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Richgard

weiblich um 840 - 909  (69 Jahre)


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Generation: 1

  1. 1.  Richgard wurde geboren um 840 (Tochter von Erchanger); gestorben in 906/909 in Andlau [67140],Bas-Rhin,Elsass,Frankreich; wurde beigesetzt in Andlau [67140],Bas-Rhin,Elsass,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Ostfrankenreich; Ostfränkische Königin
    • Titel/Amt/Status: römische Kaiserin

    Notizen:

    Richgard (Richardis) Ostfränkische Königin
    römische Kaiserin
    um 840-18.9.906/09 Kloster Andlau Begraben: Kloster Andlau
    Tochter des Grafen Erchanger

    Lexikon des Mittelalters: Band VII Spalte 827

    Richardis (Richgard), Kaiserin
    * um 840, +

    Als Tochter des elsässischen Grafen Erchangar, verheiratet seit 861/62 mit KARL III., der damals als ‚Rector‘ (Graf) im Breisgau amtierte. Obschon durch den König und Kaiser unter anderem mit mehreren Reichsklöstern ausgestattet, gründete Richardis auf väterlichem Erbgut im Elsaß das Nonnenkloster Andlau, das sie 881 anläßlich der Kaiserkrönung KARLS dem heiligen Petrus tradierte. Die Herrscherin gebar ihrem Gemahl keine Kinder; dem Vorwurf der Unzucht mit Erzkanzler Liutward von Vercelli begegnete sie 887 mit der Behauptung der Jungfräulichkeit, sie verließ jedoch den Hof noch vor KARLS Sturz und zog sich nach Andlau zurück. Im Bistum Straßburg wurde Richardis bald als Heilige verehrt (Fest 18. September), Papst Leo IX. erhob 1049 ihre Gebeine.

    Quellen:
    MGH DD Karol. Dt. II, 326-328 – A. Bruckner, Reg. Alsatiae I, 1949, 390-395 Nr. 656

    Literatur:
    M. Borgolte, Die Geschichte der Grafengewalt im Elsaß, ZGO 131, 198, 25-35 - Helvetia Sacra 3/1, 1986, 335f.,352f., 1996 - R. Schieffer, Die Karolinger, 1992 - D. Geuenich (Festschrift E. Hlawitschka, 1993), 106-109.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 458, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    IV. Generation 23
    KARL III. wurde nicht 884 Kaiser, sondern 881 II 12. Auf diesem Versehen von Brandenburg ist darum zu insistieren, weil er zusammenfassend bemerkt "Herrscher des fränkischen Gesamtreiches, Kaiser, 884". Die Inbesitznahme aller regna (das W-Reich erst 885) hat aber mit dem Erwerb der Kaiserwürde, deren Bedeutung inzwischen auf Italien und Rom beschränkt war, nichts zu tun. - KARLS Absetzung durch die ostfränkischen Großen galt, was häufig nicht beachtet wird, nur für diese, nicht zum Beispiel für W-Franken, deren Thron erst mit KARLS Tod vakant wird. Wichtig sind die Bemerkungen von E. Ewig (wie oben, Anm. zu IV,5), wonach erst die Absicht KARLS, LUDWIG III., den Sohn Bosos von Vienne und Enkel Kaiser LUDWIGS II., zum Nachfolger im Gesamtreich zu machen (diese Absicht darf als gesichert gelten), den Aufstand ARNULFS auslöste.
    Wir wissen sicher, daß KARLS Ehe mit Richardis kinderlos war denn sonst hätte die Kaiserin 887 nicht erklären können (ganz unabhängig von der Richtigkeit dieser Angabe), ihre Ehe sei nie vollzogen worden (so schon Regino von Prüm, vgl. Dümmler 3, 284). Da muß es überraschen, daß Brandenburg dem Kaiser einen ehelichen Sohn Karlmann, mit dem Vermerk "+ 876" zuschreibt (B. V,14). Er beruft sich dabei auf Dümmler 3, 292, Anm. 3, von dem die Ann. Alamann. 876 zitiert werden ... Karolomannus filius KAROLI (und andere) obierunt. Aber Dümmler bemerkte dazu im Obertext, es müsse dahingestellt bleiben, ob KARL III. außer Bernhard noch einen anderen unehelichen Sohn, Karlmann, gehabt habe. Doch können wir diesen vermeintlichen KAROLINGER ganz streichen. Dümmler hat nämlich denselben Beleg schon einmal 2, 359, Anm. 1 verwendet (und verweist auch, was Brandenburg hätte beachten sollen, auf diesen Umstand), um den Tod von KARLS DES KAHLEN Sohn Karlmann zu datieren, der noch Anfang 876 gelebt habe, wie aus einer Urkunde Papst Johannes VIII. für Karlmanns Abtei S.-Medard de Soissons hervorgeht. Im Gegensatz zu Dümmlers unentschiedener Haltung in Band 3 seines Werkes müssen wir betonen, daß die Annalen ohne jeden Zweifel den Sohn KARLS DES KAHLEN gemeint haben. Für sie war "Karolomannus filius KAROLI" eine eindeutige Definition, denn es gab sonst keinen KARL, der einen Sohn dieses Namens hatte. Der westfränkische Karlmann ist auch tatsächlich 876 gestorben, denn kaum war sein Vater, KARL DER KAHLE, der ihn blenden ließ, Ende 877 gestorben und hatte sein Bruder Ludwig der Stammler, nach anfänglichen Schwierigkeiten, die Regierung angetreten, da stiftete dieser am 8. Februar 878 ein Seelgedächtnis für Karlmann in dessen Kirche S.-Medard (HF 9, 416f.; dort irrig zu 879 datiert). Zum Todesdatum der Richardis äußert sich Brandenburg nicht. Tag und Monat sind überliefert: IX 18, vgl. Dümmler 3, 285. Die ebd. für den Terminus post des Todesjahres herangezogenen sogenannten Andlauer Statuten "von 892 oder 893" kommen nicht in Betracht, da sie eine Fälschung des 11. Jahrhunderts sind. Verfälscht, aber doch im Kern echt, wie der Hg. angezeigt hat, ist ein Diplom Ludwigs des Kinds von 906/09 für Andlau, ed. Th. Schieffer, MG, Die Urkk. d. dt. Karolinger 4,1963, 200-203, nr. 68 (vgl. dort 202 zu den Andlauer Statuten und 200, Z. 25f. zum Datum). Hier wird Richardis als verstorben genannt und die Nachfolge der Ruuddrudis in der Leitung von Andlau geregelt. Erneute Bestätigung ist das Diplom Karls des Einfältigen von 912 II 3 (Lauer nr. 125), das, wie Schieffer ebd. gegen den Hg. Lauer zeigt, keine Fälschung ist, sondern nur interpoliert wurde.

    Rappmann Roland/Zettler Alfons: Seite 433, Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998

    RICHGARD
    + 18.9. ca. 900 (vor 906/08)
    Necr. B 18.9. "Rihcart imperatrix", Gemahlin KARLS III.

    Literatur:
    Dümmler, Geschichte des Ostfränkischen Reiches 2 Seite 36, 3 besonders Seite 284f; BM² 1350a, 1574a, 2063; Vogelsang, Die Frau als Herrscherin Seite 20; Büttner, Kaiserin Richgard; Werner, Nachkommen Seite 451f Nr. 23, Tafel IV/23; Konecny, Die Frauen Seite 141f.; Borgolte, Die Geschichte der Grafengewalt im Elsaß Seite 25ff.
    Zum Todestag: Dümmler, ebd. 3 Seite 285 Anmerkung 3; Werner, ebd. Seite 452.

