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 Bohrer

von Luxemburg, Kunigunde

von Luxemburg, Kunigunde

weiblich 975 - 1033  (58 Jahre)

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Generation: 1

  1. 1.  von Luxemburg, Kunigundevon Luxemburg, Kunigunde wurde geboren in 975 (Tochter von von Luxemburg, Siegfried I. und Hadwig); gestorben am 3 Mrz 1033 in Kaufungen [34260],Kassel,Hessen,Deutschland; wurde beigesetzt in Bamberg [96047],Bamberg,Bayern,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Deutschland; Deutsche Königin
    • Titel/Amt/Status: Bayern,Deutschland; Herzogin von Bayern
    • Titel/Amt/Status: seit 14 Feb 1014; Römische Kaiserin

    Notizen:

    Kunigunde schreitet über glühende Pflugscharen, um den Verdacht der ehelichen Untreue abzuwehren
    Darstellung im Bamberger Dom

    HeiligeKunigunde



    Neue Deutsche Biographie - Kunigunde

    heilig, Kaiserin, † 3.3.1033 Kaufungen (Hessen), ⚰ Bamberg, Dom.

    Leben
    K. heiratete etwa 998-1000, jedenfalls noch unter der Regierung Kaiser Ottos III., den späteren Kaiser Heinrich II. Sie wurde 1002 von EB Willigis von Mainz in Paderborn zur Königin, 1014 von Papst Benedikt VIII. in Rom zur Kaiserin gekrönt und übte auf die Regierungsgeschäfte einen nicht unerheblichen Einfluß aus; sie intervenierte in wichtigen Angelegenheiten, begünstigte den EB Aribo von Mainz und vertrat gelegentlich ihren Gemahl. Mit ihrem Bruder, Hzg. Heinrich V. von Bayern, arbeitete sie eng zusammen. Daß sie die Ausstattung des Bistums Bamberg förderte, soweit es an ihr lag, ist urkundlich bezeugt. Nach dem Tode des Kaisers sorgte sie gemeinsam mit ihren Brüdern Heinrich von Bayern und Dietrich von Metz für die Aufrechterhaltung der Ruhe im Reich. Als Witwe zog sie sich in das von ihr 1017 nach der Genesung von einer Krankheit an dem Pfalzort Kaufungen gegründete Nonnenkloster zurück, wo sie ihre letzten Lebensjahre zubrachte. Bald entstand die Sage von ihrer Josefsehe. Ihre Gestalt wurde immer stärker in die Heinrichslegende einbezogen. Die Kinderlosigkeit des Herrscherpaares ließ das Gerücht von einer Josephsehe aufkommen und das Legendenmotiv des Gottesurteils, wonach K. zum Beweis ihrer Jungfräulichkeit über zwölf glühende Pflugscharen schreiten mußte. Vor 1199 verfaßte ein Anonymus ihre Vita, am 29.3.1200 wurde sie heiliggesprochen.

    Literatur
    Vita (legendär): Acta Sanctorum Mart. I (1667) 272-278; MGH SS 4, 821-24; Jbb. d. Dt. Gesch., Heinrich II.; J. P. Toussaint, Gesch. d. hl. K. v. Luxemburg, 1901; H. Günter, Kaiser Heinrich II. u. Bamberg, in: HJb. 59, 1939; H. Renn, Das erste Luxemburg. Grafenhaus (936–1136), in: Rhein. Archiv 39, 1941; G. Ulrich, Die hl. K., 1954; R. Klauser, Der Heinrichs- u. K.-Kult im ma. Bistum Bamberg, 1957; R. Reinhardt, Kaiser Heinrich II d. Hl. u. s. Gemahlin Kaiserin K., in: Bavaria Sacra I, hrsg. v. G. Schwaiger, 1970, S. 233-48.

    Portraits
    P. E. Schramm, Die dt. Kaiser u. Könige in Bildern ihrer Zeit, 1928, S. 197, 199, Abb. Nr. 81, 89 a-c.



    Begraben:
    Dom

    Gestorben:
    Kloster Kaufungen

    Kunigunde heiratete von Bayern, Heinrich II. in 1000. Heinrich (Sohn von von Bayern, Heinrich II. und von Burgund, Gisela) wurde geboren am 6 Mai 973; gestorben am 13 Jul 1024 in Göttingen [37001],Göttingen,Niedersachsen,Deutschland; wurde beigesetzt in Bamberg [96047],Bamberg,Bayern,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]


Generation: 2

  1. 2.  von Luxemburg, Siegfried I.von Luxemburg, Siegfried I. wurde geboren in 915/917 (Sohn von von Verdun, Kunigunde); gestorben am 26 Okt 997; wurde beigesetzt in Trier [54290],Trier,Rheinland-Pfalz,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Moselgau; Graf im Moselgau
    • Titel/Amt/Status: 963-997, Luxemburg; Graf von Luxemburg

    Notizen:

    Siegfried I.
    Graf von Luxemburg (963-997)
    Graf im Moselgau
    915/17-26.10.997 Begraben: Abtei St. Maximin in Trier
    (* 916/19 Hoensch) (+ 28.10. 997 Renn)

    Jüngster Sohn des Pfalzgrafen Wigerich von Lothringen und der Kunigunde, Enkelin von König Ludwig dem Stammler
    Nach Rene Klein Sohn des Herzogs Giselbert von Lothringen und der Kunigunde, Enkelin von König Ludwig der Stammler

    Brandenburg Erich: Tafel 5 Seite 10, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VII. 50 b. SIEGFRIED, Graf von Luxemburg 963
    * ca. 922, + 998 15. VIII.

    Gemahlin:
    vor 964 (wohl ca. 950)
    Hedwig, angeblich Tochter des Grafen Eberhard im Nordgau + nach 993

    Anmerkungen: Seite 123
    VII. 50. Siegfried

    Vgl. VI 26.
    Er war wohl Graf im Moselgau, siehe Witte, Lothr. Jb. 5, 46; ertauschte 963 Luxemburg von der Abtei St. Maximin in Trier, Mrh. U. B. 1, n. 211, Vogt von Echternach 974 15. III., von St. Maximin 981, ib. n. 252, + ib. n. 236.
    Todestag: Köller, Saarbr. S. 14; Schrötter, Luxemburg 39.

    Gemahlin:
    Hedwig 964, Mittelrh. U. 1 n. 220; zuletzt 993, ib. n. 268, + an einem 13. XII., Fontes 4, 458.
    Daß sie eine Tochter des Nordgaugrafen Eberhard gewesen sei, vermutet Vanderkindere 2, 408, ohne Gründe anzugeben. Es ist sehr unwahrscheinlich, daß Judith eine Schwester Siegfrieds war, die Mittelrh. U. 1, n. 308 III als amita des Erzbischofs Adalbero von Trier erscheint. Sie soll nach 1037 gestorben sein und mit Graf Adalbert von Elsaß vermählt gewesen sein, was aber chronologisch ganz unmöglich ist. Die Urkunde n. 308 III und 309 sind gefälscht, siehe Witte, Lothr. Jb. 5,2, 47f.

    Korrektur (Werner):
    Sämtliche Geschwister Siegfrieds sind durch ihre Mutter Kunigunde als sichere Nachkommen anzusehen, während Brandenburg sie nur zum Teil unter die sicheren Nachkommen einreiht (siehe Tafel 33 VII 57-62).

    Ergänzung (Werner):
    a) Adalbero (siehe Tafel 33 VII 57a), * v. 910, + 962 IV. 26., 929 Bischof von Metz [VII a 63]
    b) Gozelo (siehe Tafel 33 VII 58a), *c. 910, + 942 X. 19., Graf (Bidgau), Gemahlin: Uda, + (n. 963) IV. [VIIa 64]
    c) Friedrich I. (siehe Tafel 33 VII 59), * c. 912, + 978 I.18., Graf von Bar, 959 Herzog von Ober-Lothringen, Gemahlin: 955 Beatrix, Tochter Hugos "des Großen", dux Francorum [s. VII 9], + (n. 978) IX.23. [s. XIII 10] [VIIa 66]
    d) Giselbert (siehe Tafel 33 VII 60), * c. 915, + 963 IV.17., 965 Graf (Ardennengau); Gemahlin: Hedwig, + n. 965. [VIIa 66]
    e) Liutgard (siehe Tafel 33 VII 62), * c. 915, + n. 960 IV.8.
    Gemahl:
    a) Adalbert, + v. 960 IV.8.
    b) v. 960 IV.8. Eberhard. [VII 67]
    f) Siegfried = VII 50. [VII 68]. (Er ist sicher identisch mit "Siegbert", VII 61).

    Werner Karl Ferdinand: Band IV Seite 471, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. 68.
    Den Grafen Siegfried "von Luxemburg" bringt Brandenburg VII, 50 als einziges Kind der Kunigund richtig unter den gesicherten Nachkommen KARLS DES GROSSEN, die übrigen Geschwister, wie bemerkt, nur im 2. Teil, zu den wahrscheinlichen Nachkommen. Brandenburg hielt Siegfried im Gegensatz zu den anderen Kindern der Kunigund für einen Sohn Richwins, also des zweiten Gemahls der Kunigund, übersah aber bei der Einordnung zur gesicherten und nur wahrscheinlichen Deszendenz, daß die Abkunft von KARL DEM GROSSEN ja nicht durch Richwin, sondern durch die gemeinsame Mutter, eben Kunigund, vermittelt wird. Davon abgesehen ist auch Siegfried, wie Renn 12 ff. darlegt, ein Kind aus Kunigunds erster Ehe mit Graf Widericus/Wigerich. Darauf deutet schon der Name von Siegfrieds Sohn Friedrich, identisch mit dem Namen eines Bruders von Wigerich (Renn 17). - Der von Brandenburg VII, 61 (Seite 66) unter den Kindern Kunigunds 1. Ehe aufgeführte "Siegbert, * ca. 915, + nach 943" ist, wie Renn erkennen läßt, zu streichen. Der einzige Beleg für diese Person in einer Urkundenkopie ist offenkundig eine Verschreibung für Siegfried, den hier zu behandelnden Grafen. Vgl. zu ihm und seiner Familie Renn 57ff., zu seiner Frau Hadwig ebd. 64f. - Im einzelnen sind folgende Berichtigungen und Ergänzungen zu den Angaben von Brandenburg zu machen: Siegfried ist c 950 als (Laien-)Abt von Echternach, dann als Vogt dieses Klosters nachweisbar; er ist Graf, wohl in mehreren Grafschaften, nachweisbar 982 im Moselgau. 963 IV 17 erwirbt er die Lützelburg (später "Luxemburg"), die dem Haus später den Namen geben wird. Es leuchtet ein, daß man Siegfried nicht "Graf von Luxemburg" nennen sollte, wie es bei Brandenburg geschieht. Siegfrieds Todestag ist nicht VIII 15 (so Brandenburg), sondern X 28 (Renn 65). Das Datum VIII 15 ist wahrscheinlich der Todestag von Siegfrieds gleichnamigen Sohn (siehe VIII, 69), der nach 985, aber vor dem Vater starb, und dessen Existenz Brandenburg zu Unrecht anzweifelte. Im D 261 OTTOS III. von 997 X 26 wird Siegfried (der Ältere) zuletzt in Tätigkeit, nämlich als Inhaber seiner Grafschaft, genannt. (Brandenburg gibt als Todesjahr 998). Renn 65 liefert zu dem von Brandenburg schon gegebenen Terminus post quem des Todes der Hadwig, 993, den Todestag XII 13: In den bairischen Nekrologien, die die Familie der Kaiserin Kunigund, der Tochter Hadwigs, verzeichnen, erscheint zu diesem Tag domina Hedwich comitissa. Der vermutliche Zeitpunkt der Eheschließung Siegfrieds mit Hadwig, bei Brandenburg "vor 964, wohl ca. 950", wird von Renn 58 mit C 955/60 angegeben.

    VIII. 68-78
    Die zahlreichen Kinder des Grafen Siegfried "von Luxemburg" konnten nach den Angaben von Renn erheblich präziser datiert und in ihrer Reihenfolge gegenüber Brandenburg VIII, 44-53 umgestellt werden. Gegenüber Brandenburg kam hinzu der jüngere Siegfried, dessen Existenz Brandenburg nicht anerkennen wollte. Vgl. jedoch die überzeugenden Ausführungen von Renn. Im einzelnen ist zu bemerken: das Geburtsjahr des Ältesten, Heinrich, ist von c 955 auf c 960 zu setzen, wie sich aus dem vermutlichen Ehedatum der Eltern ergibt (Renn 58). Nach dem erwähnten Siegfried dem Jüngeren (er ist es, der in den Briefen Gerberts Havet nr. 41 und 51 vorkommt) gehört Liutgard zu den ältesten Geschwistern. Vgl. zu ihr oben VIII, 52 (Ehe und Geburtsdatum) und Uhlirz 456 sowie Renn 103, der den Todestag berichtigt: V 13, nicht V 14 (Brandenburg) - Zu Friedrich und seinen Nachkommen siehe Renn 44ff. sowie die Tafel dort 45. - Die Tochter unbekannten Namens, Gattin des Grafen Thietmar (wohl von Volksfeld), starb an einem III 29, wie wir bei Renn 104 erfahren. Wir wissen von ihrer Tochter Uda. Kaiserin Kunigund hat diese ihre Nichte noch erwachsen gekannt, was auf eine Geburtszeit der Mutter von c 970 schließen läßt (Renn 105). - Zu Giselbert, den Brandenburg "Graf in Waldelevings" nennt, belehrt uns Renn 87, daß er, Graf einer uns unbekannten Grafschaft, Herr im saarländischen Walerfangen (Moselgau) war. Zum Todesjahr 1004 (schon bei Brandenburg) bietet er ebd. den genauen Tag, V 18. - Das genaue Todesdatum (Brandenburg "1046 IV oder V") gibt Renn 103 auch zu Bischof Dietrich von Metz: 1046 V 2. - Zur Kaiserin Kunigund ist zu bemerken, daß ihre Ehe mit HEINRICH II. nicht c 999, sondern mit hoher Wahrscheinlichkeit im Frühsommer des Jahres 1000 stattfand, vgl. Uhlirz 331. - Kunigundes Schwester Eva starb nicht nur nach 1020 II 3, wie Brandenburg angibt, sondern erst nach 1040 (Renn 114); ihr Gemahl, Graf Gerhard, starb 1024/33 (Renn 103f., gegenüber Brandenburg: "nach 1020"). - Der Todestag der Äbtissin Ermentrud in einem unbekannten Jahr, ist V 2 (Renn 105), und nicht V 5 (Brandenburg).

    Althoff Gerd: Seite 420, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    G 145a
    Me: 27.10. Sifrid com + um 998 Vater der Kaiserin Kunigunde

    (Es.) Zum 28. Oktober überliefern die Notae Necrologiae Coufungenses: Sigefridus Kunuz com. pater Chunigundis imperatoricis obiit. Da auch die Mutter und die Gemahlin Siegfrids und ein Sohn des Ehepaares im Merseburger Necrolog begegnen (vgl. G 176 und K 16), ist die Identifizierung wohl gesichert, zumal der zum 26. Oktober ins Lüneburger Necrolog eingetragene Graf gleichen Namens als occius bezeichnet ist (G 145).
    Die Kaiserin Kunigunde hat offensichtlich dafür gesorgt, daß bei der Neustiftung des Gedenkens in Merseburg auch ihre Vorfahren berücksichtigt wurden; vgl. dazu ausführlich oben S. 198f.
    Allgemein zu Siegfrid siehe Renn, Das erste Luxemburger Grafenhaus, besonders Seite 57ff.; dort auch Seite 64 Hinweise auf den Zeitraum seines Todes; vgl. dazu auch seine Grabinschrift (MGH Poetae lat. 5, Seite 316) und Wampach, Urkunden- und Quellenbuch, Nr. 211.

