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 Bohrer

Grimoald I.

männlich um 620 - 662  (42 Jahre)


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Generation: 1

  1. 1.  Grimoald I. wurde geboren um 620 (Sohn von Pippin I und Itta); gestorben in 662 in Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Austrasien; Austrasischer Hausmeier

    Notizen:

    Grimoald I. der Ältere Austrasischer Hausmeier seit 639
    um 620 † 662 Paris
    Sohn des fränkischen Edlen Pippin I. der Ältere und der Itta

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 1717

    Grimoald I. der Ältere, fränkischer Hausmeier
    * um 620, † um 662
    Sohn Pippins I. des Älteren und der Iduberga

    Schwester:
    Gertrud von Nivelles

    Nach dem Tode des Vaters gelang Grimoald I. die Übernahme des Hausmeieramtes im austrasischen Reichsteil. Der minderjährige König Sigibert III. stand unter Grimoalds Kuratel und adoptierte dessen Sohn, der vermutlich erst bei dieser Gelegenheit den Namen Childebert (III.) annahm. Den wohl erst nach diesem "Staatsstreich" geborenen Sohn Sigiberts, Dagobert II., ließ Grimoald nach Irland ins Exil bringen. Der unter anderem als 'maior domus', 'vir illuster', 'dux' bezeichnete Grimoald fand Bundesgenossen in Bischof Kunibert von Köln und im Alamannen-Herzog Leuthari. Am Ende geriet er in die Hände der neustrischen Dynastie, die ihn wegen der Exilierung Dagoberts hinrichten ließ.

    Liteartur:
    NDB VII, 93 - I. Heidrich, Titular und Urkk. der arnulfing. Hausmeier, ADipl 11/12, 1965/66 - K. A. Eckhardt, Studia Merovingica, 1975 - E. Hlawitschka, Studien zur Genealogie und Gesch. der Merowinger, RhVjbll 43, 1979 - E. Ewig, Die Merowinger und das Frankenreich, 1988 -

    Hlawitschka Eduard: Seite 74, "Die Vorfahren Karls des Großen"

    10. Grimoald I.

    Als Sohn Pippins des Älterern bezeugt in Fredegarii Chron. c. 85, MG. SS. rer. Merov. 2, Seite 164; Lib. Hist.Franc. c. 43, ebd., Seite 315f.; weitere Quellen BM² 2r-4a.
    Zur Datierung seines Staatsstreichversuchs neuerdings L. Dupraz, Le royaume des Francs et l'ascension politique des maires du palais au declin du VI sicle, Fribourg/Schw. 1948, Seite 109ff, 284ff.
    Grimoald setzte 661/62 König Dagobert II. ab und erhob seinen eigenen Sohn Childebert zum König von Austrasien. Der neustrische Adel ließ daraufhin Grimoald hinrichten, weil dieser mit seinem Staatsstreich die Angliederung Austrasiens an Neustrien verhindert hatte.

