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 Bohrer

von Baden, Hermann II.

männlich um 1070 - 1121  (51 Jahre)


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Generation: 1

  1. 1.  von Baden, Hermann II. wurde geboren um 1070 (Sohn von von Baden, Hermann I. und von Calw, Judith); gestorben am 7 Okt 1121 in Backnang [71522],Rems-Murr-Kreis,Baden-Württemberg,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 1087,1090, Breisgau,Baden-Württemberg,Deutschland; Graf im Breisgau
    • Titel/Amt/Status: 1112, Baden,Baden-Württemberg,Deutschland; Markgraf von Baden
    • Titel/Amt/Status: 1073-1121, Verona [37000],Venetien,Italien; Markgraf von Verona

    Notizen:

    Ottilie Kilian, Sülchgau - Wolfsölden - Schauenburg Das machtpolitische Streben eines mittelalterlichen Adelsgeschlechts (1000-1300) in Mannheimer Geschichtsblätter Neue Folge Band 6, 1999

    3.2. Backnang und die Markgrafen von Baden

    Im Jahre 1116 finden wir Markgraf Hermann II. von Baden im Besitz der Pfarrkirche St. Pankratius in Backnang 91), zu deren Umwandlung in ein Augustinerchorherrenstift Bischof Bruno von Speyer 1122 seine Zustimmung erteilt hat, nachdem der Markgraf die neue Pfarrkirche St. Michael als Ersatz hatte errichten lassen 92). Der anlässlich der Stiftsgründung erkennbare Besitz sowie eine 1134 erfolgte Zuwendung an diese Kirche durch Markgraf Hermann III. weisen auf eine enge Beziehung zwischen Hessonen und Markgrafen hin, die durch den Inhalt der Urkunde von 1134 noch verdeutlicht wird: An dem Besitz in Heiningen, den Hermann hereditario iure besaß, hatten die wolfsöldischen Dienstleute, Konrad und Otto, einen Anteil von zwei Mansenen, die von der Schenkung an das Stift ausgenommen waren. Dieses Ineinandergreifen markgräflichen und wolfsöldischen Besitzes in Heiningen sowie der Besitz in Backnang berechtigen zu dem Schluss, dass der Besitzkomplex als Mitgift oder Erbe einer Hessonentochter dem Markgrafenhaus zugefallen war 93). Besteht in diesem Sachverhalt eine weitgehende Übereinstimmung in der Forschung, wird jedoch eine unterschiedliche Auffassung vertreten bezüglich der Heirat, d.h. in der Frage nach dem Gemahl und der genealogischen Einordnung der Hessonentochter, wodurch auch der Zeitpunkt des Übergangs Backnangs an die Markgrafen betroffen ist. Es soll deshalb auf diese Problematik näher eingegangen werden.
    Während die eine Seite als Forschungsergebnis eine zweimalige Heirat des Markgrafen Hermann II festhält, zunächst mit Judith von Dillingen, dann um 1111 mit der Hessonentochter Judith 94), wird von anderer Seite die Auffassung vertreten, dass man bereits in der Gemahlin Hermanns I, des 1074 als Mönch in Cluny verstorbenen Markgrafen, die Hessonentochter Judith von Backnang sehen müsse, wodurch »sich einige der fast ausweglos erscheinenden Probleme lösen: Hermann II wäre dann nicht zweimal, sondern nur einmal, nämlich mit Judith von Dillingen vermählt gewesen .... Und [er] hätte Backnang von seiner Mutter, nicht von seiner Gemahlin überkommen, was dem Wortlaut der Backnanger Stiftsurkunden entspricht.95)
    Doch auch gegen diese Version der Markgrafenheirat sind Einwände vorzubringen, obwohl die Heirat mit der Dillinger Grafentochter bisher als unumstößlich galt aufgrund des Hinweises, dass der Besitz der Herzöge von Kärnten (aus dem Hause der Sponheimer) um Dillingen als Mitgift einer Tochter des Markgrafen Hermann II zu erklären sei, mithin der Dillinger Besitz durch die Gemahlin Hermanns II an das Markgrafenhaus gekommen sein muss. Deshalb glaubte die Forschung, in ihr die dritte Tochter des Grafen Hartmann I. von Dillingen (1076-1121, Gründer des Klosters Neresheim) sehen zu müssen, die namentlich nicht bekannt sei und Judith geheißen haben könnte 96).
    Entgegen dieser Behauptung wurden bereits in älteren Arbeiten nicht nur die in der Zwiefaltener Chronik genannten Töchter Adelheid und Hedwig nachgewiesen, sondern auch die angeblich namentlich unbekannte dritte Tochter, Mathilde, die die erste Äbtissin des Frauenklosters zu Neresheim war 97). Bestätigung findet diese chronikalische Nachricht in einem Eintrag im Nekrolog von Neresheim, wo unter dem 29. November vermerkt ist: Mathild abbatissa n(ostre) c(ongregationis), filia Hartmanni comitis de Dilingen 98). Die dritte Dillinger Grafentochter hieß also Mathilde. Da aber die Gemahlin Hermanns I. sowie die Hermanns II, des Stiftsgründers, nachweislich Judith hieß, muss die Heiratsverbindung des Markgrafen Hermann II mit einer Dillinger Grafentochter als nicht haltbar zurück¬gewiesen werden 99).
    Wessen Gemahlin und wessen Tochter war nun Judith von Backnang? Im Backnanger Nekrolog finden sich folgende Einträge:
    Die Papsturkunde von 1116 nimmt ganz allgemein Bezug auf Hermanns Besitz, mit dem er die Stiftsgüter vermehrt hatte. Die Speyerer Urkunde von 1122 besagt jedoch präzise, dass Hermann, seine Gemahlin Judith ipsiusque parentes die Kirche dotiert haben, also das Stifterpaar sowie die Eltern/Vorfahren entweder Hermanns oder Judiths, da ipsius sich auf jeden der beiden beziehen kann. Vom Wortlaut der Urkunde her kann nicht unbedingt diese Schlussfolgerung gezogen werden, was Schmid eigentlich auch sieht, wenn er Heyck zitiert, dass man »hier doch auf schwankendem Boden« stehe; vgl. SCHMID (wie Anm. 93), S. 58f.

    Juditha comitissa, uxor Hessonis, quifilius erat boni. (10)
    Hesso comes secundus, quifilius erat boni Hessonis. (45)
    Hesso comesprimus, qui dictus bonus. (197) 100)

