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 Bohrer

von Flandern, Balduin IV.

männlich 980 - 1035  (55 Jahre)


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Generation: 1

  1. 1.  von Flandern, Balduin IV. wurde geboren in 980 (Sohn von von Flandern, Arnulf II. und von Italien, Rozala); gestorben am 30 Mai 1035.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 988-1035, Flandern,Belgien; Graf von Flandern

    Notizen:

    Balduin IV. Schönhaar
    Graf von Flandern (988-1035)
    980-30.5.1035
    Einziger Sohn des Grafen Arnulf II. von Flandern und der Rozala von Italien, Tochter von König Berengar II.

    Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 1370

    Balduin IV. der Bärtige, Graf von Flandern
    + 1035

    Balduin war beim Tode seines Vaters Arnulf II. (988) minderjährig. Seine Mutter Susanna heiratete Robert II., Sohn und Mitkönig Hugo Capets, wurde aber verstoßen und verlor ihre Morgengabe, den Seehafen Montreuil. Im Zuge der Aufrüstung der Graffschaft gegen Frankreich 993 - zu einem Krieg kam es nicht - entstanden die flandrischen Burggrafschaften; als Vorbild dienten möglicherweise kaiserliche Grenzmarken im benachbarten Nieder-Lothringen. Kurz vor 1000 wandte sich Balduin gegen diese Reichsmarken und ihre Burgen (Valenciennes im Südosten, Ename im Osten), mit dem Ziel, die Herrschaft über den Grenzfluss Schelde zu erringen. Diese Territorialpolitik führte schließlich zur Gründung von Reichsflandern. Außerdem wuchs der Einfnfluss Flanderns im Bistum Cambrai. Einen Angriff auf Valenciennes (1006) beantwortete König HEINRICH II. mit einem Gegenangriff auf Gent (1007). Innerlothringische Schwierigkeiten zwangen HEINRICH jedoch zur Belehnung Balduins mit Territorien an der Scheldemündung (vor allem Walcheren 1012) und mit Valenciennes (1015). Die Zerstörung der Burg Ename 1033 kann als Ausgangspunkt für die Hauptrichtung der weiteren Bildung Reichsflanderns angesehen werden.

    Brandenburg Erich: Tafel 4 Seite 8, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VIII. 38 a. BALDUIN IV., Graf von Flandern
    * ca. 980, + 1035 30. V..
    Gemahlinnen:
    a) ca. 1012 Otgiva, Tochter des Grafen Friedrich von Luxemburg (siehe IX 22)
    + 1030 21. II.
    b) ca. 1031 N., Tochter Herzog Richards II. von der Normandie (siehe XI. 23)

    Anmerkungen: Seite 127, VIII. 38. Balduin IV.

    siehe Vanderkindere I, 296f.
    Die Heirat mit Otgiva muß vor ca. 1012 stattgefunden haben (siehe IX 51). [VIIIa 51]

    Korrektur: (Werner): Hier sind einzufügen die Enkel von Arnulf I., Graf von Flandern, und Kinder seiner Tochter Hildegard mit Theoderich II., Graf von Westfriesland, die Brandenburg auf Tafel 33 VIII 68-70 bringt.

    Althoff Gerd: Seite 399, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    G 55 Lü: 29.5. Balduuinus com + 1035 Graf von Flandern

    Balduin ist der Enkel der BILLUNGERIN Mathilde (G 52), durch die verwandtschaftliche Verbindung des flandrischen Grafenhauses mit den BILLUNGERN zustande kam.
    Zu den weiteren Familienangehörigen im Lüneburger Necrolog s. Kommentar G 32.
    Balduin IV. (Vgl. Vanderkindere, La formation territoriale, S. 296 f.) gehörte ebenfalls zu den Adelskreisen, die gegen HEINRICH II. in Opposition standen; HEINRICH II. führte mehrere Feldzüge gegen ihn, wobei besonders der von 1020 interessant ist; vgl. oben SS: 120.
    Zu den Einzelheiten s. auch Hirsch, Jbb. Heinrich II. 2, S. 9 ff. und 3,S. 171.

    Thiele Andreas: „Ergänzende genealogische Stammtafeln“

    Balduin IV. Schönhaar folgte 987 unter französischer Vormundschaft, setzte sich sehr für einen haltbaren Landfrieden in seinem Gebiet ein, führte andererseits doch viele Fehden mit den Nachbarn, besonders Normandie und Holland. Nach dem Tode des Herzogs Otto von Nieder-Lothringen fiel Balduin im Bunde mit Reginar IV. und Lambert von Löwen in den Hennegau ein und eroberte Valienciennes, wurde aber 1007 in Aachen gezwungen, sich HEINRICH II. zu unterwerfen.
    Balduin wurde mit der Mark Valenciennes belehnt, womit "Reichsflandern" im Gegensatz zu "Kronflandern", das französisches Lehen blieb, begründet wurde. Er verstärkte mit dieser doppelten Vasallität seine Position, unterstützte die kirchlichen Bestrebungen HEINRICHS II. und erneuerte 1025 den Lehenseid für Reichsflandern an Kaiser KONRAD II. Er eroberte "Vier Ambachte" (= S-Seeland), Gent, Waasland und die Grafschaft Alost (= Aalst) und stand gegen die dänischen Könige in England. Er griff 1031/32 zugunsten Roberts I. von Burgund in den französischen Thronstreit ein und hinterließ eine gefestigte Herrschaft, während der Herrschaft sich das städtische Wesen und Gewerbe allmählich zu entwickeln begann.

    Mohr Walter: Band I Seite 64,"Geschichte des Herzogtums Lothringen"

    Die damaligen niederlothringischen Verhältnisse, über die wir in den ersten Regierungsjahren HEINRICHS II. sehr ungenügend unterrichtet sind, wurden zum guten teil bestimmt durch das Streben des Grafen Balduin IV. von Flandern, seinen Einfluß auf die Gebiete östlich der Schelde auszudehnen. Das richtete sich zunächst gegen das Bistum Cambrai und das Gebiet um Valenciennes. Im Jahre 1006 erfolgte ein Angriff des Grafen und des jetzt mit ihm verbündeten Grafen Lambert von Löwen auf Valenciennes, der zur Vertreibung des dortigen Grafen Arnulf führte. Das rief die Gegenaktion König HEINRICHS hervor, die jedoch keinen Erfolg hatte. Nach stärkeren militärischen Vorbereitungen schritt der König im Jahre 1007 zu einer neuen Aktion, die diesmal auf flämisches Gebiet führte, wobei die Eroberung von Gent gelang, die dann den Grafen Balduin zum Einlenken bestimmte. Er musste Valenciennes wieder räumen, Graf Lambert von Löwen blieb nichts anders übrig, als sich ebenfalls zu unterwerfen, er musste dem König seinen Sohn als Geisel für sein weiteres Wohlverhalten stellen.
    In dieser Zeit ist übrigens Valenciennes dem Grafen von Flandern zugesprochen worden, wahrscheinlich als Belohnung dafür, dass er in den Kämpfen zwischen Lambert von Löwen und Herzog Gottfried von Nieder-Lothringen auf der Seite des Kaisers geblieben war.

