatrix (Tochter von von Vermandois, Heribert I. und von Meaux, Adele) wurde geboren in 880; gestorben nach 26 Mrz 931. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 5.  von Vermadois-Meaux, Beatrix wurde geboren in 880 (Tochter von von Vermandois, Heribert I. und von Meaux, Adele); gestorben nach 26 Mrz 931.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Frankreich; Königin von Frankreich

    Notizen:

    Beatrix von Vermadois-Meaux
    Königin von Frankreich
    880- nach 26.3.931
    Tochter des Grafen Heribert I. von Vermandois und der Adele von Meaux, Erb-Tochter von Graf Theutbert
    Nach Helmut Schwager ist ein heribertinischer Vater abzulehnen

    Treffer Gerd: Seite 62-63 "Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert)"

    Beatrix von Vermandois - die Witwe des Usurpators
    * um 870 , + um 930 Heirat: um 893
    Gemahlin Roberts I. (König 922-923)

    Beatrice ist die Frau Roberts von Blois. Er hat sich im Kampf gegen die Normannen ausgezeichnet. Karl der Einfältige ernennt ihn zum Marquis (sein Bruder Odo hatte von KARL DEM DICKEN für ähnliche Verdienste den Titel eines Grafen von Paris erhalten). Mit erwa 23 Jahren hat sie Robert geheiratet, für den die Ehe einflußreiche Verbindungen schafft. Beatrice ist die Tochter jenes großen Lehnsherren Herbert von Vermandois, der sein Gesetz den Gebieten nördlich der Seine diktiert, dem König die Stirn bietet (und ihn schließlich auch gefangensetzen wird - um seinem Haus den Weg frei zu machen). [Der Autor macht hier ihren Vater, Heribert I. und ihren Bruder, Heribert II., zu einer Person.] Mütterlicherseits entstammt sie dem Geschlecht der Grafen von Elsaß und Paris.
    Im Gegensatz zu Roberts erster Frau, Adele von Maine, die ohne Nachkommenschaft starb, hat Beatrice drei Kinder: Emma, Liutgard und Hugues (den Großen, der der Vater von Hugues Capet sein wird) [In der Fachliteratur wird allgemein davon ausgegangen, daß nur Hugo der Große aus der Ehe Roberts mit Beatrix stammt.]. Wie ihr Vater ist auch Beatrice dem regierenden König Karl III. feindlich gesonnen und stärkt die Hausmacht ihres Mannes, indem sie Emma 921 mit Raoul, dem Sohn des mächtigen Herzogs Richard von Burgund vermählt. Dies wird der Auftakt einer Serie sich überstürzender Ereignisse. Am 22. Juni 922 wird Karl der Einfältige, dem man vorwirft, er vernachlässige das westliche Reich zugunsten Lothringens, von den Großen abgesetzt. Zum Wahlkönigtum zurückkehrend, das natürlich ihre Macht stärkt, wählen sie am 29. Juni in Reims Herberts Schwiegersohn, Beatrices Mann. Als Robert I. läßt er sich am folgenden Tag von Gautier, dem notorischen Königsmacher salben. Herbert von Vermandois allerdings stellt sich nun auf die Seite des legitimen Königs.
    Beatrice wird nur kurze Zeit den begehrten Titel einer Königin von Frankreich tragen. Der KAROLINGER Karl sichert sich in Lothringen Unterstützung. Vor Soissons kommt es zur großen Auseinandersetzung. Am 15. Juni 923 wird Robert im Kampf getötet. Beatrice ist nun Witwe. Durch ihre Tochter Emma entrinnt sie allerdings dem Schicksal, von der Geschichte gänzlich vergessen zu werden. Sie bleibt durchaus eine einflußreiche Persönlichkeit und begabte Intrigantin. Nach Roberts Tod wird Gautier nämlich umgehend Raoul, Beatrices Schwiegersohn, zum König weihen. Von nun an wird es für den legitimen König schwierig. Er steht allein gegen eine Koalition mächtiger Barone; er schickt Otgive - oder Edwige - und ihren Sohn Ludwig in den Schutz seines Schwiegervaters Eduard I., König von Wessex, nach "Übersee". Der Kampf flammt wieder auf. Es folgt Verrat: Herbert bietet Karl erneut seine Hilfe an. Der König kommt zu ihm nach Saint-Quentin. Herbert läßt ihn im Turm von Chateau-Thierrry gefangensetzen. Selbst seine Freunde sind entsetzt. Herbert argumentiert, es handle sich weniger um einen Angriff auf die königliche Person, denn um einen Familienstreit: Der Vorfahr Karls III., Ludwig der Stamler, hätte Bernhard von Italien, seinen Vorfahr, verraten [Richtig ist, daß Karls III. Vorfahr LUDWIG DER FROMME Bernhard von Italien blenden ließ und dieser an den Folgen der grausamen Prozedur starb.]. Die Argumente konnten niemanden täuschen.Das Unglück des Königs begünstigt zu deutlich das Glück seines Schwiegersohnes.
    Herbert hat also den König gefangengesetzt. Seine Tochter Beatrice ist zufrieden. Seine Enkelin Emma kann einen neuen König von Frankreich zur Welt bringen. Der mächtige Clan der VERMANDOIS schickt sich an, an die Stelle der KAROLINGER zu treten [Die VERMANDOIS oder HERIBERTINER waren KAROLINGER im Mannesstamm.]. Die Königin-Mutter Beatrice lebt noch einige Jahre von ihrem zweifellos beträchtlichen Besitz, ehe sie mit rund 60 Lebensjahren stirbt.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 458 Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)

    VI. Generation 4

    Daß derselbe Herzog Robert, dessen Tochter, wie wir in der vorigen Anmerkung sahen, Heribert II., ehelichte, seinerseits eine Schwester Heriberts II. namens Beatrix geheiratet haben soll, diese Annahme verwarf Brandenburg aus zwei Gründen (Anmerkung zu Brandenburg VI, 3). Einmal, "weil sonst Heribert II. die Tochter seiner Schwester der Tante geheiratet haben würde, was nach den kirchlichen Vorschriften völlig ausgeschlossen war", zum anderen, weil die Nachricht, die das behaupte, "erst zwei Jahrhunderte später" auftrete. Damit, und mit den Worten, diese vermutete Gattin Roberts sei "angeblich Beatrix genannt" gewesen, beging Brandenburg allerdings eine erhebliche Ungenauigkeit. Daß die Mutter Hugos des Großen, des Sohnes Roberts, Beatrix hieß, ist nicht nur zeitgenössisch, sondern sogar urkundlich bezeugt. Am 26. März 931 urkundet Hugo in Tours für Sankt-Martin, HF 9, 719f. ...in eleemosyna domni et genitoris nostri Rotbertii quondam regis ac genetricis nostrae Beatricis atque nostra ... Aus der Formulierung (quondam beim Vater, domna bei der Mutter) dürfen wir entnehmen, daß Beatrix damals noch lebte, denn Hugo schenkt auch für sein eigenes Seelenheil. Beatrix wird noch in einer anderen Urkunde als Gattin Roberts und Mutter Hugos erwähnt (Vat. Reg. lat. 982, fol. 34 verso, ed. A. Vidier, Le Moyen Age 20 (1907) 289ff.) ... Hanc ...villam Willelmus comes Rotberto vice fratrum (S. Aignan d'Orleans) reddiderat comiti, et Rotbertus ... pro remedio anime suae etr anime uxoris suae Be.(sic) atque pro incolumitate filii sui Hugonis concessit ... Die Ehe Roberts mit Beatrix ist also gesichert. Hugo der Große hat eine Tochter, die künftige Herzogin von Ober-Lothringen, nach seiner Mutter Beatrix genannt, und einen unehelichen Sohn, künftigen Bischof von Auxerre, nach dem Vater seiner Mutter, also dem eigenen Großvater, Heribert (siehe unten VIII, 10 und 15, ferner Werner a.a.O.). Die Lösung des vermeintlich unüberwindlichen Verwandtschaftsproblem ist aber nun nicht nur theoretisch möglich - nämlich durch die Annahme; Herzog Robert habe aus seiner ersten Ehe jene Tochter (Adela) gehabt, die er Heribert II. zur Frau gab, und habe in zweiter Ehe Heriberts Schwester Beatrix geheeiratet - sondern die dazu passende Annahme findet ihre Bestätigung: Eine andere Tochter Roberts, Hemma, die als Gattin Rudolfs, Sohn Herzog Richards von Burgund, zeitweise westfränkische Königin war, ist tatsächlich nicht nur erheblich älter als ihr Bruder (asu zweiter Ehe) Hugo gewesen, sondern war in der Tat seine Halbschwester: Beide hatten nur den Vater, nicht aber die Mutter gemeinsam. In einer Urkunde, die bei Martene, Thesaur. anecd. 1,67 gedruckt ist, die ich aber nach der Kopie von Baluze, Bibl. Nat., Coll. Baluze 76, fol. 322 zitiere, und zu der ich das genaue Datum, 932 IV 15 Tours, aus dem Aufzeichnungen von Dom Lesueur, Bibl. Nat., ms. lat. 13898, fol.196 verso und der Kopie in Bibl. Nat., Collection Housseau, n nr. 164, ermittelt habe, (für alles Nähere verweise ich auf die von mir vorbereiteten Regesten der ROBERTINER-Urkunden) sprechen die Kanoniker von Saint-Martin de Tours von Emma, der sie eine Prekarie verleihen, als gloriosae reginae domae Immae domni Roberti regis filiae sororis suae (sc. Hugonis), als der Tochter Roberts und dadurch Schwester Hugos und dann von Hugo ut ipse germanae suae domnae Immae reginae successor existat. "Germana" aber bezeichnet die Schwester vom gleichen Vater. Ende 934 ist Emma schon gestorben (Flodoard 934).
    Durch die Ehe Roberts mit Beatrix sind alle ROBERTINER/KAPETINGER, die von beider Sohn Hugo dem Großen abstammen, Nachkommen KARLS DES GROSSEN. Es ergeben sich entsprechend erhebliche Unterschiede von der achten Generation an, gegenüber der Tafel von Brandenburg.

    Schwager, Helmut: Seite 57,233,406-409, "Graf Heribert II. von Soissons"

    Roberts Gattin Beatrix (+ nach 931) dürfte dem ROBERTINER bereits vor 893 mehrere Güter im Berry, so zum Beispiel Chatillon-sur-Loire (mit den Kirchen Saint-Firmin, Saint-Brisson und Saint-Martin-sur-Ocre) eingebracht haben.
    In diesem Zusammenhang soll auch noch darauf hingewiesen werden, daß eine zum Jahre 895 behauptete Verheiratung von Heriberts II. angeblicher Schwester Beatrix mit dem ROBERTINER Markgraf Robert von Neustrien meines Erachtens nicht zu beweisen ist, was im Exkurs IV näher ausgeführt werden wird.

    4. War Königin Beatrix, die Gattin des westrfränkischen Königs Robert I., eine HERIBERTINERIN?

    Bekannte Historiker der westfränkischen Geschichte im Mittelalter wie zum Beispiel F. Lot, H. d'Arbois de Jubainville, C. von Kalckstein, Ph. Lauer, M. Bur oder K.F. Werner, treten eindeutig dafür ein, daß König Roberts I. Gattin Beatrix (+ nach 931) eine Tochter Graf Heriberts I. (+ 900/06) und Schwester Graf Heriberts II. gewesen sei. Doch können sie kaum quellenmäßige Belege dafür erbringen! Lediglich Kalckstein erwähnt eine fehlerhafte Urkunde Kaiser BERENGARS I. von Italien (+ 924) vom 15. Februar 915 für die Abtei Saint-Martin in Tours, in der dieser Markgraf Robert von Neustrien (+ 923) als "propinquus noster" bezeichnet wird. Kalckstein sieht diese Verwandtschaft mit Vorbehalt durch die Ehe von Beatrix, einer Ururenkelin König Pippins von Italien, mit König Robert I. als gegeben an. Dies kann jedoch meiner Meinung nach nicht zutreffen, da es sonst schon längst Bezeichnungen wie "propinquus noster" auch in Urkunden König Karls III. mit Markgraf Robert von Neustrien als Intervenienten hätte geben müssen, zumal dieser ja noch näher mit ihm verwandt gewesen wäre als der ferne KAROLINGER-Nachkomme in Italien. Tatsächlich taucht eine solche Verwandtschaftstitulierung, nämlich "consanguineus" nur in einer Urkunde Karls III. vom 28. Mai 917 aus Attigny für Markgraf Robert auf. Nun bedeutete "consanguinitas" allerdings eine weit engere Verwandtschaft (= Blutsverwandtschaft) als dies durch eine angeheiratete karolinger-blütige Beatrix von Vermandois gegeben ist (höchstens "propinquitas")! Dies gilt ebenso, wenn man diese "consanguinitas" auf Roberts Sohn Hugo den Großen bezieht, der um 917 mit einer karolinger-blütigen Tochter von Karls III. Tante Rothilde (N.N. von Maine (+ vor 926) verlobt, um 920 dann in erster Ehe verheiratet gewesen ist. Eine "consanguinitas" zwischen König Karl III. und Markgraf Robert von Neustrien müßte daher über ihre Eltern (Robert dem Tapferen, dessen Gattin oder Ludwig II. bzw. dessen Gattin Adelheid) konstruiert werden, was bisher nicht gelungen ist.
    K.F. Werner versucht sodann Beatrix (von Vermandois) als Mutter Herzog Hugos des Großen von Franzien zu erweisen, indem er eine Urkunde des ROBERTINERS vom 26. März 931 aus Tours für die Abtei Saint-Martin zitiert. Darin schenkte der ROBERTINER auch für das Seelenheil seiner anscheinend noch lebenden Mutter Beatrix. Doch ist hier nirgends von ihrer genauen Filiation die Rede, weswegen das Diplom in dieser Frage keine Beweiskraft besitzt.
    Tatsächlich gibt es meiner Ansicht nach nur zwei quellenmäßige Belege aus der Burgundia, die für eine Abstammung der Gattin König Roberts I. von den HERIBERTINERN sprechen, wobei freilich der Name Beatrix nicht fällt, nämlich die Historia Francorum Senonensis und das Chronicon Sancti Petri Vivi Senonensis des Mönches Clarius von Saint-Pierre-le-Vif (+ nach 1124). Die Historia wurde allerdings erst 150 Jahre nach den Ereignissen erstellt und ist wegen zahlreicher Verdrehungen und Entstellungen von nur sehr mittelmäßiger Bedeutung. Denn diese Quelle ist eindeutig gegen die robertinisch-kapetingischen Herrscher der damaligen Zeit gerichtet, indem sie die KAROLINGER-Könige der Vergangenheit bewußt positiv heraushebt. Daher wird nnatürlich Graf Heribert II. als Hochverräter geschildert und seine robertinische Verwandtschaft dabei mitdiskreditiert, was mit Sicherheit die Absicht des Chronisten gewesen ist. Was Clarius Chronicon Sancti Petri Vivi Senonensis angeht, so folgt sie hier wortwörtlich der Historia Francorum Senonensis und stammt zudem aus dem 12. Jahrhundert. Beiden Quellen ist schließlich gemeinsam, daß die Ereignisse des Jahres 923 vollig falsch interpretieren! Sie sehen den KAROLINGER-König Karl IIII. nämlich - entgegen allen anderen Chronisten - als klaren Sieger der Schlacht von Soissons an, der lediglich durch die Hinterlist Graf Heriberts II. zu Fall gekommen sei. Auch die Wahl König Rudolfs als seines Nachfolgers sei von dem KAROLINGER mitbewirkt worden!
    Auf jeden Fall stehen diese beiden dubiosen Quellen allein, weswegen E. Brandenburg [Brandenburg, Nachkommen, 88 (Anmerkungen zu VI,3] Beatrix heribertinische Herkunft auch ablehnt! Er weist dazu besonders auf die im anderen Fall unkanonische Verbindung Graf Heriberts II. mit seiner eigenen Nicht hin. Dies Problem der verbotenen Verwandtenehe löst Werner, indem er Heriberts II. robertinische Gattin N.N. - nach ihm Adela - aus der ersten Ehe König Roberts I. abstammen läßt, während Roberts I. Nachfolger Hugo der Große aus dessen zweiter Ehe mit Beatrix (von Vermandois) stamme. Mit Hilfe dieser geschickten Konstruktion hebelt K.F. Werner in der Tat Brandenburgs Bedenken aus, kann damit jedoch weiterhin nicht - wie schon oben geesagt - die Abstammung der Beatrix aus dem heribertinischen Hause belegen! Auch der Hinweis Werners, daß Herzog Hugo der Große von Franzien einen illegitimen Sohn, nämlich Bischof Heribert von Auxerre (+ 996) gehabt habe, hilft hier nicht weiterr. Denn illegitime Söhne von Hochadeligen wurden damals eher nach der Mutterseite, also hier deer Familie der Konkubine Raingarda benannt. Außerdem kann ja Graf Heribert II. ohne weiteres von seinem Schwager Herzog Hugo dem Großen von Franzien in einer Phase des gemeinsamen Kampfes gegen den KAROLINGER-König als Taufpate für seinen illegitimen Sohn auserkoren worden sein, ohne daß der HERIBERTINER mit dem späteren Bischof Heribert von Auxerre blutsmäßig verwandt gewesen ist. Gravierend ist meiner Meinung nach weiterhin, daß zwar der ROBERTINER Hugo der Große in den Quellen als "gener" Heriberts II. und "avunculus" seiner Söhne bezeichnet wird, dagegen nie als "nepos" Heriberts II.; ebensowenig erscheint sein Vater König Robert I. als "gener" Heriberts II.
    Als letzten Einwand gegen Werners These ist jedoch die einfache Tatsache zu nennen, daß eine heribertinische Gattin König Roberts I. Sohn Hugo den Großen und damit den Enkel Hugo Capet (+ 996), der 987 die KAROLINGER als westfränkisch-französiscche Könige ablöste, zu KAROLINGER-blütigen gemacht hätte. Damit hätte aber im Jahre 987 kein Dynastiewechsel in W-Franken/Frankreich stattgefunden, sondern der karolingischen Hauptlinie wäre lediglich eine "Seitzenlinie" gefolgt. Dem widerspricht aber die offene Kritik französischer Geschichtsschreiber des 11. Jahrhunderts an der Legitimität der KAPETINGER, die erst unter König Philipp II. August von Frankreich (+ 1223) mittels des "reditus regni Francorum ad stirpem Karoli" diesen Makel überwinden konnten. Diese Probleme der KAPETINGER wären aber meiner Ansicht nach völlig unmöglich gewesen, wenn sie wirklich KAROLINGER-Blut in den Adern gehabt hätten; iund wieso haben dann im 12. Jahrhundert königliche Genealogen verzweifelt versucht, die KAROLINGER-Blütigkeit der französsichen KAPETINGER-Könige über ihre angeheirateten Gattinnen zu bewesien, wenn ihnen die heribertinische Mutter Hugos des Großen dies viel leichter gemacht hätte? Doch wird im 12. Jahrhundert in den kapetingischen Genealogien nirgends eine Beatrix (von Vermandois) erwähnt. So steht zwar fest, daß König Roberts I. Gattin Beatrix hieß, daß sie aber eine Schwester Graf Heriberts II. war, ist mit Sicherheit abzulehnen!

    893 oo 2. Robert I. von Neustrien König von Frankreich
    postum 866-15.6.923

    Kinder:
    Hugo der Große
    895-16.6.956

    Literatur:
    Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 36 - Treffer Gerd: Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996 Seite 62 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/ Opf. 1994 Seite 7,57,233,244 mit Anm. 928,402,406-409 -

    Kinder:
    1. 2. von Franzien, Hugo wurde geboren in 895; gestorben in Jun 956 in Dourdan [91410],Essonne,Île-de-France,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich.

  3. 6.  von Sachsen, Heinrich I.von Sachsen, Heinrich I. wurde geboren um 876 (Sohn von von Sachsen, Otto und von Babenberg, Hadwig); gestorben am 2 Jul 936 in Memleben [6642],Burgenlandkreis,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Quedlinburg [06484],Quedlinburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 919-936, Deutschland; Deutscher König
    • Titel/Amt/Status: 912-936, Sachsen,Deutschland; Herzog von Sachsen

    Notizen:

    HEINRICH I.
    Ostfränkisch-Deutscher König (919-936)
    Herzog von Sachsen (912-936)
    um 876 † 2.7.936 Memleben Begraben: Quedlinburg, Stiftskirche

    3. Sohn des Herzogs Otto des Erlauchten von Sachsen († 30.11.912) aus dem Hause der LIUDOLFINGER und der BABENBERGERIN Hadwig, Tochter von Markgraf Heinrich von Friesland (⚔ 20.8.886) und der Judith von Friaul
    Bruder von Graf Thankmar in Sachsen († vor 30.11.912), Graf Liudolf in Sachsen († vor 30.11.912), Königin Oda von Lothringen († 2.7. nach 952), Gräfin Irminburg von Merseburg († 29.12. um 930) und Äbtissin Liutgard von Gandersheim († 21.1.923),
    Neffe von Herzog Brun von Sachsen (⚔ 2.2.880), Mönch Thankmar, Königin Liutgard vom Ostfränkischen Reich († 17.11/30.11.885), Äbtissin Hathumod von Gandersheim († 29.11.874), Äbtissin Gerberga von Gandersheim († 5.11.896/97), Äbtissin Christina von Gandersheim († 1.4.919/20), Gräfin Enda († vor 874), vom BABENBERGER Grafen Heinrich II. (⚔ 902), BABENBERGER Grafen Adalhard († 903 hingerichtet), BABENBERGER Grafen Adalbert († 9.9.906 hingerichtet) und Gräfin Adellinde im Ammergau († nach 915)
    Enkel von Liudolf dux († 12.3.866) und der Oda
    Ur-Enkel von Markgraf Eberhard von Friaul († 866) und der KAROLINGERIN Gisela

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 2036

    1. Heinrich I., König des ostfränkisch-deutschen Reiches
    * um 876, † 2. Juli 936 in Memleben Begraben: Quedlinburg, Stiftskirche

    Stammte aus der sächsischen Familie der LIUDOLFINGER.
    Eltern: der sächsische Herzog Otto der Erlauchte († 912), Hadwig

    1. oo Hatheburg
    2. oo Mathilde

    Kinder:
    von 1.:
    - Thangmar

    von 2.:
    - Otto I.
    - Gerberga
    1. oo Giselbert, Herzog von Lothringen
    2. oo Ludwig IV., König von Frankreich
    - Hadwig
    oo Hugo von Francien
    - Heinrich der Jüngere
    - Brun, Erzbischof von Köln

