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 Bohrer

von Kärnten, Otto

von Kärnten, Otto

männlich um 948 - 1004  (56 Jahre)

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Generation: 1

  1. 1.  von Kärnten, Ottovon Kärnten, Otto wurde geboren um 948 (Sohn von von Lothringen, Konrad und von Sachsen, Liutgard); gestorben am 4 Nov 1004; wurde beigesetzt in Bruchsal [76646],Karlsruhe,Baden-Württemberg,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Elsenzgau (Grafschaft),Deutschland; Graf im Elsenzgau
    • Titel/Amt/Status: Kraichgau,Baden-Württemberg,Deutschland; Graf im Kraichgau
    • Titel/Amt/Status: Nahegau (Grafschaft),Deutschland; Graf im Nahegau
    • Titel/Amt/Status: Speyergau (Grafschaft),Deutschland; Graf im Speyergau
    • Titel/Amt/Status: Wormsgau (Grafschaft),Deutschland; Graf im Wormsgau
    • Titel/Amt/Status: 978-985, 995-1004, Kärnten,Österreich; Herzog von Kärnten

    Notizen:

    Otto "von Worms"
    Herzog von Kärnten (978-985) (995-1004)
    Graf im Nahegau, Wormsgau, Speyergau, Elsenzgau und Kraichgau
    um 948-4.11.1004 Begraben: Bruchsal

    Einziger Sohn des Herzogs Konrad der Rote von Lothringen und der Liutgard von Sachsen, Tochter von Königs OTTO I.

    Lexikon des Mittelalter: Band VI Spalte 1577

    Otto "von Worms", Herzog von Kärnten (978-985 und 1002-1004)
    + 4. November 1004
    Sohn Konrads des Roten und der Luitgard, Tochter OTTOS I.

    Nach dem "Aufstand der drei Heinriche" wurde Otto 978 anstelle des LUITPOLDINGERS Heinrich zum Herzog von Kärnten und Markgrafen von Verona bestellt, mußte dafür aber auf wichtige Rechte in Worms verzichten. Der Schwerpunkt seiner politischen Tätigkeit lag zwar in der Mark Verona, aber in Kärnten, wo er 980 reiches Königsgut von OTTO II. erhielt, begann er mit der Gründung eines Lambert-Klosters in Pörtschach nahe der Pfalz Karnburg. 985 mußte Otto von Worms zugunsten des LUITPOLDINGERS Heinrich auf Kärnten verzichten, behielt jedoch als "Herzog von Worms" den dux-Titel für seinen rheinischen Dukat und wurde von OTTO III. mit Besitz und Hoheitsrechten in und um Worms entschädigt. 987 gründete Otto das Kloster Lambert in der Pfalz. Nach dem Tod Heinrichs des Zänkers 995 erhielt Otto die Mark Verona. Kärnten fiel mit Bayern an HEINRICH II., den Sohn des Zänkers. Diesem stand Otto1002 als Kandidat um das Königtum gegenüber, verzichtete aber und erhielt dafür Kärnten. Das alte salische Hauszentrum Worms mußte er im Tausch gegen Bruchsal preisgeben. Sein Zug gegen Arduin von Ivrea 1002/03 mißlang, erfolgreich unterstützte er 1004 den Italienzug HEINRICHS II.

    Literatur:
    ADB XXIV, 701f - C. Fräss-Ehrfeld, Gesch. Kärntens, I, 1984, 112ff. - E. Hlawitschka, Die Thronkandidaturen von 1002 und 1024 (Fschr. G. Tellenbach, 1985), 49-64 - E. Boshof, Die Salier, 1987, 17-25 - D. Mertens, Vom Rhein zur Rems (Die Salier und das Reich, I, hg. St. Weinfurter, 1991), 221-251 - St. Weinfurter, Herrschaft und Reich der Salier, 1991, 13-21.

    Glocker Winfrid: Seite 293, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VI, 5 HERZOG OTTO VON WORMS
    * ca 945/50, + 1004 XI 4
    Graf im Nahe-, Worms- und Speyergau; 978 IV-983, 995/1002-1004 Herzog von Kärnten, "dux Wormatiae";

    oo Judith

    Die Abstanmmung Ottos, des späteren Herzogs von Kärnten und "dux Wormatiae", von Liutgard, der Tochter König OTTOS I., bezeugt und Thietmar V c. 25, S. 249; vgl. dazu Köpke-Dümmler S. 259, Anm. 5.
    Das Geburtsjahr Ottos von Worms, wie der Kärntener Herzog von der Forschung meist genannt wird, kann nicht genauer als oben angegeben bestimmt werden, da wir als einzigen Terminus ante quem das Sterbedatum von OttosMutter Liutgard (+ 953 XI 18) kennen; vgl. dazu Schreibmüller, Ahnen Seite 206.
    Todestag und -jahr überliefert das Necrologium Fuldense; vgl. FW Kommentar H 4.
    Zur Stellung Ottos von Worms als Herzog von Kärnten vgl. BMi. 763c, BU. 963a und 1146c sowie Reindel, Bayern S. 300f., 304 und 319ff.
    Von Ottos Gemahlin kennen wir den Namen aus ihrer Erwähnung in der Stiftungsurkunde des Herzogs von Worms für das Kloster St. Lambrecht (gedruckt bei Stauber, Lambrecht S. 207-210); Judith ist des weiteren bezeugt in der Grabinschrift ihres Sohne Bruno (des Papstes Gregor V.) (gedruckt in: MGH Poet. lat. Bd. 5, Nr. 110, S. 337f.) und in D Ko II. 204.
    Weitere Kenntnisse über Judith besitzen wir nicht, so auch nichts zu ihrer Herkunft.

    Schwennicke Detlev: Tafel 12, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    OTTO "VON WORMS"
    + 4. XI 1004 Begraben: (Bruchsal)
    oo JUDITH + 991 Begraben: Worms Dom

    956 Graf im NAHEGAU, Graf im SPEYER-, WORMS-, ELSENZ-, KRAICH-, ENGPFINZ- und UFGAU
    978-983/995-1002 HERZOG VON KÄRNTEN
    1002 Thronkandidat
    gründet 987 St. Lambrecht am Speierbach

    Otto erschien bereits 956 als Graf im Nahegau. Obwohl aus Mainz verdrängt, konnte er den Besitzstand der Familie wahren und in der Folgezeit konsequent ausbauen. Zu den ihm vom Vater überkommenen erwarb er außer der im Mayenfeldgau die südfränkischen Grafschaften im Kraich-, Elsenz-, Pfinz- und Enzgau und vielleicht auch im Uffgau hinzu. Die völlige Rehabilitierung war erreicht, als ihm nach der Absetzung des LIUTPOLDINGERS Heinrich III. der Jüngere 978 von seinem kaiserlichen Vetter OTTO II. das Herzogtum Kärnten übertragen wurde. Die Rechte, die er bisher in Worms, dem Stammsitz, im Auftrage des Königs ausgeübt hatte, gingen ihm dafür verloren. Er war auch Vogt von Hornbach und Weißenburg, dem er große Besitzungen mit kaiserlicher Duldung entfremdete und stiftete 997/98 das Kloster St. Lambert in Greveshausen. Nachdem er 985 sein Amt in Kärnten aufgeben mußte, nahm er den Kampf um seine Rechte in Worms wieder auf. Als Ersatz für seinen Verzicht auf das Herzogtum erhielt Otto nach der am 6.2.985 in Mühlhausen ausgestellten Urkunde ein großes Jagdgebiet in dem im Gau Wormsfeld und im Nahegau gelegenen Grafschaften der Grafen Zeizolf und Emicho mit allen Rechten und Einkünften, ausgenommen die den Kirchen in Worms und Frankfurt zustehenden Abgaben. Die politische Bedeutung dieser Schenkung, die aus dem wichtigsten Gebiet geschlossenen Reichsgutes erfolgte, ist offenkundig, sie wird noch durch die Mitwirkung der Kaiserinnen Adelheid und Theophanu und des Erzkanzlers Willigis hervorgehoben. Die vormundschaftliche Regierung für OTTO III. stattete mit dieser Schenkung nur einen Teil der Dankesschuld ab, die Herzog Otto für seine während des Thronstreites bewiesene Treue gebührte. Er erhielt auch den Königshof Lautern.
    Seine umfangreichen rheinischen Erwerbungen ließen Otto den Verlust des Kärntener Herzogtums sicher leicht verschmerzen, zumal er als Landfremder in der Grenzprovinz nicht Fuß gefaßt hatte. Durch die Vermählung seines ältesten Sohnes Heinrich wurden wichtige Beziehungen zu den einflußreichsten lothringischen Familien geknüpft. Worms war das eigentliche Machtzentrum der Dynastie, das Otto trotz seines von OTTO III. 985 noch einmal bestätigten Verzichtes auf die gräflichen Rechte und Einkünfte auch nicht aufgab, als er im Jahre 995 das Herzogtum Kärnten zurückerhielt. Als Markgraf von Verona erlangte er immer größeren Einfluß auf die italienische Politik des Königs. Bei wichtigen Regierungsmaßnahmen war der SALIER in unmittelbarer Umgebung OTTOS III. anzutreffen; mehrfach übernahm er als Missus den Vorsitz im kaiserlichen Hofgericht. So wurde Otto zu einem wichtigen Berater des Kaisers in italienischen Angelegenheiten und durch die Ernennung seines Sohnes Brun zum Papst erhöhte sich das Ansehen der Familie beträchtlich. Als Enkel OTTOS I. verzichtete er 1002 wegen zu geringer Machtmittel freiwillig zu Gunsten Heinrichs von Bayern auf den deutschen Königsthron. Im selben Jahre übertrug HEINRICH II. dem Wormser Bischof die salischen Besitzungen in der Stadt und Otto erhielt für seinen Verzicht den Königshof Bruchsal, zu dem der Forst Luzhart gehörte. Beim Italienzug wurde er 1003 am "Ungarischen Berg" von Arduin von Ivrea besiegt.

    Trillmich Werner: Seite 127, "Kaiser Konrad II. und seine Zeit"

    Großgraf Otto, OTTOS DES GROSSEN Enkel, verstand es geschickt, Vermögen und Ansehen seines Hauses in enger Anlehnung an die Reichsregierung recht beträchtlich zu vergrößern. Nach einer Revolte der bayerischen LIUDOLFINGER und ihrer LIUTPOLDINGER Verwandten belehnte OTTO II. 978 den zuverlässigen salischen Neffen mit dem von Bayern gelösten Herzogtum Kärnten samt den Marken Istrien, Friaul und Verona. Vertrauensvoll legte er damit die Sicherung der wichtigen Brennerstraße nach Italien in seine Hände. Als sich Kaiserin Theophanu später mit den einstigen Rebellen aussöhnte, leistete der Herzog - wahrscheinlich 985 - bereitwillig, allerdings gegen eine lohnende Abfindung, wieder Verzicht auf sein hohes Amt. Damals wurde ihm der rheinfränkische Königshof (Kaisers)- Lautern mit Marktrecht, Zoll und allem Zubehör samt dem Wasgenwald rings um die Lauterer Senke übertragen. Der WORMSER griff also über das Gebirge in den Westrich aus bis in die Nähe von Kloster Hornbach. Das ermöglichte ihm die Einrichtung weiterer Vizegrafschaften auf Rodungsboden. Außerdem wurde 987 oberhalb von Neustadt an der Haardt das dem Familienheiligen der LAMBERTINER gewidmete Kloster St. Lambrecht gestiftet und freigebig ausgestattet. Andererseits ging Otto zur gleichen Zeit sehr gewalttätig gegen die vermögende Reichsabtei Weißenburg vor, deren Ländereien sich beiderseits des Rheins in Streulage von Baden-Baden bis Lahnstein hinzogen. Nach Entfernung rechtmäßiger, aber mißliebiger Inhaber besetzte er Mönchspfründen wie Lehengüter mit eigenen Vasallen und Ministerialen und ließ 993 die eigenmächtig von ihm geschaffenen Verhältnisse durch das Reichsregiment bestätigen: Die Nutzung kirchlicher Ländereien für weltliche Zwecke geschah fortan im Einvernehmen mit Kaiserin Adelheid. Nur für die dem Kloster verbliebenen Güter erhielt Weißenburg Immunität. Das geistliche Leben seiner Insassen erfuhr keine Beeinträchtigung, so dass Thietmar von Merseburg den SALIER trotz allem unbedenklich als klugen, tatkräftigen, rechtschaffenen Mann rühmen konnte.
    Im Jahre 995 verstarb der Bayern-Herzog, und König OTTO III. nutzte diese Gelegenheit, Kärnten endgültig zu verselbständigen. Zum zweiten Male betraute er Otto von Worms mit seiner Verwaltung. Mangel an Eigenbesitz ließ den SALIER aber in den alpinen Hauen kaum Fuß fassen. Die Ansiedlung rheinischer Vasallen mißglückte ebenso wie der Versuch einer Klostergründung. Lohnende Einnahmen dürften vornehmlich die südlichen Marken erbracht haben. Um so größeren Wert legte der Herzog auf die Beherrschung der Brennerstraße, die ihm eine gewichtige Stellung in der Italienpolitik verschaffte. Mit Venedig, das seinen Handel auf dem Festlande zu verstärken wünschte, mußten Vereinbarungen getroffen werden. Er wird auch dazu beigetragen haben, dass der Doge Pietro Orseolo seinen Sohn im Februar 996 nach Verona sandte, um dem jungen König die Annahme der Patenschaft bei dessen Taufe zu ermöglichen. Wenige Wochen später erhob der LIUDOLFINGER zu Pavia als erstem Deutschen Ottos Sohn Bruno zum Papst. Dieser unerhörte Vertrauensbeweis erhöhte das Ansehen des salischen Hauses nochmals gewaltig, obwohl der junge Mann den Stuhl Petri bis zu seinem frühen Tod kaum drei Jahre lang innehatte.
    1002, nach dem Tode OTTOS III., hielt es der liudolfingische Thronwärter Heinrich von Bayern für angebracht, eine Kandidatur des Kärntner Herzogs zu empfehlen. Der aber lehnte wohlweislich das ehrenvolle, kaum ehrlich gemeinte Angebot ab und entschloß sich als einziger Herzog zu offenem Eintreten für den mächtigen Verwandten. Der Dank des neuen Königs bestand im Verzicht Bayerns auf Kärnten, denn er benötigte dringend Hilfe für die bevorstehenden Kämpfe in Italien, wo sich Arduin von Ivrea der Krone bemächtigt und Verona besetzt hatte. Trotzdem mußte der durch den Verlust der italienischen Marken geschwächte SALIER im Interesse des Reiches damals dem Herrscher auch noch seine Wormser Grafenburg zur Weitergabe an Bischof Burkhard (1000-1025) übereignen, der sie abreißen und durch eine Kirche ersetzen ließ. Auch verzichtete der Herzog auf Forst- und Grafenrechte in Ladengau und Wintergarteiba, allerdings erhielt er als Entschädigung für sein Entgegenkommen den staatlichen Reichshof Bruchsal mit allem Zubehör. Das Bistum Speyer hatte schon unter Konrad dem Roten wirtschaftliche Rechte und Teile der Königspfalz an sich gebracht, doch erhielten es Schenkungen und Schutzverpflichtungen in Abhängigkeit von seinen salischen Vögten, die im umliegenden Gau über besonders viel Allodialbesitz verfügten. Gegen Jahresende zog Otto mit Aufgeboten aus Kärnten, Franken und der Donaumark gegen Arduin in den Kampf. Da der Usurpator die Etschklausen besetzt hielt, versuchten die Deutschen, ihn durch das Brenntal zu umgehen, stießen aber auch dort auf feindliche Truppen, deren Sperren am "Ungarischen Berge" sich als unüberwindlich erwiesen. 1004 forderte der Bischof von Verona König HEINRICH II. erneut zum Aufgreifen auf. Diesmal erzwangen die Kärntner fast an der Stelle wie 1002 bei Primolano den Durchbruch. Die Sieger wurden in Verona freudig empfangen und durchzogen die Lombardei. Herzog Otto überlebte jedoch die Rückeroberung der kostbaren Marken nur um wenige Monate.
    Seine Gemahlin Judith, deren Herkunft wir nicht kennen, hatte ihm vier Söhne geboren. Nach Heinrichs Ende ließ Herzog Otto von Kärnten statt des unmündigen Enkels seinen jüngeren Sohn Konrad an der Verwaltung teilhaben.

    Wolf Armin: Seite 14-16, "Zur Königswahl Heinrichs II. im Jahre 1002. Verwandtschaftliche Bedingungen des Königswahlrechts." in: Genealogisches Jahrbuch Band 42

    2. Otto von Worms

    Der - nach den Kindern Ezzos - an Graden nächste Verwandte OTTOS III. war im Jahre 1002 der SALIER Otto von Worms, Markgraf von Verona und früherer Herzog von Kärnten, der damals ungefähr 50 oder ein paar mehr Jahre alt war. Er wurde von Herzog Heinrich von Baiern mit zwei Begründungen als König ausgewählt und vorgeschlagen (in regem eligeretur): Erstens nach dem Geblütsrecht (iure consanguinitatis), wobei Thietmar den Nachweis dieser Verwandtschaft über Herzog Ottos Mutter, eine Tochter Kaiser OTTOS DES GROSSEN, gleich mitlieferte (hic igitur a Conrado duce Luidgarda, filia OTTONIS maximi, procreatus) [46 Thietmar V 25 (Seite 249).]. Zweitens im Hinblick auf die Reife des Alters und der Tüchtigkeit (etatis virtutumque maturitate). Otto sei durch die Würde seines Lebenswandels und die Rechtschaffenheit seiner Handlungen eine Zierde seiner Verwandtschaft (parentela). Da das Argument der maturitas nicht allein, sondern verbunden mit dem Geblütsrecht vorgebracht wird, wird es auf den Ausschluß der unmündigen Söhne Ezzos gezielt haben. Diese Deutung wurde bisher offenbar deswegen übersehen, weil irrig Otto von Worms selbst als iure consanguinitatis nächster Verwandter des toten Kaisers angesehen wurde [47
    Reinhard Schneider, Die Königserhebung Heinrichs II. im Jahre 1002, in: DA 28, Seite 78, Walter Schlesinger, Erbfolge und Wahl bei der Königserhebung Heinrichs II. 1002, in: Festschrift für Hermann Heimpel, 3. Band, Göttingen 1972 Seite 5.] und nicht die Kinder Ezzos. Otto war lediglich der gradnächste erwachsene Mann unter den Verwandten OTTOS III.
    Für Schlesinger war die etatis virtutumque maturitas ohne weiteren Beweis lediglich die "Eignung", die "nach subjektivem Ermessen" festgestellt wurde. Im Vergleich mit den unmündigen Söhnen Ezzos war die maturitas aber durchaus ein objektives, rechtlich relevantes Kriterium. Mit diesem Argument konnte Heinrich von Baiern geschickt die EZZONEN ausschließen; daß er dies wollte, ergibt folgende Überlegung: Wäre das zugunsten Ottos von Worms vorgebrachte Argument der Reife des Alters
    Otto von Worms lehnte die Last des Königsamtes ab und nominierte seinerseits Heinrich von Baiern durch Boten und dann auch persönlich als gleichsam dafür Geeigneteren (quasi ad hec apciorem). Otto von Worms ist als der Führer unter den Franken anzusehen, die Heinrich Anfang Juni halfen, über den Rhein nach Mainz zu kommen, und dort am 7. Juni an Heinrichs Wahl und Salbung teilnahmen.
    Otto von Worms erhielt offenbar als Lohn für den Verzicht auf seine Thronkandidatur und die Unterstützung Heinrichs, nachdem dieser König geworden war, das Herzogtum Kärnten, das er schon einmal besessen hatte, zurück [52 So nach Siegmund Riezler, Geschichte Baierns I (1. Auflage Gotha 1878), Seite 410-411 und 1,2 (2. Auflage 1927) Seite 9. Ebenso Ludmil Hauptmann, Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer I 4, 2, Wien 1929, Seite 376-379. Die Herzogslisten von Gerd Tellenbach, Vom karolingischen Reichsadel zum Reichsfürstenstand, in: Adel und Bauern im deutschen Staat des Mittelalters, hg. von Theodor Mayer, Leipzig 1943, Seite 43 und Mathilde Uhlirz, Jahrbücher des deutschen Reiches unter Otto III., Berlin 1954, Seite 188 gehen dagegen davon aus, daß Otto das Herzogtum Kärnten nicht erst 1002, sondern schon 995 gleich nach dem Tode Heinrichs des Zänkers zurückerhalten habe. Doch wird Otto von Worms in den Annalen Hildesheimenses ad a. 996 ausdrücklich nur als Markgraf von Verona - qui marcham Veronensem servabat (MGH SS retr. Germ. [8] Seite 27) - und noch im Jahre 1001 in Verona nur als domnus Hotto dux istius Marchiae bezeichnet (Walter Kienast, Der Herzostitel in Frankreich und Deutschland, München, Seite 412). Wohl aber heißt Otto 1002 Carrentorum dux et Veronesensium comes (Thietmar V 24, Seite 249) und dux Carentanorum, qui etiam Veronensem comitatum tenebat (Adalbold, Vita Heinrici imp. cap. 16, MGH SS 4, 688). Dafür, daß Kärnten erst 1002 an Otto zurückfiel, spricht die Tatsache, daß der salische Stammsitz Worms, den HEINRICH von seinem consanguineus Otto - wohl im Tausch? - erworben hatte, am 3. Oktober 1002 von König HEINRICH dem Bischof Burchard von Worms übertragen wurde (MGH DD H II 20 Seite 23). Vita Burchardi cap. 9 (MGH SS 4, 836). Graf, Regesta Imperii II 4, Nr. 1483 xx und 1509 (dort "Stammburg der Konradiner" statt SALIER!) Vgl. jetzt Stefan Weinfurter, Herrschaft und Reich der Salier, Sigmaringen 1991, Seite 21, und Dieter Mertens, Vom Rhein zur Rhens, Aspekte salisch-schwäbischer Geschichte, in: Die Salier und das Reich, g. von Stefan Weinfurter, Band I, Sigmaringen 1991, Seite 221-251, hier 228-229.]. Kärnten wurde dabei - nunmehr für dauernd - aus dem Herzogtum Baiern herausgelöst. Trotz Ottos Verzicht auf die Krone im Jahre 1002 waren nach dem Aussterben des ottonischen Mannesstammes mit dem kinderosen Tode HEINRICHS 1024 Ottos beide Enkel die Hauptanwärter auf die Krone. Einer von ihnen wurde als KONRAD II. zum König gewählt.


    oo Judith (von Bayern, Tochter des Grafen Heinrich?), um 950 - 991 Enkelin des Herzogs Arnulf

    Kinder:

    - Heinrich um 970- nach 28.9.989/ vor 1000
    - Brun = Papst Gregor V. (996-999) um 972-12.3.999
    - Konrad I. Herzog von Kärnten um 975-12./15.12.1011
    - Wilhelm Bischof von Straßburg (1029-1047) um 980-7.11.1047


