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Notizen
Gottfried I. der Gefangene
Graf von Verdun
Markgraf von Eenham
Graf im Bidgau und Methinggau
935/40-3.9. nach 995
Sohn des Ardennergaugrafen Gozelo und der Uda (Oda) von Metz, Tochter von Graf Gerhard I.
Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 1601, Gottfried der Ältere (auch: der Gefangene)
+ an einem 3. September nach 997 oder nach 1002
Graf von Verdun aus dem Hause ARDENNE
Sohn des Grafen Gozlin und der Uda; Neffe Bischof Adalberos I. von Metz (929-962)
oo um 963 Mathilde von Sachsen, Tochter Hermann Billungs
Witwe Balduins III. von Flandern
Gottfried ist faßbar zunächst als Graf (und Vogt) von Verdun seit 960/65; auch hatte er die Grafschaften des Bidgau und Methingau inne; als reich begütertes Mitglied seines Hauses war er ebenfalls Vogt der Abteien St-Hubert und Mouzon.
Ab 969 erlangte er die Position des Grafen und Markgrafen von Ename und Antwerpen, wodurch er zum bedeutendsten Fürsten an der (nieder-)lothringischen Grenze des Imperiums wurde. Im Dienste der drei OTTONEN-Herrscher kämpfte er gegen die Grafen von Hennegau, wurde 985 bei Verdun im Kampf gegen das Heer König Lothars I. von Frankreich gefangengenommen und kam erst 987 wieder frei, nachdem er die Grafen von Champagne, die ihn gefangenhielten, Besitzungen abgetreten hatte. 995 nahm Gottfried der Gefangene an der Synode von Mouzon teil. - Seine Kinder übten hohe Würden aus: Gottfried und Gozelo waren Herzöge von Nieder-Lothringen, Hermann Graf von Ename, Friedrich Graf von Verdun und Mönch von St-Vanne, Adalbero Bischof von Verdun (983-988/89); Ermengarde heiratete Graf Otto von Hammerstein (Hammersteiner Ehe).
Literatur:
NBD VI.
Glocker Winfrid: V, 38; Seite 290 "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"
V, 38 Godefred ("Gottfried der Gefangene")
* c 935/40, + n 995
959/60 Graf im Bidgau und Methinggau, v 965 Graf von Verdun, auch Graf im Hennegau
v 963
oo Mathilde, Witwe Graf Balduins III. von Flandern, Tochter Herzog Hermanns Billung
+ 1008 V 25
Die Daten zu Graf Gottfried dem Gefangenen sind ermittelt bei Werner VIII, 63; zu seiner Stellung als Graf vgl. ergänzend Nonn, Pagus S. 130.
Gottfried war Graf im Bid- und Methinggau und zeitlebens eine wichtige Stütze der OTTONEN. Er half gegen Hennegau-Löwen, war 958-978 Graf von Hennegau und zog 978 mit Kaiser OTTO II. gegen Frankreich. Er stand 985 mit der Sippe gegen Frankreich, verlor Verdun und war bis 987 gefangen. Er erhielt durch König Hugo Capet sein Hausgut zurück.
Trillmich Werner: "Kaiser Konrad II. und seine Zeit"
In der Bischofsstadt Verdun, deren Handel bedeutende Einkünfte erbrachte, gebot Gottfried (+ nach 995) als Graf. Seine Gemahlin war die Witwe Balduins von Flandern. OTTO II. erhob den kriegskundigen Mann zum Markgrafen an der Schelde. Wie in den Tagen der KAROLINGER verknüpfte seitdem die Maas das Moselland mit den Gauen nördlich der waldreichen Gebirge. Gottfried und sein Bruder, Erzbischof Adalbero von Reims (969-989), der Begründer von Frankreichs bedeutendster Schule, sahen sich zeitlebens in die inneren Auseinandersetzungen des Nachbarreiches verwickelt. Sie unterstützten die verwandten KAPETINGER gegen ihre karolingischen Rivalen und mühten sich nach deren erfolgreicher Abwehr um die Sicherung der Grenze gegen Übergriffe des Hauses VERMANDOIS. Als die Franzosen 985 Verdun erstürmten, geriet Gottfried in Gefangenschaft. Der Erzbischof wurde als Hochverräter vor Gericht gestellt. Erst durch Hugo Capets Thronbesteigung erlangten beide 987 die Freiheit zurück. Addalbero krönte den König. Gottfried stellte die Reichsrechte an der Maas in vollem Umfange wieder her, und es gelang ihm auch, die zum Hause VERMANDOIS gehörende Linie der Grafen von Chiny aus Grafschaften und Vogteien um Dun, Montfaucon, Mouzon, Ivois, Warq und Mezieres zu verdrängen. Im befreiten Verdun bestieg sein längst investierter Sohn Adalbero endlich den Bischofsstuhl.