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    Dass Grimoald sogleich den Anspruch auf die eben erst zurückgewonnene austrische Machtstellung seines Vaters erheben und schließlich auch durchsetzen konnte, zeigt deutlich den Sog des dynastischen Denkens, in den das Hausmeieramt inzwischen geraten war. Zwar hatte Grimoald 641 zunächst noch als dux und gemeinsam mit dem seit den 630-er Jahren führenden dux Adalgisel einen Feldzug des halbwüchsigen Königs Sigibert gegen den Thüringer-Herzog (dux) Radulf zu bestehen, an dessen Seite der AGILOLFINGER Fara, Sohn des früher umgebrachten Chrodoald, fiel, ohne dass Radulf unter die Botmäßigkeit der Austrier gebracht werden konnte, doch als dann 642/43 Grimoalds schärfster Konkurrent am austrischen Hof, der "übermütige und ehrgeizige" Königserzieher Otto, durch den Alemannen-Herzog Leuthar getötet worden war, gab es kein Hindernis mehr: Der Sohn Pippins wurde "Hausmeier im Palast Sigiberts und im ganzen Reich der Austrier". Drei Urkunden der folgenden Jahre, wiederum Klostergründungen, betreffend, geben Aufschluß über die seitherige Kräfteverteilung, 646/47 wurde die Güterausstattung von Cugnon am Südrand der Ardennen von Sigibert III. "auf den Rat der Bischöfe von Köln, Trier und Metz sowie der Großen Grimoald, Bobo und Adalgisel" vorgenommen, und ebenso standen Kunibert von Köln und der Hausmeier Grimoald 648/50 bei der Verlagerung dieser Neugründungen an ihren endgültigen Standort Stablo-Malmedy (in den nördlichen Ardennen) an der Spitze einer urkundlichen Zeugenliste von fünf Bischöfen und neun weltlichen Großen, unter denen wir auch Grimoalds Schwager Ansegisel und dessen Bruder Chlodulf, also die Söhne Arnulfs von Metz, als königliche domestici wiederfinden. Noch etwas später sprach dann ein erneutes Schenkungsprivileg Sigiberts offen von Stablo-Malmedy als einer Stiftung, die Grimoald "aus eigenem Antrieb" auf ihm überlassenen Königsland vorgenommen habe. Es ging also im Grunde um ein weiteres pippinidisches Hauskloster, das Grimoald überdies durch die Übertragung an den Abt Remaklus aus Solignac (bei Limoges) an das irofränkischen Mönchtum Innergalliens anzuschließen suchte. Wie sehr seine Kirchenpolitik zugleich die Familieninteressen im Auge hatte, zeigt sich auch daran, dass 647/48 der Aquitanier Amandus, mit Pippins Witwe Itta durch die Gründung von Nivelles verbunden, als Landfremder zum Diözesan-Bischof in Maastricht gemacht werden konnte und dass um 654/55 der domesticus Chlodulf den einstigen bischöflichen Stuhl seines Vaters Arnulf in der austrischen Residenzstadt Metz bestieg.
    Offensichtlich verstand es Grimoald, die Regierung Austriens ganz mit eigener Hand zu führen, selbst nachdem König Sigibert III. um 645 das Mündigkeitsalter von 15 Jahren erreicht hatte. Dieser Zustand scheint den Hausmeier allmählich zu dem kühnen Plan beflügelt zu haben, seiner Familie auch in aller Form die königliche Würde zu verschaffen. Dabei dachte er keineswegs daran, das Geschlecht der MEROWINGER vom fränkischen Thron zu stoßen, den es bereits seit Chlodwigs Zeiten inzwischen in 6. Generation exklusiv innehatte, sondern er wollte die herrschende Dynastie ganz friedlich beerben. Da das Unterfangen Jahre später in einem Fiasko geendet ist, hat die karolingische Quellenüberlieferung einen dichten Schleier des Geheimnisses darüber ausgebreitet und mitunter glatt bestritten, dass Grimoald der Ältere überhaupt einen Sohn gehabt hat. Tatsächlich kennen wir nicht einmal seinen eigentlichen Namen, denn der Königsname Childebert, unter dem er in fränkischen Herrscherlisten des 8./9. Jahrhunderts begegnet, ist ihm zweifellos erst in dem Augenblick beigelegt worden, da er sich als vollgültiger MEROWINGER ausweisen sollte. Ob dem eine regelrechte Adoption durch Sigibert III. zu Grunde lag, wie ein sehr später Chronist wissen will, ist ungewiß, doch dürfte feststehen, dass der Sohn des Hausmeiers, sobald Sigibert gestorben war (nach neuerer Auffassung bereits 651, nicht 656), mit einem so begründeten Anspruch auf dessen Nachfolge hervorgetreten ist. Dabei konnte er wohl auf die Furcht vieler Austrier bauen, nach Sigiberts Ende wieder von Neustrien aus regiert zu werden, wo dessen jüngerer Bruder Chlodwig II., mit der früheren Sklavin Balthild verheiratet, immerhin drei kleine Söhne hatte.
    In seinem ehrgeizigen Kalkül ließ sich der Hausmeier Grimoald selbst dadurch nicht beirren, dass Sigibert III. einen, wenn auch unmündigen, ehelichen Sohn hinterließ, der den Namen seines Großvaters Dagobert erhalten hatte. Gemäß einer kurz vor dem Tod des austrischen Königs getroffenen Absprache "ließ er den kleinen Dagobert scheren und schickte ihn mit Bischof Dido (Desiderius) von Poitiers auf eine weite Reise nach Irland in ein dortiges Kloster, um den eigenen Sohn zum König zu machen". Das "Buch der Frankengeschichte" eines unbekannten Neustriers wohl aus der Gegend um Soissons aus dem Jahre 727, das mit diesen Worten als einzige Quelle über den "Staatsstreich" berichtet, fügt sogleich an, die Franken seien darüber sehr entrüstet gewesen, hätten Grimoald in einen Hinterhalt gelockt, ihn ergriffen und dem König Chlodwig II. († 657) zur Aburteilung übergeben; in Paris sei er dann eingekerkert und zur Strafe für den Frevel an seinem Herrn grausam getötet worden. Die Hinrichtung Grimoalds durch seine neustrischen Widersacher steht damit fest, doch ist aus einer einzigen, zufällig überkommenen Urkunde, die eine Datierung nach dem "6. Jahr des Königs Childebert" aufweist, der Schluß zu ziehen, dass der adoptierte "MEROWINGER" und mit ihm sein leiblicher Vater der Hausmeier und wahre Machthaber Grimoald, zuvor jahrelang Anerkennung gefunden haben müssen. Da von einem gewaltsamen Ende Childeberts III. nichts verlautet, mag er 656/57 eines natürlichen Todes gestorben sein und erst dadurch Grimoald in eine unhaltbare Lage gebracht haben, die es den Gegnern leicht machte, ihn alsbald zu vernichten.
    Der Sturz war tief. Mit dem Hausmeier Grimoald dem Älteren und dem adoptierten Childebert erlosch bereits in der zweiten bzw. dritten Generation der Mannesstamm der PIPPINIDEN. Erst 662 schickte Chlothar III. seinen jüngeren Bruder Childerich II. als neuen Teil-König nach Neustrien, wo inzwischen die mit Grimoald verfeindeten Adelskreise den Ton angaben. An der Seite von Sigiberts Witwe Chimnechild wurde der dux Wulfoald mit Rückhalt an den Neustriern zur bestimmenden Figur dieser Jahre; auf seine Wirksamkeit dürfte es sich beziehen, wenn die Klosterüberlieferung von Nivelles zu vermelden weiß, "Könige, Königinnen und selbst Bischöfe" hätten die Äbtissin Wulfetrud († 669), Grimoalds Tochter, "aus Haß gegen ihren Vater von ihrem Amt durch Überredung und schließlich mit Gewalt entfernen wollen". Auch bei der Bischofswahl in Maastricht kam um 670 mit dem einheimischen Lambert offenbar ein Gegner der PIPPINIDEN zum Zuge, und die Doppelabtei Stablo-Malmedy mußte gar 669/70 eine Königsurkunde entgegennehmen, in der Grimoalds Gründungsinitiative völlig außer acht gelassen und die Ausstattung mit Waldungen in den Ardennen ausdrücklich vermindert wurde. Maßgeblich beteiligt war dabei ein dux Gundoin, der wahrscheinlich gleichzusetzen ist mit jenem Gundwin, der einige Zeit nach 657 Grimoalds Schwager, den domesticus Ansegisel, erschlug. Da auch Bischof Chlodulf von Metz, der andere Sohn Arnulfs, bald nach 670 gestorben sein dürfte und anscheinend von seinem Sohn Aunulf nicht lange überlebt wurde, verblieben aus Arnulfs und Pippins Geschlecht allein Begga, die Witwe Ansegisels, und ihr Sohn, der um 640/50 geborene Pippin der Mittlere.

