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 Bohrer

von Beilstein, N.

weiblich


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Generation: 1

  1. 1.  von Beilstein, N. (Tochter von von Beilstein, Berthold und von Bonfeld, Adelheid).

    N. heiratete von Neideck, Engelhard I. vor 1200. Engelhard wurde geboren um 1190; gestorben nach 1234. [Familienblatt] [Familientafel]


Generation: 2

  1. 2.  von Beilstein, Berthold wurde geboren um 1175 (Sohn von von Schauenburg, Berthold I); gestorben nach 1251.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Beilstein [71717],Heilbronn (Land),Baden-Württemberg,Deutschland; Graf
    • Titel/Amt/Status: Hirsau [75365],Calw,Baden-Württemberg,Deutschland; war Ende seines Lebens Mönch in Hirsau

    Notizen:

    Walter Ludwig, das Geschlecht der Herren von Neideck bis um 1500 in Württ. Franken Bd. 68, 1984
    (...)
    Seit Stalins »Wirtembergischer Geschichte« wird aus Gründen des Namens Berthold und seines nahe bei Löwenstein gelegenen Herrschaftsbereichs meist angenommen, daß Graf Berthold von Beilstein zum Geschlecht der Grafen von Calw und Löwenstein gehörte. H. Bauer vermutete, daß er der Sohn des 1182 genannten Grafen Berthold von Wolfsölden und damit der Enkel des Grafen Berthold I. von Calw und Löwenstein, genannt 1152 bis 1175, war 34). Aus dem eingangs vorgestellten Gabelkhoverschen Urkundenexzerpt läßt sich entnehmen, daß Graf Bertholdvon Beilstein schon vor 1200 mit Adelheid von Bonfeld verheiratet war, und in einer anderen Zusammenstellung Gabelkhovers 35) findet sich auch aus einer nicht näher bezeichneten Urkunde die Notiz, daß er 1251 noch lebte. Hinzugefügt kann werden, daß er zu Ende seines Lebens Mönch in Hirsau war 36). Sein Geburtsdatum kann man auf etwa 1175 ansetzen. Wenn er im Mannesstamm aus dem Haus der Calw-Löwensteiner stammte, ließe sich die zwischen dem Würzburger Domherren Albert von Löwenstein und Konrad II von Neideck bestehende Blutsverwandtschaft leicht erklären. Graf Berthold von Calw und Löwenstein, der Urgroßvater Alberts, wäre zugleicch der Urururgroßvater Konrads, eine etwas entfernte Verwandtschaft, die aber erinnerlich gewesen sein könnte, weil es sich um den Löwensteiner Mannesstamm handelte. Es müßte dann angenommen werden, daß Wolfsölden durch eine Heirat (etwa des eben erwähnten Grafen Berthold von Calw und Löwenstein mit einer Tochter des hessonischen Gottfried von Wolfsölden, genannt 1110 bis 1138) 37) an die Löwensteiner kam, daß die Söhne des Grafen Berthold von Calw und Löwenstein, Graf Gottfried I. von Löwenstein und Graf Berthold von Wolfsölden, sich den Besitz des Vaters teilten und daß die Herrschaft Wolfsölden wieder an die Löwensteiner Hauptlinie gelangte, als Graf Berthold von Beilstein in Engelhard von Neideck keinen ebenbürtigen Schwiegersohn bekam. Nun hat H. Decker-Hauff i im Katalog zur Stauferausstellung erklärt, daß eine vornehme Schwäbin namens Ruthina/Ruchina de Wolvessolsen nach einer sizilischen Überlieferung des 14. Jahrhunderts Geliebte Kaiser Friedrichs II und Mutter der Margherita di Suevia gewesen sei, die bekanntlich als illegitime Tochter desselben Thomas II von Aquino, der ab 1250 Graf von Acerra war (+ 15. März 1273, begr. Capua), geheiratet hat 38). Decker-Hauff vermutete, daß diese Ruthina de Wolvessolsen eine Tochter des Grafen Berthold von Beilstein aus dem Haus Wolfsöldeden gewesen sei und als Richinza von Wolfsölden gegen 1230 den Grafen Gottfried II von Löwenstein geheiratet habe. Damit wollte er wohl die Besitznachfolge in Hinsicht auf die Burg Wolfsölden erklären, die Graf Gottfried III. 1277 mitverkauft und die zusammen mit der Murrhardter Klostervogtei wohl schon 1234 im Besitz Graf Gottfrieds II war 39), und vermutlich auch den Namen Richenza bei einer Tochter des Grafen Gottfried III. begründen. Aber Richenza könnte ihren Namen auch von ihrer Großmutter mütterlicherseits, Richenza von Hohenlohe geb. von Krautheim, bekommen haben, und die Herrschaft Wolfsölden könnte, wie oben erwähnt, von Graf Berthold von Beilstein auf seinen Vetter vererbt worden sein.
    Gewiß ist, daß Graf Berthold von Beilstein im Mannesstamm kaum ein Calw-Löwensteiner gewesen sein kann, wenn eine seiner Töchter den Grafen Gottfried II von Löwenstein geheiratet haben sollte. Der Enkel des Grafen Berthold von Calw und Löwenstein hätte die Urenkelin desselben geheiratet. Es wäre eher möglich, wenn Graf Gottfrieds II Großvater Gottfried der Bruder Graf Bertholds von Calw und Löwenstein gewesen wäre. Aber dieser Gottfried ist nur einmal (ohne Zeitangabe) erwähnt und dürürfte früh ohne Nachkommen gestorben sein. Es gibt keinen ersichtlichen Grund, weshalb die Löwensteiner nicht von Graf Berthold I. von Löwenstein abstammen sollten, welcher seinen Erstgeborenen sehr wohl Gottfried nennen konnte, wenn er an seinenen Ahnherrn Herzog Gottfried von Lothringen oder an seinen Großonkel, den gleichnamigen rheinischen Pfalzgrafen, dachte. Wenn Graf Berthold von Beilstein aus dem Hause Calw-Löwenstein stammte, ist eine Heirat seiner Tochter mit Graf Gottfried II von Löwenstein also äußerst unwahrscheinlich, und man müßte eher überlegen, ob nicht etwa der Ministeriale Kaiser Friedrichs II, Engelhard von Neideck, dessen frühere Geliebte heiratete. Zeitlich wäre dies gerade noch möglich, wenn man die Bezziehung des Kaisers auf die Zeit um 1225 rückt und Ruthina dann gleich anschließend Engelhard heiraten läßt. Bis 1231 könnten dann zwei Söhne aus dieser Ehe vorhanden gewesen sein. Den letzten Überlegungen wird jedoch durch eine Entdeckung von G G. Fritz der Boden entzogen. Die Regenwip Comitissa de Beilstein, identisch mit Regenweib Comitissa mater Gotefridi, die dem Kloster Murrhardt zwei Joch Weinberge hinter der Burg Beilstein schenkte 40), kann doch wohl niemand anders sein als die ehemalige Geliebte Kaiser Friedrichs II, die die Frau Gottfrieds II und Mutter Gottfrieds III. von Löwenstein geworden ist. Damit muß mit mindestens zwei Töchtern des Grafen Berthold von Beilstein gerechnet werden. Die Blutsverwandtschaft zwischen Albert von Löwenstein und Konrad II von Neideck besteht dann darin, daß die Mutter Alberts die Schwester der Großmutter Konrads war. Damit wird aber auch unglaubwürdig, daß Graf Berthold von Beilstein aus dem Hause Calw-Löwenstein stammt, und es ist willkommen, daß G. Fritz soeben seine Herkunft aus dem Haus der Hessonen mit guten Gründen demonstriert hat. Sein Vater, Graf Berthold von Wolfsölden, war nach G. Fritz identisch mit dem 1165 bis 1193 genannten Berthold von Schauenburg, einem Sohn des Grafen Gerhard von Schauenburg, genannt 1130 bis 1165, und der Heilecka, einem Enkel des Sigehard von Wolfsölden einerseits und des Grafen Berthold von Burgeck andererseits 41).
    Wenn aber die Schwester der Frau Engelhards I. von Neideck die Frau des Grafen Gottfried IL von Löwenstein war, ist schwer verständlich, warum die Frau des Löwensteiners nicht auch gegen die Stiftung des Gutes von Siegelhausen protestierte, da sie und ihr Mann durch diese Schenkung ebenso nachteilig betroffen waren wie ihre Schwester, ja vielleicht noch mehr, da Siegelhausen in nächster Nähe von Wolfsölden liegt, das wohl schon anläßlich ihrer Heirat an sie und ihren Mann kam. Und selbst wenn sie nichts gegen die Schenkung von Siegelhausen einzuwenden gehabt hätte oder anderweitig abgefunden worden wäre, so wäre, muß man vermuten, doch ein Hinweis darauf in der Vergleichsurkunde oder wenigstens Gottfried II von Löwenstein als Zeuge in derselben zu erwarten gewesen. Die Tatsache, daß in der Vergleichsurkunde nichts dergleichen stand, kann meines Erachtens nur in dem Sinne erklärt werden, daß Ruthina/Regenwip entweder 1231 noch nicht mit Gottfried von Löwenstein verheiratet war oder daß sich beide zur Zeit des Vergleichs nicht im heimischen Gebiet befanden.
    Der spezifische Grund, weshalb Engelhard von Neideck die Grafentochter heiraten konnte, kann nicht mehr ermittelt werden. Fest steht jedoch grundsätzlich, daß ritterliche Dienstmänner öfters edelfreie Frauen heirateten, wie z.B. der oben erwähntnte Albert von Liebenstein die Freiin Adelheid von Sternenfels, und daß ein angesehener Reichsministerialer, und um einen solchen handelt es sich offenbar bei Engelhard von Neideck, auch einmal eine Grafentochter heimführen konnte, besonders wenn ihr Vater als Graf nicht allzu reich und mächtig war. Der Reichsministeriale Albert von Endsee, der vor Engelhard von Neideck in der in Foggia 1234 ausgestellten Kaiserurkunde als Zeuge erscheint, war gleichfalls mit einer Grafentochter verheiratet 42).
    (...)

