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 Bohrer

von Bayern, Hermann

männlich um 917 - nach 954  (38 Jahre)


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Generation: 1

  1. 1.  von Bayern, Hermann wurde geboren um 917 (Sohn von von Bayern, Arnulf und von Friaul, Judith); gestorben nach 954.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Pfullingen [72793],Reutlingen,Baden-Württemberg,Deutschland; Graf im Pfullichgau

    Notizen:

    Hermann Graf im Pfullichgau
    um 917 † nach 954
    Jüngerer Sohn des Herzogs Arnulfs des Bösen von Bayern aus dem Hause der LUITPOLDINGER und der Judith von Friaul, Tochter von Graf Eberhard im Sülichgau

    Schwennicke Detlev: Tafel 83, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    HERMANN
    954

    Brandenburg Erich: Seite 124, "Die Nachkommen Karls des Großen."

    Anmerkungen: Seite 124
    VII. 56.
    Ergänzungen (Werner)
    c) = 81.
    HERMANN † nach 965 II.6.

    Thiele, Andreas: Tafel 109, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1", R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 -

    HERMANN

    953/54 Rebellion und inhaftiert; er ist eventuell identisch mit Hermann, Graf im Pfullichgau und von Öhringen

    ? oo (?) GISELA VON SCHWABEN †
    Tochter des Herzogs Burchard I. von Schwaben (= unsicher)

    GENEALOGISCHE TAFELN ZUR MITTELEUROPÄISCHEN GESCHICHTE, Wegener Dr. Wilhelm Wegener: Seite 76

    9. Hermann

    (* c 917 s 5).
    954 Hermannus frater Arnolfi (6) wird auf dem Rückzug von den Verwandten des Bischofs Ulrich von Augsburg gefangen genommen Gerhardi vitas s. Udalrici SS 400 Reindel n 104.

    Hermann, der neben seinen Brüdern Eberhard und Arnulf als einziger alt genug gewesen sein dürfte, wurde 938 mit seinen anderen Brüdern von OTTO I. unterworfen, machte 953/54 die Rebellion mit und wurde bei der Belagerung des Kastells Schwabmünchen vom Grafen Dietpold von Dillingen, Bruder des Bischofs Ulrich von Augsburg, gefangengenommen.

    Lechner, Karl: Seite 32,43, "Die Babenberger Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246"

    Auch die drei Brüder Judiths, der bayerische Pfalzgraf Arnulf und seine Brüder Hermann und Heinrich, die als LIUTPOLDINGER, gleichfalls Ansprüche auf Bayern geltend machten, standen auf Liudolfs Seite. Der Aufstand wurde niedergeschlagen und Heinrich wurden Güter in Kärnten abgesprochen [6 DO. I. 171; Reindel, Luitpoldinger Nr. 105.].
    Von den 938 am Aufstand Beteiligten hören wir über Eberhard nichts mehr, aber schon sein Bruder Arnulf wurde später Pfalzgraf von Bayern. Dieser und seine zwei Brüder Hermann und Heinrich und die Witwe Biltrud des 947 verstorbenen Bayern-Herzogs Berthold nahmen am Aufstand Liudolfs im Jahre 953 teil.

    Spindler Max: Seite 219,226, "Handbuch der bayerischen Geschichte. Erster Band Das alte Bayern. Das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts."

    Während seiner Abwesenheit hatte Heinrich den Pfalzgrafen Arnulf [2 Pius Wittmann, Die Pfalzgrafen von Bayern 1877; Martin Lintzl, Der Ursprung der deutschen Pfalzgrafschaften (ZRG 59) 1929, 233 bis 263, besonders 239.], den Sohn des alten Herzogs Arnulf mit seiner Stellvertretung in Bayern beauftragt. Arnulf verständigte sich jetzt mit Liudolf, und es ist nicht ganz klar, von wem dabei die Initiative ausging. Jedenfalls mußten beide Männer in Herzog Heinrich ihren Hauptgegner sehen, der den einen aus der Gunst beim Vater, den anderen aus dem Besitz des bayerischen Herzogtums verdrängt hatte. Die bayerischen Truppen vor Mainz verließen das königliche Heer; Liudolf konnte an ihrer Spitze nach Bayern ziehen, wo sich Arnulf ihm jedenfalls als dem künftigen deutschen König unterwarf. Dem Aufstand hatten sich fast alle Mitglieder der luitpoldingischen Familie angeschlossen, außer Arnulf werden noch seine Brüder Hermann [3 Genannt in Gerhards Vita Udalrici c. 10, hg. von Georg Waitz (MGH SS 4) 1851, 399.] und Heinrich [4 Genannt in der Urkunde OTTOS I. vom 10. Dezember 953 nr. 171, hg, von Theodor Sickel (MGH Dipl. I) 1879/84, 252f., Reindel nr. 105, Seite 215f.] sowie Bertholds Witwe Biletrud (siehe unten 224) genannt. Auch der bayerische Adel scheint sich überwiegend dem einheimischen Geschlecht angeschlossen zu haben, das zeigt der Abfall des Heeres vor Mainz und ebenso die Tatsache, daß in Bayern fast alle festen Plätze in den Händen der Empörer waren, und daß OTTO Ende 953 Regensburg mehrere Monate vergeblich belagerte. Lediglich Bischof Ulrich von Augsburg trat tatkräftig für die Sache des Königs ein. Doch während er den größten Teil seiner Ritter zur Verstärkung des königlichen Herres nach Regensburg führte, konnte Pfalzgraf Arnulf inzwischen Augsburg erobern und plündern. Im Winter 953/54 verschanzte Ulrich sich daher in seinem Kastell Schwabmünchen [5 Das ist die allgemeine Annahme (Reg. Augsb. I 1, nr 120) gegen Riezler I 1, 537 Deutung auf Merching in der oberen Paar.], und in den Kämpfen, die sich hier abspielten, fiel ein Bruder Arnulfs, Hermann, in seine Hand.
    Der LUITPOLDINGER Heinrich III. scheint bei diesen in das Jahr 984 fallenden Auseinandersetzungen nicht sehr erfolgreich gekämpft zu haben; er erklärte sich jedenfalls nach der Vermittlung durch einen Grafen Hermann, vielleicht den Sohn des alten Herzogs Arnulf, zum Verzicht auf Bayern gegen die Belehnung mit dem von ihm schon früher besessenen Herzogtum Kärnten bereit.




    oo Gisela von Schwaben, Tochter des Herzogs Burchard II.

    Kinder:
    - Wolfgang Bischof von Regensburg (972-994) um 930 † 31.10.994



    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen. Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Seite 124 - Lechner, Karl: Die Babenberger Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Böhlau Verlag Köln 1985 Seite 32,43 - Schmid Alois: Das Bild des Bayernherzogs Arnulf (907-937) in der deutschen Geschichtsschreibung von seinen Zeitgenossen bis zu Wilhelm von Giesebrecht. Verlag Michael Lassleben Kallmünz 1976 Seite 101,102 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 83 - Spindler Max: Handbuch der bayerischen Geschichte. Erster Band Das alte Bayern. Das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts. C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München Seite 219,226 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 109 - Wegener, Wilhelm Dr. jur.: Genealogische Tafeln zur mitteleuropäischen Geschichte, Heinz Reise-Verlag Göttingen 1962-1969 Seite 76 -


Generation: 2

  1. 2.  von Bayern, Arnulf wurde geboren in 885/890 (Sohn von von Bayern, Luitpold und von Schwaben, Kunigunde); gestorben am 14 Jul 937 in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland; wurde beigesetzt in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 907-937, Bayern,Deutschland; Herzog von Bayern

    Notizen:

    Arnulf der Böse
    Herzog von Bayern (907-937)
    um 885/90-14.7.937 Regensburg Begraben: Kloster St. Emmeram zu Regensburg

    Ältester Sohn des bayerischen Markgrafen Luitpold und der Kunigunde von Schwaben, Tochter von Pfalzgraf Berchthold

    Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 1015

    Arnulf, Herzog von Bayern
    + 14. Juli 937 Regensburg

    Arnulf folgte seinem in der Ungarnschlacht vor Pressburg 907 erschlagenen Vater Markgraf Luitpold mit Zustimmung der bayerischen Großen und nahm schon früh den Herzogstitel an. Die Vernichtung des bayerischen Heerbannes 907 und die folgenden Ungarneinfälle erzwangen zunächst den Neuaufbau eines Heeres. Um seine Vasallen mit Besitz auszustatten, zog der Herzog Ländereien von Kirchen und Klöstern ein. Bereits 909 und 910 errang er erste Siege über die ungarischen Reiterheere, die er dann 913 am Inn entscheidend schlug. Er setzte den Abschluss eines Vertrages durch, infolgedessen Bayern im Gegensatz zu den anderen Herzogtümern auf Jahrzehnte vor weiteren Einfällen nahezu verschont blieb.
    Gegenüber dem Königtum verfolgte Arnulf eine eigenständige Politik. Diese zwang bereits Ludwig das Kind, den Schwerpunkt seiner Herrschaft aus Bayern in die Rhein-Main-Lande zu verlagern. Trotz Verwandtschaft erhob Arnulf nach dessen Tod 911 keinen Anspruch auf Nachfolge und beteiligte sich an der Wahl KONRADS I. Auch ihm gegenüber suchte er eine Politik der Abgrenzung, die dieser jedoch nicht hinnahm. KONRAD I. heiratete 913 die aus Schwaben stammende Mutter Arnulfs, Kunigunde, um so die beiden Herzogtümer enger an das Ostfränkische Reich zu binden. Als Arnulf 914 in innerschwäbischen Auseinandersetzungen für seine Onkel Erchanger und Berthold Partei ergriff, während der König die Gegenseite begünstigte, fiel KONRAD I. in Bayern ein und vertrieb den Herzog, der bei den Ungarn Zuflucht suchte. Nachdem er 916 zurückgekehrt war, verjagte ihn der König abermals nach Ungarn und setzte seinen Bruder Eberhard als Statthalter in Bayern ein. Weiterhin verbündete er sich mit dem Episkopat, der auf der Synode von Hohenaltheim (916) die aufstrebenden Stammesgewalten energisch vor weiteren Widerstand gegen das Königtum warnte. Dennoch verdrängte Arnulf bereits 917 den königlichen Statthalter; bei einem erneuten Angriff gegen Arnulf erlitt KONRAD I. eine tödliche Verwundung. Bei KONRADS Tod beherrschte Arnulf sein Herzogtum unangefochten.
    An der Erhebung HEINRICHS I. zum Nachfolger in Fritzlar nahm Arnulf nicht teil. Vielmehr wurde er wohl selber in Bayern zum König ausgerufen. Es ist umstritten, ob dieser mit Überlieferungsproblemen belastete Eintrag ein Gegen-Königtum gegen HEINRICH oder aber ein an das spätkarolingische Regnum Bavariae anknüpfendes bayerisches Sonderkönigtum bezeichnet. HEINRICH I. setzte aber die Anerkennung seiner Herrschaft auch in Bayern durch. Die wechselhaften Kämpfe 919-921 wurden durch den Regensburger Vertrag abgeschlossen, in dem Arnulf eine lose Oberhoheit HEINRICHS I. anerkannte und damit Bayern dem ostfränkischen Königtum HEINRICHS I. unterordnete, dafür freie Hand bei der Gestaltung der Innen- und Außenpolitik zugestanden erhielt. In der Folgezeit ernannte er die Bischöfe seines Herzogtums und versammelte diese zu eigenen Landessynoden. 922 führte er sein Heer gegen die Böhmen, um deren herkömmliche Abhängigkeit von Bayern zu erneuern. Weiterhin hat er Münzen prägen und Urkunden ausstellen lassen, die die Form der Königsurkunde übernahmen, die bayerischen Grafen befehligt, seinen Sohn Eberhard zum Nachfolger designiert. Ein Feldzug nach Italien 933-934 sollte Eberhard die ihm angetragene langobardische Königskrone einbringen. Diese selbstbewusste Ausübung des Herzogtums hat HEINRICH I., der seit 921 mit Arnulf in Frieden lebte, anerkannt. 936 heiratete schließlich der Königs-Sohn Heinrich die Tochter des Herzogs, Judith. Bei der Krönung OTTOS I. 936, wenige Monate vor seinem Tod in Aachen, übte Arnulf das Amt des Marschalls aus. - Sein Lebenswerk, die Begründung des jüngeren Herzogtums in Bayern nach dem Zerfall des karolingischen Reiches, konnte von seinen Söhnen nicht weitergeführt werden, da ihnen OTTO I. bereits 938 die Herrschaft entriss. Wegen der Säkularisationen und des Königsplanes ist das Bild Herzog Arnulfs in späteren Jahrhunderten sehr verdunkelt worden.

    Literatur:
    K. Reindel, Die bayer. Luitpoldinger 893-989, Slg. und Erl. der Quellen, 1953 - F. Tyroller, Zu den Säkularisationen des Hzg.s A., Stud. und Mitt. 65, 1953-1954, 303-312 – K. Reindel, Ein neues Gedicht zum Tode Hzg. A.s v. Bayern, ZBLG 20, 1957, 153-160 - K. Bosl, Das jüngere bayer. Stammeshzm. der Luitpoldinger (Ders., Zur Gesch. der Bayern, 1965) - W. Kienast, Der Herzogtitel in Frankreich und Dtl. (9-12. Jh.), 1968 - E. Müller-Mertens, Regnum Teutonicum. Aufkommen und Verbreitung der dt. Reichs- und Königsauffassung, 1970 - K. Reindel, Hzg. A. und das Regnum Bavariae (H. Kämpf, Die Entstehung des dt. Reiches. Dtl. um 900, 1956, 1971) - A. Schmid, Das Bild des Bayernhzg.s A. (907-937) in der dt. Geschichtsschreibung von seinen Zeitgenossen bis zu W. Gisebrecht, 1976 - Ders, Die Herrschergüter in St. Emmeram ..., DA 32, 1976, 333-369 – H.-W. Goetz,“Dux“ und „ducatus“. Begriffs- und verfassungsgesch. Unters. zur Entstehung des sog. „jüngeren“ Stammesherzogtums an der Wende vom 9. Jh. Zum 10. Jh. [Diss. Bochum 1977].