    Ewig Eugen: „Die Merowinger“

    Gegen die Erhebung des von Sigibert adoptierten Grimoald-Sohnes zum König erhob sich anscheinend kein Widerstand.
    Die Regierungszeit des Childebertus adoptivus (656-662) ist in tiefes Dunkel gehüllt, das bisher nicht aufgehellt werden konnte. Thüringen war der austrasischen Zentralgewalt schon unter Sigibert III. entglitten. Ob die Auflösung in den rechtsrheinischen Ländern weiter fortschritt, ist unbekannt. Äußere Gefahren bestanden an der Ost-Grenze nicht mehr oder noch nicht. Das große Slawenreich Samos, das wohl von der mittleren Elbe bis nach Kärnten gereicht hatte, löste sich um 660 auf. Die an Theiß und Donau wieder erstarkenden Awaren haben jedoch erst in der Folgezeit die "schwächste und schmalste Stelle" des Samo-Reichs im heutigen Nieder-Österreich durchstoßen und damit die bayrische Grenze an der Enns erreicht.
    Es scheint, dass Grimoald, der eigentliche Regent des austrasischen Reichs in diesen Jahren, zu den rechtsrheinischen Herzögen einigermaßen ausgewogene Beziehungen unterhielt. Gefährlicher war für die PIPPINIDEN jedenfalls die Opposition in Auster selbst, das heißt in den fränkischen Kernlanden des Reichs. Sie kann in der Regierungszeit des Grimoald-Sohnes nicht erloschen sein und dürfte auch Beziehungen zur neustroburgundischen Regierung aufgenommen haben, die sich jedoch erst auswirkten, als Childebertus adoptivus 662 eines - anscheinend natürlichen - Todes starb. Durch den vorzeitigen Tod des Sohnes verlor Grimoald die legale Grundlage seiner Macht. Er sah sich nun selbst gezwungen, Verbindungen mit dem neustroburgundischen Hof aufzunehmen. Dabei geriet er in einen Hinterhalt, wurde in Paris gefangengenommen und hingerichtet.

    Konecny Silvia: Seite 45,51, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Die Überlieferung folgt der Linie der erfolgreichen Vertreter dieses Geschlechts. Hingegen weiß man etwa nichts von der Frau Grimoalds I. und Mutter Childeberts, was für die Beurteilung des "Staatsstreichs" Grimoalds besonders wichtig wäre.

    Schneider Reinhard: Seite 151-153, „Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter“