    Anmerkungen:
    9) Der Reichsministeriale Albert von Endsee (bei Rothenburg o. d. T.) war mit einer Tochter des Grafen Otto von Velburg und Klamm verheiratet (s. Tyroller Genealogie des altbayerischen Adels im Hochmittelalter. 1962. S. 204).
    11) In Hinsicht auf Engelhard von Neideck wurde das Dokument, wie ich nachträglich feststellte, erstmals verwertet durch G. Fritz: Kloster Murrhardt im Früh- und Hochmittelalter (Forschungen aus Württembergisch Franken 18). 1982. S. 142, Genealogische Tafel 2.
    34) S. H. Bauer: Die Grafen von Kalw und Löwenstein. In: WFr 8 (1869) S. 209ff., bes. S. 240.
    35) HStA Stuttgart J 1, 48 g, Abt. I, S. 46.
    36) Diese Mitteilung macht Fritz, Murrhardt (wie Anm. 11) S. 136.
    37) Vgl. zu letzterem ebd. S. 134.
    38) S. »Die Zeit der Staufer«. Katalog der Ausstellung Stuttgart 1977. Bd. 3: Aufsätze. 1977. S. 360,368. Die sizilische Quelle findet sich nicht bei F. Scandone: Margherita di Suevia, Figlia naturale di Federico II, Contessa di Acerra. In: Archivo Storico per le Province Napoletane 31 (1906) S. 298ff. Eine ausführliche Darstellung der Nachkommen des Paares Tommaso II d'Aquino und Margharita di Suebia und seiner Verwandtschaft mit dem heiligen Thomas von Aquin gibt F. Scandone in: Litta, Famiglie celebri Italiane. See. ser. ed. L. Basadonna. Neapel 1906. D'Aquino di Capua. T. XIVff.
    39) Vgl. dazu Fritz, Kirchenkirnberg (wie Anm. 17).
    40) S. Fritz, Murrhardt (wie Anm. 11) S. 123, 136.
    41) S. ebd. S. 129ff.; zu den Vorfahren des Grafen Berthold von Burgeck vgl. W. K. von Isenburg: Europäische Stammtafeln. Bd. I. 1975. T 26e Die Grafen von Lechsgemünd und Gaisbach, nach Tyroller
    (wie Anm. 9) S. 257ff. 42 S. Anm. 9.

    Gerhard Fritz, Kloster Murrhardt im Früh- und Hochmittelalter Eine Abtei und der Adel an Murr und Kocher

    Zentrale Frage der Hessonenproblematik für das Kloster Murrhardt ist nun, wie sich der 1182 genannte Vogt von Murrhardt, Graf Bertold von Wolfsölden, genealogisch einordnen läßt, ob er mithin ein Hessone oder ein Calwer ist. Sicher ist zunächst nur, daß 1138 Wolfsölden noch in hessonischem Besitz ist, 1277 dagegen in calw-löwensteinischem 55). Irgendwann dazwischen muß also Wolfsölden an die Calw-Löwensteiner übergegangen sein.
    Ein weiteres Ausholen ist hier erforderlich. Es sind insgesamt drei Söhne Sigehards von Wolfsölden gesichert überliefert, nämlich die beiden bereits genannten Gottfried von Wolfsölden und Bischof Siegfried von Speyer, sowie als dritter Gerhard von Schauenburg. Letzterer tritt erstmals 1130 auf und scheint Ende der 1160er Jahre gestorben zu sein 56). Schwierigkeiten bereitet dagegen die Genealogie der nächsten Generation. Zwar sind vier Söhne Gerhards von Schauenburg urkundlich gesichert, Gerhard, Bertold, Gottfried und Sigehard, Abt von Lorsch 57), umstritten ist jedoch, ob Gottfried von Wolfsölden Kinder hatte. Zwei Personen tauchen auf, die man auf den ersten Blick als solche ansehen könnte, nämlich eben der Graf Bertold von Wolfsölden von 1182 und der 1181-1196 erwähnte Edelfreie Gottfried von Warnenden 58).
    Von ihnen allein ausgehend, ergibt keine Antwort. Dagegen hilft eine von völlig unerwarteter Seite kommende Nachricht aus den 1220er Jahren weiter. In dieser Zeit, wohl um 1226, ist in Italien eine Geliebte des Stauferkaisers Friedrich II bekannt, die eine Wolfsöldenerin war 59). Das bedeutet, daß noch um 1225/30 das alte Hessonengeschlecht im Besitz Wolfsöldens war, denn diese Wolfsöldenerin, deren Name nur unsicher mit Ruthina/Ruchina oder Regenwip überliefert ist und die wohl eine Tochter des 1230/31 genannten Grafen Bertold von Beilstein war 60), ist das entscheidende Bindeglied zwischen Wolfsöldenern und Calw-Löwensteinern.

    Um 1230 hat sie nach allem Anschein den Grafen Gottfried II von Löwenstein geheiratet und diesem Wolfsölden eingebracht 61). Kennzeichnenderweise sind bald nach dem anzunehmenden Heiratstermin der Ruchina mit Gottfried II Streitigkeiten um Teille der Murrhardter Vogtei bekannt: 1234 muß der Löwensteiner in aller Form auf die Vogtei über Kirchenkirnberg verzichten 62). Gottfried IL hat durch seine Heirat nicht nur Wolfsölden, sondern auch die Vogtei über Murrhardt erhalten. Im Jahr 1182 war bei der Übertragung Kirchenkirnbergs an Adelberg 63) die Frage der Vogtei über Kirchenkirnberg nicht erwähnt worden. Gottfried II hat, wohl anders als seine Vorgänger in der Vogtei, die Grafen Bertold von Wolfsölden und Bertold von Beilstetein, die Kirchenkirnberger Vogtei, die er als zu Murrhardt gehörig ansah, nach Aussage der Quellen von 1234 gewaltsam beansprucht und ist dabei auf den heftigen Widerstand Adelbergs gestoßen. Sein Versuch, den rechtsfreien Raum der Abmachung von 1182 in seinem Sinn auszulegen, scheiterte.
    Bisher hat sich ergeben, daß die Murrhardter Klostervogtei erst um 1230 in die Hände der Löwensteiner kam. Graf Bertold von Wolfsölden ist demnach kein Löwensteiner gewesen, sondern ein Hessone. Man wird ihn als Vater Bertolds von Beilstein ansehen können. Dieser hat den Namen Wolfsöldens wohl nicht mehr weitergeführt, weil er in seine neu errichtete, repräsentativere Burg Beilstein umgezogen ist 64). Nach ihm sind keine männlichen Vertreter dieses Zweigs der Wolfsöldener mehr bekannt.
    Die Eintragung, daß 1245 ein comes de Peilstein als Zeuge in einer Urkunde des Markgrafen von Österreich genannt ist, dürfte sich wohl auf Peilstein bei Melk/Donau beziehen. Wenn Bertold von Beilstein noch 1251 gelebt hat, dann hat er offensichtlich als Mönch in Hirsau noch einen langen Lebensabend verbracht (vgl. die Eintragung in den Backnanger Notizen: Bertoldus comes de Bilstein et monachus in Hirsau, HStA Stuttgart J 1, Nr. 150).
    Der Name Bertold, der vor Bertold von Wolfsölden im Geschlecht der Wolfsölden-Schauenburger nicht üblich ist, weist schließlich auch den Weg zur Herkunft des Bertold von Wolfsölden selbst und Gottfrieds von Winnenden. Bertold von Wolfsölden träggt den Namen des Schwiegervaters des Gerhard I. von Schauenburg, des Grafen Bertold von Burgeck in Bayern 65). Es liegt daher nahe, in Bertold von Wolfsölden nicht einen Sohn des 1138/1146 gestorbenen Gottfried von Wolfsölden zu sehen - denn dannn bliebe der Name Bertold unerklärbar -, sondern einen Sohn Gerhards I. Dies wiederum bedeutet, daß Graf Bertold von Wolfsölden mit dem 1165-1193 oft genannten Bertold von Schauenburg identisch ist 66). Wenn Bertold nur ein einziges Mal als Graaf von Wolfsölden genannt wird, so mag das wohl damit zu erklären sein, daß er lediglich im Murrhardt-Backnanger Gebiet unter diesem Namen bekannt war, und das eventuell vorhandene Archivmaterial aus Murrhardt, das ihn unter diesem Namen häufiger erwähnte, ist eben nicht mehr erhalten. Letzte Zweifel an der Gleichsetzung Bertolds von Wolfsölden mit dem gleichnamigen Schauenburger ließen sich beseitigen, wenn sich Beziehungen Murrhardts nicht nur zu Wolfsölden, sondern auch zur Schauenburg nachweisen ließen. Dies ist in der Tat möglich. Noch bis in die Zeit um 1260 gibt es enge Verbindungen von Murrhardt an den unteren Neckar zu den Herren von Schauenburg (vgl. Kap. IV, 3d).
    Auch Gottfried von Winnenden, der Ende des 12. Jahrhunderts unter anderem als Berater Kaiser Heinrichs VI. genannt wird, dürfte mit einem Sohn Gerhards I. identisch sein, nämlich mit Gottfried von Schauenburg. Folgender Erbgang würde die Identifizierung Gottfrieds von Winnenden und Bertolds von Wolfsölden mit den jeweils gleichnamigen Schauenburgern weiter plausibel machen:
    Sigehard von Wolfsölden hatte bei seinem Tod, den man etwa 1110/1120 ansetzen mag, Besitz vor allem im Gebiet Wolfsölden und in der Gegend von Schauenburg 67). Den Wolfsöldener Besitz erhielt sein älterer Sohn Gottfried von Wolfsölden, den Schauenburger Besitz sein jüngerer Sohn Gerhard I. von Schauenburg. Die vier Söhne Gerhards I. sind, wie erwähnt, sicher bezeugt. Auch bei Gottfried von Wolfsölden wird man annehmen können, daß er in seinem etwa 40- bis 50jährigen Leben verheiratet war68. Er überlebte jedoch, und das ist entscheidend, seine Gattin und eventuell vorhandene Kinder. Besitzansprüche der Familie seiner Gattin waren damit unmöglich. Bei seinem Tod 1138/1146 fielen seine gesamten Güter an seinen nächsten Verwandten, seinen Bruder Gerhard I. von Schauenburg. Dessen Söhne Bertold und Gottfried teilten den Besitz untereinander auf, und zwar erhielt Bertold den Teil um die Burg Wolfsölden, Gottfried den Teil um die Burg Winnenden.
    Wichtig für das Kloster Murrhardt ist bei all dem, wie gesagt, die Frage nach der Klostervogtei. Man kann nach dem, was sich aus den obigen Erwägungen ergibt, die Inhaber der Vogtei zeitlich rückschreitend wie folgt festlegen:
    1277 waren die Grafen von Löwenstein im Besitz der Vogtei. 1234 stritten dieselben Grafen mit Adelberg um einen Teil der Vogtei in Kirchenkirnberg. Anlaß für den Streit war wohl, daß der um 1230 durch Heirat mit Regenwip/Ruchina, der Erbin von Wolfsölden, in den Besitz der Gesamtvogtei gekommene Löwensteiner in seiner neuen Herrschaft die Zügel stramm angezogen hatte. Vor Gottfried II von Löwenstein muß dann Bertold von Beilstein, vor diesem Bertold von Wolfsölden Vogt von Murrhardt gegewesen sein. Bei Letzterem ist dies 1182 belegt. Überhaupt dürften die Wolfsöldener die Vögte des Klosters Murrhardt gewesen sein, seit dieses Geschlecht im Murrgau ansässig war. Vorher, also vor etwa 1025, war die Vogtei in anderen Händen. Dies ist jedoch nicht von solch hoher Bedeutung wie die Frage nach den Inhabern der Vogtei im 12. und 13. Jahrhundert, da erst der Investiturstreit die Vogtei zu einem entscheidenden Herrschaftsinstrument gemacht hat. Trotzdem zeichnet sich der Inhnhaber der Vogtei vor 1025 ab. Es dürfte niemand anderer gewesen sein als derjenige, der etwa gleichzeitig Backnang an die Hessonen gab, der 1027 den Murrhardter Forst an Würzburg schenkte und der 993 das ganze Kloster an dieses Bistum übertragen hatte - der König69.

