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 Bohrer

von Polen, Mieszko II.

von Polen, Mieszko II.

männlich 990 - 1034  (44 Jahre)

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Generation: 1

  1. 1.  von Polen, Mieszko II.von Polen, Mieszko II. wurde geboren in 990 (Sohn von von Polen, Boleslaw I. und Emnildis); gestorben in Mai 1034.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 1025-1034, Polen; König von Polen

    Notizen:

    Darstellung Mieszkos II. und Mathildes von Schwaben auf dem Widmungsbild des Liber de divinis officiis; St. Gallen erstes Viertel 11. Jahrhundert. Düsseldorf, Universitäts- und Landesbibliothek, Ms.C 91, (verschollen), fol. 3r

    Darstellung Mieszkos und Mathildes von Schwaben



    Mieszko II. Lambert

    König von Polen (1025-1034)
    990-10./11.5.1034

    Ältester Sohn des Königs Boleslaw I. der Tapfere von Polen aus dem Hause der PIASTEN aus seiner 3. Ehe mit der Emnildis, Tochter vom Elbsorbenhäuptling Dobremir

    Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 616

    Mieszko II. Lambert, Fürst von Polen, ab 1025 König von Polen
    * 990, † 10. Mai 1034
    Eltern:
    Boleslaw I. Chrobry, Fürst und König von Polen, Emnild
    oo Richeza, Tochter des Pfalzgrafen Ezzo und der Mathilde (Schwester Kaiser Ottos III.)

    Kinder:
    Kasimir I. (Restaurator)
    Gertrud (1. G.), oo Großfürst Izjaslav (1.I.) von Kiev
    Tochter, oo König Béla I. von Ungarn.

    Von Kindheit an verlief Mieszkos Leben in den Bahnen, die durch die Politik seiner Vorfahren (Mieszko I., Boleslaw Chrobry) vorbestimmt waren. Zu den im Jahre 1000, anläßlich des Treffens von Gnesen, getroffenen Absprachen zwischen Boleslaw und Kaiser Otto III. gehörte auch die Ehe Mieszkos mit der Nichte des Kaisers, Richeza. Der überraschende Tod Ottos und kurz darauf des Markgrafen Ekkehard I. von Meißen sowie die Thronbesteigung Heinrichs II. bedeuteten aber das Ende der damaligen Perspektiven. Als Sohn der aus der Lausitz stammenden Edlen Emnild war Mieszko zudem von den nun ausbrechenden Kämpfen zwischen Heinrich und Boleslaw (vorrangig um die Herrschaft in den Marken Lausitz und Milsenerland) ebenso in besonderem Maße betroffen wie von der Fehde zwischen dem König und dem Pfalzgrafen Ezzo um die Erbgüter der Ottonen-Tochter Mathilde. So lag auch der Schlüssel zum Abschluß des Friedens von Merseburg (1013) in seiner Person: Der Vollzug der Heirat Mieszkos mit Richeza unter Mitwirkung Heinrichs II. bedeutete für Polen die Bestätigung des Gnesener Konzepts. Als die Kämpfe kurz danach dennoch wieder ausbrachen, stand Mieszko - wie die Schilderung Thietmars von Merseburg zeigt - im inneren Konflikt zwischen den Bindungen an den Kaiser (Treueid Mieszkos 1013) und den sächsischen Adel (1014 Intervention zugunsten des in Geiselhaft befindlichen Mieszko) sowie den Verpflichtungen gegenüber dem Vater. Erst der Friede von Bautzen 1018 ermöglichte eine längere Phase friedlicher Beziehungen, in der Mieszko II. in die Gebetsbrüderschaft des von Heinrich II. geförderten Kloster Michelsberg (Bamberg, III) aufgenommen wurde.
    Es waren die Königskrönungen Boleslaws I. (Frühjahr 1025) und nach dessen baldigem Tod (17. Juni 1025) auch Mieszkos und damit - aus Sicht der Piasten - die Vollendung der Gnesener Konzeption, die den raschen Niedergang Polens einleiteten. Wenn auch im Reich das grundsätzliche Anrecht Mieszkos auf die Königswürde nicht bestritten wurde, man sogar seine königlichen Tugenden rühmte (Mathilde, Gemahlin Herzog Friedrichs II. von Lothringen [23.F.]), so war die Krönung doch ohne Zustimmung Kaiser Konrads II. erfolgt. Die Übereinstimmung mit dem Kaiser suchten nun aber die beim Thronwechsel in Polen unberücksichtigten Verwandten Mieszkos: Boleslaws ältester Sohn Bezprym (ein Neffe König Stefans von Ungarn), der auch Unterstützung bei Großfürst Jaroslav von Kiev fand, und die bereits beim Tode Mieszkos I. übergangenen Haldenslebener. Vergeblich versuchte Mieszko, einer Einkreisung durch eine militärische Offensive gegen das östliche Sachsen entgegenzuwirken. Feldzüge Konrads von W und Jaroslavs von O her besiegelten 1031 innerhalb kürzester Zeit Niederlage und Sturz Mieszkos sowie den Verlust umstrittener Grenzregionen an die Nachbarn. Mieszkos Familie floh ins Exil nach Deutschland. Der auf den Thron gelangte Bezprym unterwarf sich sofort dem Kaiser und übersandte ihm die polnischen Throninsignien. Als er bereits nach wenigen Monaten ermordet wurde, gelang Mieszko die Rückkehr, doch mußte er 1033 auf einem Hoftag in Merseburg die Aufteilung Polens durch Konrad anerkennen. Das schnelle Ableben der Mitregenten ermöglichte ihm noch einmal für kurze Zeit die Alleinherrschaft, bevor er starb. Er hinterließ ein von Aufständen und heidnischer Reaktion zerrüttetes Land.

    Chr. Lübke

    Thiele, Andreas: Tafel 333, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa", R.G. Fischer Verlag 1994 -

    MIESZKO II. LAMBERT
    * 990, + 1034

    König 1025

    Mieszko II. Lambert stellte nach jahrelangen harten Kämpfen um die Nachfolge die staatliche Einheit wieder her. Im Jahre 1030 drang Mieszko bis zur Saale vor, mußte aber auf die Lausitz und das Milzener Land verzichten, als Kaiser KONRAD II. 1031 in Polen einfiel. Im gleichen Jahr wurde er von seinem Halbbruder Bezprym nach Kiew vertrieben und kehrte 1032 mit böhmischer Hilfe zurück. Im Jahre 1033 wurde Mieszko II. von KONRAD II., der sich mit Dänemark und Kiew verbündet hatte, vernichtend geschlagen. Auf dem Reichstag in Merseburg mußte er auf den Königstitel verzichten und die deutsche Lehnshoheit anerkennen. Pommern, Schlesien, Preußen, Mähren und Tscherwenien gingen ebenfalls verloren.

    oo um 1013 RICHZA VON LOTHRINGEN + 1063, Tochter des Pfalzgrafen Ezzo, Enkelin Kaiser OTTOS II.
    1034 mit den Kindern verjagt

    Althoff Gerd: Seite 378 H 12, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen."

    H 12 Me: 10.5. Lampertus sive Misico dux Poloniorum + 1034 Mieszko II. Herzog der Polen


    Der Eintrag in Merseburg gehört nicht der Ergänzungsschicht an, sondern ist einer der wenigen nachträglichen Zusätze. Mieszko trat 1025 nach dem Tode seines Vaters Boleslaw (H 17) die Herrschaft in Polen an; vgl. Bresslau, Jbb. Konrads II. 1, Seite 99f. mit Anm. 5, wo auch die Identifizierung Dümmlers, Das alte Merseburger Totenbuch, Seite 254, der an Mieszko I. von Polen dachte (vgl. FW H 22) richtiggestellt ist. Die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Mieszko und dem deutschen Reich wurden 1033 in Merseburg mit der Unterwerfung Mieszkos beendet, der hierbei beträchtliche Gebietsverluste hinnehmen mußte; vgl. Bresslau 2, Seite 79ff. Vielleicht ist durch diesen Merseburger Friedensschluß auch sein späteres Gedenken im Merseburger Necrolog bestimmt. Zu seinem Verhältnis zu KONRAD II. vgl. Claude, Magdeburg, Seite 303f.





    um 1013 oo Richza von Lothringen, Tochter des Pfalzgrafen Ezzo um 1000-21.3.1063


    Kinder:

    - Richza - nach 1052
    oo Bela I. König von Ungarn um 1016-Juli/Aug. 1063
    - Kasimir I. der Erneuerer 1016-28.11.1058
    - Gertrud um 1020/25-4.1.1107
    1043 oo Isjaslaw I. Großfürst von Kiew 1024-3.10.1078 gefallen



    Literatur:
    Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 294 - Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 154,378 H 12 - Annalen von Hildesheim - Annalen von Magdeburg -
    Annalista Saxo: Reichschronik. Seite 50,56 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 138,167,171 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 34,45,72,118 - Bresslau, Harry: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II. 2 Bände Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1879 - Claude, Dietrich: Geschichte des Erzbistums Magdeburg bis ins 12. Jahrhundert, Mitteldeutsche Forschungen 67, Böhlau Verlag Köln 1972 Seite 303 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1998, Seite 78,152,155,157 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 145,148 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 215,318,322 - Hermann von Reichenau: Chronicon. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 666 - Hlawitschka, Eduard: Konradiner-Genealogie, unstatthafte Verwandtenehen und spätottonisch-frühsalische Thronbesetzungspraxis. Ein Rückblick auf 25 Jahre Forschungsdisput. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2003 Seite 148,162 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 308 - Ludat, Herbert: An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa, Böhlau Verlag Weimar Köln Wien 1995, Seite 21,28,55,63,72,77,84,87,89 Anmerkungen 106,114,167,383,407,426, 488,490, 494, 514 - Partenheimer Lutz: Albrecht der Bär. Gründer der Mark Brandenburg und des Fürstentums Anhalt. Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2001 Seite 18,21,204 - Rhode Gotthold: Kleine Geschichte Polens. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1965 Seite 18,21-23,25,34, 35,40 - Rupp, Gabriele: Die Ekkehardiner, Markgrafen von Meißen, und ihre Beziehungen zum Reich und zu den Piasten, Peter Lang GmbH Frankfurt am Main 1996 - Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg.): Otto III. - Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 89-161A - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 11,113 - Schulze: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 339-341,377 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 333 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 336, 338,362,364,366,370,372,376,420 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 63,198,209,218 - Wipos Leben Konrads II. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 562,588,590 - Wolfram Herwig: Kaiser Konrad II. Kaiser dreier Reiche. Verlag C.H. Beck München 2000 Seite 91,226,230-238,244,254,342 -



    Gestorben:
    10./11.5.


Generation: 2

  1. 2.  von Polen, Boleslaw I.von Polen, Boleslaw I. wurde geboren in 967; gestorben am 17 Jun 1025; wurde beigesetzt in Posen [60-010],Großpolen,Polen.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 1003-1004, Böhmen,Tschechische Republik; Herzog von Böhmen
    • Titel/Amt/Status: 992-1025, Polen; Herzog von Polen

    Notizen:

    Bolesław abgebildet auf der Gnesener Bronzetür mit Königskrone, 12. Jahrhundert

    Bolek



    Boleslaw I. der Tapfere

    Herzog von Polen (992-1025)
    Herzog von Böhmen (1003-1004)
    967-17.6.1025 Begraben: Posen, Dom

    Sohn des Herzogs Mieszko I. von Polen aus dem Hause der PIASTEN aus seiner 2. Ehe mit der Dubrawka von Böhmen, Tochter von Herzog Boleslav I.

    Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 359

    Boleslaw I. Chrobry, König von Polen
    * 965/67, + 17. Juni 1025 Begraben: Posen, Dom
    Eltern:
    Mieszko I., Fürst von Gnesen (+ 25. Mai 992), und die PREMYSLIDIN Dobrawa (Dabrowka, Dubrovka; + 997), Tochter Boleslavs I. von Böhmen

    Alleinherrscher nach dem Tod des Vaters; Krönung 1025

    1. oo um 983/84
    Tochter des Markgrafen Rikdag von Meißen
    2. oo um 985/86
    Tochter eines ungarischen (arpadischen) Fürsten
    3. oo Emnilda (Emnildis), Tochter des „senior“ Dobromir
    4. oo 3. Febr. 1018
    Oda, Tochter des Markgrafen Ekkehard I. von Meißen (+ nach 1025)

    Kinder:
    von 1.:
    Tochter (* um 984), oo Fürst von Pommern; Sohn (* 985), Mönch in Italien
    von 2.:
    Bezprym (* 986, + nach 1032), Fürst von Polen 1031
    von 3.:
    Tochter (* 988), Äbtissin 1017,
    Regelindis (* 989, + nach 1014),
    oo 1002 Markgraf Hermann von Meißen
    Mieszko II. Lambert (* 990, + 10. Mai 1034), König von Polen 1025,
    oo Richeza (+ 21. März 1063), Tochter des Pfalzgrafen Ezzo und der Schwester Kaiser OTTOS III.,
    Mathilde; Tochter (* um 995, + nach 1018),
    oo 1009/12 Svjatopolk von Kiev
    Otto (* vor 1000, + 1033)
    von 4.:
    Mathilde (* 1018/19, + nach 1036), oo 18. Mai 1035 mit Otto von Schweinfurt

