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 Bohrer

von Marchtal, Adalbert

männlich - 954


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Generation: 1

  1. 1.  von Marchtal, Adalbert (Sohn von von Schwaben, Berchthold II.); gestorben am 6 Feb 954 in Schwabmünchen [86830],Augsburg,Bayern,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Obermarchtal [89611],Alb-Donau-Kreis,Baden-Württemberg,Deutschland; Graf von Marchtal

    Notizen:

    Adalbert Graf von Marchtal
    -6.2.954 gefallen bei Kastell Schwabmünchen
    Sohn des Grafen Berchthold II. (V.) in der Baar

    Glocker Winfrid: Seite 292, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    V. Generation 47

    NNw Tochter der Wendilgard und des Grafen Udalrich V.
    oo Adalbert, "comes de Marhtal"

    Eine Tochter Graf Udalrichs V. und der Wendilgard unbekannten Namens bezeugt Ekkehard IV., Casus s. Galli c. 82 S. 170. Hlawitschka, Untersuchungen Kap. Id (bei Anm. 245), sieht in dieser Dame die Gemahlin Graf Adalberts von Marchtal, der von Hlawitschka ebd. als Vater der Judith und somit als Schwiegervater Herzog Konrads von Schwaben (Kuno von Öhningen) (+ 997) nachgewiesen worden ist.
    Um diese Filiation besser abzusichern, hat Hlawitschka ebd. (bei Anm. 133-257) darauf hingewiesen, dass der Anspruch Herzog Hermanns II. von Schwaben, eines Sohnes der Judith, sich 1002 um die Nachfolge Kaiser OTTOS III. im Reich zu bewerben, auf einer durch Judith begründeten Verwandtschaft Herzog Hermanns II. mit dem verstorbenen Kaiser beruht haben muß. Hlawitschka identifiziert nun die namentlich nicht bekannte Gemahlin Graf Adalberts von Marchtal mit der aus Ekkehard IV. bekannten Tochter der Wendilgard (über die wir außer ihrer Existenz nichts weiter wissen), die zu den Nachkommen Herzog Ottos des Erlauchten gehörte. Die Vermittlung der Verwandtschaft Herzog Hermanns II. mit Kaiser OTTO III. über Otto den Erlauchten ist für die Suche nach dem genaueren Aussehen dieser Verwandtschaft eine unabdingbare Prämisse, da Hermann II. sonst bei seiner Ehe mit den kanonischen Ehehindernissen in Konflikt gekommen sein müßte.
    Es sei hier darauf aufmerksam gemacht, dass es keinen Quellenhinweis für die oben gegebene Verbindung (etwa in Form einer Nachbenennung oder der Besitznachfolge) gibt: es handelt sich um eine - wenn auch wohlbegründete - Konstruktion.
    Die Belege für Graf Adalbert von Marchtal sind bei Köpke-Dümmler S. 225 und 230 sowie bei Hlawitschka, Untersuchungen Kap. Id, Anm 168-175, zusammengestellt.
    Adalbert starb an einer im Kampf um das Kastell Schwabmünchen, in dem Bischof Ulrich von Augsburg während des Liudolfingischen Aufstandes vom Pfalzgrafen Arnulf eingeschlossen worden war, empfangenen Wunde.
    Die Vita Bischof Ulrichs von Augsburg bezeichnete Adalbert als den einzigen Anhänger OTTOS DES GROSSEN neben Bischof Ulrich von Augsburg und dessen Bruder Dietbald im aufrührerischen S-Deutschland der Jahre 953/54, was in der Verwandtschaftsverbindung seiner Frau begründet gewesen sein könnte.

    oo N.N., Tochter Udalrichs V. und der Wendilgard von Sachsen, Nichte von König HEINRICH I.

    Kinder:
    - Berchthold - 973/77
    - Judith
    oo Konrad Herzog von Schwaben 915/20-20.8.997

    Literatur:
    Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 292, 314 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 54,68,73, 108, Anmerkungen 168-175 - Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 Seite 225,230 -

    Gestorben:
    gefallen bei Kastell Schwabmünchen

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. von Marchtal, Judith
    2. von Marchtal, Berchthold gestorben in 973/977.

Generation: 2

  1. 2.  von Schwaben, Berchthold II. (Sohn von von Schwaben, Berchthold I. und von Schwaben-Elsaß, N.); gestorben am 21 Jan 917 in Aldingen [78554],Tuttlingen,Baden-Württemberg,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Baar (Gebiet),Baden-Württemberg,Deutschland; Graf in der Baar

    Notizen:

    Berchthold II. Graf in der Baar
    -21.1.917 hingerichtet Aldingen
    Sohn des Pfalzgrafen Berchthold I. von Schwaben und der NNw. von Schwaben-Elsaß, Tochter von Graf Erchanger

    Berchthold II. unterstützte seinen Bruder Erchanger, machte 913 die Schlacht bei Ulm gegen die Ungarn und 915 die Schlacht bei Wahlwies gegen KONRAD I. mit und wurde wie sein Bruder vom König hingerichtet.

    Borgolte Michael: Seite 81, "Die Grafen Alemanniens"

    BERTOLD (V)
    (?909 XII 28 - 912 III 5, + 917 I 21)

    Belege mit comes-Titel:
    W II Nr. 761 (= UB St. Gallen Süd I Nr. 58, BU I Nr. 89, ThUB I Nr. 163), D KI Nr. 3

    Belege ohne comes-Titel:
    D K I Nr. 11, Annales Sangallenses maiores 279f. ad aa. 913,916 (= MGH SS I 77f.), Lendi, Untersuchungen 190 (= Annales Alamannici ad aa. 913,915,916), Synodus Altheimensis 626 capp. 34f., Annales Einsidlenses 141 ad a. 916, Annales Augienses 68 ad a. 917, Reginonis Abbatis Prumiensis Chronicon, Continuatio 155 ad a. 917, Annalista Saxo 594 ad a. 917, Annales Quedlinburgenses 52 ad. a. 917 (Name: Berthardus), Ekkehardi IV. Casus Sancti Galli 36-52 capp. 11-20 (= Ekkeharti TV. Casus sancti Galli 42-78 capp. 11-20; MGH SS II 83-87), Herimanni Augiensis Chronicon 112 ad a. 917, St. Galler Gedenkbuch pag. 73 (= Piper, Libri Confrat. 94 col. 306, 4)

