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 Bohrer

Arnulf

männlich um 695 - 723  (28 Jahre)


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Generation: 1

  1. 1.  Arnulf wurde geboren um 695 (Sohn von Drogo und Anstrud); gestorben in 723.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Austrasien; dux in Austrien

    Notizen:

    Arnulf dux in Austrien
    um 695 † 723
    Ältester Sohn des Herzogs Drogo von der Champagne und der Anstrud; Enkel der Hausmeier Berchar und Pippins des Mittleren

    Schwennicke Detlev: Tafel 3, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    ARNULF dux 715
    † nach 723

    Hlawitschka Eduard: Seite 80, "Die Vorfahren Karls des Großen"

    Arnulf

    Arnulfus dux, filius Drogone quondam ducis, nennt sich dieser Mann selbst in einer Schenkungsurkundes für das Kloster Echternach; C. Wampach, Echternach 1, 2, Nr. 25, Seite 62.
    Zum Jahre 723 wird überliefert: Duo filii Draogoni ligati, Arnoldus (=Arnulf)et unus mortuus; Ann. Mosell., Nazariani, Petaviani ad 723, MG. SS. 16, Seite 494, MG. SS. 1, Seite 25 und Seite 7.
    Die Ann. Lauresham (ebd., Seite 24), aus deren Wortlaut man noch auf einen Sohn Drogos namens Drogo glaubte schließen zu dürfen (so Th. Breysig, Jahrbücher [wie in Nr. 18], Seite 2 und Seite 46), sind an dieser Stelle verderbt; BM² 23-25a. -
    Französische Gelehrte des 17. und 18. Jahrhunderts haben versucht, mit Hilfe spätmittelalterlicher Vitenbearbeitungen und Chroniken auf der Basis gefälschter Metzer Urkunden die Abstammung der Grafen von Chaumontois (10. Jahrhundert) von diesem Herzog Arnulf zu erweisen; vgl. etwa Pere Benoit [Picart], L'origine de la tres illustre maison de Lorraine, Toul 1704, Seite 23ff. und A. Calmet, Histoire de Lorraine 1, Nancy 1728, Seite 881.
    Die kritische Forschung kann hier nicht folgen, auch wenn neuerdings im Zusammenhang mit anderen abwegigen Spekulationen darauf zurückgegriffen worden ist; C. Larose, Etude sur les origines du Pape St- leon (Sanctus Leo, comes Dagsburgensis, Metz 1954), Seite 41ff.

    Arnulf schenkte 715/16 seinen Erbteil in Bollendorf an Echternach und wurde dabei schon dux genannt. 720/21 übergab der dux Arnulf ein Weinbergareal samt Winzer und dessen Haus- und Wirtschaftsland in Monte Clotariense an Willibrord. Er kam mit einem ungenannten Bruder in der Haft des Stiefonkels Karl Martell um.

    Dahn Felix: Seite 513, "Die Franken"

    Drogo hatte mehrere Söhne von Adaltrud hinterlassen: der älteste; Arnulf [6 Über eine Schenkung dieses Arnulf an Echternach 719/20 (ein Weingut in Monte Chlothariense) siehe Böhmer-Mühlbacher, p. 9; über seine Schenkung des Hofes Bigy an Kloster Sankt Arnulf mit Bruder Hugo, Pertz p. 214, siehe unten.], war bei dem Tode Pippins immerhin schon 20 Jahre alt: also waffenreif und nach fränkischem Recht volljährig.

    Schieffer Rudolf: Seite 36,38, "Die Karolinger"

    Plektrud ließ ihren Stiefsohn Karl in Gewahrsam nehmen und leitete unter Berufung auf Pippins letzten Willen eine Herrschaftsordnung in die Wege, nach der ihr Enkel Theudoald als Hausmeier König Dagoberts III. vorwiegend in Neustrien und sein Vetter Arnulf, einer der Söhne Drogos, mit dem Titel eines dux in Asutrien fungieren sollten, ihr selbst aber von Köln aus, wo sie sich niederließ, dir höchste Autorität verblieb.
    Erst recht zu den Verlierern zählte der dux Arnulf, Drogos Sohn, der 714/15 im Bunde mit Plektruds anderen Enkel Theudoald Karl Martell zur Seite zu schieben versucht hatte und 723 zusammen mit einem ungenannten Bruder in der Haft des Stiefonkels umkam.

    Werner Matthias: Seite 250-253,263-265, "Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger"

    Bei der Frage nach der Identität von Adelas Verwandter Plektrud mit der Gattin Pippins II. galt als ein derartiges Argument von erheblicher Beweiskraft lange Zeit die Beobachtung, daß Pippins II. Enkel Arnulf und Pippin der Jüngere in Bitburg bzw. in Besslingen begütert gewesen seien.
    720/21 übertrug Pippins II. und Plektruds Enkel Arnulf an das Kloster Echternach petituram I vinee cum vinitore Warinhero et domo et terra sua in monte Clotariense. Die Erbgüter Adelas in Klotten seien an ihre Tochter Gerelind, diejenigen Plektruds an ihren Enkel Arnulf gefallen.
    Zu den Söhnen seines Halbbruders Drogo, den Enkeln Pippins II. und Plektruds, hatte Karl ein zwiespältiges Verhältnis: Während er den 713/15 zum Kleriker geweihten Hugo durch Übertragung einer Reihe von Bistümern und wichtiger Abteien in den nordwestlichen Reichsteilen nach 718 zum Garanten seiner Herrschaft in Neustrien machte, ließ er den dux Arnulf und einen weiteren, namentlich nicht bekannten Sohn Drogos 723 in Haft nehmen und wohl auch beseitigen [Vgl. ebd. Seite 34 und Hlawitschka; Studien Seite 51f. Über die Ereignisse berichten in knappen Worten die sog. kleinen frühkarolingischen Annalen, vgl. etwa Annales Nazariani a. 723 SS 1 Seite 25. Neuausgabe bei W. Lendi, Untersuchungen zur frühalemannischen Annalistik. Die Murbacher Annalen (= Scrinium Friburgense 1, 1971) Seite 149: duo filio Drogonis ligati. arnoldus et unus mortuus; ähnlich die Annales Alamannici a. 723, ebd. Seite 148, und die Annales Mosellani a. 723 SS 16 Seite 494. Neben Hugo und Arnulf sind mit einiger Wahrscheinlichkeit auch ein Gottfried und ein Pippin als Söhne Drogos zu erschließen, von denen wohl einer der 723 erwähnte war, die aber beide gleichfalls nicht mehr in der Überlieferung auftauchen, vgl. Hlawitschka, Vorfahren Seite 80 Anm. 29 und Dens., Studien Seite 52.
    Auch das weitere Schicksal Arnulfs ist nicht bekannt. Es ist zu vermuten, daß er, wenn er nicht ebenfalls in der Haft verstarb, so zuletzt Hlawitschka Seite 51, sein Leben hinter Klostermauern verbrachte, zumindest aber keinen politischen Einfluß mehr erlangte. Arnulf ist 716/17 als dux und als Schenker an Echternach bezeugt, Wampach 1,2 Nr. 25 und 29 Seite 62,70. Karl Martell beließ ihn also nach seinem Herrschaftsantritt 717/18 zunächst in seiner Stellung als dux - wobei es möglicherweise zu einer zeitweiligen Annäherung kam, vgl. Semmler Seite 20, der hierfür allerdings von einer unzutreffenden Datierung der Urkunden Wampach 1,2 Nr. 27 und 29 ausgeht -, entmachtet ihn aber zu einem Zeitpunkt, als seine eigenen Söhne offensichtlich das Mündigkeitsalter erlangt hatten, vgl. Semmler Seite 331 mit Anm. 243.
    Nicht aufrechtzuerhalten ist die von Breysig (wie Anm. 322) Seite 45f und neuerdings wieder von Eckhardt, Studia Seite 128ff vertretene Annhame, daß der von Pippin II. 714 zum Hausmeier bestellte Sohn seines jüngeren Sohnes Grimoald, Theudoald, nach 717/18 in nähere Verbindung zu Karl Martell getreten sei. Sie beruht auf einer verfehlten Deutung der Zeugnisliste von D Arnulf 11 Seite 99 = Gysseling/Koch Nr. 173 Seite 305f. Theudoald starb offensichtlich bald nach seiner am 26.9.715 bei Compiegne erlittenen Niederlage gegen die Neustrier vgl. Semmler Seite 6 mit Anm. 40 und Hlawitschka Seite 54f. Schließt man aus dem unten zitierten Passus der Urkunde Pippins II. und Plektruds von 714 auf noch weitere Söhne Grimoalds, sind deren Namen und Schicksal unbekannnt; vgl. dazu Hlawitschka, Vorfahren Seite 78 Anm. 394.
    Eine andere Deutung schlägt Jarnut Seite 350f. vor. Ausgehend von der Annahme, Adelas Schwester Regentrud habe aus erster Ehe Pilitrud, die Tante von Karl Martells Gemahlin Swanahild, zur Tochter gehabt und sei in zweiter Ehe mit dem Bayern-Herzog Theodebert verheiratet gewesen, nimmt er an, daß auch "Swanahild zur Sippe Irminas von Oeren gehörte". Da Karl Martell Swanahild nach seinem Sieg über Plektrud und ihre Enkel heiratet, hält es Jarnut, gestützt darauf, "daß sowohl Karl Martell als auch sein Sohn, König Pippin, Nachkommen Hugberts und Irminas heirateten" (Seite 31), für durchaus wahrscheinlich, daß Karl durch seine Heirat mit Swanhild "die Unterstützung jener Familie erreichen wollte, deren überragende Bedeutung für die fränkische Geschichte eben diese Heiraten unterstützten. Erscheint es an sich bereits als historisch wenig wahrscheinlich, daß Karl,nachdem er die nicht in den geistlichen Stand eingetretenen Enkel Plektruds beseitigt bzw. entmachtet hatte, diesen Schritt mit der Heirat einer Enkelin von Plektruds nach Bayern verheirateter Schwester Regentrud gleichsam wieder wettmachen wollen, so beruht die von Jarnut vorgeschlagene Deutung, wie der Gang der vorherigen Untersuchung zeigt, vor allem auf zahlreichen nicht näher begründeten, sich gegenseitig wiederum bedingenden Hypothesen. Daß Swanhild eine Verwandte Karl Martells über Plektrud Sippe war, läßt sich, geht man von den sicheren personengeschichtlichen Zeugnissen zu Plektrud und Swanhild aus, weder im einzelnen absichern noch auch nur annähernd wahrscheinlich machen, siehe oben Seite 226ff mit Anm. 230 und 234.].


    Literatur:
    Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899 Seite 513 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 301,302,303,307 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 51 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 36,38 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 3 - Werner Matthias: Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1982, Seite 100,102,131,135,250-253,263-265,278 -


Generation: 2

  1. 2.  Drogo wurde geboren um 670 (Sohn von Pippin II. und Plektrudis); gestorben in 708; wurde beigesetzt in Metz [57000],Moselle,Lothringen,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Champagne,Champagne-Ardenne,Frankreich; Herzog der Champagne

    Notizen:

    Drogo Herzog der Champagne
    um 670 † 708 Begraben: Metz, St. Aposteln (basilica beati Arnulfi conf.)

    Ältester Sohn des Hausmeiers Pippin II. der Mittlere aus dem Hause der ARNULFINGER und der Plektrudis, Tochter von Seneschall Hugobert

    Lexikon des Mittelalters: Band III Spalte 1404

    Drogo, dux der Champagne
    * vor 680, † 708 Begraben: Metz, St. Aposteln (basilica beati Arnulfi conf.)
    Aus der Familie der ARNULFINGER.

    Drogo ist der ältere von zwei Söhnen aus Pippins II. erster Ehe mit Plektrud. Jüngerer Bruder Drogos ist Grimoald II.; Stiefbrüder sind Karl Martell und Childebrand.
    Nach 688 wurde Drogo mit Anstrud, der Witwe des neustroburgundischen maiordomus Berchar, verheiratet. Als Söhne Drogos werden Hugo, der nachmalige Bischof von Rouen († 730), der als dux bezeichnete Arnulf, ferner Pippin und Godefrid überliefert. In der Nachfolge sind sie ohne Bedeutung. Nach den Metzer Annalen war Drogo vermutlich 697 dux der Burg (Metz). Nach 695 erhielt Drogo den Dukat der Champagne (Fred. cont. 6). Solche Ereignisse erhellen vor allem die politischen Überlegungen Pippins II., der eine Verbindung zwischen Austrasien und Neustroburgund herstellte. Der vorzeitige Tod Drogos gefährdete das pippinidische Erbe in Gestalt eines fränkischen Gesamtregnums.