Nach der Verbannung der REGINARE übernahm Gottfried die Sicherung der Reichsgrenzen zwischen Ivois und Givet, gräfliche Rechte im Hennegau sowie die Brabanter Mark nördlich von Valenciennes zwischen Schelde und Dender um die Burg Eename. Dazu erwarb er 977 das uneinnehmbare Bouillon am Semois samt Vogtei über das Ardennerkloster St. Hubert. Dieses stattliche Erbe erfuhr durch Gottfrieds Söhne trotz der Preisgabe des Hennegau (998) nochmals eine beträchtliche Erweiterung.
Mohr Walter: Band I Seite 59-62 "Geschichte des Herzogtums Lothringen"
Nach der Übergabe OTTOS III. an seine Mutter auf dem Tag zu Rara am 29. Juni 984 kam es in Lothringen zu einem neuen Aufschwung für die kaiserliche Partei. An ihre Spitze traten Herzog Dietrich von Ober-Lothringen und Graf Gottfried von Verdun. Von weiteren Parteigängern sind bekannt: Siegfried von Luxemburg und die Grafen Bardo und Gozelo, die ihrerseits Neffen des Grafen von Verdun waren. Zunächst widmeten sie sich der Wiedereroberung von Verdun, die wahrscheinlich Ende September 984 gelang. Etwa zur gleichen Zeit war es dem kaiserlichen Hofe durch den Tod Bischof Dietrichs von Metz möglich, die kaiserliche Partei in Lothringen weiter zu stärken. Das erledigte Bistum wurde Adalbero, dem Sohn der Herzogin Beatrix, übertragen, der zuvor schon zum Bischof von Verdun ausersehen worden war, aber durch den Tod OTTOS II. seine dortige Anerkennung noch nicht erhalten hatte. Auch nach Verdun kam als Bischof ein Anhänger der kaiserlichen Partei, ein weiterer Adalbero, Sohn des Grafen Gottfried von Verdun. Um diese Stadt entwickelte sich in einem prinzipiell gearteten Sinne die Auseinandersetzung mit dem westfränkischen König. Er hat zu Ende des Jahres 984 mit den Vorbereitungen zur Rückeroberung begonnen. Auf deder Gegenseite hat man sich eifrig zur Verteidigung gerüstet. Der Angriff Lothars war erfolgreich. Bei der Übergabe gerieten die Verteidiger, darunter Herzog Dietrich von Ober-Lothringen, Graf Siegfried von Luxemburg und Graf Gottfried von Verdun in Gefangenschaft. Lothar hat seine Aktion nicht weitergeführt, er ist wieder ins westfränkische Reich zurückgekehrt.
Von westfränkischer Seite scheint man gehofft zuhaben, dass die immer noch gefangenen Grafen Gottfried von Verdun und Siegfried von Luxemburg nachgeben würden. Nach den Worten des Gerbert von Aurillac konnten nach dem Tode König Lothars alle einst in Gefangenschaft geratenen Lothringer mit Ausnahme des Grafen Gottfried von Verdun entkommen. Diesem hat man für eine Freilassung so harte Bedingungen gestellt, dass er es vorzog, in Gefangenschaft zu bleiben.
Allerdings hatte Theophanu offensichtlich auf eine weitere Unterstützung des noch immer gefangen gehaltenen Grafen Gottfried von Verdun verzichten müssen, er wurde in diesen Abmachungen nicht erwähnt. So war er allein auf die Hilfe seines Bruders, des Erzbischofs Adalbero von Reims, angewiesen. Indes hat dieser wohl beim neuen König erreicht, dass den Grafen Otto und Herbert von Vermandois, die Gottfried gefangenhielten, eine Mahnung zum Nachgeben zukam. Die beiden suchten indes die Situation noch entsprechend für ihre eigenen Vorteile zu nutzen. Gottfrieds Sohn, der Bischof von Verdun, mußte ihnen einige Besitzungen der Kirche von Verdun unterstellen mit der Ermächtigung, dort Burgen bauen zu dürfen. Gottfried hat wohl beim Eingehen dieser Bedingungen gehofft, vom kaiserlichen Hof würden diese Abmachungen nicht bestätigt werden. Sein Bruder, Erzbischof Adalbero von Reims, hat auch diesbezüglich bei Kaiserin Theophanu interveniert. Wir wissen allerdings nichts übeer den Ausgang der Sache. Man nimmt an, dass noch weitere gefangen gehaltene lothringische Große ihre Freiheit mit ähnlichen Landabtretungen erkaufen mußten, womit man die Tatsache erklären will, dass die Besitzungen des Hauses VERMANDOIS sich so weit nach Lothringen hinein erstreckten.
963 oo 2. Mathilde Billung von Sachsen, Tochter des Herzogs Hermann, - 25.5.1008
(961 1. oo Balduin III. Graf von Flandern 940-1.1.962)
Kinder:
- Gottfried II. Herzog von Nieder-Lothringen um 965- 1023 nach 11.8.