    Die Ehe Mieszkos I. mit Dobrawa war das Ergebnis eines von Markgraf Gero 963/964 herbeigeführten Interessenausgleichs zwischen dem Reich und den konkurrierenden slavischen Mächten; sie besiegelte das Bündnis zwischen Böhmen und Polen, band den Piasten-Staat an das Reich (Tribut) und leitete die Taufe Mieszkos I. und seines Landes (966) ein. Dobrawa gab ihrem Sohn den Namen ihres Bruders (Thietmar IV, 56), der zum beliebtesten Namen in der Piasten-Dynastiewurde. Die feierliche Haarschur des Knaben nutzte der Vater, um mit der Übersendung der Locken Boleslaws symbolisch unter die Obhut des Papstes zu stellen, vermutlich damals, als er auf Befehl Kaiser Ottos I. Boleslaw als Geisel nach Deutschland schickte (Ostern 973); wo und wie lange Boleslaw sich dort aufhielt, ist nicht bekannt. Nach dem Tode der Mutter (977), als die Spannungen zum Prager Hof zunahmen und das Verhältnis zum Reich und zu den sächsischen Grafenfamilien sich komplizierte, mit deren mächtigsten, den Markgrafen von Haldensleben, Mieszko sich durch seine Ehe mit Oda verband, als die Unterwerfung Pommerns zum Abschluß kam (vor 980) und Kiev die Czerwiner Burgen 981 annektierte, wuchs Boleslaw zu einer unentbehrlichen Stütze des Vaters heran, dessen politische Vorstellungen und Ziele ihn entscheidend prägten.
    Die drei Ehen, die Boleslaw zwischen 983 und 987 schloß, dienten der Absicherung piastischer Interessen, wofür - außer den Arpaden - vor allem das Bündnis mit den jeweiligen Herren von Meißen erforderlich war (983 mit Markgraf Rikdag; 987 mit Markgraf Ekkehard I.). Die bislang umstrittene Frage nach der Herkunft der dritten Gemahlin Boleslaws und das rätselhafte nahe Verwandtschaftsverhältnis zwischen Piasten und Ekkehardinern lassen sich einleuchtend und widerspruchsfrei klären, wenn man die Herrschaft des »senior Dobromir« nicht in Kleinpolen (Lowmianski) oder Pommern, sondern im Elbslavengebiet (Zakrzewski, Widajewicz, Grabski), genauer im östlichen Vorfeld der Mark Meißen (Lausitz und Milsener Land), sucht (Ludat). Das Bündnis das 987 Piasten und Ekkehardinerzur Wahrung ihrer Interessen hier durch eine Doppelhochzeit (Boleslaw mit Emnilda und ihre Schwester mit Graf Gunzelin, dem Bruder Markgraf Ekkehards) besiegelten, war zugleich gegen Böhmens Ansprüche gerichtet. Diese zielbewußte Politik einer engen Zusammenarbeit mit dem Reich im Markengebiet zwischen Elbe und Oder im Kampf gegen die heidnischen Lutizen, wo Mieszko wohl auch die Aufgabe des 985 abgesetzten Markgrafen der Nordmark, Dietrichs von Haldensleben, übernommen hatte (986 Lehnseid; Necr. Fuld.: 992: »Miseco marchio obiit«), brachte ihm schließlich mit der Abtrennung Schlesiens und des Krakauer Landes (990/991) von Böhmen die seit langem angestrebte Arrondierung des Piasten-Staates bis zum Kamm der Sudeten und Karpaten ein.
    Als Mieszko 992 starb, setzte Boleslaw als Senior diese erfolgreich erprobte Politik nahtlos fort: Der Versuch Odas, den Anspruch ihrer Söhne gegen Boleslaws Alleinherrschaft mit Kiever Hilfe durchzusetzen, mißlang und endete mit der Vertreibung aller ihrer Anhänger (1033 wurde bei der Teilung Polens der Erbanspruch berücksichtigt). Weder dieses Problem noch die Gegensätze zwischen Piasten-Hof und Reichsregierung in der Frage der künftigen Kirchenorganisation (990/991) Dagome-iudex-Dokument mit der Unterstellung der Civitas Schinesghe [Gnesen] unter den Apostolischen Stuhl gegen die Magdeburger Metropolitanansprüche [Magdeburg] auf alle Gebiete östlich der Oder; 995 Meißener Bistumsplan, der Teile Schlesiens und Böhmens zu einer eigenen Diözese vereinen sollte), noch gelegentlich Schwankungen der Reichspolitik, die um Erhaltung des Gleichgewichts zwischen Böhmen und Polen bemüht war, konnten Boleslaws Verhältnis zum Reich beeinträchtigen. Seit dem Sommer 995 nahm Boleslaw auch persönlich an der Seite König Ottos III. den Kampf gegen die Lutizen und Abodriten wieder auf, zusammen mit Sobeslav, dem Haupt der Opposition in Böhmen, der so dem Blutbad unter den Slavnikiden in Libice (29. September 995) entging.
    Dieses Ereignis machte alle Vermittlungsversuche zwischen Piasten und Premysliden (wie zum Beispiel Meißener Bistumsplan Dezember 995) hinfällig. Die Einsicht, die Probleme an der Ostgrenze mit herkömmlichen Mitteln nicht mehr lösen zu können, bestärkte Otto III. in der Aufnahme des Renovatio-Konzepts (996/997): Nach byzantinischem Modell sollte das östliche Vorfeld des Reiches durch Bande geistlicher und leiblicher Verwandtschaft mit fremden Dynastien gesichert werden; anstelle einer kirchenpolitischen Ausweitung des Reiches (»Germania«) sollte der Osten des Imperium Romanum durch ein selbständiges Glied, die »Sclavinia (Slavania)«, repräsentiert sein, eine Lösung, die den Wünschen Boleslaws voll entsprach. Das Martyrium des Prager Bischofs Adalbert im Lande der Prußen (23. April 997) beschleunigte die Realisierung dieses Konzepts: Boleslaw ließ den Leib Adalberts bergen und in Gnesen feierlich beisetzen; das Band zwischen Kaiser Otto und Boleslaw festigte der gemeinsame Eifer, die Verehrung des neuen Martyrers und seine Heiligsprechung (999) zu betreiben. Nach sorgfältigen Vorbereitungen, an denen Boleslaws Unterhändler in Rom mit dem Bruder Adalberts, Radim-Gaudentius (2. Dez. 999 archiepiscopus Sancti Adalberti), an der Spitze beteiligt waren, erfuhr die Politik Boleslaws mit der Wallfahrt, die Kaiser Otto im Einvernehmen mit dem Papst als servus Jesu Christi zum Grab Adalberts Ende 999 von Italien aus antrat, ihren größten Triumph: Boleslaw empfing den Kaiser und sein Gefolge am Bober bei Eulau und geleitete ihn nach Gnesen, wo während der Feierlichkeiten im März 1000 mit der Errichtung des Erzbistums Gnesen unter Leitung Radims, mit den Suffraganen in Krakau, Breslau und Kolberg, zugleich die Eingliederung der Sclavinia (Polonia seit Anfang des 11. Jh.) in das Imperium vollzogen wurde: Boleslaw als amicus und socius, als cooperator des Kaisers, erhielt von diesem in der Verfügungsgewalt über die eigenen und die künftig in den Missionsgebieten noch entstehenden Bistümer kaiserliche Rechte (als Patricius?) zugewiesen und als Herrschaftszeichen und Symbol für die Aufgabe als defensor ecclesiae eine Nachbildung der hl. Lanze überreicht, wofür Boleslaw dem Kaiser ein Armreliquiar des hl. Adalbert schenkte. Mit der Taufe von Boleslaws jüngstem Sohn auf den Namen des Kaisers und der Absprache über die Ehe seines Sohnes Mieszko Lambert mit Richeza, der Nichte des Kaisers, wurde die Piasten-Dynastie in die »Familie der Könige« aufgenommen. Wohl auch nach byzanzinischem Vorbild setzte der Kaiser ein imperiale diadema »in amicicie foedus« (Gall I, 6) Boleslaw aufs Haupt. Als Rangerhöhung vom tributarius zum dominus wertete Thietmar von Merseburg den Akt von Gnesen. Boleslaw gab dem Kaiser das Geleit bis Aachen, wo er gewiß Zeuge der Öffnung des Grabes Karls des Großen war (Ademar von Chabannes: Schenkung des Thrones Karls des Großen an Boleslaw; vgl. Renovatio). Der Tod Kaiser Ottos III. (24. Jan. 1002), der Thronstreit und die Ermordung des Markgrafen Ekkehard von Meißen (30. April 1002) erschütterten auch die Grundfesten der piastischen Politik.
    In der Kandidatur Heinrichs von Bayern mußte Boleslaw die Gefahr eines Wiederauflebens traditioneller bayerisch-böhmicher Kooperation (Heinrich der Zänker) sehen, die den Besitz Schlesiens und des Krakauer Landes sowie der Rechte im Markengebiet in Frage stellen konnte: Im Einvernehmen mit den Ekkehardinern, das durch die Ehe seiner Tochter Regelindis mit Graf Hermann, dem ältesten Sohn des ermordeten Ekkehard, erneut bekräftigt wurde, besetzte Boleslaw im Mai 1002 rasch und ohne Widerstand die Lausitz, die Markgraf Gero II. unterstand, und das Milsener Land, die er auf dem Hoftag von Merseburg (25. Juli 1002), wo er König Heinrich II. huldigte, zu Lehen erhielt, aber auf Meißen verzichten mußte, das der König Ekkehards Bruder, Markgraf Gunzelin, zusprach. Das Mißtrauen zwischen Boleslaw und dem König verstärkten die Vorgänge in Böhmen: Herzog Boleslav III. war in Adelskämpfen vertrieben und durch Vladivoj ersetzt worden, der Ende 1002 König Heinrich huldigte, aber kurz darauf starb; als Jaromír eingesetzt wurde, vertrieb Boleslav III. seinen Bruder mit polnischer Hilfe, mußte aber erneut am Piasten-Hof Schutz suchen, wo Boleslaw ihn blenden ließ und danach selbst die Herrschaft in Böhmen übernahm. Der König forderte die Huldigung (ut ius antiquum poscit), die Boleslaw verweigerte, vielleicht weil er Böhmen als Bestandteil der Sclavinia ansah und auf die Fürstenopposition im Reich setzte. Der König beantwortete diese Herausforderung durch das Bündnis mit dem Erzfeind des Reiches, den heidnischen Lutizen, was die Abkehr vom Konzept Ottos III. bedeutete: Anstelle der gemeinsamen Bekämpfung der Heiden entbrannte ein fast 15 Jahre dauernder Krieg zwischen Boleslaw und Heinrich II.; für Boleslaw galten die Abmachungen von Gnesen, und er trat für seine Aufgabe und Teilhabe am christlichen Universalreich ein; der König berief sich auf die Konzeption Ottos des Großen und kämpfte für die Revision des Akts von Gnesen (Aufhebung der eigenen Kirchenorganisation zugunsten der Magdeburger Ansprüche sowie der Sonderstellung Boleslaws). Die Hoffnungen Boleslaws auf Erfolge der Gegner König Heinrichs erfüllten sich nicht: Bereits 1004 wurde Boleslaw aus Böhmen (Mähren blieb piastisch) vertrieben, wobei Sobieslav, der Bruder Adalberts, ums Leben kam; Jaromír wurde vom König wieder eingesetzt. Im Herbst mußte Boleslaw auch das belagerte Bautzen aufgeben und aus dem Markengebiet weichen. Ein Feldzug (Spätsommer 1005) zwang Boleslaw zum Frieden, den der Magdeburger Erzbischof Tagino in Auftrag des Königs in Posen abschloß und in dem Boleslaw wahrscheinlich seine Ansprüche auf Böhmen und das Markengebiet preisgab. Damals, vor 1007, verlor Boleslaw auch die Herrschaft über Pommern.
    Boleslaws Verhandlungen (Lutizenbund, Wollin) und Intrigen am Prager Hof (Udalrich suchte bei Boleslaw Schutz vor seinem Bruder Jaromír) verleiteten den König, Boleslaw erneut den Krieg (1007-13) zu erklären: Boleslaw, darauf vorbereitet und gerüstet, besetzte die verlorenen Marken und führte Raubzüge bis in die Nähe von Magdeburg, während König Heinrich II., in jahrelange Streitigkeiten im Reich verstrickt, sich auch der Diplomatie Boleslaws nicht gewachsen zeigte: Vom Piasten-Hof aus forderte Brun von Querfurt (1007/08) den König auf, den schändlichen Krieg im Bunde mit den Heiden sofort zu beenden und sich mit Boleslaw, den er als Ideal des christlichen Herrschers mit Konstantin und Karl verglich, der Mission zu widmen. Boleslaws Einfluß auf die Heveller und Lutizen sowie den Prager Hof (Udalrich löste 1012 Jaromír ab) und seine engen Beziehungen zur sächsischen Aristokratie und König Heinrichs Gegnern im Reich (Pfalzgraf Ezzo) nährten die Abneigung gegen den Krieg und ließen keine erfolgreiche Offensive (1010 Vorstoß bis Glogau) mehr zu. Gunzelins Verbannung (1009-17) bedeutete keinen Rückschlag für die Politik Boleslaws, da Hermann, Boleslaws Schwiegersohn, die Nachfolge in Meißen antrat. Der für den Spätsommer 1012 vom König angesetzte Feldzug unterblieb nach Absprachen mit Erzbischof Walthard von Magdeburg und den sächsischen Großen; ebenso aber auch der erwartete Vorstoß Boleslaws über die Elbe: König Heinrich verhandelte mit den Lutizen und beendete plötzlich den erbitterten Streit mit Ezzo, gab die Mathildischen Erbgüter heraus und beschenkte Ezzo mit Kaiserswerth, Duisburg und Saalfeld, offenbar um ihn für seine Verdienste bei den Vermittlungs- und Friedensverhandlungen mit Boleslaw zu belohnen. Der Friede wurde Pfingsten 1013 in Merseburg gefeiert und mit der Hochzeit der Tochter Ezzos, Richeza, mit Boleslaws designiertem Nachfolger Mieszko besiegelt. Boleslaw huldigte dem König für die Belehnung mit der Lausitz und dem Milsener Land. Der Friede war jedoch nur von kurzer Dauer: Der Feldzug Boleslaws im Sommer 1013, den er - auch mit deutschen Kontingenten - zur Befreiung seines Schwiegersohnes Svjatopolk (Fürst von Turov) gegen Kiev unternahm, blieb erfolglos; eine Teilnahme am Romzug des Königs verweigerte er; die Forderung Heinrichs, sich vor ihm zu rechtfertigen, beantwortete er mit der Aufkündigung der Lehenspflicht. Den (3.) Krieg (1015-18) eröffnete Heinrich II. (seit 1014 Kaiser) mit Lutizen und Böhmen verbündet, erlitt aber am Bober eine schwere Niederlage, die das Heer zur Umkehr zwang, während Boleslaws Sohn Mieszko vor Meißen zog, es aber nicht erobern konnte. Die Aufgaben Kaiser Heinrichs im Westen, Burgund und Italien und die Interessen Boleslaws in Kiev (nach Vladimirs Tod 1015) machten beide verhandlungsbereit. Boleslaws Beharren, nur auf dem Boden der umstrittenen Marken zu verhandeln, weckte erneut des Kaisers Mißtrauen; er verbündete sich mit Jaroslav von Kiev und Stephan von Ungarn, deren Feldzüge jedoch keine Entlastung brachten, und griff mit lutizischen und böhmischen Kontingenten Glogau und Nimptsch vergeblich an, während Boleslaw von Breslau aus das Kriegsgeschehen verfolgte. Die Unlust der sächsischer Großen, der drohende Aufstand der Abodriten und die Gefahren in Italien zwangen Kaiser Heinrich zu einem raschen Frieden, der am 30. Januar 1018 in Bautzen abgeschlossen und durch die 4. Ehe Boleslaws mit Oda, der jüngsten Tochter Markgraf Ekkehards, die ihm sein eigener Sohn Otto nach Zützen zuführte, besiegelt wurde. Diese Ehe bekräftigte die traditionelle Freundschaft zwischen beiden Dynastien (seit 987) und bestätigte Boleslaw im freien Besitz von Lausitz und Milsener Land. Die Stellung Boleslaws glich der beim Akt von Gnesen im Jahre 1000: Der Kaiser verband sich mit Boleslaw, der, von deutschen und ungarischen Truppen begleitet, nicht nur Jaroslav aus Kiev vertrieb und Svjatopolk dort wieder einsetzte, sondern zugleich damit eine - allerdings erfolglose - Aktion des westlichen Imperiums gegen Byzanz ausführte (Thietmar VIII, 33), mit dem damals Kaiser Heinrich in Italien kämpfte. Der Rückgewinn der Czerwiner Burgen (1019) wurde kurz darauf (vor 1022) durch den Verlust Mährens an die Premysliden ausgeglichen. Das Verhältnis Boleslaws zum Kaiser blieb offenbar ungetrübt; seine Bemühungen um den Erwerb der Krone in Rom schlugen jedoch trotz des Peterspfennigs fehl. Erst nach Heinrichs II. Tod wagte Boleslaw sich in Gnesen (vermutlich zu Ostern 1025) krönen zu lassen, ein Akt, der die Einheit und Unteilbarkeit des Piasten-Staates und seinen Rang als Glied des Imperiums dokumentieren sollte, der aber im Reich bereits auf Widerspruch stieß.
    Boleslaw, dessen Beiname Chrobry (Chabri = animosus 'tapfer mutig') erst spät, im 13. Jh., belegt ist, haben schon die Zeitgenossen den Ehrennamen Magnus verliehen (die ältesten polnischen Annalen zu 1025: »Bolezlaus Magnus obiit«; die Krak. Kap. Annalen: »Primus Bolezlaus Magnus rex obiit«; der Verfasser der »Povest'« zu 1030: »Umre Boleslavz Velikyj v Ljasechz«), den auch Gallus Anonymus (neben: Gloriosus) und die aus dem 14. Jh. überlieferte Grabschrift (auf verlorenen Quellen aus dem Anfang des 12. Jh. fußend) verwenden. Auf Münzen die ungewöhnl. Aufschrift: »Dux Bolizlaus inclitus«. - Die feindselige Einstellung Thietmars und sein negatives Urteil über Boleslaw haben ebenso wie die ein Jahrhundert später in der Chronik des Gallus sich wiederfindende Tradition am Piasten-Hof, die Boleslaw bereits heroisiert, bis in die moderne Geschichtsforschung hinein nationalgefärbten Interpretationen auf polnicher wie auf deutscher Seite Vorschub geleistet. Allein die Heiratspolitik des Piasten-Hofes mit den deutschen Adelsfamilien bis zum Königshaus läßt nachdrücklich davor warnen, Boleslaws Kriege mit Heinrich II. mit einem nationalen Vorzeichen zu versehen. Als Repräsentant einer gesamtslavischen Großmachtidee und Vorkämpfer gegen die Deutschen (Poln. Millenium!) ist Boleslaw gänzlich ungeeignet. Die Motive und Antriebe der Politik Boleslaws, den Brun von Querfurt als Ideal des christlichen Herrschers beschreibt und den Adam von Bremen als rex christianissimus rühmt, dessen Grabschrift ihn als athleta Christi feiert und seine Krone vom Kaisertum Ottos III. herleitet, der Kirchen und Klöster bauen ließ, die Bekehrung und Unterwerfung der slavischen und baltischen Nachbarvölker sich zum Ziel gesetzt hatte und der seinem Enkel Kasimir den bezeichnenden Namen Karolus gab, sind letztlich nur aus der Faszination zu begreifen, die der Begegnung mit der chr. Universalkultur des Ottonischen Zeitalters entsprang: Sein Streben nach Gleichrangigkeit und Gleichwertigkeit, nach Anschluß an den westlichen Kulturkreis war die eigtliche Triebfeder, wofür das Renovatio-Konzept sich ihm in geradezu idealer Weise als Rahmen seines politischen Handelns anbot. Polen, Piasten.

