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 Bohrer

von Werl, Hermann II.

männlich um 980 - nach 1025  (46 Jahre)


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Generation: 1

  1. 1.  von Werl, Hermann II. wurde geboren um 980 (Sohn von von Werl, Hermann und von Burgund, Gerberga); gestorben nach 1025.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Osnabrück [49074],Niedersachsen,Deutschland; Graf im Bistum Osnabrück
    • Titel/Amt/Status: Graf im Dreigau
    • Titel/Amt/Status: Lochtropgau,Deutschland; Graf im Lochtropgau
    • Titel/Amt/Status: Vogt von Verden, Liesborn, Meschede und Oedingen
    • Titel/Amt/Status: 997-1024, Werl [59457],Soest,Nordrhein-Westfalen,Deutschland; Graf von Werl

    Notizen:

    Hermann II.
    Graf von Werl (997-1024)
    Graf im Lochtropgau, Dreigau und im Bistum Osnabrück
    ca 980-14.5. nach 1025
    Vogt von Verden, Liesborn, Meschede und Oedingen

    Ältester Sohn des Grafen Hermann I. von Werl und der Gerberga von Burgund, Tochter von König Konrad; Stiefbruder der Kaiserin Gisela, Cousin des Königs HEINRICH II. und Neffe des König Rudolfs III. von Burgund

    Brandenburg Erich: Tafel 32 Seite 65, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    IX. 80. HERMANN II., Graf von Werl
    + nach 1024
    Gemahlin:
    ...
    Anmerkungen: Seite 156
    IX. 80

    Bollnow, Grafen von Werl hat die Unsicherheiten in der Genealogie dieses Hauses treffend nachgewiesen. Ich gebe die vermutliche Deszendenz trotzdem wieder, da die karolingische Abstammung, wenn auch einzelne Punkte unklar bleiben, meines Erachtens außerordentlich wahrscheinlich ist.
    Vgl. auch Brandenburg, Kaiserin Gisela.

    Glocker Winfrid: Seite 321, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    HERMANN (II.)
    * c 980, + n 1024 am (?) V 14
    997-10224 "Graf von Werl": Graf im Lochtropgau, Dreingau und im Bistum Osnabrück
    1. oo NNw
    1007 2. oo Godila, Witwe Graf Liuthars von Walbeck

    Hermann ist als Sohn der Gerberga von Burgund aus deren 1. Ehe mit Graf Hermann "von Werl" bezeugt durch D O III. 363 von 1000 V 18 (vgl. dazu BU. 1370), durch Thietmar VII c. 49, S. 458, und die Nachricht des Annalista Saxo a. 1017, SS VI 671.
    Die Argumente, die uns zur Gleichsetzung der Gerberga, die als Mutter der WERLER bekannt ist, mit der Tochter König Konrads von Burgund und dessen Gemahlin Mathilde gleichen Namens berechtigen, sind von Leidinger, Untersuchungen S. 83-87, zusammengestellt und kommentiert; vgl. ebenda S. 88 zu den Belegen für Hermann II.
    Durch die Annales Quedlinburgenses a. 1019 SS III 84, sind die WERLER zweifelsfrei als "consobrini" Kaiser HEINRICHS II. bezeugt, womit die von Müller, Heribert S. 238, geäußerten Zweifel an der Zugehörigkeit der WERLER zur Nachkommenschaft der burgundischen Gerberga zurückgewiesen werden können.
    Hermann ist letztmals in D Ko II. 26 von 1025 V 3 bezeugt; sein Todestag war nach Leidinger, Untersuchungen S. 90, möglicherweise der V 14, zu dem im Essener Nekrolog ein "Hermannus comes" eingetragen ist.
    Zu den Beziehungen, die Graf Hermann II. von Werl zu seinem burgundischen und schwäbischen Verwandten unterhielt, vgl. Leidinger, Untersuchungen S. 94 f.

    Thiele Andreas: Tafel 411, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte", Band I, Teilband 2 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser II

    HERMANN II., Graf von Werl
    + um 1026

    Steht besonders gegen Bischof Dietrich von Münster und gerät 1018 in dessen Gefangenschaft. Es ging besonders um die Vogtei Liesborn; er rebellierte 1019/20 mit BILLUNGERN und Pfalzgrafen gegen die kirchenfreundliche Politik Kaiser HEINRICHS II. (Cousin) und steht auch gegen Erzbischof Heribert von Köln wegen Vogteirechten und Gefangennahme der Mutter; Vogt von Werden, stiftet Abtei Oedingen und auch da Vogt.

    Klocke, Rudolf Freiherr von: Seite 105, "Die Grafen von Werl und die Kaiserin Gisela. Untersuchungen zur Geschichte des 10. und 11. Jahrhunderts mit einem Exkurs über Mittelaltergenealogie."

    HERMANN, GRAF VON WERL
    * ..., + ...
    Urkundlich 997- 1024
    oo 1003/04 GERBERGA, Tochter des Königs von Burgund, * um 968/70, + nach etwa 1009
    Witwe des 1003 verstorbenen Herzogs Hermann II. von Schwaben

    Hermann II. lag 1016/17 mit dem Bischof Dietrich von Münster in Fehde, dem 1019 endgültig die Abtei Liesborn überwiesen wurde, um die es vermutlich bei der Fehde ging. 1018 wurde er vom Vetter des Bischofs Dietrich von Münster, Udo von Stade, auf seiner Burg gefangengesetzt. Ungefähr in die gleiche Zeit fiel die Auseinandersetzung Hermanns mit Erzbischof Heribert von Köln wegen Vogteirechten und der Gefangennahme seiner Mutter. Überhaupt finden wir die WERLER ständig in Opposition. So auch im Jahre 1019, als Thietmar, Sohn Bernhards von Sachsen, zusammen mit den Söhnen des Grafen Hermann und den Pfalzgrafen eine Empörung gegen HEINRICH II. wegen dessen kirchenfreundlicher Politik anstifteten. Hermann besaß Grafschaften im Locdorp-, Leri- und im Dreingau. Sein Amtsbereich erstreckte sich vom Locdorpgau im Süden über den Dreingau bis in den nördlich gelegenen Lerigau. Er stiftete die Abtei Oedingen und war da auch Vogt.




    997 1. oo N.N.
    -
    1007 2. oo 2. Godila von Rothenburg, Tochter des Grafen Werner I., um 977-18.6.1015
    (1. oo Lothar III. Graf von Walbeck -25.1.1003)



    Kinder:

    1. Ehe
    - Heinrich I. Graf von Werl um 998-8. oder 20.8. um 1054
    - Konrad I.
    - ? Hermann I. Bischof von Münster (1032-1042) - 1042
    - Adalbert Graf im Emegau 1031-1038
    - Bernhard III. ca 1010- nach 1066

    2. Ehe
    - Rudolf
    - Mathilde



    Literatur:
    Annalen von Quedlinburg ad. a 1019 - Annalista Saxo: Reichschronik. Seite 47,48 - Bollnow, Hermann: Die Grafen von Werl. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte des 10. bis 12. Jahrhunderts. Dissertation Stettin 1930 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 32 Seite 65 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 321 - Hlawitschka, Eduard: Konradiner-Genealogie, unstatthafte Verwandtenehen und spätottonisch-frühsalische Thronbesetzungspraxis. Ein Rückblick auf 25 Jahre Forschungsdisput. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2003 Seite 106 - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987 Seite 52,152 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 431 - Klocke, Rudolf Freiherr von: Die Grafen von Werl und die Kaiserin Gisela. Untersuchungen zur Geschichte des 10. und 11. Jahrhunderts mit einem Exkurs über Mittelaltergenealogie, in: Westfälische Zeitschrift 98/99, 1949, I. Abteilung, Seite 105 - Leidinger, Paul: Untersuchungen zur Geschichte der Grafen von Werl. Ein Beitrag zur Geschichte des Hochmittelalters. Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens Abteilung Paderborn 1965 Seite 88-95 - Schölkopf, Ruth: Die sächsischen Grafen 919-1024. Studien und Vorarbeiten zum Historischen Atlas Niedersachsens, Göttingen 1957 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 334,408,468,476 -

    Gestorben:
    14.5.

    Hermann heiratete von Rothenburg, Godila in 1007. Godila wurde geboren um 977; gestorben am 18 Jun 1015. [Familienblatt] [Familientafel]


Generation: 2

  1. 2.  von Werl, Hermann wurde geboren um 950; gestorben in 985/988.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Werl [59457],Soest,Nordrhein-Westfalen,Deutschland; Graf von Werl

    Notizen:

    Hermann I.
    Graf von Werl
    um 950- 985/88
    Sohn des Grafen N.N. (Konrad?)
    Nach Paul Leidinger eventuell Sohn des 957-955 bezeugten Grafen Heinrich

    Brandenburg Erich: Seite 10, Tafel 5, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VIII. 61. GERBERGE
    *ca. 965/70, + wohl nach 1016

    Gemahl:
    a) HERMANN, Graf von Werl + nach 985
    b) ca. 988 HERMANN II. Herzog von Schwaben (siehe VIII. 13.) + 1003 4. V.

    Anmerkungen: Seite 128
    VIII. 61. Gerberge

    vgl. Brandenburg, Probleme um die Kaiserin Gisela Seite 8ff., Bollnow, Grafen von Werl 8f. und 28f., 44f.
    Die Geburtszeit läßt sich nur ungefähr bestimmen; es ist auch nicht ganz sicher, ob Bertha oder Gerberge die ältere Schwester war. Die Zeit der Vermählung mit Hermann von Schwaben ergibt sich ungefähr aus der Geburtszeit der Kinder und Enkel. Ob sie vorher mit einem Grafen von Werl vermählt war, muß zweifelhaft bleiben; mir scheint nach wie vor (trotz der Ausführungen Bollnows) diese Annahme wahrscheinlich, da sich die zweifellos vorhandene Verwandtschaft der Grafen von Werl mit dem salischen Kaiserhause nicht anders erklären läßt. Gerberge kommt zuletzt 1016 vor (Thietmar 9, 26), doch läßt sich aus der Stelle nicht mit Sicherheit schließen, ob sie damals noch lebte.
    Urkundlich erscheint sie zuletzt 1000 18. V., Diplomata 2, 2 n. 363. Ich bringe die Nachkommen aus der nicht völlig gesicherten ersten Ehe im Teil II [VIII 86].

    Ergänzungen (Wolf): zu 61 a: Kinder siehe IX 80
    zu 61 b: Kinder siehe IX 16-20

    Schölkopf Ruth: "Die sächsischen Grafen 919-1024"

    Friedrich von Klocke schaltete sowohl den 978 erwähnten als auch den 985 bezeugten Grafen Hermann als Stammvater der WERLER Grafen aus. Als gesichert ließ er nur gelten, dass der von Thietmar genannte und in der Stiftungsurkunde aufgeführte Hermann Gerbergas Sohn war.
    Gerberga war vermutlich in 1. Ehe mit einem ungenannten Grafen von Werl verheiratet, den Bollnow vorsichtigerweise nicht namhaft macht.
    Ebenso strittig ist die Beantwortung der Frage nach Gerbergas Gatten. Bollnow wich ihr aus. Er begnügte sich mit der allgemeinen Feststellung, dass er ein Graf von Werl war.
    In Frage käme ein Graf Hermann, der zur gleichen Zeit auftrat. Nach Auslage einer Urkunde sprach er im Ort Böllinghausen (bei Erwitte) im Gau Engern Recht, der in den Besitz des Klosters Meschede überging. Dieses Gebiet liegt in der Nähe von Werl, dem Stammsitz der Familie. Es schließt sich organisch an die Grafschaft des Grafen Hermann im Locdorpgau an. Zeitliche Bedenken erheben sich ebenfalls nicht. Vor allem spricht eine Erwähnung bei Thietmar dafür, ihn als Mitglied des WERLER Grafenhauses zu betrachten. Die Textstelle besagt, dass 984 der Streit zwischen Heinrich von Bayern und seinem Sohn - dem späteren König - Herimanni comitis consilio geschlichtet wurde. Was konnte einen westfälischen Grafen veranlassen, sich in Sachen des bayerischen Herzogshauses zu verwenden. Die Antwort lautet: hier sprachen verwandtschaftliche Verpflichtungen mit. Gerbergas Halbschwester und somit Hermanns vermutliche Schwägerin war Gisela, die Gattin des Bayern-Herzogs Heinrich des Zänkers, der sich 984 mit seinem Sohn auseinandersetzte. Von hier aus gesehen erhellt sich die schon erwähnte Bezeichnung der Annalen consobrini imperatoris für die Söhne Hermanns von Werl. Hömberg hielt den 978 erwähnten Grafen Hermann für Gerbergas Schwiegervater, und zwar auf Grund der Tatsache, dass ihr Sohn wiederum den Namen Hermann trug. Da nur eine einzige Erwähnung vorliegt, können aus seinen Amtsdaten auch nicht annähernd gesicherte Angaben über das Alter des genannten Grafen gemacht werden. Alle anderen Kombinationen - wie Gatte oder Schwager - haben darum genau so viel Wahrscheinlichkeit für sich. Vielleicht war er mit dem Grafen Hermann identisch, der nach dem Fuldaer Totenbuch am 13. Juli 995 starb, zu welchem Tage auch das Merseburger Totenbuch das Ableben eines Grafen Hermann verzeichnete.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 57-59,82, "Konradiner-Genealogie, unstatthafte Verwandtenehen und spätottonisch-frühsalische Thronbesetzungspraxis. Ein Rückblick auf 25 Jahre Forschungsdisput."

    So blieb noch das Argument 4. Dies allein vermittelte aber insofern keine hinreichende Überzeugungskraft, als nicht nur Herzog Konrad von Schwaben einen Sohn Hermann haben konnte, sondern auch andere Konrade der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts, von denen wir die Nachkommen nur unvollständig kennen: - so etwa einer der Ufgau-Ortenau-Grafen dieses Namens, oder der 950 auf einem Hoftag in Worms recht unrühmlich hervorgetretene Konrad [114 Er brüstete sich, mit einer neptis des Königs Beischlaf gehabt zu haben; vgl. Contin. Reginonis ad 950, Seite 164.]; bzw. es könnte der unbekannte Vater des ca. 985 verstorbenen Grafen Hermann von Werl, für den bezeichnenderweise wiederum ein Enkel Konrad bezeugt ist [115 Vgl. Leidinger, Grafen von Werl, Paderborn 1965, Seite 71ff., 108f. und zwei Stammtafeln am Bandende. Auf Seite 71 betont Leidinger, daß die nur bruchstückhaft erkennbaren Vorfahren des seit den 70-er/80-er Jahren des 10. Jahrhunderts faßbaren Werler Grafenhauses "in naher, wahrscheinlich verwandtschaftlicher Beziehung zu den KONRADINERN gestanden" haben; und die Beziehungen nach dem Süden sind durch die um 978/80 zustande gekommene Heirat Graf Hermanns I. mit der burgundischen Prinzessin erkennbar.], wegen der bekannten Namensweitergabe in einer Sippe durchaus Konrad geheißen haben.
    Zudem war Gerberga vor ihrer Ehe mit Hermann II. von Schwaben bereits einmal mit Graf Hermann von Werl verheiratet, dem sie drei Söhne geschenkt hatte [122 Vgl. Leidinger, Grafen von Werl Seite 51ff., besonders Seite 73-87.]; und es hätten, wäre Marchtal ihr Erbe gewesen, diese drei Kinder Erbansprüche an Marchtal gehabt, was aber nicht zu beobachten ist, weshalb Marchtal als Erbteil Gerbergas sogar ganz ausscheidet.
    Bestes Beispiel für die räumliche Zuordnung einer Person zu einer anderen Ehe eines Elternteils ist wohl die Bezeichnung der Kaiserin Gisela als de Werla beim Annalista Saxo, obwohl sie erst aus der zweiten Ehe ihrer Mutter Gerberga mit Herzog Hermann II. von Schwaben hervorging, nicht aus Gerbergas erster Ehe mit Hermann von Werl [22 Annalista Saxo ad 1026 und 1082, MGH SS 6 Seite 676 und 720: de loco qui dicitur Werla. - Zur Benennung von Halbbrüdern etwa durch König KONRAD III. - noch dazu zu deren Lebenszeiten - vgl. MGH D K III (Register: Bischof Otto von Freising oder Markgraf Liupold); beide heißen germanus oder frater des Königs (genauso wie sein Vollbruder Herzog Friedrich von Schwaben).].


    oo 1. Gerberga von Burgund, Tochter des Königs Konrad 965/66-7.7.1018/19

    Kinder:

    1. Ehe
    - Hermann II. ca 980-14.5. nach 1024
    - Rudolf (-Ludolf) ca 982/86-12.7. um 1044
    - Bernhard II. Graf von Hoevel ca 982/86- um 1059

    Literatur:
    Annalen von Quedlinburg ad a. 1019 - Bollnow, Hermann: Die Grafen von Werl. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte des 10. bis 12. Jahrhunderts. Dissertation Stettin 1930 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 5 Seite 10 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 300,321 - Hlawitschka, Eduard: Konradiner-Genealogie, unstatthafte Verwandtenehen und spätottonisch-frühsalische Thronbesetzungspraxis. Ein Rückblick auf 25 Jahre Forschungsdisput. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2003 Seite 57-59,82 - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987 Seite 52,138,152 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 287 - Klocke, Rudolf Freiherr von: Die Grafen von Werl und die Kaiserin Gisela. Untersuchungen zur Geschichte des 10. und 11. Jahrhunderts mit einem Exkurs über Mittelaltergenealogie, in: Westfälische Zeitschrift 98/99, 1949, I. Abteilung, Seite 67-111 - Leidinger, Paul: Untersuchungen zur Geschichte der Grafen von Werl. Ein Beitrag zur Geschichte des Hochmittelalters. Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens Abteilung Paderborn 1965 Seite 73-83 - Schölkopf, Ruth: Die sächsischen Grafen 919-1024, Göttingen 1957 Studien und Vorarbeiten zum Historischen Atlas Niedersachsens - Thietmar von Merseburg: Chronik. Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1992 Seite 123 -

    Hermann heiratete von Burgund, Gerberga. Gerberga (Tochter von von Burgund, Konrad und von Frankreich, Mathilde) wurde geboren in 965/966; gestorben am 7 Jul 1018/1019. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 3.  von Burgund, Gerbergavon Burgund, Gerberga wurde geboren in 965/966 (Tochter von von Burgund, Konrad und von Frankreich, Mathilde); gestorben am 7 Jul 1018/1019.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Werl [59457],Soest,Nordrhein-Westfalen,Deutschland; Gräfin von Werl
    • Titel/Amt/Status: Schwaben,Deutschland; Herzogin von Schwaben

    Notizen:

    Gerberga von Burgund
    Gräfin von Werl
    Herzogin von Schwaben
    965/66-7.7.1018/19
    Älteste Tochter des Königs Konrad von Burgund aus dem Hause der RUDOLFINGER aus seiner 2. Ehe mit der Mathilde von Frankreich, Tochter von König Ludwig IV.
    Nichte der Kaiserin Adelheid und König Lothars von Frankreich und Großnichte Kaiser OTTOS I. DES GROSSEN

    Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte Band 1 Seite 80

    18. Gerberga

    Tochter Konrads und der Mathilde (Tab. ex cod. Steynvelt. SS III 215: Gepa; Chron. Epternac. breve SS 15, 1307: Cilpa; Monum. Epternac. SS 23, 25; Chron. Albrici monachi Trium Fontium SS 23, 773, 782: (Gepa) vermählt in erster Ehe mit Graf Hermann von Werle, + 995 VII 13. (Krüger in Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins 46 p. 519FF. und Stammtafel III; Baumann, Forschungen zur schwäbischen Geschichte p. 289ff.), in zweiter Ehe mit Herzog Hermann II. von Schwaben (Hermannus de egregia Francorum natus prosapia, regis Cunradi filiam de Burgundia nomine Gebirgam, regis Lotharii sororis filiam, de regno et de stirpe Magni Karoli, legittimo siscepit coniugio: Walteri hist. monast. Marchtelanensis SS 24, 664; vgl. auch Miracula s. Verenae SS IV 460; Herm. Contract. SS V 118).
    Aus ihrer ersten Ehe stammen Gisela, in dritte Ehe Gemahlin Kaiser KONRADS II. und Mutter HEINRICHS III., sowie Mathilde, die mütterliche Großmutter der gleichnamigen berühmten Markgräfin Mathilde von Tuscien.

    Brandenburg Erich: Seite 10, Tafel 5, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VIII. Generation 61.
    Gerberge
    *ca. 965/70, + wohl nach 1016
    Gemahl:
    a) Hermann Graf von Werl + nach 985
    b) ca. 988 Hermann II. Herzog von Schwaben (siehe VIII, 13) + 1003 4. V.

    Anmerkungen: Seite 128
    VIII. 61. Gerberge
    vgl. Brandenburg, Probleme um die Kaiserin Gisela Seite 8ff., Bollnow, Grafen von Werl 8f. und 28f., 44f.
    Die Geburtszeit läßt sich nur ungefähr bestimmen; es ist auch nicht ganz sicher, ob Bertha oder Gerberge die ältere Schwester war. Die Zeit der Vermählung mit Hermann von Schwaben ergibt sich ungefähr aus der Geburtszeit der Kinder und Enkel. Ob sie vorher mit einem Grafen von Werl vermählt war, muß zweifelhaft bleiben; mir scheint nach wie vor (trotz der Ausführungen Bollnows) diese Annahme wahrscheinlich, da sich die zweifellos vorhandene Verwandtschaft der Grafen von Werl mit dem salischen Kaiserhause nicht anders erklären läßt. Gerberge kommt zuletzt 1016 vor (Thietmar 9, 26), doch läßt sich aus der Stelle nicht mit Sicherheit schließen, ob sie damals noch lebte.
    Urkundlich erscheint sie zuletzt 1000 18. V., Diplomata 2, 2 n. 363. Ich bringe die Nachkommen aus der nicht völlig gesicherten ersten Ehe im Teil II [VIII 86].

    Ergänzungen (Wolf): zu 61 a: Kinder siehe IX 80
    zu 61 b: Kinder siehe IX 16-20

    Althoff Gerd: Seite 380, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    H 22 Me:
    7.7. Gerbirh ductrix Germahlin Herzog Hermanns II. von Schwaben

    (Es.) Gerberga ist zum 7. Juli auch im Necrolog des schwäbischen Herzogsklosters Marchtal (MGH Necrol. 1, S. 201) verzeichnet. Sie war die Tochter Konrads I. von Burgund (K 38) und Nichte der Kaiserin Adelheid (K 49).
    Zu den Einträgen von Verwandten dieser Kaiserin im Merseburger Necrolog siehe ausführlich oben Seite 163f.
    Zu den Problemen um Gerbergas Ehe mit einem Grafen von Werl vgl. Leidinger, Die Grafen von Werl, S. 83ff. mit weiteren Hinweisen.
    Allg. siehe NDB 8, Seite 641f.

    Glocker Winfrid: Seite 300, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VI. 22 Gerberga (Guepa)
    * c 965/66- 1019 (eventuell 1018) am VII 7
    c 980 1. oo Hermann Graf ("von Werl") + 985/c 988
    c 988 2. oo Hermann II. Herzog von Schwaben - 1003 V 4

    Gerberga, die zuerst mit Graf Hermann von Werl und dann mit Herzog Hermann II. von Schwaben vermählt war, ist als Tochter der Mathilde, Gemahlin Konrads von Burgund, in der genealogischen Tafel der OTTONEN aus dem Codex Steinfeldensis (gedruckt: SS III 215), in der Vita Adalberonis II. Mettensis ep. c. 17, SS IV 664, sowie in der späten Vita S. Willibrordi c. 22, SS XXIII 25, bei dem ebenfalls sehr späten Alberich von Trois-Fontains in dessen Chronica a. 996, SS XXIII 773, und in dem Brief Abt Siegfrieds von Gorze betreffs der Heirat Kaiser HEINRICHS III. mit Agnes von Poitou (Druck bei Giesebrecht, Kaiserzeit Bd. 2, S. 714-718) bezeugt.
    Alle Belege für die Filiation unserer Gerberga von König Konrad von Burgund hat Bollnow, Grafen S. 28, Anm. 1, zusammengestellt.
    Der angegebene Geburtstermin ergibt sich aus dem Heiratsdatum ihrer Eltern als dem frühest möglichen Zeitpunkt und aus dem ungefähren Datum ihrer eigenen Eheschließung, wie dies Hömberg, Geschichte S. 13, Anm. 13, ermittelt hat.
    Letztmals ist Gerberga bei Thietmar VIII c. 26, S. 522 lebend bezeugt. Ihren Sterbetag nennt das Marchtaler Nekrolog; das von Leidinger, Untersuchungen S. 83, mit ca 1020 nur ungefähr ermittelte Sterbejahr konnte von Hilsch, Regenbach S. 59, Anm. 18, wie angegeben präzisiert werden. Wir folgen Leidinger a.a.O. bei der Reihung der beiden Töchter der Mathilde: er setzt Gerberga als die ältere und Bertha als die jüngere an, da Mathilde den Namen ihrer Großmutter trage, und sie dann auch selbst der eigenen älteren Tochter den Namen von deren Großmutter mütterlicherseits gegeben habe.
    Müller, Heribert S. 234 f., bes. Anm. 156, und ebd. äußert Zweifel an der sonst allgemein anerkannten Identifikation der mit Namen Gerberga bekannten Gemahlin Graf Hermanns von Werl mit der Tochter König Konrads von Burgund des gleichen Namens. Er weist darauf hin, dass die Identifizierung nur aus dem Rückschluß zweier indirekter Bezeugungen des erst um die Mitte des 12. Jahrhunderts arbeitenden Annalista Saxo (a. 1026 und a. 1082, SS VI 676 und 720) basiert und gerade dem Annalista bei den Werler Nachrichten Fehler unterlaufen sind; so behauptet er, Gerberga sei in Werl geboren.
    Müller S. 238 kann es sich insbesondere nicht vorstellen, dass eine burgundische Königstochter einen kleinen westfälischen Grafen geheiratet haben soll. Doch ist Müller zu entgegnen, dass er die Nachricht der Annales Quedlenburgenses a. 1019, SS III 84, vernachlässigt hat, in der die WERLER zweifelsfrei als "consobrini imperatoris" (d. i. HEINRICHS II.) erwiesen sind, was wohl kaum anders erklärbar ist als über die Herkunft ihrer Mutter (bezeugt in D O III. 363) Gerberga aus dem burgundischen Königshaus, dem auch Gisela, die Mutter HEINRICHS II. (vgl. oben V, 23), entstammte.
    Gerberga erwirkte 997 von OTTO III. dem Stift Meschede einen Besitz in Stockhausen. Drei Jahre später erhielt sie für das von ihr gegründete Nonnenkloster in Oedingen eine Bestätigungsurkunde, die dem Kloster freie Wahl der Äbtissin und ihrem Sohn Hermann III. und seinen Nachkommen die Stellung des Klostervogtes zusicherte. Sie wurde 1016 nochmals erwähnt, als sie nach unklarer Quellenlage im Streit mit dem Erzbischof von Köln wohl wegen der dritten Heirat ihrer Tochter Gisela von diesem gefangengesetzt wurde.

    Frommer Hansjörg: Seite 26, "Die Salier"

    Gerberga war eine Urenkelin der Herzogin Reginlindis, eine Enkelin der schwäbischen Herzogstochter Bertha, die den burgundischen König Rudolf geheiratet hatte. Diese familiäre Beziehung zur ältesten schwäbischen Herzogsfamilie war sicher für Hermanns Stellung in Schwaben nicht unwichtig. Von größerer Bedeutung aber war, dass Gerbergas Mutter Mathilde eine Enkelin HEINRICHS I. und seiner Frau Mathilde war, die Tochter ihrer Tochter Gerberga, die mit dem französischen König Ludwig IV., einem KAROLINGER, vermählt gewesen war. Hermann gehörte also über seine Frau Gerberga zur sächsischen Königsfamilie, und seine Ernennung zum Herzog von Schwaben bedeutete auch eine Anerkennung dieses herausragenden Ranges durch den Kaiser.

