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 Bohrer

von Tuszien, Lambert

männlich 897 - 958  (61 Jahre)


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Generation: 1

  1. 1.  von Tuszien, Lambert wurde geboren in 897 (Sohn von von Tuszien, Adalbert II. und von Lothringen, Berta); gestorben in 958.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 929-932, Lucca [55100],Toskana,Italien; Herzog von Lucca
    • Titel/Amt/Status: 929-932, Tuszien,Italien; Markgraf von Tuszien

    Notizen:

    Lambert
    Markgraf von Tuszien (929-932)
    Herzog von Lucca (929-932)
    897 - 958
    Jüngerer Sohn des Markgrafen Adalbert II. der Reiche von Tuszien und der Berta von Lothringen, illegitime Tochter von König Lothar II.

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 2, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VI. 11 b. LAMBERT, Markgraf von Toscana, geblendet vom Stiefbruder Hugo 931
    * wohl ca. 897, + nach 958
    Anmerkungen: Seite 118
    VI. 11. Lambert

    Hofmeister, a.a.O. 404f.; er wurde offenbar abgesetzt vor 931 17. X. (wo Boso VI, 8 als Markgraf erscheint) und lebte noch, als Liudprand seine Antapodosis schrieb (2, 55). [VIb 19]

    Thiele, Andreas: Tafel 390, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa"

    LAMBERT VON LUCCA
    + nach 958

    Lambert folgte 929/30 als Markgraf von Tuszien und Herzog von Lucca und wurde von seinem Halbbruder, König Hugo, der ihn als Rivale fürchtete, 932 abgesetzt und geblendet. Er wurde unter anderem von König Hugo beschuldigt, nur ein untergeschobenes "unechtes" Kind zu sein; er bestand den geforderten Zweikampf ("Gottesurteil") und wurde trotzdem Mönch.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 86, "Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962)"

    Aber schon einige Jahre später sollte Hugo zum Verzicht auf seine Rechte in der Provence genötigt werden. Den Anstoß dazu gab wieder eine Konspiration der italienischen Großen nordalpiner Abkunft, die sich diesmal sogar um den königlichen Halbbruder Markgraf Lambert von Tuszien sammelten, nach der Inhaftierung ihres Führers wiederum Hilfe bei Rudolf II. von Hoch-Burgund suchten und damit die nordalpine Beziehungen in schon mehrfach bewährter Art zur Besorgung seines Gegenprätendenten gegen ihren unbequemen Herrscher benutzten.


    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 2,118 - Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite 86f. - Liudprands von Cremona: Werke in: Quellen zur Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Band VIII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1977 Seite 356,390,394,412 - SCHWABEN UND ITALIEN IM HOCHMITTELALTER. Vorträge und Forschungen Band LII Jan Thorbecke Verlag Stuttgart 2001 Seite 90 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 390 -


Generation: 2

  1. 2.  von Tuszien, Adalbert II. wurde geboren um 875; gestorben am 17 Aug 915; wurde beigesetzt in Lucca [55100],Toskana,Italien.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 884-915, Tuszien,Italien; Markgraf von Tuszien

    Notizen:

    Adalbert II. der Reiche
    Markgraf von Tuszien (884-915)
    um 875-17.8.915 (19.9.915 Lex.d.MA) Begraben: Kathedrale von Lucca

    Sohn des Markgrafen Adalbert I. von Tuszien aus dem Hause LUCCA aus seiner 2. Ehe mit der Rothilde von Spoleto, Tochter von Herzog Wido I.; Neffe von Kaiser WIDO VON SPOLETO

    Lexikon des Mittelalters: Band I Seite 96

    Adalbert II., Markgraf von Tuszien
    + 19. September 915 Begraben: Kathedrale von Lucca
    Sohn des Markgrafen Adalbert I. aus seiner 2. Ehe mit der Rothilde
    Markgraf seit 884

    spätestens 895/98 oo Bertha, Tochter König Lothars II. von Lothringen und Mutter König Hugos von Italien

    Durch das väterliche Erbe und vielleicht auch durch eigene wirtschaftliche Unternehmungen war Adalbert sehr reich (Beiname "dives"), was sich unter anderem in einer aufwendigen Hofhaltung äußerte, die in Italien nicht ihresgleichen hatte. Seine Politik, mitgetragen von seiner ehrgeizigen Frau, die sich 906 in einem Brief an den Kalifen von Bagdad als "Königin aller Franken" bezeichnete, ist gekennzeichnet durch ein geschicktes Lavieren zwischen den einzelnen Anwärtern auf die Königs- und Kaiserkrone, die er um des eigenen Vorteils willen gegeneinander ausspielte, stets darauf bedacht, dass die Autonomie seiner Markgrafschaft und seine königsgleiche Stellung in den Wirren der Zeit keinen Schaden litt. Im August 898 empörte er sich zusammen mit Graf Hildebrand, möglicherweise im Einvernehmen mit BERENGAR VON IVREA und offenbar getragen von einer Aufstandsbewegung mit breiterer Basis, für die neben rein politischen Motiven auch pseudo-religiöse (Formosus-Streit) eine Rolle spielten. Beim Marsch auf Pavia wurde Adalbert jedoch von Kaiser LAMBERT überrascht und gefangengenommen. Nur dessen plötzlicher Tod und BERENGARS schnelle Einnahme von Pavia retteten Adalbert das Leben. Zwar scheint er sich zunächst mit BERENGAR arrangiert zu haben, doch gehörte er nach dessen Niederlage gegen die Ungarn als führendes Mitglied zu der Gruppe, die König LUDWIG VON DER PROVENCE, den Enkel Kaiser LUDWIGS II., ermunterte, seine Ansprüche in Italien geltend zu machen (900). Nachdem BERENGAR, möglicherweise wiederum nach einem Parteiwechsel Adalberts, "der immer mehr zum Schiedsrichter über das italienische Königtum wurde" (Hartmann, 181), LUDWIG zum Verzicht auf seine Rechte gezwungen hatte (902), verhielt er sich bei dessen erneutem kurzzeitigen Eingreifen in Italien (905) offenbar neutral, wechselte aber nach BERENGARS endgültigem Sieg auf dessen Seite über, ohne dass sich damit faktisch etwas an Adalberts autonomer Herrschaft geändert hätte. So wußte er denn auch BERENGARS Streben nach der Kaiserkrone zu seinen Lebzeiten zu verhindern. Maßgeblich war Adalbert an der Erhebung Papst Sergius' III. (904) beteiligt.

    Literatur:
    DBI I, 218-221 - A. Hofmeister, Mgf.en und Mgft.en im italienischen Kgr., MIÖG Ergbd 7,1907,333ff, 386ff. - Hartmann, Gesch. Italiens III, 2, 1911 [Neudr. 1969] - R. Hiestand, Byzanz und das Regnum Italicum im 10. Jh., 1964 - H. Schwarzmeier, Lucca und das Reich bis zum Ende des 11. Jh., 1972 - Ders., Der Adel Luccas im 10. und 11. Jh., QFIAB 52, 1972, 68-89

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 2, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    V. 8 b. BERTHA
    * wohl ca. 863, + 925 8.III.
    Gemahl:
    a) vor 881 (wohl ca. 879) Theotbald, Graf von Arles + nach 887 VI, vor 898
    b) vor 898 (ca. 895) Adalbert, Markgraf von Tuszien + 915 17. VIII.

    Anmerkungen: Seite 114
    V. 8. Bertha,
    Geburtsdatum ungefähr zu erschließen aus dem Datum der ersten Vermählung und der Geburtszeit des ältesten Sohnes. Sonst Liudpr. 1, 39. Parisot, Roy de Lorr. 444 n. 7.
    1. Gemahl: Graf Theotbald
    er wird Ann. Bert. 881, S. S.1,518, bereits als Hugos Schwager bezeichnet, kommt zuletzt 887 VI. vor, Chartes de Cluny n. 30, und war 898 tot, da sie damals bereits wiedervermählt war.
    2. Gemahl: Markgraf Adalbert,
    oo vor 898 Liudpr. 1, 39. Todeszeit: Dümmler, Gesta Bereng. 39, Anm. 2; Hofmeister, M.I.Ö. Ergb. 7,400. [Va 15]

    Thiele, Andreas: Tafel 390, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa"

    THEOTBALD + um 895
    oo um 880 BERTHA VON LOTHRINGEN + 925
    Uneheliche Tochter des Königs Lothar II., Regentin 915; besaß bis zuletzt größten Einfluß
    ihr 2. Ehemann:
    oo ADALBERT II. DER REICHE VON LUCCA + um 915
    Sohn des Markgrafen Adalbert I., Neffe von Kaiser WIDO VON SPOLETO

    Adalbert II. der Reiche war Graf und Herzog von Lucca, Markgraf von Tuszien, Tutor von Korsika und bedeutender Grundherr in der Provence und in N-Italien. Er half dem kaiserlichen Cousin und erwarb sich großes Ansehen durch Kämpfe gegen die Sarazenen. Er rief 900 und 905 Kaiser LUDWID III. DEN BLINDEN VON BURGUND nach Italien, um ihn dann doch jeweils scheitern zu lassen. Er beherrschte die wichtigsten Paßstraßen nach Rom und verhinderte so jede geplante Kaiserkrönung König BERENGARS I. in Zusammenarbeit mit Markgraf Alberich.

    Dümmler Ernst: Band II Seite 364,377,425,431,533, "Geschichte des Ostfränkischen Reiches"

    BERENGAR erhielt ansehnlichen Zuzug aus Deutschland, woselbst er von seinem Vater mehrere Besitzungen ererbt, WIDO wurde wie früher von seiner Sippschaft in W-Franken unterstützt, die Hauptmacht beider bestand jedoch aus Italienern, wiewohl viele von den italienischen Großen nach dem Vorbilde des Markgrafen Adalbert von Tuszien, des Neffen WIDOS aus kluger Vorsicht oder Eigennutz sich von aller Teilnahme an dem Bürgerkriege fernhielten und den Ausgang abwarteten [Adalbert erkannte, wie schon Fiorentini (Memorie di Matilda p. 26) bemerkt, bis zum Jahre 891 weder BERENGAR noch WIDO an, daher sind Urkunden aus Lukka datiert: In nomine dei nostri Iesu Christi dei eterni anno ab incarnatione eius 889 post obito vero Karoli ... ann secundo und anno tertio (Memorie e docum. all' ist. di Lucca V, 595-601), es folgt dann eine Urkunde vom 10. Juli 891: regnante domno nostro WIDO gratia dei imperatore augusto anno imperii eius primo (p. 602), doch machte WIDO dem Hochstift Fiesole 26. Mai 890 (oder 889) eine Schenkung auf Bitte des Adalbertus dilectus nepos noster et marchio (Ughelli III, 274, B 1269), dgl. bestätigte er 24. November 891 seinem Getreuuen Thiethelm eine Schenkung KARLS III. im Gau von Florenz auf Bitte des Adalbertus dilectus nepos noster et marchio (de Dionysiis de Aldone et Nothingo Veronens. episc. p. 92-94).].
    ARNOLF selbst setzte seinen Marsch nach Pavia fort (894), einer glänzenden und volkreichen Stadt, in der man damals nicht weniger als 44 Kirchen zählen wollte. Dort erschienen die mächtigsten der italienischen Großen vor ihm, um ihm ihre Huldigung darzubringen: der Markgraf Adalbert von Tuscien, der Gemahl von Lothars II. Tochter, der klugen Berta, der in Lucca einen mehr königlichen als markgräflichen Hofhalt führte, sein Bruder Bonifacius und die mächtigen Grafen Gerhard und Hildebrand [Ann. Fuld. 894: primores itaque marchenses, qui fuerunt Italici regni, doch darf auf diesen Ausdruck hier nicht zu viel Gewicht gelegt werden, da wir nur für Adalbert eine Mark nachweisen können vgl. über seinen prächtigen Hofhalt Liudprand I. II c. 38,39; sein Bruder Bonifacius findet sich unter der Stiftungsurkunde von S. Caprasso (Muratori entichita Estensi U, 210). Bei Liudprand (I. I c. 39) wird Ildeprandus praepotens comes als Genosse Adalberts erwähnt, wahrscheinlich der Sohn des früheren Grafen Hildebrand von Lukka, oben Seite 22.]. Da sie jedoch allzu anmaßend auftraten und übermäßige Lehen forderten, ließ der König sie sämtlich verhaften und übergab sie einzelnen Fürsten zue Bewachung. Nicht lange blieben sie in Gewahrsam, denn bald schenkte ARNOLF von Mitleid bewogen ihnen die Freiheit wieder, nachdem sie ihm durch einen Eidschwur Treue gelobt hatten. Adalbert und sein Bruder brachen diese Treue sogleich, indem sie sich heimlich aus der Umgebung des Königs entfernten.
    Anfang des Jahres 897 hielt Ageltruda mit ihrem Sohn LAMBERT und in Begleitung des Markgrafen Wido ihren Einzug in Rom, das ihr von neuem Gehorsam und Unterwerfung zollte. Um so vollständiger schien LAMBERTS Autorität in der Tiberstadt jetzt begründet, als auch der zweideutige Markgraf Adalbert von Tuscien, sein Vetter, ihm damals als seinem Oberherrn gehuldigt hatte [Dies ergibt sich aus der Datierung der Urkunde von Lukka aus dem Jahre 897, sowie aus einer Gerichtssitzung, die LAMBERTS Pfalzgraf Amedeus am 4. März 897 mit Adalbert zusammen in Florenz abhielt.].
    Die Hoffnung, daß durch den jungen tapferen Kaiser im Verein mit dem Papst wenigstens die ärgsten Mißbräuche beseitigt und dem zerrissenen Land einige Ruhe und Sicherheit zurückgegeben werden würde, sollte jedoch schnell vollständig scheitern. Nachdem LAMBERT gerade im Jahr 898 einen Empörungsversuch der tuscischen Grafen Adalbert und Hildebrand durch einen Überfall bei Borgo S. Donino und die Gefangennehmung derselben rasch gedämpft [Liudprand. antap. I. c. 39-41, vgl. über den Zeitpunkt Köpke a.a.O. p. 81. Wüstenfeld will es durch die Erhebung Adalberts erklären, daß in einer Urkunde des Bischofs Eberhard von Piacenza vom August 898 das zehnte Jahr BERENGARS gezäht wird. Sehr auffallend ist eine von BERENGAR am 15. Februar 898 zu Mailand auf Bitte des Erzbischofs Landulf ausgestellte Urkunde, die ein offenbarer Eingriff in die Rechte LAMBERTS zu sein scheint. Sollte sie mit Adalberts Plänen im Zusammenhang stehen? Daß das Verhältnis der beiden Könige zueinander gestört wurde, deutet der Panegyrist an.], ereilte ihn selbst in der Blüte seiner Jahre, auf der Höhe seiner Macht ein klägliches Ende.
    In Pavia wurde LUDWIG VON DER PROVENCE auf einer zahlreichen Versammlung der italienischen Fürsten, darunter des Markgrafen Adalbert von Tuscien am 12. Oktober zum König gewählt.
    Da selbst Verona, der eigentliche Sitz der Macht seines Gegners sich ihm ergeben hatte und dieser sich vollständig zurückziehen mußte, so überließ sich LUDWIG dort sorglos einer erträumten Sicherheit und verabschiedete den gröten Teil seiner Truppen. Diesen Augenblick benutzte BERENGAR, um unterstützt von dem Markgrafen Adalbert von Tuscien mit Mannschaften, die er namentlich aus Bayern an sich gezogen, den Kaiser in Verona zu überfallen.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 63,80,122,265-267, "Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962)"

