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 Bohrer

von Marchtal, Judith

weiblich


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Generation: 1

  1. 1.  von Marchtal, Judith (Tochter von von Marchtal, Adalbert).

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Schwaben,Deutschland; Herzogin von Schwaben

    Notizen:

    Judith von Marchtal
    Herzogin von Schwaben
    -25.12.
    Tochter des Grafen Adalbert von Marchtal
    (Nach Jackman/Fried Gemahlin des Herzogs Konrad I. von Elsaß (+ 982))

    Glocker Winfrid: Seite 314, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VI. 77 Judith
    oo Konrad, Herzog von Schwaben ("Graf Kuno von Öhningen"), Herzog seit 982, 949 Graf im Rheingau * c 925/30, + 997 VIII 20.

    Zu dem Nachweis, daß Judith eine Schwester "hertzog" Bertholds von Marchtal und somit eine Tochter Adalberts von Marchtal war, vgl. oben VI, 76.
    Die Belege für Herzog Konrad von Schwaben sind bei Hlawitschka, Kuno Seite 43f., und bei dems., Untersuchungen Kapitel I (bei Anmerkung 151 ff.) zusammengestellt.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 47-51,53-55, "Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands"
    Da Konrad von Schwaben mit einer Dame namens Judith [Belege und Argumente hierfür bei E. Hlawitschka, Kuno und Richlind von Öhningen Seite 12-20. Zur Bestätigung vgl. unten Kapitel II, Abschnitt b.] verheiratet war, wird diese wohl auch Hermanns II. Mutter gewesen sein. Über Judiths Abkunft und Vorfahren liegen allerdings keine Zeugnisse vor.
    Viel eher hat man wohl die Verbindung zu den OTTONEN bei den Vorfahren von Hermanns II. Mutter Judith zu suchen. Aber wir erfahren aus keiner Quelle direkt etwas über sie. Vom Namen - Judith - her, den unter anderem die Gemahlin Herzog Heinrichs von Bayern, des Bruders OTTOS DES GROSSEN, trug, könnte man versucht sein, in Herzog Konrads Gemahlin eine Nachkommin aus dieser Verbindung zu vermuten, wodurch ja ihr Sohn Herzog Hermann II. ganz eindeutig ottenblütig gewesen wäre.
    Dennoch gibt es meines Erachtens genügend andere Hinweise auf Judiths Herkunft. Schon mehrfach ist es aufgefallen, daß Hermann II. und seine Gemahlin Gerberga nicht nur einen gleichnamigen, 1012 noch im Jünglingsalter verstorbenen Sohn (Hermann III.) und drei Töchter hatten, sondern daß ihnen auch ein Sohn namens Berthold geboren worden war.
    Mehreres ist dabei zu beachten:
    1.
    Da nun Hermanns II. Vater, Herzog Konrad, familienmäßig aus der Wetterau und dem Rheingau stammte, wo die fränkischen KONRADINER zu Hause waren und wo auch Konrad zunächst als Graf nachweisbar ist, dürfte der oberschwäbische Besitzkomplex Marchtal also von Hermanns Mutter Judith herrühren.
    2.
    fällt der Name Berthold auf, der dem frühverstorbene Knabe gegeben wurde. Er düfte aus dem Namensgut der Herkunftsfamilie von Hermanns II. Mutter Judith stammen.
    3.
    zudem hatten Hermann und Gerberga vor der Geburt des Sohnes Berthold zum Gedenken an den Vorbesitzer von Marchtal namens Berthold den Ort Bettinghofen mit vier Mansen an die Marchtaler Peterskirche geschenkt, denn per successionem hatte Hermann ja das castrum nach Berthold erhalten.
    Und wenn Judith und der kinderlose 973/77 verstorbene Berthold Geschwister waren, ist es auch verständlich, daß Judith und ihr Gemahl Konrad diejenigen Güter erbten, die Berthold noch nicht an Klöster geschenkt hatte.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 12-20, "Wer waren Kuno und Richlind von Öhningen? Kritische Überlegungen zu einem neuen Identifizierungsvorschlag"