    Jäschke Kurt-Ulrich: Seite 58,63,"Die Anglonormannen"

    Dem Übergewicht im Westen, das in seinen Beziehungen zu dem Bretonen-Grafen Alan III. greifbar ist, entsprach im Osten das Anknüpfen freundschaftlicher Beziehungen noch mit Graf Balduin IV. von Flandern. Bereits seit 987/88 im Amt, hatte dieser die gräfliche Gewalt in Kortrijk-Courtrai und Gent erfolgreich durchgesetzt und dabei Voraussetzungen für ein Ausgreifen nach Nieder-Lothringen geschaffen, bei dem ihm wohl nicht zuletzt die Wirtschaftskraft seines Landes zugute kam: Münzen auf seinen Namen sind in N-Deutschland, Jütland und Rußland gefunden worden. Seit 1009 konnte er sich als Doppelvasall des deutschen und des kapetingischen Königs betrachten. Demgegenüber scheint der flandrische Druck über die Grafschaften Boulogne, Guines und Ponthieu, die eine Pufferzone zur Normandie hin darstellten, nicht hinausgereicht zu haben, so daß sich Graf Balduin IV. für kurze Zeit sogar am normannischen Fürstenhof aufhalten konnte.
    Seit 1030 hatte Graf Balduin IV. von Flandern über Rückgriff auf ihre Strafbestimmungen gegen Friedensbruch den Ausbau der öffentlichen Strafgewalt und damit der gräflichen Herrschaft vorangetrieben.

    Weinfurter, Stefan: Seite 183,194,222,"Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten."

    Poppo, um 978 geboren, war im niederlothringischen Raum aufgewachsen und hatte viele Jahre am Hof Graf Balduins IV. von Flandern (988-1035) verbracht.
    Eine weitere Nichte der Königin schließlich, Otgiva, heiratete den mächtigen Grafen Balduin IV. von Flandern (988-1035).
    Aber auch in anderen Regionen gab es Berührungspunkte, vor allem, als sich Graf Balduin IV. von Flandern (gest. 1035), ein Vasall des französischen Königs, frühzeitig als gemeinsamer gegner entpuppte. Dessen Mutter Susanna (gest. 1003), die Tochter König Berengars II. von Italien, war in zweiter Ehe mit König Robert II. verheiratet. Doch dieser verstieß sie 993 und entzog ihr obendrein die Morgengabe, nämlich den für die flandrische Herrschaft wichtigen Seehafen Montreuil mit seiner Buurg. Zusammen mit ihrem Sohn wehrte sie sich vehement gegen diese in ihren Augen ungerechte Behandlung. Balduin IV. begann darüber hinaus mit einer intensiven Konsolidierung und Ausdehnung seines Machtbereichs mit dem Ziel, südlich der Schelde in Lothringen Fuß zu fassen und dort zunehmenden Einfluß zentraler Reichsburgen wie Valenciennes, Eename und Antwerpen zurückzudrängen.
    Seit 1002 den Herrscherwechsel nutzend, richtete Balduin IV. die Angriffe vor allem auf Valenciennes. Bei diesen Aktionen schloß sich ihm Graf Lambert I. von Löwen an, der aus der Familie der REGINARE stammte und zum hohen Reichsadel des Westens zählte. Dessen Ansprüche auf das niederlothringische Herzogtum hatte HEINRICH II. nach dem Tode Herzog Ottos von Nieder-Lothringen 1005 nicht erfüllt, sondern die Herzogsgewalt fürs erste in der eigenen Hand behalten - ein ähnlicher Fall wie derjenige Heinrichs von Schweinfurt. Lambert, der als besonders gewalttätig und skrupellos beschrieben wird, war empört und zog 1006 mit Balduin IV. zur Eroberung von Valenciennes.
    Diese Zuspitzung der Konflikte, vielelicht auch die burgundische Frage, waren die Hauptgründe dafür, daß 1006 die beiden Könige, HEINRICH II. und Robert II., in der Gegend von Mezieres an der Maas, der Grenze der Reiche, aufeinandertrafen. Zieel ward er Abschluß einer amicitia, eines Freundschaftsbündnisses also auf Gleichrangigkeit. Dann begab man sich gemeinsam zur Bekämpfung Balduins IV. von Flandern und dessen Verbündeten, Lambert I. von Löwen. Die beiden Lehnsherrn schlossen sich zusammen, um ihre Vasallen zu disziplinieren.
    Der erste Kriegszug mißlang, denn manche der Bewohner von Valenciennes hatten sich den Gegnern zugewandt und sich "schwer versündigt". Enttäuscht und unverrichteter Dinge ging man auseinander. Erst ein Jahr später, 1007, ließ sich Graf Balduin IIV. in die Knie zwingen. Er mußte sich bedingungslos in die Gewalt HEINRICHS II. begeben und ihm "Genugtuung jeder Art" leisten, wie es heißt, das besetzte Valenciennes räumen, Geiseln stellen udn durch einen Eid versprechen, Treue und Frieden zu bewahren. Das war die Art der Unterwerfung, die für HEINRICH II. die Voraussetzung jeder weiteren Regelung bedeutete. Der französsiche Lehnsmann hatte seine Autorität anerkannt, und darauf konnte die künftige Zusammenarbeit aufgebaut werden. Durch die Heirat Balduins IV. mit Otgiva, einer Nichte der Königin Kunigunde, sollte die Verbindung zum Königshaus noch verstärkt werden.
    Wie sehr es HEINRICH II. auf dieses Prinzip der gehorsamen Unterordnung und der Anerkennung der "königlichen Ehre" (honor regius) ankam, zeigt sich gerade an diesem Beispiel sehr gut: Ein paar Jahre später, nämlich 1012 (oder 1015?), zögerte er nicht, Balduin IV. just dieses Valenciennes, um das so erbittert gekämpft worden war, und dazu noch einige seeländische Inseln, darunter die Halbinsel Walcheren, als Lehen zu überlassen.

    1012 oo I Otgiva von Luxemburg, Tochter des Grafen Friedrich
    -21.2.1030
    1031 oo II Eleonore von der Normandie, Tochter des Herzogs Richard II.

    Kinder:
    1. Ehe
    - Balduin V. um 1012-1.9.1067

    2. Ehe
    - Judith 1031/32-5.3.1094
    1051 oo I Tostig Earl von Northumberland - 25.9.1066
    oo II Welf IV. Herzog von Bayern 1030/40-9.11.1101

    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 58,120,399 G 55 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 167,175 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 4 Seite 8 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I, Seite 4800/Band III Seite 324 - Douglas David C.: Wilhelm der Eroberer Herzog der Normandie. Diederichs Verlag München 1994 Seite 44,83,399 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 45,51 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 102 - Ehlers Joachim: Geschichte Frankreichs im Mittelalter. W. Kohlhammer GmbH 1987 Seite 60 - Favier, Jean: Frankreich im Zeitalter der Landesherrschaft 1000-1515. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1989 Seite 26 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 232,325,348 - Görich Knut: Otto III. Romanus Saxonicus et Italicus. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995 Seite 144 - Hirsch, Siegfried: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II., Verlag von Duncker & Humblot Berlin 1864 Band 2 Seite 9ff., Band 3, Seite 171 - Hoensch, Jörg K.: Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche Dynastie gesamteuropäischer Bedeutung 1308-1437. Verlag W. Kohlhammer 2000 Seite 13 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 390,397-400,441,455 - Jäschke Kurt-Ulrich: Die Anglonormannen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln Mainz 1981 Seite 58,63 - Leo Heinrich: Zwölf Bücher niederländischer Geschichten, Eduard Anton Verlag Halle 1832 Seite 1414-16 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 134 - Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg): Otto III. – Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 199797, Seite 92A,124,152A - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 79,154 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styriria Graz Wien Köln 1990 Seite 172,175,197 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 272,274 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1999, Seite 183,194,222-

    Balduin heiratete von Luxemburg, Otgiva in 1012. Otgiva (Tochter von von Luxemburg, Friedrich I. und von der Wetterau, Irmintrud) wurde geboren um 995; gestorben am 21 Feb 1030. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. von Flandern, Balduin V. wurde geboren um 1012; gestorben am 1 Sep 1067 in Lille [59000],Nord,Nord-Pas-de-Calais,Frankreich; wurde beigesetzt in Lille [59000],Nord,Nord-Pas-de-Calais,Frankreich.