    Bosl‘s Bayerische Biographie: Seite 27

    ARNULF DER BÖSE, bayerischer Herzog
    + 14.7.937 Regensburg
    Vater:
    Markgraf Luitpold (+ 907)
    Mutter:
    Kunigunde von Schwaben
    1. oo Agnes
    2. oo Judith vom Sülichgau (?)

    907 Herzog von Bayern.
    In dieser Zeit „Säkularisation“ der Klöster, die eingezogenen Güter gingen als Lehen an seine Vertrauten. Beispielsweise hatte das Kloster Tegernsee vorher mehr als 11.000 Bauernhöfe, nach der Konfiskation nur noch 114.
    Die Kirche gab ihm daher den Beinamen „der Böse“.
    Gegen-König gegen HEINRICH I. (rex in regno Teutonicorum).
    933 unternahm Arnulf einen Heereszug nach Verona, um für seinen Sohn Eberhard die langobardische Königskrone zu erwerben, Niederlage bei Bussolengo.
    Grabmal in St. Emmeram in Regensburg aus der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts.

    Literatur:
    NDB 1; BWB 1; K. Bosl, D. jüngere bayer. Stammeshzgtum d. Luitpoldinger, in: ZBLG 18, 1955.

    Brandenburg Erich: "Die Nachkommen Karls des Großen"

    Anmerkungen: Seite 120
    Ergänzungen (Werner):
    Arnulf und Berthold, Brüder aus der Familie der LUITPOLDINGER, Nachkommen KARLS DES GROSSEN ohne Anschluß.
    39. Ergänzung (Werner): Arnulf, + 14. VII. 936, 907 Herzog von Baiern
    Gemahlin: N. [VI 49]

    Werner Karl Ferdinand: Seite 461, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VI. Generation
    49-50

    Die Luitpoldingischen Brüder, Herzog Arnulf von Baiern und Herzog Berthold (Teil-Herzog in Kärnten) werden hier als zweifellose KAROLINGER-Nachkommen der 6. Generatiom aufgeführt, auch wenn die Filiation, die von KARL DEM GROSSEN zu ihnen hinführt, nicht genau bekannt ist. Die Namengebung von drei Kindern Arnulfs: Judith, Ludwig, Arnulf, ist ohne karolingische Abkunft nicht denkbar.
    Zu meiner Vermutung, daß karolingische Abkunft und Namengut durch die Mutter Herzog Arnulfs, Kunigund, die Gattin Luitpolds und späteren Gattin König KONRADS I., in das bairische Herzogshaus eingebracht wurden, siehe oben Anmerkung zu IV, 20.
    Die Daten der LUITPOLDINGER in großer Genauigkeit bei K. Reindel, Die bayerischen Luitpoldinger 893-898, 1953 (regestenartig angelegt zu den jeweiligen Jahren).

    Schwennicke Detlev: Tafel 83, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    ARNOLF
    + 14. VII 937 Begraben: Regensburg St. Emmeram
    908 Graf im NORDAGAU und HERZOG VON BAYERN

    HERKUNFT UND GESCHICHTE FÜHRENDER BAYERISCH-ÖSTERREICHISCHER GESCHLECHTER IM HOCHMITTELALTER, Gewin Dr. J.P.J.: Seite 103

    II. 2. ARNULF
    Herzog von Bayern, Herzog von Kärnten 907-937 (+)
    908. Februar 5. Der Nordgau als in der Grafschaft Arnulfs gelegen, bezeichnet: Reindel S. 76f.
    907-914. Herzog Arnulf säkularisierte den Besitz zahlreicher Klöster und Kirchen in Bayern: Reindel S. 80-92.
    916. September 20. Von einer Synode zu Hohenaltheim werden Herzog Arnulf und sein Bruder Berthold für ihr bisheriges Verhalten getadelt und es wird ihnen auferlegt, sich vor einer neuen Synode zu Regensburg zu verantworten: Reindel S. 114 f.
    924 und 927. Auf Befehl Herzog Arnulfs und in Gegenwart herzoglicher Gesandter findet ein Tausch zwischen Erzbischof Odalbert von Salzburg und der Edlen Frau Rihni statt: Reindel S. 134-138.
    933/34. Herzog Arnulf unternimmt einen Heereszug nach Verona, um für seinen Sohn Eberhard die langobardische Königskrone zu erwerben: Reindel S. 163-170.
    935. Juli 22. Herzog Arnulf überträgt seinem ältesten Sohn Eberhard die Nachfolge in Bayern und lässt ihn vor den Bewohnern Reichenhalls huldigen: Reindel S. 170 f.
    937. Juli 14. Herzog Arnulf von Bayern stirbt: Reindel S. 175-181.

    GENEALOGISCHE TAFELN ZUR MITTELEUROPÄISCHEN GESCHICHTE, Wegener Dr. Wilhelm: Seite 72

    2. ARNULF (nach seinem Verwandten Kaiser ARNULF benannt)
    F. u. eV.
    907 in qua congressione (Pressburg) Liutbaldus dux occisus est, cui filius suus Arnulfus in ducatum successit Constinuator Regionis ed. Kurze 154 Reindel n 46
    908 5/2 Eichstätt im Nordgau liegt in der Grafschaft (an der unteren Altmühl) des Arnolf Reindel n 47;
    914 empört sich gegen KONRAD I. und flieht mit Gattin und Kindern nach Ungarn Liudprand, Antapodosis II 19 Reindel n 55
    (919 Anfang) Arnaldus cum uxore et filiis rediens honorifice a Bagoariis atque ab orientalibus suscipitur Francis Liudprand II 21 Reindel n 61
    (933/34) Longobardi Eparhardum filium Arnolfi ducis in dominum acceperunt, eodem anno Arnolfus dux et Udalpertus archiespiscopus cum Baiowariis iter hostile in Italien fecerunt (gegen König Hugo) Annales Juvavenses maximi, vgl. Liudprand II 49-52 Reindel n 86;
    IV. 936 August Herzog Arnulf bei der Krönung OTTOS I. in Aachen zugegen Reindel n 88
    + 937 14/7 und in St. Emmeram begraben Reindel n 91

    Gemahlin:
    siehe oben 914 und 919 Anfang, die Vermählung wird 908/09 anzusetzen sein.
    Ihre Herkunft und ihr Name sind aus den Namen ihrer Kinder Eberhard, Hermann, Judith und Ludwig zu erschließen. Sie entstammte dem Geschlechte der UNRUOCHINGER und war allem Anschein nach eine Tochter des Grafen Eberhard, der sich 888 mit (seinem Bruder) BERENGAR in die Grafschaft über Dußlingen teilte DD Karol. 3, 55 f. n 37 - beide können mit großer Gewissheit als Söhne des Unruoch, Markgrafen von Friaul (zuletzt 872), des älteren Sohnes des Markgrafen Eberhard (+ 864/66) gelten, der bekanntlich mit Gisela, einer Tochter LUDWIGS DES FROMMEN und der WELFIN Judith, vermählt war. Hermann aber hieß 938 der Graf des Pfullichgaues, den im 11. Jh. die von den UNRUOCHINGERN stammenden Grafen von Achalm besaßen. Er wird wie die Gattin des Herzogs Arnulf den Grafen Eberhard von 888 zum Vater gehabt haben. Der Name der Gattin war offenbar Judith, da dieser Name nicht nur der einer Tochter Arnulfs war, sondern auch bei den Nachkommen der Markgrafen Berthold und Liutpold erscheint, die ebenfalls zu Arnulfs Kindern gehören. Besonders beweisend für die Abstammung Judiths von den UNRUOCHINGERN sind die Ereignisse in Italien, wo BERENGAR I., Nachfolger seines Bruders Unruoch in der Markgrafschaft Friaul, 888 König geworden war. Als BERENGAR 924 ermordet wurde, suchten Missvergnügte in Italien gegen den neuen König Hugo Anlehnung bei Herzog Arnulf und riefen 933/34 (siehe oben) dessen Sohn Eberhard zum König aus, offenbar mit Rücksicht auf dessen Abkunft von den UNRUOCHINGERN. Das Unternehmen hatte keinen Erfolg. Aber als Berengar II., des älteren BERENGAR Enkel, 950 König von Italien geworden war, kam es bezüglich der Herrschaft in Italien zu einem Ausgleich zwischen den Nachkommen Unruochs und BRENGARS I., indem OTTO I. seinem mit Judith, der Schwester Eberhards, vermählten Bruder, den Bayern-Herzog Heinrich I., dem 951 ein Sohn geboren war, 952 mit dem Nordosten des Königreiches, der Mark Verona, Berengar II. samt seinem Sohne hingegen mit dem übrigen Italien belehnte.
    Gleich nach seines Vaters Tod wurde Arnulf von seinen Anhängern, auf denen der starke Druck der vernichtenden Niederlage durch die Ungarn lastete, zum Herzog ausgerufen. Er nannte sich "Herzog Dei Gratia von Bayern und den angrenzenden Ländern". Sehr wahrscheinlich hatte Arnulf gleich 907 die Leitung des bayerischen Heerbannes übernommen. Durch umfangreiche Säkularisierung von Klosterbesitz vermochte Arnulf in der Zeit bis 914 seine Vasallen zu stärken, neue hinzugewinnen und durch die gewonnenen Mittel ein neues und schlagkräftiges Reiterheer aufzubauen, das dem Feind auch taktisch gewachsen war. Am 11.8.909 schlug er die mit großer Beute beladenen aus Schwaben zurückkehrenden Ungarn an der Rott. Es scheint, dass Arnulf ihnen auflauerte, als sie im Mündungsgebiet der Rott den Inn überqueren wollten, so dass er sie einkreisen konnte. Auch im folgenden Jahr konnte ihnen Arnulf bei Neuching (Landkreis Erding) eine Niederlage beibringen, nachdem sie vorher (22.6.910) ein süddeutsches Heer unter König Ludwig dem Kind bei Augsburg vernichtend geschlagen hatten. Dasselbe gelang ihm wieder - gemeinsam mit seinen schwäbischen Verwandten Erchanger und Berthold und dem Grafen Udalrich - als die Ungarn 913 von einem Einfall von Schwaben zurückkehrten am Inn. Vermutlich war er an der Spitze der bayerischen Großen 911 bei der Wahl KONRADS I. in Forchheim anwesend. 914 kam es zum Kampf mit König KONRAD I., seinem Stiefvater, der ihn nach Ungarn verjagte, wo er einen 14-jährigen Frieden vermittelte. Obwohl er bischöfliche Güter geschont hatte, nahmen die bayerischen Bischöfe 916 an der Synode von Hohenaltheim teil, unterstützten damit auch König KONRAD im Kampf gegen die Stammesgewalten und Arnulf wurde, kaum zurückgekehrt, von König KONRAD besiegt und erneut zu den Ungarn getrieben. Arnulf und sein Bruder Berthold wurden für den 7. Oktober 916 vor eine Synode nach Regensburg geladen und erst bei Nichterscheinen wurden ihnen Strafmaßnahmen angedroht. Von der Synode zu Hohenaltheim vom 20. September 916 wurden Arnulf und sein Bruder Berthold für ihr bisheriges Verhalten getadelt und es wurde ihnen auferlegt, sich am 9. Oktober 916 vor einer neuen Synode zu Regensburg zu verantworten. Im Jahre 917 kehrte Arnulf nach zweimaliger Flucht zu den Ungarn nach Bayern zurück und konnte Bayern mit seiner Hauptstadt Regensburg zurückerobern und den hier eingesetzten Eberhard, den Bruder KONRADS, verjagen. Er konnte sich 918 gegen einen Angriff König KONRADS, der hier die Wunde empfing, an der er kurz darauf starb, behaupten, was nur mit der Unterstützung bayerischer Großer möglich war. Nach dem Tode KONRADS I. wurde Arnulf von den Bayern und einem Teil der Schwaben zum König gewählt. Er konnte sich jedoch nicht gegen HEINRICH I. durchsetzen, der sich nach zwei Feldzügen nach Bayern, wobei beim zweiten Regensburg belagert wurde, friedlich mit ihm einigte. Arnulf musste 921 in den Vereinbarungen von Regensburg auf den Königstitel verzichten und HEINRICH I. den Vasalleneid leisten; dafür wurde er Markgraf im Nordgau und erhielt vom König große Konzessionen für seine herzogliche Herrschaft (Kirchenregiment in Bayern, Verfügungsgewalt über das Reichsgut in Bayern und Recht der selbständigen Außenpolitik). Als Zeichen seiner selbständigen Außenpolitik erhob Arnulf auch Anspruch auf Böhmen, der durch die Statthalterschaft seines Vaters begründet war, denn er zog 922 mit einem Heer in dieses Land, ohne dort große Erfolge erreichen zu können. Im Jahre 926 verwüsteten die Ungarn erneut Bayern und Arnulf war gezwungen, den auf 14 Jahre abgeschlossenen Vertrag zu erneuern und Tribut zu zahlen. Er nahm 927 an einem Hoftag in Ingelheim teil, zog 929 gemeinsam mit HEINRICH nach Böhmen, das wieder tributpflichtig gemacht wurde, und wurde mehrmals in den königlichen Urkunden als Intervenient genannt. Im Jahre 933 stellte er König HEINRICH I. ein bayerisches Kontingent zur Abwehr der Ungarn zur Verfügung, womit das gute Einvernehmen zwischen dem deutschen König und dem bayerischen Herzog dokumentiert wurde. Wie sein Vater hatte er enge Beziehungen nach Italien. Mit König Hugo von Italien unzufriedene Große wandten sich 933 an den mächtigen Bayern-Herzog, dessen Land im Süden auch an Italien grenzte und boten seinem Sohn Eberhard die Langobardenkrone an. Er zog im Herbst 933 mit einem bayerischen Heer, bei dem sich auch der Erzbischof Odalbert von Salzburg befand, über Triest nach Verona, wo es von Bischof Rather und dem Grafen Milo empfangen wurde. König Hugo, der sich gerade auf einem Kriegszug gegen Rom befand, stieß gegen Verona vor und bereits das erste Zusammentreffen mit der bayerischen Besatzung des Kastells Gauseningo, das mit einer Niederlage für die Bayern endete, brachte die Entscheidung. Gleich nach der Kunde von der Niederlage seiner Besatzung am Brückenkopf zog Arnulf in Eilmärschen nach Norden, um sein Heer vor der drohenden Abschnürung zu retten. Obwohl dieser Versuch schon im Februar 934 gescheitert war, wollte Arnulf mit einem neuen Heer das gleiche Unternehmen noch einmal in Angriff nehmen, woran er durch den Tod gehindert wurde. Doch das bayerische Herzogtum ist bis zum Tode Arnulfs noch weitgehend selbständig geblieben. Wie groß die Unabhängigkeit von König HEINRICH war, zeigte sich aber besonders darin, dass er am 22. Juli 935 seinen Sohn Eberhard in königsgleicher Art zum Nachfolger bestimmte und ihm von den Einwohnern Reichenhalls huldigen ließ. Bei der Krönung OTTOS I., dessen Oberherrschaft er formell anerkannte, 936 in Aachen agierte er als Marschall.