    Unter den Wohltätern des Stifts erscheint somit ein Vater-Sohn-Paar, nämlich Hesso I. (bonus) und sein Sohn Hesso II, das an Vater und Sohn der Augsburger Urkunde von 1067 erinnert. Da sie sich als einzige Personen dieses Namens nach Backnang nannten, also dort ihren Sitz hatten, liegt es nahe, Hesso d.Ä. von 1067 mit Hesso I. und Hesso d.J. von 1067 mit Hesso II zu identifizieren 101).
    Des Weiteren erfährt man, dass die Gemahlin Hessos II Judith hieß, ein Name, der es nahe legt, die gesuchte Hessonentochter, die Gemahlin eines Markgrafen, als Tochter dieses Paares, also Hessos d.J. und seiner Gemahlin Judith, zu sehen. Diese Einordnung, die zugleich die zeitliche Fixierung der Heiratsverbindung mit dem Markgrafenhaus betrifft, lässt sich durch folgende Überlegungen stützen:
    Aufgrund einer Traditionsnotiz des Klosters Hirsau kennen wir Hessos II Sohn Siegehard, dessen Heirat um 1080 datiert werden kann, ein Zeitansatz, der auf der nachweisbaren Lebenszeit seines ältesten Sohnes Gottfried basiert: Gottfried trat zwischen 1100 und 1110 als Schenker auf 102) und starb um 1140. Wir können also im letzten Viertel des Jahrhunderts mit Kindern Hessos II und der Judith im heiratsfähigen Alter rechnen. Kenntnis haben wir zwar noch von einem Sohn Pilgerinus 103), jedoch fehlen weitere Nachrichten über ihn.
    Wenn Judith als Tochter Hessos II und seiner Gemahlin Judith gilt, ist sie eine Schwester Siegehards und kann altersmäßig nicht die Gemahlin Hermanns I. gewesen sein, dessen Heirat Anfang der 1060er-Jahre zu setzen ist. Betrachten wir den Sohn Hermann II, der beim Eintritt seines Vaters in Cluny 1073 »schon herangewachsen« 104) aber »noch unmündig« war und in den 1070er-Jahren unter der Vormundschaft seines Großvaters, Herzog Bertholds I. von Zähringen, und nach dessen Tod (t 1078) unter der seines Onkels stand 105), so ergeben sich Hinweise, die auf eine Heirat nach 1080 schließen lassen (deren Absprache sicher aber schon Bertold I. als Vormund getroffen hatte). Da wir wissen, dass Hermann II mit einer Judith verheiratet war und Backnang aus Hessonischem Besitz an die Markgrafen gekommen war, wenn wir weiter Kenntnis davon haben, dass nicht nur Hermann II als Gründer des Stifts, sondern auch seine Gemahlin ausdrücklich als fundatrix bezeichnet wird, was auf die Herkunft des Gründungsguts hinweist, dann spricht alles dafür, hier die Heiratsverbindung mit dem Markgrafenhaus anzusetzen und Hermann II als Gemahl der Judith von Backnang zu sehen. Offen bleibt jedoch die Frage, ob Backnang bereits in den 1080er-Jahren markgräflich wurde oder erst nach Hessos Tod (nach 1100) als Erbe Judiths, denn nachweisbar wird die Anwesenheit der Markgrafen an diesem Ort erst Mitte des zweiten Jahrzehnts des 12. Jahrhunderts.
    In der Urkunde des Bischofs Bruno von Speyer von 1122 werden Hermann II, seine Gemahlin Judith sowie ihre Eltern/Vorfahren genannt, die die Kirche mit Gütern und Zehnten bereichert hatten 106), wobei die Schenkungen des Gründerpaares als Dotationsgut des Stifts aufzufassen sind. Die bis auf Hesso I. zurückgehenden Zuwendungen von Judiths parentes könnten indessen dahingehend gedeutet werden, dass die Pankratiuskirche bereits dieser Familie als Begräbnisort diente, eine Zuweisung, die umso näher liegt, als ihr Herrschaftssitz sich in Backnang befand und die Kirche ihrem Patronatsrecht unterstand. Damit drängt sich die Frage auf, warum Hesso gerade diesen Ort seiner Tochter und damit den Markgrafen zugesprochen hat. Als Antwort sei die Vermutung geäußert, dass schon Hesso sich mit dem Gedanken befasst hatte, durch Ansiedlung einer Mönchsgemeinschaft die Begräbnisstätte seiner Familie zu erhöhen, dass aber die eigenen Mittel zur Ausführung dieses Vorhabens nicht ausreichten infolge des bevorstehenden oder bereits in Angriff genommenen Baus der Burg Wolfsölden, deren Errichtung als zeitgemäßer Herrschaftssitz und Ausdruck seines Machtanspruchs Vorrang hatte. Deshalb könnte der Besitzanfall von Backnang mit dem Wunsch Hessos verbunden gewesen sein, dass Judith und ihr Gemahl dieses Vorhaben in die Tat umsetzen sollten. Judith wird explizit als Gründerin des Stifts bezeichnet 107), woraus hervorgeht, dass sie, die den Besitz einbrachte, auch als Vertreterin ihrer Familie und nicht nur als Gemahlin des Markgrafen am Gründungsvorgang beteiligt war. Mit Berechtigung könnte so von einer hessonisch-markgräflichen Gründung des Backnanger Stifts gesprochen werden.
    In Angriff genommen wurde die Stiftsgründung jedoch erst gegen 1116 108), nachdem Hermann II infolge des Besitzanfalls in Baden um 1100 seinen neuen Stammsitz über Baden-Baden errichtet hatte 109), und war 1122 110) zum Abschluss gekommen, wenige Monate vor dem Tod von Judith und Hermann, die nun hier ihre Grablege fanden 111).
    Wir hatten festgestellt, dass die Sülchgauer Hessonenfamilie nach 1057 ihren Sitz nach Backnang verlegte hatte. Die Verbindung zur Calwer Grafen- und Zähringer Herzogsfamilie, die sich aus der Heirat der Kinder Hessos II ergibt, spiegelt die hohe Geltung der Familie wider. Der Bau der Burg Wolfsölden noch vor Ende des Jahrhunderts erfolgte nicht aus der Notwendigkeit heraus, den Markgrafen Backnang zu überlassen, sondern war Folge ihrer Aufgeschlossenheit gegenüber der Strömung der Zeit und wurde als neuer Herrschaftsmittelpunkt Ausdruck ihrer machtvollen Position am mittleren Neckar.