    Thiele Andreas: Tafel 66, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte"
    Band I, Teilband 1 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser I


    SIEGFRIED
    + 998
    Sohn des Pfalzgrafen Wigerich von Lothringen, Graf in den Ardennen

    Graf im Moselgau, Stütze seines bischöflichen Bruders Adalbero von Metz, erwarb am 17.4.963 die Burg Luxemburg durch Tausch gegen Liegenschaften in Feulen mit dem Kloster St. Maximilian in Trier, die seitdem als Residenz für seinen großen Streubesitz diente. Er beerbte um 964 seinen Bruder Giselbert im Ardennengau und wurde um 950 Laienabt von Echternach, das er sehr förderte. Er war auch Vogt von St. Maximin in Trier und zu Metz und damit der mächtigste Mann im Moselgauraum. Er war eine treue Stütze der OTTONEN, unterstützte OTTO III. im Thronkrieg, stand mit der Sippe 985 gegen Frankreich wegen Verdun und war auch zeitweise gefangen. Durch die starke Verflechtung seines Besitzes mit dem der Erzbischöfe von Trier, der Bischöfe von Metz, Toul und Verdun und etlicher Klöster hatte er ständig Streit mit diesen. Er war sogar zeitweise deshalb gebannt, weil er den Bischof von Verdun gefangen hielt. Er förderte die Cluniazenser in Gorze, Echternach und St. Maximin, erwarb unter anderem Saarburg als Lehen der Erzbischöfe von Trier und schuf die Grundlagen des luxemburgischen Territorialstaates.

    oo HEDWIG

    Mohr Walter: Band I Seite 59-61, "Geschichte des Herzogtums Lothringen"

    Nach der Übergabe OTTOS III. an seine Mutter auf dem Tag zu Rara am 29. Juni 984 kam es in Lothringen zu einem neuen Aufschwung für die kaiserliche Partei. An ihre Spitze traten Herzog Dietrich von Ober-Lothringen und Graf Gottfried von Verdun. Von weiteren Parteigängern sind bekannt: Siegfried von Luxemburg und die Grafen Bardo und Gozelo, die ihrerseits Neffen des Grafen von Verdun waren. Zunächst widmeten sie sich der Wiedereroberung von Verdun, die wahrscheinlich Ende September 984 gelang. Etwa zur gleichen Zeit war es dem kaiserlichen Hofe durch den Tod Bischof Dietrichs von Metz möglich, die kaiserliche Partei in Lothringen weiter zu stärken. Das erledigte Bistum wurde Adalbero, dem Sohn der Herzogin Beatrix, übertragen, der zuvor schon zum Bischof von Verdun ausersehen worden war, aber durch den Tod OTTOS II. seine dortige Anerkennung noch nicht erhalten hatte. Auch nach Verdun kam als Bischof ein Anhänger der kaiserlichen Partei, ein weiterer Adalbero, Sohn des Grafen Gottfried von Verdun. Um diese Stadt entwickelte sich in einem prinzipiell gearteten Sinne die Auseinandersetzung mit dem westfränkischen König. Er hat zu Ende des Jahres 984 mit den Vorbereitungen zur Rückeroberung begonnen. Auf der Gegenseite hat man sich eifrig zur Verteidigung gerüstet. Der Angriff Lothars war erfolgreich. Bei der Übergabe gerieten die Verteidiger, darunter Herzog Dietrich von Ober-Lothringen, Graf Siegfried von Luxemburg und Graf Gottfried von Verdun in Gefangenschaft. Lothar hat seine Aktion nicht weitergeführt, er ist wieder ins westfränkische Reich zurückgekehrt.
    Von westfränkischer Seite scheint man gehofft zu haben, dass die immer noch gefangenen Grafen Gottfried von Verdun und Siegfried von Luxemburg nachgeben würden. Nach den Worten des Gerbert von Aurillac konnten nach dem Tode Lothars alle einst in Gefangenschaft geratenen Lothringer mit Ausnahme des Grafen Gottfried von Verdun entkommen.

    Baumgärtner Ingrid: Seite 15, "Kunigunde - eine Kaiserin an der Jahrtausendwende"

    Umstritten sind die genealogischen Zusammenhänge der Frühzeit dieses Hauses, insbesondere um den Vater Kunigundes, sei es nun Siegfried I. oder Siegfried II. Seine Nachkommen bezeichneten sich später (erstmals 1083) nach der Lützelburg als die Grafen von Luxemburg und nutzten ihre mächtige territoriale Basis für eine vorherrschende Stellung in Ober-Lothringen. Kennzeichnend für den raschen Aufstieg von Graf Siegfried im Grenzgebiet zwischen untergehenden karolingischem Westreich und ottonischen Ostreich waren die engen Beziehungen zu den beiden angesehenen Königssippen, den KAROLINGERN und den OTTONEN. Die Rückführung erfolgte zielbewusst über Graf Siegfrieds kognatische Linie, über dessen Mutter Kunigunde und Großmutter Ermentrude (Irmintrud) auf König Ludwig den Stammler sowie die Kaiser KARL DEN KAHLEN, LUDWIG DEN FROMMEN und KARL DEN GROSSEN. Diese karolingische Abstammung verlieh Kunigunde eine außergewöhnliche Aura; sie begründete die Leistung ihrer Dynastie und legitimierte zur Herrschaft.



    955/60 oo Hadwig (von Lothringen, Tochter des Herzogs Giselbert), um 940/45-13.12.993

    11 Kinder:

    - Heinrich I. Graf von Luxemburg 960-27.2.1026
    - Siegfried II. 960/65-15.8.985
    - Adalbero Erzbischof von Trier (1008-1036) - 12.11.1036
    - Ermentrud Äbtissin
    - Giselbert Graf im Ardennengau -18.5.1004 gefallen Pavia
    - Liutgard 960/65-13.5.1005
    980 oo Arnulf II. Graf von Holland 955-18.11.993
    - Eva 975-19.4.1040
    1000 oo Gerhard Graf von Elsaß - 28.12.1033
    - Kunigunde 975-3.3.1033
    1001 oo HEINRICH II. König des Deutschen Reiches 6.5.973-13.7.1024
    - Dietrich II. Bischof von Metz (1005-1046) - 2.5.1046
    - Friedrich Graf von Luxemburg 965 - 1019


    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Wilhelm Fink Verlag München 1984 Seite 420 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lothringen im 10. Jahrhundert, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 15,23,36,37,40,42,72,84,86,96,99,169,170,185 - Baumgärtner, Ingrid (Hg): Kunigunde - eine Kaiserin an der Jahrtausendwende, Furore Verlag Kassel 1997 Seite 15 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 5 Seite 10,123 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 475-479,489,498/Band III Seite 503 - Erbe Michael: Belgien, Niederlande, Luxemburg. Geschichte des niederländischen Raumes. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1993 Seite 47- Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 225,230,267,282,304 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 53,58,62,70,85,89,91-93,110-112,119, 132,134,136,179 - Hoensch, Jörg K.: Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche Dynastie gesamteuropäischer Bedeutung 1308-1437. Verlag W. Kohlhammer 2000 Seite 11 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 287,295,376 - Klein Rene: Wer waren die Eltern des Grafen Siegfried? - Eine neue Hypothese zum Ursprung des ersten Luxemburger Grafenhauses. in: Luxemburgische Gesellschaft für Genealogie und Heraldik, Annuaire/Jharbuch 1998 - Mohr Walter: Geschichte des Herzogtums Lothringen. Verlag "Die Mitte" Saarbrücken 1974 Band I Seite 59-61 - Renn, Heinz: Das erste Luxemburger Grafenhaus Seite 57-80 - Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg.): Otto III. - Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 45A,64A - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 73-75 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 66 - Twellenkamp, Markus: Das Haus der Luxemburger, in: Die Salier und das Reich, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992 Band 1 Seite 475-503 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 41 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf VII, 68 Seite 471 - Wolf Armin: Die Herkunft der Grafen von Northeim aus dem Hause Luxemburg und der Mord am Königskandidaten Ekkehard von Meißen 1002. Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte Band 69 1997 - Wolf Armin: Zur Kontroverse um die Herrschaft der Grafen von Northeim aus dem Hause Luxemburg. Rheinische Vierteljahresblätter Jahrgang 65 2001, Seite 400-406 -


    Neue Deutsche Biographie - Siegfried I. (Sicco, Sigefridus Kunuz)

    Graf von Luxemburg, * um 919, † 28. 10. vermutlich 998, ⚰ Trier, Sankt Maximin.

    Leben
    Die Herkunft S.s aus dem sog. „Ardennerhaus“ ist in der Forschung umstritten. Nach der sog. „Bamberger Tafel“ (nach 1014) stammte er über Kunigunde, Enkelin Ludwigs des Stammlers, vom hl. Arnulf und den Karolingern ab. Diese – auf Metzer Quellen aufbauende – Genealogie sollte als Beleg für den „kaiserlichen“ Rang Kunigundes, der Tochter S.s und Ehefrau Ks. Heinrichs II. dienen.

    Das weit verzweigte „Ardennerhaus“ war im Raum Reims-Lüttich-Trier-Metz fest verankert und traditionell westfränkisch orientiert. Nach anfänglicher Rivalität mit den Ottonen schlossen sich seine Mitglieder unter der Führung Bf. Adalberos von Metz, des Bruders von S., den neuen Herren Lotharingiens an und wurden nach dem Tod der Konradiner Udo und Hermann (949) und dem Scheitern Hzg. Konrads des Roten (953/54) zu den treuesten Anhängern des otton. Herrscherhauses im zwischen Frankreich und Reich umkämpften lotharing. Raum.

    S., seine Brüder und seine sechs Söhne wurden mit Grafenrechten, Herzogs- und Bischofswürden, Laienabbatiaten und Vogteien ausgestattet. S. selbst war Graf im Moselgau zwischen Metz und Trier, wohl Graf im Bidgau in der Eifel, Laienabt der Reichsabtei Echternach und vermutlich Vogt von St. Maximin (Trier). Im Maas-Mosel-Saar-Raum verfügte er über Güter und Burgen, wovon die 963 oder 987 erstmals erwähnte Luxemburg dem von seinem Enkel Giselbert († vor 1059) abstammenden Geschlecht seinen Namen gab.

    Die Nähe zum König (Italienzüge 966–73, 983; Kampf um Verdun u. franz. Gefangenschaft 984–85) wie die Teilhabe an den otton. Klosterreformen (Echternach 973; Unterstützung d. Maximiner Reformgemeinschaft) zeichnen S. als otton. Großen aus; dies belegen auch die geistige und kulturelle Verwandtschaft mit den Ottonen (imperatorius frater, Zugehörigkeit zum Gerbert-Egbert-Kreis) und die Übernahme entsprechender kultureller Referenzen (Reliquien, Kirchentitulaturen).

    Im 19. Jh. erklärte das aufflackernde Luxemburger Nationalgefühl Graf S. „von Luxemburg“ zum Begründer der Nation, der Stadt und des Landes Luxemburg, das Jahr 963 zum mythischen Ursprung des heranwachsenden Nationalstaats.

    Quellen
    Qu Urkk.- u. Qu.buch z. Gesch. d. altluxemburg. Territorien, ed. C. Wampach, Bd. 1, 1935; Genealogia regum Francorum, ed. G. H. Pertz, MGH SS, 2, S. 314; Die Briefslg. Gerberts v. Reims, ed. F. Weigle, Weimar, 1966 (MGH, Die Briefe d. dt. Ks.zeit, Bd. 2); Die lat. Dichter d. dt. MA, ed. K. Strecker, 21970 (MGH, Poetarum latinorum medii aevi, Bd. 5, S. 316).

    Literatur
    H. Renn, Das erste Luxemburger Grafenhaus (963–1136), 1941; J. Vannérus, La première dynastie luxembourgeoise, in: Revue belge de Philologie et d'Histoire 25, 1946–47, S. 801–58; M. Uhlirz,|Domnus Sicco, imperatorius f(rate)r d(ucat) XX, in: DA 10, 1953–54, S. 166–69; dies., Die ersten Grafen v. L., ebd. 12, 1956, S. 36–51; Ph. Wey, Gf. S. v. Luxemburg u. d. Vertrag v. 964, in: 1000 Jahre Saarburg, in: Heimatbuch f. d. Kr. Saarburg, 1964, S. 5–16; La Maison d'Ardenne (Xe–XIe s.), Actes des Premières Journées Lotharingiennes 1980, 1981; M. Margue u. M. Pauly, Saint-Michel et le premier siècle de la ville de Luxembourg, in: Hémecht 39, 1987, S. 5–83; M. Margue, Aspects politiques de la „réforme“ monastique en Lotharingie, in: Revue bénédictine 98, 1988, S. 31–61; ders. u. J. Schroeder, Zur geistigen Ausstrahlung Triers unter Ebf. Egbert, in: Egbert, Ebf. v. Trier 977–993, hg. v. F. J. Ronig, Bd. 2, 1993, S. 111–21; M. Margue, „Bamberger Tafel“, in: Ks. Heinrich II. 1002–1024, hg. v. J. Kirmeier u. a., 2002, S. 216–18; A. Wolf, Die Herkunft d. Grafen v. Northeim aus d. Hause L. u. d. Mord am Kg.kandidaten Ekkehard v. Meißen 1002, in: Niedersächs. Jb. f. Landesgesch. 69, 1997, S. 427–40; R. Klein, Wer waren d. Eltern d. Grafen S.?, in: Annuaire de l'Association Luxembourgeoise de Généalogie et d'Héraldique, 1998, S. 9–27; E. Hlawitschka, War Gf. S. I. v. L. e. Sohn Hzg. Giselberts v. Lothringen?, in: Forsch.btrr. d. Geisteswiss. Kl., 23, hg. v. d. Sudetendt. Ak. d. Wiss. u. Künste, 2002, S. 53–67; LexMA VI, S. 28 f.; M. Margue, in: Nouvelle Biogr. Nat. III, 1994, S. 295–300.

    Geburt:
    (* 916/19 Hoensch)

    Name:
    auch Sicco, Sigefridus Kunuz

    Gestorben:
    (+ 28.10.997 Renn)

    Begraben:
    Abtei St. Maximin in Trier

    Siegfried heiratete Hadwig in 955/960. Hadwig gestorben am 13 Dez 993. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 3.  Hadwig gestorben am 13 Dez 993.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Luxemburg; Gräfin von Luxemburg

    Notizen:

    Hadwig Gräfin von Luxemburg
    - 13.12.993

    Tochter des Grafen Berthold I. von Schweinfurt aus dem Hause BABENBERG und der Eilika von Walbeck, Tochter von Graf Lothar
    Nach Vanderkindere Tochter des Nordgaugrafen Eberhard
    Verschiedene Forscher sehen Hadwig als Tochter des Herzogs Giselbert von Lothringen und der Gerberga von Sachsen, Tochter von König HEINRICH I. Diese Ansicht ist zu verwerfen, da König HEINRICH II. in einer unerlaubten Nahehe gelebt hätte.

    -- Heinrich I. von Bayern -- Heinrich II. der Zänker -- HEINRICH II.
    HEINRICH I.
    -- Hadwig oo Giselbert von Lothringen -- Hadwig oo Siegfried von Luxemburg -- Kunigunde

    Althoff Gerd: Seite 426, "Königs- und Adelsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    G 176
    Me: 14.12. Hadeuuich com + nach 993 Mutter der Kaiserin Kunigunde

    (Es.) Zum 13. Dezember überliefern die Notae Necrologiae Coufungenses: Domina Hadewich comitissa, mater Chunigundis imperatoris obiit. Da auch Kunigundes Vater Siegfried (G 145a) und Bruder Giselbert (K 16) im Merseburger Necrolog begegnen, ist die Identifizierung gesichert.
    Kunigunde sorgte offensichtlich dafür, daß bei der Neustiftung des Gedenkens in Merseburg auch ihre Verwandten berücksichtigt wurden; siehe dazu ausführlich oben S. 298ff.
    Zur Luxemburger Familie Kunigundes vgl. Renn, Das erste Luxemburger Grafenhaus, dort auch Hinweise auf den Zeitraum des Todes, siehe auch Wampach, Urkunden- und Quellenbuch, Nr. 211.

    Glocker Winfrid: Seite 226,282,304, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik."

    Noch rätselhafter ist die Mutter der Kaiserin Kunigunde, von der wir nur den Namen Hadwig kennen. Mehrfach wurden bereits Überlegungen angestellt, die Mutter Kunigundes mit der gleichnamigen Tochter Herzogs Giselberts von Lothringen und dessen Gemahlin Gerberga zu identifizieren. Erst vor wenigen Jahren wurde diese Identifizierung von Ferdinand Geldner wiederholt und mit einem neuen Argument, der Josephsehe zwischen Kaiser HEINRICH II. und Kunigunde, verknüpft, um so ein durchschlagendes Gegenargument zu entkräftigen. Sieht man nämlich in Kunigundes Mutter die Tochter der Herzogin Gerberga, so hätte Kaiser HEINRICH II. mit seiner Ehe gegen die kanonischen Ehehindernisse verstoßen.

    V. a. 11) HADWIG
    * c 930, + jung (nach 939)
    ? oo 939 Berthold, Herzog von Bayern

    Diese Hadwig ist nur aus dem Gedenkbucheintrag Herzog Giselberts im Liber memorialis von Remiremont, fol. 6r, bekannt. Die Art, wie die Personen in diesem Eintrag angeordnet sind, läßt den Schluß zu, daß es sich bei Hadwig um eine Tochter Herzog Giselbert und der Gerberga handeln muß. Da wir diesen Eintrag mit Hlawitschka, Giselbert passim, auf die Jahre zwischen 929 und 933/35 datieren können, ist auch das Geburtsjahr Hadwigs in diesem Zeitraum zu suchen. Weil in dem angesprochenen Eintrag nur die Namen Heinrichs und Hadwigs aufgeführt sind, nicht aber diejenigen aus anderen Quellen bekannten Kinder des lothringischen Herzogspaares, Alberada und Gerberga, müssen eben Heinrich und Hadwig die beiden älteren Kinder unseres lothringischen Herzogspaares sein. In der Literatur wurde öfters vermutet, unsere Hadwig könne mit der gleichnamigen Gemahlin des Grafen Siegfried von Luxemburg identifiziert werden, die die Mutter der Kaiserin Kunigunde war. Doch wie Renn, Grafenhaus Seite 62f., zu Recht feststellt, ist diese Hypothese wegen der kanonischen Ehehindernisse, die dann bei der Ehe Kaiser HEINRICHS II. mit Kunigunde aufgetreten wären und in den Quellen einen Niederschlag hätten finden müssen, unhaltbar. Es war wohl Hadwig, die von ihrem Onkel dem bayerischen Herzog Berthold 939 als seine Braut versprochen wurde. Liutprands Antapodosis, die uns IV c. 31, Seite 126, von dem geplanten Ehebündnis unterrichtet, nennt den Namen der Tochter Herzog Giselberts, die "fere iam nubilis" sei, aber nicht; vgl. dazu im 1. Teil Seite 33. Das Wissen von der Existenz einer Giselbert-Tochter namens Hadwig war vor dem Erscheinen der MGH-Edition des Liber memorialis von Remiremont nicht weit verbreitet, und deshalb gilt in der Literatur häufig Alberada als diejenige Tochter Giselberts, die mit Berthold verlobt wurde; allerdings konnte man nicht erklären, warum Alberada dann später als Gemahlin Graf Renauds von Roucy bezeugt ist. Aus D O II. 141 kennen wir eine Biledrud als die Witwe Herzog Bertholds, die manche Genealogen (vgl. Knetsch, Brabant Seite 13, Nr. IV 7) für eine Tochter Giselberts und der Gerberga halten. Dies ist aber sicher nicht richtig. Hadwig wird in den Quellen nach 939 nicht mehr erwähnt und ist wohl bald darauf verstorben; daher mündete ihr Verlöbnis mit Herzog Berthold nicht in eine Eheschließung ein.