Generation: 2

  1. 2.  von Flandern, Arnulf II. wurde geboren in 961/962 (Sohn von von Flandern, Balduin III. und Billung, Mathilde); gestorben am 30 Mrz 987.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 965-987, Flandern,Belgien; Graf von Flandern

    Notizen:

    Arnulf II.
    Graf von Flandern (965-987)
    961/62-30.3.987
    Einziger Sohn des Grafen Balduin III. von Flandern und der Mathilde Billung von Sachsen, Tochter von Herzog Hermann I.

    Brandenburg Erich: Tafel 5 Seite 10, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VIII. 43. ARNULF II., Graf von Flandern 964
    * 961/62, + 987 30. III..

    Gemahlin:
    ca. 968
    Rozela (Susanne), Tochter König Berengars II. von Italien (siehe VII. 43.), + 1003
    Anmerkungen: Seite 118
    VIII. 43. Arnulf II.
    Vanderkindere I, 294 f. [VIII 58]

    Werner Karl Ferdinand: Seite 478, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)

    VIII. Generation 59

    Als einziges Kind Graf Balduins III. von Flandern nennt Brandenburg VIII, 43 Graf Arnulf II.
    Eine 1846 in den Abteiruinen von S.-Bertin gefundene Inschrift des "10. oder 11. Jh." auf einem Sarkophag, in dem das Skelett einer sehr alten Frau gefunden wurde, lautet: HIC REQUIESCIT ATHALA BALDUINI COMITIS FILIA VERA VIDUA DOMINI CONSECRATA ET IN FIDE CHRISTI CATHOLICA (vgl. M. Prevost, Dictionnaire de Biographie franciase 3, 1939, 1409, mit Angabe der älteren Literatur). Man hat bei der Deutung auch an eine mögliche Tochter Balduins II. gedacht. Dabei übersah man, daß der Name Adela erst durch Adela, die Tochter Heriberts, ins Haus FLANDERN gekommen ist. Als Tochter Balduins III. trüge Adela/Athala den Namen ihrer Großmutter. Eine sichere Einreihung ist an dieser Stelle jedoch nicht möglich, da nicht ausgeschlossen werden kann, daß jene in S.-Bertin beigesetzte Athala Tochter eines der folgenden Grafen von Flandern mit Namen Balduin war.

    Thiele, Andreas: Tafel 25, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa"

    ARNULF II. * 961/62, + 987

    Arnulf II. folgte seinem Großvater Arnulf I. dem Großen unter Vormundschaft des Grafen Balduin (Balzo) in der Regierung. Er wehrte alle Versuche der französischen Krone ab, Flandern als erledigtes Lehen einzuziehen. Er stand gegen die Grafen von Ponthieu-Montreuil und die Normandie, verlor Boulogne, St. Pol und Guines und verweigerte 987 Hugo Capet die Anerkennung.

    oo 980 ROZELA-SUSANNA VON IVREA + 1003
    Tochter des Königs Berengar II. von Italien
    (2. Ehe: oo Robert II. König von Frankreich, + 1031)

    Leo Heinrich: Seite 13-14, "Zwölf Bücher niederländischer Geschichten"

    Auch sein Vater Arnulf starb schon 964 im März und die Markgrafschaft kam nun an Balduins des Jüngeren Sohn, Arnulf den Jüngeren; doch wurde der Teil Flanderns, welchen vorher Adalolf erhalten hatte, und welcher nach dessen Tode wohl von Arnulf nicht wieder verliehen worden war, mit Ausnahme der Grafschaft von Guines, von dem König Lothar an einen französischen Grafen (comes Pontacensis) Wilhelm gegeben; auch machten bei dieser Gelegenheit die Mönche des heiligen Bertins ihr Recht auf Calais geltend; doch blieb diese Seestadt wegen ihrer militärischen Wichtigkeit in weltlichen Händen und wurde nebst der Grafschaft Guines einem anderen Lehnsmann von Frankreich, Adolf, Sigfrids Sohne, erteilt. Die Grafen von Boulogne und von Guines blieben dabei wegen dieser Besitzungen Vasallen von Flandern.
    Arnulfs des Jüngeren Regierung dauerte bis zum März 988. Er hatte noch vor seines Großvaters Tode eine Tochter des unglücklichen Königs von Italien, Berengars, geheiratet und mit ihr einen Sohn gezeugt, der sein Nachfolger wurde: Balduin Schönbart.

    Riche Pierre: Seite 309,407, "Die Karolinger. Eine Familie formt Europa."

    Lothar verstand es geschickt, die Fürsten gegeneinander auszuspielen. Sein Ansehen war so groß, daß Arnulf I. von Flandern, der sein Fürstentum bis an die Canche ausgedehnt hatte, die Rückgabe seiner Besitzungen an den König beschloß, wobei er sich aber die Nutznießung auf Lebenszeit vorbehielt. Als er dann im Jahr 965 starb, konnte Lothar seine Hand auf das Fürstentum legen. Aber der flandrische Adel entschied sich für Arnulfs Enkel Arnulf II. als Nachfolger. Lothar konnte Arras, Douai und alles Land bis zur Lys in seine Gewalt bringen, bis dann Bischof Rorico von Laon, der Onkel des Königs einen Ausgleich vermittelte. Lothar überließ dem jungen Arnulf den Besitz seines Fürstentums fast ungeschmälert und begnügte sich damit, seine Eroberungen zu behalten.
    Graf Arnulf von Flandern ließ durch den Priester Witger eine Familiengeschichte verfassen, die bis zu den KAROLINGERN zurückreichte.

    Pognon Edmond: Seite 114,122, "Hugo Capet König von Frankreich."

    Einer oder zwei der mächtigen, von KARL DEM GROSSEN abstammenden Vasallen, Adalbert von Vermandois und vielleicht auch der Graf Arnulf II. von Flandern, zeigten, jeder auf seine Art schlecht Laune. Jeder dachte an Rebellion, wurde aber mühelos zur Vernunft gebracht; dieser mußte sich, falls er sich überhaupt widersetzte, auf Worte beschränken. Wenige Wochen nach der Wahl war Hugo ein von allen, die in Frankreich etwas galten, anerkannter König.
    Nachdem Graf Arnulf II.von Flandern 988 gestorben war, sah Hugo in einer Heirat Roberts mit dessen Witwe Rozala, auch Susanna genannt, zweifellos einen unmittelbaren Vorteil und hoffte wohl auch, durch diese Verbindung die Beziehungen Flanderns zu seinem Geschlecht zu verbessern. Aber auch mit dieser Heirat kehrte der KAPETINGER dem kaiserlichen Hof den Rücken, denn Rozala war eine Tochter König Berengars II. von Italien.