    910 oo Judith von Friaul, Tochter des Grafen Eberhard im Sülichgau, Großnichte von Kaiser BERENGAR I.

    Kinder:
    - Eberhard um 912- um 940
    - Arnulf Pfalzgraf - 22.7.954
    - Hermann - 954
    - Heinrich
    - Ludwig um 930- nach 974
    - Judith 919/25-29.7. nach 984
    oo Heinrich I. Herzog von Bayern - 1.11.955
    - Tochter
    oo Burchard Graf von Geisenhausen - 973
    - Berthold Markgraf - 15.1.980


    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 28-30, 33-37,39, 43,50,54,58,62,75,115 - Bosl, Karl: Bosls Bayerische Biographie, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1983 Seite 27 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Seite 120 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I, Seite 504,529/Band III Seite 204,481, 485-487 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches, Gustav Lübbe Verlag Bergisch Gladbach 1994, Seite 121-513 - Faußner, Hans Constantin: Zum Regnum Bavariae Herzog Arnulfs (907-938). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1984 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 23,79,82-84,117,222 - Giesebrecht Wilhelm von: Geschichte der deutschen Kaiserzeit. Band 1- Band 6, Mundus Verlag 2000 - Holtz Eberhard/Huschner Wolfgang (Hg:): Deutsche Fürsten des Mittelalters. Fünfundzwanzig Lebensbilder, Edition Leipzig 1995 Seite 14,38,44-60 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 - Kienast Walter: Der Herzogstitel in Deutschland und Frankreich (9. bis 12. Jahrhundert). R. Oldenbourg Verlag München - Wien 1968 - Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 - Körntgen, Ludger: Ottonen und Salier. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2002 - Pleticha, Heinrich: Deutsche Geschichte in 12 Bänden. Verlagsgruppe Bertelsmann GmbH/Lexikothek Verlag GmbH, Gütersloh 1982 - Pohl Walter: Die Welt der Babenberger. Schleier, Kreuz und Schwert, hg. von Brigitta Vacha, Verlag Styria, Seite 59,63,69,82 - Reindel, Kurt: Die bayerischen Luitpoldinger von 893-989, 1953 - Schmid, Alois: Das Bild des Bayernherzogs Arnulf (907-938) in der deutschen Geschichtsschreibung von den Zeitgenossen bis zu Wilhelm von Gisebrecht. Regensburger Historische Forschungen Band 5 1976 - Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg): Otto III. - Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 12A,268,278,289A,302 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 19 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 93,103, 107,114,120,123,127,146 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 120,122-124,126,131,141,143,147,161,169,173,185,249 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 83 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 - Waitz, Georg: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter König Heinrich I., Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1999, Seite 18 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 461 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 152-184 -

    Neue Deutsche Biographie - Arnulf, „der Böse“

    Herzog von Bayern, † 14.7.937 Regensburg.

    A., eine kraftvolle Persönlichkeit, übernahm 907 als Herzog die Führung des bayerischen Stammes. Es gelang ihm, in mehreren Treffen die Ungarn zu schlagen; nach einem Sieg, den er 913 am Inn über die Eindringlinge erfocht, schloß er wahrscheinlich einen Vertrag mit ihnen, der das Land bis zum Jahre 927 von ihren Beutezügen befreite. Nach der Wahl des Franken Konrad zum König kam es zu einer Kraftprobe zwischen der neuerstarkten Herzogsgewalt und der Königsgewalt, mit der sich der gesamte bayerische Episkopat, der|die Umwandlung seiner mächtigen, durch die fränkisch-reichskirchliche Tradition bestimmten Stellung in den abhängigeren landeskirchlichen Zustand befürchtete, verbündet hatte. Es gelang Konrad I., A. vorübergehend aus Bayern zu vertreiben. Die Synode von Hohenaltheim 916, die grundsätzliche Maßnahmen zur Stärkung der Königsmacht wie zum Schutze des kirchlichen Besitzstandes beschloß, und später eine bayerische Bischofsversammlung zu Regensburg forderten A. auf, sich zur Verantwortung zu stellen. Der Herzog setzte sich mit Erfolg zur Wehr und konnte 917 sein Herzogtum zurückerobern. In den Jahren 907-14 hatte er in großem Umfange Säkularisationen vorgenommen – daher der ihm von mönchischen Chronisten beigelegte Name „der Böse“ – und damit die bayerischen weltlichen Großen und Bischöfe ausgestattet, deren Hilfe es ihm ermöglichte, sich Bayerns voll und ganz wieder zu bemächtigen. Auch seiner Außenpolitik kam die Verfügung über den Klosterbesitz zustatten. Bei der Königswahl des Jahres 919 in Fritzlar stand er abseits und nahm für sich selbst den Königstitel in Anspruch. Daß es ein deutsches Gegenkönigtum gewesen sei, überliefert eine späte Abschrift einer Salzburger Chronik. Denkbar wäre auch, daß er mit einem bayerischen Königtum der Entwicklung des Landes den seiner Tradition und damaligen Situation gemäßen Abschluß geben wollte. Nach einer kurzen Belagerung Regensburgs durch Heinrich I. kam es hier im Jahre 921 zu einem Vertrag zwischen den beiden Herrschern, demzufolge der Herzog eine lose Oberhoheit des Königs anerkannte, in der Innen- und Außenpolitik aber freie Hand behielt – sogar das wichtige Recht der Bischofsernennungen fiel darunter. A. unternahm 922 einen Zug nach Böhmen, um die Wende 933/34 einen erfolglosen Kriegszug gegen König Hugo von Italien mit der Absicht, die langobardische Königskrone für seinen Sohn Eberhard zu erwerben. Diesen designierte er auch 935 zu seinem Nachfolger. Bei der Krönung Ottos I. in Aachen amtierte er als Marschall des Reiches. Die Anerkennung der Herzöge fiel dem neuen König als selbstverständliches Erbe zu.

    Literatur
    ADB I; M. Doeberl, Entwicklungsgesch. Bayerns I, 31916; S. Riezler, Gesch. Baierns I, 21927; H. Rall, Der Königsplan d. Bayernhzg. A. in Gesch.schreibung u. Politik, in: HJb 60, 1940, S. 231-45; W. Holtzmann, Kg. Heinr. I. u. d. hl. Lanze, 1947; F. Tyroller, Die Ahnen d. Wittelsbacher, in: Beil. z. Jber. d. Wittelsbacher Gymnasiums München, 1950/51; W. Mohr, Kg. Heinr. I. (919–936), 1950; K. Reindel, Die bayer. Luitpoldinger v. 893-989, Slg. u. Erläuterung d. Qu., in: Qu. u. Erörterungen z. bayer. Gesch., NF 11, 1953.



    Begraben:
    Kloster St. Emmeram zu Regensburg

    Arnulf heiratete von Friaul, Judith in 910. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 3.  von Friaul, Judith

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Bayern,Deutschland; Herzogin von Bayern

    Notizen:

    Judith von Friaul Herzogin von Bayern

    Tochter des Grafen Eberhard im Sülichgau (um 865-nach 889) aus dem Hause der UNRUOCHINGER und der Gisela von Verona, Tochter von Graf Waltfred; Großnichte von Kaiser BERENGAR I.

    Thiele, Andreas: Tafel 391, "Genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa"

    JUDITH
    oo um 910 ARNULF I. Herzog von Bayern und Deutscher Gegen-König † 937

    Judith brachte Erbansprüche auf die Lombardenkrone in die Ehe ein, die ihr Gemahl, Herzog Arnulf, 934 vergeblich zu verwirklichen suchte.

    GENEALOGISCHE TAFELN ZUR MITTELEUROPÄISCHEN GESCHICHTE, Wegener Dr. Wilhelm: Seite 72

    2. ARNULF (nach seinem Verwandten Kaiser ARNULF benannt)
    † 937 14/7 und in St. Emmeram begraben Reindel n 91
    Gemahlin:
    siehe oben 914 und 919 Anfang, die Vermählung wird 908/09 anzusetzen sein.
    Ihre Herkunft und ihr Name sind aus den Namen ihrer Kinder Eberhard, Hermann, Judith und Ludwig zu erschließen. Sie entstammte dem Geschlechte der UNRUOCHINGER und war allem Anschein nach eine Tochter des Grafen Eberhard, der sich 888 mit (seinem Bruder) BERENGAR in die Grafschaft über Dußlingen teilte DD Karol. 3, 55 f. n 37 - beide können mit großer Gewissheit als Söhne des Unruoch, Markgrafen von Friaul (zuletzt 872), des älteren Sohnes des Markgrafen Eberhard († 864/66) gelten, der bekanntlich mit Gisela, einer Tochter LUDWIGS DES FROMMEN und der WELFIN Judith, vermählt war. Hermann aber hieß 938 der Graf des Pfullichgaues, den im 11. Jh. die von den UNRUOCHINGERN stammenden Grafen von Achalm besaßen. Er wird wie die Gattin des Herzogs Arnulf den Grafen Eberhard von 888 zum Vater gehabt haben. Der Name der Gattin war offenbar Judith, da dieser Name nicht nur der einer Tochter Arnulfs war, sondern auch bei den Nachkommen der Markgrafen Berthold und Liutpold erscheint, die ebenfalls zu Arnulfs Kindern gehören. Besonders beweisend für die Abstammung Judiths von den UNRUOCHINGERN sind die Ereignisse in Italien, wo BERENGAR I., Nachfolger seines Bruders Unruoch in der Markgrafschaft Friaul, 888 König geworden war. Als BERENGAR 924 ermordet wurde, suchten Missvergnügte in Italien gegen den neuen König Hugo Anlehnung bei Herzog Arnulf und riefen 933/34 (siehe oben) dessen Sohn Eberhard zum König aus, offenbar mit Rücksicht auf dessen Abkunft von den UNRUOCHINGERN. Das Unternehmen hatte keinen Erfolg. Aber als Berengar II., des älteren BERENGAR Enkel, 950 König von Italien geworden war, kam es bezüglich der Herrschaft in Italien zu einem Ausgleich zwischen den Nachkommen Unruochs und BRENGARS I., indem OTTO I. seinem mit Judith, der Schwester Eberhards, vermählten Bruder, den Bayern-Herzog Heinrich I., dem 951 ein Sohn geboren war, 952 mit dem Nordosten des Königreiches, der Mark Verona, Berengar II. samt seinem Sohne hingegen mit dem übrigen Italien belehnte.

    Faußner, Hans Constantin: Seite 26, "Zum Regnum Bavariae Herzog Arnulfs (907-938)"

    Nach diesem Erfolg trat König HEINRICH an Arnulf heran. Von nicht zu unterschätzender Bedeutung war, daß dieser mit einer Tochter König, seit Ende 915 Kaiser BERENGARS verheiratet war. Zwar gibt es dafür keinen unmittelbaren Quellenbeleg, aber schon die Namen von Arnulfs Kindern Eberhard und Judith und Enkel Ludwig sprechen dafür [So sieht auch F. Tyroller (Ahnen der Wittelsbacher) [wie Anm 4] 22f., Anm. 33 und sodann Genealogie des altbayerischen Adels im Hochmittelalter [1963] Seite 72 zu 2 in Arnulfs Gemahlin - nach ihm: Judith - eine Enkelin des Markgrafen Eberhard von Friaul aus dessen Ehe mit der Kaiser-Tochter Gisela, und zwar eine Tochter von Eberhards gleichnamigen Sohn, dem Bruder BERENGARS. Diese letztere Annahme steht aber mit dem Erbanspruch auf die langobardische Königskrone von Arnulfs Sohn Eberhard in Widerspruch; denn 'Ersterwerber' der Krone war BERENGAR.], ebenso Erbansprüche, die Sohn Eberhard 933/34 auf die langobardische Königskrone erhob, und die spätere Übertragung des alten langobardischen Herzogtums Friaul an Tochter Judiths Gemahl. Dazu kommt, daß Arnulf mit seiner Familie ins Exil zu den Ungarn ging, für einen Baiern ungewöhnlich, verständlich aber, wenn wir berücksichtigen, daß BERENGAR zu diesen seit einem Jahrzehnt gute Beziehungen unterhielt, ja wohl mit ihnen sogar verbündet war.




    910 oo Arnulf der Böse Herzog von Bayern um 885/90 † 14.7.937

    Kinder:
    - Eberhard um 912- um 940
    - Arnulf Pfalzgraf - 22.7.954
    - Hermann - 954
    - Heinrich
    - Ludwig um 930- nach 974
    - Judith 919/25-29.7. nach 984
    oo Heinrich I. Herzog von Bayern - 1.11.955
    - Tochter
    oo Burchard Graf von Geisenhausen - 973
    - Berthold Markgraf - 15.1.980


    Literatur:
    Faußner, Hans Constantin: Zum Regnum Bavariae Herzog Arnulfs (907-938), Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1984 Seite 26 - Reindel, Kurt: Die bayerischen Luitpoldinger von 893-989, in: Quellen und Erörterungen zur bayerischen und deutschen Geschichte, NF 11, 1953 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 391 - Wegener, Wilhelm Dr. jur.: Genealogische Tafeln zur mitteleuropäischen Geschichte, Heinz Reise-Verlag Göttingen 1962-1969 Seite 72 -

    Notizen:

    Vielleicht weiterer Sohn : Berthold Graf von Schweinfurt

    Kinder:
    1. von Bayern, Eberhard wurde geboren um 912; gestorben um 940.
    2. von Bayern, Arnulf wurde geboren in 913; gestorben am 22 Jul 954 in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland.
    3. 1. von Bayern, Hermann wurde geboren um 917; gestorben nach 954.
    4. von Bayern, Heinrich
    5. von Bayern, Ludwig wurde geboren um 930; gestorben nach 974.
    6. von Bayern, Judith wurde geboren um 925; gestorben nach 985 in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland; wurde beigesetzt in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland.
    7. von Bayern, N. wurde geboren um 925/930; gestorben nach 955.


