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Leo IX. Papst (12.II.1049-19.IV.1054)
Bischof von Toul (1026-1051)
21.VI.1002 Egisheim - 19.IV.1054 Rom
Sohn des Grafen Hugo IV. von Egisheim und der Heilwig von Dagsburg-Egisheim, Tochter von Graf Ludwig
eigentlich Bruno, Graf von Egisheim-Dagsburg
Leo IX. war mit Kaiser HEINRICH III. verwandt. Sein Großvater väterlicherseits, Hugo III., Graf von Nordgau-Egisheim, und die Großmutter des Kaisers, Adelheid, Frau Heinrichs von Franken, waren Geschwister.
Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 1880
Leo IX., Papst seit 12. Februar 1049 + 19. April 1054 Rom, eigentlich Bruno
Der 1002 als Sohn des elsässischen Grafen Hugo von Dagsburg-Egisheim, eines Vetters der Mutter Kaiser KONRADS II., geborene Bruno wurde in Toul zum Kleriker erzogen. KONRAD übernahm ihn in seine Hofkapelle und verlieh ihm 1026 auf dem Italienzug das Bistum Toul (Weihe 1027). Als Bischof sorgte Bruno besonders für die Klöster St-Evre, St-Mansuy und Moyenmoutier, in denen er die cluniazensische Reformrichtung des Abtes Wilhelm von Volpiano durch dessen Schüler Widrich ausbreiten ließ. Politisch unterstützte er die salischen Kaiser, indem er an der Südwestgrenze auch militärisch gegen Graf Odo von Champagne einschritt (1037) und im Streit um Burgund (1033) sowie erneut beim lothringische Aufstand Herzog Gottfrieds III. des Bärtigen (1048) Zusammenkünfte des Kaisers mit König Heinrich I. von Frankreich vermittelte, um einem französischen Eingreifen vorzubeugen.
Im Dezember 1048 bestimmte ihn Kaiser HEINRICH III. in Worms für den Stuhl Petri. Bruno machte die Annahme von einer kanonischen Wahl durch Klerus und Volk Roms abhängig, die im Februar 1049 erfolgte, und legte sich, wohl nach Leo I., den Namen Leo IX. zu, behielt aber das Bistum Toul bis 1051 bei. Die Isolierung seiner deutschen Vorgänger Clemens II. und Damasus II. in Rom suchte er daher zu überwinden, dass er bedeutende Helfer aus seiner lothringischen Heimat wie Friedrich (Stephan IX.), Humbert (von Silva Candida) und Hugo Candidus mitbrachte sowie Hildebrand (Gregor VII.) nach Rom zurückführte. Sie bildeten den Kern des neu formierten Kardinalkollegs, das durch Leo IX. zu einem Gremium mit gesamtkirchlicher Verantwortung wurde. Leos IX. vornehmlichen Reformziele waren die Überwindung von Simonie und Klerikerehe, ein gewissenhafteres Verständnis von kanonischer Wahl und (mittelbar) einer wirksamere Autorität des Apostolischen Stuhls. Er erneuerte und intensivierte das päpstliche Urkundenwesen; richtungsweisend wurden seine Klosterprivilegien, die Schutz und Apellationsrechte gewährten, ohne die Befugnisse von Eigentümern und Vögten als solche zu schmälern. Überhaupt ist eine prinzipielle Wendung gegen die traditionellen Laienrechte in der Kirche bei Leo IX. nicht zu beobachten, wie zumal das enge Zusammenwirken mit HEINRICH III. zeigt, dessen Gegner Gottfried den Bärtigen er bereitwillig bannte. Neuartig war sein Regierungsstil: Leo IX. übernahm nicht nur in Rom, in Unter- und Oberitalien, sondern auf drei ausgedehnten Reisen (1049,1050/51,1052) auch in Frankreich und Deutschland persönlich die Leitung von Reformsynoden und machte dort durch Strafmmaßnahmen seine universale Amtsgewalt in ungekannter Weise fühlbar. Beim dritten Besuch begleitete er Kaiser HEINRICH III. auf seinem Kriegszug nach Südosten und vermittelte einen Frieden mit Ungarn. Folgenreich wirkte sich das wachsende römische Selbstbewußtsein gegenüber Byzanz aus, mit dem Leo IX. eigentlich eine Bündnis gegen das Vordringen der Normannen in S-Italien suchte, doch erwuchs aus dem Konflikt des Patriarchen Michael Kerullarios mit Kardinal Humbert, den Leo IX. an den Bosporus entsandt hatte, drei Monate nach Leos IX. Tod das Schisma, das die Entfremdung zwischen Ost und West endgültig verfestigte. Schon zuvor waren die Normannen Leo IX. zum Verhängnis geworden, als er ohne die Hilfe des Kaisers gegen sie zu Felde zog und am 18. Juni 1053 die Niederlage von Civitate erlitt. Nach 8-monatiger Gefangenschaft in Benevent kam er nach Rom zurück, starb aber kurz darauf. Leo IX., der sogleich als Heiliger verehrt und von einem Touler Kleriker (nicht Humbert) durch eine noch zu seinen Lebzeiten begonnene Vita gewürdigt wurde, war der historisch bedeutendste der deutschen Päpste und hat weniger in seinen Zielen als in der Art ihrer Durchsetzung den Aufstieg des hochmittelalterlichen Papsttums eingeleitet.
