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 Bohrer

von Backnang, Hesso I.

männlich - nach 1067


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Generation: 1

  1. 1.  von Backnang, Hesso I. (Sohn von Hesso und von Backnang, Gisela); gestorben nach 1067.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Sülchen (Rottenburg am Neckar) [72108],Baden-Württemberg,Deutschland; Graf des Sülchgaus
    • Wohnort: 1067, Backnang [71522],Rems-Murr-Kreis,Baden-Württemberg,Deutschland

    Notizen:

    Sehr wahrscheinlich identisch mit Hesso von Blansingen bzw. Hesso, Graf im Sülchgau.
    Dann sind die Eltern Graf Hesso und Gisela von Backnang


    Ottilie Kilian, Sülchgau - Wolfsölden - Schauenburg Das machtpolitische Streben eines mittelalterlichen Adelsgeschlechts (1000-1300) in Mannheimer Geschichtsblätter Neue Folge Band 6, 1999, S 128-131

    Ein neuer Machtbereich an der unteren Murr: die Herrschaft (Backnang) -Wolfsölden
    3.1. Abwanderung und Neuanfang an der Murr

    Ein den Sülchgau-Hessonen zugehörendes Vater-Sohn-Paar wird in einer Augsburger Bischofsurkunde aus dem Jahre 1067 fassbar 75). Bischof Embrico beurkundet die reiche Schenkung, die der Edle Swigger von Balzhausen und dessen Gemahlin Berchta dem Stift St. Peter in Augsburg machen. Unter den Zeugen sind Hesso und sein Sohn Hesso von Backnang, wobei auffallend ist, dass sie als einzige Ortsfremde unter Adligen ausschließlich des Augsburger Raumes auftreten und eine vorrangige Stellung einnehmen, indem sie an zweiter Stelle der langen Zeugenreihe genannt werden. Sie gehören zu den fideles nostri des Bischofs, was zeigt, dass sie wohl als Inhaber Augsburger Kirchenlehen dieser Rechtshandlung beiwohnten.
    Die Beziehung zu Augsburg wird nur mit dieser Urkunde fassbar. Die ausgezeichnete Stellung in der Zeugenreihe sowie das Fehlen jeglichen Amts- oder Adelstitels bei allen Zeugen dieser Urkunde berechtigen zu dem Schluss, in Hesso d.Ä. den Grafen des Sülchgaus von 1057 zu sehen. Die Zubenennung nach Backnang dürfte ihn als Sohn des Grafen Hesso und der Gisela von Backnang ausweisen, und er wäre somit - falls man nicht zwei Söhne gleichen Namens annehmen möchte - identisch mit jenem Hesso, der zusammen mit seinem Bruder Gerung für seine in Einsiedeln begrabene Mutter Gisela um 1050 eine Schenkung machte. Die Benennung nach verschiedenen Sitzen war durchaus üblich und steht deshalb der Zuordnung nicht im Wege.
    Ist die Urkunde von 1067 durch den Hinweis auf Kirchenlehen im Augsburger Raum zunächst von Interesse für die Besitzgeschichte, so liegt eine weitere Bedeutung in der erstmaligen Zubenennung der Hessonen nach Backnang, dem durch Heirat erworbenen Besitz. Aufzeichnungen des Backnanger Stiftes, die in einer Abschrift des 16. Jahrhunderts erhalten sind 76), nennen zwei Grafen Hesso, die sich als Wohltäter des Stiftes erwiesen haben: den Grafen Hesso I., »der Gute« genannt, und den Grafen Heesso II, ein Sohn des guten Hessos 77). Dieses Vater-Sohn-Paar darf ohne Zweifel gleichgesetzt werden mit dem der Augsburger Urkunde. Die Bezeichnung Hesso I und II in der Backnanger Überlieferung zeigt, dass erst diese beiden Hessonen ihren Sitz nach Backnang verlegt haben. Sie waren die letzten Vertreter der Sülchgauer Hessonen. Die folgenden Generationen werden,
    dem Zug der Zeit folgend, aus der Anonymität der Gleichnamigkeit heraustreten und sich mit wechselnden Namen nach ihrem Sitz nennen. Damit werden sie als neues Geschlecht im mittleren Neckarraum fassbar.
    Die Interessenverlagerung, die sich mit der Backnanger Heirat im ersten Viertel des 11. Jahrhunderts angekündigt hatte, war damit nach der Jahrhundertmitte in der Abwanderung vom oberen zum mittleren Neckarraum und in der Schaffung eines neuen Wohn-und Herrschaftsmittelpunktes zum Abschluss gekommen. Die Ursache hierfür dürfte in Zusammenhang mit der Aushöhlung der Rechte und einer Besitzminderung im oberen Neckarraum zu suchen sein: Die kaiserlichen Schenkungen von 1007 und 1057 an die Bistümer Bamberg und Speyer hatten ein Schwinden der Grafenrechte in der Ortenau und dem Sülchgau zur Folge. Nach 1057, nachdem der letzte umfangreiche Güterkomplex Sülchen an Speyer vergabt worden war, beruhte ihre Präsenz in diesem Raum vermutlich nur noch auf ihren allodialen Gütern, die sich im Sülchgau - soweit sie aufgrund von Schenkungen urkundlich fassbar wurden - am Hauptort selbst sowie nördlich davon in Wurmlingen und südlich in Schadweiler (dem heutigen Schadweiler Hof) befanden 78). Dieser Hausbesitz brachte es mit sich, dass eine Verbindung vom mittleren zum oberen Neckarraum noch für mehrere Jahrzehnte bestehen blieb.