    H. Ludat

    Althoff Gerd: Seite 379 H 17, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen."

    H 17 Lü: 17.6. Bozislaus dux + 1025 Boleslaw Chrobry

    Zu Boleslaw, dem Gegenspieler der Ostpolitik HEINRICHS II. und den daraus resultierenden Polenkriegen, zu seiner Verwandtschaft mit der Familie der EKKEHARDINER und seinem dadurch begründeten Verwandtschaftsverhältnissen zu den BILLUNGERN, siehe Ludat, An Elbe und Oder, Seite 18f. und Seite 67f.; Wenskus, Studien Seite 186ff. Zur fraternitas, die Boleslaw mit dem Magdeburger Domkapitel verband; vgl. Claude, Magdeburg Seite 249ff. Die Bedeutung des Eintrags ins Lüneburger Necrolog für die Erhellung der Haltung des sächsischen Adels zur Ostpolitik HEINRICHS II. ist in einem eigenen Kapitel diskutiert, vgl. oben Seite 104ff. Belege für das Todesdatum Boleslaws bringt Bresslau, Jbb. Konrads II. 1, Seite 98.

    Thiele, Andreas: Tafel 333, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa"

    BOLESLAW I. "DER TAPFERE"
    * um 967, + 1025

    Nach dem Tode seines Vaters vertrieb er insgesamt drei Halbbrüder, huldigte 996 Kaiser OTTO III., förderte die Mission des Heiligen Adalbert, rächte dessen Ermordung in Preußen brutal, bestattete dessen Gebeine in Gnesen, gründete dort im Beisein des Kaisers, der ihn als gleichrangig anerkannte, 1000 das nationale Erzbistum Gnesen und die Bistümer Kolberg, Krakau und Breslau, führte 1002-1018 barbarische Plünderungskriege gegen Kaiser HEINRICH II., besetzte zeitweise Böhmen, Meißen und Mähren und behauptete im Frieden von Bautzen (1018) die Lausitzen und das Milzener Land als Reichslehen. Er eroberte Kleinpolen-Krakau, Pomerellen-Danzig, Schlesien, Tscherwenien (Raum Bug-San) und 1015-1019 sogar Kiew. Er schuf ein erstes kurzlebiges polnisches Großreich, das nur von seiner wilden, kraftvollen Persönlichkeit zusammengehalten wurde. Er brach blutig die letzten patriarchalischen Widerstände, schuf die Kastellanverfassung und krönte sich 1025 selbst zum König.
    Er war einer der bedeutendsten Herrscher Polens aus der Dynastie der PIASTEN und von den Polen stark legendenhaft verklärt.

    1. oo N (HEMNILDE?) VON MEISSEN geschieden 985, Tochter des Markgrafen Rikdag
    2. oo JUDITH VON UNGARN, 987 geschieden, Tochter des Fürsten Geisa
    3. oo HEMINILDE + 1017, Tochter des Elbsorbenhäuptlings Dobromir
    4. oo ODA VON MEISSEN + 1025, Tochter des Markgrafen Ekkehard I.

    Ludat Herbert: Seite 47, "An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa"

    Bemerkenswert bleibt die persönliche Teilnahme des PREMYSLIDEN-Fürsten im Kampf gegen die Lutizen, deren Bundesgenossenschaft er offensichtlich zugunsten anderer Interessen preisgegeben hatte, während der PIASTEN-Herrscher Boleslaw, der Sohn Mieszkos, der am 25. Mai gestorben war und sein Reich geteilt hatte, sich wegen eines drohenden Krieges an seinen Ostgrenzen entschuldigt hatte. Wenn sich aber in den beiden folgenden Jahren die Polen nicht an den Kriegen um Brandenburg beteiligt haben, so läßt diese Tatsache wohl den Schluß zu, dass Boleslaw mit Errichtung seiner Alleinherrschaft, die mit der Vertreibung seiner Stiefmutter Oda und ihrer Söhne endete, vorübergehend kein sonderliches Interesse verspürt haben mochte, sich für die Rechte ihrer Familie, speziell ihrer Schwester Mathilda und deren Gemahls Pribislav, in Brandenburg zu engagieren.




    -985 1. oo Emnildis von Meißen, Tochter des Markgrafen Rikdag

    986-987 2. oo Judith von Ungarn, Tochter des Großfürsten Geisa

    987 3. oo Emnildis, Tochter des Elbsorbenhäuptling Dobremir, um 970- 1017

    3.2.1018 4. oo Oda von Meißen, Tochter des Markgrafen Ekkehard I., um 995- nach 1025





    Kinder:

    1. Ehe
    - Tochter
    oo Fürst von Pommern-Danzig

    2. Ehe
    - Otto Bezprym 968- 1032 ermordet

    3. Ehe
    - Otto um 1000 - 1033 ermordet
    - Mieszko II. Lambert 990-10./11.5.1034
    - Regilindis 989-21.3. nach 1014
    1002 oo Hermann II. Markgraf von Meißen um 980-1.11.1038
    - Tochter
    oo Swjatopolk I. Großfürst von Kiew 980 - 1019

    4. Ehe
    - Mathilde um 1018- nach 1035
    1035 oo Otto I. Markgraf von Schweinfurt um 995-28.9.1057




    Literatur:
    Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI - Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 108,117,379 H 17 - Althoff, Gerd: Otto III., Primus Verlag, Darmstadt 1997, Seite 88-207 - Althoff Gerd: Spielregeln der Politik im Mittelalter. Kommunikation in Frieden und Fehde. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1997 Seite 24 Anm. 8,25,27 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 112,128,138,146,150,153, 159-167,169,171 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 45,72,118 - Bresslau, Harry: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II. 2 Bände Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1879 Band I Seite 98 - Claude, Dietrich: Geschichte des Erzbistums Magdeburg bis ins 12. Jahrhundert, Mitteldeutsche Forschungen 67 Band 1 und 2, Böhlau Verlag Köln 1972 Seite 249 - DIE BEGEGNUNG DES WESTEN MIT DEM OSTEN. Kongreßakten des 4. Symposiums des Mediävistenverbandes in Köln 1991 aus Anlaß des 1000. Todesjahres der Kaiserin Theophanu.Hg. Odoilo Engels und Peter Schreiber, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1993 Seite 207 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1998, Seite 151,155 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 112,144-148 - Görich Knut: Otto III. Romanus Saxonicus et Italicus, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995, Seite 19-206 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 215,308-310,322,335,343-347,356.359,369,373,380-387,389-395,406-408,419,423-430, 472,498 - Lazar Istvan: Kleine Geschichte Ungarns. Österreichischer Bundesverlag Wien 1990 Seite 55 - Lebe Reinhard: Ein Königreich als Mitgift. Heiratspolitik in der Geschichte. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1998 Seite 190 - Ludat, Herbert: An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa, Böhlau Verlag Weimar Köln Wien 1995, Seite 18-33,36-38,46-48,50,52-56,63,69-92;Anmerkungen 96,98,100,102,104,106, 108,110,113,116,118,125,131,156,160,162,167,177,186,189-191,193,196,199,202,204,209,215,217, 219,221,224,228-232,234,346,353,357,374,392,407,411,415,418,422,426,428,431,434,448,453, 456-458,460-462,466,472,475,492,494,497,500-502,506-508,510-512 - Pohl Walter: Die Welt der Babenberger. Schleier, Kreuz und Schwert, hg. von Brigitta Vacha, Verlag Styria, Seite 48,82,86 - Rhode Gotthold: Kleine Geschichte Polens. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1965 Seite 13-20,23,32,34,35,36,38,86,105 - Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg.): Otto III. - Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 38-403 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 268,279-284, 286,299,302,305,339-341 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 333 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 68,144,160,162,172,174,200-204,208-212,218,224-232,244,252-256, 260,266,270,272,278,280,302-306,316,318,326-330,336-344,356,362-366,370-376,384,396,410,418, 420-426,434,440,442,472,474 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1999, Seite 64,102,114,116,188,198,206-215,218,225,234, 270 - Westmitteleuropa - Ostmitteleuropa. Vergleiche und Beziehungen. Festschrift für Ferdinand Seibt zum 65. Geburtstag, hg. von Winfried Eberhard, Hans Lemberg, Heinz-Dieter Heimann und Robert Luft, R. Oldenbourg Verlag München 1992 Seite 82,372 - Wolfram Herwig: Kaiser Konrad II. Kaiser dreier Reiche. Verlag C.H. Beck München 2000 Seite 51,203,226,228-232,240-254 -



    Begraben:
    Dom

    Boleslaw heiratete Emnildis in 987. Emnildis (Tochter von Dobromir und von Arneburg, Emnilde) wurde geboren um 970/975; gestorben in 1017. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 3.  Emnildis wurde geboren um 970/975 (Tochter von Dobromir und von Arneburg, Emnilde); gestorben in 1017.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Polen; Herzogin von Polen

    Notizen:

    Emnildis Herzogin von Polen
    um 970/75- 1017
    Tochter des Heveller-Fürsten Dobromir und der Emnildis von Arneburg, Tochter von Graf Bruno

    Lexikon des Mittelalters: Band III Seite 1890

    Emnild (Emnildis) + 1017
    Tochter des "senior Dobromir"
    3. Gemahlin (oo 987) des polnischen Königs Boleslaw I. Chrobry (965/67-1025)

    Kinder:
    Tochter N.N., Äbtissin 1017
    Regelindis (+ nach 1014), oo 1002 Markgraf Hermann von Meißen
    Mieszko II. Lambert (10. Mai 1034), König von Polen 1025, oo 1013 Richeza, Nichte Kaiser OTTOS III.
    Tochter N.N. (+ nach 1018) oo zw. 1009/12 Sjvatopolk von Kiev
    Otto (+ 1033).
    Thietmar von Merseburgs Lob für Emnild (IV/59) läßt auf ihr hohes Ansehen und ihren großen Einfluß am PIASTEN-Hof schließen.

    Thiele, Andreas: Tafel 333, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa"

    BOLESLAW I. "DER TAPFERE"

    * um 967, + 1025
    1. oo N (HEMNILDE?) VON MEISSEN, geschieden 985, Tochter des Markgrafen Rikdag
    2. oo JUDITH VON UNGARN, 987 geschieden, Tochter des Fürsten Geisa
    3. oo HEMINILDE + 1017, Tochter des Elbsorbenhäuptlings Dobromir
    4. oo ODA VON MEISSEN + 1025, Tochter des Markgrafen Ekkehard I.

    Ludat, Herbert: Seite 21,22,26, "An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa."