    Die Tochter des Grafen Erchanger vom Alp- und Breisgau war die Gemahlin des der Reichenau besonders eng verbundenen Kaisers KARL III.; zu Graf Erchanger bzw. Richgards Vater vgl. Borgolte, Karl III. Seite 38f. und Dens., Die Grafen Alemanniens Seite 106.
    Richgard bekam von ihrem Gemahl eine Reihe von Klöstern, vorwiegend im alemannischen Raum, übertragen (zum Beispiel Zürich, Säckingen, Zurzach und Pavia), die teilweise in Verbrüderungskontakt zur Reichenau standen, wie Geuenich, Listen Seite 234ff. aufzeigen konnte. Sie zog sich nach der Trennung von KARL im Jahre 887 in das von ihr gestiftete Nonnenkloster Andlau im Elsaß als Äbtissin zurück, wo sie vor 906/08 starb und ihr Grab fand. Beziehungen zur Inselabtei deuten sich zudem in KARLS III. Schenkung der Abtei Zurzach an seine Gemahlin im Jahre 881 an. Dabei bestimmte der Herrscher, daß Zurzach nach seinem Tode demjenigen Kloster zufallen sollte, das er sich als Grabstätte ausgesucht habe, was ja bekanntlich im Jahre 888 auf die Reichenau zutraf; zur Schenkung etc. vgl. BM² 1624, Beyerle, Von der Gründung Seite 112f., Reinle, Die heilige Verena Seite 14 und Geuenich, Listen.
    Wahrscheinlich wurde Richgard zusammen mit ihrem Gemahl, dessen Eltern und Geschwister in dem Liber viventium von Pfäfers p. 41A1 eingetragen.

    Treffer Gerd: Seite 56-58, "Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert)"

    Richarde von Schwaben - vom unaufhaltsamen Aufstieg und plötzlichen Fall
    * um 845, + ?
    Gemahlin KARLS DES DICKEN (* 839; König: 876-888; Kaiser 881)

    Als Richarde, eine schwäbische Prinzessin mit 17 Jahren 862 den letzten Sohn Ludwigs des Deutschen heiratet, rechnet sie sich sicher keine große Zukunft aus. Vierzehn Jahre ist sie verheiratet, als KARL beim Tod seines Vaters Alemannien mit dem Elsaß erbt, ganz nach der Logik der fränkischen Erbgepflogenheiten. Richarde ist nun einunddreißig. Über eine Reihe von familiären Todesfällen wird sie an der Seite ihres Mannes immer höher steigen. 876 bietet der Papst ihrem Mann zwei - durch den Tod KARLS DES KAHLEN freigewordene - Kronen an: zuerst die eines Königs von Italien und später die kaiserliche. Richarde wird also im Rahmen einer ferierlichen Salbung 881 in Rom Kaiserin.
    Im folgenden Jahr sterben die beiden älteren Brüder KARLS: er erbt das fränkische Ostreich. Im Dezember 884 ist dem Kaiserpaar das Schicksal erneut hold: Karlmann, der König des W-Frankrenreiches, stirbt. Wer soll ihm nachfolgen? Das vierjährige Kind Karl, der Sohn Adelheids und Ludwigs des Stammlers? Die Großen des W-Reiches rufen Richardes Mann. Weniger vielleicht, weil er aufgrund seiner anderen Ämter die Wiedervereinigung des fabulösen Reiches seines Großvaters, KARLS DES GROSSEN, erwarten läßt, sondern weil er, vielfältig beschäftigt, kaum in der Lage sein wird, ihnen ihre Vorrechte streitig zu machen.
    Im Juni 885 begleitete Richarde ihren Mann nach Ponthion, wo er als König der W-Franken die Treueschwüre der Barone und die Segnung der Bischöfe entgegennimmt. Die Königin bekümmert, daß sie keine Kinder hat. 864 hatte sie nach zwei Ehejahren einen Sohn geboren. Aber dieser Karlmann ist 876 verstorben, noch vor ihrem unerwarteten Aufstieg zur Königinnen- und Kaiserinnenwürde. Ein immenser Verlust für die Mutter, der ihr immer mehr bewußt wird. Sie wird keine weiteren Kinder mehr haben. [Hier ist dem Autor eine Verwechslung mit KARL DEM KAHLEN und dessen aufsässigem Sohn Karlmann, der 876 starb, unterlaufen. Wie hätte sie denn 887 dem Vorwurf des Ehebruchs mit der Behauptung von ihrer Jungfräulichkeit begegnen können, wenn sie 864 einen Sohn geboren hätte?] Das königliche Paar läßt sich in Paris nieder. Sich ihrer neuen Privilegien zu erfreuen, wird Richarde keine Zeit mehr haben - kaum vier Monate später, im November 885 schon, taucht die schreckliche Normannenflotte vor der Ile de la Cite, dem Herzen von Paris auf: 700 Kriegsschiffe, 40.000 Krieger, sagt man. Die Angriffe sind fürchterlich. Und ihr Mann macht eine erbärmliche Figur. Während Odo, Graf von Paris, die Stadt tapfer hält, braucht KARL ewig lang, bis er heranzieht. Endlich erschienen, wagt er - trotz einer Übermacht von drei zu eins - den Kampf nicht und sucht sein Heil in der Bestechung des Gegners. In den Ananlen von St. Vaast steht: "Und es wurde ein wahrhaft erbärmlicher Beschluß gefaßt. Denn nicht nur wurde ihnen für die Stadt eine Loskaufsumme versprochen und gegeben, sondern auch ohne irgendwelche Behinderung ihen freier Weg gelassen, um im Winter Burgund zu plündern." Der Chronist Regino von Prüm schildert den weiteren Verlauf so: Dann zog KARL ab "und begab sich geradewegs nach Alemannien. Im November 887, um den Todestag des heiligen Martin etwa, kam er nach Tribur und berief dorthin einen allgemeinen Reichstag. Als die Großen des Reiches sahen, daß nicht nur seine Körperkraft, sondern auch sein Verstand ihn verließ [KARL war im Kloster Reichenau am Bodensee trepaniert worden] ... fallen [sie] in einer plötzlichen Verschwörung vom Kaiser ab, ... so daß nach drei Tagen kaum jemand übrig blieb, der ihm auch nur die Pflichten der Menschenliebe erwiesen hätte ..."
    KARL stirbt am 13. Januar 888. Frankreich, auch das Reich, läßt er in einer dramatischen Situation zurück. Die Königin, die keinem der Reiche einen Erben bieten kann, zieht sich in ein Kloster zurück und nimmt den Schleier. Sie mag über den langen, unaufhaltsamen Aufstieg ihres Mannes und den plötzlichen Fall, über ihr Leben meditiert haben wie der Chronist Regino: "Es war ein der Betrachtung würdiges Ereignis und für die Schätzung des menschlichen Loses durch den Umschwung der Dinge erstaunlich: Denn wie zuvor, indem alles in unglaublicher Fülle zuströmte, ein günstiges Geschjick so viele udn so große Königreiche ohne Mühe und Schweiß, ohne Anstrengung und Kampf ihm zugeführt hatte, so entriß ihm jetzt ein widriges Geschick in einem Augenblicke alles, was es ihm einst ruhmvoll und im Übermaß göttlicher Gnade verliehen hatte." Schwester Richarde in ihrem Kloster hatte am eigenen Leib erprobte Erfahrungen genug, über die Eitelkeit der Dinge, insbesondere die des Glanzes der Macht nachzusinnen. Unbekannt bleibt, wann diese einst "erste Frau des Abendlandes" starb.
    Unbestreitbar steht nach KARLS DES DICKEN Tod der französische Thron Karl, dem Sohn Adelheids und Ludwigs des Stammlers, zu. Der achtjährige Karl hat aber wiederum keine Chance, seine Rechte geltend zumachen Und Odo, der brillante Verteidiger von Paris, hat seine eigenen Absichten: er läßt sich von den Baronen im Februar 888 in Compiegne zum König wählen. Er sagt sich, daß ein Dynastiewechsel in der Geschichte dees Landes ja nicht vorbildlos ist. Letztlich bleibt er ein Zwischenspiel zwischen zwei KAROLINGERN. (Noch ist die Zeit für sein Geschlecht nicht reif - einer seiner Nachfahren wird dann Hugues Capet sein.) Odo kämpft tapfer gegen die Normannen und der KAROLINGER-König des O-Reiches, ARNULF, erkennt ihn in Worms an. Kein Sieg ist ihm allerdings gegen die Barone im S beschieden. Der Kampf gegen die Herren zieht sich hin, und der Erzbischof von Reims holt den legitimen Thronerben zurück, salbt ihn am 28. Januar 896 zum Gegenkönig: Karl III., der Einfältige. Er ist nicht einfältig; Odo hat die militärische Macht. Karl findet den "modus vivendi", erkennt Odo an und wartet in seiner Lieblingsstadt Laon ab. Frankreich hat jetzt zwei gesalbte und anerkannte Könige, die sich stillschweigend dulden, um einen blutigen Krieg zu vermeiden und auf den Tod des anderen warten, umd diese Schwebesituation zu beenden.
    Odo stirbt plötzlich 898 undKarlist zur großen Freude einiger Barone alleiniger König. Sie glauben, mit dem 19-jährigen leichtes Spiel zu haben. Unter konzilanten Äußeren allerdings verborgen bleibt, daß Karl ein großer König sein wird. Neun Jahre nach seiner Throneroberung wird er Frederune heiraten.
    Richgard hatte zwischen 878 und 880 eine Reihe von Frauenklöstern übertragen erhalten. In den Bereich der Hofintrigen gehört es, wenn sie beschuldigt wurde, Ehebruch mit dem langjährigen Berater ihres Gemahls, Bischof Liutward von Vercelli, begangen zu haben. Da die seit 862 bestehende Ehe kinderlos blieb, versuchte ihr Gemahl vergeblich, einen KAROLINGER als Nachfolger zu adoptieren. Vermutlich gehört auch Richgards Klostereintritt in das Kloster Andlau 887 in den Rahmen der Bemühungen um einen legitimen Nachfolger. Da KARL III. öffentlich bekannte, niemals mit ihr geschlechtlich verkehrt zu haben, konnte die Ehe annulliert werden und dem Kaiser stand es frei, sich erneut zu verheiraten.