    Die Beziehungen dieser Familie erhellen sich aber auch noch daraus, daß der Sohn Adelberts und Rotildes, Adalbert der Reiche von Tuszien, sich in Berta, einer Tochter Lothars II. und Witwe des Grafen Thiebald von Arles, seine Frau aus der Provence holte (E. Brandenburg, Nachkommen Karls des Großen Seite 3 und Seite 87). Mit Graf Berard war dazu ein weiteres Mitglied dieser Familie in der Provence tätig.
    Nachdem Kaiser LAMBERT am 15. Oktober 898 bei der Jagd in den Wäldern von Marengo tödlich verunglückt war und König BERENGAR nun endlich die Macht in ganz Ober- und Mittelitalien zufiel, da konnten sich die ehemaligen Anhänger WIDOS und LAMBERTS, wie es scheint, doch nicht so schnell mit der Herrschaft ihres bisherigen Gegners BERENGAR abfinden. Die wichtigsten ehemaligen Helfer WIDOS und LAMBERTS wie Graf Sigefred von Piacenza, Markgraf Adalbert von Ivrea (Sohn Anskars I.) und Markgraf Adalbert von Tuszien, dessen Mutter ja eine WIDONIN war, suchten nun, da ihre Macht bei einer eigenen Aktion derjenigen BERENGARS im Moment nicht gleich sein konnte, Anlehnung bei König LUDWIG VON DER PROVENCE. Führten diese Beziehungen der Großen somit zur Einladung König LUDWIGS VON DER PROVENCE, so daß dieser im Oktober 900 von einigen Grafen begleitet nach Italien ziehen und im Februar 901 in Rom sogar die Kaiserkrone erringen konnte, so waren es aber bald darauf dieselben Großen Italiens, die LUDWIG verließen und BERENGAR erneut ein Übergewicht verschafften, das zur Vertreibung LUDWIGS (902) ausreichte. Als jedoch 905 dem Markgrafen Adalbert von Tuszien, der Berta, die Tochter König Lothars II. von Lothringen und Witwe des Grafen Thiebald von Vienne, zur Frau genommen hatte und dadurch besonders enge Beziehungen nach der Provence haben mußte, die Herrschaft BERENGARS erneut lästig fiel, da geschah es wiederum, ut consulto eodem Adelberto marchione ceteri Italienses principes propter eundem Hulodoivum, ut adveniret, transmitterent. Und LUDWIG erschien noch einmal in Italien. Wie aber die rebellischen Grafen Hilfe in den alten Stammländern jenseits der Alpen suchten, so bediente sich auch BERENGAR diesmal wieder dieses Mittels. Er begab sich nach Bayern und brachte von dort Verstärkung mit. A PERENGARIO et Bauguaoriis wurde danach LUDWIG in Verona gefangengenommen und geblendet.
    Im März 897 war Pfalzgraf Amadeus als missus Kaiser LAMBERTS auf einer Inspektionsreise in Florenz und saß dort mit dem Markgrafen Adalbert von Tuszien zu Gericht.
    Bald darauf aber, als König LUDWIG VON DER PROVENCE in Italien erschien, war Sigifred von Piacenza neben dem Markgrafen Adalbert von Tuszien und dem Markgrafen Adalbert von Ivrea einer der ersten und eifrigsten von dessen Helfern. Bereits am 12. Oktober 900 war Sigefred bei LUDWIG in Pavia und intervenierte dort mit Adalbert von Tuszien und dem Grafen Adelelm von Valence für eine Bestätigung des Besitzes der Kirche von Arezzo.

    Riche Pierre: Seite 262,264,281, "Die Karolinger. Eine Familie formt Europa."

    Weiter im Süden verfügte eine Familie bayerischer Herkunft über die Markgrafschaft Tuszien: Adalbert I., Sohn des Grafen Bonifaz II. von Lucca, hatte eine Schwester des Markgrafen Lambert von Spoleto geheiratet; sein Sohn Adalbert II. mit dem Beinamen dives wurde Nachfolger.
    Der mächtigste Fürst Italiens war damals der Markgraf von Tuscien, Adalbert II. dives, der mit Lothars II. und Waldradas Tochter Bertha verheiratet war und sich deshalb als Verwandter der KAROLINGER fühlte. Er rief im Jahr 905 LUDWIG erneut nach Italien.
    Zusammen mit Alberich von Spoleto und Adalbert von Tuscien, aber auch mit Unterstützung der Byzantiner gelang es Johannes X., die Sarazenen aus ihrem Schlupfwinkel am Garigliano zu vertreiben (915).



    895/98 oo 2. Berta, illegitime Tochter des Königs Lothar II. 863 - 8.3.925


    Kinder:

    2. Ehe
    - Lambert Herzog von Lucca 897 - 958
    - Wido Markgraf von Tuszien 896 - 928/29
    - Ermengard 901-29.2.931
    915 oo Adalbert I. Markgraf von Ivrea - 923


    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 2,114 - Brunhofer, Ursula: Arduin von Ivrea. Untersuchungen zum letzten italienischen Königtum des Mittelalters. Arethousa Verlag Augsburg 1999 Seite 124,168 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 364,377,415,425,431,533 - Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite 63,80,100,103,105,122,128,148,166-168,247,265-267 - Hlawitschka Eduard: Stirps Regia. Forschungen zum Königtum und Führungsschichten im frühen Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze. Festgabe zu seinem 60. Geburtstag. Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris Seite 168,178,244,272 - Jahrbücher von Fulda. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1969 Seite 158,164 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 262,264,281 - SCHWABEN UND ITALIEN IM HOCHMITTELALTER. Vorträge und Forschungen Band LII Jan Thorbecke Verlag Stuttgart 2001 Seite 34,89 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 390 -

    Gestorben:
    (19.9.915 Lex.d.MA)

    Begraben:
    Kathedrale

    Adalbert heiratete von Lothringen, Berta in 895/898. Berta (Tochter von von Lothringen, Lothar II. und Waldrada) wurde geboren in 863; gestorben am 8 Mrz 925. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 3.  von Lothringen, Berta wurde geboren in 863 (Tochter von von Lothringen, Lothar II. und Waldrada); gestorben am 8 Mrz 925.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Arles (Grafschaft),Bouches-du-Rhône,Provence-Alpes-Côte d’Azur,Frankreich; Gräfin von Arles
    • Titel/Amt/Status: Tuszien,Italien; Markgräfin von Tuszien

    Notizen:

    Berta von Lotharingien
    Gräfin von Arles
    Markgräfin von Tuszien
    863-8.3.925
    Illegitime Tochter des Königs Lothar II. von Lotharingien von seiner Konkubine Walderada
    Bertha wurde 915 Regentin und besaß bis zuletzt großen Einfluß.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 168, "Die Widonen im Dukat von Spoleto" in Stirps Regia

    Widos Gemahlin Ita kann damit nicht eine Tochter Kaiser LOTHARS I. gewesen sein, wie man das noch vor etwa 25 Jahren zur Erklärung des rasanten Aufstegs der WIDONEN in Italien für höchstwahrscheinlich hielt. Ita kann übrigens auch schon deswegen keine Tochter LOTHARS I. gewesen sein, weil dann ihr Enkel, der Herzog Adalbert II. von Tuszien, in Berta, einer Tochter König Lothars II., eine zu nahe Verwandte gegen alle kirchlichen Ehegesetze der damaligen Zeit geehelicht haben müßte.

    Hlawitschka Eduard: Seite 29, "Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte"

    In der Nachkommenschaft Kaiser LOTHARS I. existierte, da Lothar II. und Waldradas Sohn Hugo 885 geblendet und regierungsunfähig gemacht worden war und die beiden damals erst wenige Jahre alten Söhne von Hugos Schwester Berta gleichfalls mit dem Makel Waldradas behaftet und für das Nachfolgeproblem nicht in Betracht zu ziehen waren, auch nur noch ein in Frage kommender Knabe: nämlich LUDWIG, ein Sohn des Usurpators Boso von der Provence und Irmingards.

    Kimpen Emil: Seite 40, "Zur Königsgenealogie der Karolinger- bis Stauferzeit"

    Beider Sohn Markgraf Adalbert II. der Reiche (+ um 915), der zweite Gatte von König Lothars II. Tochter Bertha (+ 925), ist urkundlich als "nepos" Kaiser WIDOS bezeugt und hatte zwei offensichtlich zu Ehren der gekrönten WIDONEN wie auch der Betonung eigener Thronansprüche benannte Söhne Wido und Lambert..

    Konecny Silvia: Seite 153, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Aber auch die Ehe Bertas, einer Tochter Lothars II., mit Theotbald von Arles, die vielleicht auf Betreiben von deren Bruder Hugo zustande kam, diente weitgehend adeliger Bündnispolitik [Theotbald zählte 883 zu den Verbündeten von Bertas Bruder Hugo, Regino, Chronicon a. 883; Seite 264.].

    Riche Pierre: Seite 264,266, "Die Karolinger. Eine Familie formt Europa."

    Der mächtigste Fürst Italiens war damals der Markgraf von Tuszien, Adalbert II. dives, der mit Lothars II. und Waldarads Tochter Bertha verheiratet war und sich deshalb als Verwandter der KAROLINGER fühlte. Er rief im Jahre 905 LUDWIG erneut nach Italien.
    Auch Hugo von Arles ließ sich von der italienischen Krone verlocken, besonders weil seine Mutter Bertha in zweiter Ehe Adalbert II. von Tuszien geheiratet hatte.

    Schieffer Rudolf: Seite 175, "Die Karolinger"

    Deshalb versuchten ihn Ludwig der Jüngere 881 durch eine Ausstattung mit mehreren Grafschaften und Abteien, darunter Lobbes, abzufinden, aber Hugo entzog sich dem Frieden bald wieder in der begründeten Voraussicht, für seine Ambitionen stets genügend bewaffnete Unterstützung in unzufriedenen Kreisen finden zu können. Durch die Heirat seiner Schwester Bertha mit dem Grafen Theotbald von Arles, der ihn auch militärisch unterstützte und ausgerechnet ein Neffe Theutbergas, der Nebenbuhlerin seiner Mutter Waldrada, war, schlug Hugo zudem eine familiäre Brücke zu den BOSONIDEN.


    1. oo Theotbald Graf von Arles - um 895

    895/98 2. oo Adalbert II. der Reiche Markgraf von Tuszien - 17.8.915


    Kinder:

    1. Ehe
    - Boso III. Graf von Arles 885 - 935
    - Theutberga
    oo Werner Graf von Troyes - 6.8.924
    - Hugo der Böse König von Italien 880-10.4.947

    2. Ehe
    - Lambert Herzog von Lucca 897 - 958
    - Wido Markgraf von Tuszien 896 - 928/29
    - Ermengard 901 - 29.2.931
    915 oo Adalbert I. Markgraf von Ivrea - 923


    Literatur:
    Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 450; Band II Seite 131,377 - Hlawitschka, Eduard: Die Widonen im Dukat von Spoleto. in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris, Seite 155-227 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 29 - Hlawitschka, Eduard: Waren die Kaiser Wido und Lambert Nachkommen Karls des Großen?, in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka, Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris, Seite 227-247 - Kimpen Emil: Zur Königsgenealogie der Karolinger- bis Stauferzeit. - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 153 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 264, 266 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 175,195 -

    Kinder:
    1. 1. von Tuszien, Lambert wurde geboren in 897; gestorben in 958.
    2. von Lucca, Wido wurde geboren in 896; gestorben in 929.
    3. von Lucca, Ermengard wurde geboren in 901; gestorben in Feb 931.


Generation: 3

  1. 6.  von Lothringen, Lothar II.von Lothringen, Lothar II. wurde geboren um 835 (Sohn von von Franken, Lothar I. und von Tours, Irmingard); gestorben am 8 Aug 869 in Piacenza,Piacenza,Emilia-Romagna,Italien; wurde beigesetzt in Piacenza,Piacenza,Emilia-Romagna,Italien.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 855-869; Franken-König

    Notizen:

    Neue Deutsche Biographie
    Lothar II.
    fränkischer König, * circa 835 wohl in Italien, † 8.8.869 Piacenza, ⚰ Sant'Antonino Piacenza.

    Für die Urenkel Karls d. Gr. hatte die Samtherrschaft in einem noch nicht verfestigten Teilungsgefüge des fränk. Großreiches noch ernstliche Geltung, aber als Gegengewichte zur Dynastie hatten Hochadel und Episkopat unter Ludwig d. Frommen und Lothar I. sehr an aktiver Bedeutung gewonnen. So haben politische Mitsprache des Adels und kirchliche „Normenkontrolle“ L.s Regierung und persönliches Schicksal entscheidend bestimmt.

    L. wird zu 841 beiläufig als parvulus erwähnt; im übrigen ist über seine Jugend und Erziehung nichts bekannt. Noch zu Lebzeiten des Vaters ging er die Verbindung mit Waldrada ein. Daß es sich um eine nicht vollgültige sog. Friedelehe handelte, ist ohnehin zu unterstellen und wird gesichert durch den Namen des Sohnes, offensichtlich des ersten Kindes, der sich Ende 861 erstmals bezeugt findet, aller Wahrscheinlichkeit nach aber bereits mehrere Jahre vorher geboren war: der Name Hugo begegnet nicht bei vollbürtigen karoling. Prinzen, wohl aber hieß so ein Friedelsohn Karls d. Gr.

    Mit der Erbteilung von Ende Sept. 855 fiel an L. der gesamte nördliche Raum des Mittelreiches von 843. Die Dreiteilung von 855 – Italien an den dort bereits seit 850 als Kaiser regierenden Ludwig II., die „Francia“ an L., die „Provincia“ an den jüngsten Sohn Karl – wurde innerhalb der Dynastie keineswegs widerspruchslos hingenommen. Ludwig II. verlangte einen Anteil an den fränk. Kernlanden des Reiches. Der junge|Karl dagegen scheint wegen Krankheit (Epilepsie) kaum regierungsfähig gewesen zu sein; ihn suchte L. von der Herrschaft auszuschließen und zum Eintritt in den geistlichen Stand zu bewegen. In dieser ungefestigten Situation war für jeden Teilherrscher der Rückhalt an den älteren Königen, d. h. den Brüdern Lothars I., und an den Großen seines Reichteils von beträchtlichem Gewicht. L. und seine Anhänger nahmen daher zunächst Kontakt mit dem Ostkönig Ludwig auf. In Frankfurt, also auf ostfränk. Boden und im Beisein Ludwigs, wurde L. wohl im Okt. 855 von den principes et optimates seines regnum zum König proklamiert. Auch von Salbung (und Krönung) ist die Rede, freilich ohne nähere Angaben. Die Zeremonie dürfte sich in Aachen abgespielt haben, wo L. Ende Nov./Anf. Dez. 855 bezeugt ist, und könnte sehr wohl von EB Gunther von Köln vollzogen worden sein, der alsbald dem Metzer EB Drogo († 8.12.855) als Erzkaplan L.s folgte. Noch im selben Jahre 855 schloß L. „mit Zustimmung und Willen seiner Getreuen“ (später ließ er erklären: unter Druck und Zwang) die Ehe mit Theutberga. Den Laienabt Hukbert von St. Maurice, der ihm seine Schwester übergab, bestellte er zum Amtsherzog zwischen (Schweizer) Jura und Alpen. L. hatte also, offenkundig aus politischen Rücksichten, seine Friedelehe durch eine rechtsförmliche sog. Muntehe mit einer Frau aus dem Hochadel seines Reichsteils ersetzt und seinen neuen Schwager mit einer politisch-militärischen Aufgabe betraut, die vermutlich der Absicherung gegen Italien dienen sollte. Diese Spannungen wurden jedoch vorerst beigelegt. In Orbe, inmitten von Hukberts Gebiet, kamen etwa im Herbst 856 Ludwig II., L. und Karl zusammen. Hier erzwangen die optimates aus dem Reichsteil Karls, daß diesem die Provence mitsamt dem Dukat von Lyon überlassen, die von Lothar I. verfügte Teilung also in Geltung blieb.

