Genealogische Datenbank
 Bohrer

Desiderius

männlich - nach 786


Generationen:      Standard    |    Kompakt    |    Vertikal    |    Nur Text    |    Registerformat    |    Tabellen    |    PDF

Generation: 1

  1. 1.  Desiderius wurde geboren in Brescia [25100],Brescia,Lombardia,Italien; gestorben nach 786.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Toskana,Italien; Herzog der Toskana
    • Titel/Amt/Status: 757-774, Langobardenreich,Italien; König der Langobarden

    Notizen:

    Desiderius König der Langobarden (757-774)
    Herzog der Toskana
    † nach 786

    Lexikon des Mittelalters: Band III Spalte 724

    Desiderius, langobardischer König 757-774
    oo Ansa
    Sohn:
    - Adelchis
    Töchter:
    - Anselperga
    - Adelperga
    - Liutperga
    - N.N. („Desiderata“)

    Desiderius stammte wie seine Gemahlin aus Brescia. Er scheint nicht der höchsten langobardischen Adelsschicht angehört zu haben, vielmehr war er wohl ein Vertreter des sich im 8. Jh. herausbildenden neuen königlichen Dienstadels (Hartmann, Bertolini). Durch König Aistulf (749-756) Gunst stieg er vom Marschall (comes stabuli) zum Statthalter (dux) seines Herrn in der Toskana auf. Nach dessen Tod gelang es ihm Anfang 757 mit päpstlicher und fränkischer Hilfe, dessen Bruder Ratchis im Kampf um das Königtum auszuschalten und sich selbst zum König erheben zu lassen. Er nützte in den folgenden Jahren innere Spannungen in Rom und den Unwillen König Pippins zu einem weiteren militärischen Engagement in Italien dazu, die Stellung des 754/756 durch die beiden Niederlagen gegen die Franken erheblich geschwächten Langobarden-Reiches wieder zu festigen. So konnte er 758 die wichtigen Dukate Spoleto und Benevent der königlichen Herrschaft unterwerfen. Den von ihm eingesetzten Herzog Arichis II. von Benevent band er durch die Ehe mit seiner Tochter Adelperga an sich. Zur dynastischen Absicherung seiner Herrschaft erhob er im August 759 seinen Sohn Adelchis zum Mit-König. 763 stabilisierte er seine Stellung durch ein Abkommen mit Papst Paul I., das den Status quo in Italien trotz fortbestehender Gegensätze besiegelte. Seinen politischen Handlungsraum erweiterte er auch durch ein Bündnis mit dem karolinger-feindlichen Herzog Tassilo III. von Bayern, der seine Tochter Liutperga (Liutbirc) heiratete. Den Höhepunkt seiner Macht erreichte Desiderius in den Jahren zwischen 768 und 771, als er wiederholt in Rom intervenierte und zeitweise gleichsam zum neuen Schutzherrn des Papstes wurde. Eine Ursache für diese Entwicklung waren die nach dem Tod König Pippins im September 768 ausbrechenden Spannungen zwischen seinen beiden Söhnen und Erben KARL (DEM GROSSEN) und Karlmann, die eine wirkungsvolle fränkische Politik in Italien verhinderten. Durch Vermittlung seiner Mutter Bertrada verband sich KARL 770 mit der Familie des Desiderius, als er eine seiner Töchter heiratete, deren Name unbekannt ist, die aber fälschlicherweise wegen einer mißverstandenen Quellenstelle bisweilen als »Desiderata« bezeichnet wird. Nach dem Tod seines Bruders und der Wiedervereinigung des Franken-Reiches unter seiner Herrschaft gewann KARL im Dezember 771 seine Handlungsfreiheit zurück. Er verstieß 772 seine langobardische Gemahlin, was einer Kriegserklärung an Desiderius nahekam. Der Nachfolger des vom Langobarden-König abhängigen Papstes Stephan III. († Januar 772), Hadrian I., betrieb eine selbständigere Politik, drängte in Rom die Langobarden-Partei zurück und lehnte sich wieder stärker an die Franken an. Desiderius versuchte 772/773 vergeblich, ihn durch erheblischen Druck zu bewegen, Karlmanns Söhne zu Königen zu salben, um so KARLS Stellung dynastisch zu schwächen. Im Sommer des Jahres 773 drang dieser mit einem starken Heer in Italien ein und eroberte Teile der Poebene, aber Desiderius verschanzte sich in seiner Hauptstadt Pavia, sein Sohn Adelchis in Verona. Während der junge König nach Byzanz entfliehen konnte, gelang es KARL erst nach langer Belagerung im Juni 774, Pavia zu nehmen. Er ließ Desiderius und seine Gemahlin in das Franken-Reich deportieren, wo sie noch einige Zeit in Klosterhaft (wohl in Corbie) lebten.