    968 oo 1. Rozala (Susanna) von Italien, Tochter des Königs Berengar II., 950/60-13.12.1003
    (2. oo Robert I. König von Frankreich, 970-20.7.1031)

    Kinder:
    - Balduin IV. Schönhaar 980-30.5.1035
    -Mathilde - 995
    - Gerhard "Flamens" Stammvater des Hauses GELDERN - um 1053

    Literatur:
    Alvermann, Andrea: Geschichte der Grafschaften, Ländereien & der Stadt Saint Pol. Übersetzung aus dem Mittelfranzösischen Kapitel 7 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel Seite 10 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 32 - Ehlers Joachim: Geschichte Frankreichs im Mittelalter. W. Kohlhammer GmbH 1987 Seite 60 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 64,87 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 74 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 196, 308 - Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 Seite 380,395 - Leo Heinrich: Zwölf Bücher niederländischer Geschichten, Eduard Anton Verlag Halle 1832 Seite 13-14 - Pognon Edmond: Hugo Capet König von Frankreich. Dr. Riedeler Verlag Stuttgart 1966 Seite 114,122 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 309,407 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 214 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G. Fischer Verlag 1993 Tafel 25 - Treffer Gerd: Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996 Seite 74 - Uhlirz, Karl: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Otto II. und Otto III. Verlag Duncker & Humblot Berlin 1967 Band I Seite 451- Weinfurter Stefan: Die Salier und das Reich. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1991 Band III Seite 528 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 478 -

    Arnulf heiratete von Italien, Rozala in 968. Rozala wurde geboren um 950; gestorben in 1003. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 3.  von Italien, Rozala wurde geboren um 950; gestorben in 1003.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Flandern,Belgien; Gräfin von Flandern
    • Titel/Amt/Status: Frankreich; Königin von Frankreich

    Notizen:

    Porträt der Rozala-Susanna von Italien, Ausschnitt aus einer Tafel mit den Porträts der in der Genter Sankt-Peter-Kirche begrabenen Grafen von Flandern und deren Familienmitgliedern.
    Darstellung nach 1497

    Rozala-Susanna von Italien



    Name:
    Susanna

    Kinder:
    1. 1. von Flandern, Balduin IV. wurde geboren in 980; gestorben am 30 Mai 1035.
    2. von Flandern, Mathilde gestorben in 995.
    3. Flamens, Gerhard gestorben um 1053.


Generation: 3

  1. 4.  von Flandern, Balduin III. wurde geboren in 940; gestorben am 1 Jan 962 in Saint-Omer [62765],Pas-de-Calais,Nord-Pas-de-Calais,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Flandern,Belgien; Graf von Flandern

    Notizen:

    Statue des Balduin III. von Flandern am Rathaus von Dünkirchen

    Town hall of Dunkerque - statue of Baudoin III de Flandre - detail-7582

    Gestorben:
    Kloster St. Bertin

    Balduin heiratete Billung, Mathilde in 961. Mathilde (Tochter von Billung, Hermann I.) wurde geboren in 935/945; gestorben am 25 Mai 1008. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 5.  Billung, Mathilde wurde geboren in 935/945 (Tochter von Billung, Hermann I.); gestorben am 25 Mai 1008.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Flandern,Belgien; Gräfin von Flandern
    • Titel/Amt/Status: Verdun [55100],Lothringen,Frankreich; Gräfin von Verdun

    Notizen:

    Mathilde Billung
    Gräfin von Flandern
    Gräfin von Verdun
    935/45-25.5.1008
    Tochter des Herzogs Hermann I. Billung von Sachsen

    Althoff Gerd: Seite 398, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    G 52 Lü: 25.5. Mathild com + 1008 Tochter Hermann Billungs

    Mathilde, die Tochter Hermann Billungs, heiratete in 1. Ehe um 950 Graf Balduin III. von Flandern.
    Zu den Einträgen von Angehörigen dieses Grafenhauses im Lüneburger Necrolog siehe Kommentar G 32 und Seite 58.
    Nach dem schon 962 erfolgten Tod ihres 1. Gemahls (vgl. Vanderkindere, La formation territoriale, S. 293) heiratete sie Gottfried von Verdun. Ein Sohn aus dieser Ehe, Gozelo, erscheint ebenfalls im Lüneburger Necrolog, vgl. Kommentar H 10.
    Belege ihres Todesdatums bei Bork, Billunger, S. 111.

    Thiele Andreas: Tafel 155, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte", Band I, Teilband 1 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser I

    MATHILDE + 1008
    1. oo Balduin III. Graf von Flandern + 962
    2. oo Gottfried, Graf von Verdun + 1005

    Bork Ruth: Seite 110-113, "Die Billunger. Mit Beiträgen zur Geschichte des deutsch-wendischen Grenzraumes im 10. und 11. Jahrhundert."

