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 Bohrer

von Bayern, Guntharius

männlich


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Generation: 1

  1. 1.  von Bayern, Guntharius (Sohn von von Bayern, Tassilo III. und Liutberga); gestorben in Kremsmünster [4550],Oberösterreich,Österreich.

    Notizen:

    Gestorben:
    Er kam bei einer Jagd in Kremsmünster um.


Generation: 2

  1. 2.  von Bayern, Tassilo III. wurde geboren um 742 (Sohn von von Bayern, Odilo und Hiltrud); gestorben nach 794; wurde beigesetzt in Lorsch Kloster [64653],Bergstraße,Hessen,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 748-788, Bayern,Deutschland; Herzog von Bayern

    Notizen:

    Tassilokelch

    Kelch, der um 780 von dem bayerischen Herzog Tassilo und seiner Gemahlin Luitpirga gestiftet wurde, möglicherweise anlässlich der Gründung Kremsmünsters 777. Der Kelch selbst wird in der Schatzkammer des Stiftes aufbewahrt.


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    Tassilo III. Herzog von Bayern (748-788)
    741-11.12. nach 794 Kloster Lorsch
    Einziger Sohn des Herzogs Odilo von Bayern und der Hiltrud, Tochter von Karl Martell

    Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 485

    Tassilo III., letzter bayerischer Herzog aus der Zeit der AGILOLFINGER
    * 741, + nach 794
    oo ca.765 Liutbirc, Tochter des Langobarden-Königs Desiderius

    Sohn: Theodo

    Nach dem Tode seines Vaters Odilo 748 übernahm der minderjährige Tassilo III. die Herrschaft, freilich unter der Vormundschaft seiner Mutter Hiltrud (+ 754; Tochter Karl Martells). Sein Erscheinen auf dem Maifeld in Compiegne 757 war nach den Reichsannalen verbunden mit dem Vasalleneid gegenüber König Pippin. In heutiger Sicht wurde er lediglich aus der Vormundschaft Pippins in die Mündigkeit entlassen. 757 zeigte sich erstmals ein herzogliches Gefolge. Die Reichsannalen berichten zum Jahre 763 vom harisliz Tassilos beim Zug König Pippins gegen die Aquitanier. Dieser Bericht wird heute (Becher) als Fälschung angesehen, doch könnte bei allen Ungereimtheiten der Quellen ein Konfliktfall Tassilosvorliegen.
    Als König Pippin 768 starb, stand Tassilo III. bereits auf dem Höhepunkt seiner Macht. Außenpolitisch kam ihm der Konflikt der Pippin-Nachfolger KARL und Karlmann 768-771 zugute. Innenpolitisch wirkte Tassilo III. besonders auf den Synoden in Aschheim (756?), Dingolfing (768/70 oder 776/77?) und Neuching (771), schuf die herzoglichen Klöster Mattsee (zwischen 777 und 783/84) und Kremsmünster (777), wirkte aber auch bei der Errichtung von Adelsklöstern im Sinne der Errichtung einer eigenen Herzogskirche mit. 772 gelang es ihm, die Karantanen endgültig zu unterwerfen und einen neuen Herzog für den so wichtigen SO-Alpenraum einzusetzen. Auch Tassilos Klostergründungen Innichen (769) und Kremsmünster sind deutliche Zeugnisse für diese aktive Ostpolitik. Seit den 60-er Jahren läßt sich eine S-Orientierung Tassilos fassen. 768/69 bricht Tassilo III. nach Italien auf, verbündet sich nicht nur mit Desiderius, sondern auch mit dem Papst. Zu Pfingsten 772 wurde Tassilos Sohn Theodo in Rom von Papst Hadrian I. getauft und gesalbt. Die neuen karolingisch-römischen Machtkonstellationen nach dem Tod König Karlmanns (771) führten jedoch zum Zusammenbruch des Langobardenreiches (774) und isolierten den Bayern-Herzog völlig.
    Der Nieder- und Untergang Tassilos vollzog sich erst zwischen 781 und 788, vorbereitet und inszeniert von Tassilos Vetter KARL DER GROSSE, wobei Tassilos Bündnis mit Rom zerbrach. Als KARL ihn 787 auf den Reichstag zu Worms entbieten ließ, verweigerte sich Tassilo III. Bald darauf marschierten fränkische Heeressäulen gegen Tassilo, der sich nur noch unterwerfen konnte, den Vasalleneid leisten udn sich von KARL mit dem Herzogtum Bayern belehnen lassen mußte.
    788 lud KARL Tassilo III. auf die Reichsversammlung zu Ingelheim, der er nicht ehr entkommen konnte. Er wurde der Eidbrüchigkeit und der Konspiration mit den Avaren angeklagt. KARL wandelte die Todesstrafe in Klosterhaft für die ganze Familie Tassilos um, Bayern wurde eingezogen. Rechtsverbindlich mußte Tassilo 794 noch einmal auf der Synode von Frankfurt abdanken und auf alle Rechte für seine ganze Familie verzichten.

    Literatur:
    Spindler I,1981 I²,166-176 - H. Wolfram, Das Fsm. T.s III. (Mitt. der Ges. für Salzburger LK 108,1968),157-179 - L. Kolmer, Zur Kommendation und Absetzung T.s III., ZBLG 43,1980,291-327 - Die Bajuwaren, hg. H. Dannheimer-H. Dopsch, 1988,130-166, 305-326 - W. Störmer, Die bayer. Hzg.skirche (Der hl. Willibald -Kl.bf. oder Bm.sgründer?, hg. H. Dickerhof u.a., 1990), 115-142 - J. Jahn, Ducatus Baiuvarium, 1991 - M. Becher, Eid und Herrschaft (VuF Sonderbd. 39, 1993)) - H. Wolfram, Salzburg, Bayern, Österreich, 1995, 337-378.

    Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 771, Tassilo III., bayer. Herzog, 8. Jh.

    * um 742, + 11.12. nach 794 Lorsch
    Vater: Herzog Odilo (+ 748)
    Mutter: Hiltrud
    oo um 763 Liutburc

    748 Einsetzung als Herzog in Bayern.
    Seit 757 selbständige Regierung.
    Wollte sich von der Herrschaft des Franken-Königs freimachen.
    Gründete zahlreiche Klöster wie Kremsmünster, Innichen, Mattsee, Wessobrunn, Münchsmünster, Weltenburg, Chammünster, Chiemsee und Gars als Herbergs- und Pflegestationen.
    772 Niederschlagung der Karantanererhebung.
    781 Erneuerung seines Lehsneides im Worms, wofür er vermutlich die Königshöfe Lauterhofen/Oberpfalz und Ingelheim zurückerhielt.
    788 Abdankung in Ingelheim.
    Begnadigt und geblendet, nahm er in St. Goar die Tonsur.
    Zunächst in das Kloster Jumieges, dann nach Lorsch verbracht.
    794 erschien er noch einmal auf dem Hoftag in Frankfurt, um seinem Fürstentum zu entsagen.

    Literatur:
    ADB 37; BWB 3; E. Zöllner, Der bairische Adel und die Gründung von Innichen, in: MIÖG 68, 1960; W. Störmer, Adelsgruppen im früh- und hochma. Bayern, 1972.

    Tassilo III. folgte seinem Vater als Herzog von Bayern unter der Vormundschaft der Mutter und seines Onkels Pippin und regierte seit 757 allein. Er leistete 757 Pippin dem Kleinen den Vasallenseid und zog mit ihm gegen die Langobarden und Aquitanien. Später löste er sich von Pippin und wendete sich nach alter bayerischer Tradition den Langobarden zu. Er förderte die bayrische Ostsiedlung und Mission unter den Slawen, gründete zahlreiche Kirchen und Klöster, unter anderem Kremsmünster uund Innichen, und wurde von der Kirche gestützt. Er rebellierte mehrmals gegen seinen Cousin KARL DEN GROSSEN und unterwarf sich immer wieder, zuletzt 787 in Augsburg. Er unterstützte die Karantanen bei der Abwehr der Awaren und unterwarf sie 772 nach einem Sieg seiner Herrschaft. Er verbündete sich zuletzt sogar mit den Awaren, die aber auf dem Ybbsfelde - etwa zwischen Persenbeug, Pöchlarn und Amstetten - von einem im wesentlichen bayerischen Aufgebot unter Führung der beiden königlilichen Missi Grahaman und Audaccrus aufs Haupt geschlagen, da KARL ihm die Langobardenstütze genommen hatte. 788 wurde er in Ingelheim wegen "Heeresverlassung" (Tassilo hatte 763 Pippin auf seinem aquitanischen Feldzug in Stich gelassen) zum Tode verurteilt, dann von KARL DEM GROSSEN begnadigt und mit seinem Sohn, den Mitregenten Theodo III., ins Kloster nach Jumieges gesteckt. Mit der Eingliederung Bayerns in das Frankenreich wurde das letzte ältere Stammesherzogtum beseitigt. 794 wurde der gefangene und abgesetzte Tassilo III. in Frankfurt gezwungen, endgültig auf das Herzogtum zu verzichten.

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    Zur Familie gehörte als Neffe des Königs eigentlich auch Tassilo III., der Erbe des agilolfingischen Herzogtums Bayern. Für ihn führte zunächst seine Mutter, Pippins Schwester Hiltrud, bis zu ihrem Tod (754) die Vormundschaft, die dann auf den König selbst übergegangen zu sein scheint mit der Folge, dass Tassilo ihn beim zweiten Zug gegen die Langobarden 756 nach Italien begleitete. 757 wurde der junge Herzog, 16-jährig, für mündig erklärt und leistete in Compiegne Pippin sowie ausdrücklich auch dessen Söhnen KARL und Karlmann, seinen Vettern also, einen Treueid, der erst später zu einer förmlichen Lehnsbindung umgedeutet worden sein dürfte. Dass die damit übernommene Herrschaft in Bayern aus fränkischer Sicht gewissen Einschränkungen unterlag, geht schon aus der Beteiligung einer Reihe von Großen des Stammes an der Vereidigung hervor, die gewissermaßen für das Wohlverhalten Tassilos bürgen sollten, durch ihre unmittelbare Beziehung zum Frankenkönig die Autorität des Herzogs im Lande aber auch fühlbar schwächten. Den eingeräumten Spielraum suchte Tassilo anscheinend zu mehren, indem er sich nach einigen Jahren (763) der Heerfolge des Onkels entzog und gemäß den Reichsannalen "nach Bayern ging und das Angesicht des genannten Königs nie wieder sehen wollte"; damals oder wenig später vermählte er sich mit der Tochter des Langobarden-Königs Desiderius, offenbar um eine Allianz der letzten von den KAROLINGERN halbwegs unabhängigen Mächte beiderseits der Alpen zu schmieden.
    Die resolute Beseitigung der Autonomie Benevents war zudem geeignet, die Isolation Tassilos weiter zu steigern, der nach der kurzlebigen Aussöhnung mit seinem Vetter KARL (770) und dem Achtungserfolg der Taufe seines Sohnes Theodo durch den Papst (772) bereits den Zusammenbruch des Langobardenreiches an seiner Südflanke tatenlos hatte mit ansehen müssen und 781 von Hadrian I. auf Betreiben KARLS zur Bekräftigung seines früheren Treueids gegenüber den KAROLINGERN gemahnt worden war. Sechs Jahre nach diesem Schwur nahm der besorgte Bayern-Herzog nun seinerseits den Rombesuch KARLS zum Anlaß, um die Vermittlung des Papstes anzurufen, doch Hadrian schlug sich diesmal noch deutlicher auf die Seite des Franken-Königs, indem er Tassssilomit dem Anathem drohte, falls er sich nicht den Eiden gemäß verhalte. Das leitete unmittelbar in die offene Konfrontation über, denn als der Herzog bei KARLS Rückkehr einer Vorladung nach Worms nicht folgte, marschierten dessen Heere noch im Spätsommer 787 von drei Seiten gegen Bayern auf und machten jeden Widerstand sinnlos, zumal die KAROLINGER auch dort längst große Teile des Adels und der hohen Geistlichkeit auf ihre Seite gezogen hatten. Tassilo ergab sich auf dem Lechfeld (bei Augsburg), leistete einen klar bezeugten Vasalleneid und nahm seinen Dukat von KARL zu Lehen; überdies stellte er wie Arichis von Benevent 13 Geiseln, darunter seinen Sohn Theodo.
    Doch war auch damit das doppelte Drama noch nicht zu Ende. Angeblich von seiner unversöhnlichen langobardischen Gattin Liutbirg aufgestachelt, erging sich Tassilo in despektierlichen Reden gegen KARL und suchte verzweifelt den Rückhalt, den sein beneventanischer Schwager an den Byzantinern hatte, im Bündnis mit seinen östlichen Nachbarn, den heidnischen Awaren im mittleren Donauraum, zu gewinnen, beschleunigte aber wohl nur das Verhängnis, das auf ihm lastete. Es fiel KARL leicht, ihn im Juni 788 nach Ingelheim zu zitieren, dort seinen Anklägern, den (in den Augen der Reichsannalen) "getreuen Bayern", gegenüberzustellen und ihn schließlich durch ein Gericht aus Franken, Bayern, Langobarden und Sachsen zum Tode verurteilen zu lassen, formal nicht wegen seiner jüngsten Eigenmächtigkeiten, sondern mit der offenbar juristisch brauchbaren Begründung, er habe 25 Jahre zuvor gegenüber König Pippin in Aquitanien Fahnenflucht ("harisliz" in der erstmals so bezeichneten theodisca lingua, der gemeinsamen Sprache des fränkischen Heeres) begangen. KARL übernahm die Rolle, für seinen Vetter die gnädige Umwandlung der Strafe in dauernden Klosterhaft zu erbitten, dehnte dies dann aber auf die gesamte Familie, die Herzogogin sowie ihre beiden Söhne und beiden Töchter, aus, womit die AGILOLFINGER endgültig der generationenalten Rivalität der ARNULFINGER erlegen waren. Sechs Jahre später mußte der Mönch Tassilo noch einmal vor der Reichsversammlung in Frankfurt in aller Form den Herrschaftsverzicht seines Geschlechts erklären.

    Spindler Max: Seite 166, "Handbuch der bayerischen Geschichte"