    Der Blick wird zunächst auf das austrasische Reich gelenkt, wo König Sigibert III. am 1.2.656 verstarb. Da er jahrelang kinderlos gewesen und eine Sohnesfolge in seinem und dem Interesse anderer lag, war Sigibert auf den Vorschlag seines Hausmeiers, des PIPPINIDEN Grimoald, bereitwillig eingegangen, dessen Sohn zu adoptieren [474 Zu dem von der Forschung immer wieder heftig diskutierten Problem des Grimoaldschen Staatsstreich gibt es eine Fülle von älteren und jüngeren Arbeiten, über die J. Fischer, Der Hausmeier Ebroin (1954) 17ff, einen sehr guten Überblick vermittelt. Außerdem muß auf die bereits genannte Studie von E. Ewig (1965) verwiesen werden. In beiden Forschungsberichten werden auch die Probleme der Überlieferung gründlich diskutiert. Hier sollen im folgenden nur diejenigen Belege und Studien zusätzlich herangezogen werden, die im Rahmen der vorliegenden engeren Thematik besonders interessieren.]. Der adoptierte Grimoald-Sohn erhielt den MEROWINER-Namen Childebert, wodurch ebenfalls die dem Kinde zugedachte Herrschaftsrolle ihren Ausdruck fand [475 In seiner scharfsinnigen und hypothesenreichen Untersuchung der merowingischen Königsliste des Diptychon Barberini aus der zweiten Hälfte des 7. Jh. hat H. Thomas (Die Namensliste des Diptychon Barberini und der Sturz des Hausmeiers Grimoald, DA 25 [1969] 17-63) Seite 40, die interessante These vertreten, Grimoald habe seinen Sohn mit Childebert "nicht einen beliebigen merowingischen Herrschernamen (verliehen), sondern den eines Königs, dem die Adoption den Besitz eines der fränkischen Teilreiche eingebracht hatte". Bewußt sei also der 577 von Guntram in Pompierre adoptierte Childebert zum namengebenden Ahn Childerts (III.) geworden. Zur Adoption Childeberts II. vgl. oben Seite 111f; 118f.]. Für Sigibert und besonders Grimoald komplizierte sich die derart geregelte austrasische Nachfolgefrage, als Sigibert doch noch ein eigener Sohn (Dagobert II.) geboren wurde, der natürlich vor Childebert Herrschaftsansprüche geltend machen konnte. Sigibert soll auch nach Angaben der im 11. Jahrhundert von Sigebert von Gembloux geschriebenen Vita Sigeberti Childebert nur als Erben (haeredem) eingesetzt haben, si ipsum contingeret sine liberis obire. Nach Dagoberts Geburt aber habe der König seine frühere testamentarische Verfügung widerrufen ( priori testamento ad rritum redacto) und den eigenen Sohn seinem Hausmeier Grimoald zur Erziehung übergeben, ut eius potentia contar omnes tutrus sublimaretur in Austrasiorum regno. Diese Nachrichten decken sich zum Teil mit solchen der Herigeri gesta episcoporum Leodiensium, deren Abfassungszeit zwischen 972 und 980 angesetzt wird. Danach sah der sterbende König in seinem Hausmeier mit Recht den für die Nachfolgeentscheidung maßgeblichen Mann, dem er seinen Sohn anvertraute und den er vielleicht durch einen Treueid zusätzlich band. Trotz dieser Nachrichten bleibt eine Skepsis, ob Erbansprüche einen zum Zweck der Herrschaftsnachfolgeregelung Adoptierten so eindeutig widerrufen werden konnte, zumal wenn die merowingische Namengebung den Adoptierten auch als MEROWINGER auswies. Zusätzlich kann verwiesen werden auf das Beispiel König Guntrams, der im Jahre 577 gelobt hatte, seinen Adoptiv-Sohn Childebert auch im Falle, daß er "noch Söhne bekommen sollte", "doch gleich wie einen von ihnen (zu) halten. Da auch die sehr zuverlässige Vita Bonitu Childebert den Adoptierten und Dagobert II. gemeinsam als Söhne Sigiberts III. anspricht, die zur Zeit der Erhebung Childerichs II. (in Austrasien 662) bereits tot waren, ergibt sich als ziemlich sicher, daß Grimoalds Sohn neben Dagobert II. Erbansprüche auf das nach Sigiberts Tod verwaiste Ost-Reich rechtens geltend machen konnte. Dadurch fällt auf Grimoalds sogenannten Staatsstreich ein etwas anderes Licht. Gleichzeitig läßt sich die ca. sechs Jahre währenden Königsherrschaft Childeberts des Adoptierten in ihrer relativ langen Dauer bis zu Grimoalds Sturz natürlich ebenfalls besser erklären
    Für die Situation nach Sigiberts III. Tod ist der im Jahre 727 geschriebene Liber historiae Francorum die Hauptquelle, deren Angaben zugrunde gelegt werden müssen, obwohl entscheidende chronologische Ansätze nicht haltbar sind: Gleich nach des Königs Tod ließ Grimoald dessen filius parvolum nomine Daygobertum zum Mönch scheren und durch Bischof Dido von Poitiers in ein fern gelegenes Kloster nach Irland bringen, während er seinen eigenen Sohn; Sigiberts Adoptiv-Sohn Childebert, in die Königsherrschaft einsetzte. "Darüber" waren die Großen des neustrischen Nachbarreiches empört, möglicherweise weil ihre eigenen weltlichen Einigungsbestrebungen durchkreuzt worden waren. Sie schritten zu politischen Gegenmaßnahmen. Dabei gelang es im Bündnis mit einer austasischen Opposition, Grimoald gefangen zu nehmen und angeblich zu Chlodwig II. nach Paris zu schaffen, wo der Hausmeier hingerichtet wurde. Aus verschiedenen Gründen schwankt nun die Datierung seiner Entmachtung zwischen 656/57 (Liber hist. Franc.) mit Chlodwigs II. Tod zwischen dem 11. September und dem 16. November 657 als terminus ante und dem durch die jüngste Forschung glaubhafter gemachten Ansatz auf das Jahr 661. Entscheidender für letzteren gegen den Liber historiae Francorum ist letztlich, daß es schwer fällt zu glauben, daß sich der Grimoald-Sohn Childebert nach dem Fall des mächtigen Vaters noch bis 661 in der austrasischen Königsherrschaft behauptet hatte.





    oo N.N.

