Genealogische Datenbank
 Bohrer

von Italien, Emma

weiblich 949 - 988  (39 Jahre)


Generationen:      Standard    |    Vertikal    |    Kompakt    |    Rahmen    |    Nur Text    |    Ahnenliste    |    Fan Chart    |    Medien    |    PDF

Generation: 1

  1. 1.  von Italien, Emma wurde geboren in 948/949 (Tochter von von Italien, Lothar und von Hoch-Burgund, Adelheid); gestorben in 988.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Böhmen,Tschechische Republik; Herzogin von Böhmen
    • Titel/Amt/Status: Frankreich; Königin von Frankreich

    Notizen:

    Emma von Italien Königin von Frankreich Herzogin von Böhmen
    948-2.11.(988)1006

    Einzige Tochter des Königs Lothars von Italien und der Adelheid von Burgund, Tochter von König Rudolf II.

    Lexikon des Mittelalters: Band III Spalte 1887

    Emma
    * ca 948/50, + an einem 2. November nach 988
    Eine Tochter der Kaiserin Adelheid aus deren 1. Ehe mit König Lothar von Italien
    oo 966 den KAROLINGER Lothar, König von W-Franken
    einen Sohn König Ludwigs IV. aus dessen Ehe mit Gerberga, der Schwester OTTOS DES GROSSEN.
    Der Ehe mit Lothar entstammte König Ludwig V., der letzte KAROLINGER auf dem westfränkisch-französischen Königsthron. Die Verbindung Emmas mit dem ottonischen Haus und besonders mit ihrer Mutter war von politischer Bedeutung in den Auseinandersetzungen mit dem deutschen Königtums um Lothringen und mit den KAPETINGERN um das westfränkisch-französische Königtum.

    Literatur:
    K. Uhlirz-M. Uhlirz, JDG O II. und O. III., Bd. 2, 1954 [Register, s. v.a. Hemma] - K. F. Werner, Die Nachkommen Karls d. Gr. bis zum Jahr 1000 (Braunfels, KdG IV), 472.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 472, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000"

    VII. Generation 69

    Lothars Regierungszeit, bei Brandenburg irrig mit "956" angegeben, datiert 954 XI 12, vgl. Lot, Dern. Carol., 9.
    Die beiden unehelichen Söhne Arnulf und Richard (siehe VIII, 79 und 80) setzen eine oder zwei Konkubinen Lothars voraus. Die Verlobung Lothars mit Emma, der Stief-Tochter Kaiser OTTOS I., fand wohl auf dem glanzvollen Hoftag zu Köln 965 IV statt, vgl. Köpke-Dümmler 375, Lot, Dern. Carol. 49.
    Das Ehedatum wird von Flodoard erwähnt. Brandenburg gibt nicht auf der Tafel, sondern nur in der Anmerkung B. VII, 51, den uns überlieferten Todestag der Königin: XI 2 (Lot, Dern. Carol. 231, Anmerkung 5). Die Zeitgrenzen endlich für Emmas Geburt ergeben sich aus der Ehezeit ihrer Eltern, die Brandenburg nicht richtig verzeichnet hatte (siehe oben VII, 27)

    Althoff Gerd: Seite 371, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    K 41 Me: 1.11. Hemma regina + 988 Tochter der Kaiserin Adelheid, Gemahlin Lothars von Frankreich

    (Es.) Hemma war die Tochter der Kaiserin Adelheid aus deren 1. Ehe mit König Lothar von Italien (K 44). Die Aufnahme zahlreicher Verwandter Adelheids ins ottonische Gedenken geht auf die Initiative der Kaiserin selbst zurück;
    siehe dazu ausführlich oben Seite 163f.
    Allgemein vgl. Lot, Les derniers Carolingies, passim (Register, Seite 431); zum Todestag; ebenda Seite 231 mit Anmerkung 5.

    Treffer Gerd: Seite 67-68, "Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert)"

    Emma von Italien - Die "Italienerin"
    * um 948 (in Italien), + nach 988 Dijon
    Gemalin Lothars (* 941, König 954-986) Heirat 965

    Emma, die man die Italienerin nennt, um sie von Emma von Frankreich, der Gemahlin Raouls, zu unterschieden, ist erst zwei Jahre alt, als ihr Vater König Lothar II. von Italien stirbt. Ihre Mutter Adelheid, eine Tochter des Burgunder-Königs, verheiratet sich neu mit Kaiser OTTO I. 964 trifft der Kaiser in Köln den französischen König Lothar und seine Schwester, die Königin-Mutter Gerberge. Die Hochzeit zwischen Lothar und des Kaisers angeheirateter Stieftochter Emma wird beschlossen. Nach der Hochzeitsfeier 965 begleitet die neue, 16-jährige Königin ihren Mann auf seinen Reisen von einem Lehensherrn zum nächsten, nach Gent, Langres, Compiegne, Douai, Reims. 967 kommt ihr erster Sohn Ludwig zur Welt, der als Ludwig V. seinem Vater auf den Thron folgen wird. Ihr zweiter Sohn, Otto, wird Chorherr in Rom werden.
    Das bislang durchaus ruhige Eheleben des Königspaares wird plötzlich erschüttert: 967 ernennt Lothar seinen Kanzler Ascelin zum Bischof von Laon. Ascelin ist ein gewandter Mann, und die Königin liebt seine Gesellschaft. Es kann nicht ausbleiben, daß bald Gerüchte bei Hofe umgehen. Der Bruder des Königs, Karl von Lothringen, unterstützt sie gerne: wenn auf dem Sohn seines Bruders der Verdacht der Unehelichkeit lastet, kann er sich Chancen ausrechnen, nach Lothar selbst zu regieren. Dies ist keine Privatangelegenheit, sondern eine Staatsaffäre. 977 wird eine Synode vom Erzbischof von Reims einberufen. Die Königin wird freigesprochen, Ascelin behält seine Ämter, und Karl wird ins Exil geschickt.
    Emma unterstützt ihren Mann. Beim Konflikt zwischen OTTO und Lothar schreibt sie an ihre Mutter, bittet sie, den Frieden auszuhandlen und Hugues Capet zu stoppen. Als sie allein im belagerten Verdun liegt, verteidigt sie die Stadt so kraftvoll, daß ihr Mann Zeit gewinnt, herbeizueilen und die Krone erhalten kann. Emma nützt ihre Macht, um am 8. Juni 979 ihren Sohn Ludwig dem Thron zu assoziieren. Fünf Jahre später stirbt Lothar am 2. März 986 in Compiegne. Die Feinde der Königin nehmen ihre Verleumdungskampagne wieder auf: war der König nicht an Gift gestorben? An der Spitze dieser üblen Nachrede steht erneut Schwager Karl, der ihretwegen exiliert worden war. Er verjagt seine Mutter vom Hof und entkleidet Ascelin seiner Ämter. Emma flieht nach Dourdain, in die Gebiete Hugues Capets. Ascelin folgt ihr dorthin nach. Am 18. Mai 987 wendet sich brüsk das Blatt. Der undankbare Sohn stürzt in Senlis vom Pferd und stirbt. Wem soll nun die Krone zukommen? Dem Vertreter der KAROLINGER Linie, Karl von Lothringen? Vermutlich wird Emma all ihren Einfluß aufgeboten haben, um ihren Uralt-Feind zu schaden. Die vorletzte KAROLINGER-Königin trägt so zum Ende dieser Dynastie bei.
    In Senlis tritt im Mai 987 eine Versammlung der Großen zusammen. Der unpopuläre Karl von Lothringen wird beiseite geschoben - der wackere Hugues Capet, Sohn Hugues' Capet des Großen, am 1. Juni 9897 inm Noyon zum König proklamiert. Zufrieden kehrt Emma zu Ascelin in sein Bistum Laon zurück. Im Jahr darauf erobert der übergangene Karl die Stadt und setzt die beiden monatelang unter grausamen Bedingungen gefangen. Ascelin gelingt die Flucht. Er stellt Karl eine Falle udn liefert ihn mit Frau und Kindern an Hugues Capet aus. Die Königin-Mutter zieht sich allein nach Dijon, in das Herkunftsland ihrer Mutter zurück, wo sie ein Leben in Anonymität führt und zu einem unbekannten Zeitpunkt verstirbt.

    Althoff Gerd: Seite 61, "Otto III."

    Ein Brief der Königin Hemma aus dem Jahre 986 an ihre Mutter, die Kaiserin Adelheid, formuliert die Bitte um Vermittlung bei der Kaiserin Theophanu. Hemma war nach dem Tode ihres Gemahls Lothar vertrieben und überdies unerlaubter Beziehungen zu Bischof Adalbero von Laon bezichtigt worden. In dieser überaus mißlichen Situation, in der sie vom Hofe ihres Sohnes verwiesen war und wohl in Reims Unterschlupf fand, erhoffte sie sich von der Intervention Adelheids und Theophanus eine Verbesserung ihrer Lage. Der briefliche Notruf verhallte allem Anschein nach nicht ohne Gehör, denn Adelheid ist in der Tat wohl nach Erhalt des Schreibens an den Hof der Theophanu aufgebrochen; allerdings können wir nur vermuten, dass der Brief der Auslöser für diese Reise war.
    Auch zum Jahre 987 erfahren wir wieder von Initiativen, mit denen Fürstinnen den Frieden zwischen den verfeindeten Parteien herbeiführen wollten. Wieder war es Herzogin Beatrix, auf deren Initiative sich Kaiserin Adelheid, Herzog Konrad von Schwaben, König Ludwig, Königin Hemma und Herzog Hugo Capet treffen sollten, um über den Frieden zu verhandeln.