    Von Backnang ausgehend, entsteht seit der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts ein neuer Machtbereich im mittleren Neckarraum, ein Vorgang, der angesichts der dortigen Besitzverhältnisse eine gezielte Erwerbspolitik erforderlich machte.
    Eine der bedeutendsten Familien in diesem Raum waren die Grafen von Calw, die mit ihrem reichen Güterbesitz im Glemsgau sowie im Remstal- und Fildergau eine dominierende Stellung einnahmen und als Inhaber der Grafschaft Ingersheim ihren Einflusss auch im Murrgau geltend machten 79). Hesso d.J. scheint bald in engeren Kontakt zu den Grafen von Calw getreten zu sein. Im Jahre 1075 erscheint nämlich in der Umgebung des Grafen Adalbert II ein dominus Ezzo de Sulichen, der als Zeuge bei der Beurkundung der Wiederherstellung des Klosters Hirsau fungierte 80). Die Zubenennung nach Sülchen weist darauf hin, dass neben Backnang auch noch zu dem Ort des alten Hausbesitzes eine enge Verbindung besteht. Zugleich soll mit dem Namen Sülchen, das einmal Mittelpunkt des gräflichen Machtbereichs seiner Familie gewesen war, seine vornehme Herkunft ins Bewusstsein gebracht werden.
    Die hier sich abzeichnende Beziehung zum Calwer Grafenhaus muss im Laufe der folgenden Jahre durch eine Heirat eine Intensivierung erfahren haben, denn der ab 1100 aufgrund von Schenkungen erkennbare Besitz im Glems- und Remstalgau - an Orten also, an denen nahezu ausschließlich die Grafen von Calw begütert waren - lässt sich nur aus der Heirat mit einer Tochter des Calwer Grafenhauses erklären. Das Auftauchen des Namens Gottfried in der Enkelgeneration Hessos d.J. von Backnang legt eine Heirat seines Sohnes Siegehard mit einer Tochter des Grafen Adalbert II., vermutlich Irmengard, nahe 81). Die in die 1080er-Jahre zu datierende Heirat 82) brachte neben der verwandtschaftlichen Verbindung zu einer der einflussreichsten Familien einen erheblichen Zuwachs an Besitz im mittleren Neckarraum, nämlich in Türkheim (Ober- oder Untertürkheim), Degerloch, Eltingen (Leonberg) und Gruppenbach 83), was zur Stärkung ihrer Position und zu einem neuen Aufstieg beigetragen haben dürfte.
    Sichtbar zum Ausdruck kommt die Stärke ihrer Stellung, ihr neues »herrschaftliches Selbstbewusstsein« 84), in einem Vorgang, der zwischen 1075 und 1100 anzusetzen ist: Die Herren von Backnang errichten südwestlich von Backnang über dem Buchenbacachtal, einem Seitental der Murr, eine Burg und legen sich den Namen Wolfsölden bei; Esso etfilius eius Sigehardus de Wolfesleden 85) werden um 1100 als Wohltäter des Klosters Hirsau genannt. Man sieht in diesem Sitzwechsel einen Zusammenhang mit dem Auftreten der Markgrafen von Baden in Backnang 86) (worauf ich im nächsten Abschnitt näher eingehen werde), das jedoch m. E. nicht als entscheidende Ursache gelten kann. Die Markgrafen verfügten möglicherweise seit dem späten 11. Jahrhundert über Besitz in Backnang, ihr Sitz aber blieb bis zu ihrer Übersiedlung nach Baden bald nach 1100 die Limburg bei Weilheim 87). Der Standortwechsel hängt viel eher zusammen mit der nach der Jahrhundertmitte verstärkt auftretenden Tendenz, den Herrschaftssitz in der Ebene - ein festes Haus oder ein befestigter Hof- auf die Höhe eines Berges zu verlegen, eine Burg zu bauen und sich nach ihr zu benennen 88). Mit dem Burgenbau folgten Hesso und Siegehard dem Trend der Zeit, gleichzeitig mit dem neuen Sitz demonstrierend, dass es ihnen und ihren Vorfahren gelungen war, nach dem Verlust der Grafenrechte nicht in die Bedeutungslosigkeit abzugleiten, sondern dass sie vielmehr die Tatkraft und Fähigkeit besessen hatten, einen neuen Machtbereich aufzubauen, in dem nun die Burg Wolfsölden zum neuen Mittelpunkt wurde. Die Schenkungen um 1100 weisen in diese Richtung: Ohne ihre Machtposition zu schmälern, können sie einen beträchtlichen Teil des erheirateten Besitzes verschenken, nämlich in Degerloch und Türkheim an Kloster Hirsau, in Backnang an die dortige Kirche und an den Markgrafen von Baden 89). Gleichzeitig macht sich ein Nachlassen des Interesses an ihren südlichen Besitzungen bemerkbar, die mit der Zentrierung des Herrschaftsbereichs durch die Burg Wolfsölden in eine Randlage gerückt waren. Sie beginnen, sich ihres Hausbesitzes im Sülchgau zu entledigen: in Wurmlingen und Schadenweiler, wo neben Siegehard auch ihr Dienstmann Heinrich schenkte, sowie in Sülchen selbst wird alter Hessonenbesitz an Kloster Hirsau tradiert 90). Diese Aktivitäten - Burgenbau und großzügige Schenkungen -lassen erkennen, dass die Stellung der Wolfsöldener nicht allein auf dem ererbten oder erheirateten Besitz beruhen konnte, sondern dass sie über weit bedeutendere Herrschaftsrechte verfügen mussten.
    Bevor jedoch die Grundlagen der Herrschaft Wolfsöiden untersucht werden, soll auf das oben erwähnte Auftreten der Markgrafen von Baden in Backnang in Verbindung mit der Heirat mit einer Hessonentochter eingegangen werden.