    Kinder:

    - Childebert (III.) adoptivus † 656/57
    - Wulfetrud Äbtissin von Nivelles (659-669) † 23.11.669


    Literatur:
    Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899 - Dahn Felix: Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt 1977, Seite 438,452, 453 - Deutsche Geschichte Band 1 Von den Anfängen bis zur Ausbildung des Feudalismus Mitte des 11. Jahrhunderts. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1982, Seite 261,264 - Ewig Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1988, Seite 143-146,156,158,162,180,181-185 - Geuenich Diter: Geschichte der Alemannen. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1997, Seite 99,159 - Hlawitschka, Eduard: Adoptionen im mittelalterlichen Königshaus, in: Schulz Knut: Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Mittelalters, Festschrift für Herbert Helbig zum 65. Geburtstag, Köln Seite 1-32 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 34 - Jarnut Jörg: Agilolfingerstudien. Anton Hiersemann Stuttgart 1986, Seite 76,109,127 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 51 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 36-42, 50 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 19-23, 26,58 - Schneider Reinhard: Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter. Anton Hiersemann Stuttgart 1972, Seite 151,170,162 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 353,356,359 - Werner Matthias: Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1982, Seite 30,136,145 - Wies Ernst W.: Karl der Große. Kaiser und Heiliger. Bechtle Verlag Esslingen 1986, Seite 38 -

    Neue Deutsche Biographie - Grimoald

    fränkischer Hausmeier, * zwischen 615/25, † wahrscheinlich 662 Paris.

    Nach dem Tode seines Vaters verband sich G. mit dessen altem Freund Bischof Chunibert von Köln und dem Alemannenherzog Leutharius. Er ließ seinen Gegenspieler Otto, den Erzieher König Sigiberts, umbringen und erlangte so das Hausmeieramt. Da Sigibert III. noch minderjährig war, wurde G. Regent des austrasischen Teilreiches. Die Briefe des Bischofs Desiderius von Cahors zeigen ihn im Kreis seiner Verwandten als nahezu souveränen Herrscher. Er war dem irischen Mönchtum wohlgesinnt und begünstigte die Klöster Nivelles, Stablo-Malmédy und Fosses. König Sigiberts Ehe blieb lange ohne männlichen Nachkommen, so daß ihn G. zur Adoption seines eigenen Sohnes bewegen konnte. Jedoch wurde dem König danach ein Sohn, Dagobert (II.), geboren. Nach Sigiberts Tod (656) duldete G. wohl zunächst den jungen Dagobert als König, schickte ihn dann aber mehr oder minder gewaltsam nach Irland und erhob seinen eigenen Sohn auf den Merowingerthron. Wohl 662 wurden G. und Childebert mit Hilfe der Neustrier gestürzt, unter Mißhandlungen nach Paris gebracht, in den Kerker geworfen und getötet. Der „Staatsstreich“ G.s ist der erste Versuch des später als karolingisch bezeichneten Hauses, die oberste Gewalt nicht nur effektiv, sondern nominell auszuüben. Das Scheitern dieses Versuches verdrängte die Familie für etwa 20 Jahre, bis sie mit G.s Neffen, Pippin dem Mittleren, wieder den ersten Platz im östlichen Reichsteil, dann im Gesamtreich erhielt. Im einzelnen sind die Quellen über den „Staatsstreich“ so widersprüchlich, daß man zu allgemein befriedigender Lösung nicht gelangt.

    Literatur
    ADB IX; B. Krusch, Der „Staatsstreich“ d. fränk. Hausmeiers G. I., in: Zeumers Hist. Aufsätze, 1910, S. 411-38; F. Himly, Les plus anciennes chartes et les origines de l'abbaye de Wissembourg, in: Bibl. de l'Ecole des Charles 100, Paris 1939, S. 282-94; L. Dupraz, Contribution à l'histoire du regnum Francorum pendant le 3e quart du VIIe siècle, 1948; E. Ewig, Die fränk. Teilreiche im 7. Jh., in: Trierer Zs. 22, 1953, S. 85-144, bes. 120 ff.

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. Childebert III. wurde geboren um 640/645; gestorben um 662.
    2. Wulfetrud gestorben am 23 Nov 669.

Generation: 2

  1. 2.  Pippin I wurde geboren um 580; gestorben in 639/640.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Austrasien; Fränkischer Hausmeier

    Notizen:

    Pippin I. (der Ältere) von Landen
    um 580 † 639
    Sohn des fränkischen Edlen Karlmann

    Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 2167

    Pippin I. der Ältere, fränkischer Hausmeier
    † 639/40
    oo Itta (Iduberga)