    Eickhoff Ekkehard: Seite 55,110,242,299, "Theophanu und der König"

    Die Schmähung der Königin Emma durfte OTTO als ihrem Halbbruder nicht gleichgültig sein, die Belehnung Karls war daher ein Affront gegen Adelheid, OTTOS und Emmas Mutter.
    Der Chronist Richer berichtet dazu, Lothar habe den König Konrad von Burgund beschworen, Hugo von Franzien auf dem Rückweg durch sein Königreich verhaften zu lassen; Lothars Gemahlin Emma habe sich mit dem gleichen Ansinnen an ihre Mutter, die Kaiserin Adelheid, gewandt.
    Dann gab er Verdun in den Schutz seiner Gemahlin Emma, der ältesten Tochter der Kaiserin Adelheid. Sie hat es nicht lange halten können; der Angriff aufs Reich erwies sich als völliger Fehlschlag.
    Im März war König Lothar in Laon gestorben, und jetzt hatte sich ein radikaler und überraschender Umschwung am dortigen Hof vollzogen. Die verwitwete Königin Emma, Adelheids Tochter, war plötzlich von ihrem Schwager, Herzog Karl von Nieder-Lothringen, des Ehebruchs mit dem Bischof Adalbero-Ascelin von Laon beschuldigt und vom Hof ihres Sohnes vertrieben worden. Die Königin Emma hatte sich nach Reims geflüchtet und richtete mit der Feder Gerberts von Aurillac einen verzweifelten Hilferuf an ihre Mutter, die Kaiserin Adelheid.
    Im Frühjahr 988 fiel Königin Emma und die Mehrheit des Adels bei der Eroberung der Stadt Laon in die Hand Karls von Nieder-Lothringen.

    Hilsch Peter: Seite 82-89, "Zur Rolle von Herrscherinnen: Emma Regina"

    Eine der bedeutendsten, aber auch rätselhaftesten Persönlichkeit des frühen böhmischen Mittelalters ist bekanntlich Emma, die Ehefrau Herzog Boleslaws II. (967-999). Was wissen wir über diese böhmische Fürstin? Nach Kosmas von Prag war sie von überragend adliger Herkunft: "genere fuit ceteris nobilior". Als ihr Gemahl 999 gestorben war und Boleslaw III. die Herrschaft antrat, vertrieb er Emma und seine jüngeren Brüder Jaromir und Ulrich, deren Konkurrenz im Lande er fürchtete. Sie fanden Zuflucht beim bayerischen Herzog Heinrich, dem späteren König; am bayerischen Hof war Ulrich im übrigen schon seit seiner Kindheit aufgezogen worden. Zwar konnte Emma mit Jaromir und Ulrich nach dem Tode Herzog Wladiwojs 1003 wieder nach Böhmen zurückkehren; sie wurden dann jedoch erneut vom polnischen Herzog Boleslaw Chrobry vertrieben, der sich selbst zum Herrn Böhmens gemacht hatte. Emma starb - so Kosmas - im Jahre 1006.
    Eine enge Beziehung des Herrscherpaares und besonders der (namentlich allerdings nicht genannten) Emma zum hl. Ulrich wird in einem Bericht der Miracula S. Oudalrici ep. deutlich. Ein Sohn des Herrschers "Volizlaw in regione Sclavorum" war schwer erkrankt und seine Eltern verzweifelten an seinem Leben. Die Mutter wußte, wie oft der hl. Ulrich bereits geholfen hatte, und drängte den Vater, den Heiligen anzurufen, was auch geschah - der Sohn genas. Eine böhmische Gesandtschaft erschien daraufhin mit fünf Pfund Silber und einem Saumtier mit einer Ladung Wachs als Opfergaben in Augsburg; die Mutter steuerte einen guten Teil der goldenen Denare bei.
    Emma war offensichtlich eine hochgebildete Frau: Sie steht als Auftraggeberin am Anfang der mittelalterlichen Buchmalerei in Böhmen. Sie ließ die Wenzels-Legende des Gumpold in einer kostbaren Handschrift niederschreiben und illustrieren. Der Text ist mit Goldbuchstaben geschrieben, die Miniaturen sind auf Purpurgrund in goldenem Rahmen gemalt. Die Handschrift ist Emmas Original, keine spätere Kopie. Auf dem Widmungsbild ist die Fürstin kniend in Proskynese vor dem hl. Wenzel mit Lanze zu sehen.
    Diese Handschrift und die dadurch dokumentierte kulturelle Wirksamkeit der Fürstin Emma stellen für Böhmen in dieser Zeit ein außergewöhnliches und noch recht isoliertes Phänomen dar. Dies allein war schon Anlaß genug, nach ihrer Herkunft zu fragen. Noch rätselhafter wurde ihre Persönlichkeit, als man böhmische Münzen fand, die auf einer Seite die Umschrift "Melnic civitas", auf der anderen Seite die Umschrift "EMMA REGINA" tragen. Heute schätzt man die Zahl dieser Pfennigprägungen der Emma auf 100.000 Stück! Ihre Münzprägung war also alles andere als eine ephemere Angelegenheit. Sie war die erste Fürstin im römisch-deutschen Reich, die eigene Münzen nur in ihrem Namen in eigener Münzstätte prägte! Auch im premyslidischen Böhmen fand sie keine Nachfolgerin. Emmas Münzort, die Burg Melnik, war offenbar bereits zu ihren Zeiten, wie später auch, Wittum der Herrscherin. Das dortige Münzrecht gehörte zu ihrer Ausstattung. Die einzige überzeugende Erklärung für den Regina-Titel ist also, seine Inhaberin tatsächlich als gekrönt Königin anzusehen.
    Im Jahre 1963 fand man in Fecamp (Seine-Maritime) einen Münzschatz von über 8.500 Denaren des 10. Jahrhunderts. Auf der einen Seite der Münze findet sich die Umschrift "LOTHARIUS RE", auf der anderen "EMMA REGINA".
    Seither konzentriert sich das Interesse auch der tschechischen Numismatik auf die Möglichkeit einer Identität beider Personen. Ist also die böhmische Fürstin identisch mit der westfränkisch-französischen Königin desselben Namens?
    Überprüfen wir die Umstände. Die "französische" Emma wurde zwischen 948 und 950 geboren als Tochter der Kaiserin Adelheid und deren ersten Ehemanns, König Lothar von Italien (+ 22.11.950). Sie ist mit ihrer Mutter zweifellos im Frühjahr 952 nach Deutschland gekommen. Sie war also die Stieftochter OTTOS I. und gehörte fortan in den Kontext ottonischer Familien- und Herrschaftspolitik. Nach der jüngeren Vita Mathildis hatte Adelheid zunächst daran gedacht, sie mit dem 951 geborenen Bayern-Herzog Heinrich zu verehelichen, sich dies aber von ihrer Schwiegermutter Mathilde ausreden lassen. Wenn wir dieser Nachricht Glauben schenken, so deutet sich hier bereits eine gewisse Nähe Adelheids und Emmas zur bayerischen Linie der Sachsen-Familie an. Adelheid dürfte dann die Ehe ihrer Nichte Gisela von Burgund mit dem bayerischen Herzog vermittelt haben, die - wie man vermutet - 965 abgesprochen und 972 geschlossen wurde. Aber Emma selbst wurde schließlich in einer Phase enger Beziehungen zum westfränkischen Reich dem französischen König Lothar zur Frau gegeben. Verabredet wurde diese Verbindung wahrscheinlich auf der großen Reichs- bzw. Familienversammlung in Köln im Juni 965, an der neben Mathilde, Adelheid, OTTO I. und OTTO II., Brun von Köln, Heinrich von Bayern und andere Große des Reiches auch König Lothar, sein Bruder Karl und ihre Mutter, Königin Gerberga (die Schwester OTTOS I.) teilnahmen. Die Ehe wurde 966 geschlossen. Es war selbstverständlich, dass Emma ebenso wie alle anderen karolingischen Königinnen gesalbt und gekrönt wurde. Dass Adelheid ihren Schwiegersohn sehr schätzte, bezeugte Emma später selbst. Diese zweite enge Verbindung der beiden Herrscherhäuser verlor freilich an Bedeutung, als sich OTTO mehr nach Italien orientierte.
    Man hat in Frankreich die Ehe des Königs mit Emma und damit die enge Verbindung zum ottonischen Hof offensichtlich nicht überall gern gesehen. Auch Lothar suchte sich in den folgenden Jahren zunehmend aus der Vormundschaft der östlichen Nachbarn zu emanzipieren. Die Königin war jedoch auch im W-Frankenreich politisch sehr aktiv. 13 Interventionen in Lothars Urkunden zeugen von ihrer Präsenz am Hof, als besonders bemerkenswert gilt eine Urkunde für Notre-Dame in Paris, in der Emma neben dem mächtigen Herzog Hugo Capet als "fidelis" des Königs angesprochen wird. Auch der Name der französischen Königin auf Münzen ist etwas Außergewöhnliches, ja bis ins 15. Jahrhundert Einmaliges. Dumas ist der Auffassung, das "Dos ex marito" für Emma habe aus der Burg Dijon mit dem dortigen Münzrecht bestanden, vielleicht nur aus dem Münzrecht.
    Emma unterstützte ihren Mann tatkräftig zunächst gegen Hugo Capet; so übertrug ihr Lothar 985 etwa den Schutz des von ihm eroberten Verdun. Sie spielte später in den Auseinandersetzungen Lothars mit seinem Bruder Karl eine besondere Rolle; der ihr feindliche Karl warf ihr Ehebruch mit dem Bischof Adalbero von Laon vor. Das schließlich gescheiterte Eheprojekt ihres Sohnes Ludwig mit der Erbin von Aquitanien (982), das dieses Land an die französische Krone bringen sollte, dürfte auf ihr Betreiben zurückgehen. Nach dem Tod OTTOS II. erhob Lothar Ansprüche auf die Vormundschaft OTTOS III. und konspirierte wieder mit dem Bayern-Herzog Heinrich. An dem "Colloquium dominarum" von 985 in Metz nahm Emma gemeinsam mit der Kaiserin Theophanu, mit Adelheid (der Gemahlin Hugo Capets), der Herzogin Beatrix von Ober-Lothringen und Heinrich dem Zänker teil. Die Zusammenkunft bezweckte einen Ausgleich der Spannungen und Auseinandersetzungen in und um Lothringen. 986 starb Lothar; dass er das Opfer eines Giftanschlages seiner Gemahlin wurde, ist nur ein übles Gerücht. Emma hatte mit Lothar nach allem, was wir wissen, eine gute Ehe geführt.
    Die Königin wie auch ihr Sohn Ludwig V. empfingen nun die Huldigung der französischen Großen. Emma suchte sofort die guten Beziehungen zu ihrer Mutter und dem ottonischen Hof wiederherzustellen. Sie schlug ein Treffen in Remiremont vor, an dem auch der burgundische König Konrad, ihr Oheim, teilnehmen sollte. Aber ihre Pläne wurden schnell durchkreuzt. Ihr alter Gegner Karl von Nieder-Lothringen und ihr eigener Sohn stellten sich gegen sie - Emma floh nach Reims. Brieflich bat sie Adelheid und jetzt auch Theophanu um Hilfe. Nach einem abermaligen Umschwung in der Politik des jungen Königs kehrte Emma in ihre frühere Position am Hof zurück. Jedoch noch im Mai 987 setzte ein Jagdunfall dem Leben ihres Sohnes Ludwig ein frühes Ende. Hugo Capet, zu dem Emma seit dem Sommer 985 gute Beziehungen hatte, wurde nun zum König gewählt. Aber Karl, der letzte männliche KAROLINGER, gab seine Ansprüche auf die westfränkische Krone nicht auf. In einem kühnen Handstreich eroberte er Laon und nahm dort Emma ebenso wie den Bischof Adalbero gefangen. Eine militärische Gegenaktion Hugos scheiterte. In dieser Pattsituation wandten sich beide Parteien an Theophanu um Rat. Die Kaiserin akzeptierte zwar Karl Besitznahme von Laon, machte ihm jedoch zur Auflage, Emma und den Bischof freizulassen.
    Die Königin-Witwe klagt in ihrem Schreiben an Theophanu über ihre schändliche Behandlung in der Gefangenschaft, sie, der doch einst "genus er dignatis ac regium nomen" zukam, sei nur noch wie eine "ancilla captiva". Doch trotz weiterer Bemühungen - Karl stellte sich zunächst taub. Wann Emma freigelassen wurde, ist umstritten; der letzte von ihr erhaltene Brief (wahrscheinlich vom Dezember 988) deutet meines Erachtens darauf hin, dass sie sich noch, wenn auch in lockerem, Gewahrsam befand. Er ist an einen Priester (Bischof?) gerichtet, dessen Identität wir nicht kennen, der über die schwierige Lage der Königin jedoch gut unterrichtet war. Wieder ist es Brief voller Klagen, der mit der Bitte schließt, der Adressat möge ihr Geld schicken. In unserem Zusammenhang ist ein Satz wichtig, der nicht nur den verletzten Stolz der gedemütigten Königin, sondern etwas über ihre Pläne verrät: Ego illa He. Quondam Francorum regina, quae tot millibus imperavi, nunc nec vernaculos comites habeo, quibus saltem stipata conventus adeam tanti ducis Henr." Schon Mathilde Uhlirz war der Meinung, es könne sich bei dem "dux Henr." nur um Herzog Heinrich von Bayern handeln, der an den Verhandlungen über die lothringisch-französische Politik als Verwandter der KAROLINGER wie der KAPETINGER und OTTONEN immer wieder und jetzt besonders beteiligt war.
    Dieser Brief Emmas vom Ende 988 ist das letzte Lebenszeichen, das wir aus westfränkisch-französischen Quellen von ihr haben. Die französischen Historiker nahmen daher ihren bald nach 988 erfolgte Tod an. Ihren Todestag, den 2. November, nennt das Obituaire de Saint-Germain-des-Pres.
    Begann Emma nun ihr "zweites" Leben, das sie in den Osten des Reiches führte? Nehmen wir es einmal an! Dann realisierte sie ihr eben bezeugtes Vorhaben, Herzog Heinrich von Bayern zu treffen. Heinrich aber war nicht nur als Vermittler in den karolingisch-kapetingisch-ottonischen Angelegenheiten, sondern auch engster politischer Bundesgenosse des böhmischen Herrschers Boleslaw II.
    Es spricht alles dafür und nichts dagegen, Heinrich als den Vermittler der 2. Ehe der Emma mit Boleslaw anzusehen. Was konnte die Königin noch in Frankreich halten? Ihr Ehemann, ihr einziger Sohn lebten nicht mehr, sie war von Verleumdern und Feinden umgeben. Ihr Wittum (wohl Dijon) stand ihr offenbar nicht mehr zur Verfügung. Um den PREMYSLIDEN-Fürsten, der bedeutsame Erfolge für seine Herrschaft (wie etwa die Gründung des Bistums Prag) erzielt hatte, konnte eine Eheschließung mit der Königin aus dem Westen, die über eine berühmte fränkisch-burgundisch-italienische Herkunft und über mächtige Verwandtschaft an der Spitze des Reiches verfügte, nicht unwillkommen sein. Da konnte er darüber hinwegsehen, dass er von Emma, die 989 zwischen 39 und 41 Jahren alt war, kaum noch Kinder erwarten konnte. Er besaß bereits mehrere Söhne, den allerdings schon jung verstorbenen Wenzel, Boleslaw III, Jaromir und Ulrich. Allenfalls Ulrich könnte ein Sohn Emmas sein; es ist auffällig, dass er den ersten nichtslawischen Namen der Familie trägt.
    Offenbar hatte Emma von ihrer burgundischen Familie und vor allem von ihrer Mutter Adelheid auch die "bayerische" Tendenz übernommen. Die Kaiserin hatte schon mit Judith von Bayern, der Mutter Heinrichs des Zänkers, ein gutes Einvernehmen gehabt, und ihre burgundische Nichte Gisela war die Ehefrau Heinrichs.
    Es ist anzunehmen, dass sich Emmavom böhmischen Herzog nach dem Vorbild ihrer 1. Ehe die Burg Melnik und/oder das dortige Münzrecht als Wittum hat übertragen lassen. Nur dort konnte sie als "regina" auftreten, gewiß nicht in Prag als Gattin Boleslaws und auch nicht auf den Illustrationen der Gumpolds-Handschrift, die den Herzog (und den hl. Wenzel als Fürsten!) ebenfalls darstellte. Beeindruckend ist die alleinige Nennung der "EMMA REGINA" auf den Münzen ohne Hinweis auf Boleslaw allemal.
    Alles, was wir von der "französischen" wie von der "böhmischen" Emma wissen, deutet auf eine außergewöhnliche, ehrgeizige und tatkräftige Persönlichkeit hin. Zweifellos gehörte sie zu der erstaunlichen Reihe auch politisch bedeutender, meist verwandtschaftlich eng verbundener Frauen der OTTONEN-Zeit, die das Gesicht ihrer Zeit mitprägten.
    Ist das Rätsel gelöst? Ist unsere Annahme von der Identität beider Fürstinnen plausibel? Freilich, ein letztgültiger Beweis konnte nicht erbracht werden. Aber alle historischen, numismatischen und genealogischen Indizien stützen mit hoher Wahrscheinlichkeit diese Annahme: Emma Regina von Frankreich und von Böhmen waren ein und dieselbe Person.