    Büttner Helmut: "Geschichte des Elsaß"

    Besondere Zuwendungen machte KARL III. seiner Gemahlin Richgard. Die bedeutendsten Frauenabteien seines Gebietes wurden in ihrer Hand vereinigt. Bereits im Februar 878 wurde Richgard mit den Frauenabteien zu Säckingen am Hochrhein, dessen Besitz bis zum Walensee und nach Glarus reichte, und zu Zürich, dessen Güter und Rechte entlang den Ufern des Zürichsees sich erstreckten und bis in das Gebiet des Vierwaldstättersees hinübergingen, gegeben. Im Juli 880 bestätigte der König eine Rechtsfestsetzung seiner Gattin am Elsaß; eine weitere Vergabung an Richgard erfolgte im Oktober 881, als KARL III. in der Pfalz Bodman weilte. Damals wurde Richgard das Nonnenkloster St. Marinus zu Pavia auf Lebenszeit überlassen, gleichzeitig wurde auch das Klösterchen Zurzach am Hochrhein an die Kaiserin übertragen.
    Am 10. Juli 880 bestätigte KARL III., dass seine Gattin einige Hufen ihres Eigengutes in Meistratzheim und Bergheim im Elsaß an Walpurga und deren Gatten Huto vergabte, aus deren Besitz das Gut dann letztlich an die Kirche in Andlau gelangen sollte. Diesem Ort, der zu ihrem Familiengut gehörte, wandte Richgard ihre besondere Neigung zu. Zwischen 880 und 884 gründete sie hier einen Frauenkonvent, der ihr Andenken im Elsaß lange Jahrhunderte wach hielt. Während des Aufenthaltes in Rom, während der Kaiserkrönung im Februar 881 oder auch während des langen Aufenthaltes KARLS III. im Jahr 883 in Italien, war die neue Gründung von Richgard dem römischen Stuhl tradiert worden. Entsprechend der Vorliebe Richgards für Andlau erhielt dieses Kloster, dessen Leitung die Kaiserin gleichfalls innehatte, eine reiche Ausstattung. Um dieselbe Zeit ungefähr erhielt Richgard von ihrem Gemahl auch das Westvogesen-Kloster Etival zugewiesen, das sie an Andlau weitervergabte.
    Auch Richgard wurde in die Händel, die zum Sturz des Erzkanzlers Liutward führten, hineingezogen und zog sich in ihre Stiftung nach Andlau zurück.
    Andlau selbst wurde auf Erbgut Richgards gebaut; ein beträchtlicher Familienbesitz des Grafen Erchanger wird vorhanden gewesen sein und ist unter den Ausstattungsgütern Andlaus zu suchen. Auch das weitere Waldgebiet Andlaus, dessen Kernstück die spätere Grafschaft Dagsburg darstellte, ist von Erchanger an Richgard und von dieser an Andlau übergegangen. Darin ist aber zweifellos wiederum ein großer Teil ehemaligen Reichsbesitzes enthalten.

    Schieffer Rudolf: „Die Karolinger“

    Noch in Kirchen (Ende Mai 887) ließ sich der Kaiser, der eben LUDWIG von Burgund an Sohnes Statt angenommen hatte, nötigen, seinen bis dahin allmächtigen Erzkanzler Liutward von Vercelli vom Hof zu verweisen und durch Erzbischof Liutbert von Mainz zu ersetzen, laut Reginos Chronik unter der Beschuldigung des Ehebruchs mit der Kaiserin Richgard. Während sich Liutward angeblich zu ARNULF begab, soll sich Richgard mit der Beteuerung gerechtfertigt haben, in 25 Ehejahren unberührt geblieben zu sein, trennte sich von ihrem kranken Gemahl und zog sich in das von ihr gegründete Kloster Andlau zurück. Dass dies alles geschah, um KARL eine neue Ehe und doch noch Nachwuchs zu ermöglichen, ist bloß eine vage Vermutung.

    Mühlbacher Engelbert: Seite 410, "Deutsche Geschichte unter den Karolingern"

    Der lange gehegte Groll gegen den verhaßten Günstling Liutward kam im Sommer 887 auf einem Reichstag in Kirchen zum Ausbruch. Seine eigenen Landsleute, die Alemannen, hatten sich zu seinem Sturz verschworen. Um ihn zu Fall zu bringen, griff man zu den wirkungsvollsten Mitteln: Man verdächtigte seine Rechtgläubigkeit und zieh ihn eines sträflichen Verhältnisses zur Kaiserin. Schwerer noch fiel die andere Anklage ins Gewicht, die Anklage des Ehebruchs mit der Kaiserin, mit der er in vertraulicheren Beziehungen stände, "als nötig sei".
    Nach dem Sturz Liutwards bestand die Kaiserin Richarda um so kräftiger auf der Verteidigung ihrer weiblichen Ehre. Sie forderte von ihrem Gemahl öffentliche Genugtuung für die ihr angetane Schmach. "Nach wenigen Tagen", so berichtet der gleichzeitige Chronist Regino von Prüm, "ruft der Kaiser seine Gemahlin Richarda wegen dieser Sache vor die Reichsversammlung und - es ist wunderlich das zu erzählen - erklärt öffentlich, dass er niemals mit ihr fleischliche Gemeinschaft gehabt habe, obwohl die durch mehr als ein Jahrzehnt" - genau gerechnet, durch volle 25 Jahre - "in gesetzmäßigem Ehebund mit ihm vereint gewesen sei. Sie hinwieder beteuert, dass sie von jeder geschlechtlichen Beziehung nicht nur zu ihm, sondern zu jedem Mann rein sei und rühmt sich ihrer unversehrten Jungfräulichkeit und erbietet sich zuversichtlich - sie war nämlich eine fromme Frau - dies nicht nur durch ein Gottesgericht, nach dem Belieben ihres Gemahls entweder durch gerichtlichen Zweikampf oder durch die Probe der glühenden Pflugscharen, "zu beweisen". Auf diesen Beweis verzichtete der Kaiser, doch die Sage ließ sich diesen drastischen Zug nicht entgehen. In fantastischer Ausschmückung berichtet sie von einer Feuerprobe, der die verleumdete Kaiserin sich unterzogen habe; sie habe ein Wachshemd auf bloßem Leibe angezogen, dieses sei an vier Enden angezündet worden und ihr jungfräulicher Körper unverletzt geblieben, der Verleumder aber habe die Lüge am Galgen gebüßt. In Wirklichkeit trennte sich die Kaiserin von ihrem Gemahl und zog sich in das von ihr gestiftete Kloster Andlau im Elsaß zurück. Allda ist sie auch selig verstorben und bald galt sie als Heilige; Papst Leo IX. kam, als er 1049 in Deutschland weilte, selbst nach Andlau zur feierlichen Erhebung und Übertragung ihrer Gebeine in die von ihm geweihte Kirche und noch nach Jahrhunderten zeigte man im Kloster Etival das unversehrte Wachshemd, welches sie bei jener Feuerprobe getragen haben soll, als kostbare Reliquie.