    Es wird viel grundsätzlicher argumentiert: "Wahrscheinlich hat die angebliche Ehe Herzog Konrads von Schwaben mit Jutta ... überhaupt nicht stattgefunden". Diese Ehe kann man in der Tat nur aus einer recht späten Quelle rekonstruieren. Eine Besitzbestätigungsurkunde des Erzbischofs Adalbert I. von Mainz aus dem Jahre 1128 für das Kloster Disibodenberg enthält nämlich die Angabe, daß zu Zeiten eben des Erzbischofs Willigis dux Cuno de Beckilnheim et uxor eius Jutta diviciis, potenxia et nobilitate precipui - ob remedium suarum et pro recordacione filie sue Ode iam ibidem defuncte instinctu et rogatu eiusdem venerabilis archiepiscopi einige Grunstücke in Boos (bei Kreuznach) an Disibodenberg übergab. Da es zu Zeiten des Willigis (975-1011) keinen anderen Herzog Cuno/Konrad gab, dessen Frau man nicht kennt, hat man gefolgert, daß dieser dux Cuno de Beckilnheim den Herzog Konrad von Schwaben meinen muß.
    Darf man also mit gutem Grund im Böckelheimer dux Cuno mit seiner Gemahlin Jutta den konradinischen Schwaben-Herzog Konradsehen, worauf übrigens auch der Name seiner Tochter Uda hinweist, so gibt es übrigens noch andere, von Wolf allerdings nicht näher beachtete Gesichtspunkte, die eine Judith/Jutta als Gemahlin des Herzogs Konrad von Schwaben nahelegen. Wir können dies aus der Überlieferung aus dem Kloster Einsiedeln entnehmen.
    Das älteste Einsiedler Nekrolog enthält unter den 78 von der Anlegerhand (um das Jahr 1000) eingetragene Namen 28, die durch einen Titel gekennzeichnet sind: die Kaiser OTTO I. und OTTO II., vier Herzöge, sechs Bischöfe, sechs Äbte, zwei Grafen, einen Markgrafen, vier Inklusen und schließlich drei Domnae. Letztere sind die zum 17. Mai verzeichnete Domna Ita, die zum 19. August eingetragene Domna Reginlinda und eine zum 25. Dezember eingeschriebene Domna Juditta. Von diesen ist die Domna Ita in gleicher Weise als Domna Ida obiit zum gleichen Tag (= 17.V.) im Merseburger Nekrolog, das man als eine Art "ottonische Hausbibel" bezeichnet hat, wiederzufinden und schon vom Herausgeber Ernst Dümmler auf die 986 verstorbene Gemahlin Liudolfs von Schwaben (Sohn OTTOS DES GROSSEN) und Tochter Herzog Hermanns I. von Schwaben gedeutet worden; zudem verschafft uns das Einsiedler Jahrzeitbuch die erwünschte Klarheit: 17. V. D. Ita dedit Sierenza, fuit uxor Luitolfi ducis Alamannorum. Die Domna Reginlindis findet man zum selben Tag, an dem man im Einsiedelner Nekrolog ihrer gedachte (= 19. VIII.), gleichfalls im Merseburger Totenbuch (wie auch im Essener Totenbuch), dazu als Reinlindis ducissa in einem liturgischen Buch des Klosters Waldkirch im Breisgau [H. Roth, Der Gründer des Klosters Waldkirch, in: Freiburger Diözesaan-Archiv 72 (1952) Seite 57: XV kalend. Septembr. (= 18. August) obiit Reinlindis ducissa, fundatrix monasterii huius. Vgl. auch Th. Zotz, Breisgau (wie Anmerkung 30) Seite 81 Anmerkung 12.] wie wiederum im Einsiedler Jahrzeitbuch: 19. VIII. D. Regelinda cum filio suo Burcardo duce dederunt Steveia, Kaltbrunnen et Lindowa. Es handelt sich also um die Herzogin von Schwaben, die zuerst mit Herzog Burchard I., danach mit Herzog Hermann I. vermählt war. Sie ist zugleich die Mutter Itas gewesen [Vgl. Contin. Reginonis ad 926 (wie Anmerkung 32) Seite 158: Purchardus dux Alamanniae in Italia occiditur ... Herimanno ducatus Alamanniae committitur, qui viduam Burchardi duxit uxorem; Miracula S. Verenae c. 5, MG SS IV Seite 458: Herimannus Alamannorum dux Reginlindam nobilissimam matronam accepit in uxorem; dan wieder Contin. Reginonis ad 947, Seite 163: Liudolfus filius regis ... Idam filiam Herimanni ducis sibi coniugio copulavit. Nach Liudprand, Antapodosis V c. 1, MH 88 rer. Germ., Liudprandi opera, ed. J. Becker (1915) Seite 130f. war Ida Herzog Hermanns unica filia. Daß Reginlind gänzlich unfruchtbar war - so G. Waitz, Jahrbücher des DR unter König Heinrich I. (4. Auflage 1963) Seite 91 Anmerkung 2, - ist wegen der Miracula S. Verenae und der oben (bei Anmerkung 90) zitierten Einsiedler Überlieferung (vgl. auch H. Keller, Einsiedeln Seite 162 mit Anmerkung 86) unhaltbar. - Zudem läßt sich noch auf eine Züricher Urkunde hinweisen, die Burchard II. als Sohn Reginlinds zeigt; vgl. Th. Zottz, Breisgau (wie Anmerkung 30) Seite 150 Anmerkung 187. - Als Ehepartner sind Burchard I. und Reginlind auch in einer im 12. Jahrhundert verfälschten Urkunde, deren echter Kern aber noch gut faßbar ist eventuell aus dem Jahre 917 stammt, bezeugt; Abdruck und Erörterung der Datierung bei H. Roth, Waldkirch (wie Anmerkung 89) Seite 68ff. und 71ff.]. Waren nun zwei der drei Domnae nachweislich Gemahlinnen von Schwaben-Herzögen, so liegt das dann auch für die dritte, die Domniae Juditta, nahe. Und da bleibt in der Reihe der Schwaben-Herzöge bis um das Jahr 1000 - da wir entweder deren Frauen kennen bzw. da wir wissen, daß der Herzog Otto von Schwaben unvermählt war - nur der Herzog Konrad als der einzige mögliche Gemahl der Domna Juditta übrig [Die Gemahlin Herzog Burchards I. (917-926) und Herzog Hermanns I. (926-949) war Reginlind (vgl. Anmerkung 91); Herzog Liudolf (950-953) war mit Ida verheiratet (vgl. Anmerkung 91); Herzog Burchard II. (954-973) hatte die Tochter des Bayern-Herzogs Heinrich I., Hadwig, zur Frau (vgl. unter anderem MG D O III 157, 158 und R. Köpke-E. Dümmler, Otto der Große (wie Anmerkung 9) Seite 242 Anmerkung 4; Herzog Otto (973-982), Liudolfs und Idas Sohn, war unvermählt wie ja bei seiner Beerdigung in Aschaffenburg auch nur seine Mutter und seine Schwester Mathilde zugegen waren (vgl. untern 32); Herzog Konrads (983-997) Gemahlin gilt es hier zu ermitteln; und Herzog Hermann II. (997-1003) war bekanntlich mit Gerberga von Burgund vermählt, worauf unten Seite 27f. noch ausführlicher einzugehen ist.]. Herzog Konrad ist ja desgleichen als Chuonradus dux unter dem 20. VIII. im Einsiedler Nekrolog wie im Einsiedler Jahrzeitbuch eingeschrieben.

    Fried, Johannes: Seite 106, "Prolepsis oder Tod? Methodische und andere Bemerkungen zur Konradiner-Genealogie im 10. und frühen 11. Jahrhundert"