    Die Herrschaft des letzten AGILOLFINGERS, Tassilos III., begann ganz im Zeichen der Abhängigkeit von den Franken. Wahrscheinlich 741 geboren, hat er im Jahre 748 seines Vaters Odilo unter der Hoheit seines Onkels, des fränkischen Hausmeiers Pippin, und der Vormundschaft seiner Mutter Hiltrud seine Herrschaft angetreten, die allerdings gleich zu Beginn durch die Rebellion Grifos unterbrochen wurde. Wieweit schon damals eine lehnsrechtliche Bindung geschaffen wurde, ist nicht sicher. Nach dem Tod seiner Mutter im Jahre 754 scheint Pippin selbst die Vormundschaft innegehabt zu haben. Im Jahr 756 nahm Tassilo an Pippins Feldzug gegen die Langobarden teil, und im folgenden Jahr 757 leistete der jetzt 16-jährige Tassilo in Compiegnne Pippin und seinen beiden Söhnen den vasallitischen Lehenseid, der aber in seiner streng juristischen Bedeutung auch wieder angezweifelt wurde. Diese Lehensbindung sollte hinfort die Grundlage der Beziehungen zwischen Franken und Bayern werden, und wie sehr man dabei auch an die Zukunft dachte, zeigt die Tatsache, dass der junge Tassilo seinen Eid nicht nur Pippin, sondern auch dessen beiden Söhnen KARL und Karlmann leisten mußte, und dass in Compiegne auch eine Anzahl bayerischer Adliger in die fränkische Vasallität eintrat. Andererseits war Tassilo in Compiegne für mündig erklärt worden, und das bedeutete, dass sein Onkel die vormundschaftliche Regierung niederlegte und Tassilo im Innern seines Herzogtums frei schalten konnte. Eine Abhängigkeit vom Frankenreich bestand nur auf dem Gebiet der Außenpolitik, sie gründete auf der Treueverpflichtung des Lehsnmannes, der den Interessen des Lehsnherrn nicht zuwiderhandeln durfte, und daraus ergab sich auch die Verpflichtung des Herzogs, dass er dem Frankenherrscher bei dessen Kriegen Heeresfolge leisten mußte. Ausdrücklich überliefert ist diese Heeresfolge allerdings erst für den vierten Kriegszug gegen Aquitanien, den Pippin im Jahre 763 antrat. Tassilo erschien zwar noch auf dem Hoftag, doch hier kam es zum Bruch: er schützte Krankheit vor und kehrte mit seinen Truppen heim, mit dem zornigen Schwur, seinen Oheim nie wiedersehen zu wollen. Das war zweifellos eine einseitige Lösung des Lehensverhälttnisses, über deren Anlaß und letzte Gründe man allerdings keine Klarheit gewinnt. Auf jeden Fall war es nicht der unüberlegte Trotz eines jungen Mannes und keine spontane Handlung. Die Tat war geplant und berechnet, die fränkischen Reichsannalen sprechen von trügerischen Machenschaften. Vielleicht stand Tassilo im Einverständnis mit Herzog Waifar von Aquitanien, dem alten Bundesgenossen seines Vaters; zumindest hat er nicht dazu beitragen wollen, "seinen Bundesgenossen im Westen zu vernichten". Auf dem Wormser Reichstag des Jahres 764 verhandelte man über Tassilo, kam jedoch zu keinem Ergebnis; ein Kriegszug gegen ihn, wie ihn Pippin gegen Odilo unternommen hatte, unterblieb. Tassilo scheint eine militärische Intervention befürchtet zu haben, er wandte sich um Unterstützung an die beiden Mächte, die dafür allein in Frage kamen, an das Papsttum und die Langobarden. Tassilo suchte seine Beziehungen zum südlichen Nachbarn durch seine Heirat mit Liutbirc, der Tochter des Langobarden-Königs Desiderius, zu stärken. Liutburc ist als Gemahlin Tassilos natürlich vielfach bezeugt, wenn auch die Tatsache der Hochzeit nirgends erwähnt ist, so dass die Datierung nicht ganz sicher ist. Man nimmt allgemein an, dass er bei dieser Gelegenheit Gebiete in Südtirol zurückerhielt, die Bayern anläßlich der Auseinandersetzung zwischen Grimoald und Hucbert an die Langobarden verloren hatte. Im Endergebnis war jedenfalls die fränkische Politik gegenüber Bayern trotz aller Kriegszüge und Verschwägerungen seit 725 gescheitert, denn es war Pippin nicht mehr gelungen, das Land in irgendeiner Weise für die Franken zurückzugewinnen.
    Das Herausstreben aus dem Verband des fränkischen Reiches und der Bruch der Lehenseide finden ihre Erklärung und Rechtfertigung darin, dass Bayern mit dem W und N kaum verbunden war, dass vielmehr seine politischen, wirtschaftlichen, kulturelleen und zum Teil auch seine kirchlich-missionarischen Interessen und seine geschichtlichen Aufgaben im S und O lagen. Hier gelang Herzog Tassilo auch noch eine wesentliche Erweiterung seines Herrschaftsbereiches. Nach der Darstellung der Conversisio hätten die Bayern nach ihrem Sieg über die Awaren die Karantanen "der Herrschaft der Könige" unterworfen. Ein heidnischer Aufstand der Karantanen konnte erst 772 von Herzog Tassilo niedergeworfen werden. Tassilo ist es offenbar auch gelungen, auf dem Höhepunkt seiner Auseinandersetzung mit KARL DEM GROSSEN mit den Awaren ein Bündnis zu schließen.
    Tassilos Unabhängigkeit wurde in allen diesen Jahren nicht gestört, und auch als KARL DER GROSSE sich die Alleinherrschaft erkämpft hatte, stellte er das bayerische Problem vorläufig zurück und begann 772 mit der Lösung der sächsischen Frage. Auf die bayerischen Verhältnisse wirkte mehr die geschäftige Tätigkeit der Mutter KARLS, Bertrada, ein. Ihr Ziel war eine fränkisch-langobardische Versöhnung, und dafür scheint sie auch die bayerische Unterstützung gewonnen zu haben; vielleicht vermittelte der gebürtige Bayer Abt Sturm von Fulda hier den Ausgleich im Jahr 769. Im gleichen Jahr reiste Tassilo zu seinem Schwiegervater Desiderius nach Italien, und wenig später nahm auch Bertrada auf ihrer Reise ins Langobardenreich ihren Weg über Bayern. Wegen seiner Verwandtschaft mit Desiderius war Tassilo zu einer solchen Vermittlung besonders geeignet, und die 770 zustande gekommene Heirat KARLS mit einer Tochter des Desiderius, die KARL und Tassilo zu Schwägern machte, hatte sicher das Ziel, durch diesen fränkisch-bayerisch-langobardischen Dreibund einen dauerhaften Frieden herzustellen. Tassilo steht in diesen Jahren zweifellos auf einem Höhepunkt seiner Macht, der sich auch in seinen Karantanensieg dokumentiert. DaDas zeigt ferner die Taufe und Salbung seines Sohnes durch den Papst in Rom, sowie die erstmalige Führung des Herzogtitels, der sich eng an Pippins Königstitel anschloß. Vielleicht 770, sicher 772 sind Synoden bekannt, deren Protokolle Tassilo a an der Spitze einer bayerischen Landeskirche zeigen, und in die Jahre 769 bzw. 777 fällt die Gründung von Innichen und Kremsmünster. Schließlich wird man darauf hinweisen können, dass der wohl 767 begonnene Bau der Rupertikirche in Salzburg, mit den gleichen Ausmaßen wie St. Denis, 774 mit der Weihe vollendet wurde und damit die "Metropolitankirche der bayerischen Kirchenprovinz und (oder) agilolfingische Königskirche", die "Krönungskirche" der AGILOLFINGER, vielleicht für die Königskrönung Tassilos bestimmt, geschaffen war. Bereits das Jahr 771 leitete eine allmähliche Änderung der Verhältnisse ein: nach dem Tode seines Bruders brachte KARL unter Zurücksetzung der Gemahlin und der Kinder Karlmanns dessen Erbe an sich; zugleich verstieß er seine langobardische Gemahlin, die ebenso wie die Familie Karlmanns an den Hof des Desiderius flüchtete, der jetzt zu einem Sammelpunkt aller Gegner des Franken-Königs wurde. Von Bayern und Tassilo hören wir in diesem Zusammenhang nichts; er unterließ es, seinen Schwiegervater in den Kämpfen der Jahre 773/74 zu unterstützen, die zum Zusammenbruch des Langobardenreiches führten. Die Gründe sind dafür nicht bekannt, und sein Verhalten bleibt um so unerklärlicher, als ihn der Ausfall der Langobarden ja seines einzigen Bundesgenossen beraubte. Möglich wäre natürlich auch, dass Tassilo durch die von Abt Sturm vermittelten Abmachungen irgendwie gebunden war.
    Anläßlich eines Besuches in Rom im Jahre 781 gewann KARL den Papst zu einem gemeinsamen Vorgehen gegen den Bayern und beraubte Tassilo damit seines letzten außerbayerischen Rückhalts. Eine gemeinsame Gesandtschaft von Papst Hadrian I. und König KARL erinnerte Tassiloan die Einhaltung der in Compiegne geschworenen Eide. Gegen die Verbürgung freien Geleits stellte Tassilo sich daraufhin im gleichen Jahre 781 in Worms ein, erneuerte seinen Lehenseid und stellte 12 Geiseln. Wahrscheinlich geschah es damals auch, dass er von KARL die 725/28 von Bayern abgetrennten Höfe Ingolstadt und Lauterhofen auf dem Nordgau zurückerhielt. Doch war das nicht nur ein Geschenk im Zeichen der wieder erneuerten Freundschaft, sondern bedeutete, dass er zu der bisher rein persönlichen Bindung, die Tassilo durch die vasallitische Kommendation eingegangen war, jetzt auch noch eine dingliche Bindung trat.
    Die 782 erneuerten Beziehungen zwischen den beiden Herrschern wurden abermals getrübt, vielleicht auf Grund kriegerischer Verwicklungen, die sich im Jahre 784 an der bayerisch-langobardischen Grenze ereigneten. Tassilo muß in diesen Jahren die Überzeugung gewonnen haben, dass KARL zu einem entscheidenden Schlag gegen ihn ausholte, denn er bat im Jahre 787 den Papst um Vermittlung zwischen ihm und dem Franken-König. Das blieb ohne Erfolg; vielmehr erinnerte der Papst ihn anläßlich der Heerfahrt KARLS gegen Tassilos Schwager Arichis von Benevent unter Androhung des Bannes an die Einhaltung seiner Eide, hielt allerdings vielleicht auch KARL von einem Angriff auf Bayern ab, zugleich lud ihn der König nach Worms vor. Als Tassilo sich hier nicht einfand, unternahm KARL, mit drei getrennten Heeresgruppen operierend, einen Feldzug gegen Bayern. Doch ehe es überhaupt zur Schlacht kam, mußte Tassilo kapitulieren, da sein Adel ihm die Gefolgschaft versagte, die vasallitische Bindung an den Frankenkönig also offenbar für höher erachtete als die landrechtliche an den Bayernherzog. Tassilo mußte daraufhin erneut die Lehenshoheit des fränkischen Königs anerkennen, diesmal aber in noch bindenderer Form als früher: er übergab mit der symbolischen Überreichung eines Szepters Land und Herrschaft dem König und erhielt beides als Lehen zurück. Darüber hinaus mußte er wiederum zwölf Geiseln stellen und als 13. seinen Sohn Theodo. Jetzt war die dingliche Bindung des Herzogs über die Güterkomplexe Ingolstadt und Lauterhofen hinaus auf das ganze Land ausgedehnt und Bayern war ein Lehen des fränkischen Königs. Vielleicht ist zu diesem Zeitpunkt auch die Bestimmung in die Lex Baiwariorum eingefügt worden, die strenge Sanktionen gegen den dem König ungehorsamen Herzog vorsieht. Auch der ganze bayerische Adel ist damals dem Franken eidlich verpflichtet worden.
    Das geschickte Vorgehen des Königs, das den bayerischen Herzog schließlich in ein ganzes Netz von Bindungen verstrickt und zudem von seinem eigenen Adel isoliert hatte, führte schließlich zum vollen Erfolg. Als Tassilo im Jahre 788 in Erfüllung seiner Vasallenpflichten auf einem Hoftag in Ingelheim erschien, wurde er unter der von den Bayern erhobenen Anklage verhaftet, er habe ein Bündnis mit den Awaren geschlossen, er gehe gegen die königlichen Vasallen in Bayern vor, habe auch seine eigenen Leute angewiesen, dem Franken-König nur unter Vorbehalt die Treue zu schwören. Nach der fränkischen Berichterstattung wurde Tassilo aller dieser Vergehen auch überführt, doch reichte das zu einer Verurteilung offensichtlich nicht auss. So griff man auf das 25 Jahre zurückliegende Verbrechen des "harisliz", der eigenmächtigen Entfernung vom Heer auf dem aquitanischen Feldzug, zurück und fällt daraufhin ein Todesurteil. Dadurch wurde es möglich, nicht nur Tassilo, sondern auch die im bayerischen Gesetzbuch verankerten rechtlichen Ansprüche der AGILOLFINGER auf die Herrschaft in Bayern zu treffen. Offensichtlich waren in Ingelheim auch TassilosGemahlin Liutpurc, seine Söhne Theodo und Theodebert und seine Töchter Rotrud und Cotani anwesend. Durch einen bedeutsamen Fund Bischoffs können wir aus zeitgenössischen Briefen noch neue Einblicke in die Zeit des Untergangs eines selbständigen bayerischen Herzogtums gewinnen. Ein Brief berichtet von Verhandlungen, die ein Priester Liudprand und ein weiterer ungenannter bayerischer Priester am fränkischen Königshof geführt haben, und enthält schließlich den Befehl an die Herzogstochter Cotani, sich an den Königshof zu begeben. Zwei weitere Briefe von einem Geistlichen Promo und vermutlich von Fater, dem Abt von Kremsmünster und Kaplan Tassilos, bestätigen die annalistischen Notizen, dass mit Tassilo auch mehrere seiner bayerischen Anhänger verurteilt worden sind. War ein Todesurteil über Tassilo gefällt, kam es auf dessen Vollstreckung nicht mehr an und Tassilo konnte vom König zu Klosterhaft "begnadigt" werden. In St. Goar erhielt er die Tonsur, später kam er nach Jumieges, noch später nach Lorsch. Doch auch jetzt war noch kein Abschluß erreicht. Sechs Jahre später, 794, wurde Tassilo auf einer Reichsversammlung in Frankfurt vorgeführt, und hier "verzichtete er auf jeden Rechtsanspruch und auf allen Eigenbesitz, soweit er ihm oder seinen Söhnen und Töchtern im Herzogtum rechtmäßig zugestanden war". Über die Hintergründe dieses erneuten Verzichts können wir nur Vermutungen anstellen, etwa, ob ein Zusammenhang mit der zwei Jahre zuvor erfolgten Empörung des Königssohnes Pippin bestand. In Lorsch ist Tassilo am 11. Dezember eines unbekannten Jahres gestorben. Auch seine Frau und seine Kinder kamen hinter Klostermauern, bekannt ist nur der Aufenthalt des ältesten Sohnes Theodo in St. Maximin in Trier und seiner Töchter Cotani in Chelles und Rotrud in Soissons.

    769 oo Liutberga, Tochter des Langobardenkönigs Desiderius
    + um 793

    Kinder:
    - Theodo III. um 770- nach 793
    - Theudebert 772- nach 793
    - Cotani Sie kam 788 ins Kloster Chelles, wo einst auch Swanahild im Exil war.
    - Rotrud Sie wurde 788 in Laon zur Nonne gezwungen.
    - Guntharius Er kam bei einer Jagd in Kremsmünster um.

    Literatur:
    Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998 Seite 10,42,56,59,239 - Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986 Seite 125,196 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984 Seite 41,45,118,155,220 - Herm, Gerhard: Karl der Große. ECON Verlag GmbH, Düsseldorf, Wien, New York 1987 Seite 11,74,79,82,128,193-208,217,221 - Jarnut Jörg: Agilolfingerstudien. Anton Hiersemann Stuttgart 1986 Seite 28,78,114,118 - Kalckhoff Andreas: Karl der Große. Profile eines Herrschers. R. Piper GmbH & Co. KG, München 1987 Seite 38,49-52,65-66.69,109,209,252 - Menghin Wilfried: Die Langobarden. Archäologie und Geschichte Konrad Theiß Verlag Stuttgart Seite 200 - Riche Pierre: Die Karolingeger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 84,99,113,122,130,139,161,166,380 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 49,51,57,65,72,83-86 - Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 33, 287,297 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 23,25,28 - Spindler Max: Handbuch der bayerischen Geschichte Erster Band Das alte Bayern. Das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts. C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München Seite 166-176 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 363,389 - Wies Ernst W.: Karl der Große. Kaiser und Heiliger. Bechtle Verlag Esslingen 1986 Seite 34,57, 61,71,75,138-148,194 -



    Allgemeine Deutsche Biographie - Tassilo III.

    Tassilo III. (nach älterer, unrichtiger Zählung II.), geboren ca. 742 als Sohn des Baiernherzogs Oatilo und der fränkischen Hiltrud, Schwester des Hausmaiers Pipin, der letzte Agilolfingerherzog Baierns 749—788. Nach dem Tode Oatilo's hatte Grifo, der ehrgeizige Sohn Karl Martell's von der bairischen Swanehild, Hiltrudens und des unmündigen Tassilo sich bemächtigt und eine unabhängige Herrschaft in Baiern zu begründen versucht. Pipin überwältigte ihn (749) und gab T. unter Obhut seiner Mutter das Herzogthum zurück, doch nur als fränkisches Lehen. In der französischen Heldendichtung, im Charlemagne des Girart von Amiens, leben diese Ereignisse in sagenhafter Entstellung fort; die Rollen sind dort vertauscht, Cassile-Tassilo zum Verräther und Usurpator, Naimes-Grifo, der wackere Held, zum legitimen Landesherrn umgestempelt. Nach Hiltrudens Tode (754) übernahm Pipin, nunmehr König der Franken, allein die Oberleitung. Mit seinen Baiern nahm der vierzehnjährige T. 756 an dem fränkischen Feldzuge gegen den Langobardenkönig Aistulf und der Eroberung Pavian's theil. Mündig geworden, gelobte er das Jahr darauf auf dem Reichstage zu Compiègne Pipin und seinen Söhnen Vasallentreue. Aber seine Herrschaft schien ihm nicht in Pipin's Gnade, sondern in seinem Geburtsrecht begründet, und er benützte die erste Gelegenheit, das aufgenöthigte Joch abzuschütteln. Zum vierten aquitanischen Feldzuge (763) hatte er wie vorher in anderen Kriegen die Baiern dem fränkischen Heere zugeführt; plötzlich aber verließ er, wir wissen nicht, wodurch gereizt, das königliche Feldlager mit dem zornigen Schwur, daß er seinen Oheim nie wieder sehen wolle. Achtzehn Jahre lang regierte er nun völlig selbständig, suchte jedoch bald mit den Franken wieder ein gutes Einvernehmen anzubahnen. Die Vermittlung des Papstes Paul I., die er zu diesem Zwecke anrief, ward zwar durch den Langobardenkönig Desiderius, dem die Spaltung zwischen Baiern und Franken willkommen war, vereitelt. Dann aber vermittelte Abt Sturm von Fulda Freundschaft zwischen T. und Pipin's Sohne Karl. Dieselbe bestand mehrere Jahre und fand eine Stütze in der Verschwägerung der beiden Fürsten. Wie Karl reichte T. einer Tochter des Königs Desiderius seine Hand: seine Vermählung mit der stolzen Langobardin Liutbirg muß zwischen 765 und 769 angesetzt werden. Vielleicht bei diesem Anlaß erhielt Baiern seine südlichen Alpengaue Norithal und Vinstgau zurück, die unter Grimoald an die Langobarden verloren worden waren. 772 gelang es T., auch das von den Slaven besetzte Kärnten zurückzuerobern, wo nun mit frischer Kraft die unterbrochene Christianistrung wieder aufgenommen ward. In diesem Siege über die heidnischen Slaven und der damit verbundenen Ausbreitung des Christenthums, in Colonisationen und Klostergründungen liegen Tassilo's Herrscherverdienste. Mit den Fortschritten nach außen hielt unter ihm die Erstarkung der Kirche im Innern gleichen Schritt. Laut urkundlicher Zeugnisse sind die Klöster Innichen (769) und Kremsmünster (777) seine Gründungen, nach der Tradition auch Mattsee, das Manns- und das Frauenkloster auf den Inseln im Chiemsee und Wessobrunn, dessen Entstehung an ein Jagdabenteuer des Herzogs geknüpft wird. Unter seiner Regierung und zum Theil Mitwirkung entstanden ferner die Klöster Scharnitz, Schäftlarn, Schliers, wahrscheinlich auch Gars und St. Castulus in Moosburg. Von ihm|einberufen, tagten die bairischen Kirchensynoden zu Aschheim, Dingolfing, Neuching, deren Beschlüsse den Bund zwischen Staat und Kirche befestigten.

    Nach Unterwerfung der Sachsen blieben die Baiern der einzige deutsche Stamm, der dem Weltreiche Karl's des Großen noch nicht eingefügt war. Daß dieses Verhältniß auf die Dauer bestehen würde, war um so unwahrscheinlicher, seit Karl durch die Zertrümmerung des Langobardenreiches T. seines Rückhaltes beraubt und seit er in dem Papste einen ergebenen Bundesgenossen gefunden hatte. Das Gewicht dieser Factoren machte sich sofort geltend, als Karl und Papst Hadrian 781 durch eine gemeinsame Gesandtschaft den Herzog an seine vergessene Lehenspflicht mahnten: noch im selben Jahre erschien T. in Worms, erneuerte die alten Eide und stellte Geiseln. Doch er hatte zu lange fürstliche Selbständigkeit genoffen, um sich in die Vasallenrolle zu finden. Wir wissen zwar nicht, ob ihn eine Schuld traf, wenn es 784 bei Bozen an der bairischen Südgrenze zu einem Kampfe zwischen Baiern und Franken kam. Aber der Auflehnung seines Schwagers Arichis von Benevent gegen Karl scheint er nicht ganz fremd geblieben zu sein, wenn er demselben auch gegen Karl's Angriff (787) keine Hülfe leistete. Als Karl von diesem Feldzuge heimkehrte, traf er in Rom bairische Gesandte, die Papst Hadrian zur Wiederherstellung eines guten Verhältnisses zwischen Karl und T. gewinnen sollten. Da dieselben jedoch keine bindenden Verpflichtungen für ihren Herrn übernehmen wollten, drohte der Papst T. den Bann, wenn er die den Franken geschworenen Eide nicht beachten wolle. Auf einer Reichsversammlung zu Worms ward beschlossen, T. zu Persönlicher Stellung aufzufordern, und da er keine Folge leistete, setzten sich von drei Seiten, von Süden, Norden und Westen ungeheuere fränkische Heere zum Entscheidungskampfe gegen Baiern in Bewegung. Noch vor der kriegerischen Uebermacht aber erwies sich T. die Gegnerschaft der Kirche als gefährlich. Schon vor Jahren hatte der Herzog dem Bischof Arbeo von Freising, "weil derselbe dem Könige Karl und den Franken getreuer war, als ihm selbst", Besitzungen entzogen. Mit der Heiligkeit geschworener Eide verfocht jetzt die Kirche zugleich die Sache der geschichtlichen Nothwendigkeit. Ihr Einfluß, die Wirkung des vom Papste gedrohten Bannes und die fränkische Partei unter dem bairischen Adel waren schon zu mächtig, als daß das Loos der Waffen nöthig gewesen wäre, und ein allgemeiner Abfall des Volkes beraubte T. aller Mittel zum Widerstand. Am 3. October 787 stellte er sich auf dem Lechfelde vor Karl, um zum dritten Male die fränkische Oberhoheit anzuerkennen. Unter den Geiseln, die er stellte, war sein Sohn Theodo, den er schon 777 zum Mitregenten erhoben hatte. Ueberdies mußte nun das ganze bairische Volk den Franken Treue geloben. Von Liutbirg, seinem bösen Dämon, aufgestachelt, scheint dann T. nochmals seinem Eide untreu geworden zu sein. Er soll Lehensmannen des fränkischen Königs, die in Baiern saßen, nach dem Leben gestrebt, seine Unterthanen zum Treubruch ermuntert, ja den Erbfeind, die heidnischen Avaren, um Beistand angegangen haben. Doch erschien er Ende Juni oder Anfang Juli 788 auf der Reichsversammlung zu Ingelheim, sei es, daß seine Pläne noch nicht gereift waren, oder daß er den König in Sicherheit gewiegt glaubte. Festgenommen und wehrlos gemacht, mußte er seine eigenen Unterthanen gegen sich als Ankläger auftreten sehen, mußte ohnmächtig dulden, daß eine fränkische Gesandtschaft in Baiern seine Gemahlin und Kinder verhaftete. Wie es scheint, ließ sich aber für die neuen Beschuldigungen doch kein sicherer Beweis erbringen, da die Reichsversammlung in willkürlichem Verfahren auf den 763 begangenen Harisliz (Desertion) zurückgriff. Wegen dieses Verbrechens ward T. nach fränkischem Gesetz zum Tode verurtheilt. Karl milderte das Urtheil auf Verbannung in ein Kloster und ließ ihn am 6. Juli zu St. Goar als Mönch einkleiden,|ein Aufenthalt, den der Unglückliche bald mit dem Kloster Jumièges unterhalb Rouen und später mit Lorsch bei Worms vertauschte. Seine Familie ward auseinander gerissen und in verschiedene Klöster gesteckt. Nach sechs Jahren ward der Herzog nochmals vor die Reichsversammlung in Frankfurt geführt, um einen scheinbar freiwilligen Verzicht auf die bairische Herrschaft zu erklären. Von seinem Tode ist nur der Tag (11. December), nicht das Jahr überliefert. Die Sage hat sich seines Endes bemächtigt. Sie läßt ihn in blutiger Schlacht unterliegen, zeigt ihn in Lorsch als blinden Greis, geblendet auf Befehl des grausamen Siegers, von Engeln zum Altar geleitet. In Zügen, welche die ganze bairische Geschichte durchziehen und ihr die charakteristische Färbung geben, dem ununterbrochenen Aufeinanderwirken von Kirche und Staat und dem immer lebendigen Gegensatze zwischen Stammesgefühl und Reichseinheit ist dieser letzte Agilolfingerfürst, der haltlos zwischen erzwungener Pflicht und natürlicher Neigung schwankt, bis er zuletzt, vom eigenen Volke verlassen, mit dem Makel des Eidbrüchigen und dem Verdacht des Landesverraths befleckt, unrühmlichem Untergange verfällt, eine typische Erscheinung.