    Literatur:
    E. Hlawitschka, Die Vorfahren Karls d. Gr. (Braunfels, KdG I, 1965), bes. 61-64,80 - E. Ewig, Spätantikes und frk. Gallien, 1976, I (Francia Beih. 3.I), bes. 227-230,295 -

    Schwennicke Detlev: Tafel 3, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    DROGO
    † 708 Begraben: Metz St. Arnulf
    dux der Champagne, dann der Burgunder
    oo nach 688 ANSTRUDIS
    Tochter von Waratto Hausmeier in Neustrien und Ansfled; Witwe von Berchar Hausmeier von Neustrien

    Hlawitschka Eduard: Seite 78, "Die Vorfahren Karls des Großen"

    28 Drogo

    Älteste Belege zur Filiation bei Nr. 16, dazu Urkunde Pippins des Mittleren und Plektruds für Echternach vom 2. März 714; C. Wampach, Echternach 1, 2, Nr. 24, Seite 59: filio nostro Grimoaldo et filiis vel filiis Drogonis, nepotibus nostris. -
    Zu seiner Ehe vgl. Belege bei Nr. 15. Weitere Quellen BM ² 21c-22d.
    Drogo wurde wohl anläßlich seiner Eheschließung zum Herzog der Champagne erhoben. Pippin II. hatte seine Söhne von Plektrudis schon zu Lebzeiten an seiner Herrschaft teilnehmen lassen und Drogo mit dem Dukat in Frankoburgund ausgestattet, während sein Bruder Grimoald in Neustrien folgen sollte. Der bereits 708 gestorbene Drogo wurde in der Apostelbasilika von Metz bei seinem Ahnherrn Arnulf beigesetzt. Sein ältester Sohn Arnulf erscheint nach Pippins Tod mit dem Titel dux. Ob er dem Vater im frankoburgundischen Großdukat folgte, ist ungewiß.

    Dahn Felix: Seite 460,461, "Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte Europas."

    Pippin war vermählt mit Plektrudis, die aus edlem Geschlecht und "sehr klug" war, von ihr hatte er zwei Söhne, Drogo - der die vielbestrittene Champagne als Herzogtum erhielt, offenbar um dieses Gebiet vor neuen Schwankungen der Landschaft zu hüten -, und einen jüngeren, Grimoald.
    So hielt Pippin, selbst wohl meist in Austrasien weilend und dort die Oststämme wieder heranzwingend, durch seine beiden Söhne Neustrien-Burgund und die Champagne in Zucht, bis Drogo (708) starb.

    Ewig Eugen: Seite 186,189,200, "Die Merowinger und das Frankenreich"

    Mit der Familie Warattos verband sich Pippin durch die Heirat seines Sohnes Drogo mit Ansfleds Enkelin Adaltrud, einer Tochter Berchars. Drogo wurde wohl bei dieser Gelegenheit zum Herzog der Champagne erhoben.
    Vor 701, wahrscheinlich 697, nahm Pippin eine Gewaltenteilung vor, die ihn entlastete und zugleich der intensiveren Erfassung des einstigen neustroburgundischen Teilreichs diente. Er legte das Amt des Hausmeiers nieder, behielt aber die Leitung des Gesamtreichs bei. Den ältesten Sohn Drogo erhob er zum dux Burgundiorum. Es handelte sich nicht um einen Landschaftsdukat, sondern um die Statthalterschaft in der frankoburgundischen Königsprovinz. Denn zu Drogos Sprengel gehörten Sens (offenbar mit Auxerre) und Lyon (wohl die gesamte Provinz mit Langres-Dijon, Autun, Chalon und Macon).
    Indessen starb Drogo schon 708. Er wurde in der Apostelbasilika von Metz bei seinem Ahnherrn Arnulf beigesetzt. Drogos ältester Sohn, der den Namen des Metzer Ahnherrn führte, erscheint nach Pippins Tod mit dem Titel dux. Ob er dem Vater im frankoburgundischen Großdukat folgte, ist jedoch ungewiß.

    Dahn Felix: Seite 513, "Die Franken"

    Als im Jahre 714 Pippin in Jobii-villa (Juppile, bei Lüttich), von heftigen Fieber ergriffen, krank lag: - er war etwa 80 Jahre - und sein tüchtiger, allgemein beliebeter Sohn Grimoald zu ihm reiste, wurde dieser in der Basilika des heiligen Märtyrers Landbert (Lambert) zu Lüttich ermordet von einem Heiden Rangar.
    Das war ein harter Schlag: vor sechs Jahren war der andere Sohn, Drogo [2 Wir haben von Drogo nur eine echte Urkunde Pertz Dipl. Karol. Nr. 7; Pardessus II. Nr. 502, falsch ist seine angebliche Schenkung des Gutes Floriacum (Fleury) im Wabergau und dem comitatus Scarponensis, der Charpaigne Diözese Toul, an die Apostelkirche zu Metz als Gegenleistung für eine Begräbnisstätte neben den Älteren und Brüdern, vom 27. Juni 706, da er etwa 12 Jahre alt gewesen wäre! Pertz, Karol spuria Nr. 6; ebenso falsch die seines Bruders Hugo, Nr. 7 ebenda, und der erdichteten Brüder Godfrid (Nr. 8) und Pippin, Pardessus II, 469, 493; in jener schenkt er, sich nur "dux" nennend, ohne Beisatz eines ductatus, zum Heile seiner Seele per cartulam testamenti dem Sankt Peter- und Pauls-Kloster zu Echternach an dem Flusse Surus (der Sauer, das unter Bischof Willebrord steht, seinen ihm mach Gesetzen (das heißt nach Erbrecht) zustehenden Anteil an dem Hofe Bolla; hier findet sich die Androhung (außer dem Unwirksamkeit solcher Klage) der Exkommunikation (von den genannten Aposteln) und einer Wette von zwei Pfund Gold und drei Pfund Silber an den Fiskus für jeden seiner Erben oder sonstigen Gegner, der dies anfechten würde. Öffentlich verhandelt zu Bittburg, castrum Bedense, im ersten Jahr Königs Chilperich, also wohl 716.], gestorben. Drogo hatte mehrere eheliche Söhne von Adaltrud hinterlassen: der älteste, Arnulf, war bei dem Tode Pippins immerhin schon 20 Jahre alt: also waffenreif und nach fränkischem Recht volljährig. Der nächste, Hugo, zählte etwa 18 Jahre: weshalb Pippin, übersprang er doch einmal den nächsten Grad, den Sohn Karl, diese ehelichen und älteren Enkel hinter Theudoald zurückstellte, ist uns unerfindlich. Hugo, der fähigste unter den Enkeln Pippins, war allerdings früh von seiner Großmutter Ansfled für geistliches Leben gewonnen, aber kurz vor Pippins Tod erst Geistlicher geworden.

    Riche Pierre: Seite 43,45, "Die Karolinger. Eine Familie formt Europa."

    So verheiratete Pippin II. seinen Sohn Drogo mit Adeltrud, der Tochter des Hausmeiers Waratto und Witwe Berchars.
    Um 700 ersetzte Pippin den neustrischen Hausmeier Norbert durch seinen eigenen Sohn Grimoald II., so daß Vater und Sohn über beide Hausmeierämter im Reich verfügten. Den nördlichen Teil von Burgund gab Pippin seinen älteren Sohn Drogo, der den Titel eines dux der Champagne erhielt oder, nach anderer Quelle, den eines dux der Burgunder. Als Drogo im Jahr 708 starb, übernahm sein Bruder Grimoald einen Teil dieser Ämter.

    Schieffer Rudolf: Seite 27,32, "Die Karolinger"

    Erst als Berchar Ende 688 einen Anschlag seiner Schwiegermutter Ansfled zum Opfer gefallen war, verschaffte sich Pippin auch förmlich den höchsten Rang nach dem König und verheiratete seinen Sohn Drogo mit Berchars Tochter Adaltrud, der Enkelin Ansfleds.
    708 verlor Pippin seinen ältesten Sohn Drogo, den dux der Burgunder, der sein Grab in Metz - als erster der Familie - beim heiligen "Spitzenahn" Arnulf fand. Er hinterließ vier Söhne, doch galt offenbar kein Erstgeburtsrecht, denn statt der Enkel trat nun um so deutlicher Pippins jüngerer Sohn Grimoald in den Vordergrund, den der Vater ja früher schon durch die Überlassung des Hausmeieramtes bevorzugt hatte.





    689 oo 2. Anstrud, Witwe des Hausmeiers Berchar

    oder

    oo Adaltrud, Tochter Berchars



    Kinder:

    - Arnulf dux um 695 † 723
    - Hugo Bischof von Rouen † 730
    - Pippin 715
    - Gottfried 715



    Literatur:
    Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899 Seite 513 - Dahn Felix: Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt 1977, Seite 460, 461,462,464 - Ewig Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1988, Seite 182,186,189,200 - Hartmann Martina: Aufbruch ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger. Primus Verlag 2003 Seite 84 - Herm, Gerhard: Karl der Große. ECON Verlag GmbH, Düsseldorf, Wien, New York 1987 Seite 45 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 50 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 301,302 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 43,45,51 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 27,32,36,38 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 3 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 359,364,385 - Werner Matthias: Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1982, Seite 135,246,248,250,263,275-278 -

    Begraben:
    St. Aposteln (basilica beati Arnulfi conf.)

    Drogo heiratete Anstrud in 689. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 3.  Anstrud

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Champagne,Champagne-Ardenne,Frankreich; Herzogin der Champagne

    Notizen:

    Anstrud (Adaltrud) Herzogin der Champagne

    Tochter des Hausmeiers Berchar und einer Tochter N.N. des Hausmeiers Waratto und der Ansfled
    oder Tochter des Hausmeiers Waratto und der Ansfled

    Konecny Silvia: Seite 50, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Die Ehe von Drogo, dem erstgeborenen Sohn Pippins II. und Ans(Adal-)trud, der Witwe oder Tochter des neustrischen Hausmeiers Berthar [Annales Mettenses priores a. 693; Seite 16 und Gesta abbatum Fontanellensium c. 8;: Seite 280 wird Drogo Schwiegersohn Ansfleds und Gatte einer Ans(Adal-)trud genannt. Davon abweichend bezeichnet ihn eine Gerichtsurkunde von 697, DM 70 als Schwiegersohn Berthars und Gattin einer Adaltrud.], wurde zwischen 687 und 697 oder um 688 geschlossen. Im ersten Fall könnte die Verbindung das Bündnis mit jener Gruppe in Neustrien besiegelt haben, die Pippins II. Aufstieg begünstigte. Im zweiten Fall wäre sie in Opposition zu Pippin eingegangen worden. Die Interpretation dieser Ehe als ein von Pippin II. gefördertes Bündnis geht von der Annahme aus, daß Ans(Adel-)trud, sei sie nun die Witwe oder die Tochter Berthars, den seine Schwiegermutter Ansfled ermorden ließ, vor allem in dem politischen Umkreis der Sippe Warattos zu lokalisieren sei. Mit Waratto, dem Nachfolger Ebroins, hatte Pippin II. schon nach der Heerfahrt gegen Neustrien im Jahre 680 eine Politik des Ausgleichs gepflegt. Dieser Ausgleich schien gefährdet, als nach denm Tod Warattos Berthar an die Macht zu kommen suchte, möglicherweise auch schon, als Waratto eine doppelbödige Politik zu treiben begann und seine Tochter Anstrud mit Berthar verheiratete. Pippin II. machte sich schließlich die Opposition, die gegen Berthar in Neustrien bestand, zunutze und besiegte ihn 687 bei Tertry. Ansfled scheint rechtzeitig die Situation erkannt zu haben und in das Lager des Siegers übergewechselt zu sein. Die Ehe ihrer Tochter (oder Enkelin) mit einem Sohn Pippins II., die in diesem Fall 688 geschlossen worden wäre, könnte das Bündnis gefestigt haben. Die Ehe Drogos mit Adaltrud kann aber auch als Bündnis gegen Pippin interpretiert werden. In diesem Fall müßte von der Annahme ausgegangen werden, daß die historiographischen Quellen einen Zwist im Hause der KAROLINGER bewußt verschwiegen haben. Jene Gerichtsurkunde, in der Adaltrud als Tochter Berthars und Genmahlin Drogos bezeichnet wird, wäre dann als zuverlässigere Quelle einzuschätzen. Dies würde bedeuten, daß Drogos Heirat noch zu Lebzeiten Berthars, also vor 688 stattfand. Für diese Hypothese spräche die geringe Bedeutung der Nachkommen Drogos, allenfalls auch dessen Einsetzung zum "dux ampaniae", was eine Abfindung bedeutet haben könnte. Die Rolle Ansfleds müßte in diesem Fall als Fortsetzung der unaufrichtigen Politik Waratto interpretiert werden. Letztlich hat wohl die oppositionelle Haltung gegen die karolingischen Interessen bei Ansfled die Oberhand behalten. Ansfled und Plektrud machten jedenfalls nach Pippins Tod keine gemeinsame Politik. Während Plektrud für ihren Enkel aus der Linie ihres Sohnes Grimoald vormundschaftlich regierte, übte Ansfled auf ihren Enkel (oder Urenkel) Hugo, der ein Sohn Drogos war, großen Einfluß aus.