    Anmerkungen

    55 1138, April 17-23: MGH DD K III 9: Bischof Siegfried von Speyer und sein Bruder Gottfried verzichten auf Güter in Hofteich/Oberpfalz. - 1277, Okt. 21: vgl. Kap. IV, 3f.
    56 Vgl. LAMEY 1789, S. 297.
    57 BOSSERT 1883, S. 254f. nennt nur Gerhard, Bertold und Gottfried. Abt Sigehard von Lorsch, in dem übrigens DIETERICH 1923, S. 81-95, den Dichter des Nibelungenliedes sehen will, als vierter Bruder ergibt sich nach Cod. Laur. Urk. 3821: Godefridus frater abbatis.
    58 BOSSERT 1883, S. 261.
    59 Vgl. DECKER-HAUFF 1977, S. 360.
    60 Ebd.; Bertold von Beilstein ist genannt aufgrund einer Aufzeichnung Gabelkovers (HStA Stuttgart J 1, Bd. 48g, I, Bl. 76r) für das Jahr 1230 bei STALIN 1847, S. 376, sowie ausführlicher OAB Heilbronn 1903, S. 259 und bei HOLDER 1911, S. 114. Für 1231: WUB IV, Nachtrag Nr. 112, S. 409. An der genannten Stelle des HStA Stuttgart heißt es außerdem A(nno) 1251 lebt Bertoldus comes de Bilistein. Ferner wird eine Bestätigung des Bischofs von Speyer von 1234 für die Urkunde Bertolds von Beilstein von 1230 erwähnt.
    61 DECKER-HAUFF 1977, S. 360, berichtet, der Name der »vornehmen Schwäbin«, mit der Friedrich II. um 1226 ein Verhältnis hatte, sei mit Ruthina/Ruchina de VVolvessolsen überliefert. Sie hatte ein Kind von Friedrich II, eine Margaretha, die später in Italien den Grafen von Acerra heiratete. Decker-Hauff nimmt an, Ruthina/Ruchina entspreche Richenza. Dieser Gedanke ist zwar auf den ersten Blick bestechend, da damit der Name Richenzas von Löwenstein, einer Enkelin der Ruthina/Ruchina (vgl. die genealogischen Tafeln) eine Erklärung zu finden scheint, doch kann Richenza von Löwenstein ihren Namen ebensogut von ihrer anderen Großmutter, Richza von Hohelohe (vgl. Exk. III, 3) erhalten haben. Ruthina/Ruchina könnte also auch ein anderer Name sein als Richenza. Ich glaube, daß Ruthina/Ruchina auch zweimal in einheimischen Quellen vorkommt, nämlich erstens als Regenweib in den Traditiones Murrhardtenses Nr. 6 und als Regenwip Comitissa de Beilstein in den in Anm. Exk. III33 uund 60 genannten Backnanger Notizen. Dies würde im übrigen die genealogische Einordnung Ruthinas/Ruchinas/Regenwips bestätigen: Laut den Traditiones Murrhardtenses schenkt sie bei Beilstein an Murrhardt und ist Mutter eines Gottfried - Gottfrieds III. von Löwenstein.
    62 WUB III, Nr. 849, S. 344 f.
    63 Vgl. Kap. IV, 2d.
    64 Die Geschichte Beilsteins, insbesondere die frühe Besitzgeschichte, ist ein mit letzter Klarheit wohl nicht zu lösendes Problem. Als ersten Beilsteiner Adligen sieht man in der Literatur einen um 1150 erwähnten Dietrich von Bilstein an (Codod. Hirs. 55b: Diethericus de Bilstein cum uxore sua Irmingarda, quicquid in Rieth habuit, dedit. Vgl. dazu HOLDER 1911, S. 114, HEIM 1965, S. 58, neuestens FLECK 1979, S. 107f.). Archäologische Befunde scheinen anzudeuten, daß lange vor den noch heute vorhandenen, auf etwa 1200/1215 zu datierenden Gebäuden der Burg eine - allerdings erheblich kleinere - Burg vorhanden war, die schon 1080/1100 entstanden sein könnte. Ob diese freilich mit dem o. g. Dietrich in Verbindung gebracht werden kann, erscheint mir problematisch: Im Cod. Hirs. 49b erscheint in einer Zeugenreihe nach Graf Adalbert IV. (oder V.?) von Calw ein Diethericus de Gilstein. Der Name Dietrich ist nun im schwäbisch-fränkischen Gebiet in dieser Zeit nicht eben häufig, so daß es schon ein großer Zufall sein müßte, wenn es gleichzeitig einen Dietrich von Bilstein (Beilstein) und einen Dietrich von Gilstein (Gültstein) gegeben hätte. Wahrscheinlich dürfte hier eine Verwechslung bzw. Verschreibung vorliegen. Die beiden Dietriche sind wohl identisch. Offen bleibt, ob man diesen Dietrich Beilstein oder Gültstein zuordnen soll. - Damit ergibt sich ein karges Fazit: Eine Burg Hohenbeilstein gab es zwar schon längst vor 1200, über ihre Besitzer kann indessen keinerlei sichere Aussage gemacht werden. Jedenfalls nannte sich im 11./12. Jh. keines der großen Geschlechter der Gegend nach der Burg, so daß man nur zwei Möglichkeiten annehmen kann: Entweder gehörte Hohenbeilstein einer eigenen, von den Calwern und Hessonen unabhängigen Hochadelsfamilie oder Hohenbeilstein war ursprünglich eine Ministerialenburg wohl der Calwer oder der Hessonen. Dabei spricht übrigens kein Indiz dafür, gerade die Calwer mit Hohenbeilstein in Verbindung zu bringen, wie dies in der Literatur in Tradierung von Stalins 1847 geäußerter Ansicht bis heute geschieht. Der großartige Ausbau Hohenbeilsteins 1200/1215 deutet jedenfalls einschneidende Veränderungen auch der Besitzverhältnisse an. Diese Jahre würden chronologisch gut zu dem als Hessone-Wolfsöldener angesehenen Grafen Bertold von Beilstein passen. - Zu einer interessanten Beobachtung führt in diesem Zusammenhang auch DIETERICH 1923, S. 88 f. Wie er zeigt, waren die Wolfsölden-Schauenburger eng mit den Aribonen verwandt, u. a. auch mit den auf den Burgen Schalk und Peilstein bei Melk sitzenden Zweigen dieses Geschlechts. Die auffällige Namensgleichheit der Burgen Beilstein und Peilstein (p bairisch für mittelhochdeutsch b) könnte geradezu auf eine Namenstranslation hindeuten. Die Übertragung von Burg- oder Ortsnamen ist innerhalb verwandter Adelskreise im Mittelalter eine weitverbreitete Gewohnheit (vgl. die beiden Schauenburgen im Schwarzwald und am Neckar, wo ebenfalls eine solche Namenstranslation vorliegen dürfte). Im Fall von Beilstein und Peilstein bleibt freilich unklar, welche Burg als ältere der jüngeren den Namen gegeben haben könnte.
    65 RIEZLER 1927, S. 551; vgl. auch die genealogischen Tafeln in dieser Arbeit. Bemerkenswert ist, daß in derselben Generation, in der Heilecka von Burgeck Gerhard I. heiratete, eine mit dem Kloster Kaisheim, dem Hauskloster der Lechsgemünder/Burgecker, in engem Kontakt stehende Wiltburg Adalbert IV. von Löwenstein-Calw heiratete. Vgl. auch Anm. Exk. III, 17.
    66 So vermutete bereits BOSSERT 1883, S. 261. Das wechselnde Auftreten Bertolds in den Urkunden als über oder als comes läßt sich wohl damit erklären, daß er, wie dies gleichzeitig auch bei den Ebersteinern bekannt ist (vgl. SCHÄFER 1970 [b], S. 231 f.), versuchte, als Graf zu gelten, dies aber nicht immer durchsetzen konnte.
    67 Anderer Besitz, so der 1138 erwähnte im bayerischen Nordgau und der im Gebiet Sülchen, blieb unberücksichtigt.
    68 Ob Gottfried von Wolfsölden mit einer Adelheid von Merklingen verheiratet war, wie BOSSERT 1883, S. 261 annimmt, ist bei dem rekonstruierten Erbgang irrelevant. Man wird Gottfrieds Geburt um 1095 annehmen können; sein Tod fällt in die Zeit wischen MGH DD K III 9 (1138, April 17/23) und dem Tod Bischof Siegfrieds von Speyer (1146, Aug. 23). Für die Annahme, daß Gottfried kinderlos starb, spricht auch, daß sein Bruder Siegfried für Gottfrieds Seelenheil schenkte - und eben gerade keine Kinder, deren Aufgabe das zuvörderst gewesen wäre.
    69 Man wird aber auch hier einschränken können: allzuviel praktische Bedeutung dürfte eine königliche Vogtei in Murrhardt bis etwa 1025 ebensowenig gehabt haben wie eine königliche Eigenkirchenherrschaft bis 993. Vgl. Kap. III, 3b und c.