    Seine Ehefrau, Konrads II. und Heriberts Mutter, könnte tatsächlich jene Jutta/Judith gewesen sein, die für die Zeit des Erzbischofs Willigis von Mainz (975-1011) in einer 1128 ausgestellten Urkunde als Gemahlin eines dux Cuno de Beckilnheimgenannt wird und nach der traditionellen These, wiederum aufgrund dieses einzigen Belegs, für die Gattin der Schwaben-Herzogs Konrad II. galt [Mainzer Urkundenbuch Band 1, ed. M. Stimming, Darmstadt 1932, Seite 461-465 Nr. 553, hier Seite 463. Vgl. dazu Wolf, Kuno (wie Anmerkung 53), Seite 53f. mit Anmerkung 86-90; Jackman (wie Anmerkung 28), Seite 73-76; die Einwände Hlawitschkas, Thronwechsel (wie Anmerkung 28) Seite 229 sind nich solcher Art, daß sie mit der hier entwickelten Sicht nicht in Übereinstimmung zu bringen wären (vgl. die folgende Anmerkung = Exkurs 2). Die domna Juditta im Einsiedler Nekrolog etwa muß ja keineswegs, wie Hlawitschka meint, eine schwäbische Herzogin gewesen sein; sie kann ebensogut als Mutter Herzog Konrads und als elsässische "Herzogin" in so hervorgehobener Weise (domna!) Eingang in das Nekrolog gefunden haben. Da dasselbe (ohne die Nachträge) ohnehin nur 78 Namen enthält, deren jüngste datierbare zum Jahr 997 gehören, da nicht nur OTTO III. fehlt, obwohl seine Vorgänger genannt sind, sondern auch Herzog Hermann II., der 1003 starb, ist keineswegs ausgeschlossen, daß dessen mögliche Mutter, also Konrads II. Gemahlin, die gleich zu erwähnende Richlind, als das Nekrolog angelegt und geführt wurde, als gut 40-jährige Frau noch lebte. Ihr Fehlen im Einsiedler Nekrolog kann somit nicht als ein Indiz gegen ihre Existenz oder als Argument gegen die Richlind-These überhaupt angeführt werden (vgl. Exkurs 2). Zu Einsiedeln, Konradinern und Elsaß vgl. Zotz (wie Anmerkung 45), Seite 129f.; zu Einsiedeln allgemein: H. Keller, Kloster Einsiedeln im ottonischen Schwaben (Forschungen zur oberrheinischen Landesgeschicht 13), Freiburg im Breisgau 1964, zu Judiths möglicher, aber doch unsicherer Identifkation ebd. Seite 63 Anmerkung 99, zur Anlage des Nekrologs ebd. Seite 62.]. Judith wäre demnach Konrads II. Mutter, nicht seine Gemahlin. Auch diese Lösung hat Jackman bereits gesehen, wenn er sie auch unzureichend begründete. Durch jene Judith könnten nicht nur der Name der Großmutter Thietmars von Merseburg, sondern ebenso der nicht sehr seltene Name Heribert wie der Name Liutold (so hieß einer der Söhne "Kunos von Öhningen") in die Familie gelangt sein [Über diese Judith liefe dann auch die mögliche Verwandtschaft des Kölner Erzbischof Heribert zu den KONRADINERN; sie wäre kognatischer, nicht agnatischer Natur.].

    Heinzelmann Josef: "Spanheimer–Späne Schachwappen und Konradinererbe"