    Ewig Eugen: Seite 186, "Die Merowinger und das Frankenreich"

    Mit der Familie Warattos verband sich Pippin durch die Heirat seines Sohnes Drogo mit Ansfleds Enkelin Adaltrud, einer Tochter Berchars. Drogo wurde wohl bei dieser Gelegenheit zum Herzog der Champagne erhoben.

    Riche Pierre: Seite 43, "Die Karolinger. Eine Familie formt Europa."

    Pippin verstand es, durch eine kluge Politk den Adel für sich zu gewinnen. So verheiratete er seinen Sohn Drogo mit Adeltrud, der Tochter des Hausmeiers Waratto und Witwe Berchars.

    Schieffer Rudolf: Seite 27, "Die Karolinger"

    Erst als Berchar Ende 688 einem Anschlag seiner Schwiegermutter Ansfled zum Opfer gefallen war, verschaffte sich Pippin auch förmlich den höchsten Rang nach dem König und verheiratete seinen Sohn Drogo mit Berchars Tochter Adaltrud, der Enkelin Ansfleds.

    Dahn Felix: Seite 493, "Die Franken"

    Bei Tertri am Ornigon von Pippin geschlagen, wurde Berthar nicht lange nachher auf Anstiften seiner Schwiegermutter Ansfled ermordet, welche nun mit Pippin, der jetzt Major domus Theuderichs ward, sich verständigte und ihm eine Tochter Adaltrud (oder Anstrud) [Angeblich (Ann. Mett.) Berthars Witwe; so übereinstimmend die Chroniken, dagegen nennt in einer Urkunde von Childebert III., 14. März 697 (Pertz Nr. 70), Drogo Berthar seinen Schwiegervater. Bonnell und Breysig folgen den Chroniken, Bouquet der Urkunde, indem sie sämtlich einen Widerspruch annehmen. Indessen: in der Urkunde heißt der Schwiegervater Berchar, nicht Berthar, es wäre durchaus nicht notwendig, daß dies derselbe Name sein müsse (freilich steht auch cont. Fred. Berchar statt Berthar). Berchar kommt neben Berthar vor: Förstemann Seite 225 und Seite 244. Und es müßte auch nicht derselbe Mann sein: Ansfleda könnte vor Waratto einen anderen Gatten, Berchar, und von diesem eine Tochter, Adaltrud, gehabt haben, so daß also Berchar Drogos Schwiegervater und doch auch Ansfled seine Schwiegermutter gewesen sein könnte; dem steht nicht entgegen, daß der Schwiegervater vir inluster genannt wird; denn das beweist nicht, daß der also Genannte Major domus gewesen sein muß: der Major domus heißt zwar vir inluster, aber ebenso heißen auch andere hohe Beamte und optimates: vgl. zum Beispiel die Urkunde Chlodovechs III. vom 1. November 692 Bouquet I. c. Seite 671: inlustribus viris Ragnoaldo (war nicht Major domus), Nordeberctho (war nur Vertreter des Major domus), Ermenfrido (war nicht Major domus) optimates; [wie diese beiden Urkunden über denselben Hof Nocitun (Noiso-sur.Oise, im Gebiet von Beauvais bei Camiliacum, Chambli, pagus (le pays) Camiliacensis; daher le Chambliois) zu vereinbaren, ist schwer abzushen; die Urkunden stehen bei Pertz als Nr. 64 und 70]; vgl. Sickel Seite 34f.
    Keinesfalls ist aber, wie Bonnell Seite 127 anzunehmen scheint die 692 genannte Angantrud identisch mit Anstrud oder Adaltrud. Indessen ist die oben von uns versuchte Vermittlung recht bedenklich, weil allzu künstlich, zumal auch Fred. cont. Berchar statt (des Major domus) Berthar schreibt, und in Zweifel wird man eher ein Versehen in der Urkunde annehmen müssen; nur auf die Ann. Mett. darf man sich dabei nicht stützen, welche nicht einmal den Namen Adaltrud kennen, Drogo zum Herzog von Burgund (!) machen und hier lediglich dieselbe Quelle benutzen wie die Gesta abb. Fontanellens. ed. Pertz, Scr. II, c.8] mit Pippins ältestem Sohne, Drogo, vermählte. Diese Vermählung ist jedenfalls vor 697 zu setzen: 14. März 697 ist Adaltrud Drogos Gattin (Urkunde), also mindestens 696, und die Angabe der Annalen von Metz (693) hat (hierin) nichts Unglaubhaftes.





    oo Drogo Herzog der Champagne um 670 - 708


    Kinder:

    - Arnulf dux um 695 - 723
    - Hugo Bischof von Rouen 696 - 730
    - Pippin
    - Gottfried



    Literatur:
    Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899 - Ewig Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1988, Seite 186 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 50 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 43 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 27 -

    Name:
    Adaltrud ?

    Kinder:
    1. Pippin gestorben nach 715.
    2. Gottfried gestorben nach 715.
    3. von Rouen, Hugo wurde geboren um 690/695; gestorben am 8 Apr 730 in Jumieges [76480],Seine-Maritime,Normandie,Frankreich; wurde beigesetzt in Jumieges [76480],Seine-Maritime,Normandie,Frankreich.
    4. 1. Arnulf wurde geboren um 695; gestorben in 723.


Generation: 3

  1. 4.  Pippin II. wurde geboren in 635/650 (Sohn von Ansegisel und Begga); gestorben am 16 Dez 714 in Jupille-sur-Meuse [4020],Wallonien,Belgien; wurde beigesetzt in Chèvremont [90340],Territoire de Belfort,Franche-Comté,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: ab 688/689, Neustrien,Frankreich; Hausmeier von Neustrien
    • Titel/Amt/Status: seit 680, Austrasien; dux (Herzog) von Austrasien
    • Titel/Amt/Status: seit 688, Burgund,Frankreich; Hausmeier von Burgund

    Notizen:

    Neue Deutsche Biographie - Pippin d. Mittlere

    fränkischer Hausmeier, * um 640/50, † 16.12.714 Jupille/Maas, ⚰ Chèvremont (?).

    P. ging aus der bedeutsamen Verbindung von Arnulfingern und Pippiniden hervor, wuchs aber in einer Krisenzeit auf, als nach dem Sturz seines Oheims Grimoald (662) die Gegner der Familie in Austrasien die Oberhand hatten und sein Vater Ansegisel von einem gewissen Gundewin erschlagen wurde. Wesentlich für P.s Aufstieg scheint die um 670 anzusetzende Eheschließung mit Plektrud aus einem vermögenden Geschlecht des Eifel-Mosel-Raums gewesen zu sein, die zeitlebens an seiner Seite eine herausgehobene Stellung einnahm. Jedenfalls vermochte P. durch Blutrache an Gundewin seinem Hause neuen Respekt zu verschaffen und stand seit 675 zusammen mit dem dux Martin an der Spitze des austras. Widerstandes gegen den neustr. Hausmeier Ebroin. Aus einem verlorenen Gefecht unweit von Laon, bei dem Martin umkam, rettete er sich 679 nur durch Flucht, doch kam ihm zustatten, daß wenig später (680) auch Ebroin der Bluttat eines Neustriers anheim fiel. Der neue Hausmeier Waratto erkannte P.s Vormacht in Austrasien (ohne förmliches Amt) an, wurde aber 681/83 von seinem aggressiveren Sohn Gislemar verdrängt, der P. eine weitere Niederlage beibrachte, kurz darauf jedoch starb. Waratto setzte die versöhnliche Linie bis zu seinem Tod (686) fort, und erst danach gewann P. das Übergewicht, weil der Nachfolger Berchar, Warattos Schwiegersohn, mächtige Gegner im neustr. Adel hatte, die sich P. zuwandten.|So gelang ihm 687 bei Tertry an der Somme der epochemachende Sieg über Berchar und dessen Kg. Theuderich III., der im Bewußtsein der späteren Karolinger den Beginn der Vorherrschaft ihrer Familie im gesamten Frankenreich bezeichnete.

    Die unmittelbare Folge bestand darin, daß P. den machtlosen merowing. König in seine Gewalt brachte, aber dem bezwungenen Berchar das Amt des Hausmeiers beließ. Erst als dieser Ende 688 einem Anschlag zum Opfer gefallen war, verschaffte er sich auch förmlich den höchsten Rang nach dem König und verheiratete seinen Sohn Drogo mit Berchars Tochter Adaltrud, was die Verbindung mit einer mächtigen Adelssippe an der unteren Seine einbrachte. Selbst zog er es jedoch vor, sein Regiment vom heimischen Austrasien her zu führen, ohne dort das frühere Sonderkönigtum wiedererstehen zu lassen. Kennzeichnend für seine innere Politik wurde ein Geflecht persönlicher Bindungen, das vor allem den eigenen austras. Parteigängern dazu verhalf, weiträumig Machtpositionen aufzubauen, und zugleich die Führungsschichten Neustriens und Burgunds zu durchdringen versuchte. Dazu diente auch die Dezentralisierung der Familienherrschaft, sobald dazu die personellen Voraussetzungen bestanden. P.s ältester, nach Neustrien verheirateter Sohn Drogo, der schon um 690 als dux in der Champagne aufgetreten war, wird nach 697 als dux der Burgunder bezeugt, während der jüngere Grimoald um dieselbe Zeit sogar das Hausmeieramt des Vaters übernahm und nach Neustrien ging, wo er den unmittelbaren Zugang der anderen Großen zu den Merowingern weiter einengte. P. konnte sich daher nach 700 darauf beschränken, in der ganz informellen Stellung eines princeps Francorum seine persönliche Autorität einzusetzen, was den dynastischen Anspruch einschloß, die Macht unter seinen Nachkommen aufzuteilen.

    Auf P. geht auch das Bestreben der Karolinger zurück, ihre neu fundierte Zentralgewalt über den engeren Bereich der Francia hinaus bis an die äußeren Grenzen des Merowingerreiches auszudehnen, also sich die Machthaber der nicht-fränk, regna gleichfalls botmäßig zu machen, womit P. allerdings nur begrenzten Erfolg hatte. Weithin unbehelligt blieb das aquitan. Herzogtum im Süden Galliens, während P. rechtsrheinisch mehrere Feldzüge nach Alemannien (709–12) unternahm, Bayern jedoch noch verschonte. In Hessen, Thüringen und Mainfranken begnügte man sich mit dem anscheinend kampflosen Vordringen fränk. Siedlung unter dem Schutz regionaler Befehlshaber. Sachsen lag außerhalb von P.s Reichweite, aber alle Energie richtete er gegen die Friesen, die unter ihrem Hzg. Radbod über Rhein und Maas hinweg nach Süden vorgedrungen waren. P. bezwang sie in zwei Kriegszügen 690 und 695 und förderte gleichzeitig die Mission des Angelsachsen →Willibrord (658–739) in ihrem Gebiet, was nach 700 zur Einrichtung eines neuen Bischofssitzes in Utrecht und zur Heirat des Hausmeiers Grimoald mit einer Tochter Radbods führte. Als rückwärtige Stütze des Friesenmissionars diente die von Plektruds Familie getragene Klostergründung in Echternach (um 698), die P. gemeinsam mit seiner Gattin Willibrord unter Loyalitätsvorbehalt übertrug.