    J. Jarnut

    Thiele, Andreas: Tafel 226, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband"

    DESIDERIUS
    † nach 786

    Desiderius wurde durch König Aistulf Herzog der Toskana, wurde 756/57 mit päpstlicher Unterstützung König der Langobarden und anerkannte den Verzichtfrieden Aistulfs. Er versuchte sich aber bald aus der gefährlichen und erdrückenden Klammer von Franken und Päpsten zu befreien, griff deshalb 768 in die fränkischen Bruderkriege ein, unterstützte Karlmann gegen KARL DEN GROSSEN und förderte auch Bayerns Widerstand gegen KARL. Desiderius versuchte auch, Papstwahlen zu beeinflussen und stellte 768 für kurze Zeit einen Gegen-Papst gegen Stephan III. auf. Er versuchte Stephan III. zu zwingen, KARLS Neffen zum Gegen-König zu krönen, nahm die alte Eroberungspolitik des Vorgängers wieder auf und besetzte alles, was durch die "Pippinsche Schenkung" an die Päpste gefallen war und bedrohte zuletzt sogar Rom. Er provozierte damit den Krieg gegen KARL DEN GROSSEN, der 773/74 das gesamte Langobarden-Reich unterwarf und sich zum König zu Pavai machte. Desiderius hatte sich 7 Monate in Pavia gehalten und mußte nach seinem Verzicht Mönch werden.

    Desiderius, Herzog der Toskana, lehnte sich gegen die erneute Thronbesteigung des Ratchis auf. Er verbündete sich mit dem Papst und Pippin III., indem er ihnen allerlei Zusagen machte. Ratchis zog sich auf päpstliche Intervention erneut ins Kloster zurück. Nachdem Desiderius als König anerkannt worden war, rückte er allmählich von allen seinen Zusagen gegenüber dem Papst und dem Franken-Reich ab. Spoleto und Benevent, die sich der Sache Stephans II. und Pippins verschrieben hatten, unterwarf Desiderius wieder seinem Königtum und setzte in Süd-Italien Arichis als Herzog von Benevent ein. Die geschickte Politik des Königs brachte hauptsächlich Vorteile für das Papsttum und 763 einen Vertrag zur Einhaltung des Friedens ein. Desiderius festigte seine Macht, indem er viel Königsbesitz in Klostergut verwandelte, auf das er ungefährdet zurückgreifen konnte, und machte zugleich seinen Sohn Adalchis zum Mit-König. Außerdem ging er 763 ein anti-karolingisches Bündnis ein, indem er seine Schwester Liutperga mit Herzog Tassilo III. von Bayern vermählte. In Italien hatte sich seine Stellung so weit gefestigt, daß seine Trupen 767 in die Streitigkeiten nach dem Tod Papst Pauls I. eingreifen konnten, und bald darauf heiratete der Franken-König KARL gegen den Willen des Papstes Desiderata, eine Tochter des Desiderius. Nach dem Tod des Franken-Königs Karlmann floh seine Familie ins Langobarden-Reich. Daraufhin verstieß KARL seine langobardische Frau und kündigte das brüchige Bündnis mit Desiderius. Da mit Papst Hadrian auch die antilangobardische Partei ans Ruder gekommen war, scheiterten auch Verhandlungen mit dem Papst. Danach griff Desiderius das inzwischen päpstliche Exarchat an, um Hadrian zu zwingen, die Söhne Karlmanns und Gegner KARLS im italischen Exil zu fränkischen Königen zu salben. Dies verweigerte Hadrian und rief wegen der steten Bedrohung KARL gegen die Langobarden zu Hilfe. Trotz der Sachsenkriege schickte KARL 773 ein Heer nach Italien. Das fränkische Heeresaufgebot sammelte sich bei Genf und fiel über den Mont Cenis und die Clausen nach Oberitalien ein, wo sich die Langobarden panikartig in die Poebene zurückzogen. Desiderius verschanzte sich in Pavia und Adalchis setzte sich mit der Familie Karlmanns nach Verona ab. Der Zerfall der Macht war bereits bei diesem Ereignis deutlich. Die langobardischen Truppen lösten sich auf und suchten Schutz hinter den Mauern ihrer Städte oder ergaben sich den Franken. Nach anfänglichen Erfolgen zog sich der Krieg hin. Zwar konnten einige norditalische Städte erobert werden, doch blieb Pavia trotz sechsmonatiger Belagerung uneingenommen. KARL zog daraufhin mit seinen Truppen nach Rom, um das Osterfest zu feiern. Im Juni 774 eroberte er Pavia. Desiderius und seine Frau Ansawurden gefangen ins Franken-Reich abgeführt, der Mit-König Adalchis floh nach Byzanz. Die Familie Karlmanns verschwand aus der Geschichte.