    Konecny, Silvia: Seite 140,147, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    KARL III. ging ebenfalls zu Lebzeiten Ludwigs des Deutschen zwei Ehen ein. Einer dieser Verbindungen entstammte ein Sohn, den die Quellen "ex concubina natus" nennen, während die zweite allgemein anerkannte Ehe kinderlos blieb. Die erste Ehe schloß KARL III. vermutlich 862 mit einer Tochter des Erchanger, in der wohl die Mutter Bernhards, des einzigen Sohnes KARLS III., zu sehen ist. Als Datum des Eheschlusses fügt 862 sich zeitlich sehr gut zu einer ersten Phase der Opposition der Söhne gegen Ludwig den Deutschen, was deren Eheschlüsse bewirkt haben dürfte. Erchanger gehörte zu einem fränkischen Adelsgeschlecht, das vermutlich im "Ehestreit" Lothars II. eine beträchtliche Rolle spielte. Wahrscheinlich hing die militärische Hilfe, die Ludwig der Deutsche seinem Neffen Lothar 862 leistete, mit der Ehe KARLS III. zusammen. Dieser brauchte, wie die Quelle eigens betont, wegen seiner Heirat dem Vater keine Gefolgschaft für militärische Aktionen im Mittelreich zu leisten. Allgemein sieht man allerdings in der als Richgardis bekannten und kinderlosen Ehefrau KARLS III. die Tochter des Erchanger und hält Bernhard für den Sohn einer unbekannten Konkubine. Gegen diese Hypothese sprechen jedoch mehrere Indizien. Erstens war Bernhard ein häufiger ETICHONEN-Namen, zweitens gab Richgardis 887 die Dauer ihrer Ehe mit etwas mehr als 10 Jahren an, und drittens stimmt auch in ihrer Dotationsurkude die Angabe der Indikation nicht mit dem Jahresdatum 862 überein. Richgardis nahm KARL III. vermutlich erst 873 zur Frau. Er scheint damit dem Wunsch seines Vaters nachgekommen zu sein, die Vollziehung der Ehe lehnte er jedoch mit diplomatische Geschick ab. Er legte nämlich zwar 873 auf Wunsch seines Vaters einen Treueid ab, entschloß sich jedoch - wie allerdings nur die westfränkische Historiographie nicht ohne Schadenfreude zu berichten weiß - zu einem Keuschheitsgelübde. Damit blieb die Ehe, die der Vater veranlaßt hatte, wohl unvollzogen. Dies wird 887 durch eine Aussage der Richgardis in ihrem Eheprozeß ebenso bestätigt, wie durch deren Kinderlosigkeit. Im Jahre 881 versuchte KARL III. zunächst, seine ohnehin schwache Position nicht noch durch eine Eheaffaire zu verschlechtern, die von den politischen Gegnern zweifellos aufgegriffen worden wäre. So wurde Richgardis zur Kaiserin gekrönt, obwohl KARL III. die Verbindung mit ihr ursprünglich abgelehnt hattte. Die Ehe blieb jedoch auch nach 881 kinderlos und 887 unternahm KARL III. alle Anstrengungen, seine Ehe mit Richgardis zu lösen, vermutlich um seinen Sohn Bernhard zu legitimieren. In diesem Zusammenhang ist vielleicht auch jene sogenannte Dotationsurkunde der Richgardis zu beurteilen, die möglicherweise erst 873 ausgestellt wurde und neben der Vordatierung auch andere Spuren der Überarbeitung aufweist, die auf die Legitimierung eines etwa 862 geborenen Nachkommen KARLS III. abgezielt haben könnten. KARL III. war jedoch nicht mächtig genug, einen Anspruch Bernhards durchzusetzen.
    In einem Prozeß gegen Richgardis wurden jene Beschuldigungen erhoben, mit denen man auch gegen Judith, die Gemahlin LUDWIGS DES FROMMEN, vorausgegangen war. Gemeinsam mit Richgardis verdächtigte man Liutward von Vercelli, der wie ehemals Bernhard von Septimanien den ersten Platz unter den Ratgebern des Herrschers einnahm. In ähnlicher Weise hatte sich in der ersten Phase des "Ehestreits" Lothars II. der Verdacht der Unzucht gegen Teutbergas Bruder Hukbert, einen politisch mächtigen, jedoch unliebsam gewordenen Ratgeber Lothars II., gewandt. Später wurde im "Ehestreit" allerdings die Auflösung einer kinderlosen Ehe angestrebt, die einer zweiten rechtmäßigen Heitrat und damit der Legitimierung eines Nachfolgers im Wege stand. Der Vorwurf des Ehebruchs war dabei nur mehr eines von mehreren Argumenten für eine Scheidung. Der Prozeß gegen Richgardis sollte beide oben erwähnten Funktionen erfüllen. Der Vorwurf des Ehebruchs richtete sich vor allem gegen Liutwart von Vercelli und führte schließlich zu dessen Vertreibung vom Hof. Gleichzeitig wurde aber auch eine ordnungsgemäße Scheidung der Ehe KARLS III. und der Richgardis angestrebt, da die Verbindung kinderlos geblieben war. KARL III. suchte damit wohl nach einer Möglichkeit, seinem Sohn Bernhard die Nachfolge zu sichern. Darauf deutete die vermutliche Überarbeitung und Umdatierung einer Urkunde hin, die wohl erst 873 anläßlich einer Dotierung der Richgardis ausgestellt wurde. Mit Richgardis selbst scheint sich KARL III. auf einen Kompromiß geeinigt zu haben, denn er zwang seine Gattin nicht zu einem Schuldbekenntnis, wie etwa Lothar II. Teutberga. Richgardis eröffnete dem Königsgericht vielmehr, daß ihre Ehe mit KARL III. nie vollzogen worden wäre und lieferte damit ein anderes, für sie vorteilhafteres Argumentt zu einer rechtmäßigen Auflösung der Ehe. Nach der Scheidung zog Richgardis sich in ein Kloster zurück, jedoch nicht als Gefangene, sondern als dessen Äbtissin. Einen sonderlichen Erfolg zeitigte KARLS III. Trennung von Richgardis allerdings nicht. Der Herrscher konnte weder seinen Sohn Bernhard legitimieren, noch eine andere Ehe schließen. Auch die Entfernung Liutwards vom Hof scheint sde gegnern des Kaisers mehr genützt zu haben, als diesem selbst KARL III. wurde bald nach seiner Scheidung gefangengenommen und abgesetzt.

    Geuenich, Dieter: Seite 106-109, "Richkart, ancilla dei de caenobio Sancti Stephani. Zeugnisse zur Geschichte des Straßburger Frauenklosters St. Stephan in der Karolingerzeit."