    12. Mathilde (+ 1008)
    Als Tochter Hermanns sind uns die mehrfach in den ältesten Quellen genannten Gräfinnen Mathilde und Suanhilde bekannt. Zwar wird in einer späteren Chronik (Chron. Piet.) [1 Chron. Pict. Leibnitz SS. Necr. Br. III, Seite 311ff. In der Chron. princ. Sax. (SS. XXV, Seite 472ff.) wird dagegen keine der beiden Töchter genannt.] nur Mathilde als solche erwähnt, doch zeigen schon die Aussagen über sie, wie unsorgfältig der Verfasser in Bearbeitung seines Stoffes vorging. Mathilde, heißt es dort, sei zuerst mit dem englischen König Wilhelm verheiratet gewesen und sei später als Witwe eine zweite Ehe mit dem Grafen Arnulf von Flandern eingegangen [2 Irrtümlich gibt auch Cohn in seinen Stammtafeln (Nr. 221) Mathilde als Witwe Arnulfs des Großen von Flandern an, während er sie dann in Tafel 225 richtig als Gemahlin Balduins einsetzt.], dessen Sohn Balduin gerade gestorben war. Wie verfehlt diese Angaben sind, wird aus der folgenden Untersuchung einwandfreier Quellen deutlich werden.
    Welche der beiden Töchter die ältere war, läßt sich nicht bestimmen. Beide waren zweimal verheiratet und gewannen aus jeder ihrer Verbindungen Nachkommenschaft.
    Die wichtigsten für Mathilde in Fragen kommenden Nachrichten können wir einigen älteren flandrischen Chroniken entnehmen, während der Sächsische Annalist nur zum Jahre 1037 die kurze Notiz bringt, daß in der Nähe von Lothringen die Mark des Herzogs Gozelo gelegen sei, der ein Sohn Gottfrieds und Mathildens, der Tochter des Sachsen-Herzogs Hermann, bzw. einer Schwester des Herzogs Bernhard und des Grafen Liudger, sei [3 Annalista Saxo SS. VI, Seite 681.]. Diese Nachricht finden wir bestätigt in der Fortsetzung der Aufzeichnung Sigeberts von Gembloux, in dem Auctarium Affligenense [4 Sig. Auct. Afflig. SS. VI, Seite 399 zu 1005 "qui dux viduam relictam Baldewini comitis qui erat filius Arnulfi magni marchionis."], das unter anderem zahlreiche Nachrichten aus den Annales Blandinienses verwandte. Letztere gelangten auch in die späteren flandrischen Chroniken, in denen uns ähnlich berichtet wird, daß Mathilde, nachdem ihr Gemahl Balduin III. von Flandern, der Sohn Arnulfs des Großen, gestorben war, den Grafen Gottfried geheiratet habe [5 Geneal. com. Flandr. SS. IX, Seite 305f zu 962 "Arnulfus Magnus genuit Balduinum, qui iuvenis morbe variolae obiit et apud S. Bertinum sepelitur. Hic duxerat filiam Herimanni ducis Saxonum Mathildem, ex quia genuit Arnulfum, Mathildes vidua relicta nupsit Godefrido duci de Enham, ex quo suscepit tres filios, Gozelonem ducem, Godefridum, Hezelonem." Dazu L. Halphen und F. Lot Rec. des Actes de Lothaire et louis V rois de Frances, Paris 1906, Seite 58 Anmerkung 1.].
    In den Annales Blandinienses findet sich zu dem Jahr 962 der Tod Balduins angegeben, und höchstwahrscheinlich ist die dort im geringen Abstand folgende Angabe zu dem Jahr 1008 "...ob. Mathildis comitissa" auf den Tod seiner einstigen Gemahlin, der späteren Gattin Gottfrieds, zu beziehen [1 Ann. Bland. SS. V, Seite 25 "962 ob. Baldwinus filius Arnulfi marchisi et soror eius Liutgardis" und ebd. auch die oben angeführte Angabe von Mathildes Tod, einige Zeilen weiter.]. Das Kloster war der Familie Arnulfs von Flandern besonders verbunden, und außerdem begegnet uns dort unter den damals führenden Geschlechtern keine zweite Gräfin Mathilde. Ihr Todestag findet sich im Necr. S. Mich. Lun. beim 25. Mai eingezeichnet [2 Wedekind Noten III, Seite 39 "Mathild com.".].
    Bei Eingehung der ersten Ehe waren sowohl Mathilde, wie auch der Graf Balduin, ihr Gemahl, noch jung an Jahren, denn es heißt in der Quelle bezeichnenderweise "Qui ad legitimam perveniens aetatem, Domine concedente ac patris voluntate accepit conjugem nobilitatis suae condignam, nomine Mathildem, filiam nobilissimi principis vocabule Herimanni[3 Witgers Geneal. SS. II, Seite 304]." Balduin starb dann sehr früh - im Jahre 962 - an den Blattern [4 Siehe oben Seite 110 Anmerkung 5.] und hinterließ einen Sohn namens Arnulf. Da Arnulf sich anscheinend schon um 968 etwa vermählte [5 Pfister, Robert le Pieux Seite 44, vgl. Köpke-Dümmler, Jbb Otto I. Seite 380 Anmerkung 3. Pfister führt als Beleg die Ann. Kln. min. SS. V, Seite 19 an, wo es zu den Jahren 950-962 heißt "Arnulfus iunior uxorem duxit filiam Beregeri regis Susannam."], könnte er ungefähr in den ersten Jahren nach 950 geboren sein. Balduin wird bei seinem Tode als "juvenis" bezeichnet [6 Siehe oben Seite 110 Anmerkung 5.], und auch Mathilde muß noch verhältnismäßig jung gewesen sein, da aus ihrer vermutlich bald darauf mit Gottfried eingegangene Ehe noch fünf Söhne hervorgingen. Sie könnte etwa zwischen 935 und 945 geboren sein und hätte dann ein recht hohes Alter erreicht, das heißt sie wäre also im Jahre 1008 als hohe 60-erin etwa gestorben. Arnulf II. von Flandern, der Sohn ihrer ersten Ehe, heiratet die Tochter König Berengars II. von Italien, Rozela, später Susanna genannt, die ihm einen Sohn Balduin schenkte und am 13. Dezember (oder 7. Februar) 1003 als verstoßene Gattin König Roberts von Frankreich starb [1 Pfister Seite 46 gibt den 7. Februar 1003 an. Das Jahr ist den Ann. Klnon. min. SS. V, Seite 19 und den Ann. Bland. SS. V, Seite 25 zu entnehmen. Den Todestag entnimmt Pfister - ich zweifle, ob mit Recht - einem Epitaph, das ein Mönch aus dem 14. Jahrhundert überlieferte (bei de Smet, Chron. Flandr. I, Seite 273 f abgedruckt), in dem es von ihr heißt "...Occidit ante dies septem mensis Februari, trans animam superis occaque, terra, tibi...", während es im Necr. S. Mich. Lun., Wedekind Noten III, Seite 95 zum 13. Dezember heißt "Susanna regina..." Auch Köpke-Dümmler, Jbb. Otto I. Seite 380 setzen als ihr Todesdatum den 13. Dezember 1003 ein.]. Ihr Todesdatum ist insofern für uns bemerkenswert, als ihr Name auch im Lüneburger Necrologium erscheint und daran festgestellt werden kann, wie die Beziehungen nach Sachsen noch gepflegt wurden [2 Siehe Anmerkung 1.].
    Der zweite Gatte Mathildes, Graf Gottfried von Verdun und Eenham, ist als der Bruder des Erzbischofs Adalbero von Reims in den Briefen Gerberts mehrfach erwähnt und auch Mathilde ist als seine Gattin dort genannt [3 Lettres de Gerbert, hrsg. von J. Havet, up. 50 und 51 Seite 47f.]. Die Angaben über die der Ehe der beiden entsprossenen Söhne und Töchter sind nicht ganz einheitlich. Die Geneal. com. Flandr. Bert. spricht nur von den Söhnen Gozelo, Gottfried und Hezelo [4 Geneal. com. Flandr. SS. IX, Seite 305f., vgl. Seite 109 Anmerkung 5.], und Ähnliches können wir einer Grabschrift der Gräfin Mathilde entnehmen, die freilich recht spät sein dürfte [5 KG. Poet. V, 2 Seite 299. Eine zeitliche Einordnung dieses nach Streckers Ansicht wahrscheinlich fiktiven Epitaphs war nicht möglich. Er zitiert Locrius "Anno 1009 moritur Machtildis Balduini tertii Flandriae comitia coniux atque Arnulphi iunoris mater iacetque in Blandinensi monasterio iuxta b. virginis altare cum eius modi epitaphio: Si quis scire cupit, hoc cuius membra sepulcro claudantur, claro colligat hoc titulo. Machtildis quarta Flandrina est haec comitissa Herimannique ducis filia Saxoniae. Coniux Balduini iuvenis, sed post Godofredi Ardenne comitis atque Eenhain domini, legitimo sociata thoro fuit et generavit tres illi natos pernitidos iuvees, Godefridam et Gotolonem Eteloemous iuncta fortas magnifico S. Vanne in Verdun stammenden Epitaph in Hexametern ist ebenfalls vorhanden und von Strecker in den MG Poet. V, 2, Seite 299 zitiert. Ein Prosaepitaphium für Mathilde in St. Vanne führt Mabillon, AA. SS. c.s.B. 6,1 Seite 166 an.]. Nun müßten aber nach Aussage der Gesta ep. Virdunensis - der älteste hierfür in Frage kommenden Quelle - aus Mathildes Ehe nicht drei, sondern fünf Söhne hervorgegangen sein, die in der Reihenfolge Adalero (Bischof von Verdun 984-991), Friedrich (Graf zu Verdun), Hermann (Graf von Eenham, später Mönch), Gottfried (Herzog von Nieder-Lothringen, gestorben 1023) und Gozelo (Herzog von Nieder-Lothringen, später Herzog beider Lothringen, gestorben 1044) [6 Gesta ep. Virdun. SS. IV, 48 (vgl. Hirsch, Jbb. Heinrichs II. Band 1 Seite 334 Anmerkung 2). Der Verfasser schrieb zwischen 1046 und 1088 (siehe Waitz SS. IV, Seite 38), während die Genealog. com. Flandr. Bert., auf die die anderen Genealogiae com. Flandr. zurückgehen, erst um 1111 verfaßt ist. Vgl. auch Hugo von Flavigny SS. VIII, Seite 370.].
    Anläßlich des Todes Adalberos ist auch noch einmal von seinem Vater, Gottfried von Verdun, die Rede [1 In den Gest. ep. Vird. c. 6 (SS. IV, Seite 47) heißt es "Adalberonis corpus ab Italia delatum a fratre suo comite Frederico, positam est in aecclesia sua in choro sanctae Mariae..." und c. 9 "pater vero eorum (Hermanns und Friedrichs) tradidit Borracum atque Forbacum"; Hugo von Flavigny (SS. VIII, Seite 370) schreibt dazu II, 8 "Godefridus comes pater Borracum dedit, inde relato filio suo ab Italia Adalberone episcopo, cum eum parentes ejus in aecclesia S. Vitoni sepeliri mardasscat, ..."], während uns dieser in den späteren Jahren nicht mehr in den Quellen begegnet. Auch eine Angabe über sein Todesjahr findet sich nirgends. Da man sich nicht einig ist über die genaue Zeit der Bischofstätigkeit Adalberos und über die Zeit seines Todes - Hauck nennt das Jahr 988 [2 Hauck, K.G. III, Seite 993.], Parisot 990 [3 Parisot, Seite 381f.], Hirsch und Waitz 991 [4 Hirsch, Jbb. Heinrichs II. Band 1 Seite 334 Anmerkung 2 und Waitz SS. IV, 47 n. 45.], so ist das von Hirsch für den Tod Gottfrieds als terminus post quem bezeichnete Jahr 991 [5 Siehe Anmerkung 4.] auch kein sicherer Anhaltspunkt, obgleich es auf einem Todesvermerk in den Ann. Necr. Fuld. [6 Ann.Necr. Fuld. SS. XIII, Seite 206. Die späten Ann. S. Vit. Virdun. SS. X, Seite 526 geben dagegen das Jahr 990 an.] zurückgeht. Im Necr. S. Virdunense ist Adalberos Tod unter dem 18. April angegeben [7 Necr. Virdunense S. Vitoni, hg. von E. Sacker im Neuen Archiv der Gesellschaft für die deutsche Geschichte XV, 1890 Seite 128.], während Gottfrieds Tod auf den 4. September fällt [8 Nach der von Strecker, MG Poet. V,2, Seite 299 abgedruckten Grabschrift auf den Grafen Gottfried.], so daß für des letzteren Tod, sofern die Fuldaer Angabe von 991 stimmt, die Zeitspanne vom 18. April 991 bis zum 4. September (?) 1007 in Frage käme. Letzteres entnehmen wir der oben schon erwähnten Grabschrift auf seine Gattin Mathilde (+ 25. Mai 1008), aus der hervorgeht, daß sie ihren Gatten in der Marienkapelle von St. Peter in Blandinium bestattet hat [9 Siehe oben Seite 112 Anmerkung 5.].

