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 Bohrer

Otto II.

männlich 955 - 983  (28 Jahre)


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Generation: 1

  1. 1.  Otto II. wurde geboren in 955 (Sohn von von Sachsen, Otto I. und von Hoch-Burgund, Adelheid); gestorben am 7 Dez 983 in Rom [00100],Latium,Italien; wurde beigesetzt in Rom [00100],Latium,Italien.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 961/973-983, Deutschland; Deutscher König
    • Titel/Amt/Status: seit 24 Dez 967; Römischer Kaiser

    Notizen:

    Neue Deutsche Biographie - Otto II.

    Kaiser, * Ende 955, † 7.12.983 Rom, ⚰ Rom, Atrium von Sankt Peter, seit 1618 in den Vatikanischen Grotten unter Sankt Peter.

    Ende 955 gebar Kgn. Adelheid den lang erhofften, lebensfähigen Sohn und Erben, der von Beginn an gezielt auf sein Amt als präsumptiver Thronfolger vorbereitet wurde. Volcold, der spätere Bischof v. Meißen, gab O. nicht nur eine fundierte literarisch-geistige Schulbildung, sondern formte ihn zu einem rex litteratus, dessen außerordentliches Interesse an Kunst und Wissenschaft vielfach bezeugt ist (Jan. 981: gelehrte Disputation zw. Gerbert v. Aurillac u. Ohtrich v. Magdeburg vor O.). Graf Huodo unterwies ihn im Kriegshandwerk und in den Rechtsgewohnheiten. Zur Sicherung der Nachfolge im Reich ließ Otto I. seinen Sohn im Mai 961, vor Antritt des Italienzuges, auf einem Hoftag in Worms zum (Mit)könig wählen und in Aachen durch die drei rhein. Erzbischöfe zum König krönen und salben. Er vertraute O. während seiner Abwesenheit dessen Halbbruder, Ebf. Wilhelm von Mainz, der im Namen beider Könige die faktische Regentschaft ausübte, zur weiteren Erziehung an. Von O.s wachsender politischer Selbständigkeit zeugt die auf seinem ersten Hoftag (Worms, Juni 967) vollzogene Ordnung der Reichsangelegenheiten, bevor er – von seinem 'Ziehvater' Wilhelm bis zur Reichsgrenze begleitet – im Herbst 967 nach Rom aufbrach. Am 25.12.967, dem Jahrestag der Kaiserkrönung Karls d. Gr., wurde er dort von Johannes XIII. zum (Mit)-kaiser gekrönt. In Ottos I. politischem Kalkül bildete diese Kaiserkrönung eine entscheidende Voraussetzung für die seit längerem angestrebte Ehe seines Sohnes mit einer purpurgeborenen byzantin. Kaisertochter, die die Anerkennung des westl. Kaisertums als gleichrangig besiegeln sollte. Die konstante Weigerung des byzantin. Kaiserhofs machte jedoch alle Heiratspläne Ottos I. bis 971 zunichte, als Johannes Tzimiskes ihm ein Bündnis anbot, das den Interessen und Ansprüchen beider Seiten Rechnung trug. Am 14.4.972 heiratete O. in Rom die nicht im Purpur geborene Theophanu, eine Nichte Kaiser Johannes Tzimiskes, die Johannes XIII. zur Kaiserin krönte. Über die reiche Morgengabe der neuen Kaiserin ließ O. am gleichen Tag eine Dotationsurkunde ausstellen, die in einer gleichzeitigen Prunkausfertigung erhalten ist. Als Otto I. am 7.5.973 starb, trat O. ohne erkennbare Verzögerung und Widerspruch die Nachfolge im Reich an; die anwesenden Großen erneuerten ihre O. 961 geleistete Huldigung. Knüpfte O. – von der Kaiserinwitwe Adelheid und Heinrich dem Zänker beraten – zunächst nahtlos an die Politik seines Vaters im Reich an, so bedeutete die von den Herzögen Schwabens und Bayerns gegen seinen Willen betriebene Erhebung Heinrichs zum Bischof von Augsburg im Sommer 973 eine Zäsur, in deren Folge er zumindest partiell eine politische Neuorientierung vollzog. Diese wird erstmals bei der Besetzung der schwäb. Herzogswürde im Nov. 973 sichtbar, als O. gegen den Kandidaten Heinrichs des Zänkers und der schwäb. Herzogswitwe Hadwig seinen Neffen Otto, den Sohn Liudolfs, zum neuen Herzog erhob. Dem offensichtlichen Anspruch Heinrichs des Zänkers auf die Teilhabe an der Königsherrschaft begegnete O. insbesondere dadurch, daß er dessen weiteres herrschaftliches Ausgreifen nach Norden und Nordosten unterband. Mit der Förderung der Babenberger auf dem Nordgau setzte O. Heinrichs Expansionsbestrebungen im Raum nördl. der Donau deutliche Grenzen. Die noch von Otto I. 973 initiierte, unter O. 975/76 abgeschlossene Gründung des Bistums Prag und Eingliederung in die Kirchenprovinz Mainz unter O.s einflußreichstem geistlichen Ratgeber, Willigis von Mainz, entzog Böhmen dem kirchlichen Einflußbereich Regensburgs und damit dem Zugriff des Herzogs von Bayern.

    Gegen diese als Unrecht und Rangminderung empfundenen Maßnahmen rebellierte Heinrich der Zänker wiederholt. Seine erste Auflehnung im Bunde mit Boleslav II. von Böhmen und Mieszko I. von Polen im Sommer 974 ahndete O. mit der Inhaftierung in Ingelheim, von wo dieser Anfang 976 entwich.|Heinrichs neuerliche Verschwörung beendete O. mit der Eroberung Regensburgs am 21.7.976. Dessen Flucht nach Böhmen nutzte O. zu einer umfassenden Neuordnung des Südostens des Reiches und seiner engeren personellen Anbindung an die Reichsgewalt. Der Luitpoldinger Heinrich erhielt das von Bayern abgetrennte, neugeschaffene Hzgt. Kärnten mit den oberital. Marken Friaul, Verona und Istrien; dem Babenberger Liutpold übertrug O. die bayer. Ostmark, während er das Heinrich entzogene Hzt. Bayern seinem wichtigsten Gefolgsmann, Hzg. Otto von Schwaben, verlieh. Diese Ordnung vermochte auch der letzte Aufstandsversuch des 'Zänkers' gegen O. im Herbst 977 nicht zu erschüttern; Heinrichs Mitverschwörer, Hzg. Heinrich von Kärnten, ersetzte O. durch den Salier Otto von Worms.

    Der Südosten des Reiches war kaum befriedet, als O. mit einem weiteren, den Bestand des Reiches bedrohenden Konflikt konfrontiert wurde. Daß Karl von Niederlothringen, O.s Statthalter im Westen des Reiches (seit Frühsommer 977) und eigennütziger Helfer gegen die Gebietsansprüche des eigenen Bruders, Kg. Lothars von Westfranken, dessen Gemahlin Emma öffentlich als Ehebrecherin verleumdete, bedeutete Krieg. Der von Lothars Angriff völlig überraschte O. entkam nur mit knapper Not aus Aachen, das Lothar im Juni 978 besetzte, wobei er den Adler der Kaiserpfalz nach Osten drehen ließ. Bei seinem Gegenschlag im Herbst 978 stieß O. unter Zerstörung der Pfalzen Attigny, Soissons und Compiègne bis in den Raum Paris vor, ohne Lothar aber besiegen zu können. Der im Mai 980 in Margut-sur-Chiers zwischen beiden Herrschern geschlossene Frieden bekräftigte den Status quo; Lothar erneuerte den westfränk. Verzicht auf Lotharingien.

    Seit Okt. 980 wandte O. sich – nach Übertragung der Reichsgeschäfte an Willigis v. Mainz – mit Italien einem dritten Schauplatz zu, der gleichfalls dringend der politischen Neuordnung bedurfte. Im März 981 führte er den von Crescentius II. und seinen Anhängern vertriebenen rechtmäßigen Papst, Benedikt VII., nach Rom zurück. Seinen Anspruch auf die uneingeschränkte kaiserl. Autorität brachte O. auf der von ihm zusammen mit Benedikt VII. präsidierten röm. Ostersynode 981 in Anwesenheit der Kaiserinnen Adelheid und Theophanu, Kg. Konrads von Burgund und Hzg. Hugos Capet von Franzien sowie zahlreicher geistlicher und weltlicher Großen sichtbar zum Ausdruck. Hatte Otto I. sich in Süditalien bei allen hegemonialen Ansprüchen faktisch auf die Restitution und Wahrung der Reichsrechte beschränkt, so vollzog O. hier einen deutlichen Kurswechsel. Er strebte nach einer Eingliederung ganz Italiens in seinen Herrschaftsbereich unter Beseitigung der sarazen. und byzantin. Machtkomplexe. Die dafür notwendigen militärischen Mittel erwartete er vorrangig von den Großen seines Reiches, wovon insbesondere seine berühmte Anforderung von ca. 2100 Panzerreitern aus Deutschland („Indiculus loricatorum“) vom Frühherbst 981 zeugt. Zum Zeichen der Legitimität seines Vorstoßes auf byzantin. Gebiet Ende 981 nahm er während der Belagerung des byzantin. Tarent im März 982 den röm. Kaisertitel (Romanorum imperator augustus) an. Seine hochfliegenden Pläne erlitten am 13.7.982 bei Columna regia (wüst, nördl. Reggio Calabria) jedoch einen herben Rückschlag, als die Sarazenen sein Heer wegen O.s taktisch-strategischer Unerfahrenheit nahezu völlig vernichteten. Diese großes Aufsehen erregende Niederlage rief auch die sächs. Kritiker von O.s Italienpolitik verstärkt auf den Plan, auf deren Drängen hin er im Mai 983 eine Reichsversammlung nach Verona einberief. Trotz der offenkundigen Schwäche der kaiserl. Position erreichte O. die Wahl seines Sohnes, Ottos III., zum Mitkönig durch die anwesenden deutschen und ital. Großen und sicherte damit den Fortbestand des ottonischen Königtums. In der Folgezeit widmete O. sich weiterhin den Angelegenheiten Italiens. Im Sept. 983 erhob er seinen Kanzler, Bf. Petrus von Pavia, als Johannes XIV. auf den Papstthron. Eine Malariainfektion verhinderte aber die Wiederaufnahme der geplanten militärischen Unternehmen in Süditalien und führte schließlich zu seinem frühzeitigen Tod in Rom.

    So sehr O. mit beachtlichem Erfolg die hegemoniale Stellung des ottonischen Reiches wahrte und im Inneren festigte, in der zeitgenössischen Historiographie und Nachwelt galt und gilt er als der glücklose, ja unfähige Sohn eines großen Vaters. Neben der Katastrophe von Columna regia haben vor allem zwei Vorgänge entscheidend zu diesem ambivalenten Bild O.s beigetragen: die im Sept. 981 verfügte Aufhebung des von seinem Vater gegründeten Bistums Merseburg und der große Slawenaufstand im Juni 983, der das Missionswerk Ottos I. zerstörte.

    Quellen
    Qu T. Sickel (Hg.), Die Urkk. O. des II., MGH DD regum et imperatorum Germ., Bd. 2,1, 1888 (Nachdr. 1980); J. F. Böhmer, Regg. Imp. II, 2: Die Regg. d. Kaiserreiches unter O. II. 955 (973) – 983, neu bearb. v. H. L. Mikoletzky, 1950.

    Literatur
    ADB 24; K. Uhlirz, Jbb. d. Dt. Gesch. unter O. II. u. O. III., 1. Bd.: O. II. 973-983, 1902 (Nachdr. 1967); W. Ohnsorge, Die Heirat Ks. O.s II. mit d. Byzantinerin Theophano (972), in: Braunschweig. Jb. 54, 1973, S. 24-60 (Nachdr. in: ders., Ostrom u. d. Westen, 1983, S. 128-72); K. Leyser, Rule and Conflict in an Early Medieval Soc., Ottonian Saxony, 1979, dt. u. d. T.: Herrschaft u. Konflikt, Kg. u. Adel im otton. Sachsen, 1984; H. Keller, Reichsstruktur u. Herrschaftsauffassung in otton.-frühsal. Zeit, in: Frühma. Stud. 16, 1982, S. 74-128; F.-R. Erkens, Fürstl. Opposition in otton.-sal. Zeit, in: AKG 64, 1982, S. 307-70, bes. S. 338-45; H. Hoffmann, Buchkunst u. Königtum im otton. u. frühsal. Reich, 1986; H. Beumann, Die Ottonen, 1987, 41997, S. 113-26; W. Glocker, Die Verwandten d. Ottonen u. ihre Bedeutung in d. Politik, 1989, S. 156-78, 188-95, 294-96; C. Brühl, Dtld. – Frankreich, Die Geburt zweier Völker, 1990, 21995; E. Hlawitschka, Ks. O. II., in: Ma. Herrscher in Lb., hg. v. K. Schnith, 1990, S. 144-54; Kaiserin Theophanu, Begegnung d. Ostens u. Westens um d. Wende d. ersten J.tausends, hg. v. A. v. Euw u. P. Schreiner, 2 Bde., 1991; G. Wolf (Hg.), Kaiserin Theophanu, 1991; W. Giese, Venedig-Pol. u. Imperiums-Idee bei d. Ottonen, in: Herrschaft, Kirche, Kultur, Btrr. z. Gesch. d. MA, FS f. F. Prinz, hg. v. G. Jenal unter Mitarbeit v. St. Haarländer, 1993, S. 219-43; W. Huschner, Kirchenfest u. Herrschaftspraxis, Die Reg.zeit d. ersten beiden Kaiser aus liudolfing. Hause, Teil 2: O. II. (973–983), in: ZfG 41, 1993, S. 117-34; G. Althoff, Löwen als Begleitung u. Bezeichnung d. Herrschers im MA, in: Die Romane v. d. Ritter mit d. Löwen, hg. v. X. v. Ertzdorff, 1994, S. 119-34; J. Fried, Der Weg in d. Gesch., Die Ursprünge Dtld.s bis 1024, 1994, S. 550-65; A. Davids (Ed.), The Empress Theophano, 1995; E. Eickhoff, Theophanu u. d. König, Otto III. u. seine Welt, 1996, 21997; J. Ehlers, Magdeburg – Rom – Aachen – Bamberg, Grablege d. Königs u. Herrschaftsverständnis in otton. Zeit, in: Otto III. – Heinrich II., Eine Wende?, hg. v. B. Schneidmüller u. St. Weinfurter, 1997, S. 47-76; O. Engels, Überlegungen zur otton. Herrschaftsstruktur, ebd., S. 267-325; E.-D. Hehl, Merseburg, Eine Bistumsgründung unter Vorbehalt, Gelübde, Kirchenrecht u. pol. Spielraum im 10. Jh., in: Frühma. Stud. 31, 1997, S. 96-119; D. Alvermann, Königsherrschaft u. Reichsintegration, Eine Unters. z. pol. Struktur v. regna u. imperium z. Zeit Ks. O.s II., 1998 (umfassende Bibliographie); G. Pamme-Vogelsang, Die Ehen ma. Herrscher im Bild, Unterss. zu zeitgenöss. Herrscherpaardarst. d. 9. bis 12. Jh., 1998, S. 62-95; LThK; Lex. MA; DBE.



    Geburt:
    Ende 955

    Begraben:
    St. Peter (Vatikanische Grotten)


Generation: 2

  1. 2.  von Sachsen, Otto I.von Sachsen, Otto I. wurde geboren am 23 Nov 912 in Wallhausen [06528],Mansfeld-Südharz,Sachsen-Anhalt,Deutschland (Sohn von von Sachsen, Heinrich I. und von Ringelheim, Mathilde); gestorben am 7 Mai 973 in Memleben [6642],Burgenlandkreis,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Magdeburg [39104],Magdeburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Langobardenreich,Italien; König der Langobarden
    • Titel/Amt/Status: seit 2 Feb 962; Römischer Kaiser
    • Titel/Amt/Status: 936-973, Deutschland; Deutscher König

    Notizen:

    Neue Deutsche Biographie - Otto I. der Große

    Kaiser, * 22.11.912, † 7.5.973 Memleben, ⚰ Magdeburg, Dom.

    Jugend und Erziehung O.s, des ältesten Sohnes Heinrichs und Mathildes, liegen weitgehend im Dunkeln, bis der 919 zum König erhobene Vater ihn 929 in der sog. 'Hausordnung' (D H I 20) zum alleinigen Nachfolger im Königsamt bestimmte. Dieser Übergang von der karolingischen Herrschaftsteilung zur Praxis der Individualsukzession schuf das Problem einer angemessenen Versorgung der Brüder O.s, von denen 929 nur Brun mit der Bestimmung zum Geistlichen den Weg vorgezeichnet erhielt. Die Verheiratung mit einer angelsächs. Königstochter unterstrich zusätzlich die hervorgehobene Stellung des ältesten Sohnes. Im übrigen traten O. und Edgith zu Lebzeiten Heinrichs I. nicht weiter hervor, so daß über Formen einer Beteiligung an der Herrschaft nichts gesagt werden kann.

    Nach dem Tod des Vaters am 2.7.936 wurde die Nachfolge O.s innerhalb weniger Wochen realisiert, worüber ein detaillierter Bericht Widukinds von Corvey (II, 1-3) vorliegt. Die Darstellung ist in ihrer Faktizität bis heute umstritten. An seinem Beispiel werden die Rahmenbedingungen, die Möglichkeiten und Grenzen von Erinnerung in oralen oder semioralen Gesellschaften diskutiert. Der Bericht akzentuiert folgende Sachverhalte: Aufgliederung der Königserhebung in weltliche und geistliche Akte; Königssalbung in Anknüpfung an karolingische Tradition und im Unterschied zum Vater; Krönungsmahl des ganzen populus mit dem König, bei dem die Herzöge dienend die sog. Erzämter ausübten. Daß mit diesen zeremoniellen Akten eine vom Vater unterschiedliche Herrschaftsauffassung adäquaten Ausdruck fand, zeigten schon die ersten Regierungshandlungen des neuen Königs. Bei der Vergabe von Ämtern überging er bewußt erblich begründete Ansprüche (Hermann Billung, Mgf. Gero, Söhne Arnulfs v. Bayern); in Adelsfehden griff er mit Schmachstrafen ein (Hzg. Eberhard). Die Herzöge und Hochadeligen, die mit dem Vater durch Freundschaftspakte und Verwandtschaft verbunden gewesen waren, empfanden O.s Betonung seines königlichen Vorrangs bei der Ämtervergabe als Herabsetzung; sie suchten und fanden Unterstützung bei dem Halbbruder und dem Bruder des Herrschers, Thankmar und Heinrich. Es begann eine Serie von ‚Aufständen’ gegen O., die seine Herrschaft zwischen 937 und 941 mehrfach in tiefe Krisen stürzte. Der Widerstand gegen O.s neue Herrschaftspraxis wurzelte in einem Rechtsbewußtsein, das sich zu bewaffnetem Widerstand auch gegen den König berechtigt glaubte, wenn dieser Gewohnheiten veränderte. Mit Geschick und Glück gelang es O., die Krisen zu meistern, wobei er seinen hochadeligen Gegnern nach Genugtuungsleistungen herrscherliche clementia gewährte und sie mehrfach sogar in ihrer früheren Stellung beließ bzw. nach der Vergebung neue ehrenvolle Aufgaben zuwies, wie etwa dem Königsbruder Heinrich das Hzgt. Bayern. Es etablierte sich eine Praxis gütlicher Konfliktbeilegung, die darauf gründete, das Gesicht beider Seiten zu wahren.

    Den Krisen folgte ein Jahrzehnt weitgehend ruhiger Herrschaftsausübung (941–51). Einen gewissen Höhepunkt dieser Zeit markiert die Synode von Ingelheim (948), die im Beisein der Könige O. und Ludwig von Westfranken unter Vorsitz des päpstl. Legaten in den westfränk. Thronstreit und in die Auseinandersetzungen um den Reimser Erzstuhl eingriff. Mit der Gründung mehrerer Missionsbistümer (Brandenburg, Havelberg, Ripen, Schleswig, Aarhus) in dieser Zeit deuteten sich zukünftige Initiativen des Herrschers bereits an. Sie wurden jedoch verzögert durch eine zweite Konfliktphase, die 951/52 wieder durch eigene Familienangehörige in Verbindung mit Teilen des Hochadels ausgelöst wurde: Protagonisten des Widerstands waren dieses Mal Sohn und Schwiegersohn des Königs, die Herzöge Liudolf von Schwaben und Konrad von Lothringen. Die Ursachen für die zweite Krise sind komplex: Einmal war O. 952 von ital. Großen gerufen worden, die langobard. Königskrone zu übernehmen. Er leistete diesem Ruf Folge und heiratete die Königinwitwe Adelheid in zweiter Ehe, nachdem Edgith bereits 946 verstorben und in Magdeburg beigesetzt worden war. Adelheid gebar 952 den ersten Sohn, was den bereits designierten Nachfolger Liudolf in Zweifel gestürzt haben könnte, ob seine Nachfolge durch diesen neuen Königssohn in Frage gestellt würde. Überdies waren eigenmächtige ital. Aktivitäten Liudolfs, mit denen er dem Vater helfen wollte, an Intrigen seines Onkels Heinrich gescheitert.

    Welches Motiv auch im Vordergrund stand, Liudolf entfernte sich zusammen mit Ebf. Friedrich von Mainz aus dem Heer des Königs in Italien und organisierte im thüring. Saalfeld Widerstand vornehmlich gegen Hzg. Heinrich, aber auch gegen seinen Vater, da dieser den Bruder und nicht den Sohn unterstützte. In Saalfeld hatten sich auch die ersten Widerstände gegen O. formiert. Der Widerstand verbreitete sich, als O. auch seinen Schwiegersohn, Hzg. Konrad den Roten, gegen sich aufbrachte. Dieser hatte den ital. Gegner O.s, Berengar, der selbst nach der Königskrone Italiens strebte, nach Magdeburg begleitet und ihm Zusicherungen gemacht, die O. nicht einzulösen gewillt war. Es wiederholten sich Kämpfe und Versuche gütlicher Beilegung dieses Zwistes wie in der Anfangsphase O.s, bis ein Einfall der Ungarn dazu zwang, die inneren Streitigkeiten zu beenden. Der Sieg auf dem Lechfeld (10.8.955), mit dem O. diesen Einfall erfolgreich abwehrte, erhöhte das Ansehen des siegreichen Herrschers so sehr, daß der Widerstand nicht fortgesetzt wurde. Hzg. Konrad fiel auf dem Lechfeld im Heer des Königs. Liudolf unterwarf sich dem Vater und wurde von ihm nach Italien gesandt, wo er 957 ebenfalls verstarb. Nach der Lechfeldschlacht veranlaßte O. Dankesfeiern in allen Kirchen des Reiches und führte den Sieg so auf die Hilfe Gottes zurück, die das Gottesgnadentum des Herrschers hatte sichtbar werden lassen. Gewiß nicht zufällig werden nach 955 mehr und mehr Stimmen vernehmbar, die auf den imperialen Charakter von O.s Königsherrschaft hinweisen. Im Zusammenhang mit dem Lechfeldsieg aktivierte O. auch seine Bemühungen um die Neugründung von Bistümern im Osten des Reiches, die in dem Plan der Errichtung des Erzbistums Magdeburg gipfelten. Diese Pläne beschäftigten den Herrscher fast bis an sein Lebensende, da sich im Reich und in Sachsen unterschiedlich motivierte Widerstände artikulierten. Es waren im wesentlichen die geistlichen Institutionen, die eigene Einbußen zugunsten der Neugründungen befürchteten. Bischöfe wie Wilhelm von Mainz und Bernhard von Halberstadt verzögerten die Realisierung der Pläne, indem sie kirchenrechtlich zulässig ihre Zustimmung verweigerten. Auch das Einvernehmen mit verschiedenen Päpsten und deren Unterstützung vermochten gegen diesen Widerstand nichts.

    Die Hilfestellung, die O. den Päpsten u. a. gegen den Usurpator Berengar gab, führte auch zur Erneuerung des westlichen Kaisertums. Am 2.2.962 salbte und krönte Papst Johannes XII. O. zum Kaiser, der so wiederum die karolingische Nachfolge antrat. Der Papst begründete O.s Befähigung zum Kaisertum ausdrücklich mit dessen Herrschaft über mehrere Völker, mit den Aktivitäten zur Ausbreitung des christlichen Glaubens und mit den Erfolgen im Kampf gegen die Heiden. Zuvor hatte O. seinen gleichnamigen Sohn 961 von den Großen zum Mitkönig erheben lassen. Im Pactum Ottonianum bestätigte der neue Kaiser direkt nach seiner Erhebung dem Papst Rechte in Rom und Mittelitalien, wurde durch das neue Amt jedoch auch mit so vielen neuen Problemen konfrontiert, daß er sich seit 962 mit kurzer Unterbrechung fast ausschließlich in Italien aufhielt. Im 19. Jh. ist leidenschaftlich über Sinn und Nutzen dieser Italienpolitik diskutiert worden. Unter dem Aspekt nationaler Interessen spielte man sie gegen die Ostpolitik aus, die durch die Fixierung auf Italien verhängnisvoll vernachlässigt worden sei. Diese Alternative war dem 10. Jh. gewiß fremd. O., an dem Gott nach den Vorstellungen der Zeit durch seine Hilfe Wunder bewirkt hatte, hatte sich vielmehr der Aufgabe gestellt, den Schutz der Kirche und die Ausbreitung des christlichen Glaubens als Kaiser zu fördern. Verwirklichen ließen sich die Pläne zur Gründung der Missionsbistümer im Osten mit dem Erzbistum Magdeburg an der Spitze jedoch erst 968, als Vakanzen in Mainz und Halberstadt dem Kaiser die Möglichkeit boten, den neuen Bischöfen vor ihrer Erhebung die Zustimmung zu den Änderungen abzuverlangen. Mit →Adalbert († 981), der zuvor als Geschichtsschreiber und Abt von Weißenburg gewirkt hatte, wurde ein Vertrauter Wilhelms von Mainz erster Erzbischof von Magdeburg. Es kennzeichnet wohl die Situation in Italien, daß sich O. nicht persönlich zu der feierlichen Amtseinführung nach Magdeburg begab, sondern bis 972 versuchte, in Italien geordnete Verhältnisse zu schaffen. 967 hatte er seinen Sohn Otto zum Mitkaiser erheben lassen; es folgten Feldzüge nach Kalabrien und Apulien sowie Gesandtschaften nach Byzanz, die dazu dienten, die Verhältnisse in Unteritalien zu klären sowie eine standesgemäße Braut für Otto II. zu finden. Dies gelang nach einer Palastrevolution in Konstantinopel; der Usurpator, Johannes Tsimiskes, schickte seine Nichte Theophanu, die 972 in Rom mit Otto vermählt wurde, wobei Papst Johannes XIII. sie selbst zur Kaiserin salbte und krönte. Erst danach folgte O. dringenden Stimmen, die ihn in sein Reich nördlich der Alpen zurückriefen. Eine Reichssynode 972 in Ingelheim war gut besucht, widerrief aber u. a. Abmachungen, die Bf. Ulrich von Augsburg mit O. in Italien über seine Nachfolge getroffen hatte. Erst im Frühjahr 973 zeigte sich O. in Sachsen, feierte den Palmsonntag in Magdeburg, das Osterfest jedoch – wie traditionell – in Quedlinburg. Vielleicht sollte diese Demonstration zeigen, daß die Neugründung nicht alle alten Gewohnheiten außer Kraft setzte. Die Quellen rühmen den zu diesen Gelegenheiten entfalteten Glanz des kaiserl. Herrschers, der Gesandte aus vielen Ländern empfing. Wenige Wochen nach diesen Feiern ist O. – wie sein Vater – in Memleben gestorben.

    Zielstrebigkeit, Unbeugsamkeit und Erfolg kennzeichnen O.s Herrschaft. Im Spannungsfeld der Interessen von Königtum, Adel und Kirche hat er Entscheidungsbefugnisse des Königs gerade in der Anfangsphase seiner Regierung gegen adlige Interessen verteidigt. Diesen trug er jedoch auch flexibel Rechnung, wie etwa die Anerkennung dynastischer Erbfolge zeigt, die der adligen Herrschaftsbildung Kontinuität ermöglichte. Die Reichskirchen und ihre führenden Vertreter unterstützte er in vielfältiger Weise, zog sie aber auch intensiv zum Reichsdienst heran. Er gilt als der Begründer des ottonisch-salischen 'Reichskirchensystems', das jedoch nicht dahingehend mißverstanden werden darf, als sei die Kirche als willfähriges Instrument für das Königtum und gegen den Adel genutzt worden. Konsensbildung war für den Herrscher des 10. Jh. unabdingbare Voraussetzung seiner Regierung, hierzu hatte er unterschiedliche Gruppen und Interessen zu integrieren, Wirkungen und Verdienste angemessen zu belohnen, seine Getreuen zu ehren. Machtpolitik und Durchsetzung eigener Interessen waren dagegen nicht das, was man in jener Zeit von einem Herrscher vorrangig erwartete. Aus dieser Perspektive erklären sich viele der Schwierigkeiten, die O. hatte, der temporäre Erfolg seiner verschiedenen Gegner wie die positive Bewertung, die sie bei vielen Zeitgenossen fanden. Seinen eigenen Weg jedoch unbeirrbar und letztlich erfolgreich gegangen zu sein, ist ihm von Zeitgenossen wie Nachwelt stets attestiert worden. Der Beiname 'der Große' wurde ihm bereits von den Zeitgenossen verliehen.