    Literatur:
    Adelheid Kaiserin und Heilige 931 bis 999 Info Verlag Karlsruhe 1999 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 - Althoff, Gerd: Die Thronbewerber von 1002 und ihre Verwandtschaft mit den Ottonen, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 137, 1989, Seite 453-459 - Annalen von Hildesheim a. 996 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 115,130,140,157,164,169 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 10,17-21,23-28,30,64 - Brunhofer, Ursula: Arduin von Ivrea. Untersuchungen zum letzten italienischen Königtum des Mittelalters. Arethousa Verlag Augsburg 1999 Seite 69 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 63,66,112,224,227-230,240-244,256/Band II Seite 200,558/Band III Seite 11,490 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 48,122,134,254,416, 434,488,495,502,503 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 14,20,24, 29-31 - Giesebrecht Wilhelm von: Geschichte der deutschen Kaiserzeit. Band 1- Band 6, Mundus Verlag 2000 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 220-225,293 - Görich Knut: Otto III. Romanus Saxonicus et Italicus, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995, Seite 69,146,149 - Graf, Hermann: War der Salier, Graf Otto von Worms, Herzog von Kärnten (955-1004), unter Ausnützung der Schwäche der Reichsregierung ein Raffer von Reichsland und ein Räuber von Klostergut? in: Blätter für pfälzische Kichengeschichte und religiöse Volkskunde 28 (1961) Seite 45-60 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 26,41,44,75,80-82,139 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 - Kienast Walter: Der Herzogstitel in Deutschland und Frankreich (9. bis 12. Jahrhundert). R. Oldenbourg Verlag München - Wien 1968 - Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 - Lechner Karl: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar 1992, Seite 46,313 A 16 - Mertens, Dieter: Vom Rhein zur Rems. Aspekte salisch-schwäbischer Geschichte, in Die Salier und das Reich Band 1 Seite 221-253, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992 - Pleticha, Heinrich: Deutsche Geschichte in 12 Bänden. Verlagsgruppe Bertelsmann GmbH/Lexikothek Verlag GmbH, Gütersloh 1982 - Pohl Walter: Die Welt der Babenberger. Schleier, Kreuz und Schwert, hg. von Brigitta Vacha, Verlag Styria, Seite 73,82 - Schneidmüller Bernd/ Weinfurter Stefan (Hrsg.): Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung "Otto der Große, Magdeburg und Europa" Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001 Seite 271,279 - Schreibmüller, Hermann: Die Ahnen Kaiser Konrads II. und Bischof Brunos von Würzburg, in Herbiopolis Jubilans. 1200 Jahre Bistum Würzburg Festschrift zur Säkularfeier der Erhebung der Kiliansreliquien Würzburger Diözesangeschichtsblätter 14/15, 1952, Seite 206-212 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 260, 269,272,298, 305 - Schwarzmaier Hansmartin: Von Speyer nach Rom. Wegstationen und Lebensspuren der Salier. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992, Seite 17,26,28-40,45-49,51,121 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 12 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 144,218,220,226,242 - Trillmich Werner: Kaiser Konrad II. und seine Zeit. Europa Union Verlag Bonn 1991 Seite 127 - Weinfurter Stefan: Heinrich II. Herrscher am Ende der Zeiten. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1999 Seite 37,39,62,193,230 - Weinfurter Stefan: Herrschaft und Reich der Salier. Grundlinien einer Umbruchszeit. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992 Seite 13-21 - Wolf Armin: Zur Königswahl Heinrichs II. im Jahre 1002. Verwandtschaftliche Bedingungen des Königswahlrechts. in: Genealogisches Jahrbuch Band 42 Verlag Degener & Co. Neustadt a.d.Aisch 2002, Seite 5-88 - Wolfram, Herwig: Konrad II. 990-1039. Kaiser dreier Reiche. C.H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München 2000 Seite 35-45,48,50,54,68,91,199,291,338 -

    Neue Deutsche Biographie - Otto von Worms

    Herzog von Kärnten (978–85 u. 1002-04), Markgraf von Verona, † 4.11.1004, ⚰ Bruchsal (?).

    Noch minderjährig, ist O. bereits 956 als Graf im Nahegau nachweisbar. Durch Vereinigung zahlreicher Grafschaften in seiner Hand (u. a. im Speyer-, Worms-, Nidda- und Elsenzgau) erweiterte er die einflußreiche Stellung seiner Familie zu einer umfassenden herzogsgleichen Adelsherrschaft an Mittel- und Oberrhein mit den politisch-religiösen Zentren Worms, St. Lambrecht und St. Philipp in Zell. 978 berief Kaiser Otto II. im Zuge seiner politischen Neuordnung im Süden des Reiches nach dem Aufstand Hzg. Heinrichs („des Zänkers“) von Bayern O. zum Herzog von Kärnten und Markgrafen von Verona – allerdings unter Aufgabe wichtiger Bann-, Zoll- und Gerichtsrechte in Worms (979). Die reichspolitisch gebotene Wiedereinsetzung Heinrichs „des Zänkers“ als Herzog von Bayern 985 zwang O. – unter Wahrung seines dux-Titels – zum Verzicht auf Kärnten und Verona, wofür er durch die Übertragung des Königshofs Lautern und Wasgauforsts sowie von Besitzungen und Rechten (Vogtei) des Reichsklosters Weißenburg entschädigt wurde. Nach dem Tode Heinrichs „des Zänkers“ 995 restituierte Otto III. die Mgfsch. Verona und trug O. zudem die Mark Friaul auf (Engels). Von den zeitlebens sehr engen Beziehungen zum otton. Herrscherhaus zeugen auch O.s Tätigkeit als kaiserl. missus und seine Teilnahme an den Italienzügen von 996, 998, 1001/2 und 1004. Nach dem Tod Ottos III. 1002 gehörte O. neben Hzg. Heinrich von Bayern, dem späteren Kg. Heinrich II., Hzg. Hermann von Schwaben und Ekkehard von Meißen zu den Bewerbern um die Nachfolge. Seinen – freiwilligen – Verzicht auf die Thronkandidatur belohnte Heinrich II. mit der neuerlichen Übertragung des Hzgt. Kärnten, doch drängte er ihn, das alte salische Herrschaftszentrum in Worms, die Grafenburg, im Tausch gegen den Königshof Bruchsal und den Königsforst Lußhardt dem kgl. Parteigänger, Bf. Burchard I. († 1025), zu überlassen.

    Literatur
    ADB 24; C. Fräss-Ehrfeld, Gesch. Kärntens, I, 1984, S. 112-14; E. Hlawitschka, Unterss. zu d. Thronwechseln d. ersten Hälfte des 11. Jh., 1987, S. 75 f., 80-82; M. Grünewald, Die Salier u. ihre|Burg zu Worms, in: Burgen d. Salierzeit, II, 1991, S. 113-23; St. Weinfurter (Hg.), Die Salier u. d. Reich, 21992; ders., Herrschaft u. Reich d. Salier, 21992, S. 13-21; O. Engels, Überlegungen zur otton. Herrschaftsstruktur, in: B. Schneidmüller u. St. Weinfurter (Hg.), Otto II. – Heinrich II., Eine Wende?, 1997, S. 300-03; Lex. MA.


Generation: 2

  1. 2.  von Lothringen, Konrad wurde geboren in 922; gestorben am 10 Aug 955 in Augsburg [86150],Augsburg,Bayern,Deutschland; wurde beigesetzt in Worms [67547],Worms,Rheinland-Pfalz,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Nahegau (Grafschaft),Deutschland; Graf im Nahegau
    • Titel/Amt/Status: Niddagau,Deutschland; Graf im Niddagau
    • Titel/Amt/Status: Speyergau (Grafschaft),Deutschland; Graf im Speyergau
    • Titel/Amt/Status: Wormsgau (Grafschaft),Deutschland; Graf im Wormsgau
    • Titel/Amt/Status: 944-954, Lothringen,Frankreich; Herzog von Lothringen

    Notizen:

    Konrad der Rote
    Herzog von Lothringen (944-954)
    Graf im Speyer-, Worms- und Nahegau
    um 922-10.8.955 bei Augsburg Begraben: Worms, Dom
    Sohn des Grafen Werner V. vom Worms- und Speyergau und der Hicha von Schwaben, Tochter von Herzog Burchard II.

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 1344

    Konrad der Rote, Herzog in Lothringen 944-953
    * ?, + 10. August 955 gefallen Begraben: Worms, Dom
    Vater: Graf Werner im Worms- und Speyergau
    Mutter: ?
    oo 947 ? Liutgard (+ 953), Tochter König OTTOS I.

    Als Nachfahre der aus Mittellothringen an den Rhein seit dem 8. Jh vordrängenden SALIER verfügte Konrad der Rote über die Grafschaften im Wormsgau, Speyer- und Nahegau sowie in der Wetterau. Durch die Niederlage der mit den SALIERN versippten KONRADINER in deren Auseinandersetzungen mit König OTTO I. wurde Konrads Position am Mittelrhein, verstärkt durch Reichsgut und Vogteien über Kirchenbesitz, in der Kooperation mit dem König weiter gefestigt und im Mayernfeld ausgebaut. Bereits als Jüngling (adolescens) erhielt Konrad der Rote 944 das Herzogtum Lothringen; durch die Vermählung mit Liutgard wurde seine Verbindung zum Herrscherhaus noch enger. Gegenüber dem Erzbischof Friedrich von Mainz trat Konrad der Rote als Rivale um die Macht am Mittelrhein auf. Dass er in Bingen, Mainz und Speyer Münzen schlagen ließ, ist wichtiges Indiz seiner Stärke. Mittelpunkt seiner Machtstellung und Grablege der Sippe war Worms. Am ersten Italienzug OTTOS 951 nahm Konrad der Rote teil, kehrte jedoch rasch wieder nach Deutschland zurück. Die Gründe für seine Beteiligung am Aufstand Liudolfs und das kriegerische Auftreten am Rhein dürften im Widerstand gegen das autokratische Regiment des Herrschers und in Hofintrigen zu suchen sein. Noch vor Liudolf suchte Konrad der Rote im Sommer 954 den Ausgleich mit dem königlichen Schwiegervater und unterwarf sich in Langenzenn. Allerdings verlor er sein lothringisches Herzogtum und mußte die Hoffnungen auf eine Wiederherstellung des ehedem konradinischen Herzogtums in Franken aufgeben. Für die weitere Zukunft gehalten werden konnte die Dukatstellung im Wormser Raum als eine der Grundlagen salischer Reichsherrschaft. Als Anführer des fränkischen Aufgebotes fiel Konrad der Rote am 10. August 955 in der Schlacht auf dem Lechfeld.

    Literatur:
    H. Büttner, Zur Gesch. des Erzstiftes Mainz im 10. Jh. (Jb. für das Bm. Mainz 2, 1947), 260-273, bes. 266 - H. Werle, Das Erbe des sal. Hauses [Diss. masch. Mainz 1952], 35 ff., 221ff., 230-243 - Ders., Titelhzm. und Hzg.sherrschaft, ZRGGerm Abt 73, 1956, 225-229, bes. 239-264 - Ders., Das Saliergut an Mittel- und Oberrhein (944-1125) (Pfalzatlas, Textbd. 1, hg. W. Alter, 1964), 105-110, Karte 4 - W.-A. Kropat, Reich, Adel und Kirche in der Wetterau ..., 1964, 42ff., 152ff., 200 - L. Falck, Mainz im frühen und hohen MA, 1972, 57-61, 65, 72-80 - E. Boshof, Die Salier, 1987, 7-20, 30ff. - St. Weinfurter, Herrschaftslegitmation und Kg.sautorität im Wandel (Die Salier und das Reich, I, hg. Ders., 1991), 55-96, bes. 64ff. - I. Heidrich, Bf.e und Bf.skirche von Speyer (ebd II), 187-244, bes. 188ff.

    Althoff Gerd: Seite 381, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen."

    H 26
    Lü: 10.8. Conradus dux + 955 Konrad der Rote
    Me: 10.8. Conrad dux

    Konrad fiel auf dem Lechfeld. Zu seiner Beteiligung am Aufstand Liudolfs (H 32), an dem auch die BILLUNGER Wichmann der Jüngere (G 127) und Egbert der Einäugige (G 33) beteiligt waren, vgl . BO Nr. 235a; Spoemberg, Lothringische Politik, Seite 50f. Die Teilnehmer an diesem Aufstand fanden zahlreich Aufnahme ins billungische Totengedenken; siehe dazu ausführlich oben Seite 79ff.
    Konrad war ferner als Gemahl von Liudgard (K 43) Schwiegersohn OTTOS DES GROSSEN. Ins Merseburger Necrolog wurde sein Name jedoch nicht mit der Ergänzungsschicht, sondern schon früher eingetragen. Zu den früheren Einträgen siehe oben Seite 154f.
    Allg. siehe FW H 18 mit weireren Hinweisen; zum Todesdatum: BO Nr. 240g.

    Glocker Winfrid: Seite 279, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    V, 5 LIUTGARD
    * c 931, + 953 XI 18
    c 947 oo Konrad ("der Rote"), Graf im Nahegau, Wormsgau und Speyergau

    Liutgard ist als Tochter König OTTOS I. und dessen erster Gemahlin Edgith bezeugt bei Widukind I c. 37, S. 54, durch Hrotsviths Gesta Oddonis v. 420 f. und den Annales Quedlinburgenses a. 946, SS III 56.
    Liutgard wird in der Literatur gemeinhin als nach ihrem Bruder geboren eingereiht, da sie in den Quellenerwähnungen immer an zweiter Stelle genannt wird; vgl. dazu Köpke-Dümmler S. 12.
    Ihr Todestag ist im Merseburger Nekrolog genannt (vgl. Althoff, Adelsfamilien Kommentar K 43); ihr Todesjahr überliefert der Continuator Reginonis a. 953, S. 167.
    Ebenfalls bei Continuator Reginonis a. 947 ist das Jahr der Heirat der Königs-Tochter Liutgard mit Herzog Konrad dem Roten genannt. Dieser war der Sohn des Grafen Werner, der seinerseits bereits im Wormsgau, Speyergau und Nahegau amtierte; diese Filiation ist in der Urkunde Konrads vom 946 III 13 (Druck: UB. Speyer, Nr. 4) bezeugt.
    Zur Familie Konrads des Roten vgl. außerdem Metz, Miszellen S. 24 ff., und Hlawitschka, Kuno S. 43. Konrads Geburtsjahr ist nicht einfach zu bestimmen: der Vater verstarb 920, doch wird sein Sohn Konrad noch 944 als "adolescens" genannt.
    Zur Amtsstellung Konrads des Roten vor seiner Erhebung zum lothringischen Herzog vgl. Köpke-Dümmler S. 101, Anm. 5.
    Liutgards Gemahl überlebte seine Ehefrau und fiel in der Schlacht auf dem Lechfeld; dazu die Belege bei BO 240g.

    Schwennicke Detlev: Tafel 12, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    KONRAD DER ROTE
    + gefallen auf dem Lechfeld 10. VIII 955 Begraben: Worms Dom

    941 Graf im NAHE-, WORMS-, SPEYER- und NIDDAGAU
    942/45 Graf in FRANKEN
    945/54 HERZOG VON LOTHRINGEN abgesetzt
    944 adolescens

    oo 947 LIUTGARD VON SACHSEN (LIUDOLFINGER) * 931, + 18. XI 953
    Tochter von OTTO I. DEM GROSSEN, Begraben: St. Albans vor Mainz

    Konrad, der die Grafschaften seines Vaters übernommen und eine weitere im Niddagau erhalten hatte, war nach 939 einer der mächtigsten Großen in Franken. Er nahm nach dem Tode des Herzogs Eberhard in Franken eine herzogliche Stellung ein, bekam vom Erzbischof von Trier das Remigisland und besaß unter anderem auch Waiblingen, wonach seine Familie auch in den Quellen genannt wurde. Da diesen Ort später die STAUFER erbten, ging diese Bezeichnung auf sie über, woraus sich später "Ghibellinen" aus dem Italienischen entwickelte. Er erwarb Bad Dürkheim, war aber ansonsten als Territorialherr kaum greifbar. Er erschien bereits 941 im engsten Gefolge des Königs und trug wesentlich zur Aufdeckung der Verschwörung des Königs-Bruders Heinrich und der Bestrafung der Empörer bei. 944 wurde Konrad von OTTO I. als Herzog von Lothringen eingesetzt. Da er bei den lothringischen Großen als Fremder wenig Sympathie fand, konnte er seine Stellung nur mit Unterstützung des Königs behaupten. In dessen Auftrag vermittelte er wiederholt zwischen Ludwig IV. von Frankreich und seinen rebellischen Vasallen. Ehrgeiz und Machtbewußtsein waren Konrads des Roten hervorstechendste Charaktereigenschaften, wobei seine Geltung und Macht auf der engen Bindung an die Zentralgewalt beruhten. 951 blieb er als Statthalter in Italien zurück und als auf dem Reichstag zu Augsburg im August 952 sein mit Berengar von Ivrea ausgehandelter Frieden verworfen wurde, schloß er sich 953 der Empörung seines Schwagers Liudolf an, die sich vor allem gegen den Einfluß Heinrichs von Bayern und der Königin Adelheid am Hofe richtete. Konrad unterwarf sich nach dem Scheitern der Empörung im Juni 954 auf einem Reichstag zu Langenzenn bei Fürth dem König, der ihm das Herzogtum Lothringen und alle Reichslehen absprach. Daraufhin zwangen ihn die Lothringer sofort, das Land zu verlassen. Nach seiner Unterwerfung wurde er wieder in Gnade aufgenommen und trat vor allem als Feldherr hervor. Schon 954 unterstützte er den Markgrafen Gero gegen die Slawen. Er wurde in der Schlacht auf dem Lechfeld von OTTO I. mit der Leitung des fränkischen Aufgebots beauftragt und wurde durch einen Pfeilschuß in den Hals tödlich verwundet, als er den Helm abnahm. Er suchte wohl den Tod. Mit Konrads Scheitern war die Möglichkeit der Entstehung eines rheinfränkischen Herzogtums zunächst zunichte gemacht.

    Trillmich Werner: Seite 126, "Kaiser Konrad II. und seine Zeit"

    Trotz seiner Jugend leistete Konrad der Rote durch diplomatisches Geschick und militärisches Geschick König OTTO I. wertvolle Dienste. 942 beteiligte sich der SALIER am Zustandekommen des Friedens von Vise, in dem Frankreich auf Lothringen verzichtete. Zum Dank erhielt er 944 die Herzogswürde des unruhigen Landes. Diese Auszeichnung stellte ihn allerdings vor Aufgaben, an denen der Königs-Bruder Heinrich gescheitert war, denn der größte Teil des Adels lehnte den wegen seiner Strenge wenig geschätzten Herrn aus Rheinfranken ab, und Konrad besaß in dem an Krongut arm gewordenen Lande keinerlei Rückhalt an Allodien oder eigenen Vasallen. Um ihn sich fest zu verpflichten, gab ihm OTTO DER GROSSE 947 seine Tochter Liutgard zur Frau, die Schwester Liudolfs, des designierten Thronfolgers, der 950 als Herzog von Schwaben das Erbe des Schwiegervaters antrat. Die blutigen Fehden in Frankreich dauerten an, die Konrad immer wieder zum Eingreifen nötigten, bis es den Deutschen 950 nochmals gelang, Frieden zu stiften. Vom Italienzug heimkehrend ließ OTTO I. Konrad, den bewährten Schwiegersohn, in Pavia zurück, und der verbürgte sich wenige Wochen später für die Anerkennung des besiegten Usurpators Berengar als König, falls er OTTO huldige. Der LIUDOLFINGER aber, beraten durch seinen Bruder Heinrich und Adelheid, dachte nicht daran, dem Gegner so weit entgegenzukommen. Er nötigte ihn, dem Bayern-Herzog das östliche Drittel Italiens abzutreten: Trient, Verona, Friaul und Istrien. Konrad empfand eine so rücksichtslose Nichtachtung der von ihm verbürgten Zusage an den Lombarden als tiefe, ungerechtfertigte, ehrverletzende Kränkung. Deshalb verständigte er sich mit Liudolf, der nach ruhmlosen Zurückweichen aus dem Süden in wachsender Sorge um sein Anrecht auf den Thron, Stiefmutter und Oheim als gefährliche Gegner betrachtete. 953 kam es zum Aufstand der beiden Herzöge, dem sich viele Unzufriedene anschlossen. Zwar ging Lothringen sofort an den König verloren, aber in S-Deutschland waren die Empörer zunächst sehr erfolgreich. Ins Unrecht setzten sie sich vor aller Welt dadurch, dass sie mit ungarischen Heerhaufen paktierten, ohne die heidnischen Bundesgenossen an Ausschreitungen hindern zu können. Nun wandte sich das Kriegsglück. Im Juni 954 unterwarf sich Konrad dem Herrscher zu Langenzenn unter der einzigen Bedingung, nichts Unehrenhaftes gegen die bisherigen Freunde unternehmen zu müssen. Er verlor Herzogswürde und Reichslehen. Seine Allodien blieben ihm ungeschmälert erhalten. Während der Herbstmonate, die der kriegskundige Mann in ehrenvoller Haft bei Markgraf Gero im östlichen Sachsen verbrachte, beteiligte er sich an einem Feldzug gegen die slawischen Ukrer. 955 unterstand ihm bereits wieder der gegen die Ungarn aufgebotene rheinfränkische Heerbann. In der Schlacht auf dem Lechfeld fand er, tapfer kämpfend, den Tod. Sein Grab birgt der Wormser Dom.

    Schreibmüller Hermann: Seite 204-206, "Ahnen Konrads II."