    Jutta und Dux Cuno
    Bisher übersehen wurde, dass die Urkunde, in der dux Cuno de Beckilnheim et uxor eius Jutta belegt sind, für das Kloster Disibodenberg ausgestellt und ausdrücklich von Megenh(art) de Spanh(eim) bezeugt ist und auch seine, bzw. seiner Mutter Schenkung beim Klostereintritt der domne Jutte darin aufgeführt wird, müssen wir die Nachricht im Lichte der Spanheimischen Familien- und Besitz-Vorgeschichte sehen. Der Passus lautet: Eodem tempore (also zur Zeit von Erzbischof Willigis 975–1011) dux Cuno de Beckilnheim et uxor eius Jutta diviciis, potencia et nobilitate precipui ob remedium animarum suarum et pro recordacione filie sue Ude iam ididem(!?) defuncte instinctu et rogatu eiusdem venerabilis archiepiscopi duos agros viginti iugera secundum veram et firmam estimacionem hominum continentes salice terre et duos mansos a colonis possessos in villa Boys (Boos) sancto Dysibodo in proprietatem contradiderunt. Diese Schenkung war keineswegs so umfänglich, dass man ihrer weit über ein Jahrhundert später und noch dazu derart ausführlich und hervorhebend gedenken musste; der Besitz scheint auch nicht gefährdet gewesen zu sein und es gab sicher vor der Neugründung des Disibodenbergs noch manche andere Schenkung ähnlichen Ausmaßes, die von Erzbischof Adalbert nicht bestätigt wurde. Alles deutet darauf hin, dass dieser Passus der Urkunde, ähnlich wie der über die neue Schenkung Nuwenkirchen der Spanheimer anlässlich der Gelübde Juttas, von dieser inspiriert wurde, die sich in der Nachfolge der Uda sah. Uda (Oda ist ein bei den KONRADINERN nicht unerwarteter Name) war also auf dem Disibodenberg in irgendeiner Weise, zur Erziehung, evtl. bei einem verwandten Kleriker, oder auch nur zufällig, etwa zu einer Wallfahrt, und ibidem defuncta. (Oder bezieht sich das ibidem auf Böckelheim? ) Der Wiederkehr des Namens Jutta (und desjenigen ihrer Lehrerin Uda) wurde 1128 gewiss Bedeutung beigelegt. Jutta von Spanheim leitete wohl ihren Namen von der Herzogsgattin Jutta her, wenn auch derzeit nur ihre Schwägerin als Nachkomme bestätigt werden kann. Für die von mir vermutete Abstammungslinie dürfte der Name Jutta als Fingerzeig dienen.
    Diese Überlegungen sind für die Geschichte des mittleren Nahegebietes (und vielleicht darüber hinaus) von Belang. Verständlich wird, warum die Burg Böckelheim 1044 im Besitz des Herzogs Gottfried (Godefroi le Barbu) von Lothringen war, der als agnatisch verwandter Nachfolger von Kuno/Konrads Schwieger(ur)enkel Friedrich III. das Amt und wohl auch die Amtsgüter geerbt hatte, aber eigentlich nicht die Allodien, zu denen Böckelheim gehörte. Es wurde ihm vom Kaiser (einem echten Urenkel Kunos von Böckelheim über seine Mutter Gisela) kriegerisch weggenommen, vielleicht auch im Namen der jungen aus der Vormundschaft inzwischen entlassenen Sophia oder Beatrice, den Töchtern Friedrichs II. oder III.
    Ohne jeden Beweis wird im Handbuch der historischen Stätten selbst in der letzten Auflage der dux Cuno de Beckilnheim mit dem Kärntner Herzog Konrad identifiziert. Im Lexikon des Mittelalters wird der Kärntner Herzog („wohl“) nur einschränkend genannt, was Wolf gleich als völlige Identifikation aufführt. Wolf geht ausführlich auf die Urkunde ein, weil diese von denen als Beweis für ihre Auffassung angesehen wird, die den dux Cuno de Bekkilnheim mit dem Schwaben-Herzog Konrad gleichsetzen, und nicht glauben wollen, dass dieser mit der OTTONIN Richlind verheiratet war.
    Für Wolf spricht gegen die Identität des dux Cuno mit Herzog Konrad von Schwaben, dass in der Urkunde von 1128 „außer der Tochter Uda keine weiteren Kinder des Herzogspaares von Böckelheim genannt werden, weder Hermann noch andere bekannte Kinder Konrads von Schwaben“. Er verlangt, dass in der Urkunde auch die lebenden Kinder vom durch die Schenkung erwirkten Seelenheil teilhaben sollten und daher genannt werden müssten. Der Unsinn dieser Forderung erweist sich aus der Folgerung, „dass das Paar Kuno und Jutta zum Zeitpunkt der Stiftung keine weiteren Kinder hatte, jedenfalls keine, die noch zum elterlichen Haushalt gehörten“. Der Nachsatz macht die ganze Überlegung hinfällig, die sonst dazu führt, dass Wolf Herzog Konrad von Kärnten eine zumindest halbwüchsige Tochter ohne weitere Kinder aus erster Ehe zuschreiben muss, aber auch, dass die von Jackman vorgeschlagene Identifikation mit einem Herzog Konrad vom Elsaß genauso unmöglich wäre, denn der soll ja der Vater Konrads von Schwaben (und dreier weiterer Kinder) sein, die also auch genannt sein müssten. Ich muss hoffentlich niemandem Beispiele dafür anführen, dass Eltern für ein einzelnes verstorbenes Kind eine Memorial-Stiftung einrichteten und nur sich selber miteinbezogen. In einem „Hauskloster“ hätten sie vermutlich auch die eigenen Eltern und weitere Kinder in die Fürbitten einschließen lassen, das war hier nicht der Fall. Wenn über diese Schenkung freilich eine förmliche Urkunde ausgestellt worden war, konnten darin die Kinder des dux Cuno durchaus genannt sein, nämlich als zustimmende Zeugen. Mindestens 13 Jahrzehnte später genügte die Bestätigung durch den örtlichen Erben, nämlich Meinhard im Namen seiner Gattin.
    Schließlich müssen wir auch eine ungefähre Zeitstellung für die so viel später bezeugte Schenkung finden: Es wird allgemein angenommen, dass Erzbischof Willigis den Disibodenberg als Kanonikerstift zu Beginn seiner Amtszeit einrichtete, also bald nach 975. Es bedurfte aber wohl einer gewissen Anlaufzeit, und wenn Uda nicht völlig zufällig dort starb, oder wenn sie in Böckelheim starb und auf dem Disibodenberg begraben wurde, kommen wir in die beiden letzten Jahrzehnte des Jahrtausends. Eine Grenze wäre der Tod ihres Vaters 997. Wann die Mutter Jutta starb, ist nicht feststellbar. Hlawitschka meint, ihr gelte der Eintrag einer domna Juditta in Einsiedeln zum November. Das mag sein, ist sogar wahrscheinlich, hilft uns aber nicht weiter, nicht einmal chronologisch.
    Wegen der in ihren Folgerungen unübersichtlichen Diskussion der Beweisführung hier einmal ein „Entscheidungsbaum“ mit Wahrscheinlichkeitsprozenten statt der üblichen Dezimalzahlen zwischen 0 und 1. Bei dieser Berechnung von Wahrscheinlichkeiten (es geht nicht um Wirklichkeit, die kennt nur 100 oder 0 %, wahr oder unwahr) habe ich die Prozentzahlen natürlich nach meiner eigenen Schätzung eingesetzt:
    Die 1128 beurkundete Schenkung des dux Cuno de Beckilnheim
    a) berichtet Tatsachen, überliefert durch kirchliche Quellen und Familientradition: 80 %,
    b) ist unbewusstes Missverständnis 10 %
    c) oder eine bewusste Entstellung von Tatsachen: 5 %
    d) ist eine reine Erfindung : 5 %.
    Im Falle a) und b) (80 + 10 %):
    aa) sind die Namen vertrauenswürdig: 80 % von 90 % = 72 %,
    ab) ist nur der des Mannes korrekt: 5 % von 90 % = 4,5 %
    ac) sind alle drei erfunden oder falsch wiedergegeben: 15 % von 90 % = 13,5 %.
    Im Falle aa) und ab) (72 + 4,5 %)
    aaa) ist der Herzogstitel vertrauenswürdig, weil Nachfahren kontrollierten und die Besitzgeschichte es nahelegt : 70 von 76,5% = 53,55 %
    aab) bedeutet er wie so oft nur eine postume Aufwertung: 30 %.
    Im Falle aaa) handelt es sich eindeutig um Herzog Konrad von Schwaben oder, aus chronologischen Gründen freilich mit sehr viel geringerer Wahrscheinlichkeit, um seinen von Jackman postulierten Vater Herzog Konrad vom Elsaß, und die Schenkung hat spätestens 997 stattgefunden. Der salische Herzog Konrad kann nur in einem Falle aba) gemeint sein, also mit 70 von 5 von 90 %, also 3,15 % Wahrscheinlichkeit. Die Schenkung müsste dann in den letzten Jahren von Willigis’ Amtszeit geschehen sein, nicht „ca. 975“, wie Vogt meint.

    … oder ein Herzog Konrad vom Elsaß?

    Ich gestehe, bei den vorangehenden Überlegungen Jackmans Vorschlag weitgehend beiseitegelassen zu haben, Herzog Konrad von Schwaben sei der Sohn eines Herzogs Konrad vom Elsass, der 982 starb und den er mit einem bekannten KONRADINER, dem bisher nur als Ortenaugraf und Sohn Gebhards, aber nicht als Herzog belegten Konrad identifiziert. In verwirrender Rabulistik nimmt Jackman den dux Cuno de Beckilnheimals Beweis dafür, dass dieser Konrad Herzog vom Elsaß war, um den nachweislich mit einer Jutta vermählten dux Cuno nicht mit dem Herzog Konrad von Schwaben gleichsetzen zu müssen, dem („Graf Kuno von Öhningen“) der Welfenchronist eine Ehe mit der als Tochter OTTOS I. bezeichneten Richlind nachsagt, die von Wolf als Enkelin OTTOS I. postuliert wird, um den angeblichen Thronbewerber von 1002, Herzog Hermann II., den Sohn Konrads, als LIUDOLFINGER-Erben bezeichnen zu können.
    Alle meine Argumente in Beziehung auf die Spanheimer gelten zwar auch, wenn man die Abstammung eine Generation weiter zurück verlegt. Ich habe nur einen Einwand: Wenn der dux Cuno de Beckilnheims chon 982 gestorben ist, erschiene mir seine Schenkung zu früh. Sie erfordert eine Reihe von mehr oder weniger Zeit erfordernden Voraussetzungen, die mit dem Amtsantritt Willigis’ (975) und der vielleicht auf 977 (oder gar noch später) zu datierenden Gründung des Stifts Disibodenberg zusammenhängen. Dass Konrad von Schwaben eine Schwester namens Jutta hatte, könnte natürlich dafür sprechen, dass auch ihre Mutter so hieß. Der Name ist aber schon seit dem ersten mit einer Jutta verheirateten Udo im „Haus“ der KONRADINER heimisch. Ich kann Jackmans Hypothese vorerst nur als extrem unwahrscheinlich ablehnen.