    29 Die Verletzung Speyerer Rechte im Lußhardter Forst vermutet Alfons SCHÄFER: Staufische Reichslandpolitik und hochadlige Herrschaftsbildung im Uf- und Pfinzgau und im Nordwestschwarzwald vom 11 .-13. Jh.
    In: ZGO 117 (1969), S. 179-244, hier S. 196f. Vgl. auch Ch. BURKHART: Einige Gedanken zu der »unerbittlichen Fehde« zwischen dem [Lorscher] Klostervogt Berthold [von Hohenberg-Lindenfels] und dem Speyrer Bischof Siegfried [von Wolfsölden]. In: Der Odenwald 41 Heft 4 (1994), S. 154-160.
    55 Cod. Hirs., fol. 26b, fol. 27a. - Karl Otto MÜLLER: Traditiones Hirsaugiensis. In: Zeitschr. f. Württ.Landesgesch. 9 (1949/50), S. 21-26, hier S. 39 Nr. 6.
    75 Mon. Boica 33 (München 1841), Nr. X S. 6£: Hesso et filius eius Hesso de Baccane; im (Original-) Entwurf zur Urkunde lautet der Eintrag: Hesso de Baccananc et filius eius Hesso; vgl. Alfred SCHRÖDER: Die älteste Urkunde für St. Peter in Augsburg. In: Zeitschr. d. hist. Ver. f. Schwaben u. Neuburg 48 (1928/29), S. 9-28, bes. S. 11.
    76 HStA Stuttgart J 1 Nr. 150; vgl. Gerhard FRITZ: Der Backnanger Nekrolog. In: Zeitschr. f. Württ. Landesgesch. 44 (1985), S. 11-63.
    77 FRITZ (wie Anm. 76), S. 27 Nr. 45: Hesso, comes secundus, qui filius erat boni Hessonis; S. 52 Nr. 197: Hesso comesprimus, qui dictus bonus.
    78 Cod. Hirs., fol. 26b, 27a; Trad. Hirs. (wie Anm. 55), S. 39 Nr. 6.
    79 Chr. Fr. STALIN: Wirtemberg. Geschichte II (Stuttgart 1847), S. 375; Karl STENZEL: Waiblingen in der deutschen Geschichte (Waiblingen 1936), S. 32.
    80 MGH D H IV, S. 357 Nr. 280.
    81 KLEMM (wie Anm. 62), S. 526; FRITZ (wie Anm. 40), S. 134 u. Tafel 2 S. 142, lässt offen, welche der beiden Töchter als Gemahlin anzunehmen sei; BURKHART (wie Anm. 2), S. 25 vermutet Uta v. Calw unter Berufung auf Armin WOLF: Hatte Heinrich deder Löwe eine Schwester. In: Zeitschr. f. Württ. Landesgesch. 40 (1981), S. 230-250, bes. S. 237f. Nach Wolf wäre Irmengard, die Gemahlin Ruperts III. von Ursin (-Ronsberg), eine Tochter Adalberts IL von Calw. Als Argumente dafür werden die Namen Gottfried und A(da)lbert bei den Kindern sowie das gemeinsame Auftreten von Irmengards Gemahl und Gottfried von Calw bei Heinrich V. angeführt. Auch wenn die Namen eine solche Zuschreibung vermuten lassen können, halte ich diese dennoch für sehr fraglich. Graf Gottfried ist als enger Vertrauter und treuer Gefolgsmann Heinrichs V. sehr oft in der Umgebung des Herrschers anzutreffen, wie das Itinerar zeigt (vgl. Wilhelm KURZE: Adalbert und Gottfried von Calw. In: Zeitschr. f. Württ. Landesgesch. 24 [1965], S. 241-308, bes. S. 292ff). Wenn Rupert v. Ursin 1123 in Speyer ebenfalls als Zeuge auftritt, so glaube ich nicht, daraus eine Verwandtschaftsbeziehung ableiten zu können. Da Heinrich V. von hier aus zu einem Heerzug aufbrach, könnte sich Ruperts Anwesenheit aus der Gefolgschaftspflicht des Klostervogtes erklären lassen. Gegen eine Calwer Heirat spricht auch, dass bei den Ursin-Ronsberg kein Besitz vorhanden ist, der auf Calwer Herkunft schließen lässt; vgl. die Aufstellung des Besitzes bei Hansmartin SCHWARZMAIER: Königtum, Adel und Klöster im Gebiet zwischen oberer Hier und Lech (1961), S. 90ff.
    82 Der Zeitpunkt der Heirat ergibt sich aus einer Schenkung des Sohnes Gottfried zwischen 1100 und 1110, Trad. Hirs. (wie Anm. 55), S. 39 Nr. 6.
    83 Cod. Hirs., fol. 26b, 43b, 55b.
    84 Hans-Martin MAURER: Die Entstehung der hochmittelalterlichen Adelsburg in Südwestdeutschland. In: ZGO 117 (1969), S. 296-332, bes. S. 321.
    85 Cod. Hirs., fol. 26b.
    86 KLEMM (wie Anm. 62), S. 521; FRITZ (wie Anm. 40), S. 133.
    87 Hermann I. (t 1074) wird im Zwiefalter Nekrolog com. (de) Lintburk genannt, sein Sohn Hermann IL in einer Urkunde des Klosters Allerheiligen von 1100 marchio de Linthburch; vgl. Hans SCHADEK und Karl SCHMID (Hg.): Die Zähringer, Bd. 2 (Katalog der Ausstellung, 1986). Man kann also davon ausgehen, dass die Limburg ihr Sitz gewesen ist, bevor sie über Baden-Baden eine Burg errichteten, nach der sich Hermann II erstmals 1112 Markgraf von Baden nannte. Vgl. SCHÄFER (wie Anm. 29), S. 179-244, bes. S. 216 u. 220.
    88 MAURER (wie Anm. 84), S. 321.
    89 Cod. Hirs., fol. 26b; die Schenkung an die Backnanger Kirche ist aus den Eintragungen im Backnanger Nekrolog zu folgern.
    90 Cod. Hirs., fol. 26b; Trad. Hirs. (wie Anm. 55), S. 39 Nr. 6.

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. von Backnang, Hesso II. gestorben nach 1100.

Generation: 2

  1. 2.  Hesso (Sohn von Hesso).

