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 Bohrer

von Bayern, Swanahild

weiblich um 710 - nach 741  (> 32 Jahre)


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Generation: 1

  1. 1.  von Bayern, Swanahild wurde geboren um 710 (Tochter von von Bayern, Tassilo II. und Imma); gestorben nach 741.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Bayern,Deutschland; Bayerische Prinzessin

    Notizen:

    Swanahild Bayerische Prinzessin
    um 710 † nach 741
    Einzige Tochter des Herzogs Tassilo II. von Bayern aus dem Hause der AGILOLFINGER und der Imma

    Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 349

    Swanahild (Serenahilt), bayerische Adlige aus dem Haus der AGILOLFINGER
    Gemahlin des Hausmeiers Karl Martell

    Dieser brachte 725 von einem Kriegszug nach Bayern die Gattin des Herzogs Grimoald, Pilitrud, und deren Nichte Swanahild an den fränkischen Hof. Karls Heirat mit Swanahild, nach dem Tod seiner Frau Chrotrud, ist als politische Entscheidung auf dem Weg eines Ausgleichs mit Bayern zu sehen. Dem bald geborenen Sohn Grifo versuchte Swanahild tatkräftig einen Anteil am väterlichen Erbe zu sichern. In dem nach Karls Tod (741) entbrannten Streit setzten sich seine Söhne aus erster Ehe, Pippin und Karlmann, gegen Swanahild durch und verdrängten Grifo aus seinem Erbe; Swanahild wurde als Leiterin des Klosters Chelles abgefunden. Im Gegensatz zur karolingischen Propaganda, die die „improba mulier“ (Ann. Mett. Pr.) zur Konkubine machte, war sie zweifellos rechtmäßige Gattin - das Reichenauer Verbrüderungsbuch verzeichnete sie sogar als „Swanahild regina“.

    Quellen:
    Cont. Fredeg. 12,25 (MGH SRM II) - Ann. Q. d. Einhardi (MGH SRG 6) - Ann. Mettenses priores (MGH SRG 10)

    Literatur:
    E. Hlawitschka, Die Vorfahren Karls des Großen (Braunfels, Karl der Große I) - J. Jarnut, Untersuchungen zur Herkunft S.s, der Gattin Karl Martells, ZBLG 40, 1977, 245-249 - J. Jahn, Hausmeier und Herzöge ... (Karl Martell in seiner Zeit, hg. J. Jarnut, U. Nonn, M. Richter), 1994, 317-344.

    Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 769

    Swanahilde (Sunnichilde), bayer. Prinzessin 8. Jh.
    Vater:
    Sohn von Herzog Theodo II. († 717/18)
    oo Karl Martell († 741)

    In der Fredegarchronik wird berichtet, dass Karl Martell 725 nach seinem bayerischen Feldzug die Herzogin Plitrud und deren Nichte Swanahilde mit ins Franken-Reich nahm, wo er Swanahilde heiratete und von ihr einen Sohn Grifo erhielt.

    Literatur:
    J. Jarnut, Untersuchungen zur Herkunft Swanahilds, der Gattin Karl Martells, in ZBLG 40, 1977; R. Reiser, Agilolf od. d. Herkunft d. Bayern, 1977.

    Hlawitschka Eduard: Seite 79, "Die Vorfahren Karls des Großen"

    33 Swanahild

    Sie war 725 von Karl Martell aus Bayern mitgebracht worden; Cont. Fredegarii c. 12, MG. SS. rer. Merov. 2, Seite 175: cum matrona quandam nomine Beletrude et nepte sua (im Sinne von eius, vgl. BM² 37b) Sunnichilde regreditur. Danach Ann. Mett. prior., hrsg. von B. v. Simson, Seite 26; weiterhin ebd., Seite 32: Carolus autemadhuc vivens, cum inter filios suos Carolomannus et Pippinum principatum suum divideret, tertio filio suo Gripponi, quem ex concubina sua Sonihilde, quam de Bawaria captivam adduxerat, habuit, ... partem ei in medio principatus sui tribuit. Ähnlich Ann. q. d. Einhardi, hrsg. von F. Kurze, Seite 3: Karlus maior domus diem obiit, tres filios heredes relinquens, Carlomannumscilicet et Pippinum atque Grifonem. Quorum Grifo, qui ceteris minor natu erat, matrem habuit nomine Swanahildem, neptem Odilonis ducis Baioariorum.
    Daß Swanahild nicht nur concubina war, wie es die späteren karolingischen Annalen darstellen und wie es in der älteren Literatur demzufolge immer wieder behauptet worden ist, zeigt H. L. Mikoletzky, Karl Martell und Grifo (Festschrift E. E. Stengel, Münster-Köln 1952), Seite 130-156. Hinzuweisen wäre daneben besonders auf das in Nr. 32 wiedergegebene Zitat aus dem Reichenauer Verbrüderungsbuch (Suanahil regina!), wobei Swanahild freilich ebensowenig eine echte Königin wie Karl Martell rechtmäßiger König war, was aber auf eine besonders betonte und angesehene Stellung Swanahilds neben Karl Martell verweist (dies auch im Salzburger Verbrüderungsbuch, MG. Necrol. 2, Seite 26, Spalte 62), und auf die Tatsache, daß nur Grifo, nicht aber Bernhard, Hieronymus und Remedius/Remegius (Nr. 42-44), die eindeutig Konkubinen-Kinder Karl Martells waren, Anspruch auf Teilhabe an der Herrschaft seines Vaters erhob.

    Spindler Max: Seite 164, "Handbuch der bayerischen Geschichte. Erster Band Das alte Bayern. Das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts."