    Quellen
    Qu Annales Quedlinburgenses, hg. v. G. H. Pertz, in: MGH SS 3, 1839, S. 32-69; Hrotsvithae opera, hg. v. H. Homeyer, 1970; Liudprand v. Cremona, Opera omnia, hg. v. J. Becker, MGH SS rer. Germ., 31915; Regino v. Prüm, Chronicon, Cum continuatione Treverensi, hg. v. F. Kurze, MGH SS rer. Germ., 1890; Ruotger, Lebensbeschreibung d. Ebf. Bruno v. Köln, hg. v. I. Ott, MGH SS rer. Germ. Nova series 10, 1951; Die Chronik d. Bf. Thietmar v. Merseburg u. ihre Korveier Überarbeitung, hg. v. R. Holtzmann, MGH SS rer. Germ. Nova series 9, 21955; Die Urkk. d. dt. Könige u. Kaiser, hg. v. Th. Sickel, MGH DD I, 21956; Vita Oudalrici, hg. v. G. Waitz, MGH SS 4, 1841, S. 377-419; Die Lebensbeschreibungen d. Kgn. Mathilde, hg. v. B. Schütte, MGH SS rer. Germ. in usum scholarum 66, 1994; Die Sachsengesch. d. Widukind v. Korvey, neubearb. v. P. Hirsch u. H.-E. Lohmann, MGH SS rer. Germ., 51935.

    Literatur
    ADB 24; R. Köpke u. E. Dümmler, Kaiser O. d. Gr., 1876; Das Kaisertum O.s d. Gr., Zwei Vorträge v. H. Beumann u. H. Büttner, 1963; H. Keller, Das Kaisertum O.s d. Gr. im Verständnis seiner Zeit, in: DA 20, 1964, S. 325-88; ders., Reichsstruktur u. Herrschaftsauffassung in otton.-frühsal. Zeit, in: Frühma. Stud. 16, 1982, S. 74-128; ders., Herrscherbild u. Herrschaftslegitimation, Zur Deutung d. otton. Denkmäler, ebd. 19, 1985, S. 290-311; ders., Grundlagen otton. Königsherrschaft: Reich u. Kirche vor d. Investiturstreit, Vortrag b. wiss. Kolloquium aus Anlaß d. 80. Geb.tages v. G. Tellenbach, hg. v. K. Schmid, 1985, S. 17-34; ders., Reichsorganisation, Herrschaftsformen u. Ges.-strukturen im Regnum Teutonicum, in: Settimane di Studio del Centro Italiano di Studi sull' Alto Medioevo 38, 1991, S. 159-203; ders., Ber. üb. d. Aachener Wahl u. Krönung O.s I., in: Frühma. Stud. 29, 1995, S. 390-453; Karl Schmid, Die Thronfolge O.s d. Gr., in: ZSRGG81, 1964, S. 80-163; St. Weinfurter, Zur „Funktion“ d. otton. u. sal. Königtums, ebd., S. 349-61; J. Fleckenstein, Die Hofkapelle d. dt. Könige, II: Die Hofkapelle im Rahmen d. otton.-sal. Reichskirche, 1966; L. Bornscheuer, Miseriae regum, Unterss. z. Krisen- u. Todesgedanken in d. herrschaftstheol. Vorstellungen d. otton.-sal. Zeit, 1968; H. Beumann, Historiograph. Konzeption u. pol. Ziele Widukinds v. Corvey, in: Settimane di Studio del Centro Italiano di Studi sull' Alto Medioevo 17, 1970, S. 857-94; ders., Laurentius u. Mauritius, Zu d. missionspol. Folgen d. Ungarnsieges O.s d. Gr., in: FS f. W. Schlesinger, hg. v. H. Beumann, II, 1974, S. 238-75; ders., Die Ottonen, 21991; ders., Entschädigungen v. Halberstadt u. Mainz b. d. Gründung d. Erzbistums Magdeburg, in: FS f. H. Zimmermann, hg. v. K. Herbers, 1991, S. 383-98; ders., Magdeburg u. d. Ostpol., Die hist. Wirkung d. östl. Regionen d. Reiches, hg. v. H. Rothe, 1992, S. 9-30; D. Claude, Gesch. d. Erzbistums Magdeburg bis in d. 12. Jh., 2 T., 1972-75; O. d. Gr., hg. v. H. Zimmermann, 1976 (mit älterer L); W. Giese, Der Stamm d. Sachsen u. d. Reich in otton. u. sal. Zeit, 1979; K. Leyser, Rule and Conflict in an Early Medieval Society, Ottonian Saxony, 1979, dt. u. d. T.: Herrschaft u. Konflikt, Kg. u. Adel im otton. Sachsen, 1984; ders., Ritual, Zeremonie u. Gestik, Das otton. Reich, in: Frühma. Stud. 27, 1993, S. 1-26; E. Müller-Mertens, Die Reichsstruktur im Spiegel d. Herrschaftspraxis O.s d. Gr., 1980; G. Althoff, Zur Frage nach d. Organisation sächs. coniurationes in d. Ottonenzeit, in: Frühma. Stud. 16, 1982, S. 129-42; ders., Königsherrschaft u. Konfliktbewältigung im 10. u. 11. Jh., ebd. 23, 1989, S. 262-90; ders. u. H. Keller, Heinrich I. u. O. d. Gr., 2 Bde., 1985; E. Karpf, Herrscherlegitimation u. Reichsbegriff in d. otton. Gesch.schreibung d. 10. Jh., 1985; E. Hlawitschka, Vom Frankenreich z. Formierung d. europ. Staaten- u. Völkergemeinschaft 840-1046, 1986 (mit umfassender Bibliographie); H. Hoffmann, Buchkunst u. Königtum im otton. u. frühsal. Reich, 2 Bde., 1986; R. Schieffer, Der otton. Reichsepiskopat zw. Königtum u. Adel, in: Frühma. Stud. 23, 1989, S. 291-301; C. Brühl, Dtld. – Frankreich, Die Geburt zweier Völker, 1990; J. Fried, Der Weg in d. Gesch., Die Ursprünge Dtld.s bis 1024, 1994; ders., Die Königserhebung Heinrichs I., Erinnerung, Mündlichkeit u. Traditionsbildung im 10. Jh., in: MAforsch. nach d. Wende, hg. v. M. Borgolte, 1995, S. 267-318; TRE.



    Begraben:
    Dom

    Otto heiratete von Hoch-Burgund, Adelheid in 951. Adelheid wurde geboren in 931/932 in Genf [1200],Genf,Schweiz; gestorben in Dez 999 in Selz [67470],Bas-Rhin,Elsass,Frankreich; wurde beigesetzt in Selz [67470],Bas-Rhin,Elsass,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 3.  von Hoch-Burgund, Adelheid wurde geboren in 931/932 in Genf [1200],Genf,Schweiz; gestorben in Dez 999 in Selz [67470],Bas-Rhin,Elsass,Frankreich; wurde beigesetzt in Selz [67470],Bas-Rhin,Elsass,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Deutschland; Deutsche Königin
    • Titel/Amt/Status: Italien; Königin von Italien
    • Titel/Amt/Status: Römische Kaiserin

    Notizen:

    Kaiserin Adelheid neben ihrem Gemahl König Otto I. im Meißner Dom

    Kaiserin Adelheid und König Otto I.



    Neue Deutsche Biographie - Adelheid (heilig)

    Kaiserin, zweite Gemahlin Ottos des Großen, * 931, † 16.12.999 Kloster Selz (Elsaß).

    Die Geschichte des 10. Jahrhunderts ist nicht arm an bedeutenden Frauengestalten; A. ist eine der bedeutendsten. Die Zeitgenossen rühmen in konventioneller Weise ihre Schönheit, Sittenreinheit, Frömmigkeit, Mildtätigkeit, vor allem aber, und dies ist nicht konventionell, ihre Klugheit und Urteilskraft. Nicht ohne literarische Bildung, stand sie in Verbindung mit den Äbten Majolus und Odilo von Cluny und mit Gerbert von Aurillac. Teilnahme an den Staatsgeschäften scheint ihr ein Lebensbedürfnis gewesen zu sein, und sie besaß die Gabe zu herrschen. Verwandtschaftliche Beziehungen verschafften ihr Einfluß in Deutschland, Italien, Frankreich und Burgund; Gerbert nannte sie 987 „Mutter der Königreiche“. - Schon als Kind aus politischen Gründen mit Lothar, dem Sohn und Erben König Hugos von Italien, verlobt, heiratete sie diesen nach dem Tode Hugos mit 16 Jahren in kritischster Zeit, da Markgraf Berengar von Ivrea die tatsächliche Macht an sich gerissen hatte. Nach dem frühen Tode Lothars (950) gewann er den Thron, behandelte A. in unwürdiger Art und setzte sie schließlich gefangen. Sie entkam auf abenteuerliche Weise. Inzwischen war Otto der Große, an dessen Hof ihr Bruder, König Konrad von Burgund, erzogen worden war, ihr zu Hilfe gekommen, nahm das regnum Langobardorum als Besitzer der heiligen Lanze und Erbe der Karolinger an sich und vermählte sich im Dezember 951 mit ihr. In dem Aufstande Liudolfs, Ottos Sohn aus erster Ehe, ist ihre Rolle schwer zu durchschauen; erkennbar ist nur ihre Hinneigung zu Heinrich von Bayern, Liudolfs Hauptgegner, der sie zur Hochzeit in Pavia geleitet hatte. Gänzlich ohne Einfluß auf die Politik des Gatten war sie wohl nicht; das Schweigen der Quellen schließt ihn nicht aus. Aber hinter der überragenden Königinmutter Mathilde trat sie zurück. Bei der Kaiserkrönung Ottos 962 wurde A. ebenfalls gekrönt und erscheint nun als imperatrix augusta, consors imperii u. ä. in den Urkunden. Sie brachte Otto in Verbindung mit Cluny, doch ohne handgreifliche Wirkung auf die Klöster im Reiche, die sich an Gorze hielten, sofern sie sich der Reformbewegung erschlossen. Nach Ottos Tod (973) folgte Otto II. zunächst häufig dem Rate der Mutter, löste sich aber seit 975 von ihr, wohl unter dem Einfluß seiner Gattin Theophanu. A. lebte seit 976 meist in Italien und Burgund. Eine Aussöhnung fand 980 in Pavia statt. 983 scheint sie hier|Vertreterin des Kaisers gewesen zu sein. Ihrem hohen Ansehen und der Tatkraft Theophanus ist es nicht zuletzt zu danken, daß nach dem vorzeitigen Tod Ottos der Thron dem unmündigen Otto III. erhalten wurde. Für ihn führten beide Frauen die Regentschaft zunächst gemeinsam. Aber nur vorübergehend ließ sie der Zwang der Umstände die Rivalität vergessen. A. mußte 985 vor der energischeren Theophanu weichen und ging wieder nach Italien, wo sie Herrschaftsrechte ausübte, wurde aber seit 988 von Theophanu auch hier verdrängt. Erst nach dem Tode der Schwiegertochter (991) erlangte sie nochmals die Regentschaft, die sie, beraten vor allem von Erzbischof Willigis von Mainz, tatkräftig führte. Den Rückgang der deutschen Vormachtstellung, vor allem im Osten, vermochte sie gleichwohl nicht zu verhindern. Mit dem mündig gewordenen Enkel kam es zum Bruch. Sie zog sich daraufhin in das von ihr gegründete Kloster Selz im Unterelsaß zurück, entsagte aber auch hier der Politik nicht völlig, sondern unternahm noch in ihrem Todesjahr eine Reise nach Burgund, um ihren Neffen König Rudolf III. mit seinen Gegnern auszusöhnen. Schon bald nach ihrem Tode wurde sie als Heilige verehrt und unter Urban II. (1088–99) offiziell kanonisiert. Eine Deutung ihrer Persönlichkeit scheitert an der Dürftigkeit der Quellen. Ihr Wesenskern war wohl eine cluniazensisch geprägte, politisch gerichtete Frömmigkeit. - Gertud Bäumer behandelte ihr Leben in ihrem Roman „A., Mutter der Königreiche“ (1926).

    Literatur
    ADB I; Odilo, Abt von Cluny, Epitaphium Adelheidae Imperatricis, in: MG SS IV, S. 633-45; O. R. Köpke u. E. Dümmler, Kaiser Otto d. Gr., 1876; J. Bentzinger, Das Leben d. Kaiserin A., Gemahlin Ottos I., wahrend d. Regierung Kaiser Ottos III., Diss. Breslau 1883; F. Steffanides, Kaiserin A., Gemahlin Ottos d. Gr., Progr. Böhm.-Leipa 1893; F. P. Wimmer, Kaiserin A., Gemahlin Ottos d. Gr., in ihrem Leben u. Wirken v. 931-73, Diss. Erlangen 1897; K. Uhlirz, Jbb. d. dt. Reiches unter Otto II., 1902; W. A. Fischer, Das Verhältnis Ottos d. Gr. z. seinem Sohne Liudolf u. z. seiner Gemahlin A., 1903 (einseitig); J. C. Clauß, Die Heiligen d. Elsaß, 1935, S. 23 ff., 186 ff. (Verzeichnis(se) d. von Adelheid bekannten Bilder; doch wird d. Elfenbeintafel d. Sammlung Trivulzi von Goldschmidt u. Schramm auf Otto II. u. Theophanu gedeutet); R. Holtzmann, Kaiser Otto d. Gr., 1936; ders., Gesch. d. sächs. Kaiserzeit, 1941; H. Günter, Otto d. Gr., 1941; Th. Vogelsang, Consors regni, Diss. Göttingen 1949, S. 44 ff. (ungedruckt); LThK.



    Siehe auch Wikisource:
    Odilo von Cluny: Das Leben der Kaiserin Adalheid, übersetzt von Hermann Hüffer (1891)



    Geburt:
    Nähe Genfer See

    Gestorben:
    16./17.12.999 Kloster Selz

    Begraben:
    Kloster Selz

    Kinder:
    1. Heinrich wurde geboren in 952/953; gestorben am 7 Apr 954.
    2. Brun wurde geboren in 953/954; gestorben am 8 Sep 957.
    3. 1. Otto II. wurde geboren in 955; gestorben am 7 Dez 983 in Rom [00100],Latium,Italien; wurde beigesetzt in Rom [00100],Latium,Italien.
    4. von Quedlinburg, Mathilde wurde geboren in Anfang 955; gestorben am 7 Feb 999 in Quedlinburg [06484],Quedlinburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Quedlinburg [06484],Quedlinburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland.


Generation: 3

  1. 4.  von Sachsen, Heinrich I.von Sachsen, Heinrich I. wurde geboren um 876 (Sohn von von Sachsen, Otto und von Babenberg, Hadwig); gestorben am 2 Jul 936 in Memleben [6642],Burgenlandkreis,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Quedlinburg [06484],Quedlinburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 919-936, Deutschland; Deutscher König
    • Titel/Amt/Status: 912-936, Sachsen,Deutschland; Herzog von Sachsen

    Notizen:

    HEINRICH I.
    Ostfränkisch-Deutscher König (919-936)
    Herzog von Sachsen (912-936)
    um 876 † 2.7.936 Memleben Begraben: Quedlinburg, Stiftskirche

    3. Sohn des Herzogs Otto des Erlauchten von Sachsen († 30.11.912) aus dem Hause der LIUDOLFINGER und der BABENBERGERIN Hadwig, Tochter von Markgraf Heinrich von Friesland (⚔ 20.8.886) und der Judith von Friaul
    Bruder von Graf Thankmar in Sachsen († vor 30.11.912), Graf Liudolf in Sachsen († vor 30.11.912), Königin Oda von Lothringen († 2.7. nach 952), Gräfin Irminburg von Merseburg († 29.12. um 930) und Äbtissin Liutgard von Gandersheim († 21.1.923),
    Neffe von Herzog Brun von Sachsen (⚔ 2.2.880), Mönch Thankmar, Königin Liutgard vom Ostfränkischen Reich († 17.11/30.11.885), Äbtissin Hathumod von Gandersheim († 29.11.874), Äbtissin Gerberga von Gandersheim († 5.11.896/97), Äbtissin Christina von Gandersheim († 1.4.919/20), Gräfin Enda († vor 874), vom BABENBERGER Grafen Heinrich II. (⚔ 902), BABENBERGER Grafen Adalhard († 903 hingerichtet), BABENBERGER Grafen Adalbert († 9.9.906 hingerichtet) und Gräfin Adellinde im Ammergau († nach 915)
    Enkel von Liudolf dux († 12.3.866) und der Oda
    Ur-Enkel von Markgraf Eberhard von Friaul († 866) und der KAROLINGERIN Gisela

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 2036

    1. Heinrich I., König des ostfränkisch-deutschen Reiches
    * um 876, † 2. Juli 936 in Memleben Begraben: Quedlinburg, Stiftskirche

    Stammte aus der sächsischen Familie der LIUDOLFINGER.
    Eltern: der sächsische Herzog Otto der Erlauchte († 912), Hadwig

    1. oo Hatheburg
    2. oo Mathilde

    Kinder:
    von 1.:
    - Thangmar

    von 2.:
    - Otto I.
    - Gerberga
    1. oo Giselbert, Herzog von Lothringen
    2. oo Ludwig IV., König von Frankreich
    - Hadwig
    oo Hugo von Francien
    - Heinrich der Jüngere
    - Brun, Erzbischof von Köln

    Die Ehe mit Hatheburg (Zugewinn ostsächsischer Güter) wurde 909 zugunsten derjenigen mit Mathilde, Nachfahrin Herzog Widukinds, aufgelöst (Einflußgewinn in Ostfalen und Engern). Nach dem Tode des Vaters trat Heinrich die Nachfolge im Herzogtum Sachsen an und kam schnell in Konflikt mit den KONRADINERN (KONRAD I., dessen Bruder Eberhard und dem Mainzer Erzbischof Hatto), wobei er seine Stellung behaupten und ausbauen konnte.
    Nach dem Tode KONRADS wurde Heinrich aufgrund von dessen Designation und wohl nach erfolgreichen Verhandlungen über ein umfassendes konradinisch-liudolfingisches Bündnis im Mai 919 in Fritzlar zunächst durch die fränkischen Großen zum König gewählt, es folgte die Akklamation durch die fränkisch-sächsische Heeresversammlung. Die vom Mainzer Erzbischof Heriger angebotene Weihe (Salbung und Krönung) lehnte Heinrich ab, ohne damit die politisch-rechtliche Bedeutung eines solchen Akts in Frage zu stellen. Die Geste, die unter anderem den Verzicht auf den Anspruch auf zentrale Kirchenhoheit signalisiert haben dürfte, richtete sich wohl an den seinerseits auf eigene Ansprüche verzichtenden Eberhard von Franken und an die anderen Herzöge, deren Anerkennung noch gewonnen werden mußte. Die Durchsetzung dieser fränkisch-sächsischen Königs-Herrschaft bei den Herzögen Burchard II. von Schwaben und Arnulf von Bayern gelang bis 921. Letzterer hatte zuvor selbst schon sehr weit gediehene Königspläne, über deren Konkretisierung (reale Erhebung?) die Quellen aber letztlich keine eindeutige Auskunft geben. Der Preis für seine Unterwerfung war unter anderem die herzogliche Kirchenhoheit in Bayern.
    Dieser politische Kompromiß sorgte wie die mit den anderen Herzögen geschlossenen Bündnisse über den Tod HEINRICHS I. hinaus bis in die Zeit unmittelbar nach dem Herrschaftsantritt OTTOS I. für stabile Verhältnisse, wobei der prägende Begriff für diese und weitere Abkommen die »amicitia« ('Schwurfreundschaft') war, die eine gleichberechtigte Einigung zwischen dem König und seinen Partnern umschreibt und als politisches Konzept durch den relativen Frieden im Innern viel zur erfolgreichen Konsolidierung und beginnenden Expansion des ottonischen Reichs beigetragen hat.
    Zielpunkte der von König und Herzögen teils gemeinsam, teils selbständig organisierten militärisch-politischen Unternehmungen waren die westlich und südlich angrenzenden Bereiche des alten KAROLINGER-Reiches ebenso wie die heidnischen Gebiete im Norden und Osten.
    Bayrische und schwäbische Interessen richtete sich auf Italien und Burgund, HEINRICHS Westpolitik vor allem, begünstigt durch die Schwäche der westfränkischen Zentralgewalt, auf Lotharingien. Nachdem er noch 921 (Vertrag von Bonn) die Hoheit Karls III. dort gegen die eigene Anerkennung als ostfränkischer König bestätigt hatte, gewann er bis 926 das Land für seine Herrschaft.
    Zugleich konnte er nach dem Tode Burchards II. den KONRADINER Hermann zum schwäbischen Herzog erheben und ein Abkommen mit Rudolf II. von Burgund schließen.
    Im Norden und Osten kamen militärische Erfolge gegen Dänen und slavische Völker mit ersten Ansätzen einer Missions-Politik hinzu. Entscheidende Erfolge für die Konsolidierung von HEINRICHS Herrschaft waren der neunjährige Waffenstillstand mit den Ungarn, der zur Errichtung einer Kette von befestigten Plätzen genutzt wurde (Burgenbauordnung), und der anschließende Sieg (933 bei Riade) über ein Heer der Reiter-Nomaden.
    Unter HEINRICH I. kam es 929 erstmals zur Regelung der Thronfolge mit bewußter Individualsukzession zugunsten des Erstgeborenen aus zweiter Ehe (Bruch mit der fränkischen Teilungs-Tradition). Damit und mit der Übertragung der Königswürde an einen Sachsen wurde in wesentlichen Elementen bereits das hochmittelalterliche »Imperium Romanum« mit einem Kern konstituiert, der auch in formaler Hinsicht eine supragentile (nicht mehr allein fränkische) Identität besaß, und den ca. ein Jahrhundert später die Zeitgenossen endgültig als »deutsch« zu nennen begannen. Deutschland, B. II.
    E. Karpf

    Quellen:
    MGH DD H.I.
    Die Sachsengesch. des Widukind v. Korvei, hg. P. Hirsch - H.-E. Lohmann (MGH SRG, 1935)
    Liudprand v. Cremonas Antapodosis (Die Werke Liutprands, hg. J. Becker [MGH SRG], 1915)
    RI II, 1 [Neudr. 1967]

    Literatur:
    J. Fleckenstein, Die Hofkapelle der dt. Kg.e, II (MGH Schr. 16/2, 1966)
    W. Schlesinger, Die Kg.serhebung H.s I. zu Fritzlar i. J. 919 (Fschr. 1974), 121ff.
    G. Althoff, Adels- und Kg.sfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung, MMS 47, 1984
    E. Karpf, Kg.serhebung ohne Salbung, HJL 34, 1984, 1ff.
    G. Althoff-H. Keller, H.I. und Otto d. Gr., 1985
    E. Karpf, Herrscherlegitimation und Reichsbegriff in der otton. Geschichtsschreibung des 10. Jh., 1985
    H. Beumann, Die Ottonen, 1987
    Deutschland.MGH DD H I. - Die Sachsengesch. des Widukind v. Korvei, hg. P. Hirsch - H.-E. Lohmann (MGH SRG, 1935) - Liudprand v. Cremonas Antapodosis (Die Werke Liutprands, hg. J. Becker [MGH SRG], 1915) - RI II, 1 [Neudr. 1967]

    Althoff Gerd: Seite 367, "Adels- und Königsfamilien"

    K 24
    Lü: 2.7. Heinricus rex † 936 König Heinrich I.
    Me: 2.7. Heinricus rex pater magnis Oddonis

    Zu den Einträgen ins Lüneburger Necrolog aus der 1. Hälfte des 10. Jahrhunderts, die weitgehend vom Verwandtenkreis der Königin Mathilde bestimmt sind, und zu den Konsequenzen dieses Befundes für die Frühgeschichte der BILLUNGER siehe ausführlich oben Seite 69ff.
    Im Gebetsgedenken der Zeit HEINRICHS I. spiegelt sich eine neue Form der Herrschaftspraxis der ersten sächsischen Königs, siehe dazu oben Seite 204.
    Allg. vgl. Waitz, Jbb Heinrichs I.; NDB 8, s. 307ff, Biogr. Wörterbuch 1, Sp. 1062ff.; FW K 35

    Glocker Winfrid: Seite 263, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    III. 3. HEINRICH I.
    * c 876, † 936 VII 2
    912 dux; 919 V 12/24 König im ostfränkischen Reich

    900/07-909 1. oo 2. HATHEBURG, Tochter des "senior" Erwin, * vielleicht c 876, † nach 909 möglicherweise am VI 21

    909 2. oo MATHILDE, Tochter des Grafen Dietrich und der Reinhilde, * 994/97, † 968 III 14 "stirpis magni ducis Widukindi"

    Aus Widukind I c. 17, S. 27, und von Hrotsvith, Primordia coem. Gandeshem. v. 69 f., kennen wir König HEINRICH I. als Sohn des Herzogs Otto der Erlauchte.
    Die Abstammung des ersten Sachsen-Königs von Otto und dessen Gemahlin Hadwig bezeugen des weiteren Thietmar I c. 3, Seite 6, und die Vita Mathildis posterior c. 1, SS IV 284.
    Die übrigen Belege sind zusammengestellt bei Waitz Seite 13 und bei BO. a.
    HEINRICHS ungefähres Geburtsjahr ergibt sich aus der Angabe Widukinds I c. 41, Seite 60, König HEINRICH I. sei im Alter von "fere LX" verstorben. Tag und Jahr des Todes sind bezeugt durch den Continuator Regiononis a. 936, Seite 159; die weiteren Belege sind von BO. 55b zusammengestellt.
    HEINRICH folgte seinem Vater, Herzog Otto dem Erlauchten, nach dem Zeugnis Widukinds I c. 21, Seite 30, im "ducatus" nach; zur Königserhebung vgl. Waitz Seite 37-41.
    Nur durch Thietmar I c. 5, S. 8/10, und I c. 9, Seite 14, sind wir offenbar aus lokaler Tradition über die 1. Vermählung HEINRICHS I. mit Hatheburg unterrichtet; der Sohn des Sachsen-Herzogs bemühte sich um diese Dame "ob huius pulchritudinem et hereditatis divitiarumque utilitatem". Hatheburgs Vater war Erwin, der den größten Teil der Altenburg in Merseburg besaß und bei Thietmar als "senior" bezeichnet wird, aber offenbar keine Grafenrechte ausübte (vgl. Schölkopf, Grafen Seite 35f.). Der zitierten Thietmar-Stelle können wir weiter entnehmen, dass Erwin söhnelos verstarb und somit seinen Besitz Hatheburg und deren namentlich unbekannten Schwester hinterließ. Diese Schwester war die Mutter des Legaten und "a rege secundus" namens Siegfried, der 936 während der Krönungsfeierlichkeiten für OTTO I. dessen Bruder, den jungen Heinrich, "beaufsichtigte" (Widukind I c. 2, Seite 67); vgl. hierzu im 1. Teil Seite 57.
    Aus der Ehe HEINRICHS mit Hatheburg ging ein Sohn mit Namen Thankmar hervor, der nach dem Tode König HEINRICHS I. sein Muttergut einforderte. Vgl. zu Merseburg allg. Schlesinger, Merseburg.
    Hatheburg scheint nach der Trennung von ihrem zweiten Gemahl wieder in eine Frauengemeinschaft zurückgekehrt zu sein. Für diese Vermutung spricht nicht nur unser Wissen von der standesüblichen Versorgung der Witwen, sondern auch der Eintrag einer "Hadeburg abb" im Merseburger Nekrolog, die wohl mit der ersten Gemahlin König HEINRICHS I. zu identifizieren ist; vgl. Althoff, Adelsfamilien Kommentar A 40, und im 1. Teil Seite 47.
    Die zweite Gemahlin HEINRICHS, die Königin Mathilde, gehörte zur sogenannten widukindisch-immedingischen Verwandtengruppe, zu der an der Literatur neben Krüger, Grafschaftsverfassung Seite 90-93, vor allem der Aufsatz von Schmid, Nachfahren zu nennen ist. Diese Verwandtengruppe der Nachkommen Widukinds leitete sich von Widukind, dem charismatischen Führer der Sachsen in ihrem Kampf gegen KARL DEN GROSSEN, her. Diese Verwandtengruppe wird im 9. und 10. Jahrhundert nochmals für uns faßbar bei den Inhabern der kirchlichen Stiftung Wildeshausen, bei dem Enkel Widukinds namens Waltbert und dann bei der Vermählung des späteren Königs HEINRICH I. mit Mathilde, die der "stirps magni ducis Widukindi" entstammte, worauf uns nicht nur die Sachsengeschichte Widukinds von Corvey I c. 31, Seite 44, sondern auch die Vita Mathildis antiquior c. 2, SS X 576, und Thietmar I c. 9, Seite 14, stolz hinweisen. Die genealogischen Konstruktionen der älteren Forschung einschließlich derjenigen von Krüger, die auf der Basis der bekannten Angehörigen dieser Verwandtengruppe eine direkte Nachkommensfolge zu erstellen versucht, hat Schmid, Nachfahren Seite 73ff., zurückgewiesen. Schmid betont, daß das auf uns gekommene Wissen über die einzelnen Angehörigen zu fragmentarisch und lückenhaft sei, als daß man diese Lücken mit genealogischer Kombination zu einer direkten Nachkommenstafel Widukinds ergänzen könnte. Man müsse sich vielmehr damit begnügen, von einem Geblütsbewußtsein der Nachfahren Widukinds zu sprechen, das sich in den verschiedenen Zweigen dieser Verwandtengruppe fortpflanzte und am Leben blieb.
    Mathilde wurde zu der Zeit, als Heinrich, der Sohn des Sachsen-Herzogs, um sie warb, nach dem Zeugnis der Vita Mathildis antiquior c. 1, SS X 575, noch in einem Kloster erzogen. Doch zeigt sich bereits bei diesem Zeugnis die Problematik, die Mathildenviten für die Rekonstruktion des historischen Faktenablaufs zu verwerten, könnte sich hinter einer Werbung aus dem Kloster auch ein hagiographischer Topos verbergen! Unter der Annahme, die angesprochene Angabe sei glaubhaft und trüge nicht nur funktionellen Charakter im Rahmen des Werbungsromans der Vita, müßte Mathilde zur Zeit der Eheschließung mit Heinrich 13 bis 15 Jahre alt gewesen sein; vgl. Köpke-Dümmler Seite 5.
    Der Todestag ist überliefert bei Widukind III c. 74, Seite 151, das Jahr in den Nekrologannalen von Fulda (vgl. FW Kommentar K 41). Die übrigen Belege bringt Köpke-Dümmler Seite 440, Anm. 1.
    Allgemein informieren aus der älteren Literatur Büsing und Lintzel (in den "Westfälischen Lebensbildern").