    Schnith Karl: Seite 29,43,52,60-62, "Frauen des Mittelalters in Lebensbildern"

    Die Nachkommen Kaiserin Adelheids
    Aus der 1. Ehe
    1. HEMMA
    * ca 948/49, + 1.11. 989 oder schon 1.11.988, nicht erst 1006 (siehe unten Anmerkung 10)
    Gemahlin König Lothars von Frankreich (reg. 954-86)

    Im Familienkreis besprochen und vereinbart wurde aber gewiß die Verheiratung von Adelheids erstehelicher Tochter Hemma mit Gerbergas Sohn Lothar, der schon das 23. Lebensjahr überschritten hatte; sie wurde 966 vollzogen.
    Karl war zu OTTO II. nach Diedenhofen geflohen, nachdem er seine Schwägerin, Königin Hemma, die ersteheliche Tochter Adelheids, des Ehebruchs mit Bischof Adalbero von Laon bezichtigt und damit einen Skandal am französischen Königshof provoziert hatte und deshalb von König Lothar verbannt worden war. Adelheid dürfte diese Aufwertung Karls richtiggehend als einen feindseligen, gegen sich und ihre Tochter gerichteten Akt aufgefaßt haben.
    Lothars Witwe Hemma, die ihren Sohn Ludwig V. als Nachfolger durchsetzte, geriet unter immer stärker werdenden Druck der von Theophanu kontaktierten innerfranzösischen Opposition. Sie schaltete schließlich ihre Mutter Adelheid ein, die über die Alpen kommen mußte, um sie zu beraten; Adelheid kam nach Peterlingen/Payerne. Ja, gegen Anfang 986 Oktober 986 mußte Hemma ihre Mutter sogar bitten, sich an Theophanu zu wenden, damit diese sich gegen ihre französischen innenpolitischen Gegner stelle, zu denen sich inzwischen auch Hemmas eigener Sohn König Ludwig V. gestellt hatte. An ihre Mutter schrieb Hemma - wie das Briefregister Gerberts von Reims zeigt - flehentlich: "Eure Schwiegertochter kehre zur Gunstgewährung zurück! Sie sei mir durch Euch gewogen! Und es möge mir verstattet sein, ihren Sohn zu lieben, die ich den meinen wie einen Feind ertrage. Verbündet mir die Großen Eures Reiches, die Verbindung mit mir wird ihnen nützen ...!" Und Adelheid erschien tatsächlich am Hof ihrer Schwiegertochter in Grone, um sie für Hemma zu gewinnen.
    Adelheid blieb in Theophanus und OTTOS III. Gefolge noch mehrere Monate lang, und zwar bis in den Mai 987, bis die von Theophanu gepflegte Diplomatie eine Aussöhnung ihrer Tochter Hemma mit deren Sohn König Ludwig V. und auch die Freigabe der wichtigsten Gefangenen von Verdun nähergebracht hatte. Die endgültige Lösung leitete indessen der plötzliche Tod des jungen Königs Ludwig V. durch einen Jaghdunfall am 21./22.5.987 ein.
    Karl sollte in diesem Ringen, wie später noch anzudeuten ist, letztlich den kürzeren ziehen, nachdem er auch noch Adelheids Tochter, Königin Hemma, gefangengesetzt und vergeblich - wie es scheint - als Faustpfand einzusetzen versucht hatte [Von Hemma hört man in den Quellen zum letzten Mal im Herbst 988, als sie sich in der Gefangenschaft ihres Erzfeindes Karl von Nider-Lothringen befand. Wann sie freigelassen wurde, ja ob sie überhaupt wieder freikam, ist unbekannt. Sie verstarb an einem 1.11., und zwar wahrscheinlich 989, wenn nicht sogar schon 988; vgl. E. Hlawitschka; Herzogin Hemma von Böhmen (+ 1005/06) - war sie eine burgundische oder eine englische Königstochter oder identisch mit der Königin Hemma in Frankreich?, in: Schriften der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste Band 17, München 1996, Seite 1-32; Peter Hilsch, Zur Rolle von Herrscherinnen: Emma regina in Frankreich und Böhmen, in: Westmitteleuropa-Ostmitteleuropa, FS Ferdinand Seibt, München 1992, Seite 81-89, lancierte die Vermutung, daß Hemma nach ihrer Freilassung den Böhmen-Herzog Boleslav II. heiratete und erst 1006 verstarb. Daß diese These wenig tragfähig ist, wird in meiner soeben genannten Arbeit gezeigt.].