    L. gebot über einen ansehnlichen Länderkomplex zwischen Alpen und Nordsee, von der Schelde und der Maas bis zur Rheinlinie, d. h. über einen Kernraum der alten Francia. Er übernahm die Kanzlei seines Vaters; 36 von ihm ausgestellte Diplome sind im Wortlaut erhalten, 11 weitere aus späteren Spuren zu erschließen. Als bedeutsame Begegnung mit dem geistigen Leben verdient Erwähnung, daß der in Lüttich lehrende Ire Sedulius Scotus seinen Fürstenspiegel Liber de rectoribus christianis ca. 855/59 L. gewidmet hat. L.s regnum war als Teilreich im System der karoling. Samtherrschaft nicht minder lebensfähig als West- und Ostfranken auch, vorausgesetzt daß es hier wie dort zu dynastischer Kontinuität kam. Die Sorge um diese dynastische Erbfolge wurde für L. das alles bestimmende Leitthema, politisch und persönlich. An einer Kontinuität einvernehmlicher Samtherrschaft mußte ihm dabei besonders gelegen sein. Ähnlich wie sein Vater es gehalten hatte, traf er sich alsbald erneut mit Ludwig dem Deutschen (Febr. 857 in Koblenz) und mit Karl dem Kahlen (1.3.857 in St. Quentin).

    Seit 857 wird deutlich, daß L. von der Unfruchtbarkeit Theutbergas überzeugt war und sich von ihr zu lösen suchte. Die Hartnäckigkeit, mit der er auf eine Legalisierung seiner Verbindung mit Waldrada drängte, legt die Vermutung nahe, daß er von ihr bereits in diesen Jahren den Sohn Hugo hatte. Es wurde ein menschlicher, rechtlicher und politisch-kirchlicher Konflikt mit sehr grundsätzlichen Akzenten. L. versuchte es zunächst mit einer Verstoßung Theutbergas, was er jedoch nur bei einer schweren Schuld der Königin wagen konnte. Daher wurde die Behauptung verbreitet, Theutberga habe sich der Unzucht mit ihrem Bruder Hukbert schuldig gemacht. Das bedeutete den Bruch mit Hukbert. Ihn suchte L. Anfang 858 durch eine militärische Aktion auszuschalten, aber das Unternehmen schlug fehl, doch erwirkte L. einen Erbvertrag mit seinem provenzalischen Bruder Karl, dem er dafür freilich burgund. Alpenland abtrat. Dagegen zwang ihn der Widerspruch im eigenen Lande, seine Eheangelegenheit gerichtlich prüfen zu lassen. Dabei siegte Theutberga durch ihren Vertreter im Gottesurteil des siedenden Wassers; L. mußte sie wieder als Gattin und Königin anerkennen (ca. Mai-Juli 858).

    Diese Angelegenheit trat dann für einige Zeit hinter Problemen der karoling. Samtherrschaft zurück. L. leistete seinem Oheim Karl dem Kahlen im Sommer 858 Hilfe gegen die Normannen, aber Karls schwankende Herrschaft in seinem von innen und außen erschütterten Westreich, ja das ganze Teilungswerk von 843 schien einzustürzen, als eine Gruppe des westfränk. Adels Ludwig d. D., den Senior der Dynastie, zum Eingreifen aufforderte und der Ostkönig 858 tief nach Westfranken vorstieß. In dieser gefährlichen Situation, die sich durch den eiligen Rückzug Ludwigs (15.1.859) noch keineswegs bereinigte, wirkte L. als Vermittler. Er machte zwar zunächst Miene, sich auf die Seite Ludwigs zu schlagen, den er im Dez. 858 in der Pfalz Attigny aufsuchte, aber|schon im Febr. 859 traf er sich (in der Pfalz Arcis-le-Ponsart b. Reims?) wieder mit Karl. Unter seiner aktiven Förderung bemühten sich die Bischöfe des West- und des Mittelreiches um eine Wiederherstellung wenn nicht der Einheit, so doch der Einigkeit. Es bedurfte aber noch wiederholter Zusammenkünfte und langwieriger Verhandlungen: Synode in Metz am 28.5.859; Synode in Savonnières bei Toul in Anwesenheit L.s, Karls d. K. und Karls von der Provence am 14.6.859; Begegnung Ludwigs, Karls d. K. und L.s auf einer Rheininsel bei Andernach, wohl im Herbst 859. Bei einer abermaligen Zusammenkunft dieser drei Könige kam dann im Juni 860 der Friede von Koblenz zustande, der das Vertragswerk von 843 noch einmal sanktionierte.

    Um in diesem Ordnungsgefüge auch seinem eigenen Mittelreich Rang und Platz zu sichern, hatte L. unterdessen die Bemühungen um eine Neuregelung seiner Ehe wieder aufgenommen. Seinem Bruder Ludwig II., den er Ende 859 in Italien aufsuchte, trat er die „transjuranischen“ Gebiete Hukberts ab, um ihn als Verbündeten zu gewinnen und ihm den Kampf gegen Hukbert zu überlassen. (Der Kaiser vertraute diese Länder dem westfränk. Welfen Konrad an; im Kampf mit ihm fand Hukbert, der zunächst im Westreich Karls Aufnahme und Ausstattung gefunden hatte, 864 den Tod.) In der Meinung, sich innerhalb des regnum Francorum allseitig politisch abgesichert zu haben, wagte L. es, seinen Eheprozeß vor ein geistliches Forum zu bringen.

    Unter der Führung der Erzbischöfe Gunther von Köln und Theutgaud von Trier tagte im Jan. 860 eine Aachener Synode, dann im Februar am selben Ort eine erneute Synode und Reichsversammlung. Vor diesen Gremien legte Theutberga ein mündliches, dann gar schriftliches Geständnis ab, daß sie von ihrem Bruder vergewaltigt worden und der Ehe unwürdig sei. Das Urteil lautete auf Verweisung der Königin in ein Kloster; die Fortsetzung der Ehe wurde untersagt. Aber noch im selben Jahre wurde der Kampf um L.s Ehe zu einer gesamtfränk. und gesamtkirchlichen Angelegenheit. EB Hinkmar von Reims, der eine Teilnahme an der zweiten Aachener Synode abgelehnt hatte, äußerte sich in einer ausführlichen Denkschrift (De divortio Lotharii). Er behauptete nicht schlechthin die Unschuld Theutbergas, kritisierte aber aufs schärfste das Verfahren und verlangte geistliche Sanktionen auch gegen L. als Ehebrecher. Hinkmar, als Verfasser der Annales Bertiniani (ab 861) zugleich wichtigster Chronist dieses Geschehens, ist es überhaupt gewesen, der für die Nachwelt ein sehr negatives Bild von L. und erst recht von Waldrada vermittelt hat, das in jüngerer Zeit – nicht zum wenigsten dank dem Begriff der Friedelehe – doch differenzierter gesehen wird. Hinkmars rechtlich-moralischer Protest hatte im übrigen auch eine politische Note, denn er war der Ratgeber Karls d. K., dessen Verhältnis zu L. sich sehr abkühlte (zumal um eben diese Zeit seine Tochter Judith mit ihrem Entführer, dem Grafen Balduin I. von Flandern, in L.s Reich Aufnahme fand), der überdies territoriale Zukunftsaussichten vor sich sah, wenn L.s kinderlose Ehe gültig blieb. Der Konflikt flammte zu gesteigerter Schärfe auf, da Theutberga aus ihrer Klosterhaft nach Westfranken floh, ihr Geständnis als erpreßt widerrief und an den Papst Nikolaus I. appellierte.

    L., inzwischen formell mit Ludwig von Ostfranken verbündet, dem er eine Anwartschaft auf das Elsaß zugesagt hatte und den er, wohl Ende 861 – in Gesellschaft Waldradas und Hugos – im Vogesenkloster Remiremont traf, suchte die Gefahr durch eine eigene Botschaft an den Papst abzufangen. Als eifriger Vermittler in L.s Sache nach allen Seiten wird von jetzt an der Bischof Adventius von Metz sichtbar.

    Eine dritte Aachener Synode erklärte am 29.4.862 Theutbergas Ehe für ungültig und erlaubte dem König eine neue Vermählung. L. ließ dies durch eine Gesandtschaft dem Papst mitteilen und traf dann in Mainz wieder mit Ludwig zusammen. Es folgte am 3.11.862 eine erneute Begegnung der drei Könige in Savonnières mit Verlautbarungen einer – in Wirklichkeit sehr vom Mißtrauen überschatteten – gesamtherrschaftlichen Eintracht. Hier mußte L. die Forderung Karls und des Papstes nach einer gesamtfränkischen Synode entgegennehmen, doch scheint er – des Rückhaltes an seinem (seiber söhnelosen) Bruder Ludwig II. und eines Einvernehmens mit dem ostfränk. Ludwig sicher – die Gefahr gering eingeschätzt zu haben. Vielleicht schon im Sommer, spätestens aber Ende 862 feierte er Vermählung mit Waldrada und ließ sie zur Königin krönen. In einer Urkunde vom 18.5.863 wird sie als coniunx zusammen mit dem Sohn Hugo namentlich erwähnt. Es wird deutlich, daß L., unter Ausnutzung der fließenden Grenzen zwischen Muntehe und Friedelehe, mittlerweile beanspruchte, von seinem Vater rechtsgültig mit Waldrada vermählt worden zu sein, also von vornherein in vollgültiger Muntehe gelebt zu haben, so daß die Vermählung mit Theutberga ungültig gewesen sei. Dieser neue Anspruch dokumentiert sich mit aller Deutlichkeit in der Benennung seiner Töchter: Gisela, Berta und Irmingard waren charakteristische Namen karoling. Prinzessinnen und Königinnen.

    L. schien nunmehr Erfolg zu haben. Er kämpfte Anfang 863 gegen die Normannen am Niederrhein und einigte sich nach dem Tode des Bruders Karl (24.1.863) mit Ludwig II. über eine Teilung der Rhoneländer, die er bis zur Grenze der Provence, also mit Lyon und Vienne, für seinen Reichsteil gewann. Unterdessen hatte Nikolaus I. im Nov. 862 die Bischöfe Radoald von Porto und Johannes von Cervia als Legaten abgeordnet. Sie sollten auf einer fränk. Synode über L.s Ehefrage zu Gericht sitzen. Dieses Konzil trat im Juni 863 in Metz zusammen, aber es war wieder der Kreis von Bischöfen, die nach den Entscheidungen von 860 und 862 nicht mehr zurück konnten und wollten, und selbst die päpstlichen Legaten ließen sich für die These von der Rechtsgültigkeit der Ehe mit Waldrada gewinnen.

    Die überaus heftige Reaktion Nikolaus' I. Ende Okt. 863 auf einer röm. Synode ist das berühmteste Ereignis des ganzen Konfliktes. Nicht nur, daß er die Entscheidung von Metz kassierte: In einer bis dahin und noch auf lange unerhörten Konsequenz aus dem Jurisdiktionsprimat sprach er die Exkommunikation und Absetzung der Erzbischöfe Gunther von Köln und Theutgaud von Trier aus, die nach Rom gekommen waren, um die Metzer Entscheidung vom Papst bestätigen zu lassen. L. und seine Bischöfe – ihnen voran Adventius von Metz –, die ihre Position mittlerweile als moralisch unhaltbar empfinden mußten, fügten sich dem Spruch des Papstes. (Der fries. Normannen wußte sich L. unterdessen – wie so oft auch Karl d. K. – nur durch eine hohe Tributzahlung zu erwehren.) Nikolaus berief auf den 1.11.864 nach Rom ein Konzil ein, sicherlich um dort die Entscheidung über L.s Ehe und die Bestrafung der beiden Metropoliten zu sanktionieren, aber die Karolingerkönige ließen den Besuch dieser Synode durch ihre Bischöfe nicht zu. Von einvernehmlicher Samtherrschaft war jedoch nicht mehr viel übrig. Während L. sich auf einer Begegnung in Orbe des Rückhaltes an seinem Bruder Ludwig II. versicherte, stattete Karl d. K. Theutberga mit dem Kloster Avenay (bei Reims) aus und nahm Kontakt mit Ludwig d. D. auf. Beide schlossen im Febr. 865 in Tusey (bei Toul) ein Bündnis und richteten strenge Vermahnungen an L., für den damit neue Gefahren heraufzogen.

    Nikolaus I. gedachte durch eine neue Legation die Situation zu bereinigen, zugleich aber einem politischen Mißbrauch seiner Autorität vorzubeugen. Der Bischof Arsenius von Orte überbrachte an Ludwig und Karl die Mahnung, die Integrität der Reiche Ludwigs II. und L.s zu respektieren, an L. aber, unter Androhung der Exkommunikation, das strikte Gebot, Theutberga wieder aufzunehmen und sich von Waldrada zu trennen (Ende Juni/Anf. Juli 865). In der Tat stellte Arsenius den Frieden zwischen den Königen wieder her und führte Theutberga zurück, ohne aber auf einer Kirchenbuße L.s für seinen Ehebruch zu bestehen. Am 15.8.865 nahm das Königspaar in Gondreville (bei Toul) unter Krone an einer vom Legaten zelebrierten Messe teil. Sechs Grafen und sechs Vasallen verbürgten sich eidlich für Recht und Ehre der Königin. Waldrada sollte im Gefolge des Legaten nach Rom verbracht werden. Damit hatten päpstl. Autorität und strenges Eherecht formal gesiegt.

    L. aber resignierte keineswegs. Er hielt an der Verbindung mit Waldrada fest, die aus der Obhut des Legaten entwich, von Pavia aus über die Alpen zurückkehrte, vom Papst aber am 2.2.866 exkommuniziert wurde. L. hatte Gunther von Köln formell als Erzkaplan und Erzbischof fallen gelassen, aber am 15.1.866 stellte er ihm als dem gubernator et rector der Kölner Kirche eine Urkunde aus, in deren Gebetspassus – ohne Namensnennung – von der proles, also Hugo, nicht aber von der coniunx die Rede war. Zwei Tage darauf erhielt Theutberga – als dilectissima nostra, nicht als coniunx bezeichnet – eine ausgiebige Schenkung, die fraglos als Abfindung gedacht war, denn vom Bemühen, sich aus dieser Ehe zu lösen, ließ L. nicht ab. Er näherte sich wieder Karl d. K., den er 866 und 867 traf, besprach sich im Nov. 866 in Trier mit Bischöfen, um den Prozeß wieder aufzurollen, und wandte sich wiederholt an den Papst. Aber Nikolaus I. blieb unerbittlich.