    Nach dem frühen Tod des Sohnes Drogo (708) setzte P. seine Hoffnungen auf Grimoald und hielt auch nach dessen Ermordung (April 714) in seinen letzten Monaten am Erbvorrang von Plektruds Deszendenz fest, indem er Grimoalds jugendlichen Sohn Theudoald zum Hausmeier aufrücken ließ. Das war gegen den eigenen, einer Nebenehe entstammenden Sohn →Karl Martell gerichtet und begründete einen dynastischen Zwiespalt, der bald nach P.s Tod die von ihm begründete gesamtfränk. Suprematie der Familie in eine existenzbedrohende Krise stürzen sollte.

    Quellen
    Qu Fünf echte, vier gefälschte Urkk. sowie 20 Deperdita P.s in Edition v. I. Heidrich (Univ. Bonn) seit 1998 im Internet.

    Literatur
    ADB 26; E. Hlawitschka, Die Vorfahren Karls d. Gr., in: W. Braunfels (Hg.), Karl d. Gr., Lebenswerk u. Nachleben I, 1965, S. 51-82; M. Werner, Der Lütticher Raum in frühkaroling. Zeit, 1980; R. Schieffer, Die Karolinger, 1992, 21997, S. 22-33; 1. Heidrich, Die Urkk. P.s u. Karl Martells, in: J. Jarnut u. a. (Hg.), Karl Martell in seiner Zeit, 1994, S. 23-33; B. Kasten, Königssöhne u. Königsherrschaft, 1997; Lex. MA; LThK.

    Geburt:
    635 oder 640/50

    Pippin heiratete Plektrudis um 670. Plektrudis (Tochter von Hugobert und von Oeren, Irmina) wurde geboren um 650; gestorben in 725; wurde beigesetzt in Köln [50667],Köln,Nordrhein-Westfalen,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 5.  PlektrudisPlektrudis wurde geboren um 650 (Tochter von Hugobert und von Oeren, Irmina); gestorben in 725; wurde beigesetzt in Köln [50667],Köln,Nordrhein-Westfalen,Deutschland.

    Notizen:

    Plektrudis
    um 650 - 725 Begraben: St. Maria im Kapitol (Köln)
    Tochter des Grafen Hugobert und der Irmina

    Lexikon des Mittelalters: Band VII Spalte 19

    Plektrud, fränkische Adlige
    + p. 717 Begraben: St. Maria im Kapitol
    oo Pippin der Mittlere

    Plektrud stammte aus vornehmster austrasischer Familie, höchstwahrscheinlich Tochter der Äbtissin Irmina von Oeren und des Seneschalls Hugobert und Schwester der Äbtissin Adela von Pfalzel (Hlawitschka gegen Werner). Nach der Heirat (um 670) mit Pippin dem Mittleren begegnet sie als Mitausstellerin aller Urkunden des Hausmeiers. Nach dessen Tod 714 versuchte sie energisch, die Rechte ihrer Enkel gegen ihren Stiefsohn Karl (Martell) zu wahren, den sie in Köln gefangensetzte. 716 von den Neustriern zusammen mit den Friesen bedroht, mußte sie die Schätze aushändigen; der entkommene Karl konnte sie 717 zur förmlichen Anerkennung seiner Rechte zwingen. In dem von ihr gegründeten Stift St. Maria im Kapitol (Köln) fand sie ihr Grab.

    Quellen:
    MGH DD Merov. - Cont. Fredeg. 5-10; Liber hist. Fr. 48-53 (MGH SRM II) - Ann. Mettenses priores (MGH SRG 10) -

    Literatur:
    H. Bonnell, Die Anfänge des karol. Hauses, 1866 - I. Heidirch, Titul. und Urkk. der arnulf. Hausmeier, ADipl 11/12, 1965/66, 71-279 - S. Konecny, Die Frauen des karol. Kg.hauses, 1976 - I. Haselbach, Aufstieg und Herrschaft der Kar. in der Darstellung der sog. Ann. Mett. pr., 1970 - M. Werner, Adelsfamilien im Umkreis der fr. Karolinger, 1983 [dazu E. Hlawitschka, RhVjbll 49, 1985, 1-61] - R. A. Gerberding, The Rise of the Carol. and the Liber hist. Francorum, 1987 - I. Heidrich, Von P. zu Hildegard ... RhVjbll 52, 1988, 1-15. -

    Große Frauen der Weltgeschichte: Seite 376

    Plektrudis
    um 650 - 725
    Im südlichen Seitenschiff der Kirche St. Maria im Capitol zu Köln steht noch heute der merowingische Sandsteinsarkophag, in dem in der 1. Hälfte des 8. Jahrhunderts Plektrudis, die Gattin des Hausmeiers Pippins des Mittleren von Heristal, beigesetzt war. Ein zweiter, späterer Sarkophag im nördlichen Seitenschiff der Kirche bewahrte ebenfalls einige Jahrhunderte lang die Gebeine der Fürstin, seitdem aber sind sie verschollen. Die noch erhaltene Grabplatte mit dem schönen romanischen Bildnis ist erst um 1180 entstanden, also über 450 Jahre nach dem Tode der Plektrudis, über die wir in der um 1217 verfaßten "Königschronik lesen: "Pippin hatte eine hochadelige und überaus kluge Frau mit Namen Plektrudis. Sie baute in Köln auf dem Capitol eine bedeutsame Kirche zu Ehren der Gottesmutter und gründete dort zum Dienste Gottes und der Heiligen Jungfrau ein Damenstift, das sie mit reichen Liegenschaften und Einkünften ausstattete..." Pippin trennte sich von ihr, um mit seiner zweiten. Gemahlin Alpaide zusammenleben zu können, die ihm einen Sohn schenkte. Man berichtete ihm, es sei "ein Karrl", was in der deutschen Sprache einen Knaben mit kräftigen Gliedern bedeutet. So wurde Pippins Sohn einfach "der Karrl" oder "Der Kerl" genannt und damit im Zeichen der "volkstümlichen oder deutschen Sprache die karolingische Dynastie begründet". Dieser "Karrl" erhielt später den Beinamen "Martell" - der Hammer; er vertrug sich schlecht mit seiner Stiefmutter Plektrudis, die ihn eine zeitlang gefangenhalten ließ. Später gelang es ihm, durch seine Siege bei Tours und Poitiers das Abendland vor dem Ansturm des Islam zu retten. Als er im Jahre 717 in Köln eindrang, mußte Plektrudis auf alle Herrschaftsansprüche verzichten. Sie starb in der Stille des von ihr gegründeten Klosters.

    Hlawitschka Eduard: Seite 73, "Die Vorfahren Karls des Großen

    17 Plektrud

    Pippinus, filius Ansigisli quondam, necnon et illustris matrona mea Plectrudis, filia Hugoberti quondam; so öfter in Urkunden Pippins des Mittleren; C. Wampach, Echternach 1,2, Nr. 14, 15,24, Seite 39ff.
    Zu ihrer genealogischen Einordnung Ders., Echternach 1, 1, Seite 130-135, sowie E. Hlawitschka, Zur landschaftlichen Herkunft (wie in Nr. 4), Seite 8-10. - Seit dem 12./13. Jahrhundert kursiert in der Diözese Köln die Nachricht, eine gewisse Notburgis habe im Kölner Kloster St. Maria gelebt und sei Plektruds Nichte gewesen; vgl. Vlies des Saints 10, Paris 1952, Seite 1006. Zumal auch noch die klösterlichen Anfänge von St. Maria im Kapitol umstritten sind (ältester Beleg aus dem 10. Jahrhundert), dürfte hier kaum ein echter Kern zu vermuten sein.

    Schieffer Rudolf: „Die Karolinger“

    Plektrud, Tochter Hugoberts, entstammte einer vornehmen austrischen Familie und heiratete um 670 Pippin den Mittleren.Ihre Mutter wäre Irmina gewesen, die als Witwe Äbtissin des Nonnenklosters Oeren bei Trier und Stifterin des Mönchsklosters Echternach an der Sauer wurde und außer Plektrud eine weitere Tochter namens Adela hatte, die Gründerin und erste Äbtissin des Klosters Pfalzel bei Trier. Zusammen mit einigen weiteren Verwandten, die auf diesem Wege erschlossen werden können, zeichnet sich hier das Bild eines hochbedeutenden Adelsgeschlechts ab, dessen Macht sich von der mittleren Mosel über die Eifel bis an den Niederrhein nördlich von Köln erstreckte und in dieser Weiträumigkeit den ARNULFINGER/ PIPPINIDEN kaum nachstand.

    Werner Matthias: Seite 30,241-243,247-256, "Adelsfamilien"

    Die Familie Plektruds, die "HUGOBERT-IRMINA-Sippe", deren Einflußbereich sich vom Elsaß und Seillegau über das Trierer Gebiet bis in die Gegenden nördlich von Köln erstreckte, hatte ihre führende Stellung bereits vor dem Herrschaftsantritt Pippins II.von 679/80 inne, das heißt zu einer Zeit, als die Position der ARNULFINGER-PIPPINIDEN selbst durch den Sturz des Grimoald von 662 noch stark geschwächt war. Auf diesem Hintergrund dieser Beobachtungen gewinnt die Zuweisung von Pippins II. Gemahlin zur Verwandtschaft der Irmina von Oeren erhöhtes Gewicht. Pippins Heirat mit Plektrudist vor 668/70 anzusetzen .
    Die Angaben über die Erbteilung zwischen Regentrud und Plektrud in Budberg und Beslanc wurden erstmals von Halbedel in der Weise interpretiert, daß Regentrud und Plektrud als die beiden Anteilberechtigten zugleich auch Geschwister gewesen seien. Wie bereits vor ihm Goerz hielt auch Halbedel Plektrud, die er somit als weitere Schwester Adelas ansah, für personengleich mit der Gemahlin Pippins II. Diesen Ergebnissen schloß sich Wampach an, der zuvor schon unter Hinweis auf die Gemengelage von Gütern Pippins II., Irminas und Adelas im Trierer Gebiet eine Verwandtschaft dieser Personen untereinander vermutet hatte. Die erstmals von ihm fundierter vorgetragene These, Adela von Pfalzel und Pippins II. Gemahlin Plektrud seien mit "größter Wahrscheinlichkeit" Töchter Irminas von Oeren und deren Gemahl Hugobert gewesen, wurden von dem Großteil der Forschung übernommen.
    Noch weniger ist den Quellen in der Frage der Besitzungen Plektrudszu entnehmen. Bis auf eine unwesentliche Ausnahme tätigte Plektrud sämtliche ihrer bekannten Besitzgeschäfte gemeinsam mit Pippin II. In den betreffenden Urkunden ist nicht vermerkt, aus wessen Besitzmasse die jeweiligen Güter stammten. Die erzählenden Quellen lassen für Plektrud engere Verbindungen in das Kölner Gebiet erkennen, denen möglicherweise auch weiter zurückreichende Besitzbeziehungen entsprachen. So residierte Plektrud nach dem Tod Pippins II. in Köln und gründete hier nach später, aber glaubwürdiger Überlieferung die Kirche St. Marien im Kapitol.

