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 Bohrer

von Italien, Hugo

männlich 880 - 947  (67 Jahre)


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Generation: 1

  1. 1.  von Italien, Hugo wurde geboren in 880 (Sohn von von Arles, Theotbald und von Lothringen, Berta); gestorben am 10 Apr 947 in Arles [13200],Bouches-du-Rhône,Provence-Alpes-Côte d’Azur,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Provence,Frankreich; Markgraf von der Provence
    • Titel/Amt/Status: 903-947, Arles (Grafschaft),Bouches-du-Rhône,Provence-Alpes-Côte d’Azur,Frankreich; Graf von Arles
    • Titel/Amt/Status: 903-947, Vienne [38200],Isère,Rhône-Alpes,Frankreich; Graf von Vienne
    • Titel/Amt/Status: 926-947, Italien; König von Italien

    Notizen:

    Hugo
    König von Italien (926-947)
    Graf von Arles und Vienne (903-947)
    Markgraf von der Provence
    880-10.4.947 Arles
    Ältester Sohn des Grafen Theotbald von Arles und der Berta von Lothringen, illegitime Tochter von König Lothar II.

    Lexikon des Mittelalters: Band V Seite 158

    Hugo von Arles und Vienne, König von Italien 926-947
    * um 880, + 948 Arles

    Durch seine Mutter Bertha von Tuszien Enkel König Lothars II., schwang sich sich Hugo unter Kaiser LUDWIG DEM BLINDEN vom Grafen von Arles und Vienne (seit 903) zum dux und marchio der Provence und faktischem Regenten des niederburgundischen Königreiches auf. Durch Herkunft und Machtstellung nach Italien gewiesen, folgte er 926 dem Ruf der dortigen Großen und übernahm nach der Vertreibung Rudolfs II. von Burgund die italienische Königswürde. Die noch lebendige karolingische Tradition des Mittelreiches bestimmte Hugos ehrgeizige Ziele, doch gelang ihm weder die Schaffung eines alpenübergreifenden Großreiches noch erreichte er die Kaiserkrönung. Hugo sicherte sich nach außen durch Bündnisse mit HEINRICH I. von O-Franken und Romanos I. von Byzanz; im Innern, wo seine Königsherrschaft bemerkenswert stabil war, schuf er schon 931 durch die Erhebung seines Sohnes Lothar zum Mitkönig die Voraussetzung für dynastische Kontinuität. Markgraf Berengar von Ivrea, Anführer des oppositionellen oberitalienischen Adels, verdrängte Hugo 945 mit Unterstützung OTTOS DES GROSSEN weitgehend aus Oberitalien, mußte jedoch Hugo und Lothar einstweilen die Königswürde belassen. Hugo rüstete 948 in seinen Stammlanden zum Entscheidungskampf, als er plötzlich starb. Lothars Tod (950) führte 951 zum Eingreifen OTTOS DES GROSSEN.

    Althoff Gerd: Seite 364, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    K 10 Me: 10.4. Hugo rex + 947 König von Italien

    (Es.) Hugo war der Schwiegervater der Kaiserin Adelheid (K 49) während ihrer 1. Ehe mit Lothar von Italien (K 44). Durch diese Verwandtschaft ist die Eintragung Hugos ins Merseburger Nevrolog zu erklären, da Adelheidnach ihrer Heirat mit OTTO DEM GROSSEN für die Aufnahme ihrer Verwandten ins ottonische Gedenken sorgte; siehe dazu oben Seite 163.
    Zu Hugos Wirken in Italien vgl. Liudprand von Cremona, Antapodosis und Köpke-Dümmler, Otto der Große, passim, besonders S. 134-141.
    Allgemein Biographisches Wörterbuch 1, Spalte 1255 mit weiteren Hinweisen.

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 2, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VI. 7 a. Hugo, Graf von Vienne, Herzog der Provence, König von Italien 926 6. VII.
    * ca. 880, + 947 10. IV.

    Gemahlinnen:
    a) vor 910 Willa + vor 926
    b) vor 927 22. VII. Alda, aus deutschem (fränkischen) Geschlecht, zuletzt 932 28. II.
    c) 932 Marozia, Tochter des Senators Theophylakt und der Theodora, Witwe Guidos (VI. 10), + nach 933.
    d) vor 937 12. XII. Bertha, Tochter Herzog Burchards, Witwe König Rudolfs von Burgund, + nach 961 5. IV.

    e) Konkubine Wandelmoda
    f) Konkubine Pezola, niederer Herkunft
    g) Konkubine Stephania, Römerin
    h) Konkubine Rotrud (Roza), Tochter Walperts
    i) Konkubine N.

    Anmerkungen: Seite 117
    VI. 7. Hugo

    Vgl. Schiaparelli Dipl. di Ugo Poupardin, Provence 204f. Ob der Bouquet 9, 663 im Jahr 990 vorkommende Graf Hugo identisch mit dem späteren König ist, erscheint mir sehr zweifelhaft; erstes sicheres Vorkommen 899 Cart de Grenoble ed. Marion 260; als Graf von Vienne seit 903 7. IV., Cart. de St.-Andre-le-Bas ed. Chevalier Append. n. 11.
    Der Zeitpunkt, wann er Herzog und Markgraf von Provence wurde, ist nicht genauer zu bestimmmen; er erscheint als comes noch 908 16. V., Prou-Poupardin n. 50, als dux et marchio ib. n. 52; jedenfalls war er nach LUDWIGS (Nr. 6) Blendung der eigentliche Regent des Königreichs Nieder-Burgund. Letzte Urkunde 947 24. IV., Schiaparelli n. 83.
    Todestag. Gingins de la Scarra, Anh. s. Schweiz. G.: 9, 218

    Gemahlinnen:
    1. Willa
    c. 910, Cart. de St.-Andre-le-Bas ed. Chevalier Append. n. 14.
    Sie kann, wie Manteyer, Origines 302, vermutet, identisch sein mit der Witwe Rudolfs I. von Burgund; dieser starb allerdings 912, sie heißt aber in der erwähnten undatierten Urkunde Willa regina; wahrscheinlich ist die Urkunde nach 912 anzusetzen; tot 926, Bouquet 9,680.
    2. Alda
    oo vor 927 22. VI., Schiaparello n. 9; Francorum genere Teutonicorum Liudpr. 3, 20, zuletzt 932 28. II. Schiaparelli n. 29.
    3. Marozia
    Liudpr. 3, 43f.
    Ihr Todesjahr ist unbekannt.
    4. Bertha
    Morgengabenverschreibung 937 12. XII., Schiaparelli n. 46.
    Zuletzt in einer Urkunde ihres Sohnes Konrad von Burgund, die gewöhnlich ins Jahr 962, von Poupardin, Bourgogne 395 f., aber auf 961 8. IV. gesetzt wird.

    Konkubinen:
    Wandelmoda
    Liudpr. 3, 20
    Pezola
    Liudpr. 4, 14, nennt sie vilisimorum servorum sanguine cretam.
    Urkundlich nur Roza 945 20. III., Stephania genere Romana, Liudpr. 4, 14; Schiapareilli n. 79.
    Sie war nach Liudpr. 4,14 Tochter des Walpert, eines sehr mächtigen Mannes und Richters in Pavia, der, wohl bald nach 927 14. X. auf Befehl Hugos enthauptet wurde (Liudpr. 3, 29f. und Bemerk. v. Becker, 1. c. S. 92, Anm. 3.). Sie war vorher vermählt mit Pfalzgraf Giselbert, + vor 929 19. XI., Liudprand 3, 29. [VI a 15]

    * Ergänzung (Werner)
    a) Gemahlin: 912 Willa, Witwe König Rudolfs I. von Burgund
    b) o-o ca. 920 Wandelmoda., nobilissima
    c) Gemahlin: Hilda (Alda)
    d) o-o 926/30 Pezola
    e) o-o 928/29 Rotruda/Roza + nach 945 III. 29., Tochter des Richters Waltpert in Pavia, enthauptet ca. 930;
    Witwe des Pfalzgrafen Giselbert + 927 V. 14./929 X. 19.
    f.) Gemahlin: Marozia, Tochter des Senators Theophylakt; Witwe des Markgrafen Wido (siehe VI 18)
    g) Gemahlin: 937 XII. 12. Bertha, Tochter Herzog Burchards von Schwaben; Witwe König Rudolfs II. von Burgund
    h) o-o Stephania aus Rom
    i) o-o N.N.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 459, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VI. Generation 15
    Die (zweite) Ehe Hugos von Vienne mit Hilda (roman. Alda) wurde nicht nur vor 927 VII 22 (so Brandenburg) geschlossen, sondern schon vor 926, das heißt aber, bevor Hugo König wurde, denn er urkundet bei der Wiederherstellung von S.-Pierre de Vienne, undatiert, noch als comes et marchio bei Nennung seiner Frau Hilda: uxoris quondam meae Willae, necnon et praesentis coniugis meae Hildae. (HF 9, 689f.) ebd.: Signum Hildae comitissae.
    Vgl. im übrigen zur Zeitstellung der Frauen und Konkubinen Hugos die Ausführungen Anmerkung VII, 30-32 über die Geburtsdaten der Kinder Hugos. Entsprechend den dort gemachten Feststellungen war die Reihenfolge gegenüber Brandenburg umzustellen.
    In Nieder-Burgund machte er seinem Vetter, LUDWIG III. DEM BLINDEN, die Herrschaft streitig. Hugo war ein kluger und kräftiger, aber auch ein verschlagener und gewalttätiger Mann. In seinen Italienplänen wurde er sehr von seiner Mutter beeinflußt, die großen Besitz und Einfluß in Italien hatte. Er griff 907 gegen BERENGAR nach Italien und scheiterte. Nach dessen Ermordung war er erneut Kandidat und setzte sich nach der Niederlage Rudolfs II. von Hoch-Burgund bei Novara in Italien durch und wurde am 6.7.926 in Pavia zum König erhoben. Er residierte zu Pavia und stellte räumlich das alte Langobardenreich wieder her. In Nieder-Burgund konnte er die Wahl Karl Konstantins zum König verhindern, erreichte aber seine eigene Wahl nicht. Im April 931 ließ er seinen Sohn Lothar zum König erheben. Im März 932 zog er, von seinem Halbbruder Wido II. von Tuszien gerufen, in Rom ein, heiratete Marozia und hoffte, die Kaiserkrone gegen den Widerstand der Häuser IVREA und SPOLETO zu erlangen. Aber sein Stiefsohn Alberich II. entfachte einen Aufstand, Hugo mußte fliehen und Marozia verschwand für immer im Gefängnis. Ungefähr 934 schloß er mit Rudolf von Hoch-Burgund einen Vertrag, worin letzterer auf seine Ansprüche in Italien verzichtete und dafür die Königsherrschaft über ganz Burgund zugesichert bekam. Im gleichen Jahr errang Hugo gegen den von seinen Feinden herbeigerufenen Arnulf von Bayern einen so entscheidenden Sieg, dass dieser bestürzt Italien verließ. Nach dem Tode Rudolfs II. von Hoch-Burgund (937) vermählte er sich mit dessen Witwe, Bertha von Schwaben, und verlobte seinen Sohn Lotharmit Rudolfs Tochter Adelheid. Kein Zweifel, er wollte sich unter Beseitigung des jungen Konrad, der bereits als König anerkannt war, die Herrschaft in Burgund verschaffen. Im Frieden von Vise verzichtete er jedoch auf seine weitgehenden Pläne und übersandte OTTO I. reiche Geschenke. Als 945 Berengar von Ivrea Ansprüche auf die italienische Krone erhob, brach Hugos Herrschaft rasch zusammen. Hugo mußte die Krone niederlegen und zufrieden sein, sie seinem Sohne zu erhalten. Hugo zog sich Ende 947 in die Provence zurück, um Bundesgenossen gegen Markgraf Berengar zu werben, starb aber bald.

    Eickhoff Ekkehard: Seite 408,411, "Theophanu und der König"

    Lange vor Adelheids Geburt war König Rudolf von einer lombardischen Adelsgruppe ins Land gerufen und zum König gewählt worden. Aber schon wenig später wurde er von dem Markgrafen Hugo von der Provence aus Italien verdrängt. Dieser KAROLINGER aus der Nachkommenschaft Lothars, der ein Mann von ungewöhnlicher Durchsetzungskraft gewesen sein muß, wurde 926 in Pavia zum König erhoben, und König Rudolf unternahm keinen Versuch mehr, in den Süden zurückzukehren. Das Bild König Hugos ist nur von seinen Gegnern überliefert; ihrer Ansicht nach führte er seitdem in Italien ein tyrannisches Regiment. Die knappe chronistische Spur seiner Taten zeigt eine Kette blendender Erfolge und überraschender Niederlagen. Als Rudolf II. 937 starb, zählte Konrad, sein Sohn und Nachfolger in Burgund, erst 14 Jahre. Jetzt zeigte Hugo in einer unerwarteten Wendung seine Fähigkeiten. Er kam selbst nach Burgund an den Hof seines alten Rivalen und gewann dort die Königin-Witwe Berta zur Frau. Hugo hatte nun die tatsächliche Macht in Oberitalien, in der Provence und Burgund, und er hätte dem ganzen Raum die ersehnte Friedensordnung bescheren können, wäre er weniger aggressiv vorgegangen. Seinen Sohn Lothar verlobte er mit der damals 6-jährigen Adelheid. Offenbar hoffte Hugo, ihren Bruder, König Konrad, aus seinem Erbe verdrängen zu können. Jetzt griff OTTO DER GROSSE ein. Er holte Konrad an seinen Hof, ließ sich von ihm den Treueid schwören und stellte ihn und sein Reich Burgund unter seinen Schutz. Auch ein mächtiger und unbotmäßiger Vasall König Hugos, der Markgraf Berengar von Ivrea, fand bei OTTO DEM GROSSEN Zuflucht. Lange vor OTTOS erstem Zug nach Italien zog die sächsische Hegemonie die südwestlichen Nachbarreiche in ihren Bann. Nach N-Italien zurückgekehrt, gewann Berengar zusehends Land und Anhang. Er zwang Hugo, die Krone aufzugeben und seinem Sohn Lothar zu überlassen. Der von vielen Seiten angefeindete Hugo hatte sich schon mit der Königin Berta, Adelheids Mutter, nach der Provence zurückgezogen. Er hoffte, sein junger Sohn werde sich mit der Partei seiner Gegner aussöhnen können. Allerdings hatte Hugo seine Sache nicht aufgegeben; in der Provence schmiedete er mit den Sarazenen von Fraxinetum (La Garde Frenet bei Frejus) ein Bündnis gegen Berengar. Aber kurz darauf verschied er.

    Köpke Rudolf/Dümmler Ernst: Seite 134-141, "Kaiser Otto der Große"

    In Italien nahte eben damals eine große Entscheidung, welche tatsächlich die höchste Gewalt in andere Hände spielen sollte, nicht durch Waffengewalt, sondern durch einen friedlichen Umschwung. Längst war man dort in gewohntem Wankelmut der einst herbeigewünschten Herrschaft Hugos überdrüssig geworden, obgleich sein jugendlicher Sohn Lothar neben ihm schon seit 931 als Mitregent und Nachfolger anerkannt war. Auf die milderen Seiten, die er anfänglich angeschlagen, folgte ein Regiment der Willkür und der Härte, das der nächsten Verwandten nicht schonte, wo sie seinen Argwohn erregten. Diese, zumal auch seine Bastarde, und seine burgundischen Landsleute brachte er überall in die mächtigsten Stellungen und zog sie Italienern vor. So wurde sein natürlicher Sohn Boso Bischof von Piacenza und Erzkanzler, ein anderer, Theobald Archidiaconus in Mailand mit der Aussicht auf das Erzbistum, das inzwischen der hochbejahrte Arderich verwaltete, Gotfrid Abt von Ronantola, Hubert Pfalzgraf und Markgraf von Tuszien, seine uneheliche Tochter Rotlinda vermählte er dem Grafen Elisiard. Hugos Halbbrüder Lambert und Boso [Richtig ist: Boso war der Bruder König Hugos.] wurden nacheinander über Tuszien gesetzt, des letzteren Tochter Willa mit dem Markgrafen Berengar verheiratet. Zu den Verwandten des Königs gehörte Tadbald, der Markgraf von Spoleto, Manasse, Erzbischof von Arles, dem er in ganz ungesetzlicher Weise die Bistümer Verona, Trient und Mantua, ja sogar die Mark zu Trient zu gleicher Zeit übertrug, Hilduin, Bischof von Tongern, nunmehr zum Erzbischof von Mailand erhoben. Aus Burgund folgte ihm als Kaplan seiner Gemahlin Gerlan, dem er das Amt des Erzkaplans und die Abtei Bobbio zuwendete, der Lothringer Rather, Hilduins Begleiter, ward mit dem Bistum Verona ausgestattet, der Burgunder Sarilo, zuerst Pfalzgraf, trug die Marken Spoleto und Camerino nebst der Abtei Farfa davon. Allgemeiner Haß, durch Furcht gebändigt, herrschte gegen Hugo und seine Burgunder, die man hochmütig und gefräßig schalt, vergessen wurden die besseren Züge seines Wesens, sein Eifer für die Interessen der Kirche, zu dem freilich sein ausschweifendes Leben übel stimmte, seine der Wissenschaft und ihren Vertretern zugewandte Gunst. Dazu hatte er die Anwohner der Alpen doch nicht, wie es seiner Macht gelegen, von der furchtbaren Geisel der sarazenischen Raubzüge befreit. Ganz erfolglos blieben seine, seit dem Jahre 932 beharrlich fortgesetzten Bemühungen, in Rom Eingang zu gewinnen und durch eine Kaiserkrönung sich erst recht den Besitz der Königswürde zu sichern. Der Patricius Alberich, obgleich sein Eidam, hielt die ewige Stadt in seiner Gewalt und mit ihr die Päpste Marinus und Agapit und wußte alle Angriffe Hugos unwirksam zu machen, so daß dieser sich zuletzt zum Frieden verstehen mußte. Als im Jahre 943 Amadeus, einer von Berengars Begleitern, in Pilgerkleidung sich über die Alpenpässe nach Italien durchschlich und als Kundschafter sogar bis in Hugos unmittelbare Nähe drang, fand er die Stimmung des Volkes zum Abfall reif und nur des Führers harrend, der es wagte, die Fahne des Aufruhrs zu erheben.
    Zu Anfang des Jahres brach endlich auch Berengar nach mehrjähriger Verbannung von Schwaben gegen Italien auf, mit geringem Gefolge nur, aber zählend auf die Einverständnisse, die er unterhielt, und auf den Haß gegen Hugo, über den seine Kundschafter ihn unterrichtet hatten. Wenn OTTO auch aus Rücksicht auf seine bisher freundlichen Beziehungen zu diesem Berengar unmittelbare Unterstützung versagte, so hätte derselbe doch keinesfalls wider seinen Willen einen solchen Zug wagen dürfen. Eine ungewöhnliche Richtung durch den Vintschgau schlug er ein, weil die über die rätischen und penninischen Alpen führenden besuchteren Pässe von den Sarazenen in Hugos Diensten behütet wurden und gelangte so hinüber in das südliche Tal der Etsch. Die feste Burg Formigara (oberhalb Bozen), deren Obhut der Bischof Manasse einem seiner Geistlichen Adalhard anvertraut hatte, hemmte zuerst sein Vordringen und widerstrebte rascher Bestürmung. Da versprach Berengar Adalhard das Bistum Como, Manasse das Erzbistum Mailand (Manasse ließ sich trotz seiner Verwandtschaft mit Hugo durch diesen Köder fangen). Und ward sein Verbündeter. Überall griff der Abfall um sich. Der mächtige Graf Milo von Verona, von fränkischer Abkunft, und am Hofe BERENGARS I. emporgekommen, der sich schon einmal treulos an Herzog Arnulf von Bayern angeschlossen, ging, obgleich von Hugo überwacht, zu seinem Feinde über und nahm ihn in dem festen Verona auf, wobei mancherlei Unbilden, die er von jenem erfahren, ihm zur Entschuldigung dienten. Bischof Wido von Modena, durch die Hoffnung auf die reiche Abtei Nonantola getrieben, folgte nach, wiewohl er keinen besonderen Grund zur Unzufriedenheit hatte, und verlockte durch sein Beispiel viele zum Anschlusse.
    Gegen Wido wandte sich Hugo zunächst und belagerte seine Burg Vignola am Panaro, ohne damit etwas auszurichten, denn inzwischen lud der von ihm schwer verletzte, ja mit dem Tode bedrohte Erzbischof Arderich von Mailand Berengar von Verona in seine Stadt ein. Traurig kehrte Hugo nach seiner Hauptstadt Pavia zurück, wo sein Hof sich leerte und Alles zu seinem Widersacher nach Mailand strömte, um Gnaden aus dessen Hand zu empfangen. Indem der König seine Sache verloren gab, hoffte er doch die Krone seinem Sohne noch zu retten, der ja längst sie dem Namen nach mit ihm teilte und an allen Staatsakten scheinbar mitwirkte, in der Tat aber kaum erst zum Jünglinge herangewachsen war. Lothar begab sich also etwa im April in die Mitte der Empörer nach Mailand, um vor ihnen seine Unschuld an den Vorwürfen zu beteuern, die man gegen seinen Vater erhob; Hugo gedachte inzwischen mit seinen Schätzen nach Burgund sich zurückzuziehen und dort seine Zeit abzuwarten. Der junge, schuldlose König, den man in der ehrwürdigen Ambrosiuskirche vor dem Kreuze niedergestreckt fand, erregte in der Tat das Mitleid seiner bisherigen Vasallen und man beschloß, ihm den Besitz der Krone zu lassen, indem Berengar wieder eingesetzt in die Markgrafschaft Ivrea neben ihm als Teilhaber der höchsten Gewalt stehen sollte. Berengar lenkte den Arm des jungen Königs und rief seine Verfügungen hervor, wie das die Urkunden der nächsten Zeit beweisen. Natürlich begünstigte und förderte er vor allem seinen Anhang.
    Berengar, indem er sich die Fortführung von Lothars Königtum gefallen ließ, hatte seine Anhänger zugleich veranlaßt, auch an Hugo Boten zu entsenden und ihn wiederum zur Übernahme der Herrschaft zu vermögen. Er fürchtete nämlich, daß dieser mit Hilfe der mitgenommenen Schätze leicht von der Provence aus ihm einen Krieg erwecken könne, und wollte ihn lieber unter seinen Augen behalten. So kehrte noch im Sommer scheinbar alles in das alte Gleis zurück, Hugo und Lothar führten nach wie vor ohne Macht den königlichen Namen und ihr siegreicher Nebenbuhler begnügte sich mit dem bescheidenen Titel eines obersten Ratgebers. Mit dem Patricius Alberich wurde unter Agapitus II., der kurz zuvor den päpstlichen Stuhl bestiegen hatte, nach dem Tode Marinus II., endlich 946 Friede geschlossen, die Marken Spoleto und Camerino erhielt Bonifacius, der Sohn Hubalds, ein Schwiegersohn des Königs Rudolf I. von Burgund. Berengar zeigte sich von der vorteilhaftesten Seite und wußte alle Herzen durch Güte und Freigiebigkeit zu gewinnen, so lange er das höchste Ziel noch nicht vollständig erreicht hatte. Hugo, der traurigen Rolle, zu der verurteilt worden, überdrüssig, zog sich 946 in der Tat in die Provence zurück,. Wo er sich an Raimund von Aquitanien einen Beistand für die Wiedereroberung seines Reiches werben wollte, allein ehe es zu weiteren Versuchen gekommen war, ereilte den König am 10. April 947 in Arles der Tod.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 81-90, "Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962)"