    Literatur:
    Stälin, Geschichte I 266-272 - Roth von Schreckenstein, Erchanger und Berchtold - Meyer von Knonau, Geschlechtskunde 72 A. 2 - Dümmler, Ostfrk. Reich III 566,578,591,597,609-611 - Krüger, Zähringer II/III 493 - Baumann, Erchanger und Berchtold - Zellek, Salomo III. 75-99 - Meyer-Marthaler, Rätien 88-90 - Jänichen, Baar und Huntari 115, Tafel 2: "Die Bertholde" im Anhang - Dobler, Gedenkeintrag - Bühler, Richinza von Spitzenberg 319 - Zotz, Breisgau 65-70, 166f. - Bilgeri, Geschichte Vorarlbergs 1 92 - Goetz, "Dux" und "Ducatus« 17, 328f.,373 - Walther, Fiskus Bodman 263-265 - Borst, Pfalz Bodman 212-214,219 - Maurer, Herzog von Schwaben 37,42,46 - Clavadetscher, Wolfinus Cozperti palatini comitis filius 157f.

    Als Zeuge einer St. Galler Urkunde von ?909 (W II Nr. 761) und als Intervenient in zwei Diplomen KONRADS I. aus dem Jahr 912 (DD K I Nrn. 3 und 11) wird ein(Graf) Bertold aufgeführt. Dass es sich um eine und dieselbe Person handelt, geht aus einem Vergleich von Zeugenreihe und Intervenientengruppen hervor (Konrad II). Da Bertolt jeweils in der Umgebung alemannischer Grafen erscheint, darf man seinen Wirkungsbereich ebenfalls im Südwesten des Reiches vermuten; ein Comitat ist für ihn aber nicht nachgewiesen. Bertolt muß sicher von einem gleichnamigen Großen unterschieden werden, der bereits 892 als Pfalzgraf und 893/96 als einer der primates von Alemannien belegt ist, da er in vergleichbar hervorgehobener Position nicht vorkommt (s. Art. Berthold (IV).
    In der Forschung wird Bertolt durchweg mit dem Gefährten Erchangars (II), des "Herzogs" von Schwaben, identifiziert. Für diese Annahme spricht, dass Bertolt zur selben Zeit wie Erchangar als Intervenient am Königshof nachgewiesen ist. Nach einem ersten Konflikt zwischen Erchangar und KONRAD I. trifft man Bertolt und Erchangar noch einmal im Königsdienst an. Im Jahr 913 haben Arnolfus filius Liupoldi et Erchangerus cum Perahtoldo et Oadalrico die Ungarn besiegt (Lendi 190, vgl. Annales Sangallenses maiores 279f. bzw. 77). 915 gewann dann Erchangarcum Purchardo et Perahtoldocum ceteris patriotis suis eine Schlacht bei Wahlwies und wurde darauf zum dux erhoben (Annales Alamannici, ed. Landi 190). Als der "Herzog" und seine Genossen im folgenden Jahr von der Synode von Hohenaltheim wegen ihrer Vergehen gegen den König und Bischof Salomon verurteilt wurden, ut seculum relinquant, arma deponant, in monasterium eant, ibi iugiter peniteant omnibus diebus uitae suae (Synodus Altheimensis 623 c.21), war Bertoltmit betroffen (ebd. 626 c.34); allerdings ist nicht ganz klar, ob er bei der Kirchenversammlung selbst zugegen war (zu ebd. c.35 s. Dümmler 609 A. 1; allgemein vgl. Hellmannn, Synode von Hohenaltheim). Gleichwohl ereilte ihn 917, nach Hermann dem Lahmen am 21. Januar, dasselbe Schicksal wie Erchangar. Nach einer durch zeitgenössische Quellen nicht aufgehellten und spätere Erzählungen (Ekkehard) eher verdeckten Zuspitzung der Lage wurden Erchangar und Bertolt sowie Liutfrid getötet.
    Erchangar und Bertolt, die Ekkehard von St. Gallen als "Kammerboten" charakterisiert hat, erscheinen erstmals in den Annales Sangallenses maiores als Brüder (vgl. Henking, Die annalistischen Aufzeichnungen 360f.). Diese Angabe wird durch einen Eintrag im St. Galler Gedenkbuch bekräftigt (pag. 73), in dem die beiden zwischen anderen Verwandten stehen dürften (Erchangar II.). Nach einer von Baumann entwickelten These, die sich durchgesetzt hat, sind Bertolt und Erchangar (II.) aus dem besonders im östlichen Baarengebiet begüterten Geschlecht der ALAHOLFINGER oder BERTOLDE hervorgegangen (s. Art. Erchangar II). Vielleicht ist der Pfalzgraf Bertold (IV) Erchangars und Bertolts Vater gewesen (so Baumann 270-273).

    oo N.N.
    Kinder:
    - Adalbert Graf von Marchtal - 6.2.954 gefallen

    Literatur:
    Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986 Seite 78,80,81,109,111,141,147,269 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984 Seite 167,207 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band III Seite 321,486 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 566,578,591,597, 609-611 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 42,60,62-65 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 120,122,125 -

    Gestorben:
    hingerichtet

    Kinder:
    1. 1. von Marchtal, Adalbert gestorben am 6 Feb 954 in Schwabmünchen [86830],Augsburg,Bayern,Deutschland.


Generation: 3

  1. 4.  von Schwaben, Berchthold I.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Schwaben,Deutschland; Pfalzgraf in Schwaben

    Notizen:

    Berchthold I. Pfalzgraf in Schwaben
    Berchthold stammte aus dem herzoglichen Hause der ALAHOLFINGER und war der Schwager von Kaiser KARL III. DEM DICKEN. Er war eine wichtige Stütze seines Schwagers KARL und ARNULFS von Kärnten und war um 880 als Pfalzgraf bezeugt. Vorfahren sind für den Raum der Baar zu greifen: sogenannte "Berchtholdsbaar".