    Anmerkungen

    87 Hermann I. (t 1074) wird im Zwiefalter Nekrolog com. (de) Lintburk genannt, sein Sohn Hermann II in einer Urkunde des Klosters Allerheiligen von 1100 marchio de Linthburch; vgl. Hans SCHADEK und Karl SCHMID (Hg.): Die Zähringer, Bd. 2 (Katalog der Ausstellung, 1986). Man kann also davon ausgehen, dass die Limburg ihr Sitz gewesen ist, bevor sie über Baden-Baden eine Burg errichteten, nach der sich Hermann II erstmals 1112 Markgraf von Baden nannte. Vgl. SCHÄFER (wie Anm. 29), S. 179-244, bes. S. 216 u. 220.
    88 MAURER (wie Anm. 84), S. 321.
    89 Cod. Hirs., fol. 26b; die Schenkung an die Backnanger Kirche ist aus den Eintragungen im Backnanger Nekrolog zu folgern.
    90 Cod. Hirs., fol. 26b; Trad. Hirs. (wie Anm. 55), S. 39 Nr. 6.
    91 WUB I, S. 343.
    92 WUB I, S. 348.
    93 Vgl. BAUER (wie Anm. 57), S. 220; G. BossERT: Die Herkunft Bischof Siegfrieds von Speyer. In: Württ. Vierteljhsh. f. Landesgesch. 6 (1883), S. 256; KLEMM (wie Anm. 62), S. 52l£; Gerd WUNDER: Zur Geschichte der älteren Markgrafen von Baden. InIn: Württ. Franken 62 (1978), S. 13-19, bes. S. 17; DERS.: Die ältesten Markgrafen von Baden. In: ZGO 135 (1987), S. 103-118, bes. S. 109£; FRITZ (wie Anm. 40), S. 133; DERS.: Die Markgrafen von Baden und der mittlere Neckarraum. In: Zeitschr. f f. Württ. Landesgesch. 50 (1991), S. 51-66, bes. S. 53; Karl SCHMID: Vom Werdegang des badischen Markgrafengeschlechtes. In: ZGO 139 (1991), S. 45-77, bes. S. 56ff. - dagegen STALIN (wie Anm. 79), S. 303: Backnang als Mitgift der Judith von Calw an die Markgrafen.
    Zur Zählweise der Markgrafen: G. Wunder und in Anlehnung an ihn G. Fritz zählen den ersten Hermann (f 1074) nicht zur Markgrafenreihe, die für sie mit Hermann II als Hermann I. beginnt. Ich werde im Text die traditionelle Zählweise anwenden. Zu Wunders neuer Hermann-Reihe vgl. SCHMID (1991), S. 51f.
    94 FRITZ (wie Anm. 76), S. 18f; DERS. (1991, wie Anm. 93), S. 53; WUNDER (1987, wie Anm. 93), S. 110.
    95 SCHMID (wie Anm. 93), S. 64; so vermutete schon KLEMM (wie Anm. 62), S. 521. Dagegen Judith von Calw als Gemahlin Hermanns I. deuten WUNDER (1978, wie Anm. 93), S. 17, und Joachim WOLLASCH: Hermann L, Markgraf »von Baden«. In: Die Zähringer, Bd. 2 (Katalog der Ausstellung, 1986), S. 184; DERS.: Markgraf Hermann und Bischof Gebhard III. von Konstanz. In: Schriftenreihe der Kath. Akademie der Erzdiözese Freiburg (1987), S. 27-53.
    96 Elisabeth TRITSCHELLER: Die Markgrafen von Baden im 11., 12. und 13. Jahrhundert (Diss. [masch.] Freiburg 1954), S. 63; danach SCHMID (wie Anm. 93), S. 61 mit Anm. 87.
    97 Placidus BRAUN: Geschichte der Grafen von Dillingen und Kiburg. In: Historische Abhandlungen der königlich-bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 5 (1823), S. 373-492, bes. S. 414; Anton STEICHELE: Das Bistum Augsburg, Bd. 3 (1872), S. 44.
    98 MGH Necrol. I, S. 97; vgl. auch den Eintrag für die Tochter Hadwig zum 11. April: Hadewic m(onialis), filia Hartmanni comitis.
    99 Was den Kärntner Besitz an der Donau anbelangt, hat Heinz Bühler nachgewiesen, dass dieser nicht von den Dillingern herrührt, sondern aus dem Besitz der Diepoldinger, der mit den Spanheimer Herzögen verwandten Grafen von Giengen-Vohburg stammt; vgl. Heinz BüHLER: Die Wittislinger Pfründen - ein Schlüssel zur Besitzgeschichte Ostschwabens im Hochmittelalter. In: Jahrb. d. Hist. Ver. Dillingen LXXI (1969), S. 24-66, bes. S. 59ff. Der Besitz muss somit nicht als Mitgift einer Tochter Judith des Markgrafen Hermann II gesehen werden.
    100 FRITZ (wie Anm. 76), S. 20 Nr. 10; S. 27 Nr. 45; S. 52 Nr. 197.
    101 Vgl. KLEMM (wie Anm. 62), S. 518 u. 519, der Vater und Sohn von 1067 als Backnanger klar von den Hessonen von Sülchen unterscheidet; dagegen FRITZ (wie Anm. IG, Nr. 45, Nr. 154 und Nr. 197) sowie SCHMID (wie Anm. 93, S. 62-65), die den Sülchgaugrafen Hesso, Gemahl der Gisela von Backnang, als Hesso I. und das Vater-Sohn-Paar von 1067 als Hesso II. und III. identifizieren, obwohl in der Stiftsaufzeichnung kein Hesso III. genannt wird. Fritz hat zwar S. 46 Nr. 154 einen Hesso comes aals Hesso III. erklärt, es ist jedoch wenig wahrscheinlich, dass gerade das in Backnang lebende Vater-Sohn-Paar nicht als solches Aufnahme in die Wohltäterliste gefunden haben sollte. Es ist vielmehr zu vermuten, dass bei der Aufzeichnung des 16. Jhdts., die eine Auswertung von Aufzeichnungen anderer zeitgenössischer Historiker darstellt (vgl. FRITZ, S. 13), die Einträge aus verschiedenen Vorlagen übernommen worden sind, und es daher zu Doppelaufzeichnungen gekommen ist; vgl. Nr. 40/Nr. 165; Nr. 82/Nr. 191.
    102 Trad. Hirs. (wie Anm. 55), S. 23.
    103 Pilgerinus filius Hessonis secundi; vgl. FRITZ (wie Anm. 76), S. 38 Nr. 112.
    104 WOLLASCH (1986, wie Anm. 95), S. 184.
    105 Karl SCHMID: Baden-Baden und die Anfänge der Markgrafen von Baden. In: ZGO 140 (1992), S. 1-37, bes. S. 5.
    106 WUB I, S. 348: ipse et uxor eius Judintha ipsiusqueparentes. »ipsius« kann sich sowohl auf Hermanns wie Judiths Eltern beziehen. Da aber erst durch die Heirat Hermanns II mit der Hessonentochter das Anrecht auf Backnang erworben wurde, sind als Wohltäter der Kirche Judiths Vorfahren anzunehmen, also der im Nekrolog genannte Hesso I. bonus und Hesso II, was im Einklang damit stehen würde, dass die Kirche wohl als Grablege der Familie diente. Bezieht man die Schenkungen der Vorfahren auf Hermanns II Eltern (vgl. SCHMID [wie Anm. 93], S. 64), ist dagegen einzuwenden, dass die Gemahlin Hermanns I. nach dessen Tod (1074) sich Kloster Hirsau zugewandt hat und dessen neue Klosterkirche zum großen Teil aus ihren eigenen Einnahmmen hat errichten lassen; vgl. K. SCHMID: St. Aurelius in Hirsau 830(?)-1049/75. In: Hirsau St. Peter und Paul 1091-1991, Teil II (Forschungen u. Berichte d. Archäologie d. Mittelalters in B.-W Bd. 10/2; Stuttgart 1991), S. 11-43, bes. S. 39. Bei dieser ausschließlichen Hinwendung an Hirsau werden Schenkungen an die Backnanger Kirche fraglich.


    Genealogie-Mittelalter.de, Karl-Heinz Schreiber

    Hermann II. Markgraf von Verona (1073-1130)
    um 1070-7.10.1130
    Einziger Sohn des Markgrafen Hermann I. von Verona und der Judith von Calw, Tochter von Graf Adalbert I.

    HERKUNFT UND GESCHICHTE FÜHRENDER BAYERISCH-ÖSTERREICHISCHER GESCHLECHTER IM HOCHMITTELALTER, Gewin Dr. J.P.J.: Seite 109

    23. Hermann

    Graf im Breisgau, der zuerst 1089 als Zeuge erscheint, beteiligte sich mit Berthold von Zähringen E. I. 21. an der Empörung gegen Kaiser HEINRICH IV., machte aber 1097 mit den meisten schwäbischen Großen Frieden mit dem Kaiser.
    Hermann nannte sich Markgraf von Lintpurg nach einer alten Feste der ZÄHRINGER, begann aber bald den Namen Markgraf von Baden zu führen: Literatur Gisebrecht III. 681,854, und Heyck, Geschichte der Herzöge von Zähringen, Freiburg im Breisgau 1891.

    Hermann II. folgte 1073/74 seinem Vater als Markgraf von Verona und Graf im Breisgau. Er erbte 1091 den Uf- und Pfinzgau mit Baden und nannte sich 1112 erstmals "Markgraf von Baden". 1127 wurde erstmals Hachberg als Besitz genannt. Er tauchte oft in kaiserlichen Urkunden als Zeuge auf, ist sonst aber wenig greifbar. Er wurde auch zeitweise "Markgraf von Limburg" genannt (im Breisgau) und war ein treuer Anhänger der SALISCHEN Kaiser. Er war auch Graf zu Forchheim/Ettlingen, erbte Backnang und stiftete dort ein Chorherrenstift für die Augustiner.

    Heyck Dr. Eduard: Seite 147, "Geschichte der Herzöge von Zähringen"

    Auch das verdient besondere Beachtung, dass bei dieser zu Rendelshausen von zahlreichen Teilnehmern besuchten Zusammenkunft auch der Neffe Bertolds, Markgraf Hermann II., erschienen war, von dem keinerlei Spur einer Hinneigung zu den Gregorianern bekannt ist, der vielmehr nach den erhaltenen Urkunden im Jahre 1089 als Begleiter des Kaisers auftritt. Hermann wird nun schon hier zu 1087 gerade als Graf, also Breisgaugraf - denn der Tausch betraf Breisgauorte - bezeichnet. Es muß dahingestellt bleiben, ob er die Grafschaft im Breisgau, die er auch fortan ungestört innegehabt hat, seinem dorthin vor Jahren als Sieger zurückgekehrten Oheim Bertold zu verdanken oder ob sie ihm HEINRICH IV. inzwischen übertragen hatte, nachdem Werner von Straßburg ja schon 1079 gestorben war, oder ob schließlich Hermann II. ein Politiker war, der beider Parteien Gunst oder Liebeswerben ausgenutzt hatte, was letzteres in der Tat alles am leichtesten erklären würde.

    oo Judith -7.10.1121
    Kinder:
    - Hermann III. -16.1.1160
    - Judith oo Ulrich I. Herzog von Kärnten -7.4.1144

    Titel/Amt/Status:
    Hermann wird zuerst 1112 Markgraf von Baden genannt. Man sieht infolgedessen in ihm den Erbauer der Burg Hohenbaden. Schon 1087 und 1090 heißt er Graf im Breisgau, 1089 Markgraf von Verona und 1100 Markgraf von Limburg [unklar ob die Limburg bei Weilheim unter Teck oder die neue Limburg bei Sasbach].

    Gestorben:
    Im Backnanger Nekrolog wird sein Tod zum 7. Oktober 1121 gemeldet.