    Die unabwendbaren politischen Konsequenzen blieben nicht aus, obwohl L. sich weiterhin um Kontakte nach Ost und West bemühte. Seinem Sohn Hugo übertrug er in Frankfurt 867 die Herzogsgewalt im Elsaß unter dem Schutz Ludwigs d. D. Aber Dreierbegegnungen, Ende 866 und Anfang 867 geplant, kamen nicht mehr zustande. Stattdessen vereinbarten Ludwig und Karl, wahrscheinlich im selben Jahre 867, in Metz eine künftige Teilung der Reiche „ihrer Neffen“ – denn auch das Erbe Ludwigs II. in Italien war offen. Ohne Zusammenhang mit diesen Problemen steht zu 867 eine Nachricht über eine – angeblich erfolgreiche – Heerfahrt gegen die Normannen; dieser steten Bedrohung (die allerdings mehr auf dem Westreich lastete) konnte L. nur mit vereinzelten Stößen entgegentreten.

    Auf Nikolaus I. folgte der nachgiebigere Hadrian II. (867–72). L. schöpfte neue Hoffnung. Er nahm Verbindung zum neuen Papst auf und schickte Theutberga nach Rom, wo sie, offenbar seelisch zermürbt, selber den Wunsch auf Annullierung ihrer Ehe vorbrachte. Hadrian II. lehnte dieses Ansuchen ab, aber auf Verwendung des Kaisers Ludwig II. löste er Waldrada aus der Exkommunikation (Febr. 868) und gewährte L. die – von Nikolaus verweigerte – Erlaubnis, selber in Rom seine Sache vorzutragen. L. versicherte sich durch neuerliche Begegnungen des Einvernehmens mit beiden Oheimen und erneuerte die Schenkung an Theutberga (24.11.868), wagte es aber schon, in einer Urkunde vom 22.1.869 Waldrada als dilectissima nobis erwähnen zu lassen und traf sich zunächst in Benevent mit seinem Bruder Ludwig II. Der Papst empfing ihn im Juli, zuerst in Montecassino, dann im Lateran, und ließ auch Gunther von Köln wieder zur Laienkommunion zu. Er ordnete eine erneute Untersuchung an, über deren Ergebnis eine römische Synode am 1.3.870 befinden sollte.

    Der rasche Tod L.s setzte allem ein Ende und sanktionierte die Entscheidung von 865. Waldrada zog sich nach Remiremont zurück, Theutberga vermutlich nach St. Glodesindis in Metz. In weiblicher Deszendenz hat es doch noch eine Dynastie L.s. gegeben. Seiner Tochter Berta Sohn aus erster Ehe, Hugo von Arles und Vienne, ließ sich 926 zum König in Italien ausrufen († 948); mit seinem Sohn Lothar, dem ersten Gemahl der späteren Kaiserin Adelheid, erlosch 950 diese Linie. – L.s und Waldradas Sohn Hugo aber war ein Illegitimus ohne Erbrecht geblieben. Sein 880 einsetzender Versuch, das Reich des Vaters zu erkämpfen, endete 895 mit seiner Gefangennahme und Blendung. Aber auch über die Erbansprüche Ludwigs II. setzten sich die Oheime hinweg. Das regnum Lotharii wurde nach mancherlei Wechselfällen endgültig 925 dem Ostfränkisch-Deutschen Reich angegliedert. An diesen Ländern zwischen Rhein und Scheide aber blieb der Name L.s haften: Lotharicum regnum, Lotharingia, Lotharienses begegnen seit dem späten 9. und vollends seit dem 10. Jh. als gängige Bezeichnungen; auf den Süden reduziert, lebt der Landschaftsname „Lothringen“ bis heute fort.



    Name:
    nach ihm ist Lothringen benannt

    Begraben:
    im Kloster Sant'Antonino Piacenza

    Lothar heiratete Waldrada. Waldrada gestorben nach 869. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 7.  Waldrada gestorben nach 869.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Frankenkönigin

    Notizen:

    Waldrada Frankenkönigin
    - 9.4. nach 869

    Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 1958

    Waldrada, fränkische Königin
    + 9. April nach 869

    Vermutlich aus adliger Familie des Maas-Mosel-Raums stammend, war Waldrada König Lothar II. als Friedelfrau verbunden, bis dieser 855 eine vollgültige Ehe mit Theutberga einging. Die Versuche Lothars zur Lösung des kinderlos bleibenden Muntehe seit 857 sollten die Verbindung mit Waldrada und die daraus hervorgegangenen Nachkommen (neben dem Sohn Hugo drei Töchter Berta, Gisela, Irmingard) legitimieren. 862 ließ Lothar Waldrada zur Königin krönen, erreichte 863 in Metz die Zustimmung einer Synode zur Scheidung von Theutberga, scheiterte aber letztlich am Widerstand des westfränkischen Episkopats unter Erzbischof Hinkmar von Reims (MGH Conc. 4, Suppl. 1) wie vor allem Papst Nikolaus' I. Dieser verwarf 863 auf einer Lateransynode die Scheidung, suspendierte Lothars Helfer im lotharingischen Eüpiskopat und erzwang 865 die Wiederaufnahme Theutbergas bei Hof. Die Exkommunikation Waldradas von 866 wurde zwar von Papst Hadrian II. zurückgenommen, doch blieben alle Versuche zur Revision der päpstlichen Haltung ergebnislos. Das "erbenlose" Lotharingien fiel nach Lothars Tod 869 seinen Onkeln KARL II. und Ludwig II. zu. Waldrada zog sich ins Kloster Remiremont zurück.

    Literatur:
    Dümmler 2² - K. Schmid, Ein karol. Kg.seintrag im Gedenkbuch von Remiremont, FMASt 2, 1968, 6-134 - S. Konecny, Die Frauen des karol. Kg.shauses, 1976, 103-117 - T. Bauer, Rechtl. Implikationen des Ehestreites Lothars II., ZRGKanAbt III, 1994, 41-87 -

    Werner Karl Ferdinand: Seite 450, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    IV. Generation 10

    Die oft vermutete Zugehörigkeit der Waldrada zum Hause der ETICHONEN ist von F. Vollmer, in: Tellenbach, Studien und Vorarbeiten 176, Anmerkung 291 mit beachtenswerten Argumenten angezweifelt worden. Dagegen ist an ihrer äußerst vornehmen Abkunft nicht zu zweifeln. Man wird dabei an die Familie des von Fleckenstein, ebd. 17 mit Erbbesitz im Seillegau, Calmenz-(Chaumontois), Blies- und Rosselgau und im Gau Charpeigne nachgewiesenen Abtes Fulbert von St-Denis zu denken haben, in der der Name Walderada und der männliche Leitname Bonifacius begegnet, dessen Vorkommen im Frankenreich von einem frühen merowingischen dux im Elsaß (Vollmer a.a.O., und H. Büttner, Geschichte des Elsaß 1, 1939) bis zum Haus des gleichnamigen Markgrafen von Tuscien im 9. Jahrhundert reicht.
    Waldrada war die Friedelfrau Lothars II., der jahrelang versuchte, sich von seiner Gemahlin Teutberga zu trennen, um Waldrada heiraten zu können. Nach dem Tode Lothars zog sie sich in das hochadelige Stift Remiremont in den Vogesen zurück.

    Schieffer Rudolf: Seite 153,159,161, "Die Karolinger"

    Offenbar der Festigung seiner Position nach Süden hin diente auch der folgenschwere Entschluß des jungen Königs, anstelle seiner bestehenden Friedelehe mit Waldrada (wohl aus moselländischem Adel) eine rechtsförmliche Muntehe mit Theutberga, der Schwester des Abtes Hukbert von Saint-Maurice d'Agaune aus dem Hause der BOSONIDEN und wichtigsten Machthaber zwischen Jura und Alpen, einzugehen.
    Lothar II. zeigte sich bereits 857 seiner von den politischen Umständen diktierten Ehe mit Theutberga überdüssig und strebte nach Legalisierung der älteren Verbindung mit Waldrada, von der er mit der Zeit wenigstens vier Kinder, darunter wohl damals schon einen Sohn namens Hugo, hatte.
    Gelassen empfing Lothar mit seinen Bischöfen im Juni 863 die päpstlichen Abgesandten, die sich auf einer Synode in Metz, angeblich durch Bestechung, von der neuen Argumentation überzeugen ließen, Waldrada sei von Anfang an rechtsgültig mit Lothar vermählt gewesen und Theutbergas Ehe daher nichtig.

    Wenskus Reinhard: 1976, „Sächsischer Stammesadel und fränkischer Reichsadel“

    Waldrada, die Friedelfrau Lothars II., und die Hildebrandsage

    Als Lothar II. gestorben war (869), zog sich die Friedelfrau Waldrada, um die er so lange gekämpft hatte, in das hochadelige Stift Remiremont in den Vogesen zurück. Da uns das zeitgenössische Gedenkbuch von Remiremont erhalten ist, konnte K. Schmid in einem Exkurs neue Aufschlüsse aus einer Reihe von Gedenkeinträgen über die bisher praktisch unbekannte Verwandtschaft dieser Dame erarbeiten. Diese Ergebnisse lassen sich von unserem Ansatz aus weiter ausbauen.
    Der Name Waldrat war uns als der einer Frau Erpholds, des Sohnes von Radulf, und der Adrians, des Sohnes des Bayern-Präfekten Gerold, begegnet, wobei die zweite vielleicht die Tochter der ersten war. Schon die Tatsache, dass der für uns wichtigste Eintrag von einer Hand stammt, die in einem Königseintrag auf einer radierten Stelle den Namen Gerolt einfügte und vor Uualdrada die Bezeichnung domna vorsetzte, läßt die Richtung ahnen, in der wir suchen müssen. Der angeführte wichtigste Eintrag enthält folgende Namen:
    Domna Irmingart - Hugoni - domna Uualdrada - Gisla - Berta - Irmingart - Engobrant - Uuandelbert - Trudgarius - Emilde com. - Leutbrant - Alpcarius - Gontberga - Berta - Aua - Irmingart - Geila - Elaria - Milo - Gerolt - Rodthilt - Euuangelia - Oda - Adelsinda - Engilberta - Gontlind - Teutlindis - Rotrudis - Angela - Rainlindis - Norbalt - Odelbalt - Teugarius - Erlebalt - Uuinibalt.
    Davon hat K. Schmid Hugo, Gisla, Berta und die zweite Irmingart als Kinder Waldradas identifiziert. Die an erster Stelle genannte domna Irmingart kann sowohl die Mutter LOTHARS I. wie die Lothars II. sein. Aber auch die Gemahlin eines Radulf hieß so. Der seltene Name Teugarius im Eintrag weist in die gleiche Richtung. Ein älterer Teuger war Neffe Radulfs, wahrscheinlich Sohn seiner Schwester. Das gleiche gilt für den Alpcarius des Eintrags. Er kann mit Albger verglichen werden, dem Bruder eines jüngeren Radulf und eines Werinher, für den diese 792 in Seckenheim tradieren. Dass der Name Gerolt, den wir in diesem Eintrag finden, eng mit Uualdrada zusammenhängt, zeigt schon die Einfügung in 43 I. Der Name Radulf selbst findet sich zwar nicht in diesem Eintrag, jedoch in einem anderen, der sich mit ihm zum Teil überschneidet. In einem weiteren Eintrag aus der Reichenau finden wir dann allein Ratoldus eps. (Bischof Ratold von Straßburg von 840-874).
    Hlotharius rex (Lothar II.), Uualdrada, Hug (Sohn Lothars und Waldradas), Ingrammus (so hieß der Vater Irmingards, der ersten Frau LUDWIGS DES FROMMEN, der hier wohl nicht gemeint ist, sondern ein jüngerer verwandter Namensvetter). Einen älteren Hradolt finden wir nun 807 als Tradenten in Nüdlingen (Kreis Bad Kissingen), wo gleichzeitig auch eine Uuahsunt mit ihrem Sohn Erbeo und vier Jahre später Leidrat, der Sohn Radulfs, genannt werden. Gerade der Reichenauer Eintrag, der nur die nächsten Verwandten benennt, scheint hier besonders aufschlußreich zu sein. Aber auch die Gesamtheit des Namensmaterials läßt nicht verkennen, dass hier eine Verwandtschaft zwischen Walderada und der Familie Radulfs vorliegt.
    Dies wird noch deutlicher, wenn wir die Tradition einer Waldrat, die möglicherweise sogar mit der Friedelfrau Lothars II. identisch ist, in mehreren thüringischen Orten genauer betrachten. Neben Zimmern (Kreis Langensalza), wo wir mit Radulfs Sohn Erphold vergesellt fanden, gehört auch Ramuoltestat (Rannstedt) zu den Orten, wo sie tradiert. Der Ortsname enthält den Personennamen Ramuolt, den wir schon in agilolfingischen Zusammenhängen mehrfach antrafen. Dass dies kein Zufall ist, zeigt der Umstand, dass Waltrat in Bechstedt neben einem Ramuolt begütert war. Am auffälligsten ist jedoch, dass Waltrat Erbin in Hamarestete (Hammerstedt bei Weimar) war, enthält dieser Ortsname doch den Namen Chamars, des Vaters des thüringischen dux Radulf. Dies zeigt noch einmal deutlich den Strom der Überlieferung von diesem Thüringerherzog hin zur Familie des gleichnamigen Schwiegervaters KARLS DES GROSSEN. Aber auch der letzte der fünf Orte, an denen Waltrat Besitz hatte, in "Zugestat" (oder "Zutestat") ist für uns von Belang, wenn wir ihn auch nicht lokalisieren können. Hier finden wir unter den Tradenten auch einen Liutbrand, der wie Erphold und Waldrat auch wieder in Zimmern schenkt und mit Erphold auch in Gottern (Kr. Langensalza) vergesellt war.
    Gerade dieser Liutbrand spielt aber auch in den von K. Schmid interpretierten Gedenkeinträgen eine besondere Rolle. Nicht weniger als drei Einträge der Verwandten Waldradas enthalten seinen Namen. Dabei ist er zweimal mit Engobrant/Ingobrant zusammen genannt. Diesen Namen behandelt nun E. Schröder ausführlich in einer Untersuchung über "Die nordthumbrische Königsgenealogie", in der er zusammen mit dem Namen seines Vaters Waegbrand vorkommt. Diese Namen sind insofern von besonderer Bedeutung, als sie die einzigen -brand-Namen in der ganzen angelsächsischen Überlieferung darstellen. E. Schröder irrt nur darin, dass Waegbrand überhaupt als Name allein steht. Ein zweiter Wagbrant wird als Tradent in Straußfurt (südwestlich Weißensee), das heißt im pagus Engilin in Thüringen genannt, den wir schon als Zentrum der angelsäschsischen Tradition im LIUDOLFINGER-Kapitel mehrfach berühren mußten.
    Kehren wir nun in unser Gedenkbuch von Remiremont zurück, wundern wir uns nicht mehr, dort in einem Eintrag die Reihe ... Radulfo, Uuarinno, Tiutgario, Heribrando, Ingela, Geruuardo... zu finden. Auch die Anstruda, die etwas später in dieser Reihe erscheint, paßt ins Bild. Aber der merkwürdigste Name des eingangs erwähnten Waldrada-Eintrags 41 15 ist doch die vor Leutbrant (= Liutbrand) genannte Emilda com. Wir haben oben jene Gräfin Emhildis kennengelernt, die als Frau oder Tochter des fränkischen Grafen Ricdag das Kloster Meschede gründete und in der Überlieferung dieses Klosters als filia regis Franciae galt. Wenn hier in Remiremont unter den Verwandten der Friedelfrau Lothars II. ebenfalls eine Gräfin dieses Namens genannt wird, die auch den gleichen Namen wie die Verwandte, vielleicht Schwester der Fastrada, der Gemahlin KARLS DES GROSSEN und Tochter Radulfs, hatte, ist die Vermutung gerechtfertigt, dass diese Überlieferungen einen echten Kern haben. Von hier aus ergibt sich dann aber wieder eine Verbindung zwischen Radulf und den LIUDOLFINGERN, denn Ricdag und Herzog Liudolf waren sicher verschwägert, wie folgende Zeugenlisten zeigen:
    1. in der Tradition Bunicos, des Bruders Ricdags:Ludolfus comnes, Adalgerus, Rycdag, Osdag, Wicger et alii quattour.
    2. in der Tradition des Liudolfus comes pro filio suo Tancmaro: Adalgerus, Bunico, Osdag, Ricdag et alii V.