    Schwennicke Detlev: Tafel 10, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    HEINRICH I.
    * 876, † Memleben 2. VII 936 Begraben: Quedlinburg Stiftskirche

    Fritzlar 6.V 919 DEUTSCHER KÖNIG
    906, getrennt 909 I. oo HATHEBURG Witwe von N.N., Tochter von Erwin senior

    Wallhausen 909 II. oo MATHILDE, Laien-Äbtissin von Nivelles * 896, † Quedlinburg 14. III 968
    Tochter von Graf Dietrich (Theoderich) (IMMEDINGER) und Reginlind, Begraben: ibid Stiftskirche

    Hlawitschka; Eduard: Seite 111, "König Heinrich I." in: Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern.

    KÖNIG HEINRICH I.
    * ca. 876
    † 2.7.936 in Memleben
    Grabstätte: Vor dem Altar der damaligen St.-Peter-Kirche (späteren Stiftskirche St. Servatius, Dom) auf dem Burgberg in Quedlinburg
    Eltern: Graf (Herzog/dux) Otto der Erlauchte (* ca. 836/40, † 30.11.912) und Gräfin Hadwig (* ca. 850/55, † 24.12.903) aus der Familie der BABENBERGER

    Eine Quellen und Literatur gleichermaßen auswertende Untersuchung über die Vorfahren HEINRICHS I. liefert E. Hlawitschka, Zur Herkunft der Liudolfinger, in: ders., Stirps regia, Forschungen zu Königtum und Führungsschichten im frühen Mittelalter, hg. von G. Thoma und W. Giese (9188) Seite 313-354 (mit Stammtafel auf Seite 351)

    Geschwister:
    Thankmar
    Liudolf
    (beide † vor 912)
    Liudgard, Äbtissin von Gandersheim († 21.1.923)
    Oda († 956?)
    Gemahlin
    1. König Zwentibolds von Lotharingien
    2. Graf Gerhards
    Halb-Schwester NN
    Gemahlin eines Thüringers Wido

    ca. 906; Ehetrennung ca. 908/09
    1. oo HATHEBURG, Tochter des (Grafen) Erwin von Merseburg

    909 in Wallhausen
    2. oo MATHILDE * um 895, † 14.3.9068 Grabstätte: neben HEINRICH I. in Quedlinburg

    (aus dem Geschlecht des Sachsen-Herzogs Widukind), Tochter des Grafen Dietrich (Theoderich) in Westfalen und seiner Frau Reinhild; beide † nach 929

    Zur Herkunft Dietrichs vgl. K. Schmid, Die Nachfahren Widukinds, DA 20 (1964) Seite 1-47; zur Seitenverwandtschaft Mathildes auch E. Hlawitschka, Kontreverses aus dem Umfeld von König Heinrichs I. Gemahlin Mathilde, in: ders., Stirps regia (wie oben) Seite 355-376

    HEINRICH geriet bei der Übernahme der Regierung im Herzogtum mit Erzbischof Hatto I. von Mainz in Konflikt wegen der Mainzer Besitzungen in dem 908 weitgehend unter sächsische Herrschaft gebrachten Thüringen. 915 schlug er den in Sachsen eingedrungenen Eberhard, Bruder König KONRADS I., bei der Eresburg vernichtend und drang im Gegenzug in Franken ein. KONRAD I. war nicht in der Lage, die Herzogsmacht HEINRICHS zu gefährden. Die 919 in Fritzlar versammelten sächsischen und fränkischen Großen wählten den von KONRAD I. designierten Heinrich von Sachsen zum König. HEINRICH I. lehnte die geistliche Salbung ab, um seine auf einen Kompromiß mit den Herzögen orientierte Politik nicht durch eine Festlegung zugunsten der Kirche zu gefährden. Das historische Verdienst HEINRICHS ist es, auf den Trümmern des von einer tiefgehenden Krise zerrütteten Ost-Franken-Reiches den Grundstein für eine starke Zentralgewalt gelegt und den Zusammenhalt zwischen den deutschen Stämmen entscheidend gefördert zu haben. HEINRICH setzte sich 919 gegen den Schwabenherzog und 921 gegen den von schwäbischen und bayrischen Feudalherren in Forchheim zum Gegen-König erhobenen Herzog Arnulf von Bayern durch Zugeständnisse hinsichtlich der Verfügungsgewalt über die Kirche durch. Im Vertrag von Bonn (7.11.921) erkannten sich HEINRICH I. und Karl III. der Einfältige gegenseitig an. HEINRICH erreichte nach verheerenden Einfällen der Magyaren (Ungarn) in Sachsen, Schwaben und Bayern gegen Freilassung eines ungarischen Großen und Zahlung eines Tributes einen 9-jährigen Waffenstillstand. Um diese Einfälle wirkungsvoll abwehren zu können, stellte HEINRICH I. ein gepanzertes Ritterheer auf und legte Befestigungen, besonders in Sachsen und Thüringen, aber auch in Schwaben, Bayern und Hessen, an. In Ost-Sachsen wurde das Land in kleine Bezirke mit einer Burg (Burgwarde) aufgeteilt. Unter Ausnutzung der innenpolitischen Auseinandersetzungen des französischen Königs mit dem Feudaladel gelang es HEINRICH I. nach zwei Feldzügen, 925 Lothringen einzugliedern, das er 928 Giselbert, Sohn des Grafen Reginar, übergab. Mit einem Eroberungszug gegen die Heveller, deren Hauptort Brandenburg erobert wurde, begann 928/29 die erste Phase der Ostexpansion des frühfeudalen Staates, die durch brutale Raubzüge gegen die Elbslawen gekennzeichnet war. HEINRICH I. zog gegen die Daleminizer, deren Festung Gana (südlich von Riesa) erobert wurde. 929 zog HEINRICH I. nach Prag und veranlaßte Herzog Wenzel von Böhmen zur Huldigung. Der Aufstand der Redarier, Obodriten und Wilzen wurde von deutschen Feudalherren am 4.9.929 bei Lenzen an der Elbe brutal niedergeschlagen. Am 15.3.933 schlug HEINRICH I. mit einem Heer, an dem alle deutschen Stämme beteiligt waren, bei Riade (Kalbsrieth an der Helme ?) die nach Ablauf des Waffenstillstandes wieder in Sachsen und Thüringen eindringenden Ungarn in die Flucht. Dieser entscheidende Erfolg stärkte die Autorität HEINRICHS I. Nach einem erfolgreichen Kriegszug gegen die Dänen eroberte er 934 Haitabu, stellte die dänische Mark zwischen Eider und Schlei wieder her und zwang König Knuba zur Taufe. 935 erwarb er von Rudolf II. von Hoch-Burgund gegen die Abtretung von Basel die angeblich einst Konstantin gehörige Heilige Lanze als Symbol der Herrschaft über Italien. Er plante wahrscheinlich einen Romzug und den Erwerb der Kaiserkrone, um unter anderem eine Italien-Politik der süddeutschen Herzöge und die damit verbundenen Absonderungsbestrebungen der Herzöge aus dem entstehenden frühfeudalen Staat zu verhindern. In Bodfeld am Harz erlitt er einen Schlaganfall. Ihm folgte sein 936 in Erfurt designierter ältester Sohn OTTO.
    HEINRICH errichtete mit Tatkraft und Spürsinn für das Machbare ein unter dem Zepter des Herrschers geeintes Reich. Er sicherte und erweiterte die Reichsgrenzen und brachte Ruhe und Ordnung in das Land. Der erfolgreiche und hochangesehene Sachsen-König schuf die Voraussetzungen für die späteren Erfolge seines Sohnes.



    900/07 1. oo 2. Hatheburg von Merseburg, Tochter des "senior" Erwin, um 876 † 21.6. nach 909

    909 2. oo Mathilde von Ringelheim, Tochter des Grafen Dietrich, 894/97 † 14.3.968


    Kinder:
    1. Ehe

    - Thankmar 900/05 † 28.7.938

    2. Ehe

    - OTTO I. König des Deutschen Reiches 23.11.912 † 7.5.973 Wallhausen
    - Heinrich I. Herzog von Bayern 4.919/22.4.922 † 1.11.955 Nordhausen
    - Brun Erzbischof von Köln 1. Hälfte 5.925 † 11.10.965
    - Gerberga um 913/14 † 5.5. nach 968 (984?) Nordhausen
    929 1. oo Giselbert Herzog von Lothringen ca 880 † 2.10.939
    939 2. oo Ludwig IV. König von Frankreich 10.9.920/10.9.921 † 10.9.954
    - Hadwig um 922 † 9.1. nach 958
    14.9.937 oo Hugo der Große Herzog von Franzien um 895 † 16./17.6.956


    Chroniken:
    Adalberts Fortsetzung des Regino. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte Band VIII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1977 Seite 192-196 - Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 226,228 - Annalista Saxo: Reichschronik. Seite 4,5,26,139 - Hermann von Reichenau: Chronicon. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 632,634 - Hrosvit von Gandersheim - Lampert von Hersfeld: Annales/Annalen Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 2000 Seite 28 - Liudprands von Cremona: Werke in: Quellen zur Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Band VIII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1977 Seite 292, 294,304-324,354,356,370,396,400,402,418-426,436,444,450 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 6-14,20-26,30-34,54,158,308,476 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart 1981 Seite 17,19,21,53,59,61,65,67,69,71,73,75,77,81,83,95,101,105,111,117,119,135,147 -

    Literatur:
    Adelheid Kaiserin und Heilige 931 bis 999 Info Verlag Karlsruhe 1999 - Althoff Gers: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 2,27,68,79, 131,135,139,157,161,168,203,226,367 K 24 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 23-80,83,87,106,202,233,235,246 - Althoff, Gerd/Keller, Hagen: Heinrich I. und Otto der Große, Muster-Schmitt Verlag Göttingen 1994 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lothringen im 10. Jahrhundert, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 39-174 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 9,21-23,26-29, 32-56,58,61,68,78,80,100,107,115,157,168 - Black-Veldtrup, Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien, Böhlau Verlag Köln 1995, Seite 160,161,167,169,280,315 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 22,26,34,39,65 - Brühl Carlrichard: Die Geburt zweier Völker. Deutsche und Franzosen Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln - Brüsch, Tania: Die Brunonen, ihre Grafschaften und die sächsische Geschichte. Herrschaftsbildung und Adelsbewußtsein im 11. Jahrhundert. Matthiesen Verlag Husum 2000 Seite 13,26,106,175,184,222 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 26,46,49,57,104,153,171,175,225,228,273,360,375/Band II Seite 374,388,393,397,470,482/Band III Seite 10, 480-482,485-488,491,500,515,539 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches, Gustav Lübbe Verlag Bergisch Gladbach 1994 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 14,22,28 - Eibl, Elfie-Marita: Heinrich I., in Deutsche Könige und Kaiser des Mittelalters, Urania-Verlag 1988, Seite 20-33 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 22-479 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1998, Seite 13,25,33,195,208 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 19-24,46,60-64,66-68,70-73,75,77-97,99-101,104, 107,113,117,120-124,129,132,138,148,164,198-202,222 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 7-356 - Goez, Werner: Lebensbilder aus dem Mittelalter. Die Zeit der Ottonen Salier und Staufer. Primus Verlag Darmstadt 1998, Seite 9-28 - Gregorovius Ferdinand: Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter. dtv-Bibliothek 1978 Band I Seite 612 - Hlawitschka Eduard: Die Ahnen der hochmittelalterlichen deutschen Könige, Kaiser und ihrer Gemahlinnen. Ein kommentiertes Tafelwerk Band I 911-1137 Teil 1 und Teil 2 Hahnsche Buchhandlung Hannover 2006 Seite 4,14,26,31,33-35,38-44, 46-48,51,61,65,67-74,76,80,83,86,132,139-141,158-160,170,176,180,186,188,206,209,215,218-221,227,247,250,259-261,270,283, 286,293,296,299,305,336,376,420,509,517,526,657,675,701,704,707 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 5,44,56-60,71,73,75,94,105,34,138,146 - Hlawitschka, Eduard: Konradiner-Genealogie, unstatthafte Verwandtenehen und spätottonisch-frühsalische Thronbesetzungspraxis. Ein Rückblick auf 25 Jahre Forschungsdisput. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2003 Seite 4,8,13,19,26,28,36,44,60,63,68,78,83,123,138,166,188,194 - Hlawitschka Eduard: König Heinrich I. (918-936), in Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern, Hg. Karl Rudolf Schnith, Seite 110-122 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 5-29,31-36,38-41,47,49,67,69,72-78,84,88-98,116,178 - Hlawitschka, Eduard: Vom Frankenreich zur Formierung der europäischen Staaten- und Völkergemeinschaft 840-1046, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1986 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 19,31,37,62-109,112,133,161,169,214,218,228-232,365,393,399,457,497 - Höfer, Manfred: Die Kaiser und Könige der Deutschen, Bechtle Verlag Esslingen 1994, Seite 21-24 - Jaeckel, Gerhard: Die deutschen Kaiser. Die Lebensgeschichten sämtlicher Monarchen von Karl dem Großen bis Wilhelm II., Weltbild Verlag Augsburg, Seite 49-51- Keller, Hagen: Die Ottonen. Verlag C.H. Beck München 2001 Seite 8-10,15,22-31,36,55 - Kimpen, Emil: Die Abstammung Konrads I. und Heinrichs I. von Karl dem Großen. In: Historische Vierteljahresschrift 29, 1935 Seite 722-767 - Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 - Körntgen, Ludger: Ottonen und Salier. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2002 Seite 1, 8-12,18,22,58 - Laudage, Johannes: Otto der Große. Eine Biographie. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 2001 - Ludat, Herbert: An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa, Böhlau Verlag Weimar Köln Wien 1995, Seite 9,12,40,34,37,43,48,52,54,149,171,265,431 - Metz, Wolfgang: Die Abstammung König Heinrichs I. In: Historische Jahrbücher 84, 1964, Seite 271-287 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 - Plischke, Jörg: Die Heiratspolitik der Liudolfinger, Inaugural-Dissertation Universität Greifswald 1909 - Pohl Walter: Die Welt der Babenberger. Schleier, Kreuz und Schwert, hg. von Brigitta Vacha, Verlag Styria, Seite 43, 53,59,63 - Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg.): Otto III. - Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 11A-395 - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan (Hrsg.): Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung "Otto der Große, Magdeburg und Europa" Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001 Seite 3-367 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 - Schölkopf Ruth: Die sächsischen Grafen 919-1024. Studien und Vorarbeiten zum Historischen Atlas Niedersachsens 22. Göttingen 1957 - Schubert, Ernst: Stätten sächsischer Kaiser, Urania Verlag Berlin 1990, Seite 9-13 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 42,67,77,116,123,126,129,134-137,138,139,141-160,162-166,168-175,182,207,223,229,243,250,266,282, 298,331,383 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 10 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 11 - Uhlirz, Karl: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Otto II. und Otto III. 1. und 2. Band. Verlag Duncker & Humblot Berlin 1967 - Waitz, Georg: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter König Heinrich I., Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1999, Seite 14-17,20,38,43,51,110,120,186,236,261 - Weller Tobias: Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert. Rheinisches Archiv. Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2004 Seite 439 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 478,481,484,487,494 - Wies, Ernst W.: Otto der Große Kämpfer und Beter, Bechtle Esslingen 1989, Seite 12-295 - Wies, Ernst W.: Kaiser Heinrich IV. Canossa und der Kampf um die Weltherrschaft, Bechtle Esslingen 1996, Seite 126,263 - Wies, Ernst W.: Kaiser Friedrich Barbarossa. Mythos und Wirklichkeit, Bechtle Esslingen 1999, Seite 273,276,278 - Zimmermann, Harald: Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1976 -



    Bild Heinrichs I. in der anonymen Kaiserchronik für Kaiser Heinrich V., um 1112/14 (Corpus Christi, Cambridge, Ms 373, fol. 40r).

    BildHeinrich



    Neue Deutsche Biographie - Heinrich I.

    König, * circa 875, † 2.7.936 Memleben/Unstrut, ⚰ Quedlinburg, Stiftskirche.

    Das Urteil über den ersten deutschen König aus sächsischem Hause hat nicht nur die Familientradition der im Raum von Gandersheim begüterten Liudolfinger zu berücksichtigen, sondern auch H.s fränkische Ahnen, die er seiner Großmutter Oda sowie – mit dem Namen Heinrich – seiner babenbergischen Mutter verdankte. Die Ehe des Vaters stand im Zeichen einer liudolfingisch-babenbergischen Koalition gegen die Konradiner, die nach dem Sieg der Konradiner über ihre mainfränkischen Rivalen (906) zusammenbrach. Zuvor war H. vom Vater mit einem Feldzug gegen die Dalaminzier betraut worden. Der veränderten Konstellation nach 906 entsprach 909 die Eheschließung mit der im Stift Herford erzogenen Mathilde aus dem Geschlecht des Sachsenherzogs Widukind nach kirchlich sanktionierter Auflösung der 1. Ehe mit Hatheburg. Die Liudolfinger gewannen so den nördlichen Eckpfeiler der konradinischen Stellung im oberen Weserraum und damit die Voraussetzung zur Begründung eines gesamtsächsischen Dukats. Als Nachfolger des Vaters im Herzogtum (912) brach H. mit der bisherigen Loyalität gegenüber König Konrad I. und EB Hatto von Mainz. Er okkupierte Mainzer Güter rechts der Weser bis Nörten und in Thüringen und setzte sich bis 915 gegen Eberhard, den Bruder des Königs, im Weserbergland, in Corvey und auf der Eresburg durch. Im Gegenstoß gelangte Konrad I. bis zur Pfalz Grona (bei Göttingen), wo es zu einem konradinisch-liudolfingischen Ausgleich als Grundlage der späteren Thronfolgeregelung kam.

    Nach dem Ableben Konrads I. wurde H. 919 tatsächlich mit konradinischer Unterstützung zu Fritzlar von Franken und Sachsen auf Vorschlag Eberhards, der zugleich mit Berufung auf eine letztwillige Weisung seines Bruders den Thronverzicht aussprach, gewählt. H. lehnte allerdings die von EB Heriger von|Mainz angebotene Salbung und Krönung ab. Gemeinsam mit einem anderen Teil der Franken erhoben die Bayern im gleichen Jahr (vorher oder nachher?) wahrscheinlich zu Forchheim den Bayernherzog Arnulf zum König in regno Teutonicorum und somit ebenfalls zum Nachfolger Konrads I. Als Motiv für die Ablehnung der kirchlichen Herrscherweihe kommt neben den territorial-politischen Differenzen zwischen H. und der Mainzer Kirche auch ein grundsätzlicher Vorbehalt in Betracht. In diesem Zusammenhang ist auch der Einschnitt, den H.s Herrschaftsantritt in der Geschichte von Kanzlei und Hofkapelle bildet, von Bedeutung.

    H.s Versuch, seine Anerkennung in Schwaben, dessen Herzog Burchard, durch Abwehrkämpfe gegen König Rudolf II. von Hochburgund in Anspruch genommen, beiden Wahlen ferngeblieben war, und in Bayern durch kriegerische Aktionen zu erzwingen, führte zu Kompromißlösungen, die den süddeutschen Herzögen weitgehende Autonomie und vor allem die Herrschaft über die Kirche beließen. Arnulf von Bayern verzichtete zwar auf den Königstitel, wahrte jedoch die einem karolingischen Teilkönig vergleichbare Stellung. Sie ist derjenigen Lotharingiens im westfränkischen Reich Karls des Einfältigen zur Seite zu stellen, wo 920 Giselbert zum princeps (König?), wahrscheinlich mit Unterstützung H.s, erhoben wurde. H. hat jedenfalls damals im Streit um die Besetzung des Bistums Lüttich gegen Karl zu Gunsten Giselberts interveniert. Mit Karl, der sich inzwischen in Lothringen wieder durchgesetzt hatte, gelangte H. im Bonner Vertrag vom 7.11.921 zu einem Ausgleich durch Abschluß einer rechtsförmlichen amicitia bei gegenseitiger Anerkennung der Könige als rex Francorum occidentalium und rex orientalis. Damit erkannte zwar H. die Rheingrenze an, der legitime Karolinger jedoch zugleich das Königtum des Sachsen, wenn auch nicht als ein fränkisches. Zu den Folgen gehörte die Revision der Lütticher Frage zu Gunsten des karolingischen Kandidaten mit Unterstützung Kaiser Berengars und Papst Johanns X. Schon 923 optierte H. für den französischen Gegenkönig Robert und gewann gegenüber dessen Nachfolger Rudolf vor allem in Niederlothringen um so leichter an Boden, als die politischen Ziele dieses Königs durch das westfränkische Burgund, sein vormaliges Herzogtum, geprägt waren. So konnte H. in das Gebiet zwischen Rhein und Mosel einrücken. Nach wechselnden Kämpfen begünstigte eine schwere innere Krise des westfränkischen Königtums den Anschluß ganz Lothringens an H.s Reich (925). Das ehemalige regnum Lotharii, die Heimat der Karolinger, mit Aachen, der Hauptpfalz Karls des Großen, war mit dem einstigen ostfränkischen Reiche wieder vereinigt, und diesem wurden neben bedeutendem materiellen Gewinn auch Träger und Stätten karolingischer Traditionen zugeführt. Das Amt des Herzogs von Lothringen erhielt Konrads I. Bruder Eberhard.

    Gegen die Ungarn, die seit der Jahrhundertwende das sich auflösende Frankenreich heimsuchten, sicherte H. wie schon vor ihm Berengar I. von Italien und Arnulf von Bayern sein Reich nach Gefangennahme eines hochgestellten ungarischen Führers 926 durch einen 9jährigen Waffenstillstand sowie durch eine im gleichen Jahr beim Reichstag zu Worms für das ganze Reich erlassene Ordnung zur Errichtung von Fluchtburgen. Ältere karolingische Einzelmaßnahmen gegen die Normannen, bayerische und italienische gegen die Ungarn sowie das fränkische System der Burgwerksordnung dürften dabei von Einfluß gewesen sein. Als systematische und umfassende Maßnahme der Zentralgewalt nimmt H.s Burgenordnung jedoch eine Sonderstellung ein. Die Aufstellung einer gepanzerten Reitertruppe trat ergänzend hinzu. Der Waffenstillstand wurde bereits 3 Jahre vor seinem Ablauf auf dem Erfurter Reichstag 932 gekündigt. Dies löste einen bewaffneten Konflikt aus, der mit H.s Sieg an der Unstrut am 15.3.933 endete. Wie schon bei der Burgenordnung haben auch hier alle deutschen Stämme mitgewirkt, so daß H.s Kriegserfolg, der das Reich und die christlichen Nachbarländer nachhaltig entlastete, die Anerkennung seines Königtums durch alle deutschen Stämme bezeugt und als Markstein auf dem Wege zur Bildung eines überstammlichen deutschen Gemeinschaftsbewußtseins gelten kann.

    In H.s Ostpolitik gegenüber den Elbslawen und den Böhmen überwiegt mit der Einnahme der Brennaburg (Brandenburg) im Lande der Heveller sowie der Dalaminzier-Burg Gana, mit der Gründung der Burg Meißen sowie mit dem von Arnulf von Bayern unterstützten Böhmenfeldzug, der bis nach Prag und zur Unterwerfung des Böhmenherrschers Wenzel führte (929), das kriegerische Moment das der Mission, für die in diesem Bereich allenfalls das nach Corvey weisende Prager Vitus-Patrozinium einen Hinweis bietet. Nach dem Ungarnsieg kam es allerdings im Anschluß an den siegreichen Dänenfeldzug und die Unterwerfung des dänischen Unterkönigs Chnuba, des Herrn von Haithabu, zu dessen Taufe und zu einer Missionsreise des EB Unni von Hamburg-|Bremen, die sich auf den Spuren Anskars nach Dänemark und Schweden (Birka) erstreckte.

    Seine Stellung in Lothringen und vor allem in Oberlothringen vermochte H. im Schatten innerfranzösischer Thronkämpfe zwischen König Rudolf und Graf Heribert von Vermandois weiter zu festigen. Der ihm vom lothringischen Episkopat gewährten Unterstützung entsprach H. mit der Übertragung weltlicher Herrschaftsbefugnisse an diesen nach westfränkischem Vorbild. Für die Sicherung Niederlothringens bedeutete der 928 in Aachen und Maastricht bewirkte Ausgleich zwischen EB Ruotger von Trier und dem im Maasgebiet (Chèvremont) mächtigen Giselbert, dem dessen Ehe mit H.s Tochter Gerberga und die Anerkennung als Herzog folgten, eine weitere Festigung der deutschen Herrschaft namentlich im Gebiet zwischen Maas und Schelde.

    Anders als gegenüber den sonstigen Nachbarn des Reichs lag die Außenpolitik gegenüber Burgund und Italien zunächst weniger in der Hand des Königs als in der der süddeutschen Stammesherzöge. 922-26 vermochte König Rudolf II. von Burgund im Bunde mit Herzog Burchard von Schwaben als Rivale Kaiser Berengars in Italien aufzutreten, ohne sich nach dessen Ermordung (924) durchsetzen zu können. Der Tod Burchards vor Novara beim schwäbisch-burgundischen Feldzug von 926 besiegelte vielmehr den Zusammenbruch der hochburgundischen Italienpolitik, die vom italienischen Königtum Hugos von der Provence abgelöst wurde. Der schwäbischen Italienpolitik ist in der anschließenden Phase eine bayerische zur Seite zu stellen, die im Italienzug Herzog Arnulfs und seines Sohnes Eberhard (933/34) gipfelte und zugleich scheiterte. Auch als Äußerungen süddeutscher Stammesautonomie brauchen diese Aktionen mit H.s politischen Absichten am allerwenigsten nach 926 und vollends nach 933 im Widerspruch gestanden zu haben.