    Die bayerische Prinzessin Swanahilt, die als neptis Pilitruds, als neptis Odilos und als neptis Hucberts bezeichnet wird, wurde von Karl Martell ins Franken-Reich mitgeführt und wurde hier seine legitime Gemahlin. Auf ihren Rat hat sich Hiltrud, die Tochter Karl Martells aus seiner ersten Ehe, nach dem Tod ihres Vaters (22.10.741) zu Herzog Odilo von Bayern begeben und sich gegen den Willen und Rat ihrer Brüder mit ihm vermählt. Swanahilt war es auch, die ihren und Karl Martells Sohn Grifo zum Aufstand gegen seine Halbbrüder abstachelte, wohl um einen größeren Anteil am Erbe zu erkämpfen. Doch noch im Jahre 741 wurde Grifo besiegt und gefangengesetzt, seine Mutter mußte sich ins Kloster Chelles zurückziehen.

    Schieffer Rudolf: Seite 42,49,51, "Die Karolinger"

    Karl Martell eroberte Bayern, bewirkte Sturz und Tod des Herzogs Grimoald und führte dessen Gemahlin Pilitrud samt deren Nichte Swanahild als Gefangene mit sich. Daß er Swanahild, deren genaue Einordnung in die Genealogie der AGILOLFINGER umstritten ist, bald nach dem Tod seiner ersten Gemahlin Chrotrud ehelichte, stellt offenbar den Versuch dar, auch auf dynastischem Wege das bayerische Herzogshaus in das werdende karolingische Gesamtreich einzubeziehen. Der 736 "durch Geschenk des Herrschers Karl", wie die Metzer Annalen meinen, zur Führung Bayerns gekommene Odilo ist als naher Verwandter Swanahilds bezeugt.
    Gegen Ende von Karls Lebenszeit dominierte eine "bayerische Partei" um seine zweite Gemahlin Swanahild am Hofe, die dem jungen Grifo ein Erbteil sicherte. Dies geschah auf Betreiben seiner Mutter, "eines ruchlosen Weibes" (improbae mulieris), wie die Metzer Annalen berichten.
    Karlmann und Pippin haben anscheinend noch vor der Jahreswende 741/42 den Versuch ihres Halbbruders im Keim erstickt, sein zentral gelegenes Teilreich an sich zu reißen. Grifo wurde auf dem Chevremont bei Lüttich gefangengesetzt, während seine Mutter Swanahild im alten Königskloster Chelles bei Paris verschwand, das hier erstmals in den Händen der KAROLINGER begegnet. Die Abqualifizierung der zweiten Gemahlin Karls als Konkubine bildete offenbar die moralische Rechtfertigung dieses Vorgehens und dürfte sich von daher in der Überlieferung ausgebreitet haben.

    Konecny Silvia: Seite 52, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    In ähnlicher Weise scheint auch die Verbindung Karl Martells mit Swanahild den Sieg der Franken über die Baiern begleitet zu haben. Zwar war Baiern bis zu seiner Eingliederung in das fränkische Reich unter KARL DEM GROSSEN ein selbständiges Regnum. Es lebte dort jedoch eine fränkisch orientierte Oberschicht. Daher kann bei der Ehe Karl Martells mit Swanhild nur im weitesten Sinne von einer Ausländerehe gesprochen werden. Mit Swanahild und ihrer Tante Bele(Plek-)trud brachte Karl Martell 725 zwei Angehörige der bairischen Herzogsfamilie ins fränkische Reich. Ob die beiden Frauen ihm freiwillig folgten, da schon vor seiner Heerfahrt eine Annäherung eines Teils der agilolfingischen Sippe an die fränkische Politik stattgefunden hatte, oder ob auch die Ehe Karl Martells mit Swanhild einer Geiselnahme gleichkam, kann letztlich nicht entschieden werden. Im
    Unterschied zu Theutsinda nahm Swanahild jedenfalls Einfluß auf die fränkische Politik. Zwar muß jener Bericht bezweifelt werden, demzufolge Swanahild ihren Gatten vorübergehend aus Paris vertrieben hätte. Ihre Aktivitäten im Sinne einer bairischen Politik sind hingegen gut bezeugt. Auf ihren Rat hin heiratete Hiltrud gegen den Willen ihrer Brüder den Bayern-Herzog Odilo, und stellte Grifo seine Ansprüche. In Swanahild hatten also bairische Interssen ein Sprachrohr im fränkischen Reich. Swanahilds Stellung dürfte das neu erstarkte bairische Herzogtum förderlich gewesen sein. Auch wenn sie ursprünglich als Geisel gegolten haben sollte, kam ihr später doch bedeutend mehr Einfluß zu als Theutsinda.
    Möglicherweise gehörte Bele(Plek-)trud auch in den Umkreis der Irmina-Sippe, wie ihre Namensvetterin und Gemahlin Pippins II., Plektrud, wie dies Störmer annimmt. Karl Martell könnte die Ehe mit Swanahild dann auch angestrebt haben, um seine Ansprüche auf die Besitzungen Plektruds zu legitimieren. Swanahild selbst, die eine Nichte Bele(Plek-)truds war, brachte er gemeinsam mit der Tante aus Baiern ins Franken-Reich. Swanahild trat, abgesehen von einer wenig glaubwürdigen Nachricht in einer Bestätigung der Zollfreiheit für S. Denis, erst nach dem Tode Karl Martells politisch in Erscheinung. Sie unterstützte die Erbansprüche Grifos und veranlaßte ihre Stieftochter Hiltrud zu einer Ehe mit dem AGILOLFINGER Odilo.

    Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Seite 17-20,259, "Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000"

    Karls Zustand muß sich derart verschlimmert haben, daß man ihn zeitweise kaltstellen konnte. Ohne jeglichen Zweifel war es Swanahild, die agilolfische Gemahlin, die ihren Gatten in ihrem Sinne zu beeinflussen wußte und ihn schließlich von den Schalthebeln der Macht entfernte: Als Karl Martell wenige Wochen vor seinem Tod dem Kloster Saint-Denis, in dem er beigesetzt werden wollte, eine letztwillige Verfügung zukommen ließ, unterzeichneten den Schenkungsakt zum Zeichen ihrer Zustimmung neben einer Reihe von Grafen und Klerikern nur die inlustris matrona Sonechildis und sein Sohn Grifo, nicht dagegen Karls Söhne erster Ehe. Swanahild konnte es wagen, mit Hilfe des Grafen Gairefred von Paris ihre Hand auf einen Teil der Einkünfte zu legen, die der Abtei Saint-Denis vom jährlichen Dionysius-Markt und seinem Umsatz zustanden. Vor allem aber erreichte sie, daß KarlMartell, ohne seine optimates zu konsultieren, seine spätestens im Frühjahr 737 getroffene Regelung der Erb- und Herrschaftsnachfolge umstieß und für Swanahilds Sohn Grifo eine terna portio aus Teilen Neustriens, Austrasiens und Burgunds inmitten der den älteren Söhnen zugedachten Herrschaftsbezirke zusammenfügte. Für die Stieftochter Hiltrud jedoch arrangierte Swanahild die Verbindung mit ihrem Verwandten Odilo, so daß mit dessen mit Hiltrud gezeugter Sohn gegebenenfalls ein weiterer Ere bereitstand.
    Daß Grifo, den Vater und Mutter einst dem Gebet des Bonifatius empfohlen hatten, vielleicht die potestas in Thüringen übernehme, hatte Bonifatius augenscheinlich erfahren, bat er doch ihn um Schutz und Unterstützung für sich und seine Untergebene in dieser Region. Mitten im Text geht der an Grifo gerichtete Brief in die Anrede an die filia carissimi über.
    Vor dem in einer Quelle postulierten Herrschaftsantritt der Söhne Karl Martells aus erster Ehe stand die unausweichliche Auseinandersetzung mit dem vom Vater als Miterben nachgeschobenen Halbbruder Grifo, den seine Mutter Swanahild gedrängt haben soll, sich des Gesamterbes des verstorbenen Hausmeiers zu bemächtigen. Karlmann und Pippin kamen mit ihren jeweiligen Anhängern überein, eben dies mit militärischen Mitteln zu verhindern, gegebenenfalls Grifo gefangenzusetzen und ihn dadurch zu hindern, seine und seiner Mutter Pläne zu reaslisieren.
    Auf die Kunde vom Aufmarsch der Brüder hin stob die um Swanahild gescharte Hofpartei auseinander: Swanahild sorgte mit willigen Helfern dafür, daß ihre Stieftochter Hiltrud rasch zu Herzog Odilo nach Bayern gelangte, der sie nunmehr rechtsförmlich zur Ehefrau nahm - angeblich zum Leidwesen ihrer Brüder. Sie selbst zog sich mit ihrem Sohn Grifo und ihren und Grifos Parteigängern in die civitatis Laon zurück, von den Kräften der Stiefsöhne belagert. Bald erkannte Grifo die Aussichtslosigkeit seines Widerstandes, er ergab sich den Halbbrüdern. Diese scheinen sich in diesem Moment getrennt zu haben: Karlmann setzte Grifo in Chevremont gefangen und wies Swanahild ins Kloster Chelles ein. Während er so im Kernraum der karolingischen Macht die angestrebte Ordnung wiederherstellte und vielleicht in diesem Operationsrahmen Theodoald, den einst von Pippin dem Mittleren als Nachfolger berufenen Hausmeier, als lästigen Mitbewerber beseitigte [Annales Petaviani ad a. 741, MGH SS 1, Seite 11 und Annales Alamannici ad a. 741, hg. von Lendi (wie Anm. 15), Seite 150: ..et Theod(o)aldus interfectus est. Dazu Collins, Deception (wie Anm. 121), Seite 230-235. Oder sollte Theodoald gar der von Bonifatius 741/42 einmal erwähnte avunculus ducis Francorum gewesen sein? Dann freilich wäre er gegen den Willen des Hausmeiers getötet worden; vgl. MGH Ep. sel. 1, Seite 180-186 Nr 50.], zog sein Bruder Pippin mit seinem Onkel Childebrand ins nördliche Burgund, wohl um einer etwaigen Installation Grifos und seiner Partei zuvorzukommen. Da Karl Martells Erb- und Nachfolgeregelung zugunsten Grifos und dessen Versuch, das ihm zugesprochene Erbe anzutreten, das Teilungsprojekt von 735/37 umgestoßen hatten, lag es nunmehr nach Grifos vorläufigem Ausschaltung an Karlmann und Pippin, das Machterbe des Vaters gemeinsam anzutreten.

    Dahn Felix: Seite 473-474,478,479, "Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte Europas."