Generation: 3

  1. 4.  von Bayern, Luitpold gestorben am 4 Jul 907 in Bratislava [80000],Bratislavský kraj,Slowakei.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 885-907, Bayern,Deutschland; Markgraf und Herzog von Bayern

    Notizen:

    Luitpold
    Markgraf und Herzog von Bayern (885-907)
    - 4.7.907 gefallen bei Preßburg
    Sohn des Grafen Ernst aus altadeligem bayrischen Geschlecht
    Seine Zugehörigkeit zum mächtigen bayerischen Geschlecht der HUOSIER ist nicht sicher zu beweisen.
    Nach Gewin Sohn des Liutperht, Oheim von Kaiser ARNULFS Mutter Liutswinde
    Reindel macht die Verwandtschaft zu den KAROLINGERN über Liutswinde, die Mutter KaiserARNULFS fest, während Mitterauer eine weibliche Abkunft von den WELFEN für möglich hält und Liutpold als Sohn des Grafen Liutpald und der Ilisana sieht

    Lexikon des Mittelalters: Band V Seite 2206

    Luitpold, Markgraf
    + 4. Juli 907 bei Preßburg
    oo Kunigunde von Schwaben
    Söhne:
    Arnulf
    Berthold I.

    Luitpolds Aufstieg vom fränkischen Reichsaristokraten zum mächtigsten Mann in den südöstlichen Reichsgebieten nach dem Kaiser steht in Zusammenhang mit dem Niedergang der ostfränkischen KAROLINGER und der aufziehenden Ungarngefahr. Luitpold war mit Kaiser ARNULF VON KÄRNTEN verwandt und wurde von diesem 893 als Markgraf in Karantanien und Oberpannonien eingesetzt. Durch den Erwerb der Grafschaften im bayerischen Nordgau und im Donaugau baute er seine Stellung aus und verschaffte sich den Vorrang vor den anderen Adelsgeschlechtern in diesem Raum. Er erlangte auch Einfluss auf die Reichspolitik. 898 wurde er im Auftrag der KAROLINGER in Mähren tätig. 903 erscheint er als "dux Boemanorum". Luitpold organisierte vor allem die Ungarnabwehr. Bei der schweren Niederlage vor Pressburg erlitt er den Tod.

    Literatur:
    Spindler I, 1988, 278f. - K. Reindel, Die bayer. Luitpoldinger 893-989, 1953, 1-70 - Bayer. Biogr., hg. K. Bosl, 1983, 498.

    Bosl Karl: Seite 498, "Bayerische Biographie"
    LUITPOLD, bayerischer Graf, Markgraf von Kärnten
    + 4.7.907 Pressburg
    oo Kunigunde von Schwaben

    Mit Kaiser ARNULF versippt.
    Warf sich zum Leiter des bayerischen Stammes auf.
    Genoss bei Ludwig dem Kind eine besondere Vertrauensstellung.
    War sein „nepos“.
    Kam in den Ungarnkämpfen ums Leben.

    Literatur:
    K. Bosl, D. Stammeshzgtum d. Luitpoldinger, in: ZBLG 18, 1955; K. Reindel, D. bayer. Luitpoldinger 893-989, 1953.

    GENEALOGISCHE TAFELN ZUR MITTELEUROPÄISCHEN GESCHICHTE, Wegener Dr. Wilhelm: Seite 72

    1. LIUTPOLD
    Herkunft: die Eltern sind unbekannt; die Blutsverwandtschaft mit Kaiser ARNULF (s. unten 898 31/8) und König Ludwig dem Kind (s. unten 901 19/1) dürfte davon herkommen, dass Liutpold zu der Familie der Liutswind, Nebenfrau des Königs Karlmann, gehörte. eV.
    895 (Frühjahr) Engildeo marchensis Baioriorum honoribus privatus est, in cuius locum Liutpoldus nepos regis (ARNOLFI) subrogatus est. Annales Fuldenses, continuatio Ratisbon. ed. Kurze 125 f. Reindel n 2;
    895 29/9 Ingering (Landgericht Judenberg) liegt in der Grafschaft Liutpolds in Ostkärnten DD Karol. 3, 225 f. n 148, Reindel n 3;
    898 Liutpaldus marchio Reindel n 7
    898 31/8 Kaiser ARNULF: Liutpaldus carissimus propinquus ac illustris noster marchio, consanguineus noster, Besitz in Kärnten in dessen Grafschaft Reindel n 8 f.
    (898 Dezember) Hartchirihha (Hainkirchen G Nd Lindhart AG Mallersdorf) liegt in der Grafschaft (im oberen Donaugau) des Liutpold Reindel n 12; vgl. Tyroller b 154 n 1
    900 26/7 Mühlhausen AG Neumarkt Opfz. (ebenso Berching AG Beilngries und Enkering AG Kipfenberg) liegen in der Grafschaft (an der unteren Altmühl) des Liutpold Reindel n 20
    901 19/1 König Ludwig: Liutbaldus illustris comeset dilectus propinquus noster Reindel n 23
    901 12/9 Maetingen im Westermanngau (Bergmatting AG Kelheim) liegt in der Grafschaft (an der unteren Altmühl) des Liutpold Reindel n 25
    903 1472. Die früher zu Ottensoos (AG Lauf) gehörige Villa Teorinhova nahe dem Orte Sendelbach AG Hersbruck (Krönhof G Sendelbach) liegt im Nordgau in der (Pregnitz-) Grafschaft des Liutpold Reindel n. 28
    903 24/6 Liutpold dux BoemannorumReindel n 29;
    903 2/7 Varenbach (Burg-, Unter-Kirch-Farrnbach) und Zenna (Ober-, Untern-, Kirch-Farrnbach) und Zenna (Ober-, Untern-, Langen-Zenn Mfr.) liegen in dominatu comitis Lupoldi et Poponis (mit Ausläufern in der Pegnitzgrafschaft Reindel n 30
    905 16/5 Besitz an der Luhe (linker Zufluss der Naab bei dem Markt Luhe AG Weiden) liegt in der Grafschaft (an der oberen Naab) des Liutpoldus marchio Reindel n 39
    906 9/9 Liutpold nimmt an dem Feldzug gegen Adalbert von Babenberg und an dem Verrat teil, der zu dessen Hinrichtung führte Reindel n 42;
    + 907 4/7 gefallen bei Pressburg gegen die Ungarn Reindel n 45

    Gemahlin:
    Kunigunde
    Tochter des schwäbischen Pfalzgrafen Berthold und Schwester des Erchanger (Pfalzgraf) und des Berthold; sie heiratete als Witwe 913 König KONRAD I. Reindel n 46.

    HERKUNFT UND GESCHICHTE FÜHRENDER BAYERISCH-ÖSTERREICHISCHER GESCHLECHTER IM HOCHMITTELALTER, Gewin Dr.J.P.J.: Seite 102

    I. 1. LIUTPOLD
    893/95-907 + Markgraf in Kärnten, Graf im Nord- und Donaugau.
    893/95. Erste urkundliche Erwähnung: Reindel, Die bayerischen Liutpoldinger 893-989. Seite 1.
    895. Vor dem 5. Mai. Liutpold wurde anstatt des Grafen Engildeo zum Markgrafen im Nordgau undDonaugau berufen: a.a.O. Seite 2f.
    898. Aug. 31., September 4. Gurk (G.B. Gurk.) und Zeltschach (G. B. Friesach) in Kärnten werden als in der Grafschaft Liutpolds gelegen bezeichnet: Urk. Kaiser Arnolfs Nr. 162, 193, Reindel Seite 13
    (898 Dezember). Hartkirchen (B. Landau an der Isar), in seiner Grafschaft (wohl Donaugau) gelegen: Reindel S. 16 ff. 900. Juli 8. Zeugen: Liutpold comes, Pabo comes, Gundpald comes: Reindel S. 23, R. H. nr. 178.
    900. Juli 26. Mühlhausen an der Sulz, in seiner Grafschaft gelegen: Reindel S. 24f, R. H. nr. 179.
    903. Febr. 14. Ottensoos an der Regnitz (L.K. Hersbruck) und Dürnhof (L.K. Neumarkt) in den Grafschaften Pabos und Liutpolds gelegen: Reindel S. 40.
    905. Mai 16. Auf Intervention Liutpolds "carus propinquus noster et illustris marchio" schenkt Ludwig das Kind dessen Vasallen Immo eine Hufe an der Luhe (ein kleiner Bach, der etwas unterhalb von Weiden in die Nab mündet) in der Grafschaft Liutpolds (Nordgau): Reindel S. 55.
    907. Juli 4. Der bayerische Heerbann erleidet bei Pressburg eine Niederlage gegen die Ungarn. An seiner Spitze fiel Liutpold: Reindel S. 62 ff.

    Gemahlin:
    Kunigunde, die sich wieder mit KONRAD I. vermählte.

    Note:
    Reindel annotierte unter II. Herzog Arnulf Seite 74 folgendes: Liutpold war durch seine Heirat mit Kunigunde, der Schwester der Grafen Erchanger und Berthold, eine Verbindung mit einem sehr vornehmen schwäbischen Geschlecht eingegangen. Im Jahre 913 heiratete nach dem Zeugnis der schwäbischen Annalen KONRAD I. seine Witwe, die als Gemahlin des Königs auch urkundlich bezeugt ist. Eine Schenkung, die sie als Königin machte, lässt erkennen, dass sie bei dem schwäbischen Giengen begütert war. König KONRAD bestimmte bei seiner Heirat wohl die Erwägung, dadurch in Schwaben wie in Bayern einigen Einfluss zu erlangen. Soweit Reindel.
    Markgraf Liutpold, dessen Amtsgebiet sich über Kärnten, Nordgau und Donaugau erstreckte, entwickelte eine sehr große Macht. Dass er ein Blutsverwandter Kaiser ARNOLFS war, ist urkundlich belegt. In unserem größeren Werk über das RUPRECHT-Geschlecht haben wir unsere Auffassung über seine Abstammung von dem Grafen Liutpald (802-842) dargelegt und unsere Mutmaßung geäußert, dass Markgraf Liutpold ein Sohn Liutperhts, des Oheims von ARNOLFS Mutter Liutswinde, war. (siehe Bl. u. N. S. 75 ff. 91.)

    Schwennicke Detlev: Tafel 83, "Europäische Stammtafeln Neue

    Folge Band I. 1"

    LUITPOLD
    + gefallen bei Preßburg 4. VII 907

    893/95 Graf
    895 nepos regis (sc. ARNULF VON KÄRNTEN)
    895 GRAF IN KÄRNTEN
    898 MARKGRAF
    901 nepos von König Ludwig dem Kind
    903 HERZOG VON BÖHMEN
    905 GRAF im bayer.) NORDGAU

    oo KUNIGUNDE urk. 7. VI 914 Begraben: Kloster Lorsch
    Schwester der schwäbischen Grafen Erchanger und Berthold (ALAHOLFINGER)

    (oo II 913 KONRAD, 911/18 Deutscher König, +23. XII 918 Begraben: Fulda (KONRADINER)

    Spindler Max: "Handbuch der bayerischen Geschichte Erster Band Das alte Bayern. Das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts."

    Luitpold, Neffe der Luitswinde, der Mutter Kaiser ARNULFS von Kärnten, wurde zwischen 893 und 895 erstmals urkundlich erwähnt, als er mit Hildegard, der Tochter König Ludwigs des Jüngeren, die Reliquien der heiligen Walburg im Frauenkloster Monheim nördlich von Donauwörth besuchte. Er zog aus der Niederlage der verwandten WILHELMINER, aus dem Zurückweichen des Markgrafen Aribo, aus der Beseitigung des Nordgaugrafen Engildeo erheblichen Gewinn und wurde der bedeutendste Grenzgraf der ausgehenden KAROLINGER-Zeit. Er wurde durch ARNULF Markgraf im Raum der Ostmark, dazu Graf im Raum Kärnten und im Donaugau. Durch den Besitz der Grafschaft um die Hauptstadt Regensburg kam seine Position fast der herzoglichen Gewalt gleich. Im Jahre 898 verwüstete er gemeinsam mit dem Markgrafen Aribo im Auftrage Kaiser ARNULFS das Mährischen Reich, wo es zwischen Momir und Swatopluk zum Bruderkrieg gekommen war. Vermutlich war er zu dieser Zeit Stellvertreter des Königs in Bayern, weshalb ihm der militärische Befehl übertragen worden war. Am 20. November 900 vernichtete der Grenzgraf Luitpold und Bischof Richar von Passau auf dem nördlichen Donauufer bei Linz eine Ungarnschar, die in Bayern plündernd eingebrochen war. Auch für diesen ersten größeren Sieg der Bayern über die Ungarn war bezeichnend, dass das Gros der Feinde bereits beutebeladen das Land wieder verlassen hatte. Er war ab 900 Mitregent für den unmündigen König Ludwig IV. und errichtete eine herzogliche Stellung in Bayern, wozu Österreich, Steiermark, Kärnten, Tirol, Krain und Istrien gehörten. In einigen Quellen wurde er "Dux" und "Dux Boemanorum" genannt, was sich jedoch vermutlich nur auf seine Befehlsgewalt über das bayerische Stammesaufgebot bezog, und er wurde der Neubegründer des bayerischen Stammesherzogtum. Er unterstützte die KONRADINER gegen die BABENBERGER, spielte bei der Übergabe der Burg Theres und der Hinrichtung Adalberts von Babenberg eine unrühmliche Rolle und gewann so den bayerischen Nordgau/Mark Schweinfurt dazu. Er stand gegen das Großmährische Reich und leitete erfolgreich den Abwehrkampf gegen die Ungarn. Luitpold sammelte das bayerische Heer in der kurz nach 900 erbauten Grenzfestung Ennsburg, teilte es in drei Abteilungen, um die Ungarn bei Pressburg zu treffen. Er fiel mit drei Bischöfen und 19 Grafen in der Schlacht bei Pressburg (4.7.907), in der fast das ganze bayerische Heer vernichtet wurde. Offensichtlich waren die Bayern einem planmäßigen Kesseltreiben der Ungarn zum Opfer gefallen.




    oo 1. Kunigunde, Schwester des Pfalzgrafen Erchanger um 870-7.2.915
    Sie war bei dem schwäbischen Gingen begütert.