    961 1. oo Balduin III. Graf von Flandern 940-1.1.962 (starb an Blattern)
    963 2. oo Gottfried Graf von Verdun 935/40- nach 995

    Kinder:

    1. Ehe
    - Arnulf II. Graf von Flandern 961/62-30.3.987
    - Liutgard

    2. Ehe
    - Gozelo Herzog von Nieder-Lothringen ca 970-19.4.1044
    - Gottfried Herzog von Nieder-Lothringen - nach 11.8.1023
    - Hermann Graf von Eenham - 28.5.1029
    - Adalbero Bischof von Verdun (984-991) ca 964-19.3.991
    - Friedrich Graf von Verdun - 6.1.1022

    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 58,398 G 52 - Alvermann, Andrea: Geschichte der Grafschaften, Ländereien & der Stadt Saint Pol. Übersetzung aus dem Mittelfranzösischen Kapitel 5 - Annalista Saxo: Reichschronik SS. VI ad a. 1002,1037 - Bork Ruth: Die Billunger. Mit Beiträgen zur Geschichte des deutsch-wendischen Grenzraumes im 10. und 11. Jahrhundert. Dissertation Greifswald 1951 Seite 110-113 - Leo Heinrich Dr.: Zwölf Bücher niederländischer Geschichten. Eduard Anton Verlag Halle 1832 Seite 12 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 155 -

    Kinder:
    1. von Flandern, Athala
    2. 2. von Flandern, Arnulf II. wurde geboren in 961/962; gestorben am 30 Mrz 987.


Generation: 4

  1. 10.  Billung, Hermann I. wurde geboren in 900/912 (Sohn von Billung); gestorben am 27 Mrz 973 in Quedlinburg [06484],Quedlinburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Bardengau,Deutschland; Graf im Bardengau
    • Titel/Amt/Status: Marstengau,Deutschland; Graf im Marstengau
    • Titel/Amt/Status: Tilithigau,Deutschland; Graf im Tilithigau
    • Titel/Amt/Status: 961-973, Sachsen,Deutschland; Herzog von Sachsen

    Notizen:

    Hermann I. Billung
    Herzog von Sachsen (961-973)
    Graf im Bardengau, Marstengau und Tilithigau
    900/12-27.3.973 Quedlinburg
    Sohn des Grafen Billing

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 2160

    Hermann Billung, Herzog in Sachsen
    + 13. März 973 Quedlinburg
    Eltern unbekannt
    oo Hildegard

    5 Kinder:
    unter anderem
    Bernhard I., Herzog
    Schwanhild oo Ekkehard I.
    Mathilde 1. oo Balduin III. von Flandern, 2. oo Gottfried der Ältere Graf von Verdun

    OTTO I. übertrug Hermann Billung im Herbst 936 den Befehl auf dem Redarierfeldzug, dem wohl ein ständiger Auftrag des Grenzschutzes im Niederelberaum folgte. Doch ist Hermann Billung hier als Markgraf erst 953 bezeugt. Während seiner Abwesenheit wurde Hermann Billung von OTTO I. wiederholt mit der Wahrnehmung von Gerichts- und Herrschaftsbefugnissen betraut (953, während des Aufstandes Liudolfs; 961, anläßlich des zweiten Romzugs OTTOS; 966, vielleicht auf den gesamten sächsischen Raum bezogene "Prokuration"). Die königliche Kanzlei vermied es, Hermanns Befehlsgewalt mit dem Herzogstitel zu belegen und nannte ihn 'marchio' und 'comes'. Im Mittelpunkt seiner Herrschaftsausübung stand die Nordost-Grenze; Hermann Billung hielt die slavischen Völkerschaften der Abodriten, Wagrier und Redarier in Abhängigkeit vom Reich. Er hinterließ seinem Sohn Bernhard ein "machtvolles Herrschaftsgebilde" (Freytag).

    Literatur:
    ADB XII, 151-153 - NDB VIII, 640f - Hermann, Slaven [Neubearb. 1986], passim.