    Mit der wuchtigen Persönlichkeit Konrads des Roten [von der "hochgeröteten Gesichtsfarbe"], des außergewöhnlich tüchtigen Herzogs von Lothringen, beginnt in der dreigipfligen Geschichte der SALIER der zweite Höhepunkt. Sein Vater Wernher war Graf im Nahe-, Speyer- und Wormsgau gewesen; man wäre wegen des zeitlichen Abstandes fast versucht zwischen Wernher und Konrad noch eine Generation einzuschieben. Der in der SALIER-Sippe neue Name Konrad erklärt sich sehr wahrscheinlich aus einer Eheverbindung mit den mittelrheinischen "KONRADINERN", ohne dass sich die Art dieser Verbindung näher bestimmen ließe. W. Schlesinger hat das Emporkommen Konrads "bemerkenswert" gefunden, denn er allein erscheine in den Jahren 942 bis 945 als Graf in Franken; erst nachdem er das Herzogtum Lothringen erhalten habe, tauchten in Franken Grafen in größerer Zahl auf, unter anderem sein Sohn Otto. Seit 942 ist der damals noch sehr junge Konrad, der noch 944 als adulescens bezeichnet wird, als Graf in rheinischen Gauen bezeugt, zuerst im Nahegau. Bei OTTO DEM GROSSEN stand Konrad früh in ungewöhnlicher Geltung: 944 ernannte er ihn zum Herzog in dem schwer zu behandelnden Lothringen. In kurzer Zeit löste er diese schwierige Aufgabe so glänzend, dass ihn der König in sein Haus aufnahm und ihm 947 oder vielleicht schon früher seine 931 geborene Tochter Liutgard zur Frau gab. Wie immer steigerte dieser Zufluß königlichen Blutes auch Konrads Adelstum; ebenso war es später bei dem Pfalzgrafen Ehrenfried oder Ezzo. Diese Verbindung, die nicht glücklich endete, brachte in das salische Geschlecht die neuen Namen Otto und Heinrich. Wie kein zweiter verdiente Konrad die ihm erwiesenen Ehren, denn zweifellos war er, wie Ranke bemerkt hat, "das bedeutendste militärisch-politische Talent um König OTTO", aber auch in der ganzen Geschichte der SALIER. Konrad war auch zu diplomatischen Sendungen verwendbar, ein tapferer Bekämpfer der Wenden, aber auch eigenwillig und trotzig, im ganzen mehr gefürchtet als geliebt. 953 beteiligte er sich am Aufstande Liudolfs gegen seinen Vater; wir sind in den letzten Jahren darüber belehrt worden, dass wir solchen "Hochverrat" nicht mit unseren Augen betrachten dürfen, sondern mit denen des Mittelalters: als trotziges Behaupten eines uralten, adeligen Eigenrechts. Wie uns Widukind sicher zuverlässig, mitteilt, beklagte der Herrscher, tiefgetroffen, den Abfall Konrads, den er "aus mittlerer Stellung zum höchsten Ehrengrad emporgeführt habe, und entsetzte ihn seines Herzogtums. Bezeichnend aber ist, dass er ihn bald wieder zu Gnaden aufnahm; Ähnliches ist in der Geschichte des Mittelalters nicht eben selten. In der Schlacht auf dem Lechfeld hat Konrad durch seinen Tod seine "Schuld" gebüßt, wenn das Mittelalter in seinem Tun überhaupt eine solche gesehen hat.
    Als Territorialpolitiker wird Herzog Konrad, dem nur eine kurze Lebenszeit beschieden war, nicht deutlich erkennbar. Mehrfach, in den Jahre 945 und 947, erscheint er als "Graf und Herzog" zugleich. Eine besondere Betrachtung verdient die vielerörterte Urkunde vom 13. März 946, deren Original verloren ist; sie ist nur aus einem Karlsruher Kopialbuche bekannt. Ihre Echtheit ist bestritten worden, sicherlich aber enthält sie sehr altertümliche Bestandteile. Die Urkunde ist im Text als "traditio" das heißt Übergabe bezeichnet, und sie ist es im doppelten Sinn: im ersten Teil übergibt Konrad dem Bischofe von Speyer Hörige, in besonders auffälliger Weise die Münzprägung, einen Bauplatz, das Recht des Salz-, Pech-, Pflicht- und Ohmpfennigs, vier Hufen in Luzheim, die "Gesamtgewalt" inner- und außerhalb der Stadt Speyer, das Recht, gegen Diebe einzuschreiten, und gewisse Rechte gegenüber den Kaufleuten. Alles, was Konrad der Speyerer Kirche übergibt, stammt aus "königlicher Übergabe und Schenkung" an die SALIER und war bis dahin Konrads Erbgut. Mit "parentes" sind nicht Konrads Eltern gemeint, sondern seine Vorfahren, von denen er das genannte Erbgut überkommen hat.
    Ob wir dabei über Konrads Vater, den Grafen Wernher, noch zurückkommen können, wird leider nicht ersichtlich, da weder frühere Könige noch salische Ahnen über Wernher hinaus hier mit Namen genannt werden. Jedenfalls aber erkennt man, dass Speyer im Jahre 946 schon längere Zeit eine "königliche" Stadt im vollen Sinne des Wortes war, wo der König umfangreichen Besitz und ergiebigste Rechte besessen hatte, die aber früh an das Hauptgeschlecht im Speyergau, die SALIER, gekommen waren. Auffällig könnte erscheinen, dass die SALIER schon so frühe gerade in Speyer begütert waren, da doch noch im 10. Jahrhundert die eigentliche SALIER-Stadt nicht Speyer war, sondern Worms.
    Im zweiten Teile der Urkunde beschenkt oder belehnt der Speyerer Bischof den Herzog Konrad mit gewissen Gütern in Rodersheim, Dürkheim (Thuringeheim) und Erpolzheim.
    Von den Brüdern, die in der wichtigen Urkunde bloß allgemein ohne Anzahl und Namen als zustimmend zweimal erwähnt werden (das zweite Mal mit ihrem Zehntrecht in Dürkheim), ist keine weitere Spur erhalten! Die 946 genannten Brüder müßten damals sehr jung gewesen sein; wenn ihre Erwähnung ein echter Teil der Urkunde ist, würde die Vermählung Konrads mit Liutgard in das Jahr 944 rücken, also gleichzeitig sein mit seiner Erhebung zum Herzog von Lothringen. Der Versuch von H. Baldes, die Grafen Udo und Hermann, die 963/64 bezeugt sind, als SALIER zu betrachten, dürfte schon deswegen gescheitert sein, da die Namen der beiden durchaus konradinisch, also unsalisch sein; ein konradinisches Paar Udo und Hermann ist bereits 949 gestorben.


    947 oo Liutgard von Sachsen, Tochter des Königs OTTO I. 931-18.11.953

    Kinder:
    - Otto Herzog von Kärnten um 948-4.11.1004


    Literatur:
    Adalbert: Fortsetzung des Regino a. 947 - Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 60,79,81,83,86, 91,158,381 H 26 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 90,92,95,99-107 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lothringen im 10. Jahrhundert, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 100-102,105-129,141,145,147,157,154,160,169,173,177,190 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 62,71-73,75,79,115,157 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 7,10-17,19,30 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 23,64,66,69,186,222,227,229,241/Band III Seite 490 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 184, 412,416 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 14,18,22,24 - Giesebrecht Wilhelm von: Geschichte der deutschen Kaiserzeit. Band 1- Band 6, Mundus Verlag 2000 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 127,131, 137,143-151,153-159,161,169-173,251 - Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 - Körntgen, Ludger: Ottonen und Salier. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2002 -Pleticha, Heinrich: Deutsche Geschichte in 12 Bänden. Verlagsgruppe Bertelsmann GmbH/Lexikothek Verlag GmbH, Gütersloh 1982 - Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg.): Otto III. - Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 276,279,290 - Schneidmüller Bernd/ Weinfurter Stefan (Hrsg.): Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung "Otto der Große, Magdeburg und Europa" Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001 Seite 158,161 - Schreibmüller, Hermann: Die Ahnen Kaiser Konrads II. und Bischof Brunos von Würzburg, in Herbiopolis Jubilans. 1200 Jahre Bistum Würzburg Festschrift zur Säkularfeier der Erhebung der Kiliansreliquien Würzburger Diözesangeschichtsblätter 14/15 1952 Seite 204-206 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 138,177,186, 189-192,194,269,298,331 - Schwarzmaier Hansmartin: Von Speyer nach Rom. Wegstationen und Lebensspuren der Salier. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992, Seite 8,14,17,20-28,36,47,121 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 12 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 38,40,42,44,58,76, 218 - Trillmich Werner: Kaiser Konrad II. und seine Zeit. Europa Union Verlag Bonn 1991 Seite 126 - Weinfurter, Stefan: Herrschaftslegitimation und Königsautorität im Wandel: Die Salier und ihr Dom zu Speyer, in Die Salier und das Reich Band 1 Seite 55-97, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart 1981 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 9,18,117,119,128,135,138,153,158,167,176,180,188,235,273 - Wolfram, Herwig: Konrad II. 990-1039. Kaiser dreier Reiche. C.H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München 2000 Seite 36-40, 45,53,56,89,338 - Zimmermann, Harald: Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1976 -

    Neue Deutsche Biographie - Konrad der Rote

    Herzog in Lothringen, ⚔ 10.8.955 auf dem Lechfeld, ⚰ Worms.

    K. hatte die Grafschaften im Speyer-, Worms- und Nahegau, in denen der Großteil der salischen wie schon der widonischen Besitz- und Herrschaftsrechte lag, ebenso 947 die im Niddagau inne. Wohl seit 940 taucht er als Intervenient in den Urkunden Ottos I. auf und gehört 941 während der Verschwörung Heinrichs zu den engsten Vertrauten des Königs. 944, nach dem Tode Herzog Ottos, vertraute ihm Otto I. das Herzogtum Lothringen an. Damit wurden die Verhältnisse im Westen des Reiches in Anbetracht der Umstände relativ gefestigt, und K. griff im Sinne des Königs mehrfach in die wesffränkischen Wirren zwischen den beiden Schwägern Ottos I., König Ludwig IV. und Herzog Hugo von Franzien, ein. K.s Vermählung mit Liutgard zeigt auf der einen Seite die auf des Herzogs Machtstellung im Mittelrheingebiet und seiner persönlichen Tüchtigkeit beruhende Wertschätzung des Königs, auf der anderen Seite fügt sie sich in dessen Bestrebungen ein, die Herzogtümer eng an seine Familie zu binden. 951 nahm K. am Zug Ottos I. nach Italien teil und wurde in Pavia als Stellvertreter des Königs zurückgelassen, um Berengar zu bekämpfen. Bei einem Ausgleich scheint er diesem Zugeständnisse gemacht zu haben, die Otto dann nicht anerkennen wollte. K. nahm dies als persönliche Kränkung auf und schloß sich der Empörung des Königssohnes Liudolf, seines Schwagers, an. Er verlor sein Herzogtum, das an den Bruder des Königs, EB Brun von Köln, gegeben wurde. Als 954 die Ungarn ins Reich einfielen, sollen die Aufständischen Verbindung mit ihnen gehabt haben. Von da an schwanden die Sympathien für die Empörer. Im Juni 954 unterwarf sich K. dem König. In der Schlacht auf dem Lechfeld hatte er als Anführer des fränkischen Aufgebotes maßgeblichen Anteil am Sieg über die Ungarn. Er selbst fiel in der Schlacht.

    Literatur
    ADB 16; Jbb. d. Dt. Gesch., Otto d. Gr.; H. Baldes, Die Salier u. ihre Untergrafen in d. Gauen d. Mittelrheins, Diss. Marburg 1913; H. Sproemberg, Die lothr. Pol. Ottos d. Gr., in: Rhein. Vj.bll. 11, 1941, S. 1-101; H. Werle, Das Erbe d. sal. Hauses, Diss. Mainz 1952, S. 210 ff. (ungedruckt); W. Metz, Miszellen z. Gesch. d. Widonen u. Salier, in: HJb. 85, 1965, S. 1-27.



    Begraben:
    Dom

    Gestorben:
    gefallen in der Schlacht auf dem Lechfeld

    Konrad heiratete von Sachsen, Liutgard in 947. Liutgard (Tochter von von Sachsen, Otto I. und von Wessex, Edgitha) wurde geboren in 931 in Magdeburg [39104],Magdeburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland; gestorben am 18 Nov 953; wurde beigesetzt in Mainz [55127],Mainz,Rheinland-Pfalz,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 3.  von Sachsen, Liutgard wurde geboren in 931 in Magdeburg [39104],Magdeburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland (Tochter von von Sachsen, Otto I. und von Wessex, Edgitha); gestorben am 18 Nov 953; wurde beigesetzt in Mainz [55127],Mainz,Rheinland-Pfalz,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Lothringen,Frankreich; Herzogin von Lothringen

    Notizen:

    Liutgard von Sachsen
    Herzogin von Lothringen
    931-18.11.953 Magdeburg Begraben: Mainz St. Alban
    Einzige Tochter des Königs OTTO I. DER GROSSE aus seiner 1. Ehe mit der Edgitha von England, Tochter von König Eduard dem Älteren

    Lexikon des Mittelalters: Band V Seite 2040

    Liutgard
    * 931 Magdeburg, + 18. November Mainz Begraben: Mainz St. Alban
    Vater:
    König OTTO I.
    Mutter:
    Edgith, Tochter Eduards des Älteren von England

    Wie ihr Bruder Liudolf für dynastische Verbindungen mit den Großen im Westen und Süden des Reiches ausersehen, wurde Liutgards Lage, seit 947 Gemahlin Konrads des Roten, infolge der Aufstände von Gemahl und Bruder schwierig.
    Sie konnte weder Konrads Empörung gegen OTTO noch dessen Angriff auf die Stellung des Mainzer Erzbischofs Friedrich verhindern. Ihrer Ehe entsproß ein Sohn Otto, später zeitweise Herzog von Kärnten und Rivale HEINRICHS II. vor der Königswahl 1002.

    Literatur:
    R. Holtzmann, Gesch. der sächs. Ks.zeit, 1941, 111,141,159,169,223, 263, 384 - H. Spromberg, Die lothr. Politik Ottos d. Gr., RhVjbll 11, 1941, 1-101, bes. 36ff. - Otto d. Gr. hg. H. Zimmermann (WdF 450, 1976), 56-69, bes. 60 [G. Wolf], 70-136, bes. 130f. [H. Neumann].

    Glocker Winfrid: Seite 279, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    V, 5 LIUTGARD
    * c 931, + 953 XI 18

    c 947 oo Konrad ("der Rote"), Graf im Nahegau, Wormsgau und Speyergau

    Liutgard ist als Tochter König OTTOS I. und dessen erster Gemahlin Edgith bezeugt bei Widukind I c. 37, S. 54, durch Hrotsviths Gesta Oddonis v. 420 f. und den Annales Quedlinburgenses a. 946, SS III 56.
    Liutgard wird in der Literatur gemeinhin als nach ihrem Bruder geboren eingereiht, da sie in den Quellenerwähnungen immer an zweiter Stelle genannt wird; vgl. dazu Köpke-Dümmler S. 12.
    Ihr Todestag ist im Merseburger Nekrolog genannt (vgl. Althoff, Adelsfamilien Kommentar K 43); ihr Todesjahr überliefert der Continuator Reginonis a. 953, S. 167.
    Ebenfalls bei Continuator Reginonis a. 947 ist das Jahr der Heirat der Königs-Tochter Liutgard mit Herzog Konrad dem Roten genannt. Dieser war der Sohn des Grafen Werner, der seinerseits bereits im Wormsgau, Speyergau und Nahegau amtierte; diese Filiation ist in der Urkunde Konrads vom 946 III 13 (Druck: UB. Speyer, Nr. 4) bezeugt.
    Zur Familie Konrads des Roten vgl. außerdem Metz, Miszellen S. 24 ff., und Hlawitschka, Kuno S. 43. Konrads Geburtsjahr ist nicht einfach zu bestimmen: der Vater verstarb 920, doch wird sein Sohn Konrad noch 944 als "adolescens" genannt.
    Zur Amtsstellung Konrads des Roten vor seiner Erhebung zum lothringischen Herzog vgl. Köpke-Dümmler S. 101, Anm. 5.
    Liutgards Gemahl überlebte seine Ehefrau und fiel in der Schlacht auf dem Lechfeld; dazu die Belege bei BO 240g.

    Althoff Gerd: Seite 372, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    K 43 Me: 18.11. Liudgard filia imp(eratoris) Ottonis + 953

    Tochter OTTOS I., Gemahlin Konrads des Roten.
    Liutgard starb 953 während der Beteiligung Konrads am Aufstand Liudolfs gegen ihren Vater OTTO DEN GROSSEN. Sie wurde, wie später Liudolf, in St. Albans in Mainz bestattet; vgl. Köpke-Dümmler, Otto der Große, S. 228; Metz, St. Alban in Mainz und die Liudolfinger S. 27 ff.

    Schwennicke Detlev: Tafel 10, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    LIUTGARD
    * 931, + 18. XI 953 Begraben: St. Alban vor Mainz
    oo um 947 KONRAD DER ROTE (SALIER) + auf dem Lechfeld gefallen 10. VIII 955
    942/45 Graf in Franken, 944-945 Herzog von Lothringen

    Hlawitschka; Eduard: Seite 142, "Kaiser Otto I." in: Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern.

    DIE NACHKOMMEN KAISER OTTOS I.
    AUS DER EHE MIT EDGITH VON ENGLAND

    3. LIUDGARD
    * ca. 931 + 18.11.953 Grabstätte: St. Albans in Mainz
    oo ca. 947 KONRAD DER ROTE, Herzog bvon Lothringen (944-954, abgesetzt) + 10.8.955 in der Lechfeldschlacht Grabstätte: Dom zu Worms

    Durch ihre kurze, aber nicht glückliche Ehe mit Konrad dem Roten wurde Liutgard zur Stammutter des salischen Kaisergeschlechts. Sie wurde in Mainz zu St. Alban beigesetzt. Durch sie kamen die liudolfingischen Namen Otto, Bruno und Heinrich in die Familie der SALIER.



    947 oo Konrad der Rote Herzog von Lothringen um 922-10.8.955

    Kinder:
    - Otto um 948-4.11.1004


    Literatur:
    Adalbert: Fortsetzung des Regino a. 947,953 - Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 157,372 K 43 - Annalen von Quedlinburg a. 946 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lothringen im 10. Jahrhundert, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 97,106,111, 134,181 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 62,84, 115,157 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 12,17,26 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 186,224, 227 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1998, Seite 14,18,20 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 279 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 65,91,123,129 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 26,44,75,80,82,174 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 111,141,159,169,223,263,384 - Hrosvit von Gandersheim - Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 138,161 - Köpke,Rudolf/ Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 186, 197,244,269,298,331 - Schwarzmaier Hansmartin: Von Speyer nach Rom. Wegstationen und Lebensspuren der Salier. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992, Seite 17,24,26,28 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 10 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 11 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 76,218 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart 1981 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 14,117,119,192,236,266,272 - Zimmermann, Harald: Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1976 Seite 56-69,70-136 -

    Begraben:
    St. Alban

    Kinder:
    1. 1. von Kärnten, Otto wurde geboren um 948; gestorben am 4 Nov 1004; wurde beigesetzt in Bruchsal [76646],Karlsruhe,Baden-Württemberg,Deutschland.


Generation: 3

  1. 6.  von Sachsen, Otto I.von Sachsen, Otto I. wurde geboren am 23 Nov 912 in Wallhausen [06528],Mansfeld-Südharz,Sachsen-Anhalt,Deutschland (Sohn von von Sachsen, Heinrich I. und von Ringelheim, Mathilde); gestorben am 7 Mai 973 in Memleben [6642],Burgenlandkreis,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Magdeburg [39104],Magdeburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Langobardenreich,Italien; König der Langobarden
    • Titel/Amt/Status: seit 2 Feb 962; Römischer Kaiser
    • Titel/Amt/Status: 936-973, Deutschland; Deutscher König

    Notizen:

    Neue Deutsche Biographie - Otto I. der Große

    Kaiser, * 22.11.912, † 7.5.973 Memleben, ⚰ Magdeburg, Dom.

    Jugend und Erziehung O.s, des ältesten Sohnes Heinrichs und Mathildes, liegen weitgehend im Dunkeln, bis der 919 zum König erhobene Vater ihn 929 in der sog. 'Hausordnung' (D H I 20) zum alleinigen Nachfolger im Königsamt bestimmte. Dieser Übergang von der karolingischen Herrschaftsteilung zur Praxis der Individualsukzession schuf das Problem einer angemessenen Versorgung der Brüder O.s, von denen 929 nur Brun mit der Bestimmung zum Geistlichen den Weg vorgezeichnet erhielt. Die Verheiratung mit einer angelsächs. Königstochter unterstrich zusätzlich die hervorgehobene Stellung des ältesten Sohnes. Im übrigen traten O. und Edgith zu Lebzeiten Heinrichs I. nicht weiter hervor, so daß über Formen einer Beteiligung an der Herrschaft nichts gesagt werden kann.

    Nach dem Tod des Vaters am 2.7.936 wurde die Nachfolge O.s innerhalb weniger Wochen realisiert, worüber ein detaillierter Bericht Widukinds von Corvey (II, 1-3) vorliegt. Die Darstellung ist in ihrer Faktizität bis heute umstritten. An seinem Beispiel werden die Rahmenbedingungen, die Möglichkeiten und Grenzen von Erinnerung in oralen oder semioralen Gesellschaften diskutiert. Der Bericht akzentuiert folgende Sachverhalte: Aufgliederung der Königserhebung in weltliche und geistliche Akte; Königssalbung in Anknüpfung an karolingische Tradition und im Unterschied zum Vater; Krönungsmahl des ganzen populus mit dem König, bei dem die Herzöge dienend die sog. Erzämter ausübten. Daß mit diesen zeremoniellen Akten eine vom Vater unterschiedliche Herrschaftsauffassung adäquaten Ausdruck fand, zeigten schon die ersten Regierungshandlungen des neuen Königs. Bei der Vergabe von Ämtern überging er bewußt erblich begründete Ansprüche (Hermann Billung, Mgf. Gero, Söhne Arnulfs v. Bayern); in Adelsfehden griff er mit Schmachstrafen ein (Hzg. Eberhard). Die Herzöge und Hochadeligen, die mit dem Vater durch Freundschaftspakte und Verwandtschaft verbunden gewesen waren, empfanden O.s Betonung seines königlichen Vorrangs bei der Ämtervergabe als Herabsetzung; sie suchten und fanden Unterstützung bei dem Halbbruder und dem Bruder des Herrschers, Thankmar und Heinrich. Es begann eine Serie von ‚Aufständen’ gegen O., die seine Herrschaft zwischen 937 und 941 mehrfach in tiefe Krisen stürzte. Der Widerstand gegen O.s neue Herrschaftspraxis wurzelte in einem Rechtsbewußtsein, das sich zu bewaffnetem Widerstand auch gegen den König berechtigt glaubte, wenn dieser Gewohnheiten veränderte. Mit Geschick und Glück gelang es O., die Krisen zu meistern, wobei er seinen hochadeligen Gegnern nach Genugtuungsleistungen herrscherliche clementia gewährte und sie mehrfach sogar in ihrer früheren Stellung beließ bzw. nach der Vergebung neue ehrenvolle Aufgaben zuwies, wie etwa dem Königsbruder Heinrich das Hzgt. Bayern. Es etablierte sich eine Praxis gütlicher Konfliktbeilegung, die darauf gründete, das Gesicht beider Seiten zu wahren.

    Den Krisen folgte ein Jahrzehnt weitgehend ruhiger Herrschaftsausübung (941–51). Einen gewissen Höhepunkt dieser Zeit markiert die Synode von Ingelheim (948), die im Beisein der Könige O. und Ludwig von Westfranken unter Vorsitz des päpstl. Legaten in den westfränk. Thronstreit und in die Auseinandersetzungen um den Reimser Erzstuhl eingriff. Mit der Gründung mehrerer Missionsbistümer (Brandenburg, Havelberg, Ripen, Schleswig, Aarhus) in dieser Zeit deuteten sich zukünftige Initiativen des Herrschers bereits an. Sie wurden jedoch verzögert durch eine zweite Konfliktphase, die 951/52 wieder durch eigene Familienangehörige in Verbindung mit Teilen des Hochadels ausgelöst wurde: Protagonisten des Widerstands waren dieses Mal Sohn und Schwiegersohn des Königs, die Herzöge Liudolf von Schwaben und Konrad von Lothringen. Die Ursachen für die zweite Krise sind komplex: Einmal war O. 952 von ital. Großen gerufen worden, die langobard. Königskrone zu übernehmen. Er leistete diesem Ruf Folge und heiratete die Königinwitwe Adelheid in zweiter Ehe, nachdem Edgith bereits 946 verstorben und in Magdeburg beigesetzt worden war. Adelheid gebar 952 den ersten Sohn, was den bereits designierten Nachfolger Liudolf in Zweifel gestürzt haben könnte, ob seine Nachfolge durch diesen neuen Königssohn in Frage gestellt würde. Überdies waren eigenmächtige ital. Aktivitäten Liudolfs, mit denen er dem Vater helfen wollte, an Intrigen seines Onkels Heinrich gescheitert.