    oo Konrad Herzog von Schwaben 915/20-20.8.997
    Kinder:
    - Liutold Graf von Mömpelgard
    - Konrad Graf -24.11.994
    - Hermann II. 945/50-4.5.1003
    - Ita von Öhningen -16.10.
    oo Rudolf II. Graf von Altdorf (WELFE) -10.3.
    - Uda (Oda) - jung

    Literatur:
    Fried, Johannes: Prolepsis oder Tod? Methodische und andere Bemerkungen zur Konradiner-Genealogie im 10. und frühen 11. Jahrhundert - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 - Heinzelmann Josef: Spanheimer–Späne Schachwappen und Konradinererbe - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987 Seite 47-51,53-55,58,68,71,73,100,102-104,108,112,152,167,169,171,175,177 - Hlawitschka, Eduard: Wer waren Kuno und Richlind von Öhningen? Kritische Überlegungen zu einem neuen Identifizierungsvorschlag, in: Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins 128 1980 Seite 1-49 - Wolf Armin: Wer war Kuno von Öhningen? Überlegungen zum Herzogtum Konrads von Schwaben (+ 997) und zur Königswahl vom Jahre 1002. in Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters Band 36, Seite 25-83 1980 -

    Gestorben:
    25.12.

    Familie/Ehepartner: von Schwaben, Konrad. Konrad (Sohn von von der Wetterau, Udo I. und von Vermandois, Kunigunde) wurde geboren um 915/920; gestorben am 20 Aug 997. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. von Mömpelgard, Liutold gestorben vor 1044.
    2. von Schwaben, Konrad gestorben am 24 Nov 994.
    3. von Schwaben, Hermann II. wurde geboren in 945/950; gestorben am 4 Mai 1003.
    4. von Öhningen, Ita gestorben nach 1000; wurde beigesetzt in Altomünster [85250],Dachau,Bayern,Deutschland.
    5. von Schwaben, Uda

Generation: 2

  1. 2.  von Marchtal, Adalbert (Sohn von von Schwaben, Berchthold II.); gestorben am 6 Feb 954 in Schwabmünchen [86830],Augsburg,Bayern,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Obermarchtal [89611],Alb-Donau-Kreis,Baden-Württemberg,Deutschland; Graf von Marchtal

    Notizen:

    Adalbert Graf von Marchtal
    -6.2.954 gefallen bei Kastell Schwabmünchen
    Sohn des Grafen Berchthold II. (V.) in der Baar

    Glocker Winfrid: Seite 292, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    V. Generation 47

    NNw Tochter der Wendilgard und des Grafen Udalrich V.
    oo Adalbert, "comes de Marhtal"

    Eine Tochter Graf Udalrichs V. und der Wendilgard unbekannten Namens bezeugt Ekkehard IV., Casus s. Galli c. 82 S. 170. Hlawitschka, Untersuchungen Kap. Id (bei Anm. 245), sieht in dieser Dame die Gemahlin Graf Adalberts von Marchtal, der von Hlawitschka ebd. als Vater der Judith und somit als Schwiegervater Herzog Konrads von Schwaben (Kuno von Öhningen) (+ 997) nachgewiesen worden ist.
    Um diese Filiation besser abzusichern, hat Hlawitschka ebd. (bei Anm. 133-257) darauf hingewiesen, dass der Anspruch Herzog Hermanns II. von Schwaben, eines Sohnes der Judith, sich 1002 um die Nachfolge Kaiser OTTOS III. im Reich zu bewerben, auf einer durch Judith begründeten Verwandtschaft Herzog Hermanns II. mit dem verstorbenen Kaiser beruht haben muß. Hlawitschka identifiziert nun die namentlich nicht bekannte Gemahlin Graf Adalberts von Marchtal mit der aus Ekkehard IV. bekannten Tochter der Wendilgard (über die wir außer ihrer Existenz nichts weiter wissen), die zu den Nachkommen Herzog Ottos des Erlauchten gehörte. Die Vermittlung der Verwandtschaft Herzog Hermanns II. mit Kaiser OTTO III. über Otto den Erlauchten ist für die Suche nach dem genaueren Aussehen dieser Verwandtschaft eine unabdingbare Prämisse, da Hermann II. sonst bei seiner Ehe mit den kanonischen Ehehindernissen in Konflikt gekommen sein müßte.
    Es sei hier darauf aufmerksam gemacht, dass es keinen Quellenhinweis für die oben gegebene Verbindung (etwa in Form einer Nachbenennung oder der Besitznachfolge) gibt: es handelt sich um eine - wenn auch wohlbegründete - Konstruktion.
    Die Belege für Graf Adalbert von Marchtal sind bei Köpke-Dümmler S. 225 und 230 sowie bei Hlawitschka, Untersuchungen Kap. Id, Anm 168-175, zusammengestellt.
    Adalbert starb an einer im Kampf um das Kastell Schwabmünchen, in dem Bischof Ulrich von Augsburg während des Liudolfingischen Aufstandes vom Pfalzgrafen Arnulf eingeschlossen worden war, empfangenen Wunde.
    Die Vita Bischof Ulrichs von Augsburg bezeichnete Adalbert als den einzigen Anhänger OTTOS DES GROSSEN neben Bischof Ulrich von Augsburg und dessen Bruder Dietbald im aufrührerischen S-Deutschland der Jahre 953/54, was in der Verwandtschaftsverbindung seiner Frau begründet gewesen sein könnte.

    oo N.N., Tochter Udalrichs V. und der Wendilgard von Sachsen, Nichte von König HEINRICH I.