    Seite 304
    Die Eltern der Kaiserin Kunigunde waren Graf Siegfried von Luxemburg und dessen Gemahlin Hadwig (bezeugt durch den Eintrag ihres Sterbetages XII 13 im Nekrolog von Ranshofen).

    Renn, Heinz: Seite 61-65, "Das erste Luxemburger Grafenhaus"

    Um die Herkunft der Hedwig haben sich zahlreiche Genealogen bemüht und dabei verschiedene Ansichten vertreten. Der Vater der luxemburgischen Geschichtsschreibung, Bertels, nennt sie ohne Angabe von Belegen eine Tochter des Grafen Eustach von St. Pol (nordwestlich von Arras) und Guines (bei Calais). Nun kennt aber Vanderkindere, von dem über dieses Geschlecht Untersuchungen vorliegen, einen Eustach erst für die Mitte des 11. Jahrhunderts. Es läßt sich also mit Bertels Meinung nichts anfangen.
    Andere Historiker wie Kremer und Schötter verweisen auf die eben erwähnte Maximer Urkunde von 1037. Hier nennt Adalbero, der Sohn Sigfrids und Hedwigs, nicht nur Judith "amita", sondern auch ihren Gemahl Adalbert "avunculus". Obige Gelehrte fassen dieses Wort in seiner eigensten Bedeutung als Bruder der Mutter und kommen zu dem Schluß, daß Hedwig eine Schwester der lothringischen Grafenbrüder Gerhard und Adalbert sein müsse, was übrigens auch Vanderkindere als Möglichkeit gelten läßt.
    Depoin hat einen anderen Vorschlag gemacht, der großen Anklang gefunden hat und dem die einschlägige Literatur durchweg gefolgt ist. Er weist auf eine Eintragung im Nekrologium von Remiremont hin, die sich auf Herzog Giselbert von Lothringen und seine Gemahlin Gerberga, die Tochter HEINRICHS I., bezieht. Beide werden hier als Wohltäter der Abtei genannt: "Dumnus Gislibertus dux, qui pro remedium anime sue et seniori sui dumni Heinrici et uxori sue et infantibus suis omnes ecclesias sancti Petri nobis restituit. Dumnus Gislibertus dux cum omnibus fidelibus suis. Dumna Girberga, Ainricus, Haduidis." Bei den zuletzt erwähnten Namen handelt es sich offenbar um zwei Kinder des Herzogspaares. Ihr Sohn Heinrich ist 943 gestorben. Von Hedwig wissen wir nichts Näheres. Diese hat nun Depoin für die Gemahlin unseres Grafen Sigfrid gehalten. Die enge Beziehung der LUXEMBURGER zum deutschen Kaiserhaus könnte dafür sprechen, ebenso die Namen Heinrich, Giselbert und Uda, die nunmehr in Sigfrids Familie auftauchen. Stimmt Depoins Vorschlag, dann hat Kunigunde, die Gemahlin HEINRICHS II., als Enkelin der Gerberga, die Schwester OTTOS DES GROSSEN, ihren Halbvetter geheiratet.
    Folglich kann Hedwig, die Gemahlin Sigfrids, nicht die Tochter Giselberts und Gerbergas sein, wie es heute durchweg angenommen wird. Meine Untersuchungen müssen alle Lösungen, Hedwigs Herkunft zu bestimmen, abweisen. Aus Mangel an Unterlagen ist es leider unmöglich, einen positiven Vorschlag zu machen. Demnach bleibt die Herkunft Hedwigs, der Gemahlin Sigfrids, nach wie vor ungeklärt.
    Hedwig und ihren Gemahl, die vorher zweimal in Urkunden aus den Jahren 964 und 965/66 zusammen genannt werden, finden wir im Jahre 993 zum letzten Mal gemeinsam vertreten. Sie vermachen dem Kloster St. Maximin ihre Besitzungen zu Mersch und wählen sich dafür als Begräbnisstätte einen Platz vor dem St. Clemens-Altar in der Trierer Abteikirche aus. Seitdem schwindet Hedwig aus der Geschichte. Nur ihr Todestag, der 13. Dezember, ist uns überliefert [36 Im Ranshofener Kodex = M. G. Necrologia IV, Seite 425 heißt es: Id. Decembris domina Hedewich comitissa mater Chunigundis imperatricis obiit". Das Bamberger Nekrolog = SS. IV. Seite 791 lautet zu diesem Tage ebenso.].

    Weinfurter, Stefan: Seite 41, "Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten"

    Dazu kam noch die Verbindung des bayerischen Herzogs zu dem mächtigen Haus der Grafen von Luxemburg, aus dem Heinrichs Gemahlin Kunigunde stammte [48 Twellenbach, Das Haus der Luxemburger; Geldner, Tatsachen und Probleme, Seite 29ff.; Renn, Das erste Luxemburger Grafenhaus.]. Die Heirat mit ihr muß im Jahre 1000 oder kurz zuvor zustandegekommen sein. Kunigunde war die Tochter Graf Siegfrieds von Luxemburg [50 Hamer, Kunigunde von Luxemburg; Bezzenberg, Lehen und Legende; Gebser, Die Bedeutung; Baumgärtner, Kunigunde, Seite 17 mit Anmerkung 13.]. Man hat in der Forschung immer die Frage gestellt, wie es zu dieser Ehe kam, zumal doch Heinrich von Bayern, wie Thietmar in seiner Chronik versichert, die Menschen im Westen wegen ihrer "Leichtfertigkeit" nicht sehr geschätzt habe. Es wurde vermutet, daß die Mutter Kunigundes, Hedwig, eine BABENBERGERIN war, nämlich die Tochter des Markgrafen Berthold [52 Faussner, Königliches Designationsrecht, Seite 19.], und daß dadurch Beziehungen in den bayerischen Raum angelegt waren.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 381-383, "Herzog Giselbert von Lothringen und das Kloster Remiremont"

    Auf der Seite 6a des "Liber memoriales von Remiremont" findet sich, von einer Hand in einem Zuge eingeschrieben, unter dem virten Arkadenbogen folgender Eintrag:
    Dumnus Gislibertus dux, qui pro re[me]dium anime sue et seniori sui dumni Henrici et uxori sue et infantibus suis omnes heclesiaes sci. Petri nobis restituit.
    Dumnus Gislibertus dux (cum omnibus fedelibus suis)
    Dumna Girberga. Ainricus. Haduidis.
    Gab doch Didier-Laurent als Editor keinerlei Erklärung dazu, wie dieser Eintrag etwa zustandegekommen sein könnte und beschränkte sich Ebner darauf, nur einige der genannten Personen zu identifizieren: so den Gislibertus dux eben mit Herzog Giselbert von Lothringen, dem wir hier unsere Aufmerksamkeit zuwenden wollen, dessen senior Henricus mit König HEINRICH I., die dumna Girberga mit Giselberts Gemahlin (seit 928) Gerberga, der Tochter König HEINRICHS I., dann Ainricus und Haduidis mit Kindern aus der Ehe Gisleberts und Gerbergas. Hervorhebenswert an dieser Notiz schien bisher allein die Nennung der Haduidis, einer nur hier bezeugten Tochter Giselberts und Gerbergas zu sein.

    Twellenkamp Markus: Band I Seite 479, "Das Haus der Luxemburger" in: Die Salier und das Reich"

    Über die Herkunft von Siegfrieds Frau Hadwig ist zwar schon viel spekuliert worden, eine sichere Festlegung ihrer Identität ist aus Mangel an Quellen aber nicht möglich [27 Auf keinen Fall wird Hadwig eine Enkelin HEINRICHS I. gewesen sein, wie es in der älteren Forschung seit J. Depoin, Sifroi Kunuz, comte de Mosellane, Luxemburg 1904, S. 6, wiederholt behauptet wurde. Wäre Hadwig tatsächlich die Tochter Herzog Giselberts von Lothringen und seiner Frau Gerberga, der Tochter HEINRICHS I., dann hätte Kunigunde, die Tochter Hadwigs und Graf Siegfrieds, eine Verwandtenehe 3. kanonischen Grades geschlossen, was vollkommen auszuschließen ist, vgl. hierzu Renn, Luxemburger (wie Anmerkung 1),, Seite 62-64, und E. Hlawitschka, Herzog Giselbert und das Kloster Remiremont, in: ZGORh. 108, N.F. 69, 1960, Seite 427-428].



    955/60 oo Siegfried Graf von Luxemburg, 915/17-26.10.997

    11 Kinder:

    - Heinrich I. Graf von Luxemburg 960-27.2.1026
    - Siegfried II. 960/65-15.8.985
    - Adalbero Erzbischof von Trier (1008-1036) - 12.11.1036
    - Ermentrud Äbtissin
    - Giselbert Graf im Ardennengau -18.5.1004 gefallen Pavia
    - Liutgard 960/65-13.5.1005
    980 oo Arnulf II. Graf von Holland 955-18.11.993
    - Eva 975-19.4.1040
    1000 oo Gerhard Graf von Elsaß - 28.12.1033
    - Kunigunde 975-3.3.1033
    1001 oo HEINRICH II. König des Deutschen Reiches 6.5.973-13.7.1024
    - Dietrich II. Bischof von Metz (1005-1046) - 2.5.1046
    - Friedrich Graf von Luxemburg 965 - 1019


    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 197,426 G 176 - Baumgärtner, Ingrid (Hg): Kunigunde - eine Kaiserin an der Jahrtausendwende, Furore Verlag Kassel 1997 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 226,282,304 - Hlawitschka, Eduard: Herzog Giselbert von Lothringen und das Kloster Remiremont, in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka Seite 377-421, Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris Seite 382 [427]-383 [428]- Renn, Heinz: Das erste Luxemburger Grafenhaus, Bonn 1941 Seite 61-65 - Twellenkamp, Markus: Das Haus der Luxemburger, in Die Salier und das Reich, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992 Band 1 Seite 475-503 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 41 -

    Kinder:
    1. von Luxemburg, Heinrich I. wurde geboren in 960; gestorben am 27 Feb 1026; wurde beigesetzt in Osterhofen [94486],Deggendorf,Bayern,Deutschland.
    2. von Luxemburg, Siegfried II. wurde geboren in 960/965; gestorben in 985/1004.
    3. von Luxemburg, Adalbero gestorben um 1037.
    4. von Luxemburg, Ermentrud
    5. von Luxemburg, Giselbert wurde geboren um 970; gestorben am 18 Mai 1004 in Pavia [27100],Lombardei,Italien.
    6. von Luxemburg, Liutgard wurde geboren in 960/965; gestorben am 13 Mai 1005.
    7. von Luxemburg, Eva wurde geboren in 975; gestorben am 19 Apr 1040.
    8. 1. von Luxemburg, Kunigunde wurde geboren in 975; gestorben am 3 Mrz 1033 in Kaufungen [34260],Kassel,Hessen,Deutschland; wurde beigesetzt in Bamberg [96047],Bamberg,Bayern,Deutschland.
    9. von Luxemburg, Dietrich II. gestorben in 1046/1047; wurde beigesetzt in Metz [57000],Moselle,Lothringen,Frankreich.
    10. von Luxemburg, Friedrich I. wurde geboren in 965; gestorben in 1019.


Generation: 3

  1. 5.  von Verdun, Kunigunde wurde geboren in 890/895 (Tochter von N. und von Frankreich, Ermentrud); gestorben nach 923.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Verdun [55100],Lothringen,Frankreich; Gräfin von Verdun

    Notizen:

    Kunigunde Gräfin von Verdun
    890/95-2.10. nach 923

    Eventuell Tochter Reginars I. Langhals von Hennegau und der Ermentrude, Tochter von König Ludwig II. der Stammler
    Nach E. Brandenburg als Tochter der Irmtrud Enkelin des westfränkischen König Ludwigs des Stammlers

    Althoff, Gerd: Seite 419, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    G 143
    Me: 2.10. Cunice com Großmutter der Kaiserin Kunigunde

    Die gleiche Person ist zum gleichen Tag auch ins jüngere Necrolog von St. Maximin in Trier eingetragen worden. Angesichts der Tatsache, daß mehrere Verwandte der Kaiserin Kunigunde im Merseburger Necrolog begegnen (vgl. G 145a, G 176, K 16, G 173) und angesichts der engen Beziehungen ihrer Familie zu St. Maximin in Trier, wo ihre Eltern begraben wurden (vgl. Renn, Das erste Luxemburger Grafenhaus, Seite 64f.), liegt es zwingend nahe, in der Cunice (Kunigunde)die Großmutter der Kaiserin zu sehen (zu ihr vgl. Renn, Seite 2ff.; anders Eckhardt, Genealogische Funde, Seite 54ff.).
    Bei der Neustiftung des Gedenkens in Merseburg hat die Kaiserin Kunigunde offensichtlich dafür gesorgt, daß ihre Vorfahren in das Gedenken aufgenommen wurden, siehe dazu ausführlich oben Seite 198f.

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 3, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VI. 26. KUNIGUNDE

    * ca. 890, + ...
    Gemahl:
    a) vor 910
    Wigerich, Graf im Trier- und Ardennergau 902, Pfalzgraf von Aachen 916 19.I. + vor 919
    b) (ca. 920)
    Richwin, Graf von Verdun + 923