    Gestorben:
    11.12.

    Tassilo heiratete Liutberga. Liutberga (Tochter von Desiderius und Ansa) wurde geboren um 745/750; gestorben um 793. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 3.  Liutberga wurde geboren um 745/750 (Tochter von Desiderius und Ansa); gestorben um 793.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Bayern,Deutschland; Herzogin von Bayern

    Notizen:

    Liutberga Herzogin von Bayern
    um 745/50 † um 793
    Tochter des Langobarden-Königs Desiderius und der Ansa

    Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 485

    Liutburc, bayer. Herzogin, 8. Jh.
    Vater: Desiderius, langobardischer König
    Mutter: Ansa
    oo Tassilo III.

    Die Lorscher Annalen (Annales Laureshamenses) und Einhard machen sie mit dafür verantwortlich, dass sich ihr Gatte mit den Franken zerwarf.
    In Lorsch nannte man sie ein “böses, gottverhaßtes Weib“.
    Als Tassilo III. 788 in Ingelheim abgesetzt wurde, kam auch sie in ein Kloster.

    Literatur:
    R. Reiser, Agilolf od. d. Herkunft der Bayern, 1977.

    Thiele, Andreas: Tafel 226, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband"

    LIUTPERGA oo TASSILO III., Herzog von Bayern

    Reichsannalen

    788.
    Nach Ingilunheim berief der König auch die allgemeine Versammlung seines Volks und lud dazu den Herzog Tassilo sowie seine übrigen Vasallen. Wie er aber dem Befehle gemäß vor dem König erschienen war, wurde er von den Baiern eines Majestätsverbrechens angeklagt. Sie beschuldigten ihn, er habe nachdem er seinen Sohn dem König als Geißel gegeben, auf Anrathen seiner Gemahlin Liutberga, die eine Tochter des Langobarden-Königs Desiderius war, und seit dem Fall ihres Vaters die Franken auf's tiefste haßte, das Volk der Hunen gegen den König und zum Krieg gegen die Franken aufgestachelt. Die Wahrheit dieser Beschuldigung ergab sich aus den Ereignissen dieses Jahrs. Noch
    viele andere Worte und Handlungen wurden ihm vorgeworfen, die nur von einem erbitterten Feinde ausgehen konnten und von denen er gar nichts ableugnen konnte. Er wurde der Schuld überführt und ihm nach einstimmigem Urtheil aller als eines Majestätsverbrechens schuldig der Tod zuerkannt. Jedoch der König schenkte ihm das Leben, er wurde des weltlichen Gewandes entkleidet und ins Kloster geschickt, wo er ebenso fromm lebte, als er gern eingetreten war. Ebenso ward auch sein Sohn Theodo geschoren und dem klösterlichen Leben geweiht. Die Baiern endlich die um ihren Verrath gewußt und beigestimmt hatten, wurden nach verschiedenen Orten in die Verbannung geschickt. - Die Hunen aber thaten, wie sie dem Tassilo versprochen hatten, sammelten zwei Heere und griffen mit dem einen die Mark von Friaul, mit dem andern Baiern an. Jedoch ohne Erfolg. An beiden Orten wurden sie besiegt und in die Flucht geschlagen und zogen sich mit großem Verlust wieder in ihr Land zurück. Um dafür Rache zu nehmen, fielen sie abermals und mit größerer Heeresmacht in Baiern ein, wurden aber gleich beim ersten Zusammenstoß von den Baiern geworfen, eine zahllose Menge von ihnen niedergemacht, und viele, die sich durch die Flucht retten und über die Donau schwimmen wollten, fanden in den Fluthen des Stroms ihren Tod.

    Während dessen befahl der Kaiser Konstantinus, aufgebracht darüber, daß ihm der König seine Tochter abgeschlagen hatte, dem Patricius Theodor, dem Befehlshaber von Sicilien, in Verbindung mit andern Heerführern das Gebiet der Beneventaner zu verwüsten. Während diese den Befehl ausführten, fielen Grimold, der in diesem Jahre nach dem Tode seines Vaters vom König den Beneventanern zum Herzog gegeben war, und Hildibrand, der Herzog der Spolitaner, mit den Truppen, die sie zusammenbringen konnten, in Calabrien über sie her; bei ihnen war auch des Königs Gesandter Winigis, der nachmals dem Hildibrand im Herzogthum von Spolitum folgte. In der Schlacht, die nun geliefert wurde, machten sie eine große Menge von jenen nieder und trugen ohne schweren Verlust von ihrer Seite den Sieg davon, brachten auch zahlreiche Gefangene und schwere Beute in ihr Lager. Der König aber zog nach Baiern, traf daselbst seine Anordnungen über die Grenzmarken des Landes und kehrte dann in seine Pfalz nach Aachen zurück, wo er den Winter zubrachte und Weihnachten und Ostern feierte.

    Riche Pierre: Seite 113,131, "Die Karolinger. Eine Familie formt Europa."

    Das berühmteste Zeugnis für diese kulturellen Aktivitäten ist der Kelch mit dem Namen Tassilos und seiner Gemahlin Liutberga, der im Kloster Kremsmünster bewahrt wird.
    Am 3. Oktober 787 unterwarf sich Tassilo auf dem Lechfeld nahe bei Augsburg und erneuerte den Pippin geleisteten Vasalleneid. Nach Regensburg zurückgekehrt, folgte der Herzog den Einflüsterungen seiner langobardischen Gemahlin Liutberga, nahm seine unruhige Politik wieder auf und verhandelte sogar mit den Awaren. Nach der Verurteilung ihres Gemahls wurde Liutberga und ihre Kinder in verschiedenen Reichsklöstern verwahrt.

    769 oo Tassilo III. Herzog von Bayern 741 † 11.12. nach 794

    Kinder:
    - Theodo III. um 770- nach 793
    - Theudebert 772- nach 793
    - Cotani Sie kam 788 ins Kloster Chelles, wo einst auch Swanahild im Exil war.
    - Rotrud Sie wurde 788 in Laon zur Nonne gezwungen.
    - Guntharius Er kam bei einer Jagd in Kremsmünster um.

    Literatur:
    Herm, Gerhard: Karl der Große. ECON Verlag GmbH, Düsseldorf, Wien, New York 1987, Seite 128, 201 - Menghin Wilfried: Die Langobarden. Archäologie und Geschichte Konrad Theiß Verlag Stuttgart Seite 200 - Reichsannalen a. 788 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 113,131 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 84 - Spindler Max: Handbuch der bayerischen Geschichte. Erster Band Das alte Bayern. Das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts. C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München Seite 128,132,272 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 226 - Wies Ernst W.: Karl der Große. Kaiser und Heiliger. Bechtle Verlag Esslingen 1986 Seite 61,141,145,147 -

    Kinder:
    1. von Bayern, Theodo III. wurde geboren um 770; gestorben nach 793.
    2. von Bayern, Theudebert wurde geboren in 772; gestorben nach 793.
    3. von Bayern, Cotani
    4. von Bayern, Rotrud
    5. 1. von Bayern, Guntharius gestorben in Kremsmünster [4550],Oberösterreich,Österreich.


Generation: 3

  1. 4.  von Bayern, Odilo wurde geboren um 700 (Sohn von Gotfrid und von Bayern, N.); gestorben am 18 Jan 748; wurde beigesetzt in Osterhofen [94486],Deggendorf,Bayern,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 736-748, Bayern,Deutschland; Herzog von Bayern

    Notizen:

    Odilo Herzog von Bayern (736-748)
    um 715-18.1.748 Begraben: Kloster Gengenbach

    Sohn des Alemannen-Herzogs Gotfrid und einer AGILOLFINGERIN
    Sepp hält ihn für einen Sohn Hukberts, Riezler für einen Sohn Tassilos II.
    Spindler: Während für Odilo eine Abkunft sowohl von Hucbert als auch von Tassilo II. vermutet, von keinem aber bewiesen worden ist.

    Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 1351

    Odilo, bayerischer Herzog seit 736 + 748 Begraben: Kloster Gengenbach
    offensichtlich Sohn des Alamannen-Herzogs Gottfried aus der alemannischen Linie der AGILOLFINGER
    oo Hiltrud, Tochter Karl Martells und Schwester Pippins III. und Karlmanns
    Sohn:
    Tassilo III.

    Vieles spricht dafür, dass Odilo zunächst ein alemannischen Teilherzogtum innehatte, bevor er 736 das Herzogtum Bayern erhielt. Trotz einer schwierigen Situation in den ersten Herzogsjahren gelang es ihm, schon 739 im Verein mit Bonifatius die kanonischen Bischofssitze Regensburg, Passau, Freising und Salzburg einzurichten und damit eine Kirchenorganisation zu schaffen, die bis heute gültig ist. Ob diese Bischofsorganisation der Hauptgrund für die Opposition in Bayern wurde, die Odilo veranlaßte, an den Hof Karl Martells und dessen Gemahlin Swanahild, einer Verwandten Odilos, zu fliehen, ist nicht mehr feststellbar. Während der Flucht vermählte er sich mit Hiltrud. Noch zu Lebzeiten Karl Martells (+ 741) konnte Odilo nach Bayern zurückkehren, gründete unmittelbar darauf das Kloster Niederaltaich in Verbindung mit dem Kloster Reichenau und ließ im Zusammenwirken mit Bonifatius das Kloster Eichstätt durch Willibald gründen. 742/43 spitzte sich bereits der Konflikt mit Pippin und Karlmann zu, genährt aus der Heirat mit Hiltrud, aus der karolingischen Sukzessionskrise durch die Ansprüche Grifos ud durch die kirchlichen Aktivitäten des Bonifatius in Franken. 743 wurde Odilo mit seinen Verbündeten von Pippin angegriffen und besiegt. Odilo erhielt nur noch Bayern südlich der Donau, während die Gebiete nördlich der Donau fränkisch wurden. Mit der Niederlage Odilos wurde auch sein bayerischer Sonderweg in Kirchenfragen beendet. Der Hausmeier setzte in Salzburg mit Virgil einen Abt und Bischof karolingischen Vertrauens ein. Trotz innen- und außenpolitischer Schwierigkeiten der 40-er Jahre vermochte Odilo, die slavischen Karantanen unter seine Botmäßigkeit zu bringen, die Karantanenmission zu beginnen und neben Niederaltaich und Mondsee noch eine Reihe weiterer Klöster zu gründen.

    Literatur:
    J. Jarnut, Stud. über Hzg. O. (736-748), MIÖG 85,1977,273-284 - H. Wolfram, Die Geburt Mitteleuropas,1987,8f.,125f., 128ff. - W. Störmer, Die bayer. Hzg.skirche (Der hl. Willibald - Kl.bf. oder Bm.sgründer?, hg. H. Dickerhof u.a., 1990), 115-142 - J. Jahn, Ducatus Baiuvariorum (Monogr. zur Gesch. des MA 35, 1991), 221-259

    Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 558

    Odilo (Oatilo, Uatiolo), Herzog von Bayern
    + 748 Begraben: Osterhofen

    Vater: Gottfried, alemannischer Herzog (+ 709)
    oo Hiltrud, Tochter Karl Martells

    Aus der alemannischen Linie der AGILOLFINGER.
    Eingesetzt von den fränkischen Hausmeiern, trat Odilo um 713/37 die Nachfolge Herzog Hucberts an.
    Zunächst frankenfreundliche Politik.
    Allmähliche Lösung aus der karolingischen Befehlsgewalt.
    739 Veranlassung der kanonischen Ordnung der Landeskirche durch Bonifatius.
    740/41 Aufenthalt am karolingischen Hof.
    Feldzug gegen Karlmann und Pippin führte 743 zur Niederlage am Lech.
    744 von den Hausmeiern wieder als Herzog im flächenmäßig verkleinerten Bayern bestätigt.
    Bemühungen um die Organisation der bayerischen Landeskirche; Klosterstiftungen, unter anderem Niederaltaich.

    Literatur:
    ADB 24; BWB 2; LThK 7; J. Jarnut, Stud. Üb. Hzg. O. (736-748), in: MIÖG 85, 1977.

    Schieffer Rudolf: Seite 49, "Die Karolinger"

    Nach dem Tode Herzog Hukberts fiel die Führung des Herzogtums an Odilo, der ebenfalls als naher Verwandter Swanahilds bezeugt ist und überdies mit guten Gründen als Sproß einer Verbindung der alemannischen Herzogsfamilie mit den AGILOLFINGERN angesehen wird. Er förderte die römisch-christliche Organisation einer herzoglichen Landeskirche in Verbindung mit Bonifatius, um ein Gegengewicht gegen die Franken und seinen unbotmäßigen Adel zu bekommen. Swanahilds Verwandter, Herzog Odilo, hielt sich, anscheinend verdrängt von bayerischen Großen, 740/41 in der Francia auf und knüpfte damals seine Beziehung zu Karls Tochter Hiltrud an, aus der ihr Sohn Tassilo III. - mit gut bezeugtem Geburtsjahr 741 - hervorging, übrigens ein Skandal, der noch zu LUDWIGS DES FROMMEN Zeiten in peinlicher Erinnerung war. Nach Karl Martells Tod eilte Hiltrud nach Bayern und heiratete nun den Vater ihres kleinen Sohnes gegen den Willen ihrer Brüder. Er bekämpfte die Eroberungspolitik der beiden fränkischen Hausmeier, die ihn 743 am Lech besiegten, aber nach Gebietsabtretungen in seiner Stellung beließen. Er unterwarf die Karantanier, wurde von der Kirche gestützt, gründete das Kloster Nieder-Altaich und initiierte die "Lex Baiuvariorum"

    Spindler Max: Seite 163, "Handbuch der bayerischen Geschichte"

    Der Nachfolger des um 736 verstorbenen Hucbert war Odilo, dessen Verwandtschaftsverhältnis zu seinem Vorgänger ungeklärt ist. Zöllner hat nachzuweisen versucht, dass Odilo ein Sohn Herzogs Gottfrieds von Alemannien und damit ein Bruder des alemannischen Herzogs Lantfrid gewesen sei. Die von Eckhardt darüber hinaus angeführte Vermutung, Gottfried sei mit einer Tochter Herzog Theodos verheiratet gewesen, wird von Störmer abgelehnt, der jedoch noch weitere Gründe für diese alemannisch-bayerische Versippung beizubringen versucht. Es sind freilich gegen diese genealogischen Beziehungen auch Einwände erhoben worden. Odilo erscheint im Salzburger Verbrüderungsbuch in der Deszendenz der übrigen agilolfingischen Herzöge. Wie bei Hucbert wird seine Einsetzung durch den fränkischen Hausmeier zwar immer wieder behauptet, aber sie ist nicht zu beweisen. Sie ist auch wenig wahrscheinlich; alle Anzeichen deuten darauf hin, dass Odilovom Anfang seiner Regierung an völlig selbständig herrschte. Ein Beweis dafür ist die Tatsache, dass er die Organisation der bayerischen Kirche, die schon Herzog Theodo im Zeichen der Unabhängigkeit in Angriff genommen hatte, durch direkten Kontakt mit dem römischen Sendboten Bonifatius vollendete. Dass Bayern ein unabhängiges Reich bildete, ist auch daraus zu erkennen, dass Karl Martell bei der im Jahre 741 vorgenommene Teilung seines Reiches nicht darüber verfügen konnte, im Gegensatz zu Alemannien und Thüringen.
    Bis zum Tode Karl Martells blieb Bayern unbehelligt, und erst unter der Regierung seiner beiden Söhne Pippin und Karlmann kam es zu erneuten kriegerischen, durch dynastische Verwicklungen ausgelösten Auseinandersetzungen, die wir nicht mehr bis ins Letzte erkennen können. Auf Swanahilts Rat hat sich Hiltrud, die Tochter Karl Martells aus seiner 1. Ehe, nach dem Tod ihres Vaters (22.10.741) zu Herzog Odilo von Bayern begeben und sich gegen den Willen und Rat ihrer Brüder mit ihm vermählt . Ob ein Zusammenhang zwischen dem Aufstand Grifos und dem Kampf Odilos von Bayern mit Karlmann und Pippin bestand, ist nicht mehr zu entscheiden. Möglich wäre es immerhin, dass der Bayern-Herzog zugunsten seiner Verwandten interveniert hat. Auf jeden Fall wurde Odilo zum Zentrum einer sich über das ganze Abendland erstreckenden Opposition gegen die imperialistische Politik der beiden Hausmeier. Als Karlmann und Pippin im Jahre 743 gegen ihn heranzogen, befanden sich in Odilos Heer sächsische, alemannische und slawische Truppen, der Herzog Hunold von Aquitanien war mit ihm im Bündnis und bei Odilo befand sich ein päpstlicher Gesandter, Sergius, der die Franken von einem Angriff auf Bayern abzuhalten suchte. Diese eindeutige päpstliche Stellungnahme für Bayern ist erstaunlich und in der Literatur auch entsprechend gewürdigt worden. Vielleicht hängt sie zusammen mit dem vergeblichen päpstlichen Versuchen, bei den Franken Unterstützung gegen die ihn bedrängenden Langobarden zu finden, vielleicht aber griff der Papst hier fern aller politischen Rücksichtnahme und Zweckmäßigkeit als die "höchste moralische Autorität in der Völkergemeinschaft des Corpus Christianum" ein, die durch den zupackenden Imperialismus der Franken gefährdet schien.
    Schließlich scheint Odilo seinen Kampf auch im Namen der Legitimität geführt zu haben, wozu er sich um so mehr befugt halten durfte, als die karolingischen Hausmeier wenigstens nominell immer noch keine selbständigen Herrscher waren. Mit einem ähnlichen Argument hatte eine Generation früher bereits Herzog Gottfried von Alemannien seinen Kampf gegen Pippin den Mittleren gerechtfertigt, und ein in diese Richtung deutender Zusatz ist anscheinend auch zur Zeit Odilosin die Lex Baiuvariorum aufgenommen worden. Wie ernst die KAROLINGER ein solches Argument nahmen, sieht man daraus, dass sie noch vor Beginn ihres Feldzuges gegen Odilo von Bayern im Frühjahr 743 mit Childebert III. noch einmal einen MEROWINGER-König einsetzten, obwohl der Thron bereits seit 732 vakant war. Die militärische Entscheidung fiel jedoch gegen Bayern aus; nachdem sich die beiden Heere 15 Tage lang am Lech gegenübergestanden hatten, überschritten die Franken den Fluß an einer unerwarteten Stelle und fielen dem bayerischen Heer in die Seite und in den Rücken. Den Schlachtort sucht man bei Apfeldorf in der Nähe von Epfach, die Schlacht selbst endete mit einer völligen Niederlage des bayerischen Heerbannes, die Sieger durchstreiften 52 Tage lang plündernd das Land. Herzog Odilo zog sich hinter den Inn zurück. Der Bericht der Brever Notitiae, er sei in die Hand des Siegers gefallen, dürfte nicht den Tatsachen entsprechen. Der Friede, der zustande kam, glich nicht entfernt dem Strafgericht, das die Alemannen nach einem neuen Aufstand 746 bei Canstatt über sich ergehen lassen mußten. Die schonende Behandlung Bayerns hatte Odilo wohl auch seiner Verwandtschaft mit den KAROLINGERN zu verdanken, seine Gemahlin Hiltrud war ja die Schwester der Hausmeier.