    Welch außerordentlicher Bedeutung die PIASTEN diesem Pakt beigemessen haben müssen, beweist, dass Boleslaw die erst kurz zuvor geschlossenen Ehe mit der Ungarin Judith löste, um sich selbst mit Dobromirs Tochter Emnildis vermählen zu können, eine Ehe, die durch keine anderweitigen politischen Rücksichten mehr in Frage gestellt worden ist.
    Als Zeitpunkt für die Eheschließung Boleslaws mit Emnildis gilt 987; es war seine dritte Ehe. Da die Eheschließungen zwischen Adelsgeschlechtern in jener Zeit stets einen politischen, das heißt friedens- und bündnisstiftenden Charakter trugen, ist fraglos auch die drei Jahrzehnte währende Ehe mit Emnildis aus ebensolchen Gründen zustande gekommen.
    Absolute Gewißheit, dass es sich bei Dobromir nur um eine Persönlichkeit gehandelt haben kann, die im Gebiet zwischen Elbe und Oder im Bereich der sächsischen Grafengeschlechter eine politische Rolle gespielt haben muß, erbringt nun folgender Gedankengang: Von den drei Töchtern, die Emnildis geboren hat, ist zwar nur die älteste, Reglindis, mit ihrem Namen bekannt. Aber die beiden Namen Emnildis (Erminildis) und Reglindis beweisen bereits, dass Dobromir seine Frau aus einem deutschen Grafengeschlecht genommen hat. Da nun der Name Emnildis in sächsischen Familien dieser Zeit belegt ist, diese Grafengeschlechter aber - wie neue genealogisch-besitzgeschichtliche Forschungen erwiesen haben - weithin miteinander versippt gewesen sind und viele in enger verwandtschaftlicher Beziehung zum Königshaus und durch sie und über die EKBERTINER auch zu den KAROLINGERN gestanden haben, wo ebenfalls der Name Reglindis auftaucht, liegt es nahe, zunächst an ihren Kreis zu denken, aus dem DobromirsGemahlin gestammt haben dürfte.

    Görich Knut: Seite 102,133, "Eine Wende iim Osten: Heinrich II. und Boleslaw Chrobry" in: Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg.): Otto III. - Heinrich II. Eine Wende?

    In dieser Mächtekonstellation spielte Ekkehard von Meißen die zentrale Rolle. Bis zum Tod OTTOS III. und der Ermordung Ekkehards im Jahre 1002 herrschten friedliche Verhältnisse im östlichen Vorland Meißens. Folgt man Herbert Ludat, so ist der Grund dafür der Interessenausgleich zwischen den EKKEHARDINERN und den PIASTEN im Milsenerland und der Lausitz, dem wahrscheinlichen Herrschaftsgebiet eines venerabilis senior Dobromir, dessen Tochter Emnildis wohl 987 Mieszkos Sohn Boleslaw Chrobry geheiratet hatte [41 Dazu die Ausführungen von Ludat (wie Anm. 9), Seite 19.-31; außerdem Christian Lübke, Milsener, in: Lexikon des Mittelalters 6, München 1993, Spalte 628.].
    Schließlich berichtet Thietmar, Boleslaw habe schon lange vor dem Frieden von Bautzen 1018 um Hermanns Schwester Oda als Gemahlin geworben. Möglicherweise hängt Boleslaws Werbung mit dem Tod von Hermanns Gemahlin, Boleslaws Tochter Reglindis zusammen [224 Todesdatum allerdings unbekannt; wird datiert auf die Zeit nach 1014, vgl. Rupp (wie Anm. 40), Seite 135 mit Anm. 195; Lübke (wie Anm 9), Nr. 505 (ab 1016 März 21). Hinzuweisen ist ferner auf den Tod von Boleslaws Gemahlin Emnildis 1017, vgl. Lübke, Nr. 519.].




    987 oo 3. Boleslaw I. der Tapfere Herzog von Polen 967-17.6.1025


    Kinder:

    - Otto um 1000 - 1033 ermordet
    - Mieszko II. Lambert 990-10./11.5.1034
    - Regilindis 989-21.3. nach 1014
    1002 oo Hermann II. Markgraf von Meißen um 980-1.11.1038
    Tochter - nach 1018
    oo Swjatopolk I. Großfürst von Kiew 980 - 1019
    - Tochter Nonne 1017 988-



    Literatur:
    Black-Veldtrup, Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien, Böhlau Verlag Köln 1995, Seite 159 - Eickhoff Ekkehard: Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt. Klett-Cotta Stuttgart 1996 Seite 474 - Ludat, Herbert: An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa, Böhlau Verlag Weimar Köln Wien 1995, Seite 21-23,26,29,31,35,85;109,116,118,124-126,131,134,202,235,426,496 - Schneidmüller, Bernd/ Weinfurter Stefan/Hg.): Otto III. - Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 102,133 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 333 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 174,338 -

    Kinder:
    1. von Polen, N. wurde geboren in 988.
    2. 1. von Polen, Mieszko II. wurde geboren in 990; gestorben in Mai 1034.
    3. von Polen, Mathilde wurde geboren um 995; gestorben nach 1018.
    4. von Polen, Regilindis wurde geboren um 989; gestorben nach 1014.
    5. von Polen, Otto wurde geboren um 1000; gestorben in 1033.


Generation: 3

  1. 6.  Dobromir

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Heveller (Stammesgebiet),Deutschland; Fürst der Heveller

    Notizen:

    Dobromir Fürst der Heveller
    Sohn des Heveller-Fürsten Tugumir

    Lexikon des Mittelalters: Band III Seite 1150

    Dobromir

    Vater der Emnilda (Emnildis, † 1017), der 3. Gemahlin Boleslaws I. Chrobry. In dem 1013 niedergeschriebenen Nachtrag, der mit Notizen zur PIASTEN-Familie beginnt, die Thietmar gerade damals beim Abschluß des Merseburger Friedens auch persönlich kennengelernt hatte, findet sich der einzige Hinweis auf Dobromir. Thietmar bezeichnet ihn als "venerabilis senior Dobremirus" (Thietmar IV, 58). Woher Dobromir stammte, ist strittig. Die Palette der Deutungen reicht vom "Milsener-Fürsten" (S. Zakrzewski), Angehörigen der HEVELLER-Dynastie (J. Widajewski), Mitglied einer sächsischen Grafen-Familie (A. F. Grabski) bis zum Herrn des Krakauer Land (H. Lowmianski). Die Lösung des Rätsels bleibt an folgende Voraussetzung geknüpft:
    1. Der Name Emnilda und der ihrer Tochter Regelindis, die 1002 Markgraf Hermann, den ältesten Sohn Ekkehards von Meißen, geheiratet
    hat, lassen mit Sicherheit den Schluß zu, dass Dobromir zwischen 965 und 975 mit einer sächsischen Grafen-Tochter (aus der Familie
    Rikdags, Geros oder der QUERFURTER?) vermählt war.
    2. Der Name Dobromir selbst deutet auf Verbindungen zur HEVELLER-Dynastie (Tugumir, Drahomir) hin.
    3. Boleslaws Heirat mit Emnilda (987) darf nicht aus dem Kontext piastischer Bündnispolitik und der Ereignisse von 1002, die zum Ausbruch
    der Kriege HEINRICHS II. mit Boleslaw führten, herausgelöst werden. - Wahrscheinlich war Dobromir ein Fürst der Lausitz und des
    Milsenerlandes.

    Quellen:
    Thietmar von Merseburg, ed. R. Holtzmann, MGH SRG NS IX, IV, 58, 1935 - unentbehrlich: Kronika Theitmara, ed. M.Z. Jedlicki, 1953, 225f, n. 313-318

    Literatur:
    SlowStarSlow I, 352 [D. Borawska] - S. Zakrzewski, Boleslaw Chrobry Wielki, 1925, 374 n. 41 - A. F. Grabski, Boleslaw Chrobry, 1966, 62 - H. Ludat, An Elbe und Oder um das Jahr 1000, 1971, bes. 21ff., 34ff.
    Dobromir

    Thietmar von Merseburg: Seite 174, "Chronik"

    Kapitel 37

    Im Jahre des Herrn 992, im zehnten Regierungsjahre Otto's III, am 25. Mai, ging der schon bejahrte Miseco von einem Fieber ergriffen aus diesem Pilgerleben in seine wahre Heimath hinüber, indem er sein Reich sehr vielen zur Theilung hinterließ. Indeß zog sein Sohn Bolizlav, indem er seine Stief-Mutter und seine Brüder vertrieb, und seine Verwandten Odilienus und Pribuwoi blendete, wie ein listiger Fuchs dasselbe nachher wieder in eins zusammen. Er setzte, um nur allein zu herrschen, alles Recht und Gesetz aus den Augen. Er heirathete eine Tochter des Markgrafen Rigdag [223 Wohl 984. Name unbekannt, Tochter des Markgrafen von Meißen (979-9856).], entließ sie jedoch nachher wieder; darauf nahm er eine Ungarin zur Frau, von der er einen Sohn, Namens Besprim [224 986/87. R. Holtzmann setzt ihn gleich mit Otto (VIII, 1); vgl. Anm. 226.] erhielt, die er aber auch wieder fortwies. Die dritte hieß Emnildis; sie war eine Tochter des ehrwürdigen Herrn Dobremir. Diese, eine gläubige Christin, lenkte den unbeständigen Geist ihres Gemahls zu allem Guten und ließ nicht ab, durch reiche Almosen und Enthaltsamkeit ihre und ihres Gemahls Sündenmakel zu sühnen. Sie gebar zwei Söhne, den Miseco [225 Herzog Mieszko II. = Lambertus, * 990, 1025-1034.] und einen andern, dem der Vater den Namen seines geliebten Lehnsherrn gab [226 senior = "Vater" oder "Lehsnherr"? Holtzmann = Dobromir. Jedlicki Seite 225 Anm. 313 = Otto (vgl. VIII, 1).]; außerdem drei Töchter, von denen die eine Aebtissin ist; die zweite heirathete den Grafen Herimann [von Meißen], und die dritte einen Sohn des Königs Wlodemir [von Rußland], wie ich weiter unten erzählen werde.

    Ludat, Herbert: Seite 21-23,25,34,41, "An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa."