    Welches Motiv auch im Vordergrund stand, Liudolf entfernte sich zusammen mit Ebf. Friedrich von Mainz aus dem Heer des Königs in Italien und organisierte im thüring. Saalfeld Widerstand vornehmlich gegen Hzg. Heinrich, aber auch gegen seinen Vater, da dieser den Bruder und nicht den Sohn unterstützte. In Saalfeld hatten sich auch die ersten Widerstände gegen O. formiert. Der Widerstand verbreitete sich, als O. auch seinen Schwiegersohn, Hzg. Konrad den Roten, gegen sich aufbrachte. Dieser hatte den ital. Gegner O.s, Berengar, der selbst nach der Königskrone Italiens strebte, nach Magdeburg begleitet und ihm Zusicherungen gemacht, die O. nicht einzulösen gewillt war. Es wiederholten sich Kämpfe und Versuche gütlicher Beilegung dieses Zwistes wie in der Anfangsphase O.s, bis ein Einfall der Ungarn dazu zwang, die inneren Streitigkeiten zu beenden. Der Sieg auf dem Lechfeld (10.8.955), mit dem O. diesen Einfall erfolgreich abwehrte, erhöhte das Ansehen des siegreichen Herrschers so sehr, daß der Widerstand nicht fortgesetzt wurde. Hzg. Konrad fiel auf dem Lechfeld im Heer des Königs. Liudolf unterwarf sich dem Vater und wurde von ihm nach Italien gesandt, wo er 957 ebenfalls verstarb. Nach der Lechfeldschlacht veranlaßte O. Dankesfeiern in allen Kirchen des Reiches und führte den Sieg so auf die Hilfe Gottes zurück, die das Gottesgnadentum des Herrschers hatte sichtbar werden lassen. Gewiß nicht zufällig werden nach 955 mehr und mehr Stimmen vernehmbar, die auf den imperialen Charakter von O.s Königsherrschaft hinweisen. Im Zusammenhang mit dem Lechfeldsieg aktivierte O. auch seine Bemühungen um die Neugründung von Bistümern im Osten des Reiches, die in dem Plan der Errichtung des Erzbistums Magdeburg gipfelten. Diese Pläne beschäftigten den Herrscher fast bis an sein Lebensende, da sich im Reich und in Sachsen unterschiedlich motivierte Widerstände artikulierten. Es waren im wesentlichen die geistlichen Institutionen, die eigene Einbußen zugunsten der Neugründungen befürchteten. Bischöfe wie Wilhelm von Mainz und Bernhard von Halberstadt verzögerten die Realisierung der Pläne, indem sie kirchenrechtlich zulässig ihre Zustimmung verweigerten. Auch das Einvernehmen mit verschiedenen Päpsten und deren Unterstützung vermochten gegen diesen Widerstand nichts.

    Die Hilfestellung, die O. den Päpsten u. a. gegen den Usurpator Berengar gab, führte auch zur Erneuerung des westlichen Kaisertums. Am 2.2.962 salbte und krönte Papst Johannes XII. O. zum Kaiser, der so wiederum die karolingische Nachfolge antrat. Der Papst begründete O.s Befähigung zum Kaisertum ausdrücklich mit dessen Herrschaft über mehrere Völker, mit den Aktivitäten zur Ausbreitung des christlichen Glaubens und mit den Erfolgen im Kampf gegen die Heiden. Zuvor hatte O. seinen gleichnamigen Sohn 961 von den Großen zum Mitkönig erheben lassen. Im Pactum Ottonianum bestätigte der neue Kaiser direkt nach seiner Erhebung dem Papst Rechte in Rom und Mittelitalien, wurde durch das neue Amt jedoch auch mit so vielen neuen Problemen konfrontiert, daß er sich seit 962 mit kurzer Unterbrechung fast ausschließlich in Italien aufhielt. Im 19. Jh. ist leidenschaftlich über Sinn und Nutzen dieser Italienpolitik diskutiert worden. Unter dem Aspekt nationaler Interessen spielte man sie gegen die Ostpolitik aus, die durch die Fixierung auf Italien verhängnisvoll vernachlässigt worden sei. Diese Alternative war dem 10. Jh. gewiß fremd. O., an dem Gott nach den Vorstellungen der Zeit durch seine Hilfe Wunder bewirkt hatte, hatte sich vielmehr der Aufgabe gestellt, den Schutz der Kirche und die Ausbreitung des christlichen Glaubens als Kaiser zu fördern. Verwirklichen ließen sich die Pläne zur Gründung der Missionsbistümer im Osten mit dem Erzbistum Magdeburg an der Spitze jedoch erst 968, als Vakanzen in Mainz und Halberstadt dem Kaiser die Möglichkeit boten, den neuen Bischöfen vor ihrer Erhebung die Zustimmung zu den Änderungen abzuverlangen. Mit →Adalbert († 981), der zuvor als Geschichtsschreiber und Abt von Weißenburg gewirkt hatte, wurde ein Vertrauter Wilhelms von Mainz erster Erzbischof von Magdeburg. Es kennzeichnet wohl die Situation in Italien, daß sich O. nicht persönlich zu der feierlichen Amtseinführung nach Magdeburg begab, sondern bis 972 versuchte, in Italien geordnete Verhältnisse zu schaffen. 967 hatte er seinen Sohn Otto zum Mitkaiser erheben lassen; es folgten Feldzüge nach Kalabrien und Apulien sowie Gesandtschaften nach Byzanz, die dazu dienten, die Verhältnisse in Unteritalien zu klären sowie eine standesgemäße Braut für Otto II. zu finden. Dies gelang nach einer Palastrevolution in Konstantinopel; der Usurpator, Johannes Tsimiskes, schickte seine Nichte Theophanu, die 972 in Rom mit Otto vermählt wurde, wobei Papst Johannes XIII. sie selbst zur Kaiserin salbte und krönte. Erst danach folgte O. dringenden Stimmen, die ihn in sein Reich nördlich der Alpen zurückriefen. Eine Reichssynode 972 in Ingelheim war gut besucht, widerrief aber u. a. Abmachungen, die Bf. Ulrich von Augsburg mit O. in Italien über seine Nachfolge getroffen hatte. Erst im Frühjahr 973 zeigte sich O. in Sachsen, feierte den Palmsonntag in Magdeburg, das Osterfest jedoch – wie traditionell – in Quedlinburg. Vielleicht sollte diese Demonstration zeigen, daß die Neugründung nicht alle alten Gewohnheiten außer Kraft setzte. Die Quellen rühmen den zu diesen Gelegenheiten entfalteten Glanz des kaiserl. Herrschers, der Gesandte aus vielen Ländern empfing. Wenige Wochen nach diesen Feiern ist O. – wie sein Vater – in Memleben gestorben.

    Zielstrebigkeit, Unbeugsamkeit und Erfolg kennzeichnen O.s Herrschaft. Im Spannungsfeld der Interessen von Königtum, Adel und Kirche hat er Entscheidungsbefugnisse des Königs gerade in der Anfangsphase seiner Regierung gegen adlige Interessen verteidigt. Diesen trug er jedoch auch flexibel Rechnung, wie etwa die Anerkennung dynastischer Erbfolge zeigt, die der adligen Herrschaftsbildung Kontinuität ermöglichte. Die Reichskirchen und ihre führenden Vertreter unterstützte er in vielfältiger Weise, zog sie aber auch intensiv zum Reichsdienst heran. Er gilt als der Begründer des ottonisch-salischen 'Reichskirchensystems', das jedoch nicht dahingehend mißverstanden werden darf, als sei die Kirche als willfähriges Instrument für das Königtum und gegen den Adel genutzt worden. Konsensbildung war für den Herrscher des 10. Jh. unabdingbare Voraussetzung seiner Regierung, hierzu hatte er unterschiedliche Gruppen und Interessen zu integrieren, Wirkungen und Verdienste angemessen zu belohnen, seine Getreuen zu ehren. Machtpolitik und Durchsetzung eigener Interessen waren dagegen nicht das, was man in jener Zeit von einem Herrscher vorrangig erwartete. Aus dieser Perspektive erklären sich viele der Schwierigkeiten, die O. hatte, der temporäre Erfolg seiner verschiedenen Gegner wie die positive Bewertung, die sie bei vielen Zeitgenossen fanden. Seinen eigenen Weg jedoch unbeirrbar und letztlich erfolgreich gegangen zu sein, ist ihm von Zeitgenossen wie Nachwelt stets attestiert worden. Der Beiname 'der Große' wurde ihm bereits von den Zeitgenossen verliehen.

    Quellen
    Qu Annales Quedlinburgenses, hg. v. G. H. Pertz, in: MGH SS 3, 1839, S. 32-69; Hrotsvithae opera, hg. v. H. Homeyer, 1970; Liudprand v. Cremona, Opera omnia, hg. v. J. Becker, MGH SS rer. Germ., 31915; Regino v. Prüm, Chronicon, Cum continuatione Treverensi, hg. v. F. Kurze, MGH SS rer. Germ., 1890; Ruotger, Lebensbeschreibung d. Ebf. Bruno v. Köln, hg. v. I. Ott, MGH SS rer. Germ. Nova series 10, 1951; Die Chronik d. Bf. Thietmar v. Merseburg u. ihre Korveier Überarbeitung, hg. v. R. Holtzmann, MGH SS rer. Germ. Nova series 9, 21955; Die Urkk. d. dt. Könige u. Kaiser, hg. v. Th. Sickel, MGH DD I, 21956; Vita Oudalrici, hg. v. G. Waitz, MGH SS 4, 1841, S. 377-419; Die Lebensbeschreibungen d. Kgn. Mathilde, hg. v. B. Schütte, MGH SS rer. Germ. in usum scholarum 66, 1994; Die Sachsengesch. d. Widukind v. Korvey, neubearb. v. P. Hirsch u. H.-E. Lohmann, MGH SS rer. Germ., 51935.

    Literatur
    ADB 24; R. Köpke u. E. Dümmler, Kaiser O. d. Gr., 1876; Das Kaisertum O.s d. Gr., Zwei Vorträge v. H. Beumann u. H. Büttner, 1963; H. Keller, Das Kaisertum O.s d. Gr. im Verständnis seiner Zeit, in: DA 20, 1964, S. 325-88; ders., Reichsstruktur u. Herrschaftsauffassung in otton.-frühsal. Zeit, in: Frühma. Stud. 16, 1982, S. 74-128; ders., Herrscherbild u. Herrschaftslegitimation, Zur Deutung d. otton. Denkmäler, ebd. 19, 1985, S. 290-311; ders., Grundlagen otton. Königsherrschaft: Reich u. Kirche vor d. Investiturstreit, Vortrag b. wiss. Kolloquium aus Anlaß d. 80. Geb.tages v. G. Tellenbach, hg. v. K. Schmid, 1985, S. 17-34; ders., Reichsorganisation, Herrschaftsformen u. Ges.-strukturen im Regnum Teutonicum, in: Settimane di Studio del Centro Italiano di Studi sull' Alto Medioevo 38, 1991, S. 159-203; ders., Ber. üb. d. Aachener Wahl u. Krönung O.s I., in: Frühma. Stud. 29, 1995, S. 390-453; Karl Schmid, Die Thronfolge O.s d. Gr., in: ZSRGG81, 1964, S. 80-163; St. Weinfurter, Zur „Funktion“ d. otton. u. sal. Königtums, ebd., S. 349-61; J. Fleckenstein, Die Hofkapelle d. dt. Könige, II: Die Hofkapelle im Rahmen d. otton.-sal. Reichskirche, 1966; L. Bornscheuer, Miseriae regum, Unterss. z. Krisen- u. Todesgedanken in d. herrschaftstheol. Vorstellungen d. otton.-sal. Zeit, 1968; H. Beumann, Historiograph. Konzeption u. pol. Ziele Widukinds v. Corvey, in: Settimane di Studio del Centro Italiano di Studi sull' Alto Medioevo 17, 1970, S. 857-94; ders., Laurentius u. Mauritius, Zu d. missionspol. Folgen d. Ungarnsieges O.s d. Gr., in: FS f. W. Schlesinger, hg. v. H. Beumann, II, 1974, S. 238-75; ders., Die Ottonen, 21991; ders., Entschädigungen v. Halberstadt u. Mainz b. d. Gründung d. Erzbistums Magdeburg, in: FS f. H. Zimmermann, hg. v. K. Herbers, 1991, S. 383-98; ders., Magdeburg u. d. Ostpol., Die hist. Wirkung d. östl. Regionen d. Reiches, hg. v. H. Rothe, 1992, S. 9-30; D. Claude, Gesch. d. Erzbistums Magdeburg bis in d. 12. Jh., 2 T., 1972-75; O. d. Gr., hg. v. H. Zimmermann, 1976 (mit älterer L); W. Giese, Der Stamm d. Sachsen u. d. Reich in otton. u. sal. Zeit, 1979; K. Leyser, Rule and Conflict in an Early Medieval Society, Ottonian Saxony, 1979, dt. u. d. T.: Herrschaft u. Konflikt, Kg. u. Adel im otton. Sachsen, 1984; ders., Ritual, Zeremonie u. Gestik, Das otton. Reich, in: Frühma. Stud. 27, 1993, S. 1-26; E. Müller-Mertens, Die Reichsstruktur im Spiegel d. Herrschaftspraxis O.s d. Gr., 1980; G. Althoff, Zur Frage nach d. Organisation sächs. coniurationes in d. Ottonenzeit, in: Frühma. Stud. 16, 1982, S. 129-42; ders., Königsherrschaft u. Konfliktbewältigung im 10. u. 11. Jh., ebd. 23, 1989, S. 262-90; ders. u. H. Keller, Heinrich I. u. O. d. Gr., 2 Bde., 1985; E. Karpf, Herrscherlegitimation u. Reichsbegriff in d. otton. Gesch.schreibung d. 10. Jh., 1985; E. Hlawitschka, Vom Frankenreich z. Formierung d. europ. Staaten- u. Völkergemeinschaft 840-1046, 1986 (mit umfassender Bibliographie); H. Hoffmann, Buchkunst u. Königtum im otton. u. frühsal. Reich, 2 Bde., 1986; R. Schieffer, Der otton. Reichsepiskopat zw. Königtum u. Adel, in: Frühma. Stud. 23, 1989, S. 291-301; C. Brühl, Dtld. – Frankreich, Die Geburt zweier Völker, 1990; J. Fried, Der Weg in d. Gesch., Die Ursprünge Dtld.s bis 1024, 1994; ders., Die Königserhebung Heinrichs I., Erinnerung, Mündlichkeit u. Traditionsbildung im 10. Jh., in: MAforsch. nach d. Wende, hg. v. M. Borgolte, 1995, S. 267-318; TRE.



    Begraben:
    Dom

    Otto heiratete von Wessex, Edgitha in 929. Edgitha wurde geboren in 905/912; gestorben am 26 Jan 946 in Magdeburg [39104],Magdeburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Mainz [55127],Mainz,Rheinland-Pfalz,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 7.  von Wessex, Edgithavon Wessex, Edgitha wurde geboren in 905/912; gestorben am 26 Jan 946 in Magdeburg [39104],Magdeburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Mainz [55127],Mainz,Rheinland-Pfalz,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Deutschland; Deutsche Königin
    • Genannt: 939, Lorsch Kloster [64653],Bergstraße,Hessen,Deutschland; Edgith hielt sich während der Kämpfe des Jahres 939, als König OTTO I. die Festung Breisach belagerte, in der Abtei Lorsch auf.

    Notizen:

    Edgitha von Wessex Deutsche Königin
    905/12 † 26.1.946 Magdeburg Begraben: Albanikirche Mainz

    Jüngere Tochter des Königs Eduard I. des Älteren von England († 17.7.924) aus dem Hause WESSEX aus seiner 2. Ehe mit der Aelflede, Tochter von Earldorman Athelm
    Schwester von Kron-Prinz Aethelward von England († 924), Prinz Edwin von England († 933), Königin Edgife (Aethgiva) von Frankreich († 26.12.956), Herzogin Eadhild von Franzien († 937), Gräfin Elgive im Thurgau, Nonne Edflede, Nonne Aethelhilde zu Wilton, Stief-Schwester von König Aethelstan von England († 27.10.939), König Edmund I. dem Prächtigen von England († 26.5.946), König Edred von England († 23.11.955), Herzogin Elgive von Aquitanien und Nonne Edburgh zu Winchester
    Enkelin von König Alfred dem Großen von England († 26.10.899)

    Lexikon des Mittelalters: Band III Seite 1572

    Edgith (Eadgyth, Edith), deutsche Königin
    † 29. Januar 946 Begraben: Magdeburg, Dom
    Tochter König Eduards des Älteren, Halb-Schwester König Æthelstans

    oo 929/930 OTTO DER GROSSE (dessen 1. Gemahlin)

    Die Brautwerbung für seinen Sohn OTTO beim angelsächsischen König Æthelstan betrieb König HEINRICH I. in schwerer Zeit. Dabei ist hervorzuheben, daß mit Edgith, die von zwei zur Auswahl übersandten Prinzessinnen als zukünftige Gemahlin OTTOS ausgewählt worden ist, eine Verbindung mit dem hl. König Oswald eingegangen wurde, dessen Kult im 10. Jahrhundert in Sachsen Verbreitung fand.
    Edgith erhielt Magdeburg als Morgengabe und geriet als Mutter Liudolfs, der mit Ita, der Tochter des Schwaben-Herzogs Hermann I. verheiratet wurde, und Liudgards, der Gemahlin Konrads des Roten, neben der Königin Mathilde, ihrer Schwieger-Mutter, offenbar in eine schwierige Situation.
    Im Jahre 946 verstorben, wurde sie in Magdeburg bestattet und erhielt durch urkundliche Schenkung an das Moritz-Kloster zu Magdeburg und das Servatiusstift zu Quedlinburg vom 29. Januar 946 (DD O. I. 74, 75) ein königliches Totengedenken.
    K. Schmid

    Quellen:
    Hrotsvithae Gesta Oddonis, V. 68ff., ed. P. v. Winterfeld, MGH SRG 34, 19652, 206f.
    Wilhelm v. Malmesbury, De Gestis Regum Anglorum Quinque, c. 135, ed. W. Stubbs, RS 90/1, 1887, 149f.

    Literatur:
    JDG H.I. und O. I.
    RI II, 1, 23h, 55d, 131a/b, 132, 133
    K. Schmid, Neue Q. zum Verständnis des Adels im 10. Jh.; Die Thronfolge Ottos d. Gr. (Königswahl und Thronfolge in otton.-frühdt. Zeit, hg. E. Hlawitschka, WdF 178, 1971), 389-416; 417-508
    E. Hlawitschka, Die verwandtschaftl. Verbindungen zw. dem hochburg. und dem niederburg. Königshaus (Fschr. P. Acht, 1976), 28-57, bes. 52ff.
    K. Leyser, Die Ottonen und Wessex, FMASt 17, 1983, 73-97, 75ff.
    S. Keynes, King Æthelstan's Books (Fschr. P. Clemoes, 1985), 143-201, 147ff.

    Klauser Heinrich: Seite 46, "Lexikon deutscher Herrscher- und Fürstenhäuser"

    EDGITHA

    Edgitha war die erste Gemahlin König OTTOS I.
    Sie erhielt von ihm als Morgengabe zur Vermählung die Stadt Magdeburg, die ein wichtiger Umschlagplatz für den Handel mit den slawischen Stämmen war.
    Edgitha war die Mutter Liudolfs, dem späteren Herzog von Schwaben.
    Sie wurde wegen ihrer Mildtätigkeit vom Volk wie eine Heilige verehrt und in der Klosterkirche von Magdeburg beigesetzt.