    ( 913 2. oo KONRAD I. König des Deutschen Reiches, um 881-23.12.918)

    Kinder:
    - Arnulf der Böse um 885/90-14.7.937
    - Berthold um 900-23.11.947



    Literatur:
    Annalen von Fulda a. 895,898,900 - Beumann, Helmut: Die Ottonen, Verlag W. Kohlhammer, 1991 Seite 28,44 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 262,511/Band III Seite 486 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches, Gustav Lübbe Verlag Bergisch Gladbach 1994, Seite 120-322 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Seite 393,458,460,462, 486, 513-515,522,526,528,532,541,544-546,563,589 - Dümmler, Ernst: Die südöstlichen Marken der Reiches unter den Karolingern (795-907) AföG 10 1853 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 206,420,423,425 - Giesebrecht Wilhelm von: Geschichte der deutschen Kaiserzeit. Band 1-6, Mundus Verlag 2000 - Hartmann, Wilfried: Ludwig der Deutsche. Primus Verlag 2002 Seite 78 - Holtz Eberhard/Huschner Wolfgang (Hg:): Deutsche Fürsten des Mittelalters. Fünfundzwanzig Lebensbilder, Edition Leipzig 1995 Seite 45-47,49,51,57 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 39,42 - Keller Hagen: Ottonische Königsherrschaft. Organisation und Legitimation königlicher Macht. Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2002 Seite 266 A 279 - Lechner Karl: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar 1992, Seite 25, 30,32,36,40,42,56,65,313 A 17;317 A 23 - Mitterauer Michael: Karolingische Markgrafen im Südosten. Archiv für österreichische Geschichte Band 123. Hermann Böhlaus Nachf./Graz-Wien-Köln 1963 Seite 167-169,184,185,190,227,228,236-243,245,246,249 - Mitterauer Michael: Slawischer und bayrischer Adel am Ausgang der Karolingerzeit. Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 543,555-560,563,564,582,600,603,605,609.611,614,622-624 - QUELLEN ZUR KAROLINGISCHEN REICHSGESCHICHTE Band I-III, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1969 Seite 160, 172,176 - Reindel, Kurt: Die bayerischen Luitpoldinger von 893-989, in: Quellen u. Erörterungen zur bayerischen und deutschen Geschichte, NF 11, 1953 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 271 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 190,197 - Schieffer Rudolf: Karl III. und Arnolf. in Festschrift für Eduard Hlawitschka zum 65. Geburtstag. Verlag Michael Lassleben Kallmünz Opf. 1993 - Schmid Alois: Das Bild des Bayernherzogs Arnulf (907-937) in der deutschen Geschichtsschreibung von seinen Zeitgenossen bis zu Wilhelm von Giesebrecht. Verlag Michael Lassleben Kallmünz 1976 Seite 68,76,81,84,85,86,87,97,98,99,102,103,140,161,194, 195,197,198 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 83 - Spindler Max: Handbuch der bayerischen Geschichte Erster Band Das alte Bayern. Das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts. C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München - Stein, Friedrich: Geschichte des Königs Konrad I. von Franken und seines Hauses, Nördlingen 1872 - Stingl, Herefried: Die Entstehung der deutschen Stammesherzogtümer am Anfang des 10. Jahrhunderts, Scientia Verlag Aalen 1974 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 109 - Waitz, Georg: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter König Heinrich I., Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 29,34,198 -

    Gestorben:
    gefallen bei Preßburg

    Luitpold heiratete von Schwaben, Kunigunde. Kunigunde (Tochter von von Schwaben, Berchthold I. und von Schwaben-Elsaß, N.) wurde geboren um 882; gestorben nach 915; wurde beigesetzt in Lorsch Kloster [64653],Bergstraße,Hessen,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 5.  von Schwaben, Kunigunde wurde geboren um 882 (Tochter von von Schwaben, Berchthold I. und von Schwaben-Elsaß, N.); gestorben nach 915; wurde beigesetzt in Lorsch Kloster [64653],Bergstraße,Hessen,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Deutschland; Deutsche Königin
    • Titel/Amt/Status: Bayern,Deutschland; Markgräfin von Bayern

    Notizen:

    Kunigunde
    Deutsche Königin
    Markgräfin von Bayern
    um 882-7.2.915 Kloster Lorsch
    Tochter des Pfalzgrafen Berchthold I. von Schwaben

    Schwennicke Detlev: Tafel 8, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    KONRAD I. DER JÜNGERE + 23. XII 918 Begraben: Fulda
    908 GRAF im HESSENGAU
    910 GRAF IM KELDACHGAU und DUX
    Forchheim 7./10. XI 911 KÖNIG
    stiftet 912 St. Walpurgis zu Weilburg
    oo 913 KUNIGUNDE
    Begraben: Kloster Lorsch
    Witwe des Markgrafen Luitpold (LUITPOLDINGER), Schwester der Grafen Erchanger und Berthold (AHALOLFINGER)

    Schnith Karl Rudolf: Seite 103, "Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern."
    KÖNIG KONRAD I.
    * ca. 880/85
    + 23.12.918 Grabstätte: Kloster Fulda neben dem Hl.-Kreuz-Altar
    Eltern: Graf Konrad der Ältere vom (Ober-)Lahngau (* ca. 855, gefallen 27.2.906 in der Babenberger-Fehde, Grabstätte: Weilburg/Lahn) und Gräfin Glismoda

    Eine mit Abstammungsnachweisen versehene Stammtafel der KONRADINER, das heißt der Herkunftslinie KONRADS I. gibt E. Hlawitschka, Wer waren Kuno und Richlind von Öhningen?, in: ders., Stirps regia. Forschungen zu Königtum und Führungsschichten im frühen Mittelalter (1988) Seite 457ff. und 571f.; dort auch die Nachweise zu den Geschwistern.

    Geschwister:
    Eberhard, Herzog von Franken (918-939), * ca. 885/90, + 2.10.939
    Otto, Graf im Lahngau, bezeugt 912
    NN, Gemahlin eines Grafen Burchard oder Bardo in Thüringen
    wahrscheinlich NN, Gemahlin Graf Werners vom Speyergau (Eltern Herzog Konrads des Roten von Lotharingien, + 10.8.955 in der Lechfeldschlacht)

    oo 913 KUNIGUNDE, Witwe des 907 gefallenen Markgrafen Liutpold (von Bayern)

    Vater: wahrscheinlich der schwäbnische Pfalzgraf Berthold (+ nach 897)
    Mutter: unbekannt (wohl aus dem elsässischen Geschlecht der ERCHANGARE)
    Zu Kunigundes Verwandten vgl. M. Borgolte, Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit (1986) Seite 79-82, 105-111; ders., Die Geschichte der Grafengewalt im Elsaß von Dagobert I. bis Otto den Großen, ZGO 131 (1983) Seite 25ff.
    Geboren ist Kunigunde etwas vor 878 (aus der Großjährigkeit ihres erstehelichen Sohnes Arnulf 907 erschließbar), gestorben ist sie an einem 7.2. unbekannten Jahres zwischen 915 und 936

    Grabstätte: Kloster Lorsch

    Die Ehe KONRADS I. und Kunigundes blieb kinderlos. Für die gelegentlich geäußerte Vermutung, KONRAD sei vor 913 schon einmal verheiratet gewesen, fehlen sichhaltige Argumente.
    Ab 906 ist KONRAD in einer herzoglichen Stellung in Ostfranken.
    Um den 7.-10.11.911 wird KONRAD in Forchheim zum König erhoben.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 451,461, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"
    IV. Generation 20

    Die Vermutung von Brandenburg, Gisla sei "+ wohl jung", stützt sich nur darauf, daß von ihr keine Nachrichten über die Leitung von Abteien, wie für ihre Schwestern, vorliegen. Ebensogut kann Gisla jedoch vermählt gewesen sein. Um ein Beispiel möglicher Nachkommenschaft jener karolingischen Prinzessinnen, von denen wir nur den Namen kennen, zu geben, sei auf die KAROLINGER-Namen in der Nachkommenschaft des bairischen LUITPOLDINGERS Luitpold verwiesen: (Vgl. die Übersicht bei K. Reindel, Die bayerischen Luitpoldinger 893-989, 1953, p. VIII) Luitpolds Sohn heißt Arnulf; von den Kindern dieses bairischen Herzogs tragen Arnulf, Ludwig (!) und Judith Namen karolingischer Prinzen und Prinzessinnen; in der folgenden Generation begegnet der Name Gisla. Diese Namengebung war ohne karolingischen Abkunft keinesfalls möglich! Hat Kunigund, so wird man sich fragen dürfen, die Schwester der in Alemannien tätigen Grafen Erchanger und Berthold und Gattin Luitpolds, die bis dahin im Hause nicht vorkommenden KAROLINGER-Namen eingebracht? (Sie wurde bekanntlich nach Luitpolds Tod Gemahlin KONRADS I., des späteren Königs. Die Namen Judith und Gisla weisen auf die seit der Verbindung mit den WELFEN im KAROLINGER-Hause üblichen Frauennamen hin. Die Gattin Ludwigs des Deutschen, Hemma, Schwester der Kaiserin Judith, war eine WELFIN und nannte wie Judith eine ihrer Töchter Gisla. Die drei Namen Judith, Ludwig und Gisla könnten durchaus einen Hinweis auf die Herkunft der Luitpold-Gattin Kunigunde darstellen. War sie KAROLINGERIN durch die Mutter (die hier diskutierte Gisla oder eine andere Prinzessin), dann waren auch Erchanger und Berthold karolingischer Abkunft durch die Mutter, ein bemerkenswertes Faktum. Unsere Annahme scheitert nicht an dem Umstand, daß König ARNULF in seinem D 138 (ed. Kehr, Urkk. d. dt. Karol., Bd. 3) Luitpold im Jahre 895 nepos noster nennt, denn die hier angedeutete Vetternschaft bezieht sich nicht etwa auf karolingische Abkunft Luitpolds, sondern auf seine Verwandtschaft mit der Mutter König ARNULFS, Liutswind.
    VI. Generation
    49-50

    Die luitpoldingischen Brüder, Herzog Arnulf von Baiern und Herzog Berthold (Teilherzog in Kärnten) werden hier als zweifellose KAROLINGER-Nachkommen der sechsten Generation aufgeführt, auch wenn die Filiation, die von KARL DEM GROSSEN zu ihnen hinführt, nicht genau bekannt ist. Die Namengebung von drei Kinder Arnulfs: Judith, Ludwig, Arnulf, ist ohne karolingische Abkunft nicht denkbar.
    Zu meiner Vermutung, daß karolingische Abkunft und Namengut durch die Mutter Herzog Arnulfs, Kunigund, die Gattin Luitpolds und spätere Gattin König KONRADS I., in das bairische Herzogshaus eingebracht wurden, siehe oben Anmerkung zu IV,20.
    Die Daten der LUITPOLDINGER in großer Genauigkeit bei K. Reindel, Die bayerischen Luitpoldinger 893-989, 1953 (regestenartig angelegt zu den jeweiligen Jahren).
    Kunigunde war im schwäbischen Gingen begütert. Durch die Ehe mit Kunigunde suchte König KONRAD einen Ausgleich mit den süddeutschen Fürsten zu erreichen, da die AHALOLFINGER Erchanger und Berthold ihre Brüder und Arnulf und Berthold von Bayern ihre Söhne aus 1. Ehe waren.

    Althoff Gerd: Seite 203, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    Besonders bemerkenswert sind im liudolfingischen Gedenken aber wohl König KONRAD I. und seine Gemahlin Kunigunde, deren Berücksichtigung ein gewichtiges neues Indiz für den Ausgleich zwischen HEINRICH I. und KONRAD I. darstellt.

    Dümmler Ernst: Band II Seite 546,563,589,592, "Geschichte des Ostfränkischen Reiches."

    Graf Liutbold, der Anführer des bairischen Volkes in jenem Kampfe hatte von seiner Gemahlin Kunigunde einen noch ziemlich jungen Sohn Arnulf hinterlassen [Büdinger (Österreichische Geschichte I, 232) schließt daraus, daß Arnolfs Mutter Kunigunde (siehe darüber weiter unten) sich 913 zum zweitenmale mit KONRAD vermählte, nicht mit Unrecht auf ein noch jugendliches Alter Arnolfs].
    Liutpold vereinte zwei Marken, die böhmische auf dem Nordgau und Kärnten nebst eigenen Grafschaften in Baiern, er war Burggraf zu Regensburg und seine Vermählung mit Kunigunde, der Schwester der schwäbischen Grafen Erchanger und Berthold diente gewiß ebenfalls dazu seinen Einfluß zu steigern.
    In diese Zeit mag die Aussöhnung des Königs mit Erchanger fallen; der zwischen ihnen geschlossene Vergleich wurde daurch besiegelt, daß KONRAD als Geisel und Unterpfand des Friedens die Schwester seines Gegners, Kunigunde zur Gemahlin empfing. Da sie die Witwe des Grafen Liutbold, die Mutter demnach des Herzogs Arnolf von Baiern war, so sollte zugleich dieser hierdurch noch enger an die Person des Herrschers gekettet werden.
    An demselben Orte (Kloster Lorsch) bekräftigte KONRAD am 18. Februar 915 diesem Stifte die Schenkung der Besitzung Gingen, die seine Gemahlin Kunigunde, mit Rücksicht auf ihre künftige Grabstätte daselbst gemacht hatte.

    Holtzmann Robert: Seite 42,62
    "Geschichte der sächsischen Kaiserzeit"


    Die Schwester der beiden, Kunigunde, war die Gemahlin Liudpolds, die Mutter Arnulfs von Bayern. Schon das reizte Erchanger, in Schwaben die gleiche Stellung zu gewinnen.
    Es kam indes auch hier zu keinem kriegerischen Eingreifen KONRADS sondern zu einer Verständigung, die sich nach außen darin zeigte, daß der König, der bisher unvermählt war, sich mit der verwitweten Kunigunde, der Schwester Erchangers und Berchtholds, verheiratete. Diese Ehe mochte zugleich das Verhältnis des Königs zum Bayern-Herzog festigen, denn Kunigunde war die Mutter Arnulfs.