    Spitzenahn der PIPPINIDEN, verfügte über ausgedehnten Familienbesitz zwischen dem Kohlenwald und der mittleren Maas (östliches Belgien), begegnet erstmals 613 als Repräsentant der austrasischen Großen, als er zusammen mit Arnulf von Metz dem neustrischen König Chlothar II. die Herrschaftsübernahme auch in Austrasien und Burgund ermöglichte. 623 erhob Chlothar II. seinen Sohn Dagobert I. zum Unter-König in einem Teil Austrasiens und bestimmte Arnulf und Pippin zu dessen engsten Beratern; spätestens seit 624/25 fungierte Pippin der Ältere im Amt des Hausmeiers. Als Arnulfwohl 629 sich aus der Politik zurückzog, wurde Bischof Kunibert von Köln sein Nachfolger. Der Tod Chlothars II. Ende 629 beendete die Eigenständigkeit Austrasiens. Pippins Einfluß schwand; als Dagobert 633/34 das austrasische Unter-Königtum für seinen minderjährigen Sohn Sigibert III. erneuerte, gab er ihm neben Kunibert nicht Pippin, sondern den Dux Adalgisel als faktischen Regenten zur Seite. Nach einer neuen Übersetzung der besonders dunklen Fredegarstelle IV, 61 scheint Pippin der Ältere zwischen 631 und 633/34 politisch entmachtet worden zu sein und sein Hausmeieramt an Adalgisel verloren zu haben; Fredegar wollte wohl "in seiner Parteinahme für Pippin den Amtsverlust kaschieren" (Wunder, 50). Erst nach Dagoberts Tod 638/39 erlangte Pippin erneut die austrasische Hausmeierwürde, starb aber wenig später. Der moderne Beiname 'von Landen' (ar. Leuven) geht auf brabantische Quellen des 13. Jh. zurück.

    Literatur:
    H. Bonnell, Die Anfänge des karol. Hauses, 1866 - E. Hlawitschka, Zur landschaftl. Herkunft der Karolinger, RhVjbll 27, 1962, 1-17 - Ders., Die Vorfahren Karls d. Gr. (Karl d.Gr., I, 1965), 51-58 - M. Werner, Der Lütticher Raum in frühkarol. Zeit, 1980, 342-354 - H. Wunder, Zur Entmachtung des austrasischen Hausmeiers P. (Fschr. H. Zimmermann, 1991), 39-54 - R. Schieffer, Die Karolinger, 1992, 12-19 -

    Hlawitschka Eduard: Seite 73, "Die Vorfahren Karls des Großen"

    2. Pippin der Ältere, Hausmeier in Auster
    † 640

    Quellen bei BM² 2i-2q.
    Pippin, Repräsentant der austrasischen Adelsopposition, und Bischof Arnulf von Metz hatten 613 maßgeblichen Anteil am Sturz Brunhildes. 623 zum Hausmeier von Austrasien ernannt, leitete er die Politik Dagoberts I., der weitestgehend von ihnen abhängig war.
    Pippin war der Ahnherr der PIPPINIDEN.

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    Auch der Hausmeier Pippin vermochte seinen bestimmenden Einfluß nicht auf Dauer zu behaupten. Nachdem ihm zunächst an Arnulfs Statt der Bischof Kunibert von Köln als geistlicher Ratgeber König Dagoberts zur Seite getreten war, entfiel 629 durch den Tod Chlothars II. überhaupt das austrischen Sonderkönigtum, auf das sich Pippin gestützt hatte. Dagobert I., der das Erbe des Vaters im Gesamtreich antrat und nach Neustrien ging, ließ den Hausmeier ebenfalls dorthin kommen und wies ihm zeitweise einen Aufenthalt in Orleans an; es ist bezeugt, dass dabei wachsende "Eifersucht der Austrier", also wohl anti-pippinidischer Kreise unter den Großen, mit im Spiel war, doch bleibt ungewiß, inwieweit der König selbst die Entfernung Pippins aus der Heimat als "politische Kaltstellung" (M. Werner) betrieben hat. Immerhin ist augenscheinlich, dass in den 630-er Jahren die großen Entscheidungen ohne Pippins Beteiligung fielen, als es darum ging, vornehmlich mit Blick auf militärische Gefahren rechts des Rheins die austrische Unterherrschaft zu erneuern, diesmal für Dagoberts minderjährigen Sohn Sigibert (III.), und als faktischen Regenten neben Bischof Kunibert den Herzog (dux) Adalgisel aus einer weiteren, gewiß vornehmen Familie Austriens zu bestellen, schließlich, nach der Geburt eines zweiten Königs-Sohnes namens Chlodwig (II.), auch über Dagoberts Tod hinaus ein Nebeneinander von austrischer und neustrischer Monarchie ins Auge zu fassen.
    Allerdings fällt auf, dass während all dieser Jahre kein neuer Hausmeier für Austrien in den Quellen auftaucht, also Pippins Anspruch auf eine führende politische Rolle zumindest theoretisch gewahrt blieb. Auch die Verheiratung seiner Tochter Begga mit Arnulfs Sohn Ansegisel, die in jene Zeit fallen muß und die beiden Familien der ARNULFINGER und der PIPPINIDEN dauerhaft miteinander verband, spricht gegen die Vorstellung, der Hausmeier könnte den Kampf um die Macht bereits verloren gegeben haben. Seine Stunde schlug erneut, als König Dagobert Anfang 638 oder 639 mit rund 30 Jahren starb, lange bevor seine beiden Söhne zu regierungsfähigem Alter herangewachsen waren. Anschaulich wird in der Fredegar-Chronik geschildert, wie Pippin sogleich den Umschwung zu seinen Gunsten in Auster herbeiführte: "... mit Kunibert beschloß er, wie es einst gewesen, so für immer das Band der gegenseitigen Freundschaft fest zu bewahren und dazu die Freundschaft aller gemeinsamen Anhänger unter den Austriern auf ewig an sich zu binden, indem er ihnen klug und freundschaftlich entgegentrat und sie milde regierte. Durch Gesandte wurde der gebührende Anteil Sigiberts an den Schätzen des Dagobert von der Königin Nanthild und dem König Chlodwig (von Neuster) abverlangt und zur Übergabe ein Gerichtstag anberaumt". Man sieht, dass Pippins politisches Gewicht wesentlich von der Unterstützung durch eine Vielzahl maßgeblicher Standesgenossen in Auster getragen war und nun eingesetzt wurde, um im Namen des etwa 10-jährigen Königs Sigibert die Belange der Austrier gegenüber dem neustrischen Hof seines vielleicht 5-jährigen Bruders Chlodwig zu reklamieren. Die Könige kamen dabei gar nicht selbst zu Wort, sie erschienen eher in der Rolle eines Aushängeschilds oder Faustpfands, dessen sich die rivalisierenden Großen im Machtkampf bedienten, und dies sollte fortan auch so bleiben, denn nach Dagoberts I. Tod ist kein MEROWINGER mehr auf längere Frist zu eigenständiger Regierung gelangt.
    Der Hausmeier Pippin der Ältere hat freilich die Früchte der so angebahnten Entwicklung nicht mehr ernten können, denn er starb bald nach seinem letzten Triumph, wohl im Jahre 639 und angeblich von allen Austriern betrauert "wegen seiner Liebe zur Gerechtigkeit und Güte".