    Kinder:
    - Berchthold - 973/77
    - Judith
    oo Konrad Herzog von Schwaben 915/20-20.8.997

    Literatur:
    Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 292, 314 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 54,68,73, 108, Anmerkungen 168-175 - Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 Seite 225,230 -

    Gestorben:
    gefallen bei Kastell Schwabmünchen

    Kinder:
    1. 1. von Marchtal, Judith
    2. von Marchtal, Berchthold gestorben in 973/977.


Generation: 3

  1. 4.  von Schwaben, Berchthold II. (Sohn von von Schwaben, Berchthold I. und von Schwaben-Elsaß, N.); gestorben am 21 Jan 917 in Aldingen [78554],Tuttlingen,Baden-Württemberg,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Baar (Gebiet),Baden-Württemberg,Deutschland; Graf in der Baar

    Notizen:

    Berchthold II. Graf in der Baar
    -21.1.917 hingerichtet Aldingen
    Sohn des Pfalzgrafen Berchthold I. von Schwaben und der NNw. von Schwaben-Elsaß, Tochter von Graf Erchanger

    Berchthold II. unterstützte seinen Bruder Erchanger, machte 913 die Schlacht bei Ulm gegen die Ungarn und 915 die Schlacht bei Wahlwies gegen KONRAD I. mit und wurde wie sein Bruder vom König hingerichtet.

    Borgolte Michael: Seite 81, "Die Grafen Alemanniens"

    BERTOLD (V)
    (?909 XII 28 - 912 III 5, + 917 I 21)

    Belege mit comes-Titel:
    W II Nr. 761 (= UB St. Gallen Süd I Nr. 58, BU I Nr. 89, ThUB I Nr. 163), D KI Nr. 3

    Belege ohne comes-Titel:
    D K I Nr. 11, Annales Sangallenses maiores 279f. ad aa. 913,916 (= MGH SS I 77f.), Lendi, Untersuchungen 190 (= Annales Alamannici ad aa. 913,915,916), Synodus Altheimensis 626 capp. 34f., Annales Einsidlenses 141 ad a. 916, Annales Augienses 68 ad a. 917, Reginonis Abbatis Prumiensis Chronicon, Continuatio 155 ad a. 917, Annalista Saxo 594 ad a. 917, Annales Quedlinburgenses 52 ad. a. 917 (Name: Berthardus), Ekkehardi IV. Casus Sancti Galli 36-52 capp. 11-20 (= Ekkeharti TV. Casus sancti Galli 42-78 capp. 11-20; MGH SS II 83-87), Herimanni Augiensis Chronicon 112 ad a. 917, St. Galler Gedenkbuch pag. 73 (= Piper, Libri Confrat. 94 col. 306, 4)

    Literatur:
    Stälin, Geschichte I 266-272 - Roth von Schreckenstein, Erchanger und Berchtold - Meyer von Knonau, Geschlechtskunde 72 A. 2 - Dümmler, Ostfrk. Reich III 566,578,591,597,609-611 - Krüger, Zähringer II/III 493 - Baumann, Erchanger und Berchtold - Zellek, Salomo III. 75-99 - Meyer-Marthaler, Rätien 88-90 - Jänichen, Baar und Huntari 115, Tafel 2: "Die Bertholde" im Anhang - Dobler, Gedenkeintrag - Bühler, Richinza von Spitzenberg 319 - Zotz, Breisgau 65-70, 166f. - Bilgeri, Geschichte Vorarlbergs 1 92 - Goetz, "Dux" und "Ducatus« 17, 328f.,373 - Walther, Fiskus Bodman 263-265 - Borst, Pfalz Bodman 212-214,219 - Maurer, Herzog von Schwaben 37,42,46 - Clavadetscher, Wolfinus Cozperti palatini comitis filius 157f.

    Als Zeuge einer St. Galler Urkunde von ?909 (W II Nr. 761) und als Intervenient in zwei Diplomen KONRADS I. aus dem Jahr 912 (DD K I Nrn. 3 und 11) wird ein(Graf) Bertold aufgeführt. Dass es sich um eine und dieselbe Person handelt, geht aus einem Vergleich von Zeugenreihe und Intervenientengruppen hervor (Konrad II). Da Bertolt jeweils in der Umgebung alemannischer Grafen erscheint, darf man seinen Wirkungsbereich ebenfalls im Südwesten des Reiches vermuten; ein Comitat ist für ihn aber nicht nachgewiesen. Bertolt muß sicher von einem gleichnamigen Großen unterschieden werden, der bereits 892 als Pfalzgraf und 893/96 als einer der primates von Alemannien belegt ist, da er in vergleichbar hervorgehobener Position nicht vorkommt (s. Art. Berthold (IV).
    In der Forschung wird Bertolt durchweg mit dem Gefährten Erchangars (II), des "Herzogs" von Schwaben, identifiziert. Für diese Annahme spricht, dass Bertolt zur selben Zeit wie Erchangar als Intervenient am Königshof nachgewiesen ist. Nach einem ersten Konflikt zwischen Erchangar und KONRAD I. trifft man Bertolt und Erchangar noch einmal im Königsdienst an. Im Jahr 913 haben Arnolfus filius Liupoldi et Erchangerus cum Perahtoldo et Oadalrico die Ungarn besiegt (Lendi 190, vgl. Annales Sangallenses maiores 279f. bzw. 77). 915 gewann dann Erchangarcum Purchardo et Perahtoldocum ceteris patriotis suis eine Schlacht bei Wahlwies und wurde darauf zum dux erhoben (Annales Alamannici, ed. Landi 190). Als der "Herzog" und seine Genossen im folgenden Jahr von der Synode von Hohenaltheim wegen ihrer Vergehen gegen den König und Bischof Salomon verurteilt wurden, ut seculum relinquant, arma deponant, in monasterium eant, ibi iugiter peniteant omnibus diebus uitae suae (Synodus Altheimensis 623 c.21), war Bertoltmit betroffen (ebd. 626 c.34); allerdings ist nicht ganz klar, ob er bei der Kirchenversammlung selbst zugegen war (zu ebd. c.35 s. Dümmler 609 A. 1; allgemein vgl. Hellmannn, Synode von Hohenaltheim). Gleichwohl ereilte ihn 917, nach Hermann dem Lahmen am 21. Januar, dasselbe Schicksal wie Erchangar. Nach einer durch zeitgenössische Quellen nicht aufgehellten und spätere Erzählungen (Ekkehard) eher verdeckten Zuspitzung der Lage wurden Erchangar und Bertolt sowie Liutfrid getötet.
    Erchangar und Bertolt, die Ekkehard von St. Gallen als "Kammerboten" charakterisiert hat, erscheinen erstmals in den Annales Sangallenses maiores als Brüder (vgl. Henking, Die annalistischen Aufzeichnungen 360f.). Diese Angabe wird durch einen Eintrag im St. Galler Gedenkbuch bekräftigt (pag. 73), in dem die beiden zwischen anderen Verwandten stehen dürften (Erchangar II.). Nach einer von Baumann entwickelten These, die sich durchgesetzt hat, sind Bertolt und Erchangar (II.) aus dem besonders im östlichen Baarengebiet begüterten Geschlecht der ALAHOLFINGER oder BERTOLDE hervorgegangen (s. Art. Erchangar II). Vielleicht ist der Pfalzgraf Bertold (IV) Erchangars und Bertolts Vater gewesen (so Baumann 270-273).