    Berthold heiratete von Bonfeld, Adelheid vor 1200. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 3.  von Bonfeld, Adelheid

    Notizen:

    Brüder : Konrad und Otto von Bonfeld

    Beschreibung des Oberamts Heilbronn - Bonfeld
    In Urkunden von 1208 und 1213 wird Otto de Bonvelt genannt (Würdtwein Nov. subs. 10, 238. 13, 233), dessen Söhne, wovon einer ebenfalls Otto hieß, 1230 ihren Antheil an Ziegelhausen an das Stift Backnang verkauften, und dessen Tochter Adelheid, Gattin Bertolds, eines Grafen von Bilstein, ihren Theil dazu schenkte.

    Notizen:

    Nachkommen des Berthold von Beilstein und Adelheid von Bonfeld ⇒



    "Das Stift Backnang erhielt 1230 von dem Grafen Bertold von Beilstein und seiner Gemahlin Adelheid von Bonfeld ein Gut und das Patronatsrecht in Siegelhausen geschenkt, worüber der Bischof von Speier 1234 Bestätigung ertheilte. Im Jahr 1243 vergabte Friedrich von Bonfeld all sein hiesiges Erbgut demselben Stifte, mit welchem Siegelhausen durch die reformation an Württemberg gelangte"

    Kinder:
    1. 1. von Beilstein, N.
    2. von Beilstein, Regenwip wurde geboren in um 1205; gestorben nach um 1235.


Generation: 3

  1. 4.  von Schauenburg, Berthold I (Sohn von von Schauenburg, Gerhard I. und von Burgeck, Heilicka); gestorben nach 1193.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Dossenheim [69221],Rhein-Neckar-Kreis,Baden-Württemberg,Deutschland; Graf von Schauenburg
    • Titel/Amt/Status: 1182-1193, Wolfsölden (Affalterbach) [71563],Ludwigsburg,Baden-Württemberg,Deutschland; Graf von Wolfsölden

    Notizen:

    Ottilie Kilian, Sülchgau - Wolfsölden - Schauenburg Das machtpolitische Streben eines mittelalterlichen Adelsgeschlechts (1000-1300)

    Berthold v. Schauenburg, Gefolgsmann Friedrich Barbarossas, Erbe der Herrschaft Wolfsölden

    Die zunächst nur vermutete Nähe zu dem staufischen Herrscher wird offenkundig, wenn wir die Gestalt Bertholds von Schauenburg näher ins Auge fassen
    Eine Fülle kaiserlicher Urkunden der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts dokumentieren seine Anwesenheit in der Umgebung Friedrichs I. und zeigen ihn im Kreis herausragender Männer. Im Frühjahr 1165 lässt sich Berthold erstmals urkundlich einwandfrei gesichert bei Barbarossa wärend dessen Aufenthalts in Frankfurt nachweisen 191). Ob die Verbindung möglicherweise schon ein knappes Jahrzehnt früher angesetzt werden kann, in das Jahr 1156, in dem »sich ein Aufenthalt (Barbarossas) in Worms am 20. Oktober sehr gut in das Itinerar einfügen würde« 192), lässt sich nicht mit letzter Sicherheit klären, da die hier ausgestellte Urkunde über die Verleihung des Stadtfriedens für Worms als Fälschung angesehen wird. Ein Indiz dafür, dass wir Bertholds Auftreten im Gefolge des Staufers dennoch in die Zeit vor 1165 datieren können, liefert die Urkunde Friedrichs I. von 1186 193), mit der dem Kloster Herrenalb sein Besitz in Dertingen bestätigt und dabei dessen Herkunft aufgezeigt wird: Es handelt sich um ein Lehen der Speyerer Kirche für Kaiser Friedrich I., der damit Berthold von Schauenburg und dieser seinerseits Eberhard von Straubenhardt belehnt hatte, welcher schließlich den Dertinger Besitz an Kloster Herrenalb verkaufte. Nach dem Wortlaut der Urkunde von 1186 hatte Friedrich das Lehen »von der Kirche zu Speyer und deren damaligen Bischof Ulrich« (a Spirense ecclesia et eius tunc temporis pontifice Odalrico), eine Formulierung, aufgrund der die Lehensvevergabe nicht dem 1186 noch regierenden Bischof Ulrich IL zugeschrieben werden kann, sondern vielmehr Bischof Ulrich I. und somit in die Zeit zwischen 1161 und 1163 gesetzt werden muss 194). Mit dem Lehen hat Berthold die Verpflichtung zu Reichs- und Heerfahrten übernommen, als deren Teilnehmer er nun des Öfteren auszumachen ist. Nach seiner Anwesenheit in Frankfurt im April 1165 ist er im September desselben Jahres in Worms unter den Zeugen zweier Urkunden anzutreffen 195). Von Worms aus begleitete er Barbarossa auf seiner Reise über Köln, Utrecht nach Aachen, wo Friedrich das Weihnachtsfest feierte. Glanzvoller Höhepunkt der Tage bildete die feierliche Erhebung der Gebeine Karls des Großen im Dom zu Aachen am Fest des Königs Davids, dem 29. Dezember 196), welcher Berthold im kaiserlichen Gefolge beiwohnte, wie aus seiner Anwesenheit als Zeuge in Aachen am 28. Dezember 197) zu folgern ist. Er blieb in der Umgebung des Herrschers bis zu dessen Ankunft in Frankfurt Ende Januar 1166, wie die beiden Urkunden vom 29. Januar 1166 198) beweisen.

    Als Friedrich im Oktober desselben Jahres von Augsburg aus zum 4. Italienzug aufbricht 199), nimmt auch Berthold an diesem Unternehmen teil. Er ist im April 1167 im Lager des Staufers im Gebiet von Rimini nachweisbar 200). Mit einiger Sicherheit können wir annehmen, dass er auch bei den Kämpfen vor Rom und bei dem Einzug Barbarossas in die Ewige Stadt im Juli desselben Jahres 201) dabei war, da auf dem im November des Vorjahrs in Lodi abgehaltenen Reichstag beschlossen worden war, mit dem ganzen Heer nach Rom zu ziehen 202).
    Nach dem vorzeitigen Ende des Italienzuges hat sich Berthold spätestens im Juni 1168 in Würzburg wieder dem kaiserlichen Gefolge angeschlossen 203). Als Teilnehmer des von Friedrich Barbarossa abgehaltenen großen Hoftags treffen wir ihn zu Beginn des Jahres 1170 in Frankfurt 204) und ein weiteres Mal im Juli desselben Jahres als Zeuge für einen Gütertausch zwischen Abt Burkhard von Fulda und Landgraf Ludwig von Thüringen 205), um daran anschließend mit Barbarossa nach Gelnhausen weiterzuziehen 206). Noch einmal nimmt Bertold an einer Heerfahrt Friedrichs nach Italien teil, die im Frühjahr 1172 auf dem Hoftag in Worms mit Zustimmung der Fürsten für das Jahr 1174 festgesetzt worden war 207). Berthold lässt sich nämlich im Augusst 1174 auf der Reichsburg Trifels nachweisen 208), von wo aus Friedrich über Basel in das westliche Oberitalien zog 209). Im Oktober 1174 befindet er sich im Gefolge Friedrichs auf der Burg Belforte des Markgrafen von Monferrat und gehört zu deen wenigen Zeugen einer Urkunde für Stadt und Bistum Como 210). Ob Berthold mit dem Großteil des Heeres nach dem Frieden mit den Lombarden im April 1175 211) ebenfalls zurückgekehrt ist, lässt sich nicht klären. Nachweisbar nördlich der Alpen ist er erst wieder im Februar 1179 im Reichskloster Weissenburg zusammen mit seinem Bruder Gerhard anlässlich der Erneuerung des Landfriedens für Rheinfranken.
    Obwohl urkundlich nicht bezeugt, können wir ihn mit Sicherheit zu den Teilnehmern an dem Ende November 1186 von Barbarossa einberufenen Hoftag in der Geinhäuser Kaiserpfalz 212) zählen, so wie er auch in zurückliegenden Jahren immer wieder bei großen Anlässen in der Umgebung des Staufers anzutreffen war. Als nämlich Erzbischof Konrad von Mainz im Anschluss an den Hoftag 213) von Gelnhausen aus mit großem Gefolge in den nordhessischen Raum aufbrach, befindet sich Berthold unter den Gefolgsleuten des Erzbischofs, wie die Zeugenreihe der auf der Burg Rusteberg (bei Heiligenstadt) im Dezember ausgestellten Urkunde Erzbischofs Konrad beweist 214). Noch einmal erscheint Berthold in der Nähe eines staufischen Herrschers, als im August 1192 Kaiser Heinrich VI. die Großen des Reiches nach Worms geladen hat, um über die Eheschließung zwischen Ministerialen des Reichs und des Erzstiftes Mainz zu entscheiden 215). Es ist aber fraglich, ob Berthold zum kaiserlichen Gefolge gerechnet werden kann. Anwesend in Worms ist auch der Mainzer Erzbischof Konrad, auf dessen Veranlassung hin die Vereinbarung getroffen wurde und zu dem seit 1186 - nach Konrads Exil und dessen anschließender Teilnahme am Italienzug Barbarossas (1184-1186) 216) - eine Verbindung Bertholds nachweisbar ist. Er ist auch im Juni 1191 am erzbischöflichen Hof in Mainz anzutreffen, als er eine Güterbestätigung für das Stift Retters durch Erzbischof Konrad als erster der Laienzeugen bekräftigt 217).
    Die Gründe für die sich hier abzeichnende Beziehung zu dem Mainzer Erzbischof liegen sicher zum einen in der verwandtschaftlichen Verbundenheit, wie diese auch von Seiten des Erzbischofs Abt Siegehard gegenüber durch das Erwirken päpstlicher Privilegien zum Ausdruck gebracht wurde. Gerade die Feststellung, dass eine Verbindung nach Mainz ab 1186 wieder nachweisbar wird, könnte den verwandtschaftlichen Aspekt stützen. Daneben muss zum andern aber auch die Möglichkeit von Besitzrechten im Mainzer Gebiet in Erwägung gezogen werden, zumal wir bereits bei Gerhard I. eine Verbindung nach Mainz feststellen konnten.
    Zieht man das Fazit aus den Nachrichten der drei Jahrzehnte, lässt sich festhalten, dass die große Zahl der genannten Zeugnisse ein Treueverhältnis zu den Staufern, insbesondere zu Friedrich Barbarossa erkennen lässt, eine Loyalität, die sich in häufiger Präsenz Bertholds in nächster Umgebung des Kaisers, in der Gefolgschaft bei Reichsfahrten und in der Teilnahme an zwei Heerzügen nach Italien manifestiert und von Seiten des Herrschers durch besonderen Gunsterweis Belohnung erfuhr, die sicher weit mehr war als das Lehen zu Dertingen.
    In einer Anzahl von Urkunden wird auch Berthold der comes-Titel beigelegt. Da die Herrschaftsrechte in dem Bergstraßenbesitz sein Bruder Gerhard IL ausübt und wir nicht annehmen, dass der comes-Titel lediglich Ausdruck der Zugehörigkeit zu einer Familie ist, die sich durch eine grafengleiche Position auszeichnet, muss dessen Grundlage anderswo gesucht werden.
    In der Urkunde des Klosters Murrhardt von 1182 wird ein Graf Berthold von Wolfsölden genannt, der als Kastvogt des Klosters auftritt. Wer aber ist dieser Berthold?