    Die Ehe mit Hatheburg (Zugewinn ostsächsischer Güter) wurde 909 zugunsten derjenigen mit Mathilde, Nachfahrin Herzog Widukinds, aufgelöst (Einflußgewinn in Ostfalen und Engern). Nach dem Tode des Vaters trat Heinrich die Nachfolge im Herzogtum Sachsen an und kam schnell in Konflikt mit den KONRADINERN (KONRAD I., dessen Bruder Eberhard und dem Mainzer Erzbischof Hatto), wobei er seine Stellung behaupten und ausbauen konnte.
    Nach dem Tode KONRADS wurde Heinrich aufgrund von dessen Designation und wohl nach erfolgreichen Verhandlungen über ein umfassendes konradinisch-liudolfingisches Bündnis im Mai 919 in Fritzlar zunächst durch die fränkischen Großen zum König gewählt, es folgte die Akklamation durch die fränkisch-sächsische Heeresversammlung. Die vom Mainzer Erzbischof Heriger angebotene Weihe (Salbung und Krönung) lehnte Heinrich ab, ohne damit die politisch-rechtliche Bedeutung eines solchen Akts in Frage zu stellen. Die Geste, die unter anderem den Verzicht auf den Anspruch auf zentrale Kirchenhoheit signalisiert haben dürfte, richtete sich wohl an den seinerseits auf eigene Ansprüche verzichtenden Eberhard von Franken und an die anderen Herzöge, deren Anerkennung noch gewonnen werden mußte. Die Durchsetzung dieser fränkisch-sächsischen Königs-Herrschaft bei den Herzögen Burchard II. von Schwaben und Arnulf von Bayern gelang bis 921. Letzterer hatte zuvor selbst schon sehr weit gediehene Königspläne, über deren Konkretisierung (reale Erhebung?) die Quellen aber letztlich keine eindeutige Auskunft geben. Der Preis für seine Unterwerfung war unter anderem die herzogliche Kirchenhoheit in Bayern.
    Dieser politische Kompromiß sorgte wie die mit den anderen Herzögen geschlossenen Bündnisse über den Tod HEINRICHS I. hinaus bis in die Zeit unmittelbar nach dem Herrschaftsantritt OTTOS I. für stabile Verhältnisse, wobei der prägende Begriff für diese und weitere Abkommen die »amicitia« ('Schwurfreundschaft') war, die eine gleichberechtigte Einigung zwischen dem König und seinen Partnern umschreibt und als politisches Konzept durch den relativen Frieden im Innern viel zur erfolgreichen Konsolidierung und beginnenden Expansion des ottonischen Reichs beigetragen hat.
    Zielpunkte der von König und Herzögen teils gemeinsam, teils selbständig organisierten militärisch-politischen Unternehmungen waren die westlich und südlich angrenzenden Bereiche des alten KAROLINGER-Reiches ebenso wie die heidnischen Gebiete im Norden und Osten.
    Bayrische und schwäbische Interessen richtete sich auf Italien und Burgund, HEINRICHS Westpolitik vor allem, begünstigt durch die Schwäche der westfränkischen Zentralgewalt, auf Lotharingien. Nachdem er noch 921 (Vertrag von Bonn) die Hoheit Karls III. dort gegen die eigene Anerkennung als ostfränkischer König bestätigt hatte, gewann er bis 926 das Land für seine Herrschaft.
    Zugleich konnte er nach dem Tode Burchards II. den KONRADINER Hermann zum schwäbischen Herzog erheben und ein Abkommen mit Rudolf II. von Burgund schließen.
    Im Norden und Osten kamen militärische Erfolge gegen Dänen und slavische Völker mit ersten Ansätzen einer Missions-Politik hinzu. Entscheidende Erfolge für die Konsolidierung von HEINRICHS Herrschaft waren der neunjährige Waffenstillstand mit den Ungarn, der zur Errichtung einer Kette von befestigten Plätzen genutzt wurde (Burgenbauordnung), und der anschließende Sieg (933 bei Riade) über ein Heer der Reiter-Nomaden.
    Unter HEINRICH I. kam es 929 erstmals zur Regelung der Thronfolge mit bewußter Individualsukzession zugunsten des Erstgeborenen aus zweiter Ehe (Bruch mit der fränkischen Teilungs-Tradition). Damit und mit der Übertragung der Königswürde an einen Sachsen wurde in wesentlichen Elementen bereits das hochmittelalterliche »Imperium Romanum« mit einem Kern konstituiert, der auch in formaler Hinsicht eine supragentile (nicht mehr allein fränkische) Identität besaß, und den ca. ein Jahrhundert später die Zeitgenossen endgültig als »deutsch« zu nennen begannen. Deutschland, B. II.
    E. Karpf

    Quellen:
    MGH DD H.I.
    Die Sachsengesch. des Widukind v. Korvei, hg. P. Hirsch - H.-E. Lohmann (MGH SRG, 1935)
    Liudprand v. Cremonas Antapodosis (Die Werke Liutprands, hg. J. Becker [MGH SRG], 1915)
    RI II, 1 [Neudr. 1967]

    Literatur:
    J. Fleckenstein, Die Hofkapelle der dt. Kg.e, II (MGH Schr. 16/2, 1966)
    W. Schlesinger, Die Kg.serhebung H.s I. zu Fritzlar i. J. 919 (Fschr. 1974), 121ff.
    G. Althoff, Adels- und Kg.sfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung, MMS 47, 1984
    E. Karpf, Kg.serhebung ohne Salbung, HJL 34, 1984, 1ff.
    G. Althoff-H. Keller, H.I. und Otto d. Gr., 1985
    E. Karpf, Herrscherlegitimation und Reichsbegriff in der otton. Geschichtsschreibung des 10. Jh., 1985
    H. Beumann, Die Ottonen, 1987
    Deutschland.MGH DD H I. - Die Sachsengesch. des Widukind v. Korvei, hg. P. Hirsch - H.-E. Lohmann (MGH SRG, 1935) - Liudprand v. Cremonas Antapodosis (Die Werke Liutprands, hg. J. Becker [MGH SRG], 1915) - RI II, 1 [Neudr. 1967]

    Althoff Gerd: Seite 367, "Adels- und Königsfamilien"

    K 24
    Lü: 2.7. Heinricus rex † 936 König Heinrich I.
    Me: 2.7. Heinricus rex pater magnis Oddonis

    Zu den Einträgen ins Lüneburger Necrolog aus der 1. Hälfte des 10. Jahrhunderts, die weitgehend vom Verwandtenkreis der Königin Mathilde bestimmt sind, und zu den Konsequenzen dieses Befundes für die Frühgeschichte der BILLUNGER siehe ausführlich oben Seite 69ff.
    Im Gebetsgedenken der Zeit HEINRICHS I. spiegelt sich eine neue Form der Herrschaftspraxis der ersten sächsischen Königs, siehe dazu oben Seite 204.
    Allg. vgl. Waitz, Jbb Heinrichs I.; NDB 8, s. 307ff, Biogr. Wörterbuch 1, Sp. 1062ff.; FW K 35

    Glocker Winfrid: Seite 263, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    III. 3. HEINRICH I.
    * c 876, † 936 VII 2
    912 dux; 919 V 12/24 König im ostfränkischen Reich

    900/07-909 1. oo 2. HATHEBURG, Tochter des "senior" Erwin, * vielleicht c 876, † nach 909 möglicherweise am VI 21

    909 2. oo MATHILDE, Tochter des Grafen Dietrich und der Reinhilde, * 994/97, † 968 III 14 "stirpis magni ducis Widukindi"

    Aus Widukind I c. 17, S. 27, und von Hrotsvith, Primordia coem. Gandeshem. v. 69 f., kennen wir König HEINRICH I. als Sohn des Herzogs Otto der Erlauchte.
    Die Abstammung des ersten Sachsen-Königs von Otto und dessen Gemahlin Hadwig bezeugen des weiteren Thietmar I c. 3, Seite 6, und die Vita Mathildis posterior c. 1, SS IV 284.
    Die übrigen Belege sind zusammengestellt bei Waitz Seite 13 und bei BO. a.
    HEINRICHS ungefähres Geburtsjahr ergibt sich aus der Angabe Widukinds I c. 41, Seite 60, König HEINRICH I. sei im Alter von "fere LX" verstorben. Tag und Jahr des Todes sind bezeugt durch den Continuator Regiononis a. 936, Seite 159; die weiteren Belege sind von BO. 55b zusammengestellt.
    HEINRICH folgte seinem Vater, Herzog Otto dem Erlauchten, nach dem Zeugnis Widukinds I c. 21, Seite 30, im "ducatus" nach; zur Königserhebung vgl. Waitz Seite 37-41.
    Nur durch Thietmar I c. 5, S. 8/10, und I c. 9, Seite 14, sind wir offenbar aus lokaler Tradition über die 1. Vermählung HEINRICHS I. mit Hatheburg unterrichtet; der Sohn des Sachsen-Herzogs bemühte sich um diese Dame "ob huius pulchritudinem et hereditatis divitiarumque utilitatem". Hatheburgs Vater war Erwin, der den größten Teil der Altenburg in Merseburg besaß und bei Thietmar als "senior" bezeichnet wird, aber offenbar keine Grafenrechte ausübte (vgl. Schölkopf, Grafen Seite 35f.). Der zitierten Thietmar-Stelle können wir weiter entnehmen, dass Erwin söhnelos verstarb und somit seinen Besitz Hatheburg und deren namentlich unbekannten Schwester hinterließ. Diese Schwester war die Mutter des Legaten und "a rege secundus" namens Siegfried, der 936 während der Krönungsfeierlichkeiten für OTTO I. dessen Bruder, den jungen Heinrich, "beaufsichtigte" (Widukind I c. 2, Seite 67); vgl. hierzu im 1. Teil Seite 57.
    Aus der Ehe HEINRICHS mit Hatheburg ging ein Sohn mit Namen Thankmar hervor, der nach dem Tode König HEINRICHS I. sein Muttergut einforderte. Vgl. zu Merseburg allg. Schlesinger, Merseburg.
    Hatheburg scheint nach der Trennung von ihrem zweiten Gemahl wieder in eine Frauengemeinschaft zurückgekehrt zu sein. Für diese Vermutung spricht nicht nur unser Wissen von der standesüblichen Versorgung der Witwen, sondern auch der Eintrag einer "Hadeburg abb" im Merseburger Nekrolog, die wohl mit der ersten Gemahlin König HEINRICHS I. zu identifizieren ist; vgl. Althoff, Adelsfamilien Kommentar A 40, und im 1. Teil Seite 47.
    Die zweite Gemahlin HEINRICHS, die Königin Mathilde, gehörte zur sogenannten widukindisch-immedingischen Verwandtengruppe, zu der an der Literatur neben Krüger, Grafschaftsverfassung Seite 90-93, vor allem der Aufsatz von Schmid, Nachfahren zu nennen ist. Diese Verwandtengruppe der Nachkommen Widukinds leitete sich von Widukind, dem charismatischen Führer der Sachsen in ihrem Kampf gegen KARL DEN GROSSEN, her. Diese Verwandtengruppe wird im 9. und 10. Jahrhundert nochmals für uns faßbar bei den Inhabern der kirchlichen Stiftung Wildeshausen, bei dem Enkel Widukinds namens Waltbert und dann bei der Vermählung des späteren Königs HEINRICH I. mit Mathilde, die der "stirps magni ducis Widukindi" entstammte, worauf uns nicht nur die Sachsengeschichte Widukinds von Corvey I c. 31, Seite 44, sondern auch die Vita Mathildis antiquior c. 2, SS X 576, und Thietmar I c. 9, Seite 14, stolz hinweisen. Die genealogischen Konstruktionen der älteren Forschung einschließlich derjenigen von Krüger, die auf der Basis der bekannten Angehörigen dieser Verwandtengruppe eine direkte Nachkommensfolge zu erstellen versucht, hat Schmid, Nachfahren Seite 73ff., zurückgewiesen. Schmid betont, daß das auf uns gekommene Wissen über die einzelnen Angehörigen zu fragmentarisch und lückenhaft sei, als daß man diese Lücken mit genealogischer Kombination zu einer direkten Nachkommenstafel Widukinds ergänzen könnte. Man müsse sich vielmehr damit begnügen, von einem Geblütsbewußtsein der Nachfahren Widukinds zu sprechen, das sich in den verschiedenen Zweigen dieser Verwandtengruppe fortpflanzte und am Leben blieb.
    Mathilde wurde zu der Zeit, als Heinrich, der Sohn des Sachsen-Herzogs, um sie warb, nach dem Zeugnis der Vita Mathildis antiquior c. 1, SS X 575, noch in einem Kloster erzogen. Doch zeigt sich bereits bei diesem Zeugnis die Problematik, die Mathildenviten für die Rekonstruktion des historischen Faktenablaufs zu verwerten, könnte sich hinter einer Werbung aus dem Kloster auch ein hagiographischer Topos verbergen! Unter der Annahme, die angesprochene Angabe sei glaubhaft und trüge nicht nur funktionellen Charakter im Rahmen des Werbungsromans der Vita, müßte Mathilde zur Zeit der Eheschließung mit Heinrich 13 bis 15 Jahre alt gewesen sein; vgl. Köpke-Dümmler Seite 5.
    Der Todestag ist überliefert bei Widukind III c. 74, Seite 151, das Jahr in den Nekrologannalen von Fulda (vgl. FW Kommentar K 41). Die übrigen Belege bringt Köpke-Dümmler Seite 440, Anm. 1.
    Allgemein informieren aus der älteren Literatur Büsing und Lintzel (in den "Westfälischen Lebensbildern").

    Schwennicke Detlev: Tafel 10, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    HEINRICH I.
    * 876, † Memleben 2. VII 936 Begraben: Quedlinburg Stiftskirche

    Fritzlar 6.V 919 DEUTSCHER KÖNIG
    906, getrennt 909 I. oo HATHEBURG Witwe von N.N., Tochter von Erwin senior

    Wallhausen 909 II. oo MATHILDE, Laien-Äbtissin von Nivelles * 896, † Quedlinburg 14. III 968
    Tochter von Graf Dietrich (Theoderich) (IMMEDINGER) und Reginlind, Begraben: ibid Stiftskirche

    Hlawitschka; Eduard: Seite 111, "König Heinrich I." in: Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern.

    KÖNIG HEINRICH I.
    * ca. 876
    † 2.7.936 in Memleben
    Grabstätte: Vor dem Altar der damaligen St.-Peter-Kirche (späteren Stiftskirche St. Servatius, Dom) auf dem Burgberg in Quedlinburg
    Eltern: Graf (Herzog/dux) Otto der Erlauchte (* ca. 836/40, † 30.11.912) und Gräfin Hadwig (* ca. 850/55, † 24.12.903) aus der Familie der BABENBERGER

    Eine Quellen und Literatur gleichermaßen auswertende Untersuchung über die Vorfahren HEINRICHS I. liefert E. Hlawitschka, Zur Herkunft der Liudolfinger, in: ders., Stirps regia, Forschungen zu Königtum und Führungsschichten im frühen Mittelalter, hg. von G. Thoma und W. Giese (9188) Seite 313-354 (mit Stammtafel auf Seite 351)

    Geschwister:
    Thankmar
    Liudolf
    (beide † vor 912)
    Liudgard, Äbtissin von Gandersheim († 21.1.923)
    Oda († 956?)
    Gemahlin
    1. König Zwentibolds von Lotharingien
    2. Graf Gerhards
    Halb-Schwester NN
    Gemahlin eines Thüringers Wido

    ca. 906; Ehetrennung ca. 908/09
    1. oo HATHEBURG, Tochter des (Grafen) Erwin von Merseburg

    909 in Wallhausen
    2. oo MATHILDE * um 895, † 14.3.9068 Grabstätte: neben HEINRICH I. in Quedlinburg

    (aus dem Geschlecht des Sachsen-Herzogs Widukind), Tochter des Grafen Dietrich (Theoderich) in Westfalen und seiner Frau Reinhild; beide † nach 929

    Zur Herkunft Dietrichs vgl. K. Schmid, Die Nachfahren Widukinds, DA 20 (1964) Seite 1-47; zur Seitenverwandtschaft Mathildes auch E. Hlawitschka, Kontreverses aus dem Umfeld von König Heinrichs I. Gemahlin Mathilde, in: ders., Stirps regia (wie oben) Seite 355-376

    HEINRICH geriet bei der Übernahme der Regierung im Herzogtum mit Erzbischof Hatto I. von Mainz in Konflikt wegen der Mainzer Besitzungen in dem 908 weitgehend unter sächsische Herrschaft gebrachten Thüringen. 915 schlug er den in Sachsen eingedrungenen Eberhard, Bruder König KONRADS I., bei der Eresburg vernichtend und drang im Gegenzug in Franken ein. KONRAD I. war nicht in der Lage, die Herzogsmacht HEINRICHS zu gefährden. Die 919 in Fritzlar versammelten sächsischen und fränkischen Großen wählten den von KONRAD I. designierten Heinrich von Sachsen zum König. HEINRICH I. lehnte die geistliche Salbung ab, um seine auf einen Kompromiß mit den Herzögen orientierte Politik nicht durch eine Festlegung zugunsten der Kirche zu gefährden. Das historische Verdienst HEINRICHS ist es, auf den Trümmern des von einer tiefgehenden Krise zerrütteten Ost-Franken-Reiches den Grundstein für eine starke Zentralgewalt gelegt und den Zusammenhalt zwischen den deutschen Stämmen entscheidend gefördert zu haben. HEINRICH setzte sich 919 gegen den Schwabenherzog und 921 gegen den von schwäbischen und bayrischen Feudalherren in Forchheim zum Gegen-König erhobenen Herzog Arnulf von Bayern durch Zugeständnisse hinsichtlich der Verfügungsgewalt über die Kirche durch. Im Vertrag von Bonn (7.11.921) erkannten sich HEINRICH I. und Karl III. der Einfältige gegenseitig an. HEINRICH erreichte nach verheerenden Einfällen der Magyaren (Ungarn) in Sachsen, Schwaben und Bayern gegen Freilassung eines ungarischen Großen und Zahlung eines Tributes einen 9-jährigen Waffenstillstand. Um diese Einfälle wirkungsvoll abwehren zu können, stellte HEINRICH I. ein gepanzertes Ritterheer auf und legte Befestigungen, besonders in Sachsen und Thüringen, aber auch in Schwaben, Bayern und Hessen, an. In Ost-Sachsen wurde das Land in kleine Bezirke mit einer Burg (Burgwarde) aufgeteilt. Unter Ausnutzung der innenpolitischen Auseinandersetzungen des französischen Königs mit dem Feudaladel gelang es HEINRICH I. nach zwei Feldzügen, 925 Lothringen einzugliedern, das er 928 Giselbert, Sohn des Grafen Reginar, übergab. Mit einem Eroberungszug gegen die Heveller, deren Hauptort Brandenburg erobert wurde, begann 928/29 die erste Phase der Ostexpansion des frühfeudalen Staates, die durch brutale Raubzüge gegen die Elbslawen gekennzeichnet war. HEINRICH I. zog gegen die Daleminizer, deren Festung Gana (südlich von Riesa) erobert wurde. 929 zog HEINRICH I. nach Prag und veranlaßte Herzog Wenzel von Böhmen zur Huldigung. Der Aufstand der Redarier, Obodriten und Wilzen wurde von deutschen Feudalherren am 4.9.929 bei Lenzen an der Elbe brutal niedergeschlagen. Am 15.3.933 schlug HEINRICH I. mit einem Heer, an dem alle deutschen Stämme beteiligt waren, bei Riade (Kalbsrieth an der Helme ?) die nach Ablauf des Waffenstillstandes wieder in Sachsen und Thüringen eindringenden Ungarn in die Flucht. Dieser entscheidende Erfolg stärkte die Autorität HEINRICHS I. Nach einem erfolgreichen Kriegszug gegen die Dänen eroberte er 934 Haitabu, stellte die dänische Mark zwischen Eider und Schlei wieder her und zwang König Knuba zur Taufe. 935 erwarb er von Rudolf II. von Hoch-Burgund gegen die Abtretung von Basel die angeblich einst Konstantin gehörige Heilige Lanze als Symbol der Herrschaft über Italien. Er plante wahrscheinlich einen Romzug und den Erwerb der Kaiserkrone, um unter anderem eine Italien-Politik der süddeutschen Herzöge und die damit verbundenen Absonderungsbestrebungen der Herzöge aus dem entstehenden frühfeudalen Staat zu verhindern. In Bodfeld am Harz erlitt er einen Schlaganfall. Ihm folgte sein 936 in Erfurt designierter ältester Sohn OTTO.
    HEINRICH errichtete mit Tatkraft und Spürsinn für das Machbare ein unter dem Zepter des Herrschers geeintes Reich. Er sicherte und erweiterte die Reichsgrenzen und brachte Ruhe und Ordnung in das Land. Der erfolgreiche und hochangesehene Sachsen-König schuf die Voraussetzungen für die späteren Erfolge seines Sohnes.



    900/07 1. oo 2. Hatheburg von Merseburg, Tochter des "senior" Erwin, um 876 † 21.6. nach 909

    909 2. oo Mathilde von Ringelheim, Tochter des Grafen Dietrich, 894/97 † 14.3.968


    Kinder:
    1. Ehe

    - Thankmar 900/05 † 28.7.938

    2. Ehe

    - OTTO I. König des Deutschen Reiches 23.11.912 † 7.5.973 Wallhausen
    - Heinrich I. Herzog von Bayern 4.919/22.4.922 † 1.11.955 Nordhausen
    - Brun Erzbischof von Köln 1. Hälfte 5.925 † 11.10.965
    - Gerberga um 913/14 † 5.5. nach 968 (984?) Nordhausen
    929 1. oo Giselbert Herzog von Lothringen ca 880 † 2.10.939
    939 2. oo Ludwig IV. König von Frankreich 10.9.920/10.9.921 † 10.9.954
    - Hadwig um 922 † 9.1. nach 958
    14.9.937 oo Hugo der Große Herzog von Franzien um 895 † 16./17.6.956


    Chroniken:
    Adalberts Fortsetzung des Regino. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte Band VIII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1977 Seite 192-196 - Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 226,228 - Annalista Saxo: Reichschronik. Seite 4,5,26,139 - Hermann von Reichenau: Chronicon. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 632,634 - Hrosvit von Gandersheim - Lampert von Hersfeld: Annales/Annalen Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 2000 Seite 28 - Liudprands von Cremona: Werke in: Quellen zur Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Band VIII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1977 Seite 292, 294,304-324,354,356,370,396,400,402,418-426,436,444,450 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 6-14,20-26,30-34,54,158,308,476 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart 1981 Seite 17,19,21,53,59,61,65,67,69,71,73,75,77,81,83,95,101,105,111,117,119,135,147 -

    Literatur:
    Adelheid Kaiserin und Heilige 931 bis 999 Info Verlag Karlsruhe 1999 - Althoff Gers: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 2,27,68,79, 131,135,139,157,161,168,203,226,367 K 24 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 23-80,83,87,106,202,233,235,246 - Althoff, Gerd/Keller, Hagen: Heinrich I. und Otto der Große, Muster-Schmitt Verlag Göttingen 1994 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lothringen im 10. Jahrhundert, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 39-174 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 9,21-23,26-29, 32-56,58,61,68,78,80,100,107,115,157,168 - Black-Veldtrup, Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien, Böhlau Verlag Köln 1995, Seite 160,161,167,169,280,315 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 22,26,34,39,65 - Brühl Carlrichard: Die Geburt zweier Völker. Deutsche und Franzosen Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln - Brüsch, Tania: Die Brunonen, ihre Grafschaften und die sächsische Geschichte. Herrschaftsbildung und Adelsbewußtsein im 11. Jahrhundert. Matthiesen Verlag Husum 2000 Seite 13,26,106,175,184,222 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 26,46,49,57,104,153,171,175,225,228,273,360,375/Band II Seite 374,388,393,397,470,482/Band III Seite 10, 480-482,485-488,491,500,515,539 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches, Gustav Lübbe Verlag Bergisch Gladbach 1994 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. 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    Bild Heinrichs I. in der anonymen Kaiserchronik für Kaiser Heinrich V., um 1112/14 (Corpus Christi, Cambridge, Ms 373, fol. 40r).

    BildHeinrich



    Neue Deutsche Biographie - Heinrich I.

    König, * circa 875, † 2.7.936 Memleben/Unstrut, ⚰ Quedlinburg, Stiftskirche.