    Konecny Silvia: Seite 47,51,59, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Der Eheschluß zwischen Pippin II. und Plektrud ist schwer zu datieren, da weder das Geburtsdatum des älteren Sohnes aus dieser Verbindung bekannt ist, noch Plektrud vor 691, als ihre Söhne schon erwachsen waren, in Erscheinung getreten ist. Aus dem Jahre 691 stammt die erste einer Reihe von Schenkungsurkunden, in denen Pippin II. gemeinsam gemeinsam mit Plektrud urkundet. Plektrud wurde seit 706 als die Tochter eines bereits verstorbenen Hugobert bezeichnet, ausdrücklich verwies Pippin einmal darauf, daß es sich bei einer Schenkung um Besitz handelte, der ihm und Plektrud gemeinsam gehörte. Ob die Häufung der Schenkungen aus dem Besitz Plektruds zwischen 691 und 714 ein Zufall in der Überlieferung ist, oder mit dem Eintreten eines Erbfalles zusammenhängt, muß dahingestellt bleiben. Ein unerwarteter Erbfall könnte Plektruds Position als Ehefrau neuerlich gestärkt haben. Ursprünglich scheint die Verbindung Pippins II. mit ihr durchaus keine glänzende Partie gewesen zu sein. Immerhin war Plektrud nach Hlawitschka nur eine von fünf Töchtern Hugoberts und Irminas, unter denen der Besitz wohl geteilt werden sollte. Bedenkt man den Zeitpunkt der Heirat, dann erscheint eine erstrangige Verbindung ja auch geradezu undenkbar. Nach dem mißglückten "Staatsstreich"Grimoalds hatten die KAROLINGER wohl einen Tiefpunkt ihrer Bedeutung erreicht. Die Ehe mit Plektrud könnte einen ersten Impuls zu einem neuerlichen Aufstieg der KAROLINGER gegeben haben. Der Höhepunkt von Pippins II. Machtentfaltung, der mit dem Jahre 687 anzusetzen ist, fällt jedoch mit der Geburt seines Sohnes aus zweiter Ehe, Karl Martell, zusammen. Daraus könnte geschlossen werden, daß Pippins eigentlicher Aufstieg von seiner Ehe mit Alpais begleitet war. Tatsächlich hatte ja Plektrud auch, als sie nach Pippins Tod für ihren Enkel Theudoald Herrschaftsansprüche erhob, keine Hausmacht hinter sich, wie etwa Karl Martell, den anscheinend seine Parteigänger aus dem Gefängnis befreiten. Plektrud dürfte sich nur auf jene Machtmittel gestützt haben, über die sie auf Grund ihrer unmittelbaren Nähe zur Hofhaltung Pippins II. verfügte, vor allem auf den Königsschatz.
    Anders und problematischer verlief hingegen der Versuch Plektruds, stellvertretend für ihren Enkel Theudoald zu regieren. Sie scheint sich nur auf die Machtmittel gestützt zuhaben, zu denen sie als Gattin Pippins II. Zugang hatte, also vor allem auf den Hof und den Schatz Pippins. Damit stand Plektrud im Gefolge der Versuche merowingischer Königswitwen, die vormundschaftlich für ihre Söhne und Enkel regiert hatten. Die Vormundschaft Plektruds über Theudoald muß im Zusammenhang mit dem Einfluß Ansfleds, der Witwe Warattos, über Hugo, den gemeinsamen Enkel beider Frauen, gesehen werden. Gemäß der Vita Bischof Hugos bestimmte Ansfled den Enkel zu der geistlichen Laufbahn. Bei Pippins II. Tod war als Frage der Nachfolge ungeordnet. Die Söhne, die aus seiner Ehe mit Plektrud entstammten, waren vor dem Vater verstorben. Beide hatten Söhne hinterlassen, die - ihr Eintrittsrecht gegenüber Karl Martell vorausgesetzt - in gleicher Weise erbberechtigt gewesen wären. Eine Konzentration der Herrschaftsrechte auf Theudoald war, zumal auch keine Wahl des Adels seinen Anspruch favorisierte, alleinige Entscheidung Plektruds. Sie verteidigte gegenüber Karl Martell weder Theudoalds Eintrittsrecht noch das Recht des "legitimen" Sohnes gegenüber dem "illegitimen", sondern erhob Anspruch auf die ungeteilte Herrschaft. Damit schaltete sie nicht nur Karl Martell, sondern auch die Söhne Drogos aus, die weder vom Standpunkt des Eintrittsrechtes noch mit dem Argument "illegitimer" Geburt übergangen werden konnten.
    Während Plektruds Auseinandersetzung um die Macht mit Karl Martell recht genau überliefert ist, tritt ihre Beziehung zu Ansfled und den Nachkommen Drogos in den Hintergrund. Und doch muß Plektruds Haltung gegenüber Neustrien für ihr Scheitern ausschlaggebend gewesen sein. Gerade weil Plektrud auf eine zumindest zu Beginn seines Aufstieges von Pippin II. recht sorgfältig betriebene Ausgleichspolitik mit Neustrien völlig verzichten zu können glaubte, beraubte sie sich nach allen Seiten hin jedes Rückhalts. Sie glaubte wohl, ohne Bündnispolitik und damit auch ohne die nötigen Zugeständnisse an Verbündete auszukommen und überschätzte so ihre Position. Welche Kompromisse mit Neustrien Plektrud vermeiden wollte, muß offen bleiben. Vielleicht hatten die Nachkommen Drogos zu wenig Bedeutung, um als Partner eines Bündnisses zu interessieren. Allerdings spricht dagegen die Tatsache, daß Karl Martell seine Neffen in Haft nehmen ließ. Ansfled und die Nachkommen Drogos könnten der Gruppe um den neustrischen Hausmeier Raganfred und dem MEROWINGER Chilperich II. nahegestanden sein, die Plektrud stark bedrängte und erst von Karl Martell besiegt wurde. Vielleicht vermied Plektrud die Annäherung an ihre neustrischen Enkel, weil diese keinen Vorwand für eine vormundschaftliche Regierung geboten hätten, ja möglicherweise selbst die Vormundschaft über Theudoald ergreifen wollten. Letzten Endes bleibt auch die Frage offen, ob Plektrud aus Mangel an politischem Einschätzungsvermögen scheiterte, und deshalb zum Herrschen unfähig war, wie die Annales Mettenses urteilen, oder ob sie ihre Entscheidung bewußt traf und damit eine konsequente Politik verfolgte.





    670/75 oo Pippin II. der Mittlere 635 oder 640/50-16.12.714


    Kinder:
    - Grimoald II. - April 714
    - Drogo Herzog der Champagne - 708



    Literatur:
    Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899 - Dahn Felix: Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt 1977, Seite 460,464,465 - Deutsche Geschichte Band 1 Von den Anfängen bis zur Ausbildung des Feudalismus Mitte des 11. Jahrhunderts. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1982, Seite 282 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 57 - Ewig Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1988, Seite 184,192,201 - Herm, Gerhard: Karl der Große. ECON Verlag GmbH, Düsseldorf, Wien, New York 1987, Seite 45 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 17 - Hlawitschka, Eduard: Zu den Grundlagen des Aufstiegs der Karolinger. Beschäftigung mit zwei Büchern von Matthias Werner. in: Stirps Regia. Forschungen zum Königtum und Führungsschichten im frühen Mittelalter. Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris, Seite 43-105 - Kalckhoff Andreas: Karl der Große. Profile eines Herrschers. R. Piper GmbH & Co. KG, München 1987, Seite 100 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 50,59 - Nack Emil: Germanien. Ländern und Völker der Germanen. Gondrom Verlag GmbH & Co. KG, Bindlach 1977, Seite 263,270 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 44 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 23,31-33,35-38,40 - Schneider Reinhard: Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter. Anton Hiersemann Stuttgart 1972, Seite 179 - Werner Matthias: Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1982 Seite 15,27-31,36,60,62,70,72,74-77,89,99,107,111,119, 121-123,126,128,131,133,137,165,167,169,172-176,186,193,197,213,221,226,229,234,236,239,241-243,247-256,258,261-263, 265-270,274-282,285,289,291-294,322,324,326 - Wies Ernst W.: Karl der Große. Kaiser und Heiliger. Bechtle Verlag Esslingen 1986, Seite 30 -

    Joachim Oepen, Plektrud, im Portal Rheinische Geschichte

    Plektrud (gestorben nach 717), Kirchengründerin

    Plektrud war die Ehefrau des fränkischen Hausmeiers Pippin des Mittleren (Regierungszeit 679-714) sowie die Gründerin der Kölner Kirche St. Maria im Kapitol.
    Plektrud entstammte einer vornehmen austrasischen Familie des Eifel-Mosel-Raums. Als Eltern werden die heilige Irmina, Äbtissin des Klosters Oeren bei Trier und Stifterin der Abtei Echternach, sowie der Seneschall und Pfalzgraf Hugobert (gestorben um 697) angenommen, als Schwestern unter anderem Bertrada, Gründerin des Klosters Prüm, und Adela, Gründerin und Äbtissin des Klosters Pfalzel bei Trier. Während diese Familienrekonstruktion in der Forschung nicht unwidersprochen blieb, herrscht Einvernehmen, dass Plektrud um 670 den späteren fränkischen Hausmeier Pippin den Mittleren heiratete. Diese Heirat war eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Stellung des Hausmeiers im Merowingerreich und damit auch für den endgültigen Aufstieg der Karolinger. Die Güter Plektruds und ihrer Familie erstreckten sich von der mittleren Mosel über die Eifel bis an den linken Niederrhein und rundeten damit den bisherigen Besitz der Pippiniden an Maas und oberer Mosel ab. Diese Besitztümer „konnten Pippins d. M. politisches Agieren selbstverständlich erleichtern" (Eduard Hlawitschka).
    In allen bekannten Urkunden ihres Ehemanns tritt Plektrud als Mitausstellerin auf. Aus dieser Tatsache ist ihre besitzrechtliche Stellung ablesbar, zugleich auch ihre Bedeutung bereits vor dem Tode Pippins. Zwischen 687 und 714 gründeten und begünstigten die Eheleute gemeinsam eine Reihe von Kirchen und Klöstern vor allem im Gebiet zwischen Rhein, Maas und Mosel, wobei auch Besitz aus dem Vermögen von Plektrud vergeben wurde. Unter anderem ermöglichten Pippin und Plektrud dem heiligen Suitbert die Gründung des Kloster Kaiserswerth (um 695), förderten die Abtei Echternach, an deren Gründung der heilige Willibrord (um 658-739) beteiligt war, und stellten sie unter ihren Schutz (706). Willbrord übertrugen sie auch das von ihnen gegründete Kloster Susteren bei Roermond (714).nach obenDie letzten Lebensjahre Pippins waren überschattet von erfolglosen Versuchen einer Nachfolgeregelung, denn die beiden Söhne Drogo (um 670-708) und Grimoald (um 680-714) waren bereits vor ihm verstorben. Den aus einem Konkubinatsverhältnis stammenden Sohn Karl Martell (688/689-741) versuchte Plektrud von der Nachfolge auszuschließen. Folgerichtig ließ sie nach dem Tode Pippins am 16.12.714 Karl verhaften und half ihre beiden Enkel Arnulf (um 695-723) als „dux" für Austrasien und den noch unmündigen Theudoald (wohl 708-nach 715) als Hausmeier an die Macht zu bringen. Plektrud behielt sich die oberste Autorität vor und richtete ihre Residenz in Köln ein. In Neustrien regte sich Widerstand, so dass es am 26.9.715 im Wald von Compiègne zu einer Schlacht kam, bei der Theudoald nur knapp die Flucht gelang. Zudem gerieten der merowingische König Dagobert III. (Regierungszeit 711-715/716) beziehungsweise Chilperich II. (Regierungszeit 715/716-721) unter den Einfluss der Neustrier. Als dann auch noch Karl Martell aus der Haft entkommen konnte und sowohl gegen die Neustrier als auch gegen Plektrud vorging, entstand im Frankenreich eine äußerst instabile Lage. Zudem befand sich die von Pippin „begründete gesamtfänkische Suprematie der Familie in eine[r] existenzbedrohende[n] Krise" (Rudolf Schieffer).
    716 rückten die Neustrier unter Chilperich und ihrem im Vorjahr gewählten Hausmeier Raganfrid (gestorben 731) nach Köln vor, wo sie Plektrud zur Herausgabe eines beträchtlichen Schatzes, womöglich des merowingischen Staatsschatzes zwangen. Auf dem Rückweg wurden sie von Karl angegriffen und erlitten eine Niederlage; auch die Schlacht bei Vinchy am 21.3.717 konnte Karl für sich entscheiden. Anschließend wandte er sich nach Köln, wo Plektrud ihm die restlichen Schätze Pippins aushändigen und Karls Herrschaftsanspruch anerkennen musste. Während Karl Martell in den folgenden Jahren seine Gegner endgültig niederwerfen konnte, geriet Plektrud vollkommen aus dem Blick der Quellen.
    Es gilt jedoch als sicher, dass Plektrud in Köln die Kirche St. Maria im Kapitol gründete, die sich an genau gleicher Stelle wie der den drei kapitolinischen Gottheiten Jupiter, Juno und Minerva geweihte Tempel aus römischer Zeit erhebt. Möglicherweise handelte es sich hierbei um merowingisches Königsgut, in dessen Besitz die fränkischen Hausmeier gelangt waren. Der Gründungsstatus der Kirche ist völlig unklar. Erst im 10. Jahrhundert bestand an St. Maria im Kapitol ein Benediktinerinnenkloster, welches sich im Verlauf des 12./13. Jahrhunderts zum adeligen Damenstift umwandelte. Bis zur Säkularisation 1802 war St. Maria im Kapitol nach Essen das größte Kanonissenstift im Erzbistum Köln und nach dem Dom und St. Gereon das reichste Stift in der Stadt Köln. Die Gründung der Kirche durch Plektrud wird erst seit Mitte des 12. Jahrhunderts in der örtlichen Tradition fassbar: Zwei um 1150/1160 sowie um 1300 entstandene Reliefplatten sowie urkundliche Zeugnisse belegen ihr Grab innerhalb der Kirche. In einem um 1300 angelegten Memorienbuch sowie in mehreren erzählenden Quellen wird Plektrud als Gründerin von St. Maria im Kapitol erwähnt. Eine Erhebung der Gebeine oder gar eine Kanonisation ist ihr nie zuteil geworden. Das Sterbedatum von Plektrud ist unbekannt; unterschiedliche Überlegungen der Forschung setzen es von bald nach 717 bis 726 an.
    In den zeitgenössischen Quellen wird Plektrud je nach Tendenz einerseits als „grausam", „von weiblicher Verschlagenheit" und für die Regierung des Frankenreiches als ungeeigent geschildert („Annales Mettenses priores"), andererseits aber als „edle und ungemein kluge Ehefrau" Pippins („Fredegarii Continuator") und als „höchst weise" bezeichnet („Liber historiae Francorum").
    Seit 1990 erinnert eine Statue Plektruds (Bildhauer: Thomas Torkler) am Kölner Rathausturm an die Klostergründerin.
    nach obenQuellen
    Annales Mettenses priores (MGH SS rer. Germ. in us. schol. X), bearb, von Bernhard von Simson, Hannover 1905.
    Chronicarum quae dicuntur Fredegarii Scholastici libri IV. cum Continuationibus (MGH SS rer. Merov. II, S.1-194), bearb. von Bruno Krusch, Hannover 1888.
    Liber Historiae Francorum (MGH SS rer. Merov. II, S.215-329), bearb. von Bruno Krusch, Hannover 1888.