    Gottfried von Wolfsölden, der Inhaber der Herrschaft Wolfsölden und Bruder Gerhards I. sowie des Bischofs Siegfried, war zwischen 1138 und 1146 vermutlich kinderlos-oder doch zumindest ohne Söhne zu hinterlassen- gestorben, wie man einer Notiz des Hirsauer Codex entnehmen kann218. Hier wird vermerkt, dass Bischof Siegfried von Speyer für das Seelenheil seines Bruders Gottfried eine Schenkung tätigte; hätte Gottfried einen Sohn gehabt, wäre das dessen Aufgabe gewesen (wie es auch nach dem Tod der Gisela von Backnang zu beobachten war). Wir können also davon ausgehen, dass nach Gottfrieds Tod Gerhard I. von Schauenburg der Erbe von Wolfsölden war und zunächst beide Herrschaften in seiner Hand vereinigte. Gestützt wird diese Annahme auch durch die Feststellung, dass bei einer Besitzübertragung durch die Wolfsöldener Dienstleute Konrad und Otto an Hirsau um 1140 neben Bischof Siegfried auch Gerhard I. anwesend ist 219). Mit dem öffentlichen Auftreten seiner Söhne wurden die Herrschaften dergestalt geteilt, dass Gerhard IL als Nachfolger seines Vaters die Herrschaft Schauenburg übernahm, während Berthold in das Erbe am mittleren Neckar eintrat.
    Der 1182 als Murrhardter Kastvogt auftretende Graf Berthold von Wolfsölden dürfte somit identisch sein mit Berthold von Schauenburg 220), dem treuen Gefolgsmann Barbarossas, dessen comes-Titel sich folglich von seinem Amt als Schutzherr des Klosters und Inhaber der hohen Gerichtsbarkeit herleitet. Auch wenn die Wolfsöldener als Vorinhaber der Vogtei angesehen werden, und damit eine Kontinuität durch Erblichkeit angenommen werden könnte, stellt sich die Frage, ob die Vogtei, die als Reiichslehen anzusehen ist, nach Gottfrieds Tod überhaupt an die Seitenlinie mitvererbt oder doch möglicherweise eingezogen wurde. Die Tatsache, dass Berthold für mehr als zwei Jahrzehnte immer wieder zum engsten Gefolge Barbarossas zählte und durch Teilnahme an zwei Heerzügen nach Italien seine Loyalität unter Beweis stellte, macht es glaubwürdig, dass das Dertinger Lehen nicht allein Anlass für eine Gefolgschaftspflicht von solchem Ausmaß gewesen sein kann. Es ist eher wahrscheinlich, dass die Murrhardter Vogtei zwischenzeitlich in anderen Händen war, und Berthold als Herr von Wolfsölden durch die Gunst Barbarossas die Klostervogtei als erbliches Lehen verliehen bekam. Als beweiskräftiges
    Indiz für diese Vermutung kann der »comes«-Titel Bertholds in den Kaiserurkunden ab 1165/66 - also wenige Jahre nach der Übernahme des Wolfsöldener Erbes - herangezogen werden. Von der Zeit Bertholds an lässt sich die Vogtei dann kontinuierlich als zur Herrschaft Wolfsölden zugehörig nachweisen.

    Anmerkungen

    191 MGH D F I. Nr. 477.
    192 Ferdinand OPPL: Das Itinerar Kaiser Friedrich Barbarossas 1152-1190 (Forschungen zur Kaiser- u. Papstgeschichte im MA Bd. 1; Wien/Köln/Graz 1978), S. 20 Anm. 10; Heinrich Boos (Hg.): Quellen zur Geschichte der Stadt Worms, Teil I: Urkundenbuch I (Berlin 1886), Nr. 73.
    193 WUBII, S. 244.
    194 Bf. Ulrich L, Herr von Dürrmenz (1161-1163), Bf. Ulrich IL, Graf von Rechberg (1178-1189), vgl. REMLING (wie Anm. 31), S. 398 u. 408.
    195 Boos (wie Anm. 192), Nr. 80 und 81; MGH DFL Nr. 414.
    196 OPPL (wie Anm. 192), S. 36. Zur Datierung s. Lex. f. Theol. und Kirche Bd. 3 (1931), Sp. 164 s.v. »David«; Lex. d. christl. Ikonographie Bd. 6 (1994), Sp. 35 s.v. »David Kg.«.
    197 MGH D F I. Nr. 499.
    198 MGH DFL Nr. 504 und 505
    199 OPPL (wie Anm. 192), S. 38.
    200 MGHDFI.Nr. 531.
    201 OPPL (wie Anm. 192), S. 41.
    202 Ebd., S. 39.
    203 MGH DFL Nr. 545.
    204 MGH DFL Nr. 556; OPPL (wie Anm. 192), S. 49.
    205 MGH DFL Nr. 570.
    206 MGH DFL Nr. 571.
    207 OPPL (wie Anm. 192), S. 55.
    208 MGH DFL Nr. 626.
    209 OPPL (wie Anm. 192), S. 61.
    210 MGH D F I. Nr. 632.
    211 OPPL (wie Anm. 192), S. 63.
    212 Ebd., S. 91.
    213 Vgl. MUB 11/2, Vorbem. zu Nr. 488.
    214 MUB II/2 Nr. 489.
    215 MUB II/2 Nr. 569.
    216 Vgl. MUB 11/2, Vorbem. zu Nr. 488; auch MGH DD F I. Nr. 866ff.
    217 MUB II/2 Nr. 557.
    218 Cod. Hirs., fol. 27a.
    219 Vgl. Cod. Hirs., fol. 43b. Ebenso zeigt ein Vorgang ein Jahrhundert später noch eine Verbindung zwischen Wolfsölden und Schauenburg auf: Ulrich von Murrhardt, ein Nachkomme der ab der zweiten Hälfte des 12. Jhdts. in Wolfsöldener Diensten stehenden Herren von Murrhardt, tritt in den Jahren 1255 und 1258 an der Bergstraße bei Rechtshandlungen der Brüder Simon und Berthold von Schauenburg als Zeuge auf (GUD. Syl. I, 225; LAMEY [wieAnm. 2], S. 295; RPRNr. 689). Die hier zum Ausdruck kommende Lehensbindung macht deutlich, dass die Schauenburger noch Anteile an dem von Wolfsölden herrührenden Besitz der Murrhardter haben, die nur als Erbe zu erklären sind.
    220 BOSSERT (wieAnm. 93), S. 255; FRITZ (wie Anm. 40), S. 137. Dagegen möchte KLEMM (wie Anm. 62), S. 525, eine Erbtochter Gottfrieds v. Wolfsölden annehmen, die ihrem Gemahl Wolfsölden zubrachte und deren Sohn, Graf Berthold von Wolfsölden, der Murrhardter Vogt sei. Diese Mutmaßung ist m.E. wenig wahrscheinlich in Anbetracht eines noch lebenden Bruders, der erbberechtigt war.

    Name:
    von Wolfsölden

    Titel/Amt/Status:
    genannt 1165-1192
    1165-1186 Urkundenzeuge für Kaiser Friedrich I. Barbarossa (1155-1190)

    Kinder:
    1. 2. von Beilstein, Berthold wurde geboren um 1175; gestorben nach 1251.


Generation: 4

  1. 8.  von Schauenburg, Gerhard I. (Sohn von von Wolfsölden, Sigehard und von Calw, Uota); gestorben in 1168.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Graf von Schauenburg

    Notizen:

    G.Fritz, 1982, vermutet ihn als Sohn aus einer zweiten Ehe Gerhards I. mit einer Edlen aus den Schauenburger Raum. Dies wird jedoch durch die Arbeit von Ottilie Kilian (s.u.) sowie die Entdeckung von Winfried Wackerfuss 1974 (s.u.) unwahrscheinlich : das Siegels des Urenkels Gerhard I. von Schauenburg, Simon von Schauenburg von 1237 zeigt einen gekrönten Löwen auf Dreiberg, wie das Wappen der Grafen von Calw.