    Das Urteil über den ersten deutschen König aus sächsischem Hause hat nicht nur die Familientradition der im Raum von Gandersheim begüterten Liudolfinger zu berücksichtigen, sondern auch H.s fränkische Ahnen, die er seiner Großmutter Oda sowie – mit dem Namen Heinrich – seiner babenbergischen Mutter verdankte. Die Ehe des Vaters stand im Zeichen einer liudolfingisch-babenbergischen Koalition gegen die Konradiner, die nach dem Sieg der Konradiner über ihre mainfränkischen Rivalen (906) zusammenbrach. Zuvor war H. vom Vater mit einem Feldzug gegen die Dalaminzier betraut worden. Der veränderten Konstellation nach 906 entsprach 909 die Eheschließung mit der im Stift Herford erzogenen Mathilde aus dem Geschlecht des Sachsenherzogs Widukind nach kirchlich sanktionierter Auflösung der 1. Ehe mit Hatheburg. Die Liudolfinger gewannen so den nördlichen Eckpfeiler der konradinischen Stellung im oberen Weserraum und damit die Voraussetzung zur Begründung eines gesamtsächsischen Dukats. Als Nachfolger des Vaters im Herzogtum (912) brach H. mit der bisherigen Loyalität gegenüber König Konrad I. und EB Hatto von Mainz. Er okkupierte Mainzer Güter rechts der Weser bis Nörten und in Thüringen und setzte sich bis 915 gegen Eberhard, den Bruder des Königs, im Weserbergland, in Corvey und auf der Eresburg durch. Im Gegenstoß gelangte Konrad I. bis zur Pfalz Grona (bei Göttingen), wo es zu einem konradinisch-liudolfingischen Ausgleich als Grundlage der späteren Thronfolgeregelung kam.

    Nach dem Ableben Konrads I. wurde H. 919 tatsächlich mit konradinischer Unterstützung zu Fritzlar von Franken und Sachsen auf Vorschlag Eberhards, der zugleich mit Berufung auf eine letztwillige Weisung seines Bruders den Thronverzicht aussprach, gewählt. H. lehnte allerdings die von EB Heriger von|Mainz angebotene Salbung und Krönung ab. Gemeinsam mit einem anderen Teil der Franken erhoben die Bayern im gleichen Jahr (vorher oder nachher?) wahrscheinlich zu Forchheim den Bayernherzog Arnulf zum König in regno Teutonicorum und somit ebenfalls zum Nachfolger Konrads I. Als Motiv für die Ablehnung der kirchlichen Herrscherweihe kommt neben den territorial-politischen Differenzen zwischen H. und der Mainzer Kirche auch ein grundsätzlicher Vorbehalt in Betracht. In diesem Zusammenhang ist auch der Einschnitt, den H.s Herrschaftsantritt in der Geschichte von Kanzlei und Hofkapelle bildet, von Bedeutung.

    H.s Versuch, seine Anerkennung in Schwaben, dessen Herzog Burchard, durch Abwehrkämpfe gegen König Rudolf II. von Hochburgund in Anspruch genommen, beiden Wahlen ferngeblieben war, und in Bayern durch kriegerische Aktionen zu erzwingen, führte zu Kompromißlösungen, die den süddeutschen Herzögen weitgehende Autonomie und vor allem die Herrschaft über die Kirche beließen. Arnulf von Bayern verzichtete zwar auf den Königstitel, wahrte jedoch die einem karolingischen Teilkönig vergleichbare Stellung. Sie ist derjenigen Lotharingiens im westfränkischen Reich Karls des Einfältigen zur Seite zu stellen, wo 920 Giselbert zum princeps (König?), wahrscheinlich mit Unterstützung H.s, erhoben wurde. H. hat jedenfalls damals im Streit um die Besetzung des Bistums Lüttich gegen Karl zu Gunsten Giselberts interveniert. Mit Karl, der sich inzwischen in Lothringen wieder durchgesetzt hatte, gelangte H. im Bonner Vertrag vom 7.11.921 zu einem Ausgleich durch Abschluß einer rechtsförmlichen amicitia bei gegenseitiger Anerkennung der Könige als rex Francorum occidentalium und rex orientalis. Damit erkannte zwar H. die Rheingrenze an, der legitime Karolinger jedoch zugleich das Königtum des Sachsen, wenn auch nicht als ein fränkisches. Zu den Folgen gehörte die Revision der Lütticher Frage zu Gunsten des karolingischen Kandidaten mit Unterstützung Kaiser Berengars und Papst Johanns X. Schon 923 optierte H. für den französischen Gegenkönig Robert und gewann gegenüber dessen Nachfolger Rudolf vor allem in Niederlothringen um so leichter an Boden, als die politischen Ziele dieses Königs durch das westfränkische Burgund, sein vormaliges Herzogtum, geprägt waren. So konnte H. in das Gebiet zwischen Rhein und Mosel einrücken. Nach wechselnden Kämpfen begünstigte eine schwere innere Krise des westfränkischen Königtums den Anschluß ganz Lothringens an H.s Reich (925). Das ehemalige regnum Lotharii, die Heimat der Karolinger, mit Aachen, der Hauptpfalz Karls des Großen, war mit dem einstigen ostfränkischen Reiche wieder vereinigt, und diesem wurden neben bedeutendem materiellen Gewinn auch Träger und Stätten karolingischer Traditionen zugeführt. Das Amt des Herzogs von Lothringen erhielt Konrads I. Bruder Eberhard.

    Gegen die Ungarn, die seit der Jahrhundertwende das sich auflösende Frankenreich heimsuchten, sicherte H. wie schon vor ihm Berengar I. von Italien und Arnulf von Bayern sein Reich nach Gefangennahme eines hochgestellten ungarischen Führers 926 durch einen 9jährigen Waffenstillstand sowie durch eine im gleichen Jahr beim Reichstag zu Worms für das ganze Reich erlassene Ordnung zur Errichtung von Fluchtburgen. Ältere karolingische Einzelmaßnahmen gegen die Normannen, bayerische und italienische gegen die Ungarn sowie das fränkische System der Burgwerksordnung dürften dabei von Einfluß gewesen sein. Als systematische und umfassende Maßnahme der Zentralgewalt nimmt H.s Burgenordnung jedoch eine Sonderstellung ein. Die Aufstellung einer gepanzerten Reitertruppe trat ergänzend hinzu. Der Waffenstillstand wurde bereits 3 Jahre vor seinem Ablauf auf dem Erfurter Reichstag 932 gekündigt. Dies löste einen bewaffneten Konflikt aus, der mit H.s Sieg an der Unstrut am 15.3.933 endete. Wie schon bei der Burgenordnung haben auch hier alle deutschen Stämme mitgewirkt, so daß H.s Kriegserfolg, der das Reich und die christlichen Nachbarländer nachhaltig entlastete, die Anerkennung seines Königtums durch alle deutschen Stämme bezeugt und als Markstein auf dem Wege zur Bildung eines überstammlichen deutschen Gemeinschaftsbewußtseins gelten kann.

    In H.s Ostpolitik gegenüber den Elbslawen und den Böhmen überwiegt mit der Einnahme der Brennaburg (Brandenburg) im Lande der Heveller sowie der Dalaminzier-Burg Gana, mit der Gründung der Burg Meißen sowie mit dem von Arnulf von Bayern unterstützten Böhmenfeldzug, der bis nach Prag und zur Unterwerfung des Böhmenherrschers Wenzel führte (929), das kriegerische Moment das der Mission, für die in diesem Bereich allenfalls das nach Corvey weisende Prager Vitus-Patrozinium einen Hinweis bietet. Nach dem Ungarnsieg kam es allerdings im Anschluß an den siegreichen Dänenfeldzug und die Unterwerfung des dänischen Unterkönigs Chnuba, des Herrn von Haithabu, zu dessen Taufe und zu einer Missionsreise des EB Unni von Hamburg-|Bremen, die sich auf den Spuren Anskars nach Dänemark und Schweden (Birka) erstreckte.

    Seine Stellung in Lothringen und vor allem in Oberlothringen vermochte H. im Schatten innerfranzösischer Thronkämpfe zwischen König Rudolf und Graf Heribert von Vermandois weiter zu festigen. Der ihm vom lothringischen Episkopat gewährten Unterstützung entsprach H. mit der Übertragung weltlicher Herrschaftsbefugnisse an diesen nach westfränkischem Vorbild. Für die Sicherung Niederlothringens bedeutete der 928 in Aachen und Maastricht bewirkte Ausgleich zwischen EB Ruotger von Trier und dem im Maasgebiet (Chèvremont) mächtigen Giselbert, dem dessen Ehe mit H.s Tochter Gerberga und die Anerkennung als Herzog folgten, eine weitere Festigung der deutschen Herrschaft namentlich im Gebiet zwischen Maas und Schelde.

    Anders als gegenüber den sonstigen Nachbarn des Reichs lag die Außenpolitik gegenüber Burgund und Italien zunächst weniger in der Hand des Königs als in der der süddeutschen Stammesherzöge. 922-26 vermochte König Rudolf II. von Burgund im Bunde mit Herzog Burchard von Schwaben als Rivale Kaiser Berengars in Italien aufzutreten, ohne sich nach dessen Ermordung (924) durchsetzen zu können. Der Tod Burchards vor Novara beim schwäbisch-burgundischen Feldzug von 926 besiegelte vielmehr den Zusammenbruch der hochburgundischen Italienpolitik, die vom italienischen Königtum Hugos von der Provence abgelöst wurde. Der schwäbischen Italienpolitik ist in der anschließenden Phase eine bayerische zur Seite zu stellen, die im Italienzug Herzog Arnulfs und seines Sohnes Eberhard (933/34) gipfelte und zugleich scheiterte. Auch als Äußerungen süddeutscher Stammesautonomie brauchen diese Aktionen mit H.s politischen Absichten am allerwenigsten nach 926 und vollends nach 933 im Widerspruch gestanden zu haben.

    H.s eigene Beziehungen zu Burgund werden durch seine Begegnungen mit dessen König Rudolf II. beim Wormser Reichstag von 926 und beim Dreikönigstreffen zu Ivois am Chiers 935, an dem als dritter Partner König Rudolf von Frankreich teilnahm, markiert. Bei einer von ihnen kam es zur Kommendation des Burgunderkönigs gegenüber H. unter Überreichung der heiligen Lanze, die Rudolf 922 von italienischen Großen mit der Einladung zur Übernahme der italienischen Königswürde erhalten hatte. H.s Gegenleistung bestand in der Anerkennung der burgundischen Herrschaft zwischen Jura und Reuß einschließlich Basels. Die heilige Lanze galt als siegesmächtiger Träger einer Nagel- Reliquie vom Kreuze Christi und vielleicht schon damals als Lanze des heiligen Mauritius, des im burgundischen Königskloster Saint-Maurice d'Agaune verehrten Führers der thebäischen Legion. Für die Spätdatierung des „Lanzenhandels“ (935) würde es sprechen, wenn die Lanze Rudolfs II. Anspruch auf Italien verkörperte, den er förmlich erst 932/33 zu Gunsten König Hugos gegen niederburgundische Gebietsabtretungen aufgegeben hat. Doch auch ohne dies bildet das Dreikönigstreffen von 935, das zu einer amicitia der Teilnehmer führte, in H.s West- und Südwestpolitik den Höhepunkt.

    Vorsorge für die Zukunft seines Hauses und Reichs traf H. beim Quedlinburger Hoftag von 929 mit einer Hausordnung, die bereits die Thronfolge seines Sohnes Otto vorgesehen haben dürfte. Dafür spricht auch dessen alsbaldige Eheschließung mit der angelsächsischen Königstochter Edgith. Im Frühjahr 936 sicherte H., bereits erkrankt, auf einer Reichsversammlung zu Erfurt nochmals Ottos Nachfolge.

    In seiner Bedeutung für die Bildung des deutschen Volkes und Reiches im Rahmen der sich formierenden nachkarolingischen Völker und Nationalen Europas wird H.s Königtum am hellsten durch die Aachener Wahl seines Nachfolgers beleuchtet, an der alle deutschen Stämme teilnahmen und durch die mit der von H. vorgesehenen Nachfolgeregelung die Prinzipien der Individualsukzession und Unteilbarkeit des Reichs bekräftigt wurden. H.s politische Ziele und Aktionen gehen jedoch über den Bereich der deutschen Stämme an allen seinen Grenzen hinaus und knüpfen darin an die ostfränkischen Karolinger, vor allem an Kaiser Arnulf an. Die unverkennbaren hegemonialen Tendenzen machen es unwahrscheinlich, daß Italien als einziges Nachbarland unberücksichtigt geblieben wäre. Die umstrittene Nachricht Widukinds, H. habe vor seinem Tode einen Romzug geplant, meint jedenfalls keine bloße Wallfahrt und steht mit H.s sonstigen karolingischen Tendenzen im Einklang, die er als Nichtkarolinger besonders zu betonen Anlaß haben konnte und tatsächlich fortschreitend – auch mit der Wiedereinrichtung von Kanzlei und Hofkapelle – betont hat. Der Erwerb der heiligen Lanze kann, wenn sie 935 übergeben wurde, angesichts ihrer italienischen Herkunft ebenfalls in diesen Zusammenhang gehören.

    Literatur
    ADB XI; Les ann. de Flodoard, ed. Ph. Lauer, Paris 1905; Liudprandi Antapodosis, ed. J. Bekker, in: MGH SS rer. Germ. 41, 1915; Die Sachsengesch. d. Widukind v. Korvei, ed. P. Hirsch u. H.-E. Lohmann, ebd. 60, 1935; Regg. Imp. II, 1; Jbb. d. Dt. Gesch., Heinrich I.; H. Heimpel, Bemerkungen z. Gesch. Kg. H.s I., in: Berr. üb. d. Verhh. d. sächs. Ak. d. Wiss. Leipzig, Phil.-hist. Kl., 88, H. 4, 1936; C. Erdmann, Der ungesalbte König, in: DA 2, 1938; ders., Btrr. z. Gesch. H.s I., in: Sachsen u. Anhalt 16, 1940, u. 17, 1941/43; A. Duch, H. d. Finkler, Gesch. e. Beinamens, in: Archiv f. Kulturgesch. 34, 1952, S. 194-205; R. Holtzmann, Gesch. d. sächs. Kaiserzeit, 31955; Die Entstehung d. dt. Reiches, hrsg. v. H. Kämpf, in: Wege d. Forschung 1, 1956; H. Zimmermann, Der Streit um d. Lütticher Bistum v. J. 920/21, in: MIÖG 65, 1957; H. Beumann, Das Za. d. Ottonen, in: Dt. Gesch. im Überblick, hrsg. v. P. Rassow, 21962 (Literatur); H. Beumann, Das Kaisertum Ottos d. Gr., in: ders. u. H. Büttner, Das Kaisertum Ottos d. Gr., 1963; W. Schlesinger, Die Grundlegung d. dt. Einheit im frühen MA, in: W. Schlesinger, Btrr. z. dt. Vfg.gesch. I, 1963; H. Büttner, H.s I. Südwest- u. Westpol., 1964; K.-U. Jäschke, Königskanzlei u. imperiales Königtum im 10. Jh., in: HJb. 84, 1964; W. Metz, Die Abstammung Kg. H.s I., ebd.; K. Schmid, Die Thronfolge Ottos d. Gr., in: ZSRG 81, 1964; H. Jankuhn, „Heinrichsburgen“ u. Königspfalzen, in: Dt. Künigspfalzen II, = Veröff. d. Max-Planck-Inst. f. Gesch. XI, 2, 1965; J. Fleckenstein, Die Hofkapelle d. dt. Könige 2, Die Hofkapelle im Rahmen d. otton.-sal. Reichskirche, 1966.



    Siegel Heinrichs I. an einer Urkunde vom 18. Oktober 927. Das Siegel zeigt Heinrich als den triumphierenden Heerführerkönig, durchaus in spätantiker Tradition, wie er, vom Betrachter abgewandt, im Halbprofil zu sehen ist. Die Herrscher erscheinen seit 909 unter Ludwig dem Kind in deutlicher Abweichung zu den bisherigen Siegeltypen der Karolinger in Halbfigur, nach links gewendet, mit schmalem Diadem oder Kreuz, die Fahnenlanze geschultert und den Schild erhoben. Es ist das alleinige Siegelbild der ostfränkischen Könige.

    Siegel Heinrich I Posse



    Begraben:
    Stiftskirche

    Gestorben:
    Pfalz Memleben

    Heinrich heiratete von Ringelheim, Mathilde in 909. Mathilde (Tochter von von Ringelheim, Dietrich und Reginhild) wurde geboren in 894/897 in Enger [32130],Herford,Nordrhein-Westfalen,Deutschland; gestorben am 14 Mrz 968 in Quedlinburg [06484],Quedlinburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Quedlinburg [06484],Quedlinburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]


  4. 7.  von Ringelheim, Mathildevon Ringelheim, Mathilde wurde geboren in 894/897 in Enger [32130],Herford,Nordrhein-Westfalen,Deutschland (Tochter von von Ringelheim, Dietrich und Reginhild); gestorben am 14 Mrz 968 in Quedlinburg [06484],Quedlinburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Quedlinburg [06484],Quedlinburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Deutschland; Deutsche Königin

    Notizen:

    Mathilde Deutsche Königin
    894/97-14.3.968 Engern Quedlinburg Begraben: Quedlinburg
    Tochter des westfälischen Grafen Dietrich von Ringelheim und der Reinhild, Tochter des Normannen Gottfried

    Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 390

    Mathilde, Königin des ostfränkischen Reiches
    * ca. 896, + 14. März 968 Quedlinburg Begraben: Quedlinburg
    Tochter Graf Dietrichs aus dem Geschlecht des Sachsen-Herzogs Widukind und der Reinhild aus dänischem und friesischem Geschlecht
    oo 909 König HEINRICH I. (+ 936)

    Die Heirat HEINRICHS mit Mathilde, seiner zweiten Gemahlin, die aus der "stirps magni ducis Widukindi" stammte, bedeutete für die LIUDOLFINGER einen Zuwachs an Einfluß und Besitz im westlichen Sachsen, wo Mathilde im Raum Herford/Enger über reichliches Erbgut verfügte. Deutlicheres Profil gewinnt Mathilde erst nach dem Tode HEINRICHS I., als sie ihr Wittum, das sie mit der Hausordnung HEINRICHS 929 erhalten hatte, dazu benutzte, geistliche Gemeinschaften einzurichten, denen sie die Pflege der Memoria ihres Gatten und aller verstorbener Verwandten und Freunde auftrug. In Quedlinburg leitete sie den am Grabe HEINRICHS eingerichteten Frauenkonvent 30 Jahre lang selbst. Die Nutzung ihrer "dos" zur Gründung geistlicher Gemeinschaften brachte sie aber in Konflikt mit ihren Söhnen, die ihr nur den lebenslangen Nießbrauch der Güter gestatten wollten. Mathilde verließ deshalb eine Zeitlang sogar O-Sachsen und zog sich auf ihr väterliches Erbe im Westen zurück. Politisch engagiert scheint sie in der Frage der Nachfolge im Königtum gewesen zu sein; sie favorisierte wohl ihren jüngeren Sohn Heinrich. Die Schwierigkeiten eines Urteils über wesentliche Stationen im Leben der Königin resultieren nicht zuletzt aus der Tatsache, dass ihre beiden Lebensbeschreibungen (in Nordhausen um 974 bzw. um 1002 entstanden) tendenziöse und fiktive Nachrichten mischen und überdies einer speziellen causa scribendi ihre Entstehung verdanken: dem Versuch, mit einem "Fürstinnenspiegel" aktuelle Probleme der Gegenwart zu beeinflussen.

    Quellen:
    Vita M. reginae (posterior), hg. G.H. Pertz (MGH SS 4, 1841), 282-302 - Vita M. reginae antiquior, hg. R. Köpke (MGH SS 10, 1852), 573-582

    Literatur:
    NDB XVI, 371f. - G. Waitz, JDG H I., 1963 - L. Bornscheuer, Miseirae regnum, 1968, bes. 60-102 - H. Beumann, Sachsen und Franken ... (Sett. cent. it. 32, 1986), 887-912, bes. 898ff. - P. Corbet, Les saints ottoniens, 1986, 30ff., 120-234 - G. Althoff, Causa scribendi ... (Fschr. J. Autenrieth, hg. M. Borgolte-H. Spilling, 1988), 117-133 - W. Glocker, Die Verwandten der Ottonen ..., 1989, 7ff. - G. Althoff, Quedlinburg und Gandersheim, FMASt 25, 1991, 123-144.

    Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikons, Band V (1993) Spalten 1015-1016 Autor: Gabriele Lautenschläger

    MATHILDE, Königin und Heilige (Gedenktag: 14.3.).
    * um 895 in Engern (Sachsen); + 14.3. 968 in Quedlinburg.

    Sie stammte aus dem Geschlecht Herzog Widukinds. Ihre Eltern waren Graf Dietrich und seine Frau Reinhild, eine dänisch-friesische Adelige. In dem 789 von Kanonissen in Mudenhorst gegründeten und 826 nach Herford verlegten Damenstift erhielt Maththilde eine umfassende Bildung und standesgemäße Erziehung. Im Jahre 909 (bzw. 913) wurde sie mit Herzog Heinrich vermählt, dem späteren König HEINRICH I. (919-936). Zu den fünf Kindern, die aus dieser Ehe hervorgingen, zählen Herzog Heinrich von Bayern, der von Mathilde nach dem Tod ihres Gatten in der Thronnachfolge begünstigte spätere Kaiser OTTO I. DER GROSSE sowie der Erzbischof und Heilige Bruno I. von Köln. Mathilde stiftete die Klöster St. Servatius und St. Wicbert in Quedlinbuburg sowie die Klöster in Pöhlde, Engern und Nordhausen. Als Wohltäterin verehrt, aber zugleich durch familiäre Zwistigkeiten belastet, starb Mathilde nach längerer Krankheit im Kloster Quedlinburg (bei Halberstadt). Ihr Grab befindet sich in der Krypta des dortigen Domes.

    Lit.: (allgemein) Max Heimbucher, Die Orden und Kongregationen der katholischen Kirche, Bd.I und II, Paderborn 1980; - R. Holtzmann, Geschichte der sächsischen Kaiserzeit 4 1961; - Peter Ketsch, Frauen im Mittelalter, Bd. I und II, 1983/84; - J. Pilschke, Die Heiratspolitik der Liudolfinger, Diss. Greifswald 1909. -
    Literatur (speziell) K. Hauck, Geblütsheiligkeit, in: Liber Floridus, FS P. Lehmann, St. Ottilien 1950, 190 f.; - M. Lintzel, M., in: Westfälische Lebensbilder 5, 1937; - ders;, in: AKG 38 (1956), 152-166; - ders., in: Ausgewählte Schriften II, Berlin 1961, 276-290 und 407-418; - Erna und Hans Melchers, Das große Buch der Heiligen. Geschichte und Legende im Jahreslauf, München 91986, 162-163; - Otto Wimmer und Hartmann Melzer, Lexikon der Namen und Heiligen, Innsbruck-Wien-München 41982, 569-570.

    Althoff Gerd: Seite 362 , "Adels- und Königsfamilien"

    K 6 Lü: 14.3. Mathildis reg + 968 Gemahlin HEINRICHS I.