    oo N.N.
    Kinder:
    - Adalbert Graf von Marchtal - 6.2.954 gefallen

    Literatur:
    Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986 Seite 78,80,81,109,111,141,147,269 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984 Seite 167,207 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band III Seite 321,486 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 566,578,591,597, 609-611 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 42,60,62-65 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 120,122,125 -

    Gestorben:
    hingerichtet

    Kinder:
    1. 2. von Marchtal, Adalbert gestorben am 6 Feb 954 in Schwabmünchen [86830],Augsburg,Bayern,Deutschland.


Generation: 4

  1. 8.  von Schwaben, Berchthold I.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Schwaben,Deutschland; Pfalzgraf in Schwaben

    Notizen:

    Berchthold I. Pfalzgraf in Schwaben
    Berchthold stammte aus dem herzoglichen Hause der ALAHOLFINGER und war der Schwager von Kaiser KARL III. DEM DICKEN. Er war eine wichtige Stütze seines Schwagers KARL und ARNULFS von Kärnten und war um 880 als Pfalzgraf bezeugt. Vorfahren sind für den Raum der Baar zu greifen: sogenannte "Berchtholdsbaar".

    Borgolte Michael: Seite 79, "Die Grafen Alemanniens"

    BERTOLD (IV)
    (880 I 8 - 892 III 17
    * nach 893 I 6 und vor 896 II)

    Belege mit comes-Titel:
    DD K III Nrn. 16 (comes palacii), 3l, W II Nr. 684 (palacii comes), D Arn Nr. 156

    Beleg ohne comes-Titel:
    D Arn Nr. 111 (= W II Nr. 688, ThUB I Nr. 144)

    Literatur:
    Roth von Schreckenstein, Erchanger und Berchtold 140 - Meyer von Knonau, Geschlechtskunde 72 A. 2 - Baumann, Gaugrafschaften 80 - Ders., Allgäu I 180 - Krüger, Zähringer II/111 493 - Baumann, Erchanger und Berchtold 270-273 - Bauer, Gau und Grafschaft 78 A. 146 - Jänichen, Baar und Huntari 113,115, Tafel 2: "Die Bertholde" und Tafel: "Die Grafen der Baaren" im Anhang - Schwarzmaier, Iller und Lech 53 f. - Mittaerauer, Markgrafen 239 - Schulze, Grafschaftsverfassung 330 A. 145 - Störmer, Alaholfinger - Clavadetscher, Wolfinus Cozperti palatini comitis filius 155 - Borgolte, Geschichte der Grafschaften Alemanniens, s.v. - Ders.., Alaholfingerurkunden, bei A. 113