    Konecny Silvia: Seite 149, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Der Ehebruch, der Emma, der Gattin des westfränkischen Lothars, angelastet wurde, sollte zunächst vermutlich den ersten politischen Ratgeber des Königs, Adalbero von Laon, diffamieren. Später allerdings wurde dadurch auch die Legitimität Ludwigs V. in Frage gestellt. Die moralische Diffamierung Emmas stammte vermutlich aus dem Lager von deren Schwager Karl von Lothringen. Adalbero von Laon stieg um die Mitte des 10. Jahrhunderts zum ersten Ratgeber Lothars auf. Zu diesem Zeitpunkt wurde der Verdacht gegen Emma vermutlich zum ersten Mal erhoben und sollte Adalbero treffen. Ob dieser seinen Aufstieg vornehmlich Emma verdankte, die wie er aus Italien stammte, muß dahin gestellt bleiben. Eine Reaktion auf die Verleumdung Adalberos und Emmas erfolgte allen Anschein nach sehr rasch. Der Bischof wurde in einer Synode für unschuldig befunden und blieb in seinem Amt. Neuerlich lebten die Gerüchte vom Ehebruch Emmas und Adalberos nach dem Tode Lothars auf. Sie richteten sich nun vor allem gegen die gemeinsamen politischen Aktivitäten der Königin-Witwe und Adalberos, insbesondere aber auch gegen Emmas Versuch, die Regierung ihres Sohnes zu leiten. Überdies wollte man nun in stärkerem Ausmaß als zu Lebzeiten Lothars die rechtmäßige Nachfolge Ludwigs V. in Frage stellen. Der Opposition Karls von Lothringen war Emma letzten Endes nicht gewachsen. Sie geriet in dessen Gefangenschaft, Adalbero wurde 877 (??? 987) in Compiegne vor Gericht gestellt. Endgültig zunichte aber wurden Emmas Pläne durch den Tod ihres Sohnes, der den Vater nur um ein Jahr überlebte.

    Weinfurter, Stefan: Seite 19,23,212, "Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten"

    Sodann hätten sich die beiden Damen einem besonders wichtigen Thema zugewandt, nämlich wen dieser kleine Heinrich einmal zur Frau nehmen sollte. Königin Adelheid habe auf ihr Töchterchen Emma aus ihrer ersten Ehe (mit König Lothar von Italien) hingewiesen. Doch da sei Mathilde mit unheilvoller Miene ganz dagegen gewesen. Bloß das nicht! Diesem kleinen Heinrich, der Emma nicht zugemutet werden sollte, war in der Tat ein bewegtes Leben beschieden.
    Der westfränkische Königs-Sohn Lothar erhielt OTTOS Stieftocher Emma zur Frau, und König Konrad von Burgund verband sich mit Mathilde, einer Nichte OTTOS.
    In Böhmen war 999 der PREMYSLIDEN-Herzog Boleslav II. gestorben, dem sein Sohn Boleslav III. nachfolgte. Dieser vertrieb seine Brüder Jaromir und Ulrich wie auch seine Stiefmutter Hemma aus Prag. Sie alle flüchteten sich nach Regensburg an den Hof des Herzogs, also des späteren Königs HEINRICH II.
    Noch engere Beziehungen zwischen Prag und Regensburg muß man annehmen, wenn, wie vermutet wird, Hemma die Tochter (Emma) der Kaiserin Adelheid, der Gönnerin der bayerischen Heinriche, war.

    Ennen, Edith: Seite 64, "Frauen im Mittelalter"

    Mutter der Königreiche, Mutter Europas ist Adelheid genannt worden; in der Tat, ihre Tochter erster Ehe Emma hatte 966 den westfränkischen König Lothar geheiratet; sie heiratete wahrscheinlich in zweiter Ehe den Böhmen-Herzog Boleslav II.

    Uhlirz, Karl: Band II Seite 68-74,100, "Jahrbücher des Deutschen Geschichte unter Otto II. und Otto III."

    Hemma wandet sich gleich nach dem Tode ihres Gatten in einem von Gerbert verfaßten Trauerbrief an ihre Mutter, die Kaiserin Adelheid, und bat sie um Rat und Hilfe.Sie machte auf Wunsch der Großen Frankreichs den Vorschlag, daß Adelheid am 18. Mai zu einer politischen Besprechung mit ihr und König Ludwig V. nach Remiremont kommen sollte, zu der auch König Konrad von Burgund eingeladen wurde. Die Anhänger des verstorbenen Königs, die "Franci", die in Verfolgung seiner Politik einen Ausgleich mit Deutschland ablehnten, waren einer Einmischung der Kaiserin Adelheid und wohl auch des Königs von Burgund abgeneigt und gewannen während der Sommermonate immer stärkere Macht, so daß sich König Ludwig V. ganz ihrem Einfluß ergab. Die Gegner der Königin-Witwe Hemma bestärkten ihn in seiner feindseligen Haltung. Nicht nur die Stellung der Königin-Witwe Hemma war durch diesen Wandel in der Haltung ihres Sohnes bedroht, sondern auch Adalbero von Reims und mit ihm Gerbert sahen ihre Erfolge entschwinden.
    Am schwierigsten war durch diese Wendung in der Politik König Ludwigs seine eigene Mutter, die Königin Hemma, betroffen worden. Gegen sie richteten sich vor allem die Umtriebe Herzog Karls von Nieder-Lothringen, der seine Schwägerin seit langem mit bitteren Haß verfolgte. Der König gab nun seinen Einflüsterungen Gehör und griff die schon vor Jahren vorgebrachten Beschuldigungen gegen seine Mutter wieder auf, die des ehebrecherischen Umgangs mit dem Bischof Ascelin von Laon bezichtigten. Damit hatten Karl und die "Franci" eine wirksame Waffe in ihrem Kampf gegen Hemma und die Kaiserin Adelheid gewonnen. Hemma wurde von dem königlichen Hof verwiesen und fand zunächst, ebenso wie Ascelin eien Zufluchtsstätte in Reims; von hier aus wandten sich beide mit Unterstützung der Grafen Odo und Heribert um Hilfe an Hugo Capet. Hemma richtete durch Gerbert einen jammervollen Klagebrief an ihre Mutter Adelheid. Jetzt fand sie in ihrer Verlassenheit und Verzweiflung den Weg, den sie vor einem halben Jahre, nach dem Tode ihres Gemahls abgelehnt hatte. Sie versuchte eine Verbindung mit Theophanu herzustellen und bat ihre Mutter, die bestehende Verstimmung zu beseitigen. Adelheid sollte sich auch bemühen, die deutschen Fürsten für die Unterstützung Hemmas zu gewinnen, die ihnen dafür große Vorteile in Aussicht stellte. Es hat den Anschein, als ob das Vorgehen der Herzöge Konrad und Otto mit diesen Plänen in Verbindung gestanden wäre.
    Jedenfalls hat die Kaiserin die Absicht ihrer Tochter gebilligt und sofort die unmittelbare Verbindung mit Theophanu herzustellen gesucht.
    So vollständig gelang die Überraschung, daß sowohl die Königin-Witwe Hemma als auch Bischof Ascelin von Laon als Gefangene in Karls Hände fielen.
    Kaiserin Theophanu ließ sowohl König Hugo wie auch Herzog Karl ihren Bescheid zukommen: Hugo Capet sollte gegen die Stellung von Geiseln die Belagerung Laons aufgeben, also die Stadt, die regia urbs König Lothars, in den Händen des Erben des karolingischen Hauses, der Herzogs Karl belassen; dieser hingegen sollte die Königin Hemma und auch den Bischof Ascelin gegen Stellung von Geiseln aus der Gefangenschaft entlassen. Theophanu ist also dem Streben Karls, sich in den Besitz seines Erbes zu setzen, nicht entgegengetreten, doch billigt sie keineswegs sein Vorgehen gegen Hemma, die einst die Krone Frankreixchs getragen hatte.

    Althoff, Gerd: Seite 61, "Otto III."

    Ein Brief der Königin Hemma aus dem Jahre 986 an ihre Mutter, die Kaiserin Adelheid, formuliert die Bitte um Vermittlung bei der Kaiserin Theophanu. Hemma war nach dem Tode ihres Gemahls Lothar vertrieben und überdies unerlaubter Beziehungen zu Bischof Adalbero von Laon bezichtigt worden. In dieser überaus mißlichen Situation, in der sie vom Hofe ihres Sohnes verwiesen war und wohl in Reims Unterschlupf fand, erhoffte sie sich von der Intervention Adelheids und Theophanus eine Verbesserung ihrer Lage. Der briefliche Notruf verhallte allem Anschein nach nicht ohne Gehör, denn Adelheid ist in der Tat wohl nach Erhalt des Schreibens an den Hof der Theophanu aufgebrochen; allerdings können wir nur vermuten, daß der Brief der Auslöser für diese Reise war.
    Auch zum Jahre 987 erfahren wir wieder von Initiativen, mit denen Fürstinnen den Frieden zwischen den verfeindeten Parteien herbeiführen wollten. Wieder war es Herzogin Beatrix, auf deren Initiative sich Kaiserin Adelheid, Herzog Konrad von Schwaben, König Ludwig, Königin Hemma und Herzog Hugo Capet treffen sollten, um über den Frieden zu verhandeln.

    Althoff Gerd: Seite 94,142,168, "Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat."