    Nun steht fest, daß Bonifatius wenigstens in einem Brief an Grifo voraussetzt, daß dieser in die Lage kommen werde, das Christentum in Thüringen zu schützen. Daraus erhellt unzweifelhaft, daß, im Gegensatz zu jener Erbteilung, auch Grifo Herrschergewalt, und zwar vielleicht auch in Thüringen, erhalten sollte, denn "potestas" ist doch nicht bloß "Einfluß". Hierauf, auf ein Wort aus dem Jahre 741 selbst, ist ungleich mehr Gewicht zu legen, als auf den handgreiflich gefärbten (nach dem späteren Auftreten Swanahilds), dieser bitter feindlichen, für Pippin blind parteiischen Bericht der Metzer Annalen, wonach Karl auf Anraten Swanahilds dem Sohn Grifo einen Teil in der Mitte seines "Fürstengebietes" verliehen hat, nämlich ein Stück von Neustrien, von Austrasien und von Burgund.
    Nach der einen Quelle war es Swanahild, welche Grifo anstachelte, sich nicht mit jener Abfindung zu begnügen, sondern nach dem "ganzen Reich" zu trachten. Er bemächtigte er sich Laons (Laudunum) und erklärte den Brüdern den Krieg, welche ihn jedoch sehr rasch dort einschlossen und zur Übergabe zwangen, worauf ihn Karlmann nach Neufchateau (bei Luxemburg), nahe den Ardennen bringen ließ, wo er in Haft blieb, bis Karlmann die Regierung niederlegte. Nach den Annalen von Metz dagegen ergreifen die "Franken", das heiß die beiden Hausmeier, unzufrieden mit jener Belehnung Grifos, die Waffen, ihm auch diese Abfindung zu nehmen. Grifo flieht mit Swanahild nach Laon und wird hier zur Aufgabe gezwungen. Einhard wie die Metzer Annalen sind Swanahild und Grifo sehr feindlich. Es muß daher auffallen, daß letztere gleichwohl "den Franken", welche die beiden Hausmeier dann "mit sich nehmen", immerhin die Schuld des Angriffs zuschieben. Gleichzeitig hatte die offenbar ränkekundige Baierin ihre Stieftochter Hiltrud angeregt, mit Hilfe von Genossinnen über den Rhein zu fliehen und nach Baiern zu gehen, wo sie sofort gegen ihrer beiden Brüder Willen Herzog Oatilo (Odilo), Swanahilds Verwandten, heiratete.
    Die Sieger begnügten sich, Swanahild in das berühmte Nonnenkloster Chelles zu verweisen, das wiederholt ähnlichen Zwecken ehrenvoller Haft gedient hatte und künftig noch dienen sollte; sie wurde sogar zur Äbtissin bestellt, aber doch gewiß auch ihr das Verlassen der Mauern untersagt; damals (741) wurde ein "avunculus" der beiden Hausmeier getötet, aber zweifelhaft bleibt, ob dieser "avunculus" jener Theudoald ist, der 741 getötet wurde, und ob dieser Theudoald jener bekannte Sohn Grimoalds war, oder ein Bruder Hrothrudis'; keinesfalls wird der "avunculus" von seinem Neffen ermordet, denn Bonifatius sagt, er könne den zum Nachfolger in seinem Bistum Bestimmten nicht wohl einsetzen, da dessen Bruder den "avunculus" der Franken-Herzöge getötet habe; diese sind also mit der Tötung nicht einverstanden.

    Störmer Wilhelm: Seite 38, "Adelsgruppen im Früh- und hochmittelalterlichen Bayern. Studien zur bayerischen Verfassungs- und Sozialgeschichte Band IV."

    Nach dem Tode des dux Landfried gelang es dessen Bruder Theutbald noch einmal, eine alemannische Herzogsgewalt aufzubauen. Sollte das mit Unterstützung Swanahilds, der Gemahlin Karl Martells geschehen sein? Sie war ja eine neptis Odilos und damit auch Theudebalds, da beide Brüder waren. Jedenfalls blieben seither Bayern und Alemannien unbehelligt bis zum Tode Karl Martells 741. Es kann sogar vermutet werden, dass Swanahild nach dem Tode des Bayern-Herzogs Hucbert um 736 ihren Verwandten Odilo, dem alemannischen AGILOLFINGER, zum bayerischen Herzogsstuhl verhalf.
    Jedenfalls war es Swanahild, welche die Ehe ihrer Stieftochter Hiltrud (aus Karl Martells erster Ehe) mit Herzog Odilo vermittelte und betrieb, und zwar gegen den Willen der Brüder Hiltruds, Pippin und Karlmann. Der Widerstand der beiden Hausmeier-Söhne gegen diese Verbindung zeigt wiederum das Politikum jener Ehe. Vermutlich war dies nicht Odilos erste Ehe, denn er muß damals schon mindestens 30 Jahre alt gewesen sein. Swanahild brauchte offenbar ihren Oheim Odilo, um die Erbfolge ihres Sohnes Grifo gegen die Stiefsöhne Karlmann und Pippin durchsetzen zu können, was freilich letztlich mißlang. Karl Martell hatte ihn - auf Pression Swanahilds hin, so dürfen wir interpretieren - nachträglich zum Miterben gemacht, was die beiden älteren Söhne nicht anerkannten. Die sogenannten Einhardsannalen berichten zum Jahr 741, dem Todesjahr Karl Martells, dass Swanahildihrem Sohne Grifo sogar die Hoffnung auf den Besitz des ganzen Reiches gemacht habe. Im folgenden "Erbfolgekrieg" zwischen Pippin und Karlmann einerseits und Grifo andererseits wird noch einmal die große Auseinandersetzung zwischen ARNULFINGER-KAROLINGERN und AGILOLFINGERN ausgetragen, die sich rund ein Jahrzehnt hinzog, da Grifo immer wieder Anhänger fand.