    Schölkopf Ruth, "Die sächsischen Grafen 919-1024 "

    Die gesicherte Geschichte des Werler Grafenhauses begann 997, als OTTO III. dem Stift Meschede ob petitionem Gerbergae comitissae einen Besitz in Stockhausen in pago Locdorf ac in comitatu Herimanni comitis übertrug. Drei Jahre später erwirkte eine matrona Gerberga für das von ihr gegründete Nonnenkloster in Oedingen in pago Lacdorpgo in comitatu Herimanni eius filius von OTTO III. eine Bestätigungsurkunde, die dem Kloster freie Wahl der Äbtissin und ihrem Sohn Hermann und seinen Nachkommen die Stellung des Klostervogtes zusicherte.
    Ungefähr in die gleiche Zeit fällt die Auseinandersetzung Hermanns von Werl mit Erzbischof Heribert von Köln. Anlaß der Feindseligkeit war die durch den Erzbischof erfolgte Festnahme Gerbergas, der Mutter des Grafen. Die tieferen Gründe dieses Vorgehens treten nicht zutage.
    Fragen wir zunächst: wer war die urkundlich bezeugte Gerberga? Bollnow stellte als Ergebnis seiner Arbeit an Hand des sächsischen Annalisten fest, dass Gerberga, die Mutter Hermanns von Werl, allenfalls mit Gerberga von Burgund, der Tochter König Konrads von Burgund und der Mathilde, einer Enkelin HEINRICHS I., identisch sein könnte, was nach seiner überkritischen Methode keinesfalls für ihn zwingend ist. Von einer Vermutung zur Behauptung und deren Begründung ging Fr. von Klocke über. Er unterschied eine Gerberga "aus dem Sauerland" von Gerberga von Burgund. Die Stifterin des Klosters Oedingen sei identisch mit Gerberga aus dem Sauerland, einer Frau von großer Tatkraft und reichem väterlichen Erbgut, mit dem sie wesentlich zum Ausbau des Machtbereiches der Werler Grafen beigetragen habe. Wer ihr Gatte war, ist ungewiß. Fr. von Klocke schaltete sowohl den 978 erwähnten als auch den 985 bezeugten Grafen Hermann als Stammvater der Werler Grafen aus. Als gesichert ließ er nur gelten, dass der von Thietmar genannte und in der Stiftungsurkunde aufgeführte Hermann ihr Sohn war. Die Unterscheidung der beiden Gerbergen ging wesentlich von der Titulierung comitissa und der Tatsache ihrer Festnahme durch den Erzbischof von Köln aus. Gerberga von Burgund sei hingegen wesentlich jünger gewesen. Sie habe nach dem Tode ihres ersten Gatten, des Herzogs Hermann von Schwaben, in zweiter Ehe den seit 997 bezeugten Grafen Hermann, den Sohn der Gerberga aus dem Sauerland und den ersten wirklich in Werl erweisbaren Angehörigen dieses Grafenhauses, geheiratet. Gerberga habe aus erster Ehe schon die beiden Töchter Mathilde und Gisela, wie Hermann von einer unbekannten Gattin die Söhne Heinrich, Konrad und Adalbert gehabt. Aus beider um 1004 geschlossenen Ehe seien dann die Kinder Rudolf, Bernhard und Mathilde hervorgegangen. Hömberg dagegen trat nachdrücklich für eine Personengleichheit der beiden Gerbergen ein. Endgültige Sicherheit ist meines Erachtens aus Mangel an Zeugnissen nicht zu gewinnen. Gerberga war vermutlich in erster Ehe mit einem ungenannten Grafen von Werl verheiratet, den Bollnow vorsichtigerweise nicht namhaft macht. In zweiter Ehe heiratete sie Herzog Hermann von Schwaben, dem sie die Kinder Gisela - die spätere Kaiserin - Beatrix, Bertold und Hermann (Herzog von Schwaben, + 1012) gebar. Bollnow hielt eine dritte Ehe nach dem Tode Herzog Hermanns (+ 1003) erneut mit einem Grafen von Werl für nicht ausgeschlossen. Die Schwierigkeit beruht darin, dass der sächsische Annalist als Geschwister der Gisela von Schwaben erwähnt: soror eius Mathildis fratresque eius Rodulfus et Bernardus nati erant in Westfalia de loco, qui dicitur Werla. Zweifel an der Richtigkeit seiner Aussage ergeben sich dadurch, dass Rudolf in der Vita Meinwerci kein einziges Mal in den Zeugnislisten auftauchte. Andererseits wird man aus chronoligischen Erwägungen den Bernhard des Annalisten mit Bernhard, dem Sohn des Grafen Hermann von Werl, identifizieren müssen, so dass dem Annalisten in der Generationsfolge ein Gedächtnisfehler unterlaufen wäre. Bollnow löste das Problem auf die Weise, dass er Hermann von Werl einen Sohn Gerbergas aus erster Ehe und damit einen Halbbruder der Kaiserin Gisela sein ließ. Die übrigen Geschwister der Gisela, die der Annalist aufführte - also Mathilde, Rudolf und Bernhard - sollen Kinder des Grafen Hermann (von Werl) und damit GiselasBruderkinder sein. Die Lösung hat viel für sich, zumal wenn man die zweite Ehe Hermanns in Erwägung zieht, die Bollnow nicht erwähnte. Wir können nur mutmaßen, dass vielleicht Rudolf und Mathilde Kinder aus dieser zweiten Ehe waren, was allerdings der Aussage Thietmars widerspricht, der die Ehe wegen der nahen Verwandtschaft für kinderlos hielt: nullam in procreanda prole spem deinceps adipiscitur. Diese Aussage stand möglicherweise unter dem Eindruck der göttlichen Strafe für die Exkommunikation. Vielleicht wurden die Kinder auch erst nach Thietmars Tod (+ 1018) geboren. Die zweite Ehe würde erklären, warum Rudolf, der an zwei Stellen als comes natus de Westfalia, ex loco, qui dicitur Werla bezeugt ist, in der Vita Meinwerci nicht unter den vier Söhnen Hermanns aufgezählt wurde. Zum Zeitpunkt des Testates (1024) war er demnach noch unmündig und kam als Zeuge nicht in Betracht, da er frühestens 1007 geboren wurde. Hömberg fand eine andere Lösung, auf die in einem anderen Zusammenhang bereits hingewiesen wurde.
    Ebenso strittig ist die Beantwortung der Frage nach Gerbergas Gatten. Bollnow wich ihr aus. Er begnügte sich mit der allgemeinen Feststellung, dass er ein Graf von Werl war. Hömberg machte Graf Bernhard als Gatten der Gerberga namhaft.
    In Frage käme ein Graf Hermann, der zur gleichen Zeit auftrat. Nach Auslage einer Urkunde sprach er im Ort Böllinghausen (bei Erwitte) im Gau Engern Recht, der in den Besitz des Klosters Meschede überging. Dieses Gebiet liegt in der Nähe von Werl, dem Stammsitz der Familie. Es schließt sich organisch an die Grafschaft des Grafen Hermann im Locdorpgau an. Zeitliche Bedenken erheben sich ebenfalls nicht. Vor allem spricht eine Erwähnung bei Thietmar dafür, ihn als Mitglied des Werler Grafenhauses zu betrachten. Die Textstelle besagt, dass 984 der Streit zwischen Heinrich von Bayern und seinem Sohn - dem späteren König - Herimanni comitis consilio geschlichtet wurde. Was konnte einen westfälischen Grafen veranlassen, sich in Sachen des bayerischen Herzogshauses zu verwenden. Die Antwort lautet: hier sprachen verwandtschaftliche Verpflichtungen mit. Gerbergas Halbschwester und somit Hermanns vermutliche Schwägerin war Gisela, die Gattin des Bayern-Herzogs Heinrich des Zänkers, der sich 984 mit seinem Sohn auseinandersetzte. Von hier aus gesehen erhellt sich die schon erwähnte Bezeichnung der Annalen consobrini imperatoris für die Söhne Hermanns von Werl. Hömberg hielt den 978 erwähnten Grafen Hermann für Gerbergas Schwiegervater, und zwar auf Grund der Tatsache, dass ihr Sohn wiederum den Namen Hermann trug. Da nur eine einzige Erwähnung vorliegt, können aus seinen Amtsdaten auch nicht annähernd gesicherte Angaben über das Alter des genannten Grafen gemacht werden. Alle anderen Kombinationen - wie Gatte oder Schwager - haben darum genau so viel Wahrscheinlichkeit für sich. Vielleicht war er mit dem Grafen Hermann identisch, der nach dem Fuldaer Totenbuch am 13. Juli 995 starb, zu welchem Tage auch das Merseburger Totenbuch das Ableben eines Grafen Hermann verzeichnete.

    Weinfurter Stefan (Hg.): Band I Seite 226,232, "Die Salier und das Reich"

    Die Vermutung, in dieser Schlacht des Sohnes der Mathilde und der Gatte der Gisela gegen den Gatten der Beatrix seien Auseinandersetzungen um das Erbe dieser drei Schwestern, der Töchter Herzog Hermanns II. und der Gerberga, gewaltsam ausgetragen worden, ist sehr wahrscheinlich und zudem neuerdings mit dem Hinweis gestützt worden, daß der Zeitpunkt der Auseinandersetzungen durch den Tod der Gerberga bestimmt sein dürfte. Ihr Todestag (7.7.) ist aus Nekrologeinträgen bekannt, als Todesjahr wurde "nach 1016" bzw. "um 1020" angenommen. Eine Präzisierung des Todesjahres auf 1018 oder 1019 erscheint daher plausibel [Hilsch, Regenbach (wie Anmerkung 35) Seite 58f.]

    Ennen, Edith: Seite 67-68, "Frauen im Mittelalter"

    Gisela ist wohl um 990 geboren, war eine Tochter des Herzogs Hermann II. von Schwaben und der Gerberga, Tochter des Königs Konrad von Burgund, des Bruders der Kaiserin Adelheid. Geboren ist Gisela in Schwaben, vorausgesetzt, daß ihre Mutter Gerberga erst in zweiter Ehe den Grafen Hermann von Werl in Westfalen geheiratet hat.

    Erkens, Franz-Reiner: Seite 32, "Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers."

    Als KONRADINERIN stammte Gisela aus einer der vornehmsten Familien des Reiches, über ihre Mutter Gerberga aber, eine Tochter des burgundischen Königs Konrad (+ 993) und eine Enkelin des westfränkischen Herrschers Ludwig IV. (+ 954), eines KAROLINGERS, war, ging ihre Ahnenreihe direkt auf KARL DEN GROSSEN zurück, auf die alles überragende Herrschergestalt also, in deren Tradition sowohl die ostfränkisch-deutschen als auch die westfränkisch-französischen Könige standen. Daß der Kaplan Wipo diese verwandtschaftlichen Beziehungen ausdrücklich hervorhebt, während er die ottonische Abstammung KONRADS unerwähnt läßt, zeigt, wie sehr das Ansehen eines Adelsgeschlechtes wuchs, wenn in den Adern seiner Mitglieder karolingisches Blut floß.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 47-57,136-140, "Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands"

    Hermann II. war, wie auf der Tafel weiterhin ersichtlich ist, mit Gerberga, einer Tochter des Königs Konrad von Burgund, verheiratet. Da Gerbergas Mutter, das König Konrads Gemahlin Mathilde, ihrerseits eine Tochter König Ludwigs IV. von Frankreich und Gerbergas, einer Tochter König HEINRICHS I., war, hatte Hermanns Gemahlin Anteil am OTTONEN-Blut.
    Die Geburtszeiten der Geschwister Giselas fügen sich auch bestens zu den erkennbaren Lebensdaten ihrer Mutter Gerberga, die ja vor der ca. 986 mit Hermann II. von Schwaben geschlossenen Ehe schon einmal mit dem Grafen Hermann von Werl verheiratet war und diesem drei Söhne geboren hatte. Und dabei scheint diese erste Ehe Gerbergas von ca. 978/80-985 gewährt zu haben (vgl. P. Leidinger, Untersuchungen zur Geschichte der Grafen von Werl Seite 49f. und Tafel II am Bandende), was den für unseren Zusammenhang wichtigen Schluß zuläßt, daß Gerberga spätestens um 965 geboren sein wird. Wenn man aber - mit der Speyerer Bleitafel - Gisela erst am 11.XI.999 geboren sein läßt und danach - wegen der Bemerkungen in den Miracula S. Verenae über die Geburt der Töchter Hermanns II. vor dem erhofften Knaben - die Geburt Hermanns III. erst frühestens ins Jahr 1000 (eventuell auch erst noch später) setzen kann, so führt das schon wieder nahe an die Fruchtbarkeitsgrenze Gerbergas heran. Wahrscheinlich hat Gerberga ihre drei Töchter 986/87-990, ihren Sohn Hermann III. eventuell 991 oder erst 994 - nach dem 992 geborenen und nach einem Jahr verstorbenen Berthold - zur Welt gebracht.

    Schnith Karl: Seite 95,99, "Frauen des Mittelalters in Lebensbildern"

    Giselas Mutter Gerberga war von noch höherer Abkunft. Sie war die Tochter König Konrads von Burgund und Mathildes, der Tochter des KAROLINGERS Ludwig d'Outremer, über den ihr Stammbaum bis zu KARL DEM GROSSEN zurückzuführen war; sie war außerdem eine Nichte der Kaiserin Adelheid. Die Ehe ihrer Eltern bestand seit mindestens 989/90.
    Ebensowenig klar ist die möglicherweise vermittelnde Rolle der Ehe von Giselas Mutter Gerberga mit einem Grafen Hermann von Werl in Sachsen. War es ihre erste Ehe - wie meist angenommen wird [Leidinger; Seite 31-52; Huschner, in Uitz/Pätzold/Beyreuther, Seite 110, Hlawitschka, Untersuchungen Seite 152/53; anders: Klocke, F. v., Die Grafen von Werl und die Kaiserin Gisela, in: Westfälische Zeitschrift 98/99 (1949), Seite 67-167; Wunder Seite 2.] -, so könnten davon Beziehungen zu sächsischen Fürsten herrühren; sollte es die zweite gewesen sein, so könnte Gerberga nach 1003 ihre Tochter nach Sachsen mitgenommen haben - woraus sich die Angabe von Werl als Geburtsort Giselas beim Annalista Saxo erklären ließe - und sie dann mit Brun verheiratet haben.

    Thietmar von Merseburg: Seite 468, "Chronik"

    Sein Nachfolger Dietrich, der Sohn meiner Mutterschwester, mußte von Graf Hermanns Sohn Heinrich [von Werl], wie berichtet, viel Schmach hinnehmen. In diesem Jahre nun lebte der zeitweise beigelegte Streit wieder auf. Erzbischof Heribert von Köln mußte lange viele Belästigungen durch den Grafen hinnehmen. Kein Wunder, hielt er doch dessen Mutter [Hermanns Mutter Gerberga, vgl. VII, 49] eine ganze Weile in Haft.

    Hilsch, Peter: Seite 58, "Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela"

    Der Ehemann der Beatrix, Adalbero, der von Kaiser HEINRICH II. gegen den Sohn seines Vorgängers zum Kärntner Herzog erhoben worden war, kämpfte gegen den in Kärnten "enterbten" jüngeren Konrad (Sohn der Mathilde und Konrads von Kärnten) und dem älteren Konrad (den späteren König und 1019 bereits Ehemann unserer Gisela) vermutlich um ihre schwäbisch-fränkischen Güter, wurde jedoch in einer regelrechten Schlacht bei Ulm geschlagen. Für den Zeitpunkt des Kampfes könnte der Tod der Mutter Gerberga entscheidend gewesen sein [Leidinger (wie Anmerkung 13) Seite 87 nimmt ihren Tod vage "um 1020" an. Der Todestag ist aus dem Marchtaler Nekrolog (MGH Necrologiae Band 1, Seite 201) bekannt: der 7. Juli. Im Licht unserer Überlegungen wäre an den 7. Juli 1019, eher noch 1018 zu denken.].

    Uitz, Erika/Pätzold, Barbara/Beyreuther, Gerald: Seite 110, "Herrscherinnen und Nonnen. Frauengestalten von der Ottonenzeit bis zu den Staufern"

    Giselas Mutter, Gerberga von Burgund, die um 965 geboren wurde, vor ihrer Heirat mit Hermann II. von Schwaben schon eine Ehe mit dem westfälischen Grafen Hermann I. von Werl geführt und die Söhne Hermann II, Rudolf und Bernhard zur Welt gebracht. Gerbergas Gemahl starb etwa 985/986. Die Verbindung mit dem der konradinischen Familie angehörenden Hermann von Schwaben währte wahrscheinlich von 987 oder 988 bis zu dessen Todestag am 4. Mai 1003. Gisela wurde demnach in Schwaben geboren, verbrachte hier ihre Kindheit und erhielt eine sorgfältige und gediegene Erziehung.

    um 980 1. oo Hermann I. Graf von Werl - um 985/88
    988 2. oo Hermann II. Herzog von Schwaben 945/50-4.5.1003

    Kinder:
    1. Ehe
    - Hermann II. ca 980-14.5. nach 1024
    - Rudolf-Ludolf ca 982/86-12.7. um 1044
    - Bernhard II. Graf von Hoevel ca 982/86- um 1059

    2. Ehe
    - Mathilde ca 988-29.7.1031/32
    1003 1. oo Konrad I. Herzog von Kärnten um 975-12.12.1011
    1014 2. oo Friedrich II. Herzog von Lothringen -13.5.1026/27
    nach 1026/27 3. oo Esiko Graf von Ballenstedt - um 1059/60
    - Gisela 13.11.989-15.2.1043
    vor 1002 1. oo Bruno Graf von Braunschweig ca 975/80- ca 1010 ermordet
    um 1010 2. oo Ernst I. Herzog von Schwaben 970-31.5.1015
    1016 3. oo KONRAD II. 12.7.990-4.6.1039
    - Berthold Anfang 992- Anfang 993
    - Beatrix ca 990/1000-12.5. nach 1025
    1019 oo Adalbero I. Herzog von Kärnten um 980-28.11.1039
    - Hermann III. ca 994/vor 1.995-1.4.1012
    oder 991/92 (Hlawitschka)

    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 380 H 22 - Bollnow, Hermann: Die Grafen von Werl. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte des 10. bis 12. Jahrhunderts. Dissertation Stettin 1930 Seite 8,28,44 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 26,28,67 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 226,232,248 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 67-68 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 32 - Fried, Johannes: Prolepsis oder Tod? Methodische und andere Bemerkungen zur Konradiner-Genealogie im 10. und frühen 11. Jahrhundert - Hilsch, Peter: Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela, in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 42 1983 Seite 52-81 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969 Seite 65 - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987 Seite 47-57,68,73,103,119,136-140, 152,169 - Hlawitschka, Eduard: Wer waren Kuno und Richlind von Öhningen? Kritische Überlegungen zu einem neuen Identifizierungsvorschlag. In: Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins 128 1980 Seite 1-49 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 367 - Lechner Karl: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar 1992, Seite 66,321 A 35 - Maurer, Helmut: Der Herzog von Schwaben. Grundlagen, Wirkungen und Wesen seiner Herrschaft in ottonischer, salischer und staufischer Zeit, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1978 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 90 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 91,95,99,125,156 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 408,468 - Uitz, Erika/Pätzold, Barbara/Beyreuther, Gerald: Herrscherinnen und Nonnen. Frauengestalten von der Ottonenzeit bis zu den Staufern, Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1990 Seite 109,114,123 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 63,220 - Wolf Armin: Wer war Kuno von Öhningen? Überlegungen zum Herzogtum Konrads von Schwaben (+ 997) und zur Königswahl vom Jahre 1002. in Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters Band 36, Seite 25-83 1980 -

    Kinder:
    1. 1. von Werl, Hermann II. wurde geboren um 980; gestorben nach 1025.
    2. von Werl, Rudolf wurde geboren um 982/986; gestorben um 1044.
    3. von Werl, Bernhard II. wurde geboren in 982/986; gestorben nach 1030.


Generation: 3

  1. 6.  von Burgund, Konrad wurde geboren um 923; gestorben am 19 Okt 993; wurde beigesetzt in Vienne [38200],Isère,Rhône-Alpes,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 937-993, Burgund,Frankreich; König von Burgund

    Notizen:

    Konrad der Friedfertige
    König von Burgund (937-993)
    um 923-19.10.993 Begraben: Kloster St. Andre-Le-Bas zu Vienne
    Ältester Sohn des Königs Rudolf II. von Burgund und der Bertha von Schwaben, Tochter von Herzog Burchard II.

    Lexikon des Mittelalters: Band V Seite 1341

    Konrad I., König in Burgund 937-993
    + 19. Oktober 993 Begraben: Kloster St. Andre-Le-Bas zu Vienne

    Konrad war beim Tode seines Vaters Rudolf II. von "Hoch-Burgund" 937 noch minderjährig, so dass der Bestand des jungen welfischen Königreiches gefährdet war. OTTO DER GROSSE durchkreuzte die Ausdehnungsabsichten König Hugos von Italien, der die Witwe Rudolfs II., Berta, zur Frau genommen und seinen Sohn Lothar mit Konrads Schwester Adelheid verlobt hatte, indem er Konrad, mit dem er vielleicht über seine Gemahlin Edgith verschwägert war, an seinen Hof nahm und dafür sorgte, dass Konrad um 942 das Erbe seines Vaters, der bereits enge lehnsrechtliche Bande zum ottonischen Hof unter HEINRICH I. geknüpft hatte, antreten konnte. Gestützt auf OTTO DEN GROSSEN konnte Konrad seine Herrschaft damals nicht nur im transjuranischen Alpenvorland, dem alten Kernland des welfischen Königreiches, sondern auch im Viennois und im Lyonnais, wo die westfränkischen Könige zeitweilig geherrscht hatten, durchsetzen, nach dem Tod Hugos von Italien auch in Nieder-Burgund und der Provence. Gegen Ende seiner langen, überaus quellenarmen und ereignislosen Regierungszeit scheint er den Aufstieg der regionalen Dynasten vor allem im Süden seines Reiches nicht mehr verhindert haben zu können (972 Vertreibung der Sarazenen aus Faxinetum unter Führung des Grafen Wilhelm von Arles). Die engen Kontakte zu OTTO DEM GROSSEN, für den Burgund wegen seiner Alpenpässe nach dem Beginn seiner Italienpolitik noch an Bedeutung gewann (951 Vermählung mit Adelheid), setzten sich unter OTTO II. fort, den Konrad 981 in Rom aufsuchte. Zuletzt ist Konrad 984 am ostfränkischen Hof bezeugt. Mit seinem Sohn Rudolf III. geriet Burgund endgültig in den Bannkreis des ostfränkisch-deutschen Reiches.

    Quellen und Literatur:
    MGH DD Rudolf, ed. Th. Schieffer 12-19 [ältere Lit.], 131 ff. [knapp 50 Urkunden] - Ders., Hb. der europ. Gesch. I, 645 f. - E. Hlawitschka, Die verwandtschaftl. Verbindungen zw. dem hochburg. und dem niederburg. Kg.shaus (Grundwiss. und Gesch., Fschr. P. Acht, 1967), 48-57 - W. Glocker, Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik, 1989, 23 f. - C. Brühl, Dtl. und Frankreich, 1990, 484-487.

    Diener, Ernst: Seite 76, "Könige von Burgund aus dem Hause der Welfen. in: Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte I. Band: Hoher Adel Zürich 1900-1908"

    7. Konrad, König von Burgund 937-993

    Sohn Rudolfs II. (Modern. regum Francor. actus SS IX 381 f.) und Bertas (s. 3).
    937 beim Tode des Vaters parvus (Flodoardi Ann. III 384) oder parvulus (Modern. regum Francor. actus SS IX 382), + 993 X. 19. und wird zu St. Maurice beigesetzt (14. kal. Nov.: Chuonradus rex Burgundiae ob.: Necrol. Merseburg., Zeitschr. f. Archivkunde I 123; Herm. Contract. SS V 117: apud sanctum Mauritium sepultus; Annal. necrol. Fuldens. SS 13, 207; Annal. Lausann. SS 24, 780). -

    Gattin:
    1. wohl nicht vor 950 Adelania (vgl. G.Meyer von Knonau im Anz. f. Schw. G. u. Altkde. 1867 p. 95 ff.) nach den Ausführungen Caruttis im Archivio storico italiano IVa serei, I 467 ff. und X 303 ff., eine Schwester Humberts von Savoyen-Belley. Sie starb vor 963 III 23. (Orig. Guelf. II. Probat. p. 137).
    2. vor 966 VIII. 10. (Forel, Reg. 175 in M[emoires et] D[ocuments de la] S[uisse] R[omando] 19)
    Mathilde von Frankreich, Tochter Ludwigs IV. Ultramarinusund der Gerberga, der Tochter des deutschen Königs HEINRICHS I. (Tabul. genealog. ex codice Steynveltensi SS III 215; Flodoardi annal. SS III 407; chronicon S. Benigni Divionens. SS VII 236; Chron. Hugonis Flaviniac. SS VIII 364, 366, 401; Chronica Albrici monachi Trium Foutium SS 23, 773 u. 782; Brief Abt Siegfrieds von Gorze an Abt Poppo von Stablo 1043, abgedr. bei Giesebrecht Gesch. der deutschen Kaiserzeit II 702 ff.) Mathilde + XI. 25. (Necrol. Merseburg, Zeitschrift für Archivkunde I 125), oder nach ihrer Grabschrift in der Chapelle de de Notre-dame zu Vienne XI. 26. (Chorier, Sur les antiquitez de la Ville de Vienne etc. Lyon 1659, p. 222), frühestens 992 (Orig. Guelf. II Probat. p. 139). -
    Aus Konrads 1. Ehe stammen Konrad und Gisela, aus 2. Ehe Rudolf III., Berta, Gerberga und Mathilde. Dazu hatte Konrad noch einen illegitimen Sohn, Burchard II., Erzbischof von Lyon, ex concubina filius (Hugonis Flaviniac. chron. SS VIII 367). Da nun Burchard II. von Lyon den Erzbischof Burchard von Vienne, den Bischof Anselm II. von Aosta und einen Ulderich Brüder nennt und Burchard, Erzbischof von Vienne, Anselm II. von Aosta und Ulderich Söhne Anselms und der Aaldui (oder Aldein) waren, muß wohl Burchards von Lyon Mutter diese Aaldui gewesen sein. (Vgl. Carutti, 1. c. u. Gisi im Anz. f. Schw. G. IV 375 ff.)
    (...)


    Thiele Andreas: "Erzählende genealogische Stammtafeln"

    Konrad der Friedfertige wurde 941 von seinem Stiefvater Hugo von Italien verjagt, aber von OTTO I., dem er huldigte, restituiert. Nach dem Tode Lothars von Italien erbte er 948 die Provence und setzte sich nach und nach in Nieder-Burgund durch, ohne wirklich dort zu herrschen, denn die großen Vasallen blieben weitgehend unabhängig. Konrad war eine wichtige, einflußreiche Stütze der OTTONEN gegen Frankreich und Italien und gehörte zum engsten kaiserlichen Gefolge. Wiederholt weilte er mit in Italien, vermittelte 983 im deutschen Thronstreit zugunsten des Großneffen OTTO III. gegen den Schwiegersohn, unterstützte seine Schwester, die Kaiserin Adelheid, förderte wie sie Klöster und Kirchen, strahlte königliche Würde aus und genoß wegen seiner verwandtschaftlichen Beziehungen hohes Ansehen.

    Seine Konkubine war Alduid.

    Althoff Gerd: Seite 372, „Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung“
    K 45
    Lü: 19.10. Conradus rex + 993 Konrad I. von Burgund
    Me: 19.10. Chuonradus rex Burdundiorum

    (Es.) Konrad war der Bruder der Kaiserin Adelheid (K 49) und der Schwiegervater Heinrichs des Zänkers ( H 31).
    Seine Gattin Mathilde (K 45) begegnet ebenfalls im Merseburger Necrolog.
    Während seine Eintragung in Merseburg durch die Verwandtschaft mit Adelheid begründet ist – zu den Verwandten der Kaiserin im Merseburger Necrolog s. oben S. 163f.-, ist sein Zusammenhang mit den BILLUNGERN nicht so deutlich. Da die BILLUNGER an den Aufständen Heinrichs des Zänkers beteiligt waren und Konrad wesentlich am Ausgleich mitwirkte, könnte hier ein Grund für seinen Eintrag im Lüneburger Necrolog liegen; s. dazu ausführlich oben S. 99.
    Vgl. allg.: Poupardin, Le Royaume de Bourgogne, S. 66-113; Boehm, Geschichte Burgunds, S. 114f.; Biogr. Wörterbuch 2, Sp. 1537; FW K 40; Die Urkunden der burgundischen Rudolfinger, Historisch-diplomatische Einleitung, S. 12ff.

    Büttner Heinrich: "Geschichte des Elsaß I" 1991

    Für das Bestehen fester Verbindung mit dem deutschen Reich spricht auch das Verhalten OTTOS I. nach dem Tode Rudolfs II. (+ 12./13. Juli 937). Die Nachricht Widukinds von Corvey von dem Eingreifen OTTOS I. in Burgund, erscheint, ohne allen Zusammenhang gesehen, überraschend und unklar. OTTO I. nahm den jungen Königssohn Konrad auf und ließ ihn an seinem Hof erziehen; auch das beweist das starke Interesse, das der Herrscher von Anfang seiner Regierung an Burgund und damit an den bedeutenden, durch das Land laufenden Straßen hatte. Die gesamten hier aufgeführten Tatsachen aus den Anfangsjahren OTTOS I. zeigen wohl, dass das Verständnis dafür nur gegeben ist, wenn wir sie als von HEINRICH I. vererbte politische Tradition, als politisches Vermächtnis bei OTTO I., auffassen. Auf dem Heereszug OTTOS I. im Jahr 940, der die deutschen Truppen über Attigny nach dem Herzogtum Burgund führte, befand sich im Heere OTTOS I. der junge König Konrad von Burgund. Wahrscheinlich hat OTTO I. im Verfolg seiner Westpolitik Konrad von Burgundals selbständig regierenden Herrscher nach seiner Heimat gesandt. Im Jahr 943 sind die Urkunden im Gebiet von Lyon und Vienne wieder nach dem burgundischen König datiert, der im gleichen Jahr im Viennois eine Reichsversammlung seines Königreiches abhalten konnte. 946 befand sich König Konrad mit Herzog Hermann von Schwaben und anderen deutschen Großen wieder im Heer OTTOS I., das nach Reims und Paris vorstieß. Konrad von Burgund war OTTO I. willkommen als nützlicher Bundesgenosse gegen Westen.
    Im Jahre 960 fand in Clofheim ein großer Tausch zwischen König Konrad von Burgund und Hartbert von Chur statt. Hartbert übereignete den gesamten Besitz, den sein Bistum im Elsaß besaß, an den burgundischen König. König Konrad gab seinen, von seiner Mutter Berta überkommenen Besitz im rechtsrheinischen Gebiet auf und setzte sich auf elsässischem Boden fest. Der Vermittler und damit auch der eigentliche Interessent an diesem ganzen Vorgang war König OTTO I., der die Absicht hatte, das burgundische Königshaus noch fester mit dem Land zu verbinden.