    Literatur
    Nonn, Ulrich, Plektrud, in: Lexikon des Mittelalters, Band 7, München/Zürich 1995, Sp. 19.
    Oepen, Joachim, Plektrud in Köln: Die Stadt im Machtkampf der Karolinger, in: Rosen, Wolfgang/Wirtler, Lars (Hg.), Quellen zur Geschichte der Stadt Köln 1. Antike und Mittelalter. Von den Anfängen bis 1396/97, Köln 1999, S. 72–80.
    Sauser, Ekkart, „Plektrudis", in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon 21 (2003), Sp. 1182-1183.
    Werner, Matthias, Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger. Die Verwandtschaft Irminas von Oeren und Adelas von Pfalzel. Personengeschichtliche Untersuchungen zur frühmittelalterlichen Führungsschicht im Maas-Mosel-Gebiet, Sigmaringen 1982.

    Online
    Die digitalen Monumenta Germaniae Historica (dmgh) [Für eine Recherche innerhalb der dmgh siehe die jeweiligen Angaben unter der Rubrik Quellen].
    Schieffer, Rudolf, „Plektrud", in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 527-528.
    St. Maria im Kapitol (Informationen über die Baugeschichte von St. Maria im Kapitol auf der Website des Fördervereins Romanische Kirchen Köln e.V.).

    Joachim Oepen (Köln), 13.3.2013



    Romanische Grabplatte der Plektrudis, St. Maria im Kapitol. Köln, 3. Viertel des 12. Jahrhunderts

    Erstes-Relief-der-Plectrudis-1160-Maria-im-Kapitol-Köln


    Begraben:
    St. Maria im Kapitol

    Kinder:
    1. 2. Drogo wurde geboren um 670; gestorben in 708; wurde beigesetzt in Metz [57000],Moselle,Lothringen,Frankreich.
    2. Grimoald II, wurde geboren um 680; gestorben in Apr 714 in Lüttich [4000],Lüttich,Wallonien,Belgien; wurde beigesetzt in Lüttich [4000],Lüttich,Wallonien,Belgien.


Generation: 4

  1. 8.  Ansegisel wurde geboren um 610 (Sohn von von Metz, Arnulf der Heilige); gestorben in 657/679.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Austrasien; austrasischer Hausmeier

    Notizen:

    Ansegisel austrasischer Hausmeier
    um 610 † nach 657/vor 679
    Sohn des Bischofs Arnulfs von Metz

    Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 678

    Ansegisel
    Sohn Arnulfs von Metz

    Ist als domesticus des austrasischen Königs Sigibert III. bezeugt (ca. 648). Die 805 entstandenen Annales Mettenses proir. charakterisieren ihn als Gefolgsherrn, dem eine größere adlige Gefolgschaft anhing und der, in dieser Position mancherlei Anfeindungen ausgesetzt, im Verlaufe von Adelsfehden von einem Gegner namens Gundewin erschlagen wurde. Er war mit Begga, einer Tochter des 640 verstorbenen austrasischen Hausmeiers Pippin der Ältere, vermählt. Aus ihrer Ehe ging Pippin der Mittlere hervor, der den Aufstieg des KAROLINGER-Geschlechts wesentlich mitbestimmte.


    Literatur:
    E. Hlawitschka, Die Vorfahren Karls d. Gr. (Karl d. Gr., I: Persönlichkeit und Gesch., hg. v. H. Beumann, 1965,1967,59,74) - I. Haselbach, Aufstieg und Herrschaft der Karolinger in der Darstellung der sog. Annales Mettenses priores, 1970,45f. - H. Ebling, Prosopographie der Amtsträger im Merowingerreich, 1974, 54f.

    Hlawitschka Eduard: Seite 74, "Die Vorfahren Karls des Großen"

    7. Ansegisel

    Filiationszeugnisse wie bei Nr. 6, dann weiter Annales Mettenses priores, hrsg. von B. v. Simson, SS rer. Germ., 1905, Seite 3, Thegan, Vita Hludov. c. 1, MG. SS 2, Seite 590 usw. - Quellen bei BM² 2c-2h. - Der Zweifel S. Hellmanns, Die Heiraten der Karolinger (Wiederabdruck in: S. Hellmann, Ausgewählte Abhandlungen, hrsg. von H. Beumann, Darmstadt 1961, Seite 296), daß Ansegisel gar nicht Arnulfs Sohn, sondern lediglich dessen Verwandter (Neffe?) gewesen sein dürfte, läßt sich nur auf Ann. Mett. prior., Seite 3, stützen, wo es für Pippin den Mittleren heißt: erat eiagnatione propinquus (!) quidam vir plenus virtutibus, Arnulfus nomine, Metensis urbis episcopus. Er dürfte in Anbetracht des älteren Zeugnisses des Paulus Diac. übertrieben sein.

    Thiele, Andreas: Tafel 4, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

    ANSEGISEL
    † wohl 685
    Hausmeier ("Domesticus")

    Zeit ständiger Bürgerkrieg; Bruder des Bischofs Chlodulf von Metz
    oo BEGGA VON HERISTAL † um 698
    Erbin Grimoalds

    Ewig Eugen: Seite 143,163,181, "Die Merowinger und das Frankenreich."

    An der Seite der PIPPINIDEN standen außer Adalgisel und Kunibert von Köln sowie Chlodulf und Ansegisel, den Söhnen Arnulfs von Metz, der Herzog Bobo von der Auvergne und der Alemannen-Herzog Leuthari. Diese Gruppe setzte einen Feldzug gegen Radulf und den mit ihm verbündeten AGILOLFINGER Fara durch.
    Der pippinidische Mannesstamm war mit Grimoald und seinem Sohn Childebertus adoptivus 662 erloschen. Das Erbe des Geschlechts fiel über Grimoalds Schwester Begga, die um 635 mit Ansegisel, dem zweiten Sohn Arnulfs von Metz, vermählt worden war, an die ARNULFINGER. Ansegisel und sein älterer Bruder Chlodulf sind 648/50 als domestici Sigiberts III. bezeugt. Chlodulf wurde um 654/55 Bischof von Metz. Um Metz, Verdun und Tongern, vielleicht auch um Trier (Pfalzel, Bollendorf) lag das Erbgut der ARNULFINGER. Die zwischen Kohlenwald und Maas beheimateten PIPPINIDEN, die zwei Hausmeier und einen König gestellt hatten, galten offenbar als die vornehmere Sippe. Von ihnen ging der Leitname Pippin auf Ansegisels und Beggas Sohn, Pippin den Mittleren, und dessen Nachkommen über.
    Als domestici unterzeichneten seine Söhne Chlodulf und Ansegisel um 646/47 die Dotation Sigiberts III. für Stavelot-Malmedy. Die domestici, die große Fiskalbezirke verwalteten, standen zu dieser Zeit im Rang zwischen den duces/Herzögen und den comites/Grafen.

    Schieffer Rudolf: Seite 16,20,22-24, "Die Karolinger"

    Womöglich nicht ganz freiwillig und jedenfalls nicht ohne seine beiden Söhne (aus vorbischöflicher Zeit) namens Chlodulf und Ansegisel am austrasischen Hof eingeführt zu haben, legte Arnulf die Leitung der Kirche von Metz nieder und folgte seinen Freund Romarich in die Einöde der Vogesen.
    646/47 wurde die Güterausstattung von Cugnon am Südrand der Ardennen von Sigibert III. "auf den Rat der Bischöfe von Köln, Trier und Metz sowie der Großen Grimoald, Bobo und Adalgisel" vorgenommen, und ebenso standen Kunibert von Köln und der Hausmeier Grimoald 648/50 bei der Verlagerung dieser Neugründung an ihren endgültigen Standort Stablo-Malmedy an der Spitze einer urkundlichen Zeugenreihe von fünf Bischöfen und neun weltlichen Großen, unter denen wir auch Grimoalds Schwager Ansegisel und dessen Bruder Chlodulf, also die Söhne Arnulfs von Metz, als königliche domestici wiederfinden.
    Maßgeblich beteiligt war dabei ein dux Gundoin, der sehr wahrscheinlich gleichzusetzen ist mit jenem Gundewin, der einige Zeit nach 657 Grimoalds Schwager, den domesticus Ansegisel, erschlug.





    oo Begga, Tochter Pippins des Älteren † 17.12.692/93


    Kinder:

    - Pippin II. der Mittlere 635 oder 640/50 † 16.12.714




    Literatur:
    Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899 - Ewig Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1988, Seite 143,163,181,183 - Herm, Gerhard: Karl der Große. ECON Verlag GmbH, Düsseldorf, Wien, New York 1987, Seite 43,45 -
    Hartmann Martina: Aufbruch ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger. Primus Verlag 2003 Seite 74 - Hlawitschka Eduard, Die Vorfahren Karls des Großen (Karl der Große, Band I: Persönlichkeit und Geschlecht., hg. v. H. Beumann, 1965,1967), Seite 59,74 - Jarnut Jörg: Agilolfingerstudien. Anton Hiersemann Stuttgart 1986, Seite 23,78,107,109,121-124,127 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 246, 257 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 30,35 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 16,20,22-24,26 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 3 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 4 - Werner Matthias: Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1982, Seite 14,136 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 363 - Wies Ernst W.: Karl der Große. Kaiser und Heiliger. Bechtle Verlag Esslingen 1986, Seite 28 -

    Titel/Amt/Status:
    domesticus des austrasischen Königs Sigibert III.

    Ansegisel heiratete Begga um 635. Begga (Tochter von Pippin I und Itta) wurde geboren um 615/620; gestorben in 692/693; wurde beigesetzt in Andenne [5300],Wallonien,Belgien. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 9.  Begga wurde geboren um 615/620 (Tochter von Pippin I und Itta); gestorben in 692/693; wurde beigesetzt in Andenne [5300],Wallonien,Belgien.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Andenne [5300],Wallonien,Belgien; Gründerin von Andenne

    Notizen:

    Begga Gründerin von Andenne
    um 615/20 † 17.12.692/93 Begraben: Andenne an der Maas
    Tochter des Hausmeiers Pippin I. der Ältere aus dem Hause der PIPPINIDEN und der Itta

    Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 1798

    Begga, hl. (Fest: 17. Dez.; translatio: 7. Juli
    † 693 Begraben: Andenne an der Maas

    In den um 700 entstandenen "Virtutes S. Geretrudis" wird sie als Geretrudis Schwester und damit als Tochter des Hausmeiers Pippins des Älteren und der Itta/Iduberga bezeugt, dann um 805 in den "Annales Mettenses priores" als Mutter Pippins des Mittleren genannt, der dort zugleich als Sohn Ansegisels erscheint. Danach Nennung in vielen späteren Annalen, Chroniken und Viten. Begga gründete 691/92 nach Ansegisels Tod das Kloster Andenne, das sie mit Nonnen aus Nivelles, woher auch das Kirchengerät stammte, einrichtete. Ihre liturgische Verehrung ist vor dem 11./12. Jahrhundert nicht nachweisbar. - Die jüngst aufgetauchte Ansicht, sie sei vor Ansegisel mit dem dux Adalgisel vermählt gewesen, ist abzulehnen. Eine Legende stellt die schon seit dem 15. Jahrhundert oft geäußerte Meinung dar, Begga sei als Stifterin des Beginenwesens anzusehen.