    Die Lösung des Problems ist denkbar einfach: Boleslaw und Gunzelin waren in der Tat miteinander verschwägert, weil sie mit zwei Schwestern verheiratet gewesen sein müssen [108 Es bleibt merkwürdig, weshalb R. HOLTZMANN diese Möglichkeit überhaupt nicht nicht in Erwägung gezogen hat, zumal er für seine Vermutung, Gunzelin habe eine unbekannte Schwester Boleslaws zur Frau gehabt, nicht die geringsten Anhaltspunkte besaß und wohl auch schon deshalb auf die chronologische Einordnung und politische Motivierung dieser Ehe verzichtete.]: Boleslaw, wie wir durch Thietmar erfahren, mit Emnildis, der Tochter des Dobromir [109 Vgl. Thietmar IV, 58.], den er als venerabilis senior nur einmal nennt, und Gunzelin mit ihrer Schwester, deren Name nicht überliefert ist. Als Zeitpunkt für die Eheschließung Boleslaws mit Emnildis gilt 987 [110 Vgl. O. BALZER, Genealogia Piastow, Seite 63; so auch hier die bisher durchgängige Ansicht in der Forschung: vgl. die Artikel über Emnildis in: Polski Slownik Biograficzny, Band 6, 1946, Seite 267; und zuletzt in: SSS, Band 1, Seite 454; ohne Jahresangabe H. LOWMIANSKI, in: PPP, Band 1, Seite 128. - G. LABUDA datiert demgegenüber, wie er mir liebenswürdigerweise mitgeteilt hat, die Eheschließung Boleslaws mit Emnildis erst in das Jahr 989; seine Argumente hat er in seinem Beitrag zur Festschrift für K. TYMIENIECKI, die sich im Druck befindet, dargelegt. Die Schlüssigkeit meiner Ausführungen wird von der Datierungsfrage nicht berührt, wie mir Herr Kollege LABUDA nach der Lektüre dieses Manuskripts bestätigt hat.]; es war seine dritte Ehe. Da die Eheschließungen zwischen Adels-Geschlechtern in jener Zeit stets einen politischen, das heißt friedens- und bündnisstiftenden Charakter trugen [115 Vgl. unter anderem M. WIELERS, zwischenstaatliche Beziehungsformen im frühen Mittelalter, Diss. Münster 1959.], ist fraglos auch die drei Jahrzehnte währende Ehe mit Emnildis [116 Der starke Einfluß, den Emnildis nach dem Worten Thietmars (IV, 58) ausgeübt haben muß (vgl. auch ihre Charakterisierung bei GALLUS I, 13), ihre Rolle als eifrige Christin und die offenbar und die offenbar glückliche und harmonische, bis zum Tode der Fürstin im Jahre 1017 währende Ehe haben R. GRODECKI (in: Polski Slownik Biograficzny, Band 6, Seite 267) zu der Ansicht verführt, diese Ehe sei nicht unter politischen Gesichtspunkten geschlossen worden; anders hingegen schon St. ZAKRZEWSKI, Boleslaw Chrobry Wielki, Seite 66 und 374; sowie J. WIDAJEWICZ, H. LOWMIANSKI und G. LABUDA, die nie an dem bestimmenden politischen Motiv für diese so auffällig rasch nach dem Ehebund mit der Ungarin geschlossene Heirat gezweifelt haben.] aus ebensolchen Gründen zustande gekommen.
    Die deutsche Forschung wußte mit Thietmars Angabe über Dobromir als Vater von Emnildis überhaupt nichts anzufangen und nahm nicht einmal von den zahlreichen Hypothesen, die polnische Historiker aufgestellt hatten, Notiz [118 R. HOLTZMANN hat dieser Frage in seiner Geschichte der sächsischen Kaiserzeit keine Beachtung geschenkt und ihre Bedeutung für die Kriege Boleslaws mit HEINRICH II. nicht in Rechnung gestellt; dazu seine Angaben in der Thietmar-Ausgabe über die PIASTEN-Familie, die an manchen Stellen (unter anderem gerade zu Dobromir, Seite 198f., n. 6 und 8) leider eine heillose Verwirrung angerichtet haben und auch von W. TRILLMICH in der neuen Freiherr-vom-Stein-Ausgabe der mittelalterlichen Geschichtsschreiber übernommen worden sind (so Seite 174f., n. 224 und 226); klärend und unentbehrlich darum besonders hier die Erläuterungen von M. Z. JEDLICKI, Kronika Thietmara, Seite 218ff. Zu der Dobromir-Stelle vgl. auch H. LOWMIANSKI, in: PPP, Band 1, Seite 128, n. 87; und M. Z. JEDLICKI, a.a.O., Seite 226, n. 318. - Lediglich H. JÄNICHEN hatte sich in seinem Buch über die Rolle der Wikinger in Polen (Die Wikinger im Weichsel- und Odergebiet, 1938, Seite 99ff.) eingehender mit der Frage befaßt, die nordische (!) Herkunft des Namens herausgestellt und Emnildis als Tochter eines pomoranischen Fürsten bezeichnet (dazu M. RUDNICKI, in: Slavia occ., Band 17, 1938, Seite 256f.), während K. ENGELBERT in seiner Arbeit über die Frauen der PIASTEN-Herrscher (in: Archiv für schlesische Kirchengeschichte, Band 12. 1954, Seite 5) sie als Tochter des „Dobromir aus Slawonien" bestimmte (vgl. auch Anm. 120).]. Diese glaubten in teils scharfsinnigen, teils in gänzlich phantastischen Studien, Dobromir bald im Elbslavengebiet [119 So schon St. ZAKRZEWSKI, Boleslaw Chrobry Wielki, Seite 374, n. 41; die Lösung, in Dobromir einen Milzener Fürsten zu sehen, erschien ihm am wahrscheinlichsten.], zwischen Obodriten und Milsenerland, bald in Klein-Polen oder Slavonien ansiedeln zu können [120 Vgl. die Übersichten über die verschiedenen Ansichten in: SSS, Band 1, Seite 454; und in den Arbeiten von J. WIDAJEWICZ, in: Zycie i Mysl, 1951, H. 3/4, Seite 475ff.; DERS. , in: Slavia occ., Band 20/1, 1960, Seite 68ff.; sowie M. Z. JEDLICKI, Kronika Thietmara, Seite 225, n. 316, und Seite 232, n. 346. - J. WIDAJCWICZ ist in seinen Überlegungen zu dem Schluß gelangt, daß Dobromir zur STODORANEN-Dynastie gehört habe, dem sich kürzlich auch K. MALECZYNSKI, in: Slaski Kwart., Jg. 21, 1966, Seite 510, angeschlossen hat.]. Da auch Pommern als Heimat Dobromirs in Erwägung gezogen wurde [121 Siehe oben Anm. 118; eine Ansicht, die allerdings wegen des damals noch weithin heidnischen Charakters des Landes überhaupt nicht ernsthaft in Erwägung gezogen werden konnte (vgl. J. WIDAJEWICZ, in: Slavia occ., Band 20/1, Seite 70).], standen nahezu alle Interessensphären der piastischen Politik zur Auswahl. Zuletzt hat A. F. Grabski sogar die Vermutung ausgesprochen, daß Emnildis die Tochter eines sächsischen Grafen gewesen sei [122 A. F. GRABSKI, Boleslaw Chrobry, Seite 62.], während H. Lowmianski mit Nachdruck die heute weithin gültige These vertrat, daß Dobromir nur im Wislanengebet zu suchen sei und die Eingliederung des Krakauer Landes mit dieser Ehe in Verbindung gestanden habe [123 H. LOWMIANSKI, in: Kwart. Hist., Band 67, 1960, Seite 961f., und zuletzt in: Malopolskie Studia Hist., Band 4, 1961, Seite 10f.; vgl. dazu die kritische Ablehnung dieser fatalen Konjekturen durch K. BUCZEK, in: Studia Zrödloznawcze, Bd. 10, 1965, Seite 130ff.].
    Absolute Gewißheit, dass es sich bei Dobromir nur um eine Persönlichkeit gehandelt haben kann, die im Gebiet zwischen Elbe und Oder im Bereich der sächsischen Grafen-Geschlechter eine politische Rolle gespielt haben muß, erbringt nun folgender Gedankengang: Von den drei Töchtern, die Emnildis geboren hat, ist zwar nur die älteste, Reglindis, mit ihrem Namen bekannt [124 Von den fünf Kindern der Emnildis (vgl. O. BALZER, Genealogia Piastow, Seite 4, Taf. II) ist Reglindis wahrscheinlich das erste (oder zweite: Tochter N.N., die Nonne wurde) gewesen, geb. um 989, vermählt 1002 mit Hermann von Meißen, dem ältesten Sohn Ekkehards von Meißen, gestorben 21.3. nach 1014 (Relingis fundatrix, Regelyndis marchionissa), wie Nekrolog und Anniversarium des Naumburger Stifts ausweisen (vgl. S. HIRSCH, Jbb. Heinrichs II., Band 1, 1864, Seite 254, n. 5; vgl. Anm. 229).]. Aber die beiden Namen Emnildis (Erminildis) und Reglindis beweisen bereits, dass Dobromir seine Frau aus einem deutschen Grafen-Geschlecht genommen hat. Da nun der Name Emnildis [125 Neben Thietmar IV, 58 (Handschrift 2) hat auch der Ann. Saxo (zu a. 992) die Namensform Erminildis. - Zu dem Namen Emnild (aus Irminhild, zu as. irmin „groß, gewaltig") vgl. W. SCHLAUG, Studien zu den altsächsischen Personennamen des 11. und 12. Jahrhunderts, 1955, Seite 117, wo die Belege - darunter auch die Gemahlin Boleslaws - unter anderen neben sechs weiteren Belegen aus dem Lüneburger Totenbuch verzeichnet sind. Hierfür sind aber auch die Emnild-Belege aus dem 9. und 10. Jh. heranzuziehen (zu as. *amja „emsig"; vgl. auch J. SCHATZ, in: Zeitschrift für deutsches Altertum, Band 72, 1935, Seite 129ff.; W. SCHLAUG, Die altsächsischen Personennamen vor dem Jahre 1000, 1962, Seite 119), wo gleichfalls Boleslaws Frau aufgeführt ist. Dazu die zusätzliche Bemerkung von W. SCHLAUG, daß diese Namengruppe teilweise auch mit Irmin-Namen verbunden werden (vgl. F. STARK, Die Kosenamen der Germanen, 1868, Seite 207f.). Es lassen sich offenbar die beiden Namen Imhildis (Emnildis) und Erminildis nicht voneinander trennen.] in sächsischen Familien dieser Zeit belegt ist [126 Unter den Belegen bei W. SCHLAUG, a.a.O., 1962, Seite 119, ist das Auftreten des Namens in der Rikdag-Sippe (siehe oben Anm. 112), im Geschlecht der QUERFURTER (vgl. Thietmar IV, 16; und Stammtafel III in der Ausgabe von R. HOLTZMANN) und in der Familie des Erzbischofs Gero von Magdeburg (Thietmar VII, 55), über deren genaue Verbindung mit anderen sächsischen Geschlechtern leider nichts bekannt ist, am bemerkenswertesten. Hinzu kommt vielleicht noch die unmittelbar neben Kero (Gero) im Reichenauer Gedenkbuch (Cod. aug. col. 263; vgl. K. SCHMID, in: Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins, Band 108, Seite 213) aufgeführte Eininhilt (sonst nirgends belegt, vielleicht für Erninhilt?). Auch die in den Ann. Quedl. zu 991 genannte Emnild sowie die im Merseburger Nekrolog unter 21. Sept. als Äbtissin und die ebenda am 13. 4. als sancta monialis verzeichnete Emnild sind sicherlich Angehörige des sächsischen Adels gewesen. Der in diesem Zusammenhang älteste und meines Erachtens gewichtigste Beleg ist der Name der Gemahlin des comes Siegfried, des Schwagers HEINRICHS I. und Bruders Geros, in einem verschollenen St. Gallener Verbrüderungsbuch (MGH Libri con fraternitatum, 1884, Seite 84): Herminburch (zu Irmin - vgl. W. SCHLAUG, a.a.O., 1962, Seite 120); es handelt sich um eine Schwester des Königs (vgl. K. A. ECKHARDT, a.a.O., Seite 20), deren Todesdatum 29. Dez. (Irminburg) auch der Merseburger Nekrolog enthält.], diese Grafen-Geschlechter aber - wie neue genealogisch-besitzgeschichtliche Forschungen erwiesen haben [127 Vgl. hierzu unter anderem besonders die Ausführungen von K. A. ECKHARDT, a.a.O., besonders Seite 54ff.; und die zahlreichen Beispiele in der Darstellung von R. SCHÖLKOPF über die sächsischen Grafen.] - weithin miteinander versippt gewesen sind [128 Das zeigen bei aller Vorsicht und Kritik, die gegenüber vielen, besonders ausschnitthaften genealogischen Untersuchungen zu walten haben, vor allem die neuen Arbeiten über die Grafen-Geschlechter und besitzgeschichtlichen Studien im niedersächsischen Raum, unter anderem besonders von S. KRÜGER, R. SCHÖLKOPF, R. G. HUCKE, H. W. KRUMWIEDE, K.-H. LANGE, K.A. ECKHARDT und viele andere, die sämtlich für die hier behandelten Fragen herangezogen wurden.] und viele in enger verwandtschaftlicher Beziehung zum Königs-Haus und durch sie und über die EKBERTINER auch zu den KAROLINGERN gestanden haben [129 Schon von S. KRÜGER und R. SCHÖLKOPF ist auf diese Tatsache aufmerksam gemacht worden; noch nachdrücklicher mit dem Hinweis auf das Auftreten von Namen, die auf Verbindung zum Geschlecht der Königin Mathilde und damit auf die EKBERTINER hindeuten, wie Ida, Friderun, Bia usw. speziell in der Rikdag-Gruppe und deren Umkreis, bei Haldensleben und den Querfurten Grafen, K. A. ECKHARDT, a.a.O., besonders Seite 86f.], wo ebenfalls der Name Reglindis auftaucht [130 Zum Namen vgl. W. SCHLAUG, a.a.O., 1962, Seite 144ff. mit Belegen (Ableitung von as, regin „Schicksal"). Der Name ist geradezu Leitname bei den IMMEDINGERN, der Familie der Königin Mathilde, deren Mutter Reinhilda und deren Oheim Reginbern hießen; dazu aus dem 9. Jh. der fränkische comes Reginhild (Abkömmling der KAROLINGER), von dem die Walbecker Grafen sich herleiten (vgl. R. SCHÖLKOPF, a.a.O., Seite 76 und 89 f.; dazu die Einleitung R. HOLTZMANNS zur Thietmar-Chronik, Seite VIIff.). - Beachtenswert in diesem Zusammenhang der Name des Kolberger Bischofs Reinbern!], liegt es nahe, zunächst an ihren Kreis zu denken, aus dem Dobromirs Gemahlin gestammt haben dürfte.
    Mit Sicherheit läßt sich nur soviel erschließen, daß Dobromir - wohl zwischen 963 und 973 [131 Dieser Zeitraum ergibt sich aus dem Mindestalter der Emnildis, die 987 die Ehe mit Boleslaw Chrobry einging, und den politischen Vorgängen im Zusammenhang mit Geros Aktionen 963, in die Dobromir aller Wahrscheinlichkeit nach verwickelt gewesen ist (vgl. unten, Brandenburg in der Politik um die Jahrtausendwende, Seite 34ff. und Anm. 241, 242 und 260.] - wahrscheinlich eine Angehörige aus der Verwandtschaft des Markgrafen Gero oder der sogenannten Harzgrafen, zu denen die Sippe des Markgrafen Rikdag und das Geschlecht Bruns von Querfurt gehört haben [132 Vgl. hierzu besonders die in Anm. 129 genannten Arbeiten sowie W. SCHLESINGER, Die Entstehung der Landesherrschaft, 1941, Seite 172.], geehelicht hat, da in beiden Familien der Name in jener Zeit überliefert ist [133 Vgl. Anm. 126.]. Die Frage nach der eindeutigen Familienzugehörigkeit der Mutter der Emnildis läßt sich, wie mir scheint, vorläufig jedenfalls noch nicht mit Sicherheit beantworten und muß daher offen bleiben. Aber daß der Zusammenhang, in dem Dobromir mit den sächsischen Adels-Familien gestanden haben muß, nur auf dieses Landschaften hindeutet und alle sonstigen Spekulationen über seine Herkunft und Herrschaft überflüssig macht [135 Ähnliche Erwägungen haben schon J. WIDAJEWICZ geleitet und A. F. GRABSKI veranlaßt, Dobromir sogar für einen sächsischen Grafen zu halten, was bei den engen verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen dem sächsischen und elbslavischen Adel zwar theoretisch durchaus denkbar wäre, wodurch aber der ganze Fragenkomplex noch keine Erklärung fände; außerdem böte der slavische Name in dieser Zeit auch ein gewaltiges Gegenargument, wenn auch Zwentibold, der Sohn Kaiser ARNULFS, als Parallelbeispiel angeführt werden könnte.], darf als feststehend gelten.
    Es gab hier - so darf man wohl schließen - in dem Abschnitt zwischen Elbe und Neiße bis hin zur Oder eine Zone, in der sich die politischen Interessen der sächsischen Markgrafen, der PIASTEN und PREMYSLIDEN trafen und in der sich mit an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit die Herrschaft des senior Dobromir befunden haben muß. Wahrscheinlich stellte sie damals nur noch einen - allerdings strategisch und politisch höchst wichtigen - Restbestand eines einst größeren Machtbereichs dieser Dynastie, als Ekkehard mit der Eroberung Meißens auch seinen Einfluß auf Dobromirs Herrschaft auszudehnen begann.
    Die Lausitz, höchstwahrscheinlich einmal ein Bestandteil der Herrschaft Dobromirs, hat zuvor einwandfrei zum Machtbereich der Tugumir-Dynastie gehört. Wahrscheinlich ist Dobromir damals der Herr dieser Landschaft gewesen, die Gero 963 unterwarf und auf die sich bereits der piastische Einfluß erstreckt haben mag. Es läßt sich ferner aus der Vergabe des Zehnten vom Tribut aus den Provinzen Milzsane und Lusiza, die OTTO I. der Kirche von Meißen 971 schenkte, mit Sicherheit auch der Schluß ziehen, dass Dobromir damals - und zwar gewiß seit der erneuten Unterwerfung durch Gero - dem König tributpflichtig war.
    Gunzelin, nunmehr das Haupt der ekkehardinischen Dynastie, hat hierbei aktiv und entscheidend mitgeholfen, während über Ekkehards ältesten Sohn Hermann, der sich mit seiner Mutter Schwanhild damals im Frühsommer 1002 ebenfalls in Meißen befand, Thietmars Bericht schweigt, was wiederum nur als Einverständnis Hermanns gedeutet werden kann und was auch durch die kurz darauf erfolgte Heirat mit Reglindis bestätigt wird [209 Über den Zeitpunkt der Heirat und zur Haltung Hermanns vgl. unten Piasten und Ottonen, Anm. 462. In Ergänzung hierzu nur der Hinweis, daß zwischen Hermann und Gunzelin meines Erachtens damals noch keine Rivalität bestanden haben kann und daß die besonders aktive Rolle Gunzelins im Kampf um Meißen durch seine Stellung als Gemahl der Tochter Dobromirs leicht erklärlich ist (vgl. oben Anm. 207). Hinzu kommt aber noch, daß Hermann die Ehe mit Reglindis auch in der Absicht eingegangen ist, nicht nur die Stellung des Hauses der EKKEHARDINER und seine eigene nach der Ermordung des Vaters zu festigen, sondern darüber hinaus auch durch die direkte Bindung an die PIASTEN-Dynastie über die Ehe mit der Enkelin des Dobromir sich der künftigen Anwartschaft auf diese Landschaften bei Boleslaw zu versichern, was vielleicht auch erst nach Boleslaws Abzug aus Merseburg in der zweiten Hälfte des Jahres 1002 geschehen sein kann, wobei die Schenkung der eminent wichtigen Burg Strehla (vgl. Thietmar V, 18 und 36; VI, 58; VII, 21 und 23) am Elbübergang als Morgengabe an Reglindis sowohl für Boleslaw als auch für Hermann eine große Bedeutung für das wechselseitige Verhältnis gehabt haben dürfte.].
    In diese Jahre fällt nun, wie wir gesehen haben, auch seine sächsische Eheverbindung, der Emnildis entstammte. Offen muß allerdings die Frage bleiben, ob anfänglich Dobromirs gesamtes Herrschaftsgebiet einschließlich des Milsenerlandes der Oberhoheit Geros unterstellt war oder lediglich die Lausitz, wobei dann Dobromirs Restgebiet, das Milsenerland, als tributpflichtiges Territorium eine relative Selbständigkeit behalten hätte, möglicherweise auf Grund einer direkten Einflußnahme seiner am Kaiserhofe hochangesehenen presmyslidischen Verwandten.
    Die Kernlandschaft der Mark Geros und seines Nachfolgers Dietrich haben demnach keine größere Erschütterung im Innern erlebt, wenn man von dem Vorgehen Dobromirs und der Vergeltung durch Gero absieht [309 Vgl. oben Seite 34ff. und Anm. 242-2244; dazu die Vermutung, daß Dobromirs Vorgehen mit Mieszkos Politik in irgendeinem Zusammenhang gestanden haben dürfte, vielleicht von ihm sogar inspiriert, zumindest wohl unterstützt worden ist.].
    Was dieser piastisch-ezzonische Ehebund für die Politik Boleslaws und in der Auffassung des PIASTEN-Hofes bedeutete, geht nun unmißverständlich auch daraus hervor, daß dem aus dieser Ehe im Jahre 1016 geborenen Sohn Kazimierzs noch der programmatische Beiname Karolus gegeben wurde. Er hatte übrigens einen Name erhalten, der in der Dynastie bisher unbekannt war [496 Der Name Kazimir/Kazimierz kommt in der älteren Genealogie der PIASTEN nicht vor, und man hat deshalb sein Auftauchen aus Verwandtschaftsbeziehungen zu fremden Dynastien (Pommern?) erklären wollen (vgl. St. KETRZYNSKI, in: Zycie i Mysl, 1951, S. 684), wohingegen K. JASINSKI das dortige, im 12. Jh. belegte Vorkommen dieses Namens gerade umgekehrt aus Eheverbindungen mit dem PIASTEN-Haus herleiten will (in: Studia Zrodl., Band 6, Seite 153, n. 17; zu den Verwandtschaftsbeziehungen vgl. A. HOFMEISTER, Genealogische Untersuchungen zur Geschichte des pommerschen Herzoghauses, 1938, S. 7 ff.). Wenn man von den Gepflogenheiten der Namengebung ausgeht, ist wegen des zweiten Bestandteils des Namens auch an eine Herleitung aus dem Geschlecht des Vaters der Emnildis, des Dobromir, das heißt der HEVELLER-Dynastie zu denken (siehe oben Anm. 442). Auf jeden Fall bereitet aber die Etymologie dieses Namens den Sprachforschern große Schwierigkeiten.].