    Eickhoff Eickhoff: Seite 20,55,85,108,112,408, "Theophanu und der König"

    Als Rudolf II. 937 starb, zählte Konrad, sein Sohn und Nachfolger in Burgund erst 14 Jahre. Hugo von Provence hatte nach seiner Heirat mit dessen Witwe Berta offenbar vor, König Konrad aus seinem Erbe zu verdrängen. Jetzt griff OTTO DER GROSSE ein. Er holte Konrad an seinen Hof, ließ sich von ihm einen Treueid schwören und stellte ihn und sein Reich Burgund unter seinen Schutz.
    Adelheids Bruder, der burgundische König Konrad, und Majolus von Cluny hatten die Versöhnung zwischen der Kaiserin und ihrem Sohn OTTO II., die vor Pavia stattfand, angebahnt.
    Zur Feier des Osterfestes am 27. März 981 kamen auch Adelheids Bruder, König Konrad, und die Königin Mathilde von Burgund nach Rom.
    Etwa Ende April brachen die Kaiserinnen mit der Äbtissin Mathilde nach Norden auf. Sie reisten über östliche Burgund zu Adelheids Bruder, König Konrad, der auf der weiteren Fahrt ins O-Frankenreich an ihrer Seite blieb. Auf dem Tag zu Rara (29. Juni 984) erschienen die Kaiserinnen zusammen mit König Konrad, der auch Schwiegervater des Zänkers war. In den Verhandlungen trat dieser als Fürsprecher des Zänkers auf, der sein Herzogtum Bayern zurückerhalten sollte. Nach den Verhandlungen kehrten die mächtigen Vermittler der Friedensentscheidung, König Konrad von Burgund, Herzog Konrad von Schwaben und die italienischen Fürsten in ihre Reiche zurück.

    Schneidmüller Bernd: Seite 88-92,97,104, "Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung."

    Wie bei jedem Herrscherwechsel mußte sich die Festigkeit von Reich und Dynastie bewähren, als Rudolf II. am 12. oder 13. Juli 937 starb und in St-Maurice/Agaune beigesetzt wurde. Wie sein Vater hinterließ er zwei Söhne, Konrad und Rudolf. Wie schon 912 folgte 937 nur ein Sohn im Königtum, nun in deutlicher Parallele auch zur ostfränkischen Thronfolge OTTOS I. von 936. Der minderjährige Konrad (937-993) wurde noch in Lausanne gewählt und gekrönt, als der alte Rivale seines Vaters, König Hugo von Italien, die Hand nach seiner Familie ausstreckte. Über die Alpen kommend, heiratete Hugo Konrads verwitwete Mutter Berta und vermählte deren Tochter Adelheid seinem Sohn Lothar. Ob Hugo durch diese doppelte Eheverbindung das Kind aus dem Königtum verdrängen wollte, kann nicht sicher entschieden werden. Sogleich bewährte sich nämlich die burgundisch-liudolfingische Verschwägerung von 929/30. OTTO I. holte 937 den jungen WELFEN an seinen Hof und sicherte ihm dadurch die Herrschaft. Das Schutz- und Abhängigkeitsverhältnis Konrads zu OTTO I. war evident, doch die in der Forschung erfundene dritte buergundische Lehnshuldigung entbehrt erneut jeder Quellengrundlage. Wieder trifft an mit der Vorstellung vom Entgegenkommen in der Gleichrangigkeit eher das Politik- und Symbolverständnis der Zeit. Gewiß, Konrad und seine Verwandten verharrten auch in den kommenden Jahrzehnten vielfach am ottonischen Hof oder in seinem Umkreis. Mittlerin wurde seine Schwester Adelheid. Durch ihre Ehen entspann sich ein komplexes Netz familiärer Bande, das die europäische Familie der Könige vielfältig einte, die ostfränkischen LIUDOLFINGER, die westfränkischen KAROLINGER, die burgundsichen WELFEN. Konrad, der Bruder der Kaiserin, war darin eingesponnen: 946 begleitete der welfische König den ostfränkischen Herrscher OTTO I. auf dem Zug ins westfränkische Reich, 960 weilte er am Mittelrhein, im Oktober 967 traf er den inzwischen zum Kaiser aufgestiegenen Schwager in Verona, 981 reiste er mit seiner Gemahlin Mathilde zu Kaiser OTTO II. nach Rom, am 29. Juni 984 nahm er an der Seite Kaiserin Adelheids und ihrer Schwiegertochter Kaiserin Theophanuals wichtiger Vermittler an jenem ostfränkischen Hoftag im fränkischen Rohr teil, auf dem die künftige Erziehung des minderjährigen Königs OTTO III. gereglt wurde.

    Familiäre Verquickungen:
    Emma, die Tochter Kaiserin Adelheids aus ihrer ersten Ehe mit dem italienischen König Lothar und Nichte König Konrads von Burgund, wurde 965 bei einem großen "Familientreffen" auf dem Kölner Hoftag Kaiser OTTOS I. mit dem karolingischen König Lothar von W-Franken/Frankreich (954-986) verlobt; aus dieser Ehe ging der letzte KAROLINGER auf dem Thron hervor, Ludwig V. (986-987). Seine Großmutter war Gerberga, die Schwester OTTOS I. und Gemahlin des westfränkischen KAROLINGER-Königs Ludwigs IV. (936-954). Ihre Tochter Mathilde wurde zur zweiten Gemahlin König Konrads von Burgund, der zuvor mit einer genealogisch schwer einzuordnenden Adela/Adelana vermählt war. Aus dieser ersten Ehe gingen vielleicht ein bald verstorbener Sohn Konrad und eine Tochter Gisela hervor. Sie war mit dem liudolfingischen Herzog von Bayern, Heinrich dem Zänker, verheiratet und Mutter des letzten liudolfingischen Kaisers HEINRICHS II. (1002-1024). Mit seiner zweiten Frau Mathilde zeugte König Konrad den Thronfolger Rudolf III. (993-1032) und drei Töchter Berta, Gerberga und Mathilde. Berta heiratete zunächst Graf Odo I. von Chartres, Tours und Blois, dem sie neben anderen Kindern Graf Odo II. von der Champagne gebar, später verband sie sich mit dem französischen König Robert II. (996-1031); Gerberga war mit Herzog Hermann II. von Schwaben vermählt und gebar ihm drei Kinder, Herzog Hermann III. von Schwaben, Gisela (die in drei Ehen ihren Ehemännern den schwäbischen Herzog Hermann IV., den sächsischen Grafen Liudolf und den salischen Kaiser HEINRICH III. gebar) und Mathilde.
    Seine eigenständige Herrschaft in Burgund hatte König Konrad nach seinem Aufenthalt am ostfränkischen Hof erst seit 942/43 entfalten können. Rasch gelang ihm der Zugriff auf das Doubs-Gebiet, den Jura und das Land an der mittleren Rhone um Lyon und Vienne sowie die Zurückdrängung einer westfränkischen Expansion nach Südosten. Schrittweise errrichtete er seine Herrschaft in Nieder-Burgund und erntete damit die Früchte väterlicher Vorbereitungen. Als ein erster markanter Höhepunkt erwies sich ein Hoftag am 27. Juni 943. Eine illustre Zeugenschar bestätigte ein Gerichtsurteil gegen Karl Konstantin, den Grafen von Vienne und Verwandten König Konrads.
    Nur 49 urkundliche Texte aus 56 Regierungsjahren, im Urteil der Forschung "beispiellos ereignisarm", bezeugen den einigermaßen gleichmäßigen Zugriff des Herrschers auf die unterschiedlichen Teile seines Reichs und die Stabilität seiner Kanzlei. Gleichwohl treten Schwerpunkte hervor, zunächst vor allem das Land an mittlerer und unterer Rhone, dann die beiden welfischen Hausklöster St-Maurice/ Agaune in Hoch-Burgund wie St-Andre-le-Bas/Vienne in Nieder-Burgund, am Ende der Regierung schließlich der Raum um Vienne und der traditionelle welfische Kernraum um den Genfer See.
    Noch bevor die Klöster Moutier-Grandval und Romainmotier in direkten königlichen Besitz zurückgenommen wurden, entstand in Payerne, auf dem Weg von Schwaben zum Genfer See, ein neues geistliches Zentrum der welfischen Familie. In der Zuweisung an Abt Maiolus von Cluny tritt die Faszination zutage, die der cluniacensische Verband rasch verbreitete, aber auch jene enge Bindung monastischer Reformbewegung und adliger Herrschaft, welche Aufstieg und Ausbreitung der Cluniacenser erst erklärt. Die Gründung ging von König Konrad, seinem Bruder Herzog Rudolf, seiner Mutter Königin Berta, die sich nach dem Tod ihres zweiten Gemahls König Hugo (948) offenbar wieder nach Burgund begeben hatte, und seiner Schwester Adelheid aus. So stand Payerne von Anfang an im Schnittfeld burgundischer und ostfränkisch-italienischer Interessen und erhielt nicht alein die nachdrückliche Förderung König Konrads und seine Bruders Herzog Rudolf, sondern auch die der Kaiser OTTO I., OTTO II. und OTTO III.
    Daß des Königs Sohn Burchard II. wie vorher sein Onkel Burchard I. zum Erzbischof von Lyon und Konrads Verwandter Theobald zum Erzbischof von Vienne aufstiegen, markiert den zunehmenden Einfluß der Monarchie auf die Besetzung vornehmer Bischofsstühle mit Familienangehörigen.
    König Konrad starb am 19. Oktober 993. Die politische Neuorientierung von Hoch- und Nieder-Burgund schlug sich in der Auswahl seiner Grablege nieder: Nachdem bereits seine zweite Frau Mathilde in der Kathedrale St-Maurice/Vienne beigesetzt worden war, fand auch der König seine letzte Ruhestätte in Vienne.


    1. oo Adelania - 23.3.963

    964 2. oo Mathilde von Frankreich, Tochter des Königs Ludwig IV., Ende 943-26.11. nach 981


    Kinder:

    1. Ehe
    - Konrad
    - Gisela ca 950/55-21.7.1007
    972 oo Heinrich II. Herzog von Bayern 951-28.8.995

    2. Ehe
    - Gerberga (Guepa) ca 965/66-7.7.1018/19
    um 980 1. oo Hermann Graf von Werl - 985/88
    988 2. oo Hermann II. Herzog von Schwaben um 950-4.5.1003
    - Bertha ca 967/68- nach 1010
    984 1. oo Odo I. Graf von Blois 950-12.3.996
    997 2. oo Robert II. König von Frankreich - 1004 20.7.972-20.7.1031
    - Rudolf III. ca 970-5./6.9.1032
    - Mathilde
    oo Graf (Großeltern Gerolds I. von Genf)

    Illegitim
    - Burchard II. Bischof von Lyon (978-1031) um 945-10.6.1031

    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 79,81,99,158, 164,230,371 K 38 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 88,126,144,159 - Althoff, Gerd: Otto III., Primus Verlag, Darmstadt 1997, Seite 48,61 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 64,69,88,117,129 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 28,67 - Brühl Carlrichard: Die Geburt zweier Völker. Deutsche und Franzosen Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln 2001 - Diener, Ernst: Könige von Burgund aus dem Hause der Welfen. in: Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte I. Band: Hoher Adel Zürich 1900-1908 Seite 76 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 175,184,190,206,211,241/Band III Seite 265 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 42,49 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 47,53,64,70,87,97 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 20,49,55,85,108,112,302,408,411,413 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 31,68,160 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 65, 144 - Hlawitschka, Eduard: Die Königsherrschaft der burgundischen Rudolfinger. Zum Erscheinen eines neuen MGH-Diplomata-Bandes. In: Historisches Jahrbuch der Görresgesellschaft 100 1980 Seite 444-456 - Hlawitschka, Eduard: Die verwandtschaftlichen Verbindungen zwischen dem hochburgundischen und dem niederburgundischen Königshaus. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte Burgunds in der 1. Hälfte des 10. Jahrhunderts, in: Schlögl, Waldemar und Peter Herde: Grundwissenschaften und Geschichte, Festschrift für Peter Acht; Kallmünz 1976 (Münchener historische Studien: Abteilung geschichtliche Hilfswissenschaften Band 15) Seite 28-57 – Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 82 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 47,49-51,96,136,140 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 125,130,138,142,205,251,262,287,290,300,324,367,373,398 - Lechner Karl: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar 1992, Seite 66,321 A 35 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 311,314 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 214 - Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 408,411 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 83,88-92, 97,104 - Schneidmüller,Bernd/Weinfurter Stefan/Hg.): Otto III. – Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 11, 13A,290,293A - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan (Hrsg.): Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung "Otto der Große, Magdeburg und Europa" Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001 Seite 270,274,286,289 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 29,34-37,43,52,53,58,68,91,95,125 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 130,148,167,172,175,185, 190 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 204,215,288/89 Anm. 1074 - Schwarzmeier Hansmartin: Von Speyer nach Rom. Wegstationen und Lebensspuren der Salier. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992, Seite 17,45,50,52 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 23,37,63,220 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 494,497 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 122,124,127,129,238, 249 -

    Begraben:
    Kloster St. Andre-Le-Bas zu Vienne

    Konrad heiratete von Frankreich, Mathilde in 964. Mathilde (Tochter von von Frankreich, Ludwig IV. und von Sachsen, Gerberga) wurde geboren in 943; gestorben nach 981. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 7.  von Frankreich, Mathildevon Frankreich, Mathilde wurde geboren in 943 (Tochter von von Frankreich, Ludwig IV. und von Sachsen, Gerberga); gestorben nach 981.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Burgund,Frankreich; Königin von Burgund

    Notizen:

    Mathilde von Frankreich
    Königin von Burgund
    Ende 943-26.11. nach 981
    2. Tochter des Königs Ludwig IV. von Frankreich und der Gerberga von Sachsen,Tochter von König HEINRICH I.

    Glocker Winfrid: Seite 283, „Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik“

    V, 15 Mathilde
    * 943 Ende, + nach 981 am XI 26

    oo ca. 964 Konrad, König von Burgund (seit 937), + 993 X 19.

    Als Tochter König Ludwigs Transmarinus ist Mathilde z.B. durch das Chronicon s. Benigni Divionensis S. 188 (Schwester König Lothars), in der Chronik des Hugo v. Flauvigny a. 995, SS VIII 364) uns (wohl von Hugo v. Flauvigny abhängig) in der Chronik des Alberich v. Trois-Fontains a. 996, SS XXIII 773, hier ebenfalls als Schwester König Lothars, bezeugt. Die uns hier interessierende Filiation von Gerberga, der Schwester OTTOS DES GROSSEN, bezeugt uns der Brief des Abtes Siegfried von Gorze, betreffend die Heirat Kaiser HEINRICHS III. mit Agnes von Poitou.
    Durch den Annalisten Flodoard sind wir von der Existenz zweier Töchter König Ludwigs und der Gerberga unterrichtet: a. 943 am Ende, Seite 90, und mitten in a. 948, Seite 116, findet jeweils die Taufe einer Tochter statt. Wir kennen aus anderen Quellen jedoch lediglich den Namen derjenigen Tochter Mathilde, die ca. 964 König Konrad von Burgund heiratete. Da wir aus Altersgründen nicht entscheiden können, ob die 943 oder die 948 geborene Tochter mit der Königin Mathilde gleichzusetzen ist, schlägt Werner VII, 69-75 vor, die Gemahlin König Konrads mit der Ende 943 geborenen Tochter zu identifizieren, weil Mathilde der Name der Großmutter mütterlicherseits sei. Doch muß hier nochmals betont werden, dass genauso gut die Anfang 948 geborene Tochter des französischen Königspaares die spätere Königin Mathilde von Burgund gewesen sein könnte wie ihre ältere Schwester.
    Die Belege für den Gemahl Mathildes, König Konrad, sind von Diener, Könige Nr. 7, zusammengestellt.
    Mathilde ist in einer auf die Jahre 981-990 zu datierenden Urkunde ihres Gatten als verstorben erwähnt (D Burgund 53).
    Ihr Sterbetag ist im Merseburger Nekrolog (XI 25; vgl. bei Althoff, Adelsfamilien, Kommentar K 45) aufgenommen; ich gebe jedoch wie Diener, Könige Nr. 7 dem XI 26, den Mathildes Epitaph (gedruckt bei Chorier, Recherches S. 221) nennt, den Vorzug.

    Althoff Gerd: Seite 372, „Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung“
    K 45 Me: 25.11. Mathild regina burgundiorum + nach 981, Gemahlin König Konrads von Burgund (K 38)

    (Es.) Mathilde, die Tochter Ludwigs IV. von Frankreich und der Schwester OTTOS DES GROSSEN, Gerberga, heiratete um 964 Konrad I. von Burgund und wurde damit Schwägerin der Kaiserin Adelheid (K 49). Diese sorgte für die Aufnahme ihrer Verwandten ins ottonische Gedenken; S. dazu ausführlich oben S. 163f.
    Mathilde begegnet auch im Necrolog von Weißenburg; vgl. Althoff, Unerkannte Zeugnisse vom Totengedenken der Liudolfinger, S. 395f.
    Ihr Todesjahr ist nicht bekannt; vg. Lot, Les derniers Carolingiens, S. 37 und 177; Poupardin, Le royaume de Bourgogne, S. 384f.
    Erwähnt wird sie zuletzt im Jahre 981; vgl. Die Urkunden der burgundischen Rudolfinger, Historisch-diplomatische Einleitung, S. 15 mit Anm. 6, dort auch weitere Hinweise.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 472, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation
    70

    Zu den Vorbehalten, was die Geburtszeit (943 Ende oder 948 Anfang) der Mathilde und damit ihre Stellung in der Reihe der Geschwister eingeht, siehe oben Anm. VII, 69-75. Die Angabe von Brandenburg "ca. 943" bringt unseren Informationsstand nicht angemessen zum Ausdruck. Das von Brandenburg richtig angegebene Datum der Eheverbindung mit König Konrad von Burgund, c 964, wird von Köpke-Dümmler 376, Anm. 1 begründet: 963 III 23 schenkt Konrad für das Seelenheil seiner 1. Gattin, Adelania; 966 VIII 10 erscheint Mathilde in einer Urkunde des Gemahls schon mit ihrem Sohne Cuono (Konrad, vgl. untern VIII, 83).

    Meyer von Knonau, Gerold: Seite 149-159, "Die Heiraten der burgundischen Mathilde, Tochter König Konrads von Burgund, und der schwäbischen Mathilde, Enkelin derselben"