    oo 2. Karl Martell um 688 † 15. oder 22.10.741


    Kinder:

    - Grifo um 726 † 753




    Literatur:
    Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998 Seite 5,8,12,16-19 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 223 - Bosl, Karl: Bosls Bayerische Biographie, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1983 Seite 769 - Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899 - Dahn Felix: Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt 1977, Seite 474 - Hlawitschka Eduard, Die Vorfahren Karls des Großen (Braunfels, Karl der Große I) Seite 79 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 52 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 303 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 63,72,74 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 42,49,51 - Schneider Reinhard: Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter. Anton Hiersemann Stuttgart 1972, Seite 183 - Spindler Max: Handbuch der bayerischen Geschichte. Erster Band Das alte Bayern. Das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts. C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München Seite 123-125 - Störmer Wilhelm: Adelsgruppen im Früh- und hochmittelalterlichen Bayern. Studien zur bayerischen Verfassungs- und Sozialgeschichte Band IV. Kommission für bayerische Landesgeschichte München 1972 Seite 38 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 386 - Werner Matthias: Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1982, Seite 226,232,235,266 - Wies Ernst W.: Karl der Große. Kaiser und Heiliger. Bechtle Verlag Esslingen 1986, Seite 37,70,137 -

    Familie/Ehepartner: Karl Martell. Karl (Sohn von Pippin II. und Chalpaida) wurde geboren um 688; gestorben in Okt 741 in Quierzy [02300],Aisne,Picardie,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. Grifo wurde geboren um 726; gestorben in 753 in Saint-Jean-de-Maurienne [73300],Savoie,Rhône-Alpes,Frankreich.

Generation: 2

  1. 2.  von Bayern, Tassilo II. (Sohn von von Bayern, Theodo II. und Folchaid); gestorben um 719.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: um 716 - um 719, Bayern,Deutschland; Herzog von Bayern ()

    Notizen:

    Tassilo II. Herzog von Bayern (um 716-um 719)
    † um 719
    Sohn des Herzogs Theodo II. von Bayern und der Folchaid

    Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 771

    Tassilo II., bayer. Herzog, 8. Jh.
    Vater:
    Herzog Theodo († 717)
    Mutter:
    Folchaid


    Von ihm wird ausschließlich im Salzburger Verbrüderungsbuch (um 784) berichtet.
    Danach war er nicht verheiratet.
    Vermutlich residierte er in Passau oder Salzburg.

    Literatur:
    R. Reiser, Agilolf od. d. Herkunft d. Bayern, 1977.
    Von Tassilo II. hat man außer der Notiz im Salzburger Verbrüderungsbuch keinen weiteren Beweis für seine Existenz.

    Spindler Max: Seite 122, "Handbuch der bayerischen Geschichte. Erster Band Das alte Bayern. Das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts."

    Im Verbrüderungsbuch wird jedoch Theodolts Frau nicht Pilitrud, sondern Waltrat genannt, so daß man auch hier an eine frühere Ehe denken muß, oder aber, daß der Name der Waltrat um eine Zeile zu hoch geraten ist und eigentlich zu Tassilo gehört [1 So Klebel, Theodo (siehe oben 102) 167 und 174.]. Von diesem Sohn Theodos, Tassilo II., hat man außer der Notiz im Salzburger Verbrüderungsbuch keinen weiteren Beweis für seine Existenz.



    oo Imma † um 750


    Kinder:

    - Grimoald
    - Swanahilde um 710 † nach 741
    oo 2. Karl Martell 688 † 22.10.741


    Literatur:
    Bosl, Karl: Bosls Bayerische Biographie, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1983 Seite 771 - Jarnut Jörg: Agilolfingerstudien. Anton Hiersemann Stuttgart 1986 Seite 118 - Spindler Max: Handbuch der bayerischen Geschichte. Erster Band Das alte Bayern. Das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts. C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München Seite 122 -

    Tassilo heiratete Imma. Imma gestorben um 750. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 3.  Imma gestorben um 750.
    Kinder:
    1. von Bayern, Grimoald
    2. 1. von Bayern, Swanahild wurde geboren um 710; gestorben nach 741.


Generation: 3

  1. 4.  von Bayern, Theodo II. (Sohn von von Bayern, Agilolf); gestorben um 716.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: um 680 - um 716, Bayern,Deutschland; Herzog von Bayern

    Notizen:

    Theodo II. Herzog von Bayern (ca. 680-ca.716)
    † 11.12. ca.716
    Sohn des Prinzen Agilolf von Bayern aus dem Hause der AGILOLFINGER; Enkel des Herzogs Garibald II. von Bayern

    Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 626

    Theodo, Herzog der Bayern, wohl seit ca. 680, zumindest vor 696-ca. 717/18
    Aus dem Geschlecht der AGILOLFINGER, Eltern unbekannt

    Mit Theodo beginnt die Quellenüberlieferung aus Bayern selbst. Die Herzogsherrschaft Theodos gewann eine gefestigte Stellung nach innen und außen, die in den Bischofsviten positiv hervorgehoben wird. Er berief drei oder vier „Missions- bzw. Reformbischöfe“ (besser Hofbischöfe) in sein Land: Rupert (Salzburg), Emmeram, wohl auch Erhard (Regensburg), Korbian (Freising), die aus dem Franken-Reich kamen. Allesamt trafen sie den Herzog und seinen Hof in Regensburg.
    Theodo, der offenbar engen Kontakt mit dem Alamannen-Herzog hatte, griff in die langobardischen Thronwirren ein, verteidigte Bayern gegen eindringende Avaren und traf Absprachen mit dem Papst. Als erster bayerischer Herzog ging Theodo 715 nach Rom, bereitete mit dem Papst einen Organisationsplan für die bayerische Kirche vor, der 716 erlassen, aber bestenfalls ansatzweise durchgeführt werden konnte. Wie ein König teilte Theodo vor 715 seine Herrschaft unter seinen Söhnen. Schon 702 saß Theodebert in Salzburg. Bald nach TheodosTod bekämpften sich die Herzögs-Söhne.