    Störmer Wilhelm: Seite 23-28, "Adelsgruppen"

    Auch Odilo, der Bruder der beiden alemannischen duces Landfried und Theutbald, besaß vor der Übernahme seines bayerischen Dukats im alemannischen Raum allem Anschein nach eine größere Herrschaft, und zwar im Gebiet von Pfungen bei Winterthur. Hier errichtete der heilige Pirmin anfänglich sein Kloster, bevor es auf die Reichenau verlegte. Im Gebiet um Pfungen trägt noch ein Berg mit einer bereits vorgeschichtlichen, dann mittelalterlichen Befestigung den Namen Odilos: der Uetliberg. Dass freilich Odilo auf dieser Burg "residierte", wie Josef Siegwart annimmt, wird man in dieser Form nicht übernehmen können.
    Nach der freilich recht späten Überlieferung des Gallus Öhem empfing Watilon ( = Odilo), der Sohn Herzog Gottfrieds, den heiligen Pirmin im oben genannten Pfungen, also unmittelbar beim Uetliberg, und gab ihm dort den Grundbesitz für den Klosterbau. Nach 709, dem Tod Herzog Gottfrieds, soll Pirmin Pfungen verlassen haben und schließlich die Insel Reichenau als Klosterplatz auserwählt haben. Sprandel betont, dass die Söhne Gottfrieds weitgehend das Schicksal des Klosters bestimmten. Selbst wenn sie nicht immer der Abtei Reichenau freundlich gesinnt waren, so wird ein enger Kontakt Odilos zu diesem Kloster doch deutlich in der Tatsache, dass seine bayerische Klostergründung Niederaltaich das Reichenauer Patrozinium St. Mauritius, ja sogar die ersten Mönche aus der Reichenau erhielt.
    Erich Zöllner hat gezeigt, dass Odilonoch mit einem weiteren alemannischen Kloster in Verbindung steht: Gengenbach an der Kinzig im westlichen Schwarzwald. Einer jüngeren Überlieferung zufolge war Herzog Odilo nicht nur an der Gründung dieses Klosters beteiligt, er soll auch dort begraben sein.
    Wir kehren noch einmal zu den Anfängen Odilos in Bayern zurück: Noch zu Karl Martells Zeiten wurde OdiloNachfolger Hugiberts auf dem bayerischen Herzogsstuhl, offensichtlich unter dem Einfluß Swanahilds, die in den Einhardsannalen zu 741 als neptis Odilosbezeichnet wird. Unter Swanahilds Einfluß stand schließlich auch ihre Stieftochter Hiltrud, Schwester Pippins, die auf den Rat Swanahilds gegen den Willen ihrer Brüder Herzog Odilo heiratete, doch offensichtlich ebenfalls aus politischen Gründen. Odilo ist denn auch nach dem Tode Karl Martells zusammen mit seinem Verwandten, dem Alemannen-Herzog, und mit Swidker, dem Inhaber der regio Eichstätt, der Verteidiger des Swanahild-Erben Grifo gegen Pippin und Karlmann. Durch den Einfluß Swanahilds kam mit Odilo offensichtlich eine schwäbische Linie der AGILOLFINGER auf den bayerischen Herzogsstuhl. Auffallend ist, dass damit die beiden den Ostalpen vorgelagerten Stämme praktisch in die Hand einer Familie kommen. Das kann nicht vom Interesse des fränkischen Gesamtreiches her erklärt werden, sondern nur aus dynastischen Interessen, hinter denen Swanahild steckte.

    741 oo Hiltrud, Tochter Karl Martells um 715 - 754
    Kinder:
    - Tassilo III. 741-11.12. nach 794

    Literatur:
    Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998 Seite 12-20,24-26,33,41,81 - Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986 Seite 185 - Geuenich, Dieter: Geschichte der Alemannen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1997, Seite 107,160 - Jarnut Jörg: Agilolfingerstudien. Anton Hiersemann Stuttgart 1986 Seite 82,118 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 63, 74,83 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 43,49,51,53,57 - Spindler Max: Handbuch der bayerischen Geschichte Erster Band Das alte Bayern das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts. C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München Seite 160-164 - Störmer Wilhelm: Zu Herkunft und Wirkungskreis der merowingerzeitlichen 'mainfränkischen' Herzöge in Festschrift für Eduard Hlawitschka zum 65. Geburtstag. Verlag Michael Lassleben Kallmünz Opf. 1993 Seite 23-28 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 386,388 - Wies Ernst W.: Karl der Große. Kaiser und Heiliger. Bechtle Verlag Esslingen 1986 Seite 34,137 -

    Neue Deutsche Biographie Odilo (auch Oatilo, Uatilo)

    bayerischer Herzog, * wohl vor 700, † 18.1.748, ⚰ Osterhofen (Niederbayern).

    Nach dem Tod Hzg. Hugberts wurde O. mit Unterstützung Karl Martells, der mit O.s Nichte Swanahild verheiratet war, 736 dessen Nachfolger. Vermutlich war er zuvor Herzog in einem Teil Alemanniens gewesen. 739 wirkte O. eng mit dem päpstl. Legaten Bonifatius zusammen, als dieser die bayer. Kirche in die vier Diözesen Salzburg, Regensburg, Freising und Passau einteilte und drei neue Bischöfe weihte. Möglicherweise war diese Maßnahme ein Anlaß für einen gegen O. gerichteten Aufstand, der ihn 740/41 zwang, für einige Monate bei Karl Martells Sohn Pippin im Frankenreich Zuflucht zu suchen. Damals kam es zu einer Verbindung zwischen ihm und Chiltrud, der der 741 geborene Tassilo entstammte. Gegen den Willen ihrer Brüder Karlmann und Pippin heiratete O. nach dem Tod Karl Martells (22.10.741) wahrscheinlich noch 741 die Mutter seines Sohnes. Die Auseinandersetzungen um die Nachfolge des verstorbenen Hausmeiers hatten O. seinen Schwagern entfremdet, da er dabei wohl Grifo, den Sohn Swanahilds, unterstützte. 743 besiegten ihn seine Schwager am Lech, obwohl er päpstl., alemann., sächs. und aquitan. Unterstützung erhielt. Ein 744 mit Karlmann abgeschlossener Friedensvertrag stärkte seine Position wieder, wenn er damals vielleicht auch den bayer. Nordgau an die Franken abtreten mußte. In seinem Dukat gründete O. eine Reihe von z. T. bedeutenden Klöstern wie Niederaltaich und Mondsee. Durch einen Sieg über die Awaren konnte er 742 die von diesen bedrängten slaw. Karantanen von sich abhängig machen und dabei die Grundlagen für ihre Christianisierung legen. Trotz einiger schwerer Rückschläge gelang es O. in seiner zwölfjährigen Regentschaft, sein zuvor durch jahrzehntelange schwere innere Auseinandersetzungen erschüttertes Herzogtum zu konsolidieren und so die Voraussetzungen für die glanzvolle, erst 788 durch das Eingreifen Karls d. Gr. beendete Herrschaft seines Sohnes Tassilo zu schaffen.



    Name:
    auch Oatilo, Uatilo

    Begraben:
    oder im Kloster Gengenbach?

    Odilo heiratete Hiltrud um 741. Hiltrud (Tochter von Karl Martell und Chrotrud) wurde geboren um 715; gestorben in 754. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 5.  Hiltrud wurde geboren um 715 (Tochter von Karl Martell und Chrotrud); gestorben in 754.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Bayern,Deutschland; Herzogin von Bayern

    Notizen:

    Hiltrud Herzogin von Bayern
    um 715 † 754
    Einzige Tochter des fränkischen Hausmeiers Karl Martell aus seiner 1. Ehe mit der Chrotrud

    Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 350

    Hiltrud, bayer. Herzogin † 754
    Vater:
    Karl Martell († 741)
    oo um 741 Odilo († 748)

    Floh nach dem Tode ihres Vaters aus dem Franken-Reich „nach dem ruchlosen Rat ihrer Stiefmutter“ Swanahilde nach Regensburg.
    Dort heiratete sie „gegen den Willen ihrer Brüder“ (Fortsetzung der Fredegarchronik) den bayerischen Herzog.
    Sie bestärkte ihn offensichtlich, selbständiger gegen die Franken aufzutreten.
    Niederlage der Bayern.

    Literatur:
    R. Reiser, Agilolf od. D. Herkunft d. Bayern, 1977.

    Thiele, Andreas: Tafel 4, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

    HILDEGARD † 754
    oo um 741 ODILO, Herzog von Bayern † 748
    (Heirat gegen den Willen der Brüder)
    Odilo unterwirft die Karantanier (= Gebiet Kärnten), rebelliert 741-745 zusammen mit den Sachsen und Alamannen, muß sich unterwerfen; wird von der Kirche gstützt und gründet das Kloster Nieder-Altaich; initiiert die "Lex Baiuvariorum"

    Hlawitschka Eduard: Seite 81, "Die Vorfahren Karls des Großen"

    46 Hiltrud

    Chiltrudis quoque, filia eius (= Karl Martell), faciente consilio nefario noverce sue (= Swanahilds), ... ad Odilonem ducem Bagoriis pervenit; ille vero eam ad coniugium copulavit contra voluntatem et consilium fratrum suorum; Contin. Fredegarii c. 25, MG. SS. rer. Merov. 2, Seite 180.
    Vgl. dazu auch Ann. Mett. prior. ad 743, hrsg. von B. v. Simson, Seite 33, wo deutlich wird, daß das fratrum suorum sich nicht auf Odilo beziehen soll : .. contra voluntatem Pippini et Carolomanni. - L. Levillain, Le charte de Clotilde (wie in Nr. 32), Seite 60f., glaubt, die Wiederverheiratung Hiltruds nach Odilos Tode - und zwar mit einem gewissen Teudbert - aufzeigen und Hiltrud dadurch noch eine Tochter Rotrud zuweisen zu können. Sicherheit läßt sich hierbei jedoch nicht erlangen. Hiltruds und Odilos Todesdaten: BM² 57e und 76i..

    Schieffer Rudolf: Seite 49, "Die Karolinger"

    Swanahilds Verwandter, Herzog Odilo, hielt sich, anscheinend verdrängt von bayerischen Großen, 740/41 in der Francia auf und knüpfte damals seine Beziehung zu Karls Tochter Hiltrud an, aus der ihr Sohn Tassilo III. - mit gut bezeugtem Geburtsjahr 741 - hervorging, übrigens ein Skandal, der noch zu LUDWIGS DES FROMMEN Zeiten in peinlicher Erinnerung war. Nach Karl Martells Tod eilte Hiltrud nach Bayern und heiratete nun den Vater ihres kleinen Sohnes gegen den Willen ihrer Brüder.

    Werner Matthias: Seite 231, "Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger."

    Klein sah in der an 5. Stelle nach Erentrud stehenden Hiltrud abba(tissa) die Witwe des Herzogs Odilo. Schwer zu vereinbaren mit dieser auf den ersten Blick naheliegenden Gleichsetzung erscheint jedoch die sehr wahrscheinliche Annahme von K. Reindel, dass Hiltrud nach dem Tod ihres Gatten 748 bis zu ihrem Tod 754 die vormundschaftliche Regierung für ihren wohl 741 geborenen Sohn Tassilo in Bayern geführt habe. Ihr entspricht, dass in dem Bericht der Breves Notitiae über Schenkungen Hiltruds an die Salzburger Kirche in den Jahren 751/54 wie auch in der Nachricht der Annales Mosellani über Hiltruds Tod jeder Hinweis auf ein Äbtissinnen-Amt Hiltruds fehlt und dass sich auch sonst in den Salzburger Quellen keinerlei Anhaltspunkte für Beziehungen Hiltruds zu Nonnberg finden.

    Konecny Silvia: Seite 58, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Swanahild unterstützte die Erbansprüche Grifos und veranlaßte ihre Stieftochter Hiltrud zu einer Ehe mit dem AGILOLFINGER Odilo. Diesen hat Zöllner als Sohn des Alemannen-Herzogs Gottfried identifiziert, der selbst vermutlich ein AGILOLFINGER war. Als Pippin III. Odilo 743 besiegte, arrangierte dieser sich - sicher nicht zuletzt auf Grund der Vermittlung Hiltruds - mit den Gegnern Grifos, und Baiern blieb weiterhin recht selbständig. Der Ausgleich kam wohl auch Pippin III. gelegen, der fortan die Eheverbindung seiner Schwester Hiltrud durchaus zu seinem Vorteil nützte. Hiltrud selbst schlug aus den Spannungen zwischen ihren Brüdern politisches Kapital. Als Grifo der Ausbruch aus der Haft gelang, fand er in Baiern Unterstützung. Schließlich aber setzte sich Pippin III. völlig durch, und Hiltrud regierte unter ihres Bruders Oberhoheit als Vormund ihres Sohnes Tassilo. Das Zustandekommen der Ehe Hiltruds und Odilos ist kaum als Entführung zu werten. Vielmehr handelte es sich wohl um eine Abmachung zwischen Grifo und Odilo im Sinne einer Sippenvertragsehe. De facto gab die politische Lage Hiltrud die Möglichkeit, ihre Ehe frei zu schließen.
    Hiltruds stellvertretende Regierung für Tassilo stand unter der Oberhoheit ihres Bruders Pippin III., die nur kurz von Grifo unterbrochen wurde. Hiltrud fand also Rückhalt und Unterstützung bei ihrer eigenen Sippe.

    Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Seite 15-19, "Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000"

    Odilo begab sich zu Karl Martell und suchte Zuflucht bei der Hofcamarilla im Umkreis Karl Martells - so werden wir sagen dürfen. Er blieb dort vom Frühsommer 740 bis spätestens Ende März 741. Er knüpfte Beziehungen zu Karl Martells Tochter Hiltrud, die nicht ohne Folgen blieben. Im Frühjahr 741 kehrte Odilo nach Bayern zurück.
    Für ihre Stieftochter Hiltrud jedoch arrangierte Swanahild die Verbindung mit ihrem Verwandten Odilo, so daß mit dessen mit Hiltrud gezeugter Sohn gegebenenfalls ein weiterer Erbe bereitstand.
    Auf die Kunde vom Aufmarsch der Brüder hin stob die um Swanahild gescharte Hofpartei auseinander: Swanahild sorgte mit willigen Helfern dafür, daß ihre Stieftochter Hiltrud rasch zu Herzog Odilo nach Bayern gelangte, der sie nunmehr rechtsförmlich zur Ehefrau nahm - angeblich zum Leidwesen ihrer Brüder.

    Spindler Max: Seite 125-127, "Handbuch der bayerischen Geschichte. Erster Band Das alte Bayern. Das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts."

    Die bayerische Prinzessinn Swanahilt, die als neptis Pilitruds [9 Fredegar, Cont. c. 12 (108) Seite 175; das neptis sua muß sich hier, obwohl grammatikalisch falsch, sinngemäß auf Pilitrud und nicht auf Karl Martell beziehen, vgl. Eugen Schumacher, Beiträge zur Geschichte Grifos, des Sohnes Karl Martells (Programm Gymnasium Landau) 1903/04.], als neptis Odilos [10 Ann. Einh. (zu 741) 3.] und als neptis Hucberts [11 Aventin, Ann. I 383.] bezeichnet wird, wurde von Karl Martell ins Franken-Reich geführt und wurde hier seine legitime Gemahlin [1 Hans Leo Mikoletztki, Karl Martell und Grifo (Festschrift Edmunnd E. Stengel) 1952, 130 bis 156, bes. 144ff.]. Auf ihren Rat hat sich Hiltrud, die Tochter Karl Martells aus seiner ersten Ehe, zu Odilo von Bayern begeben und sich gegen den Willen und Rat ihrer Brüder mit ihm vermählt [2 Fredegar, Cont. c. 25 (111) Seite 180.].
    Grifo hatte sich zunächst nach Sachsen, dann nach Thüringen gewandt, im Jahre 748 aber nach Bayern, wo eben Herzog Odilo gestorben war [5 Den 18. Januar 748 als Todestag überliefert der Nekrolog von St. Emmeram (MGH Necr. 3, 304), vgl. Felix Hector Graf Hundt, Bayerische Urkunden aus der Zeit der Agilolfinger (Abhandlung München 12/1) 1874, 167.]. Er konnte hier auf besondere Unterstützung hoffen, weil seine Halbschwester Hiltrud als Witwe des Herzogs eine vormundschaftliche Regierung für ihren jungen Sohn Tassilo III. führte. Grifo bemächtigte sich der beiden und begann in Bayern aus eigenem Recht zu herrschen; da er über seine Mutter ja ebenfalls dem agilolfingischen Herrscherhaus angehörte, fand er in Bayern, aber selbst in Franken und Schwaben Unterstützung.
    Wahrscheinlich 741 geboren [1 Das von den Ann. Altah. I und den Ann. Iux. max. 732 überlieferte Geburtsjahr ist von Zeiss, Quellensammlung (siehe oben 73) nr. 48, Seite 43 bezweifelt worden, da seine Mutter Hiltrud nach dem Bericht Fredegars, Cont. c. 25 (111) Seite 180 erst nach dem Tod Karl Martells im Jahre 741 zu Odilo geflohen sei; das dadurch hervorgerufene Ärgernis war noch zur Zeit LUDWIGS DES FROMMEN bekannt. Anon. Vita Hludowici c. 21, hg. von Georg Heinrich Pertz (MGH SS 2) 1829, 618, sowie von Reinhard Rau (Freiherr von Stein Gedächtnis-Ausgabe 5) 1962, 290.], hat er im Jahre 748 nach dem Tod seines Vaters Odilo unter der Hoheit seines Onkels, des fränkischen Hausmeiers Pippin, und der Vormundschaft seiner Mutter Hiltrud seine Herrschaft angetreten, die allerdings gleich zu Beginn durch die Rebellion Grifos für kurze Zeit unterbrochen wurde. Nach dem Tod seiner Mutter im Jahre 754 scheint Pippin selbst die Vormundschaft innegehabt zu haben [4 Seine Mutter starb 754 (Ann. Mosellani, hg. von Johann Martin Lappenberg, MGH SS 16, 1859, 495) und im folgenden Jahr erschien Tassilo bei Pippin auf dem Märzfeld (Ann. Mosellani zu 755, Seite 495.)].