    oo Ansa


    Kinder:

    - Desiderata
    770 oo KARL I. DER GROSSE 2.4.742-28.1.814
    - Adalchis † nach 788
    - Anselberga Äbtissin zu Brescia
    - Adalperga
    oo Arichis Herzog von Benevent † 787




    Literatur:
    Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 273,283,290,297, 394,396,398 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 57 - Schneider, Reinhard: Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter, Seite 60-63,253 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 226 -

    Geburt:
    stammte aus Brescia

    Familie/Ehepartner: Ansa. Ansa wurde geboren in Brescia [25100],Brescia,Lombardia,Italien. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 2. Disiderta  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 750; gestorben nach 770.
    2. 3. Adalchis  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben nach 788.
    3. 4. Anselberga  Graphische Anzeige der Nachkommen
    4. 5. Adalperga  Graphische Anzeige der Nachkommen
    5. 6. Liutberga  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 745/750; gestorben um 793.


Generation: 2

  1. 2.  Disiderta Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Desiderius1) wurde geboren um 750; gestorben nach 770.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Fränkisches Reich; Franken-Königin

    Notizen:

    Disiderta (Desiderata) Franken-Königin
    um 750- nach 770
    Tochter des Langobarden-Königs Desiderius

    Treffer Gerd: Seite 31-32, "Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert)"