    Neue Deutsche Biographie: Band 8 1969

    Hermann Billung, Herzog in Sachsen
    + 27.3.973 Quedlinburg
    Aus dem Geschlecht der BILLUNGER (s. NDB II); Eltern unbekannt

    Brüder:
    Wichmann (+ 944)
    Amelung (+ 962), Bischof von Verden (seit 933, s. ADB I)
    oo Hildegard

    5 Kinder:
    unter anderem
    Herzog Bernhard I. in Sachsen (+ 1011, s. NDB II),
    Suanehild [1. oo Markgraf Thietmar von Serimunt-Nicici (+ 978)] [2. oo Markgraf Ekkehard I. von Meißen ( + 1002, s. NDB IV)],
    Mathilde [+ 1008, 1. oo Graf Balduin III. von Flandern (+ 961), 2. oo Herzog Gottfried von Nieder-Lothringen (+ 1005?, s. NDB VI)]

    Neffen:
    Graf Wichmann der Jüngere (+ 967)
    Graf Ekbert

    OTTO I. übertrug im Herbst 938 Hermann die Leitung des Feldzuges gegen die Redarier. Dem zeitlich begrenzten Amt des Heerführers scheint der ständige Auftrag gefolgt zu sein, den Grenzschutz an der unteren Elbe auszuüben. Bezeugt wird Hermann als Markgraf in diesem Raum jedoch erst 953. Nach Ausbruch des Liudolfingischen Aufstandes (953) beauftragte OTTO I. ihn, in der Zeit seiner Abwesenheit die Aufgaben des Herzogs in Sachsen wahrzunehmen (erste Prokuration). Bei Antritt des zweiten Romzuges 961 übertrug OTTO I. wiederum Hermann die Prokuration in Sachsen. Während der ersten Prokuration unterdrückte Hermann die Erhebung seiner Neffen Wichmann der Jüngere und Ekbert, die sich mit den Obotriten verbündet hatten, und wahrte dem Grenzraum an der unteren Elbe sowie dessen Hinterland den Frieden. Die zweite Prokuration erfolgte, damit Hermann als Stellvertreter OTTOS I. die Gerichtshoheit in den Gebieten ausüben könne, die der Slawengrenze benachbart waren. Ist der räumliche Geltungsbereich der ersten beiden Prokurationen nicht ganz zweifelsfrei zu ermitteln, so ist eine dritte Prokuration 966 hingegen für das gesamte sächsische Herzogtum wahrscheinlich zu machen. Die drei Prokurationen ließen Hermann zum zeitweiligen Vertreter des Königs gegenüber dem sächsischen Stamm aufsteigen und eine herzogliche Stellung gewinnen, in der er als Gefolgsmann OTTOS I. wirkte. Bezeichnend ist es jedoch, dass die königliche Kanzlei vermied, ihm den Titel eines dux zu geben, sondern ihn nur als marchio oder comes bezeichnete. Seine Tätigkeit erstreckte sich vornehmlich auf die Sicherung der Nordost-Grenze, wo er die slawischen Stämme der Wagrier, Obotriten und auch Redarier in straffer Abhängigkeit vom Reich hielt. Bei seinem Tode hinterließ er ein machtvolles Herrschaftsgebilde, in dem sein Sohn Bernhard I. unbestritten nachfolgte.

    Literatur:
    ADB XII; Adam von Bremen, Hamburg, KG, hrsg. v. B. Schmeidler, in: MG SS rer. Germ. 1917; Die Sachsengesch. d. Widukind v. Korvei, hrsg. v. P. Hirsch, ebd. 1935; Die Chronik d. Bischofs Thietmar v. Merseburg, hrsg. v. R. Holtzmann, in: MG SS NS IX, 1935; F. M. Fischer, Politiker um Otto d. Gr., 1937; R. Bork, Die Billunger, Mit Btr. zur Gesch. d. dt.-wend. Grenzraumes im 10. und 11. Jh., Diss. Greifswald 1951 (ungedr.); H.-J. Freytag, Die Herrschaft d. Billunger in Sachsen, 1951; K. Jordan, Hzgt. u. Stamm in Sachsen während d. hohen MA, in Nd. sächs. Jb. f. Landesgesch. 30, 1958, S. 1-27; A. K. Hömberg, Westfalen u. d. sächs. Hzgt., 1963

    Althoff Gerd: Seite 376, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    H 6 Lü: 27.3. Hermannus primus dux Saxonie fundator huis cenobii.Parce mihi + 973 Hermann Billung
    Me: 28.3. Herimannus dux

    Hermann ist neben seinen Brüdern, Wichmann dem Älteren (G 39) und Bischof Amelung von Verden (B 39), der erste bekannte Angehörige des billungischen Geschlechts. Versuche, die Vorfahren der BILLUNGER festzustellen, führten bisher nicht zu gesicherten Ergebnissen (vgl. Krüger, Grafschaftsverfassung, S. 79f.; Hömberg, Westfalen und das sächsische Herzogtum, S. 18f.).
    Sicher ist jedoch auch der Bericht Adams von Bremen (II, 8) über die niedrige Herkunft Hermanns falsch, denn die BILLUNGER sind als Verwandte der Nachfahren Widukinds anzusprechen. Die Analyse des Necrologs führte hier zu neuen Einsichten; siehe dazu oben S. 68 ff.
    Hermann wurde 936 von OTTO I. zum princeps militiae ernannt und in der Folgezeit dreimal (953, 961, 966) mit der procuratio Saxoniae beauftragt.
    Zum Problem des Hineinwachsens in eine herzogsähnliche Stellung und den Bezeichnungen comes, marchio und dux, die Hermann in den verschiedenen Quellen gegeben werden, vgl. Bork, Billunger Seite 54 f.; Freytag, Herrschaft der Billunger, Seite 8.
    Über die Gemahlinnen Hermanns herrscht in der Forschung keine Klarheit. In der Tabula gentis Billingorum (MGH SS 13, S. 344) sind Hermann zwei Frauen zugeordnet: Ode com und Hildesuinth com; vgl. oben S. 49.
    Jüngere Quellen erwähnen eine Hildegard als Gemahlin, was jedoch wohl auf einer Verwechslung mit der Frau seines Sohnes Bernhard beruht. Entgangen ist der Forschung der Eintrag am 15. März ins Necrolog von Xanten: Obitus Ode uxoris Hermanni ducis (vgl. G 27). Der Todestag einer anderen Gemahlin Hermanns ist nicht bekannt.
    Allgemein zu Hermann vgl. NDB 8, S. 504 f.; Biogr. Wörterbuch 1, Sp. 1123 f.; FW H 45.
    Zum Todesdatum: BO Nr. 562e, wo jedoch die Einträge in die Necrologien von Borghorst, Vreden, Xanten und in das Diptychon Bremense nicht erwähnt sind.