    741 oo Odilo Herzog von Bayern um 715 † 18.1.748
    Kinder:
    - Tassilo III. 741 † 11.12. nach 794

    Literatur:
    Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 16-19 - Bosl, Karl: Bosls Bayerische Biographie, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1983 Seite 350 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 52 - Mitterauer Michael: Karolingische Markgrafen im Südosten. Archiv für österreichische Geschichte Band 123. Hermann Böhlaus Nachf./Graz-Wien-Köln 1963, Seite 29 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 74,84 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 40,49,51,57,65 - Spindler Max: Handbuch der bayerischen Geschichte. Erster Band Das alte Bayern. Das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts. C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München Seite 125-127 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 4 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 386 - Werner Matthias: Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1982, Seite 229,231,235,271 - Wies Ernst W.: Karl der Große. Kaiser und Heiliger. Bechtle Verlag Esslingen 1986, Seite 34,137 -

    Name:
    Chiltrudis

    Kinder:
    1. 2. von Bayern, Tassilo III. wurde geboren um 742; gestorben nach 794; wurde beigesetzt in Lorsch Kloster [64653],Bergstraße,Hessen,Deutschland.

  3. 6.  Desiderius wurde geboren in Brescia [25100],Brescia,Lombardia,Italien; gestorben nach 786.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Toskana,Italien; Herzog der Toskana
    • Titel/Amt/Status: 757-774, Langobardenreich,Italien; König der Langobarden

    Notizen:

    Desiderius König der Langobarden (757-774)
    Herzog der Toskana
    † nach 786

    Lexikon des Mittelalters: Band III Spalte 724

    Desiderius, langobardischer König 757-774
    oo Ansa
    Sohn:
    - Adelchis
    Töchter:
    - Anselperga
    - Adelperga
    - Liutperga
    - N.N. („Desiderata“)

    Desiderius stammte wie seine Gemahlin aus Brescia. Er scheint nicht der höchsten langobardischen Adelsschicht angehört zu haben, vielmehr war er wohl ein Vertreter des sich im 8. Jh. herausbildenden neuen königlichen Dienstadels (Hartmann, Bertolini). Durch König Aistulf (749-756) Gunst stieg er vom Marschall (comes stabuli) zum Statthalter (dux) seines Herrn in der Toskana auf. Nach dessen Tod gelang es ihm Anfang 757 mit päpstlicher und fränkischer Hilfe, dessen Bruder Ratchis im Kampf um das Königtum auszuschalten und sich selbst zum König erheben zu lassen. Er nützte in den folgenden Jahren innere Spannungen in Rom und den Unwillen König Pippins zu einem weiteren militärischen Engagement in Italien dazu, die Stellung des 754/756 durch die beiden Niederlagen gegen die Franken erheblich geschwächten Langobarden-Reiches wieder zu festigen. So konnte er 758 die wichtigen Dukate Spoleto und Benevent der königlichen Herrschaft unterwerfen. Den von ihm eingesetzten Herzog Arichis II. von Benevent band er durch die Ehe mit seiner Tochter Adelperga an sich. Zur dynastischen Absicherung seiner Herrschaft erhob er im August 759 seinen Sohn Adelchis zum Mit-König. 763 stabilisierte er seine Stellung durch ein Abkommen mit Papst Paul I., das den Status quo in Italien trotz fortbestehender Gegensätze besiegelte. Seinen politischen Handlungsraum erweiterte er auch durch ein Bündnis mit dem karolinger-feindlichen Herzog Tassilo III. von Bayern, der seine Tochter Liutperga (Liutbirc) heiratete. Den Höhepunkt seiner Macht erreichte Desiderius in den Jahren zwischen 768 und 771, als er wiederholt in Rom intervenierte und zeitweise gleichsam zum neuen Schutzherrn des Papstes wurde. Eine Ursache für diese Entwicklung waren die nach dem Tod König Pippins im September 768 ausbrechenden Spannungen zwischen seinen beiden Söhnen und Erben KARL (DEM GROSSEN) und Karlmann, die eine wirkungsvolle fränkische Politik in Italien verhinderten. Durch Vermittlung seiner Mutter Bertrada verband sich KARL 770 mit der Familie des Desiderius, als er eine seiner Töchter heiratete, deren Name unbekannt ist, die aber fälschlicherweise wegen einer mißverstandenen Quellenstelle bisweilen als »Desiderata« bezeichnet wird. Nach dem Tod seines Bruders und der Wiedervereinigung des Franken-Reiches unter seiner Herrschaft gewann KARL im Dezember 771 seine Handlungsfreiheit zurück. Er verstieß 772 seine langobardische Gemahlin, was einer Kriegserklärung an Desiderius nahekam. Der Nachfolger des vom Langobarden-König abhängigen Papstes Stephan III. († Januar 772), Hadrian I., betrieb eine selbständigere Politik, drängte in Rom die Langobarden-Partei zurück und lehnte sich wieder stärker an die Franken an. Desiderius versuchte 772/773 vergeblich, ihn durch erheblischen Druck zu bewegen, Karlmanns Söhne zu Königen zu salben, um so KARLS Stellung dynastisch zu schwächen. Im Sommer des Jahres 773 drang dieser mit einem starken Heer in Italien ein und eroberte Teile der Poebene, aber Desiderius verschanzte sich in seiner Hauptstadt Pavia, sein Sohn Adelchis in Verona. Während der junge König nach Byzanz entfliehen konnte, gelang es KARL erst nach langer Belagerung im Juni 774, Pavia zu nehmen. Er ließ Desiderius und seine Gemahlin in das Franken-Reich deportieren, wo sie noch einige Zeit in Klosterhaft (wohl in Corbie) lebten.

    J. Jarnut

    Thiele, Andreas: Tafel 226, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband"

    DESIDERIUS
    † nach 786

    Desiderius wurde durch König Aistulf Herzog der Toskana, wurde 756/57 mit päpstlicher Unterstützung König der Langobarden und anerkannte den Verzichtfrieden Aistulfs. Er versuchte sich aber bald aus der gefährlichen und erdrückenden Klammer von Franken und Päpsten zu befreien, griff deshalb 768 in die fränkischen Bruderkriege ein, unterstützte Karlmann gegen KARL DEN GROSSEN und förderte auch Bayerns Widerstand gegen KARL. Desiderius versuchte auch, Papstwahlen zu beeinflussen und stellte 768 für kurze Zeit einen Gegen-Papst gegen Stephan III. auf. Er versuchte Stephan III. zu zwingen, KARLS Neffen zum Gegen-König zu krönen, nahm die alte Eroberungspolitik des Vorgängers wieder auf und besetzte alles, was durch die "Pippinsche Schenkung" an die Päpste gefallen war und bedrohte zuletzt sogar Rom. Er provozierte damit den Krieg gegen KARL DEN GROSSEN, der 773/74 das gesamte Langobarden-Reich unterwarf und sich zum König zu Pavai machte. Desiderius hatte sich 7 Monate in Pavia gehalten und mußte nach seinem Verzicht Mönch werden.

    Desiderius, Herzog der Toskana, lehnte sich gegen die erneute Thronbesteigung des Ratchis auf. Er verbündete sich mit dem Papst und Pippin III., indem er ihnen allerlei Zusagen machte. Ratchis zog sich auf päpstliche Intervention erneut ins Kloster zurück. Nachdem Desiderius als König anerkannt worden war, rückte er allmählich von allen seinen Zusagen gegenüber dem Papst und dem Franken-Reich ab. Spoleto und Benevent, die sich der Sache Stephans II. und Pippins verschrieben hatten, unterwarf Desiderius wieder seinem Königtum und setzte in Süd-Italien Arichis als Herzog von Benevent ein. Die geschickte Politik des Königs brachte hauptsächlich Vorteile für das Papsttum und 763 einen Vertrag zur Einhaltung des Friedens ein. Desiderius festigte seine Macht, indem er viel Königsbesitz in Klostergut verwandelte, auf das er ungefährdet zurückgreifen konnte, und machte zugleich seinen Sohn Adalchis zum Mit-König. Außerdem ging er 763 ein anti-karolingisches Bündnis ein, indem er seine Schwester Liutperga mit Herzog Tassilo III. von Bayern vermählte. In Italien hatte sich seine Stellung so weit gefestigt, daß seine Trupen 767 in die Streitigkeiten nach dem Tod Papst Pauls I. eingreifen konnten, und bald darauf heiratete der Franken-König KARL gegen den Willen des Papstes Desiderata, eine Tochter des Desiderius. Nach dem Tod des Franken-Königs Karlmann floh seine Familie ins Langobarden-Reich. Daraufhin verstieß KARL seine langobardische Frau und kündigte das brüchige Bündnis mit Desiderius. Da mit Papst Hadrian auch die antilangobardische Partei ans Ruder gekommen war, scheiterten auch Verhandlungen mit dem Papst. Danach griff Desiderius das inzwischen päpstliche Exarchat an, um Hadrian zu zwingen, die Söhne Karlmanns und Gegner KARLS im italischen Exil zu fränkischen Königen zu salben. Dies verweigerte Hadrian und rief wegen der steten Bedrohung KARL gegen die Langobarden zu Hilfe. Trotz der Sachsenkriege schickte KARL 773 ein Heer nach Italien. Das fränkische Heeresaufgebot sammelte sich bei Genf und fiel über den Mont Cenis und die Clausen nach Oberitalien ein, wo sich die Langobarden panikartig in die Poebene zurückzogen. Desiderius verschanzte sich in Pavia und Adalchis setzte sich mit der Familie Karlmanns nach Verona ab. Der Zerfall der Macht war bereits bei diesem Ereignis deutlich. Die langobardischen Truppen lösten sich auf und suchten Schutz hinter den Mauern ihrer Städte oder ergaben sich den Franken. Nach anfänglichen Erfolgen zog sich der Krieg hin. Zwar konnten einige norditalische Städte erobert werden, doch blieb Pavia trotz sechsmonatiger Belagerung uneingenommen. KARL zog daraufhin mit seinen Truppen nach Rom, um das Osterfest zu feiern. Im Juni 774 eroberte er Pavia. Desiderius und seine Frau Ansawurden gefangen ins Franken-Reich abgeführt, der Mit-König Adalchis floh nach Byzanz. Die Familie Karlmanns verschwand aus der Geschichte.




    oo Ansa


    Kinder:

    - Desiderata
    770 oo KARL I. DER GROSSE 2.4.742-28.1.814
    - Adalchis † nach 788
    - Anselberga Äbtissin zu Brescia
    - Adalperga
    oo Arichis Herzog von Benevent † 787




    Literatur:
    Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 273,283,290,297, 394,396,398 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 57 - Schneider, Reinhard: Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter, Seite 60-63,253 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 226 -

    Geburt:
    stammte aus Brescia

    Desiderius heiratete Ansa. Ansa wurde geboren in Brescia [25100],Brescia,Lombardia,Italien. [Familienblatt] [Familientafel]


  4. 7.  Ansa wurde geboren in Brescia [25100],Brescia,Lombardia,Italien.

    Notizen:

    Geburt:
    stammte aus Brescia

    Kinder:
    1. Disiderta wurde geboren um 750; gestorben nach 770.
    2. Adalchis gestorben nach 788.
    3. Anselberga
    4. Adalperga
    5. 3. Liutberga wurde geboren um 745/750; gestorben um 793.


Generation: 4

  1. 8.  Gotfrid wurde geboren um 650; gestorben in 709.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Alamannien ; Herzog der Alamannen

    Notizen:

    Gotfrid Herzog der Alamannen
    um 650 - 709

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 1596

    Gottfried (Gotefrid), Herzog (dux) der Alamannen + 709
    Gehörte zu der Gruppe von (rechtsrheinischen) duces, die mit legitimistischen Begründungen es ablehnten, sich dem karolingischen Hausmeier zu fügen. Daher hat Gottfriedangesichts des schwachen merowingischen Königtums offenbar eine weitgehend unabhängige Herrschaft über das ganze Alamannien ausgeübt, wovon zum Beispiel die Datierung nach Herzogsjahren in einer Urkunde Gottfrieds für die Kirche von St. Gallen zeugt; der Ausstellungsort Cannstatt weist die Gegend am oberen Neckar als Wirkungsbereich des Herzogtums aus. Der dem Verwandtschaftskreis der AGILOLFINGER zugerechnete Gottfried galt im frühen 9. Jh. als Spitzenahn Hildegards, der Gemahlin KARLS DES GROSSEN. Von Gottfrieds Söhnen folgte Lantfrid später im alemannischen Dukat, während Odilo offenbar die agilolfingische Linie der Herzöge von Bayern fortsetzte.

    Literatur:
    Die Bayern und ihre Nachbarn, I, hg. H. Wolfram-A. Schwarcz (AAW, phil.-hist. Kl. 179), 1985.

    Ewig Eugen: Seite 196,198-200 , "Die Merowinger"

    Mit Gotfrid, dessen damals seltener Name merkwürdigerweise auch bei einem Sohn Drogos und Enkel Pippins wieder begegnet, tritt erstmals seit Leuthari ein alamannischer Herzog wieder in Erscheinung und erstmals deutlich auch ein gesamtalamannischcher. 708 übertrug er dem Kloster St. Gallen erstmals eine Schenkung im alamannischen Kernraum von Cannstatt. Im Herzogtum folgten ihm später seine Söhne Lantfrid und Theutbald; sein Sohn Odilo (Uatalo) übte eine Herrschaft im Thurgau aus, ehe eer nach dem Erlöschen der älteren AGILOLFINGER in Bayern das bayerische Herzogtum übernahm und dort die jüngere agilolfingische Herzogslinie begründete. Daraus geht hervor, dass entweder der Vater Gotfridoder die Mutter Odilosder weit verzweigteen AGILOLFINGER-Sippe angehörte, das alamannische Herzogshaus also agnatisch oder cognatisch mit dem bayrischen verwandt war. Eine Verwandtschaft Gotfrids mit den Vorgängern Chrodebert und Leuthari ist nicht auszuschließen, aber auch nicht sicher auszumachen. Es bleibt daher offen, ob er die Herrschaft seines Hauses in Alemannien begründete oder erbte.
    Im Jahre 709-712 griffen die Franken in Alamannien ein, wobei Pippin die beiden ersten Feldzüge persönlich führte. Als Gegner wird nicht Gotfrid, sondern ein dux Wiliharius (Wilarius) genannt, der in der Ortenau bezeugt ist. Allem Anschein nach handelte es sich um eine Intervention zur Regelung der Nachfolge im Herzogtum nach dem Tod Gotfrids, vielleicht zur Sicherung der Rechte von GotfridsSöhnen gegen Wiliharius. Wenn Pippin dabei auch eine verstärkte Abhängigkeit Erben Gotfridsdurchgesetzt haben sollte, so war dieser Erfolg nur von kurzer Dauer.
    Gotfrid und "die übrigen duces" sahen in Pippin dem Mittleren bestenfalls einen Mann ihresgleichen. Wie sehr sich ihre Herrschaft selbst der königlichen angeglichen hatte, zeigen ihre Erbregelungen. Bei den Alamannen folgte auf Gotfrid der Sohn Lantfrid als Herzog; die jüngeren Brüder Theutbald und Odilo wurden wie der elsässische Herzogsbruder "abgeschichtet" und mit Herrschaften im Bodenseegebiet und im Thurgau ausgestattet.

    Geuenich, Dieter: Seite 103-105,"Geschichte der Alemannen"

    Seit der Wende zum 8. Jahrhundert gewinnen wir aus den Quellen ein deutlicheres Bild von den Herzögen der Alemannen. Von Herzog Gotfrid (+ 709) wissen wir sogar, daß er in der Gegend von Cannstatt, also im N der Alamannia, begütert war. Dort wurde nämlich im Jahr 700 eine Urkunde ausgestellt, in der festgehalten ist, daß Herzog Gotfrid auf Bitten eines Priesters Magulfus den Ort Biberberg (bei Stuttgart) an die Zelle des heiligen Gallus schenkte. Mit diesem Cotefredus dux alamannorum beginnt eine Reihe von Herzögen, die erfolgreich versuchten, das Herzogtum innerhalb ihrer Familie, die agilolfingischerHerkunft und mit dem bayerischen Herzogshaus verwandt war, weiterzugeben, also ein alemannisches Herzogshaus zu ergründen. Zeitgleich mit dem Aufstieg dieses alemannischen Herzogshauses vollzog sich im Frankenreich der Aufstieg der ARNULFINGER-PIPPINIDEN.
    Ob Gotfridder erste seines Hauses war, der die Herzogswürde erlangte, oder ob etwa die duces Alamannorum Crodobert (631/32) und Leuthari (643) zu seinen Vorfahren zu zählen sind, entzieht sich unserer Kenntnis. Auch die Frage, ob er und seine Söhne zu Beginn des 8. Jahrhunderts die einzigen Herzöge in Alemannien waren und ihre Herrschaft das gesamte Land umfaßte, ist aus den Quellen nicht eindeutig zu beantworten. Wir wissen nicht, aus welchem Grund und mit welchem Ziel der Hausmeier Pippin der Mittlere nach dem Tode Gotfrids(709) in Alemannien eingriff. Seine Feldzüge richteten sich gegen einen dux Wilharius (Vilarius/Willicharius), von dem die Lebensbeschreibung des heiligen Desiderius berichtet, daß er im Gebiet der Alemanannen in der Ortenau geherrscht habe. Es erscheint durchaus möglich, daß Pippin mit seinen Kriegszügen gegen Wilharius unter Inanspruchnahme königlicher Hoheitsrechte in die Regelung der Nachfolge Gotfrids - möglicherweise zugunsten der Söhne des verstorbenen Herzogs - eingreifen wollte.

    Schieffer Rudolf: Seite 29, "Die Karolinger"

    Gegenüber den arnulfingisch/pippinidischen Hausmeiern, die seit 687 ihre Dominanz in der Francia auszuspielen begannen, konnten sie sich als gleichrangig, wenn nicht als überlegen, empfinden, wie schon die frühe Rivilität Arnulfs und Pippins des Älteren zu Mitgliedern der bayerischen Herzogsfamilie der AGILOLFINGER (624/25,641) beweist und wie es eine schwäbische Überlieferung des 9. Jahrhunderts ausdrücklich festgehalten hat, die über die Zeit nach 687 berichtet: "Gottfried, der Herzog der Alemannen, und die übrigen Herzöge umher wollten den Herzögen der Franken nicht gehorchen, weil sie nicht den merowingischen Königen dienen konnten, wie sie es zuvor gewohnt waren, und darum hielt sich ein jeder für sich"

    Decker-Hauff Hansmartin: , "Die Ottonen und Schwaben" Seite 312

    Mit dem um 650 geborenen Gottfried (In der Abfolge Herzog Gottried - Houchi (Hug) - Nebi - Imma - Königin Hildegard) als dem frühesten aus Urkunden zu belegenden schwäbischen Herzog und mutmaßlichen Besitzer von Wittislingen sind wir bereits i in dem Jahrhundert, dem das prächtigste der dortigen Gräber angehört. Das Fürstinnengrab aus der Mitte des 7. Jahrhunderts kann ohne weiteres dasjenige der Mutter oder Großmutter Gottfrieds sein, würde ausgezeichnet zu dem passen, was auch sonst schon vermutet worden ist: dass nämlich das "altschwäbische" Herzogshaus (wenn es überhaupt stammschwäbischen Ursprungs war?) schon sehr früh mit dem fränkischen Hochadel sich verschwägerte und mit diesem zu einer Schicht zusammenwuchs.