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Sülchen (Rottenburg am Neckar) [72108],Baden-Württemberg,Deutschland; Graf im Sülchgau

    Notizen:

    Ottilie Kilian, Sülchgau - Wolfsölden - Schauenburg Das machtpolitische Streben eines mittelalterlichen Adelsgeschlechts (1000-1300) in Mannheimer Geschichtsblätter Neue Folge Band 6, 1999, S121-126

    2. Die frühesten nachweisbaren Vertreter des Geschlechts: die Hessonen, Grafen im Sülchgau
    2.1. Besitzgrundlage

    Ende der 1120er-Jahre erscheint eine neue adlige Familie an der Bergstraße, die die Burg über Dossenheim in Besitz nahm und sich deren Name Scoweburch, Schauenburg, zulegt. Als erster Vertreter dieser Familie wird Gerhard im Jahre 1130 urkundlich fassbar, als er in Mainz zusammen mit Vertretern bedeutender Adelsgeschlechter des Rhein-Main-Lahngebiets und der Bergstraße als Zeuge in einer Urkunde des Erzbischofs Adalbert I. auftritt 35). Bemerkenswert hierbei ist, dass der Schauenburger unmittelbar nach dem Grafen Siegfried von Nüring und vor Konrad von Bickenbach und anderen Edelfreien in der Zeugenliste rangiert. Siegfried von Nüring ist der Gaugraf der Wetterau und der Nidda, Konrad von Bickenbach gehört einer alteingesessenen edelfreien Familie des Oberrheingaus an, die vermutlich seit dem 11. Jahrhundert die Vogtei über den Lorscher Besitz um Bickenbach innehatte 36). Konrad selbst dürfte ein Mann von hohem Ansehen gewesen sein und eine bedeutende Stellung an der Bergstraße eingenommen haben, wofür spricht, dass ihn bei der Weihe der von ihm errichteten Burgkapelle eine große Zahl geistlicher und weltlicher Würdenträger des Reiches - darunter die Bischöfe von Straßburg, Worms, Konstanz und Chur - durch ihre Anwesenheit ausgezeichnet hatten 37).
    Indem nun Gerhard von Schauenburg unter den Zeugen in Mainz eine so vorrangige Stelle einnimmt, wird seine soziale und politische Stellung sichtbar, die ihn in die Nähe einer Grafenfamilie rückt. Dies resultiert nicht allein aus der neuerworbenen Position an der Bergstraße, sondern auch aus seiner Herkunft und der damit in Zusammenhang stehenden verwandtschaftlichen Verbindung zu vornehmen und einflussreichen Familien.
    Wie bereits erwähnt, ist Gerhard von Schauenburg ein Bruder des Bischofs Siegfried von Speyer (1126-1146), entstammt somit dem edelfreien Geschlecht von Wolfsölden, dessen Machtbereich vornehmlich im unteren Murrgau, im Raum um Backnang lag. Allein die Tatsache, dass ein Sohn dieser Familie zum Bischof erhoben und damit in die Reihe der Reichsfürsten eingereiht wurde, lässt erkennen, dass es sich um keine unbedeutende Familie gehandelt haben kann. Wie aus einer Traditionsnotiz des Klosters Hirsau zu entnehmen ist, haben sich Gerhards Großvater und Vater im späten 11. Jahrhundert oder um 1100 diesen Namen nach dem neuen Sitz Wolfsölden zugelegt 38), ihre Besitzgrundlage in dieser Gegend reicht aber weit ins 11. Jahrhundert zururück. Man nimmt an, dass die Vorfahren in den 20er-Jahren des 11. Jahrhunderts durch Heirat eines Grafen Hesso mit einer Gisela von Backnang 39) im Murrgau Fuß gefasst haben. Es erscheint nämlich im Jahre 1027 in einem Kreis Adeliger, die in Ulm den von Konrad II. getroffenen Bestimmungen bezüglich des Wildbanns im Murrhardter Wald alsprovinciales zustimmten, ein Ezzo, der als Gemahl der Gisela angesehen wird 40). Ist diese Annahme zutreffend, schließt das jedoch nicht ein, dass Backnang bereits zu diesem frühen Zeitpunkt auch Sitz der Hessonen-familie geworden war. Erst nach der Jahrhundertmitte legen sich die Hessonen die Zubenennung »von Backnang« bei (»von Wolfsölden« noch eine Generation später). Bis zu dieser Zeit lag der Schwerpunkt ihrer Interessen in einer anderen Landschaft.
    Die Familie des Grafen Hesso und der Gisela, die nur in Ansätzen fassbar wird, gehört zu einer größeren Verwandtengruppe, den Hessonen, von der uns einzelne Mitglieder in den Quellen des 11. Jahrhunderts entgegentreten, deren Einordnung in Filiationszusammenhänge aber aufgrund der vorhandenen Einnamigkeit problematisch ist. Ihr Allodial-besitz lag im Gebiet des oberen Neckars, am oberen Rhein zwischen Rheinknie und Kaiserstuhl und im südlichen Schwarzwald 41), eine Streuung, die auf verwandtschaftliche Verbindung zu Familien des süddeutschen Raumes hinweist.