    Im Jahre 907 versuchte offenbar Markgraf Hugo von der Provence, der Sohn Thiebalds von Vienne und der nach dessen Tode nach Tuszien weiterverheirateten KAROLINGER-Tochter Berta, welcher für den geblendeten Kaiser LUDWIG die Regierungsgeschäfte besorgte, mit einigen anderen Großen wieder in Italien einzufallen. Die Gründe, die ihn dazu bewogen, sind unbekannt. Aber einerlei, ob er nur einen Vergeltungszug für die Blendung seines Herrn durchführte oder ob seine Mutter, die "große Berta von Tuszien", ihm damals schon die Herrschaft über Italien zu verschaffen gedachte, aus der Tatsache des Italienzuges Hugos spricht doch das rege Interesse, das man in der regierenden Gesellschaft der provence an Italien und der dort herrschenden Führungsschicht behielt.
    Wenn man der Nachricht des Constantinos Porphyrogenitos trauen darf, hatte BERENGAR aus der Provence einen Angriff abzuwehren. Von dort her versuchte in dieser Krisenzeit Markgraf Hugo - wie schon 907 - sein Glück in Italien. Bis Pavia sei er zusammen mit seinem Bruder Boso und einem Hugo Taliapherni sowie einem kleinen Heer vorgedrungen. Dann aber habe BERENGAR den Eindringlingen die Zufuhr abschneiden können. Als diese sich ergeben und geschworen hätten, nicht wieder nach Italien zu kommen, habe BERENGAR sie den Rückzug antreten lassen [Constantin setzte diesen Berich zwischen seine Schilderung der Schlacht von Fiorenzuola (17. Juli 923) und den Vermerk über den Tod BERENGARS durch Flambert in Verona.]
    Die Intrigen, die innerhalb der so einflußreich gewordenen Adelsschicht gesponnen wurden, führten, noch bevor der Burgunder-König Rudolf recht Fuß fassen konnte, dazu, daß Markgraf Hugo aus der Provence nach Italien gerufen wurde. Den Weg durch das westliche Oberitalien zu nehmen, war für diesen zunächst nicht möglich. Dort hatten Rudolf und sein Schwiegervater Herzog Burchard von Schwaben ihre Streitmacht versammelt. Wenn Hugo darauf den Seeweg nach Pisa wählte, wo sein Halbbruder Wido von Tuszien gebot, dann zeigt das einerseits, wer Hugo mit herbeigerufen hatte, und andererseits, daß die alten Beziehungen, die zwischen dem tuszischen Herrscherhaus und der Provence bestanden, wirksam geblieben waren.
    Auch unter König Hugo, der nach dem Abzug Rudolfs II. vom tuszischen Herrschaftsbereich seines Halbbruders Wido aus nach Oberitalien weiterziehend allgemein Anerkennung fand und dort die durch den unentwegten Machtkampf verfeindeten Adelsgruppen wieder versöhnen konnte, hielten die Beziehungen zu den Ländern jenseits der Alpen an. Hugo behielt ja nicht nur weite Besitzungen in seiner Heimat, er holte auch nach und nach, was ihm später zum Vorwurf gemacht wurde, eine große Menge Vertrauter aus Nieder-Burgund herbei und übergab ihnen Ämter in Italien.
    Für die Verbindungen Italiens mit der Provence schien zunächst aber bedeutungsvoller als das langsame Fluktuieren der Adligen zu werden, daß Hugo 928 versuchte, im raschen Zugriff die Provence seiner italienischen Herrschaft anzugliedern. Gleich nach Bekanntwerden des Todes LUDWIGS DES BLINDEN zog er in seine Heimat, wo er durch seine einstige Stellvertreterschaft LUDWIGS noch Rechte gehabt zu haben scheint und wo er für seine Pläne noch die Hilfe vieler Verwandter erhoffen konnte. Noch lebten ja dort sein Bruder Boso, sein Neffe Erzbischof Manasse von Arles, ein zweiter Neffe Graf Hugo, sein Schwager Ingelbert und dessen Brüder Ratburn und Erzbischof Sobo von Vienne. Da er aber nicht der einzige Bewerber war, sondern in König Rudolf (Raoul) von W-Franken einen ebenso zielbewußten Konkurrenten fand, mußte die Lage ungeklärt bleiben. Hugo urkundet zwar als italienischer König in der Provence, doch mußte er die Grafschaft Vienne an Odo, einen Sohn des Grafen Heribert von Vermandois und Untergebenen König Raouls, zu Lehen geben. Die Erhebung eines selbständigen Königs der Provence - etwa Karl Constantin, des Sohnes LUDWIGS DES BLINDEN - wurde immerhin verhindert. Aber schon einige Jahre später sollte Hugo zum Verzicht auf seine Rechte in der Provence genötigt werden. Den Anstoß dazu gab wieder eine Konspiration der italienischen Großen nordalpiner Abkunft, die sich diesmal sogarum den königlichen Halbbruder Markgraf Lambert von Tuszien sammelten, nach der Inhaftierung ihres Führers wiederum Hilfe bei Rudolf II. von Hoch-Burgund suchten und damit die nordalpine Beziehungen in schon mehrfach bewährter Art zur Besorgung seines Gegenprätendenten gegen ihren unbequemen Herrscher benutzten. Rudolf sollte nun kommen, um König Hugo zu vertreiben. Dieser aber erwirkte mit einer weiteren Gesandtschaft nach Hoch-Burgund, daß Rudolf auf einen Einfall in Italien verzichtete. Im sogenannten italienisch-burgundischen Vertrag (Sommer 933) überließ er dem Hoch-Burgunder in nicht ungeschickter Weise dafür seine Anrechte auf die Provence, wo Karl Constantin inzwischen stärker hervortreten konnte und auch der Einfluß aus W-Franken zugenommen hatte.
    Gegen Jahresende 933 ist es aber schon wieder ein neuer Aufstand, der die vorhandenen Beziehungen über die Grenzen hinweg nach Bayern ans Licht treten läßt.Eine Gesandtschaft einiger verschworener italienischer Großer muß damals also zu Herzog Arnulf nach Bayern gekommen sein, die Vertreibung König Hugos erbeten und ihm oder seinem Sohn die Herrschaft über Italien angetragen haben. Arnulf wurde von ihnen libenter, ut qui cum invitarant, in Verona empfangen. Als jedenfalls König Hugo rasch zum Gegenschlag mit Truppen in diese Gegen geeilt war, das bayerische Aufgebot zum Rückzug gezwungen wurde und Verona zuvor der Plünderung verfiel, da schonten die Bayern Bischof Rather.
    In den nächsten Jahren sollten noch weitere solche Beziehungen der Adelsschicht Italiens zu den Gebieten nördlich und nordwestlich der Alpen sichtbar werden. So kam zum Beispiel Abt Odo von Cluny nach Italien, um für König Hugo in Rom zu vermitteln. Auch die Angliederung Hoch-Burgunds an Italien sollte durch König Hugo noch einmal versucht werden [Hugo zog nach dem Tode Rudolfs II. sogleich nach Burgund und heiratet Rudolfs Witwe. Seinen Sohn und Mitregenten Lothar verlobte er mit Rudolfs Tochter Adelheid. Der Plan mißlang, da einige burgundische Große sich bereits des zur Nachfolge ausersehenen Knaben Konrad bemächtigt und diesen OTTO DEM GROSSEN übergeben hatten; vgl. Dümmler, Otto der Große Seite 110.]. Es darf bei all dem aber nicht übersehen werden, daß die seit längerer Zeit in Italien ansässigen Adelsfamilien die mit König Hugo aus der Provence und aus Burgund neu angekommenen Adligen schon mit großer Zurückhaltung betrachteten.
    Der erste, für den OTTO I. von Bedeutung werden sollte, war Markgraf Berengar von Ivrea. König Hugo hatte bei seinen Bestrebungen, die Macht des Hauses von IVREA zu schwächen, bereits Anskar II., Berengars Bruder, nach Spoleto und Camerino versetzt, dann aber, da er offenkundig gegen Hugo agitierte, 940 durch den Pfalzgrafen Sarilo, einen seiner Leute aus Burgund, bekriegen und töten lassen. Die Verschwörung, die Berengar darauf gegen Hugo zu schmieden begann, war auch bald aufgedeckt worden. Damals griff Berengar, ein Enkel des ehemaligen Grafen Anskar von Ouche, nicht mehr auf Beziehungen nach W-Franken, das heißt nach der Heimat seiner Vorfahren, zurück. Er floh nach Aufdeckung seiner Pläne vielmehr zu Herzog Hermann von Schwaben, der ihn zu OTTO I. weiterleitete.
    OTTO I. unterstützte Berengar, und zwar - wie es scheint - nachdem dieser sich in seine Lehnsabhängigkeit begeben hatte. Er lehnte nicht nur König Hugos Bitte um Auslieferung Berengars ab; er gestattete diesem in der Folge vielmehr, in Schwaben ein kleines Heer anzuwerben, mit den er zu Anfang 945 nach Italien zurückkehren und Hugo die Macht entreißen konnte.

    Brühl Carlrichard: Seite 168, "Die Geburt zweier Völker. Deutsche und Franzosen."

    Die übrigen sogenannten "Nationalkönige" haben die Kaiserwürde nicht erlangt, weder Rudolf II., als er Italien (922-926) mit seinem Königreich Burgund vereinen konnte, noch sein Rivale Hugo von der Provence, auch er ein KAROLINGER in weiblicher Linie, der jedoch 926 bis 946 unbestritten bis zur Zeit OTTOS I. der bedeutendste italienische König war. Ihm gelang es auch, sein "regnum Italiae" mit Nieder-Burgund mit Ausnahme des Gebietes von Vienne und Lyon zu verbinden. Nur der Wachsamkeit OTTOS I. war es zu verdanken, daß er nach dem Tode Rudolfs II. nicht auch Hoch-Burgund mit seiner Herrschaft verbinden konnte. Hugo war fest entschlossen, Italien seinem Haus zu erhalten, wie die Tatsache beweist, daß er schon 931 seinen damals höchstens einjährigen Sohn Lothar zum Mitregenten erhob. Kein Herrscher hat sich so intensiv - und vergeblich - um die römische Kaiserwürde bemüht wie Hugo. Die beste und scheinbar absolut sichere Gelegenheit bot sich, als er, gerade Witwer geworden, die Hand der römischen Senatorin Marozia gewann, die Witwe von Hugos Halbbruder Wido von Tuszien und Mutter Papst Johanns XI. Gerade als er kurz vor der Erlangung der Kaiserwürde stand, zweifelsohne war sie für Weihnachten 932 vorgesehen, zettelte der älteste Sohn Marozias, Alberich II., einen Aufstand an. Seine Mutter wurde gefangengesetzt und verschwindet aus der Geschichte. Alle Bemühungen Hugos in der Folgezeit, sich Roms zu bemächtigen, schlugen fehl, obwohl er Alberich im Jahr 936 sogar seine Tochter Alda zur Gemahlin gab. Aber wenn es Hugo auch nicht vergönnt war, das Kaisertum zu erwerben, so traten seine imperialen Ambitionen um so deutlicher hervor. So gelang es ihm nach längeren Vorverhandlungen, seine (illegitime!) Tochter Berta, die in Byzanz Eudokia hieß, im Jahre 944 mit dem byzantinischen Thronfolger Romanos II. (959-963) zu vermählen. Nach byzantinischem Vorbild scheint Hugo das kaiserliche Vorrecht, Purpururkunden ausfertigen zu lassen, in besonderen Fällen in Anspruch genommen zu haben. Daß er gelegentlich auch Goldbullen gebrauchte, versteht sich fast von selbst. Schließlich spricht eine gute Wahrscheinlichkleit dafür, daß Hugo eine Plattenkrone trug.

    Adelheid Kaiserin und Heilige 931 bis 999 Seite 97-107

    Der Thron wurde Rudolf von Hugo von Vienne streitig gemacht, der damit auf der politischen Bühne erschien. Er war ein Sohn aus der ersten Ehe der sehr schönen Intrigantin Bertha von Toscana, die für ihn die Unterstützung der großen italienischen Feudalherren gesichert hatte. Im Juni 926 war Hugo in Pavia, und Anfang Juli trug er die Krone. Die Herrschaft Rudolfs war zu Ende und die des Provenzalen begann. Der neue Herrscher war ein energischer, ehrgeiziger, tückischer und treuloser Mann, der die Herrschaft über 20 Jahre zu behalten verstand, weil er den unruhigen Adel kontrollierte und Komplotte und Verschwörungen wie die von zwei mächtigen Richtern, Valperto und Everardo Gezone 929 in Pavia mit Schlauheit und Härte verhinderte und unterdrückte: Die Verschwörer, mit Hilfe des Bischofs gefangengenommen, wurden eingesperrt, ihre Güter konfisziert, und ihr Schicksal war dramatisch. Valperto, der Vater von Rozia, die der König als Konkubine genommen hatte, wurde enthauptet seine Frau Christina wurde gefoltert, um mögliche Schätze ihres Gatten preiszugeben.
    Aber als Ausgleich für so viele Greueltaten war es auch die Zeit der Wunder, wie jenes das im August 930 dem Sohn König Hugos, dem kleinen Lothar, dem zukünftigen Ehemann Adelheids, das Leben rettete. Das Kind litte an einem heftigen Fieber und war in hoffnungslosem Zustand. Auf Befehl seines Vaters wurde es vom Palast nach San Michele gebracht und auf die Reliquie des heiligen Kolumban gelegt. Plötzlich verschwand das Fieber und wich einem ruhigen Schlaf. Lothar war gerettet, und seine Mutter, die Königin Alda, stattete mit einer großen Gefolgschaft von Adligen und Dienerinnen dem Heiligen ihren Dank ab und überreichte ihm goldgewebte Stoffe, während Hugo in einer feierlichen Audienz den Mönchen die entzogenen Besitzungen zurückgab.
    Im folgenden Mai wurde das so gerettete Kind in derselben Kirche San Michele in einer glänzenden Zeremonie gekrönt und zum Mitkönig eingesetzt.
    Hugo, inzwischen verwitwet, hatte daran gedacht, seinen Einfluß dadurch zu mehren, daß er im Frühjahr 932 Marozia heiratete, die damals tatsächlich Rom unter ihrer Herrschaft hielt und einen ihrer Söhne unter dem Namen Johann XI. zum Papst hatte wählen lassen. Aber Hugos ehrgeiziges Projekt scheiterte wegen einer Revolte, die Alberich, der Sohn Marozias, gegen sie angestiftet hatte. Er hatte die Menge aufgewiegelt und seine Mutter eingesperrt, was seinen Stiefvater dazu zwang, Hals über Kopf aus Rom zu fliehen. Hugos Gegner nutzten die Situation, um ihm seinen alten Rivalen Rudolf von Burgund entgegenzusetzen, den sie nach Italien einluden. Aber Hugo hatte 933 mit dem Burgunder ein Abkommen geschlossen, mit dem er ihm als Ausgleich für den endgültigen Verzicht auf alle italienischen Thronansprüche seine Rechte über die Provence abtrat. Das hatte jedoch den Frieden im Königreich nicht gesichert. So hatte Herzog Arnulf von bayern 934 mit Hilfe des Bischofs Raterio von Verona diese Stadt besetzt und beabsichtigte, die Hauptstadt zu erobern. Aber er wurde von Hugo geschlagen und kehrte in sein Land zurück. Raterio nahm man gefangen und sperrte ihn für zwei Jahre in Pavia in einen kleinen Turm, der einst dem verstorbenen Richter Valperto gehört hatte.
    Von 936 an stellten die Ungarneinfälle eine Bedrohung für die innere Sicherheit des Königreiches dar und weckten die Angst der Einwohner von Pavia, die noch die schmerzliche Erinnerung an die ungarischen Brandpfeile bewahrten. Hugo, der den Palast zum Teil wiederherstellen und zum Teil neu aufbauen hatte lassen, der sich vor den Übergriffen der Sarazenen schützen mußte und noch immer Absichten auf Rom hatte, zögerte nicht, sich auf Abkommen mit den Ungarn einzulassen und ihnen einen Tribut zu zahlen, um sie auf Abstand zu halten und ihre Raubzüge einzudämmen.
    Am 11. Juli 937 starb Rudolf II. von Burgund. Er ließ seine Frau Bertha als Witwe und seine noch jungen Kinder Konrad, Rudolf und Adelheid zurück. Die Minderjährigkeit des Thronerben weckte den Ehrgeiz Hugos, der sich in der Überzeugung, seine Macht über die Provence und das übrige Königreich ausdehnen zu können, im Herbst nach Burgund begab. Da er von Marozia nichts wußte und sich als Witwer betrachtete, heiratete er Bertha, und am 12. Dezember schloß er einen Heiratsvertrag zwischen seinem kaum zehnjährigen Sohn Lothar und der sechsjährigen Adelheid. Die künftige Ehefrau erhielt als Mitgift die Königshöfe von Corana, Marengo und Olona, drei Abteien und zwei kleinere Höfe in der Toscana, im Ganzen 4.580 Hufen Land. Bertha bekam 16 Höfe mit 2.500 Hufen übertragen.
    Die Heirat mit Bertha, die vierte für den Ehemann, erregte großes Aufsehen, da die Ehefrau die Witwe des Stiefsohnes von Hugo war. In der Tat hatte Hugo aus politischem Kalkül in erster Ehe Willa, die Mutter des damals noch sehr kleinen Rudolfs II. von Burgund geheiratet und hoffte, in seinem Namen regieren zu können. Aber diese Hoffnung wurde durch den plötzlichen Tod seiner betagten Ehefrau zunichte. Doch auch dieses Mal sollten die Pläne Hugos scheitern. Otto I. von Sachsen, der deutsche König, sicherte sich im Handstreich die Vormundschaft über den jungen Konrad und damit die Kontrolle über Burgund.
    Hugo kehrte mit seiner Frau Bertha und der Verlobten seines Sohnes nach Italien zurück. Adelheid sah so zum ersten Mal die Haupststadt ihres künftigen Königreiches. Pavia war für die vornehmen Burgunderinnen sicher interessant. Bertha bezog als Königin den Palast, in dem ihr erster Mann regiert hatte, und sie lernte endlich die Stadt und den Hof kennen, von denen sie schon so viel gehört hatte. Bertha organisierte das Leben im Palast, und Adelheid, die den Dienerinnen und den lehrern anvertraut wurde, folgte ihrem Beispiel und wurde so in ihre zukünftigen Aufgaben eingeführt.
    Aber die Dinge entwickelten sich nicht so, wie die Königin es sich vorgestellt hatte. Hugo, der aus der Heirat nicht die erhofften Vorteile gezogen hatte, zeigte sich sehr schnell ungeduldig, nahm seinen üblichen Lebensstil wieder auf und erzwang bei seiner Frau die Duldung unverschämter, gieriger und streitsüchtiger Konkubinen. Bertha, von ihrem Gemahl vernachlässigt, der sie schließlich verabscheute, verließ die Stadt Pavia bald und kehrte nach Burgund zurück.
    Die politische Sensibilität Adelheids verfeinerte sich durch die aufmerksame Beobachtung dessen, was am Hof geschah. Die Prinzessin wurde in der Tat Zeugin der Skrupellosigkeit und der Bestimmtheit, mit der Hugo die Macht ausübte. Er umgab sich mit Spionen und zögerte nicht mit der Anwendung von Verschlagenheit, Gewalt und Täuschung gegen seine Feinde oder die, die ihm im Wege standen, wie zum Beispiel Berengar von Ivrea oder Erzbischof Arderich von Mailand.
    Als Hugo 940 von seinen Spionen erfuhr, daß Berengar gegen ihn eine Verschwörung plante, entschied er sich, ihn an den Hof zu holen, um ihn gefangenzusetzen und blenden zu lassen. Aber der Plan scheiterte, weil der feinfühlige Lothar, Freund des Markgrafen von Ivrea, sich nicht zum Komplizen seines Vaters machen lassen wollte und Berengar heimlich warnte. Dieser fand seine Rettung, indem er nach Schwaben zu Herzog Hermann, dem zweiten Ehemann von Adelheids Großmutter, floh. Der Herzog von Schwaben nahm den Flüchtling nicht nur auf, sondern brachte ihn auch in Kontakt mit dem deutschen König OTTO, der ihm seinen Schutz gewährte. Das erlaubte Berengar fünf Jahre später, nach Italien zurückzukehren, mit den wesentlichen Konsequenzen, die sich daraus ergaben.
    Der Fall von Arderich ist noch typischer für die Art, wie Hugo handelte. Der Erzbischof war in der Tat nur deshalb schuldig, weil er dem Plan des Herrschers im Wege stand, das Erzbistum Mailand auf Tebaldo, seinen Sohn mit Stefania, einer römischen Konkubine, zu übertragen. Hugo berief eine Versammlung nach Pavia ein, an der auch der alte Kirchenfürst teilnahm. Der König hatte angeordnet, daß seine Höflinge mit dem Gefolge des Erzbischofs Streit anfangen und dabei diesen im allgemeinen Durcheinander töten sollten. Mindestend 90 Mailänder wurden getötet; Tote und Verwundete gab es sicher auch auf der Seite der Parteigänger Hugos genug. Aber Arderich war nicht unter den Opfern, und der König, dessen Verantwortung für diese Ereignisse offensichtlich war, versuchte sich herauszukaufen, indem er dem Erzbischof Versprechungen und Geschenke anbot.
    Adelheid beobachtete, dachte, lernte. Der altgewordene Herrscher, der die Intelligenz, die Energie, die Anmut und die natürliche Würde seiner künftigen Schwiegertochter schätzte, behandelte sie freundlich und versuchte, sie auf das Regieren vorzubereiten, so wie er es mit Lothar hielt. Der Ruf als unverschämter Schürzenjäger, der Hugo nicht zu Unrecht anhing, brachte es mit sich, daß die Sympathie und Zuneigung, die er Adelheid entgegenbrachte, von manchen falsch gedeutet wurde, wie eine spätere Information im Chronicon Novaliciense (V, c.3) zeigt, wonach er seine sehr junge Schwiegertochter verführt haben soltte [Persönlicher Einwurf: Bei einem Altersunterschied von über 50 Jahren eine für Adelheid mehr als unappetitliche Vorstellung. Man sollte sich einmal praktisch vorstellen, wie anziehend Hugo im Alter von ungefähr 65 Jahren auf ein 15-jähriges Mädchen gewirkt haben müßte.]. Doch neben der Veranlagung Adelheids, ihrer tiefen und lebendigen Religiosität, die allein genügen würde, um diese Nachricht wenig glaubhaft zu machen, führen praktische Überlegungen dazu, den Wahrheitsgehalt in Frage zu stellen. Und vor allem erwähnen die zuverlässigeren zeitgenössischen Quellen diese Nachricht nicht. Hugo war ein zu guter Politiiker, um sich auf eine Beziehung einzulassen, die ihn nicht nur diskreditiert, sondern auch Berengar einen idealen Vorwand geliefert hätte, um das Eingreifen OTTOS I. zu verlangen und seine Unterstützung zu bekommen. Dieser Herrscher übte in der Tat ein Protektorat über Burgund und die burgundische Königsfamilie aus, und Bertha, trotz allem die legitime Gemahlin Hugos, hätte solch eine Schmähung sicher weder für sich noch für ihre Tochter hingenommen. Dazu kommt, daß Hugo, obwohl ein leidenschaftlicher Mann ohne Skrupel, auch ein sehr guter Vater war, seiner zahlreichen Nachkommenschaft sehr verbunden, sehr besorgt darum, seinen Söhnen und Töchtern, ob legitim oder illegitim, einflußreiche Position zu sichern. Es scheint also schwierig zu glauben daß er so gehandelt haben könnte. Sein Verhalten hätte dann seinem Sohn Lothar, den Mitkönig und Erben, dem Spott und der Häme der Höflinge und der Untertanen ausgesetzt, und das hätte seine eigene Autorität geschwächt udn die Stellung seines Sohnes, dessen nicht nur physische Zartheit er kannte, praktisch unhaltbar gemacht. Ganz im Gegenteil versuchte Hugo aber um jeden Preis, die eigene Stellung und die Lothars zu verstärken, indem er OTTO I. bedeutende Geschenke sandte und die Hochzeit seiner sehr jungen und sehr schönen natürlichen Tochter Bertha mit Romanos, dem Enkel und Erben des byzantinischen Kaisers, aushandelte, um seine Unterstützung zu bekommen und das Ansehen seines Hauses zu vergrößern.
    Genau zu dem Zeitpunkt, als Hugo sich sicher fühlte, veränderte sich etwas in der Haltung des deutschen Königs. Dieser verfolgte mit großem Interesse, was sich in Italien ereignete, und er sah nicht gerne den Provenzalen, dessen Ehrgeiz er kannte, an Ansehen gewinnen. Berengar nutzte die Gelegenheit und zog Anfang 945 mit einem Heer über Schwaben nach Italien. Er sicherte sich durch großzügige Versprechungen die Unterstützung eines Neffen von Hugo, Manasse von Arles und den Rückhalt einiger Adligen und Kirchenfürsten und es gelang ihm, ohne Widerstand zu finden, das Etschtal entlangzuziehen und in Verona, Modena und mit Hilfe des greisen Erzbischofs Arderich in Mailand einzuziehen.
    Hugo war weit weg von seiner Hauptstadt, denn er war damit beschäftigt, das Schloß Vignola des plötzlich zu Berengar übergegangenen, raffgierigen Bischof Guido von Modena zu belagern. Er kehrte so schnell wie möglich nach Pavia zurück, aber sein Rivale hatte schon die Unterstützung der Unzufriedenen und aller aus Eigennutz Untreuen gefunden. Der König war ohne Heer, er konnte nur auf seine Grafen Angelbert und Aleram, seinen Schwiegersohn Elisiardo von Parma, Lanfranc von Bergamo, seinen natürlichen Sohn Boso, Bischof von Placentia, auf die Bischöfe Ambrosius von Lodi und Litifred von Pavia und einige kleinere Vasallen zählen, und es gelang ihm nicht, den Markgrafen von Ivrea zurückzuschlagen.
    Obwohl Berengar nicht die Krone trug, zeigte er sich großzügig und vergab Vergünstigungen und Schenkungen, als ob er der Herrscher wäre. Die Großen des Königreiches, nur damit beschäftigt, Reichtümer und Ehrenstellungen für sich zu erhalten, nahmen diesen ungesetzlichen Zustand gerne hin. Hugo machte sich klar, daß die Auseinandersetzung verloren und jeder Versuch von Widerstand in der Hauptstadt vergeblich war. Um seinen Sohn den Thron zu erhalten, anerkannte er also, daß er besiegt war. Er sandte Lothar mit einer Botschaft für die Großen des Königreiches nach Mailand, in der er sich bereit erklärte, sich allen ihren Anklagen zu stellen, er verzichtete auf die Krone, aber er verlangte, daß sie seinem Sohn nicht weggenommen würde, der an allem unschuldig sei, weil er wegen seines jungen Alters an der tatsächlichen Regierung nicht beteiligt war.
    Die Botschaft, die im Dom von Sant' Ambrogio vorgelesen wurde, brachte die vorherberechnete Wirkung, und die Versammlung akklamierte Lothar, von Erzbischof Arderich und von Berengar selbst zum Altar geführt, welcher mit dieser Geste den Eindruck erweckte, als ob er den jungen Herrscher unter seinen Schutz nehmen würde. In kurzer Zeit war die Lage vollkommen verändert: Hugo und Lothar hatten auf der Höhe ihrer Macht am 29. März 945 in Pavia der Gräfin Rotrud, dem Grafen Elisiardo und seiner Frau Rotlinda, einer Tochter des Königs, einige Besitzungen übertragen. Einige Tage später, am 8. April, saß Berengar schon im Palast. Es hatte kein Blutvergießen gegeben. Hugo hatte die Hauptstadt verlassen und sich auf einen seiner Höfe zurückgezogen, und Lothar begann nach seiner Rückkehr nach Pavia, die Macht unter der drückenden Schirmherrschaft des Markgrafen von Ivrea auszuüben, der einige seiner Vertrauten an den Hof brachte, wie zum Beispiel Bischof Brunendo von Asti, der an der Stelle des Bischofs Boso von Placentia, eines Sohnes Hugos, Kanzler wurde. Jedoch läßt die Anwesenheit von Männern wie dem Pfalzgrafen Lanfranc von Bergamo, dem Sohn der Rosa, einer Mätresse des Königs, oder dem Grafen Aldrich in der Umgebung Lothars vermuten daß er trotz der gewaltigen Macht Berengars (oder vielleicht gerade wegen dieser) eine Partei gab, die zum Teil aus Burgundern bestand, die Hugo nach Italien gefolgt waren, udn daß diese Partei dem alten König anhing und stark genug war, Anhänger des Provenzalen im Amt zu halten.
    Adelheid, die nichts ändern konnte, hatte mit Furcht die Ereignisse und den Erfolg Berengars verfolgt. Die neue Situation erschütterte die Hoffnungen zutiefst, die sie für ihre Zukunft gehegt hatte. Erzogen um zu herrschen, war sie an das starke und skrupellose Regieren Hugos gewöhnt, und plötzlich sah sie ihn entthront, während Lothar, ihr zukünftiger Ehemann, von zarter und beeindruckender Natur, von dem Mann abhing, dem er einige Jahre früher das Leben gerettet hatte.
    Bererngar wußte, daß Hugo nicht der Mann war, der sich mit einer untergeordneten Rolle begnügen würde, und er war sicher, daß dieser versuchen würde, sich zu rächen, auch mit Hilfe der Provenzalen. Er hinderte ihn also daran, in seine Heimat zurückzukehren, und um zu vermeiden, daß die Großen des Königreichs in die Versuchung gerieten, die Seiten zu wechseln, berief er im August eine Versammlung ein und holte Hugo nach Pavia zurück, um ihn wieder auf den Thron zu setzen. Wenn auch der Form nach Lothar und Hugo regierten, so lag die Macht in Wirklichkeit bei dem Markgrafen von Ivrea, der den Titel eines obersten Beraters angenommen hatte. Der von Berengar gesuchte Kompromiß sollte ihm helfen, Zeit zu gewinnen, ebenso sehr im Innern des Königreiches wie OTTO I. gegenüber (der ihn beschützt und dem er 941 einen Treueid geschworen hatte), aber auch im Verhältnis zu Burgund, wo Adelheids Bruder Konrad regierte.
    Die Lage änderte sich wenigstens teilweise, als Hugo mit der Billigung Berengars 947 entschied, endgültig in seine Heimat zurückzukehren. Aber vor seiner Abreise wollte der alte Herrscher, der einige Monate später sterben sollte, daß die Hochzeit seines Sohnes gefeiert würde, um ihm die energische Adelheid zur Seite zu stellen und so auch eine Unterstützung der burgundischen Partei zu sichern.