Quellen:
Jaffe I, 529-549; II, 709f., 749 - LP II, 275f.; III, 133 - Watterich I, 127-170 [dazu: H.-G. Krause, Über den Verf. der Vita L.nis IX papae, DA 32, 1976, 49-85] - U.-R. Blumenthal, Ein neuer Text für das Reimser Konzil L.s (1049?), DA 32, 1976, 23-48
Literatur:
JDG H III., 1-2, 1874-1881 - NDB XIV, 238f. - TRE XX, 742-744 - E. Hlawitschka, Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen, 1969, 102-153 [zur Herkunft] - J. Laudage, Priesterbild und Reformpapsttum im 11. Jh., 1984, bes. 156ff. [dazu AK 68, 1986, 479ff.] - G. Tellenbach, die w. Kirche vom 10. bis zum frühen 12. Jh. (Die Kirche in ihrer Gesch. II, Lfg. F 1, 1988), 124ff., 154ff. - J. Dahlhaus, Aufkommen und Bedeutung der Rota in den Urkunden des Papstes L., AHP 27, 1989, 7-84.
Glocker Winfrid: Seite 347 "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"
VIII, 152. BRUNO * 1002 VI 21, + 1054 IV 19
1026 Bischof von Toul
1048 XII (Reichstag zu Worms), 1049 II 2 (Akklimation) Papst mit dem Namen Leo IX.
Papst Leo IX. ist wiederholt als ein Verwandter Kaiser KONRADS II. bezeichnet; die Belege hierfür sind zusammen mit den übrigen Quellen-Nachweisen bei Hlawitschka, Anfänge S. 102-116, zusammengestellt.
Althoff Gerd: Seite 290, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"
P1 Lü: 19.4. Leo papa + 1054 Leo IX.
Leo, mit dem Taufnamen Brun, stammte aus dem Geschlecht der Grafen von Egisheim und war mit den SALIERN verwandt. Nach seiner Erhebung (1026) zum Bischof von Toul bewahrte er sich als enger Vertrauter und Unterhändler KONRADS II. und HEINRICHS III.
Leo ist daher wohl dem Kreis der Reichsbischöfe aus der frühen SALIER-Zeit zuzurechnen, die als Vertraute der SALIER ins Lüneburger Necrolog aufgenommen wurden und die verbesserten Beziehungen der BILLUNGER zum Königtum - vor allem in der Regierunsgzeit KONRADS II. - nachweisen; vgl. dazu ausführlich Seite 123f.
Allgemein zu Leo IX. siehe LThK 6, Sp. 949f.; Biogr. Wörterbuch 2, Sp. 1616f. sowie FW P 7 mit weiteren Hinweisen.
Leo IX.begann den Kampf gegen Priesterehe und schuf das Kardinalskollegium als Regierungsbehörde der Kirche. Unter ihm kam es 1054 zur endgültigen Trennung der griechisch-orthodoxen von der römisch-katholischen Kirche. Am 18.6.1053 wurde das päpstliche Heer bei Civitate vernichtet undLeo IX. von den siegreichen Normannen gefangengenommen.