    Zu Beginn des 11. Jahrhunderts tritt uns ein Zweig der Hessonen entgegen, der sich als Inhaber der Grafschaft in der Ortenau und im Sülchgau auszeichnet, jener Zweig, von dem aller Wahrscheinlichkeit nach die nach Backnang abgewanderten Hessonen abstammen. Ein größerer Familienbesitz lag im Sülchgau um den namengebenden Ort Sülchen 42) (bei Rottenburg), der Hauptort eines ausgedehnten, bis in den Schönbuch hinein sich erstreckenden Reichsgutkomplexes war 43).
    Das Grafenamt in den beiden Regionen wird für das Jahr 1007 fassbar. Auf der Synode zu Frankfurt, auf der die Errichtung des neuen Bistums Bamberg durch den Reichsepiskopat bestätigt wurde, übergibt Heinrich II. am 1. November diesen Jahres seiner von ihm favorisierten Gründung reiches Ausstattungsgut, worunter sich auch Besitz in den beiden Grafschaften befand, nämlich der Ort Nußbach (am Austritt der Rench in die Rheinebene) mit allem Zubehör und die Abtei Gengenbach, beide in pago Mortenovua et in comitatu Hessini comitis gelegen sowie der Ort Kirchheim (= Kirchentellinsfurt) inpago Sulichgowe et in comitatu Hessini comitis situm 44).
    Nach 1007 war die Grafschaft in der Ortenau den Hessonen verloren gegangen. Da als Nachfolger Graf Bertold/Bezelin, ein Vorfahre der Zähringer, erscheint, der als Freund Heinrichs II. gilt, steht zu vermuten, dass Graf Hesso als möglicher Anhänger Herzog Hermanns II., des erklärten Gegners Heinrich II. im Kampf um die Königskrone, das Grafenamt im Zuge der Maßnahmen des Königs verloren hat, um durch »Neuordnung« und Umbesetzung der Grafenämter die Macht seiner Gegner in diesem Raum zu schwächen 45).
    Die Grafschaft im Sülchgau dagegen verblieb noch mehrere Jahrzehnte bei den Hessonen. Ein letztes Mal wird ein Graf Hesso als Inhaber dieser Grafschaft genannt, als Kaiser Heinrich IV. im Jahre 1057 dem Hochstift Speyer das praedium Sülchen, den großen Reichsgutkomplex inpago Sulichgowe, in comitatu Hessonis comitis situm" 46) , schenkte.
    Es lässt sich zwar durch keine urkundliche Aussage belegen, dass der Verlust der Grafenrechte durch andere Reichslehen entschädigt worden wäre, aber es gibt einen Hinweis, der einen Ausgleich wahrscheinlich macht: jene bemerkenswerte Feststellung nämlich, dass die Nachfahren des Grafen Hesso sich im Besitz eines Reichsgutkomplexes auf dem Nordgau nachweisen lassen, somit in einer Region, die nach der Zerschlagung des Herrschaftsbereichs des Mgf Heinrich von Schweinfurt ebenfalls eine Umgestaltung der Machtstruktur durch Heinrich II erfahren hatte. Mithin wäre der Besitzanfall am ehesten im Zuge dieser Neuordnung zu sehen. Kunde von diesem Reichslehen erhalten wir erst aufgrund einer Klage des Bischofs Siegfried von Speyer und dessen Bruders Gottfried von Wolfsölden gegen das Kloster Waldsassen auf dem Nordgau, die im Jahre 1138 in Mainz vor König Konrad III. verhandelt wurde 47). Bei dem strittigen Objekt handelt es sich um den Weiler Hofteich48, der zur Beilegung des Streites mit sämtlichen Rechten dem Kloster übereignet wurde. Dieser Ort, der in Nachbarschaft zu dem Ausstattungsgut des von Markgraf Diepold III. im Jahre 1133 gegründeten Klosters lag 49), besaß ein weit reichendes Umland, das vor allem wegen seiner Ausbaufähigkeit den Besitz für Waldsassen erstrebenswert gemacht hatte; vier bäuerliche Siedlungen wurden hier durch das Kloster neu angelegt 50). Hofteich bildete aber nur einen Teil eines umfassenderen Besitzes, des predium Tursenreut, von dessen Größe wir uns durch die Nennung der dazugehörenden Orte in einem Güterverzeichnis des Klosters Waldsassen von 1230 ein anschauliches Bild machen können: Es erstreckte sich von Tirschenreuth in einem nach Nordwesten ausgreifenden Bogen bis gegen Waldsassen 51).Wie wir des Weiteren diesem Verzeichnis entnehmen können, war dieser Besitzkomplex 1138, bei dem Verzicht auf Hofteich, im Besitz des Bischofs Siegfried und seines Bruders 52).
    Der Reichslehncharakter dieses Besitzes, der in der Urkunde von 1138 zum Ausdruck kommt, wird noch einmal offenkundig, als im Jahre 1217 Kloster Waldsassen das predium Tursenreut von den Grafen Rapoto und Heinrich von Ortenburg im Tausch gegen ein anderes Reichslehen erwarb 53). Die beiden Brüder besaßen aber das predium aus dem Erbe ihrer Mutter Elisabeth, einer Erbtochter des Grafen Gebhard II. von Sulzbach 54), woraus man folgern kann, dass der Besitz nach dem Tod der beiden Wolfsöldener (Gottfried zwischen 1138 und 1146, Bischof Siegfried 1146) als erledigtes Lehen eingezogen und an den Grafen von Sulzbach, der bereits in der Urkunde von 1138 als Bürge für die Übereignung von Hofteich fungierte, wieder ausgegeben wurde.