    Eine Schwester der Königin Mathilde soll nach Meinung der Forschung mit dem BILLUNGER Wichmann dem Älteren verheiratet gewesen sein; vgl. dazu jedoch den Kommentar G 39.
    Mathilde war jedenfalls eine Verwandte der BILLUNGER, wie mehrere Personen aus ihrem Verwandtenkreis, die sich im Lüneburger Necrolog nachweisen lassen, zeigen.
    Zu den Konsequenzen für die Erhellung der 'Anfänge' des billungischen Geschlechts siehe oben Seite 68ff.
    Allgemein zu Mathilde vgl. Biogr. Wörterbuch 2, Sp. 1820f. und FW K 41 mit weiteren Hinweisen. Zum Todesdatum: BO Nr. 469a; Köpke-Dümmler, Otto der Große, Seite 440.

    Schwennicke Detlev: Tafel 10, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    HEINRICH I., Fritzlar 6.V 919 DEUTSCHER KÖNIG
    * 876, + Memleben 2. VII 936 Begraben: Quedlinburg Stiftskirche

    I oo 906, getrennt 909 HATHEBURG, Witwe von N.N., Tochter von Erwin senior

    II oo Wallhausen 909 MATHILDE, Laien-Äbtissin von Nivelles * 896, + Quedlinburg 14. III 968
    Tochter von Graf Dietrich (Theoderich) (IMMEDINGER) und Reginlind, Begraben: ibid Stiftskirche

    GROSSE FRAUEN DER WELTGESCHICHTE. Tausend Biographien in Wort und Bild.: Seite 235

    KÖNIGIN MATHILDE
    890-14.III.968
    Mathilde wurde - so entnehmen wir einer Chronik - als Tochter des sehr wohlhabenden Grafen Dietrich von Ringelheim und dessen Gemahlin Reinhilde im Kloster von Herford erzogen, unter Aufsicht ihrer Großmutter, die gleichfalls Mathilde hieß und dem Kloster als Äbtissin vorstand. Ein Sproß vom Stamme des Herzogs Widukind, wuchs das junge Mädchen hinter den Klostermauern zu einer Jungfrau heran, deren Schönheit, Bildung und Tugend allenthalben gepriesen wurden. Auch zu Herzog Heinrich "dem Vogler" drang diese Kunde. Er begab sich mit wenigem Gefolge nach Herford und überredete die Großmutter, daß sie ihm die Enkelin verlobte. Nicht lange darauf wurde in Walhausen in der Goldenen Aue die Hochzeit prunkvoll begangen. Drei Söhne und zwei Töchter entsprossen der vorbildlich glücklichen Ehe. Mathilde hätte gern ihren jüngeren Sohn Heinrich als Nachfolger seines Vaters gesehen, aber sie stellte die Sorge um Krone und Reich über ihre eigenen mütterlichen Gefühle und fügte sicich gehorsam dem Befehl ihres Gatten, der den erstgeborenen OTTO zum Thronerben bestimmt hatte. HEINRICH verlieh seiner Gemahlin die reichen Güter Quedlinburg, Pöhlde und Nordhausen als Witwengut, und diesen Orten galt auch die besondere Fürsorgrge der Königin. Von hier aus verbreitete sich über ganz Niedersachsen jene höhere geistige Bildung, die aus heiligen Quellen strömend zugleich geistliche Weihe vermittelte. Mathilde wurde heiliggesprochen - ihr Gedenktag ist der 14. März, an dem sie im Jahre 968 im Kloster von Quedlinburg in Sorge um das Schicksal ihrer Söhne und Enkel die Augen für immer schloß.

    Lebe Reinhard: Seite 41, "Ein Königreich als Mitgift"

    Mathilde ist sicher ein Glücksfall für die sächsische Dynastie gewesen, wahrscheinlich auch genetisch. Die attraktive Herzogin, dann Königin, trat stolz, gewinnend und gern in glanzvoller Garderobe auf, galt als gescheit, politisch einsichtig und fromm und gebar HEINRICH I. fünf Kinder. Dass Mathilde dann als gottgefällige Witwe dann überaus freigebig und stiftungsgeneigt im Sinne der Kirche agierte, trug ihr am Ende ihres rund 75-jährigen Lebens den Ruf einer Heiligen ein, zwischenzeitlich aber auch den Zorn ihres Sohnes OTTO: Ganz so opulent waren halt auch des Kaisers Kasetten nicht gefüllt.

    Black-Veldtrup Mechthild: Seite 161-171, "Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien"

    Von Mathilde wissen wir, daß sie anläßlich ihrer Heirat im Jahre 909 Wallhausen als Dotalgut zugewiesen bekam. In seiner 929 erlassenen "Hausordnung" hatte HEINRICH I. Vorsorge zur finanziellen Absicherung seiner Frau getroffen: Kurz vor der Heirat OTTOS I. und Edgiths, die Ende 929 oder Anfang 930 stattfand, erhielt Mathilde am 16. September 929 die Güter Quedlinburg, Pöhlde, Nordhausen, Grona und Duderstadt verbrieft; in der darüber ausgestellten Urkunde wird der Besitz ausdrücklich als ihr Wittum bezeichnet. Bereits zwei Jahre zuvor hatte HEINRICH I. in Zusammenhang mit der Volljährigkeitserklärung OTTOS mit dessen Zustimmung eine Schenkung an Mathilde veranlaßt. Diese Maßnahmen waren notwendig, weil durch die Mündigkeititserklärung und Verheiratung des Thronfolgers die rechtliche Stellung der Königin für den Fall, daß sie den König überlebte, gegenüber dem Sohn abgesichert werden mußte. Eine derartige Absicherung erfolgte aber offenbar zu diesem Zeitpunkt nicht nur für die Königin, sondern auch für die übrigen weiblichen Familienmitglieder.
    Nach dem Tod der verwitweten Königin- bzw. Kaiserin-Mutter konnte eine Übertragung derjenigen Güter, die offenbar zumindest teilweise zur Verwendung als Dotalgüter bestimmt waren, an die regierende Herrscherin erfolgen. Unter den OTTONEN läßt sich Entsprechendes bei Wallhausen, Nordhausen und Pöhlde beobachten: Alle drei Besitzungen waren 909 und 929 zunächst Königin Mathilde überlassen worden; während sich Wallhausen später im Besitz von Kaiserin Adelheid nachweisen läßt, kamen Nordhausen und Pöhlde noch zu Mathildes Lebzeiten und offensichtlich ohne, dass Adelheid die Orte zwischenzeitlich innegehabt hätte, durch OTTO II. an Theophanu.
    Die von Königin Mathilde gegründeten Kanonissenstifte Quedlinburg und Nordhausen wurden auf ihren Dotalgütern errichtet.

    Diwald Hellmut: Seite 230, "Heinrich der Erste"

    Die erste Erziehung liegt in den Händen der Eltern, sie erkennen aber bald, daß sie damit überfordert sind, und vertrauen Mathilde der Mutter des Grafen Thiederich an, die als Äbtissin die Klosterschule Herford leitet. Ob sie Nonne werden soll, steht nicht fest. In der Klosterschule erhält sie die erhoffte, angemessene Erziehung, wird insbesondere, dem Brauch der Zeit gemäß, in der Heiligen Schrift unterwiesen - unter den Augen und behütet von der Großmutter, die nach dem Tod ihres Gemahls die Leitung des Klosters übernommen hat.

    909 oo 2. HEINRICH I. König des Deutschen Reiches 876-2.7.936
    Kinder:
    - OTTO I. König des Deutschen Reiches 23.11.912 † 7.5.973 Wallhausen
    - Heinrich I. Herzog von Bayern 4.919/22.4.922 † 1.11.955 Nordhausen
    - Brun Erzbischof von Köln 1. Hälfte 5.925 † 11.10.965
    - Gerberga um 913/14 † 5.5. nach 968 (984?) Nordhausen
    929 1. oo Giselbert Herzog von Lothringen ca 880 † 2.10.939
    939 2. oo Ludwig IV. König von Frankreich 10.9.920/10.9.921 † 10.9.954
    - Hadwig um 922 † 9.1. nach 958
    14.9.937 oo Hugo der Große Herzog von Franzien um 895 † 16./17.6.956

    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 23,79,140,159, 165,171,188,214,238,363 K 6 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 26-29,42,48,49,52,54-56,59,77,98,111,116 - Black-Veldtrup, Mechthild: Kaiserin Agnes ( (1043-1077) Quellenkritische Studien, Böhlau Verlag Köln 1995, Seite 161-346 - Büsing, Albrecht: Mathilde, Gemahlin Heinrichs I. Halle-Wittenberg Universität Dissertation phil. 1910 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutscheen Reiches, Gustav Lübbe Verlag Bergisch Gladbach 1994, Seite 46-534 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 38-380 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 86,119-121 - Giesebrecht Wilhelm von: Geschichte der deutschen Kaiserzeit. Band 1- Band 6, Mundus Verlag 2000 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 - GROSSE FRAUEN DER WELTGESCHICHTE. Tausend Biographien in Wort und Bild. Neuer Kaiser Verlag 1987 Seite 235 - Hlawitschka, Eduard: Kontroverses aus dem Umfeld von König Heinrichs I. Gemahlin Mathilde, in Festschrift für Alfons Becker, Sigmaringen 1987 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um 'Kuno von Öhningen', Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 26-28,37,39-41,47,72,88,91-98 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 - Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 - Lebe Reinhard: Ein Königreich als Mitgift. Heiratspolitik in der Geschichte. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1998 Seite 41 - Ludat, Herbert: An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa, Böhlau Verlag Weimar Köln Wien 1995, Seite 129,149 - Plischke, Jörg: Die Heiratspolitik der Liudolfinger, Inaugural-Dissertation Universität Greifswald 1909 - Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 69,587-591 - Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg.): Otto III. - Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 14A-389 - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan (Hrsg.): Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung "Otto der Große, Magdeburg und Europa" Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 9,39,129,138,140,164,167,174,178,181,205 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 11 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 12,22-28,34,38,44,52,54,356 - Uhlirz, Karl: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Otto II. und Otto III. 1. und 2. Band. Verlag Duncker & Humblot Berlin 1967 - Waitz, Georg: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter König Heinrich I., Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Pusten Regensburg 1999, Seite 14-16,18,23,51,58,120 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart 1981 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 42,45,62,66,91,117,145,150,217,244,262,265,273 - Zimmermann, Harald: Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1976 -

    Neue Deutsche Biographie - Mathilde

    heilig, Königin, * um 896, † 14.3.968 Quedlinburg.

    M., die erste ottonische Königin, gehört zu den profiliertesten Frauengestalten des Frühmittelalters. Dies resultiert nicht zuletzt daraus, daß ihr Leben um 974 und um 1002 von unbekannten Autoren beschrieben wurde, die im sächs. Stift Nordhausen, einer Gründung M.s, lebten. Vor einer unkritischen Benutzung dieser Viten warnt die Forschung jedoch seit langem, da sie eine unentwirrbare Mischung aus tendenziösen, sagenhaften und fiktiven Nachrichten enthalten. M. stammte – wohl in kognatischer Linie – aus der Sippe des Sachsenherzogs Widukind, eine Tatsache, die das Selbstverständnis ihrer Nachfahren nicht unwesentlich beeinflußte. Erzogen wurde sie im Kanonissenstift Herford, das ihre gleichnamige Großmutter leitete. Aus der romantischen Erzählung der Viten von der Werbung Heinrichs um M. in Herford, in der u. a. die Tatsache seiner ersten Ehe unerwähnt bleibt, wird immerhin auch deutlich, daß die Zustimmung der Eltern M.s zu dieser Ehe nicht eingeholt wurde. Die Heirat brachte den Liudolfingern nicht nur einen Zuwachs an vornehmem Geblüt, sondern auch Besitzungen im westlichen Sachsen, was ihre dortige Stellung erst begründete. Der Reichtum der M. als Grund für die Heirat wird bei Thietmar|von Merseburg ausdrücklich genannt. 912, acht Tage vor dem Tode des Großvaters, wurde der älteste Sohn geboren, der nach diesem Großvater den Namen Otto erhielt; es folgten in unbekannten Jahren die Töchter Gerberga und Hathwig, und schließlich, als Heinrich bereits König geworden war, die Söhne Heinrich und Brun.

    In der Regierungszeit Heinrichs I. tritt M. nicht deutlicher hervor, wenn man konventionelle Wertungen außer Acht läßt wie etwa die, daß sie den harten Gerechtigkeitssinn ihres Gatten zur Milde bewogen habe. 929 wurde im Zuge der „Hausordnung“ Heinrichs auch ihr Wittum bestimmt: Sie erhielt unter Zustimmung Ottos I. die Orte Quedlinburg, Pöhlde, Nordhausen, Grone und Duderstadt. Nach dem Tode Heinrichs I. (936) widmete sich M. in besonderer Weise der „memoria“ ihres Gatten und aller anderen verstorbenen Vorfahren und Freunde. Mehrere Schriftsteller (so Liutprand von Cremona, Thietmar von Merseburg und die Autoren ihrer Viten) heben hervor, daß sie auf diesem Gebiet eine Aktivität entfaltete, die alles bis dahin Bekannte überstieg. Das Zentrum ihrer Totensorge war Quedlinburg mit dem Grab ihres Gatten; dem gleichen Ziel dienten aber auch die Bemühungen um die Stiftung anderer geistlicher Gemeinschaften, so in Pöhlde und Nordhausen. Mit dieser Sorge um die „memoria“ erfüllte M. vorbildlich die vornehmste Aufgabe, die der verwitweten Frau im frühen Mittelalter zukam. 966 wurde ihre gleichnamige Enkelin feierlich in das Amt der Quedlinburger Äbtissin eingeführt, der M. kurz vor ihrem Tode auch das Buch mit den Namen aller übergab, deren Gedenken sie gepflegt hatte. Auch in politischen Fragen scheint M. dezidiert Stellung bezogen zu haben. So setzte sie sich offensichtlich mit anderen für den jüngeren Sohn Heinrich als Nachfolger des Vaters im Königsamt ein, quia natus esset in aula regali. Hier scheinen Vorstellungen wirksam, die dem in der Königszeit des Vaters geborenen Sohn bessere Ansprüche auf die Nachfolge zubilligten als dem älteren Bruder. Hinzuweisen ist darauf, daß M. und ihr Sohn Heinrich als Intervenienten in einer Urkunde Heinrichs I. begegnen, die auf dem ersten königl. Hoftag in Sachsen am Osterfest 922 ausgestellt wurde. Wahrscheinlich wurde Heinrich im Umfeld dieses ersten königl. Hoftages geboren, woraus man eine besondere Befähigung zur Königsherrschaft ableitete. – Zwischen M. und Otto I. gab es nach dessen Regierungsantritt ernsthafte Differenzen, nach dem Zeugnis der Viten deshalb, weil dieser der Mutter die Mittel zur Ausstattung von Kirchen und Klöstern verweigerte. Sie berichten auch, daß sich M. deshalb auf ihr väterliches Erbgut nach Enger zurückzog, bis die Königin Edgith, die Gemahlin Ottos des Großen, die Versöhnung vermittelte.

    Literatur
    ADB 20; Vita Mahthildis reginae antiquior, in: MGH SS 10, S. 573-82; Vita Mahthildis reginae (posterior), in: MGH SS 4, S. 282-302; Jbb. d. Dt. Gesch. Kg. Heinrich I., 41963; R. Köpke u. E. Dümmler, Kaiser Otto d. Gr., 1876; M. Lintzel, in: Westfäl. Lb. V, 1937, S. 161-75; A. Büsing, M., Gemahlin Heinrichs I., Diss. Halle-Wittenberg 1910; R. Holtzmann, Gesch. d. sächs. Kaiserzeit, 31955; K. Schmid, Die Nachfahren Widukinds, in: DA 20, 1964, S. 1-47; L. Bornscheuer, Miseriae regum, 1968, bes. S. 60-102; G. Althoff, Adels- u. Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung, 1984, bes. S. 156-72; ders., Causa scribendi u. Darstellungsabsicht: Das Beispiel d. Mathilden-Viten, in: Festschr. f. J. Autenrieth, 1988, S. 117-33; H. Beumann, Sachsen u. Franken im werdenden regnum Teutonicum, in: Settimane di studio del Centro italiano di studi sull'alto medioevo 32, 1986, S. 887-912, bes. S. 898 ff.; ders., Die Ottonen, 1987; E. Hlawitschka, Kontroverses aus d. Umfeld v. Kg. Heinrichs I. Gemahlin M., in: Festschr. Alfons Becker, 1987, S. 33-54.

    Kinder:
    1. von Sachsen, Otto I. wurde geboren am 23 Nov 912 in Wallhausen [06528],Mansfeld-Südharz,Sachsen-Anhalt,Deutschland; gestorben am 7 Mai 973 in Memleben [6642],Burgenlandkreis,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Magdeburg [39104],Magdeburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland.
    2. von Sachsen, Gerberga wurde geboren in 913; gestorben am 5 Mai 969 in Nordhausen [99734],Nordhausen,Thüringen,Deutschland; wurde beigesetzt in Reims [51100],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich.
    3. von Bayern, Heinrich I. wurde geboren um 920 in Nordhausen [99734],Nordhausen,Thüringen,Deutschland; gestorben am 1 Nov 955 in Pöhlde [37412],Osterode am Harz,Niedersachsen,Deutschland; wurde beigesetzt in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland.
    4. 3. von Sachsen, Hadwig wurde geboren in 922; gestorben nach 958.
    5. von Sachsen, Brun wurde geboren in Mai 925; gestorben am 10 Okt 965 in Reims [51100],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich; wurde beigesetzt in Köln [50667],Köln,Nordrhein-Westfalen,Deutschland.


Generation: 4

  1. 8.  Robert wurde geboren um 820; gestorben in 866 in Brissarthe [49330],Maine-et-Loire,Pays de la Loire,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich; Graf von Paris
    • Titel/Amt/Status: Tours [37000],Indre-et-Loire,Centre-Val de Loire,Frankreich; Graf von Tours

    Notizen:

    Robert der Tapfere
    Graf von Paris und Tours
    - 866 gefallen Brissarthe
    Sohn des Grafen Robert III. im Worms- und Oberrheingau und der Wiltrud von Orleans, Tochter von Graf Hadrian
    Nach Merlet/Glöckner Sohn des 834 mit seinem Bruder, Odo Graf von Orleans, Stammvater der KONRADINER, gefallenen Grafen Wilhelm von Blois

    Lexikon des Mittelalters: Band VII Spalte 883
    Robert der Tapfere
    * ca. 820, + 866 gefallen
    Vater der westfränkischen Könige Odo (888-898) und Robert I. (922-923)
    Stammvater der ROBERTINER (KAPETINGER)

    Aus bedeutendem rheinfränkischen Grafenhaus der ‚RUPERTINER‘ (Gründer des Klosters Lorsch), trat er um 840 in die Dienste KARLS DES KAHLEN, der ihn unter anderem aus Reimser Kirchengut versorgte und den mit seiner Gattin Ermentrud versippten Vasallen 852 zum Laienabt von Marmoutier und Graf von Angers, 853 zum Missus in Raum Anjou/Touraine/Maine erhob. Neben vorübergehender Verwendung in der Bourgogne hatte Robert der Tapfere lange den militärischen Oberbefehl "zwischen Seine und Loire" inne, mit den Grafschaften von Orleans bis Anjou, zuletzt auch die Abtei St-Martin in Tours. In Auseinandersetzungen mit rivalisierendem Adel und dem neustrischen Unterkönig Ludwig dem Stammler, Sohn KARLS DES KAHLEN) kam es neben einer Auflehnung Ludwigs gegen den Vater auch zu einer Erhebung Roberts gegen KARL (857-861). Robert der Tapfere hat Bretonen, Normannen und Aquitanier erfolgreich bekämpft, wobei er sie geschickt gegeneinander ausspielte. Er fiel 866, zusammen mit Graf Ramnulf von Poitou, bei Brissarthe (nördlich Angers) im Kampf gegen die Normannen. Den Gefallenen verglich man in der rheinfränkischen Heimat mit den MAKKABÄERN ("Robert fortis").

    Literatur:
    K. Glöckner, Lorsch und Lothringen, Robertiner und Capetinger, ZGO NF 50, 1936, 301-354 - K. F. Werner, Rotberti complices. Die Vasallen Roberts des Tapferen, WaG 19, 1959, 146-193 -
    Robert IV. der Tapfere folgte um 834 dem Vater in allen Allodien und beiden Gauen als Graf. Er ging in den verheerenden Bruderkriegen der KAROLINGER um 837 zu KARL II. VON FRANKREICH über und verlor deshalb die alten Hausgrafschaften seiner Familie, nicht aber die deutschen Allodien. In den Hausgrafschaften folgten ihm die KONRADINER bzw. SALIER, die mit seiner Familie verschwägert waren. Er machte wohl 841 die Schlacht bei Fontenay mit, jedoch auf Seiten Kaiser LOTHARS I., weil er entschiedener Verfechter der Reichseinheit war, die nur der fränkische Reichsadel, der in allen Reichsteilen Besitz hatte, garantieren konnte. Robert wurde von KARL II. DEM KAHLEN gefördert, bekam die wichtigen Grafenrechte in Anjou, Touraine, Maine und Blois, und wurde Graf von Tours und Paris, auch Laienabt und Vogt von St. Martin/Tours, Marmoutier, Angers und Comery. Er beherrschte weitgehend das Gebiet des ehemaligen "Neustrien" und stieg damit zum mächtigsten Kronvasallen auf und war zeitweise auch Königsbote. Er geriet mit dem Haus SEPTIMANIEN-AQUITANIEN in Streit, gewann von diesem vorübergehend Autun dazu, geriet 858 mehrmals in Streit mit KARL II., weil er sich weigerte, ihm verliehene Benefizien zurückzugeben, so stark war er.
    Robert war der Anführer von Adelsbünden und zeigte als erstes Mitglied der Sippe das Geschick, den richtigen Augenblick abzupassen und die Fähigkeit zur Mäßigung. In der Zeit übelster Plünderungen durch die Normannen, die von allen Flüssen her ins Land eindrangen, wurde er der Chef der Abwehr der Normannen und fiel heldenhaft kämpfend bei Brissarthe. Mit seinem unerschrockenen Widerstand begründete er seinen Ruhm und das Ansehen seiner Familie in Frankreich, die bald als einheimischer empfunden wurde als die KAROLINGER.
    Robert ist der Ahnherr der ROBERTINER, aus denen später die KAPETINGER hervorgingen.

    Friese Alfred: Seite 104, "Studien zur Herrschaftsgeschichte des fränkischen Adels"

    Als durch die Schlacht von Fontenay (bei Auxerre) 841 die Entscheidung gegen Kaiser LOTHAR I. gefallen war und zwei Jahre später im Vertrag von Verdun besiegelt wurde, mußten im Ostreich viele von ihnen abtreten. Das Beispiel der ROBERTINER ist ebenso aufschlußreich wie das der HATTONEN. Robert IV., dessen Vater Königsbote im Mainzer Sprengel und Graf im Oberrhein- und Wormsgau war, hat schon 837 den Machtbereich Ludwigs des Deutschen verlassen und über Freunde im Lager des Kaisers Anschluß an den Hof KARLS DES KAHLEN gefunden. Mit ihm ging auch Graf Hraban, ein Vetter des Fuldaer Abtes Hrabanus Maurus.