    Auf der Suche nach der Person der Listenersten in dem nach Reichenau versandten Namensverzeichnis des Straßburger Frauenkonvents, die wir auch ohne den Zusatz abbatissa als Leiterin der Gemeinschaft in den 840-er Jahren ansprechen dürfen, wird man angesichts des Namens Richkart sofort an die spätere Gemahlin KARLS III. denken, deren Heimat ebenfalls das Elsaß war. Sie entstammte dem Grafengeschlecht der "ERCHANGARE", die in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts in Rivalität mit den ETICHONEN um politischen Einfluß im Elsaß rangen. Anläßlich eines Gütertausches im Jahre 828 zwischen Abt Waldo von Schwarzach und Graf Erchanger, dem Vater der späteren Kaiserin Richgard, erhalten wir Einblick in die Familie dieses elsässischen Adelsgeschlechts. Demnach hatte Graf Erchanger drei Brüder namens Worad, Bernald und Bernard; seine Mutter hieß Rotdrud, und sein Vater, der denselben Leitnamen Erchanger trug und vor ihm die Grafenwürde innehatte, war, wie Michael Borgolte vermutet, zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben.
    Es ist hier nicht der Platz, die Auswirkungen zu schildern, welche die wechselnden politischen Ereignisse und Konstallationen im Reich im zweiten Drittel des 9. Jahrhunderts für das Elsaß sowie für die ETICHONEN und ERCHANGARE, die in die Auseinandersetzungen dieser Zeit einbezogen waren, im einzelnen mit sich brachten. Offensichtlich gab es Phasen, in denen Graf Erchanger sich der Gunst LOTHARS I. erfreute und von ihr profitierte, wie im Jahre 843, als er vom Kaiser propter sue fidelitatis meritum quasdam res iuris nostri in pago Helisancensi, und zwar die villa Kinzheim bei Schlettstadt, erhielt. Elf Jahre später scheint er in Gegensatz zum Kaiser geraten zu sein, da dieser nun aus demselben Königsgut die zum Kloster Saint-Denis gehörige Zelle Leberau dotierte.
    Als jedoch Ludwig der Deutsche seit den 50-er Jahren seien Westpolitik intensivierte und sein Interesse am Elsaß nachdrücklich bekundete, war es schließlich Erchanger, der ihm die Gelegenheit zum "Brückenschlag" ´über den Oberrhein bot. Die Vermählung des jüngsten Königssohnes KARL, der seit 859 als Rektor im Breisgau amtierte, mit Erchangers Tochter Richgard ermöglichte Ludwig dem Deutschen 861/62 die angestrebte Einflußnahme im Elsaß.
    Es ist nun keineswegs gesichert - und kann wohl auch nicht bewiesen werden -, daß diese Richgard mit der Listenersten unserer Straßburger Gedenkliste identisch ist, die von der Frauengemeinschaft St. Stephan auf die Insel Reichenau übersandt wurde. Die Gleichheit des Namens und die Position der Familie der ERCHANGARE im Elsaß sind aber immerhin zwei triftige Argumente, die diese Vermutung zu stützen vermögen. Wenn wir die an der Spitze der zeitlich früheren, in St. Gallen überlieferten Liste genannte Adalheid abbatissa mit der Tochter des Hugo von Tours aus dem Hause der ETICHONEN, der Stifterfamilie des Stephansklosters also, identifizieren und an der Spitze der 5-10 Jahre später aufgezeichneten Liste derselben Kommunität genannte Richkart als die Tochter des Grafen Erchanger ansehen, dann müßte sich ein Wechsel der politischen Stellung der beiden Adelsgeschlechter in der Leitung der Straßburger Frauengemeinschaft niedergeschlagen haben.Da wir die beiden Namenslisten nur relativ datieren können, läßt sich der Zeitpunkt dieses Wechsels leider nicht ermitteln.
    Abschließend sei noch darauf hingewiesen, daß der dritte oben erwähnte Name einer Straßburger Äbtissin Ruaddrud, den die verfälschte Urkunde LOTHARS I. für St. Stephan/Straßburg zum Jahre 845 nennt, mit dem der 828 bezeugten Großmutter Richgards, der Frau des kurz zuvor verstorbenen ersten Grafen Erchanger übereinstimmt. Damit wäre es möglich, alle drei Äbtissinnen den beiden bedeutendsten Adelsgeschlechtern im karolinger-zeitlichen Elsaß zuzuweisen und mit herausragenden Persönlichkeiten zu identifizieren: mit Adelheid, der (späteren) Gemahlin des WELFEN Konrads I., mit Rottrud, der Gemahlin Erchangers, und mit Richgard, der späteren Gemahlin Kaiser KARLS III., die sich als Kaiserin im SW des Reiches ein "alemannisches Kloster-Imperium" schuf und sich als Witwe schließlich in das ihr als Morgengabe übertragene elsässische Kloster Andlau zurückzog.

    Aug. 862 oo KARL III. DER DICKE 839-13.1.888

    Literatur:
    Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986, Seite 99,106,111,163 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 124,216,255 - Deutsche Geschichte Band 1 Von den Anfängen bis zur Ausbildung des Feudalismus Mitte des 11. Jahrhunderts. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1982, Seite 358 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 62,170,180, 184,187,190,245,249,282,284-286 - Geuenich Dieter: Richkart, ancilla dei de caenobio Sancti Stephani. Zeugnisse zur Geschichte des Straßburger Frauenklosters St. Stephan in der Karolingerzeit. in Festschrift für Eduard Hlawitschka zum 65. Geburtstag Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1993, Seite 106-109 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 27,29,37 - Hlawitschka, Eduard: Nachfolgeprojekte aus der Spätzeit Kaiser Karls III., in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka, Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris, Seite 123-155 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 148 - Rappmann Roland/ Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 426,430,433 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 156,179,186 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 65, 72,78 - Treffer Gerd: Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996, Seite 56-58 -

    Name:
    Richardis

    Gestorben:
    18.9.

    Begraben:
    Kloster

    Richgard heiratete von Franken, Karl III. in Aug 862. Karl (Sohn von von Franken, Ludwig II. und Hemma) wurde geboren in 839; gestorben am 13 Jan 888 in Neudingen [78166],Schwarzwald-Baar-Kreis,Baden-Württemberg,Deutschland; wurde beigesetzt in Reichenau [78479],Konstanz,Baden-Württemberg,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]


Generation: 2

  1. 2.  Erchanger (Sohn von Erchanger und Rotdrud); gestorben in 864.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Alpgau,Schwaben,Deutschland
    • Titel/Amt/Status: Breisgau,Baden-Württemberg,Deutschland; Graf im Alp- und Breisgau

    Notizen:

    Erchanger Graf
    - 864
    Sohn des Grafen Erchanger und der Rotdrud
    Von Graf Erchanger ist nur der Name seiner Mutter, Rotdrud, bekannt sowie seine Brüder Worad, Bernald und Bernard.

    Büttner Heinrich: "Geschichte des Elsaß"

    Graf Erchanger war ein Angehöriger des vornehmen fränkischen Adels am Oberrhein. Bereits in jungen Jahren hatte er das Amt des Breisgaugrafen verwaltet (817-828); seit den Jahren 823 und 828 treffen wir ihn als Vertreter der karolingischen Staatsgewalt im Elsaß. Im Juni 823 bestätigte LUDWIG DER FROMME einen Tausch zwischen dem Bistum Straßburg und Graf Erchanger; im Jahre 828 genehmigten LUDWIG DER FROMME und LOTHAR I. einen Besitztausch zwischen Graf Erchanger und dem Kloster Schwarzach. Graf Erchanger erhielt dabei 17 Hufen in der Mark von Ernoldsheim, das nördlich der Zaberner Steige gelegen war; gemeint waren dabei offensichtlich Rodungshufen in dem nahe gelegenen Steinburg. Wie die großen Familien des Elsaß wohl insgesamt, so gehörte auch Graf Erchanger zu den Anhängern LOTHARS I.; wohl als Belohnung für geleistete Dienste ist es anzusprechen, wenn ihm LOTHAR I. im Jahre 843 das noch vorhandene Reichsgut zu Kinzheim (bei Schlettstadt) übertrug. Ein großer Teil davon, insbesondere auch das Waldgebiet, war allerdings schon lange zur Ausstattung des Fulradklosters Leberau verwendet worden. Erchanger freilich faßte die ihm gewordene Schenkung offenbar in dem Sinne auf, dass auch alles ehemalige Reichsgut zu Kinzheim ihm zustehen solle.
    Auch die Gebiete, die im 9. Jahrhundert noch von dem alten, bereits in merowingischer Zeit bezeugten Königshof Marlenheim, der vor dem Ausgang des Breuschtales in der Straßburger Bucht gelegen war, übrig geblieben waren, kamen wohl an Graf Erchanger.
    Am 17. Februar 843 schenkte Kaiser LOTHAR I. dem Grafen Erchanger im Elsaß, dem Vater der späteren Kaiserin Richgard, die villa Kinzheim mit 40 Hufen. Graf Erchanger darf man als Anhänger LOTHARS I. betrachten, nachdem LUDWIG DER FROMME gestorben war. Zu diesem hatte Erchanger in guten Beziehungen gestanden; die Schenkung von Kinzheim sollte ihn bei LOTHARS Partei halten. Im August 862 vermählte Ludwig der Deutsche seinen Sohn KARL mit Richgard, der Tochter des elsässischen Grafen Erchanger. So hoffte er, den Einfluß im Elsaß durch die verwandtschaftlichen Beziehungen zu stärken. Es ist kein Zufall, wenn Ludwig der Deutsche am 1. August 862 seinem Sohn als Morgengabe für dessen Gemahlin 76 Hufen in Bergen, Endingen und Bahlingen am Kaiserstuhl und in Sexau im Breisgau schenkte. Ob Richgard mit Walderada, der Gattin Lothars II. verwandt war, läßt sich nicht klären.
    Der von KARL DEM GROSSEN 774 an Leberau geschenkte Waldbezirk aus dem fiscus Kinzheim wurde von Graf Erchanger für sich beansprucht, offenbar nachdem ihm LOTHAR I. im Jahre 843 das Reichsgut in Kinzheim geschenkt hatte, um sich der Treue Erchangers zu versichern.