    Hlawitschka Eduard: Seite 83-84, "Die Ahnen der hochmittelalterlichen deutschen Könige, Kaiser und ihrer Gemahlinnen. Ein kommentiertes Tafelwerk Band I 911-1137"

    VII : Königin Edgitha (von England), 1. Gemahlin König Ottos I.
    1 : Königin Edgitha

    Als Gemahlin König OTTOS I. ist Edgitha oft bezeugt; so etwa in OTTOS Urkunde MGH D O I 13 vom 17.X.936; interventu coniugis nostrae reginae Eadiht; ähnlich D O I 6 (Edgida), 7 (Eadgida), 13,14,50 (Aedgid), 69 (Aetgid), 74,75,88 etc. - Ausführlich berichtet Hrotsvith von Gandersheim, Gesta Ottonis v. 68-79, MGH SS rer. Germ. Seite 206f., über die Anbahnung der Ehe:
    Heinrico placuit ... ut .../ipse suo primogenito regique fururo/Oddonis dignam iam disponsaret amicam,/quae propriae proli digne posset sociari./Hanc non in proprio voluit conquire regno;/trans mare legatos sed transmisit bene cautos/gentis ad Anglorum terram sat deliciosam,/demandans, ut continuo cum munere misso/Aedwardi regis natam peterent Eaditham,/que patre defuncto iam tunc residebat in aula,/fratre suo regni sceptrum gestante paterni. - Auch Widukind, Rer. gest. Saxon. lib. I cap. 37, MGH SS rer. Germ. Seite 54:
    rex [Heinricus] dedit filio suo Oddoni coniugem filiam Ethmundi [recte: Ethwardi] regis Anglorum, sororem Adalstani;
    Liudprand, Antapod. lib. IV cap. 17, MGH SS rer. Germ. Seite 114, vermeldet:
    Duxerat idem rex Otto ante regni susceptionem ex Anglorum gente nobilissima ... sibi uxorem nomine Otgith. - Weitere Belege bei G. WAITZ, Jahrbücher Heinrichs I. Seite 133f.; R. KÖPKE-E. DÜMMLER, Otto der Große Seite 9f.; BO nr. 23 h. Zu den Zusammenhängen der Hochzeitswerbung vgl. zuletzt E. HLAWITSCHKA, Verwandtschaftliche Verbindungen Seite 50-57, ND Seite 291-298; W. GEORGI, Keonwald Seite 1-40.
    Die Geburtszeit Edgithas ist unbekannt. Da aber nach Hrotsvith, Gesta Ottonis v. 112-117, Seite 207f., Edgitha von ihrer jüngeren, aber gleichfalls schon im heiratsfähigen Alter stehenden Schwester Adiva/Edgiva begleitet wurde, dürfte Edgitha damals wohl mindestens 16-17 Jahre alt gewesens ein. (OTTO I. stand bei der Verheiratung wohl gerade vor dem Beginn des 17. Lebensjahrs; nach R. KÖPKE-E. DÜMMLER, a.a.O. Seite 11f., läßt sich sogar erwägen, daß Edgitha geringfügig älter als OTTO I. war; hiernach ebenso J. EHLERS, Königin aus England Seite 42). Ohne Begründung spricht G. WOLF, Aethelfled Seite 528, von der "etwa 915/17 geborenen Eadgyth (Edith)"; er läßt Edgith somit bei ihrer Verheiratung gerade erst 12-14 Jahre alt sein.
    Zur Zeit der Verehelichung - im Zusammenhang der "Hausordnung" HEINRICHS I. in der 2. Hälfte des September 929 in Quedlinburg - vgl. K. SCHMID, Neue Quellen Seite 186-203, besonders Seite 194, ND Seite 391-413, besonders Seite 402f. (Hochzeit: "wenn nicht mehr im Jahr 929, dann jedenfalls in den ersten Monaten des Jahres 930"); DERS. Thronfolge Ottos des Großen Seite 109ff., besonders Seite 118f., ND Seite 447ff., besonders Seite 457f. (Eheschluß Januar - Februar 930). - Zur Datierung der Hochzeit auf die 2. September-Hälfte 929 vgl. E. HLAWITSCHKA, Untersuchungen zu den Thronwechseln Seite 88-93; DERS., Ottonen-Einträge der Lausanner Annalen Seite 128-131 mit Anm. 23 und 31 auf Seite 143f.; akzeptiert bei G. ALTHOFF, Amicitiae und Pacta Seite 37f. Anm. 105; W. GEORGI, Keonwald Seite 34 ("um den 16. September").
    Verstorben ist Edgitha am 26.I.946; vgl. Ann. necrol. Fuldens., MGH SS 13 Seite 197, ed. K. SCHMID, Klostergemeinschaft von Fulda I Seite 330:
    Annus Domini 946. 7. Kal. Febr. ob. Etgith regina;
    Flodoard, Annales ad 946, ed. Ph. LAUER Seite 101:
    Edmundus rex transmarinus defungitur; uxor quoque regis Othonis, soror ipsius Edmundi, decesit;
    Widukind von Corvey, a.a.O. lib. II cap. 41:
    Ille annus notabilis ... de morte scilicet beatae memoriae Edidis reginae, cuius dies extrema VII. Kalend. Februar. celebrata est. ... Decem annorum regni consortia tenuit, XI. obiit; Saxoniam vero XVIIII annis inhabitavit. Zum Datum und zu weiteren Belegen vgl. R. KÖPKE-E. DÜMMLER, a.a.O. Seite 146ff. - Bestattet wurde Edgith im Dom zu Magdeburg; vgl. Widukind, Rer. gest. Saxon. lib. II cap. 41, Seite 100:
    Sepulta est autem in civitate Magathaburg in basilica nova, latere acquilonali ad orientem;
    Contin. Reginonis ad 947, MGH SSer. Germ. Seite 163:
    Domna Edgid obiit, quae maximo regis omniumque suorum planctu Magdeburg sepelitur;
    Thietmar von Merseburg, Chron. lib II cap. 3, MGH SS rer. Germ. NS 9 Seite 40ff.:
    Fuit haec cum viro suo X et VIII annos, orinationis suaeque obiit XI anno, VII. Kal. Febr., ... sepultaque est in civitate prefata in maiori aecclesia, in oratorio aquilonari; vgl. auch lib. II cap. 11, Seite 50:
    statuit rex abbaciam in Magdaburgiensi civitate, incipiens aecclesiam mirum in loco, ubi sancta requiescit Aedith et iuxta quam post obitum suimet pausare desioderaverat ipse. - Zum Grab vgl. auch bei VI : Kaiser Otto I. nr 1.

    Schwennicke Detlev: Tafel 10, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    OTTO I. DER GROSSE
    * 23.XI.912, † 7.V.973

    IX 929 I. oo ED(G)ITHA † 26.I.946
    Tochter von Eduard (Edward) dem Älteren König der Angelsachsen, Begraben: Magdeburg Dom

    GROSSE FRAUEN DER WELTGESCHICHTE. Tausend Biographien in Wort und Bild.: Seite 144

    KÖNIGIN EDITHA
    * um 912, † 946
    Mit der dichtenden Nonne Hroswitha von Gandersheim tritt die deutsche Frau, zum erstenmal tätigen Anteil nehmend, in die Literaturgeschichte ein. In Hroswitha verkörperte sich ein Typus, der für das adelige Frauentum der "ottonischen Renaissance" charakteristisch war, und ihr verdanken wir auch eine höchst eindrucksvolle Schilderung der angelsächsischen Königs-Tochter Editha oder Edgitha, der ersten Gemahlin des späteren Kaisers OTTOS DES GROSSEN.
    "Von reiner und edler Stirn, anmutigem Wesen und wahrhaft königlicher Gestalt" - so hat uns Hroswitha die Enkelin Alfreds des Großen überliefert, die im Jahre 929 als 17-jährige dem gleichaltrigen ostfränkischen Königs-Sohn OTTO anvermählt wurde. In Quedlinburg fand die prunkvolle Hochzeit statt. Editha gewann sich mit ihrem natürlichen Wesen und ihrer aufrichtigen Gesinnung bald das Vertrauen und die Zuneigung nicht nur des Gatten, sondern auch des Volkes, das die "Ausländerin" wie eine Heilige verehrte. OTTO schenkte ihr - als königliche Hochzeitsgabe - die Einkünfte aus dem Bistum Magdeburg, dort ließ sie mit Hilfe ihres Gemahls ein Benediktiner-Kloster anlegen, das dem kleinen, unbedeutenden Handelsort in kurzer Zeit zu Ansehen und Blüte verhalf.
    Die Historiker billigen der englischen Königs-Tochter wesentlichen Anteil zu an der Festigung der hohen Familientradition des sächsischen Hauses; die Bluts- und Wesensverwandtschaft mit den Herrscher-Häusern jenseits des Kanals fand in Editha ihre reinste und liebenswerteste Verkörperung, in dieser untadeligen Frau und Mutter, die ihrem Gemahl zwei Kinder schenkte:
    den jungverstorbenen Liudolf und Luitgard, die spätere Gattin Konrads des Roten.
    Über Edithas letzter Ruhestätte in der Mainzer Albanikirche hängt eine silberne Spindel als Sinnbild fraulicher Tugend.

    Black-Veldtrup Mechthild: Seite 161, "Kaiserin Agnes"

    Die angelsächsische Königs-Tochter Edgith erhielt vom präsumptiven Thronfolger OTTO I. Magdeburg als Ausstattung. Über Größe und Ertrag all dieser Güter liegen keine Quellen vor. Trotzdem nehmen sich die Orte Wallhausen, Magdeburg und Bamberg bzw. der Gegenwert von (Halb-)Merseburg, die nicht nur die aus nichtköniglichem Geschlecht stammenden Damen Hatheburg, Mathilde und Kunigunde, sondern auch die Königs-Tochter Edgith anläßlich ihrer Eheschließung mit ihrem noch nicht königlichen Ehemännern erhielten, vergleichsweise gering aus gegenüber den riesigen Güterkomplexen, die Theophanu und Agnes zugesprochen wurden.

    Lebe Reinhard: Seite 43, "Ein Königreich als Mitgift"

    Mit dem englischen Königs-Haus standen sich die sächsischen Herrscher besonders gut, und so zögerte Englands König Aethelstan nicht, den sächsischen Brautwerbern zuzusagen und ihnen gleich zwei Schwestern zur gefälligen Auswahl über den Kanal zu schicken. Die Schwestern Edgitha und Egvina reisten in der Obhut eines Bischofs übers Meer und dann den Rhein hinauf bis nach Köln, wo sie samt ihrer reichen Schatzmitgift von Gesandten König HEINRICHS I. empfangen wurden. Den kleinen Engländerinnen wird's auf der langen Reise nicht leicht ums Herz gewesen sein, doch die bange Frage, für wen sich König und Kronprinz entscheiden würden, wurde zügig beantwortet: dem 17-jährigen OTTO ist im Herbst 929 in Quedlinburg die Ältere, Edgitha, vermählt worden.
    Edgitha ist bei der Hochzeit durch eine äußerst großzügige "Morgengabe", den Besitz der Stadt Magdeburg ausgezeichnet worden. "Erglänzend im Strahle vollendeter Güte", blieb Edgitha in der bescheidenen sächsischen Hofhaltung doch erst im Schatten der Königin Mathilde.
    Halberstadt, Wallhausen, Herford, so hießen unter anderem die kümmerlichen Residenzen.
    Erst eine Anfangsdreißigerin, ist Edgitha nach der Geburt von zwei Kindern schon im Januar 946 gestorben. Legendäre Erzählungen wissen von vielen milden und sogar Wundertaten der Königin, die im Volk lange als "heilige Edith" weiterlebte und deren Sarkophag sich heute neben OTTO DEM GROSSEN im Magdeburger Dom befindet.

    Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan (Hrsg.): Seite 15,32,251-291,361,364, "Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung 'Otto der Große, Magdeburg und Europa'"

    Heilige hielten das Reich zusammen und wurden gleichsam zu seinen Verfassungsschützern. Vor allem heiligten sie die Herrschaft und das reich selbst. An ihre Stelle traten die heiligen ottonischen Frauen, Edgith, Mathilde und andere, die ihrerseits bereits wieder Beweise der ottonischen Heiligkeit waren.
    Insofern sind im vorgegebenen Rahmen durchaus auch persönlich bestimmte Motive zu veranschlagen, die dazu führten, daß eben Magdeburg bereits 929 als Morgengabe für OTTOS angelsächsiche Gemahlin Edgith ausgesucht wurde und bald nach dessen Thronbesteigung dort der Bau einer Pfalzanlage begann, die ob ihrer gewaltigen Dimensionen an das Aachen KARLS DES GROSSEN gemahnen mußte. Bereits 937 leitete OTTO mit der Begründung des Moritzklosters die kirchliche Rangerhöhung Magdeburgs ein. Einem ersten Gotteshaus, in dem die Königin Edgith 946 bestattet wurde, folgte ab 955 ein statlicher, mit Marmor, Gold und Edelsteinen geschmückter Neubau.
    Die erste Ehe OTTOS I. mit der angelsächsischen Königs-Tochter Edgith, deren Familie vom heiligen Oswald abstammte, hing mit den angelsächsischen Heiratsbündnissen auf dem Kontinent zusammen und schuf gleichzeitig Verbindungen zu den karolingischen Herrschern des westfränkischen Reichs [3 Der Hintergrund sind die beiden Ehen des westfänkischen KAROLINGERS Karl III. des Einfältigen mit Friderun (Schwester Mathildes?) und Eadgifu (Schwester Edgiths). Treffend bemerkt Karl Leyser, Die Ottonen und Wessex, in: Frühmittelalterliche Studien 17, 1983, Seite 73-97, Seite 86, die Hochzeit mit Edgith habe den LIUDOLFINGERN "in einem Zuge eine internationale Position, könnten wir beinahe sagen, in der sich bildenden nachkarolingischen Ordnung" gegeben.] und zu den Königen von Burgund - Edgiths Halb-Schwester Aelgifu heiratete Ludwig, den Bruder von Adelheids Vater Rudolf II. von Burgund. Ob sich die römische Perspektive so rasch eröffnet hätte, wenn Edgith nicht schon 946 gestorben wäre und sich das Projekt einer zweiten angelsächsischen Ehe nicht zerschlagen hätte [5 Die freilich schwachen Spuren dieses Vorhabens sammelte Leyser (wie Anmerkung 3), Seite 88-91; demnach könnte die Ermordung König Edmunds 946 kurz nach Edgiths Tod eine weitere angelsächsische Heirat OTTOS I. verhindert haben. - Die Indizien für eine Verehrung Edgiths als heilig bei Patrick Corbet, Les saints ottoniens. Saintete dynastique, saintete royale et saintete feminine autor de lan Mil (Beihefte der Francia 15), Sigmaringen 1986, Seite 46-50; Günther Wolf, Sanctae feminae venerabilis der Ottonen, in: Zeitschrift für Kirchengeschichte 106, 1995, Seite 222-230, Seite 225f; Kurt-Ulrich Jäschke, From Faous Empresses to Unspectacular Queens: The Romano-German Empire to Margaret of Brabant, Countesss of Luxemburg and Queen of the Romans, in: Queens and Queenship in Medieval Europe. Proceedings of a Conference held at King's College, London April 1995, ed. by Anne J. Duggan, Woodbridge 1997, Seite 75-108, Seite 96-100.], ist immerhin fraglich.
    Eine vergleichbare Beobachtung läßt sich bei Edgith nicht machen:
    Aufgrund ihrer angelsächsischen Herkunft entfallen enge verwandtschaftliche oder freundschaftliche Bindungen als Bezugsperson ihrer Interventionen. Auffälligerweise galt ihre Fürsprache aber stets Personen, die in enger Beziehung zu Mathilde standen:
    So intevenierte sie zugunsten des Bischofs Baldrich von Utrecht, der als Erzieher von Mathildes jüngstem Sohn Brun fungierte; zugunsten von Mathildes Verwandten Adaldag, seit 937 Erzbischof von Hamburg; zugunsten von Mathildes Vetrautem, dem Bischof Bernhard von Halberstadt; und schließlich zugunsten der schon auf Mathildes Interventionen hin begünstigten Klöster von Corvey und Herford. Lediglich Edgiths Intervention zugunsten zweier Vasallen ihres Sohnes Liudolf scheint in keinem Zusammenhang mit Mathildes persönlichen Bindungen zu stehen.
    Die OTTONEN heirateten fast immer "nach oben", und das zeitigte Folgen in jener politisierenden Männergeselschaft. Die Damenreihe Mathilde, Edgith, Adelheid mit ihrem Herkunftsbewußtsein aus der sächsischen Nachkommenschaft Widukinds, aus der geheiligten angelsächsischen Herrscher-Familie von WESSEX und aus der großen Welt der WELFEN und italienischen Könige markiert deutliche Neuanfänge, weil die Königinnen ihren Gatten Rang und Weite, schließlich Getreue und Petenten zuführten.

    Körntgen, Ludger: Seite 10, "Ottonen und Salier."

    Die Entscheidung über OTTOS Nachfolge im Königtum dürfte aber schon früher gefallen sein; sie wird von der Forschung zumeist mit dem Jahr 929 verbunden, als HEINRICH I. in einer "Hausordnung" anlässlich der Mannbarkeit OTTOS der Königin Mathilde das Witwengut zuwies. Ungefähr zu diesem Zeitpunkt wurde OTTO auch mit der angelsächsischen Königs-Tochter Edgitha verheiratet, die weiteren königlichen Glanz und das religiöse Prestige eines Märtyrers, ihres zweihundert Jahre zuvor getöteten Vorfahren Oswald, in die liudolfingische Familie brachte.


    929 oo 1. OTTO I. DER GROSSE König des Deutschen Reiches, 23.10.912 † 7.5.973


    Kinder:
    1. Ehe

    - Liudolf Herzog von Schwaben 930 † 6.9.957
    947 oo Ida von Schwaben, Tochter des Herzogs Hermann, 932/34 † 17.5.986
    - Liutgard ca. 931 † 18.11.953
    947 oo Konrad der Rote Herzog von Lothringen ca 920 † 10.8.955


    Chroniken:
    Adalberts Fortsetzung des Regino. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte Band VIII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1977 Seite 200,204 - Annalista Saxo: Reichschronik. Seite 16 - Hrosvit von Gandersheim - Liudprands von Cremona: Werke in: Quellen zur Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Band VIII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1977 Seite 400,420 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 34,36,44 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart 1981 Seite 103,151,155,165 -


    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 140,159,165,177 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 57,69,88,95,136 - Beumann, Helmut: Die Ottonen, Verlag W. Kohlhammer, 1991 Seite 42,56, 67,112 - Black-Veldtrup, Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien, Böhlau Verlag Köln 1995, Seite 161,162,167, 322,346 - Brüsch, Tania: Die Brunonen, ihre Grafschaften und die sächsische Geschichte. Herrschaftsbildung und Adelsbewußtsein im 11. Jahrhundert. Matthiesen Verlag Husum 2000 Seite 13 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 102,104,111,113 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 24,26,168,240,379,416 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 95,101,103,105 - Giesebrecht Wilhelm von: Geschichte der deutschen Kaiserzeit. Band 1- Band 6, Mundus Verlag 2000 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 18-28 - GROSSE FRAUEN DER WELTGESCHICHTE. Tausend Biographien in Wort und Bild. Neuer Kaiser Verlag 1987 Seite 144 - Hlawitschka Eduard: Die Ahnen der hochmittelalterlichen deutschen Könige, Kaiser und ihrer Gemahlinnen. Ein kommentiertes Tafelwerk Band I 911-1137 Teil 1 und Teil 2 Hahnsche Buchhandlung Hannover 2006 Seite 79,83-86,107,256,259,298,303,594 - Hlawitschka, Eduard: Die verwandtschaftlichen Verbindungen zwischen dem hochburgundischen und dem niederburgundischen Königshaus. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte Burgunds in der 1. Hälfte des 10. Jahrhunderts, in: Schlögl, Waldemar und Peter Herde: Grundwissenschaften und Geschichte, Festschrift für Peter Acht; Kallmünz 1976 (Münchener historische Studien: Abteilung geschichtliche Hilfswissenschaften Band 15) Seite 28-57 - Hlawitschka, Eduard: Konradiner-Genealogie, unstatthafte Verwandtenehen und spätottonisch-frühsalische Thronbesetzungspraxis. Ein Rückblick auf 25 Jahre Forschungsdisput. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2003 Seite 8,16 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 89-92 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 85,108,136,147,183,214,217,235 - Keller, Hagen: Die Ottonen. Verlag C.H. Beck München 2001 Seite 16,27,32,36,46,55,60 - Klauser, Heinrich: Lexikon deutscher Herrscher und Fürstenhäuser, Ullstein Lexikon Seite 46 - Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 - Körntgen, Ludger: Ottonen und Salier. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2002 Seite 10,12-14,18 - Laudage, Johannes: Otto der Große. Eine Biographie. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 2001 Seite 15,24-26,29,85,101,105,107,128, 155,158,163,223,249,291,295 - Lebe Reinhard: Ein Königreich als Mitgift. Heiratspolitik in der Geschichte. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1998 Seite 43 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 170 Anm. 414 - Plischke, Jörg: Die Heiratspolitik der Liudolfinger, Inaugural-Dissertation Universität Greifswald 1909 - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998 Seite 409,424,427,448,517 - Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg.): Otto III. - Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 50-52,53A,54,64A,70A,74,276A - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan (Hrsg.): Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung "Otto der Große, Magdeburg und Europa" Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001 Seite 15,32,34,54,251-291,354,361,364 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 39,138,179,244,246 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 10 - STERN TV -Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 13 - Uhlirz, Karl: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Otto II. und Otto III. 1. und 2. Band. Verlag Duncker & Humblot Berlin 1967 - Waitz, Georg: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter König Heinrich I., Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 11,13,63,72,118,122,139,236,272,276 - Wikipedia - Zimmermann, Harald: Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1976 -

    Identität Königin Edithas bestätigt - Anthropologische Untersuchungen der Gebeine
    Pressemitteilung vom 17.06.2010


    Es ist Editha
    30 Forscher haben Knochen, Zähne, Kleider einer Toten im Magdeburger Dom untersucht. Ihr Schluss: Es handelt sich tatsächlich um die Gemahlin des Kaiser Otto des Großen.
    Pressemitteilung 18. Juni 2010



    Name:
    Edgith , Editha

    Begraben:
    Albanikirche

    Kinder:
    1. von Schwaben, Liudolf wurde geboren um 930 in Magdeburg [39104],Magdeburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland; gestorben am 6 Sep 957 in Pombia [28050],Piemont,Italien; wurde beigesetzt in Mainz [55127],Mainz,Rheinland-Pfalz,Deutschland.
    2. 3. von Sachsen, Liutgard wurde geboren in 931 in Magdeburg [39104],Magdeburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland; gestorben am 18 Nov 953; wurde beigesetzt in Mainz [55127],Mainz,Rheinland-Pfalz,Deutschland.