Kühner Hans: Seite 135, "Lexikon der Päpste"
Die Wahl des Bischofs von Toul, das ihm Kaiser KONRAD II. gegeben hatte, erfolgte auf einer Synode der deutschen Bischöfe in Worms; jedoch auf Weisung HEINRICHS III., mit dem Leo IX. verwandt war; sein Großvater väterlicherseits, Hugo III., Graf von Nordgau-Egisheim, und die Großmutter des Kaisers, Adelheid, Frau Heinrichs von Franken - der seinerseits ein Bruder Gregors V. war - waren Geschwister. Den Gewählten empfahlen drei entscheidende Tatsachen: er war leidenschaftlicher Vorkämpfer der Reform, ein zuverlässiger Verwandter und ein reichstreuer Hierarch, eine der farbigsten Persönlichkeiten des Papsttums. Er nahm die Wahl erst an, als er sicher war, dass auch die letzte Einzelheit kanonischer Rechtmäßigkeit gewahrt und die Einstimmigkeit bewiesen war. Er betrat Rom betend und barfuß, gefolgt von Hildebrand, der sich ihm nach dem Tode Gregors VI. angeschlossen hatte und der von nun an ersten Berater von fünf Päpsten wurde, bis er selbst den Thron bestieg.
Als der Papst auf seiner ersten Synode die Absetzung aller simonistisch gewählten und geweihten Geistlichen, sowie aller im Konkubinat lebenden Priester forderte, zeigte sich, dass in Rom kein Gottesdienst mehr hätte stattfinden können, wären alle Maßnahmen durchgeführt worden. Doch im gleichen Maße bestand das Problem der rechtmäßig verheirateten Priester. Nachdem Benedikt VIII. bereits Priesterkinder, also die wehrlosesten Opfer der Zwangslage der Zölibatsgesetze, zu Gesetzlosen und "Sklaven der Kirche" erklärt hatte, erweitere Leo IX., persönlich eine gütige, liebenswürdige Gestalt, diesen Barbarismus dahingehend, dass er auch Ehefrauen von Priestern ebenso wie Konkubinen zu Sklavinnen der Kirche erklärte, was der Kirche Roms billige Arbeitskräfte sicherte. Der Kirchenlehrer Petrus Damiani, mit Hildebrand wichtigster Berater des Papstes, überreichte Leo IX. sein Liber Gomorrhianus, sein Gomorrhabuch, über die allgemeinen Zustände in den Lebensbereichen der Priester.
Kein Papst ist soviel gereist, um auf Synoden in Italien, Deutschland und Frankreich der Reform von Cluny Geltung zu verschaffen, zu predigen, den Primat wieder zu festigen, das Papsttum als Idee zu verlebendigen und der Kirche ihre Universalität wiederzugeben. Seine Mitarbeiter suchte er sich im Strahlungsbereich von Cluny, darunter den späteren Papst Stephan IX. Das Kardinalskollegium bildete er zum eigentlichen Senat der Kirche um.
Vom Kaiser zum Reichsvikar von Benevent ernannt, zog der Papst in den Krieg gegen die Normannen, die ihn und seine zusammengewürfelten Haufen in der Schlacht von Civita-al-Mare am Monte Gargano schlugen und ihn gefangen nahmen. Der Sieg der Normannen gilt als Beginn ihrer Staatsgründung. Sie anerkannten den Papst sogar als ihren Lehensherrn. Geschichtlich ist dieser mißlungene Feldzug insofern von verhängnisvollster Bedeutung geworden, als der Papst ihn zum "heiligen Krieg" erklärte und damit das Unheil der Kreuzzugsjahrhunderte einleitete. Seine Krieger wurden zu Märtyrern und Heiligen stilisiert. Ein Beispiel war gegeben, das schon bald zum konsequenten Mißbrauch des Begriffes "heilig" im Zusammenhang mit dem Krieg berechtigen sollte. Petrus Damiani hat den Papst dafür auf das schärfste getadelt und sich dagegen gewandt, dass "zum Schimpf der Kirche durch Kriegsgewalt entschieden werden" soll. 40 Jahre nach dem Tode des Papstes waren die Kreuzzüge geboren, um mit wechselnden Namen und Zielen die folgenden 850 Jahre zu überdauern.
Zur rechtlichen Definition des Patrimonium Petri und des Primates berief der Papst sich ausgiebig auf die preudoisidorischen Fälschungen und die Behauptungen der Donatio Constantini.