    Auf den 17. März 892 ist eine St. Galler Urkunde datiert, nach der Chadoloh mit dem Kloster 4 Mancipien gegen 2 Knechte eingetauscht hat (W II Nr. 684; zum Datum Borgolte, Alaholfingerurkunden, A. 113). Die Rechtshandlung mit levatio cartae fand in pago Munterihesbuntere in villa Diethereskiriha statt; danach wurde die Urkunde in pago Eritgeuue in loco qui dicitur Pusso, in atrio sancti Laudegarii puplice befestigt. In der Zeugenreihe ist an 1. Stelle nach dem Aussteller das sig(num) Perehtodi (!) palacii comitis notiert. Die Namen Chadaloh und Bertold, die Stellung des Pfalzgrafen unter den Zeugen und die Actumorte (dazu Borgolte, Geschichte der Grafschaften Alemanniens 164) lassen als sicher erscheinen, dass der Geschäftspartner St. Gallens mit dem Pfalzgrafen verwandt war und beide dem Geschlecht der ALAHOLFINGER oder BERTOLDE angehörten (so zuletzt Borgolte, anders Meyer von Knonau). Aus der Zeugentätigkeit Bertolts läßt sich aber nicht ableiten, dass Bertolt Graf des Affa (so Baumann, Gaugrafschaften 80) oder Amtsverwalter im Eritgau war (so Jänichen 113, Tafeln; vgl. Art. Arnulf).
    Bereits mehr als 12 Jahre vor der St. Galler Urkunde ist ein Perhtoldus illustris comes palacii in der Umgebung KARLS III. nachgewiesen. Auf dem ersten Italienzug stellte der jüngste Sohn Ludwigs des Deutschen auf Intervention des Pfalzgrafen Bertold und des Truchsessen Waltfred, die er als seine, geliebten Getreuen, und als seine, Berater, (consiliarii) bezeichnet, für die Kirche zu Reggio ein Diplom aus (D K III Nr. 16 von 880 I 8). Weil KARL III. seit seiner Jugend mit Alemannien eng verbunden war (s. Art. Karl) und die Königsurkunde demselben Zeithorizont wie die St. Galler carta angehört, darf man die beiden Zeugnisse auf eine und dieselbe Person beziehen. Auch an KARLS 2. Italienzug dürfte Bertolt teilgenommen haben (vgl. Störmer, der aber irrtümlich 883 angibt). In einem nach der Kaiserkrönung, sicher im März 881, ausgestellten Diplom KARLS aus Siena wird Bertaldus nach Uualfredus unter den 1. gräflichen Beisitzern des Königsgerichts genannt; die Zeugenreihe führt der Graf Bertald sogar an (D K III Nr. 31; zum Pfalzgrafen am Hof KARLS s. Dümmler, Ostfrk. Reich III 294).
    Unter ARNULF scheint Bertold ebenfalls eine hervorragende Rolle gespielt zu haben; allerdings kommen für ihn nun lediglich Zeugnisse aus Alemannien in Betracht. In einem undatierten Mandat des Königs, das Adalberto, Perehtolto, Purgharto, Vodalrico et cunctis regni istius primatibus inscribiert ist, wird verfügt, ut unusquisque comitum nostrorum vel vicariorum in singulis comitatibus et ministeriis quicquid adpraefatum monasterium (sc. St. Gallen) cause seu iuste mallationis ab advocato vel rectoribus eius fuerit perquirendum, statim ad presens sine contradictionis obstaculo vel neglectu cum iuramento ex regia potestate coacto eidem monasterio iustitiam facere non omittat, si gratiam nostram habere voluerit (D Arn Nr. 111). Offenkundig setzt das Diplom die Bestätigung der Immunität und des Inquisitionsrechtes voraus, die St. Gallen am 6. Januar 893 von ARNULF erlangt hatte (D Arn Nr. 110); da ARNULF andererseits als rex tituliert wird, dürfte das Schriftstück vor Februar 896 zu datieren sein. Die so erschließbare zeitliche Nähe zur St. Galler carta 684 und der noch dort vermerkte Titel eines Pfalzgrafen für Bertold erlauben die Annahme, dass der zweite der von ARNULF namentlich genannten Primaten mit Bertolt identisch war.
    Vom 14. Juli 897 stammt ein weiteres Diplom ARNULFS, durch das der nunmehr Kaiser gewordene Herrscher einem Diotker im Augstgau im Comitat Arbos 10 Mansen schenkte (D Arn Nr. 156). Diese Güter lagen zwischen Pforzen, Schlingen und Hausen bei Kaufbeuren; zuvor hatte sie Perhtolt comes zu Lehen besessen. Die Angaben über die Besitzgeschichte lassen die Vermutung zu, dass der Graf die Verfügung über die Mansen noch nicht lange aufgegeben hatte, sie erlauben aber nicht die Annahme, Perhtolt sei zum Zeitpunkt der Urkundenausstellung verstorben gewesen (anders Baumann, Allgäu I 180, Schwarzmaier 53). Ein bald vor 897 belegter Graf Bertold kann mit dem Pfalzgrafen von 880 und 892 und dem primas regni von 893/96 personengleich gewesen sein; ich halte die Identität für sehr wahrscheinlich, da der Augstgau zur Nachbarschaft der Alaholfsbaar gehört hat, in der die ALAHOLFINGER eine herausragende Rolle spielten (s. Borgolte, Geschichte der Grafschaften Alemanniens, Kap. V.4). Ein Besitz Bertoldsim Augstgau besagt natürlich nicht, dass Bertolt auch eine den Augstgau einschließende Grafschaft verwaltet hat (vgl. Borgolte, loc. cit., Kap. VII), doch ist dies möglich. Bertolt wäre dann ein Vorgänger ARBOs und ein Kollege Rudolfs (I, II, III) gewesen.
    Die Urkunde ARNULFS von 897 nötigt dazu, auch ein Diplom Ludwigs des Deutschen aus der Mitte des 9. Jahrhunderts zu behandeln, in dem von einem Königsgericht unter Vorsitz des missus dominicus Iring und der Grafen Babo und Perhtold die Rede ist (D LdD Nr. 66). An der ausführlich geschilderten Gerichtsverhandlung, deren Gegenstand hier nicht näher interessiert (s. Art. Pabo), hat der populus aus dem Illergau, Augstgau und Alpgau teilgenommen. Es ist also denkbar, dass der Graf Bertold in einer der östlichen Landschaften Alemanniens eine Verwaltungsaufgabe wahrgenommen hat. Er könnte ein Vorgänger Beumanns im Augstgau gewesen sein, doch kann ein alemannischer Wirkungskreis aus dem Diplom allein nicht erschlossen werden.
    Nach einer These von Baumann (Erchanger und Berchtold, ebenso Krüger, Jänichen115 und Tafel 2, Störmer, Clavadetscher, vgl. Meyer von Knonau) war der Pfalzgraf Bertoltder Vater der sogenannten Kammerboten Erchangar (II) und Bertold (V), die Anfangs des 10. Jahrhunderts den Dukat in Alemannien zu erlangen suchten; der Name Erchangar soll durch eine Heirat Bertolts mit einer Frau aus der Nachkommenschaft des Breisgaugrafen Erchangar (I) ins Geschlecht der ALAHOLFINGER gekommen sein. Eine Identität Bertolts mit Erchangars Bruder schließen Baumann und Krüger (vgl. Roth von Schreckenstein 140) mit Recht aus, da dieser in den Quellen Erchangar nachgeordnet wird, während Bertolt schon vor Ende des 9. Jahrhunderts als comes palacii bezeichnet worden ist.
    In einem umfangreichen Eintrag des St. Galler Gedenkbuches (pag. 73 = Piper, Libri Confrat. 94 col. 306), der offenbar von dem bayerischen Markgrafen Liutpold und Erchangar und Bertold, seinen Schwägern, angeführt wird, sind mehrere Personen namens Bertold genannt. Mitterauer identifizierte einen von ihnen mit Bertolt, ohne dafür überzeugende Argumente vorbringen zu können (vgl. Döbler, Gedenkeintrag).

    um 865
    oo N.N.von Schwaben-Elsaß, Tochter des Grafen Erchanger

    Kinder:
    - Kunigunde um 882-7.2.915?
    1. oo Liutpold Markgraf von Bayern -4.7.907
    911 2. oo KONRAD I. König des Deutschen Reiches 882-23.12.918
    - Berchthold II. -21.1.917
    - Erchanger -21.1.917

    Literatur:
    Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986 Seite 56,58,78,79,81,91,111,225,266 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984 Seite 167,185,206,257 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 484, 563,575,588,594,606-608 -

    Berchthold heiratete von Schwaben-Elsaß, N. um 865. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 9.  von Schwaben-Elsaß, N. (Tochter von Erchanger).
    Kinder:
    1. 4. von Schwaben, Berchthold II. gestorben am 21 Jan 917 in Aldingen [78554],Tuttlingen,Baden-Württemberg,Deutschland.
    2. von Schwaben, Kunigunde wurde geboren um 882; gestorben nach 915; wurde beigesetzt in Lorsch Kloster [64653],Bergstraße,Hessen,Deutschland.
    3. von Schwaben, Erchanger gestorben am 21 Jan 917 in Öttingen [86729],Donau-Ries,Bayern,Deutschland; wurde beigesetzt in Wannweil [72827],Reutlingen,Baden-Württemberg,Deutschland.