    Mitterauer Michael: Seite 209, “Karolingische Markgrafen im Südosten”

    Neben Guntram hatte Graf Rutpert III. noch einen zweiten Sohn, der den Namen des Vaters trug. Er wird 836 in einer Lorscher Urkunde genannt. Glöckner hat es wahrscheinlich gemacht, dass es sich bei ihm um den unter dem Namen Robert "der Tapfere" bekannten Ahnherrn der westfränkischen ROBERTINER handelt. Er nimmt an, dass sich Rutpert wie viele andere ostfränkische Große beim Tod Kaiser LUDWIGS für dessen Sohn LOTHAR entschied und dadurch in Gegensatz zu König Ludwig dem Deutschen geriet. War Rutpert wirklich ein Neffe des Hrabanus Maurus, dann findet diese Annahme neue Stützung. Auch Hrabanus Maurus nahm gegen König Ludwig Stellung. Er verlor aus diesem Grunde seine Fuldaer Abteiwürde. Durch seine Haltung wurde sicherlich auch die seines damals noch ziemlich jugendlichen Neffen bestimmt.
    Nach dem Sieg König Ludwigs ging Rutpert ins W-Reich, wo er sich rasch eine neue Ausgangsbasis schuf. Die rupertinische Grafschaft im Wormsgau sowie der größte Teile der rheinischen Güter dieses Geschlechts gingen auf einen Graf Megingoz über. Daraus, dass er als nepos König Odos bezeichnet wird, schloß Glöckner, dass er der Sohn einer Schwester Roberts des Tapferen war. Sein Vater hieß Walacho, sein Bruder Robert.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 439,441,500,502, "Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

    Unter den Großen im Rheingebiet gab es einige, die nach der Reichsteilung von Verdun nicht unter der Herrschaft des ungeliebten Ludwig leben wollten, aber auch für LOTHAR nichts übrig hatten. Zu ihnen gehörten Hrabanus und Robert, zwei Männer gräflicher Abstammung. Hrabanus war ein Verwandter des späteren Erzbischofs Hrabanus Maurus von Mainz, Robert war kein anderer als Robert der Tapfere, der Ahnherr der KAPETINGER. Sie zogen in KARLS Reich und wurden mit Gütern der Reimser Kirche ausgestattet. Dieses Bistum war in den ersten Jahren der Herrschaft KARLS vakant geblieben, um den König die Einkünfte zu sicherm. Bald nach seiner Wahl zum Erzbischof von Reims erreichte aber Hinkmar die Rückgabe seiner Güter. Robert konnte sich auf seine Verwandtschaft mit Königin Ermentrud und dem einflußreichen Grafen Adalhard stützen. Im Jahre 852 ernannte ihn KARL zum Grafen von Anjou und der Touraine. Nach dem Verlust von Nantes und Rennes sollte dieses Gebiet die Grundlage einer neuen Bretonischen Mark bilden. Gleichzeitig wurde Robert Laienabt des Klosters Marmoutier bei Tours. Später erhielt er dann noch die Grafschaften Blois und Orleans, dazu die Laienabtwürde von Saint-Martin in Tours, einen der Grundpfeiler für die Macht der ROBERTINER, der späteren KAPETINGER.
    Im Jahre 858 trat eine weit gefährlichere Oppositionsbewegung auf, der ein Großteil des fränkischen Adels im Königreich KARLS DES KAHLEN angehörte, darunter Robert der Tapfere und Erzbischof Wenilo von Sens. Diese Partei machte Ludwig dem Deutschen das Angebot, die Krone von KARLS westfränkischem Reich zu übernehmen. Ludwig nahm an, besetzte mühelos einen großen Teil des Königreichs und vergab schon honores an Große, die ihn gerufen hatten. Ludwig der Deutsche fühlte sich seiner Anhänger so sicher, daß er seine Truppen nach Hause entlassen hatte. KARL nützte das aus und zwang seinen Bruder durch eine rasche Militäraktion zum übersturzten Abzug. Dieser Erfolg in einer äöußerst kritisch erscheinenden Lage begründete KARLS Aufstieg in der fränkischen Welt. Freilich blieb die Verurteilung der Verschwörer von 858 durch die Synode zu Gondreville weitgehend wirkungslos, an der im Jahr darauf die "lothringischen" und westfränkischen Bischöfe teuilnahmen: KARLS Gegner waren in die Bretragne geflohen, die damals von der Opposition als Aufenthaltsort bevorzugt wurde. KARL mußte im Jahr 861 diesen Großen, voran Robert dem Tapferen, ihre Besitzungen und honores zurückgeben, sie dabei sogar noch vermehren.
    Die ROBERTINER dagegen, die "frühesten" KAPETINGER, deren Name auf Robert den Tapferen, ihren Ahnherrn und ihre eigentliche Heldengestalt zurückgeht, erhielten wesentlich weniger Beifall.
    Robert der Tapfere und Hugo Abbas, der einer feindlichen Familie angehörte, aber Roberts Werk fortsetzte, verkörpern die Vorbereitungsphase von 852 bis 866: Eine beträchtliche Vasallenklientel entstand auf der Grundlage eines Militärkommandos, das die KAROLINGER für Robert im Loiregebiet zwischen Orleans und Angers eingerichtet hatten, um die Bretonen und Normannen zu bekämpfen. Von dieser Basis ausgehend, sicherten sich Robert beziehungsweise Hugo der Abt (Abbas) auch einige große Klöster, voran Saint-Martin in Tours, und wurden dort Laienäbte. Das ermöglichte ihnen, zahlreiche Vasallen auf Klosterbesitz anzusiedeln.

    Ehlers Joachim: Seite 13-15, "Die Kapetinger"

    Zur frühen Geschichte der Familie gibt es keine eindeutigen Quellenzeugnisse; die Sammelbezeichnung "ROBERTINER" ist neuzeitlich und bezieht sich auf Robert, ihren ersten faßbaren Angehörigen, der aufgrund seiner vor allem im Kampf gegen die Normannen bewiesenen militärischen Tüchtigkeit schon von den Zeitgenossen als "der Tapfere" anerkannt wurde. Wegen seiner Leistungen im Dienst KARLS DES KAHLEN, der Eigenherrschaft, die er früh begründen konnte und durch seine königlichen Nachkommen erregte er das Interesse zeitgenössischer und späterer Geschichtsschreiber, die auch Nachrichten über seine Vorfahren überliefert haben. Roberts Vater sei ein gewisser Witichinus gewesen, der aus den ostrheinischen Ländern gekommen sei, schreibt am Ende des 10. Jahrhunderts der Mönch Richer aus dem Reimser Kloster des Heiluigen Remigius (I, 5), und sein Zeitgenosse Aimoin von Fleury präzisiert das, wenn er Robert einen Mann sächsischer Herkunft (Saxonici generis) nennt (II, 1). Gegenüber diesen Meldungen, die den Ursprung des ersten französischen Königshauses außerhalb Frankreichs sehen, berichten zeitnähere Aufzeichnungen wie die Annales Xantenses zum Jahr 867 (gemeint ist 866), daß damals ein Heerführer KARLS DES KAHLEN gegen die Normannen gefallen sei, ein sehr tapferer Mann aus der Francia namens Robert, und die Fuldaer Annalen nennen ihn einen Grafen König KARLS, der "wie ein Judas Makabäus unserer Zeit" (alter quodammodo nostris temporibus Machabeus) kämpfend den Tod gefunden habe.
    Zwischen sächsischer Herkunft und westfränkischem Königsdienst Roberts sah die ältere Forschung einen Widerspruch. Er sollte dadurch beseitigt werden, daß dem notorisch phantasievollen Richer, der den namen Widukind seinem gelehrten Wissen von den Sachsenkriegen KARLS DES GROSSEN mühelos hätte entnehmen können, Erfindung unterstellt wurde; für Aimoin glaubte man an einen Reflex späterer Vorgänge, nämlich der Heirat des dux Hugo Magnus, Roberts Enkel, im Jahre 937 mit Hadwig, der Tochter König HEINRICHS I. und Schwester OTTOS I., über die der Name Heinrich in das französische Königshaus gekommen ist.
    Ein solcher Widerspruch besteht indessen keineswegs zwingend, denn die fränkische Reichsaristokratie, zu der Robert gehörte, definierte sich gesamtfränkisch und darf demzufolge nicht nachträglich auf eine einzige Herkunftsregion beschränkt werden. Ein intensives gentiles Bewußtsein, das diese Familien ursprünglich zweifellos gehabt haben, wurde seit der Zeit KARLS DES GROSSEN im reichsweiten Aktionsraum so intensiv fränkisch überlagert, daß ein Großer zwar individuell aus der Francia kommen, durch Familientradition aber sächsischer Herkunft sein konnte. Die Quellenzeugnisse müssen sich demnach im Falle Roberts nicht gegenseitig ausschließen, sondern können einander ergänzen; angesichts der Fluidität weiträumiger Adelsbeziehungen und der Verbreitung des Personennamens verbietet sich aber jede präzise Bestimmung schon deshalb, weil sie dem damals noch sehr offenen System gesellschaftlich-familiärer Beziehungen nicht angemessen wäre. In einer Welt breitgelagerter Traditiionsverbände dürfen "die" ROBERTINER nicht als abgrenzbare, stammtafelfähige Größe gesucht werden, denn Einheiten dieser Art waren erst im Entsehen begriffen und können deshalb als solche in den Quellen nicht gefunden werden. Aus diesem Grund ist der Versuch gescheitert, Roberts Verwandtschaft mit dem mittelrheinischen Grafen Cancor nachzuweisen, der um 762/63 das Kloster Lorsch gegründet hatte und seinerzeit zur Familie des Bischofs Chrodegang von Metz gehört haben soll, des neben Fulrad von St- Denis wichtigsten Beraters des späteren Königs Pippin. Angesichts der bekannten überregionalen Verbindungen der fränkischen Reichsaristokratie ist die Verbindung Chrodegang/Robert/Cancor zwar möglich, aber ebensowenig belegbar wir die These einer neustrischen Herkunft der Familie Roberts. Sie wurde aus Verwandtschaft Hrotberts, eines Refendars König Chlothars III., mit dem Heiligen Lantbert gefolgert, dem die mittelrheinischen RUPERTINER zwei Kirchen geweiht haben; hierbei ist allerdings Lantbert, Abt von St-Wandrille und Bischof von Lyon (+ 683/88), verwechselt worden, dem die Kirchen in Donk (Provinz Limburg) und in Mainz geweiht waren.
    Mit dem Vertrauen in die Rekonstruierbarkeit verwandtschaftlicher Beziehungen Roberts zur Familie Chrodegangs von Metz schwindet aber auch die Möglichkeit, seinen Zugang zum Hof KARLS DES KAHLEN plausibel zu erklären. Robert muß dort frühzeitig Erfolg gehabt haben, denn 852 erhielt er das Kloster Marmoutier (Dep. Indre-et-Loire) übertragen, eine Gründung des fränkischen Reichsheiligen Martin. Solche Ausstattungen waren letzte Mittel der spätkarolingischen Könige, Große an sich zu binden und für die Dynastie zu gewinnen. Ein Teil des Klostergutes verblieb den Konventen, aus dem größeren Bestand konnte der Laienabt eigenen Vasallen Dienstgüter geben. 861, nach einer Phase der Opposition Roberts als Parteigänger Ludwigs des Deutschen, vertraute KARL ihm den militärischen Oberbefehl im Westen zwischen Loire und Seine an, den ducatus inter Ligerim et sequanam adversus Brittones (Regino zu 861). Es ist bemerkenswert, daß die künftige Basislandschaft der ROBERTINER zugleich die gefährdetste Region des W-Fränkischen Reiches war, bedroht durch Normannen und Bretonen: Die künftigen Könige verdankten ihren Aufstieg zu einem guten Teil militärischer Bewährung. Robert muß KARL DEM KAHLEN so wichtig gewesen sein, daß er ihm gegen den Willen des Erzbischofs Hinkmar von Reims 866 die ehrwürdigste Kirche des Frankenreichs überließ, das Kanonikerstift St-Martin in Tours.
    Nach dem Tod Roberts, der 866 bei Brissarthe (Dep. Maine-et-Loire) im Kampf gegen die Normannen gefallen war, konnte der König nur einen Teil der mitterweile erworbenen honores an Roberts minderjährigen Sohn Odo weitergeben.

    Mexandeau Louis: Seite 50-51, "Die Kapetinger"

    So war es bei Robert dem Tapferen (oder dem Starken), dem ersten bekannten Vorfahren der KAPETINGER. Er war ein Zeitgenosse KARLS DES KAHLEN, seine Herkunft liegt im Dunkel und ist umstritten, und es hat ganz den Anschein, als ob er sein Glück nicht - wie es französische Historiker behauptet haben, um seiner Nachkommenschaft zu schmeicheln und um sie zu rechtfertigen - einer gediegenen aristokratischen Abstammung verdankte, sondern der Beharrlichkeit, mit der dem Mißgeschick trotzte. Einerseits versuchte der energische KAROLINGER das Eindringen der Wikinger durch Brückenbefestigung aufzuhalten, andererseits bemühte er sich, sie aus dem flachen Land zurückzuzdrängen. Einer seiner tüchtigsten Stellvertreter, wenn nicht überhaupt der bewährteste, war eben jener Robert, der Urgroßvater Hugo Capets. Um ihm seine Treue zu lohnen, übertrug ihm KARL große Vollmachten und ausgedehnte Ländereien im Gebiet zwischen Seine und Loire, das man damals noch Neustrien nannte. Schon im Jahre 860 fühlte sich Robert stark genug, um sich gegen den Herrscher zu empören und es abzulehnen, ihm die Benefizien zurückzugeben, die ihm seine tapferen Taten eingebracht hatten. Eine erste Bekundung der Unabhängigkeit, auf die in dem Maße, wie sich diese stolze Familie festigte, noch viele andere folgen sollten. Die Auflehnung währte nicht lange, und Robert erhielt daher seine Güter und seine Vorrecht zurück. Er stellte so eine andere Eigenschaft unter Beweis, die zur ersten Tugend des Geschlechtes werden sollte, die Mäßigung ... vorausgesetzt, daß sie etwas einbrachte Vor den KAPETINGERN wußten schon die ROBERTINER, wie weit man gehen durfte und wo man haltmachen mußte.
    Robert der Tapfere starb frühzeitig im Jahr 866 am Ende eines siegreichen Kampfes, den er einer Normanschar geliefert hatte. Die Erinnerung an seinen ruhmreichen Tod auf den Stufen der Kirche von Brissarthe nahe bei Le Mans blieb unvergessen. Er hinterließ zwei Söhne, Odo und Robert; der ältere war noch nicht zehn Jahre alt.

    Dümmler Ernst: Band I Seite 591, "Geschichte des Ostfränkischen Reiches"

    Als nämlich im Herbst 866 eine Schar von nur etwa 400 Loiredänen und Britten der Stadt Le Mans unter der Führung Hastings zu Pferde einen zweiten Besuch gemacht hatte [Der Tod Roberts und Ramnulfs wird kurz von Hinkmar erzählt, ausführlich von Regino a. 867.], wurden sie auf dem Rückwege bei Brissarthe von den Grafen Roert, Ramnulf, Gotfrid unf Heriveus angegriffen und in den Ort zusammengedrängt, wo die Mehrzahl von ihnen in einer steinernen Kirche Zuflucht fand. Bei einem Ausfalle aus derselben gelang es ihnen Robert, der unvorsichtig der Kühlung wegen Helm und Harnisch abgelegt, im Gewühle zu erschlagen, Ramnulf aber ward durch einen Pfeilschuß aus der Kirche so schwer getroffen, daß er drei Tage darauf starb

    Dümmler Ernst: Seite 15,34,35, "Die Chronik des Abtes Regino von Prüm"

    861
    KARL hielt eine Reichsversammlung zu Compendium [Compiegne] und dort vertraute er mit dem Beirate seiner Großen dem Grafen Robert die Herzogswürde zwischen Liger und Sequana wider die Brittonen an [Robert der Starke wurde im November 853 zu Servais zum Sendgrafen für Maine, Anjou, Touraine und die spätere Normandie ernannt.], die derselbe längere Zeit hindurch mit außerordentlichem Eifer verwaltete.

    867
    Die Nordmannen besetzten die Mündungen des Flusses Liger und fingen von neuem an, die namnetische, andegavische, pictavische und turonische Landschaft grausam zu verheeren; gegen diese führen Ruotbert, welcher die Mark verwaltete, und Herzog Ramnulf von Aquitanien [Seit 852 neben Robert als Kämpfer gegen die Normannen erwähnt.] die von ihnen gesammelten Mannschaften ins Treffen [Im Herbst 866 plünderten 400 Normannen die Stadt Le Mans, auf dem Rückmarsche von dort zur Loire wurden sie bei Brissarthe von dem fränkischen Heere angegriffen, wobei Robert seinen Tod fand.]. Jene, als sie sich von einem Heere verfolgt sahen, eilen in größter Hast ihre Flotte zu erreichen; doch da sie bemerkten, daß die Schar der Verfolger ihnen nahe sei und sie erkannten, daß Entkommen nicht mehr möglich wäre, dringen sie in einen Flecken ein, wo sie sich befestigen, so gut es die Zeit erlaubt. An diesem Orte befand sich aber eine sehr große aus Stein erbaute Kirche, in welche der größte Teil der Nordmannen nebst ihrem Füherer Namens Hasting sich hineinbegab. Routbert und Ramnulf mit ihren Genossen fallen über sie her und hauen unverweilt alle die nieder, welche sie außerhalb der Kirche auffanden. Als sie zur Kirche kommend, den Ort befestigt sahen und eine sehr bedeutende Schar von Heiden darin verborgen fanden, schlagen sie nach kurzer Beratung rings umher ihr Lager auf und errichten Zelte, damit sie am morgenden Tage durch Aufwerfung von Wällen und Anwendung von Maschinen die Feinde mit aller Kraft belagern könnten; denn schon neigte die Sonne zum Untergange. Ruotbert, der durch die starke Hitze in Schweiß geraten war, legte Helm und Harnisch ab, um sich ein wenig von der frischen Luft abzukühlen; und während alle mit der Aufschlagung des Lagers beschäftigt sind, stürzen plötzlich die Nordmannen aus ihrer Befestigung hervor und werfen sich unter gewaltigem Geschrei auf Ruotbert und seine Genossen. Doch wiewohl plötzliche und unvorhergesehene Zufälle auch die tapfersten Männer im Kriege in Verwirrung zu dringen pflegen, so ergreifen sie dennoch so schnell wie möglich ihre Waffen, nehmen den Feind mannhaft in Empfang und zwingen die Weichenden, in die Kirche zurückzukehren. Ruotbert, der ohne Helm und Panzer herbeieilte, wurde, da er allzu unvorsichtig kämpfte und noch dazu den Feinden nachsetzte, in der Pforte der Kirche selbst erschlagen; seinen schon leblosen Körper ziehen sie hinein. Ramnulf ferner, als er aus einiger Entfernung dem Ausgange der Sache zusah, wurde von einem Nordmann durch das Kirchenfenster mit einem Pfeilschuß tödlich verwundet, den er, von den Seinigen aus dem Treffen geführt, kaum drei Tage überlebte. Mit so schlimmen Mißgeschick wurde die Schlacht geliefert und beendigt; das Heer, das nach Verlust seines Hauptes zugleich von Verwirrung und Trauer erfüllt war, hebt die Belagerung in derselben Stunde auf und kehrt in die Heimat zurück; die Nordmannen lenken ihre Schritte jubelnd zu ihrer Flotte.

    1. oo Agane
    2. oo Adelheid von Tours, Tochter des Grafen Hugo (ETICHONE) - nach 866 Schwägerin Kaiser LOTHARS I.

    nach G. Tellenbach kaum möglich !!

    Kinder:
    2. Ehe
    - Robert I. von Neustrien um 860-15.6.923
    - Odo Graf von Paris 858-1.1.899
    - Richilde Erbin von Blois
    oo Theobald Graf von Tours
    Stammeltern der Grafen von Blois-Champagne

    Literatur:
    Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 15,34-36,54,83,88 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 428,431,465,469, 480,483,546,558,585,589 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 11,13-15,46,48 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 13,36,76 - Friese Alfred: Studien zur Herrschaftsgeschichte des fränkischen Adels. Der mainländisch-thüringische Raum vom 7. bis 11. Jahrhundert. Klett-Cotta Stuttgart 1979 Seite 104 - Glöckner K: Lorsch und Lothringen, Robertiner und Capetinger. in: Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins Band 50 Heft 1, 1936, Seite 300-354 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 66 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 43 - Mexandeau Louis: Die Kapetinger. Editions Rencontre Lausanne 1969 Seite 50-51 - Mitterauer Michael: Karolingische Markgrafen im Südosten. Archiv für österreichische Geschichte Band 123. Hermann Böhlaus Nachf./Graz-Wien-Köln 1963 Seite 209 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 235,256,277 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 154,158,180,184 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 65,66,67,69,71 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 27,34,52,230 Anm. 876 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 439,444,446,500,502 -

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    Robert heiratete von Tours, Adelheid. Adelheid (Tochter von von Tours, Hugo und Ava) gestorben nach 866. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 9.  von Tours, Adelheid (Tochter von von Tours, Hugo und Ava); gestorben nach 866.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Argengau,Baden-Württemberg,Deutschland
    • Titel/Amt/Status: Linzgau,Baden-Württemberg,Deutschland; Gräfin im Argen- und Linzgau

    Notizen:

    Adelheid von Tours Gräfin im Argen- und Linzgau
    + nach 866
    2. Tochter des Grafen Hugo von Tours aus dem Hause der ETICHONEN und der Ava; Schwägerin des Kaisers LOTHAR I.

    Vollmer Franz: Seite 168, "Die Etichonen. Ein Beitrag zur Frage der Kontinuität früher Adelsfamilien." in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen und frühdeutschen Adels

    Hugo von Tours zweite Tochter Adelais heiratet zuerst den WELFEN Konrad, dessen eine Schwester Judith 819 zweite Gemahlin LUDWIGS DES FROMMEN geworden ist, während die zweite, Emma, 827 Frau Ludwigs des Deutschen wird. So bringt Adelais (Adelheid) auch die fortan bei den WELFEN verfolgbaren Familiennamen Adelais und Hugo zu den WELFEN. Dass Aelis/Adelais in zweiter Ehe Robert den Starken heiratet, ist von der neueren Forschung wiederholt angenommen worden.

    Tellenbach Gerd: Seite 338, "Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des großfränkischen und frühdeutschen Adels"

    Nach dem Wortlaut der Brüsseler Handschrift sind wohl Mutter und Kind (Hrudulf) bei der Geburt gestorben. Nun findet man allerdings in der früheren Forschung die Theorie von einer zweiten Heirat der Adelheid mit dem KAPETINGER Robert dem Tapferen [Mit der politischen Lage läßt sich eine Ehe Roberts mit Adelheid ganz schwer zusammenreimen. Robert erhielt nämlich 865 die Grafschaft Auxerre, die KARL DER KAHLE kurz zuvor dem Sohn Adelheids, Konrad, genommen hatte]. Sie erweckt jedoch schon bei chronologischen Erwägungen Bedenken. Wenn Konrad 862 zuletzt erwähnt, also in einem der folgenden Jahre gestorben, Robert der Tapfere 866 gefallen ist, bleibt für eine solche zweite Ehe, aus der vor dem Tode Roberts die beiden Söhne Odo und Robert hervorgegangen sein sollen, nicht viel Zeit. Eine verwandtschaftliche Verknüpfung zwischen WELFEN und KAPETINGERN ist wahrscheinlich, muß aber nicht über Adelheid gehen.

    Schneidmüller Bernd: Seite 50,61,62, "Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung."