    Hermann heiratete von Backnang-Sulichgau, Judith nach 1080. Judith (Tochter von von Backnang, Hesso II. und Judith) gestorben am 23 Jul 1122 in Backnang [71522],Rems-Murr-Kreis,Baden-Württemberg,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. von Baden, Hermann III. wurde geboren um 1100/1105; gestorben am 16 Jan 1160.
    2. von Baden, Judith gestorben in 1162; wurde beigesetzt in Backnang [71522],Rems-Murr-Kreis,Baden-Württemberg,Deutschland.

Generation: 2

  1. 2.  von Baden, Hermann I. wurde geboren um 1040; gestorben am 20 Apr 1074 in Cluny [71250],Saône-et-Loire,Burgund,Frankreich; wurde beigesetzt in Cluny [71250],Saône-et-Loire,Burgund,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 1064, Breisgau,Baden-Württemberg,Deutschland; Graf im Breisgau
    • Titel/Amt/Status: vor 1072, Verona [37000],Venetien,Italien; Markgraf von Verona

    Notizen:

    Hermann I. Markgraf von Verona (1061-1074), Graf im Breisgau
    um 1045-26.4.1074 Kloster Cluny Begraben: Kloster Cluny
    Ältester Sohn des Herzogs Berthold I. der Bärtige von Kärnten und der Richware von Babenberg-Schwaben, Tochter von Herzog Hermann IV.
    Nach Gewin Bruder des Herzogs Berthold I. von Zähringen

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 2160

    Hermann I. von Baden * um 1040, + 26. April 1074 Cluny
    Ältester Sohn des ZÄHRINGERS Berthold I. und der Richwara (Abkunft strittig, vielleicht Tochter Herzog Hermanns IV. von Schwaben), seit 1061 belegt, 1064 Graf im Breisgau, vor 1072 Markgraf in der Grenzmark Verona des Herzogtums Kärnten, das sein Vater seit 1061 innehatte.

    oo Judith, Tochter des Grafen Adalbert von Calw (Mitstifterin von Hirsau)

    Sohn:
    Markgraf Hermann (I., unterschiedliche Zählung) von Baden.

    Hermann I. trat 1073 unter Zurücklassung von Frau und Kind als einfacher Mönch in Cluny ein, wo er nach asketischen Leben starb. Seine Konversion wird in den Quellen als vorbildhaft gerühmt und in Legende und Sage weiter ausgeschmückt; die von Ulrich von Zell verfaßte Vita ist verloren. Von seinen Nachkommen, den Markgrafen von Baden, wird Hermann I. als Spitzenahn festgehalten und als "Seliger" verehrt.

    Literatur:
    NDB VIII, 643 [ält. Lit.] - J. Wollasch, H., Mgf. v. Baden (Die Zähringer, Anstoß und Wirkung, hg. H. Schadek-K. Schmid, 1986), 184-187 - Ders., Mgf. H. und Bf. Gebhard III. von Konstanz (Die Zähringer in der Kirche des 11. und 12. Jh., hg. K.S. Frank, 1987), 27-31 - G. Wunder, Die ältesten Mgf.en v. Baden, ZGO 135, 1987, 109.

    Neue Deutsche Biographie: Band 8, 1969

    Hermann I., Markgraf von Verona ("von Baden")
    * um 1040, + 26.4.1074 Cluny
    Aus dem Geschlecht der ZÄHRINGER.

    Vater:
    Berthold I. (+ 1078), alemann. Graf, Herzog von Kärnten
    Mutter:
    Richwara, Tochter des Herzogs Konrad II. von Kärnten
    Brüder:
    Bischof Gebhard von Konstanz (+ 1110), s. NDB IV)
    Herzog Berthold II. von Kärnten und Schwaben (+ 1111, s. NDB II)
    Schwester:
    Liutgard oo Markgraf Diepold von Vohburg, + 1078, s. NDB III. Art. Diepolginger

    oo Judith, Tochter des Grafen Adalbert von Calw
    - 1091
    Sohn:
    Hermann II. Markgraf von Baden

    Hermann ist Ahnherr der Markgrafen und späteren Großherzöge von Baden. Nachdem seinem Vater das Herzogtum Kärnten übertragen worden war (1061), erhielt Hermann den Titel eines Markgrafen der zum Herzogtum gehörenden Mark Verona, freilich ohne dort jemals tatsächlich Herrschaftsfunktionen wahrzunehmen; er ist lediglich als Graf im Breisgau nachzuweisen. Der Markgrafentitel blieb in der Familie erblich. Aus dem Gut von Hermanns Gemahlin Judith stammte wahrscheinlich der Besitz am nördlichen Schwarzwald, der die territoriale Grundlage der späteren Markgrafschaft Baden bildete. Noch im jugendlichen Alter verließ Hermann1073 in religiöser Ergriffenheit, wie viele Angehörige des hohen Adels jener Zeit, Herrschaft und Familie und trat als Mönch in Cluny ein.

    Wollasch Joachim: Seite 184, "Hermann I. Markgraf 'von Baden'" in Die Zähringer. Veröff. zur Zähringer-Ausstellung II, 1986

    Hermann I., Markgraf "von Baden" (Nrn. 149-150)