    Borgolte Michael: Seite 79, "Die Grafen Alemanniens"

    BERTOLD (IV)
    (880 I 8 - 892 III 17
    * nach 893 I 6 und vor 896 II)

    Belege mit comes-Titel:
    DD K III Nrn. 16 (comes palacii), 3l, W II Nr. 684 (palacii comes), D Arn Nr. 156

    Beleg ohne comes-Titel:
    D Arn Nr. 111 (= W II Nr. 688, ThUB I Nr. 144)

    Literatur:
    Roth von Schreckenstein, Erchanger und Berchtold 140 - Meyer von Knonau, Geschlechtskunde 72 A. 2 - Baumann, Gaugrafschaften 80 - Ders., Allgäu I 180 - Krüger, Zähringer II/111 493 - Baumann, Erchanger und Berchtold 270-273 - Bauer, Gau und Grafschaft 78 A. 146 - Jänichen, Baar und Huntari 113,115, Tafel 2: "Die Bertholde" und Tafel: "Die Grafen der Baaren" im Anhang - Schwarzmaier, Iller und Lech 53 f. - Mittaerauer, Markgrafen 239 - Schulze, Grafschaftsverfassung 330 A. 145 - Störmer, Alaholfinger - Clavadetscher, Wolfinus Cozperti palatini comitis filius 155 - Borgolte, Geschichte der Grafschaften Alemanniens, s.v. - Ders.., Alaholfingerurkunden, bei A. 113

    Auf den 17. März 892 ist eine St. Galler Urkunde datiert, nach der Chadoloh mit dem Kloster 4 Mancipien gegen 2 Knechte eingetauscht hat (W II Nr. 684; zum Datum Borgolte, Alaholfingerurkunden, A. 113). Die Rechtshandlung mit levatio cartae fand in pago Munterihesbuntere in villa Diethereskiriha statt; danach wurde die Urkunde in pago Eritgeuue in loco qui dicitur Pusso, in atrio sancti Laudegarii puplice befestigt. In der Zeugenreihe ist an 1. Stelle nach dem Aussteller das sig(num) Perehtodi (!) palacii comitis notiert. Die Namen Chadaloh und Bertold, die Stellung des Pfalzgrafen unter den Zeugen und die Actumorte (dazu Borgolte, Geschichte der Grafschaften Alemanniens 164) lassen als sicher erscheinen, dass der Geschäftspartner St. Gallens mit dem Pfalzgrafen verwandt war und beide dem Geschlecht der ALAHOLFINGER oder BERTOLDE angehörten (so zuletzt Borgolte, anders Meyer von Knonau). Aus der Zeugentätigkeit Bertolts läßt sich aber nicht ableiten, dass Bertolt Graf des Affa (so Baumann, Gaugrafschaften 80) oder Amtsverwalter im Eritgau war (so Jänichen 113, Tafeln; vgl. Art. Arnulf).
    Bereits mehr als 12 Jahre vor der St. Galler Urkunde ist ein Perhtoldus illustris comes palacii in der Umgebung KARLS III. nachgewiesen. Auf dem ersten Italienzug stellte der jüngste Sohn Ludwigs des Deutschen auf Intervention des Pfalzgrafen Bertold und des Truchsessen Waltfred, die er als seine, geliebten Getreuen, und als seine, Berater, (consiliarii) bezeichnet, für die Kirche zu Reggio ein Diplom aus (D K III Nr. 16 von 880 I 8). Weil KARL III. seit seiner Jugend mit Alemannien eng verbunden war (s. Art. Karl) und die Königsurkunde demselben Zeithorizont wie die St. Galler carta angehört, darf man die beiden Zeugnisse auf eine und dieselbe Person beziehen. Auch an KARLS 2. Italienzug dürfte Bertolt teilgenommen haben (vgl. Störmer, der aber irrtümlich 883 angibt). In einem nach der Kaiserkrönung, sicher im März 881, ausgestellten Diplom KARLS aus Siena wird Bertaldus nach Uualfredus unter den 1. gräflichen Beisitzern des Königsgerichts genannt; die Zeugenreihe führt der Graf Bertald sogar an (D K III Nr. 31; zum Pfalzgrafen am Hof KARLS s. Dümmler, Ostfrk. Reich III 294).
    Unter ARNULF scheint Bertold ebenfalls eine hervorragende Rolle gespielt zu haben; allerdings kommen für ihn nun lediglich Zeugnisse aus Alemannien in Betracht. In einem undatierten Mandat des Königs, das Adalberto, Perehtolto, Purgharto, Vodalrico et cunctis regni istius primatibus inscribiert ist, wird verfügt, ut unusquisque comitum nostrorum vel vicariorum in singulis comitatibus et ministeriis quicquid adpraefatum monasterium (sc. St. Gallen) cause seu iuste mallationis ab advocato vel rectoribus eius fuerit perquirendum, statim ad presens sine contradictionis obstaculo vel neglectu cum iuramento ex regia potestate coacto eidem monasterio iustitiam facere non omittat, si gratiam nostram habere voluerit (D Arn Nr. 111). Offenkundig setzt das Diplom die Bestätigung der Immunität und des Inquisitionsrechtes voraus, die St. Gallen am 6. Januar 893 von ARNULF erlangt hatte (D Arn Nr. 110); da ARNULF andererseits als rex tituliert wird, dürfte das Schriftstück vor Februar 896 zu datieren sein. Die so erschließbare zeitliche Nähe zur St. Galler carta 684 und der noch dort vermerkte Titel eines Pfalzgrafen für Bertold erlauben die Annahme, dass der zweite der von ARNULF namentlich genannten Primaten mit Bertolt identisch war.
    Vom 14. Juli 897 stammt ein weiteres Diplom ARNULFS, durch das der nunmehr Kaiser gewordene Herrscher einem Diotker im Augstgau im Comitat Arbos 10 Mansen schenkte (D Arn Nr. 156). Diese Güter lagen zwischen Pforzen, Schlingen und Hausen bei Kaufbeuren; zuvor hatte sie Perhtolt comes zu Lehen besessen. Die Angaben über die Besitzgeschichte lassen die Vermutung zu, dass der Graf die Verfügung über die Mansen noch nicht lange aufgegeben hatte, sie erlauben aber nicht die Annahme, Perhtolt sei zum Zeitpunkt der Urkundenausstellung verstorben gewesen (anders Baumann, Allgäu I 180, Schwarzmaier 53). Ein bald vor 897 belegter Graf Bertold kann mit dem Pfalzgrafen von 880 und 892 und dem primas regni von 893/96 personengleich gewesen sein; ich halte die Identität für sehr wahrscheinlich, da der Augstgau zur Nachbarschaft der Alaholfsbaar gehört hat, in der die ALAHOLFINGER eine herausragende Rolle spielten (s. Borgolte, Geschichte der Grafschaften Alemanniens, Kap. V.4). Ein Besitz Bertoldsim Augstgau besagt natürlich nicht, dass Bertolt auch eine den Augstgau einschließende Grafschaft verwaltet hat (vgl. Borgolte, loc. cit., Kap. VII), doch ist dies möglich. Bertolt wäre dann ein Vorgänger ARBOs und ein Kollege Rudolfs (I, II, III) gewesen.
    Die Urkunde ARNULFS von 897 nötigt dazu, auch ein Diplom Ludwigs des Deutschen aus der Mitte des 9. Jahrhunderts zu behandeln, in dem von einem Königsgericht unter Vorsitz des missus dominicus Iring und der Grafen Babo und Perhtold die Rede ist (D LdD Nr. 66). An der ausführlich geschilderten Gerichtsverhandlung, deren Gegenstand hier nicht näher interessiert (s. Art. Pabo), hat der populus aus dem Illergau, Augstgau und Alpgau teilgenommen. Es ist also denkbar, dass der Graf Bertold in einer der östlichen Landschaften Alemanniens eine Verwaltungsaufgabe wahrgenommen hat. Er könnte ein Vorgänger Beumanns im Augstgau gewesen sein, doch kann ein alemannischer Wirkungskreis aus dem Diplom allein nicht erschlossen werden.
    Nach einer These von Baumann (Erchanger und Berchtold, ebenso Krüger, Jänichen115 und Tafel 2, Störmer, Clavadetscher, vgl. Meyer von Knonau) war der Pfalzgraf Bertoltder Vater der sogenannten Kammerboten Erchangar (II) und Bertold (V), die Anfangs des 10. Jahrhunderts den Dukat in Alemannien zu erlangen suchten; der Name Erchangar soll durch eine Heirat Bertolts mit einer Frau aus der Nachkommenschaft des Breisgaugrafen Erchangar (I) ins Geschlecht der ALAHOLFINGER gekommen sein. Eine Identität Bertolts mit Erchangars Bruder schließen Baumann und Krüger (vgl. Roth von Schreckenstein 140) mit Recht aus, da dieser in den Quellen Erchangar nachgeordnet wird, während Bertolt schon vor Ende des 9. Jahrhunderts als comes palacii bezeichnet worden ist.
    In einem umfangreichen Eintrag des St. Galler Gedenkbuches (pag. 73 = Piper, Libri Confrat. 94 col. 306), der offenbar von dem bayerischen Markgrafen Liutpold und Erchangar und Bertold, seinen Schwägern, angeführt wird, sind mehrere Personen namens Bertold genannt. Mitterauer identifizierte einen von ihnen mit Bertolt, ohne dafür überzeugende Argumente vorbringen zu können (vgl. Döbler, Gedenkeintrag).