    Literatur:
    Spindler I, 1982,156-162 - H. Berg, Christentum im bayerischen Raum um 700 (Der heilige Willibald - Klosterbischof oder Bistumsgründer?, hg. H. Dickerhof u.a., 1990), 69-113 - W. Störmer, Die bayerische Herzogskirche (ebd.), 116-122 - J. Jahn, Ducatus Baiuvariorum, 1991, 25-75.

    Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 771

    Theodo, Herzog von Bayern
    † 712
    oo Gleisnot oder Folchaid

    Aus dem Hause der AGILOLFINGER.
    Regierte ca. 690-717.
    Konnte ein Vordringen der Awaren im Osten nicht verhindern.
    Der Freisinger Bischof Arbeo bezeichnete ihn als einen Fürsten von großer Frömmigkeit und hervorragender Macht, dessen Ruhm weit gedrungen war.
    Sein Sohn Lantpert ermordete den heiligen Emmeram.
    715/16 Romfahrt zu Papst Gregor II. Versuch zur Durchführung eines Organisationsentwurfes für die bayerische Kirche.
    Teilte die Regierung später mit seinen Söhnen Theodebert, Grimoald und Tassilo II.

    Literatur:
    ADB 37; K. Reindel, Das Zeitalter d. Agilolfinger, in: Spindler I.
    Theodo II., Zeitgenosse Pippins II., war eine bedeutende Herrscherpersönlichkeit. Seine Heirat mit Folchaid aus dem mittelrheinischen Adelsgeschlecht der RUPERTINER, zeigt, dass die Verbindungen zur austrasischen Reichsaristoktratie nicht abgerissen war. Spätestens 711/12, vielleicht schon 702, beteiligte er seine Söhne an der Herrschaft. Dabei treten Regensburg, Passau, Salzburg und Freising als bayerische Herzogssitze in Erscheinung. Das Herzogtum Bayern hatte unter Herzog Theodo II. den Höhepunkt der Autonomie erreicht. Er unterstützte den vertriebenen Langobarden-König Liutprand (712-744) militärisch bei seiner Rückkehr nach Italien und dieser heiratete seine Tochter (oder Enkelin) Guntrut. Kurz vor seinem Tode hatte er eine Romreise unternommen, die der Schaffung einer (dann doch nicht zustande gekommenen) eigenen bayerischen Bistumsorganisation galt. Bei den Bayern nahm Herzog Theodo die Abschichtung seiner Söhne schon zu Lebzeiten vor. Ob er - wie die MEROWINGER - eine Teilung des Herzogtums zu gleichem Recht, aequa lance, vorsah, ist nicht klar zu erkennen, da ihn von den Söhnen nur Grimoald von Freising überlebte. Neben Grimoald erscheint jedoch Theodos Enkel Hukbert als Erbe seines Vaters Theodebert im Teil-Herzogtum Salzburg. Da beide miteinander verfeindet waren, erleichterten sie so Karl Martell das Eingreifen.

    Spindler Max: Seite 156,159,161, "Handbuch der bayerischen Geschichte"