    Störmer Wilhelm: Seite 22, "Adelsgruppen"

    Seit Erich Zöllners Untersuchung über die Herkunft der AGILOLFINGER kennen wir auch den Vater des Hucbert-Nachfolgers Odilo; es ist der Alemannen-Herzog Gottfried. Im Anschluß an Zöllners Ergebnisse hat Eckhardt auf Grund von Namensvergleichen e einen genealogischen Zusammenhang zwischen Odilo und Herzog Theodo von Bayern konstruiert. Er nimmt eine Heirat des alemannischen dux Gottfried mit einer Tochter des bayerischen dux Theodo an. Da aber Gottfried 709 starb, Theodo erst 717/18, ist diese Konjektur nicht sehr wahrscheinlich. Nicht nur die Namengebung der Söhne Gottfrieds, sondern auch das Bewußtsein Odilos und seines Sohnes Tassilo, AGILOLFINGER zu sein, machen den verwandtschaftlichen Zusammenhang der Gottfried-Familie mit jener Theodos deutlich; nur scheint es, dass er auf eine frühere Ehe oder Ehen zurückgeführt werden muß, die wir freilich nicht kennen.
    Über Gottfrieds Herkunft wissen wir nichts. Klebel hält es für möglich, dass er mit einer Tochter eines MEROWINGER-Königs, Chlodwigs II. oder Chlothars II. verheiratet war, weil Hildegard, die Mutter der beiden Söhne KARLS DES GROSSEN, LUDWIG DES FROMMEN und Lothar, die auffallenderweise MEROWINGER-Namen trugen, von Herzog Gottfried abstammte.
    Von seinen Söhnen sind Landfried, Theutbald und Huiching eindeutig genealogisch bezeugt.

    Stälin Paul Friedrich: Seite 79, "Geschichte Württembergs"

    Seit Beginn des 8. Jahrhunderts bereiteten die alemannischen Herzöge den fränkischen Herrschern größere Schwierigkeiten. So macht sich Herzog Gotefrid, welcher ums Jahr 700 in "Cannstatt am Neckar" das Kloster St. Gallen beschenkte, in seinem Streben nach Unabhängigkeit dem mittleren Pippin in einer Weise furchtbar, dass dieser erst nach dessen Tode (708 oder 709) einen Angriff auf seinen Nachfolger Willehari wagte.

    oo N.N. von Bayern, Tochter des Herzogs Theodo
    Kinder:
    - Lantfrid
    - Theutbald
    - Odilo (Uatalo) Herzog von Bayern -18.1.748
    - Houchi (Hug)
    - Regarde
    oo Hildebrand Herzog von Spoleto
    - Liutfried

    Literatur:
    Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986 Seite 70,120,184,216,285 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer ZeZeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984 Seite 26,28,31,43,45,142,154,191,246 - Ewig Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1988 Seite 196,198-200 - Geuenich, Dieter: Geschichte der Alemannen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1997, Seite 103-105,109,117,159 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 49 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 29 -


    Name:
    auch Gotefrid, Gotefred oder Gottfried (lateinisch Gotfridus oder Cotefredus)

    Gotfrid heiratete von Bayern, N.. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 9.  von Bayern, N.

    Notizen:

    vielleicht Tochter des bayerischen dux Theodo

    Name:
    ?

    Kinder:
    1. Lantfrid gestorben in 730.
    2. Huoching
    3. Regarde
    4. Liutfried
    5. Theutbald wurde geboren vor 709; gestorben nach 746.
    6. 4. von Bayern, Odilo wurde geboren um 700; gestorben am 18 Jan 748; wurde beigesetzt in Osterhofen [94486],Deggendorf,Bayern,Deutschland.

  3. 10.  Karl MartellKarl Martell wurde geboren um 688 (Sohn von Pippin II. und Chalpaida); gestorben in Okt 741 in Quierzy [02300],Aisne,Picardie,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Fränkisches Reich; Fränkischer Hausmeier

    Notizen:

    Karl Martell ("der Hammer") Fränkischer Hausmeier
    um 688-15. oder 22.10.741 Pfalz Quierzy Begraben: St. Denis

    Illegitimer Sohn des fränkischen Hausmeiers Pippin der Mittlere und der Chalpaida

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 954, Karl Martell, fränkischer Hausmeier

    * ca. 688/89, + 22. Oktober 741 Quierzy Begraben: St. Denis

    Pippin II. der Mittlere, dessen als Nachfolger vorgesehener Sohn Grimoald II. im April 714 ermordet worden war, bestimmte kurz vor seinem Tod (16. Dezember 714) dessen Sohn Theudoald zum Hausmeier und schloß seinen Sohn aus einer Friedelehe mit Chalpaida, Karl Martell von der Nachfolge aus; seine Witwe Plektrud setzte Karl in Köln gefangen. Er entkam und errang in zähem Kampf gegen Plektrud und die Neustrier unter ihrem Hausmeier Raganfrid (Siege bei Ambleve 716 und Vinchy 717) zunächst die Herrschaft in Austrasien, dem er mit Chlothar IV. (717-720) einen eigenen König gab. Die inwischen mit Eudo, Herzog von Aquitanien, verbündeten Neustrier schlug er bei Soissons 718 (nicht 719; vgl. Semmler) und erlangte schließllich die Anerkennung als gesamtfränkischer Hausmeier, zumal er nach Chlothars IV. Tod den neustrischen König Chilperich II. anerkannte; nach dessen Tod 721 setzte er den nur den Namen nach bekannten Theuderich IV. (+ 737) ein.
    Jahr für Jahr zog er nun ins Feld, um die fränkische Reichsgewalt zu sichern und auszuweiten: gegen die Sachsen, die Friesen (Herrschaft über W-Friesland gesichert), die Aquitanier (720 Friede mit Eudo), die Thüringer (Herzogtum erloschen), die Alamannen (um 740 Ende des elsässischen Herzogtums), die Bayern, nach Burgund und in die Provence. Die schwersten und langwierigsten Kämpfe galten der 'gens perfida' der Sarazenen: ihren Vorstoß von Spanien her stoppte er im Oktober 732 mit dem (später oft überschätzten) Sieg bei poitiers und drängte sie in zahlreichen Kämpfen (737 Siege bei Avignon und an der Berre südlich Narbonne) aus S-Gallien heraus; lediglich Septimanien blieb in ihrer Hand, während Burgund und die Provence nun in die fränkische Grafschaftsverfassung einbezogen wurden.
    Zur Finanzierung der zahlreichen Feldzüge griff Karl Martell auf Kirchengut zurück, das er seinen Vasallen als Leihe zuteilte: diese in der Forschung oft unzutreffend als "Säkularisationen" bezeichneten Maßnahmen haben in den Quellen seit Hinkmar von Reims das Bild Karls als "Kirchenräuber" verdunkelt; daß sie nicht antiklerikaler Haltung entsprangen, zeigt Karls Förderung der Missionare und Klostergründer Willibrord (Utrecht, Echternach); Pirmin (Reichenau, Murbach) und Bonifatius (Schutzbrief 723). Auf das Hilfegesuch des von den Langobarden bedrängten Papstes Gregor III., der ihn mit dem römischen 'Konsulat' (gemeint wohl Patriziat) auszeichnete, reagierte er allerdings ausweichend: er war doch selbst im Sarazenenkampf von den Langobarden militärisch unterstützut worden und hatte seinen jüngeren Sohn Pippin von König Liutprand adoptieren lassen.
    Der erste 'KAROLINGER' Karl urkundete korrekt als 'maior domus' unter den merowingischen Schattenkönigen, regierte aber praktisch das Frankenreich ("rexitque populum Francorum ann, 27", Cont. Fredeg. 8) und ließ seit 737 sogar den Thron unbesetzt, ohne selbst nach der Königswürde zu greifen. Die Chronisten bezeichnen ihn als 'dux' und 'princeps', die Päpste zuweilen als 'patricius'und 'subregulus'. Wie ein König teilte er vor seinem Tod das Reich unter seine Söhne aus erster Ehe (mit Chrotrud), Karlmann (Austrasien mit Alemannien und Thüringen) und Pippin dem Jüngeren (Neustrien mit Burgund und der Provence), während Grifo, der Sohn aus seiner zweiten Ehe mit der AGILOLFINGERIN Swanahild, im Reichsinneren ausgestattet werden sollte (was zu ständigewn Spannungen unter den Brüdern führte).
    Der 'egregius bellator' Karl wird seit dem 9. Jh. mit dem Beinamen 'der Hammer' ('Tudes', 'Tudites', 'Martellus') ausgezeichnet, lebt aber andererseits (seit Hinkmar) als der im Jenseits verdammte Kirchenräuber fort.

    Quellen:
    MGH DD Merov. - Liber hist. Fr. 51-53 (MGH SRM II) - Cont. Fredeg. 8-24 (MGH SRM II) - Isidori cont. Hispana (MGH AA XI) - Ann. Mettenses priores (MGH SRG 10) -

    Literatur:
    NDB XI, 156f. - Th. Breysig, Jbb. des frk. Reiches 714-741, 1869 - H. L. Mikoletzky, K.M. und Grifo (Fschr. der arnulf. Hausmeier, ADipl 11/12, 1965/66, 71-279 - U. Nonn, Das Bild K M.s in den lat. Q. vornehml. des 8. und 9. Jh., FMASt 4, 1970, 70-137 - E. Hlawitschka, K. M., das Röm. Konsulat und der Röm. Senat (Fschr. E. Ennen, 1972), 74-90 - U. Nonn, Vom maior domus zum rex. Die Auffassun von K. M.s Stellung im Spiegel der Titular, RhVjbll 37, 1973, 107-116 - J. Semmler, Die pippinid.-karol. Sukzessionskrise 714-723, DA 33, 1977, 1-36 - J. Jarnut, Untersuchungen zur Herkunft Swanhilds, der Gattin K.M.s, ZBLG 40, 1977, 245-249 - U. Nonn, Die Schlacht bei Poitiers ... (Beitr. zur Gesch. des Regnum Francorum, hg. R. Schieffer, 1990), 37-56. -

    Hlawitschka Eduard: Seite 78, "Die Vorfahren Karls des Großen"

    31 Karl Martell

    Belege zur Filiation bei Nr. 16. In den Ann. Mett. prior., hrsg. von B. v. Simon, Seite 19 und 20, wird Plektrud, Pippins des Mittleren Gemahlin, überdies Karls noverca genannt. - Zu der ihm wiederholt zugeschriebenen Tochter Aldana vgl. bei Nr. 26. - Seine Urkunden MG. DD. Merow., Seite 97 bis 102, weiteres BM² 301-43a.
    Anfangs versuchte Plektrudis, Witwe Pippins, die Gewalt in der Hand zu behalten. Karl griff bei der Belehnung von Vasallen, die er zur Durchführung seiner zahlreichen Eroberungszüge benötigte, auf das Kirchengut zurück. Es gelang ihm, die Einheit des Frankenreiches zu sichern. Karl schlug bei Ambleve und Vincy (12.3.717) die opponierenden Großen aus Neustrien und führte nun auch hier die Herrschaft als Hausmeier. Nach dem Tode des Herzogs Radbod (719) festigte Karl die vorübergehend verloren gegangene fränkische Herrschaft in W-Friesland. Durch zwei Feldzüge (725-728) brachte Karl das Herzogtum Bayern in lose Abhängigkeit vom Frankenreich. Am 7.10.732 schlug er zwischen Tours und Poitiers die Araber. Das von den Arabern am meisten bedrohte Burgund, Aquitanien und die Provence wurden fester ins fränkische Reich eingegliedert. Nach dem Tod des MEROWINGER-Königs Theuderich IV. gelang es ihm, die Nachfolge eines neuen Königs zu verhindern. Karl verfügte souverän über die Hausmeierwürde. Vor seinem Tode teilte er das fränkische Reich unter seine Söhne Karlmann (Osten) und Pippin den Kleinen (Westen).

    Schnith Karl: "Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern"

    Karl Martell war während seiner gesamten Herrschaft ein sehr kriegerischer Fürst; lediglich zum Jahr 740 - also kurz vor seinem Tod - berichten die Annalen davon, dass es ausnahmsweise keinen Kriegszug gegeben habe. Die schwersten Kämpfe hatte Karl in Aquitanien und in den Gebieten östlich des Rheins zu bestehen; in Aquitanien mußte er nicht nur die vorstoßenden Sarazenen zurückschlagen, sondern auch versuchen, die seit längerer Zeit dem Zugriff der Franken sich entziehenden Aquitanier wieder zu unterwerfen; ein endgültiger Sieg ist hier von Karl nicht erreicht worden.
    Die Beziehungen zur Kirche waren - anders als es die kritischen Stimmen seit Ende des 9. Jahrhunderts vermuten lassen - nicht gespannt, sondern zeitweise sogar sehr eng. Bonifatius hat sich weder beim Papst noch bei anderen Briefpartnern darüber beklagt, dass der Hausmeier seine Missions- und Organisationspläne behindert hätte. Es ist wohl kaum ein hemmendes Einwirken Karl Martells zurückzuführen, dass es Bonifatius bis 741 nicht gelungen ist, die für Hessen und Thüringen geplanten Bistümer zu errichten.
    In die Zeit Karl Martells fallen die ersten eindeutigen Versuche des Papsttums, die Franken als Bündnispartner gegen die im 8. Jahrhundert erneut expandierenden Langobarden zu gewinnen, nachdem die Beziehungen zum Kaisertum in Konstantinopel seit der Unterstützung der Bilderfeinde durch den Kaiser gespannt waren. Karl Martell hat allerdings das Hilfsgesuch des Papstes Gregor III. im Jahre 739 nicht zum Anlaß genommen, in Italien auf der Seite des Papstes einzugreifen. Karl lehnte ein Eingreifen gegen die Langobarden ab, weil sie ihn gegen die Sarazenen so nachhaltig unterstützt hatten.
    Gegen Ende seines Lebens wurde die königsgleiche Stellung Karl Martells von den Zeitgenossen durchaus gewürdigt; einige Annalen sprechen 741 davon, dass der König gestorben sei. Und die unter der Aufsicht eines KAROLINGERS redigierte Fortsetzung der Chronik des sogenannten Fredegar läßt Karl als das Abbild des Josua erscheinen, der wie Karl Martell zwar ebenfalls nicht den Titel, aber doch die Macht eines Königs besessen hatte und der vor allem als kriegerischer Schöpfer des Reiches Israel hervorgetreten war.
    Als Karl Martell am 22.10.741 starb, hatte er das Frankenreich wie ein König unter seine beiden Söhne Karlmann und Pippin aufgeteilt. Diese waren beim Tode ihres Vaters ungefähr 30 (Karlmann) und 27 (Pippin) Jahre alt. Karlmann als der ältere erhielt Austrasien, dazu Alemannien und Thüringen; Pippin wurden Neustrien, Burgund und die Provence übergeben, aber auch er hat anscheinend einen gewissen Anteil am in Austrasien gelegenen Hausgut erhalten. Kurz vor seinem Tod hatte Karl Martell noch sein Testament geändert, um auch seinen Sohn Grifo (aus einer zweiten Ehe) mit einem Reichsteil zu bedenken. Noch 741 scheint es zu Auseinandersetzungen zwischen den Brüdern gekommen zu sein, wobei Karlmann und Pippin die Initiative zum Kampf gegen ihren Stiefbruder Grifo ergriffen.