    Desiderata - die Nicht-Ersehnte
    um 747, + 776

    Zweite Gemahlin KARLS DES GROSSEN
    Heirat: 25. Dezember 770 Mainz

    Ganz anders, als ihr Name es vermuten ließe, ist Desiderata eigentlich niemals so recht "die Ersehnte". KARL DER GROSSE heiratet sie, nachdem er Himiltrud verstoßen hat, auf Anraten seiner Mutter. Sie wird aber nur etwa ein Jahr lang seine (zweite) Frau und Königin des Frankenreiches sein, letztlich ein Spielzeug politischer Ambitionen ihrer Schwiegermutter. Die Tochter des langobardischen Herrscherpaares Desiderius und Ansa hat mütterlicherseits Vorfahren in Bayern, väterlicherseits bei den rheinischen Herren von Nassau.
    Der in Pavia geborenen Prinzessin hätte sicher niemand vorhergesagt, sie würde eines Tages einen Sohn Pippins heiraten, des Mannes also, der so erbittert gegen ihren Vater gekämpft hatte, um dem Papst zu Hilfe zu kommen. Die Heirat wird bezeichnenderweise von Pippins Witwe Bertrada eingefädelt, die pikanterweise auch schon bei KARLS erster Frau diese Rolle gespielt hatte. Sie war 770 nach Italien gereist und hatte die 21-jährige Prinzessin mitgebracht.Trotz aller anderslautender Beteueerungen der Königin-Mutter beruht die Hochzeit ausschließlich auf politischen Überlegungen, dient Bertradas großem europäischen Friedensplan und der Aussöhnung der Franken mit den Langobarden. Dazu gehörte auch die Heirat von Desideratas jüngerer Schwester Gerberga mit KARLS Bruder Karlmann. Ihre anderen Schwestern sind mit dem Bayern-Herzog Tassilo und dem neuen Langobarden-Herzog von Benvent verheiratet.
    Mochte die Friedensordnung, die Bertrada anstrebt, zwar faszinierend sein, der Papst konnte ihr nicht zustimmen. Franken, Bayern und Langobarden vereint, das Papsttum und der junge Kirchenstaat wie eine Nuß im Nußknacker eingeklemmt zwischen deem norditalienischen Königreich Langobardien und dem süditalienischen Langobarden-Herzogtum Benevent - das konnte auf Dauer nur zu Lasten des Heiligen Stuhls gehen. Vehemant greift Papst Stephan III. die Ehe zwischen Desiderata und KARL an. Seinne Sendschreiben atmen Panik: "Was für ein Wahnsinn, daß Euer edles fränkisches Volk, das alle Völker überstrahlt, und Euer so glänzendes und edles Königsgeschlecht befleckt werden sollte durch das treulose und stinkende Volk der Langobarden, das gar nicht unter die Völker gerechnet wird und von welchem bekanntlich die Aussätzigen stammen."
    Bertradas Plan scheitert, ja, er verkehrt sich ins Gegenteil. Sie wollte ein Gleichgewicht der europäischen, christlichen Nationen erzielen; sie erreicht eine Spaltung: auf der einen Seite KARL und die Langobarden - Karlmann und das Papsttum auf der anderen.
    Nach der Plünderung Roms durch Desiderius ist KARL mit seinem Schwiegervater unzufrieden und der Bevormundung durch seine Mutter leid. Mit Desiderata versteht er sich schlecht. Hinzukommt, daß er sich in eine 13-jährige schwäbische Prinzessin verliebt hat KARL entschließt sich zu einer radikalen Lösung. Er schickt Desiderata, die ungeliebte langobardische Königstochter, die für ihn nur noch eine politisch schädliche Beziehung ist, ihrem Vater zurück. Als Vorwand dient ihm die Behauptung ihrer Sterilität. Nach nur einem Ehejahr ist das kaum eine überzeugende Begründung. Sie kann auch niemanden täuschen. KARLS Schritt findet nicht die einhellige Zustimmung der Franken. Sein Vetter Adalhard, einer der Trauzeugen, fühlt sich durch diese Tat meineidig gemacht. Er verläßt den Hof und tritt in das Kloster Corbie ein.
    Am 4. Dezember 771 stirbt Karlmann. KARL wird fränkischer Gesamtherrscher. Gerberga, Karlmanns Witwe, die um ihre Kinder fürchtet, läßt sich im S nieder, kehrt dann nach Italien zurück. Desiderata stirbt fünf Jahre später im Jahre 776 mit 29 Jahren.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 442, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"
    I. Generation 1 b

    Die Ehe KARLS mit der Tochter des Langobarden-Königs, deren unbeglaubigter Name "Desiderata", den Brandenburg mit Fragezeichen bringt, ganz fallenzulassen ist, gehört zu 769, ihre Trennung ins Jahr darauf, spätestens Anfang 771.