    In den Memoires et documents publies par la societe d'histoire et d'archeologie de Geneve, Tome XVI, livraison 2 (1867), ist p. 201ff. eine Abhandlung genealogischen Inhaltes von Ed. Secretan publiziert, betitelt Notice sur l'origine de gerold comte de Geneve. Der Verfasser dieser mit ebenso viel Scharfsinn und Beelsenheit kombinierten, als in anziehender Weise verfaßten Arbeit sucht in derselben folgende genealogische Verhältnisse zu beweisen.
    Des 993 verstorbenen Königs Konrad von Burgund Tochter Mathilde - mit dem Verfasser nennen wir sie, um sie von ihrer gleichnamigen Mutter, der westfränkischen Prinzessin, und ihrer ebenfalls gleichnamigen Schwestertochter, der Mathilde von Schwaben, zu unterscheiden, Mathilde II., die Nichte aber Mathilde III. - hat in 1. Ehe den 1011 verstorbenen Konrad, Herzog von Kärnten, oder Conrad von Worms, wie er hier genannt wird, den Vatersbruder des späteren Kaisers KONRAD II., den Vater des Mitthronbewerbers von 1024, in 2. Friedrich II., Herzog von Ober-Lothringen, gestorben 1033, zum Gemahle gehabt: durch sie also war das burgundische mit dem fränkischen Königshause verschwägert. Ihre Nichte Mathilde III. dagegen, die Tochter des 1003 verstorbenen Herzogs Hermann II. von Schwaben und der burgundischen Prinzessin Gerberga, war mit Hugo III., einem Grafen von Egisheim, vermählt. Eine Tochter aus der Ehe der Mathilde II. mit Herzog Konrad, also eine Schwester des jüngeren Konrads, eine Base Kaiser KONRADS II., ist Bertha, die mit Eberhard von Egisheim vermählt war. Dieser beiden Sohn ist Gerold.
    Über diejenigen Teile dieser Erörterung, in denen der Verfasser die Mathilde II. an die Stelle der Mathilde III. setzt [Daß nicht die burgundische, sondern die schwäbische Mathilde bis dahin als Gemahlin Konrads und Friedrichs betrachtet wurde, so zum Beispiel Voigtels Stammtafeln ed. Cohn Nr. 19,28, und Gisebrecht, Gesch. der deutschen Kaiserzeit 2. Band 3. Auflage p. 219,221.], soll an diesem Orte gehandelt werden.
    Es ist zu diesem Behufe notwendig, dem Verfasser auf dem Gang seiner Untersuchung über diesen Punkt zu folgen. In Cap. IV: Qui epoussa Conrad de Worms? (p. 223 ff.) führt er dieselbe, nachdem er in den vorhergehenden Abschnitten, nach Voraussendung einer kurzen Einleitung, erst dem Hause Burgund von Konrad an überhaupt, dann von Mathilde II. speziell, hernach von den Saliens de Franconie et de Souabe geredet, durch: insbesondere kann er sich mit dem Gedanken nicht befreunden, daß die Mathdilde II., eine burgundische Prinzessin, welche nach dem Brief des Raynaldus comes Portinensis an den dux Aquitanorum G. (Flod. ann., Mon. SS. III, p. 407) muß vermählt gewesen sein, un seigneur inconnu de la Transjurane habe zum Gemahl haben können, und ist der Ansicht, Gisela, die Tochter Herzog Hermanns und Schwester der Mathilde III., könne nicht mit einem Bruno, Grafen von Braunschweig in 1. Ehe verbunden gewesen sein: daß dieses letztere jedoch wirklich der Fall war, hat Excurs V, C. der Jahrbücher Heinrichs II. von Hirsch, Bd. I, p. 464 ff., gezeigt.
    In Cap. IV. nun geht der Verfasser der folgenden Substraten aus. - In erster Linie wird die Stelle der von Konstantin, Abt des Schottenklosters St. Symphorian zu Metz, um 1015 verfaßten Lebensgeschichte des 1005 verstorbenen Bischofs Adalbero II. von Metz aufgeführt, in der von der Beteiligung Adalberos an der 1003 gehaltenen Synode von Thionville, speziell von seiner Erklärung gegen die kanonisch unerlaubte Ehe Konrads, des Sohnes des Herzogs Otto von Kärnten, mit Mathilde von Schwaben die Rede ist (M. SS. IV, p. 663 ff.). Adalbero sprach in dieser Versammlung in Bezug auf Konrad und Mathilde: Domnus Otto dux, pater istius venerabilis Conradi ducis consedentis, natus ex filia est magni Otttonis, cujus soror Girbergia dedit filiam suam Conrado Burgundionum regi. Ex Conradi autem filia nata est domina Mathildis, hujus Conradi assidentis uxor.
    Es ist also Konrad der Urenkel OTTOS I., Mathilde die Urenkelin der Gerberga, und die Gereiztheit des Herzogs von Ober-Lothringen gegen den Bischof, der von einem secundus locus sprach, während, selbst wenn man nach kanonischer Rechnungsweise OTTO I. und Gerberga, nicht HEINRICH I. als Ausgangspunkt der Zählung gelten läßt, nur vom 3. Grade die Rede sein konnte, höchst natürlich. In ganz unzulässiger Weise, trotz der klaren Worte des Textes: ex Conradi filia nata est Mathildis, nimmt hier der Verfasser zugunsten seiner Hypothese an, hinsichtlich der Mathilde habe Adalbero die Wahrheit ausgesprochen: Gerbergas Enkelin, Mathilde II., sei Konrads Gemahlin gewesen [Vgl. hierzu Hirsch, Jahrbücher Heinrichs II. Band I, p. 246 n.2].
    Als zweites Zeugnis für Mathilde II. als Gemahlin Konrads von Worms - und dieses als das noch zumeist Brauchbare wäre wohl besser in den Vordergrund gerückt worden - betont der Verfasser die Stelle Thietmars, lib. V, cap. 7 (SS. III, p. 794), wo es heißt, Herzog Hermann II. von Schwaben habe 1002 den Bischof von Straßburg bekriegt, Straßburg belagert, erobert und verwüstet, und zwar cum Conrado suimet gero, wie der Dresdener Codex 1. schreibt. Lappenberg - nicht Pertz, wie p. 227 gesagt wird - setzte hierfür genero in den Text, dafür haltend, Konrad sei der Gemahl der schwäbischen Mathilde III. Bekanntlich ist dieser Codex unter der Aufsicht Thietmars selbst angelegt, von ihm mit eigener Hand korrigiert worden, so daß, was der nicht eimal direkt aus demselben abgeleiteten Brüsseler Codex 2, aus dem 15. Jahrhundert, oder der Annalista Saxo (M. SS. VI, p. 649) bringen, ganz hinter den Angaben jener ersten Handschrift zurücktritt. Wenn also Codex 2 und der Annalist hier germano haben, so ist darauf bei weitem nicht jenes Gewicht zu legen, das der Verfasser dieser Variante beimißt.
    Dann fährt derseklbe p. 228 folgendermaßen fort: La question serait certainement decidee en faveur de la version, qui fait de Conrad de beau-frere (germanus) de Hermann, par consequent le mari de Mathilde II., si Wipop, auteur de la vie l'empereur CONRAD II., ne venait a son tour retablir l'equilibre dans le sens oppose. Presque contemporain aussi, le precepteur de Henri III. etait en mesure d'etre bien informe, c'est donclui qui a fait autorite. Wipo sagt nämlich in der Vita Chuonradi c. 2 (SS. XI, p. 258) ausdrücklich von KONRADS II. jüngerem Vetter und Mitbewerber: Jumioris Chunonis mater Mathilda de filia Chuonradi regis Burgundiae nata fuit. Die Versuche des Verfassers, die Autorität dieser Angebe zu erschüttern, dieselbe als einen Irrtum des Wipo hinzustellen, sind denn auch gering. Die Bestimmthiet der Worte ist auch ihm allzu groß.
    Wir sehen, zwei Zeugnisse unterstützen die Hypothese nicht, und ein drittes spricht von vornherein streng dagegen: la question ne peut etre resolue quem recourant aux probabilites (p. 229). Und so tritt denn der Verfasser im Folgenden auf eine Prüfung der chronologischen Daten, der Altersverhältnisse der einzelnen Personen ein, welche allerdings beim ersten Blicke, in äußerst gewandter und bestechender Kombinationsweise, wie diese Beweise vorgebracht sind, für seine Vermutung zu sprechen scheinen. - In folgenden Stücken liegen seine hauptsächlichen Einwendungen gegen die Annahme, Mathilde III. sei Konrads von Worms und Friedrichs von Ober-Lothringen Gemahlin gewesen:
    1. der jüngere Konrad hätte in diesem Falle nicht schon 1019 gegen Herzog Adalbero von Kärnten kämpfen, 1024 nicht als Mitbewerber auftreten können: er wäre noch allzu jung zu beiden gewesen
    2. was die drei Töchter Hermanns II. von Schwaben und der Gerberga, Gisela, KONRADS II. nachherige Gemahlin, Beatrix, diejeneige des Eppensteiners Adalbero, Herzogs von Kärnten, und unsere Mathilde III. betreffe, so sei es höchst auffallend, daß Gisela durch Eintritt in ihre dritte, mit KONRAD II. geschlossene Ehe die Nichte dieser ihrer zuletzt genannten Schwester geworden wäre
    3. der Umstand, daß 996 ein Bruder Konrads von Worms, Bruno, unter dem Namen Gregor V. Papst wird, in Verbindung gesetzt mit der Erwägung, daß meist jüngere Söhne den geistlichen Stand ergriffen, lasse den Altersunterschied zwischen Konrad von Worms und Mathilde III. als sehr groß erscheinen
    4. da Gisela, die Gemahlin Heinrichs des Zänkers und Mutter Kaiser HEINRICHS II. eine Mutterschwester der Mathilde III. war, ihre Tochter Gisela aber erst 1006 mit Stephan von Ungarn sich vermählt habe, so stimme das abermals nicht zu einer Ehe Mathildens III. mit Konrad von Worms [Hier irrt der Verfasser bedeutend. Gisela ist von Geisa noch vor dessen 995 erfolgtem Tode zur Gemahlin seines Sohnes Waic (als Christ Stephan) ausersehen worden und hat wohl kurz nach Geisas Tod sich vermählt; siehe Büdinger, Oesterreich, Gesch. I, p. 397.]. Schließlich, von p. 235 an, wird zu zeigen versucht, inwiefern Mathilde II. besser in deise Verhältnisse hinein passen würde.
    Diesen Ausführungen gegenüber muß an dieser Stelle der Beweis geführt werden, daß sich mit der durch die Quellen bezeugten Ehe der schwäbischen Mathilde III. mit Konrad und Friedrich die anderen, besonders die chronologischen Verhältnisse vereinigen lassen.
    König Konrad von Burgund hat in zweiter Ehe - der Name der ersten Gemahlin, deren Tochter die baierische Herzogin Gisela war, ist nicht bekannt - eine westfränkische KAROLINGERIN, Mathilde, Tochter König Ludwigs IV. und der Gerberga, einer Schwester OTTOS DES GROSSEN, gehabt. Da Gisela, die Tochter 1. Ehe, ihren Sohn den späteren Kaiser HEINRICH II., schon 973 gebar, so muß Konrad sich um oder nach 950 zum ersten Male vermählt haben. Setzt man mit Hirsch den Abschluß der zweiten Ehe gegen Ende der 50-er Jahre des 10. Jh. und faßt man die Worte der Miracula s. Verenae, daß König Konrad von seiner rechtmäßigen Gemahlin anfangs keine Kinder hatte, dann aber zuerst einen Sohn erhielt, einerseits, andrerseits den Umstand in das Auge, daß Konrads Tochter zweiter Ehe, Bertha, als ihr Gemahl, Graf Odo, 995 starb, Kinder von demselben hatte, so wird man annehmen dürfen, daß Gerberga, welche nach der Stammtafel des Steynvelter Codex (SS. III, p. 215) das dritte Kind der Mathilde, jünger als Bertha war, etwa Mitte der 60-er Jahre geboren worden ist.
    Gerberga hat also schon in den 80-er Jahren ihrem Gemahl Hermann, der 997 Herzog von Schwaben wurde und erst 1003 starb, Kinder schenken können, und dieses anzunehmen ist man auch durchaus gezwungen, da ihre Tochter Gisela schon 1007 oder 1008 in 2. Ehe einen Sohn zur Welt bringt, nachdem ihr erster Gemahl, Bruno von Braunschweig, um 1006 gestorben. Unter den anderen Töchtern aus dieser Ehe hat nun Mathilde III. hier besondere Wichtigkeit.
    Secretan sagt p. 230: Placons la naissance de Mathilde III. en 983, on arrivera a peine, en supposant Conrad le jeune ne un an apes le mariage de sa mere, a pouvoir le considferer comne etant ne en 1003, a l'epoque meme ou l'empereur HENRI II. voulait attaquer le mariagne de ses parents a la diete de Thionville, und gibt so selbst die Möglichkeit davon zu, da Mathilde III. Konrads Gemahlin gewesen sei. Mathilde, Hermanns und Gerbergas Tochter, kann ganz gut zur Zeit der Synode von Thionville, im Januar 1003, Konrads Frau gewesen sein. Nehmen wir das von Secretan angeführte Jahre als das ihrer Geburt an [Daß die Töchter in Hermanns und Gerbergas Ehe die ältesten Kinder waren, der Sohn, der nachherige Herzog Hermann III. bedeutend später geboren wurde, bezeugen außer den Stellen welche aussagen, derselbe sei 1012 in noch sehr jugendlichem Alter gestorben (Stälin, Wirtemberg Gesch. I,, p. 473 n.3).], so wurde sie Witwe im 28. Lebensjahre und vermählte sich hierauf nochmals mit Herzog Friedrich von Lothringen, der noch einige Kinder von ihr empfing [Ein Sohn starb früh; dagegen überlebten zwei Töchter den 1033 gestorbenen Vater: Beatrix und Sophie, jene später die Mutter der großen Gräfin Mathilde. Friedrich von Lothringen scheint seine Frau Mathilde überlebt zu haben, denn nach seinem Tode kamen seine Töchter an den kaiserlichen Hof. Die Stelle des Chr. s. Michaelos in pago Virdunensi c. 32 (SS. IV, p. 84), welche hiervon erzählt, enthält übrigens auch einen entscheidenden Protest gegen die Vertauschung der Mathilde III. mit Mathilde II.; es ist da von den duae puellulae Sophia et Beatrix die Rede, welche nutrien´bnantur in aula regis (KONRADS II.); nam conjunx imperatoris (Gisela), amita earum, eas sibi adoptaverat in filias.]. Würden wir dagegen die burgundische Mathilde der schwäbischen substituieren, so wäre 1011 von Konrad eine Witwe im Alter von mindestens 40 Jahren zurückgelassen worden.
    Indessen ist auch das Altersverhältnis zwischen Mathilde III. und ihrem 1. Gemahl ins Auge zu fassen, und da ergibt sich allerdings eine nicht kleine Altersdifferenz, welche hervorzuheben der Verfasser auch nicht versäumt. (p. 233).
    Otto, der Sohn des gewesenen Herzogs Konrad von Lothringen, der 955 auf dem Lechfeld gefallen war, durch seine Mutter Liudgard ein Enkel OTTOS DES GROSSEN, ist der Vater des Konrad von Worms, welcher ihm 1004 als Herzog von Kärnten folgte, gewesen Ein anderer und wohl der älteste Sohn, Heinrich, der Vater des nachherigen Kaiser KONRADS II., scheint früh, vor dem Vater, gestorben zu sein. Ein dritter ist Brun, der durch OTTO III. 996 zum Papst gemacht wurde und bis 999 als Gregor V. regierte, der erste Deutsche auf dem päpstlichen Throne. Secretan nun macht mit vollem Recht darauf aufmerksam, daß meist die jüngeren Söhne zum geistlichen Stand bestimmt wurden, und daß, mag Brun bei seiner Erhebung auch noch so jung gewesen zu sein, er doch ein gewisses Alter haben mußte: Bruno ne pouvait gueres avoir moins de 30 ans, eine wohl zu hoch gegriffene Zahl. Und überdies kann Heinrich, als Bruno zum geistlichen Stand bestimmt wurde, noch gelebt haben, so daß man nicht gezwungen ist, Konrads Geburt vor derjenigen Brunos anzusetzen, wie der Verfasser tut, indem er um 964 Konrad geboren sein läßt: dergestalt allerdings wäre Konrad ungefähr 20 Jahre älter, als Mathilde III. gewesen, beinahe 40 Jahre, falls nicht eine frühere kinderlose oder nur mit kurzlebigen Kindern gesegnete Ehe angenommen wird, unvermählt geblieben. Wenn nun auch dieses anzunehmen, wie bemerkt, nicht nötig ist, ein Altersunterschied von mindestzens 10 Jahren war zwischen Konrad und Mathilde III. immerhin vorhanden.
    Konrad der Jüngere, der Sprößling dieser Ehe, mag also um 1003 zur Welt gekommen sein, vielleicht auch schon etwas früher; doch ist wohl hierbei nicht ganz außer Beachtung zu lassen, daß HEINRICH II. 1003 zu Thionville nur von der Existenz der ihm verhaßten Ehe, nicht schon von derjenigen eines Kindes aus derselben redete. Ein puer war 1012 nach Hermansn von Reichenau Ausdruck der filius Cuonradus, dem nach des Vaters Tode HEINRICH II. das von demselben inngehabte Herzogtum Kärnten nicht zuwies; als adolescens wird er durch denselben bezeichnet, als er 1019 gegen Adalbero mit seinem Veter, KONRAD DEN ÄLTEREN, die Waffen ergriff. Und als HEINRICH II. gestorben war, als es sich darum handelte, einen der beiden Konrade mit der Reichsführung zu betrauen, würde der jüngere nach dieser Berechnung nicht viel über 20 Jahre gezählt haben, währen dem älteren durch Giesebrecht ein Alter von etwa 40 Jahren zugeschrieben wird.
    Auch gegen diesen ziemlich bedeutenden Altersunterschied zwischen den beiden gleichnamigen Vettern wendet Secretan p. 232 nicht mit Unrecht ein, er vertrage sich schecht mit les relations en quelque sorte fraternelles, mit denen man die Beziehungen der Konrade zueinander zu verbinden gewohnt sei. Allein was diese innigen Bande angeht, so ist die Waffengenossenschaft von 1019 jedenfalls ebenso sehr durch "die gemeinschaftlichen Interessen" als durch die "Freundschaft" zu erklären, und hat andererseits Steindorff erst kürzlich gewiß mit Recht betont, daß die Reden bei Wipo bei Anlaß des Wahlaktes ohne Zweifel erfunden sind, in denen der ältere KONRAD seinem Vetter unter anderem omnium cognatorum meorum dilectissimus nennt. Gerade der bedeutende Altersunterschied de rbeiden läßt vielmehr eher klar werden, daß der jüngere Konrad, trotz der Partei, die für seine Erhebung war, sich von seinem älteren an Erfahrung ihm überlegenen Vetter einschüchtern und gewinnen ließ. Auch die Notiz der Annalen von Hildesheim, Konrad sei inmatura morte 1039, nur kurz nach KONRAD II. gestorben, paßt wohl zu einem Alter von etwa 36 Jahren.
    So ist denn auch nach den chronologischen Verhältnissen die schwäbische Mathilde an der bisher ihr angewiesenen Stelle in den genealogischen Tafeln ohne Frage zu behalten, und es ist die Angabe, Konrad der Jüngere sei ihr Sohn, nicht nur impossible dans toute la rigeur du mot, sondern auch nicht tres-peu problable (p. 238) [Folgende zwei Momente sprechen auch noch gegen Secretans Hypothese. Einmal ist in der schon mehrfach erwähnten Steynverlter Stammtafel die angegebene, weil in den Augen des Schreibers wichtigere Mathildis Mathilde III., nicht Mathilde II. - Als zweites ist anzuführen, daß Konrad der Jüngere, wäre seine Mutter Mathilde II. gewesen, ein Neffe König Rudolfs von Burgund gewesen wäre, also dem Erblasser von 1032 noch näher gestanden hätte als KONRAD II. nach dessen Vermählung mit Gisela (in Wirklichkeit, als Sohn der Mathilde III. ist er ein Großneffe Rudolfs): als Söhne von Schwestern Rudolfs wären 1032 Graf Odo von der Champagne und er die nächsten Erben gewesen. Allerdings nun hat Konrad der Jüngere, der sich bald nach KONRADS Erhebung mit demselben entzweit hatte, 1025 offen mit dessen Stiefsohn, Ernst II. von Schwaben, dem Großneffen König Rudolfs, dem es hauptsächlich um die Ansprüche auf Burgund zu tun war, gemeinschaftliche Sache gemacht, und als 1027 Ernst sich von neuem erhob, war Konrad "dem Kaiser weder treu, noch auch sehr schädlich", sondern "hielt sich einstweilen im Hintergrund", mußte aber dafür, nachdem Ernst sich unterworfen, gleichfalls hart büßen: während jedoch besonders 1027 Ernsts Absichten auf Burgund deutlich genug hervortraten, war Konrad 1025 wohl zumeist durch seine engen Beziehungen zu seinem Stiefvater, Friedrich, und durch denselben zu den lothringischen Dingen in die Reihen der Verschwörer gezogen worden, und hielt er sich 1027, noch mehr nach Rudolfs Absterben, als Odo, Gerold von Genf, der Erzbischof Burkhard III. von Lyon die Ansprüche KONRADS II. auf Burgund mit Waffengewalt bekämpften, von den burgundischen Angelegenheiten, so weit wir erkennen können, ferne. Das läßt sich begreifen, wenn er der Großneffe Rudolfs war; der Neffe desselben hätte wohl energischer seine Anrechte geltend gemacht.].
    Eine der Haupteinwendungen des Verfassers gegen die Mathilde III. als Gemahlin Konrads und Friedrichs lag darin, daß es nicht denkbar war, daß der Name des Gemahls einer Tochter des Königs Konrad von Burgund unbekannt geblieben sei, während die Schwestern derselben die glänzendsten Heiraten gemacht haben, eine Herzogin von Bayern, Mutter eines deutschen Kaisers, die zweite Herzogin von Schwaben, die dritte erst Gemahlin eines Rivalen Hugo Capets, dann vorübergehend Königin von Frankreich geworden sei. Daß Mathilde von Burgund vermählt war, zeigt der Brief des Grafen Raynaldus, wonach sie eine Tochter Bertha, diese einen Sohn, Geraldus Genevensis, hatte. Den Namen des Gemahls freilich wissen wir nicht, und das kann bei den zerrütteten inneren Verhältnissen des burgundischen Reiches uns nicht überraschen. Wie dieselben keine Blüte der Künste des Friedens, also auch keine historiographische Tätigkeit zum Gedeihen kommen ließen, so kann auch der Vater der Bertha schon frühe in einer der zahlreichen inneren fehden umgekommen sein. Dieses Schweigen der Quellen kann am wenigsten etwas zu besagen im Stande sein.
    Mit der Haltlosigkeit der Hypothese, die bis dahin besprochen wurde, fällt selbstverständlich auch dahin, was in Cap. VII von der Vermählung der schwäbischen Mathilde mit einem Grafen Hugo III. von Egisheim, Vetter des Eberhard III., Grafen von Nordgau, Gemahl der Bertha (von Worms, wie sie irrig benannt ist), aufgestellt ist. Dagegen ist jedenfalls der in dem Briefe genannte Urenkel des Burgundischen Königs Konrad, Geraldus Genevensis, der von Wipo im Leben KONRADS c. 32 zum Jahre 1034 erwähnte Geroldus princeps regionis illius und wohl auch der Gerolt Burgundio des Hermann von Reichenau zu 1045: jener unterwirft sich zu Genf, zugleich mit dem Erzbischof von Lyon, KONRAD II., dieser ergibt zu sich zu Solothurn HEINRICH III. Auch das Alter Gerolds stimmt zum Briefe: Graf Gerold von Genf ist gleich dem jüngeren Konrad ein Urenkel des burgundischen Konrad.
    Den Namen des Gemahls der Berthadagegen, des Schwiegersohnes der burgundischen Mathilde, liefert uns eben die schon oben berührte Stelle des Wibert. Die Nichte des letzten burgundischen Königs Rudolf (neptis Rodulfi regis Jurensis), Bertha - denn hier ist es wohl gestattet, den Brief Raynalds mit Wiberts Bericht zu verbinden - ist die Gemahlin des Gerhard, eines Sohnes des Grafen Hugo von Egisheim, und Gerhards und Berthas Sohn ist Graf Gerold von Genf. Daß dieser gegen KONRAD II. und HEINRICH III. als Großneffe König Rudolfs und als burgundischer Großer mehrmals zu den Waffen griff, ist natürlich.

    Eickhoff Ekkehard: Seite 55,117, "Theophanu und der König"

    Zur Feier des Osterfestes am 27. März 981 kamen auch Adelheids Bruder, König Konrad, und die Königin Mathilde von Burgund nach Rom.
    Für den Hochsommer 985 wurde in Metz ein Treffen geplant, auf dem Adelheid und Theophanu, Herzogin Beatrix, die Königin Emma (Adelheids Tochter, König Lothars Gemahlin), vielleicht auch Mathilde von Quedlinburg, die Äbtissin Gerberga von Gandersheim (Herzog Heinrich des Zänkers Schwester), die Königin Mathilde von Burgund (Kaiserin Adelheids Schwägerin und OTTOS III. Cousine) und Adelheid, die Gemahlin des Herzogs Hugo Capet von Franzien, gemeinsam mit Heinrich dem Zänker die schwelenden Streitfragen zwischen Mosel und Maas beilegen sollten.

    Weinfurter, Stefan: Seite 23, "Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten"

    Der westfränkische Königssohn Lothar erhielt OTTOS Stieftocher Emma zur Frau, und König Konrad von Burgund verband sich mit Mathilde, einer Nichte OTTOS.


    964 oo 2. Konrad der Friedfertige König von Burgund um 923-19.10.993

    Kinder:
    - Gerberga (Guepa) ca 965/66-7.7.1018/19
    um 980 1. oo Hermann Graf von Werl - 985/88
    988 2. oo Hermann II. Herzog von Schwaben um 950-4.5.1003
    - Bertha ca 967/68- nach 1010
    984 1. oo Odo I. Graf von Blois 950-12.3.996
    997 2. oo Robert II. König von Frankreich - 1004 20.7.972-20.7.1031
    - Rudolf III. ca 970-5./6.9.1032
    - Mathilde
    oo Graf (Großeltern Gerolds I. von Genf)


    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 158,164,372 K 45 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 144 - Althoff Gerd: Otto III. Primus Verlag Darmstadt 1997, Seite 61 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 26,67 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 42 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996, Seite 47,61,64,70 - Eickhoff Ekkehard: Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt. Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 20,55,115,117,164,302 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 64,67 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 V,15. Seite 169,283,287,300,321 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seite 65 - Hlawitschka, Eduard: Die verwandtschaftlichen Verbindungen zwischen dem hochburgundischen und dem niederburgundischen Königshaus. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte Burgunds in der 1. Hälfte des 10. Jahrhunderts, in: Schlögl, Waldemar und Peter Herde: Grundwissenschaften und Geschichte, Festschrift für Peter Acht; Kallmünz 1976 (Münchener historische Studien: Abteilung geschichtliche Hilfswissenschaften Band 15) Seite 28-57 - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 47,49,77,96 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971, Seite 262 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 311 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 214,224 - Schmid, Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 408,412 - Schmid Karl: Reich und Kirche vor dem Investiturstreit. Gerd Tellenabch zum 80. Geburtstag. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1985, Seite 55-56 - Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg.): Otto III. – Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 12, 13A - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 148 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 23,220- Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 122 –

    Geburt:
    Ende 943

    Gestorben:
    26.11.

    Kinder:
    1. 3. von Burgund, Gerberga wurde geboren in 965/966; gestorben am 7 Jul 1018/1019.
    2. von Burgund, Berta wurde geboren in 964/965; gestorben nach 1010.
    3. von Burgund, Rudolf III. wurde geboren um 970; gestorben in Sep 1032; wurde beigesetzt in Lausanne [1000],Waadt,Schweiz.
    4. von Burgund, Mathilde


Generation: 4

  1. 14.  von Frankreich, Ludwig IV.von Frankreich, Ludwig IV. wurde geboren in 920/921 (Sohn von von Frankreich, Karl III. und von Wessex, Aethgiva); gestorben am 10 Sep 954 in Sens [89100],Yonne,Burgund,Frankreich; wurde beigesetzt in Reims [51100],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 936-954, Frankreich; König von Frankreich

    Notizen:

    Ludwig IV. der Überseeische
    König von Frankreich (936-954)
    10.9.920/21-10.9.954 Sens Begraben: Reims St-Remi
    Einziger Sohn des Königs Karl III. der Einfältige von Frankreich aus seiner 2. Ehe mit der Aethgivu von Wessex, Tochter von König Eduard I.

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 2176, Ludwig IV. (Transmarinus, d’Outre-Mer), westfränkischer König 936-954

    + 10. Oktober 954 Reims Begraben: Reims St-Remi
    Sohn König Karls III. des Einfältigen
    oo 939 Gerberga, Schwester OTTOS I.

    Die Kämpfe mit dem Haus VERMANDOIS um die Francia ließen 936 Hugo den Großen die Restitution des karolingischen Hauses und die Rückholung Ludwigs IV. aus seinem englischen Exil betreiben. Am 19. Juni 936 in Laon gekrönt, mußte Ludwig IV. dafür Hugos Sonderstellung anerkennen, konnte aber seit 937 selbständige Politik betreiben und 939 in den ostfränkischen Aufstand gegen OTTO I. eingreifen. Der Erwerb Lotharingiens scheiterte, und 940 sah sich Ludwig IV. bei Feldzug OTTOS I. nach W einer Koalition des westfränkischen Adels gegenüber (Huldigung Hugos und Heriberts II. an OTTO I. in Attigny). Ein 942 gefundener Ausgleich stand schon 945 wieder in Frage, als Ludwig IV. in Rouen gefangenommen und an Hugo ausgeliefert wurde, der für die Freilassung des Königs dessen Hauptort Laon erhielt. Nur durch massives Eingreifen OTTOS I. wurde das karolingische Königtum gerettet: Der Streit um das für Ludwig wichtige Erzbistum Rems konnte auf einer gemeinsamen mit OTTO I. in Ingelheim durchgeführten Synode (Juni 948) zugunsten des königlichen Kandidaten entschieden werden, 949 gelang doe Rückeroberung Laons. Der 950 vom lothringischen Herzog Konrad vermittelte Friede sicherte dem Reich vorübergehende Ruhe, dem karolingischen Königtum seine bescheidenen Ressourcen vor allem um Laon und Reims, erwies aber auch die machtvolle Entscheidungsgewalt OTTOS I. im Sinne einer 'Familienpolitik'. Obwohl es Hinweise für eine versuchte Reichsteilung unter Ludwigs Söhnen Lothar und Karl 953 in der Tradition fränkischer Sukzession gibt (Brühl), sicherte Lothars Sohnesfolge 954 das in O-Franken schon 936 beachtete Prinzip der Unteilbarkeit des Reichs auch für W-Franken/Frankreich.
    Quellen:
    Recueil des actes de L. IV roi de France, ed. P. Lauer, 1914
    Literatur:
    P. Lauer, Le regne de L. IV d'O.-M., 1900 - W. Kienast, Dtl. und Frankreich in der Ks.zeit (900-1270); I, 1974², 59ff.; III, 1975², 663ff. - HEG, I, 745ff. - B. Schneidmüller, Karol. Tradition und frühes frz. Kgtm., 1979, 1476ff. - K. F. Werner, Hist. de France, I, 1984, 463ff. [dt. 1989] - Ders. Dtl.-Frankreich. Die Geburt zweier Völker, 1990, 461ff. -

    Werner Karl Ferdinand: Seite 461, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VI. Generation 47
    Die genaue Geburtszeit König Ludwigs, zwischen 920 IX 10 und 921 IX 10, schon bei Brandenburg, nur so nicht auf der Tafel. Der Antritt der Königs-Würde, bei Brandenburg 936, kann präzisiert werden auf 936 VI 19, vgl. die Ausgabe von Ludwigs Urkunden durch Ph. Lauer, Recueil des actes de Louis IV, Paris 1914, LXXXIV.
    Zu Ludwigs Gemahlin Gerberga, der Schwester König HEINRICHS I. (Richtig ist: Tochter König HEINRICHS I. und Schwester OTTOS I.), ist zu bemerken, daß sie 951 von ihrem Gatten die Abtei ND de Laon erhielt, die er seiner Mutter Ogiva anläßlich deren Ehe mit Graf Heribert weggenommen hatte, und daß sie 959 als Äbtissin von ND de Soissons begegnet, vgl. Voigt 41 und HF 9,665.
    Nach der Gefangennahme seines Vaters floh seine Mutter mit ihm nach England, weshalb er später "der Überseeische" genannt wurde. Die Rivalität zwischen dem ROBERTINER Hugo von Franzien und Heribert von Vermandois ermöglichte nach dem Tode König Rudolfs die Thronbesteigung Ludwigs IV., der am 19.6.936 in Laon gekrönt wurde. Seine Regierungszeit war erfüllt von ständigen Auseinandersetzungen mit dem mächtigen Herzog Hugo von Franzien. 945 geriet der KAROLINGER in die Gefangenschaft seines mächtigen Gegners, der ihn unter dem Druck OTTOS I. und des angelsächsischen Königs im folgenden Jahr wieder freigeben mußte, wobei der König seine letzte größere befestigte Stadt, Laon, Hugo überlassen mußte. Im Bunde mit OTTO I. konnte der König nach 946 seine Position etwas festigen; er brachte das Erzbistum Reims unter seine Kontrolle und gewann 949 Laon zurück. Nachdem Ludwig IV. in der Champagne und in der Normandie eine Niederlage erlitten hatte, mußte er die Vermittlung des Papstes Agapet II. 948 in Anspruch nehmen, um einen Teil seiner Länder zurückzubekommen. Als Ludwig infolge eines Sturzes vom Pferd starb, folgte sein Sohn Lothar ohne Schwierigkeiten, aber mit einem schwierigen Erbe.

    Brühl Carlrichard: Seite 47-59, "Ludwig IV. der Überseeische" in: Ehlers/Müller/Schneidmüller: "Die französischen Könige des Mittelalters"

    LUDWIG IV. ("DER ÜBERSEEISCHE") 936-954
    Ludwig IV.
    * ca. 921, + 10.9.954 Reims Begraben: Abtei St-Remi/Reims
    Eltern: Karl III. "der Einfältige" von W-Franken (+ 929) und Eadgyfu, Tochter des Angelsachsen-Königs Edward I. (+ 926) und Schwester des Angelsachsen-Königs Athelstaan (+ 940)

    923 flieht Eadgyfu nach der Gefangennahme Karls III. mit dem jungen Ludwig zu ihrem Vater nach England
    Anfang Juni 936 landet Ludwig IV. mit Zustimmung Athelstans bei Bologne-sur-Mer und empfängt die Huldigung der dort anwesenden Großen, an der Spitze Hugos "des Großen"
    19.6.936 Krönung und Salbung Ludwigs IV. in Laon von der Hand Erzbischof Artolds von Reims.
    Im Herbst 939 heiratet Ludwig IV. die ca. sieben Jahre ältere Gerberga, Schwester König OTTOS von O-Franken und Witwe des Herzogs Giselbert von Lothringen

    Kinder aus dieser Ehe:
    1. der Thronfolger Lothar (* 941)
    2. eine Tochter Gerberga (* 940 oder 942), die Graf Albert von Vermandois heiratete (vor 954)
    3. eine Tochter Mathilde (* 943), die künftige Königin von Burgund (verheiratet seit ca. 965/66 mit König Konrad von Burgund
    4. ein Sohn Karl (* 945), der bald nach seiner Geburt den Normannen als Geisel übergeben wurde und in normannischer Gefangenschaft verstarb
    5. ein Sohn Ludwig (* 948, + 954), der kurz vor dem Vater in Laon verstarb
    6. die Zwillingen Heinrich und Karl (* 953). Heinrich stirbt bald, Karl ist der künftige Herzog von Nieder-Lothringen und Rivale Hugos Capet
    Sommer 940 W-Frankenfeldzug OTTOS I. von O-Franken im Bunde mit Herzog Hugo Magnus. Artold von Reims war schon zuvor zur Abdankung gezwungen worden
    Sommer 941 schwere Niederlage Ludwigs in der Schlacht in den Ardennen gegen Hugo Magnus und Heribert II. von Vermandois
    November 942 Treffen Ludwigs IV. mit OTTO I. in Vise-sur-Meuse
    im Sommer 943 besiegt Ludwig IV. die zum Heidentum abgefallenen Normannen unter ihren Führern Turnold und Setrik, die in der Schlacht fallen
    im Sommer 944 bemächtigt sich Ludwig IV. der Normandie
    im Juli 945 wird Ludwig IV. in Rouen von normannischen Großen gefangen gesetzt und später an Hugo Magnus ausgeliefert
    im Frühjahr 946 muß Ludwig IV. Laon an Hugo übergeben und wird daraufhin freigelassen
    im Frühherbst 946 zieht OTTO DER GROSSE im Bunde mit Ludwig IV. vor Reims, das ohne Kampf eingenommen wird; Artold wieder Erzbischof von Reims, sein Gegenspieler Hugo flieht, dankt aber nicht ab
    946-948 erbitterter Streit um das Erzbistum Reims: Synoden von Verdun (Herbst 947) und Mouzon (Januar 948); Papst Agapet mit Reimser Streit befaßt
    im Juni 948 Synode in Ingelheim unter Vorsitz des päpstlichen egaten Marinus und beider Franken-Könige: Hugo wird exkommuniziert und Artold ist erneut rechtmäßiger Erzbischof
    im Sommer 949 bemächtigt sich Ludwig IV. überraschend der Stadt Laon mit Ausnahme des großen Turms, der von der Besatzung Hugos gehalten wird
    Herbst 949 Ludwig IV. in Burgund
    im Frühjahr 950 treffen sich Ludwig IV. und Hugo Magnus unter Vermittlung Herzog Konrads von Lothringen an der Marne; Hugo erneuert den Lehnseid und überlaßt Ludwig den Turm von Laon
    13.3.953 Gerichtstag in Soissons: endgültige Aussöhnung zwischen Ludwig und Hugo Magnus
    Am 10.9.954 stirbt Ludwig IV., nur 33 Jahre alt, in Reims an den Folgen eines Jagdunfalls; Beisetzung in der Abtei St-Remi/Reims.