    oo Itta (Iduberga) = Ida 592 † 652 Kloster Nivelles


    Kinder:
    - Grimoald † 662
    - Begga † 693
    oo Ansegisel, Sohn Arnulfs von Metz
    - Gertrud Äbtissin von Nivelles 626 † 17.3.659



    Literatur:
    Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 22 - Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899 - Dahn Felix: Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt 1977, Seite 428,438,441,444,447,451,479 - Deutsche Geschichte Band 1 Von den Anfängen bis zur Ausbildung des Feudalismus Mitte des 11. Jahrhunderts. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1982, Seite 260,261,263,264 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 76 - Ewig Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1988, Seite 117,120, 128,131,143,163,181-183 - Herm, Gerhard: Karl der Große. ECON Verlag GmbH, Düsseldorf, Wien, New York 1987, Seite 33,42,66 - Jarnut Jörg: Agilolfingerstudien. Anton Hiersemann Stuttgart 1986, Seite 68,74,78, 81,89,109,124,127 - Kalckhoff Andreas: Karl der Große. Profile eines Herrschers. R. Piper GmbH & Co. KG, München 1987, Seite 33-34 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Nack Emil: Germanien. Ländern und Völker der Germanen. Gondrom Verlag GmbH & Co. KG, Bindlach 1977, Seite 214,249, 251,253,258,269 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 30-35 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 12,14-20,22,26,29 - Werner Matthias: Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1982, Seite 74, 122,165,272,317 - Wies Ernst W.: Karl der Große. Kaiser und Heiliger. Bechtle Verlag Esslingen 1986, Seite 28 -

    Neue Deutsche Biographie - Pippin d. Ältere

    austrasischer Hausmeier, † 639/40.

    Zusammen mit dem (späteren) Bf. Arnulf von Metz bildet P. die älteste faßbare Vorfahrengeneration Karls d. Gr. und verdient vor allem deshalb Interesse. Beide gemeinsam betrieben 613 die Abkehr der Großen Austrasiens vom Regiment der alten Königin Brunichild († 613) und ihrer Urenkel, indem sie dem neustr. Merowinger Chlothar II. den Weg zur alleinigen Königsherrschaft über die Franken ebneten. Dieser respektierte die Eigenständigkeit des Teilreichs, überging P. aber zunächst bei der Vergabe des wichtigen Hausmeieramtes. Erst nachdem er den Austrasiern 623 seinen heranwachsenden Sohn Dagobert I. zum Unterkönig gegeben hatte, kam P. als Hausmeier zum Zuge (belegt 624/25) und behauptete sich in den folgenden Jahren in Kämpfen mit rivalisierenden Adelsgruppen. Als jedoch Dagobert nach dem Tod des Vaters (629) zum Gesamtherrscher aufstieg und nach Neustrien übersiedelte, verlor P. den dominierenden Einfluß und hielt sich zeitweilig, vielleicht zwangsweise, im fernen Orléans auf. In die Zeit seiner Entmachtung fällt die Eheschließung seiner Tochter Begga mit Ansegisel, dem Sohn Arnulfs von Metz, wodurch eine weitere Zusammenballung von Besitzungen und Anhängern im Maas-Mosel-Raum (als Machtbasis d. späteren Karolinger) angebahnt wurde. P.s Stunde schlug noch einmal, als er nach dem Tod Dagoberts (638/39) an die Spitze der Austrasier zurückkehren konnte (als Hausmeier nun im Bunde mit Bf. Kunibert von Köln, † um 663) und im Namen des unmündigen Teilkönigs Sigibert III. den Neustriern Anteil an Macht und Schätzen abverlangte. Da P. bald darauf starb, blieb es seinem Sohn Grimoald überlassen, die Führungsposition in Austrasien als Erbanspruch durchzusetzen.