    912 1. oo 2. Willa von Nieder-Burgund, Tochter des Königs Bosos - seine Cousine

    920 2. oo Wandelmoda
    -
    924 3. oo Alda (Hilda)
    -
    926/30 . oo Pezola
    -
    928/29 5. oo 2. Rotruda (Roza), Witwe des Pfalzgrafen Giselbert - 29.3.945

    932 6. oo 3. Marozia, seine Schwägerin - 932

    12.12.937 7. oo 2. Bertha von Schwaben, Tochter des Herzogs Burchard II., um 907-5.4.961/2.1.1966



    Kinder:

    2.Ehe
    - Hubert Markgraf von Tuszien 920/25- 967/70

    3.Ehe
    - Alda 925- 954
    936 oo Alberich II. Markgraf von Spoleto 911-31.8.954
    - Lothar König von Italien 926/28-22.11.950

    4.Ehe
    - Boso Bischof von Piacenza (941-951) 927/30- 949/51
    - Bertha (Eudokia) Kaiserin von Byzanz 927/30- 949
    944 oo Romanos II. Kaiser von Byzanz 939-15.3.963

    5. Ehe
    - Rotlinda 930-14.10.1001
    29.3.945 1. oo Elisiardus Graf - 948
    950 2.oo Bernhard Graf von Pavia
    -30.6.976


    Illegitim
    - Theobald Archidiakon von Mailand - 961
    - Gotifred Abt von Nonantula



    Literatur:
    Adelheid Kaiserin und Heilige 931 bis 999 Info Verlag Karlsruhe 1999 Seite 97-107 - Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 155, 158,161,164,364 K 10 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite88,90 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 36,50,57,66-70 - Black-Veldtrup Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien. Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 1995 Seite 170,160 - Brühl Carlrichard: Die Geburt zweier Völker. Deutsche und Franzosen Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Seite 168 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 377,408,411 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 24,71,80,82,105,271 - Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite 74,81-90,92,100,102-104,118,125-127,130,142,163,174,184,186-188,194,199,201,208, 216-218,230,232, 238,244,249,260-263,273,304,309 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite170,189 - Hofmeister, Adolf: Deutschland und Burgund im frühen Mitelalter, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1970 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 97-100,103,137-140,185,226 - Keiser Bruno: Adelheid. Königin, Kaiserin, Heilige. Ein Leben in bewegter Zeit. Piper Verlag GmbH München 1999 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 266,280,284,287,296,301,311,314 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 195,225 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 84,88,89,91 - Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg): Otto III. – Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 272,278,285f,316f - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan (Hrsg.): Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung "Otto der Große, Magdeburg und Europa" Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001Seite 10,24,197,198,216, 252,280,281,283,332,333 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 29,33-38 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 78,117,120,130 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 169,187 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/ Opf. 1994 Seite 108, 127,129/30,150/51,188 Anm. 711,204,222,288,295, 334 Anm.1213,376,378,385 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 19,23,100 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 459 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 491,513 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 65,121,129,132,211,253 -


Generation: 2

  1. 2.  von Arles, Theotbald wurde geboren um 850 (Sohn von von Arles, Hugbert); gestorben um 895.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Arles (Grafschaft),Bouches-du-Rhône,Provence-Alpes-Côte d’Azur,Frankreich; Graf von Arles

    Notizen:

    Theotbald Graf von Arles
    um 850- um 895
    Sohn des Grafen Hugbert von Arles

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 2, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    V. 8 b. BERTHA
    * wohl ca. 863, + 925 8.III.
    Gemahl:
    a) vor 881 (wohl ca. 879)
    THEOTBALD, GRAF VON ARLES + nach 887 VI, vor 898
    b) vor 898 (ca. 895)
    Adalbert, Markgraf von Tuszien + 915 17. VIII.

    Anmerkungen: Seite 114
    V. 8. Bertha,
    Geburtsdatum ungefähr zu erschließen aus dem Datum der ersten Vermählung und der Geburtszeit des ältesten Sohnes. Sonst Liudpr. 1, 39. Parisot, Roy de Lorr. 444 n. 7.
    1. Gemahl: Graf Theotbald
    er wird Ann. Bert. 881, S. S.1,518, bereits als Hugos Schwager bezeichnet, kommt zuletzt 887 VI. vor, Chartes de Cluny n. 30, und war 898 tot, da sie damals bereits wiedervermählt war.
    2. Gemahl: Markgraf Adalbert,
    oo vor 898 Liudpr. 1, 39. Todeszeit: Dümmler, Gesta Bereng. 39, Anm. 2; Hofmeister, M.I.Ö. Ergb. 7,400. [Va 15]

    Thiele, Andreas: Tafel 390, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa"

    THEOTBALD
    + um 895
    Theotbald war ein bedeutender und einflußreicher Magnat in der Provence.
    oo um 880 BERTHA VON LOTHRINGEN + 925
    Uneheliche Tochter des Königs Lothar II.
    Regentin 915; besaß bis zuletzt größten Einfluß

    Hlawitschka, Eduard: Seite 63, "Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962)"

    Die Beziehungen dieser Familie erhellen sich aber auch noch daraus, daß der Sohn Adelberts und Rotildes, Adalbert der Reiche von Tuszien, sich in Berta, einer Tochter Lothars II. und Witwe des Grafen Thiebald von Arles, seine Frau aus der Provence holte (E. Brandenburg, Nachkommen Karls des Großen Seite 3 und Seite 87).

    Dümmler Ernst: Seite 76, "Die Chronik des Abtes Regino von Prüm"

    883
    Um diese Zeit wird Hugo, der Sohn Lothars, von einigen Freunden der Zweitracht und des Haders zu der Hoffnung verleitet, das väterliche Reich wiederzuerlangen und alle, die der Gerechtigkeit und dem Frieden Haß geschworen, strömten ihm zu, so daß in wenigen Tagen eine zahllose Schar von Räubern seiner Hoheit sich unterstellt hatten. Zu diesen gesellen sich auch einige von den Großen des Reiches, durch eitle Hoffnung verführt und leisteten Huldigung, nämlich die Grafen Stephan, Ruotbert, Wicbert, Thiebald [Ein Sohn von Thietbergas Bruder Hucbert.], sowie auch Albrich und sein Bruder Stephan, und so arge Räubereien und Gewalttaten wurden von diesen im Reiche verübt, daß zwischen ihrer und der Nordmänner Bosheit kein Unterschied stattfand, außer daß sie sich des Mordens und Brennens enthielten.

    Dümmler Ernst: Band II Seite 131,145, "Geschichte des Ostfränkischen Reiches"

    Trotz dieser kleinen Niederlage verstärkte sich die Bande Hugos immer mehr, sogar mehrere von den lothringischen Großen ergriffen seine Partei und leisteten ihm Huldigung, darunter Graf Thietbald, der Sohn des im Jahre 864 erschlagenen Abtes Hukbert, den Hugo mit seiner eigenen Schwester Bertha vermählte. So verband sich jetzt die Tochter Waldradas mit dem Neffen Thietbergas, uneingedenk der alten Feindschaft, die vordem ihre Häuser entzweit.
    Es wurde daher beschlossen, daß die Könige selbst zu diesem Zwecke nach Attigny ziehen und vereinigt mit der von Ludwig von O-Franken ihnen zu Hilfe gesandten Truppenmacht den Usurpator bekämpfen sollten. An der Spitze der deutschen Streitkräfte stand der ostfränkische Graf Heinrich und Graf Adalhard vom Moselgau, der Laienabt von Echternach. Wiewohl man Hugo selbst nicht habhaft werden konnte, so geriet man doch mit dem von seinem Schwager Thietbald geführten Kern seiner Macht in ein sehr blutiges Handgemenge, welches mit einer teuer erkauften vollständigen Niederlage der Aufrührer endigte. Hugo schien dadurch unschädlich gemacht, Thietbald verschwand und es verbreitete sich das Gerücht, daß er gefallen sei [Ann. Laubiens. 880 (Scr. IV, 15): Thietbaldus filius Huberti abbatis occiditur ab Heinrico duce, dagegen Hinkmar sagt ausdrücklich: illum (sc. Teutbaldum) in fugam verterunt. Gingins-la-Sarraz (Archiv für schweizerische Geschichte IX, 98) zitiert eine ungedruckte Urkunde aus der Provence: coram inluster vir Teutbold comite. Hugo, der später König von Italien war der Sohn Thietbalds und Berthas (Liudprand, antap. I c. 39, III c. 18; Urkunde Hugos Bouquet IX, 690: memoriale patris mei Teutbald et matris meae Berthae) und Arelatensium seu Provincilium comes.], er fand jedoch eine Zuflucht bei seinem Vetter Boso in der Provence, wo seine Familie später noch zu höchstem Ansehen aufsteigen sollte.



    um 880 oo 1. Berta, illegitime Tochter von König Lothar II. 863 - 8.3.925
    (895/98 2. oo Adalbert II. der Reiche von Lucca - 17.8.915



    Kinder:

    - Boso III. Graf von Arles 885 - 935
    - Theutberga
    oo Werner Graf von Troyes - 6.8.924
    - Hugo der Böse König von Italien 880 - 10.4.947


    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 2,114 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 76 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 131,145 - Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite 63,81,208 - Jahrbücher von Fulda. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1969 Seite 112 - Jahrbücher von St. Bertin. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VI Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1972 Seite 280 - Jahrbücher von St. Vaast. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VI Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1972 Seite 296 - Regino Chronik. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1969 Seite 264 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 390 -

    Theotbald heiratete von Lothringen, Berta um 880. Berta (Tochter von von Lothringen, Lothar II. und Waldrada) wurde geboren in 863; gestorben am 8 Mrz 925. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 3.  von Lothringen, Berta wurde geboren in 863 (Tochter von von Lothringen, Lothar II. und Waldrada); gestorben am 8 Mrz 925.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Arles (Grafschaft),Bouches-du-Rhône,Provence-Alpes-Côte d’Azur,Frankreich; Gräfin von Arles
    • Titel/Amt/Status: Tuszien,Italien; Markgräfin von Tuszien

    Notizen:

    Berta von Lotharingien
    Gräfin von Arles
    Markgräfin von Tuszien
    863-8.3.925
    Illegitime Tochter des Königs Lothar II. von Lotharingien von seiner Konkubine Walderada
    Bertha wurde 915 Regentin und besaß bis zuletzt großen Einfluß.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 168, "Die Widonen im Dukat von Spoleto" in Stirps Regia

    Widos Gemahlin Ita kann damit nicht eine Tochter Kaiser LOTHARS I. gewesen sein, wie man das noch vor etwa 25 Jahren zur Erklärung des rasanten Aufstegs der WIDONEN in Italien für höchstwahrscheinlich hielt. Ita kann übrigens auch schon deswegen keine Tochter LOTHARS I. gewesen sein, weil dann ihr Enkel, der Herzog Adalbert II. von Tuszien, in Berta, einer Tochter König Lothars II., eine zu nahe Verwandte gegen alle kirchlichen Ehegesetze der damaligen Zeit geehelicht haben müßte.

    Hlawitschka Eduard: Seite 29, "Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte"

    In der Nachkommenschaft Kaiser LOTHARS I. existierte, da Lothar II. und Waldradas Sohn Hugo 885 geblendet und regierungsunfähig gemacht worden war und die beiden damals erst wenige Jahre alten Söhne von Hugos Schwester Berta gleichfalls mit dem Makel Waldradas behaftet und für das Nachfolgeproblem nicht in Betracht zu ziehen waren, auch nur noch ein in Frage kommender Knabe: nämlich LUDWIG, ein Sohn des Usurpators Boso von der Provence und Irmingards.

    Kimpen Emil: Seite 40, "Zur Königsgenealogie der Karolinger- bis Stauferzeit"

    Beider Sohn Markgraf Adalbert II. der Reiche (+ um 915), der zweite Gatte von König Lothars II. Tochter Bertha (+ 925), ist urkundlich als "nepos" Kaiser WIDOS bezeugt und hatte zwei offensichtlich zu Ehren der gekrönten WIDONEN wie auch der Betonung eigener Thronansprüche benannte Söhne Wido und Lambert..

    Konecny Silvia: Seite 153, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Aber auch die Ehe Bertas, einer Tochter Lothars II., mit Theotbald von Arles, die vielleicht auf Betreiben von deren Bruder Hugo zustande kam, diente weitgehend adeliger Bündnispolitik [Theotbald zählte 883 zu den Verbündeten von Bertas Bruder Hugo, Regino, Chronicon a. 883; Seite 264.].

    Riche Pierre: Seite 264,266, "Die Karolinger. Eine Familie formt Europa."

    Der mächtigste Fürst Italiens war damals der Markgraf von Tuszien, Adalbert II. dives, der mit Lothars II. und Waldarads Tochter Bertha verheiratet war und sich deshalb als Verwandter der KAROLINGER fühlte. Er rief im Jahre 905 LUDWIG erneut nach Italien.
    Auch Hugo von Arles ließ sich von der italienischen Krone verlocken, besonders weil seine Mutter Bertha in zweiter Ehe Adalbert II. von Tuszien geheiratet hatte.

    Schieffer Rudolf: Seite 175, "Die Karolinger"

    Deshalb versuchten ihn Ludwig der Jüngere 881 durch eine Ausstattung mit mehreren Grafschaften und Abteien, darunter Lobbes, abzufinden, aber Hugo entzog sich dem Frieden bald wieder in der begründeten Voraussicht, für seine Ambitionen stets genügend bewaffnete Unterstützung in unzufriedenen Kreisen finden zu können. Durch die Heirat seiner Schwester Bertha mit dem Grafen Theotbald von Arles, der ihn auch militärisch unterstützte und ausgerechnet ein Neffe Theutbergas, der Nebenbuhlerin seiner Mutter Waldrada, war, schlug Hugo zudem eine familiäre Brücke zu den BOSONIDEN.