Generation: 4

  1. 12.  von Sachsen, Heinrich I.von Sachsen, Heinrich I. wurde geboren um 876 (Sohn von von Sachsen, Otto und von Babenberg, Hadwig); gestorben am 2 Jul 936 in Memleben [6642],Burgenlandkreis,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Quedlinburg [06484],Quedlinburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 919-936, Deutschland; Deutscher König
    • Titel/Amt/Status: 912-936, Sachsen,Deutschland; Herzog von Sachsen

    Notizen:

    HEINRICH I.
    Ostfränkisch-Deutscher König (919-936)
    Herzog von Sachsen (912-936)
    um 876 † 2.7.936 Memleben Begraben: Quedlinburg, Stiftskirche

    3. Sohn des Herzogs Otto des Erlauchten von Sachsen († 30.11.912) aus dem Hause der LIUDOLFINGER und der BABENBERGERIN Hadwig, Tochter von Markgraf Heinrich von Friesland (⚔ 20.8.886) und der Judith von Friaul
    Bruder von Graf Thankmar in Sachsen († vor 30.11.912), Graf Liudolf in Sachsen († vor 30.11.912), Königin Oda von Lothringen († 2.7. nach 952), Gräfin Irminburg von Merseburg († 29.12. um 930) und Äbtissin Liutgard von Gandersheim († 21.1.923),
    Neffe von Herzog Brun von Sachsen (⚔ 2.2.880), Mönch Thankmar, Königin Liutgard vom Ostfränkischen Reich († 17.11/30.11.885), Äbtissin Hathumod von Gandersheim († 29.11.874), Äbtissin Gerberga von Gandersheim († 5.11.896/97), Äbtissin Christina von Gandersheim († 1.4.919/20), Gräfin Enda († vor 874), vom BABENBERGER Grafen Heinrich II. (⚔ 902), BABENBERGER Grafen Adalhard († 903 hingerichtet), BABENBERGER Grafen Adalbert († 9.9.906 hingerichtet) und Gräfin Adellinde im Ammergau († nach 915)
    Enkel von Liudolf dux († 12.3.866) und der Oda
    Ur-Enkel von Markgraf Eberhard von Friaul († 866) und der KAROLINGERIN Gisela

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 2036

    1. Heinrich I., König des ostfränkisch-deutschen Reiches
    * um 876, † 2. Juli 936 in Memleben Begraben: Quedlinburg, Stiftskirche

    Stammte aus der sächsischen Familie der LIUDOLFINGER.
    Eltern: der sächsische Herzog Otto der Erlauchte († 912), Hadwig

    1. oo Hatheburg
    2. oo Mathilde

    Kinder:
    von 1.:
    - Thangmar

    von 2.:
    - Otto I.
    - Gerberga
    1. oo Giselbert, Herzog von Lothringen
    2. oo Ludwig IV., König von Frankreich
    - Hadwig
    oo Hugo von Francien
    - Heinrich der Jüngere
    - Brun, Erzbischof von Köln

    Die Ehe mit Hatheburg (Zugewinn ostsächsischer Güter) wurde 909 zugunsten derjenigen mit Mathilde, Nachfahrin Herzog Widukinds, aufgelöst (Einflußgewinn in Ostfalen und Engern). Nach dem Tode des Vaters trat Heinrich die Nachfolge im Herzogtum Sachsen an und kam schnell in Konflikt mit den KONRADINERN (KONRAD I., dessen Bruder Eberhard und dem Mainzer Erzbischof Hatto), wobei er seine Stellung behaupten und ausbauen konnte.
    Nach dem Tode KONRADS wurde Heinrich aufgrund von dessen Designation und wohl nach erfolgreichen Verhandlungen über ein umfassendes konradinisch-liudolfingisches Bündnis im Mai 919 in Fritzlar zunächst durch die fränkischen Großen zum König gewählt, es folgte die Akklamation durch die fränkisch-sächsische Heeresversammlung. Die vom Mainzer Erzbischof Heriger angebotene Weihe (Salbung und Krönung) lehnte Heinrich ab, ohne damit die politisch-rechtliche Bedeutung eines solchen Akts in Frage zu stellen. Die Geste, die unter anderem den Verzicht auf den Anspruch auf zentrale Kirchenhoheit signalisiert haben dürfte, richtete sich wohl an den seinerseits auf eigene Ansprüche verzichtenden Eberhard von Franken und an die anderen Herzöge, deren Anerkennung noch gewonnen werden mußte. Die Durchsetzung dieser fränkisch-sächsischen Königs-Herrschaft bei den Herzögen Burchard II. von Schwaben und Arnulf von Bayern gelang bis 921. Letzterer hatte zuvor selbst schon sehr weit gediehene Königspläne, über deren Konkretisierung (reale Erhebung?) die Quellen aber letztlich keine eindeutige Auskunft geben. Der Preis für seine Unterwerfung war unter anderem die herzogliche Kirchenhoheit in Bayern.
    Dieser politische Kompromiß sorgte wie die mit den anderen Herzögen geschlossenen Bündnisse über den Tod HEINRICHS I. hinaus bis in die Zeit unmittelbar nach dem Herrschaftsantritt OTTOS I. für stabile Verhältnisse, wobei der prägende Begriff für diese und weitere Abkommen die »amicitia« ('Schwurfreundschaft') war, die eine gleichberechtigte Einigung zwischen dem König und seinen Partnern umschreibt und als politisches Konzept durch den relativen Frieden im Innern viel zur erfolgreichen Konsolidierung und beginnenden Expansion des ottonischen Reichs beigetragen hat.
    Zielpunkte der von König und Herzögen teils gemeinsam, teils selbständig organisierten militärisch-politischen Unternehmungen waren die westlich und südlich angrenzenden Bereiche des alten KAROLINGER-Reiches ebenso wie die heidnischen Gebiete im Norden und Osten.
    Bayrische und schwäbische Interessen richtete sich auf Italien und Burgund, HEINRICHS Westpolitik vor allem, begünstigt durch die Schwäche der westfränkischen Zentralgewalt, auf Lotharingien. Nachdem er noch 921 (Vertrag von Bonn) die Hoheit Karls III. dort gegen die eigene Anerkennung als ostfränkischer König bestätigt hatte, gewann er bis 926 das Land für seine Herrschaft.
    Zugleich konnte er nach dem Tode Burchards II. den KONRADINER Hermann zum schwäbischen Herzog erheben und ein Abkommen mit Rudolf II. von Burgund schließen.
    Im Norden und Osten kamen militärische Erfolge gegen Dänen und slavische Völker mit ersten Ansätzen einer Missions-Politik hinzu. Entscheidende Erfolge für die Konsolidierung von HEINRICHS Herrschaft waren der neunjährige Waffenstillstand mit den Ungarn, der zur Errichtung einer Kette von befestigten Plätzen genutzt wurde (Burgenbauordnung), und der anschließende Sieg (933 bei Riade) über ein Heer der Reiter-Nomaden.
    Unter HEINRICH I. kam es 929 erstmals zur Regelung der Thronfolge mit bewußter Individualsukzession zugunsten des Erstgeborenen aus zweiter Ehe (Bruch mit der fränkischen Teilungs-Tradition). Damit und mit der Übertragung der Königswürde an einen Sachsen wurde in wesentlichen Elementen bereits das hochmittelalterliche »Imperium Romanum« mit einem Kern konstituiert, der auch in formaler Hinsicht eine supragentile (nicht mehr allein fränkische) Identität besaß, und den ca. ein Jahrhundert später die Zeitgenossen endgültig als »deutsch« zu nennen begannen. Deutschland, B. II.
    E. Karpf

    Quellen:
    MGH DD H.I.
    Die Sachsengesch. des Widukind v. Korvei, hg. P. Hirsch - H.-E. Lohmann (MGH SRG, 1935)
    Liudprand v. Cremonas Antapodosis (Die Werke Liutprands, hg. J. Becker [MGH SRG], 1915)
    RI II, 1 [Neudr. 1967]

    Literatur:
    J. Fleckenstein, Die Hofkapelle der dt. Kg.e, II (MGH Schr. 16/2, 1966)
    W. Schlesinger, Die Kg.serhebung H.s I. zu Fritzlar i. J. 919 (Fschr. 1974), 121ff.
    G. Althoff, Adels- und Kg.sfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung, MMS 47, 1984
    E. Karpf, Kg.serhebung ohne Salbung, HJL 34, 1984, 1ff.
    G. Althoff-H. Keller, H.I. und Otto d. Gr., 1985
    E. Karpf, Herrscherlegitimation und Reichsbegriff in der otton. Geschichtsschreibung des 10. Jh., 1985
    H. Beumann, Die Ottonen, 1987
    Deutschland.MGH DD H I. - Die Sachsengesch. des Widukind v. Korvei, hg. P. Hirsch - H.-E. Lohmann (MGH SRG, 1935) - Liudprand v. Cremonas Antapodosis (Die Werke Liutprands, hg. J. Becker [MGH SRG], 1915) - RI II, 1 [Neudr. 1967]

    Althoff Gerd: Seite 367, "Adels- und Königsfamilien"

    K 24
    Lü: 2.7. Heinricus rex † 936 König Heinrich I.
    Me: 2.7. Heinricus rex pater magnis Oddonis

    Zu den Einträgen ins Lüneburger Necrolog aus der 1. Hälfte des 10. Jahrhunderts, die weitgehend vom Verwandtenkreis der Königin Mathilde bestimmt sind, und zu den Konsequenzen dieses Befundes für die Frühgeschichte der BILLUNGER siehe ausführlich oben Seite 69ff.
    Im Gebetsgedenken der Zeit HEINRICHS I. spiegelt sich eine neue Form der Herrschaftspraxis der ersten sächsischen Königs, siehe dazu oben Seite 204.
    Allg. vgl. Waitz, Jbb Heinrichs I.; NDB 8, s. 307ff, Biogr. Wörterbuch 1, Sp. 1062ff.; FW K 35

    Glocker Winfrid: Seite 263, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    III. 3. HEINRICH I.
    * c 876, † 936 VII 2
    912 dux; 919 V 12/24 König im ostfränkischen Reich

    900/07-909 1. oo 2. HATHEBURG, Tochter des "senior" Erwin, * vielleicht c 876, † nach 909 möglicherweise am VI 21

    909 2. oo MATHILDE, Tochter des Grafen Dietrich und der Reinhilde, * 994/97, † 968 III 14 "stirpis magni ducis Widukindi"

    Aus Widukind I c. 17, S. 27, und von Hrotsvith, Primordia coem. Gandeshem. v. 69 f., kennen wir König HEINRICH I. als Sohn des Herzogs Otto der Erlauchte.
    Die Abstammung des ersten Sachsen-Königs von Otto und dessen Gemahlin Hadwig bezeugen des weiteren Thietmar I c. 3, Seite 6, und die Vita Mathildis posterior c. 1, SS IV 284.
    Die übrigen Belege sind zusammengestellt bei Waitz Seite 13 und bei BO. a.
    HEINRICHS ungefähres Geburtsjahr ergibt sich aus der Angabe Widukinds I c. 41, Seite 60, König HEINRICH I. sei im Alter von "fere LX" verstorben. Tag und Jahr des Todes sind bezeugt durch den Continuator Regiononis a. 936, Seite 159; die weiteren Belege sind von BO. 55b zusammengestellt.
    HEINRICH folgte seinem Vater, Herzog Otto dem Erlauchten, nach dem Zeugnis Widukinds I c. 21, Seite 30, im "ducatus" nach; zur Königserhebung vgl. Waitz Seite 37-41.
    Nur durch Thietmar I c. 5, S. 8/10, und I c. 9, Seite 14, sind wir offenbar aus lokaler Tradition über die 1. Vermählung HEINRICHS I. mit Hatheburg unterrichtet; der Sohn des Sachsen-Herzogs bemühte sich um diese Dame "ob huius pulchritudinem et hereditatis divitiarumque utilitatem". Hatheburgs Vater war Erwin, der den größten Teil der Altenburg in Merseburg besaß und bei Thietmar als "senior" bezeichnet wird, aber offenbar keine Grafenrechte ausübte (vgl. Schölkopf, Grafen Seite 35f.). Der zitierten Thietmar-Stelle können wir weiter entnehmen, dass Erwin söhnelos verstarb und somit seinen Besitz Hatheburg und deren namentlich unbekannten Schwester hinterließ. Diese Schwester war die Mutter des Legaten und "a rege secundus" namens Siegfried, der 936 während der Krönungsfeierlichkeiten für OTTO I. dessen Bruder, den jungen Heinrich, "beaufsichtigte" (Widukind I c. 2, Seite 67); vgl. hierzu im 1. Teil Seite 57.
    Aus der Ehe HEINRICHS mit Hatheburg ging ein Sohn mit Namen Thankmar hervor, der nach dem Tode König HEINRICHS I. sein Muttergut einforderte. Vgl. zu Merseburg allg. Schlesinger, Merseburg.
    Hatheburg scheint nach der Trennung von ihrem zweiten Gemahl wieder in eine Frauengemeinschaft zurückgekehrt zu sein. Für diese Vermutung spricht nicht nur unser Wissen von der standesüblichen Versorgung der Witwen, sondern auch der Eintrag einer "Hadeburg abb" im Merseburger Nekrolog, die wohl mit der ersten Gemahlin König HEINRICHS I. zu identifizieren ist; vgl. Althoff, Adelsfamilien Kommentar A 40, und im 1. Teil Seite 47.
    Die zweite Gemahlin HEINRICHS, die Königin Mathilde, gehörte zur sogenannten widukindisch-immedingischen Verwandtengruppe, zu der an der Literatur neben Krüger, Grafschaftsverfassung Seite 90-93, vor allem der Aufsatz von Schmid, Nachfahren zu nennen ist. Diese Verwandtengruppe der Nachkommen Widukinds leitete sich von Widukind, dem charismatischen Führer der Sachsen in ihrem Kampf gegen KARL DEN GROSSEN, her. Diese Verwandtengruppe wird im 9. und 10. Jahrhundert nochmals für uns faßbar bei den Inhabern der kirchlichen Stiftung Wildeshausen, bei dem Enkel Widukinds namens Waltbert und dann bei der Vermählung des späteren Königs HEINRICH I. mit Mathilde, die der "stirps magni ducis Widukindi" entstammte, worauf uns nicht nur die Sachsengeschichte Widukinds von Corvey I c. 31, Seite 44, sondern auch die Vita Mathildis antiquior c. 2, SS X 576, und Thietmar I c. 9, Seite 14, stolz hinweisen. Die genealogischen Konstruktionen der älteren Forschung einschließlich derjenigen von Krüger, die auf der Basis der bekannten Angehörigen dieser Verwandtengruppe eine direkte Nachkommensfolge zu erstellen versucht, hat Schmid, Nachfahren Seite 73ff., zurückgewiesen. Schmid betont, daß das auf uns gekommene Wissen über die einzelnen Angehörigen zu fragmentarisch und lückenhaft sei, als daß man diese Lücken mit genealogischer Kombination zu einer direkten Nachkommenstafel Widukinds ergänzen könnte. Man müsse sich vielmehr damit begnügen, von einem Geblütsbewußtsein der Nachfahren Widukinds zu sprechen, das sich in den verschiedenen Zweigen dieser Verwandtengruppe fortpflanzte und am Leben blieb.
    Mathilde wurde zu der Zeit, als Heinrich, der Sohn des Sachsen-Herzogs, um sie warb, nach dem Zeugnis der Vita Mathildis antiquior c. 1, SS X 575, noch in einem Kloster erzogen. Doch zeigt sich bereits bei diesem Zeugnis die Problematik, die Mathildenviten für die Rekonstruktion des historischen Faktenablaufs zu verwerten, könnte sich hinter einer Werbung aus dem Kloster auch ein hagiographischer Topos verbergen! Unter der Annahme, die angesprochene Angabe sei glaubhaft und trüge nicht nur funktionellen Charakter im Rahmen des Werbungsromans der Vita, müßte Mathilde zur Zeit der Eheschließung mit Heinrich 13 bis 15 Jahre alt gewesen sein; vgl. Köpke-Dümmler Seite 5.
    Der Todestag ist überliefert bei Widukind III c. 74, Seite 151, das Jahr in den Nekrologannalen von Fulda (vgl. FW Kommentar K 41). Die übrigen Belege bringt Köpke-Dümmler Seite 440, Anm. 1.
    Allgemein informieren aus der älteren Literatur Büsing und Lintzel (in den "Westfälischen Lebensbildern").

    Schwennicke Detlev: Tafel 10, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    HEINRICH I.
    * 876, † Memleben 2. VII 936 Begraben: Quedlinburg Stiftskirche

    Fritzlar 6.V 919 DEUTSCHER KÖNIG
    906, getrennt 909 I. oo HATHEBURG Witwe von N.N., Tochter von Erwin senior

    Wallhausen 909 II. oo MATHILDE, Laien-Äbtissin von Nivelles * 896, † Quedlinburg 14. III 968
    Tochter von Graf Dietrich (Theoderich) (IMMEDINGER) und Reginlind, Begraben: ibid Stiftskirche

    Hlawitschka; Eduard: Seite 111, "König Heinrich I." in: Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern.

    KÖNIG HEINRICH I.
    * ca. 876
    † 2.7.936 in Memleben
    Grabstätte: Vor dem Altar der damaligen St.-Peter-Kirche (späteren Stiftskirche St. Servatius, Dom) auf dem Burgberg in Quedlinburg
    Eltern: Graf (Herzog/dux) Otto der Erlauchte (* ca. 836/40, † 30.11.912) und Gräfin Hadwig (* ca. 850/55, † 24.12.903) aus der Familie der BABENBERGER

    Eine Quellen und Literatur gleichermaßen auswertende Untersuchung über die Vorfahren HEINRICHS I. liefert E. Hlawitschka, Zur Herkunft der Liudolfinger, in: ders., Stirps regia, Forschungen zu Königtum und Führungsschichten im frühen Mittelalter, hg. von G. Thoma und W. Giese (9188) Seite 313-354 (mit Stammtafel auf Seite 351)

    Geschwister:
    Thankmar
    Liudolf
    (beide † vor 912)
    Liudgard, Äbtissin von Gandersheim († 21.1.923)
    Oda († 956?)
    Gemahlin
    1. König Zwentibolds von Lotharingien
    2. Graf Gerhards
    Halb-Schwester NN
    Gemahlin eines Thüringers Wido

    ca. 906; Ehetrennung ca. 908/09
    1. oo HATHEBURG, Tochter des (Grafen) Erwin von Merseburg

    909 in Wallhausen
    2. oo MATHILDE * um 895, † 14.3.9068 Grabstätte: neben HEINRICH I. in Quedlinburg

    (aus dem Geschlecht des Sachsen-Herzogs Widukind), Tochter des Grafen Dietrich (Theoderich) in Westfalen und seiner Frau Reinhild; beide † nach 929

    Zur Herkunft Dietrichs vgl. K. Schmid, Die Nachfahren Widukinds, DA 20 (1964) Seite 1-47; zur Seitenverwandtschaft Mathildes auch E. Hlawitschka, Kontreverses aus dem Umfeld von König Heinrichs I. Gemahlin Mathilde, in: ders., Stirps regia (wie oben) Seite 355-376

    HEINRICH geriet bei der Übernahme der Regierung im Herzogtum mit Erzbischof Hatto I. von Mainz in Konflikt wegen der Mainzer Besitzungen in dem 908 weitgehend unter sächsische Herrschaft gebrachten Thüringen. 915 schlug er den in Sachsen eingedrungenen Eberhard, Bruder König KONRADS I., bei der Eresburg vernichtend und drang im Gegenzug in Franken ein. KONRAD I. war nicht in der Lage, die Herzogsmacht HEINRICHS zu gefährden. Die 919 in Fritzlar versammelten sächsischen und fränkischen Großen wählten den von KONRAD I. designierten Heinrich von Sachsen zum König. HEINRICH I. lehnte die geistliche Salbung ab, um seine auf einen Kompromiß mit den Herzögen orientierte Politik nicht durch eine Festlegung zugunsten der Kirche zu gefährden. Das historische Verdienst HEINRICHS ist es, auf den Trümmern des von einer tiefgehenden Krise zerrütteten Ost-Franken-Reiches den Grundstein für eine starke Zentralgewalt gelegt und den Zusammenhalt zwischen den deutschen Stämmen entscheidend gefördert zu haben. HEINRICH setzte sich 919 gegen den Schwabenherzog und 921 gegen den von schwäbischen und bayrischen Feudalherren in Forchheim zum Gegen-König erhobenen Herzog Arnulf von Bayern durch Zugeständnisse hinsichtlich der Verfügungsgewalt über die Kirche durch. Im Vertrag von Bonn (7.11.921) erkannten sich HEINRICH I. und Karl III. der Einfältige gegenseitig an. HEINRICH erreichte nach verheerenden Einfällen der Magyaren (Ungarn) in Sachsen, Schwaben und Bayern gegen Freilassung eines ungarischen Großen und Zahlung eines Tributes einen 9-jährigen Waffenstillstand. Um diese Einfälle wirkungsvoll abwehren zu können, stellte HEINRICH I. ein gepanzertes Ritterheer auf und legte Befestigungen, besonders in Sachsen und Thüringen, aber auch in Schwaben, Bayern und Hessen, an. In Ost-Sachsen wurde das Land in kleine Bezirke mit einer Burg (Burgwarde) aufgeteilt. Unter Ausnutzung der innenpolitischen Auseinandersetzungen des französischen Königs mit dem Feudaladel gelang es HEINRICH I. nach zwei Feldzügen, 925 Lothringen einzugliedern, das er 928 Giselbert, Sohn des Grafen Reginar, übergab. Mit einem Eroberungszug gegen die Heveller, deren Hauptort Brandenburg erobert wurde, begann 928/29 die erste Phase der Ostexpansion des frühfeudalen Staates, die durch brutale Raubzüge gegen die Elbslawen gekennzeichnet war. HEINRICH I. zog gegen die Daleminizer, deren Festung Gana (südlich von Riesa) erobert wurde. 929 zog HEINRICH I. nach Prag und veranlaßte Herzog Wenzel von Böhmen zur Huldigung. Der Aufstand der Redarier, Obodriten und Wilzen wurde von deutschen Feudalherren am 4.9.929 bei Lenzen an der Elbe brutal niedergeschlagen. Am 15.3.933 schlug HEINRICH I. mit einem Heer, an dem alle deutschen Stämme beteiligt waren, bei Riade (Kalbsrieth an der Helme ?) die nach Ablauf des Waffenstillstandes wieder in Sachsen und Thüringen eindringenden Ungarn in die Flucht. Dieser entscheidende Erfolg stärkte die Autorität HEINRICHS I. Nach einem erfolgreichen Kriegszug gegen die Dänen eroberte er 934 Haitabu, stellte die dänische Mark zwischen Eider und Schlei wieder her und zwang König Knuba zur Taufe. 935 erwarb er von Rudolf II. von Hoch-Burgund gegen die Abtretung von Basel die angeblich einst Konstantin gehörige Heilige Lanze als Symbol der Herrschaft über Italien. Er plante wahrscheinlich einen Romzug und den Erwerb der Kaiserkrone, um unter anderem eine Italien-Politik der süddeutschen Herzöge und die damit verbundenen Absonderungsbestrebungen der Herzöge aus dem entstehenden frühfeudalen Staat zu verhindern. In Bodfeld am Harz erlitt er einen Schlaganfall. Ihm folgte sein 936 in Erfurt designierter ältester Sohn OTTO.
    HEINRICH errichtete mit Tatkraft und Spürsinn für das Machbare ein unter dem Zepter des Herrschers geeintes Reich. Er sicherte und erweiterte die Reichsgrenzen und brachte Ruhe und Ordnung in das Land. Der erfolgreiche und hochangesehene Sachsen-König schuf die Voraussetzungen für die späteren Erfolge seines Sohnes.