    Doch starb der junge König Lothar schon im Jahr 950 und hinterließ seine 19-jährige Witwe Adelheid und ihre Tochter Hemma. Diese politischen und biologischen Zufälle haben die Geschichte Europas nicht wenig beeinflußt, sie bewirkten nämlich das persönliche Eingreifen OTTOS in Italien mit allen Konsequenzen, die dies für die deutsche und europäische Geschichte hatte.
    Die Ernennung Karls zum Herzog von Nieder-Lothringen war aus verschiedenen Gründen ein Affront gegen dessen Bruder König Lothar, nicht zuletzt deshalb, weil Karl die Königin Hemma, eine Tochter der Kaiserin Adelheid, offen des Ehebruchs mit Bischof Adalbero von Laon bezichtigt hatte.
    Es schien zunächst so, als ob Erzbischof Adalbero nicht zuletzt über die Mutter des jungen Königs, Hemma, Einfluß auf dessen Politik gewinnen würde, was er zu einer friedlichen Lösung der offenen Fragen hätte nutzen, doch veränderte sich die Lage ganz plötzlich. Ludwig V. wiederholte nämlich den Vorwurf, den schon Herzog Karl von Nieder-Lothringen gegen Hemma und Erzbischof Adalbero erhoben hatte. Er beschuldigte sie des ehebrecherischen Verhältnisses. Hemma wurde vom Hof des Sohnes vertrieben, ging zunächst nach Reims, dann nach Paris zu Herzog Hugo Capet. Ludwig plante unterdessen, Erzbischof Adalbero den Prozeß wegen Hochverrats zu machen. Doch auch in dieser zugespitzten Lage entschloß man sich noch einmal durch Vermittler einen Ausgleich zu versuchen. Hierzu sollten neben den Hauptbetroffenen, Ludwig V., seiner Mutter Hemma und Erzbischof Adalbero, die Kaiserin Adelheid als Mutter Hemmas und damit Großmutter Ludwigs, sowie Herzog Hugo Capet und Herzog Konrad von Schwaben zusammenzukommen. König Ludwig stürzte im Mai 987 auf der Jagd jedoch so unglücklich, daß er verstarb.

    Thietmar von Merseburg: Seite 217,223, "Chronik"

    Währenddessen hatte der Böhmen-Herzog Boleslaw, weil eines Teilhabers und Nachfolgers Macht stets Furcht erregend ist, seinen Bruder Jaromir entmannen lassen und versuchte, den jüngeren, Ulrich, im Bade zu ersticken; dann trieb er beide samt Mutter [Emma. Sie flohen im Sommer 1002 nach Baiern.] aus dem Lande.
    Inzwischen war Herzog Wlodowej gestorben, und die Böhmen riefen voller Reue die oben erwähnten, samt ihrer Mutter vertriebenen Bruder zurück. Doch Boleslaw, der Herrscher der Polen, griff sie mit einem allgemeinen Heeresaufgebot an und vertrieb sie zum zweitenmale.

    Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan (Hrsg.): Seite 25,260,285, "Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung "Otto der Große, Magdeburg und Europa"

    Als die anscheinend am Kölner Pfingsthoftag von 965 verabredet Heirat des jungen westfränkischen Herrschers mit einer Stieftochter OTTOS (aus Adelheids erster Ehe) übers Jahr zur Geburt eines Sohnes führte, schien der karolingische Mannesstamm, der sich in diesem Ludwig noch einmal fortpflanzte, vollends zu einer Nebenlinie des ottonischen Kaiserhauses geworden zu sein. Und so verwundert es kaum, daß der letzte Sproß dieser Linie, der um 1010 als Herzog von Nieder-Lothringen starb, überhaupt den Namen Otto trug.
    Auch als Mutter wurde Adelheid von ihren leiblichen Kindern - überliefert sind drei Briefe ihrer Tochter Emma - mit bestimmten Erwartungen konfrontiert.
    Häufiger wissen die Quellen jedoch von der unmittelbaren Beteiligung von Verwandten der Herrscherin. Erinnert sei an die Vermittlung der Königin Edgith zwischen ihrem Gemahl OTTO I. und dessen Mutter Mathilde, vor allem aber an die Vermittlung Adelheids zwischen ihrer Verwandten Waldrada, der Gemahlin des ermordeten Dogen Pietro IV. Candiano, und der Partei ihrer Gegner um den Dogen Pietro Orseolo in Piacenza 976 und erneut in venezianischen Angelegenheiten 983, bezeichnenderweise bedrängt von Bitten des Bruders der Waldrada, des Markgrafen Hugo von Tuszien; an Adelheids Vermittlung zwischen ihrer Tochter Emma, der Gemahlin des westfränkischen Königs Lothar, und deren Sohn, König Ludwig V. 985-987; sowie der berühmteste Fall, an ihre Beteiligung an der friedlichen Beilegung des Thronstreits 984.


    966 1. oo Lothar König von Frankreich um 941-2.7.986

    989 2. oo Boleslav II. der Fromme Herzog von Böhmen um 920-7.2.999


    Kinder:

    1. Ehe
    - Ludwig V. 966/67-21.5.987
    - Otto Domherr - 13.11. vor 986

    2. Ehe
    - Udalrich - 9.11.1034



    Literatur:
    Adelheid, Kaiserin und Heilige 931 bis 999 Info Verlag Karlsruhe 1999, Seite 46 - Althoff, Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 158, 164,371 K 41 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 94, 142,168 - Althoff, Gerd: Otto III., Primus Verlag, Darmstadt 1997, Seite 61 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996, Seite 61,64,67,72,78 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 55, 110,117,242,246,294,299,307,312,413 - Engels Odilo/Schreiner Peter: Die Begegnung des Westens mit dem Osten. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1993, Seite 20,34 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C. H. Beck München 1994, Seite 64 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989, Seite 41,81, 83,92,94,98,100,178,187,195,200,283,299 - Hilsch, Peter: Zur Rolle von Herrscherinnen: Emma Regina in Frankreich und in Böhmen, in Westmitteleuropa Ostmitteleuropa Festschrift für Ferdinand Seibt zum 65. Geburtstag Seite 81-91, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 254,281,290,295,298 - Keiser Bruno: Adelheid. Königin, Kaiserin, Heilige. Ein Leben in bewegter Zeit. Piper Verlag GmbH München 1999 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 149-150 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 295,322,325 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 214,218,221 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 90 - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan: Otto III. Heinrich II. Eine Wende? Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 106 - Schneidmüller Bernd/ Weinfurter Stefan (Hrsg.): Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung "Otto der Große, Magdeburg und Europa" Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001 Seite 25,260,285 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 29,35,43,52,57,60-62 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 141,148 - Treffer Gerd: Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996, Seite 67 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 217,223 - Uhlirz, Karl: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Otto II. und Otto III. 1. und 2. Band. Verlag Duncker & Humblot Berlin 1967 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 19,23,212 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 472 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 513,522 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 194,239 -

    Gestorben:
    2.11. 988/1006

    Emma heiratete von Frankreich, Lothar am 18 Mrz 966. Lothar (Sohn von von Frankreich, Ludwig IV. und von Sachsen, Gerberga) wurde geboren in Ende 941; gestorben am 2 Mrz 986 in Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich; wurde beigesetzt in Reims [51100],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]


Generation: 2

  1. 2.  von Italien, Lothar wurde geboren in 926/928; gestorben am 22 Nov 950 in Turin [10100],Piemont,Italien; wurde beigesetzt in Mailand [20100],Lombardia,Italien.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 948-950, Italien; König von Italien

    Notizen:

    Lothar König von Italien (948-950)
    926/28-22.11.950 TurinBegraben: Ambrosiuskirche Mailand
    Einziger Sohn des Königs Hugo von Italien aus seiner 2. Ehe mit derAlda

    Brandenburg Erich: Tafel 4 Seite 8, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VII. 16 b. Lothar, Mitkönig von Italien 931
    * ca.928, + 950 22. XI.
    Gemahlin:
    937 12. XII. Adelheid, Tochter König Rudolfs II. von Burgund, später mit Kaiser OTTO I. vermählt
    + 999 16. XII.

    Anmerkungen: Seite 121
    VII. 16. Lothar

    Sohn der Alda, Schiaparelli n. 9 (948 14. VI. domna et mater nostra Alda), Mitkönig 931 nach 17. IV., vor 17. X., Schiaparelli n. 27, 28.
    Mitgiftverschreibung 973 12. XII., Schiaparelli n. 47.
    Todestag Gingins de la Sarra, Archiv für Schweizergeschichte 9, 233. [VIIc 27]

    Werner Karl Ferdinand: Seite 465, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 27

    Brandenburg VII,16 datiert die Heirat Lothars und Adelheids auf 937 XII 12. Es handelt sich jedoch um die Verlobung, vgl. L. M. Hartmann, Geschichte Italiens 3,2,201. Die Ehe wurde 947 geschlossen, und zwar vor VI 27, vgl. D 3 Lothars (ed. Schiaparelli) und Odilo von Cluny, Epitaphium domne Adalheide auguste, ed. H. Paulhart, MIÖG. Ergänzungsband 20 (1962) 29f.
    Für Adelheids Tochter Emma kommt demnach als Geburtsjahr frühestens 948 in Betracht. Zur Zeit der Eheschließung stand Adelheid im 16. Lebensjahr, wie uns Odilo mitteilt; sie wurde also c 932 geboren, nicht c 931, wie Paulhart ebd. Anmerkung 2 errechnet.

    Althoff Gerd: Seite 372, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    K 44
    Me: 22.11. Lotharius rex + 950 König von Italien

    (Es.) Lothars Eintragung ins Merseburger Necrolog erklärt sich, wie die seines Vaters Hugo (K 10), durch seine Ehe mit der Kaiserin Adelheid, die nach ihrer Heirat mit OTTO DEM GROSSEN dafür sorgte, daß ihre Verwandten ins ottonische Gedenken aufgenommen wurden, auch wenn sie bereits vor ihrer Übersiedlung nach Deutschland verstorben waren; siehe dazu oben Seite 163f.
    Vgl. allgemein Biographisches Wörterbuch 1, Spalte 1255; Poupardin, Le royaume de Bourgogne, Seite 67 mit Anmerkung 2 und 3.

    Seit 931 Mitregent seines Vaters. Lothar, in allem das Gegenteil seines fürchterlichen Vaters, blieb nach dessen Flucht als zunächst auch von Berengar II. anerkannter, aber völlig machtloser König zurück. Sein baldiger Tod schloß eine Vergiftung nicht aus.
    Nach Paolo Golinelli, Mathilde, starb Lothar nach langer Krankheit.