    Zum Jahre 680 hören wir von bayerisch-langobardischen Grenzkämpfen bei Bozen, die für die Bayern unglücklich verliefen. Hinter den Kämpfen bei Bozen im Jahre 680 wird man eine (allerdings mißglückte) Intervention der bayerischen Verwandten für den langobardischen König erblicken dürfen.
    Etwa ins Jahr 702 fällt Ansprands Flucht, die ihn über Chur und Raetien nach Bayern führte, und obwohl ihn vermutlich keine verwandtschaftlichen Beziehungen mehr mit den bayerischen AGILOLFINGERN verbanden, erhielt er dennoch von ihnen Unterstützung. Er konnte sich, zusammen mit seinem Sohn Liutprand, zunächst neun Jahre lang in Bayern bei Herzog Theodo und seinem Sohn Theodebert aufhalten, und Theodebert leistete ihm 711/12 bei der Rückeroberung Italiens militärische Hilfe.
    Allerdings muß man annehmen, dass dann zwei Kinder des Herzogs im Ordo nicht aufgeführt worden sind, Uta und Lantpert, das Geschwisterpaar, das mittelbar und unmittelbar für die Tötung Emmerans verantwortlich war; aber es ist denkbar, dass die beiden auf Grund ihrer Untat hier nicht genannt worden sind. Eine andere Schwierigkeit besteht darin, dass Hermann von Niederaltaich eine Grabschrift aus Sankt Michael im Lungau anführt, in der die Gemahlin Herzog Theodos Gleisnot genannt wird. Das ist mit der im Verbrüderungsbuch genannten Folchaid nicht in Übereinstimmung zu bringen, aber weder für die Vermutung, dass wir es mit einer zweiten Ehe Theodos zu tun haben, noch für die Annahme, dass es sich um einen früheren Herzog gleichen Namen handelt, haben wir wirklich Beweise.
    Herzog Theodo trat kurz vor dem Ende seines Lebens, vermutlich 715 oder 716, eine Romreise an. In Aufnahme einer bei den Germanen verbreiteten Tradition hat er vorher sein Herzogtum unter seine Söhne geteilt, ein bedeutsamer, leider jedoch nicht näher überlieferter Vorgang. Es ist nicht klar, ob die so geschaffenen Teil-Herzogtümer völlig unabhängig werden oder weiterhin einen "Ober-Herzog" unterstehen sollten. Nach dem Bericht des Arbeo hat er sein Land in vier Teile geteilt: da das Salzburger Verbrüderungsbuch auch die Namen von vier Söhnen überliefert, kann man vermuten, dass Theodo sich selbst die Oberhoheit vorbehalten hat, da ihm ja sonst keine eigene Herrschaft zugestanden wäre. Auch über die Abgrenzung und die Hauptorte der einzelnen Teilreiche erfahren wir nichts, und man kann nur vermuten, dass sich die Grenzen an die bei dem Rombesuch geplante Bistumsorganisation des Landes anlehnten. Vorausgesetzt dass diese von Bonifatius übernommen wurde, käme man auf Regensburg, Freising, Passau und Salzburg als Zentren der vier Herzogtümer. Den aus der Vita Corbiniani bekannten Grimoald finden wir in Freising wieder, für alles andere aber bleiben nur Vermutungen: die Verbindung Theodeberts mit Italien ebenso wie seine zahlreichen, der Salzburger Kirche gemachten Schenkungen könnten ihn am ehesten nach dem S des Landes, nach Salzburg weisen. Eine dunkle Stelle in der Willibalds Vita des Bonifatius, der die Thüringer an ein ihnen von einem Theotbald zugefügtes Unglück erinnert, veranlaßte Quitzmann, diesen in den Nordgau (also wohl nach Regensburg unter seinen Vater Theodo) zu versetzen und damit Tassilo Passau und den Osten anzuweisen. Doch ist der hier genannte Theotbald wohl eindeutig nach Thüringen zu lokalisieren. Nun ist Theodos Teilung schon deshalb nicht politisch wirksam geworden, weil drei seiner Söhne, Theodebert, Theodebald und Tassilo, anscheinend bald gestorben sind. Nur einer der drei, Theodebert, hat einen Sohn namens Hucbert gehabt, der dem Vater in der Herrschaft nachfolgte. Neben ihm dürfte weiterhin Grimoald regiert haben, so dass wir mit einer Zweiteilung des bayerischen Herzogtums rechnen müssen, allerdings ist damit nicht die Angabe der Vita Corbiniani Arbeos zu vereinen, der von Grimoald als dem "princeps totius gentis" spricht.

    Störmer Wilhelm: Seite 18,19, "Adelsgruppen im Früh- und hochmittelalterlichen Bayern. Studien zur bayerischen Verfassungs- und Sozialgeschichte Band IV."

    Von Herzog Theodo kennen wir bereits mehrere Kinder, Uta und Lantperht, die beide mit der Tötung des heiligen Emmeran in Zusammenhang stehen, ferner Theodebert, Theodebald (Theodoald), Tassilo und Grimoald. Wir sehen, wie stark der wohl von den MEROWINGERN kommende Theud-Stamm bei der Namensgebung in dieser Theodo-Familie wirksam ist. Dass Folchaid Theodos Frau gewesen sei, wird neuerdings bezweifelt, da man mit guten Gründen eine Regintrud als Gattin Theodos annimmt, die nach Eckhardt eine Tochter des MEROWINGER-Königs Dagobert I., nach Hlawitschka eine Tochter des Pfalzgrafen Hugobert und seiner Gemahlin Irmina von Oeren war. Man glaubt, Folchaid sei die Gattin des Theodo-Sohnes Theodebert gewesen; im Salzburger Verbrüderungsbuch sei der Name irrtümlicherweise nach oben verschoben worden. Das ist meines Erachtens keineswegs zwingend, denn Theodo kann ja durchaus zweimal verheiratet gewesen sein.
    Schon Ernst Klebel machte die Beobachtung, dass der Name Theodo, der in Bayern als elitärer Herzogsname überaus selten ist, in den Traditionen der Klöster Weißenburg/Elsaß, Lorsch und St. Gallen verhältnismäßig häufig vorkommt und besitzmäßig vornehmlich am Mittelrhein, im Worms- und Speyergau greifbar wird. Auch der Name Theodebert, den der Sohn Herzog Theodos trägt, begegnet in den Quellen Weißenburgs, Lorschs, St. Gallens und Fuldas, wie Klebel gezeigt hat. Wir erinnern uns, dass der Vater der Schwestern Vda und Folcheith vom Mittelrhein einen Theud-Namen trägt: Theutacar. Engste Verwandtschaftsbeziehungen der "bayerischen" Herzogsfamilie der AGILOLFINGER mit Familien, die am Mittelrhein greifbar werden, sind offensichtlich.



    oo Folchaid (RUPERTINERIN)

    Kinder:

    - Grimoald Herzog von Freising † 728
    - Tassilo II. † um 719
    - Theudebert um 685 † um 719
    - Theudebald Herzog † um 719
    1. oo Waltrada
    2. oo 1. Pilitrud † um 730
    - Lantpert
    - Oda



    Literatur:
    Bosl, Karl: Bosls Bayerische Biographie, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1983 Seite 771 - Ewig Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1988 Seite 197,200 - Jarnut Jörg: Agilolfingerstudien. Anton Hiersemann Stuttgart 1986 Seite 8,117 - Paulus Diakonus und die Geschichtsschreiber der Langobarden: Geschichte der Langobarden. Phaidon Verlag Kettwig 1992 Buch VI Kapitel 44 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 42 - Spindler Max: Handbuch der bayerischen Geschichte. Erster Band Das alte Bayern. Das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts. C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München Seite 75,96,98,100,109,118-122,124,131,132,147-149,151,164,167, 170,270,292 - Störmer Wilhelm: Adelsgruppen im Früh- und hochmittelalterlichen Bayern. Studien zur bayerischen Verfassungs- und Sozialgeschichte Band IV. Kommission für bayerische Landesgeschichte München 1972 Seite 18,19 -