    1. oo Theotbald Graf von Arles - um 895

    895/98 2. oo Adalbert II. der Reiche Markgraf von Tuszien - 17.8.915


    Kinder:

    1. Ehe
    - Boso III. Graf von Arles 885 - 935
    - Theutberga
    oo Werner Graf von Troyes - 6.8.924
    - Hugo der Böse König von Italien 880-10.4.947

    2. Ehe
    - Lambert Herzog von Lucca 897 - 958
    - Wido Markgraf von Tuszien 896 - 928/29
    - Ermengard 901 - 29.2.931
    915 oo Adalbert I. Markgraf von Ivrea - 923


    Literatur:
    Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 450; Band II Seite 131,377 - Hlawitschka, Eduard: Die Widonen im Dukat von Spoleto. in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris, Seite 155-227 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 29 - Hlawitschka, Eduard: Waren die Kaiser Wido und Lambert Nachkommen Karls des Großen?, in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka, Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris, Seite 227-247 - Kimpen Emil: Zur Königsgenealogie der Karolinger- bis Stauferzeit. - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 153 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 264, 266 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 175,195 -

    Kinder:
    1. von Arles, Boso III. wurde geboren in 885; gestorben nach 938.
    2. von Arles, Theutberga wurde geboren um 880/885; gestorben vor 948.
    3. 1. von Italien, Hugo wurde geboren in 880; gestorben am 10 Apr 947 in Arles [13200],Bouches-du-Rhône,Provence-Alpes-Côte d’Azur,Frankreich.


Generation: 3

  1. 4.  von Arles, Hugbert (Sohn von von Arles, Boso); gestorben in 864 in Orbe [1350],Waadt,Schweiz.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Saint-Maurice [1890],Wallis,Schweiz; Abt von Saint-Maurice in Wallis
    • Titel/Amt/Status: Transjuranien,Burgund,Frankreich; Herzog von Transjuranien

    Notizen:

    Hugbert
    Herzog von Transjuranien
    Abt von Saint-Maurice in Wallis
    - 864 gefallen bei Orbe
    Sohn des Grafen Boso von Arles

    Thiele, Andreas: Tafel 390, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa"

    HUGBERT
    + 864 gefallen
    Herzog von Transjuranien, Abt von St. Maurice

    Hugbert war eine Stütze seines Schwagers Lothar II., stand gegen das Haus der WELFEN um die Hegemonie und wurde von Konrad II. von Auxerre besiegt.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 215, "Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962)"

    Von italienischer Seite ist neuerdings der WIDONE Konrad mit jenem welfischen Grafen Konrad von Auxerre identifiziert worden, der ca. 864 von Kaiser LUDWIG II. die im Vertrag von 863 ( B M ² nr. 1222b) zum italienischen Reich geschlagene Grafschaft zwischen dem Jura und den Pennischen Alpen erhielt und in einem blutigen Treffen bei Orle den seit dem Ehehandel Lothars II. rebellischen Abt Hukbert von St. Maurice besiegte und beseitigte.

    Riche Pierre: Seite 214,222, "Die Karolinger. Eine Familie formt Europa."

    Lothar II. hatte im Jahr 855 aus rein politischen Gründen Teutberga geheiratet, die Tochter des Grafen Boso und Schwester des Laienabts Hukbert von Saint-Maurice im Wallis. Er hatte aber auch eine halblegale Nebenfrau, Waldrada, an der er besonders hing, weil sie ihm einen Sohn geboren hatte. Da Lothar mit seiner rechtmäßigen Gemahlin keine Kinder hatte, wollte er die Ehe wieder lösen und Waldrada heiraten, um so sein Reich an einen Erben weitergeben zu können. Lothar beschuldigte Teutberga der Unzucht mit ihrem Bruder, dem übrigens jede Schandtat zuzutrauen war, und nachdem er eine erzwungenes Geständnis von der Königin erlangt hatte, ließ er 860 von einigen Bischöfen aus Lotharingien und den anderen Reichsteilen sein "gutes Recht" bestätigen.
    Lothar war mit knapp 20 Jahren König geworden und hatte Teutberga geheiratet, die Schwester Abt Hukberts von Saint-Maurice im Wallis, der das Gebiet zwischen Jura und Alpen kontrollierte. Dieser Laienabt war ein regelrechter Straßenräuber, er beherrschte das obere Rhonetal, bis ihn im Jahr 864 der WELFE Konrad II. besiegen und töten konnte. Dieser übernahm dann Hukberts Besitzungen.

    Schneidmüller Bernd: Seite 66, "Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung."

    Zukunftsträchtigen Lohn erhielt erst sein Sohn Konrad. Für die verlorene Grafschaft Auxerre erlangte er einen Herrschaftsbezirk (Grafschaft, Dukat) zwischen Jura und Penninischen Alpen ("Tranjuranien"). König Lothar II. hatte ihn einst (855?) seinem Schwager Hukbert aus dem Haus der BOSONIDEN verliehen. Als der Herrscher des Mittelreichs 857 seine Gemahlin Theutberga verstieß, brachte ihm dies auch die Feindschaft ihrer Sippe ein; Hukbert wandte sich schließlich KARL DEM KAHLEN zu. Das Gebiet um Genf, Lausanne und Sitten hatte Lothar 859 seinem Bruder Kaiser LUDWIG II. abgetreten. Der rief nun den WELFEN Konrad ins Land und übertrug ihm vermutlich 864 den transjuranischen Dukat. Konrad vermochte sich 864 militärisch gegen Hukbert durchzusetzen und auch eine Nachfolge im ehrwürdigen Kloster St-Maurice d'Agaune anzutreten, wo den burgundischen WELFEN ein neues geistliches Zentrum erwuchs.

    Schieffer Rudolf: Seite 153,160, "Die Karolinger"

    Offenbar der Festigung seiner Position nach Süden hin diente auch der folgenschwere Entschluß des jungen Königs, anstelle seiner bestehenden Friedelehe mit Waldrada (wohl aus moselländischem Adel) eine rechtsförmliche Muntehe mit Theutberga, der Schwester des Abtes Hukbert von Saint-Maurice d'Agaune aus dem Hause der BOSONIDEN und den wichtigsten Machthabers zwischen Jura und Alpen, einzugehen. Immerhin gelang es, LUDWIG II. vom Ausgreifen über Italien hinaus abzuhalten. Auf einem Treffen in Orbe (bei Lausanne), inmitten von Hukberts Gebiet, bekräftigten die drei königlichen Brüder im Herbst 856 die vom Vater gezogenen Grenzen.
    Theutbergas Verstoßung unter der Beschuldigung der Unzucht mit ihrem Bruder Hukbert von Saint-Maurice bedeutete zugleich den Bruch Lothars mit diesem wichtigen Gebieter im Alpenraum, gegen den er 858 erfolglos zu Felde zog.

    Mühlbacher Engelbert: Band II Seite 259-262, "Deutsche Geschichte unter den Karolingern"

    Doch bald nach seiner Thronbesteigung vermählte sich Lothar "mit Zustimmung und nach dem Willen seiner Getreuen" feierlich mit Theutberga, der Schwester des Abts Hukbert von St. Maurice im oberen Rhonetal. Politische Erwägungen scheinen diesen standesgemäßen Ehebund geschlossen zu haben: Hucbert, zugleich im Besitz der Grafschaft zwischen Jura und dem Großen St. Bernhard, beherrschte die Alpenpässe, welche von Italien nach dem Rhonetal führten; Lothars ältester Bruder, Kaiser LUDWIG, wähnte sich bei der Reichsteilung verkürzt, man mochte fürchten, daß er seine weitergehenden Ansprüche mit Gewalt vertreten werde; Hucbert war also für Lothar damals ein wertvoller Bundesgenosse.
    Später wurde zur Entlastung Lothars das Märchen aufgetischt, derselbe sei von Hucbert und dessen Komplicen durch Drohungen zur Ehe mit Theutberga gezwungen worden, nur widerstrebend habe er sich seine Gattin aufdrängen lassen; in den Urkunden Lothars aus dieser Zeit tritt Hucbert als sein "geliebter Rat", als einflußreicher Fürsprecher auf.
    Doch schon nach Jahresfrist (857) verstíeß Lothar seine Gemahlin. Der Bruder der Verstoßenen war nicht gewillt, die seiner Schwester und ihm zugefügte Schmach ruhig hinzunehmen. Mitten im Winter zog Lothar, der die in Duurstede und in der Betuwe plündernden Normannen unbehelligt gelassen hatte, gegen Hucbert zu Felde. Doch seinem Gegner wurden die unzugänglichen Berge und Schluchten zur Festung. Ohne Erfolg kehrte er wieder heim. Um einen Verbündeten zu gewinnen, trat er die an Hucberts Grafschaft grenzenden Bistümer Bellay und Tarantaise an seinen jüngeren Bruder Karl ab.
    Um die Interessen seines Bruders mit den seinen zu verbinden, trat er ihm einen Teil seines Reiches jenseits des Jura, die Städte Genf, Lausanne und Sitten mit den Bistümern, Klöstern und Grafschaften, das Hospital auf dem St. Bernhard und die Grafschaften Pümplitz (bei Bern) ausgenommen, ab. Damit überkam und übernahm der Kaiser auch die Bekämpfung des gefährlichsten Gegners Lothars, des Abts Hucbert von St. Maurice, des Bruders Theutbergas.

    Dümmler Ernst: Seite 13,33,34, "Die Chronik des Abtes Regino von Prüm"

    859
    Lothar übergab dem Abte Hucbert das Herzogtum zwischen dem Jura und dem Jupitersberg [Großer St. Bernhard. Diese Verleihung muß mindestens schon 857 stattgefunden haben, da im Anfange des Jahres 858 Lothar bereits mit seinem Schwager Krieg führte.], weil er diesen damals für sehr treu hielt, denn er war durch seine Schwester Thietberga mit ihm verschwägert.
    Um diese Zeit begann der Abt Hucbert [Gegen Hucbert war Lothar schon gegen Ende 857 zu Felde gezogen, um ihn aus seinen Besitzungen zu vertreiben, mit deren Abtretung 859 er sodann den Beistand seines Bruders LUDWIG erkaufte. Hucbert fand nebst Thietberga bei KARL DEM KAHLEN Zuflucht, der ihm sogar 862 die Abtei St. Martin zu Tours schenkte, wußte aber zugleich auch seine früheren Besitzungen, namentlich die Abtei St. Maurice im Wallis wenigstens teilweise zu behaupten.], der Bruder der Königin Thietberga, gegen den König Lothar sich aufzulehnen; er sammelte nämlich eine starke Schar von Räubern, ging mit diesen auf Plünderung aus und nachdem er die Mannen Lothars, welche die zunächst gelegenen Orte besaßen, getötet oder verjagt hatte, verteilte er ihre Äcker und Häuser unter seine Spießgesellen. Um diese Verwegenheit zu züchtigen, führte König Lothar einmal und abermals und zum dritten Male ein Heer wider ihn ins Feld und sandte auch häufig Kriegsscharen unter anderen Führern gegen ihn aus, aber er vermochte durchaus dieser Frechheit kein Ende zu machen, weil er die unzugänglichen Gegenden zwischen dem Jura und den penninischen Alpen den Aufständischen eine sehr sichere Zuflucht gewährten, dem Könige und seinem Heere dagegen wegen der tief eingeschnittenen Täler und steil abfallenden Berge sehr enge Straßen und schwierige Pässe. Dennoch wurde dieser meisterlose Hucbert zuletzt vom Grafen Konrad [Ein Sohn Konrads, des Bruders der Kaiserin Judith, dem Kaiser LUDWIG II. die Grafschaft über jene Gegenden übertragen.] bei dem festen Platz welcher Urba [Orbe im Waadtlande. Hucbert fiel im Jahre 864.] heißt, erschlagen.



    oo N.N.

    Kinder:

    - Theotbald - um 895



    Literatur:
    Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 13,19,33,34 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 447-451,453,459,461,479,508,550-552,597 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969 Seite 171 - Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite 61,161,215 - Hlawitschka Eduard: Stirps Regia. Forschungen zum Königtum und Führungsschichten im frühen Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze. Festgabe zu seinem 60. Geburtstag. Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris Seite 300 - Jahrbücher von St. Bertin. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VI Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1972 Seite 102,104,108,142 - Jahrbücher von St. Vaast. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VI Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1972 Seite 296 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion Band II Seite 259-262 - Regino Chronik. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1969 Seite 188,214 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 214,217,222, 260,266 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 153,160,163,181 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 66 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 390 - Xantener Jahrbücher. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VI Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1972 Seite 352,356 -

    Gestorben:
    gefallen bei Orbe

    Kinder:
    1. 2. von Arles, Theotbald wurde geboren um 850; gestorben um 895.

  2. 6.  von Lothringen, Lothar II.von Lothringen, Lothar II. wurde geboren um 835 (Sohn von von Franken, Lothar I. und von Tours, Irmingard); gestorben am 8 Aug 869 in Piacenza,Piacenza,Emilia-Romagna,Italien; wurde beigesetzt in Piacenza,Piacenza,Emilia-Romagna,Italien.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 855-869; Franken-König

    Notizen:

    Neue Deutsche Biographie
    Lothar II.
    fränkischer König, * circa 835 wohl in Italien, † 8.8.869 Piacenza, ⚰ Sant'Antonino Piacenza.

    Für die Urenkel Karls d. Gr. hatte die Samtherrschaft in einem noch nicht verfestigten Teilungsgefüge des fränk. Großreiches noch ernstliche Geltung, aber als Gegengewichte zur Dynastie hatten Hochadel und Episkopat unter Ludwig d. Frommen und Lothar I. sehr an aktiver Bedeutung gewonnen. So haben politische Mitsprache des Adels und kirchliche „Normenkontrolle“ L.s Regierung und persönliches Schicksal entscheidend bestimmt.

    L. wird zu 841 beiläufig als parvulus erwähnt; im übrigen ist über seine Jugend und Erziehung nichts bekannt. Noch zu Lebzeiten des Vaters ging er die Verbindung mit Waldrada ein. Daß es sich um eine nicht vollgültige sog. Friedelehe handelte, ist ohnehin zu unterstellen und wird gesichert durch den Namen des Sohnes, offensichtlich des ersten Kindes, der sich Ende 861 erstmals bezeugt findet, aller Wahrscheinlichkeit nach aber bereits mehrere Jahre vorher geboren war: der Name Hugo begegnet nicht bei vollbürtigen karoling. Prinzen, wohl aber hieß so ein Friedelsohn Karls d. Gr.

    Mit der Erbteilung von Ende Sept. 855 fiel an L. der gesamte nördliche Raum des Mittelreiches von 843. Die Dreiteilung von 855 – Italien an den dort bereits seit 850 als Kaiser regierenden Ludwig II., die „Francia“ an L., die „Provincia“ an den jüngsten Sohn Karl – wurde innerhalb der Dynastie keineswegs widerspruchslos hingenommen. Ludwig II. verlangte einen Anteil an den fränk. Kernlanden des Reiches. Der junge|Karl dagegen scheint wegen Krankheit (Epilepsie) kaum regierungsfähig gewesen zu sein; ihn suchte L. von der Herrschaft auszuschließen und zum Eintritt in den geistlichen Stand zu bewegen. In dieser ungefestigten Situation war für jeden Teilherrscher der Rückhalt an den älteren Königen, d. h. den Brüdern Lothars I., und an den Großen seines Reichteils von beträchtlichem Gewicht. L. und seine Anhänger nahmen daher zunächst Kontakt mit dem Ostkönig Ludwig auf. In Frankfurt, also auf ostfränk. Boden und im Beisein Ludwigs, wurde L. wohl im Okt. 855 von den principes et optimates seines regnum zum König proklamiert. Auch von Salbung (und Krönung) ist die Rede, freilich ohne nähere Angaben. Die Zeremonie dürfte sich in Aachen abgespielt haben, wo L. Ende Nov./Anf. Dez. 855 bezeugt ist, und könnte sehr wohl von EB Gunther von Köln vollzogen worden sein, der alsbald dem Metzer EB Drogo († 8.12.855) als Erzkaplan L.s folgte. Noch im selben Jahre 855 schloß L. „mit Zustimmung und Willen seiner Getreuen“ (später ließ er erklären: unter Druck und Zwang) die Ehe mit Theutberga. Den Laienabt Hukbert von St. Maurice, der ihm seine Schwester übergab, bestellte er zum Amtsherzog zwischen (Schweizer) Jura und Alpen. L. hatte also, offenkundig aus politischen Rücksichten, seine Friedelehe durch eine rechtsförmliche sog. Muntehe mit einer Frau aus dem Hochadel seines Reichsteils ersetzt und seinen neuen Schwager mit einer politisch-militärischen Aufgabe betraut, die vermutlich der Absicherung gegen Italien dienen sollte. Diese Spannungen wurden jedoch vorerst beigelegt. In Orbe, inmitten von Hukberts Gebiet, kamen etwa im Herbst 856 Ludwig II., L. und Karl zusammen. Hier erzwangen die optimates aus dem Reichsteil Karls, daß diesem die Provence mitsamt dem Dukat von Lyon überlassen, die von Lothar I. verfügte Teilung also in Geltung blieb.

    L. gebot über einen ansehnlichen Länderkomplex zwischen Alpen und Nordsee, von der Schelde und der Maas bis zur Rheinlinie, d. h. über einen Kernraum der alten Francia. Er übernahm die Kanzlei seines Vaters; 36 von ihm ausgestellte Diplome sind im Wortlaut erhalten, 11 weitere aus späteren Spuren zu erschließen. Als bedeutsame Begegnung mit dem geistigen Leben verdient Erwähnung, daß der in Lüttich lehrende Ire Sedulius Scotus seinen Fürstenspiegel Liber de rectoribus christianis ca. 855/59 L. gewidmet hat. L.s regnum war als Teilreich im System der karoling. Samtherrschaft nicht minder lebensfähig als West- und Ostfranken auch, vorausgesetzt daß es hier wie dort zu dynastischer Kontinuität kam. Die Sorge um diese dynastische Erbfolge wurde für L. das alles bestimmende Leitthema, politisch und persönlich. An einer Kontinuität einvernehmlicher Samtherrschaft mußte ihm dabei besonders gelegen sein. Ähnlich wie sein Vater es gehalten hatte, traf er sich alsbald erneut mit Ludwig dem Deutschen (Febr. 857 in Koblenz) und mit Karl dem Kahlen (1.3.857 in St. Quentin).

    Seit 857 wird deutlich, daß L. von der Unfruchtbarkeit Theutbergas überzeugt war und sich von ihr zu lösen suchte. Die Hartnäckigkeit, mit der er auf eine Legalisierung seiner Verbindung mit Waldrada drängte, legt die Vermutung nahe, daß er von ihr bereits in diesen Jahren den Sohn Hugo hatte. Es wurde ein menschlicher, rechtlicher und politisch-kirchlicher Konflikt mit sehr grundsätzlichen Akzenten. L. versuchte es zunächst mit einer Verstoßung Theutbergas, was er jedoch nur bei einer schweren Schuld der Königin wagen konnte. Daher wurde die Behauptung verbreitet, Theutberga habe sich der Unzucht mit ihrem Bruder Hukbert schuldig gemacht. Das bedeutete den Bruch mit Hukbert. Ihn suchte L. Anfang 858 durch eine militärische Aktion auszuschalten, aber das Unternehmen schlug fehl, doch erwirkte L. einen Erbvertrag mit seinem provenzalischen Bruder Karl, dem er dafür freilich burgund. Alpenland abtrat. Dagegen zwang ihn der Widerspruch im eigenen Lande, seine Eheangelegenheit gerichtlich prüfen zu lassen. Dabei siegte Theutberga durch ihren Vertreter im Gottesurteil des siedenden Wassers; L. mußte sie wieder als Gattin und Königin anerkennen (ca. Mai-Juli 858).

    Diese Angelegenheit trat dann für einige Zeit hinter Problemen der karoling. Samtherrschaft zurück. L. leistete seinem Oheim Karl dem Kahlen im Sommer 858 Hilfe gegen die Normannen, aber Karls schwankende Herrschaft in seinem von innen und außen erschütterten Westreich, ja das ganze Teilungswerk von 843 schien einzustürzen, als eine Gruppe des westfränk. Adels Ludwig d. D., den Senior der Dynastie, zum Eingreifen aufforderte und der Ostkönig 858 tief nach Westfranken vorstieß. In dieser gefährlichen Situation, die sich durch den eiligen Rückzug Ludwigs (15.1.859) noch keineswegs bereinigte, wirkte L. als Vermittler. Er machte zwar zunächst Miene, sich auf die Seite Ludwigs zu schlagen, den er im Dez. 858 in der Pfalz Attigny aufsuchte, aber|schon im Febr. 859 traf er sich (in der Pfalz Arcis-le-Ponsart b. Reims?) wieder mit Karl. Unter seiner aktiven Förderung bemühten sich die Bischöfe des West- und des Mittelreiches um eine Wiederherstellung wenn nicht der Einheit, so doch der Einigkeit. Es bedurfte aber noch wiederholter Zusammenkünfte und langwieriger Verhandlungen: Synode in Metz am 28.5.859; Synode in Savonnières bei Toul in Anwesenheit L.s, Karls d. K. und Karls von der Provence am 14.6.859; Begegnung Ludwigs, Karls d. K. und L.s auf einer Rheininsel bei Andernach, wohl im Herbst 859. Bei einer abermaligen Zusammenkunft dieser drei Könige kam dann im Juni 860 der Friede von Koblenz zustande, der das Vertragswerk von 843 noch einmal sanktionierte.

    Um in diesem Ordnungsgefüge auch seinem eigenen Mittelreich Rang und Platz zu sichern, hatte L. unterdessen die Bemühungen um eine Neuregelung seiner Ehe wieder aufgenommen. Seinem Bruder Ludwig II., den er Ende 859 in Italien aufsuchte, trat er die „transjuranischen“ Gebiete Hukberts ab, um ihn als Verbündeten zu gewinnen und ihm den Kampf gegen Hukbert zu überlassen. (Der Kaiser vertraute diese Länder dem westfränk. Welfen Konrad an; im Kampf mit ihm fand Hukbert, der zunächst im Westreich Karls Aufnahme und Ausstattung gefunden hatte, 864 den Tod.) In der Meinung, sich innerhalb des regnum Francorum allseitig politisch abgesichert zu haben, wagte L. es, seinen Eheprozeß vor ein geistliches Forum zu bringen.