- Gozelo I. Herzog von Nieder-Lothringen ca 970-19.4.1044
- Friedrich Graf von Verdun - 6.1.1022
- Hermann Graf von Eenham - 28.5.1029
- Adalbero Bischof von Verdun (984-991) um 964-19.3.991
- Irmgard - 1042
oo Otto Graf von Hammerstein 975-5.6.1036
Literatur:
Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 128,130,167 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 417,419 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 117, 303,304,306,311,313,372 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 49,52-54,56,58,69,70,110, 138,146 - [2]
Neue Deutsche Biographie - Gottfried der Gefangene
Graf von Verdun, * um 930/35, † 3.9. nach 997 (wohl 1005).
G. wird im letzten Drittel des 10. Jahrhunderts zu einer der wichtigsten Persönlichkeiten an der deutschen Westgrenze. 959 zunächst als Graf im Bidgau bezeugt und von 960-66 als Graf im Methingau nachweisbar, tritt er seit den frühen sechziger Jahren auch wiederholt in Verduner Urkunden als Graf hervor (Nachfolger eines Grafen Rudolf). Wieweit sein Bruder Heinrich dabei an der Verwaltung des Verduner Raumes mitbeteiligt war, bleibt unbekannt. Seit 969 erscheint G. auch in Genter Rechtsakten; er war also damals bereits im Besitz des Burgbannbezirkes um Eename (seit 965?), den er im Verlauf der nächsten Jahrzehnte zu einer echten Mark ausbaute und in das ottonische Grenzsicherungssystem im Nordwesten einreihte. Begünstigt wurde dieser Aufbau eines neuen Machtkernes gewiß durch G.s circa 963 erfolgte Verehelichung mit Mathilde, der Witwe Balduins III. von|Flandern. – Nachdem die beiden Grafen Werner und Reinold Ende 973 von den Söhnen des aufrührerischen und 958 verbannten sowie seiner Besitzungen und Ämter beraubten Reginar III. erschlagen worden waren, erhielten G. und der Graf Arnulf von Valenciennes die Verwaltung der Reginar-Grafschaften im Hennegau und in Brabant. So erstreckten sich G.s Herrschaftsgebiet und seine Besitzungen von der Grenze Flanderns über den Hennegau, das Maas- und Moseltal weit nach Oberlothringen hinein. Einen mit dem Ziel der Wiedererlangung des väterlichen Besitzes geführten Angriff der Reginarsöhne konnten G. und Arnulf 976 in Bergen (Mons) abwehren, wobei G. aber schwer verwundet wurde. Hochverdient machte er sich 2 Jahre später, als er das deutsche Heer beim Rückmarsch von einem Vergeltungszug Ottos II. gegen König Lothar von Frankreich wegen dessen Überfall auf die Pfalz Aachen aus einer gefährlichen Situation beim Übergang über die Aisne rettete. Nach Ottos II. Tode setzte sich G. mit vielen anderen lothringischen Großen offen für die Nachfolge Ottos III. und gegen die Ansprüche Heinrichs des Zänkers ein, wobei auch an eine Beschützerrolle Lothars von Frankreich über den jungen, ihm verwandten Otto III. gedacht wurde. Dem Versuch Lothars, Lothringen als Faustpfand in schnellem Zugriff zu gewinnen, widersetzte sich G. aber energisch. Nachdem Verdun im Sommer 984 nach kurzer Gegenwehr von Lothar besetzt worden war, sorgte er mit anderen lothringischen Großen für die Wiedergewinnung (Herbst 984). Im Januar-Februar 985 konnte jedoch ein starkes französisches Heer Verdun erneut belagern und bezwingen. G. und andere Edle wurden in Gefangenschaft geführt. Während die anderen Mitgefangenen schon bald freigelassen wurden, erlangte G., der sich standhaft weigerte, bestimmte Burgen und Herrschaftsrechte abzutreten, erst am 17.6.987 – unter veränderten Bedingungen im Westreich – seine Freiheit wieder. Infolge seiner Standhaftigkeit und Treue gegenüber dem Reich genoß er hinfort nicht nur große Achtung, wie etwa bei der Synode von Mouzon im Reimser Bischofsstreit (995) deutlich wurde; als G. der Gefangene ging er dadurch auch in die Geschichte ein.
Literatur
ADB IX; F. Lot, Les derniers Carolingiens, Paris 1891; R. Parisot, Les origines de la Haute-Lorraine, ebd. 1909; H. Franz-Reinhold, Die Marken Valenciennes, Eename u. Antwerpen im 10. u. 11. Jh., in: Rhein. Vjbl. 10, 1940, S. 234 ff.; H. Sproemberg, Die lothring. Pol. Ottos d. Gr., ebd. 11, 1941, S. 68-90; H. Renn, Das erste Luxemburger Grafenhaus, in: Rhein. Archiv 39, 1941, S. 36 ff.; Jbb. d. Dt. Gesch., Otto III.
[S21] Neue Deutsche Biographie Onlinefassung, Hlawitschka, Eduard, "Gottfried der Gefangenevon Verdun" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 666-667 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd136200141.html.