    Auch dieser gesamte Überlieferungskomplex bestätigt also unsere Auffassung von der Herkunft der LIUDOLFINGER.

    Hlawitschka Eduard: Seite 17-19, "Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte"

    Lothar II. hatte noch zu Lebzeiten seines Vaters mit einer virgo nobilis namens Waldrada eine Friedelehe geschlossen, das heißt Waldrada hatt sich ihm freiwillig verbunden und war nicht in seine Munt übergeben worden. Bald nach seines Vaters Tode war Lothar II. noch eine Muntehe mit einer edlen Dame aus dem Geschlecht der BOSONIDEN, Theutberga, eingegangen; diese blieb aber, wie er wohl schon 857 erkennen mußte, kinderlos [Die Frage der Unfruchtbarkeit Theutbergas muß - trotz oftmals geäußerter gegenteiliger Ansicht - gleich 857 eine Rolle gespielt haben. Inzest mit ihrem Bruder und Abtreibung (mit Folge der dauernden Unfruchtbarkeit) war doch damals schon der Anklagepunkt; vgl. E. Dümmler, Gesch. d. ostfränk. Reiches II² Seite 6f, besonders Seite 7 mit Anmerkung 1.]. Politische Spannungen mit Theutbergas Bruder Hucbert kamen hinzu. Sein Bemühen war fortan, die Scheidung von Theutberga und die Erhebung der Friedelehe mit Waldrada zur rechtsgültigen Muntehe zu erwirken - samt aller kirchlichen und weltlichen Folgen für seinen und Waldradas Sohn Hugo. Die Frage der Vollbürtigkeit und Erbberechtigung Hugos - auch hinsichtlich der väterlichen Herrschaft - war nunmehr das Kardinalproblem, an dessen Lösung die Weiterexistenz des regnum Lotharii sich entschied. Diesem Bemühen Lothars II. war kein Erfolg beschieden.

    Konecny Silvia: Seite 103-117, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert"

    Lothar hielt KARLS Angriffe für schwerwiegend genug um 862 neuerlich eine Synode einzuberufen, die sich mit seiner Ehe befassen sollte. Er selbst war wohl zuvor die Verbindung mit Waldrada eingegangen. Ob dies schon vor seiner Ehe mit Teutberga der Fall wwar, wie auf der Synode von Metz im Jahre 863 behauptet wurde, muß dahingestellt bleiben. Wahrscheinlicher wäre, daß Lothar erst nach Verstoßung Teutbergas die Verbindung mit einer anderen Sippe seines Reiches suchte und Waldrada heiratete.Für letzteres spräche auch das mutmaßliche Datum der Geburt von deren Sohn Hugo. Eine genaue Kenntnis der Sippe Waldradas würde manches erklären. Waldradas Herkunft ist indes umstritten. Die Synode des Jahres 862, die im April in Aachen zusammentrat, strebte erstmals eine Nichtigkeitserklärung der Ehe mit Teutberga an. In einem Brief erbat Lothar schließlich die Bestätigung des Urteils der Synode durch den Papst und dessen Zustimmung zu einer Ehe mit Waldrada. Ernst war es dem König damit wohl nicht, denn ohne die päpstliche Entscheidung abzuwarten, machte er noch 862 Waldrada zur Königin.
    Arsenius reiste 865 in päpstlichem Auftrag zu KARL DEM KAHLEN, nahm von diesem Teutberga in Empfang und führte sie Lothar als Gattin zu. Waldrada aber nahm er auf seine Rückreise mit nach Rom. Auf dem Weg nach Rom kehrte Waldrada jedoch um und kam zu Lothar II. zurück. Zwischen Lothar II. und Teutberga kam nun ein gewisses Einvernehmen zustande. Die Königin betrieb 867 selbst ihre Scheidung bei Nikolaus I., später auch bei Hadrian II. Vielleicht als Gegenleistung hatte Lothar die Versorgung Teutbergas sichergestellt.
    Allerdings scheint Waldrada nach ihrer Rückkehr nicht gleich an den Königshof gekommen zu sein. Vielleicht vermied Lothares zu diesem Zeitpunkt noch, sich festzulegen. Möglicherweise erhoffte er aber auch tatsächlich einen Nachkommen von Teutberga, den er zunächst wegen der Opposition Hukberts nicht gewollt hatte.

    Mühlbacher Engelbert: Band II Seite 304, "Deutsche Geschichte unter den Karolingern"

    Auch Waldrada nahm den Schleier, sie beschloß ihr Leben im Kloster Remiremont in den Vogesen. Was ihr doch versagt blieb, der blendende Glanz einer Königskrone, war einem ihrer Nachkommen gegönnt: ihr Enkel Hugo erwarb sich die italienische Königskrone und die Gemahlin ihres Urenkels Lothar war jene Adelheid, die OTTO I. zu sich auf den Kaiserthron erhob, die Mutter OTTOS II.


    oo Lothar II. Frankenkönig 825 - 8.8.869


    Kinder:

    - Hugo Herzog im Elsaß 855/60- nach 900
    - Gisela Äbtissin von Nivelles und Fosses 860/65-26.10./12.5.907
    882 oo Gottfried Herzog von Friesland - Mai 885 ermordet
    - Berta 863-8.3.925
    1. oo Theotbald Graf von Arles - 887/895
    2. oo Adalbert Markgraf von Tuszien - 17.8.915
    - Ermengard Nonne


    Literatur:
    Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 216 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 17,19,22, 27-31,42 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I 79,446,449,476-478,487,571,575-579,596,598,600-603,611-614,667-669,673,679, 681,683,685,688 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 59 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seite 162 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 17-19, 22,27,29,49,151,166,231,237,240 - Hlawitschka Eduard: Studien zur Äbtissinnenreihe von Remiremont. Buchdruckerei und Verlag Karl Funk, Saarbrücken 1963, Seite 15 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 103-117 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion, Band II Seite 304 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 214,223 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 153,159,161,172,176,180,195 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 442 -

    Gestorben:
    9.4.

    Kinder:
    1. von Lothringen, Hugo wurde geboren in 855/860; gestorben nach 900 in Prüm [54595],Bitburg-Prüm,Rheinland-Pfalz,Deutschland.
    2. von Lothringen, Gisela wurde geboren in 860/865; gestorben in 907.
    3. 3. von Lothringen, Berta wurde geboren in 863; gestorben am 8 Mrz 925.
    4. von Lothringen, Ermengard gestorben nach 895/898.


Generation: 4

  1. 12.  von Franken, Lothar I.von Franken, Lothar I. wurde geboren in 795 (Sohn von von Franken, Ludwig I. und Irmingard); gestorben am 29 Sep 855 in Prüm [54595],Bitburg-Prüm,Rheinland-Pfalz,Deutschland; wurde beigesetzt in Prüm [54595],Bitburg-Prüm,Rheinland-Pfalz,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: fränkischer König
    • Titel/Amt/Status: römischer Kaiser

    Notizen:

    LOTHAR I. König von Italien (823-855)
    römischer Kaiser seit Ostern 823
    795-29.9.855 Kloster Prüm Begraben: Kloster Prüm
    Ältester Sohn des Kaisers LUDWIG I. DER FROMME aus seiner 2. Ehe mit der Irmingard, Tochter von Graf Ingram

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 2123, LOTHAR I., Kaiser, fränkischer König

    * 795 + 29. September 855 Begraben: Kloster Prüm
    oo Irmingard seit 821 (+ 851)

    Der älteste Sohn LUDWIGS DES FROMMEN, seit 814 Unter-König von Bayern, wurde 817 in Aachen zum Mit-Kaiser gekrönt und war nach der dort beschlossenen‚ Ordinatio imperii‘ als Kaiser und Nachfolger des Vaters vorgesehen, unter dessen Oberhoheit die Brüder (Ludwig der Deutsche, Pippin von Aquitanien) stehen sollten. Die Folgezeit (822-825) verbrachte LOTHAR I. als Regent in Italien (Kaiserkrönung Ostern 823). Bei der Erhebung der Söhne gegen Kaiser LUDWIG von 830 als Reaktion gegen die Ausstattung des nachgeborenen Sohnes KARL DES KAHLEN von LUDWIGS zweiter Gemahlin Judithnotwendig gewordene Neuregelung der Reichsteilung spielte der am meisten Betroffene LOTHAR die führende Rolle und wurde anschließend weitgehend entmachtet. Bei der zweiten ebenfalls von LOTHAR I. angeführten Empörung der drei älteren Söhne (833) trat LOTHAR I., im Bund mit dem Papst, als Verfechter der Einheitsidee auf. Nach LUDWIGS Wiedereinsetzung verharrte LOTHAR I. im Widerstand und hielt an seinem kaiserlichen Alleinvertretungsanspruch fest, war aber faktisch bereits auf Italien beschränkt, das er kaum mehr verließ. Erst 839 kam es zur Aussöhnung zwischen LOTHAR und KARL. In den nach LUDWIGS Tod offen ausbrechenden Brüderkriegen mit wechselnden Parteiungen stand der zunächst erfolgreiche LOTHAR, der alle Rechte aus der Ordinatio imperii beanspruchte, zuletzt gegen Ludwig und KARL; in der Schlacht von Fontenay (25. Juni 841) unterlag er den Brüdern. Der nach vielen Verhandlungen geschlossene Vertrag von Verdun (August 843) wurde zur Grundlage der künftigen territorialen Entwicklung. LOTHAR I. erhielt das Kaisertum und die Herrschaft über das 'Mittelreich', das sich von der Nordsee bis nach Italien erstreckte, er übte aber keine Oberhoheit über die Teilreiche der Brüder im O und W aus. Auf den sogenannten Frankentagen der karolingischen Könige - LOTHAR I. nahm seit 840 an 21 Königstreffen teil - stand die Idee der Eintracht und der ideellen Reichseinheit bereits neben Tendenzen zur Ausgestaltung zwischenstaatlicher Beziehungen. Das auf den ersten Blick unförmige und als "künstliches Gebilde ohne innere Einheit" (Mühlbacher) bezeichnete Teilreich LOTHARS war tatsächlich das Ergebnis vorangegangener Teilungspläne, umfaßte die karolingischen Kerngebiete mit Aachen als Mittelpunkt und war keineswegs von vornherein zum Scheitern verurteilt, wie oft behauptet worden ist, es wurde aber durch äußere Bedrohungen erschüttert. Während Friesland seit 845 durch jährliche Normanneneinfälle erschüttert wurde - im Zuge der Brüderkämpfe hatte LOTHAR I. 841 der Herrschaft der normannischen Brüder Harald und Rorik über die Insel Walcheren zugestimmt (850 Ansiedlung Roriks in Dorestad) -, wurde Italien, das LOTHAR I. nach 840 nicht mehr betrat, von den Sarazenen heimgesucht. LOTHARS ältester Sohn LUDWIG II. übernahm die Regentschaft in Italien, wurde 844 zum König der Langobarden und Ostern 850 zum Mit-Kaiser gekrönt. LOTHAR I., der sich auf zuverlässige Bischöfe (Drogo von Metz als Erzkaplan) und Grafen (Adalhard, Matfrid) stützen konnte, beschränkte sein Itenerat, in dem Aachen Residenzcharakter gewann, auf wenige lothringischen Pfalzen. Letztlich ist es ihm weder gelungen, seinen Vorrangsanspruch unter den Königen durchzusetzen noch das Mittelreich zu stabilisieren. Eine hofnahe Geschichtsschreibung entstand hier, anders als im W und O, nicht, von daher sind die Nachrichten über LOTHAR I. aber auch negativ verzerrt. Am Ende seiner Regierungszeit teilte er, zeit seines Lebens Verfechter der Einheitsidee sein Reich zur Sicherung gegen Ansprüche seiner Brüder unter seine Söhne LUDWIG (Italien), Lothar II. (Norden) und Karl (Provence) und trat in das Kloster Prüm ein, wo er sechs Tage später verstarb.

    Quellen:
    MGH DD Karol. III, ed. Th. Schieffer, 1966 -

    Literatur:
    R. Parisot, Le royaume de Lorraine sous les Carolingiens, 1899, 843-923 - R. Schneider, Brüdergemeine und Schwurfreundschaft, 1964 - E. Hlawitschka, Lotharingien und das Reich an der Schwelle der dt. Gesch, 1968, 10ff. - W. Köhler F. Mütherich, Die karol. Miniaturen, IV: Die Hofschule Ks. L.s, 1971 - H. Tiefenbach, Stud. zu Wörtern volkssprachiger Herkunft in karol. Kg.surkk. Ein Beitr. zum Wortschatz der Diplome L.s I. und Lothars II., 1973 - E. Boshof, Lotharingien - Lothringen: Vom Teilreich zum Hzm. (Zw. Gallia und Francia, Frankreich und Dtl., hg. A, Heit, 1987), 129ff. - B. Schneidmüller, Regnum und Ducatus, RhVjbll 51, 1987, 81-114 - E. Boshof, Einheitsidee und Teilungsprinzip in der Regierungszeit Ludwigs d. Fr. (Chalemagne's Heir...., hg. P. Godman-R. Collins, 1990), 161-189 - J. Jarnut, Ludwig d. Fr., L. I. und das regnum Italiae, ebd., 349-362 - W. Kienast, Die frk. Vasallität, 1990, 211ff. -

    Althoff Gerd: Seite 370, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    K 36
    Me: 29.9.Lotharius imp(erator) et monachus + 855 Kaiser Lothar I.
    (Es.) Die KAROLINGER-Könige im Merseburger Necrolog wurden beim Beginn des ottonischen Gedenkens aus älteren Vorlagen übernommen; siehe dazu wie bei K 22
    Vgl. allgemein Biographisches Wörterbuch 2, Spalte 1691; FW K 13.
    LOTHAR trat 855 in das Kloster Prüm ein, daher die Bezeichnung monachus.
    vgl. BM ² Nr. 1177b.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 446, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"
    III. Generation
    10