    Unter der Führung der Erzbischöfe Gunther von Köln und Theutgaud von Trier tagte im Jan. 860 eine Aachener Synode, dann im Februar am selben Ort eine erneute Synode und Reichsversammlung. Vor diesen Gremien legte Theutberga ein mündliches, dann gar schriftliches Geständnis ab, daß sie von ihrem Bruder vergewaltigt worden und der Ehe unwürdig sei. Das Urteil lautete auf Verweisung der Königin in ein Kloster; die Fortsetzung der Ehe wurde untersagt. Aber noch im selben Jahre wurde der Kampf um L.s Ehe zu einer gesamtfränk. und gesamtkirchlichen Angelegenheit. EB Hinkmar von Reims, der eine Teilnahme an der zweiten Aachener Synode abgelehnt hatte, äußerte sich in einer ausführlichen Denkschrift (De divortio Lotharii). Er behauptete nicht schlechthin die Unschuld Theutbergas, kritisierte aber aufs schärfste das Verfahren und verlangte geistliche Sanktionen auch gegen L. als Ehebrecher. Hinkmar, als Verfasser der Annales Bertiniani (ab 861) zugleich wichtigster Chronist dieses Geschehens, ist es überhaupt gewesen, der für die Nachwelt ein sehr negatives Bild von L. und erst recht von Waldrada vermittelt hat, das in jüngerer Zeit – nicht zum wenigsten dank dem Begriff der Friedelehe – doch differenzierter gesehen wird. Hinkmars rechtlich-moralischer Protest hatte im übrigen auch eine politische Note, denn er war der Ratgeber Karls d. K., dessen Verhältnis zu L. sich sehr abkühlte (zumal um eben diese Zeit seine Tochter Judith mit ihrem Entführer, dem Grafen Balduin I. von Flandern, in L.s Reich Aufnahme fand), der überdies territoriale Zukunftsaussichten vor sich sah, wenn L.s kinderlose Ehe gültig blieb. Der Konflikt flammte zu gesteigerter Schärfe auf, da Theutberga aus ihrer Klosterhaft nach Westfranken floh, ihr Geständnis als erpreßt widerrief und an den Papst Nikolaus I. appellierte.

    L., inzwischen formell mit Ludwig von Ostfranken verbündet, dem er eine Anwartschaft auf das Elsaß zugesagt hatte und den er, wohl Ende 861 – in Gesellschaft Waldradas und Hugos – im Vogesenkloster Remiremont traf, suchte die Gefahr durch eine eigene Botschaft an den Papst abzufangen. Als eifriger Vermittler in L.s Sache nach allen Seiten wird von jetzt an der Bischof Adventius von Metz sichtbar.

    Eine dritte Aachener Synode erklärte am 29.4.862 Theutbergas Ehe für ungültig und erlaubte dem König eine neue Vermählung. L. ließ dies durch eine Gesandtschaft dem Papst mitteilen und traf dann in Mainz wieder mit Ludwig zusammen. Es folgte am 3.11.862 eine erneute Begegnung der drei Könige in Savonnières mit Verlautbarungen einer – in Wirklichkeit sehr vom Mißtrauen überschatteten – gesamtherrschaftlichen Eintracht. Hier mußte L. die Forderung Karls und des Papstes nach einer gesamtfränkischen Synode entgegennehmen, doch scheint er – des Rückhaltes an seinem (seiber söhnelosen) Bruder Ludwig II. und eines Einvernehmens mit dem ostfränk. Ludwig sicher – die Gefahr gering eingeschätzt zu haben. Vielleicht schon im Sommer, spätestens aber Ende 862 feierte er Vermählung mit Waldrada und ließ sie zur Königin krönen. In einer Urkunde vom 18.5.863 wird sie als coniunx zusammen mit dem Sohn Hugo namentlich erwähnt. Es wird deutlich, daß L., unter Ausnutzung der fließenden Grenzen zwischen Muntehe und Friedelehe, mittlerweile beanspruchte, von seinem Vater rechtsgültig mit Waldrada vermählt worden zu sein, also von vornherein in vollgültiger Muntehe gelebt zu haben, so daß die Vermählung mit Theutberga ungültig gewesen sei. Dieser neue Anspruch dokumentiert sich mit aller Deutlichkeit in der Benennung seiner Töchter: Gisela, Berta und Irmingard waren charakteristische Namen karoling. Prinzessinnen und Königinnen.

    L. schien nunmehr Erfolg zu haben. Er kämpfte Anfang 863 gegen die Normannen am Niederrhein und einigte sich nach dem Tode des Bruders Karl (24.1.863) mit Ludwig II. über eine Teilung der Rhoneländer, die er bis zur Grenze der Provence, also mit Lyon und Vienne, für seinen Reichsteil gewann. Unterdessen hatte Nikolaus I. im Nov. 862 die Bischöfe Radoald von Porto und Johannes von Cervia als Legaten abgeordnet. Sie sollten auf einer fränk. Synode über L.s Ehefrage zu Gericht sitzen. Dieses Konzil trat im Juni 863 in Metz zusammen, aber es war wieder der Kreis von Bischöfen, die nach den Entscheidungen von 860 und 862 nicht mehr zurück konnten und wollten, und selbst die päpstlichen Legaten ließen sich für die These von der Rechtsgültigkeit der Ehe mit Waldrada gewinnen.

    Die überaus heftige Reaktion Nikolaus' I. Ende Okt. 863 auf einer röm. Synode ist das berühmteste Ereignis des ganzen Konfliktes. Nicht nur, daß er die Entscheidung von Metz kassierte: In einer bis dahin und noch auf lange unerhörten Konsequenz aus dem Jurisdiktionsprimat sprach er die Exkommunikation und Absetzung der Erzbischöfe Gunther von Köln und Theutgaud von Trier aus, die nach Rom gekommen waren, um die Metzer Entscheidung vom Papst bestätigen zu lassen. L. und seine Bischöfe – ihnen voran Adventius von Metz –, die ihre Position mittlerweile als moralisch unhaltbar empfinden mußten, fügten sich dem Spruch des Papstes. (Der fries. Normannen wußte sich L. unterdessen – wie so oft auch Karl d. K. – nur durch eine hohe Tributzahlung zu erwehren.) Nikolaus berief auf den 1.11.864 nach Rom ein Konzil ein, sicherlich um dort die Entscheidung über L.s Ehe und die Bestrafung der beiden Metropoliten zu sanktionieren, aber die Karolingerkönige ließen den Besuch dieser Synode durch ihre Bischöfe nicht zu. Von einvernehmlicher Samtherrschaft war jedoch nicht mehr viel übrig. Während L. sich auf einer Begegnung in Orbe des Rückhaltes an seinem Bruder Ludwig II. versicherte, stattete Karl d. K. Theutberga mit dem Kloster Avenay (bei Reims) aus und nahm Kontakt mit Ludwig d. D. auf. Beide schlossen im Febr. 865 in Tusey (bei Toul) ein Bündnis und richteten strenge Vermahnungen an L., für den damit neue Gefahren heraufzogen.

    Nikolaus I. gedachte durch eine neue Legation die Situation zu bereinigen, zugleich aber einem politischen Mißbrauch seiner Autorität vorzubeugen. Der Bischof Arsenius von Orte überbrachte an Ludwig und Karl die Mahnung, die Integrität der Reiche Ludwigs II. und L.s zu respektieren, an L. aber, unter Androhung der Exkommunikation, das strikte Gebot, Theutberga wieder aufzunehmen und sich von Waldrada zu trennen (Ende Juni/Anf. Juli 865). In der Tat stellte Arsenius den Frieden zwischen den Königen wieder her und führte Theutberga zurück, ohne aber auf einer Kirchenbuße L.s für seinen Ehebruch zu bestehen. Am 15.8.865 nahm das Königspaar in Gondreville (bei Toul) unter Krone an einer vom Legaten zelebrierten Messe teil. Sechs Grafen und sechs Vasallen verbürgten sich eidlich für Recht und Ehre der Königin. Waldrada sollte im Gefolge des Legaten nach Rom verbracht werden. Damit hatten päpstl. Autorität und strenges Eherecht formal gesiegt.

    L. aber resignierte keineswegs. Er hielt an der Verbindung mit Waldrada fest, die aus der Obhut des Legaten entwich, von Pavia aus über die Alpen zurückkehrte, vom Papst aber am 2.2.866 exkommuniziert wurde. L. hatte Gunther von Köln formell als Erzkaplan und Erzbischof fallen gelassen, aber am 15.1.866 stellte er ihm als dem gubernator et rector der Kölner Kirche eine Urkunde aus, in deren Gebetspassus – ohne Namensnennung – von der proles, also Hugo, nicht aber von der coniunx die Rede war. Zwei Tage darauf erhielt Theutberga – als dilectissima nostra, nicht als coniunx bezeichnet – eine ausgiebige Schenkung, die fraglos als Abfindung gedacht war, denn vom Bemühen, sich aus dieser Ehe zu lösen, ließ L. nicht ab. Er näherte sich wieder Karl d. K., den er 866 und 867 traf, besprach sich im Nov. 866 in Trier mit Bischöfen, um den Prozeß wieder aufzurollen, und wandte sich wiederholt an den Papst. Aber Nikolaus I. blieb unerbittlich.

    Die unabwendbaren politischen Konsequenzen blieben nicht aus, obwohl L. sich weiterhin um Kontakte nach Ost und West bemühte. Seinem Sohn Hugo übertrug er in Frankfurt 867 die Herzogsgewalt im Elsaß unter dem Schutz Ludwigs d. D. Aber Dreierbegegnungen, Ende 866 und Anfang 867 geplant, kamen nicht mehr zustande. Stattdessen vereinbarten Ludwig und Karl, wahrscheinlich im selben Jahre 867, in Metz eine künftige Teilung der Reiche „ihrer Neffen“ – denn auch das Erbe Ludwigs II. in Italien war offen. Ohne Zusammenhang mit diesen Problemen steht zu 867 eine Nachricht über eine – angeblich erfolgreiche – Heerfahrt gegen die Normannen; dieser steten Bedrohung (die allerdings mehr auf dem Westreich lastete) konnte L. nur mit vereinzelten Stößen entgegentreten.

    Auf Nikolaus I. folgte der nachgiebigere Hadrian II. (867–72). L. schöpfte neue Hoffnung. Er nahm Verbindung zum neuen Papst auf und schickte Theutberga nach Rom, wo sie, offenbar seelisch zermürbt, selber den Wunsch auf Annullierung ihrer Ehe vorbrachte. Hadrian II. lehnte dieses Ansuchen ab, aber auf Verwendung des Kaisers Ludwig II. löste er Waldrada aus der Exkommunikation (Febr. 868) und gewährte L. die – von Nikolaus verweigerte – Erlaubnis, selber in Rom seine Sache vorzutragen. L. versicherte sich durch neuerliche Begegnungen des Einvernehmens mit beiden Oheimen und erneuerte die Schenkung an Theutberga (24.11.868), wagte es aber schon, in einer Urkunde vom 22.1.869 Waldrada als dilectissima nobis erwähnen zu lassen und traf sich zunächst in Benevent mit seinem Bruder Ludwig II. Der Papst empfing ihn im Juli, zuerst in Montecassino, dann im Lateran, und ließ auch Gunther von Köln wieder zur Laienkommunion zu. Er ordnete eine erneute Untersuchung an, über deren Ergebnis eine römische Synode am 1.3.870 befinden sollte.

    Der rasche Tod L.s setzte allem ein Ende und sanktionierte die Entscheidung von 865. Waldrada zog sich nach Remiremont zurück, Theutberga vermutlich nach St. Glodesindis in Metz. In weiblicher Deszendenz hat es doch noch eine Dynastie L.s. gegeben. Seiner Tochter Berta Sohn aus erster Ehe, Hugo von Arles und Vienne, ließ sich 926 zum König in Italien ausrufen († 948); mit seinem Sohn Lothar, dem ersten Gemahl der späteren Kaiserin Adelheid, erlosch 950 diese Linie. – L.s und Waldradas Sohn Hugo aber war ein Illegitimus ohne Erbrecht geblieben. Sein 880 einsetzender Versuch, das Reich des Vaters zu erkämpfen, endete 895 mit seiner Gefangennahme und Blendung. Aber auch über die Erbansprüche Ludwigs II. setzten sich die Oheime hinweg. Das regnum Lotharii wurde nach mancherlei Wechselfällen endgültig 925 dem Ostfränkisch-Deutschen Reich angegliedert. An diesen Ländern zwischen Rhein und Scheide aber blieb der Name L.s haften: Lotharicum regnum, Lotharingia, Lotharienses begegnen seit dem späten 9. und vollends seit dem 10. Jh. als gängige Bezeichnungen; auf den Süden reduziert, lebt der Landschaftsname „Lothringen“ bis heute fort.



    Name:
    nach ihm ist Lothringen benannt

    Begraben:
    im Kloster Sant'Antonino Piacenza

    Lothar heiratete Waldrada. Waldrada gestorben nach 869. [Familienblatt] [Familientafel]


  3. 7.  Waldrada gestorben nach 869.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Frankenkönigin

    Notizen:

    Waldrada Frankenkönigin
    - 9.4. nach 869

    Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 1958

    Waldrada, fränkische Königin
    + 9. April nach 869

    Vermutlich aus adliger Familie des Maas-Mosel-Raums stammend, war Waldrada König Lothar II. als Friedelfrau verbunden, bis dieser 855 eine vollgültige Ehe mit Theutberga einging. Die Versuche Lothars zur Lösung des kinderlos bleibenden Muntehe seit 857 sollten die Verbindung mit Waldrada und die daraus hervorgegangenen Nachkommen (neben dem Sohn Hugo drei Töchter Berta, Gisela, Irmingard) legitimieren. 862 ließ Lothar Waldrada zur Königin krönen, erreichte 863 in Metz die Zustimmung einer Synode zur Scheidung von Theutberga, scheiterte aber letztlich am Widerstand des westfränkischen Episkopats unter Erzbischof Hinkmar von Reims (MGH Conc. 4, Suppl. 1) wie vor allem Papst Nikolaus' I. Dieser verwarf 863 auf einer Lateransynode die Scheidung, suspendierte Lothars Helfer im lotharingischen Eüpiskopat und erzwang 865 die Wiederaufnahme Theutbergas bei Hof. Die Exkommunikation Waldradas von 866 wurde zwar von Papst Hadrian II. zurückgenommen, doch blieben alle Versuche zur Revision der päpstlichen Haltung ergebnislos. Das "erbenlose" Lotharingien fiel nach Lothars Tod 869 seinen Onkeln KARL II. und Ludwig II. zu. Waldrada zog sich ins Kloster Remiremont zurück.

    Literatur:
    Dümmler 2² - K. Schmid, Ein karol. Kg.seintrag im Gedenkbuch von Remiremont, FMASt 2, 1968, 6-134 - S. Konecny, Die Frauen des karol. Kg.shauses, 1976, 103-117 - T. Bauer, Rechtl. Implikationen des Ehestreites Lothars II., ZRGKanAbt III, 1994, 41-87 -

    Werner Karl Ferdinand: Seite 450, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    IV. Generation 10

    Die oft vermutete Zugehörigkeit der Waldrada zum Hause der ETICHONEN ist von F. Vollmer, in: Tellenbach, Studien und Vorarbeiten 176, Anmerkung 291 mit beachtenswerten Argumenten angezweifelt worden. Dagegen ist an ihrer äußerst vornehmen Abkunft nicht zu zweifeln. Man wird dabei an die Familie des von Fleckenstein, ebd. 17 mit Erbbesitz im Seillegau, Calmenz-(Chaumontois), Blies- und Rosselgau und im Gau Charpeigne nachgewiesenen Abtes Fulbert von St-Denis zu denken haben, in der der Name Walderada und der männliche Leitname Bonifacius begegnet, dessen Vorkommen im Frankenreich von einem frühen merowingischen dux im Elsaß (Vollmer a.a.O., und H. Büttner, Geschichte des Elsaß 1, 1939) bis zum Haus des gleichnamigen Markgrafen von Tuscien im 9. Jahrhundert reicht.
    Waldrada war die Friedelfrau Lothars II., der jahrelang versuchte, sich von seiner Gemahlin Teutberga zu trennen, um Waldrada heiraten zu können. Nach dem Tode Lothars zog sie sich in das hochadelige Stift Remiremont in den Vogesen zurück.

    Schieffer Rudolf: Seite 153,159,161, "Die Karolinger"

    Offenbar der Festigung seiner Position nach Süden hin diente auch der folgenschwere Entschluß des jungen Königs, anstelle seiner bestehenden Friedelehe mit Waldrada (wohl aus moselländischem Adel) eine rechtsförmliche Muntehe mit Theutberga, der Schwester des Abtes Hukbert von Saint-Maurice d'Agaune aus dem Hause der BOSONIDEN und wichtigsten Machthaber zwischen Jura und Alpen, einzugehen.
    Lothar II. zeigte sich bereits 857 seiner von den politischen Umständen diktierten Ehe mit Theutberga überdüssig und strebte nach Legalisierung der älteren Verbindung mit Waldrada, von der er mit der Zeit wenigstens vier Kinder, darunter wohl damals schon einen Sohn namens Hugo, hatte.
    Gelassen empfing Lothar mit seinen Bischöfen im Juni 863 die päpstlichen Abgesandten, die sich auf einer Synode in Metz, angeblich durch Bestechung, von der neuen Argumentation überzeugen ließen, Waldrada sei von Anfang an rechtsgültig mit Lothar vermählt gewesen und Theutbergas Ehe daher nichtig.

    Wenskus Reinhard: 1976, „Sächsischer Stammesadel und fränkischer Reichsadel“

    Waldrada, die Friedelfrau Lothars II., und die Hildebrandsage

    Als Lothar II. gestorben war (869), zog sich die Friedelfrau Waldrada, um die er so lange gekämpft hatte, in das hochadelige Stift Remiremont in den Vogesen zurück. Da uns das zeitgenössische Gedenkbuch von Remiremont erhalten ist, konnte K. Schmid in einem Exkurs neue Aufschlüsse aus einer Reihe von Gedenkeinträgen über die bisher praktisch unbekannte Verwandtschaft dieser Dame erarbeiten. Diese Ergebnisse lassen sich von unserem Ansatz aus weiter ausbauen.
    Der Name Waldrat war uns als der einer Frau Erpholds, des Sohnes von Radulf, und der Adrians, des Sohnes des Bayern-Präfekten Gerold, begegnet, wobei die zweite vielleicht die Tochter der ersten war. Schon die Tatsache, dass der für uns wichtigste Eintrag von einer Hand stammt, die in einem Königseintrag auf einer radierten Stelle den Namen Gerolt einfügte und vor Uualdrada die Bezeichnung domna vorsetzte, läßt die Richtung ahnen, in der wir suchen müssen. Der angeführte wichtigste Eintrag enthält folgende Namen:
    Domna Irmingart - Hugoni - domna Uualdrada - Gisla - Berta - Irmingart - Engobrant - Uuandelbert - Trudgarius - Emilde com. - Leutbrant - Alpcarius - Gontberga - Berta - Aua - Irmingart - Geila - Elaria - Milo - Gerolt - Rodthilt - Euuangelia - Oda - Adelsinda - Engilberta - Gontlind - Teutlindis - Rotrudis - Angela - Rainlindis - Norbalt - Odelbalt - Teugarius - Erlebalt - Uuinibalt.
    Davon hat K. Schmid Hugo, Gisla, Berta und die zweite Irmingart als Kinder Waldradas identifiziert. Die an erster Stelle genannte domna Irmingart kann sowohl die Mutter LOTHARS I. wie die Lothars II. sein. Aber auch die Gemahlin eines Radulf hieß so. Der seltene Name Teugarius im Eintrag weist in die gleiche Richtung. Ein älterer Teuger war Neffe Radulfs, wahrscheinlich Sohn seiner Schwester. Das gleiche gilt für den Alpcarius des Eintrags. Er kann mit Albger verglichen werden, dem Bruder eines jüngeren Radulf und eines Werinher, für den diese 792 in Seckenheim tradieren. Dass der Name Gerolt, den wir in diesem Eintrag finden, eng mit Uualdrada zusammenhängt, zeigt schon die Einfügung in 43 I. Der Name Radulf selbst findet sich zwar nicht in diesem Eintrag, jedoch in einem anderen, der sich mit ihm zum Teil überschneidet. In einem weiteren Eintrag aus der Reichenau finden wir dann allein Ratoldus eps. (Bischof Ratold von Straßburg von 840-874).
    Hlotharius rex (Lothar II.), Uualdrada, Hug (Sohn Lothars und Waldradas), Ingrammus (so hieß der Vater Irmingards, der ersten Frau LUDWIGS DES FROMMEN, der hier wohl nicht gemeint ist, sondern ein jüngerer verwandter Namensvetter). Einen älteren Hradolt finden wir nun 807 als Tradenten in Nüdlingen (Kreis Bad Kissingen), wo gleichzeitig auch eine Uuahsunt mit ihrem Sohn Erbeo und vier Jahre später Leidrat, der Sohn Radulfs, genannt werden. Gerade der Reichenauer Eintrag, der nur die nächsten Verwandten benennt, scheint hier besonders aufschlußreich zu sein. Aber auch die Gesamtheit des Namensmaterials läßt nicht verkennen, dass hier eine Verwandtschaft zwischen Walderada und der Familie Radulfs vorliegt.
    Dies wird noch deutlicher, wenn wir die Tradition einer Waldrat, die möglicherweise sogar mit der Friedelfrau Lothars II. identisch ist, in mehreren thüringischen Orten genauer betrachten. Neben Zimmern (Kreis Langensalza), wo wir mit Radulfs Sohn Erphold vergesellt fanden, gehört auch Ramuoltestat (Rannstedt) zu den Orten, wo sie tradiert. Der Ortsname enthält den Personennamen Ramuolt, den wir schon in agilolfingischen Zusammenhängen mehrfach antrafen. Dass dies kein Zufall ist, zeigt der Umstand, dass Waltrat in Bechstedt neben einem Ramuolt begütert war. Am auffälligsten ist jedoch, dass Waltrat Erbin in Hamarestete (Hammerstedt bei Weimar) war, enthält dieser Ortsname doch den Namen Chamars, des Vaters des thüringischen dux Radulf. Dies zeigt noch einmal deutlich den Strom der Überlieferung von diesem Thüringerherzog hin zur Familie des gleichnamigen Schwiegervaters KARLS DES GROSSEN. Aber auch der letzte der fünf Orte, an denen Waltrat Besitz hatte, in "Zugestat" (oder "Zutestat") ist für uns von Belang, wenn wir ihn auch nicht lokalisieren können. Hier finden wir unter den Tradenten auch einen Liutbrand, der wie Erphold und Waldrat auch wieder in Zimmern schenkt und mit Erphold auch in Gottern (Kr. Langensalza) vergesellt war.
    Gerade dieser Liutbrand spielt aber auch in den von K. Schmid interpretierten Gedenkeinträgen eine besondere Rolle. Nicht weniger als drei Einträge der Verwandten Waldradas enthalten seinen Namen. Dabei ist er zweimal mit Engobrant/Ingobrant zusammen genannt. Diesen Namen behandelt nun E. Schröder ausführlich in einer Untersuchung über "Die nordthumbrische Königsgenealogie", in der er zusammen mit dem Namen seines Vaters Waegbrand vorkommt. Diese Namen sind insofern von besonderer Bedeutung, als sie die einzigen -brand-Namen in der ganzen angelsächsischen Überlieferung darstellen. E. Schröder irrt nur darin, dass Waegbrand überhaupt als Name allein steht. Ein zweiter Wagbrant wird als Tradent in Straußfurt (südwestlich Weißensee), das heißt im pagus Engilin in Thüringen genannt, den wir schon als Zentrum der angelsäschsischen Tradition im LIUDOLFINGER-Kapitel mehrfach berühren mußten.
    Kehren wir nun in unser Gedenkbuch von Remiremont zurück, wundern wir uns nicht mehr, dort in einem Eintrag die Reihe ... Radulfo, Uuarinno, Tiutgario, Heribrando, Ingela, Geruuardo... zu finden. Auch die Anstruda, die etwas später in dieser Reihe erscheint, paßt ins Bild. Aber der merkwürdigste Name des eingangs erwähnten Waldrada-Eintrags 41 15 ist doch die vor Leutbrant (= Liutbrand) genannte Emilda com. Wir haben oben jene Gräfin Emhildis kennengelernt, die als Frau oder Tochter des fränkischen Grafen Ricdag das Kloster Meschede gründete und in der Überlieferung dieses Klosters als filia regis Franciae galt. Wenn hier in Remiremont unter den Verwandten der Friedelfrau Lothars II. ebenfalls eine Gräfin dieses Namens genannt wird, die auch den gleichen Namen wie die Verwandte, vielleicht Schwester der Fastrada, der Gemahlin KARLS DES GROSSEN und Tochter Radulfs, hatte, ist die Vermutung gerechtfertigt, dass diese Überlieferungen einen echten Kern haben. Von hier aus ergibt sich dann aber wieder eine Verbindung zwischen Radulf und den LIUDOLFINGERN, denn Ricdag und Herzog Liudolf waren sicher verschwägert, wie folgende Zeugenlisten zeigen:
    1. in der Tradition Bunicos, des Bruders Ricdags:Ludolfus comnes, Adalgerus, Rycdag, Osdag, Wicger et alii quattour.
    2. in der Tradition des Liudolfus comes pro filio suo Tancmaro: Adalgerus, Bunico, Osdag, Ricdag et alii V.