    Quellen und Literatur:
    MGH SRM 2, 469 - MGH SRG, Ann. Mett. Pr., ed. B. v. Simson, 1905,2f. - MGH DD H IV, 470b (*) - Vita S. Beggae, AASSBelgii 5, 70-125 [11./12.Jh., hist. wertlos] - DGHGE II, 1559-1564; VII, 441-448 - Vies des Saints 12, 504f. -

    Hlawitschka Eduard: Seite 74, "Die Vorfahren Karls des Großen"

    8. Begga

    Als Schwester Geretruds und damit als Tochter Pippins des Älteren und Ittas bereits bezeugt in den um 700 entstandenen Virtutes S. Geretrudis c. 10, MG. SS. rer. Merov. 2, Seite 469, dann um 805 in den Ann. Mett. prioir., hrsg. von B. v. Simon Seite 2; ebd. auch als Mutter Pippins des Mittleren genannt, welcher dort, Seite 1, als filius Ansegisili gekennzeichnet wird.
    Hiernach eine lange Reihe von Annalen, Chroniken und Viten; vgl. H. E. Bonnel, Die Anfänge des karolingischen Hauses (wie in Nr. 1), Seite 69f. und 150, dessen Kritik an der Vita S. Geretrudis und an den Ann. Mett. prior. freilich längst als unberechtigt erkannt und zurückgewiesen worden.

    Konecny Silvia: Seite 47,49,51, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Begga wurde erst nach ihrer Heirat durch den Mißerfolg Grimoalds I. zur Alleinerbin des Besitzes im östlichen Belgien.
    Die Ehe Ansegisels mit Begga brachte zwar die Vereinigung von zwei Komplexen des karolingischen Eigengutes, bei der Eheschließung stand jedoch die Befestigung eines Bündnisses von zwei Männern im Vordergrund, die schon einige Jahrzehnte hindurch eine gemeinsame Politrik betrieben hatten. Zur Alleinerbein wurde Begga erst lange nach ihrer Heirat im Zusammenhang mit dem mißglückten Versuch ihres Bruders Grimoald I. sich der Herrschaft zu bemächtigen. Nimmt man mit Bonell die Heirat Ansegisels und Beggas etwa um 630 an, dann könnte diese einen Versuch dargestellt haben, das Bündnis beider Sippen neu zu beleben, um mit vereinten Kräften wieder politischen Einfluß zu gewinnen. Tatsächlich regierte Ansegiselbereits 632 gemeinsam mit Bischof Chunibert vormundschaftlich für König Sigibert in Austrien.

    Ewig Eugen: Seite 163,183, "Die Merowinger und das Frankenreich"

    Der pippinidische Mannesstamm war mit Grimoald und seinem Sohn Childebertus adoptivus 662 erloschen. Das Erbe des Geschlechts fiel über Grimoalds Schwester Begga, die um 635 mit Ansegisel, dem zweiten Sohn Arnulfs von Metz, vermählt worden war, an die ARNULFINGER.
    Das pippinische Hausgut ging nach dem Untergang Grimoalds 662 auf Ansegisel und Begga, die Eltern Pippins II., über.

    Riche Pierre: Seite 30,50, "Die Karolinger. Eine Familie formt Europa."

    Diese Verbindung wurde in der Folgezeit durch die Heirat von Arnulfs Sohn Ansegisel mit der Tochter Pippins, Begga, noch besonders verstärkt.
    Auf den Ländereien von Pippins Mutter Begga wurde das Kloster Andenne gegründet; in Lobbes bei Lüttich setzte Pippin Altbischof Ursmar († 713) ein, dessen Nachfolger Ermino wurde.

    Schieffer Rudolf: Seite 17,22, "Die Karolinger"

    Auch die Verheiratung seiner Tochter Begga mit Arnulfs Sohn Ansegisel, die in jene Zeit fallen muß und die beiden Familien der ARNULFINGER und der PIPPINIDEN dauerhaft miteinander verband, spricht gegen die Vorstellung, der Hausmeier könnte den Kampf um die Macht bereits verloren gegeben haben.
    Da auch Bischof Chlodulf von Metz, der andere Sohn Arnulfs, bald nach 670 gestorben sein dürfte und anscheinend von seinem Sohn Aunulf nicht lange überlebt wurde, verblieben aus Arnulfs und Pippins Geschlecht allein Begga, die Witwe Ansegisels, und ihr Sohn, der um 640/50 geborene Pippin der Mittlere.
    Wie es den beiden gelungen ist, sich während der kritischen 660-er und 670-er Jahre ihrer zahlreichen Widersacher zu erwehren, Besitzungen und bewaffnete Anhängerschaft trotz aller Einbußen als entscheidendes politisches Kapital im Kern zu behaupten und obendrein die Erinnerung an machtvolle Taten der Vorväter an der Spitze der Austrier wach zu halten, ist nirgends überliefert. Bezeichnenderweise ließ Begga nach dem Tode ihres Gemahls mehrere Jahrzehnte verstreichen, bevor sie um 691 (das heißt erst nach dem Sieg ihres Sohnes) die für eine hochadlige Matrone geradezu standesgemäße Klostergründung in Andenne an der Mass vornahm, die ihr in späterer Zeit den Rang einer Heiligen eintrug.





    um 635 oo Ansegisel Domesticus um 610 † vor 679

    Kinder:

    - Pippin II. 635 oder 640/50 † 16.12.714




    Literatur:
    Boshof Egon: Die Salier. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 94 - Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899 - Ewig Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1988, Seite 163,181,183 - Herm, Gerhard: Karl der Große. ECON Verlag GmbH, Düsseldorf, Wien, New York 1987, Seite 43 - Jarnut Jörg: Agilolfingerstudien. Anton Hiersemann Stuttgart 1986, Seite 127 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Nack Emil: Germanien. Ländern und Völker der Germanen. Gondrom Verlag GmbH & Co. KG, Bindlach 1977, Seite 269 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 257 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 30,35,50 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 17,22 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 3 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 4 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 363 - Werner Matthias: Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1982, Seite 195,204,254 - Wies Ernst W.: Karl der Große. Kaiser und Heiliger. Bechtle Verlag Esslingen 1986, Seite 28 -

    Gestorben:
    17.12.

    Kinder:
    1. 4. Pippin II. wurde geboren in 635/650; gestorben am 16 Dez 714 in Jupille-sur-Meuse [4020],Wallonien,Belgien; wurde beigesetzt in Chèvremont [90340],Territoire de Belfort,Franche-Comté,Frankreich.

  3. 10.  Hugobert (Sohn von N); gestorben in 697.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Genannt: Köln [50667],Köln,Nordrhein-Westfalen,Deutschland
    • Genannt: Trier [54290],Trier,Rheinland-Pfalz,Deutschland; Einflußbereich der Familie, erstreckte sich über das Trierer Gebiet bis in die Gegenden nördlich von Köln
    • Titel/Amt/Status: 693/694; Seneschall (693/694 bezeugt)
    • Titel/Amt/Status: 697; Pfalzgraf

    Notizen:

    Hugobert Seneschall 693/94 bezeugt
    † wohl 697
    Sohn des N.N.; Enkel des dux Theotar

    Hlawitschka Eduard: Seite 74, "Die Vorfahren Karls des Großen."

    11 Hugobert

    Als Seneschall 693/94 und als Pfalzgraf 697 bezeugt; MG. DD. reg. Franc. e stirpe Merow., hrsg. von K. Pertz, Nr. 66, Seite 58 und Nr., 70, Seite 62. Daß er der Gemahl Irminas von Oeren und der Vater Plektruds, der Gemahlin Pippins des Mittleren war, wurde nach vorausgegangenen Untersuchungen A. Halbedels, Fränkische Studien (wie in Nr. 4), Seite 11-24, schlüssig dargetan von C. Wampach, Echternach 1,1 (wie inn Nr. 4) Seite 113-135; vgl. auch Ders., Irmina von Oeren und ihre Familie (Trierer Zeitschrift 3, 1928), Seite 144ff. und E. Hlawitschka, Zur landschaftlichen Herkunft (wie in Nr. 4), Seite 8ff. - A. Halbedel, Seite 20 Anm. 17, möchte Hugobert als Sohn jenes Hugus oder Chugus aufgefaßt wissen, der um 617 vermutlich austrasischer Hausmeiser war; echte Anhaltspunkte hierfür fehlen jedoch. - Pfalzgraf Hugobert, Irminas Gemahl, wird vielfach mit Bischof Hugobert von Lüttich (701?-727) identifiziert, da die aus dem 12. Jahrhundert stammende 3. Vita S. Huberti in Ausschmückung der älteren Aufzeichnungen diesen Lütticher Bischof vorher comes palatii sein läßt; so zum Beispiel E. Ewig, Trier im Merowingerreich, Trier 1954, Seite 136,141,171 und Ders., Milo et eiusmodi similes (St.- Bonifatius-Gedenkgabe zum 1200. Todestag, Fulda 1954), Seite 423. Dies ist jedoch unmöglich, da Plektrud 706 bereits als filia Hugoberti quondam auftritt - vgl. C. Wampach, Echternach 1, 2, Nr. 14 und 15, Seite 39ff. - und Irmina sogar seit 698 in den Echternacher Urkunden als Witwe und Deo sacrata erscheint. - Von anderen wird Hugobert, der Gemahl Irminas, als "direkter Verwandter, wenn nicht als Vater des gleichnamigen Bischofs von Lüttich" angesehen; so etwa bei C. Wampach, Echternach 1, 1, Seite 130, der hierbei den Vermutungen A. Halbedels, Seite 21, folgt. Neben der Namensgleichheit wird geltend gemacht, daß Bischof Hugobert von Lüttich gerade jene beiden 706 ausgestellten Urkunden Pippins und Plektruds für Echternach (Wampach, Echternach 1, 2, Nr. 14 und 15) als erster Zeuge nach Pippin und Plektrud und deren Sohn Drogo firmiert und dabei vor anderen Bischöfen und weltlichen Großen steht. Das berechtigt aber noch nicht, auf die angegebene Filiation zu schließen. Hätten übrigens die fünf Hugobert-Irmina-Töchter einen Bruder, eben Hugobert, den späteren Bischof von Lüttich, gehabt, so hätten diese fünf Geschwister entsprechend den fränkischen Erbgewohnheiten (vgl. bereits oben bei Nr. 4) nicht als große Landbesitzerinnen auftreten können, als die sie uns bekannt sind. Der Landbesitz Hugoberts und Irminas hätte in die männlichen Hände, das heißt in die Verfügungsgewalt dieses Hugobert und seines Sohnes Florebert, der schließlich (727) seinem Vater im Lütticher Bistum nachfolgte (vgl. L. Duchesnes, Fastres 3 [wie in Nr. 1], Seite 192), übergeben müssen. Man wird in Bischof Hugobert von Lüttich demnach wohl eher als einen Vetter, nicht als Bruder der Hugobert-Irmina-Töchter zu betrachten haben. Ob die Verwandtschaft durch einen Bruder oder durch eine Schwester des älteren Hugobert lief, bleibt unbekannt. Ebenfalls unbestimmt bleibt, ob und wie jener Pfalzgraf Hugbert, der 747 neben Karlmann auftritt (BM² 51), hier einzureihen ist.