In der Zeit des Pontifikates fiel die endgültige, auch formelle Trennung von der Kirche von Byzanz. Alle in fünfdreiviertel Jahrhundert wechselnd stark sich manifestierenden Gegensätze endeten im völligen Bruch. Die beiden letzten Gegner und Protagonisten der Tragödie symbolisierten zwei Welten: Kardinal Humbert von Silva-Candida, Mönch von Cluny, Geschichtsphilosoph, Rechtstheoretiker der Reform und größter Wortführer eines von aller Simonie gereinigten Primates, doch auch der rücksichtsloseste und diplomatischste Verhandlungspartner, war der Wortführer Roms; Patriarch Michael Kerularios, der bedeutendste Patriarch von Konstantinopel nach Photios, vertrat den Ost-Primat mit gleicher Schroffheit wie Kardinal Humbert den Westprimat. Als offizielles Datum der Trennung gilt der Tag, an welchem der Kardinal die Bannbulle des Papstes gegen den Patriarchen auf dem Altar der Hagia Sophia niederlegte. An diesem Tag war der Papst bereits gestorben. Erst die Begegnung Pauls VI. mit dem Patriarchen Athenagoras I. und die formelle Aufhebung des Bannfluches am Ende des 2. vatikanischen Konzils ist zum Beginn einer neuen Begegnung von Ost und West geworden.
Schreiber Hermann: Seite 101, "Geschichte der Päpste"
Bruno Graf von Egisheim war zweisprachig aufgewachsen, da seine Mutter, eine Gräfin Dabo, als Lothringerin Französisch sprach. Von seiner ersten Verwendung in Toul in das Gefolge des Kaisers gerufen, hatte Brun als junger Kleriker Feldzüge mitgemacht und an der Seite seines Herrn gefochten, ehe der Tod des Bischofs von Toul den erst 24-jährigen an die Spitze dieser Diözese brachte. Mehr als zwei Jahrzehnte wirkte Bruno dort im Sinn der Reform, aber auch des Kaisers, der ihm, dem tüchtigen jungen Verwandten, gern größere Aufgaben anvertraut hätte, und der Augenblick kam, als in der schnellen Aufeinanderfolge römischer und deutscher Päpste alle Versuche, in Rom Ordnung zu schaffen, gescheitert waren.
Bruno, Bischof von Toul, wählte sehr bewußt den Papstnamen Leo. Er hatte, als er Rom noch als Bischof zum ersten Mal betrat, nicht nur eine auffallend starke Leibgarde bei sich gehabt, sondern es auch vermieden, sich bei dem gerade amtierenden Papst vorzustellen - für einen Bischof immerhin ungewöhnlich.
Mittermaier Karl: Seite 97-116, "Die deutschen Päpste"
Die Eltern gaben Bruno als 5-jähriges Kind in die Schule des Bischofs Bertold, der ihn, ganz seiner mönchsfreundlichen Überzeugung folgend, zu einem großen Freund des klösterlichen Lebens erzog. Bertold war es stets ein Anliegen, den klösterlichen Status, das Leben der Brüder, ihr Ansehen und ihre Arbeit zu fördern. In diesem Sinne bezog der junge Brunoüberzeugt Partei für die Anliegen seines Erziehers.
Bruno war 24 Jahre, als er das Bistum Toul von KONRAD II. erhielt. Er befehligte die bischöflichen Truppen auf dem italienischen Feldzug, dabei bewies er eigene Fähigkeiten für die Kriegsführung, von der er auch als Papst nie ganz ablassen konnte.
Obwohl Kaiser HEINRICH III. seine deutschen Truppen zurückbeorderte, wagte Leo IX. 1053 die offene Herausforderung im Kampf mit den Normannen. Mit Hilfe der süditalienischen Griechen und seinem Aufgebot eröffnete er den Feldzug, mit dem er, gleich den späteren Kreuzzugsunternehmen, der römischen Kirche und ihrer Christenheit große Gebiete zurückerobern wollte. Er marschierte mit den Truppen über Monte Cassino, S. Germano und Benevent nach Civitate. Hier im Schloß verschanzte sich der Papst, während die Normannen vorpreschten. Dann trieben die aufgebrachten Stadtbürger Leound seine Kardinäle aus der Stadt. Hier, westlich des Monte Gargano, erlitt der Papst am 18. Juni 1053 eine vernichtende Niederlage gegen die Normannen und gelangte selbst in feindliche beneventanische Gefangenschaft. Stimmen des Verrats wurden laut, aber ausschlaggebend war gewesen, dass die Ritter, die Leo in Deutschland anwerben konnte, schlecht gerüstet und wenig kriegstüchtig waren, dass Leo mit den Seinen schon rein zahlenmäßig und mangels Erfahrung einem viel stärkeren Gegner gegenüberstand.