    H.s eigene Beziehungen zu Burgund werden durch seine Begegnungen mit dessen König Rudolf II. beim Wormser Reichstag von 926 und beim Dreikönigstreffen zu Ivois am Chiers 935, an dem als dritter Partner König Rudolf von Frankreich teilnahm, markiert. Bei einer von ihnen kam es zur Kommendation des Burgunderkönigs gegenüber H. unter Überreichung der heiligen Lanze, die Rudolf 922 von italienischen Großen mit der Einladung zur Übernahme der italienischen Königswürde erhalten hatte. H.s Gegenleistung bestand in der Anerkennung der burgundischen Herrschaft zwischen Jura und Reuß einschließlich Basels. Die heilige Lanze galt als siegesmächtiger Träger einer Nagel- Reliquie vom Kreuze Christi und vielleicht schon damals als Lanze des heiligen Mauritius, des im burgundischen Königskloster Saint-Maurice d'Agaune verehrten Führers der thebäischen Legion. Für die Spätdatierung des „Lanzenhandels“ (935) würde es sprechen, wenn die Lanze Rudolfs II. Anspruch auf Italien verkörperte, den er förmlich erst 932/33 zu Gunsten König Hugos gegen niederburgundische Gebietsabtretungen aufgegeben hat. Doch auch ohne dies bildet das Dreikönigstreffen von 935, das zu einer amicitia der Teilnehmer führte, in H.s West- und Südwestpolitik den Höhepunkt.

    Vorsorge für die Zukunft seines Hauses und Reichs traf H. beim Quedlinburger Hoftag von 929 mit einer Hausordnung, die bereits die Thronfolge seines Sohnes Otto vorgesehen haben dürfte. Dafür spricht auch dessen alsbaldige Eheschließung mit der angelsächsischen Königstochter Edgith. Im Frühjahr 936 sicherte H., bereits erkrankt, auf einer Reichsversammlung zu Erfurt nochmals Ottos Nachfolge.

    In seiner Bedeutung für die Bildung des deutschen Volkes und Reiches im Rahmen der sich formierenden nachkarolingischen Völker und Nationalen Europas wird H.s Königtum am hellsten durch die Aachener Wahl seines Nachfolgers beleuchtet, an der alle deutschen Stämme teilnahmen und durch die mit der von H. vorgesehenen Nachfolgeregelung die Prinzipien der Individualsukzession und Unteilbarkeit des Reichs bekräftigt wurden. H.s politische Ziele und Aktionen gehen jedoch über den Bereich der deutschen Stämme an allen seinen Grenzen hinaus und knüpfen darin an die ostfränkischen Karolinger, vor allem an Kaiser Arnulf an. Die unverkennbaren hegemonialen Tendenzen machen es unwahrscheinlich, daß Italien als einziges Nachbarland unberücksichtigt geblieben wäre. Die umstrittene Nachricht Widukinds, H. habe vor seinem Tode einen Romzug geplant, meint jedenfalls keine bloße Wallfahrt und steht mit H.s sonstigen karolingischen Tendenzen im Einklang, die er als Nichtkarolinger besonders zu betonen Anlaß haben konnte und tatsächlich fortschreitend – auch mit der Wiedereinrichtung von Kanzlei und Hofkapelle – betont hat. Der Erwerb der heiligen Lanze kann, wenn sie 935 übergeben wurde, angesichts ihrer italienischen Herkunft ebenfalls in diesen Zusammenhang gehören.

    Literatur
    ADB XI; Les ann. de Flodoard, ed. Ph. Lauer, Paris 1905; Liudprandi Antapodosis, ed. J. Bekker, in: MGH SS rer. Germ. 41, 1915; Die Sachsengesch. d. Widukind v. Korvei, ed. P. Hirsch u. H.-E. Lohmann, ebd. 60, 1935; Regg. Imp. II, 1; Jbb. d. Dt. Gesch., Heinrich I.; H. Heimpel, Bemerkungen z. Gesch. Kg. H.s I., in: Berr. üb. d. Verhh. d. sächs. Ak. d. Wiss. Leipzig, Phil.-hist. Kl., 88, H. 4, 1936; C. Erdmann, Der ungesalbte König, in: DA 2, 1938; ders., Btrr. z. Gesch. H.s I., in: Sachsen u. Anhalt 16, 1940, u. 17, 1941/43; A. Duch, H. d. Finkler, Gesch. e. Beinamens, in: Archiv f. Kulturgesch. 34, 1952, S. 194-205; R. Holtzmann, Gesch. d. sächs. Kaiserzeit, 31955; Die Entstehung d. dt. Reiches, hrsg. v. H. Kämpf, in: Wege d. Forschung 1, 1956; H. Zimmermann, Der Streit um d. Lütticher Bistum v. J. 920/21, in: MIÖG 65, 1957; H. Beumann, Das Za. d. Ottonen, in: Dt. Gesch. im Überblick, hrsg. v. P. Rassow, 21962 (Literatur); H. Beumann, Das Kaisertum Ottos d. Gr., in: ders. u. H. Büttner, Das Kaisertum Ottos d. Gr., 1963; W. Schlesinger, Die Grundlegung d. dt. Einheit im frühen MA, in: W. Schlesinger, Btrr. z. dt. Vfg.gesch. I, 1963; H. Büttner, H.s I. Südwest- u. Westpol., 1964; K.-U. Jäschke, Königskanzlei u. imperiales Königtum im 10. Jh., in: HJb. 84, 1964; W. Metz, Die Abstammung Kg. H.s I., ebd.; K. Schmid, Die Thronfolge Ottos d. Gr., in: ZSRG 81, 1964; H. Jankuhn, „Heinrichsburgen“ u. Königspfalzen, in: Dt. Künigspfalzen II, = Veröff. d. Max-Planck-Inst. f. Gesch. XI, 2, 1965; J. Fleckenstein, Die Hofkapelle d. dt. Könige 2, Die Hofkapelle im Rahmen d. otton.-sal. Reichskirche, 1966.



    Siegel Heinrichs I. an einer Urkunde vom 18. Oktober 927. Das Siegel zeigt Heinrich als den triumphierenden Heerführerkönig, durchaus in spätantiker Tradition, wie er, vom Betrachter abgewandt, im Halbprofil zu sehen ist. Die Herrscher erscheinen seit 909 unter Ludwig dem Kind in deutlicher Abweichung zu den bisherigen Siegeltypen der Karolinger in Halbfigur, nach links gewendet, mit schmalem Diadem oder Kreuz, die Fahnenlanze geschultert und den Schild erhoben. Es ist das alleinige Siegelbild der ostfränkischen Könige.

    Siegel Heinrich I Posse



    Begraben:
    Stiftskirche

    Gestorben:
    Pfalz Memleben

    Heinrich heiratete von Ringelheim, Mathilde in 909. Mathilde (Tochter von von Ringelheim, Dietrich und Reginhild) wurde geboren in 894/897 in Enger [32130],Herford,Nordrhein-Westfalen,Deutschland; gestorben am 14 Mrz 968 in Quedlinburg [06484],Quedlinburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Quedlinburg [06484],Quedlinburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 5.  von Ringelheim, Mathildevon Ringelheim, Mathilde wurde geboren in 894/897 in Enger [32130],Herford,Nordrhein-Westfalen,Deutschland (Tochter von von Ringelheim, Dietrich und Reginhild); gestorben am 14 Mrz 968 in Quedlinburg [06484],Quedlinburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Quedlinburg [06484],Quedlinburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Deutschland; Deutsche Königin

    Notizen:

    Mathilde Deutsche Königin
    894/97-14.3.968 Engern Quedlinburg Begraben: Quedlinburg
    Tochter des westfälischen Grafen Dietrich von Ringelheim und der Reinhild, Tochter des Normannen Gottfried

    Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 390

    Mathilde, Königin des ostfränkischen Reiches
    * ca. 896, + 14. März 968 Quedlinburg Begraben: Quedlinburg
    Tochter Graf Dietrichs aus dem Geschlecht des Sachsen-Herzogs Widukind und der Reinhild aus dänischem und friesischem Geschlecht
    oo 909 König HEINRICH I. (+ 936)

    Die Heirat HEINRICHS mit Mathilde, seiner zweiten Gemahlin, die aus der "stirps magni ducis Widukindi" stammte, bedeutete für die LIUDOLFINGER einen Zuwachs an Einfluß und Besitz im westlichen Sachsen, wo Mathilde im Raum Herford/Enger über reichliches Erbgut verfügte. Deutlicheres Profil gewinnt Mathilde erst nach dem Tode HEINRICHS I., als sie ihr Wittum, das sie mit der Hausordnung HEINRICHS 929 erhalten hatte, dazu benutzte, geistliche Gemeinschaften einzurichten, denen sie die Pflege der Memoria ihres Gatten und aller verstorbener Verwandten und Freunde auftrug. In Quedlinburg leitete sie den am Grabe HEINRICHS eingerichteten Frauenkonvent 30 Jahre lang selbst. Die Nutzung ihrer "dos" zur Gründung geistlicher Gemeinschaften brachte sie aber in Konflikt mit ihren Söhnen, die ihr nur den lebenslangen Nießbrauch der Güter gestatten wollten. Mathilde verließ deshalb eine Zeitlang sogar O-Sachsen und zog sich auf ihr väterliches Erbe im Westen zurück. Politisch engagiert scheint sie in der Frage der Nachfolge im Königtum gewesen zu sein; sie favorisierte wohl ihren jüngeren Sohn Heinrich. Die Schwierigkeiten eines Urteils über wesentliche Stationen im Leben der Königin resultieren nicht zuletzt aus der Tatsache, dass ihre beiden Lebensbeschreibungen (in Nordhausen um 974 bzw. um 1002 entstanden) tendenziöse und fiktive Nachrichten mischen und überdies einer speziellen causa scribendi ihre Entstehung verdanken: dem Versuch, mit einem "Fürstinnenspiegel" aktuelle Probleme der Gegenwart zu beeinflussen.

    Quellen:
    Vita M. reginae (posterior), hg. G.H. Pertz (MGH SS 4, 1841), 282-302 - Vita M. reginae antiquior, hg. R. Köpke (MGH SS 10, 1852), 573-582

    Literatur:
    NDB XVI, 371f. - G. Waitz, JDG H I., 1963 - L. Bornscheuer, Miseirae regnum, 1968, bes. 60-102 - H. Beumann, Sachsen und Franken ... (Sett. cent. it. 32, 1986), 887-912, bes. 898ff. - P. Corbet, Les saints ottoniens, 1986, 30ff., 120-234 - G. Althoff, Causa scribendi ... (Fschr. J. Autenrieth, hg. M. Borgolte-H. Spilling, 1988), 117-133 - W. Glocker, Die Verwandten der Ottonen ..., 1989, 7ff. - G. Althoff, Quedlinburg und Gandersheim, FMASt 25, 1991, 123-144.

    Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikons, Band V (1993) Spalten 1015-1016 Autor: Gabriele Lautenschläger

    MATHILDE, Königin und Heilige (Gedenktag: 14.3.).
    * um 895 in Engern (Sachsen); + 14.3. 968 in Quedlinburg.

    Sie stammte aus dem Geschlecht Herzog Widukinds. Ihre Eltern waren Graf Dietrich und seine Frau Reinhild, eine dänisch-friesische Adelige. In dem 789 von Kanonissen in Mudenhorst gegründeten und 826 nach Herford verlegten Damenstift erhielt Maththilde eine umfassende Bildung und standesgemäße Erziehung. Im Jahre 909 (bzw. 913) wurde sie mit Herzog Heinrich vermählt, dem späteren König HEINRICH I. (919-936). Zu den fünf Kindern, die aus dieser Ehe hervorgingen, zählen Herzog Heinrich von Bayern, der von Mathilde nach dem Tod ihres Gatten in der Thronnachfolge begünstigte spätere Kaiser OTTO I. DER GROSSE sowie der Erzbischof und Heilige Bruno I. von Köln. Mathilde stiftete die Klöster St. Servatius und St. Wicbert in Quedlinbuburg sowie die Klöster in Pöhlde, Engern und Nordhausen. Als Wohltäterin verehrt, aber zugleich durch familiäre Zwistigkeiten belastet, starb Mathilde nach längerer Krankheit im Kloster Quedlinburg (bei Halberstadt). Ihr Grab befindet sich in der Krypta des dortigen Domes.

    Lit.: (allgemein) Max Heimbucher, Die Orden und Kongregationen der katholischen Kirche, Bd.I und II, Paderborn 1980; - R. Holtzmann, Geschichte der sächsischen Kaiserzeit 4 1961; - Peter Ketsch, Frauen im Mittelalter, Bd. I und II, 1983/84; - J. Pilschke, Die Heiratspolitik der Liudolfinger, Diss. Greifswald 1909. -
    Literatur (speziell) K. Hauck, Geblütsheiligkeit, in: Liber Floridus, FS P. Lehmann, St. Ottilien 1950, 190 f.; - M. Lintzel, M., in: Westfälische Lebensbilder 5, 1937; - ders;, in: AKG 38 (1956), 152-166; - ders., in: Ausgewählte Schriften II, Berlin 1961, 276-290 und 407-418; - Erna und Hans Melchers, Das große Buch der Heiligen. Geschichte und Legende im Jahreslauf, München 91986, 162-163; - Otto Wimmer und Hartmann Melzer, Lexikon der Namen und Heiligen, Innsbruck-Wien-München 41982, 569-570.

    Althoff Gerd: Seite 362 , "Adels- und Königsfamilien"

    K 6 Lü: 14.3. Mathildis reg + 968 Gemahlin HEINRICHS I.

    Eine Schwester der Königin Mathilde soll nach Meinung der Forschung mit dem BILLUNGER Wichmann dem Älteren verheiratet gewesen sein; vgl. dazu jedoch den Kommentar G 39.
    Mathilde war jedenfalls eine Verwandte der BILLUNGER, wie mehrere Personen aus ihrem Verwandtenkreis, die sich im Lüneburger Necrolog nachweisen lassen, zeigen.
    Zu den Konsequenzen für die Erhellung der 'Anfänge' des billungischen Geschlechts siehe oben Seite 68ff.
    Allgemein zu Mathilde vgl. Biogr. Wörterbuch 2, Sp. 1820f. und FW K 41 mit weiteren Hinweisen. Zum Todesdatum: BO Nr. 469a; Köpke-Dümmler, Otto der Große, Seite 440.

    Schwennicke Detlev: Tafel 10, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    HEINRICH I., Fritzlar 6.V 919 DEUTSCHER KÖNIG
    * 876, + Memleben 2. VII 936 Begraben: Quedlinburg Stiftskirche

    I oo 906, getrennt 909 HATHEBURG, Witwe von N.N., Tochter von Erwin senior

    II oo Wallhausen 909 MATHILDE, Laien-Äbtissin von Nivelles * 896, + Quedlinburg 14. III 968
    Tochter von Graf Dietrich (Theoderich) (IMMEDINGER) und Reginlind, Begraben: ibid Stiftskirche

    GROSSE FRAUEN DER WELTGESCHICHTE. Tausend Biographien in Wort und Bild.: Seite 235

    KÖNIGIN MATHILDE
    890-14.III.968
    Mathilde wurde - so entnehmen wir einer Chronik - als Tochter des sehr wohlhabenden Grafen Dietrich von Ringelheim und dessen Gemahlin Reinhilde im Kloster von Herford erzogen, unter Aufsicht ihrer Großmutter, die gleichfalls Mathilde hieß und dem Kloster als Äbtissin vorstand. Ein Sproß vom Stamme des Herzogs Widukind, wuchs das junge Mädchen hinter den Klostermauern zu einer Jungfrau heran, deren Schönheit, Bildung und Tugend allenthalben gepriesen wurden. Auch zu Herzog Heinrich "dem Vogler" drang diese Kunde. Er begab sich mit wenigem Gefolge nach Herford und überredete die Großmutter, daß sie ihm die Enkelin verlobte. Nicht lange darauf wurde in Walhausen in der Goldenen Aue die Hochzeit prunkvoll begangen. Drei Söhne und zwei Töchter entsprossen der vorbildlich glücklichen Ehe. Mathilde hätte gern ihren jüngeren Sohn Heinrich als Nachfolger seines Vaters gesehen, aber sie stellte die Sorge um Krone und Reich über ihre eigenen mütterlichen Gefühle und fügte sicich gehorsam dem Befehl ihres Gatten, der den erstgeborenen OTTO zum Thronerben bestimmt hatte. HEINRICH verlieh seiner Gemahlin die reichen Güter Quedlinburg, Pöhlde und Nordhausen als Witwengut, und diesen Orten galt auch die besondere Fürsorgrge der Königin. Von hier aus verbreitete sich über ganz Niedersachsen jene höhere geistige Bildung, die aus heiligen Quellen strömend zugleich geistliche Weihe vermittelte. Mathilde wurde heiliggesprochen - ihr Gedenktag ist der 14. März, an dem sie im Jahre 968 im Kloster von Quedlinburg in Sorge um das Schicksal ihrer Söhne und Enkel die Augen für immer schloß.

    Lebe Reinhard: Seite 41, "Ein Königreich als Mitgift"

    Mathilde ist sicher ein Glücksfall für die sächsische Dynastie gewesen, wahrscheinlich auch genetisch. Die attraktive Herzogin, dann Königin, trat stolz, gewinnend und gern in glanzvoller Garderobe auf, galt als gescheit, politisch einsichtig und fromm und gebar HEINRICH I. fünf Kinder. Dass Mathilde dann als gottgefällige Witwe dann überaus freigebig und stiftungsgeneigt im Sinne der Kirche agierte, trug ihr am Ende ihres rund 75-jährigen Lebens den Ruf einer Heiligen ein, zwischenzeitlich aber auch den Zorn ihres Sohnes OTTO: Ganz so opulent waren halt auch des Kaisers Kasetten nicht gefüllt.

    Black-Veldtrup Mechthild: Seite 161-171, "Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien"

    Von Mathilde wissen wir, daß sie anläßlich ihrer Heirat im Jahre 909 Wallhausen als Dotalgut zugewiesen bekam. In seiner 929 erlassenen "Hausordnung" hatte HEINRICH I. Vorsorge zur finanziellen Absicherung seiner Frau getroffen: Kurz vor der Heirat OTTOS I. und Edgiths, die Ende 929 oder Anfang 930 stattfand, erhielt Mathilde am 16. September 929 die Güter Quedlinburg, Pöhlde, Nordhausen, Grona und Duderstadt verbrieft; in der darüber ausgestellten Urkunde wird der Besitz ausdrücklich als ihr Wittum bezeichnet. Bereits zwei Jahre zuvor hatte HEINRICH I. in Zusammenhang mit der Volljährigkeitserklärung OTTOS mit dessen Zustimmung eine Schenkung an Mathilde veranlaßt. Diese Maßnahmen waren notwendig, weil durch die Mündigkeititserklärung und Verheiratung des Thronfolgers die rechtliche Stellung der Königin für den Fall, daß sie den König überlebte, gegenüber dem Sohn abgesichert werden mußte. Eine derartige Absicherung erfolgte aber offenbar zu diesem Zeitpunkt nicht nur für die Königin, sondern auch für die übrigen weiblichen Familienmitglieder.
    Nach dem Tod der verwitweten Königin- bzw. Kaiserin-Mutter konnte eine Übertragung derjenigen Güter, die offenbar zumindest teilweise zur Verwendung als Dotalgüter bestimmt waren, an die regierende Herrscherin erfolgen. Unter den OTTONEN läßt sich Entsprechendes bei Wallhausen, Nordhausen und Pöhlde beobachten: Alle drei Besitzungen waren 909 und 929 zunächst Königin Mathilde überlassen worden; während sich Wallhausen später im Besitz von Kaiserin Adelheid nachweisen läßt, kamen Nordhausen und Pöhlde noch zu Mathildes Lebzeiten und offensichtlich ohne, dass Adelheid die Orte zwischenzeitlich innegehabt hätte, durch OTTO II. an Theophanu.
    Die von Königin Mathilde gegründeten Kanonissenstifte Quedlinburg und Nordhausen wurden auf ihren Dotalgütern errichtet.

    Diwald Hellmut: Seite 230, "Heinrich der Erste"

    Die erste Erziehung liegt in den Händen der Eltern, sie erkennen aber bald, daß sie damit überfordert sind, und vertrauen Mathilde der Mutter des Grafen Thiederich an, die als Äbtissin die Klosterschule Herford leitet. Ob sie Nonne werden soll, steht nicht fest. In der Klosterschule erhält sie die erhoffte, angemessene Erziehung, wird insbesondere, dem Brauch der Zeit gemäß, in der Heiligen Schrift unterwiesen - unter den Augen und behütet von der Großmutter, die nach dem Tod ihres Gemahls die Leitung des Klosters übernommen hat.

    909 oo 2. HEINRICH I. König des Deutschen Reiches 876-2.7.936
    Kinder:
    - OTTO I. König des Deutschen Reiches 23.11.912 † 7.5.973 Wallhausen
    - Heinrich I. Herzog von Bayern 4.919/22.4.922 † 1.11.955 Nordhausen
    - Brun Erzbischof von Köln 1. Hälfte 5.925 † 11.10.965
    - Gerberga um 913/14 † 5.5. nach 968 (984?) Nordhausen
    929 1. oo Giselbert Herzog von Lothringen ca 880 † 2.10.939
    939 2. oo Ludwig IV. König von Frankreich 10.9.920/10.9.921 † 10.9.954
    - Hadwig um 922 † 9.1. nach 958
    14.9.937 oo Hugo der Große Herzog von Franzien um 895 † 16./17.6.956

    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 23,79,140,159, 165,171,188,214,238,363 K 6 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 26-29,42,48,49,52,54-56,59,77,98,111,116 - Black-Veldtrup, Mechthild: Kaiserin Agnes ( (1043-1077) Quellenkritische Studien, Böhlau Verlag Köln 1995, Seite 161-346 - Büsing, Albrecht: Mathilde, Gemahlin Heinrichs I. Halle-Wittenberg Universität Dissertation phil. 1910 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutscheen Reiches, Gustav Lübbe Verlag Bergisch Gladbach 1994, Seite 46-534 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 38-380 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 86,119-121 - Giesebrecht Wilhelm von: Geschichte der deutschen Kaiserzeit. Band 1- Band 6, Mundus Verlag 2000 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 - GROSSE FRAUEN DER WELTGESCHICHTE. Tausend Biographien in Wort und Bild. Neuer Kaiser Verlag 1987 Seite 235 - Hlawitschka, Eduard: Kontroverses aus dem Umfeld von König Heinrichs I. Gemahlin Mathilde, in Festschrift für Alfons Becker, Sigmaringen 1987 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um 'Kuno von Öhningen', Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 26-28,37,39-41,47,72,88,91-98 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 - Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 - Lebe Reinhard: Ein Königreich als Mitgift. Heiratspolitik in der Geschichte. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1998 Seite 41 - Ludat, Herbert: An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa, Böhlau Verlag Weimar Köln Wien 1995, Seite 129,149 - Plischke, Jörg: Die Heiratspolitik der Liudolfinger, Inaugural-Dissertation Universität Greifswald 1909 - Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 69,587-591 - Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg.): Otto III. - Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 14A-389 - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan (Hrsg.): Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung "Otto der Große, Magdeburg und Europa" Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 9,39,129,138,140,164,167,174,178,181,205 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 11 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 12,22-28,34,38,44,52,54,356 - Uhlirz, Karl: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Otto II. und Otto III. 1. und 2. Band. Verlag Duncker & Humblot Berlin 1967 - Waitz, Georg: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter König Heinrich I., Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Pusten Regensburg 1999, Seite 14-16,18,23,51,58,120 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart 1981 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 42,45,62,66,91,117,145,150,217,244,262,265,273 - Zimmermann, Harald: Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1976 -

    Neue Deutsche Biographie - Mathilde

    heilig, Königin, * um 896, † 14.3.968 Quedlinburg.

    M., die erste ottonische Königin, gehört zu den profiliertesten Frauengestalten des Frühmittelalters. Dies resultiert nicht zuletzt daraus, daß ihr Leben um 974 und um 1002 von unbekannten Autoren beschrieben wurde, die im sächs. Stift Nordhausen, einer Gründung M.s, lebten. Vor einer unkritischen Benutzung dieser Viten warnt die Forschung jedoch seit langem, da sie eine unentwirrbare Mischung aus tendenziösen, sagenhaften und fiktiven Nachrichten enthalten. M. stammte – wohl in kognatischer Linie – aus der Sippe des Sachsenherzogs Widukind, eine Tatsache, die das Selbstverständnis ihrer Nachfahren nicht unwesentlich beeinflußte. Erzogen wurde sie im Kanonissenstift Herford, das ihre gleichnamige Großmutter leitete. Aus der romantischen Erzählung der Viten von der Werbung Heinrichs um M. in Herford, in der u. a. die Tatsache seiner ersten Ehe unerwähnt bleibt, wird immerhin auch deutlich, daß die Zustimmung der Eltern M.s zu dieser Ehe nicht eingeholt wurde. Die Heirat brachte den Liudolfingern nicht nur einen Zuwachs an vornehmem Geblüt, sondern auch Besitzungen im westlichen Sachsen, was ihre dortige Stellung erst begründete. Der Reichtum der M. als Grund für die Heirat wird bei Thietmar|von Merseburg ausdrücklich genannt. 912, acht Tage vor dem Tode des Großvaters, wurde der älteste Sohn geboren, der nach diesem Großvater den Namen Otto erhielt; es folgten in unbekannten Jahren die Töchter Gerberga und Hathwig, und schließlich, als Heinrich bereits König geworden war, die Söhne Heinrich und Brun.

    In der Regierungszeit Heinrichs I. tritt M. nicht deutlicher hervor, wenn man konventionelle Wertungen außer Acht läßt wie etwa die, daß sie den harten Gerechtigkeitssinn ihres Gatten zur Milde bewogen habe. 929 wurde im Zuge der „Hausordnung“ Heinrichs auch ihr Wittum bestimmt: Sie erhielt unter Zustimmung Ottos I. die Orte Quedlinburg, Pöhlde, Nordhausen, Grone und Duderstadt. Nach dem Tode Heinrichs I. (936) widmete sich M. in besonderer Weise der „memoria“ ihres Gatten und aller anderen verstorbenen Vorfahren und Freunde. Mehrere Schriftsteller (so Liutprand von Cremona, Thietmar von Merseburg und die Autoren ihrer Viten) heben hervor, daß sie auf diesem Gebiet eine Aktivität entfaltete, die alles bis dahin Bekannte überstieg. Das Zentrum ihrer Totensorge war Quedlinburg mit dem Grab ihres Gatten; dem gleichen Ziel dienten aber auch die Bemühungen um die Stiftung anderer geistlicher Gemeinschaften, so in Pöhlde und Nordhausen. Mit dieser Sorge um die „memoria“ erfüllte M. vorbildlich die vornehmste Aufgabe, die der verwitweten Frau im frühen Mittelalter zukam. 966 wurde ihre gleichnamige Enkelin feierlich in das Amt der Quedlinburger Äbtissin eingeführt, der M. kurz vor ihrem Tode auch das Buch mit den Namen aller übergab, deren Gedenken sie gepflegt hatte. Auch in politischen Fragen scheint M. dezidiert Stellung bezogen zu haben. So setzte sie sich offensichtlich mit anderen für den jüngeren Sohn Heinrich als Nachfolger des Vaters im Königsamt ein, quia natus esset in aula regali. Hier scheinen Vorstellungen wirksam, die dem in der Königszeit des Vaters geborenen Sohn bessere Ansprüche auf die Nachfolge zubilligten als dem älteren Bruder. Hinzuweisen ist darauf, daß M. und ihr Sohn Heinrich als Intervenienten in einer Urkunde Heinrichs I. begegnen, die auf dem ersten königl. Hoftag in Sachsen am Osterfest 922 ausgestellt wurde. Wahrscheinlich wurde Heinrich im Umfeld dieses ersten königl. Hoftages geboren, woraus man eine besondere Befähigung zur Königsherrschaft ableitete. – Zwischen M. und Otto I. gab es nach dessen Regierungsantritt ernsthafte Differenzen, nach dem Zeugnis der Viten deshalb, weil dieser der Mutter die Mittel zur Ausstattung von Kirchen und Klöstern verweigerte. Sie berichten auch, daß sich M. deshalb auf ihr väterliches Erbgut nach Enger zurückzog, bis die Königin Edgith, die Gemahlin Ottos des Großen, die Versöhnung vermittelte.

    Literatur
    ADB 20; Vita Mahthildis reginae antiquior, in: MGH SS 10, S. 573-82; Vita Mahthildis reginae (posterior), in: MGH SS 4, S. 282-302; Jbb. d. Dt. Gesch. Kg. Heinrich I., 41963; R. Köpke u. E. Dümmler, Kaiser Otto d. Gr., 1876; M. Lintzel, in: Westfäl. Lb. V, 1937, S. 161-75; A. Büsing, M., Gemahlin Heinrichs I., Diss. Halle-Wittenberg 1910; R. Holtzmann, Gesch. d. sächs. Kaiserzeit, 31955; K. Schmid, Die Nachfahren Widukinds, in: DA 20, 1964, S. 1-47; L. Bornscheuer, Miseriae regum, 1968, bes. S. 60-102; G. Althoff, Adels- u. Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung, 1984, bes. S. 156-72; ders., Causa scribendi u. Darstellungsabsicht: Das Beispiel d. Mathilden-Viten, in: Festschr. f. J. Autenrieth, 1988, S. 117-33; H. Beumann, Sachsen u. Franken im werdenden regnum Teutonicum, in: Settimane di studio del Centro italiano di studi sull'alto medioevo 32, 1986, S. 887-912, bes. S. 898 ff.; ders., Die Ottonen, 1987; E. Hlawitschka, Kontroverses aus d. Umfeld v. Kg. Heinrichs I. Gemahlin M., in: Festschr. Alfons Becker, 1987, S. 33-54.