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    Nach diesem energischen Auftakt scheint er jedoch die Initiative seiner Mutter Bertrada überlassen zu haben, denn das Jahr 770 sah die Witwe Pippins in einer für die gesamte karolingische Geschichte einzigartigen Weise im Vordergrund des Geschehens. Im Namen einer Politik des Ausgleichs nach allen Seiten vermittelte sie bei Karlmann in Selz (Elsaß) und begab sich dann zu Herzog Tassilo III., dem Vetter ihrer Söhne, nach Bayern, ferner zu dessen langobardischem Schwiegervater Desideriuus nach Pavia und auch zu dem über jede fränkisch-langobardische Annäherung besorgten Papst Stephan III. (768-772) nach Rom. Das Ergebnis ihrer Diplomatie kam einer Preisgabe wesentlicher Ziele des verstorbenen Pippin nahe, denn es bestand in deder Hinnahme der Eigenständigkeit Bayerns und in der Aussicht auf ein doppeltes Ehebündnis mit dem zuvor zweimal zum Schutze des Papstes besiegten Langobarden. Diese überraschende Schwenkung kann nicht gegen den Willen KARLS erfolgt sein, denn e er war es, der die von Bertrada mitgebrachte Tochter des Desiderius noch 770 heiratete, unter Aufgabe der Himiltrud und gegen den beschwörenden Warnungen aus Rom vor "dem treulosen und stinkenden Volk der Langobarden". Zwar kam die von Desiderius auch gewünschte Vermählung seines Sohnes (und Mitkönigs) Adelchis mit der 13-jährigen Gisela, der Schwester der Frankenkönige, nicht zustande, doch wog die neue Allianz schwer. Sofern sie nur dazu dienen sollte, dem jüngeren Karlmann, dessen s südliches Teilreich allein an die Alpen grenzte, den Weg zu einer erfolgreichen Fortsetzung der hegemonialen Italienpolitik Pippins zu verbauen, war der Preis hoch, denn unter dem wachsenden Druck des Desiderius kam es bereits im Frühjahr 771 z zu einem Umsturz in Rom, durch den die dortige frankenfreundliche Partei ausgeschaltet und Stephan III. genötigt wurde, sich den Langobarden zu fügen. Das mag bewirkt haben, dass KARL nicht lange bei diesem Kurs blieb, denn nach Einhards Bericht hat er die "auf Geheiß seiner Mutter" geheiratete langobardische Königstochter (unbekannten Namens) schon nach einem Jahr wieder verstoßen. Die Zeitangabe läßt offen, ob dieser Entschluß noch vor dem Tod Karlmanns gefaßt wurde (und dessen Witwwe dann Veranlassung gab, sich zu Desiderius, KARLS brüskiertem Schwiegervater, zu flüchten) oder erst nach dem Tod des Bruders, als die unverhoffte Aussicht auf die eigene Alleinherrschaft KARL die Bindung an den Hof von Pavia als lästige Fessel erscheinen zu ließ.

    Konecny Silvia: Seite 67 , "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Die langobardische Prinzessin heiratete KARL 770 auf Anraten seiner Mutter Bertrada. Diese Heirat war die einzige Eheverbindung der KAROLINGER mit dem langobardischen Königshaus, ja die einzige Ausländerehe zur Zeit KARLS DES GROSSEN überhaupt, obwohl etliche ähnliche Eheprojekte existierten. Die Ehe mit der Langobardin darf nicht mit demselben Maß gemessen werden, wie die Verbindung mit einem fränkischen Mädchen. Je nach politischer Lage nahm die Tochter des Desiderius wohl entweder die Ehrenstellung als Gemahlin KARLS ein oder fand Geringachtung als Geisel. Die Quellen berichten die langobardische Heirat mit den für Vollehen üblichen Terminus, nirgends wird die Langobardin Königin genannt. Weder ist auszuschließen, daß sie zugleich mit Himiltrud am Hof KARLS lebte, noch daß sie vielleicht nach kurzer Zeit Hildegard als König neben sich zu respektieren oder zumindest zu erwarten hatte. Die Heirat besiegelte ein kurzfristiges Bündnis zwischen Langobarden und Franken, dessen Auflösung KARL mit der Verstoßung seiner Gattin dokumentierte.