    Köpke Rudolf/Dümmler Ernst: Seite 137-141,173,184, "Kaiser Otto der Große"

    Gegen Wido wandte sich Hugo zunächst und belagerte seine Burg Vignola am Panaro, ohne damit etwas auszurichten, denn inzwischen lud der von ihm schwer verletzte, ja mit dem Tode bedrohte Erzbischof Arderich von Mailand Berengar von Verona in seine Stadt ein. Traurig kehrte Hugo nach seiner Hauptstadt Pavia zurück, wo sein Hof sich leerte und Alles zu seinem Widersacher nach Mailand strömte, um Gnaden aus dessen Hand zu empfangen. Indem der König seine Sache verloren gab, hoffte er doch die Krone seinem Sohne noch zu retten, der ja längst siedem Namen nach mit ihm teilte und an allen Staatsakten scheinbar mitwirkte, in der Tat aber kaum erst zum Jünglinge herangewachsen war. Lothar begab sich also etwa im April in die Mitte der Empörer nach Mailand, um vor ihnen seine Unschuld an den Vorwürfen zu beteuern, die man gegen seinen Vater erhob; Hugo gedachte inzwischen mit seinen Schätzen nach Burgund sich zurückzuziehen und dort seine Zeit abzuwarten. Der junge, schuldlose König, den man in der ehrwürdigen Ambrosiuskirche vor dem Kreuze niedergestreckt fand, erregte in der Tat das Mitleid seiner bisherigen Vasallen und man beschloß, ihm den Besitz der Krone zu lassen, indem Berengar wieder eingesetzt in die Markgrafschaft Ivrea neben ihm als Teilhaber der höchsten Gewalt stehen sollte. Berengar lenkte den Arm des jungen Königs und rief seine Verfügungen hervor, wie das die Urkunden der nächsten Zeit beweisen. Natürlich begünstigte und förderte er vor allem seinen Anhang.
    Berengar, indem er sich die Fortführung von Lothars Königtum gefallen ließ, hatte seine Anhänger zugleich veranlaßt, auch an Hugo Boten zu entsenden und ihn wiederum zur Übernahme der Herrschaft zu vermögen. Er fürchtete nämlich, daß dieser mit Hilfe der mitgenomemnen Schätze leicht von der Provence aus ihm einen Krieg erwecken könne, und wollte ihn lieber unter seinen Augen behalten. So kehrte noch im Sommer scheinbar alles in das alte Gleis zurück, Hugo und Lothar führten nach wie vor ohne Macht demn königlichen Namen und ihr siegreicher Nebenbuhler begnügte sich mit dem bescheidenen Titel eines obersten Ratgebers. Mit dem Patricius Alberich wurde unter Agapitus II., der kurz zuvor den päpstlichen Stuhl bestiegen hatte, nach dem Tode Marinus II., endlich 946 Friede geschlossen, die Marken Spoleto und Camerino erhielt Bonifacius, der Sohn Hubalds, ein Schwiegersohn des Königs Rudolf I. von Burgund. Berengar zeigte sich von der vorteilhaftesten Seite und wußte alle Herzen durch Güte und Freigiebigkeit zu gewinnen, so lange er das höchste Ziel noch nicht vollständig erreicht hatte. Hugo, der traurigen Rolle, zu der verurteilt worden, überdrüssig, zog sich 946 in der Tat in die Provence zurück,. Wo er sich an Raimund von Aquitanien einen Besitand für die Wiedereroberung seines Reiches werben wollte, allein ehe es zu weiteren Versuchen gekommen war, ereilte den König am 10. April 947 in Arles der Tod.
    Die italienische Gesandtschaft, welche am Aachener Hofe eintraf, legt Zeugnis dafür ab, daß die Regierung Lothars und Berengars die guten Beziehungen zu erhalten oder wiederherzustellen suchte, die unter Hugo bestanden hatten. In den Verhältnissen jenseits der Alpen war insofern eine wichtige Veränderung eingetreten, als der junge König sich im im Jahre 947 mit der ihm längst von seinem Vater bestimmten Braut, der damls 16-jährigen burgundischen Prinzessin Adelheid vermählte. Ging auch zunächst aus dieser Ehe nur eine Tochter, Emma, hervor, so war doch damit die Aussicht auf einen Thronerben und für Lothar ein Antrieb gegeben, sich aus der drückenden Bevormundung des Markgrafen Berengar zu befreien
    Das Jahr sollte nicht zu Ende gehen, ohne einen zunächst anscheinend unwichtigen in seinen Folgen höchst verhängnisvollen Thronwechsel herbeizuführen. Der junge König Lothar von Italien, nachdem er soeben in Turin dem Markgarfen Arduin daselbst, einem burgundischen Emporkömmlinge, die Abtei Breme in der Lomellina geschenkt hatte, starb dort plötzlich am 22. November und wurde von der trauernden Witwe, die ihm nur wenig über drei Jahre verbunden gewesen, zu Mailand in einer dem heiligen Georg geweihten Kapelle der Ambrosiuskirche beigesetzt.

    Schnith Karl: Seite 34-36, "Frauen des Mittelalters in Lebensbildern"

    König Hugo zog noch im Herbst 937 über die Alpen, erreichte im Dezember den Genfer See, nahm Rudolfs II. Witwe Berta zur Frau und verlobte seinen Sohn und Mitkönig Lothar mit der gerade erst sechsjährigen Adelheid. Mit ansehnlichen Grundbesitzschenkungen an die beiden Damen - sie umfaßten zusammen 21 Königshöfe und 4 Abteien mit 6.640 Bauernstellen und zugehörigen Familien in Ober- und Mittelitalien - wurde diese Aktion abgerundet und ihr der Anschein eines normalen Vorgangs verliehen.
    Es gelang Berengar, König Hugo zu entmachten, der sich zeitweise in die Provence zurückzog. Für den im Amt belassenen bisherigen Mitkönig Lothar fungierte Berengar indessen als "höchster königlicher Ratgeber", das heißt als eigentlicher Regent. In dieser Situation der weitgehenden Entmachtung entschloß sich König Lothar 947 zur Heirat seiner nunmehr 16-jährigen Braut. Ob er sich damit, da sich Adelheids Bruder Konrad seit 942 im angrenzenden Burgund nunmehr fest durchgesetzt hatte, eine Stärkung seiner bedrängten Lage erhoffte? Unsere Quellen geben darüber keine Auskunft. Wir können lediglich aus den überschwenglichen und das Übliche übersteigenden Epitheta einer am 27.6.947 ausgestellten Urkunde König Lothars über die Schenkung von fünf Landstücken im Umfeld von Pavia an Adelheid, "seine liebenswerte" bzw. "geliebte Gemahlin" und "süßeste Ehefrau" schließen, daß sich eine echte Zuneigung zwischenden beiden Jungvermählten entwickelte. Noch 972 hat Adelheid in einer Gedenkstiftung für sdas S. Salvatorkloster zu Pavia auch Lothars gedenken lassen, was den Eindruck bestätigen dürfte, daß dieser ihr einst ein verständnisvoller Partner war. Bald ist dem Paar auch eine Tochter geboren worden: Hemma, die später der französische König Lothar zur Frau nahm. Über eine Einflußnahme Adelheids auf die Politik erfahren wir indessen nichts. Obgleich mehrere Urkunden König Lothars aus den nächsten Jahren erhalten sind, zeigen sie keine Interventionen der Königin. Erst ein Diplom Lothars vom 31.3.950 nennt Adelheid wieder, und zwar als die "geliebte Gemahlin und Teilhaberin unseres Reiches", als Lothar ihr "aus der innigen Verbundenheit gegenseitiger Liebe" alle seine Königshöfe und sonstigen aus väterlichem Erbe ihm zugefallenen Güter mitsamt den Grafschaften Modena und Bologna übereignete. Der Titel einer "Teilhaberin an der Herrschaft über das Reich" (consors regni) mag für die junge Königin zunächst mehr ein Zeichen hoher Wertschätzung gewesen sein, aber er gab ihr auch durchaus rechtliche Möglichkeiten in die Hand, wenn dies erforderliche sein sollte. Eine solche Situation trat bald darauf ein. Am 22.11.950 verstarb nämlich Adelheids Gemahl König Lothar, und zwar so unerwartet und schnell, daß bald von einer Vergiftung - durch den faktisch Mächtigsten, Markgraf Berengar - gemunkelt wurde. Ihm gab dieser Todesfall die Bahn frei für die Legalisierung seiner schon ausgeübetn tatsächlichen Machtstellung.