    Herimannus marchio, filius B(ertholdi) ducis führt die Zeugenreihe einer nach 1061 geschriebenen Schaffhauser Urkunde an, die über einen 1050 erfolgten Tausch zwischen dem Nellenburger Grafen Eberhard und Herzog Bertold I. zum Zweck, das Allerheiligenkloster in Schaffhausen zu erbauen, ausgestellt worden ist (Nr. 127). Der Markgrafentitel Hermanns bezog sich auf die Grenzmark Verona des Herzogtums Kärnten, das Hermanns Vater 1061 erhalten hatte. Die Nennung Hermanns als der erste seines Namens und als Markgraf von Baden geschah erst nachträglich und sollte ihn als den Stammvater der Markgrafen von Baden kennzeichnen. Vielleicht um 1040 von Richwara, in der man schon eine Tochter Herzog Konrads II. von Kärnten gesehen hat, der ersten Frau Herzog Bertolds I., geboren, hatte er als jüngere Geschwister Gebhard, den späteren Bischof von Konstanz, Bertold, später Herzog Bertold II. von Schwaben und Zähringen, und Liutgart, die spätere Frau des Markgrafen Diepold von Vohburg. DassMarkgraf Hermann als Graf im Breisgau waltete, erfährt man unter anderem aus einer Urkunde König HEINRICHS IV. von 1064 aus Straßburg, in der dieser dem Kloster Ottmarsheim im Elsaß die Gründungsausstattung bestätigte. Aus der ersten Urkunde, mit welcher der Abtei Cluny im Breisgau Güter übertragen wurden, nämlich die Schenkung Hessos, des Stammvaters der Herren von Uesenberg, die zur Einrichtung des Clunianzenserpriorates Rimsingen-Grüningen-Zell/St. Ulrich führte, geht hervoor, dass Hermann, Markgraf marchio Veronensis, von Hesso Besitz in Hartheim aufgetragen erhielt, um ihn der oberhalb Rimsingens gelegenen Eigenkirche Hessos, einer Nikolauskapelle, zuzuweisen, damit hier eine geistliche Gemeinschaft leben könnte. Den ganzen Besitz mit der Kirche sollte Hermann an Cluny übergeben. Dies geschah etwa 1072 und wurde in einer Urkunde HEINRICHS IV. von 1072 bestätigt, ebenso Hessos Wunsch, dass Abt Hugo von Cluny Mönche nach Rimsingen senden möge. Nicht dieses Eintreten Hermanns für Cluny und nicht sein Walten als Graf im Breisgau sind in der Geschichtsschreibung der Zeit beachtet worden. Was diese am Leben des in jungen Jahren verstorbenen Markgrafen fesselte, war eine einzige Tat Hermanns.
    Hermann verließ 1073 seine Frau Judith, Tochter des Grafen Adalbert von Calw, und seinen einzigen gleichnamigen Sohn, als dieser schon herangewachsen war, ging nach Cluny und wurde Mönch. Schon knapp ein Jahr darauf starb er dort. Es muß eine Entscheidung aus einer religiösen Begeisterung heraus gewesen sein, wie sie damals viele Adlige und Nichtadlige teilten. Der namenlose Fortsetzer der Reichenauer Kaiserchronik hielt fest, Hermann habe schon als junger Mann nach der Vollkommenheit eines Lebens nach dem Evangelium gestrebt, er habe Frau und einzigen Sohn und allen Besitz als wahrer Nachfolger Christi zurückgelassen, um nackt das nackte Kreuz zu tragen. Und obwohl schon am 26. April 1074 als Mönch in Cluny gestorben, sei er durch Weissagungen, die er in häufigen Visionen vermittelte, noch immer ein Mahner für die Brüder. Der Geschichtsschreiber Berold übernahm diese Nachricht von Hermann und schrieb zum Jahr 1074 in seine Chronik, der Markgraf habe aufs Vollkommenste das engelgleiche Leben (der Mönche) in Cluny ergriffen und sei wahrhaft als Mönch gestorben (Nr. 149). man darf sicher damit rechnen, dass Judith die Begeisterung ihres Mannes teilte und seinem Klostereintritt zustimmte. Als Bernold ihren Tod zum Jahr 1091 mitteilte, nannte er sie nobilis genere set nobilior in sanctitate, uxor quondam Heremanni religiosissimi marchionis. Mit ihrem Mann habe sie religiose gelebt, nach seinem Tod heiligmäßig als Witwe gewirkt und im Gehorsam geggenüber dem Papst - ihn, Urban II., den ehemaligen Mönch und Prior von Cluny suchte sie auf -, und in seiner Nähe in Salerno sei sie verstorben. Aus Hirsau hört man, dass die neue Klosterkirche, die 1091 geweiht wurde, zum großen Teil aus Judiths Schenkungen erbaut werden konnte (Nr. 98.1), obgleich Judith - durch uns unbekannte Dinge verletzt - dem Bau, als er noch unvollendet war, den Rücken gekehrt hatte. Von dem zum Mönch gewordenen Markgrafen war Bernold so überwältigt, dass er in den seiner Chronik vorgestellten Kalender, den er mit dieser zusammen führte, zum 26. April eingetragen hat: Heremannus ex marchio manochus obiit. Den Markgrafen mag er auch im Sinn gehabt haben, als er zum Jahr 1083 von der Begeisterung der Laien schrieb, die sich dem Leben der Mönche zuwandten, und schrieb, dass einstige Grafen und Markgrafen jetzt nichts sehnlicher wünschten, als den Mönchen in Küche, Bäckerei und als Schweinehirten zu dienen.
    Wie sehr die Zeitgenossen vom Abschied des jungen Markgrafen von seiner Frau und seinem Besitz gefesselt waren, zeigt sich daran, wie das Ereignis, während es weitererzählt wurde, legendäre Ausschmückung erfuhr. Dies geschah nicht etwa durch den Konvent von Cluny, in den Hermann aufgenommen worden war - eine Lebensbeschreibung und ein Epitaph aus der Feder Ulrichs, der dem Cluniazenserpriorat in Zell im Möhlintal den Namen gegeben hat, sind verloren -, sondern in Hirsau, wo Hermanns Gattin als Wohltäterin verehrt, seine Eltern durch einen Gedenkstein verewigt (Nr. 99), der Vater begraben worden sind. In der Historia Hirsaugiensis monasterii verkündete man den Mönchen, Hermann sei aus Liebe zum Hirten Christus den Seinen heimlich (clam) entflohen (!) und zum Viehhirten der Mönche Clunys geworden (Nr. 98.1); ein Nachklang zu Bernolds Bemerkung von den zu Köchen, Bäckern und Schweinehirten der Mönche gewordenen Grafen und Markgrafen? Und in den Annalen von Pöhlde ist iim ausgehenden 12. Jahrhundert von Markgraf Hermann, der irrtümlich in die Zeit Kaiser HEINRICHS V. eingeordnet und auf der Burg Baden in der Ortenau lokalisiert und mit dem zum Mönch gewordenen fränkischen Hausmeier Karlmann, dem Onkel KARLS DES GROSSEN, verglichen wurde, erzählt worden: Er sei mit einem Begleiter nach Cluny gereist. Dieser hätte, obwohl mit seinem Ansinnen von Hermann zurückgewiesen, fünf Schillinge in 60 Münzen ohne Hermanns Wissen mitgenommen. Als dieser es bemerkt hätte, hätte das Geld in einen Fluß geworfen werden müssen. Hermann habe sich, um unerkannt zu bleiben, vor Cluny von seinem Begleiter getrennt. Nach seiner Aufnahme als Mönch in Cluny sei er, seinem Wunsch entsprechend, zur Viehweide zugeteilt worden. Bei dieser Tätigkeit hätten ihn nach S. Gilles pilgernde Landsleute entdeckt und den Mönchen in Cluny klar gemacht, wen sie hier erniedrigt hätten. Hermann habe das Einschreiten der Landsleute als unnütz bezeichnet, sie hätten ihm die tägliche Zuteilung eines Mönches, die er sich wie keine andere gewünscht hätte, weggenommen. Nachdem ihn die Mönche mit Entschuldigungen von der Weide genommen hätten, wäre er mit unbekanntem Ziel von Cluny weggegangen, um sein Leben der Demut unerkannt irgendwo zu Ende zu führen.
    Man versteht, was den Mönchen des 12. Jahrhunderts mit Darstellungen dieser Art für die Ernsthaftigkeit ihres Lebens nahe gebracht werden sollte. Aber die Darstellung überwucherte die tätsächlichen Ereignisse. Markgraf Hermann ist nach kurzer Zugehörigkeit zum Konvent der Abtei Cluny dor als Mönch gestorben. Zum 26. April, seinem Todestag, steht sein Name an 11. Stelle der Tageseinträge in den cluniazensischen Totenbüchern unter den verstorbenen Mönchen Clunys.

    Literatur:
    O. G. Oexele, Art. "Hermann I., Mgf. von Verona ("von Baden"), im NDB 8, 1969, S. 463f., mit Angaben zu immer noch wichtigen älteren Literatur; zuletzt R. Kuithan und J. Wollasch, Der Kalender des Chronisten Bernold, in: DA 40 (1984), S. 478-531, hier bes. S. 484f. und 503 mit Anm. 58, zu den Burgundbeziehungen der Zähringer insgesamt Heinemann, Burgund.

    HERKUNFT UND GESCHICHTE FÜHRENDER BAYERISCH-ÖSTERREICHISCHER GESCHLECHTER IM HOCHMITTELALTER, Gewin Dr. J.P.J.: Seite 108

    18. Hermann
    1064-1074 (+). C. 1064. März 1. Erscheint in einer Urkunde König HEINRICHS IV., in der der König zum Teil dem Breisgau zugehörige Schenkungen bestätigt, als Graf im Breisgau.

    Note:
    Hermann, der angeblich 1073 ins Kloster Cluny eintrat und als Markgraf von Verona bezeichnet ist, starb am 26. April 1074 zu Cluny.
    In der Literatur wird allgemein angenommen, dass Hermann ein Sohn des Grafen Berthold E. I. 17. war. Wie wir unserer Übersicht auseinandersetzten, meinen wir diese Annahme auf gutem Grund bestreiten zu können.

    Übersicht:
    In der 7. Generation erscheint zuerst der Name Hermann. Nach der einschlägigen Literatur wird dieser Hermann E. I. 18. als Sohn Bertholds E. I. 17. bezeichnet (siehe Neue Deutsche Biographie Bd. II., Berlin 1955). Dieser Graf Berthold ist urkundlich 1055-1078 erwähnt. Hermann war bereits 1064 Graf im Breisgau, trat ins Kloster Cluny ein, wo er am 26. April 1074 starb. Da schon 1089 wieder ein Hermann E. I. 23., offenbar sein Sohn, erscheint, muß der Vater bereits um 1030 geboren sein.
    Aus Bertholds (E. I. 17.) Ehe mit Richwara sind erst um 1050 zwei Söhne: Berthold E. I. 21 und Gebhard E. I. 22., die resp. 1111 und 1110 starben, geboren. Schon des Alters wegen trifft es unseres Erachtens nicht zu, Hermann E. I. 18. für einen Sohn Bertholds E. I. 17. zu halten.
    Wenn man die Lebensperioden der ZÄHRINGER genau betrachtet, so fällt es auf, dass zwischen Berthold E. I. 10., der 999-1024 und Berthold E. I. 17., der 1055-1078 (+) urkundlich erwähnt ist, eine Geschlechterfolge fehlen muß. Wir meinen das Verbindungsglied in einem Berthold E. I. 13. gefunden zu haben, der 1037 Vertrauer Kaiser KONRADS II. genannt wurde.
    Als Zeitgenosse Herzog Bertholds E. I. 17. erscheint dann der Graf im Breisgau Hermann E. I. 18. (1064-1074), in dem wir dessen Bruder erblicken. Der Gedanke liegt nun nahe, dass der 1037 als Vertrauter Kaiser KONRADS II. bezeichnete Berthold EE. I. 13., eine Tochter Herzog Hermanns II. von Schwaben heiratete, wodurch der Name Hermann als Hausname in die Linie der Grafen im Breisgau eintrat. Kaiser KONRAD II. Gemahlin Gisela war bekanntlich eine Tochter Herzog Hermanns II. von Schwaben (+ 1003). Sie war die Witwe des 1015 gestorbenen Herzogs Ernst von Schwaben E. II. 8 dessen Sohn E. II. 12. ebenfalls den Namen Hermann trug.