    um 865
    oo N.N.von Schwaben-Elsaß, Tochter des Grafen Erchanger

    Kinder:
    - Kunigunde um 882-7.2.915?
    1. oo Liutpold Markgraf von Bayern -4.7.907
    911 2. oo KONRAD I. König des Deutschen Reiches 882-23.12.918
    - Berchthold II. -21.1.917
    - Erchanger -21.1.917

    Literatur:
    Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986 Seite 56,58,78,79,81,91,111,225,266 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984 Seite 167,185,206,257 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 484, 563,575,588,594,606-608 -

    Berchthold heiratete von Schwaben-Elsaß, N. um 865. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 5.  von Schwaben-Elsaß, N. (Tochter von Erchanger).
    Kinder:
    1. 2. von Schwaben, Berchthold II. gestorben am 21 Jan 917 in Aldingen [78554],Tuttlingen,Baden-Württemberg,Deutschland.
    2. von Schwaben, Kunigunde wurde geboren um 882; gestorben nach 915; wurde beigesetzt in Lorsch Kloster [64653],Bergstraße,Hessen,Deutschland.
    3. von Schwaben, Erchanger gestorben am 21 Jan 917 in Öttingen [86729],Donau-Ries,Bayern,Deutschland; wurde beigesetzt in Wannweil [72827],Reutlingen,Baden-Württemberg,Deutschland.


Generation: 4

  1. 10.  Erchanger (Sohn von Erchanger und Rotdrud); gestorben in 864.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Alpgau,Schwaben,Deutschland
    • Titel/Amt/Status: Breisgau,Baden-Württemberg,Deutschland; Graf im Alp- und Breisgau

    Notizen:

    Erchanger Graf
    - 864
    Sohn des Grafen Erchanger und der Rotdrud
    Von Graf Erchanger ist nur der Name seiner Mutter, Rotdrud, bekannt sowie seine Brüder Worad, Bernald und Bernard.

    Büttner Heinrich: "Geschichte des Elsaß"