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    Dass Karl, der vor 714 in keiner für uns erkennbaren Weise hervorgetreten war, aus anfänglicher Defensive heraus letztlich der Sieger wurde, erinnert an den Aufstieg seines Vaters Pippin, der gleichfalls die austrischen Kräfte im entscheidenden Augenblick zu bündeln verstanden hatte, und spricht zugleich für Karls Entschlußkraft und Führungsstärke, die sich auch später zeigen sollten und ihm seit den ausgehenden 9. Jahrhundert den Beinamen Martell ("der Hammer") eingetragen haben. Der Glanz der Sieghaftigkeit, der ihn bald umstrahlte, überstrahlte die dynastisch besser begründeten Rechte seines Stiefneffen aus der Nachkommenschaft der vornehmen Plektrud, die mit ihrem Erbteil einst Pippin ganz wesentlich emporgeholfen zu haben scheint; allerdings dürfte auch ihre Nebenbuhlerin Chalpaida, Karls Mutter, die mit Pippin gemäß germanischer Herkommen in der weniger verbindlichen Form der Friedelehe verbunden war, von beachtlicher (freilich nicht näher bestimmbarer) Abkunft gewesen sein, was sich allein schon daraus ergibt, dass uns ihr Name überhaupt bekannt ist, im Unterschied zu jener Konkubine Pippins, deren Sohn Childebranddenn auch nur gedämpften politischen Ehrgeiz an den Tag legte. Trotz solcher Abstufungen wäre der Erfolg Karl Martells gewiß nicht ohne das persönliche Merkmal zupackender Energie eingetreten, das ihn in den Augen der Zeitgenossen zur Herrschaft befähigte. Dadurch erst vermochte er der Geschichte seiner Familie eine neue Richtung zu geben, und dies drückt sich sinnfällig darin aus, dass der zuvor nirgends belegte, also traditionslose Name zum Leitnamen unter seinen Deszendenten wurde, die wir daher KAROLINGER nennen.
    Für den Umbruch ist bezeichnend, dass Plektrud, die zu Lebzeiten ihres Gatten in den Quellen mit rühmenden Superlativen geschmückt wurde, nun als Witwe sogleich die Züge der bösen Stiefmutter annimmt, die Karl ränkevoll um das väterliche Erbe zu bringen versuchte. Tatsächlich lagen um die Jahreswende 714/15 die Machtmittel und die politische Initiative zunächst bei ihr. Sie ließ den Stiefsohn in Gewahrsam nehmen und leitete unter Berufung auf Pippins letzten Willen eine Herrschaftsordnung in die Wege, nach der ihr Enkel Theudeoald als Hausmeier König Dagoberts III. vorwiegend in Neustrien und sein Vetter Arnulf, einer der Söhne Drogos, mit dem Titel eines dux in Austrien fungieren sollten, ihr selbst aber von Köln aus, wo sie sich niederließ, die höchste Autorität verblieb: "Plektrud lenkte nun alles mit ihren Enkeln und dem König in heimlicher Regentschaft", schreibt das "Buch der Frankengeschichte" dieses Konzept, bei dem Plektrud daran gedacht haben mag, dass ihr verstorbener Gatte gleichfalls viele Jahre lang ohne förmliches Amt die Fäden in der Hand behalten hatte. Tatsächlich brachte sie aber eben nicht dieselben Voraussetzungen für ein solches discretum regimen mit wie der kampferprobte Pippin, weshalb es den neustrischen Gegnern der Dynastie offenbar leicht fiel, unter Hinweis auf die unangebrachte Zügelführung einer Frau zum Sturm zu blasen. Die alten Gräben wurden wieder aufgerissen und schon binnen Jahresfrist kam es am 26.9.715 bei Compiegne zu einem blutigen Zusammenstoß, bei dem Theudoald den kürzeren zog und die Neustrier erstmals seit Tertry (687) die Oberhand in der Francia gewannen. Sie bemächtigten sich des Königs Dagobert und brachten ihn dazu, einen der Ihren, den nördlich von Paris begüterten Raganfrid, zum Hausmeier zu machen an Stelle des geflohenen Theudoald, der bald nach seiner Niederlage umgekommen zu sein scheint. Da Dagobert III. im Winter 715/16 starb, kamen Raganfrid und sein Anhang rasch in die Lage, ganz nach dem Vorbild Pippinseinen weiteren MEROWINGER als nominellen König bestimmen zu können. Sie entschieden sich für einen früher in den Klerus abgeschobenen Sohn Childerichs II., der sich fortan Chilperich II. nannte, und den zu neuem Selbstbewußtsein erstarkten Neustriern für das bevorstehende Ringen um Auster den legitimierenden Rückhalt bot. Wie schlecht die Sache der PIPPINIDEN mittlerweile stand, wurde deutlich, als Raganfrids Leute nicht mehr zu hindern waren, plündernd in die Ardennen und bis zur Maas vorzustoßen, also nach der angestammten Machtbasis ihrer Gegner zu greifen. Im Zusammenspiel mit den Friesen unter Radbod (dem Schwiegervater des ermordeten Grimoald), die rheinaufwärts heranrückten, wurde im Frühjahr 716 sogar Köln das Ziel ihres Angriffs, wo der bedrängten Plektrud schließlich nichts übrig blieb, als Chilperich und seinem Hausmeier ansehnliche Schätze auszuhändigen.
    Erst dieses offenkundige Scheitern der Witwe Pippins schuf die historische Situation, in der Karl Martells Aufstieg möglich wurde. Der damals 25 bis 30 Jahre alte Sohn Chalpaidas hatte sich der Haft seiner Stiefmutter entwinden können und sah nun seine Chance darin, statt ihrer als wirksamer Retter der austrischen Suprematie und damit als der wahre politische Erbe seiner Vorfahren aufzutreten. Den Zustrom von Anhängern, die er zur Durchsetzung seines Machtanspruchs brauchte, konnte er nun in Gang setzen, wenn er im bewaffneten Kampf Zutrauen zu seiner Schlagkraft weckte. So trat er zunächst den Friesen entgegen und ließ sich auch durch eine empfindliche Niederlage, die ihn zur Flucht zwang, nicht entmutigen. Vielmehr setzte er kurzentschlossen den abrückenden Neustriern nach und konnte ihnen bei Ambleve in den Ardennen eine erste Schlappe beibringen. Der Erfolg war durchaus begrenzt und bestand wohl nur darin, dem weiteren Zerfall der pippinidischen Klientel Einhalt geboten und auf die eigene Entschlossenheit aufmerksam gemacht zu haben. In der doppelten Rebellion gegen die neustrische Reichsregierung wie auch gegen die bisher tonangebende austrische Führungsgruppe um Plektrud verharrend, sammelte Karl Martell indes weitere Kräfte hinter sich und war übers Jahr imstande, Chilperich II. und Raganfrid am 21.3.717 bei Vinchy im Cambresis siegreich aus dem Felde zu schlagen. Erst nachdem er in dieser Weise den Austriern insgesamt wieder Geltung verschafft hatte, wandte er sich gegen Köln und erzwang von der Stiefmutter die förmliche Anerkennung seiner Rechte. Plektrud gab ihre politischen Ambitionen auf und ging in den folgenden Jahren als Stifterin des Kölner Konvents von St. Maria im Kapitol in die Geschichte ein, während Karls Position an der Spitze der Austrier niemand mehr anzufechten wagte. Mit der Einsetzung eines eigenen merowingischen Königs namens Chlothar IV. erhob er offen den Anspruch auf Gleichrangigkeit mit seinem Gegenspieler Raganfrid, der sich seinerseits mit Eudo, dem dux von Aquitanien, verbündete. Die Entscheidung fiel, als Karl - wohl schon im Frühjahr oder Sommer 718 vor den Mauern von Soissons aus der Defensive heraus den Durchbruch nach Paris und weiter bis zur Loire erkämpfen konnte. Eudo unterwarf sich und lieferte den mitgeführten neustrischen König Chilperich II. samt dessen Schätzen dem Sieger aus. Da Chlothar IV. rasch gestorben war, bot sich die Lösung an, dass Karl den überlebenden MEROWINGER unter seine Kuratel nahm, von ihm das Hausmeieramt empfing (ab 720 bezeugt) und damit auch formal den Rivalen Raganfrid verdrängte, der indes eine lokale Herrschaft im Anjou bis zu seinem Tode (731) behauptete.
    Die "größte Verwirrung im Volk der Franken", als welche die Metzer Annalen die "pippinidisch-karolingische Sukzessionskrise" (J. Semmler) nach 714 bezeichnen, war mehr als nur ein vorübergehender Rückschlag im stetigen Machtzuwachs der Dynastie. Es wird in den kargen Quellen eigens hervorgehoben, dass es die Gefolgsleute (leudes) Pippins, Grimoaldsund Theudoalds gewesen waren, die zunächst bei Compiegne den Neustriern unterlagen, dass aber Karl Martell sich dann ein neues Heer "aus tüchtigen und vornehmen Männern" schuf, um seine Stiefmutter auszuschalten und die Vorherrschaft der Austrier bei Ambleve, Vinchy und vor Soissons wiederherzustellen. Die Umschichtung im überschaubaren Kreis der Herrschaftsträger läßt sich veranschaulichen an der Gestalt Bischof Rigoberts von Reims, der als einstiger Taufpate Karls ganz gewiß zu den Vertrauten Pippins des Mittleren gehört hatte, 718 jedoch in der entscheidenden Phase des Machtkampfs eine zwielichtige Haltung einnahm und daher vom siegreichen Hausmeier seines Amtes enthoben wurde; an seine Stelle trat Bischof Liutwin von Trier, offenbar ein zuverlässiger Parteigänger Karls, der fortan beide Kirchen und dazu vielleicht noch die von Laon verwaltete und diese kirchenrechtlich unzulässige Personalunion auch noch auf Jahrzehnte seinem Sohn Milo vererben durfte. Erst recht zu den Verlierern zählt der dux Arnulf, Drogos Sohn, der 715/15 im Bunde mit Plektruds anderem Enkel Theudoald Karl Martellzur Seite zu schieben versucht hatte und 723 zusammen mit einem ungenannten Bruder in der Haft des Stiefonkels umkam, wohingegen ein weiterer Bruder namens Hugo, zwischen 713 und 715 zum Priester geweiht, rechtzeitig die Fronten gewechselt hatte und nach 719 als Verwalter der Bistümer Paris, Rouen, Bayeux, Lisieux und Avranches sowie die Abteien Saint-Denis, Saint-Wandrille und Jumieges zu einer Hauptstütze der karolingischen Dominanz in Neustrien wurde. In seiner Nachbarschaft fungierte dort der dux Robert, der seinen Stammsitz im (heutigen belgischen) Henne- und Hasbengau, also in Auster, hatte und durch wiederholte Anwesenheit bei Gerichtsverhandlungen des Hausmeiers als dessen besonderer Vertrauensmann zu erkennen ist. Auch die urkundwissenschaftliche Forschung hat festgestellt, dass Karl "nach seinem Sieg über Chilperich und Raganfrid nicht mehr an die alte Hofämtertradition anknüpfte" (I. Heidrich) und sich allmählich eine neuartige "Kanzlei" aufbaute.
    Im Besitz der seit 718/19 gesicherten Macht über die Francia verhielt sich Karl Martell in mancher Hinsicht anders als sein Vater Pippin in den Jahren nach Tertry. Vor allem weist sein Regiment eine viel stärker persönliche Prägung auf, was schon daran sichtbar wird, dass er sich Amt und Titel eines Hausmeiers auch innerhalb seiner Familie zeitlebens allein vorbehielt. Seine Gattin Chrodtrud aus nicht näher bekanntem Adel tritt in keiner seiner Urkunden und in keiner erzählenden Quelle als mithandelnd in Erscheinung und wird überhaupt nur anläßlich ihres Todes (725) in verschiedenen Annalen vermerkt; sie hat an Karls Seite gewiß keine mit Plektrud vergleichbare Rolle gespielt. Von ihren Söhnen Karlmann und Pippin (dem Jüngeren), die sie neben einer Tochter Hiltrud gebar, findet sich lediglich der ältere 723 einmal mit seinem Handzeichen in einer Urkunde des Vaters (und ist damit wohl damals als erwachsen bezeugt), doch blieb er ebenso wie Pippin vor dem Tode Karls ohne jede offizielle Funktion. Während unter den Abkömmlingen der Stiefmutter Plektrud einzig der erwähnte Hugo (+ 730) als Inhaber bedeutender neustrischer Bistümer und Abteien zu einer führenden Stellung kam, war Karls illegitimer Halbbruder Childebrand, der über Besitz in der Gegend von Melun verfügte, bloß mit einem regionalen Kommando in Burgund und dem Grafentitel ausgestattet. Er hat sich eher einen Namen dadurch gemacht, dass er später eine Fortschreibung des sogenannten Fredegar zu "einer Familienchronik des karolingischen Hauses" (W. Levison) für die Jahre 736 bis 751 veranlaßt und darin mit seinem Sohne Nibelung auch noch einen Nachfolger für die Zeit bis 768 fand. Erst recht im Hintergrund standen drei weitere Söhne Karls namens Bernhard, Hieronymus und Remedius (Remigius), die er von einer Nebenfrau mit dem vermutlichen Namen Ruodhaid hatte. Alle Fäden liefen, so scheint es, mehr als 20 Jahre lang bei dem Hausmeier zusammen, der allerdings insofern der politischen Tradition seines Hauses treu blieb, als er die bloße Institution des Königtums auch weiterhin nicht antastete.
    Ein folgenschwerer Unterschied zu Pippin lag ferner darin, dass sich Karl Martell keineswegs mit dem Gewinn der Vorherrschaft in der Francia begnügte, sondern sogleich daran ging, seine Macht nach allen Richtungen hin zu erweitern, bis an die äußeren Grenzen des MEROWINGER-Reiches und womöglich noch darüber hinaus. Diese Expansionspolitik ergab sich mit einer gewissen Zwangsläufigkeit aus den Erfahrungen der Sukzessionskrise nach 714, in die von der Peripherie her Friesen, Sachsen und Aquitanier gegen Karl und seine Austrier eingegriffen hatten. Offenkundig war zudem geworden, dass die auf Distanz zu den Hausmeiern bedachten rechtsrheinischen Herzöge leicht versucht waren, sich mit innerfränkischen Rivalen der KAROLINGER zu verbünden oder ihnen zumindest Rückhalt und Zuflucht zu gewähren.
    Wer sich die vielfältigen Kämpfe Karl Martells vor Augen hält, deren Regelmäßigkeit in damaligen Klosterannalen schon dazu führte, dass eigens vermerkt wurde, wenn in einem Jahr kein Feldzug stattfand, wird es nicht schwer haben, dem Urteil beizupflichten, seine Herrschaft sei eine "eiserne Zeit" für das regnum Francorum gewesen (E. Ewig). In der Tat scheint an ihm nichts so sehr hervorzustechen wie die unbeugsame Zähigkeit, mit der er zunächst den eigenen Aufstieg gegen alle Widerstände ertrotzte und dann die Vormacht seines Hauses in der Francia sicherte, um schließlich weit über den Aktionsradius seines Vaters Pippin hinaus bis an die Grenzen des MEROWINGER-Reiches alle Machthaber zur Anerkennung seiner Überlegenheit zwang. Dabei blieb er sich offenbar stets bewußt, wieviel er der austrischen Klientel zu verdanken hatte, auf der seine Erfolge gründeten; er ließ sie regelmäßig am Gewinn teilhaben, der in nutzbaren Rechten und Besitzungen, in weltlichen und geistlichen Ämtern bestand, und gab ihren Interessen - aller naiven Gottesfurcht zum Trotz - notfalls auch den Vorrang vor kirchlichen Belangen und Reformwünschen.
    In seinen Briefen von 739/40 titulierte der Papst Karl Martell als "Vizekönig" (subregulus) und spielte damit wohl auf das staatsrechtliche Novum an, dass der Hausmeier seit dem Tode Theuderichs IV. (737) ohne einen König im Hintergrund fungierte. Dabei kann Karl selbst am allerwenigsten zweifelhaft gewesen sein, dass er längst über sämtliche königliche Vorrechte verfügte und an faktischer Macht alle MEROWINGER übertraf, die es seit 200 Jahren gegeben hatte. Auch seine zunehmende Vorliebe für die klassischen Königspfalzen im Oise-Tal und die gewiß frühzeitig getroffene Entscheidung, die letzte Ruhe nicht mehr im austrischen Metz oder auf dem Chevremont, sondern in der traditionsreichen Königsabtei Saint-Denis vor Paris finden zu wollen (wo zuletzt Chlodwig II. 657 bestattet worden war), spiegeln sein gesteigertes monarchisches Selbstgefühl, doch bleibt uns verborgen, wie er sich die Zukunft dieses persönlichen "Prinzipats" dachte. Die vereinzelte Nachricht, dass er seinen zweiten Sohn Pippin um 737 zum befreundeten (und kinderlosen) Langobarden-König Liutprand nach Italien schickte, der ihn nach der Sitte seines Volkes durch eigenhändiges Scheren des Haupthaares adoptierte, mag darauf hindeuten, dass er mit diesem nunmehrigen "Königssohn" Besonderes vorhatte. Andererseits ist durch Childebrands Fredegar-Fortsetzung und die Metzer Annalen einhellig überliefert, dass der seit 739 kränkliche Hausmeier "nach dem Rat der Großen", vermutlich also auf der im März üblichen Heeresversammlung spätestens von 741, das Reich für die Zeit nach seinem Tod derart aufteilte, dass sein ältester Sohn Karlmann Austrien, Alemannien und Thüringen (ohne Bayern) und der nächste Bruder Pippin Neustrien, Burgund und Provence (ohne Aquitanien) beherrschen sollte. Dieser Erbregelung zugunsten der erwachsenen Söhne Chrodtruds stehen Beobachtungen gegenüber, wonach gegen Ende von Karls Lebenszeit in seiner Umgebung eher eine "bayerische Partei" um seine zweite Gattin Swanahild dominierte. Ihr Verwandter, Herzog Odilo, hielt sich, anscheinend verdrängt von bayerischen Großen, 740/41 in der Francia auf und knüpfte damals seine Beziehungen zu Karls Tochter Hiltrud an, aus der ihr Sohn Tassilo III. - mit gut bezeugtem Geburtsjahr 741 - hervorging, übrigens ein Skandal, der noch zu LUDWIGS DES FROMMEN Zeiten in peinlicher Erinnerung war. Von daher gewinnt auch das widerwillige Eingeständnis der Metzer Annalen zusätzliches Gewicht, dem jungen Grifo aus Karls Ehe mit Swanahild sei nachträglich auf Betreiben seiner Mutter, "eines ruchlosen Weibes", vom Vater ein Erbteil in Neuster, Auster und Burgund, also inmitten des Reiches, zuerkannt worden. Dies steht womöglich für noch weitergehende Zusagen, denn Swanahild und ihr Sohn, nicht aber Karlmann und Pippin wurden fünf Wochen vor Karls Tod in dessen letzter Urkunde als Zustimmende erwähnt, standen also bis zum Ende mit ihm in sichtlichem Einvernehmen. Als der Hausmeier am 15. oder 22.10.741 in der Pfalz Quierzy dahinschied, hatte er zwar seiner Familie insgesamt die Oberhand gesichert, aber wie sein Vater keine wirklich haltbaren Verfügungen über die künftige Machtverteilung getroffen.






    1. oo Chrotrud um 690 - 725

    2. oo Swanahild um 710- nach 741


    Kinder:

    1. Ehe
    - Pippin III. der Kleine 714-24.9.768
    - Karlmann um 707-17.8.754
    - Chiltrudis (Hiltrud) um 715 - 754
    oo Odilo Herzog von Bayern um 715 - 748

    2. Ehe
    - Grifo um 726 - 753

    Illegitim von Nebenfrau Ruodhaid
    - Bernhard vor 732- 787
    - Hieronymus
    - Remigius Bischof von Rouen (755-771) - 771

    - ? Aldana
    oo Theoderich Graf von Autun




    Literatur:
    Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 3-22,24,26,39,41,79,89,255 - Biographien zur Weltgeschichte. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1989, Seite 282 - Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986, Seite 69,184 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit.Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 25,34,41,43-47,77,199,246 - Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899 - Dahn Felix: Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt 1977, Seite 437,460,462,464,479 - Deutsche Geschichte Band 1 Von den Anfängen bis zur Ausbildung des Feudalismus Mitte des 11. Jahrhunderts. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1982, Seite 282-284,286,287,290-292 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch Gladbach 1987, Seite 222 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 20,60 - Eickhoff Ekkehard: Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt. Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 181,262 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 47,56 - Epperlein Siegfried: Karl der Große. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1974, Seite 10,20,46,85,140,151 - Erbe Michael: Belgien, Niederlande, Luxemburg. Geschichte des niederländischen Raumes. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1993, Seite 31,33 - Ewig Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1988, Seite 186,194,200,205 - Geuenich, Dieter: Geschichte der Alemannen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1997, Seite 105-107,159 - Herm, Gerhard: Karl der Große. ECON Verlag GmbH, Düsseldorf, Wien, New York 1987, Seite 12,46-54, 57,59,66,69,72,104,115,132,144,217,317,322 - Hlawitschka, Eduard: Karl Martell, das Römische Konsulat und der Römische Senat. Zur Interpretation von Fredegarii continuatio cap. 22, in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka, Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris, Seite 105-123 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 17,130 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971, Seite 36,159 - Illig Heribert: Das erfundene Mittelalter. Die größte Zeitfälschung der Geschichte. ECON Verlag GmbH, Düsseldorf und München 1996, Seite 104,114,360,366,389 - Jarnut Jörg: Agilolfingerstudien. Anton Hiersemann Stuttgart 1986, Seite 22,121,124,127 - Kalckhoff Andreas: Karl der Große. Profile eines Herrschers. R. Piper GmbH & Co. KG, München 1987, Seite 33-34,36-37,41,45,49,58,66,99-100,107,152,187,246 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Nack Emil: Germanien. Ländern und Völker der Germanen. Gondrom Verlag GmbH & Co. KG, Bindlach 1977, Seite 211,214,264,269,277,283,297 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 45,52-73,77,88,92,108,111,210,347 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 32,34-51,53-55,60,64,66,69,74,81,89,139,187,227 - Schmid Alois: Das Bild des Bayernherzogs Arnulf (907-937) in der deutschen Geschichtsschreibung von seinen Zeitgenossen bis zu Wilhelm von Giesebrecht. Verlag Michael Lassleben Kallmünz 1976, Seite 20,41,179 - Schneider Reinhard: Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter. Anton Hiersemann Stuttgart 1972, Seite 175,179,183,185,241 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 13-16,27,36 - Weinfurter Stefan: Die Salier und das Reich Band 1- 3. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1991, Band I, Seite 403 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 72,363-370,372,385-388,402,453 - Werner Matthias: Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1982, Seite 15-327 - Wies Ernst W.: Karl der Große. Kaiser und Heiliger. Bechtle Verlag Esslingen 1986, Seite 29,30-34,37,45,49,52,58,70,76,78,89,95,137,158,191,238,268 -

    Vor seinem Tod teilt Karl Martell das Reich zwischen seinen Söhnen Karlmann und Pippin auf.
    Buchmalerei in einer Handschrift der Grandes Chroniques de France, Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. fr. 2615, fol. 72

    Charles Martel divise le royaume entre Pépin et Carloman



    Karl Martell auf dem Sterbebett.
    Chroniques de France ou de St Denis (1332–1350), London, British Library, Royal MS 16 G VI, fol. 119v

    Charles Martel bad



    Neue Deutsche Biographie - Karl Martell

    fränkischer Hausmeier, * circa 688/89 (?), † 22.10.741 Quierzy, ⚰ Saint Denis.