    Kinder:
    1. 2. von Sachsen, Otto I. wurde geboren am 23 Nov 912 in Wallhausen [06528],Mansfeld-Südharz,Sachsen-Anhalt,Deutschland; gestorben am 7 Mai 973 in Memleben [6642],Burgenlandkreis,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Magdeburg [39104],Magdeburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland.
    2. von Sachsen, Gerberga wurde geboren in 913; gestorben am 5 Mai 969 in Nordhausen [99734],Nordhausen,Thüringen,Deutschland; wurde beigesetzt in Reims [51100],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich.
    3. von Bayern, Heinrich I. wurde geboren um 920 in Nordhausen [99734],Nordhausen,Thüringen,Deutschland; gestorben am 1 Nov 955 in Pöhlde [37412],Osterode am Harz,Niedersachsen,Deutschland; wurde beigesetzt in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland.
    4. von Sachsen, Hadwig wurde geboren in 922; gestorben nach 958.
    5. von Sachsen, Brun wurde geboren in Mai 925; gestorben am 10 Okt 965 in Reims [51100],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich; wurde beigesetzt in Köln [50667],Köln,Nordrhein-Westfalen,Deutschland.


Generation: 4

  1. 8.  von Sachsen, Ottovon Sachsen, Otto wurde geboren um 830/840 in Wallhausen [06528],Mansfeld-Südharz,Sachsen-Anhalt,Deutschland (Sohn von von Sachsen, Liudolf und Oda); gestorben am 30 Nov 912 in Wallhausen [06528],Mansfeld-Südharz,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Bad Gandersheim [37575],Northeim,Niedersachsen,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 880-912, Sachsen,Deutschland; Herzog von Sachsen

    Notizen:

    Otto der Erlauchte
    Herzog von Sachsen (880-912)
    ca 830/40-30.11.912 Wallhausen Begraben: Gandersheim Stiftskirche

    Jüngerer Sohn des Liudolf dux und der Oda, Tochter von Graf Billung

    Lexikon des Mittelalters: Band VI Seite 1579

    Otto der Erlauchte, Herzog von Sachsen
    + 30. November 912 Begraben: Gandersheim

    LIUDOLFINGER, jüngerer Sohn des ersten sicher bekannten LIUDOLFINGERS Liudolf, der bereits eine Art Herzogsstellung innegehabt hatte. Sein älterer Bruder, Herzog Brun, fiel als Führer des sächsischen Aufgebots 880 gegen die Dänen. Unter Ottos Herrschaft "genoß Sachsen eine Selbständigkeit, die einer Unabhängigkeit gleichkam" (W. Schlesinger), jedoch sind auffallend wenig Einzelheiten überliefert. Bekannter als politische Aktivitäten Ottos sind dynastische Heiratsverbindungen, die die LIUDOLFINGER in dieser Zeit eingingen: zweimal mit KAROLINGERN, mit BABENBERGERN, mit Nachfahren Widukinds. Bei Widukind von Corvey (I, 16) erscheint Otto zum Jahre 911 als Anwärter auf die Königswürde, der verzichtet, aber das 'summum imperium' behalten habe - ein Urteil aus der Retrospektive.

    Literatur:
    W. Schlesinger, Die Entstehung der Landesherrschaft, 1941, 142ff. - E. Hlawitschka, Zur Herkunft der Liudolfinger ..., RhVbll 38, 1974, 92ff. - H.W. Goetz, 'Dux' und 'Ducatus', 1977, 302ff. - W. Glocker, Die Verwandten der Ottonen, 1989, 258f.

    Glocker Winfrid: Seite 258, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    II, 2 OTTO ("DER ERLAUCHTE"), Beiname modern!)

    * c 830/40, + 912 XI 30
    Graf (Südthüringengau), c 900/05 Herzog (Sachsen)

    vor 876 1. oo Hadwig (Hathui), "BABENBERGERIN" + (?) 903 am XII 24
    2. oo NNw

    Zum Filiationsbeleg vgl. die bei seinem Bruder Brun (vgl. II,1) aufgeführten Belege.
    Der Todestag ist in den Nekrologen von Weißenburg und Merseburg aufgeführt; vgl. Althoff, Zeugnisse S. 404 (Nr. 76).
    Zum Todesjahr vgl. Waitz S. 195 f.
    In D Lu d J. 4 ist Otto der Erlauchte als Graf im Südthüringengau bezeugt; die weiteren Belege für Ottos Grafenamt sind bei Krüger, Grafschaftsverfassung S. 67, gesammelt. Widukind I c. 16, S. 26, nennt Otto den Erlauchten "dux", wie auch die Urkunde OTTOS DES GROSSEN für Gandersheim D O I. 180 von 956 IV 21.
    Stingl, Stammesherzogtümer S. 104, weist darauf hin, dass Otto der Erlauchte
    zum ersten Mal in D Ko I. von 913 II 18 mit dem "dux"-Titel bezeugt ist, also erst nach seinem Tod; daher vermutet Stingl, Otto der Erlauchte dürfte die herzogliche Stellung in Sachsen erst in seinen letzten Lebensjahren erhalten haben.
    Als Gemahlin Ottos des Erlauchten nennen die Vita Mathildis antiquior c. 1, SS X 575, und Thietmar I c. 3, S. 6, eine Dame namens Hadwig. Für die Herkunft Hadwigs gibt es keinen eindeutigen Quellenbeleg, doch kann ihre Zugehörigkeit zur Familie der sogenannten älteren BABENBERGER aus Widukind I c. 22, S. 31, und mit Hilfe weiterer Überlegungen zu an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit verdichtet werden. Die einzelnen Argumente, die uns diese Filiation als heute gesichert anzusehen erlauben, hat zuletzt Hlawitschka, Herkunft S. 141-145 (mit der älteren Literatur), zusammengestellt. Der Vater Hadwigs war somit äußerst wahrscheinlich der 886 vor Paris gefallenen Graf Heinrich aus der im Fränkischen begüterten Familie der BABENBERGER. Über die unbekannte Gemahlin des Grafen Heinrich könnte die Verwandtschaft König HEINRICHS I. mit dem westfränkischen KAROLINGER-König Karl der Einfältige gelaufen sein, die uns Thietmar I c. 23, S. 30, bezeugt. Der Merseburger Bischof nennt HEINRICH I. einen "nepos" Karls des Einfältigen, während der Westfranke ein "proximus" des Sachsen-Königs gewesen sei. Hlawitschka, Herkunft S. 145-165, zeigt einen möglichen Lösungsvorschlag auf, wie die Verwandtschaft der sächsischen Könige mit den KAROLINGERN genauer ausgesehen haben könnte. Um noch auf die von der älteren Forschung heiß diskutierte Frage einer KAROLINGER-Blütigkeit der OTTONEN-Könige und -kaiser einzugehen, die bis zu einer Conditio sine qua non für den Übergang der Königsherrschaft an die LIUDOLFINGER hinaufstilisiert wurde, so dürfte einer solchen Verwandtschaft des neuen Königs mit Kaiser KARL DEM GROSSEN nicht die entscheidende Bedeutung beim Thronwechsel zugekommen sein, wie dies im 19. Jahrhundert angenommen wurde. Als letzter Beitrag zu dieser Problematik und Einstieg in die ältere Literatur sei der 1935 erschienene Aufsatz von Kimpen, Abstammung, genannt. Den Todestag Hadwigs überliefert das Merseburger Nekrolog, das zum XII 24 die "Hathuui mat(er) Heinrici reg(is)" hat. Ihr Todesjahr war wahrscheinlich 903; zumindest führen zu diesem Jahr die Fuldaer Totenannalen eine "Haduuig com" auf (vgl. FW Kommentar G 17).
    Die außereheliche Verbindung Ottos mit einer Frau unbekannten Namens und unbekannter Herkunft ergibt sich aus der Nennung ihrer Tochter (vgl. III, 6) bei Widukind I c. 38, S. 56.

    Althoff Gerd: Seite 425, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    G 171
    Me: 30.11. Oddo com pater Heinrici regis + 912 Otto der Erlauchte

    Otto gehörte zu den ältesten Angehörigen der ottonischen Familie im Merseburger Necrolog; zu den Anfängen des ottonischen Gedenkens siehe ausführlich oben Seite 192.
    Allg. zu Otto vgl. Biogr. Wörterbuch 2, Sp. 2108f.; Hlawitschka, Zur Herkunft der Liudolfinger, S. 92ff.: Goetz. 'Dux' und 'Ducatus', bes. S. 302ff. sowie Waitz, Jbb. Heinrichs I., S. 12.

    Schwennicke Detlev: Tafel 10, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    OTTO DER ERLAUCHTE
    + 30. XI 912 Begraben: Gandersheim Stiftskirche
    GRAF IM SÜDTHÜRINGGAU 888, und im EICHSFELD, 908 Laienabt von Hersfeld

    oo HADWIG (HATHUI) + 24. XII 903
    Tochter von Heinrich dux Austriacorum (BABENBERGER)

    Otto der Erlauchte folgte seinem gegen die Dänen gefallenen Bruder Brun und setzte die im Auftrage seines Schwagers Ludwigs des Jüngeren mit dem Aufgebot der östlichen Sachsen die Kriege gegen Normannen und Slawen fort. Ob Otto beim Kampf gegen die Normannen unter dem Oberbefehl des BABENBERGERS Heinrich gestanden hat, muß dahingestellt bleiben. Jedenfalls nahm er zu diesem Zeitpunkt keine selbständige Position ein und kann also höchstens Amts-Herzog in Sachsen gewesen sein. Seine Abhängigkeit von der Reichsgewalt dürfte sich erst nach dem Tode des Grafen Heinrich (886) oder sogar erst nach 896, als Kaiser ARNULF krank darniederlag, wesentlich gelockert haben. ARNULF erschien 899 in Sachsen und unternahm mit einem starken Heer einen erfolglosen Feldzug gegen die Abodriten. Otto erfreute sich der Gunst des Kaisers ARNULF, den er 894-896 sogar auf seinem ersten Zug über die Alpen begleitete. Er erwarb in Thüringen und im Eichsfeld neue Grafenrechte und geriet damit gegen den Erzbischof Hatto von Mainz und die KONRADINER wegen gleicher Interessen in diesem Raum. Er stützte die BABENBERGER gegen die KONRADINER und nahm im Mai 898 an Zwentibolds Aachener Fürstentag teil, bei dem der KAROLINGER den folgenreichen Bruch mit seinem bisher wichtigsten Bundesgenossen und Ratgeber, dem maasländischen Grafen Reginar, einleitete. Die Einfälle der Ungarn im ersten Jahrzehnt nach 900 und das Fehlen einer starken Reichsgewalt dürfte einen wesentlichen Teil der sächsischen Großen veranlaßt haben, sich dem mächtigen LIUDOLFINGER dauernd zu unterstellen und ihn als Oberherrn anzuerkennen. Otto erlangte die erst 908 bezeugte Würde eines Laienabtes des in Thüringen reichbegüterten Klosters Hersfeld. Ohne daß es zu Kämpfen kam, konnte Otto der Erlauchte seine Position ständig ausbauen. Er dehnte den liudolfingischen Besitz in Thüringen aus und erlangte auf der Basis dieses Besitzes und seiner militärischen Gewalt auch das Herzogtum in Thüringen. Wahrscheinlich trat Otto der Erlauchte bei der Wahl KONRADS I. in Forchheim als Führer des größten Teils der sächsischen Großen auf und lehnte die ihm nach Widukind angebotene Königskrone aus Altersgründen ab.

    Diwald Hellmut: Seite 115, "Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches "

    Nach dem Schlachtentod seines älteren Bruders Brun trat Otto an die Spitze der Familie, auch er ein Fürst der klaren, hart heraustretenden Linie. Mit der Stabilisierung und Erweiterung des Einflusses des Geschlechts der LIUDOLFINGER in Sachsen ging die territoriale Erweiterung des gesamten Landes Hand in Hand. Otto war 877 zum Gaugrafen in Südthüringen erhoben worden. Zwei Jahrzehnte später wurde er auch Gaugraf im Eichsfeld und vier Jahre darauf, 901, Laienabt des Klosters Hersfeld. Mit diesen Daten verband sich eine erhebliche Machtsteigerung, doch Otto sah sich nicht allein im Dienst liudolfingischen Familienpolitik, sondern er betrieb Politik für ganz Sachsen, eine Tradition, die genaugenommen schon der Stammvater des Geschlechts begründet hatte. Daß Otto später den Beinamen "der Erlauchte" erhielt, umreißt seine Bedeutung in einem nobilitierenden Sinn, doch die Verdienste seiner nüchternen Stärkungspolitik kommen darin kaum zum Ausdruck. Otto gelang es nämlich, dem Land Sachsen das gesamte Territoriums Thüringens einzuverleiben. Als Markgraf Burchard von Thüringen 908 im Kampf gegen die Ungarn sein Leben verlor, gliederte Otto kurzerhand dessen ganze Gebiete seinem eigenen Besitz in Thüringen ein, und zwar ohne Rückfrage beim königlichen Hof. Was dabei wie Eigenmächtigkeit wirkte, entsprach freilich nur der Herrschaftslage im Ostfrankenreich. In einer Urkunde KONRADS I., der 911 nach dem Tode Ludwigs des Kindes zum König des Ostfrankenreiches gewählt wurde, wird Otto ebenfalls als "Dux", als Herzog in Sachsen bezeichnet. Diese Feststellung verweist nicht in erster Linie auf seine Macht, sondern bestätigt lediglich ihre Tatsache. Ottos politische Stellung wird damit exakt umschrieben. Daß die deutschen Fürsten allen Ernstes Herzog Otto die Königskrone anboten, ist unwahrscheinlich. Der Bericht darüber hält ungewollt raffiniert die Waage zwischen Wahrheit und Wahrscheinlichkeit.


    873 oo Hadwig, Tochter des BABENBERGERS Heinrich 853-24.12.903

    Kinder:

    - Thankmar vor 876-vor 30.11.912
    - Liudolf vor 876-vor 30.11.912
    - HEINRICH I. 876-2.7.936
    - Oda ca 875/80-2.7. nach 952
    897 1. oo Zwentibold 870/71-13.8.900
    900 2. oo Graf Gerhard (Matfried) 870-22.6.910
    - Liutgard 4. Äbtissin von Gandersheim (919-923) - 21.1.923

    Illegitim:

    - Tochter
    oo Wido (Thüringer)


    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 43,157,159,192, 219,225,425 G 171 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 7,22-27,44 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 262,266/Band III Seite 482 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches, Gustav Lübbe Verlag Bergisch Gladbach 1994, Seite 102-312 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 48,122,134,254,416,434,488,495,502,503 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 18,69,73,85 - Giesebrecht Wilhelm von: Geschichte der deutschen Kaiserzeit. Band 1- Band 6, Mundus Verlag 2000 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 - Görich Knut: Otto III. Romanus Saxonicus et Italicus, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995, Seite 69,146,149 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 59,73, 138,146 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 26-29,31-35,37,47,68,73-75,94-96 - Hlawitschka, Eduard: Zur Herkunft der Liudolfinger und zu einigen Corveyer Geschichtsquelle, in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka Seite 313-377, Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 - Krüger, Sabine: Studien zur Sächsischen Grafschaftsverfassung im 9. Jahrhundert, Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1950 Veröffentlichung der Historischen Kommission für Hannover - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Pleticha, Heinrich: Deutsche Geschichte in 12 Bänden. Verlagsgruppe Bertelsmann GmbH/Lexikothek Verlag GmbH, Gütersloh 1982 - Plischke, Jörg: Die Heiratspolitik der Liudolfinger, Inaugural-Dissertation Universität Greifswald 1909 - Schulze: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 119,138,127,130, 136-138,140,160,207 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 10 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 11 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 6-10 - Waitz, Georg: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter König Heinrich I., Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart 1981 - Wies Ernst W.: Otto der Große. Kämpfer und Beter. Bechtle Verlag Esslingen 1989 -

    Allgemeine Deutsche Biographie - Otto, Herzog von Sachsen

    Otto, Herzog von Sachsen 880-912, war ein Sohn des sächsischen Grafen Liudolf, des Stifters von Gandersheim Als dieser im J. 866 starb, überlebten ihn aus seiner Ehe mit Oda († 913 im Alter von 107 Jahren) drei Söhne: Brun, Otto, Agius. Während der jüngste Mönch wurde, erbte Brun als Aeltester die fürstliche Würde, welche der Vater besessen hatte, und wie es scheint, hat schon er sie zu herzoglicher Gewalt gesteigert. O. erscheint zunächst nur in gräflicher Stellung. Er besaß eine Grafschaft im Gau Südthüringen und 877 betheiligte er sich an der Uebergabe des Haus- und Familienklosters Gandersheim an den König Ludwig III., welcher mit den Liudolfingern verschwägert war und dem Kloster bei diesem Anlaß einige in der thüringischen Grafschaft Otto's belegene Güter zum Geschenk machte. Zu Anfang des Jahres 880 führte Brun ein sächsisches Heer gegen die Dänen ins Feld; auf sächsischem Gebiete, wahrscheinlich in der unmittelbaren Nähe von Hamburg kam es am 2. Februar zur Schlacht und die Sachsen erlitten eine schwere Niederlage: zu den Gefallenen gehörte Herzog Brun. Graf O. wurde sein Nachfolger im Herzogthum, auf Anordnung des Königs Ludwig III., wie Hrotsvita berichtet, und ohne daß er die südthüringische Grafschaft aus der Hand gegeben hätte. Die Verbindung von herzoglicher Gewalt und gräflichen Rechten, wie sie unter andern im Eichsfeld bezeugt sind, bildete die Grundlage, von der aus O. zu weiteren Erwerbungen fortschritt, und nicht nur in seinem Stammlande Sachsen sondern im Reiche überhaupt gelangte er zu einem Ansehen, wie es noch keiner seines Geschlechtes, weder der Vater noch der Bruder besessen hatte. Die Beziehungen, in denen O. zu den karolingischen Herrschern stand, waren seinem Emporkommen allerdings günstig. An der aufständischen Bewegung des Jahres 887, welche auf die Absetzung Kaiser Karls III. und die Erhebung Arnulfs zum König des ostfränkischen Reiches hinauslief, wird in einer zeitgenössischen Quelle, in der baierischen Fortsetzung der Annalen von Fulda, auch|Sachsen und Thüringern ein bedeutender Antheil zugeschrieben. Dem entspricht es, daß O. während der Folgezeit in Treue und Ergebenheit mitwirkte um die neue Dynastie auf dem Throne zu erhalten, während die letzten deutschen Karolinger ihrerseits den besonderen Interessen des mächtigen Sachsenfürsten mannigfach Vorschub leisteten: unter anderem und am wirksamsten geschah es dadurch, daß sich ihre Einwirkung auf die sächsischen Verhältnisse in engen Grenzen hielt. In den fortdauernden Kämpfen mit feindlichen Nachbarvölkern hatte Herzog O. fast ausschließlich die oberste Leitung und namentlich die slavische Völkerschaft der Dalemincier (an der mittleren Elbe, Gegend von Meißen) hat er oft bekriegt. König Arnulf hat in diese Kämpfe nur ein Mal und noch dazu erfolglos eingegriffen: das war im Sommer des Jahres 889, als er auf die Obodriten einen Angriff machte, aber ohne sie unterworfen zu haben, den Rückzug antreten mußte. Auf dem italienischen Feldzug von 894 wurde Arnulf nach dem Zeugniß des Geschichtschreibers Liutprand von O. begleitet: während er selbst in die südliche Lombardei vorrückte, beauftragte er den Herzog mit der Vertheidigung Mailands. Bald nach Arnulfs Kaiserkrönung (22. Febr. 896) bot O. die Hand zu einer Familienverbindung mit dem regierenden Hause. Er selbst war vermählt mit Hathui (Haduwich), deren Herleitung aus dem karolingischen Geschlecht, wie neuere Genealogen sie versucht haben, durchaus unsicher, nur eine Folge willkürlicher Annahmen ist, und außer drei Söhnen waren dieser Ehe mehrere Töchter entsprossen. Eine derselben Namens Oda, wurde 897 mit König Zwentibulch von Lothringen, einem Bastard des Kaisers, vermählt, und gelangte so zur Würde einer Königin. Uebrigens verlautet nicht, daß Herzog O. um seiner Tochter oder seines Eidams willen in die lothringischen Wirren und in die Kämpfe, welche im J. 900 zum Sturze Zwentibulchs führten, verwickelt wurde. Auch den Parteiungen, die unter König Ludwig IV. (900—911), dem Sohne und Nachfolger des Kaisers, im Innern des Reiches ausbrachen und es tief zerrütteten, wie vor allem die Babenberger Fehde, ist Herzog O., soweit man sieht, fremd geblieben. Ihm war es hauptsächlich zu thun um Ausbreitung und Befestigung seiner Macht über Thüringen und Hessen, und unterstützt von den Machthabern am Hofe des unmündigen Königs, unter denen, wie es scheint, Erzbischof Hatto von Mainz ihm besonders geneigt war, erreichte jener in dieser Richtung bedeutendes. Das große und namentlich in Thüringen reich begüterte Kloster Hersfeld gerieth unter die Herrschaft des Herzogs. O. erwarb die Würde eines Laienabtes als persönliches Beneficium und als einen Vorzug vor anderen Großen, der im rechtsrheinischen Deutschland damals noch etwas Seltenes war, während in Lothringen und Westfrancien Laienäbte schon häufiger vorkamen. Die Verwaltung des Klosters führte ein Mönch desselben, aber in Abhängigkeit vom Herzog: dieser war und hieß Abt, jener nur Vorsteher oder Verwalter (provisor). König Ludwig sanctionirte diesen Zustand (908) als gültig auf Lebenszeit des Herzogs und mit der Verfügung, daß nach dem Tode Otto's den Mönchen das Recht der freien Abtswahl zustehen sollte. Mittlerweile war Heinrich, des Herzogs jüngster Sohn (geb. um 876) zu einem tüchtigen Mann herangewachsen und in den Krieg gezogen, um in Vertretung des Vaters den Kampf gegen die Dalemincier fortzusetzen. In der That kehrte Heinrich aus diesem Kampfe als Sieger heim, aber die besiegten Feinde riefen das Volk der Ungarn zu ihrem Schutze herbei und während des Jahres 906 wurde Sachsen von zwei, rasch einander folgenden Heerhaufen des neuen Reichsfeindes überfallen. Das Land befand sich unter Herzog O. noch nicht in so gutem Vertheidigungszustand wie später unter seinem Sohne Heinrich, und so mußte es alle Schrecken einer barbarischen Verwüstung über sich ergehen lassen. Auch bei der Wiederholung des Angriffs im J. 908 richteten|die Ungarn in Sachsen viel Unheil an; dann drangen sie in Thüringen ein und besiegten ein Heer von Franken und Thüringern, welches sich ihnen unter Markgraf Burchard entgegenstellte. Der Markgraf fiel in der Schlacht (3. August), und da von einer Wiederbesetzung des markgräflichen Amtes Abstand genommen wurde, so gab es während der letzten Jahre Ludwigs IV. wie in Sachsen so auch unter den thüringischen Großen Niemand, der was Macht und Ansehen betrifft, mit Herzog O. hätte rivalisiren können. Wie hervorragend seine Stellung als Stammesherzog und zugleich als Reichsfürst war, ergibt sich deutlich aus dem Verlauf der Königswahl, welche durch den Tod Ludwigs IV. nothwendig geworden, Anfang November 911 zu Forchheim in Franken vorgenommen wurde. Nicht nur die Sachsen, sondern auch die Franken waren, wie Widukind berichtet, gewillt O. auf den Thron zu erheben und drangen in ihn, daß er die ihm zugedachte Würde annähme. Aber wegen seines hohen Alters lehnte er ab und lenkte die Wahl auf den Frankenherzog Konrad, der ja in der That gewählt und geweiht wurde, "bei Otto verblieb jedoch die höchste Autorität im Reich" (Widukind I, 16). In so glänzendem und wohl allzuglänzendem Lichte erschien dem bedeutendsten Geschichtschreiber der Liudolfinger Einfluß und Wirken des greisen Fürsten, den Widukind an anderer Stelle (I, 21) als "Vater des Vaterlandes" und in Uebereinstimmung mit seiner Zeitgenossin Hrotsvita als "großen Herzog" (magnus dux) gepriesen hat. Die ehrende Benennung: Otto "der Erlauchte" stammt erst aus der neueren Zeit. — Am 30. Novbr. 912 ist Herzog O. gestorben. Von seinen drei Söhnen waren zwei: Thankmar und Liudolf vor ihm gestorben, so überlebte ihn nur Heinrich, der schon seit 909 in zweiter Ehe vermählt war. Heinrich und Mathildens ältester Sohn wurde am 23. Nov. 912, also acht Tage vor dem Hinscheiden des alten Herzogs geboren. Es ist der spätere König und Kaiser Otto: Name und Tugenden des Großvaters sind auf ihn übergegangen.

    Literatur
    Die dürftige und zerstreute Ueberlieferung zur Lebensgeschichte Otto's ist vom Standpunkte der deutschen Reichs- und Verfassungsgeschichte verarbeitet in W. v. Giesebrecht, Gesch. d. deutschen Kaiserzeit, Bd. I. — E. Dümmler, Gesch. des Ostfränk. Reiches. Bd. II (vgl. Register S. 706). — G. Waitz, Jahrb. des deutschen Reichs unter Heinrich I. mit einem Excurs über das Todesjahr Herzog Otto's, und Deutsche Verfassungsgeschichte, Bd. V. — Vom Standpunkte der Landes- und Stammesgeschichte beschäftigen sich Th. Knochenhauer, Gesch. Thüringens in der Karoling. und Sächsischen Zeit und O. von Heinemann, Geschichte Braunschweigs und Hannovers, Bd. I. mit Herzog Otto.



    Begraben:
    Stiftskirche

    Otto heiratete von Babenberg, Hadwig in 873. Hadwig (Tochter von von Babenberg, Heinrich I. und N.) wurde geboren in 853; gestorben am 24 Dez 903. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 9.  von Babenberg, Hadwig wurde geboren in 853 (Tochter von von Babenberg, Heinrich I. und N.); gestorben am 24 Dez 903.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Sachsen,Deutschland; Herzogin von Sachsen

    Notizen:

    Hadwig von Babenberg Herzogin von Sachsen
    853-24.12.903
    Tochter des BABENBERGERS Heinrich

    Nach E. Hlawitschka war Hadwigs Mutter eine namentlich nicht bekannte EKBERTINERIN (Enkelin der heiligen Ida)
    R. Wenskus ist der Meinung, dass die Mutter der Herzogin Hadwig eine Nichte des Abtes Warin von Corvey (EKBERTINER) war.

    Althoff Gerd: Seite 374,"Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    K 51
    Me: 24.12. Hathuui mater Heinrici regis + 903 Gemahlin Ottos des Erlauchten (G 171)

    (Es.) Von den älteren LIUDOLFINGERN sind nur die Eltern HEINRICHS I. in der Ergänzungsschicht des Merseburger Necrologs enthalten. Alle älteren Mitglieder der LIUDOLFINGER finden sich dagegen in der Necrologabschrift im Verbrüderungsbuch von St. Gallen, die wohl aus Gandersheim stammt; vgl. Althoff, Unerkannte Zeugnisse vom Totengedenken der Liudolfinger.
    Zu den Anfängen des ottonischen Gedenkens in Quedlinburg und zum Problem der Übernahme älterer Vorlagen ins Merseburger Necrolog siehe oben S.192f.
    Zu Hadwigs Herkunft aus der Familie der BABENBERGER vgl. zuletzt Hlawitschka, Zur Herkunft der Liudolfinger, S. 139ff: allg. vgl. FW G 17 mit weiteren Hinweisen.