Was sich in den nächsten Monaten abspielte, ist historisch nicht einwandfrei gesichert, auch weiß man wenig, von der Behandlung des Papstes, wenn auch vermutet wird, sie sei nicht unwürdig gewesen. Acht Monate wurde er festgehalten, dann kehrte er im März todkrank nach Rom zurück, wo er wenige Wochen danach, seelisch völlig gebrochen, am 19. April 1054 starb.
Literatur:
Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 362,364,366,368 - Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 123,290 P 1 - Goez Elke: Beatrix von Canossa und Tuszien. Eine Untersuchung zur Geschichte des 11. Jahrhunderts, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995 Seite 18,19,22,23,24,40,42,67,88,90,123,125-127,131,140,146-151,165,171,199,202 - Goez, Werner: Lebensbilder aus dem Mittelalter. Die Zeit der Ottonen Salier und Staufer. Primus Verlag Darmstadt 1998, Seite 150-167 - Golinello, Paolo: Mathilde und der Gang nach Canossa, Artemis und Winkler Düsseldorf 1998 Seite 96-98,103,113,118,120,123,161,169,204,210 - Hermann von Reichenau: Chronicon. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 690,692,700,702-706 - Hlawitschka Eduard: Stirps Regia. Forschungen zum Königtum und Führungsschichten im frühen Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze. Festgabe zu seinem 60. Geburtstag. Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris Seite 398,528 - SCHWABEN UND ITALIEN IM HOCHMITTELALTER. Vorträge und Forschungen Band LII Jan Thorbecke Verlag Stuttgart 2001 Seite 55,75,121,130,258 - [1]
Wikipedia - Leo IX
Leo IX., ursprünglich Bruno von Egisheim-Dagsburg (* 21. Juni 1002; † 19. April 1054 in Rom), war ein Papst deutscher Abstammung, der vom 12. Februar 1049 bis zum 19. April 1054 amtierte.
Familie
Leo IX. kam nach der Überlieferung in der mittleren der Drei Exen im Elsass, der Wahlenburg, zur Welt. Er war ein Sohn des oberelsässischen Grafen Hugo VI., Graf im Nordgau und von Egisheim, sowie dessen Frau Heilwig, die von der älteren Dagsburg in Lothringen stammte. Bruno war ein Vetter 2. Grades des salischen Kaisers Heinrich III.; sein Großvater väterlicherseits, Graf Hugo IV., war ein Bruder der Adelheid von Metz, Frau Heinrichs von Speyer und Großmutter des Kaisers. Priester und Bischof
Unter der Obhut des Bischofs Berthold von Toul genoss Bruno eine Ausbildung zum Priester und wurde danach in die Kanzlei des Kaisers Konrad II. berufen. 1026, im Alter von nur 24 Jahren, wurde er zum Bischof von Toul geweiht. Pontifikat
Nach dem Tode des Papstes Damasus II. war Bruno 1049 – laut seiner Vita gegen seinen Willen – der Wunschkandidat Kaiser Heinrichs III. für die Nachfolge im Pontifikat. Einer römischen Delegation gegenüber, die zur Regelung der Nachfolgefrage nach Norden gekommen war, benannte der Kaiser bei einem Hoftag in Worms Bruno als seinen Kandidaten. Angeblich nur unter der Bedingung, kanonisch, also durch das Volk und den Klerus von Rom, gewählt zu werden, erklärte sich Bruno zur Kandidatur bereit. Als ihn das römische Volk dann tatsächlich durch Akklamation bestätigte, wurde er als Leo IX. zum Papst erhoben.