    2.2. Mitglieder der Grafenfamilie

    Wie bereits dargelegt, beginnt in den 1020er-Jahren infolge des durch Heirat erworbenen Besitzes um Backnang diese Landschaft ins Blickfeld der Hessonen zu rücken, wobei jedoch der Sülchgau das ganze Jahrhundert hindurch noch im Interessenbereich der Hessonen bleibt. Hier waren sie Inhaber der Grafschaft (zumindest bis nach der Jahrhundertmitte), im Raum Sülchen-Wurmlingen lagen die allodialen Güter der Familie 55), in Sülchen, dem Hauptort des Gaus, dürfte der Sitz der Grafenfamilie gewesen sein.
    Inwieweit lassen sich Personen erschließen, die als Mitglieder dieser Familie angesprochen werden können? Mit Sicherheit können Graf Hesso und seine Gemahlin Gisela von Backnang der Sülchgauer Familie zugewiesen werden. Sie sind für die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts nachweisbar aufgrund einer Traditionsnotiz des Klosters Einsiedeln, die besagt, dass zwei Brüder, Gerung und Hesso von Blansingen, gegen 1050 Besitz in Stetten (b. Lörrach) für das Seelenheil ihrer in Einsiedeln begrabenen Mutter Gisela an dieses Kloster schenkten 56). Da Gisela und Hesso auch im »Jahrzeitbuch« des Klosters Einsiedeln im Monat März unter den verstorbenen Wohltätern des Klosters verzeichnet sind, dürfte eine Identität der Gemahlin Gisela mit der Mutter Gisela unzweifelhaft sein. Hesso ist der Graf im Sülchgau, den man mit einiger Sicherheit für einen Sohn des 1007 genannten Grafen im Sülchgau und in der Ortenau halten kann 57). Dessen Identifikation ist jedoch weniger sicher als angenommen. Die Mönche von Einsiedeln und Reichenau gedenken am 20. August eines Grafen Hesso, der mit einer Hiltgard verheiratet und getötet worden war 58). Seinen Tod versucht man mit dem Aufstand Herzogs Ernst II. von Schwaben im Jahre 1030 in Verbindung zu bringen und ihn damit als den Grafen von 1007 und Vater des Gemahls der Gisela zu deuten 59). Diese Datierung ist jedoch anzuzweifeln, denn der Kampf, bei dem die Anführer beider Seiten getötet wurden, fand am 17. August statt. Ihre Namen verzeichnet das Reichenauer Nekrolog unter diesem Datum, Hessos Todestag aber zum 20. August 60). Nun wurde bei einer Neubearbeitung der Einsiedler Totenbücher zu Anfang der 1960er-Jahre als wahrscheinlich dargelegt, dass der Tod dieses Grafen Hesso erst nach der Jahrhundertmitte anzusetzen sei 61), eine Datierung, die vermutungsweise bereits in älteren Arbeiten vertreten wurde 62). Danach wäre Hesso, der Gemahl der Hiltgard, der Sohnesgeneration von Graf Hesso und Gisela zuzurechnen.
    Wenden wir uns den Söhnen des Grafen Hesso und der Gisela zu, tritt die Gegend am südlichen Oberrhein als Besitzlandschaft der Familie in Erscheinung. Gerung und Hesso nennen sich nach Blansingen (am Isteiner Klotz); in unmittelbarer Nachbarschaft liegt Kleinkems, wo ein anderer Hesso begütert war 63), der in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts durch besondere Aktivität in Erscheinung tritt. Der Chronist des Klosters St. Georgen charakterisiert ihn als einen Mann von höfischem Wesen, mächtig und reich an Besitz 64); er ist der Mitstifter des Klosters St. Georgen im Schwarzwald, einer gemeinsamen Gründung Hessos und Hezelos von Königsegg, seines Verwandten 65). Zur Erstausstattung des 1083 gegründeten Klosters hatte Hesso nahezu seine gesamten ererbten Eigengüter gestiftet, die »eine beachtliche Brücke von Hohenzollern bis zum Rheinknie bilden« 66) und deren namentliche Aufzeichnung es ermöglicht, Besitzzusammenhänge zu erhellen. So lässt sich Besitznachbarschaft des St. Georgener Hesso und der beiden Brüder nicht nur am Oberrhein feststellen, sondern dieses tritt auch in einer anderen Region, an der oberen Wutach, zutage 67), ein Sachverhalt, der es wahrscheinlich macht, dass diese Besitzsituation keine zufällige ist, sondern auf einer verwandtschaftlichen Beziehung zwischen den Sülchgau-Hessonen und dem St. Georgener Stifter beruht. Ob man diesen als Sohn Hessos von Blansingen und damit Enkel des Grafen Hesso und der Gisela ansehen kann 68), dafür gibt es keinen schlüssigen Beweis.