    Auch dieser gesamte Überlieferungskomplex bestätigt also unsere Auffassung von der Herkunft der LIUDOLFINGER.

    Hlawitschka Eduard: Seite 17-19, "Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte"

    Lothar II. hatte noch zu Lebzeiten seines Vaters mit einer virgo nobilis namens Waldrada eine Friedelehe geschlossen, das heißt Waldrada hatt sich ihm freiwillig verbunden und war nicht in seine Munt übergeben worden. Bald nach seines Vaters Tode war Lothar II. noch eine Muntehe mit einer edlen Dame aus dem Geschlecht der BOSONIDEN, Theutberga, eingegangen; diese blieb aber, wie er wohl schon 857 erkennen mußte, kinderlos [Die Frage der Unfruchtbarkeit Theutbergas muß - trotz oftmals geäußerter gegenteiliger Ansicht - gleich 857 eine Rolle gespielt haben. Inzest mit ihrem Bruder und Abtreibung (mit Folge der dauernden Unfruchtbarkeit) war doch damals schon der Anklagepunkt; vgl. E. Dümmler, Gesch. d. ostfränk. Reiches II² Seite 6f, besonders Seite 7 mit Anmerkung 1.]. Politische Spannungen mit Theutbergas Bruder Hucbert kamen hinzu. Sein Bemühen war fortan, die Scheidung von Theutberga und die Erhebung der Friedelehe mit Waldrada zur rechtsgültigen Muntehe zu erwirken - samt aller kirchlichen und weltlichen Folgen für seinen und Waldradas Sohn Hugo. Die Frage der Vollbürtigkeit und Erbberechtigung Hugos - auch hinsichtlich der väterlichen Herrschaft - war nunmehr das Kardinalproblem, an dessen Lösung die Weiterexistenz des regnum Lotharii sich entschied. Diesem Bemühen Lothars II. war kein Erfolg beschieden.

    Konecny Silvia: Seite 103-117, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert"

    Lothar hielt KARLS Angriffe für schwerwiegend genug um 862 neuerlich eine Synode einzuberufen, die sich mit seiner Ehe befassen sollte. Er selbst war wohl zuvor die Verbindung mit Waldrada eingegangen. Ob dies schon vor seiner Ehe mit Teutberga der Fall wwar, wie auf der Synode von Metz im Jahre 863 behauptet wurde, muß dahingestellt bleiben. Wahrscheinlicher wäre, daß Lothar erst nach Verstoßung Teutbergas die Verbindung mit einer anderen Sippe seines Reiches suchte und Waldrada heiratete.Für letzteres spräche auch das mutmaßliche Datum der Geburt von deren Sohn Hugo. Eine genaue Kenntnis der Sippe Waldradas würde manches erklären. Waldradas Herkunft ist indes umstritten. Die Synode des Jahres 862, die im April in Aachen zusammentrat, strebte erstmals eine Nichtigkeitserklärung der Ehe mit Teutberga an. In einem Brief erbat Lothar schließlich die Bestätigung des Urteils der Synode durch den Papst und dessen Zustimmung zu einer Ehe mit Waldrada. Ernst war es dem König damit wohl nicht, denn ohne die päpstliche Entscheidung abzuwarten, machte er noch 862 Waldrada zur Königin.
    Arsenius reiste 865 in päpstlichem Auftrag zu KARL DEM KAHLEN, nahm von diesem Teutberga in Empfang und führte sie Lothar als Gattin zu. Waldrada aber nahm er auf seine Rückreise mit nach Rom. Auf dem Weg nach Rom kehrte Waldrada jedoch um und kam zu Lothar II. zurück. Zwischen Lothar II. und Teutberga kam nun ein gewisses Einvernehmen zustande. Die Königin betrieb 867 selbst ihre Scheidung bei Nikolaus I., später auch bei Hadrian II. Vielleicht als Gegenleistung hatte Lothar die Versorgung Teutbergas sichergestellt.
    Allerdings scheint Waldrada nach ihrer Rückkehr nicht gleich an den Königshof gekommen zu sein. Vielleicht vermied Lothares zu diesem Zeitpunkt noch, sich festzulegen. Möglicherweise erhoffte er aber auch tatsächlich einen Nachkommen von Teutberga, den er zunächst wegen der Opposition Hukberts nicht gewollt hatte.

    Mühlbacher Engelbert: Band II Seite 304, "Deutsche Geschichte unter den Karolingern"

    Auch Waldrada nahm den Schleier, sie beschloß ihr Leben im Kloster Remiremont in den Vogesen. Was ihr doch versagt blieb, der blendende Glanz einer Königskrone, war einem ihrer Nachkommen gegönnt: ihr Enkel Hugo erwarb sich die italienische Königskrone und die Gemahlin ihres Urenkels Lothar war jene Adelheid, die OTTO I. zu sich auf den Kaiserthron erhob, die Mutter OTTOS II.


    oo Lothar II. Frankenkönig 825 - 8.8.869


    Kinder:

    - Hugo Herzog im Elsaß 855/60- nach 900
    - Gisela Äbtissin von Nivelles und Fosses 860/65-26.10./12.5.907
    882 oo Gottfried Herzog von Friesland - Mai 885 ermordet
    - Berta 863-8.3.925
    1. oo Theotbald Graf von Arles - 887/895
    2. oo Adalbert Markgraf von Tuszien - 17.8.915
    - Ermengard Nonne


    Literatur:
    Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 216 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 17,19,22, 27-31,42 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I 79,446,449,476-478,487,571,575-579,596,598,600-603,611-614,667-669,673,679, 681,683,685,688 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 59 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seite 162 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 17-19, 22,27,29,49,151,166,231,237,240 - Hlawitschka Eduard: Studien zur Äbtissinnenreihe von Remiremont. Buchdruckerei und Verlag Karl Funk, Saarbrücken 1963, Seite 15 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 103-117 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion, Band II Seite 304 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 214,223 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 153,159,161,172,176,180,195 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 442 -

    Gestorben:
    9.4.

    Kinder:
    1. von Lothringen, Hugo wurde geboren in 855/860; gestorben nach 900 in Prüm [54595],Bitburg-Prüm,Rheinland-Pfalz,Deutschland.
    2. von Lothringen, Gisela wurde geboren in 860/865; gestorben in 907.
    3. 3. von Lothringen, Berta wurde geboren in 863; gestorben am 8 Mrz 925.
    4. von Lothringen, Ermengard gestorben nach 895/898.


Generation: 4

  1. 8.  von Arles, Boso gestorben vor 855.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Arles (Grafschaft),Bouches-du-Rhône,Provence-Alpes-Côte d’Azur,Frankreich; Graf von Arles

    Notizen:

    Boso Graf von Arles
    - vor 855

    Thiele, Andreas: Tafel 390, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa"

    BOSO, GRAF VON ARLES
    + vor 855
    Boso tauschte 826 den Besitz der Familie bei Nimwegen gegen entsprechenden bei Vercelli ein und wurde auch ein angesehener Graf in Italien.

    Tellenbach Gerd: Seite 63, "Der großfränkische Adel und die Regierung Italiens in der Blütezeit des Karolingerreichs." in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen und frühdeutschen Adels

    Den Namen Boso hatte Boso von Vienne von seinem mütterlichen Großvater erhalten, jenem Grafen Boso, der 826 Güter bei Biella in der Grafschaft Vercelli für 8 Hufen mit der Kapelle in der villa Beek bei Nimwegen vom Kaiser eintauschte. Der gleichnamige Sohn des alten Boso ist ein in seiner Lebenszeit in Italien mächtiger Graf, der am berühmtesten dadurch wurde, dass er sich vergeblich abmühte, seine ehebrecherische Gemahlin Engeltrud, die Tochter Matfrieds I. von Orleans, zurückzuerlangen. Diese Dame hatte Italien verlassen und auf fränkischen Gütern gelebt. Ihren Töchtern konnte sie Besitz in der Erzdiözese Mainz hinterlassen. Noch berüchtigter fast als Engeltrud war der zweite Bruder der Mutter Bosos, der Laienabt Hukbert von St. Maurice. Dass von den beiden Söhnen des älteren Boso der eine Graf in Italien, der andere der Herr des nördlichen Zugangs zum großen St. Bernhard war, spricht dafür, dass schon der Vater, der niederländische Allodien besaß, eine wichtige Stellung in der großfränkischen Italienpolitik eingenommen haben muß. Aber schon früh mag sein Haus in einer gewissen Konkurrenz mit den WELFEN gestanden haben. Denn ein Hymnus Walahfried Strabos läßt deutlich Beziehungen von Kaiserin Judiths älteren Bruder Konrad zu St. Maurice erkennen. So hätte dann sein Sohn ältere welfische Ansprüche wieder aufgenommen, als er 864 bei Orbe Hukbert Leben und Herrschaft nahm. Die Konkurrenz zwischen beiden Häusern setzte sich aber noch fort, indem KARL DER KAHLE Hukberts Neffen Boso die Abtei verlieh, der sich freilich in ihren Besitz setzen konnte. Dass St. Maurice nicht bloß für die Italienpolitik eine hohe strategische Bedeutung hatte, sondern auch in Italien selbst wahrscheinlich längst interessiert war, erkennt man daran, dass der WELFE Rudolf, der erste hochburgundische König, der Kaiserin Angilberga ein Gut seines Klosters in Toskana zur Nutznießung übertragen konnte.



    oo N.N.

    Kinder:
    - Theutberga - 25.11.875 Sie starb als Äbtissin von St. Glossinde bei Metz.
    855-862 oo Lothar II. König von Lothringen 835-8.8.869
    - Hugbert Herzog von Transjuranien - 864 gefallen
    - Richardis
    oo Balduin (Buvinus) Graf von Amiens - um 862
    Stammeltern des Kaiserhauses von Vienne
    - Boso
    oo Ermentrud von Orleans, Tochter des Grafen Matfried I.
    820/25- vor 878





    Literatur:
    Tellenbach Gerd: Der großfränkische Adel und die Regierung Italiens in der Blütezeit des Karolingerreichs. in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen und frühdeutschen Adels Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1957, Seite 63 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 390 -

    Kinder:
    1. von Arles, Teutberga wurde geboren um 835/840; gestorben am 25 Nov 875.
    2. 4. von Arles, Hugbert gestorben in 864 in Orbe [1350],Waadt,Schweiz.
    3. von Arles, Richilde
    4. Boso wurde geboren um 820/825; gestorben nach 874.

  2. 12.  von Franken, Lothar I.von Franken, Lothar I. wurde geboren in 795 (Sohn von von Franken, Ludwig I. und Irmingard); gestorben am 29 Sep 855 in Prüm [54595],Bitburg-Prüm,Rheinland-Pfalz,Deutschland; wurde beigesetzt in Prüm [54595],Bitburg-Prüm,Rheinland-Pfalz,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: fränkischer König
    • Titel/Amt/Status: römischer Kaiser

    Notizen:

    LOTHAR I. König von Italien (823-855)
    römischer Kaiser seit Ostern 823
    795-29.9.855 Kloster Prüm Begraben: Kloster Prüm
    Ältester Sohn des Kaisers LUDWIG I. DER FROMME aus seiner 2. Ehe mit der Irmingard, Tochter von Graf Ingram

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 2123, LOTHAR I., Kaiser, fränkischer König

    * 795 + 29. September 855 Begraben: Kloster Prüm
    oo Irmingard seit 821 (+ 851)

    Der älteste Sohn LUDWIGS DES FROMMEN, seit 814 Unter-König von Bayern, wurde 817 in Aachen zum Mit-Kaiser gekrönt und war nach der dort beschlossenen‚ Ordinatio imperii‘ als Kaiser und Nachfolger des Vaters vorgesehen, unter dessen Oberhoheit die Brüder (Ludwig der Deutsche, Pippin von Aquitanien) stehen sollten. Die Folgezeit (822-825) verbrachte LOTHAR I. als Regent in Italien (Kaiserkrönung Ostern 823). Bei der Erhebung der Söhne gegen Kaiser LUDWIG von 830 als Reaktion gegen die Ausstattung des nachgeborenen Sohnes KARL DES KAHLEN von LUDWIGS zweiter Gemahlin Judithnotwendig gewordene Neuregelung der Reichsteilung spielte der am meisten Betroffene LOTHAR die führende Rolle und wurde anschließend weitgehend entmachtet. Bei der zweiten ebenfalls von LOTHAR I. angeführten Empörung der drei älteren Söhne (833) trat LOTHAR I., im Bund mit dem Papst, als Verfechter der Einheitsidee auf. Nach LUDWIGS Wiedereinsetzung verharrte LOTHAR I. im Widerstand und hielt an seinem kaiserlichen Alleinvertretungsanspruch fest, war aber faktisch bereits auf Italien beschränkt, das er kaum mehr verließ. Erst 839 kam es zur Aussöhnung zwischen LOTHAR und KARL. In den nach LUDWIGS Tod offen ausbrechenden Brüderkriegen mit wechselnden Parteiungen stand der zunächst erfolgreiche LOTHAR, der alle Rechte aus der Ordinatio imperii beanspruchte, zuletzt gegen Ludwig und KARL; in der Schlacht von Fontenay (25. Juni 841) unterlag er den Brüdern. Der nach vielen Verhandlungen geschlossene Vertrag von Verdun (August 843) wurde zur Grundlage der künftigen territorialen Entwicklung. LOTHAR I. erhielt das Kaisertum und die Herrschaft über das 'Mittelreich', das sich von der Nordsee bis nach Italien erstreckte, er übte aber keine Oberhoheit über die Teilreiche der Brüder im O und W aus. Auf den sogenannten Frankentagen der karolingischen Könige - LOTHAR I. nahm seit 840 an 21 Königstreffen teil - stand die Idee der Eintracht und der ideellen Reichseinheit bereits neben Tendenzen zur Ausgestaltung zwischenstaatlicher Beziehungen. Das auf den ersten Blick unförmige und als "künstliches Gebilde ohne innere Einheit" (Mühlbacher) bezeichnete Teilreich LOTHARS war tatsächlich das Ergebnis vorangegangener Teilungspläne, umfaßte die karolingischen Kerngebiete mit Aachen als Mittelpunkt und war keineswegs von vornherein zum Scheitern verurteilt, wie oft behauptet worden ist, es wurde aber durch äußere Bedrohungen erschüttert. Während Friesland seit 845 durch jährliche Normanneneinfälle erschüttert wurde - im Zuge der Brüderkämpfe hatte LOTHAR I. 841 der Herrschaft der normannischen Brüder Harald und Rorik über die Insel Walcheren zugestimmt (850 Ansiedlung Roriks in Dorestad) -, wurde Italien, das LOTHAR I. nach 840 nicht mehr betrat, von den Sarazenen heimgesucht. LOTHARS ältester Sohn LUDWIG II. übernahm die Regentschaft in Italien, wurde 844 zum König der Langobarden und Ostern 850 zum Mit-Kaiser gekrönt. LOTHAR I., der sich auf zuverlässige Bischöfe (Drogo von Metz als Erzkaplan) und Grafen (Adalhard, Matfrid) stützen konnte, beschränkte sein Itenerat, in dem Aachen Residenzcharakter gewann, auf wenige lothringischen Pfalzen. Letztlich ist es ihm weder gelungen, seinen Vorrangsanspruch unter den Königen durchzusetzen noch das Mittelreich zu stabilisieren. Eine hofnahe Geschichtsschreibung entstand hier, anders als im W und O, nicht, von daher sind die Nachrichten über LOTHAR I. aber auch negativ verzerrt. Am Ende seiner Regierungszeit teilte er, zeit seines Lebens Verfechter der Einheitsidee sein Reich zur Sicherung gegen Ansprüche seiner Brüder unter seine Söhne LUDWIG (Italien), Lothar II. (Norden) und Karl (Provence) und trat in das Kloster Prüm ein, wo er sechs Tage später verstarb.

    Quellen:
    MGH DD Karol. III, ed. Th. Schieffer, 1966 -

    Literatur:
    R. Parisot, Le royaume de Lorraine sous les Carolingiens, 1899, 843-923 - R. Schneider, Brüdergemeine und Schwurfreundschaft, 1964 - E. Hlawitschka, Lotharingien und das Reich an der Schwelle der dt. Gesch, 1968, 10ff. - W. Köhler F. Mütherich, Die karol. Miniaturen, IV: Die Hofschule Ks. L.s, 1971 - H. Tiefenbach, Stud. zu Wörtern volkssprachiger Herkunft in karol. Kg.surkk. Ein Beitr. zum Wortschatz der Diplome L.s I. und Lothars II., 1973 - E. Boshof, Lotharingien - Lothringen: Vom Teilreich zum Hzm. (Zw. Gallia und Francia, Frankreich und Dtl., hg. A, Heit, 1987), 129ff. - B. Schneidmüller, Regnum und Ducatus, RhVjbll 51, 1987, 81-114 - E. Boshof, Einheitsidee und Teilungsprinzip in der Regierungszeit Ludwigs d. Fr. (Chalemagne's Heir...., hg. P. Godman-R. Collins, 1990), 161-189 - J. Jarnut, Ludwig d. Fr., L. I. und das regnum Italiae, ebd., 349-362 - W. Kienast, Die frk. Vasallität, 1990, 211ff. -

    Althoff Gerd: Seite 370, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    K 36
    Me: 29.9.Lotharius imp(erator) et monachus + 855 Kaiser Lothar I.
    (Es.) Die KAROLINGER-Könige im Merseburger Necrolog wurden beim Beginn des ottonischen Gedenkens aus älteren Vorlagen übernommen; siehe dazu wie bei K 22
    Vgl. allgemein Biographisches Wörterbuch 2, Spalte 1691; FW K 13.
    LOTHAR trat 855 in das Kloster Prüm ein, daher die Bezeichnung monachus.
    vgl. BM ² Nr. 1177b.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 446, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"
    III. Generation
    10

    LOTHARS Geburtsjahr ist durch das Epitaph (his tricenos ... attigitz ... annos, nicht etwa allgemein "sexagenarius") gesichert. Die Hochzeit mit Ermengard (über die Familie ihres Vaters, das Haus der ETICHONEN, vgl. F. Vollmer, in Tellenbach; Stud. 137-184) ist nicht genau auf 821 X 15 datiert (so Brandenburg); sie fand vielmehr auf einem Hoftag in Diedenhofen statt, die seinerseits von den Reichsannalen medio mense im Oktober 821 datiert wird.
    Brandenburg erwähnt die Freilassungsurkunde LOTHARS I. für seine Konkubine Doda (851 IV 19, D 113 der Ausgabe von Th. Schieffer, MGH., BM² 1144) und eine weitere Urkunde (BM² 1172, ed. Schieffer nr. 138). In ihr trittDoda, die Mutter von LOTHARS unehelichem Sohn Karlmann, 855 VII 9 als Intervenientin auf, lebte also noch kurz vor dem Eintritt LOTHARS ins Kloster in der Nähe des Kaisers, der sie femina nostra nennt! Das wird bei Brandenburg nicht deutlich, da er versehentlich als Terminus post von Dodas Tod "852 9. VII." statt 855 druckt. Auch fehlt auf der Tafel die zweite Konkubine LOTHARS, die er sich ebenfalls aus der Krondomäne nahm (Ann. Bert. 853, ed. Grat 67).
    Der Beschluß über die Reichsordnung in Aachen (Ordinatio imperii) 817 ernannte LOTHAR I. zum Nachfolger und Mitkaiser und sicherte ihm nach LUDWIGS Tode die Oberherrschaft über seine Brüder. 823 wurde LOTHAR, zum Regenten von Italien bestellt, zum Kaiser gekrönt. Nach der Absetzung LUDWIGS DES FROMMEN 833 auf dem Lügenfeld bei Kolmar übernahm LOTHAR die Regierung. 834 empörten sich seine Brüder Pippin und Ludwig der Deutsche und LOTHAR mußte sich unterwerfen. Sein Vater wurde wieder als Kaiser anerkannt; LOTHARS Gebiet blieb auf Italien beschränkt. Nach LUDWIGS Tode (+ 20.6. 840) stellten sich KARL und Ludwig der Deutsche gegen LOTHAR I., der entsprechend der Ordinatio imperii die volle Kaisergewalt forderte. Am 25.6.841 wurde LOTHAR durch seine Brüder in der Schlacht bei Fontenoy (südwestlich von Auxerre) entscheidend besiegt. Im Vertrag von Verdun (August 843) erhielt LOTHAR Italien und den langgestreckten mittleren Teil des Reiches, der sich über Burgund und Lothringen bis nach Friesland erstreckte. Auf die Oberhoheit über seine Brüder mußte er verzichten, sie regierten mit ihm gleichberechtigt. Zwölf Jahre lang verwaltete LOTHAR diesen langgestreckten Staat, der im Norden von den Wikingern und im Süden von den Arabern bedroht wurde. Danach dankte der Monarch, der von den ununterbrochenen Kämpfen erschöpft war, zugunsten seines Sohnes LUDWIG II. ab und zog sich ins Kloster Prüm im Rheinland zurück, wo er bald darauf starb.