    Anmerkungen: Seite 119
    VI. 26. Kunigunde
    Über die Frage, ob Kunigunde, die Mutter des Grafen Siegfried von Luxemburg, identisch sei mit Kunigund, Gemahlin des Pfalzgrafen Wigerich und des Grafen Richwin, besteht eine ausgedehnte Literatur, von deren Aufzählung ich hier Abstand nehme, indem ich allgemein auf Parisot, Origines Seite 278f., verweise. Ich führe hier nur die Quellenzeugnisse an, welche mir dieser Identität als ausreichend gesichert erscheinen lassen. Zunächst steht fest, daß Graf Siegfrieds Mutter Kunigunde eine Tochter von Ludwigs des Stammlers Tochter Irmtrud war, Tabula genealogica S. S. 2, 314 und 9, 303; ihr Vater ist nicht bekannt. Ferner ist sicher, daß Bischof Adalbero von Metz, ein Sohn jener Kunigunde, die mit Wigerich und Richwin verheiratet war, aus ihrer ersten Ehe, urkundlich von König Karl dem Einfältigen als nepos bezeichnet wird, Cartul. de St. Lambert 1, n. 11. Sind beide Kunigunden dieselbe Person, so war er tatsächlich König Karls Großneffe (Enkel seiner Schwester Irmtrud). Sind sie nicht identisch, so müßte, da von einer Verwandtschaft Wigerichs mit den KAROLINGERN gar keine Spur vorhanden ist, die zweite Kunigunde ebenfalls eine sehr nahe Verwandte König Karls gewesen sein, was sehr wenig wahrscheinlich ist, da wir die Familienverhältnisse der französischen KAROLINGER ziemlich genau kennen und hier für die Anknüpfung einer solchen Verwandtschaft kaum eine Möglichkeit zu bestehen scheint. Es erscheint mit hyperkritisch, die einfache Lösung, die durch die Annahme der Identität beider Kunigunden geboten wird, von der Hand zu weisen.
    Sind sie aber identisch, so muß des Grafen Siegfried Vater, über den keine Überlieferung vorhanden ist, entweder Pfalzgraf Wigerich oder Graf Richwin gewesen sein, falls man nicht zu der ganz unwillkürlichen Annahme greifen will, daß Kunigunde noch einen dritten unbekannten Gatten gehabt habe. Die Kinder Wigerichs und Kunigundens, von denen wir sechs kennen (siehe Teil II, Gen. VII 57-62) müssen also seine Geschwister oder Stiefgeschwister gewesen sein. Kinder aus Kunigundens zweiter Ehe sind nicht bekannt; denn die Vermutung Schenks zu Schweinsberg (Geneal. Beiträge zur Reichsgesch. S. 8 f.), daß der 959 verstorbene Herzog Gottfried von Lothringen dieser Ehe entsprossen sei, muß wegen unzureichender Begründung abgelehnt werden. Nun wird aber Graf Siegfried in den Briefen des Erzbischofs Gerbert (ed. Havet lettres n. 51, 52) als patruus des Grafen Gottfried von Verdun bezeichnet, der ein Sohn Gozelos, Sohnes des Pfalzgrafen Wigerich war (s. Teil II, Gen. VIII 72), was wieder nur zutrifft, wenn er Gozelos Bruder oder Stiefbruder war. Diese Argumente erscheinen mir als völlig durchschlagend; es müssen aber noch einige Umstände erwogen werden, die gegen diese Annahmen zu sprechen scheinen. Hier ist zunächst die Frage zu stellen, ob nicht die Altersverhältnisse der Kunigunde dagegen sprechen. (So namentlich Vanderkindere 2, 329 f.) Da ihre Mutter Irmtrud etwa um 870 geboren sein kann (siehe oben V 25), so kann Kunigunde um 890 (sogar etwas früher) zur Welt gekommen sein; sie hat Wigerich vor 910 geheiratet und ihm, der zwischen 916 und 919 starb, mindestens fünf Kinder geboren war also zur Zeit ihrer zweiten Vermählung um 920 etwa 30 Jahre alt. Hier liegt also nicht die geringste wirkliche Schwierigkeit vor. Ferner wird geltend gemacht, Graf Siegfried, der erst 963 zum ersten Mal vorkommt und 998 starb, könne nicht wohl der Sohn dieser Kunigunde sein, weil man seine Geburt um 940 ansetzen müsse. Es liegt aber gar kein Grund vor, warum Siegfried nicht älter gewesen sein könnte. Daß wir zufällig keine Nachricht von ihm vor 963 haben, kann in dieser nachrichtenarmen Zeit nicht auffallen; jedenfalls war er damals schon verheiratet; sein ältester Sohn Heinrich kommt schon 964 vor (Mittelrhein. U.B. I, n. 220); der Sohn, welcher am längsten lebt, Erzbischof Albero von Trier, ist zwar erst 1055 gestorben, kann aber sehr wohl um 975 geboren sein, wenn des Vaters Geburt um 920 fällt. Allerdings sprechen die chronologischen Erwägungen stark dafür, daß Graf Siegfried aus Kunigundens zweiter um 920 geschlossener Ehe stammte und etwa 922 oder 923 (in welchem Jahr Graf Richwin starb) geboren war; er würde dann selbst etwa 78 Jahre alt geworden sein. Ich sehe demnach auch in diesen Erwägungen keinen stichhaltigen Gegengrund. Für Richwins Vaterschaft scheint mir noch zu sprechen, daß 963 18. V. neben Siegfried in einer Urkunde der Gräfin Uta, des oben erwähnten Bruders oder Stiefbruders Gozelo Witwe, als Zeuge ein sonst unbekannter Graf Richwin erscheint, dessen Name die Vermutung nahelegt, daß er ein rechter Bruder Siegfrieds gewesen sei. Endlich ist noch ein Punkt zu erwähnen. In Gerberts Briefen (ed. Havel n. 51) erscheint ein gleichnamiger Sohn des Grafen Siegfried. Da nun, soviel wir wissen, unter seinen Söhnen keiner dieses Namens war, könnte daraus geschlossen werden, daß es sich hier um einen ganz anderen Grafen Siegfried handle, wodurch das oben angeführte Zeugnis für die Verwandtschaft Siegfrieds mit den Söhnen Wigerichs seine Beweiskraft verlieren würde. Bei der Seltenheit des Namens Siegfried ist das sehr wenig wahrscheinlich. Auch kann entweder Graf Siegfried einen gleichnamigen jung verstorbenen Sohn gehabt haben, über den keine anderen Nachrichten erhalten geblieben sind, oder es kann ein Fehler des Abschreibers in der Adresse des betreffenden Briefes vorliegen, nämlich Sigifrido filio anstatt Sigefridi comitis filio, in welchem Fall der Name des Sohnes gar nicht genannt wäre. Jedenfalls bietet die Sachlage weder einen Grund, den Grafen Siegfried (c. 922 bis 998) in zwei Personen, Vater und Sohn, zu zerspalten, wie es Parisot tut, noch kann die Beweiskraft der früher angeführten Argumente ernstlich erschüttern. Die Annahme wird auch stark unterstützt durch die Tatsache, daß unter den Nachkommen des ARDENNER-Hauses und Siegfrieds die gleichen Namen gebräuchlich sind und durch den Güterbesitz, s. Witte, Lothr. Jb. 5,2, 46 f. Ganz sicher ist nur die karolingische Abstammung ihres Sohnes Siegfried. Ich bringe daher die Kinder erster Ehe, obwohl ich sie für recht gesichert halte, im Teil II. [VI 36]

    Werner Karl Ferdinand: Band IV Seite 460, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VI. 36.
    Zu den Nachkommen Kunigunds eingehend H. Renn, Das erste Luxemburger Grafenhaus, 963-1136, Bonn 1941, 2dd. Wir besitzen nicht nur eine Genealogie des 11. Jahrhunderts, die die Generationenfolge Ludwigs des Stammlers - Ermentrud (die Schwester Karls III.) - Kunigund - Sigfrid - Kunigund (die Kaiserin, Gattin HEINRICHS II.) verzeichnet, sondern auch den urkundlichen Beweis der karolingischen Abkunft im Diplom König Karls III. von 911/15 (ed. Lauer nr. 65), in dem eine Pekarie bestätigt wird für den comes Widricus und auf Lebzeiten seiner Gattin und eines ihrer Söhne ... uxoris eius, nomine Cunegundis, et unius filiorum ipsorum, videlicet nostri nepotis (!) Adelberonis (der spätere Bischof Adalbero von Metz hier ausdrücklich als Sohn von Karls Base Kunigund bezeugt). In der umstrittenen Frage, welche der zahlreichen Kinder Kunigunds aus ihrer ersten Ehe mit Wigerich/Widericus und welche aus der zweiten Ehe mit Richwin von Verdun stammen, kommt Renn zu dem Ergebnis, alle uns bekannten Kinder der ersten Ehe zuzusprechen. Brandenburg neigte dazu, den Sohn Siegfried (unten VII, 68) der zweiten Ehe zuzuschreiben. Dem stehen die Leitnamen eindeutig entgegen. Der Bruder des Kunigund-Gemahls Wigerich hieß Friedrich, wie wir aus der Vita Johanns von Gorze c. 55 und 74 wissen. Eben der Name Friedrich begegnet aber bei einem der Söhne Siegfrieds: Er hat ihn aus der Familie seines Vaters Wigerich. Das gleiche gilt für einen anderen Sohn Siegfrieds, Adalbero, denn gerade für den Bruder Siegfrieds, der auch Adalbero hieß, sahen wir eben, daß er als Sohn des Wigerich/Widericus und der Kunigund gesichert ist. Siegfried ist demnach den Söhnen Kunigunds aus der ersten Ehe zuzuschreiben. Brandenburg beging aber unabhängig von der Entscheidung in dieser Frage einen kaum verständlichen Fehler. Am Ende seiner Anmerkung VI, 26 bemerkt er: "Ganz sicher ist nur die karolingische Abstammung ihres Sohnes Siegfried. Ich bringe daher die Kinder aus erster Ehe, obwohl ich auch sie für recht gut gesichert halte, im Teil 2." Hier übersieht er, daß Trägerin der karolingischen Abkunft ja die Mutter Kunigund ist - die Abkunft all dieser Söhne und Töchter von ihr aber nie bezweifelt wurde und bezweifelt werden konnte; er übersieht, daß ja gerade für einen gesicherten Sohn der Kunigunde aus der ersten Ehe, Adalbero, die karolingische Verwandtschaft bezeugt ist! Es sind also sämtliche Nachkommen der besonders wichtigen, in Lothringen einflußreichen Kunigund-Kinder von der Tabelle der "wahrscheinlichen Nachkommen" (bei Brandenburg VII, 57-62; VIII, 71-78; IX, 81-90; X, 113-126,209-214; XII, 327-330; XIII, 571-573; XIV, 856-858) zu streichen und den KARLS-Nachkommen zuzurechnen. Zu Richwin ist dem von Brandenburg angegebenen Todesjahr noch hinzuzufügen, daß er 895 VII 14 im D 3 Zwentibolds (ed. Schieffer 21) als Graf von Verdun auftritt und im D 27 (ebd. 66) 899 I 23 zusammen mit Graf Widricus/Wigerich für die Kirche von Trier interveniert.

    Vielleicht hat sich Kunigunde nach dem Tode ihres zweiten Gatten in ein Kloster zurückgezogen, denn sie tritt nicht mehr öffentlich in Erscheinung.

    Renn, Heinz: Seite 2,10-11, "Das erste Luxemburger Grafenhaus"

    Wie alle übereinstimmend berichten, heißt Sigfrids Mutter Kunigunde. Eine genealogische Tafel des 11. Jahrhunderts vermittelt uns diesen Namen in der Ahnenreihe der Kaiserin Kunigunde, der Tochter Sigfrids von Luxemburg. Diese Stammtafel der Gemahlin Kaiser HEINRICHS II. zeigt folgendes Bild:
    Ludwig der Stammler - Ermentrudis - Kunigundis - Sigfridus - Kunigundis, Kaiserin
    Sigfrid ist also durch seine Mutter Kunigunde und seine Großmutter Ermentrude der Urenkel des westfränkischen Königs Ludwigs des Stammlers. Wer der Gemahl Kunigundens gewesen ist, darüber schweigen die Quellen; keine teilt uns den Namen des Vaters unseres Grafen Sigfrid mit.
    Die Ahnen der Gemahlin Wigerichs mütterlicherseits haben wir festgestellt. Wer aber Kunigundens Vater ist, darüber wissen wir nichts Sicheres. Sigfrid Hirsch nimmt als solchen Reginar Langhals an, allerdings ohne Angabe von Belegen [40 Jahrbücher unter Heinrich II., I Seite 531; dieser Vermutung gibt auch Helene Stresow, Seite 48, Ausdruck, siehe Seite 15.]. Manches spricht in der Tat dafür. Schon bei oberflächlicher Überlegung fallen die gleichen Namensbezeichnungen auf. Einer der Söhne Wigerichs heißt Giselbert, während wir unter seinen Enkeln einen Reginar antreffen [41 Sohn Gozlins, siehe unten, Seite 32, 38.]. Gerade diese beiden Namen kehren im Geschlechte Reginar Langhals' ständig wieder.
    Territorialgeschichtlich wird unsere Vermutung durchaus gestützt. Die Nachkommen Kunigundens haben zum Teil große Liegenschaften an Maas und Schelde. Da Wigerich und Richwin dort vor ihrer Ehe nicht nachzuweisen sind, muß ihre Gemahlin diese Besitzungen mitgebracht haben. Gerade in diesen Gegenden hat Reginar bekanntlich das Hauptzentrum seiner Macht. Er konnte also seiner Tochter eine reiche Mitgift zur Verfügung stellen. Außerdem wird Ermentrude als Tochter und Schwester der westfränkischen Könige sicherlich nur einen der bedeutendsten Großen des Reiches geheiratet haben. Auch eine Reihe persönlicher Beziehungen Reginar Langhals' zum Königshaus im Westreich lassen diese Verbindung durchaus als glaubwürdig erscheinen. Die Ehe Reginars mit Ermentrude wäre um 890 oder noche inige Jahre vorher anzusetzen. Anschließend hätte Reginar dann Albrada geheiratet, die Mutter seiner Söhne Giselbert und Reginar.

    Barth Rüdiger E.: Seite 84,86 Anm. 16, "Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert"

    Rikwin war zweiter Gemahl der Gräfin Kunegonde [5 Vita Joannis Gorziensis, SS IV, Seite 367; siehe auch ebd., c. 40, Seite 348.], die in erster Ehe mit Graf Wigerich verehelicht war [6 Wigerich (Widricus) nachweisbar als comes in Pago Bedinse und als comes palatii.]. Graf Wigerich und Graf Rikwin waren bedeutende Persönlichkeiten des südlotharingischen Raums. Otto von Verdun war Stiefsohn der in zweiter Ehe mit Graf Rikwin verehelichten Gräfin Kunegonde und Stiefbruder Friedrichs I. von Ober-Lothringen. Rikwin, Laienabt des Klosters St.-Pierre-aux-Nonnains in Metz wurde 923 von Graf Boso ermordet. Ottos Stiefmutter war Enkelin des westfränkischen Königs Ludwigs II. des Stammlers. Daß Otto ein gemeinsamer leiblicher Nachkomme Graf Rikwins und dessen wenigstens zweiter Gemahlin Kunegonde gewesen ist, ist auszuschließen. Rikwin heiratete Gräfin Kunegonde, Witwe des zwischen 916 und 919 verstorbenen Grafen Wigerich, wahrscheinlich zwischen 916 und 919.
    Neben Graf Friedrich I., seit 959 sogenannter Herzog von Ober-Lothringen, war der einflußreiche Bischof Adalbero von Metz (929-962) ein weiterer Stiefbruder Ottos [16 SS IV, Seite 348, c. 40: Ipse Adalbero ... cum esset regii quidem paterna simul a materna stirpe ... sanguinis (Adalbero war übrigens Gegner der zweiten Heirat seiner Mutter Kunegonde mit Graf Rikwin); siehe auch Ahnentafel IV-V in K.d.G., Band 4 (siehe Anmerkung 1).].

    Hlawitschka Eduard: Seite 195, "Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte"

    Und darüber hinaus hatte Karl der Einfältige auch noch andere Verwandte in Lotharingien, die einer solchen Herrschaftsregelung von vornherein geneigt sein mochten: Der Graf Wigerich vom Bidgau hatte Kunigunde, eine Enkelin Ludwigs des Stammlers und somit Nichte Karls des Einfältigen, zur Frau [37 Ausführliche Nachweise bei H. Renn, Das erste Luxemburger Grafenhaus (1941) Seite 31ff. - Bezeichnend ist vor allem, daß Karl der Einfältige einen Sohn Wigerichs und Kunigundes, Adalbero (später Bischof von Metz), als seinen nepos hervorhebt; Recueil des actes de Charles III le Simple Seite 146ff. nr. 65.]

    Twellenkamp, Markus: Seite 478, "Das Haus der Luxemburger" in: Die Salier und das Reich

    Graf Siegfried, der die später namengebende Burg erwarb, stand in engen familiären Bindungen zu den beiden Königssippen jener Zeit, den KAROLINGERN und den OTTONEN. Von seiner Mutter Kunigunde [17 Renn, Luxemburger (wie Anmerkung 1), Seite 2-10. Eine genealogische Tafel des 11. Jahrhunderts überliefert folgenden Ahnenreihe: Ludwig der Stammler - Ermentrude - Kunigunde - Siegfried - Kunigunde (Gemahlin Kaiser HEINRICHS II.); vgl. Regum Francorum genealogiae, MGH SS 2, Seite 314. Nach der Chronik der Grafen von Flandern stammte Ermentrude aus der zweiten Ehe Ludwigs mit Adelheid; vgl. Genealogieae comitum Flandriae, MGH SS 9, Seite 303, Zeile 10f.] her war er ein Urenkel König Ludwigs des Stammlers.

    Hlawitschka Eduard: Seite 61-64, "Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert."

    So wissen wir, daß die Ehe Kunigundes mit Wigerich kurz vor 910, vielleicht 907, zustandegekommen ist und daß Wigerich zwischen 916 und 919 verstarb. Aus dieser Ehe Kunigundes sind 6 Kinder hervorgegangen [56 Vgl. oben Anmerkung 32. - E. Kimpen, Zur Genealogie der bayerischen Herzöge von 908-1070, in: Jahrbuch für fränkische Landesforschung 13 (1953) Seite 74ff., versucht, Siegfried von Luxemburg gänzlich aus der Zahl der Kinder Wigerichs und Kunigundes zu eliminieren. Seine Argumente und seine Herleitung Siegfrieds aus der Hamaländer Grafenfamilie vermögen jedoch nicht zu überzeugen. Vgl. außerdem E. Kimpen, Zur Herkunft Siegfrieds von Luxemburg, in: Eifelkalender 1955 Seite 111-114. Die Thesen von Kimpen wurden bereits von M. Uhlirz, Die ersten Grafen von Luxemburg, in: DFA 12 (1956) Seite 36 ff. mit großer Skepsis behandelt.].

    910 1. oo Wigerich Pfalzgraf von Lothringen - 919
    920 2. oo Richwin Graf von Verdun - 923

    Kinder:
    - Adalbero I. Bischof von Metz (929-962) 910-26.4.962
    - Gozelo um 914-19.10.942
    - Friedrich I. Herzog von Ober-Lothringen 912-17.6.978
    - Giselbert Graf im Ardennengau 915-17.4.963
    - Liutgard 915-8.4.960
    1. oo Adalbert (MATFRIEDE) - 944
    2. oo Eberhard Graf von Egisheim - 972/73

    Siegfried Graf im Moselgau 915/17-26.10.997

    Literatur:
    Althoff, Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Wilhelm Fink Verlag München 1984 Seite 419 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990 Seite 84,86 Anm. 16,185 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 3, 119-120 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 186,478 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969 Seite 54,61-64,68,70,74, 107,109-112,116,118-120,125,130,132,136,138,146,179 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 195 - Renn, Heinz: Das erste Luxemburger Grafenhaus, Bonn 1941 Seite 2-12 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf VI. 36. Seite 460 -

    Kinder:
    1. 2. von Luxemburg, Siegfried I. wurde geboren in 915/917; gestorben am 26 Okt 997; wurde beigesetzt in Trier [54290],Trier,Rheinland-Pfalz,Deutschland.