    Adelheid Kaiserin und Heilige 931 bis 999 Seite 97-108

    Aber als Ausgleich für so viele Greueltaten war es auch die Zeit der Wunder, wie jenes das im August 930 dem Sohn König Hugos, dem kleinen Lothar, dem zukünftigen Ehemann Adelheids, das Leben rettete. Das Kind litte an einem heftigen Fieber und war in hoffnungslosem Zustand. Auf Befehl seines Vaters wurde es vom Palast nach San Michele gebracht und auf die Reliqquie des heiligen Kolumban gelegt. Plötzlich verschwand das Fieber und wich einem ruhigen Schlaf. Lothar war gerettet, und seine Mutter, die Königin Alda, stattete mit einer großen Gefolgschaft von Adligen und Dienerinnen dem Heiligen ihren Dank ab und überreichte ihm goldgewebte Stoffe, während Hugoin einer feierlichen Audienz den Mönchen die entzogenen Besitzungen zurückgab. Im folgenden Mai wurde das so gerettete Kind in derselben Kirche San Michele in einer glänzenden Zeremonie gekrönt und zum Mitkönig eingesetzt.
    Am 11. Juli 937 starb Rudolf II. von Burgund. Er ließ seine Frau Bertha als Witwe und seine noch jungen Kinder Konrad, Rudolf und Adelheid zurück. Die Minderjährigkeit des Thronerben weckte den Ehrgeiz Hugos, der sich in der Überzeugung, seine Macht über die Provence und das übrige Königreich ausdehnen zu können, im Herbst nach Burgund begab. Da er von Marozia nichts wußte und sich als Witwer betrachtete, heiratete er Bertha, und am 12. Dezember schloß er einen Heiratsvertrag zwischen seinem kaum zehnjährigen Sohn Lothar und der sechsjährigen Adelheid. Die künftige Ehefrau erhielt als Mitgift die Königshöfe von Corana, Marengo und Olona, drei Abteien und zwei kleinere Höfe in der Toscana, im Ganzen 4.580 Hufen Land. Bertha bekam 16 Höfe mit 2.500 Hufen übertragen.
    Als Hugo 940 von seinen Spionen erfuhr, daß Berengar gegen ihn eine Verschwörung plante, entschied er sich, ihn an den Hof zu holen, um ihn gefangenzusetzen und blenden zu lassen. Aber der Plan scheiterte, weil der feinfühlige Lothar, Freund des Markgrafen von Ivrea, sich nicht zum Komplizen seines Vaters machen lassen wollte und Berengar heimlich warnte. Dieser fand seine Rettung, indem er nach Schwaben zu Herzog Hermann, dem zweiten Ehemann von Adelheids Großmutter, floh.
    Adelheid beobachtete, dachte, lernte. Der altgewordene Herrscher, der die Intelligenz, die Energie, die Anmut und die natürliche Würde seiner künftigen Schwiegertochter schätzte, behandelte sie freundlich und versuchte, sie auf das Regieren vorzubereiten, so wie er es mit Lothar hielt. Der Ruf als unverschämter Schürzenjäger, der Hugo nicht zu Unrecht anhing, brachte es mit sich, daß die Sympathie und Zuneigung, die er Adelheid entgegenbrachte, von manchen falsch gedeutet wurde, wie eine spätere Information im Chronicon Novaliciense (V, c.3) zeigt, wonach er seine sehr junge Schwiegertochter verführt haben soltte [Persönlicher Einwurf: Bei einem Altersunterschied von über 50 Jahren eine für Adelheid mehr als unappetitliche Vorstellung. Man sollte sich einmal praktisch vorstellen, wie anziehend Hugoim Alter von ungefähr 65 Jahren auf ein 15-jähriges Mädchen gewirkt haben müßte.]. Doch neben der Veranlagung Adelheids, ihrer tiefen und lebendigen Religiosität, die allein genügen würde, um diese Nachricht wenig glaubhaft zu machen, führen praktische Überlegungen dazu, den Wahrheitsgehalt in Frage zu stellen. Und vor allem erwähnen die zuverlässigeren zeitgenössischen Quellen diese Nachricht nicht. Hugo war ein zu guter Politiker, um sich auf eine Beziehung einzulassen, die ihn nicht nur diskredidiert, sondern auch Berengar einen idealen Vorwand geliefert hätte, um das Eingreifen OTTOS I. zu verlangen und seine Unterstützung zu bekommen. Dieser Herrscher übte in der Tat ein Protektorat über Burgund und die burgundische Königsfamilie aus, und Bertha, trotz allem die legitime Gemahlin Hugos, hätte solch eine Schmähung sicher weder für sich noch für ihre Tochter hingenommen. Dazu kommt, daß Hugo, obwohl ein leidenschaftlicher Mann ohne Skrupel, auch ein sehr guter Vater war, seiner zahlreichen Nachkommenschaft sehr verbunden, sehr besorgt darum, seinen Söhnen und Töchtern, ob legitim oder illegitim, einflußreiche Position zu sichern. Es scheint also schwierig zu glauben daß er so gehandelt haben könnte. Sein Verhalten hätte dann seinem Sohn Lothar, den Mitkönig und Erben, dem Spott und der Häme der Höflinge und der Untertanen ausgesetzt, und das hätte seine eigene Autorität geschwächt udn die Stellung seines Sohnes, dessen nicht nur physische Zartheit er kannte, praktisch unhaltbar gemacht. Ganz im Gegenteil versuchte Hugo aber um jeden Preis, die eigene Stellung und die Lothars zu verstärken, indem er OTTO I. bedeutende Geschenke sandte und die Hochzeit seiner sehr jungen und sehr schönen natürlichen Tochter Bertha mit Romanos, dem Enkel und Erben des byzantinischen Kaisers, aushandelte, um seine Unterstützung zu bekommen und das Ansehen seines Hauses zu vergrößern.
    Genau zu dem Zeitpunkt, als Hugo sich sicher fühlte, veränderte sich etwas in der Haltung des deutschen Königs. Dieser verfolgte mit großem Interesse, was sich in Italien ereignete, und er sah nicht gerne den Provenzalen, dessen Ehrgeiz er kannte, an Ansehen gewinnen. Berengar nutzte die Gelegenheit und zog Anfang 945 mit einem Heer über Schwaben nach Italien. Er sicherte sich durch großzügige Versprechungen die Unterstützung eines Neffen von Hugo, Manasse von Arles und den Rückhalt einiger Adligen und Kirchenfürsten und es gelang ihm, ohne Widerstand zu finden, das Etschtal entlangzuziehen und in Verona, Modena und mit Hilfe des greisen Erzbischofs Arderich in Mailand einzuziehen.
    Hugo war weit weg von seiner Hauptstadt, denn er war damit beschäftigt, das Schloß Vignola des plötzlich zu Berengar übergegangenen, raffgierigen Bischof Guido von Modena zu belagern. Er kehrte so schnell wie möglich nach Pavia zurück, aber sein Rivale hatte schon die Unterstützung der Unzufriedenen und aller aus Eigennutz Untreuen gefunden. Der König war ohne Heer, er konnte nur auf seine Grafen Angelbert und Aleram, seinen Schwiegersohn Elisiardo von Parma, Lanfranc von Bergamo, seinen natürlichen Sohn Boso, Bischof von Placentia, auf die Bischöfe Ambrosius von Lodi und Litifred von Pavia und einige kleinere Vasallen zählen, und es gelang ihm nicht, den Markgrafen von Ivrea zurückzuschlagen.
    Obwohl Berengar nicht die Krone trug, zeigte er sich großzügig und vergab Vergünstigungen und Schenkungen, als ob er der Herrscher wäre. Die Großen des Königreiches, nur damit beschäftigt, Reichtümer und Ehrenstellungen für sich zu erhalten, nahmen diesen ungesetzlichen Zustand gerne hin. Hugo machte sich klar, daß die Auseinandersetzung verloren und jeder Versuch von Widerstand in der Hauptstadt vergeblich war. Um seinen Sohn den Thron zu erhalten, anerkannte er also, daß er besiegt war. Er sandte Lothar mit einer Botschaft für die Großen des Königreiches nach Mailand, in der er sich bereit erklärte, sich allen ihren Anklagen zu stellen, er verzichtete auf die Krone, aber er verlangte, daß sie seinem Sohn nicht weggenommen würde, der an allem unschuldig sei, weil er wegen seines jungen Alters an der tatsächlichen Regierung nicht beteiligt war.
    Die Botschaft, die im Dom von Sant' Ambrogio vorgelesen wurde, brachte die vorherberechnete Wirkung, und die Versammlung akklamierte Lothar, von Erzbischof Arderich und von Berengar selbst zum Altar geführt, welcher mit dieser Geste den Eindruck erweckte, als ob er den jungen Herrscher unter seinen Schutz nehmen würde. In kurzer Zeit war die Lage vollkommen verändert: Hugo und Lothar hatten auf der Höhe ihrer Macht am 29. März 945 in Pavia der Gräfin Rotrud, dem Grafen Elisiardo und seiner Frau Rotlinda, einer Tochter des Königs, einige Besitzungen übertragen. Einige Tage später, am 8. April, saß Berengar schon im Palast. Es hatte kein Blutvergießen gegeben. Hugo hatte die Hauptstadt verlassen und sich auf einen seiner Höfe zurückgezogen, und Lothar begann nach seiner Rückkehr nach Pavia, die Macht unter der drückenden Schirmherrschaft des Markgrafen von Ivrea auszuüben, der einige seiner Vertrauten an den Hof brachte, wie zum Beispiel Bischof Brunendo von Asti, der an der Stelle des Bischofs Boso von Placentia, eines Sohnes Hugos, Kanzler wurde. Jedoch läßt die Anwesenheit von Männern wie dem Pfalzgrafen Lanfranc von Bergamo, dem Sohn der Rosa, einer Mätresse des Königs, oder dem Grafen Aldrich in der Umgebung Lothars vermuten daß er trotz der gewaltigen Macht Berengars (oder vielleicht gerade wegen dieser) eine Partei gab, die zum Teil aus Burgundern bestand, die Hugo nach Italien gefolgt waren, und daß diese Partei dem alten König anhing und stark genug war, Anhänger des Provenzalen im Amt zu halten.
    Adelheid, die nichts ändern konnte, hatte mit Furcht die Ereignisse und den Erfolg Berengars verfolgt. Die neue Situation erschütterte die Hoffnungen zutiefst, die sie für ihre Zukunft gehegt hatte. Erzogen um zu herrschen, war sie an das starke und skrupellose Regieren Hugos gewöhnt, und plötzlich sah sie ihn entthront, während Lothar, ihr zukünftiger Ehemann, von zarter und beeindruckender Natur, von dem Mann abhing, dem er einige Jahre früher das Leben gerettet hatte.
    Bererngar wußte, daß Hugo nicht der Mann war, der sich mit einer untergeordneten Rolle begnügen würde, und er war sicher, daß dieser versuchen würde, sich zu rächen, auch mit Hilfe der Provenzalen. Er hinderte ihn also daran, in seine Heimat zurückzukehren, und um zu vermeiden, daß die Großen des Königreichs in die Versuchung gerieten, die Seiten zu wechseln, berief er im August eine Versammlung ein und holte Hugo nach Pavia zurück, um ihn wieder auf den Thron zu setzen. Wenn auch der Form nach Lothar und Hugo regierten, so lag die Macht in Wirklichkeit bei dem Markgrafen von Ivrea, der den Titel eines obersten Beraters angenommen hatte. Der von Brerengar gesuchte Kompromiß sollte ihm helfen, Zeit zu gewinnen, ebenso sehr im Innern des Königreiches wie OTTO I. gegenüber (der ihn beschützt und dem er 941 einen Treueid geschworen hatte), aber auch im Verhältnis zu Burgund, wo Adelheids Bruder Konrad regierte.
    Die Lage änderte sich wenigstens teilweise, als Hugo mit der Billigung Berengars 947 entschied, endgültig in seine Heimat zurückzukehren. Aber vor seiner Abreise wollte der alte Herrscher, der einige Monate später sterben sollte, daß die Hochzeit seines Sohnes gefeiert würde, um ihm die energische Adelheid zur Seite zu stellen und so auch eine Unterstützung der burgundischen Partei zu sichern. Ende Frühjahr 947 war Adelheid endlich Königin im Palast von Pavia, der sie hatte heranwachsen sehen, und trotz der drückenden Schirmherrschaft Berengars über ihren Ehemann und der besitzergreifenden Präsenz der ehrgeizigen Markgräfin Willa hatte die Rolle der jungen Burgunderin sich radikal geändert, und die Untertanen, vor allem die Ärmsten, hatten Gelegenheit, ihre Feinfühligkeit, ihre Freundlichkeit und ihre große Freigebigkeit zu entdecken und zu schätzen.
    Das junge Herrscherpaar war glücklich, ihre Ehe wurde 949 durch die Geburt einer auf den Namen Emma getauften Tochter gesegnet (die 966 den König Lothar von Frankreich heiraten sollte). Adelheid war als consors regni, als Teilhaberin an der Herrschaft, anerkannt, und sie hatte ihren Einfluß spüren lassen, indem sie ihrem Gemahl riet, zu versuchen, sich die Gunst der Großen zu sichern und vor allem den Grafen Arduin il Glabro von Turin an seine Person zu binden, der die Grenzregion nach Burgund kontrollierte und von Lothar für sein Eingreifen die reiche Abtei Brema erhielt. Die Königin bemühte sich in der Tat darum, die Unterstützung derer zu sichern, die die zu starke Übermacht Berengars zuerst begrenzen und schließlich brechen konnten, und unter diesem Gesichtspunkt hatte es vielleicht auch bedachte und vorsichtige Kontakte mit Liudolf, dem Herzog von Schwaben, dem Sohn OTTOS I. und Ehemann von Ida, einer Halbschwester von Adelheids Mutter Bertha, gegeben, um ein Eingreifen des deutschen Königs anzuregen. Aber die Ereignisse liefen nicht so ab wie geplant. Der plötzliche Tod Lothars am 22. November 950 in Turin, nach einigen Nachrichten vergiftet auf Befehl seines mächtigen "Dieners" ließ die Witwe unter der Aufsicht Berengars zurück.