    Literatur:
    Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899 - Dahn Felix: Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt 1977, Seite 497,498 - Herm, Gerhard: Karl der Große. ECON Verlag GmbH, Düsseldorf, Wien, New York 1987, Seite 78,81,94,96,100,105,118,127,192 - Illig Heribert: Das erfundene Mittelalter. Die größte Zeitfälschung der Geschichte. ECON Verlag GmbH, Düsseldorf und München 1996, Seite 49,50 - Kalckhoff Andreas: Karl der Große. Profifile eines Herrschers. R. Piper GmbH & Co. KG, München 1987, Seite 38-39,50,80,251 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 77. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 67 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion Band I Seite 128 - Nack Emil: Germanien. Ländern unnd Völker der Germanen. Gondrom Verlag GmbH & Co. KG, Bindlach 1977, Seite 215,280 - Treffer Gerd: Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996, Seite 28,37,41 - Wies Ernst W.: Karl der Große. Kaiser und Heiliger. Bechtle Verlag Esslingen 1986, Seite 61,63,66,71,141,253,257 -

    Name:
    Desiderata

    Disiderta heiratete von Franken, Karl der Große I. am 25 Dez 770 in Mainz [55127],Mainz,Rheinland-Pfalz,Deutschland. Karl (Sohn von Pippin III. und von Laon, Bertrada) wurde geboren am 2 Apr 747; gestorben am 28 Jan 814 in Aachen [52056],Nordrhein-Westfalen,Deutschland; wurde beigesetzt in Aachen [52056],Nordrhein-Westfalen,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 3.  Adalchis Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Desiderius1) gestorben nach 788.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 759-774, Langobardenreich,Italien; König der Langobarden

    Notizen:

    Adalchis König der Langobarden (759-774)
    † nach 788
    Sohn des Langobarden-Königs Desiderius und der Ansa

    Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 144

    Adelchis, König der Langobarden
    Sohn des letzten langobardischen Königs Desiderius und der Ansa

    Geburts- und Sterbedatum unbekannt, seit August 759 Teilhaber an der Königsherrschaft seines Vaters (gemeinsamer Titel in den Urkunden: Flavius Desiderius et Adelchis viri excellentissimi reges). Im Mai/Juni 774 wurde er zusammen mit seinem Vater von KARL DEM GROSSEN seiner Königswürde beraubt. Während Desiderius in Pavia den fränkischen Invasoren noch Widerstand leistete, hatte sich Verona, wohin Adelchis gegangen war, frühzeitig ergeben; Adelchis gelang jedoch die Flucht nach Byzanz, wo er politisches Asyl erhielt und mit dem Titel eines Patricius abgefunden wurde. Seine Bestrebungen zur Wiedererlangung der langobardischen Königswürde scheiterten endgültig 788, als ein in Kalabrien gelandetes byzantinisches Expeditionskorps vom beneventanischen Fürsten Grimoald I. mit spoletanischer und fränkischer Hilfe geschlagen wurde. Das weitere Schicksal des Adelchis ist unbekannt. Sein idealisiertes Nachleben im 19. Jahrhundert ist vor allem durch die historische Tragödie Manzonis geprägt (1820).

    Thiele, Andreas: Tafel 226, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband"

    ATHALGIS
    † nach 788

    Athalgis war Kronprinz und Mitregent seines Vaters zu Verona gewesen, wo er sich 774 ergeben mußte. Er rebellierte in der Folgezeit mehrmals und wurde von Byzanz gefördert. Er wurde als bärenstark und sehr verklärt überliefert, wurde 788 nochmals im Gefolge KARLS DES GROSSEN im Krieg gegen Byzanz in Italien erwähnt.

    Während sein Vater 773 beim Angriff der Franken Pavia verteidigte, setzte sich Adalchis mit der Familie Karlmanns nach Verona ab und floh später nach Byzanz.


    Literatur:
    Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983 Seite 286,288,297 - Schneider, Reinhard: Königswahl und Königserhebung im Frümittelalter. Untersuchungen zur Herrschaftsnachfolge bei den Langobarden und Merowingern, Anton Hiersemann Stuttgart 1972 Seite 62,252 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 226 -


  3. 4.  Anselberga Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Desiderius1)

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Brescia [25100],Brescia,Lombardia,Italien; Erste Äbtissin von San Salvatore in Brescia


  4. 5.  Adalperga Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Desiderius1)

    Familie/Ehepartner: Arichis II.. Arichis wurde geboren um 734; gestorben am 26 Aug 787 in Salerno [84121],Kampanien,Italien. [Familienblatt] [Familientafel]


  5. 6.  Liutberga Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Desiderius1) wurde geboren um 745/750; gestorben um 793.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Bayern,Deutschland; Herzogin von Bayern

    Notizen:

    Liutberga Herzogin von Bayern
    um 745/50 † um 793
    Tochter des Langobarden-Königs Desiderius und der Ansa

    Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 485

    Liutburc, bayer. Herzogin, 8. Jh.
    Vater: Desiderius, langobardischer König
    Mutter: Ansa
    oo Tassilo III.