    Winfried Wackerfuß, Das Wappen der Herren von Schauenburg (Bergstraße)

    Rund 150 Jahre, von etwa 1130 bis 1281, war die Schauenburg am Südwesthang des Ölberges bei Dossenheim Sitz des gleichnamigen edelfreien Geschlechts 1). Mit Lehen der Kirchen von Speyer, Lorsch, Worms und Ellwangen ausgestattet, beruhte ihre Machtstellung an der südlichen Bergstraße auf der Herrschaft Schauenburg mit den Vogteirechten in Handschuhsheim, Dossenheim und Neuenheim.
    Als Schwiegersohn Poppos, des letzten Grafen von Lauffen, konnte Gerhard DJ. von Schauenburg (1206-1225) seinen Besitz erheblich erweitern, als dieses Grafengeschlecht 1220 im Mannesstamm erlosch. Zu den Lehensleuten der Schauenburger zählten edelfreie Familien wie die von Steinach, von Helmsheim, von Aglasterhausen, von Kirchheim und Ministerialen wie die von Dossenheim, Fus von Schauenburg, von Venningen u.a.
    Der erstmals in einer Mainzer Urkunde von 1130 auftauchende Gerardus de Scoweburch 2) war der Bruder des Speyerer Bischofs Siegfried, der in eine heftige Fehde mit dem Lorscher Klostervogt Berthold von Lindenfels verwickelt war und der Sohn des Sieghard von Wolfsölden, verheiratet mit Irmengard *4) , der Tochter des Grafen Adalbert II. von Calw (Vogt des Klosters Lorsch! +1099). Diese genealogischen Zusammenhänge mit den Grafen von Calw, die als Wappen einen gekrönten Löwen auf Dreiberg führten, scheinen durch ein an unvermuteter Stelle gefundenes, bisher unveröffentlichtes Siegel des Simon von Schauenburg aus dem Jahre 1237 bestätigt zu werden. Es hängt an einer Urkunde, in der Simon dem Sigelo von Meistersel seine Zustimmung zu einem Verkauf an das Kloster "utrine vallis" (Eußerthal, Krs. Bergzabern) gibt 3). Über diesen Verkauf liegt noch eine zweite Urkundenausfertigung mit dem gleichen Siegel vor. In Anbetracht der verschiedenartigen Beschädigung der Siegel, sollen hier beide abgebildet werden. (...)
    4) Nach Genealogie-Mittelalter verheiratet mit "Uota [Anmerkung P. Bohrer]

    Literatur
    1) W. Möller, Genealogische Beiträge zur Geschichte des Odenwald es und der Bergstraße -
    Schauenburg -in: Archiv für hess. Geschichte und Altertumskunde, Bd. 23,1950, S. 229 ff
    2) M. Stimming, Mainzer Urkundenbuch, f. Bd., 1932, S. 478
    3) Hauptstaatsarchiv München, Urkunden Rheinpfalz, U 416, 442



    Ottilie Kilian, Sülchgau - Wolfsölden - Schauenburg Das machtpolitische Streben eines mittelalterlichen Adelsgeschlechts
    4. Vorstoß an den unteren Neckar: der Lorscher Güterkomplex an der Bergstraße
    4.1. Die Zeit Gerhards I., Beziehung zu Calw-Hirsau

    Gegen Ende der 20er-Jahre des 12. Jahrhunderts war eine neue Landschaft in das Interesse der Wolfsöldener getreten. Ein Lorscher Besitzkomplex am unteren Neckar, der einen Großteil der Gemarkungen von Dossenheim, Handschuhsheim und Neuenheim (wozu Ziegelhausen gehörte) umfasste, war in ihren Besitz gelangt 152) und schaffte die Grundlage für ein weiteres Ausgreifen im Rhein-Neckar-Raum. Wie sie zu diesem Besitz kamen, ist nicht überliefert und kann deshalb nur aufgrund von Indizien nachvollzogen werden.
    Durch die Heirat Siegehards gehörten die Wolfsöldener zu den Verwandten der Grafen von Calw, die als Lehensträger des Klosters Lorsch in enger Beziehung zu diesem Kloster standen. Galt Adalbert II. als einer der Hauptlehensträger 153), so hat sein Sohn, Pfalzgraf Gottfried, ihn noch an Anzahl der Lehen übertroffen, indem er von Abt Benno als Gegenleistung für seine Hilfe bei der Wiedereinsetzung als Abt in kurzer Zeit weitere sieben durch den Tod der Vasallen heimgefallene Volllehen erwarb 154). Namentlich bekannt wurden nur jene Lehen, die Kloster Lorsch nach Gottfrieds Tod von dessen Schwiegersohn Welf VI. zurückholen konnte, darunter Güter im benachbarten Wieblingen. Der Lorscher Besitz zwischen Dossenheim und dem Neckar könnte also durchaus zu den Lehen Gottfrieds gehört haben. Die zeitliche Abfolge von Erwerb der Lehen durch Gottfried und Auftreten Gerhards von Schauenburg an der Bergstraße lassen die Auffassung zu, dass Gerhard durch die verwandtschaftliche Beziehung zu Calw in den Genuss dieses Lehens gekommen ist.
    Spätestens im Jahre 1130 hat Gerhard als jüngstes Mitglied der Wolfsöldener Familie seinen Sitz auf der Schauenburg genommen, die ihren Namen wohl nicht der geographischen Situation oder einer besonderen Vorliebe für diesen Namen verdankt. Vielmehr dürfte der Name von der Schauenburg in der Ortenau, die im Besitz des Grafen Gottfried von Calw war, übernommen und hierher übertragen worden sein. So könnte die Namensgleichheit einerseits auf die Beziehung Gottfrieds zu dem Besitz um die Schauenburg hinweisen, andererseits durch die Benennung Gerhards nach der Schauenburg dessen enge Beziehung zu Pfalzgraf Gottfried signalisieren, die auf einer Lehensbindung beruht,jedoch nicht mehr für den gesamten Besitz. Wie wir wissen, war durch die Fehde zwischen Bischof Siegfried und Klostervogt Berthold dem Kloster Lorsch die Lehenshoheit über die Schauenburg verloren gegangen, so dass Gerhard und seine Nachkommen die Burg mit Zubehör als Lehensträger der Speyerer Kirche in Besitz hatten.
    Ziehen wir Urkunden und urkundliche Notizen heran, fällt auf, dass Gerhard während der drei Jahrzehnte seiner Herrschaft nur mit einem Zeugendienst für den Lorscher Abt nachweisbar ist 155), sich dagegen aber eine intensivere Beziehung zu Klosteer Hirsau abzeichnet. Er leistet Zeugendienste für Hirsau bei verschiedenen Anlässen wie Ankauf von Gütern, bei Schenkungen oder bei der Schlichtung einer Streitsache 156). Bei den Rechtshandlungen erscheint er neben dem Grafen Adalbert von Calw, dem Hirsauer Vogt, dessen Sohn Adalbert sowie Ludwig und Emicho von Württemberg, die wie die Grafen von Calw zu den Nachfahren einer Tochter Herzog Hermanns II. zählen 157). Da Gerhards Vorfahren ebenfalls in die Nähe einer Herzogstochter Hermmanns II zurückzuführen sind, lassen sich weite verwandtschaftliche Verflechtungen bei den für Hirsau handelnden Personen ausmachen, wobei sich Gerhard diesem Kreis als zugehörig erweist. Darüberhinaus lässt sich eine persönliche Verbundenheit z zu Hirsau ausmachen. In Gemeinschaft mit seiner Gemahlin und den Kindern schenkt er Güter und Rechte in Eltingen, nämlich zweieinhalb Hüben, seinen Anteil am Herrenhof sowie ein Viertel der Kirche mit allen Rechten. Deutlicher noch zeichnet sich seine enge Beziehung ab durch den Eintritt seines Sohnes Siegehard als Mönch in Hirsau und nicht in das Kloster Lorsch. Aus dem Aufgezeigten geht hervor, dass Gerhard mit seinen Interessen weit mehr auf die Calwer-Hirsauer Landschaft hin orienntiert ist als auf seinen erworbenen Besitz am unteren Neckar, wofür die Gründe neben der Verwandtschaft mit dem Calwer Grafenhaus auch darin zu suchen sind, dass Gerhard noch in der Tradition seiner Wolfsöldener Familie steht, die dieses Kloster als Wohltäter und Anhänger seiner Reformideen favorisiert hatte.

    Verbindung zu den Wittelsbachern durch die Heirat Gerhards I.