Generation: 4

  1. 10.  N.

    Notizen:

    eventuell Reginars I. Langhals von Hennegau

    N. heiratete von Frankreich, Ermentrud. Ermentrud (Tochter von von Frankreich, Ludwig II. und von Friaul, Adelheid) wurde geboren um 875. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 11.  von Frankreich, Ermentrud wurde geboren um 875 (Tochter von von Frankreich, Ludwig II. und von Friaul, Adelheid).

    Notizen:

    Ermentrud Gräfin von Hennegau
    um 875-
    Einzige Tochter des Königs Ludwig II. der Stammler von Frankreich aus seiner 2. Ehe mit der Adelheid, Tochter von Graf Adalhard von Paris

    Werner Karl Ferdinand: Seite 457, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    V. Generation 37
    Mit Recht betont Brandenburg B V,25 die Authentizität der Nachrichten über Ermentrud, die Schwester Karls des Einfältigen, und ihre Nachkommen aus der Ehe mit einem uns unbekannten Gatten, siehe unten VI, 36; VII, 63.

    Hlawitschka Eduard: Seite 177,227, "Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte"

    Nun hat aber auch H. Renn, Das erste Luxemburger Grafenhaus (1941) Seite 10f., ältere Vermutungen erhärtet, daß nämlich Reginar vor seiner Ehe mit Albrada, aus der Herzog Giselbert von Lothringen und sein Bruder Reginar II. stammten, mit Ermentrude, einer Tochter König Ludwigs des Stammlers und Schwester Karls des Einfältigen, verheiratet war. Zugkräftigstes Argument ist dabei die Wiederkehr der Namen Giselbert und Reginar bei den Enkeln und Urenkeln jener Ermentrude. Eine solche Nahehe am Ende des 9. Jahrhunderts wäre zwar nicht unvorstellbar, doch sie ist - innerhalb der für das 9. Jahrhundert so allgemein bekannten genealogischen Zusammenhänge - auch nicht gerade wahrscheinlich ist. Die Quellen, die Karl den Einfältigen und Reginar I. nebeneinander nennen, bezeichnen sie jedenfalls nicht als Schwäger. Man wird einen anderen Zusammenhang vermuten dürfen. Da nämlich Giselbert vom Maasgau selbst einen Bruder Reginar gehabt zu haben scheint (C. Knetsch, a.a.O. Seite 12), der von 864-870 als Graf und Laienabt von Echternach erscheint, könnte es ebensogut sein, daß Ermentrud mit einem Sohn dieses älteren Reginar verheiratet gewesen ist, daß also das auffällige Namengut durch jenen in die Nachkommenschaft Ermentruds vermittelt wurde. Karl der Einfältige und Reginar I. scheinen also nur im weiteren Sinne miteinander verschwägert gewesen zu sein.
    Daß die zweite Gemahlin, Adelheid, 879 zum ersten Mal schwanger war, was für eine noch nicht lange bestehende Ehe spreche, ist gewiß nicht zutreffend, da Karl der Einfältige, Ludwigs des Stammlers Sohn, gemäß dem Zeugnis des um 950 schreibenden Witger (MG SS IX Seite 393) noch eine Vollschwester (ex Adelheidis regina) namens Irmintrud hatte; und diese Irmintrud ist auch durch Genealogien, die die Abstammung der Kaiserin Kunigunde (Gemahlin HEINRICHS II.) von den KAROLINGERN nachweisen (MG SS II Seite 314) gesichert.

    oo ? Reginar I. Langhals - 915
    Kinder:
    - Kunigunde
    1. oo Wigerich Pfalzgraf von Lothringen - um 912
    um 920 2. oo Richwin Graf von Verdun -15.11.924 ermordet

    Literatur:
    Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 69,70, 92,116,138,146 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 177,227 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 457 -

    Kinder:
    1. 5. von Verdun, Kunigunde wurde geboren in 890/895; gestorben nach 923.


Generation: 5

  1. 22.  von Frankreich, Ludwig II.von Frankreich, Ludwig II. wurde geboren am 1 Nov 846 (Sohn von von Franken, Karl II. und von Orleans, Irmintrud); gestorben am 10 Apr 879 in Compiegne [60200],Oise,Picardie,Frankreich; wurde beigesetzt in Compiegne [60200],Oise,Picardie,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 877-879, Frankreich; König von Frankreich

    Notizen:

    Ludwig II. der Stammler
    König von Frankreich (877-879)
    1.11.846-10.4.879 Compiegne Begraben: Compiegne, S. Marien

    Ältester Sohn des Kaisers KARL II. DER KAHLE aus seiner 1. Ehe mit der Irmintrud von Orleans, Tochter von Graf Odo

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 2172, Ludwig II. der Stammler, westfränkischer König

    * 1. November 846?, + 10. April 879 Compiegne Begraben: Compiegne, S. Marien
    Sohn KARLS DES KAHLEN

    856 mit einer Tochter Erispoes verlobt und in Neustrien, 867 nach dem Tod Karls des Kinds in Aquitanien als Unterkönig eingesetzt, wurde Ludwig II. der Stammler erst spät (Reimser Hoftag vermutlich 876) vom Vater als Erbe gefördert. Die 877 im Capitulare von Quierzy vor dem zweiten Italienzug KARLS festgelegten Regelungen einer Regierung Ludwigs II. gemeinsam mit dem Adel seiner Umgebung erwies sich bei KARLS Tod als wenig tragfähig. Erst energischer Widerstand der primores regni unter Führung der Äbte Gauzlin und Hugo gegen Ludwigs Vergabe von Grafschaften und Abteien und der Ausgleich mit RORGONIDEN und WELFEN ebneten den Weg für Ludwigs Krönung am 8. Dezember 877 in Compiegne durch Erzbischof Hinkmar von Reims. Das dabei errichtete Vertragsverhältnis (Kommendation des Adels, professio des Königs) und die Formen von Krönung und Weihe prägten die westfränkisch-französischen Herrschererhebung.
    Wegen wiederholter Krankheitsschübe kaum regierungsfähig, blieb Ludwig II. der Stammler auf den Konsens adliger Gruppen angewiesen. Papst Johannes VIII. erkannte Ludwigs mangelnde Idoneität für die Nachfolge im Kaisertum, sicherte aber die königliche Positiion durch eine Befestigungskrönung am 7. September 878 in Troyes; Bedenken gegen die Rechtmäßigkeit von Ludwigs zweiter Ehe mit Adelheid verhinderten die Krönung der Königin. Im November 878 suchte Ludwig II. der Stammler den Ausgleich mit seinem ostfränkischen Vetter, Ludwig dem Jüngeren, über die Teilung Lotharingiens, Italiens und des burgundisch-provencalischen Raums (Treffen in Fouron); schwer erkrankt, designierte Ludwig II. der Stammler noch seinen Sohn Ludwig III. Die Entscheidung von Adel und Episkopat, die Legitimität der beiden Söhne aus erster Ehe mit Ansgard, Ludwigs III. und Karlmanns, anzuerkennen, erlaubte deren Herrschafstfolge und eine Reichsteilung, verstellte aber vorerst die Herrschaftsansprüche des als Postumus geborenen Karl aus zweiter Ehe.

    Quellen:
    Recueil des actes de L. II de Begue, Louis III et Carlomann II, rois de France, ed. R.-H. Bauthier u.a., 1978 -

    Literatur:
    P. E. Schramm, Der Kg. v. Frankreich, I, 1960², 53ff. - J. Fried, Boso von Vienne oder L.? Der Ks.kandidat Johannes VIII., DA 32, 1976, 193-208 - K.F. Werner, Hist. de France, I, 1984, 417f. - W. Kienast, Die frk. Vasallität, 1960, 414ff. -

    Werner Karl Ferdinand: Seite 453, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    IV. Generation 34
    Brandenburg gibt das Geburtsjahr Ludwigs des Stammlers; wir kennen aber auch Tag und Monat aus einer Urkunde des Königs, HF 9,404, vgl. Eiten 178, Anm. 4. Zum Antritt des Königtums in Neustrien im Februar 856 vgl. Tessier nr. 182. Zur gleichzeitigen Verlobung mit der Tochter des Bretonen-Herzogs Erispoe und seiner Gattin Marmohec Tessier nr. 181.
    Vgl. zu Ludwig im übrigen Eiten 177-188, Werner, Untersuchungen 154ff. und die Ann. Bertin. Zu beachten ist die Krönung durch Papst Johannes VIII. auf dem Konzil von Troyes 878 IX 7, vgl. P. E. Schramm, Arch. f. Urk.forsch. 15 (1938), 16. Das bisher unbekannte Todesdatum der Ansgard überliefert ein zwischen 1400 und 1414 geschriebenes Necrologium aus ND de Reims, Vat. Ottob. lat. 2960, dort fol. 129 zu IV. Non. Nov. = XI 2: Ansgardis regina. (Aufschlußreich das regina, lange nach der Trennung ihrer Ehe mit Ludwig.
    Zur Familie der Ansgard Werner a.a.O.). Adelheid, die zweite Gattin, 901 XI 9 noch Intervenientin in einem D ihres Sohnes Karl III. (Lauer nr. 41), starb an einem 18. November. Auch dieses bisher unbekannte Datum fand ich in einer Handschrift der Vaticana, ein Nekrolog-Fragment Reg. lat. 863, fol. 32, dort zu XI 18 Adelaidis regina. Es ist sehr wohl möglich, daß schon der 18. November 901 der Todestag ist, denn die vorher recht häufigen Intervenienzen brechen plötzlich ab.
    Zum Datum der Ehe Adelheids vgl. C. Brühl, Hinkmariana, Deutsches Archiv 20 (1964), 55ff. und hier Exkurs 2, wo zugleich Adelheids Herkunft untersucht wird.
    Ludwig rebellierte mehrmals und erhielt 856 Neustrien (Soissons und Maine) und wurde von der Bretagne unterstützt. 866/67 zum König von Aquitanien erhoben, wurde er Exponent der aquitanischen Unabhängigkeitspartei. 877 in Compiegne zum König von Frankreich erhoben, mußte er der Kirche und den weltlichen Großen die Wahrung ihrer Rechte versprechen. Den weltlichen Großen gegenüber ohnmächtig, suchte er Anlehnung bei der Kirche, deren Einfluß immer größer wurde. Sein schneller Tod und der seiner Söhne, die außerdem minderjährig folgten, förderte entscheidend den Verfall der königlichen Macht, die Feudalisierungstendenz im ganzen Land und die Entwicklung zum Wahlkönigtum.

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    Der mit einem Sprachfehler behaftete älteste Sohn KARLS II. DES KAHLEN wurde 856 mit einer Tochter des Bretonen-Führers Erispoe verlobt und wurde mit einem Unterkönigtum im angrenzenden Neustrien ausgestattet. Im Jahre 862 ehelichte er unter dem Einfluß der aufständischen RORGONIDEN Ansgard, die Tochter des Grafen Harduin, wurde aber von Robert dem Tapferen bezwungen und von KARL DEM KAHLEN in die Grafschaft Meaux eingewiesen, doch hatte er zuvor auch noch eine wesentliche Rolle dabei gespielt, dass sich seine Schwester Judith, die bereits zwei kurze Ehen mit angelsächsischen Königen hinter sich hatte, durch den Grafen Balduin I. von Flandern entführen ließ, womit sich der Vater nur höchst widerwillig abfand. Im Jahre 867 vertraute ihm sein Vater das vakante aquitanische Regnum an. Im Mittelpunkt der Kapitulartien von Quierzy vom Juni 877 steht jedoch die Einsetzung Ludwigs des Stammlers zum Regenten unter Bedingungen, die von massivem "Mißtrauen des Vaters gegen den einzig möglichen Thronerben" (C. Brühl) diktiert scheinen. So wie KARL 872 den längst erwachsenen Sohn in seinem aquitanischen Regnum unter die Kuratel des Grafen Bernhard (Plantapilosa) von Autun, Sohn des einst hingerichteten Bernhard von Septimanien, ferner des gleichnamigen Grafen von Gothien sowie Bosos von Vienne gestellt hatte, unterwarf er auch jetzt Ludwigs Verfügungsgewalt und Bewegungsfreiheit allerhand einschränkenden Bestimmungen, hinter denen das Sicherheitsbedürfnis der tonangebenden Hofkreise um Hugo den Abt und den Erzkanzler Gauzlin zu erkennen. Dazu kam die Abneigung der Kaiserin Richilde, die nach zwei im Säuglingsalter verstorbenen Söhnen weiterhin KARL einen Erben und damit eine dynastische Alternative zu Ludwig hoffte schenken zu können. Falls die Darstellung des Chronisten Regino zutrifft, Ludwig sei von seinem Vater zur Lösung der (von diesem seit jeher mißbilligten) Ehe mit Ansgard und zur Neuvermählung mit jener Adelheid veranlaßt worden, die seit 878 an seiner Seite bezeugt ist, dürfte dies am ehesten um diese Zeit geschehen sein, da Adelheids Vater, der Pfalzgraf Adalhard, ein Urenkel LUDWIGS DES FROMMEN (über dessen Tochter Alpais), gerade in dem Interimsregiment von 877 an führender Stelle erscheint.
    Nach dem Tode seines Vaters in Italien führte zwar kein Weg an KARLS DES KAHLEN einzig überlebendem Sohn Ludwig dem Stammler vorbei, doch begegnete der 31-jährige Thronerbe wie zuletzt beim Vater, so auch in den führenden Hofkreisen um seine Stiefmutter Richilde, den Erzkanzler Gauzlin und den Pfalzgrafen Adalhard massiven Vorbehalten, die in seiner körperlichen Behinderung und mehr noch in seinem von Jugend an glücklosen politischen Agieren begründet waren. Den Versuch Ludwigs, sich im Herbst 877 durch rasche Neuvergabe großer Lehen einen zuverlässigem Anhang zu schaffen, wußten seine mächtigen Gegner sogleich zu vereiteln. Sie gedachten den künftigen König, wenn er denn unvermeidlich war, offenbar dauerhaft unter jener Kuratel zu halten, die KARL DER KAHLE im Sommer beim Abgang nach Italien verordnet hatte, und sahen dafür eine gute Gewähr in Ludwigs Ehe mit Adelheid, Adalhards Tochter, die spätestens jetzt, nach Trennung von der bisherigen Gattin Ansgard, geschlossen wurde und den heranwachsenden Söhnen Ludwig und Karlmann im nachhinein die Vollbürtigkeit nahm. Erst als Ergebnis längerer Verhandlungen kam es zur Übergabe der Insignien und am 8.12.877 zur Weihe und Krönung Ludwigs in Compiegne, die noch einmal Hinkmar vornahm. Aus diesem Anlaß entwickelte der Erzbischof das unter KARL DEM KAHLEN mehrfach erprobte, "Gottes Erbarmen und die Wahl des Volkes" betonende Zeremoniell derart fort, wie es dann für die gesamte weitere Geschichte des französischen Königtums verbindlich blieb, doch verfehlte er die gegebene Situation mit seiner gleichzeitigen Denkschrift an Ludwig, worin er ein kraftvolles Eingreifen gegen die Normannen bei tunlichster Schonung der Besitzungen von Kirche und Adel verlangte. In Wahrheit kam der neue König kaum zur Entfaltung, denn bereits auf einem Feldzug, den er im Frühsommer 878 im Schlepptau Hugos des Abtes gegen die Normannen an der unteren Loire und zugleich gegen Hugos Widersacher aus dem RORGONIDEN-Haus unternahm, erkrankte Ludwig lebensgefährlich und mußte es hinnehmen, dass sich Markgraf Bernhard von Gothien, ein enger Verwandter der Angegriffenen, mit weiter Resonanz im S gegen ihn erhob, während im N Unsicherheit über das Verhalten der ostfränkischen Vettern bestand.
    Dazu kam die gespannte Lage in Italien und die Erwartungen, die der Papst in seiner Bedrängnis durch Sarazenen, innerrömische Gegner sowie die Markgrafen Lambert von Spoleto und Adalbert von Tuszien trotz allem in den Erben KARLS DES KAHLEN setzte. Johannes VIII. floh im Mai 878 über See in die Provence, wo er von Graf Boso von Vienne, dem Schwiegersohn Kaiser LUDWIGS II. und Bruder der Königin Richilde, ehrenvoll empfangen wurde, und ließ sich von ihm weiter in die Francia geleiten mit dem Ziel, dort auf einer großen Synode unter Beteiligung aller KAROLINGER selber neuen Rückhalt zu gewinnen und die bedrohte Stabilität von Reich und Kirche zu festigen, doch erschienen auf der Versammlung, die im August und September in Troyes stattfand, nur die westfränkischen Bischöfe und deren eben wieder genesener König. Ludwig der Stammler erlangte vom Papst eine weitere, bestätigende Krönung, die freilich seiner zweiten Gattin Adelheid wegen des unkanonischen Charakters ihrer Ehe versagt blieb, setzte auch eine Verurteilung seiner politischen Gegner durch - neben Bernhards von Gothien und Hugos, des unglücklichen Friedelsohnes Lothars II. mit Waldrada, der nun in der Maasgegend von sich reden machte - blieb aber zurückhaltend gegenüber dem Angebot Johannes' VIII., das faktisch herrenlose Italien in Besitz zu nehmen und in Rom zur Kaiserwürde aufzusteigen. Anders als vordem Pippinund KARL DER GROSSE, deren Versprechungen an die römische Kirche der Papst beschwörend in Troyes verlesen ließ, war dieser späte Nachfahre unter dem Druck näherliegender Gefahren und familiärer Rivalen kaum mehr imstande, eine Politik großen Stils ins Auge zu fassen. Im Schutz Bosos, den Johannes VIII. adoptiert hatte, und der in Italien vielleicht eine ähnliche Platzhalterrolle wie 876 für KARL übernehmen sollte, trat der Papst die Heimreise an, auf der ihn Boso jedoch in Pavia wieder verließ.
    Sofern Ludwig der Stammler ernstlich eine Wiederaufnahme der Kaiserpolitik seines Vaters vorschwebte, hätte er einen Grund mehr gehabt, sich den Rücken frei zu halten durch eine Übereinkunft mit den O-Franken, bei denen Ludwig der Jüngere mittlerweile die anteiligen Rechte des schwer kranken Bruders Karlmann an der O-Hälfte Lotharingiens übernommen hatte. Er war daher der Partner, mit dem sich der westfränkische König am 1./2.11.879 in Fouron, im alten Kerngebiet zwischen Lüttich und Aachen, traf, um bei prinzipiellem Vorbehalt seiner Optionen in Italien gegenseitige Freundschaft und Hilfe zu vereinbaren, die Teilungsgrenze von Meersen (870) zu bekräftigen und gegebenenfalls die unbehinderte Sukzession der jeweiligen Söhne zuzusichern, nämlich auf ostfränkischer Seite eines erst im Vorjahr geborenen kleinen Ludwig, auf Seiten desStammlers ausdrücklich Ludwigs und Karlmanns, der Söhne der verstoßenen Ansgard, "und weiterer, die Gottes Güte schenken werde". Das hier anklingende Zukunftsproblem sollte schneller akut werden als gedacht, denn schon im folgenden Frühjahr erkrankte Ludwig der Stammler während einer Strafexpedition gegen Bernhard von Gothien erneut und starb am 10.4.879 in Compiegne, wohin er zurückgebracht worden war und wo er nun sein Grab fand.
    Der Tod des Königs, der seine Witwe Adelheid schwanger zurückließ, stürzte das W-Reich in eine tiefe Krise. Dass man die Niederkunft nicht abwartete, aber auch nicht im Sinne der jüngsten Abmachungen die Nachfolge der vorhandenen Söhne reibungslos vonstatten gehen ließ, lag an den Zerwürfnissen unter den Großen, die durch Ludwigs schwankende Haltung ihnen gegenüber genährt worden waren und jetzt zur Entladung kamen. Dem Erzkanzler Gauzlin, einem RORGONIDEN, der sich beim Thronwechsel von 877 zu seinen übrigen Abteien auch Saint-Denis verschafft und den König noch maßgeblich in Fouron beraten hatte, wurde Anfang 879 das Hofamt entzogen, als sein welfischer Gegenspieler, Hugo der Abt mit Machtbasis in Neustrien, bei Ludwig zu beherrschendem Einfluß gelangt war. Zusammen mit anderen Magnaten, darunter Boso von Vienne, war es Hugo, der den todkranken König dazu bestimmte, allein den ältesten Sohn Ansgards, den höchstens 16-jährigen Ludwig III., durch Zusendung der Insignien als nächsten König vorzusehen, was der tonangebenden Gruppe auch weiterhin eine ungeschmälerte Präponderanz sichern sollte.