    Hermann I. war Graf im Breisgau, Albgau und in der Ortenau und seit 1061 Markgraf von Verona. Genau wie seine Gemahlin war er sehr fromm, wurde 1073 Mönch und starb im Kloster Cluny.

    Black-Veldtrup Mechthild: Seite 303,305,307,312,385, "Kaiserin Agnes"

    Die Teilnahme Hermanns von Baden bei der Übertragung des Kirche Rüeggisberg an das Kloster Cluny ist ausdrücklich bezeugt. Bei der Übertragung, die wahrscheinlich früher im Jahr 1072 stattgefunden hatte, hatte Hesso sich der Hilfe des Markgrafen Hermann von Baden versichert, der gleichfalls als Intervenient in der gefälschten Urkunde HEINRICHS IV. für Rüeggisberg genannt ist und am 26. April 1074, etwa ein Jahr nach seinem Eintritt ins Kloster, als Mönch in Cluny starb.
    An den Gründungen von Rüeggisberg und Rimsingen/St. Ulrich war der zähringische Markgraf Hermann von Baden beteiligt, der zusammen mit RUDOLF VON RHEINFELDEN wegen seiner Haltung in der Kirchenreform mit HEINRICH IV. in Konflikt geraten war.
    Markgraf Hermann von Baden, verließ 1073 seine Familie, um in Cluny Mönch zu werden. Er gehörte wie sein Vater, Herzog Berthold von Kärnten, zu dem Kreis der Reformer, der auf dem Hoftag in Worms 1072 anwesend war.

    Dr. Eduard Heyck: Seite 99-107 1891, "Geschichte der Herzöge von Zähringen"

    Markgraf Hermann, der Stammvater der Markgrafen von Baden ist Herzog Bertolds I. ältester Sohn. Denn als er 1073 ins Kloster ging, hinterließ er schon einen Sohn, der dann 1089 als Zeuge in Urkunden aufzutreten vermochte und den wir zu dieser Zeit auch mit einer Testamentsvollstreckung betraut finden, die er 1090 vollzieht. Schon dieser Daten wegen könnte dieses Hermann II. Vater, Hermann I., nicht wohl nach 1050 geboren sein; indessen er muß noch einige Jahre älter sein und seiner Geburt nach den 40-er Jahren angehören. Dazu führt die oben besprochene Urkunde des Schaffhausener Gütertausches, die wenn sie auch später, am Anfang der 60-er Jahre erst aufgesetzt ist und deshalb die Titel ändert, doch eben Hermann ausdrücklich u unter den Anwesenden der Handlung, bei dem Aktum von 1050 nennt. Hermann kann aber, als er an der Hand des Vaters der Zusammenkunft am Fuße des Hohentwiel beiwohnte, erst ein Knabe gewesen sein; denn ihn als schon damals mündig zu betrachten und seine Geburt in die 30-er Jahre hinaufzurücken, verbieten die Altersverhältnisse, wenn nicht des Vaters, so doch der Brüder und daneben auch der von Hermann selber später gegründeten Familie.
    Als Bertold Herzog von Kärnten wurde, erhielt dieser älteste seiner Söhne, der Träger mütterlicher Erbbeziehungen zum Herzogtum einen (ebenfalls leer gebliebenen) Amtstitel; er wurde zum Markgrafen des an Marken so reichen Herzogtums ernannt und tritt mit dieser Bezeichnung schon bei der Beurkundung des eben erwähnten Tauschaktes auf, der, wie gesagt, schon bald nach 1061 geschehen sein muß. Am Anfang der 70-er Jahre erscheint sodann Hermann mit dem vollständigen Titel eines marchio marchie Veronensis, und wenn auch sein Sohn andere Zusätze wählte, so hat doch Hermann III. im späteren 12. Jahrhundert durch seinen Titel Markgraf von Verona neben dem des "Markgrafen von Baden" die Erinnerung an das Reichsamt seiner Ahnen in bestimmter Weise festzuhalten gesucht.
    Dass Hermann I. tatsächlich die Veroneser Mark verwaltet hat, läßt sich nirgends erkennen und ist schon nach dem, was über seines Vaters Herzogtum zu sagen war, entschieden mit in Abrede zu stellen. Eben darum konnte Hermann, der noch lange Zeit unter den Söhnen Bertolds der einzige neben dem Vater öffentlich hervortretende bleibt, auf anderen Gebieten dessen Stütze werden. So erscheint er denn schon bald nach der Erhebung Bertolds zum Herzog, die diesen veranlaßte die bisher verwalteten schwäbischen Grafschaften abzugeben, als Graf des für das ZÄHRINGER-Haus am meisten wichtigen Breisgaus und daher kommt es auch, dass ihm neben dem Titel des marchio zuweilen auch nur dem tatsächlichen mehr entsprechende des comes in den zeitgenössischen Aufzeichnungen beigelegt wird.
    Als Graf und zwar alleiniger Graf im Breisgau erscheint Hermann in der Urkunde vom 1. März 1064, in der König HEINRICH zu Straßburg die zum Teil dem Breisgau zugehörigen Schenkungen bestätigt, mit denen der Grüner Ottmarsheims diese seine Stiftung begabt hatte. Mitteilungsreicher über Hermanns Grafenamt im Breisgau und diesem Gau selbst sind zwei undatierte Urkunden, von denen die eine, längst bekannt, zu mannigfachen Erörterungen Anlaß gegeben hat und nun durch die zweite, erst ganz neuerdings gedruckte ihre Ergänzung findet.
    Am 27. Juli 1072 bestätigte HEINRICH IV. die Schenkung eines Hesso und seine Urkunde gibt zugleich an, dass Mönche von Cluny für die Rimsinger Kapelle berufen werden sollten und somit durch Hesso und durch Hermanns Mitwirkung eine neue Pflegestätte cluniazensischen Geistes im Gebiet zähringischen Waltens sich im Entstehen befand.
    Hermann hat sich des Auftrages entledigt, denn beide zuletzt genannten Urkunden gelangten in der Tat in das Klosterarchiv von Cluny. Wenn Hesso sich mönchischem Leben widmete, so folgte ihm bald genug der Markgraf selber nach. Zwar war er jung und besaß eine junge Gemahlin, Judith, die man mit Wahrscheinlichkeit für die Tochter Graf Adalberts von Calw erklärt hat. Sie wäre es denn gewesen, die Hermann die Besitzungen am nördlichen Schwarzwald zugebracht hat, aus denen dann später die eigentliche Markgrafschaft Baden erwachsen sollte, und hat wohl mit Hermann zusammen die Pancratius-Pfarrkirche zu Backnang ausgestattet, die später der Sohn beider, Hermann II., zu einem Augustinerkanonikat umwandelte. Jedenfalls besaß Judith den Sinn des Calwschen Grafenhauses, die Hinneigung zu den kirchlich-strengen Tendenzen, den geistlichen Übungen und dem vertrauten Seelenverkehr mit geistlichen Personen, in denen die Kaiserin Agnes, die Gräfin Mathilde und andere berühmte und bewunderte Frauen dieser Zeit so völlig aufgingen. Und darin fand sie einen ähnlichen Sinn auch bei ihrem Manne; Hermann und Judith führten schon in ihrer Ehe gemeinsam ein Leben, dessen weltabgewandte Frömmigkeit eine Bertold von Reichenau, der strenge gregorianische Mönch preist, und auch das Lächeln ihres Kindes, das das einzige blieb, rief das im Empfindungskreise des Übersinnlichen lebende Paar nicht wieder in die weltliche Sündigkeit zurück. Schon in jungen Jahren strebte Hermann zur evangelischen Vollendung, wie Bertold von Reichenau sagt; ihr hat er dann auch das Letzte geopfert. Gerade Hermann I. ist eine der charakteristischsten Persönlichkeiten dieser späteren Zeit des 11. Jahrhunderts, deren Denken und Leben sich so fast ausschließlich in den geistlichen Bahnen vollzog.
    Bertolds I. Sohn nahm das alles, nahm die Mienen und Gespräche der Kleriker, die in des Vaters Hause ein- und ausgingen, die Besuche in den befreundeten Klöstern der hildebrandischen Richtung bis in die tiefste Seele gefangen. In seiner weiblichen und wie es scheint, kränklichen Natur lebt nur schon diese jüngere Zeit in ihrer ganzen Geringschätzung, ihrer wegwerfenden Verachtung aller und jeglicher säkulären Dinge, mit ihrer Kasteiung und Selbstabtötung in schwermütiger Freudigkeit des Glaubens und des mit dem ruhelosen Taumel der Ekstase.
    Im Jahre 1073 tat Hugo von Burgund sein Herzogtum von sich ab und wurde Mönch zu Cluny. Und noch am Anfang desselben Jahres entfloh - wie vor oder nach ihm jener Herzog - auch Hermann der Verführung weltlichen Denkens und Tuns, die ihm in seinem Amte, in seinem aufwachsenden Sohne, in seinem mit ihm ringenden und büßenden Weibe noch zu umgarnen schien; auch er suchte denselben sichersten Hafen, die Klosterzelle zu Cluny. Die Kirche Gregors hätte keinen treueren Jünger unter den Laien für ihre weltlichen Zwecke finden können, als ihn. In Cluny ist Mönch Hermann nach etwas mahr als einem Jahre, am 25. April 1074 gestorben. Er hatte als ein vollkommenes Muster in der Ordensregel unter den Genossen seine Tage geführt; in gleicher Hingabe schloß er sie nun und mahnte noch im Tode zu strengerer Zucht.
    Judith, Hermanns Gemahlin, lebte noch bis zum Jahre 1091 in frommsten Witwenstand. Hirsau verdankte ihr reiche Unterstützung; sie war es, die das "größere" oder "neue Kloster" errichten ließ und wenn sie auch schließlich durch irgend etwas beleidigt das Werk liegen ließ, so reichten doch die schon von ihr zur Verfügung gestellten Mittel fast ganz aus, um den Bau abzuschließen. Zuletzt trieb es die Markgräfin in die Nähe des großem Erben Gregors VII., des Papste Urban, der als früherer clunianzensischer Mönch wohl persönlich den Markgrafen im Kloster gesehen und gekannt hatte; sie traf den flüchtig in Unteritalien umherirrenden Papst, dem Rom durch die Partei Wiberts verschlossen war, in Salerno und ist dann dort sehr bald, am 27. September 1091 verstorben.