    LOTHARS Geburtsjahr ist durch das Epitaph (his tricenos ... attigitz ... annos, nicht etwa allgemein "sexagenarius") gesichert. Die Hochzeit mit Ermengard (über die Familie ihres Vaters, das Haus der ETICHONEN, vgl. F. Vollmer, in Tellenbach; Stud. 137-184) ist nicht genau auf 821 X 15 datiert (so Brandenburg); sie fand vielmehr auf einem Hoftag in Diedenhofen statt, die seinerseits von den Reichsannalen medio mense im Oktober 821 datiert wird.
    Brandenburg erwähnt die Freilassungsurkunde LOTHARS I. für seine Konkubine Doda (851 IV 19, D 113 der Ausgabe von Th. Schieffer, MGH., BM² 1144) und eine weitere Urkunde (BM² 1172, ed. Schieffer nr. 138). In ihr trittDoda, die Mutter von LOTHARS unehelichem Sohn Karlmann, 855 VII 9 als Intervenientin auf, lebte also noch kurz vor dem Eintritt LOTHARS ins Kloster in der Nähe des Kaisers, der sie femina nostra nennt! Das wird bei Brandenburg nicht deutlich, da er versehentlich als Terminus post von Dodas Tod "852 9. VII." statt 855 druckt. Auch fehlt auf der Tafel die zweite Konkubine LOTHARS, die er sich ebenfalls aus der Krondomäne nahm (Ann. Bert. 853, ed. Grat 67).
    Der Beschluß über die Reichsordnung in Aachen (Ordinatio imperii) 817 ernannte LOTHAR I. zum Nachfolger und Mitkaiser und sicherte ihm nach LUDWIGS Tode die Oberherrschaft über seine Brüder. 823 wurde LOTHAR, zum Regenten von Italien bestellt, zum Kaiser gekrönt. Nach der Absetzung LUDWIGS DES FROMMEN 833 auf dem Lügenfeld bei Kolmar übernahm LOTHAR die Regierung. 834 empörten sich seine Brüder Pippin und Ludwig der Deutsche und LOTHAR mußte sich unterwerfen. Sein Vater wurde wieder als Kaiser anerkannt; LOTHARS Gebiet blieb auf Italien beschränkt. Nach LUDWIGS Tode (+ 20.6. 840) stellten sich KARL und Ludwig der Deutsche gegen LOTHAR I., der entsprechend der Ordinatio imperii die volle Kaisergewalt forderte. Am 25.6.841 wurde LOTHAR durch seine Brüder in der Schlacht bei Fontenoy (südwestlich von Auxerre) entscheidend besiegt. Im Vertrag von Verdun (August 843) erhielt LOTHAR Italien und den langgestreckten mittleren Teil des Reiches, der sich über Burgund und Lothringen bis nach Friesland erstreckte. Auf die Oberhoheit über seine Brüder mußte er verzichten, sie regierten mit ihm gleichberechtigt. Zwölf Jahre lang verwaltete LOTHAR diesen langgestreckten Staat, der im Norden von den Wikingern und im Süden von den Arabern bedroht wurde. Danach dankte der Monarch, der von den ununterbrochenen Kämpfen erschöpft war, zugunsten seines Sohnes LUDWIG II. ab und zog sich ins Kloster Prüm im Rheinland zurück, wo er bald darauf starb.

    Schieffer Rudolf:, "Die Karolinger"

    Auf der Aachener Reichsversammlung (Juli 817) wurde LOTHAR I. von seinem Vater die Kaiserwürde zugesprochen und nach Akklamation durch die Großen wiederum ohne geistliche Vermittlung von ihm zum Kaiser gekrönt. Ganz im Sinne der allseits beschworenen Hausordnung wurde dem Junior-Kaiser LOTHAR ein Jahr nach seiner Heirat Italien als Bereich eigener Zuständigkeit zugewiesen, wo er ab 822 die Sonderherrschaft Pippins und Bernhards fortführen konnte und bei seiner alsbald einsetzenden gesetzgeberischen Tätigkeit von Wala beraten wurde. Zu Ostern 823 nahm er eine Einladung nach Rom an und ließ sich von Papst Paschalis I. durch feierliche Salbung und Krönung in seiner Anwartschaft auf das Haupterbe des Vaters bestätigen, womit erstmals seit 800 wieder Rom und das Kaisertum in unmittelbare Verbindung traten. Von den daraus resultierenden Vorrechten gedachte LOTHAR entschiedeneren Gebrauch zu machen als die früheren karolingischen Unterkönige, die sich gegenüber der Ewigen Stadt zurückgehalten hatten. Er hielt dort Gericht ab, verwarf päpstliche Hoheitsansprüche auf die kaiserliche Abtei Farfa, rief aber auch Gegenkräfte auf den Plan, die zwei hochgestellte frankenfreundliche Römer umbrachten. Der ins Zwielicht geratene Papst blieb trotz einer Gesandtschaft, die er zur Entschuldigung an Kaiser LUDWIG schickte, und trotz eines Reinigungseides in Bedrängnis und wurde nach seinem Tod 824 auf Walas Betreiben durch den loyaleren Eugen II. ersetzt, der sich beeilte, den Kaisern sogleich Wahl und Weihe anzuzeigen und seine Treue zu versichern. LOTHAR erschien darauf abermals in Rom und verfügte nicht mehr wie der Vater 816/17 in einem Privileg für die Kirche des heiligen Petrus, sondern in einseitiger Anordnung, der sogenannten Constitutio Romana, eine neue Umschreibung der Rechtslage. Ende 825 kehrte LOTHAR aus Italien zurück, um künftig als formell gleichberechtigter Mitkaiser an den Regierungsgeschäften beteiligt und in allen Herrscherurkunden genannt zu werden. Er hatte die Patenschaft für seinen Halbbruder KARL übernommen und dessen Mutter eine nicht weiter konkretisierte Zusage für ein künftiges Erbteil KARLS gemacht. Bei der 826 in Mainz erfolgten Taufe des Dänen-Königs Harald trat LOTHAR I. als Pate für dessen Sohn auf.
    Als LUDWIG DER FROMME auf der Reichsversammlung von Worms (August 829) seinem Sohn KARL einen neugeschaffenen Machtbereich übergab, fühlte sich LOTHAR, der seine Aussicht auf künftige Gesamtherrschaft schwinden sah, und mit ihm seine adelige Klientel, die an seinem Aufstieg gehofft hatte Anteil zu haben, aber auch die jüngeren Brüder Pippin und Ludwig, die weitere Schritte zugunsten des kleinen KARL befürchten mußten, und schließlich die kirchliche Reformpartei, die eben erst weitreichende Konzepte zur inhaltlichen Ausfüllung des Reichseinheitsideals vorgetragen hatte, brüskiert. Der Bruch wurde offenkundig, als LOTHAR, der am 11.9.829 die letzte gemeinsame Urkunde mit dem Vater ausstellte, im Herbst ins Teilreich Italien abgeordnet und auch Wala vom Hof in sein Kloster Corbie verwiesen wurde. Er wurde 830 von seinen Anhängern über die Alpen gerufen, die die Kaiserin Judith und ihren Günstling Bernhard von Barcelona bereits entmachtet hatten. LOTHAR, der sich durch das Vorpreschen anderer herausgefordert sah zu tun, was noch kein KAROLINGER vor ihm gewagt hatte, nämlich als ehelich geborener und unbestritten erbberechtigter Sohn in offenen Gegensatz zu seinem (bislang) regierenden Vater zu treten, entschied sich nach seiner Ankunft auf einer Reichsversammlung in Compiegne im Mai 830 gegen die Forderung der radikaleren seiner Anhänger, LUDWIG DEN FROMMEN völlig zu entthronen, und zog es in Gegenwart seiner Brüder Pippin und Ludwig vor, allein auf der Rücknahme der Verfügungen aus dem Vorjahr zu bestehen, also wieder zum Doppelkaisertum zurückzukehren. Dabei war nun freilich er der eigentliche Gebieter, hielt den Vater und den kleinen Stiefbruder unter steter Aufsicht und ging auch weiter strafend gegen Parteigänger der verstoßenen Kaiserin vor. Da LOTHAR in dieser entscheidenden Stunde weder Entschlußkraft noch Augenmaß bewies, gewann der alte Kaiser, der Pippin und Ludwig durch die Aussicht auf größere Erbteile auf seine Seite gezogen hatte, auf der nächsten Reichsversammlung im Oktober in Nimwegen die Oberhand, nötigte seinem kaiserlichen Sohn kampflos einen neuen Treueid ab, schloß ihn erneut von der Teilhabe an der Gesamtherrschaft aus und schob ihn nach Italien ab. Als Verlierer des Jahres 830 wurde LOTHAR schon in Aachen dauerhaft auf Italien beschränkt. Da Pippinund Ludwig ihren Unmut über die Bevorzugung KARLS nicht verbargen, näherte sich der Kaiserhof dem ältesten Kaisersohn. Der Junior-Kaiser wurde schon im Mai 831 in Ingelheim wieder ehrenvoll empfangen und konnte die Begnadigung etlicher seiner Anhänger aus dem Vorjahr (darunter Hilduin, jedoch nicht Wala) erleben, zog sich dann aber doch nach Italien zurück. LOTHAR mobilisierte in Italien ein Heer und gewann Papst Gregor IV. dafür, sich ihm "zur Wiederherstellung von Frieden und Eintracht" anzuschließen. Gemeinsam mit seinen Brüdern Ludwig und Pippin zog er gegen den Vater und Ende Juni 833 standen sich die Heere auf dem Rotfeld zu Colmar tagelang gegenüber, bis dem alten Kaiser das Heer auseinanderlief und er sich ergeben mußte. Die Sieger konnten die ihnen zugefallene Macht nicht anders sichern als dadurch, dass sie ihn in dauernder Haft hielten, was in LOTHARS Verantwortung gegeben wurde, und so war er es, der den Vater zunächst ins Kloster Saint-Medard in Soissons verbrachte, während der 10-jährige KARL in die Eifelabtei Prüm kam und seine Mutter Judithgar nach Tortona in Italien verbannt wurde. Auch bei der politische Neuordnung des Reiches fiel das erste Wort LOTHAR, dem Kaiser, zu, der in seinen Urkunden sogleich den vollen Imperator-Titel LUDWIGS übernahm. Doch falls er (wie anscheinend der Papst und andere seiner geistlichen Parteigänger) geglaubt haben sollte, nach der Ausschaltung LUDWIGS, Judiths und KARLS zur Machtverteilung der Ordinatio imperii von 817 übergehen zu können, so zeigte sich rasch, dass die am Erfolg beteiligten Brüder eine derartige Rückstufung nicht mehr hinzunehmen bereit waren. Der Sturz LUDWIGS DES FROMMEN hatte mit innerer Logik die erste effektive Teilung des KARLS-Reiches zur Folge. LOTHAR, stark beraten von Agobard und Ebo, nutzte hingegen eine große Reichsversammlung im Oktober in Compiegne, um auch noch eine kirchliche Sanktionierung des Thronwechsels herbeizuführen, indem sie den alten Kaiser zu einer öffentlichen Buße zwangen.
    Und wieder wendete sich das Blatt, wozu offenbar gerade die erbarmungslose Härte wesentlich beitrug, mit der LOTHAR den gefangenen Vater von Ort zu Ort mitzuschleppen schien. Der jüngere Bruder Ludwig forderte schon um die Jahreswende 833/34 eine würdigere Behandlung des alten Kaisers. Die moralische Hypothek, die auf ihm lastete, hinderte LOTHAR auch diesmal daran, seiner Herrschaft den notwendigen breiten Rückhalt bei den Großen zu verschaffen, und als er dann auch noch Pippins Mißtrauen durch Anstalten weckte, seinen Machtbereich auf dessen Kosten auszuweiten, war erneut die Konstellation beisammen, die LOTHAR 830 zu Fall gebracht hatte. Während er Ende Februar in Paris Hof hielt, rückten Pippinvon W und Ludwig von Osten mit ihren Heeren gegen ihn vor, doch keine Hand rührte sich zu seiner Verteidigung, so dass ihm nichts übrig blieb, als mit seinen Getreuen den eiligen Durchbruch nach S zu wagen und den Vater samt dem Stiefbruder in Saint-Denis zurückzulassen. Dort wurde LUDWIG am 1.3.834 feierlich wieder in die Kirche aufgenommen, mit Waffen und Krone geschmückt, als Kaiser anerkannt. Dennoch war LOTHAR nicht bereit (und vielleicht vor seinen Anhängern auch nicht imstande), sich ohne Gegenwehr geschlagen zu geben, so dass nun noch offene Kämpfe ausbrachen. Unweit der bretonischen Grenze siegten in blutigem Gefecht LOTHARS Parteigänger. LOTHAR selber erstürmte beim Vorrücken aus dem Rhonegebiet die Stadt Chalons, was mit manchen, in den Quellen ihm angelasteten Greueltaten verbunden war, schritt dann aber nicht zum Äußersten, als er etwa im September bei Blois der überlegenen Heeresmacht seines Vaters und der Brüder gegenüberstand. Er unterwarf sich und rettete damit immerhin seine Herrschaft über Italien, freilich nur unter der eidlichen Zusage, das Land nicht mehr eigenmächtig zu verlassen; dorthin wurde auch den wichtigsten seiner geistlichen und weltlichen Parteigänger, also Wala von Corbie, Agobard und mindestens fünf weiteren Bischöfen sowie den Grafen Hugo, Matfrid, Lambert und ihrem Anhang, freier Abzug gestattet. Nachdem LOTHAR 836 eine Versöhnung mit dem Vater, der 837 sogar einen Romzug ankündigte, abgelehnt hatte, kam es nach dem Tode seines Bruders Pippin (13.12.838) zu einer Einigung und LOTHAR erhielt bei der auf einer Reichsversammlung in Worms (Ende Mai 839) vorgenommenen Teilung die östliche Hälfte des entlang von Maas, Saone, Rhone und W-Alpen geteilten Frankenreiches.
    Nach dem Tode seines Vaters hat er sich dafür entschieden, auf seine vollen Kaiserrechte aus der Ordinatio von 817 zu pochen, und zog, den Sohn LUDWIG II. in Italien zurücklassend, rasch über die Alpen, um die Nachfolge des Vaters als Gebieter über das gesamte Imperium anzutreten. In der Francia strömten ihm sogleich zahlreiche Große zu, nicht nur Anhänger aus den früheren Aufständen, sondern auch aus der Umgebung des alten Kaisers mit dem Erzkapellan und KARLS-Sohn Drogo von Metz an der Spitze, der LUDWIGS Krone, Schwert und Szepter überbrachte. Auf einer Synode in Ingelheim wurde Ebo von Reims, der fünf Jahre zuvor seinen Eifer für LOTHAR mit der Absetzung hatte büßen müssen, in aller Form als Erzbischof restituiert. Doch der anfängliche Beifall war trügerisch: Womit LOTHAR, der Kaiser und nunmehrige Senior des Hauses, gewiß dem Beispiel seiner großen Vorfahren zu folgen meinte, das war für andere wie den (illegitimen) KARLS-Enkel Nithard, der als Chronist dieser Jahre aus der Sicht des jungen KARL schrieb, nichts als eine "Invasion" des Reiches, ein anmaßender Übergriff also auf die gleichen Rechte der Brüder. Ludwig und KARL, von nicht wenigen ihrer Vasallen im Stich gelassen, waren fürs erste in der schwächeren Position, was LOTHAR in die Lage versetzte, im Herbst 840 zunächst den einen in der Gegend von Mainz in Schach zu halten und dann den anderen unweit von Orleans zu beschwichtigen. Indes lag beider Stärke darin, dass sie zu diesem Zeitpunkt nur Teile der Macht erstrebten, sich also trotz aller früheren Gegensätze nun verbünden konnten, um den kaiserlichen Bruder von Osten wie von Westen her in die Zange zu nehmen. LOTHARS Gegenzug, mit dem aquitanischen Pippin als dem Feind KARLS gemeinsame Sache zu machen, relativierte hingegen in gewissem Sinne bereits den eigenen umfassenden Anspruch. Jedenfalls gelang es dem Kaiser im Frühjahr 841 nicht, KARL am Überschreiten der Seine, Ludwig am Überqueren des Rheins und damit beide an der Vereinigung ihrer Heere im nördlichen Burgund zu hindern, wo ihnen die Aufgebote LOTHARS und Pippins am 25.6.841 bei Fontenoy im Auxerrois zur entscheidenden Schlacht entgegentraten. Es wurde ein schlimmes Gemetzel, dem zum Erschrecken der Zeitgenossen so viele aus der fränkischen Führungsschicht zum Opfer fielen, dass der Chronist Regino von Prüm nach Jahrzehnten rückblickend von diesem Tage die äußere Schwäche des spät-karolingischen Reiches herleitete. Ludwig und KARL behielten schließlich die Oberhand und schlugen LOTHAR und Pippin in die Flucht.
    Das Teilungsrecht hatte sich durch diesen Ausgang des Ringens nicht nur politisch, sondern offenbar auch moralisch dem Einheitsanspruch überlegen gezeigt, denn nach Gottes Willen schien es den Sieg davongetragen zu haben. Gleichwohl gab sich der nach Aachen geflohene LOTHAR keineswegs geschlagen und suchte wenigstens indirekt wieder Boden zu gewinnen, indem er bedenkenlos gegen Ludwig einen unter dem Namen "Stellinga" bekannt gewordenen Aufstand in Sachsen schürte und normannische Anführer, die sich an der friesischen Küste festgesetzt hatten, durch Belehnung mit der Insel Walcheren an sich band. Damit richtete er jedoch wenig aus, denn das Gesetz des Handels lag seit Fontenoy bei den jüngeren Brüdern, die sich Anfang 842 in Straßburg erneut trafen und vor ihren dort versammelten Heeren am 14.2., zum gegenseitigen Verständnis in Althochdeutsch (das heißt Fränkisch) und in Altfranzösisch (das heißt Romanisch), die berühmten, von Nithard im Wortlaut überlieferten Eide unverbrüchlicher Bündnistreue leisteten. Als sie es bald darauf gemeinsam schafften, den Kaiser auch aus Aachen zu verdrängen, und gar Anstalten machten, das Frankenreich nördlich der Alpen allein unter sich aufzuteilen (entlang der Maas), sah sich LOTHAR zu schnellem Einlenken gezwungen, was ihm inzwischen auch von seinen Großen angeraten wurde. Er mußte Pippin von Aquitanien fallen lassen und erreichte eine erste Begegnung zu dritt, bei der ihm im Juni 842 auf einer Saone-Insel bei Macon ein Waffenstillstand und die gleichberechtigte Berücksichtigung bei der künftigen Machtverteilung zugestanden wurden. Zur Regelung der Einzelheiten setzte man eine Kommission aus je 40 Bevollmächtigten jeder Seite ein, die - ausgehend von der feststehenden Hoheit LOTHARS, Ludwigs und KARLS über die Randländer Italien, Bayern und Aquitanien - die Grenzziehung in den fränkischen Kernbereichen auszuhandeln hatten. Als Grundlage wurde anscheinend ein Inventar der Fiskalgüter, Pfalzen und sonstigen Einnahmequellen erstellt, was erkennen läßt, dass es vornehmlich darauf ankam, jedem der drei Brüder eine die Hofhaltung sichernde Versorgung und darüber hinaus die Möglichkeit zu geben, seine Anhänger aus anderen Teilreichen im eigenen Herrschaftsgebiet angemessen zu entschädigen. Die schwierigen, von viel Mißtrauen gehemmten Verhandlungen, in die wiederholt auch die Könige selbst eingriffen, zogen sich über mehr als Jahresfrist hin, bis im August 843 in Verdun die Einigung verkündet und beschworen werden konnte: KARL sollte alles Land westlich einer Linie gehören, die etwa den Flüssen Schelde, Maas, Saone und Rhone folgte, und Ludwig östlich von Rhein und Aare bis zu den Alpen herrschen, jedoch auch linksrheinisch über Mainz, Worms und Speyer mit ihrem Umland. Dazwischen entstand ein Mittelreich für LOTHAR, den Kaiser, mit Aachen und Rom als Schwerpunkten, das über Italien hinaus von der Provence bis Friesland reichte.
    LOTHAR I., der beim Griff nach der Suprematie über das Reichsganze zum dritten Mal gescheitert war, suchte zunächst wenigstens auf kirchlicher Ebene der drohenden Auflösung zu begegnen. Beim neuen Papst Sergius II. (844-847) erreichte er Mitte 844 die Einsetzung seines Erzkapellans Drogo von Metz, der als Sohn KARLS DES GROSSEN eine spezifische Autorität genoß, zum apostolischen Vikar für "Gallien und Germanien", also grenzüberschreitend für das ganze Frankenreich nördlich der Alpen. Auch wenn LOTHAR dieses Instrument indirekter Einflußnahme nie recht in den Griff bekam, fand er sich damit ab und sah seine kaiserliche Rolle fortan darin, aus der räumlichen Mittellage um Aachen heraus betont für den Zusammenhalt von Reich und Dynastie einzutreten. Er traf sich trotz gelegentlicher Differenzen in Einzelfragen immer wieder mit seinem Bruder im W wie mit dem im O und trat zweimal als Gastgeber der "Frankentage" auf, zu denen sich im Februar 847 und im Sommer 851 jeweils in der Pfalz Meersen (bei Maastricht) alle drei KAROLINGER in demonstrativer Gemeinsamkeit einfanden. Ihre wohltönenden Verlautbarungen sind gewiß ergiebig für die zunehmende Resonanz des monarchischem Amtsgedankens der Kirche, verdeckten aber nur schlecht die Tatsache, dass die Brüder kaum zu koordinierter Aktion oder gar gegenseitiger Unterstützung fanden.
    LOTHAR I. war schon in seiner Bedrängnis nach Fontenoy, wie erwähnt, bereit gewesen, dänische Eindringlinge an der Rheinmündung förmlich zu belehnen in der Hoffnung, sich ihre Schlagkraft zunutze machen zu können, doch erwiesen sie sich kaum als lenkbar, weshalb er einige Zeit später ihrem Anführer Rorik, einem Bruder des früheren Königs Harald, die Lehen wieder entzogen zu haben scheint. LOTHAR fand jahrelang kein Gegenmittel gegen die ständigen Däneneinfälle und wußte sich 850 schließlich nicht anders zu helfen als dem zurückgekehrten Rorik, dessen Neffen Gottfried und ihren Mannen mehrere friesische Grafschaften zu überantworten, um sie von ihnen gegen weitere Angriffe schützen zu lassen.
    Der Kaiser, der die Teilungsordnung nach 843 nicht länger in Frage stellte und wiederholt als Förderer des brüderlichen Einvernehmens auftrat, behandelte sein Mittelreich von vornherein nicht als Einheit, sondern überließ das italienische Regnum dem ältesten Sohn LUDWIG II. und regierte persönlich nur den Raum nördlich der Alpen. Dort war seine Autorität allenfalls an den Rändern angefochten, nämlich in Friesland, wo er dem Eindringen der Normannen nur halbherzig entgegentrat, sowie in der Provence, wo er 845 einen autonomistischen Aufstand niederzuschlagen hatte. Ganz überwiegend hielt sich LOTAHR in Aachen oder doch im karolingischen Kernraum zwischen Rhein und Maas auf, wohl bewußt an den Stil des kaiserlichen Vaters und Großvaters anknüpfend, mit dem KARLS-Sohn Drogo von Metz (+ 855) als Erzkapellan an seiner Seite und einem Kanzleivorsteher namens Hilduin, der mit dem väterlichen Erzkapellan (bis 831) entweder identisch oder nahe verwandt war. Zum Hof gehörte auch der heranwachsende zweite Sohn Lothar II., neben den um 845 ein Nachkömmling mit Namen Karl, zugleich ein weiterer Erbanwärter, trat. Nach dem Tod der Kaiserin Irmingard (851) legalisierte LOTHAR sein Verhältnis zu der "Magd"Doda, die ihm noch einen, früh verstorbenen Sohn schenkte. Von den fünf bekannten Töchtern des Kaisers verbanden sich mehrere mit fränkischen Grafen in Ehen von politischer Bedeutung, so Rotrud als Gattin des an der Bretonengrenze mächtigen, 852 als Gegner KARLS DES KAHLEN getöteten Lambert II. von Nantes und eine ihrer Schwestern, die sich 846 vom maasländischen Grafen Giselbert ins W-Frankenreich entführen ließ und zur Stammutter eines führenden "lotharingischen" Adelsgeschlechts werden sollte.
    Der 60-jährige Kaiser erkrankte zu Anfang des Jahres schwer, überwies seinem Sohn Lothardie Hoheit über Friesland und teilte schließlich, als er im September den Tod vor Augen hatte, in völliger Abkehr von den einst verfochtenen universalen Zielen das ihm zugefallene Mittelreich unter den drei Söhnen auf. Für LUDWIG II., den Kaiser, blieb es bei Italien; Karl, der jüngste, erhielt ein Regnum in den Rhonelanden mit dem Schwerpunkt in der Provence, während Lothar II. die nördlichen Gebiete von den W-Alpen bis zur Nordsee empfing. Sich selbst ließ der alte Kaiser in das Kloster Prüm aufnehmen, wo er nach wenigen Tagen als Mönch am 29.9.855 starb. Sein Vermächtnis war nicht unumstritten, denn Kaiser LUDWIG II. erstrebte einen Gebietsanteil jenseits der Alpen, und auch Lothar II. wollte dem minderjährigen, an Epilepsie leidenden Bruder Karl kein gesondertes Teilreich einräumen.