Leo trat als eifriger Reformer in Erscheinung, der entschlossen Laieninvestitur und Simonie bekämpfte und wohl auch gegen das Problem der als Nikolaitismus bekannten Priesterehe eintrat. Er reorganisierte die kirchlichen Verwaltungsstrukturen, und es gelang ihm, den Einfluss der italienischen Kleriker zu mindern, die unter dem Einfluss des zum überwiegenden Teil reformfeindlich eingestellten stadtrömischen Adels gestanden hatten. Er begann, das bisher auf rein liturgische Funktionen konzentrierte Kardinalskollegium zu einem bedeutsamen Stützpfeiler päpstlicher Politik umzuformen. Auch die bereits unter seinen Vorgängern rege Synodaltätigkeit intensivierte er weiter.
Durch Reisen über Italien hinaus, insbesondere in Reichsteile nördlich der Alpen, aber auch vereinzelt in angrenzende französische und ungarische Gebiete war Leo in Regionen präsent, die bisher fernab vom unmittelbaren Einfluss Roms lagen. Dieses „Reisepapsttum“ ermöglichte es Leo in Analogie zur mobilen Herrschaftspraxis der römisch-deutschen Könige, seine Macht und die Position des Papsttums vor Ort zu festigen. Die Anwesenheit Leos bei Kirchweihen und Synoden, seine Predigten oder sein Zug durch die Lande selbst machten aus der fernen und eher abstrakten Figur des Papstes eine konkret erfahrbare und relevante Größe. Seine Vita schildert ihn als Mann des Volkes; einer Anekdote zufolge legte er auf einer seiner Reisen z. B. einen aussätzigen Bettler in sein eigenes Bett.
Auf dem 2. Konzil von Reims (1049) wurde dem römischen Pontifex unter anderem das exklusive Recht zugesprochen, sich als universalis ecclesiae primas et apostolicus (lat. für Oberhaupt und Beauftragter der Gesamtkirche) bezeichnen zu dürfen, womit auch dem neu gewachsenen Selbstbewusstsein des lateinischen Westens gegenüber dem byzantinischen Osten Ausdruck verliehen wurde. Vor allem erneuerte das Reimser Konzil aber auch – wie die bereits vorangegangenen und noch folgenden Synoden – das Simonieverbot. Seither spielten die Kanzlei des Papstes und der Kurie eine sehr wichtige Rolle in der europäischen Rechtsgeschichte.
Nachdem ihm der Kaiser die bereits zugesagte Unterstützung wohl auf Betreiben Bischofs Gebhard von Eichstätt versagt hatte, verfolgte Leo Pläne, mit einem eigenen Heer und der Unterstützung Ostroms die Normannen aus Süditalien zu vertreiben. Diese waren einst von den lombardischen Fürstentümern zum Kampf gegen die Sarazenen nach Süditalien geholt worden. Mittlerweile waren sie aber selbst zu einer Bedrohung für die etablierten Mächte geworden, weshalb sich einige lombardische Städte bereits dem Schutz des Papstes unterstellt hatten.
Auf Veranlassung des byzantinischen Kaisers Konstantin IX. Monomachos (1042–1055), der an einem Bündnis gegen die Normannen interessiert war, kam es zwischen dem Patriarchen Michael Kerullarios und den römischen Kardinälen Humbert von Silva Candida und Friedrich von Lothringen zu Verhandlungen über die Wiederherstellung der kirchlichen Einheit. Das Abkommen scheiterte an der Unnachgiebigkeit der Verhandlungspartner in liturgischen und dogmatischen Punkten.
Daraufhin exkommunizierte Kardinallegat Humbert im Namen Leos 1054 die Anhänger der Orthodoxen Kirche durch Niederlegung einer Bannbulle auf dem Altar der Hagia Sophia in Byzanz, was auf lange Sicht die Spaltung der christlichen Kirche bewirkte. Von der endgültigen Lossagung der Orthodoxen von der Römischen Kirche erfuhr Leo zu Lebzeiten allerdings nicht mehr. Denn nach einer Niederlage seines Heeres gegen die normannischen Truppen in der Schlacht von Civitate (Apulien) am 18. Juni 1053 geriet Leo in Gefangenschaft. Er wurde neun Monate lang in Benevento festgehalten.[1] Schwerkrank freigelassen, starb er – möglicherweise an Malaria – am 19. April 1054 in Rom. Bedeutung
Leo IX. gilt als der bedeutendste mittelalterliche Papst deutscher Abstammung und wurde später heiliggesprochen. Reliquien von ihm befinden sich unter anderen im Petersdom zu Rom, in den elsässischen Gemeinden Eguisheim und Bouxwiller sowie in der St.-Leo-Kapelle von Dabo (Lothringen).