    Anmerkungen
    3 Das erste Auftreten des Gerhard von Schauenburg in Mainz, vgl. Manfred STIMMING, MUB I (Darmstadt 1922), Nr. 564, S. 477; W. SAUER, Nass. ÜB I (Wiesbaden 1886), Nr. 179, S. 108.
    35 S. Anm. 3.
    36 Horst Wolfgang BÖHME: Die Turmhügelburg bei Alsbach-Hänlein und die Territorialentwicklung an der mittleren Bergstraße im Früh- und Hochmittelalter. In: Jahrb. des Rom.-Germ.-Zentralmuseums Mainz 30 (1983), S. 512 u. 514.
    37 MUB I, Nr. 561, S. 473.
    38 Eugen SCHNEIDER (Hg.): Codex Hirsaugiensis (Württ. Geschichtsquellen 1). In: Württ. Jahrbücher für Statistik und Landeskunde (Stuttgart 1887), S. 5-78, bes. fol. 26b
    39 »Jahrzeitbuch« des Klosters Einsiedeln, ediert in: Hagen KELLER: Kloster Einsiedeln in ottonischer Zeit (Forschungen z. oberrhein. Landesgeschichte 13; 1964), S. 154-163, hier S. 157: Unter dem 12.3. werden verzeichnet Comes Hesso et Gisla de Baccanasich uxor eins.
    40 MGH D K IL Nr. 107. Zur Identifizierung vgl. Gerhard FRITZ: Kloster Murrhardt im Früh- und Hochmittelalter (Forschungen aus Württ. Franken Bd. 18; Sigmaringen 1982), S. 76, 130.
    41 Hans-Josef WOLLASCH: Die Anfänge des Klosters St. Georgen im Schwarzwald (Forschungen z. oberrhein. Landesgeschichte 14, 1964), S. 15, 28ff.
    42 Franz Ludwig BAUMANN: Die Gaugrafschaften im Wirtemberg. Schwaben (Stuttgart 1879) S. 129: »Dieser Gau ist nach der Angabe der Vita antiquissima St. Meinradi }pagus, quem ex villa Sulichi Sulichkewe vocavit antiquitas{ nach Sülchen bei Rotenburg ... genannt.«
    43 Der Landkreis Tübingen, Bd. 1 (Die Stadt- und Landkreise in B.-W; 1967), S. 202.
    44 MGH D H IL Nr. 156 (Nußbach); Nr. 167 (Abtei Gengenbach); Nr. 161 (Kirchheim).
    45 KELLER (wie Anm. 39), S. 119 undAnm. 163.
    46 WUB I (1849), S. 273; MGH D H IV. Nr. 10.
    AI Urkunde Bf. Siegfrieds ediert in: Jos. Barth. MAYR: Geschichte des Marktes Mitterteich in der Oberpfalz nach Urkunden u. anderen Quellen (Verhandlungen des hist. Vereins f. Oberpfalz und Regensburg Bd.35; 1880), S. 156f; Urkunde Konrads III.: Mon. Boica 31/1, S. 392£; MGH D KIII Nr. 9.
    48 In der Urk. von 1138 noch inferior Diche, Niederteich, genannt, erscheint der Ort 1230 in einer Auflistung der erworbenen Klostergüter als Hofteich, quodantiquitus Niderteich dicebatur. Heinrich GRADL (Hg.): Das Egerland, VI. Abteilung: Monumenta Egrana, Bd.l (1886), S. 64 Nr. 179.
    49 Tirschenreuth, bearb. v. Heribert STURM (Hist. Atlas v. Bayern, Teil Altbayern Heft 21; 1970), S.19.
    50 ME Nr. 179, S. 64 : quia ipsa villa latos habe bat terminos, in ipsis terminis has villas fecimus novellari: Hungenberch, Neunhof, Volkoldsmül, Pechoven.
    51 ME Nr. 179, S. 64; Tirschenreuth (wie Anm. 49), S. 55.
    52 Hofteich ... dederunt nobis Syfridus Spyrensis Episcopus et frater suus Gotfridus, cum adhuc predium Tursenreut esset in manibus eorum. ME Nr. 179, S. 64.
    53 ME Nr. 138, S. 48.
    54 J. MORITZ: Stammreihe und Geschichte der Grafen von Sulzbach (Abhandlungen der hist. Klasse der königl., bayerischen Akademie der Wissenschaften Bd.I/Teil 2; München 1833), S. 341.
    55 Cod. Hirs., fol. 26b, fol. 27a. - Karl Otto MÜLLER: Traditiones Hirsaugiensis. In: Zeitschr. f. Württ. Landesgesch. 9 (1949/50), S. 21-26, hier S. 39 Nr. 6.
    56 KELLER (wie Anm. 39), S. 106 und Anm. 66; Quellenwerk zur Entstehung der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Abt. II Bd. 3 (Aarau 1951), bearb. v. Paul KLÄUI, S. 374, zur Datierung vgl. S. 375 Anm. 15.
    57 H. BAUER: Die Grafen von Kalw und Löwenstein. In: Wirtembergisch Franken Bd. 8 Heft 2 (1869), S. 209-243, hier S. 220. - FRITZ (wie Anm. 40), S. 130f., 142.
    58 KELLER (wie Anm. 39), S. 161; MGH Necr.I, 278 (Reichenau).
    59 FRITZ (wie Anm. 40). S. 131; E. HEYCK: Die Geschichte der Herzoge von Zähringen (Freiburg 1891), S. 577.
    60 MGH Necr. I, 278 (Reichenau): 17.8. Manegolt com. Ernst dux. Wernhere com.; vgl. auch Kurt HILS: Die Grafen von Neuenbürg im 11. Jahrhundert (Forschungen zur oberrhein. Landesgesch. 19; 1967), S. 24. Wenn FRITZ (wie Anm. 40), S. 131 Anm. 29 angibt, dass im MGH Necr. I, 362 »nach Hesso der am 17. August 1030 als Freund Herzog Ernsts II. gefallene GrafWernher von Kyburg« eingetragen sei (Verweis auf den Index S. 787), so ist das unrichtig. Eindeutig lautet der Eintrag S. 362: Com. Werrnharius occisus in hello Boemannico cum aliis pluribus. Es kann sich also hier nicht um den im Kampf gegen Herzog Ernst gefallenen Grafen Werner von Kyburg handeln. Es ist der im Böhmenkrieg 1040 gefallene Werner von Winterthur; vgl. Quellenwerk (wie Anm. 56), S. 369 u. Anm. 5; HILS, S. 22.
    61 KELLER (wie Anm. 39), S. 68.
    62 A. KLEMM: Die Verwandtschaft der Herren von Backnang. In: ZGO NF 12 (1897), S. 512-528, bes. S. 516, 518, übernimmt die Angaben von L. SCHMID: Geschichte der Grafen von Zollern (Tübingen 1886): gefallen in dem Kampf um den Zollern 1061.
    63 WOLLASCH (wie Anm. 41), S. 15.
    64 Notitiae fundationis et traditionum monasterii S. Georgii. In: MGH SS XV12, S. 1007, 2.
    65 WOLLASCH (wie Anm. 41), S. 20f., 31.
    66 Ebd., S. 15,30.
    67 HEYCK (wie Anm. 59), S. 576.
    68 Ebd., S. 577.

    Titel/Amt/Status:
    In Sülchen,dem Hauptort des Gaus, dürfte der Sitz der Grafenfamilie gewesen sein.

    Hesso heiratete von Backnang, Gisela. Gisela gestorben vor 1050; wurde beigesetzt in Einsiedeln [8840],Schwyz,Schweiz. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 3.  von Backnang, Gisela gestorben vor 1050; wurde beigesetzt in Einsiedeln [8840],Schwyz,Schweiz.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Wohnort: Sülchen (Rottenburg am Neckar) [72108],Baden-Württemberg,Deutschland

    Notizen:

    Nach Gerhard Fritz nahe Verwandte, möglicherweise Tochter der Kaiserin Gisela (Tochter Hermanns II. von Schwaben) aus der Ehe mit Herzog Ernst I.