    Konecny Silvia: Seite 142, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Auf eine Ehe Ludwigs des Stammlers reagierte KARL DER KAHLE weniger heftig als auf jene Karls von Aquitanien. Auch der älteste Sohn des Herrschers ging gegen den Willen des Vaters oder zumindest ohne dessen Zustimmung eine Ehe mit Ansgard ein.
    Diese entstammte dem Geschlecht der ROBERTINER, mit denen sich KARL DER KAHLE wohl arrangieren mußte. Erst Jahre später zog er den Sohn wieder ganz auf seine Seite, indem er dessen Ehe mit Adelheid veranlaßte, die wie Ermengard dem Geschlecht der ADALHARDE entstammte. Als deren Vorherrschaft im westfränkischen Reich von jener der BOSONEN abgelöst worden war, wurde die Legitimität aller Nachkommen Ludwigs des Stammlers mit dem Hinweis auf die Unrechtmäßigkeit seiner beiden Eheverbindungen bestriiten. Angriffe dieser Art trugen wohl dazu bei, daß der Krönungsordo der westfränkischen Königin gerade unter Ludwig dem Stammler volle Ausbildung fand. Ihm kam wohl eine propagandistische Funktion zu. Adelheid verstand es trotz der Zweifel an der Rechtmäßigkeit ihrer königlichen Stellung glänzend, die Interessen ihres Sohnes, Karls des Einfältigen, zu wahren, an dessen Königserhebung im Jahre 893 sie wesentlichen Anteil hatte. Insofern ist Adelheid durchaus dem Typus der politisch aktiven Königswitwe zuzurechnen. Ihre Bemühungen für Karl den Einfältigen sind durchaus einer verwandtschaftlichen Regierung vergleichbar, zumindest was den Grad faktischer Machtausübung und diplomatischen Geschickes betrifft.

    862 1. oo Ansgard von Burgund, Tochter des Grafen Harduin - 2.11.879
    875 2. oo Adelheid, Tochter des Grafen Adalhard von Paris 855/60-9.11.901

    Kinder:
    1. Ehe
    - Ludwig III. 863/65-5.8.882
    - Karlmann 866-12.12.884
    - Gisela - 884
    oo Robert Graf von Troyes - 886
    - Hildegard

    2. Ehe
    - Karl III. der Einfältige 17.9.879-7.10.929
    - Ermentrud
    oo ? Reginar I. Langhals - 915

    Literatur:
    Deutsche Geschichte Band 1 Von den Anfängen bis zur Ausbildung des Feudalismus Mitte des 11. Jahrhunderts. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1982, Seite 358,359 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 48,66,67,104 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 392,402,428,464,470,479,480,483,507,597,758,797,825; Band II Seite 115,128,133,138,144-147,151-155, 162,182,199-201,206 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 16f - Ehlers Joachim/ Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996, Seite 16,19,23 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 61,255,287 - Hlawitschka, Eduard: Adoptionen im mittelalterlichen Königshaus, in: Schulz Knut: Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Mittelalters, Festschrift für Herbert Helbig zum 65. Geburtstag, Köln Seite 1-32 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 54,68,70,92,116,138,146,154,168,171 - Hlawitschka, Eduard: Die Widonen im Dukat von Spoleto, in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris, Seite 155-227 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 20-23,27-29,32,34,61,85,89-91,121, 129,177,195,208,217,221-237,239,244 - Hlawitschka, Eduard: Nachfolgeprojekte aus der Spätzeit Kaiser Karls III., in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka, Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris, Seite 123-155 - Hlawitschka, Eduard: Vom Frankenreich zur Formierung der europäischen Staaten- und Völkergemeinschaft 840-1046, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1986 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 230,234,244,249,252,254,259,272,356 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 145,152,154,158,168,171-174,176,178,181,183,188,191,203, 212,224 - Schmid, Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 426,442 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 58,73,75, 78,80,85,95 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 443, 447 -

    Begraben:
    Compiegne, S. Marien

    Ludwig heiratete von Friaul, Adelheid in 875. Adelheid (Tochter von von Paris, Adalhard) wurde geboren um 855/860; gestorben am 9 Nov 901 in Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 23.  von Friaul, Adelheidvon Friaul, Adelheid wurde geboren um 855/860 (Tochter von von Paris, Adalhard); gestorben am 9 Nov 901 in Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Frankreich; Königin von Frankreich

    Notizen:

    Adelheid Königin von Frankreich
    855/60-9.11.901 Laon
    Einzige Tochter des westfränkischen Pfalzgrafen Adalhard

    Treffer Gerd: Seite 53-55 "Die französischen Königinnen"

    Adelheid - die Abwartende
    Geboren: um 853 - Heirat: Ende 868 - + November 901, Laon
    Gemahlin Ludwigs II. des Stammlers (König 877-879)

    Adelheid ist ganze 15 Jahre alt, als sie 868 Ludwig, den ältesten Sohn KARLS DES KAHLEN und Irmintruds heiratet. Sie ist Tochter des Markgrafen von Friaul - zwar nicht von königlicher Herkunft, zählt aber namhafte Adelige zu ihren Vorfahren,
    darunter einflußreiche Grafen von Paris und Troyes. Diese mächtigen lokale Verwurzelungen haben KARLS Aufmerksamkeit erregt.
    Die vom Kaiser gewünschte Verbindung erwies sich nicht als einfach. Der eigenwillige Ludwig hatte sich nämlich 16-jährig gegen Vorbehalte seines Vaters, mit Ansgard, der Tochter des Grafen Hardouin - die 20 Jahre älter als er ist -, vermählt. Und Ansgard hatte zwei Söhne - Ludwig (863) und Karlmann (866), beide künftige Könige und eine Tochter Hildegard zur Welt gebracht. Auf Wunsch des Kaisers löst Papst Johannes VIII. die Ehe, und Adelheid wird die Frau des Thronfolgers. Adelheid steht eine schwere Zeit bevor. Sie muß mit ihrer Schwiegermutter Richhilde, der zweiten Gemahlin des Kaisers, rechnen, die verbittert über den frühen Tod ihrer eigenen Kinder ihrem Gemahl Ludwig alles andere als freundlich gesinnt ist. 878 jedoch unterstützt sie ihn. Ludwig erklimmt den Thron. Der Papst allerdings weigert sich trotz der Vorstellung ihres Mannes, Adelheid zu krönen Eine Reihe von Adeligen und Geistlichen hält nämlich diese Verbindung nach wie vor für ungültig und mithin Ansgard für die rechtmäßige Königin. Und da Ansgard noch lebt, erwägen sie, dem Papst die Annullierung dieser Ehe mit Adelheid vorzuschlagen. Ludwig ist keine lange Regierungszeit beschieden: zwei Jahre. Und es ist keine ruhige Zeit. Die Vorherrschaft im karolingischen Reich verlagert sich von Westen nach Osten. Die Folgen von KARLS DES KAHLEN Zugeständnissen an die großen Lehensherren, die Ludwig bei seiner Thronbesteigung erweitert, schwächen die Königsmacht. Als hätte Ludwig damit nicht genügend Probleme, ruft ihn Papst Johannes VIII. in seinen Auseinandersetzungen mit den Muselmanen und den italienischen Prinzen zu Hilfe. Johannes VIII. sieht sich gezwungen, aus Rom vor den immer heftigeren Attacken des italienischen Adels zu fliehen, der von den Langobarden unterstützt wird, die immer noch nicht darauf verzichtet haben, sich die päpstlichne Gebiete einzuverleiben. Der Papst ist schließlich an den fränkischen Hof gekommen, er hilft Ludwig mit Rat, weigert sich aber, in den inneren Angelegenheiten Position zu beziehen aus Furcht, er könne sich damit die immer mächtiger werdenden fränkischen Herren entfremden. 878 fallen auch die Normannen wieder ein. In England haben sie ein unabhängiges Königreich
    gebildet und können von dort aus ihre Übergriffe auf die reichen Küstengebiete starten.
    Die Frage der Gültigkeit von Ludwigs Ehe ist imer noch nicht entschieden. Der Papst erklärt im vornherein etwaige Kinder zu Bastarden. Ein probates Druckmittel auf den König. Der König kann seinen Willen nicht durchsetzen. Die Großen des Reiches - so groß ist nun schon ihre Macht - entscheiden: der Papst bleibe bei seiner Meinung, sollte es Kinder geben, werde man weitersehen. Geschickt: die Großen als Königsmacher.
    Am 12. April 879 stirbt Ludwig II., der Stammler. Adelheid, schwanger, wird wenig später einen Sohn zur Welt bringen, Karl. Ansgards Kinder, Ludwig und Karlmann, erkennen die Gefahr. Sie wollen verhindern, daß ihnen der Stiefbruder den Rang abläuft. Die internen Querelen mit dem Machtgerangel der Clans und ihrem unvermeidlichen Chor von übler Nachrede und Verleumdung haben Konjunktur: es bleibt nicht aus, daß das Kind Karl als Frucht ehebrecherischer Liebe der Königin bezeichnet wird. Adelheid zieht daraus ihre Lehre. Sie wird ihren Sohn schützen und ganz wie einen legitimen Thronfolger
    erziehen. Die Zeit wird ihr Recht geben. Karl wird König, wird Kaiser. Adelheid wird bei seiner Krönung in Reims am 23. Januar 893 an seiner Seite stehen. Sie wird die fünf Jahre seines Kampfes und den Tod seines Rivalen Odo und seine Kaiserkrönung 898 erleben. Sie hat den selbsterfüllten Auftrag erfüllt.
    Vorerst aber steht sie mit einem Neugeborenen da und zwei Stiefsöhnen aus Ludwigs Ehe mit Ansgard, Ludwig und Karlmann. Ihr kranker Mann hatte Ludwig (III.) die Macht vermacht. Die Brüder aber beschließen, das Reich nicht zu teilen, sondern gemeinsam zu regieren. Die Großen dieses Reiches werden die beiden aber nicht mehr herrschen lassen als ihren Vater.
    Das Reich ist inzwischen eine Föderation von Herzogtümern, und die Normannen, die sich der Auflösung der Herrschaft wohl bewußt sind, werden immer wagemutiger. Mit Tausenden von Mannen fallen sie ein. Sie errichten in Noirmoutiers ein Nachschublblager, starten Expeditionen längs der Loire. 881 verwüsten sie Aachen. Auch Boson, Richhildes Bruder, der sich zum König der Provence hat wählen lassen, ist eine Gefahr. Richhilde hätte als König gern ihn statt Ludwig den Stammler gesehen. Boson hat sich im Süden ein wahres Königreich gezimmert und träumt vielleicht davon (statt der entgangenen
    Königswürde im Westreich) Lotharingien wieder aufzurichten. Ludwig und Karlmann sind nicht stark genug, sich ihm zu widersetzen und rufen ihren östlichen Vetter, KARL DEN DICKEN, zu Hilfe, versprechen ihm Gebietsgewinn. KARL schickt Truppen. Ein Desaster. Die Großen Frankreichs, statt ihren Königen zu helfen, unterstützen lieber Boson, einen der Ihren, einen, der ihnen erlaubt, ihre Güter zu behalten. KARL DER DICKE fordert Schadensersatz, und da Ludwig III. und Karlmann ihm nichts geben können, kommt man überein, daß bei ihrem Tod das Königreich - ungeachtet ihres dritten Bruders,
    Adelheids Sohn - KARL zufallen solle.
    881 marschiert Ludwig III. gegen die Normannen, die so bedrohlich geworden sind, daß selbst die Großen Angst haben und ihrem König Gefolgschaft leisten. Am 3. August trägt der König in Saucourt einen Sieg davon. Ein Jahr später stirbt Ludwig III. und überläßt seinen Thron seinem Bruder Karlmann. Doch auch er stirbt bereits zwei Jahre später.
    Theoretisch müßte nun der posthume Sohn Ludwigs II., des Stammlers, Adelheids Kind, nachfolgen. Aber er ist erst 4 Jahre alt. Und das Frankenreich braucht jetzt einen energischen Herrn. Der einzige KAROLINGER, der die Macht ergreifen kann, ist KARL DER DICKE. Er hofft, das Reich neu zu errichten. Dabei hat er aber schon die Rechte eines Kindes übergangen, mit Gold gewisse Barone korrumpiert, der Eitelkeit anderer geschmeichelt. Man hat ihn als König anerkannt, andere verachteten ihn, darunter Odo, der Graf von Paris, ein wackerer und aufrechter Kämpfer, der bald Zeugnis seines
    Mutes und seiner Entschlossenheit geben wird.
    Adelheid selbst aber wird nichts unversucht lassen, die Rechte ihres Sohnes auf den Thron zu wahren. Sie stirbt am 10. November 901 in Laon.

    Konecny Silvia: Seite 142, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Auf eine Ehe Ludwigs des Stammlers reagierte KARL DER KAHLE weniger heftig als auf jene Karls von Aquitanien. Auch der älteste Sohn des Herrschers ging gegen den Willen des Vaters oder zumindest ohne dessen Zustimmung eine Ehe mit Ansgard ein.
    Diese entstammte dem Geschlecht der ROBERTINER, mit denen sich KARL DER KAHLE wohl arrangieren mußte. Erst Jahre später zog er den Sohn wieder ganz auf seine Seite, indem er dessen Ehe mit Adelheid veranlaßte, die wie Ermengard dem Geschlecht der ADALHARDE entstammte. Als deren Vorherrschaft im westfränkischen Reich von jener der BOSONEN abgelöst worden war, wurde die Legitimität aller Nachkommen Ludwigs des Stammlers mit dem Hinweis auf die Unrechtmäßigkeit seiner beiden Eheverbindungen bestriiten. Angriffe dieser Art trugen wohl dazu bei, daß der Krönungsordo der westfränkischen Königin gerade unter Ludwig dem Stammler volle Ausbildung fand. Ihm kam wohl eine propagandistische Funktion zu. Adelheid verstand es trotz der Zweifel an der Rechtmäßigkeit ihrer königlichen Stellung glänzend, die Interessen ihres Sohnes, Karls des Einfältigen, zu wahren, an dessen Königserhebung im Jahre 893 sie wesentlichen Anteil hatte. Insofern ist Adelheid durchaus dem Typus der politisch aktiven Königswitwe zuzurechnen. Ihre Bemühungen für Karl den Einfältigen sind durchaus einer verwandtschaftlichen Regierung vergleichbar, zumindest was den Grad faktischer Machtausübung und diplomatischen Geschickes betrifft.