    Faußner Hans Constantin: "Kuno von Öhningen und seine Sippe in ottonisch-salischer Zeit"

    Die Mutter: Königin-Witwe Kunigunde
    Kunos Mutter Kunigunde stammte aus einem der vornehmsten alemannischen Geschlechter: Ihr Vater war Pfalzgraf Berthold, ihre Brüder Pfalzgraf Erchanger und Berthold. In 1. Ehe war sie mit dem bayerischen Markgrafen Liutpold (+ 907) verheiratet. Aus dieser Ehe ging der nach ihrem Vater genannte Berthold hervor, der spätere Herzog von Bayern (938-947). Entgegen der allgemeinen Meinung war Kunigunde jedoch nicht die Mutter des Bayern-Herzogs Arnulf (908-937). Die Quellen sprechen von Arnulf als dem Sohn von Liutpold und die Annales Alamannici von Kunigunde als der Witwe von Liutpold, aber keine der zahlreichen Quellen zu Arnulf spricht von ihm als Sohn von Kunigunde. Die von E. Dümmler gezogene und von der Forschung übernommene Folgerung, "da sie die Witwe des Grafen Liutpold, die Mutter demnach des Herzogs Arnulf, ist nicht schlüssig und beruht darauf, dass eine nur einmalige Verehelichung im Leben, wie sie im bürgerlichen 19. Jahrhundert die Regel war, auch für das 9. mit dem 11. Jahrhundert als Norm unterstellt wird. Wie wir aber immer wieder feststellen, war eine dreimalige Verehelichung alles andere, nur keine Seltenheit. Eine Tatsache ist auch, dass der Name Kunigunde unter den Nachkommen Herzog Arnulfs nicht zu finden ist.
    Auf eine frühere Ehe von Markgraf Liutpold und die Mutter Herzog Arnulfs könnte D Arn. 168 (898/10/18) einen gewissen Hinweis geben. Liutpold überließ nach dieser Urkunde dem kaiserlichen Vasallen Reginbod im Lobdengau, im heutigen Rhein-/Neckargebiet umfangreichen Besitz, den dieser bereits bisher in beneficium besessen hatte. Da es sich um Reichsgut handelte und Reginbold den Besitz nunmehr perenni iure in proprietatem erhalten sollte, bedurfte es der rechtlichen Zwischenschaltung des Königs, der wir die Urkunden-Ausfertigung verdanken. Bei diesem Besitz im Gebiet der KONRADINER könnte es sich um Besitzungen von Liutpolds Gemahlin gehandelt haben.
    Im Jahre 913 vermählte sich Kunigunde mit König KONRAD, wie den Annales Alamannici zu diesem Jahr zu entnehmen ist: Erchanger cum rege pacificattus est cuius sororem Liutpoldi relictam rex quasi obsidem in matrimonium accepit. Der König überließ seiner Gemahlin das Königskloster Lorsch, das diese zur Grablege bestimmte. Die Ehe überlebten keine Kinder und Weihnachten 918 war Kunigunde zum zweiten Mal Witwe. In 3. Ehe vermählte sie sich mit Graf Heinrich, dem BABENBERGER, wie im folgenden aus dem Eintrag im Reichenauer Verbrüderungsbuch, dem Vorkommen des Namens Kunigunde in jeder Generation ihrer Nachkommenschaft aus dieser ihrer 3. Ehe und dem Übergang ihres väterlichen Stammsitzes Marchtal auf ihren Enkel Hermann zu erschließen ist.
    Ihre Grablege fand Kunigunde bestimmungsgemäß im Kloster Lorsch, in ecclesia que dicitur Varia, dort, wo die Könige Ludwig der Deutsche und sein Sohn Ludwig der Jüngere ruhten. Das Totenbuch des Klosters vermerkt zu Cunegundis regine den 7. Februar, das Jahr kennen wir nicht.

    1. oo Liutpold Markgraf von Bayern - 4.7.907
    913 2. oo KONRAD I. König des Deutschen Reiches um 881-23.12.918

    Kinder:
    1. Ehe
    - Arnulf Herzog von Bayern 898-14.7.937
    - Berchthold Herzog von Bayern um 900-23.12.947

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 34 - Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986 Seite 111- Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches, Gustav Lübbe Verlag Bergisch Gladbach 1994, Seite 120,261,263 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 546,563,589,592 - Faußner, Hans Constantin: Kuno von Öhningen und seine Sippe in ottonisch-salischer Zeit - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 42,62 - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998 Seite 442 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 271 - Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg.): Otto III. - Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 12A - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 103,107 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 461 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 34 -

    Kinder:
    1. 2. von Bayern, Arnulf wurde geboren in 885/890; gestorben am 14 Jul 937 in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland; wurde beigesetzt in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland.


Generation: 4

  1. 10.  von Schwaben, Berchthold I.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Schwaben,Deutschland; Pfalzgraf in Schwaben

    Notizen:

    Berchthold I. Pfalzgraf in Schwaben
    Berchthold stammte aus dem herzoglichen Hause der ALAHOLFINGER und war der Schwager von Kaiser KARL III. DEM DICKEN. Er war eine wichtige Stütze seines Schwagers KARL und ARNULFS von Kärnten und war um 880 als Pfalzgraf bezeugt. Vorfahren sind für den Raum der Baar zu greifen: sogenannte "Berchtholdsbaar".

    Borgolte Michael: Seite 79, "Die Grafen Alemanniens"

    BERTOLD (IV)
    (880 I 8 - 892 III 17
    * nach 893 I 6 und vor 896 II)

    Belege mit comes-Titel:
    DD K III Nrn. 16 (comes palacii), 3l, W II Nr. 684 (palacii comes), D Arn Nr. 156

    Beleg ohne comes-Titel:
    D Arn Nr. 111 (= W II Nr. 688, ThUB I Nr. 144)

    Literatur:
    Roth von Schreckenstein, Erchanger und Berchtold 140 - Meyer von Knonau, Geschlechtskunde 72 A. 2 - Baumann, Gaugrafschaften 80 - Ders., Allgäu I 180 - Krüger, Zähringer II/111 493 - Baumann, Erchanger und Berchtold 270-273 - Bauer, Gau und Grafschaft 78 A. 146 - Jänichen, Baar und Huntari 113,115, Tafel 2: "Die Bertholde" und Tafel: "Die Grafen der Baaren" im Anhang - Schwarzmaier, Iller und Lech 53 f. - Mittaerauer, Markgrafen 239 - Schulze, Grafschaftsverfassung 330 A. 145 - Störmer, Alaholfinger - Clavadetscher, Wolfinus Cozperti palatini comitis filius 155 - Borgolte, Geschichte der Grafschaften Alemanniens, s.v. - Ders.., Alaholfingerurkunden, bei A. 113

    Auf den 17. März 892 ist eine St. Galler Urkunde datiert, nach der Chadoloh mit dem Kloster 4 Mancipien gegen 2 Knechte eingetauscht hat (W II Nr. 684; zum Datum Borgolte, Alaholfingerurkunden, A. 113). Die Rechtshandlung mit levatio cartae fand in pago Munterihesbuntere in villa Diethereskiriha statt; danach wurde die Urkunde in pago Eritgeuue in loco qui dicitur Pusso, in atrio sancti Laudegarii puplice befestigt. In der Zeugenreihe ist an 1. Stelle nach dem Aussteller das sig(num) Perehtodi (!) palacii comitis notiert. Die Namen Chadaloh und Bertold, die Stellung des Pfalzgrafen unter den Zeugen und die Actumorte (dazu Borgolte, Geschichte der Grafschaften Alemanniens 164) lassen als sicher erscheinen, dass der Geschäftspartner St. Gallens mit dem Pfalzgrafen verwandt war und beide dem Geschlecht der ALAHOLFINGER oder BERTOLDE angehörten (so zuletzt Borgolte, anders Meyer von Knonau). Aus der Zeugentätigkeit Bertolts läßt sich aber nicht ableiten, dass Bertolt Graf des Affa (so Baumann, Gaugrafschaften 80) oder Amtsverwalter im Eritgau war (so Jänichen 113, Tafeln; vgl. Art. Arnulf).
    Bereits mehr als 12 Jahre vor der St. Galler Urkunde ist ein Perhtoldus illustris comes palacii in der Umgebung KARLS III. nachgewiesen. Auf dem ersten Italienzug stellte der jüngste Sohn Ludwigs des Deutschen auf Intervention des Pfalzgrafen Bertold und des Truchsessen Waltfred, die er als seine, geliebten Getreuen, und als seine, Berater, (consiliarii) bezeichnet, für die Kirche zu Reggio ein Diplom aus (D K III Nr. 16 von 880 I 8). Weil KARL III. seit seiner Jugend mit Alemannien eng verbunden war (s. Art. Karl) und die Königsurkunde demselben Zeithorizont wie die St. Galler carta angehört, darf man die beiden Zeugnisse auf eine und dieselbe Person beziehen. Auch an KARLS 2. Italienzug dürfte Bertolt teilgenommen haben (vgl. Störmer, der aber irrtümlich 883 angibt). In einem nach der Kaiserkrönung, sicher im März 881, ausgestellten Diplom KARLS aus Siena wird Bertaldus nach Uualfredus unter den 1. gräflichen Beisitzern des Königsgerichts genannt; die Zeugenreihe führt der Graf Bertald sogar an (D K III Nr. 31; zum Pfalzgrafen am Hof KARLS s. Dümmler, Ostfrk. Reich III 294).
    Unter ARNULF scheint Bertold ebenfalls eine hervorragende Rolle gespielt zu haben; allerdings kommen für ihn nun lediglich Zeugnisse aus Alemannien in Betracht. In einem undatierten Mandat des Königs, das Adalberto, Perehtolto, Purgharto, Vodalrico et cunctis regni istius primatibus inscribiert ist, wird verfügt, ut unusquisque comitum nostrorum vel vicariorum in singulis comitatibus et ministeriis quicquid adpraefatum monasterium (sc. St. Gallen) cause seu iuste mallationis ab advocato vel rectoribus eius fuerit perquirendum, statim ad presens sine contradictionis obstaculo vel neglectu cum iuramento ex regia potestate coacto eidem monasterio iustitiam facere non omittat, si gratiam nostram habere voluerit (D Arn Nr. 111). Offenkundig setzt das Diplom die Bestätigung der Immunität und des Inquisitionsrechtes voraus, die St. Gallen am 6. Januar 893 von ARNULF erlangt hatte (D Arn Nr. 110); da ARNULF andererseits als rex tituliert wird, dürfte das Schriftstück vor Februar 896 zu datieren sein. Die so erschließbare zeitliche Nähe zur St. Galler carta 684 und der noch dort vermerkte Titel eines Pfalzgrafen für Bertold erlauben die Annahme, dass der zweite der von ARNULF namentlich genannten Primaten mit Bertolt identisch war.
    Vom 14. Juli 897 stammt ein weiteres Diplom ARNULFS, durch das der nunmehr Kaiser gewordene Herrscher einem Diotker im Augstgau im Comitat Arbos 10 Mansen schenkte (D Arn Nr. 156). Diese Güter lagen zwischen Pforzen, Schlingen und Hausen bei Kaufbeuren; zuvor hatte sie Perhtolt comes zu Lehen besessen. Die Angaben über die Besitzgeschichte lassen die Vermutung zu, dass der Graf die Verfügung über die Mansen noch nicht lange aufgegeben hatte, sie erlauben aber nicht die Annahme, Perhtolt sei zum Zeitpunkt der Urkundenausstellung verstorben gewesen (anders Baumann, Allgäu I 180, Schwarzmaier 53). Ein bald vor 897 belegter Graf Bertold kann mit dem Pfalzgrafen von 880 und 892 und dem primas regni von 893/96 personengleich gewesen sein; ich halte die Identität für sehr wahrscheinlich, da der Augstgau zur Nachbarschaft der Alaholfsbaar gehört hat, in der die ALAHOLFINGER eine herausragende Rolle spielten (s. Borgolte, Geschichte der Grafschaften Alemanniens, Kap. V.4). Ein Besitz Bertoldsim Augstgau besagt natürlich nicht, dass Bertolt auch eine den Augstgau einschließende Grafschaft verwaltet hat (vgl. Borgolte, loc. cit., Kap. VII), doch ist dies möglich. Bertolt wäre dann ein Vorgänger ARBOs und ein Kollege Rudolfs (I, II, III) gewesen.
    Die Urkunde ARNULFS von 897 nötigt dazu, auch ein Diplom Ludwigs des Deutschen aus der Mitte des 9. Jahrhunderts zu behandeln, in dem von einem Königsgericht unter Vorsitz des missus dominicus Iring und der Grafen Babo und Perhtold die Rede ist (D LdD Nr. 66). An der ausführlich geschilderten Gerichtsverhandlung, deren Gegenstand hier nicht näher interessiert (s. Art. Pabo), hat der populus aus dem Illergau, Augstgau und Alpgau teilgenommen. Es ist also denkbar, dass der Graf Bertold in einer der östlichen Landschaften Alemanniens eine Verwaltungsaufgabe wahrgenommen hat. Er könnte ein Vorgänger Beumanns im Augstgau gewesen sein, doch kann ein alemannischer Wirkungskreis aus dem Diplom allein nicht erschlossen werden.
    Nach einer These von Baumann (Erchanger und Berchtold, ebenso Krüger, Jänichen115 und Tafel 2, Störmer, Clavadetscher, vgl. Meyer von Knonau) war der Pfalzgraf Bertoltder Vater der sogenannten Kammerboten Erchangar (II) und Bertold (V), die Anfangs des 10. Jahrhunderts den Dukat in Alemannien zu erlangen suchten; der Name Erchangar soll durch eine Heirat Bertolts mit einer Frau aus der Nachkommenschaft des Breisgaugrafen Erchangar (I) ins Geschlecht der ALAHOLFINGER gekommen sein. Eine Identität Bertolts mit Erchangars Bruder schließen Baumann und Krüger (vgl. Roth von Schreckenstein 140) mit Recht aus, da dieser in den Quellen Erchangar nachgeordnet wird, während Bertolt schon vor Ende des 9. Jahrhunderts als comes palacii bezeichnet worden ist.
    In einem umfangreichen Eintrag des St. Galler Gedenkbuches (pag. 73 = Piper, Libri Confrat. 94 col. 306), der offenbar von dem bayerischen Markgrafen Liutpold und Erchangar und Bertold, seinen Schwägern, angeführt wird, sind mehrere Personen namens Bertold genannt. Mitterauer identifizierte einen von ihnen mit Bertolt, ohne dafür überzeugende Argumente vorbringen zu können (vgl. Döbler, Gedenkeintrag).

    um 865
    oo N.N.von Schwaben-Elsaß, Tochter des Grafen Erchanger

    Kinder:
    - Kunigunde um 882-7.2.915?
    1. oo Liutpold Markgraf von Bayern -4.7.907
    911 2. oo KONRAD I. König des Deutschen Reiches 882-23.12.918
    - Berchthold II. -21.1.917
    - Erchanger -21.1.917

    Literatur:
    Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986 Seite 56,58,78,79,81,91,111,225,266 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984 Seite 167,185,206,257 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 484, 563,575,588,594,606-608 -

    Berchthold heiratete von Schwaben-Elsaß, N. um 865. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 11.  von Schwaben-Elsaß, N. (Tochter von Erchanger).
    Kinder:
    1. von Schwaben, Berchthold II. gestorben am 21 Jan 917 in Aldingen [78554],Tuttlingen,Baden-Württemberg,Deutschland.
    2. 5. von Schwaben, Kunigunde wurde geboren um 882; gestorben nach 915; wurde beigesetzt in Lorsch Kloster [64653],Bergstraße,Hessen,Deutschland.
    3. von Schwaben, Erchanger gestorben am 21 Jan 917 in Öttingen [86729],Donau-Ries,Bayern,Deutschland; wurde beigesetzt in Wannweil [72827],Reutlingen,Baden-Württemberg,Deutschland.