    An einem unbekannten Tag in der 1. Junihälfte des Jahres 936 warf ein angelsäschsisches Schiff vor Boulogne Anker. Es hatte den neuen westfränkischen König an Bord, Ludwig, den Sohn des unglücklichen Karl III. von W-Franken, der seine letzten Lebensjahre in der Gefangenschaft seiner Feinde hatte verbringen müssen. Karls Gemahlin Eadgyfu war daher im Herbst 923 mit ihrem ca. 2-jährigen Sohn Ludwig an den Hof ihres Vaters, des Angelsachsen-Königs Edwards I. geflohen: ihre Schwester Eadhild hatte etwa zur gleichen Zeit den princeps Hugo Magnus, den gefährlichsten RivalenKarls III., geheiratet; ihre jüngere Schwester Eadgyd (Edith) wird 929 den künftigen O-Franken-König OTTO I. heiraten. Ludwig verbrachte somit seine ganze Kindheit und Jugend in England. Als König Rudolf von W-Franken am 14. oder 15. Januar 936 in Auxerre starb, konnten sich die Großen des Reiches nicht auf einen Nachfolger aus ihren Reihen einigen. So entschloß sich Hugo Magnus, der für seine Person die Königswürde offenbar nicht angestrebt hatte, die Krone dem in angelsäschsischem Exil lebenden jungen Ludwig anzubieten. König Aethelstan stimmte erst nach förmlichen Sicherheitsgarantien für seinen Neffen der Rückkehr ins W-Frankenreich zu, hielt seine Schwester Eadgyfu aber zunächst noch an seinem Hofe zurück. Die Rückkehr des jungen Herrschers ins W-Frankenreich trug ihm wohl seinen schon von den Zeitgenossen gebrauchten Beinamen Trans- oder Ultramarinus, der "Überseeische", ein ("Louis d'Outremer"). Ludwig wurde am Strand von Boulogne von Hugo Magnus und anderen westfränkischen Großen begrüßt, die dem neuen Herrn sogleich huldigten. Die Großen geleiteten Ludwig nach Laon, wo Erzbischof Artold von Reims am 19. Juni 936 Salbung und Krönung des jungen Herrschers vollzog.
    Ludwig wußte sehr wohl, wem er die Krone zu verdanken hatte. Schon in der ältesten von ihm überlieferten Königsurkunde bezeichnet er Hugo als "herausragenden Herzog der Franken" (dux Francorum egregius), und in einer am Weihnachtstag des Jahres 936 in Compiegne gegebenen Urkunde betont Ludwig sogar, dass Hugo Zweiter in allen Königreichen sei (in omnibus regnis nostris a nobis). Die Bedeutung des Titels dux Francorum ist in der Forschung seit über einem Jahrhundert umstritten; es ist hier nicht der Ort, die Frage im einzelnen zu erörtern. Sicher erscheint nur, dass der Rang Hugos über den seiner Mitfürsten herausgehoben werden sollte, auch wenn ich nicht an ein förmliches Vizekönigtum glaube, das man wohl unter dem Eindruck des Verhaltens Hugos in der Folgezeit hat annehmen wollen. Das Verhältnis Ludwigs zu seinem Protektor Hugo war zunächst reibungslos. Ludwig begleitete Hugo auf dessen Feldzug gegen Hugo "den Schwarzen" (das heißt den Schwarzbärtigen), den Bruder des verstorbenen W-Franken-Königs Rudolf, der dem übermächtigen dux Francorum den N Burgunds, insbesondere die wichtige Grafschaft Sens abtreten mußte, die einst Richard "le Justicier", der Vater Hugos des Schwarzen, für Burgund erworben hatte. Anschließend begleitete Ludwig Hugo sogar nach Paris. Der Friede, den Hugo Magnus mit Hugo dem Schwarzen schloß, nutzte allein dem dux Francorum und öffnete Ludwig die Augen über die ihm von Hugo zugedachte Rolle. Aber auch die übrigen Großen des W-Frankenreichs konnten sich kaum Ilusionen machen über die Machtstellung Hugos, die mit der eines fränkischen Hausmeiers des 8. Jahrhunderts vergleichbar schien. Sie waren daher geneigt, die Position des Königs zu stärken, um ein Gegengewicht gegen die erdrückende Übermacht Hugos zu schaffen. Ludwig feierte das Weihnachtsfest 936 bereits in der königlichen Pfalz Compiegne, zog von dort nach Laon, wo er seine Mutter traf, die aus England nach W-Franken gekommen war. In Laon ernannte er auch einen neuen Kanzler in Gestalt des Erzbischofs Artold von Reims, der damit zugleich zu Ludwigs wichtigstem Berater aufstieg. Die Reaktion Hugos ließ nicht lange auf sich warten: er schloß Frieden mit seinem Erzfeind, dem Grafen Heribert II. von Vermandois, während Ludwig den gerade von Hugo gedemütigten Hugo von Burgund zum Markgrafen (marchio) erhob und zum Bundesgenossen gewann. Die Fronten waren nun abgesteckt: die Feindschaft zwischen Hugo Magnus und Ludwig war fortan - von ganz kurzen Intervallen abgesehen - der einzige sichere Faktor im politischen Ränkespiel W-Frankens während der Regierungszeit Ludwigs IV. Es ist nicht meine Absicht, die Kämpfe und Intrigen der Folgejahre hier im einzelnen darzustellen; selbst der Fachmann würe rasch die Übersicht verlieren.
    Unerläßlich scheint mir dagegen eine knappe Darstellung der an den Kämpfen um die Vorherrschaft in W-Franken beteiligten inner- und außerfränkischen Mächte. Den Fürsten des S (Aquitanien, Spanische Mark, Auvergne, Gascogne) kam im inneren Kräftespiel keine hohe Bedeutung zu; weder griffen sie aktiv in das Geschehen nördlich der Loire ein, noch hatten sie Angriffe von dort zu befürchten. Die Fürsten des S galten allgemein als treue Anhänger der KAROLINGER, was formal fraglos richtig ist. Ich sehe in der Anhänglichkeit an die angestammte Dynastie jedoch weniger Treue zum Königshaus als bewußte Distanz zu den ROBERTINERN: mit diesen hatte man gemeinsame Grenzen, mit der Krondomäne des Königs nicht. Immerhin bestanden 941,944 und 953 lose Kontakte zum westfränkischen König.
    Die Beziehungen Ludwigs zu den Fürstentümern im N (Bretagne, Normandie und Flandern) waren freundlich. Von der Normandie wird noch mehrfach zu sprechen sein; die Bretagne erkannte - ein Novum seit den Tagen KARLS DES KAHLEN - die formelle Oberhoheit des westfränkischen Königs an. Der Graf und marchio von Flandern, ein natürlicher Feind der Herren von Vermandois, gehörte zu den zuverlässigsten Verbündeten Ludwigs. Zu den geschworenen Feinden Ludwigs zählte Heribert II. von Vermandois, ein direkter Nachkomme KARLS DES GROSSEN über dessen Sohn Pippin von Italien; er besaß unter anderem die Grafschaften Amiens, Meaux und Vermandois mit St-Quentin, Grafschaften im Raum Soissons mit der bedeutenden Abtei St-Medard, deren Laienabt er war. Das Verhältnis Ludwigs zu Hugo dem Schwarzen von Burgund war zwiespältig wie zu so vielen großen Herren der Zeit: Er war mehrere Jahre mit ihm verbündet (938-942), zerwarf sich mit ihm und blieb bis zu Hugos Tod (17. Dezember 952) auf Distanz zu dem Burgunder. Der mit weitem Abstand mächtigste Fürst im W-Frankenreich war aber fraglos Hugo "der Große", wobei "Magnus" allerdings zunächst nur "der Ältere" meinte im Gegensatz zu Hugos gleichnamigen Sohn (dem "Capet").Hugo war der unbestrittene Herr Neustriens und führte schon vor seiner förmlichen Erhebung zum dux den Titel eines marchio; Hugos Machtbereich (Flodoard von Reims: terra Hugonis) umfaßte rund 20 Grafschaften, von denen 10, darunter die Grafschaften Angers, Blois, Chartres, Orleans, Paris Sens und Tours, dem ROBERTINER direkt unterstanden; darüber hinaus war er auch noch Laienabt des neben St-Denis reichsten fränkischen Klosters St-Martin in Tours, weshalb er in Urkunden gelegentlich den Titel eines Abt-Grafen (abbas comes) führte. Wie ärmlich nahm sich daneben die Krondomäne des Königs aus! Er besaß noch einige der alten Pfalzen wie Attigny (seit 951), Compiegne, Corbeny, Douzy, Ponthion und andere, die Grafschaft Laon und insbesondere das feste Laon selbst, wo er sich jedoch erst 938 in den Besitz der Zitadelle setzen konnte, die Laon beherrschte und 928/31 von Heribert II. von Vermandois errichtet worden war. Die Grafschaft Reims hatte Ludwig schon 940 dem Erzbischof übertragen, der damit der erste der sechs Bischöfe (Reims, Chalons-sur-Marne, Beauvais, Nyoyn und Langres) ist, die im W-Frankenreich auch Inhaber der gräflichen Gewalt waren, wie dies in O-Franken im 10. Jahrhundert die Regel wurde. Nicht zufällig stiegen gerade diese Bischöfe im 13. Jahrhundert zu "Pairs de France" auf.
    Das Verhältnis Ludwigs zu den fränkischen Reichen in O-Franken und Burgund wurde früher in Forschung und Literatur unter der Rubrik "Auswärtige Beziehungen" abgehandelt, wovon noch ausführlich zu sprechen sein wird. "Auswärtige Beziehungen" eigener Art unterhielt Ludwig mit den Ungarn und den Sarazenen, die sich seit ca. 900 im Raum von La Garde-Freinet (im heutigen Department Var) verschanzt hatten und von dort aus die Umgebung heimsuchten; sie waren jedoch nur ein Problem für die Fürsten des S, Ludwig IV. sah sich niemals direkt mit ihnen konfrontiert. Sehr viel gefährlicher waren die Raubzüge der Ungarn, die das W-Frankenreich mehrfach heimsuchten, insbesondere in den Jahren 937 und 954; beide Male waren vor allem die Diözese Reims und Burgund betroffen. Während diese Züge jeweils über Lothringen geführt hatten, fiel ein ungarischer Raubtrupp des Jahre 951 aus Italien über die Alpen in den S ein und kehrte auf demselben Weg nach Italien zurück. In allen Fällen konnte Ludwig es nicht wagen, den Ungarn mit Heeresmacht entgegenzutreten: ein unglücklicher Ausgang des Kampfes hätte mit Sicherheit das Ende seiner Regierung bedeutet und Hugo den Weg zur Herrschaft geebnet; aus demselben Grund waren aber auch Hugo Magnus die Hände gebunden. Die Rivalität zwischen Ludwig und Hugo, die den Ungarn natürlich nicht verborgen geblieben war, verhinderte so - ganz im Gegensatz zu O-Franken - die Verteidigung des Landes gegen den gemeinsamen Feind.
    Das Verhältnis Ludwigs - und Hugos! - zu O-Franken, konkret: zu OTTO DEM GROSSEN, ist die zentrale Frage der westfränkischen Politik in den Jahren 939-950 und bedarf daher gesonderter Behandlung. Ich bemerkte bereits, dass die Beziehungen zwischen den genannten Fürsten in der älteren Literatur durchgängig als solche zwischen "Deutschland" und "Frankreich" dargestellt wurden, was einer ganz und gar unhistorischen Betrachtungsweise entspricht, deren Konsequenz hier an einigen instruktiven Beispielen zu erläutern sein werden. Der Regierungsstil des neuen ostfränkischen Königs OTTO I. nahm stäker karolingische, die Sonderstellung des Königtums hervorhebende Formen der Herrschaft auf als die eher die "kollegiale" Gemeinsamkeit des Fürstenstandes betonende Politik des Vaters. Dies hatte zu einer schweren Krise des Königtums in O-Franken geführt, in der mehrere Fürsten, an der Spitze die Herzöge Eberhard von Franken und Giselbert von Lothringen, gemeinsam mit dem jüngeren Bruder des Königs, Heinrich, die Absetzung OTTOS anstrebten, wobei sie auch die Tötung des Königs in Kauf zu nehmen gewillt waren. In dieser Situation hatte Giselbert Ludwig IV. die Huldigung für Lothringen angeboten, was Ludwig zunächst abgelehnt, im Frühsommer 939 angesichts der scheinbaren Übermacht der Koalition gegen OTTO aber schließlich doch angenommen hatte. Daraufhin verbündete sich OTTO mit Hugo Magnus, Heribert II. von Vermandois, Arnulf von Flandern und Wilhelm "Langschwert" von der Normandie, doch in O-Franken schien nach dem Rheinübergang Giselberts und Eberhards bei Andernach OTTOS Niederlage besiegelt. Ein gelungener Überfall zweier fränkischer, mit OTTO verbündeter Grafen am 2. Oktober 939 änderte ohne direktes Zutun OTTOS mit einem Schlag die politische Großwetterlage: Eberhard von Franken fiel im Kampf, Giselbert ertrank auf der Flucht in den Fluten des Rheins, die Opposition gegen OTTO brach zusammen. Ludwig war im Augenblick von Giselberts Tod vielleicht bereits auf dem Zug nach Lothringen gewesen, jedenfalls heiratete er dort sogleich die um etwa 7 Jahre ältere Witwe Giselberts Gerberga, eine Schwester König OTTOS. Noch im selben Jahr 939 wurde sie von Erzbischof Artold in Laon gesalbt und gekrönt. Damit war auch Ludwig - zunächst gegen den Willen OTTOS - zum Schwager des ostfränkischen Königs geworden, was Hugo Magnus bereits 937 durch die Heirat mit Hathui (Hedwig) erreicht hatte.
    Die neue indirekte Verwandtschaft mit Ludwig hinderte Hugo allerdings nicht, sich noch 939 gemeinsam mit Heribert II. von Vermandois zu OTTO nach Lothringen begeben, was Ludwig mit einer Annäherung an den Normannenfürsten Wilhelm beantwortete, der ihm huldigte und erneut mit den einst von Karl III. von W-Franken an Rollo vergebenen Territorien belehnt wurde. Doch diese Annäherung war nur vorübergehend: Schon im Frühsommer 940 belagerte Wilhelm im Bunde mit Hugo Magnus und Heribert II. die Stadt Reims, wohl aus Zorn darüber, dass Ludwig Erzbischof Artold gerade die Grafschaft Reims verliehen hatte. Artold konnte Reims nicht verteidigen und wurde in das Kloster St-Remi verbannt, während der schon 925 als Fünfjähriger zum Erzbischof von Reims bestellte Hugo, ein Sohn Heriberts II., nun erneut als Erzbischof eingesetzt und der zum Rücktritt gezwungene - von einem Verzichtseid spricht nur Richer - Artold mit den Abteien Avenay und St-Bale abgefunden wurde. Der Kampf um das Erzbistum Reims, der in den folgenden Jahren im Mittelpunkt der westfränkischen Politik steht, erweist sich so als der auf die Kirchenpolitik übertragene Kampf zwischen ROBERTINERN und KAROLINGERN um die Macht im W-Frankenreich.
    OTTO war inzwischen von Lothringen aus nach W-Franken vorgestoßen; in Attigny huldigten ihm Hugo Magnus und Heribert, doch von einem Angebot der westfränkischen Krone, wie dies einst 858 in Ponthion geschehen war, ist nicht mehr die Rede. Ludwig zog sich vor der Übermacht nach Burgund zurück, doch auch Hugo der Schwarze wurde zum Nachgeben gezwungen. Hochzufrieden mit dem Erfolg des Feldzuges kehrte OTTO im Spätsommer nach O-Franken zurück, doch Ludwig kämpfte mit dem Mut der Verzweiflung und unternahm einen Einfall nach Lothringen noch im Herbst 940, aber es kam nicht zur Schlacht. Ein Waffenstillstand beendete das lothringische Abenteuer Ludwigs.
    Hugo Magnus und Heribert II. beriefen zu Ostern 941 eine Synode nach Soissons, die erwartungsgemäß Artold für abgesetzt erklärte, der seinerseits mit der Exkommunikation der Teilnehmer der Synode reagierte: Hugo, Heriberts Sohn, wurde zum neuen Erzbischof gewählt und in Reims feierlich inthronisiert. Als Ludwig die Belagerung seiner Residenz Laon durch Hugo Magnus und Heribert mit einer eilig zusammengerafften Armee durchbrechen wollte, kam es in den Ardennen zur offenen Feldschlacht, die mit einer vernichtenden Niederlage für Ludwig endete, der nur knapp dem Schlachtentod entrann. Dennoch gelang es den Verbündeten nicht, Laon einzunehmen, wo die Königin Gerberga gerade in diesen Tagen einem Sohn Lothar das Leben schenkte, der dazu berufen war, die Nachfolge des Vaters anzutreten.
    Die Niederlage des Jahre 941 lastete freilich immer schwer auf dem König. Ihm wurde unerwartet Hilfe von seiten Papst Stephans VII. zuteil, der eigens einen Legaten nach Westfranken entsandte, um die Großen W-Frankens und Burgunds zur Anerkennung Ludwigs zu ermahnen. Die Intervention des Papstes blieb nicht ohne Wirkung, insbesondere auf die Bischöfe der Reimser Kirchenprovinz, obwohl der Papst dem neu eingesetzten Erzbischof Hugo das Pallium nicht verweigerte und damit ihr Verhalten auf der Synode von Soissons nachträglich billigte.
    Auf der Suche nach einem Verbündeten wandte sich Ludwig zunächst an den marchio der Normandie, Wilhelm Langschwert, der den König sogleich nach Rouen einlud. Als Ludwig mit neuen Truppen gegen Hugo und Heribert bis zur Oise vorstieß, wurde eine erneute Schlacht vermieden und ein zweimonatiger Waffenstillstand geschlossen. Diese Zeit nutzte Ludwig zu einem Treffen mit OTTO I. in Vise-sur-Meuse im Lüttichgau, das heißt auf lothringischem Gebiet. Auf der Seite OTTOS nahmen die Erzbischöfe Friedrich von Mainz und Brun von Köln, OTTOS Bruder, teil. Die Anwesenheit Hugos, Heriberts II. und Wilhelms Langschwert ist dagegen mehr als fraglich. Schon die Wahl des Treffpunkts in Lothringen implizierte Ludwigs Verzicht auf alle lothringischen Ansprüche, und wahrscheinlich hat er damals auch auf seine Interessen im Viennois verzichtet, wo Konrad von Burgund seit 942 anerkannt war.
    OTTOS Gegenleistung bestand in der formellen Versöhnung Ludwigs mit Hugo und Heribert, die sich erneut unterwarfen. Für Ludwig war das Treffen von Vise, das wohl nicht ohne das energische Eintreten Gerbergas bei OTTO zustandegekommen wäre, von entscheidender Bedeutung, denn fortan stand OTTO eher auf seiner Seite denn auf der Hugos. Nicht weniger als siebenmal haben sich OTTO und Ludwig zwischen 942 und 950 getroffen, zweimal haben sie bei dieser Gelegenheit das Osterfest in Aachen gefeiert, ein weiteres Mal besuchte Gerberga ihren Bruder in Aachen ohne die Begleitung Ludwigs. Ohne die Beziehungen zu Hugo Magnus je abzubrechen, mit dem er nach Bedarf gleichfalls zusammentraf, neigte OTTO fortan doch deutlich Ludwig zu, dessen Position gegenüber Hugo gestärkt war. Doch lag es nicht im Interesse OTTOS, einen der beiden Kontrahenten eine eindeutige Dominanz zu verschaffen.
    Nachdem so das Jahr 942 mit einem akzeptablen "modus vivendi" zwischen Ludwig und Hugo Magnus zu Ende ging, war der Grundstein für künftige schwere Auseinandersetzungen schon wieder gelegt: Noch im Dezember fiel Wilhelm Langschwert, der marchio der Normandie und Sohn Rollos, einem von Arnulf von Flandern vorbereiteten Mordanschlag zum Opfer. Ludwig zog sofort nach Rouen, um dort Richard, den noch minderjährigen Sohn Wilhelms, mit dem Territorium zu belehnen, über das einst sein Vater geherrscht hatte. Aber das war nicht alles: Kurze Zeit später starb Heribert II. von Vermandois, der künftigen Generationen als der Inbegriff des Verräters erschien, da er Karl III. von W-Franken, Ludwigs Vater, lange Jahre gefangengehalten hatte. Eine von Hugo Magnus vermittelte Aussöhnung zwischen den fünf Söhnen Heriberts - darunter Erzbischof Hugo von Reims - mit dem König blieb nicht von langer Dauer, doch galt das Interesse Ludwigs zunächst der Normandie, wo neu aus Skandinavien eingetroffene Krieger die heidnischen Kulte wiederbelebten und das gesamte Christianisierungswerk der letzten Jahrzehnte in Frage stellten. Der in offener Feldschlacht errungene Sieg Ludwigs über die beiden Anführer der heidnischen Partei, die in der Schlacht fielen, setzte der Gefahr ein Ende und stärkte den Einfluß Ludwigs, der den jungen Richard wahrscheinlich an seinem Hof behielt. Das gute Verhältnis zwischen Hugo Magnus und Ludwig hielt an; neben der - vorübergehenden - Aussöhnung mit den Söhnen Heriberts II. vermittelte Hugo auch diejenige mit Arnulf von Flandern, die in der Normandie naturgemäß auf wenig Gegenliebe stieß. Unter dem Eindruck dieser Beweise guten Willens seitens Hugos entschloß sich Ludwig, Hugo erneut den ducatus Franciae (Flodoard) und darüber hinaus auch Burgund zu verleihen, was den Bruch mit Hugo dem Schwarzen, seinem alten Verbündeten, bedeutete. Gleichzeitig verschlechterten sich die Beziehungen Ludwigs zu OTTO drastisch infolge einer unglücklich verlaufenen Gesandtschaft an dessen Hof.
    Innere Streitigkeiten in der Bretagne hatten es den Normannen - in Abwesenheit ihres noch unmündigen marchio Richard und des Königs - erlaubt, auf eigene Faust in der Bretagne einzugreifen, die Bretonen in drei blutigen Schlachten zu besiegen und alle Bretonen aus der Normandie zu vertreiben, an deren Stelle Neuankömmlinge aus Skandinavien traten, deren religiöse wie politsche Optionen zumindest unsicher erschienen. Ludwig sammelte ein Heer und begab sich nach N. Zu seiner eigenen Überraschung zog er ohne Schwertstreich in Rouen ein, während viele ihm feindlich gesonnene Normannen das Land ohne Kampf verließen. Ludwig hatte Hugo aufgefordert, das angebliche Bollwerk des Heidentums, Bayeux, zu belagern, was dieser auch tat. Nach seinem leichten Erfolg in Rouen befahl Ludwig jedoch, dass Hugo die Belagerung aufgeben solle, wohl weil er diesem den Gewinn von Bayeux nicht gönnte. Kurz darauf hielt Ludwig selbst seinen Einzug in der Stadt, auch hier ohne Kampf und Belagerung. Der König schien auf dem Höhepunkt seiner Macht!
    Das seit 942 gute Verhältnis zu Hugo Magnus, auf das jedoch schon im Vorjahr einige Schatten gefallen waren, wurde hierdurch auf das Schwerste belastet. Die im Frühjahr 945 begonnene Belagerung von Reims mit dem Ziel, den seit 943 am Hofe des KAROLINGERS weilenden ehemaligen Erzbischof Artold wieder in seine alte Würde einzusetzen, scheiterte letzlich an der drohenden Haltung Hugos.
    Ludwig kehrte in die Normandie zurück, wo er scheinbar allgemein anerkannt war, doch fiel er am 13. Juli 945 zwischen Rouen und Bayeux in einen Hinterhalt, sein Gefolge wurde niedergemetzelt. Ludwig konnte zwar zunächst nach Rouen entkommen, wurde dort jedoch gefangengesetzt und nach längeren Verhandlungen an Hugo Magnus ausgeliefert. Die Normannen hatten die Gestellung des ältesten Sohnes Ludwigs, des damals 4-jährigen Lothar, als Geisel gefordert, was Königin Gerberga strikt abgelehnt hatte. Sie mußten sich mit dem Letztgeborenen Karl begnügen, der wahrscheinlich in normannischer Gefangenschaft starb.
    Damit schien Ludwig dassselbe Schicksal beschieden wie seinem Vater; in wenigen Monaten war dem Höhepunkt der Macht der tiefste Sturz gefolgt. Hugo Magnus begab sich sogleich nach Lothringen, um die zu erwartenden Demarchen Gerbergas bei ihrem Bruder zu neutralisieren, doch OTTO entzog sich der gewünschten Unterredung und entsandte Herzog Konrad von Lothringen. Es konnte nicht in OTTOS Interesse liegen, Hugo als den unumstrittenen Herrscher W-Frankens, gewissermaßen als König ohne Krone, anzuerkennen. So zog Hugo unverrichteter Dinge in die Francia zurück. Es scheint unwahrscheinlich, dass er ernsthaft die Absetzung des Königs betrieben hat - er datiert seine Urkunden unverändert nach den Regierungsjahren Ludwigs -, doch der Preis für die Freilassung war hoch: die königliche Residenz Laon, die festeste Stadt W-Frankens, mußte Hugo übergeben werden.
    Der freigekommene Ludwig verbündete sich sogleich mit OTTO, der an der Spitze eines großen Heeres nach W-Franken zog, dem sich der KAROLINGER und Arnulf von Flandern anschlossen. Die Einnahme von Laon erwies sich als unmöglich, eine Belagerung als zeitraubend, so dass sich das Interesse OTTOS auf Reims konzentrierte. Erzbischof Hugo erkannte die Aussichtslosigkeit des Widerstands: Die Belagerer billigten ihm freien Abzug zu, und er zog sich nach Mouzon zurück, ohne formell als Erzbischof abgedankt zu haben. Nach dem Einzug der Könige in Reims wurde Artold feierlich in sein altes Amt eingesetzt.
    Das Heer zog noch bis in die Nähe von Paris, doch konnte von einer Belagerung keine Rede sein, zumal Hugo selbst sich nach Orleans zurückgezogen hatte und von dort den Gang der Dinge beobachtete. In der Tat sah OTTO sich bald zun Rückzug gezwungen: Der etwa dreimonatige Feldzug hatte als einziges greifbares Resultat die Wiedereinsetzung Artolds gebracht, und der Kampf um das Erzbistum Reims sollte in den Folgejahren im Vordergrund stehen.
    Während Ludwig das Osterfest 947 bei OTTO in Aachen verbrachte, belagerte Hugo Reims. Doch dieses Mal kapitulierte Artold nicht. Im Sommer 947 trafen OTTO und Ludwig erneut am Chiers zusammen, um über die Reimser Frage zu beraten. Die anwesenden Bischöfe bestanden auf einer Synode, die schließlich unter dem Vorsitz Erzbischof Roberts von Trier in Verdun zusammentrat; dort erschien Hugo, obwohl geladen, jedoch nicht. Die Synode erklärte sich einstimmig für Artold als rechtmäßigen Erzbischof, ließ Hugo jedoch eine Einspruchsfrist bis zum 13. Januar 948. Zu diesem Datum trat abermals eine Synode unter Vorsitz des Trierer Erzbischofs zusammen, dieses Mal jedoch in der Peterskirche direkt vor den Mauern von Mouzon, wohin Erzbischof Hugo sich geflüchtet hatte. Dieser begab sich zwar zu einem Gespräch mit Erzbischof Robert vor die Peterskirche, weigerte sich aber, vor der Synode zu erscheinen, die ihn prompt exkommunizierte und Artold erneut als rechtmäßigen Amtsinhaber bestätigte. Die schriftliche Mitteiling an Hugo sandte dieser sofort an Robert zurück mit dem Bemerken, dass er sich in keiner Weise an den Beschluß der Synode gebunden fühle. Artold wandte sich nunmehr direkt an Papst Agapet II. (946-955), um eine endgültige Entscheidung herbeizuführen. Der Papst entsandte in der Tat eigens einen Legaten, den Bischof Marinus von Bomarzo, Bibliothekar der römischen Kirche, zu OTTO. Das Konzil wurde zum 7. Juni 948 in die Pfalz Ingelheim bei Mainz einberufen, wo die heilige und Generalsynode (sancta er generalis synodus) unter dem Vorsitz des Kardinallegaten in der dortigen Remigius-Kirche zusammentrat. Die päpstliche Kanzlei hatte eigene Einladungsschreiben an bestimmte Bischöfe der Gallia und und der Germania versandt, darunter selbstverständlich auch an Erzbischof Hugo und dessen Onkel Hugo Magnus, die jedoch beide nicht erschienen, womit der Ausgang des Konzils weitgehend präjudiziert war.
    Es verstand sich fast von selbst, dass die Bischöfe aus dem Machtbereich Herzog Hugos an dem Konzil nicht teilnahmen; aber auch Arnulf von Flandern sorgte für die Abwesenheit der Bischöfe von Arras, Therouanne und Tournai. Mit Ausnahme des Erzbischofs Artold und des aus seinem Sitz vertriebenen Bischofs Rudolf von Laon unterstanden alle übrigen der insgesamt 32 teilnehmenden Bischöfe dem ostfränkischen König. Ludwig war persönlich in Ingelheim erschienen, um die Sache Artolds, die ja auch die seine war, vor dem Legaten und König OTTO zu vertreten, den somit eine Schiedsrichterrolle zufiel.
    Die Verhandlungen verliefen im Sinne Ludwigs und Artolds. Schon am 8. Juni fällt das Konzil sein Urteil: Hugo wurde exkommuniziert; die Bischöfe, die ihn ordiniert hatten (Wido von Soissons und Wido von Auxerre), der von Hugo geweihte Theobald von Amiens und alle übrigen, die von Hugo Weihen empfangen hatten, wurden mit der Exkommunikation bedroht, falls sie nicht bis zur nächsten in Trier angesagten Synode (8. September) Abbitte leisteten. Damit war die "Reimser Frage" endgültig im Sinne Artolds und Ludwigs entschieden; darüber hinaus stellte OTTO seinem Schwager ein lothringisches Heer unter Führung Herzog Konrads zur Verfügung. Dieses Heer belagerte zunächst Mouzon, doch glückte es Hugo von Vermandois - Bischof war er nun nicht mehr - zu entkommen. Das Heer belagerte schließlich erfolgreich Montaigu und zog vor das nahe Laon, dessen Einnahme jedoch nicht gelang.
    Kurz darauf begab sich Erzbischof Artold mit drei seiner Suffragane zu der auf den 8. September einberufenen Synode von Trier, die sich als direkte Fortsetzung des Ingelheimer Konzils verstand. Einschließlich des Kardinallegaten waren nur 6 Bischöfe anwesend. Nach einigen Zögern - die Macht Hugos Magnus war ungebrochen - entschloß sich die Synode am 10. September schließlich doch zum letzten Schritt: der Exkommunikation Hugos. Die Synode vermied dabei sorgsam eine politische Begründung wie etwa eine Unterstützung Hugos von Vermandois im Kampf um das Erzbistum Reims. Die Exkommunikation Hugos wurde allein mit den Missetaten begründet, die dieser gegen die Besitzungen der Reimser Kirche begangen hatte.
    Spätestens hier ist es an der Zeit, den chronologischen Gang der Darstellung für einige Überlegungen grundsätzlicher Natur zu unterbrechen. Es muß auffallen, dass die Entscheidung im Reimser Bistumsstreit im Reiche OTTOS und im wesentlichen von Bischöfen aus dessen Reich gefällt wurde; auch zögerte König Ludwig nicht, selbst in Ingelheim zu erscheinen, um dort seine Sache zu vertreten. Nach dem Sprachgebrauch der Historiker des 19. Jahrhunders hieße dies nichts anderes, als dass der Streit um das vornehmste "französische" Erzbistum in "Deutschland" und von "deutschen Bischöfen" entschieden wurde, wobei der "französische" König sich nicht scheute, nach "Deutschland" zu reisen, um dort die Sache des "französischen" Bistums Reims zu vertreten - und all dies ohne die leiseste Kritik einer zeitgenössischen Quelle; insbesondere die direkten Gegenspieler Ludwigs, Hugo Magnus und Hugo von Vermandois, um dessen Bistum es ja schließlich ging, kamen offenbar zu keinem Zeitpunkt auf den doch eigentlich naheliegenden Gedanken, die Autorität des Ingelheimer Konzils mit dem Argument zu bestreiten, dass über Angelegenheiten der "französischen" Kirche nicht in "Deutschland" und von "deutschen" Bischöfen entschieden werden dürfe. Hugo Magnus wäre zu einem solchen Einwand am wenigsten berufen gewesen, war er es doch, der 940 OTTO I. in Attigny gehuldigt hatte. Dieser Akt des "Hochverrats" hat die französische Historiographie des vergangenen Jahrhunderts stark beschäftigt und zu gewundenen Erklärungen geführt, obwohl der historische Sachverhalt doch eigentlich sehr einfach und eindeutig ist: Alle diese Vorgänge bezeugen lediglich die Tatsache, dass "Deutschland" und "Frankreich" im 10. Jahrhundert noch keine historische Realität sind, sondern das fränkische Großreich, wenn auch geteilt in ein ost- und westfränkisches Reich, noch immer das Denken der Zeit beherrscht. Von "Deutschland" und "Frankreich" wird man erst viel später sprechen können.
    Die Jahre 949-953 standen für Hugo Magnus unter dem Motto "Schadensbegrenzung". Die Exkommunikation verfehlte ihre Wirkung nicht, zumal sie im Beisein und unter dem Vorsitz des päpstlichen Legaten ausgesprochen worden war. Eine Exkommunikation durch den Papst selbst mußte daher unter allen Umstännden verhindert werden. Ein Wiederaufrollen der Reimser Frage stand nicht zur Diskussion. Die Entscheidung Roms war unwiderruflich, doch Hugos Machtposition hatte sich darum nicht entscheidend verschlechtert, auch wenn Laon Anfang 949 bis auf seinen großen Turm überraschend in die Hände Ludwigs fiel. Alle Versuche Hugos, Laon zurückgewinnen, blieben ergebnislos.
    Zu allem Überfluß bestätigte eine römische Synode unter Vorsitz von Papst Agapet II. die Entscheidungen von Ingelheim und Trier: Hugo Magnus und Hugo von Vermandois blieben somit förmlich exkommuniziert, was seinen Eindruck auf den westfränkischen Episkopat nicht verfehlte. Nachdem Gerberga schon das Osterfest 949 bei OTTO in Aachen verbracht hatte, suchte Ludwig OTTO nun seinerseits Anfang 950 in Lothringen auf, um Friedensverhandlungen mit Hugo vorzuschlagen. Unter Vermittlung Herzog Konrads von Lothringen kam es im Frühjahr 950 zu einem Grenztreffen Ludwigs mit Hugo an der Marne, an dem auch die Herzöge Konrad von Lothringen und Hugo der Schwarze von Burgund teilnahmen. Hugo erneuerte seinen Lehnseid und gab dem König den Turm von Laon zurück. Als jedoch Ludwig im Frühsommer 950 in Laon krank darniederlag, nutzte Hugo dies sofort zu seinen Gunsten, um sich Aminens' zu bemächtigen, was den gerade erst geschlossenen Frieden sogleich wieder brüchig machte. 951 verbrachte Hugo schließlich das Osterfest bei OTTO in Aachen; damit signalisierte OTTO, dass ihm die Position Ludwigs hinreichend gefestigt, die Hugos verbesserungswürdig erschien, um das Gleichgewicht der Kräfte im Westen zu sichern. Die Beziehungen zu Ludwig litten darunter nicht.
    Es war kein geringer Schock für Ludwig, als seine Mutter Eadgyfu, die in den Jahren ihres Aufenthalts in W-Franken stets im Schatten der Gerberga gestanden und keinen erkennbaren Einfluß auf die Politik ihres Sohnes gewonnen hatte, ausgerechnet den gleichnamigen Sohn des einstigen Kerkermeisters Karls III. von W-Franken heiratete, der erheblich jünger gewesen sein muß als sie. Eadgyfu floh aus Laon und brach mit ihrem Sohn, der ihr sofort das Wittum Attigny und die Abtei Notre-Dame in Laon entzog und letztere sogleich seiner Gemahlin Gerberga übertrug. Es war dann auch Gerberga, die nach einer persönlichen Zusammenkunft mit Hugo die erneute Aussöhnung zwischen diesem und ihrem Gemahl einleitete. Am 13. März 953 wurde der Friede in Soissons besiegelt, der zu Lebzeiten Ludwigs nicht mehr gebrochen wurde.
    Im Sommer oder Herbst des Jahres gebar Gerberga Zwillinge, die auf die Namen ihrer Großväter Heinrich und Karl getauft wurden. Während Heinrich kurz nach der Taufe starb, war Karl dazu berufen, den Endkampf der karolingischen Dynastie gegen die ROBERTINER zu führen. Noch im Jahre 953 hatte ihm der Vater Burgund mit dem Königstitel als Ausstattung zugedacht. Die Zeit ist darüber hinweggegangen. Während im Osten OTTO mit der Niederwerfung des Aufstandes Herzog Konrads von Lothringen beschäftigt war und in diesem Zusammenhang seinen Bruder Brun zunächst zum Erzbischof von Köln, bald darauf auch zum Herzog von Lothringen machte, ergossen sich von Konrad herbeigerufene Scharen der Ungarn im Frühjahr nach Lothringen und W-Franken. Ludwig scheint das Risiko einer Schlacht gescheut zu haben, jedenfalls ist von kriegerischen Aktivitäten gegen die Ungarn nichts bekannt. Im Sommer verlor Ludwig seinen gleichnamigen, erst fünf Jahre alten Sohn, der offenbar in Laon beigesetzt wurde. Auf dem Weg von Laon nach Reims verfolgte Ludwig einen Wolf; er stürzte vom Pferd und zog sich innere Verletzungen zu. Am 10. September 954 starb er in Reims, wo er im Remigiuskloster (St-Remi) bestattet wurde. Die Beisetzungsfeierlichkeit wird wohl sein alter Kampfgefährte Artold geleitet haben.
    Es ist schwer, ein Urteil über einen Herrscher zu fällen, der in der Blüte des Lebens, nur 33 Jahre alt, gestorben ist. Ludwigs persönlicher Mut und Tatkraft stehen außer Zweifel. Große politische Konzeptionen sind von einem Herrscher, der praktisch sein Leben lang nur um das politische Überleben kämpfte, kaum zu erwarten: Das Ringen mit Hugo Magnus hatte 18 Jahre hindurch seine ganze Kraft in Anspruch genommen. Unter dynastischen Aspekt war es fraglos eine große Tat Ludwigs, die westfränkische Linie des karolingischen Hauses politisch überhaupt wieder zu einem mitbestimmenden Faktor westfränkischer Politik gemacht zu haben, was 923 schon endgültig ad acta gelegt schien. Einen entscheidenden Sieg über die viel mächtigeren ROBERTINER konnte er nicht erringen, und so hat man ihm denn auch eher vorgeworfen, ihnen auf dem Weg zur Königsherrschaft nur im Wege gestanden und den inneren Machtkampf in Westfranken verlängert zu haben. Eine solche Sicht der Dinge verkennt allerdings, dass sich Hugo Magnus und später Hugo Capet gar nicht ernsthaft um den Erwerb der Königswürde bemühten. Es ist müßig darüber zu spekulieren, ob sich Ludwig bei längerer Herrschaft vielleicht doch gegen Hugo Magnus durchgesetzt haben würde. Wahrscheinlich ist das nicht; sicher ist nur, dass er bis zum letzten Atemzug um seine Königswürde gekämpft hätte.