    ca. 963 oo N.N. (sächsische Grafen-Tochter)

    Kinder:

    - Emnilde um 970/75 † 1017
    987 oo Boleslaw I. Chrobry Herzog von Polen 967 † 17.6.1025
    - Tochter
    987 oo Gunzelin Markgraf von Meißen † nach 1017



    Literatur:
    Ludat, Herbert: An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa, Böhlau Verlag Weimar Köln Wien 1995, Seite 21-23,25,28,31,34-36,39-41;109,118-120,131,135,209,234,242,254,257,260,265,299,309,496 - Rupp, Gabriele: Die Ekkehardiner, Markgrafen von Meißen, und ihre Beziehungen zum Reich und zu den Piasten, Peter Lang GmbH Frankfurt am Main 1996 - Thietmar von Merseburg: Chronik Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1992 Seite 174 -

    Wikipedia - Dobromir

    Dobromir war ein slawischer Fürst des 10. Jahrhunderts wahrscheinlich in der Lausitz. Er war Vater der Emnilda, der dritten Gemahlin des polnischen Königs Bolesław I. Chrobry.
    Dobromir wurde nur einmal erwähnt in der Chronik des Thietmar von Merseburg als »venerabilis senior Dobremirus« (sehr verehrter Ältester Dobremirus) 1].
    Woher Dobromir stammte, ist unklar, möglicherweise war er ein Sohn des Hevellerfürsten Tugumir. Die Palette der Deutungen reicht vom »Milzenerfürsten« (S. Zakrzewski), Angehörigen der Hevellerdynastie (J. Widajewicz) 2], Mitglied einer sächsischen Grafenfamilie (A.F. Grabski) bis zum Herrn aus dem Krakauer Land (H. Lowmianski). 3]
    Die Lösung des Rätsels bleibt an folgende Voraussetzungen geknüpft:
    1. Der Name Emnilda und der ihrer Tochter Regelindis 4] lassen mit Sicherheit den Schluss zu, dass Dobromir zwischen 965 und 975 mit einer sächsischen Grafentochter (aus der Familie Rikdags, Geros oder der Querfurter?) vermählt war.
    2. Der Name Dobromir selbst deutet auf Verbindungen zur Hevellerdynastie (Tugumir, Drahomir) hin.
    3. Bolesławs Heirat mit Emnilda (987) darf nicht aus dem Kontext piastischer Bündnispolitik und der Ereignisse von 1002, die zum Ausbruch der Kriege Heinrichs II. mit Bolesław führten, herausgelöst werden.
    4. Der Titel senior deutet auf eine mittlere Position hin, slawische Fürsten wurden bei Thietmar meist als dux oder princeps bezeichnet. 5] Andererseits weist die Heirat in ein sächsisches Adelsgeschlecht und in das polnische Herrscherhaus auf eine gehobene Bedeutung.
    Wahrscheinlich war Dobromir ein Fürst der Lausitz und des Milzenerlandes.

    Literatur
    Reinhard Spehr: Christianisierung und früheste Kirchenorganisation in der Mark Meißen. Ein Versuch. In: Judith Oexle (Hrsg.): Frühe Kirchen in Sachsen. Ergebnisse archäologischer und baugeschichtlicher Untersuchungen (Veröffentlichung des Landesamtes für Archäologie und Landesmuseum für Vorgeschichte 23) Stuttgart 1994, S. 9–63. ISBN 3-8062-1094-2.
    Herbert Ludat: Dobromir. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 3, Artemis & Winkler, München/Zürich 1986, ISBN 3-7608-8903-4, Sp. 1150–1151.

    Anmerkungen
    1] in dem 1013 niedergeschriebenen Nachtrag, der mit Notizen zur Piastenfamilie beginnt, die Thietmar gerade damals beim Abschluss des Merseburger Friedens 1013 auch persönlich kennengelernt hatte
    2] J. Widajewicz, Skąd pochodziła Emnilda, in: Życie i Myśl, 1951, S. 482
    3] Henryk Łowmiański, Początki Polski, Bd. 5, Warszawa 1975, S. 569-571
    4] die 1002 Markgraf Hermann, den ältesten Sohn Ekkehards von Meißen, geheiratet hat
    5] H. Łowmianski, S. 569

    Dobromir heiratete von Arneburg, Emnilde um 963. Emnilde (Tochter von von Arneburg, Brun und Frederuna) wurde geboren um 950; gestorben in 991. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 7.  von Arneburg, Emnilde wurde geboren um 950 (Tochter von von Arneburg, Brun und Frederuna); gestorben in 991.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Lausitz,Deutschland; Fürstin der beiden Lausitzen
    • Titel/Amt/Status: Quedlinburg [06484],Quedlinburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland; Nonne in Quedlinburg

    Notizen:

    Emnilde von Arneburg
    Fürstin der beiden Lausitzen
    Nonne in Quedlinburg
    um 950- 991

    Nach H. Ludat Tochter des Grafen Bruno von Arneburg und der Frederuna, Tochter vom Harzgaugrafen Volkmar I.
    Nach W. Trillmich: Chronik. Stammtafel Tochter des Grafen Brun von Querfurt

    Ludat, Herbert: Seite 20-23,126,134, "An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa"

    Als Zeitpunkt für die Eheschließung Boleslaws mit Emnildis gilt 987; es war seine dritte Ehe nach seiner ersten Verbindung mit einer Tochter des Markgrafen Rikdag.
    Die deutsche Forschung wußte mit Thietmars Angabe über Dobromir als Vater von Emnildis überhaupt nichts anzufangen und nahm nicht einmal von den zahlreichen Hypothesen, die polnische Historiker aufgestellt hatten, Notiz. Zuletzt hat A. F. Grabski sogar die Vermutung ausgesprochen, daß Emnildis die Tochter eines sächsischen Grafen gewesen sei.
    Von den drei Töchtern, die Emnildis geboren hat, ist zwar nur die älteste, Reglindis, mit ihrem Namen bekannt. Aber die beiden Namen Emnildis (Erminildis) und Reglindis beweisen bereits, daß Dobromir seine Frau aus einem deutschen Grafengeschlecht genommen hat. Da nun der Name Emnildis [125 Neben Thietmar IV, 58 (Handschrift 2) hat auch der Ann. Saxo (zu a. 992) die Namensform Erminildis. - Zu dem Namen Emnild (auch Irminhild, zu as. irmin "groß, gewaltig" vgl. W. Schlaug, Studien zu den altsächsischen Personennamen des 11. und 12. Jahrhunderts, 1955, Seite 117, wo die Belege - darunter auch die Gemahlin Boleslaws - u.a. neben sechs weiteren Belegen aus dem Lüneburger Totenbuch verzeichnet sind. Hierfür sind aber auch die Emnild-Belege aus dem 9. und 10. Jh. heranzuziehen (zu as. * amja "emsig"; vgl. auch J. Schatz, in: Zs. f. dt. Altertum, Band 72, 1935, Seite 129ff; W. Schlaug, Die altsächsischen Personennamen vor dem Jahre 1000, 1962, Seite 119), wo gleichfalls Boleslaws Frau aufgeführt ist. Dazu die zusätzliche Bemerkung von W. Schlaug, daß diese Namengruppe teilweise auch mit Irmin-Namen verbunden werden (vgl. F. Stark, Die Kosenamen der Germanen, 1868, Seite 207f.). Es lassen sich offenbar die beiden Namen Imhildis (Emnildis) und Erminildis nicht voneinander trennen.] in sächsischen Familien dieser Zeit belegt ist [126 Unter den Belegen bei W. Schlaug, a.a.O., 1962, Seite 119, ist das Auftreten des Namens in der Rikdag-Sippe (siehe oben Anm. 112), im Geschlecht der QUERFURTER (vgl. Thietmar IV, 16; und Stammtafel III in der Ausgabe von R. Holtzmann) und in der Familie Erzbischof Geros von Magdeburg (Thietmar VII, 55), über deren genaue Verbindung mit anderen sächsischen Geschlechtern leider nichts bekannt ist, am bemerkenswertesten. Hinzu kommt vielleicht noch die unmittelbar neben Kero (Gero) im Reichenauer Gedenkbuch (Cod. aug. col. 263; vgl. K. Schmid, in: Zeitschriften für Geschichte des Oberrheins, Band 108, Seite 213) aufgeführte Eininhilt (sonst nirgends belegt, vielleicht für Erninhilt?). Auch die in den Ann. Quedl. zu 991 genannte Emnild sowie die im Merseburger Nekrolg unter 21. September als Äbtissin und die ebenda am 13.4. als sancta monialis verzeichnete Emnild sind sicherliche Angehörige des sächsischen Adels gewesen. Der in diesem Zusammenhang älteste und meines Erachtens gewichtigste Beleg ist der Name der Gemahlin des comes Siegfried, des Schwagers HEINRICHS I. und Bruder Geros, in einem verschollenen St. Gallener Verbrüderungsbuch (MGH Libri confraternitatum, 1884, Seite 84): Herminburch (zu Irmin - vgl. W. Schlaug, a.a.O., 1962, Seite 120); es handelt sich um eine Schwester des Königs (vgl. K. A. Eckhardt, a.a.O., Seite 20), deren Todesdatum 29. Dezember (Irminburg) auch der Merseburger Nekrolog enthält.], diese Grafengeschlechter aber - wie neue genealogisch-besitzgeschichtliche Forschungen erwiesen haben - weithin miteinander nahe versippt gewesen sein und viele in enger verwandtschaftlicher Beziehung zum Königshaus und durch sie und über EKBERTINER auch zu den KAROLINGERN gestanden haben [129 Schon von S. Krüger und R. Schölkopf ist auf diese Tatsache aufmerksam gemacht worden; noch ausdrücklicher mit dem Hinweis auf das Auftreten von Namen, die auf Verbindung zum Geschlecht der Königin Mathilde und damit auf die EKBERTINER hindeuten, wie Ida, Friderun, Bia usw. speziell in der Rikdag-Gruppe und deren Umkreis bei Haldensleben und den Querfurter Grafen, K. A. Eckhardt, a.a.O., besonders Seite 86f.], wo ebenfalls der Name Reglindis auftaucht, liegt es nahe, zunächst an ihren Kreis zu denken, aus dem Dobromirs Gemahlin gestammt haben dürfte. Daher läßt sich mit Sicherheit nur soviel erschließen, daß Dobromir - wohl zwischen 963 und 973 [131 Dieser Zeitraum ergibt sich aus dem Mindestalter der Emnildis, die 987 die Ehe mit Boleslaw Chrobry einging, und den politischen Vorgängen im Zusammenhang mit Geros Aktionen 963, in die Dobromir aller Wahrscheinlichkeit nach verwickelt gewesen ist (vgl. unten, Brandenburg in der Politik um die Jahrtausendwende, Seite 34 ff. und Anm. 241,242 und 260.] - wahrscheinlich eine Angehörige aus der Verwandtschaft des Markgrafen Gero oder der sogenannten Harzgrafen, zu denen die Sippe des Markgrafen Rikdag und das Geschlecht Bruns von Querfurt gehört haben, geehelicht hat, da in beiden Familien der Name in jener Zeit überliefert ist.
    Die Frage nach der eindeutigen Familienzugehörigkeit der Mutter der Emnildis läßt sich, wie mir scheint, vorläufig jedenfalls noch nicht mit Sicherheit beantworten und muß daher offen bleiben, obwohl die Lösung gerade dieses Rätsels fraglos ganz wesentlich zur weiteren Erhellung der politischen Beziehungen im Elbe-Oderraum in der zweiten Hälfte des 10. Jhs. beitragen könnte [134
    Die Schwierigkeit besteht in erster Linie darin, daß auch die sicheren und nachweisbaren verwandtschaftlichen Beziehungen dieser Familien bei der bruchstückhaften Quellengrundlage nur einen sehr kleinen Teil der genealogischen Verbindungen erkennen lassen und sich deshalb für eine überzeugende Verknüpfung der Namen Emnildis und Regelindis mehrere Möglichkeiten anbieten.]. Aber daß der Zusammenhang, in dem Dobromir mit den sächsischen Adelsfamilien gestanden haben muß, nur auf diese Landschaften hindeutet und alle sonstigen Spekulationen über seine Herkunft und Herrschaft überflüssig macht, darf als feststehend gelten, besonders wenn man die sich daraus ergebenden Schlußfolgerungen überdenkt.