    Schieffer, Rudolf: Seite 169,171-174, "Die Karolinger"

    Falls die Darstellung des Chronisten Regino zutrifft, Ludwig sei noch von seinem Vater zur Lösung der (von diesem seit jeher mißbilligten) Ehe mit Ansgard und zur Neuvermählung mit jener Adelheid veranlaßt worden, die seit 878 an seiner Seite bezeugt ist, dürfte dies am ehesten um diese Zeit geschehen sein, da Adelheids Vater, der Pfalzgraf Adalhard, ein Urenkel LUDWIGS DES FROMMEN (über dessen Tochter Alpais), gerade in dem Interimsregment von 877 an führender Stelle erscheint.
    Zwar führte in W-Franken im Grunde kein Weg an KARLS DES KAHLEN einzig überlebenden Sohn Ludwig dem Stammler vorbei, doch begegnete der 31-jährige Thronerbe wie zuletzt beim Vater, so auch in den führenden Hofkreisen um seine Stiefmutter Richilde, den Erzkanzler Gauzlin und den Pfalzgrafen Adalhard massiven Vorbehalten, die in seiner körperlichen Behinderung und mehr noch in seinem von Jugend an glücklosen politischen Agieren begründet waren. Den Versuch Ludwigs, sich im Herbst 877 durch rasche Neuvergabe großer Lehen einen zuverlässigen Anhang zu schaffen, wußten seine mächtigen Gegner sogleich zu vereiteln. Sie gedachten den künftigen König, wenn er denn unvermeidlich war, offenbar dauerhaft unter Kuratel zu halten, die KARL DER KAHLE im Sommer beim Abgang nach Italien verordnet hatte, udn sahen dafüpr eine gute Gewähr in Ludwigs Ehe mit Adelheid, Adalhards Tochter, die spätestens jetzt, nach Trennung von der bisherigen Gattin Ansgard, geschlossen wurde und den heranwachsenden Söhnen Ludwig und Karlmann im nachhinein die Vollbürtigkeit nahm.
    Ludwig der Stammler erlangte vom Papst eine weitere, bestätigende Krönung, die freilich seiner zweiten Gattin Adelheid wegen des unkanonischen Charakters ihrer Ehe versagt blieb.
    Der Tod des Königs, der seine Witwe Adelheid schwanger zurückließ, stürzte das W-Reich in eine tiefe Krise. Daß man die Niederkunft nicht abwartete, aber auch nicht im Sinne der jüngsten Abmachungen die Nachfolge der vorhandenen Söhne reibungslos vonstatten gehen ließ, lag an Zerwürfnissen unter den Großen.
    Mit der Ausführung hatte er es nach Ludwigs Abzug weniger eilig, doch kam es im September immerhin zur gemeinsamen Krönung der jungen Könige im Kloster Ferrieres durch Erzbischof Ansegis von Sens, kaum zufällig eben in den Tagen, da die Königin Adelheid am 17.9. den postumen Sohn des Stammlers zur Welt brachte, der nach dem kaiserlichen Großvater KARL genannt wurde.

    Hlawitschka Eduard: Seite 227,228 Anm. 18, "Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte"

    Daß die zweite Gemahlin, Adelheid, 879 zum ersten Mal schwanger war, was für eine noch nicht lange bestehende Ehe spreche, ist gewiß nicht zutreffend, da Karl der Einfältige, Ludwigs des Stammlers Sohn, gemäß dem Zeugnis des um 950 schreibenden Witger (MG SS IX Seite 393) noch eine Vollschwester (ex Adelheidis regina) namens Irmintrud hatte; und diese Irmintrud ist auch durch Genealogien, die die Abstammung der Kaiserin Kunigunde (Gemahlin HEINRICHS II.) von den KAROLINGERN nachweisen (MG SS II Seite 314) gesichert.
    Abt Wulfhard von Flavigny wird als sororis Ludwigs des Stammlers in der Series abbatum Flaviniacensium (MG SS VIII Seite 502) und bei dem davon abhängigen Hugo von Flavigny (MG SS VIII Seite 286 und 355) bezeichnet. Ludwig wird dabei fälschlicch imperator genannt. Auf die Herkunftssippe Adelheids läßt eine Urkunde Karls des Einfältigen vom 22.4.921 (Ph. Lauer, Recueil des actes de Charles III les Simole I (1940) Seite 258 nr. 108) schließen, in der es heißt: qualiter ipsum monasterium Bego, genitricis nostrae proavus ... restaurasset. Diesem Bego hatte LUDWIG DER FROMME seine Tochter Alpheid zur Gemahlin gegeben (Flodoard, Hist. Rem. eccl, MG SS XIII Seite 595). Da nicht anzunehmen ist, daß KARL DER KAHLE seinen Sohn mit einer so nahen Blutsverwandten verheiratete, was ihn in Konflikt mit den kirchlichen Ehebestimmungen gebracht hätte, dürfte feststehen, daß sich Adelheid nicht auf diese Ehe Begos, sondern auf eine frühere Gemahlin dieses Mannes blutsmäßig zurückleiten läßt.
    Vgl. schon E. Brandenburg, Die Nachkommen Karls d. Gr. (1935) Seite 89 nr. VI, 17, sowie auch S. Hellmann; Die Heiraten der Karolinger, Wiederabdruck in: Ausgewählte Abhandlungen zur Historiographie und Geistesgesch. d. MA, hg. v. H. Beumann (1961) Seite 316; neuerdings ist in deisem Zusammenhang zu Rate zu ziehen L. Levaillain, Les comtes de Paris a l'epoque Franque, in: Le Moyen Age, 3 ser. XII (1941), und R. Louis, Girart, comte de Vienne I (1946) Seite 14 mit Anmerkung 4, wo die Auussage Flodoards bezüglich Alphaeids Abstammung von LUDWIG DEM FROMMEN bestritten und Alpheid als Tochter KARLS DES GROSSEN angesehen wird, sowie wiederum L. Levillain, Girart, comte de Vienne, in: Le Moyen Age, 4 ser. IV (1949) Seite 225ff. Eine neue - und dabei die zu enge Blutsverwandtschaftz zu Ludwig dem Stammler (6. kanonischer Grad) bejahende These über die Herkunft Adelheids veröffentlichte soeben K.F. Werner; Die Nachkommen Karls d. Gr. Seite 429; demnach wäre Adelheid als Tochter des Pfalzgrafen Adalhard aus der Spätzeit KARLS DES KAHLEN anzusehen.

    Literatur:
    Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 66,92 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865, Band II Seite 44,87,123,383 - Ehlers Joachim Müller Heribert/Schneidmüller: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996, Seite 23,25 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seite 166,168 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 28,116,225-228,231-233,235,237 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971, Seite 296 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen KKönigshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 143 - Riche, Pierre: Die Karolinger, Deutscher. Taschenbuch Verlag GmH & Co. KG, München 1991, Seite 249 - Schieffer, Rudolf: Die Karolinger, Verlag W. Kohlhammer Stuttgart-Berlin-Köln Band 411, 1992, Seite 169,171-174,183 - Schmid Karl: Reich und Kirche vor dem Investiturstreit. Gerd Tellenabch zum 800. Geburtstag. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1985, Seite 55 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 112 - Werner, Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen, Seite 429-441 -

    Name:
    auch: Adelheid von Paris

    Kinder:
    1. 11. von Frankreich, Ermentrud wurde geboren um 875.
    2. von Frankreich, Karl III. wurde geboren am 17 Sep 879; gestorben am 7 Okt 929 in Péronne [80200],Somme,Picardie,Frankreich; wurde beigesetzt in Péronne [80200],Somme,Picardie,Frankreich.


Generation: 6

  1. 44.  von Franken, Karl II.von Franken, Karl II. wurde geboren am 13 Jun 823 in Frankfurt am Main [60311],Hessen,Deutschland (Sohn von von Franken, Ludwig I. und Judith); gestorben am 6 Okt 877 in Avrieux [73500],Savoie,Rhône-Alpes,Frankreich; wurde beigesetzt in Nantua [01130],Ain,Rhône-Alpes,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 25 Dez 875; römischer Kaiser
    • Titel/Amt/Status: 875-877, Italien; König von Italien
    • Titel/Amt/Status: 843-877; Westfränkischer König

    Notizen:

    Reich Karls des Kahlen nach dem Vertrag von Meerssen 870

    843-870 Europe



    Begraben:
    in Nantua beerdigt, später aber in die Kathedrale von Saint-Denis umgebettet.

    Karl heiratete von Orleans, Irmintrud am 13 Dez 842. Irmintrud (Tochter von von Orleans, Odo und von Fezensac, Ingeltrud) wurde geboren am 27 Sep 830; gestorben am 6 Okt 869 in Hasnon [59178],Nord,Nord-Pas-de-Calais,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 45.  von Orleans, Irmintrudvon Orleans, Irmintrud wurde geboren am 27 Sep 830 (Tochter von von Orleans, Odo und von Fezensac, Ingeltrud); gestorben am 6 Okt 869 in Hasnon [59178],Nord,Nord-Pas-de-Calais,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Königin von Frankreich

    Notizen:

    Irmintrud von Orleans Königin von Frankreich
    27.9.830-6.10.869 St. Denis
    Tochter des Grafen Odo von Orleans und der Ingeltrud von Fezensac, Tochter von Graf Leuthard

    Treffer Gerd: Seite 47-49 "Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert)"

    Irmintrud - 25 Jahre Eheleid* 825, + Oktober 869
    Abtei Hasnon

    Erste Gemahlin KARLS II. DES KAHLEN (* 823; König: 843-877; Kaiser 875) Heirat: 14. Dezember 847

    Als Irmintrud KARL heiratete, ist der König des W-Reiches - die "außenpolitische" Lage zunächst einmal stabilisert. Dennoch ist KARLS Aufgabe keineswegs einfach. Fünf Jahre lang muß er kämpfen, um örtliche Partikularismen und allzu unabhängig sich gebärdende Herren unterzuordnen. Seine Hauptstadt hat er in Orleans aufgeschlagen, eine zentrale Lage, die es ihm gestattet, jeden Punkt seines Königreiches rasch zu erreichen, wann immer seine Anwesenheit nötig ist. KARL sichert die Einheit seines Reiches durch eine umfassende Gesetzgebung. Gleichwohl wird sein Königtum fest umgrenzt von der hohen Geistlichkeit, deren bedeutendster Vertreter Hinkmar von Reims ist.
    Am 14. Dezember 847 ehelicht KARL die 22-jährige Irmintrud - die Tochter Odos, des Grafen von Orleans. Zu ihren Vorfahren zählen Karl Martell, Pippin der Kurze und Desiderius, der Langobarden-König. Sie ist Königin eines Landes, in dem Hungersnoot, in dem Angst herrscht, denn die Normannen aus Jütland fahren im Frühjahr die Flüsse hinauf, verbreiten Angst und Schrecken, greifen die Klöster an, plündern und nehmen Geiseln. Schon 845 sind sie bis Paris gekommen und KARL hat ihrem Anführer die sagenhafte Summe von 7.000 Silbertalern bezahlen müssen. Das hat den Appetit der fürchterlichen Krieger nur gesteigert.856 plündern sie um Paris herum alles, was nicht niet- und nagelfest ist, dringen aber noch nicht in die Stadt selbst ein. Zehn Jahre lang kann man regelmäßig mit ihrem Einfall rechnen. Erst nach 866 hören die Normanneneinfälle auf - die Krieger aus dem Norden fallen jetzt über England her.
    In diesen Abwehrkämpfen ist KARL gezwungen, starke Gefolgsleute heranzuziehen, das heißt, den Herren größere Autonomie zu gewähren - er bestätigt ihnen gar die Erblichkeit ihrer Ämter, was sie mächtig macht, sich aber eines Tages gegen seine Nachfolger richten wird. Irmintrud wird ihren Mann aber auch im Streit mit seinen Neffen sehen: mit Pippin II. zunächst, der zu Recht seine Ansprüche auf Aquitanien anmeldet. Das Problem mit Lothar II. wird noch folgen. Die Bretonen ihrerseits fühlen sich seinem Reich nicht zugehörig, und neue Konflikte brechen auf.
    Vor diesem beunruhigenden Hintergrund bringt Irmintrud mehrere Kinder zur Welt. Sie alle werden dem Königspaar nichts als Ärger und Kummer bereiten: Da ist zunächst Judith. Aus politischen Gründen wird sie mit einem angelsächsischen Prinzen verlobt. Vom Grafen Baudouin von Flandern entführt, rettet sie sich in den Schutz des Feindes ihrer Eltern, ihres Cousins Lothar II. Sohn Karl wird mit 17 Jahren verwundet werden, was eine Art geistiger Behinderung auslöst. In seinem Streit mit Pippin II. um Aquitanien bedient sich König KARL seiner und macht ihn zum König von Aquitanien. Der undankbare Sohn aber läßt sich von Pippin beeinflussen und rebelliert 864 gegen die väterliche Autorität. Er unterwirft sich zwar wieder - stirbt aber schon 867. Lothar ist körperlich behindert, wird Mönch und stirbt vor seiner Volljährigkeit. Karlmann, verschlagen und gewalttätig, steht seinem Vater in einer Dauerrevolte gegenüber. KARL wird ihn grausam züchtigen. Der schlimmste von allen aber ist der älteste SohnLudwig. Mit 16 Jahren greift er 862 gegen den Vater zu den Waffen. Die königlichen Truppen bringen ihn wieder zur Vernunft.
    Zu all diesen Belastungen für das Königspaar kommt ein weiterer Familienzwisct, allerdings von außen: Lothar II. - seit 855 König im Nachbarreich - der Sohn von KARLSHalbbruder, ist in einen lebhaften Scheidungsstreit verwickelt, bei dem sich König und Königin auf den entgegengesetzten Seiten engagieren. Die Geschichte ist auf Jahre hinaus eine Staatsaffäre, die den ganzen Okzident beschäftigt. Begonnen hat sie 857: Lothar II. will seine Frau Thurtberga wegen Sterilität verstoßen und seine Mätresse Waltrade heiraten. Vier Synoden zwischen 860 und 863 werden sich damit befassen. Jedesmal ist der Druck Lothars auf die Bischöfe stark genug, daß das Ergebnis zu seinen Gunsten ausfällt. 863 ist Papst Nikolaus I. gezwungen, die Entscheidungen der Metzer Synde auszusetzen und seinen Willen zu erzwingen. Irmintrud steht fest auf seiten Thurtbergas,KARList für die Argumente seines Neffen nicht unzugänglich und wird schließlich vom Papst zur Ordnung gerufen.
    Die Spannungen zwischen den königlichen Eheleuten sind so stark, daß sie sich nach 25 Jahren gemeinsamen Lebens trennen. Die Königin zieht sich in die Abtei von Hasnon bei Valenciennes zurück. Sie verfolgt die politischen Geschehnisse nur mehr aus der Ferne. [KARL DER KAHLE dringt in Lotharingien ein und läßt sich am 9. September 869 von Hinkmar, dem Erzbischof von Reims, in Metz salben.]. Dort stirbt sie zwei Jahre später, am 6. Oktober 869, im Alter von 47 Jahren.

    Konecny Silvia: Seite 135, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    KARL DER KAHLE ging seine Ehe mit Ermentrud erst nach dem Tod LUDWIGS DES FROMMEN Ende 842 ein. Ermentrud war eine Tochter des Grafen Odo von Orleans und verwandt mit Adalhard, einem der mächtigsten Adeligen im Reich KARLS DES KAHLEN. Die Ehe mimit ihr wurde in einer Phase des Krieges geschlossen, in der die Brüder einen Ausgleich anstrebten, und tatsächlich zählten ja die ADALHARDE zu jenen Adelssippen, die in allen Reichsteilen Einfluß hatten und deshalb einen Friedensschluß nicht nur selbst wünschten, sondern gewiß auch fördern konnten. Es besteht kaum ein Zweifel, daß die Verbindung KARLS DES KAHLEN mit Ermentrud seit 842 als Vollehe galt, besonders weil damit angesichts der bedrängten Lage KARLS ein außerordentlich wichtiges Bündnis besiegelt wurde. Gekrönt wurde Ermentrud anscheinend nicht, und auch zum Jahre 848 ist eine Teilnahme der Königin an der Weihe KARLS DES KAHLEN nicht überliefert. Erst zum Jahre 866 berichten die Quellen von einer Krönung Ermentruds.
    Allerdings würde sowohl die Krönung Judiths, einer Tochter KARLS DES KAHLEN, anläßlich von deren Eheschließung mit dem angelsächsischen König Aethelwulf, als auch KARLSHaltung im "Ehestreit" die Vermutung nahelegen, daß der Krönung Ermentruds im Jahre 866 eine ähnliche Zeremonie bereits vorausgegangen war. Jedenfalls unterblieb das Sakramentale nicht, weil es für die Königin noch nicht üblich war, sondern allenfalls wegen der Störung des guten Einvernehmens zwischen KARL DEM KAHLEN und den ADALHARDEN. Die Krönung von 866 scheint hingegen die Annäherung zwischen KARL DEM KAHLEN und den ADALHARDEN bekräftigt zu haben. Als Akt der Rechtsetzung für eine Vollehe geschah das Ereignis - bedenkt man KARLS DES KAHLEN Engagement im "Ehestreit" Lothars II. - zu einem politisch höchst bemerkenswerten Datum. Hinzu kommt noch in Anbetracht der Existenz von Erben KARLS merkwürdige Motivation für die Krönungszeremonie Ermengards. Deren Krönungsordo drückte nämlich vor allem die Hoffnung auf Nachkommenschaft aus. KARLS Wunsch nach einem neuen Erben deutet auf das erwähnte neuerliche Einvernehmen hin. Für eine solche Politik hatten sich die älteren Söhne KARLS DES KAHLEN sicher schon disqualifiziert. Das Bündnis von 866 scheiterte unter anderem vermutlich auch, weil Ermentrud starb.