    Schieffer Rudolf:, "Die Karolinger"

    Jedenfalls erschien der am Hofe von Wessex aufgewachsene, deshalb der "Überseeische" genannte, Sohn Karls des Einfältigen kaum aus eigenem Antrieb am Strand von Boulougne, wo ihn Hugo "und die übrigen Großen der Franken" huldigend in Empfang nahmen, sondern begann in der fremden Umwelt sein Königtum, zu dem er am 19.6.936 von Artold von Reims in Laon gekrönt wurde, eher wie eine Schachfigur in den Händen Mächtiger und hatte zeitlebens mit dieser mißlichen Rolle zu kämpfen. Zunächst und vor allem war es Hugo, der sich die königliche Autorität lieh, um mit dem Titel eines dux Francorum seinen angestammten Vorrang im nördlichen Kerngebiet des Reiches, in "Franzien", aber auch vor den anderen Großvasallen des gesamten W-Franken formalisieren zu lassen, und der zudem den Versuch machte, Ludwig ständig an seine Umgebung zu binden. Als sich der junge König 937 dieser "Vormundschaft" entwand, fiel es dem ROBERTINER offenbar nicht schwer, ihn zu isolieren, indem er sich rasch mit seinem bisherigen Gegner Heribert von Vermandois verständigte und noch vor Ludwig IV. Verbindung zu König OTTO I. aufnahm, dem Sohn und Nachfolger HEINRICHS I. jenseits der Maas, der sich im Vorjahr demonstrativ in Aachen hatte krönen lassen und dessen Schwester Hadwig Hugo der Große nun ehelichte.
    Vor diesem Hintergrund mußte es Ludwig als verlockender Wink des Schicksals erscheinen, dass sich Herzog Giselbert von Lothringen 939 im Aufstand gegen OTTO zusammen mit anderen Großen des regnum Lotharii ihm als König unterstellte. Um für den Fall des Erfolgs der verbreiteten Erhebung seine Ansprüche auf das noch vom Vater innegehabte karolingische Stammland zu sichern, nahm Ludwig alle Kräfte zusammen und rückte über Verdun bis in das Elsaß vor, doch fiel die Entscheidung weiter nördlich bei Andernach, wo Giselbert am 2.10.939 auf der Flucht im Rhein ertrank, nachdem der ihm verbündete Herzog Eberhard von Franken im Kampf gefallen war. Die Aussicht auf eine Rückgewinnung Lothringens hatte sich so schnell zerschlagen wie sie aufgetaucht war, aber da Ludwig Giselberts Witwe Gerberga, die Tochter König HEINRICHS I., beim Rückzug mit sich nahm und bald darauf heiratete, scheint er doch nicht jede Hoffnung aufgegeben zu haben und tat es im übrigen Hugo dem Großen gleich, der sich ja vorher schon mit OTTO I. verschwägert hatte. Vorerst freilich gab der Fehlschlag seinen inneren Gegnern neuen Auftrieb: Hugo von Franzien und Heribert von Vermandois nahmen 940 gemeinsam die Stadt Reims ein, wo sie Erzbischof Artold, Ludwigs Coronator, wieder zugunsten von Heriberts Sohn Hugo verdrängten, und gegen Jahresende trafen sie in der einstigen KAROLINGER-Pfalz Attigny OTTO I., der mit einem Heereszug nach W-Franken auf das vorjährige Verhalten Ludwigs IV. reagierte und nun die Huldigung von dessen wichtigsten Vasallen entgegennahm. Da es der liudolfingische König indes bei einer Demonstration seiner Überlegenheit beließ, konnte er zwei Jahre später nach erneutem Aufflammen der inneren Fehden von beiden Lagern in W-Franken als schlichtender Vermittler angerufen werden. In Vise an der Maas, also nicht an der Grenze, sondern auf lothringischem Boden, empfing er im November 942 seine beiden Schwäger, König Ludwig und Herzog Hugo, samt deren gewichtigsten Parteigängern zu einer allgemeinen Versöhnung, die für den bedrängten KAROLINGER eine Stabilisierung seines Königtums bei abermaligem Verzicht auf Lothringen bedeutete.
    Die ersten Jahre lehrten Ludwig IV., dass er nicht daran denken konnte, von seiner begrenzten Krondomäne um Reims und Laon sowie den Oise-Pfalzen aus der großen Lehnsfürsten insgesamt Herr zu werden; vielmehr mußte er bemüht sein, durch Bündnisse und Konzessionen zwischen ihnen zu lavieren, um sich in den wechselvollen Positionskämpfen zu behaupten, und dabei stets die Möglichkeit ottonischen Eingreifens in Betracht ziehen, das meist darauf abzielte, keinen Machthaber in W-Franken allzu dominant werden zu lassen. In diesem Sinne wandte sich Ludwig bereits 937 auf der Suche nach einem Gegengewicht zu Hugo von Franzien dem burgundischen marchio Hugo dem Schwarzen zu, dem Bruder des verstorbenen Königs Rudolf, bis dieser 940 durch einen Vorstoß OTTOS I. nach Burgund gezwungen wurde, von der Feindschaft gegen die ROBERTINER abzulassen. 942 verschaffte sich Ludwig neuen Rückhalt bei Wilhelm III. Werghaupt von Poitou (+ 963), den er als marchio von Aquitanien anerkannte, und überdies in Rouen bei Wilhelm I. Langschwert von der Normandie sowie den dort erschienenen Fürsten der Bretonen, bevor sich gegen Jahresende in Vise durch OTTO I. wieder ein Modus vivendi mit Hugo dem Großen und dessen Anhang einstellte. Das karolingische Königtum stand damals schon nicht mehr auf zwei Augen dank der Geburt eines Stammhalters Lothar, den Gerberga Ende 941 zur Welt gebracht hatte, und gewann sogar unerwarteten Spielraum, als Wilhelm von der Normandie Ende 942 durch Leute des Grafen von Flandern ermordet wurde und Anfang 943 auch Heribert II. von Vermandois starb. Während Heriberts erwachsene Söhne im Erbstreit unter sich blieben und als Machtfaktor vorerst ausfielen, rief die Situation bei den Normannen, wo der Nachfolger Richard I. noch unmündig und keineswegs überall anerkannt war, den königlichen Oberlehnsherrn auf den Plan. Ludwig IV. schlug sich von Rouen aus energisch gegen normannische Teilfürsten und wiedererstehendes Heidentum, geriet aber 945 in einen Hinterhalt seiner Gegner, die ihn festsetzten und an Hugo von Franzien auslieferten. Der dux Francorum überließ seinem Grafen Tedbald von Blois und Chartres die Bewachung und verlangte die Abtretung von Laon als Bedingung der Freilassung.
    Dem Los seines Vaters Karl entging Ludwig IV. nicht aus eigener Kraft oder durch den Mut seiner Getreuen, sondern dank auswärtiger Intervention gegen eine derartige Demütigung des gesalbten Königs. Zwar mußte Gerberga Laon preisgeben, aber sie rief König Edmund von Wessex, Ludwigs Oheim, ferner ihren eigenen Bruder König OTTO I. sowie den Papst zu Hilfe und erreichte, dass ihr Gatte im Sommer 946 wieder freikam und OTTO - genau umgekehrt wie 940 - zugunsten seines karolingischen Schwagers und gegen den robertinischen einen Feldzug nach W-Franken anführte. Sein Heer richtete im Verein mit demjenigen Ludwigs vor Laon, Senlis, Paris und Rouen wenig aus, errang jedoch einen wichtigen Erfolg durch die Erstürmung von Reims, wo daraufhin Artold wieder den erzbischöflichen Platz seines Rivalen Hugo von Vermandois einnehmen konnte. Ludwigs Lage blieb gleichwohl prekär und legte ihm weiter enges Zusammenwirken mit OTTO nahe, das dann am 7.6.948 in der gemeinsamen Synode von 32 Bischöfen beider Reiche unter dem Vorsitz eines päpstlichen Abgesandten in Ingelheim gipfelte. Die Versammlung im Beisein sowohl OTTOS wie Ludwigs (in formeller Gleichrangigkeit) war in ihrer Art einmalig im 10. Jahrhundert; sie gemahnte nicht bloß äußerlich an die vergangenen Zeiten des großfränkischen Reiches, sondern griff auch sachlich die karolingische Tradition auf, indem sie ihr ganzes moralisches Gewicht für die Königsgewalt in die Waagschale warf und demgemäß Hugo den Großen als "Angreifer und Räuber von Ludwigs Königtum" ebenso strikt verurteilte wie den "Schein-Bischof" Hugo, der in Reims Artold von seinem rechtmäßigen Sitz vertrieben habe. Dem synodalen Bannfluch folgte alsbald ein neuer, vom lothringischen Herzog Konrad dem Roten befehligter Feldzug nach W-Franken, der "sich nicht als Krieg, sondern als Exekution... gab" (H.Fuhrmann), aber kaum etwas bewirkte.
    Die Rückgewinnung von Laon, längst die wichtigste Bastion für die KAROLINGER, glückte Ludwig erst 949 durch nächtliche Überrumpelung, bei der freilich die Zitadelle der Stadt unbezwungen blieb. Zu den Folgen gehörte eine neue Verständigung mit dem Hause VERMANDOIS: Albert, der sich unter den Söhnen Heriberts II. als Erbe der eigentlichen Grafschaft durchgesetzt hatte, huldigte dem König und bekam bald darauf Gerbergas gleichnamige Tochter aus deren erster Ehe mit Giselbert von Lothringen zur Frau, während sein Bruder Heribert III., Laienabt von Saint-Medard in Soissons, 951 die Königin-Mutter Eadgifu heiratete. Endgültig fallengelassen wurde dabei der weitere Bruder Hugo, der in Ingelheim verurteilte Erzbischof, der jahrelang Reims den KAROLINGERN vorenthalten hatte. Auch der ROBERTINER Hugo, dessen Kirchenbann 949 sogar Papst Agapit II. (946-955) in Rom bestätigte, fand sich Ende 950 bei einem von Herzog Konrad dem Roten vermittelten Treffen an der Marne zum Ausgleich mit König Ludwig bereit und überließ ihm nun auch wieder die Laoner Zitadelle; nach neuen Verwicklungen wurde der Friede zwischen dem rex Francorum und dem dux Francorum am 20.3.953 in Soissons feierlich bekräftigt. Ludwig kam in die Lage, sich auch wieder dem S seines Reiches zu widmen, sah sich 951 und 954 durch Ungarneinfälle bis nach Aquitanien herausgefordert und hielt vor allem weiter ständig Fühlung mit Adelskreisen beiderseits der östlichen Grenze zu Lothringen. Anders als 939 hütete er sich, in den neuen Aufstand gegen OTTO I. einzugreifen, bei dem Herzog Konrad der Rote, sein bisheriger Beschützer, 953 auf die Seite der Gegner des Königs trat, und er erlebte, dass OTTO das regnum Lothariense - und damit die Wahrung seiner politischen Interessen nach W hin - nicht dem gegen Konrad aufgetretenen Neffen Giselberts, dem Grafen Reginar III. von Hennegau, sondern seinem eigenen Bruder Brun übertrug, der seit 953 als Erzbischof von Köln geistliche und weltliche Vollmachten miteinander zu verbinden hatte.
    In seiner Familie war Ludwig IV. seit der Geburt Lothars, seines Ältesten, von manchem Unglück betroffen worden. Sein zweiter Sohn namens Karl, der 945 nach und vor je einer Schwester zur Welt gekommen war, mußte während der Gefangenschaft des Vaters (946) den Normannen als Geisel gestellt werden und kam in deren Gewahrsanm zu Tode. Auch ein dritter Sohn Ludwig, den Gerberga 948 gebar, starb im Kindesalter noch vor dem Vater. Als die Königin 953 in Laon mit Zwillingen niederkam, erhielten sie die Namen ihrer königlichen Großväter, Karls des Einfältigen und HEINRICHS I., doch nur der Erstgenannte überlebte. Er scheint, wenn zwei vereinzelte Urkunden nicht täuschen, beim Vater sogar Erwägungen über eine künftige Reichsteilung ausgelöst zu haben, bei der ihm insbesondere Burgund zugefallen wäre, wo 952 mit dem marchio Hugo dem Schwarzen die bosonidische Linie ausgestorben war. Doch lange bevor derartige Pläne ausreifen konnten, traf das KAROLINGER-Haus wiederum die Ungunst des Schicksals: Ludwig IV., der nach schwierigem Beginn und argen Rückschlägen eben erst seine königliche Stellung einigermaßen gefestigt zu haben schien, verunglückte durch einen Sturz vom Pferd und starb an den Folgen im Alter von 33 Jahren am 10.9.954 in Reims, wo er in Saint-Remi begraben liegt.

    939 oo 2. Gerberga von Sachsen, Tochter des Königs HEINRICH I., 913-5.5.969

    Kinder:
    - Lothar III. Ende 941-2.3.986
    - ? Gerberga 940 oder 942-
    954 oo Albert I. Graf von Vermandois um 915-9.8.987
    - Karl 945- 953
    - Mathilde Ende 943-26.11. nach 981
    964 oo 2. Konrad König von Burgund um 923-19.10.993
    - Ludwig 948-10.11.954 Laon
    - Karl Herzog von Nieder-Lothringen Sommer 953- nach 991 Laon
    - Heinrich Sommer 953- 953 Laon

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 89-92 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 88 Anm. 31.100,101 Anm. 106,106 Anm. 11,123,126 Anm. 94,127 Anm. 94,153,161 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 53,57,60,63-65,84 - Boshof Egon: Die Salier. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 13,28 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch Gladbach 1987, Seite 245 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 23,27,42,45 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/ Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996, Seite 23,30,34,44,47-59,61,64 - Eickhoff Ekkehard: Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt. Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 294,297,318 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989, Seite 24,28,33,37,41,65,127,169,187,193, 271,283,287 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seite 68,105 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 189 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971, Seite110,120,123-132,138,162 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 294, 299-302,306-309,311,320,344,407 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 203-214,224 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 95,122,127-130,135 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994, Seite 5-405 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 489,492-495, 497,512,515 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stutggart 1981, Seite 101,141,155,157, 165,167 - Wies Ernst W.: Otto der Große. Kämpfer und Beter. Bechtle Verlag Esslingen 1989, Seite 71,104,112,114,123,126,193,238 -

    Geburt:
    10.9.

    Name:
    Transmarinus, d’Outre-Mer

    Begraben:
    St-Remi

    Ludwig heiratete von Sachsen, Gerberga in 939. Gerberga (Tochter von von Sachsen, Heinrich I. und von Ringelheim, Mathilde) wurde geboren in 913; gestorben am 5 Mai 969 in Nordhausen [99734],Nordhausen,Thüringen,Deutschland; wurde beigesetzt in Reims [51100],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 15.  von Sachsen, Gerbergavon Sachsen, Gerberga wurde geboren in 913 (Tochter von von Sachsen, Heinrich I. und von Ringelheim, Mathilde); gestorben am 5 Mai 969 in Nordhausen [99734],Nordhausen,Thüringen,Deutschland; wurde beigesetzt in Reims [51100],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Lothringen,Frankreich; Herzogin von Lothringen
    • Titel/Amt/Status: Frankreich; Königin von Frankreich

    Notizen:

    Gerberga von Sachsen Königin von Frankreich
    Herzogin von Lothringen
    913-5.5.969 Nordhausen Begraben: Reims
    Älteste Tochter des Königs HEINRICH I. aus seiner 2. Ehe mit der Mathilde, Tochter des westfälischen Graf Dietrich

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Seite 1300, Gerberga, Königin von Frankreich

    * ca. 913, + 968 oder 969 Begraben: Reims
    Eltern: König HEINRICH I. und Mathilde
    Geschwister: OTTO I., Hadwig, Heinrich der Jüngere, Brun, Erzbischof von Köln
    928/29 1. oo Giselbert, Herzog von Lothringen
    939 2. oo Ludwig IV. König von Frankreich

    ca. 10 Kinder,
    darunter aus 1. Ehe:
    - Albrada (oo Rainald von Roucy)
    aus 2. Ehe:
    - Lothar, König von Frankreich (* 941)
    - Gerberga (oo Adalbert von Vermandois)
    - Karl von Lothringen

    Im Rahmen seiner W-Politik gab König HEINRICH I. Herzog Giselbert von Lothringen Gerberga zur Frau. Nach dem Tod Giselberts (939) versuchte OTTO I. vergeblich, die Witwe mit dem Bayern-Herzog Berthold zu vermählen: sie heiratete sofort Ludwig IV. von Frankreich, der damit seine Ansprüche auf Lothringen bekräftigte und mit seinem Rivalen Hugo von Francien (oo Gerbergas Schwester Hadwig) gleichzog. In den folgenden politischen Auseinandersetzungen spielte Gerberga (vor allem mit Hilfe ihrer familiären Beziehungen) eine aktive Rolle. Auf ihren Hilferuf hin ermöglichte OTTO I. 945 die Entlassung Ludwigs IV. aus der Haft Hugos. Nach dem Unfalltod Ludwigs 954 konnte Gerberga beim Herzog die Anerkennung ihres noch minderjährigen Sohnes Lothar als König erreichen. In der Folgezeit hatte ihr Bruder Brun großen Einfluß auf das französische Geschehen. 959 erhielt der Erzbischof in Köln von Lothar im Beisein Gerbergas Garantien wegen Lothringen; Brun half seinerseits dem König, Graf Reginar III. von Hennegau zu bezwingen, der Ansprüche auf Gerbergas Witwengut aus der Ehe mit Giselbert erhob. Gerbergas Vita zeigt jenes Profil eigenständiger politischer Verantwortung, das auch bei anderen Herrscherinnen des 10. Jh. sichtbar wird (zum Beispiel Adelheid, Theophanu). Ihre hohe Bildung und intellektuelles Vermögen bezeugt die Widmung in Adsos von Montier-en-Der "De Antichristo" (um 950).

    Große Frauen der Weltgeschichte: Seite 184, Gerberga von Frankreich

    Um 913-5.V.969
    Das alte, heilige Köln war am Pfingstfest des Jahres 965 Schauplatz einer glanzvollen Fürstenversammlung: Im Palast ihres Sohnes, des Erzbischofs Bruno von Köln, empfing die verwitwete Königin Mathilde ihren aus Italien heimkehrenden Sohn OTTO I., der 3 Jahre zuvor in Rom die Kaiserkrone empfangen hatte. In seiner Begleitung befanden sich seine zweite Gemahlin, die junge Kaiserin Adelheid, und seine beiden Söhne Wilhelm und OTTO. Aus Frankreich waren Mathildes Töchter herbeigeeilt, um ihre alte Mutter noch einmal zu sehen: Hadwig, [Richtig ist: Hadwig war im Jahre 958 gestorben.] die Witwe Herzog Hugos des Großen von Franzien, und ihre ältere Schwester Gerberga, die ebenfalls in Witwentracht erschien. Gerberga war in erster Ehe mit Herzog Giselbert von Lothringen verbunden gewesen, den ihr Vater, König HEINRICH I., einst in offener Feldschlacht geschlagen und gefangengenommen hatte; er beließ ihm jedoch sein Herzogtum und gab ihm sogar seine 16-jährige Tochter zur Frau, um Lothringen an das Reich zu binden. Nach Giselberts Tod heiratete Gerberga den KAROLINGER-König Ludwig IV. von Frankreich, dem sie im Kampf gegen rebellische Vasallen wertvolle Dienste leistete: auf ihre Bitte hin unterstützte auch ihr Bruder OTTO, der Sieger vom Lechfelde, Ludwig mit Waffenhilfe. Als König Ludwig gestorben war, bemühte sich die Witwe, ihrem Sohn Lothar den Thron zu sichern und führte bis zu seiner Volljährigkeitserklärung mit viel Geschick die Regentschaft; Gerberga fand in ihrer Schwester Hadwig und in ihrem erzbischöflichen Bruder Bruno tatkräftige Helfer. Sie alle scharten sich nun in Köln noch einmal um die verehrungswürdige Gestalt ihrer Mutter und hörten gemeinsam die Predigt des Bischofs Balderich von Uttrecht über das Psalmenwort: "Wohl dem, der den Herrn fürchtet und wandelt auf seinen Wegen immerdar. Sein Weib wird sein wie ein fruchtbarer Weinstock, und seine Kinder wie Ölzweige um den Tisch ..."