    Schieffer Rudolf:, "Die Karolinger"

    Auf der Aachener Reichsversammlung (Juli 817) wurde LOTHAR I. von seinem Vater die Kaiserwürde zugesprochen und nach Akklamation durch die Großen wiederum ohne geistliche Vermittlung von ihm zum Kaiser gekrönt. Ganz im Sinne der allseits beschworenen Hausordnung wurde dem Junior-Kaiser LOTHAR ein Jahr nach seiner Heirat Italien als Bereich eigener Zuständigkeit zugewiesen, wo er ab 822 die Sonderherrschaft Pippins und Bernhards fortführen konnte und bei seiner alsbald einsetzenden gesetzgeberischen Tätigkeit von Wala beraten wurde. Zu Ostern 823 nahm er eine Einladung nach Rom an und ließ sich von Papst Paschalis I. durch feierliche Salbung und Krönung in seiner Anwartschaft auf das Haupterbe des Vaters bestätigen, womit erstmals seit 800 wieder Rom und das Kaisertum in unmittelbare Verbindung traten. Von den daraus resultierenden Vorrechten gedachte LOTHAR entschiedeneren Gebrauch zu machen als die früheren karolingischen Unterkönige, die sich gegenüber der Ewigen Stadt zurückgehalten hatten. Er hielt dort Gericht ab, verwarf päpstliche Hoheitsansprüche auf die kaiserliche Abtei Farfa, rief aber auch Gegenkräfte auf den Plan, die zwei hochgestellte frankenfreundliche Römer umbrachten. Der ins Zwielicht geratene Papst blieb trotz einer Gesandtschaft, die er zur Entschuldigung an Kaiser LUDWIG schickte, und trotz eines Reinigungseides in Bedrängnis und wurde nach seinem Tod 824 auf Walas Betreiben durch den loyaleren Eugen II. ersetzt, der sich beeilte, den Kaisern sogleich Wahl und Weihe anzuzeigen und seine Treue zu versichern. LOTHAR erschien darauf abermals in Rom und verfügte nicht mehr wie der Vater 816/17 in einem Privileg für die Kirche des heiligen Petrus, sondern in einseitiger Anordnung, der sogenannten Constitutio Romana, eine neue Umschreibung der Rechtslage. Ende 825 kehrte LOTHAR aus Italien zurück, um künftig als formell gleichberechtigter Mitkaiser an den Regierungsgeschäften beteiligt und in allen Herrscherurkunden genannt zu werden. Er hatte die Patenschaft für seinen Halbbruder KARL übernommen und dessen Mutter eine nicht weiter konkretisierte Zusage für ein künftiges Erbteil KARLS gemacht. Bei der 826 in Mainz erfolgten Taufe des Dänen-Königs Harald trat LOTHAR I. als Pate für dessen Sohn auf.
    Als LUDWIG DER FROMME auf der Reichsversammlung von Worms (August 829) seinem Sohn KARL einen neugeschaffenen Machtbereich übergab, fühlte sich LOTHAR, der seine Aussicht auf künftige Gesamtherrschaft schwinden sah, und mit ihm seine adelige Klientel, die an seinem Aufstieg gehofft hatte Anteil zu haben, aber auch die jüngeren Brüder Pippin und Ludwig, die weitere Schritte zugunsten des kleinen KARL befürchten mußten, und schließlich die kirchliche Reformpartei, die eben erst weitreichende Konzepte zur inhaltlichen Ausfüllung des Reichseinheitsideals vorgetragen hatte, brüskiert. Der Bruch wurde offenkundig, als LOTHAR, der am 11.9.829 die letzte gemeinsame Urkunde mit dem Vater ausstellte, im Herbst ins Teilreich Italien abgeordnet und auch Wala vom Hof in sein Kloster Corbie verwiesen wurde. Er wurde 830 von seinen Anhängern über die Alpen gerufen, die die Kaiserin Judith und ihren Günstling Bernhard von Barcelona bereits entmachtet hatten. LOTHAR, der sich durch das Vorpreschen anderer herausgefordert sah zu tun, was noch kein KAROLINGER vor ihm gewagt hatte, nämlich als ehelich geborener und unbestritten erbberechtigter Sohn in offenen Gegensatz zu seinem (bislang) regierenden Vater zu treten, entschied sich nach seiner Ankunft auf einer Reichsversammlung in Compiegne im Mai 830 gegen die Forderung der radikaleren seiner Anhänger, LUDWIG DEN FROMMEN völlig zu entthronen, und zog es in Gegenwart seiner Brüder Pippin und Ludwig vor, allein auf der Rücknahme der Verfügungen aus dem Vorjahr zu bestehen, also wieder zum Doppelkaisertum zurückzukehren. Dabei war nun freilich er der eigentliche Gebieter, hielt den Vater und den kleinen Stiefbruder unter steter Aufsicht und ging auch weiter strafend gegen Parteigänger der verstoßenen Kaiserin vor. Da LOTHAR in dieser entscheidenden Stunde weder Entschlußkraft noch Augenmaß bewies, gewann der alte Kaiser, der Pippin und Ludwig durch die Aussicht auf größere Erbteile auf seine Seite gezogen hatte, auf der nächsten Reichsversammlung im Oktober in Nimwegen die Oberhand, nötigte seinem kaiserlichen Sohn kampflos einen neuen Treueid ab, schloß ihn erneut von der Teilhabe an der Gesamtherrschaft aus und schob ihn nach Italien ab. Als Verlierer des Jahres 830 wurde LOTHAR schon in Aachen dauerhaft auf Italien beschränkt. Da Pippinund Ludwig ihren Unmut über die Bevorzugung KARLS nicht verbargen, näherte sich der Kaiserhof dem ältesten Kaisersohn. Der Junior-Kaiser wurde schon im Mai 831 in Ingelheim wieder ehrenvoll empfangen und konnte die Begnadigung etlicher seiner Anhänger aus dem Vorjahr (darunter Hilduin, jedoch nicht Wala) erleben, zog sich dann aber doch nach Italien zurück. LOTHAR mobilisierte in Italien ein Heer und gewann Papst Gregor IV. dafür, sich ihm "zur Wiederherstellung von Frieden und Eintracht" anzuschließen. Gemeinsam mit seinen Brüdern Ludwig und Pippin zog er gegen den Vater und Ende Juni 833 standen sich die Heere auf dem Rotfeld zu Colmar tagelang gegenüber, bis dem alten Kaiser das Heer auseinanderlief und er sich ergeben mußte. Die Sieger konnten die ihnen zugefallene Macht nicht anders sichern als dadurch, dass sie ihn in dauernder Haft hielten, was in LOTHARS Verantwortung gegeben wurde, und so war er es, der den Vater zunächst ins Kloster Saint-Medard in Soissons verbrachte, während der 10-jährige KARL in die Eifelabtei Prüm kam und seine Mutter Judithgar nach Tortona in Italien verbannt wurde. Auch bei der politische Neuordnung des Reiches fiel das erste Wort LOTHAR, dem Kaiser, zu, der in seinen Urkunden sogleich den vollen Imperator-Titel LUDWIGS übernahm. Doch falls er (wie anscheinend der Papst und andere seiner geistlichen Parteigänger) geglaubt haben sollte, nach der Ausschaltung LUDWIGS, Judiths und KARLS zur Machtverteilung der Ordinatio imperii von 817 übergehen zu können, so zeigte sich rasch, dass die am Erfolg beteiligten Brüder eine derartige Rückstufung nicht mehr hinzunehmen bereit waren. Der Sturz LUDWIGS DES FROMMEN hatte mit innerer Logik die erste effektive Teilung des KARLS-Reiches zur Folge. LOTHAR, stark beraten von Agobard und Ebo, nutzte hingegen eine große Reichsversammlung im Oktober in Compiegne, um auch noch eine kirchliche Sanktionierung des Thronwechsels herbeizuführen, indem sie den alten Kaiser zu einer öffentlichen Buße zwangen.
    Und wieder wendete sich das Blatt, wozu offenbar gerade die erbarmungslose Härte wesentlich beitrug, mit der LOTHAR den gefangenen Vater von Ort zu Ort mitzuschleppen schien. Der jüngere Bruder Ludwig forderte schon um die Jahreswende 833/34 eine würdigere Behandlung des alten Kaisers. Die moralische Hypothek, die auf ihm lastete, hinderte LOTHAR auch diesmal daran, seiner Herrschaft den notwendigen breiten Rückhalt bei den Großen zu verschaffen, und als er dann auch noch Pippins Mißtrauen durch Anstalten weckte, seinen Machtbereich auf dessen Kosten auszuweiten, war erneut die Konstellation beisammen, die LOTHAR 830 zu Fall gebracht hatte. Während er Ende Februar in Paris Hof hielt, rückten Pippinvon W und Ludwig von Osten mit ihren Heeren gegen ihn vor, doch keine Hand rührte sich zu seiner Verteidigung, so dass ihm nichts übrig blieb, als mit seinen Getreuen den eiligen Durchbruch nach S zu wagen und den Vater samt dem Stiefbruder in Saint-Denis zurückzulassen. Dort wurde LUDWIG am 1.3.834 feierlich wieder in die Kirche aufgenommen, mit Waffen und Krone geschmückt, als Kaiser anerkannt. Dennoch war LOTHAR nicht bereit (und vielleicht vor seinen Anhängern auch nicht imstande), sich ohne Gegenwehr geschlagen zu geben, so dass nun noch offene Kämpfe ausbrachen. Unweit der bretonischen Grenze siegten in blutigem Gefecht LOTHARS Parteigänger. LOTHAR selber erstürmte beim Vorrücken aus dem Rhonegebiet die Stadt Chalons, was mit manchen, in den Quellen ihm angelasteten Greueltaten verbunden war, schritt dann aber nicht zum Äußersten, als er etwa im September bei Blois der überlegenen Heeresmacht seines Vaters und der Brüder gegenüberstand. Er unterwarf sich und rettete damit immerhin seine Herrschaft über Italien, freilich nur unter der eidlichen Zusage, das Land nicht mehr eigenmächtig zu verlassen; dorthin wurde auch den wichtigsten seiner geistlichen und weltlichen Parteigänger, also Wala von Corbie, Agobard und mindestens fünf weiteren Bischöfen sowie den Grafen Hugo, Matfrid, Lambert und ihrem Anhang, freier Abzug gestattet. Nachdem LOTHAR 836 eine Versöhnung mit dem Vater, der 837 sogar einen Romzug ankündigte, abgelehnt hatte, kam es nach dem Tode seines Bruders Pippin (13.12.838) zu einer Einigung und LOTHAR erhielt bei der auf einer Reichsversammlung in Worms (Ende Mai 839) vorgenommenen Teilung die östliche Hälfte des entlang von Maas, Saone, Rhone und W-Alpen geteilten Frankenreiches.
    Nach dem Tode seines Vaters hat er sich dafür entschieden, auf seine vollen Kaiserrechte aus der Ordinatio von 817 zu pochen, und zog, den Sohn LUDWIG II. in Italien zurücklassend, rasch über die Alpen, um die Nachfolge des Vaters als Gebieter über das gesamte Imperium anzutreten. In der Francia strömten ihm sogleich zahlreiche Große zu, nicht nur Anhänger aus den früheren Aufständen, sondern auch aus der Umgebung des alten Kaisers mit dem Erzkapellan und KARLS-Sohn Drogo von Metz an der Spitze, der LUDWIGS Krone, Schwert und Szepter überbrachte. Auf einer Synode in Ingelheim wurde Ebo von Reims, der fünf Jahre zuvor seinen Eifer für LOTHAR mit der Absetzung hatte büßen müssen, in aller Form als Erzbischof restituiert. Doch der anfängliche Beifall war trügerisch: Womit LOTHAR, der Kaiser und nunmehrige Senior des Hauses, gewiß dem Beispiel seiner großen Vorfahren zu folgen meinte, das war für andere wie den (illegitimen) KARLS-Enkel Nithard, der als Chronist dieser Jahre aus der Sicht des jungen KARL schrieb, nichts als eine "Invasion" des Reiches, ein anmaßender Übergriff also auf die gleichen Rechte der Brüder. Ludwig und KARL, von nicht wenigen ihrer Vasallen im Stich gelassen, waren fürs erste in der schwächeren Position, was LOTHAR in die Lage versetzte, im Herbst 840 zunächst den einen in der Gegend von Mainz in Schach zu halten und dann den anderen unweit von Orleans zu beschwichtigen. Indes lag beider Stärke darin, dass sie zu diesem Zeitpunkt nur Teile der Macht erstrebten, sich also trotz aller früheren Gegensätze nun verbünden konnten, um den kaiserlichen Bruder von Osten wie von Westen her in die Zange zu nehmen. LOTHARS Gegenzug, mit dem aquitanischen Pippin als dem Feind KARLS gemeinsame Sache zu machen, relativierte hingegen in gewissem Sinne bereits den eigenen umfassenden Anspruch. Jedenfalls gelang es dem Kaiser im Frühjahr 841 nicht, KARL am Überschreiten der Seine, Ludwig am Überqueren des Rheins und damit beide an der Vereinigung ihrer Heere im nördlichen Burgund zu hindern, wo ihnen die Aufgebote LOTHARS und Pippins am 25.6.841 bei Fontenoy im Auxerrois zur entscheidenden Schlacht entgegentraten. Es wurde ein schlimmes Gemetzel, dem zum Erschrecken der Zeitgenossen so viele aus der fränkischen Führungsschicht zum Opfer fielen, dass der Chronist Regino von Prüm nach Jahrzehnten rückblickend von diesem Tage die äußere Schwäche des spät-karolingischen Reiches herleitete. Ludwig und KARL behielten schließlich die Oberhand und schlugen LOTHAR und Pippin in die Flucht.
    Das Teilungsrecht hatte sich durch diesen Ausgang des Ringens nicht nur politisch, sondern offenbar auch moralisch dem Einheitsanspruch überlegen gezeigt, denn nach Gottes Willen schien es den Sieg davongetragen zu haben. Gleichwohl gab sich der nach Aachen geflohene LOTHAR keineswegs geschlagen und suchte wenigstens indirekt wieder Boden zu gewinnen, indem er bedenkenlos gegen Ludwig einen unter dem Namen "Stellinga" bekannt gewordenen Aufstand in Sachsen schürte und normannische Anführer, die sich an der friesischen Küste festgesetzt hatten, durch Belehnung mit der Insel Walcheren an sich band. Damit richtete er jedoch wenig aus, denn das Gesetz des Handels lag seit Fontenoy bei den jüngeren Brüdern, die sich Anfang 842 in Straßburg erneut trafen und vor ihren dort versammelten Heeren am 14.2., zum gegenseitigen Verständnis in Althochdeutsch (das heißt Fränkisch) und in Altfranzösisch (das heißt Romanisch), die berühmten, von Nithard im Wortlaut überlieferten Eide unverbrüchlicher Bündnistreue leisteten. Als sie es bald darauf gemeinsam schafften, den Kaiser auch aus Aachen zu verdrängen, und gar Anstalten machten, das Frankenreich nördlich der Alpen allein unter sich aufzuteilen (entlang der Maas), sah sich LOTHAR zu schnellem Einlenken gezwungen, was ihm inzwischen auch von seinen Großen angeraten wurde. Er mußte Pippin von Aquitanien fallen lassen und erreichte eine erste Begegnung zu dritt, bei der ihm im Juni 842 auf einer Saone-Insel bei Macon ein Waffenstillstand und die gleichberechtigte Berücksichtigung bei der künftigen Machtverteilung zugestanden wurden. Zur Regelung der Einzelheiten setzte man eine Kommission aus je 40 Bevollmächtigten jeder Seite ein, die - ausgehend von der feststehenden Hoheit LOTHARS, Ludwigs und KARLS über die Randländer Italien, Bayern und Aquitanien - die Grenzziehung in den fränkischen Kernbereichen auszuhandeln hatten. Als Grundlage wurde anscheinend ein Inventar der Fiskalgüter, Pfalzen und sonstigen Einnahmequellen erstellt, was erkennen läßt, dass es vornehmlich darauf ankam, jedem der drei Brüder eine die Hofhaltung sichernde Versorgung und darüber hinaus die Möglichkeit zu geben, seine Anhänger aus anderen Teilreichen im eigenen Herrschaftsgebiet angemessen zu entschädigen. Die schwierigen, von viel Mißtrauen gehemmten Verhandlungen, in die wiederholt auch die Könige selbst eingriffen, zogen sich über mehr als Jahresfrist hin, bis im August 843 in Verdun die Einigung verkündet und beschworen werden konnte: KARL sollte alles Land westlich einer Linie gehören, die etwa den Flüssen Schelde, Maas, Saone und Rhone folgte, und Ludwig östlich von Rhein und Aare bis zu den Alpen herrschen, jedoch auch linksrheinisch über Mainz, Worms und Speyer mit ihrem Umland. Dazwischen entstand ein Mittelreich für LOTHAR, den Kaiser, mit Aachen und Rom als Schwerpunkten, das über Italien hinaus von der Provence bis Friesland reichte.
    LOTHAR I., der beim Griff nach der Suprematie über das Reichsganze zum dritten Mal gescheitert war, suchte zunächst wenigstens auf kirchlicher Ebene der drohenden Auflösung zu begegnen. Beim neuen Papst Sergius II. (844-847) erreichte er Mitte 844 die Einsetzung seines Erzkapellans Drogo von Metz, der als Sohn KARLS DES GROSSEN eine spezifische Autorität genoß, zum apostolischen Vikar für "Gallien und Germanien", also grenzüberschreitend für das ganze Frankenreich nördlich der Alpen. Auch wenn LOTHAR dieses Instrument indirekter Einflußnahme nie recht in den Griff bekam, fand er sich damit ab und sah seine kaiserliche Rolle fortan darin, aus der räumlichen Mittellage um Aachen heraus betont für den Zusammenhalt von Reich und Dynastie einzutreten. Er traf sich trotz gelegentlicher Differenzen in Einzelfragen immer wieder mit seinem Bruder im W wie mit dem im O und trat zweimal als Gastgeber der "Frankentage" auf, zu denen sich im Februar 847 und im Sommer 851 jeweils in der Pfalz Meersen (bei Maastricht) alle drei KAROLINGER in demonstrativer Gemeinsamkeit einfanden. Ihre wohltönenden Verlautbarungen sind gewiß ergiebig für die zunehmende Resonanz des monarchischem Amtsgedankens der Kirche, verdeckten aber nur schlecht die Tatsache, dass die Brüder kaum zu koordinierter Aktion oder gar gegenseitiger Unterstützung fanden.
    LOTHAR I. war schon in seiner Bedrängnis nach Fontenoy, wie erwähnt, bereit gewesen, dänische Eindringlinge an der Rheinmündung förmlich zu belehnen in der Hoffnung, sich ihre Schlagkraft zunutze machen zu können, doch erwiesen sie sich kaum als lenkbar, weshalb er einige Zeit später ihrem Anführer Rorik, einem Bruder des früheren Königs Harald, die Lehen wieder entzogen zu haben scheint. LOTHAR fand jahrelang kein Gegenmittel gegen die ständigen Däneneinfälle und wußte sich 850 schließlich nicht anders zu helfen als dem zurückgekehrten Rorik, dessen Neffen Gottfried und ihren Mannen mehrere friesische Grafschaften zu überantworten, um sie von ihnen gegen weitere Angriffe schützen zu lassen.
    Der Kaiser, der die Teilungsordnung nach 843 nicht länger in Frage stellte und wiederholt als Förderer des brüderlichen Einvernehmens auftrat, behandelte sein Mittelreich von vornherein nicht als Einheit, sondern überließ das italienische Regnum dem ältesten Sohn LUDWIG II. und regierte persönlich nur den Raum nördlich der Alpen. Dort war seine Autorität allenfalls an den Rändern angefochten, nämlich in Friesland, wo er dem Eindringen der Normannen nur halbherzig entgegentrat, sowie in der Provence, wo er 845 einen autonomistischen Aufstand niederzuschlagen hatte. Ganz überwiegend hielt sich LOTAHR in Aachen oder doch im karolingischen Kernraum zwischen Rhein und Maas auf, wohl bewußt an den Stil des kaiserlichen Vaters und Großvaters anknüpfend, mit dem KARLS-Sohn Drogo von Metz (+ 855) als Erzkapellan an seiner Seite und einem Kanzleivorsteher namens Hilduin, der mit dem väterlichen Erzkapellan (bis 831) entweder identisch oder nahe verwandt war. Zum Hof gehörte auch der heranwachsende zweite Sohn Lothar II., neben den um 845 ein Nachkömmling mit Namen Karl, zugleich ein weiterer Erbanwärter, trat. Nach dem Tod der Kaiserin Irmingard (851) legalisierte LOTHAR sein Verhältnis zu der "Magd"Doda, die ihm noch einen, früh verstorbenen Sohn schenkte. Von den fünf bekannten Töchtern des Kaisers verbanden sich mehrere mit fränkischen Grafen in Ehen von politischer Bedeutung, so Rotrud als Gattin des an der Bretonengrenze mächtigen, 852 als Gegner KARLS DES KAHLEN getöteten Lambert II. von Nantes und eine ihrer Schwestern, die sich 846 vom maasländischen Grafen Giselbert ins W-Frankenreich entführen ließ und zur Stammutter eines führenden "lotharingischen" Adelsgeschlechts werden sollte.
    Der 60-jährige Kaiser erkrankte zu Anfang des Jahres schwer, überwies seinem Sohn Lothardie Hoheit über Friesland und teilte schließlich, als er im September den Tod vor Augen hatte, in völliger Abkehr von den einst verfochtenen universalen Zielen das ihm zugefallene Mittelreich unter den drei Söhnen auf. Für LUDWIG II., den Kaiser, blieb es bei Italien; Karl, der jüngste, erhielt ein Regnum in den Rhonelanden mit dem Schwerpunkt in der Provence, während Lothar II. die nördlichen Gebiete von den W-Alpen bis zur Nordsee empfing. Sich selbst ließ der alte Kaiser in das Kloster Prüm aufnehmen, wo er nach wenigen Tagen als Mönch am 29.9.855 starb. Sein Vermächtnis war nicht unumstritten, denn Kaiser LUDWIG II. erstrebte einen Gebietsanteil jenseits der Alpen, und auch Lothar II. wollte dem minderjährigen, an Epilepsie leidenden Bruder Karl kein gesondertes Teilreich einräumen.