    Der Einflußbereich der Familie, die mehrfach führende Positionen besetzte, erstreckte sich über das Trierer Gebiet bis in die Gegenden nördlich von Köln. In denselben zentralen Landschaften begütert wie auch die KAROLINGER, wäre die Verwandtschaft der Irmina von Oeren als eine der mächtigsten Familien innerhalb der austrasischen Führungsschicht anzusehen. Die Familie hatte diese Stellung bereits vor dem Herrschaftsantritt Pippins II. von 679/80 inne.





    oo Irmina † 25.12.704/10


    Kinder:
    - Plektrud um 650 † 725
    670/75 oo Pippin II. der Mittlere 635 oder 640/50 †-16.12.714
    - Adela Äbtissin von Pfalzel um 660 † nach 732
    - Crodelind
    - Regentrud
    - Bertrada die Ältere † nach 721


    Literatur:
    Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 56-57 - Hlawitschka Eduard: Die Vorfahren Karls des Großen. In: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Band I Seite 74 - Werner, Matthias: Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger. Die Verwandtschaft Irminas von Oeren und Adelas von Pfalzel. Personengeschichtliche Untersuchungen zur frühmittelalterlichen Führungsschicht im Maas-Mosel-Gebiet, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1982 Seite 27,174,213,241,247,250,256,266, 276,279,324,326 -

    Name:
    (Chugoberctus)

    Gestorben:
    wohl 697

    Hugobert heiratete von Oeren, Irmina. Irmina gestorben in 704/710. [Familienblatt] [Familientafel]


  4. 11.  von Oeren, Irminavon Oeren, Irmina gestorben in 704/710.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Trier [54290],Trier,Rheinland-Pfalz,Deutschland; Äbtissin von Oeren

    Notizen:

    Allgemeine Deutsche Biographie - Irmina

    Irmina, die heilige, soll nach älteren Annahmen eine Tochter König Dagoberts I. (622—638) und Stifterin des Klosters Oeren (ad horreum, weil hier königliche Scheunen, Vorraths- oder Kornkammern lagen) zu Trier gewesen sein. Man hat sich dafür namentlich auf eine Schenkungsurkunde Dagoberts I. von 633 berufen, welche durch die ihr von Henschen und Papebroch, wie von den Benedictinern gewidmete Paläographische Untersuchung eine gewisse Berühmtheit erlangt hat, deren Unechtheit aber jetzt längst erwiesen ist (s. Görz, Mittelrhein. Regesten Nr. 73, S. 31). Historisch ist nur festzustellen, daß zu Ende des 7. und zu Anfang des 8. Jahrhunderts eine Aebtissin J. oder Ermina in dem Kloster lebte, von welcher Schenkungsbriefe aus den Jahren 698 (Görz, a. a. O., Nr. 110 u. 111), 699 (ebend. Nr. 113) und 704 (ebend. 114 u. 115) zu Gunsten des von ihr für Bischof Willibrord in Echternach an der Saur (Epternacus) gestifteten Klosters vorliegen. Die im Echternacher goldnen Buch von 1191 (jetzt in Gotha) enthaltene Vita (f. 23) nennt sie gloriosa virgo Irmina primi et inclyti regis Dagoberti fuit de Nanthilde filia, documentirt sich also sofort als ein Elaborat auf Grund der falschen Totationsurkunde von 633. Das von mir herausgegebene Fragment Trierischer Geschichtschreibung aus dem 11. Jahrhundert (Bonn. Jahrb. XLII. 133) läßt sie als Tochter des Königs Dagobert und der Nantild und als Schwester der Regentrudis und Adela, der Aebtissin von Pfalzel, erscheinen. Daß J. das Kloster in Oeren nicht gestiftet, steht urkundlich fest; es bestand schon längere Zeit vor ihr und führte später nur ihren Namen, St. Irmina, weil es ihr ohne Zweifel seinen Hauptbesitz verdankte. Was sonst Trithemius von Irmina's Verlobung, dem Tode ihres Bräutigams u. s. f. zu berichten weiß und ihm Brower (Metropol. eccl. Trev. Irmina 557) nachschreibt, dürfte müßige Erfindung sein. Endlich ist der Nachricht zu gedenken, welche J. in Weissenburg im Unterelsaß sterben läßt und sie als Stifterin auch dieser Abtei bezeichnet. Die Tradd. Wizenburg. ed. Zeuss p. 337 enthalten in dem Reliquienverzeichniß die Angabe: corpus integrum sancte yrmine virgins filie Dagoberti regis, ohne weitere Mittheilungen über das Grab. Solche finden sich dann bei Coccius, Dagobert. c. 18 mit der Grabschrift: Hic reconditum est integrum | corpus b. Irminae virginis filiae | Dagoberti regis Francorum funda | toris huius monasterii. Das Haupt der Heiligen|soll nach Sponheim gekommen sein, was Trithemius Veranlassung gab, von ihr zu sprechen. Die Weissenburger Inschrift, welche auch von Henschen (De Dagoberto libr. II. c. 10—13), Brower (Ann. Trev. Irmina 608) u. s. f. aufgeführt wird, war schon zu Zeiten Laguille's (Hist. d'Alsace Irmina 71) verschwunden. Das Trierische Brevier feiert den Todestag der hl. J. auf den 18. December, doch geben ihn ältere Kalendarien, wie dasjenige des ältesten gedruckten Breviarium Trevirense (Basel 1502) auf den 24. desselben Monats. — Eine handschriftliche Vita s. Irmine auetore Dietr. Hoffmann (17. Jahrh.) bewahrt das Prov. Archiv zu Koblenz.

    Literatur
    Vgl. außer dem oben angeführten Material noch Rettberg, KG. Deutschlands. I. 477. Clouet, Hist. eccl, de la prov. de Trèves, II. 78. 80. Marx, II. 1. S. 461. Liehs, Leb. Trierischer Heiligen, I. 150.



    Jennifer Striewski, Irmina von Trier, im Portal Rheinische Geschichte

    Irmina von Trier (gestorben zwischen 706 und 709), Äbtissin und Heilige

    Irmina von Trier, auch bekannt als Irmina von Oeren, war die zweite Äbtissin des Trierer Klosters Oeren, Stifterin des Klosters Echternach und Gönnerin des Missionars Willibrord (658-739). Ihr Gedenktag ist der 3. Januar (im Bistum Trier und in Luxemburg) beziehungsweise der 24. Dezember.
    Irmina entstammte einem führenden austrasischen Adelsgeschlecht und hatte verwandtschaftliche Beziehungen zu den Arnulfingern und Pippiniden. Ihre Eltern sind nicht bekannt. Vor ihrem Klostereintritt war sie mit dem fränkischen Seneschall und Pfalzgrafen Hugobert (gestorben um 697) verheiratet. Aus der Ehe gingen möglicherweise die Töchter Plektrud, Adela von Pfalzel, Bertrada die Ältere, Regentrud (um 660/665-730/740) und Chrodelinde hervor, jedoch ist diese Familienkonstruktion in der Forschung nicht unwiedersprochen geblieben.
    Seit 697/698 ist Irmina als zweite Äbtissin des um 650 von dem Trierer Bischof Numerian gegründeten Benediktinerinnenklosters Oeren nachgewiesen. Das in unmittelbarer Nachbarschaft großer römischer Getreidespeicher (horrea) im antiken Trierer Hafen erbaute und der Gottesmutter Maria geweihte Frauenkloster war ausschließlich Angehörigen des fränkischen Adels vorbehalten. Unter Irminas Leitung wurde es zu einem kirchlich-kulturellen Zentrum der Stadt; für lange Zeit galt Oeren als das bedeutendste Trierer Nonnenkloster. Irmina war die Nachfolgerin Modestas, der Gründungsäbtissin von Oeren. Sie unterhielt enge Kontakte zu dem angelsächsischen Missionar Willibrord, der zeitweilig den Oerener Nonnen seelsorgerische Betreuung und monastische Unterweisung zukommen ließ. Ihre enge Verbundenheit mit Oeren fand Ausdruck in Irminas reichen Schenkungen an das Kloster.
    Nach dem Tod ihres Mannes stiftete Irmina im Zusammenwirken mit dem Trierer Erzbischof Basin, seinem Neffen Liutwin und mit der Zustimmung ihres Oerener Nonnenkonvents 697/698 ein Benediktinerkloster auf ihrem Eigengut in Echternach, das sie Willibrord, zu dessen wichtigsten Förderern sie zählte, übertrug. Durch Irminas Unterstützung wurde Echternach zu einem festen Standort für die Missionsarbeit und entwickelte sich zu einem seelsorgerischen Zentrum. Außerdem betätigten sich die Mönche in der Armenpflege und Armenfürsorge. 699 schenkte sie dem Kloster Echternach liturgische Gewänder und für den Gottesdienst notwendige Gegenstände, 704 stattete sie es mit weiterem Landbesitz aus. Während Irmina vor allem für die materielle Ausstattung des Klosters sorgte, kam Willibrord wohl die Rolle des geistlichen Gründers zu.nach obenDas genaue Todesdatum Irminas ist ebenso wie ihre letzte Ruhestätte unbekannt, als Todestag gilt der 24. Dezember. Ab 710 erscheint ihre Nachfolgerin Anastasia in den Quellen des Klosters Oeren als Äbtissin, sodass man davon ausgehen muss, dass Irmina vor oder um 710 verstarb. Einer Legende nach wurde sie in der 1284 geweihten Marienkapelle des elsässischen Klosters Weißenburg (Wissembourg) in einem Hochgrab beigesetzt, nachdem ihre Reliquien vorher im Hochaltar der dortigen Kirche aufbewahrt worden waren. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass sie in Oeren starb und dort ihre letzte Ruhestätte fand. Die Gesta Treverorum berichten, dass Irmina im 12.Jahrhundert im Kloster Oeren beerdigt war und ihr Grab verehrt wurde. Von hier aus gelangten einige ihrer Reliquien nach Sponheim und Weißenburg, wo noch im 15. Jahrhundert eine Verehrung Irminas nachzuweisen ist.
    Seit dem 11.Jahrhundert wurde Irmina als Tochter Dagoberts I. (Regierungszeit 629–639) sowie Gründerin und Lokalpatronin des Trierer Nonnenklosters Oeren verehrt. Ihr zu Ehren wurde das Kloster in St. Irminen umbenannt. Großen Anteil hieran dürfte die vor 1081 durch den Echternacher Mönch und späteren Abt Thiofrid (Amtszeit 1081/1083-1110) verfasste Vita der heiligen Irmina gehabt haben. Die Vita stellt Irmina als Tochter Dagoberts I. dar, die sich nach dem Tod ihres Verlobten Christus versprochen habe. Unterstützt durch ihren Vater gründete sie der Legende nach das Kloster Oeren und wurde dessen erste Äbtissin. Eine offizielle Kanonisation Irminas ist nicht bezeugt.

    Quellen
    Chronicon Epternacense auctore Theoderico monacho. Vita sanctae Irminae (MGH SS XXIII, S. 48-50), bearb. von Ludwig Weiland, Hannover 1874.
    Gesta Treverorum (MGH SS VIII, S. 111-260), bearb. von Georg Waitz, Hannover 1858.
    Poncelet, Albert (Bearb.), De fontibus Vitae sanctae Irminae, in: Analecta Bollandia 8 (1889), S. 285-286.
    Wampach, Camille (Bearb.), Geschichte der Grundherrschaft Echternach im Frühmittelalter. Untersuchungen über die Person des Gründers, über die Kloster- und Wirtschaftsgeschichte aufgrund des liber aureus epternacensis (698-1222), 2 Bände, Luxemburg 1929-1930.

    Literatur
    Knichel, Martina, Irmina von Oeren. Stationen eines Kultes, in: Crusius, Irene (Hg), Studien zum Kanonissenstift, Göttingen 2001, S. 185-201.
    Schmidt-Sommer, Irmgard Gertrud, Dunkle Zeiten-helle Wege. Frauen des frühen Mittelalters gestalten Kirche und Welt, Trier 1998, S. 113-125.
    Werner, Matthias, Adelsfamilien im Umkreis der Karolinger: die Verwandtschaft Irminas von Oeren und Adelas von Pfalzel. Personengeschichtliche Untersuchungen zur frühmittelalterlichen Führungsschicht im Maas-Mosel-Gebiet, Sigmaringen 1982.
    Werner, Matthias, Zu den Anfängen des Klosters St. Irminen-Oeren in Trier, in: Rheinische Vierteljahrsblätter 42 (1978), S. 1-51.
    Wesseling, Klaus-Gunther, Artikel „Irmina von Trier", in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon 2 (1990), Sp. 1336.

    Online
    Die digitalen Monumenta Germaniae Historica (dmgh) [Für eine Recherche innerhalb der dmgh siehe die jeweiligen Angaben unter der Rubrik Quellen].

    Jennifer Striewski (Bonn), 30.09.2010



    Titel/Amt/Status:
    Zweite Äbtissin des Frauenklosters Oeren (ursprünglich St. Marien, später umbenannt in St. Irminen) in Trier.

    Gestorben:
    25.12.

    Kinder:
    1. Crodelind
    2. Regentrud wurde geboren um 660/665; gestorben in 730/740.
    3. 5. Plektrudis wurde geboren um 650; gestorben in 725; wurde beigesetzt in Köln [50667],Köln,Nordrhein-Westfalen,Deutschland.
    4. von Pfalzel, Adela wurde geboren um 660; gestorben in 735.
    5. Bertrada wurde geboren um 670; gestorben nach 721.