    K.s Vater hatte seit 687 von der austrischen Basis aus einen formal mit dem Amt des maior domus (Hausmeier) verbundenen Prinzipat errichtet, der das Königtum der Merowingerdynastie nominell bestehen ließ, aber in faktisch eigener Herrschaft die austrisch-neustrische Francia zusammenfaßte und bereits in germanische Randgebiete (Friesland, Mainland-Thüringen, Alemannien) ausgriff. Bei Pippins Tode (18.12.714) stand jedoch kein regierungsfähiger Nachfolger bereit, da er seine legitimen Söhne aus der Ehe mit Plektrud überlebt und den Friedelsohn K. von der Nachfolge ausgeschlossen hatte. Plektrud setzte K. gefangen und wollte mit ihren noch unmündigen Enkeln und dem König Dagobert III. († 715/16) die Regierung des Gesamtreiches fortsetzen. Aber ein Aufstand der Neustrier, die alsbald den König Chilperich II. († 721) erhoben, sowie schwere Angriffe der Friesen und Sachsen brachten das politische Werk Pippins dem Zusammenbruch nahe. Die Überwindung dieser Krise und die Sicherung des fränkischen Gesamtreiches, wiederum vom germanischen Austrien aus, ist die historische Leistung K.s.

    K. befreite sich aus der Haft, sammelte austr. Anhänger, schlug die Neustrier (716 u. 717) und brachte bis 717 die Herrschaft in Austrien an sich, wo er einen eigenen König, Chlothar IV. (717–20), aufstellte. 719 erreichte er durch einen entscheidenden Sieg bei Soissons die Unterwerfung der mit dem Aquitanierhzg. Eudo verbündeten Neustrier und erleichterte den Frieden, indem er nach dem Tode Chlothars IV. den König Chilperich II. anerkannte; als dieser 721 starb, ließ er Theuderich IV. († 737) als nominellen König folgen. Damit war die von Pippin geschaffene Ordnung wiederhergestellt. K. regierte als Hausmeier dieser Könige, wird aber von den Chronisten als dux und princeps, von den Päpsten gelegentlich als patricius und subregulus bezeichnet.

    Auch die ausweitende Sicherung und Festigung der fränkischen Reichsgewalt kam wieder in Gang. K. zog 718 gegen die Sachsen zu Felde, richtete 719 die Herrschaft über Westfriesland wieder auf und schloß 720 Frieden mit Eudo von Aquitanien. Das nächste Jahrzehnt stand im Zeichen des schon von Pippin begonnenen Kampfes mit den germanischen Herzogsgewalten. Nachdem K. schon vor 720 das thüringische Herzogtum hatte zu Ende gehen lassen und 722/24 erneute Heerfahrten gegen die Sachsen unternommen hatte, zog er 725 durch Alemannien nach Bayern; bei der Rückkehr führte er die Herzogin Pilitrud und ihre Nichte Swanahild mit. Obgleich K. 728 abermals in Bayern erschien, kam es noch nicht zu nachhaltiger Bindung an das Reich, geschweige denn zur Beseitigung des agilolfing. Herzogtums. Härter griff K. in Alemannien zu, wo er nach abermaliger militärischer Intervention und dem Tode des Herzogs Lantfrid (730) keine Herzogsgewalt mehr gelten ließ, aber nicht verhindern konnte, daß Lantfrids Bruder Theutbald sich weiterhin behauptete, während im Elsaß um 740 das Herzogtum erlosch. – Der sowohl kirchlichen wie politischen Gewinnung Alemanniens und des Elsaß diente die Förderung, die K. dem Klostergründer Pirmin (Reichenau, Murbach) angedeihen ließ. Sicherlich nicht ohne politische Erwägungen hatte er bereits 723 dem in Hessen und Thüringen wirkenden Bonifatius einen Schutzbrief im Königsstil ausgestellt, aber es blieb ein eher distanzierter Schutz; bei der Reorganisation der bayerischen Kirche durch Bonifatius (739) ist kein Kontakt mit der fränkischen Reichsgewalt erkennbar. Stärkeren Rückhalt erfuhr zwelfellos der Friesenmissionar Willibrord von Utrecht, doch ist darüber im einzelnen fast nichts bekannt. K. unterwarf 733/34 auch das nördliche Friesland, beseitigte hier gleichfalls das Herzogtum und erweiterte Willibrords Missionsfeld. Erwartungen politischer und kirchlicher Expansion verbanden sich 738 auch mit einem großen Unternehmen K.s gegen die Sachsen, doch scheint es über Anfangserfolge und Grenzsicherung nicht hinausgeführt zu haben.

    Seit 731 war im übrigen Südgallien zu K.s wichtigstem Aktionsfeld geworden. Eudo von Aquitanien sperrte sich gegen die fränkisch Hoheit (Strafzüge K.s 731), mußte aber K.s Hilfe suchen, als 732 ein arabisch Heer von Spanien aus über Bordeaux und Poitiers vordrang. K. brachte durch die Abwehrschlacht zwischen Poitiers und Tours (Oktober 732) die islamisch Expansion in Westeuropa zum Stehen und behielt seitdem in Gallien die Initiative. Seine Aktionen richteten sich seit 733 im Ringen mit Arabern und einheimischen Magnaten nach Südosten. In harten, bis 739 fast Jahr für Jahr ausgetragenen Kämpfen, teils unter seiner eigenen, teils unter seines Bruders Childebrand Führung – 738 mit einem langobardischen Hilfskorpszwang K. Burgund und die Provence politisch und administrativ in den Reichsverband, während Septimanien mit Narbonne noch unter arabischer Herrschaft verblieb. Nach dem Tode Eudos rückte er 735 erneut in Aquitanien ein, ließ aber das Herzogtum unter Eudos Sohn Hunoald bestehen, nahm jedoch dessen Treueid entgegen (736).

    Bei den inneren und äußeren Kämpfen bedurfte K. einer schlagkräftigen berittenen Truppe, einer zuverlässigen Anhängerschaft im – vor allem austr. – Grundbesitz- und Schwertadel, die er teilweise bereits in der Rechtsform der Vasallität an sich band. Zu ihrer Ausstattung griff er auch auf kirchliche Güter und Ämter zurück, indem er geistliches Eigentum nach Leiherecht seinen Vasallen zuteilte, ja Bistümer und Klöster als politisch-wirtschaftliche Macht- und Besitzobjekte seinen Gegnern entzog, um sie an seine Anhänger zu vergeben. Solche Praktiken waren nicht grundsätzlich neu und lassen sich nicht eigentlich als „Säkularisationen“ kennzeichnen, aber sie gingen sichtlich über die bisher bekannten Ausmaße weit hinaus und trugen sehr zur organisatorischen und geistigen Zerrüttung der fränkischen Kirche bei. Ob mangelnde Einsicht oder politische Vorsicht K. von energischen Reformeingriffen abhielt, steht dahin. Die großenteils vertretene Annahme, er habe unmittelbar vor seinem Tode, im Herbst 741, dem EB Bonifatius in einem kirchenpolitischen Kurswechsel die Errichtung der Bistümer Würzburg, Büraburg und Erfurt ermöglicht, beruht auf bloßer Rückrechnung aus späteren Zeugnissen und widerspricht ebensosehr jeder Wahrscheinlichkeit wie die alternative Unterstellung, Bonifatius habe einen solchen Schritt eigenmächtig gewagt. Einem Ansuchen des von dem Langobardenkönig Liutprand bedrängten Papstes Gregor III. wich K. 739/40 aus; er hatte selber langobardische Militärhilfe entgegengenommen und seinen jüngeren Sohn Pippin von Liutprand adoptieren, das heißt zum Königssohn erheben lassen.

    K. regierte seit 737 ohne König und verfügte vor seinem Tode eine Reichsteilung nach Königsart, indem er dem älteren Sohn Karlmann Austrien mit Alemannien und Thüringen, Pippin dem Jüngeren Neustrien mit Burgund und der Provence zusprach; Grifo sollte im Reichsinnern ausgestattet werden; Bayern und Aquitanien blieben außerhalb dieser Teilung. K., der seinen Namen in die „karolingische“ Dynastie einbrachte, hat durch die endgültige Festigung des alten Frankenreichs und des neuen Prinzipats seinem Sohn (Pippin des Jüngeren) und seinem Enkel (Karl der Große) in entscheidender Weise einen Weg geebnet, der schließlich sowohl in die deutsche wie in die französische Geschichte geführt hat. Der Nachwelt wurde sein geschichtliches Bild freilich zwiespältig: die bewundernden Beinamen Tudes, Tudites, Martellus, aber auch die Verdammung des Kirchenräubers begegnen seit dem späteren 9. Jahrhundert in schroffem Widerspruch zueinander.

    Literatur
    Regg. Imp. I, dazu Heidrich, s. L, S. 240-42, 271-73; Jbb. d. Fränk. Reiches 714-41, K. M., 1869; Reinh. Schneider, Königswahl u. Königserhebung im FrühMA, 1972, S. 176-83 (zu d. Merowingerkönigen d. Zeit Karls); - Zur Titulatur: I. Heidrich, Titulatur u. Urkk. d. karoling. Hausmeier, in: Archiv f. Diplomatik 11/12, 1965/66, S. 71 ff., passim; U. Nonn, in: Rhein. Vj.bll. 37, 1973, S. 107-16; zu Beinamen u. Gesch.bild: U. Nonn, in: Frühma. Stud. 4, 1970, S. 70-137. - siehe auch Literatur zu, zum, zur Karl d. Gr. u. Karolinger.



    Grab Karl Martells in St. Denis

    Grab Karl Martells in St. Denis


    Name:
    ("der Hammer")

    Gestorben:
    15. oder 22.10.741 Pfalz Quierzy

    Karl heiratete Chrotrud. Chrotrud wurde geboren um 690; gestorben in 725. [Familienblatt] [Familientafel]


  4. 11.  Chrotrud wurde geboren um 690; gestorben in 725.

    Notizen:

    Chrotrud
    um 690 - 725

    Hlawitschka Eduard: Seite 78, "Die Vorfahren Karls des Großen"

    32 Chrodtrud - (Ruodhaid)

    Chrodtrud wird in keiner erzählenden Quelle und in keiner Urkunde ausdrücklich als Gemahlin Karl Martells erwähnt. Da jedoch in der Gruppe der älteren karolingischen Annalen (Ann. Moselani, Ann. Laureshamenses, Ann. Petaviani, Ann. Nazariani), die dem KAROLINGER-Hause bekanntlich sehr nahe stehen, zu 725 Chrothrud mortua bzw. Hrottrudis mortua bzw. Chrotrudis mortitur überliefert wird (MG. SS. 16, Seite 494, MG. SS. 1, Seite 24, 9, 25) und andererseits Karl Martell gerade im nämlichen Jahr 725 von einem Feldzug nach Bayern Swanahild mitbringt, die er dann zur Gemahlin nimmt, hat man seit A. Valesius (1638) und J. Mabillon (1703) geschlossen, daß diese Chrodtrud Karl Martells erste Gemahlin gewesen sein müsse; vgl. H. Hahn, Jahrbücher des Fränkischen Reiches 741-752, Berlin 1863, Seite 1f., und Th. Breysig, Jahrbücher (wie in Nr. 18), Seite 9. Hahn hat außerdem zur Stützung dieser These auf die Wiederholung des Namens Chrodtrud bei einer Tochter KARLS DES GROSSEN hingewiesen.
    Alle Zweifel werden meines Erachtens durch einen Eintrag ins Reichenauer Verbrüderungsbuch beseitigt. Dort findet man an der Spitze der Nomina defunctorum, qui presens coenobium sua largitate fundaverunt, die folgenden Namen: Karolus maior domus - Pippin rex - Karlomannus maior domus - Karolus imperator - Karlomannus - Karolus rex - Pippinus rex - Bernardus rex - Ruadtraud - Ruadheid - Suanahil regina - Berhta regina - Hiltikart regina - Fastrat regina - Liutkart regina - Ruadheid (danach Rasur) - Hirminkar regina; MG. Libri confrat., Seite 292, Spalte 460. Hier handelt es ganz augenscheinlich um Karl Martell, König Pippin, dann dessen älteren Bruder Karlmann, schließlich um KARL DEN GROSSEN und seinen Bruder Karlmann, um KARLS DES GROSSEN Söhne Karl und Pippin sowie KARLS Enkel Bernhard von Italien. Die Frauenreihe ist nach Suanahil regina (!), der zweiten Gemahlin Karl Martells, auch übersichtlich. Es handelt sich um Gemahlinnen einiger der oben angeführten Männer, und zwar um Swanahild (die freilich niemals echte regina war) als zweiter Gemahlin Karl Martells, Berta als Gemahlin König Pippins, Hildegard, Fastrada und Liutgart als Gemahlinnen KARLS DES GROSSEN, Irmingard, die 818 verstorbene Gemahlin des zur Anfertigung des Eintrages noch lebenden LUDWIGS DES FROMMEN, und bei Ruadheid, nach deren Namen man das gleichfalls eingetragene regina wieder tilgte, wohl um die gleichnamige Schwester oder Tochter KARLS DES GROSSEN (nach L. Levllain, La charte de Clotilde [Bibliotheque de l'Ecole des Chartes 105, 1944], Seite 48-63, um die Gemahlin Pippins von Italien; mit der Annahme, daß diese Zusammenstellung von Abt Adalhard von Corbie (Nr. 51) verfertigt sei, geht er jedoch bei seinem Deutungsversuch jedoch von falschen Voraussetzungen aus, wodurch gerade jene Zuweisung hinfällig wird). Da somit in der Liste auch eine generationsmäßige Abfolge eingehalten zu sein scheint, kann die an der Spitze der Frauen stehende Ruadtrud nur mit dem an der Spitze der Männer stehenden Karl Martell in Verbindung gebracht und als Karl Martells erste Gemahlin betrachtet werden. Zumal nun außerdem feststeht, daß Karl Martells Söhne Bernhard, Hieronymus und Remedius/Remigius weder Vollgeschwister Karlmanns und König Pippins (Nr. 45 und 48) noch Vollgeschwister Grifos (Nr 41) waren, Karl Martell also neben der hiermit gesicherten Chrodtrud und neben Swanahild noch eine Nebenfrau gehabt haben muß, wird man nicht fehlgehen, wenn man jene in der an zweiter Stelle unter den Frauen der Reichenauer Liste stehenden Ruadheid zu erkennen meint. Dabei darf man darauf verweisen, daß dann der Name Ruadheid auch bei einer Schwester KARLS DES GROSSEN (Nr. 60) sowie bei einer Tochter KARLS DES GROSSEN (Einhard, Vita Karoli c.18) wieder auftaucht. - Auf Chrodtruds Abstammung könnte etwas Licht fallen, wenn man jenen propinquus Karl Martells namens Wido, der Laienabt von St. Wandrille war und 739 wegen Hochverratsabsichten hingerichtet wurde (Gesta abb. Fontanell. c. 11, MG. SS. 2, Seite 284f.), als einen nahen Verwandten Chrodtruds oder mit A. Halbedel, Fränkische Studien (wie in Nr. 4), Seite 29 Anmerkung, gar als Schwager Karl Martells ansehen und H. Schreibmüller, 'Die Ahnen Kaiser Konrads II. (Herbipolis jubilans, Würzburg 1952), Seite 201, jenen wiederum in das bekannte Geschlecht der WIDONEN einordnen dürfte. Sichere Anhaltspunkte hierfür liegen jedoch keineswegs vor.

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    Seine Gattin Chrodtrud aus nicht näher bekanntem Adel tritt in keiner seiner Urkunden und in keiner erzählenden Quelle als mithandelnd in Erscheinung und wird überhaupt nur anläßlich ihres Todes (725) in verschiedenen Annalen vermerkt; sie hat an Karls Seite gewiß keine mit Plektrud vergleichbare Rolle gespielt. Von ihren Söhnen Karlmann und Pippin (dem Jüngeren), die sie neben einer Tochter Hiltrud gebar, findet sich lediglich der ältere 723 einmal mit seinem Handzeichen in einer Urkunde des Vaters (und ist damit wohl damals als erwachsen bezeugt), doch blieb er ebenso wie Pippin vor dem Tode Karls ohne jede offizielle Funktion. Während unter den Abkömmlingen der Stiefmutter Plektrud einzig der erwähnte Hugo (+ 730) als Inhaber bedeutender neustrischer Bistümer und Abteien zu einer führenden Stellung kam, war Karls illegitimer Halbbruder Childebrand, der über Besitz in der Gegend von Melun verfügte, bloß mit einem regionalen Kommando in Burgund und dem Grafentitel ausgestattet. Er hat sich eher einen Namen dadurch gemacht, dass er später eine Fortschreibung des sogenannten Fredegar zu "einer Familienchronik des karolingischen Hauses" (W. Levison) für die Jahre 736 bis 751 veranlaßt und darin mit seinem Sohne Nibelung auch noch einen Nachfolger für die Zeit bis 768 fand. Erst recht im Hintergrund standen drei weitere Söhne Karls namens Bernhard, Hieronymus und Remedius (Remigius), die er von einer Nebenfrau mit dem vermutlichen Namen Ruodhaid hatte. Alle Fäden liefen, so scheint es, mehr als 20 Jahre lang bei dem Hausmeier zusammen, der allerdings insofern der politischen Tradition seines Hauses treu blieb, als er die bloße Institution des Königtums auch weiterhin nicht antastete.
    Ein folgenschwerer Unterschied zu Pippin lag ferner darin, dass sich Karl Martell keineswegs mit dem Gewinn der Vorherrschaft in der Francia begnügte, sondern sogleich daran ging, seine Macht nach allen Richtungen hin zu erweitern, bis an die äußeren Grenzen des MEROWINGER-Reiches und womöglich noch darüber hinaus. Diese Expansionspolitik ergab sich mit einer gewissen Zwangsläufigkeit aus den Erfahrungen der Sukzessionskrise nach 714, in die von der Peripherie her Friesen, Sachsen und Aquitanier gegen Karl und seine Austrier eingegriffen hatten. Offenkundig war zudem geworden, dass die auf Distanz zu den Hausmeiern bedachten rechtsrheinischen Herzöge leicht versucht waren, sich mit innerfränkischen Rivalen der KAROLINGER zu verbünden oder ihnen zumindest Rückhalt und Zuflucht zu gewähren.






    oo 1. Karl Martell um 688-15. oder 22.10.741


    Kinder:

    1. Ehe
    - Pippin III. der Kleine 714-24.9.768
    - Karlmann um 707-17.8.754
    - Chiltrudis (Hiltrud) um 715 - 754
    oo Odilo Herzog von Bayern um 715 - 748




    Literatur:
    Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899 - Illig Heribert: Das erfundene Mittelalter. Die größte Zeitfälschung der Geschichte. ECON Verlag GmbH, Düsseldorf und München 1996, Seite 360 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 53 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 55,62 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 40, 42,49,81 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 97 - Werner Matthias: Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1982, Seite 271,311 -

    Kinder:
    1. Karlmann wurde geboren um 707; gestorben am 17 Aug 754 in Vienne [38200],Isère,Rhône-Alpes,Frankreich; wurde beigesetzt in Cassino [03043],Frosinone,Latium,Italien.
    2. Pippin III. wurde geboren in 714 in Jupille-sur-Meuse [4020],Wallonien,Belgien; gestorben am 24 Sep 768 in Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich.
    3. 5. Hiltrud wurde geboren um 715; gestorben in 754.