    Schwennicke Detlev: Tafel, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 11

    HERMANN BILLUNG
    + Quedlinburg 27. III. 973 Begraben: Lüneburg St. Michaelis

    936 princeps militiae
    940 GRAF im WETIGAU
    953,961 und 966 procurator regis in Sachsen
    955 GRAF in den Gauen TILITHI und MARSTEN
    956 MARCHIO (MARKGRAF)
    965 DUX in SACHSEN
    gründet St. Michaeliskloster zu Lüneburg

    1. oo ODA + 15.III. ...
    2. oo HILDESUIT

    Thiele Andreas: Tafel 155, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte", Band I, Teilband 1 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser I

    HERMANN I. "BILLUNG" + 973

    Graf im Bardengau, Marstengau und Tilithigau
    Tritt erst mit seiner Ernennung zum Markgraf im Gebiet Mecklenburg 936 deutlich hervor; da er in den unterschiedlichsten Titeln benannt wird nach 936: "Markgraf", "Herzog", "Graf", "Princeps militae" und den Titeln noch keine klare Definitionen zugrundelagen, ist die eigentliche Position Hermanns nicht klar zu bestimmen; es bleibt eine grundsätzliche Verfügungsgewalt der OTTONEN in Sachsen bestehen, auch dann, als Hermann zum Verwalter von Sachsen aufrückt 961; er ist als Verwalter-Herzog nur ein Stellvertreter der OTTONEN, das Herzogtum umfaßt auch nicht das ganze Sachsen, wirklich wirksam wird er nur im Raum Engern (Mittelteil) zwischen Westfalen und Ostfalen; Schwerpunkt seiner Politik ist zusammen mit Markgraf Gero die Slawenabwehr; gerät wegen Besitz-, Rechts- und Erbfragen oft gegen die Neffen und bringt nach und nach mit starker Hand die Slawen zwischen Elbe-Oder unter deutsche Hoheit, die Bistümer Havelberg und Brandenburg entstehen; unterwirft 962/63 sogar Polen. 955 Schlacht an der Recknitz, womit eine letzte große Revolte niedergeworfen wird; Mitbegründer von Abtei St. Michael/Lüneburg als "Hauskloster" und deren Vogt; bleibt stets treue OTTONEN-Stütze; steht besonders gegen die Garfen von Werl (eventuell gleichen Stammes wie er) und gegen die Grafen von Stade.

    Hermann wurde 936 von OTTO I. im Rahmen seiner auf Unterwerfung der Elbslawen gerichteten Ostpolitik und zur Abwehr der Dänen als Markgraf an der Niederelbe eingesetzt und trat damit erstmals deutlich hervor. Da er in den unterschiedlichsten Titeln nach 936 benannt wurde: "Markgraf"; "Graf", "Princeps militiae" und den Titeln noch keine klare Definitionen zugrunde lagen, war die eigentliche Position Hermanns nicht klar zu bestimmen. Es blieb eine grundsätzliche Verfügungsgewalt der OTTONEN auch dann in Sachsen bestehen, als Hermann 961 zum Verwalter von Sachsen aufrückte. Er war als Verwalter-Herzog nur ein Stellvertreter der OTTONEN, das Herzogtum umfaßte auch nicht das ganze Sachsen, wirklich wirksam wurde er nur im Raum Engern (Mittelteil) zwischen Westfalen und Ostfalen; Schwerpunkt seiner Politik war zusammen mit dem Grafen Gero die Slawenabwehr. 955 zog er gegen die aufständischen Abotriten, die besiegt wurden. Er geriet wegen Besitz-, Rechts- und Erbfragen oft gegen die Neffen, Wichmann II., des erbittersten Gegner Hermanns, und Ekbert der Einäugige, und sicherte während des Liudolfingischen Aufstandes (953-954) Sachsen, wo er 953,961 und 966 während OTTOS Abwesenheit als dessen Stellvertreter fungierte. Seitdem führte Hermann den Titel eines Herzogs von Sachsen, dessen Gewalt jedoch auf das nördliche Sachsen beschränkt blieb. Er brachte mit starker Hand die Slawen zwischen Elbe und Oder unter deutsche Hoheit, die Bistümer Havelberg und Brandenburg entstanden. Er unterwarf 962/63 sogar Polen, gewann 955 die Schlacht an der Recknitz, womit eine letzte große Revolte niedergeworfen wurde. Er war der Mitbegründer der Abtei St. Michael/ Lüneburg als "Hauskloster" und deren Vogt, blieb stets eine treue OTTONEN-Stütze und stand besonders gegen die Grafen von Werl (eventuell gleichen Stammes wie er) und gegen die Grafen von Stade. Sein Sohn Bernhard folgte nach dem Tode Hermannsin dieser Würde.
    Hermann verwaltete nicht nur die Mark gegen die Dänen, Wagrier, Abodriten und einen Teil der Redarier, sondern besaß als Graf im Bardengau, im Gau Tilithi und im Marstengau auch auf altsächsischen Boden eine starke Position. Seine Macht und sein Ansehen im östlichen Teil Sachsens wird uns vor allem dadurch deutlich vor Augen geführt, dass er 968 vom Magdeburger Erzbischof Adalbert mit großen Ehren empfangen wurde, als wäre er tatsächlich Herzog. Dass er von den Schriftstellern "dux" genannt wird, ist nichts Besonderes, da er im Grenzgebiet gegen die Slawen eine militärische Führungsposition eingenommen hat. Hermann Billung hatte lediglich zur Zeit des Liudolfingischen Aufstandes und während der Italienzüge OTTOS I. von 961 und 966 eine gewisse obrigkeitliche Stellung in Sachsen inne.

    Trillmich Werner: "Kaiser Konrad II. und seine Zeit"

    OTTO DER GROSSE hatte 936 seinen Freund Hermann mit der Grenzsicherung gegen Slawen und Dänen beauftragt. Die ihm verliehenen markgräflichen Befugnisse bezogen sich auf Nordelbien und die ostfälischen Gaue des Bistums Verden, doch verfügte er dort nur über bäuerliche Kämpfer, leichte Reiter und wenige ritterliche Vasallen. Diesen Mangel galt es durch Rodung und Kolonisation zu beheben, denn zur Aufstellung ausreichender Streitkräfte bedurfte es zusätzlicher Aufgebotsrechte über Standesgenossen im Hinterland, verbunden mit richterlichen Vollmachten zur Wahrung des Landfriedens. Der heftige Widerstand des betroffenen Adels gegen Hermanns Bevorzugung, dem sich selbst nahe Verwandte anschlossen, und der sich infolge seiner nochmaligen Erhöhung zum herzoglichen Stellvertreter des Königs weiter versteifte, konnte nie überwunden werden. Weil den Sachsen mehr an Tributen lag als an der Bekehrung der Nachbarn, mißglückte auch die Eingliederung der Ostseeslawen.

    1. oo Oda - 15.3.
    2. oo ? Hildesuith

    Kinder:
    - Bernhard I. - 7.2.1011
    - Liudger - 26.2.1011
    - Suanehild 945/55-26.11.1014
    1. oo Thietmar I. Markgraf von Meißen -3.8.979
    2. oo Ekkehard I. Markgraf von Meißen - 30.4.1002
    - Imma Äbtissin von Herford
    - Mathilde 935/45-25.5.1008
    961 1. oo Balduin III. Graf von Flandern 940-1.1.962
    963 2. oo Gottfried Graf von Verdun 935/40- 995

    Literatur:
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    Zimmermann, Harald: Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1976 -

    Kinder:
    1. von Sachsen, Bernhard I. wurde geboren um 950; gestorben am 9 Feb 1011 in Corvey [37671],Höxter,Nordrhein-Westfalen,Deutschland; wurde beigesetzt in Lüneburg [21335],Lüneburg,Niedersachsen,Deutschland.
    2. Billung, Liudger wurde geboren in 950; gestorben am 26 Feb 1011; wurde beigesetzt in Lüneburg [21335],Lüneburg,Niedersachsen,Deutschland.
    3. Billung, Suanehild wurde geboren in 945/955; gestorben am 26 Nov 1014.
    4. Billung, Imma
    5. 5. Billung, Mathilde wurde geboren in 935/945; gestorben am 25 Mai 1008.