    Literatur
    ADB 26; E. Hlawitschka, Die Vorfahren Karls d. Gr., in: W. Braunfels (Hg.), Karl d. Gr., Lebenswerk u. Nachleben I, 1965, S. 51-82; M. Werner, Der Lütticher Raum in frühkaroling. Zeit, 1980; H. Wunder, Zur Entmachtung d. austras. Hausmeiers P., in: FS H. Zimmermann, 1991, S. 39-54; R. Schieffer, Die Karolinger, 1992, 21997, S. 12-19; Lex. MA; LThK.

    Pippin heiratete Itta. Itta wurde geboren in 592; gestorben in 652 in Nivelles [1400],Wallonien,Belgien. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 3.  Itta wurde geboren in 592; gestorben in 652 in Nivelles [1400],Wallonien,Belgien.

    Notizen:

    Itta (Iduberga) = Ida
    592 - 652 Kloster Nivelles

    Hlawitschka Eduard: Seite 73, "Die Vorfahren Karls des Großen"

    3. Ita/Iduberga
    Lebensdaten ergeben sich aus der Vita S. Geretrudis, vgl. B. Krusch in MG. SS. rer. Merov. 2, Seite 447ff.

    Schieffer Rudolf: Seite 18-20, „Die Karolinger“

    Pippins Witwe Itta (Iduberga), aus nicht näher bestimmbarem Adelsgeschlecht, tritt erst nach Pippins Tod deutlicher in den Quellen in Erscheinung, und zwar als Klostergründerin. Nach Art mancher vornehmer Damen der Zeit schuf sie sich gemeinsam mit ihrer jüngeren Tochter Gertrud einen geistlichen Alterssitz in Nivelles am Kohlenwald (südlich von Brüssel) und stattete ihn reich aus. Bei der Einrichtung des Nonnenkonvents beriet sie der aus Aquitanien stammende Missionsbischof Amandus, der (ganz ähnlich wie Arnulfs Gefährte Romarich) enge Beziehungen zum columbanischen, also irofränkischen Mönchtum hatte. Wenig später rief Itta sogar noch ein zweites Kloster weiter südlich in Fosses (bei Namur) ins Leben, das ausschließlich von Iren besiedelt wurde. Hier wie vor allem in Nivelles, wo sie 650 starb und beigesetzt wurde, wird die Gründung von dem Wunsch bestimmt gewesen sein, einen Ort beständigen Gebets für sich und ihre Angehörigen zu gewinnen, dazu ein allseits respektierliches Zentrum pippinidischer Macht und Größe, womöglich auch ein Refugium in Tagen des Unglücks. Wie sehr ein solches Kloster in den Rahmen adliger Familienherrschaft eingebettet war, ist schon daran abzulesen, dass Gertrud der Mutter nahtlos in der Leitung von Nivelles nachfolgte - sie sollte eine im Mittelalter weithin verehrte Heilige werden - und dass auch nach ihrem Tode (659?) die Würde der Äbtissin gleichsam im Erbgang auf Gertruds Nichte Wulfetrud, die Tochter ihres Bruders Grimoald, überging.

    Ewig Eugen: Seite 145, "Die Merowinger und das Frankenreich"

    Missiionsbischof Amandus hatte dem jungen König Sigibert die Taufe gespendet, beriet zu dieser Zeit aber auch Grimoalds Mutter Iduberga (Itta) bei der Gründung einer pippinischen Hausabtei zu Nivelles im Kohlenwald, das heißt im Grenzgebiet zwischen Auster und Neuster und zwischen Diözesen Maastricht und Cambrai. 651 gründete Iduberga mit ihrem Sohn Grimoald für den irischen Abt Foillan und seine Mönche die von dem neustroburgundsichen Hausmeier Erchinioald ausgewiesen worden waren, die Abtei Fosses westlich von Namur, an der Straße von Nivelles nach Dinant. Iduberga ließ für Nivelles Reliquien und Bücher aus Rom und von jenseits des Meeres kommen und fand dort 652 ihre letzte Ruhe. Die Abtei blieb wie Jouarre ein Familienkloster; auf Idubergas Tochter Gertrud (+ 659) folgte als Äbtissin ihre Nichte Wulfetrud, ein Tochter Grimoalds (+ 669).





    oo Pippin I. (der Ältere) von Landen - 639

    Kinder:

    - Grimoald
    - Begga - 693
    oo Ansegisel, Sohn Arnulfs von Metz
    - Gertrud Äbtissin von Nivelles 626-17.3.659



    Literatur:
    Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 76 - Ewig Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1988, Seite 145,182 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 130 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 30,35 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 18-20 - Werner Matthias: Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1982, Seite 39,74,317 -

    Name:
    Ida, Iduberga

    Gestorben:
    Kloster Nivelles

    Kinder:
    1. Begga wurde geboren um 615/620; gestorben in 692/693; wurde beigesetzt in Andenne [5300],Wallonien,Belgien.
    2. 1. Grimoald I. wurde geboren um 620; gestorben in 662 in Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich.
    3. von Nivelles, Gertrud wurde geboren um 626; gestorben am 17 Mrz 659.