    Glocker Winfrid: Seite 259, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    Als Gemahlin Ottos des Erlauchten nennen die Vita Mathildis antiquior c. 1, SS X 575, und Thietmar I c. 3, S. 6, eine Dame namens Hadwig.
    Für die Herkunft Hadwigs gibt es keinen eindeutigen Quellenbeleg, doch kann ihre Zugehörigkeit zur Familie der sogenannten älteren BABENBERGER aus Widukind I c. 22, S. 31, und mit Hilfe weiterer Überlegungen zu an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit verdichtet werden. Die einzelnen Argumente, die uns diese Filiation als heute gesichert anzusehen erlauben, hat zuletzt Hlawitschka, Herkunft S. 141-145 (mit der älteren Literatur), zusammengestellt.
    Der Vater Hadwigs war somit äußerst wahrscheinlich der 886 vor Paris gefallenen Graf Heinrich aus der im Fränkischen begüterten Familie der BABENBERGER. Über die unbekannte Gemahlin des Grafen Heinrich könnte die Verwandtschaft König HEINRICHS I. mit dem westfränkischen KAROLINGER-König Karl der Einfältige gelaufen sein, die uns Thietmar I c. 23, Seite 30, bezeugt. Der Merseburger Bischof nennt HEINRICH I. einen "nepos" Karls des Einfältigen, während der Westfranke ein "proximus" des Sachsen-Königs gewesen sei.
    Hlawitschka, Herkunft S. 145-165, zeigt einen möglichen Lösungsvorschlag auf, wie die Verwandtschaft der sächsischen Könige mit den KAROLINGERN genauer ausgesehen haben könnte. Um noch auf die von der älteren Forschung heiß diskutierte Frage eininer KAROLINGER-Blütigkeit der OTTONEN-Könige und -kaiser einzugehen, die bis zu einer Conditio sine qua non für den Übergang der Königsherrschaft an die LIUDOLFINGER hinaufstilisiert wurde, so dürfte einer solchen Verwandtschaft des neuen Königs mit Kaiser KARL DEM GROSSEN nicht die entscheidende Bedeutung beim Thronwechsel zugekommen sein, wie dies im 19. Jahrhundert angenommen wurde.
    Als letzter Beitrag zu dieser Problematik und Einstieg in die ältere Literatur sei der 1935 erschienene Aufsatz von Kimpen, Abstammung, genannt.
    Den Todestag Hadwigs überliefert das Merseburger Nekrolog, das zum XII 24 die "Hathuuui mat(er) Heinrici reg(is)" hat.
    Ihr Todesjahr war wahrscheinlich 903; zumindest führen zu diesem Jahr die Fuldaer Totenannalen eine "Haduuig com" auf (vgl. FW Kommentar G 17).

    Schwennicke Detlev: Tafel 10 "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    OTTO DER ERLAUCHTE, Graf im Südthüringgau 888 und im Eichsfeld, 908 Laienabt von Hersfeld, + 30. IX 912 Begraben: Gandersheim Stiftskirche
    oo HADWIG (HATHUI) + 24. XII 903
    Tochter von Heinrich dux Austriacorum (BABENBERGER)

    Schwennicke, Detlef: Tafel 54, "Europäische Stammtafeln. Stammtafeln zur Geschichte der Europäischen Staaten. Neue Folge Band III Teilband 1, Herzogs- und Grafenhäuser des Heiligen Römischen Reiches und andere europäische Fürstenhäuser"

    HADUI/HADUICH, 24. XII 903
    oo um 869/70
    OTTO DER ERLAUCHTE Herzog von Sachsen, + 30. XI. 912

    Thiele, Andreas: Tafel 8, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

    HEDWIG, + 903
    um 869/70 oo OTTO DER ERLAUCHTE, Herzog von Sachsen , + 912

    Thiele, Andreas: Tafel 11, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

    OTTO "DER ERLAUCHTE", * um 836, + 912
    um 869/70 oo HEDWIG, Tochter des ROBERTINERS Markgraf Heinrich von Friesland , + 903

    Persönlicher Einwurf: [Karl-Heinz Schreiber,Genealogie-Mittelalter.de]
    Wenn Hadwigs Vater tatsächlich mit Judith von Friaul vermählt war, dann ist es wahrscheinlich, dass Hadwig über ihre Mutter eine Urenkelin LUDWIGS DES FROMMEN war. E. Hlawitschka sieht Hadwigs Mutter als COBBONIN und Nachkommin von Karlmann, dem Bruder KARLS DES GROSSEN an. Blut KARLS DES GROSSEN fließt dieser These zufolge nicht in ihren Adern. Auch ihr Vater Heinrich wurde nie als Verwandter der KAROLINGER bezeichnet.

    Dümmler Ernst: Seite 580, "Geschichte des Ostfränkischen Reiches."

    Außer mehreren Töchtern hinterließ der Herzog von seiner Gemahlin Haduwich [31 Über die weiteren Familienverhältnisse HEINRICHS handelt Waitz erschöpfend (a.a.O. Seite 13). Die Vermutung Eckharts (Comment. II, 717), der Hathui zu einer Tochter Eberhards von Friaul machen will, widerlegt sich, wie Pertz (Scr. IV, 167 n. 3) richtig bemerkt, schon durch die Verschiedenheit des Namens, da die Tochter des Friauler Markgrafen Heilwich (d. i. Eigilwich) nicht Hedwig hieß.] nur einen Sohn HEINRICH, dessen zwei ältere Brüder jung gestorben waren.

    Waitz, Georg: Seite 13,201, "Jahrbücher des Deutschen Reiches unter König Heinrich I."

    Von seiner Gemahlin Hathui oder Haduwich [1 Thietmar I, 2; Hathui: Vita Mahtildis ant. c. 1, SS X Seite 575; Haduwich. Ihren Todestag gibt das Necrolog. Merseburg., R. Mitth. XI. Seite 247; 9. Kal. Jan. Hathuwi mater HEINRICI regis, das Jahr wahhrscheinlich die Annal. necril. Fuld. 903, SS XIII, Seite 189: Hadwih comitissa.], deren Herkunft unbekannt ist und die man ohne Grund auf das Karolingische Königshaus hat zurückführen wollen [2 Siehe Exkurs 7], waren Otto auch mehreren Töchtern drei Söhne geboren.

    Diwald Helmut: Seite 126, "Heinrich der Erste"

    Von Haduwich ist kaum etwas bekannt. Dass sie mit dem karolingischen Königshaus verwandt gewesen sein dürfte, ist wahrscheinlich. Mit Sicherheit wissen wir auch, dass es sich bei der Mutter Haduwichs um eine Schwester des Abtes Warin von Corvey handelte. Wer freilich ihr Vater gewesen sein könnte, darüber gibt es nicht einmal Spekulationen.

    Jakobi Franz-Josef: Seite 60-61, "Zur Frage der Nachkommen der heiligen Ida und der Neuorientierung des sächsischen Adels in der Karolingerzeit"

    Sie ist auf Hadwig, die Gemahlin des Sachsen-Herzogs Otto des Erlauchten und Mutter HEINRICHS I., gerichtet, die in einer zeitgenössischen Quelle als "neptis regnum", Nichte der Könige, also als KAROLINGER-Verwandte bezeichnet wird. Die Forschung hat sich schon seit langem mit einander widersprechenden Ergebnissen bemüht, ihre Herkunft, zu der es in der Überlieferung keine unmittelbaren Nachrichten gibt, zu klären. Was ihren Vater betrifft, so hat die von Wolfgang Metz zuerst vertretenene Auffassung wohl am meisten Anklang gefunden, es müsse sich den Markgrafen Heinrich, den bekannten Heerführer Kaiser KARLS III. und Normannen-Bezwinger, handeln. Wer ihre Mutter und ihre Vorfahren mütterlicherseits waren, dafür gibt es bislang keine sicheren Anhaltspunkte. Hier hat nun Eduard Hlawitschka die von ihrem auffälligen Namen (Hadwig = Hathui = Haduwy) und von der für sie wie für die Äbtissin Haduwy von Herford unmittelbar bezeugten KAROLINGER-Verwandtschaft her nahegelegte Hypothese aufgestellt, sie sei mütterlicherseits eine EKBERTINERIN gewesen. Er hält ihre namentlich nicht bekannte Mutter für eine Enkelin Ekberts und Ida, Hadwig selbst also für eine Nichte 2. Grades der gleichnamigen Herforder Äbtissin.
    Wenn Hlawitschkas Hypothese stimmt, wären König HEINRICH I. und die OTTONEN nicht nur Nachfahren der heiligen Ida, sondern über mehrere Frauenlinien auch karolingischer Herkunft.


    873 oo Otto der Erlauchte Herzog von Sachsen ca 830/40-30.11.912

    Kinder:

    - Thankmar vor 876-vor 30.11.912
    - Liudolf vor 876-vor 30.11.912
    - HEINRICH I. 876-2.7.936
    - Oda ca 875/80-2.7. nach 952
    897 1. oo Zwentibold 870/71-13.8.900
    900 2. oo Graf Gerhard (Matfried) 870-22.6.910
    - Liutgard 4. Äbtissin von Gandersheim (919-923) - 21.1.923

    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 157,192,374 K 51 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 21 - Beumann, Helmut: Die Ottonen, Verlag W. Kohlhammer, 1991 Seite 23 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch Gladbach 1987 Seite 126 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Seite 580 - Eickhoff Ekkehard: Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt. Klett-Cotta Stuttgart 1996 Seite 138 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 259 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 26,31,47,94 - Hlawitschka, Eduard: Zur Herkunft der Liudolfinger und zu einigen Corveyer Geschichtsquelle, in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka Seite 313-377, Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 - Jakobi, Franz-Josef: Zur Frage der Nachkommen der heiligen Ida und der Neuorientierung des ssächsischen Adels in der Karolingerzeit, in: Jaszai, Geza (Hg): Heilige Ida von Herzfeld, 980-1980, Festschrift zur Tausendjährigen Wiederkehr ihrer Heiligsprechung, Münster 1980, Seite 60-61 - Keller, Hagen: Die Ottonen. Verlag C.H. Beck München 2001 Seite 22,24 - Kimpen, Emil: Die Abstammung Konrads I. und Heinrichs I. von Karl dem Großen. In: Historische Vierteljahresschrift 29, 1935 Seite 722-767 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 548,606 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 10,16,17 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 10 - Schwennicke, Detlef: Europäische Stammtafeln. Stammtafeln zur Geschichte der Europäischen Staaten. Neue Folge Band III Teilband 1, Herzogs- und Grafenhäuser des Heiligen Römischen Reiches und andere europäische Fürstenhäuser, Verlag von J.A. Stargardt Marburg 1984 Tafel 54 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 8 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 11 - Thietmar von Merseburg: Chronik Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1992 Seite 6 - Waitz, Georg: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter König Heinrich I., Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963 Seite 13,201 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart 1981 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 40,42 -

    Name:
    Hathui

    Kinder:
    1. von Sachsen, Liutgard gestorben am 21 Jan 923.
    2. von Sachsen, Oda wurde geboren in 875/880; gestorben nach 952.
    3. von Sachsen, Thankmar wurde geboren vor 876; gestorben vor 30 Nov 912.
    4. von Sachsen, Liudolf wurde geboren vor 876; gestorben vor 30 Nov 912.
    5. 4. von Sachsen, Heinrich I. wurde geboren um 876; gestorben am 2 Jul 936 in Memleben [6642],Burgenlandkreis,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Quedlinburg [06484],Quedlinburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland.

  3. 10.  von Ringelheim, Dietrich wurde geboren in 872; gestorben in 916.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Westfalen,Deutschland; Graf im Westfalen
    • Titel/Amt/Status: Ringelheim [38259],Salzgitter,Niedersachsen,Deutschland; Graf von Ringelheim

    Notizen:

    Dietrich (Thiadrich)
    Graf im Westfalen
    Graf von Ringelheim
    872- 916

    Sohn des Grafen Waltbert und der Mathilde, Tochter von Graf Egbert; Urenkel des Sachsen-Herzogs Widukinds
    Nach K. Schmid Sohn eines namentlich unbekannten Nachkommen des Grafen Immed und der Mathilde
    Nach S. Krüger Sohn eines namentlich unbekannten Sohnes des Grafen Waltbert und der Mathilde; Neffe des Bischofs Wicbert von Verden; Ururenkel des Sachsen-Herzogs Widukind

    Krüger, Sabine: Seite 90-95, "Studien zur Sächsischen Grafschaftsverfassung im 9. Jahrhundert"

    Quellen zur Genealogie der WIDUKINDE

    Als Kinder einer Mathilde und Nachkommen Widukinds bezeugt:
    g) Theodericus comes (Widukind I, c. 31, p. 44); in occidentali regione gloriosus (vita S. Mathildis,
    MG. SS. IV,, p. 284); vermählt mit Reinhilde aus dänisch-friesischem Geschlecht (vita Math.
    antiqua, MG. SS. X, p. 576).

    Wenskus Reinhard: Seite 116,132, "Sächsischer Stammesadel und fränkischer Reichsadel."

    Der Vater Mathildes trug den Namen Theoderichs des Großen. Daß mit diesem Leitnamen der IMMEDINGER-Sippe der AMALER gemeint war, gewährleisten Namen wie der Amalradas, der Schwester der Königin. Noch der Bruder des bedeutenden IMMEDINGERS Meinwerk von Paderborn ist ein Theoderich. Auch ihren Nachfolgern in der immedingischen Grafschaft im Liesgau, den von den STADERN abstammenden KATLENBURGERN, vererbten sie den Namen Dietrich als Leitnamen [1007a So bereits zum Teil richtig gesehen von K. A. Eckhardt, Eschwege als Brennpunkt thüringisch-hessicher Geschichte (Beiträge zur hessischen Geschichte 1, 1964) Seite 98, indem er die KATLENBURGER cognatisch vom Pfalzgrafen Dietrich oder seinem Bruder Sigbert ableitete. Diese waren jedoch IMMEDINGER, wie zu zeigen sein wird. Vgl. auch bei Anm. 2971. Die Beziehungen zwischen KATLENBURGERN und dem IMMEDINGER Meinwerk von Paderborn sind auch P. Leidinger (wie Anm. 1971) Seite 29,40, 44 aufgefallen.]. Als Kurzform dieses Namens Theoderich/Dietrich benutzen die IMMEDINGER immer wieder die Form Dedi (auch Dadi u.ä.). Zu ihrem Geschlecht gehört wohl auch jener Dadi Thuring (auch Teti genannt) [1008 Vgl. Widukind II 18 und III 16, wo er Dadanus genannt wird und Thuringi genere sein soll. Die Bedenken W. Schlesingers, Landesherrschaft Seite 169, diesen zum agnatischen Vorfahren der nach schwäbischem Recht lebenden WETTINER zu machen, wie die ältere Forschung dies tat (O. Posse, Die Markgrafen von Meißen und das Haus Wettin, 1881), sind voll berechtigt. Doch stammt der Name Dedi im wettinischen Haus tätsächlich aus einer immedingischen Verbindung. Vgl. unten bei Anm. 2995ff.], der dem immedingisch-liudolfingischen Bund seinen Komitat im Hassegau - neben Erbrechten - verdanken wird. Denn dieser Thuring ist ebenfalls eng mit dem IMMEDINGER-Haus verknüpft. Noch ein Enkel des IMMEDINGERS Liutbert trägt 989 diesen Namen [1009 MGH DFO III 52 (989): Bertheid Tochter der Berhta, Thuring Sohn der Bertheid; Berhta Gemahlin des Liutbert; vgl. unten Seite 147 mit Anm. 1244.], der altes Traditionsgut der Sippe ist.
    Von den Söhnen Mathildes (und Waltberts, wenn unsere Annahme zutrifft) ist die Nachkommenschaft des Grafen Dietrich (Theodericus comes) [1130 Widukind von Corvey I 31.] am gründlichsten untersucht worden [1131 S. Krüger (wie Anm. 5) Seite 90ff.; K. Schmid (wie Anm. 947) Seite 11ff.], da sie die engere Familie der Königin Mathilde bildet.
    Dietrich hatte seinen Tätigkeitsbereich im Westen Sachsens, also wohl im alten widukindischen Raum [1132 V. Mathildis (MGH SS IV Seite 284: in occidentali regione.]. Er war mit Reinhilde aus dänisch-friesischer Familie verheiratet. Von seinen Kindern sind die Königin Mathilde, die zweite Frau HEINRICHS I., ihre Schwestern Friderun und Bia, von denen eine mit Wichmann dem Älteren aus billungischem Haus vermählt war, eine weitere Schwester Amalrada, die, mit Graf Eberhard von Hamaland verheiratet, einen Sohn mit dem IMMEDINGER-Namen Thiedericus hatte, der als Bischof von Metz 984 starb, und schließlich Erzbischof Rotbert von Trier in allen Stammtafeln vertreten. Thietmar von Merseburg [1133 Thietmar IV 341-37. Auf den ersten Blick könnte man annehmen, dass der Name Ansfrid aus der friesisch-dänischen Familie der Mutter Mathildes, Reinhild, stammt, denn der Name Ansfried wird uns schon in der Vita Anskarii c. 33 als der eines durch Erzbischof Ebo von Reims ausgebildeten Priesters dänischer Abstammung genannt, der in der Schwedenmission eine Rolle spielt. Doch bereits der Pfalzgraf Lothars II., Ansfried, den wir in Gent (östlich Nymwegen) antrafen (vgl. Anm. 1118) und der 866 in Hattuarien und im pagus Darnau (bei Namur) an Lorsch tradiert, hatte einen Sohn mit dem immedingischen Namen Hildiward (vgl. unten bei Anm. 1293) (CL 34 und 35). Andererseits hat Lothar II. Lorsch im Jahre 860 aus dem gleichen Gent aus dem ehemaligen Lehen des Normannenführers Roric beschenkt (CL 24), so dass Ansfrid vielleicht der Angehörige dieses Hauses mit den IMMEDINGERN verschwägert war. Bereits R. Köpke-E. Dümmler, Jbb. Otto der Große (1876) Seite 329 Anm. 2 haben den immedingischen Grafen Ansfrid (in Toxandrien und Brabant) mit dem Pfalzgrafen Lothars in Verbindung gebracht.] nennt darüber hinaus noch einen Ansfrid als Bruder der Königin Mathilde, comes über 15 comitatus, der seinen gleichnamigen Brudersohn (Vater: Lambert) dem Erzbischof Brun, dem Bruder OTTOS I. zur Erziehung übergab. Der jüngere Ansfried, mit einer Heresuint verheiratet, wurde Schwerträger OTTOS I. (961) und nach dem Tode seiner Frau Bischof des Stiftes Utrecht (995-1010), das er mit fünf Villikationen ausstattete. Vorher hatte er aus seinem Erbgut die Abtei Thorn bei Roermond gegründet, wo er seine Tochter als Äbtissin einsetzen ließ.


    oo Reginhild (Reinhild), Tochter des Normannen Gottfried und einer friesischen Häuptlingstochter, 860-11.5. nach 931/32


    Kinder:

    - Reginbern
    - Widukind
    - Immed
    - Bia - 25.5. vor 931/32
    oo Wichmann I. der Ältere um 900-23.4.944
    - Mathilde 890-14.3.968
    oo HEINRICH I. König des Deutschen Reiches 876-2.7.936
    - Amalrada
    oo Eberhard Graf von Hamaland
    Ihr Sohn war Dietrich Bischof von Metz (965-984).
    - Perehtheid
    - Fridarun - 971


    Literatur:
    Hlawitschka Eduard: Stirps Regia. Forschungen zum Königtum und Führungsschichten im frühen Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze. Festgabe zu seinem 60. Geburtstag. Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris Seite 355,358,365-367,374,501 - Hlawitschka, Eduard: Kontroverses aus dem Umfeld von König Heinrichs I. Gemahlin Mathilde, in Festschrift für Alfons Becker, Sigmaringen 1987 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 47,88,94 - Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983 Seite 69 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 10,12,15,16 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 - Wenskus Reinhard: Sächsischer Stammesadel und fränkischer Reichsadel. Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1976 Seite 116,132 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart 1981 Seite 75 -

    Name:
    Thiadrich

    Dietrich heiratete Reginhild. Reginhild wurde geboren in 860; gestorben nach 931/932. [Familienblatt] [Familientafel]


  4. 11.  Reginhild wurde geboren in 860; gestorben nach 931/932.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Ringelheim [38259],Salzgitter,Niedersachsen,Deutschland; Gräfin von Ringelheim

    Notizen:

    Reginhild (Reinhild) Gräfin von Ringelheim
    860-11.5. nach 931/32
    Tochter des Normannen Gottfried und einer friesischen Häuptlingstochter

    Althoff Gerd: Seite 365, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    K 14 Me: 11.5. Reinhild mater regine Mathildis Mutter der Königin Mathilde

    Über Reinhild, die Mutter der Königin Mathilde, ist nur bekannt, dass sie aus einem friesischen und dänischen Geschlecht stammte; vgl. Waitz, Jbb. Heinrich I., S. 17.
    Der Eintrag ihres Todes findet sich geichlautend auch in einem Trierer Diptychon, vgl. Althoff, Unerkannte Zeugnisse vom Totengedenken der Liudolfinger, S. 386; sie starb wohl erst nach 931/32, da sie in der ebenda behandelten Abschrift eines ottonischen Necrologs fehlt.



    oo Dietrich (Thiadrich) Graf von Ringelheim 872 - 916


    Kinder:

    - Reginbern
    - Widukind
    - Immed
    - Bia - 25.5. vor 931/32
    oo Wichmann I. der Ältere um 900-23.4.944
    - Mathilde 890-14.3.968
    oo HEINRICH I. König des Deutschen Reiches 876-2.7.936
    - Amalrada
    oo Eberhard Graf von Hamaland
    Ihr Sohn war Dietrich Bischof von Metz (965-984).
    - Perehtheid
    - Fridarun - 971


    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 158,165,365 K 14 - Hlawitschka Eduard: Stirps Regia. Forschungen zum Königtum und Führungsschichten im frühen Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze. Festgabe zu seinem 60. Geburtstag. Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris Seite 356,365-367,501 - Hlawitschka, Eduard: Kontroverses aus dem Umfeld von König Heinrichs I. Gemahlin Mathilde, in Festschrift für Alfons Becker, Sigmaringen 1987 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 47,88,94 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 10,15,16 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 - Waitz, Georg: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter König Heinrich I., Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963 Seite 17 -

    Geburt:
    11.5.

    Name:
    Reinhild

    Kinder:
    1. von Ringelheim, Reginbern
    2. von Ringelheim, Widukind
    3. von Ringelheim, Immed
    4. von Ringelheim, Bia wurde geboren um 895; gestorben vor 932.
    5. 5. von Ringelheim, Mathilde wurde geboren in 894/897 in Enger [32130],Herford,Nordrhein-Westfalen,Deutschland; gestorben am 14 Mrz 968 in Quedlinburg [06484],Quedlinburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Quedlinburg [06484],Quedlinburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland.
    6. von Ringelheim, Amalrada
    7. von Ringelheim, Friderun gestorben am 12 Jan 971.


Generation: 5

  1. 16.  von Sachsen, Liudolfvon Sachsen, Liudolf wurde geboren in 805/806 (Sohn von von Sachsen, Brunhard); gestorben am 12 Mrz 866.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Genannt: 852, Bad Gandersheim [37575],Northeim,Niedersachsen,Deutschland; gründet 852 die Abtei Gandersheim (zuerst in Brunshausen)
    • Titel/Amt/Status: 844-866, Sachsen,Deutschland; Graf von Sachsen

    Notizen:

    Liudolf
    Graf von Sachsen (844-866)
    ca 805/20-12.3.866
    Sohn eines Grafen Brunhart (Brun?)

    Glocker Winfrid: Seite 254-257, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    LIUDOLF
    * c 805/20, + 866 III 12
    Graf, "dux Orientalium Saxonum"
    oo c 825/35 Oda, Tochter des fränk. "princeps" Billung und der Aeda
    805/06, + 913 V 17

    Schwennicke Detlev: Tafel 10, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    LIUDOLF
    + 11. III 866 Begraben: Brunshausen
    Graf, gründet 852 Abtei Gandersheim (zuerst in Brunshausen)

    oo ODA * 805/06, + 17.V 913
    Tochter des princeps Billung und der Aeda

    Thiele, Andreas: Tafel 11, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

    LIUDOLF
    * um 806, + 866

    Liudolfs Familie gehörte neben den BILLUNGERN und der Familie Widukinds zu den angesehensten sächsischen Sippen und war eventuell gleichen Stammes wie das Haus QUERFURT-MANSFELD. Er war verwandt mit Herzog Brun von Engern und wurde in verschiedenen Quellen "Herzog der Ostsachsen" genannt. Daraus können wir aber mit einiger Sicherheit nur folgern, dass Liudolf im Kriege gegen die Normannen und Slawen das Aufgebot des östlichen Sachsen anführte. Daß er in Friedenszeiten an der Spitze dieses Gebietes stand, ist unwahrscheinlich, denn König Ludwig der Deutsche übte selbst noch Herrschaftsrechte in Sachsen aus. Zentren seines Besitzes waren Seesen-Gandersheim, Grone-Pöhlde/Eichsfeld, Werla-Lutter, Calbe-Magdeburg-Barby; auch im Bardengau um Lüneburg hatte er Besitz. Von der Lage seines Besitzes im sächisch-slawischen Grenzraum rührte die Vormacht als Grenzwächter in markgräflicher Position gegen die Slawen und Normannen. Er führte viele Kriege gegen sie und baute seine Hausmacht aus. Liudolfgründete auf seinem im westlichen Harzvorland, dem Leinegebiet gelegenen Besitz, mit seiner Gemahlin um 850 einen Kanonissenkonvent, der zunächst in Brunshausen untergebracht wurde, wo bereits sein Großvater und sein Vater vor 828 eine Eigenkirche dotiert hatten. Erst 881 fand der Konvent im nahen Gandersheim sein endgültiges Domizil. Liudolf trat früh in den Dienst Ludwigs des Deutschen und wurde als Graf oder Herzog in Ostfalen bezeichnet. Gegen die Dänen hatte er den Oberbefehl über das gesamte sächsische Heer inne. Sein Besitz war von Ostfalen über Engern und Westfalen (Dreingau) verstreut. Nicht weniger als fünf von den Töchtern Liudolfs nahmen den Schleier, einer seiner Söhne trat in das Kloster Lamspringe ein. Da Ludwig der Deutsche Sachsen größtenteils sich selbst überließ, da er anderweilig dringend beschäftigt war, konnte Liudolf seine Position bedeutend ausbauen.

    oo ODA, Tochter des Grafen Billung I, + 913

    Althoff Gerd: Seite 16-19, "Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat."