    Werner Karl Ferdinand: Seite 472, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 69-75
    Die Geburt der Kinder aus der Ehe König Ludwigs IV. von W-Franken mit Gerberga, der Schwester OTTOS DES GROSSEN, wird in Flodoards Annalen recht genau vermerkt. 941 (gegen Ende, ed. Lauer 82) wird ein Sohn geboren: es ist der spätere Nachfolger Lothar. Wiederum gegen Ende des Berichts zu 943 (Lauer 90) wird die Taufe einer Tochter des Königs berichtet; ganz zu Beginn des Jahres 945 die Geburt eines Sohnes, dessen Name angegeben wird: Karl (Lauer 95f.); mitten im Jahre 948 (Lauer 116) findet wieder die Taufe einer Tochter statt, deren Name leider nicht genannt wird; schon zum Ende des gleichen Jahres Geburt und Taufe eines Sohns, der Ludwig genannt wird (Lauer 121). Endlich brachte Gerberga im Sommer 953 Zwillinge zur Welt, die den Namen Karl und Heinrich erhielten; von ihnen starb Heinrich schon bald nach der Taufe (Lauer 136). Aus der Namensgebung ist zu erkennen, daß der Anfang 945 geborene Karl inzwischen schon gestorben war (siehe unten Anm. VII, 71). Der Tod eines anderen Kindes, Ludwig, wird von Flodoard selbst unmittelbar vor dem des Vaters (954 IX 10) berichtet (Lauer 138). Lothar und Karl sind, wie bekannt, die einzigen Söhne, die das Mannesalter erreichten. Von den beiden Töchtern kennen wir nur den Namen Mathilde, jener nämlich, die den König Konrad von Burgund heiratete, c 964. Man vermag nicht mit Sicherheit zu sagen, ob Mathilde, die ja den Namen von Gerbergas Mutter, der Gattin König HEINRICHS I. empfing, die 943 oder die 948 geborene Tochter Ludwigs war. Die Namengebung spräche dafür, daß die erste Tochter den Namen der Großmutter erhielt; dies um so mehr, als den Namen Gerberga schon eine Tochter Gerbergas aus der Ehe mit Giselbert erhalten hatte. Auf der anderen Seite wissen wir nicht, ob die erste Tochter aufwuchs oder früh starb; vom Lebensalter bei der Hochzeit her könnte Mathilde durchaus erst Anfang 948 geboren sein, ja, dieses Alter von etwa 16 war damals üblicher als das von 20/21. Für Brandenburg ergab sich das Problem nicht, da er die Geburtsangabe der zweiten Tochter und diese selbst übersah, und für Mathilde das Geburtsdatum "ca. 943" einsetzte. Ich setze, der Klarheit halber, aber mit allem Vorbehalt, Mathilde als die ältere der beiden Töchter Ludwigs IV.ein.

    Treffer Gerd: Seite 65-66, "Die französischen Königinnen"

    Gerberge - vom Witwenstand zur Krönung
    Gemahlin Ludwigs IV. von Übersee (* 921; König: 936-954); Geboren: um 915 - Heirat: 939 - + 5. Mai 984

    936 also kehrt Ludwig, der Sohn Karls III. des Einfältigen, und der Otgive, auf den Thron zurück und wird in Reims nach einem fortan streng beobachteten Zeremoniell gekrönt. Der junge König beweist bald seine moralischen und intellektuellen Qualitäten, körperliche Kraft und außergewöhnliche Geschicklichkeit, die selbst die rauhen Barone beeindrucken.
    939 heiratet er Gerberge, die Tochter des deutschen Königs und Kaisers HEINRICH I. [Richtig ist, daß HEINRICH I. nie Kaiser war.] und der Mathilde von Ringelheim, zwar Witwe, aber eine wegen ihrer hohen Abstammung überaus begehrten Partie. 934 hatte sie sich mit Giselbert, dem Herzog von Lothringen, verheiratet, einen unbeständigen Ehrgeizling, der bald seinen Suzerän, den König von Frankreich, bald dessen Gegner, den deutschen König OTTO I., Gerbeges Bruder, unterstützt hatte. Nach einer Niederlage gegen OTTO hatte er versucht, sich durch einen Fluß schwimmend zu retten und war dabei ertrunken. Im Jahr nach ihrer Heirat mit Ludwig wird Gerberge feierlich zru Königin gekrönt. Gerberge, die schon Kinder von ihrem ersten Mann hat, wird Ludwig eine zahlreiche Nachkommenschaft bescheren: eine Tochter und sechs Söhne, Lothar, der älteste, wird 941 geboren. Er wird der nächste König sein.
    Gerberge ist eine intelligente, gebildete Frau - und eine energische. Sie wird ihren Mann in allen Wechselfällen seines Lebens tatsächlich zur Seite stehen. Seine Vasallen setzen ihm schwer zu, vor allem der Frankenherzog Hugues der Große. Im Verlaufe einer dieser Auseinandersetzungen muß Ludwig nach Burgund reisen, um sich Hilfe zu holen - Gerberge vertraut er die Verteidigung des belagerten Laon an. Sie organisiert und leitet die Verteidigung ebenso geschickt wie energisch. 945 nimmt Hugues der Große Ludwig in Rouen gefangen. Wieder ist es Gerberge, die ihren Mann befreit und es ihm ermöglicht, den Thron zu behaupten. Sie hat eine Gruppe von kirchlichen und adligen Geiseln zusammengestellt. Und Gerberge ist es, die ihren Bruder OTTO I. zu Hilfe ruft, um mit dem rebellischen Vasallen zu Rande zu kommen. 953 bringt sie es zustande, daß sich ihr Gemahl und Hugues versöhnen. 954 stürzt Ludwig bei einem Ausritt in der Gegend von Reims vom Pferd und stirbt. Gerberge ist zum zweiten Mal Witwe. Wie schon ihre Schwiegermutter vor ihr setzt sie fortan alles daran, ihrem 13-jährigen Sohn Lotharden Weg zum Thron zu ebnen.
    Die Situation ist verwirrend. Hugues der Große - Sohn König Roberts I. und Schwager König Raouls - erhebt ebenfalls Rechte. Verhandlungen finden statt. Gerberge wirft all ihre Beziehungen zum deutschen Kaiserhaus [Richtig ist: Zu diesem Zeitpunkt gab es kein deutsches Kaiserhaus, denn OTTO I. wurde erst 962 zum Kaiser gekrönt] in die Waagschale. Hugues tritt zurück - fordert aber zum Ausgleich Aquitanien und das Herzogtum Burgund, reiche und mächtige Gebiete, die ihm großen Einfluß versprechen. Gerberges Sohn Lothar wird also 954 über ein stark geschrumpftes Königreich herrschen. Doch Gerberge gibt nicht auf. Sie fädelt eine recht geschickte politische Ehe für Lothar ein: mit Emma, der Tochter Lothars II. von Italien und der Stieftochter Kaiser OTTOS I. - ihres Bruders. [Emmas Mutter, Adelheid von Burgund, hatte sich mit ihm wiederverheiratet.] Ihre Schwiegertochter ist sozusagen ihre Stiefnichte.
    Bei seinen Versuchen Lothringen zu gewinnen, stößt der König von Frankreich gleichwohl auf den Widerstand seines kaiserlichen Onkels. 978 muß Gerberge zusehen, wie die Armeen ihres eigenen Bruders [Richtig ist: OTTO I. war bereits 973 gestorben. Den Einfall nach Frankreich leitete Gerberges Neffe OTTO II.] in das Königreich ihres Sohnes eindringen und bis vor die Tore von Paris stoßen. Es kommt zum Waffenstillstand. König Lothar wird ihn nutzen, um seine Sohn Ludwig V., der erst 11 Jahre alt ist, krönen zu lassen und damit die Erblichkeit der Königswürde - gegen die Wahlmonarchie durch die großen Barone - wiederherzustellen.
    Nach einem Leben voller Aufregungen und Kämpfe stirbt Gerberge 984 [zum Todesjahr siehe den folgenden Artikel von W. Glocker] im Alter von 69 Jahren: Sie wird in der Kirche Saint-Remi zu Reims neben Ludwig IV. "von Übersee"begraben, den sie um 30 Jahre überlebt hat. Ein moderner Biograph notiert: "Sie war eine der großen Königinnen der karolingischen Dynastie."

    Glocker Winfrid: Seite 272, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    IV 4 Gerberga
    * c 913/14, + nach 968 am V 5
    929 1. oo Giselbert Herzog von Lothringen, c 880, + 939 X 2
    939 2. oo Ludwig IV. König im westfränkischen Reich, * 920 IX 10/921 IX 10, + 954 IX 10

    Gerberga ist als Tochter König HEINRICHS I. bei Widukind I c., S. 43, und durch den Continuator Regionis a. 929, S. 158 bezeugt. In D O I. 317 nennt König OTTO I. die Königin Gerberga seine Schwester. Zum Geburtsjahr der Gerberga vergleiche Köpke-Dümmler S. 16. Der Todestag ist im Epitaphium Gerberga in St. Remi zu Reims, gedruckt MG. Poet. lat. Bd. 5, S. 286 f., genannt. Das Todesjahr Gerbergas ist ein besonders Problem, auf das näher eingegangen werden muß. In den Quellen ist Gerberga letztmals als lebend kurz vor dem Tod der eigenen Mutter, der Königin Mathilde (+ 968 III 14), bezeugt: Gerberga schickte ihrer Mutter ein mit Gold besticktes Tuch, das dann aber erst nach dem Ableben der Königin Mathilde eintraf und so zum Einhüllen von Mathildes Leichnam Verwendung fand; vgl. Köpke-Dümmler S. 441.
    Von diesem letzten Auftreten in den Quellen ausgehend, setzten Kalckstein, Königtum S. 322 f., und Lot, Derniers S. 62 mit Anm. 3, den Tod Gerbergas in das Jahr 969; die NBD-Redaktion entschied sich in dem einschlägigen Artikel in NBD Bd. 6, S. 256, für 968 oder 969. Dagegen hat Werner VI, 12 und VI, 47 wie bereits Brandenburg VI, 38 und VI, 33 das Sterbejahr 984, wobei sich Werner als Nachweis auf Brandenburg bezieht. Dieser hat seinerseits als Fundstelle Lauer, Louis IV. S. 231, was eine Fehlinformation ist, da hier der Todesnachweis für Gerberga mit dem für ihren zweiten Gemahl, König Ludwig IV., verwechselt ist. Das Sterbejahr 984 findet sich schon bei Böttger, Brunonen S. 274 (1865), dort allerdings ohne jeglichen Nachweis. Scheid, Origines Guelficae IV S. 446, Anm. **, berichtet, er habe das Todesjahr der Königin Gerberga aus keiner ihm bekannten Quelle ermitteln können. Auch Leibnitz, Annales imperii Bd. 3, S. 378, konstatiert, das Todesjahr Gerbergas sei nirgends mitgeteilt, stellt aber die Grabinschrift dann zum Jahr 977.
    Strecker hat in seiner Edition des Epitaphiums in der zugehörigen Fußnote den Forschungsstand skizziert und resümiert, man nehme in der Forschung gemeinhin jetzt das Jahr 984 an. Mir ist trotz intensiver Suche nicht gelungen, herauszubekommen, worauf sich eigentlich die Angabe 984 stützt. Doch scheint mir dieses Jahr 984 auf die Briefsammlung Gerberts von Auriallac hinzudeuten, wo möglicherweise in der zahlreichen älteren Editionen (vgl. zu diesen in der Ausgabe von Weigle S. 16 ff.) ein Briefkonzept auf Gerberga hin interpretiert worden sein könnte; in der neuesten Ausgabe der Briefe Gerberts ist eine solche Identifizierung jedoch nicht vorgenommen worden. Wie wichtig es ist, sich die skizzierte Unklarheit zum Sterbejahr der Gerberga zu vergegenwärtigen, zeigt Althoff, Adelsfamilien S. 161 ff., wo mit dem Todesjahr 984 wegen der Wirren um die Nachfolge Kaiser OTTOS II. (Usurpationsversuch Heinrichs des Zänkers!) erklärt wird, warum der Todestag der Königin Gerberga unter denen der OTTONEN-Familie als einziger nicht in das Merseburger Nekrolog aufgenommen ist; bei einem Sterbejahr 968 oder 969 ließe sich jedoch an Unsicherheit der neuen Quedlinburger Äbtissin Mathilde denken.
    Die Vermählung Gerbergas, der Tochter König HEINRICHS I., mit Herzog Giselbert von Lothringen bezeugen die Annales S. Maximini a. 929, SS IV 6; die weiteren Quellenbelege sind bei BO. 22b zusammengestellt. Der zeitliche Ansatz dieser Eheschließung ist in der Forschung strittig. Wir folgen wie Köpke-Dümmler S. 16 und Werner VI, 12 dem Jahr der Annales S. Maximini, während sich Waitz S. 121 f. und BO. 22b für Sommer 928 entschieden, da die Annales S. Maximini in ihren Nachrichten des Jahres 930 (Heirat des sächsischen Königs-Sohnes OTTO mit Edgith, Tod König Karls des Einfältigen) um ein Jahr vorausdatiert worden sind und dann folglich auch die Heirat Gerbergas mit Giselbert ein Jahr zu spät stände. Doch läßt sich bei einem Ansatz dieser Hochzeit für 929 an einen Zusammenhang mit der Hausordnung desselben Jahres denken; vgl. zur Bedeutung dieser Hausordnung für die familiären Verhältnisse des Königs Schmid, Thronfolge S. 439 bis 442. Zur Zeit der Hausordnung muß die Ehe Gerbergas aber schon bestanden haben, wie aus den damals angefertigten Gedenkbucheinträgen in den beiden Verbrüderungsbüchern von St. Gallen (col. 265, Piper S. 84) und dem Kloster Reichenau (pag. 63) ganz eindeutig hervorgeht. Zu den REGINAREN, der Familie Herzog Giselberts, vgl. Werner V, 11 und VI, 12-VI, 14, Knetsch, Brabant S. 12 zu III 4, sowie zur politischen Bedeutung der REGINARE Hlawitschka, Lotharingien passim. Herzog Giselbert hatte, wie Vanderkindere, Formation Bd. 2, S. 163 f., annimmt, wohl die Grafenrechte im Lüttichgau; vgl. dazu auch Nonn, Pagus S. 103.
    König Ludwig IV. "der Überseeische", ein Sohn König Karls III. des Einfältigen und dessen dritter Gemahlin Eadgifu (einer Schwester der Königin Edgith), mußte nach der Absetzung und Inhaftierung seines Vaters (923) nach England fliehen. Auch für die Familie Ludwigs IV. und seine eigene Person sind die Daten und Belege bei Werner V, 38 und VI, 37-47 zusammengestellt.

    Barth Rüdiger E.:, "Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert"

    Gerberga brachte ihrem Gemahl das Mitgiftsgut Sprimont unweit des Doppelklosters Stablo-Malmedy mit in die Ehe.
    Laut Flodoard und Richer blieb der Meersener Besitz der Witwe Giselberts, Schwester OTTOS I., auch nach 939 ihr Eigentum, anscheinend sogar bis zu ihrem Tod im Jahr 968.

    Mohr Walter: Band I Seite 30, "Geschichte des Herzogtums Lothringen"

    Da Giselbert einen unmündigen Sohn Heinrich hinterlassen hatte, konnte sich Ludwig IV. einen maßgeblichen Einfluß auf die lothringischen Angelegenheiten erhoffen, wenn er dessen Mutter Gerberga heiratete. Über deren Stellung unmittelbar nach dem Tode ihres Gemahls berichtet nur der später schreibende Liutprand von Cremona. Danach soll ihr und König OTTOS Bruder Heinrich zu ihr geflüchtet sein, doch habe sie ihm keinen Schutz gewährt, um nicht des Königs Zorn auf sich zu laden. Somit hätte sie also zur Seite des ostfränkischen Königs gehalten. Darin widerspricht sich indes Liutprand selbst, der an anderer Stelle erzählt, OTTO habe dem Herzog von Bayern seine Schwester zur Gemahlin versprochen, falls er ihrer habhaft werden könne. Hier spielt also offensichtlich viel Anekdotenhaftes mit. Aus allen übrigen Berichten über die Heirat Ludwigs IV. mit Gerberga ist keinerlei Widerstand von ihrer Seite gegen diese Verbindung zu ersehen.

    Glocker, Winfrid: Seite 28-46, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    III. Gerberga und Hadwig, die Schwestern Ottos des Großen

    Gerberga, die eine der beiden Schwestern OTTOS DES GROSSEN, wurde im Sommer 928 mit dem Lothringer-Herzog Giselbert vermählt. Nach dem Tode ihres Gatten wandte sich Gerberga an Ludwig IV., den westfränkischen König, der sie als seine Gemahlin heimführte. Schon zwei Jahre vor dieser Eheschließung war die andere der Schwestern, Hadwig, die Gemahlin Herzog Hugos von Franzien, des innenpolitischen Hauptgegners Ludwigs IV., geworden. Unser Wissen über Hadwig ist jedoch nur sehr schmal und steht zudem in einem inneren Zusammenhang mit der Geschichte Gerbergas: daher bietet es sich an, die beiden Schwestern in einem Kapitel gemeinsam zu behandeln.