    Anlässlich der Übergabe des Eltinger Besitzes lernen wir Gerhards Gemahlin Heilecka kennen, die die Schenkung mitvollzog. Die Heirat führt in den Augsburger Raum, wohin sich bereits einige Generationen zuvor Beziehungen abgezeichnet hatten, ohnhne dass sie näher fassbar geworden wären. Heilecka gilt als Tochter des Grafen Berthold von Burgeck 158),dessen Herrschaftsbereich das Reichsland im Donau-Lech-Winkel umfasste, jenes Gebiet in und um das Donau-Moos, das sich Jahrzehnte später iim Besitz der Reichsmarschälle von Pappenheim befand 159). Graf Berthold entstammte dem Hause Lechsgemünd, durch seine Mutter Mathilde, die Schwester der beiden Stifter von Kloster Zwiefalten 160), stellt sich die Verwandtschaft zu den Grafen von Achalm her.
    Graf Berthold wird wie seine Mutterbrüder zum Mitstifter und großen Wohltäter eines Klosters. Nach der Chronik des Klosters Scheyern 161) besaßen Otto von Scheyern und Berthold von Burgeck die Burg Glaneck bei Eisenhofen als gemeinsames Erbe von ihren Vorfahren. Beide übereigneten den Gemeinschaftsbesitz dem von Haziga, der Mutter des Grafen Otto, gegründeten Kloster Fischbachau, das daraufhin um 1100 auf die Burg Glaneck transferiert wurde.
    Die Besitzverhältnisse der Burg Glaneck verweisen auf eine nahe Verwandtschaft des Grafen Berthold zu den Grafen von Scheyern, den Vorfahren der Witteisbacher 162), wobei man annimmt, dass die Väter der beiden Burgbesitzer, Kuno von Lechsgemünd und Graf Otto von Scheyern (Gemahl der Haziga), Brüder gewesen sind 163). Diese Annahme gewinnt an Wahrscheinlichkeit, wenn man den Burgecker und Scheyerer Besitz, von dem wir durch die Aufzeichnung des Klosters Scheyern gute Kenntnis haben, ins Auge fasst. Beide Familien hatten das neue Kloster in reichem Maße mit ihren Gütern ausgestattet; Graf Berthold, so wird berichtet, habe seinen gesamten Besitz, den er in Bayern hatte, - mit Ausnahme der namengebenden Burg und einem dabeiliegenden Weiler - dem Kloster übergeben 164). Lokalisiert man diese Tradierungen, ergeben sie ein Nebeneinander von Burgecker und Scheyerer Besitz sowohl in den Kerngebieten der Scheyerer als auch da, wo es sich um Streubesitz handelt 165). Sprechehen somit die Besitzverhältnisse für eine nahe Verwandtschaft, findet diese eine weitere Stütze in einem Hinweis im Lorscher Codex: In der Vorrede zu dem Abbatiat Siegehards (1167-1200) weist der Chronist auf die edle Abstammung des Abtes hin und vermerkt, dass er ein Verwandter des Erzbischofs Konrad von Mainz und dessen Bruders Otto, des Pfalzgrafen von Bayern, sei 166). Diese Aussage, niedergeschrieben in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts, deckt sich mit dem Wortlaut der Papsturkunde Alexanders III. von 1181, worin es heißt, dass Abt Siegehard auf die Fürsprache seines Verwandten, des Erzbischofs Konrad von Salzburg, das Privileg, den Ring zu tragen, gewährt wird 167). Abt Siegehard war ein Sohn Gerhards I. von Schauenburg und Enkel des Grafen Berthold von Burgeck, womit sich ein Verwandtenkreis Schauenburg-Burgeck/Lechsgemünd-Scheyem/ Witteisbach erschließt, der die Hypothese von dem Brüderpaar Kuno von Lechsgemünd und Otto von Scheyern als Väter Bertholds und Ottos realer erscheinen lässt.
    Als Erben von Burgecker Besitz erscheinen in den 90er-Jahren des 12. Jahrhunderts Berthold und Gerhard von Schauenburg, Enkel des Grafen Berthold von Burgeck. Berthold ist im Besitz des predium Ajfolterbach, des heutigen Apfeldorf bei St. Johann in Tirol 168), Gerhard war aus dem Erbe Besitz im Donau-Moos zugefallen, nämlich die Kirchen in Holzkirchen und Edelshausen mit allen Pertinenzien 169). Bei den genannten Orten dürfte es sich um das Erbe der Heilecka gehandelt haben; dennoch warren alle drei Orte bereits 1107 in der Bestätigungsurkunde Heinrichs V für Kloster Eisenhofen als Schenkungsgüter Bertholds von Burgeck aufgeführt 170). Dieser Zwiespalt führte in den 1190er-Jahren zu Streitigkeiten - erstaunlicherweise waren die Schauenburger bis zu diesem Zeitpunkt unangefochten in deren Besitz - vor allem um den Besitz der beiden Kirchen. Abt Baldemar vom Kloster Scheyern und der Kleriker Walther von Neuhausen (Krs. Donauwörth) beanspruchten das Patronatsrecht, wobei der Kleriker sich darauf berief, beide Kirchen von Gerhard von Schauenburg als dem Erben erhalten zu haben, dagegen Abt Baldemar darauf, dass das Kloster durch die Schenkung des Grafen Berthold von Burgeck in deren Besitz gekommen sei.
    Beide Parteien suchten eine richterliche Entscheidung, der Kleriker Walther in Speyer, Abt Baldemar in Mainz, wo Erzbischof Konrad von Witteisbach 1196 die Entscheidung seiner Richter zugunsten des Abtes bestätigte 171). Gegen die Mainzer Entscheidung wurde Berufung eingelegt, weshalb der Streit nochmals vor einer von Papst Cölestin III. ernannten örtlichen Kommission 1198 verhandelt und ebenfalls zugunsten des Klosters Scheyern entschieden wurde.
    Auffallend ist die Feststellung, dass die Schauenburger in dieser strittigen Angelegenheit weder Stellung dazu nahmen noch als Zeugen gehört wurden. Beides lässt darauf schließen, dass die Kirchen in Holzkirchen und Edelshausen zwar als Schenkung Bertholds von Burgeck zu sehen sind, jedoch unter dem Vorbehalt eines Rechtsanspruchs für die Schauenburger nur zu Lebzeiten der Heilecka, nach deren Tod dann das Kloster in den Besitz eintreten sollte.
    Obwohl der Tiroler Besitz Bertholds ebenfalls 1107 unter den Schenkungsgütern des Klosters Scheyern verzeichnet würde, blieb er unangefochten. Das Kloster aber scheint ein gesteigertes Interesse an dessen Erwerb gehabt zu haben, denn Abt Baldemar bringt die Summe von 30 Talenten auf, um das predium Affoberbach um 1190 von Berthold von Schauenburg käuflich zu erwerben 172). Verwaltet wurde dieser Fernbesitz allem Anschein nach von Bertholds Ministerialen Irmfrit, der ein hohes Ansehen genoss, wie seine Stellung in der Zeugenreihe erkennen lässt: Er bezeugt den Verkauf unmittelbar nach Graf Berthold und vor dem Freien Konrad von Michelfeld, einem Schauenburger Lehensmann, sowie weiteren Zeugen.

    Der Grafentitel

    Beiden Söhnen Gerhards I. wird in den Scheyerischen Urkunden von 1190 und 1198 der comes-Titel beigelegt, was zur Frage veranlasst, welche Bedeutung dieser Bezeichnung zugemessen werden kann. Als Gerhard I. 1130 in Mainz als Zeuge auftrat, nahm er zwar eine ausgezeichnete Stellung unter den Anwesenden ein, wurde jedoch nicht als comes tituliert. In einer Urkunde des Erzbischofs Heinrich von Mainz von 1148 führt nun Gerhard als comes die Reihe der Laienzeugen an 173), 1157 erscheint Graf Gerhard, Vater oder bereits der Sohn, im Gefolge des Pfalzgrafen Konrad und bezeugt als einer der vier Grafen die Bestätigung eines Gütertausches durch den Pfalzgrafen für das Kloster Maulbronn 174). Mit Sicherheit ist der Grafentitel in Zusammenhang mit dem Bergstraßenbesitz zu sehen und als Indiz für die Verleihung bedeutender Rechte für diesen Besitz. Zur niederen Vogtei mit Diensten und Abgaben von Leuten und Besitz, die Gerhard I. mit Wahrscheinlichkeit bereits in Verbindung m mit dem Lehen übertragen worden war, haben die Schauenburger dann spätestens gegen 1148 das Recht zur Ausübung der Hohen Gerichtsbarkeit erlangt 175). Ebenso dürfte das Geleitrecht, im 13. Jahrhundert nachweisbar, als Herrschaftsrecht bereits zu den 1148 erteilten Befugnissen zu rechnen sein. Somit im Besitz hoheitlicher Rechte ist um die Schauenburg ein Machtzentrum entstanden, indem sich auf der Grundlage des Lorscher und Speyerer Lehens eine Herrschaft innerhalb der Lorscher Immunität ausgebildet hat, die den Schauenburgern eine grafengleiche Stellung verlieh. Untermauert wird diese Annahme durch folgende Feststellung: Als Kaiser Friedrich I. 1179 die Edlen Rheinfrankens zur Erneuerung des Landfriedens nach Weissenburg geladen hatte 176), gehörten Gerhard II. und sein Bruder Berthold als einzige Edle der Region Bergstraße - diese war namentlich in den Frieden einbezogen - zu dem Personenkreis in Weissenburg, der die Bestimmungen des Landfriedens durch die Zeugenschaft bekräftigte. Da diese vorwiegend rechtliche Anordnungen und Strafmaßnahmen beinhalten, weist die Anwesenheit auf ihre Befugnis hin, innerhalb der Schauenburger Herrschaft für die Einhaltung des Landfriedens Sorge zu tragen und gegebenenfalls aufgrund ihrer richterlichen Rechte die Friedensbrecher zu bestrafen.