Leo IX. ist Patron der Musiker und Organisten. Im Regionalkalender für das deutsche Sprachgebiet führt die Katholische Kirche den 19. April als nicht gebotenen Gedenktag.
Literatur
Georg Gresser: Die Synoden und Konzilien zur Zeit des Reformpapsttums in Deutschland und Italien von Leo IX. bis Calixt II. 1049–1123. Paderborn 2006.
Rudolf Schieffer: Leo IX.. In: Lexikon des Mittelalters. Band 5, 1991, Sp. 1880–1881.
Rudolf Schieffer: Leo IX.. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 14, Duncker & Humblot, Berlin 1985, ISBN 3-428-00195-8, S. 238 f. (Digitalisat).
Theodor Lindner: Leo IX.. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 18, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 282–287.
Ekkart Sauser: Leo IX.. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 4, Bautz, Herzberg 1992, ISBN 3-88309-038-7, Sp. 1443–1448.
Leo IX.
Taufname: Bruno
Papst
* 21. Juni 1002 in Egisheim, heute Eguisheim im Elsass in Frankreich
† 19. April 1054 in Rom
Bruno war der Sohn des einflussreichen elsässischen Grafen Hugo von Egisheim, einem Verwandten des deutschen Königshauses, und der Gräfin Hedwig von Dagsburg - dem heutigen Dabo bei Saverne -, einer Nachfahrin Karls „des Großen”. In Toul wurde er von Bischof Berthold an der Domschule erzogen, wurde dort Priester und Kanoniker am Dom, dann als Hofkaplan in die Kanzlei des deutschen Kaisers Konrad II., berufen. 1026 leitete er den Feldzug von Toul gegen die Lombardei. Auf Wunsch des Kleriker übernahm er noch im selben Jahr das Bischofsamt in Toul, 1027 wurde er vom Trierer Erzbischof Poppo von Babenberg geweiht, wobei ihn der König von den damals üblichen Geldzahlungen aus Anlass der Verleihung der weltlichen Bischofsrechte befreite.
Schon am Hof des Kaisers hatte Bruno den Investiturstreit miterlebt. Als Bischof wurde er ein entschiedener Verfechter der Reformen von Cluny; so förderte er deren Einführung in den Klöstern St-Evre in Toul, Moyenmoutier und Remiremont. Er verteidigte die Selbständigkeit seines Bistums gegenüber dem Erzbistum Trier und stärkte sein Bistum nach innen durch viele Visitationen. Er leitete zahlreiche Synoden und hielt sich dabei immer an die Partei des Kaisers.
Im Auftrag des salischen Kaisers Konrad II. verhandelte Bruno erfolgreich mit König Heinrich I. von Frankreich und sicherte 1033 Konrad die Herrschaft über Burgund; dass Konrad dadurch einen erfolgreichen Feldzug gegen Graf Odo II. von Blois führte, half Bruno, denn jener hatte öfters sein Bistum bedroht. 1048 vermittelte Bruno auch beim Aufstand des Herzogs Gottfried III. des Bärtigen von Lothringen gegen Kaiser Heinrich III. und verhinderte damit die Ausbreitung des Einflusses des französischen Königs Heinrich I.
1048 starb nach nur ganz kurzer Regierungszeit Papst Damasus II. Auf Wunsch von Kaiser Heinrich III., der Fürsten und der Bischöfe sollte nun Bruno Papst werden; Heinrich ernannte ihn auf dem Reichstag in Worms. Die Vertreter aus Rom hatten den Erzbischof Halinard von Lyon bevorzug, den aber der Kaiser ablehnte und der dann selbst auf die Kandidatur verzichtete. Bruno knüpfte dann seine Zusage zur Amtsübernahme an die Zustimmung durch das Volk und die Kleriker von Rom. Nach seinem Amtsantritt als Leo IX. Ende Februar 1049 - bis 1051 behielt er gleichzeitig das Amt des Bischofs von Toul - führte er die seitherige Kirchenpolitik weiter, trat gegen die Priesterehe und für den Zölibat ein, bekämpfte Simonie und die Laieninvestitur. Er organisierte die päpstliche Verwaltung neu, berief zahlreiche Reformer nach Rom - so Humbert von Silva Candida, Friedrich von Lothringen, den späteren Papst Stephan IX., oder Hildebrand, den späteren Papst Gregor VII., Abt Hugo von Remiremont und Petrus Damiani. Damit minderte Leo den Einfluss des römischen Klerus.