    Graf Erchanger war ein Angehöriger des vornehmen fränkischen Adels am Oberrhein. Bereits in jungen Jahren hatte er das Amt des Breisgaugrafen verwaltet (817-828); seit den Jahren 823 und 828 treffen wir ihn als Vertreter der karolingischen Staatsgewalt im Elsaß. Im Juni 823 bestätigte LUDWIG DER FROMME einen Tausch zwischen dem Bistum Straßburg und Graf Erchanger; im Jahre 828 genehmigten LUDWIG DER FROMME und LOTHAR I. einen Besitztausch zwischen Graf Erchanger und dem Kloster Schwarzach. Graf Erchanger erhielt dabei 17 Hufen in der Mark von Ernoldsheim, das nördlich der Zaberner Steige gelegen war; gemeint waren dabei offensichtlich Rodungshufen in dem nahe gelegenen Steinburg. Wie die großen Familien des Elsaß wohl insgesamt, so gehörte auch Graf Erchanger zu den Anhängern LOTHARS I.; wohl als Belohnung für geleistete Dienste ist es anzusprechen, wenn ihm LOTHAR I. im Jahre 843 das noch vorhandene Reichsgut zu Kinzheim (bei Schlettstadt) übertrug. Ein großer Teil davon, insbesondere auch das Waldgebiet, war allerdings schon lange zur Ausstattung des Fulradklosters Leberau verwendet worden. Erchanger freilich faßte die ihm gewordene Schenkung offenbar in dem Sinne auf, dass auch alles ehemalige Reichsgut zu Kinzheim ihm zustehen solle.
    Auch die Gebiete, die im 9. Jahrhundert noch von dem alten, bereits in merowingischer Zeit bezeugten Königshof Marlenheim, der vor dem Ausgang des Breuschtales in der Straßburger Bucht gelegen war, übrig geblieben waren, kamen wohl an Graf Erchanger.
    Am 17. Februar 843 schenkte Kaiser LOTHAR I. dem Grafen Erchanger im Elsaß, dem Vater der späteren Kaiserin Richgard, die villa Kinzheim mit 40 Hufen. Graf Erchanger darf man als Anhänger LOTHARS I. betrachten, nachdem LUDWIG DER FROMME gestorben war. Zu diesem hatte Erchanger in guten Beziehungen gestanden; die Schenkung von Kinzheim sollte ihn bei LOTHARS Partei halten. Im August 862 vermählte Ludwig der Deutsche seinen Sohn KARL mit Richgard, der Tochter des elsässischen Grafen Erchanger. So hoffte er, den Einfluß im Elsaß durch die verwandtschaftlichen Beziehungen zu stärken. Es ist kein Zufall, wenn Ludwig der Deutsche am 1. August 862 seinem Sohn als Morgengabe für dessen Gemahlin 76 Hufen in Bergen, Endingen und Bahlingen am Kaiserstuhl und in Sexau im Breisgau schenkte. Ob Richgard mit Walderada, der Gattin Lothars II. verwandt war, läßt sich nicht klären.
    Der von KARL DEM GROSSEN 774 an Leberau geschenkte Waldbezirk aus dem fiscus Kinzheim wurde von Graf Erchanger für sich beansprucht, offenbar nachdem ihm LOTHAR I. im Jahre 843 das Reichsgut in Kinzheim geschenkt hatte, um sich der Treue Erchangers zu versichern.

    Borgolte Michael: Seite 105-109, "Die Grafen Alemanniens"

    ERCHANGAR (I)
    belegt als Lebender 811 [?],
    belegt als Graf im Alp- und Breisgau 816 V - ?821 III 10 bzw. 817 VI 4 - 827/8 IV 28)

    Belege mit comes-Titel:
    W I Nm. 221, 226 (= BM Nr. 648), 241,257, 268, Schöpflin, Alsatia diplomatica I Nr. 87 (= Regesta Alsatiae I Nr. 456; BM Nr. 773), Das Verbrüderungsbuch der Abtei Reichenau 99A1, W I Nr. 313, ? Einbardi Vita Karoli Magni 41, ? Epistolae Variorum 339 Nr. 25

    Beleg ohne comes-Titel:
    W II Anh. Nr. 17

    Literatur:
    Schöpflin, Alsatia Illustrata I 788 - Ruppert, Geschichte der Mortenau I 179 - Dümmler, Ostfrk. Reich I 143, II 36 mit A. 4, III 62, 578 A. 3 - Tumbült, Albgau 155 f. - Schultze, Gaugrafschaften 45f.,121 - Baumann, Erchanger und Berchtold 273 - Knapp, Buchhorner Urkunde 211 - Büttner, Geschichte des Elsass 142,148f.,151 - Tellenbach, Königtum und Stämme 53 Nr. 34 - Büttner, Breisgau und Elsaß 72f. - Ders., Richgard und Andlau 85-87,90 - Tellenbach, Der großfränkische Adel 64f. - Schmid, Struktur des Adels 18 - Hlawitschka, Franken in Oberitalien 223 A. 18,283 A. 4 zu Nr. CLXVI - Mitterauer, Markgrafen 239f. mit A. 106 - Maurer, Land zwischen Schwarzwald und Randen 42 f. - Schwarzmaier, Die Klöster der Ortenau 19,25f.,28 - Schulze, Grafschaftsverfassung 105,121,141 - Zotz, Breisgau 16 - Hlawitschka, Beitrag zur Geschichte Burgunds 41 A. 59 - Borgolte, Karl III. und Neudingen 36-39,52,55 - Brunner, Oppositionelle Gruppen 82 - Borgolte, Die Geschichte der Grafengewalt im Elsaß 25-35 - Ders., Geschichte der Grafschaften Alemanniens, Kap. IV.2