    Anmerkungen

    152 Urkundlich fassbar wird der Besitz im 13. Jahrhundert. Da die Schauenburger seit 1148 in Lorscher Urkunden als Zeugen auftreten und sich bei Siegehard, einem Sohn Gerhards L, Anteile am Zehnten in Handschuhsheim nachweisen lassen - er vermacht diese den Mönchen von Lorsch als Jahrtagsstiftung (vgl. Eintrag zum 14. Juli im Kalendarium necrologium Laurishamense. In: Joh. Friedr. BOEHMER [Hg.]: Fontes Rerum Germanicamm, Bd. 3 [1853], S. 144-152, bes. S. 148) - ist diese Annahme gerechtfertigt.
    153 CL I, Kap. 126, S. 394; W. KURZE (wie Anm. 81), S. 252f.
    154 CLI, Kap. 143a, S. 423.
    155 CL I, Nr. 153, S. 434: Urk. des Abtes Folknand von 1148.
    156 Cod. Hirs., fol. 50a, 50b, 43b.
    157 Dieter MERTENS: Zur frühen Geschichte der Herren von Württemberg. In: Zeitschr. f. Württ. Landesgesch. 49 (1990), S. 11-95, bes. S. 83£, 92.
    158 Kamillo TROTTER: Graf Bertold »von Burgeck«. In: Blätter f. Familienkunde 1-5 (1923-1927), S. 55-59, bes. S. 56f. Franz TYROLLER: Genealogie des altbayerischen Adels im Hochmittelalter (Wilhelm WEGENER: Genealogische Tafeln zur mitteleurop. Geschichte, Lieferung 4; 1962), S. 257ff. u. Taf. 19. DERS.: Die Grafen von Lechsgemünd und ihre Verwandten. In: Neuburger Kollektaneen-Blatt 107 (1953), S. 9-61, hier Tafel 1
    159 Rudolf WAGNER: Graf Berthold und die Civitas Burgeck. In: Zeitschr. d. hist. Vereins f. Schwaben 71 (1977), S. 89-108, bes. S. 107.
    160 TROTTER (wie Anm. 158), S. 56.
    161 Chounradi Schirensis Chronicon, ed. Philippus JAFFE. In: MGH SS XVII, S. 615-623, bes. S. 618 Abs. 10 u. 11; Pankraz FRIED (Hg.): Die Chronik des Abtes Konrad von Scheyern (1206-1225) und die Anfänge des Hauses Witteisbach (Weißenhorn/Bayern 1980).
    162 DERS.: Die Herkunft der Wittelsbacher. In: Wittelsbach und Bayern 1/1 (Beiträge zur Bayerischen Gesch. und Kunst; München/Zürich 1980), S. 29-41, bes. S. 31.
    163 TYROLLER (wie Anm. 158), S. 33.
    164 Ch. Schir. Chronicon (wie Anm. 161), Kap. 12 u. 13, S. 6l8f.
    165 Die Kerngebiete ergeben ein breites Band von Besitztümern im östl. Lech-Donau-Winkel, um Scheyern und südlich bis Aibling und Bayrischzell. Der Burgecker Streubesitz in Piesenhausen (Gde. Grassau/Chiemsee) liegt in Nachbarschaft von Übersee, das Otto von Scheyern, der Miterbe, tradiert. Ebenso scheint Bertholds Besitz in Apfeldorf im Leukental (b. St. Johann i. T.) auf frühere Scheyerer Eigengüter zurückzugehen; vgl. Franz GENZINGER: Grafschaft und Vogtei der Witteisbacher vor 1180. In: Witteisbach und Bayern 1/1 (wie Anm. 162), S. 111-125, bes. S.113
    166 CL I, S. 450. Erzbischof Konrad von Witteisbach wurde 1165 als Mainzer Ebf. abgesetzt, von 1177-1183 war er Erzbischof von Salzburg, von 1183-1200 wieder Erzbischof von Mainz.
    167 CLI, S. 452 Nr. 166.
    168 Mon. Boica X, S. 402.
    169 Mon. Boica X, S. 457ff; Michael STEPHAN: Die Urkunden und ältesten Urbare des Klosters Scheyern (Quellen und Erörterungen zur Bayerischen Geschichte NF 36 Teil 2; München 1988), Nr. 16, S. 36ff.
    170 Mon. Boica X, S. 441; STEPHAN (wie Anm. 169), Nr. 3, S. 7ff, bes. S. 13.
    171 MUB 11/ 2 (bearb. v. Peter ACHT, Darmstadt 1971), Nr. 643, S. 1046
    172 Vgl.Anm. 168.
    173 MUBII/l.Nr. 109, S. 210.
    174 WUBII.S. 110.
    175 Vgl. Meinrad SCHAAB: Die Entstehung des pfälzischen Territoriums am unteren Neckar und die Anfänge der Stadt Heidelberg. In: ZGO 106 (1958), S. 233-276, bes. S. 252: Aufgrund seiner Belege nimmt er dies jedoch erst für das 13. Jh. an.
    176 MGH DFL Nr. 774.


    Titel/Amt/Status:
    genannt 1130 bis 1165 am unteren Neckar

    Gerhard heiratete von Burgeck, Heilicka. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 9.  von Burgeck, Heilicka (Tochter von von Burgeck, Berthold I. und von Dachau, Beatrix).

    Notizen:

    Heilika Erbin der Grafschaft Burgeck
    Einzige Tochter des Grafen Berthold von Burgau aus dem Hause LECHSGEMÜND und der Beatrix von Dachau, Tochter von Graf Arnold I. (Haus SCHEYERN)

    Schwennicke Detlev: Tafel 89, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"
    HEILIKA
    oo GERHARD, Graf von Schauenburg + 1168

    Bühler, Heinz: Seite 772-773,821, "Adel, Klöster und Burgherren im alten Herzogtum Schwaben. Gesammelte Aufsätze."

    Mathildes Mutter Mathilde hatte eine Halb-Schwester, die den seltenen Namen Alberada trug, den wir im Hause URACH wiederfinden, und schließlich begegnet im Gesamthaus URACH-ACHALM der Name Konrad (Kuno), der auf Mathildes Vater zurückgehen dürfte [150 Werner, Die Nachkommen (wie Anm. 108), Seite 413 und 464.].
    Fassen wir zusammen: Die Namen Mathilde, Rudolf, Beatrix und Kuno im Hause ACHALM, die Namen Mathilde, Alberada und Kuno im Hause URACH gehen offenbar auf eine gemeinsame Ahnfrau zurück. Im Hause ACHALM lassen sich die genannten Namen, abgesehen von Kuno, aus keiner anderen Ahnenreihe erklären als aus der Ahnenreihe der Mutter der Brüder Egino und Rudolf (siehe unten). Die genannten Namen finden sich vorher alle im burgundischen Königs-Haus und dessen nächstem Verwandtenkreis. Das zwingt uns zu dem Schluß, daß sie durch Mathilde von Burgund vermittelt sind. Sie muß die Mutter der Brüder Egino und Rudolf gewesen sein, die die Burg Achalm erbauten. Damit findet der Eintrag im Totenbuch des Klosters Zwiefalten, wonach Graf Unruoch (ca. 790-811) der proavus des Klostergründers Liutold von Achalm sei, eine überraschende Bestätigung [151 Wie Anm. 93.].
    Einen besitzgeschichtlichen Beweis dafür, daß Mathilde von Burgund die Stamm-Mutter der Grafen von Urach und Achalm war, sehen wir unter anderem darin, daß Graf Egino (II.) von Urach in Eltingen bei Leonberg begütert war. Eltingen stammte, wie an anderer Stelle gezeigt werden konnte, wohl zur Hälfte aus dem Erbe der Burgunder-Könige. Davon gelangte wiederum rund die Hälfte, nämlich zehn Huben, über Gerberga, die Gemahlin Herzog Hermanns II. (+ 1003), an die Tochter Mathilde, vermählt mit Herzog Friedrich II. von Ober-Lothringen (+1026/27), und über deren Tochter Sophie (+ 1093), die Gemahlin Ludwigs von Mousson, an die Enkelin Sophie, die die Stamm-Mutter der Grafen von Arnstein wurde. Logischerweise ist ein entsprechender Annteil an Eltlingen bei den Nachkommen von Gerbergas Schwester Mathilde zu erwarten. Hierzu muß der Anteil Eginos von Urach gerechnet werden. Auch die stammesverwandten ACHALMER müssen dort begütert gewesen ein. Tatsächlich finden wir in Eltingen Gerhard und Heilika von Schauenburg (bei Heidelberg) mit einer "salica terra", 2 1/2 Hufen und einem Viertel der Kirche beteiligt. Heilika von Schauenburg war die Enkelin der Mathilde von Achalm, die sich mit Kuno von Lechsgemünd (1091) verheiratet hatte, und somit die Ur-Ur-Enkelin der Mathilde von Burgund [155 Tyroller, Lechsgemünd (wie Anm. 5) Beilage I.].
    Mathildes Kinder hatten auch am übrigen Erbe der ACHALMER teil. So erscheint ihr Sohn Burchard, später Bischof von Utrecht (1100-1112), unter dem Namen Burchard von Wittlingen (bei Urach) 1090 als Spitzenzeuge im Bempflinger Vertrag [386 Die Zwiefalter Chroniken (wie Anm. 2) Seite 38 f.]. In diesem Vertrag hatten sich die Brüder Liutold und Kuno von Achalm mit ihrem Neffen Werner IV. von Grüningen geeinigt; Werner verzichtete auf das Kloster Zwiefalten und dessen Güter, dafür traten ihm die Brüder die Hälfte von Dettingen an der Erms, Metzingen und Eningen ab. Nach dem Tode Kunos von Achalm (+1092) kamen Mathildes Söhne Burchard und Otto zu ihrem Mutter-Bruder Liutold von Achalm und baten ihn, sie von dem großen Erbe ihrer "p"parentes" doch nicht ganz auszuschließen. Dies traf zwar nicht zu, denn sie hatten aus der Mitgift ihrer Mutter einen Teil des erwähnten Dorfes Wittlingen erhalten, nach welchem sich Burchard nannte, sowie das Dorf Bichishausen bei Münsingen und den Hof Hirzenach am Rhein. Trotzdem gab ihnen Liutold auch die Burg Wölflingen im Thurgau samt Zugehör und das Gut Buch am Irchel, um das sie besonders gebeten hatten. Das letztere hatte Liutold schon dem Kloster Zwiefalten geschenkt und mußte es nun zurückerwerben [387 Die Zwiefalter Chroniken S. 40 f. ].
    An Wittlingen war auch Mathildes Sohn Berthold von Burgeck (+1123) beteiligt, der Mitstifter des Klosters Eisenhofen an der Glonn. Zu seinem Erbteil gehörten ferner die Weiler Hofstetten, Hennibrunnen und Winneden bei Wittlingen. Alle diese Güteer überließ Bertholds Sohn Burchard bei verschiedenen Anlässen der Abtei Zwiefalten [388 Die Zwiefalter Chroniken Seite 192.]. Burchard wird als etwas einfältig geschildert. Graf Heinrich II. von Lechsgemünd (+1142), sein jüngerer Vetter, war auauf Burchards Erbe aus. Als dieser ohne Rat und Einverständnis Heinrichs eine rechtsgültige Ehe einging, wurde er von Heinrich all seiner in dessen Machtbereich gelegenen Güter beraubt und auf seiner Burg Burgeck (bei Wasenberg, Gemeinde Pöttmeses) belagert, so daß er sich nur durch die Flucht retten konnte [389 Rudolf Wagner: Graf Berthold und die Civitas Burgeck. In: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben 71 (1977) Seite 89 ff.]. Heinrich von Lechsgemünd nahm den Zwiefalteer Mönchen auch das Gut Wittlingen weg und gab es dem Herzog Friedrich II. von Schwaben (+ 1147). Burchards Schwester Heilika war mit dem Grafen Gerhard von Schauenburg (bei Heidelberg) vermählt. Sie erbte Gut in Eltingen bei Leonberg, das sie an Kloster Hirsau schenkte (siehe oben) [390 Tyroller (wie Anm. 5) Beilage 1. - Vergleiche Text zu Anm. 154.].

    oo Gerhard Graf von Schauenburg

    Literatur:
    Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 89 -

    Kinder:
    1. von Schauenburg, Gerhard II. gestorben nach 1198; wurde beigesetzt in Dossenheim [69221],Rhein-Neckar-Kreis,Baden-Württemberg,Deutschland.
    2. von Schauenburg, Sigehard
    3. 4. von Schauenburg, Berthold I gestorben nach 1193.
    4. von Schauenburg, Gottfried I. gestorben nach 1196.