    Ottilie Kilian, Sülchgau - Wolfsölden - Schauenburg Das machtpolitische Streben eines mittelalterlichen Adelsgeschlechts (1000-1300) in Mannheimer Geschichtsblätter Neue Folge Band 6, 1999, S126,127

    2.3. Gisela von Backnang - Beziehung zur schwäbischen Herzogsfamilie

    Die Identität der Gisela von Backnang, vor allem die Frage, welcher Familie sie entstammt, ist weitgehend ungeklärt. Da sie mit ihrem den Hessonen zugebrachten Besitz die Grundlage zur Herrschaftsbildung am mittleren Neckar geschaffen hat, war die Frage nach ihrer Herkunft und damit die des Besitzes immer wieder von Interesse. Vermutungen gingen dahin, sie einem Zweig des frühen Calwer Grafenhauses, der zu Beginn des 11. Jahrhunderts im Besitz der Grafschaft Ingersheim im Murrgau nachgewiesen ist, zuzurechnen 699. Eine neuere Arbeit deutet Gisela als eine nahe Verwandte, möglicherweise Tochter der nachmaligen Kaiserin Gisela (Tochter des Herzogs Hermann II von Schwaben) aus deren zweiter Ehe mit Herzog Ernst I. von Schwaben. Gestützt wird diese Zuweisung durch den Hinweis, dass Backnang zu einem ausgedehnten, zwischen Rems und Murrhardter Wald sich erstreckenden, zum Teil aus dem Erbe der Gisela herrührenden Königsgutbesitz gehöre, der nach dem Tod eines Grafen Manegold als Vorbesitzer an Graf Hesso, den Gemahl der Gisela von Backnang, gekommen war 709.
    Auch wenn die Möglichkeit einer Verwandtschaft der beiden Gisela nicht in Frage gestellt, vielmehr von einer anderen Seite her näher beleuchtet werden soll, ist Zweifel anzumelden bezüglich der Meinung über die Herkunft des Besitzes, die sich lediglich auf einen nicht datierten Eintrag im Backnanger Stiftsbuch (Nekrolog) stützt, wonach ein Graf Manegold vom König Besitz erhalten hatte (Mangoldus Comesprimarius cui traditum pretium a Rege; HStA Stuttg. J 1 Nr. 150). Dieser nicht näher bezeichnete Besitz wird als Backnang gedeutet. Die Tatsache jedoch, dass Hessos Gemahlin Gisela von Backnang genannt wurde, macht es wahrscheinlicher, dass Backnang zum Besitz ihrer Familie gehört hatte, der aufgrund der Verwandtschaft aus schwäbischem Herzogsbesitz herrühren könnte.
    Wie Aufzeichnungen des Klosters Einsiedeln belegen, gehörten Gisela und ihre Familie zu den herausragenden Wohltätern des Klosters, deren Namen im Totenbuch verzeichnet wurden und Aufnahme in das liturgische Gedächtnis der Mönchsgemeinde gefunden hatten. Gisela hebt sich darüber hinaus durch eine persönliche Verbundenheit von den anderen Schenkern ab, was sich darin zeigt, dass sie in Einsiedeln ihr Grab gefunden hat, ein Sachverhalt, der im Hinblick auf den Status des Klosters und den mit diesem eng verbundenen Personenkreis Beachtung verdient 71). Einsiedeln ist eine Gründung der schwäbischen Herzogsfamilie, nämlich der Herzogin Reginlinde, ihres zweiten Gemahls Hermann I. und ihres Sohnes Burkhard II, deren enge Beziehung zum Kloster sichtbaren Ausdruck darin fand, dass Reginlinde in Einsiedeln begraben wurde 72). Eine Verbundenheit, die sich nicht nur auf materielle Zuwendungen erstreckte, sondern auch bei familiären Anlässen augenfällig wurde, lässt sich auch deutlich in der Familie Herzogs Hermann II nachweisen. Die Einsiedler Annalen berichten beispielsweise zum Jahr 992, dass Hermanns Sohn Bertold in Einsiedeln von Abt Gregor aus der Taufe gehoben wurde 73). Hermanns Gemahlin Gerberga, die als Urenkelin der Herzogin Reginlind die Verbindung zur Gründerfamilie herstellt, dürfte die Erinnerung an die in Einsiedeln begrabene Mitgründerin wieder lebendig haben werden lassen und damit ein neues, persönliches Moment in die Beziehungen zu Einsiedeln gebracht haben.
    Betrachten wir also Gisela von Backnang, deren Familie wir nicht kennen, die aber einen Namen trägt, der in beiden Herzogsfamilien gebräuchlich war 74), und die ihre tiefe Verbundenheit mit Einsiedeln nicht nur durch materielle Zuwendungen zum Ausdruck brachte, sondern diesen Ort als Begräbnisstätte wählte, so haben wir hierin Hinweise, die ihre Beziehung zu Einsiedeln aus familiären Gründen, aus verwandtschaftlicher Nähe zur schwäbischen Herzogsfamilie wahrscheinlich machen.

    Anmerkungen :

    65 WOLLASCH (wie Anm. 41), S. 20f., 31.
    66 Ebd., S. 15,30.
    67 HEYCK (wie Anm. 59), S. 576.
    68 Ebd., S. 577.
    69 KLEMM (wie Anm. 62), S. 519; Hansmartin DECKER-HAUFF: Der Öhringer Stiftungsbrief II. In: Württembergisch Franken 42 (1958), S. 3-32, bes. S. 25 u. 26.
    70 FRITZ (wie Anm. 40), S. 131f.
    71 KELLER (wie Anm. 39), S. 99f£, bes. S. 110 u. 111.
    72 Ebd., S. 21.
    73 Annales Heremi. In: MGH SS III, S. 144.
    74 Gisela: 1. Tochter Hermanns II. und der Gerberga; 2. die Schwester der Gerberga; 3. die Mutter der Herzogin Reginlind.



    Begraben:
    Kloster Einsiedeln

    Kinder:
    1. 1. von Backnang, Hesso I. gestorben nach 1067.
    2. von Blansingen, Gerung gestorben nach 1050.


Generation: 3

  1. 4.  Hesso gestorben nach 1007.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 1007, Sülchen (Rottenburg am Neckar) [72108],Baden-Württemberg,Deutschland; Graf im Sülchgau
    • Titel/Amt/Status: 1007, Ortenau,Baden-Württemberg,Deutschland; Graf in der Ortenau

    Kinder:
    1. 2. Hesso