    Borgolte Michael: Seite 105-109, "Die Grafen Alemanniens"

    ERCHANGAR (I)
    belegt als Lebender 811 [?],
    belegt als Graf im Alp- und Breisgau 816 V - ?821 III 10 bzw. 817 VI 4 - 827/8 IV 28)

    Belege mit comes-Titel:
    W I Nm. 221, 226 (= BM Nr. 648), 241,257, 268, Schöpflin, Alsatia diplomatica I Nr. 87 (= Regesta Alsatiae I Nr. 456; BM Nr. 773), Das Verbrüderungsbuch der Abtei Reichenau 99A1, W I Nr. 313, ? Einbardi Vita Karoli Magni 41, ? Epistolae Variorum 339 Nr. 25

    Beleg ohne comes-Titel:
    W II Anh. Nr. 17

    Literatur:
    Schöpflin, Alsatia Illustrata I 788 - Ruppert, Geschichte der Mortenau I 179 - Dümmler, Ostfrk. Reich I 143, II 36 mit A. 4, III 62, 578 A. 3 - Tumbült, Albgau 155 f. - Schultze, Gaugrafschaften 45f.,121 - Baumann, Erchanger und Berchtold 273 - Knapp, Buchhorner Urkunde 211 - Büttner, Geschichte des Elsass 142,148f.,151 - Tellenbach, Königtum und Stämme 53 Nr. 34 - Büttner, Breisgau und Elsaß 72f. - Ders., Richgard und Andlau 85-87,90 - Tellenbach, Der großfränkische Adel 64f. - Schmid, Struktur des Adels 18 - Hlawitschka, Franken in Oberitalien 223 A. 18,283 A. 4 zu Nr. CLXVI - Mitterauer, Markgrafen 239f. mit A. 106 - Maurer, Land zwischen Schwarzwald und Randen 42 f. - Schwarzmaier, Die Klöster der Ortenau 19,25f.,28 - Schulze, Grafschaftsverfassung 105,121,141 - Zotz, Breisgau 16 - Hlawitschka, Beitrag zur Geschichte Burgunds 41 A. 59 - Borgolte, Karl III. und Neudingen 36-39,52,55 - Brunner, Oppositionelle Gruppen 82 - Borgolte, Die Geschichte der Grafengewalt im Elsaß 25-35 - Ders., Geschichte der Grafschaften Alemanniens, Kap. IV.2