    Literatur:
    Black-Veldtrup, Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien, Böhlau Verlag Köln 1995, Seite 303,305,307,312,385 - Die Zähringer. Schweizer Vorträge und neue Forschungen. Hg. von Karl Schmid; Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 99, 276,279,378 -

    Begraben:
    Kloster

    Gestorben:
    Ergriffen von der Frömmigkeitsbewegung der Zeit, hat Hermann bald die Welt, seine Frau und seinen kleinen Sohn verlassen und ist (1073)in das Reformkloster Cluny eingetreten, wo er am 20. 4. 1074 starb.

    Hermann heiratete von Calw, Judith. Judith wurde geboren in um 1045/50; gestorben am 27 Sep 1091 in Salerno [84100],Kampanien,Italien. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 3.  von Calw, Judith wurde geboren in um 1045/50; gestorben am 27 Sep 1091 in Salerno [84100],Kampanien,Italien.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Verona [37000],Venetien,Italien; Markgräfin von Verona

    Notizen:

    Judith von Calw, Markgräfin von Verona
    um 1045/50-27.9.1091 Salerno
    Tochter des Grafen Adalbert I. von Calw

    Black-Veldtrup Mechthild: Seite 308, "Kaiserin Agnes"

    Judith, Markgräfin von Baden, lebte seit der 1073 erfolgten conversio ihres Mannes in der Nähe von Hirsau und unterstützte den Bau der neuen St. Peter- und Paulskirche, auch sie muß schon frühere Kontakte zum Aureliuskloster gehabt haben.

    Heyck Dr. Eduard: Seite 99-107 1891, "Geschichte der Herzöge von Zähringen"

    Hermann hat sich des Auftrages entledigt, denn beide zuletzt genannten Urkunden gelangten in der Tat in das Klosterarchiv von Cluny. Wenn Hesso sich mönchischem Leben widmete, so folgte ihm bald genug der Markgraf selber nach. Zwar war er jung und besaß eine junge Gemahlin, Judith, die man mit Wahrscheinlichkeit für die Tochter Graf Adalberts von Calw erklärt hat. Sie wäre es denn gewesen, die Hermann die Besitzungen am nördlichen Schwarzwald zugebracht hat, aus denen dann später die eigentliche Markgrafschaft Baden erwachsen sollte, und hat wohl mit Hermann zusammen die Pancratius-Pfarrkirche zu Backnang ausgestattet, die später der Sohn beider, Hermann II., zu einem Augustinerkanonikat umwandelte. Jedenfalls besaß Judith den Sinn des Calwschen Grafenhauses, die Hinneigung zu den kirchlich-strengen Tendenzen, den geistlichen Übungen und dem vertrauten Seelenverkehr mit geistlichen Personen, in denen die Kaiserin Agnes, die Gräfin Mathilde und andere berühmte und bewunderte Frauen dieser Zeit so völlig aufgingen. Und darin fand sie einen ähnlichen Sinn auch bei ihrem Manne; Hermann und Judith führten schon in ihrer Ehe gemeinsam ein Leben, dessen weltabgewandte Frömmigkeit eine Bertold von Reichenau, der strenge gregorianische Mönch preist, und auch das Lächeln ihres Kindes, das das einzige blieb, rief das im Empfindungskreise des Übersinnlichen lebende Paar nicht wieder in die weltliche Sündigkeit zurück.
    Im Jahre 1073 tat Hugo von Burgund sein Herzogtum von sich ab und wurde Mönch zu Cluny. Und noch am Anfang desselben Jahres entfloh - wie vor oder nach ihm jener Herzog - auch Hermann der Verführung weltlichen Denkens und Tuns, die ihm in seinenem Amte, in seinem aufwachsenden Sohne, in seinem mit ihm ringenden und büßenden Weibe noch zu umgarnen schien; auch er suchte denselben sichersten Hafen, die Klosterzelle zu Cluny. Die Kirche Gregors hätte keinen treueren Jünger unter den Laien für ihre weltlichen Zwecke finden können, als ihn. In Cluny ist Mönch Hermann nach etwas mehr als einem Jahre, am 25. April 1074 gestorben. Er hatte als ein vollkommenes Muster in der Ordensregel unter den Genossen seine Tage geführt; in gleicher Hingabe schloß er sie nun und mahnte noch im Tode zu strengerer Zucht.
    Judith, Hermanns Gemahlin, lebte noch bis zum Jahre 1091 in frommsten Witwenstand. Hirsau verdankte ihr reiche Unterstützung; sie war es, die das "größere" oder "neue Kloster" errichten ließ und wenn sie auch schließlich durch irgend etwas beleidigt das Werk liegen ließ, so reichten doch die schon von ihr zur Verfügung gestellten Mittel fast ganz aus, um den Bau abzuschließen. Zuletzt trieb es die Markgräfin in die Nähe des großem Erben Gregors VII., des Papste Urban, der als früherer clunianzensischer Mönch wohl persönlich den Markgrafen im Kloster gesehen und gekannt hatte; sie traf den flüchtig in Unteritalien umherirrenden Papst, dem Rom durch die Partei Wiberts verschlossen war, in Salerno und ist dann dort sehr bald, am 27. September 1091 verstorben.

    Karl Schmid macht in seinem Artikel "Vom Werdegang des badischen Markgrafengeschlechtes" wahrscheinlich, dass Judith nicht aus dem Hause CALW stammte, sondern Judith von Backnang war, eine Tochter des HESSONEN Hesso I. und der Judith.