    900/07 1. oo 2. Hatheburg von Merseburg, Tochter des "senior" Erwin, um 876 † 21.6. nach 909

    909 2. oo Mathilde von Ringelheim, Tochter des Grafen Dietrich, 894/97 † 14.3.968


    Kinder:
    1. Ehe

    - Thankmar 900/05 † 28.7.938

    2. Ehe

    - OTTO I. König des Deutschen Reiches 23.11.912 † 7.5.973 Wallhausen
    - Heinrich I. Herzog von Bayern 4.919/22.4.922 † 1.11.955 Nordhausen
    - Brun Erzbischof von Köln 1. Hälfte 5.925 † 11.10.965
    - Gerberga um 913/14 † 5.5. nach 968 (984?) Nordhausen
    929 1. oo Giselbert Herzog von Lothringen ca 880 † 2.10.939
    939 2. oo Ludwig IV. König von Frankreich 10.9.920/10.9.921 † 10.9.954
    - Hadwig um 922 † 9.1. nach 958
    14.9.937 oo Hugo der Große Herzog von Franzien um 895 † 16./17.6.956


    Chroniken:
    Adalberts Fortsetzung des Regino. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte Band VIII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1977 Seite 192-196 - Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 226,228 - Annalista Saxo: Reichschronik. Seite 4,5,26,139 - Hermann von Reichenau: Chronicon. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 632,634 - Hrosvit von Gandersheim - Lampert von Hersfeld: Annales/Annalen Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 2000 Seite 28 - Liudprands von Cremona: Werke in: Quellen zur Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Band VIII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1977 Seite 292, 294,304-324,354,356,370,396,400,402,418-426,436,444,450 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 6-14,20-26,30-34,54,158,308,476 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart 1981 Seite 17,19,21,53,59,61,65,67,69,71,73,75,77,81,83,95,101,105,111,117,119,135,147 -

    Literatur:
    Adelheid Kaiserin und Heilige 931 bis 999 Info Verlag Karlsruhe 1999 - Althoff Gers: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 2,27,68,79, 131,135,139,157,161,168,203,226,367 K 24 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 23-80,83,87,106,202,233,235,246 - Althoff, Gerd/Keller, Hagen: Heinrich I. und Otto der Große, Muster-Schmitt Verlag Göttingen 1994 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lothringen im 10. Jahrhundert, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 39-174 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 9,21-23,26-29, 32-56,58,61,68,78,80,100,107,115,157,168 - Black-Veldtrup, Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien, Böhlau Verlag Köln 1995, Seite 160,161,167,169,280,315 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 22,26,34,39,65 - Brühl Carlrichard: Die Geburt zweier Völker. Deutsche und Franzosen Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln - Brüsch, Tania: Die Brunonen, ihre Grafschaften und die sächsische Geschichte. Herrschaftsbildung und Adelsbewußtsein im 11. Jahrhundert. Matthiesen Verlag Husum 2000 Seite 13,26,106,175,184,222 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 26,46,49,57,104,153,171,175,225,228,273,360,375/Band II Seite 374,388,393,397,470,482/Band III Seite 10, 480-482,485-488,491,500,515,539 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches, Gustav Lübbe Verlag Bergisch Gladbach 1994 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 14,22,28 - Eibl, Elfie-Marita: Heinrich I., in Deutsche Könige und Kaiser des Mittelalters, Urania-Verlag 1988, Seite 20-33 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 22-479 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1998, Seite 13,25,33,195,208 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 19-24,46,60-64,66-68,70-73,75,77-97,99-101,104, 107,113,117,120-124,129,132,138,148,164,198-202,222 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 7-356 - Goez, Werner: Lebensbilder aus dem Mittelalter. Die Zeit der Ottonen Salier und Staufer. Primus Verlag Darmstadt 1998, Seite 9-28 - Gregorovius Ferdinand: Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter. dtv-Bibliothek 1978 Band I Seite 612 - Hlawitschka Eduard: Die Ahnen der hochmittelalterlichen deutschen Könige, Kaiser und ihrer Gemahlinnen. Ein kommentiertes Tafelwerk Band I 911-1137 Teil 1 und Teil 2 Hahnsche Buchhandlung Hannover 2006 Seite 4,14,26,31,33-35,38-44, 46-48,51,61,65,67-74,76,80,83,86,132,139-141,158-160,170,176,180,186,188,206,209,215,218-221,227,247,250,259-261,270,283, 286,293,296,299,305,336,376,420,509,517,526,657,675,701,704,707 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 5,44,56-60,71,73,75,94,105,34,138,146 - Hlawitschka, Eduard: Konradiner-Genealogie, unstatthafte Verwandtenehen und spätottonisch-frühsalische Thronbesetzungspraxis. Ein Rückblick auf 25 Jahre Forschungsdisput. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2003 Seite 4,8,13,19,26,28,36,44,60,63,68,78,83,123,138,166,188,194 - Hlawitschka Eduard: König Heinrich I. (918-936), in Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern, Hg. Karl Rudolf Schnith, Seite 110-122 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 5-29,31-36,38-41,47,49,67,69,72-78,84,88-98,116,178 - Hlawitschka, Eduard: Vom Frankenreich zur Formierung der europäischen Staaten- und Völkergemeinschaft 840-1046, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1986 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. 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Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa, Böhlau Verlag Weimar Köln Wien 1995, Seite 9,12,40,34,37,43,48,52,54,149,171,265,431 - Metz, Wolfgang: Die Abstammung König Heinrichs I. In: Historische Jahrbücher 84, 1964, Seite 271-287 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 - Plischke, Jörg: Die Heiratspolitik der Liudolfinger, Inaugural-Dissertation Universität Greifswald 1909 - Pohl Walter: Die Welt der Babenberger. Schleier, Kreuz und Schwert, hg. von Brigitta Vacha, Verlag Styria, Seite 43, 53,59,63 - Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg.): Otto III. - Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 11A-395 - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan (Hrsg.): Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung "Otto der Große, Magdeburg und Europa" Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001 Seite 3-367 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 - Schölkopf Ruth: Die sächsischen Grafen 919-1024. Studien und Vorarbeiten zum Historischen Atlas Niedersachsens 22. Göttingen 1957 - Schubert, Ernst: Stätten sächsischer Kaiser, Urania Verlag Berlin 1990, Seite 9-13 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 42,67,77,116,123,126,129,134-137,138,139,141-160,162-166,168-175,182,207,223,229,243,250,266,282, 298,331,383 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 10 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 11 - Uhlirz, Karl: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Otto II. und Otto III. 1. und 2. Band. Verlag Duncker & Humblot Berlin 1967 - Waitz, Georg: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter König Heinrich I., Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1999, Seite 14-17,20,38,43,51,110,120,186,236,261 - Weller Tobias: Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert. Rheinisches Archiv. Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2004 Seite 439 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 478,481,484,487,494 - Wies, Ernst W.: Otto der Große Kämpfer und Beter, Bechtle Esslingen 1989, Seite 12-295 - Wies, Ernst W.: Kaiser Heinrich IV. Canossa und der Kampf um die Weltherrschaft, Bechtle Esslingen 1996, Seite 126,263 - Wies, Ernst W.: Kaiser Friedrich Barbarossa. Mythos und Wirklichkeit, Bechtle Esslingen 1999, Seite 273,276,278 - Zimmermann, Harald: Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1976 -



    Bild Heinrichs I. in der anonymen Kaiserchronik für Kaiser Heinrich V., um 1112/14 (Corpus Christi, Cambridge, Ms 373, fol. 40r).

    BildHeinrich



    Neue Deutsche Biographie - Heinrich I.

    König, * circa 875, † 2.7.936 Memleben/Unstrut, ⚰ Quedlinburg, Stiftskirche.

    Das Urteil über den ersten deutschen König aus sächsischem Hause hat nicht nur die Familientradition der im Raum von Gandersheim begüterten Liudolfinger zu berücksichtigen, sondern auch H.s fränkische Ahnen, die er seiner Großmutter Oda sowie – mit dem Namen Heinrich – seiner babenbergischen Mutter verdankte. Die Ehe des Vaters stand im Zeichen einer liudolfingisch-babenbergischen Koalition gegen die Konradiner, die nach dem Sieg der Konradiner über ihre mainfränkischen Rivalen (906) zusammenbrach. Zuvor war H. vom Vater mit einem Feldzug gegen die Dalaminzier betraut worden. Der veränderten Konstellation nach 906 entsprach 909 die Eheschließung mit der im Stift Herford erzogenen Mathilde aus dem Geschlecht des Sachsenherzogs Widukind nach kirchlich sanktionierter Auflösung der 1. Ehe mit Hatheburg. Die Liudolfinger gewannen so den nördlichen Eckpfeiler der konradinischen Stellung im oberen Weserraum und damit die Voraussetzung zur Begründung eines gesamtsächsischen Dukats. Als Nachfolger des Vaters im Herzogtum (912) brach H. mit der bisherigen Loyalität gegenüber König Konrad I. und EB Hatto von Mainz. Er okkupierte Mainzer Güter rechts der Weser bis Nörten und in Thüringen und setzte sich bis 915 gegen Eberhard, den Bruder des Königs, im Weserbergland, in Corvey und auf der Eresburg durch. Im Gegenstoß gelangte Konrad I. bis zur Pfalz Grona (bei Göttingen), wo es zu einem konradinisch-liudolfingischen Ausgleich als Grundlage der späteren Thronfolgeregelung kam.

    Nach dem Ableben Konrads I. wurde H. 919 tatsächlich mit konradinischer Unterstützung zu Fritzlar von Franken und Sachsen auf Vorschlag Eberhards, der zugleich mit Berufung auf eine letztwillige Weisung seines Bruders den Thronverzicht aussprach, gewählt. H. lehnte allerdings die von EB Heriger von|Mainz angebotene Salbung und Krönung ab. Gemeinsam mit einem anderen Teil der Franken erhoben die Bayern im gleichen Jahr (vorher oder nachher?) wahrscheinlich zu Forchheim den Bayernherzog Arnulf zum König in regno Teutonicorum und somit ebenfalls zum Nachfolger Konrads I. Als Motiv für die Ablehnung der kirchlichen Herrscherweihe kommt neben den territorial-politischen Differenzen zwischen H. und der Mainzer Kirche auch ein grundsätzlicher Vorbehalt in Betracht. In diesem Zusammenhang ist auch der Einschnitt, den H.s Herrschaftsantritt in der Geschichte von Kanzlei und Hofkapelle bildet, von Bedeutung.

    H.s Versuch, seine Anerkennung in Schwaben, dessen Herzog Burchard, durch Abwehrkämpfe gegen König Rudolf II. von Hochburgund in Anspruch genommen, beiden Wahlen ferngeblieben war, und in Bayern durch kriegerische Aktionen zu erzwingen, führte zu Kompromißlösungen, die den süddeutschen Herzögen weitgehende Autonomie und vor allem die Herrschaft über die Kirche beließen. Arnulf von Bayern verzichtete zwar auf den Königstitel, wahrte jedoch die einem karolingischen Teilkönig vergleichbare Stellung. Sie ist derjenigen Lotharingiens im westfränkischen Reich Karls des Einfältigen zur Seite zu stellen, wo 920 Giselbert zum princeps (König?), wahrscheinlich mit Unterstützung H.s, erhoben wurde. H. hat jedenfalls damals im Streit um die Besetzung des Bistums Lüttich gegen Karl zu Gunsten Giselberts interveniert. Mit Karl, der sich inzwischen in Lothringen wieder durchgesetzt hatte, gelangte H. im Bonner Vertrag vom 7.11.921 zu einem Ausgleich durch Abschluß einer rechtsförmlichen amicitia bei gegenseitiger Anerkennung der Könige als rex Francorum occidentalium und rex orientalis. Damit erkannte zwar H. die Rheingrenze an, der legitime Karolinger jedoch zugleich das Königtum des Sachsen, wenn auch nicht als ein fränkisches. Zu den Folgen gehörte die Revision der Lütticher Frage zu Gunsten des karolingischen Kandidaten mit Unterstützung Kaiser Berengars und Papst Johanns X. Schon 923 optierte H. für den französischen Gegenkönig Robert und gewann gegenüber dessen Nachfolger Rudolf vor allem in Niederlothringen um so leichter an Boden, als die politischen Ziele dieses Königs durch das westfränkische Burgund, sein vormaliges Herzogtum, geprägt waren. So konnte H. in das Gebiet zwischen Rhein und Mosel einrücken. Nach wechselnden Kämpfen begünstigte eine schwere innere Krise des westfränkischen Königtums den Anschluß ganz Lothringens an H.s Reich (925). Das ehemalige regnum Lotharii, die Heimat der Karolinger, mit Aachen, der Hauptpfalz Karls des Großen, war mit dem einstigen ostfränkischen Reiche wieder vereinigt, und diesem wurden neben bedeutendem materiellen Gewinn auch Träger und Stätten karolingischer Traditionen zugeführt. Das Amt des Herzogs von Lothringen erhielt Konrads I. Bruder Eberhard.

    Gegen die Ungarn, die seit der Jahrhundertwende das sich auflösende Frankenreich heimsuchten, sicherte H. wie schon vor ihm Berengar I. von Italien und Arnulf von Bayern sein Reich nach Gefangennahme eines hochgestellten ungarischen Führers 926 durch einen 9jährigen Waffenstillstand sowie durch eine im gleichen Jahr beim Reichstag zu Worms für das ganze Reich erlassene Ordnung zur Errichtung von Fluchtburgen. Ältere karolingische Einzelmaßnahmen gegen die Normannen, bayerische und italienische gegen die Ungarn sowie das fränkische System der Burgwerksordnung dürften dabei von Einfluß gewesen sein. Als systematische und umfassende Maßnahme der Zentralgewalt nimmt H.s Burgenordnung jedoch eine Sonderstellung ein. Die Aufstellung einer gepanzerten Reitertruppe trat ergänzend hinzu. Der Waffenstillstand wurde bereits 3 Jahre vor seinem Ablauf auf dem Erfurter Reichstag 932 gekündigt. Dies löste einen bewaffneten Konflikt aus, der mit H.s Sieg an der Unstrut am 15.3.933 endete. Wie schon bei der Burgenordnung haben auch hier alle deutschen Stämme mitgewirkt, so daß H.s Kriegserfolg, der das Reich und die christlichen Nachbarländer nachhaltig entlastete, die Anerkennung seines Königtums durch alle deutschen Stämme bezeugt und als Markstein auf dem Wege zur Bildung eines überstammlichen deutschen Gemeinschaftsbewußtseins gelten kann.

    In H.s Ostpolitik gegenüber den Elbslawen und den Böhmen überwiegt mit der Einnahme der Brennaburg (Brandenburg) im Lande der Heveller sowie der Dalaminzier-Burg Gana, mit der Gründung der Burg Meißen sowie mit dem von Arnulf von Bayern unterstützten Böhmenfeldzug, der bis nach Prag und zur Unterwerfung des Böhmenherrschers Wenzel führte (929), das kriegerische Moment das der Mission, für die in diesem Bereich allenfalls das nach Corvey weisende Prager Vitus-Patrozinium einen Hinweis bietet. Nach dem Ungarnsieg kam es allerdings im Anschluß an den siegreichen Dänenfeldzug und die Unterwerfung des dänischen Unterkönigs Chnuba, des Herrn von Haithabu, zu dessen Taufe und zu einer Missionsreise des EB Unni von Hamburg-|Bremen, die sich auf den Spuren Anskars nach Dänemark und Schweden (Birka) erstreckte.

    Seine Stellung in Lothringen und vor allem in Oberlothringen vermochte H. im Schatten innerfranzösischer Thronkämpfe zwischen König Rudolf und Graf Heribert von Vermandois weiter zu festigen. Der ihm vom lothringischen Episkopat gewährten Unterstützung entsprach H. mit der Übertragung weltlicher Herrschaftsbefugnisse an diesen nach westfränkischem Vorbild. Für die Sicherung Niederlothringens bedeutete der 928 in Aachen und Maastricht bewirkte Ausgleich zwischen EB Ruotger von Trier und dem im Maasgebiet (Chèvremont) mächtigen Giselbert, dem dessen Ehe mit H.s Tochter Gerberga und die Anerkennung als Herzog folgten, eine weitere Festigung der deutschen Herrschaft namentlich im Gebiet zwischen Maas und Schelde.

    Anders als gegenüber den sonstigen Nachbarn des Reichs lag die Außenpolitik gegenüber Burgund und Italien zunächst weniger in der Hand des Königs als in der der süddeutschen Stammesherzöge. 922-26 vermochte König Rudolf II. von Burgund im Bunde mit Herzog Burchard von Schwaben als Rivale Kaiser Berengars in Italien aufzutreten, ohne sich nach dessen Ermordung (924) durchsetzen zu können. Der Tod Burchards vor Novara beim schwäbisch-burgundischen Feldzug von 926 besiegelte vielmehr den Zusammenbruch der hochburgundischen Italienpolitik, die vom italienischen Königtum Hugos von der Provence abgelöst wurde. Der schwäbischen Italienpolitik ist in der anschließenden Phase eine bayerische zur Seite zu stellen, die im Italienzug Herzog Arnulfs und seines Sohnes Eberhard (933/34) gipfelte und zugleich scheiterte. Auch als Äußerungen süddeutscher Stammesautonomie brauchen diese Aktionen mit H.s politischen Absichten am allerwenigsten nach 926 und vollends nach 933 im Widerspruch gestanden zu haben.

    H.s eigene Beziehungen zu Burgund werden durch seine Begegnungen mit dessen König Rudolf II. beim Wormser Reichstag von 926 und beim Dreikönigstreffen zu Ivois am Chiers 935, an dem als dritter Partner König Rudolf von Frankreich teilnahm, markiert. Bei einer von ihnen kam es zur Kommendation des Burgunderkönigs gegenüber H. unter Überreichung der heiligen Lanze, die Rudolf 922 von italienischen Großen mit der Einladung zur Übernahme der italienischen Königswürde erhalten hatte. H.s Gegenleistung bestand in der Anerkennung der burgundischen Herrschaft zwischen Jura und Reuß einschließlich Basels. Die heilige Lanze galt als siegesmächtiger Träger einer Nagel- Reliquie vom Kreuze Christi und vielleicht schon damals als Lanze des heiligen Mauritius, des im burgundischen Königskloster Saint-Maurice d'Agaune verehrten Führers der thebäischen Legion. Für die Spätdatierung des „Lanzenhandels“ (935) würde es sprechen, wenn die Lanze Rudolfs II. Anspruch auf Italien verkörperte, den er förmlich erst 932/33 zu Gunsten König Hugos gegen niederburgundische Gebietsabtretungen aufgegeben hat. Doch auch ohne dies bildet das Dreikönigstreffen von 935, das zu einer amicitia der Teilnehmer führte, in H.s West- und Südwestpolitik den Höhepunkt.

    Vorsorge für die Zukunft seines Hauses und Reichs traf H. beim Quedlinburger Hoftag von 929 mit einer Hausordnung, die bereits die Thronfolge seines Sohnes Otto vorgesehen haben dürfte. Dafür spricht auch dessen alsbaldige Eheschließung mit der angelsächsischen Königstochter Edgith. Im Frühjahr 936 sicherte H., bereits erkrankt, auf einer Reichsversammlung zu Erfurt nochmals Ottos Nachfolge.

    In seiner Bedeutung für die Bildung des deutschen Volkes und Reiches im Rahmen der sich formierenden nachkarolingischen Völker und Nationalen Europas wird H.s Königtum am hellsten durch die Aachener Wahl seines Nachfolgers beleuchtet, an der alle deutschen Stämme teilnahmen und durch die mit der von H. vorgesehenen Nachfolgeregelung die Prinzipien der Individualsukzession und Unteilbarkeit des Reichs bekräftigt wurden. H.s politische Ziele und Aktionen gehen jedoch über den Bereich der deutschen Stämme an allen seinen Grenzen hinaus und knüpfen darin an die ostfränkischen Karolinger, vor allem an Kaiser Arnulf an. Die unverkennbaren hegemonialen Tendenzen machen es unwahrscheinlich, daß Italien als einziges Nachbarland unberücksichtigt geblieben wäre. Die umstrittene Nachricht Widukinds, H. habe vor seinem Tode einen Romzug geplant, meint jedenfalls keine bloße Wallfahrt und steht mit H.s sonstigen karolingischen Tendenzen im Einklang, die er als Nichtkarolinger besonders zu betonen Anlaß haben konnte und tatsächlich fortschreitend – auch mit der Wiedereinrichtung von Kanzlei und Hofkapelle – betont hat. Der Erwerb der heiligen Lanze kann, wenn sie 935 übergeben wurde, angesichts ihrer italienischen Herkunft ebenfalls in diesen Zusammenhang gehören.

    Literatur
    ADB XI; Les ann. de Flodoard, ed. Ph. Lauer, Paris 1905; Liudprandi Antapodosis, ed. J. Bekker, in: MGH SS rer. Germ. 41, 1915; Die Sachsengesch. d. Widukind v. Korvei, ed. P. Hirsch u. H.-E. Lohmann, ebd. 60, 1935; Regg. Imp. II, 1; Jbb. d. Dt. Gesch., Heinrich I.; H. Heimpel, Bemerkungen z. Gesch. Kg. H.s I., in: Berr. üb. d. Verhh. d. sächs. Ak. d. Wiss. Leipzig, Phil.-hist. Kl., 88, H. 4, 1936; C. Erdmann, Der ungesalbte König, in: DA 2, 1938; ders., Btrr. z. Gesch. H.s I., in: Sachsen u. Anhalt 16, 1940, u. 17, 1941/43; A. Duch, H. d. Finkler, Gesch. e. Beinamens, in: Archiv f. Kulturgesch. 34, 1952, S. 194-205; R. Holtzmann, Gesch. d. sächs. Kaiserzeit, 31955; Die Entstehung d. dt. Reiches, hrsg. v. H. Kämpf, in: Wege d. Forschung 1, 1956; H. Zimmermann, Der Streit um d. Lütticher Bistum v. J. 920/21, in: MIÖG 65, 1957; H. Beumann, Das Za. d. Ottonen, in: Dt. Gesch. im Überblick, hrsg. v. P. Rassow, 21962 (Literatur); H. Beumann, Das Kaisertum Ottos d. Gr., in: ders. u. H. Büttner, Das Kaisertum Ottos d. Gr., 1963; W. Schlesinger, Die Grundlegung d. dt. Einheit im frühen MA, in: W. Schlesinger, Btrr. z. dt. Vfg.gesch. I, 1963; H. Büttner, H.s I. Südwest- u. Westpol., 1964; K.-U. Jäschke, Königskanzlei u. imperiales Königtum im 10. Jh., in: HJb. 84, 1964; W. Metz, Die Abstammung Kg. H.s I., ebd.; K. Schmid, Die Thronfolge Ottos d. Gr., in: ZSRG 81, 1964; H. Jankuhn, „Heinrichsburgen“ u. Königspfalzen, in: Dt. Künigspfalzen II, = Veröff. d. Max-Planck-Inst. f. Gesch. XI, 2, 1965; J. Fleckenstein, Die Hofkapelle d. dt. Könige 2, Die Hofkapelle im Rahmen d. otton.-sal. Reichskirche, 1966.



    Siegel Heinrichs I. an einer Urkunde vom 18. Oktober 927. Das Siegel zeigt Heinrich als den triumphierenden Heerführerkönig, durchaus in spätantiker Tradition, wie er, vom Betrachter abgewandt, im Halbprofil zu sehen ist. Die Herrscher erscheinen seit 909 unter Ludwig dem Kind in deutlicher Abweichung zu den bisherigen Siegeltypen der Karolinger in Halbfigur, nach links gewendet, mit schmalem Diadem oder Kreuz, die Fahnenlanze geschultert und den Schild erhoben. Es ist das alleinige Siegelbild der ostfränkischen Könige.