    Zuerst in einem Diplom LUDWIGS DES FROMMEN vom Juni 817 (W I Nr. 226) und dann in 3 "Privaturkunden" aus dem folgenden Jahrzehnt (Nrn. 241,257,313) wird Erchangar als Graf über Güterorte im Breisgau genannt (Schulze 105 mit der falschen Jahreszahl 816 in A. 178, Schulze 45f.). Seine Rechte erstreckten sich - erstmals wieder seit Chancor - mindestens von 820/21 (Nr. 257) an auch auf den südlichen Teil der Landschaft, also die Gegend am Rheinknie. Der im benachbarten Schwarzwälder Alpgau zweimal belegte gleichnamige Graf (W I Nrn. 221, 268) ist sicher mit Erchangar identisch gewesen; Udalrich (I bzw. II) und Albrich, Vorgänger und Nachfolger Erchangars, haben ebenfalls in beiden Gebieten amtiert. Der erste Beleg im Alpgau, der ins Jahr 816 datiert werden muß, liegt noch etwas vor dem ersten Nachweis am Oberrhein (zu Achdorf in Nr. 221 s. Borgolte, Geschichte der Grafschaften Alemanniens 122f. mit A. 64). Seit Schoepflin (Alsatia lllustrata I 788) wird Erchangar häufig auch als Graf in der Ortenau angesehen (Ruppert; Schultze 46, 121; Tumbült 155; Maurer 43); dieses Urteil stützte sich auf eine gefälschte Königsurkunde (s. bereits Sickel, Acta Karolinorum II 436; BM Nr. 1013; Brückner, in: Regesta Alsatiae I 322f. Nr. 510), deren sachlicher Gehalt neuerdings nach eingehender Untersuchung in toto verworfen wurde (Zinsmaier, Schwarzacher Urkundenfälschungen 14-19; zustimmend Schwarzmaier, 12, Angenend, Monachi Peregrini 107f.). Ob der schon in der echten Vorlage des Falsifikats genannte Graf Erchangar (vgl. Regesta Alsatiae 1 Nr. 470) mit Erchangar gleichgesetzt werden darf, ist, wie noch gezeigt werden soll, zweifelhaft. Für die Ortenau kommt Erchangar als Graf aber jedenfalls nicht in Betracht (so auch Krebs, Geschichte der Ortenau 138 mit A. 6).
    Erchangar hat wohl zu den Förderern Kloster Reichenaus gehört. In der Liste der lebenden Freunde im Verbrüderungsbuch der Abtei erscheint sein Name im Anlageeintrag (99A1), der ins Jahr 824, vielleicht in die Zeit vor dem 2. Juni, datiert werden kann (Erchanbald). Mit Erchangar darf sicher auch jener missus potens gleichgesetzt werden, der zusammen mit Liutharius im thurgauischen Stammheim den Vorsitz bei einem placitum übernommen hatte (W II Anh. Nr. 17; vgl. Schulze 141). Graf Rihwin, der nach demselben undatierten Zeugnis bei einer weiteren Gerichtsversammlung in derselben Sache ad Zurib zugegen war, ist der wohl eigentlich zuständige Amtswalter im Thurgau gewesen, der dort bis ca. 822 nachgewiesen werden kann. Andererseits könnte Liuthar mit Erchangars unmittelbarem Nachfolger im Breisgau identisch gewesen sein (zur Sukzession Liuthars s. weiter unten).
    In der Forschung ist bis vor kurzem (aber Borgolte, Karl III. und Neudingen 37, danach Brunner 82) nicht erwogen worden, ob Erchangar nicht auch mit jenem Vertrauten KARLS DES GROSSEN, dem comes Ercangarius, identifiziert werden kann, der zu den Zeugen der letztwilligen Verfügung des Kaisers über dessen persönlichen Besitz gehört hat (Einhard 41 cap. 33; vgl. Abel-Simson, Jbb. Karl der Große II 453f.; Fleckenstein, Karl der Große und sein Hof 40). Das Datum des sogenannten Testaments von 811 stünde einer Gleichsetzung nicht entgegen, da Erchangars Vorgänger Udalrich (I bzw. II) im Breisgau um 809, im Alpgau sogar spätestens im Januar 800, zuletzt belegt ist (s. a. Art. Rihwin). Wenn Erchangar aus der Umgebung des Hofes nach Alemannien entsandt worden wäre, könnte er - besonders im südlichen Breisgau - im Auftrag LUDWIGS DES FROMMEN an der Erweiterung der Grafschaftsverfassung mitgewirkt haben; um 817 sind derartige Reformmaßnahmen allenthalben in Alemannien spürbar (Borgolte, Geschichte der Grafschaften Alemanniens, bes. Zusammenfassung).
    Erchangar gilt als Vater der Kaiserin Richgard (Dümmler III 62, 578 A. 3; Tellenbach, Königtum und Stämme 53; Büttner,; vgl. aber das vorsichtige Urteil Tumbülts 156). Über die Vermählung mit dem jüngsten Sohn Ludwigs des Deutschen, dem späteren Kaiser KARL III., legen die Quellen nur indirektes Zeugnis ab. Nach einem Diplom vom 1. August 861 oder 862 hatte Ludwig an KARL 76 Hufen in Bergen, Endingen, Bahlingen und Sexau in Alamannia in pago qui vocatur Brisabgawe übergeben, die dieser als dos für seine Gattin erbeten hatte (D LdD Nr. 108, dort S. 155 f. zum Datum). Und die Annales Bertiniani berichten zum Jahr 862 von einem Kriegszug gegen die Wenden, den Ludwig der Deutsche relicto in patria Karolo filio, quoniam nuper uxorem Ercangarii comitis filiam duxerat, durchgeführt hätte (Annales de Saint-Bertin 93). Dass Richgard die Tochter Graf Ercangars war, wird ausdrücklich in den sogenannten Statuten für das Kloster Andlau festgestellt (Regesta Alsatiae I Nr. 656; vgl. Dümmler II 36 A. 4); allerdings wäre der Wert dieser Quelle noch näher zu prüfen (Schieffer in D LdK Nr. 68 S. 201 f.). Bei der Identifizierung Erchangars mit dem Vater der Richgard ließ man lange die Altersverhältnisse außer acht (vgl. Borgolte, Karl III. und Neudingen 38, Brunner 82). Wenn Erchanger 816, vielleicht schon 811 mit beträchtlichem Ansehen, Graf war, kann er kaum nach 780/90 geboren worden sein; das gilt zumal dann, falls er - worauf der Name hindeutet - nicht zu den Verwandten seines Vorgängers im Amt zählte. Als 70- oder gar 80-jähriger müßte er also die Tochter dem jugendlichen Prinzen zugeführt haben! Die Möglichkeit, dass Richgard wesentlich älter als der 839 geborene KARL war, wird man bei der Erklärung dieser Konstellation ausschließen müssen. Noch 881 hat Notker der Stammler nämlich auf einen Sohn des königlichen Paares gehofft (Ercanberti Breviarium 330; dazu Löwe, Das Karlsbuch Notkers 296f. Vgl. auch Reginonis Abbatis Prumiensis Chronicon 127). Kaum wahrscheinlicher wäre die Vermutung, dass Ercangar die Richgard in dem verhältnismäßig hohen Alter von 50 oder 60 Jahren gezeugt und noch rund 20 Jahre später die höchst ehrenwerte Gattenwahl ermöglicht hätte. Es führt demnach meines Erachtens kein Weg an dem Schluß vorbei, dass Erchanger, der Graf im Breisgau und Alpgau, nicht der Vater der Kaiserin Richgard gewesen sein kann. Man darf an seiner Stelle einen gleichnamigen Sohn oder Neffen vermuten (vgl. Borgolte, Karl III. und Neudingen 38 mit A. 88).
    In diesem Zusammenhang müssen einige Belege für einen Grafen Erchangar erwähnt werden, die überwiegend bei Rechtsgeschäften im Elsaß entstanden sind (zum folgenden ausführlicher Borgolte, Die Geschichte der Grafengewalt im Elsaß, Abschnitt IV, 25-35). Im Juni 823 bestätigte Kaiser LUDWIG DER FROMME einen zwischen Bischof Bernold von Straßburg und Graf Erkingarius abgeschlossenen Tauschvertrag über Besitz im Elsaßgau (Schoepflin, Alsatia diplomatica I Nr. 87). Am 4. März 828 bestätigten die Kaiser LUDWIG DER FROMME und LOTHAR I. auf Bitten des Abtes Waldo von Schwarzach sowie des Grafen Erkingar, seiner Mutter Rotdrud und seiner Brüder Worad, Bernald und Bernard einen zwischen Waldo und der Verwandtengemeinschaft abgeschlossenen Tauschvertrag (Schoepflin, Alsatia diplomatica 1 Nr. 89; Regesta Alsatiae I Nr. 470; BM NR. 849). Rund 15 Jahre darauf, am 17.2.843, erhält der Graf Hercangarius aus Königsgut die villa Kinzheirn zu eigen (D Lo I Nr. 69). Weitere Erwerbungen, wohl unrechtmäßiger Art, werden einem Grafen Erkengarus in Dorsualnotizen zweier Leberauer Königsdiplome zugeschrieben (vgl. Wiegand, Leberau 529 A. 4, 533; Büttner, Richgard und Andlau 86). Auf einer Bestätigungsurkunde LOTHARS I. über Rechte Leberaus in der Mark des Fiskus Kinzheirn, die vom 4.8.854 datiert, lautet der Vermerk: Confirmatio Hlotharii imperatoris de silva pertinente ad Folradivillare, quam abstraxit Erkengarus comes; de Audoldivillare (D Lo I Nr. 133 S. 296); und die Bestätigungsurkunde über dieselben Rechtsverhältnisse in der Mark von Kinzheim, die Lothar II. am 12.6.866 ausgestellt hat, trägt die inhaltlich entsprechende Notiz: Praeceptum Hlotarii iunioris de silva et pastura et venatione et pisscatione super confirmatione Hlotarii imperatoris qui pertinet ad folradi villare, quam abstraxit Erkengarus comes; Erkengarus comes tenet (D Lo II Nr. 30 S. 433 mit dem Vermerk, die Lesung des letzten Wortes sei unsicher). In elsässische Zusammenhänge hat man auch den Brief eines Priesters Atto an LUDWIG DEN FROMMEN eingeordnet; Atto, der schon im Dienst KARLS DES GROSSEN gestanden haben will, beklagt sich darin, er habe von dem Kleriker Frotwinus seinen vereinbarten Lohn nicht erhalten, obwohl er in dessen Kirche in comitatu Erkengario seit anderthalb Jahren Dienst getan bitte (Epistolae Variorurn 339 f.; Regesta Alsatiae I Nr. 51 1; zur Frage, wo der Comitat gelegen hat, s. aber Borgolte, Die Geschichte der Grafengewalt im Elsaß 27 A. 166). Schließlich wird in den Annales Alamannici zum Jahr 864 vermerkt: Ebarbart, Liutolf, Erchanker, Liutfrid, Ruodolf regni principes obierunt (Lendi, Untersuchungen I 80; Annales Alamannici ed. Henking 250; mit Zusätzen ebenso Annales Weingartenses 66 ad a. 864). Da man den an dritter Stelle eingereihten Erchanker mit Erchangar identifizierte, sah man in der annalistischen Notiz den letzten Beleg für den Vater Richgards. Was das vermeintliche Todesjahr betrifft, so haben Waitz für Liudolf (Jbb. Heinrichs I. 10 mit A. 3) und Hlawitschka für Liutfrid (Franken in Oberitalien 223 A. 18; auch Wilsdorf, Les Etichonides 22) die Korrektur in 866 (oder 865) für erforderlich gehalten; dasselbe könnte auch für Erchanker gelten (s. Hlawitschka, Beitrag zur Geschichte Burgunds 41 A. 59).
    Die angeführten Nachweise reichen zum Teil noch in die Amtszeit Erchangars im Breisgau und im Alpgau zurück; zum größeren Teil sind sie aber über die folgenden Jahre und Jahrzehnte verstreut und stellen so den Anschluß an die Zeugnisse über KARLS III. Schwiegervater her. Wenn dieser aber, wie oben dargelegt worden ist, mit Erchangar kaum identisch gewesen sein kann, fragt es sich, ob es Kriterien für die Zuordnung der Belege zu der einen oder anderen Person gibt. Ich glaube, die Quellen geben Anhaltspunkte, um immerhin einen Vorschlag zu wagen.
    Die St. Galler Urkunde 313 bietet das letzte Zeugnis für rechtsrheinische Grafschaftsrechte Erchangars. Wartmann, der das zweiteilige Datum vom Tod KARLS DES GROSSEN am 28.1.814 an berechnete und so auf den 28. April 828 reduzierte, ließ außer Acht, dass die Jahre auch von 813 = I gezählt worden sein konnten. Demnach hätte sich 827 ergeben (s. Borgolte, Chronol. Stud. 176 mit A. 550). Berücksichtigt man diese Möglichkeit, so erscheint ein Diplom der Kaiser LUDWIG und LOTHAR vom 12. Februar 828 in neuem Licht. In der Urkunde berichten die beiden kaiserlichen Aussteller, sie hätten dem Grafen Liutharius zu untersuchen befohlen, ob ihr Vorfahr Pippin der König St. Gallen den Zins namentlich genannter Leute im Breisgau geschenkt hätte (W I Nr. 312 = BM Nr. 845; zur Urkunde s. Borgolte, Geschichte der Grafschaften Alemanniens 112). Liuthar, der ausdrücklich als comes bezeichnet wird, könnte zwar im Breisgau tätig geworden sein, solange Erchangar noch amtierte, doch wird man damit nur bei unabweisbaren Quellenzeugnissen rechnen. Wenn aber der letzte Beleg Erchangars auf April 827 datiert werden kann, ist zweifellos die Annahme vorzuziehen, Liuthar habe seinen kaiserlichen Auftrag als Graf im Breisgau, das heißt als Nachfolger Erchangars, erhalten (s. auch Art. Liuthar). Demnach wäre Erchangar zwischen dem 28. April 827 und dem 12. Februar 828 abgelöst worden, das heißt möglicherweise durch Tod ausgeschieden. Die Belege für einen gleichnamigen Grafen, die vom 4.3.828 bis zum Jahr 864 reichen, könnten dann auf einen jüngeren Erchangar bezogen werden.
    Nimmt man diese Abgrenzung an, so paßt von den datierten elsässischen Zeugnissen lediglich die Urkunde LUDWIGS DES FROMMEN von 823 in den Comitat Erchangars hinein. Ob Erchangar aber auch im Elsaß ein Grafenamt innegehabt hat, ist ungewiß, da LUDWIG DER FROMME 823 lediglich ein privates Rechtsgeschäft mit dem Bischof von Straßburg bestätigt. Ebenso lassen die späteren elsässischen Zeugnisse keine sicheren Schlüsse auf den Amtsbezirk des jeweils genannten Grafen zu. Da nach 827/28 aber, zumal seit den 40-er Jahren, im Breisgau und Alpgau andere Grafennamen belegt sind, dürfte der von uns erschlossene jüngere Erchangar, der wohl mit Richgards Vater identisch war, eher links des Rheins Verwaltungsaufgaben übernommen oder eine mit dem comes-Titel verbundene adelsherrschaftliche Stellung innegehabt haben. Büttner hat die Heirat KARLS III. mit Richgard auf eine politische Absicht Ludwigs des Deutschen zurückgeführt, seinen Einfluß im Elsaß zu verstärken (Geschichte des Elsass 148f.; Breisgau und Elsaß; Richgard und Andlau; danach Zotz). Dazu könnten auch die Ausstattung der Grafentochter im Breisgau und die Übernahme des dortigen Comitats durch KARL gedient haben. Diese Interpretation wird durch die neue Bestimmung der Identität der Grafen namens Erchangar nicht entscheidend berührt. Immerhin kann man das Bild Büttners durch eine Nuance ergänzen. Wenn der Vater Richgards auf das Elsaß beschränkt war und, wie man vermuten darf, mit Erchangar verwandt gewesen ist, bot ihm die Heirat seiner Tochter, abgesehen von dem Gewinn der Königsnähe, die Aussicht, rechts des Rheins an die Stellung Erchangars anknüpfen zu können.
    In welches Geschlecht Erchangar eingeordnet werden muß, ist bisher nicht bekannt (vgl. Schwarzmaier; Büttner, Geschichte des Elsass 149). Man nimmt allgemein an, dass er nicht zu den UDALRICHINGERN gehört hat, die vor ihm die Grafenrechte im Breis- und Alpgau innegehabt hatten (Udalrich I, II; Schulze 121, Maurer 43, jetzt auch Borgolte, Die Geschichte der Grafengewalt im Elsaß 25 ff.). Worad, den Bruder des Grafen Erkingar von 828, glaubte Tellenbach (Der großfränkische Adel) mit dem gleichnamigen Grafen von Verona (827ff.) gleichsetzen zu können (skeptisch Hlawitschka, Franken in Oberitalien 283 A. 4 zu Nr. CLXVI). 869 wird in einem Diplom Lothars II. ein Ercengarius puer erwähnt, der ein beneficium in den elsässischen Orten Ammerschwihr und Schlettstadt innehatte (D Lo II Nr. 34). Mit Recht vermutet man - auch aufgrund anderer Hinweise der Quelle - hier einen Verwandten Erchangars (Dümmler III 578 A. 3; Hlawitschka, Beitrag zur Geschichte Burgunds), wenn auch die genealogischen Beziehungen nicht genau rekonstruiert werden können. Als KARL DER KAHLE im selben Jahr die Huldigung elsässischer Großer entgegennahm, befand sich Bernard, der Sohn Bernards, unter ihnen (Annales de Saint-Bertin 168 ad a. 869). Büttner sah in Berard einen Sohn des anderen Bruders Erkingars, des Geschäftsparters Abt Waldos von Schwarzach (Geschichte des Elsass 151).
    Endlich hat Baumann vermutet, dass die sogenannten Kammerboten Erchangar (II) und Erchangar (I) und Bertold (V) mit Erchangar cognatisch verwandt gewesen sind (vgl. Zotz 68; Bühler, Richinza von Spitzenberg 319; Maurer, Begründung der Herzogsherrschaft 292).
    Wie für andere Grafen halten die Memorialquellen Alemanniens vielleicht auch für Erchangar noch nicht verifizierte Belege bereit (vgl. einstweilen die Hinweise von Mitterauer und die fragwürdige Identifikation von Piper Libri Confrat. 19 zu col. 26,18*).