    Eine grenz- und völkerüberschreitende Aristokratenfamilie trat durch zwei Ehen in doppelte Nähe zur karolingischen Herrscherfamilie. Und das wurde noch weiter bekräftigt, als Konrad der Ältere, Bruder Judiths und Hemmas, mit Adelheid die Schwester der Gemahlin Kaiser LOTHARS I. heiratete, des Sohnes Kaiser LUDWIGS DES FROMMEN aus erster Ehe, des Bruders König Ludwigs II. und Stiefsohns derJudith.
    Konrad (der Ältere, + nach 862) war mit Adelheid, der Schwester von LOTHARS I. Gemahlin Irmingard, verheiratet und damit so vielfältig mit der karolingischen Herrscherfamilie versippt, daß eine komplizierte Aufzählung nötig wird.
    Von Heiric von St-Germain/Auxerre (+ nach 875) stammte der erste Fürstenpreis auf ein welfisches Ehepaar. Diese Erinnerung an Konrad den Älteren und an seine Gattin Adelheid wurde aus Dankbarkeit für die welfische Friegebigkeit formuliert und nannte Konrad einen "hochberühmten Fürsten, Genossen der Könige, ganz besonders ausgezeichnet unter den Ersten bei Hof." Adelheid glänzte durch vornehmste Herkunft. Vor anderen genannten Tugenden zeichne eheliche Liebe und Verbundenheit das Paar aus.

    Literatur:
    Ay, Karl-Ludwig/Maier, Lorenz/Jahn Joachim: Die Welfen. Landesgeschichtliche Aspekte ihrer Herrschaft. Universitätsverlag Konstanz GmbH 1998 Seite 59 - Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prososopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986 Seite 147,167,291 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Seite 422 - Fleckenstein Josef: Über die Herkunft der Welfen und ihre Anfänge in Süddeutschland.in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen und frühdeutschen Adels Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1957, Seite 71-136 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Tascheenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 185 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 120 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Kölln 2000 Seite 50,61,62 - Tellenbach Gerd: Exkurs Über die ältesten Welfen im West- und Ostfrankenreich. in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen und frühdeutschen Adels Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1957, Seitite 338 - Vollmer Franz: Die Etichonen. Ein Beitrag zur Frage der Kontinuität früher Adelsfamilien. in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen und frühdeutschen Adels Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1957, Seite 168 -

    Notizen:

    nach G. Tellenbach kaum möglich !!

    Kinder:
    1. von Paris, Odo wurde geboren in 858; gestorben am 1 Jan 899 in La Fère [02800],Aisne,Picardie,Frankreich; wurde beigesetzt in Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich.
    2. 4. von Neustrien, Robert I. wurde geboren um 866; gestorben am 15 Jun 923 in Soissons [2200],Aisne,Picardie,Frankreich.

  3. 10.  von Vermandois, Heribert I. wurde geboren um 840 (Sohn von von Vermandois, Pippin I.); gestorben in 900/907.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Soissons [2200],Aisne,Picardie,Frankreich; Abt von Saint-Crépin
    • Titel/Amt/Status: Madrie (Grafschaft),Eure,Haute-Normandie,Frankreich; Graf von Madrie
    • Titel/Amt/Status: Meaux [77100],Seine-et-Marne,Île-de-France,Frankreich; Graf von Meaux und Ormois
    • Titel/Amt/Status: 886/898-907, Soissons [2200],Aisne,Picardie,Frankreich; Graf von Soissons
    • Titel/Amt/Status: 896-907, Vermandois (Grafschaft),Picardie,Frankreich; Graf von Vermandois

    Notizen:

    Heribert I.
    Graf von Vermandois (896-907)
    Graf von Soissons (886/98-907)
    Graf von Meaux, Madrie und Ormois
    Abt von S. Crepin
    um 840-6.11.900/07 ermordet
    Sohn des Grafen Pippin I.; Urenkel des Kaisers KARL DER GROSSE

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 2154

    Heribert I., Graf von Vermandois
    + 6. November 900/06
    Enkel Bernhards von Italien, Sohn Graf Pippins und vermutlich einer Dame aus dem Hochadel des Pariser Raums, war als KAROLINGER im Mannesstamm eng mit den Führungsschichten Neustriens und der Francia verwandt

    Begründer des Hauses VERMANDOIS

    Vergleichbar mit anderen Herrschaftsbildungen in W-Franken (ROBERTINER in Neustrien, Rudolf in Burgund, Balduin in Flandern), vollzog sich der Aufstieg der „VERMANDOIS“ im späten 9. Jh. Zwischen 886 und 898 erwarb Heribert die Grafschaft Soissons und die Laienabbiate von St-Crepin und St. Medard/Soissons. Enge Bindungen zu König Odo verschafften ihm 888/89 die Grafschaften Meaux (mit Chateau-Thierry) und Merezais, eventuell auch Beauvais, Vexin und Senlis, die Heribert zur Abwehr der Normannen zusammenfaßte. 893 in Opposition zu Odo, waren Heribert I. und sein Bruder Pippin neben Erzbischof Fulco von Reims maßgeblich an der Erhebung Karls III. beteiligt. Ein erneuter Parteiwechsel zu Odo brachte den Erwerb der Grafschaft Vermandois und des Laienabbiats von St-Quentin 896. Während seiner Auseinandersetzungen mit den Grafen von Flandern wurde Heribert zwischen 900 und 906 erschlagen.

    Brandenburg Erich: Tafel 1, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    V. Generation 3.
    Heribert I. Graf (wohl von Vermandois) 893
    * ca. 840, + nach 900, vor 908 ermordet
    Gemahlin: N

    Anmerkungen: Seite 114, V. 3. Heribert I.

    Das Geburtsjahr kann nur schätzungsweise angegeben werden. 877 und 892 wie bei Nr. 2. Er erscheint nie ausdrücklich als Graf von Vermandois, war aber wohl sicher schon im Besitz dieser später von seinen Nachkommen verwalteten Grafschaft. Er wurde ermordet von einem Dienstmann des Grafen Balduin von Flandern, Regino 818, S. S. 1, 567. Der Zeitpunkt ist ungewiß. Heribert kommt zuletzt vor im Sommer 900, Ann. Vedast., S. S. 1, 531; er muß 908 tot gewesen sein, da Regino, der in diesem Jahr seine Chronik vollendete, seinen Tod erwähnt. Meist wird 902 als sein Todesjahr angenommen, ich kenne aber keinen Grund dafür. [V 3]

    * Ergänzung (Werner): * ca. 850, + 6. XI. 900/07 (ermordet)

    886/98 Graf von Soissons und Abt von St. Crepin, 888/89 Graf von Meaux, Madrie, 896 Graf von Vermandois.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 455, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    V. Generation 1

    Regino nennt zu 818 (ed. Kurze 73) als ältesten Sohn Pippins, des Sohnes König Bernhards von Italien, Bernhardus, vor seinen Brüdern Pippin und Heribert. Zu 893 I 28, der Erhebung Karls III. als Gegen-König in Reims (ed. 140f) erwähnt er nebeneinander die Brüder und Grafen Heribert und Pippin. Es ist möglich, daß Bernhard zu diesem Zeitpunkt nicht mehr lebte. Die Aufstellungen von Guiseppe Pochettino, I Pippinidi in Italia (sec. VIII-XII), Archivio storico lombardo, Serie sesta 54 (19227) 1-43 sind zu unsicher, um berücksichtigt werden zu können. Er unterstellt für Bernhard, er habe in Italien weitergelebt und dort Nachkommen gehabt. Dabei stützt er sich lediglich auf Vorkommen des (verbreiteten) Namens Bernhard: Kein einziger Pippin oder Heribert (Leitname der Familie von Bernhards Mutter, vgl. Werner, Unters. 101f.) begegnet unter diesen vermeintlichen Nachkommen. Dagegen könnte Bernhard durchaus identisch sein mit dem Grafen dieses Namens, der ND de Laon als Testamentsvollstrecker KARLS DES KAHLEN einen Codex überbrachte, siehe E. Bourgeois, Le capitulaire de Kiersy-sur-Oise, Paris 1885,23.

    Thiele Andreas: Band II, Teilband 1 Tafel 32, "Erzählende genealogische Stammtafeln"

    Heribert I. baute sich nach und nach im Raum Paris eine überragende Machtposition auf als treue Stütze des königlichen Vetters KARL II. DER KAHLE. Er wurde Graf von Beauvais, Senlis, Madrie, Chartres und Teilen von Artois und beherrschte damit die gesamte Ile de France. Wie die ROBERTINER stützte er sich auf markgräfliche Rechte im Kampf gegen die Normannen, schlug sie 885/86 bei Paris zurück und baute Schloß Chateau-Thierry als Zentrum aus. Er bekämpfte besonders die Grafen von Flandern wegen Peronne und St. Quentin, ermordete 896 den Grafen Rudolf und wurde von dessem Bruder ermordet. Heribert wählte 893 zusammen mit Erzbischof Fulco von Reims Karl III. mit, fiel 896 von ihm ab und erkannte ihn 898 endgültig an. Er war Laienabt von St. Quentin, Peronne, St. Medard und St. Crepin und neben dem Herzog von Burgund der mächtigste französische Kronvasall seiner Epoche.

    Schwager Helmut: Seite 24,26-31, 'Graf Heribert II.'

    Heribert I. und sein Bruder Pippin tauchten in der engsten Umgebung Kaiser KARLS II. DES KAHLEN auf; und zwar sandte sie der westfränkische Herrscher im September 877 auf seinem zweiten Italienzug mit seinem Notar Audacher und dem Grafen Goiraam nach Oberitalien, um Papst Johannes VIII. das Geleit nach Pavia zu geben. Der Autor der Annales Bertiniani, Erzbischof Hincmar von Reims, nennt dabei beide HERIBERTINER ohne Rangbezeichnung, weswegen sie anscheinend lediglich am Hofe KARLS DES KAHLEN lebten und damals noch keine Grafen gewesen sind.

    b) Graf Heribert als Begründer der heribertinischen Machtstellung in der Francia

    Der weitere Aufstieg der HERIBERTINER im nördlichen Gallien vollzog sich erst in den Wirren, in die das W-Fränkische Reich nach dem unerwartet frühen Tod von KARLS DES KAHLEN Sohn König Ludwig II. der Stammler (+ 879) stürzte. Frühestens Ende 886 gelang es Heribert I., die Grafschaft Soissons nebst dem Kloster Saint-Crepin in Soissons zu erhalten, zumindest hat man von seinem Vorgänger Graf (H)erich, der am 25. Oktober 886 eine Urkunde für das Kloster Saint-Crepin ausfertigen ließ, seieitdem nichts mehr gehört. Sicher bestätigt wird Graf Heriberts I. Herrschaft im Soissonnais jedoch erst am 17. Mai 898 durch eine Urkunde König Karls III. für das Kloster Saint-Crepin! Um die Jahrhundertwende 888/89 wurde Graf Heribert I. weiteter mit der Grafschaft Meaux belehnt, nachdem deren bisheriger Graf Tetbert im Sommer 888 im Kampf mit den Normannen vor Meaux gefallen war. Zur Grafschaft Meaux gehörten noch das Omois mit der wichtigen Festung Chateau-Thierry und das Queudoisis. Graf Heribert I. erhielt diese Grafschaft bereits als Anhänger des 1. nicht-karolingischen westfränkischen Königs, des ROBERTINERS/KAPETINGERS Odo, des Sohnes Markgraf Roberts des Tapferen von Neustrien. Zusammen mit seinem Bruder Pippin, der in dieser Zeit eine Grafschaft nördlich von Paris, wahrscheinlich Senlis, erhalten hatte, begannen beide nun mit dem Aufbau der heribertinischen Machtposition im östlichen N-Gallien als Leiter der Normannenabwehr an der Oise unnd der unteren Seine. Ungefähr zur gleichen Zeit wird Graf Heribert I. auch die Grafschaft Merezais/Madrie erhalten haben, wozu noch wichtiger Besitz im Vexin kam, dergestalt stabilisierte sich der Machtkomplex der HERIBERTINER. Noch am 30. Dezember 889 erschien Graf Heribert I. als Intervenient in einer Urkunde König Odos; doch bald geriet der HERIBERTINER in zunehmenden Konflikt mit dem westfränkischen König, der einerseits versuchte, die steigende Macht der westfränkischen Aristokratie zu begrenzen und andererseits selbst eine hemmungslose robertinische Hausmachtpolitik betrieb. Im Jahre 892 verbanden sich Graf Heribert I. und sein Bruder Graf Pippin von Senlis mit Erzbischof Fulco von Reims und anderen westfränkischen Gegnern des ROBERTINERS König Odo und erhoben am 28. Januar 893 zu Reims den KAROLINGER Karl III. den Einfältigen, dritten Sohn König Ludwigs II. des Stammlers, zum Gegen-König im W-Fränkischen Reich. Deshalb rückte König Odo mit großer militärischer Übermacht heran und drängte die Aufrührer bereits 894 in die Defensive. Zur Jahreswende 894/95 mußten Graf Heribert I. und seine Freunde sogar die Francia verlassen und in die Burgundia fliehen. Als ihnen König Zwentibold von Lothringen zu Hilfe kam, brachte ihnen dies nur wenig Nutzen. Denn gerade die Intervention der Lothringer spaltete das Lager König Karls III. endgültig: Graf Balduin II. von Flandern und sein Bruder Graf Rudolf (+ 896) verbündeten sich mit ihnen und trieben Expansionspolitik auf eigene Faust, die ihnen Peronne und das befestigte Kloster Saint-Quentin einbrachte. Währenddessen versuchten Graf Heribert I. und andere Aufständische eine Fühlungnahme mit König Odo, nachdem dieser dem HERIBERTINER die meisten Burgen abgenommen hatte. Als zur Jahreswende 895/96 Graf Rudolf die Verhandlungen mit den ROBERTINERN torpedierte, unterwarfen sich die HERIBERTINER, später sogar Erzbischof Fulco von Reims, der Coronator König Karls III., dem legitimen westfränkischen König Odo. Der KAROLINGER Karl der Einfältige war daraufhin gezwungen, nach Lothringen zu fliehen. Währenddessen rückte König Odo, unterstützt von Graf Heribert I., auf Saint-Quentin vor, das er mit der Abtei Saint-Quentin-en-Vermandois eroberte u und nebst Peronne an den wieder getreuen HERIBERTINER gab. Der erboste Graf Rudolf fiel darauf plündernd in die Besitzungen der Abtei ein, worauf er von Graf Heribert I. gestellt und in einem Gefecht am 28. Juni 896 erschlagen wurde. Tatsächlich war der HERIBERTINER erst seitdem Graf von Vermandois, wie er allerdings nie genannt worden ist. Dies trifft auch auf seinen Sohn Graf Heribert II. zu, der vor allem von Flodoard und Richer nie derart tituliert worden ist, weswegen jeder Versuch, Saint-Quentin und Vermandois als Kern der heribertinischen Besitzungen hinstellen und deswegen von einem Hause "VERMANDOIS" sprechen zu wollen, zum Scheitern verurteilt ist. Wie dem auch sei, als es im Jahre 897 zu einem Friedensschluß und einer Reichsteilung zwischen König Odo und König Karl III. kam, vermittelte der ROBERTINER zwischen dem HERIBERTINER und dem KAROLINGER. Inzwischen tobten aber heftige Kämpfe im NO um Peronne zwischen Graf Heribert I. und dem rachedürstenden Grafen Balduin II. von Flandern. Diese Auseinandersetzungen setzten sich auch im Jahre 898 fort, als der KAROLINGER Karl III. alleiniger König des W-Fränkischen Reiches wurde. Er entriß 899 dem Grafen Balduin II. die Abtei Saint-Vaast bei Arras und gab sie seinem Erzkanzler Erzbischof Fulco von Reims. Dieser jedoch tauschte sie bei Graf Alkmar von Artois (+ ca. 920) gegen die wichtige Abtei Saint-Medard bei Soissons ein. Die Folge war nun eine abgrundtiefe Feindschaft zwischen Erzbischof Fulco und Graf Heribert I. einerseits und Graf Balduin II. von Flandern andererseits. Als Ergebnis dieser Antipathie wurde Erzbischof Fulco von Reims am 17. Juni 900 durch Winemar und andere flämische Vasallen Balduins II. ermordet. Dies nützte aber Graf Heribert I. sofort aus und okkupierte die Abtei Saint-Medard bei Soissons, die nun bis 1048 seiner Familie gehören sollte. Allerdings erbte der HERIBERTINER auch die alte Todfeindschaft, die schließlich im Zeitraum von 900 bis 906 aan einem unbekannten Zeitpunkt zur Ermordung Graf Heriberts I. durch Balduin und andere Vasallen Graf Balduins II. führte. Beim Tode des HERIBERTINERS und der Herrschaftsübernahme durch seinen einzigen Sohn Heribert II. waren die heribertinischen Besitzungen in der Francia bereits zu einem solchen Machtkomplex geworden, daß ihnen nur noch die ROBERTINER um Paris sowie die BALDUINE in Flandern an politischer und militärischer Macht gleichkamen. Daher mußte zwischen ihnen die Entscheidung im Kampf um die Vormacht in der Francia fallen! Graf Heribert II. trat jedenfalls bestens ausgerüstet in diese Auseinandersetzung ein!



    oo Adele von Meaux, Erb-Tochter des Grafen Theutbert


    Kinder:

    - Heribert II. Graf von Vermandois 880-23.2.943
    - Beatrix 880- nach 3.931
    895 oo 2. Robert I. Herzog von Neustrien um 860-15.6.923
    - Kunigunde - nach 943
    oo Udo IV. Graf von der Wetterau - 12.12.949


    Literatur:
    Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 8,104 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 53,383,433,517 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 117,205,247 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 277, 293 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 193,199,224 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 5,22,24,26-31,36,63/64,68,85,233,318,336,359,398,406 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 455 -

    Gestorben:
    6.11.900/07 ermordet

    Heribert heiratete von Meaux, Adele. [Familienblatt] [Familientafel]


  4. 11.  von Meaux, Adele

    Notizen:

    nach Genealogie-Mittelalter.de Erb-Tochter des Grafen Theutbert
    Die Angaben zur Ehefrau des Grafen Heribert I. von Vermandois sind umstritten.

    Wikipedia - Bertha von Morvois

    Bertha von Morvois war eine Adelige aus der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts. Dem Namen nach stammt sie aus dem Morvois (Pagus Mauripensis) um Pont-sur-Seine.
    Von ihr wird gesagt, dass sie die Ehefrau des Grafen Heribert I. von Vermandois gewesen sei. Allerdings sind die Angaben zur Ehefrau Heriberts in der Literatur umstritten:
    Erich Brandenburg schreibt, dass Heriberts Ehefrau unbekannt sei
    Eduard Hlawitschka schließt sich dem an.
    In den Europäischen Stammtafeln ist in Band II, 1984, Tafel 10 (Robertiner) als Ehefrau Königs Roberts II. von Frankreich eingetragen: Béatrix de Vermandois, † nach März 931, Tochter von Comte Heribert I de Vermandois (Karolinger) und Berthe (de Morvois); die übrigen Tafeln hierzu (Band I.1, 2005, Tafel 4 und Tafel 7 (Karolinger) sowie Tafel 8 (Konradiner)) vermerken keine Ehefrau Heriberts.
    Sollte die Annahme zu ihrer Ehe korrekt sein, dann hatte sie mit Heribert eine Reihe von Kindern, durch die sie ins Zentrum der mitteleuropäischen Genealogie rückt:
    Heribert II. (* wohl 880; † 23. Februar 943) 900/907 Graf von Meaux, Soissons und Vermandois, 907 Abt von Saint-Médard in Soissons, begraben in Saint-Quentin, ∞ vor 21. Mai 907 Adela, Tochter des Herzogs Robert von Neustrien (ab 922 als Robert I. König von Frankreich) (Robertiner)
    Beatrix (* wohl 886; † nach 26. März 931) ∞ um 895 Robert Herzog von Neustrien († 923), ab 922 als Robert I. König von Frankreich (Kapetinger)
    Tochter ∞ (Gebhard Gf im Ufgau 940 (Konradiner)) † nach 15. Januar 947[1]
    Kunigunde[2] ∞ Udo Graf in der Wetterau († 949) (Konradiner)
    Die Angabe zur Ehe Berthas stammt von Joseph Dépoin, die Maurice Chaume aufgegriffen hat. Die beiden Autoren nennen Heriberts Ehefrau als Berta, Tochter des Grafen Wigeric und der Aba, die wiederum eine Tochter des Gerhard von Vienne gewesen sein soll, sowie Witwe eines Grafen Ebroin. Depoin stützt sich dabei auf die Chronik der Abtei Waulsort aus dem 12. Jahrhundert. Seit den Untersuchungen von René Louis (1946), Daniel Misonne (1967) und Alain Dierkens (1985) wird die Chronik der Abtei Waulsort jedoch als Fantasiegebilde angesehen, insbesondere, was die genannte Genealogie angeht. Davon betroffen ist dann nicht nur die Ehe Berthas mit Heribert von Vermandois, sondern die Existenz Berthas überhaupt.



    Name:
    ?

    Kinder:
    1. von Vermandois, Heribert II. wurde geboren in 880; gestorben am 23 Feb 943 in Saint-Quentin [02100],Aisne,Picardie,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Quentin [02100],Aisne,Picardie,Frankreich.
    2. 5. von Vermadois-Meaux, Beatrix wurde geboren in 880; gestorben nach 26 Mrz 931.
    3. von Vermandois, Kunigunde wurde geboren um 890; gestorben nach 943.

  5. 12.  von Sachsen, Ottovon Sachsen, Otto wurde geboren um 830/840 in Wallhausen [06528],Mansfeld-Südharz,Sachsen-Anhalt,Deutschland (Sohn von von Sachsen, Liudolf und Oda); gestorben am 30 Nov 912 in Wallhausen [06528],Mansfeld-Südharz,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Bad Gandersheim [37575],Northeim,Niedersachsen,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 880-912, Sachsen,Deutschland; Herzog von Sachsen

    Notizen:

    Otto der Erlauchte
    Herzog von Sachsen (880-912)
    ca 830/40-30.11.912 Wallhausen Begraben: Gandersheim Stiftskirche

    Jüngerer Sohn des Liudolf dux und der Oda, Tochter von Graf Billung

    Lexikon des Mittelalters: Band VI Seite 1579

    Otto der Erlauchte, Herzog von Sachsen
    + 30. November 912 Begraben: Gandersheim

    LIUDOLFINGER, jüngerer Sohn des ersten sicher bekannten LIUDOLFINGERS Liudolf, der bereits eine Art Herzogsstellung innegehabt hatte. Sein älterer Bruder, Herzog Brun, fiel als Führer des sächsischen Aufgebots 880 gegen die Dänen. Unter Ottos Herrschaft "genoß Sachsen eine Selbständigkeit, die einer Unabhängigkeit gleichkam" (W. Schlesinger), jedoch sind auffallend wenig Einzelheiten überliefert. Bekannter als politische Aktivitäten Ottos sind dynastische Heiratsverbindungen, die die LIUDOLFINGER in dieser Zeit eingingen: zweimal mit KAROLINGERN, mit BABENBERGERN, mit Nachfahren Widukinds. Bei Widukind von Corvey (I, 16) erscheint Otto zum Jahre 911 als Anwärter auf die Königswürde, der verzichtet, aber das 'summum imperium' behalten habe - ein Urteil aus der Retrospektive.

    Literatur:
    W. Schlesinger, Die Entstehung der Landesherrschaft, 1941, 142ff. - E. Hlawitschka, Zur Herkunft der Liudolfinger ..., RhVbll 38, 1974, 92ff. - H.W. Goetz, 'Dux' und 'Ducatus', 1977, 302ff. - W. Glocker, Die Verwandten der Ottonen, 1989, 258f.

    Glocker Winfrid: Seite 258, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    II, 2 OTTO ("DER ERLAUCHTE"), Beiname modern!)