Leo hielt eine Vielzahl von Versammlungen und Synoden ab, so - wohl jedes Jahr nach Ostern - im Lateran, dazu in Pavia, 1049 in Reims und Mainz, in Salerno, Siponto - dem heutigen Stadtteil von Manfredonia -, 1050 in Vercelli mit dem Urteil gegen Berengar von Tours und 1053 in Mantua.
Leo leitete die später nach Papst Gregor VII. benannte gregorianische Reform der Kirche ein und war der Begründer des Kardinalskollegiums in seiner bis heute praktizierten Form; die Verwaltung des Bistums Rom wurde damit zur Kurie der Weltkirche. Auf langen Visitationsreisen durch ganz Europa, für die er zwei Dritel seiner Amtszeit aufwandte, restaurierte er Klöster und stattete sie mit Privilegien aus, weihte viele Kirchen - so auch in 1051 Augsburg und Regensburg; 1049 besuchte Leo seinen Neffen Graf Adalbert in Calw und motivierte ihn zur Wiedererrichtung des verfallenen Klosters in Hirsau im Schwarzwald. Dem Erzbischof von Köln überreichte er das Pallium, das Metropolitankreuz und den Titel eines Kanzlers des Vatikan sowie das Recht der freien Bischofswahl für Köln. Als Förderer des Ordenslebens gewährte Leo mehr als 160 Klöstern besondere Privilegien; so wurde die Verbindung zwischen der reformierten Kurie und den Klöstern geschaffen, die später im Investiturstreit große Bedeutung gewinnen sollte. Leo stärkte den unmittelbaren Einfluss des Papsttums auf von Rom ferne Gemeinden. Er wollte beim Volk präsent sein; eine Legende erzählt, wie er einen aussätzigen Bettler in sein eigenes Bett legte. Die Aufnahme des Allerseelenfestes in den Festkalender geht auf Leo zurück.
Leo blieb auch als Papst ein treuer Gefolgsmann von Kaiser Heinrich III. 1053 zog er gegen die Normannen in Süditalien und deren angeblich drohenden Angriff auf Rom in den militärischem Kampf, unterwarf Benevent, musste aber bei Civitate - dem heutigen San Paolo di Civitate bei Foggia - eine Niederlage hinnehmen, auch weil das versprochene Reichsheer durch Kanzler Gebhard von Eichstätt - den späteren Papst Viktor III. - zurückgehalten wurde. Leo wurde in ehrenhafte Gefangenschaft genommen und nach Benevent gebracht.
Aus Benevent sandte Leo auf Veranlassung des byzantinischen Kaisers Konstantin IX. Monomachos, der an einem Bündnis gegen die Normannen interessiert war, seine Kardinäle Humbert von Silva Candida und Friedrich von Lothringen nach Konstantinopel, um Auswege im langen Dogmenstreit zwischen West- und Ostkirche zu suchen. Die Verhandlungen scheiterten an der Unnachgiebigkeit in liturgischen und dogmatischen Fragen. Daraufhin exkommunizierte Humbert im Namen Leos die Anhänger der Orthodoxen Kirchen durch Niederlegung einer Bannbulle auf dem Altar der Hagia Sophia, woraufhin sich die Orthodoxe Kirche endgültig von der Römischen Kirche lossagte. Unterdessen war Leo freigelassen worden und nach Rom zurückgekehrt; dort starb er sechs Wochen später, erschöpft und ausgelaugt, nachdem er sich ans Grab des Petrus hatte tragen lassen, um dort seine letzten Stunden zu verbringen; die Rückkehr seiner Gesandten aus Byzanz und die vollzogene Kirchenspaltung erlebte er nicht mehr.
Leo IX. wurde in der Peterskirche in Rom bestattet. Er war der bedeutendste der fünf deutschen Päpste der Jahre 1046 bis 1058. Reliquien liegen auch in Eguisheim, Buchsweiler / Bouxwiller im Département Haut-Rhin und in einer 1828 zu Ehren Leos errichteten Kapelle neben der Dagsburg beim heutigen Dabo nahe Saverne