    [Anm. P.Bohrer: dies trifft nach den Forschungen von Ottilie Kilian nicht für die Gattin von Hermann I Judith, sondern für Judith die Gattin des Sohnes Hermann II von Baden zu - siehe dort]

    Weller Tobias: Seite 217,396, "Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert"

    Kommen wir zu Bertha, der Gemahlin Markgraf Hermanns III., die angeblich eine Tochter KONRADS III. gewesen sein soll. Ausgehend von DECKER-HAUFF versuchte Gerd WUNDER diese These zu untermauern. Er sah sie unter anderem darin bestätigt, daß die Markgrafen von Baden die Pankratiuskirche in Lendsiedel (westlich Kirchberg an der Jagst) besessen hätten, die vorher im Komburger Bereich" gelegen habe [118 vgl. WUNDER, Geschichte 13. Hingewiesen sei darauf, daß WUNDER an anderer Stelle (Markgrafen 110) mutmaßt, die Pankratiuskirche sei ursprünglich Besitz der HESSONEN gewesen und über die angeblich um 1110/11 eingegangene zweite Ehe Hermanns II. mit Judith, einer vermeintlichen Tochter Hessos III., an die badischen Markgrafen gekommen. Demgegenüber macht SCHMID, Werdegang 64f., wahrscheinlich, daß Hermann II. nur einmal, nämlich mit Judith von Dillingen († 1122), verheiratet war; bei der HESSONIN Judith handelt es sich vielmehr um Hermanns II. Mutter.].
    Hermanns Gemahlin Judith hat man lange Zeit für eine Tochter Graf Adalberts II. von Calw († 1099), des Neubegründers der Abtei Hirsau gehalten. Wie Karl SCHMID gezeigt hat, dürfte sie aber eher der Adels-Familie der HESSONEN zuzuordnen und als Tochter Hessos II. anzusehen sein [21 Vgl. SCHMID, Werdegang 58-65,73ff.]. Sie brachte ihrem Gemahl den hessonischen Besitz in Backnang (an der Mur nördöstlich Stuttgart) zu, unter anderem die Pankratiuskirche, die ihr gemeinsamer Sohn Hermann II. in ein Augustinerchorherrenstift umwandelte. Die HESSONEN hingegen verlagerten nach dem Verlust Backnangs ihren Herrschaftsschwerpunkt in das unter Neckargebiet, wo sie sich in Wolfsölden einen neuen Stammsitz erbauten [23 SCHMID, Werdegang 65.].
    Hermann und Judith waren offensichtlich stark von den Idealen der monastischen Kirchenreform beeinflußt. Nach Aussage Bertholds von Reichenau führten sie ein untadeliges und frommes Leben, bevor sich Hermann 1073 endgültig vom weltlichen Treiben abwandte und als Mönch in Cluny eintrat, wo er schon im April des darauffolgenden Jahres starb. Nach seinem Tod unterstützte die verwitwete Judith den Hirsauer Abt Wilhelm (1069-1091) bei der Vollendung der unter ihm neu begonnenen Klosterbauten und begab sich schließlich nach Salerno an den Hof Papst Urbans II., der selbst vormals Mönch in Cluny gewesen war. In dessen Umgebung starb sie Ende September 1091, wie Bernold von Konstanz berichtet [29 Bernold von Konstanz, Chron. zu 1091, MGH SSrG NS 14, 492, FESTER, Regesten 1, No.10; HEYCK, Zähringen 106.].

    Schmid, Karl: Seite 61,62-64, "Vom Werdegang des badischen Markgrafengeschlechts"

    Jakschs Annahme, die aus Gütern an der oberen Donau bestehende Mitgift der Gemahlin des Kärntner Herzogs Ulrich mit Namen Judith erkläre sich aus der Eheverbindung des Markgrafen Hermann II. mit einer Dillinger Grafen-Tochter, scheint sich tatsächlich in einer Reihe von Backnanger Necrolog-Notizen zu bestätigen.
    Hieß sie tatsächlich Judith und war sie die Tochter Graf Hartmanns I. von Dillingen, so finden sich auch ihr Name wie diejenigen ihrer Mutter und ihrer Schwester namens Adelheid in der Backnanger Necrologüberlieferung, wenngleich in Ermangelung der Angabe von Todestagen eine sichere Zuordnung nicht möglich ist.
    Noch älter müssen die mit einem Grafen Hesso offenbar zusammenhängenden Einträge sein, zumal als Zeuge in einer Augsburger Bischofs-Urkunde des Jahres 1067 erscheint: Hesso et filius eius Hesso de Baccanone. Dieses Testimonium weist offenbar auf einen Hesso von Backnang hin, was mit der Einsiedler Necrolognotiz Comes Hesso et Gisla de Baccananch im Einklang zu stehen scheint. Wenn sich nun vier auf HESSONEN bezogene Backnanger Necrolog-Notizen finden:
    (45) Hesso comes secundus, qui filius erat boni Hessonis,
    (112) Pilgerinus, filius Hessonis secundi,
    (154) Hesso comes Hessonis secundi,
    (197) Hesso comes primus, qui dictus bonus,
    so tritt damit eine auf den Grafen Hesso I., den Guten, bezogene Familie Erscheinung, die auf Grund der genannten Zeugnisse aus Augsburg und Einsiedeln im 11. Jahrhundert in Backnang stationiert gewesen ist und für und für die in der Backnanger Pankratiuskirche ein Totengedächtnis gestiftet worden sein dürfte. Fünf Einträge, die Frauen mit Namen Judith betreffen, stellen das Bindeglied zu den Markgrafen von Baden dar:
    (6) Juditha comitissa fundatrix hujus loci,
    (10) Juditha comitissa, uxor Hessonis, qui filius erat boni,
    (40) Juditha soror marchionis,
    (82/191) Juditha uxor primi marchionis,
    (165) Juditha comitissa, soror Herimanni marchionis.
    In den Einträgen geben sich drei Paare zu erkennen. Graf Hesso und seine Gattin Judith (Nm. 10 und 45), die Fundatoren von Backnang Markgraf Hermann und seine Ehefrau Judith (Nrn, 1 und 6) und Markgraf Hermann mit seiner Gemahlin Bertha (Nr. 150).
    Dann wäre nämlich Judith als Tochter des Paares Hesso/Judith (Nrn. 10/45) und als Gattin des Markgrafen Hermann I. (Nr. 108) zu betrachten.
    Angesichts der Tatsache, daß HESSONEN schon aus der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts im Backnanger Necrolog Aufnahme gefunden haben, muß auf eine ältere Aufzeichnung geschlossen werden. Sucht man in dem primus marchio jedoch den Markgrafen Hermann I., das heißt den Vater des Backnanger Stiftsgründers, und hält man demzufolge seine Gemahlin für "Judith von Backnang", so lösen sich einige der fast ausweglos erscheinenden Probleme:
    Hermann II. wäre dann nicht zweimal, sondern nur einmal, nämlich mit Judith von Dillingen, vermählt gewesen, die zuletzt am 17. Februar 1122 genannt, noch zu Lebzeiten Herzog Bertholds III. den Tod gefunden hätte, das heißt am 23. Juli 1123 gestorben wäre. Und Markgraf Hermann II. hätte Backnang von seiner Mutter, nicht von seiner Gemahlin übernommen, was dem Wortlaut der Backnanger Stiftungs-Urkunden entspricht.

    oo Hermann I. Markgraf von Verona um 1045 † 26.4.1074

    Kinder:
    - Hermann II. Markgraf von Baden um 1070 † 7.10.1130

    Literatur:
    Black-Veldtrup, Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien, Böhlau Verlag Köln 1995, Seite 308,370 - Heyck, Eduard Dr.: Geschichte der Herzöge von Zähringen 1891 Seite 99-107 - Parlow Ulrich: Die Zähringer. W. Kohlhammer Verlag Stuttgart 1999 Seite 47,95,99,210,233 - Schmid, Karl: Vom Werdegang des badischen Markgrafengeschlechts. ZGORh 139 1991 Seite 46-77 - Schwennicke, Detlef: Europäische Stammtafeln. Stammtafeln zur Geschichte der Europäischen Staaten. Neue Folge Band XII, Schwaben Tafel 25 - Weller Tobias: Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert. Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2004 Seite 217 -

    Kinder:
    1. 1. von Baden, Hermann II. wurde geboren um 1070; gestorben am 7 Okt 1121 in Backnang [71522],Rems-Murr-Kreis,Baden-Württemberg,Deutschland.