    * c 830/40, + 912 XI 30
    Graf (Südthüringengau), c 900/05 Herzog (Sachsen)

    vor 876 1. oo Hadwig (Hathui), "BABENBERGERIN" + (?) 903 am XII 24
    2. oo NNw

    Zum Filiationsbeleg vgl. die bei seinem Bruder Brun (vgl. II,1) aufgeführten Belege.
    Der Todestag ist in den Nekrologen von Weißenburg und Merseburg aufgeführt; vgl. Althoff, Zeugnisse S. 404 (Nr. 76).
    Zum Todesjahr vgl. Waitz S. 195 f.
    In D Lu d J. 4 ist Otto der Erlauchte als Graf im Südthüringengau bezeugt; die weiteren Belege für Ottos Grafenamt sind bei Krüger, Grafschaftsverfassung S. 67, gesammelt. Widukind I c. 16, S. 26, nennt Otto den Erlauchten "dux", wie auch die Urkunde OTTOS DES GROSSEN für Gandersheim D O I. 180 von 956 IV 21.
    Stingl, Stammesherzogtümer S. 104, weist darauf hin, dass Otto der Erlauchte
    zum ersten Mal in D Ko I. von 913 II 18 mit dem "dux"-Titel bezeugt ist, also erst nach seinem Tod; daher vermutet Stingl, Otto der Erlauchte dürfte die herzogliche Stellung in Sachsen erst in seinen letzten Lebensjahren erhalten haben.
    Als Gemahlin Ottos des Erlauchten nennen die Vita Mathildis antiquior c. 1, SS X 575, und Thietmar I c. 3, S. 6, eine Dame namens Hadwig. Für die Herkunft Hadwigs gibt es keinen eindeutigen Quellenbeleg, doch kann ihre Zugehörigkeit zur Familie der sogenannten älteren BABENBERGER aus Widukind I c. 22, S. 31, und mit Hilfe weiterer Überlegungen zu an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit verdichtet werden. Die einzelnen Argumente, die uns diese Filiation als heute gesichert anzusehen erlauben, hat zuletzt Hlawitschka, Herkunft S. 141-145 (mit der älteren Literatur), zusammengestellt. Der Vater Hadwigs war somit äußerst wahrscheinlich der 886 vor Paris gefallenen Graf Heinrich aus der im Fränkischen begüterten Familie der BABENBERGER. Über die unbekannte Gemahlin des Grafen Heinrich könnte die Verwandtschaft König HEINRICHS I. mit dem westfränkischen KAROLINGER-König Karl der Einfältige gelaufen sein, die uns Thietmar I c. 23, S. 30, bezeugt. Der Merseburger Bischof nennt HEINRICH I. einen "nepos" Karls des Einfältigen, während der Westfranke ein "proximus" des Sachsen-Königs gewesen sei. Hlawitschka, Herkunft S. 145-165, zeigt einen möglichen Lösungsvorschlag auf, wie die Verwandtschaft der sächsischen Könige mit den KAROLINGERN genauer ausgesehen haben könnte. Um noch auf die von der älteren Forschung heiß diskutierte Frage einer KAROLINGER-Blütigkeit der OTTONEN-Könige und -kaiser einzugehen, die bis zu einer Conditio sine qua non für den Übergang der Königsherrschaft an die LIUDOLFINGER hinaufstilisiert wurde, so dürfte einer solchen Verwandtschaft des neuen Königs mit Kaiser KARL DEM GROSSEN nicht die entscheidende Bedeutung beim Thronwechsel zugekommen sein, wie dies im 19. Jahrhundert angenommen wurde. Als letzter Beitrag zu dieser Problematik und Einstieg in die ältere Literatur sei der 1935 erschienene Aufsatz von Kimpen, Abstammung, genannt. Den Todestag Hadwigs überliefert das Merseburger Nekrolog, das zum XII 24 die "Hathuui mat(er) Heinrici reg(is)" hat. Ihr Todesjahr war wahrscheinlich 903; zumindest führen zu diesem Jahr die Fuldaer Totenannalen eine "Haduuig com" auf (vgl. FW Kommentar G 17).
    Die außereheliche Verbindung Ottos mit einer Frau unbekannten Namens und unbekannter Herkunft ergibt sich aus der Nennung ihrer Tochter (vgl. III, 6) bei Widukind I c. 38, S. 56.

    Althoff Gerd: Seite 425, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    G 171
    Me: 30.11. Oddo com pater Heinrici regis + 912 Otto der Erlauchte

    Otto gehörte zu den ältesten Angehörigen der ottonischen Familie im Merseburger Necrolog; zu den Anfängen des ottonischen Gedenkens siehe ausführlich oben Seite 192.
    Allg. zu Otto vgl. Biogr. Wörterbuch 2, Sp. 2108f.; Hlawitschka, Zur Herkunft der Liudolfinger, S. 92ff.: Goetz. 'Dux' und 'Ducatus', bes. S. 302ff. sowie Waitz, Jbb. Heinrichs I., S. 12.

    Schwennicke Detlev: Tafel 10, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    OTTO DER ERLAUCHTE
    + 30. XI 912 Begraben: Gandersheim Stiftskirche
    GRAF IM SÜDTHÜRINGGAU 888, und im EICHSFELD, 908 Laienabt von Hersfeld

    oo HADWIG (HATHUI) + 24. XII 903
    Tochter von Heinrich dux Austriacorum (BABENBERGER)

    Otto der Erlauchte folgte seinem gegen die Dänen gefallenen Bruder Brun und setzte die im Auftrage seines Schwagers Ludwigs des Jüngeren mit dem Aufgebot der östlichen Sachsen die Kriege gegen Normannen und Slawen fort. Ob Otto beim Kampf gegen die Normannen unter dem Oberbefehl des BABENBERGERS Heinrich gestanden hat, muß dahingestellt bleiben. Jedenfalls nahm er zu diesem Zeitpunkt keine selbständige Position ein und kann also höchstens Amts-Herzog in Sachsen gewesen sein. Seine Abhängigkeit von der Reichsgewalt dürfte sich erst nach dem Tode des Grafen Heinrich (886) oder sogar erst nach 896, als Kaiser ARNULF krank darniederlag, wesentlich gelockert haben. ARNULF erschien 899 in Sachsen und unternahm mit einem starken Heer einen erfolglosen Feldzug gegen die Abodriten. Otto erfreute sich der Gunst des Kaisers ARNULF, den er 894-896 sogar auf seinem ersten Zug über die Alpen begleitete. Er erwarb in Thüringen und im Eichsfeld neue Grafenrechte und geriet damit gegen den Erzbischof Hatto von Mainz und die KONRADINER wegen gleicher Interessen in diesem Raum. Er stützte die BABENBERGER gegen die KONRADINER und nahm im Mai 898 an Zwentibolds Aachener Fürstentag teil, bei dem der KAROLINGER den folgenreichen Bruch mit seinem bisher wichtigsten Bundesgenossen und Ratgeber, dem maasländischen Grafen Reginar, einleitete. Die Einfälle der Ungarn im ersten Jahrzehnt nach 900 und das Fehlen einer starken Reichsgewalt dürfte einen wesentlichen Teil der sächsischen Großen veranlaßt haben, sich dem mächtigen LIUDOLFINGER dauernd zu unterstellen und ihn als Oberherrn anzuerkennen. Otto erlangte die erst 908 bezeugte Würde eines Laienabtes des in Thüringen reichbegüterten Klosters Hersfeld. Ohne daß es zu Kämpfen kam, konnte Otto der Erlauchte seine Position ständig ausbauen. Er dehnte den liudolfingischen Besitz in Thüringen aus und erlangte auf der Basis dieses Besitzes und seiner militärischen Gewalt auch das Herzogtum in Thüringen. Wahrscheinlich trat Otto der Erlauchte bei der Wahl KONRADS I. in Forchheim als Führer des größten Teils der sächsischen Großen auf und lehnte die ihm nach Widukind angebotene Königskrone aus Altersgründen ab.

    Diwald Hellmut: Seite 115, "Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches "

    Nach dem Schlachtentod seines älteren Bruders Brun trat Otto an die Spitze der Familie, auch er ein Fürst der klaren, hart heraustretenden Linie. Mit der Stabilisierung und Erweiterung des Einflusses des Geschlechts der LIUDOLFINGER in Sachsen ging die territoriale Erweiterung des gesamten Landes Hand in Hand. Otto war 877 zum Gaugrafen in Südthüringen erhoben worden. Zwei Jahrzehnte später wurde er auch Gaugraf im Eichsfeld und vier Jahre darauf, 901, Laienabt des Klosters Hersfeld. Mit diesen Daten verband sich eine erhebliche Machtsteigerung, doch Otto sah sich nicht allein im Dienst liudolfingischen Familienpolitik, sondern er betrieb Politik für ganz Sachsen, eine Tradition, die genaugenommen schon der Stammvater des Geschlechts begründet hatte. Daß Otto später den Beinamen "der Erlauchte" erhielt, umreißt seine Bedeutung in einem nobilitierenden Sinn, doch die Verdienste seiner nüchternen Stärkungspolitik kommen darin kaum zum Ausdruck. Otto gelang es nämlich, dem Land Sachsen das gesamte Territoriums Thüringens einzuverleiben. Als Markgraf Burchard von Thüringen 908 im Kampf gegen die Ungarn sein Leben verlor, gliederte Otto kurzerhand dessen ganze Gebiete seinem eigenen Besitz in Thüringen ein, und zwar ohne Rückfrage beim königlichen Hof. Was dabei wie Eigenmächtigkeit wirkte, entsprach freilich nur der Herrschaftslage im Ostfrankenreich. In einer Urkunde KONRADS I., der 911 nach dem Tode Ludwigs des Kindes zum König des Ostfrankenreiches gewählt wurde, wird Otto ebenfalls als "Dux", als Herzog in Sachsen bezeichnet. Diese Feststellung verweist nicht in erster Linie auf seine Macht, sondern bestätigt lediglich ihre Tatsache. Ottos politische Stellung wird damit exakt umschrieben. Daß die deutschen Fürsten allen Ernstes Herzog Otto die Königskrone anboten, ist unwahrscheinlich. Der Bericht darüber hält ungewollt raffiniert die Waage zwischen Wahrheit und Wahrscheinlichkeit.


    873 oo Hadwig, Tochter des BABENBERGERS Heinrich 853-24.12.903

    Kinder:

    - Thankmar vor 876-vor 30.11.912
    - Liudolf vor 876-vor 30.11.912
    - HEINRICH I. 876-2.7.936
    - Oda ca 875/80-2.7. nach 952
    897 1. oo Zwentibold 870/71-13.8.900
    900 2. oo Graf Gerhard (Matfried) 870-22.6.910
    - Liutgard 4. Äbtissin von Gandersheim (919-923) - 21.1.923

    Illegitim:

    - Tochter
    oo Wido (Thüringer)


    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 43,157,159,192, 219,225,425 G 171 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 7,22-27,44 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 262,266/Band III Seite 482 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches, Gustav Lübbe Verlag Bergisch Gladbach 1994, Seite 102-312 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 48,122,134,254,416,434,488,495,502,503 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 18,69,73,85 - Giesebrecht Wilhelm von: Geschichte der deutschen Kaiserzeit. Band 1- Band 6, Mundus Verlag 2000 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 - Görich Knut: Otto III. Romanus Saxonicus et Italicus, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995, Seite 69,146,149 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 59,73, 138,146 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 26-29,31-35,37,47,68,73-75,94-96 - Hlawitschka, Eduard: Zur Herkunft der Liudolfinger und zu einigen Corveyer Geschichtsquelle, in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka Seite 313-377, Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 - Krüger, Sabine: Studien zur Sächsischen Grafschaftsverfassung im 9. Jahrhundert, Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1950 Veröffentlichung der Historischen Kommission für Hannover - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Pleticha, Heinrich: Deutsche Geschichte in 12 Bänden. Verlagsgruppe Bertelsmann GmbH/Lexikothek Verlag GmbH, Gütersloh 1982 - Plischke, Jörg: Die Heiratspolitik der Liudolfinger, Inaugural-Dissertation Universität Greifswald 1909 - Schulze: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 119,138,127,130, 136-138,140,160,207 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 10 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 11 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 6-10 - Waitz, Georg: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter König Heinrich I., Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart 1981 - Wies Ernst W.: Otto der Große. Kämpfer und Beter. Bechtle Verlag Esslingen 1989 -

    Allgemeine Deutsche Biographie - Otto, Herzog von Sachsen

    Otto, Herzog von Sachsen 880-912, war ein Sohn des sächsischen Grafen Liudolf, des Stifters von Gandersheim Als dieser im J. 866 starb, überlebten ihn aus seiner Ehe mit Oda († 913 im Alter von 107 Jahren) drei Söhne: Brun, Otto, Agius. Während der jüngste Mönch wurde, erbte Brun als Aeltester die fürstliche Würde, welche der Vater besessen hatte, und wie es scheint, hat schon er sie zu herzoglicher Gewalt gesteigert. O. erscheint zunächst nur in gräflicher Stellung. Er besaß eine Grafschaft im Gau Südthüringen und 877 betheiligte er sich an der Uebergabe des Haus- und Familienklosters Gandersheim an den König Ludwig III., welcher mit den Liudolfingern verschwägert war und dem Kloster bei diesem Anlaß einige in der thüringischen Grafschaft Otto's belegene Güter zum Geschenk machte. Zu Anfang des Jahres 880 führte Brun ein sächsisches Heer gegen die Dänen ins Feld; auf sächsischem Gebiete, wahrscheinlich in der unmittelbaren Nähe von Hamburg kam es am 2. Februar zur Schlacht und die Sachsen erlitten eine schwere Niederlage: zu den Gefallenen gehörte Herzog Brun. Graf O. wurde sein Nachfolger im Herzogthum, auf Anordnung des Königs Ludwig III., wie Hrotsvita berichtet, und ohne daß er die südthüringische Grafschaft aus der Hand gegeben hätte. Die Verbindung von herzoglicher Gewalt und gräflichen Rechten, wie sie unter andern im Eichsfeld bezeugt sind, bildete die Grundlage, von der aus O. zu weiteren Erwerbungen fortschritt, und nicht nur in seinem Stammlande Sachsen sondern im Reiche überhaupt gelangte er zu einem Ansehen, wie es noch keiner seines Geschlechtes, weder der Vater noch der Bruder besessen hatte. Die Beziehungen, in denen O. zu den karolingischen Herrschern stand, waren seinem Emporkommen allerdings günstig. An der aufständischen Bewegung des Jahres 887, welche auf die Absetzung Kaiser Karls III. und die Erhebung Arnulfs zum König des ostfränkischen Reiches hinauslief, wird in einer zeitgenössischen Quelle, in der baierischen Fortsetzung der Annalen von Fulda, auch|Sachsen und Thüringern ein bedeutender Antheil zugeschrieben. Dem entspricht es, daß O. während der Folgezeit in Treue und Ergebenheit mitwirkte um die neue Dynastie auf dem Throne zu erhalten, während die letzten deutschen Karolinger ihrerseits den besonderen Interessen des mächtigen Sachsenfürsten mannigfach Vorschub leisteten: unter anderem und am wirksamsten geschah es dadurch, daß sich ihre Einwirkung auf die sächsischen Verhältnisse in engen Grenzen hielt. In den fortdauernden Kämpfen mit feindlichen Nachbarvölkern hatte Herzog O. fast ausschließlich die oberste Leitung und namentlich die slavische Völkerschaft der Dalemincier (an der mittleren Elbe, Gegend von Meißen) hat er oft bekriegt. König Arnulf hat in diese Kämpfe nur ein Mal und noch dazu erfolglos eingegriffen: das war im Sommer des Jahres 889, als er auf die Obodriten einen Angriff machte, aber ohne sie unterworfen zu haben, den Rückzug antreten mußte. Auf dem italienischen Feldzug von 894 wurde Arnulf nach dem Zeugniß des Geschichtschreibers Liutprand von O. begleitet: während er selbst in die südliche Lombardei vorrückte, beauftragte er den Herzog mit der Vertheidigung Mailands. Bald nach Arnulfs Kaiserkrönung (22. Febr. 896) bot O. die Hand zu einer Familienverbindung mit dem regierenden Hause. Er selbst war vermählt mit Hathui (Haduwich), deren Herleitung aus dem karolingischen Geschlecht, wie neuere Genealogen sie versucht haben, durchaus unsicher, nur eine Folge willkürlicher Annahmen ist, und außer drei Söhnen waren dieser Ehe mehrere Töchter entsprossen. Eine derselben Namens Oda, wurde 897 mit König Zwentibulch von Lothringen, einem Bastard des Kaisers, vermählt, und gelangte so zur Würde einer Königin. Uebrigens verlautet nicht, daß Herzog O. um seiner Tochter oder seines Eidams willen in die lothringischen Wirren und in die Kämpfe, welche im J. 900 zum Sturze Zwentibulchs führten, verwickelt wurde. Auch den Parteiungen, die unter König Ludwig IV. (900—911), dem Sohne und Nachfolger des Kaisers, im Innern des Reiches ausbrachen und es tief zerrütteten, wie vor allem die Babenberger Fehde, ist Herzog O., soweit man sieht, fremd geblieben. Ihm war es hauptsächlich zu thun um Ausbreitung und Befestigung seiner Macht über Thüringen und Hessen, und unterstützt von den Machthabern am Hofe des unmündigen Königs, unter denen, wie es scheint, Erzbischof Hatto von Mainz ihm besonders geneigt war, erreichte jener in dieser Richtung bedeutendes. Das große und namentlich in Thüringen reich begüterte Kloster Hersfeld gerieth unter die Herrschaft des Herzogs. O. erwarb die Würde eines Laienabtes als persönliches Beneficium und als einen Vorzug vor anderen Großen, der im rechtsrheinischen Deutschland damals noch etwas Seltenes war, während in Lothringen und Westfrancien Laienäbte schon häufiger vorkamen. Die Verwaltung des Klosters führte ein Mönch desselben, aber in Abhängigkeit vom Herzog: dieser war und hieß Abt, jener nur Vorsteher oder Verwalter (provisor). König Ludwig sanctionirte diesen Zustand (908) als gültig auf Lebenszeit des Herzogs und mit der Verfügung, daß nach dem Tode Otto's den Mönchen das Recht der freien Abtswahl zustehen sollte. Mittlerweile war Heinrich, des Herzogs jüngster Sohn (geb. um 876) zu einem tüchtigen Mann herangewachsen und in den Krieg gezogen, um in Vertretung des Vaters den Kampf gegen die Dalemincier fortzusetzen. In der That kehrte Heinrich aus diesem Kampfe als Sieger heim, aber die besiegten Feinde riefen das Volk der Ungarn zu ihrem Schutze herbei und während des Jahres 906 wurde Sachsen von zwei, rasch einander folgenden Heerhaufen des neuen Reichsfeindes überfallen. Das Land befand sich unter Herzog O. noch nicht in so gutem Vertheidigungszustand wie später unter seinem Sohne Heinrich, und so mußte es alle Schrecken einer barbarischen Verwüstung über sich ergehen lassen. Auch bei der Wiederholung des Angriffs im J. 908 richteten|die Ungarn in Sachsen viel Unheil an; dann drangen sie in Thüringen ein und besiegten ein Heer von Franken und Thüringern, welches sich ihnen unter Markgraf Burchard entgegenstellte. Der Markgraf fiel in der Schlacht (3. August), und da von einer Wiederbesetzung des markgräflichen Amtes Abstand genommen wurde, so gab es während der letzten Jahre Ludwigs IV. wie in Sachsen so auch unter den thüringischen Großen Niemand, der was Macht und Ansehen betrifft, mit Herzog O. hätte rivalisiren können. Wie hervorragend seine Stellung als Stammesherzog und zugleich als Reichsfürst war, ergibt sich deutlich aus dem Verlauf der Königswahl, welche durch den Tod Ludwigs IV. nothwendig geworden, Anfang November 911 zu Forchheim in Franken vorgenommen wurde. Nicht nur die Sachsen, sondern auch die Franken waren, wie Widukind berichtet, gewillt O. auf den Thron zu erheben und drangen in ihn, daß er die ihm zugedachte Würde annähme. Aber wegen seines hohen Alters lehnte er ab und lenkte die Wahl auf den Frankenherzog Konrad, der ja in der That gewählt und geweiht wurde, "bei Otto verblieb jedoch die höchste Autorität im Reich" (Widukind I, 16). In so glänzendem und wohl allzuglänzendem Lichte erschien dem bedeutendsten Geschichtschreiber der Liudolfinger Einfluß und Wirken des greisen Fürsten, den Widukind an anderer Stelle (I, 21) als "Vater des Vaterlandes" und in Uebereinstimmung mit seiner Zeitgenossin Hrotsvita als "großen Herzog" (magnus dux) gepriesen hat. Die ehrende Benennung: Otto "der Erlauchte" stammt erst aus der neueren Zeit. — Am 30. Novbr. 912 ist Herzog O. gestorben. Von seinen drei Söhnen waren zwei: Thankmar und Liudolf vor ihm gestorben, so überlebte ihn nur Heinrich, der schon seit 909 in zweiter Ehe vermählt war. Heinrich und Mathildens ältester Sohn wurde am 23. Nov. 912, also acht Tage vor dem Hinscheiden des alten Herzogs geboren. Es ist der spätere König und Kaiser Otto: Name und Tugenden des Großvaters sind auf ihn übergegangen.

    Literatur
    Die dürftige und zerstreute Ueberlieferung zur Lebensgeschichte Otto's ist vom Standpunkte der deutschen Reichs- und Verfassungsgeschichte verarbeitet in W. v. Giesebrecht, Gesch. d. deutschen Kaiserzeit, Bd. I. — E. Dümmler, Gesch. des Ostfränk. Reiches. Bd. II (vgl. Register S. 706). — G. Waitz, Jahrb. des deutschen Reichs unter Heinrich I. mit einem Excurs über das Todesjahr Herzog Otto's, und Deutsche Verfassungsgeschichte, Bd. V. — Vom Standpunkte der Landes- und Stammesgeschichte beschäftigen sich Th. Knochenhauer, Gesch. Thüringens in der Karoling. und Sächsischen Zeit und O. von Heinemann, Geschichte Braunschweigs und Hannovers, Bd. I. mit Herzog Otto.



    Begraben:
    Stiftskirche

    Otto heiratete von Babenberg, Hadwig in 873. Hadwig (Tochter von von Babenberg, Heinrich I. und N.) wurde geboren in 853; gestorben am 24 Dez 903. [Familienblatt] [Familientafel]


  6. 13.  von Babenberg, Hadwig wurde geboren in 853 (Tochter von von Babenberg, Heinrich I. und N.); gestorben am 24 Dez 903.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Sachsen,Deutschland; Herzogin von Sachsen

    Notizen:

    Hadwig von Babenberg Herzogin von Sachsen
    853-24.12.903
    Tochter des BABENBERGERS Heinrich

    Nach E. Hlawitschka war Hadwigs Mutter eine namentlich nicht bekannte EKBERTINERIN (Enkelin der heiligen Ida)
    R. Wenskus ist der Meinung, dass die Mutter der Herzogin Hadwig eine Nichte des Abtes Warin von Corvey (EKBERTINER) war.

    Althoff Gerd: Seite 374,"Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    K 51
    Me: 24.12. Hathuui mater Heinrici regis + 903 Gemahlin Ottos des Erlauchten (G 171)

    (Es.) Von den älteren LIUDOLFINGERN sind nur die Eltern HEINRICHS I. in der Ergänzungsschicht des Merseburger Necrologs enthalten. Alle älteren Mitglieder der LIUDOLFINGER finden sich dagegen in der Necrologabschrift im Verbrüderungsbuch von St. Gallen, die wohl aus Gandersheim stammt; vgl. Althoff, Unerkannte Zeugnisse vom Totengedenken der Liudolfinger.
    Zu den Anfängen des ottonischen Gedenkens in Quedlinburg und zum Problem der Übernahme älterer Vorlagen ins Merseburger Necrolog siehe oben S.192f.
    Zu Hadwigs Herkunft aus der Familie der BABENBERGER vgl. zuletzt Hlawitschka, Zur Herkunft der Liudolfinger, S. 139ff: allg. vgl. FW G 17 mit weiteren Hinweisen.