    Tellenbach Gerd: Seite 64, "Der großfränkische Adel"

    Mit einiger Wahrscheinlichkeit läßt sich Graf Warad-Worad von Verona einordnen, der von 827 bis vor 840 in italienischen Urkunden vorkommt. In der kaiserlichen Bestätigungsurkunde eines Tausches mit Abt Waldo von Straßburg von 828 wird ein Worad mit seiner Mutter Rotdrud und seinen Brüdern Graf Erkingar, Bernald und Bernard genannt. Namensgleichheit und gleiche Lebenszeit gestatten die Vermutung der Identität mit dem Grafen von Verona. Nimmt man sie an, so gehörte er einem berühmten elsässischen Geschlecht an, da Graf Erchanger im Breisgau und im Elsaß ja der Schwiegervater KARLS III. war. Doch können wir weitere Mitglieder dieser Familie in Italien vorläufig nicht bemerken.

    oo N.N.
    Kinder:
    - Richgard -18.9.906/09
    862 oo KARL III. DER DICKE 839-13.1.888

    Literatur:
    Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986 Seite 54,80,105-109,112,163,179,206,208,251 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafengewalt im Elsaß von Dagobert I. bis Otto den Großen. in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 131. Band Verlag W. Kohlhammer GmbH Stuttgart 1983 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984 Seite 93,109,121,122,123,125,234 -

    Kinder:
    1. 1. Richgard wurde geboren um 840; gestorben in 906/909 in Andlau [67140],Bas-Rhin,Elsass,Frankreich; wurde beigesetzt in Andlau [67140],Bas-Rhin,Elsass,Frankreich.
    2. von Schwaben-Elsaß, N.


Generation: 3

  1. 4.  Erchanger

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Graf

    Notizen:

    Name:
    Name vermutlich Erchanger

    Erchanger heiratete Rotdrud. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 5.  Rotdrud
    Kinder:
    1. 2. Erchanger gestorben in 864.
    2. Worad
    3. Bernald
    4. Bernard