    1. Die Ehe Gerbergas mit dem Lothringer-Herzog Giselbert
    Gerberga war die ältere der Töchter König HEINRICHS I. und der Königin Mathilde. Im Sommer 928 vermählte der ostfränkische König diese Tochter - sie dürfte damals etwa 15 bis 16 Jahre alt gewesen sein - mit dem Herzog der Lothringer.
    "Giselbert wurde der Schwiegersohn des Königs..., und HEINRICH hatte eine ganz nahe Verwandte als Vertreterin seiner Sache an der Seite des lothringischen Herzogs". Es ist bekannt, daß Ehebündnisse friedenstiftenden Charakter haben. So sollte auch Gerberga mit ihrer Heirat ein Band der neuen Verwandtschaft zwischen dem O-Reich, das eben erst dabei war, seine Identität zu finden, und Lothringen, das diesem werdenden Reich vor kurzer Zeit eingegliedert worden war, knüpfen. König HEINRICH betonte zugleich den hohen Rang, den er Giselbert zuerkannte, indem er ihm seine Tochter zur Frau gab. Mit einer solchen Perspektive dürfte Gerberga die Reise in ihre neue Heimat angetreten haben. Sie war mit Sicherheit jedoch viel zu jung, um nicht dazu aus ihrer neuen Umgebung wesentliche und stark prägende Eindrücke in sich aufzunehmen.
    Zwischen den Erwartungen, die das junge ostfränkische Reich an die Lothringer stellte, und dem Selbstverständnis der Lothringer war es bereits in früheren Jahren zu Spannungen gekommen. Im Bonner Vertrag von 921 war HEINRICH als "rex Francorum" in die fränkische Reichstradition eingetreten und legitimierte hiermit zugleich auch seinen Anspruch auf Lothringen. Einem solchen Anspruch des ostfränkischen Reiches stand aber das traditionelle Streben der Lothringer nach Selbständigkeit entgegen. "Die Eingliederung Lotharingiens in den werdenden Reichsverband durch HEINRICH I. war... das Ergebnis einer zielstrebigen Politik... Dass HEINRICH die Eingliederung gelang, war dennoch keine Selbstverständlichkeit oder etwa gar das Ergebnis einer zwangsläufigen Entwicklung..." Die führenden Schichten im Gebiet zwischen Rhein und Maas betrachteten sich, wie wir mit Sicherheit annehmen dürfen, nicht als integrierten Bestandteil eines einigen deutschen Reiches. Seit den ersten Teilungen des KARLS-Reiches schwankte die Zugehörigkeit dieses Kernraumes des einstigen Mittelreiches. Nur der rückblickende Historiker kann erkennen, welche epochale Wirkung die Entscheidung von 925 haben sollte, die für ein halbes Jahrtausend die Weichen stellte: den Zeitgenossen muß dies verborgen geblieben sein.
    Nicht nur die Lothringer mit ihren latenten Unabhängigkeitsstreben schienen einer Stabilisierung dieses Gebietes im Wege zu stehen, sondern auch der nie aufgegebene Anspruch der westfränkischen KAROLINGER auf dieses ihr Stammland: "In ihm konzentrierte sich die Masse des karolingischen Krongutes, hier lagen so manche wichtige Klöster des einstigen Reiches, wie Prüm, Echternach, Malmedy-Stablo, Nivelles und Lobbes, Gorze, Senones, Moyenmoutier und Remiremont und ebenso die für die damaligen Zeiten angesehenen Städte Köln, Trier, Metz, Toul, Verdun und Straßburg, Lüttich, Utrecht und Cambrai, die zugleich Bischöfe, Domkirchen und bedeutende Klöster beherbergten..."
    Durch die Ohnmacht der westfränkischen KAROLINGER war Lothringen 879/80 in den Verträgen von Verdun und Ribemont an das O-Reich gekommen. Mit dem Tode König Ludwigs des Kindes verfiel jedoch auch dort die politische Macht. Diese Gunst der Stunde nützte der westfränkische König Karl der Einfältige, um seine Ansprüche auf das karolingische Stammland wieder zur Geltung zu bringen: die lothringischen Großen verließen ihren König und brachten mit diesem Akt ihr Eigenständigkeitsbewußtsein deutlich zum Ausdruck.
    Dieses Selbstverständnis der Lothringer ist historisch begründet. Bei seinem Versuch, ganz Lothringen in seine Hand zu bringen, hatte sich KARL DER KAHLE 869 in einer eigenen Wahlhandlung zum König von Lothringen krönen lassen. Auch seine Nachfolger kamen nicht an der Sonderrolle des lothringischen Raumes vorbei, und dies um so weniger, je schwächer der jeweilige Herrscher war. Kaiser ARNULF setzte Zwentibold als Unterkönig ein, unter Ludwig dem Kind sollte der Graf Gebhard aus der Familie der KONRADINER die Reichsrechte in der Funktion eines Statthalters wahren. Beide Versuche scheiterten jedoch am Selbstbewußtsein eines Adels, der aus den Wirren der KAROLINGER-Zeit als Sieger hervorgegangen war und sich nun einem Oberkönigtum nicht mehr bedingungslos unterwerfen wollte. Die mächtigste Stellung unter den Großen Lothringens hatte die Familie der REGINARE inne; zu dieser Familie zählte auch Giselbert, der Bräutigam der ostfränkischen Königstochter. Ihre Macht stützten die REGINARE auf reiche Besitzungen im Gebiet der unteren Maas. So war bereits Reginar I., der Vater Giselberts, der führende Mann bei der Entscheidung von 911 gewesen, sich vom O-Reich zu trennen. Wie wir aus der Politik seines Sohnes ab 915 deutlich erkennen können, muß diese Entscheidung von der Absicht getragen gewesen sein, eine unabhängigere Stellung zwischen den Reichen zu gewinnen. So zögerte Giselbert keine Minute, als König Karl III. der Einfältige versuchte, gerade von Lothringen aus seine Macht neu zu etablieren, und leitete einen Aufstand gegen den westfränkischen König in die Wege. Bei einem Erfolg hätte sich Giselbert unter Umständen sogar zum König der Lothringer krönen lassen. König Karl konnte aber doch noch einmal seine Oberhoheit über Giselbert behaupten, was auch König HEINRICH I. im Bonner Vertrag von 921 anerkennen mußte. Die Entmachtung Karls in den folgenden Jahren ermöglichte nun erst das neue Bündnis zwischen Giselbert und König HEINRICH I.: Lothringen wurde nach der Art und der Rechtsstellung eines Stammesherzogtums in das ostfränkische Reich eingegliedert, obwohl es von keinem eigenen Stamm getragen wurde.
    Eine gewisse Zeit lang scheint die gegenseitige Respektierung ein gutes Auskommen zwischen König und Herzog ermöglicht zu haben. So ließ Herzog Giselbert seinen königlichen Schwiegervater und "senior" (dies als Zeichen für die lehensrechtliche Bindung an König HEINRICH I.) in ein Familiengebetsgedenken mit einbeziehen.
    Aber letztlich wartete Giselbert doch nur auf eine Gelegenheit, um sich aus der Abhängigkeit vom O-Reich wieder lösen zu können. Diese Gelegenheit bot sich 939 beim Aufstand Heinrichs, des jüngeren Bruders König OTTOS I. Wie der neue König durch die Wahl Aachens als Krönungsort und durch das Krönungszeremoniell gezeigt hatte, dachte er überhaupt nicht daran, Lothringen weiterhin eine Sonderstellung unter den Stammesherzogtümern zuzugestehen. Die Vermutung, die Liutprand von Cremona äußert, Giselbert habe selbst nach dem Königtum gestrebt, ist wohl nicht ganz von der Hand zu weisen. Giselbert, dem jungen Heinrich an Reife und politischer Erfahrung weit voraus, dürfte sich für die Unterstützung mit handfesten Zusicherungen haben bezahlen lassen: er wird ein lothringisches Sonderkönigtum als sein mindestes Ziel angestrebt gaben. In dieser skizzierten politischen Situation fällt nun in einer bisher wenig beachteten Quelle, der Translatio s. Servatii, ein Licht auf das politische Wirken der Gerberga an der Seite ihres Mannes:
    "'Erat',...'domne imperator, matrona quedam dicta Gerberia, imperatoris soror OTTONIS, et hec Giselberti uxor, omnium Lotharie principum eo tempore nobilioris atque ditioris. Illis sane diebus pax erat et concordia universi regni in partibus, sed non diuturna, quia cicius transitura. Nam multi ex principibus insurgunt in regem, eumque deponerequerunt, memoratum Giselbertum elevare in regni solium volunt. At ille, ut iustus, ut bonus, eis adquiescere noluit, sed viriliter restitit et fortiter, vehementer abhorrens hoc scelus et nefas. Quid plura ? Eius auxilio tandem OTTO remasit in regno, ipse mercedis benedictione accepto ducatus Lotharici honore, redit domum, indicat uxori. At illa nimio furore accensa, maritum despexit, nec ultra ad eum accessit, quia eius inscicia, dum fratre minor non esset er genere ingenii et virtute, sibi regnare non licuit... Idcirco, domine, non iniusta huius matronae indignatio. Dux vero non ferens iniuriam coniugis, non ferens obpropria homium, invasit regnum, vastavit atque spoliavit. Cognovit rex, et quia non potuit sustinere eum, velociter transivit Renum. In parte illa positus, magnum congregavit exercitum, adversarius autem, paucis secum retentis, venit post eum; occurrunt et speculatores regis, et inventum occiderunt. Quem enim, fratres, non perdit mens impia, mens perversa mulierum?...'"
    Iocundus, ein wahrscheinlich aus Frankreich stammender Mönch, verfaßte 1088 einen Bericht über die Wunder bei der Übertragung der Reliquien des heiligen Servatius und schloß eine Geschichte Maastrichts von den ältesten Zeiten bis zu Kaiser HEINRICH IV. an, in der jedoch ältere Vorlagen mit verarbeitet sind. Bei dieser Gelegenheit kommt er auch auf Herzog Giselbert zu sprechen und vertritt die Meinung, es sei Gerberga gewesen, die ihren Gemahl zum Aufstand gegen König OTTO I. angestachelt und somit Giselberts Tod verschuldet habe. Wenn man diesen Bericht wörtlich nimmt, so müßte man mit Robert Konrad (der in den 1960-er Jahren erstmals auf diese wenig beachtete Quelle aufmerksam machte) in Gerberga eine machthungrige Frau sehen, die, von politischem Ehrgeiz besessen, gegen die Famileininteressen der OTTONEN handelte. Als erstes wäre die Frage zu klären, inwieweit Gerberga überhaupt noch ein Zugehörigkeitsgefühl zur Familie ihrer Geschwister gehabt haben könnte: nach germanischem Bewußtsein war sie ja durch Heirat in die Familie ihres Gemahls übergetreten. Zum zweiten müßten wir fragen, ob ein Mann wie Giselbert, der im Laufe seiner politischen Karriere einige Erfahrung in Sachen Aufstand gegen den jeweiligen Herrscher hatte gewinnen können, zu einem derartigen Vorhaben überhaupt die Ermunterung durch seine wesentlich jüngere Frau nötig gehabt hätte. Der Annalist Flodoard unterstellt es Giselbert, selbst nach dem Königtum gestrebt zu haben. Auch die Politik, die eigene Stellung möglichst unabhängig von der königlichen Herrschaft zu halten, liegt so sehr in der Familientradition der Reginare, daß wir eine Initiative Gerbergas, die Giselbert erst zu einer Beteiligung am Aufstand Heinrichs hätte überreden müssen, mit Sicherheit ausschließen können.
    Die Aussagen der Translatio s. Servatii können wir jedoch mit einer Relativierung durchaus verwenden, um die Rolle Gerbergas genauer einzuschätzen: Gerberga dürfte sich spätestens zu dieser Zeit die Anschauung ihres Gemahls völlig zu eigen gemacht haben. Anstatt die Loyalität Lothringens gegenüber dem Reich zu garantieren, wie es ihr Vater, König HEINRICH, bei der Eheschließung erwartet haben dürfte, vertrat die Gemahlin des Lothringer-Herzogs nun die Unabhängigkeit des Rhein-Maas-Landes und besaß an der Seite Giselberts soviel politisches Gewicht, dass sie der Vorlage des Iocundus der Erwähnung wert erschien. Die Absichten und Pläne Gerbergas dürfen nicht einfach mit denjenigen ihres Bruders OTTO oder etwa mit ottonischen Familieninteressen gleichgesetzt werden. Dies zeigt der weitere Lebensweg Gerbergas ganz deutlich.
    2. Die Heirat Gerbergas mit König Ludwig IV. Transmarinus
    "Mit dem Urenkel Kaiser LOTHARS versank der Traum eines lothringischen Reiches für immer in den Fluten des Rheines." Der nunmehrigen Witwe Gerberga stellte sich die Frage, wie sie ihre Zukunft gestalten sollte: sie hatte die Möglichkeit, den Widerstand ihres verstorbenen Gatten fortzusetzen, hätte sich aber auch ihrem Bruder, König OTTO I., zur Verfügung stellen können. An besonderer Brisanz gewann diese Frage durch das germanische Rechtsdenken, nach dem eine Frau nicht selbständig handeln konnte, sondern der "munt" eines Mannes bedurfte. Dieser Mann war zuerst ihr Vater, dann in der Regel der Ehemann. Starb der Gemahl einer Frau, ging sie meist wieder in die "munt" ihres Vaters bzw. dessen nächsten noch lebenden männlichen Verwandten zurück. So hatte König OTTO schon begonnen, sich als nächster und ältester männlicher Verwandter um das weitere Schicksal seiner Schwester zu kümmern: er machte Herzog Berthold von Bayern das Angebot, die Witwe Gerberga zur Ehe heimzuführen. Berthold wollte aber lieber auf die Tochter Herzog Giselberts und der Gerberga warten, die ihm ebenfalls von König OTTO alternativ als Braut vorgeschlagen worden war, aber das heiratsfähige Alter noch nicht erreicht hatte.
    In dieser Situation können wir nun ein eigenständiges politisches Handeln der Gerberga beobachten. Sie entschloß sich, den Widerstand gegen ihren Bruder, König OTTO, nicht fortzusetzen, und verweigerte folgerichtig ihrem Bruder Heinrich das erbetene Asyl auf der Burg Chevremont, wohl um den Zorn OTTOS DES GROSSEN nicht unnötig herauszufordern. Andererseits begab sie sich aber auch nicht in die "munt" ihres Bruders, sondern nahm die Werbung des westfränkischen Königs, Ludwigs IV. Transmarinus, an. An der Seite des um sieben Jahre jüngeren Ludwig konnte sich Gerberga ihr politisches Wirkungsfeld erhalten, während Ludwig IV. einen zusätzlichen Rechtstitel auf Lothringen erwarb, auch wenn er OTTO vorläufig militärisch das Feld räumen mußte. Das Mitleid König Ludwigs mit der armen Witwe, von dem uns der Chronist Richer von St. Remi berichtet, ist wohl ähnlich zu bewerten wie die gleichklingenden angeblichen Absichten, die OTTO DER GROSSE gehegt haben soll, als er um die schöne Witwe Adelheid warb, wie uns dies die Nonne Hrotsvith von Gandersheim so herzergreifend geschildert hat. Die Heirat mit einer Tochter König HEINRICHS I. bot für König Ludwig IV. allerdings noch einen weiteren Pluspunkt: er konnte in seinen verwandtschaftlichen Beziehungen mit dem innenpolitischen Hauptgegner gleichziehen: Herzog Hugo von Franzien war nämlich seit zwei Jahren mit der Schwester der Gerberga, mit Hadwig, verheiratet.
    3. Kurzer Abriß der Entwicklung im Westreich bis zum Regierungsantritt König Ludwigs IV. Transmarinus
    Um den inneren Konflikt im W-Reich besser verstehen zu können, in den nicht nur die beiden Schwestern König OTTOS I., sondern nach und nach auch er selbst mit einbezogen wurde, ist es hilfreich, sich die Vorgeschichte des Regierungsantritts König Ludwigs IV. zu vergegenwärtigen.
    Im Mittelpunkt der Geschichte des westfränkischen Reiches im 10. Jahrhundert stand das Ringen um die Francia, also um den zentralen Kernraum zwischen Rhein und Loire. An diesem Kampf beteiligten sich in wechselnden Gruppierungen und Bündnissen: der westfränkische König, die Grafen von Vermandois, das Haus FLANDERN und die Familie der ROBERTINER, die von Paris aus Besitz und Vasallen zwischen Seine und Maas an sich brachten.
    Wir setzen mit unserer Betrachtung ein in dem Moment, als sich Heribert II. von Vermandois (+ 943) durch Graf Arnulf I. von Flandern (918-965) im Norden in die Defensive gedrängt sah und sich daher bemühte, im Zentrum der Francia auf Kosten des Königs und der Kirche von Reims Boden zu gewinnen, um sich auf diese Weise wie die anderen Großen des westfränkischen Reiches ein "regnum" als Machtgrundlage zu schaffen.
    Die Auseinandersetzung zwischen Heribert II. von Vermandois und dem König Rudolf von Bourgogne gliedert sich in vier Phasen. Von 923 bis 926 herrschte gutes Einvernehmen zwischen beiden: Heribert unterstützte den König im Normannenkampf, Rudolf ließ es zu, daß Heriberts 5-jähriges Söhnchen zum Erzbischof von Reims geweiht wurde, wobei Heribert die Verwaltung der Reimser Territorien übernahm. In den Jahren 927 bis 929 kam es zum Bruch zwischen Rudolf und Heribert, als Heribert nach dem Tod des Grafen von Laon auch noch diese Grafschaft, die letzte Stütze des Königshauses für sich beanspruchte. Als es Heribert gelang, Bündnispartner auf seine Seite zu ziehen, sah sich König Rudolf gezwungen, Laon aufzugeben, um seinem Königtum wieder Anerkennung zu verschaffen. Die 3. Phase ist bestimmt durch den Bruch Heriberts und dem ROBERTINER Hugo von Neustrien, der sich bisher neutral bzw. vermittelnd verhalten hatte. Heribert machte den ROBERTINERN, obwohl er mit ihnen im doppelten Ehebündnis stand, Vasallen in der Francia abspenstig. Hugo ging darauf gemeinsam mit König Rudolf gegen Heribert vor und ließ an Stelle des kleinen Hugo Artold als Erzbischof von Reims einsetzen. Trotz aller Unterstützung aus Lothringen wäre Heribert in diesem Kampf unterlegen, wenn ihm nicht die Hilfe König HEINRICHS I. aus dem O-Reich zuteil geworden wäre. Im Dreikönigstreffen von Chiers 935 wurde Heribert fast völlig restituiert: die Verlierer bei dieser Regelung waren König Rudolf und noch mehr der ROBERTINER Hugo der Große, dem alle seine Gewinne gegen Heribert zunichte gemacht worden waren. Ein sächsisch-lothringisches Heer erzwang auch noch die Auslieferung von Saint Quentin an Heribert gemäß den Vereinbarungen; Hugo hatte diesen Ort in seiner Hand zu halten versucht.
    Hugo sah bei dieser Entwicklung nun nur noch eine Möglichkeit, die Stellung Heriberts zwischen Maas und Seine entscheidend zu treffen: er stellte nach dem Tode König Rudolfs das karolingische Königtum wieder her, da dieses in der Francia Anspruch auf die Besitzungen Heriberts erheben konnte. Auf Grund seiner starken Machtposition konnte Hugo autonom über die Nachfolge König Rudolfs entscheiden: eine Wahl fand überhaupt nicht statt. Ludwig, der Sohn König Karls des Einfältigen, kam aus seinem englischen Exil bei den Verwandten seiner Mutter über das Meer (daher der Beiname "Transmarinus") und mußte Hugo für die Restitution des Königtums der KAROLINGER teuer bezahlen: die Stellung Hugos ist in einem Diplom Ludwigs IV. mit den Worten "Francorum dux, qui est in omnibus regnis nostris secundus a nobis" charakterisiert. Doch kaum hatte der junge König die sicheren Pfalzen erreicht, zeigte er, daß er nicht daran dachte, sich auf Dauer von Hugo dem Großen bevormunden zu lassen. Erzbischof Artold wurde der neue Kanzler des Reiches; der König selbst stützte seine Macht auf Vasallen des Erzbischofs von Reims und auf einige Große der Francia, vor allem aber auf sein Bündnis mit Hugo dem Schwarzen von der Bourgogne.
    Die veränderte politische Situation förderte das Entstehen neuer Koalitionen. Hugo von Franzien und Heribert von Vermandois, die sich eben noch feindlich gegenüber gestanden hatten, verbündeten sich nun gegen König Ludwig IV. Und Hugo der Große vergaß die Nachteile, die ihm durch die Einmischung König HEINRICHS I. im Jahre 935 entstanden waren, und heiratete (wohl auf Vermittlung Heriberts) Hadwig, die Tochter des verstorbenen O-Frankenkönigs; sie war ja, wie wir wissen, die zweite Schwester OTTOS I., der seit einem Jahr die Krone des ostfränkischen Reiches trug.
    4. Die Heirat Hadwigs mit Hugo von Franzien
    Die zeitgenössischen historischen Quellen wissen nur wenig über diese Schwester OTTOS DES GROSSEN. Wenn sie überhaupt - wie Widukind, Flodoard und Hugo von Fleury - von ihrer Person Kenntnis haben, so ist ihnen der Name Hadwigs doch unbekannt, der uns in einer Urkunde ihres Vaters, König HEINRICH I., überliefert ist. Eine Urkunde Herzog Hugos von Franzien, des Gemahls der Hadwig, vom 14. September 937 ermöglicht uns die chronologische Einordnung dieser Vermählung.
    Wir wissen auch nicht, von welcher Seite die Initiative zu dem Ehebündnis zwischen dem ost- und westfränkischen Reich ausging. Philippe Lauer nahm an, es handle sich hier um "un pretexte [von Seiten OTTOS DES GROSSEN] pour intervenir en France" und tadelte in seiner eher nationalistischen Sicht der Geschichte des 10. Jahrhunderts wegen "les plus graves consequences... des invasions allemandes en France", die Folgeerscheinung dieser Politik werden sollten. August Heil dagegen sah die Initiative eher bei Hugo dem Großen, da dieser für den "beabsichtigten Kampf gegen Ludwig den nötigen Rückhalt" gesucht habe.
    Wohl beide Seiten erwarteten sich Vorteile aus dieser Vermählung: Hugo suchte (und fand) eine zusätzliche Stütze für seine Politik im ostfränkischen Reich, während OTTO I. ein zusätzliches Gewicht in die Waagschalen der lothringischen Frage legen konnte, einer Frage, die immer noch als unentschieden angesehen werden mußte.
    5. Die Einflußnahme Ottos und Bruns im Westreich
    König Ludwig IV. gelang es nicht, seinem Anspruch auf Lothringen mit realem politischen Gewicht durchzusetzen, den er in der Heirat mit der Witwe des lothringischen Herzogs hatte bekräftigen wollen. OTTO nutzte die Gelegenheit seines Aufenthaltes in Lothringen und traf sich mit den innenpolitischen Gegnern des westfränkischen Königs, obwohl dieser nun sein Schwager geworden war. Dieses Bündnis mit den Gegnern Ludwigs nahm ein Jahr später sogar vasallitische Formen an: "Hugo et Heribertus... Othoni regi obviam proficiscuntur; cui conjuncti at Atiniacum eum perducunt, ibique cum Rotgario comite ipsi Othoni sese commitunt." König Ludwig wurde so durch dieses Bündnis in die Zange genommen, konnte sich nicht behaupten und mußte nach militärischen Niederlagen gegen Hugo und OTTO 942 das faktische Scheitern seiner Pläne anerkennen: der ostfränkische König verblieb im Besitz Lothringens.
    Die ältere Forschung nahm an, es sei hauptsächlich Gerberga gewesen, die ihren Gemahl zu diesem Verzicht bestimmt habe. Doch gegen eine solche Hypothese lassen sich eine Reihe von Einwänden vorbringen: die politische Vorgeschichte Gerbergas, vor allem ihre eigenmächtige Heirat mit dem westfränkischen König, läßt es als wenig wahrscheinlich erscheinen, sie habe sich nun urplötzlich zum Anwalt der ostfränkisch-deutschen Interessen gemacht. Die Einwilligung der Witwe des lothringischen Herzogs in die neue Ehe mit Ludwig IV., deren politische Bedeutung Gerberga wohl kaum verborgen geblieben sein dürfte, und die Tatsache, dass Ludwig auch nach der Hochzeit seinen Kampf um Lothringen nicht aufgegeben hat, lassen erkennen, dass die Königin nicht bezüglich Lothringens Einfluß im Interesse der ottonischen Politik ausgeübt haben kann. Der Friedensschluß von Vise war weniger das Ergebnis eines familiären Komplotts als das Resultat einer tatsächlichen Überlegenheit OTTOS, einer Tatsache, die sicher auch die Königin Gerberga in Rechnung zu stellen wußte. Wenn sie daher ihren Mann tatsächlich zum Verzicht auf Lothringen bewogen haben sollte, so geschah das in seinem und nicht in OTTOS Interesse. Und noch eine weitere gewichtige Tatsache spricht gegen eine derartige Argumentation: der erstgeborene Sohn des französischen Königspaares, der im Jahr 941 das Licht der Welt erblickte, wurde auf den Namen Lothar getauft. Wir kennen die programmatische Bedeutung der Namensgebung im Mittelalter: in dieser Namenswahl für den präsumptiven Thronfolger läßt sich eine deutliche Manifestation des königlichen Willens sehen, den Anspruch auf das alte Kernland der KAROLINGER nicht aufzugeben.
    Der Frieden von Vise, mit dem OTTO zunächst eine neutrale Haltung einnahm, bedeutete für Ludwig nicht die endgültige Resignation: er nahm noch einmal den Kampf gegen die politische Übermacht seiner Gegner auf. Erst die Katastrophe von Rouen - Ludwig wurde gefangengenommen und an Hugo von Franzien ausgeliefert - bedeutete das Aus für alle Unternehmungen, dem Königtum der KAROLINGER wieder zu neuem Ansehen zu verhelfen. In dieser Krisensituation des westfränkischen Königtums tritt Gerberga wieder in das Licht der Geschichte: als Regentin weigerte sie sich, den Thronfolger Lothar als Geisel zu stellen, und sandte statt Lothar ihren zweitgeborenen Sohn Karl. Auf diese Weise kam der König frei: er mußte freilich auf Laon - ein Ort, der für das ohnehin nicht besonders starke Königtum der späten KAROLINGER besondere Wichtigkeit hatte und gerade für König Ludwig die letzte Basis seiner Macht gewesen war - verzichten. Ludwig wäre nun in die Rolle eines Schattenkönigs abgesunken, hätte nicht Gerberga den Anstoß für die große politische Umorientierung gegeben. Allen bisherigen Gegensätzen zum Trotz bat sie ihren Bruder OTTO I. um Hilfe und Schutz.
    Alle früher abgeschlossenen Bündnisse stürzten nun um. OTTO ergriff fortan die Partei des westfränkischen Königs gegen die Versuche Herzog Hugos, das Königtum im W-Reich völlig zu entmachten. Nur kurze Zeit später unternahmen die neuen Verbündeten einen Feldzug gegen die Gegner Ludwigs IV., der König OTTO und das ostfränkische Heer bis vor die Tore von Paris und Rouen führte. Auch in den folgenden Jahren blieb die Zusammenarbeit zwischen den beiden Schwägern eng: Ludwig und OTTO trafen sich zwischen 946 und 950 fünfmal: das Osterfest 949 verbrachte Gerberga bei ihrem Bruder OTTO DEM GROSSEN in Aachen "regressa Remos...cum fraterni auxilii pollicitatione". Ein Jahr zuvor war auf der Synode zu Ingelheim, also auf dem Gebiet des ostfränkischen Reiches, der seit Jahren schwelende Reimser Bischofsstreit entschieden worden. Der Kandidat König Ludwigs, Artold, wurde durch päpstliche Entscheidung erneut bestätigt, und hiermit war implizit das Königtum Ludwigs unter die Garantie König OTTOS und des Papstes genommen worden. Eine solche Politik brachte es zwangsläufig mit sich, daß der ostfränkische König zu einem bestimmenden Faktor in der westfränkischen Innenpolitik wurde. Am deutlichsten können wir dies an der Synode zu Ingelheim beobachten, bei der auf ostfränkischem Boden unter Beteiligung deutscher und französischer Prälaten über eine Angelegenheit der Politik und der Kirche des Westreiches entschieden wurde. Die Verwandtschaft der Königin Gerberga zu den OTTONEN und ihre politische Wendigkeit verlängerte die Herrschaft der KAROLINGER im Westen um Jahrzehnte.
    Gerberga ließ sich beim Abschluß von Bündnissen immer von den jeweiligen politischen Notwendigkeiten leiten, wie dies die Koalitionen, die sie seit 942 abschloß, deutlich zeigen. 953 vermittelte sie einen Waffenstillstand zwischen König Ludwig und ihrem Schwager Hugo dem Großen. Zwei Jahre später kam ihr Gatte, König Ludwig, bei einem Jagdunfall ums Leben. Hätte sich Gerberga, nun zum zweiten Mal Witwe geworden, allein an den deutschen König gewandt, wäre das französische Königtum auch formell dem deutschen unterstellt worden: OTTO wäre jetzt noch der äußeren Form nach in die Stellung eines großfränkischen Herrschers hineingewachsen. Doch Gerberga handelte anders: sie wandte sich an den bisher schärfsten Rivalen, Herzog Hugo von Franzien, und konnte tatsächlich die Unterstützung Hugos (der, was wir nicht vergessen dürfen, ja Gerbergas Schwager war) für die Wahl ihres Sohnes (und Hugos Neffen), des minderjährigen Lothar, zum westfränkischen König erhalten. Man kann nur Vermutungen anstellen, welche Motive Herzog Hugo bewogen haben, nicht die Schwäche des Königtums und der Königin Gerberga auszunutzen und sich nicht selbst die französische Königskrone aufs Haupt zu setzen. Vielleicht fürchtete er den Widerstand König OTTOS I., möglicherweise fühlte er aber schon seinen Tod herannahen. Zudem blieb er auch unter einem noch minderjährigen König Lothar der starke Mann im westfränkischen Reich.
    Als Hugo der Große im Jahr 956 starb, war Königin Gerberga die unumstrittene Regentin Frankreichs. In dieser dritten Phase ihres politischen Wirkens war die Zusammenarbeit mit den übrigen Mitgliedern der sächsischen Königsfamilie am engsten. Die Macht und das Ansehen OTTOS DES GROSSEN hatten nach seinem Sieg in der Lechfeldschlacht ihren Höhepunkt erreicht. Nach dem Tod König Ludwigs IV. und Herzog Hugos des Großen konnte zudem keiner von den beteiligten Parteien mehr versuchen, den einen gegen den anderen auszuspielen. Die Regierung des westfränkischen Reiches lag praktisch in den Händen eines ottonischen Familienrates, in den Händen von Gerberga, Hadwig und Brun, dem Erzbischof von Köln und Bruder OTTOS DES GROSSEN. Nun, nach dem Tod ihres Gemahls, Hugo der Große, tritt auch Hadwig aus dessen Schatten heraus und findet in der Geschichtsschreibung Erwähnung. Brun waltete im Auftrag König OTTOS "als eine Art Reichsverweser, an der Spitze eines ottonischen Familienrates,... in den Landen zwischen Rhein und Loire".
    Die starke Anlehnung an die Mitglieder der liudolfingischen Familie garantierte Gerberga zwar auf der einen Seite den Erhalt des Status quo zwischen den führenden Familien Frankreichs und damit das Königtum ihres Sohnes Lothar, erforderte aber auf der anderen Seite ein starkes Entgegenkommen gegenüber ihrem Bruder Brun. So war sie 957 gezwungen, an einem Feldzug Bruns gegen die Familie der REGINARE, also gegen die Verwandten ihres ersten Gemahls, teilzunehmen. Ein Jahr zuvor hatte Brun dafür gesorgt, dass Gerberga ihr Witwengut zurückerhielt. 959 verbrachten Gerberga und ihr Sohn, König Lothar - Hadwig war wohl Anfang dieses Jahres verstorben - gemeinsam mit Brun das Osterfest in Köln; bei dieser Gelegenheit mußte Lothar in aller Form auf jegliche Ansprüche auf Lothringen verzichten. Möglicherweise wollte Brun hiermit mehr dem Einfluß seiner Schwester, der Königin-Mutter Gerberga, auf den jungen König Lothar vorbeugen, wenn er von Lothar "securitas" für Lothringen verlangte. Denn die Königin Gerberga wie auch ihre Schwester Hadwig dürften in erster Linie die Interessen ihrer Söhne Lothar und Hugo (Capet) im Auge gehabt haben und nicht diejenigen ihrer Brüder, also die Interessen von OTTO DEM GROSSEN und Brun; beide werden versucht haben, den Kindern für die Zukunft alle politischen Möglichkeiten offenzuhalten.
    Über die Grundlinien der Politik vergaß Gerberga jedoch nicht die Erfordernisse des Augenblicks. Nach dem Tod Erzbischof Artolds von Reims (des Erzbischofs, der im Jahr 948 von der Synode zu Ingelheim bestätigt worden war) versuchte das Haus VERMANDOIS erneut, seinen Kandidaten Hugo durchzusetzen. Gerberga bat ihren Bruder Brun um Hilfe: ihr gemeinsamer Kandidat Odelrich wurde zum Erzbischof von Reims gewählt. Mit diesem Mann hat Brun zugleich einen seiner Schüler auf den Erzbischofsstuhl dieser wichtigen Diozöse gebracht.
    Höhepunkt - und Abschluß - der "Familienregierung" im westfränkisch-französischen Reich war der Kölner Hoftag im Juni 965: als unumstrittener Hegemon sammelte Kaiser OTTO DER GROSSE seine Familienangehörigen um sich und zeigte sich in seiner neu gewonnenen Kaiserwürde. Auf diesem Hoftag wurde zudem ein neues Ehebündnis zwischen Ost- und Westreich geschlossen: der Kaiser verlobte seine Stieftochter Emma (die Tochter der Kaiserin Adelheid aus deren erster Ehe mit König Lothar von Italien) mit König Lothar von Frankreich.
    Von einer formalen Abhängigkeit des W-Reiches von Kaiser OTTO DEM GROSSEN kann aber auch zu diesem Zeitpunkt keine Rede sein, wenn sie rein äußerlich auch bestanden haben mag. Gerberga hinterließ bei ihrem Tod, der sie vier Jahre nach dem Tode ihres Bruders Bruno von Köln und vier Jahre vor dem Tod ihres ältesten Bruders OTTO DER GROSSE erteilen sollte, ihrem Sohn Lothar eine stabilere Herrschaft als diese Gerbergas Gemahl und Lothars Vater, König Ludwig IV., bei seiner Rückkehr auf das Festland vorgefunden hatte. Das politische Erbe seiner Mutter gab König Lothar die Chance, noch einmal nach der Herrschaft über das alte karolingische Kernland greifen zu können.
    6. Zusammenfassende Würdigung Gerbergas und Hadwigs
    König OTTO I. hatte das Hauptziel seiner W-Politik von seinem Vater HEINRICH I. geerbt: die Herrschaft über Lothringen zu sichern. Nur die Herrschaft über dieses alte karolingische Kernland ermöglichte es dem jungen Reiche König OTTOS I., das Übergewicht über das westfränkische Reich zu gewinnen und schließlich auf diese Weise auch in das Erbe KARLS DES GROSSEN, die Kaiserwürde eintreten zu können. Um dieses Ziel seiner Politik zu verwirklichen, benutzte König OTTO geschickt die vorgefundenenen Spannungen im Westreich, die es ihm ermöglichten, Lothringen für sein Reich zu sichern. Der entscheidende Angelpunkt für ein solches Vorgehen war die Verbindung OTTOS DES GROSSEN mit den ROBERTINERN, und zwar mit dem mächtigen Herzog Hugo von Franzien, dem latenten Hauptgegner König Ludwigs IV. Transmarinus. Ein direkter Weg führt von der Hochzeit Hugos des Großen mit der Schwester König OTTOS, mit Hadwig, zum Bündnis von Attigny: diese Heirat erwies sich, auch wenn dies nicht von vornherein geplant gewesen sein sollte, als ein bewußt eingesetztes Mittel der ottonischen Politik, um Hugo von Franzien an den ostfränkischen König zu binden und so die Gefahr für Lothringen, die in der Herrschaft der KAROLINGER im W-Reich weiter am Schwelen war, abzuwenden.
    Die Ehe der anderen der beiden Schwestern König OTTOS I., der Gerberga, mit König Ludwig IV. muß schon vom Ansatz her anders beurteilt werden. OTTO wurde von seiner Schwester überspielt, mit der er andere Pläne hatte: Gerberga handelte selbständig. König Ludwig IV. seinerseits dürfte hauptsächlich an die Untermauerung der karolingischen Ansprüche auf Lothringen gedacht haben. Die Bedeutung jedoch, die diese Ehe in den folgenden Jahren noch für das westfränkische Königtum gewinnen sollte, konnte von keiner Seite vorausgesehen werden. Die Verbindung mit Gerberga verschaffte dem westfränkischen König die Verwandtschaft mit König OTTO I. und damit einen Schwager, der Ludwig die Hilfe geben konnte, die er brauchte, um im Kampf gegen seine inneren Feinde das Königtum für sich und seinen Sohn behaupten zu können. Aber auch für OTTO DEN GROSSEN wirkte sich die Vermählung seiner Schwester Gerberga, obwohl sie gegen seinen Willen geschehen war, letztendlich zum Vorteil aus: die gleichartigen Verwandtschaftsverhältnisse zu den beiden führenden Häusern Frankreichs ermöglichte es dem ostfränkisch-deutschen König, ab 945, als die Bedrohung Lothringens durch die innenpolitischen Schwierigkeiten König Ludwigs in den Hintergrund getreten war, zwischen den beiden Parteien vermittelnd einzugreifen und somit de facto zum heimlichen Herrscher im W-Reich zu werden. Nach außen hin ließ sich diese faktische Herrschaft OTTOS DES GROSSEN in der Form familiärer Beziehungen und Kontakte ausüben. "Seine Verwandtschaft mit den beiden feindlichen Geschlechtern ließ seine westfränkische Politik als Familiensache erscheinen und warf auf die faktische deutsche Vorherrschaft einen versöhnenden Schimmer."
    Die Zeitgenossen haben OTTOS Position offenbar nicht als hegemonial empfunden. Die französische Geschichtsschreibung kennt weder eine "nationale" Abneigung gegen eine "Fremdherrschaft" noch sieht sie in Ludwig IV. oder Lothar abhängige Monarchen. "OTTO war also für die W-Franken weniger der große fremde Herrscher als vielmehr der mächtige Verwandte des königlichen Hauses, der eine Art patriarchalische Stellung inmitten einer großen königlichen und fürstlichen Familie einnahm."
    Die Bindungen zwischen dem ost- und dem westfränkischen Reich überdauerten deshalb auch nicht den Tod der Hauptakteure. Mit dem Tod Gerbergas und dem Beginn der selbständigen Regierung Lothars entwickelten sich die beiden Reiche wieder auseinander, ja sogar gegeneinander.

    928 1. oo Giselbert Herzog von Lothringen 880-2.10.939
    939 2. oo Ludwig IV. König von Frankreich 10.9.920/21-10.9.954
    Kinder:

    1. Ehe
    - Alberada 930-10.5.967
    945 oo Ragenold Graf von Roucy -10.5.967
    - Heinrich 935- 944
    - Gerberga 935-7.9.978
    954 oo Adalbert Graf von Vermandois -8.9.987
    - Liethard -944

    2. Ehe
    - Lothar III. König von Frankreich Ende 941-2.3.986
    - Gerberga (nach K.F.Werner Verwechslung mit Gerberga aus Gerbergas 1. Ehe mit Giselbert von Lothringen)
    940 oder 942-
    oo Albert Graf von Vermandois
    - Karl 945- 953
    - Mathilde Ende 943-26.11. nach 981
    964 oo 2. Konrad König von Burgund um 923-19.10.993
    - Ludwig 948-10.11.954 Laon
    - Karl Herzog von Nieder-Lothringen Sommer 953- nach 991 Laon
    - Heinrich Sommer 953- 953 Laon

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 58,90,119 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 39,45,48,53,54 Anm. 57,55 Anm. 67, 67 Anm. 66,68,93,94 Anm. 63, 112,113,115,116,161,172 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 38,42,60,64,84,98,118,127 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches, Gustav Lübbe Verlag Bergisch Gladbach 1994, Seite 245,366,462 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 23,27,42 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996, Seite 47,52,55,58,61-67 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 103,294,297 - Engels Odilo/Schreiner Peter: Die Begegnung des Westens mit dem Osten. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1993, Seite 25 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C. H. Beck München 1994, Seite 68 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 IV,4 Seite 10,13,24,28, 31,37-45,60,66,68,119,127,169,187,191,193,226,244,272,275,281-284,287,297,304,320 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seite 57,64,105 - Hlawitschka, Eduard: Herzog Giselbert von Lothringen und das Kloster Remiremont, in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka, Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris, Seite 377-421 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 189 - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 26,38,40,47,49,69,76-78,88,94 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971, Seite 72,81,124,128-151,162,199,218,262,281,324 - Plischke, Jörg: Die Heiratspolitik der Liudolfinger, Inaugural-Dissertation Universität Greifswald 1909 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 307,321,407 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 206,208-211,213,221 - Schmid Alois: Das Bild des Bayernherzogs Arnulf (907-937) in der deutschen Geschichtsschreibung von seinen Zeitgenossen bis zu Wilhelm von Giesebrecht. Verlag Michael Lassleben Kallmünz 1976, Seite 100 - Schmid Karl: Reich und Kirche vor dem Investiturstreit. Gerd Tellenabch zum 80. Geburtstag. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1985, Seite 52,55-56 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 10,19,22,23,24,43,47,57,125 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 116,122,129,130,135,141,151,168 - Schulze, Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 153,155,183,186,205,342 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994, Seite 191,211,213,223,271,287,313,323,329 - Treffer Gerd: Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996, Seite 61,65 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 87 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 485,494,497,499,511,521 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stutggart 1981, Seite 75 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 50,63,71,112,122,127,193,232,238 -

    Kinder:
    1. von Frankreich, Lothar wurde geboren in Ende 941; gestorben am 2 Mrz 986 in Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich; wurde beigesetzt in Reims [51100],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich.
    2. von Frankreich, Karl wurde geboren in Jan 945; gestorben in 953.
    3. 7. von Frankreich, Mathilde wurde geboren in 943; gestorben nach 981.
    4. von Frankreich, Ludwig wurde geboren in Dez 948; gestorben am 10 Nov 954 in Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich.
    5. von Niederlothringen, Karl wurde geboren in 953 in Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich; gestorben am 22 Jun 992; wurde beigesetzt in Maastricht,Limburg,Niederlande,Niederlande.
    6. von Frankreich, Heinrich wurde geboren in 953 in Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich; gestorben in 953.