    Glocker Winfrid: Seite 259, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    Als Gemahlin Ottos des Erlauchten nennen die Vita Mathildis antiquior c. 1, SS X 575, und Thietmar I c. 3, S. 6, eine Dame namens Hadwig.
    Für die Herkunft Hadwigs gibt es keinen eindeutigen Quellenbeleg, doch kann ihre Zugehörigkeit zur Familie der sogenannten älteren BABENBERGER aus Widukind I c. 22, S. 31, und mit Hilfe weiterer Überlegungen zu an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit verdichtet werden. Die einzelnen Argumente, die uns diese Filiation als heute gesichert anzusehen erlauben, hat zuletzt Hlawitschka, Herkunft S. 141-145 (mit der älteren Literatur), zusammengestellt.
    Der Vater Hadwigs war somit äußerst wahrscheinlich der 886 vor Paris gefallenen Graf Heinrich aus der im Fränkischen begüterten Familie der BABENBERGER. Über die unbekannte Gemahlin des Grafen Heinrich könnte die Verwandtschaft König HEINRICHS I. mit dem westfränkischen KAROLINGER-König Karl der Einfältige gelaufen sein, die uns Thietmar I c. 23, Seite 30, bezeugt. Der Merseburger Bischof nennt HEINRICH I. einen "nepos" Karls des Einfältigen, während der Westfranke ein "proximus" des Sachsen-Königs gewesen sei.
    Hlawitschka, Herkunft S. 145-165, zeigt einen möglichen Lösungsvorschlag auf, wie die Verwandtschaft der sächsischen Könige mit den KAROLINGERN genauer ausgesehen haben könnte. Um noch auf die von der älteren Forschung heiß diskutierte Frage eininer KAROLINGER-Blütigkeit der OTTONEN-Könige und -kaiser einzugehen, die bis zu einer Conditio sine qua non für den Übergang der Königsherrschaft an die LIUDOLFINGER hinaufstilisiert wurde, so dürfte einer solchen Verwandtschaft des neuen Königs mit Kaiser KARL DEM GROSSEN nicht die entscheidende Bedeutung beim Thronwechsel zugekommen sein, wie dies im 19. Jahrhundert angenommen wurde.
    Als letzter Beitrag zu dieser Problematik und Einstieg in die ältere Literatur sei der 1935 erschienene Aufsatz von Kimpen, Abstammung, genannt.
    Den Todestag Hadwigs überliefert das Merseburger Nekrolog, das zum XII 24 die "Hathuuui mat(er) Heinrici reg(is)" hat.
    Ihr Todesjahr war wahrscheinlich 903; zumindest führen zu diesem Jahr die Fuldaer Totenannalen eine "Haduuig com" auf (vgl. FW Kommentar G 17).

    Schwennicke Detlev: Tafel 10 "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    OTTO DER ERLAUCHTE, Graf im Südthüringgau 888 und im Eichsfeld, 908 Laienabt von Hersfeld, + 30. IX 912 Begraben: Gandersheim Stiftskirche
    oo HADWIG (HATHUI) + 24. XII 903
    Tochter von Heinrich dux Austriacorum (BABENBERGER)

    Schwennicke, Detlef: Tafel 54, "Europäische Stammtafeln. Stammtafeln zur Geschichte der Europäischen Staaten. Neue Folge Band III Teilband 1, Herzogs- und Grafenhäuser des Heiligen Römischen Reiches und andere europäische Fürstenhäuser"

    HADUI/HADUICH, 24. XII 903
    oo um 869/70
    OTTO DER ERLAUCHTE Herzog von Sachsen, + 30. XI. 912

    Thiele, Andreas: Tafel 8, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

    HEDWIG, + 903
    um 869/70 oo OTTO DER ERLAUCHTE, Herzog von Sachsen , + 912

    Thiele, Andreas: Tafel 11, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

    OTTO "DER ERLAUCHTE", * um 836, + 912
    um 869/70 oo HEDWIG, Tochter des ROBERTINERS Markgraf Heinrich von Friesland , + 903

    Persönlicher Einwurf: [Karl-Heinz Schreiber,Genealogie-Mittelalter.de]
    Wenn Hadwigs Vater tatsächlich mit Judith von Friaul vermählt war, dann ist es wahrscheinlich, dass Hadwig über ihre Mutter eine Urenkelin LUDWIGS DES FROMMEN war. E. Hlawitschka sieht Hadwigs Mutter als COBBONIN und Nachkommin von Karlmann, dem Bruder KARLS DES GROSSEN an. Blut KARLS DES GROSSEN fließt dieser These zufolge nicht in ihren Adern. Auch ihr Vater Heinrich wurde nie als Verwandter der KAROLINGER bezeichnet.

    Dümmler Ernst: Seite 580, "Geschichte des Ostfränkischen Reiches."

    Außer mehreren Töchtern hinterließ der Herzog von seiner Gemahlin Haduwich [31 Über die weiteren Familienverhältnisse HEINRICHS handelt Waitz erschöpfend (a.a.O. Seite 13). Die Vermutung Eckharts (Comment. II, 717), der Hathui zu einer Tochter Eberhards von Friaul machen will, widerlegt sich, wie Pertz (Scr. IV, 167 n. 3) richtig bemerkt, schon durch die Verschiedenheit des Namens, da die Tochter des Friauler Markgrafen Heilwich (d. i. Eigilwich) nicht Hedwig hieß.] nur einen Sohn HEINRICH, dessen zwei ältere Brüder jung gestorben waren.

    Waitz, Georg: Seite 13,201, "Jahrbücher des Deutschen Reiches unter König Heinrich I."

    Von seiner Gemahlin Hathui oder Haduwich [1 Thietmar I, 2; Hathui: Vita Mahtildis ant. c. 1, SS X Seite 575; Haduwich. Ihren Todestag gibt das Necrolog. Merseburg., R. Mitth. XI. Seite 247; 9. Kal. Jan. Hathuwi mater HEINRICI regis, das Jahr wahhrscheinlich die Annal. necril. Fuld. 903, SS XIII, Seite 189: Hadwih comitissa.], deren Herkunft unbekannt ist und die man ohne Grund auf das Karolingische Königshaus hat zurückführen wollen [2 Siehe Exkurs 7], waren Otto auch mehreren Töchtern drei Söhne geboren.

    Diwald Helmut: Seite 126, "Heinrich der Erste"

    Von Haduwich ist kaum etwas bekannt. Dass sie mit dem karolingischen Königshaus verwandt gewesen sein dürfte, ist wahrscheinlich. Mit Sicherheit wissen wir auch, dass es sich bei der Mutter Haduwichs um eine Schwester des Abtes Warin von Corvey handelte. Wer freilich ihr Vater gewesen sein könnte, darüber gibt es nicht einmal Spekulationen.

    Jakobi Franz-Josef: Seite 60-61, "Zur Frage der Nachkommen der heiligen Ida und der Neuorientierung des sächsischen Adels in der Karolingerzeit"

    Sie ist auf Hadwig, die Gemahlin des Sachsen-Herzogs Otto des Erlauchten und Mutter HEINRICHS I., gerichtet, die in einer zeitgenössischen Quelle als "neptis regnum", Nichte der Könige, also als KAROLINGER-Verwandte bezeichnet wird. Die Forschung hat sich schon seit langem mit einander widersprechenden Ergebnissen bemüht, ihre Herkunft, zu der es in der Überlieferung keine unmittelbaren Nachrichten gibt, zu klären. Was ihren Vater betrifft, so hat die von Wolfgang Metz zuerst vertretenene Auffassung wohl am meisten Anklang gefunden, es müsse sich den Markgrafen Heinrich, den bekannten Heerführer Kaiser KARLS III. und Normannen-Bezwinger, handeln. Wer ihre Mutter und ihre Vorfahren mütterlicherseits waren, dafür gibt es bislang keine sicheren Anhaltspunkte. Hier hat nun Eduard Hlawitschka die von ihrem auffälligen Namen (Hadwig = Hathui = Haduwy) und von der für sie wie für die Äbtissin Haduwy von Herford unmittelbar bezeugten KAROLINGER-Verwandtschaft her nahegelegte Hypothese aufgestellt, sie sei mütterlicherseits eine EKBERTINERIN gewesen. Er hält ihre namentlich nicht bekannte Mutter für eine Enkelin Ekberts und Ida, Hadwig selbst also für eine Nichte 2. Grades der gleichnamigen Herforder Äbtissin.
    Wenn Hlawitschkas Hypothese stimmt, wären König HEINRICH I. und die OTTONEN nicht nur Nachfahren der heiligen Ida, sondern über mehrere Frauenlinien auch karolingischer Herkunft.


    873 oo Otto der Erlauchte Herzog von Sachsen ca 830/40-30.11.912

    Kinder:

    - Thankmar vor 876-vor 30.11.912
    - Liudolf vor 876-vor 30.11.912
    - HEINRICH I. 876-2.7.936
    - Oda ca 875/80-2.7. nach 952
    897 1. oo Zwentibold 870/71-13.8.900
    900 2. oo Graf Gerhard (Matfried) 870-22.6.910
    - Liutgard 4. Äbtissin von Gandersheim (919-923) - 21.1.923

    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 157,192,374 K 51 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 21 - Beumann, Helmut: Die Ottonen, Verlag W. Kohlhammer, 1991 Seite 23 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch Gladbach 1987 Seite 126 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Seite 580 - Eickhoff Ekkehard: Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt. Klett-Cotta Stuttgart 1996 Seite 138 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 259 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 26,31,47,94 - Hlawitschka, Eduard: Zur Herkunft der Liudolfinger und zu einigen Corveyer Geschichtsquelle, in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka Seite 313-377, Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 - Jakobi, Franz-Josef: Zur Frage der Nachkommen der heiligen Ida und der Neuorientierung des ssächsischen Adels in der Karolingerzeit, in: Jaszai, Geza (Hg): Heilige Ida von Herzfeld, 980-1980, Festschrift zur Tausendjährigen Wiederkehr ihrer Heiligsprechung, Münster 1980, Seite 60-61 - Keller, Hagen: Die Ottonen. Verlag C.H. Beck München 2001 Seite 22,24 - Kimpen, Emil: Die Abstammung Konrads I. und Heinrichs I. von Karl dem Großen. In: Historische Vierteljahresschrift 29, 1935 Seite 722-767 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 548,606 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 10,16,17 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 10 - Schwennicke, Detlef: Europäische Stammtafeln. Stammtafeln zur Geschichte der Europäischen Staaten. Neue Folge Band III Teilband 1, Herzogs- und Grafenhäuser des Heiligen Römischen Reiches und andere europäische Fürstenhäuser, Verlag von J.A. Stargardt Marburg 1984 Tafel 54 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 8 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 11 - Thietmar von Merseburg: Chronik Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1992 Seite 6 - Waitz, Georg: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter König Heinrich I., Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963 Seite 13,201 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart 1981 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 40,42 -

    Name:
    Hathui

    Kinder:
    1. von Sachsen, Liutgard gestorben am 21 Jan 923.
    2. von Sachsen, Oda wurde geboren in 875/880; gestorben nach 952.
    3. von Sachsen, Thankmar wurde geboren vor 876; gestorben vor 30 Nov 912.
    4. von Sachsen, Liudolf wurde geboren vor 876; gestorben vor 30 Nov 912.
    5. 6. von Sachsen, Heinrich I. wurde geboren um 876; gestorben am 2 Jul 936 in Memleben [6642],Burgenlandkreis,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Quedlinburg [06484],Quedlinburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland.

  7. 14.  von Ringelheim, Dietrich wurde geboren in 872; gestorben in 916.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Westfalen,Deutschland; Graf im Westfalen
    • Titel/Amt/Status: Ringelheim [38259],Salzgitter,Niedersachsen,Deutschland; Graf von Ringelheim

    Notizen:

    Dietrich (Thiadrich)
    Graf im Westfalen
    Graf von Ringelheim
    872- 916

    Sohn des Grafen Waltbert und der Mathilde, Tochter von Graf Egbert; Urenkel des Sachsen-Herzogs Widukinds
    Nach K. Schmid Sohn eines namentlich unbekannten Nachkommen des Grafen Immed und der Mathilde
    Nach S. Krüger Sohn eines namentlich unbekannten Sohnes des Grafen Waltbert und der Mathilde; Neffe des Bischofs Wicbert von Verden; Ururenkel des Sachsen-Herzogs Widukind

    Krüger, Sabine: Seite 90-95, "Studien zur Sächsischen Grafschaftsverfassung im 9. Jahrhundert"

    Quellen zur Genealogie der WIDUKINDE

    Als Kinder einer Mathilde und Nachkommen Widukinds bezeugt:
    g) Theodericus comes (Widukind I, c. 31, p. 44); in occidentali regione gloriosus (vita S. Mathildis,
    MG. SS. IV,, p. 284); vermählt mit Reinhilde aus dänisch-friesischem Geschlecht (vita Math.
    antiqua, MG. SS. X, p. 576).

    Wenskus Reinhard: Seite 116,132, "Sächsischer Stammesadel und fränkischer Reichsadel."

    Der Vater Mathildes trug den Namen Theoderichs des Großen. Daß mit diesem Leitnamen der IMMEDINGER-Sippe der AMALER gemeint war, gewährleisten Namen wie der Amalradas, der Schwester der Königin. Noch der Bruder des bedeutenden IMMEDINGERS Meinwerk von Paderborn ist ein Theoderich. Auch ihren Nachfolgern in der immedingischen Grafschaft im Liesgau, den von den STADERN abstammenden KATLENBURGERN, vererbten sie den Namen Dietrich als Leitnamen [1007a So bereits zum Teil richtig gesehen von K. A. Eckhardt, Eschwege als Brennpunkt thüringisch-hessicher Geschichte (Beiträge zur hessischen Geschichte 1, 1964) Seite 98, indem er die KATLENBURGER cognatisch vom Pfalzgrafen Dietrich oder seinem Bruder Sigbert ableitete. Diese waren jedoch IMMEDINGER, wie zu zeigen sein wird. Vgl. auch bei Anm. 2971. Die Beziehungen zwischen KATLENBURGERN und dem IMMEDINGER Meinwerk von Paderborn sind auch P. Leidinger (wie Anm. 1971) Seite 29,40, 44 aufgefallen.]. Als Kurzform dieses Namens Theoderich/Dietrich benutzen die IMMEDINGER immer wieder die Form Dedi (auch Dadi u.ä.). Zu ihrem Geschlecht gehört wohl auch jener Dadi Thuring (auch Teti genannt) [1008 Vgl. Widukind II 18 und III 16, wo er Dadanus genannt wird und Thuringi genere sein soll. Die Bedenken W. Schlesingers, Landesherrschaft Seite 169, diesen zum agnatischen Vorfahren der nach schwäbischem Recht lebenden WETTINER zu machen, wie die ältere Forschung dies tat (O. Posse, Die Markgrafen von Meißen und das Haus Wettin, 1881), sind voll berechtigt. Doch stammt der Name Dedi im wettinischen Haus tätsächlich aus einer immedingischen Verbindung. Vgl. unten bei Anm. 2995ff.], der dem immedingisch-liudolfingischen Bund seinen Komitat im Hassegau - neben Erbrechten - verdanken wird. Denn dieser Thuring ist ebenfalls eng mit dem IMMEDINGER-Haus verknüpft. Noch ein Enkel des IMMEDINGERS Liutbert trägt 989 diesen Namen [1009 MGH DFO III 52 (989): Bertheid Tochter der Berhta, Thuring Sohn der Bertheid; Berhta Gemahlin des Liutbert; vgl. unten Seite 147 mit Anm. 1244.], der altes Traditionsgut der Sippe ist.
    Von den Söhnen Mathildes (und Waltberts, wenn unsere Annahme zutrifft) ist die Nachkommenschaft des Grafen Dietrich (Theodericus comes) [1130 Widukind von Corvey I 31.] am gründlichsten untersucht worden [1131 S. Krüger (wie Anm. 5) Seite 90ff.; K. Schmid (wie Anm. 947) Seite 11ff.], da sie die engere Familie der Königin Mathilde bildet.
    Dietrich hatte seinen Tätigkeitsbereich im Westen Sachsens, also wohl im alten widukindischen Raum [1132 V. Mathildis (MGH SS IV Seite 284: in occidentali regione.]. Er war mit Reinhilde aus dänisch-friesischer Familie verheiratet. Von seinen Kindern sind die Königin Mathilde, die zweite Frau HEINRICHS I., ihre Schwestern Friderun und Bia, von denen eine mit Wichmann dem Älteren aus billungischem Haus vermählt war, eine weitere Schwester Amalrada, die, mit Graf Eberhard von Hamaland verheiratet, einen Sohn mit dem IMMEDINGER-Namen Thiedericus hatte, der als Bischof von Metz 984 starb, und schließlich Erzbischof Rotbert von Trier in allen Stammtafeln vertreten. Thietmar von Merseburg [1133 Thietmar IV 341-37. Auf den ersten Blick könnte man annehmen, dass der Name Ansfrid aus der friesisch-dänischen Familie der Mutter Mathildes, Reinhild, stammt, denn der Name Ansfried wird uns schon in der Vita Anskarii c. 33 als der eines durch Erzbischof Ebo von Reims ausgebildeten Priesters dänischer Abstammung genannt, der in der Schwedenmission eine Rolle spielt. Doch bereits der Pfalzgraf Lothars II., Ansfried, den wir in Gent (östlich Nymwegen) antrafen (vgl. Anm. 1118) und der 866 in Hattuarien und im pagus Darnau (bei Namur) an Lorsch tradiert, hatte einen Sohn mit dem immedingischen Namen Hildiward (vgl. unten bei Anm. 1293) (CL 34 und 35). Andererseits hat Lothar II. Lorsch im Jahre 860 aus dem gleichen Gent aus dem ehemaligen Lehen des Normannenführers Roric beschenkt (CL 24), so dass Ansfrid vielleicht der Angehörige dieses Hauses mit den IMMEDINGERN verschwägert war. Bereits R. Köpke-E. Dümmler, Jbb. Otto der Große (1876) Seite 329 Anm. 2 haben den immedingischen Grafen Ansfrid (in Toxandrien und Brabant) mit dem Pfalzgrafen Lothars in Verbindung gebracht.] nennt darüber hinaus noch einen Ansfrid als Bruder der Königin Mathilde, comes über 15 comitatus, der seinen gleichnamigen Brudersohn (Vater: Lambert) dem Erzbischof Brun, dem Bruder OTTOS I. zur Erziehung übergab. Der jüngere Ansfried, mit einer Heresuint verheiratet, wurde Schwerträger OTTOS I. (961) und nach dem Tode seiner Frau Bischof des Stiftes Utrecht (995-1010), das er mit fünf Villikationen ausstattete. Vorher hatte er aus seinem Erbgut die Abtei Thorn bei Roermond gegründet, wo er seine Tochter als Äbtissin einsetzen ließ.


    oo Reginhild (Reinhild), Tochter des Normannen Gottfried und einer friesischen Häuptlingstochter, 860-11.5. nach 931/32


    Kinder:

    - Reginbern
    - Widukind
    - Immed
    - Bia - 25.5. vor 931/32
    oo Wichmann I. der Ältere um 900-23.4.944
    - Mathilde 890-14.3.968
    oo HEINRICH I. König des Deutschen Reiches 876-2.7.936
    - Amalrada
    oo Eberhard Graf von Hamaland
    Ihr Sohn war Dietrich Bischof von Metz (965-984).
    - Perehtheid
    - Fridarun - 971


    Literatur:
    Hlawitschka Eduard: Stirps Regia. Forschungen zum Königtum und Führungsschichten im frühen Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze. Festgabe zu seinem 60. Geburtstag. Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris Seite 355,358,365-367,374,501 - Hlawitschka, Eduard: Kontroverses aus dem Umfeld von König Heinrichs I. Gemahlin Mathilde, in Festschrift für Alfons Becker, Sigmaringen 1987 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 47,88,94 - Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983 Seite 69 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 10,12,15,16 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 - Wenskus Reinhard: Sächsischer Stammesadel und fränkischer Reichsadel. Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1976 Seite 116,132 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart 1981 Seite 75 -

    Name:
    Thiadrich

    Dietrich heiratete Reginhild. Reginhild wurde geboren in 860; gestorben nach 931/932. [Familienblatt] [Familientafel]


  8. 15.  Reginhild wurde geboren in 860; gestorben nach 931/932.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Ringelheim [38259],Salzgitter,Niedersachsen,Deutschland; Gräfin von Ringelheim

    Notizen:

    Reginhild (Reinhild) Gräfin von Ringelheim
    860-11.5. nach 931/32
    Tochter des Normannen Gottfried und einer friesischen Häuptlingstochter

    Althoff Gerd: Seite 365, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    K 14 Me: 11.5. Reinhild mater regine Mathildis Mutter der Königin Mathilde

    Über Reinhild, die Mutter der Königin Mathilde, ist nur bekannt, dass sie aus einem friesischen und dänischen Geschlecht stammte; vgl. Waitz, Jbb. Heinrich I., S. 17.
    Der Eintrag ihres Todes findet sich geichlautend auch in einem Trierer Diptychon, vgl. Althoff, Unerkannte Zeugnisse vom Totengedenken der Liudolfinger, S. 386; sie starb wohl erst nach 931/32, da sie in der ebenda behandelten Abschrift eines ottonischen Necrologs fehlt.



    oo Dietrich (Thiadrich) Graf von Ringelheim 872 - 916


    Kinder:

    - Reginbern
    - Widukind
    - Immed
    - Bia - 25.5. vor 931/32
    oo Wichmann I. der Ältere um 900-23.4.944
    - Mathilde 890-14.3.968
    oo HEINRICH I. König des Deutschen Reiches 876-2.7.936
    - Amalrada
    oo Eberhard Graf von Hamaland
    Ihr Sohn war Dietrich Bischof von Metz (965-984).
    - Perehtheid
    - Fridarun - 971


    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 158,165,365 K 14 - Hlawitschka Eduard: Stirps Regia. Forschungen zum Königtum und Führungsschichten im frühen Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze. Festgabe zu seinem 60. Geburtstag. Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris Seite 356,365-367,501 - Hlawitschka, Eduard: Kontroverses aus dem Umfeld von König Heinrichs I. Gemahlin Mathilde, in Festschrift für Alfons Becker, Sigmaringen 1987 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 47,88,94 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 10,15,16 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 - Waitz, Georg: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter König Heinrich I., Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963 Seite 17 -

    Geburt:
    11.5.

    Name:
    Reinhild

    Kinder:
    1. von Ringelheim, Reginbern
    2. von Ringelheim, Widukind
    3. von Ringelheim, Immed
    4. von Ringelheim, Bia wurde geboren um 895; gestorben vor 932.
    5. 7. von Ringelheim, Mathilde wurde geboren in 894/897 in Enger [32130],Herford,Nordrhein-Westfalen,Deutschland; gestorben am 14 Mrz 968 in Quedlinburg [06484],Quedlinburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Quedlinburg [06484],Quedlinburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland.
    6. von Ringelheim, Amalrada
    7. von Ringelheim, Friderun gestorben am 12 Jan 971.