    oo N.N. (Dobromir senior Fürst der beiden Lausitzen)
    -
    Kinder:

    - Emnildis um 970/75 - 1017
    987 oo Boleslaw Chrobry Herzog von Polen 967-17.6.1025
    - Tochter
    oo Gunzelin von Kuckenburg, Markgraf von Meißen um 965- nach 1017


    Literatur:
    Annalen von Quedlinburg ad a. 991 - Eckhardt Karl August: Genealogische Funde zur allgemeinen Geschichte. Deutschrechtlicher Instituts-Verlag Witzenhausen 1963 Seite 164-190 - Ludat, Herbert: An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa, Böhlau Verlag Weimar 1995 Seite 21-23,126,134 Stammtafel im Anhang - Rupp, Gabriele: Die Ekkehardiner, Markgrafen von Meißen, und ihre Beziehungen zum Reich und zu den Piasten, Peter Lang GmbH Frankfurt am Main 1996 Seite 277 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1992 Seite 133

    Kinder:
    1. 3. Emnildis wurde geboren um 970/975; gestorben in 1017.
    2. N.


Generation: 4

  1. 14.  von Arneburg, Brun gestorben am 30 Nov 978.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Arneburg [39596],Stendal,Sachsen-Anhalt,Deutschland; Graf von Arneburg

    Notizen:

    Brun Graf von Arneburg
    -30.11.978

    Nach Lex. MA und Herbert Ludat Schwiegersohn von Graf Volkmar I. vom Harzgau
    Nach Danuta Borawska Sohn des "gener regis" Siegfried und der Kotechind, Tochter von Liudolf, dem Bruder von König HEINRICH I.

    Althoff Gerd: Seite 424, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    G 169
    Lü: 27.11. Bruno com + 978 Graf von Arneburg
    Me: 29.11. Brun com

    Der Eintrag ins Merseburger Necrolog gehört nicht der Ergänzungsschicht an. Thietmar III, 8 berichtet zum 30. November vom Tode Bruns von Arneburg, der auf einem Feldzug gegen Lothar von Franzien starb.
    Mit seiner Gattin Frederuna hatte er in Arneburg an der Elbe ein Mönchskloster errichtet; vgl. Schölkopf, Die sächsischen Grafen, Seite 87; Holtzmann, Thietmar-Ausgabe, Seite 106, Anmerkung 3.
    Allgemein vgl. Hirsch, Jbb Heinrichs II. 1, Seite 456f.
    Brun war vermutlich Burggraf von Arneburg an der Elbe im Gau Belsem, das ein wichtiges Bollwerk gegen die Slawen war. Zusammen mit seiner Gattin errichtete er in Arneburg ein Mönchskloster. Er dotierte es reich mit Besitz, und zwar mit einem halben Besitzanteil an Arneburg selber und dem ganzen dazu gehörenden Eigentum, ferner mit Gut in Sewerowinkel, Thormaka, Heretburun, Wunna, Rondersdorf und in Weddingen. Brun erlag auf dem Rückweg vom Feldzug gegen Lothar von Franzien den Folgen einer Krankheit.

    Hirsch Siegfried: Band I Seite 456, "Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II."

    Excurs V

    Wir erwähnen Seite 200 Rikbert, den Bruder der Mutter Lothars III. von Walbeck, einen Großoheim des Geschichtsschreibers Thietmar.
    Nachdem schon früher andere Geschichtsforscher, namentlich Gebhardi in den Marchiones Aquilonales, die Genealogie der Häuser WALBECK und STADE erläutert hatten, hat auch der neueste Herausgeber des Thietmar, Lappenberg, eine genealogische Tafel zusammengestellt, in der alle Glieder dieser beiden Häuser, aus deren ersterem bekanntlich Thietmars Vater, aus deren letzterem Thietmars Mutter war, ihre rechte Stelle finden. Vollständig wäre die Arbeit erst, wenn jedem einzelnen Namen die Beweisstellen aus Thietmars Chronik oder aus anderen Quellen hinzugefügt wären; manche Unbestimmthiet oder Unrichtigkeit würde dann vermieden worden sein.
    Rikbert erscheint hier an der richtigen Stelle. Thietmar VI, 30 nennt selbst die Gemahlin seines Großvaters Liuthar II. Mathildis, und IV, 11 dieselbe als Mutter seines eigenen Vaters Siegfried. Sie starb den 3. Dezember 990. Als ihre Schwester, seines Vaters Tante, bei der er selbst den ersten Unterricht genoß, die Nonne Emnilda in Quedlinburg (s. IV, 11 und die Vita von Lappenberg pag. 724). In den Annalen Quedlinburgenses wird als im Jahr 991 gestorben aufgezeichnet: Emnildfilia Brunonis. An der Identität dieser mit der von Thietmar erwähnten läßt sich kaum zweifeln.
    Wo wir diesen Bruno zu suchen haben, hat sich schon lange aus der Kenntnis des Wirkungskreises seines Sohnes ergeben. In der Urkunde von HEINRICH II. vom 15. April 1003, Böhm. 934, erscheint die Stadt Elisenaburg (Ilsenburg) in pago Harthegowe in comitatu Richperti. - Rikbert war, wie wir schon oben Seite 200 erzählten, seiner Grafschaft von OTTO III. entsetzt worden, und suchte sie durch die Gunst HEINRICHS II. wieder zu erlangen; Liutgar, der damals an seine Stelle gekommen war, ist der Einzige, der bei der Huldigung HEINRICHS nicht erscheint; in der Urkunde HEINRICHS II. vom 11. Dezember 1022, wird Liutgar in pago Hartegowe genannt. Das war also die Grafschaft, um welche beide rivalisierten. Welches der Grund des zweimaligen Wechsels der Besitzer ist, können wir nicht angeben, da sich überhaupt, selbst mit Berücksichtigung aller vorhandenen Urkunden, die Geschichte einer Grafschaft kaum durch einen längeren Zeitraum mit Sicherheit verfolgen läßt. Denn in der Urkunde vom 3. September 1008 begegnet uns Ippo als Graf im Hartegowe. Auch das Todesjahr des Rikbert (dessen Todestag, der 9. Februar, wahrscheinlich im Necrol. S. Mich. Luneb. verzeichnet ist) bleibt uns unbekannt.
    Ilsenburg, wenngleich in einem anderen Gau gelegen, ist doch Arneburg nahe genug. Ein Graf Bruno von Arneburg, der beim Rückzug OTTOS II. aus Frankreich den 30. November 977 [richtig: 978] starb, wird von mehreren erwähnt; der Mittelpunkt seiner Macht, die Stadt Arneburg, war unter OTTO III. von den Slaven zerstört worden. Als HEINRICH II. sich mit ihrem Aufbau beschäftigte (1005) und sie geistlicher Hoheit übergab, wird noch ein Sohn desselben, Ziazo, ein Geistlicher erwähnt, der einen Teil der Feldmark aus der väterlichen Erbschaft innehatte [Siehe Seite 372. Ich glaube nicht, daß man den Friedrich und Ziazo des Jahres 984, Giesebrecht, Jahrb. II 1, 19 Note 3, für Söhne des Bruno von Arneburg halten kann.]. Graf Unico, der gleichfalls als Besitzer von Ländereien in dieser Feldmark genannt wird, kann nur in Folge einer wenig begründeten Conjectur sein Bruder heißen; Rikbert, eines Bruno Sohn, kann am leichtesten als des ARNEBURGERS Sohn die Grafschaft im Harzgau erworben haben. Einen näheren Beweis für seine und seiner Schwestern Emnilde und Mathilde Abkunft von Bruno von Arneburg gibt es nicht, und doch nehmen die neuesten Genealogen dieselbe unbedingt an.
    Des Bruno von Arneburg Gemahlin heißt Friderun. Das Calendarium Merseburgense bemerkt den Tod einer Frideruna dicht neben dem des Bruno; in einer Urkunde Benedicts VII. wird sie ausdrücklich so genannt. In trierischen Aufzeichnungen erscheint bekanntlich eine Schwester der Königin Mathilde, Gemahlin HEINRICHS I., unter diesem Namen. Gibt es aber einen Beweis, daß diese Friderun, des Thiaderich, Grafen im westlichen Sachsen, Tochter, mit Bruno von Arneburg verheiratet war, und wenn nicht, was hat denn Raumer und Lappenberg zu diesen Annahmen verleitet? So viel wir sehen, nichts als die Vermutung des Johann Georg Eccard, daß Bruno, der Emnilde Vater, auch der Vater Ekberts des Einäugigen sei, welche sich wiederum auf eine Reihe der gewagtesten Vermutungen gründet. Ekbert des Einäugigen Person ist in genealogischer Beziehung selbst dunkel. Wir wissen, daß er an den Unternehmungen Wigmanns II. gegen Hermann Billung und OTTO I. teilnahm; er wird von gleichzeitigen Schriftstellern consobrinus und Sohn der Mutterschwester OTTOS genannt; er und Wigmann heißen nepotes des Herzogs Hermann: Wigmanns II. Vater war bekanntlich der 944 verstorbene Wigmann I. Daß auch Ekbert des letzteren Sohn gewesen, findet sich nirgends; vielmehr scheint einiges darauf hinzudeuten, daß er und Wigmann II. von einer Mutter geboren, aber nicht von demselben Vater erzeugt seien. Den Namen von Ekberts Vater zu entdecken, bleibt ein vergebliches Bestereben; das Haus desselben bis auf ARNULFS Zeiten zurückzuführen und mit dem des Bruno von Braunschweig zu verknüpfen, ist Willkür. Die Mutter Ekberts und Wigmanns II. war ohne Zweifel eine Schwester der Königin Mathilde, Gemahlin HEINRICHS I.; daß sie aber von Eccard und seinen Nachfolgern Friderun genannt wird, ist nur eine auf der oben angeführten Stelle beruhende Conjectur. Falke war scharfsinnig und gelehrt genug, zu wissen, daß Bruno, der Vater der Emnilda, nicht Ekbert des Einäugigen Vater gewesen, und keinen Zusammenhang mit dem billungischen Hause habe.

    Uhlirz Karl: Seite 115, "Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Otto II. und Otto III."

    Da ein Erfolg der Belagerung nicht zu erwarten war, der Winter nahte, die Verpflegung der großen Reitermassen wachsende Schwierigkeiten bereiten mußte, und im Lager Krankheiten ausbrachen, denen unter anderem Graf Brun von Arneburg zum Opfer fiel [Necr. Merseb: III. kal. dec. Brun comes. Necrol. Luneb. zu V. kal. dec. Thietmari Chron. III, c. 8: in illo itinere, multis infirmitate nimia compressis, Brun, comes Harneburgensis, miles per cuncta laudabilis, obiit II. kal. dec. - Vgl. Matthäi Seite 22 Anm.2; Hirsch, Jahrb, H. II. I, 456.], ordnete der Kaiser, der seiner und des Reiches Ehre genug getan zu haben meinte, Ende November den Rückzug an

    Schölkopf, Ruth: "Die sächsischen Grafen 919-1024"