    Mühlbacher Engelbert: Seite 233, "Deutsche Geschichte unter den Karolingern"

    Erkrankung und Tod Kaiser LOTHARS

    LOTHAR war ein kranker Mann geworden. Noch wenige Jahre vorher hatte er, auch derarten Sinnlichkeit seines Geschlechtes huldigend, nach überschüssigem Lebensgenuß verlangt. Nach dem Tod seiner Gemahlin Irmingard (851) hatte er, schon sich greisem Alter nähernd, aus seinen Hörigen sich zwei Kebsweiber genommen; die eine, Doda, welche ihm noch einen Sohn gebar, hatte er feierlich nach salischem Gesetz durch Ausschlagen eines Denars auf der flachen Hand freigelassen, ihr den Hof, auf dem ihr Vater diente, zu eigen geschenkt und, kaum einen Monat nach dem Hinscheiden seiner Gattin, Freilassung und Schenkung urkundlich verbrieft. Um so weniger fühlte er das Bedürfnis, für sein Reich etwas zu tun. Durch die Sonderabmachung seiner beiden Brüder, denen seine Krankheit "Gelegenheit gegeben hatte, sich wieder zu einigen", sah LOTHAR sich bedroht. Er erhob bei KARL dagegen Beschwerde. Dieser Protest wurde dadurch gegenstandslos, daß LOTHAR sich nochmal erholte. Aber bald ergriff ihn wieder die tückische Krankheit. Sie verschlimmerte sich. Er verzweifelte an seiner Rettung und bestellte sein Haus. Mit Zustimmung der Großen teilte er sein Reich unter seine Söhne: der älteste, LUDWIG, erhielt Italien, der jüngste, Karl, die Provence und den südlichen Teil von Burgund, der mittlere, Lothar, zu Friesland, das ihm schon kurz vorher überwiesen worden war, die zumeist deutschen Lande von der Nordsee bis zur Rhone mit der Residenz Aachen. Hinkmar von Reims mahnte den Schwerkranken, auf das Heil seiner Seele bedacht zu sein. Die Todesfurcht rüttelt sein Gewissen, sie hält ihm vor, wie er sich gegen den Vater vergangen, wie er in freventlichem Eigennutz den Bruderkrieg heraufbeschworen, an dem so viel Blut und Unheil klebte. In der Angst vor der Verantwortung und Strafe im Jenseits sucht er im Geiste jener Zeit noch seine Schuld zu sühnen. Er entsagt der Krone und läßt sich im Kloster Prüm, das er reich beschenkt, zum Mönch scheren. Schon nach sechs Tagen, am 20. September 855, starb er. Die Leiche wurde in der Kirche von Prüm inmitten des Chors zwischen den Reliquien zweier Heiliger, die er einst aus Rom dahin gebracht hatte, bestattet. Der Tod des Kaisers in der Mönchskutte übte auf die Einbildungskarft des Volkes eine starke Wirkung; man erzählte sich, daß die Engel des Lichtes und die Geister der Finsternis gar heftig ums eine Seele kämpften, daß aber durch die Fürbitte der Prümer Mönche die Engel den Sieg errangen. Als im vorigen Jahrhundert die verfallende alte Kirche neu gebaut wurde, verschwand auch das einfache Grabmal aus schwarzem Marmor; die Gebeine wurden mit jenen der beiden Heiligen in einen Schrein gelegt (1721) und dieser auf dem Hochaltar aufgestellt. Sie gerieten in Vergessenheit und blieben verschollen, bis man 1860 den seither zurückgestellten Schrein wieder öffnete.

    821 oo Irmingard, Tochter Hugos von Tours und der Ava -20.3.851

    Kinder:
    - LUDWIG II. König von Italien 825-12.8.875
    - Helletrud (Hiltrud) 826- 856/66
    oo Berengar Graf - 865/66
    - Bertha Äbtissin von Avenay 830-7.5.852
    - Tochter (Ermengard) 830-
    846 oo Giselbert Graf im Maasgau - 916
    - Gisla Äbtissin von S. Salvatore zu Brescia (851-860) 830- 860
    - Lothar II. 835-8.8.869
    - Rotrud
    oo Lambert II. Graf von Nantes - 852
    - Karl König von Provence 845-24.1.863

    Illegitim
    - Karlmann von Doda
    -
    Literatur:
    Althoff, Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 189,370 K 36 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 15,24,39 - Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 118,141,227 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 11,69,108,144 - Black-Veldtrup, Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien. Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 1995 Seite 291,292 - Borgolte, Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986, Seite 47,52,62, 100,107,167,179 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit.Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 112, 113,124,213,219,221,225,254 - Deutsche Geschichte Band 1 Von den Anfängen bis zur Ausbildung des Feudalismus Mitte des 11. Jahrhunderts. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1982, Seite 326,328-331,352,355 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch Gladbach 1987, Seite 112, 214,223,274 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 8-10,12,13 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 9,17 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 58-59 - Erbe Michael: Belgien, Niederlande, Luxemburg. Geschichte des niederländischen Raumes. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1993, Seite 43 - Gregorovius Ferdinand: Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter. dtv-Bibliothek 1978 Band I Seite 484,486,487,488,492,493, 496,499,500,505,521,531 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seite 7,10,23,117,134,157,164,167 - Hlawitschka, Eduard: Die Widonen im Dukat von Spoleto. in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris, Seite 155-227 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 10-16,19,29,36,73,85,101,110,129-131,172,176, 207 - Hlawitschka Eduard: Studien zur Äbtissinnenreihe von Remiremont. Buchdruckerei und Verlag Karl Funk, Saarbrücken 1963, Seite 37 - Hlawitschka, Eduard: Waren die Kaiser Wido und Lambert Nachkommen Karls des Großen?, in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka, Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris, Seite 227-247 - Hlawitschka, Eduard: Vom Frankenreich zur Formierung der europäischen Staaten- und Völkergemeinschaft 840-1046, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1986 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971, Seite 15,48,50,138,191,207 - Illig Heribert: Das erfundene Mittelalter. Die größte Zeitfälschung der Geschichte. ECON Verlag GmbH, Düsseldorf und München 1996, Seite 190,205,308,390 - Jaeckel, Gerhard: Die deutschen Kaiser. Die Lebensgeschichten sämtlicher Monarchen von Karl dem Großen bis Wilhelm II., Weltbild Verlag Augsburg, Seite 16-33 - Kalckhoff Andreas: Karl der Große. Profile eines Herrschers. R. Piper GmbH & Co. KG, München 1987, Seite 47,239-242 - Kimpen Emil: Zur Königsgenealogie der Karolinger- bis Stauferzeit. - Lebe Reinhard: Ein Königreich als Mitgift. Heiratspolitik in der Geschichte. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1998, Seite 35,37 - Mitterauer Michael: Karolingische Markgrafen im Südosten. Archiv für österreichische Geschichte Band 123. Hermann Böhlaus Nachf./Graz-Wien-Köln 1963, Seite 21,142,144,154,160,204,209 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 179, 181-184,186-208,212,216,222-225, 371,387,394,399 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 114,117,120-122,124-126,128-134,136, 139-153,162,165,194,198,224 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 44,50-61,63,65 - Schneidmüller Bernd/ Weinfurter Stefan: Otto III. Heinrich II. Eine Wende? Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 11A,37,274,277A - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 46,48, 50-55,57,62,95 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994, Seite 23,24,26 Anm. 102 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 349,425f.,428-433,436,439, 476,480,485 - Wies Ernst W.: Otto der Große. Kämpfer und Beter. Bechtle Verlag Esslingen 1989, Seite 23,25,27 -

    Wikipedia Lothar I. (Frankenreich)
    Heiliger[1] Lothar I. (* 795; † 29. September 855 in der Abtei Prüm, Prüm) war von 814 bis 817 König von Bayern, von 817/823 bis 855 römischer Kaiser (bis 840 als Mitkaiser), von 822 bis 855 (Unter-)König von Italien (König der Langobarden) und von 843 bis 855 König des fränkischen Lotharii Regnum („Mittelreich“).

    Lothar war der älteste Sohn Ludwigs des Frommen und dessen Ehefrau Irmingard. Er gehörte somit zum Adelsgeschlecht der Karolinger. Seit August 814 regierte er Bayern und im Juli 817 wurde er bei der Teilung des Reichs durch Ludwig den Frommen Mitkaiser[2]. Mitte Oktober 821 vermählte er sich in Diedenhofen mit Irmingard von Tours, Tochter des Grafen Hugo von Tours. 822 erhielt er auch Italien und ein Jahr später, zu Ostern am 5. April 823, von Papst Paschalis I. die Kaiserkrone.[3]
    Im November 824 erließ er die Konstitution Lothars, welche die Rechte des Kaisers und des Papstes in Rom und im Kirchenstaat festsetzte. Als aber Ludwig der Fromme dem von seiner zweiten Gemahlin Judith geborenen Sohn Karl dem Kahlen im August 829 auf dem Reichstag zu Worms Alemannien zubestimmte, empörten sich die drei Söhne aus erster Ehe gegen den Vater und setzten ihn 830 ab. 831 wurde Ludwig jedoch wieder befreit und Lothar verlor die Regentschaft.
    Bei einer neuen Empörung 833 standen sich die Parteien Ende Juni auf dem Rotfeld bei Colmar gegenüber, bis Ludwig alle Unterstützung verloren hatte und am 30. Juni gezwungen war, sich zu ergeben und faktisch abzudanken. Es folgte ein öffentliches Schuldbekenntnis und die Verbannung Judiths und deren Sohnes Karl in ein Kloster. Das Colmarer Rotfeld wurde aufgrund der geschlossenen und gebrochenen Eide bald nur noch als „Lügenfeld“ bezeichnet.
    Lothar wähnte nun seine Herrschaft über das Gesamtreich gesichert, doch nun verbündeten sich seine Brüder mit ihrem abgesetzten Vater Ludwig und holten diesen auf den Thron zurück. Ludwig der Fromme wurde am 1. März 834 in Saint-Denis wieder eingesetzt; Lothar, der nach Burgund geflohen war, musste sich im Juni 834 in Blois unterwerfen; er behielt lediglich Italien als Unterkönigreich, welches er ohne Zustimmung Ludwigs nicht mehr verlassen durfte.
    Bei der neuen Teilung des Reichs nach Pippins Tod wurde Lothar wieder zu Gnaden angenommen und bekam außer Italien Austrasien ohne Bayern (Juni 839). Nach des Vaters Tod (Juni 840) beanspruchte Lothar die volle Anerkennung als Kaiser. Allein Ludwig und Karl schlugen ihn bei Fontenoy in Burgund am 25. Juni 841. Im Vertrag von Verdun vom 10. August 843 behielt Lothar außer der Kaiserwürde und Italien Burgund und die Länder zwischen Rhein, Maas und Schelde bis an die Nordsee mit den beiden Hauptstädten Rom und Aachen, das sogenannte „Mittelreich“.
    Während Lothar zur Festigung seiner Macht in Aachen blieb, verwüsteten die Araber 848 seine italienischen Provinzen, plünderten die Normannen die Küsten der Nordsee. Der hohe Klerus errang eine selbstständige Stellung und die großen Vasallen übten nach Lothars Vorbild Willkür und Gewaltherrschaft.
    Bereits schwer erkrankt, teilte Lothar I. am 19. September 855 in der Teilung von Prüm sein Reich unter seine Söhne:
    Ludwig II. († 875) erhielt die Kaiserwürde und Italien
    Karl von der Provence († 863) erhielt die Provence und den zum Mittelreich gehörenden, größeren Teil Burgunds (der kleinere Teil, die heutzutage „Burgund“ („Bourgogne“) genannte Region im Zentrum des heutigen Frankreichs, war bereits seit 843 Teil des Westfrankenreiches)
    Lothar II. († 869) erhielt den nach ihm benannten Nordteil des Reiches (Lotharingien)
    Nach der Abdankung zog er sich in die Abtei Prüm in der Eifel zurück, wo er wenige Tage später, am 29. September 855, verstarb und auch bestattet wurde.



    Begraben:
    Kloster

    Lothar heiratete von Tours, Irmingard in 821. Irmingard (Tochter von von Tours, Hugo und Ava) wurde geboren um 805; gestorben am 20 Mrz 851. [Familienblatt] [Familientafel]


  3. 13.  von Tours, Irmingard wurde geboren um 805 (Tochter von von Tours, Hugo und Ava); gestorben am 20 Mrz 851.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Frankenkönigin
    • Titel/Amt/Status: 823; römische Kaiserin

    Notizen:

    Irmingard von Tours Frankenkönigin
    römische Kaiserin seit Ostern 823
    um 805-20.3.851
    Älteste Tochter des Grafen Hugo von Tours und der Ava

    Büttner Heinrich: , "Geschichte des Elsaß I" 1991

    In Remiremont stellte LOTHAR I. auch eine Urkunde aus, in der auf Bitten seiner Gemahlin Irmgard der Abtei Erstein die villa Greßweiler bei Molsheim schenkte. Kurz vorher hatte Kaiserin Irmgard das Gut, das sie einst als Morgengabe von LOTHAR I. erhalten hatte, mit dessen Einverständnis zur Errichtung eines Frauenkonvents benutzt, an dessen Spitze als erste Äbtissin ihre jüngste Tochter Rugrundis trat. Irmgard erbat vom Papst Leo IV. Reliquien für ihre Stiftung. Sie holte die päpstliche Genehmigung zur Klostererbauung ein und erbat durch kaiserliche Gesandte, die in anderen Geschäften zur Kurie reisten, ein Privileg für Erstein.

    Vollmer Franz: Seite 167, "Die Etichonen"

    Aus der Ehe Hugos von Tours mit Ava entsprossen drei Töchter und zwei Söhne. Die Töchter Ermengardis/Irmgard, Adelais und Bertha heirateten Angehörige der obersten Adelsschicht des fränkischen Reiches. Irmgard/Ermengard wird die Gemahlin des KAROLINGERS LOTHAR I. Diese Kaiserin bleibt mit der elsässischen Heimat durch ihre Stiftung des Klosters Erstein in besonderem Maße verbunden. Auch das Straßburger ETICHONEN-Kloster St. Stephan zählt sie zu seinen Wohltäterinnen, da ihr die Schenkung des breisgauischen Munzingen zu verdanken ist. Irmgard starb 851 und hinterließ sieben nachgewiesene Kinder, drei Söhne und vier Töchter. Die weitere Geschichte des ETICHONEN-Hauses und die Oberrheinlande berührt aber nur ihr Sohn Lothar durch seine umstrittene Verbindung mit der - elsässischen - Waldrada und beider Sohn Hugo.

    Konecny Silvia: Seite 94 , "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Die Ehen der beiden älteren Söhne LUDWIGS verraten wahrscheinlich bereits den Einfluß der neuen kirchlichen Ratgeber. LOTHAR heiratete 821 am Reichstag von Diedenhofen Irmgard, die Tochter des Grafen Hugo von Tours. Auch LOTHARS Gemahlin entstammte nicht dem italienischen Gebiet, wo der älteste Sohn des Kaisers bald nach seiner Heirat regieren sollte. LOTHARS Schwiegervater, Hugo von Tours, stand seit 828 eindeutig im Lager der Feinde LUDWIGS, das viele der früheren Ratgeber des Kaisers aufnahm. Zur Zeit der Eheschließung existierte aber kaum schon die spätere Gruppierung um LOTHAR, und Hugo wurde wohl erst auf Grund der Verwandtschaft dessen Parteigänger.

    Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Seite 141, "Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000"

    Soweit erkennbar, wurden fast alle Übertragungen den Vorschriften des Mainzer Konzils von 813 entsprechend durch Schreiben der jeweiligen Herrscher gefördert, die teilweise erhalten sind; die tatsächlichen Empfänger der Reliquien waren im Prüm Abt Markward, in Sachsen die adeligen Klostergründer, Graf Liudolf von Sachsen und seine Frau Oda, Graf Ricdag sowie Waltbert, eine Nachfahre Widukinds. In Erstein stand die Kaiserin Irmingard im Vordergrund.

    Schieffer Rudolf: Seite 120,147,153, "Die Karolinger"

    Dem Vater folgte 821 der junge Kaiser LOTHAR durch seine Heirat mit Irmingard, der Tochter Hugos von Tours aus dem alten elsässischen Herzogshaus der ETICHONEN.
    Nach dem Tod der Kaiserin Irmingard (851) legalisierte LOTHAR sein Verhältnis zu der "Magd" Doda, die ihm noch einen, früh verstorbenen Sohn schenkte.
    Immerhin gelang es, LUDWIG II.vom Ausgreifen über Italien hinaus abzuhalten, aber auch Lothar II. mußte dem Drängen der provencalischen Magnaten nachgeben, die mit Karl als nominellem König unter sich bleiben wollten und von Graf Gerhard von Vienne angeführt wurden, einem Schwager von LOTHARS I. Gemahlin Irmingard und einstigen, vor KARL DEM KAHLEN gewichenen Grafen von Paris.

    Geuenich Dieter: Seite 105-106, "Richkart, ancilla dei de caenobio Sancti Stephani. Zeugnisse zur Geschichte des Straßburger Frauenklosters St. Stephan in der Karolingerzeit."

    Irmgard blieb ihrer elsässischen Heimat auch als Kaiserin verbunden, und zwar nicht nur durch die Stiftung des Klosters Erstein, sondern auch durch die Übertragung des Hofes Munzingen im Breisgau an das Straßburger Stephanskloster. Der Wahrheitsgehalt dieser und weiterer Schenkungen Irmgards ist allerdings umstritten, da wir von diesen nur aus problematischer Überlieferung, unter anderem aus der schon mehrfach genannten verfälschten Urkunde LOTHARS I. von 845, erfahren. Nach Theodor Schieffer braucht aber "die Intervention der Kaiserin Irmingard" für St. Stephan "weder sachlich noch formal beanstandet zu werden, zumal Irmgard selber dem ETICHONEN-Hause entstammte.
    Die Kaiserin aus dem Hause der ETICHONEN hatte zwei jüngere Schwestern, deren eine denselben Namen trug wie jene Adalheid abbatissa, mit der die in St. Gallen überlieferte Gedenkliste des Stephansklosters beginnt. Diese Adelheid heiratete - wann wissen wir nicht - den alemannischen Grafen Konrad aus dem Hause der WELFEN, den Bruder der Kaiserin Judith, der nach 862 gestorben ist. Daß sie in der Zeit vor ihrer Eheschließung der Frauengemeinschaftz von St. Stephan in Straßburg vorgestanden haben könnte, ist angesichts ihrer etichonischen Herkunft durchaus naheliegend. Die Datierung der St. Galler Namenliste, der ihr Name vorangestelt ist, in die 830-er Jahre würde dieser Vermutung nicht im Wege stehen.

    Boshof Egon: Seite 158,230, "Ludwig der Fromme"

    LOTHAR vermählte sich mit Irmingard, der Tochter des dem alten elsässischen Herzogsgeschlecht der ETICHONEN entstammenden Grafen Hugo von Tours. Neben Matfrid von Orleans hat Hugo in diesen Jahren unter den Vertretern der Laienaristokratie in der Umgebung LUDWIGS eine führende Rolle gespielt. Thegan, der bekanntlich Polemik und prononcierte Urteile nicht scheute, charakterisiert ihn sarkastisch als den furchtsamsten Menschen unter der Sonne. Seiner Gemahlin übertrug LOTHAR als Wittum Güter im Elsaß um die villa Erstein, in der Irmingard später ein Kanonissenstift errichtete.
    Wala ist am 31. August gestorben; er wurde im Kloster Bobbio bestattet. Seines Gedenkens nahm sich LOTHARS Gemahlin, die Kaiserin Irmingard, an. Sie schickte Nachricht an die Klöster Italiens mit der Aufforderung, für sein Seelenheil zu beten. Als ihre Boten nach St. Salvator in Brescia, ihr eigenes Kloster, kamen, war der Tod des Abtes hier schon bekannt: zwei Nonnen hatten die Chöre der Engel gesehen und gehört, die seine Seele zum Himmel hinauftrugen.

    821 oo LOTHAR I. 795-29.9.855
    Kinder:
    - LUDWIG II. König von Italien 825-12.8.875
    - Helletrud (Hiltrud) 826- 856/66
    oo Berengar Graf - 865/66
    - Bertha Äbtissin von Avenay 830-7.5.852
    - Tochter (Ermengard) 830-
    846 oo Giselbert Graf im Maasgau - 916
    - Gisla Äbtissin von S. Salvatore zu Brescia (851-860) 830- 860
    - Lothar II. 835-8.8.869
    - Rotrud
    oo Lambert II. Graf von Nantes - 852
    - Karl König von Provence 845-24.1.863


    Literatur:
    Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 141 - Boshof Egon: Ludwig der Fromme. Primus Verlag Darmstadt 1996 Seite 158,230 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 26 Anm. 21,378,384,422; Band II Seite 688 - Geuenich Dieter: Richkart, ancilla dei de caenobio Sancti Stephani. Zeugnisse zur Geschichte des Straßburger Frauenklosters St. Stephan in der Karolingerzeit. in Festschrift für Eduard Hlawitschka zum 65. Geburtstag Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1993, Seite 97-111- Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbucuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 182,387 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 120,147, 153 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 61 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 50,57 -

    Kinder:
    1. von Italien, Ludwig II. wurde geboren in 825; gestorben am 12 Aug 875 in Brescia [25100],Brescia,Lombardia,Italien; wurde beigesetzt in Mailand [20100],Lombardia,Italien.
    2. von Franken, Helletrud wurde geboren in 826; gestorben in 856/866.
    3. von Franken, Bertha wurde geboren in 830; gestorben am 7 Mai 852.
    4. von Franken, (Tochter) wurde geboren in 830.
    5. von Franken, Gisela wurde geboren in 830; gestorben in 860.
    6. 6. von Lothringen, Lothar II. wurde geboren um 835; gestorben am 8 Aug 869 in Piacenza,Piacenza,Emilia-Romagna,Italien; wurde beigesetzt in Piacenza,Piacenza,Emilia-Romagna,Italien.
    7. von Franken, Rotrud wurde geboren in 835/837.
    8. von Franken, Karl wurde geboren um 840/845; gestorben am 24 Jan 863 in Lyon [69001],Métropole de Lyon,Rhône-Alpes,Frankreich.