    Schieffer Rudolf: Seite 145,159 "Die Karolinger"

    Bedachtsam war auch die Wahl der Gattin, die der 19-jährige König Ende 842 ehelichte, denn sie fiel auf Irmintrud, die Tochter des 834 gegen LOTHAR gefallenen Grafen Odo von Orleans und Nichte des einflußreichen Seneschalks Adalhard, "weil er (d(durch diese Heirat) den größten Teil des Volkes für sich zu gewinnen glaubte" (wie Nithard duchaus kritisch anmerkte). Jedenfalls gebar Irmintrud nach einer Tochter Judith 846 den Stammhalter Ludwig, dem in kurzem Abstand noch drei weitere Söhne Karl, Karlmann und Lothar, folgten.
    Daß schon 865 auch der seit Geburt schwächliche Sohn Lothar, zuletzt nomineller Abt von Saint-Germain in Auxerre, und anscheinend um dieselbe Zeit Zwillingssöhne im Kindesalter verstorben waren, mag den besorgten KARL bewogen haben, seiner etwtwa 36-jährigen Gattin Irmintrud 866 in Soissons eine feierliche Salbung und Krönung durch die Bischöfe mit Gebetsbitte um weitere Nachkommenschaft zuteil werden zu lassen, doch hinderte ihn dies keineswegs, kurz darauf deren Bruder als Aufrührer mit dem Tode zu bestrafen.

    Riche Pierre: Seite 200,237 , "Die Karolinger. Eine Familie formt Europa."

    Zur gleichen Zeit befestigt KARL DER KAHLE seine Stellung im W-Frankenreich durch die Eheschließung mit Ermentrud, der Tochter des Grafen Odo von Orleans (13. Dezember 842). Odo entstammt einem mittelrheinischen Geschlecht, das zweifellos mit der Familie von KARLS DES GROSSEN Schwager Gerold verwandt war.
    Als kurz nacheinander seine beiden Söhne Lothar (+ 865) und Karl das Kind (+ 866) starben, war er tief betroffen. Er suchte die Aussöhnung mit seiner Gemahlin Ermentrud, die er in Saint-Medard feierlich zur Königin salben ließ. Aber unmittelbar nach der Zeremonie verschwor sich Wilhelm, der Bruder Ermentruds, gegen den König, und KARL ließ ihn enthaupten. Ein Jahr später trennten sich die Ehegatten, Ermentrud zog sich in ein Kloster zurück.

    13.12.842 oo 1. KARL II. DER KAHLE 13.6.823 - 6.10.877
    Kinder:
    1. Ehe
    - Judith 844- 870
    1.10.856 1. oo Aethelwulf König von Wessex - 858
    858 2. oo Aethelbald König von Wessex - 860
    862 3. oo Balduin I. Graf von Flandern - 879
    - Ludwig II. der Stammler 846-10.4.879
    - Karl König von Aquitanien 847/48-29.9.866 durch Unfall
    - Karlmann Abt von St. Germain d'Auxerre (22.1.866-876) - 876
    - Lothar Abt von St. Germain d' Auxerre um 850-25.12.865
    - Ermentrud Äbtissin von Hasnon

    Literatur:
    Black-Veldtrup Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien. Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 1995, Seite 103,156 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 181,422,505,533, 575,590,592,724,758; Band II Seite 670, 690 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C. H. Beck München 1994, Seite 48 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seite 163,167,171 - Hlawitschka Eduard: Studien zur Äbtissinnenreihe von Remiremont. Buchdruckerei und Verlag Karl Funk, Saarbrücken 1963, Seite 37 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 135-136 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 200,237 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 145,159,163 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 61,64 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 58 - Treffer Gerd: Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996, Seite 47,50, 53 -

    Name:
    (Ermentrud)

    Gestorben:
    Abtei Hasnon

    Begraben:
    Abteikirche Saint-Denis

    Kinder:
    1. von Franken, Ermentrud
    2. von Franken, Judith wurde geboren in 844; gestorben in 870.
    3. 22. von Frankreich, Ludwig II. wurde geboren am 1 Nov 846; gestorben am 10 Apr 879 in Compiegne [60200],Oise,Picardie,Frankreich; wurde beigesetzt in Compiegne [60200],Oise,Picardie,Frankreich.
    4. von Aquitanien, Karl wurde geboren um 847/848; gestorben am 29 Sep 866 in Buzancais [36500],Indre,Centre-Val de Loire,Frankreich; wurde beigesetzt in Bourges [18000],Cher,Centre-Val de Loire,Frankreich.
    5. von Franken, Karlmann wurde geboren um 850; gestorben in 876.
    6. von Franken, Lothar wurde geboren in 850; gestorben am 14 Dez 865.

  3. 46.  von Paris, Adalhard wurde geboren in 830 (Sohn von Wulfhard I. und von Paris, Susanne); gestorben nach 10 Okt 890.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 882–890, Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich; Graf von Paris
    • Titel/Amt/Status: 877, Westfrankenreich; westfränkischer Pfalzgraf

    Notizen:

    Adalhard westfränkischer Pfalzgraf
    Graf von Paris
    830- nach 10.10.890
    Sohn des Grafen Wulfhard I. und der Susanna von Paris, Tochter von Graf Bego
    Adalhard ist 877 als westfränkischer Pfalzgraf und 882/84 und 890 als Graf bezeugt.

    Barth Rüdiger E.: Seite 189,"Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert"

    Adelardus (III?)
    Zwar tritt in Rec. Ch. III, v. 13.6.919 in Herstal ein Adelardus als scabinus auf. Es dürfte sich jedoch in diesem pactum um einen Nachkommen des um 889-890 verstorbenen Adalhard II., Graf im Moselgau handeln.
    Der Name Adalhard war in dieser gräflichen Familie für den Erstgeborenen vorherrschend; s. Regin. Chron. SS I, S. 593, a. 882; Wampach, Echternach, S. 370 Z 8, a. 878-897; Ders. Lux. Namensregister; ebd., S. 111,112 Anm. 3, 113f., 115; Wampach Echternach, S. 184, a.895; Jb. G.l. G VIII (1896), S. 211ff., VI (1894, S. 291; Hlawitschka, Anfänge, S. 74 Anm. 18, S. 96 und ebd. Anm. 70, S. 168, Fbl. S. 171.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 166, "Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert"

    K.F. Werrner hat dazu wahrscheinlich gemacht, daß Bego darüberhinaus noch eine Tochter namens Susanne hatte, die mit einem gewissen Wulfhard verheiratet war und unter anderem die Söhne Adalhard und Wulfhard II. hatte, von denen Adalhard in den 70-er Jahren des 9. Jahrhunderts westfränkischer Pfalzgraf gewesen ist und nach 890 verstarb. Und eine Tochter jenes Pfalzgrafen Adalhard sei Adelheid, die Schwester des Abtes Wulfhard von Flavigny, gewesen, die Ludwig der Stammler etwa 871 zu seiner zweiten Frau erkor [Hierzu vgl. auch E. Hlawitschka, Lotharingien und das Reich Seite 225 - K. F. Werner sieht in Susanne nicht nur eine Tochter Begos, sondern auch der Alpais. Daraus ergibt sich, daß Ludwig der Stammler in Adelheid eine Verwandte 6. Grades (4 : 2) geheiratet haben müßte. In dieser Auffassung sieht er sich dadurch bestätigt, daß Ludwig der Stammler und Adelheids Sohn, Karl der Einfältige, eine uneheliche Tochter Alpais genannt hat. Aber so schlagend ist dieses Namamensargument nicht. Zumal Bego (* ca. 755/60, + 816) wesentlich älter gewesen sein muß als LUDWIGS DES FROMMEN Tochter Alpheid (* ca. 794, + nach 852), dürfte er vor seiner Ehe mit der Königstochter schon einmal verheiratet gewesen sein. Und für die Namengebung Alpais an seine uneheliche Tochter brauchte Karl der Einfältige nicht auf die Ahnenschaft seiner Mutter zu blicken, er konnte sich ebenso an seinen Urgroßvater LUDWIG DEN FROMMEN orientieren, der diesen Namen (offenbar in Anlehnung an Pippins des Mittleren Friedelfrau Chalpaida) ebenfals einer seiner unehelichen Töchter (eben der Gemahlin Begos) gegeben hatte. In der folgenden Tafel weiche ich also insofern von Werners Vorschlag ab, als ich Susanne aus einer ersten Ehe Begos hervorgehen lasse.].

    Schieffer Rudolf: Seite 169,"Die Karolinger"

    Falls die Darstellung des Chronisten Regino zutrifft, Ludwig sei von seinem Vater zur Lösung der (von diesem seit jeher mißbilligten) Ehe mit Ansgard und zur Neuvermählung mit jener Adelheid veranlaßt worden, die seit 878 an seiner Seite bezugt ist, dürfte dies am ehesten um diese Zeit geschehen sein, da Adelheids Vater, der Pfalzgraf Adalhard, ein Urenkel LUDWIGS DES FROMMEN (über dessen Tochter Alpais), gerade in dem Interimsregiment von 877 an führender Rolle erscheint.

    Werner, Karl Ferdinand: Seite 432-434,"Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000"

    Diese Bedingung ist erfüllt in einer Urkunde, in der ein Großer aus N-Burgund, also aus dem Gebiet, aus dem wir Adelheids Bruder als Abt vorfanden, mit Namen Vulfardus, also Wulfhard, am 2. November 889 an die Abtei Fleury-sur-Loire (Saint-Benolt-sur-Loire) Egengut in der Grafschaft Autun schenkt:
    ...dono proanimae remedio atque in elemosina genitoris mei Vulfardi eet genitrice mea (sic) Susannane necnon et germanorum fratrum meorum Adelardo, Vulgrino, Ymo et sorore mea Hildeburga vel nepote Vulgrino ... Ein Wulfhard also, der den gleichen Namen trägt wie der Bruder Adelheids, und dessen Vater auch schon Wulfhard hieß, hate einen Bruder namens Adalhard, der am Ende der Urkunde ausdrücklich seine Zustimmung zur Schenkung gibt: S. Adelardi qui ... consenit. Wir begegnen dem gleichen Adalhard in einer anderen Urkunde für Flaeury aus den Jahren 866/75 (wahrscheinlich nach der späteren Zeitgrenze), in der ein Adelardus comes in einer die Grafschaft Autun angehenden Angelegenheiten als missus dominicus auftritt. Alles sprichcht dafür, in diesem Grafen und missus Adalhard den Neffen und Erben des Grafen Eberhard zu sehen. Handelt es sich doch auch im Falle des Eberhard/Evrardus um Besitz in N-Burgund, die große villa Sennecey, die KARL DER KAHLE, wie im Diplom vom 8. Juni 871 ausgeführt wird, konfisziert hatte, als Hevrardus von ihm abgefallen war (wohl 858, zu Ludwig dem Deutschen, zusammen mit der ganzen Partei Adalhards im W-Reich), die dem Eberhard/ Evrardus restituiert wurde, als die Abtrünnigen wieder in Gnaden aufgenommen werden mußten (wohl 861). Eberhard hat jedoch versäumt, vor seinem inzwischen eingetretenen Tode, sich diese Restitutiom durch königliches Präzept bestätigen zu lassen. Zwar vermachte er Sennecey seinem Neffen Adalhard, aber der königliche missus, Graf Odo, zog die Domäne wieder zum Fiskus ein. Auf Verwendung seines Nachfolgers, des Grafen Aledramnus, wird das Gut jetzt, 871, durch KARL dem Adalhard wiedergegeben nebst dem zugehörigen Diplom.
    Nach dem bisher Ermittelten wagen wir die Hypothese, Adelheid, die spätere westfränkische Königin und Schwester des Abtes Wulfhard von Flavigny, sei eine Tochter des Grafen und missus Adalhard, der seinerseits hervorging aus der Ehe, die Susannaa, die Schwester Leuthards und Eberhards und damit Tochter der Alpais und des Grafen Bego, mit Wulfhard schloß, und aus der außerdem die Kinder Wulfhard, Wulfgrim (Vulgrinus), Imo (Himmo) und Hildeburg hervorgingen. Versuchen wir, diese Hypothese am historischen Kontext zu überprüfen.
    Hier erweist sich als entscheidendes Dokument ein Passus im Kapitulare von Quierzy (14. Juni 877). In ihm tritt ein Adalhard, bei dem es sich nicht mehr um den "Seneschall" handeln kann, als eine der wichtigsten Personen im Reich und als Vertrauensmann KARLS DES KAHLEN auf. Für die Zeit der Abwesenheit des Kaisers in Italien soll Adalhard, der Pfalzgraf, bei Ludwig dem Stammler bleiben; unter seinem Vorsitz soll das Königsgericht tagen, möglichst ordnungsgemäß einmal wöchentlich. Adalhard, der mit den ihm zugeteilten Großen zugleich die oberste Kontrolle der Friedenswahrung innehat, darf sich im Bedarfsfall von einem dieser Großen, vor allem einem Gerardus und einem Fredericus vertreten lassen. Die Bedeutung dieser Stelle "Adadalardus comes palatii remaneat cum eo (sc. filio nostro Hludowico) cum sigillo" springt in die Augen. Nach unserer Hypothese war Ludwig der Stammler, der von KARL II. nicht ohne Unruhe im Reich zurückgelassene Regent, als Gemahl der Adelheid der Schwiegersohn des Adalhard, der ihm hier als Pfalzgraf zugeteilt wird! Das entspräche aber allem, was wir in der karolingischen Geschichte bei der Besetzung der obersten Ämter in der Regierung eines Unterkönigtums beobachten können. Wir glauben den bisher wenig beachteten, jedenfalls nicht befriedigend identifizierten Pfalzgrafen Adalhard des Kapitulare von Quierzy als jenen Grafen Adalhard ansprechen zu dürfen, der zuvor KARL DEM KAHLEN als missus im westfränkischen Burgund gedient hat. Außerdem scheint der gleiche Adalhard, als Angehöriger der Pariser Grafenfamilie in weiblicher Linie, einige Zeit Graf von Paris gewesen zu sein, und zwar zwischen dem Grafen Konrad, einem WELFEN, und dem Grafen Odo, dem ROBERTINER, übeber dessen Regierungsantritt bisher nichts Genaues geäußert wurde, so, daß man ihn als unmittelbaren Nachfolger Konrads ansah, obgleich viel dafür spricht, daß er erst unter Kaiser KARL III., also nicht vor 885, Paris erhielt. König Karlmann hat in einer nur durch seine Regierungszeit (882-884 im N des W-Reichs) datierbaren Urkunde die Schenkung des Adalhardus comes und des Abbo vassus (sc. dominicus, nicht etwa Vasall Adalhards) an die Kirche Saint-Merry de Paris bestätigt
    Eine letzte Erwähnung des Grafen Adalhard, vom 10. Oktober 890, erlaubt es, den Ring unserer Beweisführung zu schließen. Zu diesem Zeitpunkt erscheint an erster Stelle der Zeugenliste, mit S. Adalardi comitis ein Graf am Hof des Grafen von Poitiers, den wir sonst in diesem Raum nicht nachweisen können. Die Bedeutung der Anwesenheit Adalhards in Poitiers wird erst einsichtig, wenn wir uns erinnern, daß der kleine Karl III., der postum geborene Sohn der Adelheid von Ludwig dem Stammler, am Hofe Ramnulfs II. in Poitiers lebte, nachdem die westfränkischen Großen dieses Kind 888 übergangen und den ROBERTINER Odo zum König erhoben hatten. Nach unserer Identifizierung ist Graf Adalhard ja der Großvater Karls III., des jungen KAROLINGERS, bei dem seine Mutter Adelheid, die Tochter Adalhards, im Poitou geweilt haben muß.



    oo N.N.

    Kinder:
    - Wulfhard Abt von Flavigny 855-6.9.880/93
    - Adelheid 855/60-9.11.901
    875 oo Ludwig II. der Stammler König von Frankreich 846-10.4.879

    Literatur:
    Barth, Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990 Seite 189 -
    Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 166,168 -
    Hlawitschka, Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der Deutschen Geschichte, Anton Hirsemann Stuttgart 1968 Seite 228 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 169,171 -
    Werner, Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000, in Karl der Grosse Lebenswerk und Nachleben Band IV Seite 432-434 -

    Kinder:
    1. 23. von Friaul, Adelheid wurde geboren um 855/860; gestorben am 9 Nov 901 in Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich.
    2. von Flavigny, Wulfhard wurde geboren in 855; gestorben in 880/893.