    Wenn wir den weiteren Inhabern von Grafschaftsrechten im Harzgau nachgehen, so stoßen wir noch auf eine andere Familie. Wir sind über sie durch zahlreiche Quellenaussagen unterrichtet. Thietmar von Merseburg berichtet, auf dem Rückzug von einem Feldzug gegen König Lothar von Franzien sei ein Graf Brun am 30. November 978 an den Folgen einer Krankheit erlegen. Dieser Graf Brun wird mit dem Brun comes identisch sein, dessen Todestag das Merseburger Totenbuch am 29. und das Lüneburger am 27. November notierten. Thietmar charakterisierte Brun als einen miles per cuncta laudabilis. Er bestimmte seinen Herrschaftsbereich durch die Bezeichnung comes Harneburgensis. Arneburg an der Elbe (nordöstlich von Stendal) im Gau Belsem war durch seine Lage ein ganz besonders wichtiges Bollwerk gegen die Slawen. Eine Bedeutung läßt sich aus den Ereignissen nach Bruns Tode ablesen. Die Bewachung der Stadt wurde im Jahre 997 abwechselnd Erzbischof Giselher von Magdeburg und Markgraf Lothar von Walbeck anvertraut, die ihre Zerstörung nicht verhindern konnten. Die Einrichtung der Arneburg läßt sich zu der in Merseburg in Parallele setzen. Vermutlich verwaltete Bruno eine Art Burggrafenamt. Ob mit diesem Amt auch Grafenrechte - etwa im Gau Belsem - verbunden waren, läßt sich nicht überprüfen. Graf Brun wurde durch seine Klostergründung in Arneburg selber bekannt. Zusammen mit seiner Gattin Frideruna errichtete er dort ein Mönchskloster. Er dotierte es reich mit Besitz, und zwar mit einem halben Besitzanteil an Arneburg selber und dem ganzen dazu gehörenden Eigentum, ferner mit Gut in Sewerowinkel, Thormaka (Dorfmark Kr. Fallingbostel), Heretburun, Wunna, Rondesdorf und in Weddingen. Die Neugründung erhielt erst nach 980 - also zu einem Zeitpunkt, als Graf Brun nicht mehr unter den Lebenden weilte - die Bestätigungsurkunde, die OTTO II. während seines Italienzuges vom Papst erwirkte. Ein Teil der vergabten Güter tritt in einem Diplom HEINRICHS II. zutage, der 1006 seinem Kaplan Dietrich unter Vorbehalt des Rückfalles bei seinem Tode oder bei Erlangung eines Bistums Besitzungen in Rodensleben im Nordthüringgau, in Altenweddingen und Börnecke (Kr. Blankenburg) im Harzgau und in Thormarka (Kr. Fallingbostel) im Leinegau schenkte. Diese Schenkung muß mit den Arneburger Dotationsgütern im Zusammenhang gesehen werden. Sie beweist, dass die schon im Harz-, Nordthüring- und Leinegau begüterte Familie, ihr Allod durch königliche Schenkung auszubauen verstand.
    Aus dem gleichen Jahre datiert eine Urkunde, die der erzbischöflichen Kirche in Magdeburg den Ort Arneburg mit 160 Hufen Land als Eigentum übertrug. Der König hatte diesen Besitz von seinem Kleriker Ziazo, den die Urkunde filius Brunonis comitis nannte, und Graf Unego erworben. Der Erbanteil an Arneburg und die königliche Schenkung in einem Gebiet, wo die Familie schon nachweisbar Eigentumsrechte besaß, sind ein Beweis dafür, dass Ziazo Sohn des Grafen Brun von Arneburg war. Ziazo wurde unter HEINRICH II. Kanzler für Italien. Er ist als solcher in der Rekognition nachweisbar. Ferner liegen mehrere Testate von ihm vor. Sein gutes Verhältnis zum König ergibt sich aus der Bezeichnung noster dilectus cacellarius und familiares.
    Es bleibt noch zu untersuchen, wer dieser Graf Unego war. Nach Aussage der Urkunde hatte der König die Hälfte der Stadt Arneburg und 60 Hufen Land von ihm erworben. Es verlautet nichts darüber, dass Unego mit Dietrich und damit Brun von Arneburg verwandt war. Wir kennen Graf Unego aus mehreren Urkunden. Im Jahre 1010 ist Werla in seiner Grafschaft bezeugt. Eine Urkunde von 995 erwähnte die Orte Sievershausen, Sillstedt und Wülperode in comitatibus Friderici comitis et Unegonis comitis et in pago Hardega. Aus der Art der Aufführung läßt sich nicht mit völliger Sicherheit auf Herrschaft zur gesamten Hand mit dem Harzgaugrafen Friedrich schließen. Beider Amtsbereich lag jedoch in engster Nachbarschaft. Er war das Resultat einer Grafschaftsteilung innerhalb der Verwandtschaft. Außerdem liegt von Graf Unego ein Testat vor. Sein Name selbst scheint etwas ungebräuchlich. Er ist mit dem in Sachsen üblichen Namen Unwan identisch, wie ein Diplom HEINRICHS II. beweist. Hierin hieß Unwan, der Erzbischof von Bremen, ebenfalls Unaco (Unego). Der Name Unwan war schon im 9. Jahrhundert als charakteristischer Name der Hessi-Sippe nachweisbar. Er ging vermutlich durch Versippung an die Familie der Harzgrafen über, wobei sich ein genauer Zeitpunkt nicht mehr feststellen läßt. Auf Grund des Besitzes muß angenommen werden, dass die Harzgrafen ihrerseits wieder mit der ARNEBURGER Grafenfamilie versippt waren. Der Harzgraf Unego könnte über seine Gattin zu Erbanrechten in Arneburg gekommen sein. Eine genaue Klärung der verwandtschaftlichen Abhängigkeit ist nicht möglich. Unego war vermutlich kein Sohn des ARNEBURGER Grafen, wogegen schon sein Amtsbereich spricht.
    Schwerlich war Graf Brun von Arneburg der mütterliche Urgroßvater Thietmars von Merseburg, wie Hirsch, Kurze, Wersebe und Bode darlegten. Man möchte Thietmars Großmutter Mathilde eher einer anderen Grafenfamilie einordnen. Mathildes Vater hieß wahrscheinlich Brun, falls ihre Schwester Emnild, die als matertera Thietmars bezeugt ist, mit jener Emnild identisch war, deren Todestag die Quedlinburger Annalen als den einer Emnild, filia Brunonis verzeichneten.

    Thietmar von Merseburg: Seite 93, "Chronik"

    Kapitel 6

    Damals aber rüstete sich der Kaiser mit allem Eifer zu seinem Zuge gegen den KARELINGER-König Luthar, der zu Aachen den königlichen Sitz und Palast, der immer zur deutschen Herrschaft gehört hatte, mit Heeresmacht anzugreifen und durch Umwendung des Adlers als sein Eigenthum zu bezeichnen sich erkühnt hatte. Dieser Adler befindet sich nämlich auf der östlichen Seite des Palastes, und es war Gebrauch, daß alle, die diesen Ort in Besitz hatten, ihn immer ihrem Reiche zuwandten. Als nun der Kaiser herankam, zog Luthar sogleich davon; allein OTTO setzte ihm nach, alles plündernd und verheerend, bis nach seiner Hauptstadt Paris. Auf diesem Zuge, auf dem viele schwer erkrankten, starb Brun, Graf von Harneburg [978. Arneburg nö. Stendal an der Elbe. Necr. Mers.: III. Kal. Dez. - Wohl Verwandter Bruns von Querfurt (VI, 94). Sohn: HEINRICHS II. Kanzler Theoderich (Ziazo).], ein durchaus preiswürdiger Ritter, am 30. November.

    Rupp, Gabriele: Seite 207, "Die Ekkehardiner, Markgrafen von Meißen, und ihre Beziehungen zum Reich und zu den Piasten"

    Borawska hält es dagegen für möglich, daß Brun von Querfurt ein Cousin Gunthers von Merseburg und somit ein weitläufiger Verwandter der EKKEHARDINER gewesen sei. Sie sieht in dem 954 verstorbenen Ekkehard, dem Vater Gunthers, einen Bruders des 978 gestorbenen Grafen von Arneburg namens Brun [92 Thietmar (III, 8, SS rer. Germ. N.S. 9, Seite 106) berichtet, Brun sei auf dem Rückweg von einem Feldzug gegen den KAROLINGER-König Lothar am 30. November 978 an den Folgen einer Krankheit gestorben. Dieser Graf Brun wird mit dem "Brun comes" identisch sein, dessen Todestag das Merseburger Nekrolog am 29. November (Merseburger Totenbuch, Codex 129, Seite 16, in: Althoff/Wollasch, Die Totenbücher von Merseburg, Magdeburg und Lüneburg) und das Lüneburger am 27. November (in: Althoff/Wollasch, Die Totenbücher von Merseburg, Magdeburg und Lüneburg, Seite 11, 37) Vgl. auch Althoff, Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung, Seite 424 G 169.] aus der Verbindung des Legaten Siegfried und der Guthie. Und Brun sei wiederum der Vater des Brun von Querfurt [93 Brun von Querfurt starb als Mönch nach Thietmars Bericht (VI, 95, SS rer. Germ. N.S. 9, Seite 388) an einem 19. Oktober. Das Jahr ist unbekannt.] gewesen [94 Borawska, Margrabia Misni, Ekkehard I. i Ludolfingowie, Seite 948.], dessen Sohn der 1009 als Märtyrer gestorbene Brun gewesen ist.
    Interessant in diesem Zusammenhang ist auch eine Nachricht von Petrus Daminai, der den Märtyrer Brun als einen Blutsverwandten des Kaisers OTTO III. bezeichnet [95 Petrus Damiani: Vita S. Romualdi, ed. Waitz, Ph. D., in: MGH SS 4, Hannover 1841, Seite 850: "Hic denique regis fuerat consanguineus (...)."].





    oo Frideruna

    Kinder:

    - Ziazo Kanzler für Italien
    - Dietrich Kanzler und Kaplan - 1023
    - Mathilde um 930/40-3.12.991
    oo Lothar II. Graf von Walbeck - 21.1.964

    Nach H. Ludat
    - Brun Graf von Querfurt - zw. 1009/13
    - Emnilde - 991
    oo N.N. (Dobromir?)
    - Dietrich (Ziazo) Kanzler und Kaplan 1006-1023
    - Mathilde um 930/40-3.12.991
    oo Lothar II. Graf von Walbeck - 21.1.964



    Literatur:
    Althoff, Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Wilhelm Fink Verlag München 1984 Seite 424 - Eckhardt Karl August: Genealogische Funde zur allgemeinen Geschichte. Deutschrechtlicher Instituts-Verlag Witzenhausen 1963 Seite 64-90 - Hirsch, Siegfried: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II. 1. und 2. Band, Verlag von Duncker & Humblot Berlin 1864 Band I Seite 456 - Rupp, Gabriele: Die Ekkehardiner, Markgrafen von Meißen, und ihre Beziehungen zum Reich und zu den Piasten, Peter Lang GmbH Frankfurt am Main 1996 Seite 207,277 - Schölkopf, Ruth: Die sächsischen Grafen 919-1024, Göttingen 1957 Studien und Vorarbeiten zum Historischen Atlas Niedersachsens - Thietmar von Merseburg: Chronik Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1992 Seite 93 - Uhlirz, Karl: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Otto II. und Otto III. 1. und 2. Band. Verlag Duncker & Humblot Berlin 1967 Seite 115 -

    Brun heiratete Frederuna. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 15.  Frederuna (Tochter von Volkmar I.).

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Arneburg [39596],Stendal,Sachsen-Anhalt,Deutschland; Gräfin von Arneburg

    Notizen:

    Frederuna Gräfin von Arneburg

    Nach Lex. MA und H. Ludat Tochter des Harzgrafen Volkmar I.

    Hirsch Siegfried: Band I Seite 456, "Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II."

    Excurs V

    Des Bruno von Arneburg Gemahlin heißt Friderun. Das Calendarium Merseburgense bemerkt den Tod einer Frideruna dicht neben dem des Bruno; in einer Urkunde Benedicts VII. wird sie ausdrücklich so genannt. In trierischen Aufzeichnungen erscheint bekanntlich eine Schwester der Königin Mathilde, Gemahlin HEINRICHS I., unter diesem Namen. Gibt es aber einen Beweis, daß diese Friderun, des Thiaderich, Grafen im westlichen Sachsen, Tochter, mit Bruno von Arneburg verheiratet war, und wenn nicht, was hat denn Raumer und Lappenberg zu diesen Annahmen verleitet? So viel wir sehen, nichts als die Vermutung des Johann Georg Eccard, daß Bruno, der Emnilde Vater, auch der Vater Ekberts des Einäugigen sei, welche sich wiederum auf eine Reihe der gewagtesten Vermutungen gründet.
    Die Mutter Ekberts und Wigmanns II. war ohne Zweifel eine Schwester der Königin Mathilde, Gemahlin HEINRICHS I.; daß sie aber von Eccard und seinen Nachfolgern Friderun genannt wird, ist nur eine auf der oben angeführten Stelle beruhende Conjectur. Falke war scharfsinnig und gelehrt genug, zu wissen, daß Bruno, der Vater der Emnilda, nicht Ekbert des Einäugigen Vater gewesen, und keinen Zusammenhang mit dem billungischen Hause habe.

    Schölkopf, Ruth: "Die sächsischen Grafen 919-1024"

    Graf Brun wurde durch seine Klostergründung in Arneburg selber bekannt. Zusammen mit seiner Gattin Frideruna errichtete er dort ein Mönchskloster. Er dotierte es reich mit Besitz, und zwar mit einem halben Besitzanteil an Arneburg selber und dem ganzen dazu gehörenden Eigentum, ferner mit Gut in Sewerowinkel, Thormaka (Dorfmark Kr. Fallingbostel), Heretburun, Wunna, Rondesdorf und in Weddingen. Die Neugründung erhielt erst nach 980 - also zu einem Zeitpunkt, als Graf Brun nicht mehr unter den Lebenden weilte - die Bestätigungsurkunde, die OTTO II. während seines Italienzuges vom Papst erwirkte. Ein Teil der vergabten Güter tritt in einem Diplom HEINRICHS II. zutage, der 1006 seinem Kaplan Dietrich unter Vorbehalt des Rückfalles bei seinem Tode oder bei Erlangung eines Bistums Besitzungen in Rodensleben im Nordthüringgau, in Altenweddingen und Börnecke (Kr. Blankenburg) im Harzgau und in Thormarka (Kr. Fallingbostel) im Leinegau schenkte. Diese Schenkung muß mit den Arneburger Dotationsgütern im Zusammenhang gesehen werden. Sie beweist, dass die schon im Harz-, Nordthüring- und Leinegau begüterte Familie, ihr Allod durch königliche Schenkung auszubauen verstand.

    Lutz Partenheimer:

    Nach Wolfgang Podehl: Burg und Herrschaft, S. 21 f., hatte Brun - nach einer Papsturkunde von 983 (Benedikt VII.) mit seiner Gemahlin Friderun zu Arneburg ein Benediktinermönchskloster gestiftet,
    das Kaiser Otto II. auf Bitten der Gründerfamilie in seinen Schutz nahm, so daß es den Status eines Reichsklosters erhielt. Die Hälfte der Arneburg hatte Brun dem Kloster überwiesen, die (andere) Hälfte mit 100 dazugehörigen Hufen ist durch eine Königsurkunde von 1006 als Besitz von Bruns Sohn Ziazo, einem Kaplan König Heinrichs II., überliefert. Ziazo muß den Besitz damals gegen eine Entschädigung an den Herrscher abtreten.





    oo Brun Graf von Arneburg - 30.11.978

    Kinder:

    - Ziazo Kanzler für Italien
    - Dietrich Kanzler und Kaplan - 1023
    - Mathilde um 930/40-3.12.991
    oo Lothar II. Graf von Walbeck - 21.1.964

    Nach H. Ludat
    - Brun Graf von Querfurt - zw. 1009/13
    - Emnilde - 991
    oo N.N. (Dobromir?)


    Literatur:
    Eckhardt Karl August: Genealogische Funde zur allgemeinen Geschichte. Deutschrechtlicher Instituts-Verlag Witzenhausen 1963 Seite 164-190 - Hirsch, Siegfried: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II., Verlag von Duncker & Humblot Berlin 1864 Band I Seite 456 - Schölkopf, Ruth: Die sächsischen Grafen 919-1024, Göttingen 1957 Studien und Vorarbeiten zum Historischen Atlas Niedersachsens -

    Kinder:
    1. von Arneburg, Mathilde gestorben am 3 Dez 991.
    2. von Arneburg, Ziazo wurde geboren vor 978; gestorben in 1023.
    3. 7. von Arneburg, Emnilde wurde geboren um 950; gestorben in 991.
    4. von Arneburg, Brun gestorben in 1009/1017.