    Zuerst in einem Diplom LUDWIGS DES FROMMEN vom Juni 817 (W I Nr. 226) und dann in 3 "Privaturkunden" aus dem folgenden Jahrzehnt (Nrn. 241,257,313) wird Erchangar als Graf über Güterorte im Breisgau genannt (Schulze 105 mit der falschen Jahreszahl 816 in A. 178, Schulze 45f.). Seine Rechte erstreckten sich - erstmals wieder seit Chancor - mindestens von 820/21 (Nr. 257) an auch auf den südlichen Teil der Landschaft, also die Gegend am Rheinknie. Der im benachbarten Schwarzwälder Alpgau zweimal belegte gleichnamige Graf (W I Nrn. 221, 268) ist sicher mit Erchangar identisch gewesen; Udalrich (I bzw. II) und Albrich, Vorgänger und Nachfolger Erchangars, haben ebenfalls in beiden Gebieten amtiert. Der erste Beleg im Alpgau, der ins Jahr 816 datiert werden muß, liegt noch etwas vor dem ersten Nachweis am Oberrhein (zu Achdorf in Nr. 221 s. Borgolte, Geschichte der Grafschaften Alemanniens 122f. mit A. 64). Seit Schoepflin (Alsatia lllustrata I 788) wird Erchangar häufig auch als Graf in der Ortenau angesehen (Ruppert; Schultze 46, 121; Tumbült 155; Maurer 43); dieses Urteil stützte sich auf eine gefälschte Königsurkunde (s. bereits Sickel, Acta Karolinorum II 436; BM Nr. 1013; Brückner, in: Regesta Alsatiae I 322f. Nr. 510), deren sachlicher Gehalt neuerdings nach eingehender Untersuchung in toto verworfen wurde (Zinsmaier, Schwarzacher Urkundenfälschungen 14-19; zustimmend Schwarzmaier, 12, Angenend, Monachi Peregrini 107f.). Ob der schon in der echten Vorlage des Falsifikats genannte Graf Erchangar (vgl. Regesta Alsatiae 1 Nr. 470) mit Erchangar gleichgesetzt werden darf, ist, wie noch gezeigt werden soll, zweifelhaft. Für die Ortenau kommt Erchangar als Graf aber jedenfalls nicht in Betracht (so auch Krebs, Geschichte der Ortenau 138 mit A. 6).
    Erchangar hat wohl zu den Förderern Kloster Reichenaus gehört. In der Liste der lebenden Freunde im Verbrüderungsbuch der Abtei erscheint sein Name im Anlageeintrag (99A1), der ins Jahr 824, vielleicht in die Zeit vor dem 2. Juni, datiert werden kann (Erchanbald). Mit Erchangar darf sicher auch jener missus potens gleichgesetzt werden, der zusammen mit Liutharius im thurgauischen Stammheim den Vorsitz bei einem placitum übernommen hatte (W II Anh. Nr. 17; vgl. Schulze 141). Graf Rihwin, der nach demselben undatierten Zeugnis bei einer weiteren Gerichtsversammlung in derselben Sache ad Zurib zugegen war, ist der wohl eigentlich zuständige Amtswalter im Thurgau gewesen, der dort bis ca. 822 nachgewiesen werden kann. Andererseits könnte Liuthar mit Erchangars unmittelbarem Nachfolger im Breisgau identisch gewesen sein (zur Sukzession Liuthars s. weiter unten).
    In der Forschung ist bis vor kurzem (aber Borgolte, Karl III. und Neudingen 37, danach Brunner 82) nicht erwogen worden, ob Erchangar nicht auch mit jenem Vertrauten KARLS DES GROSSEN, dem comes Ercangarius, identifiziert werden kann, der zu den Zeugen der letztwilligen Verfügung des Kaisers über dessen persönlichen Besitz gehört hat (Einhard 41 cap. 33; vgl. Abel-Simson, Jbb. Karl der Große II 453f.; Fleckenstein, Karl der Große und sein Hof 40). Das Datum des sogenannten Testaments von 811 stünde einer Gleichsetzung nicht entgegen, da Erchangars Vorgänger Udalrich (I bzw. II) im Breisgau um 809, im Alpgau sogar spätestens im Januar 800, zuletzt belegt ist (s. a. Art. Rihwin). Wenn Erchangar aus der Umgebung des Hofes nach Alemannien entsandt worden wäre, könnte er - besonders im südlichen Breisgau - im Auftrag LUDWIGS DES FROMMEN an der Erweiterung der Grafschaftsverfassung mitgewirkt haben; um 817 sind derartige Reformmaßnahmen allenthalben in Alemannien spürbar (Borgolte, Geschichte der Grafschaften Alemanniens, bes. Zusammenfassung).
    Erchangar gilt als Vater der Kaiserin Richgard (Dümmler III 62, 578 A. 3; Tellenbach, Königtum und Stämme 53; Büttner,; vgl. aber das vorsichtige Urteil Tumbülts 156). Über die Vermählung mit dem jüngsten Sohn Ludwigs des Deutschen, dem späteren Kaiser KARL III., legen die Quellen nur indirektes Zeugnis ab. Nach einem Diplom vom 1. August 861 oder 862 hatte Ludwig an KARL 76 Hufen in Bergen, Endingen, Bahlingen und Sexau in Alamannia in pago qui vocatur Brisabgawe übergeben, die dieser als dos für seine Gattin erbeten hatte (D LdD Nr. 108, dort S. 155 f. zum Datum). Und die Annales Bertiniani berichten zum Jahr 862 von einem Kriegszug gegen die Wenden, den Ludwig der Deutsche relicto in patria Karolo filio, quoniam nuper uxorem Ercangarii comitis filiam duxerat, durchgeführt hätte (Annales de Saint-Bertin 93). Dass Richgard die Tochter Graf Ercangars war, wird ausdrücklich in den sogenannten Statuten für das Kloster Andlau festgestellt (Regesta Alsatiae I Nr. 656; vgl. Dümmler II 36 A. 4); allerdings wäre der Wert dieser Quelle noch näher zu prüfen (Schieffer in D LdK Nr. 68 S. 201 f.). Bei der Identifizierung Erchangars mit dem Vater der Richgard ließ man lange die Altersverhältnisse außer acht (vgl. Borgolte, Karl III. und Neudingen 38, Brunner 82). Wenn Erchanger 816, vielleicht schon 811 mit beträchtlichem Ansehen, Graf war, kann er kaum nach 780/90 geboren worden sein; das gilt zumal dann, falls er - worauf der Name hindeutet - nicht zu den Verwandten seines Vorgängers im Amt zählte. Als 70- oder gar 80-jähriger müßte er also die Tochter dem jugendlichen Prinzen zugeführt haben! Die Möglichkeit, dass Richgard wesentlich älter als der 839 geborene KARL war, wird man bei der Erklärung dieser Konstellation ausschließen müssen. Noch 881 hat Notker der Stammler nämlich auf einen Sohn des königlichen Paares gehofft (Ercanberti Breviarium 330; dazu Löwe, Das Karlsbuch Notkers 296f. Vgl. auch Reginonis Abbatis Prumiensis Chronicon 127). Kaum wahrscheinlicher wäre die Vermutung, dass Ercangar die Richgard in dem verhältnismäßig hohen Alter von 50 oder 60 Jahren gezeugt und noch rund 20 Jahre später die höchst ehrenwerte Gattenwahl ermöglicht hätte. Es führt demnach meines Erachtens kein Weg an dem Schluß vorbei, dass Erchanger, der Graf im Breisgau und Alpgau, nicht der Vater der Kaiserin Richgard gewesen sein kann. Man darf an seiner Stelle einen gleichnamigen Sohn oder Neffen vermuten (vgl. Borgolte, Karl III. und Neudingen 38 mit A. 88).
    In diesem Zusammenhang müssen einige Belege für einen Grafen Erchangar erwähnt werden, die überwiegend bei Rechtsgeschäften im Elsaß entstanden sind (zum folgenden ausführlicher Borgolte, Die Geschichte der Grafengewalt im Elsaß, Abschnitt IV, 25-35). Im Juni 823 bestätigte Kaiser LUDWIG DER FROMME einen zwischen Bischof Bernold von Straßburg und Graf Erkingarius abgeschlossenen Tauschvertrag über Besitz im Elsaßgau (Schoepflin, Alsatia diplomatica I Nr. 87). Am 4. März 828 bestätigten die Kaiser LUDWIG DER FROMME und LOTHAR I. auf Bitten des Abtes Waldo von Schwarzach sowie des Grafen Erkingar, seiner Mutter Rotdrud und seiner Brüder Worad, Bernald und Bernard einen zwischen Waldo und der Verwandtengemeinschaft abgeschlossenen Tauschvertrag (Schoepflin, Alsatia diplomatica 1 Nr. 89; Regesta Alsatiae I Nr. 470; BM NR. 849). Rund 15 Jahre darauf, am 17.2.843, erhält der Graf Hercangarius aus Königsgut die villa Kinzheirn zu eigen (D Lo I Nr. 69). Weitere Erwerbungen, wohl unrechtmäßiger Art, werden einem Grafen Erkengarus in Dorsualnotizen zweier Leberauer Königsdiplome zugeschrieben (vgl. Wiegand, Leberau 529 A. 4, 533; Büttner, Richgard und Andlau 86). Auf einer Bestätigungsurkunde LOTHARS I. über Rechte Leberaus in der Mark des Fiskus Kinzheirn, die vom 4.8.854 datiert, lautet der Vermerk: Confirmatio Hlotharii imperatoris de