    Die Lorscher Annalen (Annales Laureshamenses) und Einhard machen sie mit dafür verantwortlich, dass sich ihr Gatte mit den Franken zerwarf.
    In Lorsch nannte man sie ein “böses, gottverhaßtes Weib“.
    Als Tassilo III. 788 in Ingelheim abgesetzt wurde, kam auch sie in ein Kloster.

    Literatur:
    R. Reiser, Agilolf od. d. Herkunft der Bayern, 1977.

    Thiele, Andreas: Tafel 226, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband"

    LIUTPERGA oo TASSILO III., Herzog von Bayern

    Reichsannalen

    788.
    Nach Ingilunheim berief der König auch die allgemeine Versammlung seines Volks und lud dazu den Herzog Tassilo sowie seine übrigen Vasallen. Wie er aber dem Befehle gemäß vor dem König erschienen war, wurde er von den Baiern eines Majestätsverbrechens angeklagt. Sie beschuldigten ihn, er habe nachdem er seinen Sohn dem König als Geißel gegeben, auf Anrathen seiner Gemahlin Liutberga, die eine Tochter des Langobarden-Königs Desiderius war, und seit dem Fall ihres Vaters die Franken auf's tiefste haßte, das Volk der Hunen gegen den König und zum Krieg gegen die Franken aufgestachelt. Die Wahrheit dieser Beschuldigung ergab sich aus den Ereignissen dieses Jahrs. Noch
    viele andere Worte und Handlungen wurden ihm vorgeworfen, die nur von einem erbitterten Feinde ausgehen konnten und von denen er gar nichts ableugnen konnte. Er wurde der Schuld überführt und ihm nach einstimmigem Urtheil aller als eines Majestätsverbrechens schuldig der Tod zuerkannt. Jedoch der König schenkte ihm das Leben, er wurde des weltlichen Gewandes entkleidet und ins Kloster geschickt, wo er ebenso fromm lebte, als er gern eingetreten war. Ebenso ward auch sein Sohn Theodo geschoren und dem klösterlichen Leben geweiht. Die Baiern endlich die um ihren Verrath gewußt und beigestimmt hatten, wurden nach verschiedenen Orten in die Verbannung geschickt. - Die Hunen aber thaten, wie sie dem Tassilo versprochen hatten, sammelten zwei Heere und griffen mit dem einen die Mark von Friaul, mit dem andern Baiern an. Jedoch ohne Erfolg. An beiden Orten wurden sie besiegt und in die Flucht geschlagen und zogen sich mit großem Verlust wieder in ihr Land zurück. Um dafür Rache zu nehmen, fielen sie abermals und mit größerer Heeresmacht in Baiern ein, wurden aber gleich beim ersten Zusammenstoß von den Baiern geworfen, eine zahllose Menge von ihnen niedergemacht, und viele, die sich durch die Flucht retten und über die Donau schwimmen wollten, fanden in den Fluthen des Stroms ihren Tod.

    Während dessen befahl der Kaiser Konstantinus, aufgebracht darüber, daß ihm der König seine Tochter abgeschlagen hatte, dem Patricius Theodor, dem Befehlshaber von Sicilien, in Verbindung mit andern Heerführern das Gebiet der Beneventaner zu verwüsten. Während diese den Befehl ausführten, fielen Grimold, der in diesem Jahre nach dem Tode seines Vaters vom König den Beneventanern zum Herzog gegeben war, und Hildibrand, der Herzog der Spolitaner, mit den Truppen, die sie zusammenbringen konnten, in Calabrien über sie her; bei ihnen war auch des Königs Gesandter Winigis, der nachmals dem Hildibrand im Herzogthum von Spolitum folgte. In der Schlacht, die nun geliefert wurde, machten sie eine große Menge von jenen nieder und trugen ohne schweren Verlust von ihrer Seite den Sieg davon, brachten auch zahlreiche Gefangene und schwere Beute in ihr Lager. Der König aber zog nach Baiern, traf daselbst seine Anordnungen über die Grenzmarken des Landes und kehrte dann in seine Pfalz nach Aachen zurück, wo er den Winter zubrachte und Weihnachten und Ostern feierte.