    Siegel Heinrich I Posse



    Begraben:
    Stiftskirche

    Gestorben:
    Pfalz Memleben

    Heinrich heiratete von Ringelheim, Mathilde in 909. Mathilde (Tochter von von Ringelheim, Dietrich und Reginhild) wurde geboren in 894/897 in Enger [32130],Herford,Nordrhein-Westfalen,Deutschland; gestorben am 14 Mrz 968 in Quedlinburg [06484],Quedlinburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Quedlinburg [06484],Quedlinburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 13.  von Ringelheim, Mathildevon Ringelheim, Mathilde wurde geboren in 894/897 in Enger [32130],Herford,Nordrhein-Westfalen,Deutschland (Tochter von von Ringelheim, Dietrich und Reginhild); gestorben am 14 Mrz 968 in Quedlinburg [06484],Quedlinburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Quedlinburg [06484],Quedlinburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Deutschland; Deutsche Königin

    Notizen:

    Mathilde Deutsche Königin
    894/97-14.3.968 Engern Quedlinburg Begraben: Quedlinburg
    Tochter des westfälischen Grafen Dietrich von Ringelheim und der Reinhild, Tochter des Normannen Gottfried

    Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 390

    Mathilde, Königin des ostfränkischen Reiches
    * ca. 896, + 14. März 968 Quedlinburg Begraben: Quedlinburg
    Tochter Graf Dietrichs aus dem Geschlecht des Sachsen-Herzogs Widukind und der Reinhild aus dänischem und friesischem Geschlecht
    oo 909 König HEINRICH I. (+ 936)

    Die Heirat HEINRICHS mit Mathilde, seiner zweiten Gemahlin, die aus der "stirps magni ducis Widukindi" stammte, bedeutete für die LIUDOLFINGER einen Zuwachs an Einfluß und Besitz im westlichen Sachsen, wo Mathilde im Raum Herford/Enger über reichliches Erbgut verfügte. Deutlicheres Profil gewinnt Mathilde erst nach dem Tode HEINRICHS I., als sie ihr Wittum, das sie mit der Hausordnung HEINRICHS 929 erhalten hatte, dazu benutzte, geistliche Gemeinschaften einzurichten, denen sie die Pflege der Memoria ihres Gatten und aller verstorbener Verwandten und Freunde auftrug. In Quedlinburg leitete sie den am Grabe HEINRICHS eingerichteten Frauenkonvent 30 Jahre lang selbst. Die Nutzung ihrer "dos" zur Gründung geistlicher Gemeinschaften brachte sie aber in Konflikt mit ihren Söhnen, die ihr nur den lebenslangen Nießbrauch der Güter gestatten wollten. Mathilde verließ deshalb eine Zeitlang sogar O-Sachsen und zog sich auf ihr väterliches Erbe im Westen zurück. Politisch engagiert scheint sie in der Frage der Nachfolge im Königtum gewesen zu sein; sie favorisierte wohl ihren jüngeren Sohn Heinrich. Die Schwierigkeiten eines Urteils über wesentliche Stationen im Leben der Königin resultieren nicht zuletzt aus der Tatsache, dass ihre beiden Lebensbeschreibungen (in Nordhausen um 974 bzw. um 1002 entstanden) tendenziöse und fiktive Nachrichten mischen und überdies einer speziellen causa scribendi ihre Entstehung verdanken: dem Versuch, mit einem "Fürstinnenspiegel" aktuelle Probleme der Gegenwart zu beeinflussen.

    Quellen:
    Vita M. reginae (posterior), hg. G.H. Pertz (MGH SS 4, 1841), 282-302 - Vita M. reginae antiquior, hg. R. Köpke (MGH SS 10, 1852), 573-582

    Literatur:
    NDB XVI, 371f. - G. Waitz, JDG H I., 1963 - L. Bornscheuer, Miseirae regnum, 1968, bes. 60-102 - H. Beumann, Sachsen und Franken ... (Sett. cent. it. 32, 1986), 887-912, bes. 898ff. - P. Corbet, Les saints ottoniens, 1986, 30ff., 120-234 - G. Althoff, Causa scribendi ... (Fschr. J. Autenrieth, hg. M. Borgolte-H. Spilling, 1988), 117-133 - W. Glocker, Die Verwandten der Ottonen ..., 1989, 7ff. - G. Althoff, Quedlinburg und Gandersheim, FMASt 25, 1991, 123-144.

    Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikons, Band V (1993) Spalten 1015-1016 Autor: Gabriele Lautenschläger

    MATHILDE, Königin und Heilige (Gedenktag: 14.3.).
    * um 895 in Engern (Sachsen); + 14.3. 968 in Quedlinburg.

    Sie stammte aus dem Geschlecht Herzog Widukinds. Ihre Eltern waren Graf Dietrich und seine Frau Reinhild, eine dänisch-friesische Adelige. In dem 789 von Kanonissen in Mudenhorst gegründeten und 826 nach Herford verlegten Damenstift erhielt Maththilde eine umfassende Bildung und standesgemäße Erziehung. Im Jahre 909 (bzw. 913) wurde sie mit Herzog Heinrich vermählt, dem späteren König HEINRICH I. (919-936). Zu den fünf Kindern, die aus dieser Ehe hervorgingen, zählen Herzog Heinrich von Bayern, der von Mathilde nach dem Tod ihres Gatten in der Thronnachfolge begünstigte spätere Kaiser OTTO I. DER GROSSE sowie der Erzbischof und Heilige Bruno I. von Köln. Mathilde stiftete die Klöster St. Servatius und St. Wicbert in Quedlinbuburg sowie die Klöster in Pöhlde, Engern und Nordhausen. Als Wohltäterin verehrt, aber zugleich durch familiäre Zwistigkeiten belastet, starb Mathilde nach längerer Krankheit im Kloster Quedlinburg (bei Halberstadt). Ihr Grab befindet sich in der Krypta des dortigen Domes.

    Lit.: (allgemein) Max Heimbucher, Die Orden und Kongregationen der katholischen Kirche, Bd.I und II, Paderborn 1980; - R. Holtzmann, Geschichte der sächsischen Kaiserzeit 4 1961; - Peter Ketsch, Frauen im Mittelalter, Bd. I und II, 1983/84; - J. Pilschke, Die Heiratspolitik der Liudolfinger, Diss. Greifswald 1909. -
    Literatur (speziell) K. Hauck, Geblütsheiligkeit, in: Liber Floridus, FS P. Lehmann, St. Ottilien 1950, 190 f.; - M. Lintzel, M., in: Westfälische Lebensbilder 5, 1937; - ders;, in: AKG 38 (1956), 152-166; - ders., in: Ausgewählte Schriften II, Berlin 1961, 276-290 und 407-418; - Erna und Hans Melchers, Das große Buch der Heiligen. Geschichte und Legende im Jahreslauf, München 91986, 162-163; - Otto Wimmer und Hartmann Melzer, Lexikon der Namen und Heiligen, Innsbruck-Wien-München 41982, 569-570.

    Althoff Gerd: Seite 362 , "Adels- und Königsfamilien"

    K 6 Lü: 14.3. Mathildis reg + 968 Gemahlin HEINRICHS I.

    Eine Schwester der Königin Mathilde soll nach Meinung der Forschung mit dem BILLUNGER Wichmann dem Älteren verheiratet gewesen sein; vgl. dazu jedoch den Kommentar G 39.
    Mathilde war jedenfalls eine Verwandte der BILLUNGER, wie mehrere Personen aus ihrem Verwandtenkreis, die sich im Lüneburger Necrolog nachweisen lassen, zeigen.
    Zu den Konsequenzen für die Erhellung der 'Anfänge' des billungischen Geschlechts siehe oben Seite 68ff.
    Allgemein zu Mathilde vgl. Biogr. Wörterbuch 2, Sp. 1820f. und FW K 41 mit weiteren Hinweisen. Zum Todesdatum: BO Nr. 469a; Köpke-Dümmler, Otto der Große, Seite 440.

    Schwennicke Detlev: Tafel 10, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    HEINRICH I., Fritzlar 6.V 919 DEUTSCHER KÖNIG
    * 876, + Memleben 2. VII 936 Begraben: Quedlinburg Stiftskirche

    I oo 906, getrennt 909 HATHEBURG, Witwe von N.N., Tochter von Erwin senior

    II oo Wallhausen 909 MATHILDE, Laien-Äbtissin von Nivelles * 896, + Quedlinburg 14. III 968
    Tochter von Graf Dietrich (Theoderich) (IMMEDINGER) und Reginlind, Begraben: ibid Stiftskirche

    GROSSE FRAUEN DER WELTGESCHICHTE. Tausend Biographien in Wort und Bild.: Seite 235

    KÖNIGIN MATHILDE
    890-14.III.968
    Mathilde wurde - so entnehmen wir einer Chronik - als Tochter des sehr wohlhabenden Grafen Dietrich von Ringelheim und dessen Gemahlin Reinhilde im Kloster von Herford erzogen, unter Aufsicht ihrer Großmutter, die gleichfalls Mathilde hieß und dem Kloster als Äbtissin vorstand. Ein Sproß vom Stamme des Herzogs Widukind, wuchs das junge Mädchen hinter den Klostermauern zu einer Jungfrau heran, deren Schönheit, Bildung und Tugend allenthalben gepriesen wurden. Auch zu Herzog Heinrich "dem Vogler" drang diese Kunde. Er begab sich mit wenigem Gefolge nach Herford und überredete die Großmutter, daß sie ihm die Enkelin verlobte. Nicht lange darauf wurde in Walhausen in der Goldenen Aue die Hochzeit prunkvoll begangen. Drei Söhne und zwei Töchter entsprossen der vorbildlich glücklichen Ehe. Mathilde hätte gern ihren jüngeren Sohn Heinrich als Nachfolger seines Vaters gesehen, aber sie stellte die Sorge um Krone und Reich über ihre eigenen mütterlichen Gefühle und fügte sicich gehorsam dem Befehl ihres Gatten, der den erstgeborenen OTTO zum Thronerben bestimmt hatte. HEINRICH verlieh seiner Gemahlin die reichen Güter Quedlinburg, Pöhlde und Nordhausen als Witwengut, und diesen Orten galt auch die besondere Fürsorgrge der Königin. Von hier aus verbreitete sich über ganz Niedersachsen jene höhere geistige Bildung, die aus heiligen Quellen strömend zugleich geistliche Weihe vermittelte. Mathilde wurde heiliggesprochen - ihr Gedenktag ist der 14. März, an dem sie im Jahre 968 im Kloster von Quedlinburg in Sorge um das Schicksal ihrer Söhne und Enkel die Augen für immer schloß.

    Lebe Reinhard: Seite 41, "Ein Königreich als Mitgift"

    Mathilde ist sicher ein Glücksfall für die sächsische Dynastie gewesen, wahrscheinlich auch genetisch. Die attraktive Herzogin, dann Königin, trat stolz, gewinnend und gern in glanzvoller Garderobe auf, galt als gescheit, politisch einsichtig und fromm und gebar HEINRICH I. fünf Kinder. Dass Mathilde dann als gottgefällige Witwe dann überaus freigebig und stiftungsgeneigt im Sinne der Kirche agierte, trug ihr am Ende ihres rund 75-jährigen Lebens den Ruf einer Heiligen ein, zwischenzeitlich aber auch den Zorn ihres Sohnes OTTO: Ganz so opulent waren halt auch des Kaisers Kasetten nicht gefüllt.

    Black-Veldtrup Mechthild: Seite 161-171, "Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien"

    Von Mathilde wissen wir, daß sie anläßlich ihrer Heirat im Jahre 909 Wallhausen als Dotalgut zugewiesen bekam. In seiner 929 erlassenen "Hausordnung" hatte HEINRICH I. Vorsorge zur finanziellen Absicherung seiner Frau getroffen: Kurz vor der Heirat OTTOS I. und Edgiths, die Ende 929 oder Anfang 930 stattfand, erhielt Mathilde am 16. September 929 die Güter Quedlinburg, Pöhlde, Nordhausen, Grona und Duderstadt verbrieft; in der darüber ausgestellten Urkunde wird der Besitz ausdrücklich als ihr Wittum bezeichnet. Bereits zwei Jahre zuvor hatte HEINRICH I. in Zusammenhang mit der Volljährigkeitserklärung OTTOS mit dessen Zustimmung eine Schenkung an Mathilde veranlaßt. Diese Maßnahmen waren notwendig, weil durch die Mündigkeititserklärung und Verheiratung des Thronfolgers die rechtliche Stellung der Königin für den Fall, daß sie den König überlebte, gegenüber dem Sohn abgesichert werden mußte. Eine derartige Absicherung erfolgte aber offenbar zu diesem Zeitpunkt nicht nur für die Königin, sondern auch für die übrigen weiblichen Familienmitglieder.
    Nach dem Tod der verwitweten Königin- bzw. Kaiserin-Mutter konnte eine Übertragung derjenigen Güter, die offenbar zumindest teilweise zur Verwendung als Dotalgüter bestimmt waren, an die regierende Herrscherin erfolgen. Unter den OTTONEN läßt sich Entsprechendes bei Wallhausen, Nordhausen und Pöhlde beobachten: Alle drei Besitzungen waren 909 und 929 zunächst Königin Mathilde überlassen worden; während sich Wallhausen später im Besitz von Kaiserin Adelheid nachweisen läßt, kamen Nordhausen und Pöhlde noch zu Mathildes Lebzeiten und offensichtlich ohne, dass Adelheid die Orte zwischenzeitlich innegehabt hätte, durch OTTO II. an Theophanu.
    Die von Königin Mathilde gegründeten Kanonissenstifte Quedlinburg und Nordhausen wurden auf ihren Dotalgütern errichtet.

    Diwald Hellmut: Seite 230, "Heinrich der Erste"

    Die erste Erziehung liegt in den Händen der Eltern, sie erkennen aber bald, daß sie damit überfordert sind, und vertrauen Mathilde der Mutter des Grafen Thiederich an, die als Äbtissin die Klosterschule Herford leitet. Ob sie Nonne werden soll, steht nicht fest. In der Klosterschule erhält sie die erhoffte, angemessene Erziehung, wird insbesondere, dem Brauch der Zeit gemäß, in der Heiligen Schrift unterwiesen - unter den Augen und behütet von der Großmutter, die nach dem Tod ihres Gemahls die Leitung des Klosters übernommen hat.

    909 oo 2. HEINRICH I. König des Deutschen Reiches 876-2.7.936
    Kinder:
    - OTTO I. König des Deutschen Reiches 23.11.912 † 7.5.973 Wallhausen
    - Heinrich I. Herzog von Bayern 4.919/22.4.922 † 1.11.955 Nordhausen
    - Brun Erzbischof von Köln 1. Hälfte 5.925 † 11.10.965
    - Gerberga um 913/14 † 5.5. nach 968 (984?) Nordhausen
    929 1. oo Giselbert Herzog von Lothringen ca 880 † 2.10.939
    939 2. oo Ludwig IV. König von Frankreich 10.9.920/10.9.921 † 10.9.954
    - Hadwig um 922 † 9.1. nach 958
    14.9.937 oo Hugo der Große Herzog von Franzien um 895 † 16./17.6.956

    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 23,79,140,159, 165,171,188,214,238,363 K 6 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 26-29,42,48,49,52,54-56,59,77,98,111,116 - Black-Veldtrup, Mechthild: Kaiserin Agnes ( (1043-1077) Quellenkritische Studien, Böhlau Verlag Köln 1995, Seite 161-346 - Büsing, Albrecht: Mathilde, Gemahlin Heinrichs I. Halle-Wittenberg Universität Dissertation phil. 1910 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutscheen Reiches, Gustav Lübbe Verlag Bergisch Gladbach 1994, Seite 46-534 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 38-380 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 86,119-121 - Giesebrecht Wilhelm von: Geschichte der deutschen Kaiserzeit. Band 1- Band 6, Mundus Verlag 2000 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 - GROSSE FRAUEN DER WELTGESCHICHTE. Tausend Biographien in Wort und Bild. Neuer Kaiser Verlag 1987 Seite 235 - Hlawitschka, Eduard: Kontroverses aus dem Umfeld von König Heinrichs I. Gemahlin Mathilde, in Festschrift für Alfons Becker, Sigmaringen 1987 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um 'Kuno von Öhningen', Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 26-28,37,39-41,47,72,88,91-98 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 - Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 - Lebe Reinhard: Ein Königreich als Mitgift. Heiratspolitik in der Geschichte. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1998 Seite 41 - Ludat, Herbert: An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa, Böhlau Verlag Weimar Köln Wien 1995, Seite 129,149 - Plischke, Jörg: Die Heiratspolitik der Liudolfinger, Inaugural-Dissertation Universität Greifswald 1909 - Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 69,587-591 - Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg.): Otto III. - Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 14A-389 - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan (Hrsg.): Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung "Otto der Große, Magdeburg und Europa" Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 9,39,129,138,140,164,167,174,178,181,205 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 11 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 12,22-28,34,38,44,52,54,356 - Uhlirz, Karl: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Otto II. und Otto III. 1. und 2. Band. Verlag Duncker & Humblot Berlin 1967 - Waitz, Georg: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter König Heinrich I., Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Pusten Regensburg 1999, Seite 14-16,18,23,51,58,120 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart 1981 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 42,45,62,66,91,117,145,150,217,244,262,265,273 - Zimmermann, Harald: Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1976 -

    Neue Deutsche Biographie - Mathilde

    heilig, Königin, * um 896, † 14.3.968 Quedlinburg.

    M., die erste ottonische Königin, gehört zu den profiliertesten Frauengestalten des Frühmittelalters. Dies resultiert nicht zuletzt daraus, daß ihr Leben um 974 und um 1002 von unbekannten Autoren beschrieben wurde, die im sächs. Stift Nordhausen, einer Gründung M.s, lebten. Vor einer unkritischen Benutzung dieser Viten warnt die Forschung jedoch seit langem, da sie eine unentwirrbare Mischung aus tendenziösen, sagenhaften und fiktiven Nachrichten enthalten. M. stammte – wohl in kognatischer Linie – aus der Sippe des Sachsenherzogs Widukind, eine Tatsache, die das Selbstverständnis ihrer Nachfahren nicht unwesentlich beeinflußte. Erzogen wurde sie im Kanonissenstift Herford, das ihre gleichnamige Großmutter leitete. Aus der romantischen Erzählung der Viten von der Werbung Heinrichs um M. in Herford, in der u. a. die Tatsache seiner ersten Ehe unerwähnt bleibt, wird immerhin auch deutlich, daß die Zustimmung der Eltern M.s zu dieser Ehe nicht eingeholt wurde. Die Heirat brachte den Liudolfingern nicht nur einen Zuwachs an vornehmem Geblüt, sondern auch Besitzungen im westlichen Sachsen, was ihre dortige Stellung erst begründete. Der Reichtum der M. als Grund für die Heirat wird bei Thietmar|von Merseburg ausdrücklich genannt. 912, acht Tage vor dem Tode des Großvaters, wurde der älteste Sohn geboren, der nach diesem Großvater den Namen Otto erhielt; es folgten in unbekannten Jahren die Töchter Gerberga und Hathwig, und schließlich, als Heinrich bereits König geworden war, die Söhne Heinrich und Brun.

    In der Regierungszeit Heinrichs I. tritt M. nicht deutlicher hervor, wenn man konventionelle Wertungen außer Acht läßt wie etwa die, daß sie den harten Gerechtigkeitssinn ihres Gatten zur Milde bewogen habe. 929 wurde im Zuge der „Hausordnung“ Heinrichs auch ihr Wittum bestimmt: Sie erhielt unter Zustimmung Ottos I. die Orte Quedlinburg, Pöhlde, Nordhausen, Grone und Duderstadt. Nach dem Tode Heinrichs I. (936) widmete sich M. in besonderer Weise der „memoria“ ihres Gatten und aller anderen verstorbenen Vorfahren und Freunde. Mehrere Schriftsteller (so Liutprand von Cremona, Thietmar von Merseburg und die Autoren ihrer Viten) heben hervor, daß sie auf diesem Gebiet eine Aktivität entfaltete, die alles bis dahin Bekannte überstieg. Das Zentrum ihrer Totensorge war Quedlinburg mit dem Grab ihres Gatten; dem gleichen Ziel dienten aber auch die Bemühungen um die Stiftung anderer geistlicher Gemeinschaften, so in Pöhlde und Nordhausen. Mit dieser Sorge um die „memoria“ erfüllte M. vorbildlich die vornehmste Aufgabe, die der verwitweten Frau im frühen Mittelalter zukam. 966 wurde ihre gleichnamige Enkelin feierlich in das Amt der Quedlinburger Äbtissin eingeführt, der M. kurz vor ihrem Tode auch das Buch mit den Namen aller übergab, deren Gedenken sie gepflegt hatte. Auch in politischen Fragen scheint M. dezidiert Stellung bezogen zu haben. So setzte sie sich offensichtlich mit anderen für den jüngeren Sohn Heinrich als Nachfolger des Vaters im Königsamt ein, quia natus esset in aula regali. Hier scheinen Vorstellungen wirksam, die dem in der Königszeit des Vaters geborenen Sohn bessere Ansprüche auf die Nachfolge zubilligten als dem älteren Bruder. Hinzuweisen ist darauf, daß M. und ihr Sohn Heinrich als Intervenienten in einer Urkunde Heinrichs I. begegnen, die auf dem ersten königl. Hoftag in Sachsen am Osterfest 922 ausgestellt wurde. Wahrscheinlich wurde Heinrich im Umfeld dieses ersten königl. Hoftages geboren, woraus man eine besondere Befähigung zur Königsherrschaft ableitete. – Zwischen M. und Otto I. gab es nach dessen Regierungsantritt ernsthafte Differenzen, nach dem Zeugnis der Viten deshalb, weil dieser der Mutter die Mittel zur Ausstattung von Kirchen und Klöstern verweigerte. Sie berichten auch, daß sich M. deshalb auf ihr väterliches Erbgut nach Enger zurückzog, bis die Königin Edgith, die Gemahlin Ottos des Großen, die Versöhnung vermittelte.

    Literatur
    ADB 20; Vita Mahthildis reginae antiquior, in: MGH SS 10, S. 573-82; Vita Mahthildis reginae (posterior), in: MGH SS 4, S. 282-302; Jbb. d. Dt. Gesch. Kg. Heinrich I., 41963; R. Köpke u. E. Dümmler, Kaiser Otto d. Gr., 1876; M. Lintzel, in: Westfäl. Lb. V, 1937, S. 161-75; A. Büsing, M., Gemahlin Heinrichs I., Diss. Halle-Wittenberg 1910; R. Holtzmann, Gesch. d. sächs. Kaiserzeit, 31955; K. Schmid, Die Nachfahren Widukinds, in: DA 20, 1964, S. 1-47; L. Bornscheuer, Miseriae regum, 1968, bes. S. 60-102; G. Althoff, Adels- u. Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung, 1984, bes. S. 156-72; ders., Causa scribendi u. Darstellungsabsicht: Das Beispiel d. Mathilden-Viten, in: Festschr. f. J. Autenrieth, 1988, S. 117-33; H. Beumann, Sachsen u. Franken im werdenden regnum Teutonicum, in: Settimane di studio del Centro italiano di studi sull'alto medioevo 32, 1986, S. 887-912, bes. S. 898 ff.; ders., Die Ottonen, 1987; E. Hlawitschka, Kontroverses aus d. Umfeld v. Kg. Heinrichs I. Gemahlin M., in: Festschr. Alfons Becker, 1987, S. 33-54.

    Kinder:
    1. 6. von Sachsen, Otto I. wurde geboren am 23 Nov 912 in Wallhausen [06528],Mansfeld-Südharz,Sachsen-Anhalt,Deutschland; gestorben am 7 Mai 973 in Memleben [6642],Burgenlandkreis,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Magdeburg [39104],Magdeburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland.
    2. von Sachsen, Gerberga wurde geboren in 913; gestorben am 5 Mai 969 in Nordhausen [99734],Nordhausen,Thüringen,Deutschland; wurde beigesetzt in Reims [51100],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich.
    3. von Bayern, Heinrich I. wurde geboren um 920 in Nordhausen [99734],Nordhausen,Thüringen,Deutschland; gestorben am 1 Nov 955 in Pöhlde [37412],Osterode am Harz,Niedersachsen,Deutschland; wurde beigesetzt in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland.
    4. von Sachsen, Hadwig wurde geboren in 922; gestorben nach 958.
    5. von Sachsen, Brun wurde geboren in Mai 925; gestorben am 10 Okt 965 in Reims [51100],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich; wurde beigesetzt in Köln [50667],Köln,Nordrhein-Westfalen,Deutschland.