silva pertinente ad Folradivillare, quam abstraxit Erkengarus comes; de Audoldivillare (D Lo I Nr. 133 S. 296); und die Bestätigungsurkunde über dieselben Rechtsverhältnisse in der Mark von Kinzheim, die Lothar II. am 12.6.866 ausgestellt hat, trägt die inhaltlich entsprechende Notiz: Praeceptum Hlotarii iunioris de silva et pastura et venatione et pisscatione super confirmatione Hlotarii imperatoris qui pertinet ad folradi villare, quam abstraxit Erkengarus comes; Erkengarus comes tenet (D Lo II Nr. 30 S. 433 mit dem Vermerk, die Lesung des letzten Wortes sei unsicher). In elsässische Zusammenhänge hat man auch den Brief eines Priesters Atto an LUDWIG DEN FROMMEN eingeordnet; Atto, der schon im Dienst KARLS DES GROSSEN gestanden haben will, beklagt sich darin, er habe von dem Kleriker Frotwinus seinen vereinbarten Lohn nicht erhalten, obwohl er in dessen Kirche in comitatu Erkengario seit anderthalb Jahren Dienst getan bitte (Epistolae Variorurn 339 f.; Regesta Alsatiae I Nr. 51 1; zur Frage, wo der Comitat gelegen hat, s. aber Borgolte, Die Geschichte der Grafengewalt im Elsaß 27 A. 166). Schließlich wird in den Annales Alamannici zum Jahr 864 vermerkt: Ebarbart, Liutolf, Erchanker, Liutfrid, Ruodolf regni principes obierunt (Lendi, Untersuchungen I 80; Annales Alamannici ed. Henking 250; mit Zusätzen ebenso Annales Weingartenses 66 ad a. 864). Da man den an dritter Stelle eingereihten Erchanker mit Erchangar identifizierte, sah man in der annalistischen Notiz den letzten Beleg für den Vater Richgards. Was das vermeintliche Todesjahr betrifft, so haben Waitz für Liudolf (Jbb. Heinrichs I. 10 mit A. 3) und Hlawitschka für Liutfrid (Franken in Oberitalien 223 A. 18; auch Wilsdorf, Les Etichonides 22) die Korrektur in 866 (oder 865) für erforderlich gehalten; dasselbe könnte auch für Erchanker gelten (s. Hlawitschka, Beitrag zur Geschichte Burgunds 41 A. 59).
    Die angeführten Nachweise reichen zum Teil noch in die Amtszeit Erchangars im Breisgau und im Alpgau zurück; zum größeren Teil sind sie aber über die folgenden Jahre und Jahrzehnte verstreut und stellen so den Anschluß an die Zeugnisse über KARLS III. Schwiegervater her. Wenn dieser aber, wie oben dargelegt worden ist, mit Erchangar kaum identisch gewesen sein kann, fragt es sich, ob es Kriterien für die Zuordnung der Belege zu der einen oder anderen Person gibt. Ich glaube, die Quellen geben Anhaltspunkte, um immerhin einen Vorschlag zu wagen.
    Die St. Galler Urkunde 313 bietet das letzte Zeugnis für rechtsrheinische Grafschaftsrechte Erchangars. Wartmann, der das zweiteilige Datum vom Tod KARLS DES GROSSEN am 28.1.814 an berechnete und so auf den 28. April 828 reduzierte, ließ außer Acht, dass die Jahre auch von 813 = I gezählt worden sein konnten. Demnach hätte sich 827 ergeben (s. Borgolte, Chronol. Stud. 176 mit A. 550). Berücksichtigt man diese Möglichkeit, so erscheint ein Diplom der Kaiser LUDWIG und LOTHAR vom 12. Februar 828 in neuem Licht. In der Urkunde berichten die beiden kaiserlichen Aussteller, sie hätten dem Grafen Liutharius zu untersuchen befohlen, ob ihr Vorfahr Pippin der König St. Gallen den Zins namentlich genannter Leute im Breisgau geschenkt hätte (W I Nr. 312 = BM Nr. 845; zur Urkunde s. Borgolte, Geschichte der Grafschaften Alemanniens 112). Liuthar, der ausdrücklich als comes bezeichnet wird, könnte zwar im Breisgau tätig geworden sein, solange Erchangar noch amtierte, doch wird man damit nur bei unabweisbaren Quellenzeugnissen rechnen. Wenn aber der letzte Beleg Erchangars auf April 827 datiert werden kann, ist zweifellos die Annahme vorzuziehen, Liuthar habe seinen kaiserlichen Auftrag als Graf im Breisgau, das heißt als Nachfolger Erchangars, erhalten (s. auch Art. Liuthar). Demnach wäre Erchangar zwischen dem 28. April 827 und dem 12. Februar 828 abgelöst worden, das heißt möglicherweise durch Tod ausgeschieden. Die Belege für einen gleichnamigen Grafen, die vom 4.3.828 bis zum Jahr 864 reichen, könnten dann auf einen jüngeren Erchangar bezogen werden.
    Nimmt man diese Abgrenzung an, so paßt von den datierten elsässischen Zeugnissen lediglich die Urkunde LUDWIGS DES FROMMEN von 823 in den Comitat Erchangars hinein. Ob Erchangar aber auch im Elsaß ein Grafenamt innegehabt hat, ist ungewiß, da LUDWIG DER FROMME 823 lediglich ein privates Rechtsgeschäft mit dem Bischof von Straßburg bestätigt. Ebenso lassen die späteren elsässischen Zeugnisse keine sicheren Schlüsse auf den Amtsbezirk des jeweils genannten Grafen zu. Da nach 827/28 aber, zumal seit den 40-er Jahren, im Breisgau und Alpgau andere Grafennamen belegt sind, dürfte der von uns erschlossene jüngere Erchangar, der wohl mit Richgards Vater identisch war, eher links des Rheins Verwaltungsaufgaben übernommen oder eine mit dem comes-Titel verbundene adelsherrschaftliche Stellung innegehabt haben. Büttner hat die Heirat KARLS III. mit Richgard auf eine politische Absicht Ludwigs des Deutschen zurückgeführt, seinen Einfluß im Elsaß zu verstärken (Geschichte des Elsass 148f.; Breisgau und Elsaß; Richgard und Andlau; danach Zotz). Dazu könnten auch die Ausstattung der Grafentochter im Breisgau und die Übernahme des dortigen Comitats durch KARL gedient haben. Diese Interpretation wird durch die neue Bestimmung der Identität der Grafen namens Erchangar nicht entscheidend berührt. Immerhin kann man das Bild Büttners durch eine Nuance ergänzen. Wenn der Vater Richgards auf das Elsaß beschränkt war und, wie man vermuten darf, mit Erchangar verwandt gewesen ist, bot ihm die Heirat seiner Tochter, abgesehen von dem Gewinn der Königsnähe, die Aussicht, rechts des Rheins an die Stellung Erchangars anknüpfen zu können.
    In welches Geschlecht Erchangar eingeordnet werden muß, ist bisher nicht bekannt (vgl. Schwarzmaier; Büttner, Geschichte des Elsass 149). Man nimmt allgemein an, dass er nicht zu den UDALRICHINGERN gehört hat, die vor ihm die Grafenrechte im Breis- und Alpgau innegehabt hatten (Udalrich I, II; Schulze 121, Maurer 43, jetzt auch Borgolte, Die Geschichte der Grafengewalt im Elsaß 25 ff.). Worad, den Bruder des Grafen Erkingar von 828, glaubte Tellenbach (Der großfränkische Adel) mit dem gleichnamigen Grafen von Verona (827ff.) gleichsetzen zu können (skeptisch Hlawitschka, Franken in Oberitalien 283 A. 4 zu Nr. CLXVI). 869 wird in einem Diplom Lothars II. ein Ercengarius puer erwähnt, der ein beneficium in den elsässischen Orten Ammerschwihr und Schlettstadt innehatte (D Lo II Nr. 34). Mit Recht vermutet man - auch aufgrund anderer Hinweise der Quelle - hier einen Verwandten Erchangars (Dümmler III 578 A. 3; Hlawitschka, Beitrag zur Geschichte Burgunds), wenn auch die genealogischen Beziehungen nicht genau rekonstruiert werden können. Als KARL DER KAHLE im selben Jahr die Huldigung elsässischer Großer entgegennahm, befand sich Bernard, der Sohn Bernards, unter ihnen (Annales de Saint-Bertin 168 ad a. 869). Büttner sah in Berard einen Sohn des anderen Bruders Erkingars, des Geschäftsparters Abt Waldos von Schwarzach (Geschichte des Elsass 151).
    Endlich hat Baumann vermutet, dass die sogenannten Kammerboten Erchangar (II) und Erchangar (I) und Bertold (V) mit Erchangar cognatisch verwandt gewesen sind (vgl. Zotz 68; Bühler, Richinza von Spitzenberg 319; Maurer, Begründung der Herzogsherrschaft 292).
    Wie für andere Grafen halten die Memorialquellen Alemanniens vielleicht auch für Erchangar noch nicht verifizierte Belege bereit (vgl. einstweilen die Hinweise von Mitterauer und die fragwürdige Identifikation von Piper Libri Confrat. 19 zu col. 26,18*).