    Mühlbacher Engelbert: Seite 233, "Deutsche Geschichte unter den Karolingern"

    Erkrankung und Tod Kaiser LOTHARS

    LOTHAR war ein kranker Mann geworden. Noch wenige Jahre vorher hatte er, auch derarten Sinnlichkeit seines Geschlechtes huldigend, nach überschüssigem Lebensgenuß verlangt. Nach dem Tod seiner Gemahlin Irmingard (851) hatte er, schon sich greisem Alter nähernd, aus seinen Hörigen sich zwei Kebsweiber genommen; die eine, Doda, welche ihm noch einen Sohn gebar, hatte er feierlich nach salischem Gesetz durch Ausschlagen eines Denars auf der flachen Hand freigelassen, ihr den Hof, auf dem ihr Vater diente, zu eigen geschenkt und, kaum einen Monat nach dem Hinscheiden seiner Gattin, Freilassung und Schenkung urkundlich verbrieft. Um so weniger fühlte er das Bedürfnis, für sein Reich etwas zu tun. Durch die Sonderabmachung seiner beiden Brüder, denen seine Krankheit "Gelegenheit gegeben hatte, sich wieder zu einigen", sah LOTHAR sich bedroht. Er erhob bei KARL dagegen Beschwerde. Dieser Protest wurde dadurch gegenstandslos, daß LOTHAR sich nochmal erholte. Aber bald ergriff ihn wieder die tückische Krankheit. Sie verschlimmerte sich. Er verzweifelte an seiner Rettung und bestellte sein Haus. Mit Zustimmung der Großen teilte er sein Reich unter seine Söhne: der älteste, LUDWIG, erhielt Italien, der jüngste, Karl, die Provence und den südlichen Teil von Burgund, der mittlere, Lothar, zu Friesland, das ihm schon kurz vorher überwiesen worden war, die zumeist deutschen Lande von der Nordsee bis zur Rhone mit der Residenz Aachen. Hinkmar von Reims mahnte den Schwerkranken, auf das Heil seiner Seele bedacht zu sein. Die Todesfurcht rüttelt sein Gewissen, sie hält ihm vor, wie er sich gegen den Vater vergangen, wie er in freventlichem Eigennutz den Bruderkrieg heraufbeschworen, an dem so viel Blut und Unheil klebte. In der Angst vor der Verantwortung und Strafe im Jenseits sucht er im Geiste jener Zeit noch seine Schuld zu sühnen. Er entsagt der Krone und läßt sich im Kloster Prüm, das er reich beschenkt, zum Mönch scheren. Schon nach sechs Tagen, am 20. September 855, starb er. Die Leiche wurde in der Kirche von Prüm inmitten des Chors zwischen den Reliquien zweier Heiliger, die er einst aus Rom dahin gebracht hatte, bestattet. Der Tod des Kaisers in der Mönchskutte übte auf die Einbildungskarft des Volkes eine starke Wirkung; man erzählte sich, daß die Engel des Lichtes und die Geister der Finsternis gar heftig ums eine Seele kämpften, daß aber durch die Fürbitte der Prümer Mönche die Engel den Sieg errangen. Als im vorigen Jahrhundert die verfallende alte Kirche neu gebaut wurde, verschwand auch das einfache Grabmal aus schwarzem Marmor; die Gebeine wurden mit jenen der beiden Heiligen in einen Schrein gelegt (1721) und dieser auf dem Hochaltar aufgestellt. Sie gerieten in Vergessenheit und blieben verschollen, bis man 1860 den seither zurückgestellten Schrein wieder öffnete.

    821 oo Irmingard, Tochter Hugos von Tours und der Ava -20.3.851

    Kinder:
    - LUDWIG II. König von Italien 825-12.8.875
    - Helletrud (Hiltrud) 826- 856/66
    oo Berengar Graf - 865/66
    - Bertha Äbtissin von Avenay 830-7.5.852
    - Tochter (Ermengard) 830-
    846 oo Giselbert Graf im Maasgau - 916
    - Gisla Äbtissin von S. Salvatore zu Brescia (851-860) 830- 860
    - Lothar II. 835-8.8.869
    - Rotrud
    oo Lambert II. Graf von Nantes - 852
    - Karl König von Provence 845-24.1.863

    Illegitim
    - Karlmann von Doda
    -
    Literatur:
    Althoff, Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 189,370 K 36 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 15,24,39 - Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 118,141,227 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 11,69,108,144 - Black-Veldtrup, Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien. Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 1995 Seite 291,292 - Borgolte, Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986, Seite 47,52,62, 100,107,167,179 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit.Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 112, 113,124,213,219,221,225,254 - Deutsche Geschichte Band 1 Von den Anfängen bis zur Ausbildung des Feudalismus Mitte des 11. Jahrhunderts. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1982, Seite 326,328-331,352,355 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch Gladbach 1987, Seite 112, 214,223,274 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 8-10,12,13 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 9,17 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. 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Die Lebensgeschichten sämtlicher Monarchen von Karl dem Großen bis Wilhelm II., Weltbild Verlag Augsburg, Seite 16-33 - Kalckhoff Andreas: Karl der Große. Profile eines Herrschers. R. Piper GmbH & Co. KG, München 1987, Seite 47,239-242 - Kimpen Emil: Zur Königsgenealogie der Karolinger- bis Stauferzeit. - Lebe Reinhard: Ein Königreich als Mitgift. Heiratspolitik in der Geschichte. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1998, Seite 35,37 - Mitterauer Michael: Karolingische Markgrafen im Südosten. Archiv für österreichische Geschichte Band 123. Hermann Böhlaus Nachf./Graz-Wien-Köln 1963, Seite 21,142,144,154,160,204,209 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 179, 181-184,186-208,212,216,222-225, 371,387,394,399 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 114,117,120-122,124-126,128-134,136, 139-153,162,165,194,198,224 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 44,50-61,63,65 - Schneidmüller Bernd/ Weinfurter Stefan: Otto III. Heinrich II. Eine Wende? Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 11A,37,274,277A - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 46,48, 50-55,57,62,95 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994, Seite 23,24,26 Anm. 102 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 349,425f.,428-433,436,439, 476,480,485 - Wies Ernst W.: Otto der Große. Kämpfer und Beter. Bechtle Verlag Esslingen 1989, Seite 23,25,27 -

    Wikipedia Lothar I. (Frankenreich)
    Heiliger[1] Lothar I. (* 795; † 29. September 855 in der Abtei Prüm, Prüm) war von 814 bis 817 König von Bayern, von 817/823 bis 855 römischer Kaiser (bis 840 als Mitkaiser), von 822 bis 855 (Unter-)König von Italien (König der Langobarden) und von 843 bis 855 König des fränkischen Lotharii Regnum („Mittelreich“).