    Der Großvater des ersten ottonischen Königs ist der älteste sicher bekannte Angehörige dieses Geschlechts. Es handelt sich um den Grafen Liudolf, der erst von späteren Autoren als Herzog der Ostsachsen (dux orientalium Saxonum) oder gar als Herzog der Sachsen (dux Saxonum) bezeichnet wurde. Der Aufstieg dieser LIUDOLFINGER zum Königtum im ostfränkischen Reich, den man als Protobeispiel einer rapiden Familienkarriere bezeichnen kann, vollzog sich im Kontext des gelungenen Integrationsprozesses der besiegten Sachsen in das karolingische Reich, eines Vorgangs, der das sächsische Selbstverständnis noch lange beeinflußte. Verheiratet war Liudolf mit Oda, die aus fränkischem Hochadel stammte. Mit dieser Heirat waren Vorgaben umgesetzt worden, die sich schon in den Reichsteilungsordnungen KARLS DES GROSSEN und LUDWIGS DES FROMMEN von 806 und 817 finden: Die Großen der Völker des Frankenreiches sollten untereinander Ehebündnisse schließen, damit so Friede und Eintracht gefördert würden. Die Eltern Odas waren der fränkische princeps Billing und seine Gemahlin Aeda. Außer ihren Namen ist von diesen fränkischen Adligen jedoch nichts bekannt. Vom Grafen Liudolf und seiner Gemahlin Oda weiß man ein wenig mehr, doch keineswegs genug, um eine auch nur einigermaßen zusammenhängende Geschichte der 'Anfänge' des ottonischen Geschlechts zu schreiben.
    Der Eintritt der LIUDOLFINGER, wie wir die Vorfahren der OTTONEN gewöhnlich nennen, in die Geschichte wird vor allem faßbar durch ihre Aktivitäten zur Gründung eines Frauenklosters: Gandersheim. Zu diesem Zwecke reiste der Graf Liudolf und seine Gemahlin Oda 845746 immerhin nach Rom. Dort erhielten sie in mehrfacher Hinsicht Unterstützung von Papst Sergius II., denn dieser erteilte einen Altersdispens für die minderjährige Tochter Hathemod, so daß diese die Äbtissinnenwürde in der geistlichen Gemeinschaft bekleiden konnte. Darüberhinaus schenkte der Papst den LIUDOLFINGERN Reliquien der heiligen Päpste Anastasius und Innocenz I. Romreise und Klostergründung aber sind ewichtige Indizien auch für die Einordnung der LIUDOLFINGER in die politischen und herrschaftlichen Kräfteverhältnisse Sachsens im 9. Jahrhundert.
    Voraussetzungen solcher Gründungen ist gewiß, daß die herrschaftliche Stellung der Gründer eine weitgehende Konsolidierung erfahren hatte. Die Forschung hat denn auch eine Reihe von Indizien zusammengetragen, die mit einiger Sicherheit darauf deuten, daß schon der Vater und Großvater des Grafen Liudolf im Raum der Gandersheimer Mark über Amt, Besitz und Herrschaftsrechte verfügten. Doch hat die 'Erinnerung' der liudolfingisch-ottonischen Familie diese Vorfahren nicht bewahrt, sondern sie läßt die Geschichte des Geschlechts mit dem 'Stammvater' Liudolf beginnen.
    Der 'Stammvater' Liudolf verstarb im Jahre 864 oder 866. Die Meldung seines Todes verbindet eine alemannische Quelle mit der Einordnung unter die Reichsfürsten (regni principes), eine lothringische mit der Auszeichnung als vir magnificus. Allem Anschein nach hat die Weitergabe von Ämtern, Lehen und Besitz an seinen ältesten Sohn Brun oder auch an beide Söhne, Brun und Otto, keinerlei Schwierigkeiten mit sich gebracht.



    oo Oda, Tochter des Grafen Billung und der Aeda (aus fränkischem Geschlecht), 805/06-17.5.913


    Kinder:

    - Brun ca 830/40-2.2.880
    - Otto der Erlauchte ca 830/40-30.11.912
    - Liutgard ca 840/50-30.11.885
    867 oo Ludwig III. der Jüngere 835-20.1.882
    - Hathumod Äbtissin von Gandersheim (852-874) 840-29.11.874
    - Gerberga 2. Äbtissin von Gandersheim (874-897) ca 840/50-5.11.896/97
    - Christina 3. Äbtissin von Gandersheim (897-919) 840/50-1.4.919/20
    - Thankmar ins Kloster eingetreten - früh verstorben
    - Enda - vor 874
    oo (Lothar) - 2.2.880 gefallen

    Literatur:
    Althoff, Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Wilhelm Fink Verlag München 1984 Seite 139,159,223,242 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 16,19,24 - Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998 Seite 140,147 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 14,22-24,50 - Brüsch, Tania: Die Brunonen, ihre Grafschaften und die sächsische Geschichte. Herrschaftsbildung und Adelsbewußtsein im 11. Jahrhundert. Matthiesen Verlag Husum 2000 Seite 26,106 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch Gladbach 1987 Seite 106 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 142,348-356/Band II Seite 561 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 138,168,216 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 46,49,266/Band II Seite 469/Band III Seite 482/486 - Giesebrecht Wilhelm von: Geschichte der deutschen Kaiserzeit. Band 1- Band 6, Mundus Verlag 2000 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 26,31-33 - Hlawitschka, Eduard: Zur Herkunft der Liudolfinger und zu einigen Corveyer Geschichtsquelle, in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka Seite 313-377, Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 - Hrosvit von Gandersheim -
    Keller, Hagen: Die Ottonen. Verlag C.H. Beck München 2001 Seite 17-21 - Körntgen, Ludger: Ottonen und Salier. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2002 Seite 3,6 - Krüger, Sabine: Studien zur Sächsischen Grafschaftsverfassung im 9. Jahrhundert, Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1950 Veröffentlichung der Historischen Kommission für Hannover - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 625 - Laudage, Johannes: Otto der Große. Eine Biographie. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 2001 Seite 65 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 129,136,138 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 10 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 11 - Waitz, Georg: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter König Heinrich I., Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart 1981 Seite 53 - Wies Ernst W.: Otto der Große. Kämpfer und Beter. Bechtle Verlag Esslingen 1989 Seite 40 - Zimmermann, Harald: Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1976 -

    Allgemeine Deutsche Biographie - Liudolf

    Liudolf (844-866), sächsischer Etheling vornehmster Herkunft und angesehenster Stellung: ein Nachkomme, wie es scheint, jenes Bruno, der in den Kriegen der Sachsen mit Karl dem Großen eine Zeit lang Heerführer der Engern war, und einer der Großen des Reiches unter K. Ludwig dem Deutschen, wurde L. vor allem berühmt als Stammvater des erlauchten Geschlechtes, welches zu Ende des 9. Jahrhunderts im Besitze der herzoglichen Gewalt über ganz Sachsen, im 10. mit Heinrich I. den ostfränkischen oder deutschen Königsthron besteigen und durch Otto I. zur römischen Kaiserwürde gelangen sollte. Zu den bedeutendsten Charaktereigenschaften des sächsischen Königs- und Kaiserhauses, zumal in der Epoche der Ottonen, gehört kirchlicher Eifer; in fast allen seinen Gliedern ist es erfüllt von ernster Religiosität und unablässig thätig ist es in dem Streben, das von Karl dem Großen und Ludwig dem Frommen begonnene Werk der Christianisirung des Sachsenlandes und der benachbarten Heidenvölker durch Stiftung neuer Kirchen und Klöster würdig fortzusetzen, es glänzend zu vollenden. Der Urheber aber dieser Geistesrichtung war bereits Liudolf, der erste sicher bekannte Ahnherr, sie lag schon in seinem Wesen, ist recht eigentlich ein Erbtheil von ihm. In die Geschichte führt L. sich ein mit einer Pilgerfahrt nach Rom: begleitet von seiner Gemahlin Oda, die einer edlen fränkischen Familie entstammte, eine Tochter Billungs und der Aeda war, verweilte er dort unter Papst Sergius II. (844—847), um sich mit ihm über die Errichtung eines Frauenklosters im östlichen Sachsen, auf seinen zwischen Leine und Innerste gelegenen Besitzungen ins Einvernehmen zu setzen und nachdem dies geschehen, nachdem der neuen Stiftung nicht nur der päpstliche Schutz und Segen gesichert, sondern auch werthvolle Gaben aus dem römischen Reliquienschatze zu Theil geworden waren, ging L. einige Jahre später ans Werk. Im J. 852 gründete er zu Brunshausen das Kloster der hl. Anastasius und Innocentius, aber nur um es vier Jahre darnach etwas weiter an das Flüßchen Gande in ein anmuthiges, dicht bewaldetes Thal zu verlegen und es als Gandersheim endgültig zu constituiren. Die drei ersten Aebtissinnen des reich ausgestatteten und rasch emporblühenden Klosters waren sämmtlich Töchter des Stifters: Hathumod, Gerberga und Christina; zwei Töchter, deren Namen nicht mehr bekannt sind, gehörten|dem Kloster als Nonnen an, und einen Sohn, Namens Agius, machte L. zum Mönch, vielleicht in dem benachbarten Kloster Lammspring. Eine sechste Tochter, Namens Enda (Aeda?), wie es scheint, die älteste von allen, vermählte sich ebenso wie ihre Schwester Liutgarde (s. unten) und zwei andere Söhne, Brun und Otto, blieben Laien. Sie setzten nach dem Tode des Vaters die weltliche Hausmacht desselben fort, aber während sie als Stammesherzüge und Fürsten aller Sachsen auftreten, ist von L. nur sicher bezeugt, daß er Herzog des östlichen Sachsens war und auf diesen Theil des Landes erstreckt sich auch wol die Grafschaft, welche er bereits vorher durch Verleihung König Ludwigs des Deutschen erworben hatte. In dem Falle ist anzunehmen, daß Liudolf's Stellung als Graf eine ungewöhnliche, man darf wohl sagen, eine markgräfliche war und daß ihm vollends seit seiner Erhebung zum Herzog der Ostsachsen (Ostfalen) die Landesvertheidigung gegen Wenden und Dänen gleichmäßig obgelegen hat. So hätte es denn auch nichts Auffallendes, wenn sich nachweisen ließe, daß L., wie im südlichen Engern und Ostfalen, so auch im Norden, im Bardengau, ja sogar jenseits der Elbe begütert war. Die Spuren, die hierauf führen, sind freilich nur dürftig und unsicher. Besser beglaubigt ist die Ausdehnung des Liudolfinischen Grundbesitzes nach Westfalen: hier beerbte er den Grafen Eckbert, einen Günstling Karls des Großen, und Eckberts Gemahlin Ida, die mit ihm verwandt, aber nicht, wie oft und lange behauptet worden ist, seine Eltern waren, und so wurde unter anderem südlich der Lippe im Dreingau, die von jenen gestiftete Kirche zu Herzfeld Liudolf's Eigenthum. Ida, eine vornehme Westfrankin, vermittelte, da sie zu den Seitenverwandten des karolingischen Hauses gehörte, einen entfernten Zusammenhang zwischen diesem und L., aber um vieles enger wurden doch die Beziehungen, als Liudolf's Tochter Liutgarde dem zweiten Sohne Ludwigs des Deutschen, dem König Ludwig III. (dem Jüngeren), ihre Hand reichte. L. war damals schon todt: im J. 866 ist er gestorben und in Brunshausen bestattet worden. Gandersheim bewahrte noch lange den Charakter eines fürstlichen Familienklosters und dem entsprechend erhielt sich die Kunde von dem Leben des Stifters hier am besten, vornehmlich Dank dem Werke der ebenso geschichtskundigen wie formgewandten Nonne Hrotsvit über die Anfänge Gandersheims. Agius, Liudolf's Sohn und Biograph seiner Schwester Hathumod, kommt als gleichzeitiger Zeuge in Betracht und aus der späteren Litteratur sind außerdem vereinzelte Angaben bei Widukind von Corvey, Thankmar von Hildesheim und anderen Autoren werthvoll, die Mehrzahl ist vereinigt in Mon. Germ. SS. IV.

    Literatur
    Vgl. Wedekind, Noten zu einigen Geschichtschreibern des deutschen Mittelalters, I. S. 158 ff. E. Dümmler, Gesch. des ostfränkischen Reiches. I. S. 350 ff.; II. S. 166, 561 ff. G. Waitz, Jahrb. des Deutschen Reichs unter Heinrich I., Neue Bearbeitung (Berlin 1863). Einleitung und Excurs I, worin alle genealogischen Fragen gründlich erörtert sind. Waitz, Deutsche Verfassungsgesch., Bd. IV. S. 240, mit besonderer Rücksicht auf R. Wilmans, Die Kaiserurkunden der Provinz Westfalen. I. S. 221 ff.

    Liudolf heiratete Oda. Oda (Tochter von Billung und Aeda) wurde geboren in 805/806; gestorben am 17 Mai 913. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 17.  Oda wurde geboren in 805/806 (Tochter von Billung und Aeda); gestorben am 17 Mai 913.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Sachsen,Deutschland; Gräfin von Sachsen

    Notizen:

    Oda
    Gräfin von Sachsen
    805/06-17.5.913
    Tochter des Grafen Billung und der Aeda (aus fränkischem Geschlecht)

    Glocker Winfrid: Seite 254, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    LIUDOLF
    * c 805/20, + 866 III 12
    Graf, "dux Orientalium Saxonum"
    oo c 825/35 Oda, Tochter des fränk. "princeps" Billung und der Aeda 805/06, + 913 V 17

    Schwennicke Detlev: Tafel 10, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    LIUDOLF

    + 11. III 866 Begraben: Brunshausen
    Graf, gründet 852 Abtei Gandersheim (zuerst in Brunshausen)
    oo ODA * 805/06, + 17.V 913
    Tochter des princeps Billung und der Aeda

    Thiele, Andreas: Tafel 11, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

    LIUDOLF
    * um 806, + 866
    oo ODA, Tochter des Grafen Billung I, + 913

    Jakobi Franz-Josef: Seite 58, "Zur Frage der Nachkommen der heiligen Ida und der Neuorientierung des sächsischen Adels in der Karolingerzeit"

    Die Überlegungen sind auf die durch Hrotswith von Gandersheim in ihrem Gedicht über die Anfänge des liudolfingischen Hausklosters am Harz genannten Eltern Odas, der Gemahlin des ostsächsischen Herzogs Liudolf, der 'Stammutter' der LIUDOLFINGER/OTTONEN, gerichtet. Oda entstammte nach Hrotswith dem fränkischen Hochadel: sie war eine Tochter des 'Fürsten' (princeps' Billung und der 'hochberühmten' Aeda.


    oo Liudolf Graf von Sachsen ca 805/20-12.3.866


    Kinder:

    - Brun ca 830/40-2.2.880
    - Otto der Erlauchte ca 830/40-30.11.912
    - Liutgard ca 840/50-30.11.885
    867 oo Ludwig III. der Jüngere 835-20.1.882
    - Hathumod Äbtissin von Gandersheim (852-874) 840-29.11.874
    - Gerberga 2. Äbtissin von Gandersheim (874-897) ca 840/50-5.11.896/97
    - Christina 3. Äbtissin von Gandersheim (897-919) 840/50-1.4.919/20
    - Thankmar ins Kloster eingetreten - früh verstorben
    - Enda - vor 874
    oo (Lothar) - 2.2.880 gefallen



    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 138,168,216 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 26 - Hrosvit von Gandersheim -
    Jakobi, Franz-Josef: Zur Frage der Nachkommen der heiligen Ida und der Neuorientierung des sächsischen Adels in der Karolingerzeit, in: Jaszai, Geza (Hg): Heilige Ida von Herzfeld, 980-1980, Festschrift zur Tausendjährigen Wiederkehr ihrer Heiligsprechung, Münster 1980, Seite 58 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 10 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 11 -

    Kinder:
    1. von Sachsen, Brun wurde geboren in 830/840; gestorben am 2 Feb 880 in Hamburg [20095],Hamburg,Hamburg,Deutschland.
    2. 8. von Sachsen, Otto wurde geboren um 830/840 in Wallhausen [06528],Mansfeld-Südharz,Sachsen-Anhalt,Deutschland; gestorben am 30 Nov 912 in Wallhausen [06528],Mansfeld-Südharz,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Bad Gandersheim [37575],Northeim,Niedersachsen,Deutschland.
    3. von Sachsen, Liutgard wurde geboren in 840/850; gestorben in Nov 885 in Aschaffenburg [63739],Aschaffenburg (Stadt),Bayern,Deutschland.
    4. von Sachsen, Hathumod wurde geboren in 840; gestorben am 29 Nov 874.
    5. von Sachsen, Gerberga wurde geboren in 840/850; gestorben in 896/897.
    6. von Sachsen, Christina wurde geboren in 840/850; gestorben in 919/920.
    7. von Sachsen, Tankmar
    8. von Sachsen, Enda gestorben vor 874.

  3. 18.  von Babenberg, Heinrich I. wurde geboren in 830 (Sohn von von Babenberg, Poppo I.); gestorben am 20 Aug 886 in Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich; wurde beigesetzt in Soissons [2200],Aisne,Picardie,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Friesland,Niederlande; Markgraf in Friesland

    Notizen:

    Heinrich I. Markgraf in Friesland
    830-20.8.886 gefallen Paris Begraben: St. Medard zu Soissons
    Sohn des Grafen Poppo I. im Saalgau

    Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 324

    Heinrich, ostfränkischer Adeliger
    + 886
    Vater: Poppo I.
    Aus dem Geschlecht der POPPONEN. Bruder Poppos II.

    Feindschaft der POPPONEN gegen Ludwig den Deutschen.
    Verwicklung in die Verschwörung gegen Ludwig den Deutschen (861 ff., 866).
    Bedeutender Heerführer im Kampf gegen Normannen und Wikinger (884 Verteidigung Sachsens gegen die Normannen, 885 Beendigung der Wikingerherrschaft in Friesland).
    880 Führer des fränkischen Heeres gegen Hugo, Sohn Lothars II.
    885 Eingreifen in den Streit um das thüringische Markherzogtum.
    Fiel 886 als von KARL III. eingesetzter Militärbefehlshaber Neustriens vor Paris gegen die Normannen.
    Beisetzung im karolingischen Hauskloster St. Medard bei Soissons.

    Literatur:
    A. Friese, Studien zur Herrschaftsgeschichte des fränkischen Adels, 1979.
    Heinrich I. besaß im östlichen Teil Frankens mehrere Grafschaften, nämlich im westlichen Grabfeld an der Fulda und im Volkfeld bei Bamberg, und wurde 866 unter Ludwig dem Jüngeren als princeps militae genannt. Auch unter KARL III. erlangte er großen Einfluss und wurde gelegentlich dux der Austrasier genannt. Er war oberster kaiserlicher Feldherr KARLS III. Heinrich hatte auch in Sachsen eine Machtstellung, denn er verfügte hier über Vasallen. Als Ludwig der Deutsche einen von diesen sächsischen Vasallen wegen eines Vergehens 871 blenden ließ, war dies der Grund, dass die Versöhnung mit Ludwig dem Jüngeren, dessen princeps militae ja Heinrich damals war, nicht zustande kam. Das Operationsgebiet Heinrichs in den Normannenkämpfen legt es nahe, dass er diese sächsische Position in Westfalen besaß. Er könnte also sehr gut als Nachfolger von Ekbert, der nach der Vita Idae dux der Sachsen, die zwischen Rhein und Weser wohnten, gewesen war und dessen Sohn Cobbo angesehen werden. Dafür spricht auch, dass wir die Gegend um Dortmund, die vorher im Komitat Ekberts des Jüngeren und Cobbos lag, 899 im Bereich der Grafschaft eines Adalbert sehen, der entweder der gleichnamige Sohn Heinrichs ist oder aber mit dem comes Adelbreth identisch ist, der zusammen mit seinem Bruder Eggibreht jene erwähnte Schenkung in Franken machte. Graf Heinrich verteidigte 884 zusammen mit dem Würzburger Bischof Arn an der Spitze eines großen ostfränkischen Heeres Sachsen gegen die Normannen, aber dies tat er als Heerführer des gesamten O-Reiches. Er fiel 886 vor dem von den Normannen belagerten Paris, das er entsetzen wollte und wurde im Hauskloster der fränkischen Könige St. Medard zu Soissons beigesetzt, wo auch das Mutterkloster Herfords stand.

    Friese Alfred: Seite 105-109, "Studien zur Herrschaftsgeschichte des fränkischen Adels"

    Die Familie Poppos I. ist für mehr als zwei Jahrzehnte auf ihre Grafschaft im Waldsassengau und die Besitzungen an Aisch und Obermain zurückgedrängt worden und tritt erst 866 mit dem eben erwähnten princeps militae wieder hervor. Heinrich, der den Namen seines robertinischen Großvaters trägt, hat die erbitterte Feindschaft seines Vaters gegen Ludwig den Deutschen geerbt. Wir sehen ihn gleich in eine Verschwörung verwickelt, die ganz O-Franken und einen Teil Bayerns umfasste. Die Motive der daran Beteiligten sind im einzelnen nicht geklärt und stimmen wohl kaum überein. Gemeinsam ist ihnen eine wachsende Unzufriedenheit und Kritik an den Absichten des Königs, der ihr Misstrauen geweckt hatte, seit er 858/59 ins W-Reich gegangen und gescheitert war. Dorthin hatte ihn eine Gruppe Hochadeliger um Robert IV. und Adalhard gerufen, die KARL DEN KAHLEN und die ihn beherrschenden WELFEN-Partei entmachten und eine Wiedervereinigung des Reiches in die Wege leiten wollte. Nach anfänglichen Erfolgen war Ludwig jedoch zu einem ruhmlosen Rückzug gezwungen gewesen. Seine hier gezeigte Macht- und Entschlusslosigkeit blieb auch im O-Reich nicht ohne Folgen. Karlmann und sein Schwiegervater, Graf Ernst, versuchten um 861, die Herrschaft im regnum Bayern an sich zu reißen und verbündeten sich mit den einflussreichen comites Gerold und Sigihard; am Mittelrhein und in Hessen waren es gleichzeitig die KONRADINER Udo, Berengar (comites), Waldo (abbas) und der 'edle' Werinher, die gegen den König aufstanden. In Mainfranken und Thüringen sammelte Ludwig der Jüngere, dessen Verlobung mit einer Tochter des umworbenen Adalhard der Vater wieder gelöst hatte, Gleichgesinnte um sich und schickte den POPPONEN Heinrich zu dem ständig unruhigen Rastizlav von Mähren, um ihn zum Losschlagen zu gewinnen. Diese nicht koordinierten, zwischen 861 und 866 ablaufenden Aktionen ermöglichten dem König, jeweils mit voller Kraft gegen eine andere Parteistellung vorzugehen, die Aufständischen zu unterwerfen oder zur Flucht zu zwingen. Als er sich im Mai 871 auch an Heinrichzu rächen suchte, indem er einen von dessen sächsischen Vasallen in der Pfalz Tribur blendete, flackerte die Empörung erneut auf. Nur mit großen Zugeständnissen an seine Söhne, denen er schon 865 ihr zukünftiges Erbe übertragen hatte und jetzt erneut bestätigen musste, konnte er sie noch einmal besänftigen. Seitdem war ihre Herrschaft, zumal die des klugen und wendigen Ludwigs des Jüngeren im mainländisch-thüringischen Raum, kaum mehr durch Eingriffe des Vaters beschränkt. Der BABENBERGER erreichte nun in kürzester Frist den Einfluss wieder, den schon
    Poppo I. unter LUDWIG DEM FROMMEN besessen hatte.
    Heinrich, den man mit Recht einen der "ausgezeichnetesten Männer des sinkenden Frankenreiches" genannt hat, dessen Leistungen als Heerführer in den Normannen- und Wikingerkämpfen die zeitgenössischen Quellen hervorheben, führte 880 auch das ostfränkische Aufgebot im Kampf um das lothringische Königtum gegen den elsässischen KAROLINGER Hugo, den Sohn Lothars II. Im gleichen Jahr erlitt Brun von Sachsen eine vernichtende Niederlage gegen dänische Wikinger und fiel. Die Nachfolge trat de facto nicht dessen Bruder Otto an, sondern Heinrich. Er verteidigte 884 zusammen mit Bischof Arn von Würzburg Sachsen gegen einen starken Normanneneinfall und setzte im folgenden Jahr auch der Wikingerherrschaft in Friesland ein Ende. 885 griff er als Graf im Grabfeld in den Streit um das thüringische Amtsherzogtum zugunsten seines Bruders Poppo II. gegen dessen Rivalen Egino ein. Von KARL III. zum Militärbefehlshaber Neustriens bestellt - die Chronisten nennen Heinrich jetzt marchio Francorum, dux Austrasiorum - fiel er 886 gegen die Normannen vor Paris und wurde im alten Hauskloster der merowingischen Könige St. Medard zu Soissons beigesetzt. Die Grabinschrift Heinrici magni Francorum germinis alti sagt von ihm: "... Saxonibus, Francis, Fresonibus ille triarchos praefuit, hinc trino stemmate fretus ovet". Seine jungen Söhne, die später so berühmten BABENBERGER, finden wir seit 888 als Grafen in der Buchonia, im Iff-, Badanach- und Volkfeldgau, wo sie sich die Burgen Theres und Bamberg einrichten und auch wohl schon Grafenrechte im bayerischen Nordgau wahrnehmen.
    Heinrichs sächsische Beziehungen sind besonders wichtig, aber auch umstritten. Sie sind wahrscheinlich schon ein Erbe seines Vaters Poppo, der nicht nur ein Vertrauter des in Sachsen einflussreichen HATTONEN Banzleib war, sondern auch mit Liudolf, dem sächsischen Grafen im thüringischen Eichsfeld in nachbarlichem Einvernehmen stand. Wir haben Grund zu der Annahme, dass die als besonders vornehme Fränkin bezeugte Gemahlin Liudolfs, Oda (praenobilis Oda edita Francorum clara de stirpe potentum), eine nahe Verwandte Poppos war und den ROBERTINER-Namen Odo/Otto in das sächsische Adelshaus brachte. Die These H. Decker-Hauffs, dass durch sie Aschaffenburg oder doch wenigstens ein Anteil an diesem alten Herrschaftszentrum des Untermains liudolfingisch wurde, ist trotz seiner überspitzten weiteren Deduktionen gut begründet. Die als 'filia Billungi cuiusdam principis almi' bezeichnete Oda, deren Name im ROBERTINER-Haus als Oda/Odo/Otto und Eudes mehrfach wiederkehrt, hatte, wie S. Krüger wahrscheinlich machte, eine geistliche Schwester Haduui; sie nannte ihren Sohn Otto, und dieser seine Tochter Oda, während einer ihrer Enkel den POPPONEN-Namen Heinrich erhielt.

    Mühlbacher Engelbert: Seite 405, "Deutsche Geschichte unter den Karolingern"

    Von Quierzy (an der Oise) sandte er den Grafen Heinrich mit einer Schar nach Paris voran. Bei der Rekognoszierung stürzte Heinrichs Pferd in eine der von den Normannen vorgerichteten Fallgruben und schleuderte ihn zu Boden; er wurde von den hervorstürzenden Normannen erschlagen und der Waffen beraubt, nur nach hartem Kampf wurde die Leiche dem Feind entrissen. Der Kaiser war nicht minder bestürzt als das Heer: er hatte den Mann, der für ihn handelte, das Heer hatte seinen erprobten Führer verloren.


    852 1. oo Judith von Friaul, Tochter des Markgrafen Eberhard 838 - 863 Enkelin LUDWIGS I. DES FROMMEN

    2. oo LIUDOLFINGERIN ?
    R. Wenskus ist der Meinung, dass die Mutter der Herzogin Hadwig eine Nichte des Abtes Warin von Corvey (EKBERTINER) war.



    Kinder:

    - Heinrich II. - 902
    - Adalhard - 902
    - Adalbert 854-9.9.906
    - Hadwig 953-24.12.903
    876 oo 2. Otto der Erlauchte Herzog von Sachsen ca. 830/40-30.11.912
    - Adellinde 855 - nach 915
    oo Eticho I. Graf im Ammergau (Welfe) - um 907 gefallen


    Literatur:
    Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 78-83,109 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 145,148,167,203,208,211,216,224, 234,240-243,266,269,274,519 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 55 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 38,43 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion Seite 405 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 183-185 -

    Gestorben:
    gefallen

    Begraben:
    St. Medard

    Heinrich heiratete N.. [Familienblatt] [Familientafel]


  4. 19.  N.

    Notizen:

    Nach Reinhard Wenskus eine Nichte des Abtes Warin von Corvey (EKBERTINER).

    Name:
    Liudolfingerin?

    Kinder:
    1. 9. von Babenberg, Hadwig wurde geboren in 853; gestorben am 24 Dez 903.


Generation: 6

  1. 32.  von Sachsen, Brunhard

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Graf

    Notizen:

    Name:
    (Brun?)

    Kinder:
    1. 16. von Sachsen, Liudolf wurde geboren in 805/806; gestorben am 12 Mrz 866.

  2. 34.  Billung

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Graf

    Billung heiratete Aeda. [Familienblatt] [Familientafel]


  3. 35.  Aeda

    Notizen:

    aus fränkischem Geschlecht

    Kinder:
    1. 17. Oda wurde geboren in 805/806; gestorben am 17 Mai 913.

  4. 36.  von Babenberg, Poppo I. gestorben in 839/841.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 819-839/841, Grabfeldgau,Deutschland; Graf im Grabfeldgau

    Notizen:

    Poppo I. Graf im Grabfeldgau (819-839/41)
    - 839/41
    Sohn des Grafen Bubo und der Williswind, Tochter vom RUPERTINER Nordbert
    Nach Friese Sohn des ROBERTINERS Graf Heimrich im Saalgau (+ 812) und der Hadaburg

    Poppo I. war der Stammvater der BABENBERGER oder POPPONEN und ist quellenmäßig von 819 bis 839 als Graf im Saalgau, Grabfeld und Tullifeld belegt. Poppo ertauschte 839 gegen seine Amtslehen in der Buchonia fuldische Güter unter anderem in Ernestesheim und Streu bei Mellrichstedt, wohl weil er in der Gegend seine Besitzungen konzentrieren wollte.
    Poppo I. war höchstwahrscheinlich nicht der Vater von Poppo II. und Heinrich, sondern über seinen Sohn Adalbert deren Großvater.
    Es ist nur sehr schwach begründet, dass Heinrich und Poppo II. seine Söhne waren. Da Heinrich erst 861 wieder erwähnt wird und Poppo II. noch 899 lebt, könnte man gut noch eine Generation einschieben.