    Tellenbach Gerd: Seite 64, "Der großfränkische Adel"

    Mit einiger Wahrscheinlichkeit läßt sich Graf Warad-Worad von Verona einordnen, der von 827 bis vor 840 in italienischen Urkunden vorkommt. In der kaiserlichen Bestätigungsurkunde eines Tausches mit Abt Waldo von Straßburg von 828 wird ein Worad mit seiner Mutter Rotdrud und seinen Brüdern Graf Erkingar, Bernald und Bernard genannt. Namensgleichheit und gleiche Lebenszeit gestatten die Vermutung der Identität mit dem Grafen von Verona. Nimmt man sie an, so gehörte er einem berühmten elsässischen Geschlecht an, da Graf Erchanger im Breisgau und im Elsaß ja der Schwiegervater KARLS III. war. Doch können wir weitere Mitglieder dieser Familie in Italien vorläufig nicht bemerken.

    oo N.N.
    Kinder:
    - Richgard -18.9.906/09
    862 oo KARL III. DER DICKE 839-13.1.888

    Literatur:
    Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986 Seite 54,80,105-109,112,163,179,206,208,251 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafengewalt im Elsaß von Dagobert I. bis Otto den Großen. in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 131. Band Verlag W. Kohlhammer GmbH Stuttgart 1983 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984 Seite 93,109,121,122,123,125,234 -

    Kinder:
    1. Richgard wurde geboren um 840; gestorben in 906/909 in Andlau [67140],Bas-Rhin,Elsass,Frankreich; wurde beigesetzt in Andlau [67140],Bas-Rhin,Elsass,Frankreich.
    2. 5. von Schwaben-Elsaß, N.