Generation: 5

  1. 22.  Erchanger (Sohn von Erchanger und Rotdrud); gestorben in 864.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Alpgau,Schwaben,Deutschland
    • Titel/Amt/Status: Breisgau,Baden-Württemberg,Deutschland; Graf im Alp- und Breisgau

    Notizen:

    Erchanger Graf
    - 864
    Sohn des Grafen Erchanger und der Rotdrud
    Von Graf Erchanger ist nur der Name seiner Mutter, Rotdrud, bekannt sowie seine Brüder Worad, Bernald und Bernard.

    Büttner Heinrich: "Geschichte des Elsaß"

    Graf Erchanger war ein Angehöriger des vornehmen fränkischen Adels am Oberrhein. Bereits in jungen Jahren hatte er das Amt des Breisgaugrafen verwaltet (817-828); seit den Jahren 823 und 828 treffen wir ihn als Vertreter der karolingischen Staatsgewalt im Elsaß. Im Juni 823 bestätigte LUDWIG DER FROMME einen Tausch zwischen dem Bistum Straßburg und Graf Erchanger; im Jahre 828 genehmigten LUDWIG DER FROMME und LOTHAR I. einen Besitztausch zwischen Graf Erchanger und dem Kloster Schwarzach. Graf Erchanger erhielt dabei 17 Hufen in der Mark von Ernoldsheim, das nördlich der Zaberner Steige gelegen war; gemeint waren dabei offensichtlich Rodungshufen in dem nahe gelegenen Steinburg. Wie die großen Familien des Elsaß wohl insgesamt, so gehörte auch Graf Erchanger zu den Anhängern LOTHARS I.; wohl als Belohnung für geleistete Dienste ist es anzusprechen, wenn ihm LOTHAR I. im Jahre 843 das noch vorhandene Reichsgut zu Kinzheim (bei Schlettstadt) übertrug. Ein großer Teil davon, insbesondere auch das Waldgebiet, war allerdings schon lange zur Ausstattung des Fulradklosters Leberau verwendet worden. Erchanger freilich faßte die ihm gewordene Schenkung offenbar in dem Sinne auf, dass auch alles ehemalige Reichsgut zu Kinzheim ihm zustehen solle.
    Auch die Gebiete, die im 9. Jahrhundert noch von dem alten, bereits in merowingischer Zeit bezeugten Königshof Marlenheim, der vor dem Ausgang des Breuschtales in der Straßburger Bucht gelegen war, übrig geblieben waren, kamen wohl an Graf Erchanger.
    Am 17. Februar 843 schenkte Kaiser LOTHAR I. dem Grafen Erchanger im Elsaß, dem Vater der späteren Kaiserin Richgard, die villa Kinzheim mit 40 Hufen. Graf Erchanger darf man als Anhänger LOTHARS I. betrachten, nachdem LUDWIG DER FROMME gestorben war. Zu diesem hatte Erchanger in guten Beziehungen gestanden; die Schenkung von Kinzheim sollte ihn bei LOTHARS Partei halten. Im August 862 vermählte Ludwig der Deutsche seinen Sohn KARL mit Richgard, der Tochter des elsässischen Grafen Erchanger. So hoffte er, den Einfluß im Elsaß durch die verwandtschaftlichen Beziehungen zu stärken. Es ist kein Zufall, wenn Ludwig der Deutsche am 1. August 862 seinem Sohn als Morgengabe für dessen Gemahlin 76 Hufen in Bergen, Endingen und Bahlingen am Kaiserstuhl und in Sexau im Breisgau schenkte. Ob Richgard mit Walderada, der Gattin Lothars II. verwandt war, läßt sich nicht klären.
    Der von KARL DEM GROSSEN 774 an Leberau geschenkte Waldbezirk aus dem fiscus Kinzheim wurde von Graf Erchanger für sich beansprucht, offenbar nachdem ihm LOTHAR I. im Jahre 843 das Reichsgut in Kinzheim geschenkt hatte, um sich der Treue Erchangers zu versichern.

    Borgolte Michael: Seite 105-109, "Die Grafen Alemanniens"

    ERCHANGAR (I)
    belegt als Lebender 811 [?],
    belegt als Graf im Alp- und Breisgau 816 V - ?821 III 10 bzw. 817 VI 4 - 827/8 IV 28)

    Belege mit comes-Titel:
    W I Nm. 221, 226 (= BM Nr. 648), 241,257, 268, Schöpflin, Alsatia diplomatica I Nr. 87 (= Regesta Alsatiae I Nr. 456; BM Nr. 773), Das Verbrüderungsbuch der Abtei Reichenau 99A1, W I Nr. 313, ? Einbardi Vita Karoli Magni 41, ? Epistolae Variorum 339 Nr. 25

    Beleg ohne comes-Titel:
    W II Anh. Nr. 17

    Literatur:
    Schöpflin, Alsatia Illustrata I 788 - Ruppert, Geschichte der Mortenau I 179 - Dümmler, Ostfrk. Reich I 143, II 36 mit A. 4, III 62, 578 A. 3 - Tumbült, Albgau 155 f. - Schultze, Gaugrafschaften 45f.,121 - Baumann, Erchanger und Berchtold 273 - Knapp, Buchhorner Urkunde 211 - Büttner, Geschichte des Elsass 142,148f.,151 - Tellenbach, Königtum und Stämme 53 Nr. 34 - Büttner, Breisgau und Elsaß 72f. - Ders., Richgard und Andlau 85-87,90 - Tellenbach, Der großfränkische Adel 64f. - Schmid, Struktur des Adels 18 - Hlawitschka, Franken in Oberitalien 223 A. 18,283 A. 4 zu Nr. CLXVI - Mitterauer, Markgrafen 239f. mit A. 106 - Maurer, Land zwischen Schwarzwald und Randen 42 f. - Schwarzmaier, Die Klöster der Ortenau 19,25f.,28 - Schulze, Grafschaftsverfassung 105,121,141 - Zotz, Breisgau 16 - Hlawitschka, Beitrag zur Geschichte Burgunds 41 A. 59 - Borgolte, Karl III. und Neudingen 36-39,52,55 - Brunner, Oppositionelle Gruppen 82 - Borgolte, Die Geschichte der Grafengewalt im Elsaß 25-35 - Ders., Geschichte der Grafschaften Alemanniens, Kap. IV.2