    Riche Pierre: Seite 113,131, "Die Karolinger. Eine Familie formt Europa."

    Das berühmteste Zeugnis für diese kulturellen Aktivitäten ist der Kelch mit dem Namen Tassilos und seiner Gemahlin Liutberga, der im Kloster Kremsmünster bewahrt wird.
    Am 3. Oktober 787 unterwarf sich Tassilo auf dem Lechfeld nahe bei Augsburg und erneuerte den Pippin geleisteten Vasalleneid. Nach Regensburg zurückgekehrt, folgte der Herzog den Einflüsterungen seiner langobardischen Gemahlin Liutberga, nahm seine unruhige Politik wieder auf und verhandelte sogar mit den Awaren. Nach der Verurteilung ihres Gemahls wurde Liutberga und ihre Kinder in verschiedenen Reichsklöstern verwahrt.

    769 oo Tassilo III. Herzog von Bayern 741 † 11.12. nach 794

    Kinder:
    - Theodo III. um 770- nach 793
    - Theudebert 772- nach 793
    - Cotani Sie kam 788 ins Kloster Chelles, wo einst auch Swanahild im Exil war.
    - Rotrud Sie wurde 788 in Laon zur Nonne gezwungen.
    - Guntharius Er kam bei einer Jagd in Kremsmünster um.

    Literatur:
    Herm, Gerhard: Karl der Große. ECON Verlag GmbH, Düsseldorf, Wien, New York 1987, Seite 128, 201 - Menghin Wilfried: Die Langobarden. Archäologie und Geschichte Konrad Theiß Verlag Stuttgart Seite 200 - Reichsannalen a. 788 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 113,131 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 84 - Spindler Max: Handbuch der bayerischen Geschichte. Erster Band Das alte Bayern. Das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts. C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München Seite 128,132,272 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 226 - Wies Ernst W.: Karl der Große. Kaiser und Heiliger. Bechtle Verlag Esslingen 1986 Seite 61,141,145,147 -

    Familie/Ehepartner: von Bayern, Tassilo III.. Tassilo (Sohn von von Bayern, Odilo und Hiltrud) wurde geboren um 742; gestorben nach 794; wurde beigesetzt in Lorsch Kloster [64653],Bergstraße,Hessen,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 7. von Bayern, Theodo III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 770; gestorben nach 793.
    2. 8. von Bayern, Theudebert  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 772; gestorben nach 793.
    3. 9. von Bayern, Cotani  Graphische Anzeige der Nachkommen
    4. 10. von Bayern, Rotrud  Graphische Anzeige der Nachkommen
    5. 11. von Bayern, Guntharius  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben in Kremsmünster [4550],Oberösterreich,Österreich.


Generation: 3

  1. 7.  von Bayern, Theodo III. Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Liutberga2, 1.Desiderius1) wurde geboren um 770; gestorben nach 793.

  2. 8.  von Bayern, Theudebert Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Liutberga2, 1.Desiderius1) wurde geboren in 772; gestorben nach 793.

  3. 9.  von Bayern, Cotani Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Liutberga2, 1.Desiderius1)

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Wohnort: 788, Chelles [77500],Seine-et-Marne,Île-de-France,Frankreich; Sie kam 788 ins Kloster Chelles, wo einst auch Swanahild im Exil war.


  4. 10.  von Bayern, Rotrud Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Liutberga2, 1.Desiderius1)

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Beruf: 788, Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich; Sie wurde 788 in Laon zur Nonne gezwungen


  5. 11.  von Bayern, Guntharius Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Liutberga2, 1.Desiderius1) gestorben in Kremsmünster [4550],Oberösterreich,Österreich.

    Notizen:

    Gestorben:
    Er kam bei einer Jagd in Kremsmünster um.