    Friese Alfred: Seite 97-98,103-104, "Studien zur Herrschaftsgeschichte des fränkischen Adels"

    Im Grabfeld, dem 'klassischen Boden fränkischer Staatssiedlung' beginnt seit 819 (- 840/41) mit Graf Poppo I. der Aufstieg der ostfränkischen Linie der ROBERTINER, der späteren BABENBERGER. Neben ihm amtieren auch vereinzelt die Grafen Berengar (814) und Hachho (824), nach deren Entmachtung durch Ludwig den Deutschen die Grafen-Brüder Egino und Burchard (837-857), später die beiden CHRISTIANE (comites, 848/49-876). Mit Poppo I., der im Spessart und Waldsassengau belehnt ist und dort Königsrechte wahrnimmt, dessen Lehnsbesitzungen weit über das Grabfeld hinaus in den Gauen Volkfeld, Gozfeld, Werin- und Saalegau liegen, haben wir den 1. ständigen Grafen aus dem Kreis des westfränkischen 'karolingischen Reichsadels' vor uns, der - in Ablösung der comitis missi - im Lande Fuß fasst und sich mit dem eingesessenen Hochadel kognatisch verbindet: Es ist der sogenannte Tradentenkreis um Geldersheim und Schweinfurt, dessen Besitz sich beiderseits des Obermains weit in den Radenzgau (dominicatus Banz und Staffelstein/Bamberg) erstreckt; das Namensgut dieser Familien müssen wir noch betrachten. Neben der reichen Grundherrin von Marpburchausen und dem Optimaten Ernust/Ernst, dem Ortsherrn von Ernustheim an der Streu und Ernesteswinden im Aischgrund, sind besonders die Brüder Gerhart, Ippin und ihr Verwandter (amicus) Hramuolf zu nennen. Gerhart (comes), der in Traditionsurkunden neben Angehörigen der mainfränkischen THURING-Sippe und der mittelrheinischen ROBERTINER erscheint, hat bezeichnenderweise auch großen Besitz im Main- und Niddagau, während Hramuolf in der Imminavilla Himmelstadt nahe der karolingischen Gründung Karlburg im Jahre 820 Erbgut tradiert und die Urkunde im Königskloster Holzkirchen ausfertigen lässt. In diesen Kreis gehören vor der Mitte des 9. Jahrhunderts nebenGraf Poppo I. auch die Erbtochter (comitissa) Bilitrud und der (comes) Walah ; später, um 901/03 erscheint auch ihr Verwandter Adalhard (von Babenberg) (comes nobilissimus), ein Enkel Poppos I. im alten Begüterungsbereich seiner Sippe am oberen Main und an der Aisch. Das castrum Babenberg/Bamberg ist sein namengebender Ansitz.
    Graf Poppo I., dessen Grafenrechte sich über mehrere ostfränkische Gaue bis zur thüringischen Sorbengrenze erstreckten, und sein älterer Vetter Robert/Rupert III., Graf im Oberrhein- und Wormsgau, standen in den Auseinandersetzungen LUDWIGS DES FROMMEN mit seinen Söhnen auf der Seite des Kaisers, mit dem sie durch dessen 818 gestorbenen Gemahlin Irmgard verwandt waren . Während Poppo mehrfach in der Umgebung des Herrschers nachzuweisen ist, kam dieser zweimal, im Jahre 832, nach dem misslungenen Aufstand Ludwigs des Deutschen, und 840, kurz vor seinem Tode, als sein Sohn erneut Ostfranken hatte räumen müssen, in die von Poppo beherrschte Landschaft um die Pfalz Salz an der fränkischen Saale. Ihn, den damals mächtigsten Mann in Ostfranken, dessen Stellung der seit den Ereignissen auf dem Lügenfelde als 'rex in orientali Francia' urkundende Kaiser-Sohn schon bald nach 833 durch den Entzug von Amtslehen zu schmälern versuchte , hat LUDWIG DER FROMME 839 auffordern lassen, gemeinsam mit Hatto (im Kunigessundragau) und Gebhard (im Lahngau) zu beraten, quid agendum esset, si aliquid novi de partibus Baioariae fuisset exortum. Bei der drohenden Teilung des Reiches war es für die führenden Mitglieder der mächtigen, weitverzweigten Familien, die Besitz, Lehen und Ämter in den verschiedensten Reichsteilen hatten, im Sommer 840 keine Frage, ob sie sich dem aus Italien heranrückenden LOTHAR I. als Nachfolger seines Vaters zuwenden oder Ludwig huldigen sollten. Als durch die Schlacht von Fontenay (bei Auxerre) 841 die Entscheidung gegen Kaiser LOTHAR I. gefallen war und zwei Jahre später im Vertrag von Verdun besiegelt wurde, mussten im Ostreich viele von abtreten. Auch Poppo verlor damals seinen Einfluss und seine Amtsfunktion an die schon erwähnten Vertrauensleute Ludwigs des Deutschen.
    Ich sehe keinen Anlass zwischen Poppo I. und Heinrich noch eine völlig unbekannte Generation einzuschieben, wie F. Geldner: in: Hist. Jb. 84, 1964 S. 257 ff. vorschlägt.



    oo N.N.

    Kinder:

    - Heinrich 830-28.8.886
    - Poppo II.



    Literatur:
    Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 167,519 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 39,43 -

    Wolfgang Metz, "Babenberger und Rupertiner in Ostfranken"

    Mit dem Grafen Poppo (I.) tritt das in der Geschichte des ostfränkischen Reiches bedeutsame Geschlecht der BABENBERGER/ POPPONEN in den Jahren 819 bis 839 zuerst in Erscheinung. Die beiden Brüder Heinrich oder - wie die Namensform wahrscheinlich noch lautete - Heimrich, dux Austrasiorum, gefallen 886 gegen die Normannen vor Paris, und Markgraf Poppo (II.) von Thüringen, zuletzt 899 erwähnt, sind wahrscheinlich seine Söhne. Mit Heinrichs Söhnen Adalbert (hingerichtet 906), Adalhard (hingerichtet 903) und Poppos Söhnen, den Grafen Adalbert und Poppo (III.) verliert sich noch in der 1. Hälfte des 10. Jahrhunderts die Spur der Familie; aber jüngere Geschlechter, wie die Grafen von Henneberg, die österreichischen BABENBERGER und sogar das sächsische Königshaus der LIUDOLFINGER, hat man nicht ohne Grund mit ihr in Verbindung gebracht.
    Die Besitzungen der Familie lagen in einer Reihe von ostfränkischen Gauen, darunter dem Grabfeld, Waldsassen, Gozfeld und Volkfeld. Größere Amtslehen hatte Graf Poppo I. in Geimar und Borsch auf dem Grabfeld und im Mainviereck (Remlingen); sie wurden 839 an Kloster Fulda eingetauscht gegen Besitzungen, die bis in die Gegend von Schweinfurt (Geldersheim) reichten. Später (903) erfährt man von Königsgut in der Mark Milz in der Hand des Grafen Adalbert. Dass der exactor eiusdem loci als Vasall des Grafen bezeichnet wird und nicht mehr - wie auf den großen rheinischen Domänen unter KARL DEM GROSSEN und LUDWIG DEM FROMMEN - unmittelbar dem Könige untersteht, ist eine verfassungsgeschichtlich beachtliche Tatsache, die in unserem Zusammenhang erörtert werden muss. Aus königlicher Schenkung endlich stammt der Besitz des Markgrafen Poppo (II.) in Königshofen im Grabfeld, Poppenlauer (?), Berg- oder Grafenrheinfeld bei Schweinfurt, sodann in Apfelstädt, Saalfeld und Wechmar in Thüringen, in Rodach bei Coburg und einem bisher nicht lokalisierten Chiolvesheim, für das aber anscheinend nur das Ciolvesheim der Lorscher Tradition, nämlich Zeilsheim bei Höchst am Main, ein Außenposten des großen Frankfurter Fiskus, in Frage kommt. Dieser Besitz im Niddagau könnte auf Beziehungen ebenso wie der spätere der Grafen von Henneberg um Lorsch über den Spessart hinaus nach Westen hinweisen; davon wird nachher die Rede sein. Siedlung im königlichen Ausbauland (silva Buchonia) ist wahrscheinlich der Bifang des Grafen Poppo I. an der Lütter bei Fulda, also wohl der heutige Ort Poppenhausen, und aus einem alten Fiskus der Zehntschenkung der KAROLINGER an Würzburg geht offenbar auch der 903 konfiszierte Besitz Adalhards und Heinrichs in Prosselsheim bei Würzburg und in Frickenhausen mit seinem umfangreichen Zubehör hervor. Nicht für den gesamten Besitz der BABENBERGER lässt sich aber - soweit erfassbar - Herkunft aus Königsgut nachweisen. Das gilt von einigen Orten des Grabfeldes (Bauerbach, Einödhausen, Heßles, Vesser und Ritschenhausen), vor allem aber von den Besitzungen am oberen Main und an der Aisch (in Theres, Knetzgau, Wonfurt, Bamberg, Gremsdorf, Höchstadt und Etzelskirchen); diese Besitzgruppe ist zwar nur aus zwei Traditionsnotizen des Fuldaer Codex Eberhardi und einer nachträglichen Bestätigung eines Gütertauschs des 903 hingerichteten BABENBERGERSAdalhard mit Kloster Fulda durch König Ludwig das Kind - zur Sicherung des Fuldaer Besitzstandes angesichts der umfangreichen Konfiskationen - überliefert; an der sachlichen Richtigkeit der Angaben besteht indessen kein Zweifel. Gerade das Vorhandensein einer Besitzschicht, für die sich die Herkunft aus altem Königsgut nicht mehr urkundlich erfassen lässt, wäre für die genealogische Problematik wichtig; denn sie könnte möglicherweise auch schon für Bindungen der Vorfahren der BABENBERGER an den ostfränkischen Raum sprechen.
    Als Grafen lassen sich Angehörige des Geschlechtes vor allem im Grabfeld, aber auch im Saalgau um Hammelburg und im Volkfeld zwischen Maindreieck und Bamberg nachweisen; außerdem spricht das Amtsgut im Spessart für eine sonst nicht weiter erfassbare Grafschaft in Waldsassen. Trotz der fehlenden Quellenaussagen ist es bei der Dürftigkeit der Überlieferung nicht ausgeschlossen, dass die gräflichen Funktionen sich zeitweise auch auf dem Radenzgau östlich von Bamberg ausdehnten. Jedenfalls verfügte Bischof Poppo I. von Würzburg, den man als Nachkommen der BABENBERGER angesehen hat, gemeinsam mit seiner Schwester Seburg über Besitz in Ebensfeld bei Staffelstein.
    Mit Recht hat man die BABENBERGER zum sogenannten karolingischen Reichsadel gerechnet und sich dabei außer auf die gerade für dessen Angehörige gebräuchliche Bezeichnung dux auf die Angabe Reginos, sie seien de nobilitate carnis und de parentum multitudine, gestürzt. Der dux Austrasiorum Heinrich (Heimrich) wurde 886 im Hauskloster der fränkischen Könige St. Medard zu Soissons beigesetzt. Die von Mitis herangezogenen Verbrüderungsbücher bestätigen die alte Lehrmeinung einer Abstammung der späteren SCHWEINFURTER und österreichischen BABENBERGER von den POPPONEN, die sich übrigens auch durch Übereinstimmung des Besitzes in Frickhausen, Rheinfeld, Theres, Höchstadt und Etzelskirchen an der Aisch, Königshofen im Grabfeld und Rodach stützen lässt. Hier interessieren mehr die beiden Frauennamen Ida und Hathui, die bei den sächsischen EGBERTINERN und jedenfalls in der Verwandtschaft des liudolfingischen Königshauses vorkommen. Vielleicht lässt sich daraus der gemeinsame Besitz zweier sonst nicht bekannter gräflicher Brüder Adalbert und Egbert in verschiedenen ostfränkischen Gauen erklären.
    Der Reichtum an alten Namen und die Tatsache, dass "Namengebung und Sippenbewusstsein" im frühen Mittelalter in einem gewissen Zusammenhang stehen, hat in den letzten Jahrzehnten ermöglicht, manche bislang völlig unbekannte genealogische Verbindungen aufzuhellen. Als Schulbeispiel mögen hier schon die RUPERTINER erwähnt werden, die Gründerfamilie von Lorsch, von der der im 9. Jahrhundert noch seltene Name Rupert auf ihre Nachkommen, die französischen CAPETINGER überging; noch seltener freilich war der Name Cancor, der überall da, wo er auftauchte, auf die RUPERTINER schließen lässt, so im alemannischen Stammesgebiete, aber auch in OsfFranken, wo E. E. Stengel ihn kürzlich auf dem Grabfelde nachgewiesen hat.
    Die BABENBERGER/POPONEN haben Namen, die im 9. Jahrhundert - mit Ausnahme von Heinrich-Heimrich - nicht selten genug sind, um genealogische Rückschlüsse auf die Verwandtschaft ihrer Träger zu gestatten. Das gilt vor allem von dem damals sehr verbreiteten Namen Adalbert. Nicht ganz so häufig erscheint der Name Adalhard, der sich auch bei den KAROLINGERN und UNRUOCHINGERN findet. 867 tradiert ein Adalhard Besitz im Sondheim im Grabfeld, also in der Nähe der Besitzungen der BABENBERGER; weitere Träger dieses Namens kommen in der Wetterau und in Dienheim bei Oppenheim am Rhein vor. Nebeneinander begegnen die Namen Adalbert und Adalhard bei den Grafen von Metz (HATTONEN), die offenbar mit den RUPERTINERN verwandt waren. Obwohl diese auch in der Wetterau und in Diemheim begütert waren, dürfte kein zwingender Grund vorhanden sein, aus dem Vorkommen des Namens Adalhard allein weitere Folgerungen genealogischer Art zu ziehen. Auch der Name Poppo ist zu solchen kaum geeignet, da er sowohl Lall-Name wie auch Kurzform von Robert, aber auch von Volkmar sein kann. Im näheren Umkreise von Fulda tradiert in der 1. Hälfte des 9. Jahrhunderts ein Boppo gemeinsam mit einem Hatto Besitz in Mittel- oder Wachenbuchen bei Hanau in der Wetterau; dieser Besitz wird späterhin noch interessieren.
    Die Häufigkeit und mangelhafte Eignung der Namen Adalbert, Adalhard und Poppo für weitere Rückschlüsse dürfte es verschulden, dass die genealogische Forschung über den Stammvater Poppo hinaus bislang nicht vorstoßen konnte. Verhältnismäßig selten ist aber der Name Heinrich. Seine ältere Form muss allerdings nach den Forschungen von J. Schatz und vor allem Edward Schröder Heimrich gelautet haben. Noch der dux Austrasiorum wird in der zeitgenössischen Leipziger Handschrift der Annales Fuldenses mit der Regensburger Fortsetzung stets Heimrich (Heimrih comes, Heimricus) genannt, ebenso in der Wiener Handschrift aus dem 11. Jahrhundert, der Kurze für seine Ausgabe für die Oktavreihe der Monumenta den Vorzug vor der wohl dem 10. Jahrhundert angehörenden Schlettstädter gibt; diese hat zwar in der Regel die Form Heinrich, aber anscheinend auf Grund einer Vorlage mit Heimrich, nach der jeweils verbessert wurde. Entsprechend nennen 2 Originalurkunden König ARNOLFS ihn noch 888 Heimrich, während eine Fuldaer Privaturkunde von 887 mit der Namensform Heinrich nachträglich von Eberhard von Fulda überarbeitet worden sein dürfte; dieser gab auch sonst den zu seiner Zeit gebräuchlichen Namen den Vorzug vor älteren. Schon um die Wende vom 9. zum 10. Jahrhundert hin muss aber spätestens Heinrich die ältere Form weitgehend verdrängt haben; das zeigen die Handschriften von Regino, die dem 10. Jahrhundert angehören. König HEINRICH I. erscheint in seinen Urkunden niemals mehr als Heimrich, und E. Schröder misst dem Einfluss seiner Persönlichkeit die weitere Verbreitung seines Namens seit seiner Zeit bei. Die Fuldaer Totenannalen nennen den 886 verstorbenen BABENBERGER nur in der vatikanischen Handschrift und diese hat wohl kaum immer die alten Formen bewahrt; die beiden anderen Handschriften (Münchener und Fuldaer) haben auch hier noch die alte Form Heimrich.
    Wir glauben daher, dass der großeBABENBEREGR von den Zeitgenossen noch Heimrich genannt wurde. Belege für diesen Namen hat Förstemann gesammelt. Der in den soeben erwähnten Totenbüchern zu 836 erwähnte Heimarih könnte vielleicht ein Bruder des Grafen Poppo (I.) gewesen sein. Die übrigen bei Förstemann genannten Namensvettern gehören in die verschiedensten Gegenden, so nach Italien, nach Frankreich und - mit der Form Hemrich - ins sächsische Stammesgebiet. Verhältnismäßig oft kommt der Name Heimrich in den Weißenburger und Fuldaer Traditionen im Elsass um Straßburg vor. Gräfliche Träger sind aber nur die BABENBERGER und ein um 785 verstorbener Graf Heimrich oder Heimo, der 771 die Nachfolge seines Vaters, des Grafen Cancor, in Wetterau und Lahngau, wahrscheinlich aber auch im Rheingau antrat. Er gehört der Stifterfamilie des Kloster Lorsch, den bereits erwähnten RUPERTINERN, an, und seine und seiner Geschwister Besitzungen lagen in den soeben genannten Gauen. Unklar bleibt sein Verwandtschafts-Verhältnis zu einem Schenker an Fulda, Heimerich in der Wetterau; der Name von dessen Gemahlin Hadaburg begegnet 777/79 in der Mark Hammelburg.
    Neben Adalhard und Poppo könnte also vor allem der im 8. Jahrhundert in der Reichsaristokratie seltene Name Heimrich auf die Gebiete um mittleren Rhein und Lahn hinweisen. In Dienheim, wo der Besitz eines Adalhard lag, waren die RUPERTINER begütert.
    Ist man aber wirklich berechtigt, eine Ableitung des Namens Heimrich von den RUPERTINERN und seinen Übergang von diesen auf die BABENBERGER anzunehmen? Sollten die Berichte über eine vornehme Abstammung derselben nicht dazu gedient haben, den alsbald in Geschichtsschreibung und Sage verherrlichten Tatenruhm des Geschlechtes in ein noch glänzenderes Licht zu rücken? Könnten nicht gerade die eingangs angestellten besitzgeschichtlichen Betrachtungen für ein schon sehr früh in O-Franken begütertes und angesessenes Geschlecht, das vielleicht erst allmählich aus dem Kreise der kleineren Edelfreien aufstieg, sprechen? Hieße es nicht, durch die Annahme einer Herkunft des Namens Heimrich von den RUPERTINERN für die BABENBERGER ähnliche methodische Wege einer Zurückführung der Stammreihe um jeden Preis anzustreben wie die fürstliche Hofhistoriographie des 17. oder 18. Jahrhunderts, freilich mit der andersartigen Zielstrebigung, eine blutsmäßig zusammenhängende karolingische "Reichsaristokratie" nachzuweisen.
    Um diese Fragen beantworten zu können, muss man auf die erst kürzlich von E.E. Stengel wieder ans Licht gezogene Fuldaer Traditionsnotiz zurückgreifen. In der Mark Soisdorf bei Hünfeld, in unmittelbarer Nähe der Amtslehen Geismar und Borsch des Grafen Poppo (I.) übergibt danach neben anderen, zum Teil gräflichen Tradenten ein Ruadpraht pater Cancures Besitz an Fulda. Es wäre interessant einmal die Besitzverhältnisse in den Fuldaer Marktbeschreibungen für genealogische Zusammenhänge auszuwerten. Hier kommt es auf die auf Grund einer völlig einwandfreien Überlieferung gesicherte Zugehörigkeit Ruadprahts und Cancurs zu den RUPERTINERN, deren Stammvater Graf Rupert I. bereits einen Sohn Cancor hatte, an. Stengel weist auf einen Cancor hin, der 812 in Münnerstadt auf dem Grabfeld Zeuge ist, wieder in unmittelbarer Nähe von Besitz der späteren BABENBERGER, nämlich Popponlauer. Außerdem hat er in Creinfeld, zwischen Fulda und dem Lehen des RUPERTINER Grafen Heimrich in Hungen, Güter. Ein dritter Beleg aus dem Niddagau nähert sich räumlich dem Orte Zeilsheim, wo eingangs Besitz des Markgrafen Poppo (II.)wahrscheinlich gemacht werden konnte. Nicht nur für Cancor, sondern auch für Rupert gibt Stengel eine Reihe von Belegen aus Grabfeld und Saalgau, die sich durch die Aufstellungen Dinklages zur ostfränkischen Gerichtsverfassung noch ergänzen lassen. An der Spitze der Zeugenreihe tritt bei Gerichtsverhandlungen im Saalgau seit 796 der Name Hruadperaht längere Zeit hervor; sicher handelt es sich um einen (oder zwei?) wenigstens einmal im Pistoriuskartular für den Saalgau 817 ausdrücklich genannten RUPERTINER Grafen. Sein Nachfolger im Saalgau war anscheinend seit etwa 823 - dem Jahre des ersten Beleges - der BABENBERGER Graf Poppo I., dessen Nachkommen noch um 901 Grafen in dieser Gegend waren. Wer aber der Graf Heimo, der 777 im Saalgau neben einem Grafen Nithard und zwei königlichen Vasallen, Gunthramn und Finnold, an der Spitze der nobiliores terrae illius die Besitzeinweisung Fuldas in der königlichen Mark Hammelburg vornahm, und zwar, wie Brandi mit Recht gegenüber Rübel geltend machte, auf einer regelrechten Gerichtsverhandlung? Ein Vergleich der Namen der Zeugen mit späteren Urkunden aus dem Saalgau ergibt, dass dieselben zu einem größeren Teil auch bei späteren Fuldaer Traditionen aus dem Saalgau genannt werden, so Sigibot, Suuidberaht, Egilhelm, Engilberaht, Leidrat, Siginand, Amalberaht, Adalman und Eggiolt, so auch mehrfach unter Anführung des soeben erwähnten Grafen (?) Hruadperaht. Mithin wird man kaum an der Identität des Grafen Heimo von 777 mit dem gerade damals, von etwa 771 bis 785, in der Wetterau wirkenden Grafen Heimo oder Heimerich, dem Sohne Graf Cancors und Enkel Graf Ruperts I., zweifeln dürfen. Mehr noch: auch der vasallus dominicus Gunthramn von 777 war ein naher Verwandter der RUPERTINER, der auch sonst gemeinsam mit dem Grafen Heimrich auftritt. Glöckner unterscheidet ihn als Grafen Gunthramn I. von einem etwas späteren Grafen Gunthramn II., dem Sohne Ruperts III. und Enkel Ruperts II., den Stengel mit dem Ruadpraht der Soisdorfer Schenkung identifizieren möchte. Graf Gunthramn II. hatte zudem Besitz in Mittel- oder Wachenbuchen bei Hanau, wo sich später solcher eines Poppo befindet. In den Hammelburg benachbarten Tulba lag noch 811 Grundbesitz eines Hruadperaht, also wahrscheinlich des Grafen, unmittelbar neben der Fuldaer Eigenkirche. Vermutlich hatten aber schon der Graf Heimo - Heimrich von 777 und der vasallus dominicus Gunthramn I. königliche Lehen und vielleicht auch anderen Besitz in der Mark Hammelburg, der hiermit zusammenhing; ein Teil davon mag durch die erwähnte Schenkung der Hadaburg an Fulda gelangt sein. Vermutlich ist es kein Zufall, dass der Name Richild als urkundlich belegte Nebenform für die RUPERTINER Rachild sich in den Verbrüderungsbüchern den Namen der BABENBERGER Frauen anreiht und dass der Name der RUPERTINER Ahnfrau Williswind 800 unter den Nonnen des Klosters Milz begegnet, in dessen Gemarkung die BABENBERGER später königliche Lehen hatten.
    Halten wir einen Augenblick inne. Vielleicht wird der eine oder andere Hinweis auf die RUPERTINER in O-Franken hypothetisch bleiben müssen und mitunter auch vor der Kritik nicht standhalten können. Die Tatsache, dass das Geschlecht um 782 uns auch noch um 811/17 im Saalgau und auf dem Grabfeld vorkam, lässt sich auf Grund der Erwähnung des sehr seltenen Namens Cancor und des gräflichen Hruadperaht nicht in Abrede stellen. Gesichert ist darüber hinaus, dass die BABENBERGER dort, wo man die RUPERTINER erfassen kann, später begütert waren und dass sie wenigstens im Saalgau bei der Verrichtung gräflicher Amtshandlungen die Nachfolge der RUPERTINER antraten. Angesichts dieser Sachlage hieße es den Wert jeder genealogischen Kombination in Frage stellen, wollte man die Übernahme des BABENBERGER Namens Heimrich von den RUPERTINERN im Anschluss am eine - leider wenigstens heute noch nicht näher erfassbare - verwandtschaftliche Beziehung beider Geschlechter negieren. Mehr noch: Die vornehme Abkunft der BABENBERGER nach dem Bericht Reginos wird durch diese Verwandtschaft vollauf bestätigt; denn zur Zeit Reginos waren die RUPERTINER mit Odo, dem Sohne Roberts des Tapferen, bereits zum ersten Male in den Besitz der französischen Königskrone gelangt! Aber auch für die Frage der Grafschaftsverfassung sind die wenigen RUPERTINER-Belege aus Ostfranken kaum ohne Bedeutung. Während Schlesinger schon für die spätere KAROLINGER-Zeit eine Vererbung der Grafschaft innerhalb bestimmter Familien bis zu einem gewissen Grade (hier wäre an die Entfernung der BABENBEREGR durch Ludwig den Deutschen zu denken) annimmt, hat Freiherr von Guttenberg diese Vererbung als Ausnahme angesehen. Man ist heute geneigt, noch weiter als seinerzeit Schlesinger zu gehen und einen Kontinuität wenigstens für den Saalgau seit dem Heimo der Hammelburger Markbeschreibung (777), vermutlich aber schon beginnend mit dessen Großvater Rupert I. und Vater Cancor, über einen oder mehrere Grafen Rupert (so 817) zu den BABENBERGERN anzunehmen; gewisse Intervalle noch in babenbergischer Zeit hingen mit der jeweiligen politischen Konstellation zusammen.
    Die Adelsbeziehungen zwischen dem mittleren Rhein und Ost-Franken, die die RUPERTINER im 8. Jahrhundert nach Osten ausgreifen ließen, sind sonst kaum zu erkennen. F. Stein hat sie für die Genealogie eines ganzen Geschlechtes der "Geisenheimer" verwerten wollen, wobei aber der Nachweis einer Abstammung der SCHWEINFURTER Grafen von demselben missglückte, die Tatsache des Besitzes der MATTONEN in Ostfranken und am Rhein bestehen bleibt. Graf Warin, der Verwalter von Heppenheim, stand den RUPERTINERN nahe und war mit einer ostfränkischen Friderun vermählt; ihr Besitz lag in verschiedenen Gauen, darunter im Volkfeld (Eisenheim); eine andere Friderun erhält rund 100 Jahre später auf Intervention des BABENBERGER Markgrafen Poppo (II.)eine Schenkung von König ARNOLF in Sulheim, ebenfalls im Volkfeld [Die Urkunde ist auf bisher unerklärliche Weise ins Würzburger Archiv gelangt. Sollte Friderun BABENBERGERIN gewesen sein, so fände sich die Erklärung insofern, als auch ihr Besitz um 903 konfisziert und an Würzburg weitergegeben worden wäre]. Fränkin war auch die Gräfin Reginswind, die im Jahre 802 eine größere Schenkung in Pappenheim an St. Gallen machte; eine andere Gräfin Reginswind tradierte um die Mitte des 9. Jahrhunderts einen größeren Bezirkskomplex, darunter Güter am Orte des Königshofes Riedfeld (Neustadt an der Aisch), an Fulda. Man kann der legendären Lebensbeschreibung der legendären Reginswind entnehmen, dass ihr Vater, der ältere Graf Ernst, um dieselbe Zeit den Königshof Lauffen am Neckar innehatte - auch Lauffen wird ebenso wie Riedfeld als fiscus dominicus in der Zehntstellung an Würzburg erwähnt. Graf Ernst II. besaß später den Königshof Weißenburg am Sand in der Nähe der Pappenheimer Besitzungen der älteren Reginswind. Die andersweitig bezeugte Verwandtschaft zwischen der Familie der ERNSTE und den KONRADINERN lässt auch hier den Rückschluss einer Ausdehnung des Bereichs des rheinfränkischen Adels im Laufe noch des 8. Jahrhunderts nach Osten hin zu. Man wird an diese Adelsbeziehungen mit der Ausweitung des geographischen Begriffes der Francia orientalis oder der Austrasia von den Rheinlanden nach Hessen und Thüringen um 780 in Verbindung bringen dürfen, und auch die großen Zehnt- und Kirchenschenkungen der KAROLINGER an Würzburg zeigen noch deutlich den Weg vom Wormsgau zum Grabfeld und zum Radenzgau. Dieser Vorstoß, dem etwa ein ganz ähnlicher des fränkischen Adels nach Churrätien wenig später folgte, hat wohl auch die RUPERTINER ins Land gebracht. Noch der BABENBERGER Markgraf Poppo (II.), der Bruder des dux Austrasiorum Heimrich, aber hatte in Chiolvesheim - Zeilsheim - Besitz aus königlicher Hand, am Rande der alten Austrasia, von wo aus die Vorfahren der BABENBERGER schon lange vorher im Zuge einer auch sonst erfassbaren Bewegung des Reichsadels den Weg nach Osten angetreten hatten.

    Kinder:
    1. 18. von Babenberg, Heinrich I. wurde geboren in 830; gestorben am 20 Aug 886 in Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich; wurde beigesetzt in Soissons [2200],Aisne,Picardie,Frankreich.
    2. von Babenberg, Poppo II. wurde geboren um 830/835; gestorben um 906.