    Zuerst in einem Diplom LUDWIGS DES FROMMEN vom Juni 817 (W I Nr. 226) und dann in 3 "Privaturkunden" aus dem folgenden Jahrzehnt (Nrn. 241,257,313) wird Erchangar als Graf über Güterorte im Breisgau genannt (Schulze 105 mit der falschen Jahreszahl 816 in A. 178, Schulze 45f.). Seine Rechte erstreckten sich - erstmals wieder seit Chancor - mindestens von 820/21 (Nr. 257) an auch auf den südlichen Teil der Landschaft, also die Gegend am Rheinknie. Der im benachbarten Schwarzwälder Alpgau zweimal belegte gleichnamige Graf (W I Nrn. 221, 268) ist sicher mit Erchangar identisch gewesen; Udalrich (I bzw. II) und Albrich, Vorgänger und Nachfolger Erchangars, haben ebenfalls in beiden Gebieten amtiert. Der erste Beleg im Alpgau, der ins Jahr 816 datiert werden muß, liegt noch etwas vor dem ersten Nachweis am Oberrhein (zu Achdorf in Nr. 221 s. Borgolte, Geschichte der Grafschaften Alemanniens 122f. mit A. 64). Seit Schoepflin (Alsatia lllustrata I 788) wird Erchangar häufig auch als Graf in der Ortenau angesehen (Ruppert; Schultze 46, 121; Tumbült 155; Maurer 43); dieses Urteil stützte sich auf eine gefälschte Königsurkunde (s. bereits Sickel, Acta Karolinorum II 436; BM Nr. 1013; Brückner, in: Regesta Alsatiae I 322f. Nr. 510), deren sachlicher Gehalt neuerdings nach eingehender Untersuchung in toto verworfen wurde (Zinsmaier, Schwarzacher Urkundenfälschungen 14-19; zustimmend Schwarzmaier, 12, Angenend, Monachi Peregrini 107f.). Ob der schon in der echten Vorlage des Falsifikats genannte Graf Erchangar (vgl. Regesta Alsatiae 1 Nr. 470) mit Erchangar gleichgesetzt werden darf, ist, wie noch gezeigt werden soll, zweifelhaft. Für die Ortenau kommt Erchangar als Graf aber jedenfalls nicht in Betracht (so auch Krebs, Geschichte der Ortenau 138 mit A. 6).
    Erchangar hat wohl zu den Förderern Kloster Reichenaus gehört. In der Liste der lebenden Freunde im Verbrüderungsbuch der Abtei erscheint sein Name im Anlageeintrag (99A1), der ins Jahr 824, vielleicht in die Zeit vor dem 2. Juni, datiert werden kann (Erchanbald). Mit Erchangar darf sicher auch jener missus potens gleichgesetzt werden, der zusammen mit Liutharius im thurgauischen Stammheim den Vorsitz bei einem placitum übernommen hatte (W II Anh. Nr. 17; vgl. Schulze 141). Graf Rihwin, der nach demselben undatierten Zeugnis bei einer weiteren Gerichtsversammlung in derselben Sache ad Zurib zugegen war, ist der wohl eigentlich zuständige Amtswalter im Thurgau gewesen, der dort bis ca. 822 nachgewiesen werden kann. Andererseits könnte Liuthar mit Erchangars unmittelbarem Nachfolger im Breisgau identisch gewesen sein (zur Sukzession Liuthars s. weiter unten).
    In der Forschung ist bis vor kurzem (aber Borgolte, Karl III. und Neudingen 37, danach Brunner 82) nicht erwogen worden, ob Erchangar nicht auch mit jenem Vertrauten KARLS DES GROSSEN, dem comes Ercangarius, identifiziert werden kann, der zu den Zeugen der letztwilligen Verfügung des Kaisers über dessen persönlichen Besitz gehört hat (Einhard 41 cap. 33; vgl. Abel-Simson, Jbb. Karl der Große II 453f.; Fleckenstein, Karl der Große und sein Hof 40). Das Datum des sogenannten Testaments von 811 stünde einer Gleichsetzung nicht entgegen, da Erchangars Vorgänger Udalrich (I bzw. II) im Breisgau um 809, im Alpgau sogar spätestens im Januar 800, zuletzt belegt ist (s. a. Art. Rihwin). Wenn Erchangar aus der Umgebung des Hofes nach Alemannien entsandt worden wäre, könnte er - besonders im südlichen Breisgau - im Auftrag LUDWIGS DES FROMMEN an der Erweiterung der Grafschaftsverfassung mitgewirkt haben; um 817 sind derartige Reformmaßnahmen allenthalben in Alemannien spürbar (Borgolte, Geschichte der Grafschaften Alemanniens, bes. Zusammenfassung).
    Erchangar gilt als Vater der Kaiserin Richgard (Dümmler III 62, 578 A. 3; Tellenbach, Königtum und Stämme 53; Büttner,; vgl. aber das vorsichtige Urteil Tumbülts 156). Über die Vermählung mit dem jüngsten Sohn Ludwigs des Deutschen, dem späteren Kaiser KARL III., legen die Quellen nur indirektes Zeugnis ab. Nach einem Diplom vom 1. August 861 oder 862 hatte Ludwig an KARL 76 Hufen in Bergen, Endingen, Bahlingen und Sexau in Alamannia in pago qui vocatur Brisabgawe übergeben, die dieser als dos für seine Gattin erbeten hatte (D LdD Nr. 108, dort S. 155 f. zum Datum). Und die Annales Bertiniani berichten zum Jahr 862 von einem Kriegszug gegen die Wenden, den Ludwig der Deutsche relicto in patria Karolo filio, quoniam nuper uxorem Ercangarii comitis filiam duxerat, durchgeführt hätte (Annales de Saint-Bertin 93). Dass Richgard die Tochter Graf Ercangars war, wird ausdrücklich in den sogenannten Statuten für das Kloster Andlau festgestellt (Regesta Alsatiae I Nr. 656; vgl. Dümmler II 36 A. 4); allerdings wäre der Wert dieser Quelle noch näher zu prüfen (Schieffer in D LdK Nr. 68 S. 201 f.). Bei der Identifizierung Erchangars mit dem Vater der Richgard ließ man lange die Altersverhältnisse außer acht (vgl. Borgolte, Karl III. und Neudingen 38, Brunner 82). Wenn Erchanger 816, vielleicht schon 811 mit beträchtlichem Ansehen, Graf war, kann er kaum nach 780/90 geboren worden sein; das gilt zumal dann, falls er - worauf der Name hindeutet - nicht zu den Verwandten seines Vorgängers im Amt zählte. Als 70- oder gar 80-jähriger müßte er also die Tochter dem jugendlichen Prinzen zugeführt haben! Die Möglichkeit, dass Richgard wesentlich älter als der 839 geborene KARL war, wird man bei der Erklärung dieser Konstellation ausschließen müssen. Noch 881 hat Notker der Stammler nämlich auf einen Sohn des königlichen Paares gehofft (Ercanberti Breviarium 330; dazu Löwe, Das Karlsbuch Notkers 296f. Vgl. auch Reginonis Abbatis Prumiensis Chronicon 127). Kaum wahrscheinlicher wäre die Vermutung, dass Ercangar die Richgard in dem verhältnismäßig hohen Alter von 50 oder 60 Jahren gezeugt und noch rund 20 Jahre später die höchst ehrenwerte Gattenwahl ermöglicht hätte. Es führt demnach meines Erachtens kein Weg an dem Schluß vorbei, dass Erchanger, der Graf im Breisgau und Alpgau, nicht der Vater der Kaiserin Richgard gewesen sein kann. Man darf an seiner Stelle einen gleichnamigen Sohn oder Neffen vermuten (vgl. Borgolte, Karl III. und Neudingen 38 mit A. 88).
    In diesem Zusammenhang müssen einige Belege für einen Grafen Erchangar erwähnt werden, die überwiegend bei Rechtsgeschäften im Elsaß entstanden sind (zum folgenden ausführlicher Borgolte, Die Geschichte der Grafengewalt im Elsaß, Abschnitt IV, 25-35). Im Juni 823 bestätigte Kaiser LUDWIG DER FROMME einen zwischen Bischof Bernold von Straßburg und Graf Erkingarius abgeschlossenen Tauschvertrag über Besitz im Elsaßgau (Schoepflin, Alsatia diplomatica I Nr. 87). Am 4. März 828 bestätigten die Kaiser LUDWIG DER FROMME und LOTHAR I. auf Bitten des Abtes Waldo von Schwarzach sowie des Grafen Erkingar, seiner Mutter Rotdrud und seiner Brüder Worad, Bernald und Bernard einen zwischen Waldo und der Verwandtengemeinschaft abgeschlossenen Tauschvertrag (Schoepflin, Alsatia diplomatica 1 Nr. 89; Regesta Alsatiae I Nr. 470; BM NR. 849). Rund 15 Jahre darauf, am 17.2.843, erhält der Graf Hercangarius aus Königsgut die villa Kinzheirn zu eigen (D Lo I Nr. 69). Weitere Erwerbungen, wohl unrechtmäßiger Art, werden einem Grafen Erkengarus in Dorsualnotizen zweier Leberauer Königsdiplome zugeschrieben (vgl. Wiegand, Leberau 529 A. 4, 533; Büttner, Richgard und Andlau 86). Auf einer Bestätigungsurkunde LOTHARS I. über Rechte Leberaus in der Mark des Fiskus Kinzheirn, die vom 4.8.854 datiert, lautet der Vermerk: Confirmatio Hlotharii imperatoris de silva pertinente ad Folradivillare, quam abstraxit Erkengarus comes; de Audoldivillare (D Lo I Nr. 133 S. 296); und die Bestätigungsurkunde über dieselben Rechtsverhältnisse in der Mark von Kinzheim, die Lothar II. am 12.6.866 ausgestellt hat, trägt die inhaltlich entsprechende Notiz: Praeceptum Hlotarii iunioris de silva et pastura et venatione et pisscatione super confirmatione Hlotarii imperatoris qui pertinet ad folradi villare, quam abstraxit Erkengarus comes; Erkengarus comes tenet (D Lo II Nr. 30 S. 433 mit dem Vermerk, die Lesung des letzten Wortes sei unsicher). In elsässische Zusammenhänge hat man auch den Brief eines Priesters Atto an LUDWIG DEN FROMMEN eingeordnet; Atto, der schon im Dienst KARLS DES GROSSEN gestanden haben will, beklagt sich darin, er habe von dem Kleriker Frotwinus seinen vereinbarten Lohn nicht erhalten, obwohl er in dessen Kirche in comitatu Erkengario seit anderthalb Jahren Dienst getan bitte (Epistolae Variorurn 339 f.; Regesta Alsatiae I Nr. 51 1; zur Frage, wo der Comitat gelegen hat, s. aber Borgolte, Die Geschichte der Grafengewalt im Elsaß 27 A. 166). Schließlich wird in den Annales Alamannici zum Jahr 864 vermerkt: Ebarbart, Liutolf, Erchanker, Liutfrid, Ruodolf regni principes obierunt (Lendi, Untersuchungen I 80; Annales Alamannici ed. Henking 250; mit Zusätzen ebenso Annales Weingartenses 66 ad a. 864). Da man den an dritter Stelle eingereihten Erchanker mit Erchangar identifizierte, sah man in der annalistischen Notiz den letzten Beleg für den Vater Richgards. Was das vermeintliche Todesjahr betrifft, so haben Waitz für Liudolf (Jbb. Heinrichs I. 10 mit A. 3) und Hlawitschka für Liutfrid (Franken in Oberitalien 223 A. 18; auch Wilsdorf, Les Etichonides 22) die Korrektur in 866 (oder 865) für erforderlich gehalten; dasselbe könnte auch für Erchanker gelten (s. Hlawitschka, Beitrag zur Geschichte Burgunds 41 A. 59).
    Die angeführten Nachweise reichen zum Teil noch in die Amtszeit Erchangars im Breisgau und im Alpgau zurück; zum größeren Teil sind sie aber über die folgenden Jahre und Jahrzehnte verstreut und stellen so den Anschluß an die Zeugnisse über KARLS III. Schwiegervater her. Wenn dieser aber, wie oben dargelegt worden ist, mit Erchangar kaum identisch gewesen sein kann, fragt es sich, ob es Kriterien für die Zuordnung der Belege zu der einen oder anderen Person gibt. Ich glaube, die Quellen geben Anhaltspunkte, um immerhin einen Vorschlag zu wagen.
    Die St. Galler Urkunde 313 bietet das letzte Zeugnis für rechtsrheinische Grafschaftsrechte Erchangars. Wartmann, der das zweiteilige Datum vom Tod KARLS DES GROSSEN am 28.1.814 an berechnete und so auf den 28. April 828 reduzierte, ließ außer Acht, dass die Jahre auch von 813 = I gezählt worden sein konnten. Demnach hätte sich 827 ergeben (s. Borgolte, Chronol. Stud. 176 mit A. 550). Berücksichtigt man diese Möglichkeit, so erscheint ein Diplom der Kaiser LUDWIG und LOTHAR vom 12. Februar 828 in neuem Licht. In der Urkunde berichten die beiden kaiserlichen Aussteller, sie hätten dem Grafen Liutharius zu untersuchen befohlen, ob ihr Vorfahr Pippin der König St. Gallen den Zins namentlich genannter Leute im Breisgau geschenkt hätte (W I Nr. 312 = BM Nr. 845; zur Urkunde s. Borgolte, Geschichte der Grafschaften Alemanniens 112). Liuthar, der ausdrücklich als comes bezeichnet wird, könnte zwar im Breisgau tätig geworden sein, solange Erchangar noch amtierte, doch wird man damit nur bei unabweisbaren Quellenzeugnissen rechnen. Wenn aber der letzte Beleg Erchangars auf April 827 datiert werden kann, ist zweifellos die Annahme vorzuziehen, Liuthar habe seinen kaiserlichen Auftrag als Graf im Breisgau, das heißt als Nachfolger Erchangars, erhalten (s. auch Art. Liuthar). Demnach wäre Erchangar zwischen dem 28. April 827 und dem 12. Februar 828 abgelöst worden, das heißt möglicherweise durch Tod ausgeschieden. Die Belege für einen gleichnamigen Grafen, die vom 4.3.828 bis zum Jahr 864 reichen, könnten dann auf einen jüngeren Erchangar bezogen werden.
    Nimmt man diese Abgrenzung an, so paßt von den datierten elsässischen Zeugnissen lediglich die Urkunde LUDWIGS DES FROMMEN von 823 in den Comitat Erchangars hinein. Ob Erchangar aber auch im Elsaß ein Grafenamt innegehabt hat, ist ungewiß, da LUDWIG DER FROMME 823 lediglich ein privates Rechtsgeschäft mit dem Bischof von Straßburg bestätigt. Ebenso lassen die späteren elsässischen Zeugnisse keine sicheren Schlüsse auf den Amtsbezirk des jeweils genannten Grafen zu. Da nach 827/28 aber, zumal seit den 40-er Jahren, im Breisgau und Alpgau andere Grafennamen belegt sind, dürfte der von uns erschlossene jüngere Erchangar, der wohl mit Richgards Vater identisch war, eher links des Rheins Verwaltungsaufgaben übernommen oder eine mit dem comes-Titel verbundene adelsherrschaftliche Stellung innegehabt haben. Büttner hat die Heirat KARLS III. mit Richgard auf eine politische Absicht Ludwigs des Deutschen zurückgeführt, seinen Einfluß im Elsaß zu verstärken (Geschichte des Elsass 148f.; Breisgau und Elsaß; Richgard und Andlau; danach Zotz). Dazu könnten auch die Ausstattung der Grafentochter im Breisgau und die Übernahme des dortigen Comitats durch KARL gedient haben. Diese Interpretation wird durch die neue Bestimmung der Identität der Grafen namens Erchangar nicht entscheidend berührt. Immerhin kann man das Bild Büttners durch eine Nuance ergänzen. Wenn der Vater Richgards auf das Elsaß beschränkt war und, wie man vermuten darf, mit Erchangar verwandt gewesen ist, bot ihm die Heirat seiner Tochter, abgesehen von dem Gewinn der Königsnähe, die Aussicht, rechts des Rheins an die Stellung Erchangars anknüpfen zu können.
    In welches Geschlecht Erchangar eingeordnet werden muß, ist bisher nicht bekannt (vgl. Schwarzmaier; Büttner, Geschichte des Elsass 149). Man nimmt allgemein an, dass er nicht zu den UDALRICHINGERN gehört hat, die vor ihm die Grafenrechte im Breis- und Alpgau innegehabt hatten (Udalrich I, II; Schulze 121, Maurer 43, jetzt auch Borgolte, Die Geschichte der Grafengewalt im Elsaß 25 ff.). Worad, den Bruder des Grafen Erkingar von 828, glaubte Tellenbach (Der großfränkische Adel) mit dem gleichnamigen Grafen von Verona (827ff.) gleichsetzen zu können (skeptisch Hlawitschka, Franken in Oberitalien 283 A. 4 zu Nr. CLXVI). 869 wird in einem Diplom Lothars II. ein Ercengarius puer erwähnt, der ein beneficium in den elsässischen Orten Ammerschwihr und Schlettstadt innehatte (D Lo II Nr. 34). Mit Recht vermutet man - auch aufgrund anderer Hinweise der Quelle - hier einen Verwandten Erchangars (Dümmler III 578 A. 3; Hlawitschka, Beitrag zur Geschichte Burgunds), wenn auch die genealogischen Beziehungen nicht genau rekonstruiert werden können. Als KARL DER KAHLE im selben Jahr die Huldigung elsässischer Großer entgegennahm, befand sich Bernard, der Sohn Bernards, unter ihnen (Annales de Saint-Bertin 168 ad a. 869). Büttner sah in Berard einen Sohn des anderen Bruders Erkingars, des Geschäftsparters Abt Waldos von Schwarzach (Geschichte des Elsass 151).
    Endlich hat Baumann vermutet, dass die sogenannten Kammerboten Erchangar (II) und Erchangar (I) und Bertold (V) mit Erchangar cognatisch verwandt gewesen sind (vgl. Zotz 68; Bühler, Richinza von Spitzenberg 319; Maurer, Begründung der Herzogsherrschaft 292).
    Wie für andere Grafen halten die Memorialquellen Alemanniens vielleicht auch für Erchangar noch nicht verifizierte Belege bereit (vgl. einstweilen die Hinweise von Mitterauer und die fragwürdige Identifikation von Piper Libri Confrat. 19 zu col. 26,18*).

    Tellenbach Gerd: Seite 64, "Der großfränkische Adel"

    Mit einiger Wahrscheinlichkeit läßt sich Graf Warad-Worad von Verona einordnen, der von 827 bis vor 840 in italienischen Urkunden vorkommt. In der kaiserlichen Bestätigungsurkunde eines Tausches mit Abt Waldo von Straßburg von 828 wird ein Worad mit seiner Mutter Rotdrud und seinen Brüdern Graf Erkingar, Bernald und Bernard genannt. Namensgleichheit und gleiche Lebenszeit gestatten die Vermutung der Identität mit dem Grafen von Verona. Nimmt man sie an, so gehörte er einem berühmten elsässischen Geschlecht an, da Graf Erchanger im Breisgau und im Elsaß ja der Schwiegervater KARLS III. war. Doch können wir weitere Mitglieder dieser Familie in Italien vorläufig nicht bemerken.

    oo N.N.
    Kinder:
    - Richgard -18.9.906/09
    862 oo KARL III. DER DICKE 839-13.1.888

    Literatur:
    Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986 Seite 54,80,105-109,112,163,179,206,208,251 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafengewalt im Elsaß von Dagobert I. bis Otto den Großen. in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 131. Band Verlag W. Kohlhammer GmbH Stuttgart 1983 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984 Seite 93,109,121,122,123,125,234 -

    Kinder:
    1. Richgard wurde geboren um 840; gestorben in 906/909 in Andlau [67140],Bas-Rhin,Elsass,Frankreich; wurde beigesetzt in Andlau [67140],Bas-Rhin,Elsass,Frankreich.
    2. 11. von Schwaben-Elsaß, N.


Generation: 6

  1. 44.  Erchanger

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Graf

    Notizen:

    Name:
    Name vermutlich Erchanger

    Erchanger heiratete Rotdrud. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 45.  Rotdrud
    Kinder:
    1. 22. Erchanger gestorben in 864.
    2. Worad
    3. Bernald
    4. Bernard