    Lothar war der älteste Sohn Ludwigs des Frommen und dessen Ehefrau Irmingard. Er gehörte somit zum Adelsgeschlecht der Karolinger. Seit August 814 regierte er Bayern und im Juli 817 wurde er bei der Teilung des Reichs durch Ludwig den Frommen Mitkaiser[2]. Mitte Oktober 821 vermählte er sich in Diedenhofen mit Irmingard von Tours, Tochter des Grafen Hugo von Tours. 822 erhielt er auch Italien und ein Jahr später, zu Ostern am 5. April 823, von Papst Paschalis I. die Kaiserkrone.[3]
    Im November 824 erließ er die Konstitution Lothars, welche die Rechte des Kaisers und des Papstes in Rom und im Kirchenstaat festsetzte. Als aber Ludwig der Fromme dem von seiner zweiten Gemahlin Judith geborenen Sohn Karl dem Kahlen im August 829 auf dem Reichstag zu Worms Alemannien zubestimmte, empörten sich die drei Söhne aus erster Ehe gegen den Vater und setzten ihn 830 ab. 831 wurde Ludwig jedoch wieder befreit und Lothar verlor die Regentschaft.
    Bei einer neuen Empörung 833 standen sich die Parteien Ende Juni auf dem Rotfeld bei Colmar gegenüber, bis Ludwig alle Unterstützung verloren hatte und am 30. Juni gezwungen war, sich zu ergeben und faktisch abzudanken. Es folgte ein öffentliches Schuldbekenntnis und die Verbannung Judiths und deren Sohnes Karl in ein Kloster. Das Colmarer Rotfeld wurde aufgrund der geschlossenen und gebrochenen Eide bald nur noch als „Lügenfeld“ bezeichnet.
    Lothar wähnte nun seine Herrschaft über das Gesamtreich gesichert, doch nun verbündeten sich seine Brüder mit ihrem abgesetzten Vater Ludwig und holten diesen auf den Thron zurück. Ludwig der Fromme wurde am 1. März 834 in Saint-Denis wieder eingesetzt; Lothar, der nach Burgund geflohen war, musste sich im Juni 834 in Blois unterwerfen; er behielt lediglich Italien als Unterkönigreich, welches er ohne Zustimmung Ludwigs nicht mehr verlassen durfte.
    Bei der neuen Teilung des Reichs nach Pippins Tod wurde Lothar wieder zu Gnaden angenommen und bekam außer Italien Austrasien ohne Bayern (Juni 839). Nach des Vaters Tod (Juni 840) beanspruchte Lothar die volle Anerkennung als Kaiser. Allein Ludwig und Karl schlugen ihn bei Fontenoy in Burgund am 25. Juni 841. Im Vertrag von Verdun vom 10. August 843 behielt Lothar außer der Kaiserwürde und Italien Burgund und die Länder zwischen Rhein, Maas und Schelde bis an die Nordsee mit den beiden Hauptstädten Rom und Aachen, das sogenannte „Mittelreich“.
    Während Lothar zur Festigung seiner Macht in Aachen blieb, verwüsteten die Araber 848 seine italienischen Provinzen, plünderten die Normannen die Küsten der Nordsee. Der hohe Klerus errang eine selbstständige Stellung und die großen Vasallen übten nach Lothars Vorbild Willkür und Gewaltherrschaft.
    Bereits schwer erkrankt, teilte Lothar I. am 19. September 855 in der Teilung von Prüm sein Reich unter seine Söhne:
    Ludwig II. († 875) erhielt die Kaiserwürde und Italien
    Karl von der Provence († 863) erhielt die Provence und den zum Mittelreich gehörenden, größeren Teil Burgunds (der kleinere Teil, die heutzutage „Burgund“ („Bourgogne“) genannte Region im Zentrum des heutigen Frankreichs, war bereits seit 843 Teil des Westfrankenreiches)
    Lothar II. († 869) erhielt den nach ihm benannten Nordteil des Reiches (Lotharingien)
    Nach der Abdankung zog er sich in die Abtei Prüm in der Eifel zurück, wo er wenige Tage später, am 29. September 855, verstarb und auch bestattet wurde.



    Begraben:
    Kloster

    Lothar heiratete von Tours, Irmingard in 821. Irmingard (Tochter von von Tours, Hugo und Ava) wurde geboren um 805; gestorben am 20 Mrz 851. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 13.  von Tours, Irmingard wurde geboren um 805 (Tochter von von Tours, Hugo und Ava); gestorben am 20 Mrz 851.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Frankenkönigin
    • Titel/Amt/Status: 823; römische Kaiserin

    Notizen:

    Irmingard von Tours Frankenkönigin
    römische Kaiserin seit Ostern 823
    um 805-20.3.851
    Älteste Tochter des Grafen Hugo von Tours und der Ava

    Büttner Heinrich: , "Geschichte des Elsaß I" 1991

    In Remiremont stellte LOTHAR I. auch eine Urkunde aus, in der auf Bitten seiner Gemahlin Irmgard der Abtei Erstein die villa Greßweiler bei Molsheim schenkte. Kurz vorher hatte Kaiserin Irmgard das Gut, das sie einst als Morgengabe von LOTHAR I. erhalten hatte, mit dessen Einverständnis zur Errichtung eines Frauenkonvents benutzt, an dessen Spitze als erste Äbtissin ihre jüngste Tochter Rugrundis trat. Irmgard erbat vom Papst Leo IV. Reliquien für ihre Stiftung. Sie holte die päpstliche Genehmigung zur Klostererbauung ein und erbat durch kaiserliche Gesandte, die in anderen Geschäften zur Kurie reisten, ein Privileg für Erstein.

    Vollmer Franz: Seite 167, "Die Etichonen"

    Aus der Ehe Hugos von Tours mit Ava entsprossen drei Töchter und zwei Söhne. Die Töchter Ermengardis/Irmgard, Adelais und Bertha heirateten Angehörige der obersten Adelsschicht des fränkischen Reiches. Irmgard/Ermengard wird die Gemahlin des KAROLINGERS LOTHAR I. Diese Kaiserin bleibt mit der elsässischen Heimat durch ihre Stiftung des Klosters Erstein in besonderem Maße verbunden. Auch das Straßburger ETICHONEN-Kloster St. Stephan zählt sie zu seinen Wohltäterinnen, da ihr die Schenkung des breisgauischen Munzingen zu verdanken ist. Irmgard starb 851 und hinterließ sieben nachgewiesene Kinder, drei Söhne und vier Töchter. Die weitere Geschichte des ETICHONEN-Hauses und die Oberrheinlande berührt aber nur ihr Sohn Lothar durch seine umstrittene Verbindung mit der - elsässischen - Waldrada und beider Sohn Hugo.

    Konecny Silvia: Seite 94 , "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Die Ehen der beiden älteren Söhne LUDWIGS verraten wahrscheinlich bereits den Einfluß der neuen kirchlichen Ratgeber. LOTHAR heiratete 821 am Reichstag von Diedenhofen Irmgard, die Tochter des Grafen Hugo von Tours. Auch LOTHARS Gemahlin entstammte nicht dem italienischen Gebiet, wo der älteste Sohn des Kaisers bald nach seiner Heirat regieren sollte. LOTHARS Schwiegervater, Hugo von Tours, stand seit 828 eindeutig im Lager der Feinde LUDWIGS, das viele der früheren Ratgeber des Kaisers aufnahm. Zur Zeit der Eheschließung existierte aber kaum schon die spätere Gruppierung um LOTHAR, und Hugo wurde wohl erst auf Grund der Verwandtschaft dessen Parteigänger.

    Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Seite 141, "Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000"

    Soweit erkennbar, wurden fast alle Übertragungen den Vorschriften des Mainzer Konzils von 813 entsprechend durch Schreiben der jeweiligen Herrscher gefördert, die teilweise erhalten sind; die tatsächlichen Empfänger der Reliquien waren im Prüm Abt Markward, in Sachsen die adeligen Klostergründer, Graf Liudolf von Sachsen und seine Frau Oda, Graf Ricdag sowie Waltbert, eine Nachfahre Widukinds. In Erstein stand die Kaiserin Irmingard im Vordergrund.

    Schieffer Rudolf: Seite 120,147,153, "Die Karolinger"

    Dem Vater folgte 821 der junge Kaiser LOTHAR durch seine Heirat mit Irmingard, der Tochter Hugos von Tours aus dem alten elsässischen Herzogshaus der ETICHONEN.
    Nach dem Tod der Kaiserin Irmingard (851) legalisierte LOTHAR sein Verhältnis zu der "Magd" Doda, die ihm noch einen, früh verstorbenen Sohn schenkte.
    Immerhin gelang es, LUDWIG II.vom Ausgreifen über Italien hinaus abzuhalten, aber auch Lothar II. mußte dem Drängen der provencalischen Magnaten nachgeben, die mit Karl als nominellem König unter sich bleiben wollten und von Graf Gerhard von Vienne angeführt wurden, einem Schwager von LOTHARS I. Gemahlin Irmingard und einstigen, vor KARL DEM KAHLEN gewichenen Grafen von Paris.

    Geuenich Dieter: Seite 105-106, "Richkart, ancilla dei de caenobio Sancti Stephani. Zeugnisse zur Geschichte des Straßburger Frauenklosters St. Stephan in der Karolingerzeit."

    Irmgard blieb ihrer elsässischen Heimat auch als Kaiserin verbunden, und zwar nicht nur durch die Stiftung des Klosters Erstein, sondern auch durch die Übertragung des Hofes Munzingen im Breisgau an das Straßburger Stephanskloster. Der Wahrheitsgehalt dieser und weiterer Schenkungen Irmgards ist allerdings umstritten, da wir von diesen nur aus problematischer Überlieferung, unter anderem aus der schon mehrfach genannten verfälschten Urkunde LOTHARS I. von 845, erfahren. Nach Theodor Schieffer braucht aber "die Intervention der Kaiserin Irmingard" für St. Stephan "weder sachlich noch formal beanstandet zu werden, zumal Irmgard selber dem ETICHONEN-Hause entstammte.
    Die Kaiserin aus dem Hause der ETICHONEN hatte zwei jüngere Schwestern, deren eine denselben Namen trug wie jene Adalheid abbatissa, mit der die in St. Gallen überlieferte Gedenkliste des Stephansklosters beginnt. Diese Adelheid heiratete - wann wissen wir nicht - den alemannischen Grafen Konrad aus dem Hause der WELFEN, den Bruder der Kaiserin Judith, der nach 862 gestorben ist. Daß sie in der Zeit vor ihrer Eheschließung der Frauengemeinschaftz von St. Stephan in Straßburg vorgestanden haben könnte, ist angesichts ihrer etichonischen Herkunft durchaus naheliegend. Die Datierung der St. Galler Namenliste, der ihr Name vorangestelt ist, in die 830-er Jahre würde dieser Vermutung nicht im Wege stehen.

    Boshof Egon: Seite 158,230, "Ludwig der Fromme"

    LOTHAR vermählte sich mit Irmingard, der Tochter des dem alten elsässischen Herzogsgeschlecht der ETICHONEN entstammenden Grafen Hugo von Tours. Neben Matfrid von Orleans hat Hugo in diesen Jahren unter den Vertretern der Laienaristokratie in der Umgebung LUDWIGS eine führende Rolle gespielt. Thegan, der bekanntlich Polemik und prononcierte Urteile nicht scheute, charakterisiert ihn sarkastisch als den furchtsamsten Menschen unter der Sonne. Seiner Gemahlin übertrug LOTHAR als Wittum Güter im Elsaß um die villa Erstein, in der Irmingard später ein Kanonissenstift errichtete.
    Wala ist am 31. August gestorben; er wurde im Kloster Bobbio bestattet. Seines Gedenkens nahm sich LOTHARS Gemahlin, die Kaiserin Irmingard, an. Sie schickte Nachricht an die Klöster Italiens mit der Aufforderung, für sein Seelenheil zu beten. Als ihre Boten nach St. Salvator in Brescia, ihr eigenes Kloster, kamen, war der Tod des Abtes hier schon bekannt: zwei Nonnen hatten die Chöre der Engel gesehen und gehört, die seine Seele zum Himmel hinauftrugen.

    821 oo LOTHAR I. 795-29.9.855
    Kinder:
    - LUDWIG II. König von Italien 825-12.8.875
    - Helletrud (Hiltrud) 826- 856/66
    oo Berengar Graf - 865/66
    - Bertha Äbtissin von Avenay 830-7.5.852
    - Tochter (Ermengard) 830-
    846 oo Giselbert Graf im Maasgau - 916
    - Gisla Äbtissin von S. Salvatore zu Brescia (851-860) 830- 860
    - Lothar II. 835-8.8.869
    - Rotrud
    oo Lambert II. Graf von Nantes - 852
    - Karl König von Provence 845-24.1.863


    Literatur:
    Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 141 - Boshof Egon: Ludwig der Fromme. Primus Verlag Darmstadt 1996 Seite 158,230 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 26 Anm. 21,378,384,422; Band II Seite 688 - Geuenich Dieter: Richkart, ancilla dei de caenobio Sancti Stephani. Zeugnisse zur Geschichte des Straßburger Frauenklosters St. Stephan in der Karolingerzeit. in Festschrift für Eduard Hlawitschka zum 65. Geburtstag Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1993, Seite 97-111- Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbucuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 182,387 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 120,147, 153 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 61 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 50,57 -

    Kinder:
    1. von Italien, Ludwig II. wurde geboren in 825; gestorben am 12 Aug 875 in Brescia [25100],Brescia,Lombardia,Italien; wurde beigesetzt in Mailand [20100],Lombardia,Italien.
    2. von Franken, Helletrud wurde geboren in 826; gestorben in 856/866.
    3. von Franken, Bertha wurde geboren in 830; gestorben am 7 Mai 852.
    4. von Franken, (Tochter) wurde geboren in 830.
    5. von Franken, Gisela wurde geboren in 830; gestorben in 860.
    6. 6. von Lothringen, Lothar II. wurde geboren um 835; gestorben am 8 Aug 869 in Piacenza,Piacenza,Emilia-Romagna,Italien; wurde beigesetzt in Piacenza,Piacenza,Emilia-Romagna,Italien.
    7. von Franken, Rotrud wurde geboren in 835/837.
    8. von Franken, Karl wurde geboren um 840/845; gestorben am 24 Jan 863 in Lyon [69001],Métropole de Lyon,Rhône-Alpes,Frankreich.