    27.6.947 oo 1. Adelheid von Hochburgund, Tochter des Königs Rudolf I., 931-16.12.999


    Kinder:

    - Emma 948/49-2.11.988
    18.3.966 oo Lothar III. König von Frankreich 941-2.3.986


    Literatur:
    Adelheid Kaiserin und Heilige 931 bis 999 Info Verlag Karlsruhe 1999 Seite 97-108 - Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 155, 157,164,372 K 44 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 88,94,96 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 51,57,67-69,117 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Seite 8,121 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 100-104/Band II Seite 222 – Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 191,408, 413 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 63-65 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 24,41,71,80,83, 98,104,245,271 - Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite 74,88,90,95,107,118,126,137,157, 174,184,194,201,208,216-218,230f.,233,238f.,249,273,283,309 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 170 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 98,137,140, 254,261 - Keiser Bruno: Adelheid. Königin, Kaiserin, Heilige. Ein Leben in bewegter Zeit. Piper Verlag GmbH München 1999 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 281,283,314 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 195,214,225 - Schneidmüller Bernd/ Weinfurter Stefan (Hg.): Otto III. – Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 271 - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan (Hrsg.): Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung "Otto der Große, Magdeburg und Europa" Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001 Seite 24,26,197,198,201,252,259,262, 268,275,280-284 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 23,29,34-36,38- Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 125, 130,141 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 23/ 24,26 Anm. 591 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 464 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 121,129,239 -

    Begraben:
    Ambrosiuskirche

    Lothar heiratete von Hoch-Burgund, Adelheid am 27 Jun 947. Adelheid wurde geboren in 931/932 in Genf [1200],Genf,Schweiz; gestorben in Dez 999 in Selz [67470],Bas-Rhin,Elsass,Frankreich; wurde beigesetzt in Selz [67470],Bas-Rhin,Elsass,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 3.  von Hoch-Burgund, Adelheid wurde geboren in 931/932 in Genf [1200],Genf,Schweiz; gestorben in Dez 999 in Selz [67470],Bas-Rhin,Elsass,Frankreich; wurde beigesetzt in Selz [67470],Bas-Rhin,Elsass,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Deutschland; Deutsche Königin
    • Titel/Amt/Status: Italien; Königin von Italien
    • Titel/Amt/Status: Römische Kaiserin

    Notizen:

    Kaiserin Adelheid neben ihrem Gemahl König Otto I. im Meißner Dom

    Kaiserin Adelheid und König Otto I.



    Neue Deutsche Biographie - Adelheid (heilig)

    Kaiserin, zweite Gemahlin Ottos des Großen, * 931, † 16.12.999 Kloster Selz (Elsaß).

    Die Geschichte des 10. Jahrhunderts ist nicht arm an bedeutenden Frauengestalten; A. ist eine der bedeutendsten. Die Zeitgenossen rühmen in konventioneller Weise ihre Schönheit, Sittenreinheit, Frömmigkeit, Mildtätigkeit, vor allem aber, und dies ist nicht konventionell, ihre Klugheit und Urteilskraft. Nicht ohne literarische Bildung, stand sie in Verbindung mit den Äbten Majolus und Odilo von Cluny und mit Gerbert von Aurillac. Teilnahme an den Staatsgeschäften scheint ihr ein Lebensbedürfnis gewesen zu sein, und sie besaß die Gabe zu herrschen. Verwandtschaftliche Beziehungen verschafften ihr Einfluß in Deutschland, Italien, Frankreich und Burgund; Gerbert nannte sie 987 „Mutter der Königreiche“. - Schon als Kind aus politischen Gründen mit Lothar, dem Sohn und Erben König Hugos von Italien, verlobt, heiratete sie diesen nach dem Tode Hugos mit 16 Jahren in kritischster Zeit, da Markgraf Berengar von Ivrea die tatsächliche Macht an sich gerissen hatte. Nach dem frühen Tode Lothars (950) gewann er den Thron, behandelte A. in unwürdiger Art und setzte sie schließlich gefangen. Sie entkam auf abenteuerliche Weise. Inzwischen war Otto der Große, an dessen Hof ihr Bruder, König Konrad von Burgund, erzogen worden war, ihr zu Hilfe gekommen, nahm das regnum Langobardorum als Besitzer der heiligen Lanze und Erbe der Karolinger an sich und vermählte sich im Dezember 951 mit ihr. In dem Aufstande Liudolfs, Ottos Sohn aus erster Ehe, ist ihre Rolle schwer zu durchschauen; erkennbar ist nur ihre Hinneigung zu Heinrich von Bayern, Liudolfs Hauptgegner, der sie zur Hochzeit in Pavia geleitet hatte. Gänzlich ohne Einfluß auf die Politik des Gatten war sie wohl nicht; das Schweigen der Quellen schließt ihn nicht aus. Aber hinter der überragenden Königinmutter Mathilde trat sie zurück. Bei der Kaiserkrönung Ottos 962 wurde A. ebenfalls gekrönt und erscheint nun als imperatrix augusta, consors imperii u. ä. in den Urkunden. Sie brachte Otto in Verbindung mit Cluny, doch ohne handgreifliche Wirkung auf die Klöster im Reiche, die sich an Gorze hielten, sofern sie sich der Reformbewegung erschlossen. Nach Ottos Tod (973) folgte Otto II. zunächst häufig dem Rate der Mutter, löste sich aber seit 975 von ihr, wohl unter dem Einfluß seiner Gattin Theophanu. A. lebte seit 976 meist in Italien und Burgund. Eine Aussöhnung fand 980 in Pavia statt. 983 scheint sie hier|Vertreterin des Kaisers gewesen zu sein. Ihrem hohen Ansehen und der Tatkraft Theophanus ist es nicht zuletzt zu danken, daß nach dem vorzeitigen Tod Ottos der Thron dem unmündigen Otto III. erhalten wurde. Für ihn führten beide Frauen die Regentschaft zunächst gemeinsam. Aber nur vorübergehend ließ sie der Zwang der Umstände die Rivalität vergessen. A. mußte 985 vor der energischeren Theophanu weichen und ging wieder nach Italien, wo sie Herrschaftsrechte ausübte, wurde aber seit 988 von Theophanu auch hier verdrängt. Erst nach dem Tode der Schwiegertochter (991) erlangte sie nochmals die Regentschaft, die sie, beraten vor allem von Erzbischof Willigis von Mainz, tatkräftig führte. Den Rückgang der deutschen Vormachtstellung, vor allem im Osten, vermochte sie gleichwohl nicht zu verhindern. Mit dem mündig gewordenen Enkel kam es zum Bruch. Sie zog sich daraufhin in das von ihr gegründete Kloster Selz im Unterelsaß zurück, entsagte aber auch hier der Politik nicht völlig, sondern unternahm noch in ihrem Todesjahr eine Reise nach Burgund, um ihren Neffen König Rudolf III. mit seinen Gegnern auszusöhnen. Schon bald nach ihrem Tode wurde sie als Heilige verehrt und unter Urban II. (1088–99) offiziell kanonisiert. Eine Deutung ihrer Persönlichkeit scheitert an der Dürftigkeit der Quellen. Ihr Wesenskern war wohl eine cluniazensisch geprägte, politisch gerichtete Frömmigkeit. - Gertud Bäumer behandelte ihr Leben in ihrem Roman „A., Mutter der Königreiche“ (1926).

    Literatur
    ADB I; Odilo, Abt von Cluny, Epitaphium Adelheidae Imperatricis, in: MG SS IV, S. 633-45; O. R. Köpke u. E. Dümmler, Kaiser Otto d. Gr., 1876; J. Bentzinger, Das Leben d. Kaiserin A., Gemahlin Ottos I., wahrend d. Regierung Kaiser Ottos III., Diss. Breslau 1883; F. Steffanides, Kaiserin A., Gemahlin Ottos d. Gr., Progr. Böhm.-Leipa 1893; F. P. Wimmer, Kaiserin A., Gemahlin Ottos d. Gr., in ihrem Leben u. Wirken v. 931-73, Diss. Erlangen 1897; K. Uhlirz, Jbb. d. dt. Reiches unter Otto II., 1902; W. A. Fischer, Das Verhältnis Ottos d. Gr. z. seinem Sohne Liudolf u. z. seiner Gemahlin A., 1903 (einseitig); J. C. Clauß, Die Heiligen d. Elsaß, 1935, S. 23 ff., 186 ff. (Verzeichnis(se) d. von Adelheid bekannten Bilder; doch wird d. Elfenbeintafel d. Sammlung Trivulzi von Goldschmidt u. Schramm auf Otto II. u. Theophanu gedeutet); R. Holtzmann, Kaiser Otto d. Gr., 1936; ders., Gesch. d. sächs. Kaiserzeit, 1941; H. Günter, Otto d. Gr., 1941; Th. Vogelsang, Consors regni, Diss. Göttingen 1949, S. 44 ff. (ungedruckt); LThK.



    Siehe auch Wikisource:
    Odilo von Cluny: Das Leben der Kaiserin Adalheid, übersetzt von Hermann Hüffer (1891)



    Geburt:
    Nähe Genfer See

    Gestorben:
    16./17.12.999 Kloster Selz

    Begraben:
    Kloster Selz

    Kinder:
    1. 1. von Italien, Emma wurde geboren in 948/949; gestorben in 988.