    Allgemeine Deutsche Biographie - Theodo

    Theodo, Herzog von Baiern, aus dem Hause der Agilolfinger (vielleicht nicht der erste seines Namens), regierte von ca. 690–717. Ungefähr seit der Mitte des sechsten Jahrhunderts kennen wir in Baiern das Herzogsgeschlecht der Agilolfinger, von dem zweifelhaft bleibt, ob es bairischen oder fränkischen Ursprungs ist, und dessen einzelne Fürsten im Verhältniß zu den mächtigen Franken alle Wandlungen von völliger Unabhängigkeit bis zur Vasallität durchmachen. Unter ihnen tritt Th., dessen Gemahlin man in einer Regintrud, vielleicht einer fränkischen Königstochter, vermuthen darf, bedeutend hervor. Gegenüber den Franken nach allem, was wir wissen, selbständig, konnte er doch nicht verhindern, daß die Avaren im Osten vordrangen und die Gegend um die Enns zur Wüste machten. Unter ihm wahrscheinlich ist die Ueberarbeitung des umfänglichsten Theils des bairischen Gesetzbuches (Tit. 8–22) vorgenommen worden, eine Redaction, welche keine Spur von fränkischem Einfluß und das Christenthum, ohne daß die Kirche schon mächtig wäre, als herrschend zeigt. Eben durch Theodo’s Wirksamkeit scheint diese Herrschaft in Baiern fest begründet worden zu sein, doch zeigt sich der Christenglaube zu seiner Zeit im Lande noch stark vermischt mit heidnischen Gewohnheiten und Anschauungen. Auf dem Wege zu den heidnischen Avaren, die er bekehren wollte, ward der fränkische Glaubensbote Emmeram von Th. in Regensburg bestimmt, in Baiern zu bleiben und dort für das Christenthum zu wirken. Nach dem Biographen Emmeram’s lud ihn der Herzog ein, entweder als Bischof die Leitung der bairischen Kirche zu übernehmen oder als Abt den Klöstern des Landes vorzustehen. Dann aber mußte Th. erleben, daß der Bischof durch einen seiner eigenen Söhne gewaltsamen Tod fand. Uta, des Herzogs Tochter, war das Opfer eines Verführers geworden. Emmeram’s Biograph beschuldigt der That den Sohn eines Richters Namens Sigibert, während Uta selbst, angeblich auf Rath des Bischofs, diesen als Schuldigen bezeichnete. Auf das Geständniß der Schwester eilte Theodo’s Sohn Lantbert dem Bischofe, der eben nach Rom aufgebrochen war, nach, traf ihn bei Grub an der Mangfall und verstümmelte ihn tödtlich. Th. aber strafte Lantbert’s eigenmächtige Rache durch dessen Verbannung und vielleicht hängt es mit diesem Vorfall zusammen, daß sich der Herzog 715 oder 716 nach Rom zu Papst Gregor II. begab. Der Papst betraute dann eine Gesandtschaft mit der Durchführung eines Organisationsentwurfes für die bairische Kirche, die ohne alle fränkische Vermittlung in directe [714] Abhängigkeit von Rom treten sollte, ein Ziel, das erst später durch Bonifatius erreicht wurde. Noch ein zweiter fränkischer Glaubensbote, Corbinian, erschien an Theodo’s Hofe, von ihm und seinem Sohn Grimoald hoch geehrt. Der Herzog suchte den nach Rom Reisenden im Lande zu halten, und vielleicht ward hierdurch der Anstoß gegeben, daß Corbinian später seine ganze Thätigkeit Baiern widmete. Corbinian’s Biograph Arbeo schildert T. als einen Fürsten von großer Frömmigkeit und hervorragender Macht, dessen Ruhm weit gedrungen war. Nachdem T. schon während einer Krankheit seinen ältesten Sohn Theodebert zum Mitregenten erhoben hatte, theilte er später die Regierung mit den Söhnen Theodebert, Grimoald, Tassilo II., vorübergehend vielleicht auch mit dem frühzeitig verstorbenen Theodebald. Er selbst hauste in Regensburg.
    Riezler, Geschichte Baierns I, wo Quellen und weitere Litteratur verzeichnet sind.



    Gestorben:
    11.12.

    Theodo heiratete Folchaid. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 5.  Folchaid

    Notizen:

    Name:
    Rupertinerin

    Kinder:
    1. von Bayern, Grimoald gestorben in 728.
    2. 2. von Bayern, Tassilo II. gestorben um 719.
    3. von Bayern, Theudebert wurde geboren um 685; gestorben um 719.
    4. von Bayern, Theudebald gestorben um 719.
    5. von Bayern, Lantpert
    6. von Bayern, Oda


Generation: 4

  1. 8.  von Bayern, Agilolf (Sohn von Garibald II. und N.).

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Genannt: Bayern,Deutschland

    Notizen:

    Angehöriger des bayerischen Herrschergeschlechts der Agilolfinger. Historisch ist über ihn nur überliefert, dass er Sohn des Garibald II und Vater des Theodo II war.

    Kinder:
    1. 4. von Bayern, Theodo II. gestorben um 716.